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2_2019 Leseprobe

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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 22. Jahrgang<br />

2_<strong>2019</strong><br />

Bi<br />

GaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Biomassepreisvergleich:<br />

Dürre 2018 mit Folgen S. 40<br />

Strohaufschluss: „Light Cooking“<br />

überrascht S. 56<br />

Argentinien:<br />

Reisebericht S. 74<br />

Anlagen<br />

sicherheit


Inhalt<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Editorial<br />

Deckel weg,<br />

Bremsen lösen,<br />

Gas geben!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wir stehen im Jahr <strong>2019</strong> vor entscheidenden energiepolitischen<br />

Weichenstellungen. Der erste wichtige Meilenstein,<br />

der erreicht wurde, ist der gefundene Kompromiss<br />

der Kommission für Wachstum, Strukturwandel<br />

und Beschäftigung (kurz: Kohlekommission) zur Beendigung<br />

der Kohleverstromung in Deutschland. Es ist ein<br />

breiter Konsens, da sehr viele Gruppierungen aus der<br />

Gesellschaft diesen Kompromiss gemeinsam erarbeitet<br />

haben.<br />

Die Bundesregierung ist nun am Zug. Sie muss die formulierten<br />

Ziele – so auch das 65-Prozent-Ziel für Erneuerbare<br />

Energien in der Stromversorgung bis 2030 – mit<br />

einem entsprechenden Rechtsrahmen so ausgestalten,<br />

dass die Arbeit der Kommission nicht vergebens war.<br />

Ein Verwässern oder Aufweichen oder gar ein Verschleppen<br />

in der Umsetzung der Ziele ist nicht akzeptabel.<br />

Im Koalitionsvertrag der jetzigen Bundesregierung ist<br />

festgeschrieben, dass es in diesem Jahr ein Klimaschutzgesetz<br />

für Deutschland geben soll. Mitte Februar<br />

haben sich allerdings CDU und CSU gegen einen von<br />

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) präsentierten<br />

Gesetzesvorschlag positioniert. Streit in der<br />

Koalition ist vorprogrammiert. Dabei stellt das geplante<br />

Gesetz eine Möglichkeit dar, die Ziele der Kohlekommission<br />

sowie die Pariser Klimaziele festzuzurren. Es<br />

sollte eine Art Fahrplan darstellen für den Transformationsprozess,<br />

an dessen Ende unsere Energieversorgung<br />

ohne fossilen CO 2<br />

-Ausstoß in allen Sektoren Realität ist.<br />

Was aber bedeutet das 65-Prozent-Ziel eigentlich? Im<br />

nächsten Jahr werden die Erneuerbaren Energien vielleicht<br />

40 Prozent des deutschen Stromverbrauchs decken.<br />

Es muss also ein Anteil von 25 Prozent dazukommen.<br />

Das heißt, wir brauchen erheblich mehr Wind-,<br />

Solar- und Bioenergie. Die Bundesregierung muss,<br />

wenn sie das Ziel selbst ernst nimmt, alle Ausbaubremsen<br />

lösen und alle Zubaudeckel abschaffen. Nur so ist<br />

es in den nächsten zehn Jahren zu schaffen. Denn eins<br />

ist klar: Wir brauchen auch mehr Strom für die Mobilität<br />

und den Wärmesektor. Die Erneuerbare-Energien-Branche<br />

hat vor der Umsetzung keine Angst. Sie ist schon<br />

lange bereit, anzupacken und die Transformation der<br />

Energieerzeugung voranzutreiben.<br />

Die zweite wichtige energiepolitische Aufgabe der Bundesregierung<br />

in diesem Jahr ist die nationale Umsetzung<br />

der überarbeiteten Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

der EU-Kommission (RED II). In der Richtlinie<br />

werden fortschrittliche Kraftstoffe wie Methan aus der<br />

Wirtschaftsdünger-Vergärung besonders positiv bewertet.<br />

Der Kraftstoff Gas bekommt eine hohe CO 2<br />

-Anrechnung.<br />

Wenn die Politik diesen Ansatz zügig umsetzt,<br />

dann erfahren wir einen deutlichen Wechsel weg von<br />

der Vergärung von Anbaubiomasse hin zur Wirtschaftsdünger-Vergärung.<br />

Ein wichtiger Effekt dabei ist, dass die deutsche Landwirtschaft<br />

durch die vollständige Vergärung von Mist<br />

und Gülle sage und schreibe 6 Millionen Tonnen CO 2<br />

pro Jahr einsparen kann. Die gleiche Menge wird noch<br />

einmal eingespart, weil Gaskraftstoff fossile Energieträger<br />

substituiert. Dazu müssen wir aber dringend neue<br />

Biogasanlagen bauen und Bestandsanlagen ermöglichen,<br />

auch auf diesen Weg einzuschwenken.<br />

Steter Wandel ist gewiss und ein Sprichwort sagt: Wer<br />

nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Die Biogasbranche<br />

ist bereit, den Wandel mitzugestalten und<br />

sich anzupassen. Auch an die neuen Sicherheitsvorschriften,<br />

wie sie in diesem Biogas Journal im Themenschwerpunkt<br />

dargestellt werden. Wir wünschen uns<br />

allerdings faire Bedingungen und tragfähige Perspektiven,<br />

die uns langfristig Biogas produzieren lassen.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Horst Seide,<br />

Präsident des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

3


Inhalt<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

!<br />

Editorial<br />

3 Deckel weg, Bremsen lösen, Gas geben!<br />

Von Horst Seide, Präsident, des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher & Termine<br />

10 Biogas-Kids<br />

12 Biomethan: Der Kraftstoffmarkt<br />

bietet Perspektiven<br />

Von Thomas Gaul<br />

14 „Klimaschutz ist eine Chance, Wohlstand<br />

und Wachstum zu sichern“<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

POLITIK<br />

18 Noch 20 Jahre Kohlestrom<br />

Von Bernward Janzing<br />

Titelthema<br />

22 Sicherheit ernst nehmen!<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Manuel Maciejczyk<br />

28 Erste Bewertung der<br />

„Technischen Regel Anlagensicherheit<br />

– TRAS 120“<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Manuel Maciejczyk<br />

32 Rechtliche Anforderungen an<br />

die sichere Instandhaltung<br />

Von Dipl.-Wirt.-Ing. (FH)<br />

Marion Wiesheu<br />

36 Interview<br />

Auf die Fachbetriebspflicht<br />

achten!<br />

Interviewerin:<br />

Dipl.-Ing. agr. Steffi Kleeberg<br />

PRAXIS<br />

40 2018er Dürre wirkt preistreibend<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

44 Phosphorrecycling aus Abwasser<br />

Von Dierk Jensen<br />

47 Mischpreisverfahren – und jetzt?<br />

50 Neue Herausforderungen beim<br />

Nährstoffmanagement<br />

Von Thomas Gaul<br />

54 Die Energielandwerker – starker<br />

Partner der Anlagenbetreiber<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

4


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Inhalt<br />

titelFoto: Christa Maier i Fotos: Andreas Dittmer, Carmen Rudolph, Dr. Reinhold Siede<br />

62 66<br />

WISSENSCHAFT<br />

56 Die thermische Vorbehandlung<br />

(Desintegration) von Stroh –<br />

Einweichen oder „kochen“?<br />

Von Dipl. Des. (FH) Rainer Casaretto<br />

und M. Eng. (FH) René Casaretto<br />

62 Saubere Kraftstoffe aus<br />

schmutzigem Wasser<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

66 Biene und Biogas<br />

Aufwertung von Biogasfruchtfolgen<br />

mit Sorghum-Dualtypen<br />

Von Dr. Reinhold Siede, Björn Staub<br />

und Dr. Steffen Windpassinger<br />

70 Neues Gerät zur Online-Überwachung<br />

des FOS/TAC-Wertes ermöglicht<br />

repräsentative Probenentnahme<br />

Von M. Sc. Camilo Wilches, B. Eng. Maik<br />

Vaske, Prof. Dr. Kilian Hartmann<br />

und Prof. Dr. Michael Nelles<br />

INTERNATIONAL<br />

Argentinien<br />

74 Argentinien will 20 Prozent<br />

Erneuerbare bis 2025<br />

Von Giannina Bontempo<br />

VERBAND<br />

Aus der Geschäftsstelle<br />

76 <strong>2019</strong> mit hoher Taktung<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

80 Aus den Regionalgruppen<br />

84 Aus den Regionalbüros<br />

86 Erderhitzung stoppen, jedes Jahr zählt!<br />

Von Dr. Simone Peter, BEE<br />

88 Wo die Gülle die Hauptrolle spielt<br />

Von Bernward Janzing<br />

90 Triesdorfer Biogastag<br />

Biogasanlagen – Spielball des EEG?<br />

Von Annette Schmid<br />

RECHT<br />

92 Umsatzsteuer aktuell im Biogasbereich<br />

Von Annette Sieckmann<br />

96 Güllekleinanlagen – Neuregelungen<br />

ab Dezember <strong>2019</strong>!<br />

Von René Walter und Dr. Andrea Bauer<br />

102 Impressum<br />

Beilagenhinweis:<br />

Das Biogas Journal enthält Beilagen<br />

der Firmen agrikomp, HR-Energiemanagement<br />

und der Messe Offenburg.<br />

5


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Landesverband Erneuerbare<br />

Energien (LEE) Bayern gegründet<br />

München – Mit einer so großen Resonanz<br />

hatten die Organisatoren nicht gerechnet:<br />

Knapp 200 Teilnehmer waren der Einladung<br />

zur Gründungsversammlung der Landesvertretung<br />

Bayern des Bundesverbandes Erneuerbare<br />

Energie e.V. – kurz LEE Bayern –<br />

am 12. Februar in den Bayerischen<br />

Landtag gefolgt.<br />

Die unterschiedlichsten<br />

Vertreter aller beteiligten<br />

Sparten waren mit von der<br />

Partie: vom Betreiber einer<br />

Biogasanlage über den Hersteller<br />

von Solarmodulen<br />

bis hin zu Mitarbeitern der<br />

Stadtwerke München und<br />

der Green City Energy. Insgesamt<br />

neun Spartenverbände<br />

haben im Anschluss<br />

an die Redebeiträge die<br />

Gründungsurkunde unterschrieben.<br />

Raimund Kamm eröffnete als einer der<br />

Sprecher des LEE Bayern die Veranstaltung<br />

mit dem Hinweis, dass allein in der bayerischen<br />

Erneuerbare-Energien-(EE)Branche<br />

mehr Menschen beschäftigt seien als in der<br />

gesamten Kohleindustrie in Deutschland.<br />

Bis vor 200 Jahren seien die regenerativen<br />

Energien die einzige Energiequelle in Bayern<br />

gewesen – „und in 30 oder 40 Jahren<br />

werden wir wieder dort angelangt sein“, gab<br />

sich Kamm zuversichtlich.<br />

Hinweis in eigener Sache<br />

Im Biogas Journal 1_<strong>2019</strong> ist uns auf Seite 49<br />

ein Fehler unterlaufen. Auf der Seite oben rechts<br />

befindet sich ein Foto, zu dem die Bildunterschrift<br />

nicht korrekt ist. Dort wird zerkleinerte Biomasse<br />

mit Kunststoffteilen auf der flachen Hand gezeigt.<br />

In der Bildunterschrift heißt es, dass das<br />

Material so aussieht nach der Behandlung in der<br />

sogenannten Stainpress. Richtig ist aber: Das auf<br />

der flachen Hand gezeigte Material wurde von der<br />

Stainpress noch nicht behandelt, sondern muss<br />

erst noch durch die Maschine geschickt werden.<br />

Wir bitten dies zu entschuldigen!<br />

Man dürfe sich allerdings nicht der Illusion<br />

hingeben, dass dies ohne Veränderungen in<br />

der Landschaft möglich sei. Nichtsdestotrotz<br />

sei der Wandel notwendig und unumkehrbar.<br />

Und am Ende würden alle davon<br />

profitieren. Man müsse jetzt auf das richtige<br />

Pferd setzen – denn: „Wer im Jahr 1900<br />

in Pferdekutschen investiert hatte, war 15<br />

Jahre später arbeitslos.“ Mit diesem historischen<br />

Querverweis schloss Kamm seinen<br />

Vortrag.<br />

Die Präsidentin des Bayerischen Landtags,<br />

Ilse Aigner, begrüßte die Bündelung der<br />

einzelnen Kräfte der EE-Branche. Es sei gut<br />

und wichtig, wenn die Abgeordneten informiert<br />

würden. Im LEE könnten gemeinsame<br />

Interessen gemeinsam vertreten werden.<br />

Grundsätzlich sei sie ein Freund der Erneuerbaren.<br />

„Im Ziel sind wir uns meistens einig<br />

– nur auf dem Weg dorthin und bei der<br />

Umsetzung nicht immer“, erklärte Aigner<br />

und verwies darauf, dass der Landtag die<br />

Interessen aller Bürger vertreten müsse.<br />

Auch Staatsminister Hubert Aiwanger freute<br />

sich „sehr sehr stark“ über die Gründung<br />

des LEE und die damit einhergehenden<br />

spartenübergreifenden Ansprechpartner<br />

für sein Ministerium. Die Gründung sei<br />

„ein historisches Ereignis – und wurde<br />

höchste Zeit.“ In seiner engagierten Rede<br />

versprach er neuen Schwung für die bayerische<br />

Energiewende. „Es muss wieder an<br />

den Stammtischen über die Energiewende<br />

geredet werden“, forderte der Minister. „Wir<br />

müssen die Menschen mitnehmen und für<br />

die Sache begeistern.“ Nur im gesellschaftlichen<br />

Konsens könne die Wende gelingen.<br />

Dabei verwies Aiwanger auch auf die noch<br />

immer gültige und im Koalitionsvertrag<br />

festgeschriebene 10H-Regelung für Windräder<br />

im Freistaat. Es sei für einen Kommunalpolitiker<br />

schwer, Windräder in seiner<br />

Gemeinde zu verkaufen. „Wir müssen die<br />

Akzeptanz zurückgewinnen“, betonte der<br />

Politiker. Geredet sei genug – „jetzt müssen<br />

wir es endlich umsetzen.“ Applaus bekam<br />

Aiwanger für seine Kritik am Ausbau der<br />

Übertragungsnetze.<br />

„Die Energiewende soll und<br />

muss dezen tral sein, dann<br />

müssen wir auch nicht so<br />

viele teure Stromleitungen<br />

bauen.“ Damit der Umstieg<br />

auf die regenerativen Quellen<br />

klappt, sei die Politik<br />

nun gefordert: „Es braucht<br />

Klarheit für den Anwender,<br />

er muss wissen, was<br />

kommt“, unterstrich Aiwanger,<br />

„die Politik muss<br />

ehrlich an der Seite der EE-<br />

Branche stehen und Planungssicherheit<br />

geben.“<br />

Die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare<br />

Energie e.V. (BEE) Simone Peter<br />

freute sich über die „vielen engagierten<br />

Menschen im Flächenland Bayern“. Ihre<br />

Betrachtung der Energiewende ging über<br />

die Grenzen des Freistaats hinaus: Mit dem<br />

Beschluss der Kohlekommission habe man<br />

nun zumindest einen Fahrplan, wenn auch<br />

mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner;<br />

aber immerhin seien alle mit im Boot. Peter<br />

geht davon aus, dass der Ausstieg aus der<br />

Kohle mit der nun einsetzenden Dynamik<br />

früher als 2038 erfolgen werde.<br />

Die erneuerbaren Potenziale seien vorhanden<br />

und ein Teil der Industrieentwicklung.<br />

„Klimaschutz passt und gehört zum Industriestandort<br />

Deutschland“, hob Peter hervor.<br />

Jetzt gehe es darum, Perspektiven zu<br />

schaffen, Prosumer zu unterstützen, den<br />

Ausbau der Verteilnetze voranzubringen.<br />

„Deutschland ist das Land der Tüftler, Denker<br />

und Ingenieure – mit diesen Menschen<br />

ist die Energiewende zu schaffen.“<br />

Foto: Lea Helm<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Andrea Horbelt<br />

Pressesprecherin<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

6


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

Leserbrief<br />

Leserbrief<br />

Zum Artikel „Kleine Ursache – große Wirkung“ im Biogas Journal<br />

Ausgabe 1_<strong>2019</strong>, Seite 68 bis 70 erreichte uns folgende Zuschrift:<br />

Das Problem von Rührwerksdurchführungen unterhalb des Substratspiegels<br />

ist bekannt und ich freue mich, dass es endlich einmal thematisiert<br />

wurde. Nahezu alle Stab- und Paddelrührwerke sind davon betroffen,<br />

denn jede Öffnung unterhalb des Substratspiegels stellt eine potenzielle,<br />

ernstzunehmende Gefahr für die Umwelt dar. Mit regelmäßigen Kontrollen<br />

und planmäßigem Austausch von Dichtungen – entsprechend den<br />

Vorgaben der Hersteller – lässt sich das Risiko zwar reduzieren, jedoch<br />

nicht vollständig ausschließen. Denn ein ganz wesentliches Prinzip in der<br />

Konstruktionsmethodik wird dabei nicht beachtet: Die „Ausfallsicherheit“<br />

bzw. „Versagenssicherheit“. Dieses Prinzip wird in vielen technischen<br />

Bereichen angewendet. Man unterstellt einer Maschine oder Anlage<br />

systematisch Fehler und versucht, die zugehörigen Auswirkungen so<br />

ungefährlich wie möglich zu gestalten. Im übertragenen Sinn werden<br />

neben Bauteil- oder Energieausfall auch Bedienungsfehler betrachtet<br />

(zum Beispiel Nichteinhaltung der Wartungsintervalle).<br />

Ein Lösungsansatz ist die im Artikel erwähnte Bauteilredundanz (doppelte<br />

Abdichtung), wobei es in letzter Konsequenz natürlich auch hier zu<br />

Leckagen kommen kann. Das Vermeiden von Öffnungen unterhalb des<br />

Substratspiegels ist daher die mit Abstand sicherste Lösung des im Artikel<br />

beschriebenen Problems. An dieser Stelle sei der Hinweis erlaubt, dass<br />

die Wellendurchführung des auf Seite 68 dargestellten Rührwerkes den<br />

Anforderungen der „Ausfallsicherheit“ und „Versagenssicherheit“ zu 100<br />

Prozent entspricht.<br />

Das Großflügel-Langachsrührwerk „Biobull ® “ der Firma streisal GmbH<br />

ist mit einer berührungslosen und daher verschleißfreien Wellendichtung<br />

ausgestattet, die oberhalb des Substratspiegels durch die Behälterwand<br />

geführt wird. Auch die Wellendurchführung des „Biosubstrator ® “<br />

(Stabrührwerk der Firma streisal GmbH) ist nach dem gleichen Prinzip<br />

ausgeführt: Wandöffnung oberhalb des Substratspiegels und berührungslose,<br />

verschließfreie Dichtung mit Wasservorlage/-siphon.<br />

Das Problem von Leckagen mit teilweise dramatischen Umweltbeeinträchtigungen<br />

kann somit ausgeschlossen werden.<br />

Peter Starz, streisal GmbH<br />

Zum Artikel „Entschwefelung funktioniert – Kreislauf noch nicht“ im<br />

Biogas Journal Ausgabe 1_<strong>2019</strong>, Seite 62 bis 66 erreichte uns folgende<br />

Zuschrift:<br />

In dem Fachbeitrag wird unter anderem das problematische Thema<br />

Selbstentzündung beschrieben. Leider wurde dabei nicht herausgearbeitet,<br />

dass dieses Phänomen im Bereich Biogas ausschließlich bei<br />

Aktivkohle aus Holzkohle aufgetreten ist. Nicht jede Kohle stellt eine<br />

Brandgefahr dar: Bei Aktivkohle auf Steinkohlebasis besteht diese Gefahr<br />

der Selbstentzündung im Bereich Biogas eindeutig bisher nicht.<br />

Bei Holzkohle beträgt die Selbstentzündungstemperatur etwa 160 Grad<br />

Celsius. Die von Steinkohle ist rund 100 bis 120 Grad Celsius höher.<br />

Problematisch kann es dann werden, wenn die beladene Aktivkohle aus<br />

Holzkohle mit Sauerstoff in Verbindung kommt. Vereinfacht gesagt produziert<br />

die Kohle dabei Wärme. Im Extremfall kann die entstehende Wärme<br />

ausreichen, um die Holzkohle zu entzünden.<br />

Verstärkt wird dieser Effekt insbesondere, wenn die Aktivkohle zur Erhöhung<br />

der Entschwefelungsleistung mit Kalium dotiert ist, denn Kalium<br />

wirkt hier praktisch als Brandbeschleuniger. Die Kohle selbst brennt dann<br />

zwar nicht, sondern glüht nur, allerdings können die Glutnester – wie im<br />

Artikel beschrieben – zu einer Entzündung des Verpackungsmaterials –<br />

beispielsweise der Big-Bags oder der Holzpalette – führen. All dies ist<br />

natürlich nur ein schwacher Trost, wenn gerade die teure Lagerhalle oder<br />

Scheune abgebrannt ist.<br />

Wir bei der Siloxa und bei Aktivkohle24 verwenden aufgrund dieser Gefahr<br />

ausschließlich kaliumfreie Aktivkohle auf Basis von Steinkohle. Diese<br />

modernen Kohlen sind inzwischen so verarbeitet, dass sie die gleiche<br />

Entschwefelungsleistung wie Aktivkohle auf Holzkohlebasis haben.<br />

Allerdings mit dem entscheidenden Vorteil, dass es keine Probleme mit der<br />

Selbstentzündung gibt! Siloxa bringt jedes Jahr über 1.000 Tonnen Aktivkohle<br />

in den Markt – die im Artikel beschriebene Entzündungsproblematik<br />

von Aktivkohle kennen wir mit Steinkohlen in keiner Weise, von Holzkohlen<br />

basierten Aktivkohlen jedoch reichlich.<br />

Wolfgang Doczyck,Vorstand<br />

Siloxa AG und Aktivkohle24<br />

Leserbrief<br />

Zum Artikel „Kleine Ursache – große Wirkung“ im Biogas Journal<br />

Ausgabe 1_<strong>2019</strong>, Seite 68 bis 70 erreichte uns auch folgende Zuschrift:<br />

In dem Artikel wird erwähnt, dass mit Fettstiften die<br />

Lebensdauer erhöht werden kann. Hier sollte unbedingt<br />

darauf hingewiesen werden, dass das falsche Fett die<br />

Manschette vorzeitig zerstört! Wenn die Manschette am<br />

Rührwerk aus EPDM besteht, dann ist zum Beispiel Melkfett<br />

oder Vaseline dafür überhaupt nicht geeignet, weil diese<br />

Fette aus Mineralöl-Grundstoffen bestehen und EPDM<br />

aufweichen und zerstören. Nur spezielle Fette wie Hirschoder<br />

Rindertalg sind für EPDM geeignet. Manschetten aus<br />

NBR-Gummi reagieren dagegen nicht empfindlich auf<br />

mineralische Fette.<br />

Erwin Köberle<br />

Biogaskontor Köberle GmbH<br />

7


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Bücher<br />

Messstellenbetriebsgesetz<br />

Das Werk aus der Reihe<br />

der „Berliner Kommentare“<br />

erläutert die komplizierte<br />

Materie rund<br />

um den Einbau und<br />

den Betrieb intelligenter<br />

Messsysteme und<br />

Zähler in der Energieversorgung.<br />

Der Praxiskommentar enthält Hinweise,<br />

Beispiele und praktikable Lösungsvorschläge,<br />

um die komplexen mess- und<br />

datenschutzrechtlichen Rahmenvorgaben<br />

zu durchdringen und schwierige Auslegungsfragen<br />

zu meistern.<br />

Käufer dieses Kommentares erhalten zudem<br />

einen passwortgeschützten Zugang<br />

zur Onlinedatenbank mit energierechtlichen<br />

Vorschriften der EU, des Bundes und<br />

der Länder in den jeweils aktuellen sowie<br />

früheren Fassungen.<br />

Erich Schmidt Verlag, 587Seiten, mit Onlinezugang<br />

zu energierechtlicher Vorschriftendatenbank,<br />

108 Euro<br />

ISBN: 978-3-503-18102-5<br />

Faustzahlen für die Landwirtschaft<br />

Das Buch bietet einen<br />

raschen Überblick über<br />

wichtige Daten der bedeutsamsten<br />

landwirtschaftlichen<br />

Produktionsverfahren.<br />

Vor allem<br />

Praktikern, Auszubildenden<br />

und Studierenden<br />

sowie Beratern und Beschäftigten der<br />

vor- und nachgelagerten Branchen dient<br />

es als Nachschlagewerk und zur Entscheidungsunterstützung.<br />

Der Schwerpunkt der „Faustzahlen“ liegt<br />

auf der Produktionstechnik in Pflanzenbau<br />

und Tierhaltung. Der Pflanzenbau schließt<br />

den Freilandgemüsebau, den Obstbau, den<br />

Weinbau sowie die Erzeugung Erneuerbarer<br />

Energien und nachwachsender Rohstoffe<br />

mit ein. Statistische und betriebswirtschaftliche<br />

Daten sowie Informationen zur<br />

Umwelt, Produktverarbeitung und Direktvermarktung<br />

runden das Angebot ab.<br />

KTBL, 1.386 Seiten, 30 Euro<br />

ISBN 978-3-945088-59-3<br />

Betriebsplanung Landwirtschaft<br />

2018/19 - 26. Auflage<br />

Die Datensammlung liefert<br />

sowohl Grund- und<br />

Ergebnisdaten zu den<br />

verschiedenen landwirtschaftlichen<br />

Produktionsrichtungen<br />

als auch<br />

methodische Hinweise<br />

zur Lösung betriebswirtschaftlicher<br />

Fragestellungen. Neben<br />

den Verfahrensabläufen werden Kennzahlen<br />

der Arbeitserledigung, ökonomische<br />

Erfolgsgrößen und Stückkosten für landwirtschaftliche<br />

Produkte ausgewiesen. Die<br />

Planungsbeispiele veranschaulichen die<br />

ökonomische Methode zur Bewertung der<br />

verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionsverfahren.<br />

Die kostenlosen Online-<br />

Anwendungen unter www.ktbl.de ergänzen<br />

die gedruckte Datensammlung.<br />

KTBL, 776 Seiten, 26 Euro<br />

ISBN 978-3-945088-62-3<br />

termine<br />

11. bis 13. März<br />

Abfallvergärungstagung<br />

Dresden<br />

forum-abfallwirtschaft-altlasten.de/<br />

abfallvergaerungstagung<br />

11. März<br />

Zukunftsseminar Güllekleinanlagen<br />

Aulendorf<br />

www.service-gmbh.biogas.org<br />

Anmeldung: service-gmbH@biogas.org<br />

13. März<br />

Workshop Rechtsfragen<br />

Nienburg<br />

www.klimaschutz-leb.de<br />

18. bis 21. März<br />

AHK-Geschäftsreise „Bioenergie mit Fokus<br />

auf Gewinnung von Biomethan in Frankreich“<br />

Frankreich<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

19. bis 20. März<br />

Jährliche Unterweisung, Brandschutzhelfer<br />

und Ersthelfer mit Bescheinigung<br />

Nienburg<br />

www.klimaschutz-leb.de<br />

20. bis 21. März<br />

Öko-Innovationen mit Biomasse <strong>2019</strong><br />

Papenburg (Ems)<br />

www.3-n.info/news-und-termine<br />

21. März<br />

Flex-Technik<br />

Nienburg<br />

www.klimaschutz-leb.de<br />

21. März<br />

Webinar „Dezentrale Energieversorgung<br />

mit erneuerbaren Energien in Guatemala,<br />

El Salvador und Honduras“<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

21. März<br />

„Eigenversorgung für Industrie und Gewerbe<br />

im Südlichen Afrika“<br />

Berlin<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

26. bis 27. März<br />

International Conference on Monitoring<br />

& Process Control of Anaerobic Digestion<br />

Plants<br />

Leipzig<br />

www.energetische-biomassenutzung.de<br />

29. bis 31. März<br />

bioenergie expo & congress<br />

Offenburg<br />

preussner@messe-offenburg.de<br />

4. April<br />

DFBEW-Konferenz zu Biogas in der<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

La Défense/Paris<br />

energie-fr-de.eu/de/startseite.html<br />

9. Mai<br />

Power-to-X<br />

Erfurt<br />

https://www.theen-ev.de/de/powerto-x.html<br />

Diese und weitere Termine rund um die<br />

Biogasnutzung in Deutschland und der Welt<br />

finden Sie auf der Seite www.biogas.org<br />

unter „Termine“.<br />

8


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

9


Aktuelles<br />

BIOGAS-KIDS<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Biogas im Rucksack<br />

Heute besuchen wir Afrika. Auf dem<br />

riesigen Kontinent, beispielsweise im<br />

Land Äthiopien, haben die Kleinbauern<br />

meist nur wenig Vieh: ein paar<br />

Kühe, Schweine oder Ziegen. Moderne<br />

Haustechnik ist für die meisten –<br />

oft genauso wie Strom – noch immer<br />

unerschwinglich oder unerreichbar.<br />

Traditionell wird deshalb vielfach mit<br />

Holz und Holzkohle gekocht. Holzsammeln<br />

und Kochen ist die Arbeit der<br />

Frauen. Eine mühsame Arbeit, denn<br />

pro Tag benötigt eine Familie 30 bis<br />

40 Kilogramm Holz, das oft von weither<br />

geholt und teuer bezahlt werden<br />

(B)energy<br />

muss. Denn an Holz mangelt es vielerorts in Afrika.<br />

Immer mehr Holz entnahme führt zu noch mehr Abholzung.<br />

Das ist nicht nur schlecht für den Klima schutz.<br />

Der ständige Umgang mit Feuerholz und Holzkohle in<br />

den Häusern ist auch sehr gesundheitsschädlich. Aus<br />

dieser Not haben Biogas-Experten aus Deutschland<br />

und Afrika ein tolles Biogas-Projekt entwickelt. Alles<br />

dreht sich dabei um eine besondere Erfindung: den<br />

„Biogas-Rucksack“. Die Kleinbauern liefern täglich ihren<br />

Tierdung, Küchenabfälle und Küchenabwässer an<br />

Frühjahrsmüdigkeit<br />

Bald kommt der Frühling<br />

wieder, wir freuen uns. Und<br />

dann? Wir kommen einfach<br />

nicht in Schwung, fühlen<br />

uns schlapp, müde, lustlos.<br />

Ständiges Gähnen ist angesagt!<br />

Das ist die Frühjahrsmüdigkeit.<br />

Auch die Tiere<br />

kommen da nicht drum herum.<br />

Woher kommt das? Hier<br />

treffen die Umstellung auf<br />

die neue Jahreszeit, das noch unbeständige Wetter und bisherige<br />

Ernährung aufeinander. Im Winter sinkt unsere Körpertemperatur,<br />

der Blutdruck steigt und das „Schlafhormon“<br />

Melatonin wird gebildet – ein bisschen wie Winterschlaf.<br />

Nun kitzeln uns die ersten Strahlen der Frühlingssonne. Wir<br />

werden aktiv, die Temperatur steigt, der Blutdruck sinkt.<br />

Aber noch steckt der Winterschlaf in uns. Dagegen hilft viel<br />

an die frische Luft gehen und Sonne tanken. Jetzt gehören<br />

mehrere kleine Mahlzeiten mit viel Obst und Gemüse auf<br />

unsere Speisezettel. Frühjahrsmüdigkeit ist keine Krankheit –<br />

die Umstellung dauert etwa zwei bis vier Wochen, dann ist<br />

alles wieder im Lot.<br />

eine sehr kleine Biogasanlage<br />

in der Nachbarschaft.<br />

Für eine geringe<br />

Gebühr bekommen<br />

sie dafür Biogas aus<br />

der Anlage. Das wird<br />

in den Biogas-Rucksack<br />

gefüllt – ein ziemlich<br />

großer, dafür aber nur<br />

vier Kilogramm schwerer<br />

Plastiksack. Der lässt<br />

sich schön leicht nach<br />

Hause tragen. Dort wird<br />

der Behälter einfach an<br />

einen Gaskocher angeschlossen.<br />

Eine Rucksack-Ladung reicht aus, um für<br />

die Familie 2 bis 4 Stunden das Essen zu kochen. Zusätzlich<br />

entstehen dabei in der Biogasanlage etwa<br />

20 Liter dickflüssiger Gärdünger. Das ist ein wertvoller<br />

organischer Dung, den die Bauern hervorragend für<br />

ihre Anbauflächen verwenden oder auch kompostieren<br />

können. Für die Familien ist das<br />

eine Riesenerleichterung und gleichzeitig<br />

ein wichtiger Beitrag zum<br />

Klimaschutz.<br />

Biogas<br />

ist jetzt<br />

filmreif<br />

Erneuerbare Energien müssen schon in der Schule ein Thema<br />

sein. Schließlich ist das der Ort, um zu lernen, worauf es für<br />

jeden in Zukunft ankommt. Der Fachverband Biogas e. V. hat<br />

deshalb für Youtube und auf DVD einen 25-minütigen Schulfilm<br />

über Solarenergie, Biogas und Co. produziert. Er richtet<br />

sich speziell an neunte und zehnte Klassen. Mit dabei ist auch<br />

wieder der Hackl Schorsch. Der dreifache Rodel-Olympia sieger<br />

Georg Hackl engagiert sich schon seit einigen Jahren aus Überzeugung<br />

für Biogas. In dem Film machen die Schülerinnen und<br />

Schüler der 9. Klasse eines Gymnasiums dem ehemaligen Sportler<br />

zunächst die Vorteile von Sonne, Wind, Biogas, Wasser und<br />

Erdwärme klar. Georg Hackl besucht dann verschiedene Betreiber<br />

solcher Anlagen und lässt sich Funktion und Vorteile erklären.<br />

Auf der Seite des Fachverbandes Biogas findest du den Film<br />

zum Download und Bestellen und den Link zu Youtube.<br />

www.agrarkids.de<br />

Landwirtschaft entdecken und verstehen –<br />

Die Fachzeitschrift für Kinder<br />

10


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

ERFAHRUNG<br />

IST DIE BASIS<br />

JEDER INNOVATION<br />

Bei allem, was wir tun, verlieren wir nie aus den Augen, worum es für Sie geht:<br />

effiziente Technik und eine einfache Handhabe.<br />

Als Erfinder der elastomerbeschichteten Drehkolbenpumpe und Innovationstreiber für<br />

Einbring- und Aufbereitungstechnik sehen wir uns bei Vogelsang dem guten Ruf der deutschen<br />

Maschinenbauindustrie und ihrem Beitrag zur Energiewende verpflichtet. Seit der Gründung<br />

des Unternehmens 1929 liefern wir technische Lösungen, deren Funktionalität, Qualität<br />

und Zuverlässigkeit von unseren Kunden weltweit hoch geschätzt werden und unseren Wettbewerbern<br />

als Vorbild dienen.<br />

Unser umfassendes Know-how und die langjährige Erfahrung im Bereich Biogas nutzen<br />

wir, um unseren Kunden als kompetenter Partner zur Seite zu stehen. Mit schlagkräftiger<br />

Pump-, Zerkleinerungs-, Desintegrations- und Feststoffdosiertechnik ebenso wie mit unseren<br />

individuellen Beratungsleistungen.<br />

vogelsang.info<br />

ENGINEERED TO WORK<br />

11


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Biomethan: Der Kraftstoffmarkt<br />

bietet Perspektiven<br />

Elektromobilität ist nicht alles. Das wurde im Januar auf dem Kongress<br />

„Kraftstoffe der Zukunft“ in Berlin deutlich. Experten zeigten auf, dass<br />

mit Biokraftstoffen schnell wirksame Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr<br />

umgesetzt werden könnten. Für Biomethan als Kraftstoff bietet die<br />

neue europäische Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) Chancen.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Der internationale Kongress<br />

„Kraftstoffe der Zukunft“ in<br />

Berlin war mit über 600 Teilnehmern<br />

besser besucht als in<br />

den Vorjahren. Im Mittelpunkt<br />

stand die neue europäische Erneuerbare-<br />

Energien-Richtlinie (RED II). Die Richtlinie<br />

hat das Ziel, den Anteil Erneuerbarer<br />

Energien am Gesamtenergieverbrauch auf<br />

32 Prozent und im Verkehrssektor auf 14<br />

Prozent bis zum Jahr 2030 zu steigern.<br />

Im Jahr 2023 sollen diese Zielvorgaben von<br />

der EU überprüft werden. Bis Ende <strong>2019</strong><br />

sollen die EU-Mitgliedstaaten ihre nationalen<br />

Energie- und Klimapläne vorlegen.<br />

Um das Klimaschutzziel in Deutschland im<br />

Verkehrssektor zu erreichen, würden nach<br />

den Vorgaben der RED II selbst 6 Millionen<br />

Elektroautos nicht ausreichen, um die<br />

Minderung der Treibhausgasemissionen zu<br />

erreichen.<br />

Gibt es überhaupt eine Strategie?<br />

Dabei dreht sich die öffentliche Diskussion<br />

derzeit fast ausschließlich um die Elektromobilität.<br />

Da stellt sich die Frage, ob es<br />

eine Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der<br />

Bundesregierung überhaupt gibt? Steffen<br />

Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär<br />

im Bundesverkehrsministerium, sagte<br />

auf dem Kongress jedoch: „Nachhaltige<br />

Biokraftstoffe aus Rest- und Abfallstoffen<br />

werden einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz<br />

leisten. Deshalb haben wir das<br />

Deutsche Biomasseforschungszentrum<br />

mit einem Pilotprojekt beauftragt. Damit<br />

soll erstmals eine vollständige Nutzung<br />

der Potenziale der Rest- und Abfallstoffe<br />

realisiert und die Umwandlungseffizienz<br />

in Biomethan maximiert werden.“ Mit der<br />

Förderinitiative „Energiewende im Verkehr“<br />

fördert der Bund mit rund 87 Millionen<br />

Euro über die Laufzeit von drei Jahren<br />

Forschung und Entwicklung innovativer<br />

Kraftstoffe. Dazu gehört auch Biomethan<br />

mit Wasserstoffanteilen.<br />

Für die Autoindustrie kommt es darauf<br />

an, die künftigen EU-Flottengrenzwerte<br />

einzuhalten. „Alle Technologien zur CO 2<br />

-<br />

Reduzierung sollten die gleichen<br />

Chancen haben“, betonte Bernhard<br />

Mattes, Präsident des Verbandes<br />

der Automobilindustrie.<br />

Dabei seien derzeit die erneuerbaren<br />

Kraftstoffe stark benachteiligt.<br />

Bei der Frage nach neuen<br />

Kraftstoffen gehe es nicht um ein<br />

„Entweder-Oder“. Ein „Sowohlals-auch“<br />

mit einem „robusten<br />

Technologiemix“ sei die richtige<br />

Strategie.<br />

„Die Vollelektrifizierung des Verkehrs<br />

und die Elektromobilität<br />

allein werden es nicht schaffen“,<br />

sagte Wolfgang Langhoff,<br />

Vorstandsvorsitzender BP Europe<br />

SE. Deswegen kommt es<br />

aus seiner Sicht ebenso auf die<br />

Kraftstoffe an – „mit Biokraftstoffen,<br />

grünem Wasserstoff,<br />

Coprocessing und synthetischen<br />

Kraftstoffen.“ Das Ziel der CO 2<br />

-<br />

Reduzierung werde als politische<br />

Vorgabe akzeptiert, trotz Zweifeln,<br />

ob es auch erreichbar ist. Selbst wenn<br />

für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge der<br />

E-Mobilität die Zukunft gehört, werde auf<br />

absehbare Zeit weiterhin ein großer Teil der<br />

Pkw und werden die meisten Schwerlastfahrzeuge<br />

mit Verbrennungsmotor oder Hybridantrieb<br />

unterwegs sein. Denn innerhalb<br />

kurzer Zeit lässt sich der Fahrzeugbestand<br />

nicht austauschen. Hinzu kommt, dass die<br />

meisten Verbraucher hinsichtlich der derzeitigen<br />

Reichweitenbeschränkung rein<br />

batteriebetriebenen Fahrzeugen gegenüber<br />

noch skeptisch eingestellt sind.<br />

Abgesehen davon werden Luft- und internationaler<br />

Schiffsverkehr auf absehbare Zeit<br />

auf Kraftstoffe angewiesen bleiben. Deshalb<br />

wird es darauf ankommen, die fossilen<br />

Kraftstoffe für diese Verbrennungsmotoren<br />

zu ersetzen. Eine vergleichbare Energiedichte<br />

lässt sich kurz- bis mittelfristig nur<br />

mit erneuerbaren Kraftstoffen erreichen.<br />

Biomethan spart viel CO 2<br />

ein<br />

Mit Biomethan steht in Deutschland ein<br />

fortschrittlicher Biokraftstoff in relevanten<br />

Mengen zur Verfügung. Für fortschrittliche<br />

Biokraftstoffe soll es eine Unterquote<br />

geben. Mit 0,05 Prozent ab 2020 und<br />

0,5 Prozent ab 2025 ist sie aus Sicht der<br />

Akteure im Markt viel zu niedrig, um Planungssicherheit<br />

zu geben und Investitionsanreize<br />

zu setzen. Mit der Erhöhung der<br />

Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas e.V.: „Wir<br />

können den Diesel zwar nicht ersetzen und sind auch zu<br />

klein, um den Schwerlastverkehr ausschließlich versorgen zu<br />

können, aber wir können beim ,Ergrünen‘ helfen.“<br />

Unterquote könnte ein wirksamer Beitrag<br />

zum Klimaschutz geleistet werden, zumal<br />

auch deutlich weniger Stickoxide und Feinstaub<br />

emittiert werden.<br />

Durch die hohe Einsparung von CO 2<br />

wird<br />

der Quotenhandel für Biomethanerzeuger<br />

finanziell lukrativ, wie Horst Seide erläuterte.<br />

Der Präsident des Fachverbandes<br />

Biogas e.V. betreibt selbst mehrere Biomethananlagen<br />

und -tankstellen. Die Mi-<br />

12


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

neralölfirmen müssen, um ihre Quote an<br />

Treibhausgaseinsparungen zu erreichen,<br />

Quote dazukaufen.<br />

„Wir handeln tatsächlich Treibhausgas-<br />

Einsparung“, sagte Seide. Im Anhang der<br />

RED II sind künftig Standard- und Teilstandardwerte<br />

für Biogas aus Gülle und Mais<br />

sowie aus Mischungen dieser Substrate<br />

vorgegeben. Biomethan als Kraftstoff aus<br />

reiner Güllevergärung erhält so eine Treibhausgaseinsparung<br />

von 200 Prozent gutgeschrieben.<br />

Reine NawaRo-Anlagen werden<br />

die notwendigen Treibhausgaseinsparungen<br />

nicht erreichen, sagte Seide: „Konzepte<br />

mit Gülle-Einsatz sind nötig.“<br />

Der Anteil von Biomethan am Kraftstoffmarkt<br />

ist erst gering: 2016 waren es gerade<br />

einmal 0,4 Prozent. „Unsere Branche ist so<br />

groß, diesen Anteil ausschließlich mit Biomethan<br />

beliefern zu können“, machte der<br />

Fachverbands-Präsident deutlich. Zumal<br />

das Potenzial noch groß ist, insbesondere<br />

Michael Kralemann vom Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende<br />

Rohstoffe (3N) sagte, wenn Bestandsanlagen von Stromeinspeisung<br />

auf Gaseinspeisung umgerüstet werden, sollten diese eine Anlagenleistung<br />

von 1,2 bis 2 MW el<br />

haben.<br />

um aus Gülle und Mist Biomethan zu erzeugen.<br />

Bislang gehen gerade 25 Prozent<br />

dieser tierischen Ausscheidungen in die<br />

Biogasanlage. Doch selbst wenn es gelingt,<br />

weiteres Potenzial zu mobilisieren, würde<br />

das nicht ganz reichen.<br />

Das zeigt der Anteil von 63 Prozent Diesel<br />

am Kraftstoffmarkt in Deutschland. Davon<br />

entfällt die Hälfte auf den Schwerlastverkehr.<br />

„Wir können den Diesel zwar nicht<br />

ersetzen und sind auch zu klein, um den<br />

Schwerlastverkehr ausschließlich versorgen<br />

zu können“, sagte Horst Seide: „Aber<br />

wir können beim ,Ergrünen‘ helfen. „Immer<br />

mehr Logistikunternehmen möchten emissionsärmer<br />

unterwegs sein“, stellte Lars<br />

Schulze-Beusingsen von der Energieagentur<br />

NRW fest.<br />

Immerhin kommt die Gasmobilität auch<br />

beim Lkw langsam in Fahrt, auch durch<br />

die neuen Fahrzeuge mit LNG-Antrieb.<br />

Dazu trägt auch die Mautbefreiung für<br />

diese Fahrzeuge bei. Schulze-Beusingsen<br />

verwies auf mehrere Projekte in NRW, die<br />

den Aufbau einer LNG-Infrastruktur zum<br />

Ziel haben.<br />

Fotos: Andreas Schöttker<br />

Perspektive für Bestandsanlagen<br />

Interessante Perspektiven durch den Kraftstoffmarkt<br />

ergeben sich insbesondere für<br />

Bestandsanlagen, die demnächst aus dem<br />

EEG laufen. Dabei kann auch über regionale<br />

Absatzwege nachgedacht<br />

werden. „Die Idee vom<br />

Kraftstoff aus der Region<br />

hat Charme“, sagte Prof.<br />

Dr. Frank Scholwin vom<br />

Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft<br />

& Energie.<br />

Seinen Ausführungen zufolge<br />

ließe sich die Aufbereitung<br />

von Biomethan für<br />

eine lokale Tankstelle im<br />

Vergleich zur Einspeisung<br />

in das Gasnetz durchaus<br />

wirtschaftlich realisieren.<br />

Abnehmer könnten etwa<br />

Betreiber von Buslinien<br />

sein, die den Überlandverkehr<br />

bedienen. Für<br />

dieses Streckenprofil kämen<br />

Elektrobusse eher<br />

nicht infrage. Wie Mattias<br />

Svensson von Sheepbrook<br />

Consulting berichtete,<br />

sind in Schweden bereits<br />

17 Prozent aller Busse mit<br />

CNG unterwegs. Das ermöglicht ihnen die<br />

Einfahrt in Umweltzonen.<br />

Bündelung mehrerer Anlagen<br />

sinnvoll<br />

In Niedersachsen arbeiten laut Michael<br />

Kralemann vom Niedersachsen Netzwerk<br />

Nachwachsende Rohstoffe (3N) derzeit 30<br />

Biomethan-Aufbereitungsanlagen. Sollen<br />

Anlagen umgerüstet werden, sollten diese<br />

eine Anlagenleistung von 1,2 bis 2 MW el<br />

haben.<br />

Das entspreche einer Einspeisung zwischen<br />

300 und 500 Kubikmeter pro Stunde.<br />

Ob die Umstellung einer Biogasanlage<br />

auf die Biomethaneinspeisung sinnvoll ist,<br />

hängt in erster Linie von der wirtschaftlichen<br />

Situation der Anlage ab.<br />

Die Betreiber sollten Interesse am Einstieg<br />

in die neue Technologie haben und bereit<br />

sein, mit benachbarten Anlagen zu kooperieren.<br />

Außerdem müssten neue Substrate<br />

erschlossen werden. In erster Linie ist da<br />

an Wirtschaftsdünger zu denken: In Niedersachsen<br />

werden 7,4 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger<br />

vergoren. Das sind 16 Prozent<br />

des Wirtschaftsdüngeraufkommens.<br />

Kommunale Bio- und Grünabfälle können<br />

ebenfalls als Substrat erschlossen werden,<br />

denn vom Grüngut werden nur 59 Prozent<br />

erfasst, beim Bioabfall sind es 86 Prozent.<br />

In geeigneten Biogasanlagen könnte auch<br />

der Grasschnitt von Straßenbegleitflächen<br />

genutzt werden. Aus der Lebensmittelproduktion<br />

ließen sich 38.000 Tonnen Reststoffe<br />

im Jahr in die Energieproduktion<br />

umlenken. Das Potenzial zur Biokraftstofferzeugung<br />

in Niedersachsen bezifferte<br />

Kralemann vorsichtig auf 260.000 Kubikmeter<br />

Biomethan im Jahr und 190.000<br />

Tonnen LNG jährlich. Damit ließen sich 4,2<br />

Prozent des niedersächsischen Kraftstoffbedarfs<br />

im niedersächsischen Straßenverkehr<br />

decken.<br />

Wie Michael Kralemann erläuterte, entspricht<br />

dies dem heutigen Marktvolumen<br />

alternativer Kraftstoffe. Würde dieses<br />

Potenzial also gehoben, liefe es auf eine<br />

Verdoppelung hinaus oder es ließen sich<br />

10 Prozent des Schwerlastverkehrs damit<br />

betreiben. Durch die rechtlichen Vorgaben<br />

erwartet Kralemann aber nur geringe Mengensteigerungen.<br />

Zur Realisierung würden<br />

verlässliche Rahmenbedingungen für den<br />

Betrieb von Biogasanlagen benötigt, die<br />

den Wechsel großer Bestandsanlagen aus<br />

der Verstromung anreizen würden.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

Im Wehrfeld 19a · 30989 Gehrden<br />

01 72/512 71 71<br />

gaul-gehrden@t-online.de<br />

13


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

„Klimaschutz ist eine Chance,<br />

Wohlstand und Wachstum zu sichern“<br />

Mitte Februar fand in Berlin der traditionelle Neujahrsempfang des<br />

Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. statt. Rund 1.300 Branchenvertreter<br />

nahmen teil, um neue politische Statements zu hören.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Dr. Simone Peter stellte im Rahmen des<br />

Neujahrsempfangs die beiden neuen BEE-<br />

Geschäftsfüher vor: Wolfram Axthelm (links)<br />

vom Bundesverband Windenergie e.V. und<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez vom Fachverband<br />

Biogas e.V., die beide auch weiterhin<br />

Geschäftsführer in den jeweiligen Spartenverbänden<br />

sein werden.<br />

Eine flammende Rede pro Energiewende<br />

und Klimaschutz, wie<br />

sie seit Jahren nicht mehr von<br />

einem politischen Gastredner<br />

gehalten worden ist, hielt der<br />

niedersächsische Energie- und Umweltminister<br />

Olaf Lies (SPD). Keine Spur von<br />

Bedenkenträgerei in seinen Ausführungen.<br />

„Klimaschutz ist eine Chance, Wohlstand<br />

und Wachstum zu sichern“, rief er überzeugt<br />

in den vollbesetzten Saal. „Wir müssen<br />

davon wegkommen, die Debatten der<br />

Vergangenheit zu führen, in denen gerne<br />

behauptet wurde, Klimaschutz bedeutet<br />

Restriktionen und Gefahr für Wohlstand<br />

und Wachstum“, forderte der Minister.<br />

Klimaschutz und Energiewende seien die<br />

Herausforderungen seiner Generation.<br />

Er fragt sich, wie Artenschutz und Klimaschutz<br />

ein Widerspruch sein könnten. „Wir<br />

sind nicht die letzte Generation, die den<br />

Klimawandel erlebt, aber wir sind wohl die<br />

letzte Generation, die etwas dagegen unternehmen<br />

kann“, betonte Lies, der damit<br />

den früheren US-Präsidenten Obama zitierte.<br />

So müsse dies zum Maßstab „unserer<br />

Arbeit werden“. Lies ist davon überzeugt,<br />

dass Klimaschutz und industrieller Wohlstand<br />

gemeinsam möglich sind – und zwar<br />

ohne fossilen CO 2<br />

-Ausstoß.<br />

„Keine Chance, vom Weg<br />

abzuweichen“<br />

Für ihn ist klar, dass Deutschland das Weltklima<br />

nicht allein retten kann, „aber wir<br />

zeigen der Welt auf, dass es funktionieren<br />

kann und sind Vorbild“. Die Energiewende<br />

brauche dringend einen neuen Namen,<br />

weil manche inzwischen denken würden,<br />

man könne auf dem eingeschlagenen Weg<br />

umdrehen. „Wir haben überhaupt keine<br />

Chance, von dem eingeschlagenen Weg<br />

abzuweichen. Wir können den Erfolg der<br />

Erneuerbaren Energien nicht aufhalten,<br />

aber wir können ihn verstolpern“, stellte<br />

Lies klar.<br />

Es fehle heute der ganzheitliche Mut,<br />

diese Energieversorgungswende wirklich<br />

konsequent anzugehen. „Wir erleben es<br />

ständig in ganz vielen Bereichen, dass<br />

versucht wird, Hürden aufzubauen und<br />

Bremsen einzulegen“, mahnte der Minister.<br />

Er wünscht sich, dass das Thema Gas<br />

als Partner der Energiewende ernst genommen<br />

wird. Denn Gas biete die Chance, die<br />

Energieversorgung CO 2<br />

-ärmer zu machen.<br />

Bezogen auf die Elektromobilität sagte er,<br />

dass wir weniger in Elektronen denken sollten<br />

als vielmehr in Molekülen. Es müsse<br />

in Stoffströmen gedacht werden, wie zum<br />

Beispiel mit Wasserstoff und Gastechnik.<br />

Das Leitungsnetz in Deutschland bestehe<br />

nicht nur aus Kupfer. Vielmehr existiere<br />

auch ein sehr gut verzweigtes Gasnetz. Es<br />

müssten Brücken gebaut werden zwischen<br />

Strom- und Gasnetz. In diesem Zusammenhang<br />

propagierte er auch eine Initiative für<br />

eine breite Wasserstoff-Strategie. „Für die<br />

Industrie in Deutschland sind Klimaschutz<br />

und der Ausbau der Nutzung Erneuerbarer<br />

Energien die Zukunfts-Chance schlechthin“,<br />

sagte Lies voller Überzeugung.<br />

Andere Länder entwickeln<br />

Wasserstoffstrategien<br />

Eine weit weniger glanzvolle Rede hielt<br />

beim BEE-Neujahrsempfang der neue<br />

Staatssekretär im Bundeswirtschaftsmi-<br />

14


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Aktuelles<br />

ÜBERWACHUNG VON BIOGAS-ANLAGEN<br />

Biogas 401<br />

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Biogas 905<br />

Mehrkanal-Gasanalysator<br />

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und Biogas 905 über wachen kontinuierlich<br />

oder dis kon ti nuierlich die Qualität des<br />

Biogases auf die Gaskompo nenten hin.<br />

Optional warnen zusätzliche Umgebungsluft-Sensoren<br />

frühzeitig vor gesundheitsge<br />

fähr denden, explo sions fähigen und<br />

nichtbrenn baren Gasen und Dämpfen.<br />

❯❯❯ Biogas Know-how seit 2001 ❮❮❮<br />

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15


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Niedersachsen Energieminister Olaf Lies.<br />

nisterium, Andreas Feicht. Mit Olaf Lies<br />

stimmte er überein, dass Erneuerbare<br />

Energien und Gas zusammengehören. Vor<br />

dem Hintergrund des Kohleausstiegs müsse<br />

eine Idee entwickelt werden, wie mit<br />

der Kraft-Wärme-Kopplung umgegangen<br />

werden soll. Er liebe gasgeführte Netzreserveanlagen.<br />

Wasserstoff und Grünes Gas sind laut<br />

Feicht die Themen der Zukunft. Die Verbindung<br />

beider Energieformen werde ab 2030<br />

bedeutsam werden. Allerdings würden Australien<br />

und einige arabische Länder schon<br />

heute Wasserstoffstrategien entwickeln, da<br />

dort die Situation für sehr preiswerte Produktionsbedingungen<br />

gegeben seien. Da<br />

sei durchaus die Idee vorhanden, in einen<br />

globalen Wasserstoffmarkt einzusteigen.<br />

Zur CO 2<br />

-Bepreisung sagte Feicht, dass es<br />

sie in dieser Legislaturperiode nicht mehr<br />

geben wird. Er gab sich überzeugt, dass es<br />

in der nächsten Legislatur in der Frage zu<br />

einer Entscheidung kommen wird. Netzausbau<br />

und Zubau Erneuerbarer Energien<br />

müssten synchron ablaufen. Zunächst würden<br />

die Erneuerbaren stark im Stromsektor<br />

die Wende bringen, dann schrittweise im<br />

Wärmebereich und in der Mobilität. Ausgehend<br />

von der zurzeit stark stattfindenden<br />

Stromerzeugungswende müsse es auch<br />

zur Wende in den anderen Sektoren kommen.<br />

Der Netzausbau sei unverhandelbar.<br />

Nicht nur auf der Übertragungsnetzebene,<br />

sondern auch bei den Verteilnetzen sei ein<br />

Ausbau notwendig.<br />

Schlüsselindustrie Erneuerbare<br />

Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes<br />

Erneuerbare Energie e.V.,<br />

sagte in ihrem Grußwort zur Eröffnung der<br />

Veranstaltung, dass sich die Erneuerbare-<br />

Energien-Branche längst als DIE innovative<br />

Schlüsselindustrie etabliert hat, die<br />

mit ganz konkreten Lösungen<br />

über alle ihre Sparten daran<br />

mitwirkt, dass der Industriestandort<br />

Deutschland moderner<br />

und zukunftsfähiger wird.<br />

Dafür brauche es gleichermaßen<br />

eine erfahrene wie neugierige<br />

junge Branche, die<br />

Lust auf Veränderung habe,<br />

die Pioniergeist und Knowhow<br />

mit neuen Möglichkeiten<br />

wie der Digitalisierung und<br />

der Sektorenkopplung verbinde<br />

und die trotz schwieriger<br />

politischer Rahmenbedingungen nicht<br />

resigniere, sondern den Blick in die Zukunft<br />

richte. Das mache sich zum Beispiel auch<br />

daran fest, dass zehn deutsche Start-ups<br />

aktuell unter den global führenden 100<br />

Clean-Tech-Unternehmen sind.<br />

„Der Mut zur Veränderung hat auch die<br />

Energiewende einst vorangetrieben. Vor<br />

Jahren ist das Ziel formuliert<br />

worden, 20 Prozent Erneuerbare<br />

im Strombereich bis 2020 zu<br />

erreichen. Ich freue mich darüber,<br />

dass im nächsten Jahr das<br />

Ziel nicht nur erreicht, sondern<br />

sogar die doppelte Menge Ökostrom<br />

produziert werden wird.<br />

Die Herausforderung ist also<br />

nicht mehr die Integration der<br />

Erneuerbaren in das System,<br />

sondern die Anpassung des<br />

Systems an die Erneuerbaren“,<br />

erklärte Peter.<br />

Und sie wies darauf hin, dass<br />

in der EU der Ökostrom-Anteil<br />

mit gut 32 Prozent im letzten<br />

Jahr erstmals höher war als<br />

der Kohleanteil. Das mache<br />

deutlich, dass die Länder um Deutschland<br />

herum nicht ruhen, sondern verstärkt auf<br />

saubere Technologien setzen und teilweise<br />

an Deutschland vorbeiziehen. „Wir haben<br />

jetzt die Chance, voll auf Erneuerbare Energien<br />

zu setzen. Denn in drei Jahren wird<br />

der Atomausstieg abgeschlossen sein und<br />

gleichzeitig wird das Ende der Kohleverstromung<br />

eingeleitet. Dieser Ausstieg wird<br />

auch international wahrgenommen“, sagte<br />

die Verbandspräsidentin.<br />

Fotos: BEE e.V.<br />

Kohleausstieg im<br />

Klimaschutzgesetz manifestieren<br />

Parallel zum Kohleausstieg müsse das Ziel<br />

65 Prozent Ökostrom bis 2030 jetzt angegangen<br />

werden. Der Kohleausstieg müsse<br />

im geplanten Klimaschutzgesetz manifestiert<br />

werden. Der Gesetzgeber sei auch gefordert,<br />

die Eigennutzung von Erneuerbarer<br />

Energie zu fördern und regionale Stromtarife<br />

zu ermöglichen, damit die Menschen vor<br />

Ort die preiswerte Wind- und Solarenergie<br />

direkt nutzen können. Denn immer mehr<br />

Menschen würden von sogenannten Konsumern<br />

zu Prosumern und damit aktiver Teil<br />

der Energieversorgung.<br />

Peter weiter: „<strong>2019</strong> muss ein Jahr der<br />

energie- und klimapolitischen Weichenstellungen<br />

werden. Die vorhandenen Deckel<br />

und Ausbaubremsen sind zu entfernen<br />

und der Energiewende muss eine Dynamik<br />

verliehen werden. Ein Deckel für PV ist<br />

nicht mehr zeitgemäß, und ein Flexdeckel<br />

bei Biogas ist nicht mehr zeitgemäß, Abstandsregelungen<br />

wie 10-H bei Wind sind<br />

nicht mehr zeitgemäß, und der Gegensatz<br />

zwischen Arten- und Klimaschutz ist auch<br />

Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.<br />

nicht mehr zeitgemäß.“ Der vergangene<br />

Hitzesommer habe klar gemacht: Klimaschutz<br />

ist Artenschutz. Deshalb seien Flächen<br />

bereitzustellen und Genehmigungsverfahren<br />

voranzubringen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

0 54 09/90 69 426<br />

martin.bensmann@biogas.org<br />

16


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

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Politik<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Noch 20 Jahre Kohlestrom<br />

Mit vielen Milliarden an Steuergeldern will die Kohlekommission einen Kompromiss<br />

übertünchen, der zwar vielen Akteuren entgegenkommt, aber kein Konzept für eine<br />

vernünftige Energiewende hat.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Das Enddatum ist – kaum überraschend –<br />

ein klassischer Kompromiss: Bis spätestens<br />

Ende 2038 soll Deutschland aus der<br />

Kohleverstromung aussteigen. Das hat die<br />

Kohlekommission (offiziell: Kommission<br />

für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung)<br />

Ende Januar mit 27 von 28 Stimmen beschlossen.<br />

Die installierte Kohlekapazität soll von aktuell 41 Gigawatt<br />

(41 Millionen Kilowatt) auf 30 Gigawatt im Jahr<br />

2022 (jeweils zur Hälfte Stein- und Braunkohle) sinken.<br />

Im Jahr 2030 sollen noch 17 Gigawatt (9 Braunkohle/8<br />

Steinkohle) am Netz sein. Manche Mitglieder der Kommission,<br />

wie auch viele gesellschaftliche Gruppen,<br />

hätten gerne einen schnelleren Kohleausstieg<br />

gesehen, andere hingegen lehnen ein Enddatum<br />

für die Kohle gänzlich ab – und<br />

so steht nun als Kompromiss das<br />

Jahr 2038 im Raum mit diversen<br />

Terminen einer Überprüfung.<br />

Vielleicht soll aber auch schon<br />

2035 Schluss sein; man will<br />

bis dahin mehrfach den Prozess<br />

evaluieren.<br />

Schon die Umfänge des Abschlussberichts<br />

machen jedoch<br />

deutlich, worum es vor<br />

allem geht. Dem eigentlichen<br />

Papier von 126 Seiten folgen<br />

nämlich 210 Seiten Anhang,<br />

auf denen die Wunschliste der<br />

Kohleregionen abgearbeitet<br />

wird – Förderung von Wirtschaft<br />

und Infrastruktur, von Maßnahmen<br />

der Daseinsvorsorge und von Wissenschaft<br />

und Innovation. Da werden zuhauf<br />

„Reallabore“ angekündigt und es werden<br />

arbeitsmarktpolitische Maßnahmen beschrieben.<br />

Mindestens 40 Milliarden Euro soll der Staat für den<br />

Kohleausstieg bereitstellen – für die Steuerzahler wird<br />

es also teuer.<br />

Kohlekommission mit Bekenntnis zum Gas<br />

Fragen der Versorgungssicherheit hingegen werden nur<br />

am Rande behandelt. Zwangsläufig bekennt sich die<br />

Kommission zum Energieträger Gas, denn Deutschland<br />

benötige „absehbar in adäquatem Umfang gesicherte<br />

Kraftwerksleistung“. Angesichts der Klimaziele könnten<br />

dies „nach dem aktuellen Stand der Technik am<br />

besten Gaskraftwerke leisten“. Zur Herkunft des Gases<br />

jedoch – ob fossil, biogen oder als synthetisch hergestelltes<br />

Gas (Power-to-Gas) – sagt die Kohlekommission<br />

wenig. So wie auch viele andere konkrete Fragen der<br />

Energiewende offen bleiben.<br />

Die Kommission sollte eben – was schon ihre personelle<br />

Zusammensetzung dokumentiert – nur gesellschaftlichen<br />

Proporz abbilden und kein Fachgremium von<br />

Energieexperten sein. Was aus den Beschlüssen wird,<br />

wenn die Bundesregierung den Kohleausstieg in Gesetzesform<br />

gegossen hat, müssen in den kommenden<br />

Jahren dann doch die Fachleute diskutieren.<br />

Die meisten gesellschaftlichen Gruppen, die teilweise<br />

sogar direkt in der Kommission vertreten waren, äußerten<br />

sich nach Präsentation des Abschlussberichtes<br />

positiv. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND),<br />

der Deutsche Naturschutzring (DNR) und Greenpeace<br />

betonten gemeinsam, sie trügen „den Beschluss mit,<br />

weil er den jahrelangen Stillstand in der deutschen Klimapolitik<br />

aufbricht und den überfälligen Ausstieg aus<br />

der Kohle einleitet“. Da das Ergebnis aber für den Klimaschutz<br />

nicht ausreiche, sei „weiter Druck nötig für<br />

einen schnellen Kohleausstieg“. Der BUND-Vorsitzende<br />

Hubert Weiger hob hervor: „Mit der frühen Abschaltung<br />

von 3 Gigawatt Braunkohle im Rheinland ist der<br />

Hambacher Wald gerettet.“ Das sei auch „der Verdienst<br />

der neu erstarkten Klimabewegung“.<br />

Die angesprochenen Hambacher Aktivisten hingegen<br />

zeigten sich nicht zufrieden mit dem Erreichten.<br />

„Was die Kohlekommission vorlegt, ist kein Konsens.<br />

Damit wird das 1,5-Grad-Ziel unmöglich“, sagte Nike<br />

Mahlhaus, Pressesprecherin von Ende Gelände: „Die<br />

Konzerne bekommen hier Geld für nichts, was mit dem<br />

Hambi [also dem Hambacher Wald] und den Dörfern<br />

passiert, ist unklar.“ 20 Jahre Kohlekraft seien „20<br />

Jahre Kohlekraft zu viel“ und deswegen stelle sich<br />

Ende Gelände diesen Plänen entgegen.<br />

Kraftwerksplanungen der LEAG werden<br />

nicht angetastet<br />

Zu wenig Fortschritt sehen auch Kritiker in den ostdeutschen<br />

Kohlegebieten. „Während im Rheinland die<br />

notwendigen ersten Schritte zum Kohleausstieg gegangen<br />

werden, sollen die Steuermilliarden in die Lausitz<br />

18


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Politik<br />

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Politik<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praktisch ohne Gegenleistung fließen“,<br />

sagte René Schuster von der Grünen Liga,<br />

die Mitglied im Braunkohlenausschuss des<br />

Landes Brandenburg ist. Die Kraftwerksplanungen<br />

der Lausitz Energie Bergbau AG<br />

und Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG)<br />

würden bisher nicht angetastet. „Offenbar<br />

soll der Steuerzahler hier nicht die Folgen<br />

eines Kohleausstieges abfedern, sondern<br />

die Sparprogramme der LEAG-Eigner ausgleichen<br />

und den Landtagswahlkampf der<br />

beiden Ministerpräsidenten retten.“<br />

Die Kohlewirtschaft zeigte sich gleichwohl<br />

wenig erfreut. Der Vorstandsvorsitzende<br />

der LEAG, Helmar Rendez, monierte, dass<br />

der von der Firma „eingeforderte Planungshorizont<br />

für den Betrieb der Tagebaue und<br />

Kraftwerke im Lausitzer Revier nicht gegeben“<br />

sei. Denn bleibe es beim Ausstiegsdatum<br />

Ende 2038, werde dies das „Revierkonzept“<br />

der Firma, das bis über 2040<br />

hinausreicht, „ernsthaft infrage stellen“.<br />

Kritik äußerte auch RWE. Die Beschlüsse<br />

hätten „gravierende Folgen für das Braunkohlegeschäft“,<br />

das Enddatum im Jahr<br />

2038 sei „deutlich zu früh“. RWE-Chef<br />

Rolf Martin Schmitz sprach von „tiefen<br />

Einschnitten“. Doch während RWE noch<br />

lamentierte, hatte die Börse keine Probleme<br />

mit dem Kommissionsbeschluss: Die<br />

RWE-Aktie beendete den ersten Börsentag<br />

nach der Bekanntgabe der Pläne sogar ein<br />

wenig besser als der Dax.<br />

Während der Ausstieg nun den einen zu<br />

schnell, den anderen zu langsam geht, hob<br />

Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende,<br />

diesen als „eine Sternstunde für<br />

unser politisches System“ hervor, denn er<br />

zeige, „dass sich gesellschaftliche Großkonflikte<br />

in Deutschland immer noch gemeinschaftlich<br />

lösen lassen“.<br />

Mit dem Ausstiegsbeschluss<br />

beginnt die eigentliche Arbeit<br />

Die eigentliche Aufgabe fange mit dem Beschluss<br />

der Kohlekommission aber erst an.<br />

Kohleausstieg, Versorgungssicherheit und<br />

bezahlbare Energie gemeinsam werde es<br />

nur geben, wenn die Bundesregierung sich<br />

unverzüglich daran mache, den Ausbau der<br />

Erneuerbaren Energien an der Stromversorgung<br />

von heute 38 Prozent bis 2030 auf 65<br />

Prozent zügig umzusetzen. Auch müsse der<br />

Strommarkt so flexibilisiert werden, dass<br />

die notwendigen Backup-Gas-Kraftwerke<br />

im Markt entstehen könnten. Der Branchenverband<br />

der Energiewirtschaft BDEW<br />

hob unterdessen als „eines der wichtigsten<br />

Instrumente zur Erreichung der Klimaziele“<br />

die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung<br />

hervor.<br />

An einigen Stellen kam aber auch die Enttäuschung<br />

darüber durch, dass der Kohleausstieg<br />

von der Kommission eher als<br />

planwirtschaftliches Konstrukt mit definierten<br />

20-Jahres-Plänen denn als marktwirtschaftlicher<br />

Umbau gesehen wird.<br />

Einen solchen marktwirtschaftlichen Weg<br />

hätte man mit einer verbindlich von Jahr zu<br />

Jahr steigenden CO 2<br />

-Bepreisung schaffen<br />

können. Die Kohleblöcke wären so nach<br />

und nach aus dem Markt gedrängt worden,<br />

während die Erneuerbaren Energien sich<br />

in dem neuen Umfeld aufgrund ihrer CO 2<br />

-<br />

Neutralität immer besser hätten behaupten<br />

können.<br />

In diese Richtung argumentierte auch<br />

das Mercator Research Institute on Global<br />

Commons and Climate Change (MCC).<br />

Dessen Generalsekretärin Brigitte Knopf<br />

sagte: „Ob der deutsche Kohleausstieg als<br />

internationales Vorbild dienen kann, ist<br />

fraglich.“ Denn er könnte die Steuerzahler<br />

teuer zu stehen kommen aufgrund der<br />

vorgesehenen Entschädigungen, die nicht<br />

nur für die Kohleregionen, sondern auch für<br />

Kraftwerksbetreiber zu bezahlen seien.<br />

Sinnvoll sei ein Mindestpreis für CO 2<br />

im<br />

Stromsektor: „Ein solcher flankierender<br />

CO 2<br />

-Mindestpreis würde die Klimaschutzwirkung<br />

des beschlossenen Kompromisses<br />

absichern. Darüber hinaus<br />

würde man Einnahmen generieren, die den<br />

Strukturwandel finanzieren könnten.“ Die<br />

Politik müsse eine solche Maßnahme jetzt<br />

prüfen – als sinnvolle Ergänzung zu dem<br />

gefundenen Kompromiss.<br />

In den Sektoren, die nicht dem europäischen<br />

Emissionshandel unterliegen<br />

(speziell Verkehr und Gebäude), regt die<br />

Kohlekommission zwar die „Prüfung der<br />

Einführung einer CO 2<br />

-Bepreisung mit<br />

Lenkungswirkung“ an. Das würde aber<br />

im Stromsektor nicht unbedingt weitere<br />

Fortschritte bringen. Dass vielmehr eine<br />

sektorenübergreifende Bepreisung von<br />

CO 2<br />

-Emmissionen „das effektivste und<br />

vernünftigste Instrument“ sei, um den CO 2<br />

-<br />

Ausstoß schnell zu verringern, davon ist<br />

zum Beispiel der Ökostromanbieter Elektrizitätswerke<br />

Schönau (EWS) überzeugt.<br />

EWS fordert mit zahlreichen Unternehmen<br />

und Verbänden schon seit einiger Zeit die<br />

„Einführung eines wirksamen, sozialverträglichen<br />

CO 2<br />

-Preises für die Sektoren<br />

Strom, Wärme und Verkehr“.<br />

Strompreisentwicklung – wo geht<br />

die Reise hin?<br />

Was der aktuelle Beschluss der Kohlekommission<br />

für den Strommarkt bedeutet,<br />

haben unterdessen Energieökonomen der<br />

Enervis Energy Advisors GmbH berechnet –<br />

wenngleich, so die Analysten, aus energiewirtschaftlicher<br />

Sicht noch „eine Reihe offener<br />

Fragen und erheblicher Unsicherheiten“<br />

blieben. Modellierungen zeigten, dass<br />

das Strompreisniveau im Großhandel im<br />

Falle des Kohleausstiegs 2038 „moderat<br />

über dem Niveau eines Vergleichsszenarios<br />

ohne forcierten Kohleausstieg liegt“, sagte<br />

Mirko Schlossarczyk, Strommarktexperte<br />

der Enervis. Der mittlere Börsenpreis werde<br />

beim Kohleausstieg im Jahr 2022 um<br />

etwa 2,50 Euro pro Megawattstunde über<br />

den Prognosen des Referenzpfades liegen.<br />

Im Jahr 2030 liege der Preis im Szenario<br />

Kohleausstieg etwa 3 Euro höher.<br />

Damit aber würden die Erneuerbaren Energien<br />

ihre Position am Strommarkt nur geringfügig<br />

verbessern können. Und so bleibt<br />

weiterhin offen, mit welchen Instrumenten<br />

die geplanten 65 Prozent Erneuerbare am<br />

Strommix im Jahr 2030 erreicht werden<br />

sollen – ein Ziel, das übrigens auch die<br />

Kohlekommission bekräftigt hat.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

07 61/202 23 53<br />

bernward.janzing@t-online.de<br />

20


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Politik<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

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22


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis / Titel<br />

Das nach wie vor feststellbare Unfallgeschehen auf Biogasanlagen und die Erkenntnisse von Sachverständigenprüfungen<br />

zeigen weiterhin ein Optimierungspotenzial für die gesamte Biogasbranche auf.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Insbesondere die im letzten Jahr veröffentlichte<br />

Auswertung der Erfahrungsberichte<br />

der Sachverständigen nach<br />

§29a Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

(BImSchG) (KAS-46) für das Berichtsjahr<br />

2016 gab konkrete Hinweise zum<br />

weiteren Handlungsbedarf. Wie die Jahre<br />

zuvor überwiegen auch 2016 Prüfungen<br />

mit Mängeln auf Biogasanlagen (2016: 73<br />

Prozent) und zeigen die bereits seit längerem<br />

bekannten Problembereiche auf:<br />

ffAnlagenauslegung (zum Beispiel<br />

fehlender Blitzschutz etc.)<br />

ffDurchführung von Prüfungen (zum<br />

Beispiel fehlende Dokumentation/<br />

Durchführung von Prüfungen nach<br />

BetrSichV).<br />

ffProzessleittechnik (zum Beispiel<br />

fehlende Einstufung von Schutzeinrichtungen).<br />

ffBrandschutz (zum Beispiel<br />

Erstellung Feuerwehrplan).<br />

ffEx-Schutz (zum Beispiel fehlendes/<br />

mangelhaftes Ex-Schutzdokument).<br />

ffBetriebsorganisation (zum Beispiel fehlende<br />

Unterweisungen/Einweisungen,<br />

Freigaben etc.).<br />

Neben den festgestellten Mängeln bei<br />

Anlagenprüfungen waren im vergangenen<br />

Jahr 2018 leider auch Unfälle mit erheblichen<br />

Personenschäden an Biogasanlagen<br />

zu beklagen. Besonders auffällig war,<br />

dass die Ursachen bei den drei tödlichen<br />

Unfällen keine direkte Beziehung zum eigentlichen<br />

Biogasprozess hatten und alle<br />

weiteren Schadensfälle häufig in Bezug zu<br />

Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten<br />

standen.<br />

Beim ersten tödlichen Unfall geriet ein Mitarbeiter<br />

eines Stromversorgungsunternehmens<br />

bei der Prüfung und dem Versuch, ein<br />

Foto eines defekten Verteilerkastens in einem<br />

Trafohaus zu machen, zu dicht an eine<br />

stromführende Leitung und erlitt tödliche<br />

Stromschläge und Verbrennungen. Beim<br />

zweiten Unfall mit Todesfolge wurde ein<br />

niederländischer LkW-Fahrer vermutlich<br />

beim Abladen von Gärsubstraten durch herabfallende<br />

Silage einer daneben befindlichen<br />

Fahrsiloanlage verschüttet und konnte<br />

nur noch tot geborgen werden.<br />

Ein ähnlicher Unfall mit zwei leicht verletzten<br />

Mitarbeitern passierte auf einer<br />

Biogasanlage in der Nähe von Günzburg.<br />

Auch dort war ein Teil der Anschnittsfläche<br />

einer Maissilage eingestürzt und hatte die<br />

Verletzten verschüttet. Der dritte tödliche<br />

Unfall ereignete sich auf einer Baustelle<br />

einer Biogasanlage, wo ein Monteur beim<br />

Anheben einer Betonverschalung durch einen<br />

in eine Antriebswelle geratenen Schal<br />

stranguliert wurde.<br />

Bei den sonstigen Schadensfällen ohne<br />

Personenschäden liegt der Schwerpunkt<br />

aus unserer Sicht derzeit bei zwei Problemfeldern:<br />

ffBrandereignisse (BHKW-Raum, Gärbehälter<br />

etc.) und<br />

ffHavarien (Freisetzung von Gärresten).<br />

Neben dem menschlichen Versagen zeigt<br />

sich derzeit, dass verstärkt Materialversagen<br />

und -ermüdungen als Unfallursachen<br />

in den Vordergrund rücken. Aus diesem<br />

Grund ist die geplante und ordnungs-<br />

Abbildung 1: Mängelschwerpunkte auf Biogasanlagen in 2016<br />

Foto: Caro_Seeberg_FOTOFINDER.COM<br />

Relative Anzahl der Mängelcode-Nennungen, normiert auf die Anzahl der Prüfungen<br />

1,500<br />

1,250<br />

1,000<br />

0,750<br />

0,500<br />

0,250<br />

-<br />

1<br />

1.<br />

Auslegung<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.3<br />

2<br />

2.1<br />

2.<br />

Prüfungen<br />

2.2<br />

3<br />

4<br />

4.1<br />

4.<br />

PLT<br />

4.2<br />

5<br />

6<br />

8.<br />

Brandschutz<br />

7<br />

Mängelcode<br />

8<br />

9<br />

9.1<br />

9.<br />

Ex-Schutz<br />

9.1.1<br />

9.1.2<br />

9.2<br />

9.2.1<br />

9.2.2<br />

10.<br />

Organisationen<br />

10<br />

10.1<br />

10.2<br />

10.3<br />

10.4<br />

Quelle: KAS-46<br />

23


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

gemäße Wartung und Instandhaltung, insbesondere<br />

bei zunehmend älteren Anlagen,<br />

von besonderer Bedeutung (siehe Text auf<br />

Seite 32).<br />

Schwachpunkt „Mensch“<br />

immer wichtiger<br />

Da bereits beide Problemfelder Gegenstand<br />

umfangreicher technischer und organisatorischer<br />

Anforderungen (siehe Abbildung<br />

2) sind beziehungsweise im besonderen<br />

Fokus neuer Anforderungen stehen (TRAS<br />

120, AwSV, TRwS 793-1 etc.), nimmt der<br />

Schwachpunkt „Mensch“ eine zunehmend<br />

bedeutsamere Rolle ein. Aus diesem Grund<br />

ist die kontinuierliche Sensibilisierung und<br />

Schulung der Betreiber und ihrer Mitarbeiter<br />

sowie der Fachfirmen einer der wichtigsten<br />

Ansatzpunkte, Unfälle und Schadensfälle<br />

auf Biogasanlagen zu reduzieren.<br />

Der Schulungsverbund Biogas bietet hier<br />

mit seinen 14 anerkannten Bildungseinrichtungen<br />

umfassende Grund- und Auffrischungsschulungen<br />

an und wird zukünftig<br />

auch im Bereich der Instandhaltung und<br />

Errichtung Schulungen anbieten.<br />

Zum Themenbereich Brandschutz auf Biogasanlagen<br />

hatte der Fachverband Biogas<br />

bereits 2010 ein Merkblatt erstellt, das<br />

kontinuierlich angepasst und zuletzt im<br />

Herbst 2018 als Arbeitshilfe A-016 neu<br />

veröffentlicht wurde. Auch die TRAS 120<br />

(siehe Bericht auf Seite 28) behandelt das<br />

Thema Brandschutz ausführlich in verschiedenen<br />

Kapiteln (vorbeugender und<br />

abwehrender Brandschutz sowie Schutzabstände).<br />

Bei der Vermeidung von Havarien auf Biogasanlagen<br />

wird mit der im August 2017<br />

eingeführten Verordnung über Anlagen<br />

zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen (AwSV) und der gerade in Bearbeitung<br />

befindlichen Technischen Regel<br />

wassergefährdender Stoffe – Biogasanlagen<br />

(TRwS 793-1) die Errichtung und<br />

der Betrieb von Biogasanlagen umfassend<br />

beregelt. Aktuell deutet sich eine Novelle<br />

der AwSV an, die sicherlich auch für Biogas<br />

relevante Änderungen bringen kann. Einige<br />

wichtige Fragen zu der darin erforderlichen<br />

Fachbetriebspflicht werden auf Seite<br />

36 beantwortet.<br />

Unfall- und schadensfreien<br />

Betrieb sicherstellen<br />

Sowohl die Schadensfälle mit und ohne<br />

Personenschäden als auch die Auswertungen<br />

der Sachverständigenprüfungen<br />

zeigen weiteren Handlungsbedarf in der<br />

Biogasbranche auf. Damit dies nicht immer<br />

in neue und weitere Verschärfungen der<br />

rechtlichen und technischen Anforderungen<br />

mündet, ist es unabdingbar, dass Planer,<br />

Hersteller, Betreiber und Instandhalter<br />

einen unfall- und schadensfreien Betrieb<br />

sicherstellen und sich an den geltenden<br />

rechtlichen Rahmen halten.<br />

Seitens des Gesetzgebers beziehungsweise<br />

der regelsetzenden Behörden deuten sich<br />

aktuell weitere Entwicklungen bei den für<br />

Biogasanlagen relevanten Regelwerken an:<br />

ffÜberarbeitung der in 2015 veröffentlichten<br />

TRGS 529.<br />

ffneue DGUV-Regel zu gasbetriebenen<br />

BHKW.<br />

Der Fachverband Biogas ist in allen Diskussionen<br />

beteiligt und versucht hier mit<br />

seinen internen Gremien (AK-Sicherheit,<br />

- Prüfungen nach Anlagenverordnung<br />

wassergefährdende Stoffe (AwSV)<br />

- AwSV- Prüfung Eigenverbrauchstankstellen<br />

- AwSV- Prüfung Biogasanlagen<br />

- Abscheiderprüfungen gemäß DIN 1999-100<br />

- Behördenengineering<br />

- Dichtheitsprüfung Behälter<br />

- Dichtheitsprüfung Rohrleitungen<br />

- Erstellung Sanierungskonzepte<br />

- Ingenieurplanung Sanierung und<br />

Neubau von Fahrsiloanlagen<br />

- Beratung zur Auswahl geeigneter<br />

und zugelassener Bauprodukte<br />

- Entwässerungsplanung gemäß DWA A792<br />

- Wir begleiten Sie von der Planung<br />

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AwSV Sachverständiger der<br />

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32289 Rödinghausen<br />

Tel.: +49 5746 890 528<br />

mobil: +49 160 991 699 49<br />

24<br />

e-mail:info@Heisel-SV.de<br />

Steffen<br />

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Sachverständigenbüro Thomas Steffen<br />

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GTÜ-Sachverständigenorganisation<br />

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32457 Porta Westfalica<br />

Tel.: +49 5706 390 867<br />

Fax: +49 3212 141 6054<br />

mobil: +49 177 242 9754<br />

e-mail: steffen-umwelttechnik@gmx.de


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Aktivitäten der Gesetzgeber und<br />

Behörden<br />

Name der Veranstaltung am xx.yy.2016 in Musterstadt<br />

Abbildung 2: Aktivitäten des Gesetzgebers und der Behörden<br />

praxis / Titel<br />

BMUB<br />

BMAS<br />

Neu:<br />

44.<br />

BImSchV<br />

Novelle<br />

der TA-Luft<br />

Neu:<br />

Technische<br />

Regel für<br />

Anlagensicherheit<br />

(TRAS 120)<br />

AwSV<br />

TRWS 792<br />

Neu: TRWS 793<br />

- Teil 1: Neuanlagen<br />

- Teil 2: Bestandsanlagen<br />

BetrSichV<br />

2015<br />

Neu:<br />

Technische<br />

Regel für<br />

Betriebssicherheit:<br />

- TRBS 1203<br />

- TRBS 1201<br />

(beide 2018 geändert)<br />

GefStoffV<br />

2015<br />

Technische<br />

Regel für<br />

Gefahrstoffe<br />

TRGS 529<br />

(Überarbeitung <strong>2019</strong><br />

geplant)<br />

DGUV R113-001<br />

Beispielsammlung<br />

Ex-Zonen<br />

(neue Version im Frühjahr <strong>2019</strong>)<br />

DGUV Regel<br />

zu gasbetr.<br />

BHKW<br />

(neue AG in Gründung)<br />

Manuel Maciejczyk<br />

AK-Genehmigung) 17.11.2016 und der Kooperation mit<br />

dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches<br />

e.V. (DVGW) und der Deutschen<br />

Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser<br />

und Abfall e.V. (DWA) praxistaugliche<br />

Anforderungen zur Umsetzung zu bringen.<br />

In Ergänzung zu den gesetzlichen Entwicklungen<br />

erarbeitet der Fachverband Biogas<br />

eigene Arbeitshilfen und Merkblätter, um<br />

notwendige praxistaugliche Konkretisierungen<br />

auf den Markt zu bringen.<br />

Aus der Kooperation mit den beiden Verbänden<br />

DVGW und DWA sind die in Abbildung<br />

3 dargestellten Merkblätter und Aktivitäten<br />

entstanden und werden kontinuierlich weiterentwickelt<br />

(Anmerkung: alle Merkblätter<br />

erscheinen auch inhaltsgleich als DVGW-<br />

Merkblatt). Bereits veröffentlicht sind die<br />

beiden Merkblätter DWA M-377 und DWA<br />

M-375, die den Gasspeicher hinsichtlich<br />

der Gebrauchstauglichkeit, Tragfähigkeit<br />

sowie technischen Dichtheit beschreiben.<br />

Das die Anforderungen an Gasfackeln beschreibende<br />

DWA Merkblatt M-305 steht<br />

kurz vor dem Weißdruck. Im Gelbdruck<br />

erschienen ist aktuell das DWA M-218<br />

zu den Rohrleitungen auf Biogasanlagen.<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Abbildung 3: Gemeinsame Aktivitäten der Verbände<br />

Gemeinsame<br />

Aktivitäten der<br />

Verbände<br />

Entwicklung neuer<br />

Merkblätter<br />

DWA-M 377<br />

- „Sicherstellung der<br />

Gebrauchstauglichkeit und<br />

Tragfähigkeit von<br />

Membranabdeckungen“<br />

– Weißdruck im Dez. 2016<br />

DWA-M 375<br />

- "Technische Dichtheit von<br />

Membranspeichersystemen“<br />

– Weißdruck im Sept. 2018<br />

Safety first!<br />

Sicherheit geht vor! Das gilt für Biogasanlagen<br />

genauso wie im Eiskanal. Natürlich wollte ich<br />

bei meinen Rennen immer so schnell wie möglich<br />

unten im Ziel sein – aber vor allem wollte ich<br />

heil und sicher ankommen.<br />

Wie im Spitzensport kann auch auf einer Biogasanlage<br />

jeder Fehler schlimme Folgen haben<br />

und im worst case die Gesundheit der Arbeiter<br />

gefährden. Wo an der falschen Stelle gespart<br />

wird, da können Unfälle passieren. Jeder Betreiber<br />

muss sich bewusst sein, dass er selbst für<br />

die Sicherheit auf seiner Anlage verantwortlich<br />

ist – so wie jeder Rodler für seine Fahrt selbst<br />

verantwortlich ist.<br />

Zum Glück gehen die allermeisten Betreiber<br />

sehr gewissenhaft mit ihrer Anlage um. Sie<br />

nehmen regelmäßig an Schulungen teil und<br />

veranlassen die erforderlichen Prüfungen und<br />

Sicherheitsübungen – zum Beispiel mit der<br />

örtlichen Feuerwehr. Damit sorgen sie für den<br />

sicheren Betrieb ihrer Biogasanlage.<br />

Jeder sollte sich bewusst sein: So wie wir als<br />

deutsche Rodler eine ganze Nation repräsentieren,<br />

so repräsentiert jeder Biogasanlagenbetreiber<br />

die gesamte Biogasbranche in Deutschland.<br />

Sichere und reibungslos funktionierende Anlagen<br />

sind das beste Aushängeschild.<br />

Pfiat euch,<br />

Euer<br />

DWA<br />

DVGW<br />

Fachverband<br />

Biogas<br />

Technisches<br />

Sicherheitsmanagementsystem<br />

(TSM) – Biogas<br />

Schulungsverbund<br />

Biogas<br />

Abbildung 4: Arbeitshilfen, Infopapiere und Handlungsempfehlungen<br />

des Fachverbandes Biogas e.V. zum Thema Sicherheit<br />

Sicheres Arbeiten in Fermentern<br />

DWA-M 305<br />

-"Gasfackelanlagen als<br />

zusätzliche<br />

Gasverbrauchseinrichtungen an<br />

Biogasanlagen“<br />

– Weißdruck Sommer <strong>2019</strong><br />

DWA-M 218<br />

- „Rohrleitungen auf<br />

Biogasanlagen“<br />

– Gelbdruck Februar <strong>2019</strong><br />

seit 2013 aktiv und über 6.700<br />

erfolgreich geschulte und<br />

geprüfte Teilnehmer<br />

A-002 Einweisungsprotokoll für Nachunternehmer<br />

A-002-X Mustereinweisungsprotokolle für 8 relevante Instandhaltungsarbeiten – in Abstimmung<br />

A-003 Checkliste für den sicheren Betrieb einer BGA<br />

A-004 Anforderungen an die betriebliche Organisation – überarbeitet<br />

A-005 Umgang mit Zuschlags- und Hilfsstoffen auf Biogasanlagen<br />

A-005-2 Arbeitsmedizinische Prävention – in Abstimmung<br />

A-006 Leitfaden Notstromkonzept<br />

A-008 Erstellung eines HACCP-Konzeptes beim Einsatz von Gülle in Biogasanlagen<br />

A-015 Netzanschluss<br />

A-016 Brandschutz auf Biogasanlagen – überarbeitet<br />

A-018 Einweisungsprotokoll – Sicherheitshinweise für Besucher – in deutsch und englisch<br />

A-XXX Beispielhafte PLT-Sicherheitseinrichtungen für Biogasanlagen – in Abstimmung<br />

A-XXX Checkliste Beauftragung von Nachunternehmern – in Abstimmung<br />

A-XXX Einteilung von Ex-Zonen in Biogasanlagen (DGUV Regel 113-001) – in Überarbeitung<br />

H-006 Handlungsempfehlung zur Überprüfung von Holzdecken<br />

Infopapier Prüf- und Dokumentationspflichten<br />

Infopapier Gewährleistung der Frostsicherheit auf Biogasanlagen<br />

Durch den Fachverband Biogas wurden die<br />

in Abbildung 4 aufgeführten Arbeitshilfen,<br />

Infopapiere und Handlungshilfen zum Thema<br />

Sicherheit veröffentlicht und ständig<br />

an neue Erkenntnisse und Erfordernisse<br />

angepasst.<br />

Zusammenfassung und Ausblick: Das aktuelle<br />

Unfall- und Schadensgeschehen auf<br />

Biogasanlagen zeigt weiterhin Handlungsbedarf<br />

für die Biogasbranche. Durch die<br />

jetzt weiter verschärften organisatorischen<br />

und technischen Anforderungen reagiert<br />

der Gesetzgeber. Der Fachverband Biogas<br />

wird sich für eine weitere Sensibilisierung<br />

der Branche einsetzen und praxistaugliche<br />

Hilfestellungen zur Umsetzung geben.<br />

Schlussendlich muss es uns als gesamte<br />

Biogasbranche gelingen, die Schäden<br />

und Mängel auf Biogasanlagen weiter zu<br />

reduzieren, um unnötige kostenträchtige<br />

Anforderungen und Personenschäden zu<br />

verhindern.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

26


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis / Titel<br />

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27


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Erste Bewertung der<br />

„Technischen Regel<br />

Anlagensicherheit – TRAS 120“<br />

Foto: Baur Folien<br />

Gurtverstärktes<br />

Tragluftdach.<br />

In über 35 Sitzungen hat die Kommission für Anlagensicherheit und der dazugehörige Arbeitskreis<br />

Biogas an einer Technischen Regel für Anlagensicherheit – TRAS 120 – zu sicherheitstechnischen<br />

Anforderungen an Biogasanlagen gearbeitet. Am 21. Januar <strong>2019</strong> wurde<br />

die TRAS 120 im Bundesanzeiger veröffentlicht und somit offiziell als Erkenntnisquelle zur<br />

Definition des Standes der Technik/Sicherheitstechnik veröffentlicht.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Bereits Anfang 2015 hatte das Bundesumweltministerium<br />

(BMU) der Kommission<br />

für Anlagensicherheit (KAS) den Auftrag<br />

gegeben, eine Technische Regel für Anlagensicherheit<br />

zu Biogasanlagen (TRAS<br />

120) zu entwickeln. Hintergrund waren Defizite in den<br />

Sicherheitsregeln für Biogasanlagen (TI 4) der Landwirtschaftlichen<br />

Berufsgenossenschaften (SVLFG) sowie<br />

die besondere Auffälligkeit von Biogasanlagen bei<br />

den Auswertungen der Erfahrungsberichte der Sachverständigen<br />

gemäß Paragraf (§) 29a des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />

(BImSchG).<br />

Zusammen mit dem aktuellen Unfall- und Schadensgeschehen<br />

auf Biogasanlagen ergaben sich akute Handlungsfelder<br />

für die KAS. Zur Bearbeitung der TRAS 120<br />

wurde aus Mitgliedern der KAS und relevanten Interessensgruppen<br />

ein Arbeitskreis Biogas gegründet. Neben<br />

dem Fachverband Biogas war nur noch ein weiterer ausgewiesener<br />

Biogas-Experte und Vertreter der Biogasbranche<br />

in dem Gremium vertreten. Der andere Teil des<br />

Arbeitskreises war geprägt durch drei Vertreter der Umweltverbände,<br />

drei Vertreter von Landesbehörden, den<br />

Berufsgenossenschaften und dem Umweltbundesamt.<br />

Diese aus unserer Sicht nicht den komplexen Fachdiskussionen<br />

angemessene Zusammensetzung und das<br />

komplizierte Verfahren, um externen Fachverstand einzubinden,<br />

waren regelmäßig Gegenstand unserer Kritik<br />

an der TRAS 120 und die Ursache für fragwürdige<br />

Mehrheitsentscheidungen bei heiklen Diskussionen.<br />

Grundsätzlich bemängelt wurde immer wieder die Vermischung<br />

des Standes der Sicherheitstechnik – relevant<br />

für Betriebsbereiche im Sinne der Störfallverordnung –<br />

und des Standes der Technik, der für alle genehmigungsbedürftigen<br />

Biogasanlagen von Relevanz ist.<br />

Aufgrund der besonderen Regelungstiefe und sehr<br />

detaillierten Beschreibung von Anforderungen wird<br />

insbesondere die Interpretation der TRAS 120 für<br />

Bestandsanlagen erhebliche Vollzugsprobleme mit<br />

sich bringen. Trotz massiver Kritik und zahlreicher<br />

Stellungnahmen des Fachverbandes Biogas wurde die<br />

TRAS 120 im Juni 2018 mit einer Gegenstimme in<br />

der KAS angenommen und nach einer Länderanhörung<br />

28


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Dokumentationsumfang wird<br />

zunehmen<br />

Die Schutzabstände zu Hochspannungsfreileitungen<br />

und Windkraftanlagen kön-<br />

praxis / Titel<br />

mit einigen notwendigen Änderungen im<br />

November 2018 final dem BMU zur Veröffentlichung<br />

übergeben.<br />

Fazit aus der Erarbeitung der<br />

TRAS 120<br />

Am Ende der Diskussionen lässt sich resümieren,<br />

dass unsere intensive Mitwirkung<br />

nicht erfolglos war und wichtige Änderungen<br />

in den zunächst zur Diskussion stehenden<br />

Texten erfolgt sind. Bei allen erzielten<br />

Kompromissen kann der finale Stand der<br />

TRAS 120 aber nicht zufriedenstellen und<br />

bedarf weiterer praxistauglicher Änderungen.<br />

Da die TRAS 120 „nur“ eine Erkenntnisquelle<br />

zum Stand der Technik beziehungsweise<br />

Stand der Sicherheitstechnik<br />

ist, obliegt es den zuständigen Vollzugsbehörden<br />

in den Ländern, die Umsetzung<br />

(zum Beispiel über Erlass, nachträgliche<br />

Anordnung oder bei Genehmigungen)<br />

durchzuführen.<br />

Eine einheitliche Anwendung in den Ländern<br />

ist bereits jetzt nicht absehbar. Eine<br />

besondere Rolle in diesem Zusammenhang<br />

werden auch die Sachverständigen<br />

nach §29a BImSchG und gegebenenfalls<br />

die zur Prüfung befähigten Personen einnehmen,<br />

da diese häufig als Gutachter<br />

der Vollzugsbehörden die Umsetzung des<br />

Standes der Technik beurteilen müssen.<br />

Somit empfehlen wir als Fachverband Biogas<br />

abzuwarten, ob und wie die TRAS 120<br />

in der Praxis durch die Behörden umgesetzt<br />

wird. Wenngleich sich jeder Anlagenbetreiber<br />

im Einzelfall Gedanken machen<br />

muss, ob nicht eine geplante Erweiterung<br />

beziehungsweise Änderung der Anlage<br />

auch gleich unter Berücksichtigung der<br />

TRAS 120 Sinn macht, um gegebenenfalls<br />

teurere Nachinvestitionen zu vermeiden.<br />

Inhalt der TRAS 120<br />

Die 43 Seiten umfassende, im Bundesanzeiger<br />

veröffentlichte TRAS 120 beschreibt<br />

nach einer Begriffsdefinition und Erläuterung<br />

von Gefahrenquellen auf Biogasanlagen<br />

im Kapitel 2 „grundsätzliche Anforderungen“<br />

(zum Beispiel Brandschutz,<br />

Betriebsorganisation, Dokumentation,<br />

Fachkunde etc.) und im Kapitel 3 „besondere<br />

Anforderungen an Anlagenteile“ (Gärbehälter,<br />

Gasspeicher, Maschinenräume,<br />

Aktivkohlefilter etc.).<br />

Insbesondere die explizite und ausführliche<br />

Beschreibung von Gefahrenquellen auf<br />

Biogasanlagen hat rein informativen Charakter<br />

und wäre in dem Regelwerk entbehrlich<br />

gewesen. Änderungsbedarf besteht<br />

aus unserer Sicht noch bei der Einstufung<br />

der Toxizität von Biogas aufgrund seiner<br />

potenziellen Schwefelwasserstoffgehalte.<br />

Hier muss nochmal eine Anpassung gemäß<br />

TRGS 529 stattfinden.<br />

Allgemeine Anforderungen<br />

Das Kapitel 2 zu den allgemeinen Anforderungen<br />

ist geprägt durch die Themen<br />

Brand- und Explosionsschutz, Schutzabstände,<br />

Betriebsorganisation und Dokumentation<br />

sowie zur Annahme von besonderen<br />

Einsatzstoffen. Als Reaktion auf<br />

fehlende Standsicherheitsnachweise in der<br />

Praxis hat der Betreiber zukünftig für alle<br />

tragenden sicherheitsrelevanten Anlagenteile<br />

entsprechende Nachweise zu führen.<br />

Bezüglich des Themas Brandschutz gibt<br />

die TRAS 120 umfangreiche Anforderungen<br />

an die Erstellung des Feuerwehrplans<br />

und des Brandschutzkonzeptes, an die<br />

brandschutztechnische Entkopplung von<br />

relevanten Anlagenteilen (Gärbehälter,<br />

BHKW- und Elektroräumen, Gärprodukttrocknern,<br />

Gasfackeln etc.), Brandalarmierung<br />

an den Betreiber und an den abwehrenden<br />

Brandschutz (Löschwassermenge,<br />

Wasserentnahmestelle etc.).<br />

Die Anforderungen beim Explosionsschutz<br />

überschneiden sich größtenteils mit der bereits<br />

bekannten TRGS 529 und der DGUV<br />

Regel 113-001 (EX-RL). Umfangreich neu<br />

geregelt ist in der TRAS 120 das Thema der<br />

Schutzabstände innerhalb der Biogasanlage<br />

und deren Anlagenkomponenten und<br />

zu externen Objekten (Anlagen, Bauwerke<br />

etc.). Im Anhang VII sind in Form einer Tabelle<br />

konkrete Abstände beschrieben, die<br />

in jedem Fall erhebliche Auswirkungen auf<br />

die Planung und den Platzbedarf neuer Biogasanlagen<br />

beziehungsweise von Anlagenerweiterungen<br />

(zum Beispiel 6 beziehungsweise<br />

10 Meter Schutzabstand zwischen<br />

Gärbehältern) haben können.<br />

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29


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Ende Januar wurde die<br />

TRAS 120 im Bundesanzeiger<br />

veröffentlicht.<br />

nen zukünftig zu erheblichen Diskussionen beim Bauplanungsrecht<br />

führen. Als Reaktion auf immer wieder<br />

feststellbare Mängel bei der Betriebsorganisation, -dokumentation<br />

und Einhaltung von relevanten Prüffristen<br />

werden zukünftig noch umfangreichere Dokumentationsanforderungen<br />

auf die Betreiber zukommen.<br />

So ist neben einem Überwachungskonzept zur Eigenüberwachung<br />

ein Prüf- und Instandhaltungsplan, ein<br />

Notfall- und Alarmplan und ein Notstromkonzept zu<br />

erarbeiten beziehungsweise fortzuschreiben.<br />

Besonderen bürokratischen Aufwand wird auch die<br />

Anforderung bringen, dass die Freisetzung wesentlicher<br />

Mengen von gefährlichen Stoffen (Biogas, Gärreste<br />

etc.) durch den Betreiber der zuständigen Behörde<br />

mitzuteilen ist. Bei der Fachkunde der Betreiber ergeben<br />

sich maßgebliche Änderungen in<br />

Bezug auf die Schulungsverpflichtung<br />

von allen an der Biogasanlage beschäftigten<br />

Mitarbeitern. Neu ist in der TRAS<br />

120 auch die Fachkundeanforderung<br />

für technisch verantwortliche Personen<br />

im Bereich der Errichtung und Instandhaltung<br />

sowie die Empfehlung der<br />

Fachkunde bei der Anlagenplanung.<br />

Der Schulungsverbund Biogas bereitet<br />

aktuell die geänderten Schulungskonzepte<br />

vor und wird diese zeitnah zur<br />

Verfügung stellen. Konkretisiert wurde<br />

auch die Dichtheitsprüfung der Biogasanlagen<br />

alle drei Jahre und einer<br />

dazwischen stattfindenden wiederkehrenden<br />

Gaskamerabegehung. Ob sich<br />

die in der TRAS 120 geforderte Prüfung<br />

durch einen Sachverständigen gemäß<br />

§29a BImSchG in allen Bundesländern<br />

durchsetzt, bleibt abzuwarten.<br />

Bei der Prüfung von Holzunterkonstruktionen bei<br />

Gasspeichern konnte seitens des Fachverbandes ein<br />

anlassbezogener beziehungsweise 6-jährlich wiederkehrender<br />

Belastungstest als Kompromiss erreicht<br />

werden. Wie bereits aus der TRGS 529 bekannt, gibt<br />

auch die TRAS 120 weitere Anforderungen (Schnelltest<br />

zu Annahme, Dokumentation, technische Anforderungen<br />

bei der Annahme/Lagerung, Abluftabsaugung<br />

etc.) beim Umgang mit besonderen Einsatzstoffen<br />

(zum Beispiel Bioabfälle, tierische Nebenprodukte mit<br />

Ausnahme von Gülle und Mist) vor.<br />

Beim Blitzschutz wird explizit die Anforderung definiert,<br />

dass ein äußerer Blitzschutz bei Biogasanlagen<br />

im Regelungsbereich der Störfallverordnung notwendig<br />

ist, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass<br />

Foto: Manuel Maciejczyk<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis / Titel<br />

eine ernste Gefahr ausgeschlossen ist. Die Interpretation<br />

dieser Anforderung in der Praxis wird sicherlich zu<br />

einigen Diskussionen führen.<br />

Besondere Anforderungen an Anlagenteile<br />

Das Kapitel 3 der TRAS 120 beschreibt sehr detailliert<br />

Anforderungen an spezifische Anlagenteile, wie<br />

zum Beispiel die Substratvorbehandlung, Gärbehälter,<br />

Gasspeichersysteme, Maschinenräume, Aktivkohlefilter,<br />

Gasfackeln, Gärprodukttrockner, PLT (Prozessleittechnik/Anlagensteuerung)<br />

und Elektrotechnik. Als<br />

wesentliche Anforderung bei den Gärbehältern soll<br />

zukünftig eine Erfassung der Gasspeicher- und Substratfüllstände<br />

sowie eine alarmüberwachte Über- und<br />

Unterdrucksicherung verbaut werden.<br />

Ein Schwerpunktthema der TRAS 120 ist die technische<br />

Ausführung von Gasspeichersystemen. Erfreulicherweise<br />

wird hier auf die vom Fachverband Biogas<br />

maßgeblich erstellten DWA-Merkblätter M-375 und<br />

M-377 verwiesen. Darüber hinaus definiert die TRAS<br />

120 detaillierte Anforderungen an die Standsicherheit,<br />

Ableitfähigkeit, schwere Entflammbarkeit und<br />

die farbliche Ausgestaltung der Gasspeichersysteme.<br />

Bestehende Membransysteme sind zum Ende der vom<br />

Hersteller angegebenen Standzeit auszutauschen.<br />

Sofern keine Herstellerangabe vorliegt und eine sicherheitstechnische<br />

Prüfung der Membran kein positives<br />

Ergebnis bringt, sind diese Membranen nach spätestens<br />

sechs Jahren auszutauschen. Sicherlich eine der<br />

kostenträchtigsten Anforderungen in der TRAS 120<br />

stellt die zukünftige Forderung einer zweischaligen<br />

Gasmembran und der kontinuierlichen Zwischenraumüberwachung<br />

dar. Trotz umfangreicher Diskussionen<br />

konnte diese aus Sicht der Biogasbranche unverhältnismäßige<br />

Verschärfung der technischen Anforderungen<br />

nicht verhindert werden.<br />

Klemmschlauchverbot wurde verhindert<br />

Je nachdem wie die zuständige Vollzugsbehörde die<br />

TRAS 120 zur Umsetzung bringt, kann diese Anforderung<br />

zum Ende der einschaligen Gasspeichersysteme<br />

bei den relevanten Anlagen führen. Erfolgreich verhindert<br />

werden konnte das drohende gänzliche Verbot der<br />

Klemmschlauchanbringung der Gasspeichersysteme<br />

am Gärbehälter. Zukünftig sollen Klemmschlauchsysteme<br />

diverse zusätzliche Anforderungen (Überwachung<br />

Innendruck des Klemmschlauches, Rückschlagventil<br />

etc.) erfüllen und mit einer zusätzlichen mechanischen<br />

Einrichtung (zum Beispiel Gurte, Seile etc.) gegen<br />

spontanes Versagen ausgerüstet sein.<br />

Weitere spezifische Anforderungen sind bei der Überwachung<br />

von Maschinenräumen (BHKW-Räume), von<br />

Aktivkohlefiltern (inkl. Bereithaltung von Inertgas) und<br />

Gärprodukttrocknern (Brand- und Explosionsschutz)<br />

definiert. Bei Prozessleittechnik (PLT) wird auf die SIL-<br />

Klassifizierung verwiesen und bei der Elektrotechnik<br />

die notwendige Fachkunde beziehungsweise Überwachung<br />

von Elektroräumen gefordert.<br />

Abschließend lässt sich feststellen, dass auf die Betreiber<br />

und Hersteller neue umfangreiche Herausforderungen<br />

zukommen können, je nachdem wie die zuständigen<br />

Landesvollzugsbehörden die TRAS 120 als<br />

Erkenntnisquelle anwenden.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

Die Biogas Prüf GmbH Nord hat sich auf alle Themen rund um die Prüfungen<br />

auf Biogasanlagen, Biogasaufbereitungsanlagen sowie Biogaseinspeiseanlagen<br />

spezialisiert. Dies beinhaltet sicherheitstechnische und wasserrechtliche<br />

Prüfungen sowie die Durchführungen von Betreiberschulungen.<br />

Folgende Leistungen können wir den Betreibern anbieten:<br />

Sicherheitstechnische Prüfungen gem. § 29a BImSchG<br />

Prüfung des Explosionsschutzes und der Explosionssicherheit<br />

als „zur Prüfung befähigte Person“ gemäß BetrSichV<br />

Prüfung gemäß AwSV<br />

Dokumentationserstellung<br />

Betreiberschulung gemäß TRGS 529<br />

Unsere oberste Priorität ist es, gemeinsam mit den Betreibern individuelle, qualitative<br />

und kostengünstige Lösungen zu finden. Wir zeigen, dass Investitionen in die Sicherheit<br />

nicht nur Kosten bringen, sondern diese an anderer Stelle nachhaltig reduzieren und<br />

somit einen entscheidenden Faktor des Erfolges darstellen.<br />

Biogas Prüf GmbH Nord<br />

Stover Weg 2<br />

18198 Kritzmow /Landkreis Rostock<br />

038207-683300<br />

office@biogas-pruef-gmbh.de<br />

31<br />

www.biogas-pruef-gmbh.de


Der Anlagenbetreiber<br />

ist verpflichtet, Fremdunternehmen<br />

vor<br />

Aufnahme der Tätigkeit<br />

bezüglich der Gefährdungen<br />

auf der Anlage<br />

zu unterweisen.<br />

praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Foto: Andreas Dittmer<br />

Rechtliche Anforderungen an<br />

die sichere Instandhaltung<br />

Instandhaltungsmaßnahmen bergen ein erhöhtes Gefahrenpotenzial, dienen aber nicht<br />

nur dem Schutz und der Sicherheit des Personals, sondern unterstützen auch die Langlebigkeit<br />

der Maschinen, Geräte und Arbeitsmittel. Nicht vorhersehbare Reparaturen und<br />

Neuanschaffungen können zum Betriebsausfall und damit zu erheblichen Kosten führen.<br />

Von Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Marion Wiesheu<br />

Nach der Betriebssicherheitsverordnung<br />

(BetrSichV) hat der Arbeitgeber Instandhaltungsmaßnahmen<br />

zu ergreifen, damit<br />

die Arbeitsmittel die gesamte Verwendungsdauer<br />

den für sie geltenden Sicherheits-<br />

und Gesundheitsanforderungen entsprechen<br />

[Paragraf (§)10 BetrSichV]. Die Instandhaltung dient<br />

aber nicht nur der Sicherheit, sie ist eine Grundvoraussetzung<br />

für die dauerhafte Betriebsbereitschaft der<br />

Anlage und damit auch entscheidend für einen wirtschaftlichen<br />

Betrieb. Eine schlecht Instandgehaltene<br />

Anlage hat unter Umständen hohe Ausfallzeiten und<br />

damit hohe finanzielle Einbußen.<br />

Bei Instandhaltungsmaßnahmen, aber auch durch nötige<br />

nicht durchgeführte Instandhaltungsmaßnahmen<br />

sind in jüngster Vergangenheit einige teilweise schwere<br />

Unfälle in der Biogasbranche passiert. Diese erstreckten<br />

sich unter anderem über Brände – ausgelöst durch<br />

Schweißarbeiten an Behältern – bis hin zu Havarien,<br />

ausgelöst durch gealterte Gummimanschetten von<br />

Rührwerken, die ungenügend inspiziert und gewechselt<br />

wurden.<br />

Um diese Gefährdungen zu minimieren, hat der Gesetzgeber<br />

zahlreiche Regelungen und Vorgaben geschaffen.<br />

Diese sind unter anderem zu finden in der<br />

Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), der Gefahrstoffverordnung<br />

(GefStoffV), der Technischen Regel<br />

für Gefahrstoffe (TRGS 529) und seit 21. Januar<br />

auch in der Technischen Regel für Anlagensicherheit<br />

(TRAS 120).<br />

Im Folgenden wird ein nicht abschließender Überblick<br />

über die wichtigsten Aspekte zur Instandhaltung auf<br />

Biogasanlagen gegeben. Die Instandhaltung lässt sich<br />

in vier Teilbereich untergliedern:<br />

ffInspektion: Prüfung und Bewertung des Istzustandes<br />

und Vergleich mit dem Sollzustand.<br />

ffWartung: pflegen, reinigen, schmieren, auffüllen,<br />

neu einstellen usw.<br />

ffInstandsetzung: Austausch und Ersatz defekter<br />

Maschinen, Geräte und Teile.<br />

f f Verbesserung: zusätzliche oder neue Geräte, Maschinen<br />

und Anlagen für mehr Sicherheit und eine<br />

höhere Effizienz.<br />

32


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis / Titel<br />

Gefährdungsbeurteilung<br />

Nach den vorgenannten Regelwerken ist<br />

bereits in der Gefährdungsbeurteilung<br />

das Thema Instandhaltung explizit zu berücksichtigen.<br />

Für die Gewährleistung des<br />

bestimmungsgemäßen Betriebs ist zu prüfen,<br />

welche Instandhaltungsmaßnahmen<br />

regelmäßig erforderlich sind. Hierfür sind<br />

unter anderem die Angaben des jeweiligen<br />

Herstellers (Betriebsanleitungen), des<br />

geltenden Regelwerks, die Umgebungsbedingungen,<br />

das Bedienpersonal und die<br />

Nutzungsintensität zu berücksichtigen.<br />

Auf dieser Basis ist neben den möglichen<br />

Gefährdungen und den daraus resultierenden<br />

Schutzmaßnahmen auch ein Prüf- und<br />

Instandhaltungsplan zu erarbeiten und zu<br />

dokumentieren (§5 ArbSchG, §3 BetrSichV,<br />

§6 GefStoffV, TRGS 529, TRAS 120).<br />

Bestimmte Instandhaltungsmaßnahmen<br />

sind selten oder spontan durchzuführen<br />

und häufig mit einer erhöhten Gefährdung<br />

durch besondere Betriebszustände (Anund<br />

Abfahren von Behältern) verbunden,<br />

wie zum Beispiel bei dem Wechsel eines<br />

Tauchmotorrührwerks. In solchen Fällen<br />

ist stets eine Einzelfallbetrachtung (TRGS<br />

529 Teil 3.1) erforderlich, und die Gefährdungsbeurteilung<br />

ist immer vor Aufnahme<br />

der Tätigkeit durchzuführen und/oder zu<br />

aktualisieren.<br />

Unterweisung der Mitarbeiter<br />

Wie bei allen Tätigkeiten auf Biogasanlagen<br />

sind Mitarbeiter unter Berücksichtigung<br />

der Gefährdungsbeurteilung vor erstmaliger<br />

Arbeitsaufnahme zu unterweisen.<br />

Die Unterweisung ist regelmäßig zu wiederholen<br />

(mindestens jährlich) und vor allem<br />

bei Instandhaltungsmaßnahmen auch<br />

anlassbezogen durchzuführen (§14 Gef -<br />

StoffV, §12 BetrSichV, TRGS 555, TRGS<br />

529 Teil 5.3).<br />

Prüf- und Instandhaltungspläne<br />

Der aus der Gefährdungsbeurteilung hervorgehende<br />

und individuell für die Anlage<br />

erstellte Prüf- und Instandhaltungsplan<br />

sollte mindestens die Kontrollmaßnahme,<br />

die Kontrollhäufigkeit (täglich, wöchentlich,<br />

monatlich ...) und die Verantwortlichkeiten<br />

beschreiben sowie die Durchführung,<br />

Messungen und vorgefundene<br />

Mängel mit Datum und Unterschrift dokumentieren.<br />

Vorgefundene Mängel sind<br />

entsprechend ihrer Schwere direkt oder<br />

zeitnah zu beseitigen und mit dem Betriebsleiter<br />

zu besprechen. Die TRAS 120<br />

stellt hier zusätzliche Anforderungen an<br />

genehmigungsbedürftige Anlagen und<br />

Anlagen, die der Störfallverordnung unterliegen.<br />

Diese sollen zusätzlich ein Konzept<br />

zur Eigenüberwachung nach Anhang VI der<br />

TRAS 120 erstellen und umsetzen.<br />

Erhöhter Inspektions- und<br />

Wartungsbedarf bei alten Anlagen<br />

und -teilen<br />

Viele Biogasanlagen gehen mittlerweile auf<br />

die 20 Jahre zu oder sind schon älter. Durch<br />

einige Unfälle Ende letzten Jahres hat sich<br />

gezeigt, dass gerade bei älteren Anlagen<br />

ein großes Augenmerk auf die Inspektion<br />

gelegt werden muss. Das Material von Behältern,<br />

Rohren, Folienhauben usw. ist oft<br />

anspruchsvollen Umgebungsbedingungen<br />

ausgesetzt. Daher sollte in der regelmäßigen<br />

Überarbeitung und Aktualisierung der<br />

Prüf- und Instandhaltungspläne besonders<br />

bei alten Anlagenteilen eine erforderliche<br />

Erhöhung der Inspektionshäufigkeit und/<br />

oder ein vorbeugender Austausch geprüft<br />

werden.<br />

Änderungen an Geräten und<br />

Maschinen bei der Instandsetzung<br />

Werden Änderungen an Anlagenteilen oder<br />

Arbeitsmitteln vorgenommen, so ist die Gefährdungsbeurteilung<br />

für diese zu aktualisieren.<br />

Es ist weiter zu überprüfen, ob sich<br />

durch diese Änderungen Pflichten aus dem<br />

Produktsicherheitsgesetz für den Biogasanlagenbetreiber<br />

ergeben (Anpassung von<br />

Betriebsanweisungen, Wartungsplänen<br />

etc.) und ob die Instandsetzungsmaßnahme<br />

prüfpflichtig nach der Betriebssicherheitsverordnung<br />

ist.<br />

Werden Instandsetzungsmaßnahmen an<br />

Geräten vorgenommen, die sich in explosionsgefährdeten<br />

Bereichen befinden oder<br />

auf diese einwirken, so ist eine Prüfung<br />

durch eine zugelassene Überwachungsstelle<br />

oder eine zur Prüfung befähigte<br />

Person nach Anhang 2; Nr. 3.2 BetrSichV<br />

durchzuführen, diese finden Sie häufig<br />

beim beauftragten Serviceunternehmen.<br />

Beauftragung von Serviceunternehmen/Fremdfirmen<br />

Für bestimmte Instandhaltungsmaßnahmen<br />

ist oft die Unterstützung eines Serviceunternehmens<br />

beziehungsweise einer<br />

Fremdfirma nötig, wie zum Beispiel bei<br />

der Reinigung von Fermentern oder dem<br />

Modulares System zur<br />

Fremdkörperabscheidung<br />

und Zerkleinerung<br />

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Die WANGEN X-UNIT kommt<br />

überall dort zum Einsatz, wo<br />

Fremdkörper und Störstoffe<br />

aus Fördermedien separiert<br />

und zerkleinert werden müssen.<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wechsel einer Folienmembrane. Durch<br />

die Beauftragung einer Fremdfirma geht<br />

die Verantwortung im Arbeitsschutz aber<br />

nicht in Gänze an die Fremdfirma über. Die<br />

Verantwortung bleibt weiter grundsätzlich<br />

beim Anlagenbetreiber.<br />

Der Betreiber ist daher dazu verpflichtet:<br />

ffsich von der Fachkunde der Firma für<br />

die jeweilige Tätigkeit zu überzeugen,<br />

ffzusammen mit der Fremdfirma für die<br />

jeweilige Tätigkeit eine individuelle<br />

Gefährdungsbeurteilung zu erstellen,<br />

ffdie Fremdfirma auf der eigenen Anlage<br />

bezüglich möglicher Gefährdungen zu<br />

unterweisen und<br />

ffdurch einen Erlaubnisschein die Arbeiten<br />

freizugeben (§10 BetrSichV, TRGS<br />

529 Teil 3.3).<br />

Für Instandhaltungsmaßnahmen, die eine<br />

unmittelbare Bedeutung für die Anlagensicherheit<br />

hinsichtlich Gewässerschutz<br />

haben, hat der Betreiber einen Fachbetrieb<br />

nach §62 AwSV zu beauftragen und<br />

den Nachweis über das entsprechende<br />

Zertifikat einzufordern.<br />

Ausführende Unternehmen müssen für gefährliche<br />

Arbeitsverfahren einen mit den<br />

Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und<br />

den zu beachtenden rechtlichen Anforderungen<br />

vertrauten Aufsichtführenden benennen.<br />

Können bei Zusammenarbeit von<br />

Beschäftigten mehrerer Arbeitgeber besondere<br />

Gefahren auftreten, so ist durch die<br />

Beteiligten ein Koordinator mit Weisungsbefugnis<br />

zu bestellen.<br />

Zur Unterstützung bei der Unterweisung<br />

steht Biogasanlagenbetreibern und Serviceunternehmen<br />

derzeit die Arbeitshilfe<br />

A-002 „Einweisungsprotokoll für Nachunternehmer“<br />

des Fachverbandes Biogas auf<br />

der Homepage zur Verfügung. Zusätzlich<br />

arbeitet im Moment die AG Instandhaltung<br />

im Fachverband Biogas an sechs Mustereinweisungsprotokollen<br />

inklusive Gefährdungsbeurteilung<br />

und Freigabeschein<br />

für besonders gefährliche Tätigkeiten auf<br />

Biogasanlagen. Des Weiteren wird ein Leitfaden<br />

zur Beauftragung von Fremdfirmen<br />

erarbeitet.<br />

Regelmäßige Inspektion, Wartung und Instandsetzung im Rahmen eines Prüf- und Instandhaltungsplanes.<br />

Alleinarbeit<br />

Unabhängig davon, ob Tätigkeiten von einem<br />

Mitarbeiter oder einem Serviceunternehmen<br />

durchgeführt werden, ist bereits<br />

im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung<br />

zu prüfen und zu dokumentieren, welche<br />

Tätigkeiten nicht in Alleinarbeit durchgeführt<br />

werden können. Gerade bei Instandhaltungsmaßnahmen<br />

ist nach der TRGS<br />

529 Nr. 5.5 Alleinarbeit bei Tätigkeiten<br />

in Behältern und engen Räumen sowie bei<br />

Tätigkeiten, bei denen eine Explosionsgefahr<br />

besteht oder entstehen kann, nicht<br />

zulässig.<br />

Die Anwesenheit eines Sicherungspostens<br />

senkt zum Beispiel das Risiko vieler Instandhaltungsmaßnahmen<br />

erheblich. Wird<br />

in der Gefährdungsbeurteilung Alleinarbeit<br />

zugelassen, so sind gegebenenfalls zusätzliche<br />

organisatorische, technische und persönliche<br />

Schutzmaßnahmen zu ergreifen<br />

und zu dokumentieren.<br />

Fachkunde<br />

Sowohl in der BetrSichV, der TRGS 529<br />

als auch in der TRAS 120 wird vorgegeben,<br />

dass Instandhaltungsmaßnahmen<br />

nur von fachkundigen, beauftragten und<br />

unterwiesenen Beschäftigten und Fremdfirmen<br />

durchgeführt werden dürfen. So ist<br />

der Anlagenbetreiber dazu verpflichtet, die<br />

Qualifikation seiner Mitarbeiter und der<br />

Mitarbeiter des Serviceunternehmens zu<br />

hinterfragen. Bei Beauftragung von Serviceunternehmen<br />

sollte nach Nachweisen<br />

zu Berufsausbildung, Erfahrung und Fortbildung<br />

gefragt werden.<br />

Die TRAS 120 geht nun noch einen Schritt<br />

weiter. Sie fordert, dass auf jeder Biogasanlage<br />

eine fachkundige, (inklusive Berufsausbildung)<br />

für die Instandhaltung<br />

verantwortliche Person vorhanden sein<br />

muss. Diese kann der Betreiber, eine von<br />

ihm benannte Person oder eine Person in<br />

einem mit der Instandhaltung beauftragten<br />

Unternehmen sein. Zur Erlangung der<br />

Fachkunde hat die für die Instandhaltung<br />

verantwortliche Person einmalig an einer<br />

Grundschulung und zur Aufrechterhaltung<br />

der Fachkunde entsprechend der Entwicklung<br />

des Standes der Technik und des Standes<br />

der Sicherheitstechnik mindestens alle<br />

vier Jahre an einer Fortbildung erfolgreich<br />

teilzunehmen. Da die TRAS 120 eine Erkenntnisquelle<br />

ist, bleibt abzuwarten inwieweit<br />

Länder und Behörden dies einfordern.<br />

Der Fachverband Biogas erarbeitet derzeit<br />

zusammen mit der AG Instandhaltung und<br />

dem Fachbeirat des Schulungsverbundes<br />

Biogas ein Lehrkonzept für die Instandhaltung<br />

verantwortlichen Personen von<br />

Biogasanlagen und Serviceunternehmen.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Marion Wiesheu<br />

Leiterin des Referates Qualifizierung und Sicherheit<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12, 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

marion.wiesheu@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

Foto: Baerwald<br />

34


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis / Titel<br />

ASD<br />

ASD bietet<br />

folgende<br />

folgende<br />

Leistungen<br />

Leistungen<br />

für<br />

für<br />

Biogasanlagen<br />

ASD bietet folgende an: an:<br />

Leistungen für<br />

für<br />

Biogasanlagen<br />

ASD Biogasanlagen bietet folgende<br />

an:<br />

an: Leistungen für<br />

Biogasanlagen an:<br />

‣ Arbeitssicherheit<br />

‣ ‣ Arbeitssicherheit<br />

ASD Arbeitsmedizin bietet folgende Leistungen für<br />

‣ Gutachten durch einen Sachverständigen nach § 29a BimSchG<br />

‣ ‣ Arbeitsmedizin<br />

Arbeitssicherheit<br />

Gutachten durch einen Sachverständigen nach § 26 BimSchG<br />

‣<br />

Gutachten Gutachten Biogasanlagen ‣ Arbeitsmedizin<br />

Arbeitssicherheit<br />

ASD Prüfung gemäß bietet durch durch Betriebssicherheitsverordnung<br />

einen folgende einen an:<br />

Sachverständigen<br />

Sachverständigen Leistungen nach § für 29a BimSchG<br />

‣ Betreuung in der Bau- und Planungsphase durch einen<br />

‣ nach Gutachten Arbeitsmedizin<br />

Sicherheits-<br />

§ 29a BimSchG durch einen Sachverständigen nach § 29a 26 BimSchG<br />

und Gesundheitsschutzkoordinator<br />

Prüfung Biogasanlagen ASD bietet folgende<br />

gemäß<br />

durch einen<br />

Betriebssicherheitsverordnung<br />

an: Leistungen für<br />

‣ Gutachten Arbeitssicherheit durch einen Sachverständigen nach § 29a 26 BimSchG<br />

nach Betreuung Prüfung Gutachten<br />

Biogasanlagen § 26 gemäß BimSchG in durch der Betriebssicherheitsverordnung<br />

Bau- einen und an: Planungsphase durch einen<br />

‣ Arbeitsmedizin Sachverständigen nach § 26 BimSchG<br />

Sicherheits- Alles aus einer und Hand<br />

Gesundheitsschutzkoordinator<br />

‣ Prüfung<br />

Betreuung Prüfung Gutachten Arbeitssicherheit gemäß gemäß durch der Betriebssicherheitsverordnung<br />

Bau- einen Sachverständigen Planungsphase nach durch § 29a einen BimSchG<br />

Sicherheits- Haben wir Ihr Interesse und geweckt? Gesundheitsschutzkoordinator<br />

‣ Betreuung<br />

Betreuung Gutachten Arbeitsmedizin<br />

Arbeitssicherheit in<br />

in durch der<br />

der<br />

Bau-<br />

Bau- einen und Sachverständigen Planungsphase<br />

Planungsphase nach durch § 26 einen BimSchG<br />

‣ durch Sicherheits- Prüfung Gutachten Arbeitsmedizin<br />

Dann einen gemäß<br />

nehmen Sicherheits- durch und Betriebssicherheitsverordnung<br />

Gesundheitsschutzkoordinator<br />

Sie mit einen uns Sachverständigen Kontakt Gesundheitsschutzkoordinator<br />

Alles aus einer Hand<br />

auf nach § 29a BimSchG<br />

‣ Betreuung Gutachten in durch der Bau- einen und Sachverständigen Planungsphase nach durch § 29a 26 einen<br />

BimSchG<br />

Sicherheits- Alles info@asd-droege.de aus einer und Gesundheitsschutzkoordinator<br />

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Alles Gutachten gemäß<br />

Haben aus wir einer durch Betriebssicherheitsverordnung<br />

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Betreuung Alles aus einer der Bau- Hand<br />

geweckt?<br />

‣ Prüfung gemäß Betriebssicherheitsverordnung<br />

und Planungsphase durch einen<br />

‣ Haben Sicherheits- Betreuung Haben wir wir Ihr Ihr Interesse in und Interesse der Gesundheitsschutzkoordinator<br />

Bau- geweckt? geweckt?<br />

Planungsphase durch einen<br />

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Arbeiten an JGS- und Biogasanlagen und<br />

werden Sie Fachbetrieb nach<br />

§ 62 WHG sowie § 62 AwSV<br />

Die aktuellen<br />

Schulungstermine, auch in Ihrer Nähe,<br />

finden Sie auf unserer Website<br />

www.geopohl.com<br />

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35


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Interview<br />

Foto: Privat<br />

Auf die<br />

Fachbetriebspflicht<br />

achten!<br />

Zur Person<br />

Frau Blarr promovierte 2009 zur Doktorin der Agrarwissenschaften<br />

am Institut für Ressourcenmanagement<br />

der Universität Gießen zum Thema<br />

„Erkennung, Quantifizierung und Verminderung<br />

punktueller Pflanzenschutzmitteleinträge in<br />

Oberflächengewässer“. Ebenfalls 2009 erhielt<br />

sie ihre DAU-Zulassung als Umweltgutachterin<br />

für den Bereich „Stromerzeugung aus Erneuerbaren<br />

Energien“.<br />

Seit 2014 arbeitet Frau Blarr unter der Firmierung<br />

Fabicon freiberuflich. 2016 hat sie die<br />

Fachbetriebsgemeinschaft Maschinenbau e.V.<br />

(FGMA) als Prüferin und Sachverständige für<br />

alle Anlagen zum Umgang mit wassergefährden<br />

Stoffen aufgenommen. In ihrem Arbeitsalltag<br />

dreht sich alles um Gewässerschutz/AwSV, Umweltgutachten<br />

und Zertifizierung, Energiemanagementsysteme,<br />

betrieblicher Umweltschutz<br />

und Nachhaltigkeitsstrategien.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.fabicon-umweltgutachten.de<br />

Die im August 2017 in Kraft getretene Verordnung über Anlagen zum<br />

Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) schreibt für Biogasanlagen<br />

bundeseinheitlich die Fachbetriebspflicht vor. Dr. Annika Blarr,<br />

Sachverständige der Fachbetriebsgemeinschaft Maschinenbau (FGMA)<br />

mit Themenschwerpunkt anlagenbezogener Gewässerschutz, gibt<br />

Antworten auf das Ob und Wie sowie worauf Biogasanlagenbetreiber<br />

achten sollten.<br />

Interviewerin: Dipl.-Ing. agr. Steffi Kleeberg<br />

Biogas Journal: Was bedeutet<br />

die Fachbetriebspflicht für Biogasanlagen?<br />

Dr. Annika Blarr: Wenn man<br />

eine Biogasanlage durch eine<br />

AwSV-Brille betrachtet, stellt<br />

man fest, dass sie aus wasserrechtlicher<br />

Sicht in unterschiedliche<br />

Teilbereiche<br />

(sogenannte „Anlagen und Anlagenteile“)<br />

untergliedert wird.<br />

Anlagenteile sind klassischerweise:<br />

Abfüllplätze, Siloanlage,<br />

Sickersaftrohrleitungen,<br />

Sickersaftbehälter, Vorgrube,<br />

Fermenter, Gärbehälter, Gärproduktlager,<br />

Kondensatschacht.<br />

Aus Sicht der AwSV geht es in den einzelnen Teilbereichen<br />

um den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen,<br />

wie zum Beispiel Gülle, Silage, Gärrest, Alt- und Frischöl.<br />

Alle Anlagenteile unterliegen wasserrechtlichen Anforderungen,<br />

die in der AwSV und den dazugehörigen<br />

technischen Regelwerken präzisiert werden.<br />

Für die Errichtung der Anlage selber und der dazugehörigen<br />

Anlagenteile, die Innenreinigung von Behältern<br />

sowie die Instandsetzung und Stilllegung formuliert die<br />

AwSV eine generelle Fachbetriebspflicht. Das bedeutet,<br />

dass nur anerkannte Fachbetriebe bestimmte Tätigkeiten<br />

ausführen dürfen, die unmittelbare Bedeutung für<br />

die Anlagensicherheit haben. Das betrifft unter anderem<br />

den Behälter- und Rohrleitungsbau und die Sicherheitstechnik<br />

(Leckerkennung, Überfüllsicherung etc.).<br />

Die Fachbetriebspflicht erstreckt sich auch auf das<br />

Errichten und das Instandsetzen von Silolagerflächen<br />

(sogenannten JGS-Anlagen), sofern bestimmte Größen<br />

überschritten werden. So sind Silosickersaftbehälter<br />

>25 m³, Festmistplatten beziehungsweise Siloplatten<br />

>1.000 m³ sowie „sonstige JGS-Anlagen“ >500 m³<br />

fachbetriebspflichtig.<br />

Biogas Journal: Was sind die Voraussetzungen, um ein<br />

Fachbetrieb zu werden und zu bleiben?<br />

Dr. Blarr: Um als Fachbetrieb anerkannt zu werden, gibt<br />

es zwei unterschiedliche Wege: Man wird Mitglied in<br />

einer wasserrechtlich anerkannten Überwachungsgemeinschaft<br />

nach Paragraf (§)57 AwSV oder schließt einen<br />

Überwachungsvertrag mit einer Sachverständigenorganisation<br />

nach §52 AwSV. Details regelt §62 AwSV.<br />

Beide Möglichkeiten können mit der FGMA Fachbetriebsgemeinschaft<br />

Maschinenbau verwirklicht werden.<br />

Beim ersten Fall wird das Unternehmen Mitglied in<br />

einer Güte- und Überwachungsgemeinschaft und bestellt<br />

mindestens einen Mitarbeiter zum sogenannten<br />

„Fachbetriebsbeauftragten“, der für die fachbetriebspflichtigen<br />

Tätigkeiten des Unternehmens zuständig<br />

ist. Der Fachbetriebsbeauftragte macht sich sachkundig<br />

bezüglich der Regelungen des vorbeugenden<br />

Gewässerschutzes (WHG, AwSV usw.) und weist seine<br />

Kenntnisse im Rahmen einer Überprüfung nach. Dazu<br />

ist unter anderem die erfolgreiche Teilnahme an einem<br />

Seminar erforderlich sowie ein jährlicher oder zweijährlicher<br />

Auffrischungskurs.<br />

Der Fachbetriebsbeauftragte sorgt dafür, dass die ausführenden<br />

Mitarbeiter über die Anforderungen des vor-<br />

36


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis / Titel<br />

beugenden Gewässerschutzes regelmäßig informiert<br />

werden (interne Mitarbeiterunterweisungen, Erstellen<br />

von schriftlichen Arbeitsanweisungen). Auf Anforderung<br />

des Mitgliedsunternehmens führt ein Prüfbeauftragter<br />

der Güte- und Überwachungsgemeinschaft<br />

die sogenannte Aufnahme-Überwachungsprüfung am<br />

Standort des Unternehmens durch.<br />

Bestandteile dieser Aufnahme-Überwachungsprüfung<br />

sind: Überprüfung der personellen Voraussetzungen,<br />

Überprüfung der Ausrüstungsgegenstände sowie die<br />

Überprüfung der Informationsweitergabe an Mitarbeiter.<br />

Innerhalb der Überwachungsgemeinschaft<br />

wird über die Verleihung des Überwachungszeichens<br />

entschieden. Mindestens alle zwei Jahre finden Regelüberwachungsprüfungen<br />

am Unternehmensstandort<br />

durch die Güte- und Überwachungsgemeinschaft statt.<br />

Der Fachbetrieb erhält ein Zertifikat. Die zweite Möglichkeit,<br />

ein Fachbetrieb nach AwSV zu werden, ist der<br />

Abschluss eines Überwachungsvertrages mit einer anerkannten<br />

Sachverständigenorganisation. Die Abläufe<br />

und Inhalte sind im Wesentlichen identisch.<br />

Biogas Journal: Der Betreiber hat die Pflicht, für die<br />

fachbetriebspflichtigen Tätigkeiten Firmen mit entsprechender<br />

Zertifizierung zu beauftragen. Wo finden<br />

die Betreiber solche Firmen?<br />

Dr. Blarr: Sachverständigenorganisationen und Güteüberwachungsgemeinschaften<br />

müssen Fachbetriebe,<br />

die für Dritte tätig werden, unverzüglich nach der Zertifizierung<br />

im Internet in geeigneter Weise bekanntgeben.<br />

In der Regel geschieht dies über Nennung auf der<br />

eigenen Internetseite. Vereinzelt stellen Sachverständigenorganisationen<br />

Online-Portale für „ihre“ Fachbetriebe<br />

zur Verfügung, die auf freiwilliger Basis genutzt<br />

werden können.<br />

Wenn ein Betreiber für ein bestimmtes Gewerk Unterstützung<br />

sucht, ist es wenig hilfreich, sich auf den<br />

Internetseiten der Sachverständigen-Organisationen<br />

zu tummeln. Es gibt keine offiziellen vollständigen<br />

„Listen“ von Fachbetrieben, die nach Branchen und<br />

Regionen sortiert sind. Im Zweifel muss der Betreiber<br />

leider die infrage kommenden Firmen abtelefonieren<br />

und den Nachweis einfordern.<br />

Biogas Journal: Gibt es hinsichtlich des Nachrüstungsbedarfs<br />

von Lagerkapazitäten beziehungsweise Umwallungen<br />

überhaupt ausreichend Firmen, die diese fachbetriebspflichtigen<br />

Arbeiten ausführen können? Oder<br />

läuft die Branche auf einen Engpass zu?<br />

Dr. Blarr: Der allgemein beschriebene Fachkräftemangel<br />

führt in manchen Regionen derzeit schon zu<br />

erheblichen Bauverzögerungen. Daher ist die logische<br />

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37


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Schlussfolgerung, dass die Fachbetriebspflicht zu zusätzlichen<br />

Engpässen führen könnte. Daher kann man<br />

an die Firmen nur appellieren, die Fachbetriebsqualifikation<br />

zu erwerben.<br />

Biogas Journal: Es gibt viele verschiedene Spezialisierungen<br />

von Fachbetrieben. Einschlägige Ausbildungseinrichtungen<br />

bieten Lehrgänge speziell für Arbeiten<br />

an Biogas- und JGS-Anlagen an. Da aber an solchen<br />

Anlagen auch fachübergreifende Arbeiten anfallen, wie<br />

zum Beispiel Beschichten von Beton und Schweißen<br />

von Rohrleitungen, stellt sich die Frage, ob zwingend<br />

ein auf Biogas zertifizierter Fachbetrieb beauftragt werden<br />

muss, um weniger spezielle Arbeiten auszuführen?<br />

Dr. Blarr: Es müssen Fachbetriebe beauftragt werden,<br />

die den Tätigkeitsbereich abdecken – also zum Beispiel<br />

„Schweißen von Rohrleitungen“ oder „Beschichten<br />

von Beton“. In der Zulassung muss zum Beispiel<br />

die Tätigkeit „Verlegen von Rohrleitungen auf Biogasanlagen“<br />

oder Ähnliches aufgeführt sein. Das heißt,<br />

die Zulassungsorganisation hat den Betrieb auf diesem<br />

Gebiet überprüft.<br />

In den Qualifizierungskursen werden allgemein die Tätigkeiten<br />

an verfahrenstechnischen Anlagen, in denen<br />

mit wassergefährdenden Stoffen umgegangen wird,<br />

behandelt. Es gibt Lehrgänge, in denen das Thema<br />

Biogasanlagen aufgegriffen wird – jedoch gibt es keine<br />

speziellen Biogaskurse.<br />

Biogas Journal: Wenn ein zertifizierter Fachbetrieb fehlerhaft<br />

baut, wer haftet dann für eventuell entstandene<br />

Schäden beziehungsweise Nachbesserungen?<br />

Dr. Blarr: Die Zertifizierung sagt leider nichts darüber<br />

aus, inwieweit der Betrieb fehlerfrei arbeitet. Die Zertifizierung<br />

soll sicherstellen, dass eine gewisse Fachkenntnis<br />

in Bezug auf wasserrechtliche Grundlagen<br />

auf dem Betrieb vorhanden ist, die Mitarbeiter entsprechend<br />

unterwiesen werden und nötige Ausrüstungsgegenstände<br />

zur Verfügung stehen. Dies alles wird durch<br />

eine Sachverständigenorganisation oder eine Güteüberwachungsgemeinschaft<br />

regelmäßig überprüft.<br />

Wenn es zu Schäden in der Bauausführung kommt, die<br />

auf fehlerhaftes Handeln des Fachbetriebes zurückzuführen<br />

sind, haftet der Fachbetrieb.<br />

Biogas Journal: Können Betreiber von Biogasanlagen<br />

Fachbetrieb werden?<br />

Dr. Blarr: Prinzipiell ja, sofern alle personellen Voraussetzungen<br />

erfüllt sind und die entsprechende Geräte-<br />

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38


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis / Titel<br />

ausstattung vorhanden ist. Um ein Beispiel zu nennen:<br />

Beim Schweißen von Rohrleitungen reicht es nicht,<br />

schweißen zu können, sondern es bedarf des entsprechenden<br />

Schweißerpasses und der notwendigen persönlichen<br />

Schutzausrüstung sowie eines Havarie- und<br />

Notfallkonzeptes. Wie schon gesagt, haftet der Fachbetrieb<br />

vollumfänglich für sein fehlerhaftes Handeln.<br />

Die Kosten für eine solche Fachbetriebszulassung variieren<br />

je nach Schulungsanbieter beziehungsweise<br />

Überwachungsgemeinschaft und können sich schnell<br />

auf einen mittleren vierstelligen Betrag summieren. Sie<br />

setzen sich zusammen aus:<br />

ffder Qualifizierungsschulung zum Fachbetriebsbeauftragten<br />

(einmalig),<br />

ffder Erstprüfung und der Überwachungsprüfung (vor<br />

Beginn und dann alle zwei Jahre),<br />

ffder Auffrischungsschulung des Fachbetriebsbeauftragen<br />

(alle zwei Jahre) und<br />

ffdem jährlichen Mitgliedsbeitrag.<br />

Biogas Journal: Welche Tätigkeiten kann ein Betreiber<br />

noch selber – ohne Fachbetrieb – durchführen?<br />

Dr. Blarr: Die AwSV legt nur lapidar fest, dass „Tätigkeiten<br />

an Anlagenteilen oder Anlagen, die keine unmittelbare<br />

Bedeutung für die Anlagensicherheit haben, nicht<br />

von Fachbetrieben ausgeführt werden müssen“. Dazu<br />

zählen meines Erachtens Erdaushubarbeiten als Vorbereitung<br />

für den Havariewall, Rohrleitungsbau oder auch<br />

den Abtankplatz.<br />

Biogas Journal: Was ist Ihre persönliche Einschätzung:<br />

Wird die Fachbetriebspflicht – vor dem Hintergrund der<br />

bisherigen Schadensfälle – Abhilfe schaffen?<br />

Dr. Blarr: Ja. Da sich die Fachbetriebspflicht auf die<br />

sicherheitsrelevanten Anlagenteile bezieht, gehe ich<br />

davon aus.<br />

Biogas Journal: Frau Dr. Blarr, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Anmerkung: Interessenten bezüglich der Zulassung<br />

als Fachbetrieb können sich gerne an Frau Dr. Blarr,<br />

Tel. 01 62/10 55 550 wenden.<br />

Interviewerin<br />

Dipl.-Ing. agr. Steffi Kleeberg<br />

Fachreferentin, Referat Genehmigung<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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39


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

2018er Dürre<br />

wirkt<br />

preistreibend<br />

Foto: www.landpixel.de<br />

Zum nunmehr neunten Mal wurden die Substratpreise der zurückliegenden Ernte des<br />

Jahres 2018 durch den Fachverband Biogas e.V. abgefragt. Die Auswirkungen der lang<br />

anhaltenden Trockenphase sind bei der Preisentwicklung deutlich sichtbar. Die knappe<br />

Substratverfügbarkeit führte zu steigenden Kosten beim Biomasseeinkauf.<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

Abbildung 1: Anteil der Rückmeldungen im Vergleich der Substrate<br />

1% 3% 5%<br />

6%<br />

Silomais<br />

5%<br />

Grassilage<br />

41%<br />

Getreide-GPS<br />

6%<br />

Grünroggen<br />

Getreidekorn<br />

Zuckerrüben<br />

Riesenweizengras<br />

Durchw. Silphie<br />

20%<br />

Sonstige<br />

13%<br />

Quelle: FvB <strong>2019</strong><br />

In diesem Jahr haben sich erfreulicherweise wieder<br />

deutlich mehr Betreiber an der Umfrage beteiligt,<br />

sodass das Ergebnis mehr Aussagekraft bekommt.<br />

Mit 209 Datensätzen (Vorjahr 134) erreichten fast<br />

doppelt so viele Rückmeldungen zu den Preisen<br />

von Energiepflanzen und Wirtschaftsdüngern die Geschäftsstelle<br />

des Fachverbandes Biogas e.V. Die meisten<br />

Rückmeldungen bei den Energiepflanzen vereint,<br />

wie zu erwarten war, der Silomais auf sich. Wie in Abbildung<br />

1 zu sehen ist, hatte der Silomais einen Anteil<br />

von 41 Prozent an allen Rückmeldungen. Als nächstes<br />

folgen Getreide-GPS und Grassilage. Was hierbei auffällt,<br />

ist die Tatsache, dass im Vergleich zum Vorjahr<br />

weit weniger Datensätze zu Grassilage eingegangen<br />

sind. Dies lässt sich durch die Trockenheit begründen.<br />

Während im Jahr zuvor häufig der vierte und fünfte<br />

Schnitt an eine Biogasanlage abgegeben wurde, waren<br />

in manchen Regionen die Aufwüchse so schwach, dass<br />

ein Verkauf an eine Biogasanlage nicht infrage kam.<br />

Häufig war es sogar so, dass Betreiber Vieh haltenden<br />

Landwirten mit Futter aus ihren Lagern ausgeholfen<br />

haben oder nicht die komplette eigentlich vertraglich<br />

zugesagte Fläche gekauft haben. Die anderen Kulturen<br />

(Zuckerüben, Getreide, Grünroggen) konnten ihre Anteile<br />

in etwa behaupten.<br />

Trockenheit mit Folgen<br />

In Tabelle 1 auf Seite 43 sind die wichtigsten Ergebnisse<br />

der Umfrage für die Substrate mit ausreichend<br />

vielen Rückmeldungen zusammengefasst. Neben den<br />

Nettopreisen stehend ab Feld (oberer Teil der Tabelle)<br />

und frei Silo (unterer Teil der Tabelle) sind dort auch<br />

die Mittelwerte des Ertrags sowie des Trockenmasse-<br />

40


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

Abbildung 2: Trockenmassepreise im Vergleich<br />

gehalts aufgelistet. Bei den Erträgen und<br />

Trockenmassegehalten werden die Folgen<br />

der Trockenheit ebenfalls sichtbar.<br />

Während die Trockenmassegehalte im<br />

Vergleich zum Vorjahr nur tendenziell anstiegen,<br />

ist der Ertragsrückgang über alle<br />

Kulturen hinweg sichtbar. Bei den beiden<br />

Leitkulturen im Biogasbereich – Silomais<br />

und Getreide-GPS – lagen die Erträge im<br />

Schnitt 20 Prozent unter denen im Vorjahr<br />

(Silomais: 41,2 Tonnen Frischmasse<br />

im Vergleich zu 51,6 Tonnen Frischmasse<br />

in 2017; Getreide-GPS: 30 Tonnen<br />

Frischmasse im Vergleich zu 36,3 Tonnen<br />

Frischmasse in 2017). Einzig Grünroggen<br />

konnte sogar leichte Ertragszuwächse<br />

verzeichnen. Hier konnten mit<br />

31,1 Tonnen Frischmasse etwa 2 Tonnen<br />

mehr als im Vorjahr geerntet werden.<br />

Der Grünroggen profitierte dabei von der<br />

frühen Ernte. Die in Tabelle 1 aufgelisteten<br />

Mittelwerte zeigen nur bedingt die<br />

katastrophalen Ernteergebnisse in einzelnen<br />

Regionen. Dies wird anhand der<br />

eingegangen Rückmeldungen zum Silomais<br />

verdeutlicht. Während einzelne Betreiber<br />

Erträge oberhalb von 50 Tonnen<br />

Frischmasse erzielen konnten, erreichten<br />

auch zahlreiche Einsendungen die<br />

Geschäftsstelle, bei denen die Erträge<br />

die 30-Tonnen-Marke nur knapp überschritten.<br />

Substratpreis in €/t TM<br />

200,0<br />

180,0<br />

160,0<br />

140,0<br />

120,0<br />

100,0<br />

80,0<br />

60,0<br />

40,0<br />

20,0<br />

0,0<br />

Mittlerer Preis stehend ab Feld [€/t TM]<br />

Mittlerer Preis frei Silo [€/t TM]<br />

98,7 101,9<br />

93,7<br />

89,1<br />

90,7<br />

69,9<br />

76,8<br />

173,6<br />

109,7<br />

Silomais Grassilage Getreide-GPS Grünroggen Getreidekorn Zuckerrüben Durchwachsene<br />

Silphie<br />

Anmerkung: Bei den Werten handelt es sich um korrigierte Mittelwerte<br />

Abbildung 3: Frischmassepreise im Vergleich<br />

Substratpreis in €/t TM<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0<br />

31,8<br />

Mittlerer Preis stehend ab Feld [€/t FM]<br />

Mittlerer Preis frei Silo [€/t FM]<br />

35,3<br />

25,0<br />

33,5<br />

33,0<br />

37,0<br />

21,3<br />

149,5<br />

Zuckerrüben nicht verteuert<br />

25,0<br />

Die schlechten Ernteergebnisse aufgrund<br />

der ungünstigen Witterung hatten direkten<br />

Einfluss auf die Substratpreise. Bis 20,0<br />

auf Zuckerrüben wurden alle Substrate<br />

teurer gehandelt als im Vorjahr. Der Grund<br />

für den Preisrückgang bei Zuckerrüben 15,0<br />

könnte möglicherweise mit der Entwicklung<br />

der fallenden Zuckerpreise und der<br />

schlechteren Vermarktungsmöglichkeit<br />

von Zuckerrüben zusammenhängen.<br />

Silomais als wichtigste Kultur wurde im<br />

Schnitt für 89 Euro je Tonne Trockenmasse ab Feld und<br />

106 Euro je Tonne Trockenmasse frei Silo gehandelt<br />

(siehe Abbildungen 2 und 3). Im gleichen Preisbereich<br />

liegt nach wie vor Getreide-GPS. Gerade beim aussagekräftigen<br />

Preis je Tonne Trockenmasse sind die Unterschiede<br />

marginal. Deutlich sichtbar wird die Wirkung<br />

der Erntekosten bei Grassilage. Während der Preis im<br />

Silo nur knapp unter dem von Silomais oder Getreide-<br />

GPS liegt, ist der Abstand ab Feld/Wiese folgerichtig<br />

größer.<br />

Bei einem Kauf ab Wiese sind die hohen Ernte- und<br />

Transportkosten zu berücksichtigen. Der Preisunterschied<br />

liegt bei etwa 25 Euro je Tonne Trockenmasse<br />

beziehungsweise 9 Euro je Tonne Frischmasse. Die<br />

Substrate mit einer hohen Energiedichte (Getreidekorn<br />

und Zuckerrüben) erreichen die höchsten Trockenmassepreise,<br />

wenn auch die Zuckerrübe sich dem<br />

Preis von Silomais annähert. Für die Durchwachsene<br />

Silphie konnte erstmals ein Preis ermittelt werden.<br />

Dieser liegt bei 26 Euro je Tonne Frischmasse und<br />

somit unterhalb von Silomais und Getreide-GPS, was<br />

dem vergleichsweise hohen Wassergehalt geschuldet<br />

ist. Bezogen auf die Tonne Trockenmasse relativiert<br />

sich dieser Effekt.<br />

26,9<br />

87,2<br />

Quelle: FvB <strong>2019</strong><br />

Silomais Grassilage Getreide-GPS Grünroggen Getreidekorn Zuckerrüben Durchwachsene<br />

Silphie<br />

Anmerkung: Bei den Werten handelt es sich um korrigierte Mittelwerte<br />

25,8<br />

Quelle: FvB <strong>2019</strong><br />

41


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Abbildung 4: Substratpreisindex für NawaRo<br />

135,7<br />

122,3<br />

Substratpreisindex<br />

120<br />

110<br />

100<br />

116,8<br />

115,4<br />

113,8 113,9<br />

111,9<br />

110,8<br />

108,3<br />

108,8 108,9<br />

107,6<br />

106,7<br />

105,9 106,4 106,3<br />

105,4<br />

102,9<br />

102,4<br />

100,6<br />

99,9<br />

97,1<br />

96,9 98,0<br />

94,8<br />

103,3<br />

100,7<br />

97,6<br />

94,7<br />

119,5<br />

112,2<br />

107,6<br />

103,0<br />

101,4<br />

100,6<br />

111,5<br />

111,3<br />

104,8<br />

100,3<br />

100,1 99,9<br />

109,1<br />

107,5 107,8<br />

106,0<br />

103,0<br />

101,1<br />

101,6<br />

100,1<br />

90<br />

91,7<br />

85,9<br />

91,2<br />

88,1<br />

86,1<br />

84,2<br />

80<br />

Index 2011 Index 2012 Index 2013 Index 2014 Index 2015 Index 2016 Index 2017 Index 2018<br />

Silomais Grassilage Getreide-GPS Getreidekorn Grünroggen Zuckerrüben Biomasseindex<br />

Anmerkung: Substratpreisindex im Vergleich zum Jahr 2010 (2010 = 100); Ausnahme: Zuckerrüben (2011 = 100)<br />

Quelle: FvB <strong>2019</strong>, Stand Januar<br />

Preise beeinflussen Stromgestehungskosten<br />

Wichtig für viele Anlagen ist gerade auch vor dem<br />

Hintergrund der Ausschreibungen, welche Stromgestehungskosten<br />

aus den genannten Preisen resultieren.<br />

Zuerst muss bedacht werden, dass die Kosten für<br />

Lagerung und Entnahme aus dem Silo und Transport<br />

zur Einbringung hinzugerechnet werden müssen. Hier<br />

können pauschal 6 Euro je Tonne Frischmasse angenommen<br />

werden.<br />

Die Kosten für Silomais frei Fermenter lagen damit<br />

2018 im Schnitt bei etwa 41 Euro je Tonne Frischmasse.<br />

Bei Standardgaserträgen und einem Nutzungsgrad<br />

von 39 Prozent resultieren daraus Stromgestehungskosten<br />

von 9,6 Cent je Kilowattstunde (ct/kWh). Getreide-GPS<br />

liegt etwas höher. Bei maximalen Vergütungen<br />

von unter 17 ct/kWh im Ausschreibungsmodell sind die<br />

Rohstoffkosten im Auge zu behalten.<br />

Die Entwicklung der Biomassepreise in Relation zu<br />

den Vorjahren zeigt Abbildung 4. Das Basisjahr für den<br />

dort gezeigten Substratpreisindex ist 2010. Die jeweils<br />

rechte Säule (in Schwarz) zeigt den Indexwert für das<br />

Jahr 2018 an. Dieser liegt mit Ausnahme der Zuckerrüben<br />

immer oberhalb des Wertes von 2017. Auch der<br />

Gesamtindex zeigt einen deutlichen Preissprung um<br />

6,2 Prozentpunkte von 101,6 auf 107,8 und erreicht<br />

damit annähernd das Allzeithoch aus dem Jahr 2013.<br />

Damals war ebenfalls die Witterung ein Grund für steigende<br />

Preise aufgrund schwacher Erträge. Anlass war<br />

damals ein langer Winter mit folgendem verregneten<br />

Frühjahr. Beim Blick auf die Einzelsubstrate fällt noch<br />

auf, dass Grassilage sogar ein Allzeithoch erreicht hat.<br />

Fazit: Die Biomassepreise haben sich deutlich nach<br />

oben bewegt. Da die Trockenheit sicher in das Jahr<br />

<strong>2019</strong> ausstrahlt, ist zu befürchten, dass weitere Preisanstiege<br />

auftreten können. Insbesondere, wenn erneut<br />

eine problematische Witterung keine normalen Erträge<br />

zulässt, würde sich die Versorgungssituation weiter verschärfen.<br />

Im letzten Jahr waren die Lager gut gefüllt,<br />

sodass das schlechte Jahr 2018 halbwegs abgepuffert<br />

werden konnte.<br />

Exkurs: Preise von Wirtschaftsdüngern –<br />

Düngeverordnung zeigt Wirkung<br />

Neben nachwachsenden Rohstoffen werden in den<br />

meisten Anlagen auch Wirtschaftsdünger (Gülle, Festmist,<br />

Geflügeltrockenkot) eingesetzt. In einigen Fällen<br />

steht Biogasanlagenbetreibern Gülle und Festmist zum<br />

Nulltarif zur Verfügung, in der Regel muss jedoch der<br />

Wirtschaftsdünger ebenfalls zugekauft werden – sicherlich<br />

auch aus steuerlichen Gründen.<br />

Im Mittel lag der Preis für Gülle zwischen 2,70<br />

(Schwein) und 2,88 Euro je Kubikmeter (Rind) (siehe<br />

42


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

Biomassepreise 2018 Stand Januar <strong>2019</strong><br />

Tabelle 1: Biomassepreise 2018, Stand Januar <strong>2019</strong><br />

Substrat ab Feld<br />

Mittlerer Preis<br />

stehend ab Feld<br />

[€/t TM]<br />

Mittlerer<br />

TM-Gehalt<br />

[%]<br />

Mittlerer Preis<br />

stehend ab Feld<br />

[€/t FM]<br />

Mittlerer<br />

Ertrag<br />

[t FM/ha]<br />

Mittlerer Preis<br />

stehend ab Feld<br />

[€/ha]<br />

Silomais 1) 89,1 35,7 31,8 41,2 1.311<br />

Grassilage 2) 69,9 35,7 25,0 24,3 606<br />

Getreide-GPS 1) 90,7 36,3 33,0 30,0 990<br />

Grünroggen 3) 76,8 27,8 21,3 31,1 663<br />

Getreidekorn<br />

Zuckerrüben 2) 109,7 24,5 26,9 65,7 1.769<br />

Durchwachsene Silphie 3) 87,2 29,6 25,8 41,2 1.063<br />

Substrat frei Silo<br />

Mittlerer Preis<br />

frei Silo<br />

[€/t TM]<br />

Mittlerer<br />

TM-Gehalt<br />

[%]<br />

Mittlerer Preis<br />

frei Silo<br />

[€/t FM]<br />

Mittlerer<br />

Ertrag<br />

[t FM/ha]<br />

Mittlerer Preis<br />

frei Silo<br />

[€/ha]<br />

Silomais 2) 98,7 35,7 35,3 41,2 1.453<br />

Grassilage 3) 93,7 35,7 33,5 24,3 813<br />

Getreide-GPS 2) 101,9 36,3 37,0 30,0 1.112<br />

Grünroggen<br />

Getreidekorn 3) 173,6 86,1<br />

FvB <strong>2019</strong><br />

149,5 6,7 1.006<br />

Zuckerrüben<br />

Anmerkung:<br />

Nettopreise mit korrigierten Mittelwerten; je mehr Daten vorhanden sind, desto höher kann das Perzentil gewählt werden<br />

1) 10 % höchste und niedrigste Werte werden nicht berücksichtigt = 90 % Perzentil<br />

2) 20 % höchste und niedrigste Werte werden nicht berücksichtigt = 80 % Perzentil<br />

3) 40 % höchste und niedrigste Werte werden nicht berücksichtigt = 60 % Perzentil<br />

Tabelle 2: Preise für Wirtschaftsdünger und Gärprodukte 2018<br />

Substrat<br />

Daten [Anzahl]<br />

Mittlerer Preis frei<br />

Eintrag [€/t FM]<br />

Mittlerer TMGehalt<br />

[%]<br />

FvB <strong>2019</strong><br />

Gülle (Rind) 34 2,88<br />

Gülle (Schwein) 9 2,70<br />

Rinderfestmist 22 5,61<br />

Geflügelmist/HTK 9 10,78<br />

Gärprodukt 42 2,00 7,7% (37 mal angegeben)<br />

FvB <strong>2019</strong><br />

Tabelle 2). Der Unterschied beim Preis aufgrund der<br />

Tierart ist dabei überraschend gering. Beim Festmist<br />

lagen nur für Rinder ausreichend viele Rückmeldungen<br />

vor. Der Preis liegt dabei bei etwa der Hälfte des Preises<br />

von Geflügelmist/Geflügeltrockenkot. Die Preise liegen<br />

im Bereich der Vorjahre.<br />

Das Gärprodukt hingegen wurde mit 2 Euro der Kubikmeter<br />

deutlich günstiger als im Vorjahr (4 Euro der<br />

Kubikmeter) gehandelt. Hintergrund sind knappe Flächen<br />

aufgrund der neuen Vorgaben seitens der Düngeverordnung.<br />

Viele Betreiber haben auf dem Fragebogen<br />

explizit die Herausforderung der Düngeverordnung<br />

erwähnt.<br />

Hinweis: Wie jedes Jahr bestehen die vorgestellten<br />

Preis- und Mengenangaben aus Mittelwerten. Es bestanden<br />

bei den eingegangenen Fragebögen jedoch<br />

zum Teil erhebliche regionale Unterschiede. Die Zahlen<br />

dienen aus diesem Grund der besseren Orientierung<br />

und können nicht auf bestehende Lieferverträge angewandt<br />

werden.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. wird auch dieses Jahr eine<br />

Umfrage unter seinen Betreibermitgliedern durchführen.<br />

Um auch in Zukunft eine transparente Preisverteilung<br />

darstellen und Trends beobachten zu können, sind<br />

wir auf Ihre Mithilfe angewiesen.<br />

Vielen Dank noch einmal an alle Betreiber, die durch<br />

die Rücksendung des ausgefüllten Fragebogens dazu<br />

beigetragen haben, dass auch dieses Jahr eine aussagekräftige<br />

und hilfreiche Analyse der Substratpreise<br />

veröffentlicht werden konnte.<br />

Autor<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

43


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Fotos: Dierk Jensen<br />

Blick von oben in den Reaktionsbehälter, der permanent belüftet wird.<br />

Als „Berliner Pflanze“ geht der phosphathaltige<br />

Langzeitdünger auch in kleinen Gebinden an<br />

private Gärtner.<br />

Phosphorrecycling aus Abwasser<br />

Im Klärwerk Waßmannsdorf werden die Abwässer von rund 1,5 Millionen Berlinern aufbereitet. Täglich<br />

strömen rund 180.000 Kubikmeter Abwässer aus dem weitverzweigten Kanalnetz der Hauptstadt hierher,<br />

wo die Berliner Wasserbetriebe seit vielen Jahren Pionierarbeit in der Phosphat-Rückgewinnung aus<br />

Klärschlämmen leisten.<br />

Von Dierk Jensen<br />

Die schwarze Suppe blubbert<br />

mächtig. Wasserdampf steigt<br />

auf, vernebelt die Sicht. „Wir<br />

belüften den Klärschlamm<br />

ständig mit Sauerstoff“, erklärt<br />

Andreas Lengemann mit Blick in den nach<br />

oben offenen Reaktor. „Außerdem geben<br />

wir Magnesium hinzu, damit der Phosphor<br />

sich löst und am Ende auskristallisiert“,<br />

fügt der verantwortliche Verfahrenstechniker<br />

der Berliner Wasserbetrieb auf der<br />

Treppe an der Außenwand der 15 Meter<br />

hohen Recycling-Anlage auf dem Klärwerk<br />

Waßmannsdorf stehend hinzu.<br />

Sie befindet sich direkt hinter der südlichen<br />

Stadtgrenze Berlins in Brandenburg<br />

und in unmittelbarer Nähe zum Flughafen<br />

Berlin-Schönefeld, wie die am Horizont<br />

unentwegt startenden und landenden Flugzeuge<br />

verraten. Die Idee zum Recyceln des<br />

sowohl endlichen als auch unentbehrlichen<br />

Nährstoffes war ursprünglich mehr aus der<br />

Not entstanden, verrät Lengemann zur Vorgeschichte.<br />

Denn das Mitte der Neunzigerjahre<br />

errichtete Klärwerk ist so konzipiert<br />

worden, dass die Aufbereitung der Abwässer<br />

auf den Einsatz von bindenden Metallen<br />

verzichten wollte und stattdessen mit einer<br />

organischen Ausfällung arbeitet.<br />

MAP-Verfahren entwickelt<br />

und patentiert<br />

Dieser Umstand verursachte jedoch in der<br />

Folgezeit erhebliche Probleme, weil das<br />

Phosphat bei einem pH-Wert von exakt 7,2<br />

plötzlich extrem ausfällt und sich auf dem<br />

Klärwerk innerhalb kurzer Zeit auf sämtlichen<br />

Rohren ablagerte und diese schließlich<br />

verstopfte. „Eine Katastrophe“, erinnert<br />

sich der 55-Jährige. Eine technische<br />

Lösung musste her. Über Jahre wurde deshalb<br />

experimentiert und getestet, bis die<br />

Berliner das sogenannte MAP-Verfahren<br />

mit den richtigen Dosierungen als auch mit<br />

der passenden Anlagentechnik entwickelt<br />

hatten und dazu zwei Patente anmeldeten.<br />

Damit war das Problem verstopfter Rohre<br />

passé. Überdies hatten die Abwasserspezialisten<br />

jetzt einen Dünger im Angebot, der<br />

Phosphat in den Kreislauf zurückgibt und<br />

für den sie schon 2008 eine düngemittelrechtliche<br />

Zulassung erhielten. Über die<br />

luftige, an der Außenwand befestigte Wendeltreppe<br />

geht es von der beindruckend<br />

blubbernden Oberfläche des Recycling-<br />

Reaktors wieder hinunter. Dicht nebenan<br />

stehen große Faulbehälter, in denen so viel<br />

Biogas entsteht, das fünf Motoren mit jeweils<br />

1,2 Megawatt Leistung angetrieben<br />

werden können.<br />

Lengemann öffnet ein Tor und gewährt<br />

Einblick in das Innenleben unterhalb des<br />

Recycling-Reaktors. Aus einem Fallrohr<br />

rieselt beständig Material heraus. Es sieht<br />

aus wie grobkörniger Sand. „Das ist unser<br />

Langzeitdünger“, sagt Lengemann, „in ihm<br />

sind in kristalliner Form die Nährstoffe Magnesium-Ammonium-Phosphat,<br />

kurz MAP,<br />

gebunden.“ Bis zu 3 Tonnen MAP-Dünger<br />

täglich erzeugt der im Jahr 2010 in Betrieb<br />

genommene Reaktor, also etwa 500 Tonnen<br />

im Jahr.<br />

44


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

Das Klärwerk Wassmannsdorf bereitet das Abwasser von rund<br />

1,5 Millionen Berlinern auf.<br />

Wenig Nachfrage von Hobbygärtnern<br />

Obwohl die Medien dem nachhaltigen Düngeprodukt in der<br />

Vergangenheit viel Aufmerksamkeit schenkten und Lengemann<br />

& Co. im Jahr 2015 den GreenTec Award für ihre Pionierarbeit<br />

gewannen, ist der Absatz des Düngers aus Klärschlamm<br />

gewonnen speziell an Hobbygärtner mengenmäßig doch recht<br />

überschaubar geblieben. Lediglich 3 bis 4 Tonnen gelangen –<br />

in kleinen Gebinden abgefüllt – auf Beete und grüne Balkone.<br />

So geht der große Rest an die Landwirtschaft.<br />

Allerdings ist die Vermarktung des Düngers, der ohne eine<br />

ausreichende Einarbeitung in den Boden von den Kulturpflanzen<br />

nicht aufzunehmen ist, in den letzten Jahren in der Landwirtschaft<br />

kaum leichter geworden. Im Gegenteil: Die Preise<br />

sind in den Keller gestürzt. Daher setzt Lengemann auf neue<br />

Abnehmer, die die Vorteile des phosphathaltigen Düngers<br />

wertschätzen. So erhofft er sich aus Gesprächen mit dem ökologischen<br />

Anbauverband Bioland neue Absatzpartner, um die<br />

rund 2 Millionen Euro teure Anlage für den Phosphat-Recyclingprozess<br />

nicht ohne große Verluste betreiben zu müssen.<br />

Dabei hat das Recyceln für die Berliner Klärwerker einen weiteren<br />

positiven prozesstechnischen Nebeneffekt: Durch den<br />

Entzug des Phosphats, der chemisch betrachtet Wasser gut<br />

binden kann, wird das anschließende Entwässern des Klärschlamms<br />

auf 28 Prozent Trockensubstanz deutlich erleichtert.<br />

Das spart Zeit und Energie. Rund 200 Tonnen entwässerter<br />

Klärschlamm fallen im Klärwerk täglich an, der im Übrigen<br />

bislang nicht vor Ort verbrannt wird, sondern als Brennstoff<br />

den Braunkohlekraftwerken in der Lausitz beigemengt wird.<br />

Und zwar im Verhältnis von 1 zu 30, auf 30 Teile Kohle kommt<br />

ein Teil Klärschlamm. Diese Kombi ist nicht wirklich hipp,<br />

schon gar nicht nachhaltig und alles andere als klimafreundlich.<br />

Damit wird spätestens zum Kohleausstieg im Jahr 2038<br />

endgültig Schluss sein.<br />

Vollgas im Fermenter.<br />

Enzyme<br />

MethaFerm ® Mais liquid<br />

– Hochkonzentriertes Enzym<br />

zum Abbau von Cellulose,<br />

Hemicellulose und anderen<br />

Zellwandbestandteilen<br />

– Hervorragende Verteilung bei<br />

geringsten Aufwandmengen<br />

– Stabil auch in hohen pHund<br />

Temperaturbereichen<br />

– Geeigent für Mais und<br />

strukturreiche Substrate<br />

10 Prozent des Phosphors werden rausgeholt<br />

Ganz abgesehen davon schreibt die Ende 2017 verabschiedete<br />

Klärschlammverordnung ohnehin spätestens ab 2029 hohe<br />

Quoten für das Phosphat-Recycling vor, die mit dem Verfahren<br />

der MAP-Separierung alleine noch nicht erreicht werden<br />

können. „Wir bekommen mit unserem patentierten Verfahren<br />

rund 10 Prozent des Phosphats aus dem Klärschlamm her-<br />

Ideal bei trockengeschädigter<br />

Maissilage<br />

www.terravis-biogas.de<br />

45<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Jens Petermann, Tel.: 0251 . 682-2438<br />

jens.petermann@terravis-biogas.de<br />

Benedikt Baackmann, Tel.: 0251 . 682-2645<br />

benedikt.baackmann@terravis-biogas.de<br />

FELD<br />

SILO<br />

FERMENTER<br />

ENERGIE


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Dipl.-Ing. Andreas Lengemann<br />

begutachtet<br />

den im Klärwerk Wassmannsdorf<br />

erzeugten<br />

Langzeitdünger.<br />

aus“, räumt Lengemann ein, „aber nicht mehr.“ Daher<br />

ist die mittelfristige Strategie der Verantwortlichen<br />

im Klärwerk Waßsmannsdorf, neben der bestehenden<br />

MAP-Anlage auch eine eigene Verbrennungsanlage zu<br />

errichten, um dann aus der anfallenden Asche die verbliebenen<br />

Phosphoranteile größtenteils zu recyceln.<br />

Doch ist die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm-Aschen<br />

– trotz mehrerer Forschungsprojekte<br />

mit unterschiedlichen Methoden – immer noch<br />

technisches Neuland. Deshalb blickt die gesamte Abwasserbranche<br />

gebannt auf das, was gegenwärtig im<br />

Hamburger Hafen passiert. Dort befindet sich direkt<br />

an der Elbe gelegen das Klärwerk Köhlbrandhöft des<br />

städtischen Betreibers Hamburg Wasser: seit 2015 ist<br />

dort eine Testanlage zur Rückgewinnung von Phosphor<br />

aus Asche am Start.<br />

Phosphor aus Klärschlammasche<br />

„Aus Schiet Gold machen“ titelte eine lokale Boulevardzeitung<br />

euphorisch. Tatsächlich scheint der Testbetrieb<br />

gut verlaufen zu sein. „Der Probebetrieb hat<br />

die technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

bestätigt“, so Sabrina Schmalz von Hamburg Wasser;<br />

es sei damit das bisher einzige bekannte Verfahren am<br />

Markt, das Phosphor wirtschaftlich zurückgewinne.<br />

Konsequenterweise haben die Partner der Testanlage,<br />

Hamburg Wasser und das Abfall-Unternehmen Remondis,<br />

im März 2018 die Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft<br />

mbH gegründet, die derzeit die weltweit<br />

erste großtechnische Anlage zur Rückgewinnung von<br />

Phosphor baut. Schon im nächsten Jahr soll die Anlage<br />

laut Schmalz in Betrieb gehen und aus rund 20.000<br />

Tonnen Klärschlamm-Asche rund 6.500 Tonnen hochreine<br />

Phosphorsäure recyceln.<br />

„Die Beispiele in Berlin und Hamburg gehen in eine<br />

gute Richtung“, begrüßt indessen Prof. Dr. Ralf Otterpohl<br />

die wachsenden Bemühungen, den endlichen<br />

Nährstoff Phosphor aus dem urbanen Siedlungsabwasser<br />

in den Kreislauf zurückzugeben. Wenngleich der<br />

Leiter des Institutes für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz<br />

an der Technischen Universität Harburg<br />

das Berliner Verfahren der MAP-Fällung ausdrücklich<br />

begrüßt, betrachtet er deren Kosten bei einer vergleichsweise<br />

geringen Phosphat-Recycling-Quote doch<br />

kritisch: „Das ist schon sehr teuer.“ Trotzdem sei es<br />

ein wichtiger Anfang, obgleich Otterpohl ganz generell<br />

eine Trennung von Grauwasser (Dusche, Küche etc.)<br />

und Schwarzwasser „an der Quelle des Geschehens“<br />

nach wie vor für die nachhaltigste Strategie hält, nicht<br />

zuletzt, um auch Kalium und Spurenelemente mit geringerem<br />

Aufwand zurückgewinnen zu können.<br />

Aber zurück in den Süden von Berlin, wo Graues und<br />

Schwarzes der Hauptstadt nach wie vor ungetrennt ins<br />

Klärwerk nach Waßmannsdorf fließen. Dabei ist auch<br />

dem Abwasser-Ingenieur Lengemann vollkommen klar,<br />

dass sein patentiertes MAP-Verfahren keine ganzheitliche<br />

Lösung ist. Dennoch ist er überzeugt von dem in<br />

Waßmannsdorf seit Jahren funktionierenden und die<br />

Nährstofffracht der zu verbrennenden Fraktion minimierenden<br />

Recycling-Verfahren. „Zudem wächst das<br />

Interesse an unserem Verfahren“, freut er sich.<br />

Reaktor hinter Fermenter oder<br />

Nachgärer installieren<br />

Mit dem Hintergrund von 30 Jahren Betriebserfahrung<br />

ist er sogar der Auffassung, dass das MAP-Verfahren<br />

durchaus auch für die Biogasbranche anwendbar sei.<br />

Gerade an Standorten in den Regionen, in denen die<br />

Nährstoffeinträge schon heute deutlich zu hoch sind.<br />

„Am Ausgang des Fermenters müsste unser Reaktor installiert<br />

und dann eben mit vergorener Gülle beschickt<br />

werden“, sagt er.<br />

Der Vorteil läge auf der Hand: Die Nährstofffracht in<br />

den Gärdüngern würde deutlich verringert werden und<br />

zugleich erzeugt der Betreiber einen transport- und lagerfähigen<br />

Dünger, der in den Handel geht und in der<br />

Ursprungsregion für eine Nährstoff-Entlastung sorgt.<br />

Ob dies wirtschaftlich darstellbar ist, bleibt bei den<br />

aktuellen Rahmenbedingungen und Preisen allerdings<br />

zweifelhaft.<br />

Dennoch: Welche Rolle die Nährstoffaufbereitung auf<br />

Biogasanlagen in Zukunft im Kontext weiter sich verschärfenden<br />

Gewässerschutzes noch spielen wird, das<br />

Recycling von Phosphaten aus Siedlungsabwässern<br />

wird schon mittelfristig die Importe von Phosphaten für<br />

Düngerzwecke nach Deutschland bemerkbar mindern<br />

helfen können. Das ist gut so.<br />

Autor<br />

Dierk Jensen<br />

Freier Journalist<br />

Bundesstr. 76 · 20144 Hamburg<br />

040/40 18 68 89<br />

dierk.jensen@gmx.de<br />

www.dierkjensen.de<br />

46


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

Mischpreisverfahren – und jetzt?<br />

Mitte Oktober wurde das Mischpreisverfahren (MPV) eingeführt, um sehr hohe Arbeitspreise in der<br />

Regelenergie, wie sie im Oktober 2017 aufgetreten sind, zu verhindern. Im MPV soll ein verstärkter<br />

Wettbewerbsdruck die Arbeitspreise senken. Um dies zu ermöglichen, fließt im MPV daher neben dem<br />

Leistungspreis nun auch anteilig der Arbeitspreis in den Zuschlagswert mit ein. In der praktischen<br />

Umsetzung zeigt sich, dass zwar die Arbeitspreise sinken, aber im gleichen Zuge die Leistungspreise<br />

wesentlich stärker steigen. Neben weiteren negativen Auswirkungen auf den Markt bedeutet dies,<br />

dass Biogas nur noch in Ausnahmesituationen zum Zuge kommt.<br />

Kurt Kretschmer<br />

Statements von Kurt Kretschmer,<br />

zuständig für Energy Policy<br />

beim Strom-Direktvermarkter<br />

Energy2market GmbH (e2m),<br />

und dem Gesellschafter Bodo<br />

Drescher zum eingeführten Mischpreisverfahren:<br />

Frage 1: Was bedeutet die Einführung des<br />

Mischpreisverfahrens für den Sekundärregelenergiemarkt<br />

(SRL) beziehungsweise<br />

den Minutenreserve-Regelenergiemarkt?<br />

Kretschmer: „Vordergründig hat sich der<br />

Preiswettbewerb vom Leistungspreis auf<br />

den Arbeitspreis verschoben. Während die<br />

Arbeitspreise also nach Einführung des<br />

Mischpreisverfahrens stark eingebrochen<br />

sind, haben die Leistungspreise extrem<br />

angezogen. Aufgrund des höheren Gewichtungsfaktors<br />

in der SRL ist diese Verschiebung<br />

dort deutlich ausgeprägter zu<br />

beobachten. Diese Rahmenbedingungen<br />

kommen vor allem Anbietern mit konventionellen<br />

Erzeugungstechnologien zugute,<br />

denn deren Grenzarbeitskosten sind<br />

weit niedriger als beispielsweise die von<br />

Erneuerbaren oder industriellen Letztverbrauchern.<br />

Aufgrund der übereilten Einführung<br />

des Mischpreisverfahrens hat die<br />

Fotos: Energy2market GmbH<br />

Bundesnetzagentur (BNetzA), trotz entsprechender<br />

Warnungen aus dem Markt,<br />

aus unserer Sicht jedoch wenig Rücksicht<br />

darauf genommen, welche Verwerfungen<br />

ein neuer Zuschlagsmechanismus am Regelenergiemarkt<br />

für das Gesamtsystem<br />

Strommarkt nach sich ziehen könnte. Im<br />

Ergebnis hat das Mischpreisverfahren zwar<br />

die Arbeitspreise und damit die Höhe des<br />

Ausgleichsenergiepreises stark gesenkt,<br />

dabei aber folgende deutliche Flurschäden<br />

verursacht:<br />

ffDie Gesamtkosten für Regelenergie<br />

sind gestiegen, die Kosten, die durch<br />

die Verbraucher über die Netzentgelte<br />

getragen werden, sogar deutlich.<br />

ffDie Ausgleichsenergiepreise sind so<br />

stark gesunken, dass sie nicht mehr genug<br />

Anreiz zur Bilanzkreistreue bilden.<br />

ffDamit wird im Ergebnis auch deutlich<br />

mehr Regelenergie abgerufen, um das<br />

Energiesystem stabil zu halten.<br />

ffDie häufigen Regelenergieabrufe mit<br />

oft über 80 Prozent der bereitstehenden<br />

Regelleistung führen tendenziell<br />

dazu, dass das System unsicherer wird,<br />

da nicht mehr genug Regelenergie für<br />

Extremereignisse in Reserve steht.<br />

ffDie Häufigkeit von Abrufen in Verbindung<br />

mit dem niedrigen Arbeitspreis<br />

führt dazu, dass vor allem dezentrale<br />

Technologiesegmente dem Regelenergiemarkt<br />

zukünftig den Rücken kehren<br />

und sich damit das Angebotspotenzial<br />

verknappt und auf Technologien<br />

eingrenzt, die im Rahmen der Energiewende<br />

und aufgrund klimapolitischer<br />

Vorgaben eigentlich rückgebaut werden<br />

sollen.<br />

In der Gesamtschau sind die Nachteile für<br />

den Strommarkt, die Systemstabilität und<br />

Bodo Drescher<br />

die Belastung des Endverbrauchers deutlich<br />

gestiegen, und die Vorteile für Bilanzkreisverantwortliche<br />

können dies in keiner<br />

Weise rechtfertigen. Zumal deren Entlastung<br />

auch noch zu Fehlanreizen führt, die<br />

die regulatorisch gewollte Pflicht zur Bilanzkreistreue<br />

unterwandern.“<br />

Frage 2: Welche Folgen hat das Mischpreisverfahren<br />

für Betreiber von Biogasanlagen?<br />

Drescher: „Die wirtschaftliche Attraktivität<br />

des Regelenergiemarktes hat sich für<br />

die Mehrheit der Biogasanlagen-Betreiber<br />

durch die neuen Rahmenbedingungen<br />

deutlich verschlechtert. Aus unserer Sicht<br />

liegt dies jedoch nicht ausschließlich an<br />

deren im Vergleich zu konventionellen<br />

Anbietern hohen Grenzarbeitspreiskosten,<br />

sondern auch an den häufigen Regelenergieabrufen<br />

von einem Großteil der vorgehaltenen<br />

Regelleistung.<br />

In Kombination wird es dadurch schwerer,<br />

attraktive Leistungspreise in Verbindung<br />

mit angemessener Abrufhäufigkeit zu erzielen.<br />

Das heißt, solange der Impuls durch<br />

Regelenergiearbeit auf die Ausgleichsenergiepreise<br />

weiterhin so schwach bleibt,<br />

fehlt es Biogasanlagen-Betreibern an den<br />

47


praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

wirtschaftlichen Anreizen, ihre Flexibilität<br />

dem Übertragungsnetzbetreiber am Regel -<br />

energiemarkt anzubieten.<br />

Energy2market wirkt allerdings nachdrücklich,<br />

gerade auch im politischen Raum, auf<br />

die immer stärker zutage tretenden Marktverwerfungen<br />

hin und geht davon aus, dass<br />

mit steigendem Erkenntnisgewinn über die<br />

Auswirkungen des Mischpreisverfahrens<br />

bei den Entscheidern auch ein Anpassungsbedarf<br />

erkannt wird.“<br />

Frage 3: Ist die von der Bundesnetzagentur<br />

beschlossene vorübergehende Änderung<br />

des Zuschlagmechanismus für Sekundärregelung<br />

und Minutenreserve geeignet, um<br />

einen funktionsfähigen Wettbewerb zu gewährleisten?<br />

Kretschmer: „Nein, im Gegenteil. In der<br />

Vergangenheit konnte beobachtet werden,<br />

dass die Kostenreduzierung für Regelenergie<br />

im Wesentlichen auf die Erhöhung der<br />

Anzahl der Anbieter zurückzuführen war.<br />

Diese neuen Anbieter waren mehrheitlich<br />

Aggregatoren wie die Energy2market, mit<br />

deren Hilfe dezentrale Anlagen ihre Flexibilität<br />

am Regelenergiemarkt anbieten<br />

Seitz Electric GmbH GasManager BGJ 1_<strong>2019</strong>.pdf 1 07.12.18 13:56<br />

konnten. Der faktische Ausschluss von<br />

dezentralen Erzeugern und Verbrauchern<br />

aufgrund ihrer höheren Grenzarbeitspreise<br />

führt dazu, dass sich der Wettbewerb auf<br />

nur noch wenige große Anbieter von konventionellen<br />

Erzeugungsanlagen beschränken<br />

wird. Der mangelnde Wettbewerb zeigt<br />

sich bereits in den gestiegenen Gesamtkosten<br />

für Regelenergie.“<br />

Frage 4: Wie müsste das jetzige System<br />

weiterentwickelt werden?<br />

Kretschmer: „Die entscheidende Stellschraube<br />

ist dabei der dem Mischpreisverfahren<br />

zugrundeliegende Gewichtungsfaktor,<br />

der die beschriebenen<br />

Marktverzerrungen auslöst. Aus unserer<br />

Sicht können bereits geringe Anpassungen<br />

innerhalb des Mischpreisverfahrens dessen<br />

negative Auswirkungen für dezentrale<br />

Flexibilitätsanbieter und den Strommarkt<br />

als Ganzes deutlich abfedern, ohne Bilanzkreisbetreiber<br />

dem Risiko einer Wiederholung<br />

der Ausgleichsenergiepreise vom<br />

17.10.2017 auszusetzen. Im Grundsatz<br />

bietet das Mischpreisverfahren dann auch<br />

wieder ausreichend Anreiz für Anbieter<br />

von dezentraler Flexibilität. Um die negative<br />

Wirkung des Gewichtungsfaktors<br />

abzufedern, sind aus unserer Sicht mehrere<br />

Optionen denkbar. Dazu zählen die<br />

Absenkung des Faktors, die Erhöhung<br />

der Ausschreibungsmenge oder etwa die<br />

Einführung eines individuellen Gewichtungsfaktors,<br />

der nach Abrufwahrscheinlichkeiten<br />

unterscheidet, wie ihn bereits<br />

das Bundeskartellamt im Rahmen des<br />

BNetzA-Festlegungsverfahrens vorgeschlagen<br />

hat.“<br />

Statement von Alexander Krautz,<br />

Team Manager, Innovation &<br />

Development, beim Strom-Direktvermarkter<br />

Next Kraftwerke<br />

GmbH.<br />

„Das MPV verzerrt die Marktrealitäten –<br />

insbesondere zu Lasten von Biogasanlagen,<br />

die niedrige Leistungspreise, aber<br />

vergleichsweise hohe Arbeitspreise besitzen.<br />

Mit dieser Kostenstruktur haben Biogasanlagen<br />

in den vergangenen Jahren die<br />

Funktion von Spitzenlastkraftwerken in der<br />

Regelenergie übernommen und so einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Kostensenkung<br />

BIOGAS<br />

SEITZ ELECTRIC<br />

messen · steuern · regeln<br />

Gas-Füllstand<br />

Für jeden Gasspeicher<br />

die richtige Füllstandsmessung<br />

GasHmeter XA oder XU<br />

GasManagement<br />

Gasspeicher-<br />

Füllstands-Abluftregelung<br />

Einen geregelten Füllstands-Ausgleich<br />

mehrerer Doppelmembran-Gasspeicher<br />

auf gleichen oder vordefinierten<br />

Füllstand<br />

.<br />

BHKW-Ansteuerung<br />

Flex,-/ Regelenergie-Betrieb über<br />

virtuelle Kraftwerksbetreiber<br />

48<br />

Multi-Analog-Wandler<br />

Verbindet mehrere 4-20mA Signale von<br />

verschiedenen Messungen und Gasspeichern<br />

zu einem Gasfüllstands-Signal<br />

+ BHKW 1/2 Soll-Leistung<br />

+ Fackelansteuerung<br />

+ Hoch-, Tief-Alarme<br />

Gasspeicher-<br />

Druck-Ausgleich<br />

Gastransport zwischen EPDM-Hauben<br />

oder Gassack und Druck-Gasspeichern<br />

wie Doppelmembrane<br />

oder 3/4 Kugel<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

Alexander Krautz<br />

im Markt geleistet. Biogasanlagen haben<br />

vor der Einführung des MPV rund ein Drittel<br />

der insgesamt in Deutschland nachgefragten<br />

negativen Sekundärregelleistung<br />

bereitgestellt und in einem offenen Markt<br />

die Systemverantwortung übernommen,<br />

die von ihnen verlangt wird.<br />

Profiteure sind im Wesentlichen Anbieter<br />

mit konventionellen Kraftwerken. Den Preis<br />

dafür zahlen die Verbraucher über ihre<br />

Netzentgelte. Weitere Nutznießer sind aber<br />

auch Bilanzkreisverantwortliche (BKV) mit<br />

hohen Abweichungen in ihren Bilanzkreisen,<br />

da der Preis für Ausgleichs energie<br />

durch die sehr niedrigen Arbeitspreise sehr<br />

Foto: Next Kraftwerke GmbH<br />

stark gesunken ist. Wenn die Differenz des<br />

zu erwartenden Ausgleichsenergiepreises<br />

relativ nah am Intraday-Preis liegt, kann<br />

es für den BKV mit nicht ganz eindeutigen<br />

Prognosen rentabel sein, eher eine Risikoposition<br />

einzunehmen. Verzockt sich der<br />

BKV, muss er zwar den Ausgleichsenergiepreis<br />

zahlen – dank des MPV ist diese<br />

Strafzahlung jedoch im Verhältnis zum vorherigen<br />

Preismodell nicht mehr so hoch. So<br />

wird es für den BKV lukrativer, Risikopositionen<br />

einzugehen.<br />

Auch wenn alle Händler betonen, dass sie<br />

ihre Bilanzkreise weiter mit größter Sorgfalt<br />

bewirtschaften, lässt sich dieses Verhalten<br />

im Markt aktuell sehr gut beobachten und<br />

hat etwa am 14. Dezember 2018 auch zu<br />

einem Extremereignis geführt, das unter<br />

anderem zu sehr hohen Abrufen von abschaltbaren<br />

Lasten geführt hat. In einem<br />

Artikel der FAZ werden schlechte Prognosen<br />

der fluktuierenden Erneuerbaren Energien<br />

als eine der entscheidenden Ursachen<br />

ausgemacht. Wir sind jedoch der Meinung,<br />

dass dies vielmehr ein treffendes Beispiel<br />

für die Wechselwirkungen der Märkte ist<br />

und sich an diesem Beispiel zeigt, wie sich<br />

das MPV negativ auf den Anreiz auswirkt,<br />

Fehlprognosen handelsseitig auszugleichen.<br />

Anstatt dieser Komplexität entsprechend<br />

Rechnung zu tragen, wurde am 14.<br />

Dezember in verkürzter Weise den Erneuerbaren<br />

der schwarze Peter zugeschoben.<br />

Diese Darstellung suggeriert, dass unsere<br />

Netze nicht noch mehr Erneuerbare vertragen<br />

können. Im Zuge der Diskussion über<br />

den Kohleausstieg kommt diese Situation<br />

der konventionellen Kraftwerksbranche<br />

recht gelegen.<br />

Auch in den Antworten auf die Kleine Anfrage<br />

(19/7276) von MdB Ingrid Nestle<br />

(B`90/Grüne) wird deutlich, dass das Bundeswirtschaftsministerium<br />

diese neuen<br />

Spielregeln absurderweise als fair erachtet<br />

und nicht gewillt ist, an einer Wiederherstellung<br />

oder der Verbesserung der Marktregeln<br />

zu arbeiten und so wieder eine stärkere<br />

Partizipation von dezentralen Anlagen<br />

im Regelenergiemarkt zu ermöglichen. Es<br />

bleibt nur zu hoffen, dass die BNetzA sich<br />

mit der Einführung der Regelarbeitsmärkte<br />

nicht noch länger unnötig Zeit lässt. Denn<br />

diese würden definitiv eine Verbesserung<br />

zum aktuellen System darstellen.“<br />

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49<br />

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praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Neue Herausforderungen beim<br />

Nährstoffmanagement<br />

Die gesetzlichen Anforderungen für die organische Düngung wurden verschärft. Auf manchen Biogasbetrieben<br />

wird der Lagerraum knapp. Die Düngung mit Gärprodukt im Herbst ist nur noch eingeschränkt möglich. Damit<br />

ist auch die zur Verfügung stehende Fläche zur Ausbringung begrenzt. Welche Möglichkeiten haben Betreiber,<br />

darauf zu reagieren? Gärprodukte sind ein wertvoller Dünger, der teuren und energieintensiv hergestellten<br />

Mineraldünger ersetzen kann.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Die Gärproduktlager waren auf<br />

vielen Biogasbetrieben über<br />

den Winter wieder gut gefüllt.<br />

Mit Ende der Sperrfrist am 31.<br />

Januar darf das stickstoffhaltige<br />

Düngemittel bei günstigen Bodenverhältnissen<br />

zur Versorgung der Ackerkulturen<br />

ausgebracht werden. Mit der in 2017<br />

in Kraft getretenen Düngeverordnung ist<br />

es für Landwirte mit einer Biogasanlage<br />

jedoch komplizierter geworden. Wichtigster<br />

Punkt ist die Obergrenze von 170 Kilogramm<br />

(kg) Stickstoff (N) je Hektar und<br />

Jahr, die nun für alle Gärprodukte gilt.<br />

Hinzu kommt, dass der Lagerraum für Gärprodukte<br />

für sechs beziehungsweise neun<br />

Monate reichen soll.<br />

Außerdem müssen die Ergebnisse einer<br />

Bodenuntersuchung vorliegen, aus der der<br />

Düngebedarf an Stickstoff und Phosphat<br />

hervorgeht. Wer Gärprodukt abgibt, muss<br />

die Nährstoffgehalte und das Ausgangsmaterial<br />

des Wirtschaftsdüngers (Analysewerte<br />

oder Richtwerttabelle) mitliefern. In der<br />

Düngeplanung steckt nun entsprechend<br />

viel Arbeit.<br />

Gärdüngerausbringung per Lkw mit<br />

Schleppschlauchverteiler bei der Gutsgemeinschaft<br />

Lenthe. Der Lkw verfügt über<br />

spezielle Breitreifen und eine Reifendruckregelanlage.<br />

Nährstoffe aufbereiten<br />

Peter Schünemann-Plag, Berater bei der<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen,<br />

bringt es auf den Punkt: „Es gibt zu viele<br />

Nährstoffe und zu wenig Lagerraum.“ In<br />

manchen Regionen sei die Ausbringfläche<br />

knapp: „Oft unterschätzen Betriebsleiter,<br />

wie viel Fläche sie wirklich benötigen. Für<br />

einen Hektar Silomais benötige ich auch<br />

einen Hektar Ausbringfläche.“ Den Bau<br />

neuer Gärprodukt-Lagerbehälter hält der<br />

Berater für die teuerste Variante, das Problem<br />

zu lösen.<br />

Das Thema Separation sei im Kommen,<br />

sagt Schünemann-Plag. Sinnvoller als das<br />

Gärprodukt zu separieren, sei allerdings die<br />

Möglichkeit, Gülle zu separieren. Der Feststoff<br />

ist dann transportwürdiger und kann<br />

auch in den Ackerbauregionen eingesetzt<br />

werden, um ihn dort in der Biogasanlage<br />

zu vergären. Um kurzfristig Lagerraum<br />

zu sparen, sind vermehrt leistungsstarke<br />

mobile Separatoren von Maschinenringen<br />

und Lohnunternehmern unterwegs. Die<br />

Investition in eigene Technik will dagegen<br />

gut überlegt sein: Ein Pressschnecken-<br />

Separator erfordert Investitionskosten von<br />

40.000 bis 50.000 Euro und spart etwa<br />

1.667 Kubikmeter Lagerraum.<br />

Um Lagerraum zu sparen, setzen viele Biogasanlagen<br />

auch auf die Trocknung der Gärprodukte.<br />

„Anfangs stand eher der Erhalt<br />

des KWK-Bonus im Vordergrund, doch jetzt<br />

geht es wirklich darum, effizient Wasser<br />

zu verdampfen“, sagt Schünemann-Plag.<br />

In seinem Biogas-Arbeitskreis haben 10<br />

von 24 Biogasanlagen eine Trocknung installiert,<br />

viele davon zunehmend leistungsstarke<br />

Vakuumverdampfer, berichtet der<br />

Berater: „Viele Trockner wurden gerade im<br />

vergangenen Jahr in Betrieb genommen.“<br />

Dabei ist die Trocknung nicht immer der<br />

Königsweg. Denn der Betreiber muss sich<br />

zuvor Gedanken machen, was mit dem<br />

getrockneten Gärrest passieren soll. Nachteilig<br />

ist der hohe Wärmebedarf, denn je<br />

Kilowatt kann höchstens ein Liter Wasser<br />

verdampft werden. Um den gesamten Gärrest<br />

einer 500-kW-Biogasanlage zu trocknen,<br />

ist fast keine andere Wärmenutzung<br />

möglich – es sei denn, die Trocknung läuft<br />

hauptsächlich in den Sommermonaten,<br />

wenn andere Wärmenutzer keinen Bedarf<br />

haben.<br />

50


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

praxis<br />

Full Service<br />

in Place<br />

Fotos: Thomas Gaul<br />

Der Gärdünger wird per Tankwagen zum Feldrand gebracht<br />

und dort in das Ausbringfahrzeug umgepumpt.<br />

Vollaufbereitung in Belgien und<br />

den Niederlanden<br />

Noch einen Schritt weiter geht die sogenannte<br />

Vollaufbereitung, wie sie in Gebieten<br />

mit intensiver Tierhaltung in den Niederlanden<br />

und Belgien etabliert ist. Das<br />

Wasser wird gegen die halbdurchlässigen<br />

Membranen der Umkehrosmose gepresst.<br />

Die Wassermoleküle dringen durch und<br />

die Verunreinigungen bleiben zurück. Das<br />

entstehende Wasser kann für betriebliche<br />

Zwecke verwendet oder ohne weitere<br />

Behandlung in einen Vorfluter eingeleitet<br />

werden.<br />

Die Kosten des Verfahrens beziffert Stephan<br />

Kühne von Agrikomp auf 3,20 Euro<br />

je Tonne Gärprodukt. Eine Erweiterung des<br />

Gärproduktlagers für eine 500-kW-Biogasanlage<br />

würde demgegenüber 11,60 Euro<br />

pro Kubikmeter kosten. „Die zweistufige<br />

Aufbereitung ist für eine solche Biogasanlage<br />

die günstigste Lösung“, so Kühne.<br />

Zumal mit der Ammonium-Sulfat-Lösung<br />

(ASL) ja auch ein hochkonzentrierter und<br />

wirksamer Pflanzendünger entsteht.<br />

Allerdings muss der Nährstoffgehalt exakt<br />

eingestellt werden, soll ein handelsfähiger<br />

Dünger entstehen. Sonst bleibt nur<br />

die Ausbringung auf eigenen Betriebsflächen.<br />

Und auch die erforderliche Investitionssumme<br />

ist ein Hemmnis, wie Kühne<br />

zugibt: „Viele Landwirte sind nicht bereit,<br />

diesen Weg zu gehen, weil damit hohe Kosten<br />

von 700.000 Euro für die Umkehrosmose<br />

verbunden sind.“ Mit dem Verfahren<br />

ist eine Verringerung der Gärproduktmenge<br />

um rund 70 Prozent möglich. Positiver<br />

Nebeneffekt im Ackerbau ist ein besseres<br />

Nährstoffmanagement. Durch die getrennten<br />

Nährstofffraktionen können die Nährstoffe<br />

gezielter und effizienter eingesetzt<br />

werden.<br />

Substratmix ändern<br />

Wenn die Fläche knapp ist, sollten nährstoffreiche<br />

Substrate herausgenommen<br />

werden. Das betrifft beispielsweise Hühnertrockenkot<br />

(HTK), der in Regionen mit<br />

Nährstoffüberschuss ohnehin nicht wieder<br />

in der Biogasanlage verflüssigt werden<br />

sollte. Auch wasserreiche Substrate wie<br />

die Zuckerrübe sollten trotz ihrer guten<br />

Eigenschaften bei der Vergärung lieber<br />

herausgenommen werden. Bei knappem<br />

Lagerraum wären energiereiche Substrate<br />

wie Getreide oder CCM eine gute Alternative.<br />

Allerdings sollte bei diesen Substraten<br />

der Preis nicht außer Acht gelassen werden,<br />

warnt Schünemann-Plag: „Sind die<br />

Substrate nicht zu teuer gemessen an der<br />

Vergütung, die ich am Ende bekomme?“<br />

Ein Baustein beim Nährstoffmanagement<br />

kann auch die Steigerung der Effizienz des<br />

Biogasprozesses sein. Dabei geht es nicht<br />

nur um den Einsatz von Spurenelementen<br />

und Enzymen, sondern auch um Technik<br />

zum Substrataufschluss, so Schünemann-<br />

Plag: „Durch den schnelleren Abbau bei<br />

einer kürzeren Verweilzeit habe ich auch<br />

weniger Substrat.“ Potenzial steckt auch<br />

in der Flexibilisierung. Durch die neuen<br />

Motoren mit einem höheren Wirkungsgrad<br />

wird auch Substrat eingespart und damit<br />

ebenfalls die Gärproduktmenge reduziert.<br />

Substrateinsparungen von mindestens 10<br />

Prozent sind nach Einschätzung des Beraters<br />

realistisch.<br />

Betreiber sollten vor allem daran denken,<br />

den Umgang mit Oberflächenwasser auf<br />

der Biogasanlage anders zu handhaben.<br />

51<br />

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praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wenn es gelingt, dieses Wasser<br />

separat aufzufangen und zu behandeln,<br />

kann wertvoller Lagerraum<br />

für Gärprodukte gespart<br />

werden. Inzwischen stehen<br />

mehrere praxisreife technische<br />

Lösungen zur Verfügung, über<br />

die das Biogas Journal in den<br />

vergangenen Ausgaben berichtet<br />

hat.<br />

Als hochwertiger Naturdünger<br />

haben sich Gärprodukte auf<br />

reinen Ackerbaubetrieben bewährt.<br />

Der Nährstoffkreislauf<br />

wird geschlossen, der Humusgehalt<br />

des Bodens erhöht und<br />

die Erträge auf jeden Fall stabilisiert.<br />

Durch das Einsparen<br />

von Mineraldünger wird auch<br />

die Klimabilanz im Ackerbau<br />

verbessert.<br />

Mineraldünger durch<br />

Gärprodukt ersetzen<br />

Gute Erfahrungen mit dem<br />

Einsatz von Gärprodukten hat<br />

man bei der Gutsgemeinschaft<br />

Lenthe gemacht. Der 300-Hektar-Ackerbaubetrieb<br />

am südwestlichen<br />

Stadtrand von Hannover wird als Betriebsgemeinschaft<br />

der beiden Gesellschafterfamilien<br />

v. Richthofen und v. Lenthe geführt.<br />

Betrieben wird seit 2006 auch eine Biogasanlage<br />

mit 530 Kilowatt (kW), deren Leistung<br />

im Zuge einer Flexibilisierung auf 795<br />

kW el<br />

erweitert wurde.<br />

Als Substrat dient fast ausschließlich<br />

Mais, der überwiegend auf der eigenen Betriebsfläche<br />

angebaut wurde. Vor der Mais-<br />

Aussaat wurde schon immer Gärprodukt<br />

ausgebracht und umgehend in den Boden<br />

eingearbeitet. Doch auch vor der Aussaat<br />

der Zuckerrüben wird jetzt in Lenthe so verfahren.<br />

Diese Kultur ist auf den schweren<br />

Lößlehmböden des Calenberger Landes<br />

ein traditionell wichtiger Bestandteil der<br />

Fruchtfolge.<br />

„Die Rüben und der Mais verwerten den im<br />

Gärprodukt enthaltenen Stickstoff am besten“,<br />

hat Gutsverwalter Christian Ludden<br />

festgestellt. Ab Anfang Februar wäre zwar<br />

auch die Startdüngung im Weizen möglich.<br />

Der Ausnutzungsgrad wäre hier aber nur<br />

halb so hoch. Außerdem müsste man dann<br />

auf Nachtfrost warten, weil die schweren<br />

Böden druckempfindlich sind und die Ausbringfahrzeuge<br />

tiefe Spuren hinterlassen<br />

Gutsverwalter Christian Ludden bei der Bodenprobennahme zur Bestimmung<br />

des Nährstoffgehalts Anfang Februar. Er hat festgestellt, dass Mais und Rüben<br />

den Stickstoff im Gärdünger am besten verwerten.<br />

würden. „Optimal wäre bei unseren Böden<br />

die Verschlauchung“, meint der Gutsverwalter.<br />

Dann wäre auf dem Acker nur ein<br />

relativ leichter Schlepper mit der Ausbringtechnik<br />

unterwegs. Derzeit bringt ein<br />

Lohnunternehmer das Gärprodukt aus. Er<br />

setzt dazu spezielle Lkw mit Breitreifen und<br />

Reifendruck-Regelanlage ein. Mit Schleppschläuchen<br />

wird das Gärprodukt verteilt.<br />

Gärdünger statt Harnstoff bei<br />

Zuckerrüben<br />

Früher wurde vor der Aussaat der Zuckerrüben<br />

ausschließlich mineralisch gedüngt,<br />

über lange Jahre wurde Harnstoff gestreut.<br />

Der wird nun durch den Einsatz des Gärproduktes<br />

substituiert. Und das mit gutem Erfolg,<br />

denn die Erträge können sich wahrlich<br />

sehen lassen. Mit durchschnittlich 18,5<br />

Tonnen Zucker je Hektar wurden Spitzenwerte<br />

erzielt – und das angesichts der Trockenheit<br />

im vergangenen Jahr.<br />

Aber auch hier wirkt sich die Gärprodukt-<br />

Düngung positiv aus, so Christian Ludden:<br />

„Durch die organische Düngung halten<br />

die Bestände einfach länger durch.“ Die<br />

Wasserverfügbarkeit sei einfach höher. Die<br />

Rüben erhalten als einzigen mineralischen<br />

Dünger nur noch etwas Kali. Die Zuckerrüben<br />

folgen in Lenthe auf den<br />

Weizen, sodass der Anbau einer<br />

Zwischenfrucht vorgenommen<br />

werden kann.<br />

Vor der Aussaat der Gründüngung<br />

im Spätsommer wird<br />

ebenfalls Gärprodukt ausgebracht:<br />

„Bei der Menge sind<br />

wir allerdings durch den gesetzlichen<br />

Rahmen auf 60 kg<br />

N/ha begrenzt“, erläutert der<br />

Gutsverwalter: „Das entspricht<br />

bei uns einer Ausbringmenge<br />

von 12 Kubikmeter je Hektar.“<br />

Die letzten Flächen wurden im<br />

vergangenen Jahr erst am 15.<br />

September mit Zwischenfrüchten<br />

bestellt. Die Bestände konnten<br />

sich bis zum Wintereinbruch<br />

gut entwickeln. Dazu hat sicher<br />

die warme Witterung im Herbst<br />

beigetragen. Christian Ludden<br />

vermutet aber auch hohe N-<br />

Überhänge aus dem Weizen:<br />

„Seit der letzten Düngung hat<br />

es praktisch nicht mehr geregnet.“<br />

Denn die zulässige Menge<br />

für die Herbstdüngung sei eigentlich<br />

zu gering, um üppiges Wachstum<br />

erwarten zu lassen.<br />

Bei der Düngung der für dieses Jahr vorgesehenen<br />

78 Hektar Zuckerrüben und<br />

57 Hektar Mais wird daher angesichts der<br />

erwarteten N-Überhänge eher Zurückhaltung<br />

angebracht sein. Anfang Februar zog<br />

Christian Ludden Bodenproben auf dem<br />

Acker, um hier Gewissheit zu haben. Auch<br />

die Gärprodukte werden zwei- bis dreimal<br />

jährlich analysiert, sagt Ludden: „Mindestens<br />

einmal im Frühjahr und im Sommer.“<br />

Große Abweichungen gibt es hier allerdings<br />

nicht, da der Substrat-Input gleich bleibt.<br />

Durch den hohen TM-Gehalt vom Silomais<br />

und wenig Regenwasser im vergangenen<br />

Jahr ist im Gärproduktlager in Lenthe auch<br />

noch ausreichend Platz, sodass der Betrieb<br />

der Frühjahrsdüngung entspannt entgegensehen<br />

kann.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

Im Wehrfeld 19a · 30989 Gehrden<br />

01 72/512 71 71<br />

gaul-gehrden@t-online.de<br />

52


Um die Erderhitzung zu stoppen müssen wir auf Erneuerbare Energien umsteigen.<br />

Sonne und Wind stehen uns unbegrenzt und kostenlos zur<br />

Verfügung. Aber nicht immer. Deshalb brauchen wir zusätzliche regenerative<br />

Quellen, die verlässlich zur Verfügung stehen. So wie Biogas.<br />

Das in den Fermentern bei der Vergärung von Gülle, Bioabfall und<br />

Energiepflanzen entstehende Gas kann gespeichert und je nach Bedarf<br />

kurzfristig in Strom und Wärme umgewandelt werden. So wird der<br />

Wind- und Solarstrom genutzt, wenn er entsteht - und Biogas springt ein,<br />

sobald Sonne und Wind eine Pause machen.<br />

Die Biogasanlage Biogas GmbH hat zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) mit<br />

einer Leistung von je 250 kW. Darin wird aus Biogas Strom und Wärme<br />

erzeugt.<br />

Die Kraftwerke werden von den Stadtwerken XY ferngesteuert. Je nach<br />

Strombedarf können sie an- oder abgeschaltet werden. Wenn das<br />

Stromnetz voll ist, wird das Biogas in der Kuppel des Fermenters<br />

gespeichert. Und wenn Strombedarf besteht, können die BHKWs<br />

innerhalb weniger Sekunden ihre maximale Leistung von 500 kW abrufen.<br />

Biogasanlage Biogas GmbH<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse,<br />

z.B. biologische Abfälle, nachwachsende Rohstoffe und Gülle,<br />

zu Biogas und Gärprodukten um.<br />

Das erzeugte Biogas wird in der Gashaube aufgefangen<br />

und von hier über Gasleitungen zum<br />

Blockheizkraftwerk (BHKW) transportiert.<br />

Im BHKW wird aus dem Biogas<br />

Strom und Wärme erzeugt.<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring- / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur Entschwefelung<br />

und Entwässerung<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom- und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungs technik für die<br />

Um wandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest-/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

FV Schild - so funktioniert eine Anlage A0 quer.indd 1 16.06.16 11:00<br />

Planeten.<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

6<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

Strom<br />

Wärme<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

11<br />

Erdgasnetz<br />

10<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Bioma se<br />

(Silo, Annahmeste le, Gü legrube)<br />

2 gf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigung systeme für die zu ver­<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Bioma se in die Fermenter bzw.<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Bio­<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Ga speicher zur kurz­ und mi telfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigung systeme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

gärende Bioma se oder Reststo fe<br />

aus diesen heraus<br />

masse<br />

6<br />

Wärme<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte ( gf. mit entsprechen­<br />

methan<br />

der Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flü sigtrennung, Trocknung,<br />

Pe letierung etc.)<br />

1<br />

Strom<br />

10<br />

www.biogas.org<br />

Erdgasnetz<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Bioma se<br />

(Silo, Annahmeste le, Gü legrube)<br />

2 gf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigung systeme für die zu vergärende<br />

Bioma se oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Bioma se in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Bioma<br />

se<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Ga speicher zur kurz­ und mi telfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigung systeme zur<br />

Entschwefelung und Entwä serung<br />

6<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Wärme<br />

Strom<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 gf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte ( gf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flü sigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

11<br />

10<br />

Erdgasnetz<br />

Fast jede Pflanze kann in Biogasanlagen vergoren und zu Strom<br />

und Wärme umgewandelt werden – auch jene, die in der Lebensund<br />

Futtermittelproduktion keine Verwendung finden.<br />

Das bei der Energieerzeugung freigesetzte CO 2 entspricht in etwa<br />

der Menge, die die Pflanzen während Ihres Wachstums gebunden<br />

haben.<br />

Durchwachsene Silphie<br />

Franken-Therme Bad Windsheim<br />

Biogasanlage Bad Windsheim<br />

Regionale Biogasanlage<br />

Biogas trägt dazu bei, dass unsere Felder bunter und artenreicher<br />

werden. Blühende Pflanzen sehen nicht nur schön aus, sie bieten<br />

vor allem Lebensraum für Insekten und Wildtiere und verbessern<br />

die Bodengesundheit.<br />

Die Pflanzen benötigen in der Regel keine Pflanzenschutzmittel,<br />

schonen die Umwelt und schützen den Boden vor Auswaschung.<br />

Wildpflanzenmischung<br />

Wärmeabnehmer Freibad<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring- / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

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8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

6<br />

6<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Wärme<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom- und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest-/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

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6<br />

8<br />

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Wärme<br />

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Wärme<br />

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Strom<br />

11<br />

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Erdgasnetz<br />

10<br />

Strom<br />

Strom<br />

Erdgasnetz<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

10<br />

10<br />

Erdgasnetz<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

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Biogas ist flexibel!<br />

Diese Biogasanlage<br />

schützt unser Klima<br />

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Klimaschutz .<br />

Die Erderhitzung ist die größte Bedrohung für den Fortbestand unseres<br />

Wir müssen unser Klima schützen und den Ausstoß von CO 2<br />

drastisch reduzieren. Jetzt.<br />

Mit den Erneuerbaren Energien haben wir die Chance, dies zu schaffen.<br />

Biogasanlagen leisten einen wichtigen Beitrag auf unserem Weg in eine<br />

klimafreundliche Zukunft.<br />

.durch Biogas<br />

Die Biogasanlage Biogas GmbH erzeugt im Jahr 300.000 Kilowattstunden<br />

Strom. Das entspricht dem Verbrauch von 100 durchschnittlichen<br />

Haushalten.<br />

Die bei der Stromerzeugung anfa lende Wärme wird im Sta l und im<br />

Wohnhaus eingesetzt und außerdem zur Holztrocknung genutzt. In der<br />

Summe spart diese Biogasanlage 450 Tonnen CO 2 ein, die beim Einsatz<br />

fossiler Energieträger wie Kohle und Öl freigesetzt worden wären.<br />

Das entspricht 380 Flügen von München nach New York und zurück.<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter. www.biogas.org<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Bioma se, z.B. biologische Abfä le,<br />

nachwachsende Rohsto fe und Gü le, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfa st folgende Komponenten:<br />

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So funktioniert eine Biogasanlage<br />

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Diese Biogasanlage schafft<br />

regionale Wertschöpfung<br />

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Energie für die Region…<br />

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Seit dem Jahr 2009 erzeugt die Biogasanlage Biogas GmbH Strom für 700<br />

Haushalte und versorgt außerdem 26 Privathaushalte, die Schule, das<br />

Altenheim und das Rathaus mit umweltfreundlicher Wärme. Die Substrate<br />

für die Energieerzeugung bezieht die Biogasanlage vo lständig von<br />

Landwirten aus der Umgebung. Das nach der Vergärung entstehende<br />

Gärprodukt geht als hochwertiger Dünger zurück auf die Felder.<br />

Die Kilowa tstunde Biogaswärme kostet die Haushalte im Schnitt zwei Cent weniger<br />

als die Wärme aus Heizöl.<br />

Durch das bei den Heizkosten gesparte Geld konnte Neustadt neue Sportgeräte für<br />

die Schule kaufen und den Gemeinschaftsraum im Altenheim renovieren.<br />

Der Bau der Anlagenteile, die Wartung und Erweiterung der Biogasanlage generiert<br />

weitere Jobs bei Handwerksbetrieben in der Umgebung.<br />

Vom Anbau vielfältiger Energiepflanzen profitieren die Bienen und mit ihnen die<br />

Imker in der Region.<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Bioma se, z.B. biologische Abfä le,<br />

nachwachsende Rohsto fe und Gü le, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfa st folgende Komponenten:<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 gf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Bio­<br />

Anlagenschild (individuell)<br />

Informieren Sie Wanderer und Gäste über Ihre Biogasanlage<br />

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50 Euro (zzgl. Versandkosten*)<br />

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„So funktioniert eine Biogasanlage“<br />

Zeigen Sie Wanderern und Gästen die Funktionsweise<br />

einer Biogasanlage<br />

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50 Euro<br />

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Franken-Therme Bad Winsheim<br />

Biogas Wärme<br />

Die Franken-Therme ist an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Bad<br />

Windsheim angeschlossen. 30 Prozent des Wärmeangebotes der Stadtwerke<br />

werden von der Biogasanlage der Bio-Energie Bad Windsheim<br />

erzeugt.<br />

Als Kunde der Stadtwerke profitiert die Franken-Therme direkt von der<br />

umwelt- und klimafreundlichen Wärmegewinnung aus Biogas. So<br />

werden die Thermal-Badelandschaft, das Dampferlebnisbad und die<br />

Sauna zu rund einem Drittel mit Biogaswärme beheizt.<br />

Vorteile<br />

– Die Biogaswärme wird in einer Biogasanlage in Bad Windsheim erzeugt:<br />

Dies stärkt die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert<br />

die Wirtschaftskraft in der Region.<br />

– Durch die umweltfreundliche Biogaswärme werden pro Jahr rund<br />

300.000 Liter Heizöl eingespart und damit knapp 800 Tonnen<br />

Kohlendioxid (CO 2 ) weniger ausgestoßen.<br />

– Neben der Wärme erzeugt die Biogasanlage der Bio-Energie<br />

Bad Windsheim jährlich Strom für mehr als 1.200 Haushalte.<br />

Diese Biogasanlage erzeugt<br />

Strom und Wärme<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

Biogasanlage Bad Windsheim<br />

Die Fakten …<br />

Leistung der Anlage<br />

400 kW el<br />

Mit Strom versorgte Haushalte 800<br />

Wärmebereitstellung<br />

Schwimmbad und Wärmenetz<br />

Eingesetzte Substrate Gülle, Mist,<br />

Landschaftspflegematerial,<br />

Maissilage, Grassilage<br />

Besonderheit an der Anlage<br />

Gärpoduktaufbereitung (Herstellung eines hochwertigen Düngers)<br />

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… sprechen für sich!<br />

Die deutschen Biogasanlagen erzeugen schon heute<br />

Strom für Millionen Haushalte<br />

Biogasanlagen reduzieren den CO 2 -Ausstoß<br />

und produzieren nahezu klimaneutral Strom und Wärme<br />

Biogas-Strom stabilisiert das Stromnetz<br />

und sichert eine gleichmäßige Versorgung<br />

Biogasanlagen<br />

sichern vielen Landwirten die Existenz<br />

In Biogasanlagen vergorene Gülle stinkt nicht und ist<br />

ein hervorragender Dünger<br />

Biogasanlagen bringen<br />

Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />

in die ländliche Region<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

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So funktioniert eine Biogasanlage<br />

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11<br />

2<br />

6<br />

8<br />

9<br />

7<br />

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Erdgasnetz<br />

5 4<br />

5<br />

10<br />

8<br />

3<br />

12<br />

8<br />

Strom<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen<br />

gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Systeme, Techniken und<br />

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umfasst folgende Komponenten:<br />

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BIOGAS<br />

Wärme<br />

Umweltfreundliche Wärme – vom Land, für’s Land<br />

Biogas Wärme …<br />

… aus der Region<br />

In Deutschland gibt es viele tausend Biogasanlagen, die umweltfreundliches<br />

Biogas erzeugen. Dieser Energieträger wird mittels eines Motors Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert die Wirtschaftskraft in<br />

Biogaswärme wird in einer nahe gelegenen Biogasanlage erzeugt. Dies stärkt die<br />

im Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Die dabei frei werdende der Region.<br />

Wärme sichert die lokale Versorgung und dient als Heizenergie in:<br />

Viele Dörfer und Kommunen setzen auf Biogas, um eine autarke Energieversorgung<br />

• öffentlichen Einrichtungen, z.B. Schwimmbädern, Schulen, Turnhallen vor Ort anzubieten.<br />

• Wohngebieten und Bioenergie-Dörfern<br />

Mit Biogaswärme können die jährlichen Kosten für Wärmeenergie deutlich gesenkt<br />

• Ställen und Gewächshäusern<br />

und langfristig stabil gehalten werden.<br />

• Unternehmen, z.B. Gärtnereien, Gastronomie, Industrie<br />

Durch die umweltfreundliche Biogaswärme wird Heizöl bzw. Erdgas eingespart und<br />

damit weniger Kohlendioxid (CO 2 ) ausgestoßen.<br />

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Bestellungen bitte per E-Mail an info@biogas.org<br />

53<br />

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praxis<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Die Energielandwerker – starker<br />

Partner der Anlagenbetreiber<br />

Eine noch junge Genossenschaft im nördlichen Münsterland bringt<br />

Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen zusammen und kreiert<br />

damit Synergieeffekte, von denen alle Mitglieder profitieren.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Dass über den 110 Meter hohen<br />

Buchenberg, der östlich von<br />

Steinfurt (NRW) liegt, ein kräftiger<br />

Wind weht, davon zeugt die<br />

160 Jahre alte Kappenwindmühle<br />

am nördlichen Rand der geologischen<br />

Erhebung. Schon damals nutzten die<br />

Menschen die Kraft des Windes für sich – in<br />

diesem Fall zum Kornmahlen. Heute befindet<br />

sich das historische Schätzchen mit<br />

den vier Windfängern in guter Gesellschaft,<br />

denn in der nahen nördlich gelegenen Tiefebene<br />

drehen sich rund 50 moderne Dreiflügler<br />

im Wind und produzieren daraus<br />

umweltfreundlichen Strom. Allein 27 der<br />

Windenergieanlagen gehören zur Windpark<br />

Hollich Gruppe.<br />

Die Menschen in der Bauerschaft Hollich<br />

der Stadt Steinfurt sind insgesamt sehr<br />

aktiv in Sachen Energiewende. Zahlreiche<br />

Photovoltaikanlagen sind auf Dachflächen<br />

installiert und auch vier Biogasanlagen produzieren<br />

erneuerbares Gas. Auf der ehemaligen<br />

Hofstelle des Landwirtschaftsbetriebes<br />

Nefigmann haben sich im ehemaligen<br />

Stallgebäude einige Firmen niedergelassen.<br />

So auch die „Die Energielandwerker eG“.<br />

Betreiberschaft stärken<br />

„Wir haben die Genossenschaft im Sommer<br />

2017 gegründet. Sie hat das Ziel, kleine<br />

und mittelständische Betreiber nachhaltig<br />

und im Konsens gemeinsam zu unterstützen<br />

und weiterzuentwickeln. Aus der<br />

Energiewirtschaft und Politik kommen<br />

zunehmend höhere Anforderungen und<br />

mehr Möglichkeiten auf die Betreiber zu.<br />

Diese gilt es zu erfüllen und zu nutzen. Das<br />

kann für den Einzelnen sehr aufwendig und<br />

anstrengend sein“, hebt Thomas Voß, Geschäftsführer<br />

der Genossenschaft, hervor.<br />

Heute hat die Genossenschaft 40 Mitglieder,<br />

alles reine Anlagenbetreiber. Es handelt<br />

sich um eine sogenannte Unternehmergenossenschaft.<br />

Seit 2012 kooperieren<br />

die Energieerzeuger schon. 60 Betreiber<br />

mit 360 Megawatt installierter elektrischer<br />

Leistung sind aktuell in der Strom-<br />

Direktvermarktung. 90 Prozent Anteil hat<br />

der Windstrom, 20 Megawatt kommen<br />

durch Biogasanlagen zusammen, der Rest<br />

ist Solarstrom. Haupteinzugsgebiet sind<br />

die Kreise Steinfurt, Borken und Coesfeld.<br />

Es können aber auch Erzeugungsanlagen<br />

bundesweit eingebunden werden. Die Genossenschaft<br />

selbst als Rechtsform betreibt<br />

keine Erzeugungsanlagen.<br />

So unterstützt die Genossenschaft ihre<br />

Mitglieder beispielsweise in der Thematik<br />

Strom-Direktvermarktung. Es wird für alle<br />

Genossenschaftsmitglieder eine Ausschreibung<br />

der Strommenge vorgenommen. Auf<br />

der jährlichen Generalversammlung wird<br />

dann der Direktvermarktungspartner für<br />

die nächsten zwölf Monate ausgewählt.<br />

Die Vermarktung der Strommenge an der<br />

Börse macht die Genossenschaft somit<br />

nicht selbst. Zusätzlich zum Börsenstrompreis<br />

erhalten die Windstromerzeuger im<br />

sogenannten Marktprämienmodell die Managementprämie.<br />

Die Stromvermarktung<br />

geschieht unter Berücksichtigung von Wetterdaten.<br />

Unterstützung in<br />

Abrechnungsfragen<br />

Die Energielandwerker bringen zwar die<br />

Strommenge der Genossenschaft an den<br />

Markt, sehen sich aber nicht ausschließlich<br />

als Bündler für den Vertrieb von Direktvermarktungs-Dienstleistung.<br />

Darüber hinaus<br />

bietet die Genossenschaft Hilfestellung in<br />

Abrechnungsfragen, prüft Abrechnungen<br />

der Netzbetreiber für die Stromerzeuger<br />

und liefert Reports in nachvollziehbaren<br />

Darstellungsformen. Außerdem organisieren<br />

Die Energielandwerker den Stromeinkauf<br />

für die Anlagen der Mitglieder – im<br />

Thomas Voß, Geschäftsführer von<br />

Die Energielandwerker eG.<br />

Einzelfall auch für deren Landwirtschaftsbetriebe.<br />

Ein immer wichtiger werdendes Thema ist<br />

laut Voß der Weiterbetrieb der Ökostromanlagen<br />

nach dem Ende der EEG-Laufzeit.<br />

Daher soll die Direktvermarktung nicht der<br />

alleinige Schwerpunkt sein. 2021 würden<br />

die ersten Anlagen aus dem EEG laufen.<br />

Kritisch werde es ab 2022/2023, wenn für<br />

eine größere Anlagenzahl der Vergütungszeitraum<br />

endet. Für diese Anlagen gelte es,<br />

Zukunftsoptionen zu entwickeln. Erfreulich<br />

ist, dass in den letzten Jahren im Kreis<br />

Steinfurt neue Windenergieanlagen aufgestellt<br />

werden konnten. „Aufgrund der guten<br />

Vorplanung konnten alle Projekte realisiert<br />

werden“, betont Voß.<br />

Für ihn ist klar, dass zur Fortführung der<br />

Energiewende über den Bereich der Stromerzeugung<br />

hinausgedacht werden muss.<br />

Es müsse darüber nachgedacht werden,<br />

wie die Sektoren Wärme und Mobilität eingebunden<br />

werden können. Strom werde<br />

nicht nur für die Elektromobilität benötigt,<br />

sondern auch für die Bereitstellung von<br />

grünem Wasserstoff. Im Bereich der Wärmeerzeugung<br />

könnten nach seinen Worten<br />

Wärmepumpen eine Zukunftsoption sein.<br />

Der Strommarkt benötige Eingriffe, um den<br />

Technologien, die für die Energiewende notwendig<br />

seien, eine bessere Marktstellung zu<br />

bieten.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

0 54 09/90 69 426<br />

martin.bensmann@biogas.org<br />

Foto: Martin Bensmann<br />

54


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Die thermische Vorbehandlung (Desintegration)<br />

von Stroh – einweichen oder „kochen“?<br />

Zur Desintegration von Rohstoffen werden die unterschiedlichsten Maschinen/Verfahren<br />

angeboten. Egal, ob mit rotierenden Ketten, Zahnscheiben, Ultraschall usw. auf das Material<br />

eingewirkt wird, alle verfolgen das gleiche Ziel: die Vergrößerung der Oberfläche zur<br />

Steigerung der Rohstoffausbeute. Leistet die thermische Desintegration Vergleichbares?<br />

Von Dipl. Des. (FH) Rainer Casaretto und M. Eng. (FH) René Casaretto<br />

Dieser Artikel soll eine weitere Möglichkeit<br />

der Verwendung von Stroh darstellen – die<br />

Methode des „Light Cooking“. Hierbei<br />

soll unter geringem energetischen und<br />

technischen Aufwand ein möglichst hoher<br />

Gasertrag aus dem Rohstoff erzielt werden. Diese<br />

Herangehensweise ist entstanden durch die steigende<br />

Technisierung der Vorbehandlungsanlagen und die damit<br />

verbundene Komplexität. Der Wartungsaufwand<br />

bei dieser Methode ist gering, was insbesondere dort,<br />

wo die Biogas-Anlage „nur“ ein weiteres Standbein<br />

darstellt neben dem eigentlichen Brot- und-Butter-<br />

Geschäft – der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung<br />

von Flächen und/oder der Viehzucht und Nahrungsmittelproduktion<br />

–, von Bedeutung ist. Von daher erschien<br />

die Methode des „Light Cooking“ als zu präferierende<br />

Lösung, da sie viele Vorteile wie einfacher, modularer<br />

Aufbau und geringe Komplexität vereint.<br />

Kapitel I<br />

Thermische Vorbehandlung bei 99 °C<br />

2017 wurde an der Aalborg Universität eine Masterarbeit<br />

von Anwi Josephine Mundi und Markéta Kaderavkova<br />

eingereicht, die sich mit der thermischen Vorbehandlung<br />

von Stroh beschäftigt. Im Rahmen dieser Arbeit<br />

ergaben sich für das mit 99 Grad Celsius (°C) vorbehandelte<br />

Weizenstroh und einer anschließenden Vergärung<br />

bei 40 °C die folgenden Werte in Tabelle 1.<br />

Bezieht man den Mittelwert der Qualitätsmerkmale aus<br />

Tabelle 2 auf den Mittelwert des Gasertrages, so errechnen<br />

sich (278,35·0,8292·9,968 1 ) = 2.300 Kilowattstunden<br />

(kWh) je Tonne Gärmasse Stroh.<br />

Demnach ergibt die thermische Vorbehandlung durchaus<br />

Sinn, denn mit einer Tonne so vorbehandeltem<br />

Stroh können (ausgehend von den Faustzahlen Biogas,<br />

KTBL, 3. Ausgabe 2013) mit 340·0,35·0,95·9,968 =<br />

1.126,88 kWh 2,04 Tonnen Maissilage ersetzt werden.<br />

Um aber die 99 °C zu erreichen, werden ebenfalls eine<br />

(oft nicht vorhandene) erhebliche Menge an thermischer<br />

Energie und Investitionen in eine entsprechende<br />

Technik benötigt.<br />

Tabelle 2: Qualitätsmerkmale<br />

TR oTR oTR/TR<br />

a 93,39 % 90,40 % 84,42 %<br />

b 93,96 % 90,83 % 85,34 %<br />

c 94,16 % 91,04 % 85,73 %<br />

d 92,00 % 89,03 % 81,90 %<br />

e 91,87 % 88,69 % 81,48 %<br />

f 92,13 % 89,03 % 82,02 %<br />

g 91,88 % 88,44 % 81,26 %<br />

h 91,99 % 89,02 % 81,89 %<br />

i 92,44 % 89,03 % 82,30 %<br />

Mittelwerte 92,65 % 89,50 % 82,92 %<br />

Tabelle 3: Parameter d. Vorbehandlung u. Vergärung<br />

Strohlänge<br />

20-40mm<br />

Tabelle 1: Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 , 2 Durchläufe mit je 3 Gärtests<br />

1.1 1.2 1.3 2.1 2.2 2.3<br />

260,50 276,50 282,50 279,70 287,10 283,80<br />

Mittelwert: 278,35 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1<br />

Stroh mit Wasser aufheizen bis 99 °C<br />

Haltezeit bei 99 °C<br />

60 Minuten<br />

Abkühlung auf 40 °C<br />

Zugabe zu dem Inokulum bei 40 °C<br />

Gärtestabbruch bei<br />

29 Tagen<br />

Foto: Fotolia_ rdnzl<br />

56


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Abbildung 1: Stroh inklusive Lignin vs. reine Cellulose<br />

Abbildung 2: Alle 6 Strohproben im Gärtest<br />

325<br />

300<br />

Stroh<br />

Cellulose<br />

325<br />

300<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.3<br />

2.1<br />

2.2<br />

2.3<br />

275<br />

275<br />

250<br />

250<br />

Nm3(CH4)t(oTR)1<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

Nm3(CH4)t(oTR)1<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

125<br />

100<br />

100<br />

75<br />

75<br />

50<br />

50<br />

25<br />

25<br />

0<br />

1 2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29<br />

Tage<br />

0<br />

1 2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29<br />

Tage<br />

Laborteil<br />

Die in Kapitel II vorgestellten Ergebnisse wurden an<br />

der Aalborg University Esbjerg und die in Kapitel III an<br />

der Hochschule Flensburg – Dept. of Chemical Technologies<br />

– erhoben. Für die Basisparameterbestimmung<br />

wurden die Normen DIN 38414-2 / -3 verwendet. Eine<br />

Säurekorrektur für die Trockensubstanzbestimmung<br />

wurde nicht durchgeführt. Die Gärtests erfolgten in Anlehnung<br />

an die VDI 4630-2016. Hierbei wurde für die<br />

Ergebnisse aus Dänemark das AMPTS-2 System der<br />

Firma Bioprocess Control verwendet mit einer NaOH-<br />

Lösung zur Elimination des Kohlenstoffdioxides, die<br />

Prozesstemperatur wurde auf 40 °C gesetzt. Das Stroh<br />

wurde so vorbehandelt, wie die zugeordneten Tabellen<br />

jeweils ausweisen. Hierfür wurde der Rohstoff den Gärflaschen<br />

zugegeben, rund 100 Gramm Wasser hinzugefügt<br />

und im geschlossenen Gefäß bei den in den jeweiligen<br />

Tabellen genannten Temperaturen und Zeiten<br />

vorbehandelt.<br />

Abbildung 2 zeigt die 6 Verläufe aus den Gärtests, deren<br />

Werte in Tabelle 1 zu sehen sind. Der Versuch 1.3<br />

weist vom 19. bis zum 26. Tag eine „Schwächephase“<br />

gegenüber 2.2 auf.<br />

57


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Kapitel II<br />

Vorbehandlungen bei der Ernte und bei 80 °C<br />

Weitere Untersuchungen bezogen sich auf aufgefasertes<br />

und geschnittenes (PreChop), geschnittenes<br />

(Cut) und gemahlenes (Mühle) Weizenstroh sowie auf<br />

Strohpellets und zerbröckelte Strohpellets mit einer<br />

Vorbehandlungstemperatur von jeweils 80 °C und einer<br />

Haltedauer von 60 Minuten.<br />

Die Pellets stammen von der Firma Krone, die uns sowohl<br />

eine Probe der Pellets zur Verfügung stellte, die<br />

mit dem Premos 5000 erzeugt wurde, als auch eine<br />

Probe des unbehandelten Original-Strohs.<br />

Fotos: Maschinenfabrik Bernard KRONE<br />

Aufgefasert und geschnitten wurde das Stroh von dem<br />

Lohnunternehmen mit einem Krone-PreChop.<br />

Geschnitten wurde das Stroh von dem Lohnunternehmen<br />

mit dem Krone-Multi-Cut.<br />

Gemahlen wurde<br />

das Stroh von dem<br />

Lohnunternehmen<br />

mit einer Haybuster-<br />

Strohmühle. Hier im<br />

Bild ist ein anderes<br />

Fabrikat zu sehen.<br />

Foto: Landpixel.de<br />

Tabelle 4: Qualitätsmerkmale des Weizenstrohs Tabelle 5: Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1<br />

TR oTR oTR/TR<br />

PreChop 95,18 % 96,84 % 92,17 %<br />

Cut 94,17 % 94,53 % 89,02 %<br />

Mühle 94,55 % 95,39 % 90,19 %<br />

zerbröckelte Pellets 93,79 % 93,24 % 87,45 %<br />

Pellets 93,63 % 93,25 % 87,31 %<br />

PreChop Cut Mühle zerbröckelte Pellets Pellets<br />

231,35 170,30 180,13 248,31 250,95<br />

58


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Nm3(CH4)t(oTR)1<br />

Tabelle 6: Parameter d. Vorbehandlung u. Vergärung<br />

Abbildung 3: Ernte-/Strohvarianten bei 80 °C<br />

325<br />

300<br />

275<br />

250<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

Strohlänge<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

PreChop<br />

Cut<br />

Mühle<br />

Wendet man die Qualitätsmerkmale aus<br />

Tabelle 4 auf die Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 an, so<br />

errechnet sich pro Tonne Gärmasse Stroh<br />

eine Energie von:<br />

Tabelle 7: Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1<br />

20-40mm<br />

Stroh mit Wasser aufheizen bis 80 °C<br />

Haltezeit bei 80 °C<br />

60 Minuten<br />

Abkühlung auf 40 °C<br />

Zugabe zu dem Inokulum bei 40 °C<br />

Gärtestabbruch bei<br />

28 Tagen<br />

Pellets zerbr.<br />

Pellets<br />

PreChop Cut Mühle zerbröckelte Pellets Pellets<br />

2.126 1.511 1.619 2.164 2.184<br />

Die Energie aus pelletiertem Stroh liegt im<br />

Gärtest über den anderen, was nicht verwundert,<br />

da beim Pelletieren selbst schon<br />

einmal eine thermische Vorbehandlung mit<br />

Temperaturen zwischen 70 bis 99 °C bei<br />

bis zu 2.000 bar Druck 2 erfolgte. Unter<br />

Kostengesichtspunkten ist die aufgefaserte<br />

(PreChop) Variante mit 2.126 kWh je Tonne<br />

Gärmasse Stroh zu bevorzugen.<br />

59<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Kapitel III<br />

Vorbehandlungen mit verschiedenen<br />

Temperaturen<br />

Im Rahmen des LSBL II Projektes wurden (und werden<br />

noch) weitere Untersuchungen durchgeführt, wobei<br />

die Temperaturen und Vorbehandlungszeiten variiert<br />

wurden. Das Stroh wurde mit der Quaderballenpresse<br />

gepresst und weder vorher zerfasert noch gemahlen. Es<br />

wurde auf die Länge von 20-40mm mit dem Multi-Cut<br />

gekürzt. Die Ergebnisse sind im ersten Augenblick unerwartet<br />

und bedürfen sicher noch weiterer Untersuchungen.<br />

Den höchsten Wert ergeben 25°C bei einer Haltezeit<br />

von 60 Minuten (bei einer Haltezeit von 30 Minuten,<br />

die leider nicht ermittelt wurde, läge der Wert eventuell<br />

sogar höher). Eine mögliche Erklärung könnte in dem<br />

Erhalt flüchtiger Säuren liegen, die bei höheren Temperaturen<br />

und längeren Vorbehandlungszeiten verlorengehen<br />

können. Weiterhin spricht für eine kurze Haltedauer,<br />

dass in den Varianten 75 °C, 60‘ und 99 °C, 60‘ die<br />

Ausbeute geringer wurde als in den Varianten 75 °C, 30‘<br />

und 99 °C, 30‘. Bezieht man die Qualitätsmerkmale aus<br />

Tabelle 9 auf den Wert bei 25 °C des Gasertrages gem.<br />

Tabelle 8, so errechnen sich (268,94·0,8856·9,968) =<br />

2.374 kWh je Tonne Gärmasse Stroh.<br />

Tabelle 8: Erweiterte Untersuchungen Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1<br />

25 °C, 60‘ 50 °C, 30‘ 50 °C, 60‘ 75 °C, 30‘ 75 °C, 60‘ 99 °C, 30‘ 99 °C, 60‘<br />

268,94 217,58 221,21 207,94 195,64 249,49 197,69<br />

Abbildung 4: Strohvarianten mit Variationen der Temperatur<br />

Nm3(CH4)t(oTR)1<br />

325<br />

300<br />

25 °, 60‘ 50 °, 30‘ 50 °, 60‘ 75 °, 30‘ 75 °, 60‘ 99 °, 30‘ 99 °, 60‘<br />

275<br />

250<br />

225<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Stroh in Vorbehandlungsvarianten<br />

Tabelle 10: Parameter d. Vorbehandlung u. Vergärung<br />

Unbehandeltes Weizenstroh<br />

TR oTR oTR/TR<br />

94,09 % 94,12 % 88,56 %<br />

Vorbehandlung des Weizenstrohs durch Verdünnung<br />

Strohlänge 20-40mm<br />

Stroh mit Wasser bis zur gewünschten Temp. aufheizen<br />

Haltezeit bei x°C für x Minuten<br />

Abkühlung auf Inokulumtemperatur<br />

Zugabe zu dem Inokulum<br />

Gärtestabbruch bei 30 Tagen<br />

Fazit<br />

Gemäß Faustzahlen Biogas, KTBL, 3. Ausgabe 2013<br />

ist für unbehandeltes Weizenstroh mit 86,00 % TR und<br />

90,00 % oTR ein Gasertrag von 210 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) - ¹<br />

zu erwarten. Dies entspricht (210·0,86·0,90·9,968) =<br />

1.620,20 kWh pro Tonne Gärmasse. Betrachtet man die<br />

Ergebnisse unter ökonomischen Gesichtspunkten, dann<br />

führt das Streben nach „der letzten kWh“ zu weniger<br />

Gewinn als der Verzicht darauf.<br />

Beispiel:<br />

a) 231,35 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1<br />

werden erreicht, es sollen z.B.<br />

b) 325,00 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 sein,<br />

was nun Investitionen erfordert. Auf Basis der KTBL-<br />

Qualitätsmerkmale für TR und oTR errechnen sich für<br />

a) (231,35·0,86·0,90·9,968) = 1.784,90<br />

kWh Bioenergie und für<br />

b) (325,00·0,86·0,90·9,968) = 2.507,45 kWh.<br />

Das Delta zwischen a) und b) beträgt demnach 722,55<br />

kWh Bioenergie je Tonne Gärmasse Stroh, die in einem<br />

BHKW mit einem Wirkungsgrad von zum Beispiel<br />

40 % verstromt werden. Pro Tonne Gärmasse Stroh<br />

entstehen bei b) (722,55·0,4) = 289,02 kWh mehr<br />

als bei a). Der Strom wird nach dem EEG vergütet, die<br />

Vergütung betrage 0,20 Euro. Bei 1.000 Tonnen Gärmasse<br />

Stroh entsteht somit ein Mehrerlös von jährlich<br />

60


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Tabelle 9: Gemessene Gaserträge normiert auf 86 % TR und 90 % oTR<br />

ergeben pro Tonne Gärmasse:<br />

Kapitel I Mittelwert bei 99 °C 278,35 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (278,35·0,86·0,90·9,968) = 2.147,53 kWh<br />

PreChop Variante aus Kapitel II 231,35 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (231,35·0,86·0,90·9,968) = 1.784,92 kWh<br />

Cut Variante aus Kapitel II 170,30 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (170,30·0,86·0,90·9,968) = 1.313,90 kWh<br />

gemahlene Variante aus Kapitel II 180,13 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (180,13·0,86·0,90·9,968) = 1.389,74 kWh<br />

zerbröckelte Pellets aus Kapitel II 248,31 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (248,31·0,86·0,90·9,968) = 1.915,77 kWh<br />

Pellets aus Kapitel II 250,95 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (250,95·0,86·0,90·9,968) = 1.936,14 kWh<br />

25 °C, 60‘ aus Kapitel III 268,94 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (268,94·0,86·0,90·9,968) = 2.074,94 kWh<br />

50 °C, 30‘ aus Kapitel III 217,58 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (217,58·0,86·0,90·9,968) = 1.678,68 kWh<br />

50 °C, 60‘ aus Kapitel III 221,21 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (221,21·0,86·0,90·9,968) = 1.706,69 kWh<br />

75 °C, 30‘ aus Kapitel III 207,94 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (207,94·0,86·0,90·9,968) = 1.604,31 kWh<br />

75 °C, 60‘ aus Kapitel III 195,64 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (195,64·0,86·0,90·9,968) = 1.509,41 kWh<br />

99 °C, 30‘ aus Kapitel III 249,49 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (249,49·0,86·0,90·9,968) = 1.924,87 kWh<br />

99 °C, 60‘ aus Kapitel III 197,69 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 (197,69·0,86·0,90·9,968) = 1.525,22 kWh<br />

(289,02·0,2·1.000) = 57.803,66 Euro.<br />

Aus diesem Mehrerlös sind die spezifischen<br />

Mehrkosten für Strom, Personal, Wärme,<br />

Wartung, Unterhaltung, Zinsen, Tilgungen<br />

und Risikokosten zu erwirtschaften, weshalb<br />

man die mögliche Investitionssumme<br />

für beliebige Zeiträume berechnen kann.<br />

Scheidet die Anlage im Betrachtungszeitraum<br />

aus dem EEG aus und wechselt mit<br />

0,148 Euro in die Ausschreibung, ist dies<br />

zu berücksichtigen. Zumindest aus Betreibersicht<br />

ist die Devise: „höher, schneller,<br />

weiter, insolvent“ nicht erstrebenswert.<br />

Das aufgefaserte und geschnittene Stroh mit<br />

[231,35 Nm 3 (CH 4<br />

)·t(oTR) -1 ] – der PreChop<br />

zerfasert die Halme und beschädigt die<br />

Wachsschicht ganz ähnlich wie Stroh aus<br />

einem Tretmiststall – ist hinreichend für<br />

den Gärprozess „beschädigt“. Wird dieses<br />

Stroh in Gärrest für eine Stunde [268,94<br />

Nm 3 (CH 4 )·t(oTR) -1 ] in einem durchmischbaren<br />

Behälter eingeweicht, verursacht das<br />

geringe Investitions- und Betriebskosten.<br />

Die Kombination von beidem wurde bisher<br />

nicht gezielt untersucht, klingt aber vielversprechend<br />

und wird weiter verfolgt werden.<br />

Laut WEISER (2012) können, unter Beachtung<br />

einer ausgeglichenen Humusbilanz,<br />

jährlich etwa 8 bis 13 Millionen Tonnen<br />

Stroh in Deutschland ohne eine stoffliche<br />

Rückführung auf die Ackerflächen genutzt<br />

werden. Geht man von einer Nutzung in Biogasanlagen<br />

mit Gärrestrückführung auf die<br />

Ackerflächen aus, so steigert sich dieses Potenzial<br />

noch 3 . Kommt der Humus aus dem<br />

Stroh über den Gärrest auf die Flächen zurück,<br />

ist es sinnvoller, das Stroh zu vergären,<br />

statt unvergoren unterzupflügen.<br />

Die Ergebnisse wurden im Rahmen<br />

des LSBL 2 Projektes erhoben. Weitere<br />

Informationen über das Projekt unter<br />

www.interreg5a.eu<br />

1<br />

Heizwert in kWh je m 3 CH 4<br />

2<br />

https://www.google.com/url?q=https://www.energetischebiomassenutzung.de/fileadmin/Steckbriefe/<br />

dokumente/03KB081B-D_Effigest_Schlussbericht_TIB.<br />

pdf&sa=U&ved=0ahUKEwiGz73L7IbgAhXNwKQKHYgD<br />

BiM4ChAWCB8wBA&usg=AOvVaw1CpOl61CBvrHxJOw<br />

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PhD Student, Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Hochschule Flensburg . Kanzleistr 91-93<br />

24943 Flensburg<br />

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61<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

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Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Graforce-Geschäftsführer<br />

Dr. Jens Hanke<br />

am ersten Prototyp des<br />

Plasmalyzers zur Dissoziation<br />

von Abwasser<br />

und Gewinnung von<br />

Wasserstoff.<br />

Abwässer aus Siedlungen oder Industrieanlagen<br />

sind eine für die Gesellschaft teure<br />

Umweltlast. Und auch im Output von Biogasanlagen<br />

wird die Fracht aus Harnstoff,<br />

Aminosäuren, Nitraten und Ammonium<br />

zum Problem, wenn es nicht genügend Fläche gibt, um<br />

sie als Pflanzendünger zu nutzen. Für Dr. Jens Hanke<br />

können solcherart Flüssigkeiten als Input für die von<br />

ihm entwickelte Technologie gar nicht schmutzig genug<br />

sein. „Je mehr Ballast darin gelöst ist, desto breiter<br />

sind die Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich der<br />

Endprodukte“, sagt der Gründer und Geschäftsführer<br />

der Graforce GmbH.<br />

Seine Unternehmensidee klingt ein wenig nach Zauberei.<br />

Denn das neuartige Verfahren der Plasmalyse soll<br />

es nicht nur ermöglichen, mit hoher Energieeffizienz<br />

Fotos: Carmen Rudolph<br />

Wasserstoff zu erzeugen und zusätzlich andere Gase,<br />

die sich für eine Weiterverarbeitung zu umweltfreundlichen<br />

Kraftstoffen eignen. Sondern das dafür eingesetzte<br />

Schmutzwasser wird bei diesem Prozess zugleich<br />

gereinigt und kann in den natürlichen Kreislauf zurück<br />

fließen. Mit Zauberei habe das aber nichts zu tun, versichert<br />

der studierte Mathematiker, Robotikexperte und<br />

Doktor im Bereich der theoretischen Medizin. Eher mit<br />

der Nutzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, namentlich<br />

über die Wirkmechanismen bei der Auflösung<br />

und Entstehung chemischer Verbindungen.<br />

Gezähmtes Gewitter im Wasserglas<br />

Wie es funktioniert, veranschaulicht Hanke im Entwicklungslabor<br />

der Firma im dritten Obergeschoss des<br />

Zentrums für Photovoltaik und Erneuerbare Energien<br />

Berlin-Adlershof. Hier arbeiten die Graforce-Mitarbeiter<br />

an der Modifizierung des Plasmalyse-Verfahrens<br />

für unterschiedliche Anwendungsfälle. In einem der<br />

Räume schaut Dr. Simon Schneider gerade durch<br />

das Sichtfenster einer kühlschrankgroßen Apparatur,<br />

dem sogenannten Plasmalyzer. Ein Glasgefäß darin ist<br />

knapp zur Hälfte mit Brüdenwasser befüllt, das bei der<br />

Trocknung von Klärschlamm anfällt. Wegen der darin<br />

konzentrierten Umweltgifte erfordert Brüdenwasser einen<br />

besonders hohen Reinigungsaufwand.<br />

Hinter der Scheibe des Plasmalyzers herrschen Zustände,<br />

wie sie sich vermutlich vor Millionen Jahren auf dem<br />

Urmeer der Erde abgespielt haben. Über der Wasserfläche<br />

zucken Blitze in so hoher Zahl und Abfolge, dass<br />

sie das menschliche Auge als flackernde Plasmawolke<br />

über der brodelnden Flüssigkeit wahrnimmt. „Das sind<br />

Ladungsausgleiche wie beim Gewitter. Wir erzeugen<br />

die Blitze durch ein starkes elektrisches Feld von mehreren<br />

Tausend Kilovolt“, erläutert der 34-Jährige. Die<br />

Entladungen setzen unter anderem Wasserstoff frei.<br />

Dieser kann über eine Membrane aus dem Gasgemisch<br />

62


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Herzstück der weitgehend automatisch arbeitenden Demonstrationsanlage von<br />

Graforce ist der Plasmalyzer, in dem der Wasserstoff freigesetzt wird.<br />

Der im Plasmalyzer freigesetzte Wasserstoff wird in der Demonstrationsanlage<br />

mit Biomethan vermischt. Geplant ist auch ein Gemisch mit Rohbiogas.<br />

separiert und beispielsweise als grüner Kraftstoff für<br />

eine emissionsfreie Mobilität eingesetzt werden.<br />

Wasserstoff aus der Schmutzfracht<br />

Doch wozu dieser Aufwand? Schließlich lässt sich mit<br />

der herkömmlichen Elektrolyse ebenfalls Wasserstoff<br />

herstellen. Dabei werden bekanntlich Elektroden in<br />

klares Wasser getaucht und wird dessen Leitfähigkeit<br />

durch die Zugabe von Säuren oder Salzen verbessert.<br />

Damit sich aber an der Kathode Wasserstoff und an<br />

der Anode Sauerstoff bildet, muss die zugeführte Energiemenge<br />

in Form von Elektrizität höher sein als die<br />

Bindungskräfte zwischen den Wasserstoff- und Sauerstoffatomen.<br />

Diese liegt bei 486 Kilojoule (kJ) pro mol.<br />

Das gilt im Prinzip auch für die Blitze im Plasmalyzer.<br />

Doch hier kommt nun das schmutzige Wasser als Elektrolyt<br />

ins Spiel. Denn wozu das reine Lebenselixier mit<br />

hohem Energieaufwand in seine Bestandteile zerlegen,<br />

wenn die Verunreinigungen darin, etwa Ammonium<br />

(NH 4<br />

), ebenfalls Wasserstoff enthalten. „Hilfreich ist<br />

dabei der Umstand, dass die Bindungskräfte in diesen<br />

chemischen Verbindungen schwächer sind als beim<br />

Wasser. Für die Aufspaltung von NH 4<br />

beispielsweise<br />

genügt eine Zersetzungsspannung von 90 kJ/mol,<br />

also weniger als ein Fünftel der Energie, die für den<br />

Aufbruch von H 2<br />

O aufgewendet werden muss. Ähnlich<br />

verhält sich das bei der Dissoziation anderer Verbindungen<br />

mit einem oder mehreren H-Atomen. Das machen<br />

wir uns bei der Plasmalyse zunutze“, beschreibt Hanke<br />

den Ansatzpunkt der Innovation.<br />

Über die Stärke des elektrischen Feldes, das die Plasmaentladungen<br />

hervorruft, lasse sich die Energieeinbringung<br />

so dosieren, dass nur die chemischen Verbindungen<br />

der Schmutzfracht im Elektrolyt aufbrechen,<br />

während die Wassermoleküle erhalten bleiben. Die aus<br />

der Flüssigkeit heraustretenden Gase werden über spezielle<br />

Membranen sortiert und ausgefiltert. Stickstoff<br />

und Sauerstoff gelangen zurück in die Atmosphäre. Der<br />

Wasserstoff wird aufgefangen und steht für verschiedene<br />

Anwendungsbereiche beispielsweise als emissionsfreier<br />

Kraftstoff oder Energiespeicher zur Verfügung.<br />

Die Herstellungskosten des Wasserstoffs im Plasmalyzer<br />

beziffert Graforce mit etwa 3 Euro pro Kilogramm<br />

(kg) (bei einem Strompreis von 8 Cent je Kilowattstunde).<br />

Dies sei deutlich günstiger als mittels Frischwasser-Elektrolyse.<br />

Hier lägen die Kosten gegenwärtig<br />

bei 6 bis 8 Euro kg Wasserstoff. Kommt Erneuerbarer<br />

Strom zum Einsatz, ist die Wasserstoffproduktion mittels<br />

Plasmalyse klimaneutral. Ansonsten verlasse den<br />

Prozess nur gereinigtes Wasser.<br />

Biogas mit Wasserstoff aufwerten<br />

Mit der Demonstrationsanlage, die im Oktober vergangenen<br />

Jahres am Firmensitz in Berlin-Adlershof<br />

den Betrieb aufnahm, will Graforce zeigen, dass die<br />

Plasmalyse-Technologie praxisreif ist. In dem weitgehend<br />

automatisch arbeitenden Komplex von der Größe<br />

eines Buswartehäuschens entsteht Wasserstoff durch<br />

die Dissoziation von Zentrat- und Brüdenwasser. Dies<br />

stellen die Berliner Wasserbetriebe, die als Projektpartner<br />

fungieren, zur Verfügung. Einen Teil des benötigten<br />

Stroms liefern die PV-Module am Gebäudekomplex des<br />

Zentrums für Photovoltaik und Erneuerbare Energien.<br />

Der gewonnene Wasserstoff wird direkt in der Demonstrationsanlage<br />

mit Biomethan vermischt. Das Gas<br />

enthält dann 30 Volumenprozent Wasserstoff und 70<br />

Volumenprozent Biomethan. „Als Kraftstoff eingesetzt,<br />

erhöht sich dadurch der Brennwert. Die Effizienz von<br />

Gasmotoren verbessert sich um 6 Prozent und beim<br />

Verbrennungsprozess in den ohnehin emissionsarmen<br />

Aggregaten entstehen nochmal deutlich weniger Stickoxide,<br />

CO 2<br />

und Kohlenwasserstoffe“, benennt Hanke<br />

die Vorteile des Gasgemischs. Die Berliner Wasserbetriebe<br />

betanken damit künftig einige Nutzfahrzeuge<br />

63


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Dr. Simon Schneider überwacht am Plasmalyzer im Entwicklungslabor von Graforce den<br />

Prozessablauf der Dissoziation von schadstoffbelastetem Brüdenwasser zur Gewinnung von<br />

Wasserstoff.<br />

Mit dem gezähmten Blitzgewitter im Plasmalyzer lassen sich<br />

gezielt chemische Verbindungen in Abwässern aufspalten und<br />

Gase für grüne Kraftstoffe erzeugen.<br />

An der Plasmalyse-<br />

Demonstrationsanlage<br />

von Graforce befindet<br />

sich eine Zapfstelle<br />

zum Betanken von<br />

Gasfahrzeugen mit<br />

einem Gemisch aus<br />

Biomethan und Wasserstoff.<br />

aus ihrem Fuhrpark. In einem nächsten Schritt will Graforce<br />

ein Gasgemisch aus Wasserstoff und Rohbiogas<br />

testen. Zur Vermeidung langer Transportwege wäre es<br />

nach Ansicht von Hanke denkbar, die kaskadenförmig<br />

erweiterbare Plasmalyse-Technologie an einer Biogasanlage<br />

anzusiedeln. Als Elektrolyt käme die flüssige<br />

Fraktion abgepresster Gärreste zum Einsatz. Der daraus<br />

gewonnene Wasserstoff könnte dem Rohbiogas direkt<br />

im Gasspeicher über dem Fermenter beigemischt werden.<br />

Versuche zeigen, dass dies die Bildung von zusätzlichem<br />

Methan anregt. Der Brennwert des Biogases<br />

ließe sich dann gegebenenfalls durch nachfolgend weitere<br />

Zumischung von Wasserstoff soweit anheben, dass<br />

das Gasgemisch vor Ort als Kraftstoff in Fahrzeugen<br />

oder Landmaschinen einsetzbar ist.<br />

Plasmalyse als Molekülbaukasten<br />

Zunächst sind jedoch Pilotanlagen in den Berliner<br />

Klärwerken Waßmannsdorf und Schönerlinde geplant.<br />

Hier steht die Kopplung von Abwasserreinigung und<br />

Wasserstoffproduktion im Vordergrund. Diese Kombinationsmöglichkeit<br />

stößt laut Hanke auch bei Kommunen<br />

auf Interesse, die durch ihr schnelles Wachstum<br />

zunehmend vor Entsorgungsproblemen stehen. Dies<br />

hätten Anfragen aus Neu Delhi und Peking gezeigt. Bei<br />

Graforce ist man überzeugt, dass die Plasmalyse-Technologie<br />

darüber hinaus weitere Perspektiven für eine klimafreundliche<br />

Energiebereitstellung und Mobilität eröffnet.<br />

Denn im 400 bis 600 Grad heißen Blitzgewitter<br />

des Plasmalyzers brechen auch Kohlenstoffketten auf<br />

und es entstehen unter Hinzuziehung von Elektronen<br />

aus anderen Molekülcrashs neue Bindungen.<br />

„Gegenwärtig arbeiten wir in Kooperation mit dem<br />

e-gas-Projekt von Audi daran, durch eine entsprechende<br />

Steuerung der Dissoziation von Abwässern im<br />

Plasmalyzer gezielt auch Kohlendi- beziehungsweise<br />

-monoxid zu erzeugen, das in einem nachfolgenden<br />

Prozessschritt mit Wasserstoff zu Methan (CH 4<br />

) oder<br />

synthetischen Kraftstoffen, beispielsweise grünem<br />

Kerosin, reagiert“, gibt der Graforce-Geschäftsführer<br />

einen Einblick in die aktuelle Entwicklungsarbeit.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist<br />

Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

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64


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Biene und Biogas<br />

Aufwertung von<br />

Biogasfruchtfolgen<br />

mit Sorghum-<br />

Dualtypen<br />

Bienen nutzten sowohl im Experiment als auch unter<br />

Praxisbedingungen Sorghum als Pollentrachtpflanze.<br />

Sorghum in Biogasfruchtfolgen bereichert das Pollenangebot<br />

für Insekten. Eine Fruchtfolgeerweiterung ist<br />

aus pflanzenbaulicher und aus ökologischer Sicht zu<br />

begrüßen. Die Kombination Sorghum mit Silphie kann<br />

langfristig das Nahrungsangebot für Insekten aufwerten.<br />

Von Dr. Reinhold Siede, Björn Staub<br />

und Dr. Steffen Windpassinger<br />

<br />

Pollen sammelnde Biene<br />

an Sorghumblüte.<br />

Foto: Siede<br />

Knapp 50 Prozent der in Nawa-<br />

Ro-Biogasanlagen verwendeten<br />

Substrate werden auf dem Acker<br />

erzeugt. Mais ist wegen seines hervorragenden<br />

Gasertragspotenzials<br />

und der problemlosen Vergärung im Fermenter<br />

die wichtigste Frucht. Dies kann zu hohen<br />

Maisanteilen in Biogasfruchtfolgen führen.<br />

Enge, maislastige Fruchtfolgen stehen in der<br />

Kritik. Sie können zu Problemen mit Fruchtfolgeschädlingen<br />

oder auch mit Nährstoffverlagerungen<br />

in das Grundwasser beitragen.<br />

Während insbesondere große Maisschläge ideale<br />

Rückzugsmöglichkeiten und ein reichhaltiges<br />

Futterangebot für Wildschweine bieten, sind<br />

Maisflächen für die Insektenwelt geringwertig.<br />

Um die agrarökologische Wertigkeit klassischer<br />

Biogasfruchtfolgen zu erhöhen, bedarf es alternativer<br />

Energiepflanzen, die ertraglich mit dem<br />

Mais mithalten können und gute Ernte-, Silierund<br />

Vergäreigenschaften mit sich bringen.<br />

Sorghumhirsen (Sorghum bicolor L.) scheinen geeignete<br />

Kandidaten zu sein. Sorghum ist kein Wirt des<br />

Maiswurzelbohrers. Der Maiszünsler richtet bei Sorghum<br />

kaum Schaden an. Sorghum hat einen geringen<br />

Stickstoffbedarf und ein weitverzweigtes, tiefreichendes<br />

Wurzelsystem. Dies kann aus Sicht des Boden- und<br />

Grundwasserschutzes von Vorteil sein. Der vermutlich<br />

wichtigste Vorteil von Sorghum gegenüber Mais ist aber<br />

seine bessere Trockentoleranz, die beispielsweise im<br />

Das Projekt<br />

SoNaBi ist ein Verbundvorhaben der Partner:<br />

ffJustus Liebig Universität Gießen, Professur für Pflanzenzüchtung.<br />

ffDeutsche Saatveredelung AG (DSV), Lippstadt.<br />

ffNorddeutsche Pflanzenzucht Innovation GmbH, Hohenlieth.<br />

ffLandesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), Bieneninstitut Kirchhain.<br />

Das Projekt ist auf drei Jahre von März 2017 bis März 2020 angelegt. Es<br />

wird von der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert<br />

(https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22008816). Das<br />

SoNaBi-Konsortium bearbeitet die Aspekte Sorghumzüchtung und Nutzen<br />

für die Biene. Der Versuchsanbau von Sorghum in Kombination mit Silphie<br />

auf einer Großparzelle wird vom Fachgebiet „Fachinformation Biorohstoffnutzung<br />

– HessenRohstoffe (HeRo)“ des Landesbetriebs Landwirtschaft<br />

Hessen (LLH) umgesetzt. Die hieraus resultierenden Erkenntnisse fließen<br />

in die Beratungsarbeit ein.<br />

Jahr 2018 voll zum Tragen kam. An Sorghumblüten<br />

sind häufig pollensammelnde Honigbienen zu beobachten.<br />

Es ist zu vermuten, dass Sorghumpollen<br />

für Insekten eine wertvolle Eiweißquelle darstellen.<br />

Um das Potenzial von Sorghum zu prüfen, haben<br />

sich Pflanzenzüchter und Bienenkundler in dem<br />

„SoNaBi“-Projekt zusammengeschlossen. Unser Vorhaben<br />

soll einen Beitrag zur weiteren Verbesserung<br />

der Umweltbilanz des Energiepflanzenanbaus für Biogasanlagen<br />

leisten.<br />

66


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Pflanzenzüchter arbeiten an der<br />

Verbesserung der Sorghumsorten<br />

Wissenschaftler der Norddeutschen Pflanzenzucht<br />

(NPZ), der Deutschen Saatveredelung (DSV) und der<br />

Professur für Pflanzenzüchtung der Justus Liebig<br />

Universität Gießen züchten bereits seit mehreren Jahren<br />

Sorghumhybriden, die unter mitteleuropäischen<br />

Klimabedingungen hohe Gaserträge liefern. Angestrebt<br />

werden Dualtypen, die einen wesentlichen Anteil der<br />

Energie im Korn enthalten.<br />

Die Pflanzen erreichen eine Höhe von nur etwa 2,50<br />

Meter, so dass sie leichter als die herkömmlichen langen<br />

Energiesorghumsorten beerntet werden können.<br />

Die Neigung, ins Lager zu gehen, ist gering. Ein wesentliches<br />

Selektionskriterium ist insbesondere eine<br />

gute Kältetoleranz. Der Kornansatz darf nicht durch<br />

niedrige Nachttemperaturen beeinträchtigt werden.<br />

Vielversprechende kompakte, kornbetonte Sorghum-<br />

Typen sind in der Entwicklung (siehe Foto 2).<br />

Foto: Windpassinger<br />

<br />

Sorghum-Dualtypen vor den klassischen, langen Biomassetypen.<br />

Abbildung 1: Mittlere Wabenanzahl mit gedeckelter Brut in<br />

Abhängigkeit der Pollenquelle für das Versuchsjahr 2018<br />

mittlere Anzahl Waben mit gedeckelter Brut<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Zeit [Wochen nach Versuchsbeginn]<br />

Bienenkundler testen den Wert von<br />

Sorghumpollen<br />

Ziel der Versuche ist es, die Eignung von Sorghum als<br />

Pollentrachtpflanze für Bienen zu beurteilen. Deshalb<br />

wurde der Trachtwert einer Sorghumlinie, einer<br />

Sorghum-F1-Hybride, einer Maissorte und der hochattraktiven<br />

Bienentrachtpflanze Phacelia miteinander<br />

verglichen. Je Variante wurden in 2017 und in 2018<br />

jeweils vier Parzellen zu je 100 Quadratmeter Größe<br />

angelegt. Um die Blühdauer zu verlängern, wurde jede<br />

Parzelle zweigeteilt. Die Teilparzellen wurden als Staffelsaat<br />

im Abstand von 14 Tagen angelegt.<br />

Jede Parzelle war mit einem 3 Meter hohen, 25 Meter<br />

langen und 4 Meter breiten Flugzelt überspannt (siehe<br />

Foto 3). Kurz vor Beginn der Pflanzenblüte Ende Juli<br />

wurde in jedes Zelt ein Kleinstbienenvolk verbracht.<br />

Die Einheiten wurden mit etwa 5.000 Bienen im miniaturisierten<br />

„Mini-Plus“-Bienenkastenformat gestartet.<br />

Wegen der Einhausung konnten die Bienen nur den<br />

Pollen der Zielpflanzen sammeln. Die Bienenvölkchen<br />

der Nullkontrolle standen in Flugzelten ohne jedwede<br />

Vegetation. Der Energiebedarf der Versuchsvölkchen<br />

wurde durch Zufüttern von Zuckerwasser gedeckt.<br />

Im Abstand von sieben Tagen wurden über neun Wochen<br />

die Masse der erwachsenen Bienen, die Anlage<br />

von Eiern, die Aufzucht von offener und gedeckelter<br />

Brut sowie die Einlagerung der Pollen in Form von<br />

Bienenbrot gemessen. Die Bienen sammelten an Sorghumblüten<br />

Pollen (siehe Foto 1). Er wurde in Form<br />

von Bienenbrot gespeichert und zur Aufzucht von Brut<br />

verwendet. Dies ist an der Anzahl von Waben mit gedeckelten<br />

Brutzellen klar erkennbar (siehe Abbildung 1).<br />

Die Brutleistung der Bienen in den Sorghumzelten war<br />

etwas besser als die der Bienen in den Maiszelten. Die<br />

Unterschiede waren statistisch nicht signifikant (siehe<br />

Tabelle auf Seite 69). Unsere Ergebnisse zeigen, dass<br />

der Pollen beider Süßgräser von Bienen zur Brutaufzucht<br />

genutzt werden kann. Jedoch bricht mit dem<br />

Ende der Mais- beziehungsweise Sorghumblüte ungefähr<br />

vier Wochen nach Versuchsbeginn die Brutaktivität<br />

ein. Sorghum und Mais blühen rasch ab. Der in Form<br />

von Bienenbrot eingespeicherte Pollen war dann zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits verbraucht.<br />

Die Völkchen in den Phaceliazelten waren erwartungsgemäß<br />

am produktivsten. Phacelia blühte wochenlang<br />

bis zum Ende des Versuchs. Die Phaceliavölkchen brüteten<br />

kontinuierlich durch. Inwiefern die Unterschiede<br />

zwischen Mais, Sorghum und Phacelia durch die Menge<br />

des Pollenangebotes oder durch deren Qualität verursacht<br />

sind, müssen weitere Untersuchungen klären.<br />

Versuchsgruppe<br />

Phacelia<br />

Sorghum F1<br />

Hybride<br />

Mais<br />

Sorghum Linie<br />

0-Kontrolle<br />

67


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

<br />

Foto: Siede<br />

<br />

Foto: Foltys<br />

Flugzelte mit Bienenvölkchen über den<br />

Sorghum-, Mais- und Phaceliaparzellen.<br />

Silphie-Aussaat nach dem Anbauverfahren der „Donau-Silphie“. Hier wird versuchsweise<br />

als Deckfrucht Sorghum anstelle der standardmäßig angebauten Deckfrucht Mais eingesetzt.<br />

Der Waldstandort zeichnet sich durch ein hohes Wildschweinvorkommen aus.<br />

Abbildung 2: Mittlere Anzahl Blüten besuchender Insekten in der<br />

Silphiebeobachtungsparzelle und im Sorghumschlag<br />

Anzahl Blütenbesuche<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

2 3 4 4,5 5 6 7<br />

Wochen nach Beobachtungstermin<br />

Silphie (10´, Beobachtungsparzelle, 10m x 10m)<br />

Sorghum (30´, Transsekt 490m)<br />

Sorghum – Pollenquelle frei<br />

fliegender Bienenvölker?<br />

Nachdem sich Sorghumpollen in den<br />

Flugzeltexperimenten als geeignete Proteinquelle<br />

erwiesen hatte, stellte sich die<br />

Frage, ob Bienen auch unter Praxisbedingungen<br />

Sorghumpollen sammeln. Um dazu<br />

Daten zu gewinnen, wurde am Landwirtschaftszentrum<br />

Eichhof in Bad Hersfeld,<br />

das zum Landesbetrieb Landwirtschaft<br />

Hessen gehört, eine Demonstrationsfläche<br />

im Praxismaßstab angelegt.<br />

Sorghum wurde hier als Deckfrucht für<br />

die Aussaat der Durchwachsenen Silphie<br />

(Silphium perfoliatum) angebaut (siehe<br />

Foto 4). Um die Blühdauer des Bestandes<br />

zu verlängern, wurde ein Gemisch aus drei<br />

Sorghumhybriden ausgesät. Die Aussaat<br />

erfolgte nach dem Anbauverfahren der Donau-Silphie<br />

durch die Metzler & Brodmann<br />

Saaten GmbH. Der Schlag liegt am Rand<br />

eines Waldes und wird erfahrungsgemäß<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Anzahl der Waben mit gedeckelter Brut, gemittelt<br />

über beide Versuchsjahre 2017 und 2018.<br />

Versuchsgruppe N Untergruppen<br />

0-Kontrolle 4 0,194<br />

1 2 3<br />

Mais 8 1,174<br />

Sorghum- Linie 8 1,313<br />

Sorghum F1 Hybride 8 1,319<br />

Phacelia 8 2,785<br />

Versuchsgruppen einer Untergruppe sind statistisch nicht unterscheidbar<br />

(Tukey B Test, α = 0,05; allgemeines lineares Modell mit Messwertwiederholungen,<br />

analysiert mit dem Statistiksoftwarepaket SPSS).<br />

Foto: Staub<br />

<br />

Presse zur Herstellung der Wickelballensilage.<br />

Print LENZ520_210x99 11.02.19 16:06 Seite 1<br />

L-ENZ:<br />

Der flexible<br />

Schüttguttrockner<br />

stark von Wildschweinen besucht. Deswegen<br />

wurde anstelle der praxisüblichen<br />

Maisdeckfrucht Sorghum gewählt.<br />

In unmittelbarer Nachbarschaft steht ein<br />

bereits mehrjährig etablierter Silphiebestand,<br />

der üppig blühte. Die Bienenkundler<br />

haben im Sorghumschlag sechs Bienenvölker<br />

aufgestellt. Der Bestand wurde<br />

wöchentlich abgeschritten und die Anzahl<br />

Blüten besuchender Bienen und Insekten<br />

gezählt. Als Vergleichswert wurde zeitgleich<br />

der Insektenbesuch in der nahegelegenen<br />

Silphieparzelle erfasst. An den Sorghumblüten<br />

wurden viele pollensammelnde Honigbienen<br />

beobachtet (siehe Abbildung 2).<br />

Außerdem traten einige andere Hautflügler<br />

und Fliegen auf. Die zahlreichen goldgelben<br />

Silphieblüten lockten noch mehr<br />

Insekten an. Darunter waren auch viele<br />

Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge.<br />

Somit belegen die Beobachtungen,<br />

dass Sorghum auch unter Praxisbedingungen<br />

von Bienen als Proteinlieferant genutzt<br />

wird – ganz offensichtlich in Ergänzung<br />

verfügbarer, hochattraktiver nektar- und<br />

pollenliefernder Blütenpflanzen.<br />

Trotz des massiven Wildschweinvorkommens<br />

am Standort waren keine nennenswerten<br />

Schäden im Sorghumbestand feststellbar.<br />

Die Tiere kreuzten den Bestand<br />

bzw. hielten sich in der Kultur auf. Dies<br />

zeigten die zahlreichen Trittspuren am<br />

Boden. Die Ernte der Fläche erfolgte mit<br />

einem selbstfahrenden Feldhäcksler. Das<br />

Erntematerial wurde für anschließende<br />

Vergärungsversuche in Rundballen siliert<br />

(siehe Foto 5). Die Anlage weiterer<br />

Demonstrationsflächen mit Sorghum in<br />

Verbindung mit anderen Kulturpflanzen<br />

ist in den folgenden Jahren am Landwirtschaftszentrum<br />

Eichhof geplant, um Anbauerfahrungen<br />

für die Bereitstellung von<br />

Fachinformationen und Beratungsempfehlungen<br />

zu gewinnen.<br />

Autoren<br />

Dr. Reinhold Siede<br />

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH)<br />

FG 35 Bieneninstitut Kirchhain<br />

Erlenstr. 9 · 35274 Kirchhain<br />

0 64 22/94 06 40<br />

www.llh.hessen.de<br />

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69


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Neues Gerät zur Online-Überwachung des<br />

FOS/TAC-Wertes ermöglicht repräsentative<br />

Probenentnahme<br />

Ein neu entwickeltes Probennahmegerät reduziert Probennahme- und Messfehler. Mit ihm<br />

kann eine höhere Datendichte erzeugt werden. Die Online-Überwachung ermöglicht einen<br />

sichereren Betrieb bei bedarfsgerechter Fütterung. Biologische Störungen werden schnell<br />

erkannt.<br />

Von M. Sc. Camilo Wilches, B. Eng. Maik Vaske, Prof. Dr. Kilian Hartmann<br />

und Prof. Dr. Michael Nelles<br />

Die Flexibilisierung von Biogasanlagen ist<br />

derzeit eine der größten Herausforderungen,<br />

die es zu bewältigen gilt, um eine vollständige<br />

Integration von Biogasanlagen in<br />

das Energieversorgungssystem der Zukunft<br />

gewährleisten zu können. Abgesehen von der Zunahme<br />

der installierten elektrischen Leistung und der Gasspeicherkapazität<br />

kann die flexible Erzeugung durch<br />

bedarfsgerechte Fütterung optimiert werden, um bei<br />

Bedarf Biogas bereitzustellen.<br />

Die bedarfsgerechte Fütterung erfordert eine intensivere<br />

Kontrolle des biologischen Systems. Aufgrund von<br />

Physikalischer Aufbau der drei Ventile zur Definition des Probenentnahmevolumens<br />

entsprechend dem eingeschlossenen Luftvolumen.<br />

Gärrest<br />

90 m 3 /h<br />

Ventil<br />

Ventil<br />

Variable<br />

Volumen zur<br />

Bestimmung<br />

der Unterprobe<br />

Volumen<br />

Ventil<br />

Sammelbehälter<br />

Schwankungen im Fütterungsplan können Prozessungleichgewichte<br />

erzeugt werden, die rechtzeitig erkannt<br />

werden müssen, um so große Störungen und einen<br />

möglichen wirtschaftlichen Verlust zu vermeiden.<br />

Heutige Probennahmen nicht repräsentativ<br />

für ganzen Behälter<br />

Die verfügbaren Geräte zur Überwachung des biologischen<br />

Prozesses konzentrieren sich auf analytische<br />

Messungen. Bei der Probenahme wird davon ausgegangen,<br />

dass die Probe den gesamten Behälter repräsentiert,<br />

ohne dass ein angemessenes Stichprobenverfahren<br />

genutzt wird. Eine repräsentative<br />

Probenahme ist jedoch erforderlich, da<br />

Gärrückstände aus einer Mischung verschiedener<br />

Substrate wie Energiepflanzen,<br />

Dung oder organischen Abfällen in<br />

verschiedenen Fermentationsstadien<br />

charakterisiert werden (Substratheterogenität,<br />

SH).<br />

Außerdem sind optimale Mischungsbedingungen<br />

in der Praxis schwer zu erreichen,<br />

da die Rührleistung auf der visuellen Überwachung<br />

der Fermentationsoberfläche<br />

beruht und es keine Informationen über<br />

die darunterliegenden Schichten gibt. Mit<br />

geeigneten Verfahren können Sedimentationsmuster<br />

in Fermenten bestimmt werden.<br />

Dabei zeigt sich, dass eine höhere Konzentration<br />

an Essigsäure in der Nähe der Substratzufuhr<br />

besteht, die mit der Entfernung<br />

abnimmt und eine ungleichmäßige Verteilung<br />

der Teilchengröße aufweist. Diese<br />

Ergebnisse zeigen, dass im Fermenter ein<br />

gewisser Grad an räumlicher Segregation<br />

vorliegt (Verteilungsheterogenität, VH).<br />

Substrat- und Verteilungsheterogenität im<br />

Substrat verzerren das Ergebnis der Probenahme.<br />

Durch Stichproben erzeugte Fehler<br />

70


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

Abbildung 1: Drei Monate Online-Überwachung. Zwei Fütterungsveränderungen können identifiziert werden. Von 1.300 kg<br />

fast alle zwei Stunden bis 6.500 kg alle zwölf Stunden und später einmal täglich 13.000 kg. Beide Veränderungen hatten<br />

keinen negativen Einfluss auf den biologischen Prozess<br />

Manure / [Kg]<br />

Maize Silage/ [Kg]<br />

VFA/TIC x 10000 / []<br />

14000<br />

13000<br />

12000<br />

11000<br />

10000<br />

9000<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

Calibration<br />

gas analizer<br />

VFA/TIC<br />

Single feedings pig manure<br />

Volume storage<br />

Methane<br />

Addition trace<br />

elements<br />

Modification<br />

feeding program<br />

Single feeding maize silage<br />

Volume digester<br />

CHP<br />

Modification<br />

feeding program<br />

Methane x 10 / [%]<br />

CHP / [kW]<br />

0<br />

0<br />

1.3.18 11.3.18 21.3.18 31.3.18 10.4.18 20.4.18 30.4.18 10.5.18 20.5.18 30.5.18<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

können 100 Mal größer sein als Fehler bei der Analyse<br />

der Probe. Die Theorie der Probennahme „Theory of<br />

Sampling“ (TOS) definiert ein korrektes Probenentnahmeverfahren<br />

wie folgt: Jeder Teil des Loses muss die<br />

gleiche Wahrscheinlichkeit ungleich null haben, um in<br />

der Stichprobe zu landen, während Elemente, die dem<br />

Los fremd sind, eine Wahrscheinlichkeit von null haben<br />

müssen, um in der Probe zu landen.<br />

Probe: milliardstel Teil des<br />

Fermentervolumens<br />

Aufgrund dieser Definition ist es offensichtlich, dass<br />

die traditionelle Praxis der Entnahme einer Probe aus<br />

einem Ventil an der Wand des Fermenters diese Wahrscheinlichkeitsbedingungen<br />

nicht erfüllt. Bei einer<br />

durchschnittlichen Biogasanlage entspricht das Volumen<br />

einer Probe dem milliardstel Teil des Fermentervolumens.<br />

Kleinste Fehler bei der Probenahme führen<br />

daher zu nicht repräsentativen Ergebnissen.<br />

Die titrimetrische Bestimmung des FOS/TAC-Verhältnisses<br />

wurde ausgewählt, um die Stabilität des Systems<br />

zu quantifizieren, sie wird aufgrund ihrer Einfachheit,<br />

der geringen Kosten und Robustheit am häufigsten in<br />

Biogasanlagen verwendet. Das Hauptproblem dieser<br />

Methode besteht darin, dass die Ergebnisse von der<br />

Probenentnahme-Methode und der Probenvorbereitung<br />

abhängen.<br />

Die Proben sollen vor der Analyse zentrifugiert werden,<br />

was in den meisten Anlagen jedoch keine gängige Praxis<br />

ist. Stattdessen werden die Proben einfach gefiltert,<br />

ohne eine Mindestpartikelgröße zu definieren. Dies und<br />

Unterschiede in der Probenentnahmepraxis führen zu<br />

Proben mit einer hohen Heterogenität, wodurch die Ergebnisse<br />

nicht reproduzierbar sind. Derzeit gibt es kein<br />

kommerzielles Produkt für die Online-Messung einer<br />

anaeroben Vergärung, das über ein repräsentatives Probenentnahmeverfahren<br />

verfügt.<br />

Neu entwickeltes Probennahmegerät<br />

Ein Probennahmegerät wurde an einer landwirtschaftlichen<br />

Biogasanlage entwickelt und implementiert. Das<br />

Gerät, siehe Bild auf Seite 70, sammelt automatisch<br />

eine repräsentative Probe des Fermenterinhalts gemäß<br />

den Richtlinien der TOS. Jede Probe besteht aus vielen<br />

Unterproben mit dem gleichen Volumen, die während<br />

eines Pumpvorganges entnommen werden. Sobald die<br />

Unterproben gesammelt wurden, werden sie gemischt,<br />

um die Heterogenität zu verringern.<br />

71


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Abbildung 2: Bedarfsgerechte Fütterung um den Strompreis anzupassen<br />

BHKW / [kW]<br />

Maissilage / 10 [kg]<br />

Schweinegülle / 10 [kg]<br />

800<br />

Einzelfütterung von Maissilage Einzelfütterung von Schweinegülle<br />

BHKW Leistung Gasproduktion<br />

Strompreis<br />

Gasproduktion / [m³/h]<br />

Strompreis / [€ / MWh]<br />

140<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Stunde / [h]<br />

0<br />

Die Probe wird dann auf eine Partikelgröße<br />

kleiner 0,1 Millimeter gefiltert und in eine<br />

Messzelle überführt, wo sie mit destilliertem<br />

Wasser vermischt wird. In diesem Fall<br />

wurde ein automatischer Titrator verwendet,<br />

um das FOS/TAC-Verhältnis zu bestimmen.<br />

Die Probe kann jedoch an ein beliebiges<br />

Messgerät wie NIRS, Raman, Redox<br />

oder ein anderes Verfahren gesendet werden.<br />

Wenn die Analyse abgeschlossen ist,<br />

reinigt sich das System automatisch und<br />

lagert die Elektrode in einer KCL-Lösung<br />

(3 Mol pro Liter), um sie für die nächste<br />

Titration aufzubewahren. Das System ist<br />

seit etwa zwei Jahren in Betrieb und dient<br />

zur Überprüfung der Stabilität des biologischen<br />

Prozesses unter verschiedenen Fütterungsprogrammen.<br />

Messungen an der Praxisanlage<br />

Das Probennahmegerät wurde während<br />

eines zweijährigen Zeitraums auf einer<br />

Biogasanlage getestet. In der zweijährigen<br />

Überwachungszeit dieser Arbeit trat nur<br />

eine Störung des biologischen Prozesses<br />

auf. Daten aus drei Monaten Online-Überwachung<br />

sind in Abbildung 1 auf Seite 71<br />

dargestell. Diese Zeitspanne wurde ausgewählt,<br />

weil sie die Prozessstörung, die Erholungsphase<br />

und den Wechsel von einer<br />

konstanten Fütterung zu einer bedarfsabhängigen<br />

Fütterung umfasst. Durch die<br />

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Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wissenschaft<br />

der Fütterung auf die Biologie in Echtzeit<br />

verfolgt werden.<br />

Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, weist die<br />

Anlage vom 09.03.2018 bis 09.04.2018<br />

ein Prozessungleichgewicht auf, das wahrscheinlich<br />

durch einen Spurenelementmangel<br />

und nicht durch eine zu diesem<br />

Zeitpunkt Änderung der Fütterung erzeugt<br />

wird. Der erste Anstieg des FOS/TAC wurde<br />

zunächst wegen des charakteristischen stabilen<br />

Betriebs der Anlage und des üblichen<br />

Methangehalts von 53 Prozent ignoriert.<br />

Nach einer Kalibrierung der Gasanalyse betrug<br />

der Wert 43 Prozent, was die Störung<br />

des biologischen Prozesses bestätigte. Es<br />

war eine Zugabe von Spurenelementen und<br />

eine Reduzierung der Fütterung erforderlich,<br />

um das System wiederherzustellen.<br />

Externe Laborergebnisse bestätigten das<br />

Ergebnis des Online-Monitorings, wodurch<br />

eine hohe Datendichte zur Überprüfung<br />

der Prozessentwicklung ermöglicht wird.<br />

Die Erholung des Systems kann seit dem<br />

09.04.2018 beobachtet werden, da der<br />

FOS/TAC-Wert ab hier konstant bleibt. Die<br />

Identifikation eines stabilen Systems ist<br />

von hoher Bedeutung, um die Fütterung bei<br />

Bedarf in der Anlage erneut anzuwenden.<br />

Das Fütterungsprogramm wurde am<br />

23.04.2018 von einer Fütterung im<br />

2-Stunden-Rhythmus auf eine Fütterung<br />

im 12-Stunden-Rhythmus geändert. Diese<br />

Modifikation basierte auf der Erkenntnis,<br />

dass die meisten dynamischen Änderungen<br />

der Gasausbeute in den ersten 12 Stunden<br />

erkannt wurden. Das Ziel der Änderung<br />

ist, die Biogasproduktion an die beiden<br />

Stromkostenspitzen anzupassen, die in den<br />

durchschnittlichen jährlichen Strompreisen<br />

der Day-Ahead-Auktion der EPEX SPOT<br />

SE2 enthalten sind, siehe Abbildung 2.<br />

Am 11.05.2018 wurde die Anlage auf eine<br />

Fütterung am Tag umgestellt, um eine weitere<br />

Optimierung der Erlöse zu erzielen.<br />

Durch den Test konnte ein biologisch stabiler<br />

Betrieb nachgewiesen werden. Die diskontinuierliche<br />

Gasproduktion konnte von<br />

der Anlagentechnik (Speicher, Motor) nicht<br />

genutzt werden, sodass der Test nach vier<br />

Tagen beendet wurde.<br />

Fazit: Das entwickelte Probennahmegerät<br />

ermöglicht eine Online-Überwachung. Die<br />

Proben werden in einem repräsentativen<br />

Verfahren gewonnen und automatisch verarbeitet.<br />

Diese repräsentative Beprobung<br />

erlaubt einen tieferen Einblick in die biologische<br />

Stabilität des Prozesses als die übliche<br />

Probenahme. Biologische Störungen,<br />

die aufgrund von Probenahmefehlern keiner<br />

Ursache zugeordnet werden konnten,<br />

können nun wesentlich genauer analysiert<br />

werden. Mögliche vom Bediener erzeugte<br />

Messfehler werden vermieden und eine höhere<br />

Datendichte ist möglich. Die Online-<br />

Überwachung ermöglicht einen sichereren<br />

Betrieb bei einer bedarfsgerechten Fütterung.<br />

Biologische Störungen werden sofort<br />

erkannt, Korrekturmaßnahmen können<br />

ohne Verzögerung eingeleitet werden, Produktionsausfälle<br />

werden minimiert. Die Ergebnisse<br />

stehen unmittelbar nach der Messung<br />

zur Verfügung und ermöglichen eine<br />

schnellere Reaktionszeit, ohne die vom<br />

Labor benötigten zwei bis drei Tage warten<br />

zu müssen. Die Probenentnahmeeinheit<br />

kann auch von Anlagen verwendet werden,<br />

die mit organischen Abfällen arbeiten, bei<br />

denen die Variation der Eigenschaften des<br />

Ausgangsmaterials Prozessinstabilitäten<br />

erzeugen kann.<br />

Autoren<br />

M. Sc. Camilo Wilches<br />

camilo.wilches@bwe-energie.de<br />

B. Eng. Maik Vaske<br />

maik.vaske@bwe-energie.de<br />

bwe Energiesysteme GmbH & Co. KG<br />

Zeppelinring 12-16<br />

26169 Friesoythe<br />

0 44 91/93 800 10<br />

Prof. Dr. Kilian Hartmann<br />

Hochschule Aschaffenburg<br />

Fakultät Ingenieurwissenschaften<br />

Würzburger Str. 45 · 63743 Aschaffenburg<br />

0 60 21/42 06-933<br />

kilian.hartmann@h-ab.de<br />

Prof. Dr. mont. Michael Nelles<br />

Universität Rostock<br />

Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät<br />

Justus-v.-Liebig-Weg 6 · 18059 Rostock<br />

03 81/498-3400<br />

michael.nelles@uni-rostock.de<br />

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73


International<br />

Maximiliano Morrone,<br />

Biogas Journal Nationaldirektor | 2_<strong>2019</strong> der<br />

Förderung Erneuerbarer<br />

Energien, Unterstaatssekretariat<br />

für<br />

Erneuerbare Energien,<br />

Finanzministerium der<br />

Nation, spricht mit<br />

Giannina Bontempo,<br />

Fachverband Biogas,<br />

über die Möglichkeiten<br />

von Biogas im Vergleich<br />

zu anderen Erneuerbare<br />

Energien.<br />

Buenos Aires<br />

Argentinien will 20 Prozent<br />

Erneuerbare bis 2025<br />

Argentinien ist bei den meisten Menschen bekannt für seine Tango-Kultur und seine großen<br />

landwirtschaftlichen Betriebe, die gutes Fleisch produzieren. Das riesige Potenzial an<br />

Erneuerbaren Energien, über das Argentinien verfügt, besonders im Hinblick auf Biogas,<br />

ist hingegen noch weitgehend unbekannter. Auf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren<br />

Energieversorgung gibt es allerdings noch einige Herausforderungen.<br />

Von Giannina Bontempo<br />

Im Rahmen der Exportinitiative Energie veranstaltete<br />

die Deutsch-Argentinische Handelskammer<br />

in Zusammenarbeit mit der Renewables Academy<br />

AG vom 29. Oktober bis 2. November 2018<br />

in Buenos Aires eine Geschäftsreise zum Thema<br />

Dezentrale Energieversorgung mit Erneuerbaren<br />

(Bio-, Solar- und Windenergie). Ein Höhepunkt der<br />

Geschäftsreise war die Konferenz, die am 30. Oktober<br />

stattfand. Maximiliano Morrone, dem nationalen<br />

Direktor für die Förderung Erneuerbarer Energien des<br />

Unterstaatssekretariats für Erneuerbare Energien, begrüßte<br />

die Teilnehmer.<br />

Morrone verwies in seinem Grußwort auf die Vision der<br />

Regierung für eine dezentrale Energieerzeugung, nach<br />

der bis 2025 20 Prozent aus Erneuerbaren Energien<br />

stammen sollen. Er wies zudem auf den Erfolg der ersten<br />

beiden Energieausschreibungen hin und beschrieb,<br />

wie die bereits vergebenen Projekte Argentinien helfen,<br />

2018 das Ziel von 8 Prozent Erneuerbarer Stromerzeugung<br />

zu erreichen.<br />

Ein Teil der Konferenz war speziell dem Thema Biogas<br />

gewidmet. Hier berichtete Giannina Bontempo, internationale<br />

Projektleiterin des Fachverbandes Biogas,<br />

über die deutsche Energiewende und die Biogastechnologie.<br />

Sie nahm auch an einer Diskussion über die<br />

Entwicklung des Bioenergiesektors in Argentinien teil.<br />

Außerdem präsentierten zwei Fachverbands-Mitgliedsunternehmen<br />

ihre Produkte und Dienstleistungen.<br />

Das latente Thema während der gesamten Konferenz<br />

war jedoch die Finanzierung. Unter der liberalen Regierung<br />

von Mauricio Macri versucht Argentinien, seine<br />

Infrastruktur durch private Investitionen (Public-<br />

Private-Partnerships, kurz: PPP) zu modernisieren.<br />

Diese Investitionen sind in vielen Bereichen notwendig,<br />

auch im Energiesektor, in dem Argentinien seit einigen<br />

Jahren mit Versorgungsengpässen konfrontiert<br />

ist 1 .<br />

Mittlerweile Nettoenergie-Importeur<br />

Die Stromnachfrage durch Haushalte und Industrie<br />

hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. In<br />

Kombination mit der rückläufigen Energieproduktion<br />

aufgrund fehlender Investitionen in die Energieinfrastruktur<br />

hat dies Argentinien zu einem Nettoenergie-<br />

Importeur gemacht, während Nachbarländer wie Chile<br />

und Uruguay ihre Kapazitäten für Erneuerbare Energien<br />

in den letzten Jahren ausgebaut haben 2 .<br />

Argentiniens Ziel ist, bis 2025 den Anteil an Erneuerbaren<br />

Energien in der Energiematrix auf 20 Prozent zu<br />

erhöhen. Zu diesem Zweck wurden im Gesetz 27191<br />

74


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

International<br />

von 2015 zwei Vertragsmechanismen<br />

definiert: das<br />

RenovAR-Programm sowie<br />

der Grundsatz, dass das<br />

Vertragsverhältnis zwischen<br />

Erzeugern und Großverbrauchern<br />

kostenlos und direkt<br />

ist. Das Programm RenovAR<br />

sieht die Einbeziehung Erneuerbarer<br />

Energiequellen<br />

wie Sonne, Wind, Wasserkraft<br />

oder Biomasse im Rahmen<br />

öffentlicher Ausschreibungen<br />

vor.<br />

Bisher gab es drei Runden,<br />

in denen 147 Projekte mit<br />

einer gesamten Kapazität<br />

von 4.466,5 Megawatt (MW)<br />

(davon 62 MW Biogas) vergeben<br />

wurden. Darüber hinaus<br />

kündigte die Regierung Ende 2018 das MiniRen-<br />

Programm an, das vor allem regionale Projekte fördern<br />

soll, die auf einen Anschluss an das Mittelspannungsnetz<br />

abzielen. Über das MiniRen-Programm sollen 400<br />

MW Leistung im ganzen Land geschaffen werden, wobei<br />

die maximale Leistung pro Projekt 10 MW und die<br />

minimale Leistung 0,5 MW beträgt. Für Biogas ist hier<br />

ein Gesamtanteil von 10 MW vorgesehen.<br />

Darlehen für Energieprojekte<br />

Weiterhin hat die Interamerikanische Entwicklungsbank<br />

Argentinien ein Darlehen von 100 Millionen US-<br />

Dollar für kleine Unternehmen gewährt, die in Projekte<br />

zur Energieeffizienz und in Erneuerbare Energien, insbesondere<br />

Biogas und Biomasse, investieren wollen.<br />

Dies ist eine Finanzierung aus dem Green Climate Fund<br />

(FVC), die von der argentinischen Bank BICE (Banco de<br />

Inversión y Comercio Exterior) durchgeführt wird.<br />

Trotz der beschriebenen Widrigkeiten scheint der argentinische<br />

Markt für Erneuerbare Energien im Allgemeinen<br />

und Biogas im Speziellen langsam an Dynamik<br />

zu gewinnen. Es bleibt abzuwarten, ob und inwieweit<br />

diese Entwicklungen fortgesetzt werden.<br />

Empfohlene aktuelle Publikationen:<br />

ffIm Fokus: Argentinien hält Reformkurs – Öffentlich-private<br />

Partnerschaften sollen Wachstum<br />

ankurbeln. Germany Trade & Invest, 2018.<br />

ffWirtschaftsausblick – Argentinien. Germany Trade<br />

& Invest, September 2018.<br />

ffArgentinien – Dezentrale Energieversorgung mit<br />

Erneuerbaren Energien. Zielmarktanalyse 2018<br />

mit Profilen der Marktakteure. AHK Argentinien.<br />

ffAnuario 2018 – Cámara Argentina de Energías<br />

Renovables (CADER), 2018 (bald auch auf<br />

Englisch verfügbar).<br />

Fotos: Mariano Magrini<br />

Exkurs<br />

Im Rahmen der AHK-Geschäftsreise traf sich Giannina<br />

Bontempo mit Vertretern der Argentinischen Kammer<br />

für Erneuerbare Energien (CADER). CADER ist ein<br />

gemeinnütziger Verein, der mehr als hundert Unternehmen<br />

aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien<br />

vereint. Der Verein ist ein wichtiger Akteur, der Dialoge<br />

und Projekte für die aktuelle und zukünftige Entwicklung<br />

von Energieunternehmen fördert.<br />

Die Kammer besteht aus Unternehmen mit nationalem<br />

und internationalem Sitz und umfasst die gesamte<br />

Erneuerbaren-Branche: Die Mitgliedsunternehmen<br />

stammen aus den Bereichen Bioenergie, Wind, Solar<br />

und anderen Formen der Erneuerbaren Energiequellen<br />

in Argentinien. Die Hauptaufgabe von CADER besteht<br />

darin, ein breites Spektrum von Akteuren aus dem<br />

öffentlichen und privaten Sektor sowie aus akademischen<br />

Einrichtungen zu vernetzen.<br />

1<br />

Im Fokus: Argentinien hält Reformkurs – Öffentlich-private Partnerschaften<br />

sollen Wachstum ankurbeln. Germany Trade & Invest<br />

2<br />

ARGENTINIEN - Dezentrale Energieversorgung mit Erneuerbaren<br />

Energien. Zielmarktanalyse 2018 mit Profilen der Marktakteure.<br />

AHK Argentinien.<br />

Autorin<br />

Giannina Bontempo<br />

Fachreferentin Internationales<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

giannina.bontempo@biogas.org<br />

Podiumdiskussion zum<br />

Thema „Entwicklung<br />

des Bioenergiesektors<br />

in Argentinien“. Links:<br />

Nicolás García Romero,<br />

Provinzdirektor für<br />

Bioökonomie und<br />

ländliche Entwicklung,<br />

Provinz Buenos Aires.<br />

Mitte: Moderatorin<br />

Nanda Singh vom lokalen<br />

Magazin Energía<br />

Estratégica. Rechts:<br />

Giannina Bontempo<br />

vom Fachverband<br />

Biogas e.V.<br />

75


Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

Bericht aus der Geschäftsstelle<br />

<strong>2019</strong> mit hoher<br />

Taktung<br />

Die große Koalition hat das Jahr <strong>2019</strong> als „Arbeitsjahr“ ausgerufen<br />

und legt tatsächlich zum Jahresbeginn ein rasantes<br />

Tempo in Sachen Energiepolitik vor, das auch unser Hauptstadtbüro<br />

Bioenergie beziehungsweise das Referat Politik in<br />

Atem hält.<br />

Von Dr. Stefan Rauh und Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Im Rahmen einer parlamentarischen Arbeitsgruppe sollen bis März bislang<br />

in der Koalition strittige Punkte geklärt werden – darunter auch für<br />

uns die existenziell wichtige Klärung des weiteren Ausbaukorridors für<br />

die Biomasse-Ausschreibungen nach 2022, der bis dato noch nicht festgelegt<br />

ist. Dies wird nun auch vor dem Hintergrund der Erreichung des<br />

Ziels der Bundesregierung diskutiert werden, bis zum Jahr 2030 65 Prozent<br />

Erneuerbare Energien im Strommix zu erreichen.<br />

EEG-Novelle im Herbst <strong>2019</strong> und Klimaschutzgesetz<br />

Die Stabilisierung des Beitrags der Biomasse, die unter den aktuellen Rahmenbedingungen<br />

wegbrechen würde, durch eine Anpassung des für Herbst<br />

<strong>2019</strong> geplanten EEG ist dabei eine der zentralen Forderungen, die durch<br />

entsprechende Positionspapiere und eine parlamentarische Veranstaltung<br />

an unsere Unterstützer und andere interessierte Entscheidungsträger übermittelt<br />

wird.<br />

Daneben soll auch die Abschaffung beziehungsweise Anhebung des „Flexdeckels“<br />

beraten werden. Zusätzlich zu den Vorarbeiten rund um die EEG-<br />

Herbstnovelle beschäftigt sich der Fachverband mit dem Gebäudeenergiegesetz,<br />

das im Februar im Parlament beraten werden soll und in dem sich der<br />

Verband für Verbesserungen für den Einsatz von Biomethan im Wärmemarkt<br />

einsetzt.<br />

Des Weiteren steht die Lobbyarbeit für das Klimaschutzgesetz auf dem Programm,<br />

in die sich der Fachverband gemeinsam mit dem Bundesverband<br />

Bioenergie und dem Deutschen Bauernverband mit zahlreichen konstruktiven<br />

Maßnahmenvorschlägen einbringt, die sowohl die Branche als auch die<br />

Klimaschutzziele entscheidend voranbringen könnten. Nicht zuletzt liegt ein<br />

politisches Augenmerk für uns dieser Tage auf der Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

der EU in nationales Recht. Dies zieht eine ganze<br />

76


Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />

Reihe von Gesetzesänderungen nach sich, die in den<br />

kommenden Jahren erfolgen werden und in die sich<br />

der Fachverband frühzeitig aktiv politisch einbringen<br />

will und muss, da teilweise weitreichende Änderungen<br />

für Biogas ins Haus stehen.<br />

Vergärung verpackter Lebensmittel<br />

im Fokus<br />

Das Referat Abfall, Düngung und Hygiene beschäftigt<br />

sich derzeit verstärkt mit dem Einsatz von verpackten<br />

Lebensmitteln in Biogasanlagen, da diese Praxis durch<br />

politische und gesellschaftliche Diskussionen infrage<br />

gestellt wird. Diese Substrate können nur nach vorheriger<br />

Aufbereitung mit Abtrennung der Fremd- und<br />

Störstoffe in Biogasanlagen eingesetzt werden.<br />

Um diese Diskussionen auf Bundes- und Länderebene<br />

zu begleiten, finden Treffen mit Betreibern der Anlagen<br />

und Herstellern der eingesetzten Aufbereitungstechniken<br />

statt. Dabei werden technische, politische und öffentliche<br />

Maßnahmen abgestimmt, um die Vergärung<br />

von Lebensmittelabfällen weiterhin auf hohem Niveau<br />

zu gewährleisten. Diese und viele weitere Themen werden<br />

auch auf dem Abfallvergärungstag vom 11. bis 13.<br />

März in Dresden diskutiert.<br />

Um besser über die Vorteile der Vergärung organischer<br />

Rest- und Abfallstoffe zu informieren, wurde ein Infopapier<br />

für Betreiber von Abfallanlagen erstellt, das im<br />

Kontakt mit Pressevertretern, Politikern und Nachbarn<br />

verwendet werden kann. Dabei stehen Kreislaufwirtschaft<br />

der Nährstoffe, Reinheit und Qualität der Gärprodukte<br />

sowie Vermeidung von Treibhausgasen aus<br />

unkontrollierter Abfallbehandlung, Erneuerbare Energieerzeugung<br />

und Einsparung von Mineraldüngern im<br />

Fokus. Das Infopapier kann im geschützten Mitgliederbereich<br />

heruntergeladen werden.<br />

Außerdem wird die Bioabfallbroschüre (www.biowasteto-biogas.com)<br />

neu aufgelegt und anschließend auch<br />

in deutscher Sprache publiziert. Die Broschüre ist erstmals<br />

auf der IFAT 2016 mit sehr großem Erfolg erschienen.<br />

Inzwischen sind 5.000 Exemplare an das Fachpublikum<br />

auf internationalen und nationalen Messen und<br />

Veranstaltungen sowie an mehr als 30 Delegationen<br />

in Freising und bei den durchgeführten Schulungen<br />

und Geschäftsreisen verteilt worden. Zudem wurde<br />

die Homepage zur Broschüre jährlich mehr als 1.500<br />

Mal besucht. Wenn Mitgliedsfirmen im Fachverband<br />

Biogas erneut die Chance nutzen wollen, ihr Portfolio<br />

in einem Firmenportrait zu präsentieren, um nationale<br />

und internationale Märkte stärker zu forcieren und<br />

weitere Potenziale für die Biogasbranche im In- und<br />

Ausland zu erschließen, können sie sich per E-Mail bei<br />

giannina.bontempo@biogas.org melden.<br />

Öffentlichkeitsarbeit <strong>2019</strong><br />

Die Öffentlichkeitsarbeiter im Fachverband Biogas<br />

haben sich Ende Januar zusammengesetzt und einen<br />

Plan für das Jahr <strong>2019</strong> erarbeitet. Themenschwerpunkt<br />

unserer diesjährigen Öffentlichkeitsarbeit ist<br />

der Klimaschutz – unser originäres Ziel, unsere Daseinsberechtigung<br />

und nicht zuletzt durch das Klimaschutzgesetz<br />

in diesem Jahr besonders im Fokus.<br />

Darüber hinaus konzentriert sich der Verband <strong>2019</strong> auf<br />

die Unterthemen Güllevergärung, Bioabfall und Grüne<br />

Gase (Biomethan/Kraftstoff). Natürlich werden situativ<br />

auch alle anderen Aspekte der Biogasnutzung, wie<br />

zum Beispiel die Flexibilisierung, Beachtung finden.<br />

Der zentrale Slogan soll „Mein Beitrag“ lauten. Dies<br />

bezieht sich auf den ganz unterschiedlichen Beitrag<br />

von Biogas/von jedem einzelnen Betreiber und jeder<br />

Firma zum Klimaschutz. Hier wollen wir die Mitglieder<br />

soweit wie möglich einbeziehen. Details dazu folgen.<br />

Für den Themenschwerpunkt Bioabfallvergärung erscheint<br />

bereits im Februar ein neues Booklet aus der<br />

Reihe „Biogas to go“. Darin wird leicht verständlich<br />

die Kreislaufwirtschaft bei der Abfallvergärung erklärt<br />

und der Weg vom biogenen Reststoff durch die Biogasanlage<br />

bis zur Energieerzeugung und dem Gärprodukt.<br />

Ideen und Vorschläge zur Öffentlichkeitsarbeit<br />

nimmt die Geschäftsstelle gerne entgegen. Und wer<br />

sich aktiv einbringen möchte, ist herzlich eingeladen<br />

zur Teilnahme an der AG Öffentlichkeitsarbeit,<br />

die sich zwei bis drei Mal im Jahr trifft, um konkrete<br />

Projekte zu erarbeiten. Bitte melden Sie sich bei<br />

andrea.horbelt@biogas.org<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich. Biogas kann‘s!<br />

77


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Gespräche mit<br />

Bundesnetzagentur<br />

zum Smart Meter<br />

Die Diskussionen im Referat<br />

Stromnetze und Systemdienstleistungen<br />

waren vorrangig von<br />

den Implementierungsvorschriften<br />

der System Operation Guidelines<br />

(SOGL) und der Einführung<br />

eines Smart Meter Gateways geprägt.<br />

Insbesondere durch die<br />

SOGL sind zukünftig umfangreiche<br />

Datenübermittlungspflichten<br />

von den Anlagenbetreibern an die<br />

Übertragungsnetzbetreiber vorgesehen.<br />

Leider sind diese nur zum Teil mit<br />

bereits geplanten Neuerungen wie<br />

der verpflichtenden Einführung<br />

von Smart-Meter-Geräten abgestimmt,<br />

sodass an dieser Stelle<br />

zahlreiche offene Fragen der<br />

Branche bestehen. Um diese zu<br />

klären, nahm der Fachverband im<br />

Februar Gespräche mit der Bundesnetzagentur<br />

sowie dem Bundeswirtschaftsministerium<br />

wahr,<br />

um hier für eine praxisgerechte<br />

Umsetzung zu plädieren.<br />

TRAS 120 im<br />

Bundesanzeiger<br />

veröffentlicht<br />

Wie bereits angekündigt, wurde die TRAS<br />

120 als neue Erkenntnisquelle zum Stand<br />

der Technik und dem Stand der Sicherheitstechnik<br />

am 21. Januar <strong>2019</strong> im Bundesanzeiger<br />

offiziell veröffentlicht (siehe auch<br />

Seite 28). Ob und wie die jeweiligen Landesbehörden<br />

die TRAS 120 zur Umsetzung<br />

bringen, bleibt abzuwarten. In zwei Fachgesprächen<br />

wird im Februar die Anwendung<br />

der TRAS 120 in der Praxis mit Firmen und<br />

Sachverständigen diskutiert. Den daraus<br />

ableitbaren Änderungs- und Konkretisierungsbedarf<br />

wird der Fachverband dann für<br />

seine weiteren Aktivitäten nutzen.<br />

Im Referat Qualifizierung und Sicherheit<br />

standen in den vergangenen Wochen die<br />

Überarbeitung bestehender und die Erstellung<br />

neuer Lehrpläne auf Basis der TRAS<br />

120 und die Organisation weiterer Qualifizierungen<br />

für zur Prüfung befähigte Personen<br />

im Vordergrund. Des Weiteren wurde<br />

intensiv an verschiedenen Arbeitshilfen<br />

gearbeitet, unter anderem zur arbeitsmedizinischen<br />

Prävention.<br />

Nachruf<br />

Der Fachverband Biogas e.V. trauert mit großer Betroffenheit um<br />

den Branchenexperten Ulrich Keymer, der an Silvester plötzlich und<br />

unerwartet im Alter von 63 Jahren verstarb. Der Diplom-Agraringenieur<br />

war nach einigen Stationen im öffentlichen Dienst seit 1995 an der<br />

Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in der Ökonomie für<br />

Erneuerbare Energien tätig. Sein ökonomischer Sachverstand, seine<br />

prägnante Art, diesen zu präsentieren und seine Leidenschaft für<br />

Biogas haben ihn im gesamten deutschsprachigen Raum als Biogasexperten<br />

bekannt gemacht.<br />

Seine Einschätzung und sein Rat waren auf vielen Ebenen – so auch<br />

im Fachverband Biogas – oft gefragt. Er war nicht nur Berater der<br />

Biogasproduzenten, sondern auch Autor vieler Fachartikel und Referent<br />

auf zahlreichen Veranstaltungen, so auch während verschiedener<br />

Jahrestagungen des Fachverbandes, die er regelmäßig mit seinen<br />

Vorträgen bereichert hat. Mit Ulrich Keymer verliert die Biogasfamilie in<br />

Deutschland ein engagiertes und charismatisches Mitglied.<br />

Seit Februar 2016 bis zu seinem Tod leitete Herr Keymer das Institut für<br />

Betriebswirtschaft und Agrarstruktur an der Bayerischen Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft (LfL). Das boomende Thema Biogas war immer seine<br />

besondere Passion. Weichenstellungen in Politik und Gesellschaft und<br />

deren Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Unternehmen, die<br />

Flächennutzung und die Strukturentwicklung insgesamt waren Themen,<br />

die der LfL-Experte mit umfassenden Analysen und Modellrechnungen<br />

mitgestaltete.<br />

Wir werden seine Expertise, aber auch den Menschen Ulrich Keymer<br />

vermissen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.<br />

Horst Seide<br />

Präsident des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez<br />

Hauptgeschäftsführer des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Viele Veranstaltungen zu<br />

Beginn des Jahres<br />

Kurz nach dem Jahreswechsel am 3. und<br />

4. Januar startete das Referat Veranstaltungen<br />

mit den Biogastagen Bad Waldsee in<br />

das neue Veranstaltungsjahr. Im Rahmen<br />

des Kongresses „Kraftstoffe der Zukunft“ in<br />

Berlin konnte der Fachverband das Thema<br />

„Biomethan“ den über 600 Teilnehmern<br />

aus aller Welt vorstellen. Mit einem Ausstellungsstand<br />

auf den Biogasinfotagen in<br />

Ulm und mit dem mit fast 50 Teilnehmern<br />

sehr gut gebuchten EEG-Zukunftsworkshop<br />

war der Januar gut gefüllt.<br />

Im Februar folgten zwei Fachgespräche<br />

zur TRAS 120, die innerhalb kürzester Zeit<br />

ausgebucht waren, ein Seminar zum Transport<br />

von Biomasse, die Unterstützung der<br />

Organisation des Gründungsfestes des<br />

LEE Bayern, die erstmalige Kooperation<br />

bei der Bayerischen Biogasfachtagung<br />

Stroh, Gas – Biogas in Dingol fing sowie<br />

die Organisation der diesjährigen Kuratoriumssitzung.<br />

Ein besonderes Highlight setzte<br />

die Filmvorführung des Unterrichtsfilms<br />

Erneuerbare Energien<br />

mit Georg Hackl in einem<br />

Kino vor Münchner Lehrern mit<br />

Unterstützung der anderen Verbände<br />

der Erneuerbaren Energien,<br />

hier konnten sich Lehrer<br />

Informationen aus erster Hand<br />

holen. Darüber hinaus standen<br />

die Vorbereitungen zur Abfallvergärungstagung<br />

vom 11. bis 13.<br />

März im Mittelpunkt der Tätigkeiten<br />

des Referats Veranstaltungen.<br />

Die Tagung wird erstmalig<br />

gemeinsam mit der TU Dresden<br />

organisiert.<br />

Erfolgreicher Kongress<br />

„Kraftstoffe der Zukunft“<br />

Das Leitthema für die Stabsstelle<br />

Kraftstoff und Biomethan Anfang<br />

dieses Jahres war die Vorbereitung<br />

für den 16. Internationalen<br />

Fachkongress „Kraftstoffe der<br />

Zukunft“, der am 21. und 22. Januar<br />

in Berlin über 600 Experten<br />

versammelte. Alexey Mozgovoy,<br />

Leiter der Stabsstelle, vertrat dabei<br />

die Geschäftsstelle im Kongressbeirat<br />

und gestaltete neben<br />

den anderen Ko-Veranstaltern<br />

das Kongressprogramm.<br />

Mit dem Impulsvortrag zur neuen Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

(RED II) eröffnete<br />

der Fachverbandspräsident Horst Seide<br />

die Vortragsreihe. Dem folgten Berichte<br />

über aktuelle Industrie- und F&E-Projekte<br />

aus Deutschland und Europa sowie auch<br />

Vorträge zum politischen Rahmen bezüglich<br />

der Nutzung von Biomethan im Kraftstoffsektor<br />

in ausgewählten Regionen Europas.<br />

Die Stimmung im Forum war positiv<br />

und es kam sehr schnell zu einem intensiven<br />

und offenen Fachaustausch.<br />

44. BImSCHV verzögert sich<br />

Das nach der Beschlussfassung des Bundesrates<br />

am 14. Dezember 2018 für Januar<br />

erwartete Inkrafttreten der 44. Bundes-<br />

Immissionsschutzverordnung (BImSchV)<br />

verzögert sich. Die Bundesregierung beziehungsweise<br />

die am Verordnungsgebungsprozess<br />

beteiligten Ministerien haben den<br />

Änderungen im Bundesrat nicht zugestimmt.<br />

Es ist davon auszugehen, dass ein<br />

neuer Entwurf der 44. BImSchV zeitnah er-<br />

78


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Verband<br />

neut durch den Bundestag und Bundesrat<br />

gehen wird. Für die mit der 44. BImSchV<br />

befassten Referate Genehmigung beziehungsweise<br />

Hersteller und Technik ergibt<br />

sich gegebenenfalls nochmals die Möglichkeit,<br />

notwendige Änderungen und fehlende<br />

Verweise in der Verordnung einzubringen.<br />

Um die Überwachungsmethoden<br />

zu den in der 44. BImSchV definierten<br />

Emissionsgrenzwerten weiter zu konkretisieren,<br />

hat der VDMA einen Entwurf eines<br />

Einheitsblattes VDMA 6299 zur Stellungnahme<br />

veröffentlicht.<br />

Der Fachverband begleitet die Erstellung<br />

des Einheitsblattes und wird insbesondere<br />

bei der Ver- und Entplombung der Katalysatoren<br />

bei BImSchG-Anlagen nur durch<br />

zugelassene Messinstitute Einspruch<br />

einlegen. Weiterhin beschäftigt sich das<br />

Referat mit dem Entwurf der Technischen<br />

Regel wassergefährdende Stoffe – allgemeine<br />

technische Regelungen TRwS 779.<br />

Dieses Regelwerk beschreibt Anforderungen,<br />

die sich an Biogasanlagen richten<br />

werden, die nicht ausschließlich Gärsubstrate<br />

landwirtschaftlicher Herkunft einsetzen.<br />

Hierzu wird eine Stellungnahme<br />

erarbeitet. Ebenso wird auch zum Entwurf<br />

des nationalen Luftreinhalteprogramms<br />

Stellung genommen werden.<br />

Internationale Aktivitäten<br />

Die Kammer- und Verbandspartnerschaft<br />

zwischen dem Fachverband Biogas und<br />

dem indischen Biogasverband (IBA) ist in<br />

die zweite Phase gestartet. Zunächst findet<br />

in Indien ein Feinplanungsworkshop statt,<br />

um eine detaillierte Planung der Aktivitäten<br />

gemeinsam mit IBA durchzuführen.<br />

Der Einsatz von Markus Fürst als EZ-Scout<br />

beim Fachverband endet Mitte März. Wir<br />

sind derzeit in Gesprächen mit der GIZ, um<br />

eine Nachfolge zu organisieren.<br />

Sehr intensiv eingebunden ist das Referat<br />

International auch bei der Neuordnung<br />

des EU-Strommarktes. Am 18. Januar hat<br />

der Europäische Rat den ausgehandelten<br />

Kompromiss für eine Neuordnung des<br />

europäischen Strommarkts bestätigt. Die<br />

europäische Strommarktrichtlinie sowie<br />

die europäische Strommarktverordnung<br />

sind damit ihrer Verabschiedung einen<br />

entscheidenden Schritt näher gekommen.<br />

Im März wird das EU-Parlament über die<br />

beiden Gesetze abstimmen. Der EU-Rat<br />

gibt dann seine finale Zustimmung und<br />

20 Tage nach Veröffentlichung im öffentlichen<br />

Amtsblatt der EU wird die Strommarktverordnung<br />

unmittelbar in allen EU-<br />

Ländern gelten.<br />

Veranstaltungen der<br />

Service GmbH<br />

Im Januar und Februar fanden drei Veranstaltungen<br />

der Fachverband Biogas Service<br />

GmbH statt. Am 22. und 24. Januar<br />

fanden in Verden und Weichering EEG-Zukunftsworkshops<br />

statt. Hier konnten sich<br />

die über 70 Teilnehmer unter anderem<br />

über die Anforderungen des EEG 2017,<br />

Flexibilisierungsoptionen und Möglichkeiten<br />

des Wechsels in die Güllekleinanlagenklasse<br />

informieren. Dabei stand der<br />

intensive Austausch mit den Referenten<br />

im Vordergrund, sodass die Möglichkeit<br />

bestand, betriebsindividuelle Fragen in<br />

die Diskussion einzubringen.<br />

Weiterhin wurde am 13. Februar ein Biomassetransportseminar<br />

angeboten. Hier<br />

konnten sich interessierte Betreiber, Landwirte<br />

und Lohnunternehmer bezüglich des<br />

aktuellen Rechtsrahmens beim Transport<br />

von Substraten und Gärprodukten, steuerlichen<br />

Anforderungen und vertraglichen<br />

Gestaltungsoptionen fortbilden. Abgerundet<br />

wurde das Programm durch die ökonomische<br />

Bewertung einzelner Logistikkonzepte,<br />

sodass die Auswirkungen auf<br />

die Praxis anschaulich dargestellt werden<br />

konnten.<br />

Autoren<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

79


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Regionalgruppe Schwarzwald<br />

Biogas hat eine Zukunft nur mit sauberen,<br />

effizienten und sicheren Biogasanlagen!<br />

Foto: Christa Maier<br />

Der erste Fachberater<br />

Biogas im Landkreis<br />

Breisgau-Hochschwarzwald:<br />

Wolfram Wiggert<br />

(Mitte) vom Haslachhof<br />

in Löffingen, hier beim<br />

Pressetermin mit<br />

(von rechts) Bernhard<br />

Schwörer, Gesamtkommandant<br />

Löffingen,<br />

Gotthard Benitz,<br />

stellvertretender Kreisbrandmeister<br />

Breisgau-<br />

Hochschwarzwald, Toni<br />

Baumann und Otto<br />

Körner.<br />

Das jüngste Regionalgruppentreffen stand<br />

unter dem Motto „Sicherheit für Mensch<br />

und Umwelt“. Referent Toni Baumann, seit<br />

über 18 Jahren Sachverständiger für Biogasanlagen<br />

bei Gericht, den Betreibern und<br />

Versicherungen berichtete über Neues aus der TRAS<br />

120, wobei geschätzte 75 Prozent der Inhalte bereits in<br />

der bisherigen Ti4 enthalten sind. Es handelt sich also<br />

um ein Umsetzungsdefizit!<br />

Dem Grundsatz nach gelten die Regelungen für BIm-<br />

SchG-pflichtige BGA, eine sinngemäße Anwendung<br />

wird aber auch für kleinere BGA empfohlen. In Baden-<br />

Württemberg hat die Schulung der Gewerbeaufsichtsämter<br />

der Landkreise bereits stattgefunden. Jetzt steht<br />

die Umsetzung in einen ministeriellen Erlass oder eine<br />

vergleichbare Ausführungsanordnung an, mit der im<br />

Sommer gerechnet werden kann.<br />

Darauf zu warten, wäre aber nicht richtig: Stattdessen<br />

sollte an der Umsetzung der Ti4 auf der eigenen Anlage<br />

weiter gearbeitet werden. Beispiel 1 aus Baden-<br />

Württemberg: Temperaturüberhitzung trotz kaltem<br />

Dezember im BHKW-Schaltschrank führte zu Feuer,<br />

das auf eine benachbarte Hackschnitzeltrocknung, ein<br />

Strohlager und den Fermenter übergriff und insgesamt<br />

1,8 Millionen Euro Schaden verursachte. Einfache Verhinderung<br />

durch Temperaturkontrolle wäre möglich gewesen.<br />

Auch lose und gelockerte Kabel können solche<br />

Schäden verursachen!<br />

Beispiel 2: Ein von innen korrodierter Fermenter sackt<br />

in sich zusammen. Es laufen über 400 Kubikmeter Inhalt<br />

aus. Nachbarn helfen mit einer Kette aus Saugfässern<br />

und verhindern eine Verschmutzung der Donau<br />

in Nachbarschaftshilfe. Tolle Hilfestellung, aber zwingend<br />

ist hier die erforderliche Umwallung – gerade in<br />

umweltsensibler Umgebung.<br />

Aufruf: Wir brauchen mehr Fachberater<br />

in den Freiwilligen Feuerwehren!<br />

„Sie sind die qualifizierten Unterstützer der Feuerwehren,<br />

wenn es denn zum Einsatz kommt. Und sie sollten<br />

aus den Reihen der Anlagenbetreiber kommen – das<br />

wäre ideal, denn sie haben die höchste Kompetenz“,<br />

erläuterte der „spätberufene“ Feuerwehrmann Toni<br />

Baumann, selbst Fachberater in mehreren Landkreisen<br />

Südwürttembergs. Er schult auf Anfrage gerne Feuerwehren<br />

im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen –<br />

zuerst theoretisch (indoor) und dann praktisch an der<br />

Biogasanlage selbst.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

07 71/18 59 98 44<br />

otto.koerner@biogas.org<br />

80


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Verband<br />

Regionalgruppe Niederbayern<br />

47. Biogasstammtisch<br />

thematisierte Ausschreibungen,<br />

EEG-Änderungen<br />

und Elektromobilität<br />

Am Mittwoch, den 12. Dezember<br />

2018 fand in Rottersdorf<br />

bei Landau an der Isar der inzwischen<br />

47. Stammtisch der<br />

Regionalgruppe Niederbayern<br />

des Fachverbandes Biogas e.V. statt. Die<br />

Anlagenbetreiber konnten sich über die<br />

Ergebnisse und Schlussfolgerungen der<br />

zweiten Ausschreibung im Rahmen des<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) informieren.<br />

Anschließend diskutierten die<br />

Teilnehmer mit Hubert Maierhofer von<br />

C.A.R.M.E.N. e.V. über die Elektromobilität<br />

in der Landwirtschaft, deren Möglichkeiten<br />

und Grenzen.<br />

Nach einer kurzen Begrüßung durch den<br />

Regionalgruppensprecher Franz Winkler informierte<br />

Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer<br />

des Fachverbandes Biogas e.V., über die Ergebnisse<br />

der zweiten EEG-Ausschreibung,<br />

bei der insgesamt 79 Biomasseanlagen<br />

einen Zuschlag erhalten haben. Das ausgeschriebene<br />

Volumen sei aber nur zu knapp<br />

40 Prozent ausgeschöpft worden, so Rauh.<br />

Der Fachverband fordere daher eine Überarbeitung<br />

des Ausschreibungsdesigns. Die<br />

Notwendigkeit sei nach einer Befragung<br />

der teilgenommenen Mitglieder bestätigt<br />

worden, da der Höchstgebotswert in vielen<br />

Fällen zu knapp sei, um eine Anlage wirtschaftlich<br />

zu betreiben.<br />

Ein weiteres Thema des Vortrags war das<br />

Energiesammelgesetz, das Ende November<br />

im Bundestag verabschiedet wurde.<br />

Darin wurden verschiedene Änderungen im<br />

EEG vorgenommen, zum Beispiel die Weiterentwicklung<br />

des Flexdeckels sowie des<br />

Ausschreibungsregimes oder Sonderausschreibungen<br />

für Wind und Photovoltaik.<br />

So werde es im Jahr <strong>2019</strong> für Biomasseanlagen<br />

zwei EEG-Ausschreibungen geben,<br />

am 1. April sowie am 1. November.<br />

Rauh betrachtete auch die Entwicklung<br />

des Flexdeckels. Ist das vorgegebene Volumen<br />

ausgeschöpft, können Betreiber die<br />

Flexibilitätsprämie nicht mehr in Anspruch<br />

nehmen. Mit der Flexibilisierung können<br />

Anlagen bedarfsgerecht und netzdienlich<br />

Strom erzeugen, was durch eine Prämie<br />

gefördert wird. Bis Oktober 2018 wurden<br />

792 Megawatt (MW) ausgeschöpft, dies<br />

seien 59 Prozent der Gesamtmenge von<br />

1.350 MW.<br />

Der im Rahmen des Energiesammelgesetzes<br />

auf 1.000 MW abgesenkte Deckel werde<br />

zwar schon früher erreicht, dafür habe<br />

man dann aber noch 16 Monate Zeit, die<br />

Prämie in beliebiger Höhe zu beanspruchen.<br />

Rauh gab den Betreibern in diesem<br />

Zusammenhang den Rat, bis Oktober<br />

2020 mit Projekten im Rahmen der Flexibilisierung<br />

fertig zu sein, um langfristig<br />

auch an Ausschreibungen erfolgreich teilzunehmen<br />

und so weiterhin eine Förderung<br />

zu erhalten.<br />

Hubert Maierhofer von C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

sprach im zweiten Teil des Abends über die<br />

Elektromobilität und beleuchtete insbesondere<br />

die Möglichkeiten, die sich dem landwirtschaftlichen<br />

Betrieb bieten. Er stellte<br />

zahlreiche Fahrzeuge sowie Beispiele für<br />

die Nutzung vor und beantwortete allgemeine<br />

Fragen der Betreiber. In der Landwirtschaft<br />

könne durch die Einbindung<br />

einer PV-Anlage der Eigenstrom für die Mobilität<br />

genutzt werden. Denn: „Ein Elektro-<br />

Antrieb ist nur mit Erneuerbaren Energien<br />

sauber“, so Maierhofer.<br />

Text: C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

Wir sorgen für sauberes Gas!<br />

Wir bieten mit der Donau Bellamethan Produktfamilie eine umfassende Lösung zur Grobentschwefelung an. Zusätzlich wird<br />

der Ammoniakgehalt verringert und die enthaltenen Spurenelemente gewährleisten eine Grundversorgung der Biologie.<br />

Donau Bellamethan – ein Qualitätsprodukt!<br />

» Verlässliche H 2<br />

S-Entfernung direkt im Substrat<br />

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81


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Gesunder und<br />

ertragreicher Bestand<br />

eines Wintererbsen-<br />

Roggen-Gemenges.<br />

Foto: Wolfram Wiggert<br />

Regionalgruppe Schwarzwald<br />

Ergänzung, kein Mais-Ersatz:<br />

alternative Energiepflanzen<br />

Für das Winterprogramm hatten sich die<br />

Kreissprecher der Regionalgruppe Schwarzwald<br />

unter anderem vorgenommen, einen<br />

Erfahrungsaustausch zu den alternativen<br />

Energiepflanzen abzuhalten. Dazu kamen<br />

Anfang Januar über 30 Interessierte zusammen. Und<br />

sie wurden nicht enttäuscht: Philipp Ewald berichtete<br />

über seine vor- und nachteiligen Erfahrungen beim<br />

Einsatz von Zuckerrüben in seiner stark flexibilisierten<br />

Biogasanlage, wobei das Positive für seine Biogasanlage<br />

überwiegt und er auf eine aus seiner Sicht optimale<br />

15-Prozent-Quote der Rübe am Input hinarbeitet bei<br />

eigenem Anbau.<br />

Markus Traber schätzt die Kultur ebenfalls positiv ein<br />

mit seiner Zukauf-Lösung, Verfütterung in der Tierhaltung<br />

und dem Einsatz in der Biogasanlage (siehe<br />

Biogas Journal 1_<strong>2019</strong>, Seite 96). Er hatte außerdem<br />

mit der Wildpflanzenmischung von Saaten-Zeller, der<br />

zurzeit einzigen umfassend wissenschaftlich geprüften<br />

ihrer Art, in der Bioenergieregion Bodensee mehrjährige<br />

Erfahrungen sammeln können. Er geht von einem<br />

50-Prozent-Ertragsniveau im Vergleich zum Mais-Biogasertrag<br />

pro Hektar aus und ist deshalb ausgestiegen.<br />

Auf mit Steinen durchsetzten Böden hat Steffen Benne<br />

die Durchwachsene Silphie als Mais-Untersaat am Albtrauf<br />

der Schwäbischen Alb anbauen lassen. Sein Fazit:<br />

Als umweltfreundliche Kultur an landbaulich weniger<br />

interessanten Standorten zur Abdeckung der Greening-<br />

Pflicht ist sie empfehlenswert. Auch in Kooperation<br />

mit Imkern und Jägern ist die von Wildschweinen verschmähte,<br />

aber sehr schön blühende Kultur ein Gewinn<br />

für Artenvielfalt und für landschaftliche Ästhetik.<br />

Für alle mehrjährigen Kulturen ist noch besonders hervorzuheben<br />

der gute Erosionsschutz der Böden und der<br />

für unser Lebensmittel Nr. 1 – das Trinkwasser – herausragende<br />

Schutz vor unerwünschten Einträgen: die<br />

Nmin-Gehalte dieser Ackerstandorte entsprechen denen<br />

unter Grünland! Es schloss sich eine sehr lebhafte,<br />

auf hohem Niveau geführte Landbau-Diskussion an mit<br />

dem Wunsch, mehr Erfahrungsberichte aus der Betreiberschaft<br />

vorzustellen. Wenn auch zum Teil noch nicht<br />

überall verbreitet – die Technik für Anbau und Ernte ist<br />

für alle alternativen Kulturen vorhanden.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

07 71/18 59 98 44<br />

otto.koerner@biogas.org<br />

82


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Verband<br />

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04482 - 908 911<br />

04482 - 908 912<br />

0151 - 23510337<br />

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(ReSyMeSa) und weitere Mitarbeiter verfügen über Kompetenz und Erfahrung<br />

aus zahlreichen Prüfungen und der Mitarbeit an Regelwerken. Wir werden uns<br />

umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen.<br />

Ingenieurgruppe RUK GmbH, Auf dem Haigst 21, 70597 Stuttgart<br />

Tel. +49 711 90 6780, info@ruk-online.de www.ruk-online.de<br />

Intensiv.<br />

Aktiv.<br />

Mitgestalten.<br />

Werden<br />

Sie<br />

Mitglied!<br />

Als Mitglied im Fachverband Biogas werden Sie Teil einer Interessen vertretung, die<br />

aktiv Einfl uss nimmt. Auf Gesetze und Verordnungen. Auf Länderebene und im Bund.<br />

Wir sind ansprechbar, hören zu, machen uns stark!<br />

Seien Sie dabei!<br />

www.biogas.org<br />

Zusammen.<br />

Stark.<br />

Einfl uss nehmen.<br />

Dem Klimaschutz verpflichtet.<br />

Engagiert. Aktiv. Vor Ort.<br />

Gesagt.<br />

Getan.<br />

Viel erreicht.<br />

83


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

LEE-Energietalk in Papenburg<br />

Regional<br />

büro<br />

NORD<br />

Der Landesverband Erneuerbare<br />

Energien Niedersachsen-Bremen<br />

e.V.<br />

hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

die gemeinsame politische<br />

Kommunikation der<br />

Erneuerbaren Energien zu<br />

forcieren. Dazu wurde das Format Energietalk<br />

entwickelt, wo politische Themen<br />

mit Stakeholdern einer Region und dem<br />

regionalen Minister besprochen werden.<br />

Der erste Aufschlag fand in Papenburg mit<br />

dem niedersächsischen Energieminister<br />

Olaf Lies statt. Kooperationspartner war<br />

das Oldenburger Energiecluster, das schon<br />

seit Jahren energiepolitische Innovationen<br />

unterstützt. Lies betonte, dass die Energiewende<br />

unumkehrbar sei und die Innovationen<br />

der Branche von ihm unterstützt<br />

würden.<br />

Wilhelm Pieper, Vorsitzender des LEE,<br />

mahnte, dass es nicht nur bei Lippenbekenntnissen<br />

bleiben dürfe, sondern auch<br />

die konkrete Umsetzung auf allen Ebenen<br />

forciert werden müsste. „Genehmigungen<br />

für Windenergieanlagen dauern Jahre,<br />

die regionalen Raumordnungsprogramme<br />

dampfen die ohnehin zu geringen Ausbauflächen<br />

ein und die Bioenergie hat mit ständig<br />

neuen und unklaren Auflagen zu kämpfen.<br />

Sektorkopplung ist in der Umsetzung<br />

noch gar nicht im Fokus“, bemängelte er<br />

sehr deutlich. Der Minister bot ausdrücklich<br />

den Dialog an.<br />

In den Vorträgen wurden energiepolitische<br />

Themen der maritimen Wirtschaft durch<br />

die Meyer Werft angesprochen und Christoph<br />

Pieper von Agrowea stellte das Projekt<br />

der Versorgung der Stadt Haaren durch Verstetigung<br />

von Windkraft vor.<br />

Das Thema Güllevergärung stellte der<br />

stellvertretende Betreibersprecher aus<br />

Weser-Ems, Jens Geveke, vor. Er betreibt<br />

selbst eine Anlage, die überwiegend Mist<br />

vergärt, und erläuterte die Chancen der<br />

Güllevergärung und die Bedeutung als<br />

Dienstleistung für die Landwirtschaft. Er<br />

machte aber auch deutlich, dass auch hier<br />

klare Regelungen benötigt werden. „Ohne<br />

eine Gleichstellung externer Gärrestlager<br />

mit Güllelagern wird es keine Ausweitung<br />

der Güllevergärung geben“, stellte er fest.<br />

Eine Finanzierung könnte sich ohne weiteres<br />

über eine vernünftige CO 2<br />

-Bepreisung<br />

rechnen. „Hier müssen jetzt Entscheidungen<br />

getroffen werden“, gab er dem Minister<br />

mit auf den Weg.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Silke Weyberg<br />

Regionalbüro Nord im LEE Niedersachsen-Bremen e.V.<br />

Herrenstraße 6 · 30159 Hannover<br />

0 51 28/333 55 10<br />

05 11/89 85 86-194<br />

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84


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Tel. 030 2758179-0<br />

Fax 030 2758179-29<br />

berlin@biogas.org<br />

Hauptstadtbüro<br />

Invalidenstr. 91<br />

10115 Berlin<br />

Dem Klimaschutz verpflichtet.<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstraße 12<br />

85356 Freising<br />

Tel. 08161 984660<br />

Fax 08161 984670<br />

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Engagiert. Aktiv. Vor Ort.<br />

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Flexbetrieb: eine ökonomische<br />

Analyse S. 10 an den Fahrplanbetrieb S.<br />

Gasspeicher: Anforderungen<br />

30<br />

www.biogas.org Februar 2016<br />

Bi GaS Journal<br />

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Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 5 073 | 19. Jahrgang<br />

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dokumentationspflichten S. 24<br />

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www.biogas.org April 2016<br />

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Wildpflanzen: verbesserte<br />

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(deutsch)<br />

verzichten freiwillig auf einen Teil ihres Gasertrages und setzen<br />

ie einen ökologischen Mehrwert für Mensch und Natur haben.<br />

„Die Biogasnutzung bietet die Möglichkeit,<br />

unterschiedlichste Pflanzen sinnvoll anzubauen<br />

und damit einerseits den Boden und das<br />

Grundwasser zu schützen und andererseits die<br />

Artenvielfalt auf den Feldern zu erhöhen.<br />

Das sieht nicht nur schön aus – es ist auch<br />

ein wichtiger Beitrag für den dringend<br />

notwendigen Schutz unserer Insekten.“<br />

Peter Maske, Präsident Deutscher Imkerbund e.V.<br />

Über gezielte Agrar-Fördermaßnahmen könnte<br />

Biogas einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt<br />

leisten.<br />

Eine Übersicht über die zur Verfügung stehenden<br />

Alternativen Energiepflanzen bietet die Seite<br />

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4.700 Mitgliedern die größte deutsche und<br />

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Ziel der Verbandsarbeit ist es, die Biogaserzeugung<br />

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Biogas entsteht durch die Vergärung biogener Stoffe in einem luftdicht abgeschlossenen<br />

Behälter, dem sogenannten Fermenter. Vergoren werden kann fast alles,<br />

was biologischen Ursprungs ist: Gülle und Mist, Bioabfälle - oder Energiepflanzen.<br />

Letztere werden von den Landwirten extra angebaut. Ende 2017 wuchsen auf gut<br />

1,4 Millionen Hektar Energiepflanzen für den Einsatz<br />

in Biogasanlagen. Das sind rund acht Prozent<br />

der landwirtschaftlichen Nutzfläche.<br />

Fast jede Pflanze eignet sich für die Vergärung:<br />

bunte Wildblumen, weiß blühender Buchweizen<br />

oder die gelb blühende Durchwachsene Silphie.<br />

Sie unterscheiden sich jedoch in ihrem Gas- und<br />

damit Stromertrag. Aus einem Hektar Mais können<br />

ca. 21.000 Kilowattstunden Strom erzeugt<br />

werden. Bei der bunten Alternative Wildpflanzen<br />

liegt der Energieertrag etwa bei der Hälfte.<br />

Zahlreiche Institute und Hochschulen, aber auch<br />

viele Landwirte testen die verschiedensten Pflanzen<br />

auf ihre Biogastauglichkeit. In den letzten<br />

Jahren konnten dabei große Fortschritte erzielt<br />

werden und die Palette der potenziellen Energiepflanzen<br />

wächst kontinuierlich.<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Erderhitzung stoppen,<br />

jedes Jahr zählt!<br />

Gastbeitrag zur Bewertung der Kohlekommission von Dr. Simone Peter,<br />

Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) e.V.<br />

Die verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Interessen, die in der<br />

Kohlekommission vertreten waren,<br />

haben sich auf einen Kompromiss<br />

für den Kohleausstieg<br />

verständigt. Der Einstieg in den Ausstieg<br />

ist nun besiegelt, der Gesamtpfad ist<br />

den Paris-Klimazielen entsprechend<br />

auszugestalten und konkrete Maßnahmenpakete<br />

sind zu schnüren.<br />

Spätestens 2038 – aus Sicht des<br />

BEE einige Jahre früher – sollen die<br />

letzten Kohlekraftwerke vom Netz<br />

gehen. Der Mix aus Erneuerbaren<br />

Energien, Speichern und gekoppelten<br />

Sektoren übernimmt sukzessive<br />

die Verantwortung für die sichere<br />

Energieversorgung. In diesen zunehmend<br />

flexiblen Energiemärkten<br />

wird Biogas eine wachsende Rolle<br />

spielen. Denn mit zuverlässiger und<br />

steuerbarer Produktion, die zudem<br />

an den Bedarf des Gesamtsystems<br />

angepasst werden kann, ist es der<br />

feste Partner an der Seite der fluktuierend<br />

einspeisenden Quellen Sonne und Wind.<br />

Für die Versorgungssicherheit ist das entscheidend,<br />

zumal es in Deutschland eine<br />

weit verzweigte Infrastruktur für Gas gibt –<br />

das entsprechend der Klimaziele auch grüner<br />

werden muss.<br />

Das Kapazitätspotenzial von Biogas ist<br />

noch lange nicht ausgeschöpft. Je mehr<br />

Biogas flexibilisiert wird, desto mehr kann<br />

es zur Versorgungssicherheit beitragen.<br />

Hierzu ist wichtig, dass noch in diesem<br />

Jahr der vorhandene Flexibilitätsdeckel<br />

beim Biogas gestrichen wird. Je höher die<br />

Anreize für die Flexibilität sind, desto mehr<br />

Kohlekraftwerke können kapazitätsseitig<br />

versorgungssicher durch Biogas ersetzt<br />

werden. Dies muss jetzt auch Bestandteil<br />

der Verhandlungen der AG Akzeptanz der<br />

Regierungsfraktionen werden. Darüber hinaus<br />

hat die Kohlekommission auch Akzente<br />

bei der Kraft-Wärme-Kopplung gesetzt.<br />

Auch hier kann Biogas seine spezifischen<br />

Vorteile ausspielen.<br />

Die Kommissionsempfehlungen für die<br />

Reduktion der Kohleverstromung und den<br />

Ausbau der Erneuerbaren Energien in<br />

den 2020er Jahren werden voraussichtlich<br />

dazu beitragen, das nationale Klimaschutzziel<br />

2030 zu erreichen. Die Ziele<br />

des Pariser Klimaschutzabkommens werden<br />

damit noch nicht erreicht. Nötig ist ein<br />

Abschaltplan, der ab 2023 die in Paris beschlossenen<br />

Vorgaben in den Fokus stellt.<br />

Spätestens dann sollten auch die weiteren<br />

konkreten Maßnahmen für die Jahre 2025<br />

bis 2030 beschlossen und sollte dem Klimaschutz<br />

Rechnung getragen werden.<br />

Seit der Ratifizierung des Vertrages hat die<br />

Bundesregierung keine Prozesse zur notwendigen<br />

Treibhausgaseinsparung in die<br />

Wege geleitet. Deshalb ist es jetzt umso<br />

dringender, dass Deutschland seinen Beitrag<br />

zu einer signifikanten Treibhausgasreduzierung<br />

leistet und damit dazu beiträgt,<br />

die Erderhitzung zu stoppen. Jedes Jahr<br />

zählt.<br />

Der vermeintliche Gegensatz – softer Klimaschutz<br />

auf der einen Seite und harte<br />

Wirtschaftsfakten auf der anderen Seite –<br />

ist durch die Energiewende schon lange<br />

aufgelöst. Denn sie schafft dauerhaft nachhaltige<br />

Wertschöpfung mit zigtausenden<br />

Arbeitsplätzen und wachsender heimischer<br />

Wertschöpfung. Nur Erneuerbare Energien<br />

verbinden Klimaschutz und die notwendige<br />

Modernisierung der Energiewirtschaft. Bürgerinnen<br />

und Bürger, Landwirte und neue<br />

Energieakteure sind dabei von Anbeginn<br />

die Treiber. Sie tragen zur großen Akzeptanz<br />

der Energiewende bei, wie Umfragen<br />

dies immer wieder belegen.<br />

Um neben dem beschleunigten Umstieg<br />

auf Erneuerbare Energien auf schnellem<br />

Wege mehr CO 2<br />

einzusparen, bietet sich<br />

als Ansatz an, die Volllaststunden in den<br />

im Übergangszeitraum noch verbleibenden<br />

Kraftwerken zu reduzieren. Marktwirtschaftlich<br />

– und zudem sehr effizient<br />

– ist ein Preis auf den Ausstoß<br />

von Kohlendioxid. Er würde faire<br />

Wettbewerbsbedingungen schaffen<br />

und somit saubere Technologien in<br />

den Vordergrund rücken.<br />

Dies würde notwendige Impulse für<br />

Erneuerbare Energien, Speicher und<br />

die Sektorenkopplung setzen. Es geht<br />

deshalb um mehr als um die Umsetzung<br />

des Vorschlags der Kohlekommission.<br />

Es geht um ein Gesamtkonzept,<br />

in dem auch die Bereiche<br />

Gebäude und Verkehr ihre Sektorziele<br />

für den Klimaschutz erreichen. Hier<br />

herrscht seit Jahren energiepolitischer<br />

Stillstand. Entsprechend ambitioniert<br />

müssen die Beschlüsse der beiden<br />

Kommissionen sein. Und auch hier liegen<br />

bereits gute Lösungen auf der Hand. So<br />

kann zum Beispiel zu Biomethan aufbereitetes<br />

Biogas neben anderen Erneuerbaren<br />

Energien im Gebäude- und Verkehrsbereich<br />

zur CO 2<br />

-Reduktion beitragen.<br />

Das Klimaschutzgesetz muss schließlich<br />

den regulatorischen Rahmen bilden, der<br />

die Energiewende aus dem Dickicht von<br />

Einzelmaßnahmen holt. Dafür braucht es<br />

Emissionseinsparziele für die einzelnen<br />

Sektoren, ebenso wie übergeordnete Pfade,<br />

darunter das Zeit- und Mengengerüst für<br />

das von der Kohlekommission bestätigte<br />

65-Prozent-Ziel für Erneuerbare Energien<br />

bis 2030. Für die Erneuerbaren-Industrie<br />

und ihre knapp 340.000 Beschäftigten<br />

muss endlich Planungssicherheit geschaffen<br />

werden. Die Kommission hat ihre Arbeit<br />

beendet, die politische Arbeit beginnt erst<br />

jetzt.<br />

86


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Verband<br />

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87


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Wo die Gülle die Hauptrolle spielt<br />

In Thüringen sind die Biogasanlagen zumeist direkt in die Landwirtschaftsbetriebe integriert.<br />

Nachwachsende Rohstoffe kommen wenig zum Einsatz, sodass steigende Pachtpreise durch<br />

die Substratproduktion nicht erkennbar sind.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Noch kann der Anlagenbestand<br />

im Land sich sehen lassen:<br />

In Thüringen gibt es mehr<br />

als 260 landwirtschaftliche<br />

Biogasanlagen mit einer installierten<br />

Leistung von insgesamt 112,4<br />

Megawatt, ferner 8 Abfallanlagen mit zusammen<br />

10,4 Megawatt und 9 Biogaseinspeiseanlagen.<br />

Doch bei diesen Zahlen wird es nicht bleiben<br />

– sofern politisch nicht gegengesteuert<br />

wird. Denn das Ende der EEG-Vergütungen<br />

rückt näher. „Beginnend ab 2020 ist ein<br />

deutlicher Einbruch in der Bereitstellung<br />

von Biogasstrom zu erwarten, der dann<br />

auch noch mit der Abschaltung der letzten<br />

Atomkraftwerke in 2022 zusammenfällt“,<br />

schreibt das Thüringer Ministerium für Infrastruktur<br />

und Landwirtschaft. Mehrere<br />

Biogasanlagen wurden aus unterschiedlichen<br />

Gründen bereits stillgelegt.<br />

Dabei hat die Branche in Thüringen eigentlich<br />

eine ganz gesunde Struktur, weil<br />

mehr als 90 Prozent der Anlagen direkt<br />

in die Landwirtschaftsbetriebe integriert<br />

sind. Reine NawaRo-Anlagen – Investorenanlagen<br />

überhaupt, wie sie in anderen<br />

Ländern im deutschen Osten verbreitet<br />

sind – bleiben in Thüringen die Ausnahme.<br />

Reine Gülleanlagen gibt es aber auch praktisch<br />

nicht, da die Betriebe stets anfallende<br />

Reststoffe wie Siloabraum und Restfutter,<br />

mit verwerten. Die elektrische Leistung der<br />

Thüringer Anlagen (ohne die Einspeiseanlagen)<br />

liegt im Mittel bei 450 Kilowatt.<br />

Wirtschaftsdünger: hoher Anteil in<br />

Biogasanlagen<br />

„Mit der Orientierung der Errichtung der<br />

landwirtschaftlichen Biogasanlagen am<br />

Standort der Tierhaltung wurde ein zukunftsweisender<br />

Weg begangen“, bilanziert<br />

heute das Landwirtschaftsministerium.<br />

Bezogen auf die Frischmasse betrage der<br />

Wirtschaftsdüngeranteil am Substratmix in<br />

Thüringen 71,3 Prozent. Von der anfallenden<br />

Rindergülle werden bereits mehr als<br />

87 Prozent, von der Schweinegülle mehr<br />

als 43 Prozent und vom Stallmist mehr als<br />

37 Prozent energetisch genutzt.<br />

Aufgrund des nur geringen Einsatzes von<br />

Energiepflanzen finde in der Regel auch<br />

kein Substrathandel statt, was der Landwirtschaft<br />

in Thüringen – anders als in<br />

manchen anderen Regionen – einen entscheidenden<br />

Vorteil bringt: „Effekte der<br />

Substratproduktion auf die Höhe der Pachtzinszahlungen<br />

sind in Thüringen nicht festzustellen“,<br />

betont das Ministerium.<br />

Thüringen hatte bereits zu DDR-Zeiten dem<br />

Biogas viel Aufmerksamkeit gewidmet, unter<br />

anderem durch die Forschungsarbeiten<br />

der Landwirtschaftlichen Fakultät der Uni<br />

Jena. Bereits 1953 baute das Institut eine<br />

halbautomatisierte Anlage mit 3 Kubikmetern<br />

Faulraum auf dem Versuchsgut in<br />

Freienbessingen auf, die bereits mit der<br />

thermophilen Faulung experimentierte.<br />

Billiges Öl beendete aber in den folgenden<br />

anderthalb Jahrzehnten vorerst die<br />

Biogas-Ära im deutschen Osten. Die Thüringer<br />

Versuchsanlagen wurden ebenso<br />

stillgelegt wie jene im brandenburgischen<br />

Bornim und in Dresden. „Ursache hierfür<br />

waren auch die unter den Bedingungen der<br />

kleinbäuerlichen Produktion ungenügenden<br />

Substratanfallmengen sowie technologische<br />

Probleme“, sagt Gerd Reinhold vom<br />

Thüringer Landesamt für Landwirtschaft<br />

und Ländlichen Raum (TLLLR).<br />

Neue Pilotanlagen als Folge der<br />

Ölkrisen<br />

Anfang der Achtzigerjahre, als die erste<br />

und zweite Ölkrise die Preise der fossilen<br />

Energien zeitweise rapide steigen ließen,<br />

beschloss die DDR abermals eine Reihe<br />

von Pilotanlagen zu errichten. In Thüringen<br />

entstanden solche in Nordhausen, in<br />

Rippershausen bei Meiningen und in Himmelgarten<br />

bei Nordhausen. Eine Großversuchsanlage<br />

wurde zugleich in Berlstedt<br />

aufgebaut. In den benachbarten Bundesländern<br />

gab es Projekte im sächsischen<br />

Plauen und im brandenburgischen Frankenförde<br />

bei Luckenwalde, die auch von<br />

Forschern aus Thüringen begleitet wurden.<br />

Die Biogasgroßversuchsanlage in Berlstedt<br />

ging als erste 1982 in Betrieb, eine Pilotanlage<br />

auf Basis eines umgerüsteten 500<br />

Kubikmeter fassenden Güllelagerbeckens.<br />

Sie habe das Ziel gehabt, Erfahrungen und<br />

Erkenntnisse für den Betrieb der geplanten<br />

Großanlage am gleichen Standort mit drei<br />

mal 1.200 Kubikmeter Faulraumvolumen<br />

zu gewinnen, sagt Reinhold. In der Anlage<br />

seien vielfältige Untersuchungen zur Verfahrenstechnik<br />

der Biogaserzeugung vorgenommen<br />

worden.<br />

Die Großanlage ging 1986 in Betrieb, sie<br />

habe bis zur Wende erfolgreich gearbeitet,<br />

sagt Reinhold. Anfangs wurde das Gas lediglich<br />

in Warmwasserkesseln genutzt,<br />

die in einer Milchviehanlage in Berlstedt<br />

einen Kilometer entfernt beziehungsweise<br />

in einer Schweinemastanlage in Neumark<br />

aufgestellt waren. Die Verstromung wurde<br />

erst ab 1987 mit einem umgerüsteten ZT-<br />

300-Traktormotor getestet.<br />

Größte Gülleanlage der DDR<br />

Thüringen habe auch die größte landwirtschaftliche<br />

Biogasanlage der DDR gehabt,<br />

erinnert sich der Biogasexperte vom TLL-<br />

LR. Diese stand in Nordhausen und verfügte<br />

über ein Faulraumvolumen von zwei mal<br />

8.000 Kubikmeter. Sie wurde vom Institut<br />

für Düngungsforschung Potsdam wissenschaftlich<br />

betreut und arbeitete auf Basis<br />

von Schweinegülle. Bis 1991 lief die Anlage,<br />

die von den Schweinezuchtanlagen des<br />

Betriebes mit insgesamt 90.000 Tieren<br />

sowie Güllefiltrat aus einer benachbarten<br />

Schweinemastanlage mit 25.000 Tieren<br />

versorgt wurde. Die Anlage wurde allerdings<br />

Mitte der Neunzigerjahre stillgelegt und als<br />

neukonstruierte Anlage 2001 wieder in Betrieb<br />

genommen.<br />

88


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Verband<br />

Das Projekt in Himmelgarten am Standort<br />

einer Jungrinderanlage mit 2.600 Tieren<br />

war dagegen klein, es umfasste zwei Fermenter<br />

mit jeweils 360 Kubikmeter Faulraum<br />

und ging 1986 in Betrieb. Im Jahr zuvor<br />

war die Anlage Rippershausen mit vier<br />

mal 1.500 Kubikmeter Faulraumvolumen<br />

auf Basis der Gülle von 34.000 Schweinen<br />

einer Mastanlage in Betrieb gegangen.<br />

Technisch wurde immer wieder Neues getestet.<br />

„Hier erfolgte erstmals der Einsatz<br />

von Folienmaterialien zur Abdeckung der<br />

Reaktoren und zur Gasspeicherung, auch<br />

wurden hier erstmals Hohlwellenrührwerke<br />

aus der Kaliindustrie eingesetzt“, sagt<br />

Reinhold. Durch die umfangreiche Nutzung<br />

von Kosubstraten aus dem Bereich organischer<br />

Abfälle habe man den Betrieb auch<br />

über die wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />

der Nachwende aufrechterhalten können.<br />

Fast 60 Prozent Ökostrom<br />

Heute liegt Thüringen in Sachen Ökostrom<br />

deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt.<br />

Wie das Landesamt für Statistik<br />

errechnete, stammten im Jahr 2017 von<br />

den 10,15 Milliarden Kilowattstunden,<br />

die im Land erzeugt wurden, 59,2 Prozent<br />

aus Erneuerbaren Energien. Allerdings<br />

muss Thüringen auch Strom aus anderen<br />

Bundesländern importieren, weil die eigene<br />

Erzeugung nicht ausreicht. Unter den<br />

Erneuerbaren hat die Windkraft mit 2,79<br />

Milliarden Kilowattstunden (2017) den<br />

größten Anteil. Auf dem zweiten Platz steht<br />

die Biomasse mit 1,85 Milliarden, wovon<br />

wiederum die Hälfte aus Biogas stammt.<br />

Die andere Hälfte stammt aus flüssiger<br />

Biomasse wie Rapsöl, aus fester Biomasse<br />

wie Holz und Brennlauge (eingedampfte<br />

Schwarzlauge aus der Zellstoffproduktion)<br />

sowie aus dem biogenen Anteil der Abfälle.<br />

Seit dem EEG 2014 geht es aber auch in<br />

Thüringen kaum noch voran mit dem Biogas,<br />

seither erfolgte der bescheidene Zubau<br />

nur noch in Form von 75-Kilowatt-Gülleanlagen.<br />

Einzelne Bestandsanlagen wurden<br />

zuletzt auch flexibilisiert, doch so richtig<br />

zufrieden ist das Ministerium mit der bestehenden<br />

Regelung nicht. In seinem Abschlussbericht<br />

„Integration der Biogaserzeugung<br />

in die Landwirtschaft Thüringens“<br />

schreibt das Ministerium für Infrastruktur<br />

und Landwirtschaft von einer „Fehlanreizsetzung<br />

bei der Flexibilisierung“. Denn<br />

es werde nicht eine flexible Fahrweise,<br />

sondern die potenzielle Möglichkeit zur<br />

flexiblen Fahrweise gefördert – ein großer<br />

Unterschied.<br />

Die Flexibilität kann vielfältig sein. Herbert<br />

Markert vom Fachverband Biogas in Thüringen<br />

verweist auf den hohen Anteil von<br />

Biogasanlagen mit Nahwärmenetz, die es<br />

im Land gebe. Somit würden in Thüringen<br />

längst einige Anlagen flexibilisiert – auch<br />

ohne zusätzlichen Gasspeicher. Denn entsprechend<br />

dem Wärmebedarf werde Erzeugung<br />

vom Sommer in den Winter verlagert.<br />

„Man fährt den Reaktor über einige Wochen<br />

im Frühjahr um 20 bis 30 Prozent herunter<br />

und im Herbst wieder hoch“, sagt Markert.<br />

Damit liefere man bedarfsgerechte Wärme<br />

und auch Strom und müsse gar nicht<br />

in Gasspeicher investieren: „Der beste<br />

Speicher ist die Silage im Silo.“ Mitunter<br />

passe der Jahresgang der Biogaserzeugung<br />

auch perfekt zum Anfall der Gülle in den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben: „Eine Mutterkuhherde<br />

ist ohnehin nur im Winter im<br />

Stall.“<br />

Biomethan aus kleineren Anlagen<br />

Auch mit neuen Konzepten versuchen<br />

die Akteure, das Biogas über die aktuelle<br />

politische Durststrecke und das Ende der<br />

EEG-Förderung zu retten. Ohra Energie,<br />

der Gasversorger in der Region Gotha-Eisenach,<br />

hat gerade eine Machbarkeitsstudie<br />

fertigstellen lassen, die zeigt, dass auch<br />

Biogas aus kleineren Anlagen als bisher zu<br />

Biomethan aufbereitet und wirtschaftlich<br />

als Kraftstoff verwendet werden kann. „Ab<br />

einer Erzeugung von 50 Kubikmeter Rohbiogas<br />

pro Stunde kann sich das lohnen“,<br />

sagt Volkmar Braune, Technischer Leiter<br />

des Unternehmens. Voraussetzung sei,<br />

dass in unmittelbarer Nähe eine Gastankstelle<br />

das Biomethan an Kraftfahrzeugfahrer<br />

verkaufen kann. Nun sei ein Demonstrationsprojekt<br />

geplant.<br />

Gleichzeitig gehört das Biogas natürlich<br />

auch auf die politische Agenda, nicht zuletzt<br />

weil im Oktober in Thüringen Landtagswahl<br />

ist. Die Bilanz der bisherigen Politik<br />

fällt nicht schlecht aus: „Die Thüringer<br />

Landesregierung engagiert sich beim Ausbau<br />

der Erneuerbaren Energien“, sagt Jana<br />

Liebe vom Thüringer Erneuerbare Energien<br />

Netzwerk (ThEEN).<br />

Aber bundesweit müsse mehr geschehen.<br />

Ende Januar haben die Thüringer Branchenverbände<br />

daher ein Papier vorgestellt,<br />

in dem sie den aus ihrer Sicht bestehenden<br />

Handlungsbedarf darstellen. Insbesondere<br />

werde die Begrenzung der Sondervergütungsklasse<br />

im EEG auf 75 Kilowatt Bemessungsleistung<br />

vielen Viehhaltungsbetrieben<br />

in Thüringen nicht gerecht, da auf<br />

diesen zum Teil deutlich mehr Gülle anfällt.<br />

„Die Grenze sollte deshalb auf 150 Kilowatt<br />

Bemessungsleistung erhöht werden“,<br />

fordern die Verbände.<br />

Um den Anreiz zur Flexibilisierung beizubehalten,<br />

sollte ferner die Begrenzung der<br />

installierten Leistung abgeschafft werden,<br />

und auch Güllekleinanlagen sollte ermöglicht<br />

werden, den Flexibilitätszuschlag zu<br />

erhalten. Bestandsanlagen, deren EEG-<br />

Vergütung ausgelaufen ist, sollten die Möglichkeit<br />

erhalten, durch einen Wechsel in<br />

die Sondervergütungsklasse einen zweiten<br />

Vergütungszeitraum zu erhalten.<br />

Geschieht nichts dergleichen, sehen die<br />

Branchenverbände eine fatale Entwicklung<br />

voraus: Eine Fortschreibung der heutigen<br />

Rahmenbedingungen werde dazu führen,<br />

dass im Jahr 2035 weniger als 20 Prozent<br />

der derzeitigen Biogasstrommenge erzeugt<br />

wird und dass zugleich mehr als 275 Gigawattstunden<br />

Wärme aus anderen Quellen<br />

bereitgestellt werden müssen.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

07 61/202 23 53<br />

bernward.janzing@t-online.de<br />

89


Verband<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Triesdorfer Biogastag<br />

Biogasanlagen – Spielball des EEG?<br />

Klimaschutzziele brauchen regionales Bewusstsein und Fläche.<br />

Mitte Januar trafen sich Fachleute<br />

auf dem 9. Biogastag<br />

in Triesdorf. Sie forderten,<br />

dass der Weg der Erneuerbaren<br />

Energien weiter verfolgt<br />

werden müsse. Die Biogasbranche<br />

leiste wichtige Beiträge für die regionale<br />

Energieerzeugung und die Erreichung der<br />

Klimaschutzziele. Einig sind sich die Experten<br />

darin, dass Deutschland die Klimaschutzziele<br />

nur mit einer Bündelung und<br />

konsequenten Umsetzung verschiedener<br />

Maßnahmen erreichen kann. Dabei spielen<br />

Sektor übergreifende und vernetzte Lösungen<br />

eine bedeutende Rolle. Die Erzeugung<br />

von Energie in der Region brauche Fläche<br />

und wird sichtbar sein.<br />

Das ist ein wunder Punkt für vieler ihrer Verbandskollegen,<br />

weiß Heide Schmidt-Schuh<br />

vom Arbeitskreis für erneuerbare Energien<br />

im Bund Naturschutz (BN). Die positive<br />

Einschätzung von regionaler Energieerzeugung<br />

hat für viele Bürger ihre Grenzen,<br />

wenn sie Maisflächen in ihrer Umgebung<br />

wahrnehmen und damit eine intensive Nutzung<br />

verbinden. Sie vertrat bei der Fachtagung<br />

der Biogasbranche die Meinung, dass<br />

für ein Weiterkommen im Klimaschutz das<br />

volle Spektrum der Erneuerbaren Energien<br />

genutzt werden müsse. Der BN setze auf<br />

eine konstante Gewinnung von Strom aus<br />

Biomasse, jedoch mit angepasstem Nutzungskonzept,<br />

wie der Reduzierung des<br />

Maisanteils.<br />

Dr. Peter Pluschke, Geschäftsführer des<br />

Forums Klimaschutz und Nachhaltige Entwicklung<br />

der Metropolregion Nürnberg,<br />

wies darauf hin, dass sich die Bürger der<br />

Stadt Nürnberg schon vor Fukushima zum<br />

Klimaschutz entschlossen hätten. Doch<br />

gerade sei die Energieeffizienz kritisch zu<br />

beurteilen. Häufig werde in energetisch ineffiziente<br />

und kostengünstige Mietbauten<br />

investiert. Er sieht jedoch auch positive<br />

Entwicklungen und geht davon aus, dass<br />

der Anteil der Erneuerbaren Energien in<br />

der Region weiter steigen werde. Durch<br />

die Verwertung von Rest- und Abfallstoffen<br />

ließen sich zudem neue Potenziale nutzen.<br />

Für ihn sind die Biogasanlagen ein wichtiger<br />

Baustein im Maßnahmenpaket zur Bekämpfung<br />

des Klimawandels.<br />

Rainer Kleedörfer, Bereichsleiter Unternehmensentwicklung<br />

der N-ERGIE AG, verdeutlichte<br />

das Maßnahmenpaket. Für eine<br />

erfolgreiche Energiewende gelte es insgesamt<br />

etwa 200 Maßnahmen einzuhalten.<br />

Er forderte die Bereitstellung<br />

von Flächen<br />

zur Erzeugung Erneuerbarer<br />

Energien,<br />

nicht nur für Biomasse,<br />

sondern auch für<br />

PV- und Windkraftanlagen.<br />

Für die Biogasbranche<br />

brauche<br />

es zudem politische<br />

Lösungen, wie zum<br />

Beispiel die finanzielle<br />

Belohnung der<br />

energiewirtschaftlichen<br />

Flexibilität von<br />

Biogasanlagen. Auch<br />

die Förderung für die<br />

Modernisierung und den Ausbau des Gebäudebestands<br />

gelte es weiter zu verfolgen.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer<br />

des Fachverbandes Biogas<br />

e.V., erörterte, dass die Bemessungsleistung<br />

stagniere. Die Ursache dafür sieht er<br />

in der Positionierung von Gesellschaft und<br />

Naturschutzverbänden – man habe sich<br />

zunehmend kritisch gegenüber der Biogasentwicklung<br />

positioniert. Deshalb sei es<br />

wichtig, die Aufmerksamkeit auf die positiven<br />

Seiten der Branche zu lenken. Durch<br />

Biogas werden beispielsweise jährlich etwa<br />

20 Millionen Tonnen CO 2<br />

eingespart.<br />

Ebenso leiste Biogas durch den Anbau von<br />

alternativen Energiepflanzen einen wichtigen<br />

Beitrag zur Artenvielfalt. Und im<br />

Gegensatz zu anderen Erneuerbaren Energien<br />

können Biogasanlagen vergleichsweise<br />

bedarfsgerecht Strom und Wärme bereitstellen.<br />

Um die bestehenden Anlagen<br />

weiter betreiben zu können, setzt er auf<br />

die Weiterentwicklung des EEG sowie auf<br />

verbesserte politische Rahmenbedingungen.<br />

Eine Umstellung des Wärmemarktes<br />

auf CO 2<br />

-effiziente Vergütung sei ebenfalls<br />

ein richtiger Schritt für die Energiewende,<br />

nicht nur für die Biogasbranche.<br />

Herr Pfänder, Betreiber einer Biogasanlage,<br />

bestätigte, dass die Entwicklungen im<br />

Bereich Biogas viele positive Folgen bringe.<br />

So habe sich beispielsweise die Landnutzung<br />

durch Biogas deutlich vervielfältigt.<br />

Sein Biogasbetrieb mit Ackerbau und<br />

Schweinehaltung könne heute eine deutlich<br />

vielfältigere Fruchtfolge aufstellen<br />

und auch Wiesengras sinnvoll verwerten.<br />

Die Herausforderung sieht Pfänder bei den<br />

zunehmenden Anforderungen an Biogasanlagen,<br />

wie zum Beispiel Sanierungsarbeiten<br />

und Umwallungsauflagen. Gerade<br />

bei Anlagen mit begrenzten Restlaufzeiten<br />

sind zusätzliche Kosten nicht mehr zu<br />

amortisieren. Für die Zukunft müssen die<br />

Betriebe auf die Flexibilisierung und günstige<br />

Substrate, wie Gülle und Mist, setzen.<br />

Bezirkstagspräsident Armin Kroder bekannte<br />

sich in seinem Grußwort zur Energiewende.<br />

Der Ausstieg aus Kohle und Erdgas und<br />

die Ausrichtung auf Erneuerbare Energien<br />

stehen für ihn fest. Er forderte ein stärkeres<br />

Umdenken in der Gesellschaft. Jeder Verbraucher<br />

könne die eigene Energiebilanz<br />

und Einsparpotenzial überprüfen.<br />

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Recht<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Umsatzsteuer aktuell im Biogasbereich<br />

Kostenlose Abgabe<br />

von Gärdünger birgt<br />

umsatzsteuerliche<br />

Probleme.<br />

In den Jahren 2017 und 2018 gab es eine Reihe von Gerichtsentscheidungen aus<br />

dem Bereich der Umsatzsteuer, die für Betreiber von Biogasanlagen interessant sind<br />

und nachfolgend näher beleuchtet werden.<br />

Von Annette Sieckmann<br />

AComeback der Gehaltslieferung<br />

Im weiten Feld der Umsatzsteuer hat<br />

die sogenannte „Gehaltslieferung“ (§ 3<br />

Abs. 5 UStG) lange ein Schattendasein<br />

geführt. Bei Recherchen datierte die aktuellste<br />

Entscheidung des Bundesfinanzhofes bisher<br />

aus 1990 im Bereich der Herstellung von Kartoffelschnaps.<br />

Nunmehr hat der Bundesfinanzhof mit Urteil<br />

vom 10.08.2017 (V R 3/16) die Tür weit aufgestoßen<br />

für eine Anwendung der Gehaltslieferung im Bereich<br />

des Betriebs von Biogasanlagen.<br />

1. Problemstellung<br />

Landwirte liefern Gülle und Frischsubstrat an Biogasanlagen,<br />

an denen sie häufig auch selbst beteiligt sind.<br />

Diese Lieferungen unterliegen unzweifelhaft der Umsatzsteuer,<br />

die der Landwirt an das Finanzamt abzuführen<br />

hat. Die Biogasanlage zahlt dem Landwirt für<br />

die Substratlieferungen ein Entgelt. Idealerweise ist im<br />

Liefervertrag festgehalten, dass die Biogasanlage die<br />

gesetzliche Umsatzsteuer auf das Entgelt zusätzlich an<br />

den Landwirt zu zahlen hat.<br />

Damit bleibt die Sache für beide Seiten wirtschaftlich<br />

neutral. Der Landwirt muss die Umsatzsteuer auf seine<br />

Lieferungen an das Finanzamt abführen, bekommt<br />

diese aber ja zusätzlich zum Entgelt von der Biogasanlage.<br />

Die Biogasanlage kann sich die mit dem Entgelt<br />

gezahlte Umsatzsteuer beim Finanzamt als Vorsteuer<br />

wiederholen. Voraussetzung ist regelmäßig eine ordnungsgemäße<br />

Rechnungsstellung durch den Landwirt<br />

beziehungsweise eine Gutschrift durch die Biogasanlage,<br />

die den Anforderungen des Umsatzsteuergesetzes<br />

entspricht.<br />

Weniger klar geregelt ist oft die Gärrestrücknahme. Entweder<br />

ist bereits in den Gesellschaftsverträgen enthalten,<br />

dass die Kommanditisten das Substrat liefern und<br />

Gärdünger zurückzunehmen haben, oder die entsprechende<br />

Verpflichtung ergibt sich aus gesonderten Substratlieferverträgen.<br />

Zahlt der Landwirt für die Gärdünger<br />

ein Entgelt an die Biogasanlage, stellt die Abgabe<br />

der Gärdünger eine umsatzsteuerpflichtige Lieferung<br />

der Biogasanlage an den Landwirt dar. Die Verträge sollten<br />

die Pflicht des Landwirtes zur zusätzlichen Zahlung<br />

der Umsatzsteuer an den Betreiber der Biogasanlage<br />

enthalten. Die Biogasanlage führt die Umsatzsteuer<br />

dann an das Finanzamt ab.<br />

In vielen Regionen haben die Gärdünger jedoch mittlerweile<br />

keinen echten wirtschaftlichen Wert mehr. Die<br />

Neuregelung der Düngeverordnung sieht eine deutliche<br />

Einschränkung der Ausbringung von Gärresten vor und<br />

bedingt damit erhöhte Lagerkapazitäten. Die Biogasanlagen<br />

sind daher regelmäßig froh, wenn sie die Gärdünger<br />

noch loswerden. Es kommt daher vermehrt dazu,<br />

dass die Gärreste kostenlos abgegeben werden.<br />

Die Finanzämter sind dazu übergegangen, in Betriebsprüfungen<br />

eine solche kostenlose Abgabe des Gärdün-<br />

92


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Recht<br />

gers aufzugreifen. Gleiches gilt bei der Vereinbarung<br />

eines recht niedrigen Entgeltes<br />

für die Gärdünger. Das Finanzamt recherchiert<br />

angebliche Düngewerte der Gärdünger,<br />

die sich zwischen 2,00 Euro und 10,00<br />

Euro pro Tonne bewegen, und setzt diese<br />

als Wert der Lieferung an. Hintergrund ist §<br />

3 Absatz 1 b UStG, wonach eine unentgeltliche<br />

Zuwendung eines Gegenstandes einer<br />

Lieferung gegen Entgelt gleichgestellt wird.<br />

Bemessungsgrundlage ist hierbei gemäß §<br />

10 Absatz 4 Nr. 1 UStG der Einkaufspreis<br />

für den gelieferten Gegenstand, hier also<br />

des Gärdüngers.<br />

Die Biogasanlage hat dann auf diese Lieferungen<br />

Umsatzsteuer nachzuentrichten,<br />

obwohl sie tatsächlich ja kein Entgelt für<br />

die Gärdünger erhalten hat. Für mindestens<br />

vier Jahre zurück können sich da erhebliche<br />

Nachzahlungssummen ergeben.<br />

2. Lösung:<br />

Bei sauberer vertraglicher Gestaltung kann<br />

dieses Risiko in Zukunft vermieden werden.<br />

Wie der Bundesfinanzhof bestätigt hat,<br />

kann die Lieferung des Substrates unter<br />

Zurückbehaltung des Gärdüngers vereinbart<br />

werden. Unter dieser Voraussetzung<br />

besteht dann eine Gehaltslieferung, keine<br />

Hinlieferung des Substrates zzgl. Rücklieferung<br />

des Gärrestes. Die vertraglichen<br />

Lieferbeziehungen zwischen Landwirt und<br />

Biogasanlage sollten enthalten:<br />

ffEinigung, dass es sich um eine Gehaltslieferung<br />

im Sinne des Umsatzsteuergesetzes<br />

handelt;<br />

ffder Landwirt liefert nur die im Substrat<br />

enthaltenen Inhaltsstoffe, die sich bei<br />

der Fermentation zu Biogas verarbeiten<br />

lassen, und erhält dafür sein Entgelt;<br />

ffder Landwirt behält sich das Eigentum<br />

an der eigentlichen Biomassesubstanz<br />

vor. Diese ist als Gärrest (Gärdünger)<br />

kostenlos zurückzugeben.<br />

Es muss nicht genau der Gärrest zurückgegeben<br />

werden, der bei der Verarbeitung<br />

des vom Landwirt gelieferten Substrates<br />

entstanden ist. Das Gesetz lässt schon die<br />

Rückgabe gleichartiger Erzeugnisse und<br />

Restabfälle zu. Die zurückgegebene Menge<br />

des Gärdüngers sollte aber ungefähr dem<br />

entsprechen, was aufgrund der Substratlieferungen<br />

des Landwirtes anfällt.<br />

Unter den Voraussetzungen des § 24 UStG<br />

ist weiterhin die Durchschnittssatzbesteuerung<br />

möglich. Die Finanzverwaltung<br />

ist mittlerweile dazu übergegangen, die<br />

neue Rechtsprechung anzuwenden (OFD<br />

Frankfurt am Main vom 5. März 2018, OFD<br />

Karlsruhe vom 15. August 2018).<br />

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93


Recht<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Fotos: www.landpixel.de<br />

B<br />

Umsatzsteuer auf<br />

Wärmelieferungen<br />

Schon wegen des KWK-Bonus<br />

existieren unterschiedliche<br />

Modelle, die bei der Stromerzeugung<br />

durch Biogas erzeugte Abwärme<br />

sinnvoll zu nutzen. Nicht immer kann<br />

jedoch für die Wärme auch ein Entgelt<br />

verlangt werden. Dies ist regelmäßig ein<br />

Einfallstor für das Finanzamt, in Betriebsprüfungen<br />

utopische Werte als Bemessungsgrundlage<br />

für die Wärmelieferung<br />

und die darauf entfallende Umsatzsteuer<br />

anzusetzen. Die Gerichte wurden in der<br />

jüngsten Zeit mehrmals mit der Rechtmäßigkeit<br />

dieses Vorgehens befasst. Folgende<br />

Fälle können unterschieden werden:<br />

1. Wärmelieferungen an<br />

fremde Dritte:<br />

Wird die entstehende Wärme gegen Entgelt<br />

an Personen abgegeben, die weder<br />

Gesellschafter noch Mitarbeiter des Biogasbetreibers<br />

sind und auch sonst keine<br />

nahen Angehörigen des Betreibers, ist Bemessungsgrundlage<br />

für die Umsatzsteuer<br />

nach § 10 Absatz 1 des UStG das vereinbarte<br />

Entgelt. Versuche des Finanzamtes,<br />

bei niedrigen Entgelten die Bemessungsgrundlage<br />

anhand von Selbstkosten oder<br />

durchschnittlichen Fernwärmepreisen<br />

nach oben zu setzen, sollte eine deutliche<br />

Absage erteilt werden. Der Umsatzsteueranwendungserlass<br />

der Finanzverwaltung<br />

bestimmt hierzu unter Ziff. 10.1 Absatz 2:<br />

„Das Entgelt ist auch dann Bemessungsgrundlage,<br />

wenn es dem objektiven Wert<br />

der bewirkten Leistung nicht entspricht.“<br />

2. Kostenlose Wärmeabgabe<br />

an Dritte<br />

Eine solche Gestaltung ist möglichst zu<br />

vermeiden. Folge ist, dass die Wärmeabgabe<br />

eine unentgeltliche Zuwendung ist,<br />

die nach § 3 Absatz 1b Nr. 3 UStG einer<br />

Lieferung gegen Entgelt gleichgestellt wird.<br />

Mangels Entgelt ist dann die Bemessungsgrundlage<br />

für die Umsatzsteuer nach §<br />

10 Absatz. 4 Nr. 1 UStG zu bestimmen:<br />

vorrangig Einkaufspreis, nachrangig die<br />

Selbstkosten. Der bestechenden Idee eines<br />

Biogasanlagenbetreibers, den KWK-Bonus<br />

als Entgelt eines Dritten im Sinne des § 10<br />

Absatz 1 S. 3 UStG für die Wärme anzusehen,<br />

hat der Bundesfinanzhof mit Urteil<br />

vom 31. Mai 2017 (XI R 2/14) eine Absage<br />

erteilt.<br />

Stattdessen sei zutreffende Bemessungsgrundlage<br />

nach § 10 Absatz 4 S. 1 UStG<br />

der übliche Einkaufspreis für Wärme vor Ort<br />

oder, mangels eines Einkaufspreises, die<br />

bei der Produktion der Wärme entstandenen<br />

Selbstkosten. Das Verfahren wurde vom<br />

Bundesfinanzhof an das Niedersächsische<br />

Finanzgericht zur weiteren Entscheidung<br />

zurückverwiesen (dortiges Aktenzeichen:<br />

11 K 195/17). Ein Termin zur mündlichen<br />

Verhandlung oder Entscheidung ist noch<br />

nicht anberaumt. Der Bundesfinanzhof<br />

hatte dem Finanzgericht mitgegeben, dass<br />

es die Bemessungsgrundlage für die unentgeltliche<br />

Wertabgabe der Wärme entsprechend<br />

den Grundsätzen der BFH-Urteile<br />

vom 12. Dezember 2012 (XI R 3/10) und<br />

vom 16. November 2016 (V R 1/15) zu ermitteln<br />

habe.<br />

Grundsätze aus dem Urteil vom<br />

12. Dezember 2012:<br />

ffEinkaufspreis ≠ durchschnittlicher<br />

Fernwärmepreis.<br />

ffDer Fernwärmepreis darf als Einkaufspreis<br />

nur dann angesetzt werden, wenn<br />

vor Ort ein Fernwärmenetz ist, das vom<br />

Verbraucher ebenso erreichbar und<br />

einsetzbar ist wie die selbsterzeugte<br />

Wärme.<br />

ffEinkaufspreis ≠ Kosten Wärmeproduktion<br />

durch Heizöl oder Gas.<br />

ffMangels Einkaufspreis sind Selbstkosten<br />

anzusetzen.<br />

Die Selbstkosten sind – vereinfacht gesagt –<br />

die Herstellungskosten, die die Biogasanlage<br />

bei der Erzeugung der Wärme hat. Da<br />

94


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Recht<br />

ja mit diesen Kosten regelmäßig nicht nur<br />

die Wärme erzeugt wird, sondern auch der<br />

Strom, ist eine Aufteilung vorzunehmen.<br />

Diese erfolgt nach Auffassung der Finanzverwaltung<br />

im Verhältnis der erzeugten<br />

Mengen an elektrischer und thermischer<br />

Energie. So ergibt sich dann ein Selbstkostenpreis<br />

je Kilowattstunde selbst erzeugter<br />

Wärme, der dann auf die Kilowattstunden<br />

gelieferte Wärme hochzurechnen ist.<br />

Da der Bundesfinanzhof in seinem Urteil<br />

vom 31. Mai 2017 auch auf sein Urteil vom<br />

16. November 2016 verwiesen hat, könnte<br />

auch eine Aufteilung der Selbstkosten nach<br />

dem Verhältnis der Marktpreise von Strom<br />

und Wärme sachgerecht sein. Dies hatte<br />

der Bundesfinanzhof in dem Urteil vom 16.<br />

November 2016 – allerdings im Bereich<br />

der Vorsteueraufteilung – so vorgenommen.<br />

Die Aufteilung der Selbstkosten nach produzierter<br />

Kilowattstunde Wärme und Strom<br />

sei nicht sachgerecht, da Strom und Wärme<br />

nicht miteinander vergleichbar seien.<br />

Der Rat bei Abgabe an Dritte kann daher<br />

immer nur lauten, ein Entgelt zu vereinbaren,<br />

das auch gering sein kann.<br />

3. Kostenlose Abgabe an<br />

nahestehende Personen/<br />

Gesellschafter/Mitarbeiter<br />

Das Finanzgericht Baden-Württemberg<br />

hat mit Urteil vom 9. Februar 2017 (1 K<br />

755/16) eindeutig entschieden, dass in<br />

solchen Fällen die Bemessungsgrundlage<br />

für die unentgeltliche Abgabe der Einkaufspreis<br />

sei und – mangels eines solchen – die<br />

Selbstkosten seien. Der Verkaufspreis, der<br />

mit einem daneben belieferten fremden<br />

Dritten vereinbart sei, sei nicht maßgeblich,<br />

weil der Verkaufspreis der Wärme eben<br />

nicht der Einkaufspreis im Sinne des § 10<br />

Absatz 4 UStG sei.<br />

4. Abgabe an nahestehende<br />

Personen/Gesellschafter/<br />

Mitarbeiter zu einem niedrigen<br />

Entgelt<br />

Wenn die Biogasanlage Wärme sowohl an<br />

fremde Dritte als auch an ihr nahestehende<br />

Personen/Gesellschafter/Mitarbeiter zum<br />

gleichen Entgelt liefert, ist dieses Entgelt<br />

Bemessungsgrundlage für die Umsatzsteuer<br />

(Finanzgericht Niedersachsen, Urteil<br />

vom 12. Juli 2018, 11 K 276/17). Wichtig<br />

ist, dass die nahestehenden Personen tatsächlich<br />

das gleiche Entgelt für die Wärme<br />

zahlen wie die fremden Dritten, auch wenn<br />

dieses Entgelt niedriger ist, als das Finanzamt<br />

gerne hätte.<br />

Hintergrund ist, dass nach § 10 Absatz<br />

5 UStG zwar eine Mindestbemessungsgrundlage<br />

in Höhe des Einkaufspreises<br />

beziehungsweise der Selbstkosten gilt,<br />

wenn das vereinbarte Entgelt diese Mindestbemessungsgrundlage<br />

unterschreitet.<br />

Allerdings darf höchstens als Umsatz das<br />

marktübliche Entgelt angesetzt werden.<br />

Das Finanzgericht Niedersachsen sah diesen<br />

Nachweis des marktüblichen Entgeltes<br />

dadurch geführt, dass an fremde Dritte<br />

eben zum genau gleichen Preis die Wärme<br />

geliefert wurde.<br />

Fazit: Am günstigsten für den Betreiber<br />

der Biogasanlage ist es, wenn er die Wärme<br />

sowohl an fremde Dritte als auch an<br />

eigene Gesellschafter oder Mitarbeiter liefern<br />

kann. Dies ist dann auch zu Entgelten<br />

möglich, die die durchschnittlichen<br />

Fernwärmepreise in Deutschland oder die<br />

Selbstkosten bei der Herstellung der Wärme<br />

deutlich unterschreiten. Unter diesen<br />

Voraussetzungen kann Hinzuschätzungen<br />

des Finanzamtes erfolgreich entgegengetreten<br />

werden. Sofern die Wärme kostenlos<br />

abgegeben wird, bewegt sich der Betreiber<br />

auf dem unsicheren Feld der Selbstkosten<br />

als Bemessungsgrundlage für die<br />

Umsatzsteuer. Die zutreffende Ermittlung<br />

der Selbstkosten für Wärme ist noch nicht<br />

rechtssicher geklärt.<br />

Autorin<br />

Annette Sieckmann<br />

Rechtsanwältin<br />

Fachanwältin für Steuerrecht<br />

Kanzlei Ebert Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

Am Kiel-Kanal 2 · 24106 Kiel<br />

0431/530 52 330<br />

sieckmann@ebertrecht.de<br />

www.ebertrecht.de<br />

95


Recht<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Güllekleinanlagen – Neuregelungen<br />

ab Dezember <strong>2019</strong>!<br />

Blickwinkel: Recht – Praxis – Politik<br />

Auf der Grundlage des am 21.12.2018 in Kraft getretenen Energiesammelgesetzes wurde der Tatbestand<br />

für Güllekleinanlagen des EEG 2017 weiterentwickelt. So hat der Gesetzgeber die Voraussetzung „maximale<br />

installierte Leistung am Standort der Biogaserzeugung“ von 75 Kilowatt (kW) auf 150 kW erhöht. Zudem<br />

wurde bestimmt, dass eine Vergütung bis zu einer Bemessungsleistung von 75 kW (max. Produktionsmenge<br />

657.000 kWh, in Schaltjahren höher) erfolgt. Wir stellen hier die neue Rechtslage dar und bewerten diese.<br />

Weiter wird skizziert, wie das Recht über die Güllekleinanlagen weiterentwickelt werden sollte.<br />

Von René Walter und Dr. Andrea Bauer<br />

1. Einführung und<br />

Übergangsregelungen<br />

Mit dem EEG 2012 wurde ein neuer Förderanspruch<br />

für Strom aus Kleinanlagen, die<br />

einen hohen Anteil von Gülle einsetzen, in<br />

das EEG aufgenommen (§ 27b EEG 2012).<br />

Im Kern setzt der in das EEG 2012 eingefügte<br />

Vergütungstatbestand für Strom aus<br />

Güllekleinanlagen eine maximal installierte<br />

Leistung von 75 kW am Standort der Biogaserzeugung<br />

und den Einsatz eines Gülleanteils<br />

an den Substraten von mindestens<br />

80 Masseprozent voraus.<br />

Dieser mit dem EEG 2012 eingeführte<br />

Kerntatbestand wurde auch in das EEG<br />

2014 und das EEG 2017 (vor der jüngsten<br />

Änderung) unverändert übernommen. Auf<br />

der Grundlage des Energiesammelgesetzes<br />

wurde die maximale installierte Leistung<br />

am Standort der Biogaserzeugung von 75<br />

kW auf 150 kW erhöht und die vergütbare<br />

Strommenge auf 75 kW Bemessungsleistung<br />

festgelegt.<br />

Abbildung 1: Vergütungsfähige Bemessungsleistung in Abhängigkeit<br />

der installierten Leistung<br />

Vergütungsfähige Bemessungsleistung<br />

Y-Achse<br />

150 kW<br />

100 kW<br />

75 kW<br />

50 kW<br />

Doppelte Überbauung ab 100 kW<br />

50 kW<br />

75 kW<br />

100 kW<br />

150 kW<br />

1. Grenze doppelte Überbauung<br />

2. Grenze Einspeisemanagement<br />

3. Grenze Verpflichtung Direktvermarktung<br />

Installierte Leistung<br />

X-Achse<br />

96


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Aufgrund der Übergangssystematik<br />

des<br />

EEG 2012, des EEG<br />

Diese Neuregelung<br />

2014 und des EEG<br />

gilt für alle nach dem<br />

2017 ergeben sich<br />

die Voraussetzungen<br />

der Vergütung genommenen Anlagen.<br />

31.12.2016 in Betrieb<br />

einer Güllekleinanlage Bei diesen Anlagen ist<br />

grundsätzlich in die Regelung für nach<br />

Abhängigkeit vom Inbetriebnahmejahr<br />

und der<br />

dem 20.12.2018 aufgetretene<br />

Sachverhalte an-<br />

in diesem Inbetriebnahmejahr<br />

geltenden zuwenden. Rechtlich gut<br />

EEG-Fassung.<br />

begründbar ist, dass sich<br />

die Neuregelung damit<br />

auf das komplette Abrechnungsjahr<br />

2018 bezieht, da dieses nach<br />

dem 20.12.2018 seinen Abschluss findet.<br />

Für vor dem 01.01.2017 in Betrieb genommene<br />

Anlagen ist die Neuregelung<br />

leider nicht anzuwenden. Die Überschreitung<br />

der installierten Leistung von 75 kW<br />

führt daher bei diesen Anlagen weiterhin<br />

zum Verlust der Vergütung für Güllekleinanlagen.<br />

Der Grund liegt darin, dass der<br />

Gesetzgeber für das EEG 2012, das EEG<br />

2014 und in den Übergangsregelungen<br />

des EEG 2017 angeordnet hat, dass für<br />

die jeweilige Güllekleinanlage jeweils die<br />

EEG-Fassung weiter gilt, im Rahmen derer<br />

sie in Betrieb genommen worden ist.<br />

Daraus könnte man auf den ersten Blick<br />

schließen, dass sich der Vergütungstatbestand<br />

über die verschiedenen EEG-<br />

Fassungen nicht verändert hat. Dem ist<br />

aber nicht so. Es ergeben sich erhebliche<br />

Unterschiede, weil die sonstigen Regelungen,<br />

auf denen der Fördertatbestand<br />

aufbaut, durchaus geändert worden sind.<br />

So unterscheidet sich beispielsweise der<br />

Güllebegriff des EEG 2012 für Güllekleinanlagen<br />

von dem des EEG 2014 und des<br />

EEG 2017.<br />

Gülle im Sinne des EEG 2012 in Bezug<br />

auf Güllekleinanlagen umfasst Pferdemist,<br />

Rinderfestmist, Rindergülle, Schafmist,<br />

Ziegenmist, Schweinefestmist und<br />

Schweinegülle. Dagegen leitet sich der<br />

Güllebegriff für Güllekleinanlagen im Sinne<br />

des EEG 2014 und des EEG 2017 von<br />

der Verordnung (EG) Nr. 1069/2009 des<br />

Europäischen Parlaments und des Rates<br />

vom 21.10.2009 ab. Der Güllebegriff dieser<br />

Definition ist erheblich weiter, da er jegliche<br />

Gülle von Nutztieren umfasst.<br />

Weitere wichtige Unterschiede ergeben<br />

sich zwischen den unterschiedlichen EEG-<br />

Fassungen im Hinblick auf die technischen<br />

Voraussetzungen (Abdeckung, Verweilzeit)<br />

sowie in Bezug auf die Seuchenregelungen.<br />

Im Übrigen sei angemerkt, dass deshalb<br />

auch nach der Änderung durch das<br />

Energiesammelgesetz die Regelungen<br />

über die Höchstbemessungsleistung auf<br />

Anlagen, die vor dem 01.08.2014 in Betrieb<br />

genommen worden sind, weiter anzuwenden<br />

sind.<br />

2. Allgemeine Bewertung<br />

der Neuregelung<br />

Auf der Grundlage des Energiesammelgesetzes<br />

wurden in den Fördertatbestand<br />

für Güllekleinanlagen des EEG 2017 (§<br />

44 EEG 2017) die vorgenannten beiden<br />

Änderungen eingefügt (Erhöhung der installierten<br />

Leistung auf 150 kW, wobei<br />

die vergütungsfähige Strommenge nur bis<br />

einschließlich 75 kW Bemessungsleistung<br />

besteht).<br />

Zur Begründung der Änderung wird in den<br />

Gesetzgebungsmaterialien des Bundestages<br />

nichts ausgeführt. Allerdings geht<br />

die Änderung wohl auf die Stellungnahme<br />

des Bundesrates zum Energiesammelgesetz<br />

vom 23.11.2018 zurück. Dort<br />

wird zum entsprechenden Vorschlag des<br />

Bundesrates ausgeführt, dass die Erhöhung<br />

der installierten Leistung auf eine<br />

Anlagengröße bis 150 kW bei gleichzeitig<br />

bestehend bleibender Vorgabe von 75<br />

kW Bemessungsleistung die Ziele des<br />

Klimaschutzfahrplans 2050 zum Ausbau<br />

der Güllevergärung umsetzen soll. Zudem<br />

solle eine flexiblere, saisonale und damit<br />

systemdienlichere sowie wirtschaftliche<br />

Fahrweise ermöglicht werden. Auch wären<br />

die gezieltere Nutzung von Wärme sowie<br />

die gezieltere Anreizung von Systemdienstleistungen<br />

beabsichtigt.<br />

Auch wenn festzustellen ist, dass die Neuregelung<br />

viele der Änderungswünsche der<br />

Branche nicht umsetzt und kaum eines der<br />

Ziele der Begründung erreicht wird, ist die<br />

Änderung als solche von der Branche zu<br />

begrüßen. Da der Fördertatbestand nicht<br />

mehr davon abhängt, dass die installierte<br />

Leistung maximal 75 kW beträgt, sondern<br />

dieser Grenzwert auf 150 kW erhöht wurde,<br />

kann die maximal vergütungsfähige Strommenge,<br />

die einer Bemessungsleistung von<br />

75 kW entspricht [657.000 Kilowattstunden<br />

(kWh), in Schaltjahren 658.800 kWh]<br />

viel einfacher erreicht werden. Ein weiterer<br />

Vorteil ist, dass größere Blockheizkraftwerke<br />

(BHKW) eingesetzt werden können, womit<br />

sich die Palette einsetzbarer BHKW vergrößert<br />

und unter Umständen auch Effizienzpotenziale<br />

erschlossen werden können.<br />

97<br />

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Recht<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Für den schnellen Leser<br />

Übergangsbestimmungen:<br />

1. Anwendungsbereich: Die neuen Regelungen<br />

gelten für Strom aus Anlagen, die nach dem<br />

31.12.2016 in Betrieb genommen worden<br />

sind.<br />

2. Auf Anlagen, die nach dem 31.12.2016<br />

in Betrieb genommen worden sind, sind<br />

die Regelungen auf Sachverhalte ab dem<br />

21.12.2018 anzuwenden. Unter Zugrundelegung<br />

der Rechtsprechung zur unterjährigen<br />

Änderung der Voraussetzungen des Landschaftspflegebonus<br />

lässt sich schließen,<br />

dass die Änderungen zumindest teilweise<br />

Wirkung für das gesamte Abrechnungsjahr<br />

2018 entfalten.<br />

3. Aufgrund der Übergangssystematik des<br />

EEG 2012, des EEG 2014 und des EEG 2017<br />

ergeben sich die Voraussetzungen der Vergütung<br />

einer Güllekleinanlage grundsätzlich<br />

in Abhängigkeit vom Inbetriebnahmejahr<br />

und der in diesem Inbetriebnahmejahr<br />

geltenden EEG-Fassung. In Abhängigkeit von<br />

der EEG-Fassung sind die Voraussetzungen<br />

der Vergütung, die besonderen technischen<br />

Voraussetzungen und der maßgebliche Güllebegriff,<br />

der im Hinblick auf den Mindestgülleanteil<br />

Bedeutung entfaltet, herauszuarbeiten.<br />

Im Einzelfall kann die einschlägige<br />

EEG-Fassung durch eine Folgefassung<br />

überlagert sein.<br />

4. Für Strom aus vor dem 01.08.2014 in Betrieb<br />

genommene Anlagen sind weiterhin die<br />

Regeln über die Höchstbemessungsleistung<br />

anzuwenden.<br />

5. Bestandsanlagen mit einem vor dem<br />

01.01.2012 liegenden Inbetriebnahmedatum<br />

können nicht in diese Vergütung für Güllekleinanlagen<br />

wechseln.<br />

Die Neuregelung:<br />

1. Die maximale installierte Leistung am<br />

Standort der Biogaserzeugungsanlage wurde<br />

von 75 kW auf 150 kW erhöht.<br />

2. Es wird eine Strommenge in Höhe einer<br />

Bemessungsleistung von 75 kW vergütet.<br />

Dies entspricht einer Produktionsmenge von<br />

657.000 kWh (in Schaltjahren: 658.800 kWh).<br />

Soweit diese Strommenge überschritten<br />

wird, besteht die Gefahr, dass die Menge des<br />

vergüteten Stroms gekürzt wird. Letzteres<br />

ist zwar kaum nachvollziehbar, denn wer<br />

dem Direktvermarkter eine über die Menge<br />

von 657.000 kWh hinausgehende Menge zur<br />

Verfügung stellt oder die Übermenge selbst<br />

nutzt, bekommt weniger Vergütung, als wenn<br />

er genau die Menge von 657.000 kWh erzeugt<br />

hätte. Allerdings lässt sich eine Kürzung<br />

durchaus auf Rechtsprechung stützen.<br />

Wichtige vergütungstechnische<br />

und technische Rahmenbedingungen:<br />

1. Der Vergütungssatz beträgt im Jahr 2017<br />

23,14 Cent/kWh. Der Vergütungssatz unterliegt<br />

der Degression. Diese beträgt pro Jahr<br />

insgesamt 1 Prozent, wobei die Vergütungssätze<br />

zweimal pro Jahr um 0,5 Prozent (1.4.<br />

und 1.10.) um 0,5 Prozent sinken (§ 44a).<br />

Soweit der Strom der Anlage nicht direkt vermarktet<br />

wird, ist ein Abschlag von 0,2 Cent/<br />

kWh vorzunehmen (§ 53 Satz 1 EEG 2017).<br />

2. Der Flexibilitätszuschlag in Höhe von 40<br />

Euro pro installiertem kW und Jahr wird nicht<br />

gewährt.<br />

3. Ab einer installierten Leistung, die 100 kW<br />

übersteigt, besteht die Regel, dass nur<br />

eine Strommenge vergütet wird, die einer<br />

Bemessungsleistung in Höhe der Hälfte der<br />

installierten Leistung entspricht (doppelte<br />

Überbauung).<br />

4. Ab einer installierten Leistung, die 100<br />

kW übersteigt, muss die Anlage mit einer<br />

technischen Einrichtung für das Einspeisemanagement<br />

ausgerüstet werden.<br />

5. Zudem muss der Strom direkt vermarktet<br />

werden, wenn die installierte Leistung 100<br />

kW überschreitet.<br />

6. Aufgrund der drei vorstehenden Punkte<br />

wird es in der Regel wirtschaftlicher sein,<br />

wenn die installierte Leistung nicht 100 kW<br />

übersteigt.<br />

7. Die Vorschrift hebt nicht auf die eingespeiste<br />

Strommenge, sondern auf die produzierte<br />

Strommenge ab.<br />

8. Bestandsanlagen mit einem vor dem<br />

01.01.2012 liegenden Inbetriebnahmedatum<br />

können nicht in diese Vergütung für Güllekleinanlagen<br />

wechseln.<br />

3. Welche BHKW-Größe die Neuregelung<br />

begünstigt – sowie Doppelüberbauung,<br />

Flexibilitätszuschlag, Direktvermarktung<br />

und das Einspeisemanagement<br />

Wie Abbildung 1 verdeutlicht, wird es aber in den<br />

meisten Fällen nicht wirtschaftlich sein, BHKW einzusetzen,<br />

die über eine installierte Leistung von 100<br />

kW hinausgehen. Damit wird das Ziel des Bundesrates<br />

nach einer Flexibilisierung der Güllekleinanlagen kaum<br />

erreicht. Dies schon deshalb, weil das in § 44b Absatz<br />

1 EEG 2017 geregelte Doppelüberbauungsgebot auch<br />

für Güllekleinanlagen gilt. In der Norm ist sinngemäß<br />

bestimmt, dass ab einer installierten Leistung von 100<br />

kW die Bemessungsleistung, also die vergütungsfähige<br />

Strommenge, auf 50 Prozent der installierten Leistung<br />

abfällt.<br />

Juristisch ist dies so geregelt worden, dass für Strom,<br />

der in Anlagen mit einer installierten Leistung von mehr<br />

als 100 kW erzeugt wird, nur für den Anteil der in einem<br />

Kalenderjahr erzeugten Strommenge, die einer<br />

Bemessungsleistung der Anlage von 50 Prozent des<br />

Wertes der installierten Leistung entspricht, ein Vergü-<br />

98


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Recht<br />

Abbildung 2: Vergütungsfähige Strommengen<br />

Y-Achse<br />

Bemessungsleistung<br />

150 kW<br />

100 kW<br />

75 kW<br />

X-Achse<br />

Dez.<br />

8.760 Stunden<br />

Berechnung 1:<br />

Berechnung 2:<br />

8.760 Stunden * 75 kW = 657.000 kWh = Bemessungsleistung von 75 kW<br />

8.760 Stunden * 150 kW = 1.314.000 kWh = maximal möglich Leistung<br />

aufgrund der höheren Stundenzahl von Schaltjahren sind die Leistungen in Schaltjahren höher.<br />

Durch energie+agrar habe ich einfach<br />

“<br />

mehr Spaß mit meiner Biogasanlage. ”<br />

tungsanspruch in voller Höhe besteht. Für<br />

den darüber hinausgehenden Anteil der<br />

Strommenge verringert sich der Anspruch<br />

in der Veräußerungsform der Marktprämie<br />

auf null und in den Veräußerungsformen<br />

einer Einspeisevergütung auf den Monatsmarktwert.<br />

Was dies praktisch bedeutet, verdeutlicht<br />

ebenfalls Abbildung 1. Bis zu einer installierten<br />

Leistung von 75 kW wird auch<br />

eine mit der installierten Leistung einhergehende<br />

Bemessungsleistung, die die<br />

vergütungsfähige Strommenge bestimmt,<br />

vergütet. Ab einer installierten Leistung<br />

von 75 kW stagniert die vergütungsfähige<br />

Strommenge bis 100 kW bei einer Bemessungsleistung<br />

von 75 kW. Ab einer installierten<br />

Leistung von mehr als 100 kW fällt<br />

die Bemessungsleistung auf 50 Prozent<br />

der installierten Leistung ab. Dies hat beispielsweise<br />

zur Konsequenz, dass die vergütungsfähige<br />

Strommenge in <strong>2019</strong> bei<br />

einem BHKW mit 100 kW 657.000 kWh<br />

beträgt. Bei einem BHKW mit 101 kW installierter<br />

Leistung würde dies jedoch nur<br />

442.380 kWh betragen.<br />

Die Problematik der Absenkung der vergütungsfähigen<br />

Strommenge ab einer über<br />

100 kW hinausgehenden installierten<br />

Leistung wäre nicht so groß, wenn ab einer<br />

solchen Leistung der Flexibilitätszuschlag<br />

in Höhe von 40 Euro pro kW und Kalenderjahr<br />

gewährt werden würde. Dann wäre es<br />

oft sinnvoll, Aggregate mit einer Leistung<br />

von 150 kW einzusetzen. Dieser Zuschlag<br />

wird aber leider nicht gewährt.<br />

Ferner verdeutlich Abbildung 1 auch, dass<br />

ab einer installierten Leistung von mehr als<br />

100 kW der Strom direkt vermarktet werden<br />

muss. Bei einer Direktvermarktung besteht<br />

zwar grundsätzlich die Möglichkeit,<br />

über den anzulegenden Wert hinaus Erlöse<br />

zu erzielen. Diese Möglichkeit ist bei<br />

Güllekleinanlagen aber schon aufgrund<br />

der Anlagengröße wohl rein theoretischer<br />

Natur. Daher besteht für Anlagenbetreiber<br />

in der Direktvermarktung nur der Vorteil,<br />

dass der anzulegende Wert nicht um 0,2<br />

Cent pro kWh gekürzt wird. Es erscheint<br />

fraglich, ob dieser Vorteil in jedem Fall die<br />

Direktvermarktungskosten decken kann.<br />

Zudem besteht ab einer installierten Leistung<br />

von mehr als 100 kW die Pflicht,<br />

eine Einrichtung für das Einspeisemanagement<br />

vorzuhalten. Dies ist aus drei<br />

Gründen nachteilig: Erstens sind mit einer<br />

solchen Einrichtung Kosten verbunden.<br />

Zweitens verliert der Betreiber seine Vergütung,<br />

solange er die Verpflichtung missachtet.<br />

Drittens kann der Netzbetreiber<br />

die Anlage viel einfacher herunterregeln,<br />

wenn diese dem Einspeisemanagement<br />

unterworfen ist.<br />

Konsequenz: Es wird regelmäßig nicht<br />

tragfähig sein, BHKW mit einer über 100<br />

kW hinausgehenden installierten Leistung<br />

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Recht<br />

Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Ab einer installierten Leistung, die<br />

100 kW übersteigt, besteht die Regel,<br />

dass nur eine Strommenge vergütet<br />

wird, die einer Bemessungsleistung<br />

in Höhe der Hälfte der installierten<br />

Leistung entspricht (doppelte<br />

Überbauung).<br />

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einzusetzen. Damit gehen Potenziale für eine nachfrageorientierte<br />

und nachhaltige Strom- und Wärmebereitstellung<br />

aus Güllekleinanlagen verloren.<br />

4. Überschreitung der Bemessungsleistung<br />

von 75 kW und Stromeigennutzung<br />

Da nunmehr BHKW eingesetzt werden dürfen, deren<br />

installierte Leistung über die Bemessungsleistung hinausgeht,<br />

stellt sich die Frage, wie es sich vergütungstechnisch<br />

auswirkt, wenn der Anlagenbetreiber mehr<br />

als die vergütungsfähige<br />

Strommenge produziert und<br />

diesen Strom beispielsweise<br />

selber nutzt. In der Abbildung<br />

2 stellt der blaue Bereich<br />

die vergütungsfähige<br />

Bemessungsleistung dar.<br />

Diese Bemessungsleistung<br />

repräsentiert die Strommenge,<br />

die der Betreiber produzieren<br />

würde, wenn er über<br />

das gesamte Jahr 75 kW produziert.<br />

Allerdings steht es<br />

dem Betreiber frei, wann er<br />

die Strommenge erzeugt. Er<br />

kann den Leistungsbereich<br />

seiner Anlage an manchen<br />

Stunden voll ausnutzen und<br />

zu anderen Stunden unterschreiten.<br />

Diese Menge wird<br />

in der Abbildung 2 durch die Kurve und den Bereich<br />

unter der Kurve verdeutlicht.<br />

Problematisch ist, wenn der Betreiber eine höhere<br />

Bemessungsleistung als 75 kW erreicht. Theoretisch<br />

und praktisch könnte der Betreiber sogar eine Bemessungsleistung<br />

von 150 kW erreichen. Diese höhere<br />

Leistung wird durch den roten Bereich in Abbildung 2<br />

dargestellt. Ein Geschäftsmodell könnte so strukturiert<br />

werden, dass der über die Bemessungsleistung hinausgehende<br />

Strom selbst genutzt wird.<br />

Nach der Rechtsauslegung der Autoren sinkt die vergütungsfähige<br />

Strommenge nicht, wenn der Betreiber<br />

die über eine Bemessungsleistung von 75 kW hinausgehende<br />

Strommenge selbst nutzt. Aufgrund der<br />

Rechtsprechung zum KWK-Bonus steht jedoch zu befürchten,<br />

dass die vergütungsfähige Strommenge im<br />

Verhältnis zur Überschreitung gekürzt wird.<br />

Was dies praktisch bedeutet, verdeutlicht das folgende<br />

Beispiel: Im Jahr <strong>2019</strong> produziert der Betreiber<br />

900.000 kWh. Damit überschreitet er die Bemessungsleistung<br />

von 75 kW um 243.000 kWh. Nach der<br />

Auffassung der Autoren hat dies zur Folge, dass der<br />

Betreiber 657.000 kWh voll vergütet bekommt und<br />

den Rest ohne Nachteile selbst nutzen kann. Es steht<br />

jedoch zu befürchten, dass zumindest einzelne Netzbetreiber<br />

den Anteil der Überschreitung berechnen<br />

und um diesen Anteil die zu vergütende Strommenge<br />

kürzen. In dem vorliegenden Fall würde dies bedeuten,<br />

dass die zulässige Strommenge um 36,98 Prozent<br />

überschritten wurde. Daraus könnte folgen, dass die<br />

100


Biogas Journal | 2_<strong>2019</strong><br />

Recht<br />

zu vergütende Strommenge um 332.820 kWh zu kürzen<br />

ist. Rein fachlich ist dies kaum nachvollziehbar,<br />

allerdings kann diese Rechtsauffassung auf Rechtsprechung<br />

gestützt werden.<br />

Im Ergebnis muss daher geraten werden, dass die produzierte<br />

Menge eine Bemessungsleistung von 75 kW<br />

nicht überschreitet.<br />

5. Fazit<br />

Die jüngste Novelle ist zu begrüßen. Sie bringt für Betreiber<br />

von Güllekleinanlagen, deren Anlagen nach dem<br />

31.12.2016 in Betrieb genommen worden sind und<br />

noch in Betrieb genommen werden, Erleichterungen.<br />

So können etwas größere BHKW eingesetzt werden, die<br />

Flexibilität steigt in engen Grenzen und die Gefahr des<br />

Vergütungsverlustes wegen einer Überschreitung der<br />

installierten Leistung sinkt. Hierfür ist den Bundesländern,<br />

die dies durchgesetzt haben, zu danken.<br />

Bewertet man die Novelle vor dem Hintergrund der<br />

vom Bundesrat genannten Ziele, so zeigt sich, dass<br />

noch weit größere Potenziale hätten gehoben werden<br />

können. So wäre es möglich gewesen, weit größere<br />

Flexibilisierungsgewinne anzustoßen. Dazu hätte allein<br />

der Flexibilitätszuschlag auch auf diese Anlagenklasse<br />

erweitert werden müssen. Denn dann hätten<br />

sich viele der zukünftigen Betreiber dafür entschieden,<br />

Anlagen mit einer installierten Leistung von 150<br />

kW zu errichten. Damit hätten auch diese Anlagen für<br />

eine flexible Strom- und Wärmebereitstellung genutzt<br />

werden können. Zumindest aber wäre es geboten gewesen,<br />

von der Doppelüberbauungsregel über 100 kW<br />

abzusehen, wenn schon der Flexibilitätszuschlag nicht<br />

gewährt wird.<br />

Sachlich kaum nachvollziehbar ist zudem, warum der<br />

Anlagenbetreiber die über die Bemessungsleistung hinausgehende<br />

Strommenge nicht ohne Vergütungsverluste<br />

für die Eigenversorgung nutzen können soll. Hier<br />

erscheint eine Änderung angezeigt.<br />

Das Recht über die Güllekleinanlagen kann für alle jetzigen<br />

und zukünftigen Anlagen transparent, chancengleich<br />

und vor allem einheitlich ausgestaltet werden.<br />

Stattdessen ist aber festzustellen, dass in Abhängigkeit<br />

von der EEG-Fassung, die bei der Inbetriebnahme galt,<br />

unterschiedliche Regelungen anzuwenden sind. Dies<br />

ist umso weniger verständlich, als der Gesetzgeber die<br />

Güllekleinanlagenregelung vorbehaltlich der Vergütung<br />

immer besser ausgestaltet hat. So wurde der Güllebegriff<br />

weiter und die technischen Vorgaben leichter. Daher<br />

wird dafür plädiert, ein einheitliches Recht für alle<br />

zu schaffen.<br />

Zu guter Letzt ist festzustellen, dass die Vergütungsregelung<br />

für Güllekleinanlagen in einigen Fällen eine<br />

wirtschaftliche Option für Bestandsanlagenbetreiber<br />

nach dem Ende der ersten Vergütungsperiode sein<br />

könnte. Daher sollten Regeln geschaffen werden, damit<br />

diese Anlagen durch eine Wechselmöglichkeit in<br />

die Güllekleinanlagenklasse einen hohen Beitrag zum<br />

Klimaschutz auf der Grundlage dieser Förderung erbringen<br />

können.<br />

Autor<br />

René Walter<br />

Leiter des Referats Energierecht und -handel<br />

Dr. Andrea Bauer<br />

Fachreferentin im Referat Energierecht und -handel<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

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IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />

Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit)<br />

Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

Fax: 0 81 61/98 46 70<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Internet: www.biogas.org<br />

ISSN 1619-8913<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

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An der Surheide 29 · 28870 Ottersberg-Fischerhude<br />

Tel. 0 42 93/890 89-0<br />

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Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />

die Meinung des Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der<br />

Position des Fachverbandes Biogas e.V. übereinstimmen muss.<br />

Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet,<br />

Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-Rom nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen an die Redaktion<br />

wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung<br />

vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen<br />

wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe sinnerhaltend zu kürzen.<br />

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