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KAB Impuls 4/2021

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04 I 2021 GESELLSCHAFT 27

Schreiber und Köchel eine GmbH

mit einem Kollektiv-Vertrag gegründet.

In dem Kollektiv-Vertrag

haben sie festgehalten, dass „wir

in einem sicheren und hierarchiefreien

und solidarischen Arbeitsklima

arbeiten wollen“. Von nun

an gab es keinen Chef mehr, sondern

drei arbeitende Geschäftsführer.

Ihren Betrieb nannten sie

„Plewa Installationen GmbH“.

30-Stunden-Woche und

gleicher Lohn für jeden

Konkret bedeutet dies, dass – anders

als im klassischen Handwerksbetrieb

– jeder Mitarbeiter beziehungsweise

jeder Geschäftsführer

ein Projekt von Anfang bis Ende

durchführt. „Für Sie bedeutet das eine zuverlässige Kundenbetreuung

aus einer Hand, einen direkten und dauerhaften

Ansprechpartner und Berater an Ihrer Seite und eine an Ihren

Bedürfnissen orientierte Planung und Durchführung

Ihres Projekts“, erklären die drei auf ihrer Internetseite den

Kunden. Der Bayerische Rundfunk sieht gar in dem Nürnberger

Kollektiv-Betrieb eine neue „antikapitalistische Arbeitsform“.

Wird der Auftrag für den einzelnen

zu schwierig, sind dennoch die anderen

da. Einmal in der Woche findet ein

Meeting, eine Teamsitzung statt, wo

über Arbeit und auch persönliches Befinden

gesprochen wird. Anschaffungen

werden gemeinsam gemacht und

jeder der drei geschäftsführenden

Handwerker hat einen Tag in der Woche

frei. Auch wenn Schröder sich

manchmal weiterhin als Chef fühlt, haben

sich die drei gleichberechtigten

Geschäftsführer ein einheitliches Gehalt

und – falls einer der drei Vater

wird – ein betriebliches Kindergeld in

Höhe von 150 Euro bewilligt.

Erinnerung an Widerstandskämpfer

Eine besondere Klausel ist die Gemeinnützigkeit des Kollektiv-Betriebes.

Einmal im Jahr haben sich die drei im Kollektiv-Vertrag

verpflichtet, kostenlos ihre Arbeitskraft in einem

Drei Geschäftsführer, drei Installateure, ein Unternehmen.

Der Stolperstein vor dem Hamburger Deichhausweg

2 erinnert an den Widerstandskämpfer

Felix Plewa. Foto: Wikipedia

Foto: Bayr. Rundfunk

solidarischen Projekt einzubringen. Jakob Schröder hatte in

diesem Jahr gemeinsam mit seiner Freundin ehrenamtlich

die Installation auf dem Seenotrettungsschiff Sea Eye4 eingebaut.

Und warum haben sich die drei für den Namen PLEWA-

Sanitär entschieden? Das Engagement der drei für die Betriebsform

Kollektiv sollte sich auch im Namen wiederfinden.

Der Kommunist Felix Plewa

wurde wie Nikolaus Groß in Berlin-

Plötzensee von den Nationalsozialisten

als Widerstandskämpfer

hingerichtet. Der Hamburger Felix

Plewa war Klempner und Antifaschist.

„Wir haben unseren Betrieb

nach ihm benannt, um an ihn und seinen

Kampf für eine freie Gesellschaft

zu erinnern“, so Schreiber. Felix Plewa

hatte 1935 Streuzettel mit Parolen

wie „Kämpft gegen diese Mörder-,

Hunger- und Bettel regierung“ mit

Silvesterknallkörpern und Zeitzündern

präpariert und an die Dachrinne

des Arbeitsamtes gehängt. Bei Öffnungsbeginn

explodierten die Knallkörper

und verteilten Flugblätter.

Plewa wurde eingezogen und war als Soldat in der Stadt

Uetersen stationiert, als er 1942 verhaftet und später nach

Berlin-Moabit überstellt wurde, wo ihm Vorbereitung

zum Hochverrat unterstellt wurde. Er wurde zum Tode

verurteilt. Am 9. März 1943 wurde er hingerichtet.

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