PDF Katalog - Koller Auktionen
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Afrikanische Kunst<br />
Lot 101 - 362<br />
Auktion: Montag, 5. Dezember 2011, 14.00 Uhr<br />
Vorbesichtigung: 26. November bis 4. Dezember 2011<br />
Bearbeitung: Jean David, Galerie Walu, Zürich. Tel. +41 44 280 20 00, info@walu.ch<br />
English translation is available upon request.<br />
Zusätzliche Abbildungen finden Sie auf unserer Website: www.kollerauktionen.ch
Afrikanische Kunst<br />
101 keine Abb.<br />
ASMAT SPEER<br />
Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 276 cm.<br />
Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />
Die aufwändige Schnitzarbeit legt die Vermutung nahe, dass es sich hier<br />
eher um einen Tanz- als um einen Kampfspeer handelt.<br />
Weiterführende Literatur: Meyer, Anthony JP (1995).<br />
Ozeanische Kunst, Band 1. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft.<br />
CHF 600.- / 1 000.-<br />
(€ 500.- / 830.-)<br />
102 keine Abb.<br />
ASMAT SPEER<br />
Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 271 cm.<br />
Provenienz und Beschrieb siehe Lot 101.<br />
CHF 600.- / 1 000.-<br />
(€ 500.- / 830.-)<br />
103 keine Abb.<br />
ASMAT SPEER<br />
Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 263 cm.<br />
Provenienz und Beschrieb siehe Lot 101.<br />
CHF 600.- / 1 000.-<br />
(€ 500.- / 830.-)<br />
104 keine Abb.<br />
ASMAT SPEER<br />
Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 291,5 cm.<br />
Provenienz und Beschrieb siehe Lot 101.<br />
CHF 600.- / 1 000.-<br />
(€ 500.- / 830.-)<br />
105 keine Abb.<br />
ASMAT SPEER<br />
Indonesien, Neuguinea, Irian Jaya-Provinz. L 272 cm.<br />
Provenienz und Beschrieb siehe Lot 101.<br />
CHF 600.- / 1 000.-<br />
(€ 500.- / 830.-)<br />
106 Abb. S. 101<br />
SEPIK MASKE<br />
Papua-Neuguinea. H 62 cm.<br />
Provenienz: Sammlung C. Wolfe, Sydney.<br />
Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
mai-Maske aus der mittleren Sepik-Region Sie verkörperte einen<br />
mystischen Geist. Reich mit Kaurischnecken und anderen Muscheln<br />
geschmückt. Holz, polychrome Fassung, Zierrand aus Pflanzenfasern,<br />
einige Muscheln fehlen.<br />
Weiterführende Literatur: Greub, Suzanne (1985).<br />
Ausdruck und Ornament, Kunst am Sepik. Basel: Tribal Art Centre.<br />
CHF 1 200.- / 1 500.-<br />
(€ 1 000.- / 1 250.-)<br />
| 2<br />
107*<br />
SEPIK FIGUR<br />
Papua-Neuguinea, Sepik. H 27,5 cm.<br />
Provenienz: französische Privatsammlung.<br />
Grosse männliche Porträtfiguren sind Kultgegenstände die entweder<br />
Urahnen oder einen sagenhaften Helden dar stellen. Die Mischwesen<br />
gehörten bedeutenden Personen denen die Verkörperten im Traum<br />
erscheinen konnten.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Kelm, Heinz (1966). Kunst von Sepik. Berlin: Museum für Völkerkunde.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 670.- / 10 000.-)<br />
107
108*<br />
SEPIK FIGUR<br />
Papua-Neuguinea, Sepik. H 77,5 cm.<br />
Provenienz: französische Privatsammlung.<br />
Im Sepik-Gebiet wurden Wertsachen,<br />
Utensilien und Nahrungsmittel in Taschen<br />
und Körben aufbewahrt, die mit Haken<br />
ans Dachgebälk der Männerhäuser<br />
gehängt wurden.<br />
Diese aufwändig gefasste Darstellung eines<br />
bedeutenden Ahnen und mythologischen<br />
Wesens strahlt durch ihre charakteristische<br />
Haltung eine geheimnisvolle innere Ruhe<br />
aus.<br />
Der Stil mit dem schnabelähnlichen<br />
Fortsatz der Nase ist typisch für Plastiken<br />
des unteren Sepik-Gebietes. Er weist auf<br />
die enge Verbindung von Mensch und<br />
Vogel hin, denn in der Glaubensvorstellung<br />
ist der Vogel Träger der Seelen und begleitet<br />
diese beim Ableben in das Jenseits.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Kelm, Heinz (1966). Kunst von Sepik.<br />
Berlin: Museum für Völkerkunde.<br />
CHF 50 000.- / 60 000.-<br />
(€ 41 670.- / 50 000.-)<br />
| 3
Afrikanische Kunst<br />
109<br />
109<br />
BIDYOGO MARIONETTE<br />
Guinea-Bissau. H 70 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Die Bidyogo leben in Guinea-Bissau auf den vorgelagerten Bissagos-Inseln.<br />
Eigenwillige Marionettenfigur die sicherlich bei Initiationsriten verwendet<br />
wurde. Dargestellt ist wohl der wilde Stier, der hier offensichtlich gezähmt<br />
werden soll.<br />
Weiterführende Literatur: Gordts, André (1976).<br />
La statuaire traditionelle Bijago, in: Lehuard, Raoul [Hrsg.].<br />
Arts d’Afrique Noire, Nr. 18, Arnouville.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
110<br />
BAGA ALTARKOPF<br />
Guinea. H 48 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Anthropomorphe, schützende, a-tshol genannte Kopfskulptur, die als<br />
symbolische Inkarnation der Familienlinie galt und unter Aufsicht des<br />
ältesten Vertreters der Familie stand. Solche Figuren dienten der Heilung,<br />
der Wahrsagerei und der Rechtsfindung. Sie überwachten die Knabeninitiation<br />
im heiligen Hain und wurden anlässlich ritueller Tänze auf dem<br />
Kopf balancierend getragen.<br />
Weiterführende Literatur: Neyt, François / Désirant, Andrée (1985).<br />
Les Arts de la Benue. Belgien: Editions Hawaiian Agronomics.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />
| 4<br />
110<br />
111 Abb. S. 8<br />
TEMNE FIGUR<br />
Sierra Leone. H 40 cm.<br />
Provenienz: Französische Sammlung (1950).<br />
Philippe Ratton, Paris (1979).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Eine Zuordnung dieser Figur zu einer bestimmten Verwendung ist - so<br />
die heutige Fachliteratur - schwierig. Wie auch immer: Sicher ist, dass die<br />
Skulptur Modellcharakter für weibliche Vollkommenheit und Fruchtbarkeit<br />
besitzt und daher schon an Ort und Stelle ein geschätztes Prestigeobjekt<br />
war.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
112<br />
TOMA FIGUR<br />
Guinea. H 115 cm.<br />
Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1983).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Das gesellschaftliche und soziale Leben der Toma-Gemeinschaft regelt<br />
der poro-Bund, der seine Macht von den Waldgeistern bezieht. Diese<br />
kräftige männliche Figur gehörte vermutlich der weiblichen bundu-Vereinigung,<br />
einer Frauengesellschaft, in der junge Mädchen auf ihre spätere<br />
Rolle als Ehefrau und Mutter vorbereitet wurden. Dargestelt ist wohl ein<br />
mythologischer Clan-Gründer mit reichem Körpertatau und einer Krone<br />
aus angeschnitzten Antilopenhörnern.<br />
Weiterführende Literatur: Gaisseau, Pierre-Dominique (1953).<br />
Forêt sacrée. Magie et rites secrets des Toma. Paris: Éditions Albin Michel.<br />
CHF 10 000.- / 20 000.-<br />
(€ 8 330.- / 16 670.-)
112<br />
| 5
Afrikanische Kunst<br />
113<br />
113<br />
TOMA MASKE<br />
Guinea. H 47 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Künzi, Oberdorf.<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
angbai-Maske aus dem poro-Bund, der die soziale Kontrolle und das harmonische<br />
Weiterbestehen der Gesellschaft zum Ziel hatte.<br />
Die Geheimgesellschaft poro besteht aus hierarchischen Graden, deren<br />
Zugehörigkeit nicht nur vom Alter abhängig ist, sondern auch vom esoterischen<br />
Wissen, das über die Initiation erlangt wird. Wie bei den Senufo<br />
und anderen umliegenden Ethnien besitzt jede Gruppe eines Ranges ein<br />
eigenes Maskenwesen. Dargestellt ist hier ein Wesen der Wildnis, ein<br />
mächtiger Buschgeist aus dem obersten Grad, der die pubertierenden<br />
Knaben bei der Initiation im heiligen Wald begleitete.<br />
Besonders interessant ist bei der formsicher gestalteten Kreation der Übergang<br />
zwischen der gewölbten Stirnpartie zur flächigen Gesichtspartie, die<br />
in einem überlangen Kinn endet. Genau dort, beidseitig der prägnanten<br />
Nase, sind kaum sichtbar die im Vergleich sehr kleinen Augen angebracht.<br />
Trotzdem oder genau deswegen wandert der Blick eines jeden Betrachters<br />
konsequent und fasziniert immer wieder genau an diese Stelle. Der ohne<br />
Zweifel absichtlich herbeigeführte, ungewohnte physiognomische Ausdruck<br />
unterstreicht das übernatürliche Wesen dieser formal auf das Minimum<br />
reduzierten Charaktermaske.<br />
Die Darstellung ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein traditioneller Kultgegenstand<br />
inhaltlich geladen und kunstvoll gestaltet sein kann und so<br />
Ethnologen und Kunstsammler gleichermassen in den Bann zieht.<br />
Weiterführende Literatur: Carey, Neil (2007).<br />
Masks of the Koranko Poro. Amherst: Ethnos Publications.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
| 6<br />
114 Abb. S. 101<br />
3 DJENNÉ TERRAKOTTA OBJEKTE<br />
Mali. Kopf: H 3 cm. Hand: L 12,5 cm. Schlange: D 4 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Die alte Stadt Djenné wurde um 800 n. Chr. gegründet und gehörte zum<br />
Reich Ghana. Sie war die wesentlichste Handelsstation für Karawanen,<br />
die die Sahara durchquerten, und damit auch Bindeglied zwischen<br />
Schwarzafrika und Mittelmeer.<br />
In der Region dieser Stadt wurden seit 1943 durch Flusslaufänderungen<br />
Terrakotten und Objekte aus Metall gefunden. Obwohl diese Region<br />
schon damals islamisiert war, entwickelte sich dort offensichtlich parallel<br />
eine figürliche Kunst.<br />
Obwohl die Kunstwerke der Djenné nicht gänzlich unbekannt sind, lassen<br />
sich, gestützt auf den heutigen Forschungsstand, über den Verwendungszweck<br />
dieser Darstellungen keine gesicherten Angaben machen. Naturwissenschaftliche<br />
Analysen datieren die Funde zwischen Anfang des 11. Jh.<br />
und Ende des 17. Jh.<br />
Weiterführende Literatur: Phillips, Tom (1996).<br />
Afrika. Die Kunst eines Kontinents. München: Prestel Verlag. S. 485 ff.<br />
CHF 300.- / 400.-<br />
(€ 250.- / 330.-)<br />
115 Abb. S. 101<br />
DJENNÉ FIGUR<br />
Mali. H 21 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung René Salanon, Paris.<br />
Galerie Künzi, Oberdorf.<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 600 Jahre.<br />
Beschrieb siehe Lot 114.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
116<br />
DJENNÉ ANHÄNGER<br />
Mali. H 9,5 cm. Gelbguss.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1990).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot 114.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-)
116<br />
| 7
Afrikanische Kunst<br />
111 118<br />
117<br />
117<br />
DOGON FIGUR<br />
Mali. H 52 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Die Dogon stellten männliche sowie weibliche Figuren auf unterschiedliche<br />
Altäre, von denen die meisten den Ahnen - wirklichen und mythischen<br />
- geweiht waren.<br />
Die Figuren galten als ein Bindeglied zwischen der sichtbaren und der<br />
unsichtbaren Welt, mittels dessen der Besitzer Kontakt zu den Geistwesen<br />
aufnehmen konnte.<br />
Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1995).<br />
Die Kunst der Dogon. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
118<br />
DOGON FIGUR<br />
Mali. H 50,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 117.<br />
CHF 3 000.- / 4 000.-<br />
(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />
| 8<br />
119<br />
DOGON FIGURENPAAR<br />
Mali. H 41 cm und 44 cm.<br />
Provenienz:<br />
Ulrich von Schröder, Zürich.<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Das Figurenpaar repräsentiert die Urahnen der Dogon-Mythologie und<br />
gehört in das Umfeld der Frauengesellschaften. Sie werden anlässlich von<br />
Begräbnissen und wahrscheinlich auch bei gewissen Fruchtbarkeitsritualen<br />
verwendet.<br />
Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1995).<br />
Die Kunst der Dogon. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)
119<br />
| 9
Afrikanische Kunst<br />
120* Abb. S. 101<br />
DOGON TÜRSCHLOSS<br />
Mali. H 26 cm, B 21 cm.<br />
Provenienz: amerikanische Privatsammlung.<br />
Schloss einer Getreidekorn-Speichertüre, das auch den sozialen Status<br />
des Besitzers darstellte. Riegel und Schloss werden als Symbol des<br />
Zeugungsakts verstanden und mit dem Schöpfungsgeschehen der<br />
Urzeit assoziiert. Das Figurenpaar repräsentiert die Urahnen der Dogon-<br />
Mythologie.<br />
Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1995).<br />
Die Kunst der Dogon. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 500.- / 700.-<br />
(€ 420.- / 580.-)<br />
121 Abb. S. 101<br />
DOGON TASCHE MIT FIGUR<br />
Mali. Tasche: 13 x 11 cm. Figur: H 12,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
122 Abb. S. 101<br />
DOGON ÖLLAMPE<br />
Mali. H 53 cm. Eisen.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 400.- / 600.-<br />
(€ 330.- / 500.-)<br />
123 Abb. S. 101<br />
DOGON STAB<br />
Mali. H 30 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1983).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Kultstab aus Eisen, der vor oder auf einem Altarhaus stand. Dargestellt ist<br />
nommo, das erstes Lebewesen und die zentrale Figur in Ritus, Kosmologie<br />
und Kunst der Dogon.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
124 Abb. S. 101<br />
DOGON STAB<br />
Mali. H 86 cm. Eisen.<br />
Provenienz und Beschrieb siehe Lot 123.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />
125* Abb. S. 106<br />
DOGON MASKE<br />
Mali. H 77,5 cm.<br />
Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />
| 10<br />
Masken der Dogon (Lot 125 - 127)<br />
Die Dogon sind im westlichen Kulturkreis vor allem für ihre Kunst<br />
bekannt. Die unverkennbar geometrische, reduzierte bis karge Formensprache<br />
macht aus ihren Kunstwerken faszinierende Beispiele traditioneller<br />
afrikanischer Kunst. Die Werke stammen aus der interessanten Mythologie<br />
dieser im Gebiet der Hombori-Berge in verstreuten Dörfern angesiedelten<br />
Volksgruppe.<br />
Die Dogon tanzen vielfältige Maskentypen, die den awa-Gesellschaften<br />
gehören und hauptsächlich anlässlich der dama-Beerdigungsfeierlichkeiten<br />
zu Ehren der Ahnen erscheinen. Sie stellen Tiere, Dinge oder Menschen<br />
dar und sind aus Pflanzenfasern, Stoff oder Holz gefertigt. Symbolisch<br />
werden sie von der etwa 10 Meter langen, schlangenförmigen Muttermaske<br />
hergeleitet, die bei besonderen Trauerfeiern für 6 Tage ausgestellt wird<br />
und bei dem grossen sigi-Fest besonders geehrt wird, welches nur alle 60<br />
Jahre zu Ehren der Vorfahren stattfindet.<br />
Diese aus einem Stück geschnitzte sirige-Maske wird allgemein mit einem<br />
„mehrstöckigen Haus“, wie es nur Vermögende besitzen, verglichen.<br />
Nebst dieser formalen Assoziation symbolisiert die Gestalt das Herabsteigen<br />
der Schöpfungsarche auf die Erde und verweist in den Abschnitten des<br />
Aufbaus auf die Abfolge der Generationen.<br />
Eine der Tiermasken ist die hier angebotene kanaga-Maske deren Aufbau<br />
an ein Lothringer Kreuz erinnert. Sie verkörpert ein Mischwesen mit<br />
anthropomorphem Gesicht. Je nach Quelle handelt es sich um ein Krokodil<br />
oder einen Vogel im Flug mit ausgebreiteten Flügeln und schwarz-weissem<br />
Gefieder, oder eben um beides gleichzeitig.<br />
Bei ihrem spektakulären Auftritt lassen die Tänzer wild ihre Hälse kreisen,<br />
bis die Kreuzaufsätze der Masken den Boden berühren und zu zerbrechen<br />
drohen.<br />
Weiterführende Literatur: Bilot, Alain / NDiaye, Francine et al. (2001).<br />
Masques du pays Dogon. Paris: Adam Biro.<br />
126<br />
DOGON MASKE<br />
Mali. H 93,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
R. und D. David, Zürich.<br />
Galerie Walu, Zürich.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
Beschrieb siehe Lot 125.<br />
CHF 7 000.- / 10 000.-<br />
(€ 5 830.- / 8 330.-)<br />
127<br />
DOGON MASKE<br />
Mali. H 330 cm.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Marcel Roux, 1960er Jahre, Paris.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
CHF 7 000.- / 10 000.-<br />
(€ 5 830.- / 8 330.-)
127<br />
126<br />
| 11
Afrikanische Kunst<br />
128 129<br />
128<br />
BAMANA FIGUR<br />
Mali. H 39 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
jo nyeleni genannte Figur aus der jo-Gesellschaft. Darstellung einer jungen,<br />
hübschen Frau, welche bei Sing- und Tanzauftritten mitgetragen oder nahe<br />
der Tanzfläche aufgestellt wurde.<br />
Sie sollte einerseits das Konzept von Schönheit und Grazie mitklingen<br />
lassen und andererseits zusätzliche Aufmerksamkeit auf die Vorführungen<br />
lenken und somit die Zahl der Gaben erhöhen, die die Tänzer von den<br />
Zuschauern erhielten.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />
129<br />
BAMANA MASKE<br />
Mali. L 60 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. Sarasin, Genf.<br />
Die bekanntesten Bamana-Schnitzwerke sind die abstrakten Antilopen<br />
der ci-wara-Initiationsgemeinschaft, die auf dem Kopf der Tänzer getragen<br />
wurden. Sie spielten auf die mythische Urzeit an, in welcher die Antilope<br />
als Kulturbringer den Menschen das Getreide schenkte und sie den Feldbau<br />
lehrte. Sie standen somit für Fruchtbarkeit und Fortpflanzung sowohl des<br />
Feldes als auch der Menschen.<br />
Die Aufsatzmasken traten anlässlich dreier Feierlichkeiten stets paarweise<br />
auf: beim gelegentlichen Wettjäten, bei Freudentänzen nach der Feldarbeit<br />
mit vorausgehender ritueller Schlangenjagd und beim zweitägigen Jahresfest<br />
der Initiationsgemeinschaft, bei dem unter anderem das Dorf gesegnet<br />
wurde. Nicht selten verschmolzen in den von professionellen Schnitzern<br />
meisterhaft gefertigten Skulpturen - je nach regionalen Vorgaben - mystische<br />
Tiere wie Erdferkel, Schuppentier usw.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Colleyn, Jean-Paul (2001). Bamana. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
| 12<br />
130* Abb. S. 101<br />
MALINKE MASKE<br />
Guinea/Mali. H 39 cm.<br />
Provenienz:<br />
Französische Privatsammlung.<br />
Jo de Buck, Brüssel. Thomas Schulze, Berlin.<br />
Deutsche Privatsammlung, Berlin.<br />
Maske aus einer Initiationsgemeinschaft, welche Mädchen und Jungen ab<br />
ca. sieben Jahren auf die Ehe sowie auf die Aufnahme in weitere Bünde<br />
vorbereitete. Diese Masken traten während der Trockenzeit auf und<br />
begleiteten die Initiierten auf der Wanderschaft von Dorf zu Dorf.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
131<br />
BAMANA MASKE<br />
Mali. H 73 cm.<br />
Provenienz:<br />
Josef Müller, Solothurn.<br />
Musée Barbier-Mueller, Genf.<br />
Galerie Walu, Zürich (1985).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Gesichtsmaske aus der korè-Initiations-Gemeinschaft, die den Übertritt<br />
von Jugendlichen in das Erwachsenenalter markierte. Die ca. 14-21 jährigen<br />
Novizen unterzogen sich dabei einem rituellen Tod mit anschliessender<br />
Wiederauferstehung.<br />
In Klassen (Löwen, Hyänen und Affen) wurden sie im Buschlager u.a.<br />
in Glaubensfragen, Heilkunde, Sexualität, Lebenszyklen und im Jagen<br />
unterrichtet. korè-Masken stellten die Symboltiere der jeweiligen Klasse<br />
dar, hier eine Hyäne, und traten jährlich am Ende der Trockenzeit sowie<br />
anlässlich von Beerdigungen auf.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Colleyn, Jean-Paul (2001). Bamana. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 10 000.- / 20 000.-<br />
(€ 8 330.- / 16 670.-)
131<br />
| 13
Afrikanische Kunst<br />
132 Abb. S. 53<br />
BAMANA GEFÄSS<br />
Mali. H 80 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot 212.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
133 Abb. S. 101<br />
GURUNSI MASKE<br />
Burkina Faso. H 80 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
Die Gurunsi schmückten ihre abstrakten, polychromen Masken mit reichem<br />
geometrischem Ritzdekor. Dargestellt wurden in Form von realen oder<br />
imaginären Tieren vor allem Buschgeister, die über eine Familie, einen<br />
Klan oder die ganze Gemeinschaft wachten und Fruchtbarkeit, Gesundheit<br />
sowie Wohlstand gewährleisteten.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Roy, Christopher (2007). Land of the Flying Masks. München: Prestel.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
134 Abb. S. 101<br />
LOBI FLÖTE<br />
Burkina Faso. H 22,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 300.- / 400.-<br />
(€ 250.- / 330.-)<br />
135 Abb. S. 102<br />
2 LOBI- und 1 MOBA-ANHÄNGER und eine MANILLA<br />
Burkina Faso. H 5 cm und 9 cm. Togo. D 8 cm. Manilla: D 6 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 300.- / 400.-<br />
(€ 250.- / 330.-)<br />
136 Abb. S. 102<br />
LOBI ANHÄNGER<br />
Burkina Faso. H 8 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 300.- / 400.-<br />
(€ 250.- / 330.-)<br />
137 Abb. S. 102<br />
BOBO ANHÄNGER<br />
Burkina Faso. H 7 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 300.- / 400.-<br />
(€ 250.- / 330.-)<br />
| 14<br />
Figuren der Lobi (Lot 139 - 153)<br />
Provenienzen, ausser anderst vermerkt:<br />
Galerie Walu, Zürich (1980-1985).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
bateba-Schreinfiguren der Lobi vereinten menschenähnliches Aussehen<br />
mit übermenschlichen Qualitäten. Sie schützten ihre Besitzer vor unzugänglichen<br />
Bereichen wie bösen Gedanken und Hexerei.<br />
Dr. Stephan Herkenhoff, Lobi-Sammler und ausgewiesener Kenner<br />
der Materie, schreibt zu den Lobi in „Anonyme Schnitzer der Lobi“:<br />
Ursprünglich stammen die Lobi aus Ghana. Um 1770 siedelten sie teilweise<br />
nach Burkina Faso um und etwa 100 Jahre später auch zur Elfenbeinküste.<br />
In diesem Drei-Länder-Eck wohnen heute ca. 180.000 Lobi.<br />
Im Jahr 1898 haben die französischen Kolonialherren die Lobi und ihre<br />
Nachbarstämme wie Birifor, Dagara, Teguessie (Thuna), Pougouli und<br />
Gan aus verwaltungstechnischen Gründen unter dem Begriff „Cercle du<br />
Lobi“ zusammengefasst. Von dieser Gemeinschaft sprechen wir heute,<br />
wenn wir von der „Kunst der Lobi“ sprechen.<br />
Eine Besonderheit der afrikanischen Kunst besteht darin, dass die<br />
Schnitzer meistens anonym bleiben. Es handelt sich in der Regel um<br />
Stammeskunst, die einem festgelegten Kanon folgen muss, und nur in<br />
seltenen Fällen um individuelle Schöpfungen. Daher sind die Schnitzer<br />
auch nur selten mit Namen bekannt.<br />
Die Sammler afrikanischer Kunst fragen sich in erster Linie, von welcher<br />
Ethnie ein Objekt stammt. Der Name einzelner Künstler ist dabei im<br />
Gegensatz zu den Gepflogenheiten im Bereich westlicher Kunst nicht so<br />
wichtig.<br />
Bei den meisten Stämmen ist die Variationsbreite der Bildwerke relativ<br />
gering. Das Aussehen von Skulpturen oder Masken wurde von<br />
Schnitzergeneration zu Schnitzergeneration nur wenig variiert.<br />
In diesem Punkt stellt die Kunst der Lobi eine wirkliche Ausnahme dar.<br />
Hier gibt es eine sehr grosse ikonographische Vielfalt sowohl in Bezug<br />
auf die Grösse der Statuen als auch in Bezug auf die unterschiedliche<br />
Ausgestaltung der Details (Mund, Nase, Augen, Ohren, Frisuren,<br />
Armhaltung, Darstellung der Brustpartie, Bauchnabel, Geschlecht, Beine,<br />
Hände, Füsse etc.).<br />
Ein Grund hierfür liegt in der Struktur des Stammes. Es ist kein zentral<br />
geleitetes Gemeinwesen, sondern eine acephale Gesellschaft. Die Lobi<br />
kennen also keine Könige und auch keine Städte, sondern nur Clan-<br />
Chefs und lose Gruppierungen von festungsartigen Behausungen (sukalas<br />
genannt). So fand auch nur wenig Informationsaustausch über grössere<br />
Entfernungen statt. Das führte dazu, dass sich viele lokale Stile und<br />
Substile innerhalb der Lobi-Stilkonvention entwickeln konnten.<br />
Auch ist es nicht leicht, ein Objekt einem bestimmten Entstehungsort<br />
zuzuordnen. Das hängt damit zusammen, dass Lobi-Familien nach 2-3<br />
Generationen den Wohnort wegen ausgelaugter Äcker aufgeben und<br />
eine neue Gegend aufsuchen, wo sie unverbrauchte Böden vorfinden.<br />
So kommt es, dass man auch vor Ort in Afrika verschiedene Antworten<br />
bekommt, wenn man Einheimische fragt, woher eine Statue stammt<br />
mündliche Mitteilung von Thomas Waigel).<br />
Ein weitere Besonderheit bei der Entstehung von Statuen der Lobi ergibt<br />
sich aus der Tatsache, dass im Prinzip jeder Mann ein Schnitzer werden<br />
kann.“<br />
Weiterführende Literatur:<br />
- Scanzi, Giovanni Franco (1993).<br />
L’art traditionnel Lobi. Milano: Ed. Milanos.<br />
- Katsouros, Floros und Sigrid; Herkenhoff, Stephan und Petra (2006).<br />
Anonyme Schnitzer der Lobi. Hannover: Ethnographika Hannover.
153<br />
| 15
Afrikanische Kunst<br />
138 Abb. S. 102<br />
LOBI FUSSREIF<br />
Burkina Faso. B 15 cm.<br />
CHF 200.- / 300.-<br />
(€ 170.- / 250.-)<br />
139 Abb. S. 102<br />
LOBI FIGURENPAAR<br />
Burkina Faso. H 4 cm, B 4 cm. Gelbguss.<br />
CHF 300.- / 400.-<br />
(€ 250.- / 330.-)<br />
140<br />
LOBI VOGEL<br />
Burkina Faso. H 12 cm.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 420.- / 830.-)<br />
141<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 12 cm.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
142<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 13 cm.<br />
CHF 400.- / 500.-<br />
(€ 330.- / 420.-)<br />
143<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 20 cm.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
144<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 20 cm.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 420.- / 670.-)<br />
145<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 21 cm.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 420.- / 670.-)<br />
146<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 27 cm.<br />
CHF 400.- / 500.-<br />
(€ 330.- / 420.-)<br />
147<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 21 cm.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
| 16<br />
148<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 28,5 cm.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
149<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 30 cm.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 420.- / 670.-)<br />
150<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 20 cm.<br />
CHF 400.- / 500.-<br />
(€ 330.- / 420.-)<br />
151 Abb. S. 18<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 50 cm.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />
151 A Abb. S. 103<br />
LOBI FIGURENPAAR<br />
Burkina Faso. H 50 cm.<br />
Provenienz:<br />
Ilia Malichin, Baden Baden. 1978 in Doropo erworben.<br />
Deutsche Privatsammlung.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 300.-)<br />
152* Abb. S. 103<br />
LOBI FIGURENPAAR<br />
Burkina Faso. H 75,5 cm, 81 cm.<br />
Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />
CHF 4 500.- / 6 500.-<br />
(€ 3 750.- / 5 420.-)<br />
153 Abb. S. 15<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 73 cm.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />
154 Abb. S. 18<br />
LOBI KOPF<br />
Burkina Faso. H 55 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
thilbou yo genannter Schrein-Kopf der wie die bateba-Schreinfiguren<br />
menschenähnliches Aussehen mit übermenschlichen Qualitäten verbindet.<br />
Er soll den Besitzer vor unzugänglichen Bereichen wie bösen Gedanken<br />
sowie Hexerei schützen.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 6 670.-)
140 141<br />
142<br />
143<br />
144 145 146 147<br />
148<br />
149<br />
150<br />
| 17
Afrikanische Kunst<br />
151<br />
| 18<br />
154
159<br />
156 160<br />
| 19
Afrikanische Kunst<br />
155 Abb. S. 103<br />
MOSSI FIGURENPAAR<br />
Burkina Faso. H 29 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1982).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Laut damaligem Verkäufer handelt es sich bei dieser Darstellung um das<br />
Urahnenpaar aus dem Maskenbund. Die Figuren, mit entsprechender<br />
Haarfrisur und Tatau, sollen rituell verehrt worden sein.<br />
Weiterführende Literatur: Roy, Christopher (1987).<br />
Art of the Upper Volta Rivers. Meudon: Chaffin.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
156 Abb. S. 19<br />
MOSSI PFAHLFIGUR<br />
Burkina Faso. H 99 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Weibliche Pfahlfigur, welche zusammen mit einem männlichen Gegenstück<br />
den offiziellen Hofeingang des Dorfoberhauptes links und rechts flankierte.<br />
Diese, die Ahnen darstellenden Bildhauerwerke, waren für jedermann<br />
sichtbare Wegweiser und sollten das Anwesen vor bösen Geistern schützen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Roy, Christopher (1987). Art of the Upper Volta Rivers.<br />
Meudon: Chaffin.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />
157 Abb. S. 102<br />
3 SENUFO SCHUTZAMULETTE<br />
Elfenbeinküste. H 4 bis 5 cm. Gelbguss.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1981).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
nyambele genannte Anhänger. Die anthropomorphen Darstellungen standen<br />
in der Regel für Zwillinge, die wegen ihrer Affinität zu den Geistwesen<br />
Träger besonderer Kräfte waren. Besondere Vorsicht und Verehrung war<br />
auch deshalb geboten, weil sie schon zu Lebzeiten sowohl Gutes wie<br />
Schlechtes bewirken konnten. Die kleinen Anhänger wurden an einem<br />
Band, manchmal auf Leder genäht, z.B. an der Hüfte oder auf der Brust<br />
getragen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 300.- / 600.-<br />
(€ 250.- / 500.-)<br />
| 20<br />
158 Abb. S. 103<br />
SENUFO REITER<br />
Elfenbeinküste. H 28 cm.<br />
Provenienz: deutsche Privatsammlung, Konstanz.<br />
syonfolo genannte Darstellung (übersetzt „Herr des Pferdes“) aus dem<br />
Besitz eines Wahrsagers, der diese bei Séancen verwendete. Die Reiterfigur<br />
gehört zu den übernatürlichen Wesen der Wildnis (tugubele) und wird<br />
mit Macht, Kraft und Wohlstand assoziiert.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
159 Abb. S. 19<br />
SENUFO FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 50 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Die Darstellungen von „Colon“-Figuren belegen eindrücklich die Auseinandersetzung<br />
der Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden<br />
19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Einheimische wurden<br />
damals freiwillig oder gezwungenermassen in den uniformierten Dienst<br />
der Kolonialherrschaft gestellt und galten in den Dörfern als besonders<br />
unangenehm bis gefährlich.<br />
Um das Gleichgewicht eines Dorfes wieder herzustellen und Spannungen<br />
abzubauen wurden daher mitunter möglichst detailgetreue Figuren angefertigt,<br />
hier ein traditioneller Ballafon-Spieler in westlicher Kleidung.<br />
Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />
Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />
CHF 3 000.- / 4 000.-<br />
(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />
160 Abb. S. 19<br />
SENUFO FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 20,5 cm.<br />
Provenienz: Peter Loebarth, Hameln.<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />
Das schwarze Bild vom weissen Mann.<br />
München: Rogner & Bernhard. Abb. 5.<br />
Colon-Figuren belegen eindrücklich die Auseinandersetzung der<br />
Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts. Einheimische wurden damals freiwillig oder<br />
gezwungenermassen in den uniformierten Dienst der Kolonialherrschaft<br />
gestellt und galten in den Dörfern als besonders unangenehm bis gefährlich.<br />
Um das Gleichgewicht eines Dorfes wieder herzustellen und Spannungen<br />
abzubauen wurden daher mitunter möglichst detailgetreue Figuren<br />
angefertigt. Diese sollten dann entweder als humoristische Porträts<br />
Entspannung herbeiführen oder wurden auch rituell verwendet um<br />
Einfluss auf die Dargestellten zu nehmen.<br />
Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />
Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)
161*<br />
SENUFO FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 38 cm.<br />
Provenienz: französische Privatsammlung.<br />
Diese tugu-Figur ist Symbol für die<br />
kleinen, unsichtbaren und überall anzutreffenden<br />
Buschgeister, deren Hilfe für<br />
Wahrsager unabdingbar war.<br />
Sie versprachen ihren menschlichen Partnern<br />
Unterstützung und verlangten im<br />
Gegenzug dazu Opfer und Anerkennung.<br />
Die Sicherheit im Umgang mit Form,<br />
Proportion und Volumen in ihrer formalen<br />
Gestaltung erhebt dieses Glanzstück eines<br />
anonym gebliebenen Meisters zu einem<br />
mustergültigen Beispiel für das Talent<br />
überragender Bildhauer Schwarzafrikas.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo.<br />
Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />
161<br />
| 21
Afrikanische Kunst<br />
162<br />
SENUFO FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 94 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1991).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Seltene Wächterfigur des poro-Bundes und Schutzgeist des „heiligen<br />
Waldes“ in dem die jungen Männer initiiert werden. Bei Begräbnissen<br />
von Notabeln wurde sie vor dem Hause des Verstorbenen aufgestellt<br />
um Spenden zu sammeln damit die nötigen Opfertiere für die Beisetzung<br />
zusammenkamen. Die Peitsche ist ebenso wie die überzeugenden Schwerter<br />
symbolisch für solche bestimmt, die sich die Opfergabe sparen wollen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />
163<br />
SENUFO MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 84 cm.<br />
Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />
Das Maskenwesen der Senufo ist geprägt durch eine Vielfalt an Formen<br />
und Typen, wobei die Masken lediglich den Männerbünden zustehen.<br />
Da die verschiedenen Masken nicht immer eindeutig mit Funktionen<br />
verbunden sind, ist ihre genaue Zuordnung schwierig.<br />
Bei dieser zoomorphen Helmmaske handelt es sich wahrscheinlich um<br />
eine wanyugo genannte Maske, die zur wabele-Gesellschaft des poro-<br />
Bundes gehört. Ihre Aufgabe war es, Hexen und böse Geister aufzuspüren<br />
und zu vernichten.<br />
Passend zu ihrer Funktion ist die Schnauze bedrohlich weit aufgerissen.<br />
Auf dem Kopf des Mischwesens befindet sich ein calao (Hornrabe), der<br />
ein Chamäleon zu jagen scheint. Wegen ihrer Gefährlichkeit wurde diese<br />
Maske in einer einsamen Hütte oder im heiligen Hain des poro-Bundes<br />
aufbewahrt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 3 000.- / 4 000.-<br />
(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />
164 Abb. S. 103<br />
SENUFO SITZ<br />
Elfenbeinküste. H 88 cm, B 54 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
yatenzalaga genannter Sitz eines Notabeln, aus zwei kühn über Kreuz<br />
ineinandergekeilten Holzelementen, rückseitig mit Reliefschnitzerei<br />
versehen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Benitez Johannot, Purissima / Barbier-Mueller, Jean Paul (2003).<br />
Sièges d’Afrique noire du Musée Barbier-Mueller.<br />
Mailand: 5 Continents Editions.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 420.- / 830.-)<br />
| 22<br />
165<br />
BAULE LÖFFEL<br />
Elfenbeinküste. H 21 cm.<br />
Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />
Delikat gestaltetes Ess- und festliches Prestige-Gerät eines Älteren der<br />
Baule. Es gehörte zum Besitz einer wohlhabenden Familie, das u.a. Besuchern<br />
zur Verfügung gestellt werden konnte.<br />
Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1990).<br />
Löffel in der Kunst Afrikas. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
166 Abb. S. 105<br />
BAULE KAMM<br />
Elfenbeinküste. H 8 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Prestige-Kämme waren ein beliebter Haarschmuck der gut situierten,<br />
begehrten Frauen und auch geschätzte Geschenke, um Beziehungen und<br />
Freundschaften zu vertiefen.<br />
Weiterführende Literatur: Ross, Doran / Eisner, Georg (2008). Das Gold<br />
der Akan. Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />
CHF 250.- / 350.-<br />
(€ 210.- / 290.-)<br />
Baule Masken (Lot 167 - 170)<br />
Ein Ensemble umfasste drei bis vier Maskenpaare die als Familie<br />
angesehen wurden: Die zoomorphen goli-glin-Büffelmasken (Vater), die<br />
anthropomorphen kpan und kpan-pre Masken (Mutter) und die scheibenförmigen<br />
kple-kple-Masken (Tochter und Sohn).<br />
Mit ihrer Hilfe sollte, um kommendes Unheil abzuwehren, eine Verbindung<br />
zu den übernatürlichen Mächten hergestellt werden, die direkten<br />
Einfluss auf das Leben der Menschen nahmen.<br />
Die Masken erschienen anlässlich des goli-Tanzes z.B. nach der Ernte, bei<br />
Empfängen, bei Bestattungszeremonien und in Zeiten der Gefahr.<br />
Insbesondere sollte der Büffel im goli-Tanz auch Tiere der Wildnis - wie<br />
Antilopen und Buschkühe, die das Gras von den Dächern der Hütten<br />
wegfrassen - vom Dorf fern halten.<br />
Diese Masken veranschaulichen in eindrücklicher Weise jene ästhetischen<br />
Konzeptionen, welche die Künstler der Avantgarde zu Beginn des 20. Jh.<br />
massgeblich zur Findung von neuen Wegen in der Formensprache verholfen<br />
haben - insbesondere zu der Simultandarstellung des Kubismus.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Vogel, Susan M. (1997). Baule. Yale: University Press.
163<br />
165<br />
162<br />
| 23
Afrikanische Kunst<br />
165<br />
| 24<br />
167<br />
BAULE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 90 cm.<br />
Provenienz:<br />
Schweizer Privatsammlung, Samedan.<br />
kple-ple genannte Büffelmaske.<br />
CHF 10 000.- / 12 000.-<br />
(€ 8 330.- / 10 000.-)
168<br />
BAULE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 112 cm.<br />
Provenienz:<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
kple-ple genannte Büffelmaske.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />
| 25
Afrikanische Kunst<br />
169<br />
169<br />
BAULE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 79 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
goli-gli genannte Büffelmaske.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
170<br />
BAULE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 38,5 cm.<br />
Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />
kpan-pre genannte Maske<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
| 26<br />
170<br />
171<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 61 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Colon-Figuren belegen eindrücklich die Auseinandersetzung der<br />
Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts. Einheimische wurden damals freiwillig oder<br />
gezwungenermassen in den uniformierten Dienst der Kolonialherrschaft<br />
gestellt und galten in den Dörfern als besonders unangenehm bis<br />
gefährlich.<br />
Um das Gleichgewicht eines Dorfes wieder herzustellen und Spannungen<br />
abzubauen wurden daher mitunter möglichst detailgetreue Figuren angefertigt.<br />
Diese sollten dann entweder als humoristische Porträts Entspannung<br />
herbeiführen oder wurden auch rituell verwendet um Einfluss auf die Dargestellten<br />
zu nehmen.<br />
Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />
Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 4 170.- / 5 830.-)
172 Abb. S. 104<br />
AGNI FIGURENPAAR<br />
Elfenbeinküste. H 30 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Reizendes Paar in berührender Zuneigung. Beschrieb siehe Lot 171.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
173<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 45,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />
171<br />
Baule Figuren (Lot 173 - 176)<br />
Die Zuordnung der Baule-Figuren ist ausserhalb des gesellschaftlichen<br />
Kontexts und im Nachhinein schwierig.<br />
Allgemein wird der Verwendung nach zwischen symbolischen Partnern<br />
aus der „anderen Welt“ und Wahrsage-Figuren unterschieden, wobei die<br />
Grenze zwischen diesen Gruppen häufig fliessend war.<br />
Die liebevollen blolo bla- und blolo bian-Figuren gründen auf der Vorstellung,<br />
dass jeder Baule im Jenseits (blolo = andere Welt) einen spirituellen<br />
Partner, d.h. eine Ehefrau (bla) oder einen Ehemann (bian), hat und<br />
bestrebt sein muss, mit diesem in bester Beziehung zu leben. Gelingt ihm<br />
dies nicht, macht ihm sein Jenseits-Partner das Leben schwer.<br />
Die eher beopferten „Wahrsage-Figuren“ werden asye-usu genannt und<br />
stehen in Verbindung zu sämtlichen ungezähmten Dingen der Natur. Sie<br />
wurden bei rituellen Handlungen zur Erlangung der Aufmerksamkeit<br />
der Buschgeister eingesetzt. Diese omnipräsenten Wesen galt es stets zu<br />
besänftigen, auch weil sie als äusserst launisch galten und gelegentlich<br />
Besitz von Unvorsichtigen ergreifen konnten.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Vogel, Susan M. (1997). Baule. Yale: University Press.<br />
173<br />
| 27
Afrikanische Kunst<br />
175<br />
174<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 43 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1992).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
175<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 42 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1981).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
| 28<br />
174<br />
176<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 45 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich.<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot 173.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
176
177<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 30 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Seltene, aus mit feinem Relief versehenem Holz geschnitzte und mit<br />
Blattgold überzogene Prestigefigur eines Baule-Notabeln.<br />
„Ohne schöne Dinge können wir nicht leben“ - dieses Bekenntnis eines<br />
Baule könnte auch aus dem Munde eines westlichen Kunstliebhabers<br />
stammen. Sich mit reizvollen Objekten zu umgeben war den Baule in<br />
der Republik Elfenbeinküste ein ähnlich grundlegendes Anliegen wie<br />
westlichen Sammlern afrikanischer Kunst.<br />
Diese Lebensauffassung der Baule äusserte sich in fein gearbeiteten Ritualfiguren<br />
ebenso wie in liebevoll verzierten Gebrauchsgegenständen. Jeder<br />
Baule hatte einen spirituellen Partner im Jenseits - eine „Ehefrau“ (blolo<br />
bian) oder einen „Ehemann“ (blolo bla) - und musste bestrebt sein, mit<br />
diesem in bestem Einvernehmen zu leben. Wenn ihm dies nicht gelang,<br />
konnte ihn sein unzufriedener Jenseits-Partner in grosse Schwierigkeiten<br />
bringen.<br />
Als Teil eines über Generationen vererbten Familienschatzes wurde dieses<br />
Schauobjekt von Baule-Notabeln sorgfältig behütet und gelegentlich zu<br />
Ehren eines Mitgliedes der Gesellschaft öffentlich vorgezeigt.<br />
Weiterführende Literatur: Ross, Doran H. et al. (2008). Das Gold der<br />
Akan. Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />
CHF 6 000.- / 12 000.-<br />
(€ 5 000.- / 10 000.-)<br />
178 Abb. S. 31<br />
GURO FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 40 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Weibliche Figur, mi iri nä genannt, übersetzt: kleiner Holzmensch, die<br />
zwischen den Geistwesen und den Menschen vermittelt. Sie stellt weder<br />
ein Porträt noch eine Ahnenverehrung dar, sondern ist das Beiwerk eines<br />
Wahrsagers, dessen Anschaffung er zum Schutze seines Klienten verordnet<br />
hat.<br />
Weiterführende Literatur: Fischer, Eberhard / Homberger, Lorenz (1985).<br />
Die Kunst der Guro. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
179 Abb. S.103<br />
JIMINI ROLLENZUG<br />
Elfenbeinküste. H 15 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Webrollenhalter mit angeschnitztem, abstrahiertem Kopf. Der Rollenzug<br />
ist Bestandteil des Schmalband-Webstuhls. Er diente der Verankerung<br />
der Rolle, durch deren Mittelrille die Verbindungsschnur zweier sog.<br />
Litzenstäbe verlief, mit deren Hilfe man die Kettfäden heben und senken<br />
konnte.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Förster, Till (1988). Die Kunst der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 420.- / 830.-) 177<br />
| 29
Afrikanische Kunst<br />
180 Abb. S. 106<br />
DAN LÖFFEL<br />
Elfenbeinküste. H 46 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1981).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Figürlicher Prestige-Löffel mit einer länglichen Löffelschale, die den „mit<br />
Reis schwangeren Leib“ darstellt. Der Griff endet in realistisch gestalteten<br />
Beinen.<br />
Es handelt sich dabei um die materielle Erscheinungsform eines<br />
Hilfsgeistes für ranghohe gastgebende Frauen, welche damit anlässlich von<br />
Feierlichkeiten, rituell tanzend, symbolisch Essen verteilten.<br />
Es ist durchaus vorstellbar, dass eine Illustration im Buch „Primitive Negro<br />
Sculpture“ von Paul Guillaume (1925) Giacomettis Konzeption seiner<br />
Löffelfrau“ nachhaltig beeinflusst hat.<br />
Weiterführende Literatur: Fischer, Eberhard / Himmelheber, Hans (1976).<br />
Die Kunst der Dan. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
181<br />
GURO MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 29,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Lorenz Eckert, Luzern.<br />
Galerie Fröhlich, Zürich.<br />
Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
Die vorliegende Maske stammt aus einem Ensemble, welches auch<br />
als „Familie“ bezeichnet wird und aus insgesamt drei Maskengestalten<br />
besteht: aus den gehörnten Tiergestalten zamble und zauli sowie der<br />
weiblichen gu mit menschlichen Zügen.<br />
Das Bruderpaar zamble und zauli war für die Schlichtung von Streitigkeiten<br />
in der Gemeinschaft zuständig. Ihrem Erscheinen folgte gewöhnlich<br />
der Auftritt von gu, welche meist als Ehefrau von zamble galt.<br />
Die gu genannte Maskengestalt mit der anmutigen Gesichtsmaske - Synonym<br />
für eine jugendliche Guro Schönheit - stellt der Legende nach ein<br />
gezähmtes Wesen der Wildnis dar, das einst von den Vorfahren mit Mühe<br />
gezähmt werden konnte.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Fischer, Eberhard / Himmelheber, Hans (2008). Guro. München: Prestel.<br />
CHF 3 500.- / 4 500.-<br />
(€ 2 920.- / 3 750.-)<br />
| 30<br />
182<br />
DAN FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 123 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Künzi, Oberdorf (1975).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Die Dan kennen Porträt-Figuren, meist von Lebenden, die auch den<br />
Namen des oder der Dargestellten tragen. Diese Figuren nennen sie lü mä<br />
(„Holzperson“).<br />
Vorliegende Figur ist zwar um einiges grösser als die typischen Skulpturen<br />
der Dan, aber es scheint sich, auch wegen mangelnder Alternativen, um<br />
eine Frauendarstellung dieses Typus zu handeln.<br />
Es würde sich demnach um die künstlerische Darstellung der Lieblingsfrau<br />
eines wohlhabenden Mannes handeln. Solche Porträtfiguren galten<br />
als wertvolle Prestigeobjekte und wurden den Dorfbewohnern mit grossem<br />
Stolz vorgeführt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Fischer, Eberhard (1976). Die Kunst der Dan. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />
183 Abb. S. 106<br />
GUÉRÉ MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 32 cm.<br />
Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />
Die Guéré-Maskengestalten hatten nebst ihrem Unterhaltungswert auch<br />
eine ernsthafte soziale Funktion, z.B. als Friedensstifter-, Richter- oder<br />
„Polizeimasken“.<br />
Die Kombination von anthropo- und zoomorphen Gesichtszügen, die<br />
kraftgeladenen Zusätze sowie die mehrschichtige, polychrome und stellenweise<br />
verkrustete Patina verleiht dieser Maske eine besonders eindrückliche<br />
Ausdruckskraft.<br />
Weiterführende Literatur: Himmelheber Hans (1997).<br />
Masken der Wè und Dan. Elfenbeinküste. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
184<br />
BETE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 33 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Die in der südwestlichen Elfenbeinküste angesiedelten Bete sind bekannt<br />
für ihre kraftvollen, anthropomorphen und aggressiv anmutenden<br />
Kriegermasken. Diese sind mit stilisierten Hauern versehen die auch als<br />
Kieferklauen einer Spinne interpretiert werden.<br />
Diese Masken dienten einst dazu, die Männer auf den Krieg vorzubereiten<br />
später traten sie aber bei den unterschiedlichsten Anlässen<br />
auf: So konnten sie beispielsweise bei zeremoniellen Festlichkeiten<br />
wie an Gedenkfeiern zu Ehren einer bedeutenden Persönlichkeit, bei<br />
Gerichtsverhandlungen oder auch einfach zur Unterhaltung des Dorfes in<br />
Erscheinung treten.<br />
Weiterführende Literatur: Verger-Fèvre, Marie-Noël: Côte d’Ivoire:<br />
Masques du pays Wé , in: Tribal. Le magazine de l’art tribal. Nr. 9/2005.<br />
Bruxelles: Primedia s.p.r.l.<br />
CHF 3 000.- / 4 000.-<br />
(€ 2 500.- / 3 330.-)
181<br />
178<br />
184<br />
182<br />
| 31
Afrikanische Kunst<br />
185 Abb. S. 35<br />
BAULE ANHÄNGER<br />
Elfenbeinküste. H 7,5 cm, B 5,5 cm. Goldlegierung ca. 8,5 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 186.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 830.- / 1 250.-)<br />
186 Abb. S. 34<br />
AKAN COLLIER<br />
Elfenbeinküste. L 73 cm. Goldlegierungen in verschiedenen Feingehalten.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Kaiserstuhl.<br />
Dargestellt sind hier Miniaturen von Schilden die gleichzeitig auch Türen.<br />
sind. Auf der Brust getragen, beschützen sie die Besitzerin, die sich je<br />
nach Lage auch dem Gegenüber öffnen oder verschliessen kann.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />
187 Abb. S. 34<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (Flechtkorb)<br />
Elfenbeinküste. B 6 cm. Goldlegierung ca. 10 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
188 Abb. S. 34<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (Flechtkorb)<br />
Elfenbeinküste. Ø 8,3 cm. Goldlegierung, ca. 10 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
189 Abb. S. 34<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (wohl ein abstrahierter Käfer)<br />
Elfenbeinküste. B 9 cm. Goldlegierung, ca. 7 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
190 Abb. S. 34<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (abstrahierter Käfer)<br />
Elfenbeinküste. B 6,5 cm. Goldlegierung, ca. 8 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
| 32<br />
191 Abb. S. 34<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (abstrahierter Käfer)<br />
Elfenbeinküste. B 7 cm. Goldlegierung ca. 5 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
192 Abb. S. 35<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER<br />
Elfenbeinküste. Ø 9 cm. Goldlegierung ca. 6,5 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Dargestellt ist hier vermutlich ein gesättigtes Krokodil das einen Wels verschlingt,<br />
passend zum Sprichwort „Was auch der Wels verschlingt, es ist<br />
zum Nutzen seines Meisters (des Krokodils)“ - sinngemäss: „Wenn es dem<br />
einzelnen wohl ergeht, so ist dies auch zum Nutzen des Herrschers und<br />
der ganzen Gemeinschaft“.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />
193 Abb. S. 33<br />
AKAN SCHMUCKSCHEIBE<br />
Elfenbeinküste. Ø 8 cm. Goldlegierung ca. 6,5 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 192.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />
194* Abb. S. 35<br />
AKAN COLLIER<br />
Elfenbeinküste. L 69 cm. Goldlegierungen in verschiedenen Feingehalten.<br />
Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 186.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />
195* Abb. S. 35<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (zwei Fischschwänze)<br />
Elfenbeinküste. H 8 cm. Goldlegierung, ca. 5 Karat.<br />
Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
196 Abb. S. 33<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (zwei Fischschwänze)<br />
Elfenbeinküste. B 8,2 cm. Goldlegierung, ca. 10 Karat.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)
197 Abb. S. 33<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (abstrahierter Krebs)<br />
Elfenbeinküste. B 12 cm. Goldlegierung, ca. 9 kt.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
198 Abb. S. 33<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER<br />
Elfenbeinküste. H 6,5 cm. Goldlegierung, ca. 7 kt.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Dargestellt ist ein abstrahierter Widderkopf, passend zum Sprichwort<br />
„Meine Kraft ist in meinen Hörnern“. Die Trägerin dieses Haarschmucks<br />
vergleicht sich dabei mit dem Widder und nimmt so dessen Attribute wie<br />
Kraft, Intelligenz und Weisheit für sich in Anspruch.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
199 Abb. S. 34<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER<br />
Elfenbeinküste. H 10 cm. Goldlegierung, ca. 6 kt.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Hier passt sicherlich das Sprichwort „Was auch der Wels verschlingt, es<br />
ist zum Nutzen seines Meisters (des Krokodils)“ - sinngemäss: „Wenn es<br />
dem einzelnen wohl ergeht, so ist dies auch zum Nutzen des Herrschers<br />
und der ganzen Gemeinschaft“<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
200 Abb. S. 35<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (idealisiertes Ahnen-Porträt)<br />
Elfenbeinküste. H 8,5 cm. Goldlegierung, ca. 6 kt.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
201 Abb. S. 35<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (Bananen-Messer)<br />
Elfenbeinküste. H 10,5 cm, B 7,5 cm. Goldlegierung ca. 5 kt.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />
202 Abb. S. 35<br />
AKAN SCHMUCKANHÄNGER (idealisiertes Ahnen-Porträt)<br />
Elfenbeinküste. H 11 cm. Goldlegierung, ca. 7 kt.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
Goldschmuck der Akan-Völker aus Ghana und Côte d‘Ivoire.<br />
(Lot 185 - 202)<br />
Dem wertvollen Edelmetall der ehemaligen „Goldküste“ Afrikas galt<br />
Jahrhunderte lang das Interesse und Verlangen der afrikanischen und<br />
europäischen Kaufleute. Durch den Handel stiegen mächtige Staaten<br />
auf, deren Reichtum und Fertigkeit in der Goldverarbeitung zur Legende<br />
wurden.<br />
So entstanden an den Königshöfen der Akan meisterhafte<br />
Schmuckstücke in hoch entwickelten Herstellungsverfahren, v.a. aber<br />
im Wachsausschmelzverfahren. Noch heute dient der Goldschmuck<br />
als Zeichen von Rang und Zugehörigkeit bei selbst darstellenden<br />
Festlichkeiten der königlichen Familien.<br />
Die dargestellten Motive, weisen stets auf Personen, Tiere oder<br />
Gegenstände hin, die allegorisch für lobenswerte Eigenschaften und<br />
Sinnsprüche stehen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Ross, Doran und Eisner, Georg (2008). Das Gold der Akan.<br />
Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />
198<br />
196<br />
197<br />
| 33
Afrikanische Kunst<br />
190<br />
| 34<br />
186<br />
189<br />
191<br />
199<br />
188<br />
187
200<br />
202<br />
192<br />
201<br />
193<br />
194<br />
195<br />
| 35<br />
185
Afrikanische Kunst<br />
203<br />
Komaland Figuren (Lot 203 - 208)<br />
Karl-Ferdinand Schädler beschrieb die Neu-Entdeckung dieser Kultur<br />
1987 wie folgt: „Manche von ihnen sehen aus, als kämen sie von den<br />
Bandiagara-Schluchten und wären Produkte der Dogon. Doch das sind<br />
nur wenige. Die meisten dieser Terrakotten einer Kultur, von der man<br />
nichts weiss, sehen eher aus als kämen sie aus Somarzo oder als seien sie<br />
der Phantasiewelt eines Hieronymus Bosch entsprungen: Köpfe, deren<br />
Hirnschalen spitz zulaufen oder die umgekehrt becherförmig ausgehöhlt<br />
sind, mit brillenartigen Augen oder mit Ohren, die zwei Henkeln gleich,<br />
am Hinterkopf angebracht sind. Münder, die sich von irgendeinem<br />
Gesicht getrennt, mit anderen Mündern zu einem neuen „für sich sprechenden“<br />
Wesen vereinigen; umgekehrt wiederum Gesichter, die sich<br />
ebenfalls mit anderen zusammengeschlossen haben und - mit Armen und<br />
Beinen versehen - nun direkt aus der Unterwelt zu kommen scheinen.<br />
Es scheint müssig, darüber zu rätseln, welcher Gedanken- und Ideenwelt<br />
diese Figuren, Köpfe und Objekte entsprungen sind - ob sie als<br />
Grabbeigaben, Ahnen- oder Kultfiguren geformt wurden. Vielleicht ist<br />
es sogar beruhigend zu wissen, dass nicht jedes neu entdeckte Geheimnis<br />
in Afrika auch gleich zu lüften ist, dass - wenigstens für einige Zeit - eine<br />
Kultur nicht wie ein Leichnam seziert werden kann: weil weder mündliche<br />
Überlieferungen noch archäologische Nebenprodukte irgendwelche<br />
Hinweise geben.<br />
Statt dessen sollte man sich vielleicht damit begnügen, zum einen die<br />
Ingeniosität der Gestaltung und zum anderen den kraftvollen expressiven<br />
Ausdruck zu bewundern, der diesen Plastiken innewohnt. Dabei scheint<br />
es sich, urteilt man nach diesen beiden Kriterien und nach dem äusseren<br />
Erscheinungsbild der Objekte, um verschiedene Stilrichtungen, wenn<br />
nicht sogar um verschiedene Kulturen zu handeln, die entweder einander<br />
gefolgt sind oder aber - was immerhin auch möglich scheint - völlig unabhängig<br />
nacheinander in derselben Gegend entstanden sind.<br />
Eine der Stilrichtungen zeigt einen manieristischen Charakter, die<br />
bewusst verschobenen Gesichtszüge, die den Figuren, meist sitzende<br />
Gestalten mit Halsketten, Würdezeichen oder Oberarmmessern, häufig<br />
einen unheimlichen, transzendentalen, teilweise auch malignen Ausdruck<br />
verleihen - Fürsten einer anderen Welt. Wie bei vielen der offenbar singulär<br />
gestalteten Köpfe, die in einem meist spitz zulaufenden Hals enden,<br />
sind auch häufig die Köpfe der Figuren becherförmig ausgehöhlt. Die<br />
Hände ruhen meist auf den Knien (gelegentlich ganz unmotiviert auf einer<br />
der Schultern) und die Geschlechtsteile - der Grossteil ist männlich - sind<br />
| 36<br />
häufig übergross und deutlich modelliert. Die einzeln gearbeiteten Köpfe<br />
sind dabei in der Regel viel grösser gestaltet als die Figuren; sie sind meist<br />
auch gröber in der Ausführung und im Stil viel urtümlicher und direkter.<br />
Eine andere Stilrichtung, die sich vor allem in den Köpfen von theriomorphen<br />
Wesen ausdrückt, zeigt häufig einen weit aufgerissenen, offenbar<br />
schreienden Mund und erinnert dann an gotische Wasserspeier. Ein<br />
besonderes Augenmerk müssen die Leute dieser Kultur janusförmigen<br />
Köpfen und darüber hinaus mehrköpfigen Wesen gewidmet haben. Die<br />
ersteren, als Einzelskulpturen konzipiert, erhalten durch die konisch<br />
zulaufenden Köpfe manchmal einen phallischen Charakter (sie verlaufen<br />
unten auch gerade, nicht konisch wie die „Hohlköpfe“, die um die Gräber<br />
herum gesteckt gefunden wurden). Die letzteren, mehrköpfigen Wesen<br />
haben, wie die janusförmigen Einzelköpfe, gleichfalls konisch zulaufende<br />
Spitzköpfe; der Körper ist bei diesen, von denen man bis zu vier<br />
Persönlichkeiten in einer Skulptur wiedergegeben finden kann, jedoch<br />
ganz rudimentär als rechteckiger Block geformt, mit nur angedeuteten<br />
Gliedmassen und Geschlechtsteilen.<br />
Was wird aus diesem Gebiet im Norden Ghanas, das heute die Koma<br />
(auch Komba, Konkomba, Bekpokpak etc.) bewohnen, noch ans<br />
Tageslicht kommen? War die Siedlung, aus der die Funde stammen, ebenfalls<br />
ein Umschlagplatz für Waren - Kolanüsse von der Küste, Gold, Salz,<br />
europäische Güter usw. -, wie Salaga zu Ende des vorigen Jahrhunderts,<br />
das auf dem Weg zur Küste liegt, oder wie Kong, Bondoukou und das<br />
heute nicht mehr existente Begho im Westen? Der rege Warenaustausch<br />
zwischen Küste und Nigerbogen, der vermutlich um 1500 wenn nicht<br />
schon viel früher einsetzte, als die Mossi-Staaten durch Reiterheere aus<br />
dem (heutigen) Ghana gegründet wurden, mag sehr wohl seinen Weg<br />
über dieses Gebiet genommen und die ökonomische Basis für diese ungewöhnliche<br />
Kultur gebildet haben. Eine Kultur, die uns hoffentlich noch<br />
viele Kunstwerke offenbart - und uns hoffentlich auch noch viele Rätsel<br />
aufgibt!“<br />
Aus: Archäologische Funde aus Komaland. Zürich: Galerie Walu (1987).<br />
Weiterführende Literatur: Schaedler, Karl-Ferdinand (1997).<br />
Erde und Erz. München: Panterra Verlag.
208<br />
| 37
Afrikanische Kunst<br />
204<br />
203 Abb. S. 36<br />
KOMALAND KOPF<br />
Ghana. H 8 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1987).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 600 Jahre.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
204<br />
KOMALAND FIGUR<br />
Ghana. H 25 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1987).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 400 Jahre.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
| 38<br />
205<br />
205<br />
KOMALAND FIGUR<br />
Ghana. H 28 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1987).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
Schaedler, Karl-Ferdinand (1989).<br />
Afrika. Maske und Skulptur. Olten: Walter-Verlag. Abb. 88.<br />
Ausgestellt: Historisches Museum Olten, 1989.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 600 Jahre.<br />
CHF 4 000.- / 8 000.-<br />
(€ 3 330.- / 6 670.-)
206<br />
KOMALAND FIGUR<br />
Ghana. H 25 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1987).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 400 Jahre.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
207<br />
KOMALAND FIGUR<br />
Ghana. H 33,5 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1987).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 500 Jahre.<br />
CHF 10 000.- / 20 000.-<br />
(€ 8 330.- / 16 670.-)<br />
206<br />
208 Abb. S. 37<br />
KOMALAND FIGUR<br />
Ghana. H 36,5 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1987).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
- Schädler, Karl-Ferdinand / David, René & Denise (1987).<br />
Archäologische Funde aus Komaland. Zürich: Galerie Walu. Nr. 759.<br />
- Schaedler, Karl-Ferdinand (1989). Afrika. Maske und Skulptur.<br />
Olten: Walter-Verlag. Abb. 88.<br />
Ausgestellt: Historisches Museum Olten, 1989.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 700 Jahre.<br />
CHF 10 000.- / 20 000.-<br />
(€ 8 330.- / 16 670.-)<br />
207<br />
| 39
Afrikanische Kunst<br />
214<br />
209<br />
ASANTE SITZ<br />
Ghana. H 42 cm, B 28,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Die den ranghohen Notabeln vorbehaltenen Sitze sind bis heute Symbol<br />
von Würde und Macht.<br />
Zwischen Besitzer und Sitz besteht eine ganz besondere Intimität: Die<br />
Asante-Weisheit besagt, dass es zwischen ihnen keine Geheimnisse gibt.<br />
Die Sitze werden von Hinterbliebenen so lange als Memorabilien aufbewahrt<br />
bis sich niemand mehr an die einstigen Besitzer erinnern kann.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Bocola, Sandro (1994). Afrikanische Sitze. München, Prestel.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
210<br />
ASANTE SITZ<br />
Ghana. H 43 cm, B 33 cm.<br />
Provenienz und Beschrieb siehe Lot 209.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
211<br />
ASANTE SITZ<br />
Ghana. H 65 cm, B 32 cm.<br />
Die eindrückliche Flugzeugdarstellung belegt die Auseinandersetzung<br />
der lokalen Bevölkerung mit den technischen Errungenschaften der<br />
englischen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts.<br />
Provenienz und Beschrieb siehe Lot 209.<br />
CHF 800.- / 1 200.-<br />
(€ 670.- / 1 000.-)<br />
| 40<br />
212 Abb. S. 105<br />
ASANTE WASSERGEFÄSS<br />
Nigeria. H 21 cm. Terrakotta.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 80.- / 170.-)<br />
213 keine Abb.<br />
ASANTE GOLDGEWICHT<br />
Ghana. L 9 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Die Gewichte der Akan Völker, welche im Wachsausschmelzverfahren<br />
hergestellt wurden, waren von etwa 1400 bis 1900 in Gebrauch und verdanken<br />
ihren Namen nicht ihrem Material, sondern ihrer Funktion; dem<br />
Abwiegen von Goldstaub, der früheren Währung der Goldküste.<br />
Die ersten Goldgewichte der Akan besassen geometrische Formen, im<br />
Laufe des 16. Jahrhundert, wenn nicht schon früher, stiessen figürliche<br />
Gewichte dazu. Diese Gewichte waren weiterhin für den praktischen<br />
Gebrauch gedacht. Darüber hinaus stellten diese Prestigegewichte<br />
Sprichwörter der Akan dar.<br />
Zu sehen ist hier ein Krokodil das einen Wels verschlingt. Dazu passt<br />
sicherlich das Sprichwort „Was auch der Wels verschlingt, es ist zum<br />
Nutzen seines Meisters (des Krokodils)“ - sinngemäss: „Wenn es dem einzelnen<br />
wohlergeht, so ist dies auch zum Nutzen des Herrschers und der<br />
ganzen Gemeinschaft“.<br />
CHF 200.- / 300.-<br />
(€ 170.- / 250.-)<br />
214<br />
10 AKAN GOLDGEWICHTE<br />
Ghana und Elfenbeinküste. B 5 bis 10 cm. Gelbguss.<br />
Provenienz:<br />
Christie’s Paris, Juni 2006.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
Beschrieb siehe Lot 213.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-)
210<br />
211<br />
209<br />
| 41
Afrikanische Kunst<br />
Akan Regalia (Lot 215 - 237)<br />
Dem wertvollen Edelmetall der ehemaligen „Goldküste“ Afrikas galt Jahrhunderte<br />
lang das Interesse und Verlangen der afrikanischen und europäischen<br />
Kaufleute.<br />
Durch den Handel stiegen mächtige Staaten auf, deren Reichtum und<br />
Fertigkeit in der Goldverarbeitung zur Legende wurden.<br />
So entstanden an den Königshöfen der Akan meisterhafte Schmuckstücke<br />
in hoch entwickelten Herstellungsverfahren, v.a. aber im Wachsausschmelzverfahren.<br />
Noch heute dient der Goldschmuck als Zeichen von Rang und Zugehörigkeit<br />
bei selbst darstellenden Festlichkeiten der königlichen Familien.<br />
Die starke Aussagekraft dieser Unikate spiegelt die reiche Metaphorik der<br />
Akan wider und gründet auf der Tradition der hoch geschätzten Redekunst.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Ross, Doran / Eisner, Georg (2008). Das Gold der Akan.<br />
Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />
215<br />
AKAN SCHMUCKSTÜCK<br />
Ghana und Elfenbeinküste. H 4,5 cm. Goldlegierung ca. 9,5 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 216.<br />
CHF 500.- / 700.-<br />
(€ 420.- / 580.-)<br />
216<br />
AKAN SCHMUCKSTÜCK<br />
Ghana und Elfenbeinküste. H 4,5 cm. Goldlegierung ca. 12 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Dieses königliche Collierteil stellt wohl ein Insektenkokon dar, welcher<br />
sich allegorisch auf die Geheimnisse der Natur und die Schwierigkeit<br />
diese zu entschlüsseln, bezieht. Beim Kokon stellt sich die Frage, ob der<br />
Kokon von aussen oder von innen gebaut wurde. Letztlich kann diese<br />
Frage nur durch sorgfältiges Beobachten und Nachdenken beantwortet<br />
werden.<br />
CHF 500.- / 700.-<br />
(€ 420.- / 580.-)<br />
217<br />
ASANTE ANHÄNGER<br />
Ghana. H 4,5 cm, B 3,5 cm. Goldlegierung ca. 23 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Die dargestellten Motive, hier ein Skorpion, weisen stets auf Personen,<br />
Tiere oder Gegenstände hin. Sie stehen für lobenswerte Eigenschaften<br />
und Sinnsprüche wie z.B. „Wenn der braune Skorpion das Kind einer<br />
Mutter sticht, dauert der Schmerz bis der Herd kalt ist.“<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
| 42<br />
218<br />
ASANTE COLLIER<br />
Ghana. L 44 cm. Goldlegierungen in verschiedenen Feingehalten.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu. Zürich (1982).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot 219.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
219<br />
ASANTE COLLIER<br />
Ghana. L 73 cm. Goldlegierungen in verschiedenen Feingehalten.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Dieses königliche Collier entstand nach und nach durch Hinzufügen von<br />
Schmuckperlen die der Besitzerin über die Jahre zukamen. Die geometrischen<br />
Motive der kunstvoll gearbeiteten Perlen stellen allegorisch Ideen<br />
und Gegenständen aus der Symbolwelt der Asante dar.<br />
CHF 3 500.- / 4 500.-<br />
(€ 2 920.- / 3 750.-)<br />
220<br />
ASANTE COLLIER<br />
Ghana. Collier: L 112 cm. Anhänger: B 10,5 cm. Goldlegierung ca. 9 kt.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Das Collier wurde als Zeichen von Rang und Zugehörigkeit der königlichen<br />
Familien bei den Festlichkeiten getragen. Der zentrale Anhänger ist<br />
ein Sonnensymbol und steht allegorisch auch für die strahlende Seele des<br />
Asantehene (Regent der Asante). Es soll die Träger beschützen.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
221<br />
ASANTE FINGERRING<br />
Ghana. Ringmass: 62. H 5 cm. Goldlegierung in tiefem Feingehalt.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1989).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 900.- / 1 800.-<br />
(€ 750.- / 1 500.-)<br />
222<br />
ASANTE FINGERRING<br />
Ghana. Ringmass: 63. H 5,8 cm. Goldlegierung ca. 4,5 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Dieser königliche Fingerring zeigt das Nest eines Webervogels. Das<br />
Motiv bezieht sich allegorisch auf die Geheimnisse der Natur und die<br />
Schwierigkeit, diese zu entschlüsseln. Beim Webervogel stellt sich die<br />
Frage, ob er zuerst sein Nest webt und dann hineinschlüpft oder ob er es<br />
um sich herum baut. Letztlich kann auf diese Frage nur durch sorgfältiges<br />
Beobachten und Nachdenken geantwortet werden.<br />
CHF 600.- / 1 200.-<br />
(€ 500.- / 1 000.-)
223<br />
215<br />
220<br />
216<br />
218<br />
222<br />
219<br />
217<br />
221<br />
| 43
Afrikanische Kunst<br />
223* Abb. S. 43<br />
ASANTE FINGERRING<br />
Ghana. Ringmass: 54 cm. H ,5 cm. Goldlegierung, ca. 11 Karat.<br />
Provenienz: deutsche Privatsammlung.<br />
Das dargestellte Motiv, eine Schildkröte mit einem Gewehr und einer<br />
Muschel auf dem Rücken, steht für positive Eigenschaften wie z.B. Alter<br />
(Schildkröte) , Kraft (Gewehr) und Reichtum (Muschelgeld). Auch<br />
das Sprichwort „Wenn es nur wegen der Schildkröte wäre, würde die<br />
Pistole nicht in den Wald schiessen.“ kann zitiert werden. Hier wird die<br />
Schildkröte (allegorisch der Asantehene, der Regent der Asante) als<br />
friedvolles Tier verstanden. In diesem Kontext werden die wohlwollenden<br />
Absichten des Königs ausgedrückt, der mit Ruhe und Kraft den Reichtum<br />
des Volkes steuert.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
224<br />
ASANTE FINGERRING<br />
Ghana. Ringmass: 58. H 4 cm. Wels: L 4,5 cm. Goldlegierung, ca. 7 kt.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1981).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Die dargestellten Motive weisen stets auf Personen, Tiere oder<br />
Gegenstände hin. Der Wels steht für lobenswerte Eigenschaften und<br />
Sinnsprüche wie z.B. „Was auch der Wels verschlingt, es ist zum Nutzen<br />
seines Meisters (des Krokodils)“ - sinngemäss: „Wenn es dem einzelnen<br />
wohl ergeht, so ist dies auch zum Nutzen des Herrschers und der ganzen<br />
Gemeinschaft“<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />
225<br />
ASANTE ARMREIF<br />
Ghana. H 9,5 cm. Ø innen 5,8 cm. Goldlegierung ca. 8,5 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Der benfra genannte Armreif wird von Regenten traditionell am linken<br />
Arm getragen. Die Insigne verweist auf Abstammung und Rang des<br />
Trägers, der dem Glauben nach durch die Kraft des Schmuckes vor<br />
negativen Kräften geschützt ist.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
226<br />
ASANTE PEKTORAL<br />
Ghana. Ø 12 cm. Goldlegierung ca. 7 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 180 Jahre.<br />
Pektorale wurden als Zeichen von Rang und Zugehörigkeit der<br />
königlichen Familien bei den Festlichkeiten getragen. Sie zeichnen<br />
Würdenträger aus und werden auch Seelenscheiben genannt. Das<br />
Sonnensymbol steht allegorisch auch für die strahlende Seele des<br />
Asantehene (Regent der Asante) und soll die Träger beschützen.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
| 44<br />
227<br />
ASANTE PEKTORAL<br />
Ghana. Ø 16 cm. Goldlegierung ca. 18 Karat.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 226.<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />
228<br />
ASANTE SCHWERTEMBLEM<br />
Ghana. H 17,5 cm. Kupfer-Zink Legierung mit Oberflächenvergoldung.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Das dargestellte Motiv, ein Huhn mit Küken, steht für einen Sinnspruch<br />
wie z.B. „Die Henne kann möglicherweise auf ihre Kücken treten, was<br />
diese aber nicht töten wird.“ Das Huhn ist allegorisch der Asantehene<br />
(Regent der Asante).<br />
Beschrieb siehe Lot 231.<br />
CHF 10 000.- / 20 000.-<br />
(€ 12 500.- / 16 670.-)<br />
229<br />
ASANTE SCHWERTEMBLEM<br />
Ghana. L 13,5 cm. Goldlegierung, ca. 9 Karat.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Das dargestellte Motiv, hier eine Schildkröte mit einem Insekt auf dem<br />
Panzer, steht für einen Sinnspruch wie z.B. ,,Die Mücke kriegt nichts,<br />
wenn sie auf dem Rücken der Schildkröte speisen will.“ Mit dieser<br />
Symbolik wird der Wert von Weisheit, Wissen und Erfahrung in seiner<br />
Umkehrung verdeutlicht. Die Mücke versucht durch den Panzer der<br />
Schildkröte Blut zu saugen; ein gutes Beispiel für Dummheit und Mangel<br />
an Erfahrung.<br />
Beschrieb siehe Lot 231.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />
230 Abb. S. 105<br />
2 ASANTE KÄMME<br />
Ghana. H 23 cm und 34 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Prestige-Kämme waren ein beliebter Haarschmuck der gut situierten,<br />
begehrten Asante-Frauen sowie auch geschätzte Geschenke, um<br />
Beziehungen und Freundschaften zu vertiefen.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />
CHF 400.- / 600.-<br />
(€ 330.- / 500.-)
226<br />
225<br />
228<br />
229<br />
227<br />
224<br />
| 45
Afrikanische Kunst<br />
234<br />
| 46<br />
231 Abb. S. 105<br />
ASANTE SCHWERTGRIFF<br />
Ghana. H 23,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1980).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Die afena genannten Staatsschwerter der Akan gehören zu den wichtigsten<br />
Regalien am Hof. Sie treten als die Prestige-Objekte schlechthin bei<br />
diversen offiziellen Anlässen in Erscheinung, beispielsweise auch anlässlich<br />
der Inthronisation eines neuen Regenten oder während der Reinigungs-<br />
Zeremonien.<br />
Zeremonialschwerter mit Symbolcharakter demonstrieren die Macht<br />
und den Wohlstand des Asantehene (Regent der Asante). Sie werden von<br />
seinen Schwertträgern vorgeführt und dokumentieren gleichzeitig den<br />
Status und Rang seines Trägers.<br />
Nimmt ein König z.B. an einer Prozession teil, wird er von zahlreichen<br />
Schwertträgern begleitet, wobei sie als Zeichen ihrer Treue die Klinge des<br />
Schwertes in ihre Hand nehmen und den Knauf zum König hin richten.<br />
Der König selbst hält in der rechten Hand ein kleines Schwert, welches<br />
ihm als Tanzstab und symbolische Waffe dient.<br />
Weiterführende Literatur: Ross, Doran und Eisner, Georg (2008). Das<br />
Gold der Akan. Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />
CHF 400.- / 600.-<br />
(€ 330.- / 500.-)<br />
232 Abb. S. 105<br />
ASANTE FIGUR<br />
Ghana. H 24 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1980).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Seltene, aus mehreren Teilen zusammengefügte Schreinfigur mit auffällig<br />
übergrossen Händen, Interssant ist dass hier die ursprünglich Vergoldung<br />
von einer rituell angebrachten Opferkruste überdeckt ist.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977). The Arts of Ghana.<br />
Los Angeles: University of California.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
233 keine Abb.<br />
ASANTE SCHWERT<br />
Ghana. L 54 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1985).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot 231.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)
234<br />
ASANTE SCHWERT<br />
Ghana. H 126 cm.<br />
Provenienz: Galerie Walu. Zürich.<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Der Griff zeigt eine Hand die eine Schlange umklammert. Ein Sprichwort<br />
dazu lautet „Die schwarze Kobra wird auch dann gefürchtet, wenn sie<br />
keine bösen Absichten hat“, was sich mit „Sei immer auf der Hut“ interpretieren<br />
lässt.<br />
Beschrieb siehe Lot 231.<br />
CHF 1 500.- / 3 000.-<br />
(€ 1 250.- / 2 500.-)<br />
235<br />
ASANTE STABOBERTEIL<br />
Ghana. H 16 cm.<br />
Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1988).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot 237.<br />
CHF 800.- / 1 200.-<br />
(€ 670.- / 1 000.-)<br />
236 Abb. S. 105<br />
ASANTE SPRECHERSTAB<br />
Ghana. H 160 cm.<br />
Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Die thronende Figur, ein Machthaber der Asante, zeigt mit einer Hand<br />
auf ihr Auge und mit der anderen auf ihr Ohr. Damit einher geht der<br />
Sinnspruch ,,Hast du nicht gesehen bzw. gehört?“ oder auch „Nicht alles<br />
was du hörst, kannst du auch sehen“.<br />
Beschrieb siehe Lot 237.<br />
CHF 6 000.- / 12 000.-<br />
(€ 5 000.- / 10 000.-)<br />
237 Abb. S. 105<br />
ASANTE SPRECHERSTAB<br />
Ghana. H 148 cm.<br />
Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1981).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
„Ein Sprecher macht des Häuptlings Worte süss.“ (Asante-Sprichwort).<br />
Die okyeame genannten Sprecher und Berater der Regenten tragen als<br />
Amtszeichen einen aus Holz geschnitzten und mit Goldblech überzogenen<br />
Würdestab, an dessen Ende oftmals figürliche Darstellungen auf Sprichwörter<br />
hinweisen.<br />
Die Verwendung dieser Amtszeichen geht auf das 17. Jahrhundert zurück.<br />
Es entwickelte sich damals - inspiriert durch die Stöcke mit Knauf,<br />
welche die europäischen Kaufleute mit sich trugen - der Brauch, dass<br />
Boten und Gesandte des Asante-Königs solche Stäbe als Zeichen ihrer<br />
Vollmacht mit sich trugen.<br />
Weiterführende Literatur: Ross, Doran und Eisner, Georg (2008). Das<br />
Gold der Akan. Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-) 236<br />
235<br />
| 47
Afrikanische Kunst<br />
238<br />
238<br />
ASANTE KOPF<br />
Ghana. H 20 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1989).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 220 Jahre.<br />
Aufgrund der Grösse und des Erhaltungszustandes besonders wertvoller<br />
Porträtkopf mit edlem Gesicht und schmuckvoller Frisur.<br />
Die idealisierten Porträts der Verstorbenen aus gebranntem Ton wurden<br />
von Frauen gefertigt, denen das Handwerk mit Keramik vorbehalten war.<br />
Sie wurden zur Erinnerung an Vorfahren und als materialisierte<br />
Verbindung zwischen Dies- und Jenseits in gesonderten Hainen aufgestellt<br />
und dort so lange zeremoniell verehrt, bis niemand sich an die<br />
Dargestellten mehr erinnern konnte.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />
| 48<br />
239<br />
239<br />
ASANTE KOPF<br />
Ghana. H 24 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1989).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 200 Jahre.<br />
Beschrieb siehe Lot 238.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 6 670.-)
240<br />
ASANTE FIGUR<br />
Ghana. H 31,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 246.<br />
CHF 3 000.- / 4 000.-<br />
(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />
241 Abb. S. 104<br />
ASANTE FIGUR<br />
Ghana. H 57 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 253.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />
240 242 243<br />
242<br />
FANTE FIGUR<br />
Ghana. H 40 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Mit dem zentralen Thema der Mutterschaft eng verbunden sind die Ernährung,<br />
die Familie sowie das Fortbestehen des Clans oder des Staates.<br />
Vorliegende Skulptur wurde in diesem Zusammenhang in einem Schrein<br />
rituell verehrt und beopfert.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
243<br />
FANTE FIGUR<br />
Ghana. H 58 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 242.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
| 49
Afrikanische Kunst<br />
244 Abb. S. 105<br />
AGNI FIGUR<br />
Ghana. H 30 cm.<br />
Provenienz: deutsche Privatsammlung, Konstanz.<br />
Mutter-Kind-Darstellung zur Ehrung einer Urahnin der königlichen Linie.<br />
Mit dem zentralen Thema der Mutterschaft eng verbunden sind die<br />
Ernährung, die Familie sowie das Fortbestehen des Clans sowie des Staates.<br />
Die Skulptur wurde in diesem Zusammenhang in einem Schrein rituell<br />
verehrt und beopfert.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles, University of California.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
245<br />
FANTE FIGURENPAAR<br />
Ghana. H 44 cm und 53 cm.<br />
Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1985).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Vermutlich eine Ahnendarstellung und damit ein Symbol der Gemeinschafts-<br />
Kontinuität über die weibliche Linie. Frauen sollen idealerweise stark und<br />
mit der Erde verwurzelt aufrecht im Leben stehen.<br />
Solche Darstellungen dienten als Anschauungsmittel während der<br />
Initiation von Jugendlichen und danach vor allem als Gunst spendende<br />
Begleiter im täglichen Leben.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
246<br />
FANTE FIGUR<br />
Ghana. H 39 cm.<br />
Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1982).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
akua-ba-Figuren wurden von Frauen verehrt, damit ihr Kinderwunsch in<br />
Erfüllung ging. Sie wurden in Schreinen gepflegt und im Wickelkleid auf<br />
dem Rücken getragen.<br />
Dieser Brauch geht auf eine Akan-Sage zurück, in der ein Priester der<br />
unfruchtbaren jungen Frau namens Akua verordnete, sich ein hölzernes<br />
Kind (ba) schnitzen zu lassen, damit ihr Kinderwunsch in Erfüllung gehe.<br />
Sie solle diese Puppe pflegen, als wäre es ihr wahrhaftiges Kind, empfahl<br />
er weiter, was Akua auch befolgte. Das nicht vermeidbare Gespött der<br />
Dorfbewohner war von kurzer Dauer, denn sie gebar kurz darauf eine<br />
wunderschöne Tochter.<br />
| 50<br />
Nach einer Geburt wird die Figur von der Besitzerin weiter gepflegt und<br />
schliesslich vererbt. Die Figur ist folglich Sinnbild für den Fortbestand der<br />
Familie und für Fruchtbarkeit.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
247 Abb. S. 106<br />
FON SCHREINFIGUR<br />
Benin. H 63 cm, L 70 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich.<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Schützende Löwendarstellung, die in einem Schrein verehrt wurde.<br />
Das Emblem verweist auf König Glele, der das Königreich Dahomey von<br />
1858 bis 1889 mit Geschick regierte.<br />
Der für sagenumwobene Kraft bekannte Löwe war der wichtigste königliche<br />
Totem des Glele, der ihm bei seiner Inthronisation durch das Orakel zugewiesen<br />
wurde.<br />
Weiterführende Literatur: Blandin, André (1988).<br />
Bronze et autres alliages. Aix en Provence: A. Blandin.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
248<br />
FON FIGUR<br />
Benin. H 100 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />
Schutzfiguren wie diese sind Verkörperungen von Geistwesen. Sie wurden<br />
rituell von Priestern besprochen und beopfert, wodurch sie die Macht<br />
erhalten sollten, bestimmte, an sie gerichtete Aufträge zu erfüllen. Sie<br />
beschützen so z.B. die Gemeinschaft vor ungewünschten Geistern oder<br />
Individuen vor drohendem Unheil.<br />
Weiterführende Literatur: Chesi, Gert (1997).<br />
Die Medizin der schwarzen Götter. Innsbruck: Haymon Verlag.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 830.- / 1 250.-)<br />
249<br />
FON FIGUR<br />
Benin. H 55,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
bochio-Pfahlfiguren sind die Verkörperung von Geistwesen und wurden<br />
unter einem kleinen Strohdach im Freien in den Boden gesteckt. Ihre<br />
Kraft wurde durch Beopferung aktiviert um bestimmte, an sie gerichtete<br />
Aufträge zu erfüllen. Sie verwehrten z.B. unheilen Geistern den Zutritt<br />
und beschützen alles Erdenkbare.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Gohr, Siegfried (1990). Afrikanische Skulptur. Köln: Museum Ludwig.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 420.- / 830.-)
245 246 248<br />
249<br />
251<br />
252<br />
| 51
Afrikanische Kunst<br />
250 Abb. S. 108<br />
NAGO FIGUR<br />
Benin. H 25 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
251 Abb. S. 51<br />
EWE FIGUR<br />
Togo. H 16 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1985).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Magische Figur, die durch Rituale und das Anbringen von magischen<br />
Substanzen aktiviert wurde. Fetische dieser Art sind materialisierte<br />
Schnittstellen zwischen diesseitigen und übernatürlichen Kräften, die eingesetzt<br />
werden um das Gute zu fördern und das Negative abzuwenden.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
252 Abb. S. 51<br />
ADA FIGUR<br />
Togo. H 33 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Schutzfiguren wie diese wurden rituell von Priestern besprochen und<br />
beopfert, wodurch sie die Macht erhalten sollten, bestimmte, an sie<br />
gerichtete Aufträge zu erfüllen.<br />
CHF 700.- / 900.-<br />
(€ 580.- / 750.-)<br />
253 Abb. S. 104<br />
EWE FIGUR<br />
Togo/Ghana. H 33 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Seltene, aus mehreren Teilen zusammengefügte Schreinfigur.<br />
Colon-Figuren belegen eindrücklich die Auseinandersetzung der<br />
Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts. Einheimische wurden damals freiwillig oder<br />
gezwungenermassen in den uniformierten Dienst der Kolonialherrschaft<br />
gestellt und galten in den Dörfern als besonders unangenehm bis gefährlich.<br />
Um das Gleichgewicht eines Dorfes wieder herzustellen und Spannungen<br />
abzubauen wurden daher mitunter möglichst detailgetreue Figuren<br />
angefertigt. Diese sollten dann entweder als humoristische Porträts<br />
Entspannung herbeiführen oder wurden auch rituell verwendet um<br />
Einfluss auf die Dargestellten zu nehmen.<br />
Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />
Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 420.- / 830.-)<br />
| 52<br />
254 Abb. S. 104<br />
EWE FIGUR<br />
Togo/Ghana. H 32,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot 253.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 420.- / 830.-)<br />
255<br />
OGONI MASKE<br />
Nigeria. H 69 cm.<br />
Provenienz:<br />
französische Privatsammlung.<br />
Galerie Alain Bovis, Paris.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
karikpo, das elegante, gehörnte Tier, steht für Fruchtbarkeit, Kraft und<br />
Anmut.<br />
Anlässlich von Agrarzeremonien und sozialen Ereignissen findet der<br />
karikpo-Tanz am Dorfeingang statt und zeigt von Jugendlichen wettbewerbsartig<br />
aufgeführte akrobatische Tänze zu den Klängen der sakralen<br />
Trommeln.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Anderson, Martha G. / Peek, Philip M. et al. (2002). Ways of Rivers.<br />
Los Angeles: Fowler Museum of Cultural History.<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />
256 Abb. S. 108<br />
OGONI MASKE<br />
Nigeria. H 22,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
E. Hieber, vor 1885 in Afrika erworben.<br />
Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
elu genannte Tanzmaske. Die kleinen Karikaturen dieses Maskentypus<br />
stehen mit ihren „Himmelfahrtsnasen“, vollen Lippen, schmalen Augen<br />
und fantasievollen Kopfaufbauten für die verschiedensten Charaktere.<br />
Lustig-humorvoll und tragisch-komisch sind sie Illustrationen von mündlichen<br />
Überlieferungen in Geschichten und Gesängen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Anderson, Martha G. / Peek, Philip M. et al. (2002). Ways of Rivers.<br />
Los Angeles: Fowler Museum of Cultural History.<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />
257<br />
NUPE WASSERGEFÄSS<br />
Nigeria. H 43 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Publiziert: Stössel, Arnulf (1981). Gefässkeramik aus Zentral-Nigeria.<br />
München: Fred Jahn. S. 54, Abb. 13.<br />
CHF 200.- / 400.-<br />
(€ 170.- / 330.-)
Töpferei in Afrika<br />
258<br />
NUPE WASSERGEFÄSS<br />
Nigeria. H 43 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 200.- / 400.-<br />
(€ 170.- / 330.-)<br />
259<br />
NUPE AUFBEWAHRUNGSGEFÄSS<br />
Nigeria. H 45 cm, Ø cm. Terrakotta.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Publiziert: Stössel, Arnulf (1981). Gefässkeramik aus Zentral-Nigeria.<br />
München: Fred Jahn. S. 40, Abb. 5.<br />
CHF 200.- / 400.-<br />
(€ 170.- / 330.-)<br />
132<br />
Die Töpferei ist eine der ältesten Handwerkskünste der menschlichen<br />
Kultur. Die frühesten Keramikfunde in Afrika werden in die Zeit um 7000<br />
bis 5000 v. Chr. datiert.<br />
Obwohl Metall, Glas und schliesslich Kunststoffe als Rohstoff den Ton<br />
im laufe der Zeit immer mehr verdrängt haben, ist dieses Handwerk nicht<br />
verschwunden und erlebt in jüngerer Zeit sogar eine Erneuerung. Die<br />
Arbeit mit Ton und der anschliessende Brand zur Terrakotta ist in weiten<br />
Teilen Afrikas bis heute ausschliesslich Frauen vorbehalten, deren Männer<br />
in der Regel als Schmiede tätig sind. Die Kunst der Herstellung von<br />
Gefässen erfordert viel Geschick und Hingabe.<br />
Gearbeitet wird mit der ältesten und einfachsten Methode, der Aufbautechnik,<br />
bei der Lehmringen zusammengesetzt und die Übergänge<br />
geglättet werden. Nach dem Anbringen von Verzierungen durch ritzen<br />
oder anfügen werden die Rohlinge bei Temperaturen von 450 °C bis 1000 °C<br />
meistens im offenen Feuer gebrannt. Danach kann die Oberfläche zur<br />
Verschönerung z.B. mit Fett oder Pflanzenasche behandelt werden.<br />
Die formal exquisit gestalteten Gefässe dienten nicht nur dem Transport<br />
und der Lagerung von Wasser oder anderen Getränken. Besonders wertvolle<br />
Gefässe wurden mit aufwendigen Dekors versehen und auch zur<br />
Aufbewahrung von Gütern oder rituell verwendet. Auch hier gilt: Je aufwendiger<br />
die Gestaltung, desto kostbarer das Produkt.<br />
Im Unterschied zu Keramiken des täglichen Gebrauchs, welche für den<br />
Transport und der Aufbewahrung von Getränken und Speisen sowie der<br />
Aufbewahrung von Wertgegenständen dienen, werden die Kultgefässe<br />
auch als Gedenk- und Schreinobjekte verehrt. Vielfach werden darin heilende<br />
Rezepturen, kostbare Erde oder magische Substanzen aufbewahrt.<br />
257<br />
258<br />
259<br />
255<br />
| 53
Afrikanische Kunst<br />
260 Abb. S. 110<br />
BRONZE KOPF<br />
Nigeria (?) H 5 cm. Gelbguss.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 200.- / 300.-<br />
(€ 170.- / 250.-)<br />
261 Abb. S. 107<br />
BENIN BÜSTE<br />
Nigeria. H 13 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1987).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Darstellung eines Oba (Herrscher), die zum Gedenken an frühere Könige<br />
auf einem Ahnenaltar stand. Zum prächtigen Ornat - im Original aus<br />
edlen Stoffen und üppig mit kostbaren Korallenperlen verziert - gehören<br />
auch die beiden Prestigeobjekte, die der Würdenträger vor sich hält.<br />
Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />
und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
262 Abb. S. 107<br />
BENIN FIGUR<br />
Nigeria. H 21 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Die reich verzierte Figur stellt die Pagen der herrschaftlichen Iyoba<br />
Königinmutter des Hofstaates dar.<br />
Sie wird stets von Würdenträgern begleitet, die für ihr Wohlergehen<br />
sorgen, deren zwei hier als Janus-Figur dargestellt sind Ein Würdenträger<br />
hält einen runden Fächer, ezuzu genannt, der zur Kühlung gewedelt wird.<br />
Der zweite Würdenträger hält das zeremonielle Schwert ada in ritueller<br />
Haltung. Diese Zeremonialwaffe ist Symbol für die Macht über Leben<br />
und Tod.<br />
Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />
und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.<br />
CHF 500.- / 700.-<br />
(€ 420.- / 580.-)<br />
263 Abb. S. 107<br />
BENIN GLOCKE<br />
Nigeria. H 10,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1992).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Diese egogo genannte Schutzglocke trugen Krieger der Benin an einem<br />
dicken „Medizinband“, welches um die Brust gebunden war.<br />
Bei kriegerischen Streifzügen sollte die Glocke die Besitzer vor Hunger<br />
und Durst bewahren und ihnen durch den Klang Mut machen.<br />
Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />
und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.<br />
CHF 400.- / 500.-<br />
(€ 330.- / 420.-)<br />
| 54<br />
264<br />
BENIN HÜFTMASKE<br />
Nigeria. H 17 cm.<br />
Provenienz:<br />
Robert Fitzgerald, Indianapolis.<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
William Fagg beschreibt 1984 die vorliegenden Maske wie folgt: „ It is<br />
cast with three keloids above eache eye, the pupils inlaid with iron, pierced<br />
coral-beaded headdress with three clusters of four beads above, beaded<br />
choker behind, mid-eighteen century. This appears to have been cast<br />
before the introduction of hatching of the eye borders, thought to have<br />
been about 1775. The clean neat casting further tends to associate it with<br />
the Eresonyen revival of bronze-casting (ca. 1735-1750, i.e. the reign of<br />
Oba Eresoyen). Also the painting of the coral-bead cap is in the old style,<br />
where later the wax strips were somply laid over each other, no attempt<br />
being made to imitate plaiting.“ Das entsprechende Dokument wird dem<br />
Käufer ausgehändigt.<br />
Die Hüftmaske ist ein hohes Abzeichen der Würdenträger einer der drei<br />
Männerbünde der Palastgesellschaft des Oba (Regenten). Für die Aufnahme<br />
in einen solchen Bund müssen sich der Anwärter etlichen Prüfungen<br />
unterziehen und auch Tribute leisten. Bei den mit zunehmender Schwierigkeit<br />
zu lösenden Aufgaben wird sein Wissen und Durchhaltevermögen<br />
auf die Probe gestellt. Ist ein Bewerber erfolgreich, steigt er im Rang und<br />
ist berechtigt, die jeweiligen Abzeichen zu tragen.<br />
Traditionell trägt ein Würdenträger einen perlweissen Wickelrock mit<br />
einem Hüfttuch, wobei der Oberkörper nackt bleibt. Ausschlaggebend<br />
für den jeweiligen Rang ist der Perlenschmuck um den Hals und die Stirn<br />
sowie der Schmuck am Hüfttuch. Ein Jüngling hat lediglich die Berechtigung<br />
zu einem Perlenreif um den Hals, dem ikele. Ist er bei Prüfungen<br />
erfolgreich, wird sein Reif durch einen Perlkranz (odigba) und ein perlenbesetztes<br />
Stirnband (udaeha) ersetzt.<br />
Sind die niedrigen Ränge erfolgreich absolviert, ist der Kandidat berechtigt<br />
sein Hüfttuch mit gesteiftem Lederschmuck und einer Hüftmaske<br />
zu schmücken. Diese ehrenwerten Abzeichen trägt er immer auf seiner<br />
linken Hüftseite. Nur den wenigsten gelingt es, den höchsten Rang<br />
zu erreichen, mit dem das Privileg einhergeht den Hüftschmuck über<br />
einem langen, purpurroten Gewand, dem ehanegbehia, zu tragen. Diesen<br />
Würdenträgern kommt die Ehre zu, bei Anlässen das eben-Schwert zu<br />
schwingen.<br />
Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />
und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 12 500.- / 20 830.-)
264<br />
| 55
Afrikanische Kunst<br />
| 56<br />
266<br />
OWO WIDDERKOPF<br />
Nigeria. H 43 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Das Owo-Königreich, mit der gleichnamigen Hauptstadt<br />
Owo, befindet sich im heutigen Yoruba-Gebiet zwischen<br />
den Reichen Benin und Ife. Zwischen 1400 und 1600 war<br />
Owo das Zentrum des Yoruba-Staates und archäologische<br />
Funde belegen die Kultur bis in das frühe 15. Jahrhundert.<br />
Durch geschicktes Agieren und auch durch Zahlung<br />
von Tribut konnte Owo bis heute seine Unabhängigkeit<br />
gegenüber den mächtigen Nachbarn bewahren. Trotz<br />
dieser Eigenständigkeit fand eine stetige gegenseitige<br />
Beeinflussung der Kulturen statt, die auch in der<br />
Formensprache klar zu erkennen ist.<br />
Die für ihre meisterhaft gefertigten Elfenbein- und<br />
Holzskulpturen weitherum bekannten Schnitzer von<br />
Owo verkauften z.B. viele ihrer Kunstwerke in das<br />
Benin-Reich.<br />
Dieser aus zwei Stücken zusammengefügte Altar<br />
in Form eines menschlichen Kopfes mit Widder-<br />
Attributen stand einst im Hausschrein eines<br />
Amtsträgers. Regelmässige Huldigung, vor allem bei<br />
der Yams-Ernte, und rituelle Handlungen sichern die<br />
Stellung und das Wohlergehen der Familie, die auch<br />
durch das Kraftobjekt mit den Vorfahren kommuniziert.<br />
Es weist auch deshalb rückseitig einen schmalen<br />
Hohlraum für kraftspendende Attribute auf.<br />
Wegen der Eigenschaften des Widders<br />
(Wachsamkeit, Ausdauer, Potenz, Kraft,<br />
Kampffähigkeit, Beharrlichkeit usw.) ist die<br />
massive Skulptur ein dynastisches Symbol<br />
und steht damit sinnbildlich für die Autorität<br />
und Macht der Herrscher. Der dynamische<br />
Schwung der Hörner, die alerten Ohren der<br />
kräftige Hals auf der kunstvoll verzierten<br />
Standfläche sind musterhaft für die ausdrucksstarke<br />
Kunst der Owo.<br />
Weiterführende Literatur: Eyo, Ekpo (1977).<br />
Two Thousand Years Nigerian Art.<br />
Lagos: Federal Department of Antiquities.<br />
CHF 13 000.- / 17 000.-<br />
(€ 10 830.- / 14 170.-)
267<br />
BENIN FIGUR<br />
Nigeria. H 18 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1988).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
Schaedler, Karl-Ferdinand (1989). Afrika.<br />
Maske und Skulptur. Olten: Walter-Verlag.<br />
Abb. 14.<br />
Ausgestellt:<br />
Historisches Museum Olten, 1989.<br />
Beschreibung siehe nächste Seite.<br />
CHF 50 000.- / 70 000.-<br />
(€ 41 670.- / 58 330.-)<br />
| 57
Afrikanische Kunst<br />
267<br />
BENIN FIGUR<br />
Nigeria. H 18 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1988).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
Schaedler, Karl-Ferdinand (1989).<br />
Afrika. Maske und Skulptur.<br />
Olten: Walter-Verlag. Abb. 14.<br />
Ausgestellt:<br />
Historisches Museum Olten, 1989.<br />
CHF 50 000.- / 70 000.-<br />
(€ 41 670.- / 58 330.-)<br />
William Fagg beschreibt 1988 die vorliegenden Figur wie folgt:<br />
„Standing Figure, with a bell on it‘s thorax and a movable necklace, representing<br />
panther teeth, holding a ceremonial swoard in his right hand, on<br />
the back a carved, small rectangular box wich indicates that the figure was<br />
probably a shrine figure, representing an Oba‘s guard or a warrior figure. It<br />
seems to be an individual style. My opinion is, that this piece is authentic,<br />
with a good patina, early 18th century, Benin-Culture.“ Das entsprechende<br />
Dokument wird dem Käufer ausgehändigt.<br />
Im Ausstellungskatalog des Museums Olten schreibt K.-F. Schaedler:<br />
„Benin oder Owo. Nigeria. Stehende Figur aus rötlich-gelb gefärbtem<br />
Elfenbein mit einer umgehängten Glocke und einer beweglichen Kette<br />
geschmückt, deren Glieder Leopardenzähne darstellen sollen; 178cm.<br />
Das erhobene Zeremonialschwert (Ape) in der rechten Hand und der am<br />
Rücken angeschnitzte Behälter weisen sie nach William Fagg als Altarfigur<br />
aus, die den Wächter eines Oba (König) oder einen Krieger darstellt.<br />
Ähnliche Figurentypen — ohne den für Würdenträger typischen hohen<br />
Kragen aus Korallenketten, aber mit Glocke und Leopardenzahn-Halskette,<br />
wie die hier ausgestellte — finden sich auf einigen Bronzeplatten aus<br />
Benin, die alle in die mittlere Periode (Mitte 16. bis Ende 17. Jh. (datiert<br />
werden. Sie sind abgebildet bei Marquardt (1913: Taf. II und XIV) und<br />
ebenso bei von Luschan (1919: Abb. 382. Taf. 8-10.17,129).<br />
| 58<br />
Eine vollplastische Figur aus Bronze mit Glocke und Halsschmuck ist<br />
ebenfalls bei von Luschan auf Taf. 67 illustriert (Skizze des Halsschmuckes<br />
in Abb.134).<br />
William Fagg hat die Figur ins frühe 18. Jh. datiert, sie der Benin-Kultur<br />
zugeschrieben und ihr einen individuellen Stil attestiert. Zweifellos lässt<br />
sie sich nicht ohne weiteres dem klassischen Benin-Stil noch dem traditionellen<br />
Yoruba-Stil zuordnen. Dagegen scheint das östliche Owo als Entstehungsort<br />
sehr wohl im Bereich des Wahrscheinlichen zu liegen, wenn<br />
auch eine feste Zuschreibung dorthin vorläufig noch zu spekulativ wäre.<br />
Das Gemeinsame am Owo-Stil scheinen diejenigen Charakteristika zu<br />
sein, die ein Objekt weder den Yoruba noch der Hofkunst von Benin<br />
zuschreiben lassen; die Betonung der Augenlider und -brauen sowie<br />
der Pupillen durch Schwarzfärben und eine etwas andere Gesichtsform<br />
mögen dabei gelegentlich als Merkmale behilflich sein, ein Objekt den<br />
Owo zuzuordnen — eindeutig sind sie nicht. Lit: Poynor. 1976: 40ff. und<br />
90. Poynor. 1981.“<br />
Die delikate, höfische Elfenbein-Arbeit stellt einen königlichen Würdenträger<br />
dar und stand vermutlich auf einem Palastaltar. Der hochdekorierte<br />
Mann ist Mitglied des ranghöchstes Männerbundes. Zum prächtigen<br />
Ornat - im Original aus edlen Stoffen und üppig mit kostbaren Korallenperlen<br />
verziert - gehören auch das eben genannte Staats-Schwert, das der<br />
Dargestellte stolz präsentiert.<br />
Die auffallenden Bohrungen, die dem Kleid und der Kopfbedeckung das<br />
markante Muster verleihen, waren ursprünglich alle mit eingelassenen<br />
Holzscheiben gefüllt, so wie es an den Pupillen der Figur noch zu sehen<br />
ist.<br />
Besonders bemerkenswert an dieser in feinster Manier ausgeführten Preziose<br />
sind der freigeschnitzte, und somit bewegliche Halsreif, sowie die<br />
rückseitig ausgearbeitete kastenförmige Vertiefung die vermutlich zum<br />
aufnehmen von kräftigenden Reliquien diente.<br />
Weiterführende Literatur: Plankensteiner, Barbara (2007). Benin. Könige<br />
und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. Gent: Snoeck Publishers.
268 Abb. S. 108<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 27 cm.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 80.- / 170.-)<br />
269 Abb. S. 108<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 26,5 cm.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 80.- / 170.-)<br />
273 274<br />
275<br />
276<br />
Zwillingsfiguren der Yoruba (Lot 268 - 276)<br />
Über Zwillinge wurde schon immer gerätselt: Vergöttert oder verteufelt,<br />
in Legenden und Mythen, ja sogar in der Astrologie finden wir die Paare<br />
als Ausdruck der Faszination, die von ihnen ausgeht, so auch bei den<br />
Yoruba im Südwesten Nigerias, welche nachweislich die weltweit höchste<br />
Zwillingsgeburtenrate für sich beanspruchen können.<br />
Bei den Yoruba werden Zwillingen besondere übernatürliche Kräfte zugeschrieben.<br />
Sie bringen der Familie einerseits Glück, Gesundheit sowie<br />
Wohlstand und können andererseits Unheil, Krankheit und Tod abwehren.<br />
Aus diesem Grund geniessen sie ein Leben lang besonderes Interesse.<br />
Für die Yoruba verfügen Zwillinge über eine gemeinsame unteilbare Seele.<br />
Stirbt einer der Zwillinge, ist das Gleichgewicht dieser Einheit gestört<br />
und der überlebende Zwilling folglich gefährdet. Um dies zu vermeiden,<br />
wird in einem zeremoniellen Ritual eine Holzfigur, ibeji genannt, zur<br />
symbolischen Ersatz-Wohnstätte für die Seele des Verstorbenen geweiht.<br />
Von der Pflege und Verehrung dieses ibeji hängt dann das Wohl des zweiten<br />
Zwillings ab. Zugleich wird auch eine weitere Figur gefertigt, die die<br />
Seele des zweiten Zwillings beherbergen wird. Sind beide Zwillinge<br />
gestorben, werden die Figuren weiterhin sorgfältig behütet und als Erinnerung<br />
aufbewahrt, bis sich niemand mehr an die Verstorbenen erinnern kann.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Polo Fausto (2008). Enzyklopädie der Ibeji. Turin: Ibeji Art.<br />
270 Abb. S. 108<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 23 cm.<br />
CHF 400.- / 600.-<br />
(€ 330.- / 500.-)<br />
271 Abb. S. 108<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 26,5 cm.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
272 Abb. S. 108<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 25,5 cm.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 80.- / 170.-)<br />
273<br />
YORUBA FIGURENPAAR<br />
Nigeria. H 27,5 cm, 28 cm.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
274<br />
YORUBA FIGURENPAAR<br />
Nigeria. H 21,5 cm, 22 cm.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
275<br />
YORUBA FIGURENPAAR<br />
Nigeria. H je 22 cm.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
276<br />
YORUBA FIGURENPAAR<br />
Nigeria. H 23,5 cm und 24,5 cm.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
| 59
Afrikanische Kunst<br />
277<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 37 cm.<br />
Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1992).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Seltene Darstellung aus Ede, einer Stadt im heutigen Bundesstaat Oyo im<br />
Westen von Nigeria. Im 17. und 18. Jh. war Oyo das Zentrum des Oyo-<br />
Reichs, das über zahlreiche Yoruba-Königtümer herrschte.<br />
Die Arbeit ist aus der Werkstatt des Meisterschnitzers Abogunde of Ede<br />
(bl. 1900-1925).<br />
Mutter-Kind-Figuren werden in Hausschreinen von ihren Besitzerinnen<br />
rituell verehrt, und im speziellen für Fruchtbarkeit beopfert. Schwangere<br />
und stillende Mütter beten die Figuren vermehrt an . Die Zeit der<br />
Entwöhnung des Säuglings geht mit sexueller Enthaltsamkeit einher und<br />
wird deswegen als ein Zustand der Reinheit und ritueller Tugend betrachtet.<br />
Die Figuren sind somit Symbol für weibliche Kraft und Spiritualität.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Abiodun, Rowland / Drewal, Henry / Pemberton, John (1991).<br />
Yoruba Kunst und Ästhetik in Nigeria. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
278<br />
YORUBA ZEREMONIALSTAB<br />
Nigeria. H 32 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1985).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Solche Schwerter werden auf Altäre als Waffen für die Götter gelegt,<br />
damit diese für die Belange ihrer Anhänger kämpfen. Der Griff dieses<br />
Zeremonialschwerts ist im Wachsausschmelzverfahren über die aus Eisen<br />
geschmiedete Schwertklinge gegossen.<br />
Ogun ist der Prototyp des stürmischen männlichen Himmelsgottes. Er ist<br />
der Gott des Eisens und kann auf seinen Altären durch jedwede Eisenstücke<br />
symbolisiert werden. Im Pantheon der Yoruba spielt er die Rolle<br />
des Kulturheros, stammen von ihm doch die zum Bestellen des Landes<br />
erforderlichen Gerätschaften sowie die Waffen, mit denen die Zivilisation<br />
gegen ihre Feinde verteidigt werden und der Mensch in der Wildnis<br />
überleben kann. Ogun ist demzufolge der Schutzheilige aller, die Eisenwerkzeuge<br />
benutzen, beispielsweise der Schmiede, Jäger, Soldaten und<br />
Bauern.<br />
Weiterführende Literatur: Thompson, Farris Robert (1976).<br />
Black Gods and Kings. Bloomington: Indiana University Press.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
279 Abb. S. 107<br />
YORUBA STAB<br />
Nigeria. H 14 cm.<br />
Provenienz: Galerie Walu, Zürich.<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot 280.<br />
CHF 400.- / 600.-<br />
(€ 330.- / 500.-)<br />
| 60<br />
280<br />
YORUBA FIGURENPAAR<br />
Nigeria. H je 28 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1992).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Das Wohlergehen der Yoruba-Gemeinschaft wird und wurde durch die<br />
Pflege der Tradition garantiert, die auf eine harmonische Kooperation der<br />
verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen abzielt.<br />
Der ogboni-Bund ist die bedeutendste sozio-religiöse Institution, in der<br />
die Gründerväter und -mütter verehrt werden. Zum Bund gehören deshalb<br />
alle traditionellen Führer (Männer und teilweise auch Frauen), darunter<br />
auch die Würdenträger der lokalen religiösen Kulte, die Bezirkshäuptlinge,<br />
bedeutenden Hofbeamten und militärischen Führer.<br />
Durch den sozialen Status seiner Mitglieder ist der ogboni-Bund nicht<br />
nur eine für den Kult der königlichen Ahnen und der alten Traditionen<br />
zuständige religiöse Gruppe, sondern auch eine sehr mächtige Institution,<br />
die an der Beurteilung aller sozialen, politischen und legalen Fragen<br />
beteiligt ist und als Gegengewicht zur sakralen Macht des Herrschers eine<br />
wichtige Rolle im komplexen Netzwerk von Macht und Machtkontrolle<br />
spielt.<br />
Jedes Mitglied des Bundes erhielt nach der Initiation ein edan genanntes<br />
Figurenpaar. Diese Figurenpaare wurden mit Medizinsubstanzen behandelt,<br />
im Familienschrein aufbewahrt und zu Treffen im ogboni-Haus mitgenommen.<br />
Die in Kupferlegierung gegossenen Figuren waren mit einer<br />
Kette verbunden und bezogen sich auf lebende Mitglieder des ogboni-<br />
Bundes.<br />
Weiterführende Literatur: Dobbelmann, Theo (1976).<br />
Der Ogboni Geheimbund. Berg en Dal: Afrika Museum.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
281<br />
YORUBA KULTSTAB<br />
Yoruba. H 43 cm. Gelbguss.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />
Aus Eisen geschmiedete Stäbe mit darübergegossenen Bronze Verzierungen<br />
zeigen den Rang und die Funktion verschiedener Würdenträger an.<br />
Die bekanntesten dieser Zeremonialstäbe sind die Zepter in gekrümmter<br />
Hakenform (iwana ogun), die R. F. Thompson als Rangstäbe für den<br />
obersten Schmied oder den Häuptlingsboten beschreibt. Der Schmied ist<br />
notwendigerweise ein Anhänger des Eisengottes Ogun, weil die Macht<br />
Oguns in jedem Eisenstück vorhanden ist, das der Schmied bearbeitet.<br />
Der Titelstab des obersten Schmiedes ist wie ein eiserner Haken geformt<br />
und an beiden Enden mit dekorativen Messingelementen verziert. Da die<br />
Schmiede die Geräte für die Bauern und die Waffen für die Jäger und die<br />
Soldaten herstellen, ist ihre Arbeit für den Erhalt und Schutz der menschlichen<br />
Gesellschaft unabdingbar. Der oberste Schmied ist demzufolge eine<br />
wichtige Persönlichkeit in der traditionellen Yoruba-Gesellschaft.<br />
Weiterführende Literatur: Thompson, Farris Robert (1976).<br />
Black Gods and Kings. Bloomington: Indiana University Press.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)
277<br />
277 (Verso)<br />
278<br />
280 281<br />
| 61
Afrikanische Kunst<br />
282<br />
282<br />
YORUBA KOPF<br />
Nigeria. H 7,5 cm. Elfenbein.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1987).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Im ganzen Yoruba-Gebiet sind Orakel-Befragungen eine wichtige Institution.<br />
Hilfesuchende wenden sich an Geistliche mit der Bitte um Rat in persönlichen<br />
oder übergeordneten Angelegenheiten.<br />
Der ifa-Priester oder babalawo („Vater des Geheimnisses“) bedient sich bei<br />
diesen Konsultationen verschiedener Utensilien. Zu diesen gehört auch<br />
der hier angebotene Elfenbeinkopf der olorin ikin genannt wird: „Kopf<br />
oder Führer der Palmnüsse“. Er wird zusammen mit den 16 Palmnüssen<br />
aufbewahrt die für das ifa-Orakel unabdinglich sind.<br />
Die Elfenbeinköpfe werden in der Literatur meist als Symbole für Eshu<br />
gedeutet. Tatsächlich scheint der lange Zopf, der die Köpfe bisweilen<br />
ziert, diese Interpretation zu bestätigen. Eshu ist eine der vielen Gestalten<br />
der Yoruba-Kosmologie, die in ihrer Komplexität durchaus mit der Götterwelt<br />
der Griechen verglichen werden kann. Er ist ein facettenreicher<br />
Charakter, der als Götterbote zwischen den Welten (Himmel und Erde,<br />
Diesseits und Jenseits) vermittelt. Aus diesem Grund ist er die zentrale,<br />
allgegenwärtige Figur der ifa-Orakelbefragung.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Abiodun, Rowland / Drewal, Henry / Pemberton, John (1991).<br />
Yoruba Kunst und Ästhetik in Nigeria. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
| 62<br />
Yoruba Masken (Lot 283 - 285)<br />
Jeder von Krankheit, Unfruchtbarkeit oder einem anderen Unglück<br />
Betroffene versucht, wenn das Orakel Hexen als Ursache bestimmt<br />
hat, die „Mütter“ durch Opfer zu beschwichtigen und zugleich die<br />
Krankheit mit Kräutern zu bekämpfen sowie weiteren Schutz in Form<br />
von Amuletten zu suchen. Doch kann auch die Gesellschaft als Ganzes<br />
die „Mütter“ beleidigen, indem sie Fehlverhalten toleriert - und die<br />
Gemeinschaft kann sich nicht mit Amuletten schützen.<br />
Der gelede-Bund bietet Schutz gegen die Hexen, und zwar nicht, indem<br />
er sie bekämpft, sondern indem er die „Mütter“ einmal im Jahr (oder so<br />
oft wie nötig) zu einem Fest zu ihren Ehren einlädt, bei dem sämtliches<br />
Fehlverhalten in der Gemeinschaft aufgedeckt, verurteilt und verspottet<br />
wird.<br />
Der gelede-Bund wird von Frauen geführt, die Männer agieren als Tänzer,<br />
Sänger und Helfer. Obwohl zahlreiche verschiedene lokale Varianten des<br />
gelede-Festes existieren, so ist doch die Grundstruktur überall gleich. Es<br />
beginnt abends mit der Darbietung eines efe genannten Sängers und geht<br />
am folgenden Nachmittag mit dem eigentlichen gelede-Fest weiter, bei<br />
dem unter anderen zahlreiche Maskentänzer auftreten. Er ist hauptsächlich<br />
dem Vergnügen und der Unterhaltung gewidmet. Dutzende maskierte<br />
Tänzer führen bei dieser Gelegenheit bisweilen auch paarweise abwechselnd<br />
kurze temperamentvolle Tänze neben den Trommlern auf.<br />
Die stets wie ein menschlicher Kopf gestalteten gelede-Masken werden<br />
so getragen, dass der Tänzer unter dem Rand hervorblicken kann.<br />
Auf dieser Grundmaske sitzt in der Regel ein Aufbau mit verschiedensten<br />
Darstellungen, in deren Gestaltung und Ausführung sich die<br />
Holzschnitzer an Virtuosität gegenseitig überbieten. Zu den traditionellen<br />
Kostümen der Tänzer gehören zahlreiche Kopftücher und Frauenschals,<br />
ausserdem tragen sie Beinrasseln um die Fussknöchel.<br />
Weiterführende Literatur: Lawal, Babatunde (1996).<br />
The Gelede Spectacle. Washington: University of Washington Press.<br />
283<br />
YORUBA MASKE<br />
Nigeria. H 35 cm.<br />
Provenienz:<br />
Gert Stoll, Berchtesgaden.<br />
Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
284<br />
YORUBA MASKE<br />
Nigeria. H 34 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 250.- / 2 080.-)<br />
285<br />
YORUBA MASKE<br />
Nigeria. H 44 cm.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung van Roon, USA.<br />
Sammlung Georges Haefeli, La Chaux-de-Fonds.<br />
Binoche Paris, Oktober 2005.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)
283<br />
285<br />
284<br />
| 63
Afrikanische Kunst<br />
286<br />
| 64<br />
286<br />
YORUBA TÜR<br />
Nigeria. H 205 cm, B 55,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />
Zierelemente an Palästen unterstreichen den sozialen Status der Besitzer.<br />
Dieser Türflügel eines Palasteinganges aus dem nördlichen Ekiti-Gebiet<br />
stammt aus der Werkstatt von Areogun in Osi Ilorin (1880-1954).<br />
Areogun schnitzte meisterhafte Türen für Könige, Häuptlinge, Ogboni-<br />
Häuser und Schreine. Für die unverkennbaren Reliefdarstellungen verwendete<br />
er ein bestimmtes Repertoire aus unabhängigen Szenen, die auf<br />
horizontalen, übereinander angeordneten Flächen dargestellt und mit<br />
abstrakten Dekors umrahmt sind.<br />
Verschiedene Figuren auf einem einzigen Yoruba-Objekt erzählen nicht<br />
immer eine Geschichte. Sie können auch als eine Reihe unabhängiger<br />
Symbole interpretiert werden. Hier dargestellt sind ein zentrales<br />
Orakelbrett und 24 mythologische Vögel.<br />
Weiterführende Literatur: Drewal, Henry / Permberton, John (1989).<br />
Yoruba. New York: Abrams Inc.<br />
CHF 14 000.- / 18 000.-<br />
(€ 11 670.- / 15 000.-)<br />
287 Abb. S. 108<br />
YORUBA STAB<br />
Nigeria. H 68,5 cm. Eisen.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1983).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
opa osanyin-Eisenstab, der einst auf einem Altar für die Osanyin genannte<br />
Gottheit der Heilkräuter stand.<br />
Dargestellt ist ein grosser Vogel, der über kreisförmig angeordneten kleineren<br />
Vögeln thront. Das Vogelmotiv verweist auf die den Müttern und<br />
älteren Frauen zugeschriebenen spirituellen Kräfte: Sie konnten sich in<br />
Vögel verwandeln und als solche - je nach Gunst - Glück bringen oder<br />
aber Schaden zufügen.<br />
Die Gestaltung des osanyin-Stabs stellt die nächtliche Versammlung<br />
solcher Hexen-Vögel nach. Der Stab ist somit nicht nur ein Symbol der<br />
Gefahr, sondern vor allem ein Zeichen dafür, dass die „Mütter“ den Herbalisten<br />
und sein Gehöft vor den nächtlichen Attacken böswilliger Hexen<br />
schützen würden.<br />
Der mittlere Vogel wird häufig als ein Symbol für Orunmila interpretiert,<br />
dem Gott des ifa-Orakels und älteren Bruder des Medizingottes Osanyin,<br />
denn das Orakel verschreibt auch die Medizin gegen Krankheiten. Die 16<br />
kleineren Vögel stellen einen Bezug zu den 16 Abschnitten der Ifa-Verse<br />
dar.<br />
Weiterführende Literatur: Homberger, Lorenz (1991).<br />
Yoruba. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)
288<br />
MAMA MASKE<br />
Nigeria. H 50 cm.<br />
Provenienz: Ulrich von Schröder, Zürich.<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
Gillon, Werner (1979). Collecting African Art.<br />
New York: Rizzoli. Abb. 95.<br />
In hoher Abstraktion geschnitzte und äusserst reduzierte Büffelmaske mit<br />
anthropomorphen Zügen, die bei verschiedenen Festlichkeiten für das<br />
Wohl, die Gesundheit und Fruchtbarkeit des Dorfes auftrat.<br />
Das Kostüm des Tänzers, der diese kraftvolle Maske aufführte, bestand<br />
aus einem dichten Gewand aus Gras, unter dem sein Körper vollständig<br />
verdeckt wurde. Dargestellt ist ein Buschgeist als Schnittstelle zwischen<br />
Zivilisation und Wildnis, zwischen Menschen und Tieren, zwischen<br />
Lebenden und Ahnen usw.<br />
Weiterführende Literatur: Borgatti (Jean M.) (1982).<br />
Age Grades, Masquerades, and Leadership among the Northern Edo.<br />
Los Angeles: African Arts Magazine, Vol. XVI, no.1.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />
289 Abb. S. 66<br />
IGALA MASKE<br />
Nigeria. H 36 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 290.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />
290 Abb. S. 67<br />
IGALA MASKE<br />
Nigeria. H 32 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1990).<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
Publiziert:<br />
Duchâteau, Armand (1998). Afrika. Kopfskulpturen.<br />
Krems: Kunsthalle Krems, S. 122 und Backcover.<br />
Ausgestellt:<br />
Kunsthalle Krems, Krems: L’aye L’aye Afrika - Kopfskulpturen.<br />
Afromedi@rt, Fotografie. 1998.<br />
Seltene, ojuegu genannte Helmmaske, die bei den Maskeraden des<br />
königlichen Ahnenkults anlässlich der Ernte-Feierlichkeiten auftrat. Bei<br />
diesen Zusammenkünften des ganzen Dorfes repräsentierte sie den Geist<br />
der Vorfahren. Die Verbindung dieser Maske zu den vorangegangenen<br />
Mitgliedern der Gemeinschaft äussert sich auch in der weissen Fassung.<br />
Die überdimensionierten Augenlider verleihen ihr einen nach innen<br />
gerichteten Blick und eine unnahbare Anmut, was den Gesamteindruck<br />
der würdigen Zufriedenheit unterstreicht. Aufgrund der Hinweise auf eine<br />
Verwandtschaft der Igala mit den Yoruba sehen einige Autoren in diesen<br />
eindrucksvollen, Ruhe ausstrahlenden Ahnenmasken eine formale Verwandtschaft<br />
zu den Bronzeköpfen von Ife.<br />
Weiterführende Literatur: Neyt, François / Désirant, Andrée (1985).<br />
Les Arts de la Benue. Belgien: Editions Hawaiian Agronomics.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />
288<br />
| 65
Afrikanische Kunst<br />
| 66<br />
289
290<br />
| 67
Afrikanische Kunst<br />
291<br />
IGBO MASKE<br />
Nigeria. H 41 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1980).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
ogbodo-enyi-Aufsatzmaske („Geist des Elefanten“), welche im nordöstlichen<br />
Igbo-Gebiet bei den Izzi, Ezzi und Ikwo verbreitet ist.<br />
Ursprünglich überwachten die Maskengestalten, die aggressiv und gewalttätig<br />
auftraten, die soziale Ordnung, doch ist die Funktion heute weitgehend<br />
auf unterhaltsame Tänze beschränkt.<br />
Diese kühn konzipierte Maske ist ein äusserst gelungenes Beispiel einer<br />
gekonnten Abstraktion naturalistischer Vorbilder, von der sich die westlichen<br />
Künstler Anfang des 20. Jh. auf dem Weg zum Kubismus wesentlich<br />
inspirieren liessen.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M., Aniakor, Chike, A. (1984).<br />
Igbo Arts. Los Angeles: Museum of Cultural History, UCLA.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 4 170.- / 5 830.-)<br />
292<br />
CHAMBA MASKE<br />
Nigeria. H 75 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
In hoher Abstraktion geschnitzte und äusserst reduzierte Büffelmaske mit<br />
anthropomorphen Zügen, die bei verschiedenen Festlichkeiten für das<br />
Wohl, die Gesundheit und Fruchtbarkeit des Dorfes auftrat. Das Kostüm<br />
des Tänzers der diese kraftvolle Maske aufführte, bestand aus einem dichten<br />
Gewand aus Gras, unter dem sein Körper vollständig verdeckt wurde.<br />
Dargestellt ist ein Buschgeist als Schnittstelle zwischen Zivilisation und<br />
Wildnis.<br />
Weiterführende Literatur: Borgatti (Jean M.) (1982).<br />
Age Grades, Masquerades, and Leadership among the Northern Edo.<br />
Los Angeles: African Arts Magazine, Vol. XVI, no.1.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
293 Abb. S. 108<br />
IGBO MASKE<br />
Nigeria. H 62 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Vorliegende Maske stammt aus dem nördlichen Igbo-Gebiet, entlang<br />
dem Niger. Dort werden die weiter südlich horizontal auf dem Kopf eines<br />
im Wasser laufenden Tänzers getragenen Masken allmählich kleiner und<br />
die Wassergeist-Thematik weicht anderen verwandten Motiven. Hier ein<br />
gehörntes Mischwesen, ulaga genannt, dass von jungen Männern akrobatisch<br />
vorgeführt wird.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
| 68<br />
Masken der Ijo (Lot 294 und 295)<br />
Entlang des Niger-Flusses schwellen die zahlreichen Flachwasser-Nebenflüssen<br />
in der Regenzeit zu einem wahren Labyrinth aus Bächen und<br />
Wasserwegen an<br />
Diese fischreichen Gewässer ermöglichen als Transportwege Handelskontakte<br />
zwischen benachbarten Ethnien sowie mit Europäern.<br />
In einer solchen Umgebung sind Wassergeister als spirituelle Kräfte für<br />
das Gedeihen und das Wohlergehen der lokalen Bevölkerung von Bedeutung.<br />
Diese für den Wohlstand und Kindersegen zuständigen Wesen werden<br />
wohlwollend verehrt.<br />
Vorliegende Maske stammt aus dem nördlichen Igbo-Gebiet, entlang dem<br />
Niger. Dort werden die weiter südlich horizontal auf dem Kopf eines im<br />
Wasser laufenden Tänzers getragenen Masken allmählich kleiner und die<br />
Wassergeist-Thematik weicht anderen verwandten Motiven.<br />
Hier zwei gehörnte Mischwesen, ulaga genannt, dass von jungen Männern<br />
akrobatisch vorgeführt wird.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Cole, Herbert M. / Aniakor, Chike C. (1984).<br />
Igbo Arts - Community and Cosmos.<br />
Los Angeles: Museum of Cultural History.<br />
294<br />
IJO MASKE<br />
Nigeria. H 60 cm.<br />
Provenienz: Ende 1960er Jahre in Situ erworben.<br />
Belgische Privatsammlung.<br />
Galerie 45, Brüssel.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
Publiziert:<br />
Bastin, Marie-Louise (1984). Introduction aux Arts d’Afrique Noire.<br />
Arnouville: Arts d’Afrique Noire. Abb. 426.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />
295<br />
IJO MASKE<br />
Nigeria. H 56 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)
291<br />
295 294<br />
292<br />
| 69
Afrikanische Kunst<br />
296<br />
| 70<br />
296<br />
KORO STAB<br />
Nigeria. H 122,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1982).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Phallisch konzipierter weiblicher Rythmus-Stab eines Tänzers der lokalen<br />
Maskengesellschaften.<br />
Die auf das Minimum abstrahierte Figur ist in der Mitte mit Ringen,<br />
Bauchnabel und Brüsten versehen. Der lange kräftige Hals endet in einem<br />
halbkugeligen Kopf mit stark reduzierten Gesichtszügen und einem markanten<br />
Mittelkamm.<br />
Weiterführende Literatur: Borgatti, Jean M. (1982).<br />
Age Grades, Masquerades, and Leadership among the Northern Edo.<br />
in African Arts, Vol. XVI, Nr. 1. Losa Angeles: UCLA.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />
297<br />
TIV FIGUR<br />
Nigeria. H 78 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1988).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Schreinfigur, die sicherlich einen wichtigen Ahnen darstellt.<br />
Sitzende männliche Figur mit angewinkelten Beinen deren Hände<br />
gekreuzt auf den Schienbeinen ruhen. Die überlangen dünnen Arme mit<br />
den fein gearbeiteten Händen sind jeweils aus einem Stück gefertigt und<br />
nachträglich zur Figur angefügt worden.<br />
Auf ihrem Rücken und oberhalb der Brust sind grafische Ritzdekors<br />
eingeschnitzt. Der markante, kahle birnenförmige Kopf verleiht der<br />
Darstellung eine besonders erhabene Ausstrahlung.<br />
Der Mann mit der lang gezogenen Nase, den diskreten und dennoch<br />
grossen Ohren, strahlt eine innere Ruhe und Überlegenheit aus. Das herzförmige<br />
Gesicht wird von einem feinen, nach oben gezogenen Ritztatau<br />
abgegrenzt. Die durch Aushöhlung geöffneten Augen und die gleichartige<br />
Gestaltung des Mundes vermitteln dem Betrachter den Eindruck, als<br />
würde der ruhende Ahne mitten in einer Erzählung stehen der man gerne<br />
zuhören würde.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 6 670.-)
297<br />
| 71
Afrikanische Kunst<br />
298<br />
| 72<br />
298<br />
KORO FIGUR<br />
Nigeria. H 59 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1982).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Diese figürlichen Gefässe kamen anlässlich von Gedenkfeiern und insbesondere<br />
bei Begräbnissen zum Einsatz. Die erdnussförmige Schale im<br />
Bauch der Figur diente ganz natürlich zur Aufnahme von Flüssigkeiten<br />
(Palmwein oder Hirsebier usw.) oder rituellen Speisen. Die meisten dieser<br />
gbine genannten Zeremonialgeräte wurden als Auftragsarbeiten von den<br />
benachbarten Jaba für die Koro hergestellt.<br />
Die gekonnte Verschmelzung von Ästhetik, Inhalt und<br />
Verwendungszweck erhebt dieses Werk zu einem beeindruckenden<br />
Beispiel für das Talent der Bildhauer Schwarzafrikas.<br />
Vgl.: Falgayrettes- Leveau, Christiane et al. (1997).<br />
Réceptacles. Paris: Musée Dapper. Seite 279.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
299 Abb. S. 108<br />
URHOBO MASKE<br />
Nigeria. H 71,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
Der angebotene Kopfaufsatz trat an den edjo-Maskeraden auf, welche<br />
die spirituellen Kräften in der Natur verehrten und besänftigten um das<br />
Wohlergehen der Menschen zu sichern.<br />
Weiterführende Literatur: Foss, Perkins (2004).<br />
Where Gods and Mortals Meet. Continuity and Renewal in Urhobo Art.<br />
New York: Museum for African Art.<br />
CHF 500.- / 700.-<br />
(€ 420.- / 580.-)<br />
300<br />
URHOBO FIGUR<br />
Nigeria. H 160 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Das religiöse Weltbild der Urhobo konzentrierte sich auf die Verehrung<br />
von spirituellen, in der Natur wirkenden Kräften. Sie pflegten einen persönlichen<br />
Schrein, der nebst anderen Kraftobjekten auch verschiedene<br />
aus Holz geschnitzte Figuren beherbergte. edjo-re-akare-Figuren sind personifizierte<br />
Geistwesen (edjo = spirituelle, in der Natur wirkende Kräfte,<br />
re-akare = aus Holz).<br />
Ganze „Familien“ dieser Art wurden mit den Siedlungsgründern in Verbindung<br />
gebracht und an wenigen Tagen im Jahr öffentlich verehrt. Mit<br />
diesen und mit Hilfe der aufgerufenen Ahnen wurde versucht, das eigene<br />
Schicksal günstig zu beeinflussen damit einem Gesundheit, Reichtum und<br />
Glück vergönnt war.<br />
Weiterführende Literatur: Foss, Perkins (2004).<br />
Where Gods and Mortals Meet. Continuity and Renewal in Urhobo Art.<br />
New York: Museum for African Art.<br />
CHF 4 000.- / 8 000.-<br />
(€ 3 330.- / 6 670.-)
301 Abb. S. 74<br />
BASSA-NGE FIGUR<br />
Nigeria. H 30 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
In diesem Gebiet sind die Formensprachen der vielen verwandten<br />
Ethnien, wie z.B. die der Bassa-Komo, Igbirra, Montol, Idoma, Igala,<br />
Igbirra, Etulo, Jukun, und Tiv nicht klar abzugrenzen.<br />
Diese Skulptur zeigt am ehesten Züge des Bassa-Nge-Stils. Manche<br />
Skulpturen aus dieser Gegend werden als Schutzfigur in den Gehöften<br />
der Familien aufgestellt. Andere gehören als Prestigeobjekte gesellschaftlich<br />
bedeutenden Personen wie Wahrsagern, Heilern und Schmieden, bei<br />
denen die Figuren in zeremoniellen Handlungen, z.B. als Wächter oder als<br />
Medium, verwendet werden.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Wittmer, Marcilene K. / Arnett, William (1978).<br />
Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
302 Abb. S. 107<br />
IGBO MASKE<br />
Nigeria. H 30 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Colon-Darstellungen belegen eindrücklich die Auseinandersetzung der<br />
Afrikaner mit der jeweiligen Kolonialmacht im ausgehenden 19. und zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />
Diese humoristische Karikatur eines vermutlich englischen Beamten hatte<br />
bei Auftritten vor versammeltem Dorfpublikum sicherlich die Lacher auf<br />
ihrer Seite.<br />
Weiterführende Literatur: Chesi, Gert / Jahn, Jens (1983). Colon.<br />
Das schwarze Bild vom weissen Mann. München: Rogner & Bernhard.<br />
CHF 400.- / 600.-<br />
(€ 330.- / 500.-)<br />
303 Abb. S. 107<br />
IBIBIO MASKE<br />
Nigeria. H 29,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />
Eine eindeutige Zuordnung des einstigen Gebrauchs dieser Maske ist<br />
ausserhalb des gesellschaftlichen Kontexts und ohne Tanzkleid nicht mit<br />
Sicherheit möglich.<br />
Einiges spricht jedoch dafür, dass es sich dabei um eine Maske aus der<br />
ekpo-Vereinigung handelt, welche bei politischen und rechtlichen Anlässen<br />
sowie bei religiösen Zeremonien auftrat. Die Vereinigung tanzte schöne<br />
und hässliche, gutmütige (mfon) und gefährliche (idiok) Masken. Eine<br />
Dualität, wie sie quer durch Afrika auffindbar ist.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Wittmer, Marcilene K. / Arnett, William (1978).<br />
Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
300<br />
| 73
Afrikanische Kunst<br />
301 305<br />
304 Abb. S. 107<br />
IBIBIO MASKE<br />
Nigeria. H 28 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
idiok-Maske aus der ekpo-Vereinigung, welche bei politischen und rechtlichen<br />
Anlässen sowie bei religiösen Zeremonien in einem grösseren<br />
Ensemble auftrat. Die Männergesellschaft tanzte schöne gutmütige (mfon)<br />
und respekteinflössend gefährliche (idiok) Masken. Eine Dualität, wie sie<br />
quer durch Afrika anzutreffen ist.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Wittmer, Marcilene K. / Arnett, William (1978).<br />
Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />
CHF 1 300.- / 2 300.-<br />
(€ 1 080.- / 1 920.-)<br />
| 74<br />
305<br />
EKET FIGUR<br />
Nigeria. H 52 cm.<br />
Provenienz:<br />
Ulrich von Schröder, Zürich.<br />
Galerie Walu, Zürich (1985).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
Gillon, Werner (1979). Collecting African Art.<br />
New York: Rizzoli. Abb. 75.<br />
Ausgestellt: Historisches Museum Olten, 1989.<br />
Die Eket sind eine Untergruppe der Ibibio im süd-östlichen Nigeria. 1989<br />
im <strong>Katalog</strong> der Ausstellung im Museum Olten wie folgt beschrieben:<br />
„Stehende Figur aus braun patiniertem Holz mit Narbentatauierungen an<br />
den Schläfen; 52 cm. Die Kunst der Eket, eine Gruppe der Ibibio südwestlich<br />
von den Oron, ist erst in den letzten beiden Jahrzehnten in ihrer<br />
Vielfalt bekanntgeworden. Vermutlich handelt es sich bei der hier ausgestellten<br />
Figur um das Oberteil eines Tanzaufsatzes für den ogbom-Kult,<br />
bei dem die Göttlichkeit der Erde gefeiert wird.“<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Neyt, François (1979). L`art Eket. Collection Azar. Paris: Abeille.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 4 170.- / 5 830.-)
306<br />
ORON FIGUR<br />
Nigeria. H 73 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1987).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
- Fagg, William (1963). Bildwerke aus Nigeria.<br />
München: Prestel Verlag. Abb. 128<br />
- Schaedler, Karl-Ferdinand (1989).<br />
Afrika. Maske und Skulptur.<br />
Olten: Walter-Verlag. Abb. 79<br />
Ausgestellt:<br />
Historisches Museum Olten, 1989.<br />
Die Oron sind eine kleine Volksgruppe, die an der<br />
Mündung des Cross River lebt. Sie sind vor allem für<br />
die ekpu genannten Memorialfiguren bekannt, welche<br />
beim Ableben eines Würdenträgers angefertigt wurden.<br />
Die im Pfahlstil geschaffenen Figuren, welche wichtige<br />
Würdezeichen in ihren Händen hielten und meist mit<br />
einem Hut und einem Häuptlingsbart versehen waren,<br />
wurden in obio-Schreinen aufgestellt, wo sie zweimal<br />
jährlich verehrt wurden.<br />
Die Tradition, solche Ahnenfiguren zu schnitzen hielt<br />
wohl nur bis Anfang 1900 an. Als Kenneth C. Murray<br />
sie 1938 entdeckte, war der Kult bereits erloschen. Im<br />
Jahre 1959 inventarisiere Murray ca. 600 Figuren. Die<br />
meisten davon wurden im Biafra-Krieg (1967-70) zerstört<br />
- etwa hundert befinden sich im Besitz der nigerianischen<br />
Museen und einige wenige sind damals in westliche<br />
Sammlungen und in öffentliche Museen gelangt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Nicklin, Keith (1999). Ekpu. London: The Horniman<br />
Museum.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />
| 75
Afrikanische Kunst<br />
309<br />
| 76<br />
307 Abb. S. 111<br />
TIV BEIL<br />
Nigeria. H 47 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Grafisch gestaltete Prunkwaffe, Griff und Klinge aus Eisen geschmiedet,<br />
Griffende und Kopf aus Gelbguss, im Wachsausschmelzverfahren darübergegossen.<br />
Die Zweckmässigkeit als Waffe war eher sekundär, da die<br />
Form primär zur Identifikation der Stammeszugehörigkeit und des Status<br />
des Trägers diente.<br />
Weiterführende Literatur: Neyt, François / Désirant, Andrée (1985).<br />
Les Arts de la Benue. Belgien: Editions Hawaiian Agronomics.<br />
CHF 1 300.- / 1 800.-<br />
(€ 1 080.- / 1 500.-)<br />
308 Abb. S. 109<br />
KAKA FIGUR<br />
Nigeria. H 56 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Schreinfiguren vereinten menschenähnliches Aussehen mit übermenschlichen<br />
Qualitäten. Sie schützten ihre Besitzer vor unzugänglichen<br />
Bereichen wie bösen Gedanken und Hexerei.<br />
CHF 3 000.- / 4 000.-<br />
(€ 2 500.- / 3 330.-)<br />
309<br />
KAEKA FIGUR<br />
Kamerun. H 55 cm.<br />
Provenienz:<br />
Ulrich von Schröder, Zürich.<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
Gillon, Werner (1979). Collecting African Art.<br />
New York: Rizzoli. Abb. 104.<br />
Im Pfahlstil geschaffene expressive Figur, deren gedrungene Haltung<br />
ihresgleichen sucht.<br />
Die schon offensichtliche Manneskraft wird durch die kurzen Beine noch<br />
akzentuiert. Der kräftige Hals und der überproportionierte Kopf gehen<br />
fast ansatzlos in den massigen Körper über. Die überlangen Arme formen<br />
nahezu einen geschlossenen Kreis, indem sie von den nach oben angewinkelten<br />
Händen nach hinten über den Rumpf der Figur nach oben fortlaufend<br />
die Schultern formen, um dann nahtlos in die Brüste überzugehen.<br />
Der Gesamteindruck des Gesichtes erinnert unweigerlich an „Der Schrei“<br />
von Edvard Munch. Verstärkt wird diese Wahrnehmung durch die mustergültige<br />
Verwitterung dieser Skulptur die nur durch jahrzehntelangen<br />
thermischen Einfluss entstehen konnte. Auch diese so entstandenen<br />
Furchen erinnern sofort an den Hintergrund des expressionistischen<br />
Meisterwerkes von Munch.<br />
Vermutlich handelt es sich bei dieser eigenständigen Darstellung um eine<br />
Ahnenfigur. Bemerkenswert ist die rechteckige Aushöhlung in der rechten<br />
Flanke der Skulptur für die es keine offensichtliche Erklärung gibt.<br />
Weitere Forschungsergebnisse bleiben also abzuwarten. Aber auch ohne<br />
gesichertes Wissen über Ursprung und Verwendung dieser Skulptur bleibt<br />
der Betrachter, insbesondere Liebhaber des Expressionismus, dieser fordernden<br />
Kreation nicht unberührt.<br />
Vergl.: Rathke, Ewald / Schmalenbach, Werner (2002). Figuren Afrikas.<br />
Mainz: Universitätsdruckerei H. Schmid GmbH & Co. S. 70ff.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 6 670.-)
© 2011, ProLitteris, Zurich<br />
Edvard Munch. Der Schrei.<br />
310 Abb. S. 111<br />
NAMJI FIGUR<br />
Kamerun. H 26,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1982).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Figuren dieses Typs wurden von Frauen als Fruchtbarkeits-Puppen und<br />
Schutzobjekte verwendet.<br />
Weiterführende Literatur: Cameron, Elisabeth L. (1996).<br />
Isn’t she a Doll? Los Angeles: Fowler Museum.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
311 Abb. S. 111<br />
NAMJI FIGUR<br />
Kamerun. H 33 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Paolo Morigi, Lugano.<br />
Sotheby’s Paris, Dezember 2005.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
Beschrieb siehe Lot 310.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
312 Abb. S. 109<br />
GRASLAND SPEISESCHALE<br />
Kamerun. H 28 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1981).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot XXXX.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
313 Abb. S. 109<br />
BAMUM TABAKPFEIFE<br />
Kamerun. H 65,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
Kunstvoll gestaltete Prestige-Tabakspfeifen, aus Gelbguss, welche im<br />
Wachsausschmelzverfahren hergestellt wurden, standen lediglich dem<br />
König und hohen Notabeln zu. Sie gehörten zu den Insignien der Herrscher<br />
und Könige aus dem Grasland die sich gerne gegenseitig mit solchen<br />
Prestigeobjekten beschenkten.<br />
Weiterführende Literatur: Spindler, Roma (1992).<br />
Rund um Tabakspfeifen. Staatliches Museum Berlin.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
309<br />
| 77
Afrikanische Kunst<br />
314<br />
BAMILEKE FIGURENGRUPPE<br />
Kamerun. H 125 cm, B 30 cm. Gelbguss.<br />
Provenienz: Galerie Künzi, Oberdorf (1977).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: über 100 Jahre.<br />
Dieses Glanzstück eines anonym gebliebenen Meisters zeugt vom grossen<br />
Talent der Kameruner Bronzegiesser, die schon seit Generationen weit<br />
über ihr Territorium hinaus für ihre Fertigkeit bekannt sind.<br />
Die überaus grosse und ca. 50 kg schwere Gussarbeit ist aus mehreren im<br />
Wachsausschmelzverfahren hergestellten Teilen zusammengeschweisst.<br />
Leider ist der Name der Hauptfigur nicht gesichert, aber G. Künzi<br />
erwähnt 1977 auf einer Grusskarte den Namen eines Königs Macamba.<br />
Wie auch immer, es handelt sich bei dem Dargestellten ohne Zweifel um<br />
einen ranghohen Würdenträger der Bamileke. Im unteren Bereich sind<br />
die Figuren, vermutlich Untertanen, trotz einer statischen Ordnung alle<br />
individualisiert.<br />
Weiterführende Literatur: Knöpfli, Hans (1997-2002).<br />
Crafts and Technologies: Some Traditional Craftsmen of the Western<br />
Grasslands of Cameroon. Bände I - IV. Basel: Basler Mission.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />
315<br />
GRASLAND MASKE<br />
Kamerun. H 113 cm.<br />
Provenienz: Paolo Morigi, Lugano (1977).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
tukum oder tcho bapten genannte Elefantenmaske aus dem kwosi-<br />
Geheimbund, die früher eine Krieger-Vereinigung war und heute eine<br />
Prestigegesellschaft ist. Ihre Mitglieder stammen aus der königlichen<br />
Familie oder sind zumindest hohe Würdenträger.<br />
Der Elefant als mächtiges Tier der Wildnis wird direkt mit der königlichen<br />
Linie des Hofes assoziiert, was hier durch die wertvollen Verzierungen<br />
aus importierten Glasperlen europäischen Ursprungs noch unterstrichen<br />
wird.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Homberger, Lorenz / Geary, Christraud / Koloss, Hans-Joachim (2008).<br />
Kamerun. Kunst der Könige. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
316<br />
BEKOM MASKE<br />
Kamerun. H 33 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galeire Walu, Zürich (1964).<br />
Schweizer-Amsler, Kastanienbaum.<br />
Leopold Haefliger (1929-1989), Luzern.<br />
Galerie Walu, Zürich (1981).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert:<br />
Winizki, Ernst (1972).<br />
Gesichter Afrikas. Luzern: Kunstkreis Luzern. S. 92.<br />
Die zahlreichen Königreiche und Fürstentümer des Kameruner-Graslands<br />
besassen eine Vielzahl von Maskengestalten. Sie tanzten vor allem bei<br />
| 78<br />
wichtigen Anlässen, wie der Krönung eines neuen Königs oder bei<br />
Gedenkfeiern bedeutender Ahnen, und vertraten die Autorität des<br />
Herrschers sowie die Interessen des Staates.<br />
Der Maskenträger tritt immer im vorgeschriebenen Maskengewand auf.<br />
Sein Gesicht bleibt hinter einem Netz verborgen dass ihm aber die Sicht<br />
ermöglicht. Gewöhnlich wurde die Maske als Aufsatz getragen und ragte<br />
somit um einiges über die Köpfe Zuschauer. Besondere Merkmale sind die<br />
grossen, umrandeten Augen, die kräftige Nase mit breiten Nasenflügeln,<br />
der offene Mund mit zugespitzten, manchmal gefletschten Zähnen und<br />
die abstehenden, reduzierten Ohren. Die Oberfläche ist dunkelbraun bis<br />
schwarz gefärbt. Die Kopfbedeckung kennt viele Variationen: von der<br />
einfachen, flachen Frisur mit Menschenhaaren bis zu hochgetürmten<br />
Aufbauten.<br />
Weiterführende Literatur: Koloss, Hans-Joachim (2000).<br />
World-View and Society in Oku (Cameroon). Baessler-Archiv. Beiträge<br />
zur Ethnologie. Neue Folge. Beiheft 10. Berlin: Verlag Dietrich Reimer.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 6 670.-)<br />
317<br />
BANGWA FIGUR<br />
Kamerun. H 77 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beeindruckende Figur aus dem Königreich Bangwa in der Region<br />
Bamileke - eine der drei Gebiete des Kameruner Graslandes, das schon im<br />
19. Jh. für seine grossformatigen Darstellungen bekannt war.<br />
An den Königshöfen des Bangwa-Gebietes entstanden kraftvolle und<br />
vitale Formen, die in der afrikanischen Kunst als einzigartig gelten.<br />
Ungewöhnlich an diesen Figuren ist ihre raumgreifende Bewegtheit,<br />
die die für die afrikanische Kunst übliche statische Strenge durchbricht.<br />
Solche äusserst expressive Skulpturen erregten die Bewunderung der<br />
europäischen Avantgarde, so z.B. die der Künstler-Gruppe „Brücke“, die<br />
1905 in Dresden gegründet wurde. Besonders zu erwähnen ist dabei das<br />
Werk von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), in dem viele Arbeiten<br />
zu finden sind, die durch Masken und Figuren aus dem Grasland direkt<br />
beeinflusst wurden, wie es 2008 die Ausstellung des Museums Rietberg<br />
deutlich vor Augen geführt hat.<br />
Diese Auftragsarbeit ist das Werk eines namentlich nicht bekannten<br />
Meisters und folgt deutlich den Konventionen der Bangwa, so<br />
z.B. in der mustergültigen Gestaltung des Kopfes. Diese höfischen<br />
Memorialfiguren wurden in Schreinen aufbewahrt und nur anlässlich<br />
von Amtseinsetzungen sowie Begräbnissen von Mitgliedern des Adels,<br />
oder bei Auftritten der lefem-Geheimgesellschaft - einer königlichen<br />
Vereinigung die nebst diesen Figuren auch anderer königlicher Schätze<br />
verwahrte - hervorgeholt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Homberger, Lorenz / Geary, Christraud / Koloss, Hans-Joachim (2008).<br />
Kamerun. Kunst der Könige. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 670.- / 3 330.-)<br />
318 Abb. S. 109<br />
GRASLAND FIGUR (?)<br />
Kamerun. H 85 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Beschrieb siehe Lot 317.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)
314<br />
315<br />
316<br />
317<br />
| 79
Afrikanische Kunst<br />
321<br />
| 80<br />
320 Abb. S. 109<br />
FANG MESSER<br />
Gabun. H 34 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Ratton-Hourdé, Paris.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
Grafisch gestaltete Prunkwaffe, Klinge aus Eisen geschmiedet, Holzgriff<br />
mit Draht umwickelt und Öse aus Kupferlegierung. Die Zweckmässigkeit<br />
als Waffe war eher sekundär, da die Form primär zur Identifikation der<br />
Stammeszugehörigkeit und des Status des Trägers diente.<br />
Weiterführende Literatur: Zirngibl, Manfred A. (1983).<br />
Seltene Afrikanische Kurzwaffen. Grafenau, Morsak Verlag.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
321*<br />
FANG FIGUR<br />
Gabun. H 49 cm.<br />
Provenienz:<br />
Marceau Rivière, Paris.<br />
Französische Privatsammlung.<br />
Publiziert:<br />
David, J. u. J. (2005). Gabon.<br />
Zürich: Galerie Walu, S. 60.<br />
Die Fang (unterteilt in Fang, Bulu und Beti) sind eine ca. zwei Millionen<br />
Menschen zählende Gruppe von Ethnien, die im südlichen Kamerun,<br />
Äquatorialguinea und Nordgabun ansässig ist. Ihre gemeinsame Sprache<br />
ist das bantustämmige Fang.<br />
Mit knapp 400 000 Angehörigen bilden die eigentlichen Fang (früher<br />
auch Pangwe oder Pahouin bezeichnet) die grösste ethnische Gruppe in<br />
Gabun, wo sie ihr heutiges Siedlungsgebiet nördlich des Ogowe im 19.<br />
Jahrhundert erreichten. Militärisch überlegen, assimilierten oder verdrängten<br />
sie auf ihrer Wanderung verschiedene Gruppen, die schon zuvor in<br />
der Region ansässig waren. Heute leben viele Fang in Gabuns Städten,<br />
traditionell sind sie jedoch typische Jäger des tropischen Regenwalds mit<br />
einem hoch ausgebildeten Schmiedehandwerk. Bereits in vorkolonialer<br />
Zeit besassen die Fang Kupfer- und Eisenbarrengeld.<br />
Die Fang besassen traditionell keine zentrale übergeordnete politische<br />
Instanz; Dorfoberhäupter und Ältestenräte regelten das Dorfleben. Eine<br />
wichtige Rolle im sozialen und im religiösen Bereich spielten Geheimbünde<br />
wie etwa der nur Männern vorbehaltene ngil- und der so-Bund.<br />
Die von den Bundmitgliedern getragenen Masken und ihre Kultobjekte<br />
zählen zu den begehrtesten Werken der afrikanischen Kunst. Die ausdrucksstarken<br />
Masken und Figuren der Fang übten grossen Einfluss auf<br />
die Kunst der europäischen Moderne aus: So inspirierten Werke der Fang,<br />
die sich zum Teil auch im persönlichen Besitz der westlichen Künstler<br />
befanden, kurz nach der Jahrhundertwende in Paris Fauvisten wie Maurice<br />
de Vlaminck und André Derain sowie Kubisten wie Pablo Picasso,<br />
später auch Expressionisten.<br />
In der Kunstwelt berühmt sind zudem die einzigartigen beeindruckenden<br />
Reliquiar-Wächterfiguren und -Wächterköpfe. Sie zierten die bieri<br />
genannten, zylindrischen Behälter aus Baumrinde, in denen die Schädelrelikte<br />
der Verstorbenen aufbewahrt wurden. Die bieri spielten in der<br />
Ahnenverehrung eine wichtige Rolle und wurden bei Kulthandlungen mit<br />
Öl und Blut bestrichen sowie mit Nahrung versorgt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Falgayrettes - Leveau, Christiane (1991). Fang. Paris: Editions Dapper.<br />
CHF 100 000.- / 120 000.-<br />
(€ 83 330.- / 100 000.-)
321<br />
| 81
Afrikanische Kunst<br />
322<br />
TSOGHO MASKE<br />
Gabun. H 37 cm.<br />
Provenienz: Dr. Elsy Leuzinger, Zürich.<br />
Schweizer Privatsammlun, seit 1960 im Familienbesitz.<br />
Die weissen okuyi-Masken verkörperten den Geist eines angesehen<br />
Ahnen und traten meist in den frühen Morgenstunden oder in der<br />
Abenddämmerung und hauptsächlich an Beerdigungen auf.<br />
Der Maskentänzer, der auf bis zu zwei Meter hohen Stelzen balancierte<br />
und gelegentlich eine Peitsche schwang um die Zuschauer zu erschrecken,<br />
war in Baumwoll- oder Raphia-Stoffe und Tierfelle gehüllt.<br />
Das idealisierte Gesicht mit den ruhigen, klaren Formen, sanften<br />
Wölbungen, hochgezogenen Augenbrauen über den erstaunlicherweise<br />
nicht vorhandenen Augen ist bis auf die schwarze Frisur und Augenbrauen<br />
mit Kaolinerde gefasst. Die weisse Farbe steht für alles Jenseitige und<br />
damit für den Kreislauf des Lebens und die Welt der Ahnen.<br />
Weiterführende Literatur: Perrois, Louis (1985). Art ancestral du Gabon.<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 2 080.- / 2 920.-)<br />
323 Abb. S. 111<br />
TOPOKE SCHILD<br />
Kongo. H 103,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Genf.<br />
Schilde waren äusserliche Zeichen des Status und der Clanzugehörigkeit<br />
des Besitzers. Verwendet wurden die Schilde anlässlich zeremonieller<br />
Rituale, bei der Jagd als Tarnung und als Schutz bei Kampfhandlungen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Zirngibl, Manfred A. (1992). Afrikanische Schilde. Panterra Verlag.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 830.- / 1 250.-)<br />
324 Abb. S. 110<br />
2 MEDIZIN-BEHÄLTER, 1 TOMA INITIATIONS ETUI<br />
Kongo. H 12 cm und 8 cm. Guinea/Liberia. H 12 cm.<br />
CHF 200.- / 400.-<br />
(€ 170.- / 330.-)<br />
325 Abb. S. 110<br />
SANZA UND RASSEL<br />
Sanza: Kongo. L 34 cm. Rassel: Elfenbeinküste. H 26 cm.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
326<br />
LUBA WÜRDESTAB<br />
Kongo. H 50 cm.<br />
Provenienz:<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern<br />
Beschrieb siehe Lot 326 A.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 420.- / 670.-)<br />
| 82<br />
326 A<br />
LUBA WÜRDESTAB<br />
Kongo. H 177 cm.<br />
Provenienz:<br />
Französische Privatsammlung.<br />
Galerie Walu. Zürich (1985).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Die mächtigen Würdenträger des Luba-Reiches - die sakralen Könige, die<br />
regionalen Fürsten, die Dorfhäuptlinge und Stammesältesten - verfügen<br />
über ein reiches Repertoire an sichtbaren Amtssymbolen. Zu den auffallendsten<br />
Insignien zählen die kunstvoll geschnitzten Amtsstäbe. Diese<br />
Erbstücke wurden innerhalb der königlichen Linie vererbt.<br />
Ihre Verwendung ist vielseitig und die Symbolik komplex. Sie dienen<br />
z.B. einfach als Stütze, als Schutzinstrument, zum Stochern, Stupsen<br />
und Schubsen, zum Winken und Abwinken oder generell um Zeichen zu<br />
geben.<br />
Darüber hinaus sind sie aber auch metaphorische Erweiterungen der Hand<br />
und unterstreichen die Anwesenheit der Ahnen bei Gesprächen. Sie<br />
verdeutlichen die Abstammung der Besitzer und werden anlässlich öffentlicher<br />
Prozessionen präsentiert. Bei Amtseinführung der Würdenträger<br />
wird der Eid darauf geschworen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Nooter Roberts, Mary / Roberts, Allan F. (1996). Memory, Luba Art and<br />
the Making of History. New York: The Museum for African Art.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 420.- / 670.-)<br />
327*<br />
YANZI FIGUR<br />
Kongo. H 64 cm.<br />
Provenienz:<br />
Französische Privatsammlung.<br />
Deutsche Privatsammlung, Berlin.<br />
Diese materialisierte Schnittstelle zwischen diesseitigen und übernatürlichen<br />
Kräften wurde eingesetzt, um das Gute zu fördern und das Negative<br />
zu vermindern.<br />
Die in der Figur wohnenden Kräfte wurden durch rituelle Zeremonien<br />
und Besprechungen entladen und so für die Besitzer nutzbar gemacht.<br />
Besonders die im Bauch enthaltenen „magischen“ Substanzen sollten<br />
dabei geballte Energien entfalten.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Felix, Marc L. (1987). 100 Peoples of Zaïre. Brüssel: Tribal Arts.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 4 170.- / 5 830.-)
322<br />
326A 326<br />
327<br />
| 83
Afrikanische Kunst<br />
328<br />
328<br />
SIKASINGO FIGUR<br />
Kongo. H 36 cm.<br />
Provenienz:<br />
Josef Müller, Solothurn.<br />
Musée Barbier-Mueller, Genf.<br />
Galerie Walu, Zürich (1985).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Publiziert: Jean-Paul Barbier (1978). Über Josef Müller.<br />
Zürich: Du, Europäische Zeitschrift. Ausgabe 450, Seite 69.<br />
Die Sikasingo gehören als Volksgruppe zu den Rega und leben am westlichen<br />
Ufer des Tanganika-Sees. Bei den idealisierten Porträts handelt es<br />
sich um Darstellungen mächtiger Vorfahren, bashumbu genannt, die schon<br />
zu Lebzeiten für ihre soziale Autorität respektiert wurden und deren<br />
Einfluss sich auch nach ihrem Ableben noch direkt auf die Gesellschaft<br />
auswirkte. Die Figuren sollten vor Unheil und Krankheit schützen, aber<br />
auch Feinden Schaden zufügen können. Dank ihnen sollte kommende<br />
Gefahr vorausgesehen und Unheil abgewehrt werden können.<br />
Je nach Grösse waren sie für den privaten Gebrauch oder für die<br />
Gemeinschaft bestimmt und wurden dementsprechend zu Hause oder<br />
in den der Allgemeinheit gehörenden Schreinen aufbewahrt. In der<br />
Verantwortung der Dorfältesten sowie Stammesoberhäupter wurden sie<br />
von Heilern, Kräuterkennern und Wahrsagern rituell aktiviert.<br />
Weiterführende Literatur: Biebuyck, Daniel P. (1981).<br />
Statuary from the Pre-Bembe Hunters.<br />
Tervuren: The Royal Museum of Central Africa.<br />
CHF 10 000.- / 20 000.-<br />
(€ 8 330.- / 16 670.-)<br />
| 84
329*<br />
YOMBE FIGUR<br />
Kongo. H 13,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Thomas Schulze, Berlin.<br />
Deutsche Privatsammlung, Berlin.<br />
Magische Figuren der Kongo werden allgemein als nkisi bezeichnet (plural:<br />
minkisi). Eine nkisi nkondi-Figur (nkisi ist der kongolesische Ausdruck<br />
für einen Gegenstand in dem Macht konzentriert ist / nkondi bedeutet<br />
„Jäger“) ist eine personifizierte Macht aus dem unsichtbaren Land der<br />
Toten, die sich innerhalb einer rituellen Praxis menschlicher Kontrolle<br />
unterwirft. Wenn diese in menschlicher Gestalt dargestellt ist, handelt es<br />
sich um mächtige Vorfahren, die schon zu Lebzeiten für ihre soziale Autorität<br />
respektiert wurden, und deren Einfluss sich auch nach ihrem Ableben<br />
noch direkt auf die Gesellschaft auswirkte.<br />
Die nachträglich beigefügten kraftspendenden Attribute wie Nägel,<br />
Spiegel oder magische Substanzen verstärken sich in ihrer Summierung.<br />
Je nach Grösse waren sie für den privaten Gebrauch oder für die Gemeinschaft<br />
bestimmt und wurden dementsprechend zu Hause oder in der<br />
Allgemeinheit gehörenden Schreinen aufbewahrt. Verwaltet und aktiviert<br />
wurden sie von einem nganga, einem rituellen Heiler, Kräuterkenner und<br />
Wahrsager.<br />
So gewährte unter anderem das Einschlagen von Metallstücken dem Beistandsuchenden<br />
Hilfe - z.B. bei ungeklärten Verbrechen oder Todesfällen.<br />
Die Figur sollte vor Unheil und Krankheit schützen, aber auch anderen<br />
Schaden zufügen können. Der auf dem Bauch angebrachte Spiegel verschliesst<br />
eine mit magischen Substanzen gefüllte Aushöhlung. Dank ihm<br />
sollte kommende Gefahr voraus gesehen werden und Unheil abgewehrt<br />
werden können. Die typischen Glaseinlagen in den Augen verleihen dem<br />
Blick eine besondere Intensität.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Lehuard, Raoul (1989). Art Bakongo. Arnouville: Art d’Afrique Noire.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
329 329 (Seitenansicht) 330<br />
330<br />
KUYU TANZKEULE<br />
Nigeria. H 69 cm.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Julius Konietzko, Hamburg.<br />
Sammlung Georges Haefeli, La-Chaux-de-Fonds.<br />
Binoche Paris, Oktober 2005.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
Die Kuyu leben auf einer Hochebene am Ufer des Kuyu-Flusses und<br />
waren sowohl von ihren Nachbarn als auch von den Kolonialherrschern<br />
gefürchtet. Weitgehend unerforscht, sind sie vor allem für Ihre Tanzkeulen<br />
berühmt.<br />
Laut Bénézech haben aber alle als Mbochi zusammengefassten Ethnien -<br />
die Kuyu, Makwa, Likwala, Mboko, Ngare und die eigentlichen Mbochi<br />
- solche Skulpturen verwendet. Auch die Benennung als kébé-kébé oder<br />
ebongo wird von ihr relativiert - die wenigen Berichte, z.B. von Poupon<br />
(1918-1919) lassen keinen klaren Schluss zu. Sicher scheint nur deren Verwendung<br />
im Umfeld der Initiation.<br />
Die Köpfe wurden von gänzlich unter Tüchern verborgenen Tänzern an<br />
einem Haltegriff über Kopfhöhe getragen. Die meisten Köpfe enden dabei<br />
in einer kunstvollen Frisur, die beim Tanz mit Federn geschmückt ist.<br />
Weiterführende Literatur: Bénézech, Anne-Marie (1988). „So-called<br />
Kuyu Carvings“, in: African Arts, Vol. XXII, No.1. Los Angeles: UCLA.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
| 85
Afrikanische Kunst<br />
331 Abb. S. 89<br />
PENDE STAB<br />
Kongo. H 105 cm.<br />
Provenienz:<br />
Craig de Lora, New Jersey.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
muhango genannter Clan- und Botenstab eines ranghohen Würdenträgers.<br />
Seine Verwendung war vielseitig und die Symbolik komplex. Er diente<br />
z.B. einfach als Stütze, als Schutzinstrument, zum Stochern, Stupsen und<br />
Schubsen, zum Winken und Abwinken, oder generell um Zeichen zu<br />
geben. Diese Machtinsignien sind ein Embleme des Clans. Sie wurden bei<br />
Versammlungen und Palavern in die Erde gesteckt und symbolisierten die<br />
Anwesenheit der Ahnen.<br />
Die rautenförmige Aussparung ist der stilisierte Körper des krönenden<br />
Ahnen-Kopfes mit markantem Mittelkamm.<br />
Weiterführende Literatur: Sousberghe, Leon (1958).<br />
L‘art Pende. Gembloux: Éditions J. Duculot.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 830.- / 1 250.-)<br />
332 Abb. S. 89<br />
YAKA SCHLITZTROMMEL<br />
Kongo. H 37 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
n-koku genannte Schlitztrommel die auch von Wahrsagern rituell gespielt<br />
wurde.<br />
Weiterführende Literatur: Bourgeois, Arthur P. (1984).<br />
Art of the Yaka and Suku. Meudon: Alain et Françoise Chaffin.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 420.- / 670.-)<br />
333 Abb. S. 111<br />
SUKU TRINKBECHER<br />
Kongo. H 6 cm, B 11 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Bei diesem fein gestalteten Gefäss mit einem Bauch und zwei Öffnungen,<br />
handelt es sich wohl um einen „Vertrauens- oder Freundschaftsbecher“.<br />
Das Trinken aus dem gleichen Behältnis war sicherlich ein Zeichen<br />
von Freundschaft, schützte aber den Eingeladenen gleichzeitig vor der<br />
Einnahme von ungewollten Substanzen.<br />
Weiterführende Literatur: Bourgeois, Arthur P. (1984).<br />
Art of the Yaka and Suku. Meudon: Chaffin.<br />
CHF 400.- / 600.-<br />
(€ 330.- / 500.-)<br />
| 86<br />
334 Abb. S. 89<br />
TEKE FIGUR<br />
Kongo. H 95 cm.<br />
Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />
Die Teke (ca. 800’000 Menschen) gehören zu den Bantuvölkern. Sie<br />
leben überwiegend auf dem savannenbedeckten Hochplateau im Grenzgebiet<br />
der Republik Kongo, der Demokratischen Republik Kongo und der<br />
Republik Gabun.<br />
Ihre Kosmologie kennt nebst der realen Welt ein unsichtbares Paralleluniversum<br />
über das der Schöpfer Nziam herrscht. Sie gehen davon aus dass<br />
ihre Seelen dort wieder auferstehen. Die Verehrung der Ahnen und der<br />
Naturgeister, welche durch Gebete und Opfer gütig gestimmt werden sollten,<br />
spielten Folge dessen im Alltag der Teke eine zentrale Rolle.<br />
Hier zu sehen ist ein selten grosser Fetisch, dessen Bauch mit „magischen“<br />
Substanzen angefüllt ist, so dass er durch Rituale die im Kraftpaket geballten<br />
Energien entfalten konnte. Diese materialisierte Schnittstelle zwischen<br />
diesseitigen und übernatürlichen Kräften wurde eingesetzt, um das Gute<br />
zu fördern und das Negative zu vermindern.<br />
Bemerkenswert an dieser ungewöhnlich grossen männlichen Figur ist der<br />
kubische Aufbau. Die Proportionen der Beine, des Oberkörpers und des<br />
Kopfes stehen im gleichen Verhältnis, je ein Drittel der Höhe der Figur.<br />
Der kräftige Hals der den Kopf vom Körper abgrenzt nimmt ein 1/10<br />
der Höhe in Anspruch, ganz nach dem von Raoul Lehuard ausführlich<br />
beschriebenen Kanon dieser Stilregion.<br />
Das Autorität ausstrahlende Gesicht ist ganzflächig bis an die Schläfen<br />
mit feinsten Rillen versehen, die den edlen Narbenschmuck darstellen<br />
der ranghohen Notabeln vorbehalten war. Der geöffnete Mund über dem<br />
energisch vorstossenden Kinnbart und die zugekniffenen Augen verleihen<br />
der Figur eine erstaunliche Präsenz.<br />
Weiterführende Literatur: Lehuard, Raoul (1996).<br />
Les arts Bateke. Arnouville: Arts d’Afrique Noire.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
335<br />
TEKE MASKE<br />
Kongo. Ø 34 cm.<br />
Provenienz: Missionsbesitz, Brazzaville.<br />
Suzanne Lanternier (1982), vor 1946 in Situ erworben.<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
kidumu genannte Brettmaske aus der lokalen Maskengesellschaft in Form<br />
eines flachen, abstrakten Gesichtes. Die Interpretation der im Relief<br />
gestalteten und polychrom gefassten Symbolik ist Gegenstand interessanter<br />
Analysen wie z.B. derjenigen von Raoul Lehuard in „Les arts Bateke“<br />
(Arnouville: Arts d‘Afrique Noire. 1996).<br />
Die Gestaltung dieser Maske ist sicherlich ein Musterbeispiel für die in<br />
der afrikanischen Kunst geschätzten Abstraktion und Reduktion. Es geht<br />
hier nicht darum, die Natur nachzubilden, sondern um die Erfindung<br />
einer neuen Form und um den Ausdruck von Inhalten.<br />
Die Vorbesitzerin, Suzanne Lanternier, bestätigt auf dem Verso einer<br />
Fotografie: „Je soussigné, Madame Suzanne Lanternier, demeurant<br />
Vallauris Résidence St. Antoine, certifie que le masque Teke reproduit<br />
au verso a été acheté par moi-même vers 1945-46 à Brazzaville en provenance<br />
d‘une mission. Vallauris le 9 Septembre 1982“. Das entsprechende<br />
Dokument wird dem Käufer ausgehändigt.<br />
Weiterführende Literatur: Dupré, Marie-Claude / Féau, Etienne (1988).<br />
Batéké. Peintres et sculpteurs d‘Afrique centrale. Paris: Réunion des<br />
musées nationaux.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 8 330.- / 12 500.-)
335<br />
| 87
Afrikanische Kunst<br />
339<br />
Raphiaplüschgewebe der Kuba (Lot 336 - 340)<br />
Die Shoowa sind eine Ethnie im der Demokratischen Republik Kongo<br />
und gehörten einst einer politischen Konföderation an, die als Königreich<br />
Kuba in die Geschichte einging. Dieser politische Bund bestand vom 17.<br />
bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als er unter dem Druck der belgischen<br />
Kolonialherrschaft zerbrach.<br />
Berühmtheit erlangten die Shoowa jedoch vor allem durch ihre meisterhaften,<br />
weithin begehrten Gewebe. Solch feine Stoffe, die im Königreich<br />
als Zahlungsmittel dienten, fanden schon in portugiesischen Berichten aus<br />
dem 16. und 17. Jahrhundert Erwähnung. Gemeint waren rund 50 x 50 cm<br />
grosse Stoffe aus ausgefaserten Fiederblättern der Raphia-Palme.<br />
Sie werden von Männern gewebt und von Frauen in der besonderen<br />
Technik der Velours-Stickerei bestickt. Dabei werden die Fäden mit Hilfe<br />
einer Nadel zwischen Kett- und Schussfaden unverknotet eingepasst und<br />
dann auf beiden Seiten in einer Höhe von rund zwei Millimetern abgeschnitten.<br />
Die Raphiafasern werden vor dem Sticken mit Pflanzenfarben<br />
eingefärbt. Mit diesen Webmatten trieb die Küstenbevölkerung einen<br />
lebhaften Handel: Die Portugiesen bezahlten die Stoffe mit Salz, Kaurischnecken<br />
und Perlen und tauschten sie weiter südlich, in Angola, gegen<br />
Sklaven. In der Folge wurden die Matten aufgrund ihres Wertes lokal als<br />
Tauschmittel eingesetzt, und noch heute sind sie unverzichtbare Gastgeschenke<br />
bei allen Anlässen wie zum Beispiel bei Hochzeiten, Geburten<br />
und Jubiläen.<br />
Der in die Herstellung der Matten investierte Arbeitsaufwand stellt dabei<br />
einen fälschungssicheren Wert dar. Die Gastgeber erhalten so mitunter ein<br />
kleines Vermögen, das sie später wieder nach Bedarf veräussern können.<br />
Benötigt nämlich jemand für eine Feierlichkeit eine oder mehrere Matten<br />
je nach eigenem Wohlstand), der selber keine hat und auch keine herstellen<br />
kann, wird er diese bei jemandem gegen Geld, Ware oder Leistung<br />
eintauschen müssen. Design, Ausführung sowie Angebot und Nachfrage<br />
ergeben dann den individuell ausgehandelten „Wechselkurs“. Nirgendwo<br />
sonst in Afrika wurden Textilien so meisterhaft gefertigt, zeigen einen so<br />
eindrucksvollen, ausgeprägten Sinn für Formen und Muster. Ästhetik und<br />
Funktion verschmelzen so zu kleinen Kunstwerken, deren Einfluss auf die<br />
moderne Kunst des Westens unverkennbar ist und sich etwa in Arbeiten<br />
von Paul Klee, Antoni Tàpies, Keith Haring und anderen offenbart. Die<br />
kunstvollen Arbeiten sind derart faszinierend, traumhaft und sinnlich, dass<br />
jeder, der sie in natura sehen durfte, sich immer daran erinnern wird.<br />
Mehr Informationen dazu online unter shoowa.com<br />
| 88<br />
336 Abb. S. 110<br />
KUBA STOFF<br />
Kongo. Stoff: 64 x 63 cm.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 80.- / 170.-)<br />
337 Abb. S. 110<br />
KUBA STOFF<br />
Kongo. Stoff: 52 x 60 cm.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 80.- / 170.-)<br />
338 Abb. S. 110<br />
KUBA STOFF<br />
Kongo. Stoff: 60 x 62 cm.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 80.- / 170.-)<br />
339<br />
KUBA STOFF<br />
Kongo. Stoff: 57,5 x 58 cm.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 80.- / 170.-)<br />
340 Abb. S. 110<br />
KUBA WICKELGEWAND<br />
Kongo. L 516 cm, B 93 cm. Raphia.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Eine Ausnahmeerscheinung in der afrikanischen Kunst sind die Textilien<br />
der Kuba, die sich in dieser Form an keinem anderen Ort der Welt finden<br />
lassen.<br />
Gewobene Raphia-Tücher aus dem Kongo stellen ein absolutes Phänomen<br />
dar. Seit Generationen pflegt das Königreich Bakuba die Tradition der<br />
meisterhaften Gestaltung von Webarbeiten und hat dabei eine einzigartige<br />
Formensprache entwickelt.<br />
Das Material dieser Kleider ist Raphia, der Blattfasern-Bast der Vinifera-<br />
Palme. Die langen Tücher entstehen durch zusammenfügen einzelner<br />
gewobener Matten, deren Grösse durch die natürliche Länge der Raphia-<br />
Faser gegeben ist (ca. 50 bis 80 cm). Die roten Farbtöne werden aus mit<br />
Wasser vermengtem, pulverisiertem Holz des Tukula-Baumes erzeugt.<br />
Die bis zu über zehn Meter langen Zeremonialkleider der Bushong werden<br />
rockartig gleichermassen von Frauen und Männern um die Hüfte<br />
getragen. Die Machart und das Design sind Amtsträger und Zeremonien<br />
genau zugeordnet. Jeder König erhält bei Amtsantritt sein eigenes<br />
Emblem, welches bestimmte geometrische Motive enthält, die man auf all<br />
seinen Prestigeobjekten wiederfindet.<br />
Je aufwändiger das Tuch, desto wichtiger der Träger - „Kleider machen<br />
Leute“ gilt natürlich auch in Afrika. Des Weiteren wurden die Tücher<br />
auch als wertvolles Tauschmittel oder Geschenk verwendet.<br />
Weiterführende Literatur: Meurant, Georges (1989). Traumzeichen.<br />
München: Verlag Fred Jahn und im Internet unter www.shoowa.com<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)
332<br />
334 331<br />
| 89
Afrikanische Kunst<br />
341 344<br />
Masken der Kuba ( Lot 341 - 344)<br />
Die Kuba, eine von der Herrscherschicht Bushong dominierte<br />
Gemeinschaft, kennen eine Vielzahl von Masken. Die bedeutendsten<br />
befanden sich im Besitz der königlichen Familie. Diese asymmetrische<br />
Maske sollte die Zuschauer sicherlich beeindrucken und behandelte das<br />
Thema Abnormitäten als Teil der Gesellschaft auch unterhaltend.<br />
Die kabongo Maske (Lot 342) stell den Geist der Ahnen dar und wurde<br />
bei Beerdigungen und während der Initiationsriten getragen. Die konischen<br />
Augen mit den auffallenden Durchbohrungen für die Sicht des Trägers,<br />
stellen symbolisch Chamäleon-Augen dar und drücken die Fähigkeit<br />
aus, zu sehen und zu lesen, was eigentlich unsichtbar ist.<br />
Die pwoom itok-Maske (Lot 343 und 344), welche zu den ältesten Maskengestalten<br />
der Kuba zählt. Sie stellte den aufständischen einfachen<br />
Mann dar, der die königliche Macht und Ordnung in Frage stellt. Dieser<br />
rebellische Aspekt wurde durch einen stolzen und aggressiven Tanzstil<br />
unterstrichen.<br />
Vergl.: Cornet, Joseph (1975). Art from Zaire, 100 Masterworks from the<br />
National Collection. New York: The African American Institute. S. 87.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Joseph Cornet (1982). Art Royal Kuba. Milano: Edizioni Sipiel.<br />
341<br />
KUBA MASKE<br />
Kongo. H 27 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
| 90<br />
342 Abb. S. 110<br />
KUBA MASKE<br />
Kongo. H 55,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 420.- / 830.-)<br />
343 Abb. S. 110<br />
KUBA MASKE<br />
Kongo. H 25 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
344*<br />
BUSHOONG-KUBA MASKE<br />
Kongo. H 25,5 cm.<br />
Provenienz: Thomas Schulze, Berlin.<br />
Deutsche Privatsammlung, Berlin.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)
345*<br />
BUSHOOG-KETE AUFSATZMASKE<br />
Kongo. H 83,5 cm.<br />
Provenienz: französische Privatsammlung.<br />
Diese weibliche Aufsatzmaske der Kete kam auch bei Bestattungsritualen<br />
zum Vorschein. Die kamakengo genannte Gestalt trug der Tänzer auf dem<br />
Kopf , wobei er selbst durch ein langes Stoffkleid verdeckt blieb. Die am<br />
Bauch der Maske angebrachten Öffnungen gewährte dem Träger Sicht<br />
auf die Opfergaben der Trauernden, die er zu Ehren des Verstobenen für<br />
seine Hinterbliebenen einsammelte.<br />
Leo Frobenius berichtete in seinen ethnographischen Berichten aus<br />
den Jahren 1905 und 1906 bereits von diesen reich verzierten Masken,<br />
welchen er schon damals eine lange Tradition zuschrieb. Die fast lebensgrosse<br />
Figur mit spitzen Brüsten und kräftigem Hals trägt sowohl als<br />
Kopfschmuck, wie auch als Hüftkranz Raphiafasern. Ihre Arme sind von<br />
den Ellbogen abwärts separat angefügt und handschuhartig mit Textil<br />
eingefasst. Sie waren ursprünglich beweglich und schwang beim Tanz<br />
rhythmisch mit.<br />
Die harmonische Kreation eines unbekannten Künstlers fasziniert durch<br />
das Wechselspiel von Kanten und Rundungen. In dieser beeindruckenden<br />
Kreation verschmelzen die grundlegenden geometrischen Formen in so<br />
gekonnter Manier, dass sie eine perfekte Illustration des viel diskutierten<br />
Themas „Ursprungs der Moderne“ ist.<br />
Die Volumen von Rumpf, Schultern, Brüsten, Hals, Kopf, Mund, Nase,<br />
Augen und Ohren gehen erfinderisch geschickt ineinander über. Diese<br />
Formensprache ist in der polychromen Fassung fortgesetzt. Die vielfältigen,<br />
nur auf den ersten Blick symmetrischen Musterungen sind spannend<br />
alterniert und akzentuieren den gewollten Effekt gekonnt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Frobenius, Leo (1987). Ethnographische Notizen aus den Jahren 1905 und<br />
1906. II. Kuba, Leele, Nord-Kete. (Studien zur Kulturkunde: Bd. 84).<br />
Stuttgart: Frank Steiner Verlag Wiesbaden GmbH.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 20 830.- / 29 170.-)<br />
| 91
Afrikanische Kunst<br />
| 92<br />
348<br />
346<br />
347<br />
346<br />
KUBA TRINKBECHER<br />
Kongo. H 29 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Bei diesem fein gestalteten Gefäss handelt es sich wohl um einen sogenannten<br />
„Vertrauens- oder Freundschaftsbecher“. Bei Zeremonien kamen<br />
die Initiierten zusammen und tranken nach vorgeschriebenen Regeln<br />
Palmwein. Die verschiedenen Formen der Becher gaben Auskunft über<br />
den Initiationsgrad der Mitglieder.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Robbins, Warren M. / Ingram Nooter, Nancy (1989). African Art in<br />
American Collections. Washigton: Smithsonian Institution Press.<br />
CHF 600.- / 800.-<br />
(€ 500.- / 670.-)<br />
347<br />
KUBA TRINKBECHER<br />
Kongo. H 18,5 cm.<br />
Provenienz und Beschrieb siehe Lot 346.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
348<br />
KUBA TRINKBECHER<br />
Kongo. H 27,5 cm.<br />
Provenienz und Beschrieb siehe Lot 346.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)
| 93
Afrikanische Kunst<br />
349*<br />
SONGYE FIGUR<br />
Kongo. H 92 cm.<br />
Provenienz:<br />
Klaus Clausmeyer, Köln. (* 1887; † 1968)<br />
Henri L. Schouten, Amsterdam (1983).<br />
Seither in deutschem Familienbesitz.<br />
Ausgesprochen kraftvolle, ausdrucksstarke Figur, die in ihrer Erscheinungsweise<br />
auf eine monumentale Wirkung abzielt. Ihre kühne Konzeption ist ein elegantes<br />
Beispiel für das afrikanische Kunstschaffen, wenn es darum geht, naturalistisches<br />
Gestalten mit abstraktem harmonisch zu verbinden.<br />
Es handelt sich dabei um ein besonders gelungenes Exemplar der minkisi-<br />
Zauberfiguren (Singular nkisi). Diese Figuren gewährten Schutz vor Krankheiten,<br />
Unfruchtbarkeit und anderem Unheil und konnten beispielsweise auch bei<br />
ungeklärten Verbrechen Hilfe leisten. Dies vermochten sie durch geballte Kräfte,<br />
die sie gespeichert in Form von allerlei magischen Substanzen auf sich tragen.<br />
Diese Kräfte konnten bei rituellen Zeremonien und Besprechungen entladen und<br />
für die Besitzer nutzbar gemacht werden.<br />
Die häufiger anzutreffenden kleineren Ausführungen dieses Figurentyps hatten privaten<br />
Charakter und waren im Besitz von einzelnen Personen oder einem Haushalt.<br />
Im Gegensatz dazu stehen die seltenen grossen Darstellungen, die im Dienst<br />
einer ganzen Gemeinschaft standen und ihre magische Wirkung für zahlreiche<br />
Personen und Familien einsetzten.<br />
Dafür erhielten die Figuren zahlreiche Opfer und Aufmerksamkeiten in Form<br />
von Nahrung, Einölungen und Waschungen und wurden in einer eigens für<br />
sie errichteten Hütte aufbewahrt. Es konnte auch vorkommen, dass sie bei<br />
drohender Gefahr an Stäben oder Riemen, die unter beiden Armen durchgeschoben<br />
wurden, durch das Dorf getragen wurden, um den von aussen eindringenden,<br />
Unheil bringenden Mächten durch ihre eigenen Kräfte Einhalt<br />
zu gebieten.<br />
Für den nganga genannten Ritualkundigen, der diese Zauberfiguren herstellte<br />
und sie mit ihren Kräften versah, war deswegen eine exakte, fein ausgeführte<br />
Erscheinungsform weniger wichtig als vielmehr die Wirkungskraft der Figur,<br />
ihre Funktionalität. Gerade dieses Rohe und urtümlich Anmutende der nicht<br />
geglätteten beziehungsweise polierten Oberflächen dieser expressiven Stücke<br />
inspirierte zahlreiche moderne Künstler bei ihren eigenen Arbeiten (z.B. Georg<br />
Baselitz und Günther Uecker).<br />
Dieses grandiose und bis anhin unpublizierte Werk besticht auch durch das Vorhandensein<br />
aller Attribute die sonst vielfach abhanden gekommen sind.<br />
Weiterführende Literatur: Neyt, François (2004).<br />
La redoutable statuaire Songye d’Afrique Centrale.<br />
Brüssel: Fonds Mercator.<br />
CHF 50 000.- / 70 000.-<br />
(€ 41 670.- / 58 330.-)<br />
| 94
Klaus Clausmeyer<br />
(* 1887; † 11. März 1968; eigentlich Karl Claus-Meyer)<br />
Klaus Clausmeyer wurde 1887 in München geboren und liess schon in<br />
seiner Kindheit künstlerische Neigungen erkennen. Das väterliche Atelier<br />
diente ihm als Kinderstube und der Umzug während seiner Jugendjahre in<br />
die rheinische Künstlerstadt Düsseldorf stärkte seine Leidenschaft zur Kunst.<br />
Seine Stellung als Nachrichtenoffizier im Ersten Weltkrieg liess ihn nie von<br />
seiner Liebe zur Kunst abschweifen. Sie stärkte diese sogar durch einen<br />
Zufall. Denn es passierte, dass in Belgien als er auf einer umkämpften Strasse<br />
war, eine Giebelwand zusammenstürzte, wobei ein Buddha Kopf über seinen<br />
Weg rollte.<br />
Nach Kriegsende begann Clausmeyer buddhistische Kunst zu sammeln. Bald<br />
begeisterte er sich auch für „primitive Kunstformen“, welchen er auf seiner Nordafrikareise<br />
begegnete. Seine Sammlung umfasste über die Jahre um die 1000<br />
Werke, welche alle einen Platz in seinem Düsseldorfer Atelier fanden. Dort<br />
malte er grossformatige Gesellschaftsszenen und sagenhafte Porträts, für welche<br />
er hohes Ansehen genoss.<br />
Ansehen für seine Objekte aus fremden Kulturen erhielt Clausmeyer<br />
jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Erst dann konnte er sich an<br />
Ausstellungen beteiligen und auch eigene durchführen. Kenner schätzten<br />
die hohe Qualität seiner Objekte, wodurch sich seine Kollektion in<br />
Fachkreisen bald als ein Begriff etablierte.<br />
Im Alter von 79 Jahren vereinbarte Clausmeyer mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum<br />
die Übernahme des Grossteils seiner Sammlung,<br />
wodurch das Museum mit einer faszinierenden und vielfältigen<br />
Sammlung bereichert worden ist. Bedingung dafür war, dass<br />
seine gesamte Kollektion wissenschaftlich untersucht und publiziert<br />
wird.<br />
Noch im selben Jahr wurde sein Atelier geräumt. Übrig blieben lediglich<br />
nägelstarrende Wände, an welchen sich noch die Konturen der vielen<br />
Masken abzeichneten. Zwei Jahre später, 1968, stirbt Klaus Clausmeyer.<br />
Seine Werke erinnern noch heute an ein ereignisreiches Leben als Künstler<br />
und Sammler.<br />
Weiterführende Literatur: Stöhr,Waldemar (1972).<br />
Afrika. Sammlung Clausmeyer.<br />
Köln: E. J. Brill G.M.B.H. Kommissions-Verlag.<br />
| 95
350<br />
Afrikanische Kunst<br />
| 96<br />
352<br />
350<br />
SONGYE AXT und 2 KUBA MESSER<br />
Kongo. Axt: H 43 cm. Messer: 33 cm und 35 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Axt: Kunstvoll geschmiedeter Eisen-Keil an einem mit Leder überzogenen<br />
Holzstiel. Würde- und Statuszeichen sowie Geldwaffe, mit der im<br />
Tauschhandel bezahlt wurde.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
351<br />
LUBA FIGUR<br />
Kongo. H 29,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1984).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Schutz- und Wahrsagefigur, die durch Beauftragung und mit Hilfe von<br />
magisch wirkenden Substanzen Geschehnisse im Sinne des Besitzers<br />
beeinflussen konnte.<br />
Dies vermochte die Darstellung durch geballte Kraft, die sie gespeichert<br />
in Form von magischen Attributen auf sich trägt. Ihre Kräfte konnten bei<br />
rituellen Zeremonien und Besprechungen entladen und für die Besitzer<br />
nutzbar gemacht werden. Dafür erhielt die Figur im Gegenzug zahlreiche<br />
Opfer und Aufmerksamkeiten in Form von Nahrung, Einölungen und<br />
Waschungen.<br />
Bei der Figur handelt es sich vermutlich um das Abbild eines mächtigen<br />
Vorfahren, der schon zu Lebzeiten für seine soziale Autorität respektiert<br />
wurde, und dessen Einfluss sich auch nach seinem Ableben noch direkt<br />
auf die Gesellschaft auswirkte. Diese materialisierte Schnittstelle zwischen<br />
diesseitigen und übernatürlichen Mächten hatte privaten Charakter und<br />
war im Besitz einer einzelnen Person oder eines Haushalts.<br />
Für den Ritualkundigen, der diese Zauberfiguren herstellte und sie<br />
mit ihren Kräften versah, war deswegen eine exakte, fein ausgeführte<br />
Erscheinungsform weniger wichtig als vielmehr die Wirkungskraft der<br />
Figur, ihre Funktionalität.<br />
Die sensible Figur wirkt durch die gewachsene Gebrauchspatina und das<br />
auf dem Kopf angebrachte Kraftpaket mit dem Horn besonders reizvoll:<br />
ein gelungenes Wechselspiel zwischen Abstraktion und Naturalismus.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Nooter Roberts, Mary / Roberts, Allan F. (1996). Memory, Luba Art and<br />
the Making of History. New York: The Museum for African Art.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />
352<br />
LUBA AXT<br />
Kongo. L 48,5 cm.<br />
Provenienz: Emil Storrer, Zürich und Hallau.<br />
Würde- und Statuszeichen sowie Geldwaffe, mit der im Tauschhandel<br />
bezahlt werden konnte. Geschmiedeter Eisen-Keil im Schaftloch eines<br />
Holzstiels der in Kopfform endet.<br />
Weiterführende Literatur: Cornet, Joseph / Dewey, William et al. (1992).<br />
Beauté fatale. Armes d’Afrique Centrale. Bruxelles: Crédit Communal.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 830.- / 1 250.-)
351<br />
| 97
Afrikanische Kunst<br />
353<br />
353<br />
MANGBETU GEFÄSS<br />
Kongo. H 49 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Afrique Noire, J.F. Parry, Paris.<br />
Schweizer Privatsammlung, Lausanne.<br />
Kunstvoll modellierter Palmweinkrug in Form einer weiblichen Büste.<br />
Bei den Mangbetu galt für Frauen der königlichen Linie ein langgezogener<br />
Hinterkopf als vornehmes Schönheitsideal. Die Deformation wurde<br />
früher durch Bandagieren der Schädel schon ab Kindesalter erreicht.<br />
Zusätzlich betont wurden die langgezogenen Hinterköpfe durch zylinderartige<br />
Frisuren und auffälligen Haarschmuck.<br />
Weiterführende Literatur: Schaedler, Karl-Ferdinand (1997).<br />
Erde und Erz. München, Panterra Verlag. S. 294f.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
| 98<br />
Foto: Walter Othmar Schicker. Archiv Galerie Walu.<br />
354 Abb. S. 111<br />
SALAMPASU FIGUR<br />
Kongo. H 52 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
Die Salampasu, ein kriegerisches und als furchtlos bekanntes Volk, leben<br />
im Süden Kongos. Ihre charakteristische Eigenschaft widerspiegelte sich<br />
oft in der aggressiven Ausdrucksweise ihrer Kultfiguren. Typisch für ihre<br />
Formensprache sind die vorgewölbte Stirn, die dreieckige Nase und der<br />
quadratische Mund der Maske des hier in Miniatur dargestellten Tänzers.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Felix, Marc L. (1987). 100 Peoples of Zaïre. Brüssel: Tribal Arts.<br />
CHF 500.- / 700.-<br />
(€ 420.- / 580.-)<br />
355 Abb. S. 111<br />
LEGA FIGUR<br />
Kongo. H 25 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich (1983).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
Altarfigur aus dem bwami-Bund.<br />
Weiterführende Literatur: Cameron, Elisabeth L. (2001).<br />
Art of the Lega. UCAL Fowler Museum of Cultural History.<br />
Washington: University of Washington Press.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
356 Abb. S. 109<br />
LEGA ELFENBEINGRIFF<br />
Kongo. H 8,5 cm. Elfenbein.<br />
Provenienz: Galerie Walu, Zürich (1980).<br />
Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)
357<br />
ITURI MASKE<br />
Kongo. H 24 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Flak, Paris.<br />
Französische Privatsammlung.<br />
Die Volksgruppen im Ituri-Gebiet (Ndaaka, Lese, Bira, Liko u. a.) kannten<br />
eine Fülle von Maskentypen, die sich in ihren Grundzügen sehr ähnlich<br />
waren.<br />
Ihr Maskenwesen ist jedoch noch nicht eingehend erforscht, so dass eine<br />
genaue Zuordnung problematisch ist. Nach Felix (1992) können aber<br />
stilisierte Menschen- von Tierköpfen unterschieden werden, welche, wie<br />
er annimmt, anlässlich von Zeremonien der Männergesellschaften und bei<br />
Beerdigungen von Würdenträgern getanzt wurden.<br />
Ein Charakteristikum dieser Masken sind ihre abstrakte Konzeption, ihre<br />
Beziehung zur Tierwelt sowie ihre oft polychrome Bemalung.<br />
Weiterführende Literatur: Felix, Marc L. (1992).<br />
Ituri. München: Fred Jahn.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 830.- / 1 250.-)<br />
357<br />
358<br />
CHOKWE MASKE<br />
Angola. H 25 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
mukishi-wa-mwana-pwo genannte Gesichtsmaske, die eine anmutige,<br />
junge und fruchtbare Frau verkörpert. Sie wurde von Männern unter<br />
anderem am Schluss der mukanda genannten Initiationszeremonien für<br />
Fruchtbarkeit getanzt.<br />
Die angebotene Maske weist die entsprechenden Merkmale einer schönen<br />
und ausdrucksstarken Chokwe-Arbeit auf. Die kräftige Gesichtsform,<br />
die markante Nase, das hervorspringende Kinn, die beinahe geschlossen<br />
Augen sowie die schönen Gesichtsnarben und die kunstvoll gestaltete Frisur<br />
sind charakteristische Eigenschaften einer gelungenen Komposition.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Jordán, Manuel (1998). Chokwe. München: Prestel.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 830.- / 1 670.-)<br />
358<br />
| 99
Afrikanische Kunst<br />
359<br />
359<br />
CHOKWE TROMMEL<br />
Kongo. H 42 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 400.- / 600.-<br />
(€ 330.- / 500.-)<br />
360<br />
2 MUSIKINSTRUMENTE<br />
Tansania. L 38 cm und 14 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Dr. H. und C. Baumann, Bern.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 250.- / 420.-)<br />
361<br />
MAKONDE MASKE<br />
Tansania. H 21,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung, Zürich.<br />
Vollplastische mapiko-Helmmasken aus dem likumpi-Ritual stellen diverse<br />
Charaktere dar, z.B. einen Greis, Säufer, Schönling oder Nachbarn.<br />
Sie sind zwar Teil der Knabeninitiation, werden aber an Festtagen auch<br />
öffentlich zur Unterhaltung des ganzen Dorfes getanzt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Fenzl, Kristian (1997). Makonde. Linz: Institut für Ethno Design.<br />
CHF 2 000.- / 2 500.-<br />
(€ 1 670.- / 2 080.-)<br />
| 100<br />
361<br />
360<br />
362 Abb. S. 111<br />
ZULU SCHILD<br />
Südafrika. H 115 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Schilde waren äusserliche Zeichen des Status und der Clanzugehörigkeit<br />
des Besitzers. Verwendet wurden die Schilde anlässlich zeremonieller<br />
Rituale, bei der Jagd als Tarnung und als Schutz bei Kampfhandlungen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Zirngibl, Manfred A. (1992). Afrikanische Schilde. Panterra Verlag.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 80.- / 170.-)
106<br />
120<br />
130<br />
121<br />
114<br />
122<br />
133<br />
123<br />
115<br />
134 124<br />
| 101
Afrikanische Kunst<br />
138<br />
136<br />
| 102<br />
135<br />
157<br />
Bronze-Schmuck aus Afrika<br />
Seit jeher begleitet und fasziniert Schmuck in verschiedensten Formen<br />
und Materialien die Menschen aller Kulturen.<br />
Aus kultureller Sicht sind Arm- und Fussreifen, Amulette und Colliers<br />
aber viel mehr als nur Schmuckstücke. Speziell in Afrika werden die<br />
Preziosen nicht nur für ihrer Schönheit geschätzt, sondern auch als magische,<br />
schützende Kräfte verehrt.<br />
Auch in Westafrika sind Ornamente Teil der religiösen Überzeugungen<br />
und symbolisieren Rang und Zugehörigkeit der Träger. In einigen ethnischen<br />
Gruppen verordnen Wahrsager das tragen von schützendem<br />
Schmuck der die bösen Geister fern hält. Wenn der Besitzer stirbt,<br />
beherbergt sein Schmuck ein Teil seiner Seele und erinnert so an den<br />
Verstorbenen.<br />
Aufgrund des Wertes der verarbeiteten Rohstoffe waren solche<br />
Schmuckstücke auch Wertanlage und wurden im Handel als vormünzliche<br />
Zahlungsmittel verwendet. Dieses sog. Primitivgeld wurde in standardisierte<br />
Formen gegossen oder geschmiedet und über weite Strecken getauscht.<br />
Die Verwendung von importierten Manillas aus Kupferlegierungen als<br />
Tauschgegenstände geht in Afrika mindestens auf das 16. Jh. zurück, als<br />
die Portugiesen in Westafrika Handelsstationen errichteten. Im laufe der<br />
Zeit wurden diese Importwaren immer wieder eingeschmolzen und weiterverarbeitet.<br />
Es entstanden so neue Formen und auch andere Materialien,<br />
wie z.B. Eisen, wurden zunehmend in der gleichen Art gehandelt.<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verboten dann die meisten<br />
Kolonialmächte Schmuckreifen und anderen Geldformen als<br />
Zahlungsmittel um ihre eigenen Währungen zu etablieren.<br />
Weiterführende Literatur: Meyer, Laure (2010).<br />
Amulettes et talismans d’Afrique noire. Saint-Maur-des-Fossés: Éd. Sépia.<br />
137<br />
139
151A<br />
155<br />
164 158<br />
152<br />
179<br />
| 103
Afrikanische Kunst<br />
253 254<br />
172<br />
| 104<br />
241 160
166<br />
231 230<br />
244<br />
212<br />
232 236<br />
237<br />
| 105
Afrikanische Kunst<br />
125<br />
247<br />
| 106<br />
183<br />
180
261 262<br />
279<br />
303<br />
263<br />
302<br />
304<br />
| 107
Afrikanische Kunst<br />
268 269 272<br />
250 256<br />
299 293<br />
| 108<br />
270<br />
271<br />
287
312 356<br />
320<br />
318<br />
308 313<br />
| 109
Afrikanische Kunst<br />
340<br />
343<br />
| 110<br />
336<br />
338<br />
337<br />
342<br />
324<br />
324<br />
325<br />
324<br />
260<br />
325
311<br />
333<br />
310<br />
354<br />
355<br />
362 323<br />
307<br />
| 111
International<br />
Issue No. 9<br />
Nofretete<br />
Die Schöne kehrt zurück<br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
02 / 09<br />
Totenkulte // Jenseitsglaube<br />
Buddhas Paradies // Gandhara – Das Erbe Pakistans<br />
Galerie // Die Welt des Jürgen Schadeberg<br />
Interview // Karl Ferdinand Schädler<br />
Agenda // Ausstellungen und <strong>Auktionen</strong><br />
International<br />
Issue No. 10<br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
01 / 10<br />
Der Kongo Fluss<br />
Meisterwerke aus Zentralafrika<br />
Hommage // Elsy Leuzinger uzinger<br />
Aga Khan // Meisterwerke der islamischen Kunst unst<br />
Galerie // Hilmar Pabels Reise nach China hina<br />
Legende // Miao Shan<br />
Agenda // Ausstellungen und <strong>Auktionen</strong> n<br />
A 4 is the first magazine for non-European<br />
art and culture for German-speaking<br />
countries. It appears biannually and<br />
publishes contributions of international<br />
authors to this topic. International<br />
issue contains English text.<br />
Published by<br />
Haus der Völker Museum für Kunst und Ethnografi e<br />
A-6130 Schwaz / Tirol / Austria<br />
A4@hausdervoelker.com / www.hausdervoelker.com<br />
www.a4-magazine.com<br />
International<br />
Issue No. 13<br />
mezcala<br />
Antike Kunst – faszinierend modern<br />
International<br />
Issue No. 8<br />
Claude Lévi-Strauss // In wilden Strukturen<br />
Mythos Angkor // Wibke Lobo<br />
Kunst der Ejagham // Auf den Spuren von Alfred Mansfeld<br />
Schönheit und Magie // Schmuck ferner Länder<br />
Agenda // Ausstellungen und <strong>Auktionen</strong><br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
01 / 09<br />
Afrika, Ozeanien und die Moderne<br />
Bildwelten<br />
toraja Vom Leben der Toten<br />
MannheiM Schädelkult<br />
tété azankpo Welt der Fragmente<br />
agenda Ausstellungen und <strong>Auktionen</strong><br />
02 / 11
Rämistrasse 25 · 8001 Zürich · Switzerland · Tel. +41 44 280 20 00 · info@walu.ch · www.walu.ch