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-Zeitung - GEW

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Foto: Thurm<br />

Foto: T. Senger<br />

1-2/05<br />

-<strong>Zeitung</strong><br />

Pädagogischer Konstruktivismus<br />

Teil 3 (S. IX - XII)<br />

114. Jahrgang<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Personalratsarbeit ist unsere Sache - <strong>GEW</strong><br />

Wahrheit<br />

durch VERA?<br />

(S. 8 -11)<br />

Pädagogische Fachkräfte -<br />

Arbeit unter unsortierten Verhältnissen (S.4 - 7)


Foto: Clessienne<br />

Kolumne / Inhalt / Impressum<br />

2<br />

Die schärfsten<br />

Kritiker der Elche...<br />

waren früher selber welche. So dichtete<br />

einst Robert Gernhardt und nahm damit<br />

jene Zeitgenossen auf die Schippe,<br />

die - einem Laster gerade entronnen -<br />

mit einem Eifer missionarischen Ausmaßes<br />

ihre noch der Sucht verfallenen<br />

Mitmenschen auf den Pfad der Tugend<br />

zu bringen versuchen - und damit meist<br />

genau das Gegenteil des Intendierten<br />

erreichen.<br />

Thema Sucht und wie man davon los kommt. Vordergründig ist ja<br />

alles klar. Legale Drogen wie Nikotin und Alkohol schaden nicht nur<br />

dem Konsumenten, sondern auch dessen Umwelt. Beifall also für jene<br />

Bundesländer wie Hessen, die Nikotin- und Alkoholkonsum an Schulen<br />

verboten haben?<br />

Ach ja, wie schön wäre es, wenn sich Süchte durch schlichte Restriktionen<br />

aus der Welt schaffen ließen. Verändern wird sich - das zeigen<br />

Erfahrungen an so genannten „rauchfreien Schulen“ - nur insofern<br />

etwas, als die Probleme vom Schulgelände wegverlagert werden. Eine<br />

rauchfreie Schule ist schließlich keine raucherfreie. Die qualmenden<br />

SchülerInnen verziehen sich dann eben bei jeder Gelegenheit in die<br />

Wichtige Info für Mitglieder<br />

Wie jedes Jahr sind Beitragsquittung und Mitgliedsausweis<br />

im kartonierten Umschlag der Februar-Ausgabe unserer Bundeszeitung<br />

E&W zu finden, der unsere Landeszeitung beiliegt.<br />

Also: nicht wegwerfen, sondern heraustrennen und dann beim<br />

Finanzamt Kohle zurückholen. red<br />

Aus dem Inhalt <strong>GEW</strong>-ZEITUNG Rheinland-Pfalz Nr. 1-2 / 2005:<br />

Schulen Seiten 3 - 17<br />

Betriebsratsfortbildung Seite 18<br />

Rechtsschutz Seite 19<br />

Nachruf: Zum Gedenken an Rainer Probst Seite 20<br />

Alter + Ruhestand Seite 21<br />

Tipps + Termine Seiten 21 - 26<br />

Kreis + Region Seite 27<br />

<strong>GEW</strong>-Handbuch Seite 28<br />

Mittelteil: Päd. Konstruktivismus, Teil 3 Seiten IX - XII<br />

Impressum <strong>GEW</strong>-ZEITUNG Rheinland-Pfalz<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz, Neubrunnenstr. 8, 55116<br />

Mainz, Tel.: (0 61 31) 28988-0, Fax: (06131) 28988-80, E-mail: gew@gew-rheinland-pfalz.de<br />

Redaktion: Günter Helfrich (verantw.), Paul Schwarz (Stellvertr./Bildungspolitik), Ursel Karch (Gewerkschaftspolitik),<br />

Karin Helfrich (Außerschulische Bildung), Marc-Guido Ebert (Junge <strong>GEW</strong>);<br />

Redaktionsanschrift: <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz, Postfach 22 02 23, 67023 Ludwigshafen, Tel./<br />

Fax: (0621) 564995, e-mail: guenter.helfrich@gew-rlp.de<br />

Verlag und Anzeigen, Satz und Druck: Verlag Pfälzische Post GmbH, Winzinger Str. 30, 67433<br />

Neustadt a.d.W., Tel.: (06321) 8 03 77; Fax: (0 63 21) 8 62 17; e-mail: vpprei@aol.com, Datenübernahme<br />

per ISDN: (0 63 21) 92 90 92 (Leonardo-SP - = 2 kanalig)<br />

Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen<br />

nicht in jedem Falle der Ansicht des <strong>GEW</strong>-Vorstandes oder der Redaktion. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte oder zugemailte Daten wird keine Gewähr übernommen.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten; für Nichtmitglieder jährlich Euro 18,-- incl. Porto<br />

+ MWSt. (Bestellungen nur beim Herausgeber.) Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.<br />

Im anderen Falle erfolgt stillschweigend Verlängerung um ein weiteres Jahr.<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 12 beim Verlag erhältlich. Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Vormonats.<br />

außerschulische Umgebung, was garantiert zu massiven Probleme mit<br />

der Nachbarschaft führt. Wer mag schon einen mit Kippen übersäten<br />

Bürgersteig vor seinem Haus.<br />

Auch Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte werden das Rauchen nur<br />

aus eigenem Antrieb (und vielleicht unterstützt durch Entwöhnungsprogramme)<br />

und ganz bestimmt nicht durch Druck von oben aufgeben.<br />

Im Gegenteil: Wer lässt sich schon gerne ausgerechnet von Politikern<br />

erziehen, die ansonsten eher Probleme produzieren als lösen.<br />

Auch hier wird sich die Nachbarschaft freuen - in diesem Falle wirklich,<br />

denn die Gaststätten und Cafés der Umgebung dürfen sich auf<br />

steigende Umsätze verlassen, während in der Schule die Kommunikation<br />

zurück geht.<br />

Halt! Stopp! Das klingt doch wie ein Plädoyer für die Sucht. Schließlich<br />

haben Lehrkräfte gefälligst Vorbilder zu sein.<br />

Arme LehrerInnen. Da ist euer Job schon aufreibend genug, und jetzt<br />

sollt ihr auch noch perfekte Vorbilder sein. Aber wirklich perfekt. Also,<br />

nicht rauchen, nicht trinken und gesund ernähren. Schließlich sprechen<br />

Ernährungsforscher inzwischen von einer Epidemie der Fettsucht,<br />

unter der mehr als die Hälfte der Menschen in Industrienationen leiden.<br />

Nicht zu vergessen: die nicht-stofflichen Süchte, die einen krank machenden<br />

Psycho-Mief verbreiten können, gegen den ein Aufenthalt im<br />

Raucherabteil wie ein Kururlaub wirkt.<br />

Wer hat nicht schon vordergründig „suchtfreie“ KollegInnen oder Vorgesetzte<br />

erlebt, die durch ihren Egozentrismus, ihre Profilierungs- und<br />

Geltungssucht verheerend auf das Betriebsklima wirken und schamlos<br />

ihre Launen und ihren Frust an ihren bedauernswerten Mitmenschen<br />

ausleben.<br />

Wenn es Erwartungen an die Vorbildungsfunktion von Lehrkräften<br />

gibt, dann sollten diese realistisch und machbar sein. Wie wäre es z.B.<br />

mit diesem Anspruch: Gute LehrerInnen bemühen sich, ordentlich vorbereitet<br />

und möglichst ausgeglichen in ihren Unterricht zu gehen, um<br />

in einer positiven Atmosphäre Lernprozesse zu ermöglichen. Wie sie<br />

sich in ihrer freien Zeit entspannen, ist ihre Privatangelegenheit.<br />

Günter Helfrich<br />

<strong>GEW</strong>-Schnellerhebung zur Unterrichtsversorgung zu Beginn des S<br />

Ist Soll U-Ausfall Anzahl Klassen + -<br />

GS 33.202 33.282,8 0,20% 1.340 1,40% -3,10%<br />

GHS 9.055 9.231 1,90% 297 0,00% -6,40%<br />

HS 14.006,5 14.550 3,80% 383 0,30% -7,00%<br />

RegS 9.673,5 9.996 3,40% 288 4,10% -2,10%<br />

DOS 3.881 3.949 1,70% 103 6,70% -1,00%<br />

RealS 14.700 15.102,5 2,70% 554 1,10% -3,10%<br />

IGS 7.261,5 7.470,3 2,90% 185 3,30% -0,50%<br />

BBS 4.541 5.028 10,70% 252 4,40% 0,00%<br />

Gym 17.758 18.365,7 3,40% 439 2,30% 0,00%<br />

SoSch 17.641,7 18.568,4 5,20% 499 2,80% 1,60%<br />

Unterrichtsausfall insgesamt (ohn<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


Amtliche Statistik sagt wenig über die Schulwirklichkeit aus<br />

Am 17. November 2004 veröffentlichte das Bildungsministerium<br />

die alljährliche Statistik zur Unterrichtsversorgung an den<br />

Schulen in Rheinland-Pfalz. Darin hieß es: „Unterrichtsversorgung<br />

im Schuljahr 2004/2005 weiter auf hohem Niveau - Gesamtschülerzahl<br />

erstmals leicht rückläufig“. Das ist die offizielle<br />

Lesart. Die <strong>GEW</strong> sieht diese Besserung nicht und stützt sich dabei<br />

auf ihre jedes Jahr zu Beginn des Schuljahres durchgeführte<br />

„Schnellerhebung“ an den Schulen des Landes.<br />

Von den 1.843 allgemein bildenden Schulen des Landes haben 303<br />

Schulen (16,4%) eine Rückmeldung an die <strong>GEW</strong> geschickt (vgl. Tabelle<br />

1). Abgefragt wurden das Unterrichtsstunden-Ist zu Beginn des<br />

Schuljahres 2004/2005, das Unterrichtsstunden-Soll (Anzahl der Stunden,<br />

die der Schule zugewiesen werden müssten, um eine Hundertprozent-Versorgung<br />

zu erreichen) und die aktuelle Anzahl der Klassen im<br />

Vergleich zum Unterrichtsjahr 2003/2004. Außerdem wollten wir<br />

wissen, ob die Schulen Neue Ganztagsschulen sind (insgesamt 72 von<br />

303 Schulen).<br />

Zunächst die „gute“ Nachricht: Die Ergebnisse, die die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz<br />

ermittelte, weichen unwesentlich von den Ergebnissen des<br />

Ministeriums ab: Wie das MBFJ ermittelte auch die <strong>GEW</strong> bei den<br />

Grundschulen eine Unterversorgung von 0,2%. Diese gute Versorgung<br />

führen wir ebenfalls auf die gesunkenen SchülerInnen-Zahlen - und<br />

damit weniger einzurichtender Klassen - zurück (vgl. Tabelle 1, Zeilen<br />

5 und 6). Die Aussage des Ministeriums, dass die SchülerInnen-Zahlen<br />

auch in den Hauptschulen, den Förderschulen und den Realschulen<br />

zurückgegangen seien, bestätigen die Umfrageergebnisse der <strong>GEW</strong><br />

(vgl. Tabelle 1, Zeilen 5 und 6 bei den jeweiligen Schularten). Ebenfalls<br />

fast identisch sind die Zahlen bei den Zuwächsen in den Dualen<br />

Oberschulen (<strong>GEW</strong> 5,7%, MBFJ 5.5%) und Regionalen Schulen<br />

(<strong>GEW</strong> 2%, MBFJ 2,3%).<br />

Bei Realschulen und Integrierten Gesamtschulen liegen die ermittelten<br />

Zahlen der <strong>GEW</strong> zur Unterrichtsversorgung fast identisch zu denen<br />

des MBFJ (RS 2,7% <strong>GEW</strong>, 2,3% MBFJ; IGS 2,9% <strong>GEW</strong>, 2,8%<br />

MBFJ).<br />

chuljahres 2004/2005<br />

GTS keine GTS Rückm. ges. Sch. insg. 03/04 % Rückm.<br />

17 144 161 990 16,30%<br />

4 12 16 86 18,60%<br />

13 14 27 138 19,60%<br />

6 9 15 84 17,90%<br />

2 3 5 13 38,50%<br />

3 15 18 117 15,40%<br />

1 6 7 19 36,80%<br />

0 3 3<br />

2 14 16 140 11,40%<br />

24 14 38 141 27,00%<br />

e BBS) : 2,6 %<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

Auswertung:<br />

Kai Boehlkau<br />

Schulen<br />

Völlig anders sieht das allerdings bei den Hauptschulen, Regionalen<br />

Schulen, Dualen Oberschulen und Förderschulen aus:<br />

Schulart <strong>GEW</strong> MBFJ<br />

Hauptschule 3,8% 2,2%<br />

Regionale Schule 3,4% 1,8%<br />

Duale Oberschule 1,7% 0,6%<br />

Förderschule 5,2% 3,8%<br />

Wie lassen sich diese Unterschiede erklären?<br />

Während die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz „ungeschminkte“ Auskünfte erhält,<br />

basieren die Daten des MBFJ auf der amtlichen Statistik, die von<br />

den SchulleiterInnen und SchulaufsichtsbeamtInnen bearbeitet werden.<br />

Außerdem sind die Angaben der Schulen zu Beginn des neuen Schuljahres<br />

an die <strong>GEW</strong> übermittelt worden.<br />

Wie anders lassen sich sonst Zahlen erklären, die der <strong>GEW</strong> signalisieren,<br />

dass an Schulen im sozialen Brennpunkt bzw. an Schulen in Regionen,<br />

die nicht zu den bevorzugten gehören (Westpfalz, Westeifel,<br />

Hunsrück, hoher Westerwald, Ludwigshafen-Stadt) zum Teil mehr als<br />

70 Stunden fehlen (z. B. GHS in Rheinhessen: - 70 Stunden, HS im<br />

Westerwald: - 92 Stunden, RegS in der Pfalz: - 78 Stunden, RS in der<br />

Eifel: - 65 Stunden, DOS im Rheingraben: - 42 Stunden, Förderschule<br />

L: - 65 Stunden, Gymnasium an der Mosel: - 73,5 Stunden, IGS im<br />

Rheingraben: - 74,5 Stunden)?<br />

Von den Haupt- und Förderschulen, die eine Rückmeldung an die <strong>GEW</strong><br />

gegeben haben, wurde immer wieder angemerkt, dass es an ausgebildetem<br />

Personal fehlt bzw. bestimmt Fächerkombinationen nicht zu besetzen<br />

sind und deshalb der Unterrichtsausfall so hoch ist. Auch Vertretungslehrkräfte<br />

sind nicht mehr zu haben (das melden nicht nur die<br />

Schulen, sondern auch die Bezirkspersonalräte der Schulen bei der ADD<br />

in Trier).<br />

Während das MBFJ einen Versorgungsgrad von 98,1% an den allgemein<br />

bildenden Schulen ermittelt hat, ergab die <strong>GEW</strong>-Umfrage eine<br />

Unterversorgung von insgesamt 2,6% oder einen Versorgungsgrad von<br />

97,4% (Differenz zum MBFJ = 0,7%).<br />

Die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz stellt fest:<br />

Ohne eine ausreichende Lehrerfeuerwehr bzw. eine Vertretungsreserve,<br />

kann der Unterricht nicht voll gewährleistet werden. Gruppen oder<br />

Klassen müssen zusammen gelegt werden, bestimmte Fächer können<br />

nicht unterrichtet werden, nach wie vor basiert die „Unterrichtsversorgung<br />

auf hohem Niveau“ auf wackligen Füßen, da zum Teil Vertretungslehrkräfte<br />

mit nicht ausreichender Qualifikation den Unterricht<br />

aufrecht erhalten.<br />

Wer Qualität in den Schulen, Qualität im Unterricht und eine Qualitätsentwicklung<br />

verlangt, muss auch entsprechend qualitätsvoll ausgebildetes<br />

Personal zur Verfügung stellen. Wenn Ministerin Ahnen in ihrer<br />

Presseerklärung vom 17. November 2004 ausführt: „Auch weiterhin<br />

müssen wir uns anstrengen, um unsere Schülerinnen und Schüler<br />

mit gutem Unterricht zu versorgen, und wir werden das tun.“, dann ist<br />

es überhaupt nicht nachzuvollziehen, dass auch für 2005 eine Lehramtsanwärter-Höchstzahlverordnung<br />

erlassen wurde. Alle an den Universitäten<br />

ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer müssen ohne jede<br />

Wartezeit und ohne eine Höchstzahlverordnung übernommen werden,<br />

denn die Schulen in Rheinland-Pfalz brauchen dringend jede/n Lehrerin<br />

und jeden Lehrer.<br />

Tilman Boehlkau<br />

3


Schulen<br />

Pädagogische Fachkräfte - Arbeit unter unsortierten Verhältnissen<br />

120 TeilnehmerInnen aus nahezu ganz Rheinland-Pfalz bei <strong>GEW</strong>-Tagung<br />

An Schulen arbeiten LehrerInnen, klar. Und sonst? Die KollegInnnen im Sekretariat,<br />

der Hausmeister und...? Da war doch noch was? Ach ja, die Pädagogischen<br />

Fachkräfte. Aber, was sind deren eigentliche Aufgaben? Was verdienen<br />

sie und wie werden sie eingesetzt?<br />

Um diese und weitere Fragestellungen zu erörtern und über Perspektiven für<br />

Pädagogische Fachkräfte zu diskutieren, lud die <strong>GEW</strong> nach Ludwigshafen<br />

ein. Weit über 100 Pädagogische Fachkräfte folgten der Einladung. Veranstaltungen<br />

in Trier und Koblenz sind terminiert.<br />

4<br />

Eine Veranstaltung für Pädagogische<br />

Fachkräfte an Schulen also. Nichts<br />

schwieriger als das, so die einhellige<br />

Meinung unserer ReferentInnen. Der<br />

Grund: Kaum irgendwo sind die Arbeitsverhältnisse<br />

so unterschiedlich<br />

geregelt wie in diesem Bereich. „Machen<br />

wir natürlich trotzdem oder<br />

besser: gerade deswegen!“ So begannen<br />

Brigitte Strubel-Mattes (Juristin<br />

der <strong>GEW</strong>), Sylvia Sund (stellvertretende<br />

Vorsitzende der <strong>GEW</strong> und<br />

Hauptpersonalrätin für Förderschulen)<br />

sowie Thomas Rausch (Bezirkspersonalrat<br />

für Förderschulen bei der<br />

ADD in Trier) mit der inhaltlichen<br />

Vorbereitung. Im Ludwigshafener<br />

Heinrich-Pesch-Haus fand der Autor,<br />

der als Organisator fungierte, den<br />

richtigen Rahmen, einen Raum, geeignet<br />

für ungefähr dreißig Personen.<br />

Mehr würden zu diesem trockenen<br />

Thema wohl ohnehin nicht kommen,<br />

zumal der 30. November nicht<br />

gerade für angenehme Temperaturen<br />

und gute Straßenverhältnisse steht.<br />

Am Ende musste der Raum zweimal<br />

umgebucht werden und schließlich<br />

kamen sage und schreibe 120 TeilnehmerInnen<br />

aus nahezu ganz<br />

Rheinland-Pfalz. Erfreulich: Alle<br />

Schularten, in denen Pädagogische<br />

Fachkräfte arbeiten, waren vertreten.<br />

Kaum begonnnen, wurden die Problemlagen<br />

schnell klar.<br />

Gekündigter<br />

BAT-Tarifvertrag<br />

Die Tarifgemeinschaft der Länder<br />

(TdL) hat zum 30. April 2004 die<br />

Arbeitszeitbestimmungen des BAT<br />

gekündigt. Für KollegInnen, die vor<br />

dem 01. Mai 2004 eingestellt wurden,<br />

ist dies zunächst nicht von allzu<br />

großer Bedeutung. Sie unterliegen<br />

der sogenannten Nachwirkung,<br />

die alten Regelungen gelten fort. Für<br />

alle KollegInnen, die später eingestellt<br />

wurden, ist die Sache jedoch<br />

problematischer. Landesangestellte<br />

werden neuerdings auf Grundlage<br />

einer 40-Stundenwoche eingestellt.<br />

Das bedeutet für KollegInnen in<br />

Teilzeit ein niedrigeres Gehalt, da die<br />

Bemessungsgröße nun von 38,5 auf<br />

40 Stunden steigt. Für KollegInnen<br />

in Vollzeit ändert sich jedoch nichts.<br />

Wichtig: Auch die Präsenzzeit ändert<br />

sich aufgrund des gekündigten Tarifvertrages<br />

nicht! Sollte dennoch<br />

eine höhere Präsenzzeit angeordnet<br />

werden, ist dies nicht korrekt. In diesem<br />

Falle wird den betroffenen KollegInnen<br />

geraten, sich an ihre <strong>GEW</strong><br />

zu wenden. Bezirks- und Hauptpersonalräte<br />

setzen sich zurzeit dafür<br />

ein, dass die teilzeitbeschäftigten<br />

KollegInnen nicht benachteiligt und<br />

die Verschlechterungen zurückgenommen<br />

werden.<br />

Schwieriger gestaltet sich die Sachlage<br />

für KollegInnen, die bei freien<br />

Trägern angestellt sind. Diese unterliegen<br />

nicht dem Tarifvertrag. Jedoch<br />

bezieht sich der jeweilige Arbeitsvertrag<br />

in der Regel mehr oder weniger<br />

auf den BAT. Und dieses „mehroder-weniger“<br />

ist genau das Problem.<br />

„Da müssen wir genau hinschauen,<br />

im Zweifelsfall jeden Arbeitsvertrag<br />

einzeln prüfen“, so Strubel-Mattes<br />

auf der Veranstaltung. Denn es gibt<br />

eine Vielzahl von uneindeutigen Formulierungen.<br />

Oftmals muss gar die<br />

„betriebliche Praxis“ herhalten. So,<br />

wenn im Arbeitsvertrag keine genauen<br />

Regelungen festgehalten wurden.<br />

„In Anlehnung an BAT“ ist solch<br />

eine wachsweiche Formulierung.<br />

Wer lehnt sich denn da in welchen<br />

Punkten wie stark an? Klarer wird es<br />

bei Formulierungen wie „es gilt der<br />

BAT für Angestellte der Länder in<br />

seiner jeweils gültigen Fassung“.<br />

Eine Klassenfahrt, die ist<br />

lustig...<br />

Kann eine Pädagogische Fachkraft<br />

zur Teilnahme an einer Klassenfahrt<br />

verpflichtet werden? Grundsätzlich<br />

ja, so die Juristin, denn die Teilnahme<br />

an Klassenfahrten ist Teil der<br />

schulischen Aufgaben. Die entscheidende<br />

Frage ist jedoch nicht, ob eine<br />

Pädagogische Fachkraft an einer<br />

Klassenfahrt teilnehmen muss, sondern<br />

zu welchen Bedingungen sie<br />

dies tut. Einige erstaunte Gesichter<br />

gab es im Saal beim Thema Teilnahme<br />

von Teilzeitkräften. Während einer<br />

Klassenfahrt sind Teilzeitkräfte<br />

nämlich den Vollzeitkräften gleichgestellt.<br />

Das heißt, sie haben für den<br />

Zeitraum der Klassenfahrt Anspruch<br />

auf Vergütung als Vollzeitkraft. Die<br />

Vergütung erfolgt jedoch zunächst<br />

nicht in Euro, sondern in Freizeit.<br />

Nur wenn diese nicht gewährt werden<br />

kann, besteht ein Anspruch auf<br />

Bezahlung. Auch in diesem Fall gilt:<br />

Mitglieder wenden sich bei Problemen<br />

an ihre <strong>GEW</strong>.<br />

Willkür bei Präsenzzeiten?<br />

Kollegin Müller arbeitet seit einiger<br />

Zeit als Pädagogische Fachkraft an<br />

einer Grundschule. Ihre Präsenzzeit<br />

beträgt 27,5 Stunden bei einer vollen<br />

Stelle. Kollege Meier ist neu an<br />

der Schwerpunktschule. Er wurde<br />

von einer Förderschule hierher abgeordnet.<br />

Meier freut sich wie ein<br />

Schneekönig über die Arbeitszeiten,<br />

hatte er doch in der Förderschule 33<br />

Stunden Präsenzzeit zu leisten. Als<br />

er aber nun seinen Stundenplan<br />

sieht, fällt er aus allen Wolken. Ihm<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


wird wiederum eine Präsenzzeit von<br />

33 Stunden abverlangt. Doch Kollege<br />

Meier lässt sich das nicht so<br />

ohne weiteres gefallen. Er wendet<br />

sich an seine <strong>GEW</strong>-Personalrätin<br />

und - was muss er da hören - sie bestätigt<br />

diese höhere Präsenzzeit. Leider,<br />

leider, so die Personalrätin, existieren<br />

in den verschiedenen Schularten<br />

höchst unterschiedliche Regelungen.<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

Wie unterschiedlich die Regelungen<br />

sind, zeigt das Schaubild.<br />

So war es nicht verwunderlich, dass<br />

sich in Ludwigshafen Empörung<br />

breit machte. Die Politiker müssten<br />

doch einsehen, dass solch eine Ungleichbehandlung<br />

untragbar sei.<br />

Strubel-Mattes stellte unmissverständlich<br />

klar, dass die ungleichen<br />

Regelungen untragbar, aber dennoch<br />

kein rechtliches, sondern viel<br />

mehr ein politisches Problem seien.<br />

Die <strong>GEW</strong> setzt sich schon lange für<br />

Verbesserungen speziell an Förderschulen<br />

ein. Da dort die Mehrzahl<br />

der Pädagogischen Fachkräfte eingestellt<br />

ist, wäre dies mit erheblichen<br />

Kosten für das Land verbunden. Für<br />

eine wirklich tragbare Neuregelung<br />

ist wohl noch einige Überzeugungsarbeit<br />

im Ministerium zu leisten -<br />

es gibt „dicke Bretter zu bohren“.<br />

Verwirrung komplett: Die Aufteilung der Arbeitszeiten von pädagogischen Fachkräften an den verschiedenen Einsatzorten.<br />

Und Geld gibt’s auch - die<br />

Eingruppierungsproblematik<br />

Eingruppiert wird nach den Richtlinien<br />

der Tarifgemeinschaft deutscher<br />

Länder (TdL). Dort ist klar<br />

geregelt, dass beispielsweise eine Erzieherin<br />

als pädagogische Unterrichtshilfe<br />

an Förderschulen (Sonderschulen)<br />

zunächst BAT Vc und<br />

nach mehrjähriger Bewährung BAT<br />

V b erhält. Der Anspruch „mehrjährig“<br />

ist übrigens bereits nach zwei<br />

Jahren erfüllt. Hat die ErzieherIn<br />

eine entsprechende Zusatzausbildung,<br />

beginnt sie bereits mit BAT<br />

Vb und steigt nach einer Bewährungszeit<br />

von vier Jahren nach BAT<br />

IVb auf.<br />

Ein Auszug aus den Richtlinien:<br />

III. Lehrkräfte an Sonderschulen<br />

6. Erzieher, Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen, Krankengymnastinnen,<br />

Logopäden und Beschäftigungstherapeuten<br />

mit entsprechender staatlicher Prüfung oder staatlicher<br />

Anerkennung und Zusatzausbildung<br />

als pädagogische Unterrichtshilfen .......................................... V b<br />

nach mindestens vierjähriger Bewährung in dieser<br />

Tätigkeit und in dieser Vergütungsgruppe ............................. IV b<br />

(Die Länder werden ermächtigt, im Einzelfall zu entscheiden,<br />

welche sonstigen Angestellten aufgrund einer geeigneten<br />

gleichwertigen Ausbildung den Erziehern, Kindergärtnerinnen,<br />

Hortnerinnen, Krankengymnastinnen,<br />

Logopäden und Beschäftigungstherapeuten gleichgestellt<br />

werden können)<br />

Schulen<br />

5


Schulen<br />

7. Erzieher, Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen,<br />

Krankengymnastinnen, Logopäden und Beschäftigungstherapeuten<br />

mit entsprechender staatlicher Prüfung oder<br />

staatlicher Anerkennung als pädagogische Unterrichtshilfen<br />

............................................................................ V c<br />

nach mehrjähriger Bewährung in dieser Tätigkeit<br />

und in dieser Vergütungsgruppe ................................... V b<br />

(Die Länder werden ermächtigt, im Einzelfall zu entscheiden,<br />

welche sonstigen Angestellten aufgrund einer<br />

geeigneten gleichwertigen Ausbildung den Erziehern,<br />

Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen, Krankengymnastinnen,<br />

Logopäden und Beschäftigungstherapeuten<br />

gleichgestellt werden können)<br />

8. Sonstige pädagogische Unterrichtshilfen ohne<br />

Ausbildung nach Fallgruppe 5, Fallgruppe 6<br />

oder Fallgruppe 7<br />

mit Zusatzausbildung ................................................... V c<br />

nach mehrjähriger Bewährung in dieser Tätigkeit und<br />

in dieser Vergütungsgruppe ........................................... V b<br />

6<br />

Willkür bei Präsenzzeiten von Pädagogischen<br />

Fachkräften Foto: Thurm<br />

Des Weiteren existieren Richtlinien für KollegInnen an Schulkindergärten<br />

oder an Vorschulklassen (siehe unten). Für alle diejenigen<br />

Fachkräfte, die weder an einer Förderschule noch in einem<br />

Schulkindergarten / einer Vorschulklasse eingestellt sind, gibt es<br />

keine gesonderten Eingruppierungsrichtlinien der TdL. Sie werden<br />

analog der unten aufgeführten Richtlinien eingestellt.<br />

Ein weiteres Beispiel: Kollegin Schmidt arbeitete als Erzieherin<br />

zwei Jahre in einem Schulkindergarten. Dieser wurde aufgelöst<br />

und sie arbeitete weitere zwei Jahre als Pädagogische Fachkraft in<br />

der Grundschule. Begonnen hatte Frau Schmidt mit BAT Vc. Aber<br />

bekommt sie den Bewährungsaufstieg nach BAT Vb (der ihr -<br />

hätte der Schulkindergarten weiter bestanden - zugestanden hätte)<br />

nun auch? Verlangt ist diesbezüglich eine vierjährige Tätigkeit<br />

Eine gute Sache:<br />

Demnächst ist diese Info-Dienst-Broschüre über die <strong>GEW</strong><br />

Landesgeschäftsstelle in Mainz (für <strong>GEW</strong>-Mitglieder kostenfrei)<br />

zu beziehen.<br />

in einem Schulkindergarten oder einer Vorschulklasse. Wird die<br />

Zeit in der Grundschule anerkannt oder nicht?<br />

Ein ähnlich gelagertes Problem: Kollege Geiger hat eine Zusatzausbildung,<br />

arbeitet aber weder in einem Schulkindergarten noch<br />

in einer Vorschulklasse. Bekommt er die höhere Eingruppierung<br />

nach BAT V b oder bekommt er sie nicht?<br />

Solche und ähnliche Fälle müssen nicht, können aber zu Problemen<br />

führen. Eine klare Regelung in den Richtlinien ist also dringendst<br />

erforderlich. Bis dahin wird eine großzügige Auslegung von<br />

der <strong>GEW</strong> und den Personalräten eingefordert.<br />

Der Auszug aus den Richtlinien:<br />

VII. Lehrkräfte an Schulkindergärten oder an Vorschulklassen<br />

für schulpflichtige Kinder<br />

4. Erzieher, Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen,<br />

Krankengymnastinnen, Logopäden und<br />

Beschäftigungstherapeuten<br />

mit entsprechender staatlicher Prüfung oder<br />

staatlicher Anerkennung und sonderpädagogischer<br />

Zusatzausbildung<br />

als Leiter eines Schulkindergartens oder einer<br />

Vorschulklasse ............................................................... V b<br />

nach mindestens vierjähriger Bewährung in dieser<br />

Tätigkeit und in dieser Vergütungsgruppe ................... IV b<br />

5. Erzieher, Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen, Krankengymnastinnen,<br />

Logopäden und Beschäftigungstherapeuten<br />

mit entsprechender staatlicher Prüfung oder staatlicher<br />

Anerkennung und sonderpädagogischer Zusatzausbildung<br />

in einem Schulkindergarten oder in einer<br />

Vorschulklasse ............................................................... V b<br />

6. Erzieher, Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen,<br />

Krankengymnastinnen, Logopäden und<br />

Beschäftigungstherapeuten<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


mit entsprechender staatlicher Prüfung oder<br />

staatlicher Anerkennung in einem Schulkindergarten<br />

oder in einer Vorschulklasse .......................................... V c<br />

nach mindestens vierjähriger Bewährung in dieser<br />

Tätigkeit und in dieser Vergütungsgruppe .................... V b<br />

Nach recht anstrengenden zwei Abendstunden waren viele Informationen<br />

gegeben, die Missstände benannt und entsprechende<br />

politische Forderungen der <strong>GEW</strong> von den Anwesenden untermauert.<br />

Das Ministerium ist weiterhin gefordert, klare einheitliche<br />

Regelungen zu schaffen, die den hohen Bildungsananforderungen<br />

und der hohen Belastung der KollegInnen Rechnung tragen.<br />

Abschließend stellten sich zahlreiche - teilweise von sehr weit her -<br />

angereiste <strong>GEW</strong>-ExpertInnen zur Klärung von Einzelfragen zur<br />

Verfügung. Es zeigte sich, dass bei vielen Problemlagen in der Tat<br />

nur eine individuelle Beratung weiterhilft. Die <strong>GEW</strong> steht dafür<br />

weiterhin zur Verfügung.<br />

Und auch „zwischen den Jahren“ waren unsere ExpertInnen nicht<br />

untätig: Demnächst ist die Info-Dienst-Broschüre Nr. 40 „Pädagogische<br />

Fachkräfte an Schulen“ in der <strong>GEW</strong>-Landesgeschäftsstelle<br />

erhältlich. In dieser Broschüre sind die wichtigsten Rechtsverordnungen<br />

und Richtlinien abgedruckt und mit kurzen Kommentaren<br />

versehen. Ein Muss für jede Pädagogische Fachkraft. Für<br />

unsere Mitglieder geben wir die Broschüre selbstverständlich wie<br />

immer kostenlos ab.<br />

Weitere Veranstaltungstermine:<br />

• Trier, 22.02.2005<br />

• Koblenz, 08.03.2005<br />

pbg<br />

<strong>GEW</strong>-Intern:<br />

Aktualisierung der<br />

Mitgliederdaten<br />

Um die Mitgliederverwaltung auf den neuesten Stand zu bringen,<br />

bitten wir alle diejenigen, bei denen im Laufe des Jahres Änderungen<br />

ihrer persönlichen Daten eingetreten sind, nebenstehenden Vordruck<br />

auszufüllen, auszuschneiden und an die <strong>GEW</strong>-Landesgeschäftsstelle<br />

in Mainz zu senden. Vielen Dank.<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

✂<br />

Daten zur Aktualisierung<br />

meiner Unterlagen:<br />

Name ____________________________________<br />

Straße ____________________________________<br />

Schulen<br />

PLZ /Ort: __________________________________<br />

Telefon priv. ________________________________<br />

Mitgliedsnummer __________________________<br />

Name der Dienststelle: _______________________<br />

_________________________________________<br />

Straße ____________________________________<br />

PLZ/Ort __________________________________<br />

Arbeitgeber ________________________________<br />

Tätigkeit _________________________________<br />

Eingruppierung ____________ ab ____________<br />

Beschäftigungsumfang _______ ab ____________<br />

Bankverbindung:<br />

Bankleitzahl ________________________________<br />

Kontonummer ______________________________<br />

Datum __________ Unterschrift ________________<br />

Bei Veränderungen bitte schicken an: <strong>GEW</strong>-Landesgeschäftsstelle<br />

· Neubrunnenstr. 8 · 55116 Mainz<br />

7


Schulen<br />

Wahrheit durch VERA?<br />

Anmerkungen zum 1. Durchgang der Leistungstests in 7 Ländern 1<br />

- Von Prof. Dr. Hans Brügelmann -<br />

Die am Anfang der vierten Klasse in Rheinland-Pfalz und sechs weiteren<br />

Bundesländern im September dieses Jahres durchgeführte Lernstandserhebung<br />

VERA (VERgleichsArbeiten... 2 ) hat unter LehrerInnen viel Aufregung<br />

verursacht. Meine Reaktion ist ambivalent: Als Forscher habe ich großen Respekt<br />

davor, was die VERA-KollegInnen unter den gegebenen Rahmenbedingungen<br />

geleistet haben. Gleichzeitig frage ich mich, ob man sich auf die gegebenen<br />

politischen und organisatorischen Rahmenbedingungen hätte einlassen<br />

sollen. Funktion, Anlage und Durchführung der Studie haben darunter<br />

gelitten.<br />

8<br />

Die Erfahrungen aus diesem Durchgang<br />

sollten deshalb als Chance genutzt<br />

werden, um zu lernen. Das gilt<br />

für diejenigen, die die Tests entwikkeln<br />

bzw. ihren Einsatz verordnen<br />

und durchführen, aber auch für die<br />

LehrerInnen, die kritisch prüfen<br />

müssen, was sie mit den Ergebnissen<br />

anfangen können - und was<br />

nicht.<br />

Was sollen und was können<br />

zentrale Testprogramme<br />

leisten? 3<br />

Drei Funktionen von VERA sind in<br />

der Außendarstellung von verschiedenen<br />

Beteiligten unterschiedlich<br />

stark betont worden und faktisch<br />

auch unterschiedlich gut einlösbar:<br />

* Bei der Bestandsaufnahme von<br />

grundlegenden Leistungen auf Landesebene<br />

(„System-Monitoring“) hat<br />

das deutsche Schulsystem tatsächlich<br />

einen Nachholbedarf. Diese Funktion<br />

können standardisierte Testprogramme<br />

und konkret auch VERA<br />

von ihrer Anlage her gut erfüllen (zu<br />

einigen spezifischen Vorbehalten s.<br />

u.).<br />

* Auch die Rückmeldung der Ergebnisse<br />

an einzelne Schulen und LehrerInnen<br />

ist hilfreich. Zum einen<br />

können LehrerInnen genauer sehen,<br />

in welchen Bereichen ihre Klassen<br />

relativ zu anderen Lerngruppen Stärken<br />

und Schwächen haben - bedingt<br />

durch besondere Vorerfahrungen der<br />

Kinder, durch eigene Schwerpunkte<br />

im Unterricht, durch die Anlage der<br />

verwendeten Schulbücher oder an-<br />

dere Faktoren. Deren Bedeutung ist<br />

allerdings nur vor Ort von den Beteiligten<br />

selbst zu klären. Außerdem<br />

können LehrerInnen im Vergleich<br />

mit Klassen, die unter ähnlichen Bedingungen<br />

arbeiten („Referenzschulen“),<br />

ihre Anforderungen an die<br />

Kinder und ihre Maßstäbe bei der<br />

Leistungsbeurteilung überprüfen.<br />

Dies darf aber nicht einfach Anpassung<br />

an die externen Kriterien bedeuten,<br />

sondern verlangt eine Reflexion<br />

der externen und der eigenen Annahmen.<br />

* Der Anspruch einer „Diagnose“ des<br />

Lernstands einzelner Kinder allerdings<br />

überfordert die Instrumente.<br />

Eine punktuelle Messung muss inhaltlich<br />

auf wenige Ausschnitte begrenzt<br />

werden. Zudem ist sie immer<br />

fehlerbehaftet, d. h. der festgestellte<br />

Wert kann nur als Anhaltspunkt für<br />

eine Bandbreite, innerhalb derer der<br />

„wahre“ Wert mit einiger Sicherheit<br />

liegt, genommen werden. Je mehr<br />

man das Fehlerrisiko minimieren<br />

will, umso breiter muss man die<br />

Bandbreite möglicher Schwankungen<br />

ansetzen - und umso weniger<br />

hilfreich ist dann das Ergebnis. In<br />

Kennwerten für Gruppen, also in<br />

Werten für ganze Klassen oder gar ein<br />

Bundesland, gleichen sich individuelle<br />

Schwankungen weitgehend aus,<br />

so dass das Fehlerrisiko der entsprechenden<br />

Durchschnittswerte entsprechend<br />

gering ist. Einmalige Tests<br />

bei einzelnen Personen bieten dagegen<br />

nur grobe Annäherungen an die<br />

tatsächliche Leistung. Sinnvoll nut-<br />

zen lassen sich die Ergebnisse trotzdem,<br />

wenn man Abweichungen zur<br />

eigenen Einschätzung als „Warnlampe“<br />

nutzt, also als Anlass, um die<br />

Differenzen durch weitergehende<br />

Beobachtungen aufzuklären.<br />

Für alle drei Ebenen gilt gleichermaßen:<br />

Die Ergebnisse sind als ein Element<br />

in einem umfassenderen Rechenschaftssystem<br />

zu sehen 4 , als ein<br />

wichtiges und bisher unterrepräsentiertes<br />

Evaluationsinstrument, aber<br />

auch als ein in seiner Aussagekraft<br />

und Geltung begrenztes. Das größte<br />

Problem in der seit TIMSS öffentlich<br />

geführten Schuldebatte sind ihre<br />

Schrumpfung auf den Vergleich von<br />

Punktwerten und die Überhöhung<br />

der Testautorität. PolitikerInnen und<br />

Medien schauen nur noch auf den<br />

Output. Berichte der Schulaufsicht,<br />

Forschungsergebnisse zu Lehr-/<br />

Lern-Prozessen und ihren Bedingungen<br />

verlieren an Bedeutung. Auch<br />

viele LehrerInnen nehmen die Vergleichsdaten<br />

nicht als nützliche Zusatzinformation<br />

über Stärken und<br />

Schwächen ihrer Klasse, sondern<br />

trauen oft ihrem eigenen Urteil nicht<br />

mehr, obwohl es aus einer längerfristigen<br />

Erfahrung erwächst. Testergebnisse<br />

einzelner Kinder werden für<br />

Eltern (und oft auch für LehrerInnen)<br />

zum „wahren“ Wert für ihre<br />

Leistung, statt zu einem Indikator,<br />

der interpretationsbedürftig ist.<br />

Konkrete Anmerkungen zu<br />

den Aufgaben und Verfahren<br />

von VERA<br />

Analysiert man die Test- und die<br />

Begleitunterlagen, unterhält man<br />

sich mit KollegInnen aus der Grundschulpädagogik<br />

bzw. der Fachdidaktik<br />

und befragt man LehrerInnen aus<br />

den beteiligten Bundesländern nach<br />

ihren ersten Erfahrungen mit VERA,<br />

so stößt man auf sehr unterschiedliche<br />

Reaktionen. Manche KollegInnen,<br />

die VERA im oben genannten<br />

Sinn als ein Element im Rahmen verschiedener<br />

Informationsquellen ver-<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


stehen, finden die Tests nützlich.<br />

Auch viele Kinder haben die Aufgabe,<br />

„zu zeigen, was ihr könnt“, als<br />

Herausforderung positiv angenommen.<br />

Andere, vor allem leistungsschwächere<br />

SchülerInnen und Kinder<br />

mit Migrationshintergrund, erlebten<br />

viele Aufgaben und den Umfang<br />

insgesamt als völlige<br />

Überforderung. Darüber<br />

hinaus gibt es eine Reihe von<br />

Problemen, die bei der Weiterentwicklung<br />

des Instrumentariums<br />

und seinem zukünftigen<br />

Einsatz bedacht<br />

werden müssen:<br />

Zum inhaltlichen<br />

Ansatz<br />

Einige Aufgaben bieten interessante<br />

Anregungen für<br />

Leistungskontrollen, die<br />

LehrerInnen nutzen sollten,<br />

um ihr eigenes Repertoire zu<br />

erweitern. Die Formate bringen<br />

aber - wegen der notwendigen<br />

Standardisierung<br />

von Durchführung und Auswertung<br />

- unvermeidlich<br />

auch Einschränkungen mit<br />

sich 5 :<br />

* Aufgaben ohne Kontextbezug,<br />

wie er z. B. in den Lehrplänen<br />

für Deutsch gefordert<br />

wird, sind für viele SchülerInnen<br />

überraschend. Sie<br />

verändern auch das Lösungsverhalten,<br />

z. B. wenn in 20<br />

min. ein Text zu einem Thema<br />

geschrieben werden soll, obwohl<br />

den SchülerInnen beigebracht worden<br />

ist, dass das Schreiben guter Texte<br />

ein Brainstorming, eine Textplanung,<br />

mehrere Zyklen der Überarbeitung<br />

(z. B. in Schreibkonferenzen)<br />

und insgesamt eine rege Kommunikation<br />

mit anderen voraussetzt.<br />

Dagegen untersagen die Instruktionen<br />

bei VERA ausdrücklich Fragen<br />

an die Lehrerin und Gespräche der<br />

Kinder untereinander.<br />

* Die Richtigkeits-Orientierung, wie<br />

sie für eine standardisierte Auswertung<br />

erforderlich ist, gerät in Konflikt<br />

mit der Mehrdeutigkeit von<br />

Verhalten, insbesondere von sprachlichen<br />

Vorlagen einerseits und Lösungen<br />

andererseits, und sie fördert<br />

bei SchülerInnen eine Haltung, die<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

nach gewünschter Lösung sucht,<br />

statt dem eigenem Denken zu trauen.<br />

* Werden Hilfsmittel, deren Gebrauch<br />

die SchülerInnen nicht nur<br />

gewohnt sind, sondern deren Beherrschung<br />

auch explizit als Lernziel<br />

von den Lehrplänen eingefordert<br />

VERA? Na und! Foto: Tanja Senger<br />

wird (z. B. Wörterbücher zur Kontrolle<br />

der Richtigschreibung von<br />

Wörtern) vorenthalten, entsteht eine<br />

Konkurrenz zu den Prinzipien des<br />

Unterrichts und den Erfahrungen<br />

der SchülerInnen.<br />

* Auch das dicht konzentrierte Abarbeiten<br />

von unzusammenhängenden<br />

Aufgaben unter Zeitdruck (z. B.<br />

in Form von Diktaten) steht im Widerspruch<br />

zu Leistungssituationen,<br />

wie sie neuere Lehrpläne fordern<br />

und wie die Kinder in vielen Klassen<br />

sie gewohnt sind. Das ganze<br />

„Setting“ wird von den Grundschulen,<br />

die nach den Richtlinien und<br />

Lehrplänen der letzten Jahre arbeiten,<br />

als Fremdkörper empfunden.<br />

Und diejenigen, die gerade die er-<br />

sten Schritte machen, werden eher<br />

entmutigt - oder sogar in ihren alten<br />

Vorstellungen bestätigt.<br />

* Die unterstellte Eindimensionalität<br />

der Fähigkeitsniveaus innerhalb<br />

z. B. von Arithmetik, Geometrie und<br />

Sachrechnen/ Größen in Mathematik,<br />

wird dem nicht gerecht, was zunehmend<br />

über „eigene<br />

Wege“ des mathematischen<br />

und schriftsprachlichen<br />

Lernens bekannt ist 6 .<br />

* Über die Angemessenheit<br />

einzelner Aufgaben, z.<br />

B. der Deutung von wenig<br />

gängigen Sprichwörtern<br />

im Deutschtest, wird nach<br />

der Auswertung zu diskutieren<br />

sein.<br />

Diese kritischen Anmerkungen<br />

stellen nicht in<br />

Frage, dass die Ergebnisse<br />

als wichtige Indikatoren<br />

für die angepeilten Leistungen<br />

dienen können.<br />

Aber die gewonnenen Daten<br />

müssen entsprechend<br />

interpretiert werden 7 ,<br />

Punktwerte dürfen nicht<br />

at face value zu Urteilen<br />

über Kinder oder LehrerInnen<br />

werden.<br />

Damit sind wir bei der<br />

Durchführung von VERA<br />

und ihren Folgen:<br />

Zur Wirkung der Erhebungssituation<br />

Die Schulen sind sehr unterschiedlich<br />

mit den Vorgaben umgegangen,<br />

so dass sowohl das Durchschnittsniveau<br />

als auch die Vergleichbarkeit<br />

der Ergebnisse einzelner<br />

Klassen ernsthaft in Frage zu stellen<br />

sind. Zudem deuten sich schon jetzt<br />

ambivalente bis problematische Auswirkungen<br />

auf den Unterricht an. 8<br />

* In einer Reihe von Schulen wurden<br />

Aufgaben(typen) geübt 9 , so dass<br />

die Ergebnisse über Klassen hinweg<br />

nicht vergleichbar sind.<br />

* Manche LehrerInnen haben ihren<br />

Klassen oder einzelnen Kindern entgegen<br />

den ausdrücklichen Anweisungen<br />

geholfen, so dass die empirisch<br />

gewonnenen Daten nur schwer<br />

als „Referenz“-Daten zu etablieren<br />

sind.<br />

* Zudem wurde bei der Bewertung<br />

Schulen<br />

9


Schulen<br />

10<br />

„VERA“<br />

von Lösungen unterschiedlich „kulant“<br />

mit Lösungen umgegangen -<br />

zum Schutz einzelner SchülerInnen,<br />

aber auch im Interesse des eigenen<br />

Unterrichtserfolgs...<br />

* Testformate beginnen darüber hinaus,<br />

die Aufgabenformate im Unterricht<br />

zu bestimmen, obwohl Lernsituationen<br />

anderen Prinzipien gehorchen<br />

als Leistungskontrollen.<br />

* Es zeichnet sich eine Einengung<br />

des Unterrichts auf die in den Tests<br />

geforderten Inhalte und Kompetenzen<br />

ab, z. B. auf technische Informations”entnahme“<br />

aus Textstücken<br />

statt persönlicher Auseinandersetzung<br />

mit der inhaltlichen „Botschaft“.<br />

* Es ist absehbar, dass Eltern und die<br />

lokale Presse Informationen aus der<br />

verpflichtenden schulinternen Diskussion<br />

für ein informelles äußeres<br />

Ranking nutzen werden, ohne dass<br />

die notwendigen Einschränkungen<br />

mit bedacht werden (können).<br />

* Der Zeitpunkt der Erhebung und<br />

die Dreistufigkeit des Kompetenzmodells<br />

legen eine Zuordnung zu<br />

den Schularten der Sekundarstufe<br />

nahe und werden vor allem von Eltern<br />

oft so missverstanden. Die ministeriell<br />

immer wieder beschworene<br />

individuelle Förderung ist im letz-<br />

ten Halbjahr der Grundschulzeit<br />

kaum mehr möglich<br />

Im Vergleich zu den in NRW in den<br />

Vorjahren eingeführten Parallelarbeiten<br />

mindert der weniger enge Lehrplanbezug<br />

den Wert der Ergebnisse,<br />

ebenso die nicht mehr notwendige<br />

Zusammenarbeit von KollegInnen<br />

den Ertrag für die innerschulischen<br />

Entwicklungsprozesse.<br />

Zu den organisatorischen<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Auch wenn die logistische Leistung<br />

der Landauer Forschergruppe und<br />

der Projektleitungen in den Bundesländern<br />

bewundernswert ist: Viele<br />

Schulen klagen über den Zeitdruck,<br />

die unzureichende Vorbereitung und<br />

den hohen personellen und finanziellen<br />

Aufwand bei der Durchführung.<br />

Als abträglich für die alltägliche<br />

Arbeit unter sowieso schon<br />

schwierigen Bedingungen werden<br />

insbesondere genannt:<br />

* hoher Materialaufwand für das<br />

Kopieren bei begrenztem Etat (in der<br />

Sekundarstufe wurden die Materialien<br />

zentral vervielfältigt...);<br />

* hoher Zeitaufwand, einsetzbare<br />

Testhefte zusammen zu stellen, und<br />

hoher Korrekturaufwand 10 - beides<br />

zieht Zeit von anderen Aktivitäten<br />

ab;<br />

* sehr kurzfristige Anforderung der<br />

Ergebnisse aus den Referenzschulen<br />

und damit immenser Zeitdruck bei<br />

der Auswertung (Herbstferien als<br />

Korrekturzeit...);<br />

* die Fehleranfälligkeit bzw. unzulängliche<br />

Passung der komplizierten<br />

Auswertungsvorgaben und des<br />

Computersystems;<br />

* die nicht immer abgestimmten Informationen<br />

von verschiedenen<br />

Quellen und an verschiedene Zielgruppen,<br />

so dass Unsicherheit und<br />

zum Teil auch Argwohn entstanden<br />

ist;<br />

* die als nicht repräsentativ wahrgenommene<br />

Auswahl der Beispielaufgaben,<br />

die den Schulen im Frühjahr<br />

zur Vorinformation zugeschickt worden<br />

waren;<br />

* der geringe Ertrag für die Weiterentwicklung<br />

des Unterrichts und die<br />

Förderung einzelner Kinder.<br />

Die von der Politik erzeugte Hektik<br />

hat sowohl der Testzentrale in Land-<br />

au als auch anderen Beteiligten die<br />

Arbeit erschwert und manchen<br />

Goodwill in den Schulen verschenkt.<br />

Insbesondere das Versprechen, es<br />

werde kein Ranking geben, wird<br />

durch die Verpflichtung, allen Eltern<br />

nicht nur die Ergebnisse ihres Kindes,<br />

sondern ebenso die Durchschnittswerte<br />

seiner Klasse und der<br />

Schule mitzuteilen, faktisch wertlos.<br />

Wer in Ländern wie England und<br />

den USA beobachtet hat, welche<br />

Konsequenzen die Publikation von<br />

globalen Testdaten einzelner Schulen<br />

z. B. auf die Immobilienpreise<br />

von Stadtteilen hat 11 , wird sich keine<br />

Illusionen machen, was den verständigten<br />

Umgang mit solchen<br />

Daten in der Öffentlichkeit betrifft.<br />

Zu hoffen ist, dass aus diesen<br />

Schwierigkeiten für weitere Erhebungen<br />

gelernt wird<br />

Fazit:<br />

* Für ein regelmäßiges System-Monitoring,<br />

bei dem die Entwicklung<br />

des Schulsystems insgesamt erfasst<br />

werden soll, würde es reichen, alle<br />

vier bis sechs Jahre Erhebungen<br />

durchzuführen. Außerdem könnte<br />

man sich (wie bei PISA und IGLU)<br />

auf repräsentative Stichproben beschränken<br />

und anderen Schulen eine<br />

freiwillige Teilnahme (wie bei<br />

LUST 12 ) ermöglichen, was die Belastungen<br />

solcher Testprogramme<br />

mindern und ihre Akzeptanz beträchtlich<br />

erhöhen dürfte. Zugleich<br />

würden damit Mittel frei für andere<br />

Evaluationsaktivitäten (s. u.).<br />

* Um LehrerInnen hilfreiche Informationen<br />

zur Kalibrierung ihrer<br />

Maßstäbe und für den Vergleich der<br />

eigenen mit anderen Klassen zu geben,<br />

wäre bei den nächsten Terminen<br />

ein Wechsel auf andere Kompetenzbereiche<br />

von Deutsch bzw. Mathematik<br />

und auch auf andere Lernbereiche<br />

wie Sachunterricht und die<br />

musisch-ästhetischen Fächer sinnvoll.<br />

Dabei sollten generell auch weniger<br />

standardisierte Formate erprobt<br />

werden.<br />

* Für die Individualbeobachtung<br />

müssten Instrumente zur Lernbegleitung<br />

entwickelt werden, um differenziertere<br />

Einschätzungen anzuregen<br />

und zu unterstützen, als sie<br />

durch eine punktuelle Messung<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


möglich sind.<br />

Der letzte Punkt hat aus meiner<br />

Sicht in der nahen Zukunft Priorität,<br />

soll das Evaluationssystem nicht<br />

Schlagseite bekommen. Der Grundschulverband<br />

hat eine Arbeitsgruppe<br />

eingesetzt, die entsprechende Hilfen<br />

für Sprache, Mathematik und<br />

Sachunterricht entwickeln und in<br />

Form eines Fortbildungspakets publizieren<br />

soll. Es ist zu hoffen, dass<br />

auch staatliche Institutionen zumindest<br />

einen Teil ihrer Ressourcen in<br />

solche Aktivitäten investieren.<br />

Der Aufsatz stammt aus Heft 89 von<br />

„Grundschule aktuell“, der Zeitschrift<br />

des Grundschulverbandes, auf<br />

dessen Homepage www.grundschul<br />

verband.de ab Februar 05 ein Forum<br />

zum Thema „Vergleichsarbeiten“<br />

eingerichtet worden ist.<br />

Literatur<br />

Bartnitzky, H./ Speck-Hamdan, A. (Hrsg.)<br />

(2004, i.D.): Pädagogische Leistungskultur:<br />

Leistungen der Kinder wahrnehmen -<br />

würdigen - fördern. Beiträge zur Reform<br />

der Grundschule, Bd. 118. Grundschulverband:<br />

Frankfurt.<br />

Bartnitzky, H., u. a. (1999): Zur Qualität<br />

der Leistung - 5 Thesen zu Evaluation und<br />

Rechenschaft der Grundschularbeit.<br />

Grundschulverband - Arbeitskreis Grundschule<br />

e. V.: Frankfurt. Auch in: Schmitt,<br />

R. (Hrsg.) (1999): An der Schwelle zum<br />

dritten Jahrtausend. BundesGrundschul-<br />

Kongress 1999. Grundschulverband - Arbeitskreis<br />

Grundschule: Frankfurt, 165-<br />

196.<br />

Brügelmann, H. (Hrsg.) (1998): Kinder lernen<br />

anders: vor der Schule - in der Schule.<br />

Libelle: CH-Lengwil.<br />

Brügelmann, H. (i. D.): Schule verstehen -<br />

Forschungsbefunde zu Kontroversen über<br />

Erziehung und Unterricht. Libelle: CH-<br />

Lengwil (erscheint im Sommer 2005).<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

Metzger, K., u. a. (2004): Sprachbezogene<br />

Leistungen würdigen. Die aktuelle Leistungsdiskussion<br />

und erfolgreicher<br />

Deutschunterricht. Ms. für: Bartnitzky/<br />

Speck-Hamdan (2004, i.D.).<br />

Anmerkungen<br />

1 Ich danke verschiedenen KollegInnen<br />

(die z.T. ausdrücklich lieber ungenannt<br />

bleiben wollen....) für hilfreiche Anmerkungen<br />

zu einer Vorfassung dieses Papiers<br />

2 Informationen des Projekts unter: http:/<br />

/www.uni-landau.de/vera/<br />

3 Vgl. dazu ausführlicher meine Beiträge<br />

in Bartnitzky/ Speck-Hamdan (2004,<br />

i.D.) und in GSV-aktuell Nr. 79, 82, 83,<br />

sowie in Brügelmann (i. D., Kap. 47-<br />

51).<br />

4 Vgl. Bartnitzky u. a. 1999<br />

5 Vgl. zur inhaltlichen Kritik die konkreten<br />

Anmerkungen von Bartnitzky und<br />

Selter in diesem Heft sowie Metzger u.<br />

a. (2004, i.D.).<br />

6 Vgl. anschaulich, auch für Eltern, die<br />

Beiträge in Brügelmann (1998).<br />

7 Die Landauer Forschungsgruppe hat<br />

dazu unter dem Titel „Pädagogische<br />

Nutzung der Vergleichsarbeiten“ und<br />

„Handreichung zur Analyse der Falschlösungen“<br />

wichtige Hinweise gegeben,<br />

deren Berücksichtigung helfen könnte,<br />

das vielerorts beklagenswerte Niveau der<br />

Feststellung, Interpretation und Bewertung<br />

von Schülerleistungen anzuheben.<br />

Zu befürchten ist auf der anderen Seite,<br />

dass viele LehrerInnen und Eltern sich<br />

mit Summenwerten begnügen und ihre<br />

Urteile auf oberflächliche Vergleiche<br />

stützen werden.<br />

8 Das ging bis zu Diskussionen, ob die<br />

Kinder während der vorgesehenen 10minütigen<br />

Pause während der Deutscharbeit<br />

die Klasse verlassen und miteinander<br />

sprechen dürften - oder ob die<br />

Pause schweigend im Klassenraum zu<br />

verbringen sei, unterbrochen allenfalls<br />

vom Gang zur Toilette! Wenn die Klausurlogik<br />

sich entfaltet ...<br />

9 ... in mindestens einer mit bekannten<br />

Klasse sogar zum Üben mit nach Hause<br />

gegeben!<br />

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Schulen<br />

10 Mindestwert ca. ein Halbtag pro Fach<br />

und Klasse bis hin zu einem Tag schriftliche<br />

Auswertung in den Ferien zu Hause<br />

und einem weiteren weiterer Tag Eingabe<br />

am PC für die zentrale Auswertung<br />

in Landau.<br />

11 S. aktuell http://www.mercurynews.com<br />

/mld/mercurynews/living/education/<br />

10045224.htm?1c [Abruf: 4.11.2004]<br />

12 Vgl. meinen Beitrag in GSV-aktuell Nr.<br />

84<br />

<strong>GEW</strong>-Handbuch für<br />

Lehrerinnen und Lehrer<br />

4. Auflage 1998 Loseblattausgabe<br />

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<strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz<br />

Neubrunnenstr. 8 · 55116 Mainz<br />

11


Schulen<br />

Das Bewerbungsverfahren transparent gemacht<br />

Schreiben der ADD an InteressentInnen für Funktionsstellen<br />

Wenn sich Schulen positiv entwickeln sollen, brauchen<br />

sie - natürlich abgesehen von den notwendigen Rahmenbedingungen<br />

- vor allem zweierlei: ein engagiertes<br />

Kollegium und eine kompetente Schulleitung. Leider<br />

scheuen viele durchaus geeignete Lehrkräfte die<br />

Bewerbung um eine Funktionsstelle, wie die Mehrfachausschreibungen<br />

im Amtsblatt zeigen. Gründe dafür<br />

gibt es viele: Eine Ursache könnte die Scheu vor einem<br />

12<br />

Sehr geehrte Kollegin,<br />

sehr geehrter Kollege,<br />

Sie beabsichtigen, sich um eine schulische<br />

Funktionsstelle zu bewerben, um<br />

auf diese Weise dauerhaft über die Lehrertätigkeit<br />

hinaus für die schulische<br />

Entwicklung Mitverantwortung zu<br />

übernehmen. Das ist eine Entscheidung,<br />

die sicherlich auf reiflicher Reflexion<br />

beruht und für die unter anderem<br />

auch die Frage bedeutsam ist, auf<br />

welche Verfahren der Auswahl und<br />

Überprüfung man sich damit einlässt.<br />

Bewerberinnen und Bewerber stellen<br />

häufig die folgenden Fragen:<br />

• Welche Aufgaben hat man zu erledigen?<br />

• Welche Erwartungen und Anforderungen<br />

werden an die Übernahme einer<br />

solchen Stelle geknüpft?<br />

• Welche Maßstäbe hat die Behörde?<br />

• Wie läuft das ganze Verfahren eigentlich<br />

ab?<br />

Die Entscheidung für eine Bewerbung<br />

kann leichter fallen, wenn man in dem<br />

einen oder anderen innerschulischen,<br />

pädagogischen und außerschulischen<br />

Bereich Erfahrungen gesammelt hat,<br />

insbesondere auch in der Kooperation<br />

mit Kolleginnen und Kollegen. Beispielhaft<br />

seien hier angeführt: eigene Fortbildung,<br />

Mitwirkung bei der Referendarausbildung,<br />

Fachkonferenzleitung,<br />

Beteiligung an besonderen schulischen<br />

und unterrichtlichen Projekten, Mitwirkung<br />

an einem Schulversuch, der<br />

Lehrplanentwicklung, Mitwirkung bei<br />

Fort- und Weiterbildung u.a. Jede besondere<br />

Funktion im schulischen Bereich<br />

lässt Ihr Engagement über die reine<br />

Lehrertätigkeit hinaus erkennen.<br />

Dazu gehören auch Tätigkeiten als Verbindungslehrer,<br />

Schwerbehindertenver-<br />

undurchschaubaren Bewerbungsverfahren sein. Die<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> veröffentlicht deshalb ein Schreiben des<br />

Leiters der ADD Schulabteilung, Thomas Bartholomé,<br />

das an Interessentinnen und Interessenten um schulische<br />

Funktionsstellen geht und das Verfahren erläutert.<br />

Wir danken für die Abdruckgenehmigung. Weitere<br />

Infomationen werden folgen.<br />

gh<br />

tretung, Gleichstellungsbeauftragte und<br />

Personalvertretung. Auch die Wahrnehmung<br />

gesellschaftlicher Aufgaben im<br />

örtlichen oder überörtlichen Bereich<br />

kann hilfreich sein.<br />

Die Bedeutung solcher Tätigkeiten liegt<br />

nicht in der Quantität, sondern in den<br />

exemplarischen Erfahrungen mit Koordinations-<br />

und Führungsfunktionen.<br />

Besonders hilfreich kann auch die Teilnahme<br />

an Vorbereitungskursen für<br />

Schulleitungsaufgaben sein. Wichtig ist<br />

die Freude an der Gestaltung der Zusammenarbeit<br />

innerhalb des Kollegiums.<br />

Die folgenden Darlegungen sollen Sie<br />

über die wichtigsten Abläufe eines solchen<br />

Auswahlverfahrens informieren.<br />

Diese Informationen wollen Transparenz<br />

schaffen, die Motivation für das<br />

angestrebte Amt erhöhen sowie Orientierung<br />

und Hilfe bieten.<br />

Nach wie vor sind Frauen in Führungsfunktionen<br />

unterrepräsentiert. Wir begrüßen<br />

es, wenn sich insbesondere Frauen<br />

verstärkt um Funktionsstellen bewerben.<br />

Veröffentlichung von<br />

Funktionsstellen<br />

Die schulischen Funktionsstellen werden<br />

im Gemeinsamen Amtsblatt ausgeschrieben.<br />

Diese können auch im Internet<br />

unter der Homepage der ADD<br />

(www.add.rlp.de) oder des MBFJ<br />

(www.mbfj.rlp.de) eingesehen werden.<br />

Im Vorspann werden allgemeine wichtige<br />

Informationen gegeben, z.B. dass<br />

in der Regel eine Funktionsstelle auch<br />

in Teilzeitform angestrebt werden kann.<br />

Es empfiehlt sich, vor Abgabe einer Bewerbung,<br />

ein Gespräch mit der zuständigen<br />

Schulfachreferentin/dem zuständigen<br />

Schulfachreferenten zu führen,<br />

um sich über allgemeine Fragen des<br />

Verfahrens und über die Anforderungen<br />

der angestrebten Stelle zu informieren.<br />

Entscheidend ist das Stellenprofil,<br />

das schriftlich bei der Schule vorliegt,<br />

aber auch bei der Schulaufsicht erhältlich<br />

ist und künftig im Internet abrufbar<br />

sein wird.<br />

Auswahlverfahren<br />

Die Auswahlentscheidung erfolgt unter<br />

Beachtung des Leistungsgrundsatzes.<br />

Gemäß § 10 Landesbeamtengesetz<br />

sind hierbei die Kriterien der Eignung,<br />

Befähigung und fachlichen Leistung zu<br />

Grunde zu legen.<br />

Grundlage für die Auswahlentscheidung<br />

ist zunächst die aktuelle dienstliche<br />

Beurteilung. Nach ständiger<br />

Rechtsprechung kann diese aber zurücktreten,<br />

wenn der zu vergebende<br />

Dienstposten spezielle Eignungsanforderungen<br />

stellt (Stellenanforderungsprofil),<br />

die durch den Inhalt der Beurteilung<br />

nicht umfassend abgedeckt<br />

sind. Dies ist bei Funktionsstellen im<br />

Schulbereich stets der Fall. Deshalb<br />

werden die Bewerberinnen und Bewerber<br />

einer funktionsbezogenen Überprüfung<br />

unterzogen. Diese geht über<br />

den Inhalt der dienstlichen Beurteilung<br />

hinaus und hat zum Ziel, die Eignung<br />

der Bewerberinnen und Bewerber für<br />

das jeweils zu besetzende konkrete Amt<br />

festzustellen. Es handelt sich hierbei<br />

nicht um ein „drittes Staatsexamen“,<br />

bei dem umfängliche Theoriekenntnisse<br />

abgeprüft werden, sondern - praxisbezogen<br />

- um die Feststellung der<br />

Eignung für die angestrebte Stelle.<br />

Die funktionsbezogene Überprüfung<br />

kann sich aus folgenden Bestandteilen<br />

zusammensetzen:<br />

1. Besuch einer von der Bewerberin/<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


dem Bewerber zu haltenden Unterrichtsstunde<br />

durch die Schulaufsicht,<br />

2. Beurteilung einer fremden Unterrichtsstunde<br />

durch die Bewerberin/den<br />

Bewerber,<br />

3. Leitung einer Konferenz oder<br />

Dienstbesprechung,<br />

4. Kolloquium.<br />

Zurzeit sind bei der Bewerbung um<br />

eine Schulleiter- und eine Erste Stellvertreterstelle<br />

(Ständiger Vertreter bzw.<br />

Ständige Vertreterin) in der Regel drei<br />

Überprüfungsbestandteile (2. - 4.) vorgesehen.<br />

Bei Bewerbungen um andere Funktionsstellen<br />

(z.B. Studiendirektor/-in)<br />

sind in der Regel ein Kolloquium und<br />

die Leitung einer Konferenz oder<br />

Dienstbesprechung vorgesehen. Letzteres<br />

ist dann der Fall, wenn die Ausübung<br />

der Funktionsstelle wesentlich<br />

auch die Durchführung von derartigen<br />

Besprechungen erfordert (z.B. Mitglied<br />

der Schulleitung, MSS-Leitung<br />

und Pädagogische und Didaktische<br />

Koordinatoren/-innen an einer IGS).<br />

Zu 1.: Besuch einer Unterrichtsstunde<br />

der Bewerberin/des Bewerbers<br />

durch die Schulaufsicht<br />

In der Regel ist ein aktueller Unterrichtsbesuch<br />

nicht erforderlich, insbesondere<br />

dann nicht, wenn aus einer<br />

früheren Funktionsstellenbewerbung<br />

die pädagogisch/unter-richtliche Kompetenz<br />

festgestellt worden ist.<br />

Der Besuch der Unterrichtsstunde gibt<br />

der Schulaufsicht die Möglichkeit, einen<br />

Einblick in die konkrete schülerbezogene<br />

pädagogische Arbeit der Bewerberin/des<br />

Bewerbers zu gewinnen.<br />

Die Unterrichtstunde kann Basis für<br />

die gemeinsame Reflexion über diesen<br />

Unterricht, ggf. auch im Hinblick auf<br />

alternative didaktische und methodische<br />

Überlegungen sein. Damit können<br />

im besonderen Maße Aspekte der Unterrichtsentwicklung<br />

ins Blickfeld gerückt<br />

werden.<br />

Zu 2. Beurteilung einer fremden<br />

Unterrichtsstunde durch<br />

die Bewerberin / den Bewerber<br />

Bei der Beurteilung einer Unterrichtsstunde<br />

ist von Bedeutung, inwieweit<br />

die Bewerberin/der Bewerber eine<br />

Stunde angemessen beurteilen und -<br />

wichtiger noch - ein konstruktives Be-<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

ratungsgespräch führen kann.<br />

Zu 3.: Leitung einer Konferenz<br />

oder Dienstbesprechung<br />

Bei der Dienstbesprechung oder Konferenz<br />

von etwa einstündiger Dauer soll<br />

die Bewerberin/der Bewerber eine Tagesordnung<br />

mit einem pädagogischen<br />

Schwerpunkt vorbereiten und die Leitung<br />

übernehmen. Eine angemessene<br />

Beteiligung der Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer, die Moderation, die Strukturierung<br />

und die Ergebnissicherung<br />

stehen im Vordergrund.<br />

Zu 4.: Kolloquium<br />

Das Kolloquium orientiert sich vor allem<br />

am Stellenprofil. In der Regel werden<br />

auch aktuelle pädagogische und<br />

schulpolitische Entwicklungen der betroffenen<br />

Schulart angesprochen. Außerdem<br />

betrifft es - und das ist Bestandteil<br />

nahezu aller Funktionsstellen - Fragen<br />

der Unterrichts-, Personal- und Organisationsentwicklung,<br />

außerdem<br />

Vorstellungen der Bewerberin/des Bewerbers<br />

über Möglichkeiten der Qualitätssicherung<br />

und -entwicklung.<br />

Es können auch Fragestellungen aus<br />

dem Unterrichtsbesuch, der Fremdbeurteilung<br />

und der Leitung einer Dienstbesprechung/Konferenz<br />

aufgegriffen<br />

und im Gespräch vertieft werden.<br />

Einbeziehung von Ergebnissen<br />

aus früheren Bewerbungsverfahren<br />

in das Auswahlverfahren<br />

Sofern sich eine Lehrkraft um mehrere<br />

Stellen bewirbt, sei es in zeitlicher Parallelität<br />

oder nacheinander, gilt die<br />

Regel, dass für eine Dauer von bis zu<br />

zwei Jahren auf die letzte dienstliche<br />

Beurteilung und bestimmte Elemente<br />

des Überprüfungsverfahrens zurückgegriffen<br />

werden kann. Es ist der Bewerberin/dem<br />

Bewerber allerdings freigestellt,<br />

einzelne Teile oder das ganze<br />

Überprüfungsverfahren zu wiederholen.<br />

Ein erneutes oder ergänzendes Kolloquium<br />

ist im Hinblick auf das konkrete<br />

Stellenprofil immer erforderlich.<br />

Unter Beachtung der unterschiedlichen<br />

Stellenprofile kann es durchaus auch zu<br />

unterschiedlichen Eignungsfeststellungen<br />

kommen.<br />

Beteiligte Gremien am<br />

Bewerbungsverfahren<br />

Mit allen Besetzungsverfahren für<br />

Funktionsstellen sind Beteiligungs-,<br />

Benehmensherstellungs- oder Mitbestimmungsrechte<br />

verbunden und zwar<br />

für<br />

• Personalräte,<br />

• Gleichstellungsbeauftragte,<br />

• Schwerbehindertenvertretung,<br />

• Schulträger und Schulausschuss und<br />

• Schulleiter/-in.<br />

Von der Personalratsbeteiligung ausgenommen<br />

sind die Schulleiter/-innenstellen<br />

und die der Ständigen Vertreter/-innen<br />

(Erste Konrektorinnen / Erste<br />

Konrektoren).<br />

Die Gleichstellungsbeauftragte ist zu<br />

beteiligen, wenn sich für eine Stelle sowohl<br />

Frauen als auch Männer bewerben.<br />

Ist eine schwerbehinderter Lehrkraft im<br />

Verfahren beteiligt, ist die Schwerbehindertenvertretung<br />

zu den Beurteilungsverfahren<br />

aller Mitbewerberinnen<br />

und Mitbewerber einzuladen.<br />

Für Schulleiterstellen ist außerdem eine<br />

Schulen<br />

Soll ich mir das antun, mich auf eine Funktionsstelle zu bewerben? Foto: Thurm<br />

13


Schulen<br />

14<br />

„qualifizierte Benehmensherstellung“<br />

mit dem Schulausschuss und dem<br />

Schulträger vorzunehmen; diese Gremien<br />

laden in der Regel die Bewerberinnen<br />

und Bewerber zu einem Gespräch<br />

ein. Einzelheiten über die Benehmensherstellung<br />

sind im Gemeinsamen<br />

Amtsblatt Nr. 15/1992 veröffentlicht.<br />

Dort finden sich auch Aussagen<br />

zu den Bedingungen, unter denen<br />

sogenannte Hausbewerbungen möglich<br />

sind und befürwortet werden können.<br />

Die Schulleiterin/der Schulleiter der<br />

Schule, an welcher die Stelle zu beset-<br />

Sehr geehrte Kollegin,<br />

sehr geehrter Kollege,<br />

wir hoffen mit diesen Informationen<br />

Transparenz über das Verfahren<br />

- und dessen Notwendigkeit -<br />

herzustellen. Wenn sich einzelnen<br />

Rahmenbedingungen für die Funktionsstellenverfahren<br />

ändern, wird<br />

auch diese Information jeweils entsprechend<br />

aktualisiert.<br />

Wir würden es begrüßen, wenn Sie<br />

durch diese Informationen in Ihrer<br />

Motivation gestärkt werden und<br />

möchten Sie ausdrücklich zu einer<br />

Bewerbung ermuntern.<br />

zen ist, kann an allen Überprüfungselementen<br />

teilnehmen, soweit organisatorische<br />

Gründe nicht entgegenstehen<br />

und es sich nicht um die eigene Nachfolge<br />

handelt. Das Ergebnis der funktionsbezogenen<br />

Überprüfung und die<br />

vorgesehene Personalentscheidung wird<br />

mit ihr/ihm erörtert; das Ergebnis wird<br />

protokolliert.<br />

Auswahlentscheidung<br />

und Beförderung<br />

Im Anschluss an das Überprüfungsverfahren<br />

erstellt das federführende Referat<br />

für jede Bewerberin/jeden Bewerber<br />

ein schulfachliches Gutachten, das<br />

eine Gesamteignung für die zu besetzende<br />

Stelle feststellt und nach einer<br />

vergleichenden Bewertung in einen<br />

Besetzungsvorschlag mündet. Nachdem<br />

Referatsleitung, der Koordinierende<br />

Referent (in Neustadt und Koblenz)<br />

und der Abteilungsleiter zugestimmt<br />

haben, trifft der Präsident bei eigener<br />

Zuständigkeit (Grundschulrektor/-in<br />

und Konrektoren/-innen bis A14) die<br />

abschließende Entscheidung bzw. unterbreitet<br />

in den übrigen Fällen dem<br />

Ministerium für Bildung, Frauen und<br />

Jugend seinen Personalvorschlag, über<br />

Schulleitung - ist das was für mich?<br />

Auf der Ebernburg veranstaltete der<br />

<strong>GEW</strong>-Landesverband Rheinland-<br />

Pfalz vom 03.-05.12.04 für angehende<br />

SchulleiterInnen ein Orientierungs-<br />

und Vorbereitungsseminar.<br />

Der Bericht eines Referenten<br />

basiert auf den Rückmeldungen der<br />

TeilnehmerInnen.<br />

Zu den Fragen „ob ich den Anforderungen,<br />

die an die Schulleitung<br />

gestellt werden, überhaupt gerecht<br />

werden kann?“, „wie ich mich bewerben<br />

kann und wie das Überprüfungsverfahren<br />

aussieht?“, „wie kann<br />

ich mich vorbereiten?“, „ob ich auf<br />

dem richtigen Weg bin?“ erwarteten<br />

13 KollegInnen auf der Ebernburg<br />

an einem Adventswochenende Antworten.<br />

Um es vorweg zu nehmen:<br />

Diese Fragen bekamen im Seminar<br />

allmählich einen anderen Stellenwert,<br />

sie rückten im Interesse nach<br />

hinten. Denn den TeilnehmerInnen<br />

wurde im Laufe des Prozesses bewusst,<br />

dass vor der Bewältigung ei-<br />

ner Aufgabe eine klare Zielvorstellung,<br />

eine Vision stehen muss, dann<br />

ergeben sich die „Wege beim Gehen“.<br />

Und sie erfuhren und erlebten,<br />

dass das, was man als Kompetenzen,<br />

als Fähigkeiten braucht, sich<br />

alles lernen lässt. Doch dieses Lernen<br />

bedarf der Planung, der Struktur,<br />

der Orientierung.<br />

So begann das Seminar unter der<br />

Leitung erfahrener SchulleiterInnen<br />

mit einer Standortbestimmung, mit<br />

der Entwicklung der Traumschule,<br />

ehe Themen wie Innovation und<br />

Rolle der SchulleiterIn näher betrachtet<br />

werden konnten. Fachvorträge<br />

und eigenes Erleben in Rollenspielen<br />

wechselten sich ab, in den<br />

Gruppen wurde viel gearbeitet, aber<br />

es wurde weder als ermüdend noch<br />

als anstrengend empfunden. Die<br />

TeilnehmerInnen ließen sich sehr<br />

bereitwillig auf die einzelnen Bausteine<br />

des Seminars ein, was sicher<br />

die Effektivität erhöhte.<br />

Breiten Raum nahm das Bewer-<br />

den dann die Ministerin bzw. der Ministerpräsident<br />

entscheidet.<br />

Alle Bewerberinnen und Bewerber werden<br />

über das Ergebnis des Auswahlverfahrens<br />

informiert. Nach einer dreiwöchigen<br />

Frist wird die vorgesehene Bewerberin/der<br />

vorgesehene Bewerber<br />

kommissarisch ernannt. Eine Beförderung,<br />

sofern diese mit der neuen Stelle<br />

verbunden ist, erfolgt frühestens nach<br />

einer erfolgreichen Erprobungszeit. Voraussetzung<br />

für die Beförderung ist die<br />

Feststellung der Schulbehörde, dass sich<br />

die Bewerberin/der Bewerber in der<br />

neuen Funktion bewährt hat.<br />

Personalentwicklungsgespräch<br />

Nach Abschluss des Verfahrens haben<br />

alle Bewerberinnen und Bewerber die<br />

Möglichkeit, sowohl die auf die eigene<br />

Person bezogenen Beurteilungsberichte<br />

einzusehen als auch ein Beratungsgespräch<br />

mit der federführenden Referentin<br />

/ dem federführenden Referenten zu<br />

führen. Ziele des Gespräches sind die<br />

Herstellung von Transparenz sowie die<br />

Beratung im Hinblick auf weitere berufliche<br />

Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

bungsverfahren selbst ein, dessen Teile<br />

nicht als allgemein bekannt vorausgesetzt<br />

werden können und wo es<br />

viele Hinweise und Tipps gab, die<br />

den TeilnehmerInnen nun eine zielgerichtete<br />

Vorbereitung ermöglichen.<br />

Fragen wie nach dem Stellenwert von<br />

Rechtskenntnissen, der Beratung einer<br />

KollegIn nach einem Unterrichtsbesuch,<br />

dem „richtigen“ Verhalten<br />

in der Überprüfung und vieles<br />

mehr wurde von den ReferentInnen<br />

beantwortet, gaben teilweise aber<br />

auch zu heftigen Diskussionen Anlass.<br />

Immer deutlicher wurde dabei<br />

den TeilnehmerInnen, dass aus der<br />

Sicht der Schulleitung das System<br />

Schule anders aussieht, anders aussehen<br />

muss, und manche äußerte -<br />

selbst überrascht- mehr Verständnis<br />

für das Handeln der eigenen Schulleitung.<br />

Der berufliche Hintergrund der TeilnehmerInnen<br />

war sehr unterschiedlich,<br />

es waren alle Schulformen und<br />

extrem verschiedene Systemgrößen<br />

vertreten. Entsprechend unterschiedlich<br />

waren auch die Bilder, die jede<br />

Fortsetzung nach dem Einhefter (S. 15)<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


Was tun?<br />

Denise - *Name und Bild<br />

sind anonymisiert.<br />

TeilnehmerIn von einer Konferenz<br />

mitbrachte. Die ReferentInnen sorgten<br />

mit einem Rollenspiel zunächst<br />

für ein gemeinsames Erlebnis. Da<br />

wurde es schon hitzig, durfte sich<br />

doch jede eine Rolle aussuchen, die<br />

im schulischen Alltag manchmal<br />

auch eher als störend empfunden<br />

wird. Da der gespielte Schulleiter an<br />

dem behandelten Thema so gar kein<br />

Interesse zeigte, bot sich den überzeugend<br />

spielenden LehrerInnen eine<br />

gute Reibungsfläche. In der Auswertung<br />

wurde auch hier der Rollenwechsel<br />

deutlich herausgearbeitet,<br />

der immer dann eintritt, wenn eine<br />

Kollegin in die Schulleitung wechselt.<br />

Die TeilnehmerInnen profitierten<br />

davon, dass sie<br />

• erfuhren, womit sie bei einer Bewerbung<br />

(Ansprechpartner, Vorinformation<br />

etc.) beginnen,<br />

• Klarheit bekamen über mögliche<br />

Hindernisse, Schwierigkeiten,<br />

• konkret am Thema arbeiteten und<br />

Beispiele aus der Praxis vieles verdeutlichten,<br />

• viele Informationen über das Verfahren<br />

bekamen,<br />

• sich gedanklich mit den Einzelhei-<br />

Die Sache ist doch eigentlich klar - Judenwitze<br />

und Rassismus haben an der<br />

Schule nichts zu suchen. Doch wie soll<br />

sich ein verantwortungsbewusster Lehrer<br />

verhalten, der mit einer Rechtsradikalen<br />

zu tun hat? Soll er sie aus der<br />

Schule entfernen (sofern laut Schulgesetz<br />

möglich) oder soll er versuchen, seinem<br />

Auftrag zur Erziehung der Jugend<br />

nachzukommen. Soll er versuchen zu<br />

integrieren, zu erziehen, aufzuklären -<br />

oder soll er ausgrenzen, um andere vor<br />

Rassismus zu schützen? Ich möchte diese<br />

Frage anhand eines aktuellen Beispiels<br />

an die Leserschaft weitergeben.<br />

Der Fall: Denise * hat an meiner Schule<br />

das Berufsvorbereitungsjahr 2 (BVJ2)<br />

besucht, eine inzwischen zum Glück<br />

abgeschaffte Schulform, in der Schüler<br />

ohne Aussicht auf einen Schulabschluss<br />

ihr letztes Jahr der Schulpflicht absitzen<br />

mussten. Als ich die Klasse übernahm,<br />

war die Klasse geradezu ver-<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

ten der Prüfung auseinandersetzten,<br />

* die persönlichen Erfahrungen der<br />

ReferentInnen des Seminars nutzten,<br />

* regen Gedankenaustausch untereinander<br />

auch in den Seminarpausen<br />

und am Abend pflegten,<br />

* inhaltliche Informationen und<br />

Tipps bekamen.<br />

Die wenigen kritischen Anmerkungen<br />

werden von uns genutzt, um in<br />

zukünftigen Seminaren im Detail<br />

anders vorzugehen. Die schon mehrfach<br />

praktizierte Struktur des Seminars<br />

hat sich aber wieder bewährt.<br />

Am ersten Wochenende im Dezember<br />

2005 ist eine Wiederholung geplant;<br />

Näheres ist bei der <strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle<br />

zu erfahren.<br />

Nach unserem Eindruck verließen<br />

die TeilnehmerInnen das Seminar<br />

zufrieden, was sich aus den Schlussanmerkungen<br />

ablesen lässt:<br />

• durch das Seminar hat sich der<br />

„Traum Schulleitung“ konkretisiert,<br />

da ich mein Ziel und den Weg dorthin<br />

jetzt konkreter strukturieren<br />

kann,<br />

• die informellen Gespräche in den<br />

Pausen und abends waren sehr interessant<br />

und lehrreich,<br />

• fühlte mich sehr wohl,<br />

wahrlost, Lehrkräfte weigerten sich,<br />

dort zu unterrichten, und von 16 Schülern<br />

waren in der Regel allenfalls fünf<br />

anwesend. Eine von diesen halbwegs<br />

disziplinierten war Denise, 16 Jahre<br />

alt, die die Hauptschule nach der 8.<br />

Klasse hatte verlassen müssen. Mit dem<br />

Willen, den Aufstieg in das BVJ1 zu<br />

schaffen und zu einem Schulabschluss<br />

zu gelangen, kam sie nahezu täglich in<br />

die Schule. Und sie schaffte es, wurde<br />

in das BVJ1 übernommen. In dieser<br />

Zeit fing sie an, sich verstärkt mit Jugendlichen<br />

aus der rechtsradikalen Szene<br />

zu treffen, ihr erster Freund war ein<br />

Skinhead in voller Kampfmontur, sie<br />

äußerte sich zunehmend ausländerfeindlich<br />

und versuchte auch, andere für<br />

die Sache zu werben. Die Mutter einer<br />

mit Denise befreundeten Klassenkameradin<br />

beschwerte sich zudem über die<br />

starke negative Veränderung der Tochter<br />

durch einen - der Familie gänzlich<br />

fremden - Ausländerhass.<br />

Zurück zu Denise: Trotz dieser Freizeitgestaltung<br />

kam sie weiterhin täglich in<br />

die Schule und erhielt ein Abschluss-<br />

Schulen<br />

• eine freundliche Atmosphäre durch<br />

die Leute und die Wahl der Tagungsstätte,<br />

• auf jede Frage wurde eingegangen,<br />

• es war richtig hierher zu kommen<br />

und der weitere „Weg entsteht beim<br />

Gehen“,<br />

• es war schön! Vielen Dank!,<br />

• Danke _,<br />

• Danke für die angenehme, freundschaftliche<br />

Atmosphäre.<br />

Diese abschließenden Anmerkungen<br />

der TeilnehmerInnen vermitteln vielleicht<br />

ein bisschen Seminaratmosphäre,<br />

obwohl man diese bei Interesse<br />

am Thema besser selbst erleben<br />

sollte, wenn man sich auf den Weg<br />

machen will. Viele SchulleiterInnen<br />

werden in den nächsten Jahren in<br />

Pension gehen, die deutsche Schule<br />

muss und wird sich nach PISA verändern,<br />

und dazu werden besonders<br />

hohe Ansprüche an die SchulleiterInnen<br />

gestellt. Es ist eine lohnende,<br />

eine anregende und sehr befriedigende<br />

Arbeit, die durch zielgerichtete<br />

Vorbereitung, wie in diesem Seminar<br />

praktiziert, wesentlich erleichtert<br />

wird.<br />

Text: Hans-Peter Kirsten-Schmidt<br />

zeugnis mit dem Notendurchschnitt<br />

von 3,0. Nun bewarb sie sich um die<br />

Aufnahme in die Berufsfachschule 1<br />

(BF1) mit dem Ziel, auch die BF2 und<br />

somit den mittleren Bildungsabschluss<br />

zu erlangen. Die Plätze für diese Schulform<br />

waren ziemlich knapp, auf 180<br />

Schulplätze kamen ca. 300 Bewerbungen.<br />

Die Meinungen darüber, ob Denise<br />

in die BF1 übernommen werden<br />

sollte, war im Kollegium geteilt. Die<br />

einen meinten, eine Rechtsradikale sei<br />

eine zu große Belastung für eine Klasse<br />

und für die Lehrer und somit besser<br />

abzulehnen, andere vertraten die Ansicht,<br />

dass die Schule eine Erziehungsauftrag<br />

habe und sich gerade um solche<br />

Schüler kümmern müsse, da es ansonsten<br />

keiner täte. Die für mich wichtige<br />

Frage lautet nun: Wie würden Sie<br />

entscheiden? mge<br />

Bitte mailen Sie mir Ihre Antwort:marc-guido.ebert@gewrlp.de.<br />

In der nächsten Ausgabe werden<br />

die Antworten veröffentlicht.<br />

15


Schulen<br />

Gender macht Schule<br />

Zwischenbilanz zum Gender Mainstreaming in der <strong>GEW</strong><br />

Für den Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte der Vorstandsbereich<br />

Frauenpolitik der Bundes-<strong>GEW</strong> zur Gender-Konferenz nach Fulda geladen.<br />

Ca. 60 Frauen und Männer waren der Einladung gefolgt und erlebten eine<br />

sehr abwechslungsreiche Tagung. Zweck der Veranstaltung war es, eine Zwischenbilanz<br />

zu ziehen, inwieweit der Beschluss des Gewerkschaftstages von<br />

2001 zum „doing gender“ bereits umgesetzt ist. Die Tagung beleuchtete neben<br />

der Praxis auch den Aspekt der Bildungspolitik und der <strong>GEW</strong>-internen<br />

Umsetzung.<br />

16<br />

Laut der Referentin Prof. Dr. Rabe-<br />

Kleberg hat das schlechte Abschneiden<br />

der Jungen bei Pisa einiges mit<br />

der wenig gefestigten Geschlechtsidentität<br />

in der frühen Kindheit zu<br />

tun. In Kindergärten und Grundschulen,<br />

in denen quasi das gesamte<br />

Bildungspersonal weiblich sei, fänden<br />

Jungen keine Geschlechtervorbilder.<br />

Rabe-Kleberg folgerte daraus,<br />

dass Gender in Kindergärten thematisiert<br />

werden müsse. In der anschließenden<br />

Diskussion wurde herausgestellt,<br />

dass gerade die ErzieherInnen<br />

in den Kindergärten grundlegendes<br />

Genderwissen nicht besitzen und<br />

dass hier starker Handlungs-/Bildungsbedarf<br />

bestünde. Tilman Boehlkau<br />

formulierte im Anschluss den<br />

Wunsch, dass mehr Männer in den<br />

„Grundschule: Reine Frauenveranstaltung“<br />

Tilman Boehlkau: „Wo kommt gender<br />

mainstreaming in der Erzieherinnenausbildung<br />

vor? Wo kommt gender<br />

Erzieherberuf und in die Grundschulen<br />

gingen. Zu einer Entdramatisierung<br />

im Geschlechterumgang in<br />

Schulen rief Frau Prof. Dr. Hannelore<br />

Faulstich auf. Weder der Protektionismus<br />

für Mädchen noch der<br />

pauschale Generalverdacht, alle Jungen<br />

seien dominant, helfe beim gender<br />

doing. Zur Erweiterung der<br />

Handlungskompetenz empfahl Uli<br />

Boldt die Einführung von Jungenkonferenzen<br />

in Schulen. Jungen sollen<br />

hier lernen, Verhaltensmuster zu<br />

übernehmen, die sonst wie selbstverständlich<br />

von Mädchen übernommen<br />

werden (z.B. Trost zusprechen,<br />

Empathie).<br />

Doch gender mainstreaming stellt<br />

nicht nur PädagogInnen, sondern<br />

auch die Schulverwaltung vor große<br />

mainstreaming in der Lehrerinnenausbildung<br />

vor? Jetzt werden die Erzieherinnen-<br />

und Lehrerinnenausbildung<br />

in Rheinland-Pfalz reformiert,<br />

aber wo ist der Aspekt gender? Wie<br />

kann ich Jungen dafür gewinnen, in<br />

den Erzieherberuf zu gehen? Wie<br />

kann ich junge Männer dazu bewegen,<br />

in die Grundschulen zu gehen?<br />

Wenn wir uns die Grundschule ansehen,<br />

stellen wir fest, dass es eine reine<br />

Frauenveranstaltung ist, bis auf<br />

die Leitung, die ist männlich. Daran<br />

muss gearbeitet werden. Deswegen<br />

müssen wir immer darauf hinweisen,<br />

dass sich auch die Berufsberatung<br />

und die Studienberatung verändern<br />

müssen.“<br />

Foto: Marc-Guido Ebert<br />

Aufgaben. Besonders deutlich wurde<br />

dies bei der Vorstellung des neuen<br />

Genderreports durch Dr. Anke<br />

Burkhardt vom Hochschulforschungsinstitut<br />

Wittenberg. Der Bericht<br />

wurde im Auftrag des <strong>GEW</strong>-<br />

Hauptvorstandes erstellt und stellt<br />

anhand statistischer Erhebungen<br />

sehr anschaulich dar, wie es um die<br />

Geschlechtergleichheit im deutschen<br />

Bildungswesen bestellt ist. Der Genderreport<br />

ist über www.gew.de als<br />

pdf-Datei abrufbar.<br />

Laut Bericht sind Mädchen schneller<br />

und erfolgreicher in ihrer Schulkarriere,<br />

Frauen studieren ebenso<br />

häufig wie Männer, doch spätestens<br />

bei der Promotion kehren sich die<br />

Verhältnisse um, nun sind Männer<br />

eindeutig stärker vertreten. Bei Habilitationen<br />

ist das Verhältnis letztendlich<br />

bei 20:80, so der Report.<br />

Den Veranstaltern ist es mit dieser<br />

Tagung gelungen, die gesamte Bandbreite<br />

des gender mainstream aufzuzeigen.<br />

Die Aufgabe, die sich die<br />

<strong>GEW</strong> mit ihrem Genderbeschluss<br />

von 2001 gesetzt hat, scheint gewaltig.<br />

Dr. Larissa Klinzing zitiert denn<br />

auch Aristoteles: „Der Anfang ist die<br />

Hälfte des Ganzen“. Und der Anfang<br />

ist gemacht.<br />

Weitere Informationen zum Thema<br />

Gender Mainstream können ab<br />

März unter www.gew.de/gender_<br />

mainstream.html abgerufen werden.<br />

Es lohnt sich!<br />

Marc-Guido Ebert<br />

Klassenfahrten nach Berlin<br />

(incl. Transfer, Unterkunft,<br />

Programmgestaltung nach Absprache).<br />

Broschüre anfordern bei:<br />

Biss, Freiligrathstr. 3, 10967 Berlin,<br />

Tel. (030) 6 93 65 30<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


Haupt- und Regionalschultag 2005 der <strong>GEW</strong><br />

Am Donnerstag, den 14. April 2005,<br />

veranstaltet die Landesfachgruppe<br />

Haupt- und Regionalschulen erneut<br />

einen Haupt- und Regionalschultag.<br />

Die Tagung ist als IFB-Fortbildung<br />

unter AZ.: 52 115 anerkannt.<br />

„Man sollte lieber fischen, segeln<br />

oder tanzen gehen, als dass man Dinge<br />

lernt, die keinerlei direkte Auswirkungen<br />

auf das eigene Leben ha-<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

ben“ (Erich Fromm). Unter diesem<br />

Motto wird Otto Herz am Vormittag<br />

das Hauptreferat halten. Im Anschluss<br />

beginnen die Fachforen, die<br />

nach dem Mittagessen fortgesetzt<br />

werden:<br />

1. „Bildungsstandards Deutsch/Praxishilfen“<br />

(Marianne Steigner),<br />

2. „Hilfen für die Umsetzung der<br />

Bildungsstandards im Mathematik-<br />

Die <strong>GEW</strong> nimmt Haupt- und Regionalschulen sowie Gymnasien unter die Lupe.<br />

Karikatur: J. Mayr<br />

Tag der Bildung - Gymnasialtag der <strong>GEW</strong><br />

Am Montag, 11.04.05, veranstaltet die<br />

Landesfachgruppe Gymnasien erneut<br />

einen Gymnasialtag der <strong>GEW</strong>. Die Tagung<br />

ist als IFB-Fortbildung anerkannt.<br />

Vormittags eröffnet Otto Herz unseren<br />

Tag der Bildung mit einem Vortrag<br />

„Zwischen Tradition und Innovation:<br />

Aufbruch zu einer neuen Lernkultur“.<br />

Im Anschluss beginnen die Arbeitsgemeinschaften,<br />

die nach dem Mittagessen<br />

fortgesetzt werden. Hier eine Auswahl<br />

der geplanten AG-Themen:<br />

1. Vertiefung des Eingangsreferats mit<br />

Otto Herz<br />

2. Teamentwicklung in heterogenen<br />

Gruppen<br />

3. Jungenpädagogik<br />

4. Ganztagsschule und Gymnasium<br />

5. Entwicklungsrichtungen des Gymnasiums<br />

in den Bundesländern (Schulzeitverkürzung,<br />

zentrale Prüfungselemente,<br />

Bildungsstandards)<br />

6. Darstellendes Spiel als neues Unterrichtsfach<br />

7. Aktuelle Rechtsfragen der Personalratsarbeit<br />

8. Umgang mit Schulstress<br />

Die Veranstaltung schließt mit einem<br />

Informationsaustausch.<br />

Schulen<br />

unterricht der Hauptschule“ (Christel<br />

Schienagel-Delb),<br />

3. „Konfrontative Pädagogik“ (Markus<br />

Brand),<br />

4. „Jungenpädagogik (Klaus-Peter<br />

Hammer),<br />

5. „Ganztagsschulen“ (Guido Seelmann-Eggebert),<br />

6. „Berufsorientierung“ (Hubert<br />

Zöller).<br />

Die Veranstaltung schließt mit einem<br />

Stehcafé und dem dabei möglichen<br />

Informationsaustausch mit <strong>GEW</strong>-<br />

ExpertInnen / <strong>GEW</strong>-StufenvertreterInnen<br />

aus HPR und BPR. Zum<br />

Abschluss der Mittagspause, als<br />

Nachtisch sozusagen, haben die Veranstalter<br />

einen ganz besonderen kulturellen<br />

Leckerbissen gewinnen können:<br />

SchülerInnen der Regionalen<br />

Schule Kaisersesch werden Auszüge<br />

aus dem Musical Diabolo darbieten.<br />

Ort: Tagungszentrum Erbacher Hof,<br />

Mainz<br />

Zeit: Donnerstag, 14. April 2005,<br />

9.30 - 16.30 Uhr, bzw. offenes Ende<br />

mit Stehcafé<br />

Die Tagungsunterlagen werden spätestens<br />

Ende Februar an den Schulen<br />

sein bzw. können zu diesem Zeitpunkt<br />

bei der <strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle<br />

in Mainz angefordert werden. Anmeldungen<br />

sind bis 16. März 2005<br />

bei der <strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle möglich.<br />

pbg<br />

Ort: Tagungszentrum Erbacher Hof,<br />

Mainz<br />

Zeit: Montag, den 11. April 2005,<br />

9.30 - 16.30 Uhr<br />

Die Tagungsunterlagen werden Ende<br />

Februar an den Schulen sein bzw.<br />

können zu diesem Zeitpunkt bei der<br />

<strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle in Mainz angefordert<br />

werden. Die Anmeldung ist bis<br />

11. März 2005 bei der <strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle<br />

möglich.<br />

sh<br />

17


Betriebsratsfortbildung<br />

Tarifrecht nur eingeschränkt anwendbar<br />

<strong>GEW</strong>-Fortbildung für Betriebsräte sozialpädagogischer Einrichtungen<br />

Im Dezember haben 25 Betriebsräte sozialpädagogischer und sozialtherapeutischer<br />

Einrichtungen an einer Fortbildung der <strong>GEW</strong> in Vallendar teilgenommen.<br />

Für die Arbeitnehmervertreter, die analog der Personalräte für die<br />

Beschäftigten im Öffentlichen Dienst die Interessen der Kolleginnen und<br />

Kollegen gegenüber ihren jeweiligen privaten Arbeitgebern, z.B. einer regionalen<br />

Lebenshilfe e.V., wahrnehmen, ging es um zahlreiche interessante Themen.<br />

18<br />

Behandelt wurde z.B. die Frage: Wie<br />

können Betriebsräte reagieren, wenn<br />

ihre Arbeitgeber aus dem Bundesangestelltentarifvertrag<br />

(BAT) „aussteigen“?<br />

Ein brisantes Thema, denn<br />

entgegen bisher üblicher Praxis - der<br />

Tarifvertrag, der für die Angestellten<br />

im Öffentlichen Dienst gilt, wurde<br />

per Einzelvertrag vereinbart - kommt<br />

es nach Angaben der Betriebsräte<br />

immer häufiger vor, dass in den Arbeitsverträgen<br />

neu eingestellter Arbeitnehmer<br />

Arbeitsbedingungen<br />

deutlich unterhalb von BAT-Niveau<br />

vereinbart werden.<br />

Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung<br />

standen deshalb die §§ 77<br />

und 87 des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

(BetrVG), wonach Betriebsräte<br />

erzwingbare Mitbestimmungsrechte<br />

haben, wenn betriebsbezogene<br />

Lohn- und Gehaltsgrundsätze eingeführt<br />

werden. Die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer waren sich einig, zukünftig<br />

solche Lohn- und Gehaltsgrundsätze<br />

verhandeln zu wollen,<br />

Betriebsräte diskutieren (Foto: Marc Hannappel)<br />

um Arbeitsbedingungen für neu eingestellte<br />

ArbeitnehmerInnen abzusichern.<br />

Die Mitbestimmungsmöglichkeit<br />

bezieht sich aber lediglich auf<br />

Lohn- und Gehaltsgrundsätze. So<br />

können Betriebsräte beispielsweise<br />

mitbestimmen, welche Lohn- und<br />

Gehaltsgruppen entstehen sollen, in<br />

welche dieser Gruppen eine Einstufung<br />

erfolgen und wann bzw. unter<br />

welchen Voraussetzungen ein Gruppenaufstieg<br />

erfolgen soll.<br />

Keine Mitbestimmung sieht das Gesetz<br />

vor, wenn der konkrete Betrag,<br />

der einer Gruppe zugeordnet wird,<br />

festgelegt wird. Diese Regelung unterliegt<br />

einem so genannten Tarifvorbehalt,<br />

wonach sie von Arbeitgebern<br />

und Gewerkschaften durch Tarifvertrag<br />

getroffen wird. Fehlt jedoch eine<br />

tarifliche Vereinbarung, wie es in den<br />

meisten privaten sozialpädagogischen<br />

und sozialtherapeutischen Einrichtungen<br />

der Fall ist, dann bleibt<br />

die Lohnhöhe im Entscheidungsbereich<br />

des Arbeitgebers, und dieser<br />

trifft mit seinen<br />

ArbeitnehmerInneneinzelvertraglicheVereinbarungen.<br />

Damit sind die<br />

Möglichkeiten<br />

von Betriebsräten,<br />

Lohn- und<br />

Gehaltsfragen<br />

über die §§ 77<br />

und 87 des BetrVG<br />

kollektiv<br />

zu regeln, stark<br />

eingeschränkt.<br />

Probleme entstehen<br />

auch bezogen<br />

auf LohnundGehaltszu-<br />

wächse, wie sie beispielsweise von<br />

den Tarifpartnern im Öffentlichen<br />

Dienst in regelmäßigen Abständen<br />

vereinbart werden. Haben die ArbeitnehmerInnen<br />

privater Träger bisher<br />

durch einzelvertraglichen Bezug auf<br />

den BAT Anspruch auf entsprechende<br />

Zuwächse, so ist dieser Bereich für<br />

ArbeitnehmerInnen, deren Vergütung<br />

nach betrieblichen Lohn- und<br />

Gehaltsgrundsätzen vorgenommen<br />

wird, nicht geregelt. Der Betriebsrat<br />

kann zwar Verhandlungen über<br />

Lohn- und Gehaltsgruppenzuwächse<br />

verlangen, er bleibt aber dem Arbeitgeber<br />

gegenüber Bittsteller. Im<br />

Gegensatz zu den Gewerkschaften<br />

darf er zur Durchsetzung seiner Forderungen<br />

die ArbeitnehmerInnen<br />

seines Betriebes nicht zu einem Streik<br />

aufrufen, Erfolge hängen somit ausschließlich<br />

von freiwilligen Zusagen<br />

des Arbeitgebers ab.<br />

Wirksame kollektivrechtliche Regelungen<br />

zur Lohn- und Gehaltshöhe<br />

führen nur über einen Tarifvertrag,<br />

der auch als Haustarifvertrag mit einzelnen<br />

Arbeitgebern geschlossen werden<br />

kann. Dazu müssen sich die Beschäftigten<br />

bei privaten Arbeitgebern<br />

solidarisieren und den Arbeitgeber<br />

gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft<br />

für Verhandlungen über einen Tarifvertrag<br />

gewinnen oder ihn zu solchen<br />

zwingen. Insofern haben gewerkschaftlich<br />

organisierte Betriebsräte<br />

eine doppelte Aufgabe. Erstens versuchen<br />

sie über die Möglichkeiten,<br />

die das BetrVG bietet, Arbeitsbedingungen<br />

kollektivrechtlich zu gestalten.<br />

Zweitens arbeiten sie daran, die<br />

gewerkschaftliche Basis im Betrieb zu<br />

verbessern, um mittel- und langfristig<br />

Vorraussetzungen für den Einstieg<br />

in Tarifverhandlungen zu schaffen.<br />

Bernd Huster<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


Falschinformation durch den Philologenverband<br />

Mit Schreiben vom 24.03.2004 versandte<br />

der Philologenverband<br />

Rheinland-Pfalz ein Rundschreiben<br />

an alle KollegInnen, die in einem<br />

Angestelltenverhältnis mit Option<br />

auf eine Beamtenstelle (3/4-BAT-<br />

Stelle) tätig waren. Hierzu konnte<br />

eine Nebenabrede zum Erhalt einer<br />

Gewährleistungszusage unterschrieben<br />

werden.<br />

Der Philologenverband rief dazu auf,<br />

die geleistete Zahlung aus der Nebenabrede<br />

zurückzuverlangen, weil das<br />

Bundesverwaltungsgericht auf<br />

Grund einer Klage aus Niedersachsen<br />

solche Gehaltsabzüge für unwirksam<br />

erklärt hat. Das Urteil ist auf die<br />

rheinland-pfälzische Nebenabrede<br />

nicht zu übertragen.<br />

In Rheinland-Pfalz gab es - anders<br />

als in Niedersachsen - zwei Vertragsmöglichkeiten,<br />

beide mit der Zusage<br />

auf Übernahme ins Beamtenverhältnis:<br />

• Die eine war das Angebot eines<br />

Angestelltenvertrages mit Zahlung in<br />

die gesetzliche Kranken-, Rentenund<br />

Arbeitslosenversicherung.<br />

• Die andere war ein Angestelltenvertrag<br />

mit einer Zahlung für die Gewährleistungszusage,<br />

bei Krankheit,<br />

Dienstunfall und Ruhegehalt wie<br />

BeamtInnen versorgt zu werden.<br />

Die LehrerInnen in Niedersachsen<br />

hatten diese Wahlmöglichkeit nicht.<br />

Das Bundesverwaltungsgericht hat<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

Rechtsschutz<br />

Betrifft: KollegInnen in ehemaligen 3/4-BAT-Verträgen mit Option auf eine Beamtenstelle<br />

Lehrkräfte: Vorsicht - böse Falle!<br />

In der letzten Zeit werben immer mehr<br />

Touristik- und Reiseunternehmen sowie<br />

Jugendherbergen und Vergnügungsparks<br />

für ihre Leistungen damit, dass<br />

sie Lehrkräften für sich und ihre Familien<br />

freie Reisen, Unterkünfte oder<br />

freien Eintritt im Vergnügungspark offerieren.<br />

Es wird dringend davor gewarnt, ein<br />

solches Angebot anzunehmen. Im Einzelfall<br />

kann eine solche Annahme den<br />

hierzu die Meinung vertreten, dass<br />

die Übernahme ins Beamtenverhältnis<br />

nicht von einer wirtschaftlichen<br />

Gegenleistung abhängig gemacht<br />

werden darf. Es kam zu dem Schluss,<br />

dass die geforderte Zahlung von - in<br />

Niedersachsen - 200,00 DM pro<br />

Monat als Gegenleistung für die Zusicherung<br />

der Einstellung in das Beamtenverhältnis<br />

anzusehen ist. Deshalb<br />

war das Gericht der Auffassung,<br />

dass diese vertragliche Vereinbarung<br />

nichtig ist und die gezahlten Beträge<br />

zurückgefordert werden können.<br />

In Rheinland-Pfalz wurde dagegen<br />

allen LehrerInnen im 3/4-BAT-Vertrag<br />

die Verbeamtung nach spätestens<br />

fünf Jahren vertraglich zugesichert.<br />

Die <strong>GEW</strong> hatte allen Betroffenen<br />

empfohlen, die Nebenabrede zu<br />

wählen, weil damit u. a. der Vorteil<br />

verbunden war, im Falle eines<br />

Dienstunfalls nach beamtenrechtlichen<br />

Vorschriften abgesichert zu<br />

sein. Auch der Anspruch auf die<br />

Mindestpension war in diesem Fall<br />

gesichert, während die Versicherten<br />

in der BfA in den ersten fünf Jahren<br />

noch keinen Rentenanspruch erworben<br />

hatten.<br />

Die <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz hält es<br />

für unseriös, LehrerInnen zu einem<br />

Rechtsstreit zu bewegen, der keine<br />

strafrechtlichen Tatbestand der Vorteilsnahme<br />

bzw. der Bestechlichkeit<br />

erfüllen.<br />

Davon nicht erfasst sind Freiplätze,<br />

die gewährt werden, wenn Lehrkräfte<br />

eine Schülergruppe bei der Klassenfahrt<br />

begleiten. Diese Freiplätze können<br />

angenommen werden, weil in<br />

dem Fall die Lehrkraft Schüler betreut.<br />

bsm<br />

Aussicht auf Erfolg hat.<br />

Zudem ist es rechtlich offen, welche<br />

Folgen eine Rückabwicklung der<br />

Gewährleistungszusage in Rheinland-Pfalz<br />

für die Beamtenversorgung<br />

haben könnte. Die <strong>GEW</strong><br />

Rheinland-Pfalz ist der Meinung,<br />

dass eine mögliche Rückforderung<br />

negative Auswirkungen für die Betroffenen<br />

haben könnte (Nachversicherung<br />

bei der BfA, Nicht-Anrechnung<br />

auf die versorgungsfähige<br />

Dienstzeit).<br />

Bei weiteren Fragen bitte wenden an:<br />

<strong>GEW</strong>-Rechtsschutzstelle, Brigitte<br />

Strubel-Mattes, Neubrunnenstraße<br />

8, 55116 Mainz<br />

Tel: 06131-28988-21, Fax: 06131/<br />

29888-30 - brigitte.strubelmattes@gew-rheinland-pfalz.de<br />

bsm<br />

19


Nachruf<br />

20<br />

Zum Gedenken an Rainer Probst<br />

Ein Lehrer und Künstler, dem Schubladendenken<br />

und überkommene Konventionen fremd waren<br />

Die <strong>GEW</strong> trauert um Rainer Probst, der am 14. November<br />

2004, einen Monat vor seinem 63. Geburtstag, nach längerer<br />

schwerer Krankheit verstorben ist.<br />

Rainer engagierte sich seit 1973 in der<br />

<strong>GEW</strong> als Fachgruppensprecher IGS<br />

und Vorsitzender auf Kreisebene, er<br />

war langjähriges Mitglied im Landesfachgruppenausschuss<br />

Integrierte Gesamtschulen.<br />

Als überzeugter Gesamtschullehrer hat<br />

er die IGS Ernst-Bloch in Ludwigshafen<br />

und die IGS Wörrstadt entscheidend<br />

mitgeprägt, letztere durch Konzeptarbeit<br />

im Wahlpflichtbereich. Als<br />

Lehrer für Bildende Kunst und Arbeitslehre<br />

lag ihm das Fach „Kunsthandwerk“<br />

sehr am Herzen.<br />

Rainers Haupttätigkeitsfeld war jedoch<br />

die Personalratsarbeit. Seit Eintritt<br />

in den Schuldienst ÖPR - Vorsitzender<br />

an mehreren Schulen, wurde<br />

er 1988 zum Vertreter der Integrierten<br />

Gesamtschulen im BPR Gymnasien<br />

gewählt. Um den Kontakt zur Basis,<br />

sprich zu den Örtlichen Personalräten<br />

zu halten, gründete Rainer 1991 die AG der Personalräte<br />

an Integrierten Gesamtschulen. Als der Schulart IGS in<br />

Rheinland-Pfalz endlich eigene Stufenvertretungen zugestanden<br />

wurden, war es nur eine konsequente Folge aus diesem<br />

Engagement, dass Rainer Probst zum Vorsitzenden im Hauptpersonalrat<br />

gewählt wurde. Er hat dieses Amt mit großer Kompetenz,<br />

Umsichtigkeit und einer guten Portion Humor ausge-<br />

übt, manche Fehde mit der Dienststelle ausgefochten und dabei<br />

durch seine ruhige aber hartnäckige Art manchen Sieg davongetragen.<br />

Der Kontakt zur Schule war Rainer sehr<br />

wichtig, eine Vollfreistellung für die HPR-<br />

Arbeit kam für ihn nicht in Frage. Lehrerinnen<br />

und Lehrer und auch andere Berufsgruppen<br />

schätzten sein konsequentes<br />

Eintreten für gute Arbeitsbedingungen der<br />

Beschäftigten an Integrierten Gesamtschulen.<br />

Ratsuchende fanden beim HPR<br />

-Vorsitzenden immer ein offenes Ohr für<br />

ihre Fragen und Probleme und erhielten<br />

kompetente Auskunft.<br />

Dem Lehrer und Künstler Rainer Probst<br />

waren Schubladendenken und überkommene<br />

Konventionen fremd. Als durch und<br />

durch politischer Mensch ging er seinen<br />

eigenen, oft unkonventionellen Weg der<br />

politischen Arbeit. Dazu gehörte z. B.,<br />

dass er sich - vor allem nach seiner Pensionierung<br />

- in der PDS engagierte. Er<br />

war Mitglied des Bundesparteirates und<br />

arbeitete in der AG Bildung mit.<br />

Die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule<br />

im Raum Worms war ein Ziel, das Rainer auf kommunaler<br />

Ebene verfolgte. Zu seinen Lebzeiten hat er sich vergeblich<br />

dafür eingesetzt. Wie man hört, gibt es jetzt aber eine<br />

Initiative in diese Richtung - es sieht so aus, als ob Rainers<br />

Wunsch doch noch in Erfüllung geht ...<br />

Wir trauern um den viel zu früh gestorbenen Menschen Rainer<br />

Probst. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.<br />

Barbara Fiévet<br />

Politik und Poesie waren die beide Pole im künstlerischen Schaffen von Rainer Probst<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


Die <strong>GEW</strong> gratuliert …<br />

… im März 2005<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Herrn Hinrich Rieken<br />

10.03.1935<br />

Westerburger Str. 2a · 56470 Bad Marienberg<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Herrn Frit Riemenschnitter<br />

05.03.1930<br />

Hohlstr. 20 · 67053 Reipoltskirchen<br />

Frau Helga Nad<br />

13.03.1930<br />

Schloßstr. 12 · 67482 Altdorf<br />

Herrn Alfred Kellermann<br />

14.03.1930<br />

Hauptstr. 12 · 55758 Schmidthachenbach<br />

zum 80. Geburtstag<br />

Frau Sieglinde Tauber<br />

04.03.1925<br />

Kaiser-Wilhelm-Str. 45 · 67059 Ludwigshafen<br />

Herrn Willi Hirth<br />

16.03.1925<br />

Unt. Sommerwaldweg 134 · 66953 Pirmasens<br />

Treffen im Naturpark Pfälzerwald<br />

Tipps + Termine<br />

Wie in den vergangenen 12 Jahren<br />

wollen sich die KreiseniorenvertreterInnen<br />

auch 2005 an drei Tagen im<br />

Mai treffen, um miteinander gewerkschaftliche<br />

Themen zu erörtern, die<br />

Region um den Tagungsort kennen<br />

zu lernen und das gesellige Miteinander<br />

zu pflegen. Das Treffen findet<br />

vom 09.05 - 11.05.2005 im Hotelrestaurant<br />

am See „Saarbachhammer“<br />

in Ludwigswinkel, Kreisverband<br />

Pirmasens, statt. Die Tagung<br />

Sonderband zum Schillerjahr<br />

Stiftung Lesen<br />

Im Schillerjahr 2005 gibt ein langjähriges<br />

Mitglied der Stiftung Lesen,<br />

das Nachhilfe-Institut Studienkreis,<br />

gemeinsam mit der Stiftung Lesen<br />

einen 832 Seiten starken Sonderband<br />

mit fünf der bedeutendsten<br />

Werke des Dichters heraus. Ein Teil<br />

des Verkaufserlöses kommt unmit-<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

Herrn Albert Zimmer<br />

20.03.1925<br />

Bockhofstr. 42 · 66909 Herschweiler-Pettersheim<br />

Frau Wilhelmine Ruff<br />

23.03.1925<br />

Staffelstr. 13 · 67292 Kirchheimbolanden<br />

Herrn Paul Unger<br />

27.03.1925<br />

Leibnizstr. 31 · 67292 Kirchheimbolanden<br />

zum 94. Geburtstag<br />

Frau Anna Sittel<br />

16.03.1911<br />

Hildegardring 52 · 67657 Kaiserslautern<br />

beginnt um 15.30 Uhr mit einer gemeinsamen<br />

Kaffeetafel, zu der der<br />

KV Pirmasens einlädt.<br />

Kollege Fritz Faul aus Lemberg hat<br />

die organisatorische Vorarbeit dazu<br />

getroffen. Am 1. Tag wird Hans<br />

Adolf Schäfer über den Verlauf des<br />

<strong>GEW</strong>-Bundesgewerkschaftstages<br />

2005 im April in Erfurt berichten.<br />

Danach stehen Informationen aus<br />

den Kreisverbänden auf dem Programm.<br />

Zum Abschluss wird erör-<br />

telbar den Leseförderprojekten der<br />

Stiftung zugute.<br />

Die Sonderedition wendet sich insbesondere<br />

an Gymnasien. DeutschlehrerInnen<br />

können das Buch für 3<br />

Euro im Klassensatz (ab 12 Exemplaren)<br />

bestellen Zusätzlich erhalten<br />

sie kostenfrei originelle Comic-Strips<br />

Alter + Ruhestand<br />

Der Landesvorstand<br />

tert, wie SeniorInnenarbeit effizient<br />

gestaltet werden kann.<br />

Am 2. Tag wird die Region im äußersten<br />

Südwesten von Rheinland-<br />

Pfalz erkundet.<br />

Am Vormittag des 3. Tages folgt eine<br />

Fahrt nach Pirmasens mit einem<br />

kleinen Stadtrundgang. Nach dem<br />

gemeinsamen Mittagessen geht es<br />

wieder heim.<br />

Edmund Theiß<br />

mit den Schlüsselszenen der fünf<br />

Dramen und anspruchsvolle Quiz-<br />

Aufgaben. In Zeiten enger Budgets<br />

wird den Schulen so ermöglicht, die<br />

fünf meistgelesenen Schillerwerke<br />

zum Preis von einem zu erwerben.<br />

Bestellung: Stiftung Lesen, Pressestelle,<br />

Römerwall 40, 55131 Mainz.<br />

pm<br />

21


Tipps + Termine<br />

Drei Frauen im Park<br />

Titanic im Trockendock<br />

22<br />

Drei Frauen treffen sich auf einer<br />

Bank im Kurpark, kommen ins Gespräch,<br />

monologisieren in Gedanken<br />

weiter über das alltägliche<br />

Knäuel von Beziehungen: Dann hat<br />

der … und als … und am Telefon<br />

hat eine frühere Freundin … So<br />

kommen neben den drei Frauen viele<br />

ins Spiel, viele Frauen, auch Männer:<br />

Thema des Gedankenaustauschs<br />

ist dieses mühsame, unklare<br />

Geflecht von Engagement und<br />

Selbstsucht, Hoffnung und Verwirrung,<br />

Mobbing und Teamwork,<br />

dem wir überall begegnen. Die drei<br />

Frauen suchen nach Klarheit, bald<br />

wird der Kuraufenthalt beendet sein,<br />

dann müssen sie wissen, wie es für<br />

sie weitergeht. Aber die Klarheit findet<br />

sich nicht. Die Erzählung bleibt<br />

in der Darstellung der Gedankenkreise.<br />

„Ich hätte meinen Mund aufmachen<br />

sollen“, sagt Mona. Die an-<br />

Kurz und bündig Z. Doch was dahinter<br />

steckt, kann man getrost gewaltig<br />

nennen. Eine Datenbank mit<br />

72.500 Aussagen, Meinungen,<br />

Schlagzeilen, Werbeslogans, Aphorismen,<br />

Sprichwörtern, Redens- und<br />

Mundarten: Zitaten.<br />

Z gibt Antworten auf 15.500 Themen.<br />

Klassische Antworten von Goe-<br />

dere heißt Lisa. Mona lächelt die<br />

Dritte, Lena, an. „Ich an Deiner Stelle<br />

würde kämpfen“, wird ein Kollege<br />

zitiert.<br />

Dabei kämpfen Lena und Mona in<br />

ihrem Berufsalltag, als Lehrerin, als<br />

Personalrätin. Sie trauen sich was zu,<br />

sie bewerben sich um Posten, sie treten<br />

für Frauenrechte ein, sie sehen<br />

durchaus, dass falsch gespielt wird<br />

und wissen Beispiele davon zu erzählen.<br />

Sie durchdenken die eigenen<br />

Fehler, stehen dazu. Das sollte doch<br />

zur Klärung beitragen? Aber nein,<br />

das Umfeld scheint ungerechtfertigt<br />

auf ihren Fehlern herumzureiten,<br />

warum? Eine typische Mobbingsituation?<br />

Ist damit die Situation von<br />

Frauen, die sich im Beruf engagieren,<br />

charakterisiert? Wo ist der Ausweg,<br />

die Lücke im Teufelskreis? Lisa<br />

bringt über die Schilderung der Mutter<br />

und ihrer Beziehung zu ihr das<br />

the, Shakespeare und Co. und ganz<br />

aktuelle.<br />

Wenn man z.B. die Suchwörter<br />

„Fernsehen“ und „Katastrophe“ eingibt,<br />

erhält man u.a. die bissige Bemerkung<br />

eines früheren deutschen<br />

Arbeitsministers: „Wir schlürfen die<br />

Katastrophen wie die Cocktails und<br />

richten uns, sozial gesichert, manch-<br />

Lese- und Hörtipps von Antje Fries<br />

Närrisch geworden?<br />

„Bist du närrisch geworden?“, will<br />

der Vater vom Vierzehnjährigen wissen,<br />

der sich statt mit der Schule viel<br />

intensiver mit literarischen Versuchen<br />

beschäftigt. Hätte er gewusst,<br />

wie erfolgreich sein Friedrich einmal<br />

werden würde, hätte Vater Schiller<br />

die Ambitionen seines Sprösslings<br />

sicher leichter akzeptiert. Natürlich,<br />

so glänzend wie seinem Freund und<br />

Kollegen Goethe ging es Schiller nie:<br />

Gläubiger und Krankheiten, Misserfolge<br />

und obendrein ein Schreibverbot<br />

durch seinen Landesherrn markieren<br />

sein Leben. Dennoch: Schil-<br />

lers Leidenschaft und rebellisches<br />

Wesen sorgen auch heute noch dafür,<br />

dass er einer der meistgelesenen<br />

Autoren ist. Gerade auch dann,<br />

wenn es in der Schule um Sturm und<br />

Drang und Deutsche Klassik geht.<br />

Harald Gerlachs Band aus der Reihe<br />

„Erzähltes Leben“ ist angenehm<br />

zu lesen und stellt den Dichter<br />

pünktlich zu dessen 200. Todesjahr<br />

2005 noch einmal sehr lebendig vor.<br />

Harald Gerlach: „Man liebt nur, was<br />

einen in Freyheit setzt“. Die Lebensgeschichte<br />

des Friedrich Schiller.<br />

Frauenleben einer Generation früher<br />

ins Blickfeld: der Kriegsgeneration,<br />

die nach dem Krieg Kinder aufzog.<br />

Deren Schweigen, deren Beziehungslosigkeit<br />

scheint auch die<br />

Töchtergeneration zu belasten …<br />

Die drei Frauen versuchen wie unsere<br />

Generation ein neues selbstbewusstes<br />

Frauenbild für sich zu entwickeln,<br />

zu leben und bleiben vorläufig<br />

im Unklaren hängen. Was<br />

tut’s? Man kann nicht ohne Karte in<br />

den Urwald gehen, ohne zu riskieren,<br />

dass man sich unterwegs verläuft.<br />

Wichtig ist, den Mut nicht zu<br />

verlieren auf dem Weg. Ich jedenfalls<br />

habe mich wiedergefunden in<br />

dieser Darstellung, ich kann mir vorstellen,<br />

dass es anderen Frauen wie<br />

mir geht.<br />

Heide Marie Vogt<br />

Gaby Thienken: Drei Frauen. Erzählung.<br />

Schardt Verlag Oldenburg<br />

2004, 80 Seiten, 10 Euro.<br />

mal sogar beamtenhaft abgestützt, im<br />

Untergang ein. Das neue Gesellschaftsspiel<br />

heißt ‘Titanic im Trokkendock‘.”<br />

Z kann man als kleine Probierversion<br />

mit 10.000 Datensätzen kostenfrei<br />

aus dem Netz downloaden. Die<br />

große Version gibt es auf CD-ROM.<br />

Info: www.dasgrossez.de<br />

pm<br />

Weinheim 2004. ISBN 3-407-<br />

80877-1. 14,90 Euro.<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


Mitreden lernen<br />

„Nachgefragt: Politik. Basiswissen<br />

zum Mitreden“ ist eine interessante<br />

Sammlung von vier CDs der Hamburger<br />

HörCompany. Die schon als<br />

Buch erschienenen Texte von Christine<br />

Schulz-Reiss wurden nun von<br />

Marion von Stengel und Gerhard<br />

Garbers gesprochen. Auf der ersten<br />

CD geht es um „Du und ich und wir<br />

und ihr“: Was ist Politik überhaupt?<br />

Was ist ein Staat? Was eine Demokratie?<br />

Und wer regelt was in Stadt,<br />

Kreis, Land und Bund? Zweiter<br />

Block auf dieser CD sind die Bürgerrechte:<br />

Es geht beispielsweise um<br />

Petitionen, Volksbegehren, Wahlen,<br />

APO und Demonstrationsrecht.<br />

CD 2 erklärt, wer uns regiert, wie<br />

Gesetze gemacht werden und was<br />

„rechts“ oder „links“ und alle möglichen<br />

Farben in der Politik bedeuten.<br />

Wer außer der Regierung noch Politik<br />

betreibt, verrät CD 3. Wie die<br />

Politik und deren Vorhaben finanziert<br />

werden und innere und äußere<br />

Sicherheit des Staates funktionieren,<br />

wird hier ebenfalls beschrieben.<br />

Die vierte CD legt den Schwerpunkt<br />

auf die Außenpolitik und Verbände<br />

außerhalb der Politik, Gründe für<br />

und gegen Engagement in Parteien<br />

und die Möglichkeiten von Kindern,<br />

sich schon für eigene Rechte einzusetzen.<br />

Im Beiheft findet man ein nützliches<br />

Glossar und hilfreiche Internet-<br />

Adressen zu weiterer Recherche „für<br />

hinterher“. „Für vorneweg“ sorgt die<br />

lockere Einleitung auf der ersten CD<br />

dafür, dass man schon mal zustimmend<br />

nickenden und grinsenden<br />

Schülern gegenüber sitzt, die sich die<br />

im Schnitt zwei bis vier Minuten langen<br />

Politik-Stückchen sicher gern<br />

weiter anhören werden.<br />

Christine Schulz-Reiss: Nachgefragt:<br />

Politik. Basiswissen zum Mitreden.<br />

Hamburg 2004. 4 CDs im Schuber.<br />

ISBN 3-935036-65-5<br />

Sprachförderung in Kita<br />

und Schule<br />

„Schule ist toll“ lässt sich auf dem<br />

Titelfoto des Ordners lesen, der neu<br />

zur Sprachförderung in der Schuleingangsphase<br />

erschienen ist. Damit<br />

Schule wirklich toll wird, ist aber<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

nicht selten wichtig, dass selbst die<br />

deutschen Kinder sprachlich gefördert<br />

werden. Dies könnte mit dem<br />

vorliegenden Werk, das eine enge<br />

Verzahnung von Kindertagesstätte<br />

und Grundschule vorschlägt, gelingen:<br />

Nun gut, Eva und Billi, die beiden<br />

Identifikationsfiguren, die Bären<br />

im Waldkindergarten sind, müssen<br />

einem nicht unbedingt gefallen.<br />

Den Kindern aber bestimmt umso<br />

eher! Und so trifft man die beiden<br />

in jedem Kapitel. Sie begleiten die<br />

Vorschulkinder vor dem Wechsel in<br />

die Schule bis in die ersten Wochen<br />

in der Grundschule. Zahlreiche Kopiervorlagen<br />

sind Anregungen für regelmäßige<br />

Übungen, die den Kindern<br />

eher als Spiele erscheinen werden.<br />

Viel in unterschiedliche Bereiche<br />

eingeteiltes Material gibt es auch<br />

für ErzieherInnen und LehrerInnen,<br />

und allem voran gestellt ist die theoretische<br />

Einführung, die nicht nur<br />

PISA zitiert, sondern auch zur tatsächlichen<br />

Vernetzung von Kita und<br />

Grundschule rät und neue Konzepte<br />

für die Arbeit in beiden Institutionen<br />

vorstellt. Keine Sorge, auch<br />

dieser theoretische Teil lässt sich gut<br />

lesen, und die umfangreichen Praxismaterialien<br />

machen Mut zum Anfangen,<br />

Lust zum Ausprobieren und<br />

Neugier auf die Ergebnisse. Warum<br />

nur muss der Ordner so teuer sein?<br />

So verbietet sich die private Anschaffung<br />

geradezu. Also mal bei der Chefin<br />

anfragen! Hoffentlich ist noch<br />

etwas drin im kargen Kita- oder<br />

Schul-Etat!<br />

Maria-Anna Rose/Rudolf Kretschmann/Ute<br />

Meinders: Schuleingangsphase:<br />

Sprachförderung. Materialien<br />

zur Vorbereitung und Gestaltung<br />

des Schulanfangs für Kindergarten<br />

und Schule. Weinheim 2004. ISBN<br />

3-407-62502-2. 59,90 Euro.<br />

Verhaltensprobleme<br />

erkennen<br />

„Also, meiner hat ja ADS, der kann<br />

da ja nix für!“ Wie beruhigend für<br />

alle Beteiligten! Oder sollte doch etwas<br />

anderes hinter den Problemen<br />

stecken? Und ab wann kann man<br />

überhaupt von einem Problemfall<br />

sprechen? Und wie dann damit umgehen?<br />

Tipps + Termine<br />

Im 6. Band der Reihe „Sozialpädagogische<br />

Praxis“ befasst sich der an der<br />

Fachschule für Sozialpädagogik in<br />

Bühl lehrende Erziehungswissenschaftler<br />

Adalbert Metzinger mit<br />

Verhaltensproblemen, deren Diagnose<br />

und Behandlung.<br />

Hier klärt er dann zunächst, was<br />

normales und was abweichendes Verhalten<br />

ist und welche Ursachen es<br />

dafür geben mag.<br />

Der Hauptteil des Buches dreht sich<br />

um speziell definierte Verhaltensstörungen<br />

bezüglich Sprache, Sozialverhalten,<br />

Wahrnehmung, Psychosomatik,<br />

Legasthenie, ADS und auch<br />

Sucht. Zu jedem Bereich gibt es<br />

nicht nur die Beschreibung des jeweiligen<br />

Problems, sondern auch<br />

absolut praxistaugliche Anregungen,<br />

die übersichtlich gehalten sind, aber<br />

gerade darum so gut umsetzbar werden.<br />

An einigen Stellen werden zusätzlich<br />

hilfreiche Adressen angeführt.<br />

Gut, nun wissen wir, was so eine Störung<br />

ist, aber wie beobachte ich das<br />

Ganze professionell? Wie bespreche<br />

ich den Fall sinnvoll mit den Kollegen?<br />

Und wie bringe ich es den Eltern<br />

bei? Auch hierzu gibt es angenehm<br />

lesbare Kapitel, und ein Überblick<br />

über Beratung und Behandlung<br />

sowie das weitere erzieherische Vorgehen<br />

bei Problemfällen runden einen<br />

gelungenen Leitfaden ab, der so<br />

stabil ist, dass man sich bestens daran<br />

festhalten kann.<br />

kursiv<br />

Adalbert Metzinger: Verhaltensprobleme<br />

erkennen, verstehen und behandeln.<br />

Weinheim 2005. 148 Seiten.<br />

14,90 Euro. ISBN 3-407-<br />

56282-9<br />

Bedeutsames Zukunftsthema<br />

Qualitätsmanagement<br />

Nicht, dass wir LehrerInnen nicht<br />

alle schon mal darüber gestöhnt<br />

hätten...Aber man könnte die in<br />

Mode gekommenen Evaluationsaufgaben<br />

ja auch mit literarischer Hilfe<br />

angehen: Nicht umsonst ist es bereits<br />

die vierte Auflage, die nun von „Qualitätsmanagement<br />

und Evaluation“<br />

erschienen ist. Durch die Überarbeitung<br />

und Ergänzung seitens der Autoren<br />

(dem Schulleiter Guy Kemp-<br />

23


Tipps + Termine<br />

24<br />

fert und dem Erziehungswissenschaftler<br />

Hans-Günter Rolff) liegt<br />

im Prinzip ein neues Buch vor. Neu<br />

sind die Kapitel über Feedback und<br />

Teamentwicklung, und aktuell angehängt<br />

sind zudem zahlreiche Testergebnisse,<br />

Parallel- und Vergleichsarbeiten<br />

und die Möglichkeiten der<br />

„innerschulischen Verarbeitung“ sowie<br />

Anleitungen zur schulinternen<br />

Unterrichtsevaluation und kollegialen<br />

Hospitation. Der abschließende<br />

Bereich befasst sich mit dem Weg<br />

zum Qualitätsmanagement und bietet<br />

eine Fülle von Checklisten für<br />

Schulleitungen und Kollegien an,<br />

die Einstieg wie weitere Arbeit erleichtern.<br />

Fazit: Ein kompakter<br />

Band voll ausnahmslos Nützlichem<br />

für alle Beteiligten, aktuell und verständlich<br />

gleichermaßen.<br />

Guy Kempfert/Hans-Günter Rolff:<br />

Qualität und Evaluation. Ein Leit-<br />

faden für Pädagogisches Qualitätsmanagement.<br />

4. überarbeitete und<br />

erweiterte Auflage, Weinheim 2005.<br />

286 Seiten. 22,90 Euro. ISBN 3-<br />

407-25360-5<br />

Landschaft - Glaube -<br />

Mythos<br />

Es ist nicht Hans-Christian Kirschs<br />

erstes Buch über Elisabeth Langgässer,<br />

das gerade in der rheinhessischen<br />

Reihe „Köpfe der Region“ erschienen<br />

ist. Doch indem er sich (auch unter<br />

seinem Pseudonym Frederik Hetmann)<br />

mehrfach mit ihr befasst,<br />

möchte er sich immer weiter annähern,<br />

schreibt der Autor. Und so liest<br />

sich schon der biographische Teil des<br />

Buches spannend, bewegend und<br />

teils tragisch. Das Leben der gebürtigen<br />

Alzeyerin wird, ohne jemals<br />

ausschweifend zu werden, detailliert<br />

beschrieben und lässt die folgenden<br />

Kapitel umso besser verstehen: Hier<br />

Klaus Doderer wurde 80<br />

Dem Nestor der deutschen Jugendbuchforschung zum Geburtstag<br />

Es ist kaum zu glauben: Klaus Doderer,<br />

emeritierter Professor für Didaktik<br />

der deutschen Sprache und<br />

Literatur an der Johann-Wolfgang-<br />

Goethe-Universität und gleichzeitig<br />

langjähriger Direktor des dortigen<br />

Instituts für Jugendbuchforschung,<br />

wurde am 20. Januar 2005<br />

achtzig Jahre alt.<br />

Er ist so wunderbar hessisch<br />

- und so ganz global<br />

Klaus Doderer, in Wiesbaden geboren,<br />

studierte in Marburg und am<br />

Pädagogischen Institut Darmstadt.<br />

Er war zwei Jahre Lehrer an einer<br />

hessischen Dorfschule. Er war<br />

Hochschullehrer in Jugenheim und<br />

Frankfurt; dort leitete er seit dessen<br />

Gründung (1963) das bald weltweit<br />

renommierte, der Universität angeschlossene<br />

Institut für Jugendbuchforschung.<br />

Er lebt seit Menschengedenken<br />

in Darmstadt.<br />

Seit es ihm möglich ist, geht er in<br />

die Welt hinaus, buchstäblich als<br />

Leser und in seinem wissenschaftlichen<br />

Anspruch. Hemingway und<br />

andere amerikanische Erzähler wer-<br />

den entdeckt. Die Reihe seiner veröffentlichten<br />

Arbeiten beginnt nicht<br />

zufällig 1953 mit der zum Standardwerk<br />

gewordenen Dissertation über<br />

„Die Kurzgeschichte in Deutschland“.<br />

Vorausgegangen ist eine erste<br />

Arbeit über die „Auffassung der<br />

deutschen Romantik in England und<br />

Frankreich“. Beide Arbeiten angefertigt<br />

bei aus der Emigration zurückgekehrten<br />

Doktorvätern. Den einen,<br />

den früh verstorbenen Werner<br />

Milch, zählt Doderer zu seinen wichtigen<br />

Lehrern wie Martin Wagenschein,<br />

Franz Borkenau, Eugen Kogon<br />

, Theodor W. Adorno und Max<br />

Horkheimer.<br />

Ein Jahr als Lektor an der Universität<br />

Birmingham erweitert den internationalen<br />

Bezug. Später werden<br />

Auslandsbeziehungen immer intensiver<br />

, eine Gastprofessur in Amerika,<br />

Aufenthalte in Japan und Australien<br />

und die „Reisen in erdachtes<br />

Land . Literarische Spurensuche<br />

vor Ort“, so ein Essay-Band 1998.<br />

Er wächst auf in einem Haus voller<br />

Bücher, am Rande von Opposition<br />

und Widerstand: Im Hause Dode-<br />

geht es um die Interpretation exemplarisch<br />

ausgewählter Langgässer-<br />

Werke wie „Gang durch das Ried“,<br />

„Das unauslöschliche Siegel“ oder<br />

„Märkische Argonautenfahrt“. Eine<br />

Zeittafel im Anhang verschafft einen<br />

Überblick nicht nur über die Lebensstationen<br />

Elisabeth Langgässers, sondern<br />

auch über ihre Familie, ihre<br />

Reisen und ihr Werk. Die Bibliografie<br />

lädt zum Weiterlesen über die Literatin<br />

ein, historische Familien- und<br />

melancholische Landschaftsfotos<br />

komplettieren den Inhalt und nicht<br />

zuletzt die äußere Gestaltung des 126<br />

Seiten starken Bandes macht es zum<br />

Schmuckstück im Bücherregal.<br />

Hans-Christian Kirsch: Elisabeth<br />

Langgässer. Literatur und Landschaft.<br />

2. Band der Reihe „Köpfe der<br />

Region“. Herausgegeben von Hans<br />

Berkessel. Ingelheim 2004. 126 Seiten.<br />

12,50 Euro. ISBN 3-937782-<br />

13-3<br />

rer gibt es verbotene Literatur, pazifistische,<br />

wie Ernst Glaesers „Jahrgang<br />

1902“ (Doderers Vater war mit<br />

Glaeser befreundet), Remarque und<br />

Barbusse. Gleichwohl lebt er wie seine<br />

Altersgenossen, macht 1943 Abitur<br />

und muss noch in den Krieg.<br />

Er ist ein Anreger,<br />

ein Macher, zuallererst<br />

ein großer Lehrer<br />

Nach der Heimkehr aus amerikanischer<br />

Gefangenschaft folgt das oben<br />

angedeutete germanistische Studium.<br />

Sehr bewusst wählt er den literaturwissenschaftlichen<br />

Abschluss; er<br />

will keine 0-8-15 -Ausbildung zum<br />

Studienrat. Dennoch, Lehrer will er<br />

sein. Die zwei Jahre an der hessischen<br />

Dorfschule sind geprägt vom stillen<br />

Experiment, seine Unterrichtspraxis<br />

orientiert sich an Adolf Reichwein,<br />

an Kerschensteiner, an den frühen<br />

Schulreformern, der Pädagogik „vom<br />

Kinde aus“. Statt Aufsätze schreiben<br />

zu lassen, probiert er beispielsweise<br />

ein „creative writing“. Diese Praxiserfahrungen<br />

münden in ein erfolgreich<br />

gewordenes Buch: „Wege in<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


die Welt der Sprache“.<br />

Schließlich findet er 1963 zu seiner<br />

Lebensaufgabe, zu dem, was ihn und<br />

seine Arbeit weltweit bekannt gemacht<br />

hat, zu Aufbau und Leitung<br />

des Instituts für Jugendbuchforschung.<br />

Dort wurde bald vieles<br />

selbstverständlich, was andernorts<br />

erst erarbeitet und erstritten werden<br />

musste, Teamwork z.B. Dort, außerhalb<br />

der tradierten akademischen<br />

Zwänge, konnte Doderer seinen kulturwissenschaftlich<br />

geprägten Ansatz<br />

(er spricht von „literatursoziologischkulturanthropologischer<br />

Methode)<br />

fruchtbringend einsetzen.<br />

Praxisbezug war immer wichtig in<br />

seinen Arbeitsfeldern. Neben den<br />

vielen Forschungsprojekten gab es<br />

seit 1969 eigene Lehrangebote des<br />

Instituts, und es gab intensiven Kontakt<br />

zu „leibhaftige(n)“ Autoren in<br />

solchen Veranstaltungen, so mit<br />

James Krüss (1963), mit Erich Kästner<br />

(1965), mit Michael Ende<br />

(1965), mit Astrid Lindgren (1971).<br />

Das Institut veranstaltete Ausstellungen,<br />

hatte viele Außenkontakte, man<br />

sah den universitären Rahmen als<br />

Möglichkeit, nicht als Grenze an. Vor<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

allem hatte man von Beginn an einen<br />

sehr weiten Literaturbegriff; es<br />

war selbstverständlich, dass Heftchenliteratur,<br />

Comics, Trivialliteratur<br />

dazu gehörten. Auch wurden die<br />

sich ankündigenden technischen<br />

Medien von Beginn an in die Forschung<br />

einbezogen, eine Forschung,<br />

gekennzeichnet von der Kooperation<br />

vieler Wissenschaften. - Und der<br />

internationale Rahmen der Institutsarbeit<br />

war selbstverständlich, gerade<br />

auch die frühen und bald intensiven<br />

Beziehungen zu Kinderbuchforschern<br />

hinter dem „Eisernen Vorhang“<br />

Klaus Doderers Verdienste um die<br />

Kinder- und Jugendliteratur, um<br />

Kultur überhaupt sind außergewöhnlich.<br />

Man dürfte nicht nur die<br />

Liste seiner Veröffentlichungen sich<br />

vornehmen (eine bis 2000 gehende<br />

Bibliographie umfasst mehr als 30<br />

Seiten) , man müsste vor allem auch<br />

das begutachten, was er angeregt,<br />

angestoßen, erkämpft und „durchgezogen“<br />

hat. Wenn nur eines genannt<br />

sein soll, dann das zwischen<br />

1975 und 1982 herausgekommene<br />

vierbändige „Lexikon der Kinderund<br />

Jugendliteratur“, ein Jahrhundertprojekt.<br />

Klaus Doderer hat in Deutschland<br />

mit großem Erfolg daran gearbeitet,<br />

Aktuelle Entwicklungen von Migrationsprozessen<br />

Frau Ilona Besha wurde am 16.<br />

Dezember 2004 das erste Zertifikat<br />

im wissenschaftlichen Weiterbildungsstudium<br />

„Europäische Migration“<br />

der Johannes Gutenberg -<br />

Universität Mainz überreicht. Damit<br />

wurde die erfolgreiche Teilnahme<br />

an sechs Seminaren aus fünf unterschiedlichen<br />

Themenbereichen<br />

sowie einem Kolloquium am Pädagogischen<br />

Institut bescheinigt.<br />

Tipps + Termine<br />

den „vermeintlichen Graben zwischen<br />

der Kinderliteratur“ und der<br />

„hohen Literatur“ zuzuschütten. International<br />

war seine Arbeit noch<br />

erfolgreicher, wie er in einem Interview<br />

1999 einräumte: „Die Entwicklung<br />

zu mehr ästhetischer Qualität<br />

der Kinder- und Jugendliteratur ist<br />

weltweit. Ganz unschuldig daran ist<br />

das kleine Frankfurter Institut für<br />

Jugendbuchforschung nicht gewesen.<br />

Wir hatten ohne Zweifel eine<br />

Theorie und Praxis beeinflussende<br />

Anregerfunktion. „<br />

Dafür erhielt Klaus Doderer 1987 -<br />

in Japan - den Internationalen Brüder<br />

Grimm-Preis .<br />

Hierzulande ehrte man ihn kürzlich<br />

mit dem Bundesverdienstkreuz, im<br />

Sommer 2004 noch von Johnnnes<br />

Rau überreicht.<br />

Und - zum Geburtstag - mit einem<br />

Forum zum Thema „Die Zukunft<br />

der Kinder- und Jugendliteratur“ im<br />

Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt.<br />

Erich Eberts<br />

Der Buchtipp zum Artikel:<br />

Klaus Doderer: Die Entdeckung der<br />

Kinder- und Jugendliteraturforschung,<br />

Autobiographische Reflexionen,<br />

Weinheim Basel 2005,<br />

28,90 Euro, ISBN 3 407 85890 6<br />

Verleihung des 1. Zertifikats im Weiterbildungsstudium „Europäische Migration“<br />

Seit über drei Jahren bietet die Johannes<br />

Gutenberg-Universität in<br />

Zusammenarbeit mit zahlreichen<br />

Kooperationspartnern aus dem<br />

Rhein-Main-Gebiet das Weiterbildungsstudium<br />

„Europäische Migration“<br />

an. Fachkräften aus der Bildungsarbeit,<br />

den Verwaltungen und<br />

der sozialen Arbeit sowie an Themengebieten<br />

aus dem Migrationsbereich<br />

Interessierten wird so die Möglichkeit<br />

gegeben, sich über aktuelle Entwicklungen<br />

von Migrationsprozessen<br />

und deren Auswirkungen auf Gesellschaft<br />

und Arbeitswelt zu informieren<br />

und auszutauschen.<br />

Zu fünf unterschiedlichen Themenschwerpunkten<br />

werden jährlich ca.<br />

sieben Veranstaltungen angeboten,<br />

die alle auch einzeln gebucht werden<br />

können. Besonders nachgefragt wurden<br />

bisher Veranstaltungen zur<br />

Sprachförderung von mehrsprachig<br />

aufwachsenden Kindern, zum Ausländer-<br />

und Flüchtlingsrecht und zur<br />

Vermittlung von interkulturellen<br />

Kompetenzen.<br />

Insgesamt über 250 Interessierte aus<br />

ganz unterschiedlichen Arbeits- und<br />

Lebenszusammenhängen konnten in<br />

den letzten Jahren ihre Erfahrungen<br />

und ihr Wissen in den Veranstaltungen<br />

des Weiterbildungsstudiums einbringen<br />

und erweitern.<br />

Ziel des Kooperationsprojektes ist es,<br />

durch die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern<br />

aus den unterschiedlichen<br />

Arbeitsbereichen einen<br />

25


Tipps + Termine<br />

26<br />

Ort zu schaffen, an dem es möglich<br />

ist, sich aktiv und wissenschaftlich<br />

fundiert über die Verständigung in<br />

unserer Gesellschaft über das soziale<br />

und interkulturelle Zusammenleben<br />

im Rhein-Main-Gebiet auseinander<br />

zu setzen und die Bildungschancen<br />

von Menschen und deren Teilhabe<br />

an der Gesellschaft zu fördern.<br />

Das weiterbildende Studium wird<br />

gefördert durch die Landesbeauftragte<br />

für Ausländerfragen bei der Staatskanzlei<br />

Rheinland-Pfalz.<br />

In diesem Jahr werden folgende Veranstaltungen<br />

angeboten:<br />

16./17. Februar: Muslimische Le-<br />

benswelten<br />

17./18. März: Flüchtlingskinder und<br />

Kinderflüchtlinge - Kinder im Schatten<br />

von Politik und Pädagogik<br />

23./24 Mai: Viele Kinder, viele Sprachen<br />

20.21. Juni: Grundlagen zur Entwicklung<br />

interkultureller Kompetenzen<br />

06./07 Oktober: Pädagogik und „besondere<br />

Pädagogik“ in der Einwanderungsgesellschaft<br />

17.-19. Oktober: Herausforderungen<br />

und Chancen interkultureller<br />

Begegnungen in der offenen Jugendarbeit<br />

Wie weit ist der Weg zur professionellen Lehrkraft?<br />

Nach einer alten chinesischen Weisheit<br />

beginnt auch der längste Weg<br />

mit einem ersten Schritt. Doch wie<br />

viele Schritte führen zu dem Ziel, ein<br />

„professioneller Lehrer“ zu sein? Der<br />

bekannte Lehrerfortbildner Reinhold<br />

Miller schlägt 99 in drei Etappen<br />

vor. Das klingt zunächst nach<br />

einem flotten Spaziergang. Seine<br />

Absicht benennt er auch dementsprechend:<br />

„in knapper Form mit<br />

Überblick zum Durchblick!“ Doch<br />

knapp ist nur die Form der Darstellung.<br />

Was dieses Buch bietet, ist in<br />

Wahrheit die Weisheit eines ganzen<br />

Pädagogenlebens, und die erschließt<br />

sich nur denen, die sich Zeit lassen<br />

und geduldig schrittweise vorangehen.<br />

Die „drei Etappen“ des Weges entsprechen<br />

Millers Vorstellung vom<br />

LehrerInnen-Beruf. Wer ihn ausübt,<br />

muss in drei Sparten zu Hause sein,<br />

nämlich bei sich selbst, bei anderen<br />

und bei den Sachen. Deshalb geht<br />

es bei der eigenen Professionalisierung<br />

stets darum, sowohl Achtsamkeit<br />

für sich selbst (berufliche Selbstkompetenz)<br />

als auch Achtsamkeit<br />

für andere (Beziehungskompetenz)<br />

sowie die Beherrschung der Sachen<br />

(erfolgreich unterrichten durch<br />

Sachkompetenz) zu entwickeln. In<br />

welcher Reihenfolge man voranschreitet<br />

und welche der 99 Schritte<br />

man tatsächlich „geht“, bleibt den<br />

LeserInnen selbst überlassen. Jeder<br />

einzelne Schritt bietet die Möglichkeit,<br />

sich zu informieren, darüber zu<br />

reflektieren, etwas auszuprobieren<br />

oder sogar zu trainieren und schließlich<br />

den Effekt zu evaluieren. Für<br />

jede dieser vier Phasen bietet jeder<br />

Schritt im Buch Anregungen und<br />

Übungen. 29 zusätzliche mehrseitige<br />

Materialien auf der mitgelieferten<br />

CD-ROM bieten weiteren, vertiefenden<br />

Übungsstoff. Und schließlich<br />

eröffnen die überschaubaren Literaturlisten<br />

am Ende jeder Etappe weitere<br />

Möglichkeiten des Vertiefens<br />

und Weitergehens auf dem Weg der<br />

Professionalisierung.<br />

Mehr Professionalität anzustreben<br />

bedeutet nach Miller keineswegs,<br />

„Über-Lehrkraft“ sein zu sollen. Gerade<br />

auf der ersten Etappe führt der<br />

Weg zu größerer Selbstkompetenz<br />

über die Wahrnehmung der eigenen<br />

Gefühle, den Umgang mit Belastungen<br />

und eigenen wie fremden Ansprüchen<br />

hin zu den Chancen des<br />

Älterwerdens und zu den notwendigen<br />

Abgrenzungen. Professionelle<br />

LehrerInnen schaffen also nicht alles,<br />

was sie theoretisch schaffen<br />

könnten, sondern gehen ökonomisch<br />

mit sich und den eigenen<br />

Kräften um. Nur wer mit sich selbst<br />

gut kann, kann auch mit anderen<br />

gut. - Da rund 80 Prozent der schulischen<br />

Arbeit aus Kommunikation<br />

und Beziehungsarbeit bestehen, bietet<br />

die zweite Etappe allein 43 Schritte<br />

für die Entwicklung der Fähigkeit<br />

an, mit anderen gut auszukommen.<br />

Dabei geht es um das Kommunikationsverhalten,<br />

um Konfliktfelder<br />

24.-30. Oktober: Voraussichtlich:<br />

Exkursion nach Messina (Italien)<br />

16./17. November:: Neue Entwicklungen<br />

im Ausländer- und Flüchtlingsrecht<br />

06/07. Dezember: Qualitätsentwicklung<br />

in der interkulturellen Jugendarbeit<br />

Weitere Informationen sind zu erhalten<br />

bei: Zentrum für wissenschaftliche<br />

Weiterbildung Johannes Gutenberg-Universität<br />

Mainz, Tel.: 0 61<br />

31 / 39-22901 oder -26241<br />

zww@verwaltung.uni-mainz.de<br />

www.zww.uni-mainz.de<br />

pm<br />

wie Beurteilung, Eltern-Lehrer-Beziehung<br />

oder Gewalt und nicht zuletzt<br />

um die Teamfähigkeit. - Die<br />

dritte Etappe beinhaltet so aktuelle<br />

Stichworte wie Bildungsstandards,<br />

Schulprogramm oder Unterrichtsentwicklung,<br />

aber auch traditionelle<br />

wie Merkmale guten Unterrichts,<br />

Unterrichtsplanung, Konzentrationsförderung<br />

und Methodik. Der<br />

letzte Schritt widmet sich - natürlich<br />

nicht ohne Absicht - den Grenzen<br />

der Schule.<br />

„99 Schritte zum professionellen<br />

Lehrer“ ist ein abwechslungsreiches,<br />

dank zahlreicher Fallbeispiele und<br />

Zitate manchmal amüsantes und vor<br />

allem anschaulich-verständlich geschriebenes<br />

Buch. Kein anderer<br />

Fachautor vermag unterrichtswissenschaftliche<br />

Theorie so praktisch und<br />

schulpraktische Phänomene so wissenschaftlich<br />

fundiert darzustellen<br />

wie Reinhold Miller. Seine Erkenntnis<br />

im Schlusswort dieser „pädagogischen<br />

Memoiren“ lautet: „Wir<br />

kommen nie an: Die Schule ist ein<br />

lebenslanges Lernfeld“ (S. 224). Das<br />

erinnert mich wieder an die alten<br />

Chinesen, denn wie hatte Laotse gesagt?<br />

Richtig: „Der Weg ist das Ziel.“<br />

Detlef Träbert<br />

Reinhold Miller: 99 Schritte zum<br />

professionellen Lehrer. Erfahrungen<br />

- Impulse - Empfehlungen, Seelze<br />

(Kallmeyer) 2004, 227 S. + CD-<br />

ROM, Euro 19,90<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 / 2005


Bezirk Trier<br />

Backes bleibt Vorsitzender des BV Trier<br />

In der Mitgliederversammlung des <strong>GEW</strong>-Bezirksverbandes Trier<br />

wurde Roman Backes erneut zum Vorsitzenden gewählt. Der Vorsitzende<br />

der <strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz, Tilman Boehlkau, befasste<br />

sich in einem Grundsatzreferat insbesondere mit der strukturellen<br />

Ungerechtigkeit unseres Schulsystems.<br />

Roman Backes eröffnete die Versammlung und freute sich besonders,<br />

unter den Anwesenden den ADD Präsidenten Dr. Josef Peter<br />

Mertes, den <strong>GEW</strong> Landesvorsitzenden Tilmann Boehlkau und<br />

den Regionalvorsitzenden des DGB, Karl Heinz Päulgen, begrüßen<br />

zu können. In seinem Grußwort hob Päulgen die gute Zusammenarbeit<br />

zwischen DGB und <strong>GEW</strong> hervor, indem er auf einige<br />

gemeinsame Projekte hinwies.<br />

Tilman Boehlkau ging in seinem Referat auf den besorgniserregenden<br />

Befund der OECD Studien ein, der besagt, dass in keinem<br />

vergleichbaren Land der Schulerfolg so eng an soziale Herkunft<br />

gekoppelt ist wie in Deutschland. Daraus ergebe sich die<br />

Notwendigkeit einer sachlichen Diskussion unserer Schulstruktur.<br />

Ziel sei es, eine Schule zu schaffen, „die alle mitnimmt“.<br />

Dabei gehe es nicht um „Einheitsschule“, sondern um eine längere<br />

gemeinsame Schulzeit, in der alle Kinder ihren Voraussetzungen<br />

entsprechend gefördert und gefordert werden können. Bündnispartner<br />

für eine Veränderung der Schulstrukturen sieht Boehlkau<br />

nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft und<br />

der Elternschaft. In Gesprächen mit Vertretern des Landeselterbeirats<br />

sei er bezüglich der Schaffung einer Schule für alle auf große<br />

Offenheit gestoßen.<br />

Nach einer längeren Aussprache zu Tilman Boehlkaus Vortrag berichtete<br />

Roman Backes über seine Tätigkeit als <strong>GEW</strong> Vorsitzender<br />

des Bezirks der vergangenen drei Jahre. Er bedankte sich besonders<br />

bei den aktiven Mitgliedern für ihre Unterstützung. Kritisch<br />

äußerte er sich zu den Vergleichstests an Grundschulen und<br />

zum rheinland-pfälzischen Abiturtermin, der im März liegt, die<br />

meisten Studiengänge aber erst im Herbst beginnen. Als besonders<br />

erfreuliche Tatsache erwähnte Backes die stark gestiegene<br />

Mitgliederzahl des Bezirkverbandes. Sie liege derzeit bei etwa 700,<br />

eine Größenordnung, bei der man doch ernsthaft über die baldige<br />

Einrichtung eines Regionalbüros in Trier nachdenken müsse.<br />

Anschließend wurde Roman Backes mit großer Mehrheit erneut<br />

zum Vorsitzenden des Bezirksverbandes gewählt. Dem geschäftsführenden<br />

Vorstand gehören Erni Schaaf-Peitz, Peter Heisig und<br />

Christian Gerteis an. Weitere Mitglieder des Vorstands sind: Theresia<br />

Görgen, Eckard Wiendl, Werner Grasediek, Henny Weber<br />

(Schriftführerin), Paul Volkensfeld (Rechner) und Hajo Arend<br />

(Pressereferent).<br />

Hajo Arend<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> Rheinland-Pfalz 1-2 /2005<br />

Kreis + Region<br />

Bezirk Koblenz/Kreis Koblenz-Mayen<br />

Für die Zukunft lernen -<br />

Fördern und Fordern im Schulalltag<br />

Referent: Dr. Heinz Klippert, EFWI-Landau<br />

Durch Vortrag, Film und Diskussion erhalten die TeilnehmerInnen<br />

Einblick in die praktische Umsetzung der Klippertschen Lehrund<br />

Lernmethoden.<br />

Donnerstag, 10. März 2005, 15.00 - 18.30 Uhr<br />

Universität Koblenz-Landau<br />

Campus Koblenz-Metternich<br />

Raum MD 028<br />

Die Veranstaltung richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer aller<br />

Schularten und sonstige Interessierte. Die Teilnahme ist für <strong>GEW</strong>-<br />

Mitglieder kostenlos. Andere 5,00 Euro.<br />

Anmeldung unbedingt erforderlich:<br />

<strong>GEW</strong>-Regionalbüro Nord, Hohenzollernstr. 64, 56058 Koblenz,<br />

Tel.: 0261/1332880, Fax: 0261/1332881 email:gew-nord@gewrheinland-pfalz.de<br />

Eine Bitte der Redaktion:<br />

Die Redaktion der <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> bittet bei Übermittlung von umfangreicheren<br />

Dateien unbedingt um Zusendung einer gebrannten<br />

CD, auf der neben dem Textbeitrag (bitte .doc oder .txt-Datei ohne<br />

eingebundene Bilddaten) die zu verwendenden Fotos, Illustrationen<br />

etc. separat im tif-, eps- oder jpg-Format abgespeichert sind.<br />

Vielen Dank!<br />

Wurde Ihr Haus vor 1984 gebaut?<br />

Dann sind Sie sicher schon vorausschauend darauf gekommen, dass das Eine oder Andere ohnehin<br />

renoviert werden muß!<br />

Warum also nicht eine Gesamtbetrachtung über Renovierungskosten und Zuschüsse, Baumängel,<br />

Energieeinsparung, Kostenersparnis mit KfW-Krediten und Ökologie in Form eines staatlich<br />

subventionierten Vor-Ort-Gutachtens machen lassen?<br />

Das kostet z.B. 450 € + MWSt. und wird mit 300 € bezuschußt!<br />

Später, nach der Renovierung, kann Ihr Haus zertifiziert und wertgesichert werden: Das kann bis<br />

zu einer künstlerisch gestalteten neuen Hausnummer mit dem Zeichen der neuen Energie-<br />

Effizienz-Klasse gehen.<br />

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20-jähriger Erfahrung, bestellt vom Wirtschaftsministerium des Bundes (BMWi):<br />

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PARIS ÜF 224,-- €<br />

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27


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Beilage zur E&W<br />

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"Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer"<br />

(incl. 5. Aktualisierungslieferung)<br />

<strong>GEW</strong>-Mitgliedspreis E 23,regulärer<br />

Preis E 32,-<br />

Gleichzeitig bestelle ich hiermit die voraussichtlich im<br />

Herbst 2005 erscheinende 6. Aktualisierungslieferung.<br />

ANTWORT<br />

<strong>GEW</strong> Rheinland-Pfalz<br />

Neubrunnenstr. 8<br />

55116 Mainz<br />

Neuauflage<br />

Handbuch für Lehrerinnen<br />

und Lehrer<br />

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Lehrerinnen<br />

und Lehrer<br />

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Rheinland-Pfalz<br />

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Schulbereich erwiesen.<br />

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Abiturprüfungsordnung AIDS-Aufklärung im Schulunterricht, AIDS-Fachkräfte in den<br />

Schulen, Aufsicht in Schulen, Berufliches Gymnasium, Berufsfachschulverordnung,<br />

Berufsschulverordnung, Betriebspraktikum, Bewertung der Rechtschreib- und<br />

Zeichensetzungsleistungen, Dienstliche Beurteilung von Lehrern, Dienstliche<br />

Beurteilung der staatlichen Lehrkräfte an Schulen und Studienseminaren,<br />

Dienstordnung, Durchführung der integrierten Fördermaßnahmen, Erkundungen und<br />

Praktika an allgemeinbildenden Schulen, Erprobungszeit im Schulbereich, Ersatz von<br />

Sachschäden, Europa im Unterricht, Fachlehrer mit beratenden Aufgaben,<br />

Fachoberschulverordnung, Ferienordnung, Ferientermine, Förderung von Kindern mit<br />

Lernschwierigkeiten Friedenserziehung in der Schule, Ganztagsschulen, Hitzefrei,<br />

Integrierte Gesamtschulen (LVO), Internet an Schulen, Klassenarbeiten, Klassenbildung<br />

für die Klassenstufen 5 – 10, Klassenbildung und Lehrerversorgung an<br />

Sonderschulen, Klassenelternversammlung/Schulelternbeirat, Klassen- und Kursbildung<br />

- Berufsbildende Schulen, Konferenzordnung, Landesbeamtengesetz<br />

(Auszug), Laufbahnverordnung (Auszug), Lehrkräfte-Arbeitszeitverordnung, Mainzer<br />

Studienstufe, Mehrarbeit im Schuldienst, Menschenrechtserziehung, Misshandlung<br />

und sexueller Missbrauch von Mädchen und Jungen, Mitwirkung von Fachleuten aus<br />

der Praxis, Mutterschutzverordnung, Nachprüfung – Hinweise zur Durchführung,<br />

Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe, Nutzung von Sendungen der Rundfunkund<br />

Fernsehanstalten, Oberstufe – Berufswahlvorbereitung, Pädagogischer Freiraum,<br />

Personalaktenführung, Rechtsunterricht an Schulen, Regelstundenmaße, Regionale<br />

Schulen (LVO), Reisekostenerstattung, Schlüsselausgabe, Schulgesetz, Schulkindergarten,<br />

Schulordnungen, Schulwahlordnung, Schulwanderungen, Schülervertretungen,<br />

Schülerzeitung, Schwimmen und Baden bei Schulver-anstaltungen,<br />

Sportförderunterricht, Stundentafeln, Sucht- und Drogenprävention in der Schule,<br />

Suchtvorbeugung, Tätigkeit und Arbeitszeit der pädagogischen Fachkräfte an<br />

Sonderschulen, Teilzeit, Teilzeitbeschäftigung, Teilzeitlehrkräfte, Überlassung von<br />

Anschriften, Unfallfürsorge, Unterricht der Kinder ausländischer Arbeitnehmer,<br />

Unterrichtsorganisation, Urlaub zur Betreuung eines erkrankten Kindes, Urlaubsverordnung,<br />

Verkehrserziehung in den Schulen, Radfahrerausbildung, Widerstand in<br />

der NS-Zeit, Winterliche Straßenverhältnisse, Zusammenarbeit Kindergarten und<br />

Grundschule, Zusammenarbeit Schule und Berufsberatung<br />

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"Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer",<br />

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