24.12.2012 Aufrufe

Auswertung der Vegetationsperiode in der Metropolregion Hannover

Auswertung der Vegetationsperiode in der Metropolregion Hannover

Auswertung der Vegetationsperiode in der Metropolregion Hannover

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Werkstattbericht<br />

<strong>Auswertung</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Metropolregion</strong> <strong>Hannover</strong>-Braunschweig-Gött<strong>in</strong>gen (-Wolfsburg)<br />

Andrea Krause<br />

Institut für Meteorologie und Klimatologie<br />

<strong>der</strong> Leibniz Universität <strong>Hannover</strong><br />

03.05.2010<br />

Für die 3 Vertiefungsregionen Gött<strong>in</strong>gen, Hildesheim und Uetze / Celle wurde die <strong>Vegetationsperiode</strong><br />

berechnet. Dazu wurden die 3-stündlich gemittelten CLM-Daten für die Temperatur (C20_2_D2 und<br />

A1B_1_D2) für den Zeitraum 1960 bis 2100 zu Tagesmitteln aggregiert. Laut DWD ist die<br />

<strong>Vegetationsperiode</strong> (Synonym für Vegetationszeit) def<strong>in</strong>iert „[...]als <strong>der</strong>jenige Zeitraum des Jahres, <strong>in</strong><br />

dem die Pflanzen photosynthetisch aktiv s<strong>in</strong>d, d.h. wachsen, blühen und fruchten.“ Als Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

<strong>Vegetationsperiode</strong> werden pflanzenspezifisch verschiedene Schwellenwerte angenommen. Hier<br />

werden 5°C, 10°C und 12°C verwendet. Der Tag an dem beispielsweise das erste Mal e<strong>in</strong>e<br />

Tagesmitteltemperatur von 5°C überschritten wird, wird somit als Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong><br />

bezeichnet. Der Tag im Herbst wenn das erste Mal die 5°C im Tagesmittel unterschritten wird<br />

bezeichnet das Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong>.<br />

Zudem wurde das E<strong>in</strong>treten des letzten Frosttages im Frühjahr und des ersten Frosttages im Herbst<br />

untersucht. E<strong>in</strong> Frosttag bezeichnet e<strong>in</strong>en Tag an dem die M<strong>in</strong>imumtemperatur weniger als 0°C<br />

beträgt. Die Basis dafür bildet die tägliche M<strong>in</strong>imumtemperatur, die mit dem CLM im Zeitraum 1960 bis<br />

2100 simuliert wurde.<br />

Die folgenden Abbildungen zeigen zum e<strong>in</strong>en den jährlichen Vegetationsbeg<strong>in</strong>n und das<br />

Vegetationsende sowie das jährliche E<strong>in</strong>treten des letzten Frosttages im Frühjahr und des ersten<br />

Frosttages im Herbst. Zur Veranschaulichung e<strong>in</strong>es möglichen Trends wurde zudem e<strong>in</strong>e<br />

Regressionsgerade bestimmt.


Gött<strong>in</strong>gen<br />

Abb. 1: Beg<strong>in</strong>n und Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen<br />

Schwellenwert: 5°C, simuliert mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).<br />

Abb. 2: Datum des E<strong>in</strong>tretens des letzten Frosttages im Frühjahr und des<br />

ersten Frosttages im Herbst <strong>in</strong> Tagen nach Jahresbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen,<br />

simuliert mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).


In <strong>der</strong> Region Gött<strong>in</strong>gen zeigt sich für alle 3 Schwellenwerte <strong>der</strong> Trend zu e<strong>in</strong>em früheren Beg<strong>in</strong>n und<br />

e<strong>in</strong>em späteren Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong>. Die Abbildung 1 beschreibt den Beg<strong>in</strong>n und das Ende<br />

<strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, def<strong>in</strong>iert als <strong>der</strong> Tag des ersten Überschreitens und des ersten<br />

Unterschreitens e<strong>in</strong>er Tagesmitteltemperatur von 5°C. Während im Zeitraum 1961-1990 im Mittel 27<br />

Tage nach Jahresbeg<strong>in</strong>n, also Ende Januar, das erste Mal e<strong>in</strong>e Tagesmitteltemperatur von 5°C<br />

überschritten wird, wird die Temperatur 2071-2100 im Mittel bereits um den 7. Januar erreicht. Die<br />

bedeutet e<strong>in</strong>e durchschnittliche Verfrühung um 1,4 Tagen pro Dekade. Das frühe E<strong>in</strong>treten e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Vegetationsperiode</strong> bedeutet aber nicht, dass danach nicht auch noch Frosttage mit e<strong>in</strong>er<br />

M<strong>in</strong>imumtemperatur < 0°C auftreten können an denen das Pflanzenwachstum dann wie<strong>der</strong> ruht,<br />

welches die Abbildung 2 beweist. Das Vegetationsende verschiebt sich um ca. 10-15 Tage nach<br />

h<strong>in</strong>ten von im Mittel Tag 290 (Mitte November) auf Tag 303 (Ende November). Insgesamt verlängert<br />

sich so die <strong>Vegetationsperiode</strong> um e<strong>in</strong>en Monat von 264 Tagen im Zeitraum 1961-1990 auf 296 Tage<br />

zum Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Die Abbildung 2 zeigt das E<strong>in</strong>treten des letzten Frosttages im Frühjahr und des ersten Frosttages im<br />

Herbst. Im Mittel verschiebt sich das Datum des letzten Frosttages von Mitte April (Tag 107 nach<br />

Jahresbeg<strong>in</strong>n) im Zeitraum 1961-1990 auf 79 Tage nach Jahresbeg<strong>in</strong>n (Mitte März) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Periode<br />

2071-2100 und verlagert sich somit um e<strong>in</strong>en Monat nach vorn. Ähnlich verhält es sich mit dem<br />

Auftreten des ersten Frosttages im Herbst. Dieser verschiebt sich zum Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts um<br />

e<strong>in</strong>en Monat nach h<strong>in</strong>ten von Ende Oktober 1961-1990 auf Ende November.<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 3 ist die Differenz zwischen dem E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> ab e<strong>in</strong>em<br />

Schwellenwert von 5°C und dem letzten Frostereignis im Frühjahr <strong>in</strong> Tagen dargestellt. Auch hier zeigt<br />

sich e<strong>in</strong>e große Variabilität des Abstandes zwischen dem Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> und dem<br />

letzten Frostereignis. Die Werte schwanken zwischen 17 Tagen im Jahr 2058 und 123 Tagen im Jahr<br />

1999. Der 10-jährige gleitende Mittelwert, hier <strong>in</strong> rot dargestellt, verdeutlicht jedoch, dass das<br />

Spätfrostrisiko auch weiterh<strong>in</strong> bestehen bleibt. Der Vegetationsbeg<strong>in</strong>n und <strong>der</strong> letzte Frosttag im<br />

Frühjahr verfrühen sich somit annähernd gleichermaßen.


Abb. 3: Letztes Spätfrostereignis nach E<strong>in</strong>setzen <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong><br />

(Vegetationsbeg<strong>in</strong>n: Tm > 5°C) <strong>in</strong> Tagen <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, simuliert<br />

mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).<br />

Abb. 4: Summe aller Tagesmitteltemperaturen > 5°C pro Jahr <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen,<br />

simuliert mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).


Die Verschiebung <strong>der</strong> Frosttage sowie die Verlängerung <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> verdeutlichen, dass<br />

somit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> <strong>in</strong>sgesamt höhere Temperaturen herrschen müssen. Die Abbildung 4<br />

zeigt die Wärmesumme pro Jahr <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen. Hier werden alle Tagesmitteltemperaturen von über 5°C<br />

im Jahr aufaddiert. Je größer also die Wärmesumme, desto wärmer war das Jahr. Die Abbildung zeigt<br />

e<strong>in</strong>en deutlichen Anstieg <strong>der</strong> Wärmesumme von im Mittel rund 2500°C im Zeitraum 1961-1990 auf<br />

3600°C zum Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts. Werden die Wärmesummen <strong>in</strong> Relation zur Länge <strong>der</strong><br />

<strong>Vegetationsperiode</strong> gesetzt ergibt sich für den Zeitraum 2071-2100 e<strong>in</strong> mittlerer Temperaturanstieg<br />

von 2,8 K gegenüber 1961-1990.<br />

Ergänzend zum Vegetationsbeg<strong>in</strong>n bei 5°C soll hier ebenfalls die Schwellenwerte 10°C (Abbildung 5)<br />

und 12°C (Abbildung 6) dargestellt werden, da viele Kulturpflanzen deutlich höhere Temperaturen<br />

benötigen wie beispielsweise <strong>der</strong> Mais, <strong>der</strong> erst bei e<strong>in</strong>er Temperatur von ca. 10°C keimt und Hirse ab<br />

e<strong>in</strong>er Tagesmitteltemperatur von 12°C.<br />

Abb. 5: Beg<strong>in</strong>n und Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen<br />

Schwellenwert: 10°C, simuliert mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).<br />

Bei e<strong>in</strong>em Schwellenwert von 10°C zeigt sich e<strong>in</strong> ähnliches Bild wie bereits bei 5°C. Zum Ende des<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts verlängert sich zunehmend die <strong>Vegetationsperiode</strong> von im Mittel 141 Tagen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Referenzperiode 1961-1990 auf rund 200 Tage im Zeitraum 2071-2100. Es kommt gleichermaßen zu<br />

e<strong>in</strong>em verfrühten Vegetationsbeg<strong>in</strong>n von 30 Tagen als auch zu e<strong>in</strong>em verspäteten Ende <strong>der</strong><br />

<strong>Vegetationsperiode</strong> von rund e<strong>in</strong>em Monat zum Ende des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts im Vergleich zur


Referenzperiode. Es fällt auf, dass <strong>der</strong> Vegetationsbeg<strong>in</strong>n bei e<strong>in</strong>em Schwellenwert von 10°C<br />

größeren Jahr-zu-Jahr-Schwankungen unterliegt als das Vegetationsende.<br />

Abb. 6: Beg<strong>in</strong>n und Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen<br />

Schwellenwert: 12°C, simuliert mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).<br />

Auch bei e<strong>in</strong>em Schwellenwert von 12°C verlängert sich die <strong>Vegetationsperiode</strong> signifikant um 62<br />

Tage. Der Anbau von z.B. Hirse wird so zum Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts zwischen Anfang April und Mitte<br />

September möglich, woh<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Periode 1961-1990 die Anbauzeit durchschnittlich nur<br />

zwischen Ende April und Ende Juli / Anfang August liegt. Es fällt auf, dass sich hier hauptsächlich das<br />

Vegetationsende verschiebt um rund 45 Tage. Dies kann auf die steigenden Temperaturen im<br />

Sommer zurückgeführt werden.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die <strong>Vegetationsperiode</strong> durch die steigenden<br />

Temperaturen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Sommer und im W<strong>in</strong>ter, signifikant verlängert. Dabei verschiebt sich<br />

die <strong>Vegetationsperiode</strong> im Mittel gleichermaßen h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em früheren Vegetationsbeg<strong>in</strong>n als auch zu<br />

e<strong>in</strong>em späteren Vegetationsende mit danach e<strong>in</strong>setzen<strong>der</strong> Vegetationsruhe. E<strong>in</strong>e längere<br />

<strong>Vegetationsperiode</strong> bietet z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft die Möglichkeit bei geeigneter Sortenwahl länger<br />

anzubauen bzw. sogar zweimal pro Jahr zu ernten.<br />

E<strong>in</strong> limitieren<strong>der</strong> Faktor könnten dabei jedoch die Nie<strong>der</strong>schläge se<strong>in</strong>. Zum Ende des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

wird mit dem CLM e<strong>in</strong> Rückgang <strong>der</strong> Sommernie<strong>der</strong>schläge von rund 20% gegenüber 1961-1990<br />

projiziert. Gleichzeitig erhöht sich die Andauer und Häufigkeit von Trockenperioden. Während im


Zeitraum 1961-1990 mit dem CLM für Gött<strong>in</strong>gen 21 Trockenperioden von 10 und mehr Tagen ohne<br />

signifikanten Nie<strong>der</strong>schlag, also < 1mm, simuliert wurden, werden 2071-2100 bereits 39<br />

Trockenperioden simuliert. Dies entspricht nahezu e<strong>in</strong>er Verdoppelung <strong>der</strong> lang anhalten<strong>der</strong><br />

Trockenperioden. Dies heißt jedoch nicht, dass nicht auch starke Nie<strong>der</strong>schlagsereignisse,<br />

beispielsweise durch Gewitter, e<strong>in</strong>treten können.<br />

Die Analyse des E<strong>in</strong>flusses extremer Nie<strong>der</strong>schlagsereignisse auf die Vegetationsentwicklung ist<br />

ebenfalls Bestandteil <strong>der</strong> aktuellen Forschungsarbeiten am Institut.


Hildesheim<br />

In <strong>der</strong> Region Hildesheim bef<strong>in</strong>den sich die fruchtbarsten Böden <strong>der</strong> ganzen Bundesrepublik.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> hohen Bodenzahlen <strong>der</strong> Lössböden <strong>der</strong> Hildesheimer Börde wachsen dort unter<br />

an<strong>der</strong>em Zuckerrüben und Weizen. Die Zuckerrübe gew<strong>in</strong>nt heute ebenfalls zunehmende Bedeutung<br />

als nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoff, z.B. für die Herstellung von Biogas und Bioethanol. Auch die Triticale,<br />

e<strong>in</strong>e Kreuzung aus Roggen und Weizen, ist <strong>in</strong> dieser Region zunehmend zu f<strong>in</strong>den.<br />

Abb. 7: Beg<strong>in</strong>n und Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> <strong>in</strong> Hildesheim<br />

Schwellenwert: 5°C, simuliert mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).<br />

Bei Betrachtung des ersten Erreichens e<strong>in</strong>er Tagesmitteltemperatur von 5°C fällt auf, dass diese<br />

genau wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Gött<strong>in</strong>gen sich ebenfalls signifikant verfrüht. Das Ende <strong>der</strong><br />

<strong>Vegetationsperiode</strong>, def<strong>in</strong>iert durch e<strong>in</strong>e Tagesmitteltemperatur unter 5°C wird zum Ende des 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts ebenfalls später erreicht. Im Mittel verlängert sich so die <strong>Vegetationsperiode</strong> 2071-2100<br />

um rund 35 Tage gegenüber <strong>der</strong> Referenzperiode 1961-1990.<br />

Die Zuckerrübe benötigt für e<strong>in</strong>e rasche Keimung jedoch höhere Tagesmitteltemperaturen. Die<br />

Keimung erfolgt bei e<strong>in</strong>er Bodentemperatur von 6-8°C, die jedoch aufgrund <strong>der</strong> dunklen Farbe <strong>der</strong><br />

Böden zeitiger erreicht wird als <strong>in</strong> Regionen mit sandigen Böden, die e<strong>in</strong>e schlechtere<br />

Wärmeleitfähigkeit aufweisen, wie z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lüneburger Heide.


Abb. 8: Beg<strong>in</strong>n und Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> <strong>in</strong> Hildesheim<br />

Schwellenwert: 10°C, simuliert mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).<br />

Die Abbildung 8 zeigt den Beg<strong>in</strong>n und das Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> ab e<strong>in</strong>em Schwellenwert von<br />

10°C Tagesmitteltemperatur. Auch hier zeigt sich e<strong>in</strong>e markante Verlängerung <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong>.<br />

Während im Zeitraum 1961-1990 die <strong>Vegetationsperiode</strong> 155 Tage anhält, s<strong>in</strong>d es zum Ende des 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts 225 Tage. Die im Mittel 70 Tage länger andauernde <strong>Vegetationsperiode</strong> verschiebt sich<br />

dabei deutlich an den Jahresanfang. Im Zeitraum 2071-2100 beg<strong>in</strong>nt diese rund 42 Tage früher als <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Referenzperiode. Die Verlängerung um 28 Tage ist ebenfalls signifikant.<br />

Auf die Zuckerrübe wirkt sich e<strong>in</strong>e spätere Ernte <strong>in</strong>sgesamt sehr positiv aus, da somit auch <strong>der</strong><br />

Zuckergehalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflanze weiterh<strong>in</strong> steigt. Frühfröste im Herbst können die Erntefrüchte jedoch<br />

auch gefährden. Ähnlich wie bei Gött<strong>in</strong>gen zeigt sich jedoch e<strong>in</strong>e abnehmende Tendenz von<br />

Frühfrösten im Herbst. Der frühere Vegetationsbeg<strong>in</strong>n birgt ebenfalls Risiken, da sich die Zuckerrübe<br />

beson<strong>der</strong>s frostanfällig im Jungstadium zeigt.<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 9 ist das Spätfrostrisiko dargestellt. Berechnet wurde die Differenz zwischen dem<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong>, also das erste Auftreten e<strong>in</strong>er Tagesmitteltemperatur von 10°C, und<br />

dem letzten Frostereignis im Frühjahr. Die Werte kle<strong>in</strong>er 0 zeigen die Jahre, an denen ke<strong>in</strong> Frost nach<br />

E<strong>in</strong>setzen <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> auftritt. Auffällig ist die hohe Jahr-zu-Jahr-Variabilität, die bereits zu<br />

Beg<strong>in</strong>n des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts deutlich zunimmt. Die rote Kurve zeigt den 10-jährigen gleitenden<br />

Mittelwert. Demnach sche<strong>in</strong>t sich das Spätfrostrisiko für junge Maispflanzen zum Ende des 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts von durchschnittlich 3 Tagen nach Vegetationsbeg<strong>in</strong>n im Zeitraum 1961-1990 auf circa


12 Tage im Zeitraum 2071-2100 zu erhöhen.<br />

Abb. 9: Letztes Spätfrostereignis nach E<strong>in</strong>setzen <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong><br />

(Vegetationsbeg<strong>in</strong>n: Tm > 10°C) <strong>in</strong> Tagen <strong>in</strong> Hildesheim, simuliert<br />

mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich für die fruchtbare Region um Hildesheim, durch die<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Tagesmitteltemperaturen die Anbaubed<strong>in</strong>gungen zunächst e<strong>in</strong>mal verbessern werden.<br />

E<strong>in</strong> limitieren<strong>der</strong> Faktor könnten jedoch die Nie<strong>der</strong>schläge se<strong>in</strong>. Diese nehmen zum Ende des 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>in</strong> den Sommermonaten signifikant ab.


Uetze / Celle<br />

Die Region Uetze / Celle bef<strong>in</strong>det sich am südlichen Rand <strong>der</strong> Lüneburger Heide. Auf den sandigen<br />

Böden des durch die Eiszeiten geprägten Geestgebietes gedeihen Kartoffeln, Spargel und<br />

Buchweizen. Durch den E<strong>in</strong>satz von Düngemitteln und Feldberegnung können hier aber auch<br />

anspruchsvolle Arten, wie z.B. Gerste, Mais und Zuckerrüben angebaut werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d im Naturpark Lüneburger Heide e<strong>in</strong>e Vielfalt unterschiedlicher Waldlandschaften<br />

und Heidelandschaften, wie beispielsweise die Calluna-Heide (Besenheide) o<strong>der</strong> die Glockenheide zu<br />

f<strong>in</strong>den. Ausgedehnte Moorlandschaften prägen ebenfalls die Lüneburger Heide.<br />

Die Region zeichnet sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch für Nie<strong>der</strong>sachsen vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen<br />

Nie<strong>der</strong>schläge aus, die von den sandigen Böden nur sehr schlecht gehalten werden können.<br />

Abb. 10: Beg<strong>in</strong>n und Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> <strong>in</strong> Uetze / Celle<br />

Schwellenwert: 5°C, simuliert mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).<br />

Wie bereits für die Regionen Gött<strong>in</strong>gen und Hildesheim festgestellt, kommt es auch <strong>in</strong> Uetze / Celle im<br />

Laufe des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu e<strong>in</strong>er Verlängerung <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong>, welches die Abbildung 10<br />

verdeutlicht. Während im Zeitraum 1961-1990 die Tagesmitteltemperatur von 5°C im Mittel ca. 21<br />

Tage nach Jahresbeg<strong>in</strong>n, also <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Januarhälfte, überschritten wird, ist dieses Ereignis<br />

2071-2100 bereits um den 5. Januar zu erwarten. Somit verfrüht sich <strong>der</strong> Vegetationsbeg<strong>in</strong>n um ca.<br />

1,2 Tage pro Dekade. Auch das Vegetationsende verlagert sich zum Jahresende von im Mittel Tag 293<br />

auf Tag 312, welches e<strong>in</strong>er Verlängerung <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong> um 1,34 Tage pro Dekade


entspricht.<br />

Abb. 11: Letztes Spätfrostereignis nach E<strong>in</strong>setzen <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong><br />

(Vegetationsbeg<strong>in</strong>n: Tm > 5°C) <strong>in</strong> Tagen <strong>in</strong> Uetze / Celle, simuliert<br />

mit CLM (Szenario C20_2 und A1B_1).<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 11 ist das letzte Frostereignis im Frühjahr <strong>in</strong> Tagen nach E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong><br />

<strong>Vegetationsperiode</strong> bei e<strong>in</strong>er Tagesmitteltemperatur von 5°C aufgetragen. Es zeigt sich <strong>in</strong>sgesamt<br />

e<strong>in</strong>e starke Varianz von 30-120 Tagen nach Vegetationsbeg<strong>in</strong>n. Die rote Kurve beschreibt das 10-<br />

jährige gleitende Mittel über den gesamten Zeitraum. Insgesamt lässt sich e<strong>in</strong> abnehmen<strong>der</strong> Trend<br />

erkennen, d.h. <strong>der</strong> Abstand zwischen Vegetationsbeg<strong>in</strong>n und Spätfrost verr<strong>in</strong>gert sich. 2068 und 2088<br />

wird sogar <strong>in</strong> 2 Jahren ke<strong>in</strong> Spätfrostereignis nach Vegetationsbeg<strong>in</strong>n simuliert. Während 2088 die<br />

<strong>Vegetationsperiode</strong> am 21. Tag nach Jahresbeg<strong>in</strong>n für diesen Zeitraum vergleichsweise spät e<strong>in</strong>tritt,<br />

wird für das Jahr 2068 ke<strong>in</strong> Frosttag <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Hälfte des Jahres simuliert. Der Vegetationsbeg<strong>in</strong>n<br />

wird für den 1. Januar simuliert.<br />

Im Mittel wurde für den Zeitraum 1961-1990 das letzte Frostereignis 75 Tage nach Vegetationsbeg<strong>in</strong>n<br />

simuliert, woh<strong>in</strong>gegen zum Ende des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts rund 62 Tage, also 2 Monate bis zum letzten<br />

Spätfrostereignis vergehen. Bei e<strong>in</strong>em mittleren Vegetationsbeg<strong>in</strong>n von 5 Tagen nach Jahresbeg<strong>in</strong>n<br />

tritt <strong>der</strong> letzte Frost im Frühjahr im Zeitraum 2071-2100 im Mittel 67 Tage nach Jahresbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>, also<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Märzhälfte. Zum Vergleich beg<strong>in</strong>nt die <strong>Vegetationsperiode</strong> 1961-1990 durchschnittlich<br />

am Tag 21 und das letzte Frostereignis erfolgt im Mittel 75 Tage danach. In dieser Zeit wurden<br />

Frostereignisse noch bis zur ersten Aprilhälfte simuliert.


Zusammenfassend ergeben sich für die <strong>Metropolregion</strong> folgende Ergebnisse.<br />

Es zeigt sich für alle 3 Untersuchungsgebiete e<strong>in</strong>e signifikante Verlängerung <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e Tagesmitteltemperatur von 5°C wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Metropolregion</strong> durchschnittlich um 1,2 Tage pro<br />

Dekade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Uetze / Celle und Hildesheim und bis zu 1,4 Tage pro Dekade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />

Gött<strong>in</strong>gen früher überschritten als noch im Zeitraum 1961-1990. Das Ende <strong>der</strong> <strong>Vegetationsperiode</strong>,<br />

also das erstmalige Unterschreiten des 5°C – Schwellenwertes, tritt durchschnittlich 0,9 Tage pro<br />

Dekade später e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen und 1,3 Tage später <strong>in</strong> Hildesheim und Uetze / Celle. Die<br />

<strong>Vegetationsperiode</strong> ist somit im Zeitraum 2071 - 2100 im Mittel 32 bis 35 Tage länger als im Zeitraum<br />

1961-1990. Dies bedeutet für die Landwirtschaft ebenfalls e<strong>in</strong>e längere Anbauperiode. Die Analyse hat<br />

jedoch ebenfalls gezeigt, dass das Spätfrostrisiko weiterh<strong>in</strong> bestehen bleibt. Die Spätfrostgefahr<br />

verfrüht sich analog zur früher beg<strong>in</strong>nenden <strong>Vegetationsperiode</strong>, so dass auch noch 2071 - 2100 50<br />

bis 70 Tage nach Überschreiten e<strong>in</strong>er Tagesmitteltemperatur von 5°C Frost auftreten kann.<br />

Für e<strong>in</strong>en Schwellenwert von 10°C und 12°C lassen sich ähnliche Ergebnisse feststellen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!