24.12.2012 Aufrufe

PDF Katalog - Koller Auktionen

PDF Katalog - Koller Auktionen

PDF Katalog - Koller Auktionen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Afrikanische Kunst<br />

Lot 101 - 362<br />

Auktion: Montag, 5. Dezember 2011, 14.00 Uhr<br />

Vorbesichtigung: 26. November bis 4. Dezember 2011<br />

Bearbeitung: Jean David, Galerie Walu, Zürich. Tel. +41 44 280 20 00, info@walu.ch<br />

English translation is available upon request.<br />

Zusätzliche Abbildungen finden Sie auf unserer Website: www.kollerauktionen.ch


Afrikanische Kunst<br />

101 keine Abb.<br />

ASMAT SPEER<br />

Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 276 cm.<br />

Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />

Die aufwändige Schnitzarbeit legt die Vermutung nahe, dass es sich hier<br />

eher um einen Tanz- als um einen Kampfspeer handelt.<br />

Weiterführende Literatur: Meyer, Anthony JP (1995).<br />

Ozeanische Kunst, Band 1. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft.<br />

CHF 600.- / 1 000.-<br />

(€ 500.- / 830.-)<br />

102 keine Abb.<br />

ASMAT SPEER<br />

Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 271 cm.<br />

Provenienz und Beschrieb siehe Lot 101.<br />

CHF 600.- / 1 000.-<br />

(€ 500.- / 830.-)<br />

103 keine Abb.<br />

ASMAT SPEER<br />

Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 263 cm.<br />

Provenienz und Beschrieb siehe Lot 101.<br />

CHF 600.- / 1 000.-<br />

(€ 500.- / 830.-)<br />

104 keine Abb.<br />

ASMAT SPEER<br />

Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 291,5 cm.<br />

Provenienz und Beschrieb siehe Lot 101.<br />

CHF 600.- / 1 000.-<br />

(€ 500.- / 830.-)<br />

105 keine Abb.<br />

ASMAT SPEER<br />

Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 272 cm.<br />

Provenienz und Beschrieb siehe Lot 101.<br />

CHF 600.- / 1 000.-<br />

(€ 500.- / 830.-)<br />

106 Abb. S. 101<br />

SEPIK MASKE<br />

Papua-Neuguinea. H 62 cm.<br />

Provenienz: Sammlung C. Wolfe, Sydney.<br />

Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

mai-Maske aus der mittleren Sepik-Region Sie verkörperte einen<br />

mystischen Geist. Reich mit Kaurischnecken und anderen Muscheln<br />

geschmückt. Holz, polychrome Fassung, Zierrand aus Pflanzenfasern,<br />

einige Muscheln fehlen.<br />

Weiterführende Literatur: Greub, Suzanne (1985).<br />

Ausdruck und Ornament, Kunst am Sepik. Basel: Tribal Art Centre.<br />

CHF 1 200.- / 1 500.-<br />

(€ 1 000.- / 1 250.-)<br />

| 2<br />

107*<br />

SEPIK FIGUR<br />

Papua-Neuguinea, Sepik. H 27,5 cm.<br />

Provenienz: französische Privatsammlung.<br />

Grosse männliche Porträtfiguren sind Kultgegenstände die entweder<br />

Urahnen oder einen sagenhaften Helden dar stellen. Die Mischwesen<br />

gehörten bedeutenden Personen denen die Verkörperten im Traum<br />

erscheinen konnten.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Kelm, Heinz (1966). Kunst von Sepik. Berlin: Museum für Völkerkunde.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 670.- / 10 000.-)<br />

107


108*<br />

SEPIK FIGUR<br />

Papua-Neuguinea, Sepik. H 77,5 cm.<br />

Provenienz: französische Privatsammlung.<br />

Im Sepik-Gebiet wurden Wertsachen,<br />

Utensilien und Nahrungsmittel in Taschen<br />

und Körben aufbewahrt, die mit Haken<br />

ans Dachgebälk der Männerhäuser<br />

gehängt wurden.<br />

Diese aufwändig gefasste Darstellung eines<br />

bedeutenden Ahnen und mythologischen<br />

Wesens strahlt durch ihre charakteristische<br />

Haltung eine geheimnisvolle innere Ruhe<br />

aus.<br />

Der Stil mit dem schnabelähnlichen<br />

Fortsatz der Nase ist typisch für Plastiken<br />

des unteren Sepik-Gebietes. Er weist auf<br />

die enge Verbindung von Mensch und<br />

Vogel hin, denn in der Glaubensvorstellung<br />

ist der Vogel Träger der Seelen und begleitet<br />

diese beim Ableben in das Jenseits.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Kelm, Heinz (1966). Kunst von Sepik.<br />

Berlin: Museum für Völkerkunde.<br />

CHF 50 000.- / 60 000.-<br />

(€ 41 670.- / 50 000.-)<br />

| 3


Afrikanische Kunst<br />

109<br />

109<br />

BIDYOGO MARIONETTE<br />

Guinea-Bissau. H 70 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Die Bidyogo leben in Guinea-Bissau auf den vorgelagerten Bissagos-Inseln.<br />

Eigenwillige Marionettenfigur die sicherlich bei Initiationsriten verwendet<br />

wurde. Dargestellt ist wohl der wilde Stier, der hier offensichtlich gezähmt<br />

werden soll.<br />

Weiterführende Literatur: Gordts, André (1976).<br />

La statuaire traditionelle Bijago, in: Lehuard, Raoul [Hrsg.].<br />

Arts d’Afrique Noire, Nr. 18, Arnouville.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

110<br />

BAGA ALTARKOPF<br />

Guinea. H 48 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Anthropomorphe, schützende, a-tshol genannte Kopfskulptur, die als<br />

symbolische Inkarnation der Familienlinie galt und unter Aufsicht des<br />

ältesten Vertreters der Familie stand. Solche Figuren dienten der Heilung,<br />

der Wahrsagerei und der Rechtsfindung. Sie überwachten die Knabeninitiation<br />

im heiligen Hain und wurden anlässlich ritueller Tänze auf dem<br />

Kopf balancierend getragen.<br />

Weiterführende Literatur: Neyt, François / Désirant, Andrée (1985).<br />

Les Arts de la Benue. Belgien: Editions Hawaiian Agronomics.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

| 4<br />

110<br />

111 Abb. S. 8<br />

TEMNE FIGUR<br />

Sierra Leone. H 40 cm.<br />

Provenienz: Französische Sammlung (1950).<br />

Philippe Ratton, Paris (1979).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Eine Zuordnung dieser Figur zu einer bestimmten Verwendung ist - so<br />

die heutige Fachliteratur - schwierig. Wie auch immer: Sicher ist, dass die<br />

Skulptur Modellcharakter für weibliche Vollkommenheit und Fruchtbarkeit<br />

besitzt und daher schon an Ort und Stelle ein geschätztes Prestigeobjekt<br />

war.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

112<br />

TOMA FIGUR<br />

Guinea. H 115 cm.<br />

Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1983).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Das gesellschaftliche und soziale Leben der Toma-Gemeinschaft regelt<br />

der poro-Bund, der seine Macht von den Waldgeistern bezieht. Diese<br />

kräftige männliche Figur gehörte vermutlich der weiblichen bundu-Vereinigung,<br />

einer Frauengesellschaft, in der junge Mädchen auf ihre spätere<br />

Rolle als Ehefrau und Mutter vorbereitet wurden. Dargestelt ist wohl ein<br />

mythologischer Clan-Gründer mit reichem Körpertatau und einer Krone<br />

aus angeschnitzten Antilopenhörnern.<br />

Weiterführende Literatur: Gaisseau, Pierre-Dominique (1953).<br />

Forêt sacrée. Magie et rites secrets des Toma. Paris: Éditions Albin Michel.<br />

CHF 10 000.- / 20 000.-<br />

(€ 8 330.- / 16 670.-)


112<br />

| 5


Afrikanische Kunst<br />

113<br />

113<br />

TOMA MASKE<br />

Guinea. H 47 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Künzi, Oberdorf.<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

angbai-Maske aus dem poro-Bund, der die soziale Kontrolle und das harmonische<br />

Weiterbestehen der Gesellschaft zum Ziel hatte.<br />

Die Geheimgesellschaft poro besteht aus hierarchischen Graden, deren<br />

Zugehörigkeit nicht nur vom Alter abhängig ist, sondern auch vom esoterischen<br />

Wissen, das über die Initiation erlangt wird. Wie bei den Senufo<br />

und anderen umliegenden Ethnien besitzt jede Gruppe eines Ranges ein<br />

eigenes Maskenwesen. Dargestellt ist hier ein Wesen der Wildnis, ein<br />

mächtiger Buschgeist aus dem obersten Grad, der die pubertierenden<br />

Knaben bei der Initiation im heiligen Wald begleitete.<br />

Besonders interessant ist bei der formsicher gestalteten Kreation der Übergang<br />

zwischen der gewölbten Stirnpartie zur flächigen Gesichtspartie, die<br />

in einem überlangen Kinn endet. Genau dort, beidseitig der prägnanten<br />

Nase, sind kaum sichtbar die im Vergleich sehr kleinen Augen angebracht.<br />

Trotzdem oder genau deswegen wandert der Blick eines jeden Betrachters<br />

konsequent und fasziniert immer wieder genau an diese Stelle. Der ohne<br />

Zweifel absichtlich herbeigeführte, ungewohnte physiognomische Ausdruck<br />

unterstreicht das übernatürliche Wesen dieser formal auf das Minimum<br />

reduzierten Charaktermaske.<br />

Die Darstellung ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein traditioneller Kultgegenstand<br />

inhaltlich geladen und kunstvoll gestaltet sein kann und so<br />

Ethnologen und Kunstsammler gleichermassen in den Bann zieht.<br />

Weiterführende Literatur: Carey, Neil (2007).<br />

Masks of the Koranko Poro. Amherst: Ethnos Publications.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

| 6<br />

114 Abb. S. 101<br />

3 DJENNÉ TERRAKOTTA OBJEKTE<br />

Mali. Kopf: H 3 cm. Hand: L 12,5 cm. Schlange: D 4 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Die alte Stadt Djenné wurde um 800 n. Chr. gegründet und gehörte zum<br />

Reich Ghana. Sie war die wesentlichste Handelsstation für Karawanen,<br />

die die Sahara durchquerten, und damit auch Bindeglied zwischen<br />

Schwarzafrika und Mittelmeer.<br />

In der Region dieser Stadt wurden seit 1943 durch Flusslaufänderungen<br />

Terrakotten und Objekte aus Metall gefunden. Obwohl diese Region<br />

schon damals islamisiert war, entwickelte sich dort offensichtlich parallel<br />

eine figürliche Kunst.<br />

Obwohl die Kunstwerke der Djenné nicht gänzlich unbekannt sind, lassen<br />

sich, gestützt auf den heutigen Forschungsstand, über den Verwendungszweck<br />

dieser Darstellungen keine gesicherten Angaben machen. Naturwissenschaftliche<br />

Analysen datieren die Funde zwischen Anfang des 11. Jh.<br />

und Ende des 17. Jh.<br />

Weiterführende Literatur: Phillips, Tom (1996).<br />

Afrika. Die Kunst eines Kontinents. München: Prestel Verlag. S. 485 ff.<br />

CHF 300.- / 400.-<br />

(€ 250.- / 330.-)<br />

115 Abb. S. 101<br />

DJENNÉ FIGUR<br />

Mali. H 21 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung René Salanon, Paris.<br />

Galerie Künzi, Oberdorf.<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 600 Jahre.<br />

Beschrieb siehe Lot 114.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

116<br />

DJENNÉ ANHÄNGER<br />

Mali. H 9,5 cm. Gelbguss.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1990).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot 114.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-)


116<br />

| 7


Afrikanische Kunst<br />

111 118<br />

117<br />

117<br />

DOGON FIGUR<br />

Mali. H 52 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Die Dogon stellten männliche sowie weibliche Figuren auf unterschiedliche<br />

Altäre, von denen die meisten den Ahnen - wirklichen und mythischen<br />

- geweiht waren.<br />

Die Figuren galten als ein Bindeglied zwischen der sichtbaren und der<br />

unsichtbaren Welt, mittels dessen der Besitzer Kontakt zu den Geistwesen<br />

aufnehmen konnte.<br />

Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1995).<br />

Die Kunst der Dogon. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

118<br />

DOGON FIGUR<br />

Mali. H 50,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 117.<br />

CHF 3 000.- / 4 000.-<br />

(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />

| 8<br />

119<br />

DOGON FIGURENPAAR<br />

Mali. H 41 cm und 44 cm.<br />

Provenienz:<br />

Ulrich von Schröder, Zürich.<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Das Figurenpaar repräsentiert die Urahnen der Dogon-Mythologie und<br />

gehört in das Umfeld der Frauengesellschaften. Sie werden anlässlich von<br />

Begräbnissen und wahrscheinlich auch bei gewissen Fruchtbarkeitsritualen<br />

verwendet.<br />

Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1995).<br />

Die Kunst der Dogon. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)


119<br />

| 9


Afrikanische Kunst<br />

120* Abb. S. 101<br />

DOGON TÜRSCHLOSS<br />

Mali. H 26 cm, B 21 cm.<br />

Provenienz: amerikanische Privatsammlung.<br />

Schloss einer Getreidekorn-Speichertüre, das auch den sozialen Status<br />

des Besitzers darstellte. Riegel und Schloss werden als Symbol des<br />

Zeugungsakts verstanden und mit dem Schöpfungsgeschehen der<br />

Urzeit assoziiert. Das Figurenpaar repräsentiert die Urahnen der Dogon-<br />

Mythologie.<br />

Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1995).<br />

Die Kunst der Dogon. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 500.- / 700.-<br />

(€ 420.- / 580.-)<br />

121 Abb. S. 101<br />

DOGON TASCHE MIT FIGUR<br />

Mali. Tasche: 13 x 11 cm. Figur: H 12,5 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

122 Abb. S. 101<br />

DOGON ÖLLAMPE<br />

Mali. H 53 cm. Eisen.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

123 Abb. S. 101<br />

DOGON STAB<br />

Mali. H 30 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1983).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Kultstab aus Eisen, der vor oder auf einem Altarhaus stand. Dargestellt ist<br />

nommo, das erstes Lebewesen und die zentrale Figur in Ritus, Kosmologie<br />

und Kunst der Dogon.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

124 Abb. S. 101<br />

DOGON STAB<br />

Mali. H 86 cm. Eisen.<br />

Provenienz und Beschrieb siehe Lot 123.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />

125* Abb. S. 106<br />

DOGON MASKE<br />

Mali. H 77,5 cm.<br />

Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />

CHF 2 500.- / 3 500.-<br />

(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />

| 10<br />

Masken der Dogon (Lot 125 - 127)<br />

Die Dogon sind im westlichen Kulturkreis vor allem für ihre Kunst<br />

bekannt. Die unverkennbar geometrische, reduzierte bis karge Formensprache<br />

macht aus ihren Kunstwerken faszinierende Beispiele traditioneller<br />

afrikanischer Kunst. Die Werke stammen aus der interessanten Mythologie<br />

dieser im Gebiet der Hombori-Berge in verstreuten Dörfern angesiedelten<br />

Volksgruppe.<br />

Die Dogon tanzen vielfältige Maskentypen, die den awa-Gesellschaften<br />

gehören und hauptsächlich anlässlich der dama-Beerdigungsfeierlichkeiten<br />

zu Ehren der Ahnen erscheinen. Sie stellen Tiere, Dinge oder Menschen<br />

dar und sind aus Pflanzenfasern, Stoff oder Holz gefertigt. Symbolisch<br />

werden sie von der etwa 10 Meter langen, schlangenförmigen Muttermaske<br />

hergeleitet, die bei besonderen Trauerfeiern für 6 Tage ausgestellt wird<br />

und bei dem grossen sigi-Fest besonders geehrt wird, welches nur alle 60<br />

Jahre zu Ehren der Vorfahren stattfindet.<br />

Diese aus einem Stück geschnitzte sirige-Maske wird allgemein mit einem<br />

„mehrstöckigen Haus“, wie es nur Vermögende besitzen, verglichen.<br />

Nebst dieser formalen Assoziation symbolisiert die Gestalt das Herabsteigen<br />

der Schöpfungsarche auf die Erde und verweist in den Abschnitten des<br />

Aufbaus auf die Abfolge der Generationen.<br />

Eine der Tiermasken ist die hier angebotene kanaga-Maske deren Aufbau<br />

an ein Lothringer Kreuz erinnert. Sie verkörpert ein Mischwesen mit<br />

anthropomorphem Gesicht. Je nach Quelle handelt es sich um ein Krokodil<br />

oder einen Vogel im Flug mit ausgebreiteten Flügeln und schwarz-weissem<br />

Gefieder, oder eben um beides gleichzeitig.<br />

Bei ihrem spektakulären Auftritt lassen die Tänzer wild ihre Hälse kreisen,<br />

bis die Kreuzaufsätze der Masken den Boden berühren und zu zerbrechen<br />

drohen.<br />

Weiterführende Literatur: Bilot, Alain / NDiaye, Francine et al. (2001).<br />

Masques du pays Dogon. Paris: Adam Biro.<br />

126<br />

DOGON MASKE<br />

Mali. H 93,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

R. und D. David, Zürich.<br />

Galerie Walu, Zürich.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

Beschrieb siehe Lot 125.<br />

CHF 7 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 830.- / 8 330.-)<br />

127<br />

DOGON MASKE<br />

Mali. H 330 cm.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Marcel Roux, 1960er Jahre, Paris.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

CHF 7 000.- / 10 000.-<br />

(€ 5 830.- / 8 330.-)


127<br />

126<br />

| 11


Afrikanische Kunst<br />

128 129<br />

128<br />

BAMANA FIGUR<br />

Mali. H 39 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

jo nyeleni genannte Figur aus der jo-Gesellschaft. Darstellung einer jungen,<br />

hübschen Frau, welche bei Sing- und Tanzauftritten mitgetragen oder nahe<br />

der Tanzfläche aufgestellt wurde.<br />

Sie sollte einerseits das Konzept von Schönheit und Grazie mitklingen<br />

lassen und andererseits zusätzliche Aufmerksamkeit auf die Vorführungen<br />

lenken und somit die Zahl der Gaben erhöhen, die die Tänzer von den<br />

Zuschauern erhielten.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

129<br />

BAMANA MASKE<br />

Mali. L 60 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. Sarasin, Genf.<br />

Die bekanntesten Bamana-Schnitzwerke sind die abstrakten Antilopen<br />

der ci-wara-Initiationsgemeinschaft, die auf dem Kopf der Tänzer getragen<br />

wurden. Sie spielten auf die mythische Urzeit an, in welcher die Antilope<br />

als Kulturbringer den Menschen das Getreide schenkte und sie den Feldbau<br />

lehrte. Sie standen somit für Fruchtbarkeit und Fortpflanzung sowohl des<br />

Feldes als auch der Menschen.<br />

Die Aufsatzmasken traten anlässlich dreier Feierlichkeiten stets paarweise<br />

auf: beim gelegentlichen Wettjäten, bei Freudentänzen nach der Feldarbeit<br />

mit vorausgehender ritueller Schlangenjagd und beim zweitägigen Jahresfest<br />

der Initiationsgemeinschaft, bei dem unter anderem das Dorf gesegnet<br />

wurde. Nicht selten verschmolzen in den von professionellen Schnitzern<br />

meisterhaft gefertigten Skulpturen - je nach regionalen Vorgaben - mystische<br />

Tiere wie Erdferkel, Schuppentier usw.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Colleyn, Jean-Paul (2001). Bamana. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

| 12<br />

130* Abb. S. 101<br />

MALINKE MASKE<br />

Guinea/Mali. H 39 cm.<br />

Provenienz:<br />

Französische Privatsammlung.<br />

Jo de Buck, Brüssel. Thomas Schulze, Berlin.<br />

Deutsche Privatsammlung, Berlin.<br />

Maske aus einer Initiationsgemeinschaft, welche Mädchen und Jungen ab<br />

ca. sieben Jahren auf die Ehe sowie auf die Aufnahme in weitere Bünde<br />

vorbereitete. Diese Masken traten während der Trockenzeit auf und<br />

begleiteten die Initiierten auf der Wanderschaft von Dorf zu Dorf.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

131<br />

BAMANA MASKE<br />

Mali. H 73 cm.<br />

Provenienz:<br />

Josef Müller, Solothurn.<br />

Musée Barbier-Mueller, Genf.<br />

Galerie Walu, Zürich (1985).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Gesichtsmaske aus der korè-Initiations-Gemeinschaft, die den Übertritt<br />

von Jugendlichen in das Erwachsenenalter markierte. Die ca. 14-21 jährigen<br />

Novizen unterzogen sich dabei einem rituellen Tod mit anschliessender<br />

Wiederauferstehung.<br />

In Klassen (Löwen, Hyänen und Affen) wurden sie im Buschlager u.a.<br />

in Glaubensfragen, Heilkunde, Sexualität, Lebenszyklen und im Jagen<br />

unterrichtet. korè-Masken stellten die Symboltiere der jeweiligen Klasse<br />

dar, hier eine Hyäne, und traten jährlich am Ende der Trockenzeit sowie<br />

anlässlich von Beerdigungen auf.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Colleyn, Jean-Paul (2001). Bamana. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 10 000.- / 20 000.-<br />

(€ 8 330.- / 16 670.-)


131<br />

| 13


Afrikanische Kunst<br />

132 Abb. S. 53<br />

BAMANA GEFÄSS<br />

Mali. H 80 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot 212.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

133 Abb. S. 101<br />

GURUNSI MASKE<br />

Burkina Faso. H 80 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

Die Gurunsi schmückten ihre abstrakten, polychromen Masken mit reichem<br />

geometrischem Ritzdekor. Dargestellt wurden in Form von realen oder<br />

imaginären Tieren vor allem Buschgeister, die über eine Familie, einen<br />

Klan oder die ganze Gemeinschaft wachten und Fruchtbarkeit, Gesundheit<br />

sowie Wohlstand gewährleisteten.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Roy, Christopher (2007). Land of the Flying Masks. München: Prestel.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

134 Abb. S. 101<br />

LOBI FLÖTE<br />

Burkina Faso. H 22,5 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 300.- / 400.-<br />

(€ 250.- / 330.-)<br />

135 Abb. S. 102<br />

2 LOBI- und 1 MOBA-ANHÄNGER und eine MANILLA<br />

Burkina Faso. H 5 cm und 9 cm. Togo. D 8 cm. Manilla: D 6 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 300.- / 400.-<br />

(€ 250.- / 330.-)<br />

136 Abb. S. 102<br />

LOBI ANHÄNGER<br />

Burkina Faso. H 8 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 300.- / 400.-<br />

(€ 250.- / 330.-)<br />

137 Abb. S. 102<br />

BOBO ANHÄNGER<br />

Burkina Faso. H 7 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 300.- / 400.-<br />

(€ 250.- / 330.-)<br />

| 14<br />

Figuren der Lobi (Lot 139 - 153)<br />

Provenienzen, ausser anderst vermerkt:<br />

Galerie Walu, Zürich (1980-1985).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

bateba-Schreinfiguren der Lobi vereinten menschenähnliches Aussehen<br />

mit übermenschlichen Qualitäten. Sie schützten ihre Besitzer vor unzugänglichen<br />

Bereichen wie bösen Gedanken und Hexerei.<br />

Dr. Stephan Herkenhoff, Lobi-Sammler und ausgewiesener Kenner<br />

der Materie, schreibt zu den Lobi in „Anonyme Schnitzer der Lobi“:<br />

Ursprünglich stammen die Lobi aus Ghana. Um 1770 siedelten sie teilweise<br />

nach Burkina Faso um und etwa 100 Jahre später auch zur Elfenbeinküste.<br />

In diesem Drei-Länder-Eck wohnen heute ca. 180.000 Lobi.<br />

Im Jahr 1898 haben die französischen Kolonialherren die Lobi und ihre<br />

Nachbarstämme wie Birifor, Dagara, Teguessie (Thuna), Pougouli und<br />

Gan aus verwaltungstechnischen Gründen unter dem Begriff „Cercle du<br />

Lobi“ zusammengefasst. Von dieser Gemeinschaft sprechen wir heute,<br />

wenn wir von der „Kunst der Lobi“ sprechen.<br />

Eine Besonderheit der afrikanischen Kunst besteht darin, dass die<br />

Schnitzer meistens anonym bleiben. Es handelt sich in der Regel um<br />

Stammeskunst, die einem festgelegten Kanon folgen muss, und nur in<br />

seltenen Fällen um individuelle Schöpfungen. Daher sind die Schnitzer<br />

auch nur selten mit Namen bekannt.<br />

Die Sammler afrikanischer Kunst fragen sich in erster Linie, von welcher<br />

Ethnie ein Objekt stammt. Der Name einzelner Künstler ist dabei im<br />

Gegensatz zu den Gepflogenheiten im Bereich westlicher Kunst nicht so<br />

wichtig.<br />

Bei den meisten Stämmen ist die Variationsbreite der Bildwerke relativ<br />

gering. Das Aussehen von Skulpturen oder Masken wurde von<br />

Schnitzergeneration zu Schnitzergeneration nur wenig variiert.<br />

In diesem Punkt stellt die Kunst der Lobi eine wirkliche Ausnahme dar.<br />

Hier gibt es eine sehr grosse ikonographische Vielfalt sowohl in Bezug<br />

auf die Grösse der Statuen als auch in Bezug auf die unterschiedliche<br />

Ausgestaltung der Details (Mund, Nase, Augen, Ohren, Frisuren,<br />

Armhaltung, Darstellung der Brustpartie, Bauchnabel, Geschlecht, Beine,<br />

Hände, Füsse etc.).<br />

Ein Grund hierfür liegt in der Struktur des Stammes. Es ist kein zentral<br />

geleitetes Gemeinwesen, sondern eine acephale Gesellschaft. Die Lobi<br />

kennen also keine Könige und auch keine Städte, sondern nur Clan-<br />

Chefs und lose Gruppierungen von festungsartigen Behausungen (sukalas<br />

genannt). So fand auch nur wenig Informationsaustausch über grössere<br />

Entfernungen statt. Das führte dazu, dass sich viele lokale Stile und<br />

Substile innerhalb der Lobi-Stilkonvention entwickeln konnten.<br />

Auch ist es nicht leicht, ein Objekt einem bestimmten Entstehungsort<br />

zuzuordnen. Das hängt damit zusammen, dass Lobi-Familien nach 2-3<br />

Generationen den Wohnort wegen ausgelaugter Äcker aufgeben und<br />

eine neue Gegend aufsuchen, wo sie unverbrauchte Böden vorfinden.<br />

So kommt es, dass man auch vor Ort in Afrika verschiedene Antworten<br />

bekommt, wenn man Einheimische fragt, woher eine Statue stammt<br />

mündliche Mitteilung von Thomas Waigel).<br />

Ein weitere Besonderheit bei der Entstehung von Statuen der Lobi ergibt<br />

sich aus der Tatsache, dass im Prinzip jeder Mann ein Schnitzer werden<br />

kann.“<br />

Weiterführende Literatur:<br />

- Scanzi, Giovanni Franco (1993).<br />

L’art traditionnel Lobi. Milano: Ed. Milanos.<br />

- Katsouros, Floros und Sigrid; Herkenhoff, Stephan und Petra (2006).<br />

Anonyme Schnitzer der Lobi. Hannover: Ethnographika Hannover.


153<br />

| 15


Afrikanische Kunst<br />

138 Abb. S. 102<br />

LOBI FUSSREIF<br />

Burkina Faso. B 15 cm.<br />

CHF 200.- / 300.-<br />

(€ 170.- / 250.-)<br />

139 Abb. S. 102<br />

LOBI FIGURENPAAR<br />

Burkina Faso. H 4 cm, B 4 cm. Gelbguss.<br />

CHF 300.- / 400.-<br />

(€ 250.- / 330.-)<br />

140<br />

LOBI VOGEL<br />

Burkina Faso. H 12 cm.<br />

CHF 500.- / 1 000.-<br />

(€ 420.- / 830.-)<br />

141<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 12 cm.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

142<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 13 cm.<br />

CHF 400.- / 500.-<br />

(€ 330.- / 420.-)<br />

143<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 20 cm.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

144<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 20 cm.<br />

CHF 500.- / 800.-<br />

(€ 420.- / 670.-)<br />

145<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 21 cm.<br />

CHF 500.- / 800.-<br />

(€ 420.- / 670.-)<br />

146<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 27 cm.<br />

CHF 400.- / 500.-<br />

(€ 330.- / 420.-)<br />

147<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 21 cm.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

| 16<br />

148<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 28,5 cm.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

149<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 30 cm.<br />

CHF 500.- / 800.-<br />

(€ 420.- / 670.-)<br />

150<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 20 cm.<br />

CHF 400.- / 500.-<br />

(€ 330.- / 420.-)<br />

151 Abb. S. 18<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 50 cm.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

151 A Abb. S. 103<br />

LOBI FIGURENPAAR<br />

Burkina Faso. H 50 cm.<br />

Provenienz:<br />

Ilia Malichin, Baden Baden. 1978 in Doropo erworben.<br />

Deutsche Privatsammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 300.-)<br />

152* Abb. S. 103<br />

LOBI FIGURENPAAR<br />

Burkina Faso. H 75,5 cm, 81 cm.<br />

Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />

CHF 4 500.- / 6 500.-<br />

(€ 3 750.- / 5 420.-)<br />

153 Abb. S. 15<br />

LOBI FIGUR<br />

Burkina Faso. H 73 cm.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />

154 Abb. S. 18<br />

LOBI KOPF<br />

Burkina Faso. H 55 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

thilbou yo genannter Schrein-Kopf der wie die bateba-Schreinfiguren<br />

menschenähnliches Aussehen mit übermenschlichen Qualitäten verbindet.<br />

Er soll den Besitzer vor unzugänglichen Bereichen wie bösen Gedanken<br />

sowie Hexerei schützen.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)


140 141<br />

142<br />

143<br />

144 145 146 147<br />

148<br />

149<br />

150<br />

| 17


Afrikanische Kunst<br />

151<br />

| 18<br />

154


159<br />

156 160<br />

| 19


Afrikanische Kunst<br />

155 Abb. S. 103<br />

MOSSI FIGURENPAAR<br />

Burkina Faso. H 29 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1982).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Laut damaligem Verkäufer handelt es sich bei dieser Darstellung um das<br />

Urahnenpaar aus dem Maskenbund. Die Figuren, mit entsprechender<br />

Haarfrisur und Tatau, sollen rituell verehrt worden sein.<br />

Weiterführende Literatur: Roy, Christopher (1987).<br />

Art of the Upper Volta Rivers. Meudon: Chaffin.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

156 Abb. S. 19<br />

MOSSI PFAHLFIGUR<br />

Burkina Faso. H 99 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Weibliche Pfahlfigur, welche zusammen mit einem männlichen Gegenstück<br />

den offiziellen Hofeingang des Dorfoberhauptes links und rechts flankierte.<br />

Diese, die Ahnen darstellenden Bildhauerwerke, waren für jedermann<br />

sichtbare Wegweiser und sollten das Anwesen vor bösen Geistern schützen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Roy, Christopher (1987). Art of the Upper Volta Rivers.<br />

Meudon: Chaffin.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />

157 Abb. S. 102<br />

3 SENUFO SCHUTZAMULETTE<br />

Elfenbeinküste. H 4 bis 5 cm. Gelbguss.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1981).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

nyambele genannte Anhänger. Die anthropomorphen Darstellungen standen<br />

in der Regel für Zwillinge, die wegen ihrer Affinität zu den Geistwesen<br />

Träger besonderer Kräfte waren. Besondere Vorsicht und Verehrung war<br />

auch deshalb geboten, weil sie schon zu Lebzeiten sowohl Gutes wie<br />

Schlechtes bewirken konnten. Die kleinen Anhänger wurden an einem<br />

Band, manchmal auf Leder genäht, z.B. an der Hüfte oder auf der Brust<br />

getragen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 300.- / 600.-<br />

(€ 250.- / 500.-)<br />

| 20<br />

158 Abb. S. 103<br />

SENUFO REITER<br />

Elfenbeinküste. H 28 cm.<br />

Provenienz: deutsche Privatsammlung, Konstanz.<br />

syonfolo genannte Darstellung (übersetzt „Herr des Pferdes“) aus dem<br />

Besitz eines Wahrsagers, der diese bei Séancen verwendete. Die Reiterfigur<br />

gehört zu den übernatürlichen Wesen der Wildnis (tugubele) und wird<br />

mit Macht, Kraft und Wohlstand assoziiert.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

159 Abb. S. 19<br />

SENUFO FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 50 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Die Darstellungen von „Colon“-Figuren belegen eindrücklich die Auseinandersetzung<br />

der Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden<br />

19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Einheimische wurden<br />

damals freiwillig oder gezwungenermassen in den uniformierten Dienst<br />

der Kolonialherrschaft gestellt und galten in den Dörfern als besonders<br />

unangenehm bis gefährlich.<br />

Um das Gleichgewicht eines Dorfes wieder herzustellen und Spannungen<br />

abzubauen wurden daher mitunter möglichst detailgetreue Figuren angefertigt,<br />

hier ein traditioneller Ballafon-Spieler in westlicher Kleidung.<br />

Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />

Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />

CHF 3 000.- / 4 000.-<br />

(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />

160 Abb. S. 19<br />

SENUFO FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 20,5 cm.<br />

Provenienz: Peter Loebarth, Hameln.<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />

Das schwarze Bild vom weissen Mann.<br />

München: Rogner & Bernhard. Abb. 5.<br />

Colon-Figuren belegen eindrücklich die Auseinandersetzung der<br />

Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts. Einheimische wurden damals freiwillig oder<br />

gezwungenermassen in den uniformierten Dienst der Kolonialherrschaft<br />

gestellt und galten in den Dörfern als besonders unangenehm bis gefährlich.<br />

Um das Gleichgewicht eines Dorfes wieder herzustellen und Spannungen<br />

abzubauen wurden daher mitunter möglichst detailgetreue Figuren<br />

angefertigt. Diese sollten dann entweder als humoristische Porträts<br />

Entspannung herbeiführen oder wurden auch rituell verwendet um<br />

Einfluss auf die Dargestellten zu nehmen.<br />

Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />

Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)


161*<br />

SENUFO FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 38 cm.<br />

Provenienz: französische Privatsammlung.<br />

Diese tugu-Figur ist Symbol für die<br />

kleinen, unsichtbaren und überall anzutreffenden<br />

Buschgeister, deren Hilfe für<br />

Wahrsager unabdingbar war.<br />

Sie versprachen ihren menschlichen Partnern<br />

Unterstützung und verlangten im<br />

Gegenzug dazu Opfer und Anerkennung.<br />

Die Sicherheit im Umgang mit Form,<br />

Proportion und Volumen in ihrer formalen<br />

Gestaltung erhebt dieses Glanzstück eines<br />

anonym gebliebenen Meisters zu einem<br />

mustergültigen Beispiel für das Talent<br />

überragender Bildhauer Schwarzafrikas.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo.<br />

Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />

161<br />

| 21


Afrikanische Kunst<br />

162<br />

SENUFO FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 94 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1991).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Seltene Wächterfigur des poro-Bundes und Schutzgeist des „heiligen<br />

Waldes“ in dem die jungen Männer initiiert werden. Bei Begräbnissen<br />

von Notabeln wurde sie vor dem Hause des Verstorbenen aufgestellt<br />

um Spenden zu sammeln damit die nötigen Opfertiere für die Beisetzung<br />

zusammenkamen. Die Peitsche ist ebenso wie die überzeugenden Schwerter<br />

symbolisch für solche bestimmt, die sich die Opfergabe sparen wollen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />

163<br />

SENUFO MASKE<br />

Elfenbeinküste. H 84 cm.<br />

Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />

Das Maskenwesen der Senufo ist geprägt durch eine Vielfalt an Formen<br />

und Typen, wobei die Masken lediglich den Männerbünden zustehen.<br />

Da die verschiedenen Masken nicht immer eindeutig mit Funktionen<br />

verbunden sind, ist ihre genaue Zuordnung schwierig.<br />

Bei dieser zoomorphen Helmmaske handelt es sich wahrscheinlich um<br />

eine wanyugo genannte Maske, die zur wabele-Gesellschaft des poro-<br />

Bundes gehört. Ihre Aufgabe war es, Hexen und böse Geister aufzuspüren<br />

und zu vernichten.<br />

Passend zu ihrer Funktion ist die Schnauze bedrohlich weit aufgerissen.<br />

Auf dem Kopf des Mischwesens befindet sich ein calao (Hornrabe), der<br />

ein Chamäleon zu jagen scheint. Wegen ihrer Gefährlichkeit wurde diese<br />

Maske in einer einsamen Hütte oder im heiligen Hain des poro-Bundes<br />

aufbewahrt.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 3 000.- / 4 000.-<br />

(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />

164 Abb. S. 103<br />

SENUFO SITZ<br />

Elfenbeinküste. H 88 cm, B 54 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

yatenzalaga genannter Sitz eines Notabeln, aus zwei kühn über Kreuz<br />

ineinandergekeilten Holzelementen, rückseitig mit Reliefschnitzerei<br />

versehen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Benitez Johannot, Purissima / Barbier-Mueller, Jean Paul (2003).<br />

Sièges d’Afrique noire du Musée Barbier-Mueller.<br />

Mailand: 5 Continents Editions.<br />

CHF 500.- / 1 000.-<br />

(€ 420.- / 830.-)<br />

| 22<br />

165<br />

BAULE LÖFFEL<br />

Elfenbeinküste. H 21 cm.<br />

Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />

Delikat gestaltetes Ess- und festliches Prestige-Gerät eines Älteren der<br />

Baule. Es gehörte zum Besitz einer wohlhabenden Familie, das u.a. Besuchern<br />

zur Verfügung gestellt werden konnte.<br />

Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1990).<br />

Löffel in der Kunst Afrikas. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

166 Abb. S. 105<br />

BAULE KAMM<br />

Elfenbeinküste. H 8 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Prestige-Kämme waren ein beliebter Haarschmuck der gut situierten,<br />

begehrten Frauen und auch geschätzte Geschenke, um Beziehungen und<br />

Freundschaften zu vertiefen.<br />

Weiterführende Literatur: Ross, Doran / Eisner, Georg (2008). Das Gold<br />

der Akan. Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />

CHF 250.- / 350.-<br />

(€ 210.- / 290.-)<br />

Baule Masken (Lot 167 - 170)<br />

Ein Ensemble umfasste drei bis vier Maskenpaare die als Familie<br />

angesehen wurden: Die zoomorphen goli-glin-Büffelmasken (Vater), die<br />

anthropomorphen kpan und kpan-pre Masken (Mutter) und die scheibenförmigen<br />

kple-kple-Masken (Tochter und Sohn).<br />

Mit ihrer Hilfe sollte, um kommendes Unheil abzuwehren, eine Verbindung<br />

zu den übernatürlichen Mächten hergestellt werden, die direkten<br />

Einfluss auf das Leben der Menschen nahmen.<br />

Die Masken erschienen anlässlich des goli-Tanzes z.B. nach der Ernte, bei<br />

Empfängen, bei Bestattungszeremonien und in Zeiten der Gefahr.<br />

Insbesondere sollte der Büffel im goli-Tanz auch Tiere der Wildnis - wie<br />

Antilopen und Buschkühe, die das Gras von den Dächern der Hütten<br />

wegfrassen - vom Dorf fern halten.<br />

Diese Masken veranschaulichen in eindrücklicher Weise jene ästhetischen<br />

Konzeptionen, welche die Künstler der Avantgarde zu Beginn des 20. Jh.<br />

massgeblich zur Findung von neuen Wegen in der Formensprache verholfen<br />

haben - insbesondere zu der Simultandarstellung des Kubismus.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Vogel, Susan M. (1997). Baule. Yale: University Press.


163<br />

165<br />

162<br />

| 23


Afrikanische Kunst<br />

165<br />

| 24<br />

167<br />

BAULE MASKE<br />

Elfenbeinküste. H 90 cm.<br />

Provenienz:<br />

Schweizer Privatsammlung, Samedan.<br />

kple-ple genannte Büffelmaske.<br />

CHF 10 000.- / 12 000.-<br />

(€ 8 330.- / 10 000.-)


168<br />

BAULE MASKE<br />

Elfenbeinküste. H 112 cm.<br />

Provenienz:<br />

Schweizer Privatsammlung.<br />

kple-ple genannte Büffelmaske.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

| 25


Afrikanische Kunst<br />

169<br />

169<br />

BAULE MASKE<br />

Elfenbeinküste. H 79 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

goli-gli genannte Büffelmaske.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

170<br />

BAULE MASKE<br />

Elfenbeinküste. H 38,5 cm.<br />

Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />

kpan-pre genannte Maske<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

| 26<br />

170<br />

171<br />

BAULE FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 61 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Colon-Figuren belegen eindrücklich die Auseinandersetzung der<br />

Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts. Einheimische wurden damals freiwillig oder<br />

gezwungenermassen in den uniformierten Dienst der Kolonialherrschaft<br />

gestellt und galten in den Dörfern als besonders unangenehm bis<br />

gefährlich.<br />

Um das Gleichgewicht eines Dorfes wieder herzustellen und Spannungen<br />

abzubauen wurden daher mitunter möglichst detailgetreue Figuren angefertigt.<br />

Diese sollten dann entweder als humoristische Porträts Entspannung<br />

herbeiführen oder wurden auch rituell verwendet um Einfluss auf die Dargestellten<br />

zu nehmen.<br />

Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />

Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 830.-)


172 Abb. S. 104<br />

AGNI FIGURENPAAR<br />

Elfenbeinküste. H 30 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Reizendes Paar in berührender Zuneigung. Beschrieb siehe Lot 171.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

173<br />

BAULE FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 45,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

171<br />

Baule Figuren (Lot 173 - 176)<br />

Die Zuordnung der Baule-Figuren ist ausserhalb des gesellschaftlichen<br />

Kontexts und im Nachhinein schwierig.<br />

Allgemein wird der Verwendung nach zwischen symbolischen Partnern<br />

aus der „anderen Welt“ und Wahrsage-Figuren unterschieden, wobei die<br />

Grenze zwischen diesen Gruppen häufig fliessend war.<br />

Die liebevollen blolo bla- und blolo bian-Figuren gründen auf der Vorstellung,<br />

dass jeder Baule im Jenseits (blolo = andere Welt) einen spirituellen<br />

Partner, d.h. eine Ehefrau (bla) oder einen Ehemann (bian), hat und<br />

bestrebt sein muss, mit diesem in bester Beziehung zu leben. Gelingt ihm<br />

dies nicht, macht ihm sein Jenseits-Partner das Leben schwer.<br />

Die eher beopferten „Wahrsage-Figuren“ werden asye-usu genannt und<br />

stehen in Verbindung zu sämtlichen ungezähmten Dingen der Natur. Sie<br />

wurden bei rituellen Handlungen zur Erlangung der Aufmerksamkeit<br />

der Buschgeister eingesetzt. Diese omnipräsenten Wesen galt es stets zu<br />

besänftigen, auch weil sie als äusserst launisch galten und gelegentlich<br />

Besitz von Unvorsichtigen ergreifen konnten.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Vogel, Susan M. (1997). Baule. Yale: University Press.<br />

173<br />

| 27


Afrikanische Kunst<br />

175<br />

174<br />

BAULE FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 43 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1992).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

175<br />

BAULE FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 42 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1981).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

| 28<br />

174<br />

176<br />

BAULE FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 45 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich.<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot 173.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

176


177<br />

BAULE FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 30 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Seltene, aus mit feinem Relief versehenem Holz geschnitzte und mit<br />

Blattgold überzogene Prestigefigur eines Baule-Notabeln.<br />

„Ohne schöne Dinge können wir nicht leben“ - dieses Bekenntnis eines<br />

Baule könnte auch aus dem Munde eines westlichen Kunstliebhabers<br />

stammen. Sich mit reizvollen Objekten zu umgeben war den Baule in<br />

der Republik Elfenbeinküste ein ähnlich grundlegendes Anliegen wie<br />

westlichen Sammlern afrikanischer Kunst.<br />

Diese Lebensauffassung der Baule äusserte sich in fein gearbeiteten Ritualfiguren<br />

ebenso wie in liebevoll verzierten Gebrauchsgegenständen. Jeder<br />

Baule hatte einen spirituellen Partner im Jenseits - eine „Ehefrau“ (blolo<br />

bian) oder einen „Ehemann“ (blolo bla) - und musste bestrebt sein, mit<br />

diesem in bestem Einvernehmen zu leben. Wenn ihm dies nicht gelang,<br />

konnte ihn sein unzufriedener Jenseits-Partner in grosse Schwierigkeiten<br />

bringen.<br />

Als Teil eines über Generationen vererbten Familienschatzes wurde dieses<br />

Schauobjekt von Baule-Notabeln sorgfältig behütet und gelegentlich zu<br />

Ehren eines Mitgliedes der Gesellschaft öffentlich vorgezeigt.<br />

Weiterführende Literatur: Ross, Doran H. et al. (2008). Das Gold der<br />

Akan. Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />

CHF 6 000.- / 12 000.-<br />

(€ 5 000.- / 10 000.-)<br />

178 Abb. S. 31<br />

GURO FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 40 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Weibliche Figur, mi iri nä genannt, übersetzt: kleiner Holzmensch, die<br />

zwischen den Geistwesen und den Menschen vermittelt. Sie stellt weder<br />

ein Porträt noch eine Ahnenverehrung dar, sondern ist das Beiwerk eines<br />

Wahrsagers, dessen Anschaffung er zum Schutze seines Klienten verordnet<br />

hat.<br />

Weiterführende Literatur: Fischer, Eberhard / Homberger, Lorenz (1985).<br />

Die Kunst der Guro. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

179 Abb. S.103<br />

JIMINI ROLLENZUG<br />

Elfenbeinküste. H 15 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Webrollenhalter mit angeschnitztem, abstrahiertem Kopf. Der Rollenzug<br />

ist Bestandteil des Schmalband-Webstuhls. Er diente der Verankerung<br />

der Rolle, durch deren Mittelrille die Verbindungsschnur zweier sog.<br />

Litzenstäbe verlief, mit deren Hilfe man die Kettfäden heben und senken<br />

konnte.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 500.- / 1 000.-<br />

(€ 420.- / 830.-) 177<br />

| 29


Afrikanische Kunst<br />

180 Abb. S. 106<br />

DAN LÖFFEL<br />

Elfenbeinküste. H 46 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1981).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Figürlicher Prestige-Löffel mit einer länglichen Löffelschale, die den „mit<br />

Reis schwangeren Leib“ darstellt. Der Griff endet in realistisch gestalteten<br />

Beinen.<br />

Es handelt sich dabei um die materielle Erscheinungsform eines<br />

Hilfsgeistes für ranghohe gastgebende Frauen, welche damit anlässlich von<br />

Feierlichkeiten, rituell tanzend, symbolisch Essen verteilten.<br />

Es ist durchaus vorstellbar, dass eine Illustration im Buch „Primitive Negro<br />

Sculpture“ von Paul Guillaume (1925) Giacomettis Konzeption seiner<br />

Löffelfrau“ nachhaltig beeinflusst hat.<br />

Weiterführende Literatur: Fischer, Eberhard / Himmelheber, Hans (1976).<br />

Die Kunst der Dan. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

181<br />

GURO MASKE<br />

Elfenbeinküste. H 29,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Lorenz Eckert, Luzern.<br />

Galerie Fröhlich, Zürich.<br />

Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

Die vorliegende Maske stammt aus einem Ensemble, welches auch<br />

als „Familie“ bezeichnet wird und aus insgesamt drei Maskengestalten<br />

besteht: aus den gehörnten Tiergestalten zamble und zauli sowie der<br />

weiblichen gu mit menschlichen Zügen.<br />

Das Bruderpaar zamble und zauli war für die Schlichtung von Streitigkeiten<br />

in der Gemeinschaft zuständig. Ihrem Erscheinen folgte gewöhnlich<br />

der Auftritt von gu, welche meist als Ehefrau von zamble galt.<br />

Die gu genannte Maskengestalt mit der anmutigen Gesichtsmaske - Synonym<br />

für eine jugendliche Guro Schönheit - stellt der Legende nach ein<br />

gezähmtes Wesen der Wildnis dar, das einst von den Vorfahren mit Mühe<br />

gezähmt werden konnte.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Fischer, Eberhard / Himmelheber, Hans (2008). Guro. München: Prestel.<br />

CHF 3 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 920.- / 3 750.-)<br />

| 30<br />

182<br />

DAN FIGUR<br />

Elfenbeinküste. H 123 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Künzi, Oberdorf (1975).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Die Dan kennen Porträt-Figuren, meist von Lebenden, die auch den<br />

Namen des oder der Dargestellten tragen. Diese Figuren nennen sie lü mä<br />

(„Holzperson“).<br />

Vorliegende Figur ist zwar um einiges grösser als die typischen Skulpturen<br />

der Dan, aber es scheint sich, auch wegen mangelnder Alternativen, um<br />

eine Frauendarstellung dieses Typus zu handeln.<br />

Es würde sich demnach um die künstlerische Darstellung der Lieblingsfrau<br />

eines wohlhabenden Mannes handeln. Solche Porträtfiguren galten<br />

als wertvolle Prestigeobjekte und wurden den Dorfbewohnern mit grossem<br />

Stolz vorgeführt.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Fischer, Eberhard (1976). Die Kunst der Dan. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />

183 Abb. S. 106<br />

GUÉRÉ MASKE<br />

Elfenbeinküste. H 32 cm.<br />

Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />

Die Guéré-Maskengestalten hatten nebst ihrem Unterhaltungswert auch<br />

eine ernsthafte soziale Funktion, z.B. als Friedensstifter-, Richter- oder<br />

„Polizeimasken“.<br />

Die Kombination von anthropo- und zoomorphen Gesichtszügen, die<br />

kraftgeladenen Zusätze sowie die mehrschichtige, polychrome und stellenweise<br />

verkrustete Patina verleiht dieser Maske eine besonders eindrückliche<br />

Ausdruckskraft.<br />

Weiterführende Literatur: Himmelheber Hans (1997).<br />

Masken der Wè und Dan. Elfenbeinküste. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

184<br />

BETE MASKE<br />

Elfenbeinküste. H 33 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Die in der südwestlichen Elfenbeinküste angesiedelten Bete sind bekannt<br />

für ihre kraftvollen, anthropomorphen und aggressiv anmutenden<br />

Kriegermasken. Diese sind mit stilisierten Hauern versehen die auch als<br />

Kieferklauen einer Spinne interpretiert werden.<br />

Diese Masken dienten einst dazu, die Männer auf den Krieg vorzubereiten<br />

später traten sie aber bei den unterschiedlichsten Anlässen<br />

auf: So konnten sie beispielsweise bei zeremoniellen Festlichkeiten<br />

wie an Gedenkfeiern zu Ehren einer bedeutenden Persönlichkeit, bei<br />

Gerichtsverhandlungen oder auch einfach zur Unterhaltung des Dorfes in<br />

Erscheinung treten.<br />

Weiterführende Literatur: Verger-Fèvre, Marie-Noël: Côte d’Ivoire:<br />

Masques du pays Wé , in: Tribal. Le magazine de l’art tribal. Nr. 9/2005.<br />

Bruxelles: Primedia s.p.r.l.<br />

CHF 3 000.- / 4 000.-<br />

(€ 2 500.- / 3 330.-)


181<br />

178<br />

184<br />

182<br />

| 31


Afrikanische Kunst<br />

185 Abb. S. 35<br />

BAULE ANHÄNGER<br />

Elfenbeinküste. H 7,5 cm, B 5,5 cm. Goldlegierung ca. 8,5 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 186.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

186 Abb. S. 34<br />

AKAN COLLIER<br />

Elfenbeinküste. L 73 cm. Goldlegierungen in verschiedenen Feingehalten.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Kaiserstuhl.<br />

Dargestellt sind hier Miniaturen von Schilden die gleichzeitig auch Türen.<br />

sind. Auf der Brust getragen, beschützen sie die Besitzerin, die sich je<br />

nach Lage auch dem Gegenüber öffnen oder verschliessen kann.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

187 Abb. S. 34<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (Flechtkorb)<br />

Elfenbeinküste. B 6 cm. Goldlegierung ca. 10 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

188 Abb. S. 34<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (Flechtkorb)<br />

Elfenbeinküste. Ø 8,3 cm. Goldlegierung, ca. 10 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

189 Abb. S. 34<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (wohl ein abstrahierter Käfer)<br />

Elfenbeinküste. B 9 cm. Goldlegierung, ca. 7 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

190 Abb. S. 34<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (abstrahierter Käfer)<br />

Elfenbeinküste. B 6,5 cm. Goldlegierung, ca. 8 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

| 32<br />

191 Abb. S. 34<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (abstrahierter Käfer)<br />

Elfenbeinküste. B 7 cm. Goldlegierung ca. 5 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

192 Abb. S. 35<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER<br />

Elfenbeinküste. Ø 9 cm. Goldlegierung ca. 6,5 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Dargestellt ist hier vermutlich ein gesättigtes Krokodil das einen Wels verschlingt,<br />

passend zum Sprichwort „Was auch der Wels verschlingt, es ist<br />

zum Nutzen seines Meisters (des Krokodils)“ - sinngemäss: „Wenn es dem<br />

einzelnen wohl ergeht, so ist dies auch zum Nutzen des Herrschers und<br />

der ganzen Gemeinschaft“.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

193 Abb. S. 33<br />

AKAN SCHMUCKSCHEIBE<br />

Elfenbeinküste. Ø 8 cm. Goldlegierung ca. 6,5 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 192.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

194* Abb. S. 35<br />

AKAN COLLIER<br />

Elfenbeinküste. L 69 cm. Goldlegierungen in verschiedenen Feingehalten.<br />

Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 186.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

195* Abb. S. 35<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (zwei Fischschwänze)<br />

Elfenbeinküste. H 8 cm. Goldlegierung, ca. 5 Karat.<br />

Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

196 Abb. S. 33<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (zwei Fischschwänze)<br />

Elfenbeinküste. B 8,2 cm. Goldlegierung, ca. 10 Karat.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)


197 Abb. S. 33<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (abstrahierter Krebs)<br />

Elfenbeinküste. B 12 cm. Goldlegierung, ca. 9 kt.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

198 Abb. S. 33<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER<br />

Elfenbeinküste. H 6,5 cm. Goldlegierung, ca. 7 kt.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Dargestellt ist ein abstrahierter Widderkopf, passend zum Sprichwort<br />

„Meine Kraft ist in meinen Hörnern“. Die Trägerin dieses Haarschmucks<br />

vergleicht sich dabei mit dem Widder und nimmt so dessen Attribute wie<br />

Kraft, Intelligenz und Weisheit für sich in Anspruch.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

199 Abb. S. 34<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER<br />

Elfenbeinküste. H 10 cm. Goldlegierung, ca. 6 kt.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Hier passt sicherlich das Sprichwort „Was auch der Wels verschlingt, es<br />

ist zum Nutzen seines Meisters (des Krokodils)“ - sinngemäss: „Wenn es<br />

dem einzelnen wohl ergeht, so ist dies auch zum Nutzen des Herrschers<br />

und der ganzen Gemeinschaft“<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

200 Abb. S. 35<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (idealisiertes Ahnen-Porträt)<br />

Elfenbeinküste. H 8,5 cm. Goldlegierung, ca. 6 kt.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

201 Abb. S. 35<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (Bananen-Messer)<br />

Elfenbeinküste. H 10,5 cm, B 7,5 cm. Goldlegierung ca. 5 kt.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

202 Abb. S. 35<br />

AKAN SCHMUCKANHÄNGER (idealisiertes Ahnen-Porträt)<br />

Elfenbeinküste. H 11 cm. Goldlegierung, ca. 7 kt.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

Goldschmuck der Akan-Völker aus Ghana und Côte d‘Ivoire.<br />

(Lot 185 - 202)<br />

Dem wertvollen Edelmetall der ehemaligen „Goldküste“ Afrikas galt<br />

Jahrhunderte lang das Interesse und Verlangen der afrikanischen und<br />

europäischen Kaufleute. Durch den Handel stiegen mächtige Staaten<br />

auf, deren Reichtum und Fertigkeit in der Goldverarbeitung zur Legende<br />

wurden.<br />

So entstanden an den Königshöfen der Akan meisterhafte<br />

Schmuckstücke in hoch entwickelten Herstellungsverfahren, v.a. aber<br />

im Wachsausschmelzverfahren. Noch heute dient der Goldschmuck<br />

als Zeichen von Rang und Zugehörigkeit bei selbst darstellenden<br />

Festlichkeiten der königlichen Familien.<br />

Die dargestellten Motive, weisen stets auf Personen, Tiere oder<br />

Gegenstände hin, die allegorisch für lobenswerte Eigenschaften und<br />

Sinnsprüche stehen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Ross, Doran und Eisner, Georg (2008). Das Gold der Akan.<br />

Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />

198<br />

196<br />

197<br />

| 33


Afrikanische Kunst<br />

190<br />

| 34<br />

186<br />

189<br />

191<br />

199<br />

188<br />

187


200<br />

202<br />

192<br />

201<br />

193<br />

194<br />

195<br />

| 35<br />

185


Afrikanische Kunst<br />

203<br />

Komaland Figuren (Lot 203 - 208)<br />

Karl-Ferdinand Schädler beschrieb die Neu-Entdeckung dieser Kultur<br />

1987 wie folgt: „Manche von ihnen sehen aus, als kämen sie von den<br />

Bandiagara-Schluchten und wären Produkte der Dogon. Doch das sind<br />

nur wenige. Die meisten dieser Terrakotten einer Kultur, von der man<br />

nichts weiss, sehen eher aus als kämen sie aus Somarzo oder als seien sie<br />

der Phantasiewelt eines Hieronymus Bosch entsprungen: Köpfe, deren<br />

Hirnschalen spitz zulaufen oder die umgekehrt becherförmig ausgehöhlt<br />

sind, mit brillenartigen Augen oder mit Ohren, die zwei Henkeln gleich,<br />

am Hinterkopf angebracht sind. Münder, die sich von irgendeinem<br />

Gesicht getrennt, mit anderen Mündern zu einem neuen „für sich sprechenden“<br />

Wesen vereinigen; umgekehrt wiederum Gesichter, die sich<br />

ebenfalls mit anderen zusammengeschlossen haben und - mit Armen und<br />

Beinen versehen - nun direkt aus der Unterwelt zu kommen scheinen.<br />

Es scheint müssig, darüber zu rätseln, welcher Gedanken- und Ideenwelt<br />

diese Figuren, Köpfe und Objekte entsprungen sind - ob sie als<br />

Grabbeigaben, Ahnen- oder Kultfiguren geformt wurden. Vielleicht ist<br />

es sogar beruhigend zu wissen, dass nicht jedes neu entdeckte Geheimnis<br />

in Afrika auch gleich zu lüften ist, dass - wenigstens für einige Zeit - eine<br />

Kultur nicht wie ein Leichnam seziert werden kann: weil weder mündliche<br />

Überlieferungen noch archäologische Nebenprodukte irgendwelche<br />

Hinweise geben.<br />

Statt dessen sollte man sich vielleicht damit begnügen, zum einen die<br />

Ingeniosität der Gestaltung und zum anderen den kraftvollen expressiven<br />

Ausdruck zu bewundern, der diesen Plastiken innewohnt. Dabei scheint<br />

es sich, urteilt man nach diesen beiden Kriterien und nach dem äusseren<br />

Erscheinungsbild der Objekte, um verschiedene Stilrichtungen, wenn<br />

nicht sogar um verschiedene Kulturen zu handeln, die entweder einander<br />

gefolgt sind oder aber - was immerhin auch möglich scheint - völlig unabhängig<br />

nacheinander in derselben Gegend entstanden sind.<br />

Eine der Stilrichtungen zeigt einen manieristischen Charakter, die<br />

bewusst verschobenen Gesichtszüge, die den Figuren, meist sitzende<br />

Gestalten mit Halsketten, Würdezeichen oder Oberarmmessern, häufig<br />

einen unheimlichen, transzendentalen, teilweise auch malignen Ausdruck<br />

verleihen - Fürsten einer anderen Welt. Wie bei vielen der offenbar singulär<br />

gestalteten Köpfe, die in einem meist spitz zulaufenden Hals enden,<br />

sind auch häufig die Köpfe der Figuren becherförmig ausgehöhlt. Die<br />

Hände ruhen meist auf den Knien (gelegentlich ganz unmotiviert auf einer<br />

der Schultern) und die Geschlechtsteile - der Grossteil ist männlich - sind<br />

| 36<br />

häufig übergross und deutlich modelliert. Die einzeln gearbeiteten Köpfe<br />

sind dabei in der Regel viel grösser gestaltet als die Figuren; sie sind meist<br />

auch gröber in der Ausführung und im Stil viel urtümlicher und direkter.<br />

Eine andere Stilrichtung, die sich vor allem in den Köpfen von theriomorphen<br />

Wesen ausdrückt, zeigt häufig einen weit aufgerissenen, offenbar<br />

schreienden Mund und erinnert dann an gotische Wasserspeier. Ein<br />

besonderes Augenmerk müssen die Leute dieser Kultur janusförmigen<br />

Köpfen und darüber hinaus mehrköpfigen Wesen gewidmet haben. Die<br />

ersteren, als Einzelskulpturen konzipiert, erhalten durch die konisch<br />

zulaufenden Köpfe manchmal einen phallischen Charakter (sie verlaufen<br />

unten auch gerade, nicht konisch wie die „Hohlköpfe“, die um die Gräber<br />

herum gesteckt gefunden wurden). Die letzteren, mehrköpfigen Wesen<br />

haben, wie die janusförmigen Einzelköpfe, gleichfalls konisch zulaufende<br />

Spitzköpfe; der Körper ist bei diesen, von denen man bis zu vier<br />

Persönlichkeiten in einer Skulptur wiedergegeben finden kann, jedoch<br />

ganz rudimentär als rechteckiger Block geformt, mit nur angedeuteten<br />

Gliedmassen und Geschlechtsteilen.<br />

Was wird aus diesem Gebiet im Norden Ghanas, das heute die Koma<br />

(auch Komba, Konkomba, Bekpokpak etc.) bewohnen, noch ans<br />

Tageslicht kommen? War die Siedlung, aus der die Funde stammen, ebenfalls<br />

ein Umschlagplatz für Waren - Kolanüsse von der Küste, Gold, Salz,<br />

europäische Güter usw. -, wie Salaga zu Ende des vorigen Jahrhunderts,<br />

das auf dem Weg zur Küste liegt, oder wie Kong, Bondoukou und das<br />

heute nicht mehr existente Begho im Westen? Der rege Warenaustausch<br />

zwischen Küste und Nigerbogen, der vermutlich um 1500 wenn nicht<br />

schon viel früher einsetzte, als die Mossi-Staaten durch Reiterheere aus<br />

dem (heutigen) Ghana gegründet wurden, mag sehr wohl seinen Weg<br />

über dieses Gebiet genommen und die ökonomische Basis für diese ungewöhnliche<br />

Kultur gebildet haben. Eine Kultur, die uns hoffentlich noch<br />

viele Kunstwerke offenbart - und uns hoffentlich auch noch viele Rätsel<br />

aufgibt!“<br />

Aus: Archäologische Funde aus Komaland. Zürich: Galerie Walu (1987).<br />

Weiterführende Literatur: Schaedler, Karl-Ferdinand (1997).<br />

Erde und Erz. München: Panterra Verlag.


208<br />

| 37


Afrikanische Kunst<br />

204<br />

203 Abb. S. 36<br />

KOMALAND KOPF<br />

Ghana. H 8 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1987).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 600 Jahre.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

204<br />

KOMALAND FIGUR<br />

Ghana. H 25 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1987).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 400 Jahre.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

| 38<br />

205<br />

205<br />

KOMALAND FIGUR<br />

Ghana. H 28 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1987).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

Schaedler, Karl-Ferdinand (1989).<br />

Afrika. Maske und Skulptur. Olten: Walter-Verlag. Abb. 88.<br />

Ausgestellt: Historisches Museum Olten, 1989.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 600 Jahre.<br />

CHF 4 000.- / 8 000.-<br />

(€ 3 330.- / 6 670.-)


206<br />

KOMALAND FIGUR<br />

Ghana. H 25 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1987).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 400 Jahre.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

207<br />

KOMALAND FIGUR<br />

Ghana. H 33,5 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1987).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 500 Jahre.<br />

CHF 10 000.- / 20 000.-<br />

(€ 8 330.- / 16 670.-)<br />

206<br />

208 Abb. S. 37<br />

KOMALAND FIGUR<br />

Ghana. H 36,5 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1987).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

- Schädler, Karl-Ferdinand / David, René & Denise (1987).<br />

Archäologische Funde aus Komaland. Zürich: Galerie Walu. Nr. 759.<br />

- Schaedler, Karl-Ferdinand (1989). Afrika. Maske und Skulptur.<br />

Olten: Walter-Verlag. Abb. 88.<br />

Ausgestellt: Historisches Museum Olten, 1989.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 700 Jahre.<br />

CHF 10 000.- / 20 000.-<br />

(€ 8 330.- / 16 670.-)<br />

207<br />

| 39


Afrikanische Kunst<br />

214<br />

209<br />

ASANTE SITZ<br />

Ghana. H 42 cm, B 28,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Die den ranghohen Notabeln vorbehaltenen Sitze sind bis heute Symbol<br />

von Würde und Macht.<br />

Zwischen Besitzer und Sitz besteht eine ganz besondere Intimität: Die<br />

Asante-Weisheit besagt, dass es zwischen ihnen keine Geheimnisse gibt.<br />

Die Sitze werden von Hinterbliebenen so lange als Memorabilien aufbewahrt<br />

bis sich niemand mehr an die einstigen Besitzer erinnern kann.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Bocola, Sandro (1994). Afrikanische Sitze. München, Prestel.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

210<br />

ASANTE SITZ<br />

Ghana. H 43 cm, B 33 cm.<br />

Provenienz und Beschrieb siehe Lot 209.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

211<br />

ASANTE SITZ<br />

Ghana. H 65 cm, B 32 cm.<br />

Die eindrückliche Flugzeugdarstellung belegt die Auseinandersetzung<br />

der lokalen Bevölkerung mit den technischen Errungenschaften der<br />

englischen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts.<br />

Provenienz und Beschrieb siehe Lot 209.<br />

CHF 800.- / 1 200.-<br />

(€ 670.- / 1 000.-)<br />

| 40<br />

212 Abb. S. 105<br />

ASANTE WASSERGEFÄSS<br />

Nigeria. H 21 cm. Terrakotta.<br />

CHF 100.- / 200.-<br />

(€ 80.- / 170.-)<br />

213 keine Abb.<br />

ASANTE GOLDGEWICHT<br />

Ghana. L 9 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Die Gewichte der Akan Völker, welche im Wachsausschmelzverfahren<br />

hergestellt wurden, waren von etwa 1400 bis 1900 in Gebrauch und verdanken<br />

ihren Namen nicht ihrem Material, sondern ihrer Funktion; dem<br />

Abwiegen von Goldstaub, der früheren Währung der Goldküste.<br />

Die ersten Goldgewichte der Akan besassen geometrische Formen, im<br />

Laufe des 16. Jahrhundert, wenn nicht schon früher, stiessen figürliche<br />

Gewichte dazu. Diese Gewichte waren weiterhin für den praktischen<br />

Gebrauch gedacht. Darüber hinaus stellten diese Prestigegewichte<br />

Sprichwörter der Akan dar.<br />

Zu sehen ist hier ein Krokodil das einen Wels verschlingt. Dazu passt<br />

sicherlich das Sprichwort „Was auch der Wels verschlingt, es ist zum<br />

Nutzen seines Meisters (des Krokodils)“ - sinngemäss: „Wenn es dem einzelnen<br />

wohlergeht, so ist dies auch zum Nutzen des Herrschers und der<br />

ganzen Gemeinschaft“.<br />

CHF 200.- / 300.-<br />

(€ 170.- / 250.-)<br />

214<br />

10 AKAN GOLDGEWICHTE<br />

Ghana und Elfenbeinküste. B 5 bis 10 cm. Gelbguss.<br />

Provenienz:<br />

Christie’s Paris, Juni 2006.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

Beschrieb siehe Lot 213.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-)


210<br />

211<br />

209<br />

| 41


Afrikanische Kunst<br />

Akan Regalia (Lot 215 - 237)<br />

Dem wertvollen Edelmetall der ehemaligen „Goldküste“ Afrikas galt Jahrhunderte<br />

lang das Interesse und Verlangen der afrikanischen und europäischen<br />

Kaufleute.<br />

Durch den Handel stiegen mächtige Staaten auf, deren Reichtum und<br />

Fertigkeit in der Goldverarbeitung zur Legende wurden.<br />

So entstanden an den Königshöfen der Akan meisterhafte Schmuckstücke<br />

in hoch entwickelten Herstellungsverfahren, v.a. aber im Wachsausschmelzverfahren.<br />

Noch heute dient der Goldschmuck als Zeichen von Rang und Zugehörigkeit<br />

bei selbst darstellenden Festlichkeiten der königlichen Familien.<br />

Die starke Aussagekraft dieser Unikate spiegelt die reiche Metaphorik der<br />

Akan wider und gründet auf der Tradition der hoch geschätzten Redekunst.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Ross, Doran / Eisner, Georg (2008). Das Gold der Akan.<br />

Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />

215<br />

AKAN SCHMUCKSTÜCK<br />

Ghana und Elfenbeinküste. H 4,5 cm. Goldlegierung ca. 9,5 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 216.<br />

CHF 500.- / 700.-<br />

(€ 420.- / 580.-)<br />

216<br />

AKAN SCHMUCKSTÜCK<br />

Ghana und Elfenbeinküste. H 4,5 cm. Goldlegierung ca. 12 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Dieses königliche Collierteil stellt wohl ein Insektenkokon dar, welcher<br />

sich allegorisch auf die Geheimnisse der Natur und die Schwierigkeit<br />

diese zu entschlüsseln, bezieht. Beim Kokon stellt sich die Frage, ob der<br />

Kokon von aussen oder von innen gebaut wurde. Letztlich kann diese<br />

Frage nur durch sorgfältiges Beobachten und Nachdenken beantwortet<br />

werden.<br />

CHF 500.- / 700.-<br />

(€ 420.- / 580.-)<br />

217<br />

ASANTE ANHÄNGER<br />

Ghana. H 4,5 cm, B 3,5 cm. Goldlegierung ca. 23 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Die dargestellten Motive, hier ein Skorpion, weisen stets auf Personen,<br />

Tiere oder Gegenstände hin. Sie stehen für lobenswerte Eigenschaften<br />

und Sinnsprüche wie z.B. „Wenn der braune Skorpion das Kind einer<br />

Mutter sticht, dauert der Schmerz bis der Herd kalt ist.“<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

| 42<br />

218<br />

ASANTE COLLIER<br />

Ghana. L 44 cm. Goldlegierungen in verschiedenen Feingehalten.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu. Zürich (1982).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot 219.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

219<br />

ASANTE COLLIER<br />

Ghana. L 73 cm. Goldlegierungen in verschiedenen Feingehalten.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Dieses königliche Collier entstand nach und nach durch Hinzufügen von<br />

Schmuckperlen die der Besitzerin über die Jahre zukamen. Die geometrischen<br />

Motive der kunstvoll gearbeiteten Perlen stellen allegorisch Ideen<br />

und Gegenständen aus der Symbolwelt der Asante dar.<br />

CHF 3 500.- / 4 500.-<br />

(€ 2 920.- / 3 750.-)<br />

220<br />

ASANTE COLLIER<br />

Ghana. Collier: L 112 cm. Anhänger: B 10,5 cm. Goldlegierung ca. 9 kt.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Das Collier wurde als Zeichen von Rang und Zugehörigkeit der königlichen<br />

Familien bei den Festlichkeiten getragen. Der zentrale Anhänger ist<br />

ein Sonnensymbol und steht allegorisch auch für die strahlende Seele des<br />

Asantehene (Regent der Asante). Es soll die Träger beschützen.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

221<br />

ASANTE FINGERRING<br />

Ghana. Ringmass: 62. H 5 cm. Goldlegierung in tiefem Feingehalt.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1989).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 900.- / 1 800.-<br />

(€ 750.- / 1 500.-)<br />

222<br />

ASANTE FINGERRING<br />

Ghana. Ringmass: 63. H 5,8 cm. Goldlegierung ca. 4,5 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Dieser königliche Fingerring zeigt das Nest eines Webervogels. Das<br />

Motiv bezieht sich allegorisch auf die Geheimnisse der Natur und die<br />

Schwierigkeit, diese zu entschlüsseln. Beim Webervogel stellt sich die<br />

Frage, ob er zuerst sein Nest webt und dann hineinschlüpft oder ob er es<br />

um sich herum baut. Letztlich kann auf diese Frage nur durch sorgfältiges<br />

Beobachten und Nachdenken geantwortet werden.<br />

CHF 600.- / 1 200.-<br />

(€ 500.- / 1 000.-)


223<br />

215<br />

220<br />

216<br />

218<br />

222<br />

219<br />

217<br />

221<br />

| 43


Afrikanische Kunst<br />

223* Abb. S. 43<br />

ASANTE FINGERRING<br />

Ghana. Ringmass: 54 cm. H ,5 cm. Goldlegierung, ca. 11 Karat.<br />

Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />

Das dargestellte Motiv, eine Schildkröte mit einem Gewehr und einer<br />

Muschel auf dem Rücken, steht für positive Eigenschaften wie z.B. Alter<br />

(Schildkröte) , Kraft (Gewehr) und Reichtum (Muschelgeld). Auch<br />

das Sprichwort „Wenn es nur wegen der Schildkröte wäre, würde die<br />

Pistole nicht in den Wald schiessen.“ kann zitiert werden. Hier wird die<br />

Schildkröte (allegorisch der Asantehene, der Regent der Asante) als<br />

friedvolles Tier verstanden. In diesem Kontext werden die wohlwollenden<br />

Absichten des Königs ausgedrückt, der mit Ruhe und Kraft den Reichtum<br />

des Volkes steuert.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

224<br />

ASANTE FINGERRING<br />

Ghana. Ringmass: 58. H 4 cm. Wels: L 4,5 cm. Goldlegierung, ca. 7 kt.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1981).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Die dargestellten Motive weisen stets auf Personen, Tiere oder<br />

Gegenstände hin. Der Wels steht für lobenswerte Eigenschaften und<br />

Sinnsprüche wie z.B. „Was auch der Wels verschlingt, es ist zum Nutzen<br />

seines Meisters (des Krokodils)“ - sinngemäss: „Wenn es dem einzelnen<br />

wohl ergeht, so ist dies auch zum Nutzen des Herrschers und der ganzen<br />

Gemeinschaft“<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

225<br />

ASANTE ARMREIF<br />

Ghana. H 9,5 cm. Ø innen 5,8 cm. Goldlegierung ca. 8,5 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Der benfra genannte Armreif wird von Regenten traditionell am linken<br />

Arm getragen. Die Insigne verweist auf Abstammung und Rang des<br />

Trägers, der dem Glauben nach durch die Kraft des Schmuckes vor<br />

negativen Kräften geschützt ist.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

226<br />

ASANTE PEKTORAL<br />

Ghana. Ø 12 cm. Goldlegierung ca. 7 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 180 Jahre.<br />

Pektorale wurden als Zeichen von Rang und Zugehörigkeit der<br />

königlichen Familien bei den Festlichkeiten getragen. Sie zeichnen<br />

Würdenträger aus und werden auch Seelenscheiben genannt. Das<br />

Sonnensymbol steht allegorisch auch für die strahlende Seele des<br />

Asantehene (Regent der Asante) und soll die Träger beschützen.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

| 44<br />

227<br />

ASANTE PEKTORAL<br />

Ghana. Ø 16 cm. Goldlegierung ca. 18 Karat.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 226.<br />

CHF 2 500.- / 3 500.-<br />

(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />

228<br />

ASANTE SCHWERTEMBLEM<br />

Ghana. H 17,5 cm. Kupfer-Zink Legierung mit Oberflächenvergoldung.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Das dargestellte Motiv, ein Huhn mit Küken, steht für einen Sinnspruch<br />

wie z.B. „Die Henne kann möglicherweise auf ihre Kücken treten, was<br />

diese aber nicht töten wird.“ Das Huhn ist allegorisch der Asantehene<br />

(Regent der Asante).<br />

Beschrieb siehe Lot 231.<br />

CHF 10 000.- / 20 000.-<br />

(€ 12 500.- / 16 670.-)<br />

229<br />

ASANTE SCHWERTEMBLEM<br />

Ghana. L 13,5 cm. Goldlegierung, ca. 9 Karat.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Das dargestellte Motiv, hier eine Schildkröte mit einem Insekt auf dem<br />

Panzer, steht für einen Sinnspruch wie z.B. ,,Die Mücke kriegt nichts,<br />

wenn sie auf dem Rücken der Schildkröte speisen will.“ Mit dieser<br />

Symbolik wird der Wert von Weisheit, Wissen und Erfahrung in seiner<br />

Umkehrung verdeutlicht. Die Mücke versucht durch den Panzer der<br />

Schildkröte Blut zu saugen; ein gutes Beispiel für Dummheit und Mangel<br />

an Erfahrung.<br />

Beschrieb siehe Lot 231.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

230 Abb. S. 105<br />

2 ASANTE KÄMME<br />

Ghana. H 23 cm und 34 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Prestige-Kämme waren ein beliebter Haarschmuck der gut situierten,<br />

begehrten Asante-Frauen sowie auch geschätzte Geschenke, um<br />

Beziehungen und Freundschaften zu vertiefen.<br />

Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />

The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)


226<br />

225<br />

228<br />

229<br />

227<br />

224<br />

| 45


Afrikanische Kunst<br />

234<br />

| 46<br />

231 Abb. S. 105<br />

ASANTE SCHWERTGRIFF<br />

Ghana. H 23,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1980).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Die afena genannten Staatsschwerter der Akan gehören zu den wichtigsten<br />

Regalien am Hof. Sie treten als die Prestige-Objekte schlechthin bei<br />

diversen offiziellen Anlässen in Erscheinung, beispielsweise auch anlässlich<br />

der Inthronisation eines neuen Regenten oder während der Reinigungs-<br />

Zeremonien.<br />

Zeremonialschwerter mit Symbolcharakter demonstrieren die Macht<br />

und den Wohlstand des Asantehene (Regent der Asante). Sie werden von<br />

seinen Schwertträgern vorgeführt und dokumentieren gleichzeitig den<br />

Status und Rang seines Trägers.<br />

Nimmt ein König z.B. an einer Prozession teil, wird er von zahlreichen<br />

Schwertträgern begleitet, wobei sie als Zeichen ihrer Treue die Klinge des<br />

Schwertes in ihre Hand nehmen und den Knauf zum König hin richten.<br />

Der König selbst hält in der rechten Hand ein kleines Schwert, welches<br />

ihm als Tanzstab und symbolische Waffe dient.<br />

Weiterführende Literatur: Ross, Doran und Eisner, Georg (2008). Das<br />

Gold der Akan. Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

232 Abb. S. 105<br />

ASANTE FIGUR<br />

Ghana. H 24 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1980).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Seltene, aus mehreren Teilen zusammengefügte Schreinfigur mit auffällig<br />

übergrossen Händen, Interssant ist dass hier die ursprünglich Vergoldung<br />

von einer rituell angebrachten Opferkruste überdeckt ist.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977). The Arts of Ghana.<br />

Los Angeles: University of California.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

233 keine Abb.<br />

ASANTE SCHWERT<br />

Ghana. L 54 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1985).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot 231.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)


234<br />

ASANTE SCHWERT<br />

Ghana. H 126 cm.<br />

Provenienz: Galerie Walu. Zürich.<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Der Griff zeigt eine Hand die eine Schlange umklammert. Ein Sprichwort<br />

dazu lautet „Die schwarze Kobra wird auch dann gefürchtet, wenn sie<br />

keine bösen Absichten hat“, was sich mit „Sei immer auf der Hut“ interpretieren<br />

lässt.<br />

Beschrieb siehe Lot 231.<br />

CHF 1 500.- / 3 000.-<br />

(€ 1 250.- / 2 500.-)<br />

235<br />

ASANTE STABOBERTEIL<br />

Ghana. H 16 cm.<br />

Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1988).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot 237.<br />

CHF 800.- / 1 200.-<br />

(€ 670.- / 1 000.-)<br />

236 Abb. S. 105<br />

ASANTE SPRECHERSTAB<br />

Ghana. H 160 cm.<br />

Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Die thronende Figur, ein Machthaber der Asante, zeigt mit einer Hand<br />

auf ihr Auge und mit der anderen auf ihr Ohr. Damit einher geht der<br />

Sinnspruch ,,Hast du nicht gesehen bzw. gehört?“ oder auch „Nicht alles<br />

was du hörst, kannst du auch sehen“.<br />

Beschrieb siehe Lot 237.<br />

CHF 6 000.- / 12 000.-<br />

(€ 5 000.- / 10 000.-)<br />

237 Abb. S. 105<br />

ASANTE SPRECHERSTAB<br />

Ghana. H 148 cm.<br />

Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1981).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

„Ein Sprecher macht des Häuptlings Worte süss.“ (Asante-Sprichwort).<br />

Die okyeame genannten Sprecher und Berater der Regenten tragen als<br />

Amtszeichen einen aus Holz geschnitzten und mit Goldblech überzogenen<br />

Würdestab, an dessen Ende oftmals figürliche Darstellungen auf Sprichwörter<br />

hinweisen.<br />

Die Verwendung dieser Amtszeichen geht auf das 17. Jahrhundert zurück.<br />

Es entwickelte sich damals - inspiriert durch die Stöcke mit Knauf,<br />

welche die europäischen Kaufleute mit sich trugen - der Brauch, dass<br />

Boten und Gesandte des Asante-Königs solche Stäbe als Zeichen ihrer<br />

Vollmacht mit sich trugen.<br />

Weiterführende Literatur: Ross, Doran und Eisner, Georg (2008). Das<br />

Gold der Akan. Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-) 236<br />

235<br />

| 47


Afrikanische Kunst<br />

238<br />

238<br />

ASANTE KOPF<br />

Ghana. H 20 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1989).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 220 Jahre.<br />

Aufgrund der Grösse und des Erhaltungszustandes besonders wertvoller<br />

Porträtkopf mit edlem Gesicht und schmuckvoller Frisur.<br />

Die idealisierten Porträts der Verstorbenen aus gebranntem Ton wurden<br />

von Frauen gefertigt, denen das Handwerk mit Keramik vorbehalten war.<br />

Sie wurden zur Erinnerung an Vorfahren und als materialisierte<br />

Verbindung zwischen Dies- und Jenseits in gesonderten Hainen aufgestellt<br />

und dort so lange zeremoniell verehrt, bis niemand sich an die<br />

Dargestellten mehr erinnern konnte.<br />

Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />

The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />

| 48<br />

239<br />

239<br />

ASANTE KOPF<br />

Ghana. H 24 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1989).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 200 Jahre.<br />

Beschrieb siehe Lot 238.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)


240<br />

ASANTE FIGUR<br />

Ghana. H 31,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 246.<br />

CHF 3 000.- / 4 000.-<br />

(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />

241 Abb. S. 104<br />

ASANTE FIGUR<br />

Ghana. H 57 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 253.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

240 242 243<br />

242<br />

FANTE FIGUR<br />

Ghana. H 40 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Mit dem zentralen Thema der Mutterschaft eng verbunden sind die Ernährung,<br />

die Familie sowie das Fortbestehen des Clans oder des Staates.<br />

Vorliegende Skulptur wurde in diesem Zusammenhang in einem Schrein<br />

rituell verehrt und beopfert.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

243<br />

FANTE FIGUR<br />

Ghana. H 58 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 242.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

| 49


Afrikanische Kunst<br />

244 Abb. S. 105<br />

AGNI FIGUR<br />

Ghana. H 30 cm.<br />

Provenienz: deutsche Privatsammlung, Konstanz.<br />

Mutter-Kind-Darstellung zur Ehrung einer Urahnin der königlichen Linie.<br />

Mit dem zentralen Thema der Mutterschaft eng verbunden sind die<br />

Ernährung, die Familie sowie das Fortbestehen des Clans sowie des Staates.<br />

Die Skulptur wurde in diesem Zusammenhang in einem Schrein rituell<br />

verehrt und beopfert.<br />

Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />

The Arts of Ghana. Los Angeles, University of California.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

245<br />

FANTE FIGURENPAAR<br />

Ghana. H 44 cm und 53 cm.<br />

Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1985).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Vermutlich eine Ahnendarstellung und damit ein Symbol der Gemeinschafts-<br />

Kontinuität über die weibliche Linie. Frauen sollen idealerweise stark und<br />

mit der Erde verwurzelt aufrecht im Leben stehen.<br />

Solche Darstellungen dienten als Anschauungsmittel während der<br />

Initiation von Jugendlichen und danach vor allem als Gunst spendende<br />

Begleiter im täglichen Leben.<br />

Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />

The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

246<br />

FANTE FIGUR<br />

Ghana. H 39 cm.<br />

Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1982).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

akua-ba-Figuren wurden von Frauen verehrt, damit ihr Kinderwunsch in<br />

Erfüllung ging. Sie wurden in Schreinen gepflegt und im Wickelkleid auf<br />

dem Rücken getragen.<br />

Dieser Brauch geht auf eine Akan-Sage zurück, in der ein Priester der<br />

unfruchtbaren jungen Frau namens Akua verordnete, sich ein hölzernes<br />

Kind (ba) schnitzen zu lassen, damit ihr Kinderwunsch in Erfüllung gehe.<br />

Sie solle diese Puppe pflegen, als wäre es ihr wahrhaftiges Kind, empfahl<br />

er weiter, was Akua auch befolgte. Das nicht vermeidbare Gespött der<br />

Dorfbewohner war von kurzer Dauer, denn sie gebar kurz darauf eine<br />

wunderschöne Tochter.<br />

| 50<br />

Nach einer Geburt wird die Figur von der Besitzerin weiter gepflegt und<br />

schliesslich vererbt. Die Figur ist folglich Sinnbild für den Fortbestand der<br />

Familie und für Fruchtbarkeit.<br />

Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />

The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

247 Abb. S. 106<br />

FON SCHREINFIGUR<br />

Benin. H 63 cm, L 70 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich.<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Schützende Löwendarstellung, die in einem Schrein verehrt wurde.<br />

Das Emblem verweist auf König Glele, der das Königreich Dahomey von<br />

1858 bis 1889 mit Geschick regierte.<br />

Der für sagenumwobene Kraft bekannte Löwe war der wichtigste königliche<br />

Totem des Glele, der ihm bei seiner Inthronisation durch das Orakel zugewiesen<br />

wurde.<br />

Weiterführende Literatur: Blandin, André (1988).<br />

Bronze et autres alliages. Aix en Provence: A. Blandin.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

248<br />

FON FIGUR<br />

Benin. H 100 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />

Schutzfiguren wie diese sind Verkörperungen von Geistwesen. Sie wurden<br />

rituell von Priestern besprochen und beopfert, wodurch sie die Macht<br />

erhalten sollten, bestimmte, an sie gerichtete Aufträge zu erfüllen. Sie<br />

beschützen so z.B. die Gemeinschaft vor ungewünschten Geistern oder<br />

Individuen vor drohendem Unheil.<br />

Weiterführende Literatur: Chesi, Gert (1997).<br />

Die Medizin der schwarzen Götter. Innsbruck: Haymon Verlag.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

249<br />

FON FIGUR<br />

Benin. H 55,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

bochio-Pfahlfiguren sind die Verkörperung von Geistwesen und wurden<br />

unter einem kleinen Strohdach im Freien in den Boden gesteckt. Ihre<br />

Kraft wurde durch Beopferung aktiviert um bestimmte, an sie gerichtete<br />

Aufträge zu erfüllen. Sie verwehrten z.B. unheilen Geistern den Zutritt<br />

und beschützen alles Erdenkbare.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Gohr, Siegfried (1990). Afrikanische Skulptur. Köln: Museum Ludwig.<br />

CHF 500.- / 1 000.-<br />

(€ 420.- / 830.-)


245 246 248<br />

249<br />

251<br />

252<br />

| 51


Afrikanische Kunst<br />

250 Abb. S. 108<br />

NAGO FIGUR<br />

Benin. H 25 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

251 Abb. S. 51<br />

EWE FIGUR<br />

Togo. H 16 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1985).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Magische Figur, die durch Rituale und das Anbringen von magischen<br />

Substanzen aktiviert wurde. Fetische dieser Art sind materialisierte<br />

Schnittstellen zwischen diesseitigen und übernatürlichen Kräften, die eingesetzt<br />

werden um das Gute zu fördern und das Negative abzuwenden.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

252 Abb. S. 51<br />

ADA FIGUR<br />

Togo. H 33 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Schutzfiguren wie diese wurden rituell von Priestern besprochen und<br />

beopfert, wodurch sie die Macht erhalten sollten, bestimmte, an sie<br />

gerichtete Aufträge zu erfüllen.<br />

CHF 700.- / 900.-<br />

(€ 580.- / 750.-)<br />

253 Abb. S. 104<br />

EWE FIGUR<br />

Togo/Ghana. H 33 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Seltene, aus mehreren Teilen zusammengefügte Schreinfigur.<br />

Colon-Figuren belegen eindrücklich die Auseinandersetzung der<br />

Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts. Einheimische wurden damals freiwillig oder<br />

gezwungenermassen in den uniformierten Dienst der Kolonialherrschaft<br />

gestellt und galten in den Dörfern als besonders unangenehm bis gefährlich.<br />

Um das Gleichgewicht eines Dorfes wieder herzustellen und Spannungen<br />

abzubauen wurden daher mitunter möglichst detailgetreue Figuren<br />

angefertigt. Diese sollten dann entweder als humoristische Porträts<br />

Entspannung herbeiführen oder wurden auch rituell verwendet um<br />

Einfluss auf die Dargestellten zu nehmen.<br />

Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />

Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />

CHF 500.- / 1 000.-<br />

(€ 420.- / 830.-)<br />

| 52<br />

254 Abb. S. 104<br />

EWE FIGUR<br />

Togo/Ghana. H 32,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot 253.<br />

CHF 500.- / 1 000.-<br />

(€ 420.- / 830.-)<br />

255<br />

OGONI MASKE<br />

Nigeria. H 69 cm.<br />

Provenienz:<br />

französische Privatsammlung.<br />

Galerie Alain Bovis, Paris.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

karikpo, das elegante, gehörnte Tier, steht für Fruchtbarkeit, Kraft und<br />

Anmut.<br />

Anlässlich von Agrarzeremonien und sozialen Ereignissen findet der<br />

karikpo-Tanz am Dorfeingang statt und zeigt von Jugendlichen wettbewerbsartig<br />

aufgeführte akrobatische Tänze zu den Klängen der sakralen<br />

Trommeln.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Anderson, Martha G. / Peek, Philip M. et al. (2002). Ways of Rivers.<br />

Los Angeles: Fowler Museum of Cultural History.<br />

CHF 2 500.- / 3 500.-<br />

(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />

256 Abb. S. 108<br />

OGONI MASKE<br />

Nigeria. H 22,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

E. Hieber, vor 1885 in Afrika erworben.<br />

Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

elu genannte Tanzmaske. Die kleinen Karikaturen dieses Maskentypus<br />

stehen mit ihren „Himmelfahrtsnasen“, vollen Lippen, schmalen Augen<br />

und fantasievollen Kopfaufbauten für die verschiedensten Charaktere.<br />

Lustig-humorvoll und tragisch-komisch sind sie Illustrationen von mündlichen<br />

Überlieferungen in Geschichten und Gesängen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Anderson, Martha G. / Peek, Philip M. et al. (2002). Ways of Rivers.<br />

Los Angeles: Fowler Museum of Cultural History.<br />

CHF 2 500.- / 3 500.-<br />

(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />

257<br />

NUPE WASSERGEFÄSS<br />

Nigeria. H 43 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Publiziert: Stössel, Arnulf (1981). Gefässkeramik aus Zentral-Nigeria.<br />

München: Fred Jahn. S. 54, Abb. 13.<br />

CHF 200.- / 400.-<br />

(€ 170.- / 330.-)


Töpferei in Afrika<br />

258<br />

NUPE WASSERGEFÄSS<br />

Nigeria. H 43 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 200.- / 400.-<br />

(€ 170.- / 330.-)<br />

259<br />

NUPE AUFBEWAHRUNGSGEFÄSS<br />

Nigeria. H 45 cm, Ø cm. Terrakotta.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Publiziert: Stössel, Arnulf (1981). Gefässkeramik aus Zentral-Nigeria.<br />

München: Fred Jahn. S. 40, Abb. 5.<br />

CHF 200.- / 400.-<br />

(€ 170.- / 330.-)<br />

132<br />

Die Töpferei ist eine der ältesten Handwerkskünste der menschlichen<br />

Kultur. Die frühesten Keramikfunde in Afrika werden in die Zeit um 7000<br />

bis 5000 v. Chr. datiert.<br />

Obwohl Metall, Glas und schliesslich Kunststoffe als Rohstoff den Ton<br />

im laufe der Zeit immer mehr verdrängt haben, ist dieses Handwerk nicht<br />

verschwunden und erlebt in jüngerer Zeit sogar eine Erneuerung. Die<br />

Arbeit mit Ton und der anschliessende Brand zur Terrakotta ist in weiten<br />

Teilen Afrikas bis heute ausschliesslich Frauen vorbehalten, deren Männer<br />

in der Regel als Schmiede tätig sind. Die Kunst der Herstellung von<br />

Gefässen erfordert viel Geschick und Hingabe.<br />

Gearbeitet wird mit der ältesten und einfachsten Methode, der Aufbautechnik,<br />

bei der Lehmringen zusammengesetzt und die Übergänge<br />

geglättet werden. Nach dem Anbringen von Verzierungen durch ritzen<br />

oder anfügen werden die Rohlinge bei Temperaturen von 450 °C bis 1000 °C<br />

meistens im offenen Feuer gebrannt. Danach kann die Oberfläche zur<br />

Verschönerung z.B. mit Fett oder Pflanzenasche behandelt werden.<br />

Die formal exquisit gestalteten Gefässe dienten nicht nur dem Transport<br />

und der Lagerung von Wasser oder anderen Getränken. Besonders wertvolle<br />

Gefässe wurden mit aufwendigen Dekors versehen und auch zur<br />

Aufbewahrung von Gütern oder rituell verwendet. Auch hier gilt: Je aufwendiger<br />

die Gestaltung, desto kostbarer das Produkt.<br />

Im Unterschied zu Keramiken des täglichen Gebrauchs, welche für den<br />

Transport und der Aufbewahrung von Getränken und Speisen sowie der<br />

Aufbewahrung von Wertgegenständen dienen, werden die Kultgefässe<br />

auch als Gedenk- und Schreinobjekte verehrt. Vielfach werden darin heilende<br />

Rezepturen, kostbare Erde oder magische Substanzen aufbewahrt.<br />

257<br />

258<br />

259<br />

255<br />

| 53


Afrikanische Kunst<br />

260 Abb. S. 110<br />

BRONZE KOPF<br />

Nigeria (?) H 5 cm. Gelbguss.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 200.- / 300.-<br />

(€ 170.- / 250.-)<br />

261 Abb. S. 107<br />

BENIN BÜSTE<br />

Nigeria. H 13 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1987).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Darstellung eines Oba (Herrscher), die zum Gedenken an frühere Könige<br />

auf einem Ahnenaltar stand. Zum prächtigen Ornat - im Original aus<br />

edlen Stoffen und üppig mit kostbaren Korallenperlen verziert - gehören<br />

auch die beiden Prestigeobjekte, die der Würdenträger vor sich hält.<br />

Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />

und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

262 Abb. S. 107<br />

BENIN FIGUR<br />

Nigeria. H 21 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Die reich verzierte Figur stellt die Pagen der herrschaftlichen Iyoba<br />

Königinmutter des Hofstaates dar.<br />

Sie wird stets von Würdenträgern begleitet, die für ihr Wohlergehen<br />

sorgen, deren zwei hier als Janus-Figur dargestellt sind Ein Würdenträger<br />

hält einen runden Fächer, ezuzu genannt, der zur Kühlung gewedelt wird.<br />

Der zweite Würdenträger hält das zeremonielle Schwert ada in ritueller<br />

Haltung. Diese Zeremonialwaffe ist Symbol für die Macht über Leben<br />

und Tod.<br />

Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />

und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.<br />

CHF 500.- / 700.-<br />

(€ 420.- / 580.-)<br />

263 Abb. S. 107<br />

BENIN GLOCKE<br />

Nigeria. H 10,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1992).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Diese egogo genannte Schutzglocke trugen Krieger der Benin an einem<br />

dicken „Medizinband“, welches um die Brust gebunden war.<br />

Bei kriegerischen Streifzügen sollte die Glocke die Besitzer vor Hunger<br />

und Durst bewahren und ihnen durch den Klang Mut machen.<br />

Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />

und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.<br />

CHF 400.- / 500.-<br />

(€ 330.- / 420.-)<br />

| 54<br />

264<br />

BENIN HÜFTMASKE<br />

Nigeria. H 17 cm.<br />

Provenienz:<br />

Robert Fitzgerald, Indianapolis.<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

William Fagg beschreibt 1984 die vorliegenden Maske wie folgt: „ It is<br />

cast with three keloids above eache eye, the pupils inlaid with iron, pierced<br />

coral-beaded headdress with three clusters of four beads above, beaded<br />

choker behind, mid-eighteen century. This appears to have been cast<br />

before the introduction of hatching of the eye borders, thought to have<br />

been about 1775. The clean neat casting further tends to associate it with<br />

the Eresonyen revival of bronze-casting (ca. 1735-1750, i.e. the reign of<br />

Oba Eresoyen). Also the painting of the coral-bead cap is in the old style,<br />

where later the wax strips were somply laid over each other, no attempt<br />

being made to imitate plaiting.“ Das entsprechende Dokument wird dem<br />

Käufer ausgehändigt.<br />

Die Hüftmaske ist ein hohes Abzeichen der Würdenträger einer der drei<br />

Männerbünde der Palastgesellschaft des Oba (Regenten). Für die Aufnahme<br />

in einen solchen Bund müssen sich der Anwärter etlichen Prüfungen<br />

unterziehen und auch Tribute leisten. Bei den mit zunehmender Schwierigkeit<br />

zu lösenden Aufgaben wird sein Wissen und Durchhaltevermögen<br />

auf die Probe gestellt. Ist ein Bewerber erfolgreich, steigt er im Rang und<br />

ist berechtigt, die jeweiligen Abzeichen zu tragen.<br />

Traditionell trägt ein Würdenträger einen perlweissen Wickelrock mit<br />

einem Hüfttuch, wobei der Oberkörper nackt bleibt. Ausschlaggebend<br />

für den jeweiligen Rang ist der Perlenschmuck um den Hals und die Stirn<br />

sowie der Schmuck am Hüfttuch. Ein Jüngling hat lediglich die Berechtigung<br />

zu einem Perlenreif um den Hals, dem ikele. Ist er bei Prüfungen<br />

erfolgreich, wird sein Reif durch einen Perlkranz (odigba) und ein perlenbesetztes<br />

Stirnband (udaeha) ersetzt.<br />

Sind die niedrigen Ränge erfolgreich absolviert, ist der Kandidat berechtigt<br />

sein Hüfttuch mit gesteiftem Lederschmuck und einer Hüftmaske<br />

zu schmücken. Diese ehrenwerten Abzeichen trägt er immer auf seiner<br />

linken Hüftseite. Nur den wenigsten gelingt es, den höchsten Rang<br />

zu erreichen, mit dem das Privileg einhergeht den Hüftschmuck über<br />

einem langen, purpurroten Gewand, dem ehanegbehia, zu tragen. Diesen<br />

Würdenträgern kommt die Ehre zu, bei Anlässen das eben-Schwert zu<br />

schwingen.<br />

Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />

und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)


264<br />

| 55


Afrikanische Kunst<br />

| 56<br />

266<br />

OWO WIDDERKOPF<br />

Nigeria. H 43 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Das Owo-Königreich, mit der gleichnamigen Hauptstadt<br />

Owo, befindet sich im heutigen Yoruba-Gebiet zwischen<br />

den Reichen Benin und Ife. Zwischen 1400 und 1600 war<br />

Owo das Zentrum des Yoruba-Staates und archäologische<br />

Funde belegen die Kultur bis in das frühe 15. Jahrhundert.<br />

Durch geschicktes Agieren und auch durch Zahlung<br />

von Tribut konnte Owo bis heute seine Unabhängigkeit<br />

gegenüber den mächtigen Nachbarn bewahren. Trotz<br />

dieser Eigenständigkeit fand eine stetige gegenseitige<br />

Beeinflussung der Kulturen statt, die auch in der<br />

Formensprache klar zu erkennen ist.<br />

Die für ihre meisterhaft gefertigten Elfenbein- und<br />

Holzskulpturen weitherum bekannten Schnitzer von<br />

Owo verkauften z.B. viele ihrer Kunstwerke in das<br />

Benin-Reich.<br />

Dieser aus zwei Stücken zusammengefügte Altar<br />

in Form eines menschlichen Kopfes mit Widder-<br />

Attributen stand einst im Hausschrein eines<br />

Amtsträgers. Regelmässige Huldigung, vor allem bei<br />

der Yams-Ernte, und rituelle Handlungen sichern die<br />

Stellung und das Wohlergehen der Familie, die auch<br />

durch das Kraftobjekt mit den Vorfahren kommuniziert.<br />

Es weist auch deshalb rückseitig einen schmalen<br />

Hohlraum für kraftspendende Attribute auf.<br />

Wegen der Eigenschaften des Widders<br />

(Wachsamkeit, Ausdauer, Potenz, Kraft,<br />

Kampffähigkeit, Beharrlichkeit usw.) ist die<br />

massive Skulptur ein dynastisches Symbol<br />

und steht damit sinnbildlich für die Autorität<br />

und Macht der Herrscher. Der dynamische<br />

Schwung der Hörner, die alerten Ohren der<br />

kräftige Hals auf der kunstvoll verzierten<br />

Standfläche sind musterhaft für die ausdrucksstarke<br />

Kunst der Owo.<br />

Weiterführende Literatur: Eyo, Ekpo (1977).<br />

Two Thousand Years Nigerian Art.<br />

Lagos: Federal Department of Antiquities.<br />

CHF 13 000.- / 17 000.-<br />

(€ 10 830.- / 14 170.-)


267<br />

BENIN FIGUR<br />

Nigeria. H 18 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1988).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

Schaedler, Karl-Ferdinand (1989). Afrika.<br />

Maske und Skulptur. Olten: Walter-Verlag.<br />

Abb. 14.<br />

Ausgestellt:<br />

Historisches Museum Olten, 1989.<br />

Beschreibung siehe nächste Seite.<br />

CHF 50 000.- / 70 000.-<br />

(€ 41 670.- / 58 330.-)<br />

| 57


Afrikanische Kunst<br />

267<br />

BENIN FIGUR<br />

Nigeria. H 18 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1988).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

Schaedler, Karl-Ferdinand (1989).<br />

Afrika. Maske und Skulptur.<br />

Olten: Walter-Verlag. Abb. 14.<br />

Ausgestellt:<br />

Historisches Museum Olten, 1989.<br />

CHF 50 000.- / 70 000.-<br />

(€ 41 670.- / 58 330.-)<br />

William Fagg beschreibt 1988 die vorliegenden Figur wie folgt:<br />

„Standing Figure, with a bell on it‘s thorax and a movable necklace, representing<br />

panther teeth, holding a ceremonial swoard in his right hand, on<br />

the back a carved, small rectangular box wich indicates that the figure was<br />

probably a shrine figure, representing an Oba‘s guard or a warrior figure. It<br />

seems to be an individual style. My opinion is, that this piece is authentic,<br />

with a good patina, early 18th century, Benin-Culture.“ Das entsprechende<br />

Dokument wird dem Käufer ausgehändigt.<br />

Im Ausstellungskatalog des Museums Olten schreibt K.-F. Schaedler:<br />

„Benin oder Owo. Nigeria. Stehende Figur aus rötlich-gelb gefärbtem<br />

Elfenbein mit einer umgehängten Glocke und einer beweglichen Kette<br />

geschmückt, deren Glieder Leopardenzähne darstellen sollen; 178cm.<br />

Das erhobene Zeremonialschwert (Ape) in der rechten Hand und der am<br />

Rücken angeschnitzte Behälter weisen sie nach William Fagg als Altarfigur<br />

aus, die den Wächter eines Oba (König) oder einen Krieger darstellt.<br />

Ähnliche Figurentypen — ohne den für Würdenträger typischen hohen<br />

Kragen aus Korallenketten, aber mit Glocke und Leopardenzahn-Halskette,<br />

wie die hier ausgestellte — finden sich auf einigen Bronzeplatten aus<br />

Benin, die alle in die mittlere Periode (Mitte 16. bis Ende 17. Jh. (datiert<br />

werden. Sie sind abgebildet bei Marquardt (1913: Taf. II und XIV) und<br />

ebenso bei von Luschan (1919: Abb. 382. Taf. 8-10.17,129).<br />

| 58<br />

Eine vollplastische Figur aus Bronze mit Glocke und Halsschmuck ist<br />

ebenfalls bei von Luschan auf Taf. 67 illustriert (Skizze des Halsschmuckes<br />

in Abb.134).<br />

William Fagg hat die Figur ins frühe 18. Jh. datiert, sie der Benin-Kultur<br />

zugeschrieben und ihr einen individuellen Stil attestiert. Zweifellos lässt<br />

sie sich nicht ohne weiteres dem klassischen Benin-Stil noch dem traditionellen<br />

Yoruba-Stil zuordnen. Dagegen scheint das östliche Owo als Entstehungsort<br />

sehr wohl im Bereich des Wahrscheinlichen zu liegen, wenn<br />

auch eine feste Zuschreibung dorthin vorläufig noch zu spekulativ wäre.<br />

Das Gemeinsame am Owo-Stil scheinen diejenigen Charakteristika zu<br />

sein, die ein Objekt weder den Yoruba noch der Hofkunst von Benin<br />

zuschreiben lassen; die Betonung der Augenlider und -brauen sowie<br />

der Pupillen durch Schwarzfärben und eine etwas andere Gesichtsform<br />

mögen dabei gelegentlich als Merkmale behilflich sein, ein Objekt den<br />

Owo zuzuordnen — eindeutig sind sie nicht. Lit: Poynor. 1976: 40ff. und<br />

90. Poynor. 1981.“<br />

Die delikate, höfische Elfenbein-Arbeit stellt einen königlichen Würdenträger<br />

dar und stand vermutlich auf einem Palastaltar. Der hochdekorierte<br />

Mann ist Mitglied des ranghöchstes Männerbundes. Zum prächtigen<br />

Ornat - im Original aus edlen Stoffen und üppig mit kostbaren Korallenperlen<br />

verziert - gehören auch das eben genannte Staats-Schwert, das der<br />

Dargestellte stolz präsentiert.<br />

Die auffallenden Bohrungen, die dem Kleid und der Kopfbedeckung das<br />

markante Muster verleihen, waren ursprünglich alle mit eingelassenen<br />

Holzscheiben gefüllt, so wie es an den Pupillen der Figur noch zu sehen<br />

ist.<br />

Besonders bemerkenswert an dieser in feinster Manier ausgeführten Preziose<br />

sind der freigeschnitzte, und somit bewegliche Halsreif, sowie die<br />

rückseitig ausgearbeitete kastenförmige Vertiefung die vermutlich zum<br />

aufnehmen von kräftigenden Reliquien diente.<br />

Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />

und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.


268 Abb. S. 108<br />

YORUBA FIGUR<br />

Nigeria. H 27 cm.<br />

CHF 100.- / 200.-<br />

(€ 80.- / 170.-)<br />

269 Abb. S. 108<br />

YORUBA FIGUR<br />

Nigeria. H 26,5 cm.<br />

CHF 100.- / 200.-<br />

(€ 80.- / 170.-)<br />

273 274<br />

275<br />

276<br />

Zwillingsfiguren der Yoruba (Lot 268 - 276)<br />

Über Zwillinge wurde schon immer gerätselt: Vergöttert oder verteufelt,<br />

in Legenden und Mythen, ja sogar in der Astrologie finden wir die Paare<br />

als Ausdruck der Faszination, die von ihnen ausgeht, so auch bei den<br />

Yoruba im Südwesten Nigerias, welche nachweislich die weltweit höchste<br />

Zwillingsgeburtenrate für sich beanspruchen können.<br />

Bei den Yoruba werden Zwillingen besondere übernatürliche Kräfte zugeschrieben.<br />

Sie bringen der Familie einerseits Glück, Gesundheit sowie<br />

Wohlstand und können andererseits Unheil, Krankheit und Tod abwehren.<br />

Aus diesem Grund geniessen sie ein Leben lang besonderes Interesse.<br />

Für die Yoruba verfügen Zwillinge über eine gemeinsame unteilbare Seele.<br />

Stirbt einer der Zwillinge, ist das Gleichgewicht dieser Einheit gestört<br />

und der überlebende Zwilling folglich gefährdet. Um dies zu vermeiden,<br />

wird in einem zeremoniellen Ritual eine Holzfigur, ibeji genannt, zur<br />

symbolischen Ersatz-Wohnstätte für die Seele des Verstorbenen geweiht.<br />

Von der Pflege und Verehrung dieses ibeji hängt dann das Wohl des zweiten<br />

Zwillings ab. Zugleich wird auch eine weitere Figur gefertigt, die die<br />

Seele des zweiten Zwillings beherbergen wird. Sind beide Zwillinge<br />

gestorben, werden die Figuren weiterhin sorgfältig behütet und als Erinnerung<br />

aufbewahrt, bis sich niemand mehr an die Verstorbenen erinnern kann.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Polo Fausto (2008). Enzyklopädie der Ibeji. Turin: Ibeji Art.<br />

270 Abb. S. 108<br />

YORUBA FIGUR<br />

Nigeria. H 23 cm.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

271 Abb. S. 108<br />

YORUBA FIGUR<br />

Nigeria. H 26,5 cm.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

272 Abb. S. 108<br />

YORUBA FIGUR<br />

Nigeria. H 25,5 cm.<br />

CHF 100.- / 200.-<br />

(€ 80.- / 170.-)<br />

273<br />

YORUBA FIGURENPAAR<br />

Nigeria. H 27,5 cm, 28 cm.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

274<br />

YORUBA FIGURENPAAR<br />

Nigeria. H 21,5 cm, 22 cm.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

275<br />

YORUBA FIGURENPAAR<br />

Nigeria. H je 22 cm.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

276<br />

YORUBA FIGURENPAAR<br />

Nigeria. H 23,5 cm und 24,5 cm.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

| 59


Afrikanische Kunst<br />

277<br />

YORUBA FIGUR<br />

Nigeria. H 37 cm.<br />

Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1992).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Seltene Darstellung aus Ede, einer Stadt im heutigen Bundesstaat Oyo im<br />

Westen von Nigeria. Im 17. und 18. Jh. war Oyo das Zentrum des Oyo-<br />

Reichs, das über zahlreiche Yoruba-Königtümer herrschte.<br />

Die Arbeit ist aus der Werkstatt des Meisterschnitzers Abogunde of Ede<br />

(bl. 1900-1925).<br />

Mutter-Kind-Figuren werden in Hausschreinen von ihren Besitzerinnen<br />

rituell verehrt, und im speziellen für Fruchtbarkeit beopfert. Schwangere<br />

und stillende Mütter beten die Figuren vermehrt an . Die Zeit der<br />

Entwöhnung des Säuglings geht mit sexueller Enthaltsamkeit einher und<br />

wird deswegen als ein Zustand der Reinheit und ritueller Tugend betrachtet.<br />

Die Figuren sind somit Symbol für weibliche Kraft und Spiritualität.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Abiodun, Rowland / Drewal, Henry / Pemberton, John (1991).<br />

Yoruba Kunst und Ästhetik in Nigeria. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

278<br />

YORUBA ZEREMONIALSTAB<br />

Nigeria. H 32 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1985).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Solche Schwerter werden auf Altäre als Waffen für die Götter gelegt,<br />

damit diese für die Belange ihrer Anhänger kämpfen. Der Griff dieses<br />

Zeremonialschwerts ist im Wachsausschmelzverfahren über die aus Eisen<br />

geschmiedete Schwertklinge gegossen.<br />

Ogun ist der Prototyp des stürmischen männlichen Himmelsgottes. Er ist<br />

der Gott des Eisens und kann auf seinen Altären durch jedwede Eisenstücke<br />

symbolisiert werden. Im Pantheon der Yoruba spielt er die Rolle<br />

des Kulturheros, stammen von ihm doch die zum Bestellen des Landes<br />

erforderlichen Gerätschaften sowie die Waffen, mit denen die Zivilisation<br />

gegen ihre Feinde verteidigt werden und der Mensch in der Wildnis<br />

überleben kann. Ogun ist demzufolge der Schutzheilige aller, die Eisenwerkzeuge<br />

benutzen, beispielsweise der Schmiede, Jäger, Soldaten und<br />

Bauern.<br />

Weiterführende Literatur: Thompson, Farris Robert (1976).<br />

Black Gods and Kings. Bloomington: Indiana University Press.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

279 Abb. S. 107<br />

YORUBA STAB<br />

Nigeria. H 14 cm.<br />

Provenienz: Galerie Walu, Zürich.<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot 280.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

| 60<br />

280<br />

YORUBA FIGURENPAAR<br />

Nigeria. H je 28 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1992).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Das Wohlergehen der Yoruba-Gemeinschaft wird und wurde durch die<br />

Pflege der Tradition garantiert, die auf eine harmonische Kooperation der<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen abzielt.<br />

Der ogboni-Bund ist die bedeutendste sozio-religiöse Institution, in der<br />

die Gründerväter und -mütter verehrt werden. Zum Bund gehören deshalb<br />

alle traditionellen Führer (Männer und teilweise auch Frauen), darunter<br />

auch die Würdenträger der lokalen religiösen Kulte, die Bezirkshäuptlinge,<br />

bedeutenden Hofbeamten und militärischen Führer.<br />

Durch den sozialen Status seiner Mitglieder ist der ogboni-Bund nicht<br />

nur eine für den Kult der königlichen Ahnen und der alten Traditionen<br />

zuständige religiöse Gruppe, sondern auch eine sehr mächtige Institution,<br />

die an der Beurteilung aller sozialen, politischen und legalen Fragen<br />

beteiligt ist und als Gegengewicht zur sakralen Macht des Herrschers eine<br />

wichtige Rolle im komplexen Netzwerk von Macht und Machtkontrolle<br />

spielt.<br />

Jedes Mitglied des Bundes erhielt nach der Initiation ein edan genanntes<br />

Figurenpaar. Diese Figurenpaare wurden mit Medizinsubstanzen behandelt,<br />

im Familienschrein aufbewahrt und zu Treffen im ogboni-Haus mitgenommen.<br />

Die in Kupferlegierung gegossenen Figuren waren mit einer<br />

Kette verbunden und bezogen sich auf lebende Mitglieder des ogboni-<br />

Bundes.<br />

Weiterführende Literatur: Dobbelmann, Theo (1976).<br />

Der Ogboni Geheimbund. Berg en Dal: Afrika Museum.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

281<br />

YORUBA KULTSTAB<br />

Yoruba. H 43 cm. Gelbguss.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />

Aus Eisen geschmiedete Stäbe mit darübergegossenen Bronze Verzierungen<br />

zeigen den Rang und die Funktion verschiedener Würdenträger an.<br />

Die bekanntesten dieser Zeremonialstäbe sind die Zepter in gekrümmter<br />

Hakenform (iwana ogun), die R. F. Thompson als Rangstäbe für den<br />

obersten Schmied oder den Häuptlingsboten beschreibt. Der Schmied ist<br />

notwendigerweise ein Anhänger des Eisengottes Ogun, weil die Macht<br />

Oguns in jedem Eisenstück vorhanden ist, das der Schmied bearbeitet.<br />

Der Titelstab des obersten Schmiedes ist wie ein eiserner Haken geformt<br />

und an beiden Enden mit dekorativen Messingelementen verziert. Da die<br />

Schmiede die Geräte für die Bauern und die Waffen für die Jäger und die<br />

Soldaten herstellen, ist ihre Arbeit für den Erhalt und Schutz der menschlichen<br />

Gesellschaft unabdingbar. Der oberste Schmied ist demzufolge eine<br />

wichtige Persönlichkeit in der traditionellen Yoruba-Gesellschaft.<br />

Weiterführende Literatur: Thompson, Farris Robert (1976).<br />

Black Gods and Kings. Bloomington: Indiana University Press.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)


277<br />

277 (Verso)<br />

278<br />

280 281<br />

| 61


Afrikanische Kunst<br />

282<br />

282<br />

YORUBA KOPF<br />

Nigeria. H 7,5 cm. Elfenbein.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1987).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Im ganzen Yoruba-Gebiet sind Orakel-Befragungen eine wichtige Institution.<br />

Hilfesuchende wenden sich an Geistliche mit der Bitte um Rat in persönlichen<br />

oder übergeordneten Angelegenheiten.<br />

Der ifa-Priester oder babalawo („Vater des Geheimnisses“) bedient sich bei<br />

diesen Konsultationen verschiedener Utensilien. Zu diesen gehört auch<br />

der hier angebotene Elfenbeinkopf der olorin ikin genannt wird: „Kopf<br />

oder Führer der Palmnüsse“. Er wird zusammen mit den 16 Palmnüssen<br />

aufbewahrt die für das ifa-Orakel unabdinglich sind.<br />

Die Elfenbeinköpfe werden in der Literatur meist als Symbole für Eshu<br />

gedeutet. Tatsächlich scheint der lange Zopf, der die Köpfe bisweilen<br />

ziert, diese Interpretation zu bestätigen. Eshu ist eine der vielen Gestalten<br />

der Yoruba-Kosmologie, die in ihrer Komplexität durchaus mit der Götterwelt<br />

der Griechen verglichen werden kann. Er ist ein facettenreicher<br />

Charakter, der als Götterbote zwischen den Welten (Himmel und Erde,<br />

Diesseits und Jenseits) vermittelt. Aus diesem Grund ist er die zentrale,<br />

allgegenwärtige Figur der ifa-Orakelbefragung.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Abiodun, Rowland / Drewal, Henry / Pemberton, John (1991).<br />

Yoruba Kunst und Ästhetik in Nigeria. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

| 62<br />

Yoruba Masken (Lot 283 - 285)<br />

Jeder von Krankheit, Unfruchtbarkeit oder einem anderen Unglück<br />

Betroffene versucht, wenn das Orakel Hexen als Ursache bestimmt<br />

hat, die „Mütter“ durch Opfer zu beschwichtigen und zugleich die<br />

Krankheit mit Kräutern zu bekämpfen sowie weiteren Schutz in Form<br />

von Amuletten zu suchen. Doch kann auch die Gesellschaft als Ganzes<br />

die „Mütter“ beleidigen, indem sie Fehlverhalten toleriert - und die<br />

Gemeinschaft kann sich nicht mit Amuletten schützen.<br />

Der gelede-Bund bietet Schutz gegen die Hexen, und zwar nicht, indem<br />

er sie bekämpft, sondern indem er die „Mütter“ einmal im Jahr (oder so<br />

oft wie nötig) zu einem Fest zu ihren Ehren einlädt, bei dem sämtliches<br />

Fehlverhalten in der Gemeinschaft aufgedeckt, verurteilt und verspottet<br />

wird.<br />

Der gelede-Bund wird von Frauen geführt, die Männer agieren als Tänzer,<br />

Sänger und Helfer. Obwohl zahlreiche verschiedene lokale Varianten des<br />

gelede-Festes existieren, so ist doch die Grundstruktur überall gleich. Es<br />

beginnt abends mit der Darbietung eines efe genannten Sängers und geht<br />

am folgenden Nachmittag mit dem eigentlichen gelede-Fest weiter, bei<br />

dem unter anderen zahlreiche Maskentänzer auftreten. Er ist hauptsächlich<br />

dem Vergnügen und der Unterhaltung gewidmet. Dutzende maskierte<br />

Tänzer führen bei dieser Gelegenheit bisweilen auch paarweise abwechselnd<br />

kurze temperamentvolle Tänze neben den Trommlern auf.<br />

Die stets wie ein menschlicher Kopf gestalteten gelede-Masken werden<br />

so getragen, dass der Tänzer unter dem Rand hervorblicken kann.<br />

Auf dieser Grundmaske sitzt in der Regel ein Aufbau mit verschiedensten<br />

Darstellungen, in deren Gestaltung und Ausführung sich die<br />

Holzschnitzer an Virtuosität gegenseitig überbieten. Zu den traditionellen<br />

Kostümen der Tänzer gehören zahlreiche Kopftücher und Frauenschals,<br />

ausserdem tragen sie Beinrasseln um die Fussknöchel.<br />

Weiterführende Literatur: Lawal, Babatunde (1996).<br />

The Gelede Spectacle. Washington: University of Washington Press.<br />

283<br />

YORUBA MASKE<br />

Nigeria. H 35 cm.<br />

Provenienz:<br />

Gert Stoll, Berchtesgaden.<br />

Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

284<br />

YORUBA MASKE<br />

Nigeria. H 34 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />

285<br />

YORUBA MASKE<br />

Nigeria. H 44 cm.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung van Roon, USA.<br />

Sammlung Georges Haefeli, La Chaux-de-Fonds.<br />

Binoche Paris, Oktober 2005.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)


283<br />

285<br />

284<br />

| 63


Afrikanische Kunst<br />

286<br />

| 64<br />

286<br />

YORUBA TÜR<br />

Nigeria. H 205 cm, B 55,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />

Zierelemente an Palästen unterstreichen den sozialen Status der Besitzer.<br />

Dieser Türflügel eines Palasteinganges aus dem nördlichen Ekiti-Gebiet<br />

stammt aus der Werkstatt von Areogun in Osi Ilorin (1880-1954).<br />

Areogun schnitzte meisterhafte Türen für Könige, Häuptlinge, Ogboni-<br />

Häuser und Schreine. Für die unverkennbaren Reliefdarstellungen verwendete<br />

er ein bestimmtes Repertoire aus unabhängigen Szenen, die auf<br />

horizontalen, übereinander angeordneten Flächen dargestellt und mit<br />

abstrakten Dekors umrahmt sind.<br />

Verschiedene Figuren auf einem einzigen Yoruba-Objekt erzählen nicht<br />

immer eine Geschichte. Sie können auch als eine Reihe unabhängiger<br />

Symbole interpretiert werden. Hier dargestellt sind ein zentrales<br />

Orakelbrett und 24 mythologische Vögel.<br />

Weiterführende Literatur: Drewal, Henry / Permberton, John (1989).<br />

Yoruba. New York: Abrams Inc.<br />

CHF 14 000.- / 18 000.-<br />

(€ 11 670.- / 15 000.-)<br />

287 Abb. S. 108<br />

YORUBA STAB<br />

Nigeria. H 68,5 cm. Eisen.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1983).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

opa osanyin-Eisenstab, der einst auf einem Altar für die Osanyin genannte<br />

Gottheit der Heilkräuter stand.<br />

Dargestellt ist ein grosser Vogel, der über kreisförmig angeordneten kleineren<br />

Vögeln thront. Das Vogelmotiv verweist auf die den Müttern und<br />

älteren Frauen zugeschriebenen spirituellen Kräfte: Sie konnten sich in<br />

Vögel verwandeln und als solche - je nach Gunst - Glück bringen oder<br />

aber Schaden zufügen.<br />

Die Gestaltung des osanyin-Stabs stellt die nächtliche Versammlung<br />

solcher Hexen-Vögel nach. Der Stab ist somit nicht nur ein Symbol der<br />

Gefahr, sondern vor allem ein Zeichen dafür, dass die „Mütter“ den Herbalisten<br />

und sein Gehöft vor den nächtlichen Attacken böswilliger Hexen<br />

schützen würden.<br />

Der mittlere Vogel wird häufig als ein Symbol für Orunmila interpretiert,<br />

dem Gott des ifa-Orakels und älteren Bruder des Medizingottes Osanyin,<br />

denn das Orakel verschreibt auch die Medizin gegen Krankheiten. Die 16<br />

kleineren Vögel stellen einen Bezug zu den 16 Abschnitten der Ifa-Verse<br />

dar.<br />

Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1991).<br />

Yoruba. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)


288<br />

MAMA MASKE<br />

Nigeria. H 50 cm.<br />

Provenienz: Ulrich von Schröder, Zürich.<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

Gillon, Werner (1979). Collecting African Art.<br />

New York: Rizzoli. Abb. 95.<br />

In hoher Abstraktion geschnitzte und äusserst reduzierte Büffelmaske mit<br />

anthropomorphen Zügen, die bei verschiedenen Festlichkeiten für das<br />

Wohl, die Gesundheit und Fruchtbarkeit des Dorfes auftrat.<br />

Das Kostüm des Tänzers, der diese kraftvolle Maske aufführte, bestand<br />

aus einem dichten Gewand aus Gras, unter dem sein Körper vollständig<br />

verdeckt wurde. Dargestellt ist ein Buschgeist als Schnittstelle zwischen<br />

Zivilisation und Wildnis, zwischen Menschen und Tieren, zwischen<br />

Lebenden und Ahnen usw.<br />

Weiterführende Literatur: Borgatti (Jean M.) (1982).<br />

Age Grades, Masquerades, and Leadership among the Northern Edo.<br />

Los Angeles: African Arts Magazine, Vol. XVI, no.1.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />

289 Abb. S. 66<br />

IGALA MASKE<br />

Nigeria. H 36 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Beschrieb siehe Lot 290.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />

290 Abb. S. 67<br />

IGALA MASKE<br />

Nigeria. H 32 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1990).<br />

Schweizer Privatsammlung.<br />

Publiziert:<br />

Duchâteau, Armand (1998). Afrika. Kopfskulpturen.<br />

Krems: Kunsthalle Krems, S. 122 und Backcover.<br />

Ausgestellt:<br />

Kunsthalle Krems, Krems: L’aye L’aye Afrika - Kopfskulpturen.<br />

Afromedi@rt, Fotografie. 1998.<br />

Seltene, ojuegu genannte Helmmaske, die bei den Maskeraden des<br />

königlichen Ahnenkults anlässlich der Ernte-Feierlichkeiten auftrat. Bei<br />

diesen Zusammenkünften des ganzen Dorfes repräsentierte sie den Geist<br />

der Vorfahren. Die Verbindung dieser Maske zu den vorangegangenen<br />

Mitgliedern der Gemeinschaft äussert sich auch in der weissen Fassung.<br />

Die überdimensionierten Augenlider verleihen ihr einen nach innen<br />

gerichteten Blick und eine unnahbare Anmut, was den Gesamteindruck<br />

der würdigen Zufriedenheit unterstreicht. Aufgrund der Hinweise auf eine<br />

Verwandtschaft der Igala mit den Yoruba sehen einige Autoren in diesen<br />

eindrucksvollen, Ruhe ausstrahlenden Ahnenmasken eine formale Verwandtschaft<br />

zu den Bronzeköpfen von Ife.<br />

Weiterführende Literatur: Neyt, François / Désirant, Andrée (1985).<br />

Les Arts de la Benue. Belgien: Editions Hawaiian Agronomics.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

288<br />

| 65


Afrikanische Kunst<br />

| 66<br />

289


290<br />

| 67


Afrikanische Kunst<br />

291<br />

IGBO MASKE<br />

Nigeria. H 41 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1980).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

ogbodo-enyi-Aufsatzmaske („Geist des Elefanten“), welche im nordöstlichen<br />

Igbo-Gebiet bei den Izzi, Ezzi und Ikwo verbreitet ist.<br />

Ursprünglich überwachten die Maskengestalten, die aggressiv und gewalttätig<br />

auftraten, die soziale Ordnung, doch ist die Funktion heute weitgehend<br />

auf unterhaltsame Tänze beschränkt.<br />

Diese kühn konzipierte Maske ist ein äusserst gelungenes Beispiel einer<br />

gekonnten Abstraktion naturalistischer Vorbilder, von der sich die westlichen<br />

Künstler Anfang des 20. Jh. auf dem Weg zum Kubismus wesentlich<br />

inspirieren liessen.<br />

Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M., Aniakor, Chike, A. (1984).<br />

Igbo Arts. Los Angeles: Museum of Cultural History, UCLA.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 830.-)<br />

292<br />

CHAMBA MASKE<br />

Nigeria. H 75 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

In hoher Abstraktion geschnitzte und äusserst reduzierte Büffelmaske mit<br />

anthropomorphen Zügen, die bei verschiedenen Festlichkeiten für das<br />

Wohl, die Gesundheit und Fruchtbarkeit des Dorfes auftrat. Das Kostüm<br />

des Tänzers der diese kraftvolle Maske aufführte, bestand aus einem dichten<br />

Gewand aus Gras, unter dem sein Körper vollständig verdeckt wurde.<br />

Dargestellt ist ein Buschgeist als Schnittstelle zwischen Zivilisation und<br />

Wildnis.<br />

Weiterführende Literatur: Borgatti (Jean M.) (1982).<br />

Age Grades, Masquerades, and Leadership among the Northern Edo.<br />

Los Angeles: African Arts Magazine, Vol. XVI, no.1.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

293 Abb. S. 108<br />

IGBO MASKE<br />

Nigeria. H 62 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Vorliegende Maske stammt aus dem nördlichen Igbo-Gebiet, entlang<br />

dem Niger. Dort werden die weiter südlich horizontal auf dem Kopf eines<br />

im Wasser laufenden Tänzers getragenen Masken allmählich kleiner und<br />

die Wassergeist-Thematik weicht anderen verwandten Motiven. Hier ein<br />

gehörntes Mischwesen, ulaga genannt, dass von jungen Männern akrobatisch<br />

vorgeführt wird.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

| 68<br />

Masken der Ijo (Lot 294 und 295)<br />

Entlang des Niger-Flusses schwellen die zahlreichen Flachwasser-Nebenflüssen<br />

in der Regenzeit zu einem wahren Labyrinth aus Bächen und<br />

Wasserwegen an<br />

Diese fischreichen Gewässer ermöglichen als Transportwege Handelskontakte<br />

zwischen benachbarten Ethnien sowie mit Europäern.<br />

In einer solchen Umgebung sind Wassergeister als spirituelle Kräfte für<br />

das Gedeihen und das Wohlergehen der lokalen Bevölkerung von Bedeutung.<br />

Diese für den Wohlstand und Kindersegen zuständigen Wesen werden<br />

wohlwollend verehrt.<br />

Vorliegende Maske stammt aus dem nördlichen Igbo-Gebiet, entlang dem<br />

Niger. Dort werden die weiter südlich horizontal auf dem Kopf eines im<br />

Wasser laufenden Tänzers getragenen Masken allmählich kleiner und die<br />

Wassergeist-Thematik weicht anderen verwandten Motiven.<br />

Hier zwei gehörnte Mischwesen, ulaga genannt, dass von jungen Männern<br />

akrobatisch vorgeführt wird.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Cole, Herbert M. / Aniakor, Chike C. (1984).<br />

Igbo Arts - Community and Cosmos.<br />

Los Angeles: Museum of Cultural History.<br />

294<br />

IJO MASKE<br />

Nigeria. H 60 cm.<br />

Provenienz: Ende 1960er Jahre in Situ erworben.<br />

Belgische Privatsammlung.<br />

Galerie 45, Brüssel.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

Publiziert:<br />

Bastin, Marie-Louise (1984). Introduction aux Arts d’Afrique Noire.<br />

Arnouville: Arts d’Afrique Noire. Abb. 426.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

295<br />

IJO MASKE<br />

Nigeria. H 56 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)


291<br />

295 294<br />

292<br />

| 69


Afrikanische Kunst<br />

296<br />

| 70<br />

296<br />

KORO STAB<br />

Nigeria. H 122,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1982).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Phallisch konzipierter weiblicher Rythmus-Stab eines Tänzers der lokalen<br />

Maskengesellschaften.<br />

Die auf das Minimum abstrahierte Figur ist in der Mitte mit Ringen,<br />

Bauchnabel und Brüsten versehen. Der lange kräftige Hals endet in einem<br />

halbkugeligen Kopf mit stark reduzierten Gesichtszügen und einem markanten<br />

Mittelkamm.<br />

Weiterführende Literatur: Borgatti, Jean M. (1982).<br />

Age Grades, Masquerades, and Leadership among the Northern Edo.<br />

in African Arts, Vol. XVI, Nr. 1. Losa Angeles: UCLA.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />

297<br />

TIV FIGUR<br />

Nigeria. H 78 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1988).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Schreinfigur, die sicherlich einen wichtigen Ahnen darstellt.<br />

Sitzende männliche Figur mit angewinkelten Beinen deren Hände<br />

gekreuzt auf den Schienbeinen ruhen. Die überlangen dünnen Arme mit<br />

den fein gearbeiteten Händen sind jeweils aus einem Stück gefertigt und<br />

nachträglich zur Figur angefügt worden.<br />

Auf ihrem Rücken und oberhalb der Brust sind grafische Ritzdekors<br />

eingeschnitzt. Der markante, kahle birnenförmige Kopf verleiht der<br />

Darstellung eine besonders erhabene Ausstrahlung.<br />

Der Mann mit der lang gezogenen Nase, den diskreten und dennoch<br />

grossen Ohren, strahlt eine innere Ruhe und Überlegenheit aus. Das herzförmige<br />

Gesicht wird von einem feinen, nach oben gezogenen Ritztatau<br />

abgegrenzt. Die durch Aushöhlung geöffneten Augen und die gleichartige<br />

Gestaltung des Mundes vermitteln dem Betrachter den Eindruck, als<br />

würde der ruhende Ahne mitten in einer Erzählung stehen der man gerne<br />

zuhören würde.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)


297<br />

| 71


Afrikanische Kunst<br />

298<br />

| 72<br />

298<br />

KORO FIGUR<br />

Nigeria. H 59 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1982).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Diese figürlichen Gefässe kamen anlässlich von Gedenkfeiern und insbesondere<br />

bei Begräbnissen zum Einsatz. Die erdnussförmige Schale im<br />

Bauch der Figur diente ganz natürlich zur Aufnahme von Flüssigkeiten<br />

(Palmwein oder Hirsebier usw.) oder rituellen Speisen. Die meisten dieser<br />

gbine genannten Zeremonialgeräte wurden als Auftragsarbeiten von den<br />

benachbarten Jaba für die Koro hergestellt.<br />

Die gekonnte Verschmelzung von Ästhetik, Inhalt und<br />

Verwendungszweck erhebt dieses Werk zu einem beeindruckenden<br />

Beispiel für das Talent der Bildhauer Schwarzafrikas.<br />

Vgl.: Falgayrettes- Leveau, Christiane et al. (1997).<br />

Réceptacles. Paris: Musée Dapper. Seite 279.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

299 Abb. S. 108<br />

URHOBO MASKE<br />

Nigeria. H 71,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

Der angebotene Kopfaufsatz trat an den edjo-Maskeraden auf, welche<br />

die spirituellen Kräften in der Natur verehrten und besänftigten um das<br />

Wohlergehen der Menschen zu sichern.<br />

Weiterführende Literatur: Foss, Perkins (2004).<br />

Where Gods and Mortals Meet. Continuity and Renewal in Urhobo Art.<br />

New York: Museum for African Art.<br />

CHF 500.- / 700.-<br />

(€ 420.- / 580.-)<br />

300<br />

URHOBO FIGUR<br />

Nigeria. H 160 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Das religiöse Weltbild der Urhobo konzentrierte sich auf die Verehrung<br />

von spirituellen, in der Natur wirkenden Kräften. Sie pflegten einen persönlichen<br />

Schrein, der nebst anderen Kraftobjekten auch verschiedene<br />

aus Holz geschnitzte Figuren beherbergte. edjo-re-akare-Figuren sind personifizierte<br />

Geistwesen (edjo = spirituelle, in der Natur wirkende Kräfte,<br />

re-akare = aus Holz).<br />

Ganze „Familien“ dieser Art wurden mit den Siedlungsgründern in Verbindung<br />

gebracht und an wenigen Tagen im Jahr öffentlich verehrt. Mit<br />

diesen und mit Hilfe der aufgerufenen Ahnen wurde versucht, das eigene<br />

Schicksal günstig zu beeinflussen damit einem Gesundheit, Reichtum und<br />

Glück vergönnt war.<br />

Weiterführende Literatur: Foss, Perkins (2004).<br />

Where Gods and Mortals Meet. Continuity and Renewal in Urhobo Art.<br />

New York: Museum for African Art.<br />

CHF 4 000.- / 8 000.-<br />

(€ 3 330.- / 6 670.-)


301 Abb. S. 74<br />

BASSA-NGE FIGUR<br />

Nigeria. H 30 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

In diesem Gebiet sind die Formensprachen der vielen verwandten<br />

Ethnien, wie z.B. die der Bassa-Komo, Igbirra, Montol, Idoma, Igala,<br />

Igbirra, Etulo, Jukun, und Tiv nicht klar abzugrenzen.<br />

Diese Skulptur zeigt am ehesten Züge des Bassa-Nge-Stils. Manche<br />

Skulpturen aus dieser Gegend werden als Schutzfigur in den Gehöften<br />

der Familien aufgestellt. Andere gehören als Prestigeobjekte gesellschaftlich<br />

bedeutenden Personen wie Wahrsagern, Heilern und Schmieden, bei<br />

denen die Figuren in zeremoniellen Handlungen, z.B. als Wächter oder als<br />

Medium, verwendet werden.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Wittmer, Marcilene K. / Arnett, William (1978).<br />

Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

302 Abb. S. 107<br />

IGBO MASKE<br />

Nigeria. H 30 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Colon-Darstellungen belegen eindrücklich die Auseinandersetzung der<br />

Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Diese humoristische Karikatur eines vermutlich englischen Beamten hatte<br />

bei Auftritten vor versammeltem Dorfpublikum sicherlich die Lacher auf<br />

ihrer Seite.<br />

Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />

Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

303 Abb. S. 107<br />

IBIBIO MASKE<br />

Nigeria. H 29,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />

Eine eindeutige Zuordnung des einstigen Gebrauchs dieser Maske ist<br />

ausserhalb des gesellschaftlichen Kontexts und ohne Tanzkleid nicht mit<br />

Sicherheit möglich.<br />

Einiges spricht jedoch dafür, dass es sich dabei um eine Maske aus der<br />

ekpo-Vereinigung handelt, welche bei politischen und rechtlichen Anlässen<br />

sowie bei religiösen Zeremonien auftrat. Die Vereinigung tanzte schöne<br />

und hässliche, gutmütige (mfon) und gefährliche (idiok) Masken. Eine<br />

Dualität, wie sie quer durch Afrika auffindbar ist.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Wittmer, Marcilene K. / Arnett, William (1978).<br />

Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

300<br />

| 73


Afrikanische Kunst<br />

301 305<br />

304 Abb. S. 107<br />

IBIBIO MASKE<br />

Nigeria. H 28 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

idiok-Maske aus der ekpo-Vereinigung, welche bei politischen und rechtlichen<br />

Anlässen sowie bei religiösen Zeremonien in einem grösseren<br />

Ensemble auftrat. Die Männergesellschaft tanzte schöne gutmütige (mfon)<br />

und respekteinflössend gefährliche (idiok) Masken. Eine Dualität, wie sie<br />

quer durch Afrika anzutreffen ist.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Wittmer, Marcilene K. / Arnett, William (1978).<br />

Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />

CHF 1 300.- / 2 300.-<br />

(€ 1 080.- / 1 920.-)<br />

| 74<br />

305<br />

EKET FIGUR<br />

Nigeria. H 52 cm.<br />

Provenienz:<br />

Ulrich von Schröder, Zürich.<br />

Galerie Walu, Zürich (1985).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

Gillon, Werner (1979). Collecting African Art.<br />

New York: Rizzoli. Abb. 75.<br />

Ausgestellt: Historisches Museum Olten, 1989.<br />

Die Eket sind eine Untergruppe der Ibibio im süd-östlichen Nigeria. 1989<br />

im <strong>Katalog</strong> der Ausstellung im Museum Olten wie folgt beschrieben:<br />

„Stehende Figur aus braun patiniertem Holz mit Narbentatauierungen an<br />

den Schläfen; 52 cm. Die Kunst der Eket, eine Gruppe der Ibibio südwestlich<br />

von den Oron, ist erst in den letzten beiden Jahrzehnten in ihrer<br />

Vielfalt bekanntgeworden. Vermutlich handelt es sich bei der hier ausgestellten<br />

Figur um das Oberteil eines Tanzaufsatzes für den ogbom-Kult,<br />

bei dem die Göttlichkeit der Erde gefeiert wird.“<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Neyt, François (1979). L`art Eket. Collection Azar. Paris: Abeille.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 830.-)


306<br />

ORON FIGUR<br />

Nigeria. H 73 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1987).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

- Fagg, William (1963). Bildwerke aus Nigeria.<br />

München: Prestel Verlag. Abb. 128<br />

- Schaedler, Karl-Ferdinand (1989).<br />

Afrika. Maske und Skulptur.<br />

Olten: Walter-Verlag. Abb. 79<br />

Ausgestellt:<br />

Historisches Museum Olten, 1989.<br />

Die Oron sind eine kleine Volksgruppe, die an der<br />

Mündung des Cross River lebt. Sie sind vor allem für<br />

die ekpu genannten Memorialfiguren bekannt, welche<br />

beim Ableben eines Würdenträgers angefertigt wurden.<br />

Die im Pfahlstil geschaffenen Figuren, welche wichtige<br />

Würdezeichen in ihren Händen hielten und meist mit<br />

einem Hut und einem Häuptlingsbart versehen waren,<br />

wurden in obio-Schreinen aufgestellt, wo sie zweimal<br />

jährlich verehrt wurden.<br />

Die Tradition, solche Ahnenfiguren zu schnitzen hielt<br />

wohl nur bis Anfang 1900 an. Als Kenneth C. Murray<br />

sie 1938 entdeckte, war der Kult bereits erloschen. Im<br />

Jahre 1959 inventarisiere Murray ca. 600 Figuren. Die<br />

meisten davon wurden im Biafra-Krieg (1967-70) zerstört<br />

- etwa hundert befinden sich im Besitz der nigerianischen<br />

Museen und einige wenige sind damals in westliche<br />

Sammlungen und in öffentliche Museen gelangt.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Nicklin, Keith (1999). Ekpu. London: The Horniman<br />

Museum.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

| 75


Afrikanische Kunst<br />

309<br />

| 76<br />

307 Abb. S. 111<br />

TIV BEIL<br />

Nigeria. H 47 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Grafisch gestaltete Prunkwaffe, Griff und Klinge aus Eisen geschmiedet,<br />

Griffende und Kopf aus Gelbguss, im Wachsausschmelzverfahren darübergegossen.<br />

Die Zweckmässigkeit als Waffe war eher sekundär, da die<br />

Form primär zur Identifikation der Stammeszugehörigkeit und des Status<br />

des Trägers diente.<br />

Weiterführende Literatur: Neyt, François / Désirant, Andrée (1985).<br />

Les Arts de la Benue. Belgien: Editions Hawaiian Agronomics.<br />

CHF 1 300.- / 1 800.-<br />

(€ 1 080.- / 1 500.-)<br />

308 Abb. S. 109<br />

KAKA FIGUR<br />

Nigeria. H 56 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Schreinfiguren vereinten menschenähnliches Aussehen mit übermenschlichen<br />

Qualitäten. Sie schützten ihre Besitzer vor unzugänglichen<br />

Bereichen wie bösen Gedanken und Hexerei.<br />

CHF 3 000.- / 4 000.-<br />

(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />

309<br />

KAEKA FIGUR<br />

Kamerun. H 55 cm.<br />

Provenienz:<br />

Ulrich von Schröder, Zürich.<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

Gillon, Werner (1979). Collecting African Art.<br />

New York: Rizzoli. Abb. 104.<br />

Im Pfahlstil geschaffene expressive Figur, deren gedrungene Haltung<br />

ihresgleichen sucht.<br />

Die schon offensichtliche Manneskraft wird durch die kurzen Beine noch<br />

akzentuiert. Der kräftige Hals und der überproportionierte Kopf gehen<br />

fast ansatzlos in den massigen Körper über. Die überlangen Arme formen<br />

nahezu einen geschlossenen Kreis, indem sie von den nach oben angewinkelten<br />

Händen nach hinten über den Rumpf der Figur nach oben fortlaufend<br />

die Schultern formen, um dann nahtlos in die Brüste überzugehen.<br />

Der Gesamteindruck des Gesichtes erinnert unweigerlich an „Der Schrei“<br />

von Edvard Munch. Verstärkt wird diese Wahrnehmung durch die mustergültige<br />

Verwitterung dieser Skulptur die nur durch jahrzehntelangen<br />

thermischen Einfluss entstehen konnte. Auch diese so entstandenen<br />

Furchen erinnern sofort an den Hintergrund des expressionistischen<br />

Meisterwerkes von Munch.<br />

Vermutlich handelt es sich bei dieser eigenständigen Darstellung um eine<br />

Ahnenfigur. Bemerkenswert ist die rechteckige Aushöhlung in der rechten<br />

Flanke der Skulptur für die es keine offensichtliche Erklärung gibt.<br />

Weitere Forschungsergebnisse bleiben also abzuwarten. Aber auch ohne<br />

gesichertes Wissen über Ursprung und Verwendung dieser Skulptur bleibt<br />

der Betrachter, insbesondere Liebhaber des Expressionismus, dieser fordernden<br />

Kreation nicht unberührt.<br />

Vergl.: Rathke, Ewald / Schmalenbach, Werner (2002). Figuren Afrikas.<br />

Mainz: Universitätsdruckerei H. Schmid GmbH & Co. S. 70ff.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)


© 2011, ProLitteris, Zurich<br />

Edvard Munch. Der Schrei.<br />

310 Abb. S. 111<br />

NAMJI FIGUR<br />

Kamerun. H 26,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1982).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Figuren dieses Typs wurden von Frauen als Fruchtbarkeits-Puppen und<br />

Schutzobjekte verwendet.<br />

Weiterführende Literatur: Cameron, Elisabeth L. (1996).<br />

Isn’t she a Doll? Los Angeles: Fowler Museum.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

311 Abb. S. 111<br />

NAMJI FIGUR<br />

Kamerun. H 33 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Paolo Morigi, Lugano.<br />

Sotheby’s Paris, Dezember 2005.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

Beschrieb siehe Lot 310.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

312 Abb. S. 109<br />

GRASLAND SPEISESCHALE<br />

Kamerun. H 28 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1981).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot XXXX.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

313 Abb. S. 109<br />

BAMUM TABAKPFEIFE<br />

Kamerun. H 65,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

Kunstvoll gestaltete Prestige-Tabakspfeifen, aus Gelbguss, welche im<br />

Wachsausschmelzverfahren hergestellt wurden, standen lediglich dem<br />

König und hohen Notabeln zu. Sie gehörten zu den Insignien der Herrscher<br />

und Könige aus dem Grasland die sich gerne gegenseitig mit solchen<br />

Prestigeobjekten beschenkten.<br />

Weiterführende Literatur: Spindler, Roma (1992).<br />

Rund um Tabakspfeifen. Staatliches Museum Berlin.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

309<br />

| 77


Afrikanische Kunst<br />

314<br />

BAMILEKE FIGURENGRUPPE<br />

Kamerun. H 125 cm, B 30 cm. Gelbguss.<br />

Provenienz: Galerie Künzi, Oberdorf (1977).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Thermolumineszenz-Altersbestimmung: über 100 Jahre.<br />

Dieses Glanzstück eines anonym gebliebenen Meisters zeugt vom grossen<br />

Talent der Kameruner Bronzegiesser, die schon seit Generationen weit<br />

über ihr Territorium hinaus für ihre Fertigkeit bekannt sind.<br />

Die überaus grosse und ca. 50 kg schwere Gussarbeit ist aus mehreren im<br />

Wachsausschmelzverfahren hergestellten Teilen zusammengeschweisst.<br />

Leider ist der Name der Hauptfigur nicht gesichert, aber G. Künzi<br />

erwähnt 1977 auf einer Grusskarte den Namen eines Königs Macamba.<br />

Wie auch immer, es handelt sich bei dem Dargestellten ohne Zweifel um<br />

einen ranghohen Würdenträger der Bamileke. Im unteren Bereich sind<br />

die Figuren, vermutlich Untertanen, trotz einer statischen Ordnung alle<br />

individualisiert.<br />

Weiterführende Literatur: Knöpfli, Hans (1997-2002).<br />

Crafts and Technologies: Some Traditional Craftsmen of the Western<br />

Grasslands of Cameroon. Bände I - IV. Basel: Basler Mission.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />

315<br />

GRASLAND MASKE<br />

Kamerun. H 113 cm.<br />

Provenienz: Paolo Morigi, Lugano (1977).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

tukum oder tcho bapten genannte Elefantenmaske aus dem kwosi-<br />

Geheimbund, die früher eine Krieger-Vereinigung war und heute eine<br />

Prestigegesellschaft ist. Ihre Mitglieder stammen aus der königlichen<br />

Familie oder sind zumindest hohe Würdenträger.<br />

Der Elefant als mächtiges Tier der Wildnis wird direkt mit der königlichen<br />

Linie des Hofes assoziiert, was hier durch die wertvollen Verzierungen<br />

aus importierten Glasperlen europäischen Ursprungs noch unterstrichen<br />

wird.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Homberger, Lorenz / Geary, Christraud / Koloss, Hans-Joachim (2008).<br />

Kamerun. Kunst der Könige. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

316<br />

BEKOM MASKE<br />

Kamerun. H 33 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galeire Walu, Zürich (1964).<br />

Schweizer-Amsler, Kastanienbaum.<br />

Leopold Haefliger (1929-1989), Luzern.<br />

Galerie Walu, Zürich (1981).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert:<br />

Winizki, Ernst (1972).<br />

Gesichter Afrikas. Luzern: Kunstkreis Luzern. S. 92.<br />

Die zahlreichen Königreiche und Fürstentümer des Kameruner-Graslands<br />

besassen eine Vielzahl von Maskengestalten. Sie tanzten vor allem bei<br />

| 78<br />

wichtigen Anlässen, wie der Krönung eines neuen Königs oder bei<br />

Gedenkfeiern bedeutender Ahnen, und vertraten die Autorität des<br />

Herrschers sowie die Interessen des Staates.<br />

Der Maskenträger tritt immer im vorgeschriebenen Maskengewand auf.<br />

Sein Gesicht bleibt hinter einem Netz verborgen dass ihm aber die Sicht<br />

ermöglicht. Gewöhnlich wurde die Maske als Aufsatz getragen und ragte<br />

somit um einiges über die Köpfe Zuschauer. Besondere Merkmale sind die<br />

grossen, umrandeten Augen, die kräftige Nase mit breiten Nasenflügeln,<br />

der offene Mund mit zugespitzten, manchmal gefletschten Zähnen und<br />

die abstehenden, reduzierten Ohren. Die Oberfläche ist dunkelbraun bis<br />

schwarz gefärbt. Die Kopfbedeckung kennt viele Variationen: von der<br />

einfachen, flachen Frisur mit Menschenhaaren bis zu hochgetürmten<br />

Aufbauten.<br />

Weiterführende Literatur: Koloss, Hans-Joachim (2000).<br />

World-View and Society in Oku (Cameroon). Baessler-Archiv. Beiträge<br />

zur Ethnologie. Neue Folge. Beiheft 10. Berlin: Verlag Dietrich Reimer.<br />

CHF 5 000.- / 8 000.-<br />

(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />

317<br />

BANGWA FIGUR<br />

Kamerun. H 77 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beeindruckende Figur aus dem Königreich Bangwa in der Region<br />

Bamileke - eine der drei Gebiete des Kameruner Graslandes, das schon im<br />

19. Jh. für seine grossformatigen Darstellungen bekannt war.<br />

An den Königshöfen des Bangwa-Gebietes entstanden kraftvolle und<br />

vitale Formen, die in der afrikanischen Kunst als einzigartig gelten.<br />

Ungewöhnlich an diesen Figuren ist ihre raumgreifende Bewegtheit,<br />

die die für die afrikanische Kunst übliche statische Strenge durchbricht.<br />

Solche äusserst expressive Skulpturen erregten die Bewunderung der<br />

europäischen Avantgarde, so z.B. die der Künstler-Gruppe „Brücke“, die<br />

1905 in Dresden gegründet wurde. Besonders zu erwähnen ist dabei das<br />

Werk von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), in dem viele Arbeiten<br />

zu finden sind, die durch Masken und Figuren aus dem Grasland direkt<br />

beeinflusst wurden, wie es 2008 die Ausstellung des Museums Rietberg<br />

deutlich vor Augen geführt hat.<br />

Diese Auftragsarbeit ist das Werk eines namentlich nicht bekannten<br />

Meisters und folgt deutlich den Konventionen der Bangwa, so<br />

z.B. in der mustergültigen Gestaltung des Kopfes. Diese höfischen<br />

Memorialfiguren wurden in Schreinen aufbewahrt und nur anlässlich<br />

von Amtseinsetzungen sowie Begräbnissen von Mitgliedern des Adels,<br />

oder bei Auftritten der lefem-Geheimgesellschaft - einer königlichen<br />

Vereinigung die nebst diesen Figuren auch anderer königlicher Schätze<br />

verwahrte - hervorgeholt.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Homberger, Lorenz / Geary, Christraud / Koloss, Hans-Joachim (2008).<br />

Kamerun. Kunst der Könige. Zürich: Museum Rietberg.<br />

CHF 2 000.- / 4 000.-<br />

(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />

318 Abb. S. 109<br />

GRASLAND FIGUR (?)<br />

Kamerun. H 85 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Beschrieb siehe Lot 317.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)


314<br />

315<br />

316<br />

317<br />

| 79


Afrikanische Kunst<br />

321<br />

| 80<br />

320 Abb. S. 109<br />

FANG MESSER<br />

Gabun. H 34 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Ratton-Hourdé, Paris.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

Grafisch gestaltete Prunkwaffe, Klinge aus Eisen geschmiedet, Holzgriff<br />

mit Draht umwickelt und Öse aus Kupferlegierung. Die Zweckmässigkeit<br />

als Waffe war eher sekundär, da die Form primär zur Identifikation der<br />

Stammeszugehörigkeit und des Status des Trägers diente.<br />

Weiterführende Literatur: Zirngibl, Manfred A. (1983).<br />

Seltene Afrikanische Kurzwaffen. Grafenau, Morsak Verlag.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

321*<br />

FANG FIGUR<br />

Gabun. H 49 cm.<br />

Provenienz:<br />

Marceau Rivière, Paris.<br />

Französische Privatsammlung.<br />

Publiziert:<br />

David, J. u. J. (2005). Gabon.<br />

Zürich: Galerie Walu, S. 60.<br />

Die Fang (unterteilt in Fang, Bulu und Beti) sind eine ca. zwei Millionen<br />

Menschen zählende Gruppe von Ethnien, die im südlichen Kamerun,<br />

Äquatorialguinea und Nordgabun ansässig ist. Ihre gemeinsame Sprache<br />

ist das bantustämmige Fang.<br />

Mit knapp 400 000 Angehörigen bilden die eigentlichen Fang (früher<br />

auch Pangwe oder Pahouin bezeichnet) die grösste ethnische Gruppe in<br />

Gabun, wo sie ihr heutiges Siedlungsgebiet nördlich des Ogowe im 19.<br />

Jahrhundert erreichten. Militärisch überlegen, assimilierten oder verdrängten<br />

sie auf ihrer Wanderung verschiedene Gruppen, die schon zuvor in<br />

der Region ansässig waren. Heute leben viele Fang in Gabuns Städten,<br />

traditionell sind sie jedoch typische Jäger des tropischen Regenwalds mit<br />

einem hoch ausgebildeten Schmiedehandwerk. Bereits in vorkolonialer<br />

Zeit besassen die Fang Kupfer- und Eisenbarrengeld.<br />

Die Fang besassen traditionell keine zentrale übergeordnete politische<br />

Instanz; Dorfoberhäupter und Ältestenräte regelten das Dorfleben. Eine<br />

wichtige Rolle im sozialen und im religiösen Bereich spielten Geheimbünde<br />

wie etwa der nur Männern vorbehaltene ngil- und der so-Bund.<br />

Die von den Bundmitgliedern getragenen Masken und ihre Kultobjekte<br />

zählen zu den begehrtesten Werken der afrikanischen Kunst. Die ausdrucksstarken<br />

Masken und Figuren der Fang übten grossen Einfluss auf<br />

die Kunst der europäischen Moderne aus: So inspirierten Werke der Fang,<br />

die sich zum Teil auch im persönlichen Besitz der westlichen Künstler<br />

befanden, kurz nach der Jahrhundertwende in Paris Fauvisten wie Maurice<br />

de Vlaminck und André Derain sowie Kubisten wie Pablo Picasso,<br />

später auch Expressionisten.<br />

In der Kunstwelt berühmt sind zudem die einzigartigen beeindruckenden<br />

Reliquiar-Wächterfiguren und -Wächterköpfe. Sie zierten die bieri<br />

genannten, zylindrischen Behälter aus Baumrinde, in denen die Schädelrelikte<br />

der Verstorbenen aufbewahrt wurden. Die bieri spielten in der<br />

Ahnenverehrung eine wichtige Rolle und wurden bei Kulthandlungen mit<br />

Öl und Blut bestrichen sowie mit Nahrung versorgt.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Falgayrettes - Leveau, Christiane (1991). Fang. Paris: Editions Dapper.<br />

CHF 100 000.- / 120 000.-<br />

(€ 83 330.- / 100 000.-)


321<br />

| 81


Afrikanische Kunst<br />

322<br />

TSOGHO MASKE<br />

Gabun. H 37 cm.<br />

Provenienz: Dr. Elsy Leuzinger, Zürich.<br />

Schweizer Privatsammlun, seit 1960 im Familienbesitz.<br />

Die weissen okuyi-Masken verkörperten den Geist eines angesehen<br />

Ahnen und traten meist in den frühen Morgenstunden oder in der<br />

Abenddämmerung und hauptsächlich an Beerdigungen auf.<br />

Der Maskentänzer, der auf bis zu zwei Meter hohen Stelzen balancierte<br />

und gelegentlich eine Peitsche schwang um die Zuschauer zu erschrecken,<br />

war in Baumwoll- oder Raphia-Stoffe und Tierfelle gehüllt.<br />

Das idealisierte Gesicht mit den ruhigen, klaren Formen, sanften<br />

Wölbungen, hochgezogenen Augenbrauen über den erstaunlicherweise<br />

nicht vorhandenen Augen ist bis auf die schwarze Frisur und Augenbrauen<br />

mit Kaolinerde gefasst. Die weisse Farbe steht für alles Jenseitige und<br />

damit für den Kreislauf des Lebens und die Welt der Ahnen.<br />

Weiterführende Literatur: Perrois, Louis (1985). Art ancestral du Gabon.<br />

CHF 2 500.- / 3 500.-<br />

(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />

323 Abb. S. 111<br />

TOPOKE SCHILD<br />

Kongo. H 103,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />

Schilde waren äusserliche Zeichen des Status und der Clanzugehörigkeit<br />

des Besitzers. Verwendet wurden die Schilde anlässlich zeremonieller<br />

Rituale, bei der Jagd als Tarnung und als Schutz bei Kampfhandlungen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Zirngibl, Manfred A. (1992). Afrikanische Schilde. Panterra Verlag.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

324 Abb. S. 110<br />

2 MEDIZIN-BEHÄLTER, 1 TOMA INITIATIONS ETUI<br />

Kongo. H 12 cm und 8 cm. Guinea/Liberia. H 12 cm.<br />

CHF 200.- / 400.-<br />

(€ 170.- / 330.-)<br />

325 Abb. S. 110<br />

SANZA UND RASSEL<br />

Sanza: Kongo. L 34 cm. Rassel: Elfenbeinküste. H 26 cm.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

326<br />

LUBA WÜRDESTAB<br />

Kongo. H 50 cm.<br />

Provenienz:<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern<br />

Beschrieb siehe Lot 326 A.<br />

CHF 500.- / 800.-<br />

(€ 420.- / 670.-)<br />

| 82<br />

326 A<br />

LUBA WÜRDESTAB<br />

Kongo. H 177 cm.<br />

Provenienz:<br />

Französische Privatsammlung.<br />

Galerie Walu. Zürich (1985).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Die mächtigen Würdenträger des Luba-Reiches - die sakralen Könige, die<br />

regionalen Fürsten, die Dorfhäuptlinge und Stammesältesten - verfügen<br />

über ein reiches Repertoire an sichtbaren Amtssymbolen. Zu den auffallendsten<br />

Insignien zählen die kunstvoll geschnitzten Amtsstäbe. Diese<br />

Erbstücke wurden innerhalb der königlichen Linie vererbt.<br />

Ihre Verwendung ist vielseitig und die Symbolik komplex. Sie dienen<br />

z.B. einfach als Stütze, als Schutzinstrument, zum Stochern, Stupsen<br />

und Schubsen, zum Winken und Abwinken oder generell um Zeichen zu<br />

geben.<br />

Darüber hinaus sind sie aber auch metaphorische Erweiterungen der Hand<br />

und unterstreichen die Anwesenheit der Ahnen bei Gesprächen. Sie<br />

verdeutlichen die Abstammung der Besitzer und werden anlässlich öffentlicher<br />

Prozessionen präsentiert. Bei Amtseinführung der Würdenträger<br />

wird der Eid darauf geschworen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Nooter Roberts, Mary / Roberts, Allan F. (1996). Memory, Luba Art and<br />

the Making of History. New York: The Museum for African Art.<br />

CHF 500.- / 800.-<br />

(€ 420.- / 670.-)<br />

327*<br />

YANZI FIGUR<br />

Kongo. H 64 cm.<br />

Provenienz:<br />

Französische Privatsammlung.<br />

Deutsche Privatsammlung, Berlin.<br />

Diese materialisierte Schnittstelle zwischen diesseitigen und übernatürlichen<br />

Kräften wurde eingesetzt, um das Gute zu fördern und das Negative<br />

zu vermindern.<br />

Die in der Figur wohnenden Kräfte wurden durch rituelle Zeremonien<br />

und Besprechungen entladen und so für die Besitzer nutzbar gemacht.<br />

Besonders die im Bauch enthaltenen „magischen“ Substanzen sollten<br />

dabei geballte Energien entfalten.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Felix, Marc L. (1987). 100 Peoples of Zaïre. Brüssel: Tribal Arts.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 830.-)


322<br />

326A 326<br />

327<br />

| 83


Afrikanische Kunst<br />

328<br />

328<br />

SIKASINGO FIGUR<br />

Kongo. H 36 cm.<br />

Provenienz:<br />

Josef Müller, Solothurn.<br />

Musée Barbier-Mueller, Genf.<br />

Galerie Walu, Zürich (1985).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Publiziert: Jean-Paul Barbier (1978). Über Josef Müller.<br />

Zürich: Du, Europäische Zeitschrift. Ausgabe 450, Seite 69.<br />

Die Sikasingo gehören als Volksgruppe zu den Rega und leben am westlichen<br />

Ufer des Tanganika-Sees. Bei den idealisierten Porträts handelt es<br />

sich um Darstellungen mächtiger Vorfahren, bashumbu genannt, die schon<br />

zu Lebzeiten für ihre soziale Autorität respektiert wurden und deren<br />

Einfluss sich auch nach ihrem Ableben noch direkt auf die Gesellschaft<br />

auswirkte. Die Figuren sollten vor Unheil und Krankheit schützen, aber<br />

auch Feinden Schaden zufügen können. Dank ihnen sollte kommende<br />

Gefahr vorausgesehen und Unheil abgewehrt werden können.<br />

Je nach Grösse waren sie für den privaten Gebrauch oder für die<br />

Gemeinschaft bestimmt und wurden dementsprechend zu Hause oder<br />

in den der Allgemeinheit gehörenden Schreinen aufbewahrt. In der<br />

Verantwortung der Dorfältesten sowie Stammesoberhäupter wurden sie<br />

von Heilern, Kräuterkennern und Wahrsagern rituell aktiviert.<br />

Weiterführende Literatur: Biebuyck, Daniel P. (1981).<br />

Statuary from the Pre-Bembe Hunters.<br />

Tervuren: The Royal Museum of Central Africa.<br />

CHF 10 000.- / 20 000.-<br />

(€ 8 330.- / 16 670.-)<br />

| 84


329*<br />

YOMBE FIGUR<br />

Kongo. H 13,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

Thomas Schulze, Berlin.<br />

Deutsche Privatsammlung, Berlin.<br />

Magische Figuren der Kongo werden allgemein als nkisi bezeichnet (plural:<br />

minkisi). Eine nkisi nkondi-Figur (nkisi ist der kongolesische Ausdruck<br />

für einen Gegenstand in dem Macht konzentriert ist / nkondi bedeutet<br />

„Jäger“) ist eine personifizierte Macht aus dem unsichtbaren Land der<br />

Toten, die sich innerhalb einer rituellen Praxis menschlicher Kontrolle<br />

unterwirft. Wenn diese in menschlicher Gestalt dargestellt ist, handelt es<br />

sich um mächtige Vorfahren, die schon zu Lebzeiten für ihre soziale Autorität<br />

respektiert wurden, und deren Einfluss sich auch nach ihrem Ableben<br />

noch direkt auf die Gesellschaft auswirkte.<br />

Die nachträglich beigefügten kraftspendenden Attribute wie Nägel,<br />

Spiegel oder magische Substanzen verstärken sich in ihrer Summierung.<br />

Je nach Grösse waren sie für den privaten Gebrauch oder für die Gemeinschaft<br />

bestimmt und wurden dementsprechend zu Hause oder in der<br />

Allgemeinheit gehörenden Schreinen aufbewahrt. Verwaltet und aktiviert<br />

wurden sie von einem nganga, einem rituellen Heiler, Kräuterkenner und<br />

Wahrsager.<br />

So gewährte unter anderem das Einschlagen von Metallstücken dem Beistandsuchenden<br />

Hilfe - z.B. bei ungeklärten Verbrechen oder Todesfällen.<br />

Die Figur sollte vor Unheil und Krankheit schützen, aber auch anderen<br />

Schaden zufügen können. Der auf dem Bauch angebrachte Spiegel verschliesst<br />

eine mit magischen Substanzen gefüllte Aushöhlung. Dank ihm<br />

sollte kommende Gefahr voraus gesehen werden und Unheil abgewehrt<br />

werden können. Die typischen Glaseinlagen in den Augen verleihen dem<br />

Blick eine besondere Intensität.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Lehuard, Raoul (1989). Art Bakongo. Arnouville: Art d’Afrique Noire.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

329 329 (Seitenansicht) 330<br />

330<br />

KUYU TANZKEULE<br />

Nigeria. H 69 cm.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Julius Konietzko, Hamburg.<br />

Sammlung Georges Haefeli, La-Chaux-de-Fonds.<br />

Binoche Paris, Oktober 2005.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

Die Kuyu leben auf einer Hochebene am Ufer des Kuyu-Flusses und<br />

waren sowohl von ihren Nachbarn als auch von den Kolonialherrschern<br />

gefürchtet. Weitgehend unerforscht, sind sie vor allem für Ihre Tanzkeulen<br />

berühmt.<br />

Laut Bénézech haben aber alle als Mbochi zusammengefassten Ethnien -<br />

die Kuyu, Makwa, Likwala, Mboko, Ngare und die eigentlichen Mbochi<br />

- solche Skulpturen verwendet. Auch die Benennung als kébé-kébé oder<br />

ebongo wird von ihr relativiert - die wenigen Berichte, z.B. von Poupon<br />

(1918-1919) lassen keinen klaren Schluss zu. Sicher scheint nur deren Verwendung<br />

im Umfeld der Initiation.<br />

Die Köpfe wurden von gänzlich unter Tüchern verborgenen Tänzern an<br />

einem Haltegriff über Kopfhöhe getragen. Die meisten Köpfe enden dabei<br />

in einer kunstvollen Frisur, die beim Tanz mit Federn geschmückt ist.<br />

Weiterführende Literatur: Bénézech, Anne-Marie (1988). „So-called<br />

Kuyu Carvings“, in: African Arts, Vol. XXII, No.1. Los Angeles: UCLA.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

| 85


Afrikanische Kunst<br />

331 Abb. S. 89<br />

PENDE STAB<br />

Kongo. H 105 cm.<br />

Provenienz:<br />

Craig de Lora, New Jersey.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

muhango genannter Clan- und Botenstab eines ranghohen Würdenträgers.<br />

Seine Verwendung war vielseitig und die Symbolik komplex. Er diente<br />

z.B. einfach als Stütze, als Schutzinstrument, zum Stochern, Stupsen und<br />

Schubsen, zum Winken und Abwinken, oder generell um Zeichen zu<br />

geben. Diese Machtinsignien sind ein Embleme des Clans. Sie wurden bei<br />

Versammlungen und Palavern in die Erde gesteckt und symbolisierten die<br />

Anwesenheit der Ahnen.<br />

Die rautenförmige Aussparung ist der stilisierte Körper des krönenden<br />

Ahnen-Kopfes mit markantem Mittelkamm.<br />

Weiterführende Literatur: Sousberghe, Leon (1958).<br />

L‘art Pende. Gembloux: Éditions J. Duculot.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

332 Abb. S. 89<br />

YAKA SCHLITZTROMMEL<br />

Kongo. H 37 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

n-koku genannte Schlitztrommel die auch von Wahrsagern rituell gespielt<br />

wurde.<br />

Weiterführende Literatur: Bourgeois, Arthur P. (1984).<br />

Art of the Yaka and Suku. Meudon: Alain et Françoise Chaffin.<br />

CHF 500.- / 800.-<br />

(€ 420.- / 670.-)<br />

333 Abb. S. 111<br />

SUKU TRINKBECHER<br />

Kongo. H 6 cm, B 11 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Bei diesem fein gestalteten Gefäss mit einem Bauch und zwei Öffnungen,<br />

handelt es sich wohl um einen „Vertrauens- oder Freundschaftsbecher“.<br />

Das Trinken aus dem gleichen Behältnis war sicherlich ein Zeichen<br />

von Freundschaft, schützte aber den Eingeladenen gleichzeitig vor der<br />

Einnahme von ungewollten Substanzen.<br />

Weiterführende Literatur: Bourgeois, Arthur P. (1984).<br />

Art of the Yaka and Suku. Meudon: Chaffin.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

| 86<br />

334 Abb. S. 89<br />

TEKE FIGUR<br />

Kongo. H 95 cm.<br />

Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />

Die Teke (ca. 800’000 Menschen) gehören zu den Bantuvölkern. Sie<br />

leben überwiegend auf dem savannenbedeckten Hochplateau im Grenzgebiet<br />

der Republik Kongo, der Demokratischen Republik Kongo und der<br />

Republik Gabun.<br />

Ihre Kosmologie kennt nebst der realen Welt ein unsichtbares Paralleluniversum<br />

über das der Schöpfer Nziam herrscht. Sie gehen davon aus dass<br />

ihre Seelen dort wieder auferstehen. Die Verehrung der Ahnen und der<br />

Naturgeister, welche durch Gebete und Opfer gütig gestimmt werden sollten,<br />

spielten Folge dessen im Alltag der Teke eine zentrale Rolle.<br />

Hier zu sehen ist ein selten grosser Fetisch, dessen Bauch mit „magischen“<br />

Substanzen angefüllt ist, so dass er durch Rituale die im Kraftpaket geballten<br />

Energien entfalten konnte. Diese materialisierte Schnittstelle zwischen<br />

diesseitigen und übernatürlichen Kräften wurde eingesetzt, um das Gute<br />

zu fördern und das Negative zu vermindern.<br />

Bemerkenswert an dieser ungewöhnlich grossen männlichen Figur ist der<br />

kubische Aufbau. Die Proportionen der Beine, des Oberkörpers und des<br />

Kopfes stehen im gleichen Verhältnis, je ein Drittel der Höhe der Figur.<br />

Der kräftige Hals der den Kopf vom Körper abgrenzt nimmt ein 1/10<br />

der Höhe in Anspruch, ganz nach dem von Raoul Lehuard ausführlich<br />

beschriebenen Kanon dieser Stilregion.<br />

Das Autorität ausstrahlende Gesicht ist ganzflächig bis an die Schläfen<br />

mit feinsten Rillen versehen, die den edlen Narbenschmuck darstellen<br />

der ranghohen Notabeln vorbehalten war. Der geöffnete Mund über dem<br />

energisch vorstossenden Kinnbart und die zugekniffenen Augen verleihen<br />

der Figur eine erstaunliche Präsenz.<br />

Weiterführende Literatur: Lehuard, Raoul (1996).<br />

Les arts Bateke. Arnouville: Arts d’Afrique Noire.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

335<br />

TEKE MASKE<br />

Kongo. Ø 34 cm.<br />

Provenienz: Missionsbesitz, Brazzaville.<br />

Suzanne Lanternier (1982), vor 1946 in Situ erworben.<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

kidumu genannte Brettmaske aus der lokalen Maskengesellschaft in Form<br />

eines flachen, abstrakten Gesichtes. Die Interpretation der im Relief<br />

gestalteten und polychrom gefassten Symbolik ist Gegenstand interessanter<br />

Analysen wie z.B. derjenigen von Raoul Lehuard in „Les arts Bateke“<br />

(Arnouville: Arts d‘Afrique Noire. 1996).<br />

Die Gestaltung dieser Maske ist sicherlich ein Musterbeispiel für die in<br />

der afrikanischen Kunst geschätzten Abstraktion und Reduktion. Es geht<br />

hier nicht darum, die Natur nachzubilden, sondern um die Erfindung<br />

einer neuen Form und um den Ausdruck von Inhalten.<br />

Die Vorbesitzerin, Suzanne Lanternier, bestätigt auf dem Verso einer<br />

Fotografie: „Je soussigné, Madame Suzanne Lanternier, demeurant<br />

Vallauris Résidence St. Antoine, certifie que le masque Teke reproduit<br />

au verso a été acheté par moi-même vers 1945-46 à Brazzaville en provenance<br />

d‘une mission. Vallauris le 9 Septembre 1982“. Das entsprechende<br />

Dokument wird dem Käufer ausgehändigt.<br />

Weiterführende Literatur: Dupré, Marie-Claude / Féau, Etienne (1988).<br />

Batéké. Peintres et sculpteurs d‘Afrique centrale. Paris: Réunion des<br />

musées nationaux.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 8 330.- / 12 500.-)


335<br />

| 87


Afrikanische Kunst<br />

339<br />

Raphiaplüschgewebe der Kuba (Lot 336 - 340)<br />

Die Shoowa sind eine Ethnie im der Demokratischen Republik Kongo<br />

und gehörten einst einer politischen Konföderation an, die als Königreich<br />

Kuba in die Geschichte einging. Dieser politische Bund bestand vom 17.<br />

bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als er unter dem Druck der belgischen<br />

Kolonialherrschaft zerbrach.<br />

Berühmtheit erlangten die Shoowa jedoch vor allem durch ihre meisterhaften,<br />

weithin begehrten Gewebe. Solch feine Stoffe, die im Königreich<br />

als Zahlungsmittel dienten, fanden schon in portugiesischen Berichten aus<br />

dem 16. und 17. Jahrhundert Erwähnung. Gemeint waren rund 50 x 50 cm<br />

grosse Stoffe aus ausgefaserten Fiederblättern der Raphia-Palme.<br />

Sie werden von Männern gewebt und von Frauen in der besonderen<br />

Technik der Velours-Stickerei bestickt. Dabei werden die Fäden mit Hilfe<br />

einer Nadel zwischen Kett- und Schussfaden unverknotet eingepasst und<br />

dann auf beiden Seiten in einer Höhe von rund zwei Millimetern abgeschnitten.<br />

Die Raphiafasern werden vor dem Sticken mit Pflanzenfarben<br />

eingefärbt. Mit diesen Webmatten trieb die Küstenbevölkerung einen<br />

lebhaften Handel: Die Portugiesen bezahlten die Stoffe mit Salz, Kaurischnecken<br />

und Perlen und tauschten sie weiter südlich, in Angola, gegen<br />

Sklaven. In der Folge wurden die Matten aufgrund ihres Wertes lokal als<br />

Tauschmittel eingesetzt, und noch heute sind sie unverzichtbare Gastgeschenke<br />

bei allen Anlässen wie zum Beispiel bei Hochzeiten, Geburten<br />

und Jubiläen.<br />

Der in die Herstellung der Matten investierte Arbeitsaufwand stellt dabei<br />

einen fälschungssicheren Wert dar. Die Gastgeber erhalten so mitunter ein<br />

kleines Vermögen, das sie später wieder nach Bedarf veräussern können.<br />

Benötigt nämlich jemand für eine Feierlichkeit eine oder mehrere Matten<br />

je nach eigenem Wohlstand), der selber keine hat und auch keine herstellen<br />

kann, wird er diese bei jemandem gegen Geld, Ware oder Leistung<br />

eintauschen müssen. Design, Ausführung sowie Angebot und Nachfrage<br />

ergeben dann den individuell ausgehandelten „Wechselkurs“. Nirgendwo<br />

sonst in Afrika wurden Textilien so meisterhaft gefertigt, zeigen einen so<br />

eindrucksvollen, ausgeprägten Sinn für Formen und Muster. Ästhetik und<br />

Funktion verschmelzen so zu kleinen Kunstwerken, deren Einfluss auf die<br />

moderne Kunst des Westens unverkennbar ist und sich etwa in Arbeiten<br />

von Paul Klee, Antoni Tàpies, Keith Haring und anderen offenbart. Die<br />

kunstvollen Arbeiten sind derart faszinierend, traumhaft und sinnlich, dass<br />

jeder, der sie in natura sehen durfte, sich immer daran erinnern wird.<br />

Mehr Informationen dazu online unter shoowa.com<br />

| 88<br />

336 Abb. S. 110<br />

KUBA STOFF<br />

Kongo. Stoff: 64 x 63 cm.<br />

CHF 100.- / 200.-<br />

(€ 80.- / 170.-)<br />

337 Abb. S. 110<br />

KUBA STOFF<br />

Kongo. Stoff: 52 x 60 cm.<br />

CHF 100.- / 200.-<br />

(€ 80.- / 170.-)<br />

338 Abb. S. 110<br />

KUBA STOFF<br />

Kongo. Stoff: 60 x 62 cm.<br />

CHF 100.- / 200.-<br />

(€ 80.- / 170.-)<br />

339<br />

KUBA STOFF<br />

Kongo. Stoff: 57,5 x 58 cm.<br />

CHF 100.- / 200.-<br />

(€ 80.- / 170.-)<br />

340 Abb. S. 110<br />

KUBA WICKELGEWAND<br />

Kongo. L 516 cm, B 93 cm. Raphia.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Eine Ausnahmeerscheinung in der afrikanischen Kunst sind die Textilien<br />

der Kuba, die sich in dieser Form an keinem anderen Ort der Welt finden<br />

lassen.<br />

Gewobene Raphia-Tücher aus dem Kongo stellen ein absolutes Phänomen<br />

dar. Seit Generationen pflegt das Königreich Bakuba die Tradition der<br />

meisterhaften Gestaltung von Webarbeiten und hat dabei eine einzigartige<br />

Formensprache entwickelt.<br />

Das Material dieser Kleider ist Raphia, der Blattfasern-Bast der Vinifera-<br />

Palme. Die langen Tücher entstehen durch zusammenfügen einzelner<br />

gewobener Matten, deren Grösse durch die natürliche Länge der Raphia-<br />

Faser gegeben ist (ca. 50 bis 80 cm). Die roten Farbtöne werden aus mit<br />

Wasser vermengtem, pulverisiertem Holz des Tukula-Baumes erzeugt.<br />

Die bis zu über zehn Meter langen Zeremonialkleider der Bushong werden<br />

rockartig gleichermassen von Frauen und Männern um die Hüfte<br />

getragen. Die Machart und das Design sind Amtsträger und Zeremonien<br />

genau zugeordnet. Jeder König erhält bei Amtsantritt sein eigenes<br />

Emblem, welches bestimmte geometrische Motive enthält, die man auf all<br />

seinen Prestigeobjekten wiederfindet.<br />

Je aufwändiger das Tuch, desto wichtiger der Träger - „Kleider machen<br />

Leute“ gilt natürlich auch in Afrika. Des Weiteren wurden die Tücher<br />

auch als wertvolles Tauschmittel oder Geschenk verwendet.<br />

Weiterführende Literatur: Meurant, Georges (1989). Traumzeichen.<br />

München: Verlag Fred Jahn und im Internet unter www.shoowa.com<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)


332<br />

334 331<br />

| 89


Afrikanische Kunst<br />

341 344<br />

Masken der Kuba ( Lot 341 - 344)<br />

Die Kuba, eine von der Herrscherschicht Bushong dominierte<br />

Gemeinschaft, kennen eine Vielzahl von Masken. Die bedeutendsten<br />

befanden sich im Besitz der königlichen Familie. Diese asymmetrische<br />

Maske sollte die Zuschauer sicherlich beeindrucken und behandelte das<br />

Thema Abnormitäten als Teil der Gesellschaft auch unterhaltend.<br />

Die kabongo Maske (Lot 342) stell den Geist der Ahnen dar und wurde<br />

bei Beerdigungen und während der Initiationsriten getragen. Die konischen<br />

Augen mit den auffallenden Durchbohrungen für die Sicht des Trägers,<br />

stellen symbolisch Chamäleon-Augen dar und drücken die Fähigkeit<br />

aus, zu sehen und zu lesen, was eigentlich unsichtbar ist.<br />

Die pwoom itok-Maske (Lot 343 und 344), welche zu den ältesten Maskengestalten<br />

der Kuba zählt. Sie stellte den aufständischen einfachen<br />

Mann dar, der die königliche Macht und Ordnung in Frage stellt. Dieser<br />

rebellische Aspekt wurde durch einen stolzen und aggressiven Tanzstil<br />

unterstrichen.<br />

Vergl.: Cornet, Joseph (1975). Art from Zaire, 100 Masterworks from the<br />

National Collection. New York: The African American Institute. S. 87.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Joseph Cornet (1982). Art Royal Kuba. Milano: Edizioni Sipiel.<br />

341<br />

KUBA MASKE<br />

Kongo. H 27 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

| 90<br />

342 Abb. S. 110<br />

KUBA MASKE<br />

Kongo. H 55,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

CHF 500.- / 1 000.-<br />

(€ 420.- / 830.-)<br />

343 Abb. S. 110<br />

KUBA MASKE<br />

Kongo. H 25 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

344*<br />

BUSHOONG-KUBA MASKE<br />

Kongo. H 25,5 cm.<br />

Provenienz: Thomas Schulze, Berlin.<br />

Deutsche Privatsammlung, Berlin.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)


345*<br />

BUSHOOG-KETE AUFSATZMASKE<br />

Kongo. H 83,5 cm.<br />

Provenienz: französische Privatsammlung.<br />

Diese weibliche Aufsatzmaske der Kete kam auch bei Bestattungsritualen<br />

zum Vorschein. Die kamakengo genannte Gestalt trug der Tänzer auf dem<br />

Kopf , wobei er selbst durch ein langes Stoffkleid verdeckt blieb. Die am<br />

Bauch der Maske angebrachten Öffnungen gewährte dem Träger Sicht<br />

auf die Opfergaben der Trauernden, die er zu Ehren des Verstobenen für<br />

seine Hinterbliebenen einsammelte.<br />

Leo Frobenius berichtete in seinen ethnographischen Berichten aus<br />

den Jahren 1905 und 1906 bereits von diesen reich verzierten Masken,<br />

welchen er schon damals eine lange Tradition zuschrieb. Die fast lebensgrosse<br />

Figur mit spitzen Brüsten und kräftigem Hals trägt sowohl als<br />

Kopfschmuck, wie auch als Hüftkranz Raphiafasern. Ihre Arme sind von<br />

den Ellbogen abwärts separat angefügt und handschuhartig mit Textil<br />

eingefasst. Sie waren ursprünglich beweglich und schwang beim Tanz<br />

rhythmisch mit.<br />

Die harmonische Kreation eines unbekannten Künstlers fasziniert durch<br />

das Wechselspiel von Kanten und Rundungen. In dieser beeindruckenden<br />

Kreation verschmelzen die grundlegenden geometrischen Formen in so<br />

gekonnter Manier, dass sie eine perfekte Illustration des viel diskutierten<br />

Themas „Ursprungs der Moderne“ ist.<br />

Die Volumen von Rumpf, Schultern, Brüsten, Hals, Kopf, Mund, Nase,<br />

Augen und Ohren gehen erfinderisch geschickt ineinander über. Diese<br />

Formensprache ist in der polychromen Fassung fortgesetzt. Die vielfältigen,<br />

nur auf den ersten Blick symmetrischen Musterungen sind spannend<br />

alterniert und akzentuieren den gewollten Effekt gekonnt.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Frobenius, Leo (1987). Ethnographische Notizen aus den Jahren 1905 und<br />

1906. II. Kuba, Leele, Nord-Kete. (Studien zur Kulturkunde: Bd. 84).<br />

Stuttgart: Frank Steiner Verlag Wiesbaden GmbH.<br />

CHF 25 000.- / 35 000.-<br />

(€ 20 830.- / 29 170.-)<br />

| 91


Afrikanische Kunst<br />

| 92<br />

348<br />

346<br />

347<br />

346<br />

KUBA TRINKBECHER<br />

Kongo. H 29 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Bei diesem fein gestalteten Gefäss handelt es sich wohl um einen sogenannten<br />

„Vertrauens- oder Freundschaftsbecher“. Bei Zeremonien kamen<br />

die Initiierten zusammen und tranken nach vorgeschriebenen Regeln<br />

Palmwein. Die verschiedenen Formen der Becher gaben Auskunft über<br />

den Initiationsgrad der Mitglieder.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Robbins, Warren M. / Ingram Nooter, Nancy (1989). African Art in<br />

American Collections. Washigton: Smithsonian Institution Press.<br />

CHF 600.- / 800.-<br />

(€ 500.- / 670.-)<br />

347<br />

KUBA TRINKBECHER<br />

Kongo. H 18,5 cm.<br />

Provenienz und Beschrieb siehe Lot 346.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

348<br />

KUBA TRINKBECHER<br />

Kongo. H 27,5 cm.<br />

Provenienz und Beschrieb siehe Lot 346.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)


| 93


Afrikanische Kunst<br />

349*<br />

SONGYE FIGUR<br />

Kongo. H 92 cm.<br />

Provenienz:<br />

Klaus Clausmeyer, Köln. (* 1887; † 1968)<br />

Henri L. Schouten, Amsterdam (1983).<br />

Seither in deutschem Familienbesitz.<br />

Ausgesprochen kraftvolle, ausdrucksstarke Figur, die in ihrer Erscheinungsweise<br />

auf eine monumentale Wirkung abzielt. Ihre kühne Konzeption ist ein elegantes<br />

Beispiel für das afrikanische Kunstschaffen, wenn es darum geht, naturalistisches<br />

Gestalten mit abstraktem harmonisch zu verbinden.<br />

Es handelt sich dabei um ein besonders gelungenes Exemplar der minkisi-<br />

Zauberfiguren (Singular nkisi). Diese Figuren gewährten Schutz vor Krankheiten,<br />

Unfruchtbarkeit und anderem Unheil und konnten beispielsweise auch bei<br />

ungeklärten Verbrechen Hilfe leisten. Dies vermochten sie durch geballte Kräfte,<br />

die sie gespeichert in Form von allerlei magischen Substanzen auf sich tragen.<br />

Diese Kräfte konnten bei rituellen Zeremonien und Besprechungen entladen und<br />

für die Besitzer nutzbar gemacht werden.<br />

Die häufiger anzutreffenden kleineren Ausführungen dieses Figurentyps hatten privaten<br />

Charakter und waren im Besitz von einzelnen Personen oder einem Haushalt.<br />

Im Gegensatz dazu stehen die seltenen grossen Darstellungen, die im Dienst<br />

einer ganzen Gemeinschaft standen und ihre magische Wirkung für zahlreiche<br />

Personen und Familien einsetzten.<br />

Dafür erhielten die Figuren zahlreiche Opfer und Aufmerksamkeiten in Form<br />

von Nahrung, Einölungen und Waschungen und wurden in einer eigens für<br />

sie errichteten Hütte aufbewahrt. Es konnte auch vorkommen, dass sie bei<br />

drohender Gefahr an Stäben oder Riemen, die unter beiden Armen durchgeschoben<br />

wurden, durch das Dorf getragen wurden, um den von aussen eindringenden,<br />

Unheil bringenden Mächten durch ihre eigenen Kräfte Einhalt<br />

zu gebieten.<br />

Für den nganga genannten Ritualkundigen, der diese Zauberfiguren herstellte<br />

und sie mit ihren Kräften versah, war deswegen eine exakte, fein ausgeführte<br />

Erscheinungsform weniger wichtig als vielmehr die Wirkungskraft der Figur,<br />

ihre Funktionalität. Gerade dieses Rohe und urtümlich Anmutende der nicht<br />

geglätteten beziehungsweise polierten Oberflächen dieser expressiven Stücke<br />

inspirierte zahlreiche moderne Künstler bei ihren eigenen Arbeiten (z.B. Georg<br />

Baselitz und Günther Uecker).<br />

Dieses grandiose und bis anhin unpublizierte Werk besticht auch durch das Vorhandensein<br />

aller Attribute die sonst vielfach abhanden gekommen sind.<br />

Weiterführende Literatur: Neyt, François (2004).<br />

La redoutable statuaire Songye d’Afrique Centrale.<br />

Brüssel: Fonds Mercator.<br />

CHF 50 000.- / 70 000.-<br />

(€ 41 670.- / 58 330.-)<br />

| 94


Klaus Clausmeyer<br />

(* 1887; † 11. März 1968; eigentlich Karl Claus-Meyer)<br />

Klaus Clausmeyer wurde 1887 in München geboren und liess schon in<br />

seiner Kindheit künstlerische Neigungen erkennen. Das väterliche Atelier<br />

diente ihm als Kinderstube und der Umzug während seiner Jugendjahre in<br />

die rheinische Künstlerstadt Düsseldorf stärkte seine Leidenschaft zur Kunst.<br />

Seine Stellung als Nachrichtenoffizier im Ersten Weltkrieg liess ihn nie von<br />

seiner Liebe zur Kunst abschweifen. Sie stärkte diese sogar durch einen<br />

Zufall. Denn es passierte, dass in Belgien als er auf einer umkämpften Strasse<br />

war, eine Giebelwand zusammenstürzte, wobei ein Buddha Kopf über seinen<br />

Weg rollte.<br />

Nach Kriegsende begann Clausmeyer buddhistische Kunst zu sammeln. Bald<br />

begeisterte er sich auch für „primitive Kunstformen“, welchen er auf seiner Nordafrikareise<br />

begegnete. Seine Sammlung umfasste über die Jahre um die 1000<br />

Werke, welche alle einen Platz in seinem Düsseldorfer Atelier fanden. Dort<br />

malte er grossformatige Gesellschaftsszenen und sagenhafte Porträts, für welche<br />

er hohes Ansehen genoss.<br />

Ansehen für seine Objekte aus fremden Kulturen erhielt Clausmeyer<br />

jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Erst dann konnte er sich an<br />

Ausstellungen beteiligen und auch eigene durchführen. Kenner schätzten<br />

die hohe Qualität seiner Objekte, wodurch sich seine Kollektion in<br />

Fachkreisen bald als ein Begriff etablierte.<br />

Im Alter von 79 Jahren vereinbarte Clausmeyer mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum<br />

die Übernahme des Grossteils seiner Sammlung,<br />

wodurch das Museum mit einer faszinierenden und vielfältigen<br />

Sammlung bereichert worden ist. Bedingung dafür war, dass<br />

seine gesamte Kollektion wissenschaftlich untersucht und publiziert<br />

wird.<br />

Noch im selben Jahr wurde sein Atelier geräumt. Übrig blieben lediglich<br />

nägelstarrende Wände, an welchen sich noch die Konturen der vielen<br />

Masken abzeichneten. Zwei Jahre später, 1968, stirbt Klaus Clausmeyer.<br />

Seine Werke erinnern noch heute an ein ereignisreiches Leben als Künstler<br />

und Sammler.<br />

Weiterführende Literatur: Stöhr,Waldemar (1972).<br />

Afrika. Sammlung Clausmeyer.<br />

Köln: E. J. Brill G.M.B.H. Kommissions-Verlag.<br />

| 95


350<br />

Afrikanische Kunst<br />

| 96<br />

352<br />

350<br />

SONGYE AXT und 2 KUBA MESSER<br />

Kongo. Axt: H 43 cm. Messer: 33 cm und 35 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Axt: Kunstvoll geschmiedeter Eisen-Keil an einem mit Leder überzogenen<br />

Holzstiel. Würde- und Statuszeichen sowie Geldwaffe, mit der im<br />

Tauschhandel bezahlt wurde.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

351<br />

LUBA FIGUR<br />

Kongo. H 29,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1984).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Schutz- und Wahrsagefigur, die durch Beauftragung und mit Hilfe von<br />

magisch wirkenden Substanzen Geschehnisse im Sinne des Besitzers<br />

beeinflussen konnte.<br />

Dies vermochte die Darstellung durch geballte Kraft, die sie gespeichert<br />

in Form von magischen Attributen auf sich trägt. Ihre Kräfte konnten bei<br />

rituellen Zeremonien und Besprechungen entladen und für die Besitzer<br />

nutzbar gemacht werden. Dafür erhielt die Figur im Gegenzug zahlreiche<br />

Opfer und Aufmerksamkeiten in Form von Nahrung, Einölungen und<br />

Waschungen.<br />

Bei der Figur handelt es sich vermutlich um das Abbild eines mächtigen<br />

Vorfahren, der schon zu Lebzeiten für seine soziale Autorität respektiert<br />

wurde, und dessen Einfluss sich auch nach seinem Ableben noch direkt<br />

auf die Gesellschaft auswirkte. Diese materialisierte Schnittstelle zwischen<br />

diesseitigen und übernatürlichen Mächten hatte privaten Charakter und<br />

war im Besitz einer einzelnen Person oder eines Haushalts.<br />

Für den Ritualkundigen, der diese Zauberfiguren herstellte und sie<br />

mit ihren Kräften versah, war deswegen eine exakte, fein ausgeführte<br />

Erscheinungsform weniger wichtig als vielmehr die Wirkungskraft der<br />

Figur, ihre Funktionalität.<br />

Die sensible Figur wirkt durch die gewachsene Gebrauchspatina und das<br />

auf dem Kopf angebrachte Kraftpaket mit dem Horn besonders reizvoll:<br />

ein gelungenes Wechselspiel zwischen Abstraktion und Naturalismus.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Nooter Roberts, Mary / Roberts, Allan F. (1996). Memory, Luba Art and<br />

the Making of History. New York: The Museum for African Art.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

352<br />

LUBA AXT<br />

Kongo. L 48,5 cm.<br />

Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />

Würde- und Statuszeichen sowie Geldwaffe, mit der im Tauschhandel<br />

bezahlt werden konnte. Geschmiedeter Eisen-Keil im Schaftloch eines<br />

Holzstiels der in Kopfform endet.<br />

Weiterführende Literatur: Cornet, Joseph / Dewey, William et al. (1992).<br />

Beauté fatale. Armes d’Afrique Centrale. Bruxelles: Crédit Communal.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)


351<br />

| 97


Afrikanische Kunst<br />

353<br />

353<br />

MANGBETU GEFÄSS<br />

Kongo. H 49 cm. Terrakotta.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Afrique Noire, J.F. Parry, Paris.<br />

Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />

Kunstvoll modellierter Palmweinkrug in Form einer weiblichen Büste.<br />

Bei den Mangbetu galt für Frauen der königlichen Linie ein langgezogener<br />

Hinterkopf als vornehmes Schönheitsideal. Die Deformation wurde<br />

früher durch Bandagieren der Schädel schon ab Kindesalter erreicht.<br />

Zusätzlich betont wurden die langgezogenen Hinterköpfe durch zylinderartige<br />

Frisuren und auffälligen Haarschmuck.<br />

Weiterführende Literatur: Schaedler, Karl-Ferdinand (1997).<br />

Erde und Erz. München, Panterra Verlag. S. 294f.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

| 98<br />

Foto: Walter Othmar Schicker. Archiv Galerie Walu.<br />

354 Abb. S. 111<br />

SALAMPASU FIGUR<br />

Kongo. H 52 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

Die Salampasu, ein kriegerisches und als furchtlos bekanntes Volk, leben<br />

im Süden Kongos. Ihre charakteristische Eigenschaft widerspiegelte sich<br />

oft in der aggressiven Ausdrucksweise ihrer Kultfiguren. Typisch für ihre<br />

Formensprache sind die vorgewölbte Stirn, die dreieckige Nase und der<br />

quadratische Mund der Maske des hier in Miniatur dargestellten Tänzers.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Felix, Marc L. (1987). 100 Peoples of Zaïre. Brüssel: Tribal Arts.<br />

CHF 500.- / 700.-<br />

(€ 420.- / 580.-)<br />

355 Abb. S. 111<br />

LEGA FIGUR<br />

Kongo. H 25 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Walu, Zürich (1983).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

Altarfigur aus dem bwami-Bund.<br />

Weiterführende Literatur: Cameron, Elisabeth L. (2001).<br />

Art of the Lega. UCAL Fowler Museum of Cultural History.<br />

Washington: University of Washington Press.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

356 Abb. S. 109<br />

LEGA ELFENBEINGRIFF<br />

Kongo. H 8,5 cm. Elfenbein.<br />

Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1980).<br />

Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)


357<br />

ITURI MASKE<br />

Kongo. H 24 cm.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Flak, Paris.<br />

Französische Privatsammlung.<br />

Die Volksgruppen im Ituri-Gebiet (Ndaaka, Lese, Bira, Liko u. a.) kannten<br />

eine Fülle von Maskentypen, die sich in ihren Grundzügen sehr ähnlich<br />

waren.<br />

Ihr Maskenwesen ist jedoch noch nicht eingehend erforscht, so dass eine<br />

genaue Zuordnung problematisch ist. Nach Felix (1992) können aber<br />

stilisierte Menschen- von Tierköpfen unterschieden werden, welche, wie<br />

er annimmt, anlässlich von Zeremonien der Männergesellschaften und bei<br />

Beerdigungen von Würdenträgern getanzt wurden.<br />

Ein Charakteristikum dieser Masken sind ihre abstrakte Konzeption, ihre<br />

Beziehung zur Tierwelt sowie ihre oft polychrome Bemalung.<br />

Weiterführende Literatur: Felix, Marc L. (1992).<br />

Ituri. München: Fred Jahn.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 830.- / 1 250.-)<br />

357<br />

358<br />

CHOKWE MASKE<br />

Angola. H 25 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

mukishi-wa-mwana-pwo genannte Gesichtsmaske, die eine anmutige,<br />

junge und fruchtbare Frau verkörpert. Sie wurde von Männern unter<br />

anderem am Schluss der mukanda genannten Initiationszeremonien für<br />

Fruchtbarkeit getanzt.<br />

Die angebotene Maske weist die entsprechenden Merkmale einer schönen<br />

und ausdrucksstarken Chokwe-Arbeit auf. Die kräftige Gesichtsform,<br />

die markante Nase, das hervorspringende Kinn, die beinahe geschlossen<br />

Augen sowie die schönen Gesichtsnarben und die kunstvoll gestaltete Frisur<br />

sind charakteristische Eigenschaften einer gelungenen Komposition.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Jordán, Manuel (1998). Chokwe. München: Prestel.<br />

CHF 1 000.- / 2 000.-<br />

(€ 830.- / 1 670.-)<br />

358<br />

| 99


Afrikanische Kunst<br />

359<br />

359<br />

CHOKWE TROMMEL<br />

Kongo. H 42 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

360<br />

2 MUSIKINSTRUMENTE<br />

Tansania. L 38 cm und 14 cm.<br />

Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 250.- / 420.-)<br />

361<br />

MAKONDE MASKE<br />

Tansania. H 21,5 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />

Vollplastische mapiko-Helmmasken aus dem likumpi-Ritual stellen diverse<br />

Charaktere dar, z.B. einen Greis, Säufer, Schönling oder Nachbarn.<br />

Sie sind zwar Teil der Knabeninitiation, werden aber an Festtagen auch<br />

öffentlich zur Unterhaltung des ganzen Dorfes getanzt.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Fenzl, Kristian (1997). Makonde. Linz: Institut für Ethno Design.<br />

CHF 2 000.- / 2 500.-<br />

(€ 1 670.- / 2 080.-)<br />

| 100<br />

361<br />

360<br />

362 Abb. S. 111<br />

ZULU SCHILD<br />

Südafrika. H 115 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />

Schilde waren äusserliche Zeichen des Status und der Clanzugehörigkeit<br />

des Besitzers. Verwendet wurden die Schilde anlässlich zeremonieller<br />

Rituale, bei der Jagd als Tarnung und als Schutz bei Kampfhandlungen.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Zirngibl, Manfred A. (1992). Afrikanische Schilde. Panterra Verlag.<br />

CHF 100.- / 200.-<br />

(€ 80.- / 170.-)


106<br />

120<br />

130<br />

121<br />

114<br />

122<br />

133<br />

123<br />

115<br />

134 124<br />

| 101


Afrikanische Kunst<br />

138<br />

136<br />

| 102<br />

135<br />

157<br />

Bronze-Schmuck aus Afrika<br />

Seit jeher begleitet und fasziniert Schmuck in verschiedensten Formen<br />

und Materialien die Menschen aller Kulturen.<br />

Aus kultureller Sicht sind Arm- und Fussreifen, Amulette und Colliers<br />

aber viel mehr als nur Schmuckstücke. Speziell in Afrika werden die<br />

Preziosen nicht nur für ihrer Schönheit geschätzt, sondern auch als magische,<br />

schützende Kräfte verehrt.<br />

Auch in Westafrika sind Ornamente Teil der religiösen Überzeugungen<br />

und symbolisieren Rang und Zugehörigkeit der Träger. In einigen ethnischen<br />

Gruppen verordnen Wahrsager das tragen von schützendem<br />

Schmuck der die bösen Geister fern hält. Wenn der Besitzer stirbt,<br />

beherbergt sein Schmuck ein Teil seiner Seele und erinnert so an den<br />

Verstorbenen.<br />

Aufgrund des Wertes der verarbeiteten Rohstoffe waren solche<br />

Schmuckstücke auch Wertanlage und wurden im Handel als vormünzliche<br />

Zahlungsmittel verwendet. Dieses sog. Primitivgeld wurde in standardisierte<br />

Formen gegossen oder geschmiedet und über weite Strecken getauscht.<br />

Die Verwendung von importierten Manillas aus Kupferlegierungen als<br />

Tauschgegenstände geht in Afrika mindestens auf das 16. Jh. zurück, als<br />

die Portugiesen in Westafrika Handelsstationen errichteten. Im laufe der<br />

Zeit wurden diese Importwaren immer wieder eingeschmolzen und weiterverarbeitet.<br />

Es entstanden so neue Formen und auch andere Materialien,<br />

wie z.B. Eisen, wurden zunehmend in der gleichen Art gehandelt.<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verboten dann die meisten<br />

Kolonialmächte Schmuckreifen und anderen Geldformen als<br />

Zahlungsmittel um ihre eigenen Währungen zu etablieren.<br />

Weiterführende Literatur: Meyer, Laure (2010).<br />

Amulettes et talismans d’Afrique noire. Saint-Maur-des-Fossés: Éd. Sépia.<br />

137<br />

139


151A<br />

155<br />

164 158<br />

152<br />

179<br />

| 103


Afrikanische Kunst<br />

253 254<br />

172<br />

| 104<br />

241 160


166<br />

231 230<br />

244<br />

212<br />

232 236<br />

237<br />

| 105


Afrikanische Kunst<br />

125<br />

247<br />

| 106<br />

183<br />

180


261 262<br />

279<br />

303<br />

263<br />

302<br />

304<br />

| 107


Afrikanische Kunst<br />

268 269 272<br />

250 256<br />

299 293<br />

| 108<br />

270<br />

271<br />

287


312 356<br />

320<br />

318<br />

308 313<br />

| 109


Afrikanische Kunst<br />

340<br />

343<br />

| 110<br />

336<br />

338<br />

337<br />

342<br />

324<br />

324<br />

325<br />

324<br />

260<br />

325


311<br />

333<br />

310<br />

354<br />

355<br />

362 323<br />

307<br />

| 111


International<br />

Issue No. 9<br />

Nofretete<br />

Die Schöne kehrt zurück<br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

02 / 09<br />

Totenkulte // Jenseitsglaube<br />

Buddhas Paradies // Gandhara – Das Erbe Pakistans<br />

Galerie // Die Welt des Jürgen Schadeberg<br />

Interview // Karl Ferdinand Schädler<br />

Agenda // Ausstellungen und <strong>Auktionen</strong><br />

International<br />

Issue No. 10<br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

01 / 10<br />

Der Kongo Fluss<br />

Meisterwerke aus Zentralafrika<br />

Hommage // Elsy Leuzinger uzinger<br />

Aga Khan // Meisterwerke der islamischen Kunst unst<br />

Galerie // Hilmar Pabels Reise nach China hina<br />

Legende // Miao Shan<br />

Agenda // Ausstellungen und <strong>Auktionen</strong> n<br />

A 4 is the first magazine for non-European<br />

art and culture for German-speaking<br />

countries. It appears biannually and<br />

publishes contributions of international<br />

authors to this topic. International<br />

issue contains English text.<br />

Published by<br />

Haus der Völker Museum für Kunst und Ethnografi e<br />

A-6130 Schwaz / Tirol / Austria<br />

A4@hausdervoelker.com / www.hausdervoelker.com<br />

www.a4-magazine.com<br />

International<br />

Issue No. 13<br />

mezcala<br />

Antike Kunst – faszinierend modern<br />

International<br />

Issue No. 8<br />

Claude Lévi-Strauss // In wilden Strukturen<br />

Mythos Angkor // Wibke Lobo<br />

Kunst der Ejagham // Auf den Spuren von Alfred Mansfeld<br />

Schönheit und Magie // Schmuck ferner Länder<br />

Agenda // Ausstellungen und <strong>Auktionen</strong><br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

01 / 09<br />

Afrika, Ozeanien und die Moderne<br />

Bildwelten<br />

toraja Vom Leben der Toten<br />

MannheiM Schädelkult<br />

tété azankpo Welt der Fragmente<br />

agenda Ausstellungen und <strong>Auktionen</strong><br />

02 / 11


Rämistrasse 25 · 8001 Zürich · Switzerland · Tel. +41 44 280 20 00 · info@walu.ch · www.walu.ch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!