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3_2019 Leseprobe

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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 22. Jahrgang<br />

3_<strong>2019</strong><br />

Bi<br />

GaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Papierfabrik: Biomethan<br />

aus Abwasser S. 46<br />

Bio-Kondensatoren: Supercaps<br />

aus Gärrest S. 66<br />

Frankreich: Biomethan<br />

aus Kundensicht S. 78<br />

Biomethan


Inhalt<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Editorial<br />

Wo bleibt die<br />

Biogasstrategie der<br />

Bundesregierung?<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

sowohl in Brüssel als auch in Berlin stehen alle Zeichen<br />

auf eine neue Klimaschutzpolitik mit dem klaren<br />

Ziel der Treibhausgaseinsparung. Der gesellschaftliche<br />

Druck, nicht zuletzt auch aus der Jugend heraus forciert,<br />

zwingt die Politik zum Handeln. Das spüren wir<br />

mehr und mehr in unseren Gesprächen mit den politischen<br />

Vertretern.<br />

Endlich wird Biogas nicht nur auf die reine Energieproduktion<br />

degradiert, sondern seine multifunktionale Rolle,<br />

insbesondere in der Landwirtschaft, in das richtige<br />

Licht gerückt. Dieser Rückenwind aus den Ländern und<br />

von den Parlamentariern macht Mut für die notwendige<br />

Weiterentwicklung der Biogasbranche.<br />

Sicherlich werden wir unsere Anlagen und die Einsatzstoffe<br />

an neue Kriterien wie Effizienz, Artenvielfalt,<br />

Klimawandel und Nachhaltigkeit weiter anpassen<br />

müssen. Es reicht an dieser Stelle aber nicht, nur Ziele<br />

und Szenarien für die Zukunft zu verkünden, sondern<br />

es muss auch eine branchenspezifische und ministeriumsübergreifende<br />

Strategie zur Erreichung dieser Ziele<br />

entwickelt werden. Eine solche Biogas-Strategie der<br />

Bundesregierung muss jetzt kommen!<br />

Zahlreiche bestehende Anlagen erreichen in den nächsten<br />

Jahren das Ende ihrer ersten Vergütungslaufzeit<br />

und überlegen gerade sehr genau, ob sie angesichts<br />

der zahllosen Hürden und ständig steigenden Auflagen<br />

ihre mühsam abgeschriebenen Biogasanlagen zurückbauen.<br />

Wir müssen endlich wegkommen von halbfertigen,<br />

der Zeitnot geschuldeten Gesetzeskrücken, die<br />

den speziellen Ansprüchen von Biogasanlagen nicht<br />

gerecht werden. An dieser Stelle ist die Politik in der<br />

Pflicht, wenn sie die Biogasbranche als Schlüsseltechnologie<br />

für die Erreichung der Klimaschutzziele einsetzen<br />

will.<br />

Es macht keinen Sinn, willkürliche und unter fragwürdigen<br />

Bedingungen entstehende Auflagen, wie in der<br />

TRAS 120 oder bei der AwSV im Bereich des Betonbehälterbaus,<br />

der Branche aufs Auge zu drücken. Den<br />

jeweiligen Fachbehörden mag zwar jedes Detail wichtig<br />

sein, aber im Sinne einer zukunftsfähigen Biogasstrategie<br />

und unter Beachtung der anstehenden Herausforderungen<br />

beim Klimaschutz müssen Kompromisse<br />

gefunden werden, die eine Weiterentwicklung der Branche<br />

noch zulassen.<br />

Wie so oft gleiten wir in Deutschland in Detaildiskussionen<br />

ab und verlieren das „große Ganze“ aus den Augen.<br />

An dieser Stelle muss die Politik den Mut entwickeln,<br />

die Herausforderungen rechtzeitig und richtig anzupacken.<br />

Biogas kann seinen Beitrag in vielfältigster Form<br />

leisten. Einige Beispiele im Bereich der Einspeisung<br />

von Biomethan oder der „Flexibilisierung“ sind in dieser<br />

Ausgabe des Biogas Journals zu finden.<br />

Die Branche steht jetzt bereit, eine wesentliche Rolle<br />

bei den anstehenden Aufgaben zu übernehmen. Wir<br />

werden aus diesem Grund auch in den nächsten Wochen<br />

verstärkt öffentlichkeitswirksam darstellen, welchen<br />

Beitrag wir als Branche und jeder einzelne in der<br />

Branche Aktive bereits jetzt leistet.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk,<br />

Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

3


Inhalt<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Titelthema<br />

Biomethan<br />

26 Kleiner Anlagenzubau im Jahr 2018<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

26<br />

30 Biomethan auf die Straße bringen –<br />

Marktanreize und Fördermechanismen<br />

Von Dipl.-Ing. Alexey Mozgovoy<br />

Editorial<br />

POLITIK<br />

WISSENSCHAFT<br />

3 Wo bleibt die Biogasstrategie<br />

der Bundesregierung?<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk,<br />

Geschäftsführer des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher & Termine<br />

12 Stoffkreisläufe für mehr Klimaschutz<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

16 Landwirtschaftliche Produktivität<br />

gesteigert ohne Zunahme der Klimagasemissionen<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

20 Regionale Vermarktung im Fokus<br />

des Pooltreffens BSN<br />

Von M.Sc. Georg Friedl und Rainer Weng<br />

22 Artenschutz geht uns alle an<br />

Von Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

24 Klimaschutzgesetz<br />

Zerreißprobe für die Politik und<br />

Hoffnungsträger für die Erneuerbaren<br />

Von Sandra Rostek<br />

und Dr. Guido Ehrhardt<br />

PRAXIS<br />

34 Interview<br />

Durchwachsene Silphie – Anbau<br />

sachlich planen<br />

Interviewer: Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Martin Bensmann<br />

36 Checkliste Silphieanbau<br />

Von Dennis Schiele<br />

38 Flexibel Strom produzieren und die<br />

Wärme zu 100 Prozent nutzen<br />

Von Thomas Gaul<br />

42 Messen, was drin ist<br />

Von Steffen Bach<br />

46 Biogas aus dem Pelletsschlamm<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

52 Zuckerrübe: vielversprechendes<br />

Spitzenlastsubstrat<br />

Von M.Sc. Biol. Kerstin Maurus, Dr. Sharif<br />

Ahmed und Prof. Dr. Marian Kazda<br />

58 Mehr Flexibilität mit vorhandenem<br />

Gasspeicher möglich<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

62 Konversion von Biomasse zu Wasserstoff<br />

und Methan<br />

Von Robert Manig, Denise Münch,<br />

Jürgen Tenbrink, Jörg-Uwe Ackermann<br />

und Hartmut Krause<br />

66 Bio-Supercaps aus Gärresten<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

4


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Inhalt<br />

titelFoto: Carmen Rudolph i Fotos: HZI BioMethan GmbH, Carmen Rudolph, Martina Bräsel<br />

46 58<br />

INTERNATIONAL<br />

Europa<br />

70 LNG: Ein globales Pokerspiel um<br />

Zukunftspositionen ist im Gange<br />

Von Eur. Ing. Marie-Luise Schaller<br />

Frankreich<br />

78 Biomethanprodukte – Privatverbraucher<br />

sind noch wenig informiert<br />

Von Prof. Dr. Carsten Herbes<br />

VERBAND<br />

Aus der Geschäftsstelle<br />

82 Biogas – Quo vadis?<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

86 Aus den Regionalbüros<br />

88 Firmen diskutierten über die Zukunft<br />

von Biogas in Deutschland<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

90 Mischpreisverfahren<br />

Von Dr. Simone Peter, BEE<br />

RECHT<br />

92 Energetisches Quartierskonzept bringt<br />

Biogasanlagenbetreiber und Bürger<br />

zusammen<br />

Von Gerrit Müller-Rüster<br />

95 Interview<br />

TRAS-Regeln bilden Anhaltspunkte für<br />

behördliche Entscheidungen<br />

Interviewer: Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Martin Bensmann<br />

98 Voten zum Landschaftspflege-Bonus und<br />

zur Vergütungsverringerung bei Meldeverstößen<br />

veröffentlicht<br />

Von Beatrice Brunner und Elena Richter<br />

Beilagenhinweis:<br />

Das Biogas Journal enthält Beilagen<br />

der Firmen 2G, agrikomp, greentec,<br />

BEEREPOOT & VOSKAMP, SaM-Power und<br />

UNION Instruments.<br />

produktnews<br />

100 Produktnews<br />

102 Impressum<br />

5


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Getreidestroh-Silagen für<br />

Biogasanlagen geeignet<br />

Foto: www.landpixel.eu<br />

Zukunftsenergien<br />

Münsterland<br />

„Für die Energiewende bieten wir erstmalig eine<br />

gemeinsame Plattform,“ verkündet Thomas Voß<br />

vom Regionalverband Münsterland im Landesverband<br />

Erneuerbare Energie NRW.<br />

Am 13. Juni <strong>2019</strong> findet von 9.00 Uhr bis 22.00<br />

Uhr der 1. Tag der Zukunftsenergien in Heiden in<br />

der Westmünsterlandhalle statt. Fachprogramm,<br />

Messe und Podium – neben Anlagenbetreibern<br />

finden auch Unternehmen und kommunale Vertreter<br />

informative Angebote. Ab 16.00 Uhr ist der<br />

Eintritt zur Veranstaltung frei. Weitere Infos unter<br />

msl.lee-nrw.de<br />

Gülzow/Soest – Stroh, zum Beispiel von Weizen, Gerste<br />

oder Mais, lässt sich durch Silierung so aufschließen,<br />

dass es in Biogasanlagen zügig vergoren wird. Als<br />

Co-Substrat vereinfacht es zudem die Silierung von<br />

Zuckerrüben und anderen energiereichen Rohstoffen<br />

mit hohen Wasseranteilen. Die Gaserträge solcher<br />

Mischsilagen reichen an Silomais heran, wie Forscher<br />

der Fachhochschule Südwestfalen am Fachbereich Agrarwirtschaft<br />

in Soest herausfanden. Gefördert wurden<br />

sie dabei vom Bundesministerium für Ernährung und<br />

Landwirtschaft.<br />

Getreidestroh fällt als landwirtschaftliches Koppelprodukt<br />

in großen Mengen an. Hiervon könnten jährlich<br />

rund 10 Millionen Tonnen<br />

energetisch genutzt werden,<br />

ohne die Humusbilanzen<br />

der landwirtschaftlichen<br />

Flächen und den Bedarf<br />

an Einstreu zu beeinträchtigen.<br />

Die Gaserträge von<br />

Stroh reichen zwar nicht an<br />

den als Standard geltenden<br />

Silomais heran, allerdings<br />

bindet Stroh als Koppelprodukt<br />

der Getreideproduktion<br />

auch keine zusätzlichen<br />

landwirtschaftlichen<br />

Flächen und kann zudem<br />

einzelbetrieblich helfen,<br />

den im EEG eingeführten<br />

Maisdeckel einzuhalten.<br />

Für Biogasanlagen ist Stroh<br />

zunächst jedoch nur bedingt geeignet: Seine lignocellulosereichen<br />

Komponenten und die wasserabweisenden<br />

Oberflächen der Halme erschweren und verlangsamen<br />

die Abbau- und Gasbildungsprozesse, was vorgeschaltete<br />

Aufschlussverfahren jedoch teilweise kompensieren<br />

können. So lässt sich Stroh neben chemischem<br />

oder physikalischem Aufschluss auch durch Silierung<br />

so vorbehandeln, dass eine Umsetzung im Biogasreaktor<br />

zügig erfolgt. Das konnten die Forscher von der FH<br />

Südwestfalen ausführlich und mit verschiedenen Stroharten<br />

belegen.<br />

Um die Gaserträge der Strohsilagen zu verbessern, führten<br />

sie auch Versuche zur Mischsilierung von Stroh mit<br />

Zuckerrübenschnitzeln sowie nassen Koppelprodukten<br />

wie Zwischenfrüchten und Rübenblatt durch. Hier zeigt<br />

sich, dass Stroh die gemeinsame Silage mit Rohstoffen<br />

mit niedrigen Trockensubstanz-Gehalten ermöglicht<br />

und dabei deren Lagerverluste minimiert. Silagen, die<br />

etwa zur Hälfte aus Maisstroh und aus Zuckerrübenschnitzeln<br />

bestanden, erreichten bei den Gaserträgen<br />

etwa das Niveau von Mais-GPS.<br />

Die Ergebnisse sind vor allem für Biogasanlagen-Betreiber<br />

relevant, die verstärkt auf Koppelprodukte im<br />

Substratmix setzen. Übertragbar ist das Verfahren zudem<br />

auch auf Reststoffe wie Pferdemist, für die sich in<br />

Abhängigkeit von den regionalen Aufkommen durchaus<br />

auch eine wirtschaftliche Attraktivität darstellen lässt.<br />

Der Abschlussbericht zum Projekt „Biomasseaufwertung<br />

und Silierung lignocellulosereicher Koppelprodukte<br />

zur Optimierung der Methanausbeute“ steht in<br />

der Projektdatenbank der FNR unter dem Förderkennzeichen<br />

22400715 zur Verfügung.<br />

6


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

EuGH bestätigt: EEG keine staatliche Beihilfe<br />

Berlin – Der Europäische Gerichtshof<br />

(EuGH) hat Ende März per Urteil bestätigt:<br />

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)<br />

2012 war keine Beihilfe. Der Bundesverband<br />

Erneuerbare Energie e.V.<br />

(BEE) begrüßt das EuGH-Urteil. „Es<br />

ist eine klare und deutliche Entscheidung<br />

des obersten Europäischen<br />

Gerichts“, sagte Dr. Simone Peter,<br />

Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare<br />

Energie (BEE), zu dieser<br />

positiven Nachricht. Das sei wegweisend<br />

für die Weiterentwicklung der<br />

Fördersystematik und gebe der Branche<br />

nach jahrelangem Tauziehen<br />

Rechtssicherheit. „Aus dem Urteil<br />

des EuGH folgt, dass die Beihilfeleitlinien<br />

der Europäischen Kommission<br />

auf das EEG keine Anwendung<br />

finden. Der deutsche Gesetzgeber hat dadurch<br />

wieder deutlich mehr Handlungsspielräume“,<br />

äußerte Peter weiter.<br />

Nun müsse alles auf den Prüfstand, was<br />

auf Druck der EU-Kommission in das EEG<br />

aufgenommen wurde und mehr Nachteile<br />

als Vorteile bringt, dazu gehörten unter<br />

anderem die Vorschriften zur Nicht-Vergütung<br />

bei negativen Strompreisen. Auch<br />

die Ausschreibungsregelungen müsse man<br />

Foto: www.landpixel.eu<br />

sich genauer anschauen. Bei der Analyse<br />

gelte es, auch die neuen EU-Rahmenbedingungen<br />

insbesondere der Erneuerbare-<br />

Laut Europäischem Gerichtshof stellt das EEG von 2012<br />

keine staatliche Beihilfe dar.<br />

Energien-Richtlinie sowie der Strommarktverordnung<br />

und Strommarktrichtlinie zu<br />

beachten.<br />

Der EuGH setzt mit seinem Urteil sowohl<br />

das Urteil des Gerichts der Europäischen<br />

Union (EuG) als auch die Entscheidung der<br />

EU-Kommission außer Kraft. In seiner Begründung<br />

führt der EuGH an, dass die Kommission<br />

nicht nachgewiesen habe, dass<br />

„die im EEG 2012 vorgesehenen Vorteile<br />

staatliche Beihilfen darstellten“. Anders<br />

als von der EU-Kommission dargestellt, ist<br />

der EuGH der Auffassung, dass über das<br />

EEG keine staatlichen Mittel zum<br />

Einsatz kamen. Der BEE hatte immer<br />

die Rechtsansicht vertreten, dass das<br />

EEG keine Beihilfe ist, und wurde<br />

nun vollumfänglich seitens des EuGH<br />

bestätigt. Damit entschied der EuGH<br />

in Kontinuität zu seinem Urteil von<br />

2001, in dem er bereits entschieden<br />

hatte, dass das Stromeinspeisungsgesetz<br />

mit seinem Umlagenmechanismus<br />

keine Beihilfe ist.<br />

Hintergrund: Die Europäische Kommission<br />

hatte im November 2014 das<br />

EEG als Beihilfe deklariert. Das Gericht<br />

der Europäischen Union (EuG)<br />

in Luxemburg hatte in erster Instanz<br />

im Mai 2016 die Sichtweise der EU-Kommission<br />

bestätigt und eine Klage der Bundesregierung<br />

gegen die EU-Kommission<br />

abgewiesen. Nach diesem Entscheid hatte<br />

die Bundesregierung wiederum Rechtsmittel<br />

eingelegt und vor dem Europäischen<br />

Gerichtshof in zweiter Instanz geklagt. Das<br />

Urteil des EuGH ist rechtlich bindend und<br />

hebt alle anderen Urteile auf, der Klageweg<br />

ist abgeschlossen.<br />

Kinovorstellung Unterrichtsfilm Erneuerbare Energien<br />

München – Der Unterrichtsfilm Erneuerbare Energien<br />

ist auf Youtube schon mehr als 12.000-mal<br />

angeschaut worden. Darüber hinaus wurden über<br />

500 DVDs an Schulen verschickt. Jetzt hatte der Film<br />

in München seine Kinopremiere. In Anwesenheit<br />

des Hauptdarstellers Georg Hackl, des Regisseurs<br />

und Verbandsvertretern der im Film vorkommenden<br />

Erneuerbaren Energien nahmen zahlreiche Lehrerinnen<br />

und Lehrer die Gelegenheit wahr, sich über das<br />

hochaktuelle Thema Klimawandel, Klimaschutz und<br />

die Erneuerbaren Energien zu informieren.<br />

Die Resonanz war durchweg positiv, als „sehr<br />

geeignet für den Unterricht“ befanden die anwesenden<br />

Pädagogen den Film. Im Anschluss an die<br />

25-minütige Vorführung stellten die Verbändevertreter<br />

sich und ihre regenerative Energieform kurz<br />

vor und erläuterten die Möglichkeiten, ihr Thema<br />

im Unterricht zu behandeln. Beim anschließenden<br />

Get Together nutzten die Lehrenden die Chance, um<br />

mit den Verbändevertretern Fragen zu<br />

ihrer individuellen Unterrichtsgestaltung<br />

in Sachen Erneuerbare Energien<br />

zu klären. Gerade vor den aktuellen<br />

Protesten der Friday for Future Kids<br />

ist der Klimaschutz wieder stark in<br />

den Fokus gerückt. Das veranlasste<br />

letztendlich auch den Bayerischen<br />

Rundfunk, in seiner Abendschau über<br />

die Filmvorführung zu berichten (BR-<br />

Mediathek, Abendschau Der Süden,<br />

am 28.02.<strong>2019</strong>).<br />

Der Film kann nach wie vor als kostenlose<br />

DVD beim Fachverband Biogas<br />

bestellt (info@bigoas.org) oder auf<br />

Youtube angeschaut und im Unterricht<br />

gezeigt werden. Der dazugehörige Test<br />

steht auf der Seite www.biogas.org unter<br />

Service / Infomaterial / Kids.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

7


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Bücher<br />

Berliner Kommentar zum<br />

Energierecht<br />

EEG – Erneuerbare-Energien-Gesetz 2017 und<br />

WindSeeG – Windenergie-auf-See-Gesetz<br />

Dieser Band des Berliner<br />

Kommentars bietet<br />

eine umfassende Erläuterung<br />

des Rechts der<br />

Erneuerbaren Energien,<br />

wie es im Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

2017 (EEG 2017) und<br />

dem Windenergie-auf-<br />

See-Gesetz (WindSeeG) geregelt ist. Der<br />

Berliner Kommentar bearbeitet das EEG<br />

einschließlich der Änderungen durch den<br />

Gesetzgeber im Dezember 2016 sowie der<br />

Ergänzungen durch das Mieterstromgesetz.<br />

Schwerpunkt der Neubearbeitung sind die<br />

Ausschreibungsverfahren zur Bestimmung<br />

der Förderhöhe und die bessere Abstimmung<br />

des Ausbaus der EEG-Anlagen mit<br />

dem Netzausbau. Besondere Beachtung<br />

erfuhren die gesetzlichen Änderungen der<br />

Eigenversorgung. Die Förderung der Offshore-Windenergie<br />

ist in ein eigenes Gesetz<br />

ausgelagert worden. Der Kommentar trägt<br />

den aus der neuen Mengensteuerung entstehenden<br />

Rechtsproblemen mit einer umfassenden<br />

Kommentierung des WindSeeG<br />

Rechnung. Der Kommentar richtet sich an<br />

Rechtsanwälte, Energieversorgungs-Unternehmen,<br />

Unternehmen, Netzbetreiber, Gerichte,<br />

Energie- und Kartellbehörden sowie<br />

Universitäten.<br />

Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt am<br />

Main. Berliner Kommentar, Band 6, 4. völlig<br />

überarbeitete und wesentlich erweiterte<br />

Auflage, 2018, 2.848 Seiten, gebunden,<br />

289 Euro. ISBN 978-3-8005-1652-0<br />

Statusreport<br />

Föderal Erneuerbar<br />

2018<br />

Die Bundesländer spielen<br />

für die Gestaltung<br />

der Energiewende in<br />

Deutschland eine wesentliche<br />

Rolle: Ob es<br />

um die Flächenausweisung für Erneuerbare<br />

Energien, den Ausbau der Strom- und<br />

Wärmenetze oder um den weiteren Umgang<br />

mit den bestehenden fossilen Kraftwerken<br />

geht, überall haben die Länder einen entscheidenden<br />

Einfluss. Die AEE-Publikation<br />

„Statusreport Föderal Erneuerbar 2018“<br />

widmet sich auf knapp 240 Seiten den<br />

jüngsten Entwicklungen der Energiewende<br />

auf Länderebene.<br />

Aktuelle Zahlen, Fakten und Infografiken<br />

sowie Interviews mit den zuständigen Ministerinnen<br />

und Ministern, energiepolitische<br />

Analysen und Best-Practice-Beispiele<br />

machen die Schwerpunkte der jeweiligen<br />

Landesregierungen bei der Energiewende<br />

deutlich.<br />

Statusreport Föderal Erneuerbar 2018, 240<br />

Seiten. Download der Teilkapitel: https://<br />

www.foederal-erneuerbar.de/bundeslaender-mit-neuer-energie-statusreport-foederal-erneuerbar-2018<br />

Die gebundene Fassung können Sie bestellen<br />

unter www.unendlich-viel-energie.de/<br />

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Termine<br />

6. bis 9. Mai<br />

AHK-Geschäftsreise Dänemark –<br />

Wärme erzeugung mit Bioenergie<br />

Aalborg<br />

www.energiewaechter.de<br />

3. bis 6. Juni<br />

AHK-Geschäftsreise Litauen & Lettland –<br />

Eigenversorgung mit EE in der Industrie<br />

Vilnius<br />

www.energiewaechter.de<br />

24. bis 28. Juni<br />

AHK-Geschäftsreise „Hybridisierung mit<br />

Erneuerbaren Energien in Industrie und<br />

Gewerbe in Nigeria“<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

7. bis 9. Mai<br />

Qualifizierung für zur Prüfung befähigte<br />

Personen – Modul 2<br />

Burgdorf Ehlershausen<br />

www.service-gmbh.biogas.org<br />

9. Mai<br />

ThEEN-Fachforum „Power-to-X“<br />

Erfurt<br />

www.theen-ev.de<br />

15. bis 18. Mai<br />

Qualifizierung für zur Prüfung befähigte<br />

Personen – Modul 3<br />

Burgdorf Ehlershausen<br />

www.service-gmbh.biogas.org<br />

21. bis 22. Mai<br />

12. Biogas-Innovationskongress<br />

Osnabrück<br />

www.dbu.de<br />

3. bis 7. Juni<br />

AHK-Geschäftsreise „Dezentrale Energieversorgung<br />

mit EE in Guatemala, El Salvador<br />

und Honduras“<br />

www.german-energy-solutions.de/<br />

13. Juni<br />

1. Tag der Zukunftsenergien Münsterland<br />

Heiden<br />

www.lee-nrw.de<br />

17. bis 21. Juni<br />

AHK-Geschäftsreise „Biogaslösungen<br />

für die Palmölindustrie in Malaysia“<br />

Malaysia<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

24. bis 27. Juni<br />

Qualifizierung für Biogasanlagenbetreiber<br />

(inkl. TRGS 529)<br />

Nienburg<br />

www.klimaschutz-leb.de<br />

3. bis 4. Juli<br />

UK AD and World Biogas Expo <strong>2019</strong><br />

Birmingham, UK<br />

www.biogastradeshow.com<br />

9. bis 10. September<br />

FNR / KTBL – Biogaskongress <strong>2019</strong><br />

Leipzig<br />

www.fnr.de/biogaskongress<br />

25. und 26. September<br />

Finanzierungs- und Fördertage des<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Kaiserin-Friedrich Haus<br />

Berlin<br />

Infos beim Fachverband Biogas per<br />

Mail unter international@biogas.org<br />

Diese und weitere Termine rund um die<br />

Biogasnutzung in Deutschland und der Welt<br />

finden Sie auf der Seite www.biogas.org<br />

unter „Termine“.<br />

8


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

Schreiber<br />

Anlagenbau<br />

Industrie | Biogas | Sondermaschinen | Klärtechnik<br />

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Aktuelles<br />

BIOGAS-KIDS<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Biogas heute und morgen<br />

iStock<br />

Seit über 20 Jahren gibt es die Biogastechnik, wie du sie<br />

kennst. Weit über 9.000 Anlagen sorgen inzwischen in<br />

ganz Deutschland für klimafreundliche Energie. Viele<br />

kluge Köpfe haben dafür Technik und Konzepte neu und<br />

weiterentwickelt. Und noch viel mehr Menschen nutzen<br />

diese Technik, warten und reparieren sie und sammeln<br />

viel Erfahrung dabei. Damit entsteht ein riesiger Wissensschatz,<br />

der hilft, die Zukunft zu bewältigen. Denn wie<br />

bei anderen Technologien müssen auch beim Biogas das<br />

Bisherige überdacht und Änderungen vorgenommen werden.<br />

Experten machen sich deshalb schon jetzt Gedanken<br />

darüber, wie sie sich die Biogaserzeugung der Zukunft vorstellen.<br />

Das gilt zum Beispiel für die Technik im Fermenter.<br />

Die meisten Anlagen arbeiten bisher mit großen Rührwerken,<br />

die dafür sorgen, dass das Futter für die Biogasbakterien<br />

immer schön gemischt wird. In Zukunft ist jedoch<br />

damit zu rechnen, dass immer mehr schwer vergärbare<br />

Reststoffe wie Festmist, Grünschnitt oder auch Essensreste<br />

in den Fermentern verarbeitet werden. Technik und<br />

Steuerung müssen damit ebenso klarkommen wie die Mikroorganismen,<br />

die davon leben. Auch über sie wissen wir<br />

noch viel zu wenig: Etwa 2.000 verschiedene Arten dieser<br />

winzigen Tierchen helfen, Biogas und andere wertvolle<br />

Reststoffe zu erzeugen. Aber tatsächlich haben wir nur<br />

sehr wenig Ahnung davon, was sie genau tun. Sie besser<br />

… wenn der Wetterfrosch verrücktspielt<br />

April, April, der weiß nicht, was er will. Eine Bauernweisheit<br />

besagt: „Gehst du im April bei Sonne aus, lass nie den<br />

Regen schirm zu Haus“. Im April steht die Sonne schon so hoch wie<br />

im August, sie hat also reichlich Kraft. Kommt dann die Kaltluft aus<br />

dem Norden, folgt innerhalb einer Stunde auf blauen Himmel kräftiger<br />

Regen, dem wieder Sonne folgt. Das passiert mehrmals am Tag<br />

und ist typisches Aprilwetter. In der Sonne ist es angenehm warm,<br />

die Schauer sind ungemütlich und kalt. Das kommt von der unterschiedlich<br />

schnellen Erwärmung des Kontinents und des Ozeans.<br />

So können nach einer frühsommerlich warmen Woche nochmals<br />

Graupel schauer und Nachtfrost folgen.<br />

iStock<br />

zu verstehen bedeutet auch, die Qualität der Produkte zu<br />

erhöhen, die am Ende aus der Anlage herauskommen. Geforscht<br />

wird auch daran, die komplizierten Abläufe in der<br />

Anlage zu automatisieren, damit es für den Betreiber einfacher<br />

wird. Dazu gehören beispielsweise Sensoren. Das<br />

sind kleine Technikbausteine, die in der Biogasanlage wie<br />

Augen, Nase und Ohren arbeiten. Sie sammeln viele Daten<br />

und geben sie an die Computersteuerung weiter. Am<br />

Bildschirm oder mit dem Smartphone kann der Bediener<br />

der Anlage diese Daten abrufen und erkennen, ob alles in<br />

Ordnung ist. Da erwarten uns bestimmt noch viele spannende<br />

Geschichten.<br />

Biogas aus bunten Wildpflanzen<br />

Viel wird zurzeit über Insekten geredet. Die Brummer und Summer<br />

sind nicht nur wichtiger Teil der Natur. Sie übernehmen auch<br />

für die Landwirtschaft unverzichtbare Aufgaben: die Bestäubung<br />

von Nutzpflanzen und viele Nützlinge machen Jagd auf andere<br />

Insekten, die ansonsten in den Kulturpflanzen Schäden anrichten.<br />

Doch dafür brauchen sie Lebensraum und Rückzugsräume. Auf<br />

bunten, artenreichen Blühflächen<br />

in der Landschaft<br />

fühlen sich Insekten und<br />

viele Kleintiere sehr wohl.<br />

Und nicht nur das. Wird ein<br />

solch bunter Mix aus vielen<br />

verschiedenen Wildpflanzen<br />

(Blühpflanzen, Kräuter,<br />

Gräser) jetzt im Frühjahr auf<br />

dem Acker ausgesät, eignet<br />

sich die Ernte im Herbst<br />

auch zur klimafreundlichen<br />

Energieerzeugung in der Biogasanlage. Zwar ist die Gasausbeute<br />

deutlich geringer als beim Mais. Aber der Anbau als Ergänzung zu<br />

anderen Kulturpflanzen macht für die Landwirtschaft in jedem Fall<br />

Sinn.<br />

Mehr zum Thema findest du hier: www.lebensraum­brache.de<br />

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10


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

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Aktuelles<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Stoffkreisläufe für mehr Klimaschutz<br />

Blick in den Dülfersaal<br />

der Technischen<br />

Universität Dresden<br />

während der Abfallvergärungstagung.<br />

Experten für die Vergärung biologisch abbaubarer Abfälle diskutierten in Dresden über<br />

den derzeitigen Stand, Rahmenbedingungen und Perspektiven der Branche.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Die Herausforderungen im Bereich der Vergärung<br />

biologischer Abfälle – sowohl bei<br />

der Entfernung von Folien und Verpackungen<br />

aus dem Stoffstrom als auch die spezifischen<br />

Möglichkeiten der Branche bei der<br />

Sicherung einer gesellschaftlich angestrebten, stabilen<br />

Kreislaufwirtschaft – waren Gegenstand der Abfallvergärungstagung<br />

vom 11. bis 13. März in Dresden. Die<br />

ausgebuchte Fachkonferenz organisierten der Fachverband<br />

Biogas, das Forum für Abfallwirtschaft und Altlasten,<br />

die Gütegemeinschaft Gärprodukte und die Technische<br />

Universität (TU) Dresden erstmals gemeinsam.<br />

Etwa 120 Praktiker, Wissenschaftler und Behördenvertreter<br />

reisten dafür in die sächsische Landeshauptstadt.<br />

An den ersten beiden Veranstaltungstagen im<br />

Dülfersaal der TU Dresden, in dem sich auch Firmen<br />

mit ihren Produkten und Dienstleistungen präsentierten,<br />

bestimmten Fachvorträge über Praxiserfahrungen,<br />

rechtliche Neuerungen und Forschungsergebnisse sowie<br />

die sich daran anschließende Diskussion das Programm.<br />

Guten Anklang fand der Austausch in Networking-Gruppen<br />

zu Themen, die die Konferenzteilnehmer zuvor<br />

selbst bestimmten. Für den dritten Veranstaltungstag<br />

hatten die Organisatoren zwei Lehrfahrten organisiert.<br />

Sie führten zu einer Bioabfallanlage, die Inhalte der<br />

kommunalen Biotonne vergärt, und zu einem Reaktorsystem,<br />

in dem aus Resten bei der Milchverarbeitung<br />

Energie und Gärprodukte erzeugt werden.<br />

Unterschiede bei der Erfassung<br />

von Bioabfall<br />

Mehrere Referenten beleuchteten in ihren Vorträgen<br />

die derzeitigen Rahmenbedingungen für die Vergärung<br />

biogener Abfälle sowie die Ansprüche, denen sich die<br />

Akteure jetzt und zukünftig stellen müssen. Die Menge<br />

an biologisch abbaubaren Materialien, die in den Abfallbehandlungsanlagen<br />

jährlich verarbeitet wird, bezifferte<br />

Prof. Dr. Christina Dornack, Leiterin des Instituts<br />

für Abfall- und Kreislaufwirtschaft an der TU Dresden,<br />

mit 15,6 Millionen (Mio.) Tonnen (t). Davon kommen 9<br />

Mio. t aus der getrennten Erfassung von Bioabfällen und<br />

3 Mio. t aus der Lebensmittelindustrie.<br />

„Betrachtet man das erfasste Aufkommen genauer, zeigt<br />

sich bei den Flächenländern eine Trennlinie zwischen<br />

West und Ost“, verdeutlichte Dornack anhand einer<br />

Balkengrafik. Sie zeigt, dass alle ostdeutschen Länder<br />

beim Aufkommen unter dem Bundesdurchschnitt von<br />

109 Kilogramm (kg) pro Erwachsenem und Jahr liegen.<br />

Schlusslicht ist Brandenburg mit 39 kg. Zum Vergleich:<br />

Jeder erwachsene Niedersachse sammelt im statistischen<br />

Mittel jährlich 144 kg Bioabfall. Das ist fast dreimal<br />

so viel wie in Sachsen (knapp 51 kg).<br />

„In einer Biopotenzialstudie haben wir dieses Phänomen<br />

untersucht und als Hauptgründe die Faktoren<br />

Kosten und Service ausgemacht“, berichtet die Wissenschaftlerin.<br />

So seien zum einen die Restabfallgebühren<br />

in den alten Bundesländern oft deutlich höher und dadurch<br />

sei der Anreiz größer, das Angebot der Biotonne<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

Fotos: Carmen Rudolph<br />

Dr. Christian Abendroth, TU Dresden<br />

Prof. Dr. Christina Dornack,<br />

TU Dresden<br />

Peter Ewens, Bundesministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz und nukleare<br />

Sicherheit<br />

Horst Seide, Fachverband Biogas e.V.<br />

zu nutzen. Zum anderen böten Kommunen im Westen<br />

ein dichteres Netz von Annahmestellen mit bürgerfreundlichen<br />

Öffnungszeiten.<br />

Vorherrschende Methode bei der Verarbeitung von Bioabfall<br />

sei noch die Kompostierung. Doch die Vergärung<br />

hole mengenmäßig auf und liege mit 6,5 Mio. t nur noch<br />

1 Mio. t hinter der Kompostierung. Dies könne jedoch<br />

nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Substratgemisch<br />

aller bundesweit mehr als 9.000 Biogasanlagen<br />

insgesamt nur zu 4,2 Prozent aus kommunalen Abfällen<br />

und zu 2,4 Prozent aus gewerblichen Reststoffen besteht.<br />

Obwohl Kompostanlagen 15 bis 80 Kilowattstunden<br />

(kWh) pro Tonne Input verbrauchten, während sich<br />

bei der Vergärung pro Tonne etwa 200 kWh an Stromüberschuss<br />

und Wärme erzielen ließen, würden sich<br />

noch viele Kommunen wegen des größeren technischen<br />

Aufwandes und der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen<br />

vor dem Bau einer Vergärungsanlage für den Bioabfall<br />

scheuen. „Abhängig von der Inputqualität und dem<br />

Behandlungsverfahren entstehen bei der Vergärung aus<br />

einer Tonne Bioabfall 80 bis 140 Normkubikmeter Biogas.<br />

Das ist vergleichbar mit Substraten wie Geflügelmist<br />

oder Grassilage“, nennt Dornack als Faustformel.<br />

Der Präsident des Fachverbandes Biogas e. V. Horst Seide<br />

beleuchtete die aktuellen Entwicklungen aus Sicht<br />

seines Verbandes. Dabei verwies er auf nachdrückliche<br />

Forderungen aus der Politik, wonach eine Weiterentwicklung<br />

der Branche nur mit sauberen, effizienten und<br />

sicheren Biogasanlagen erfolgen kann. Anlass für die<br />

kritische Sicht seien Unfälle und Störungen mit teils<br />

erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt und einem<br />

entsprechenden Medienecho. Die verschärften Verordnungen<br />

in den „Technischen Regeln für die Anlagensicherheit<br />

von Biogasanlagen“ (TRAS 120) seien eine<br />

Folge solcher Schadensereignisse.<br />

„Die zweite Ausschreibungsrunde für den Anlagenzubau<br />

blieb mit einem Gebotsumfang der 79 Teilnehmer<br />

von insgesamt 76,5 Megawatt (MW) erneut weit unter<br />

dem Ausschreibungsvolumen von 225,8 MW“, informiert<br />

Seide. Das zeige, dass das Ausschreibungsprozedere<br />

einer Überarbeitung bedürfe. Eine Untersuchung<br />

des Fachverbandes habe ergeben, dass die Hälfte der<br />

Betreiber, die sich an Ausschreibungen beteiligen, ihre<br />

Anlagen durch Überbauung nach vorne entwickeln,<br />

während die andere Hälfte ihre Betriebsgenehmigung<br />

nicht anfasse und die Leistung teilweise bis auf die<br />

Hälfte reduziere.<br />

In den Verhandlungen zum Energiesammelgesetz (En-<br />

SaG) habe man mit Rückenwind aus den Ländern für<br />

das EEG mehr erreicht als erwartet. Das betreffe beispielsweise<br />

den Flexdeckel. Dieser reduzierte sich zwar<br />

auf 1 GW und würde daher voraussichtlich bereits in<br />

diesem Frühjahr erreicht. Doch gleichzeitig habe sich<br />

die Karenzzeit auf 16 Monate verlängert. „Das bedeutet<br />

für flexwillige Betreiber bis Mitte 2020 Investitionssicherheit.<br />

Machen Sie was draus“, ermuntert Seide.<br />

Alles verwerten, um Quoten zu erreichen<br />

Die in der Abfallrahmenrichtlinie vereinbarten verbindlichen<br />

Recycling-Quoten machen es nach Ansicht<br />

von Hans-Peter Ewens vom Bundesministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)<br />

erforderlich, die Bioabfälle, die mittlerweile ein Viertel<br />

der Siedlungsabfälle ausmachen, vollständig zu verwerten.<br />

Seit der Aufnahme einer Verpflichtung im Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

zur Getrenntsammlung habe die<br />

Menge an erfassten Bioabfällen deutlich zugenommen.<br />

Jüngste Statistiken weisen einen Zuwachs von rund 6<br />

kg je Einwohner aus. Doch ein großer Teil der Bioabfälle<br />

würde immer noch über die graue Tonne entsorgt, sodass<br />

von einem ungenutzten Potenzial von 3 bis 4 Mio.<br />

t ausgegangen werden könne.<br />

Mit Blick auf die fast schon zu Ende verhandelte EU-<br />

Düngemittelverordnung verweist der Referent in diesem<br />

Zusammenhang darauf, dass der Entwurf auch Kriterien<br />

für das Ende der Abfalleigenschaft von behandelten<br />

Bioabfällen (Komposten) als frei auf dem Binnenmarkt<br />

handelbare Düngeprodukte enthält. Bestimmte Düngeprodukte,<br />

das können auch behandelte Bioabfälle sein,<br />

wären damit europaweit frei handelbar. „Wir sind aber<br />

guter Hoffnung, dass die Hürden für die Einführung<br />

solcher Produkte, beispielsweise durch die geforderte<br />

CE-Kennzeichnung, so hoch sind, dass nicht zu viele<br />

solcher Produkte ohne weitere Regelung, ohne Dünge-<br />

13


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Stefan Hüsch, Bundesministerium für<br />

Ernährung und Landwirtschaft<br />

Dr. Andreas Kirsch, Bundesgütegemeinschaft<br />

Kompost e.V.<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Scholwin,<br />

Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft<br />

und Energie<br />

Anne Geißler, TU Dresden<br />

mittelrecht oder Bioabfallverordnung auf<br />

Flächen in Deutschland aufgebracht werden“,<br />

so Ewens.<br />

Als Reaktion auf den Fund großer Mengen<br />

von Kunststoffverpackungen in einem<br />

norddeutschen Gewässer habe der Bundesrat<br />

im September 2018 eine Entschließung<br />

zur Vermeidung von Kunststoffabfällen in<br />

der Umwelt bei der Entsorgung verpackter<br />

Lebensmittel verabschiedet. Gegenwärtig<br />

werde eine bundesweit einheitliche Regelung<br />

zur schadlosen und ordnungsgemäßen<br />

Verwertung von verpackten Lebensmitteln<br />

erarbeitet. Sie soll noch <strong>2019</strong> vorliegen.<br />

Die Verbände würden einbezogen.<br />

Mit Blick auf die Diskussion um Kunststoffe<br />

in der Umwelt legte Dr. Andreas Kirsch<br />

von der Bundesgütegemeinschaft Kompost<br />

e.V. (BGK) dar, dass entgegen negativer<br />

Pressemeldungen der Kunststoffanteil<br />

in den bei der Gütesicherung analysierten<br />

flüssigen Gärprodukten mit im Mittel<br />

0,023 Prozent auf Trockenmasse bezogen<br />

weit unter dem Grenzwert von 0,1 Prozent<br />

liege. Nach Schätzungen der BGK fallen<br />

in Deutschland jährlich etwa 750.000 t<br />

verpackter Lebensmittel als Biomüll an.<br />

Der Gewichtsanteil der Verpackungsmaterialien<br />

betrage 10 bis 15 Prozent. „Die in<br />

jüngster Zeit verstärkt erhobene Forderung<br />

nach einer umfassenderen Kunststoffabtrennung<br />

bereits vor der Vergärung würde<br />

technologisch bedingt einen höheren Verlust<br />

an organischer Substanz im Biogasinput<br />

und damit eine geringere Gasausbeute<br />

sowie weniger Nährstoffe und Humus im<br />

Gärprodukt bedeuten“, gibt Kirsch zu bedenken.<br />

Über Zwänge, denen die Bundesregierung<br />

bei der erneuten Überarbeitung<br />

der Düngeverordnung (DüV) unterliege, informierte<br />

Stefan Hüsch vom Bundesministerium<br />

für Ernährung und Landwirtschaft.<br />

Die Nitratgehalte im Grundwasser und in<br />

Oberflächengewässern müssten in einem<br />

überschaubaren Zeitrahmen sinken und<br />

die Forderungen der EU-Kommission umgesetzt<br />

werden. Sonst drohten ein Zweitverfahren<br />

und Bußgelder von täglich bis zu<br />

858.000 Euro.<br />

Das Ministerium überlege, die Auswirkungen<br />

der nochmals verschärften DüV in bestimmten<br />

Gebieten durch ein Bundesprogramm<br />

Gülle abzumildern. Als angedachte<br />

Maßnahmen nennt Hüsch die Gülleseparation,<br />

die Herstellung von exportwürdigem<br />

Phosphatdünger, die Ansäuerung von Gülle<br />

mit Schwefelsäure, wie sie in Dänemark<br />

verbreitet ist, und den Einsatz der NIRS-<br />

Technologie zur Ermittlung der Nährstoffgehalte<br />

in Gülle und Gärprodukten.<br />

Es werde Licht im Biogas-Reaktor<br />

Spannende Ergebnisse aus der Forschung<br />

präsentierten Wissenschaftler der TU Dresden.<br />

So berichtete Anne Geißler über ihre<br />

Versuche zur optimalen Vergärung von<br />

stickstoffreichen Substraten. Stickstoff<br />

kann bereits ab einer Konzentration von<br />

0,15 Gramm pro Liter Prozessstörungen<br />

verursachen. In ihren Testserien mit verschiedenen<br />

Substraten und unterschiedlichen<br />

Hochleistungsreaktoren aus dem<br />

Bereich der Abwasserreinigung zeigte sich<br />

der Rieselbettreaktor durch eine schnelle<br />

Anpassung der Mikroben an den Aufwuchsträgern<br />

am robustesten gegenüber wechselnden<br />

Substrateigenschaften und einer<br />

hohen Stickstoffbelastung.<br />

Bei Untersuchungen der Mikrobiologie in<br />

Biogasreaktoren fiel Dr. Christian Abendroth<br />

die Gattung der Methanosarcina auf.<br />

Diese „Superbakterien“ haben die Fähigkeit,<br />

auf direktem Wege Elektronen untereinander<br />

auszutauschen, und können auf<br />

verschiedenen Stoffwechselwegen und aus<br />

unterschiedlichen Substraten Methan produzieren.<br />

Zwar werde dadurch aus der gleichen<br />

Menge an Input nicht mehr Methan<br />

erzeugt, aber durch eine Anreicherung der<br />

Methanosarcina im Fermenter ließe sich<br />

der Gärprozess auch bei wechselnder Substratzusammensetzung,<br />

wie dies für die<br />

Abfallvergärung typisch ist, stabilisieren.<br />

Zufällig entdeckte Abendroth bei Versuchen<br />

in einem Glasreaktor, dass sich Methanosarcina<br />

unter dem Einfluss von Licht<br />

deutlich schneller reproduzieren. „Damit<br />

eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für<br />

eine gezielte Steuerung der Mikrobenpopulationen<br />

bei der Biogasproduktion“, sagt<br />

der Wissenschaftler.<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Scholwin, Leiter des<br />

Instituts für Biogas, Kreislaufwirtschaft<br />

und Energie, entwarf zum Abschluss der<br />

Tagung einen Maßnahmenkatalog für eine<br />

stärkere stoffliche und energetische Nutzung<br />

von Bioabfall und gab einen Überblick<br />

zu Trends in der Biogasbranche, wie<br />

die Kopplung der Biogaserzeugung mit<br />

Bioraffinerieprozessen, die Veredlung des<br />

Biomethans zu gasförmigen und flüssigen<br />

Biokraftstoffen oder die Separation einzelner<br />

Nährstoffe aus Gärprodukten. Scholwin<br />

ermunterte die Tagungsteilnehmer, Neues<br />

zu wagen und gute Beispiele selbstbewusst<br />

zu präsentieren.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist<br />

Rudolph Reportagen – Landwirtschaft<br />

Umwelt, Erneuerbare Energien<br />

Kirchweg 10 · 04651 Bad Lausick<br />

03 43 45/26 90 40<br />

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14


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

15


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Niedersachsen<br />

Landwirtschaftliche Produktivität<br />

gesteigert ohne Zunahme der Klimagasemissionen<br />

Am 6. März fand im niedersächsischen Verden die nunmehr 10. Biogasfachtagung der<br />

Landwirtschaftskammer statt. Rund 180 Interessierte informierten sich unter anderem<br />

über Klimaschutzleistungen von Biogasanlagen, über Biomethan im Kraftstoffbereich<br />

sowie über Schadensursachen bei Blockheizkraftwerken.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Laut Ansgar Lasar<br />

stellt die gasdichte<br />

Lagerung von<br />

Wirtschaftsdünger<br />

eine wichtige Form der<br />

Emissionsreduktion<br />

dar.<br />

Ansgar Lasar, Klimaschutzfachmann der<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen,<br />

referierte zum Thema „Klimaschutz als<br />

Aufgabe der Zukunft – was kann Biogas<br />

leisten?“. Er sagte: „Das deutsche Klimaschutzgesetz<br />

wird jetzt geschrieben. Das sollte nicht<br />

ohne Zutun der Landwirtschaft geschehen.“ Was der<br />

Klimawandel bedeutet, zeigte er am Beispiel des<br />

Landes Bangladesch auf. Dort würden rund<br />

164 Millionen Menschen nur einen Meter<br />

über dem Meeresspiegel leben, allerdings<br />

auf einer Landesfläche, die<br />

nur halb so groß ist wie Deutschland.<br />

Bis 2030 will Deutschland 55<br />

Prozent weniger CO 2<br />

gegenüber<br />

dem Referenzjahr 1990 ausstoßen.<br />

Im Jahr 2050 sollen es 80<br />

Prozent weniger CO 2<br />

sein. Laut Lasar<br />

hat Deutschland 13 Prozent seiner<br />

Treibhausgase in den ersten Jahren der<br />

Wiedervereinigung nur durch diesen Effekt<br />

eingespart. In den Folgejahren seien nur noch 10<br />

Prozent dazugekommen. 2014 hat Deutschland Treibhausgasemissionen<br />

in Höhe von 902 Millionen Tonnen<br />

CO 2<br />

-Äquivalente verursacht. 7,3 Prozent davon entfallen<br />

auf die Landwirtschaft, 6,8 Prozent auf Industrieprozesse.<br />

85 Prozent der Treibhausgase stammen, so<br />

Lasar, aus der Verbrennung fossiler Energieträger.<br />

1990 habe die deutsche Landwirtschaft 79,6 Millionen<br />

(Mio.) Tonnen CO 2<br />

-Äquivalent (CO 2<br />

-Äqu.) ausgestoßen,<br />

2015 seien es 67 Millionen Tonnen CO 2<br />

-Äquivalent<br />

gewesen. In Niedersachsen habe zwischen 1990 und<br />

2015 der Klimagasausstoß der Landwirtschaft auf fast<br />

gleichbleibendem Niveau gelegen. 1990: 14,4 Mio.<br />

Tonnen CO 2<br />

-Äqu., 2000: 13,4 Mio. Tonnen CO 2<br />

-Äqu.,<br />

2007: 12,9 Mio. Tonnen CO 2<br />

-Äqu. und 2015: 14,8<br />

Mio. Tonnen CO 2<br />

-Äqu. Im aktuellen Klimaschutzplan<br />

2050 der Bundesregierung sollen bis 2030 60 Prozent<br />

der anfallenden Wirtschaftsdünger vergoren werden.<br />

In diesem Zusammenhang wies Lasar darauf hin, dass<br />

ohne einen Anstieg der Treib hausgasemissionen aus<br />

der Quellgruppe Landwirtschaft in Niedersachsen die<br />

produzierte Milchmenge um 22 Prozent gestiegen ist,<br />

die Zahl der Masthähnchenplätze vervierfacht wurde,<br />

die Erträge im Pflanzenbau um 30 Prozent gestiegen<br />

sind und in Biogasanlagen 7,1 Milliarden Kilowattstunden<br />

Strom erzeugt worden sind. Mit dem Biogasstrom<br />

seien rund 7 Mio. Tonnen CO 2<br />

aus vermiedener Kohleverstromung<br />

eingespart worden.<br />

Tierproduktion mit Biogas koppeln<br />

Die gasdichte Lagerung von Wirtschaftsdünger stelle<br />

eine wichtige Form der Emissionsreduktion dar. Denn<br />

mit der flächendeckenden gasdichten Lagerung könnten<br />

die Landwirtschaftsemissionen um 1-Prozentpunkt<br />

reduziert werden. Ein weiteres Einsparpotenzial sieht<br />

Lasar in der emissionsarmen Stickstoffdüngung. „In<br />

der Tierproduktion ist die Verwertung des Wirtschaftsdüngers<br />

in Biogasanlagen die größte Stellschraube,<br />

um Treibhausgasemissionen zu senken“, betonte der<br />

Referent.<br />

Eine Untersuchung in 73 Biogasanlagen im niedersächsischen<br />

Landkreis Oldenburg hat ergeben, dass<br />

die Bestandsbiogasanlagen mit ihren typischen Gärsubstraten<br />

und Betriebsweisen im Vergleich zu anderen<br />

Varianten mit mehr Wirtschaftdüngeranteilen und<br />

geringerem Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen<br />

gegenüber der Braunkohleverstromung die höchste<br />

Treibhausgasvermeidung aufweisen.<br />

Verglichen wurden die Varianten auch mit der Erdgasverstromung.<br />

Hier zeigte sich ein anderes Bild. Die<br />

Variante 4 mit 100 Prozent Wirtschaftsdüngereinsatz<br />

und schneller Überführung der Exkremente in die Biogasanlage<br />

hatte eine höhere Treibhausgasvermeidung<br />

als die Ist-Anlagen. Variante 5 war wie Variante 4 ausgelegt,<br />

jedoch zusätzlich mit einer gasdichten Lagerung<br />

des Gärdüngers gerechnet worden. Dadurch war<br />

Variante 5 in der Treibhausgasvermeidung noch besser<br />

als Variante 4 und die Ist-Anlagen.<br />

16


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

Zum Schluss seiner Ausführungen merkte Lasar an,<br />

dass die Treibhausgasvermeidungskosten mit der Biogasstromproduktion<br />

im Vergleich zur Wind- oder Solarstromerzeugung<br />

zwar relativ hoch sind, sich aber<br />

mit jenen Stromerzeugungsformen Wirtschaftsdünger<br />

nicht gasdicht lagern lasse.<br />

Abrupte Substratwechsel vermeiden<br />

Über den Umgang mit wechselnden Substraten, insbesondere<br />

mit trockenem Silomais, referierte Dr. Manfred<br />

Bischof von der LUFA Nord-West in Oldenburg.<br />

Nach seinen Worten ist die Bakteriengemeinschaft im<br />

Fermenter ein „Gewohnheitstier“. Daher seien nach<br />

Möglichkeit abrupte Futterwechsel, wechselnde Futtermengen,<br />

wechselnde Futterqualitäten sowie Mangelsituationen<br />

bei Makro- und Mikronährstoffen zu<br />

vermeiden. Er riet, den Makronährstoff Schwefel zu beachten<br />

– vor allem, wenn Eisensalze eingesetzt würden,<br />

wie zum Beispiel Eisenschlamm aus Wasserwerken.<br />

Im vergangenen Jahr seien die ersten Häckselketten in<br />

manchen Regionen bereits Mitte August ausgerückt,<br />

um Silomais zu ernten – rund sechs Wochen früher als<br />

in „normalen“ Jahren. „So trocken wie in 2018 waren<br />

die Maissilagen noch nie. Die Silagen sind sogar<br />

trockener als im Jahr 2003, das einen Hitzesommer<br />

hatte“, machte Bischof deutlich. Dennoch sei die<br />

durchschnittliche Trockensubstanz<br />

von Frischmaisproben in 2016<br />

höher gewesen als in 2018. Auffällig<br />

bei den 2018er Maisproben<br />

sei, dass der Stärkegehalt im Vergleich<br />

zu den Vorjahren deutlich<br />

niedriger liegt.<br />

Laut Bischof lag der Energiegehalt<br />

der Maissilage in 2018 bei 6,5 Megajoule<br />

pro Kilogramm Trockenmasse.<br />

Zum Vergleich: In dem sehr heißen<br />

Sommer 2003 lag der Wert bei knapp unter<br />

6,4. In den Jahren 2006 bis 2017 haben die Werte<br />

immer über 6,5 gelegen. Er erläuterte weiter, dass die<br />

Verdaulichkeit der Silagen teilweise schlecht sei. Die<br />

Verdaulichkeit werde durch längere Silierzeiträume<br />

verbessert. Bischof nannte drei bis vier Monate. Hier<br />

stellt sich jedoch die Frage, wie praktikabel das auf<br />

den Betrieben ist.<br />

CO 2<br />

-Vermeidung mit Biomethan-Kraftstoff<br />

Über Biomethan als Kraftstoff sprach Horst Seide,<br />

Präsident des Fachverbandes Biogas e.V. Nach seinen<br />

Worten erreicht Biomethan die mit Abstand höchsten<br />

CO 2<br />

-Einsparungen aller Biokraftstoffe. Biomethan aus<br />

Rest- und Abfallstoffen sei eine kostengünstige Form<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

Dr. Manfred Bischof:<br />

„So trocken wie in 2018<br />

waren die Maissilagen<br />

noch nie. Die Silagen<br />

sind sogar trockener<br />

als im Jahr 2003, das<br />

einen Hitzesommer<br />

hatte.“<br />

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17


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Michael Wentzke riet,<br />

alle Ursachen, die<br />

Schwingungsschäden<br />

hervorrufen können,<br />

auszumerzen.<br />

der CO 2<br />

-Vermeidung im Verkehrssektor.<br />

Potenziale für den Kraftstoffmarkt<br />

seien kurzfristig verfügbar,<br />

denn rund 200 Anlagen<br />

würden schon heute etwa 950<br />

Millionen Normkubikmeter<br />

Biomethan ins Erdgasnetz einspeisen.<br />

„Gehandelt werden die eingesparten<br />

Tonnen an CO 2<br />

, was eigentlich<br />

kein Zertifikatehandel ist. Mit der Zusatzleistung<br />

CO 2<br />

-Vermeidung lässt sich Geld<br />

verdienen. Diese Leistung lässt sich heute nur im<br />

Kraftstoffmarkt erzielen“, berichtete Seide.<br />

Die Mineralölwirtschaft müsse Treibhausgasminderungsquoten<br />

erfüllen.<br />

2015 waren das 3,5 Prozent, seit<br />

2017 müssen 4,0 Prozent weniger<br />

Treibhausgase emittiert werden.<br />

Ab 2020 sind es dann 6 Prozent.<br />

Die neue Erneuerbare-Energien-<br />

Richtlinie (RED II) der Europäischen<br />

Union fördert den Einsatz<br />

von Wirtschaftsdünger zur Produktion<br />

von Biomethan. Im Verkehrssektor<br />

soll der Anteil Erneuerbarer<br />

Energien bis 2030 14 Prozent erreichen.<br />

In diesen 14 Prozent sollen Biokraftstoffe und<br />

Biogas, die aus einer Liste bestimmter Rest- und Abfallstoffe<br />

wie Stroh, Gülle, Bioabfälle etc. produziert<br />

werden, mindestens 0,2 Prozent in 2022, 1 Prozent<br />

in 2025 und 3,5 Prozent im Jahr 2030 betragen. Die<br />

RED II muss bis zum 30. Juni 2021 in deutsches Recht<br />

umgesetzt sein. Ab 2021 will die EU den Anteil von<br />

Nahrungs- und Futtermittelpflanzen im Verkehrssektor<br />

von 7 Prozent bis auf 3,8 Prozent in 2030 senken.<br />

Biomethan muss laut Seide in den CNG-Kraftstoffmarkt.<br />

Die Mobilitätsstruktur müsse sich ändern, was<br />

im Kleinen schon geschehe. 63 Prozent des deutschen<br />

Kraftstoffmarktes entfallen auf Dieselkraftstoff. „Wenn<br />

die Hälfte des Schwerlastverkehrs mit Gas führe, wären<br />

wir ein Teil der Lösung“, so der Verbandspräsident.<br />

Tipps zum BHKW-Betrieb<br />

Michael Wentzke, Geschäftsführer der IG Biogasmotoren<br />

e.V., sprach über den optimalen Biogas-BHKW-<br />

Betrieb mit hoher Verfügbarkeit. Wenn ein Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) 32.000 Betriebsstunden auf dem<br />

Zähler hat, dann entspreche das einem Pkw-Motor mit<br />

etwa 4,8 Millionen Straßenkilometern. Als wichtigste<br />

Ursachenfelder von BHKW-Problemen nannte er konstruktive<br />

Mängel, Fehler bei der Inbetriebnahme, Fehler<br />

bei der Projektierung, Instandhaltungsmängel sowie<br />

falsche Reaktionen auf Frühindikatoren.<br />

Im Blick sollten Betreiber auch die Funktion des Aktivkohlefilters<br />

haben. Er riet, vor dem Filter etwas Sauerstoff<br />

einzublasen. Die Gasfeuchte sollte 50 bis 60<br />

Prozent betragen, um eine optimale<br />

Beladungsleistung der Aktivkohle zu erreichen.<br />

Die Temperatur der Gaskühlung sollte<br />

bei 12 Grad Celsius liegen, sonst werde das Gas zu<br />

trocken. Die Gasvorwärmung sollte auf 25 Grad Celsius<br />

eingestellt werden. „Beim flexiblen BHKW-Betrieb<br />

ist es vorteilhaft, den Aktivkohlefilter vorzuwärmen“,<br />

erklärte Wentzke.<br />

Des Weiteren sprach er das Thema Schwingungsschäden<br />

an. Ursachen für solche Schäden können<br />

sein: wenn zum Beispiel Fundamente statisch falsch<br />

bedacht worden sind oder der Boden des Containers,<br />

in dem das BHKW steht, sich durchbiegt. Probleme<br />

würden auch nicht entkoppelte Maschinenfundamente<br />

bei Raumaufstellung verursachen. „Weitere Gründe<br />

können zu weiche, geschraubte Motorengestelle, verschlissene<br />

Dämpfungselemente, verspannte Kompensatoren,<br />

zu hohe Differenzen in den Zünddrücken oder<br />

Motorklopfen sein. Starkes klopfen ist Motortod mit<br />

Ansage“, betonte Wentzke.<br />

Bezüglich Standzeiten von Zündkerzen empfahl er, den<br />

Auslastungsgrad des BHKW zu überprüfen und gegebenenfalls<br />

leicht zu senken. Ebenso riet er, auf Siloxane<br />

in Stallreinigungsmitteln zu achten, da diese über<br />

das Gas in den Brennraum des Motors gelangen und<br />

dort zu Quarz verbrennen würden. Ein Augenmerk sollte<br />

auch auf den Schmierölverbrauch gerichtet werden.<br />

Dieser werde zu selten genau gemessen. Normalverbräuche<br />

lägen zwischen 0,1 und 0,3 Gramm pro Kilowattstunde.<br />

Ein 800-Kilowatt-BHKW verbrauche 2,1<br />

bis 6,3 Liter Schmieröl pro Tag. „Der Ölverbrauch ist<br />

ein zuverlässiger Indikator für den Verschleißzustand<br />

der Kolben, Kolbenringe und Laufbuchsen. Er weist<br />

auch auf den Zustand der Ventilschaftabdichtung hin.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch die Ölnebeldampfabscheidung<br />

zu überwachen“, machte der Referent<br />

aufmerksam.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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martin.bensmann@biogas.org<br />

Horst Seide: „Mit der<br />

Zusatzleistung CO 2<br />

-<br />

Vermeidung lässt sich<br />

Geld verdienen. Diese<br />

Leistung lässt sich<br />

heute nur im Kraftstoffmarkt<br />

erzielen.“<br />

18


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

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19


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Der Stromdirektvermarktungspool<br />

Bayerisch Schwaben<br />

Nord besichtigte die<br />

Biogasanlage der<br />

Bioenergie Reimlingen<br />

GmbH & Co.KG.<br />

Die Anlage verfügt<br />

über rund 500 kW<br />

Bemessungsleistung<br />

und etwa 2.000 kW<br />

installierte Leistung.<br />

Außerdem betreibt sie<br />

eine Gaseinspeisung.<br />

Regionale Vermarktung im<br />

Fokus des Pooltreffens BSN<br />

Im Februar fand der Direktvermarktungstag <strong>2019</strong> des Stromdirektvermarktungspools<br />

Bayerisch Schwaben Nord (BSN) in Wemding statt. Mehr als 150 Teilnehmer informierten<br />

sich dabei zum Thema regionale Stromvermarktung sowie zu den aktuellen Entwicklungen<br />

bei der Fahrplanfahrweise und Regelenergie.<br />

Von M.Sc. Georg Friedl und Rainer Weng<br />

Der Direktvermarktungspool BSN stellt einen<br />

losen Betreiberzusammenschluss dar, der<br />

über verschiedene Vermarkter gemeinsam<br />

Strom vermarktet und dabei mit geprüften<br />

Rahmenverträgen arbeitet. Zum Pool<br />

zählen aktuell mehr als 400 Anlagenbetreiber mit gut<br />

300 Megawatt (MW) installierter Anlagenleistung. Eine<br />

wichtige Aufgabe des Pools besteht im Fachaustausch<br />

und der Wissensvermittlung im Bereich Stromdirektvermarktung.<br />

Dabei spielt der jährliche Direktvermarktungstag<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Im ersten Vortrag stellte Florian Weh, Geschäftsführer<br />

der Renergie Allgäu, den Marktplatz cells energy vor.<br />

Mit ihm sollen Erzeuger und Verbraucher zusammengebracht<br />

werden für die Zeit nach dem EEG. „Es ist noch<br />

keine Lösung für die Post-EEG-Zeit für Biogasanlagen<br />

vorhanden“, so Florian Weh, „aber heute können bereits<br />

Kunden für diese Zeit gebunden werden.“ Seiner<br />

Ansicht nach werden Kunden, die sich zu 100 Prozent<br />

mit erneuerbarem Strom versorgen wollen, schnell feststellen,<br />

dass dies ohne flexible Biogasanlagen nicht<br />

funktionieren wird.<br />

Regionale Stromvermarktung<br />

Im Anschluss berichtete Florian Doktorczyk über das<br />

Regionalstromprodukt „Mein Strom bleibt vor Ort“<br />

der Stadtwerke Würzburg. Dabei geht es um die Belieferung<br />

von Endkunden mit Strom, der in der Region<br />

erzeugt wird. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

schafft das EEG über die so genannten Regionalnachweise:<br />

Es darf die Regionalität, nicht aber die grüne<br />

Eigenschaft von EEG-Strom genutzt werden. Florian<br />

Doktorczyk ist dabei von höherer Wertschöpfungstiefe<br />

überzeugt, „weil wir am liebsten bei den Menschen<br />

kaufen, die wir kennen“.<br />

In zwei weiteren Vorträgen wurden dann Stromprodukte<br />

vorgestellt, die den gezielten Anbau von Blühpflanzen<br />

fördern sollen. So präsentierte Alexandra Kipp vom<br />

Energiepark Hahnennest das Produkt „Silphieenergie<br />

– ein landwirtschaftliches Klimaschutzprojekt“.<br />

Dabei wird bei Abschluss eines Stromliefervertrages<br />

ein bestimmter Betrag für das Anlegen von Flächen<br />

mit Durchwachsener Silphie, die laut Kipp „eine Ergänzung<br />

zum Maisanbau darstellt“, unterstützt. Georg<br />

Friedl vom Fachverband Biogas e.V. stellte mit dem<br />

20


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

„Bienenstrom“ der Stadtwerke Nürtingen<br />

einen weiteren Ansatz zur Förderung der<br />

Biodiversität über Stromprodukte dar. In<br />

diesem Fall zahlen die „Bienenstrom“-<br />

Kunden 1 Cent pro Kilowattstunde mehr für<br />

ein Grünstromprodukt. Der damit erzielte<br />

Betrag wird Landwirten („Blühpaten“) zur<br />

Verfügung gestellt, die Blühmischungen<br />

anlegen. Auch in den darauffolgenden Jahren<br />

erhalten die Landwirte eine finanzielle<br />

Unterstützung. Das geplante Franchise-<br />

System der Stadtwerke ermöglicht es künftig,<br />

auch anderen Energieversorgern „Bienenstrom“<br />

anzubieten.<br />

Aktuelle Entwicklungen bei<br />

der Fahrplanfahrweise und<br />

Regelenergie<br />

Jochen Schwill (Next Kraftwerke) und<br />

Anette Keil (Energy2Market) berichteten<br />

über die Entwicklungen bei der Regelenergievermarktung<br />

aufgrund des im Oktober<br />

eingeführten Mischpreisverfahrens (siehe<br />

ausführlichen Bericht im Biogas Journal<br />

2_<strong>2019</strong>). Durch die Einbeziehung des Arbeitspreises,<br />

der bei Biogasanlagen relativ<br />

hoch ist, beim Zuschlagsverfahren, erhalten<br />

Biogasanlagen kaum noch Zuschläge<br />

bei der Regelenergie, der Markt wurde von<br />

den fossilen Kraftwerken übernommen.<br />

Wenn Anlagen einen Zuschlag erhalten,<br />

dann erfolgen im Vergleich zu früher sehr<br />

viele Abrufe, was sowohl technisch als auch<br />

wirtschaftlich problematisch ist. Im Ergebnis<br />

haben sich zwar die Ausgleichsenergiepreise,<br />

die die Vermarkter bei Fahrplanabweichungen<br />

bezahlen müssen, gesenkt, die<br />

Leistungspreise, die über die Netzentgelte<br />

abgewickelt werden, haben sich aber erhöht<br />

und damit sind die Gesamtkosten sogar<br />

gestiegen. Ab Ende <strong>2019</strong>/Anfang 2020<br />

könnte nach Ansicht von Jochen Schwill<br />

„die Regelenergie wieder interessant werden,<br />

wenn der Regelenergiearbeitsmarkt<br />

greift“. Poolsprecher Rainer Weng appellierte<br />

an die Vermarkter, die vom derzeitigen<br />

System profitieren, die Branche nicht<br />

hängen zu lassen, weil „Biogasanlagen damit<br />

nicht mehr systemrelevant sind“.<br />

Im weiteren Verlauf berichteten die Vermarkter<br />

über die Umsetzung der Fahrplanfahrweise.<br />

Anette Keil merkte dabei an,<br />

dass „Landwirte nicht traurig sind, wenn<br />

die Fahrplanfestlegung vom Vermarkter<br />

übernommen wird“. Um Mehrerlöse erzielen<br />

zu können, müssen die Anlagen „wirklich<br />

flexibel und nicht scheinflexibel sein“.<br />

Fahrpläne sind stets sehr<br />

individuell<br />

Jan Sagefka von der BayWa r.e. Clean Energy<br />

Sourcing GmbH ergänzte, dass es „viel<br />

mehr wert ist, einen Fahrplan zu fahren, den<br />

die Anlage leisten kann, als einen Fahrplan<br />

der Anlage aufzuzwingen“. Die Stadtwerke<br />

Würzburg sahen zwei Alleinstellungsmerkmale:<br />

Zum einen sind sie kommunaler Vermarkter,<br />

zum anderen betreiben sie auch<br />

eigene Kraftwerke. Florian Doktorczyk wies<br />

daraufhin, dass „Fahrpläne stets sehr individuell“<br />

sind und bei Problemen angepasst<br />

werden. Jochen Schwill wiederum fand,<br />

dass die wesentliche Herausforderung und<br />

Aufgabe aus Sicht des Vermarkters darin<br />

besteht, „technische Restriktionen mit<br />

Marktoptionen zu verknüpfen“. Wie zum<br />

Teil auch andere Vermarkter bieten diese<br />

die Vergütung einer „Flexpauschale“ an,<br />

wenn die Anlagen vom Betreiber vollständig<br />

freigegeben werden.<br />

Christian Dorfner von der SK Verbundenergie<br />

AG (SKVE) berichtete über deren<br />

Dienstleistungsangebot, Fahrpläne für flexible<br />

Anlagen zu erstellen. Als Betreiber<br />

von Anlagen wissen sie genau, worauf es<br />

ankommt. Anlagenbetreiber Markus Feucht<br />

bestätigte dies, weil er in der Zwischenzeit<br />

„mehr erlöst, als ursprünglich berechnet<br />

wurde“. Die Fahrplanerstellung erfolgt völlig<br />

automatisch und ständig aktuell anhand<br />

der tatsächlichen Anlagenparameter. In der<br />

Regel kommen laut Dorfner die Anlagen mit<br />

zwei Starts pro Tag aus. Aus seiner Sicht ist<br />

es wichtig, dass die BHKW mindestens 90<br />

bis 120 Minuten laufen, bevor sie wieder<br />

geregelt werden.<br />

Zum Abschluss stellte Oliver Fritz die Strategie<br />

der Firma NatGas vor. Als Alleinstellungsmerkmal<br />

sieht er, dass NatGas keine<br />

Entgelte für die reine Vermarktung der<br />

Strommengen in Rechnung stellt, also 100<br />

Prozent der Managementprämie beim Betreiber<br />

bleiben.<br />

Überbauung gut überlegen<br />

Im weiteren Verlauf wurde die Frage aufgeworfen,<br />

welche Zusatzerlöse mit den verschiedenen<br />

Fahrweisen möglich sind und<br />

ob die Vermarkter eine bestimmte Überbauung<br />

empfehlen. Die Vermarkter äußerten<br />

sich dabei generell zurückhaltend,<br />

die Flexibilisierung muss jeweils anlagenbezogen<br />

gesehen werden, Anlagen mit<br />

höherer Überbauung haben natürlich bessere<br />

Chancen. Christian Dorfner erläuterte<br />

den Vorteil einer „Dreifach-Überbauung“<br />

(= Verdreifachung der installierten Leistung)<br />

gegenüber einer „Doppelüberbauung“:<br />

Geht das Bestands-BHKW kaputt,<br />

ist die Anlage immer noch „doppelt überbaut“,<br />

während im anderen Fall die Bemessungsleistung<br />

halbiert werden müsste, um<br />

dies zu erreichen.<br />

Er hält es daher für richtig, mehr als „doppelt<br />

zu überbauen“, ohne dies allerdings<br />

gleich völlig auszureizen. Als Rahmen für<br />

die Mehrerlöse werden derzeit etwa 0,5<br />

Cent pro Kilowattstunde bei einer Doppelüberbauung<br />

gesehen. Michael Völklein,<br />

ebenfalls Poolsprecher, erklärte die Zurückhaltung<br />

der Vermarkter damit, dass es<br />

derzeit „ein enges Geschäft ist, ansonsten<br />

würden sich die Vermarkter offensiver äußern“.<br />

In der Diskussion um eine maximale<br />

Überbauung („Fünffach-Überbauung“)<br />

gab er zu bedenken, dass es in Jahren wie<br />

2018 mit extrem knapper Substratversorgung<br />

zu Problemen mit der Erreichung der<br />

mindestens 20 Prozent Bemessungsleistung<br />

kommen könnte. Wird der Wert nicht<br />

erreicht, entfällt die Prämie für das komplette<br />

Jahr.<br />

Autoren<br />

M.Sc. Georg Friedl<br />

Leiter des Referats Mitgliederservice<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

mitgliederservice@biogas.org<br />

Rainer Weng<br />

Sprecher Vermarktungspool<br />

Bayerisch Schwaben Nord<br />

Regionalgruppensprecher<br />

Bayrisch Schwaben Nord<br />

im Fachverband Biogas e.V.<br />

21


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Artenschutz geht uns alle an<br />

Sechs Wochen nach dem großen Erfolg des bayerischen Volksbegehrens „Artenvielfalt“ fand im niederbayerischen<br />

Straubing die Tagung „Da blüht uns was – Mehr Biodiversität durch Nachwachsende Rohstoffe“ statt.<br />

Über 120 Teilnehmer waren der Einladung des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) am 28. März gefolgt,<br />

um über die Chancen und Schwierigkeiten beim Anbau alternativer Kulturpflanzen zu diskutieren.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

Der Blick auf die Ackerflächen<br />

ist geschärft in diesen Wochen,<br />

das Interesse der Bevölkerung<br />

am Thema Artenvielfalt und Artenschutz<br />

ist groß. Ein Auslöser<br />

für die neue Sensibilität war sicher auch<br />

der Hitzesommer 2018 und die immer<br />

häufiger auftretenden Extremwetterlagen.<br />

Selbst die Blumenkästen am Münchner<br />

Rathaus werden in diesem Jahr erstmals<br />

bienenfreundlich bepflanzt. Ein hochaktuelles<br />

Thema also. So aktuell, dass die<br />

Bayerische Staatsministerin für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber,<br />

kurzfristig ihre Teilnahme absagen<br />

musste, weil der Runde Tisch zum Artenschutz<br />

in München gleichzeitig tagte.<br />

Ihren Vortrag übernahm Dr. Werner Ortinger,<br />

der gleich zu Beginn betonte: „Artenschutz<br />

geht uns alle etwas an.“ Zwar sei die<br />

Landwirtschaft, die rund 50 Prozent der<br />

Bodenfläche im Freistaat bewirtschaftet,<br />

in einer besonderen Rolle – aber man dürfe<br />

die Landwirte nicht allein lassen. Zudem<br />

sei jeder zweite Landwirt eh schon an Maßnahmen<br />

zum Schutz der Umwelt beteiligt,<br />

beispielsweise über das Kulturlandschaftsprogramm<br />

KULAP – ein Beispiel, dessen<br />

Praktikabilität im Laufe der Tagung allerdings<br />

noch häufiger infrage gestellt werden<br />

sollte.<br />

Über den Stand und die Ursachen des aktuellen<br />

Biodiversitätsverlustes informierte<br />

Prof. Dr. Wolfgang Weisser von der TU München.<br />

Seine Aussagen haben niemanden<br />

im Auditorium wirklich überrascht: Pflanzenschutzmittel,<br />

Homogenisierung der<br />

Landschaft, Versiegelung, Klimawandel,<br />

etc. Was Weisser aber vor allem kritisierte:<br />

„Es fehlt ein realistisches Ziel. Was genau<br />

wollen wir?“ Es gebe viele Maßnahmen,<br />

auch durchaus gute Ansätze, aber unterm<br />

Strich wenig Ergebnisse.<br />

Häufig sei die Herangehensweise zu wenig<br />

durchdacht. „Von der Anzahl der Insekten<br />

auf den Blüten auf deren Vorkommen zu<br />

schließen sei so, als würde man auf dem<br />

Oktoberfest Freibier ausschenken und<br />

daraus auf die Einwohnerzahl Münchens<br />

schließen“, veranschaulichte Weisser. Insekten<br />

leben nicht auf Blüten, sondern im<br />

Boden oder im Totholz.<br />

In der anschließenden Statement-Runde<br />

gingen die Meinungen zu den notwendigen<br />

Zielen und Maßnahmen erwartungsgemäß<br />

auseinander. Walter Heidl vom Bayerischen<br />

Bauernverband hob den bereits geleisteten<br />

Beitrag der Landwirte hervor und betonte<br />

die gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Wir<br />

wollen etwas tun – aber nicht alleine.“ Richard<br />

Mergner vom BUND sah hingegen allein<br />

aufgrund der Flächenwirkung den entscheidenden<br />

Hebel in der Landwirtschaft,<br />

betonte aber auch, dass man die Bauern<br />

nicht allein lassen dürfe. Der Naturschützer<br />

sah im Anbau Nachwachsender Rohstoffe<br />

eine Chance für die Landwirtschaft. Der<br />

Fehler liege aktuell in einer verfehlten Agrarpolitik.<br />

Das Problem aus Sicht der Bienen betrachtete<br />

Peter Maske vom Deutschen Imkerbund.<br />

Von 2,5 Millionen auf 800.000 sei<br />

die Zahl der Bienenvölker zurückgegangen.<br />

Zurückzuführen vor allem auf Nahrungsmangel.<br />

Von der Imkerei leben könne heute<br />

kaum noch jemand; weniger als 100 Berufsimker<br />

gebe es in Deutschland. „Zum<br />

Glück nimmt aber die Zahl der Hobbyimker<br />

zu. Diese übernehmen eine ganz wichtige<br />

Aufgabe“, betonte Maske.<br />

Werner Ortingen unterstrich in der Statement-Runde,<br />

dass Kommunikation, Respekt<br />

und eine offene Diskussion jetzt<br />

wichtig seien. Die Chance hierzu ergriff<br />

dann auch gleich ein Landwirt aus dem<br />

Publikum, der die Sinnhaftigkeit des KU-<br />

LAP-Programms infrage stellte. Die darin<br />

vorgeschriebene Bodenbearbeitung beispielsweise<br />

sei der Tod vieler Hasen. „Die<br />

Programme sollten zu Ende gedacht und<br />

optimiert werden“, forderte der Landwirt.<br />

Es müsse einen gerechten Lohn geben für<br />

die Pflege der Landschaft.<br />

Statement-Runde (von<br />

links): Peter Maske<br />

(Präsident des Deutschen<br />

Imkerbundes), Richard<br />

Mergner (BUND-Vorsitzender),<br />

Dr.-Ing. Werner<br />

Ortinger (Bayerisches<br />

Staatsministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft<br />

und Forsten), Walter Heidl<br />

(BBV-Präsident) und Florian<br />

Schrei (BR-Moderator).<br />

„Zum Glück nimmt<br />

aber die Zahl der<br />

Hobbyimker zu“<br />

Peter Maske<br />

22


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

Im zweiten Teil der Tagung gaben renommierte<br />

Forscher der wichtigsten bayerischen<br />

Institute einen Einblick in ihre<br />

aktuelle Arbeit. Über das Leben der Feldbewohner<br />

berichtete Roswitha Walter von<br />

der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).<br />

Ihre Passion sind die Regenwürmer, die<br />

„zwar nicht so hübsch aussehen und so einfach<br />

zu beobachten sind wie beispielsweise<br />

Schmetterlinge, aber umso wichtiger für<br />

ein gesundes Feld“. Von den 49 bekannten<br />

Regenwurmarten kämen 25 auf landwirtschaftlichen<br />

Flächen vor. Und – wie spätestens<br />

der Sommer 2018 gezeigt hat – sie<br />

sind sehr hitzeresistent.<br />

Zusammenfassend stellte Walter heraus:<br />

Wildlebende Tiere mögen mehrjährige Arten<br />

lieber als einjährige, sie profitieren von<br />

kleinen Schlägen und Blühstreifen, von<br />

einer hohen Vielfalt in einem Lebensraumverbund<br />

ebenso wie von Fruchtfolgen und<br />

humusreichem Boden. Der häufig in Verruf<br />

geratenen Energiepflanze Mais attestierte<br />

die Forscherin: „Für Fluginsekten ist er<br />

nicht viel schlechter als Dauerkulturen wie<br />

Sida oder die Durchwachsene Silphie, vor<br />

allem in der Nähe von Blühflächen.“<br />

Neue Pflanzen können<br />

Arbeitsspitzen entzerren<br />

Eine kompakte Übersicht über weitere Alternativen<br />

zum Mais verschaffte Maendy<br />

Fritz vom TFZ. Einleitend erläuterte sie ihre<br />

Beweggründe für ihre Forschungsarbeit:<br />

Von den rund 7.000 Kulturarten nutzt die<br />

Menschheit gerade mal 15, um daraus 95<br />

Prozent ihrer Nahrung zu erzeugen. Hiervon<br />

wiederum machen Weizen, Mais und<br />

Raps knapp zwei Drittel aus. „Das ist ein<br />

ganz schlechtes Risikomanagement“, betonte<br />

Fritz. Darüber hinaus böten alternative<br />

Arten viele Vorteile: Neben einer guten<br />

Humusbilanz durch die ganzjährige Bodenbedeckung,<br />

einer hohen Biodiversität und<br />

einer gesunden und vielfältigen Fauna entzerrten<br />

neue Pflanzen die Arbeitsspitzen<br />

für den Landwirt durch andere Aussaatund<br />

Erntetermine als die etablierten Kulturarten.<br />

„Und sie bedeuten eine Risikoabsicherung<br />

bei Extremwitterungen – wie im<br />

Sommer 2018“, erklärte Fritz.<br />

Von den zahlreichen alternativen Energiepflanzen,<br />

über die das TFZ forscht, stellte<br />

Fritz einige exemplarisch vor: Der „Legu-<br />

Mix“ ist eine Mischung aus einer Leguminosenart<br />

wie beispielsweise der Zottelwicke<br />

und einer Ackerfrucht wie dem Weizen.<br />

Dr. Maendy Fritz (Sachgebietsleiterin Rohstoffpflanzen<br />

am TFZ) sagte, dass von den rund 7.000<br />

Kulturarten die Menschheit gerade mal 15 nutzt,<br />

um daraus 95 Prozent ihrer Nahrung zu erzeugen.<br />

Das sei ein schlechtes Riskikomanagement.<br />

Bei diesem Mix könne man komplett auf<br />

Pflanzenschutzmittel verzichten, was unter<br />

anderem für die Hummel von großem Vorteil<br />

ist. „Die Hummel startet als eine der ersten<br />

Insekten ins Frühjahr und ist allein deshalb<br />

schon sehr wichtig. Sie ist zudem ausdauernder<br />

und fleißiger als die Biene“, erörterte<br />

die Forscherin. Sie habe nur nicht so ein<br />

„Top-Marketing“ wie letztere und werde<br />

deshalb oft nicht gebührend beachtet.<br />

Prinzipiell seien Dauerkulturen vorteilhafter<br />

als einjährige, erklärte Mandy Fritz.<br />

Dass sie trotz ihrer Vorteile nur wenig verbreitet<br />

seien, liege zum einen daran, dass<br />

der Landwirt eine langfristige Entscheidung<br />

treffen müsse; außerdem seien die Etablierungskosten<br />

erst mal hoch und die Züchtungsfortschritte<br />

langsam. Als Beispiel für<br />

eine aktuell erfolgreiche Dauerkultur nannte<br />

Fritz die Durchwachsene Silphie, die bereits<br />

auf 500 Hektar in Bayern wachse, 280<br />

Hektar davon seien ökologische Vorrangfläche.<br />

„Die Silphie ist eine gute Ergänzung<br />

zum Mais“, sagte Fritz. Sie erreiche knapp<br />

75 Prozent von dessen Ertrag.<br />

Bayern: 58 Prozent der<br />

Erneuerbaren aus Bioenergie<br />

Vom Acker in den Wald entführte Prof. Dr.<br />

Jörg Ewald das Straubinger Publikum. Er<br />

unterstrich, dass eine integrative Forstwirtschaft<br />

die Biodiversität auch in diesem<br />

Lebensraum erhöhen könne. Die Potenziale<br />

seien zwar begrenzt, aber auch der Wald<br />

leiste einen wichtigen Beitrag für die Energiewende<br />

– ohne negative Nebenwirkungen.<br />

Ewald betonte, dass 58 Prozent der<br />

in Bayern verwendeten Erneuerbaren Energien<br />

aus Bioenergie stammen, davon rund<br />

Fotos: Andrea Horbelt<br />

ein Drittel vom Holz. Über Blühmischungen<br />

zur energetischen Nutzung referierte<br />

Kornelia Marzini von der Landesanstalt für<br />

Weinbau und Gartenbau (LWG). „Wir brauchen<br />

eine Ergänzung zum Mais“, forderte<br />

Marzini. Der aktuelle Shootingstar der LWG<br />

ist der „Hanfmix“ – eine Mischung mehrjähriger<br />

Wildpflanzen unterschiedlichster<br />

Eigenschaften. „Mehrjährige sind sinnvoller<br />

und nachhaltiger“, stimmte Marzini<br />

ihren Vorrednern zu.<br />

Wichtig sei eine Mischung aus Pflanzen,<br />

die sich gegenseitig ergänzen und nicht unterdrücken.<br />

Eine Kombination aus Ammenpflanzen,<br />

Füllarten und Leitarten. Die Ammenpflanzen<br />

bedecken den Boden schnell<br />

und unterdrücken dadurch Beikräuter –<br />

eine Aufgabe für den Hanf. Ammenpflanzen<br />

werden im September geerntet. Im<br />

zweiten Jahr wachsen Füllarten wie Kletten<br />

oder Eselsdistel und optimieren den Ertrag.<br />

Ab dem dritten Jahr kommen die Leitarten<br />

ins Spiel (Rainfarn, Fenchel Stockrosen)<br />

und bilden das langfristige Gerüst.<br />

Wildpflanzen: Vorzeigeprojekt<br />

Rhön-Grabfeld<br />

Ein hervorragendes Anschauungsobjekt für<br />

den Hanfmix ist das Wildpflanzenprojekt<br />

Rhön-Grabfeld. Im Gemeinschaftsprojekt<br />

von Landwirten, Biogasanlagenbetreibern,<br />

Naturschützern und Imkern wird der Anbau<br />

alternativer Energiepflanzen für den späteren<br />

Einsatz in Biogasanlagen getestet –<br />

mit dem Ziel, die Biodiversität auf den Flächen<br />

zu erhöhen. „Die Werkzeuge liegen<br />

auf dem Tisch – man muss eigentlich nur<br />

zugreifen“, schloss Kornelia Marzini ihren<br />

Vortrag.<br />

Am Ende der Tagung waren sich alle Beteiligten<br />

darin einig, dass der Rückgang der<br />

Artenvielfalt ein drängendes Problem ist,<br />

das nur gemeinsam zu lösen ist. Es mangelt<br />

nicht an Lösungsansätzen, aber an der<br />

praktikablen Umsetzung. Werner Ortinger<br />

wird einige neue Erkenntnisse mit nach<br />

München genommen haben, von denen der<br />

Runde Tisch Artenvielfalt sicherlich profitieren<br />

kann.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

Pressesprecherin<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

23


Politik<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Klimaschutzgesetz<br />

Zerreißprobe für die Politik<br />

und Hoffnungsträger für die<br />

Erneuerbaren<br />

Das für <strong>2019</strong> angekündigte Klimaschutzgesetz wird von der Branche<br />

mit Spannung erwartet. Ein erster Entwurf wurde nun in Berlin vorgelegt.<br />

Der ist allerdings politisch sehr umstritten – Ausgang ungewiss.<br />

Ein Kurzbericht zum Ringen um den Klimaschutz.<br />

Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />

Mitte Februar dieses Jahres<br />

erreichte die Stimmung im<br />

Bundestag ein selbst für<br />

diese Legislaturperiode historisch<br />

anmutendes Tief.<br />

Dabei schien der Anlass zunächst unschuldig:<br />

Die zuständige SPD-Ministerin<br />

Svenja Schulze aus dem Bundesumweltministerium<br />

(BMU) hatte<br />

lediglich getan, was im Koalitionsvertrag<br />

fixiert und somit lange angekündigt<br />

worden war: Sie legte einen<br />

Entwurf für das „Klimaschutzgesetz“<br />

vor, mit dem die Klimaziele<br />

2030 der Bundesregierung gesetzlich<br />

festgeschrieben und sichergestellt<br />

werden sollen. Eigentlich also<br />

alles nach Plan.<br />

Wobei, die Ministerin selbst schien wohl<br />

auch geahnt zu haben, dass dieser Vorgang<br />

kein x-beliebiges Dienstgeschäft sein<br />

würde, schickte sie doch den Entwurf zur<br />

Frühkoordination ins Kanzleramt, statt an<br />

die anderen Ministerien. Das macht man,<br />

wenn man weiß, dass Streit droht.<br />

Und tatsächlich reagierten viele, insbesondere<br />

die Unionsfraktion, mit öffentlicher,<br />

lauter Entrüstung. Warum? Nun, der<br />

Entwurf birgt politischen Sprengstoff: Er<br />

nimmt die Pariser Klimaziele für bare Münze<br />

und dekliniert das durch, so dass herauskommt,<br />

dass die deutsche Volkswirtschaft<br />

bis 2050 um mindestens 95 Prozent dekarbonisiert<br />

werden muss. Und wer hier nicht<br />

nur Lippenbekenntnisse abgeben, sondern<br />

Taten folgen lassen will, der muss die Sektoren<br />

Strom, Wärme, Verkehr, Industrie und<br />

Landwirtschaft ganz gewaltig umkrempeln.<br />

Das bedeutet, beim Wähler nicht unbedingt<br />

populäre Maßnahmen anzugehen – und darin<br />

liegt vermutlich auch der Hauptgrund<br />

für den Widerstand. Da man das aber nicht<br />

öffentlich diskutieren kann, diskutiert man<br />

stattdessen das Für und Wider der Detailvorschläge<br />

des BMU, und meidet die eigentlichen<br />

politischen Kernfragen.<br />

Reichlich Kritik gab es so an dem geplanten<br />

Mechanismus der Zuweisung von Treibhausgasemissionen<br />

zu den Sektoren und daraus<br />

folgenden (Budget!)-Verantwortlichkeiten<br />

der Ressorts. Man mag zu diesen Detailregelungen<br />

stehen, wie man will: Das BMU<br />

hat einen Vorstoß gewagt, der die Erneuerbaren<br />

Energien endgültig als die zentrale<br />

Säule des Klimaschutzes etablieren würde.<br />

Erstentwurf mit „Mantelgesetz“ –<br />

„Maßnahmengesetz“ folgt<br />

Und auch Biogas, Holz und andere Bioenergieformen<br />

dürften dann vollends eine<br />

Renaissance erleben: Alles, aber auch alles<br />

würde händeringend gebraucht, um die<br />

ambitionierten Ziele der Bundesregierung<br />

zu erfüllen. Und das nun im Erstentwurf<br />

vorliegende so genannte „Mantelgesetz“<br />

ist erst der Auftakt – im darauf folgenden<br />

„Maßnahmengesetz“ erhoffen wir uns als<br />

Branche konkrete Impulse für Erhalt, Optimierung<br />

und neue Potenzialerschließungen<br />

der Biomasse – eigene Vorschläge haben wir<br />

bereits unterbreitet.<br />

Bis dieser erste Entwurf als Klimaschutzgesetz<br />

verabschiedet wird, stehen sicherlich<br />

noch einige Veränderungen bevor, doch als<br />

erster Aufschlag ist er allemal vielversprechend.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass das Gesetz<br />

nicht gänzlich an machtpolitischen Erwägungen<br />

scheitert. Wobei, vielleicht spielen<br />

uns als Erneuerbaren gerade diese machtpolitischen<br />

Dynamiken sogar am Ende noch<br />

in die Hände. Und zwar bei einer anderen<br />

zentralen Forderung des Fachverbandes<br />

Biogas e.V., des Bundesverbandes Erneuerbare<br />

Energie e.V., aber auch mittlerweile<br />

vieler weiterer Verbände sowie weiter Teile<br />

der Industrie: der Einführung eines CO 2<br />

-<br />

Preises.<br />

Diese Forderung war es, die bislang bei<br />

den gleichen Gegnern eine ähnliche Totalblockade<br />

wie nun das Klimaschutzgesetz<br />

ausgelöst hatte. Nun, so scheint es, betrachtet<br />

man dies in einem anderen Licht<br />

und scheint gewillt, darüber zumindest zu<br />

diskutieren – die neue Parteivorsitzende<br />

der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, hat<br />

dies angekündigt. Denn irgendetwas, das ist<br />

zumindest offenbar allen klar, gilt es nun<br />

anzupacken in Sachen Klimaschutz – allein<br />

schon, um nach der nächsten Bundestagswahl<br />

womöglich Bündnisse mit gewissen<br />

anderen Parteien grundsätzlich eingehen<br />

zu können, die genau diese Fragen des Klimaschutzes<br />

zur Gretchenfrage machen.<br />

Autoren<br />

Sandra Rostek<br />

Leiterin des Berliner Büros<br />

des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

und Dr. Guido Ehrhardt<br />

Leiter des Referats Politik<br />

des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Invalidenstr. 91 · 10115 Berlin<br />

030/2 75 81 79-0<br />

biogas@berlin.org<br />

Grafik: Fotolia_ j-mel<br />

24


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Politik<br />

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25


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Biomethan<br />

Kleiner Anlagenzubau im Jahr 2018<br />

Der Neubau von Anlagen, die Biomethan ins Erdgasnetz einspeisen, stagniert weiter im unteren<br />

einstelligen Bereich. Dennoch erreichte die Gesamtanlagenzahl die magische Schwelle von 200.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Im vergangenen Jahr sind vier neue Biomethaneinspeiseanlagen<br />

ans deutsche<br />

Erdgasnetz angeschlossen worden (siehe<br />

Abbildung 1). Das ist eine Anlage<br />

mehr als in 2017. Ende 2018 speisten<br />

insgesamt 200 Anlagen Biomethan in das<br />

deutsche Erdgasnetz ein. Die neu errichtete<br />

Rohgasaufbereitungskapazität erreichte<br />

im vergangenen Jahr 3.200 Normkubikmeter<br />

pro Stunde (siehe Abbildung 2). Zwei<br />

der neuen Einspeiseanlagen wurden in<br />

Mecklenburg-Vorpommern, eine in Rheinland-Pfalz<br />

und eine in Hessen gebaut. Insgesamt<br />

verteilen sich die Anlagen auf die<br />

Bundesländer wie folgt:<br />

Niedersachsen: 31<br />

Sachsen-Anhalt: 33<br />

Bayern: 18<br />

Brandenburg: 24<br />

Hessen: 14 (+1)<br />

Nordrhein-Westfalen: 14<br />

Mecklenburg-Vorpommern: 18 (+2)<br />

Sachsen: 13<br />

Baden-Württemberg: 13<br />

Thüringen: 9<br />

Schleswig-Holstein: 4<br />

Rheinland-Pfalz: 6 (+1)<br />

Berlin, Saarland, Hamburg: je 1<br />

Die Einspeiseanlagen verfügen über Rohgasaufbereitungskapazitäten<br />

zwischen 500<br />

von 1.400 Normkubikmetern pro Stunde.<br />

Die Rohgasaufbereitungskapazität beträgt<br />

in Summe für das zurückliegende Jahr<br />

3.200 Normkubikmeter pro Stunde. Sie<br />

liegt damit 1.700 Normkubikmeter niedriger<br />

als in 2017. Die gesamte in Deutschland<br />

errichtete Rohgasaufbereitungskapazität<br />

stieg bis Ende 2018 auf 210.765<br />

Normkubikmeter pro Stunde an. In der Zahl<br />

enthalten ist auch der Austausch einer alten<br />

Aufbereitungsanlage durch ein neues, leistungsfähigeres<br />

System.<br />

Eine der neuen Anlagen des vergangenen<br />

Jahres vergärt nachwachsende Rohstoffe.<br />

Die anderen drei setzen Bioabfall und industrielle<br />

Abfälle ein. Eine der Anlagen reinigt<br />

das Rohgas mittels Membrantechnik, eine<br />

nutzt ein physikalisches Waschverfahren,<br />

die dritte Anlage reinigt das Rohgas mit der<br />

drucklosen Aminwäsche. Für die vierte Anlage<br />

konnte bis Redaktionsschluss das Reinigungsverfahren<br />

nicht ermittelt werden.<br />

Abbildung 1: Entwicklung Entwicklung der Zahl der Zahl der Biomethaneinspeiseanlagen der Biomethaneinspeiseanlagen in Deutschland, in Deutschland, jährlicher jährlicher Zubau Zubau seit 2006 seit 2006<br />

35<br />

35<br />

30<br />

32<br />

29<br />

25<br />

20<br />

19<br />

23<br />

15<br />

17<br />

16<br />

10<br />

10<br />

5<br />

7<br />

3<br />

4<br />

0<br />

2 3<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Quelle: Fachverband Biogas e.V., Stand: 08. April <strong>2019</strong><br />

Quelle: Fachverband Biogas e.V., Stand: 08. April <strong>2019</strong><br />

26


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

praxis / Titel<br />

Foto: HZI BioMethan GmbH<br />

27


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Entwicklung der Rohgasaufbereitungskapazität in Nm 3 /h in Deutschland,<br />

jährlicher Zubau seit 2006 und kumuliert<br />

Abbildung 2: Entwicklung der Rohgasaufbereitungskapazität in Nm 3 /h in Deutschland, jährlicher Zubau seit 2006 und kumuliert<br />

250.000<br />

200.000<br />

175.165<br />

190.465<br />

202.665<br />

207.565 210.765<br />

150.000<br />

125.065<br />

151.915<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

89.865<br />

36.835 56.665<br />

33.200 35.200<br />

28.250 19.830<br />

26.850 23.250<br />

15.300<br />

3.950<br />

12.200<br />

1.000 2.950<br />

4.635<br />

8.585<br />

4.900 3.200<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Quelle: Fachverband Biogas e.V., Stand: 08. April <strong>2019</strong><br />

Quelle: Fachverband Biogas e.V., Stand: 08. April <strong>2019</strong><br />

Jährl. Zubau d. Rohgasaufbereitungskapazität in Nm³/h<br />

Kumulierter Zubau d. Rohgasaufbereitungskapazität<br />

Bei einer durchschnittlichen jährlichen Laufzeit von<br />

rund 8.500 Stunden können die 200 am Erdgasnetz<br />

befindlichen Anlagen 1,79 Milliarden (Mrd.) Kubikmeter<br />

Rohbiogas verarbeiten. Setzt man einen Methangehalt<br />

des Rohbiogases von durchschnittlich 55 Prozent<br />

an, weil die überwiegende Zahl der Anlagen nachwachsende<br />

Rohstoffe vergärt, so können jährlich theoretisch<br />

rund 985 Millionen Kubikmeter Biomethan ins deutsche<br />

Erdgasnetz eingespeist werden. Das entspricht<br />

etwa 16 Prozent des 2018 in Deutschland geförderten<br />

Erdgases.<br />

Die heimische Erdgasförderung ist in 2018 um 12,7<br />

Prozent auf 61,6 Mrd. Kilowattstunden (kWh) zurückgegangen.<br />

Bezogen auf den Erdgasverbrauch in<br />

Deutschland im vergangenen Jahr stammt aus Biomethan<br />

1 Prozent. Die aktuelle Produktionsmenge<br />

reicht zudem, um rund 2,8 Millionen deutsche Haushalte<br />

(Verbrauch von 3.500 kWh Wärme pro Jahr) mit<br />

Biomethan voll zu versorgen.<br />

Ausblick: Der Neubau von Biomethaneinspeiseanlagen<br />

wird in <strong>2019</strong> voraussichtlich im einstelligen Bereich<br />

bleiben. Eine Anlage war Anfang dieses Jahres in Betrieb<br />

gegangen, drei weitere Anlagen befanden sich mit<br />

Stand April noch in der Bauphase.<br />

2018: Erdgasverbrauch gesunken<br />

Der Erdgasverbrauch in Deutschland ging 2018 laut<br />

AG Energiebilanzen um gut 7,3 Prozent auf 933,9 Milliarden<br />

Kilowattstunden (kWh) oder auf rund 93 Mrd.<br />

Kubikmeter Gas zurück. „Nachdem die kalte Witterung<br />

im 1. Quartal für einen deutlichen Verbrauchsanstieg<br />

gesorgt hatte, kam es im Jahresverlauf durch höhere<br />

Temperaturen zu Verbrauchsrückgängen im Raumwärmemarkt.<br />

Einfluss auf den Verbrauchsrückgang<br />

im Gesamtjahr hatten zudem der weitere Anstieg der<br />

Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie die<br />

Preisentwicklung“, erklärt die AG Energiebilanzen.<br />

Die AG schreibt weiter: „Der Erdgasverbrauch erreichte<br />

2018 einen Wert von 3.071 Petajoule (PJ) und lag damit<br />

um 1,6 Prozent unter dem Vorjahr. Hauptgrund für<br />

diesen Rückgang war der geringere Erdgaseinsatz für<br />

Wärmezwecke, da es um rund 7,5 Prozent wärmer war<br />

als 2017 und um 12,3 Prozent milder als im langjährigen<br />

Durchschnitt. Gegen Jahresende führte der Produktionsrückgang<br />

in der chemischen Industrie zu einer<br />

rückläufigen Nachfrage nach Erdgas. Zudem wurde<br />

2018 weniger Erdgas zur Stromerzeugung eingesetzt.“<br />

Im Bericht der AG Energiebilanzen wird weiter ausgeführt:<br />

„Der Anteil von Erdgas am gesamten Primärenergieverbrauch<br />

stieg verglichen mit 2017 von 23,2<br />

auf 23,8 Prozent im Jahr 2018. In Summe wurde der<br />

Erdgasverbrauch Deutschlands zu rund 6 Prozent<br />

aus inländischen Erdgasquellen gedeckt. […] Rund<br />

70 Prozent seines Energiebedarfs muss Deutschland<br />

durch Importe decken. Zum mit Abstand wichtigsten<br />

Lieferanten hat sich Russland entwickelt.“<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

0 54 09/90 69 426<br />

martin.bensmann@biogas.org<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Biomethan auf die Straße bringen –<br />

Marktanreize und Fördermechanismen<br />

Foto: Hafen Hamburg/Christian Modla/Verbio AG<br />

Neben den fünf<br />

VERBIO-eigenen CNG/<br />

Biomethan-Lkw der<br />

Marke IVECO betreibt<br />

die Zippel-Gruppe<br />

deutschlandweit mit<br />

ihren SCANIA Fahrzeugen<br />

die zweitgrößte<br />

Flotte im Güterverkehr,<br />

die den neuartigen<br />

Kraftstoff einsetzt.<br />

Die Bundesregierung<br />

fördert die Anschaffung<br />

von Erdgasfahrzeugen.<br />

Die Strom- und Wärmebereitstellung waren in den vergangenen Jahren die Anwendungen,<br />

in denen sich Biogas besonders durchgesetzt hat. An weit über 9.000 Biogasanlagen mit<br />

einer kumulierten elektrischen Leistung von etwa 5 Terawatt wird jährlich so viel Strom<br />

produziert, wie es etwa 10 Millionen deutsche Haushalte brauchen. Neben den Sektoren<br />

Strom und Wärme gibt es noch einen Anwendungsbereich, in dem sich Biogas in seiner<br />

aufbereiteten Form als Biomethan bislang nicht richtig etablieren konnte: der Mobilitätssektor.<br />

Dieser Artikel behandelt Aspekte der Etablierung von Biomethan auf dem Kraftstoffmarkt:<br />

gesetzliche Anreize und vorhandene Stolpersteine.<br />

Von Dipl.-Ing. Alexey Mozgovoy<br />

Diversen Analysen zufolge liegt das realistische<br />

nachhaltige und noch nicht genutzte<br />

Biogaspotenzial wie etwa aus Rest- und<br />

Abfallstoffen bei rund 80 Terawattstunden<br />

(TWh). Dabei wurden im Jahr 2017 nur 9,8<br />

TWh Biomethan ins Gasnetz eingespeist. In den Jahren<br />

2016 und 2017 lag die Nutzung von Biomethan im<br />

Kraftstoffsektor, bezogen auf die jährlich produzierte<br />

Biomethanmenge, bei etwa 4 Prozent. Im Jahr 2017<br />

lag der energetische Anteil von Biomethan im Kraftstoffsektor<br />

unter den Erneuerbaren Energien nur bei<br />

1,1 Prozent und machte damit weniger als 0,1 Prozent<br />

im gesamten deutschen Kraftstoffmix aus.<br />

Komprimiertes Biomethan besitzt gleiche physikalisch-chemische<br />

Eigenschaften wie andere methanbasierte<br />

komprimierte Gase, so auch CNG aus Erdgas<br />

oder synthetisches Methan aus der Power-to-Gas-Produktion,<br />

und wird deshalb als Kraftstoff an Erdgastankstellen<br />

verkauft. Die Biomethanerzeugung kann<br />

auch für Post-EEG-Biogasanlagen eine interessante<br />

Option darstellen. Alternativ oder parallel zu der Verstromung<br />

des Biogases kann auch die Bereitstellung<br />

von Biomethan erfolgen. Aus ökologischer Sicht zeigt<br />

die Nutzung von Biomethan klare Vorteile: Dafür sprechen<br />

seine Treibhausgasbilanz (THG) und niedrige<br />

Fahrzeugemissionen. Beispielsweise liegen die THG-<br />

Emissionswerte der Biomethanerzeugung im Fall der<br />

Nutzung tierischer Exkremente im negativen Zahlenbereich,<br />

was durch die Emissionseinsparungen aufgrund<br />

der Nutzung von Frischmist und Frischgülle resultiert.<br />

Auch das Gasfahrzeug selbst erzeugt im Vergleich zum<br />

Dieselantrieb geringere Emissionen: Der Einsatz des<br />

Gasantriebs führt zu einer signifikanten Minderung von<br />

Verkehrslärm, NOx-Emissionen und Feinstaubausstoß.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen als<br />

Anreiz für den Biomethaneinsatz<br />

Ökologische Vorteile der Nutzung von Biomethan können<br />

erst durch seine Etablierung auf dem Markt realisiert<br />

werden. Dafür bedürfen die Marktteilnehmer eines<br />

spürbaren Anreizes, da das Umweltbewusstsein der<br />

Akteure dafür meist leider kein ausreichender Antrieb<br />

30


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

praxis / Titel<br />

Foto: IVECO<br />

ist. Hier greift nun der Gesetzgeber ein. Die Bestrebung,<br />

in Anlehnung an die THG-Minderungsziele im<br />

Rahmen des Pariser Klimaschutzübereinkommens den<br />

Anteil Erneuerbarer Energie im Energieverbrauch und<br />

darunter auch im Kraftstoffmarkt zu steigern, zieht sich<br />

als roter Faden durch die überarbeitete Erneuerbare-<br />

Energien-Richtlinie (RED II) der EU.<br />

Die RED II formuliert ein verbindliches EU-Ziel von<br />

mindestens 32 Prozent für den Anteil Erneuerbarer<br />

Energien bis zum Jahr 2030, um eine THG-Einsparung<br />

um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Stand von<br />

1990 zu erreichen. Nach der RED II, die bis zum Jahr<br />

2021 in nationales Recht umgesetzt werden muss, soll<br />

der Mindestanteil Erneuerbarer Energie im Verkehrssektor<br />

auf 14 Prozent angehoben werden. Als Anreiz<br />

für die Etablierung besonders nachhaltiger Kraftstoffe<br />

beziehungsweise Energien legte der Gesetzgeber Quoten<br />

und auch eine mehrfache Anrechnung fest.<br />

Biomethan, das aus den im Anhang IX, Teil A aufgeführten<br />

Rohstoffen – unter anderem Stroh und tierische<br />

Exkremente – produziert wird, darf auf die Quote angerechnet<br />

werden. Der Anteil solcher Kraftstoffe soll im<br />

Jahr 2022 mindestens 0,2 Prozent, 2025 mindestens<br />

1 Prozent und im Jahr 2030 mindestens 3,5 Prozent<br />

betragen.<br />

Die bereits im Jahr 2009 verabschiedete erste Fassung<br />

der RED bewirkte eine Anpassung des nationalen<br />

rechtlichen Rahmens, was unter anderem das Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetz (BImSchG) betraf. Infolgedessen<br />

wurde die bisher angewandte energetische<br />

Biokraftstoffquote durch die THG-Minderungsquote<br />

abgelöst. Seit dem Jahr 2015 sind die Inverkehrbringer<br />

von Kraftstoffen verpflichtet, die THG-Emissionen der<br />

von ihnen jährlich in Verkehr gebrachten Kraftstoffe um<br />

einen festgelegten Prozentsatz gegenüber ihrem jeweilig<br />

individuell berechneten Referenzwert zu mindern.<br />

Seit der Einführung stieg der Prozentsatz der THG-<br />

Minderung von 3,5 Prozent ab dem Jahr 2017 auf 4<br />

Prozent und soll ab 2020 auf 6 Prozent steigen.<br />

Als mögliche Optionen greifen die Verpflichteten zur<br />

physischen Beimischung von Biokraftstoffen beziehungsweise<br />

Übertragung von Quoten zurück. Dabei<br />

werden aus Effizienzgründen Beimischkraftstoffe<br />

bevorzugt, die über das größte THG-Einsparpotenzial<br />

verfügen. Hier schneidet Biomethan besonders gut ab.<br />

Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung<br />

lag der durchschnittliche THG-Emissionswert von<br />

Biomethan aus Abfall- und Reststoffen im Jahr 2017<br />

sogar im einstelligen Bereich, nämlich bei 7,77 Gramm<br />

CO 2<br />

-Äquivalent pro Megajoule, was im Vergleich mit<br />

dem Basiswert 94,1 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro Megajoule<br />

nach Paragraf 3 der 38. Bundes-Immissionsschutzverordnung<br />

(BImSchV) eine signifikante THG-<br />

Einsparung pro eingesetzte Energieeinheit bedeutet.<br />

Der THG-Quotenhandel mit Biomethan wird durch den<br />

Abschluss des Kaufvertrags zwischen dem Betreiber<br />

einer CNG-Tankstelle und dem Verpflichteten ermöglicht.<br />

In diesem Kaufvertrag wird unter anderem die<br />

zu übertragene THG-Quotenmenge beziehungsweise<br />

die mit dem produzierten Biomethan erreichte THG-<br />

Einsparung fixiert. Dabei müssen beide Parteien die<br />

in einem Kalenderjahr in Verkehr gebrachte Quotenmenge<br />

bis spätestens 15. April des Folgejahres an die<br />

zuständige Biokraftstoffquotenstelle melden. Der Handel<br />

mit den THG-Quotenmengen ermöglicht dem Betreiber<br />

einer CNG-Tankstelle einen zusätzlichen Erlös<br />

zum Kraftstoffverkauf. Biomethanproduzenten können<br />

an diesem Geschäftsmodell auch direkt partizipieren,<br />

indem sie das biogene CNG an eigenen Zapfsäulen in<br />

Verkehr bringen.<br />

Die Erzeugung der THG-Quotenmenge, die im weiteren<br />

Verlauf dem Verpflichteten übertragen werden darf,<br />

benötigt eine entsprechende Zertifizierung des Biomethanproduktionsbetriebs<br />

– der letzten Schnittstelle<br />

im Sinne des Paragrafen 2 der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung<br />

(Biokraft-NachV). Das THG-Minderungspotenzial<br />

des Biomethans sowie die gelieferte<br />

Energiemenge werden für den Verpflichteten in einem<br />

Nachhaltigkeitsnachweis ausgewiesen, dessen Umfang<br />

die Biokraft-NachV beschreibt.<br />

Die Berechnung der THG-Einsparung erfolgt nach folgender<br />

Formel [11]:<br />

Einsparung = (EF-EB)/EF<br />

mit EB – Gesamtemissionen bei der Verwendung des<br />

Biokraftstoffs,<br />

EF – Referenzwert bzw. Gesamtemissionen des Komparators<br />

für Fossilbrennstoffe im Verkehrssektor.<br />

Der THG-Referenzwert EF berechnet sich durch Multiplikation<br />

des Basiswertes mit der in Verkehr gebrachten<br />

energetischen Menge fossilen Otto- und fossilen Dieselkraftstoffs<br />

zuzüglich der vom Verpflichteten in Verkehr<br />

gebrachten energetischen Menge an Biokraftstoff. Die<br />

Iveco Stralis NP 460 –<br />

Lkw mit Gasantrieb.<br />

Mit Biomethan betankt,<br />

fährt er noch umweltfreundlicher.<br />

31


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Die Biomethanerzeugung kann auch für Post-EEG-Biogasanlagen eine interessante Option darstellen. Alternativ<br />

oder parallel zu der Verstromung des Biogases kann auch die Bereitstellung von Biomethan erfolgen.<br />

THG-Gesamtemissionen von Biokraftstoffen<br />

EB berechnen sich durch Multiplikation<br />

der im Nachhaltigkeitsnachweis ausgewiesenen<br />

THG-Emissionen mit der vom Verpflichteten<br />

in Verkehr gebrachten energetischen<br />

Menge Biokraftstoff.<br />

Die THG-Emissionen der Biokraftstoffe<br />

können auf der Basis des vorgegebenen<br />

THG-Standardwertes ermittelt werden. Alternativ<br />

ist die Berechnungsformel nach der<br />

Anlage 1 der Biokraft-NachV zu verwenden,<br />

die es eventuell ermöglichen kann, nicht<br />

ausgeschöpfte THG-Einsparpotenziale des<br />

Betriebs zu erschließen. Hierfür kann der<br />

typische THG-Emissionswert als Richtwert<br />

für mögliche erzielbare Einsparungen in<br />

Betracht gezogen werden. Die in der Anlage<br />

1 der Biokraft-NachV erwähnte Formel<br />

ist auch dann anzuwenden, wenn für das<br />

eingesetzte Substrat kein Standardwert<br />

angegeben wird, was beispielsweise in den<br />

aktuellen Fassungen der RED II und der<br />

Biokraft-NachV Blüh- und Honigpflanzen<br />

betrifft.<br />

Fördermechanismen für Endnutzer<br />

Die relativ geringe Anzahl von CNG-Fahrzeugen<br />

war bislang eine der größten Hürden<br />

für die Durchsetzung von Biomethan<br />

auf dem Kraftstoffmarkt. So blieb die Zahl<br />

CNG-angetriebener Pkw mit Stand 1. Januar<br />

2018 bei etwa 75.500 Fahrzeugen. Der<br />

Bestand an Bussen bzw. Lkw mit CNG-Antrieb<br />

fiel dabei deutlich geringer aus. Diesen<br />

Zahlen sollen kürzlich eingeführte Förderinstrumente<br />

der Bundesregierung entgegenwirken,<br />

die die Kosten der Anschaffung und<br />

des Betriebs der Gasfahrzeuge reduzieren<br />

sollen. Bereits seit einigen Jahren gilt für<br />

gasförmige Kohlenwasserstoffe ein reduzierter<br />

Energiesteuersatz in Höhe von 13,90<br />

Euro pro Megawattstunde (EUR/MWh) statt<br />

den 31,80 EUR/MWh für Erdgas und sonstige<br />

gasförmige Kohlenwasserstoffe. Zuletzt<br />

wurde diese Maßnahme im Jahr 2017 verlängert,<br />

was ein signifikantes Wachstum<br />

der Zulassungszahlen für CNG-Fahrzeuge<br />

bewirkte. Die aktuelle Minderung des Energiesteuersatzes<br />

gilt nun bis Ende des Jahres<br />

2023.<br />

Die seit dem 1. Januar <strong>2019</strong> in Kraft gesetzte<br />

Mautbefreiung für Fahrzeuge mit<br />

Gasantrieb, die bis Ende des Jahres 2020<br />

gilt, soll je nach Fahrzeug bis zu 18,7 Eurocent<br />

pro gefahrenem Kilometer Ersparnis<br />

bedeuten. Unter der Berücksichtigung der<br />

Fahrleistung des Lkw – unter anderem auf<br />

mautpflichtigen Straßen und seiner Gewichtsklasse<br />

– kann die jährliche Ersparnis<br />

einen signifikanten Beitrag bedeuten.<br />

Auch die Anschaffung von Gasantrieben<br />

wird durch die Bundesregierung gezielt<br />

gefördert. Dabei wird der Schwerpunkt<br />

auf Lastkraftmobilität gesetzt. Seit seiner<br />

Einführung Mitte letzten Jahres stieß das<br />

vom Bundesministerium für Verkehr und<br />

digitale Infrastruktur installierte Förderprogramm<br />

für energieeffiziente und/oder CO 2<br />

-<br />

arme schwere Nutzfahrzeuge auf eine große<br />

Resonanz. Mit Stand Anfang März <strong>2019</strong><br />

betrug die Zahl der Lkw, deren Erwerb aus<br />

den Fördermitteln bezuschusst wird, etwa<br />

250 Fahrzeuge mit CNG-Antrieb und über<br />

600 Fahrzeuge, die für den Betrieb mit<br />

flüssigem Biomethan beziehungsweise LNG<br />

(Flüssigerdgas) geeignet sind. Dem Markteintritt<br />

von verflüssigtem Biomethan soll die<br />

anstehende Novellierung der 38. BImSchV<br />

Foto: Adobe Stock_vschlichting<br />

verhelfen. Der aktuelle Referentenentwurf<br />

dazu sieht die Anerkennung dieses Kraftstoffs<br />

für die THG-Minderung vor, was vom<br />

Fachverband Biogas ausdrücklich begrüßt<br />

wird.<br />

Ausblick und Zusammenfassung<br />

Die geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

sowie die Etablierung von Förderinstrumenten<br />

für alternative Antriebe geben<br />

dem Thema Gasmobilität neue Impulse.<br />

Beide Seiten – sowohl der Betreiber der<br />

Biogasanlage als auch der Fahrzeughalter<br />

– werden direkt oder indirekt angeregt,<br />

den Kraftstoff Biomethan zu entdecken.<br />

Die Möglichkeit, durch die Herstellung von<br />

Biomethan auch THG-Quotenmengen zu<br />

generieren und diese zu vermarkten, die es<br />

bereits seit dem Jahr 2015 gibt, wird durch<br />

die Vorgaben der RED II für Biomethanproduzenten<br />

zu einer besonders interessanten<br />

Option.<br />

Die Umsetzung der Bestimmungen der RED<br />

II, unter anderem hinsichtlich der aktualisierten<br />

Standardwerte für die THG-Emissionen<br />

der Biokraftstoffe, sollte sich für die<br />

Biomethanhersteller positiv auswirken, da<br />

die aktuell geltenden Werte wesentlich reduziert<br />

sind. So bekommt Biomethan aus<br />

Gülle, das in einer Anlage mit geschlossenem<br />

Gärdüngerlager und Abgasverbrennung<br />

erzeugt wird, den THG-Standardwert<br />

minus 100 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro Megajoule.<br />

Es gibt jedoch viele politische Stellschrauben,<br />

die es noch zu optimieren gilt. Die<br />

festgelegte Quote für fortschrittliche Biokraftstoffe<br />

wirkt mit Blick auf den doppelten<br />

Anrechnungsfaktor nicht ambitioniert genug:<br />

Der reelle energetische Mindestanteil<br />

für das Ausbauziel 2030 beträgt dadurch<br />

nur 1,75 Prozent. Um den administrativen<br />

Aufwand für den Biomethanproduzenten zu<br />

reduzieren, sollen THG-Standardwerte auch<br />

für weitere Substrate eingeführt werden,<br />

Blüh- und Honigpflanzen gehören dabei in<br />

die Liste der Substrate für die Herstellung<br />

fortschrittlicher Kraftstoffe.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Alexey Mozgovoy<br />

Leiter Stabsstelle Kraftstoff und Biomethan<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

030/2 75 81 79 23<br />

alexey.mozgovoy@biogas.org<br />

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32


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Interview<br />

Durchwachsene Silphie<br />

Anbau sachlich planen<br />

In den vergangenen drei Jahren wurde die Anbaufläche der Durchwachsenen Silphie in Deutschland, insbesondere<br />

aufgrund des innovativen Donau-Silphie-Aussaatverfahrens, um rund 3.000 Hektar ausgedehnt.<br />

Vereinzelt sind Biogasanlagenbetreiber aufgrund der vielen ökologischen Vorteile euphorisch und in großem<br />

Stil in den Anbau dieser Pflanze eingestiegen. Später bei der Realisierung der Methanerträge stellte sich<br />

Ernüchterung ein, weil die Pflanze eben nicht an Mais heranreicht.<br />

Im Gespräch mit Michael Dickeduisberg vom Zentrum für nachwachsende Rohstoffe der Landwirtschaftskammer<br />

NRW, der Empfehlungen und Hinweise zum Anbau der Silphie gibt.<br />

Interviewer: Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Biogas Journal: Welche ökologischen Vorteile<br />

hat die Durchwachsene Silphie gegenüber<br />

Silomais?<br />

Michael Dickeduisberg: Die Silphie ist eine<br />

mehrjährige Kultur mit tiefreichendem<br />

Wurzelsystem und einer ausgedehnten,<br />

sehr auffälligen gelben Blüte. Die lange<br />

und intensive Blütezeit ist ein Vorteil gegenüber<br />

dem Maisanbau. Honigbienen,<br />

Hummeln sowie weitere Insekten sind in<br />

der Silphie häufiger zu finden als im Mais.<br />

Ihr Vorkommen ist allerdings stark von der<br />

Umgebungslandschaft abhängig. In Regionen<br />

mit alternativem Nahrungsangebot,<br />

wie beispielsweise in kleinstrukturierter<br />

Agrarlandschaft mit vielen Feldrändern,<br />

finden Insekten auch abseits der Silphie<br />

Nahrung. Zudem ist es auch eine Frage der<br />

Betrachtungszeit. Einige Arten profitieren<br />

insbesondere von der lange andauernden<br />

Blüte bis Ende September. Daneben finden<br />

sich in der Silphie auch mehr Arten Begleitvegetation<br />

als im Mais.<br />

Im Frühjahr auflaufende Kräuter, wie die<br />

Kamille, können zur Blüte kommen, bevor<br />

sie von der Silphie überwachsen und unterdrückt<br />

werden. Ihr Vorkommen ist in der<br />

Regel nicht bekämpfungswürdig. Neben<br />

der markanten Blüte wirkt sich die Silphie<br />

sehr positiv auf den Boden aus. Ihr ganzjähriges<br />

Wachstum ist ein guter Schutz vor<br />

Bodenerosion. Das Wurzelsystem ist auch<br />

in niederschlagsreichen Wintermonaten<br />

in der Lage, den Boden zu halten und vor<br />

Erosion zu schützen und Nitrat vor Auswaschung<br />

in das Grundwasser zu fixieren. Aufgrund<br />

der Mehrjährigkeit kann die Silphie<br />

ein sehr tiefes und dichtes Wurzelwerk ausbilden.<br />

Da die Silphie während der Standzeit<br />

keiner Bodenbearbeitung unterzogen<br />

wird, steigt der Anteil mikrobieller Biomasse<br />

im Boden. Auch Regenwurmaktivitäten<br />

nehmen zu.<br />

Biogas Journal: Welche Standorte beziehungsweise<br />

Schläge eignen sich für den<br />

Anbau?<br />

Dickeduisberg: Gute Maisstandorte sind<br />

auch für die Silphie gut geeignet. Tiefgründige<br />

Böden eignen sich wegen der tiefen<br />

Durchwurzelung des Bodens sehr gut und<br />

ermöglichen der Silphie bei, einem gewissen<br />

Wasserhaltevermögen oder Nähe zum<br />

Grundwasser Trockenphasen besser zu tolerieren<br />

als einjährige Arten. In der Praxis<br />

wird die Silphie gerne zum ersten Ausprobieren<br />

auf kleinen Flächen mit einer ungünstigen<br />

Schlaggeometrie angebaut.<br />

Nach der Etablierung spart man sich für<br />

die nächsten etwa 15 Jahre das Drehen<br />

und Wenden auf kleinen Schlägen mit viel<br />

Vorgewende. Auch Schläge mit ungünstiger<br />

Lage und eher geringem Ertragsniveau werden<br />

gerne gewählt. Hier muss man sich aber<br />

im Klaren sein, dass die Silphie keine Wunderpflanze<br />

ist und auf schlechten Standorten<br />

keine Höchsterträge liefern kann.<br />

Biogas Journal: Welche Ertragserwartung<br />

kann man als Anbauer an die Silphie hinsichtlich<br />

Trockenmasse- und Methanertrag<br />

knüpfen?<br />

Dickeduisberg: Die Ertragserwartungen<br />

sind wie bei allen anderen Ackerkulturen<br />

stark von dem Standort, aber auch vom<br />

Management abhängig. Fehler bei der Bodenbearbeitung<br />

oder Aussaat lassen sich<br />

später nicht mehr korrigieren. Auf einigen<br />

Praxisflächen werden mit der Ernte sowie<br />

der Düngung irreversible Schäden produziert.<br />

Bei jeder Tätigkeit muss der Boden<br />

tragfähig und darf nicht durchnässt sein.<br />

Tiefe Spuren und Verdichtungen bleiben<br />

für die gesamte Standzeit erhalten.<br />

Fehlstellen aufgrund von Überfahren oder<br />

schlechtem Aufgang lassen sich durch<br />

Nachsaaten nicht korrigieren. Gut geführte<br />

Bestände erzielen an einigen Standorten<br />

wie in Thüringen etwas höhere Biomasseerträge<br />

als der Mais, an anderen Standorten<br />

sind aber etwas geringere Erträge im Mittel<br />

der Jahre die Regel. Dabei ist der Biomasseertrag<br />

auch von der Erntezeit abhängig.<br />

Ab September sinkt der Biomasseertrag<br />

durch Abbau von Stängelmaterial spürbar.<br />

Gleichzeitig sinkt auch die Methanausbeute<br />

von Ende August stark ab.<br />

Die spezifische Gasausbeute je Kilogramm<br />

organische Trockensubstanz wird in diversen<br />

Untersuchungen auf 70 bis 80 %<br />

vom Mais geschätzt, kann unter günstigen<br />

Umständen aber auch höher sein, bei sehr<br />

später Ernte aber auch geringer. Insbesondere<br />

bei späten Ernten ab Ende September<br />

wirken sich geringere Biomasseerträge und<br />

Gasausbeuten negativ auf den Methanhektarertrag<br />

im Vergleich zu Mais aus.<br />

Biogas Journal: Wie sieht der wirtschaftliche<br />

Vergleich zwischen Silphie und Silomais<br />

aus? Welchen Einfluss hat die Nut-<br />

34


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

Tiefe Spuren und Verdichtungen auf Silphiefeldern aufgrund zu feuchter Erntebedingungen bleiben für die<br />

gesamte Standzeit erhalten. Hier im Bild ist zu sehen, dass die Silphie zwischen den Maisreihen wächst. Bei<br />

der Maisernte war der Boden zu nass.<br />

zungsdauer der Kultur Durchwachsene<br />

Silphie?<br />

Dickeduisberg: Die Wirtschaftlichkeit der<br />

Silphie ist maßgeblich von der Nutzungsdauer<br />

und dem Ertragsniveau abhängig.<br />

Im Vergleich zur gut bekannten Referenz<br />

Mais ist die Silphie bei nur siebenjähriger<br />

Nutzung um 165 Euro pro Hektar und<br />

Jahr günstiger in der Etablierung der Kultur<br />

(also ohne Ernte). Bei 15-jähriger Nutzung<br />

verteilen sich die Investitionskosten<br />

für die Kulturanlage entsprechend und<br />

führen zu einer Kostenersparnis gegenüber<br />

Mais von 350 Euro pro Hektar und<br />

Jahr.<br />

Dem stehen die geringeren Methanerträge<br />

entgegen, die allerdings stark vom<br />

Ertragsniveau des Standortes und der Erntezeit<br />

abhängig sind. Grundsätzlich ist der<br />

ökonomische Vergleich mit Mais aufgrund<br />

unterschiedlicher Systeme sehr schwer.<br />

Besser wäre ein Vergleich von Silphie mit<br />

einer Biogas-Fruchtfolge, die auch die<br />

Anlage von Zwischenfrüchten mit entsprechenden<br />

Kosten sowie den Wechsel von<br />

Kulturarten mit geringerer ökonomischer<br />

Leistung als Mais berücksichtigt.<br />

Ferner kann auch das Thema Greening<br />

einzelbetrieblich eine ökonomische Dimension<br />

haben, so dass der Greening-<br />

Faktor der Silphie mit 0,7 durchaus<br />

finanzielle Vorteile bietet. Ebenso die<br />

Verwendung alternativer Einsatzstoffe in<br />

Biogasanlagen. Erst unter Einbeziehung<br />

diverser Aspekte kann ein individueller<br />

ökonomischer Vergleich zwischen den Anbausystemen<br />

erfolgen.<br />

Biogas Journal: Wie lange wird es noch<br />

dauern, bis die Durchwachsene Silphie<br />

bundesweit so gut ist wie der Mais?<br />

Dickeduisberg: Die Frage ist, wie sich<br />

„gut“ definiert? Wenn der ökonomische<br />

Ertrag die einzige Maßzahl wäre, so dürften<br />

wohl kaum andere Kulturen als Mais<br />

für Biogasanlagen angebaut werden. Mit<br />

der Wahl unterschiedlicher Kulturen lässt<br />

sich nicht nur die Biodiversität steigern,<br />

sondern auch das Risiko, von einer Kultur<br />

abhängig zu sein, deutlich reduzieren. Bei<br />

Problemen wie mit dem Maiswurzelbohrer<br />

oder Maiszünsler achten viele Betriebe bereits<br />

auf eine ausgewogene Fruchtfolge.<br />

Die Silphie-Züchtung steht erst am Anfang.<br />

Ihr Ziel muss aber nicht das Ertragsniveau<br />

von Mais sein, das vermutlich auch nicht<br />

erreicht werden kann. Vielmehr soll sie ein<br />

ergänzender Baustein in der Kulturartenvielfalt<br />

sein. Geringere Erträge als Mais<br />

sollen durch gesteigerte Attraktivität für Insekten<br />

und Spaziergänger, Erosionsschutz<br />

etc. kompensiert werden. Nur dank Biogas<br />

verbindet die Silphie ökologische Vorteile<br />

mit einer wirtschaftlichen Nutzung.<br />

Weitere Infos finden Sie im Biogas Journal<br />

2_2018, Seite 40 bis 45 und 46 bis 49.<br />

Interviewer<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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martin.bensmann@biogas.org<br />

Foto: Michael Dickeduisberg<br />

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praxis<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Checkliste Silphieanbau<br />

Die Durchwachsene Silphie kann bis zu zwanzig Jahre genutzt werden. Im Pflanzjahr bildet sie eine<br />

bodenständige Blattrosette aus. Ab dem zweiten Standjahr liefert die Pflanze Biomasse für die Biogasanlage.<br />

Der Anbau ist auch auf Grenzertragsstandorten und auf leichten Böden möglich.<br />

Bodenvorbereitung<br />

ffHohe Erträge auf humosen Böden<br />

ffGute Wasserführung<br />

ffStaunässe unbedingt vermeiden<br />

ffAltverunkrautung bekämpfen<br />

ffFeinkrümeliges Saatbett<br />

Saat<br />

ffab Mitte April<br />

ffDrillmaschine oder Einzelkornsägerät<br />

ffSaatmenge: 2,5 kg/ha<br />

ff45 bis 75 cm Reihenabstand<br />

ffCa. 1 bis 2 cm Saattiefe<br />

ffAlternative zur Saat ist die Pflanzung,<br />

aber teurer.<br />

Pflanzung<br />

ffAnfang Mai bis Mitte Juni<br />

ff4 Pflanzen/m²<br />

Pflanzenschutz<br />

ffJungpflanzenentwicklung kritisch<br />

und maßgeblich für Erfolg<br />

ffUnkrautbekämpfung nach Pflanzung<br />

bzw. Aussaat unbedingt erforderlich<br />

ffAb dem zweiten Jahr in der Regel<br />

kein Pflanzenschutz mehr nötig<br />

Nährstoffbedarf<br />

ffStickstoff: 150 kg/ha<br />

ffPhosphor: 25 bis 30 kg/ha<br />

ffKali: 150 bis 200 kg/ha<br />

ffMagnesium: 50 bis 70 kg/ha<br />

ffKalk: 200 bis 250 kg/ha<br />

ffOrganische Düngung mit Gärprodukt.<br />

ffÜberfahrten mit schwerer Technik beeinträchtigen<br />

die Durchwachsene Silphie nicht.<br />

ffim Etablierungsjahr: ca. 40 bis 60 kg N<br />

+ Bedarf für den Mais – d.h. mindestens<br />

200 kg N<br />

ffim 2. Jahr: 200 kg N (hoher Bedarf für die<br />

Wurzelmasse)<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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Ernte<br />

ffErnte von Ende August bis Ende September – eine noch spätere<br />

Ernte kann nicht empfohlen werden.<br />

ffTS-Gehalt zwischen 26 bis 30 Prozent, oft sogar unter 25 Prozent.<br />

ffTS-Gehalt über 30 Prozent vermeiden, da Methanausbeute<br />

deutlich sinkt.<br />

ffErnte mit praxisüblichem Feldhäcksler.<br />

Erträge<br />

Anbauverträge<br />

ffAnbauvertrag auf Silphie<br />

anpassen und dabei geringeren<br />

Hektarertrag und Transportkosten<br />

berücksichtigen.<br />

ffVerträge „wie Mais“ ungeeignet.<br />

ffDie Durchwachsene Silphie kann und soll den Mais nicht verdrängen,<br />

sondern als Ergänzung fungieren.<br />

ffSilphie insbesondere dort geeignet, wo Mais und andere annuelle<br />

Kulturen sich weniger eignen: Entlang von Gewässern, am Wald, am<br />

Hang, unförmige Schläge.<br />

ffTrockenmasse pro ha: guter Standort bis zu 20 Tonnen/ha. Schlechte<br />

Standorte: 8 bis 16 Tonnen/ha.<br />

ffMethanausbeute im Bereich von 210 bis 260 Normliter pro Kilogramm<br />

organische Trockenmasse (ca. 40 Prozent unterhalb von Mais).<br />

Lagerung<br />

ffGeringen TM-Gehalt beachten<br />

wegen größerem Lagerraum für<br />

Gärprodukte.<br />

ffSilierung zusammen mit Mais<br />

problemlos möglich.<br />

Autor<br />

Dennis Schiele<br />

Fachreferent Mitgliederservice<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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37


praxis<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Flexibel Strom produzieren und die<br />

Wärme zu 100 Prozent nutzen<br />

Vom Landwirt zum Wärmelieferanten: Mit Biogas lässt sich nicht nur klimafreundlich<br />

Strom produzieren, sondern auch Wärme bereitstellen. Noch viel zu wenig genutzt wird<br />

die Möglichkeit, die großen Wärmeabnehmer in Gewerbe und Industrie zu versorgen. Ein<br />

Beispiel aus dem Weserbergland zeigt, wie es gehen kann – und das zusammen mit einer<br />

flexiblen Stromproduktion.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Liegender Wärmespeicher<br />

am Satellitenstandort.<br />

Er hat ein<br />

Volumen von 300<br />

Kubikmeter. Der gleiche<br />

Speicher befindet sich<br />

auch noch einmal an<br />

der Biogasanlage.<br />

Das Heranrücken eines Gewerbegebietes an<br />

die Biogasanlage oder den landwirtschaftlichen<br />

Betrieb wird von den Betreibern meist<br />

mit Sorge betrachtet. Die Befürchtung ist,<br />

dass die neuen Nachbarn Anstoß nehmen<br />

könnten an Betriebsgeräuschen oder Gerüchen. Nicht<br />

jedoch bei Alexander Busse und seinem Vater Wilhelm<br />

aus Höxter-Albaxen im Weserbergland. Denn wenn die<br />

Stadt den „Wirtschaftspark Höxter“ auf einer 70 Hektar<br />

großen Ackerfläche vor der Biogasanlage der Busse<br />

GbR erweitert, gibt es mit den neuen Gewerbebetrieben<br />

weitere Abnehmer der Wärme der Biogasanlage.<br />

Bereits jetzt werden ein großer Ventilatorenhersteller<br />

und drei weitere Gewerbebetriebe mit der Wärme versorgt.<br />

Die Wärme wird damit vollständig genutzt, die<br />

Betriebe verzichten auf Heizöl und Erdgas und tun damit<br />

etwas für ihre Klimabilanz. Stück für Stück sind<br />

Vater und Sohn bei der Erweiterung der Energieproduktion<br />

mit Biogas vorgegangen. Den Anfang machte die<br />

Aussiedlung des Betriebes aus der engen Dorflage im<br />

Jahre 1999.<br />

„Hier im Ort noch Landwirtschaft zu betreiben ginge<br />

heute gar nicht mehr“, sagt Alexander Bosse. Ein gutes<br />

Stück außerhalb, direkt an der Bundesstraße B 64 und<br />

unweit der Weser, entstand ein neuer Milchviehstall.<br />

Denn mit der Aussiedlung spezialisierte sich der ursprüngliche<br />

Gemischtbetrieb auf die Milchviehhaltung<br />

und gab die Außenwirtschaft an Lohnunternehmen und<br />

einen benachbarten Ackerbaubetrieb ab.<br />

Biogasanlage statt Stallerweiterung<br />

Heute stehen hier 150 Milchkühe, die von zwei Melkrobotern<br />

gemolken werden. In Planung war, den Kuhstall<br />

auf 300 Kühe mit fünf Robotern zu erweitern.<br />

Doch dieser Plan wurde nicht umgesetzt. Stattdessen<br />

entschied man sich, 2010 in eine Biogasanlage mit<br />

265 Kilowatt (kW) installierter Leistung zu investieren.<br />

Die Kühe liefern mit ihrem Mist und der Gülle einen<br />

Großteil des Substrat-Inputs. Von anderen landwirt-<br />

38


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

schaftlichen Betrieben, die teilweise im Nebenerwerb<br />

bewirtschaftet werden, kommt Mist hinzu. „Durch die<br />

verschärften gesetzlichen Auflagen haben diese Betriebe<br />

gar nicht die Möglichkeit, den Mist ordnungsgemäß<br />

zu lagern“, erläutert Alexander Busse. Geplant und gebaut<br />

wurde die Anlage wie mehrere in der Region durch<br />

den Maschinenring Kassel.<br />

Schon im Jahr darauf kam ein Satelliten-Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) mit ebenfalls 265 kW hinzu. Zugleich<br />

wurde mit dem Bau des Wärmenetzes begonnen,<br />

das zunächst auf 400 kW ausgelegt wurde. Erster<br />

Abnehmer war der Ventilatorenhersteller. „Der Kontakt<br />

ergab sich auf den Fluren des Bauamtes, als ich dort<br />

wegen einer Genehmigung war“, erinnert sich Wilhelm<br />

Busse. „Der Firmenchef war auch dort und meinte, wir<br />

könnten seine Fabrik doch nun mit der Wärme unserer<br />

Biogasanlage versorgen.“<br />

2014 ging es weiter Zug um Zug mit der Genehmigung<br />

für zusätzlich zwei weitere 265-kW-BHKW am Satellitenstandort<br />

und auf der Anlage selbst. Auch die Anlage<br />

wurde um noch einmal 265 kW erweitert. Fahrsilos und<br />

ein größerer Fermenter mit 5.000 Kubikmeter kamen<br />

hinzu. Die Gasproduktion am Anlagenstandort wurde<br />

auf 3,5 Millionen Kubikmeter beschränkt.<br />

Maximal flexibilisiert<br />

Nachdem das seinerzeitige EEG den Anlagenbetreibern<br />

die Möglichkeit zur Flexibilisierung eingeräumt hatte,<br />

stellten auch Busses erste Überlegungen in diese Richtung<br />

an. „Den Ausschlag gab dann eine Infoveranstaltung<br />

der Kampagne ‚KWK kommt‘ im Februar 2016<br />

in Hannover“, so Wilhelm Busse. „Wir haben auf der<br />

Rückfahrt diskutiert und dann fiel der Entschluss zur<br />

maximalen Überbauung.“ Das Ziel der Flexibilisierung<br />

war den beiden auch klar. Alexander Busse sagt: „Unser<br />

Ziel war das Erreichen der Höchstbemessungsleistung,<br />

was wir vorher nicht geschafft haben.“ Die beiden<br />

Busses stehen voll hinter der Flexibilisierung: „Nur so<br />

hat Biogas als relativ teure Energie eine Berechtigung“,<br />

Altgebäude: das erste Haus<br />

für den 265-kW-Motor.<br />

Fotos: Thomas Gaul<br />

sagt Alexander Busse. „Das lässt sich auch der Bevölkerung<br />

erklären, flexibel und bedarfsgerecht Strom zu<br />

produzieren.“ Flexibilisiert wurde sowohl auf der Anlage<br />

selbst als auch am Satellitenstandort mit einer Bemessungsleistung<br />

von jeweils 480 kW. Im 24-Stunden-<br />

Betrieb sollten die Biogas-BHKW nicht laufen.<br />

Die Flexibilisierung sieht der Landwirt und Anlagenbetreiber<br />

als eine „Investition in die Zukunft“. Zum Zeitpunkt<br />

der Entscheidung für die Flexibilisierung hatte<br />

die Anlage noch eine restliche Laufzeit mit EEG-Vergütung<br />

von 14 Jahren. Knapp 4 Millionen Euro hat die<br />

Busse GbR in die Flexibilisierung ihrer Anlage und das<br />

Wärmenetz investiert. Dazu zählen zwei große MTU-<br />

Motoren mit jeweils 1.870 kW auf der Anlage und am<br />

Satellitenstandort. Hinzu kommen zwei Wärmespeicher<br />

mit 300 Kubikmetern.<br />

Größerer Gasspeicher in Planung<br />

„Die liegenden Behälter sind die größten, die noch<br />

in einem Stück auf der Straße transportiert werden<br />

können“, berichtet Alexander Busse: „Mit der Größe<br />

kommen wir ganz gut klar. Ein Tag<br />

Wärmeproduktion lässt sich damit<br />

abpuffern.“ Mehr Flexibilität würde<br />

ein großer Gasspeicher bringen.<br />

„Das planen wir auch. Aber am<br />

vorgesehenen Standort neben der<br />

Biogasanlage stockt das Genehmigungsverfahren,<br />

so Alexander Busse.<br />

Immerhin ist das Wärmenetz<br />

jetzt auf eine Kapazität von 2,2<br />

Megawattstunden ausgelegt.<br />

Da die alten Trafos nicht ausreichten,<br />

wurden mit der Flexibilisierung<br />

zwei neue Trafostationen hinzugebaut.<br />

„Der Anschluss an das<br />

Stromnetz ist hier aber problemlos<br />

möglich, weil sich in der Nähe ein<br />

Umspannwerk befindet“, sagt Alex-<br />

Die beiden Betreiber<br />

Wilhelm (links) und<br />

Alexander Busse.<br />

39


praxis<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Der große mtu-Motor<br />

leistet 1.870 kW elektrisch.<br />

Mehrere Gewerbebetriebe<br />

nehmen die<br />

„grüne Wärme“ der<br />

Biogasanlage ab.<br />

ander Busse. Eine Schaltstation des Energieversorgers<br />

steht direkt neben dem Satellitenstandort.<br />

Die Wärmeleitungen konnten alle in Eigenleistung verlegt<br />

werden. Die Trasse zum Satellitenstandort, auf der<br />

auch die Gasleitung zum Satelliten-BHKW verläuft, hat<br />

eine Länge von 600 Meter, die Ringleitung durch das<br />

Gewerbegebiet ist mit 2 Kilometern länger. „Unser Vorteil<br />

war, dass wir vor allem eigene Flächen für die Trasse<br />

nutzen können“, betont Wilhelm Busse. Aber auch mit<br />

den Firmeneigentümern im Gewerbegebiet habe es in<br />

dieser Hinsicht keine Probleme gegeben, da die Leitungsarbeiten<br />

schnell abgeschlossen werden konnten.<br />

Die Betreiber hoffen darauf, dass die Politik die Rahmenbedingungen<br />

für die „grüne Wärme“ aus Biogas<br />

erkennt. Denn hier besteht die Möglichkeit, schnell<br />

und wirksam etwas für den Klimaschutz zu tun. Die<br />

notwendige „Wärmewende“ würde entscheidend vorankommen,<br />

wenn CO 2<br />

teurer wird und die Vorteile<br />

von Biogas für private und gewerbliche Wärmekunden<br />

deutlich werden.<br />

Individuelle Wärmeabnahmeverträge<br />

„Wir wollten nur Wärme liefern, wenn wir flexibilisieren“,<br />

sagt Wilhelm Busse. Der Ausbau der Anlage und<br />

die umfassende Nutzung der Wärme waren nur möglich,<br />

weil die Flexibilisierung den Anreiz dafür geliefert<br />

hat. Die Bilanz nach einem Jahr flexiblen Betrieb fällt<br />

für die Betreiber positiv aus. So konnte ein Mehrerlös<br />

von 510.000 Euro erzielt werden. „Dabei haben sich<br />

die Gewinne aber verschoben“, sagt Alexander Busse:<br />

„Wir hatten Erlöse von etwa 110.000 bis 120.000<br />

Euro durch die Vermarktung von Regelenergie erwartet.<br />

Durch das Mischpreisverfahren ist die positive wie negative<br />

Sekundärregelleistung komplett weggefallen.“<br />

Obwohl die Preise am EPEX-Spotmarkt tendenziell<br />

eher steigen würden, seien die Schwankungen noch zu<br />

gering. Der Mehrerlös von rund 12.000 Euro je Quartal<br />

und Standort passe jedoch wie geplant. Hinzu kämen<br />

50.000 Euro aus der Vermarktung der Wärme im ersten<br />

Jahr. Bei der Gestaltung der Wärmelieferverträge<br />

muss mit jedem Kunden individuell verhandelt werden,<br />

betont Alexander Busse. Demzufolge wird für die Wärme<br />

auch ein unterschiedlicher Preis erzielt. Im Durchschnitt<br />

beläuft er sich auf 8 Cent pro Kilowattstunde.<br />

Die Gewerbebetriebe, die neu an das Wärmenetz der<br />

Busses angeschlossen werden, verlassen sich voll auf<br />

die Wärme aus Biogas. Beim ersten Wärmekunden,<br />

dem Ventilatorenhersteller, wäre immerhin noch eine<br />

alte Heizung vorhanden. Hier soll demnächst neben der<br />

Wärme zur Raumbeheizung auch Prozesswärme für die<br />

Lackiererei geliefert werden. Sollte die Wärmeabnahme<br />

noch weiter zunehmen, wird über ein<br />

Erdgas-BHKW nachgedacht.<br />

Denn während im Sommerbetrieb durchaus<br />

noch Kapazität zur Wärmelieferung<br />

vorhanden wäre, wird im Winter Wärme zur<br />

Fermenterheizung benötigt. Bei den Wartungskosten<br />

hat sich die Flexibilisierung<br />

ebenfalls positiv bemerkbar gemacht. So<br />

laufen die großen Motoren nur noch zweimal<br />

täglich, in der Regel von 6.00 Uhr bis<br />

12.00 Uhr und von 16.00 Uhr bis 22.00<br />

Uhr. Auch die Fütterung wird entsprechend<br />

angepasst, da am Wochenende nur die halbe<br />

Leistung gefordert ist.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

Im Wehrfeld 19a · 30989 Gehrden<br />

01 72/512 71 71<br />

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40


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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41


praxis<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Messen, was drin ist<br />

Fotos: Zunhammer GmbH<br />

Die Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) liefert schnell und mit wenig<br />

Aufwand Daten zur Qualität von Gärsubstraten und Gärprodukten.<br />

Die Kosten der NIRS-Sensoren sind mit rund 30.000 Euro hoch. Die<br />

Genauigkeit der Messergebnisse soll in Zukunft weiter steigen.<br />

Von Steffen Bach<br />

NIRS-Technik bewährt sich<br />

seit Jahrzehnten in vielen<br />

Einsatzgebieten. In der Landwirtschaft<br />

kamen die ersten<br />

NIRS-Sensoren in der Ernte<br />

zum Einsatz. 2011 brachten John Deere<br />

und Claas Sensoren auf den Markt, die<br />

während der Ernte auf dem Feldhäcksler<br />

neben der Trockenmasse des Erntegutes<br />

auch die Inhaltsstoffe Stärke, Zucker, Rohprotein,<br />

Rohfaser, Rohfett und Rohasche in<br />

Gras sowie Mais permanent ermitteln konnten.<br />

Wird der Sensor direkt bei der Ernte im<br />

Häcksler eingesetzt, können so schlagspezifisch<br />

die geernteten Trockenmasseerträge<br />

ermittelt werden.<br />

John Deere erkannte das Potenzial der<br />

Messgeräte früh und ermöglichte einen<br />

Ausbau der Sensoren. So konnte das „Harvest<br />

Lab“ das ganze Jahr genutzt werden,<br />

um die Qualität von Getreide und Silagen zu<br />

messen. Trotz dieser komfortablen Lösung<br />

und eines großen Interesses in der Landwirtschaft<br />

blieb die Nachfrage für die Sensoren<br />

überschaubar, denn mit rund 30.000<br />

Euro sind die Investitionskosten hoch.<br />

Bei der Futtermittel- und Substratanalyse<br />

in den großen Analyseunternehmen sind<br />

die NIRS-Sensoren als Ergänzung zu den<br />

klassischen nasschemischen Verfahren<br />

auf dem Vormarsch. Bei Schmack Biogas<br />

werden seit November 2018 die von den<br />

Anlagenbetreibern eingeschickten Proben<br />

mithilfe der Nahinfrarotspektroskopie<br />

analysiert. Das Verfahren ermögliche eine<br />

schnelle und präzise Sofortanalyse des<br />

Gas ertrags verschiedener Substrate, erläutert<br />

Schmack-Mitarbeiter Jan Buschmeyer.<br />

Basis für die Kalibrierung der Sensoren<br />

seien eine Vielzahl durchgeführter Gärversuche<br />

unterschiedlicher Substrate.<br />

Schmack bietet die Messungen derzeit für<br />

Mais, Gras, Szarvazi-Gras, Durchwachsene<br />

Silphie, Hühnertrockenkot, Ganzpflanzensilagen,<br />

Hirse und Bioabfälle an. Ermittelt<br />

werden die Gehalte an Rohstärke, Rohprotein,<br />

Zucker, Rohfett, Rohfaser, ADFom,<br />

ADL, aNdFom, Elos und Eulos.<br />

Die aus den Werten berechneten Gaserträge<br />

zeigten eine hohe Übereinstimmung mit in<br />

Gärversuchen produzierten Biogas-Mengen,<br />

berichtet der Schmack-Mitarbeiter. Für den<br />

Anlagenbetreiber biete das neue Verfahren<br />

zwei Vorteile: Die Ergebnisse liegen bereits<br />

nach 48 Stunden vor und der Preis ist mit<br />

75 Euro deutlich niedriger als die nasschemischen<br />

Verfahren, die mit mehreren Hundert<br />

Euro ein Vielfaches kosten.<br />

Zunhammer<br />

bietet unter<br />

dem Namen<br />

Van-Control 2.0 ein<br />

System zur Bestimmung<br />

von Gülleinhaltsstoffen an. Möglich wird die<br />

Erfassung der Nährstoffe mit dem NIR-Sensor,<br />

der kontinuierlich Informationen über die<br />

Güllezusammensetzung aus der Gülleleitung<br />

abgreift. Die Gülle kann so beim Befüllen,<br />

beim Ausbringen oder beim Rühren untersucht<br />

werden. Aufgezeichnet werden dabei nicht nur<br />

Stickstoff (N), sondern auch Kali (K), Phosphat<br />

(P) oder die Trockenmasse (TM). Die Registrierung<br />

von weiteren Inhaltsstoffen ist machbar.<br />

Große Datenmengen für<br />

Kalibrierung notwendig<br />

Auch die Landwirtschaftlichen Untersuchungs-<br />

und Forschungsanstalten (LUFA)<br />

bieten an, den Gasertrag und die theoretische<br />

Gasausbeute mithilfe der NIRS-Technik<br />

zu ermitteln. Auf Dauer wird der Kreis<br />

der Anbieter wohl überschaubar bleiben.<br />

Grund: Um die Sensoren zu kalibrieren,<br />

ist eine große Datenmenge aus nasschemischen<br />

Verfahren und Gärversuchen erforderlich,<br />

die mit den im NIRS-Verfahren<br />

gewonnenen Daten abgeglichen werden.<br />

Die Genauigkeit der Ergebnisse gilt als recht<br />

gut, wobei bei den LUFA darauf hingewiesen<br />

wird, dass beim Gasertrag eher konservativ<br />

gerechnet werde und für exotische Substrate<br />

häufig noch nicht genug Daten vorliegen.<br />

Auf die etablierten Untersuchungsmethoden<br />

wird man deshalb auch in Zukunft nicht<br />

42


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

Foto: Claas<br />

Der Crop-Sensor von Claas im Frontanbau des Schleppers ermöglicht mit<br />

dem ISARIA-Düngesystem jetzt zusätzlich zu den bisherigen unterstützten<br />

anorganischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln auch die Ausbringung<br />

von organischem Dünger. Hierbei wird in der Volumeneinheit der Sollwert<br />

der Ausbringmenge berechnet.<br />

verzichten können, denn sie liefern die Werte,<br />

mit denen die Datenbanken gefüttert<br />

und verbessert werden. Fachleute glauben<br />

deshalb nicht, dass die Kosten der Sensoren<br />

in Zukunft deutlich sinken werden.<br />

Denn neben der Hardware ist in dem Preis<br />

auch die Nutzung der Datenbanken enthalten,<br />

ohne die aus den Daten der Nahinfrarotspektroskopie<br />

keine Messwerte für<br />

den Biogasproduzenten abgeleitet werden<br />

können.<br />

Sinnvoll<br />

und notwendig ist<br />

es deshalb, die Kalibrierung<br />

regelmäßig<br />

zu aktualisieren.<br />

Dies geschieht in<br />

der Regel über einen<br />

Wartungsvertrag mit<br />

dem Anbieter der<br />

Sensoren.<br />

Für die Produzenten<br />

von Biogas ist die<br />

NIRS-Technik auch<br />

in einem zweiten<br />

Bereich eine interessante<br />

Lösung. Mit<br />

den Vorgaben der<br />

Düngeverordnung wird die Dokumentation<br />

der Nährstoffströme weiter an Bedeutung<br />

gewinnen. Um besser nachvollziehen zu<br />

können, auf welchen Wegen Stickstoff,<br />

Phosphat und Kali in die Anlage hineinund<br />

wieder herausgekommen sind, existiert<br />

nun ein einfaches und schnelles Messverfahren<br />

für Schweine- und Rindergülle.<br />

Neben der Trockenmasse können der Gesamtstickstoff,<br />

Ammoniumstickstoff und<br />

der Phosphatgehalt gemessen werden.<br />

Nimmt der Güllelieferant auch Gärreste<br />

zurück, kann auch beim Abholen des Gärproduktes<br />

der Nährstoffgehalt mithilfe des<br />

Sensors ermittelt werden. Die Nährstoffströme<br />

sind so für alle Beteiligten transparent.<br />

Phosphatbestimmung muss<br />

verbessert werden<br />

Die Genauigkeit der Messergebnisse ist<br />

bei den Parametern Trockensubstanz, Gesamtstickstoff,<br />

Ammoniumstickstoff und<br />

Kali bereits so gut, dass die Hersteller John<br />

Deere, Zunhammer und Kaweco nach einer<br />

Prüfung eine Anerkennung der Deutschen<br />

Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG) erhielten.<br />

Probleme bereiten noch die Messungen<br />

beim Phosphatgehalt, für die bisher kein<br />

Gerät die Anforderungen der DLG erfüllte.<br />

Mitte Januar änderte Nordrhein-Westfalen<br />

(NRW) die Landesdüngeverordnung und<br />

gestattete für die Ermittlung und Dokumentation<br />

des Nährstoffgehaltes von flüssigen<br />

Wirtschaftsdüngern die NIRS-Technik,<br />

sofern eine Anerkennung der DLG vorliegt.<br />

Für die Phosphatwerte müssen deshalb bis<br />

auf Weiteres klassische Nährstoffanalysen<br />

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43


praxis<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Fotos: Kotte<br />

Oben auf dem Güllefass befindet sich die Druckleitung, durch die<br />

die Gülle nach hinten in den Verteiler befördert wird. Der verzinkte<br />

„Stahlkasten“, der dort aufgeschraubt ist, beinhaltet den Sensor. Dieser<br />

misst im Güllestrom der auszubringenden Gülle die Nährstoffe. Die<br />

gemessenen Werte übermittelt der Sensor an die Steuerung/den Steuerblock<br />

des Güllewagens und dieser kommuniziert mit der Pumpe bzw. der<br />

Bordhydraulik. Diese regelt dann dementsprechend die Ausbringmenge.<br />

Mobile Nährstoffmessstation von Kotte Landtechnik. Diese steht zwischen Güllelager<br />

und Güllewagen und misst beim Befüllvorgang des Fasses die Nährstoffe. Dazu ist<br />

ein Durchflussmengenmesser notwendig, das ist der blaue Kasten, der von dem kleinen<br />

Bedienteil etwas verdeckt wird. Der Sensor befindet sich hinter der Werkzeugkiste<br />

unter der Stahlleitung (so nicht sichtbar). Anhand des Durchflussmengenmessers<br />

können die Nährstoffe auf die Güllemenge bezogen dargestellt werden. Auf dem<br />

Bedienterminal im Vordergrund werden die gemssenen Nährstoffwerte angezeigt.<br />

oder Richtwerte verwendet werden. Dies<br />

könnte sich aber in absehbarer Zeit ändern.<br />

Sebastian Zunhammer ist optimistisch,<br />

dass bessere Kalibrierungen auch für<br />

Phosphat Werte liefern, die die Vorgaben<br />

der DLG erfüllen. „Die Messergebnisse für<br />

Phosphat sind schon relativ gut“, meint der<br />

Juniorchef des oberbayerischen Güllespezialisten.<br />

Seitdem das Zunhammer-System<br />

Van-Control die Messlatte beim Phosphat<br />

bei einem DLG-Test im Jahr 2017 gerissen<br />

hatte, wurde die Datenbasis verbreitert und<br />

die Kalibrierung verbessert. Zunhammer<br />

vergleicht die Probleme mit der Einführung<br />

der ersten Navigationsgeräte für Autos.<br />

Auch dort habe es zunächst Ungenauigkeiten<br />

gegeben, die aber schnell ausgeräumt<br />

werden konnten.<br />

In den Fachbehörden anderer Bundesländer<br />

stieß das Vorpreschen in NRW auf<br />

Kritik. Offen aussprechen möchte niemand<br />

seine Zweifel. Berichtet wird darüber, dass<br />

auf politischer Ebene der Wunsch deutlich<br />

ausgesprochen wird, der Landwirtschaft<br />

schnell eine technische Lösung anzubieten,<br />

mit der die Auflagen der Düngeverordnung<br />

leichter umgesetzt werden können.<br />

Dr. Ulrich Rubenschuh, Experte für Düngetechnik<br />

bei der DLG, kennt die Vorbehalte<br />

gegenüber der neuen Technik. Richtig sei,<br />

dass die in den Sensoren gemessenen und<br />

die im Labor in nasschemischen Verfahren<br />

gewonnenen Messwerte zum Teil recht<br />

deutlich voneinander abwichen. Bedenken<br />

müsse man aber, dass es in der Praxis ebenfalls<br />

zu erheblichen Differenzen kommt,<br />

wenn man den gesamten Umgang mit der<br />

Probe betrachte.<br />

Kontinuierliche Messung merzt<br />

Probenahmefehler aus<br />

Durch Fehler bei der Probenahme sowie<br />

beim Transport und der Lagerung könnten<br />

ebenfalls große Abweichungen entstehen.<br />

Auch bei der Untersuchung im Labor<br />

gebe es bei den Ergebnissen eine gewisse<br />

Schwankungsbreite. Unter Berücksichtigung<br />

dieser aus der Praxis bekannten Gegebenheiten<br />

habe man bei der Prüfung der<br />

NIRS-Sensoren eine relativ große Toleranz<br />

zugelassen. Vorteil der neuen Technik sei,<br />

dass sie die Daten kontinuierlich misst und<br />

so keine Fehler durch eine falsche Probenahme<br />

entstehen können. Für die Zukunft<br />

erwartet Rubenschuh dank einer breiteren<br />

Datenbasis bessere Kalibrierungsmodelle<br />

und damit genauere Sensorergebnisse. „In<br />

zukünftigen Tests werden wir deshalb das<br />

Bewertungsschema anpassen“, kündigt<br />

der DLG-Experte an. Für eine erfolgreiche<br />

Prüfung der Sensoren wird die Messlatte<br />

also höher gelegt.<br />

Dennoch wird sich die neue Technik kaum<br />

aufhalten lassen, sind sich die Hersteller<br />

von Ausbringtechnik für flüssige Wirtschaftsdünger<br />

einig. Bei der Firma Kotte<br />

rechnet man wegen der drohenden erneuten<br />

Verschärfung des Düngerechts mit<br />

einer steigenden Nachfrage nach NIRS-<br />

Sensoren, erklärt der technische Leiter des<br />

Unternehmens Dr. Henning Müller. Kotte<br />

bietet eine eigene Lösung unter dem Namen<br />

NutrientContentLab (NCL) Mobile an.<br />

Die mobile Messstation kann im Fahrzeug<br />

verbaut oder an der Biogasanlage zwischen<br />

den Gärproduktbehälter und den Tankwagen<br />

geschaltet werden. Über eine Kooperation<br />

mit John Deere wird auf Wunsch auch<br />

das Harvest Lab in die Maschinen eingebaut.<br />

Die Kunden zeigen ein wachsendes<br />

Interesse an den Sensoren, stellt Müller<br />

fest. Viele Maschinen würden deshalb so<br />

ausgestattet, dass sie mit der NIRS-Technik<br />

nachgerüstet werden können.<br />

Sensoren am Fahrzeug bieten einen zusätzlichen<br />

Nutzen, denn sie ermöglichen<br />

eine teilflächenspezifische Ausbringung<br />

der Gärprodukte. Claas und Zunhammer<br />

haben dazu ihre Kompetenzen gebündelt<br />

und gemeinsam eine Lösung entwickelt,<br />

die eine teilflächenspezifische Stickstoffdüngung<br />

mit flüssigen Wirtschaftsdüngern<br />

ermöglicht. Bei der organischen Bestandsdüngung<br />

ermittelt der Claas Crop Sensor<br />

während der Überfahrt teilflächenspezifisch<br />

den optimalen Stickstoffbedarf der<br />

Pflanzen. Zugleich misst der Zunhammer<br />

Van-Control Sensor den Stickstoffgehalt<br />

der Gülle in Echtzeit. Anhand der beiden<br />

Werte wird die bedarfsgerechte Ausbringmenge<br />

berechnet und das Regelventil entsprechend<br />

gesteuert. Mit den Daten lassen<br />

sich Ausbringkarten und Nährstoffdokumentationen<br />

erstellen.<br />

Autor<br />

Steffen Bach<br />

Freier Journalist<br />

0 54 75/95 93 49<br />

steffen.bach@dfv.de<br />

44


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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45


Blick auf die kürzlich in<br />

Betrieb gegangene Gasreinigung<br />

in der Papierfabrik<br />

Julius Schulte in Trebsen.<br />

Die revis bioenergy GmbH<br />

errichtete die Anlage<br />

und betreibt sie auch. Im<br />

Hintergrund die beiden IC-<br />

Reaktoren zur Abwasserentfrachtung.<br />

praxis<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Biogas aus dem Pelletsschlamm<br />

Die Papierfabrik Julius Schulte in Trebsen hat ihre Abwasseraufbereitung modernisiert. Die<br />

IC-Reaktoren der Kläranlage haben jetzt eine höhere Kapazität und das Biogas wird für die<br />

Netzeinspeisung aufbereitet.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Der Übergabepunkt<br />

nach der Grobentschwefelung<br />

(liegender Behälter)<br />

führt das in den<br />

IC-Reaktoren erzeugte<br />

Biogas zur Gasreinigungsanlage<br />

der revis<br />

bioenergy GmbH.<br />

Für die Herstellung von Papier wird viel Wasser<br />

benötigt. Daher entschied man sich bei<br />

Gründung der Papierfabrik 1893 in der sächsischen<br />

Kleinstadt Trebsen für einen Standort<br />

unmittelbar neben der Mulde. Aus diesem<br />

Fluss bezieht die heutige Julius Schulte Trebsen GmbH<br />

& Co. KG nach wie vor das Wasser für die Papierherstellung.<br />

Allerdings sind die Umweltanforderungen mittlerweile<br />

wesentlich höher als zur Gründerzeit.<br />

Das am Ende der Prozesskette ebenfalls in großen Mengen<br />

anfallende Abwasser muss vor dem Wiedereinleiten<br />

in die Mulde gründlich gereinigt werden und darf vorgegebene<br />

strenge Grenzwerte etwa beim Stickstoffgehalt<br />

oder bei den organischen Inhaltsstoffen (CSB-Wert =<br />

chemischer Sauerstoffbedarf) nicht überschreiten.<br />

Verantwortlich dafür ist Dr.-Ing. Elmar Fischer. „Wir<br />

haben unsere Abwasserreinigung in den vergangenen<br />

Monaten fit gemacht für zukünftige Anforderungen und<br />

die geplante Erhöhung der Produktionsleistung“, sagt<br />

er beim Rundgang durch den Komplex auf dem Werksgelände.<br />

Viel Organik im Abwasser<br />

In Trebsen werden täglich in drei Schichten etwa 700<br />

Tonnen Braunpapier hergestellt. Die zu mannshohen<br />

Rollen aufgewickelten, rund 7 Kilometer langen Papierbahnen<br />

sind Ausgangsstoff für die Produktion von<br />

Wellpappen. Verpackungen aus diesem Material erle-<br />

46


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

ben gegenwärtig eine wachsende<br />

Nachfrage, weil sie<br />

im Gegensatz zu Kunststoff<br />

nicht die Umwelt belasten<br />

und komplett wiederverwertbar<br />

sind.<br />

Tatsächlich ist der Ausgangsstoff<br />

für das Trebsener Produkt<br />

ausschließlich Altpapier.<br />

Es wird in Form großer<br />

buntgescheckter Pressquader<br />

angeliefert und zunächst<br />

in warmem Wasser aufgelöst.<br />

Da das Altpapier von der vorangegangenen<br />

Nutzung,<br />

etwa als Pizzaschachtel oder<br />

Gemüsekarton, jede Menge Anhaftungen mitbringt,<br />

gelangen dabei bedeutende Mengen organischer<br />

Schmutzfracht in die Lösungsflüssigkeit. Diese strömt<br />

nach Absieben der suspendierten Papierfasern zurück<br />

zum Ausgangspunkt der Einweichstrecke. Aus dem<br />

Kreislauf werden pro Stunde etwa 100 Kubikmeter<br />

ausgeschleust und durch Frischwasser ersetzt.<br />

Das aus der Produktion abgezweigte Abwasser enthält<br />

eine so hohe organische Fracht, dass eine biologische<br />

Kläranlage mit Belebungsbecken schnell überlastet<br />

wäre. Zugleich liegt es nahe, die Reinigung mit einer<br />

energetischen Nutzung der Organik zu verbinden. Zu<br />

diesem Zweck gelangt das Abwasser über eine Vorversauerungsstufe<br />

in zwei anaerobe, 27 beziehungsweise<br />

30 Meter hohe sogenannte IC-Reaktoren. IC steht dabei<br />

für internal circulation.<br />

Auslöser für den Zirkulationseffekt in den Hochbehältern,<br />

dem das Verfahren seinen Namen verdankt,<br />

ist das aufsteigende Biogas, das in dem granulierten<br />

Schlamm – auch als Pelletsschlamm bezeichnet – im<br />

Fotos: Carmen Rudolph<br />

Reaktorraum entsteht. Der Pelletsschlamm bildet und<br />

regeneriert sich, befördert durch die Behältergeometrie,<br />

nach dem Beimpfen selbstständig. „Das sind Zusammenballungen<br />

unterschiedlich spezialisierter Bakterien,<br />

wie man sie auch in jeder Biogasanlage findet“,<br />

zeigt Fischer auf die kleinen schwarzen Klümpchen in<br />

einem Trichterglas mit Flüssigkeit, die er aus dem Reaktor<br />

über ein Ventil entnommen hat.<br />

Maximal erreichen die Bakterienklumpen die Größe<br />

eines Kirschkerns. Sie haben annähernd die gleiche<br />

Dichte wie das sie umgebende Medium und schwimmen<br />

daher leicht auf. Das nach oben perlende Biogas<br />

absorbieren zwei Gassammler. Sie befinden sich im<br />

zweiten Drittel der Behälterhöhe sowie kurz unter dem<br />

Flüssigkeitsspiegel und bestehen aus nach unten geöffneten<br />

Rinnen. Diese sind sowohl nebeneinander als<br />

auch versetzt in fünf Lagen übereinander angeordnet.<br />

Das aufgefangene Gas strömt durch Rohre in einen<br />

Gasraum im Dom auf dem Reaktordach und wird von<br />

dort abgeleitet.<br />

Das bei der Abwasserklärung<br />

in den beiden<br />

IC-Reaktoren erzeugte<br />

Biogas wird jetzt nicht<br />

mehr verstromt,<br />

sondern zu Biomethan<br />

aufbereitet.<br />

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praxis<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Typisch für IC-Reaktoren<br />

sind die maximal<br />

kirschkerngroßen<br />

Zusammenballungen<br />

unterschiedlich spezialisierter<br />

Bakterien, der<br />

sogenannte Pelletsschlamm.<br />

Prozesswasser aus dem<br />

IC-Reaktor mit dem<br />

darin enthaltenen Pelletsschlamm,<br />

in dem<br />

das Biogas entsteht.<br />

Abbaurate von fast<br />

90 Prozent<br />

Von dem Domaufsatz führen<br />

außerdem Rohre in der Mitte<br />

des Behälters nach unten. Sie<br />

haben ihre obere Öffnung im<br />

Gasabscheidetank auf dem<br />

Behälter und enden kurz über<br />

dem Boden. Über diese Rohre<br />

gelangt hochgewirbeltes Abwasser-Schlamm-Gemisch<br />

zurück<br />

zum Behältergrund. „Das<br />

hat neben der internen Umwälzung,<br />

die ohne Pumpen auskommt,<br />

den nützlichen Effekt,<br />

dass sich der Pelletsschlamm<br />

gleichmäßig im Reaktorraum<br />

verteilt und kein Konzentrationsgefälle<br />

entsteht“, erläutert<br />

der Umweltexperte.<br />

Da chemische Reaktionen bei<br />

einer gleichmäßig niedrigen<br />

Konzentration mit einem höheren Umsatzgrad ablaufen<br />

als bei hoher Konzentration, ließen sich mit den<br />

IC-Reaktoren während der rechnerischen Verweilzeit<br />

von nur 12 bis 14 Stunden und einer Raumbelastung<br />

von bis zu 30 Kilogramm CSB pro Kubikmeter (m³) und<br />

Tag Abbauraten von fast 90 Prozent der allerdings im<br />

Abwasser bereits während der Altpapiereinweichung<br />

gelösten organischen Verbindungen erzielen. Dies<br />

und der Umstand, dass durch die Füllhöhe und den<br />

dadurch bedingten hydrostatischen Druck von 3 bar im<br />

Behälter bereits viel CO 2<br />

im Prozesswasser gelöst wird,<br />

bewirke auch den für das ICR-Verfahren typischen hohen<br />

Methangehalt von 65 bis 70 Prozent im erzeugten<br />

Biogas. Fischer spricht von einer Art vorausgehender<br />

Biogaswäsche. Die stündlich anfallenden rund 100 m³<br />

Abwasser aus der Papierproduktion werden vor dem<br />

Einleiten, das nahe am Behälterboden erfolgt, mit 300<br />

m³ Gärflüssigkeit vermischt. Diese sammelt sich aus<br />

dem oberen Überlauf kommend in einem Standrohr<br />

außen am IC-Reaktor. Ziel der Vermischung ist ebenfalls<br />

die Gewährleistung einer etwa gleichen Organik-<br />

Konzentration über die gesamte Reaktorhöhe. Die<br />

Reaktionstemperatur von rund 38 Grad Celsius sichert<br />

allein der Zufluss des von der Altpapierauflösung noch<br />

warmen Abwassers. Eine zusätzliche Heizmöglichkeit<br />

gibt es nicht.<br />

Während Abwasser in den Behälter strömt, werden<br />

gleichzeitig 100 m³ entfrachtetes Wasser aus dem<br />

Standrohr abgeleitet. Es kann nun in einer Kaskade<br />

von fünf Belebungsbecken und einem abschließenden<br />

Nachklärbecken soweit von der restlichen organischen<br />

Fracht sowie von Phosphor und Stickstoff gereinigt werden,<br />

bis die vorgeschriebenen Werte für eine Einleitung<br />

in die Mulde erreicht sind. „Die gesamte Kläranlage<br />

einschließlich der Reaktoren hat einen Einwohnergleichwert<br />

von 140.000, könnte also das Abwasseraufkommen<br />

einer Stadt bewältigen“, verdeutlicht Fischer<br />

den Reinigungsaufwand.<br />

Neue Anlage zur Gasaufbereitung<br />

Beide Abwasserbehandlungsstufen in der Papierfabrik<br />

Trebsen wurden in den vergangenen Monaten für rund<br />

2 Millionen Euro modernisiert und erweitert. So erhebt<br />

sich in dem Komplex jetzt ein zweiter silbrig glänzender<br />

IC-Reaktorturm. Er arbeitet seit Dezember vergangenen<br />

Jahres. „Zurzeit betreiben wir beide Abwasser-<br />

Reaktoren parallel mit je 40 bis 70 m³ Abwasser pro<br />

Stunde“, informiert der Trebsener Kläranlagenchef.<br />

Die aufgeteilte und dadurch für den einzelnen Gärtank<br />

geringere Raumbelastung befördere die Stabilität und<br />

das Wachstum der Bakterien im Pelletsschlamm. Dabei<br />

werde der neue Behälter behutsam hochgefahren. Bei<br />

voller Auslastung könne er dann allein die organische<br />

Fracht des Abwassers von der Altpapierauflösung abbauen<br />

und dabei bis zu 550 m³ Rohbiogas pro Stunde<br />

produzieren. Der ältere Gärbehälter dient künftig als<br />

Redundanz-Aggregat für die Sicherung einer unterbrechungsfreien<br />

Papierproduktion oder wird bei einem<br />

übermäßigen Anstieg der Schmutzfracht im Abwasser<br />

zugeschaltet.<br />

48


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

In der Papierfabrik werden täglich in drei Schichten etwa 700<br />

Tonnen Braunpapier hergestellt. Dafür wird viel Wasser benötigt.<br />

Rohstoff für die Herstellung von Braunpapier ist ausschließlich<br />

Altpapier. Bei dessen Aufbereitung entsteht stark mit Organik<br />

befrachtetes Abwasser, das gereinigt werden muss.<br />

Umweltexperte Dr.-Ing.<br />

Elmar Fischer erläutert<br />

anhand einer Skizze<br />

die Funktionsweise des<br />

IC-Reaktors.<br />

Ein Wermutstropfen ist der durch die Herkunft des Abwassers<br />

bedingte Schwefelgehalt des Gases von mehreren<br />

Tausend ppm. Die Grobentschwefelung erfolgte<br />

bislang durch das Einblasen großer Mengen Luftsauerstoff.<br />

Demnächst übernimmt dies eine mit Natronlauge<br />

arbeitende Gaswäsche. Dieses Verfahren hat neben<br />

einer hohen Entschwefelungsleistung den Vorteil, dass<br />

eine Verunreinigung des Biogases mit anderen Gasen<br />

vermieden wird und die Natronlauge nach einer Regenerierung<br />

erneut verwendet werden kann.<br />

Die weitere Verwertung des Biogases legt die Trebsener<br />

Papierfabrik jedoch in die Hände von Spezialisten.<br />

Das war bisher der Betreiber von zwei Blockheizkraftwerken<br />

mit einer Leistung von insgesamt 325 Kilowatt<br />

elektrische Leistung. Da künftig größere Gasmengen<br />

zur Verfügung stehen und die thermische Energie am<br />

BHKW-Standort ohnehin nicht genutzt werden konnte,<br />

errichtete und betreibt die in Münster ansässige revis<br />

bioenergy GmbH eine Gasaufbereitungsanlage. Sie<br />

übergibt seit diesem Jahr den zu fast reinem Biomethan<br />

aufbereiteten Energieträger an eine Einspeisestation<br />

der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Gas mbH. Die Investition<br />

umfasste nach Angaben von revis-Geschäftsführer<br />

Simon Detscher rund 4 Millionen Euro.<br />

Die Gasreinigung arbeitet nach dem Prinzip der physikalischen<br />

Absorption. Im Gegensatz zu anderen<br />

Verfahren kommt hier ein organisches Lösungsmittel<br />

zum Einsatz, das mehr CO 2<br />

aufnehmen kann als Wasser.<br />

Die Einspeisung und der Verkauf des<br />

Biomethans wird – weil das Abwasser kein<br />

Abfall ist – wegen der fehlenden Abfalleigenschaft<br />

des Inputs bei der Biogaserzeugung<br />

nicht durch das EEG begünstigt. „Wir<br />

vermarkten das Biomethan über langfristige<br />

Verträge im Bereich der alternativen<br />

Energieversorgung und kalkulieren mit<br />

einem 15-jährigen Betrieb der Gasreinigungsstrecke“,<br />

so Detscher.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist<br />

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die Fütterung für drei<br />

Tage automatisiert<br />

werden (72 Behälter im<br />

Ringsystem).<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Fotos: Kerstin Maurus<br />

Zuckerrübe: vielversprechendes<br />

Spitzenlastsubstrat<br />

Die flexible Stromproduktion durch gezieltes Substratmanagement ist eine vielversprechende<br />

Alternative zu teuren technischen Anpassungen. An der Universität Ulm werden<br />

in einem FNR-Forschungsprojekt Versuche mit Zuckerrübensilage als Spitzenlastsubstrat<br />

durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass sehr kurzfristig eine Verdoppelung der Biogasund<br />

Methanproduktionsraten möglich ist, hohe Zuckerrübenanteile aber zu Prozessinstabilitäten<br />

führen können.<br />

Von M.Sc. Biol. Kerstin Maurus, Dr. Sharif Ahmed und Prof. Dr. Marian Kazda<br />

Ein großer Vorteil der Energieerzeugung durch<br />

Biogas im Vergleich zu Solar- und Windkraft<br />

ist die Möglichkeit der bedarfsgerechten<br />

Produktion. Damit können die durch Tageszeiten<br />

und Wetter bedingten Schwankungen<br />

der Stromproduktion aus Sonne und Wind optimal ausgeglichen<br />

und kann Energie genau dann bereitgestellt<br />

werden, wenn sie benötigt wird. Für den Biogasproduzenten<br />

ergibt sich der zusätzliche wirtschaftliche<br />

Vorteil, dass der Strom dann produziert werden kann,<br />

wenn sich die höchsten Preise am Strommarkt erzielen<br />

lassen.<br />

Zusätzlich wird diese Entwicklung auch durch die<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetze von 2012 und 2017<br />

beispielsweise mit der Flexprämie beziehungsweise<br />

mit dem Flexzuschlag gefördert. Eine flexible Stromproduktion<br />

lässt sich über technische Anpassungen<br />

wie die Vergrößerung der Speicherkapazitäten oder<br />

den Zusammenschluss mehrerer Anlagen bis hin zum<br />

Management der eingesetzten Substrate umsetzen. Die<br />

technische Anpassung von Bestandsanlagen ist meist<br />

durch den Zubau neuer Speichereinheiten und Schutzeinrichtungen<br />

teuer und hängt zudem von der verfügbaren<br />

Infrastruktur und Fläche ab.<br />

Eine Alternative zu diesen Investitionen ist die Flexibilisierung<br />

durch das Substratmanagement. Veränderungen<br />

der Menge und der zeitlichen Zufuhr des Substrats<br />

können die Fermentation und die Prozessstabilität im<br />

Vergleich zu einer kontinuierlichen Fütterung jedoch<br />

stärker beeinflussen. Dabei spielt vor allem die Abbaukinetik,<br />

also die Dynamik des Abbaus der eingesetzten<br />

Substrate, eine wichtige Rolle.<br />

52


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Abbildung 1: pH (blau) und FOS/TAC (rot) während der<br />

stoßweisen Zufuhr von unterschiedlichen Anteilen an<br />

Zuckerrübensilage im Substratmix<br />

A<br />

FOS/TAC<br />

B<br />

FOS/TAC<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

6<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Tage<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

6<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Tage<br />

8,5<br />

8<br />

7,5<br />

7<br />

8,5<br />

8<br />

7,5<br />

7<br />

pH pH<br />

6,5<br />

6,5<br />

C<br />

0,6<br />

8,5<br />

FOS/TAC<br />

D<br />

FOS/TAC<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

6<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Tage<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Tage<br />

FOS/TAC<br />

Fermenter 1: 1:0 (A), Fermenter 2: 6:1 (B), Fermenter 3: 3:1 (C),<br />

Fermenter 4: 1:3 (D); Verhältnis Mais-Zuckerrübensilage auf oTS Basis.<br />

8<br />

7,5<br />

7<br />

8,5<br />

8<br />

7,5<br />

7<br />

6,5<br />

6<br />

pH pH<br />

6,5<br />

pH<br />

Vollgas im Fermenter.<br />

Enzyme<br />

MethaFerm ® Mais liquid<br />

– Hochkonzentriertes Enzym<br />

zum Abbau von Cellulose,<br />

Hemicellulose und anderen<br />

Zellwandbestandteilen<br />

– Hervorragende Verteilung bei<br />

geringsten Aufwandmengen<br />

– Stabil auch in hohen pHund<br />

Temperaturbereichen<br />

– Geeigent für Mais und<br />

strukturreiche Substrate<br />

Ziel der Versuche des an der Universität Ulm durchgeführten<br />

und von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR)<br />

geförderten FLEXIZUCKER-Projektes (FKZ 22402115) ist es,<br />

diese alternative Möglichkeit der Flexibilisierung genauer zu<br />

untersuchen. Die Zuckerrübe erfüllt mit einem hohen Anteil an<br />

schnell verfügbaren Kohlenhydraten und einer guten Dosierbarkeit<br />

einige Voraussetzungen für die bedarfsgerechte Bio-<br />

Ideal bei trockengeschädigter<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Hier sind die Laborfermenter zu sehen mit den daneben befindlichen Ringtellern. Die Zuckerrübensilage<br />

wird über Peristaltikpumpen in die Fermenter geführt. Die Fermenter sind mit unterschiedlicher Messsensorik<br />

ausgestattet, wie Temperatur- oder pH-Sensoren.<br />

Insgesamt vier Laborfermenter (schwarze, zylinderförmige<br />

Behälter) können individuell betrieben<br />

werden.<br />

gasproduktion. Bisher macht die Zuckerrübe<br />

allerdings nur einen Anteil von etwa<br />

3 Prozent an den Bioenergiesubstraten in<br />

Deutschland aus. Die Charakteristik der Zuckerrübe<br />

als Spitzenlastsubstrat steht deshalb<br />

im Mittelpunkt der Untersuchungen.<br />

Versuchsablauf<br />

Für den Versuch wurden vier kontinuierliche<br />

Durchflussfermenter mit einem Gesamtvolumen<br />

von zwölf Litern verwendet.<br />

Alle Fermenter wurden bei einer Raumbelastung<br />

von 2,0 Kilogramm organische<br />

Trockensubstanz pro Kubikmeter und Tag<br />

(kg oTS m -3 d -1 ) mit Maissilage und Zuckerrübensilage<br />

in unterschiedlichen Verhältnissen<br />

betrieben. Fermenter 1 wurde nur<br />

mit Maissilage gefüttert (Verhältnis Maiszu<br />

Zuckerrübensilage auf oTS-Basis = 1:0)<br />

und diente als Kontrollfermenter. Für die<br />

Fermenter 2 bis 4 wurde der Anteil der Zuckerrübensilage<br />

jeweils erhöht und wurden<br />

die Mischungsverhältnisse 6:1, 3:1 und<br />

1:3 zugunsten der Zuckerrübe verschoben.<br />

Zunächst wurden beide Substrate zeitgleich<br />

und stündlich in die Fermenter zugeführt,<br />

um einen stabilen, kontinuierlichen<br />

Prozess bei der gewünschten Raumbelastung<br />

zu erreichen. Im Anschluss wurde das<br />

Fütterungsmanagement auf eine stoßweise<br />

Zufuhr der Zuckerrübensilage umgestellt.<br />

Dabei wurde die gleiche Menge an Zuckerrübensilage<br />

auf zwei Portionen pro Tag<br />

aufgeteilt, die im Abstand von zwölf Stunden<br />

in die Fermenter gegeben wurde. Die<br />

Maissilage als Grundsubstrat wurde weiterhin<br />

stündlich zugeführt. Während des<br />

gesamten Versuchs wurden das gebildete<br />

Biogas- und Methanvolumen, der pH-Wert,<br />

der FOS/TAC-Wert, der TS- und oTS-Gehalt<br />

sowie die organischen Säuren überwacht.<br />

Prozessstabilität<br />

Bei der Überwachung der pH- und FOS/<br />

TAC-Werte der Fermenter 1 bis 3 konnten<br />

keine Auffälligkeiten beobachtet werden.<br />

Während des gesamten Versuchs blieben<br />

die pH-Werte im optimalen Bereich zwi-<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

schen 7,5 und 8,5. Die FOS/<br />

TAC-Werte zeigten durchgehend<br />

stabile Werte um 0,1<br />

(siehe Abbildung 1). Auffällig<br />

hingegen war der Fermentationsverlauf<br />

im Fermenter 4,<br />

der den höchsten Anteil (75<br />

Prozent der eingesetzten oTS)<br />

an stoßweise zugeführter Zuckerrübensilage<br />

erhalten hatte.<br />

Bereits nach etwa 30 Tagen der<br />

flexiblen Fahrweise begannen die FOS/TAC-<br />

Werte zu steigen und zeitgleich die pH-Werte<br />

zu sinken. Durch die GC-Analyse konnte<br />

zusätzlich auch eine Zunahme der Essig-,<br />

Propion- und Buttersäure nachgewiesen<br />

werden. Bei einem FOS/TAC-Wert von 0,49<br />

wurde die Substratzufuhr gestoppt, um den<br />

Prozess nicht weiter zu belasten.<br />

Die Prozessstabilität ließ sich allerdings<br />

nicht langfristig wiederherstellen. Nachdem<br />

sich die FOS/TAC-Werte nach einer<br />

Woche auf einen Wert von 0,08 stabilisiert<br />

hatten und die Substratzufuhr wiederaufgenommen<br />

wurde, zeigten sich innerhalb<br />

weniger Tage ein erneuter Einbruch der pH-<br />

Werte sowie ein starker Anstieg der FOS/<br />

TAC-Werte auf bis zu 0,55.<br />

Biogas- und Methanerträge<br />

Zur Betrachtung der Biogas- und Methanerträge<br />

wurden die Daten, entsprechend den<br />

Fütterungsintervallen der Zuckerrübensilage,<br />

in Perioden von je zwölf Stunden eingeteilt.<br />

Dabei wurden die Werte alle fünf<br />

Minuten aufgezeichnet, um ein möglichst<br />

Spezifischer Biogas- und Methanertrag (erste Stufe einer<br />

kontinuierlichen Fermentation) der vier getesteten Verhältnisse<br />

von Mais- zu Zuckerrübensilage<br />

Fermenter<br />

Spezifischer Biogasertrag<br />

[L / kg -1 oTS]<br />

Spezifischer Methanertrag<br />

[L / kg -1 oTS]<br />

1 (M:Z 1:0) 467 281<br />

2 (M:Z 6:1) 470 290<br />

3 (M:Z 3:1) 479 294<br />

4 (M:Z 1:3) 386 230<br />

hochauflösendes Bild zu bekommen. Deutlich<br />

zu erkennen ist die Zunahme der Biogas-<br />

und Methanproduktionspeaks direkt<br />

nach Zugabe der Zuckerrübensilage. Je<br />

höher deren Anteil, desto höher auch die<br />

Produktionspeaks (siehe Abbildung 2).<br />

Der Fermenter 1 zeigte – bezogen auf diese<br />

fünfminütigen Intervalle – eine konstante<br />

Produktion von 0,03 Liter Biogas pro 5<br />

Minuten beziehungsweise 0,02 Liter Methan<br />

pro 5 Minuten, wie durch die kontinuierliche<br />

Beschickung zu erwarten war.<br />

Die Schwankungen, die sich in Abbildung<br />

2 zeigen, sind durch die Rührzyklen zu erklären,<br />

die nochmals zeigen, wie sensitiv<br />

das System innerhalb einer Biogasanlage<br />

auf äußere Einwirkungen reagiert.<br />

Die erhöhten Produktionsraten der Fermenter<br />

2 bis 4 nach Zugabe der Zuckerrübensilage<br />

hielten etwa zwei Stunden an.<br />

Die höchsten Biogas- und Methanproduktionsspitzen<br />

konnten im Fermenter 4 beobachtet<br />

werden. Direkt nach Zugabe der<br />

Zuckerrübensilage stieg die Produktionsrate<br />

auf 0,12 Liter Biogas pro 5 Minuten<br />

und 0,08 Liter Methan pro 5<br />

Minuten. Nach Abklingen des<br />

Peaks fielen die Produktionsraten<br />

jedoch unter 0,01 Liter pro<br />

5 Minuten, und blieben im Vergleich<br />

zu den anderen Fermentern<br />

unter deren beobachteter<br />

Basisproduktion. Einhergehend<br />

mit dem Anstieg der FOS/TAC-<br />

Werte konnte auch ein Einbruch<br />

der Biogas- und Methanerträge<br />

in diesem Fermenter beobachtet werden.<br />

Die spezifischen Erträge fielen demnach im<br />

Vergleich zu den anderen Fermentern auch<br />

deutlich geringer aus (siehe Tabelle).<br />

Die stoßweise Zugabe von leicht vergärbaren<br />

Substraten wie der Zuckerrübensilage<br />

führt dazu, dass die ersten Stufen der Biogasproduktion<br />

sehr schnell ablaufen und<br />

Säuren im Fermenter angereichert werden.<br />

Zusammen mit dem Fehlen faserreicher<br />

Substrate kann das zum Ungleichgewicht<br />

in der Aktivität der mikrobiellen Gemeinschaften<br />

führen, was im schlimmsten Fall<br />

ein komplettes Prozessversagen zur Folge<br />

hat. Dies hatte sich im Fermenter 4 mit<br />

einem überwiegenden Anteil an Zuckerrübensilage<br />

bereits abgezeichnet.<br />

Anwendbarkeit in der Praxis<br />

Auch wenn sich die höchsten Produktionsspitzen<br />

für Biogas und Methan beim<br />

höchsten Anteil der Zuckerrübensilage<br />

im Substratmix gezeigt haben, ist dieses<br />

Schema nicht für eine Anwendung in der<br />

Praxis geeignet. Die Ergebnisse ähneln ei-<br />

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55


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Abbildung 2: Durchschnittliche Biogas- (grün) und Methanproduktionsrate (orange) während einer Periode (12 Stunden),<br />

wobei die stoßweise Zufuhr von Zuckerrübensilage immer zum Zeitpunkt 0 stattgefunden hat<br />

0,14<br />

0,12<br />

0,1<br />

Nl 5 min -1<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

A<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Stunden<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Stunden<br />

B<br />

0,14<br />

0,12<br />

0,1<br />

Nl 5 min -1<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

C<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Stunden<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Stunden<br />

BPR MPR<br />

D<br />

Die Fermenter wurden jeweils mit unterschiedlichen Anteilen von Zuckerrübensilage gefüttert: Fermenter 1: 1:0 (A),<br />

Fermenter 2: 6:1 (B), Fermenter 3: 3:1 (C), Fermenter 4: 1:3 (D); Verhältnis Mais-Zuckerrübensilage auf oTS Basis.<br />

ner Monofermentation von Zuckerrüben,<br />

die bereits eingehend getestet wurde und<br />

zu Problemen führen kann. Die Methanerträge<br />

sind zu gering und das Risiko einer<br />

Übersäuerung zu hoch.<br />

Bei einem Anteil von 25 Prozent Zuckerrübensilage<br />

an zugeführter oTS (Fermenter<br />

3) konnte ein langfristig stabiler Prozess<br />

erreicht werden. Auch hier wird ein starker<br />

Anstieg der Biogas- und Methanproduktion<br />

ohne Verzögerungen nach der stoßweisen<br />

Zugabe der Zuckerrübe erreicht. Eine<br />

überschlägige Ertragsabschätzung ergab,<br />

dass mit dem Einsatz von einer Tonne Zuckerrübensilage<br />

bei einem angenommenen<br />

BHKW-Wirkungsgrad von 40 Prozent etwa<br />

75 Kilowatt Spitzenlaststrom innerhalb von<br />

zwei Stunden erzeugt werden könnten. Dies<br />

resultiert allein aus den schnell umsetzbaren<br />

Substratanteilen im ersten Fermenter<br />

einer Biogasanlage.<br />

Ähnliche spezifische Biogas- und Methanerträge<br />

für die Fermenter 1 bis 3 zeigen,<br />

dass eine Umstellung auf eine stoßweise<br />

Substratzufuhr den Biogasprozess im<br />

Ganzen nicht beeinflusst (siehe Tabelle).<br />

Im Gegensatz zu früheren Annahmen, dass<br />

die besten Produktionsraten nur durch einen<br />

kontinuierlichen Betrieb zu erreichen<br />

sind, hat sich in diesem Versuch sogar eine<br />

leichte Steigerung der Erträge nach der<br />

Umstellung auf die flexible Fahrweise gezeigt.<br />

Solche Befunde sind in der internationalen<br />

Literatur zu finden.<br />

Auch wenn der Prozess bis zu einem Verhältnis<br />

von 3:1 Mais- zu Zuckerrübensilage<br />

in diesen Versuchen keine Auswirkungen<br />

auf die Prozessstabilität gezeigt hat, kann<br />

die Fermentation mit Nährstoffen und puffernden<br />

Zusätzen unterstützt werden, da<br />

der Zuckerrübensilage diese Komponenten<br />

fehlen. Des Weiteren ist eine verstärkte Prozessüberwachung<br />

ratsam, um potenzielle<br />

Instabilitäten frühzeitig zu erkennen.<br />

Fazit: Die Zuckerrübe als Spitzenlastsubstrat<br />

zeigt sich bisher als sehr vielversprechend.<br />

Die Möglichkeit, innerhalb kürzester<br />

Zeit eine Verdoppelung der Biogas- und<br />

Methanproduktionsrate zu erreichen, bietet<br />

eine optimale Voraussetzung für die flexible<br />

Biogasproduktion durch Substratmanagement.<br />

Ein oTS-Anteil von 25 Prozent<br />

stoßweise zugeführter Zuckerrübensilage<br />

lieferte dabei die besten Ergebnisse für<br />

die Umstellung auf eine flexible Betriebsweise.<br />

Die nächsten Schritte innerhalb des<br />

Projekts an der Universität Ulm werden<br />

sich nun mit der Auslastung der Speicherkapazitäten<br />

bei einer zuckerrübenbasierten<br />

flexiblen Biogasproduktion und der Wirtschaftlichkeit<br />

des Substratmanagements<br />

beschäftigen.<br />

Autoren<br />

M.Sc. Biol. Kerstin Maurus<br />

Dr. Sharif Ahmed<br />

Prof. Dr. Marian Kazda<br />

Institut für Systematische Botanik und Ökologie<br />

Universität Ulm<br />

Albert-Einstein-Allee 11 · 89081 Ulm<br />

0731/ 50 23310<br />

kerstin.maurus@uni-ulm.de<br />

56


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

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57


Wissenschaft<br />

Das Hessische Biogaszentrum<br />

hat einen<br />

eigenen Energiepflanzen-Versuchsgarten.<br />

Hier werden auch<br />

verschiedene Substrate<br />

angebaut und im eigenen<br />

Labor getestet.<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Mehr Flexibilität mit vorhandenem<br />

Gasspeicher möglich<br />

Damit Biogasanlagen effizient in das Versorgungssystem integriert werden können,<br />

müssen sie flexibler werden. Ein Forschungsprojekt untersuchte, wie sich Biogasanlagen<br />

kostengünstig optimieren lassen.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

Die Biogasanlage besteht<br />

aus zwei Fermentern.<br />

Der Forschungsfermenter<br />

in der Mitte<br />

besitzt eine Betondecke,<br />

damit die produzierte<br />

Gasmenge exakt erfasst<br />

werden kann.<br />

Beim Upgrading von Bestandsbiogasanlagen<br />

hin zu flexiblen Energieerzeugern können<br />

deutlich Kosten eingespart werden. Dies<br />

fanden Wissenschaftler in einem dreijährigen<br />

Forschungsprojekt heraus, in dessen<br />

Mittelpunkt die bedarfsorientierte Dynamisierung der<br />

Biogasproduktion mit Blick auf die Prozessbiologie und<br />

die Anlagentechnik stand. „Für Bestandsanlagen bietet<br />

sich die Möglichkeit, mit geringem Aufwand bedarfsorientiert<br />

elektrische Energie bereitzustellen“, erklärt Dr.<br />

Henning Hahn vom Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft<br />

und Energiesystemtechnik (IEE).<br />

Es sei möglich, die Gasspeicherkapazitäten effektiver zu<br />

nutzen und dadurch die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage<br />

zu verbessern. Für Henning Hahn ist in der Praxis<br />

eine Einsparung des Gasspeichervolumens zwischen 20<br />

und 40 Prozent durchaus realistisch. „Auf jeden Fall<br />

kann der Anlagenbetreiber eine höhere Flexibilität anbieten,<br />

als sie der Gasspeicher momentan bietet.“<br />

Substrat- und Fütterungsstrategie<br />

Im Projekt konnte nachgewiesen werden, dass die<br />

Flexibilisierung der Gasproduktion von Biogasanlagen<br />

durch ein angepasstes Fütterungsmanagement<br />

möglich ist und ein hohes Potenzial in sich birgt. Eine<br />

Kombination von schnell und langsam abbaubaren<br />

Substraten und eine gezielte Fütterungsstrategie bringen<br />

erhebliche Vorteile und reduzieren das notwendige<br />

Gasspeichervolumen. Zu den<br />

Forschungspartnern des IEE<br />

gehörten die Maschinenring<br />

Kommunalservice GmbH Kassel,<br />

der Landesbetrieb Landwirtschaft<br />

Hessen (LLH) und<br />

der Landesbetrieb Hessisches<br />

Landeslabor (LHL).<br />

Die Laborversuche führte der<br />

LHL mit verschiedenen Kulturen<br />

durch. Getestet wurden<br />

unter anderem: Mais, Gülle<br />

und Mist, Getreideschrot und<br />

Ganzpflanzensilage, es kamen<br />

aber auch Wildpflanzenmischungen,<br />

Silphie und Zuckerrübe<br />

zum Einsatz. Um auf große<br />

Gasspeicher zu verzichten,<br />

sei es eine wichtige Vorausset-<br />

Fotos: Martina Bräsel<br />

58


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

zung, dass die Gasproduktion zügig einsetze. „Noch<br />

wichtiger ist, dass sie während Verstromungspausen<br />

möglichst schnell auf ein Minimum reduziert werden<br />

kann“, so Dr. Fabian Jacobi vom LHL.<br />

Zucker- und stärkehaltige Pflanzen würden prinzipiell<br />

schneller vergoren und eigneten sich deswegen gut<br />

für eine schnelle Biogasproduktion. „Im Labor zeigte<br />

sich, dass der notwendige Speicher unter den richtigen<br />

Bedingungen bis zu 50 Prozent reduziert werden<br />

konnte. Bei der richtigen „Fütterungsstrategie“ hätten<br />

aus Anbausicht ökologisch vorteilhafte Substrate wie<br />

Kleegras-Luzerne, Silphie und Wildpflanzenmischungen<br />

ähnliche Einsparpotenziale wie der Mais gezeigt.<br />

„In den Praxisversuchen an der großtechnischen Forschungsanlage<br />

mussten wir uns allerdings auf die<br />

drei vielversprechendsten Mischungen beschränken“,<br />

erklärt Dr. Hahn. Die besten Ergebnisse brachte ein<br />

Substratmix aus Rinderfestmist und Zuckerrüben. Die<br />

zweite Substratmischung bestand aus Gülle, Silphie<br />

und Getreideschrot. Die dritte Zusammensetzung, die<br />

großtechnisch erforscht wurde, bestand aus Gülle und<br />

Maissilage. Das Ergebnis war unerwartet: Alle drei Versuchsmischungen<br />

brachten bei der richtigen Fütterung<br />

Gasspeichereinsparungen von über 40 Prozent.<br />

Bei dieser erfolgreichen „Fütterungsstrategie“ wurde<br />

die Biogasanlage am Wochenanfang deutlich höher<br />

beschickt. „Wenn es möglich ist, sollten dann auch<br />

die schwer vergärbaren Substrate gefüttert werden“,<br />

verdeutlicht der IEE-Wissenschaftler. Im Verlauf der<br />

Woche sollte die Substratmenge verringert und sollten<br />

zunehmend leicht vergärbare Substrate eingebracht<br />

werden. Am Wochenende wird die BGA bis auf einen<br />

„kleinen Appetitanreger“ am Sonntagabend auf Nulldiät<br />

gesetzt.<br />

Ökonomische Analyse<br />

Aufbauend auf diesen Versuchsergebnissen betrachteten<br />

die Forscher die Wirtschaftlichkeit verschiedener<br />

Flexibilisierungsarten. „Bei unserer ökonomischen<br />

Analyse haben wir angenommen, dass ein Anlagenbetreiber<br />

vor der Entscheidung steht, ob es sich rechnet,<br />

den Anlagenbetrieb zu flexibilisieren“, so Hahn. Die<br />

damit verbundenen Investitionen möchte er jedoch nur<br />

tätigen, wenn die Rentabilität des eingesetzten Kapitals<br />

ausreichend ist. Bei der Abschätzung wurden drei<br />

verschiedene Fälle betrachtet: eine kontinuierliche<br />

Gasproduktion mit Gasspeichererweiterung, die flexible<br />

Gasproduktion mit Gasspeichererweiterung und die<br />

flexible Produktion ohne Erweiterung des Gasspeichers.<br />

In allen Fällen galt die Annahme, dass täglich (montags<br />

bis freitags) zweimal vier Stunden lang verstromt werden<br />

sollte. Am Wochenende stand das BHKW.<br />

Als Referenz diente eine typische NawaRo-Biogasanlage<br />

mit einer Stromvergütung nach dem EEG 2012. Es<br />

wurde angenommen, dass die Anlage eine installierte<br />

elektrische Leistung von 600 Kilowatt (kW) (500 kW el<br />

Bemessungsleistung) besitzt und mit diesen 8.000<br />

Die Herausforderung war, sehr kleine Gasmengen<br />

zu messen. Die vorhandene Messblendenmessung<br />

brachte nur bei größeren Volumenströmen gute<br />

Ergebnisse. Bei der Messblendenmessung wird in<br />

regelmäßigen Abständen druckgesteuert Gas abgezogen<br />

und durch die Messblende geschickt.<br />

Volllaststunden erreicht. Zudem sollten 30 Prozent<br />

der auskoppelbaren Abwärme extern genutzt und mit 2<br />

Cent pro Kilowattstunde thermische Energie (ct/kWhth)<br />

vergütet werden. Als „typische Substrate“ gingen Gülle,<br />

Getreide-GPS und Maissilage in die Berechnung ein.<br />

„Wir sind bei unserer Referenzanlage von einem Doppelmembrangasspeicher<br />

auf den Gärbehältern und<br />

einer Speicherkapazität von rund elf Stunden (bzw.<br />

4.638 Kubikmeter) ausgegangen“, so der Forscher.<br />

Diese Speichergröße diene zum Ausgleich von Produktionsschwankungen<br />

und zur Überbrückung von Wartungszeiten<br />

bei kontinuierlicher Gasproduktion. Zur<br />

Berechnung der Wirtschaftlichkeit sollte die Flexibilisierung<br />

der Anlage im zehnten Jahr der Anlagenlaufzeit<br />

für eine Restlaufzeit von zehn Jahren geschehen. Nach<br />

der Flexibilisierung sollte die installierte elektrische<br />

Leistung 2,1 Megawatt (MW) betragen.<br />

In den Fällen 2a und 2b wurde die Reduktion der Gasproduktion<br />

in den Zeiten ohne Verstromung um 40 Prozent<br />

(hoch) und 20 Prozent (gering) angesetzt und die<br />

Auswirkung der Flexibilität der Gasproduktion bewertet.<br />

Bei „hoch“ wurde angenommen, dass 40 Prozent<br />

des nutzbaren Gasspeicherbedarfs gegenüber der Anlage<br />

mit der kontinuierlichen Gasproduktion eingespart<br />

werden können.<br />

„Bei einer Investitionsbeurteilung mittels Annuitätenmethode<br />

ist die Wirtschaftlichkeit bei einer Annuität<br />

größer null gegeben, dann wäre der Kapitaldienst<br />

gedeckt und die erwünschte Rendite erfüllt“, erklärt<br />

Dr. Hahn. Die Ergebnisse zeigen: Bei gleicher Verstromungsflexibilität,<br />

aber kontinuierlicher Gasproduktion<br />

(Fall 1) und zusätzlicher Gasspeicherkapazität ist die<br />

Die Versuche in den Laborfermentern<br />

des LHL (Landesbetrieb Hessisches<br />

Landeslabor) zeigten, dass der<br />

notwendige Gasspeicher unter den<br />

richtigen Bedingungen bis zu 40<br />

Prozent reduziert werden kann.<br />

59


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Der Laborleiter des<br />

Fraunhofer IEE, Dipl.-<br />

Ing. Frank Schünemeyer,<br />

ließ sich etwas<br />

einfallen, damit die<br />

Gasmesstechnik des<br />

Forschungsfermenters<br />

auch bei sehr kleinen<br />

Volumenströmen<br />

funktionierte.<br />

Annuität am geringsten. Sie beträgt 619 Euro. Die an<br />

die Investition gestellten Erwartungen (Verzinsung des<br />

eingesetzten Kapitals, Entlohnung der Arbeit etc.) wurden<br />

trotzdem erfüllt.<br />

„Ein Anlagenbetreiber würde sich auch in diesem Fall<br />

für die Investition in die Erweiterung der Anlage entscheiden“,<br />

verdeutlicht der Wissenschaftler. Vor der<br />

Investition sollte sich der Betreiber fragen, ob die Annuität<br />

bei einer wirtschaftlichen Abschätzung ausreichend<br />

zur Entlohnung der Arbeitskraft und Verzinsung<br />

des eingesetzten Kapitals ist.<br />

„Die ökonomische Analyse zeigt, dass der Fall 2b<br />

(hoch) die wirtschaftlichste Variante ist“, so Hahn.<br />

Hierbei handelt es sich um die flexible Gasproduktion<br />

ohne Gasspeichererweiterung. In dem angenommenen<br />

Fall erzielte sie die höchste Annuität und wäre für Anlagenbetreiber<br />

die attraktivste Option. „Wenn der Gasspeicher<br />

kleiner ausfällt oder nicht nötig ist, reduzieren<br />

sich die Investitionskosten deutlich“, so Hahn.<br />

„Aus unserer Sicht ist für eine bedarfsgerechte Einspeisung<br />

eine Überbauung der Verstromungsaggregate<br />

notwendig, doch die zusätzliche Gasspeicherkapazität<br />

sollte möglichst effizient genutzt werden“, verdeutlicht<br />

Hahn. Übergroße Speicher hätten deutliche Nachteile:<br />

Neben dem größeren Investitionsaufwand, steigenden<br />

Betriebskosten und dem höheren Platzbedarf seien oft<br />

auch zusätzliche Sicherheits- und Genehmigungsauflagen<br />

zu erfüllen.<br />

Wenn der Anlagenbetreiber seine Anlage mit einem<br />

gezielten Fütterungsmanagement flexibilisieren will,<br />

dann gibt es einiges zu beachten: „Der Betreiber sollte<br />

ein anlagenspezifisches Konzept erstellen“, so der IEE-<br />

Forscher. Die Grundlage sollte ein festgelegter Verstromungsplan<br />

sein, auf dessen Basis ein Fütterungsplan<br />

aus Substraten mit unterschiedlichen Eigenschaften<br />

erstellt werden kann. Zudem sollten die geänderten<br />

Arbeitsabläufe (zum Beispiel Arbeitsspitzen unter der<br />

Woche und Entlastung an den Wochenenden) in das<br />

Betriebskonzept passen.<br />

Während des Forschungsprojektes durfte die Überdrucksicherung<br />

des Forschungsfermenters möglichst nicht anspringen.<br />

„Natürlich sollte sich der Gasspeicher für einen flexiblen<br />

Betrieb eignen und ausreichend groß sein“, fügt<br />

er hinzu. Wichtig sei auch, die Gasqualität regelmäßig<br />

zu kontrollieren und den Gasspeicherfüllstand und die<br />

Gasproduktionsrate richtig zu erfassen, mögliche Unsicherheiten<br />

sollten berücksichtigt werden. „Des Weiteren<br />

muss der gewählte Substratmix wirtschaftlich<br />

sein“, so Hahn, dazu sollte jeder Landwirt berücksichtigen,<br />

welche Substrate ihm regional und saisonal zur<br />

Verfügung stehen.<br />

„Der Betreiber sollte sich auch fragen, welche Möglichkeiten<br />

bestehen, kontinuierlich anfallende Substrate<br />

zwischenzulagern“, so der Forscher. Wichtig sei<br />

auch, die Anlagenfütterung über ein Wochenprogramm<br />

zu steuern. Auch sollte sich das Beschickungssystem<br />

für eine Substratumstellung eignen. „Sonst kann die<br />

Anlagentechnik Probleme bereiten“, verdeutlicht<br />

Henning Hahn. Nicht jede Biogasanlage verkrafte alle<br />

Substratrohstoffe, Zusammensetzungen und zeitlich<br />

erhöhte Fütterungsmengen.<br />

Für die Praxis bedeute dies, dass neben der Anpassung<br />

von Verstromungsaggregaten und Gasspeicherkapazitäten<br />

vor allem auch die Einbringtechnik „auf die<br />

hierfür notwendige Schlagkräftigkeit“ geprüft werden<br />

müsse. Zu prüfen sei, ob es bei hohen Substratzugaben<br />

in kurzer Zeit (Stoßbelastung) zu Kurzschlussströmen<br />

beim Überlauf in den Nachgärer kommen kann. „Es<br />

muss sicher sein, dass die Rührwerkstechnik für größere<br />

Substratstöße ausgelegt ist“, so Hahn.<br />

60


Biogas Investitionskosten Journal | 3_<strong>2019</strong> in € Fall 1 Fall 2a (hoch) Fall 2a (gering) Fall 2b (hoch) Fa<br />

Wissenschaft<br />

BHKW-Anschaffungskosten – durch Flexibilisierung verursacht 718.673 718.673 718.673 674.915<br />

Verstärkung Netzanschluss 56.499 56.499 56.499 41.499<br />

Annuität der untersuchten Anlagenkonzepte zur flexiblen Verstromung<br />

Gaslagererweiterungen 335.110 172.615 253.529 0<br />

Erweiterung Investitionskosten Periperie in € Fall 1 Fall 2a (hoch)<br />

177.216<br />

Fall 177.216 2a (gering) Fall 2b 177.216 (hoch) Fall 2b (gering) 56.742<br />

BHKW-Anschaffungskosten – durch Flexibilisierung verursacht 718.673 718.673 718.673 674.915 607.088<br />

Genehmigungen, Umweltgutachten 9.500 9.500 9.500 9.500<br />

Verstärkung Netzanschluss 56.499 56.499 56.499 41.499 41.499<br />

Anlagenzertifikat > 1 MW<br />

Gaslagererweiterungen el<br />

Mittelspannungsrichtlinie 2014 13.000 13.000 13.000 13.000<br />

335.110 172.615 253.529 0 0<br />

Planung Erweiterung und Periperie Genehmigung 177.216 65.500 177.216 57.375 177.216 56.742 61.421 53.051 39.783<br />

Wärmespeicher Genehmigungen, Umweltgutachten 9.500 105.000 9.500 105.000 9.500 105.000 9.500 9.500 85.000<br />

Rückbau<br />

Anlagenzertifikat > 1 MW el<br />

Mittelspannungsrichtlinie 2014 13.000 13.000<br />

69.625 61.500<br />

13.000 13.000<br />

65.546<br />

13.000<br />

42.908<br />

Planung und Genehmigung 65.500 57.375 61.421 39.783 36.207<br />

Invest, gesamt 1.550.122 1.371.378 1.460.383 963.346<br />

Wärmespeicher 105.000 105.000 105.000 85.000 85.000<br />

Rückbau 69.625 61.500 65.546 42.908 39.332<br />

Jährliche Kosten und Einnahmen in €/a<br />

Invest, gesamt 1.550.122 1.371.378 1.460.383 963.346 884.676<br />

Kapitalgebundene Kosten 108.200 84.939 96.522 37.535<br />

Betriebsgebunde<br />

Jährliche Kosten und<br />

Kosten<br />

Einnahmen in €/a<br />

65.283 61.897 63.583 52.181<br />

Kapitalgebundene Kosten<br />

Bedarfsgebundene Kosten<br />

108.200 84.939<br />

-13.970<br />

96.522<br />

-13.970<br />

37.535<br />

-13.970<br />

36.124<br />

-13.970<br />

Betriebsgebunde Kosten 65.283 61.897 63.583 52.181 47.157<br />

Sonstige Kosten<br />

Bedarfsgebundene Kosten -13.970<br />

16.152<br />

-13.970<br />

14.289<br />

-13.970<br />

15.217<br />

-13.970<br />

10.038<br />

-13.970<br />

Kosten, Sonstige Kosten gesamt 16.152 175.665 14.289 147.155 15.217 10.038 161.352 9.218 85.783<br />

Zusatzerlös Kosten, gesamt Strom 175.665 24.784 147.155 161.352 24.784 85.783 24.784 78.528 19.410<br />

Erlös<br />

Zusatzerlös<br />

Regelenergie<br />

Strom 24.784<br />

15.000<br />

24.784<br />

15.000<br />

24.784 19.410<br />

15.000<br />

14.259<br />

10.000<br />

Erlös Regelenergie<br />

Flexprämie<br />

15.000 15.000<br />

136.500<br />

15.000<br />

136.500<br />

10.000<br />

136.500<br />

10.000<br />

120.000<br />

Flexprämie 136.500 136.500 136.500 120.000 78.000<br />

Erlöse, gesamt<br />

Erlöse, gesamt 176.284<br />

176.284<br />

176.284<br />

176.284<br />

176.284<br />

176.284<br />

149.410<br />

149.410<br />

102.259<br />

Annuität 619 619 29.129 29.129 14.933 63.627 14.933 23.731 63.627<br />

Legende: Fall Fall 1: 1: kontinuierliche Gasproduktion Gasproduktion und Gasspeichererweiterung<br />

und Gasspeichererweiterung<br />

Fall Fall 2a: 2a: flexible flexible Gasproduktion, Gasproduktion, reduzierte reduzierte Gasspeichererweiterung, Gasspeichererweiterung, Verstromung wie Verstromung in Fall 1 wie in Fall 1<br />

Fall 2b: flexible Gasproduktion, keine Gasspeicherweiterung, geringere Flexibilität der Verstromung geg. Fall 1 und 2a<br />

Fall 2b: flexible Gasproduktion, keine Gasspeicherweiterung, geringere Flexibilität der Verstromung geg. Fall 1 und 2a<br />

Flüssigeinbringungstechniken seien hier vermutlich<br />

am geeignetsten, da sie bereits für eine weitgehende<br />

Einmischung und Verteilung der Substrate im Fermenter<br />

sorgen würden. „Und natürlich müssen die möglichen<br />

Mehrerlöse mit einem erfahrenen Stromvermarkter<br />

abgestimmt und den Kosten für die Flexibilisierung<br />

gegenübergestellt werden“, so der Wissenschaftler.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

Freie Journalistin<br />

Hohlgraben 27 · 71701 Schwieberdingen<br />

0 71 50/9 21 87 72<br />

braesel@mb-saj.de<br />

www.mb-saj.de<br />

61


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Konversion von Biomasse zu<br />

Wasserstoff und Methan<br />

Mittels eines zweistufigen Biogasprozesses können parallel und kontinuierlich wasserstoffhaltiges Gas (Biowasserstoff)<br />

und methanhaltiges Gas (Biogas) aus Biomasse erzeugt werden. Die angestrebte Verfahrenserweiterung<br />

bietet grundlegende Vorteile gegenüber der herkömmlichen einstufigen Variante. Der produzierte<br />

Biowasserstoff (~50 Volumenprozent) kann zum Beispiel als Betriebsmittel für Motor-BHKW und Brennstoffzellen<br />

dienen sowie zur Steigerung des elektrischen Wirkungsgrads beitragen.<br />

Von Robert Manig, Denise Münch, Jürgen Tenbrink, Jörg-Uwe Ackermann und Hartmut Krause<br />

Kern des Forschungsprojektes<br />

„Energetische und ökonomische<br />

Optimierung von<br />

Biogasanlagen durch die getrennte<br />

Erzeugung von Biowasserstoff<br />

und Biomethan (BioHy), FKZ.<br />

03KB123AB“, durchgeführt von DBI<br />

Gas- und Umwelttechnik GmbH und EnviTec<br />

Anlagenbau GmbH & Co.KG, ist die<br />

Erarbeitung geeigneter Betriebsparameter<br />

für das angestrebte zweistufige Verfahren.<br />

Aktuelle Experimente im Labormaßstab<br />

mit Maissilage der DBI haben gezeigt,<br />

dass das Verfahren „BioHy“ prozessstabil<br />

Biowasserstoff und Biogas produziert. Die<br />

weitere Verfahrensentwicklung zielt derzeit<br />

auf die Optimierung und Anpassung der<br />

ermittelten Betriebsparameter für den Einsatz<br />

weiterer Substrate wie Bioabfälle. Im<br />

Fokus steht dabei die Prozessstabilität der<br />

Wasserstoffstufe.<br />

Biogasanlagen tragen in einem erheblichen<br />

Maß zur Reduzierung der anthropogenen<br />

Kohlenstoffdioxidemissionen bei,<br />

indem die Anteile an regenerativen Energiequellen<br />

sowohl im Wärme- als auch im<br />

Strommarkt vergrößert werden. Die Kohlenstoffdioxidreduktion<br />

der in Deutschland<br />

etwa 9.000 installierten Biogasanlagen<br />

beträgt rund 20 Millionen Tonnen pro Jahr.<br />

Die Wirtschaftlichkeit einer Biogasanlage<br />

wird maßgeblich von der Methanausbeute<br />

aus den eingesetzten Substraten, dem<br />

stofflichen Wirkungsgrad und der Effizienz<br />

des nachfolgenden Blockheizkraftwerks<br />

(BHKW) bei der Stromproduktion – dem<br />

elektrischen Wirkungsgrad bestimmt.<br />

Abbildung 1: Prinzipielle Darstellung des zweistufigen Prozessregimes<br />

zur simultanen Produktion von Biowasserstoff und Biomethan<br />

Biomasse<br />

Hydrolyse<br />

einfache<br />

organische<br />

Verbindungen,<br />

Fettsäuren,<br />

Monomere<br />

H2 + CO2<br />

Acidogenese<br />

flüchtige<br />

Fettsäuren,<br />

Alkohole,<br />

H2, CO2<br />

Wasserstoffstufe<br />

Acetogenese<br />

Essigsäure,<br />

H2, CO2<br />

Essigsäure<br />

CH4 + CO2<br />

Methanogenese<br />

Methanstufe<br />

Gärrest<br />

Wasserstoffstufe vor Methanstufe<br />

Das Verfahren „BioHy“ setzt hier an. Mittels<br />

einer vorgeschalteten Fermentationsstufe,<br />

der Wasserstoffstufe, vor der eigentlichen<br />

Methanstufe im Hauptfermenter<br />

werden Biowasserstoff und Biogas parallel<br />

produziert. Durch die Einspeisung des Biowasserstoffs<br />

in das Verbrennungsgemisch<br />

des BHKW lassen sich die Verbrennungsgeschwindigkeit<br />

sowie die Verbrennungstemperatur<br />

steigern, wodurch der elektrische<br />

Wirkungsgrad gesteigert wird.<br />

Zusätzlich kann durch das saure Milieu in<br />

der Wasserstoffstufe – saure Hydrolyse –<br />

die Methanausbeute aus den eingesetzten<br />

Substraten verbessert werden. Die Steigerung<br />

des stofflichen Wirkungsgrads wirkt<br />

sich ebenfalls positiv auf den Gesamtwirkungsgrad<br />

der Biogasanlage aus. Biowasserstoff<br />

kann grundsätzlich durch eine<br />

gezielte Überlastung des Biogasprozesses<br />

erzeugt werden. In der Konsequenz liegt<br />

die größte Herausforderung eines solchen<br />

zweistufigen Verfahrens in der Prozessstabilität<br />

der Wasserstoffstufe, da diese im Gegensatz<br />

zur Methanstufe kein eigenstabiles<br />

Verhalten zeigt.<br />

Grundlagen<br />

Im Biogasprozess wird Biomasse über verschiedene<br />

Intermediate, wie Essigsäure<br />

und Wasserstoff, zu Methan und Kohlenstoffdioxid<br />

verstoffwechselt. Die eigentliche<br />

Methanbildung (Methanogenese) läuft dabei<br />

hauptsächlich auf zwei biochemischen<br />

Pfaden ab, der hydrogenotrophen (wasserstoffbasierten)<br />

und der acetoklastischen<br />

(essigsäurebasierten) Methanogenese.<br />

Das Grundprinzip des Verfahrens „Bio-<br />

Hy“ besteht in der Unterdrückung der hydrogenotrophen<br />

Methanogenese, um den<br />

biologisch erzeugten Wasserstoff einer<br />

Verwertung zugänglich zu machen. Verfahrenstechnisch<br />

wird ein zweistufiger Prozess,<br />

62


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Abbildung 2: Fließbild des zweistufigen Fermentationsverfahrens im Labormaßstab<br />

Biowasserstoff<br />

(H 2<br />

, CO 2<br />

)<br />

Gasanalyse<br />

(Menge und Zusammensetzung)<br />

Biogas<br />

(CH 4<br />

, CO 2<br />

)<br />

Gärrest<br />

Substrat<br />

R. Manig, S. Hiller, R. Erler, H. Krause: Hydrogen as climate-friendly energy source produced<br />

by fermentative microorganisms, IGRC Rio 2017, Rio de Janeiro, 2017.<br />

Durch energie+agrar habe ich einfach<br />

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Abbildung 3: Versuchsaufbau der zweistufigen Laborbiogasanlage<br />

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Höhere Substratausnutzung<br />

Bessere Rührfähigkeit<br />

bestehend aus der Wasserstoff- und der<br />

Methanstufe, genutzt (siehe Abbildung 1).<br />

In der Wasserstoffstufe wird die zugeführte<br />

Biomasse (Substrat) über verschiedene organische<br />

Zwischenverbindungen zu Essigsäure,<br />

Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid<br />

abgebaut. Der Biowasserstoff, bestehend<br />

aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid,<br />

wird abgeführt und steht für verschiedene<br />

Nutzungspfade zur Verfügung. Die entstehende<br />

energiereiche Essigsäure dient als<br />

Substrat für die Methanstufe und wird hier<br />

zu Methan und Kohlenstoffdioxid verstoffwechselt.<br />

Der verbleibende Gärrest wird<br />

unter Ausgleich der Massenbilanz aus der<br />

Methanstufe abgeführt.<br />

Mit Rezirkulat<br />

Essigsäureproduktion<br />

stabilisieren<br />

Hinsichtlich der Wasserstoffproduktion ergeben<br />

sich nun verschiedene prozesstechnische<br />

Konsequenzen. In der Wasserstoffstufe<br />

wird ein möglichst hoher Anteil an<br />

Essigsäuregärung durch hohe Raumbelastungen<br />

angestrebt. Daraus folgt ein Übersäuern<br />

des Fermenters mit entsprechender<br />

Prozessinstabilität. Mittels der Rezirkulierung<br />

von Fermenterflüssigkeit aus der<br />

Methan- in die Wasserstoffstufe kann zum<br />

einen der pH-Wert stabilisiert werden und<br />

zum anderen ist eine permanente Beimpfung<br />

der Wasserstoffstufe mit aktiver<br />

63<br />

Stabile biologische Prozesse<br />

Einsparung von Gärrestlager<br />

Senkung der Nährstoffmenge<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Abbildung 4: Wasserstoffbildungsrate und Wasserstoffanteil<br />

nach der Sondierungsphase<br />

Abbildung 5: Wasserstoffausbeute und -bildungsrate in Abhängigkeit<br />

von der Raumbelastung (Optimierungsphase)<br />

Wasserstoffanteil in Vol.-%<br />

42<br />

41<br />

40<br />

39<br />

38<br />

37<br />

36<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Wasserstoffbildungsrate in ml/(l*d)<br />

Wasserstoffausbeute in ml/g<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

8 9 10 11 15<br />

Raumbelastung in g/(l*d)<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Wasserstoffbildungsrate in ml/(l*d)<br />

35<br />

Start<br />

Ergebnis<br />

0<br />

Wasserstoffausbeute<br />

Wasserstoffbildungsrate<br />

Wasserstoffanteil<br />

Wasserstoffbildungsrate<br />

Abbildung 6: pH-Wertverlauf in den Prozessstufen in<br />

Abhängigkeit von der Raumbelastung, als Nachweis der<br />

Prozessstabilität<br />

pH-Wert<br />

7,5<br />

7,0<br />

6,5<br />

6,0<br />

Optimierung der Leistungsparameter des Verfahrens „BioHy“<br />

Start Optimierungsphase<br />

Wasserstoffausbeute 2 in ml/g 11,5 71,7<br />

Wasserstoffbildungsrate in ml/(l*d) 46,2 645,1<br />

Wasserstoffgehalt in Vol.-% 35,7 44,9<br />

Methanausbeute 3 in ml/g 170,6 225,5<br />

Methanbildungsrate 4 in ml/(l*d) 136,5 202,9<br />

Methangehalt in Vol.-% 54,7 59,0<br />

5,5<br />

5,0<br />

8 9 10 11 15<br />

Raumbelastung in g/(l*d)<br />

Wasserstoffstufe Methanstufe<br />

2<br />

Wasserstoffausbeute: gebildetes Wasserstoffnormvolumen bezogen auf die<br />

zugegebene Masse organischer Trockensubstanz.<br />

3<br />

Methanausbeute: gebildetes Methannormvolumen bezogen auf die zugegebene<br />

Masse organischer Trockensubstanz.<br />

4<br />

Methanbildungsrate: gebildetes Wasserstoffnormvolumen bezogen auf<br />

Fermentervolumen und Zeit<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Biologie sichergestellt. Nachteilig für die<br />

Wasserstoffproduktion ist die permanente<br />

Zufuhr von hydrogenotrophen Archaeen<br />

aus der Methan- in die Wasserstoffstufe.<br />

Deshalb werden biologische Stressfaktoren,<br />

wie pH- und Temperaturgradienten,<br />

zur Unterdrückung der Archaeenaktivität in<br />

der Wasserstoffstufe genutzt. Diese Überlegungen<br />

sind im Fließbild in Abbildung<br />

2 verfahrenstechnisch zusammengefasst.<br />

Der experimentelle Aufbau der zweistufigen<br />

Laborbiogasanlage ist in Abbildung 3 dargestellt.<br />

Als Inokulum wurde Klärschlamm<br />

genutzt. Maissilage diente als Substrat.<br />

Ergebnisse<br />

Zunächst lag der Fokus der Experimente<br />

auf der Einstellung eines stabilen Prozesses<br />

zur Produktion von Biowasserstoff.<br />

Daher wurden in der Sondierungsphase<br />

die Betriebsparameter auf Basis von Erfahrungswerten<br />

auf eine stabile Wasserstoffproduktion<br />

eingestellt. Die auf das<br />

Fermentervolumen bezogene Wasserstoffbildungsrate<br />

konnte deutlich von anfänglich<br />

~46 auf ~533 Milliliter pro Liter Gärvolumen<br />

und Tag (ml/(l*d) erhöht werden<br />

(siehe Abbildung 4). Der Wasserstoffanteil<br />

im Gas konnte auf einen Wert von 41,4 Volumenprozent<br />

gesteigert werden.<br />

In der nachgelagerten Optimierungsphase<br />

wurde die Raumbelastung systematisch variiert.<br />

Dabei zeigte sich ein Maximum von<br />

Wasserstoffbildungsrate und -ausbeute bei<br />

einer Raumbelastung von 9 Gramm pro Liter<br />

und Tag (g/(l*d) (siehe Abbildung 5). Im<br />

Vergleich zur Sondierungsphase (siehe Abbildung<br />

4) konnte die Wasserstoffbildungsrate<br />

von ~530 auf ~645 ml/(l*d) gesteigert<br />

werden.<br />

In der Tabelle sind die aktuell ermittelten<br />

Ausbeuten, Bildungsraten und Gasqualitäten<br />

des Verfahrens „BioHy“ zusammengestellt.<br />

Grundsätzlich ist festzustellen, dass<br />

alle Leistungsparameter im Vergleich zu<br />

den Startwerten während der Verfahrensentwicklung<br />

gesteigert werden konnten. Zur<br />

Beurteilung der Prozessstabilität kann der<br />

pH-Wert beider Fermentationsstufen herangezogen<br />

werden (siehe Abbildung 6). In beiden<br />

Fermentern sank der pH-Wert während<br />

der Optimierungsphase trotz zunehmender<br />

Raumbelastung nur minimal. Dies deckt<br />

sich mit der durchgängigen biologischen<br />

Aktivität des Systems über 140 Prozesstage.<br />

Die Prozessstabilität ist mit dem erarbeiteten<br />

Prozessregime und dem gefundenen<br />

Parameterset prinzipiell gewährleistet.<br />

Fazit: Für das zweistufige Verfahren „ Bio-<br />

Hy“ und das Substrat Maissilage konnte<br />

ein funktionierendes Betriebsparameterset<br />

ermittelt und im ersten Schritt optimiert<br />

werden. Dabei produziert der biologische<br />

Prozess kontinuierlich Wasserstoff und<br />

Methan bei einem stabilen und robusten<br />

Verhalten. Eine aktive pH-Regulierung über<br />

Zugabe von Säuren, Laugen oder Puffern ist<br />

nicht nötig. Die Bildungsraten (Produktivität)<br />

in der Wasserstoffstufe liegen deutlich<br />

über denen der Methanstufe. Im nächsten<br />

Schritt wird eine weitere Optimierung der<br />

Betriebsparameter vorangetrieben mit dem<br />

Ziel, Bildungsraten und Ausbeuten weiter<br />

zu steigern. Aus ökologischer und ökonomischer<br />

Sicht ist eine Nutzung biologischer<br />

Rest- und Abfallstoffe sinnvoll.<br />

Danksagung: Das diesem Bericht zugrunde<br />

liegende Vorhaben wurde mit Mitteln<br />

des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Energie unter dem Förderkennzeichen<br />

03KB123AB gefördert.<br />

Hinweis: Der hier abgedruckte Artikel enthält<br />

aus Platzgründen nicht alle Quellenangaben.<br />

Diese können auf Wunsch bei den<br />

Autoren angefordert werden.<br />

Autoren<br />

Robert Manig und<br />

Denise Münch<br />

DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH<br />

Karl-Heine-Str. 109/111<br />

04229 Leipzig<br />

Jürgen Tenbrink<br />

EnviTec Anlagenbau GmbH & Co.KG<br />

Boschstr. 2<br />

48369 Saerbeck<br />

Jörg-Uwe Ackermann<br />

Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />

Bereich Chemieingenieurwesen<br />

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01069 Dresden<br />

Hartmut Krause<br />

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65


Dr. Catalina Rodriguez<br />

Wissenschaft<br />

Correa und Studentin<br />

Svenja Kloße halten die<br />

Versuchsergebnisse<br />

fest. Entstanden sind<br />

Gärrest-Kohlen mit<br />

spezifischen Oberflächen<br />

von bis zu 3.000 m 2 /g.<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Bio-Supercaps aus Gärresten<br />

Fotos: Martina Bräsel<br />

Superkondensatoren gelten unter Branchenexperten als Schlüssel für Akkus der nächsten<br />

Generation. Forscherinnen der Uni Hohenheim entwickeln einen solchen Energiespeicher<br />

aus Gärresten.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

An der Universität Hohenheim wird kräftig<br />

daran geforscht, Kohlenstoffmaterialien<br />

aus verschiedenen Agrarreststoffen in<br />

wertvollere Produkte zu verwandeln. „Eines<br />

unserer wichtigen Forschungsgebiete<br />

ist die Entwicklung leitfähiger Kohlenstoffmaterialien<br />

aus Biomasse“, erklärt Prof. Dr. Andrea Kruse, Fachgebietsleiterin<br />

der Abteilung Konversionstechnologien<br />

nachwachsender Rohstoffe. „Für Kohlenstoff-Leiter<br />

wird bislang Aktivkohle verwendet, wir möchten das<br />

endliche fossile Material durch ein nachhaltiges Produkt<br />

ersetzen“, so die Wissenschaftlerin.<br />

Aktuell hat das Forschungsteam um Andrea Kruse einen<br />

besonders leistungsfähigen Energiespeicher aus<br />

Gärresten entwickelt, denn die Reststoffe aus Biogasanlagen<br />

sind reich an Kohlen- und Stickstoff, aber auch<br />

an Lignin. Damit bauen die Forscherinnen graphitähnliche<br />

Kohlenstoffe auf, aus denen Superkondensatoren<br />

zum großen Teil bestehen. Die sogenannten Supercaps<br />

füllen die Nische zwischen konventionellen Kondensatoren,<br />

Batterien und Akkus aus. Diese Superkondensatoren<br />

könnten künftig zum Beispiel in Elektroautos eine<br />

wichtige Rolle spielen.<br />

Für die Zukunft der Mobilität<br />

„Die Zukunft gehört der Elektromobilität“, fügt Viola<br />

Hoffmann hinzu. Dies sei nicht nur politisch gewollt,<br />

sondern mit Blick auf den Klimawandel und die knapper<br />

werdenden fossilen Ressourcen auch ökologisch sinnvoll.<br />

Die Doktorandin gehört zum Forschungsteam, dem<br />

es gelungen ist, die biologischen Supercaps herzustellen.<br />

„Laut Bundesregierung sollen bis zum Jahr 2020<br />

eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen<br />

unterwegs sein“, führt Hoffmann aus. Bis 2030 sollen<br />

es sogar sechsmal so viele Fahrzeuge werden.<br />

Im Statusbericht des VDI „Zukunft des Autos“ stehe<br />

dazu: „Der Erfolg des Elektroantriebs steht und fällt mit<br />

der Frage der Energiespeicherung“. Viola Hoffmann erklärt<br />

warum: „Geeignete Energiespeicher müssen nicht<br />

nur langlebig und leistungsstark sein, sondern vor allem<br />

auch hohe Kapazitäten besitzen, um möglichst<br />

viel Energie speichern und in kürzester Zeit liefern zu<br />

können“.<br />

Den wieder aufladbaren Batterien und Akkus, die es<br />

aktuell auf dem Markt gebe, mangele es vor allem an<br />

den ersten beiden Punkten: „Ihre Lebensdauer ist aufgrund<br />

chemischer Zersetzungsprozesse während der<br />

Lade- und Entladevorgänge auf wenige tausend Zyklen<br />

begrenzt“, erläutert Hoffmann. Zudem erfolge die Aufnahme<br />

und Abgabe von Energie relativ langsam. Superkondensatoren<br />

hätten diese Probleme nicht, deshalb<br />

seien sie eine vielversprechende Ergänzung.<br />

Supercaps für kurzzeitiges Speichern<br />

„Supercaps sind elektrochemische Kondensatoren“,<br />

verdeutlicht Dr. Catalina Rodriguez Correa, die eben-<br />

66


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Anlagenbau<br />

Kohlenstoff ist sehr wandlungsfähig<br />

und lässt sich<br />

in unzählige Variationen<br />

bringen. Deshalb können<br />

die Forscherinnen die<br />

Carbon-Leiter nach den<br />

jeweiligen speziellen Anforderungen<br />

des Kunden<br />

aufbauen. In Kleinautoklaven<br />

mit Volumen<br />

von 10 Milliliter werden<br />

die Reaktionsparameter<br />

getestet.<br />

Sie möchten nicht länger Energie<br />

und Zeit verschwenden...<br />

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etwas Neues: Huning<br />

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falls zum Forschungsteam gehört. Das<br />

Elektrodenmaterial werde chemisch kaum<br />

angegriffen, deshalb hänge der Speichermechanismus<br />

nicht von irreversiblen chemischen<br />

Reaktionen oder Zersetzungsprozessen<br />

ab. „Die Auf- und Entladung findet<br />

innerhalb kürzester Zeit statt“, so die Forscherin.<br />

Weitere Vorteile seien hohe spezifische<br />

Leistungsdichten von über 1 Kilowatt pro<br />

Kilogramm und ihre Lebensdauer liege bei<br />

über 300.000 Zyklen. „Diese Eigenschaften<br />

machen sie interessant für Anwendungen,<br />

in denen Leistungsspitzen abgefangen<br />

oder große Energiemengen in (Milli-)<br />

Sekundenschnelle abrufbar sein müssen“,<br />

erklärt die Forscherin. Die Energiemenge,<br />

die ein Superkondensator in Form von Ladung<br />

speichern könne, hänge dabei von<br />

der Anzahl der Ionen ab, die sich an der<br />

Elek trode anlagern können.<br />

Das bedeutet: „Je größer die Elektrodenoberfläche,<br />

desto leistungsstärker ist<br />

der Kondensator“, sagt sie lachend. Da<br />

hochporöse Kohlenstoffmaterialien (Aktivkohlen)<br />

viele Vorteile haben, werden sie<br />

bislang eingesetzt. So beträgt ihre innere<br />

Oberfläche zwischen 300 und 3.000 Quadratmeter<br />

pro Gramm Kohle. Sie haben<br />

sich aber auch wegen ihrer vielfältigen<br />

Nanostrukturen (zum Beispiel Graphen,<br />

Nanoröhren) als geeignete Materialien für<br />

die Elektrodenproduktion bewährt. „Wir<br />

gehen davon aus, dass fossiler Kohlenstoff<br />

in Zukunft knapp und teuer wird“, fügt<br />

Fachgebietsleiterin Andrea Kruse hinzu,<br />

deshalb sei es sinnvoll, alternative Kohlenstoffquellen<br />

zu finden. Aus ihrer Sicht ist<br />

die Entwicklung biobasierter Kohlenstoffmaterialien<br />

mit hohen Kapazitätswerten<br />

„unverzichtbar“. Zudem habe sich gezeigt,<br />

dass sich mit „biobasierten Elektroden unter<br />

bestimmten Bedingungen sogar höhere<br />

Kapazitätswerte erzielen lassen als mit<br />

konventionellen Materialien“.<br />

Mit HTC zur Biokohle<br />

Bislang stammen die Ausgangsmaterialien<br />

für die Produktion der Bauteile noch aus<br />

fossilen Quellen. Eine Verschwendung,<br />

wenn man bedenkt, dass in Baden-Württemberg<br />

jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen<br />

(2015) Biomasse anfallen. Damit der<br />

Gärrest zur Biokohle werden kann, muss er<br />

allerdings verkohlt werden. An der Universität<br />

Hohenheim wird für die Herstellung<br />

hochporöser Kohlenstoffe die Hydrothermale<br />

Karbonisierung (kurz HTC, englisch:<br />

hydrothermal carbonization) verwendet.<br />

„Wir verkohlen nasse Biomasse unter Druck<br />

bei Temperaturen zwischen 180 und 250<br />

Grad Celsius“, so Dr. Catalina Rodriguez<br />

Correa. Dabei werden die Einzelbestandteile<br />

der Biomasse (Lignin, Cellulose und<br />

Hemicellulose) durch verschiedene chemische<br />

Prozesse in Kohlenstoffnanostrukturen<br />

umgebaut, deren Eigenschaften denen<br />

von Braunkohle ähneln. Durch einen<br />

67<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Fachgebietsleiterin<br />

Prof. Dr. Andrea Kruse<br />

(rechts) gemeinsam<br />

mit Dr. Catalina<br />

Rodriguez Correa vor<br />

dem HTC-Reaktor der<br />

Universität Hohenheim.<br />

In dieser HTC-Laboranlage<br />

wird der Gärrest zur Biokohle<br />

verkohlt. Die Ergebnisse<br />

der kleinen Versuchsanlage<br />

können 1:1 auf die Großanlage<br />

des Kooperationspartners<br />

HTCycle übertragen<br />

werden.<br />

zusätzlichen Schritt, Aktivierung<br />

genannt, wird das<br />

Porenvolumen innerhalb der<br />

Gärrest-Kohlen deutlich vergrößert.<br />

Je nach Ausgangsmaterial,<br />

Temperatur und Dauer der<br />

Karbonisierung und gewähltem<br />

Aktivierungsverfahren<br />

können Aktivkohlen mit<br />

unterschiedlichen Porenvolumen,<br />

Porengrößenverteilungen<br />

oder Oberflächen<br />

hergestellt werden. An der<br />

Universität Hohenheim werden die Gärrest-Kohlen<br />

zur Aktivierung zunächst ausgepresst und getrocknet.<br />

Anschließend werden die Kohlen mit Lauge gemischt<br />

und erneut erhitzt, diesmal aber auf 600 Grad. Es entstehen<br />

Gärrest-Kohlen mit spezifischen Oberflächen<br />

von bis zu 3.000 Quadratmeter pro Gramm. Im letzten<br />

Schritt werden die hergestellten Aktivkohlen auf ihre<br />

Tauglichkeit als Elektrodenmaterialien mit weitreichenden<br />

Messungen geprüft.<br />

Einsatzmöglichkeiten von Supercaps<br />

Superkondensatoren sind nicht nur bei den Erneuerbaren<br />

Energien im Bereich Photovoltaik und Windenergie<br />

zu finden, sondern auch im Mobilitätssektor. „Sie<br />

werden in regenerativen Bremssystemen und Hybridfahrzeugen<br />

– vor allem auch im öffentlichen Nahverkehr<br />

– eingesetzt“, so Rodriguez Correa. Zwar sei ihre<br />

Energiedichte geringer als die von Batterien, ihre Leistungsdichte<br />

aber sehr viel höher.<br />

Die Forscherin erklärt das so: „Weil Supercaps mittels<br />

elektrostatischer Prozesse funktionieren, ist eine höhere<br />

Anzahl an Zyklen möglich, zudem lassen sie sich<br />

viel schneller laden und entladen als Akkus“. Wegen<br />

ihrer niedrigen Energiedichte (sie liegt bei etwa 5<br />

Prozent der Energiedichte im Vergleich zu Lithium-<br />

Ionen-Akkus) würden sie aber nur für Pufferfunktionen<br />

eingesetzt. Sie seien ideal, um einem Fahrzeug einen<br />

Schub zu geben und als Ergänzung zu einer Lithium-<br />

Ionen-Batterie.<br />

„Züge nutzen diese Kondensatoren zur Beschleunigung<br />

beim Anfahren“, weiß die Fachfrau. Im E-Auto<br />

hingegen werden die Speicher bislang selten verwendet.<br />

Würde ein Elektroauto allein mit einem Superkondensator<br />

an Bord betrieben, könnte es zwar innerhalb<br />

kurzer Zeit aufgeladen werden, käme aber nur wenige<br />

Kilometer weit.<br />

Blick in die Zukunft<br />

„Unsere Gärrest-Kohle ist besser als fossile Graphite“,<br />

sagt Kruse. „Kohlenstoff ist sehr wandlungsfähig“ und<br />

ließe sich in unzählige Variationen bringen. Deshalb<br />

können die Forscherinnen die Carbon-Leiter nach den<br />

jeweiligen speziellen Anforderungen des Kunden aufbauen.<br />

Neben dieser Fähigkeit ist der größte Vorteil der<br />

Gärrest-Biokohle aber ihre nachhaltige Gewinnung.<br />

Zudem könnten angesichts der günstigen und frei verfügbaren<br />

Biomasse und des vergleichsweise energiearmen<br />

HTC-Verfahrens auch die Herstellungskosten im<br />

Rahmen bleiben.<br />

Sollte es den Hohenheimer Forscherinnen gelingen, ein<br />

konkurrenzfähiges Material zu entwickeln, müsste es<br />

entweder günstiger sein als konventionelle Materialien<br />

oder aber bessere Kapazitätswerte aufweisen. Prof. Dr.<br />

Andrea Kruse ist sich sicher, dass biogen hergestellte<br />

Materialien trotz höherer Produktionskosten den Markt<br />

erobern werden: „Unser Ziel muss sein, ein besseres<br />

Produkt herzustellen“, so die Forscherin. In frühestens<br />

acht Jahren seien die neuen Bio-Caps serienreif. Noch<br />

sei die Nachfrage gering, doch die Fachleiterin ist zuversichtlich:<br />

„Die Autohersteller suchen bereits nach<br />

Lösungen“, weiß die Fachfrau. Es könnte also gut sein,<br />

dass in Zukunft biobasierte Elektrodenmaterialien aus<br />

Gärresten ihre fossilen Vorgänger ablösen.<br />

Autorin<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

LNG-Tanker am<br />

LNG-Terminal.<br />

Foto: qatargas.com<br />

LNG: Ein globales Pokerspiel um<br />

Zukunftspositionen ist im Gange<br />

Die deutsche Energiepolitik setzt scheinbar auf Risiko, denn sie hat sich große Herausforderungen<br />

geschaffen. Durch den Ausstieg aus der Kernkraft bis 2022 und den Ausstieg<br />

aus der Kohleverstromung bis 2038 sind hier noch größere Ausgleichsanstrengungen als in<br />

anderen Ländern erforderlich.<br />

Von Eur. Ing. Marie-Luise Schaller<br />

Zum Erhalt der Versorgungssicherheit in<br />

Deutschland wird verstärkt auf Gas zu<br />

setzen sein – und nicht nur hier. Globale<br />

Machtspiele um die Vorherrschaft auf künftigen<br />

Energiemärkten haben bereits begonnen.<br />

Staatliche Interventionen und Investitionen<br />

rund um die Energiequelle Flüssigerdgas sind erste<br />

Signale, die es im Hinblick auf die Zukunft richtig zu<br />

deuten gilt.<br />

Ende Januar hat die Kohlekommission einen Konsens<br />

darüber erzielt, bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung<br />

auszusteigen. Bereits 2022 werden auch<br />

die letzten Kernkraftwerke außer Betrieb sein. Selbst<br />

wenn der Anteil der Erneuerbaren Energien im Stromsektor<br />

besonders hoch ist, können Industrieländer wie<br />

Deutschland den Bedarf vorerst nicht aus diesen fluktuierenden<br />

Quellen decken. Bis dies möglich ist, gilt<br />

Gas als wichtiger Energieträger, der die Nachfrage in<br />

industrieller Größenordnung befriedigen kann.<br />

So sagt das Unternehmen DNV GL in einer Studie zur<br />

globalen Energiewirtschaft voraus, dass Gas als letzter<br />

fossiler Primärenergieträger bis 2050 eingesetzt<br />

und 2035 die Spitze des weltweiten Bedarfs auftreten<br />

werde. Als Garant einer sicheren Versorgung wird es<br />

als unverzichtbarer Wegbegleiter für den steigenden<br />

Anteil Erneuerbarer Energien gesehen.<br />

70


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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-Fußabdruck werde derweil kontinuierlich<br />

verbessert: Zunächst sinken<br />

die Emissionen dadurch, dass Gas als<br />

Ersatz für Kohle in der Stromerzeugung<br />

oder für andere umweltbelastende Energieträger<br />

im Transport eingesetzt wird.<br />

Weitere Potenziale entstehen bei der Senkung<br />

der Methanemissionen entlang der<br />

gesamten Wertschöpfungskette und der<br />

Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von<br />

großmaßstäblichen „carbon capture and<br />

storage (CCS)“-Verfahren (Verfahren zu<br />

CO 2<br />

-Verwertung und -speicherung). Allerdings<br />

ergibt diese DNV GL-Modellierung<br />

einen weltweiten Temperaturanstieg um<br />

2,5 Grad Celsius, während die maximale<br />

Erderwärmung gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen<br />

vom Jahr 2015 nicht<br />

über 2 Grad Celsius ansteigen darf.<br />

LNG auf Expansionskurs<br />

Doch angesichts des künftigen Bedarfanstiegs<br />

kommen die Vorteile von LNG (Liquefied<br />

Natural Gas, also Flüssigerdgas)<br />

zum Tragen: Gekühlt auf -160 Grad Celsius,<br />

verringert sich sein Volumen um den<br />

Faktor 600, ideal für die Lagerung und den<br />

Transport über weite Strecken. In Terminals,<br />

die möglichst in Nähe der Gasförderstätte<br />

liegen, wird das Erdgas verflüssigt<br />

und in Spezialtankschiffe geleitet, die es<br />

zu den Bestimmungshäfen transportieren.<br />

Dort wird es in Importterminals wieder in<br />

den gasförmigen Zustand versetzt und<br />

kann ins Gasnetz eingespeist oder mit<br />

Tankwagen abtransportiert werden.<br />

LNG wird meist da erzeugt, wo große Gasvorräte<br />

anstehen. Zu den Ländern, die LNG<br />

produzieren, gehören Nigeria, Algerien und<br />

Ägypten in Afrika, Oman und Katar im Nahen<br />

Osten, Indonesien und Malaysia in Asien,<br />

Australien sowie Trinidad, Kanada und<br />

die USA in Amerika. Neue Fördergebiete<br />

werden unter anderem offshore in Mosambik<br />

und Marokko erschlossen. Katar ist<br />

bislang weltweit der größte LNG-Produzent<br />

und betreibt 14 LNG-Anlagen mit einer<br />

Gesamtproduktionskapazität von 77 Millionen<br />

Tonnen pro Jahr (Mio. t/a).<br />

In Russland wird auf der Yamal-Halbinsel<br />

im arktischen Norden eine Anlage mit einer<br />

Kapazität von aktuell 11 Mio. t/a betrieben.<br />

Sie soll in diesem Jahr noch einen<br />

dritten Produktionszug erhalten und damit<br />

auf 17 Mio. t/a erweitert werden. Aufgrund<br />

der Lage können sowohl europäische als<br />

auch asiatische Märkte bedient werden.<br />

Asien ist auch der größte Abnehmer. Die<br />

einzige europäische Exportanlage befindet<br />

sich an der Nordspitze Norwegens bei<br />

Hammerfest.<br />

Die Importkapazitäten Europas belaufen<br />

sich auf etwa 20 Prozent der weltweiten<br />

Kapazitäten und lagen 2018 bei 227,8<br />

Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Deutschland<br />

besitzt derzeit noch kein eigenes<br />

Import-Terminal. Seit längerem wird die<br />

Errichtung einer Anlage am Standort<br />

Brunsbüttel diskutiert. Diese wird kapazitätsmäßig<br />

bereits im Netzentwicklungsplan<br />

berücksichtigt. Ein Konsortium<br />

bestehend aus Gasunie, Oiltanking und<br />

Vopak entwickelt das Projekt in Schleswig-<br />

Holstein. Daneben gibt es Ansätze für ein<br />

Terminal in Wilhelmshaven oder in Stade,<br />

beide in Niedersachsen gelegen. Interesse<br />

an einer Beteiligung sollen auch Investoren<br />

aus Katar geäußert haben, sofern die<br />

Sache rentabel sei.<br />

Befürworter wie die Bundeskanzlerin<br />

versprechen sich von einem deutschen<br />

Terminal eine größere Diversität der Energiequellen<br />

und damit eine größere Unabhängigkeit,<br />

zum Beispiel von Pipelinebelieferungen<br />

aus Russland. Hierbei ist<br />

auch zu bedenken, dass die deutsche und<br />

niederländische Förderung von L-Gas bald<br />

eingestellt werden und durch H-Gas ersetzt<br />

werden müssen.<br />

Im Land der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten<br />

Auf Gas setzt man auch in den USA, wo<br />

es seit etwa Mitte der Neunzigerjahre zu<br />

einem Erdgasüberangebot kam. Mit unkonventionellen<br />

Fördermethoden, dem sogenannten<br />

Fracking, konnte nun auf bisher<br />

förderunwürdigen Lagerstätten produziert<br />

werden. Diese Mengen überschwemmten<br />

den US-Markt und senkten die Preise,<br />

wodurch wiederum die Ausfuhr angeregt<br />

wurde.<br />

Waren die Vereinigten Staaten bis 2016<br />

bilanziell noch Importeur, so überwiegen<br />

mittlerweile die Exporte. Seit 2013<br />

pusht die US-Regierung die Ausfuhr von<br />

Flüssig erdgas nach Japan und Europa<br />

und unterstützt dies insbesondere durch<br />

vereinfachte Genehmigungsverfahren. Die<br />

USA streben an, Ende <strong>2019</strong> der drittgröß-<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

te Exporteur von LNG hinter Australien und<br />

Katar zu werden. Daher wird derzeit auch<br />

vor allem der Bestand an Exportterminals<br />

ausgebaut, die zu einem überwiegenden<br />

Teil im Golf von Mexiko liegen. 10 Exportterminals<br />

sind genehmigt, davon werden<br />

5 derzeit errichtet. 2 der 12 bestehenden<br />

Importanlagen werden um Verflüssigungsanlagen<br />

für die Ausfuhr ergänzt. Demgegenüber<br />

wird derzeit lediglich eine der drei<br />

72


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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genehmigten Importanlagen gebaut. Beim<br />

Hydraulic Fracturing oder kurz Fracking<br />

werden Horizontalbohrungen in die zu explorierende<br />

Schicht eingebracht, durch die<br />

mit hohem Druck eine Flüssigkeit in die Lagerstätte<br />

gepresst wird. Damit sollen Risse<br />

erzeugt und aufgeweitet werden, um das<br />

Erdgas leichter fördern zu können. Diese<br />

Methode ist aufgrund der Umweltgefährdung<br />

sehr umstritten und in vielen Ländern<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

International<br />

Europas nicht zulässig. Zudem wird außerhalb<br />

der Staaten die Gefahr gesehen, dass<br />

der Fracking-Boom von der US-Regierung<br />

gefördert wird, um die amerikanische<br />

Souveränität auf dem Energiesektor zu<br />

erhalten und andere Nationen vom amerikanischen<br />

Fracking-Öl und -Gas abhängig<br />

zu machen. Damit würden CO 2<br />

-Emissionen<br />

weiter eskalieren und eine Klimakatastrophe<br />

immer drohender. Derartige Beunruhigungen<br />

erhielten im vergangenen<br />

Sommer angesichts eines Deals zwischen<br />

dem US-Präsidenten Donald Trump und<br />

dem EU-Kommissions-Präsidenten Jean-<br />

Claude Juncker weitere Nahrung. Es ging<br />

darum, den Handelsstreit zwischen den<br />

USA und der EU vorläufig beizulegen. Dabei<br />

erhielt Trump von Juncker die Zusage,<br />

in die EU mehr LNG zu importieren und<br />

Importterminals zu bauen. Die Begründung<br />

war, die Energieversorgung der EU<br />

diversifizieren zu wollen.<br />

Europäische Interessen<br />

Die Notwendigkeit eines deutschen Terminals<br />

wird nicht von allen gesehen, da<br />

manche zunächst innereuropäische Lösungen<br />

suchen. Aktuell liefern Norwegen<br />

und Russland noch ohne Probleme. Der<br />

Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 kommt<br />

voran, ein Projekt, das der amerikanische<br />

Präsident heftig attackiert. Der Bedarf an<br />

LNG soll derzeit zudem noch nicht sehr<br />

ausgeprägt sein. Allerdings wird das nicht<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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LNG-Tankers.<br />

Foto: qatargas<br />

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so bleiben. Es gibt wachsende Potenziale für den Absatz<br />

im Transportsektor, wo LNG den Diesel und das<br />

noch umweltschädlichere Schweröl in der Schifffahrt<br />

ablösen kann. Denn bei Umstellung auf (Flüssig-)Gas<br />

verbessern sich die Emissionen an CO 2<br />

, Stickoxiden,<br />

Schwefelverbindungen und Feinstaub, so dass die Notwendigkeit<br />

zusätzlicher Filter entfällt.<br />

Einerseits wird das durch staatliche Fördermaßnahmen<br />

begünstigt: In Deutschland sind LNG- und<br />

CNG-betriebene Lkw von der Maut befreit, was eine<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

International<br />

Kostenreduzierung von bis zu 18,7 Cent pro Kilometer<br />

bewirken kann. Andererseits sorgen verschärfte<br />

Umweltvorschriften dafür, dass der Bedarf an LNG im<br />

Schiffverkehr künftig ansteigen wird. Dies trägt auch<br />

zur Lösung der Luftreinhalteprobleme der Städte bei,<br />

die an Binnenwasserstraßen liegen. Dafür muss jetzt<br />

verstärkt in die entsprechende Infrastruktur investiert<br />

werden. Das niederländische Unternehmen PitPoint.<br />

LNG aus dem Total-Konzern stellt sich darauf ein und<br />

errichtet derzeit im Kölner Hafen eine erste LNG-Bunkeranlage<br />

für Flüssigerdgas.<br />

Erdgas ist günstiger gegenüber LNG über das europäische<br />

Pipeline-Netz zu beziehen, da Verflüssigung und<br />

Rück-Vergasung sowie Schiffstransporte zusätzlichen<br />

Aufwand generieren. Die Shell-LNG-Studie weist hier<br />

einen ungefähren Preisvorteil für russisches Pipelineerdgas<br />

von 30 Prozent aus. Der steigende Bedarf<br />

an LNG kann durch die Importterminals in Belgien,<br />

Frankreich und Niederlande gedeckt werden.<br />

Globale Klimaeffekte<br />

Die Politik des Kohleausstiegs kann als konsequente<br />

und geradlinige nationale Maßnahme im Hinblick auf<br />

die Erfüllung des Vertrags von Paris betrachtet werden.<br />

Bestimmte weltweite Wechselwirkungen und Inkonsequenzen<br />

könnten die klimaschützenden Effekte<br />

in Summe allerdings wieder zunichtemachen. Wird<br />

Kohle in der Stromproduktion zunehmend durch Gas<br />

ersetzt, führt es dazu, dass die Kohle aus Ländern wie<br />

zum Beispiel Polen oder den USA günstiger angeboten<br />

wird und der Kohleeinsatz für Länder ohne Klimaschutzambitionen<br />

noch attraktiver ist.<br />

Im Stromsektor ist die Senkung der Treibhausgase relativ<br />

weit fortgeschritten. Im Wärme- und im Verkehrssektor<br />

werden die Ziele bisher verfehlt und sind nur<br />

gegen große Widerstände zu erreichen. Gas und insbesondere<br />

LNG wären zwar sehr flexibel in allen Sektoren<br />

zu nutzen. Auch würden die Probleme beim Netzausbau<br />

und bei den Batterieressourcen verringert. Doch<br />

kann der hohe energetische Aufwand für Verflüssigung<br />

und Transport sowie niedrige Standards zum Beispiel<br />

beim Schutz vor Methanausgasungen die Vorteile des<br />

LNG-Einsatzes bei globaler Betrachtung wieder zunichtemachen.<br />

Auch zeigen ja die Modellrechnungen,<br />

dass bei den zu erwartenden Gasszenarien der Klimaschutz<br />

verliert. Dazu müsste viel mehr auf regenerativ<br />

erzeugte Gase gesetzt werden. Schlussfolgernd lässt<br />

sich sagen, dass noch weitere Maßnahmen als „nur“<br />

der Kohleausstieg gefordert sind.<br />

Autorin<br />

Eur Ing Marie-Luise Schaller<br />

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77


International<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Paris<br />

Biomethanprodukte in<br />

Frankreich – Privatverbraucher<br />

sind noch wenig informiert<br />

Frankreich hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bereits bis 2023 soll die<br />

Biomethaneinspeisung auf jährlich 6 Terawattstunden (TWh) steigen.<br />

Bislang wird das Biomethan vor allem im Verkehrssektor eingesetzt.<br />

Der Wärmemarkt ist aber eine vielversprechende Alternative, heizen<br />

doch über 40 Prozent der Haushalte in Frankreich mit Erdgas. Eine<br />

interviewbasierte Untersuchung zeigt jedoch, dass die privaten Endverbraucher,<br />

anders als in Deutschland, noch sehr wenig über Biogas und<br />

Biomethanprodukte wissen.<br />

Von Prof. Dr. Carsten Herbes<br />

78


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

International<br />

ETW SmartCycle<br />

Biomethaneinspeiseanlage<br />

im französischen<br />

Scherwiller (Elsass)<br />

nördlich von Colmar.<br />

Diese PSA-Anlage<br />

bereitet seit letztem<br />

Jahr 350 Nm³ Biogas<br />

pro Stunde auf.<br />

Biomethaneinspeisung in Frankreich: Ist-Situation und geplanter<br />

Ausbau sowie nötiger Zubau<br />

Einspeisekapazität in Terawattstunden (TWh)<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ist<br />

Februar <strong>2019</strong><br />

1,3 4,7<br />

Nötiger Zubau<br />

<strong>2019</strong>-2023<br />

16,3<br />

Plan 2023<br />

laut PPE<br />

22 28<br />

Nötiger Zubau<br />

2023-2030<br />

Plan 2030<br />

Biomethananteil<br />

von 7%<br />

In der französischen Energiewende soll Biogas beziehungsweise<br />

Biomethan nach dem Willen der<br />

Regierung eine wichtige Rolle spielen: Spätestens<br />

2030 sollen 7 bis 10 Prozent (etwa 28 bis 40 TWh)<br />

des Gasverbrauchs aus Biogas stammen, für 2023<br />

ist eine Einspeisung von 6 TWh Biomethan geplant. Bis<br />

Anfang dieses Jahres lautete die Zielmarke sogar noch<br />

8 TWh, davon ist die französische Regierung aber inzwischen<br />

in ihrer letzten Version der „Programmation pluriannuelle<br />

de l’énergie“ vom Januar <strong>2019</strong> abgerückt.<br />

Dabei setzt Frankreich, anders als Deutschland in der<br />

Vergangenheit, vor allem auf Biogas aus Rest- und Abfallstoffen.<br />

Auf Veranstaltungen wird von französischer<br />

Seite oft explizit darauf hingewiesen, dass man angesichts<br />

der deutschen Erfahrungen bewusst einen anderen<br />

Weg gehe. Inzwischen sind in Frankreich insgesamt<br />

rund 800 Biogasanlagen in Betrieb, gut 80 davon bereiten<br />

nach Daten des Netzbetreibers GRDF das Biogas<br />

auf Erdgasqualität auf und speisen das Biomethan in<br />

das Gasnetz ein (maximale Jahreskapazität: etwa 1,3<br />

TWh per Februar <strong>2019</strong>).<br />

Foto: ETW Energietechnik GmbH<br />

Soll die Zielmarke einer jährlichen Einspeisung von<br />

6 TWh im Jahr 2023 erreicht werden, bedeutet dies,<br />

hochgerechnet auf Basis der Zahlen von 2018 und<br />

einer durchschnittlichen maximalen Einspeisemenge<br />

von 16 Gigawattstunden (GWh) pro Anlage, einen Zubau<br />

von mindestens 300 Biomethaneinspeiseanlagen<br />

bis 2023. Das ist ein durchaus ehrgeiziges Ziel, wenn<br />

man berücksichtigt, dass in Deutschland nach einer<br />

weit längeren Entwicklungszeit und zeitweise sehr positiven<br />

wirtschaftlichen Bedingungen aktuell lediglich<br />

rund 200 Anlagen mit einer Gesamteinspeisung von<br />

ungefähr 9 TWh in Betrieb sind.<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass die französische Regierung<br />

in der neuesten Version der „Programmation<br />

pluriannuelle de l’énergie“ ein Vergütungsziel von 6,7<br />

EuroCent pro Kilowattstunde (kWh) (2023) beziehungsweise<br />

6,0 EuroCent/kWh (2028) vorsieht, was<br />

deutlich unter den heute gezahlten Tarifen liegt. Werden<br />

diese Preise nicht erreicht, sollen die Einspeisemengen<br />

reduziert werden. Maximal soll die Vergütung<br />

bei 8,7 EuroCent/kWh (2023) bzw. 8,0 EuroCent/<br />

kWh (2028) liegen. In der mittleren Zukunft werden<br />

in Frankreich allerdings neben den klassischen Biogasanlagen<br />

gegebenenfalls auch Anlagen auf Basis<br />

der thermochemischen Vergasung für die Produktion<br />

regenerativer Gase eine Rolle spielen, einige Demonstrationsprojekte<br />

existieren in Frankreich bereits.<br />

Verkehrssektor heute interessanter<br />

als der Wärmemarkt<br />

Wo wird das eingespeiste Biomethan verwendet? Heute<br />

fließt es vor allem in den Verkehrssektor, was auch damit<br />

zu tun hat, dass diese Verwendung aufgrund gesetzlicher<br />

Regelungen für die einspeisenden Anlagen finanziell<br />

attraktiver ist als ein Verkauf in den Wärmemarkt.<br />

In der Zukunft könnte der Wärmemarkt aber interessant<br />

werden, denn auch in Frankreich ist die Marktdurchdringung<br />

von Erdgasfahrzeugen mit 0,2 Prozent inklu-<br />

79


International<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

sive Lastfahrzeugen und Bussen sehr gering. Lediglich<br />

von Kommunen werden Erdgasfahrzeuge für ihre Busflotten<br />

und Müllfahrzeuge verstärkt eingesetzt.<br />

Auch sind sich französische Haushalte der Umweltwirkungen<br />

ihres Energieverbrauchs inzwischen stärker bewusst.<br />

Neben dem Ökostrommarkt mit etwa 40 landesweit<br />

verfügbaren Tarifen haben sich erste Biomethan<br />

basierte Ökogastarife entwickelt. War 2016 noch kein<br />

Biomethan basierter Tarif am Markt, so hatte sich 2017<br />

ein erstes Angebot etabliert und im August 2018 waren<br />

es schon drei. Inzwischen kann ein Einwohner von Paris<br />

zwischen vier Tarifen wählen, die allerdings alle von<br />

einem Anbieter stammen und sich nur in der Produktionsstätte<br />

und im Preis unterscheiden. Weitere drei<br />

Tarife von anderen Anbietern werden als „gaz vert“, als<br />

grünes Gas bezeichnet, sind aber Erdgastarife mit CO 2<br />

-<br />

Kompensation. In anderen Landesteilen gibt es zum<br />

Teil gar keine Ökogas-Angebote.<br />

Insgesamt ist der französische Gasmarkt stärker auf einige<br />

wenige Anbieter konzentriert als in anderen europäischen<br />

Ländern und die Konsumenten sind weniger<br />

wechselfreudig. Gerade das könnte aber ein Argument<br />

für Biomethan basierte Tarife sein. Gasanbieter können<br />

sich mithilfe dieser ökologischen Alternative von<br />

den Wettbewerbern abheben und Konsumenten zum<br />

Wechsel bewegen.<br />

Die Befragung<br />

Was aber halten die Verbraucher von Biomethan basierten<br />

Gastarifen? Diese Frage lag einer Untersuchung zugrunde,<br />

die die HfWU-Nürtingen-Geislingen in Frankreich<br />

durchgeführt hat. In ausführlichen qualitativen<br />

Interviews wurden zwanzig französische Privatkonsumenten<br />

zu ihrem Wissen und ihren Einstellungen zu<br />

Biogas allgemein und zu Biomethan basierten Gastarifen<br />

im Speziellen befragt. Das Wissen zum Thema<br />

Biogas war sehr gering ausgeprägt. Vier der zwanzig<br />

Befragten hatten weder den Begriff „Biogas“ noch<br />

das Wort „Biomethan“ je gehört. Die meisten anderen<br />

äußerten, dass sie nur über ein sehr geringes Wissen<br />

dazu verfügten, dasselbe galt für Erneuerbare Energien<br />

im Allgemeinen. Als Vorteile von Biogas wurden die<br />

Reduzierung negativer Umweltwirkungen genannt und<br />

die effiziente Verwendung von Abfällen, aber auch die<br />

geringere Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten.<br />

Als Nachteil wurde vor allem der Anbau von Biomasse<br />

für die Biogasproduktion genannt, zum Teil in Form des<br />

auch in Deutschland bekannten Teller-oder-Tank-Arguments.<br />

Aber auch der Abzug von Gülle und anderen<br />

organischen Düngern aus der landwirtschaftlichen Nutzung<br />

wurde kritisiert, obwohl tatsächlich ja die Nährstoffe<br />

über die Gärprodukte wieder der Landwirtschaft<br />

zur Verfügung stehen, hier handelt es sich also um eine<br />

Fehlwahrnehmung. Hinzu kam die Vermutung, dass die<br />

bisherige Infrastruktur, zum Beispiel Heizungsanlagen<br />

auf Basis von Erdgas, in Privathäusern nicht mehr genutzt<br />

werden könne, auch dies entspricht nicht der<br />

Realität. Beim Preis gingen die Vermutungen auseinander:<br />

Während einige Befragte einen höheren Preis<br />

befürchteten, erhofften andere eine Preissenkung,<br />

wenn es sich um ein abfallstämmiges Biogas handelt.<br />

Gewünschte Eigenschaften<br />

Die Ablehnung von Energiepflanzen, die bei den<br />

wahrgenommenen Nachteilen schon deutlich wurde,<br />

schlägt auch bei den gewünschten Eigenschaften von<br />

Biomethan basierten Tarifen durch. Landwirtschaftliche<br />

Rest- und Abfallstoffe sind unter den Substraten<br />

am beliebtesten, kurz dahinter folgen organische<br />

Haushaltsabfälle. Weit abgeschlagen dagegen folgen<br />

Zwischenfrüchte und auf dem letzten Platz Energiepflanzen.<br />

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80


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Weitere positive Eigenschaften aus<br />

Sicht der meisten Befragten waren Öko-<br />

Labels und eine lokale Produktion des<br />

Biomethans. Letzteres vor allem, um die<br />

Transport aufwendungen zu minimieren,<br />

aber auch, weil dann die Anlagen kleiner<br />

sein können, wenn sie dezentral auf verschiedene<br />

Standorte verstreut sind. Bei<br />

der Frage, von welcher Art Lieferant sie am<br />

liebsten Biomethan kaufen würden, schnitten<br />

kleine Versorger am besten ab. Aber<br />

auch der Ex-Monopolist Gaz de France,<br />

heute Engie, bekam positive Kommentare.<br />

Zwar wird Engie ein Mangel an ökologischer<br />

Motivation unterstellt, aber die Sicherheit<br />

und Professionalität eines großen Versorgers<br />

durchaus gewürdigt.<br />

Kaufbereitschaft für Biomethan<br />

basierte Gastarife<br />

Am Ende der Interviews wurden die Befragten<br />

mit einem konkreten Tarif konfrontiert:<br />

ein Produkt von Engie mit 10 % Biomethananteil<br />

aus landwirtschaftlichen Rest- und<br />

Abfallstoffen, das in der Heimatregion der<br />

Befragten produziert wird. Fünf Befragte<br />

waren nicht bereit, einen gegenüber einem<br />

reinen Erdgastarif erhöhten Preis zu<br />

bezahlen. Elf würden einen Aufschlag von<br />

bis zu 10 Prozent akzeptieren, lediglich<br />

vier würden noch mehr bezahlen. Ungefähr<br />

die Hälfte zeigte sich, unabhängig von ihrer<br />

Zahlungsbereitschaft, überrascht, dass<br />

ein Tarif mit 10 Prozent Biomethan mehr<br />

kosten solle als ein reiner Erdgastarif. Zum<br />

Teil empfanden die Befragten einen höheren<br />

Preis als unlogisch. Warum würde denn<br />

überhaupt zu Biomethan geforscht, wenn<br />

es im Endeffekt teurer sei als Erdgas?<br />

Als Alternative wurde nach dem Biomethantarif<br />

noch ein reiner Erdgastarif mit<br />

Kompensation der CO 2<br />

-Emissionen durch<br />

Entwertung entsprechender Verschmutzungsrechte<br />

präsentiert. Hier überwog die<br />

Ablehnung, die meisten Befragten wollten<br />

lieber einen Biomethan basierten Tarif. Die<br />

Idee, dass Unternehmen durch den Kauf<br />

von Verschmutzungsrechten die Möglichkeit<br />

erwerben, mehr CO 2<br />

zu emittieren,<br />

wurde von vielen Befragten rundweg und<br />

mit zum Teil sehr drastischen Formulierungen<br />

abgelehnt: „Nein, aber ich mag das<br />

Prinzip des Kaufens von Emissionsrechten<br />

nicht, weil die großen Unternehmen sie<br />

die ganze Zeit kaufen und dann ungestraft<br />

mehr [Emissionen] produzieren als andere,<br />

nein!“ (Interview 16)<br />

„Wenn es so ist, tut mir leid, aber das ist<br />

eine totale Fehlentwicklung. Dann zahlt<br />

man für das Verschmutzen. Das ist inakzeptabel.“<br />

(Interview 19)<br />

Insgesamt schien es aber für die befragten<br />

französischen Verbraucher schwierig, den<br />

Mechanismus des Emissionsrechtehandels<br />

und ihrer Entwertung zu verstehen und sie<br />

äußerten entsprechende Unsicherheiten.<br />

In der Praxis würde sich die Frage stellen,<br />

ob die Verbraucher bei entsprechend knapp<br />

gehaltenen Informationen auf den Webseiten<br />

der Anbieter überhaupt zwischen<br />

Biomethan basierten Ökogasprodukten<br />

und Ökogasprodukten auf Basis von 100<br />

Prozent Erdgas mit CO 2<br />

-Kompensation<br />

zu unterscheiden wüssten. Auf dem Vergleichsportal<br />

Selectra wird allerdings klar<br />

ausgewiesen, welche Tarife Biomethan enthalten<br />

und welche auf einem Kompensationsmechanismus<br />

basieren.<br />

Fazit: Frankreich hat ehrgeizige Ziele beim<br />

Ausbau der Biomethaneinspeisung, die<br />

angesichts des heutigen Entwicklungsstandes<br />

nur schwer erreichbar erscheinen,<br />

wenn man die geplante Reduzierung der<br />

Vergütung in Betracht zieht. Will man neben<br />

dem heute in der Biomethanverwertung<br />

dominanten Verkehrssektor auch den<br />

Wärmemarkt entwickeln und private Haushalte<br />

erreichen, muss in der Kommunikation<br />

noch viel getan werden. Das ist nicht<br />

nur eine Aufgabe für das Marketing der Anbieter,<br />

sondern sollte durch Initiativen der<br />

Regierung flankiert werden.<br />

Die vollständigen Ergebnisse der Untersuchung<br />

wurden in englischer Sprache publiziert:<br />

Carsten Herbes, Simon Chouvellon,<br />

Joachim Lacombe (2018): “Towards<br />

marketing biomethane in France - French<br />

consumers’ perception of biomethane”,<br />

in: Energy, Sustainability and Society 8:<br />

37, kostenloser Download: https://energsustainsoc.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13705-018-0179-7<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Carsten Herbes<br />

Institute for International Research<br />

on Sustainable Management<br />

and Renewable Energy<br />

Hochschule für Wirtschaft und<br />

Umwelt Nürtingen-Geislingen<br />

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Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

Bericht aus der Geschäftsstelle<br />

Biogas – Quo vadis?<br />

Dem spürbaren Rückenwind aus der Politik, dass Biogas<br />

eine besondere Rolle beim Klimaschutz einnehmen soll,<br />

stehen zunehmend mehr rechtliche Auflagen gegenüber.<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Im politischen Berlin agierten die Haupt- und Ehrenamtlichen des<br />

Fachverbandes Biogas e.V. zuletzt mit gemischten Gefühlen. Während<br />

an einigen Fronten Aufbruchsstimmung aufkam, stagnierte an<br />

anderen Stellen der politische Prozess vollständig. So verzögerten<br />

sich die Vorarbeiten zur nächsten EEG-Reform, die eine parlamentarische<br />

Arbeitsgruppe eigentlich bis März abschließen sollten, aufgrund<br />

von Streitigkeiten in der Koalition auf unbestimmte Zeit.<br />

Dafür ging aber nach Vorlage eines ersten Entwurfs für das Klimaschutzgesetz<br />

ein Ruck durch die Politik. Zwar wird dieser Entwurf so wohl nicht<br />

Gesetz werden, aber die Botschaft ist klar – es muss etwas passieren in<br />

Sachen Klimaschutz. Dies merken wir in unserer täglichen Arbeit an einer<br />

Flut von Terminen und Anfragen. So hat etwa das Bundeswirtschaftsministerium<br />

einen neuen Dialogprozess gestartet, um endlich die längst<br />

überfällige „Gasstrategie 2030“ vorzubereiten, in der wir uns mit Biogas<br />

im Konzert mit den anderen grünen Gasen natürlich ebenfalls wiederfinden<br />

möchten. Und allein durch die Ankündigung, die strittigen Themen<br />

im neu aufgesetzten „Klimakabinett“ der betroffenen Minister klären zu<br />

wollen, kam in einige unserer zentralen politischen Themen, wie etwa in<br />

die Einführung eines CO 2<br />

-Preises, frischer Wind.<br />

Runder Tisch zur Güllvergärung<br />

In eine ähnliche Richtung ging auch ein im März durch das Hauptstadtbüro<br />

Bioenergie organisierter Runder Tisch zur Förderung der Güllevergärung,<br />

an dem wissenschaftliche Institute sowie das Bundeslandwirtschaftsministerium<br />

teilnahmen. Dabei wurden Hemmnisse (zum Beispiel<br />

AwSV, DüV) und Fördermöglichkeiten (zum Beispiel Investitionsförderung<br />

für Behälter, Änderung EEG) diskutiert. Einig war sich die Runde, dass<br />

viel getan werden muss, um zusätzliche Gülle in Biogasanlagen zu vergären.<br />

Aktuell besteht sogar eher die Gefahr, dass aufgrund der ungünstigen<br />

Rahmenbedingungen Bestandsanlagen die Gülle aus der Anlage nehmen<br />

oder ihren Betrieb einstellen müssen.<br />

82


Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />

Vom Referat Veranstaltungen wurde die Abfallvergärungstagung<br />

in Dresden vom 11. bis 13. März mit 120<br />

Teilnehmern und 10 Ausstellern durchgeführt. Eines<br />

der Kernthemen war die Vergärung entpackter Lebensmittel<br />

und die Ausbringung dabei entstehender Gärprodukte.<br />

Langfristiges Ziel ist, dass diese Wirtschaftsdünger<br />

sehr hohe Qualität aufweisen und so gut wie keine<br />

Fremdstoffe enthalten sollen. Zum Abschluss fand eine<br />

Lehrfahrt zu zwei Bioabfall-Anlagen statt. In der ersten<br />

besuchten Anlage werden die Inhalte der kommunalen<br />

Biotonne vergoren, während die zweite Anlage aus<br />

Milchresten Energie und Gärprodukte erzeugt.<br />

Neben der Abfallvergärungstagung wurden die Firmenvollversammlung<br />

(siehe Bericht auf Seite 88) durchgeführt<br />

sowie die Programm- und Vorplanungen für die<br />

BIOGAS Convention & Trade Fair <strong>2019</strong> vorgenommen.<br />

Zeitgleich liefen ferner die Vorbereitungen für die Beteiligungen<br />

an der agra vom 25. bis 28. April in Leipzig<br />

und der WeLa vom 14. bis 16. Juni in Borkenberge. Für<br />

die Service GmbH wurden ein Seminar zum Thema Güllekleinanlagen<br />

sowie ein Fachgespräch zur Flexibilisierung<br />

umgesetzt. Darüber hinaus sind bereits weitere<br />

Veranstaltungen für den Herbst in der Planung, so zum<br />

Beispiel Finanzierungs- und Fördertage am 25. September<br />

in Berlin oder der 2. Branchentag Erneuerbare<br />

Energien am 25. Oktober in Taufkirchen bei München.<br />

Zwei Fachgespräche zur TRAS 120<br />

In zwei Fachgesprächen hatte der Fachverband mit<br />

über 100 Sachverständigen und Firmen über die im<br />

Januar veröffentlichte TRAS 120 diskutiert. Das Ergebnis<br />

beider Veranstaltungen ist eine Reihe an interpretationswürdigen<br />

Anforderungen, die einer weiteren<br />

Klärung bedürfen. Diese Probleme der TRAS 120<br />

decken sich auch größtenteils mit den ersten Rückmeldungen<br />

aus dem sehr unterschiedlichen Vollzug<br />

in den Ländern. In einem ersten Austausch mit dem<br />

zuständigen Bundesumweltministerium wurde bereits<br />

signalisiert, dass eine Klärung dieser Fragen über die<br />

Kommission für Anlagensicherheit (KAS) nicht vorgesehen<br />

ist.<br />

Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass die<br />

Biogasbranche selbst eine Positionierung durchführt<br />

und Hilfestellungen zur Interpretation der TRAS 120<br />

entwickelt. In diversen Adhoc-Arbeitsgruppen (zum<br />

Beispiel Anforderungen an die Gasspeichermembran)<br />

diskutieren aktuell Experten über die Umsetzbarkeit<br />

der Anforderungen beziehungsweise über praxistaugliche<br />

Konkretisierungen der TRAS 120 (siehe auch das<br />

Interview auf Seite 95 zu dem Thema).<br />

Fachgespräch Flexibilisierung in Fulda<br />

Am 2. April trafen sich rund 30 Firmenmitglieder in<br />

Fulda, um sich über Erfahrungen rund um die Flexibilisierung<br />

auszutauschen. Anhand von Impulsvorträgen<br />

aus der Praxis sollten Haupthemmnisse für die Flexibilisierung<br />

der Branche und Handlungsempfehlungen<br />

sowohl innerverbandlich als auch für die Politik herausgearbeitet<br />

werden.<br />

Ein Fazit war, dass der Flexdeckel, der wohl im April<br />

ausgeschöpft sein wird, abgeschafft werden muss, um<br />

den Bedarf an flexibler Leistung in der Energiewende zu<br />

realisieren. Gleichzeitig muss die Branche noch stärker<br />

zeigen, dass sie tatsächlich flexibel fahren kann. Damit<br />

das auch wirtschaftlich attraktiv ist, muss die Regierung<br />

entsprechende Weichen stellen. Ein ausführlicher<br />

Bericht zum Treffen folgt in der nächsten Ausgabe des<br />

Biogas Journals.<br />

Neue Vorgaben für den Netzanschluss<br />

von BHKW<br />

Ende April wird die BDEW-Mittelspannungsrichtlinie<br />

endgültig von den Anwendungsregeln des VDE (Verband<br />

der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik<br />

e. V.) abgelöst. Durch die VDE AR 4110 gelten auch<br />

neue Anforderungen für den Netzanschluss von BHKW.<br />

Zum einen müssen die BHKW andere Einheitenzertifikate<br />

als in der Vergangenheit nachweisen. Sollten<br />

Kapazitäten, beispielsweise im Rahmen einer Flexibilisierung,<br />

zugebaut werden, sollte mit dem BHKW-<br />

Hersteller Rücksprache gehalten werden, ob dessen<br />

Produkte die neuen Anforderungen einhalten.<br />

Weiterhin muss beachtet werden, dass Anlagenzertifikate<br />

in Zukunft schon ab einer Anschlussleistung von<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich. Biogas kann‘s!<br />

83


Verband<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Neue MitarbeiterInnen<br />

Susanne Jakschitz-Wild<br />

unterstützt das Team des Referats Mitgliederservice<br />

im Fachverband Biogas e.V. in<br />

Freising seit dem 1. April. Hier kümmert<br />

sie sich als Fachreferentin um Fragen der<br />

Mitglieder und den Austausch von wichtigen<br />

Informationen. Zusätzlich übernimmt<br />

sie die Betreuung unserer Regionalbüros,<br />

wie ehemals Helene Barth. Sie studierte an<br />

der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf<br />

Agrarmarketing und Management und<br />

erwarb zusätzlich das Zertifikat Erneuerbare<br />

Energien. Während ihrer Diplomarbeit<br />

in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft mit dem Titel „Betriebsund<br />

Wartungskostenvergleich biogasbetriebener Blockheizkraftwerke zur dezentralen<br />

Stromversorgung“ beschäftigte sie sich intensiv mit fünf bayerischen Biogasanlagen.<br />

Anschließend war sie an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am Institut für<br />

Landtechnik (ILT) tätig. Sie arbeitete unter anderem am Projekt „Biogasanlagen –<br />

Betriebsmonitoring – alternative Verfahrensketten für die Einwerbung und Vergärung<br />

von Grünlandaufwüchsen“ mit.<br />

Mathias Hartel<br />

unterstützt seit April dieses<br />

Jahres ebenfalls das Team<br />

des Mitgliederservice in der<br />

Hauptgeschäftsstelle in<br />

Freising. Neben der Mitgliederbetreuung<br />

wird er sich<br />

auch Aufgaben im Referat<br />

Abfall, Hygiene und Düngung<br />

widmen. Der studierte<br />

Landschaftsplaner und<br />

ausgebildete Fachagrarwirt<br />

setzt sich bereits seit<br />

mehreren Jahren mit den<br />

Themen zur energetischen<br />

Biomassenutzung und Stoffströmen in der Landschaft auseinander.<br />

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Wirtschaftsdüngermanagement<br />

und Biogastechnologie der Bayerischen Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft beschäftigte er sich unter anderem mit Toxinen, Spurenelementen<br />

sowie alternativen Energiepflanzen und den möglichen<br />

Auswirkungen auf den Biogasprozess.<br />

135 kW erforderlich werden. In diesem Fall ist ein „vereinfachtes<br />

Anlagenzertifikat (Typ B)“ ausreichend. Ab<br />

einer Anschlussleistung von 950 kW ist ein reguläres<br />

Anlagenzertifikat (Typ C) erforderlich. Der Fachverband<br />

überarbeitet zurzeit seine entsprechenden Arbeitshilfen<br />

und wird diese in nächster Zeit mit der Firmenrundmail<br />

und dem Betreiberfax verschicken.<br />

TRwS, 44. BImSchV und Co.<br />

Arbeitsschwerpunkt im Referat Genehmigung waren<br />

und sind Stellungnahmen zu Entwürfen von Technischen<br />

Regelwerken beziehungsweise Merkblättern der<br />

DWA aus dem Bereich anlagenbezogener Gewässerschutz<br />

(Gelbdruck TRwS 779) und Technische Ausrüstung<br />

(Gelbdruck DWA M 212) sowie die Begleitung der<br />

44. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV),<br />

die erneut im Bundestag behandelt wurde. Mit einem<br />

Inkrafttreten der 44. BImSchV ist höchstwahrscheinlich<br />

Mitte des Jahres zu rechnen.<br />

Größere Diskussionen ergeben sich in diesem Zusammenhang<br />

mit der zukünftig kommenden Nach- und<br />

Ausrüstung von BHKW mit NOx-Sensoren zur Überwachung<br />

des effektiven Betriebs der Katalysatoren.<br />

Daneben wurden zu Aktivitäten auf Länderebene Stellungnahmen<br />

erarbeitet – so zum Beispiel zum Entwurf<br />

des Regionalplanes Ruhr.<br />

Wir sorgen für sauberes Gas!<br />

Wir bieten mit der Donau Bellamethan Produktfamilie eine umfassende Lösung zur Grobentschwefelung an. Zusätzlich wird<br />

der Ammoniakgehalt verringert und die enthaltenen Spurenelemente gewährleisten eine Grundversorgung der Biologie.<br />

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84


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Verband<br />

Internationale Aktivitäten<br />

Das Referat Internationales hatte sich in den vergangenen<br />

Wochen intensiv um neue Projektbeteiligungen<br />

bemüht, was jetzt zu ersten Aufträgen führt.<br />

Beispielsweise berät der Fachverband die UNIDO bei<br />

der Entwicklung von Biogasstandards in Kenia und<br />

gibt konkrete Vorschläge, wie die relevanten Stakeholder<br />

eingebunden werden müssen. Ebenfalls gibt<br />

es zwei Projektbeteiligungen im EU-Programm „Horizon2020“:<br />

a. DiBiCo: Digital Global Biogas Cooperation: Unterstützung<br />

der europäischen Biogas/Biomethan-Industrie<br />

durch die Vorbereitung von Märkten für den<br />

Export nachhaltiger Biogas/Biomethan-Technologie<br />

aus Europa in Entwicklungs- und Schwellenländer.<br />

b. REGATRACE: REnewable GAs TRAde Centre in Europe:<br />

Schaffung eines effizienten Handelssystems<br />

auf der Grundlage der Ausstellung und des Handels<br />

mit Biomethan/Erneuerbare Gase Herkunftsnachweisen.<br />

Harm Grobrügge EBA-Präsident<br />

Auf der Mitgliederversammlung des Europäischen Biogas<br />

Verbands (EBA) wurde Harm Grobrügge als Vertreter<br />

des Fachverbandes zum Präsidenten gewählt. Aufgrund<br />

der zunehmenden Bedeutung der EU-Regularien<br />

für die nationale Gesetzgebung ist diese Wahl sehr positiv<br />

einzustufen. Zu den besonders lukrativen Rahmenbedingungen<br />

für Biogasanlagen in Kalifornien hatte<br />

das Referat International ein Webinar für interessierte<br />

Mitgliedsfirmen organisiert. Eine Aufzeichnung des<br />

Webinars kann in der Geschäftsstelle angefragt werden.<br />

Die beiden Themen „Nutzung von Biogas im Kraftstoffmarkt“<br />

und „Synergien durch die Integration von<br />

Biogasanlagen in Power-to-X Konzepte“ sollen neben<br />

vielen anderen technologischen Ansätzen im neu gegründeten<br />

Netzwerk untersucht werden. Das Netzwerk<br />

„Power-to-X“, an dem auch der Fachverband<br />

sowie einige seiner Mitglieder beteiligt sind, verbindet<br />

Endanwender, Technologielieferanten und Forschungseinrichtungen<br />

mit dem Ziel, auf der Basis der Netzwerkarbeit<br />

neue Projekte im Bereich Sektorenkopplung<br />

ins Leben zu rufen. Für mögliche Fragen hinsichtlich<br />

der Teilnahme am Netzwerk steht Ihnen unser Kollege<br />

Alexey Mozgovoy gerne zur Verfügung:<br />

alexey.mozgovoy@biogas.org<br />

Auch der März war im Mitgliederservice und im Referat<br />

Energierecht und -handel geprägt durch den Start<br />

des Marktstammdatenregisters. Aufgrund von Programmierfehlern<br />

gab es Probleme bei der Erfassung<br />

der Meldungen zur Flexprämie und als Folge daraus<br />

resultierte die Frage nach der Erreichung des Flexdeckels.<br />

Nach aktuellem Stand geht der Fachverband<br />

Biogas e.V. davon aus, dass der Flexdeckel im April<br />

ausgeschöpft sein wird. Der Verband informiert seine<br />

Mitglieder über neue Entwicklungen und arbeitet<br />

dabei konstruktiv mit der BNetzA zusammen, um die<br />

Meldeprobleme zu lösen.<br />

Autoren<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

85


Verband<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

LEE Niedersachsen macht sich in<br />

Tarmstedt für Wärmewende durch<br />

Biogas stark<br />

Regional<br />

büro<br />

NORD<br />

Der Landesverband Erneuerbare Energien<br />

Niedersachsen/Bremen (LEE) präsentiert<br />

Mitte Juli die Erneuerbaren Energien auf<br />

der Tarmstedter Ausstellung. Mit dem gemeinsamen<br />

Auftritt wollen die Erneuerbaren<br />

Politik und Öffentlichkeit auf ihre Potenziale<br />

aufmerksam machen.<br />

In Niedersachsen läuft nicht alles rund im Bereich<br />

„Biogas“, die Energiewende gilt häufig als Stromwende<br />

und weniger als<br />

Wärmewende. Der<br />

LEE leistet daher vor<br />

Ort Überzeugungsarbeit<br />

und sucht das<br />

Gespräch mit den<br />

verantwortlichen Politikern.<br />

Denn Biogas<br />

spielt bereits heute<br />

eine wichtige Rolle in<br />

der Wärmewende: Allein<br />

in Niedersachsen<br />

verfügen 88 Prozent<br />

der Biogasanlagen<br />

über eine Wärmeauskopplung.<br />

Doch die<br />

Kopplung von Wärme-<br />

und Stromproduktion<br />

birgt Risiken<br />

Von links: Silke Weyberg, Geschäftsführerin LEE Niedersachen/ für die Anlagenbetreiber:<br />

Mitten im<br />

Bremen, Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara<br />

Otte-Kinast und Wilhelm Gantefort am Stand der Firma Wopereis<br />

auf der letzten Tarmstedter Ausstellung.<br />

Winter schaltete das<br />

Netzmanagement<br />

stromproduzierende<br />

Biogasanlagen vollständig ab, um die Netzstabilität zu<br />

erhalten. So im Februar in Rotenburg geschehen. Die<br />

Blockheizkraftwerke der Nawaro Biogas WBO Biogas<br />

GmbH & Co. KG versorgen die umliegenden Haushalte<br />

aber nicht allein mit Strom, sondern auch mit Wärme.<br />

Somit standen die Kunden rund zwei Tage ohne Strom<br />

und Wärme da.<br />

In mehrfacher Hinsicht bitter: Die Kunden ärgern sich<br />

über den Anlagenbetreiber, der Anlagenbetreiber ärgert<br />

sich über das Netzmanagement. Und da er Versorgungssicherheit<br />

bieten muss, muss er sein Blockheizkraftwerk<br />

mit fossiler Energie befeuern, um das<br />

Nahwärmenetz zu speisen. Diese Ereigniskette wirkt<br />

sich kontraproduktiv auf die Wärmewende aus.<br />

Foto: LEE<br />

Im Kern geht es dem LEE um einen diskriminierungsfreien<br />

Netzzugang für die kleinen Anlagenbetreiber, die<br />

die Energiewende aktiv unterstützen. Der LEE Niedersachsen/Bremen<br />

führt seit Jahren hierzu Gespräche im<br />

zuständigen Umweltministerium und startet jetzt auch<br />

parlamentarische Initiativen, da sich bisher nichts bewegt<br />

hat.<br />

Nach dem Vorbild Schleswig-Holsteins fordert der LEE,<br />

Biogasanlagen mit Wärmeauskopplung nachrangig zu<br />

schalten und grundsätzlich nicht auf null herunterzufahren.<br />

Zwar bekommen die Anlagenbetreiber ihre<br />

finanziellen Ausfälle erstattet, doch die Abschaltung<br />

führt auch zu erheblichen Problemen im Anlagenbetrieb.<br />

Themen, die dem LEE unter den Nägeln brennen<br />

und auch von der regionalen Presse aufgegriffen werden<br />

und kritisch kommentiert werden.<br />

In Tarmstedt wird der LEE deshalb politische Gespräche<br />

führen, um die Rand- und Rahmenbedingungen<br />

für die Biogasbranche in Niedersachsen und Bremen<br />

positiv zu gestalten. Auch die Düngemittelverordnung<br />

und Gärrestelagerung werden eine zentrale Rolle bei<br />

den Gesprächen spielen.<br />

Der Tarmstedter Ausstellung kommt eine besondere<br />

Bedeutung zu: Hier wurde der LEE Mitte vergangenen<br />

Jahres gegründet. Interessierte können den LEE bereits<br />

auf dem 36. Tag der Niedersachsen vom 14. bis 16.<br />

Juni in Wilhelmshaven kennenlernen. Eingebettet in<br />

die Natur- und Umweltmeile, stellt der Landesverband<br />

die Ziele und Potenziale seiner Mitglieder dar und informiert<br />

Politik, Öffentlichkeit und Medien über die<br />

Chancen, die die Wärmewende bietet.<br />

Hintergrundinformationen: Als Landesverband bündelt<br />

der LEE die energiepolitische Kompetenz seiner Mitglieder<br />

in Niedersachsen und Bremen. Der LEE setzt<br />

sich für die Wärmewende und den schnellen Ausstieg<br />

aus fossilen Brennstoffen ein.<br />

Autor<br />

Lars Günsel<br />

LEE Niedersachsen/Bremen<br />

Herrenstr. 6 · 30159 Hannover<br />

05 11/89 85 86 194<br />

lars.guensel@lee-nds-hb.de<br />

www.lee-nds-hb.de<br />

86


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Verband<br />

TLLLR bleibt<br />

Ansprechpartner für<br />

Anlagenbetreiber<br />

Unter dem Schwerpunktthema<br />

Biomethan und Kraftstoffe trafen<br />

sich am 26. Februar mehr<br />

als 100 Interessierte zur 51.<br />

Biogasfachtagung in der Bauernscheune<br />

Bösleben. Peter<br />

Ritschel, der neue Präsident des Thüringer<br />

Landesamts für Landwirtschaft und Ländlichen<br />

Raum (TLLLR), eröffnete mit einem<br />

Grußwort das Programm. Er betonte die<br />

Wichtigkeit von Biogasanlagen zur Diversifizierung<br />

der Betriebe im ländlichen Raum.<br />

Unter den aktuellen Rahmenbedingungen<br />

würden jedoch zahlreiche Anlagen<br />

abgeschaltet. Diese traurige Entwicklung<br />

vernichte Vermögenswerte und die Energiewende<br />

komme nicht voran. Das TLLLR<br />

werde auch nach interner Umstrukturierung<br />

Ansprechpartner für Betreiber in Thüringen<br />

bleiben und es werde keine Brüche in der<br />

Amtsverwaltung geben. Berater Dr. Gerd<br />

Reinhold untermauerte dies gleich am Beispiel<br />

einer aktuellen Förderrichtlinie für<br />

Nahwärmeleitungen.<br />

Das Multitalent Biogas kann auch zur Emissionsminderung<br />

im Verkehr beitragen und<br />

fossile Energieträger mit einer vorhandenen<br />

Fahrzeugtechnologie ablösen. RUM – Regional<br />

Umweltfreundlich Mobil heißt eine aktuelle<br />

Studie, die Biogas-Potenziale in Thüringen<br />

durch die Brille der THG-Einsparung<br />

betrachtet. Im Fokus ist hierbei auch die<br />

technische und wirtschaftliche Realisierbarkeit<br />

kleinmaßstäblicher Biogasaufbereitungsanlagen<br />

und deren regionale Nutzung<br />

als Kraftstoff.<br />

Volkmar Braune, Projektkoordinator des<br />

Auftraggebers Ohra Energie GmbH in<br />

Fröttstedt, wurde durch die positiven Ergebnisse<br />

ermutigt und will in einem zweiten<br />

Schritt ein Pilotprojekt an einem geeigneten<br />

Standort durchführen. Eine entschiedenere<br />

Positionierung der Politik mit angepassten<br />

Rahmenbedingungen würde diesem Nutzungskonzept<br />

zum wirtschaftlichen Durchbruch<br />

verhelfen, ist sich der technische<br />

Leiter des Gasdienstleisters sicher. Helfen<br />

Regional<br />

büro<br />

ost<br />

Mehr als 100<br />

Interessierte kamen<br />

Ende Februar zur 51.<br />

Biogasfachtagung in<br />

die Bauernscheune<br />

Bösleben.<br />

Manuel Maciejczyk,<br />

Geschäftsführer des<br />

Fachverbandes Biogas<br />

e.V., referierte über<br />

die Änderungen im<br />

Energiesammelgesetz<br />

sowie über die neuen<br />

Vorgaben der TRAS 120.<br />

kann diesem Ansatz die Neufassung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

der EU (RED<br />

II), bei der sich der Fachverband Biogas e.V.<br />

seit langem zum Beispiel für eine Anhebung<br />

von verbindlichen Quoten einsetzt.<br />

Dessen Geschäftsführer Manuel Maciejczyk<br />

betonte dies neben aktuellen Änderungen<br />

zum Beispiel im Energiesammelgesetz und<br />

in der „Technischen Regel für Anlagensicherheit“,<br />

TRAS 120. Den Marktvorteil der<br />

güllebetonten Biogasanlagen Thüringens<br />

im Kraftstoffsektor hob Prof. Dr.-Ing. Frank<br />

Scholwin, Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft<br />

& Energie in Weimar, hervor. Durch<br />

die hohe Anrechenbarkeit auf die THG-<br />

Quote lassen sich bei der Vermarktung als<br />

Kraftstoff in Zukunft und auch teilweise<br />

jetzt schon Erlöse generieren.<br />

Neben der Vermarktung der Energieprodukte<br />

müssen Betriebs- und Rohstoffkosten<br />

stets im Blick des Betreibers bleiben.<br />

Seine Erfahrungen aus der Praxis schilderte<br />

sehr überzeugend Thomas Balling von der<br />

GraNottGas GmbH in Grabsleben. Durch<br />

die Strohvergärung und die Erprobung<br />

verschiedener Verfahren des Rohstoffaufschlusses<br />

wurden hier Kosten gespart. Zusätzlich<br />

bleiben Nährstoffe auf dem Betrieb<br />

und der Imagegewinn ist erheblich.<br />

Jedoch: „Letztlich wird die beste Effizienzmaßnahme<br />

zunichte gemacht, wenn<br />

die Belegschaft nicht hoch motiviert ist“.<br />

Am Rande der Fachveranstaltung wurde<br />

von den Teilnehmern auch der aktuelle Beteiligungsprozess<br />

im Energieministerium<br />

Thüringens zur Unterstützung der Bioenergiebranche<br />

diskutiert. Inwiefern die Forderungen<br />

der hiesigen Marktakteure in einem<br />

Entwurf für eine Bundesratsinitiative zur<br />

EEG-Novellierung sich wiederfinden, bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Autor<br />

Ingo Baumstark<br />

Regionalreferent Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Meistersingerstr. 4<br />

14471 Potsdam<br />

03 31/23 53 738<br />

ingo.baumstark@biogas.org<br />

87


Verband<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Firmen diskutierten über die Zukunft<br />

von Biogas in Deutschland<br />

Am 13. März hatte der Fachverband<br />

Biogas e.V. und der<br />

dazugehörige Firmenbeirat zu<br />

einer Firmenvollversammlung<br />

nach Fulda eingeladen, um<br />

über den Status quo und die Zukunft der<br />

Biogaserzeugung in Deutschland zu diskutieren.<br />

Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung<br />

in die aktuellen Herausforderungen<br />

der Energiewende im Allgemeinen durch<br />

den Vizepräsidenten Hendrik Becker ging<br />

die Leiterin des Berliner Hauptstadtbüros<br />

Sandra Rostek auf die biogasrelevanten<br />

energiepolitischen Entwicklungen ein. Sie<br />

hob dabei hervor, dass die bisher durchgeführten<br />

Ausschreibungen im Biogassektor<br />

alles andere als erfolgreich gelaufen sind<br />

und hier ein dringender Änderungsbedarf<br />

am Ausschreibungsdesign notwendig ist.<br />

In den nächsten Monaten stehen für die<br />

Biogasbranche existenziell wichtige Weichenstellungen<br />

an. Neben einer Novelle<br />

des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG)<br />

im Herbst sollen Maßnahmen zur Erreichung<br />

des Klimaschutzziels 2030 in einem<br />

Klimaschutzgesetz geregelt werden.<br />

Ein spürbarer Rückenwind kommt bei den<br />

aktuellen politischen Diskussionen aus<br />

den Ländern.<br />

Der Präsident des Fachverbandes Horst<br />

Seide ging in seinem Vortrag auf die neuen<br />

Chancen für Biomethan im Kraftstoffsektor<br />

ein. Durch die in der europäischen<br />

Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II)<br />

beschlossenen Vorgaben ist die Energiegesetzgebung<br />

für die nächsten zehn Jahre<br />

festgelegt, und jetzt gilt es, sie durch die<br />

Bundesregierung umzusetzen. Insbesondere<br />

die Vergärung von Gülle nimmt einen<br />

hohen Stellenwert bei der Einsparung von<br />

Treibhausgasen ein und hat damit ein enormes<br />

Potenzial für die Erreichung der Klimaschutzziele.<br />

In der darauffolgenden intensiven Diskussion<br />

wurde klar, dass die Anbaubiomasse<br />

einerseits notwendig ist, um die Ziele zu<br />

erreichen beziehungsweise den Bestand zu<br />

sichern, andererseits aber die gesellschaftlichen<br />

Diskussionen über Biogas häufig im<br />

Zusammenhang mit dem Maisanbau stehen.<br />

Über den Status quo im Strommarkt<br />

beziehungsweise über die Wichtigkeit der<br />

konsequenten Flexibilisierung berichtete<br />

Uwe Welteke-Fabricius von den Flexperten.<br />

Zu den aktuellen Entwicklungen in der Verbändelandschaft<br />

der Erneuerbaren Energien<br />

referierte der Hauptgeschäftsführer<br />

des Fachverbandes Dr. Claudius da Costa<br />

Gomez. Neben einer Umstrukturierung<br />

der Geschäftsführung im Bundesverband<br />

Erneuerbare Energie e.V. (BEE) findet momentan<br />

auch eine verstärkte Gründung von<br />

Landesverbänden und Regionalvertretungen<br />

statt. Ziel dabei ist, die spartenübergreifende<br />

Zusammenarbeit zu fördern und<br />

die biogasspezifische Facharbeit weiter zu<br />

stärken.<br />

Die aktuell sehr umfangreich in Bearbeitung<br />

befindlichen technischen Anforderungen<br />

stellte der Geschäftsführer des<br />

Fachverbandes Biogas Manuel Maciejczyk<br />

in seinem Vortrag vor. Neben den Verschärfungen<br />

bereits bekannter Verordnungen<br />

(AwSV, DüV) berichtete er über die 44.<br />

Bundes-Immissionsschutzverordnung<br />

(BImSchV) und die damit verbundenen erheblichen<br />

Verschärfungen der Abgasgrenzwerte<br />

von Blockheizkraftwerken. In seinen<br />

Ausführungen ging er auch detaillierter<br />

auf die neu eingeführte Technische Regel<br />

TRAS 120 ein und gab einen Ausblick auf<br />

die weitere Bearbeitung der offenen Fragestellungen<br />

der TRAS 120.<br />

Die wichtige Rolle des Firmenbeirates<br />

im Fachverband Biogas beleuchtete der<br />

Sprecher Dr. Matthias Plöchl. Er rief dabei<br />

nochmals alle Firmenmitglieder auf, den<br />

Firmenbeirat bei allen Fragen, Wünschen<br />

oder strategischen Fragen zu nutzen. Im<br />

Anschluss gab Christoph Spurk in seiner<br />

Position als Firmenmitglied im Präsidium<br />

des Fachverbandes noch einen Überblick<br />

zu den aktuellen internationalen Aktivitäten<br />

im Verband.<br />

Neben der zunehmend wichtigeren Bearbeitung<br />

von europäischen Biogasthemen<br />

(MCPD, RED II, Seveso II etc.) wird<br />

die wichtige Kooperation mit relevanten<br />

Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

weiter fortgeführt. Hinzu kommen diverse<br />

internationale Kooperationen und<br />

EU-Projekte (Horizon 2020). In diesem<br />

Zusammenhang wurde auch Rainer Eisler<br />

vorgestellt, der zukünftig die Interessen für<br />

Gemeinschaftsstände bei internationalen<br />

Biogasmessen im Auftrag des Fachverbandes<br />

koordinieren wird.<br />

Abgeschlossen wurde die Firmenvollversammlung<br />

mit einer Aussprache zu aktuellen<br />

Themen. Hier wurde insbesondere die<br />

Weiterentwicklung der Güllevergärung diskutiert.<br />

Hendrik Becker beendete die sehr<br />

interessante Veranstaltung mit dem Aufruf,<br />

im Verband und seinen Gremien noch<br />

intensiver mitzuwirken, um die Branche<br />

bei den anstehenden Zukunftsaufgaben<br />

erfolgreich zu unterstützen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

88


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Verband<br />

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89


Verband<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Mischpreisverfahren: ausbalancierte Bezuschlagung<br />

als Übergangsregelung einführen<br />

Gastbeitrag von Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes<br />

Erneuerbare Energie e.V. (BEE), zur Abschaffung des sogenannten<br />

Mischpreisverfahrens.<br />

Um den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien gemäß den<br />

Klimazielen und im Sinne<br />

eines modernen Wirtschaftsstandorts<br />

voranzubringen,<br />

bedarf es passender Rahmenbedingungen.<br />

Anpassungen im Design der Energiemärkte<br />

sind dabei ein wichtiger Baustein, damit<br />

die Erneuerbaren ihre Aufgabe gut erfüllen<br />

können, klimafreundlichen und günstigen<br />

Strom zu liefern und auch Systemverantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

Als Teil des nötigen Umbaus der Energiemärkte<br />

werden mit Inkrafttreten der „Guideline<br />

on Electricity Balancing“ auch in<br />

Deutschland Regelarbeitsmärkte in der<br />

Sekundärregelenergie und der Minutenreserve<br />

eingeführt, was sich positiv für die<br />

Regelenergie-Vermarktung Erneuerbarer<br />

Energien auswirkt. Zusätzliches Plus: Damit<br />

wird das sogenannte Mischpreisverfahren<br />

abgeschafft, das Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />

und dabei vor allem Biogas<br />

deutlich benachteiligt hat. Zudem hat es<br />

zu signifikanten Kostensteigerungen in der<br />

Sekundärregelenergie sowie in der Minutenreserve<br />

geführt.<br />

Mit dem Mischpreisverfahren wurde im vergangenen<br />

Jahr eine Änderung hinsichtlich<br />

der Bezuschlagung bei der Bereitstellung<br />

von Regelenergie eingeführt, die konventionelle<br />

Anlagen systemisch bevorzugt.<br />

Erneuerbare-Energien-Anlagen werden aus<br />

dem Markt gedrängt – gerade jene Anlagen<br />

also, die in den vergangenen Jahren wesentlich<br />

zur Kostensenkung beigetragen haben.<br />

Zahlreiche Biogasanlagen führte das bereits<br />

ans Limit und zum Marktaustritt. Sie werden<br />

aber zwingend benötigt, im Versorgungssystem<br />

ebenso wie für den Klimaschutz.<br />

Erneuerbare Energien werden auch in der<br />

Regelenergie zunehmend konventionelle<br />

Kraftwerke ersetzen. Nun sollten ihnen aber<br />

mit wettbewerblichen Rahmenbedingungen<br />

auch die passenden Grundlagen geboten<br />

werden. Hierfür muss das gesamte Energieversorgungssystem<br />

Schritt für Schritt<br />

an die Erneuerbaren angepasst werden. Die<br />

Branche kann und will mehr Verantwortung<br />

übernehmen – sofern man sie lässt. Deshalb<br />

ist die Weiterentwicklung der Regelenergiemärkte<br />

besonders zu begrüßen.<br />

Der BEE drängt jedoch auf eine schnellere<br />

Umsetzung bei der Einführung der Regelarbeitsmärkte<br />

– am besten in drei bis sechs<br />

Monaten und spätestens bis Ende <strong>2019</strong>.<br />

Immerhin ist die EU-Guideline bereits seit<br />

2017 bekannt. Mit jedem Monat mehr summieren<br />

sich die negativen Auswirkungen<br />

des Mischpreisverfahrens: einerseits auf<br />

die Betreiber, vor allem von Biogasanlagen,<br />

und andererseits auf die Verbraucher, für<br />

die Mehrkosten entstehen. Der BEE hat mit<br />

seinen Fachverbänden Vorschläge entwickelt,<br />

um den Übergang zu gestalten.<br />

Hauptbestandteil der vorgeschlagenen<br />

Übergangsregelung ist die Bezuschlagung<br />

im Mischpreisverfahren, die anders<br />

geregelt werden soll, solange dieses noch<br />

gilt. Anstatt Arbeits- und Leistungspreise<br />

einfach zu vermischen, würde sich eine<br />

faire und ausbalancierte Bezuschlagung<br />

ergeben, verglichen mit heute. So sollte<br />

mit mehreren Gewichtungsfaktoren die<br />

Abrufwahrscheinlichkeit der letzten Quartale<br />

berücksichtigt werden, sodass die Zuschlagswahrscheinlichkeit<br />

für Erneuerbare<br />

wieder steigt. Auch die Bilanzkreistreue<br />

und die Systemsicherheit werden dadurch<br />

gestärkt. Das Verfahren kann relativ einfach<br />

in die Praxis umgesetzt werden, der Anpassungsbedarf<br />

ist minimal. Den Biogasanlagenbetreibern<br />

könnte auf diesem Weg sofort<br />

geholfen werden, bis schließlich das Mischpreisverfahren<br />

ganz abgeschafft ist.<br />

Warum wurde das Mischpreisverfahren<br />

überhaupt eingeführt? Grund waren im<br />

Herbst 2017 an einem einzigen Tag tatsächlich<br />

exorbitant hohe Arbeitspreise in<br />

manchen der gehandelten Viertelstunden<br />

in der Regelenergie. Dieser Ausschlag war<br />

problematisch, aber bislang einzigartig.<br />

Die Märkte haben auf Basis der damals<br />

bestehenden Regeln funktioniert und für<br />

eine weit kostengünstigere Regelenergiebereitstellung<br />

gesorgt. Dennoch hat die Bundesnetzagentur<br />

auf Betreiben der Übertragungsnetzbetreiber<br />

diesen Tag zum Anlass<br />

genommen, mit dem Mischpreisverfahren<br />

eine andere Preisbildung einzuführen.<br />

Das benachteiligt nun aber alle Anbieter<br />

mit strukturell hohen Liefer- und geringen<br />

Vorhaltekosten. Gerade sie sind es aber,<br />

die technisch und ökonomisch ideal geeignet<br />

sind, in sogenannten Peaker-Zeiten<br />

innerhalb der Regelenergie zu liefern. Da es<br />

derzeit wenige ökonomische Alternativen<br />

für diese Flexibilität gibt, würden sie im<br />

heutigen Mischpreisverfahren mittelfristig<br />

stillgelegt und damit auch nicht länger gehoben.<br />

Aus einem problematischen Einzelfall ist<br />

damit ein problematisches strukturelles<br />

Problem geworden, dessen Konsequenzen<br />

weit über den eigentlichen Regelungshintergrund<br />

hinauswirken. Und während Betreiber<br />

von Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />

aus dem Markt gedrängt werden, verzeichnen<br />

konventionelle Anlagen erhebliche Gewinne.<br />

Das ist für die gesamte Energiewende<br />

kontraproduktiv.<br />

Mit der Abschaffung des Mischpreisverfahrens<br />

verbessert sich die Struktur der Regelenergiemärkte<br />

für Erneuerbare spürbar.<br />

Sie werden wieder für die Belebung der<br />

Regelenergiemärkte und für ein effizientes<br />

und günstiges Regelenergiesystem sorgen.<br />

Davon profitieren auch die Verbraucher. Für<br />

die Anlagenbetreiber ist eine schnelle Lösung<br />

wichtig, damit sie nicht auf dem Weg<br />

dorthin aus dem Markt gedrängt werden.<br />

90


„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist sie zu gestalten.“ (Willy Brandt)<br />

www.biogas.org // www.schulungsverbund-biogas.de // www.biogas-convention.com<br />

– 1 –<br />

1<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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zu Besuch oder werden zum Wärmelieferanten?!<br />

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wir Energie brauchen,<br />

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Bestellnr.: KL-001<br />

für Mitglieder kostenlos<br />

Tel. 030 2758179-0<br />

Fax 030 2758179-29<br />

berlin@biogas.org<br />

Hauptstadtbüro<br />

Invalidenstr. 91<br />

10115 Berlin<br />

Dem Klimaschutz verpflichtet.<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstraße 12<br />

85356 Freising<br />

Tel. 08161 984660<br />

Fax 08161 984670<br />

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Engagiert. Aktiv. Vor Ort.<br />

Für Betreiber.<br />

Wissenschaftler.<br />

Hersteller.<br />

Institutionen.<br />

Interessierte.<br />

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Bi GaS Journal<br />

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Flexbetrieb: eine ökonomische<br />

Analyse S. 10 an den Fahrplanbetrieb S.<br />

Gasspeicher: Anforderungen<br />

30<br />

www.biogas.org Februar 2016<br />

Bi GaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

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ernst nehmen S. 12<br />

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Stadtwerke Rosenheim bilden<br />

Kleinanlagenpool S. 65<br />

Direkt vermarktung<br />

BHKW<br />

Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 5 073 | 19. Jahrgang<br />

Sicherheitsrelevante<br />

dokumentationspflichten S. 24<br />

d<br />

SoNdeRheFT<br />

www.biogas.org April 2016<br />

Bi gAS Journal<br />

Statements zum einsatz<br />

von Prozesshilfsstoffen S. 38<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Wildpflanzen: verbesserte<br />

Saatmischungen S. 6<br />

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BGJ Anlagensicherheit BUCH 2016.in d 1 25.01.16 12:10<br />

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und Quinoa S. 24<br />

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BGJ Energiepflanzen 2016 BUCH.in d 1 18.03.16 14:36<br />

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die Biogasnutzung in Deutschland<br />

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(englisch)<br />

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BIOGAS Wissen_2<br />

DIN A4-Format,<br />

68 Seiten<br />

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(deutsch)<br />

as kann immer<br />

s kann gespeichert und je nach Bedarf in Energie umgewandelt<br />

n – auch wenn mal kein Wind weht und keine Sonne scheint.<br />

abilisiert unsere Stromnetze und ist für die technische Umseter<br />

Energiewende von entscheidender Bedeutung.<br />

Energiedörfer mit Biogas<br />

Biogas eignet sich hervorragend für die<br />

lokale Energieversorgung – und für neue<br />

Energiekonzepte in Kommunen und<br />

Regionen. Zahlreiche Wärmenetze, die<br />

teilweise genossenschaftlich betrieben<br />

werden, unterstreichen dieses Potenzial.<br />

Regionale Wertschöpfung<br />

Biogasanlagen produzieren dort Energie,<br />

wo sie gebraucht wird: In den Regionen.<br />

Das Geld für den Bau, den Betrieb und<br />

die Instandhaltung der Anlagen bleibt<br />

vor Ort – und fließt nicht in die Taschen<br />

der Ölmultis. Das sichert die regionale<br />

Energieversorgung und ist ein aktiver<br />

Beitrag zur Friedenspolitik.<br />

... und artenreich<br />

Viele Landwirte verzichten freiwi lig auf einen Teil ihres Gasertrages und setzen<br />

Pflanzen ein, die einen ökologischen Mehrwert für Mensch und Natur haben.<br />

„Die Biogasnutzung bietet die Möglichkeit,<br />

unterschiedlichste Pflanzen sinnvoll anzubauen<br />

und damit einerseits den Boden und das<br />

Grundwasser zu schützen und andererseits die<br />

Artenvielfalt auf den Feldern zu erhöhen.<br />

Das sieht nicht nur schön aus – es ist auch<br />

ein wichtiger Beitrag für den dringend<br />

notwendigen Schutz unserer Insekten.“<br />

Peter Maske, Präsident Deutscher Imkerbund e.V.<br />

Über gezielte Agrar-Fördermaßnahmen könnte<br />

Biogas einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt<br />

leisten.<br />

Eine Übersicht über die zur Verfügung stehenden<br />

Alternativen Energiepflanzen bietet die Seite<br />

www.farbe-ins-feld.de<br />

Der Fachverband Biogas e.V. ist mit über<br />

4.800 Mitgliedern die größte deutsche<br />

und europä ische Interessenvertretung der<br />

Biogas-Branche.<br />

Ziel der Verbandsarbeit ist es, die Biogaserzeugung<br />

und -nutzung für die bundes weite<br />

Strom-, Wärme- und Kraftstoff versorgung zu<br />

erhalten und auszubauen.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. ist mit über<br />

4.700 Mitgliedern die größte deutsche und<br />

europäische Interessenvertretung der<br />

Biogas-Branche.<br />

Ziel der Verbandsarbeit ist es, die Biogaserzeugung<br />

und -nutzung für die bundesweite<br />

Strom-, Wärme- und Kraftstoffversorgung zu<br />

erhalten und auszubauen<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12<br />

85356 Freising<br />

A +49 (0)8161 984 660<br />

m info@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

Wissen_to go<br />

BIOGAS<br />

Biogas to go<br />

Artenvielfalt<br />

mit Biogas<br />

Handliche Fakten<br />

zur Biogasnutzung<br />

Biogas kann alles<br />

Biogas ist der vielseitigste erneuerbare Energieträger. Das umweltfreundliche<br />

Gas kann sowohl zur Strom- und Wärmegewinnung wie<br />

auch als Kraftstoff eingesetzt werden. Damit ist Biogas eine wichtige<br />

Säule für die bürgernahe und bezahlbare Energiewende!<br />

Strom aus Biogas<br />

Jetzt<br />

Biogas versorgt schon heute Millionen Haushalte in<br />

Deutschland mit klimafreundlichem Strom. Bei der<br />

Stromgewinnung im Blockheizkraftwerk entsteht automatisch<br />

auch Wärme.<br />

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Wärme aus Biogas<br />

Mit Biogaswärme können zum Beispiel private Haushalte,<br />

kommunale Einrichtungen wie Schulen, Schwimmbäder<br />

und Turnhallen, Gewerbebetriebe oder Gewächshäuser<br />

beheizt werden.<br />

Kraftstoff aus Biogas<br />

Zu Biomethan aufbereitetes Biogas kann als klimafreundlicher<br />

und effizienter Kraftstoff von jedem CNG<br />

(compressed natural gas)-Fahrzeug getankt werden. Mit<br />

dem Biomethanertrag von einem Hektar Wildpflanzen<br />

kann ein Pkw einmal um die Erde fahren.<br />

< - - - - - - - - - - - 116 mm - - - - - - - - - - - > < - - - - - - - - - - - 118 mm - - - - - - - - - - - >< - - - - - - - - - - - 118 mm - - - - - - - - - - - > < - - - - - - - - - - - 116 mm - - - - - - - - - - - ><br />

Das Recycling von Bioabfä len in Biogasanlagen findet über die Vergärung und Kompostierung<br />

statt. Durch biologische Abbauprozesse entsteht in den Fermentern aus<br />

den Kartoffelschalen, dem Pizzarest und dem abgelaufenen Joghurt der Energieträger<br />

Biogas. Übrig bleibt ein hochwertiger Dünger, das sogenannte Gärprodukt.<br />

Dieses liefert a le wichtigen Nähr- und Humusstoffe für das erneute Pflanzenwachstum.<br />

Damit schließt sich der Nährstoffkreislauf. Die Vergärung in Biogasanlagen<br />

steht damit ganz klar vor der Verbrennung oder Deponierung.<br />

tuFige<br />

ierAchie<br />

ndung<br />

eislauf)<br />

rgetische) Verwertung<br />

Faltblätter<br />

Biogas to go<br />

Handliche Fakten zur<br />

Fachverband e.V.<br />

Biogasnutzung<br />

Angerbrunnenstr. 12<br />

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2_Bestellnr.: BVK-44<br />

3_Bestellnr.: BVK-45<br />

„Wenn unsere Nahrung<br />

schon in der Tonne statt<br />

auf dem Teller landet, dann<br />

sollte sie wenigstens noch<br />

sinnvoll genutzt werden“<br />

Georg Hackl, Rode legende<br />

Der Fachverband Biogas e.V. ist mit über<br />

4.700 Mitgliedern die größte deutsche und<br />

europäische Interessenvertretung der<br />

Biogas-Branche.<br />

Ziel der Verbandsarbeit ist es, die Biogaserzeugung<br />

und –nutzung für die bundesweite<br />

Strom-, Wärme- und Kraftstoffversorgung zu<br />

erhalten und auszubauen.<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12<br />

85356 Freising<br />

A +49 (0)8161 984 660<br />

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www.biogas.org<br />

Wissen_to go<br />

BIOGAS<br />

Handliche Fakten<br />

zur Biogasnutzung<br />

Biogas ist bunt ...<br />

Biogas entsteht durch die Vergärung biogener Stoffe in einem luftdicht abgeschlossenen<br />

Behälter, dem sogenannten Fermenter. Vergoren werden kann fast a les,<br />

was biologischen Ursprungs ist: Gü le und Mist, Bioabfä le - oder Energiepflanzen.<br />

Letztere werden von den Landwirten extra angebaut. Ende 2017 wuchsen auf gut<br />

1,4 Mi lionen Hektar Energiepflanzen für den Einsatz<br />

in Biogasanlagen. Das sind rund acht Prozent<br />

der landwirtschaftlichen Nutzfläche.<br />

Fast jede Pflanze eignet sich für die Vergärung:<br />

bunte Wildblumen, weiß blühender Buchweizen<br />

oder die gelb blühende Durchwachsene Silphie.<br />

Sie unterscheiden sich jedoch in ihrem Gas- und<br />

damit Stromertrag. Aus einem Hektar Mais können<br />

ca. 21.000 Kilowattstunden Strom erzeugt<br />

werden. Bei der bunten Alternative Wildpflanzen<br />

liegt der Energieertrag etwa bei der Hälfte.<br />

Zahlreiche Institute und Hochschulen, aber auch<br />

viele Landwirte testen die verschiedensten Pflanzen<br />

auf ihre Biogastauglichkeit. In den letzten<br />

Jahren konnten dabei große Fortschritte erzielt<br />

werden und die Palette der potenzie len Energiepflanzen<br />

wächst kontinuierlich.<br />

Biogas aus<br />

Bioabfällen<br />

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und zum Download auf Vimeo<br />

Wo Lebensmittel erzeugt und verbraucht werden, entsteht immer auch Abfa l. Das<br />

wird sich nie ganz vermeiden lassen. Seien es die Kartoffelschalen bei der Chips-<br />

Herste lung, die nicht ganz aufgegessene Pizza im Restaurant oder der abgelaufene<br />

Joghurt im Kühlregal.<br />

In der 5-stufigen Abfa lhierarchie des Kreislaufwirtschaftgesetzes hat die<br />

Vermeidung von Abfä len höchste Priorität. Gefolgt von der Wiederverwendung<br />

von Lebensmitteln – beispielsweise durch die Tafeln.<br />

An dritter Ste le kommt das Recycling, um (Nährstoff)Kreisläufe zu<br />

schließen und das Abfallaufkommen zu reduzieren. Dann erst folgt<br />

die energetische Verwertung (z.B. in Mü lverbrennungsanlagen)<br />

und ganz am Ende steht die Beseitigung, sprich die Ablagerung<br />

oder Deponierung, die zu vermeiden ist. FÜNFs<br />

Eine DVD für Schulen kostenlos<br />

Bestellungen an:<br />

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ABFALLh<br />

1. Vermeidung<br />

2. Wiederverwe<br />

3. Recycling (Kr<br />

4. Sonstige (ene<br />

5. Beseitigung<br />

Bestellungen bitte per E-Mail an info@biogas.org<br />

91<br />

www.biogas.org


Recht<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Auf dem Gelände der Anlage, die<br />

Stedesand autark und genossenschaftlich<br />

mit Wärme versorgt. Von<br />

links: Ingo Böhm, Carsten F. Sörensen,<br />

Stephan Koth, Erik und Sina Steensen,<br />

Tobias Goldschmidt und Volquard<br />

Friedrichsen.<br />

Foto: Dirk Hansemann<br />

Energetisches Quartierskonzept bringt Biogasanlagenbetreiber<br />

und Bürger zusammen<br />

Hintergrund Quartierskonzept<br />

Förderprogramm: 432 der KfW „Energetische<br />

Stadtsanierung“<br />

Teil A: Quartierskonzept (Konzeptionierung)<br />

Teil B: Sanierungsmanagement (Umsetzungsbegleitung)<br />

Bundeszuschuss: 65 %<br />

Landeszuschuss: 20 %<br />

Eigenanteil der Gemeinde: 15 %<br />

Quartiersgröße „Ortsteil Stedesand“: etwa<br />

60 Hektar<br />

Quartierscharakter: Ein- und Zweifamilienhaus,<br />

rund 200 Gebäude aus den 1950er bis 1980er<br />

Jahren<br />

Ein Dorf macht Klimaschutz und vermeidet<br />

mit einem Wärmenetz 480 Tonnen CO 2<br />

pro Jahr durch Biogaswärme.<br />

Von Gerrit Müller-Rüster<br />

Mit der Errichtung einer Biogasanlage im<br />

Außenbereich der nordfriesischen Gemeinde<br />

Stedesand weckte Eric Steensen<br />

bereits 2010 großes Interesse in<br />

der Gemeinde, die entstehende Wärme<br />

im Dorf für die Beheizung von Wohngebäuden zu nutzen.<br />

Erst jetzt brachte das Quartierskonzept Betreiber<br />

und Gemeinde zusammen.<br />

Im Dezember 2018 wurde die<br />

Wärmeversorgung von 70 Liegenschaften<br />

aufgenommen.<br />

Mit der Biogasanlage gab der<br />

Landwirt den ersten Anstoß für<br />

Kennzahlen Biogasanlage<br />

Betreiber: Steensen Energy GmbH & Co. KG<br />

Inbetriebnahme Jahr: 2010<br />

Rohbiogasleitung: 3,5 Kilometer<br />

BHKW: 360 kW<br />

Flex-BHKW: 550 kW<br />

Investition für Versetzung und Flexibilisierung<br />

der BHKW: rund 1,0 Million Euro<br />

den kommunalen Klimaschutz – bereits in 2010 verfolgte<br />

man die Idee, im 3,5 Kilometer entfernten Ort<br />

Stedesand ein Satelliten-BHKW zu errichten und mit<br />

einer Rohbiogasleitung mit der Biogasanlage zu verbinden.<br />

Das Ziel, die Gebäude mit regenerativer Wärme zu<br />

versorgen, scheiterte jedoch damals an der mangelnden<br />

Rechtssicherheit bezüglich des Vergütungsstatus.<br />

Der Gedanke, die Wärme des Blockheizkraftwerks<br />

(BHKW) im Dorf zu nutzen, wurde aber nicht verworfen.<br />

Mit dem Förderprogramm 432 „Energetische<br />

Stadtsanierung“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

(KfW) wurde ein Planungs- und Umsetzungsinstrument<br />

gefunden, das ergebnisoffen eine unabhängige<br />

Entscheidungsgrundlage für Gemeinde, Bürger und<br />

Biogasanlagenbetreiber liefert.<br />

Kennzahlen Wärmenetz<br />

Betreiber: Wärmenetz Stedesand eG:<br />

Gründung: 9. November 2016<br />

Mitglieder (Stand 01/<strong>2019</strong>): 47 Mitglieder<br />

Anzahl der versorgten Liegenschaften: 70<br />

Netzlänge: 4,5 Kilometer<br />

Investition der Wärmenetz Stedesand eG: rund<br />

1,5 Millionen Euro<br />

Förderung für das Wärmenetz: rund 550.000 Euro<br />

Wärmearbeitspreis pro kWh: 7,74 ct/kWh inkl. USt.<br />

Wärmegrundpreis je kW: 39,67 € pro Monat bis<br />

25 kW Anschlussleistung inkl. USt.<br />

92


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Recht<br />

Foto: Dirk Hansemann<br />

Foto: Gerrit Müller-Rüster<br />

Einweihung Wärmenetz Stedesand: Zahlreiche Gäste ließen es sich nicht nehmen und nahmen<br />

am Schulweg in Stedesand die neue Anlage der Wärmenetz Stedesand eG in Augenschein.<br />

Einweihung Wärmenetz Stedesand: Der Biogasanlagenbetreiber<br />

Erik Steensen erläutert mit großer Freude die<br />

Anlagensteuerung seines neuen Flex-BHKW.<br />

Modellprojekt für kommunale Wärmewende<br />

Auf Initiative der Gemeindevertretung beauftragte die<br />

Gemeinde Stedesand im Jahr 2016 die Unternehmensberatung<br />

Treurat und Partner aus Kiel mit der<br />

Erstellung eines integrierten energetischen Quartierskonzeptes.<br />

Für die Erstellung und die Umsetzung des<br />

Konzeptes stellte die KfW mit dem Programm 432 der<br />

Gemeinde Stedesand einen Zuschuss in Höhe von 65<br />

Prozent zur Verfügung. Das Land Schleswig-Holstein<br />

stellte zusätzliche Fördermittel für das Konzept und<br />

die Umsetzungsbegleitung in Höhe von 20 Prozent<br />

zur Verfügung. Für Schleswig-Holstein war dies zum<br />

damaligen Zeitpunkt ein Modell- und Pilotprojekt für<br />

die kommunale Wärmewende. Ziel war es, geeignete<br />

Wege für ein klimaneutrales Leben und das Heben von<br />

Energieeffizienzpotenzialen im ländlichen Raum aufzuzeigen.<br />

Das Konzept lieferte dann die unabhängige Planungsgrundlage<br />

in der Gemeinde und diente den Bürgern als<br />

Entscheidungsgrundlage für die Gründung einer Genossenschaft.<br />

Mithilfe des Quartierskonzeptes wurde<br />

den Einwohnern des Dorfes Stedesand durch verschiedenen<br />

Workshops innerhalb von 12 Monaten die Idee<br />

einer genossenschaftlichen Wärmeversorgung vermittelt.<br />

Am 9. November 2016 war es soweit. Mit einer Gruppe<br />

von 15 Mitgliedern wurde die Wärmenetz Stedesand eG<br />

durch die Einwohner gegründet. Im Jahr 2017 wurde<br />

Treurat und Partner mit der Umsetzungsbegleitung beauftragt.<br />

Auch für diesen Auftrag setzte die Gemeinde<br />

Fördermittel des Förderprogramms 432 der KfW und<br />

des Landes Schleswig-Holstein in Höhe von insgesamt<br />

85 Prozent ein.<br />

Trotz Bundesförderung für die Investitionen in ein<br />

Wärmenetz ließ sich in einem Businessplan durch gestiegene<br />

Tiefbaukosten Ende 2017 kein wirtschaftlich<br />

umsetzbares Wärmenetz darstellen. Dank eines Zuschusses<br />

in Höhe von 100.000 Euro des Ministeriums<br />

für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und<br />

Digitalisierung (MELUND) konnte die Wirtschaftlich-<br />

BioConstruct plant, errichtet und betreibt seit 2001 mit aktuell<br />

100 Mitarbeitern Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer Energien in<br />

Deutschland und im europäischen Ausland. Wir sind ein inhabergeführtes<br />

Unternehmen und die weltweite Versorgung der Menschen<br />

mit Erneuerbaren Energien ist unsere gemeinsame Vision. Mit über<br />

400 errichteten Biogas- Windkraft- und Photovoltaikanlagen zählt<br />

BioConstruct zu den Marktführern in Europa.<br />

Zur tatkräftigen Unterstützung unseres Führungsteams suchen wir<br />

ab Juni <strong>2019</strong> eine(n) engagierte(n)<br />

Leiter Service (m/w/d)<br />

- Vollzeit -<br />

Detaillierte Stellenbeschreibungen finden Sie auf unserer Homepage<br />

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Wir freuen uns auf Sie!<br />

BioConstruct GmbH<br />

Personalabteilung<br />

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job@bioconstruct.de<br />

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93


Recht<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

keit hergestellt werden. Die Wärmenetz<br />

Stedesand beauftragte nach einer Ausschreibung<br />

ein Baukonsortium mit der<br />

Errichtung des rund 4,5 Kilometer langen<br />

Wärmenetzes.<br />

Hackschnitzelkessel liefert<br />

Prozesswärme für Fermenter<br />

Die Steensen Energy GmbH & Co. KG<br />

schloss mit der Wärmenetz Stedesand eG<br />

einen Vertrag über eine Wärmevollversorgung<br />

ab. Für die Wärmelieferung versetzte<br />

Eric Steensen sein BHKW von der Anlage<br />

zu einem neuen Standort im Dorf und stellte<br />

ein weiteres BHKW zur Sicherstellung<br />

eines flexiblen und bedarfsabhängigen Betriebs<br />

hinzu. Beide BHKW sind über eine<br />

Rohbiogasleitung mit der Anlage verbunden.<br />

Die Prozesswärme für die Fermenter<br />

am Anlagenstandort wird nun über einen<br />

Hackschnitzelkessel bereitgestellt. Die flexible<br />

Fahrweise der BHKW ermöglicht nicht<br />

nur bedarfsgerechte Stromerzeugung, sondern<br />

vor allem die bedarfsorientierte Wärmebereitstellung<br />

der angeschlossenen Liegenschaften.<br />

Nach einjähriger Bauzeit feierten die Anwohner<br />

von Stedesand, Vertreter der Baufirmen,<br />

Vertreter der örtlichen und überregionalen<br />

Politik am 12. Januar <strong>2019</strong> stolz<br />

und glücklich zusammen die Einweihung<br />

des Wärmenetzes. Bürgermeister Koth betonte:<br />

„ Die Höhen und Tiefen der Realisierung<br />

des Wärmnetzes konnten durch den<br />

gemeinsamen Willen, einen engagierten<br />

Vorstand, durch die professionelle Begleitung<br />

und die eingesetzten Fördermittel von<br />

Bund und Land gemeistert werden.“<br />

Steensen stellte überwältigt fest: „Unglaublich<br />

wie alle Beteiligten an einem<br />

Strang gezogen haben, um das Wärmenetz<br />

zu realisieren. Es gab Schwierigkeiten,<br />

aber auch immer wieder Lösungen!“ „Ein<br />

Leuchtturmprojekt, mit dem Sie auch zeigen,<br />

wie die Zukunft für Biogas aussehen<br />

kann“, betonte der Energiewendestaatssekretär<br />

Tobias Goldschmidt aus dem ME-<br />

LUND eine der Besonderheiten des Projektes.<br />

Das Wärmenetz versorgt seit Ende 2018<br />

private und öffentliche Liegenschaften.<br />

Die Wärmelieferung aus den BHKW verdrängt<br />

rund 150.000 Liter Heizöl pro Jahr.<br />

Das entspricht einer vermiedenen Menge<br />

von 480 Tonnen CO 2<br />

. Die angeschlossenen<br />

Haushalte erfüllen durch die Biogaswärme<br />

bereits im Jahr <strong>2019</strong> die klimapolitischen<br />

Ziele für das Jahr 2050 im Gebäudebereich.<br />

Das Wärmenetz führt außerdem zu<br />

einer regionalen Wertschöpfung von rund<br />

100.000 Euro pro Jahr, die nicht mehr<br />

über den Einkauf von Heizöl aus der Gemeinde<br />

abfließen. Die vorhandenen Kapazitäten<br />

bei den BHKW und dem Wärmenetz<br />

reichen aus, auch weitere Bürger an das<br />

Wärmenetz anzuschließen. Erste Interessenbekundungen<br />

liegen bereits vor.<br />

Autor<br />

Gerrit Müller-Rüster<br />

Treurat und Partner<br />

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94


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Recht<br />

Interview<br />

»TRAS-Regeln bilden Anhaltspunkte<br />

für behördliche Entscheidungen«<br />

Im Gespräch mit dem Rechtsanwalt Philipp Wernsmann über die neue TRAS 120.<br />

Interviewer: Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Biogas Journal: Wie ist die TRAS 120 rechtlich einzustufen?<br />

Philipp Wernsmann: Die „Technische Regel für Anlagensicherheit<br />

– TRAS 120“ ist von der Kommission<br />

für Anlagensicherheit beschlossen und am 21. Januar<br />

<strong>2019</strong> im Bundesanzeiger veröffentlicht worden. Die<br />

Kommission hat gemäß § 51a Absatz 2 Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

(BImSchG) zwei Aufgaben: Sie<br />

soll erstens regelmäßig oder aus besonderem Anlass<br />

gutachterlich Möglichkeiten zur Verbesserung der Anlagensicherheit<br />

aufzeigen und zweitens dem Stand der<br />

Sicherheitstechnik entsprechende Regeln unter Berücksichtigung<br />

der für andere Schutzziele vorhandenen<br />

Regeln vorschlagen.<br />

In § 3 Absatz 6 BImSchG wird der Begriff „Stand der<br />

Technik“ definiert als Entwicklungsstand fortschrittlicher<br />

Verfahren, Einrichtungen und Betriebsweisen mit<br />

praktischer Eignung unter anderem zur Begrenzung von<br />

Emissionen und Gewährleistung der Anlagensicherheit.<br />

Der „Stand der Sicherheitstechnik“ stellt sich insofern<br />

als ein Teilaspekt dar. In der Anlage zu § 3 Absatz 6<br />

BImSchG werden dazu einzelne Kriterien genannt.<br />

Die vorgeschlagenen Regeln sind Sachverständigenäußerungen<br />

der Kommission. Im Rahmen der behördlichen<br />

Entscheidung bilden sie einen Anhaltspunkt und<br />

haben indizielle Bedeutung. Der Stand der Technik<br />

beziehungsweise Sicherheitstechnik ist grundsätzlich<br />

gerichtlich überprüfbar und insofern nicht rechtsverbindlich<br />

wie beispielsweise eine Verordnung oder ein<br />

Gesetz.<br />

Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den auf Grundlage<br />

des § 48 BImSchG erlassenen „normkonkretisierenden“<br />

Verwaltungsvorschriften wie TA Luft oder TA<br />

Lärm, die für die Behörden im Grundsatz verbindlich<br />

und damit auch vom Anlagenbetreiber zu beachten<br />

sind.<br />

Biogas Journal: Kann die TRAS 120 und deren Anwendung<br />

pauschal seitens der Vollzugsbehörden in Genehmigungsbescheiden<br />

oder Anordnungen gefordert<br />

werden?<br />

Wernsmann: Die TRAS 120 beansprucht keine unmittelbare<br />

Anwendbarkeit, sondern will den Stand der<br />

Technik/Sicherheitstechnik dokumentieren und als<br />

95


Recht<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Erkenntnisquelle dienen. Wird durch Verwaltungserlass<br />

die Anwendung verbindlich<br />

angeordnet, so müssen die Vollzugsbehörden<br />

sie verbindlich anwenden.<br />

In der Praxis wird die TRAS 120 so oder<br />

so praktische Wirkung entfalten, da hier<br />

umfassende technische und organisatorische<br />

Vorgaben für die Errichtung und den<br />

Betrieb von Biogasanlagen verschriftlicht<br />

sind. War bisher die Behörde im Begründungszwang,<br />

wenn sie über die bisherige<br />

Praxis hinaus weitergehende Anforderungen<br />

stellen wollte, so wird künftig der Anlagenbetreiber<br />

begründen müssen, warum er<br />

von bestimmten Anforderungen der TRAS<br />

120 abweichen will.<br />

Im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens<br />

wird geprüft, ob die Anlagen, die<br />

dem BImSchG beziehungsweise der 12.<br />

Bundes-Immissionsschutzverordnung<br />

(BImSchV) (Störfall-Verordnung) unterliegen,<br />

den Stand der Technik beziehungsweise<br />

Sicherheitstechnik einhalten (vgl.<br />

§ 5 Absatz 1 Nr. 2 BImSchG). Für neu zu<br />

errichtende Anlagen wird die TRAS 120<br />

vorrangig zu beachten sein.<br />

Eine Nachrüstung für bestehende Anlagen<br />

kann die Behörde gemäß § 17 BImSchG<br />

nachträglich anordnen, wenn die Allgemeinheit<br />

oder die Nachbarschaft nicht vor<br />

schädlichen Umwelteinwirkungen oder<br />

sonstigen Gefahren ausreichend geschützt<br />

ist. Sie muss dann aber die Verhältnismäßigkeit,<br />

also den Aufwand und deren Kosten<br />

im Vergleich zu dem angestrebten Erfolg<br />

besonders prüfen und beachten.<br />

Soll eine Anlage wesentlich geändert<br />

werden, beispielsweise weil ein weiteres<br />

BHKW zur Flexibilisierung oder ein neues<br />

Gärproduktlager geplant ist, ist eine Änderungsgenehmigung<br />

nach § 16 BImSchG zu<br />

Abgaswärmetauscher<br />

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beantragen. Behörden neigen dazu, den<br />

aktuellen Stand der Technik in der Änderungsgenehmigung<br />

festzuschreiben, und<br />

zwar auch für Anlagenteile, die unverändert<br />

bleiben sollen. Hier ist es für die Anlagenbetreiber<br />

besonders wichtig, in den Antragsunterlagen<br />

den Gegenstand der Änderungsgenehmigung<br />

sorgfältig festzulegen<br />

und die schließlich erteilte Genehmigung<br />

und deren Nebenbestimmungen genauestens<br />

zu prüfen, besonders im Hinblick auf<br />

Auswirkungen für die bestehende und unveränderte<br />

Anlage.<br />

Biogas Journal: Wie ist mit überschneidenden<br />

anderen technischen und/oder<br />

rechtlichen Regelwerken, wie zum Beispiel<br />

der TRGS 529 oder der BetrSichV etc. (Arbeitsschutz),<br />

im Verhältnis zur TRAS 120<br />

umzugehen?<br />

Wernsmann: Grundsätzlich sind sämtliche<br />

technischen und rechtlichen Regelwerke<br />

zu beachten. Die Anwendung der Regelwerke<br />

auf die einzelne Biogasanlage erfolgt<br />

zunächst durch die jeweilige Genehmigung<br />

oder Anordnung der Behörde und im Betrieb<br />

der Anlage durch die regelmäßigen<br />

Prüfungen der Sachverständigen. Ergeben<br />

sich widersprüchliche Anforderungen, sollte<br />

dieser Punkt mit der Behörde oder dem<br />

Gutachter offen angesprochen werden.<br />

Biogas Journal: Was ist zu tun, wenn nachweislich<br />

der Stand der Technik, wie zum<br />

Beispiel in der TRAS 120, falsch wiedergegeben<br />

ist?<br />

Wernsmann: Da die TRAS 120 keine<br />

Rechtsnorm ist, kann sie nicht zum Gegenstand<br />

einer Klage gemacht werden. §<br />

51a Absatz 1 BImSchG verpflichtet die<br />

Kommission, regelmäßig spätestens nach<br />

fünf Jahren eine Überprüfung der<br />

sicherheitstechnischen Regeln vorzunehmen.<br />

Die Branche – also Hersteller,<br />

Planer, Betreiber und Gutachter<br />

– ist daher dazu aufgerufen,<br />

in den Gremien ihren Sachverstand<br />

einzubringen.<br />

Wird seitens der Behörde unter Bezugnahme<br />

auf die TRAS 120 eine<br />

bestimmte Maßnahme oder Ausführung<br />

gefordert, die nicht dem<br />

Stand der Technik entspricht oder<br />

wesentlich darüber hinausgeht,<br />

so sollte der Anlagenbetreiber mit<br />

sachverständiger Hilfe den Stand<br />

der Technik darlegen. Erforderlichenfalls<br />

muss er versuchen, seine Ansicht<br />

vor Gericht durchzusetzen. Der Stand der<br />

Technik ist eine dem Sachverständigenbeweis<br />

zugängliche Tatsachenfrage.<br />

Biogas Journal: Welche Stellung hat die<br />

TRAS 120 und der Stand der Technik<br />

bezüglich einer werkvertraglichen Einstufung?<br />

Ist eine Missachtung der TRAS 120<br />

von Fachfirmen per se ein Mangel?<br />

Wernsmann: Ob ein Mangel vorliegt, ist<br />

vorrangig danach zu beurteilen, was vertraglich<br />

zur Beschaffenheit vereinbart<br />

wurde. Grundsätzlich ist der Unternehmer<br />

aber verpflichtet, die anerkannten Regeln<br />

der Technik zu beachten. Beim Bauvertrag<br />

nach VOB/B gehören die anerkannten<br />

Regeln der Technik zur vertraglich vereinbarten<br />

Beschaffenheit, wenn die Vertragsparteien<br />

nicht ausdrücklich Abweichendes<br />

vereinbaren.<br />

Der Stand der Technik wird gegenüber den<br />

anerkannten Regeln der Technik teilweise<br />

als ein weitergehender fortschrittlicher<br />

Entwicklungsstand verstanden. Damit liegt<br />

bei abweichender Ausführung nicht zwingend<br />

ein Mangel vor, kann aber als Indiz<br />

dafür gewertet werden. Diese Frage wird im<br />

Streitfall durch Sachverständigengutachten<br />

entschieden werden.<br />

Anlagenbetreibern, die die Anforderungen<br />

der TRAS 120 einhalten wollen oder<br />

müssen, ist daher zu raten, die konkreten<br />

Anforderungen vertraglich ausdrücklich zu<br />

vereinbaren. Beispielsweise fordert die Nr.<br />

2.2.1 Absatz 6 TRAS 120 die Trennung von<br />

Maschinen- und Elektroräumen. Das kann<br />

beim Kauf eines neuen BHKW bereits verbindlich<br />

festgelegt werden. Damit können<br />

zwar höhere Kosten verbunden sein, aber<br />

der Anlagenbetreiber erfüllt dann jedenfalls<br />

den Stand der Technik und muss nicht<br />

in Zukunft möglicherweise kostenträchtiger<br />

nachrüsten.<br />

Biogas Journal: Können der Stand der<br />

Technik und der Stand der Sicherheitstechnik<br />

in einem Technischen Regelwerk<br />

vermischt werden?<br />

Wernsmann: Die TRAS 120 beansprucht<br />

für sich, sowohl den Stand der Technik als<br />

auch der Sicherheitstechnik zu beschreiben<br />

beziehungsweise festzulegen. Ob aufgrund<br />

der terminologischen Unklarheiten<br />

beziehungsweise unklaren Abgrenzung zwischen<br />

Technik und Sicherheitstechnik eine<br />

Kompetenzüberschreitung der Kommissi-<br />

96


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Recht<br />

on angenommen und damit die Anwendbarkeit<br />

im Einzelfall verneint werden kann,<br />

ist allerdings fraglich. Denn die Kriterien<br />

in der Anlage zu § 3 Nr. 6 BImSchG zum<br />

Stand der Technik verweisen in Nr. 4 beispielsweise<br />

auf „vergleichbare Verfahren,<br />

Vorrichtungen und Betriebsmethoden, die<br />

mit Erfolg im Betrieb erprobt wurden“, aber<br />

auch in Nr. 11 auf die „Notwendigkeit, Unfälle<br />

vorzubeugen und deren Folgen für den<br />

Menschen und die Umwelt zu verringern“.<br />

Biogas Journal: Was ist bei nicht am Markt<br />

verfügbaren Materialien und Komponenten<br />

aus rechtlicher Sicht zu tun, um vom Stand<br />

der Technik/Stand der Sicherheitstechnik<br />

abzuweichen?<br />

Wernsmann: Das Recht kann nur fordern,<br />

was tatsächlich umsetzbar ist. Was umsetzbar<br />

ist, muss im Einzelfall geprüft werden.<br />

Wenn bestimmte Materialien oder Komponenten<br />

am Markt nicht verfügbar sind, so<br />

sind diese offenbar auch nicht der Stand<br />

der Technik.<br />

Biogas Journal: Können in den Obliegenheitspflichten<br />

von Versicherungen pauschale<br />

Anforderungen zur Einhaltung der<br />

TRAS 120 definiert werden?<br />

Wernsmann: Vielfach wird in den Versicherungsverträgen<br />

abstrakt auf gesetzliche<br />

oder behördliche Sicherheitsvorschriften<br />

Bezug genommen, aber nicht auf einzelne<br />

technische Regelwerke. Eine pauschale<br />

Verpflichtung zur Einhaltung sämtlicher<br />

Vorgaben der TRAS 120 ergibt sich daraus<br />

nicht. Erlässt die Behörde allerdings eine<br />

konkrete Anordnung zur Umsetzung bestimmter<br />

Vorgaben oder legt die Versicherung<br />

konkrete Pflichten fest (beispielsweise<br />

bestimmte Prüfungsintervalle), kann bei<br />

versäumter Umsetzung die Versicherung<br />

leistungsfrei werden.<br />

Biogas Journal: Was bedeutet das jetzt konkret<br />

für die Praxis?<br />

Wernsmann: Anlagenbetreibern ist anzuraten,<br />

sich mit den neuen Anforderungen<br />

auseinanderzusetzen und insbesondere im<br />

Vorfeld anstehender wiederkehrender Prüfungen<br />

nach § 29a BImSchG beziehungsweise<br />

§ 16 BetrSichV mit dem Sachverständigen<br />

das Gespräch zu suchen. Denn<br />

sobald die einzureichenden Gutachten<br />

Mängel deswegen benennen, weil die neuen<br />

Anforderungen der TRAS 120 nicht erfüllt<br />

werden, wird behördlicherseits deren<br />

Beseitigung gefordert.<br />

Im Rahmen von Genehmigungen und behördlichen<br />

Anordnungen ist zu prüfen, ob<br />

die Anforderungen der TRAS 120 im Einzelfall<br />

technisch umsetzbar und verhältnismäßig<br />

sind. Im Rahmen von Genehmigungsverfahren<br />

für neue Anlagen ist eine<br />

vorherige Besprechung mit der Behörde zu<br />

empfehlen, um zu klären, ob und in welchem<br />

Umfang TRAS 120 für die konkrete<br />

Biogasanlage relevant ist.<br />

Biogas Journal: Herr Wernsmann, vielen<br />

Dank für das Gespräch!<br />

Interviewer<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

0 54 09/90 69 426<br />

martin.bensmann@biogas.org<br />

Fotos: www.landpixel.eu<br />

97


Recht<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Clearingstelle EEG | KWKG<br />

Voten zum Landschaftspflege-Bonus<br />

und zur Vergütungsverringerung bei<br />

Meldeverstößen veröffentlicht<br />

Die Clearingstelle EEG|KWKG hat in zwei Voten Fragen zum Landschaftspflegebonus sowie<br />

zu den Rechtsfolgen bei einem Meldeverstoß und Vorlage des Einsatzstoff-Tagebuchs nach<br />

dem 28. Februar beantwortet.<br />

Von Beatrice Brunner und Elena Richter<br />

Votum zum Landschaftspflegebonus: Im Votum<br />

2018/15 (abrufbar unter https://www.<br />

clearingstelle-eeg-kwkg.de/votv/2018/15)<br />

hat die Clearingstelle geklärt, dass Zwischenfrüchte<br />

und Untersaaten von Ackerflächen<br />

kein „Landschaftspflegematerial“ im Sinne<br />

von Anlage 3 Nummer 5 der Biomasseverordnung aus<br />

2012 (BiomasseV 2012) sind. Diese Definition von<br />

Landschaftspflegematerial wurde für die Biomassevergütung<br />

des EEG 2012 geschaffen. Seit dem Inkrafttreten<br />

des EEG 2014 gilt sie aber auch für den sogenannten<br />

Landschaftspflege-Bonus des EEG 2009.<br />

Der Wortlaut der Definition ist zwar nicht eindeutig, da<br />

er mehrere konkretisierungsbedürftige Begriffe enthält:<br />

So gelten als Landschaftspflegematerial<br />

„alle Materialien, die bei Maßnahmen anfallen,<br />

die vorrangig und überwiegend den Zielen des<br />

Naturschutzes und der Landschaftspflege im Sinne<br />

des Bundesnaturschutzgesetzes dienen und nicht<br />

gezielt angebaut wurden. Marktfrüchte wie Mais,<br />

Raps oder Getreide sowie Grünschnitt aus der<br />

privaten oder öffentlichen Garten- und Parkpflege<br />

oder aus Straßenbegleitgrün, Grünschnitt<br />

von Flughafengrünland und Abstandsflächen in<br />

Industrie- und Gewerbegebieten zählen nicht als<br />

Landschaftspflegematerial. Als Landschaftspflegegras<br />

gilt nur Grünschnitt von maximal zweischürigem<br />

Grünland.“<br />

Der Vergleich mit den übrigen Kategorien der BiomasseV<br />

2012 bestätigt jedoch, dass der Gesetzgeber<br />

den Anbau von Zwischenfrüchten und Untersaaten<br />

zur Gründüngung und Winterbegrünung von Ackerflächen,<br />

auf denen im Übrigen Marktfrüchte angebaut<br />

werden, eher der guten fachlichen Praxis im Ackerbau<br />

zugeordnet hat und nicht „überwiegend und vorrangig“<br />

dem Naturschutz und der Landschaftspflege im<br />

Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes beziehungsweise<br />

der Kategorie „Landschaftspflegematerial“ der<br />

Biomasseverordnung aus 2012. Beispielsweise sind<br />

„Ackerrandstreifen“, „Kleegras und Luzernegras als<br />

Zwischenfrüchte von Ackerstandorten“ oder „Grünroggen“<br />

ausdrücklich in anderen Kategorien als das Landschaftspflegematerial<br />

aufgeführt. Ähnliches ergibt sich<br />

teils auch aus der Definition selber, derzufolge zum<br />

Beispiel nur Gräser von maximal zweischürigem Grünland,<br />

nicht aber Gräser von Ackerflächen Landschaftspflegematerial<br />

sind.<br />

Zudem sollte die BiomasseV 2012 den im EEG 2009<br />

umstrittenen Begriff des Landschaftspflegematerials<br />

ausdrücklich enger fassen und hierbei Marktfrüchte<br />

wie Mais ausschließen, auch wenn sie unter Beachtung<br />

beispielsweise von Agrarumweltprogrammen angebaut<br />

werden. Dies legt nahe, dass auch Pflanzen, die den<br />

Anbau von Marktfrüchten auf Ackerflächen natur- und<br />

umweltfreundlicher gestalten, kein Landschaftspflegematerial<br />

im Sinne der BiomasseV 2012 sein sollten.<br />

Votum zu Meldeverstößen und<br />

Einsatzstoff-Tagebuch<br />

Im Votum 2018/36 (abrufbar unter https://www.clearingstelle-eeg-kwkg.de/votv/2018/36)<br />

war zu klären,<br />

ob im konkreten Einzelfall das Einsatzstoff-Tagebuch<br />

bis zum 28. Februar vorzulegen war, damit die abgemilderte<br />

Sanktion in § 52 Absatz 3 Nummer 1 EEG 2017<br />

anwendbar ist.<br />

Dies hat die Clearingstelle verneint. Denn das Einsatzstoff-Tagebuch<br />

war im konkreten Fall kein für die Endabrechnung<br />

erforderliches Datum im Sinne des § 71<br />

Nummer 1 EEG 2017. Somit lag kein Doppelverstoß<br />

vor (zum „Doppelverstoß“ vgl. Clearingstelle, Hinweis<br />

v. 09.05.2018 – 2018/4, abrufbar unter https://www.<br />

clearingstelle-eeg-kwkg.de/hinwv/2018/4, Randnummer<br />

28 ff.), und daher war die Vergütung nur um 20<br />

Prozent zu verringern.<br />

Was war passiert? Der Anlagenbetreiber nahm die Biogasanlage<br />

im Dezember 2014 im Beisein des Netzbetreibers<br />

in Betrieb. Es handelte sich um eine kleine<br />

Gülleanlage mit einer installierten Leistung von 75 kW,<br />

in der mindestens 80 Masseprozent Gülle eingesetzt<br />

werden. Hierzu meldete der Anlagenbetreiber dem<br />

Netzbetreiber die eingesetzten Stoffe und die Vergü-<br />

98


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Recht<br />

tungsklasse. Der Netzbetreiber war Messstellenbetreiber.<br />

Bis zum 28. Februar 2015 lagen dem Netzbetreiber<br />

alle relevanten Daten für die Endabrechnung vor.<br />

Nur der Nachweis durch das Einsatzstoff-Tagebuch<br />

über die eingesetzten Stoffe wurde erst im April 2015<br />

geführt. Zudem wurde die Anlage erst im März 2015<br />

an das Register gemeldet. Die Parteien stritten über die<br />

Höhe der Verringerung des Zahlungsanspruchs.<br />

Entscheidung: Der Vergütungsanspruch des Anlagenbetreibers<br />

war wegen fehlender Registermeldung nicht<br />

auf null, sondern nur um 20 Prozent zu verringern. Diese<br />

abgemilderte Sanktion aus § 52 Absatz 3 Nummer 1<br />

EEG 2017 war anwendbar, weil die Kalenderjahresmeldung<br />

rechtzeitig erfolgt war. Denn dem Netzbetreiber<br />

waren die für die Kalenderjahresabrechnung erforderlichen<br />

Daten gemäß § 71 Nummer 1 EEG 2017 – insbesondere<br />

das Inbetriebnahmedatum, die Anlagenleistung,<br />

die eingespeiste Strommenge und auch die<br />

Einsatzstoffe beziehungsweise der (Mindest-)Umfang<br />

der eingesetzten Gülle – bekannt. Auf die Nachweisführung<br />

durch die Vorlage des Einsatzstoff-Tagebuchs<br />

kam es daher für die Vergütungshöhe im konkreten Fall<br />

nicht mehr an.<br />

Anlagenbetreiber sollten jedoch beachten, dass der<br />

Netzbetreiber die Biomasse-Vergütung (in voller oder<br />

verringerter Höhe) erst ab dem Zeitpunkt auszahlen<br />

kann, ab dem das Einsatzstoff-Tagebuch vorgelegt wird<br />

(§ 44c Absatz 1 EEG 2017). Bei Anlagen, die flüssige<br />

Biomasse einsetzen, gelten zudem besondere Sanktionen,<br />

wenn das Einsatzstoff-Tagebuch nicht vorgelegt<br />

wird (§ 44c Absatz 3 EEG 2017).<br />

Autorinnen<br />

Beatrice Brunner und Elena Richter<br />

Mitglieder der Clearingstelle EEG|KWKG<br />

Charlottenstr. 65 · 10117 Berlin<br />

030/206 14 16-0<br />

post@clearingstelle-eeg-kwkg.de<br />

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99


Produktnews<br />

Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Neues MWM Gasaggregat TCG 3020 V20<br />

Caterpillar Energy Solutions hat am Jahresanfang<br />

sein neues Gasaggregat MWM<br />

TCG 3020 V20 vorgestellt. Es zeichnet<br />

sich durch mehr Leistung und einen reduzierten<br />

Ölverbrauch aus. Zudem verfügt es<br />

über einen elektrischen Wirkungsgrad von<br />

bis zu 45 Prozent. Die Kombination aus<br />

sehr hoher Effizienz, Zuverlässigkeit und<br />

Leistungsfähigkeit macht den TCG 3020<br />

V20 zum Allround-Talent unter den Gasmotoren.<br />

Dank seines kompakten Designs erreicht<br />

das neue MWM Gasaggregat TCG 3020<br />

V20 mit einer Leistung von 2.300 Kilowatt<br />

(kW el<br />

) eine bis zu 15 Prozent höhere<br />

Ausgangsleistung als sein Vorgängermodell.<br />

Dabei besticht es nicht nur durch<br />

einen stark reduzierten Ölverbrauch von<br />

0,15 Gramm pro Kilowattstunde elektrische<br />

Leistung bei hohen Wirkungsgraden,<br />

sondern gleichzeitig durch geringere Wartungs-<br />

und Installationskosten.<br />

Der TCG 3020 V20 ist für Anwendungsbereiche<br />

mit Erdgas, Biogas, Deponie- und<br />

Propangas flexibel einsetzbar. Mit bis zu<br />

45 Prozent bei Erdgas- und 43,6 Prozent<br />

bei Biogas-Anwendungen bietet das neue<br />

MWM Stromaggregat beste elektrische Wirkungsgrade.<br />

Der Gesamtwirkungsgrad liegt<br />

im Erdgasbetrieb bei mehr als 87 Prozent.<br />

Durch die selbstentwickelte digitale Kraftwerkssteuerung<br />

TPEM (Total Plant & Energy<br />

Management) werden alle Daten zur<br />

Steuerung von Aggregat und Anlage in einem<br />

System zusammengefasst.<br />

Kontakt: Caterpillar Energy Solutions GmbH<br />

Carl-Benz-Str. 1, 68167 Mannheim<br />

Tel. 0621/384-0, info@mwm.net<br />

www.caterpillar-energy-solutions.de<br />

Foto: Caterpillar<br />

ALGEACELL: Prozessoptimierung mit der Kraft der Algen<br />

Neue 3-in-1-Biogassonde<br />

Vaisala, ein weltweit führender Anbieter von<br />

Umwelt- und Industriemessungen, präsentierte<br />

am Jahresanfang die weltweit erste<br />

3-in-1-Sonde für In-Situ-Biogasmessungen.<br />

Die einzigartige Multigas-Messsonde Vaisala<br />

MGP261 misst kontinuierlich Methan, Kohlendioxid<br />

und Feuchte direkt in der Prozessleitung<br />

der Biogasanlage. Die Sonde ist optimiert<br />

für Biogasproduktionsprozesse wie die<br />

anaeroben Vergärung von Abfällen aus der<br />

Landwirtschaft, der Industrie und von Kommunen<br />

sowie für die Nutzung von Deponiegas.<br />

MGP261 basiert auf der patentierten<br />

Vaisala CARBOCAP-Sensortechnologie, die<br />

im Laufe der 20-jährigen Erfolgsgeschichte<br />

des Unternehmens mit Infrarot-Gasmessungen<br />

entwickelt wurde.<br />

Schaumann BioEnergy nutzt bereits seit<br />

Jahren die positiven Eigenschaften der<br />

Braunalge zur Prozessoptimierung in<br />

Biogasanlagen. Mittels einer neuartigen<br />

Aufschlusstechnologie ist es gelungen,<br />

Rohalgen noch schonender und effizienter<br />

aufzuschließen, sodass nicht nur die Alginate<br />

in optimaler Form vorliegen, sondern<br />

auch noch weitere in der Alge enthaltene<br />

Wirkstoffe zur Verfügung stehen (z. B. Phytohormone<br />

und Laminarin).<br />

Das erweiterte Wirkspektrum von ALGE-<br />

ACELL ist bereits durch zahlreiche Laborergebnisse<br />

und Versuche im Technikum sowie<br />

in Feldtests belegt. Besonders Anlagen mit<br />

einem hohen Anteil an Wirtschaftsdüngern<br />

und unvollständigem Abbau aufgrund erhöhter<br />

Stickstoffgehalte oder kurzer Verweildauer<br />

erreichen durch den Einsatz von<br />

ALGEACELL eine signifikante Zunahme der<br />

Biogasproduktion.<br />

Gerade in futterknappen Zeiten bietet das<br />

neue Produkt die Möglichkeit, mehr Energie<br />

aus den verfügbaren Substraten herauszuholen<br />

und gleichzeitig den Anteil an Wirtschaftsdüngern<br />

im Substratmix zu erhöhen.<br />

Kontakt: Schaumann BioEnergy GmbH<br />

An der Mühlenau 4, 25421 Pinneberg<br />

Tel. 04101/218-5400, info@schaumann-bioenergy.eu<br />

www.schaumann-bioenergy.eu<br />

Die neue Sonde liefert Echtzeitmesswerte<br />

der Gaszusammensetzung ohne Probenahme<br />

oder -behandlung. Mit ihrer präzisen<br />

und stabilen Methanmessung unterstützt<br />

die kompakte und zuverlässige Sonde Betreiber<br />

von Biogasanlagen dabei, eine umfassende<br />

Kontrolle über ihren Prozess zu<br />

erlangen und die Leistung des Blockheizkraftwerks<br />

(BHKW) zu optimieren. Mit der<br />

MGP261 können die Anwender zudem die<br />

Feuchte kontrollieren, um den Verschleiß<br />

der BHKW-Motoren und Prozesskomponenten<br />

zu reduzieren.<br />

Die benutzer- und installationsfreundliche<br />

MGP261-Sonde kann in jedes bestehende<br />

System integriert werden. Die In-Line-Installation<br />

macht eine Probenahme und -behandlung<br />

überflüssig und ermöglicht Messungen<br />

ohne Entnahmeleitungen, Pumpen<br />

oder Entfeuchtersysteme. Die Sonde ist bis<br />

Ex-Zone 0 innerhalb von Rohrleitungen und<br />

bis Ex-Zone 1 außerhalb von Rohrleitungen<br />

zertifiziert.<br />

Kontakt: www.vaisala.com<br />

Foto: Vaisala Foto: Schaumann BioEnergy GmbH<br />

100


Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

Produktnews<br />

Rechtsanwälte und Notare<br />

Seit vielen Jahren beraten und vertreten wir vornehmlich<br />

Betreiber und Planer kompetent und umfassend im<br />

- Recht der Erneuerbaren<br />

- Energien<br />

- Vertragsrecht<br />

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RAuN Andreas Schäfermeier**<br />

RA W. Andreas Lahme*<br />

RA Dr. Oliver Frank*<br />

RA Martina Beese<br />

RA Dr. Mathias Schäferhoff<br />

RA Daniel Birkhölzer*<br />

RAuN Katharina Vieweg-Puschmann LL.M.<br />

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* Fachanwalt für Verwaltungsrecht<br />

** Fachanwalt für Insolvenzrecht<br />

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Biogas Journal | 3_<strong>2019</strong><br />

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Herausgeber:<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />

Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit)<br />

Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

Fax: 0 81 61/98 46 70<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Internet: www.biogas.org<br />

ISSN 1619-8913<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Anzeigenverwaltung & Layout:<br />

bigbenreklamebureau GmbH<br />

An der Surheide 29 · 28870 Ottersberg-Fischerhude<br />

Tel. 0 42 93/890 89-0<br />

Fax: 0 42 93/890 89-29<br />

E-Mail: info@bb-rb.de<br />

Internet: www.bb-rb.de<br />

Franz Eisele u. Söhne GmbH & Co. KG<br />

www.eisele.de<br />

Druck: Druckhaus Fromm, Osnabrück<br />

Das BIOGAS Journal erscheint sechsmal im Jahr auf Deutsch.<br />

Zusätzlich erscheinen zwei Ausgaben in englischer Sprache.<br />

Pumpen & Rührwerke<br />

Hauptstrasse 2-4 72488 Sigmaringen Tel.: +49 (0)7571 / 109-0 info@eisele.de<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />

die Meinung des Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der<br />

Position des Fachverbandes Biogas e.V. übereinstimmen muss.<br />

Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet,<br />

Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-Rom nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen an die Redaktion<br />

wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung<br />

vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen<br />

wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe sinnerhaltend zu kürzen.<br />

102


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Schutz vor Ausfällung durch<br />

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Verschleiß des Basismaterials der Elektrode, was zu einer<br />

erhöhten elektrischen und mechanischen Belastbarkeit und<br />

Lebensdauer führt. Das längere Isolator-Design bietet zudem<br />

besten Schutz gegen Funkenüberschläge.<br />

Längeres Isolator-Design für besten Schutz vor<br />

Funkenüberschlag<br />

Unterdrückung elektromagnetischer Beeinflussung (EMB)<br />

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Lignin 5,3 %<br />

Zucker 3,2 %<br />

Protein 15,5 %<br />

Fett 3,9 %<br />

Sonstiges 29,9 %<br />

Maximierung des Gras-Anteils im Substratmix<br />

Verbesserte Substartausnutzung<br />

Vermeidung von Schwimm- und Sinkschichten<br />

Verbesserung der Fließfähigkeit<br />

Reduzierter Verschleiß an der Technik<br />

Verringerung des Eigenstrombedarfs<br />

Einsparung von Substraten und Gärrest<br />

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Einstellung der Motoren zum Messtermin)<br />

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