KAB Impuls 4/2021
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8 TITELTHEMA
Wachstum und Wohlstand
neu denken
Eine Wirtschaftsweise, die in einer
begrenzten Welt mit endlichen
Ressourcen auf stetes
Wachstum setzt, ist nicht nachhaltig.
Es gilt neu zu verhandeln,
was den Wohlstand der Menschen
übermorgen ausmacht.
Dafür brauchen wir neue Begriffe
und Konzepte, die ausdrücken,
was wir künftig wichtig
finden. Planetenzerstörung darf
nicht mehr Wachstum heißen.
Reine Geldvermehrung nicht
länger Wertschöpfung. Grenzen
des Wachstums sollten Überwindung
der ökologischen und sozialen
Schadschöpfung heißen.“ . . .
„Gerechtigkeit ist der Schlüssel
für eine nachhaltige Wirtschaftsweise,
wenn sie global funktionieren
soll. Nur so kann man verhindern,
dass die ökologische
Frage gegen die soziale ausgespielt
wird. Beide gehören zusammen
und lassen sich nur miteinander
lösen. Für diese neue
Art der Gerechtigkeit müssen
wir ein paar heilige Kühe der
Wachstumserzählung schlachten
und andere Wege gehen. Damit
können wir aber auch ihre zunehmend
ausufernden Nebenwirkungen
hinter uns lassen.“
Auszüge aus „Unsere Welt neu
denken“ von Maja Göpel
04 I 2021
Arbeit im Klimawandel
DGB: Keine Transformation ohne Arbeitnehmer
Die Transformation der Wirtschaft
und der Industrie wird besonders
die Arbeitnehmer*innen treffen. Ob
Klimaneutralität, Digitalisierung oder
neue globale Kräfteverhältnisse: Arbeit,
Wirtschaft und Gesellschaft stehen
vor umfassenden Veränderungen.
„Es ist richtig, von der Industrie zu
erwarten, nachhaltiger und klimaneutral
zu werden“, erklärte der IG
BCE-Chef Michael Vassiliadis Ende
Oktober bei einer bundesweiten
Großkundgebung der Gewerkschaften.
Die Furcht, dass Klimaschutz nicht
Arbeitsschutz bedeuten wird, wenn
Branchen und Standorte verschwinden,
ist groß. „Nachhaltige Industriepolitik
muss aber dafür sorgen, dass
die Standorte hier eine Zukunft haben
und sich hier auch verändern
können“, so der IG BCE-Chef. Im Sommer
hatte der DGB bereits mit einer
„Transformations-Charta“ wichtige
Eckpunkte für die zukünftige Politik
vorgelegt. Die Transformation müsse
„sozial, ökologisch und demokratisch
sein“. Die „schwarze Null“ dürfe dabei
kein Dogma sein, so die Gewerkschaften,
um öffentliche und private Investitionen
zu schaffen. Steuersenkungen
für Superreiche und Kürzungen
beim Sozialstaat lehnt der DGB ab.
Zudem müssten hohe Einkommen,
Vermögen und Erbschaften stärker
einbezogen werden.
BRANCHEN VERSCHWINDEN
„Gute Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung
und Tarifverträge müssen
Kernbestandteil etablierter und neuer
Branchen sein: egal ob Konzern
oder Familienunternehmen; egal ob
Industrie-, Handwerks-, Dienstleistungs-
oder öffentlicher Sektor“, so
die Charta des DGB. Während der
Koalitionsverhandlungen gingen Tausende
von Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern in vielen Städten auf
die Straße, denn die Transformation,
über die in der Politik noch wortreich
geredet wird, ist in IG BCE-Branchen
längst in vollem Gange. Dies erleben
derzeit etwa die Beschäftigten beim
Autozulieferer Continental, wo Arbeitsplätze
gestrichen und Werke geschlossen
werden. Dies gilt auch bei
der Kohle, wo NRW-Ministerpräsident
Hendrik Wüst die Förderung in knapp
acht Jahren stoppen will. Für die Versäumnisse
der Politik und Wirtschaft
müssen nun Arbeitnehmer*innen
zahlen, wenn ganze Branchen verschwinden.
Während der Koalitionsverhandlungen gingen viele Gewerkschaften in die Öffentlichkeit,
um auf das Schicksal vieler Arbeitnehemer*innen aufmerksam zu machen. Foto: IG BCE