08.01.2022 Aufrufe

Ein Tag am Meer

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ein Tag am Meer

Blaue Feder


Vorwort

Die Nilgänse im Moor erinnerten Blaue Feder an diese Geschichte.

Gänse waren den alten Ägyptern schon heilig. Einer Schöpfungsgeschichte zufolge ging die

Welt aus einem Gänseei hervor. Die Gans, die als erste die Ur-Stille durchbrach, hieß der

‚Große Schnatterer‘.

Der Begriff Nilgans leitet sich vom Fluss Nil in ihrer ägyptischen Heimat ab. Die

Gattungsbezeichnung Alopochen bedeutet Fuchsgans, die auch für die Brandgans

verwendet wird, die gelegentlich in Fuchsbauten brütet. Tatsächlich hatte Blaue Feder

schon Brandgänse beim Fuchsloch, einem kleinen Berg mit Fuchsbauten gesehen. Die

Nilgans hingegen brütet auf Bäumen. Vielleicht gab das fuchsrote Gefieder ihr den Namen.

Blaue Feder erinnerten die Nilgänse mit ihrem clownesken Aussehen, an die Heilige Clownin.

Einst badete Blaue Feder in den

Wiesen und begegnete dort den

Nilgänse.

Drum sei es, erzählt sie heute

diese Geschichte.

Diese Geschichte, die ihr in

Erinnerung geblieben ist wie ein

Tag am Meer.


Inhalt

Ein Ruf zwischen den Welten

Die Reise

Eine fremde Stadt und die drei Schlüssel

Das Haus der Spiegel -Die Alte

Der Sonnenberg – Das Kind

Ein Bad in den Wiesen – Die bunte Frau

Die Quellen

Der Zauberladen

Thay Banyan

Der Traum

Das Frauenhaus und Schwester Luisa

Der Raum der Ahninnen

Eine stürmische Nacht

Die Rückfahrt- ‚I have a dream‘



Ein Ruf zwischen den Welten

Es war an einem Freitag in den

Rauhnächten. Blaue Feder wachte mit

Tränen in den Augen auf. Tränen der

Freude. Sie hatte von Schwester

Luisa geträumt. Sie saß im Traum

an einem Frauenfeuer. Schwester

Luisa war dort. Sie saß nackt mit

hängenden Brüsten am Feuer.

Blaue Feder und Schwester

Luisa nahmen sich in den Arm

und es war alles so wunderbar

normal. Blaue Feder erzählte ihrer

Schwester wie sie vor langer Zeit

ihr erstes Buch gefunden hatte.

Es musste dreißig Jahr her ein.

Es hieß ‚Mond, Tanz und Magie‘.

Von da an begleiteten die Bücher

von Schwester Luisa Blaue Feder.

Wenn sie das Gefühl hatte, sie war

von der Spur oder sich kraftlos fühlte,

schnappte sie sich eines der Bücher und

die Kraft kam zurück.

Es war eine wunderbare Begegnung im

Traum - so einfach. Die Frauen sangen

zusammen, es wurde sogar gejodelt

und getanzt.

So wachte Blaue Feder glücklich

am Morgen auf und dachte,

vielleicht war es an der Zeit ihre

Schwester tatsächlich einmal

kennenzulernen und sie in den

Arm zu nehmen.

Also schaute sie in ihrer Welten-

Kiste nach und tatsächlich gab

Schwester Luisa im Frühjahr ein

Seminar im Frauenmuseum in

Wiesbaden. Blaue Feder meldete

sich an und bekam sofort eine

Bestätigung. ‚Im Körper

zuhause. Frech, fett und frei‘, so

hieß das Seminar. Der Titel gefiel

Blaue Feder. - So schnell können sich

Träume realisieren.


Die Reise

Die Zeit verging wie im

Fluge und schon packte

Blaue Feder ihren kleinen

blauen Koffer. Sie war

sehr aufgeregt und

wollte wie immer nicht

losfahren. So war es

immer. Erst freute sie

sich und wenn dann die

Reise kurz bevor stand,

wollte sie lieber zuhause

bleiben. Da meldeten sich

die Widerstände. Da

wurde der Teil groß, der

lieber im Alt-Vertrauten

verharrte.

Doch als sie in der Bahn

saß, kam langsam die

Freude durch. Es

funktionierte alles gut

und unversehens war sie

angekommen in der

Fremden Stadt.




Die fremde Stadt und die drei Schlüssel

Blaue Feder hatte ein Zimmer gebucht,

nicht weit vom Bahnhof. Sie kam spät am

Abend an, weil sie den Tag noch hatte

arbeiten müssen. Sie fand die Straße ihrer

Unterkunft und klingelte an der Haustür.

Eine junge Frau öffnete ihr die Tür.

Die junge Frau zeigte ihr das Zimmer. Sie

selbst würde verreisen. Blaue Feder wäre

hier allein. Sie bat sie nur die Pflanzen zu

gießen. Dann überreichte die junge Frau

Blaue Feder drei Schlüssel. Einen großen

Schlüsse für das untere Tor, einen

mittelgroßen Schlüssel für die

Durchgangstür in der Mitte und einen

kleinen Schlüssel für die Wohnungstür.

Dann war sie auch schon verschwunden.

Blaue Feder saß allein in ihrem Zimmer.

Sie packte ihre Sachen aus, brachte ein

paar Badeutensilien ins Badezimmer.

Alles was hier stand, hätte auch von ihr

sein können. Sie schaute sich die

aufgeräumte Küche an. Alles wirkte sehr

vertraut. Als Blaue Feder sich für ihr

Bett fertig machte, sah sie einen kleinen

Zettel unter dem Tisch liegen. Auf dem

Zettel stand ein Spruch:

‚Du bist alles was Du siehst, alles was Du

nicht siehst und weitaus mehr, als Du

jemals zu träumen vermagst.

Ro - die Gottesanbeterin

Du bist Dein eigener Lehrer‘

Weisheit der Vier Winde

So wurde Blaue Feder begrüßt in der

fremden Stadt. Blaue Feder nahm den

Hinweis, einfach bei sich zu bleiben. Sie

trug alles, was sie wissen musste in sich.

Nun freute sie sich auf die Schwestern,

die sie am Feuer treffen würde.

Es fühlte sich gut an, hier allein zu sein.

Ein schöner Rückzugsort. Mal wieder

wurde gut für sie gesorgt. Sie war

dankbar.



Das Haus der Spiegel - Die Alte

Am Morgen erwacht Blaue Feder in der

fremden Stadt. Viel geschlafen hatte sie

nicht. Das Bett knarzte, die Geräusche

waren ungewohnt und sie war aufgeregt,

was sie wohl erwarten würde.

Am Morgen schaute sie aus dem

Turmfenster und erblickte die Dächer der

Stadt. Sie war einen Tag früher

angereist, um die Stadt kennenzulernen

und hier anzukommen. Im ‚Heimathafen‘

gab es ein gutes Frühstück, hatte man

ihr gesagt. So war es auch. Dort fühlte

sie sich wohl und stärkte sich für die

Abenteuer des Tages. Dann zog sie los.

Vor ihrer Reise hatte sie sich eine

Landkarten gemalt, damit sie sich

zurechtfinden würde. Ihr erstes Ziel war

das Spiegelhaus. Sie fand das

zauberhafte Gebäude recht schnell. Sie

ging hinein und ein Wächter wies ihr den

Weg zum Kuppelsaal. Da stand sie auch

schon. Sie schaute nach oben und

bewunderte die goldene Kuppel.

Dann sah sie nach unten in einen Spiegel

und sie sah sich in der goldenen Kuppel.

Ihr wurde etwas schwindelig und es war

ihr, als fiele sie aus der Zeit. Sie gab sich

diesem Gefühl hin und das nächste was

sie wahrnahm war eine alte Frau. Sie saß

einfach da und Blaue Feder näherte sich

ihr mit tausend Fragen im Herzen.

Die Alte lächelte sie an und sagte: ‚Nun

mach mal langsam Mädchen. Eins nach

dem anderen. Ich bin alt, ich kann nicht

tausend Fragen auf einmal beantworten.

Was war Deine erste Frage?‘

Sie reichte dem ‚Mädchen‘ eine gemalte

Karte, womit sie sich im Haus der Spiegel

zurecht finden würde. Sie zeigt ihr einen

Ort mit einer Quelle, wo sich frisch

machen konnte und einen Ort, wo sie Ihr

Bündel ablegen konnte, damit sie sich frei

fühlte. Dann schauten sie zusammen in

die Karte und sie erklärte Blaue Feder, wo

sie was finden würde.


Dann war sie auch schon verschwunden.

Blaue Feder stand vor einem Vorhang.

Vorsichtig öffnete sie den Vorhang und sie

erblickte ganz verschwommen eine Figur.

Diese war ganz uneindeutig. Der Kopf sah

mehr aus wie ein Licht.


Doch, bevor sie sich noch wundern konnte,

veränderte sich das Bild und sie schaute

auf eine Meereslandschaft. Der Himmel

war leicht bewölkt. Ein Gefühl von

Heimat stieg in ihr hoch.

Dieses Meer sah aus wie bei ihr Zuhause.

Blaue Feder setze sich eine Weile und

tauchte tief in das vertraute Bild. Es

kam ihr vor wie ein Tag am Meer.


Dann veränderte sich das Bild und nun

stand sie in einer grünen Landschaft.

Auch diese Landschaft könnte in ihrer

Heimat sein. Dort könnten Schafe grasen.

Sie tauchte ganz in das Grün.

Wer es noch nicht erkannt hat, es waren

frühe Werke des Malers Gerhard Richter,

den Blaue Feder sehr mochte.

Ganz versunken in das Grün tauchte

plötzlich ein großer Bär in der Ferne auf.

Blaue Feder ging auf ihn zu. Groß und

weiß stand er da vor ihr. Angst hatte sie

nicht, eher war sie erstaunt, wie groß er

war.



Die Szenerie wechselte

und vor ihr erschien eine Farbpyramide.

Sie sah alle Blautöne, die es in der Natur

gab und sie sah aus welchem Material

diese hergestellt wurden. Dann erblickte

sie einen kleinen Vertrauten und musste

Lachen. In einer Ecke stand ein kleiner

Blauer Elefant. Blaue

Feder liebte Blaue

Elefanten.

Sie hatte daheim eine

ganze Sammlung von Blauen Elefanten.

Dann wurden ihr allerhand Tiere gezeigt,

die alle Blau waren, vom blauen Seestern,

Fischen, Echsen bis zum Eisvogel.

Es gab so viele blaue Tiere. Besonders der

Eisvogel freute Blaue Feder, weil auch er

in ihrer Heimat

vorkam.



Nun änderten sich die Farben und das

gleich Spiel begann mit allen

Orangetönen. Da stand ein Vogel in knalle

Orange und dann sah Blaue Feder einen

kleinen Fuchs, der wie schlafend

zusammengerollt da lag. Er rührte ihr

Herz sehr. Wieder wurden ihr alle Farben

und alle Materialien, aus denen sie

hergestellt werden konnten, gezeigt und

viele Tiere in den unterschiedlichsten

Formen.


So ging es mit allen Farben weiter. Bis

zuletzt auch Schwarz und Weiß dran

waren.

Der Raum füllte sich mit Kindern. Sie

hatten Zeichentafeln dabei und setzen

sich vor ihr Lieblingstier und fingen an zu

zeichnen. Blaue Feder war ganz

entzückt. Sie holte sich auch eine Tafel

und setze sich vor den kleinen Fuchs und

fing an ihn zu zeichnen. So bekamen sie

einen Eindruck von den Farben und

Formen der Natur.

Als ihre Zeichnung fertig war, ging Blaue

Feder weiter durch die Räume und

bewunderte bunte Seesterne.



Sie schaute durch ein Fenster und sah

wieder die goldene Kuppel und

wunderschöne Figuren, die sie nicht

kannte an den Wänden.

Sie schaute auf ihre Landkarte und die

Alte Frau hatte etwas von

wunderschönen Orchideen erzählt. Schon

war Blaue Feder vom Duft

wunderschöner Orchideen umwoben.

Dann kam sie einen goldenen Raum. Sie

erblickte zwei Frauen wie aus einer

anderen Welt. Eine erinnerte sie an die

Sphinx und die andere an die tanzende

Salome. Es waren kurze Eindrücke aus

einer zurückliegenden Zeit.

Sphinx Katsura Funakoshi


Unversehens fand sich Blaue Feder in

einer Höhle wieder, an deren Wänden sich

wunderschöne Felsmalereien befanden,

wie sie zu einer frühen Zeit gemalt

wurden. Da waren Löwen, Hirsche,

Pferde.


Plötzlich flatterte es um sie herum und

wie von tausend von Schmetterlinge

wurde sie in die Höhe gehoben.


Sie flog mit sieben

Schwänen durch

den Himmel. Ganz

sanft landete sie

wieder und nahm

Abschied von

einem blauen

Fisch.


Sie fand sich wieder in einer Art

Treppenhaus und ging Stufe für Stufe

die Treppen hinab. Da saß die Alte

wieder. Sie lächelte. Sie gab Blaue Feder

ihr Bündel und fragte, ob es ihr gefallen

hätte. Ja, Blaue Feder war sehr

beeindruckt. Dann drückte die Alte ihr die

Hand und als Blaue Feder ihre Hand

öffnete, hatte sie einen Stein in der

Hand und der blinzelte sie an wie ein

Tigerauge.

Blaue Feder bedankte sich herzlich und

verließ das wundersame Haus. Noch

konnte sie nicht fassen, was da mit ihr

geschehen war, als sie in den Spiegel

blickte. Es war wie eine Reise, wie ein

Traum, wie ein Erinnern - irgendwie

vertraut und auch fremd.

Blaue Feder fühlte sich wohl und der Rat

der Alten „Eins nach dem Anderen“ hallte

noch in ihr nach.

Als sie das Haus verließ, lächelte sie den

Wächter noch einmal an und wünschte

ihm einen schönen Tag und er lächelte

zurück.



Der Sonnenberg – Das Kind

Auf dem Weg zum Spiegelhaus war Blaue

Feder ein Platz aufgefallen. Den wollte sie

sich einmal näher anschauen. Er sah sehr

herrschaftlich aus. Platanen standen an

beiden Seiten und in der Mitte stand eine

Marmor-Statue mit einem großen Pferd.

Dahinter stand eine Kirche mit zwei

Türmen. Blaue Feder schlenderte über

den Platz und sah Kutschen in alle

Himmelsrichtungen losfahren. Auf den

Kutschen standen Nummern und Orte.

Auf einer Kutsche stand die Nummer 18

und Sonnenberg.

Der Sonnenberg weckte ihr Interesse

geweckt. Da sie nicht so gut zu Fuß war,

setze sie sich in eine Kutsche und fuhr los.

Zur rechten Seite entspann sich ein Tal

mit grünen Wiesen, Flüssen, und alten

Bäumen, während zur linken Seiten der

Berg lag mit schönen alten Häusern.

Etwa eine halbe Stunde fuhr Blaue Feder,

als der Kutscher ihr ein Zeichen gab. Sie

waren beim Sonnenberg angekommen.

Blaue Feder war etwas verwundert. Das

hatte sie sich anders vorgestellt. Sie

stand an einem kleinen Platz mit einem

steinernen Turm. Dann sah sie ein Schild

‚Burg Sonnenberg‘. Dem folgte sie. Es ging

eine kleine Straße den Berg hinauf. Der

Berg war nicht sehr hoch und selbst

Blaue Feder konnte ihn erklimmen. Oben

angekommen war sie wieder etwas

enttäuscht. Was hatte sie sich gedacht?



Eine alte Ruine lag vor ihr und oben auf

dem Turm schnatterten zwei Gänse, als

wenn sie Blaue Feder auslachen wollten.

Ja, lacht nur, dachte Blaue Feder. Ich

kenne mich eben nicht aus.

Dann erblickte sie ein Tor in den alten

Mauern und durch dieses Tor ging sie. Von

dort hatte man einem schönen Blick auf

die Stadt und sie konnte die einstige

Pracht der Burg konnte erahnen. Dann

sah Blaue Feder einen kleinen Weg, der den

Berg hinunter führte. Ein Eichhörnchen

hüpfte an ihr vorbei und gleichzeitig

tauchte ein kleines Mädchen auf. Sie

hatte einen kleinen Rucksack auf dem

Rücken mit einem Rosa Pelikan.

Sie standen nebeneinander und verfolgten

gespannt das Eichhörnchen. Dann

schauten sie sich an und das kleine

Mädchen fragte Blaue Feder: ‚Was

machst Du?‘

- ‚Ich schaue mir die Stadt an.‘

‚Oh, da weiß ich was für Dich. Ich kann

dir sagen, wo der schönste Spielplatz ist.

Und dann gibt es zwei Höfe, wo Du reiten

kannst.‘

- ‚Zum Reiten fehlt mir wohl die Zeit.‘

‚Du kannst auch mit den Zahnradbahn den

Neroberg hinauffahren. Das ist auch

großartig. Aber das ist wohl auch zu

weit?‘

‚Ich möchte zu den alten Quellen!‘ sagte

Blaue Feder.

‚Ja, da gibt es eine in der Stadt, aber ich

weiß nicht, wie sie heißt.‘

So erzählte das Mädchen von all den

schönen Orten in der Stadt und Blaue

Feder hörte zu. Als sie am Fuße des

Berges angekommen waren,

verabschiedeten sich die Beiden. Das

Mädchen mit dem Flamingo-Rucksack

hüpfte vergnügt in die eine Richtung und

Blaue Feder in die andere.

Dann war sie auch schon verschwunden.

‚Der schönste Spielplatz‘ klang noch eine

Weile in Blaue Feder nach.



Ein Bad in den Wiesen – Die bunte Frau

Blaue Feder ging wieder zurück zu dem

Platz mit den Kutschen und weil noch

Zeit war und ein laues Lüftchen

wehte, setze sie sich in ein Café und

ruhte sich etwas aus.

Dann fuhr sie die halbe Strecke mit

der Kutsche zurück und stieg

aus. Von dort konnte sie zu

den Wiesen hinunterlaufen

und in den Wiesen baden.

Dort standen sehr alte

Bäume und es gab Schilder,

auf denen ihr Alter und die

Namen verzeichnet waren. Es

gab einen Bach, an dem Enten

schliefen. Besonders schön fand

Blaue Feder die alten Stieleichen,

besonders Eine mit der Nr.100.

Blaue Feder ging weiter und ihr fiel ein

Magnolienbaum mit Knospen auf und

einem Meer von blauen

Sternenblumen darunter. Zwei

Gänse kamen auf sie zugelaufen. Ob

es wohl die beiden Gänse von der

Burg waren, die sie ausgelacht

hatten. Sie hofften wohl

auf etwas Futter, aber

Blaue Feder hatte

nichts dabei. Sie

begrüßte die Gänse

freundlich und sprach eine

Weile mit ihnen. Ja, Gänse

mochte sie sehr gerne. Sie

erinnerten Blaue Feder sehr

an ihre Heimat. Mit ihnen

fühlte sie sich Zuhause.



Da hörte Blaue Feder den hellen Klang

einer Flöte. Wie wohlig hörte sich das an.

Sie lauschte der Melodie und dann sah sie

den Flötenspieler dort sitzen, versunken

ins ein Flötenspiel.

Ganz beschwingt ging Blaue Feder

weiter, als sie eine Frau erblickte, die wohl

im gleichen Alter wie sie selbst war. Die

beiden Frauen lachten sich an. Beide

erfreuten sich beide an der Natur. Die

Frau war sehr bunt angezogen. Sie trug

eine Rot-Schwarz karierte Hose, dazu

eine knalle Grüne Jacke und eine

türkisblauen Schal. Sie kamen

ins Gespräch. Die Frau erzählte,

sie hätte eine ältere Schwester.

Die hätte heute Geburtstag

und sie würde sich immer

aufregen, wie sie herumlief.

bleiben. Sie wollte der Schwester zeigen,

wie schön sie aussah.

Blaue Feder bestätigte ihr wie schön sie

sie fand, und wie schön die Farben

strahlten an einem doch eher grauen Tag.

Die beiden verstanden sich gut und Blaue

Feder fing an zu malen. Die bunte Frau

bedankte sich sehr herzlich und wollte

gleich das Bild der Älteren Schwester

schicken. Dann war sie auch schon

verschwunden.

‚Sich selbst treu bleiben‘ hallte in Blaue

Feder nach.

Sie fragte Blaue Feder, ob sie

wohl ein Bild von ihr malen

könnte. Sie wollte es der

Schwester schicken. Sie fand

sich schön so bunt und man

müsse doch sich selbst doch treu


Blaue Feder stand unter einer Stieleiche

und ihr fielen die Mistelzweige auf, die

heruntergefallen waren. Sie sammelte sie

auf und bedankte sich bei den Eichen die

voller Misteln hingen.

Sie kam an einen See und in seiner Mitte

war ein Fisch und dahinter sprudelte eine

Wasserfontäne. Es sah aus als würde die

Fontäne direkt aus dem Fisch

heraussprudeln.


Mit dem Blick auf zwei alte Säulen, die

wohl früher ein Kurhaus gewesen waren,

verabschiedete sich Blaue Feder von dem

Gang durch die Grünen Wiesen. Um die

Säulen herum lagen weitere Zeitzeugen

des alten Kurhausbaus und ein Meer von

Sternenblumen winkte ihr zu.



Die Quellen

Nun wollte sie sich aufmachen und die

Heilquellen in der Alten Stadt suchen.

Blaue Feder stand vor dem wohl neuen

Kurhaus. Über dem Eingang stand: Aquis

mattiacis - Das Wasser der Mattiaker.

Blaue Feder fand sich unter einer Platane

wieder auf der viele grüne Papageien

saßen. Was für ein Anblick. Es waren

Halsbandsittiche wie sie sie auch in Kew

Garden gesehen hatte. Mit ihrem

leuchtendgrünen Gefieder und ihrem

prägnanten Geschrei fallen sie schon sehr

auf. Blaue Feder stand lange bei ihnen und

freute sich an ihrem Treiben. Frisch

aufgetankt in dem leuchtend Grün der

Halsbandsittiche lief Blaue Feder weiter.

Sie waren so bunt wie die Frau aus den

Wiesen.



Nun suchte sie die ‚Drei Lilienquelle‘. Sie

versuchte den Anweisungen ihres Handys

zu folgen. Aber sie lief ständig in die

falsche Richtung. Das war nichts für sie.

Sie folgte lieber ihrer Intuition. Sie

steckte ihr Handy wieder ein und gagelte

einfach drauf los und kurze Zeit darauf

stand sie direkt vor der Quelle. Wenn sie

sich auf ihre innere Führung verließ, fand

sie alles, was sie finden sollte.

Die Drei Lilienquelle war verschlossen. Es

gab eine Klingel, aber Blaue Feder traute

sich nicht zu klingeln. Noch fremdelte sie

etwas. Manchmal war sie einfach

schüchtern. Sie schaute durch das Tor

und entschied sich zur nächsten Quelle zu

gehen.


Dann war sie auch schon am Kochbrunnen.

Es war kochend heiß. Dort stand eine

Staue von einem Löwen mit vielen Köpfen.

Blaue Feder trank vom Wasser. Es

schmeckte sehr salzig, aber sie mochte

es. Sie füllte sich eine Flasche davon ab

und nahm sie mit.


Zuletzt besuchte sie den Bäckerbrunnen.

Sie schlenderte weiter durch die alte

Stadt und stand plötzlich vor einem

kleinen Laden.



Der Zauberladen

Sie schaute in das Schaufenster und war

hin und weg. Blaue Feder sah in dem

Laden eine Frau, die sie anlächelte und

schon verschwand Blaue Feder in dem

Laden. Blaue Feder fühlte sich wie Alice

im Wunderland. Sie fragte die

Frau, ob sie sich ein wenig

umschauen dürfte.

Da hingen überall Figuren aus

Alice im Wunderland. Die

waren allerdings nichts für

Blaue Feder Portemonnaie.

Die beiden Frauen kamen ins

Gespräch. Der Laden war

winzig klein und von oben bis

unten mit zauberhaften

Dingen bestückt. Es gab so

viel zu sehen.

Was für ein Laden - es musste wohl ein

Zauberladen sein.

Als Erinnerung wollte Blaue Feder eine

Kleinigkeit mit nehmen. Sie entschied sich

für einen kleinen Blauen Elefanten. Blaue

Feder liebte Blaue Elefanten wie

ihr schon wisst.

Das lag wohl daran, dass

Blaue Feder Ganesha mochte,

den Elefantengott, der auf

einer Ratte reitet, aber

auch den Blauen Elefanten

aus der Sendung mit der

Maus.

Sie fragte die Frau in dem Laden

nach einem Ort, wo sie essen, gehen

konnte. Sie hatte von einem wunderbaren

Thailänder gehört.

Die Zauberin erklärte ihr den Weg.

Er führte direkt an einer Seejungfrau

vorbei.




Thai Banyan

Blaue Feder fand das wunderbare

Restaurant und das Essen

war so lecker als

angekündigt. Sie wurde

von vorne bis hinten

verwöhnt.

Sie ließ den Tag

nachklingen. Sie

hatte so viele

nette Menschen

kennengelernt

und Wunderbares

gesehen.

Nun waren ihre Beine

müde und so schlenderte

Blaue Feder nach Hause.

Sie kannte sich nun schon

gut aus in der fremden

Stadt.

Wiesbaden machte es ihr

leicht, sich wohlzufühlen. Sie fand

ihre Straße und sie holte die drei Schlüssel

heraus.

Sie schloss das große Tor mit dem großen

Schlüssel auf. Sie ging die

Treppe hinauf.

Dann schloss die

mittlere Tor mit dem

mittleren Schlüssel

auf und ging wieder eine

Treppe hoch.

Dann stand sie vor

der Wohnungstür

und auch diese

ging mit dem

kleinen Schlüssel

auf. Nun war sie

Zuhause. Zuhause über den

Dächern und unter dem

Himmel von Wiesbaden.

Sie trank am Abend

noch ihr Heilwasser,

schrieb ein paar Karten an

ihre Liebsten und dann fiel sie auch

schon müde ins Bett.


Der Traum

Blaue Feder bat um einen Traum, der ihr

momentanes Thema spiegelte.

Sie träumte von zwei Frauen. Die eine

Frau war sehr

erdverbunden und in der

Realität verankert.

Die andere Frau war eher feinstofflich

unterwegs und empfahl Blaue Feder im

Traum ein Buch über Elfen.

Vielleicht waren das zwei Seiten von

Blaue Feder, die nach einer Synthese

suchten. Wer weiß.


Das Frauenhaus und ältere Schwester Luisa

Am Morgen holte sich Blaue Feder im

Heimathafen etwas zum Frühstücken.

Dann machte sie sich auf den Weg ins

Frauenhaus. Es war nicht weit zu laufen

und schon stand sie im Frauenhaus mit

vielen anderen Frauen.

Sie sah Schwester Luisa und vielleicht

hatte sie sich ausgemalt, sie würden sich

sehen und wieder erkennen wie aus einem

anderen Leben und in die Arme fallen. So

war es denn nicht.

Schon einmal hatte Blaue Feder ein alten

Rinpoche getroffen und sie hatten die

Köpfe zusammengesteckt wie es die

Tibeter taten. Auch da hatte sie

gedacht, es müsste ein Wunder

geschehen. Aber auch dieses Wunder blieb

aus.

Schwester Luisa saß da mit ein paar

Frauen, die sie vielleicht schon kannte.

Blaue Feder sagte nur ‚Hallo‘ und gesellte

sich zu anderen Frauen, die wie sie

Schwester Luisa nur aus den Büchern

kannten und sie nun endlich kennenlernen

wollten.

So wie sie, waren viele dem Ruf gefolgt.

Es waren sehr viele Frauen und Blaue

Feder musste erst einmal ankommen.

Dann setzen sich alle ans Feuer.

Ältere Schwester Luisa stellte zu Beginn

einige Fragen und jede von Ihnen

beantwortet die Fragen in Stille für sich.

Sie verbrachten den ganzen Tag

miteinander, machten Übungen, Rituale,

tanzten und sangen. Blaue Feder möchte

nicht weiter eingehen, auf das, was die

Schwestern miteinander teilten. Du

kannst es alles nachlesen.

Es gibt ein Buch zu dem Thema ‚Im

Körper zuhause‘.



Im Raum der Ahninnen

In der Pause ging Blaue Feder in einen

Raum, dort standen sie, die Ahninnen, die

Alten, die Göttinnen aus allen Ländern.

Blaue Feder begrüßte sie alle.

Sie traf Artemis, die Herrin der Tiere. Da

tanzte Mama Afrika, die uns mit der Erde

verbindet. Sie tauchte in das Lächeln der

sumerischen Göttin Anahita. Sie

begrüßte die Frau mit dem

Ahninnengefäß auf dem Kopf. Da war die

Vogelgöttin, die ihr den Atem einhauchte.

Sie wusste nicht wie sie alle hießen. Hier

sind ein paar, die sie ansprachen. Es waren

viele, viele mehr.

Wer mehr wissen möchten, kann sich den

Katalog der Ausstellung besorgen. Blaue

Feder war sehr berührt von soviel

Frauengeschichte und Frauenkraft.

Als Blaue Feder wieder ans Feuer zurück

ging, traf sie Schwester Luisa auf der

Treppe. Sie fragte sie, ob sie sie umarmen

darf. Die beiden Frauen umarmten sich.

Blaue Feder weinte, weil sie so berührt

war. Schwester Luisa sagte zu ihr:

‚Alles wird gut, weil wir es wollen.‘

Der Satz klang erst einmal fremd in ihrem

Herzen. Sie nahm ihn herein und mit der

Zeit würde sie ihn vielleicht verstehen.

Die Frauen blieben den ganzen

Nachmittag am Feuer. Jede Frau durfte

sich am Feuer etwas von den anderen

Wünschen. Blaue Feder wünschte sich

einen Jodler wie im Traum. Alle Frauen

jodelten und es war wunderbar.

Auch zogen sich alle Frauen eine Karte

aus einem Tarot Deck. Blaue Feder zog

‚Coyote Woman‘. Das passte zu dem

Fuchs, den sie gezeichnet hatte. Vielleicht

ging sie mit dem Trickster weiter. Wer ist

‚Coyote-Woman‘? Es würde sich zeigen.

Die Frauen verabschiedeten sich und

gingen oder fuhren heim.


Eine stürmische Nacht

Blaue Feder blieb die Nacht noch in

Wiesbaden. Sie konnte nicht schlafen.

Draußen tobte ein Sturm und in ihr auch.

In ihr war so viel Energie, die Energien

der Ahninnen, all dieser Göttinnen aus

allen Ländern und die ganze Frauenpower

des Frauenfeuers. Es war noch einmal kalt

geworden und als Blaue Feder am Morgen

erwachte, lag Wiesbaden eingehüllt in

Schnee.




Die Rückfahrt - ‚I have a dream‘

Blaue Feder hatte überlegt den Morgen

noch in die Therme zu gehen. Es hätte

heute auch noch einen Vortrag zu dem

neuen Buch von Luisa gegeben. Doch

hatte sie das Gefühl, sie hatte alles

erlebt, was für sie wichtig war und als sie

den Schnee sah, hatte sie den Impuls

einen früheren Zug zu nehmen. Sie ging

zur Bahn, kam an einem Spielplatz vorbei

und dachte noch einmal an das Mädchen,

die bunte Frau und die Alte.

Auf dem Bahnhofsdach lachte ihr Merkur

entgegen und fragte: ‚Wirst Du die

Geschichte einmal erzählen?‘

Sie tauschte ihr Ticket und erreichte den

Zug, den sie sich rausgesucht hatte. Es

war gut, den früheren Zug zu nehmen, ihr

Zug wäre ausgefallen.

Blaue Feder saß nun warm in dem Zug und

schaute aus dem Fenster.

Als sie durch Hattingen fuhren, sah sie

eine Streetart-Malerei an einem Haus.

Ein Fuchs lachte ihr entgegen und Blaue

Feder musste grinsen. Was war das für

eine Kraft, die sie einlud, ausgetretene

Pfade zu verlassen und sich auf neue

Wege einzulassen? Wie würde sich Coyote

Woman in ihrem Leben zeigen? ie Närrin,

die uns in das Ungeordnete und Wilde

initiiert.

Eine wichtige Medizin in diesen Zeiten des

Wandels. Sie wusste, die Närrin spielte

gerne mit den Gegensätzen. Diese in

Synthese zu verbinden, das war vielleicht

ihr Traum. Sie ließ auf der Rückfahrt

noch einmal das Geschehene an sich

vorbeigleiten und kam wohl daheim wieder

an.

Es fühlte sich an, als hätte sie einen Tag

am Meer verbracht und die

Sternenblumen in ihrem Herzen lachten.

Mit neuen Eindrücken würde sie ihr Jahr

weben und wie immer war sie gespannt,

wie es weiter ging.


Literatur und Ausstellungen:

Te Wananga o Nga Hau e Wha - Weisheit der Vier Winde

Im Körper Zuhause von Luisa Francia

Mond, Tanz und Magie von Luisa Francia

Haus der Spiegel – Museum Wiesbaden

Ausstellung:

Gerhard Richter – Frühe Bilder 2018

Ausstellungskatalog Museum

Ausstellungskatalog Frauenmuseum

Sag an, wer ist doch diese – Göttinnen-Figuren und Marienbilder

Frauenmuseum Wiesbaden

Wörthstr. 5

65185 Wiesbaden

www. frauenmuseum-wiesbaden.de


Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!