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1_2019 Leseprobe

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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 22. Jahrgang<br />

1_<strong>2019</strong><br />

BI<br />

GAS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

RED II – aktueller Stand<br />

S. 36<br />

Aktivkohle: Hersteller und<br />

Verfahren S. 62<br />

Abfallvergärung<br />

CO 2<br />

-Filter aus<br />

Gärresten S. 80<br />

MILCH<br />

FOLL-<br />

MILCH<br />

Produktionsreste und Fehlchargen<br />

S U PER SHO P<br />

MILCH<br />

MHD<br />

01/01/19<br />

MILCH<br />

%<br />

Abgelaufene Haltbarkeit<br />

MILCH<br />

Lebensmittelreste<br />

Biogasanlagen schließen den Kreislauf


INHALT<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Alles aus einer Hand -<br />

Ihren Anforderungen entsprechend!<br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

EDITORIAL<br />

Halb leer oder halb voll<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wieder ist ein Jahr zu Ende gegangen, in<br />

dem der Biogasbranche fortlaufend Knüppel<br />

zwischen die Beine geworfen wurden.<br />

Die Diskussion zur Technischen Regel Anlagensicherheit<br />

(TRAS) 120 wurde zu Ende<br />

verhandelt und wird nun im Jahr <strong>2019</strong> von<br />

den Behörden umgesetzt. Wieder wird es<br />

zusätzliche Auflagen geben, die nur Geld<br />

kosten und der behördlichen Willkür Tür<br />

und Tor öffnen. Auch die EU hat sich wieder<br />

neue Vorschriften ausgedacht und zum<br />

Beispiel in der Renewable Energy Directive<br />

(RED) II Vorschriften erlassen, mit denen<br />

wir spätestens ab 2021 nachweisen müssen,<br />

wie viel Treibhausgase wir einsparen.<br />

Die 44. Bundes-Immissionsschutzverordnung<br />

(BImSchV) wurde kurz vor Weihnachten<br />

verabschiedet und zwingt Betreiber,<br />

die Stickoxid Emissionen neuer Blockheizkraftwerke<br />

(BHKW) zu reduzieren. Auch im<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist die<br />

Liste der Dinge, die für die Biogasbranche<br />

dringend behoben werden müssen, nach<br />

wie vor lang.<br />

Das Jahr <strong>2019</strong> bietet uns viele Chancen.<br />

Wir haben in 2018 gesehen, dass wir die<br />

Rahmenbedingungen für die Biogasbranche<br />

positiv verändern können. Im Energiesammelgesetz,<br />

das eigentlich nur für Windenergie<br />

und Sonnenkraft kreiert wurde,<br />

fanden nun auch für Biogasanlagen gleich<br />

mehrere positive Regelungen Eingang, die<br />

zum Beispiel Betreibern von Bestandsanlagen<br />

den Luftreinhaltebonus sichern oder<br />

aber auch mehr neue Gülleanlagen ermöglichen.<br />

Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED)<br />

II der EU bringt der Branche neue Chancen<br />

im Bereich der Nutzung von Biomethan als<br />

Kraftstoff, aber auch perspektivisch für die<br />

Nutzung von alternativen Energiepflanzen.<br />

Auf nationaler Ebene konnten einige<br />

sehr problematische Regelungen, die in<br />

der Technischen Regel Anlagensicherheit<br />

(TRAS) 120 diskutiert wurden, abgewendet<br />

werden. Somit besteht bei der Umsetzung<br />

durch die Vollzugsbehörden nun die Chance,<br />

sachgerechte Lösungen zu finden.<br />

Liebe Leserinnen und Leser, oft diskutieren<br />

wir in der Geschäftsstelle, wie wir die<br />

neuesten Entwicklungen in der Rahmensetzung<br />

für die Biogasbranche darstellen.<br />

Regelmäßig bekommen wir auch Rückmeldungen,<br />

dass manche Meldungen zu positiv<br />

sind und die Situation draußen doch<br />

ganz schlimm ist oder dass wir die Dinge zu<br />

negativ darstellen und wir die Branche damit<br />

selber kaputt reden. Die beiden oberen<br />

Absätze zeigen, wie man ein und denselben<br />

Sachverhalt negativ oder aber auch positiv<br />

darstellen kann.<br />

Täglich arbeiten wir im Fachverband Biogas<br />

mit tatkräftiger Unterstützung vieler<br />

ehrenamtlich engagierter Mitglieder daran,<br />

die Rahmenbedingungen für unsere vielseitige<br />

und faszinierende Technologie zu<br />

verbessern. Ziel ist es, immer einen langfristig<br />

wirtschaftlich als auch ökologisch<br />

nachhaltigen Betrieb von Biogasanlagen zu<br />

ermöglichen. Dabei ist uns in den vergangenen<br />

25 Jahren vieles, wenn auch nicht<br />

alles gelungen. Unsere Branche hat erheblichen<br />

Fortschritt in die landwirtschaftlichen<br />

Produktionssysteme gebracht und<br />

sichert vielen Anlagenbetreibern ein gutes<br />

Einkommen. Sicher, die sehr guten Jahre<br />

von 2004 bis 2014 sind vorbei. Firmen,<br />

Betreiber und auch der Verband müssen<br />

sich heute sehr anstrengen, damit unser<br />

Anlagenpark weiter betrieben werden kann<br />

und es idealerweise auch noch einen Zubau<br />

geben wird.<br />

Heute erscheint das aber aufgrund einer<br />

differenzierteren öffentlichen Diskussion<br />

und besseren Stimmung zu Biogas wieder<br />

möglich. Dazu müssen neue Einkommensquellen<br />

geschaffen und innovative<br />

Konzepte entwickelt werden. Das wird<br />

nicht überall funktionieren, aber sicher an<br />

vielen Standorten. Daher sehe ich eine positive<br />

Entwicklung unserer Branche in den<br />

nächsten Jahren und arbeite auch im Jahr<br />

<strong>2019</strong> gemeinsam mit den Kolleginnen und<br />

Kollegen des Fachverbandes Biogas daran,<br />

dass das Glas immer halb voll, das Gärproduktlager<br />

immer halb leer und die Stimmung<br />

gut ist.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Ihrem<br />

Betrieb und Ihrer Familie ein gutes, gesundes<br />

und glückliches Jahr <strong>2019</strong>.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez,<br />

Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes<br />

Biogas e.V.<br />

3


INHALT<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

14 42<br />

TITELGRAFIK: BIGBENREKLAMEBUREAU I FOTOS: FACHVERBAND BIOGAS, MARTINA BRÄSEL<br />

EDITORIAL<br />

3 Halb leer oder halb voll<br />

Von Dr. Claudius da Costa Gomez,<br />

Hauptgeschäftsführer des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher<br />

10 Termine<br />

12 Biogas-Kids<br />

14 Biogas Convention<br />

Aktuelle rechtliche Rahmenbedingungen<br />

alles andere als rosig<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

20 Gärdünger fördert Regenwurmpopulation<br />

Von Christian Dany<br />

24 Wirtschaftsdünger-Methan könnte für<br />

Mobilität noch interessant werden<br />

Von Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

28 Repowering und Flexibilisierung sind<br />

entscheidende Weichenstellungen<br />

Von Christian Dany<br />

34 Abfallvergärungstagung in Dresden<br />

POLITIK<br />

36 Europa: Neufassung der Erneuerbare-<br />

Energien-Richtlinie (RED II) steht<br />

Von Julia Münch<br />

41 Energiesammelgesetz<br />

Verbesserungen für Biogas nach<br />

zehn Monaten politischem Eiertanz<br />

Von Sandra Rostek<br />

und Dr. Guido Ehrhardt<br />

TITELTHEMA<br />

42 Gelebte Kreislaufwirtschaft<br />

Vergärung von biologisch<br />

abbaubaren Abfällen<br />

Von Dipl.-Ing. David Wilken<br />

46 Gärprodukte: Fremdstoffgehalte<br />

auf sehr niedrigem Niveau<br />

Von Karin Luyten-Naujoks<br />

48 Kein Plastik aufs Feld<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ.<br />

Martina Bräsel<br />

53 Entsorgung mit Zertifikat<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ.<br />

Martina Bräsel<br />

Beilagenhinweis:<br />

Das Biogas Journal enthält Beilagen der Firmen<br />

greentec, renergie Allgäu, UNION Instruments,<br />

Orts GmbH Maschinenfabrik und der<br />

FEE Fördergesellschaft Erneuerbare Energien.<br />

4


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

INHALT<br />

80<br />

PRAXIS<br />

58 Interview<br />

Ohne SCR-System wird es nicht mehr<br />

möglich sein, den neuen Grenzwert für<br />

Stickoxide von 0,1 g/m³ einzuhalten<br />

Interviewer: Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Martin Bensmann<br />

62 Entschwefelung funktioniert –<br />

Kreislauf noch nicht<br />

Von Dierk Jensen<br />

68 Kleine Ursache – große Wirkung<br />

Von Thomas Gaul<br />

72 Materialien für Ihre Öffentlichkeitsarbeit<br />

74 Grüne Wärme für das Alter<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

77 Gut gerührt ist halb vergoren<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

WISSENSCHAFT<br />

80 Hochwertiges Biogas mit Filter aus<br />

Gärrückstand<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

84 Am Stromnetz orientiert flexibilisieren<br />

Von Christian Dany<br />

INTERNATIONAL<br />

Myanmar und Philippinen<br />

88 Kurz-Reiseberichte AHK-Geschäftsreisen<br />

Von Markus Fürst<br />

VERBAND<br />

Aus der Geschäftsstelle<br />

92 Zukunft im Fokus<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

95 Aus den Regionalgruppen<br />

97 Aus den Regionalbüros<br />

100 Kattowitz-Regelbuch wird<br />

Paris nicht umsetzen<br />

Von Dr. Simone Peter, BEE<br />

101 Qualifizierung für zur Prüfung<br />

befähigte Personen<br />

Von Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH)<br />

Marion Wiesheu<br />

RECHT<br />

102 Formaldehydbonus – quo vadis?<br />

Von Dr. Helmut Loibl<br />

PRODUKTNEWS<br />

104 Produktnews<br />

106 Impressum<br />

5


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Neue Studie: 100 % Erneuerbare Energie<br />

in ganz Europa ist kostengünstiger als das<br />

derzeitige Energiesystem<br />

Katowice, Polen – Im Rahmen der Klimadiskussionen<br />

der COP24, der jährlichen Konferenz<br />

der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC),<br />

wurde am Dienstag ein neuer Bericht veröffentlicht,<br />

der die Machbarkeit einer europäischen<br />

Energiewende basierend auf 100<br />

Prozent Erneuerbaren Quellen aufzeigt.<br />

Solar- und Windenergie sollen Europa ab 2050 im Wesentlichen<br />

elektrifizieren.<br />

Die neue wissenschaftliche Studie zeigt,<br />

dass die Wende hin zu 100 Prozent Erneuerbaren<br />

Energien mit dem heutigen,<br />

konventionellen fossil-nuklearen System<br />

wirtschaftlich konkurrenzfähig wäre und<br />

die Treibhausgasemissionen noch vor 2050<br />

auf null reduzieren würde. Noch deutlicher<br />

wird der finanzielle Vorteil einer Energiewende<br />

unter Berücksichtigung des prognostizierten<br />

Beschäftigungswachstums sowie<br />

indirekter wirtschaftlicher Vorteile, die<br />

beispielsweise für Gesundheit, Sicherheit<br />

und die Umwelt geschaffen werden, jedoch<br />

in der Studie nicht einbezogen wurden.<br />

Die von der LUT University und der Energy<br />

Watch Group durchgeführte wissenschaftliche<br />

Modellierungsstudie ist die erste<br />

ihrer Art, die eine vollständige Energiewende<br />

in Europa in den Bereichen Strom,<br />

Wärme, Verkehr und Entsalzung bis 2050<br />

simuliert. Die Veröffentlichung der Studie<br />

erfolgte nach etwa viereinhalb Jahren Forschung<br />

und Analyse von Datenerfassungen<br />

und technischen und finanziellen Modellierungen<br />

durch 14 Wissenschaftler. „Der<br />

Bericht bestätigt, dass eine Wende hin<br />

zu 100 Prozent Erneuerbaren Energien in<br />

allen Sektoren möglich und nicht teurer<br />

ist als das heutige Energiesystem”, sagte<br />

Hans-Josef Fell, ehemaliger Abgeordneter<br />

des Deutschen Bundestages<br />

und Präsident der<br />

Energy Watch Group,<br />

während der COP24-<br />

Pressekonferenz. „Es<br />

wird gezeigt, dass Europa<br />

auf ein emissionsfreies<br />

Energiesystem umstellen<br />

kann. Deshalb können<br />

und sollten die europäischen<br />

Politiker viel mehr<br />

für den Klimaschutz tun<br />

als derzeit anvisiert.“<br />

FOTO: ADOBE STOCK_ROMOLO TAVANI<br />

Einige Schlüsselerkenntnisse<br />

der Studie:<br />

fDie f Umstellung auf<br />

100 Prozent Erneuerbare<br />

Energien erfordert eine Massenelektrifizierung<br />

in allen Energiesektoren.<br />

Die gesamte Stromerzeugung wird das<br />

Vier- bis Fünffache der Stromerzeugung<br />

von 2015 ausmachen. Dadurch wird<br />

der Stromverbrauch im Jahr 2050 mehr<br />

als 85 Prozent des Primärenergiebedarfs<br />

betragen. Gleichzeitig wird der<br />

Verbrauch fossiler Energierohstoffe und<br />

Kernkraft in allen Sektoren vollständig<br />

eingestellt.<br />

ffDie Stromerzeugung im 100 Prozent<br />

Erneuerbare-Energien-System wird<br />

aus folgendem Mix an Energiequellen<br />

bestehen: Solarenergie (62 Prozent),<br />

Windkraft (32 Prozent), Wasserkraft (4<br />

Prozent), Bioenergie (2 Prozent) und<br />

Geothermie (


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

Erdgas und grüne Gase können die globale<br />

Dekarbonisierung weltweit vorantreiben<br />

Berlin – „Die Ablösung von Kohle und Öl<br />

durch Gase senkt die CO 2<br />

-Emissionen sofort<br />

um 30 bis 50 Prozent; die Kombination<br />

von Wind- und Sonnenenergie mit grünen<br />

Gasen ermöglicht die Reduktion des<br />

Treibhausgases um mehr als 90 Prozent“,<br />

sagte der DVGW-Vorstandsvorsitzende<br />

Prof. Dr. Gerald Linke Mitte Dezember anlässlich<br />

des Treffens von Spitzenvertretern<br />

der International Gas Union (IGU).<br />

Das IGU Strategy Committee, das erstmals<br />

unter seinem neuen Vorsitzenden Linke<br />

zusammenkam, prägt die Gesamtstrategie<br />

der internationalen Energiewirtschaft.<br />

Es entwickelt hierzu auch Strategien für<br />

das „Greening of Gas“. Der Fokus liegt dabei<br />

auf der Kombination von Erdgas mit<br />

erneuerbaren Gasen, der Kopplung von<br />

Gas- und Strominfrastrukturen sowie dem<br />

Einsatz von Gasen in der Stromproduktion<br />

und im Verkehrssektor.<br />

Signifikante Fortschritte sind dringend<br />

notwendig, um die durch den CO 2<br />

-Ausstoß<br />

verursachte globale Erderwärmung auf<br />

mindestens 1,5 Grad zu begrenzen. Bis<br />

zum Jahr 2050 dürfen insgesamt weltweit<br />

maximal 890 Milliarden Tonnen Klimagase<br />

in die Atmosphäre abgegeben werden –<br />

jeder Deutsche dürfte demnach jährlich<br />

ein bis zwei Tonnen verursachen. Aktuell<br />

liegt der Ausstoß jedoch bei 11 Tonnen.<br />

Bleiben die Emissionen auf diesem Niveau,<br />

ist Deutschlands CO 2<br />

-Budget in nur<br />

sieben Jahren erschöpft.<br />

„Wenn wir unsere Energieversorgung zügig<br />

auf Gas umstellen, leisten wir sofort<br />

einen messbaren Beitrag zur Senkung der<br />

Klimagasemissionen“, so Linke. Allein in<br />

Deutschland ließen sich bei Abschaltung<br />

der zur Stromerzeugung genutzten Braunkohlekraftwerke<br />

sofort 70 Millionen Tonnen<br />

CO 2<br />

pro Jahr einsparen.<br />

Der DVGW ist Gründungsmitglied der<br />

IGU, dem weltweiten Sprachrohr der<br />

Gaswirtschaft. Ihre rund 150 Mitglieder<br />

repräsentieren über 97 Prozent<br />

des globalen Gasmarktes. Partner ihrer<br />

Sprecherrolle sind unter anderem die<br />

Regierungen der G20-Staaten, die UN-<br />

Umweltkommission, die Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO und die International<br />

Energy Agency.<br />

Aufbereitung von Biogas mit ionischen<br />

Flüssigkeiten verbraucht weniger Energie<br />

Karlsruhe – Die Aufbereitung von Biogas<br />

zu Biomethan wird in rund 200 Anlagen<br />

in Deutschland praktiziert. Ingenieure<br />

aus Karlsruhe haben gemeinsam mit<br />

Praxispartnern im Projekt „BGA-IL –<br />

Biogasaufbereitung mit ionischen<br />

Flüssigkeiten“ ein energieeffizientes<br />

Aufbereitungskonzept entwickelt, das<br />

sich die Vorteile ionischer Flüssigkeiten<br />

zunutze macht. Bevor das Gas die für<br />

das Erdgasnetz notwendige Qualität erreicht,<br />

müssen störender Schwefel und<br />

Kohlendioxid (CO 2<br />

) abgetrennt werden.<br />

Die sogenannte Gaswäsche ist das derzeit<br />

am weitesten verbreitete Verfahren<br />

für die Aufbereitung von Rohbiogas. Es<br />

arbeitet unter anderem auf der Basis von<br />

Wasser-Amin-Lösungen, einer Mischung,<br />

die Kohlendioxid (CO 2<br />

) durch chemische<br />

Reaktion in der Lösung bindet.<br />

Das Verfahren erfordert allerdings hohe<br />

Temperaturen für die Regeneration der<br />

Waschlösungen (140 bis 160 °C). Ein Forscherteam<br />

vom Engler-Bunte-Institut in<br />

Karlsruhe, der Ionic Liquids Technologies<br />

GmbH aus Heilbronn und der Powerfarm<br />

Bioenergie GmbH aus Tuningen hat nun<br />

erfolgreich den Einsatz von ionischen Flüssigkeiten<br />

als Waschmedien an einer Biogasanlage<br />

demonstriert.<br />

Ionische Flüssigkeiten haben Eigenschaften, die für die Biogasaufbereitung<br />

viele Vorteile bringen. Im Labor erfolgte ein<br />

erstes Screening von geeigneten Waschflüssigkeiten.<br />

Ionische Flüssigkeiten sind Salzlösungen.<br />

Sie bestehen aus geladenen Molekülen, genauer<br />

organischen Kationen (+) und/oder<br />

Anionen (-) und gehen daher nicht durch<br />

Verdampfung in die Gasphase über. Die physikalischen<br />

Eigenschaften von ionischen<br />

Flüssigkeiten lassen sich außerdem durch<br />

geschickte Kombination von Kationen und<br />

Anionen gezielt einstellen. Dies machen<br />

sich die Wissenschaftler zunutze: Denn<br />

im entwickelten Waschprozess findet die<br />

Aufnahme (Absorption) von CO 2<br />

unter nahezu<br />

derselben Temperatur (60 bis 80 °C)<br />

statt, wie die anschließende Rückgewinnung<br />

(Regeneration) der Waschflüssigkeit.<br />

Externe Wärme benötigt der<br />

Regenerationsprozess nicht mehr. Dies<br />

spart Energie und senkt die Kosten im<br />

Vergleich zu herkömmlichen Konzepten<br />

der Gasaufbereitung.<br />

Im Labor identifizierten die Wissenschaftler<br />

vielversprechende ionische<br />

Flüssigkeiten, die sie dann stofflich<br />

charakterisierten und umfangreichen<br />

Tests unterzogen. Neben Versuchen zur<br />

Herstellung von ionischen Flüssigkeiten<br />

wurde auch die Materialverträglichkeit<br />

der Komponenten untersucht, um<br />

einen möglichst geringen Verschleiß<br />

von Anlagenteilen wie beispielsweise<br />

Dichtungen zu gewährleisten. Im Laborbetrieb<br />

konnte die Machbarkeit des Konzeptes<br />

nachgewiesen werden.<br />

Die notwendigen Gasparameter wurden<br />

nach dem „Reinheitsgebot“ der Anforderungen<br />

des technischen Regelwerks des<br />

Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches<br />

e. V., DVGW G260/261 erreicht. Die<br />

Laborergebnisse konnten unter realen Bedingungen<br />

in der Biogasanlage in Tuningen<br />

bestätigt werden, so dass einer Erprobung<br />

in größerem Maßstab, nach einem sogenannten<br />

Scale-Up des Verfahrens, nichts<br />

mehr im Wege steht.<br />

QUELLE: IOLITEN<br />

7


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

BÜCHER<br />

Die Tyrannei des Wachstums<br />

Eines sei gleich vorweg gesagt: Dieses<br />

Buch sollte man gelesen haben. Autor Jason<br />

Hickel beschreibt, wie die globale Ungleichheit<br />

die Welt spaltet und was dagegen<br />

getan werden kann. Er beschreibt schonungslos,<br />

wie wenig Entwicklungshilfe der<br />

Länder des globalen Nordens den Ländern<br />

des globalen Südens bringt. Er räumt zwar<br />

punktuelle Erfolge ein, insgesamt sei das<br />

Projekt aber gescheitert. Vielmehr öffnet<br />

er den Blick dafür, dass Entwicklungshilfe<br />

ursprünglich eine US-amerikanische Idee<br />

war, die unter Präsident Truman (1949)<br />

als eine Art Marketinginstrument davon<br />

ablenken sollte, wie sehr der Süden<br />

wirtschaftlich und sozial ausgepresst<br />

wurde.<br />

Hickel räumt mit der Lüge auf, dass<br />

Armut in den Ländern des globalen<br />

Südens naturgegeben sei und dass<br />

mit genügend Entwicklungshilfe allein<br />

sich die Armut bekämpfen lasse,<br />

wie die Politik immer wieder glauben<br />

machen will. Schon im Vorwort des Buches<br />

schreibt er: „Entwicklungshilfebehörden,<br />

NGOs und die mächtigsten Regierungen<br />

behaupten unisono, verantwortlich für das<br />

Los der armen Länder sei ein technisches<br />

Problem – ein Problem, das gelöst werden<br />

kann, wenn sie funktionierende Institutionen<br />

aufbauen, die richtige Wirtschaftspolitik<br />

verfolgen, hart arbeiten und sich ein<br />

bisschen unter die Arme greifen lassen.“<br />

Würden die armen Länder nur dem Rat der<br />

Experten von Institutionen wie der Weltbank<br />

folgen, könnten sie Schritt für Schritt<br />

die Armut zurückdrängen und die Kluft<br />

zwischen Arm und Reich überwinden. Die<br />

Story ist wohlbekannt, und sie ist bequem.<br />

[…] Sie erhält eine milliardenschwere Industrie<br />

und eine Armada an NGOs, Wohltätigkeitsorganisationen<br />

und Stiftungen<br />

am Leben, die die Armut durch Entwicklungshilfe<br />

und Wohltätigkeit auszumeren<br />

versprechen. Doch diese Story ist falsch.“<br />

Weitere Faktenhappen aus dem Inhalt:<br />

„Um 1500 herum bestand kein nennenswerter<br />

Unterschied in den Einkommen<br />

und im Lebensstandard zwischen Europa<br />

und dem Rest der Welt. […] Die Kluft<br />

zwischen reichen und armen Ländern ist<br />

weder naturgegeben noch unausweichlich.<br />

Sie ist von Menschen erschaffen worden.“<br />

In einem Hilfsprojekt in Swasiland wurde<br />

Hickel klar „dass das globale Wirtschaftssystem<br />

so strukturiert ist, dass es eine Entwicklung<br />

beinahe unmöglich macht.“<br />

Und dies belegt der Autor mit sehr vielen<br />

Tatsachen, und er zeigt Zusammenhänge<br />

auf, die das Dilemma des globalen Südens<br />

erklären. Er beginnt dabei mit der Entdeckung<br />

Amerikas 1492 durch Christoph<br />

Kolumbus. Denn erst seit der Zeit hätten<br />

europäische Seefahrer im Auftrag ihrer Monarchien<br />

in Amerika, in Asien und später<br />

auch in Afrika begonnen, Rohstoffe zu erbeuten,<br />

sich die Länder einzuverleiben und<br />

die Ureinwohner umzubringen und zu unterwerfen.<br />

Später seien es dann Handelsunternehmen<br />

gewesen, die mit brachialer<br />

Gewalt die Ausbeutung vorangetrieben hätten<br />

– nicht nur aus Eigeninteresse, sondern<br />

auch aus Interesse ihrer Staaten.<br />

Gerade der zweite Teil des Buches mit dem<br />

Titel „Über Gewalt“ beschreibt die Epoche<br />

bis in die Neuzeit. In den vergangenen<br />

500 Jahren, so ist darin zu lesen, haben<br />

insbesondere Spanien, Portugal, England,<br />

Frankreich, Belgien, Niederlande und auch<br />

Deutschland durch die sogenannte Kolonialisierung<br />

unermessliches Leid über die<br />

Menschen des globalen Südens gebracht.<br />

Die USA klammert Hickel nicht aus.<br />

Grundlage des europäischen und amerikanischen<br />

Wohlstandes sei die unfaire Einverleibung<br />

von Bodenschätzen sowie von<br />

billig produzierten agrarischen und anderen<br />

Erzeugnissen in der Vergangenheit und<br />

Gegenwart. Billig, weil Menschen durch<br />

Versklavung und später durch Lohndumping<br />

in nicht auskömmliche Arbeitsverhältnisse<br />

gedrängt worden sind.<br />

In den Vierziger-, Fünfziger- und Sechzigerjahren<br />

des vorigen Jahrhunderts zogen sich<br />

aufgrund politischer Umwälzungen in Europa<br />

immer mehr Staaten aus den Kolonien<br />

zurück. In Lateinamerika waren es im 19.<br />

Jahrhundert bereits verschiedene Revolutionen,<br />

die Freiheit und Selbstbestimmung<br />

bringen sollten, wodurch sich die Länder<br />

vom Würgegriff der Europäer befreiten,<br />

schreibt Hickel.<br />

Erst unter den US-Präsidenten Hoover und<br />

Roosevelt und deren „Good Neighbor“-<br />

Politik war es den lateinamerikanischen<br />

Ländern möglich, ihre Wirtschaftspolitik<br />

selbst zu bestimmen.<br />

Hickel sagt, dass damit dort die Ära<br />

des sogenannten „Developmentalismus“<br />

begann. Lateinamerika sei<br />

durch dieses System zu leichtem Wohlstand<br />

und Wachstum gekommen. Dieses<br />

Wirtschaftssystem wurde später von einigen<br />

Staaten in Afrika und auch in Asien<br />

übernommen. In den Siebzigerjahren war<br />

der Globale Süden dabei, die wirtschaftliche<br />

Kluft zum Norden fast zu schließen,<br />

macht der Autor aufmerksam.<br />

Hickel führt aus, dass die Regierungen und<br />

Großkonzerne der westlichen Welt nicht<br />

bereit waren, dieser Entwicklung tatenlos<br />

zuzusehen. Er prangert offen an, dass die<br />

Amerikaner und die Europäer geheimdienstliche<br />

sowie militärische Interventionen<br />

in zahlreichen Ländern durchführten,<br />

Regierungen stürzten, neue Machthaber<br />

installierten und sich so Zugang zu den<br />

Ressourcen und den Märkten verschafften,<br />

und sie brachten so neues Leid und Armut<br />

über die Menschen. Einzelne aufstrebende<br />

Länder seien so absichtlich wieder herunterentwickelt<br />

worden. Nicht in allen<br />

developmentalistischen Ländern sei es zu<br />

Interventionen des Westens gekommen,<br />

weil es sonst zum Ausbruch eines offenen<br />

Krieges gekommen wäre, so seine Schlussfolgerung.<br />

Dennoch wurden auch diese Länder weitestgehend<br />

heruntergewirtschaftet. Wie<br />

das vonstattenging, wird im dritten Teil des<br />

Buchs beschrieben, im Unterkapitel „Eine<br />

Schuldenkrise“. Diesmal waren es nicht<br />

einzelne Staaten der nördlichen Hemisphä-<br />

8


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

9


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

re, sondern dort ansässige Großbanken.<br />

Sie schickten sogenannte „Kreditdrücker“<br />

in die aufstrebenden Länder des globalen<br />

Südens, die dringend Fremdkapital benötigten<br />

für ihr Wachstum. Die zweite Ölkrise<br />

Ende der Siebzigerjahre durch die iranische<br />

Revolution und Zinsanhebungen der<br />

US-Notenbank 1981 trieben diverse Staaten<br />

in den Bankrott.<br />

Doch damit nicht genug. Die G7-Gruppe<br />

funktionierte den Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF) um zu einem globalen<br />

Schuldeneintreiber. Einzelheiten dazu ab<br />

Seite 200. Die Auslandsschulden der Entwicklungsländer<br />

wurden zu einem sehr wirkungsvollen<br />

Instrument, um den ökonomischen<br />

Neoliberalismus durchzusetzen und<br />

die Develpomentalismus-Agenda zurückzudrehen.<br />

Die Großbanken, die Weltbank<br />

und der IWF übernahmen, insbesondere<br />

durch von ihnen selbst eingeführte Strukturanpassungsprogramme,<br />

die Kontrolle<br />

über die Wirtschaftspolitik in den Entwicklungsländern<br />

unter Missachtung der nationalen<br />

Souveränität.<br />

Darüber hinaus übt Hickel Kritik an der<br />

Welthandelsorganisation (WTO) und deren<br />

unfairen Praktiken, die vom Globalen<br />

Norden zementiert werden. Im letzten Teil<br />

des Buches stellt Hickel fünf radikale Maßnahmen<br />

vor, mit denen der Globale Süden<br />

in eine bessere wirtschaftliche Verfassung<br />

gelangen kann, in der die Armut so gut wie<br />

nicht mehr existent ist. Und das trotz des<br />

Erreichens der ökologischen Belastbarkeit<br />

unserer Erde. Und eine Aussage trifft er am<br />

Ende des Buches auch ganz deutlich: dass<br />

das Bruttoinlandsprodukt nicht als alleiniger<br />

Maßstab für Glück und Wohlbefinden<br />

einer Gesellschaft herangezogen werden<br />

kann. Und, dass das Mantra vom permanenten<br />

Wirtschaftswachstum aufgrund der Ressourcen-Begrenzungen<br />

verstummen wird.<br />

Rezension: Martin Bensmann<br />

Die Tyrannei des Wachstums,<br />

dtv Sachbuch, 432 Seiten, 28,00 Euro.<br />

ISBN 978-3-423-28163-8<br />

TERMINE<br />

15. Januar<br />

1. Sanierungskonferenz Biogasanlagen<br />

Hamburg<br />

www.dr-moellenhoff-rag.de<br />

21. und 22. Januar<br />

Kongress: Kraftstoffe der Zukunft<br />

Berlin<br />

www.bioenergie.de<br />

30. Januar<br />

Erfahrungsaustausch Kompetenznetzwerk Biogas<br />

Halle (Peißen)<br />

info@biogaskompetenz.de<br />

30. und 31. Januar<br />

Biogas-Infotage<br />

Ulm<br />

www.renergie-allgaeu.de<br />

30. und 31. Januar<br />

Biogaz Europe<br />

Rennes (Bruz)<br />

www.biogaz-europe.com<br />

6. Februar<br />

3. Bayerische Biogasfachtagung Stroh Gras Biogas<br />

Dingolfing<br />

www.messen-profair.de<br />

6. Februar<br />

Leipziger Biogas-Fachgespräch „Biogas auf dem<br />

Sprung – flexibel und zukunftsorientiert“<br />

Leipzig<br />

www.dbfz.de/aktuelles<br />

11. Februar<br />

13. Oberfränkisches Biogas-Fortbildungsseminar<br />

Bad Staffelstein – Kloster Banz<br />

www.aelf-mn.bayern.de/landwirtschaft<br />

21. und 22. Mai<br />

12. Biogas-Innovationskongress<br />

Osnabrück<br />

www.biogas-innovationskongress.de<br />

Call for Papers: Einsendeschluss:<br />

10. Februar<br />

Hinweis:<br />

Termine für Betreiberqualifikationen<br />

nach TRGS 529 unter<br />

www.schulungsverbund-biogas.de<br />

11. bis 13. März<br />

Abfallvergärungstagung<br />

Dresden<br />

www.forum-abfallwirtschaft-altlasten.<br />

de/abfallvergaerungstagung<br />

Seminare der Fachverband Biogas<br />

Service GmbH<br />

22. Januar<br />

Zukunfts-Workshop Biogas<br />

Verden/Aller<br />

24. Januar<br />

Zukunfts-Workshop Biogas<br />

Weichering<br />

13. Februar<br />

Biomassetransport Seminar<br />

Sendenhorst<br />

Infos:<br />

www.service-gmbh.biogas.org<br />

Anmeldung:<br />

service-gmbh@biogas.org<br />

Diese und weitere Termine rund um die Biogasnutzung<br />

in Deutschland und der Welt finden Sie<br />

auf der Seite www.biogas.org unter „Termine“.<br />

10


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

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11


AKTUELLES<br />

BIOGAS-KIDS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Biogas ist (fast) überall<br />

Ein Auto fährt und fährt – bis es kaputt geht? Nein, so soll<br />

es nicht sein. Denn damit es auch immer gut fährt, muss<br />

es regelmäßig gepflegt und auch gewartet werden. Einiges<br />

kann der Fahrer selbst, für andere Dinge braucht er<br />

seine Werkstatt. Das ist mit einer Biogasanlage nicht anders.<br />

Auch sie muss immer gut funktionieren und Biogas<br />

produzieren. Und die Person, die sie betreut, muss Augen,<br />

Ohren, Nase aufhalten, damit es auch so bleibt. Es gibt<br />

viele verschiedene Dinge, auf die geachtet und die kontrolliert<br />

werden müssen. Da ist zunächst mal der große<br />

Fermenter, in dem die Milliarden winzigen Mitarbeiter –<br />

also die Bakterien – nicht nur regelmäßig mit gutem Futter<br />

versorgt werden wollen. Sie wollen auch sonst gut leben<br />

in diesem biologischen System, das im Prinzip wie der<br />

Kuhmagen funktioniert. Temperaturen zwischen 35 und<br />

40 °Celsius sowie ein richtig eingestellter pH-Wert (der<br />

bestimmt den Säuregehalt im Substrat) gehören ebenso<br />

dazu wie die Kontrolle, dass kein Sauerstoff in das System<br />

eindringt. Für all das gibt es Kontrollinstrumente, um das<br />

zu prüfen. Immer wenn es um gasförmige oder flüssige<br />

Stoffe in einem System geht, muss auf Dichtigkeit von Leitungen<br />

und Behältern geprüft werden. Schließlich könnten<br />

sich auch explosive Stoffe dabei bilden. Der höchste<br />

Wartungsaufwand betrifft allerdings das BHKW der Anlage.<br />

Dieses kleine Kraftwerk<br />

ist schließlich vollgestopft<br />

mit Technik und dem Gasmotor als Herz der Anlage.<br />

Also geht es hier auch um tägliche Öl- und Kühlmittelkontrollen.<br />

Das betrifft in gleicher Weise die Abgastechnik.<br />

Hierbei muss der Betreiber nicht nur Wartungen<br />

vornehmen. Teilweise handelt es sich um Technik, die<br />

regelmäßig durch den TÜV geprüft werden muss. Puh,<br />

steckt also viel Arbeit in einer Biogasanlage. Die gute<br />

Nachricht: Es gibt auch Apps für das Smartphone. Den<br />

ordnungsgemäßen Betrieb der Anlage kann der Betreiber<br />

also bequem von überall verfolgen, und er wird auch an<br />

Service intervalle erinnert.<br />

Iglu<br />

In ganz Deutschland gibt es inzwischen fast 9.500 Biogasanlagen.<br />

Die Zahl wächst weiter, und mit den Anlagen<br />

wächst auch die Menge der umwelt­ und klimafreundlichen<br />

Energie, die damit erzeugt wird. Aber wo sind eigentlich<br />

die vielen Anlagen und gibt es Gründe für eine bestimmte<br />

Verteilung? Tatsächlich sind die meisten Biogasanlagen<br />

in Bayern (2.360) und Niedersachsen (1.566) installiert. In<br />

Bayern deshalb, weil es dort auch die meisten landwirtschaftlichen<br />

Betriebe gibt. Weil diese aber nicht so groß sind,<br />

stehen hier meist auch eher kleinere Anlagen. Niedersachsen<br />

dagegen hat die Spitzenposition bei der installierten<br />

Biogas­Leistung: also weniger Anlagen, dafür aber mehr<br />

Leistung pro Anlage. Aber nicht nur zwischen Süd und Nord<br />

gibt es Unterschiede. Gerade im Osten Deutschlands stehen<br />

die ganz großen Biogasanlagen, weil es hier auch besonders<br />

große Agrarbetriebe mit viel Fläche und Vieh (Gülle) gibt.<br />

In der Sprache der Inuit,<br />

der Ureinwohner der Arktis,<br />

bedeutet das Wort „Iglu“ übersetzt „Wohnung“. Ein Iglu<br />

ist ein Haus aus Schneeblöcken. Die Form des Iglu ist so berühmt,<br />

dass Campingzelte in dieser Kuppelform entwickelt<br />

wurden. Sie tragen auch den Namen Iglu-Zelt.<br />

Der Bau eines richtigen Iglus aus Schnee dauert ein paar<br />

Stunden. Zunächst legt man den Durchmesser des Iglus fest,<br />

indem man einen Kreis in den Schnee zieht. Auf diese Kreislinie<br />

werden ringsum die großen Schneequader gesetzt und<br />

es wird ein Eingang freigelassen. Die Quader werden mit<br />

Schnee sägen aus dem Schnee gearbeitet. Jede folgende Reihe<br />

wird immer etwas enger zur Kreismitte gesetzt, damit die<br />

Kuppelform entsteht. Das Iglu ist der beste Schutz gegen<br />

die eisige Kälte und tobende Schneestürme.<br />

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Die Fachzeitschrift für Kinder<br />

12


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

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13


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

FOTOS: MARTIN BENSMANN<br />

Links: Der Stand des<br />

Fachverbandes Biogas<br />

e.V. war reger Anlaufpunkt<br />

für Messebesucher.<br />

Rechts: In Halle 24<br />

stellten zahlreiche<br />

BHKW-Hersteller ihre<br />

Aggregate vor.<br />

BIOGAS CONVENTION<br />

Aktuelle rechtliche Rahmenbedingungen<br />

alles andere als rosig<br />

Zwar enthält das Energiesammelgesetz ein paar positive Inhalte aus Sicht der Biogasbranche,<br />

allerdings ist damit der Anlagenbestand nicht gesichert und die Reststoffvergärung<br />

in keiner Weise angeschoben. Anlagenbetreiber müssen sich vielmehr auf neue schärfere<br />

Vorgaben, die den Betrieb betreffen, einstellen. Weitere Investitionen in Anpassungsmaßnahmen<br />

sind leider vorprogrammiert.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Die Biogasbranche wandelt sich vom Grundlast-Stromerzeuger<br />

zum flexiblen Stromproduzenten,<br />

regionalen Wärmelieferanten<br />

und klimafreundlichen Kraftstoffanbieter.<br />

Nebenbei sorgen Anlagenbetreiber heute<br />

mit alternativen Energiepflanzen für mehr ökologische<br />

Vielfalt auf den Feldern. Mit der Gärdüngeraufbereitung<br />

ergeben sich neue Vermarktungsmöglichkeiten für<br />

Nährstoffe“, skizzierte Fachverbandspräsident Horst<br />

Seide die Umbruchsituation während der Pressekonferenz<br />

zu Beginn der Biogas Convention im November<br />

in Hannover.<br />

Dennoch gebe es Gründe zur Sorge: Nach zwei Ausschreibungsrunden<br />

für Bestands- und Neuanlagen<br />

sei das Ergebnis ernüchternd. Die Vergütungshöhe im<br />

EEG 2017 zeige, dass die Konditionen nicht ausreichen,<br />

um Biogasanlagen zu betreiben. Deutlich werde<br />

dies darin, dass nur 77 der möglichen 225 Megawatt<br />

(MW), die ausgeschrieben waren, abgerufen worden<br />

sind. „Bis 2021 müssten 1.000 Anlagen einen Zuschlag<br />

per Ausschreibung bekommen. Denn diese Anlagenzahl<br />

fällt dann aus dem ersten Vergütungszeitrum<br />

des EEG 2000. Um weitermachen zu können, sind jedoch<br />

umfangreiche Investitionen an der Biogasanlage<br />

14


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

Entwicklung Flexdeckel<br />

ffDeckel von 1.350 MW war Ende September 2018 mit 758 MW<br />

zu etwa 58 Prozent ausgeschöpft.<br />

ffDurchschnittlicher Zubau 2018/18: ca. 23 MW pro Monat.<br />

ffGesamtzubau: Januar 2017 bis September 2018: 481 MW.<br />

ffStand Zubaudeckel Ende 2016: 278 MW – jährlicher Zubau<br />

2017 und hochgerechneter Zubau 2018 jeweils in etwa so<br />

hoch wie Zubau in den zweieinhalb Jahren vorher.<br />

f f Hochgerechneter Zubau auf Basis der vergangenen 21<br />

Monate (ca. 23 MW pro Monat): Deckel von 1.350 wäre im<br />

Herbst 2020 erreicht.<br />

notwendig. Diese Investitionen tätigen die Betreiber<br />

aber nur, wenn aus Berlin klare Signale pro Biogas<br />

kommen und eine ökonomische Perspektive erkennbar<br />

ist“, mahnte Seide.<br />

Im nächsten Jahr könnten schon durch Überbauung<br />

der Leistung im Rahmen der Flexibilisierung von Biogasanlagen<br />

über 5.000 Megawatt elektrische Leistung<br />

installiert sein in Deutschland. Würden die Rahmenbedingungen<br />

besser gestaltet, dann könnten bis 2030<br />

rund 20.000 MW an elektrischer Leistung installiert<br />

sein, und das ohne einen Hektar mehr Mais – nur durch<br />

Vergären von Gülle und Mist in großem Stil. Mache die<br />

Politik nichts, dann drohe die installierte Leistung zu<br />

schrumpfen. Laut Seide auf etwa 1.000 MW.<br />

Der Verbandspräsident forderte den Erhalt des Flexdeckels<br />

im Energiesammelgesetz sowie eine Nachfolgeregelung.<br />

Notwendig sei der Zubau neuer Anlagen,<br />

die Stoffe wie Gülle, Mist und Stroh vergären. Die<br />

75-kW-Güllekleinanlagenklasse sei nicht zielführend.<br />

Es müsse ein breites Spektrum an Gülleanlagen in die<br />

Praxis kommen. Im nächsten Jahr müsse die Bundesregierung<br />

das Klimaschutzgesetz verabschieden. Darin<br />

müsse festgeschrieben werden, wie die 65 Prozent<br />

Ökostromanteil bis 2030 erreicht werden sollen. „Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, ist die Gülle- und Mistvergärung<br />

absolut notwendig“, betonte Seide. Was mit dem<br />

Gas aus den Gülleanlagen geschehe, das müsse dann<br />

entschieden werden.<br />

Möglicherweise könnte Güllegas dann als Kraftstoff<br />

eingesetzt werden. Grund: Im Zuge der Überarbeitung<br />

der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU (REDII)<br />

sollen besonders fortschrittliche Kraftstoffe gefördert<br />

werden. Biogas aus Gülle wird dabei in den Entwürfen<br />

ausdrücklich positiv gesehen. Seide sagte, dass in<br />

Deutschland so viel Mist und Gülle anfällt, dass damit<br />

der gesamte Energiebedarf der deutschen Landwirtschaft<br />

gedeckt werden könnte.<br />

Vizepräsident Hendrik Becker betonte, dass immer<br />

mehr deutsche Anlagenhersteller ins Ausland drängen.<br />

Insbesondere in Frankreich würden derzeit viele<br />

Biogasanlagen gebaut. „In Frankreich darf Biogas erst<br />

verstromt werden, wenn der Produzent nachweist, dass<br />

er nicht ins Erdgasnetz einspeisen kann“, berichtete<br />

Becker.<br />

Vor der Ausschreibung Zukunftsfragen<br />

beantworten<br />

Robert Wagner von C.A.R.M.E.N. e.V. referierte zum<br />

Thema Ausschreibungen. Er empfahl, bevor ein Anlagenbetreiber<br />

in die Ausschreibung geh, einige persönliche<br />

und betriebliche Fragen zu klären. Es geht zum<br />

Beispiel darum, ob jemand noch weitere 10 Jahre Biogas<br />

produzieren will, kann oder muss und ob auch ein<br />

zweiter Betriebsleiter für die zweite Vergütungsphase<br />

verfügbar ist. Auch sollte der Gebotspreis tatsächlich<br />

kalkuliert werden.<br />

Dazu sollten bisherige Wirtschaftlichkeitsdaten ausgewertet<br />

werden. Auch sollte die Anlage hinsichtlich<br />

ihres technischen und baulichen Status quo bewertet<br />

werden, um notwendige Ertüchtigungsinvestitionen<br />

ermitteln zu können. Zudem sind zu erwartende rechtliche<br />

Vorgaben zu berücksichtigen, die eventuelle Investitionen<br />

nach sich ziehen. Es ist auch zu überlegen,<br />

ob nicht statt Überbauung der installierten Leistung<br />

auch nach unten flexibilisiert werden kann. Fraglich<br />

ist jedoch in dem Zusammenhang, ob die BHKW dafür<br />

geeignet sind, auch emissionsseitig.<br />

Zu berücksichtigen ist außerdem, dass in der Ausschreibungssystematik<br />

der Maiseinsatz immer weiter<br />

reduziert werden muss. In den Jahren <strong>2019</strong> und 2020<br />

müssen 53 Prozent und in 2021 und 2022 müssen<br />

56 Prozent alternative Substrate eingesetzt werden.<br />

Wagner empfahl, neben dem Stromverkauf auch alle<br />

anderen möglichen Einnahmequellen zu erschließen,<br />

wie beispielsweise Flexzuschlag und Wärmeverkauf.<br />

Humuswirkung von Gärdünger besser<br />

als von Rindergülle<br />

Mit der Humuswirkung von Gärprodukten beschäftigt<br />

sich Dr. Uwe Franko vom Helmholtz-Zentrum für<br />

Umweltforschung in Leipzig. Bodenhumus erhöht die<br />

Messegeschehen bei<br />

Komponentenlieferanten<br />

für Biogasanlagen.<br />

15


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Bodenfruchtbarkeit, ist biologisch aktiv, verändert die<br />

Bodenstruktur, verändert die Sorption und dient als<br />

Kohlenstoff-Quelle beziehungsweise -Senke, verdeutlichte<br />

er zu Beginn seines Vortrages. In landwirtschaftlichen<br />

Böden sollte mehr Kohlenstoff eingespeichert<br />

werden, so eine Forderung von ihm.<br />

„Pflanzen versorgen den Boden mit organischem Material<br />

zum Humusaufbau. Pflanzen sind grundsätzlich<br />

eine Humusquelle“, betonte der Wissenschaftler. Sehr<br />

überraschend war seine Aussage, dass Mais und Sorghum<br />

mehr Kohlenstoff in den Boden zum Humusaufbau<br />

einbringen als zum Beispiel Weizen. Er riet, die<br />

Kohlenstoff-Akkumulation als Strategie gegen den Klimawandel<br />

stärker zu nutzen. Qualitativ sei Gärdünger<br />

in seiner Humuswirkung besser als Rindergülle und<br />

mindestens so gut wie Stallmist, wenn nicht sogar<br />

besser. Denn Gärreste hinterließen mehr Kohlenstoff<br />

als Gülle. Insbesondere leichte Böden profitierten von<br />

Gärdüngergaben durch Humusaufbau.<br />

Afrikanische Schweinepest: Virus in<br />

Biogasanlagen bekämpfbar<br />

Zu einem brisanten Thema, der Afrikanischen Schweinepest,<br />

referierte Prof. Dr. Wilfried Hopp, Leiter des<br />

Veterinärdienstes im Kreis Soest. Deutschland war bis<br />

Redaktionsschluss noch frei von dieser Krankheit. In<br />

Südbelgien war im September bei Wildschweinen die<br />

Seitz Electric GmbH GasManager BGJ 1_<strong>2019</strong>.pdf 1 07.12.18 13:56<br />

Krankheit aufgetreten. Das war der erste Fall in Westeuropa.<br />

Ansonsten hat sich das Virus vor allem in Polen,<br />

Weißrussland, in der Ukraine im Baltikum, Ungarn<br />

und Rumänien in Wild- und Hausschweinbeständen<br />

verbreitet.<br />

Das Virus sei relativ lange stabil in Fleischprodukten<br />

und Blut. Zwischen pH-Wert 3,9 und 11,5 ist es lebensfähig.<br />

Im Seuchenfall dürfe Gülle nur in Biogasanlagen,<br />

die keine Tierhaltung angegliedert haben. Sollte<br />

Seuchengülle in eine Biogasanlage eingebracht worden<br />

sein, muss der Fermenter für sieben Tage mit mindestens<br />

40 Grad Celsius betrieben werden – ohne Zufuhr<br />

von Gülle und Entnahme von Gärsubstrat. Die Vergärung<br />

sorgt durch die kontrollierte Versäuerung für eine<br />

bessere Hygienisierung von Gärresten. Die Vergärung<br />

ist sogar positiver als die reine Güllelagerung.<br />

Aus für erdgestützte Silowände<br />

Jörg Schütte, Niedersächsischer Landesbetrieb für<br />

Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN),<br />

erläuterte den aktuellen Stand der Technischen Regel<br />

wassergefährdender Stoffe (TRwS 793 – Teil 1). In Teil<br />

1 dieses Regelwerkes werden Anforderungen für neue<br />

Biogasanlagen festgeschrieben. In einem Teil 2 sind<br />

Anpassungsmaßnahmen für Bestandsanlagen vorgesehen.<br />

Laut Schütte erklärt die TRwS zum Beispiel, wie<br />

eine Umwallung richtig angelegt wird oder wie ein La-<br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

ger für Schwefelsäure zur Gewinnung von Ammonium-<br />

Sulfat-Lösung (ASL) ausgeführt sein muss.<br />

Besonders breit waren Schüttes Ausführungen zum<br />

Thema Fahrsilos, die bereits in der TRwS 792 geregelt<br />

werden und zu denen in der TRwS 793-1 Bezug genommen<br />

wird. Nach seinen Worten sind neue erdgestützte<br />

Fahrsilowände nicht mehr zulässig. Betroffen ist davon<br />

zum Beispiel das sogenannte Traunsteiner Silo. Aktuell<br />

ist davon auszugehen, dass die TRwS 793-1 in der<br />

zweiten Jahreshälfte <strong>2019</strong> verabschiedet wird. In der<br />

anschließenden Diskussion signalisierte er auch eine<br />

Novellierung der bereits seit August 2017 angewendeten<br />

AwSV.<br />

TRAS 120 verschärft<br />

Sicherheitsanforderungen<br />

Dass sich die sicherheitstechnischen Anforderungen<br />

an Biogasanlagen weiter verschärfen werden, stellte<br />

Thomas Hackbusch von der Landesanstalt für Umwelt<br />

Baden-Württemberg in Aussicht. Die Kommission<br />

für Anlagensicherheit (KAS) hat in den vergangenen<br />

Monaten intensiv gearbeitet und nun den Entwurf der<br />

Technischen Regel Anlagensicherheit (TRAS 120) als<br />

Erkenntnisquelle zum Stand der Technik und dem<br />

Stand der Sicherheitstechnik vorgelegt. Mit diesem Regelwerk<br />

sollen Schadensereignisse auf Biogasanlagen<br />

verhindert werden, betonte der Referent. Was kommt<br />

FOTO: ISABEL WINARSCH<br />

beispielsweise auf die Betreiber zu? Sie müssen sich<br />

mit neuen Anforderungen an Sicherheitseinrichtungen<br />

auseinandersetzen. Zukünftig sind nur noch zweischalige<br />

Gasspeichersysteme für Neuanlagen bzw. beim<br />

Austausch bestehender einschaliger Systeme vorgesehen.<br />

Bei doppelwandigen Gasspeichersystemen soll<br />

der Zwischenraum ständig auf Leckagen überwacht<br />

werden. Ferner müssen die Klemmschienen für die<br />

Foliendächer dauerhaft ihre Funktion erfüllen und<br />

über eine redundante Lastübertragung verfügen. Was<br />

Anlagenbetreiber ebenfalls nicht freuen dürfte, ist die<br />

vorgesehene halbjährliche Kontrolle einschaliger Folienhauben<br />

mit der Gasleckagekamera. Betroffen von<br />

der TRAS 120 sind Anlagen, die unter die Störfallver-<br />

In den Pausen zwischen<br />

den einzelnen Vorträgen<br />

wurde intensiv<br />

diskutiert.<br />

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30.– 31. Januar <strong>2019</strong><br />

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17


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

ordnung fallen, sowie Anlagen, die nach Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

genehmigt worden sind.<br />

Ehrenmedaille für Dr. Gerd Höher<br />

In diesem Jahr hat der Fachverband Biogas e.V. Dr. Gerd Höher (links im Bild) mit der Dr.-Heinz-Schulz-<br />

Ehrenmedaille ausgezeichnet. Die Medaille erhalten Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um die<br />

Biogaserzeugung verdient gemacht haben. Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas e.V. (rechts im<br />

Bild), sagte in seiner Laudatio, dass sich Höher bis zu seiner Pensionierung in seiner Funktion als Referatsleiter<br />

Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie im Niedersächsischen Ministerium für Landwirtschaft immer<br />

für die Biogasproduktion eingesetzt habe.<br />

Er habe von Anfang an die Bedeutung der Biogasproduktion für die Landwirtschaft und die Energiewende<br />

betont. So sei es Höher auch zu verdanken, dass es auf Bundeslandebene seit 2003 ein Biogas-Forum gibt,<br />

in dem Fachleute aus Praxis, Wissenschaft und Politik miteinander reden. Auch habe er sich früh für die<br />

bedarfsgerechte Stromerzeugung eingesetzt und entsprechende Rahmenbedingungen gefordert. Weitsicht<br />

habe der ehemalige Ministerialbeamte auch beim Thema Botulismus gezeigt. Er initiierte schon sehr früh<br />

eine Untersuchung, die von der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchgeführt wurde. Darin wurden Gärreste<br />

verschiedener Biogasanlagen hinsichtlich des Auftretens von Botulismuserregern analysiert. Ergebnis:<br />

Durch Biogasanlagen werden keine Botulismuserreger vermehrt oder verbreitet. „Als das Botulismusthema<br />

damals medial stark behandelt wurde, da brauchten nur die Ergebnisse aus der Schublade gezogen zu<br />

werden und Biogas stand nicht mehr im Feuer“, blickte Seide zurück.<br />

Dr. Höher sagte nach dem Empfang der Medaille: „Biogas soll dazu beitragen, dass wir unsere Energieversorgung<br />

nachhaltiger gestalten. Biogas ist dazu ein ganz wichtiges Tool. Gülle und Mist müssen konsequent<br />

in die Biogasanlagen gelangen, weil nur so große Mengen Methan und CO 2<br />

vermieden werden können. Insbesondere<br />

in der Rinderhaltung ist das eine sehr wichtige Aufgabe.“ Klimagasvermeidung könne Dienstleistung<br />

von Biogasanlagen sein. Das sei eine ganz andere Perspektive für Biogas als die Fragen, wie das Gas<br />

gespeichert oder wie bedarfsgerecht Strom produziert werden könne. Klimaschutz sei eine zentrale Aufgabe,<br />

die auf die Landwirtschaft zukomme. Und das sei eine sehr schwierige Aufgabe, die aber leichter werde, wenn<br />

die Viehhaltung mit der Biogasproduktion verknüpft werde.<br />

FOTO: ISABEL WINARSCH<br />

Verschärfungen durch TA Luft<br />

Anja Behnke vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,<br />

Bau und Reaktorsicherheit berichtete über<br />

den aktuellen Stand der Novelle der TA Luft. Die TA Luft<br />

ist das zentrale Regelwerk zur Verringerung von Emissionen<br />

und Immissionen von Luftschadstoffen aus genehmigungsbedürftigen<br />

Anlagen. Sie legt den Stand der<br />

Technik für über 50.000 Anlagen in Deutschland fest.<br />

Wichtige Änderungen der TA Luft sind in folgenden<br />

Bereichen nötig: In der TA Luft werden mehrere Regelungen<br />

aus dem EU-Recht in nationales Recht umgesetzt.<br />

Dies betrifft zahlreiche Vorsorgeanforderungen,<br />

die in Durchführungsbeschlüssen der Europäischen<br />

Kommission zu Schlussfolgerungen über die „Besten<br />

Verfügbaren Techniken“ (BVT-Schlussfolgerungen) auf<br />

der Grundlage der Industrie-Emissionsrichtlinie<br />

(Richtlinie 2010/75/EU) enthalten<br />

sind.<br />

Für alle Anlagen wird der Stand der Technik<br />

vor allem im Hinblick auf besonders<br />

relevante Luftschadstoffe wie Stickstoffoxide<br />

oder Feinstaub überprüft. Von besonderer<br />

Bedeutung für die menschliche<br />

Gesundheit sind die Emissionen an besonders<br />

gesundheitsschädlichen Stoffen,<br />

zu denen in erster Linie solche zählen, die<br />

karzinogen, keimzellmutagen oder reproduktionstoxisch<br />

sind oder bei denen der<br />

Verdacht auf eine entsprechende Wirkung<br />

besteht. Auch hierzu werden die Anforderungen<br />

in der TA Luft angepasst.<br />

Neu in die TA Luft aufgenommen werden<br />

sollen darüber hinaus Anforderungen an<br />

die Geruchsimmissionen (Geruchsimmissions-Richtlinie<br />

– GIRL) sowie verfahrenslenkende<br />

Anforderungen zur Erhaltung der<br />

natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden<br />

Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie),<br />

zur Berücksichtigung der Stickstoffdepositionen<br />

und zur Berücksichtigung<br />

von Bioaerosol-Immissionen.<br />

Über die GIRL in der TA Luft soll auch<br />

der Mindestabstand von Biogasanlagen<br />

zur Wohnbebauung geregelt werden –<br />

der Abstand soll mindestens 100 Meter<br />

betragen. Stichwort Feuerungsanlagen<br />

(BHKW): Künftig werden die Anforderungen<br />

der TA Luft ersetzt durch Anforderungen<br />

der 44. BImSchV (außer dort<br />

vom Anwendungsbereich ausgenommene<br />

Anlagen). Ferner wird die künftige TA Luft<br />

auch wohl eine zusätzliche äußere Umhüllung<br />

der Gasmembran mit entsprechender<br />

Überwachung fordern.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

0 54 09/90 69 426<br />

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18


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

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AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Gärdünger fördert<br />

Regenwurmpopulation<br />

Die Integration einer Biogasanlage verschafft Ökolandwirten Vorteile in<br />

Bezug auf Nährstoffe, Bodenqualität, Humus und Erträge. Besonders<br />

Marktfruchtbetriebe können mit Futter-Dung-Kooperationen und Gärproduktdüngung<br />

den Nährstoffkreislauf verbessern. Weil die Rahmenbedingungen<br />

nicht eben günstig sind, wird das Potenzial aber bislang<br />

viel zu wenig ausgeschöpft.<br />

Von Christian Dany<br />

Biolandwirt Johannes Drexl auf seiner<br />

Biogasanlage, die perfekt in sein Bewirtschaftungskonzept<br />

passt.<br />

FOTOS: CHRISTIAN DANY<br />

Johann Drexl aus Kaufering am<br />

Lech ist Biobauer aus Überzeugung.<br />

Schon im Jahr 2000, als<br />

von einem Bio-Boom noch nichts<br />

zu sehen und zu hören war, stieg<br />

er auf Ökolandbau um und schloss sich<br />

dem Naturland-Verband an. Einige Jahre<br />

später gab er die Schweinemast auf und<br />

bewirtschaftet seitdem 200 Hektar Ackerland<br />

zusammen mit seinem Sohn ohne<br />

Viehhaltung.<br />

Allmählich traten jedoch Probleme auf:<br />

„Wir sind in die Leguminosenmüdigkeit<br />

reingekommen. Die Erträge gingen kontinuierlich<br />

zurück“, sagte Drexl auf einem<br />

CARMEN-Fachgespräch in seinem Heimatort.<br />

Leguminosenmüdigkeit äußert<br />

sich in Wuchsschwäche und verringerter<br />

Stickstofffixierleistung, worunter auch die<br />

Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen von der TU<br />

München-Weihenstephan berichtete von den<br />

positiven Auswirkungen des Gärdüngereinsatzes<br />

im Ökolandbau.<br />

Folgefrüchte leiden. Bedeutsam ist sie vor<br />

allem im Ökolandbau, wo Leguminosen<br />

meist einen höheren Anteil in der Fruchtfolge<br />

haben. Die Lösung fand Drexl in einer<br />

Gemeinschafts-Biogasanlage und der Kooperation<br />

mit einem Milchvieh-Ökobetrieb.<br />

Hierzu hat er sich mit seinem ehemaligen<br />

Lehrling Stefan Wild aus dem 10 Kilometer<br />

entfernten Hurlach zusammengetan. Die<br />

beiden gründeten die Drewi Naturenergie<br />

GbR und bauten 2010 eine Biogasanlage<br />

mit inzwischen 250 kWel Anschlussleistung.<br />

Wild verband den Anlagenbau mit<br />

seinem Aussiedlungsprojekt rund 300 Meter<br />

vor den Dorfrand von Hurlach.<br />

Heumilchproduktion<br />

Hier hält er 75 Milchkühe und erzeugt<br />

mit ihnen Heumilch; das heißt, die Kühe<br />

fressen keine Silage, sondern ganz traditionell<br />

im Sommer frisches Gras und im<br />

Winter Heu. Die Biogas-Kooperation reicht<br />

aber noch weiter: Weitere sechs Biobetriebe<br />

im Umkreis von 13 Kilometern, davon<br />

fünf Marktfruchtbetriebe und ein Schweinemäster,<br />

liefern Kleegras an die Anlage.<br />

„Wir übernehmen für die beteiligten Betriebe<br />

die komplette Silierkette“, berichtete<br />

Drexl. 2018 seien das bis zu vier Schnitte<br />

auf rund 100 Hektar gewesen.<br />

Drewi setze einen Schmutz vermeidenden<br />

Bandschwader und einen Feldhäcksler ein.<br />

„Das Kleegras wird so klein wie möglich<br />

gehäckselt“, erläuterte der Ökolandwirt.<br />

Pro Tag wird die Anlage mit 8 bis 10 Tonnen<br />

Kleegras gefüttert, was etwa die Hälfte<br />

des Substrat-Inputs ausmacht. 30 bis 40<br />

Prozent sind Rindergülle, der Rest überwiegend<br />

Silomais. Die beteiligten Biobetriebe<br />

erhalten Gärdünger entsprechend der<br />

Nährstoffmenge an Kleegraslieferungen<br />

zurück. „Mit der Gärrestdüngung sind die<br />

Erträge deutlich gestiegen“, betonte Drexl,<br />

„bei Roggen und Hafer habe ich schon 60<br />

Dezitonnen pro Hektar geerntet.“<br />

Drexls frühere Ertragsprobleme scheinen<br />

symptomatisch zu sein: „Im Ökolandbau<br />

gibt es immer mehr reine Marktfruchtbetriebe.<br />

Aufgrund des Mangels an Wirtschaftsdünger<br />

kommt es dort vermehrt zu<br />

Ertragsstagnation und sogar zum Rückgang“,<br />

sagte Martina Serdjuk vom Erneuerbare-Energien-Unternehmen<br />

GP Joule<br />

GmbH. Der Ertragsrückgang sei fatal,<br />

weil es auf der Gegenseite eine steigende<br />

Nachfrage nach regionalen, ökologisch<br />

produzierten Lebensmitteln gebe. Serdjuk<br />

schreibt parallel ihre Doktorarbeit an der<br />

TU München-Weihenstephan zum Thema<br />

„Integration der Biogasproduktion in Ökolandbau-Systeme“.<br />

„Im Bayerischen Tertiären Hügelland wirtschaften<br />

30 bis 40 Prozent der Ökobetriebe<br />

als Marktfruchtbetriebe. Sie geben mit den<br />

pflanzlichen Produkten Nährstoffe und organische<br />

Substanz ab und haben nicht den<br />

Nährstoffkreislauf über die Tierhaltung“,<br />

führte Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen<br />

von der TU München-Weihenstephan aus.<br />

Die Biogasanlage könne Funktionen der<br />

Tierhaltung im betrieblichen Stoffkreislauf<br />

übernehmen, wobei Unterschiede bestehen:<br />

„Mit der Milch werden etwa 35 Prozent<br />

des eingesetzten Futter-Stickstoffes<br />

exportiert“, gab der Leiter des Lehrstuhls<br />

für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme<br />

zu denken. Dagegen würden<br />

mit einer Biogasanlage neueren Typs‘ der<br />

20


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

Anlagenbau<br />

Ihr starker Partner für:<br />

l mobile Feststoffbeschickung<br />

besonders geeignet<br />

für Umbau-/<br />

Sanierungsarbeiten<br />

und in<br />

Störfällen<br />

Martina Serdjuk: „Im Ökolandbau gibt<br />

es immer mehr reine Marktfruchtbetriebe.<br />

Aufgrund des Mangels an<br />

Wirtschaftsdünger kommt es dort<br />

vermehrt zur Ertragsstagnation und<br />

sogar zum Ertragsrückgang.“<br />

Stickstoff und fast alle Mineralstoffe weitgehend<br />

im Kreislauf bleiben.<br />

Michael Köttner sagte, dass bei allen Anbauverbänden<br />

genauso wie in der EG-Öko-Verordnung<br />

maximal 0,5 Dungeinheiten möglich sind, was<br />

40 Kilogramm Stickstoff pro Hektar entspricht,<br />

die an organischem Dünger aus externen,<br />

konventionellen Quellen stammen dürfen.<br />

Höhere Stickstofffixierung<br />

durch Biogasanlage<br />

„Wir können auf 13-jährige Forschungsergebnisse<br />

zu Energiepflanzen und zur Wirkung<br />

von Biogas-Gärresten zurückgreifen“,<br />

sagte Hülsbergen. Er erläuterte die Vorteile,<br />

die die Integration einer Biogasanlage<br />

in den Ökolandbau, besonders für Marktfruchtbetriebe,<br />

bringt in Bezug auf Nährstoffkreisläufe,<br />

Bodenqualität, Humus und<br />

Erträge. Bei einem kleegrasbasierten Praxisbetrieb<br />

stieg durch die Integration einer<br />

Biogasanlage die Stickstoff-Fixierleistung.<br />

Hülsbergen führt dies auf die Umstellung<br />

von Kleegras-Mulchen auf Kleegras-<br />

Schnitt zurück. „Das Kleegras fixiert bei<br />

mittlerem Ertrag beim Mulchen etwa 200<br />

Kilogramm Stickstoff, beim Schnitt 300<br />

Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Die Biomasse<br />

wird zwar erst vom Feld gefahren<br />

und geht durch die Biogasanlage. Mit den<br />

anfallenden Gärresten hat man dann aber<br />

einen flexibel einsetzbaren Dünger.“ Die<br />

Stickstoff-Entzüge seien im Praxisbetrieb<br />

um 30 Prozent gestiegen. Der Grund sei<br />

die höhere Verfügbarkeit, was auch andere<br />

Nährstoffe betreffe: „Biogasbetriebe haben<br />

auch mehr Phosphor im Betriebskreislauf.“<br />

Bei Fruchtfolgeversuchen stellten sich<br />

nach acht Jahren mit Gärrestdüngung 0,1<br />

bis 0,2 Prozent höhere Kohlenstoffgehalte<br />

der Böden ein. Hülsbergen: „Das ist viel.“<br />

Zu dem Zuwachs führe der Kohlenstoff<br />

im Gärdünger in Wechselwirkung mit verstärktem<br />

Pflanzenwachstum. Außerdem<br />

hätten die Versuche ergeben, dass die Aggregatstabilität<br />

mit Gärproduktdüngung<br />

besser ist als ohne. Die Aggregatstabilität<br />

sei wichtig, damit der Boden viel Wasser<br />

aufnehmen kann und nicht verschlämmt.<br />

Bei der Erfassung von Regenwürmern<br />

habe sich mit verschiedenen Gärdünger-<br />

Varianten jeweils ein signifikanter Zuwachs<br />

gezeigt: sowohl bei der Regenwurm-Abundanz<br />

als auch der -Biomasse (also einmal<br />

Individuen und einmal Masse pro m²). Ein<br />

neuer Versuch zu den Artenzahlen ergab<br />

beim Anbausystem „Öko mit Biogasgülle“<br />

den höchsten Wert unter vier ökologischen<br />

und zwei konventionellen Systemvarianten.<br />

Hülsbergens Fazit: „Die Bodenbiologie<br />

reagiert gut.“<br />

Höhere Erträge durch<br />

Gärdüngereinsatz<br />

Natürlich können die Weihenstephaner Wissenschaftler<br />

auch Mehrerträge nachweisen:<br />

Bei unterschiedlichen Feldversuchen seien<br />

Ertragssteigerungen von 15 bis 47 Prozent<br />

durch den Einsatz von Gärdünger im Getreide<br />

festgestellt worden. „Es stiegen nicht<br />

nur die Erträge, sondern auch die Rohproteingehalte“,<br />

hob Hülsbergen hervor. Zum<br />

Beispiel lagen bei Anbauversuchen in der<br />

Versuchsstation Viehhausen die Weizenerträge<br />

beim Einsatz von Biogas-Gärresten<br />

um 38 Prozent höher als bei Marktfrucht-<br />

Bewirtschaftung (im Mittel über drei Jahre<br />

5,8 Tonnen pro Hektar statt 4,2 Tonnen pro<br />

Hektar).<br />

Mit der Gärrestdüngung wurden außerdem<br />

deutlich höhere Erträge erzielt als<br />

mit Milchvieh-Gülle und mit Milchvieh-<br />

Stalldung. Martina Serdjuk führte auch<br />

Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit ver-<br />

21<br />

Substrat-<br />

Aufbereitungs- und<br />

Zerkleinerungstechnik<br />

für jedes Substrat<br />

die richtige Aufbereitungstechnik:<br />

l Prallzerkleinerer<br />

HPZ 1200<br />

l speziell für verschleißintensive<br />

Substrate oder<br />

organische<br />

Abfälle<br />

Schubbodencontainer<br />

in<br />

Stahlbauweise<br />

l Volumen<br />

40 – 200 m 3 , als<br />

Twin bis 300 m 3<br />

l VA-Schubrahmen,<br />

Kunststoffauskleidung<br />

l wahlweise<br />

Dosier- oder<br />

Fräswalzen<br />

Zugbodensystem in<br />

Betonbauweise<br />

l Ober-/Unterflur<br />

befahrbar<br />

l Volumen<br />

80 – 175 m 3<br />

l VA-Schubrahmen,<br />

Kunststoffauskleidung<br />

l hydr. Verschlussrampe<br />

l hydraulische<br />

Abdeckung<br />

Kompaktsystem<br />

l komplett aus<br />

Edelstahl<br />

l Volumen<br />

13 – 33 m 3<br />

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AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

schiedener Biogassysteme durch. Die Ergebnisse<br />

zeigten, dass es bei kleinbetrieblichen<br />

Strukturen ökonomisch sinnvoll sein<br />

kann, eine Gemeinschaftsanlage zu realisieren<br />

oder eine Kooperation mit einer bestehenden<br />

Biogasanlage einzugehen.<br />

Zwar liegen die Vorteile und positiven Wirkungen<br />

von Biogas im Ökolandbau auf der<br />

Hand, doch wirklich durchsetzen konnte<br />

es sich bisher nicht. Markus Bäuml vom<br />

Fachverband Biogas berichtete von einer<br />

Studie, nach der das theoretische Biogas-<br />

Potenzial im deutschen Ökolandbau bei<br />

rund 500 Megawatt elektrische Leistung<br />

liegt, „wirtschaftlich mobilisierbar“ seien<br />

davon allerdings nur etwa 150 Megawatt.<br />

Pflanzliche Reststoffe aus der Landwirtschaft,<br />

vor allem Zwischenfrüchte und<br />

Kleegras, stellen mit 65 Prozent den größten<br />

Brocken des theoretischen Potenzials<br />

an Einsatzstoffen dar.<br />

Nur 20 Prozent des Potenzials<br />

werden genutzt<br />

Der aktuell geschätzte Bestand im deutschen<br />

Ökolandbau sind etwa 130 Biogasanlagen.<br />

Mit etwa 31 Megawatt installierter<br />

elektrischer Leistung entspricht dies lediglich<br />

20 Prozent mobilisierbaren Potenzials.<br />

Die bestehenden Bio-Biogasanlagen<br />

konzentrieren sich im Süden, vor allem in<br />

Bayern und Baden-Württemberg. Während<br />

die Zahl der Anlagen in beiden Ländern in<br />

etwa gleichauf liegt, ist das Potenzial im<br />

Flächenstaat Bayern doppelt so groß wie<br />

im „Ländle“ und in allen anderen Bundesländern.<br />

Da wäre also noch viel Luft nach<br />

oben. Woran liegt es aber, dass das Potenzial<br />

bisher so wenig ausgeschöpft wird? „Die<br />

Wirtschaftlichkeit ist unter den derzeitigen<br />

EEG-Rahmenbedingungen schwierig, aber<br />

nicht unmöglich“, ließ Bäuml gleich ein<br />

großes Manko anklingen.<br />

Ulrich Kilburg von C.A.R.M.E.N. e.V. erläuterte<br />

die drei Möglichkeiten für den<br />

Einstieg in die Bio-Biogaserzeugung: den<br />

Neubau, den Umstieg eines Anlagenbetreibers<br />

auf ökologische Bewirtschaftung<br />

und die Kooperation eines Ökolandwirts<br />

mit einem Biogasanlagenbetreiber. Für<br />

den Neubau maßgebend sei das aktuelle<br />

EEG: Während Güllekleinanlagen bis 75<br />

Kilowatt (kW) elektrische Leistung und<br />

Anlagen bis 150 kWel eine Festvergütung<br />

bekommen (22,68 bzw. 13,06 Cent pro Kilowattstunde<br />

gesichert bis 31. März <strong>2019</strong>),<br />

müssten Anlagen größer 150 kW in die Ausschreibung.<br />

Der gemäß EEG „gedeckelte“<br />

Höchstwert bei der nächsten Ausschreibung,<br />

die voraussichtlich schon am 1. April<br />

<strong>2019</strong> stattfinden wird, ist 14,58 Cent. Wie<br />

Kilburg darstellte, haben bestehende Anlagen<br />

im Schnitt 20 Cent Einspeisevergütung<br />

bei Stromgestehungskosten von typischerweise<br />

18 Cent.<br />

Die Zahlen zeigen, dass sich ein Neubau<br />

nur für eine 75-kW-Kleinanlage mit mindestens<br />

80 Prozent Gülle rechnet. Der<br />

Landwirt müsse Kilburg zufolge hier aber<br />

für ein überschaubares Nebeneinkommen<br />

eine immens hohe Investition tätigen und<br />

einen wahnsinnig hohen Aufwand treiben.<br />

Er listete die vielen „Baustellen“ auf, die<br />

bei Planung, Genehmigung und Betrieb<br />

einer Biogasanlage zu bearbeiten seien. In<br />

Bezug auf das „Öko-Potenzial“ in Deutschland<br />

stellte er klar: „Die 150 Biogasanlagen,<br />

die 2017 gebaut wurden, waren fast<br />

alle Anlagen in der 75-kW-Klasse. Die ist<br />

aber auf Gülle beschränkt.“ Das Potenzial<br />

an pflanzlichen Reststoffen, vor allem Kleegras,<br />

sei damit nicht zu heben.<br />

Ein erfolgversprechender Weg sei es, eine<br />

Bestandsbiogasanlage auf Ökolandbau<br />

umzustellen. Kilburg erläuterte die Chancen<br />

und Herausforderungen sowie die<br />

Vorteile hierzu. Zu bedenken sei, dass ein<br />

Wechsel zu Substraten mit geringerer Energiedichte<br />

und höherem Rohfaseranteil die<br />

Gasausbeute mindere und höhere Kosten<br />

für Einbring-, Rühr- und Pumptechnik erfordere.<br />

Dafür könnten die „fruchtfolgebedingt<br />

anfallenden Substrate“ zu Strom und<br />

Wärme veredelt und bei den Folgefrüchten<br />

Mehrerträge erzielt werden. Kilburg zitierte<br />

eine Umfrage unter 140 Ökobetrieben mit<br />

Biogasanlagen aus 2009: 75 Prozent der<br />

Befragten berichteten hier von Ertragssteigerungen<br />

zwischen 10 und 30 Prozent, 40<br />

Prozent von einer Qualitätsverbesserung,<br />

jeweils durch Gärproduktdüngung.<br />

Anforderungen der<br />

Anbauverbände differieren<br />

Zu beachten sind die Rahmenbedingungen<br />

der Bio-Anbauverbände und des EU-Ökosiegels,<br />

die Michael Köttner von der FnBB<br />

vorstellte. Für Kooperationen zwischen<br />

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& stationäre Dieselaggregate<br />

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30. – 31.1.<strong>2019</strong> auf<br />

den Biogas Infotagen<br />

in Ulm.<br />

22<br />

www.hgs.eu


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

Ökolandwirt und Biogasanlagenbetreiber<br />

bringen die Vorgaben manche Erschwernis.<br />

Besonders schwierig ist eine Zusammenarbeit<br />

mit einer konventionellen Biogasanlage,<br />

denn die EG-Öko-Verordnung erlaubt<br />

nur Wirtschaftsdünger aus „flächengebundener<br />

Tierhaltung“.<br />

Die Anbauverbände sind bei Dünger tierischen<br />

Ursprungs zum Teil noch restriktiver.<br />

Bei allen gleich ist, dass wie gemäß EG-<br />

Öko-Verordnung maximal 0,5 Dungeinheiten,<br />

was 40 Kilogramm pro Hektar Stickstoff<br />

entspricht, an organischem Dünger<br />

aus externen, konventionellen Quellen<br />

möglich sind. Bei Gemeinschaftsanlagen<br />

und Kooperationen gilt das Prinzip: Rücknahme<br />

von Gärprodukten nur entsprechend<br />

der, zum Beispiel in Form von Kleegras, angelieferten<br />

Nährstoffmenge.<br />

„Die Gärprodukte könnten zwischen den<br />

Verbänden getauscht werden“, sagte Köttner.<br />

Eine Ausnahme sei der anthroposophische<br />

Demeter-Verband wegen dessen<br />

Komposteinsatzes und der Präparatearbeit.<br />

Insgesamt gewähre die EU-Verordnung den<br />

größten Spielraum. Alle großen Verbände<br />

verlangen Mindestanteile an betriebseigenen<br />

oder zumindest biologisch erzeugten<br />

Einsatzstoffen: Bei Bioland und Naturland<br />

sind es 70 Prozent, bei Demeter zwei Drittel<br />

der Trockenmasse und beim Biokreis 50<br />

Prozent. „Es ist schwierig, dem Verbraucher<br />

zu erklären, dass Ökolandwirte konventionellen<br />

Mais für ihre Biogasanlage kaufen“,<br />

machte Moderator Georg Stöckl vom Landwirtschaftsamt<br />

Neumarkt deutlich.<br />

100 Prozent Ökoeinsatzstoffe<br />

in der Diskussion<br />

Die Bio-Branche fürchtet hier einen Imageschaden.<br />

Wie Stöckl erläuterte, ist diese<br />

Praxis schon von mehreren Seiten kritisiert<br />

worden und vonseiten der Molkereien entstand<br />

Druck. Die Verbände hätten deshalb<br />

beschlossen, ab 2020 zu 100 Prozent Einsatzstoffe<br />

aus dem Ökolandbau zu verlangen.<br />

Weil die Verschärfung wohl zu einigen<br />

Härten führen würde, diskutierten die Verbände<br />

nun intern, ob der Termin 2020 eingehalten<br />

oder verschoben werden solle. Berater<br />

Peter Hinterstoißer bestätigte das für den<br />

Biokreis e.V. Der Verein vertrete die Interessen<br />

der Mitglieder, also der angeschlossenen<br />

Landwirte. „Die Bedingungen und Auflagen<br />

sind frei verhandelbar“, sagte er.<br />

Trotz der unbestrittenen Vorteile seien die<br />

Rahmenbedingungen nicht gerade so, dass<br />

bei Bio-Biogas ein großer Zuwachs zu erwarten<br />

sei, bedauerte Stöckl. Auch die tolle<br />

Gemeinschaftsanlage in Hurlach laufe an<br />

der „wirtschaftlichen Grenze“, wie Johann<br />

Drexl verriet: „Früher haben wir für das Kleegras<br />

noch was bezahlt, aber das ist nicht<br />

mehr möglich.“ Er sei froh, dass die Anlage<br />

mit dem Güllebonus eine gerade noch auskömmliche<br />

Vergütung erziele. „Bei 15 Cent<br />

Vergütung würde sie nicht funktionieren“,<br />

spielt er auf die in den Ausschreibungen<br />

jetzt gedeckelten Einspeisetarife an.<br />

Martina Serdjuk formulierte die wichtigsten<br />

Forderungen an Politik und Interessenverbände:<br />

„Ökologische Substrate“ in Biogasanlagen<br />

müssten besser gefördert werden.<br />

Laut Georg Stöckl vom Landwirtschaftsamt Neumarkt<br />

sollen nach 2020 die Anteile an konventionellen<br />

Substraten in Öko-Biogasanlagen weiter<br />

reduziert werden.<br />

Ein Beispiel sei hier, dass die Gülle-Kleinanlagenregelung<br />

auf Kleegras ausgeweitet<br />

werde. Außerdem sei die Rechtssicherheit<br />

von Kooperationen mit bestehenden Biogasanlagen<br />

zu verbessern. Serdjuk: „Hier<br />

geht es vor allem um Bestandsschutz, sollten<br />

sich aus der neuen, ab 2021 gültigen<br />

EU-Öko-Verordnung Erschwernisse für Biogasanlagen<br />

ergeben.“<br />

Autor<br />

Christian Dany<br />

Freier Journalist<br />

Gablonzer Str. 21<br />

86807 Buchloe<br />

0 82 41/911 403<br />

christian.dany@web.de<br />

23


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

FOTOS: ANDREA HORBELT<br />

Wirtschaftsdünger-Methan<br />

könnte für Mobilität noch<br />

interessant werden<br />

CNG – Compressed Natural Gas – so lautet die korrekte Bezeichnung für<br />

den Kraftstoff, der beim Fachgespräch „Lokale Hof-Biogastankstelle:<br />

Stand der Technik, Chancen und Perspektiven“ auf der Agenda stand.<br />

Ob dieser aus einer Biogasanlage in Bayern oder einem Erdgasfeld in<br />

der Nordsee stammt, ist für die Kennzeichnung zunächst uninteressant.<br />

Aber genau um diesen Unterschied ging es in Friedberg bei Augsburg:<br />

um die Aufbereitung von Biogas zum klimafreundlichen Kraftstoff<br />

Biomethan – und damit auch um eine mögliche Zukunftsperspektive für<br />

Biogasanlagen-Betreiber nach der EEG-Vergütung.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

Rund 50 Teilnehmer waren der<br />

Einladung des Fachverbandes<br />

Biogas e.V. in Kooperation mit<br />

C.A.R.M.E.N. e.V. zum Fachgespräch<br />

„Lokale Hof-Biogastankstellen“<br />

am 15. Oktober in Friedberg bei<br />

Augsburg gefolgt, um sich über den aktuellen<br />

Stand der Technik sowie über Chancen<br />

und Perspektiven für die Verwendung von<br />

Biogas als Kraftstoff zu informieren.<br />

„Wir wollen das Thema Biomethan als<br />

Kraftstoff jetzt massiv angehen“, unterstrich<br />

der Präsident des Fachverbandes<br />

Biogas, Horst Seide, in seinem Eingangsstatement.<br />

Er prognostizierte für die Nutzung<br />

von Biogas im Verkehrssektor eine<br />

Ein Bus der Stadtwerke Augsburg mit Werbung auf<br />

der Heckscheibe für Biomethan als Kraftstoff.<br />

gute Perspektive: „Obwohl Deutschland<br />

bei dem Thema nicht eben zieht. Aber die<br />

EU drückt zum Glück“, so Seide. Um die<br />

Biomethannutzung auf der Straße weiter<br />

anzukurbeln, hat der Fachverband eine<br />

eigene Stabsstelle entwickelt, die vom<br />

Moderator des Friedberger Fachgesprächs,<br />

Alexey Mozgovoy, seit Dezember 2017 mit<br />

Leben gefüllt wird.<br />

Den Auftakt machte Kerstin Ikenmeyer<br />

vom Bayerischen Staatsministerium für<br />

Wirtschaft, Energie und Technologie, die<br />

über Potenziale und die rechtliche Situation<br />

von Biomethan im Kraftstoffmarkt referierte.<br />

Weniger als 4 Prozent der gesamten<br />

Biomethanerzeugung von knapp 10.000<br />

Gigawattstunden (GWh) werden aktuell als<br />

Kraftstoff genutzt. Dabei ist die Treibhausgas-(THG)Minderung<br />

bei Biomethan die<br />

höchste unter allen Biokraftstoffen – mit<br />

über 90 Prozent rund 30 Prozentpunkte<br />

über der geforderten THG-Minderungsquote.<br />

Gasfahrzeuge: Zulassungszahlen<br />

steigen<br />

Ikenmeyer informierte über die europäischen<br />

Rahmenbedingungen für Biokraftstoffe<br />

RED, RED II und die Fuel Qualitiy Di-<br />

24


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Birgit Maria Wöber, CNG-Club.<br />

rective und deren Umsetzung in deutsches<br />

Recht über die Bundes-Immissionsschutzverordnung,<br />

das Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

und die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung.<br />

Sowohl CNG als<br />

auch LNG (liquefied natural gas) liegen<br />

im Steuersatz mit 13,9 Cent je Kilowattstunde<br />

(kWh) bis 2023 weit unter Diesel<br />

(47,04 Cent) oder Ottokraftstoff (65,45<br />

Cent). Die Beibehaltung dieses niedrigen<br />

Steuersatzes wurde sehr kurzfristig Mitte<br />

2017 verlängert. Seitdem steigt die Zahl<br />

der neu zugelassenen Pkw kontinuierlich,<br />

von etwa 200 pro Monat Mitte 2017 auf<br />

über 1.500 Neufahrzeuge im Mai 2018.<br />

Aktuell fahren in Deutschland knapp<br />

100.000 Gasfahrzeuge, denen stehen<br />

rund 900 Tankstellen zur Verfügung, wovon<br />

etwa 150 reines Biomethan anbieten<br />

und weitere gut 300 ein Biomethan-Erdgas-Gemisch.<br />

„Es ist noch viel zu tun“,<br />

schloss Kerstin Ikenmeyer ihren Vortrag,<br />

vor allem mit Blick auf Aufklärung, Werbung<br />

und die Anpassungen der rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Warum das Fachgespräch in Bayern stattfindet,<br />

erläuterte im Anschluss Alexey<br />

Mozgovoy: Im Freistaat stünden sehr viele<br />

und vor allem sehr viele ältere Biogasanlagen,<br />

für die das Ende der EEG-Vergütung<br />

naht. Für die Betreiber steht die Entscheidung<br />

an: weitermachen oder aufhören?<br />

Und wenn weiter, dann wie?<br />

Biomethan als Kraftstoff ist eine Alternative<br />

zur klassischen Verstromung. Eine Alternative<br />

mit Potenzial, betonte Mozgovoy.<br />

Weniger als die Hälfte des möglichen Biogaspotenzials<br />

werde aktuell erst genutzt –<br />

rund 78 Terawattstunden (TWh). Mehr als<br />

die Hälfte der europäischen Biomethaneinspeisung<br />

stammt aus deutschen Biogasanlagen.<br />

Trotz stagnierendem Heimatmarkt<br />

dominiert Deutschland nach wie vor<br />

die europäische Biomethanproduktion.<br />

Dass es nicht schon viel mehr CNG-Fahrzeuge<br />

auf den deutschen Straßen gibt,<br />

liege vor allem an der fehlenden Planungssicherheit:<br />

Auf die Verlängerung der Steuerbefreiung<br />

für Gasfahrzeuge konnte sich<br />

die Bundesregierung lange nicht einigen.<br />

Dass sie nun bis Ende 2023 bei 13,9 Cent<br />

eingefroren ist, sei zwar begrüßenswert,<br />

sagte Mozgovoy, aber speziell für Flottenbetreiber<br />

hätte die Entscheidung früher<br />

fallen müssen. Wer einen großen Fuhrpark<br />

betreibt, der plane langfristig. Der Leiter<br />

der Stabsstelle Biomethan hofft, dass an<br />

der niedrigen Besteuerung auch über das<br />

Jahr 2023 festgehalten werde und der<br />

Preis nicht – wie aktuell vorgesehen – sukzessive<br />

auf 27,3 Cent steigt.<br />

Ab 2020: Inverkehrbringer<br />

müssen THG-Minderung<br />

nachweisen<br />

Alexey Mozgovoy beleuchtete die von seiner<br />

Vorrednerin bereits angesprochene<br />

THG-Minderungsquote, die von der EU<br />

beschlossen nun in nationales Recht umgesetzt<br />

werden müsse: Ab 2020 müssen<br />

Klaus Röder, Stadtwerke Augsburg.<br />

Inverkehrbringer von Kraftstoffen, Tankstellen<br />

beispielsweise, eine THG-Minderung<br />

von 6 Prozent ihres jeweiligen Kraftstoffmixes<br />

nachweisen. Ansonsten drohe<br />

ihnen pro zu viel emittiertem Kilogramm<br />

CO 2<br />

eine Strafe von 47 Cent. Anhand einer<br />

Beispielrechnung erläuterte Mozgovoy die<br />

Ahndung für einen Tankstellenbetreiber<br />

und seine Optionen, diese zu vermeiden:<br />

über den Zertifikatehandel oder im direkten<br />

Verkauf von Biomethan oder Strom.<br />

Einen funktionierenden Zertifikatehandel<br />

vergleichbar der Leipziger Strombörse<br />

gebe es allerdings noch nicht, bedauerte<br />

Mozgovoy.<br />

Für die Betreiber von Biogasanlagen bedeutet<br />

die THG-Minderungsquote eine<br />

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AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

interessante Perspektive, speziell<br />

für güllebasiertes Biogas, dem die<br />

RED-II-Direktive einen hohen Wert<br />

zuweist und entsprechend einen hohen<br />

möglichen Erlös beim Verkauf<br />

der THG-Minderung für den Biogasanlagen-Betreiber.<br />

Der aktuelle Quotenwert<br />

für Biomethan liegt bei etwa<br />

4 Cent je kWh.<br />

Über die technischen Lösungen zum<br />

Betrieb einer Biogas-Tankstelle informierte<br />

anschließend Stefan Laumann<br />

von der Firma EnviTec Biogas.<br />

Er stellte sowohl die Containerlösung<br />

Winfried Vees, Biomethan-Tankstellenbetreiber.<br />

ab 500 Normkubikmeter Biomethan<br />

pro Stunde (Nm 3 /h) als auch die Variante<br />

bis 500 Nm 3 /h vor. Letztere<br />

stieß beim Auditorium auf das eindeutig größere Interesse.<br />

Die EnviThan-Gasaufbereitung in Kombination<br />

mit dem CNG-Betankungsblock MICRO und MFS 120<br />

ECO des Münchner Herstellers BAUER Kompressoren<br />

pries Laumann als „platzsparende Betankungsanlagen<br />

für engste Verhältnisse und kleine Flotten“, die für bis<br />

zu zehn Pkw oder einen Lkw pro Tag ausgelegt sind.<br />

Die COMPACT- und MFS-15- bis MFS-22-Baureihe ist<br />

für bis zu 100 Pkw oder zehn Lkw pro Tag konzipiert. In<br />

verschiedenen Szenarien erläuterte der Abteilungsleiter<br />

Gasaufbereitung die Möglichkeiten zum kompletten<br />

oder teilweisen Kraftstoff-Umstieg in die Biomethan-<br />

Schiene, mit oder ohne flexible Fahrweise der Biogasanlage.<br />

Preiswerte, saubere Mobilität<br />

Es folgte ein leidenschaftlicher Appell pro Gasantrieb<br />

von Birgit Maria Wöber, Gründungs- und Vorstandsmitglied<br />

und Mitinitiatorin des CNG-Clubs. Seit mehr als<br />

zwei Jahrzehnten sei sie klimafreundlich mit CNG im<br />

Tank unterwegs, betonte die Münchnerin. Nicht Erdgas,<br />

Bio-Erdgas, Biomethan oder Bio-CNG – „all das trägt<br />

nur zur Verwirrung bei.“<br />

CNG sei die offizielle und international anerkannte<br />

Bezeichnung, genau so würde es auch überall an den<br />

Tankstellen stehen. Was also ist CNG? Komprimiertes<br />

Naturgas/Methan, ein Premiumkraftstoff mit 130 Oktan<br />

(H-Gas), der aus verschiedenen Methanquellen, je nach<br />

Standort, zur Verfügung gestellt wird und leitungsgebunden<br />

ist. So war es auf Wöbers Folie zu lesen.<br />

„Es gab bislang keinen Verband, der für die CNG-Fahrer<br />

da ist“, betonte Wöber. Vor der Gründung des Verbandes<br />

am 19. März 2016 waren die Zahlen bei den Fahrzeugen,<br />

den Tankstellen und dem allgemeinen Interesse an<br />

gasbetriebenen Autos rückläufig, versicherte Wöber. Mit<br />

dem CNG-Club seien sie in allen Bereichen gestiegen,<br />

das aktuelle Medieninteresse groß – was allerdings auch<br />

am Diesel-Skandal und dem Engagement verschiedener<br />

Autohersteller liege, allen voran Audi, räumte Wöber ein.<br />

„Die Leute wollen sauber fahren“, unterstrich die Referentin.<br />

Und CNG sei klimafreundlich und sauber, zukunftsträchtig<br />

– und vor allem schon heute verfügbar.<br />

In ganz Europa stehe mittlerweile ein gut ausgebautes<br />

Tankstellennetz zur Verfügung. „Billiger und sauberer<br />

kann man nicht Auto fahren. Warum also nicht jetzt?“<br />

schloss Wöber ihren Vortrag.<br />

Nicht erst jetzt, sondern schon vor sieben Jahren haben<br />

die Stadtwerke Augsburg (SWA) auf Biomethan umgestellt.<br />

Seit 2011 ist die gesamte Busflotte klimaneutral<br />

unterwegs. Für Klaus Röder, Leiter Fuhrpark der SWA,<br />

ist der Gasantrieb nicht die despektierlich titulierte<br />

„Brückentechnologie, sondern ein Dauerbrenner.“ Finanziell<br />

nähmen sich Diesel und CNG nicht viel, „aber<br />

Biomethan bringt einen hohen Imagegewinn“ – und<br />

verbessert schließlich auch die Luft in der Fuggerstadt.<br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

Röder würde sich eine technologieoffene Förderung<br />

wünschen, die nicht nur die E-Technik im Blick hat.<br />

„Wir sind jedenfalls gut für die Zukunft aufgestellt“,<br />

bilanzierte der Augsburger – und kündigt weitere 36<br />

Gasbusse an, die die Stadtwerke <strong>2019</strong> neu hinzukaufen<br />

werden.<br />

Kleine Tankanlage bei Pionier Winfried Vees<br />

Von der ganz großen Busflotte ging es für die Teilnehmer<br />

des Fachgesprächs anschließend gedanklich zu<br />

einer ganz kleinen Biogas-Tankstelle. Seit drei Jahren<br />

betreibt Winfried Vees auf seinem Energiehof Weitenau<br />

die bislang einzige netzunabhängige CNG-Tankstelle<br />

Deutschlands. „Klein“ wollte er auf jeden Fall anfangen<br />

– „wachsen kann man immer noch.“<br />

Mittels einer Konzentrationswechseladsorption wird<br />

aus einem Teil des in seiner Biogasanlage entstehenden<br />

Gases Biomethan für die Tankstelle erzeugt. Das<br />

drucklose Verfahren kommt ohne Chemikalien aus und<br />

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AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Repowering und Flexibilisierung sind<br />

entscheidende Weichenstellungen<br />

Mit dem Forschungsprojekt Biogas 4.0 will die TH Ingolstadt Anlagenbetreiber unterstützen<br />

und ihnen eine Perspektive aufzeigen. Auf einer Tagung gab es nun erste Ergebnisse.<br />

Von Christian Dany<br />

FOTOS: CHRISTIAN DANY<br />

Biogas 4.0 – was nach Roboter und „Internet<br />

der Dinge“ auf der Biogasanlage klingt, soll<br />

vor allem eine neue Ära markieren: „Der<br />

Name ist angelehnt an Industrie 4.0“, verriet<br />

Prof. Dr. Markus Goldbrunner von der<br />

Technischen Hochschule Ingolstadt (THI). Es gehe um<br />

mehr Wertschöpfung aus dem Produkt und um Vernetzung;<br />

sozusagen also um die Weiterentwicklung<br />

der Biogas- mit Informations- und Kommunikationstechnologie.<br />

Der Biogas-4.0-Projektleiter erläuterte<br />

die Entwicklungsphasen des Biogassektors<br />

von Biogas 1.0 bis 3.0,<br />

von den ersten Pilotanlagen bis zur<br />

Hochzeit des vom EEG getriebenen<br />

Anlagenbaus. Für die mittlerweile<br />

angebrochene Phase 4.0 will die<br />

THI Biogasanlagen-Betreibern Perspektiven<br />

aufzeigen: mit dem Repowering<br />

und der Flexibilisierung ihrer<br />

Anlagen. Zur gleichnamigen Tagung<br />

waren Anfang Dezember rund 100 Interessierte<br />

aus der Branche gekommen.<br />

Thomas Braun: „Rührwerke<br />

haben mit etwa 45 Prozent einen<br />

hohen Anteil am Eigenstromverbrauch. Es<br />

besteht also ein hohes Optimierungspotenzial.“<br />

Die Ingolstädter wollen sich mit Biogas 4.0 und anderen<br />

Projekten als neuer Forschungsstandort für die<br />

Biogastechnologie profilieren. Just am Nikolaustag ließen<br />

die Hochschul-Mitarbeiter die ersten Ergebnisse<br />

von Biogas 4.0 aus dem Sack. Wie Matthias Stark und<br />

Stefan Arlt erläuterten, seien zunächst Strommarktdaten<br />

erfasst und Direktvermarktungs-Unternehmen<br />

befragt worden. „Mit Strommarktdaten meinen wir vor<br />

allem die Preise an den verschiedenen Märkten“, sagte<br />

Stark, „wir wollten verschiedene Muster herauskristallisieren.“<br />

Exemplarisch stellte er eine der Auswertungen<br />

vor: einen „Strompreisteppich“, auf dem der<br />

Day-Ahead-Markt des ganzen Kalenderjahres 2016<br />

abgebildet ist.<br />

„Je dunkelroter, desto teurer ist der Strom. Geht’s ins<br />

Grüne, wird der Strompreis negativ“, erläuterte Stark.<br />

Die Abbildung lasse drei Phänomene erkennen: An<br />

Wochentagen zeichne sich der Preisverlauf durch die<br />

typische „Doppelhöckerkurve“ aus. Das heißt, zweimal<br />

am Tag weise der Strompreis Spitzen auf, die durch den<br />

klassischen Tagesfahrplanbetrieb abgefahren werden<br />

könnten. Zweitens seien die Preise im Winter deutlich<br />

höher als im Sommer und drittens an Wochenenden und<br />

Feiertagen aufgrund des geringeren Strombedarfs niedriger.<br />

Die Preisübersichten über verschiedene Märkte<br />

und Jahre sollen eine Hilfestellung für die Ausarbeitung<br />

von Fahrplänen sein, gerade auch für die saisonale<br />

Fahrweise.<br />

Darüber hinaus haben die Mitarbeiter an der THI eine<br />

Befragung von acht Strom-Direktvermarktungs-Unternehmen<br />

mit 3.800 Biogasanlagen im Portfolio durchgeführt.<br />

Gefragt wurde nach der Preisgestaltung, den<br />

Märkten, in denen die Direktvermarkter aktiv sind, den<br />

technischen Schnittstellen, den limitierenden Faktoren<br />

und den Hemmnissen, die Betreiber von der Flexibilisierung<br />

abhalten. „Nur 15 Prozent der Anlagen<br />

fahren bereits nach Fahrplan“, so Stark, „es besteht<br />

also noch ein großes Erschließungspotenzial.“<br />

Die Befragung ergab, dass bei der Preisgestaltung<br />

zwischen Direktvermarkter und Anlagenbetreiber in<br />

der Regel prozentuale Aufteilungen des Gewinns am<br />

Strommarkt vereinbart werden. Aber auch individuelle<br />

Pauschalvergütungen über ein ganzes Jahr finden<br />

vereinzelt Anwendung. Während die Teilnahme am Regelenergiemarkt<br />

wegen des Preisverfalls abnimmt, werden<br />

Biogasanlagen immer häufiger kontinuierlich nach<br />

Intraday-Spotmarkt betrieben. Stark zufolge bedeute<br />

das, dass nicht nur ein Fahrplan pro Tag da sei, sondern<br />

die Anlage sozusagen live gesteuert werde.<br />

Bei der Erfassung der Füllstände von Gas- und Wärmespeichern<br />

sei eine Standardisierung zwar erwünscht,<br />

aber schwierig umzusetzen, weil jeder Direktvermarkter<br />

sein eigenes System habe. „Für uns interessant war,<br />

dass die Fahrpläne oft nicht rein nach wirtschaftlichen<br />

Kriterien entwickelt wurden“, so der Ingenieur. Ein<br />

sicherer, robuster Betrieb der Anlage stehe häufig an<br />

erster Stelle.<br />

Zwei wesentliche „limitierende Faktoren“ konnten<br />

identifiziert werden: Zu kleine Wärmespeicher begren-<br />

28


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Während der Betreiber das Maß<br />

der Flexibilität der Anlage (Überbauung),<br />

die Fahrplantreue und<br />

die Vertragsgestaltung direkt<br />

beeinflussen könne, so<br />

Ulrich Kilburg, sei das<br />

Geschick des Direktvermarkters<br />

nur bedingt<br />

beeinflussbar.<br />

zen bei flexiblem Anlagenbetrieb die<br />

Leistung der Wärmeversorgung. Laut<br />

Stark sei auch des Öfteren festgestellt<br />

worden, dass in der Anlagensteuerung<br />

die Wärme- nicht auf die Gasspeicher abgestimmt<br />

seien. Zweitens seien manche BHKW<br />

nicht vollständig für flexiblen Betrieb geeignet: entweder<br />

weil sie keine ausreichende Vorwärmung<br />

haben oder weil die Hersteller Restriktionen<br />

vorgeben zur Zahl an Starts und Stopps oder<br />

zur Mindestlaufzeit pro Tag.<br />

Eine weitere Erkenntnis aus der Befragung<br />

ist, dass es noch viele Hemmnisse aufseiten<br />

der Betreiber hinsichtlich einer Flexibilisierung<br />

gibt: Stark nannte hier den Flex-Deckel;<br />

da Genehmigung und Umbau der Anlage häufig<br />

länger als zwölf Monate dauerten, hätten die<br />

Betreiber oftmals Angst, dass das Flexprämien-<br />

Kontingent bis dahin aufgebraucht sei. Außerdem<br />

sei der Fremdeingriff für viele Betreiber Neuland,<br />

der Wartungsmehraufwand schwer abschätzbar und für<br />

Folgekosten und Einnahmen fehle die Datengrundlage.<br />

Innerhalb des Projektes Biogas 4.0 sollen nun Handlungsempfehlungen<br />

zum Abbau der Hemmnisse entwickelt<br />

und weitere Forschungsziele abgeleitet werden.<br />

Hauptziel sei, bei Betreibern die Akzeptanz zu erhöhen,<br />

ihre Anlagen nach Fahrplan zu fahren.<br />

Online-Tool zur Kostenberechnung<br />

Schließlich stellten Stark und Arlt noch eine kurze Beispielrechnung<br />

mit dem Berechnungstool an, das seit<br />

kurzem in einer Basisversion online steht: Interessierte<br />

Betreiber können hier ihre Stromgestehungskosten<br />

berechnen. Zudem kann deren Veränderung infolge<br />

von Repowering- oder Flexibilisierungsmaßnahmen<br />

betrachtet werden. Noch arbeitet das Tool mit einigen<br />

Pauschalwerten, weshalb bei Abweichungen vom Standard<br />

nur Näherungswerte errechnet werden können.<br />

Für Repowering-Maßnahmen etwa wurde ein Pauschalsatz<br />

von 25 Prozent der Neubaukosten angesetzt. „Wir<br />

haben eine Abweichung bis zu 10 Prozent“, sagte Arlt.<br />

Der Betreiber sei gefragt, die Ergebnisse nochmal gegenzuprüfen.<br />

An dem Berechnungsprogramm werde<br />

aber ständig gearbeitet. „Wartungs- und Sub stratkosten<br />

zum Beispiel sollen später noch individuell eingegeben<br />

werden können.“ Als weiteres Handlungsfeld nannte<br />

Arlt die Implementierung eines Repowering-Katalogs.<br />

Hier sollen ein eigenes Modul für die Wärmenutzung<br />

und Restriktionen von BHKW-Herstellern integriert<br />

werden. Ziel sei es, Kosten und Nutzen von Effizienzsteigerungsmaßnahmen<br />

damit zu überprüfen.<br />

Biogas 4.0 soll nicht zuletzt den Austausch zwischen<br />

Wissenschaft und Wirtschaft fördern. Deshalb sind<br />

zahlreiche Unternehmen der Branche eingebunden.<br />

Georg Wallaschek von der Omnicert GmbH trug die Anforderungen<br />

vor, die ein Umweltgutachter an den Erhalt<br />

der Flexprämie stellt. Vor allem müsste die Anlage die<br />

„Doppelhöckerkurve“ abfahren können und der Gasspeicher<br />

bei voller BHKW-Leistung für mindestens vier<br />

Norbert Grösch empfahl, die<br />

bautechnische Begutachtung<br />

des Behälterzustands mit<br />

einer anstehenden Wartungsmaßnahme<br />

zu kombinieren.<br />

Stunden reichen. Mit diesen Anforderungen nehme der<br />

Umweltgutachter einen dreitägigen Probebetrieb ab.<br />

Ulrich Kilburg von CARMEN e.V. beleuchtete die Einflussfaktoren,<br />

die sich auf die Mehreinnahmen aus<br />

dem Flexbetrieb auswirken: Während der Betreiber<br />

das Maß der Flexibilität der Anlage (Überbauung), die<br />

Fahrplantreue und die Vertragsgestaltung direkt beeinflussen<br />

könne, sei das Geschick des Direktvermarkters<br />

nur bedingt beeinflussbar: „Sie können den Direktvermarkter<br />

wechseln, wenn Sie unzufrieden sind.“ Keinen<br />

unmittelbaren Einfluss nehmen könne man auf die<br />

30


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

ÜBERWACHUNG VON BIOGAS-ANLAGEN<br />

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und Biogas 905 über wachen kontinuierlich<br />

oder dis kon ti nuierlich die Qualität des<br />

Biogases auf die Gaskompo nenten hin.<br />

Optional warnen zusätzliche Umgebungsluft-Sensoren<br />

frühzeitig vor gesundheitsge<br />

fähr denden, explo sions fähigen und<br />

nichtbrenn baren Gasen und Dämpfen.<br />

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30.01. BIS 31.01.<strong>2019</strong><br />

HALLE 1, STAND 159<br />

31


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

gesetzlichen Rahmenbedingungen und die allgemeine<br />

Marktentwicklung. Die Flexibilisierung während der<br />

laufenden, 20-jährigen EEG-Vergütungsperiode könne<br />

auch als Vorbereitung auf die Anschlussförderung gesehen<br />

werden – wie ein „Fitnesstraining“ für die Ausschreibung.<br />

Matthias Stark (links) und<br />

Stefan Arlt. „Nur 15 Prozent der<br />

Anlagen fahren bereits nach<br />

Fahrplan“, so Stark, „es besteht<br />

also noch ein großes Erschließungspotenzial.“<br />

Systematische Analyse für das Repowering<br />

Dass einer Repowering-Maßnahme eine sorgfältige Bestandsaufnahme<br />

vorausgehen muss, betonte Norbert<br />

Grösch von der THI. Die Ingolstädter arbeiten zusammen<br />

mit der FH Münster an einem Leitfaden für eine<br />

systematische Ist-Analyse von Biogasanlagen fürs Repowering.<br />

Handlungsbedarf bestehe, wenn die Anlage<br />

nicht dem aktuellen Stand der Technik entspreche,<br />

Anforderungen an eine Ausschreibung erfüllt werden<br />

müssten oder die Wirtschaftlichkeit zu wünschen übrig<br />

lasse. „Ein wesentlicher Bestandteil bei der Prüfung<br />

des Anlagenzustands ist die sicherheitstechnische Begutachtung“,<br />

so Grösch. Dabei seien auch zu erwartende<br />

Vorschriften zu berücksichtigen, wie die bevorstehende<br />

TRAS 120.<br />

Grösch empfahl, die bautechnische Begutachtung des<br />

Behälterzustands mit einer anstehenden Wartungsmaßnahme<br />

zu kombinieren: zum Beispiel, wenn bei<br />

einem Rührwerkstausch ohnehin der Behälter ent-<br />

Die Gutachtergemeinschaft Biogas ist ein<br />

Team selbstständiger Experten verschiedenster<br />

Fachrichtungen, das Sie umfassend<br />

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Erneuerungsgutachten zur EEG-Laufzeitverlängerung<br />

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Bescheinigungen von Umweltgutachtern<br />

Gutachten zu Investitionsentscheidungen<br />

32


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

AKTUELLES<br />

leert werden müsse. Zur Ermittlung möglicher Optimierungsansätze<br />

müssten Auffälligkeiten beobachtet<br />

werden, wie Sinkschichten, lokale Ablagerungen oder<br />

Fremdstoffeintrag. Weitere Ansätze seien eine regelmäßige<br />

Messung des Eigenstrombedarfs (entspricht der<br />

Verbrauch den Erwartungen?) und regelmäßige Anlagenbegehungen<br />

zur Ortung von Methanleckagestellen<br />

mit einem „Methanschnüffler“. Grösch: „So ein Gerät<br />

kostet 300 Euro.“ Hier sei mit einer einfachen Instandhaltungsmaßnahme<br />

ein Effizienzgewinn zu erzielen,<br />

der auch einen Beitrag zum Klimaschutz darstelle.<br />

„Rührwerke haben mit etwa 45 Prozent einen hohen<br />

Anteil am Eigenstromverbrauch. Es besteht also ein<br />

hohes Optimierungspotenzial.“ Das stellten sowohl Abdessamad<br />

Saidi von der THI als auch Thomas Braun von<br />

der UTS Biogastechnik GmbH heraus. Saidi arbeitet an<br />

der Rührwerksoptimierung in Biogasfermentern, wozu<br />

verschiedene Konfigurationen mit CFD-basierten Simulationsrechnungen<br />

validiert werden sollen.<br />

Saidi: „Modellbasierte Untersuchungen sind aber mit<br />

Vorsicht zu genießen.“ Deshalb seien Tests an der neuen<br />

Labor-Biogasanlage der Ingolstädter geplant – und<br />

auch Feldtests in Praxis-Biogasanlagen. Braun berichtete,<br />

dass mit einem neu entwickelten Rührwerk von<br />

UTS eine Energieeinsparung von 68 Prozent erreicht<br />

worden sei: 60 Prozent resultierten aus dem geringeren<br />

Stromverbrauch und rund 8 Prozent, weil durch eine<br />

höhere Rührleistung die Einsatzzeiten reduziert werden<br />

konnten. Über Probleme, die beim Repowering der<br />

Anlagenautomatisierung auftauchen, und Strategien,<br />

diese zu vermeiden, referierten Stefan Maier und Martin<br />

Fickert von der Awite Bioenergie GmbH. Fickert hob<br />

hervor, wie wichtig eine aktuelle Anlagendokumentation<br />

ist, zum Beispiel Schaltplan und R&I-Schema. Die Prozessbeschreibung<br />

und weitere Dokumente zu aktualisieren,<br />

werde bei Änderungen und Erweiterungen gerne<br />

vernachlässigt. „Je mehr Informationen man hat, umso<br />

besser und günstiger wird die Repowering-Maßnahme“,<br />

sagte er.<br />

Nähere Infos: www.biogas4null.de. (Das Berechnungstool<br />

Stromgestehungskosten ist unter dem Menüpunkt<br />

„Ergebnisse“ zu finden.)<br />

Autor<br />

Christian Dany<br />

Freier Journalist<br />

Gablonzer Str. 21<br />

86807 Buchloe<br />

0 82 41/911 403<br />

christian.dany@web.de<br />

Gut zu wissen!<br />

Die Fachverband Biogas service GmbH kümmert sich um die Organisation<br />

und Durchführung von Schulungen und Fachveranstaltungen. Wir bieten<br />

Beratungsangebote im Bereich der Energieerzeugung durch Biogasanlagen<br />

für Hersteller, Dienstleister und Betreiber an.<br />

Unser aktuelles Veranstaltungsangebot finden Sie unter:<br />

www.service-gmbh.biogas.org<br />

Aktuelle<br />

Branchenthemen:<br />

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service-gmbH@biogas.org<br />

33


AKTUELLES<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

ABFALLVERGÄRUNGSTAGUNG<br />

11. – 13. März <strong>2019</strong> in Dresden<br />

Mit begleitender Fachausstellung<br />

Die Abfallvergärungstagung in Dresden wird in diesem<br />

Jahr erstmalig vom Fachverband Biogas e.V., dem<br />

Forum für Abfallwirtschaft und Altlasten, der Güte-<br />

Gemeinschaft Gärprodukte e.V. (GGG) und der TU<br />

Dresden gemeinsam veranstaltet.<br />

Damit werden die bisher parallel stattfindenden Fachveranstaltungen<br />

in einem neuen Format gebündelt. So können wir Ihnen<br />

eine ausgewogene und informative Mischung von neuen Erkenntnissen<br />

aus der Wissenschaft und Praxiserfahrungen anbieten.<br />

Neben der Vorstellung der aktuellen Herausforderungen und<br />

rechtlichen Neuerungen werden vor allem der Einsatz spezieller<br />

Substrate und die Gärproduktaufbereitung thematisiert. Damit<br />

bietet die Tagung einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen<br />

und Chancen für Abfallvergärungsanlagen. Für die gesamte Branche<br />

stellt die Tagung eine hervorragende Gelegenheit zum Austausch<br />

dar und richtet sich an Anwender, Hersteller, Behörden<br />

und Wissenschaftler gleichermaßen.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />

Christina Dornack, TU Dresden und<br />

David Wilken, Fachverband Biogas e.V.<br />

PROGRAMM<br />

TAG 1 // 11.03.<strong>2019</strong><br />

12:00 Uhr Registrierung und Begrüßungsimbiss<br />

13:00 Uhr Begrüßung und Moderation<br />

David Wilken // Fachverband Biogas e.V.<br />

BLOCK 1: FRAGEN & AUSBLICKE DER BRANCHE<br />

13:10 Uhr Neue Entwicklungen in der Biogastechnologie<br />

Prof. Dr. Christina Dornack // Technische Universität Dresden<br />

13:50 Uhr Aktuelle Herausforderungen und Perspektiven der Biogasbranche<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez // Fachverband Biogas e.V.<br />

14:30 Uhr Kaffeepause // Ausstellung<br />

BLOCK 2: PRAXIS UND RECHT<br />

15:00 Uhr Anforderungen an die Vergärung von Bioabfällen auf Europäischer<br />

und nationaler Ebene<br />

MR Hans-Peter Ewens // Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz<br />

und nukleare Sicherheit (BMU)<br />

15:40 Uhr Umstellung einer Restabfallvergärungsanlage auf Bioabfälle<br />

Dr. Axel Zentner // Technische Universität Dresden<br />

16:20 Uhr Bioabfallvergärung und Fremdstoffmanagement in Dresden<br />

Karl-Uwe Schäfer // Kompotec<br />

17:00 Uhr Ende Tag 1<br />

19:00 Uhr ABENDPROGRAMM<br />

Besichtigung der barocken Dresdner Altstadt mit<br />

anschließendem Abendessen.<br />

TAG 2 // 12.03.<strong>2019</strong><br />

9:00 Uhr Begrüßung und Moderation<br />

Thomas Karle // GüteGemeinschaft Gärprodukte e.V.<br />

BLOCK 3: VERGÄRUNG VON STICKSTOFFREICHEN UND CELLULOSE-<br />

HALTIGEN SUBSTRATEN<br />

9:10 Uhr Optimierung der Vergärung von stickstoffreichen Substraten<br />

mit Hochleistungsreaktoren<br />

Anne Geißler // Technische Universität Dresden<br />

9:50 Uhr Ernte, Aufbereitung und Vergärung von Stroh in Biogasanlagen<br />

Josef Höckner // BioG GmbH<br />

10:30 Uhr Kaffeepause // Ausstellung<br />

BLOCK 4: FERMENTERBIOLOGIE, GÄRPRODUKTAUFBEREITUNG<br />

UND VERMARKTUNG<br />

11:00 Uhr Mikroorganismen bei der Vergärung<br />

Dr. Christian Abendroth // Technische Universität Dresden<br />

11:40 Uhr Düngen mit Gärprodukten – Ausbringung, Aufbereitung<br />

und Vermarktung<br />

David Wilken // Fachverband Biogas e.V.<br />

12:20 Uhr Düngerechtliche Anforderungen an die Ausbringung<br />

von Gärprodukten und Komposten<br />

Stefan Hüsch // Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft<br />

13:00 Uhr Mittagspause // Ausstellung<br />

14:00 Uhr Network-Gruppen<br />

15:30 Uhr Kaffeepause // Ausstellung<br />

16:00 Uhr Berichte aus den Network-Gruppen<br />

34


BLOCK 5: CO-VERGÄRUNG, ZUKUNFT DER<br />

BIOGASTECHNOLOGIE<br />

16:40 Uhr CO-Vergärung der Reststoffe aus der Milchproduktion<br />

in der Biogasanlage Leppersdorf<br />

N.N. // Sachsenmilch GmbH<br />

17:20 Uhr Zukunft und Chancen der Biogasgewinnung in der<br />

Abfallwirtschaft und deren Produkte<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Scholwin // Institut für Biogas,<br />

Kreislaufwirtschaft und Energie<br />

18:00 Uhr Abschlussrunde // Get-together<br />

18:30 Uhr GGG-Mitgliederversammlung<br />

AUSSTELLER<br />

Firmen haben die Gelegenheit Messewände zu platzieren.<br />

Die Beteiligungskosten liegen bei 1.200 EUR inkl. MwSt.<br />

(Mitgliedsfirmen 960 EUR inkl. MwSt.). Enthalten ist neben<br />

der Fläche ein Stehtisch sowie die Beteiligung an der Abfallvergärungstagung<br />

für eine Person.<br />

Wenn Sie Interesse an einer Ausstellungsbeteiligung<br />

haben, kontaktieren Sie bitte Anja Lobedank unter:<br />

veranstaltung@biogas.org.<br />

TAG 3 // 13.03.<strong>2019</strong><br />

8:00 Uhr Lehrfahrt // Anlagenbesichtigung<br />

Anlage in Klotzsche: Bioabfallanlage<br />

Anlage in Leppersdorf: Co-Vergärung<br />

15:00 Uhr Geplantes Ende<br />

ANMELDUNG<br />

Bitte per Email oder Fax an:<br />

veranstaltung@biogas.org<br />

+49 8161 984670<br />

ÜBERNACHTUNG<br />

In folgenden Hotels sind Übernachtungskontingente<br />

mit vergünstigten Konditionen unter dem Stichwort<br />

„Abfallvergärungstagung“ abrufbar.<br />

INHALTLICHE SCHWERPUNKTE<br />

ffFragen und Ausblicke der Branche<br />

ffPraxis und Recht<br />

ffVergärung von stickstoffreichen und cellulosehaltigen<br />

Substraten<br />

ffFermenterbiologie, Gärproduktaufbereitung<br />

und Vermarktung<br />

ffCo-Vergärung, Zukunft der Biogastechnologie<br />

TEILNAHMEBEDINGUNGEN<br />

Die Teilnahmegebühren sind:<br />

Mitglieder<br />

Nicht-Mitglieder<br />

Tagung 290 EUR 420 EUR<br />

Lehrfahrt 120 EUR 150 EUR<br />

Aussteller 960 EUR 1.200 EUR<br />

In der Teilnahmegebühr sind eine Verpflegungspauschale,<br />

das Abendprogramm und die Mehrwertsteuer enthalten.<br />

Die Gebühr für die Lehrfahrt enthält ebenfalls eine Verpflegungspauschale<br />

und die Mehrwertsteuer.<br />

TAGUNGSORT<br />

Dülfersaal der Technischen Universität Dresden<br />

Mommsenstr.13 · 01069 Dresden<br />

Gästehaus der TU Dresden „Am Weberplatz“<br />

Weberplatz 3 · 01217 Dresden<br />

+49 351 4679300<br />

+49 351 4679394<br />

gha@ mail.zih.tu-dresden.de<br />

IntercityHotel Dresden<br />

Wiener Platz 8 · 01069 Dresden<br />

+49 351 263550<br />

dresden@intercityhotel.de<br />

Hotel ibis Dresden Bastei<br />

Prager Str. 5 · 01069 Dresden<br />

+49 351 48564856<br />

reservierung@ibis-dresden.de<br />

VERANSTALTER/ KONTAKT<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Anja Lobedank<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

+49 8161 9846801<br />

+49 8161 984670<br />

veranstaltung@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

Weitere Informationen zur Tagung, Fachausstellung,<br />

Anmeldung, Anreise und zu den Übernachtungsmöglichkeiten<br />

finden Sie unter:<br />

http://forum-abfallwirtschaft-altlasten.de/<br />

abfallvergaerungstagung<br />

35


POLITIK<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Europa: Neufassung der Erneuerbare-<br />

Energien-Richtlinie (RED II) steht<br />

Im Rahmen der Verhandlungen zu dem Paket „Saubere Energien für alle Europäer“ haben sowohl der Europäische<br />

Rat als auch das Europäische Parlament die „Verordnung zur Governance der Energieunion und für den<br />

Klimaschutz“ sowie die Neufassung der „Erneuerbare-Energien-Richtlinie“ (kurz: RED II) verabschiedet. Die<br />

Gesetzestexte werden noch übersetzt und dann im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Drei Tage<br />

nach dieser Veröffentlichung treten sie in Kraft. Bis spätestens 30. Juni 2021 sind die Bestimmungen der<br />

RED II in nationales Recht umzusetzen.<br />

Von Julia Münch<br />

In der RED II ist ein neues Gesamtziel<br />

für den Anteil Erneuerbarer Energien<br />

am europäischen Gesamtenergieverbrauch<br />

festgelegt. Es soll bis zum Jahr<br />

2030 mindestens 32 Prozent betragen.<br />

Dieses Ziel kann im Rahmen eines sogenannten<br />

„upward review“ im Jahr 2023<br />

nach oben korrigiert werden, beispielsweise<br />

aufgrund sinkender Technologiekosten, einer<br />

verbesserten Energieeffizienz oder höherer<br />

internationaler CO 2<br />

-Reduktionsziele.<br />

Das 32-Prozent-Ziel ist nur auf EU-Ebene<br />

verbindlich. Das heißt, es gibt keine national<br />

verbindlichen Beiträge der einzelnen<br />

Mitgliedstaaten. Allerdings darf der Erneuerbare-Energien-Anteil<br />

in keinem Mitgliedstaat<br />

unter die verbindlichen 2020-Ziele<br />

fallen. Im Rahmen von sogenannten Nationalen<br />

Energie- und Klimaplänen (National<br />

Energy and Climate Plan – NECP), deren<br />

Ausgestaltung in der Governance-Verordnung<br />

festgelegt ist und die auf zehn Jahre<br />

ausgelegt sind (von 2020-2030), melden<br />

die einzelnen EU-Mitgliedstaaten ihre Ziele<br />

und Maßnahmen in der Energie- und Klimapolitik,<br />

deren Gesamtheit dann im Jahr<br />

2030 zu einem Erneuerbare-Energien-Ziel<br />

von 32 Prozent führen soll.<br />

Die EU-Kommission bewertet diese Pläne<br />

und berechnet, ob das Ziel damit erreichbar<br />

ist und fordert gegebenenfalls Korrekturen<br />

von einzelnen Staaten, die eventuell zu wenig<br />

beitragen. Die ersten NECP-Entwürfe<br />

mussten bis zum 31. Dezember 2018 bei<br />

der EU-Kommission eingereicht werden.<br />

Die Kommission gibt dann ihr Feedback.<br />

Des Weiteren gibt es eine Konsultation der<br />

relevanten Stakeholder in den einzelnen<br />

Ländern im ersten Halbjahr <strong>2019</strong>, in dem<br />

Rückmeldung zum nationalen Energie- und<br />

Klimaplan der Bundesregierung gegeben<br />

werden kann. Bis zum 31. Dezember <strong>2019</strong><br />

muss dann der finale Plan mit Berücksichtigung<br />

des gegebenen Feedbacks bei der<br />

EU-Kommission eingereicht werden.<br />

Förderregelungen für<br />

Erneuerbare Energien<br />

Erneuerbare Energien können weiterhin gefördert<br />

werden, wenn die Förderregelungen<br />

den Energie- und Umweltbeihilfeleitlinien<br />

entsprechen. Grundsätzlich soll die Förderung<br />

marktbasiert und marktorientiert sein.<br />

Wettbewerbsverzerrungen auf den Elektrizitätsmärkten<br />

sollen vermieden und mögliche<br />

Systemintegrationskosten sowie die<br />

Systemsicherheit berücksichtigt werden.<br />

Ausschreibungen sind das zentrale Fördermittel.<br />

Gefördert werden kann durch<br />

eine fixe oder flexible Marktprämie. Ausnahmen<br />

können für kleine Anlagen und<br />

Demonstrationsprojekte gewährt werden,<br />

wobei nicht näher ausgeführt ist, was „kleine<br />

Anlagen“ sind. Technologiespezifische<br />

Ausschreibungen sind erlaubt, wenn sie<br />

gut begründet sind. Alle drei Jahre soll die<br />

EU-Kommission dem Parlament über die<br />

Ergebnisse und die Wirksamkeit der Ausschreibungen<br />

berichten.<br />

Mitgliedstaaten sollen sicherstellen, dass<br />

die Förderung nicht rückwirkend in einer<br />

Weise überarbeitet wird, die sich negativ<br />

auf die Wirtschaftlichkeit der geförderten<br />

Projekte auswirkt. Jeder Mitgliedstaat soll<br />

langfristige Zeitpläne veröffentlichen, in<br />

denen die in den nächsten fünf Jahren erwartete<br />

zu allokierende Menge (Volumen<br />

oder Budget), ein indikativer Zeitplan mit<br />

36


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

POLITIK<br />

FOTOS: WWW.LANDPIXEL.DE<br />

Im Verkehrssektor gibt es ein verbindliches Ziel von 14 Prozent Erneuerbare Energien am<br />

Endenergieverbrauch bis 2030. Innerhalb der 14 Prozent sollen Biokraftstoffe und Biogas, die<br />

aus einer Liste bestimmter Rest- und Abfallstoffe wie Gülle stammen, produziert werden.<br />

Ausschreibungsrhythmus, die Förderhöchstsumme<br />

und die zugelassenen Technologien<br />

darzulegen sind. Mindestens alle<br />

fünf Jahre sollen die Mitgliedstaaten zudem<br />

ihre Förderregelungen bewerten.<br />

Öffnung von Fördersystemen<br />

Viel diskutiert wurde eine Öffnung von<br />

Förderregelungen für andere EU-Mitgliedstaaten.<br />

Eine verpflichtende Öffnung ist<br />

erst einmal vom Tisch, allerdings möchte<br />

die EU-Kommission perspektivisch eine<br />

umfangreiche und verpflichtende Öffnung<br />

der Fördersysteme, um Kooperationen zwischen<br />

den Ländern zu fördern und um dem<br />

Ziel, einen gemeinsamen europäischen<br />

Energiemarkt zu schaffen, näherzukommen.<br />

Bis 2023 wird daher die EU-Kommission<br />

die Umsetzung der Öffnungsbestimmungen<br />

evaluieren, inklusive einer möglichen<br />

verpflichtenden partiellen Öffnung. Nicht<br />

verbindliches Ziel ist, eine 5-prozentige<br />

Öffnung bis 2025 und eine 10-prozentige<br />

Öffnung bis zum Jahr 2030 zu erreichen.<br />

Wie die grenzüberschreitende Kooperation<br />

genau ausgestaltet sein soll, ist nicht im<br />

Einzelnen festgelegt.<br />

Möglich ist, dass zum Beispiel bestimmte<br />

Anteile des allokierten Budgets oder der<br />

geplanten neuen Kapazitäten im Jahr für<br />

die Teilnahme von Produzenten im Ausland<br />

geöffnet werden. Mitgliedstaaten können<br />

Bedingungen für eine Öffnung festlegen,<br />

etwa einen Nachweis des physikalischen<br />

Imports oder eine Beschränkung der Förderung<br />

auf Anlagen in Ländern mit direkter<br />

Netzverbindung.<br />

Herkunftsnachweise für Strom<br />

und Wärme aus Erneuerbaren<br />

Energien<br />

Es ist Aufgabe der Mitgliedstaaten, die<br />

Herkunft von Strom und Wärme aus Erneuerbaren<br />

Energien gegenüber dem Endkunden<br />

zu garantieren. Mitgliedstaaten<br />

können daher Herkunftsnachweise an Erzeuger<br />

von erneuerbarem Strom oder Gas<br />

ausstellen. Herkunftsnachweise sollen<br />

eine Standardgröße von einer Megawattstunde<br />

haben. Es muss sichergestellt sein,<br />

dass für jede erzeugte Energieeinheit nicht<br />

mehr als ein Herkunftsnachweis ausgestellt<br />

wird.<br />

Stichwort Eigenverbrauch: Erstmals wird<br />

explizit der Eigenverbrauch in die europäische<br />

Gesetzgebung mit aufgenommen.<br />

Rechte und Pflichten von Eigenverbrauchern<br />

werden definiert. Eigenverbraucher<br />

von erneuerbarem Strom sollen ihren<br />

überschüssigen Strom selber oder über<br />

Aggregatoren mittels PPAs (Stromabnahmeverträge),<br />

Direktliefermodelle und Peerto-Peer-Plattformen<br />

vertreiben können.<br />

Erneuerbare-Energien-(EE)Eigenverbraucher<br />

sollen grundsätzlich keine diskriminierenden<br />

oder unverhältnismäßigen<br />

Gebühren bezahlen. Für selbstverbrauchte<br />

Energie, die auf dem eigenen Gelände<br />

verbleibt, sollen prinzipiell keine Entgelte<br />

erhoben werden. Allerdings kann selbstverbrauchter<br />

Strom mit Abgaben und Um-<br />

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Laufzeit, Strompreis, TS-Gehalt, Fermenterauslegung<br />

und Wirkungsgrad des Rührwerks.<br />

37<br />

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POLITIK<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Mitgliedstaaten sollen den<br />

EE-Anteil im Wärme- und<br />

Kälte-Bereich jährlich um<br />

1,3 Prozentpunkte erhöhen.<br />

Berechnet werden die<br />

Prozentpunkte bezogen auf<br />

einen Durchschnittswert, der<br />

jeweils für die Perioden 2021<br />

bis 2025 und 2016 bis 2030<br />

errechnet wird. Ausgangswert<br />

ist der im Jahr 2020 erreichte<br />

Anteil von EE-Wärme<br />

und -Kälte am nationalen<br />

Endenergieverbrauch.<br />

lagen belastet werden (müssen verhältnismäßig<br />

sein), wenn der selbsterzeugte und<br />

-verbrauchte Strom gefördert wird, wenn<br />

Strom in einer Anlage mit mehr als 30<br />

Kilowatt erzeugt wird oder wenn ab Ende<br />

2026 der Anteil der Erneuerbare-Energien-<br />

Selbstverbrauchsanlagen 8 Prozent der gesamten<br />

in einem Mitgliedstaat installierten<br />

Stromerzeugungskapazität übersteigt.<br />

Außerdem besteht die Möglichkeit zum<br />

kollektiven Eigenverbrauch in Mehrparteiengebäuden<br />

und Gebäudekomplexen –<br />

allerdings können die Mitgliedstaaten begründet<br />

zwischen individuellem und kollektivem<br />

Eigenverbrauch unterscheiden.<br />

Sind die Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />

das Eigentum Dritter oder werden sie von<br />

diesen betrieben, gelten diese Dritten nicht<br />

als Eigenverbraucher. Mitgliedstaaten sollen<br />

einen „förderlichen Rahmen“ für die<br />

Entwicklung des EE-Eigenverbrauchs aufsetzen<br />

und diese Maßnahmen in den NECP<br />

beschreiben. Ebenso soll ein „förderlicher<br />

Rahmen“ für erneuerbare Energiegemeinschaften<br />

geschaffen werden.<br />

Wärme- und Fernwärmenetze<br />

Mitgliedstaaten sollen den EE-Anteil im<br />

Wärme- und Kälte-Bereich jährlich um 1,3<br />

Prozentpunkte erhöhen. Berechnet werden<br />

die Prozentpunkte bezogen auf einen<br />

Durchschnittswert, der jeweils für die Perioden<br />

2021 bis 2025 und 2016 bis 2030<br />

errechnet wird. Ausgangswert ist der im<br />

Jahr 2020 erreichte Anteil von EE-Wärme<br />

und -Kälte am nationalen Endenergieverbrauch.<br />

Die Erhöhung wird für Mitgliedstaaten, in<br />

denen Abwärme bzw. Kälte nicht genutzt<br />

wird, auf 1,1 Prozentpunkte begrenzt. Prioritär<br />

gilt es, die beste verfügbare Technik zu<br />

nutzen. Für die Berechnungsgrundlage gilt<br />

grundsätzlich, dass Mitgliedstaaten Abwärme<br />

und Kälte mit anrechnen können, bis zu<br />

einer Grenze von 40 Prozent der jährlichen<br />

Steigerung; mit einem Anteil von über 60<br />

Prozent an erneuerbarer Wärme und Kälte<br />

können Mitgliedstaaten die Steigerung bereits<br />

als erfüllt betrachten. Mit einem Anteil<br />

zwischen 50 und 60 Prozent können sie<br />

die Steigerung als bereits zur Hälfte erfüllt<br />

betrachten.<br />

Sollten die Maßnahmen nicht ausreichen,<br />

um die jährliche Steigerungsrate zu erfüllen,<br />

ist dies öffentlich bekanntzumachen<br />

und vor der EU-Kommission zu rechtfertigen.<br />

Alle vier Jahre sollen Netzwerkbetreiber<br />

in Zusammenarbeit mit Betreibern von<br />

Fernwärme/-kältesystemen deren Potenzial<br />

bewerten, Ausgleichsfunktionen oder andere<br />

Systemdienstleistungen zu übernehmen;<br />

darüber hinaus sollen sie bewerten<br />

und angeben, ob das identifizierte Potenzial<br />

ressourcen- und kosteneffizienter wäre<br />

als andere Lösungen.<br />

Erneuerbare Energien im<br />

Verkehrssektor<br />

Im Verkehrssektor gibt es ein verbindliches<br />

Ziel von 14 Prozent Erneuerbare Energien<br />

am Endenergieverbrauch bis 2030 mit der<br />

Möglichkeit, das Ziel im Jahr 2023 nach<br />

einer Evaluation der EU-Kommission zu erhöhen.<br />

Mitgliedstaaten können sich auch<br />

dafür entscheiden, sogenannte „recycelte<br />

Kohlenstoffkraftstoffe“ auf das Ziel anzurechnen.<br />

Dies sind flüssige oder gasförmige<br />

abfallbasierte fossile Kraftstoffe, die<br />

aus Abfällen nicht erneuerbaren Ursprungs<br />

bestehen und bei Produktionsprozessen<br />

unvermeidbar anfallen.<br />

Innerhalb der 14 Prozent sollen Biokraftstoffe<br />

und Biogas, die aus einer Liste bestimmter<br />

Rest- und Abfallstoffe wie Stroh,<br />

Gülle, Bioabfälle, etc. produziert werden,<br />

mindestens 0,2 Prozent im Jahr 2022,<br />

1 Prozent im Jahr 2025 und mindestens<br />

3,5 Prozent im Jahr 2030 beitragen. Der<br />

Beitrag von Biokraftstoffen und Biogas aus<br />

Substraten wie bereits genutztes Küchenöl<br />

und Tierfett wird auf 1,7 Prozent des<br />

Energiegehalts vom Kraftstoffverbrauch<br />

limitiert.<br />

Biokraftstoffe und<br />

Biomassebrennstoffe<br />

Die Bezeichnung „Biokraftstoffe“ umfasst<br />

künftig nur noch flüssige Biokraftstoffe.<br />

„Biomassebrennstoffe“ hingegen bezeichnen<br />

Brenn- und Kraftstoffe aus gasförmiger<br />

und fester Biomasse. Diese Unterscheidung<br />

ist wichtig, da sich verschiedene<br />

Bestimmungen nur auf jeweils eine dieser<br />

Arten beziehen. So umfassen „fortschrittliche<br />

Biokraftstoffe“ künftig nur noch flüssige<br />

Biokraftstoffe. Biogas dagegen gilt nicht<br />

als fortschrittlicher Biokraftstoff, sondern<br />

als Biomassebrennstoff.<br />

Mehrfachanrechnung: Der Beitrag von erneuerbarem<br />

Strom soll 4-fach bei Nutzung<br />

im Straßenfahrzeugbetrieb (verpflichtend)<br />

und 1,5-fach bei Nutzung Nutzung im<br />

Bahnbetrieb (freiwillig) angerechnet werden<br />

können. Der Beitrag von Biokraftstoffen<br />

und Biogas aus Substraten des ANNEX<br />

IX kann doppelt angerechnet werden (freiwillig).<br />

Mit Ausnahme von Beiträgen von<br />

Kraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermitteln<br />

soll der Beitrag zu Schiffs- und Flugkraftstoffen<br />

1,2-fach angerechnet werden.<br />

38


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

POLITIK<br />

Biokraftstoffe aus Nahrungsund<br />

Futtermitteln<br />

Der Beitrag von Biokraftstoffen sowie von<br />

Biomassebrennstoffen, die im Transportsektor<br />

verwendet werden, darf in jedem<br />

Mitgliedstaat nicht mehr als 1 Prozent<br />

über deren Beitrag am Bruttoendenergieverbrauch<br />

im Jahr 2020 liegen. Maximalgrenze<br />

bleiben weiterhin die 7 Prozent wie<br />

bislang auch.<br />

Die Mitgliedstaaten können wahlweise<br />

eine niedrigere Obergrenze festlegen<br />

und zwischen verschiedenen Arten von<br />

aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen<br />

gewonnenen Biokraftstoffen, flüssigen<br />

Biobrennstoffen und Biomassebrennstoffen<br />

unterscheiden, zum Beispiel unter Berücksichtigung<br />

indirekter Landnutzungsänderungen.<br />

Der Beitrag von Biokraftstoffen und Biomassebrennstoffen<br />

im Verkehrssektor,<br />

die ein hohes Risiko für indirekte Landnutzungsänderungen<br />

(iLUC) in Gebieten<br />

mit hohem Kohlenstoffgehalt aufweisen,<br />

soll den Stand des Jahres <strong>2019</strong> in den<br />

Mitgliedstaaten nicht übersteigen, es sei<br />

denn, diese sind als Kraftstoffe mit niedrigem<br />

iLUC-Risiko eingestuft. Ab dem 31.<br />

Dezember 2023 soll diese Grenze von dem<br />

jeweiligen Stand <strong>2019</strong> in den Mitgliedstaaten<br />

auf 0 Prozent im Jahr 2030 abgesenkt<br />

werden. Die EU-Kommission wird in einem<br />

delegierten Rechtsakt festlegen, welche<br />

Kraftstoffe zu „Hochrisiko“-Kraftstoffen<br />

und welche zu „Niedrigrisiko“-Kraftstoffen<br />

zählen.<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

Die Energie aus Biokraftstoffen und Biomassebrennstoffen<br />

wird weiterhin nur auf<br />

das 14-Prozent-Ziel angerechnet, wenn<br />

bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllt<br />

werden. Gefördert werden dürfen<br />

nur solche Kraft- und Brennstoffe, die<br />

die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Die<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechen<br />

weitgehend der alten Richtlinie, was<br />

hoch-biodiverse Flächen und Biodiversität<br />

insgesamt betrifft.<br />

Neu ist, dass die Auswirkungen auf die<br />

Bodenqualität und den Bodenkohlenstoff<br />

des Anbaus des verwendeten Substrats<br />

berücksichtigt werden müssen. Eine zentrale<br />

Neuerung ist, dass auch für Biogas zur<br />

Strom- und Wärmeproduktion Treibhausgasminderungen<br />

nachzuweisen sind. Dies<br />

gilt für alle Neuanlagen, die ab 1. Januar<br />

2021 in Betrieb gehen. Insgesamt sind die<br />

Treibhausgasmindesteinsparungen gestiegen<br />

(siehe Tabelle).<br />

Im ANNEX V der Erneuerbare-Energien-<br />

Richtlinie finden sich die methodischen<br />

Grundlagen zur Berechnung der THG-<br />

Einsparungen für Biokraftstoffe und flüssige<br />

Biobrennstoffe. In Anhang VI findet<br />

sich das Gleiche für Biomassebrennstoffe.<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen müssen für<br />

Biomassebrennstoffe nur erfüllt werden,<br />

wenn sie in Anlagen unter 20 Megawatt<br />

Feuerungswärmeleistung bei festen und in<br />

Anlagen unter 2 Megawatt bei gasförmigen<br />

Biomassebrennstoffen produziert werden.<br />

Die Definition der Einheit für die 2-MW-<br />

Grenze für Biogas ist noch unklar, da der<br />

englische Begriff sich nicht eindeutig ins<br />

Deutsche übersetzen lässt. Beabsichtigt<br />

war eine Definition der 2 MW als Einheit<br />

unabhängig von Endnutzung und installierter<br />

Leistung, quasi die Gaserzeugungskapazität<br />

des Fermenters (Normkubikmeter<br />

Gas pro Stunde multipliziert mit unterem<br />

Heizwert des erzeugten Gases).<br />

Berechnungsmethodik<br />

THG-Einsparungen<br />

Neu ist, dass sich die Bestimmungen für die<br />

THG-Berechnungsmethodik für Biomassebrennstoffe<br />

(feste Biomasse und Biogas)<br />

nun im Anhang VI befinden, die für flüssige<br />

Biokraftstoffe in Anhang V. Alle Standardwerte<br />

für Biogas sind dort ebenfalls zu finden.<br />

Es gibt neu auch einen Standardwert<br />

für Maissilage und für Mischungen aus Gülle<br />

und Maissilage.<br />

Methodisch wurde die Güllebilanzierung<br />

verbessert, es werden nun auch die durch<br />

die Vergärung im Fermenter vermiedenen<br />

Güllelagerungsemissionen berücksichtigt,<br />

sodass sich für Biogas aus Gülle ein<br />

THG-Minderungspotenzial von 100 bis<br />

200 Prozent ergibt. Im Anhang IX, Teil A,<br />

finden sich die Substrate wieder, deren<br />

Kraftstoffe auf die Unterquote angerechnet<br />

werden können. Die Liste kann durch delegierte<br />

Rechtsakte der EU-Kommission um<br />

neue Substrate ergänzt werden, Substrate<br />

können aber nicht von der Liste gestrichen<br />

werden. Alle zwei Jahre wird die EU-Kommission<br />

diese Liste evaluieren.<br />

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39


POLITIK<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Übersicht über die THG-Mindesteinsparungen<br />

Kraftstoff-/Brennstoffart Anlagen in Betrieb THG-Mindestminderung<br />

Biokraftstoffe u. Biogas als<br />

Kraftstoff, flüssige Biobrennstoffe<br />

Biomassebrennstoffe<br />

Erneuerbare flüssige u. gasförmige<br />

Kraftstoffe nichtbiologischen Ursprungs<br />

Recycelte Kohlenkraftstoffe ab 1. Januar 2021<br />

Bewertung der RED II<br />

Insgesamt gibt es in der RED II einige gute<br />

Ansätze für Biogas. So ist es gelungen, endlich<br />

die verbesserte Berechnungsmethodik<br />

für die Güllenutzung zu verankern, die zu<br />

hohen THG-Einsparungen führen kann und<br />

die reale Bedingungen widerspiegelt. Des<br />

Weiteren gibt es eine Unterquote auch für<br />

Biogas. Mit 32 Prozent fällt zwar das Gesamtziel<br />

für Erneuerbare Energien im Vergleich<br />

zum 2020-Ziel von 20 Prozent nicht<br />

sehr ambitioniert aus, der Fachverband<br />

Biogas begrüßt aber, dass es höher ist als<br />

das ursprünglich von der EU-Kommission<br />

vorgeschlagene Ziel von 27 Prozent.<br />

Insgesamt sind die Ziele im Verkehrssektor<br />

aber angesichts der Herausforderungen<br />

des Klimawandels zu wenig ehrgeizig. 14<br />

Prozent bis 2030 sind kein ambitionierter<br />

Beitrag zum Erreichen des Klimaziels, vor<br />

allem vor dem Hintergrund des Pariser Klimaabkommens.<br />

Darüber hinaus wird mit<br />

der Mehrfachanrechnung von Kraftstoffen<br />

das tatsächliche Produktionsniveau limitiert<br />

und so der Klimaschutz gerade im<br />

vor 5. Oktober 2015 50 %<br />

ab 5. Oktober 2015 60 %<br />

ab 1. Januar 2021 65 %<br />

ab 1. Januar 2021 70 %<br />

ab 1. Januar 2026 80 %<br />

ab 1. Januar 2021 70 %<br />

Wird durch LCAs ermittelt, Mindesteinsparung wird durch<br />

EU-Kommission mit delegiertem Rechtsakt erlassen.<br />

so wichtigen Verkehrssektor, in dem auch<br />

Deutschland bereits die 2020-Klimaziele<br />

zu verfehlen droht, ausgebremst. Der Fachverband<br />

Biogas plädiert bei der nationalen<br />

Umsetzung für deutlich höhere Quoten.<br />

Mit der kürzlich beschlossenen Verordnung<br />

zum Greening hat die EU Honig- und<br />

Blühpflanzen wie die Durchwachsene Silphie<br />

als vorteilhaft für die Biodiversität<br />

und als wichtige Habitate für Honigbienen<br />

definiert. Um den Anbau solch nützlicher<br />

Pflanzen zu fördern und die EU-Verordnungen<br />

besser aufeinander abzustimmen,<br />

fordert der Fachverband Biogas, diese<br />

Pflanzen auch in die Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

als Substrat für fortschrittliche<br />

Biokraftstoffe in den Anhang IX der<br />

Richtlinie aufzunehmen.<br />

Bei der Umsetzung der Richtlinie bleibt<br />

Mitgliedstaaten ein gewisser Spielraum.<br />

Hier muss darauf geachtet werden, Bestimmungen<br />

fachgerecht umzusetzen,<br />

sodass die Anwendung auch praktikabel<br />

ist. So sind bei der THG-Berechnung Standardwerte<br />

festgelegt, die für abgedeckte<br />

Gärrestlager gelten. Die deutsche<br />

Bestimmung, 150 Tage<br />

Verweilzeit als ebenso ausreichend<br />

anzusehen, sollte daher<br />

bei der Umsetzung auch für<br />

die Nutzungsmöglichkeit dieser<br />

Standardwerte gelten.<br />

Des Weiteren können Mitgliedstaaten<br />

sogenannte NUTS-2-Werte<br />

ausweisen, um Teilstandardwerte<br />

für die THG-Emissionen<br />

aus dem Anbau regionenspezifisch<br />

festzulegen. Da es außer Mais, Gülle<br />

und Bioabfall keine Standardwerte für andere<br />

Substrate, wie zum Beispiel Gras-, Ganzpflanzen-<br />

oder Zuckerrübensilage gibt, wäre<br />

eine Meldung dieser Werte eine Möglichkeit,<br />

aufwändige Rechnungen durch die Anwendung<br />

solcher NUTS-2-Werte zu vermeiden,<br />

indem die Bundesregierung solche Werte<br />

erhebt und an die Kommission meldet.<br />

Alles in allem bietet die RED II neue Chancen,<br />

aber auch Herausforderungen für den<br />

Biogassektor, der Fachverband Biogas wird<br />

daher auch die Umsetzung in nationales<br />

Recht fachlich gut begleiten.<br />

Autorin<br />

Julia Münch<br />

Fachreferentin<br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

POLITIK<br />

ENERGIESAMMELGESETZ<br />

Verbesserungen für Biogas nach<br />

zehn Monaten politischem Eiertanz<br />

Mehrmals hat es den Zweck, Inhalt, Zeitplan und auch den Namen gewechselt, aber nun ist es<br />

verabschiedet: Das im Februar 2018 als „100-Tage-Gesetz“ angekündigte Vorhaben wurde letztlich<br />

als „Energiesammelgesetz“ am 14. Dezember vom Bundesrat abgesegnet. Viel ist passiert in diesen<br />

zehn Monaten.<br />

Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />

Es begann harmlos. Die Bundesregierung<br />

hatte sich mit der EU-<br />

Kommission auf Neuregelungen<br />

zum Eigenverbrauch von Strom<br />

aus Kraft-Wärme-Kopplungs-<br />

Anlagen verständigt, die durch Änderungen<br />

des EEG und des KWKG umgesetzt werden<br />

mussten. Auch sollte die Sonderregel für<br />

sogenannte „Bürgerenergie“ bei den Ausschreibungen<br />

für Wind an Land geändert<br />

werden. Beides war dringend und politisch<br />

konsensfähig. Strittigere Punkte im EEG<br />

sollten in einer späteren, „großen EEG-<br />

Novelle“ angepackt werden. Deshalb trug<br />

nun auch der Fachverband Biogas in bewährter<br />

Bioenergie-Verbändekooperation<br />

seine dringenden und aus unserer Sicht<br />

unstrittigen Anliegen an die Politik heran.<br />

Und wie sich zeigte, mit Erfolg. So enthielt<br />

der Entwurf des Gesetzes, das im Mai<br />

und Juni unter dem Namen „EEG/KWKG-<br />

Änderungsgesetz“ verhandelt wurde, zwei<br />

für unsere Branche wichtige Änderungen:<br />

Es sollten Ausnahmen für Anlagen geschaffen<br />

werden, die bei einem drohenden<br />

Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest<br />

nicht mehr genug Gülle beziehen könnten,<br />

um unter anderem die Vergütungsvoraussetzungen<br />

für den Güllebonus einzuhalten.<br />

Und der „Flexdeckel“ im EEG sollte umgestellt<br />

werden, sodass Anlagen, die flexibilisieren,<br />

auch nach Erreichen des Deckels<br />

noch Zeit genug haben, die Flexibilisierung<br />

abzuschließen und die Flexibilitätsprämie<br />

zu erhalten. Doch während sich für<br />

uns die Verhandlungen gut entwickelten,<br />

eskalierten diese an anderer Stelle. Die<br />

SPD forderte, mit dem Gesetz auch die<br />

im Koalitionsvertrag zugesagten „Sonderausschreibungen“<br />

einzuführen. Die Union<br />

widersetzte sich jedoch und der Konflikt<br />

spitzte sich zu. Anfang Juni scheiterten die<br />

Verhandlungen; der Gesetzentwurf wurde<br />

zurückgenommen und die weiteren Gespräche<br />

in den Herbst verschoben.<br />

Dies war natürlich ein Rückschlag. Doch<br />

konnten wir uns mit Unterstützung des<br />

Bundesrates in einem entscheidenden<br />

Punkt letztlich doch durchsetzen: Die bereits<br />

verhandelten Ausnahmeregeln, die<br />

Biogasanlagen vor den Folgen eines möglichen<br />

Seuchenausbruchs schützen sollen,<br />

wurden mit einem anderen Gesetz eingeführt<br />

und sind zwischenzeitlich in Kraft<br />

getreten.<br />

Neuer Gesetzentwurf tauchte<br />

„über Nacht“ auf<br />

Doch was war nun mit dem geplanten EEG-<br />

Änderungsgesetz? Nach mehreren erfolglosen<br />

Sondierungen im Parlament hatte man<br />

die Hoffnung auf Einigung schon beinahe<br />

aufgegeben – da tauchte quasi über Nacht<br />

ein neuer Entwurf auf, diesmal unter dem<br />

Namen „Energiesammelgesetz“. Und nun<br />

ging alles ganz schnell: In knapp sechs Wochen<br />

durchlief das Gesetz alle Instanzen.<br />

Und plötzlich öffneten sich auch politisch<br />

einige Fenster, speziell durch die große Unterstützung<br />

vieler Abgeordneter aller drei<br />

Regierungsparteien sowie mit viel Rückenwind<br />

aus den Ländern.<br />

Im Ergebnis durften wir uns über gleich vier<br />

Verbesserungen für Biogas freuen:<br />

ffKlärung der Vergütungsvoraussetzungen<br />

für den Formaldehydbonus.<br />

ffPlanungssicherheit für Flexibilisierungsvorhaben<br />

durch Einführung einer<br />

16-monatigen Übergangsfrist nach Erreichen<br />

des „Flexdeckels“ (wie bereits<br />

im Juni geplant).<br />

ffUmstellung der Güllekleinanlagenklasse<br />

auf 75 kW Bemessungsleistung.<br />

ffEinführung von jährlich zwei Ausschreibungsrunden<br />

für die Biomasse (jeweils<br />

zum 1. April und zum 1. November)<br />

Nach zehn Monaten Ringen bleibt uns also<br />

eine versöhnlich stimmende Bilanz zu diesem<br />

EEG-Änderungsgesetz. Es bleibt auch<br />

die Erkenntnis, dass politische Verbandsarbeit<br />

mehr denn je abhängig von Schwankungen<br />

in der politischen Großwetterlage<br />

ist. Ebenso bleibt aber die Gewissheit, dass<br />

die Unterstützung der Bioenergie seitens<br />

der Bundesländer und vieler, vieler Parlamentarier<br />

wieder weiter zunimmt.<br />

Und es bleiben uns die großen Anliegen,<br />

die es nun vor allem <strong>2019</strong> in der weiterhin<br />

erforderlichen eigentlichen großen EEG-<br />

Novelle beziehungsweise im geplanten Klimaschutzgesetz<br />

zu adressieren gilt. Dazu<br />

gehörten angemessene Ausschreibungsvolumina,<br />

ein Ausschreibungsverfahren, das<br />

auch kleinen Anlagen Chancen einräumt,<br />

eine langfristige Perspektive für die Flexibilisierung<br />

sowie eine noch stärkere Mobilisierung<br />

der Güllevergärung.<br />

Autoren<br />

Sandra Rostek<br />

Leiterin des Berliner Büros<br />

des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

und Dr. Guido Ehrhardt<br />

Leiter des Referats Politik<br />

im Fachverband Biogas e.V.<br />

Invalidenstr. 91 · 10115 Berlin<br />

030/2 75 81 79-0<br />

berlin@biogas.org<br />

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PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

GELEBTE KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />

Vergärung von biologisch<br />

abbaubaren Abfällen<br />

Bei der Herstellung, dem Handel, der Zubereitung und dem Verzehr von Nahrungs-,<br />

Genuss- und Futtermitteln fallen unabwendbar eine Vielzahl biologischer Abfälle an. Hier<br />

stellt die Vergärungstechnologie eine optimale Verwertungsmöglichkeit dar. Die Rest- und<br />

Abfallstoffe werden zu nährstoffreichen Düngemitteln sowie Strom-, Wärme- und/oder<br />

Kraftstoff umgewandelt.<br />

Von Dipl.-Ing. David Wilken<br />

Den rechtlichen Umgang mit Abfällen regelt<br />

das Kreislaufwirtschaftsgesetz, um natürliche<br />

Ressourcen zu schonen und den Schutz<br />

von Mensch und Umwelt zu bewahren. Abfälle<br />

werden hier als Stoffe oder Gegenstände<br />

zur Entledigung bezeichnet, zum Beispiel, wenn<br />

diese nicht zielgerichtet hergestellt wurden oder die ursprüngliche<br />

Zweckbestimmung entfällt. Beispiele sind<br />

Produktionsabfälle wie Kartoffelschalen bei der Chips-<br />

Herstellung oder Lebensmittelabfälle wie verdorbenes<br />

Obst im Supermarkt oder nicht verzehrte Speisen von<br />

den Tellern der Restaurantbesucher und privaten Küchen.<br />

Erklärtes Ziel der 5-stufigen Abfallhierarchie (siehe<br />

Abbildung auf Seite 45) für alle EU- und Bundesbürger<br />

ist, Abfälle möglichst zu vermeiden. Das würde für<br />

Bioabfälle bedeuten, nur das zu produzieren, einzukaufen<br />

und zuzubereiten, was auch wirklich gegessen wird.<br />

Auch wenn das in unserer Gesellschaft nicht vollständig<br />

umzusetzen ist, gibt es Studien und Maßnahmen, wie<br />

der Anfall zumindest reduziert werden kann.<br />

Falls dann doch noch genusstaugliche Lebensmittel<br />

übrig bleiben, können diese wiederverwendet werden,<br />

wie im Fall von Lebensmitteln durch die Verteilung an<br />

Tafeln oder das Foodsharing. Verdorbene Lebensmittel<br />

müssen aufgrund ihrer Gefahr für die menschliche Gesundheit<br />

zwangsläufig verwertet werden. Zudem gibt es<br />

Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung, wie<br />

Schalen, Stängel und Knochen, aber auch Rasen- und<br />

Heckenschnitt, die grundsätzlich nicht wiederverwendet,<br />

sondern direkt verwertet werden.<br />

Erst wenn keine Verwendung mehr möglich ist, sollen<br />

organische Materialien als Bioabfälle recycelt werden.<br />

Hier kommt die Vergärung und Kompostierung als geeignetes<br />

Verfahren ins Spiel. In natürlichen Umsetzungsprozessen<br />

werden Gärprodukte und Kompost<br />

erzeugt, die aufgrund der biologischen Behandlung<br />

hygienisch unbedenklich und weitgehend abbaustabil<br />

sind. Zudem sind alle für das Pflanzenwachstum notwendigen<br />

Nähr- und Humusstoffe enthalten.<br />

2025: Recyclingquote für Siedlungsabfälle<br />

Durch die Anwendung solcher organischer Düngemittel<br />

auf landwirtschaftliche Flächen und den Verkauf<br />

an Privatgärtner oder Garten- und Landschaftsbauern<br />

findet eine stoffliche Nutzung und somit ein Recycling<br />

von Bioabfällen statt. Das wird auch durch die von der<br />

EU vorgegebenen Recyclingquoten untermauert. Demnach<br />

sollen Siedlungsabfälle ab 2025 mindestens zu<br />

55 Prozent und ab 2035 sogar zu mehr als 65 Prozent<br />

recycelt werden. Vor dem Hintergrund, dass auch Speiseabfälle,<br />

überlagerte Lebensmittel aus dem Handel<br />

und Fettabscheider aus der Gastronomie in der Regel<br />

zu Siedlungsabfällen zählen, ist für die Erfüllung der<br />

genannten Recyclingquoten die Verwertung dieser Materialien<br />

in Biogasanlagen von besonderer Bedeutung.<br />

Als Recycling gilt die Verwertung aber nur dann, wenn<br />

die Gärprodukte auch als Düngemittel im Pflanzenbau<br />

genutzt werden. Eine thermische Verwertung sowohl<br />

der Bioabfälle als auch der erzeugten Gärprodukte ist<br />

kein Recycling im Sinne der europäischen Abfallrahmenrichtlinie<br />

beziehungsweise des deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetzes.<br />

Denn bei der Verbrennung in<br />

Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken werden<br />

die Nährstoffe in Aschen festgelegt und können nur<br />

bedingt und unter immensen Aufwand wieder in eine<br />

pflanzenverfügbare Form überführt werden.<br />

Die Verbrennung darf nur dann durchgeführt werden,<br />

wenn eine stoffliche Verwertung nicht möglich ist. Die<br />

Biogaserzeugung vereint hier das stoffliche Recycling<br />

mit der Energiegewinnung. Die Erzeugung von wertvollen<br />

Düngemitteln bleibt jedoch unbedingt das primäre<br />

Ziel der Abfallvergärung gemäß der Abfallhierachie. Als<br />

letzte Stufe in der Abfallhierarchie kommt dann nur<br />

noch die reine Beseitigung von Abfällen, wie zum Beispiel<br />

die Ablagerung auf Deponien, infrage.<br />

Hier wird weder Energie noch Dünger erzeugt, jedoch<br />

das Abfallvolumen in den Deponien vergrößert. Zudem<br />

dürfen organische Abfälle nicht beziehungsweise nur<br />

mit wenigen Ausnahmen abgelagert werden, da die<br />

42


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

FOTO ADOBE STOCK_WILLIAM<br />

Erst wenn keine Verwendung mehr<br />

möglich ist, sollen organische<br />

Materialien als Bioabfälle recycelt<br />

werden. Hier kommt die Vergärung<br />

und Kompostierung als geeignetes<br />

Verfahren ins Spiel.<br />

43


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Wenn schon wegwerfen,<br />

dann in die Biogasanlage<br />

Wenn Lebensmittel weggeworfen werden, dann ist das nie gut. 18 Millionen Tonnen sollen<br />

es in 2018 gewesen sein. Eine unvorstellbare Menge. Erschwerend hinzu kommt die Verpackung<br />

um diese Lebensmittel. Jede Gurke wird eingeschweißt. Ich frage mich, ob das<br />

wirklich sein muss und ob wir hier nicht schnell und unkompliziert Lösungen finden könnten.<br />

Wenn aber unsere Nahrung schon in der Tonne statt auf dem Teller landet, dann sollte sie<br />

wenigstens noch sinnvoll genutzt werden. In unserem Essen steckt viel Energie. Nicht nur<br />

für uns, sondern auch für die Bakterien in einer Biogasanlage. Die erzeugen daraus Gas, das<br />

wiederum in Strom und Wärme oder auch Kraftstoff umgewandelt werden kann. Wenn wir<br />

es also schon selbst nicht essen, sollten wir<br />

zumindest die Biomethan-Bakterien füttern.<br />

Wichtig ist natürlich, dass die Verpackung<br />

vom Lebensmittel getrennt wird bevor dieses<br />

in der Biogasanlage landet. Das passiert in<br />

modernen Anlagen in der Regel automatisch,<br />

manchmal auch händisch; aber auf<br />

jeden Fall zu 100 Prozent.<br />

Jeder kann seinen Beitrag leisten: nur kaufen<br />

und zubereiten, was auch gegessen<br />

wird, Bioabfall trennen und in die Biotonne<br />

werfen – ohne Plastiktüte, versteht sich!<br />

Macht’s es guad.<br />

Pfiat euch,<br />

Euer<br />

biologischen Zersetzungsprozesse zu ungewollten<br />

Setzungen und klimaschädlicher Gasbildung im Deponiekörper<br />

führen. Das gilt nebenbei bemerkt auch<br />

für Abfälle, die keiner Verwertung zugeführt werden,<br />

wie etwa Rasenschnitt von Sportplätzen oder andere<br />

Bioabfälle, die an Feldrändern oder im Wald abgekippt<br />

unkontrolliert Methan emittieren.<br />

Stand der Abfallvergärung<br />

In Deutschland werden derzeit rund 380 Abfallvergärungsanlagen<br />

betrieben, die etwa 7 Millionen (Mio.)<br />

Tonnen (t) flüssige und feste Gärprodukte sowie bei<br />

Einsatz von kommunalen Bioabfällen auch Komposte<br />

produzieren. Die Größe reicht von sehr kleinen Anlagen<br />

mit 500 eingesetzten Jahrestonnen bis zu sehr großen<br />

Anlagen mit 500.000 Jahrestonnen.<br />

Die installierte Leistung reicht von 25 Kilowatt (kW) bis<br />

über 10 Megawatt (MW). Insgesamt werden von allen<br />

Abfallanlagen 2,8 Mio. Kilowattstunden (kWh) Energie<br />

in Form von Biogas erzeugt. In 135 Anlagen werden gut<br />

2 Mio. t Bio- und Grüngut aus kommunalen Biotonnen<br />

und Grünschnittsammlungen verwertet. In diesen Fällen<br />

werden die erzeugten festen Gärprodukte in aller<br />

Regel nachkompostiert. In etwa 250 weiteren Anlagen<br />

werden hauptsächlich gewerbliche Abfälle (unter anderem<br />

2 Mio. t Speisereste, überlagerte Lebensmittel und<br />

Marktabfälle) eingesetzt.<br />

Darüber hinaus wird eine breite Palette an industriellen<br />

Abfällen, wie zum Beispiel Fettabscheiderinhalte und<br />

Flotate sowie landwirtschaftliche Reststoffe wie Gülle,<br />

Schlempe, Treber und Trester, vergoren. Die Gärprodukte<br />

aus diesen Anlagen werden meist flüssig, ähnlich wie<br />

Gülle, auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht.<br />

Fremd- und Störstoffe<br />

Die erfassten Bioabfälle sind nicht immer frei von<br />

Fremd- und Störstoffen. Nicht verkaufsfähige Lebensmittel<br />

aus dem Einzelhandel, die nicht mehr an Tafeln<br />

abgegeben werden können, sind meistens in Folien,<br />

Auch Reststoffe oder<br />

Fehlchargen aus der<br />

Produktion lassen sich<br />

in Biogasanlagen gut<br />

verwerten.<br />

FOTO: ADOBE STOCK_INDUSTRIEBLICK<br />

44


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

FÜNFSTUFIGE ABFALLHIERACHIE<br />

Kartons, Gläser oder Dosen verpackt. Vor<br />

der Vergärung oder Kompostierung muss<br />

also der biologisch abbaubare Inhalt von der<br />

Verpackung getrennt werden. Das geschieht<br />

mithilfe technischer Aggregate, mit denen<br />

die Verpackung geöffnet, der Inhalt herausgepresst<br />

und über Siebe von der Verpackung<br />

getrennt wird. Erst dann wird die Biomasse<br />

der Vergärung zugeführt.<br />

Auch in der kommunalen Sammlung finden<br />

sich Fehlwürfe von Kunststoff, Papier,<br />

Metall und Steinen im Bioabfall, die von<br />

den Nutzern der Biotonne bewusst oder unbewusst<br />

dort entsorgt wurden. Auch diese<br />

müssen vor der biologischen Behandlung<br />

wieder aufwendig herausgetrennt werden. Dafür wird<br />

der Bioabfall im ersten Schritt über eine Siebtechnik<br />

von groben Verunreinigungen getrennt. Zusätzlich<br />

kommen zum Beispiel Metallabscheider mit Magneten<br />

und Windsichter, bei denen Kunststoffe mit heftigen<br />

Luftströmen/-stößen herausgeblasen werden, zum Einsatz.<br />

Auch die Aussortierung von Fremdstoffen durch<br />

Arbeiter an einem Förderband ist eine Möglichkeit.<br />

Zusätzlich findet nach der Vergärung beziehungsweise<br />

Kompostierung eine weitere Reinigungsstufe mit feinmaschigen<br />

Sieben statt. Die abgabefertigen Produkte<br />

werden durch regelmäßige Analysen überwacht, die<br />

durch gesetzliche Vorgaben des Dünge- und Abfallrechts<br />

gefordert sind. Darüber hinaus unterziehen sich<br />

fast alle Abfallvergärungsanlagen einer unabhängigen<br />

Gütesicherung, bei der weitere und strengere Vorgaben<br />

für die erzeugten Gärprodukte und Komposte gelten<br />

und die Anlagen Vor Ort regelmäßig kontrolliert werden.<br />

Negative Presse<br />

In der Vergangenheit kam es vereinzelt zum Eintrag<br />

von größeren Mengen an Fremdstoffen in Gewässer.<br />

Sehr bedauerlich war der Fall eines Klärwerks, wo<br />

die Filteranlagen über lange Zeit nicht richtig funktionierten.<br />

Daraus entstand großer gesellschaftlicher<br />

und politischer Widerhall, der auch Biogasanlagen des<br />

Eintrags großer Mengen an Kunststoffen in die Umwelt<br />

bezichtigte.<br />

Fälschlicherweise wird in der Presse häufig behauptet,<br />

dass Lebensmittelabfälle samt Verpackungen in den<br />

Fermenter der Biogasanlage eingebracht werden. Das<br />

macht aus Sicht des Stoffstrommanagements keinen<br />

Sinn. Hinzu kommt, dass verfahrenstechnische Nachteile<br />

entstehen, die der Anlagenbetreiber aus Eigeninteresse<br />

vermeidet. Verpackungsmaterialien in den<br />

Gärsubstraten können sich um Rührwerke und Schnecken<br />

wickeln oder sich in Pumpen und Rohrleitungen<br />

festsetzen und so teure Anlagentechnik lahmlegen und<br />

sogar zerstören.<br />

Dabei ist die Ausschleusung von Verpackungsmaterialien<br />

vor der biologischen Behandlung in einem definierten<br />

Stoffstrom deutlich effizienter als nachher. Wie<br />

schon beschrieben findet zwar eine feinmaschige Siebung<br />

der fertigen Produkte statt, die jedoch nur noch<br />

als „Endkontrolle“ dient. Die regelmäßig durchzuführenden<br />

Analysen der Bundesgütegemeinschaft Kompost<br />

e.V. zeigen, dass die Gehalte an Fremdstoffe in den<br />

flüssigen Gärprodukten nach den verschiedenen technischen<br />

Aufbereitungsverfahren gegen null tendieren.<br />

Diese Ergebnisse sind in der Information „Kunststoffe<br />

in Kompost und Gärprodukten“ auf der Seite www.kompost.de<br />

einsehbar. Soweit höhere Fremdstoffgehalte<br />

auftreten, können Anlagen nachgerüstet werden, um<br />

einen Eintrag von Fremdstoffen in die Umwelt zu verhindern.<br />

Der Fachverband Biogas setzt sich dafür ein, dass der<br />

Einsatz von organischen Reststoffen mit all seinen positiven<br />

Umweltwirkungen weiterhin auf sehr hohem<br />

Niveau betrieben werden kann und nicht aufgrund von<br />

einzelnen Vorfällen und einer fehlgeleiteten öffentlichen<br />

Diskussion verboten wird. Dabei begleitet er politische<br />

Forderungen und rechtliche Anpassung unter<br />

Abstimmung der betroffenen Betreiber von Biogasanlagen<br />

und Aufbereitungsanlagen sowie der Hersteller der<br />

eingesetzten Abscheidetechniken.<br />

Weitere Informationen zur Abfallvergärung finden Sie<br />

in unserer englischsprachigen Abfallvergärungsbroschüre<br />

(www.biowaste-to-biogas.com). Zudem bieten wir die<br />

Gelegenheit zur Weiterbildung und Diskussion auf unserer<br />

Abfallvergärungstagung vom 11. bis 13. März <strong>2019</strong><br />

in Dresden. Infos hierzu finden Sie unter http://forumabfallwirtschaft-altlasten.de/abfallvergaerungstagung<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. David Wilken<br />

Leiter des Referats Abfall, Düngung und Hygiene<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 65<br />

david.wilken@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

Vermeidung<br />

Vorbereitung zur Wiederverwendung<br />

Recycling (Kreislauf)<br />

Sonstige (energetische) Verwendung<br />

Beseitigung<br />

Weniger produzieren<br />

Abgabe an Tafeln<br />

Kompostierung, Vergärung<br />

Verbrennung in MVA<br />

Ablagerung, Deponierung<br />

45


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Gärprodukte: Fremdstoffgehalte<br />

auf sehr niedrigem Niveau<br />

Die breite Diskussion über Ursachen und Folgen der Meeresverschmutzung mit Kunststoffen<br />

hat auch die Umwelteinträge von Kunststoffen durch Düngemittel in den Fokus der<br />

Wissenschaft und des öffentlichen Interesses gerückt.<br />

Von Karin Luyten-Naujoks<br />

Mikrokunststoff<br />

Von den 330.000 t Mikroplastik, die<br />

Deutschland emittiert, sind 101.000 t<br />

allein auf Reifenabrieb zurückzuführen.<br />

Der Eintrag durch Kompost und<br />

Gärprodukte liegt nach neuesten Berechnungen<br />

im Bereich von jährlich<br />

817 t. Angaben von 12.000 t, wie sie<br />

2018 publiziert wurden, sind unzutreffend.<br />

Je nach Literaturquelle für<br />

den Gesamteintrag an Kunststoffen<br />

liegt der verursachte Anteil bei 0,2<br />

bis 0,5 Prozent.<br />

Quellen zu den getroffenen Aussagen<br />

sind im BGK Themenpapier „Kunststoffe<br />

in Kompost und Gärprodukten<br />

- Herkunft - Bedeutung - Vermeidung“<br />

hinterlegt.<br />

Dieses Themenpapier finden Sie<br />

unter www.kompost.de<br />

Der Beitrag Deutschlands am Eintrag in die<br />

Umwelt weltweit ist aufgrund einer geordneten<br />

und weithin gut funktionierenden<br />

Entsorgungsinfrastruktur relativ unbedeutend.<br />

Dennoch beläuft sich die Menge an<br />

Kunststoffeinträgen in die Umwelt auf schätzungsweise<br />

jährlich bis zu 450.000 Tonnen (t). Hauptaugenmerk<br />

liegt bei den Mikrokunststoffeinträgen auf den<br />

Bereichen Verkehr, Infrastruktur und Gebäude, die<br />

allein schon 62 Prozent der Emissionen verantworten.<br />

Die Thematik umfasst Mikro- und Makrokunststoffe,<br />

wobei Makroplastik Objekte<br />

aus Kunststoff bezeichnet, die in der öffentlichen<br />

Diskussion unter dem Begriff<br />

„Plastic Litter“ gefasst werden. Als „Mikroplastik“<br />

werden kleinste Kunststoffteilchen<br />

bezeichnet, die in der Umwelt<br />

gemessen werden können. Bei den Mikrokunststoffen<br />

wird weiter unterschieden<br />

zwischen „kleinen Mikrokunststoffen“,<br />

die unter 1 Millimeter (mm) Größe liegen,<br />

und „großen Mikrokunststoffen“, die zwischen<br />

1 und 5 mm Größe liegen.<br />

Zudem wird zwischen „primärem Mikroplastik“,<br />

das für bestimmte Verwendungen<br />

gezielt hergestellt und eingesetzt<br />

wird (zum Beispiel in Kosmetikartikeln<br />

mit Peeling-Effekten), und „sekundärem<br />

Mikroplastik“ differenziert. Diese<br />

entstehen aus größeren Kunststoffteilen<br />

durch Außeneinwirkungen wie mechanische<br />

Zerkleinerung, Wärme oder<br />

UV-Strahlung. Bei der Verarbeitung von<br />

Bioabfällen in Biogasanlagen ist der Eintragspfad<br />

für primäre Mikrokunststoffe<br />

unwahrscheinlich. Ein Eintragspfad für<br />

sekundäre Fremdstoffe besteht beispielsweise bei Bestandteilen<br />

von Lebensmittelverpackungen, die aktiv<br />

aus dem Gärsubstrat entfernt werden müssen.<br />

Geltende Grenzwerte und neue Definitionen<br />

Die Düngemittelverordnung macht für Düngemittel, zu<br />

denen unter anderem Gärprodukte und Komposte zählen,<br />

Vorgaben für maximal zulässige Verunreinigungen.<br />

Für folienartige Kunststoffe größer als 2 mm Siebdurchgang<br />

dürfen bis zu 0,1 Prozent in der Trockenmasse<br />

und für sonstige Fremdstoffe über 2 mm Siebdurchgang<br />

dürfen bis zu 0,4 Prozent in der Trockenmasse<br />

enthalten sein. Liegen die untersuchten Werte darüber,<br />

sind die Düngemittel nicht verkehrsfähig. Sie dürfen<br />

weder abgegeben noch angewendet werden.<br />

Es fällt auf, dass die Definitionen zu Mikrokunststoffen<br />

und die Einteilung nach dem Düngerecht unterschiedlich<br />

sind. „Große Mikrokunststoffe“ werden bei einem<br />

Siebdurchgang von 1mm bis 5 mm bemessen und berücksichtigen<br />

nicht Partikel, die größer sind. Andererseits<br />

berücksichtigt die Düngemittelverordnung nicht<br />

die Kunststoffteile unter 2 mm Siebdurchgang. Um<br />

aber Aussagen zu „großen Mikrokunststoffen“ treffen zu<br />

können, ist die Frage zu klären, welche Fremdstoffwerte<br />

zwischen 1 bis 2 mm Siebdurchgang ermittelt werden<br />

können. Sowohl in der Schweiz als auch durch die BGK<br />

wurden diese Untersuchungen durchgeführt, bei denen<br />

die mit bloßem Auge erkennbaren Partikel aussortiert<br />

und gewogen wurden. Diesen Untersuchungen zufolge<br />

liegt bei abgabefertigen, flüssigen Gärprodukten der<br />

Anteil an Fremdstoffen in der Größenklasse 1 bis 2 mm<br />

unter 10 Prozent, und nur in Ausnahmefällen wurden<br />

bis 20 Prozent am Gesamtfremdstoffgehalt ermittelt.<br />

Der Anteil an Fremdstoffen und Kunststoffen der Größe<br />

1 bis 2 mm bewegt sich damit im Bereich der zulässigen<br />

Abweichungen, die bei der Anerkennung von<br />

Prüflaboren zugrunde gelegt werden. Hinzu kommt,<br />

dass sich die Fremdstoffgehalte in den flüssigen Gärprodukten<br />

mit 0,023 Gewichtprozenten in der Trockenmasse<br />

(arithmetrische Mittel) auf einem sehr niedrigen<br />

Niveau befinden.<br />

Gezählte Mikrokunststoffe<br />

Neben der gravimetrischen Ermittlung von Fremdbestandteilen<br />

werden in Veröffentlichungen auch<br />

Untersuchungen publiziert, bei denen die einzelnen<br />

Fremdstoffpartikel gezählt werden. Diese Untersuchungsmethode<br />

entstammt der Wasseranalytik, bei<br />

der ein Bezug auf die Trockenmasse nicht möglich ist.<br />

Für Feststoffe ist diese Untersuchungsmethode wenig<br />

46


nterscheidung BIOGAS von JOURNAL Mikrokunststoffen | 1_<strong>2019</strong> von Mikrokunststoffen nach Entstehung nach Entstehung<br />

nterscheidung von Mikrokunststoffen von Mikrokunststoffen nach Entstehung nach Entstehung<br />

Unterscheidung von Mikrokunststoffen nach Entstehung<br />

imäre Kunststoffe Primäre Kunststoffe<br />

imäre Kunststoffe Primäre Kunststoffe<br />

PRIMÄRE KUNSTSTOFFE<br />

A<br />

B<br />

PRAXIS / TITEL<br />

è Haupteintragspfad è Haupteintragspfad Primärer Primärer<br />

è <br />

Kunststoffe Haupteintragspfad Primärer è über Kunststoffe Haupteintragspfad Abwasser Primärer über Abwasser Primärer<br />

über Abwasser<br />

Kunststoffe über Kunststoffe Abwasser über Abwasser<br />

krobeats Rohpellets Mikrobeats zur Mikrobeats, Rohpellets zur un- Mikrobeats, unrobeats<br />

. Kosmetika Rohpellets Herstellung Mikrobeats z. B. Kosmetika zur regelmäßige Mikrobeats, Herstellung Rohpellets zur un- Partikel regelmäßige Mikrobeats, Partikel un-<br />

. Kosmetika Spureneinträge<br />

Herstellung z.B. B. Kosmetika<br />

Peelingprodukten<br />

Spureneinträge<br />

Herstellung unregelmäßige Partikel<br />

Peelingprodukten<br />

regelmäßige Partikel<br />

Spureneinträge Peelingprodukten<br />

Spureneinträge Peelingprodukten<br />

kundäre Kunststoffe<br />

SEKUNDÄRE Sekundäre KUNSTSTOFFE Kunststoffe<br />

kundäre Kunststoffe Sekundäre Kunststoffe<br />

A<br />

Entstehung durch Zerfall<br />

Textilfasern<br />

tstehung durch größerer Zerfall Entstehung Kunststoffteile größerer durch Textilfasern<br />

Zerfall größerer Textilfasern<br />

nststoffteile<br />

stehung durch Zerfall Kunststoffteile<br />

Entstehung größerer durch Textilfasern Zerfall größerer Textilfasern<br />

elle: ststoffteile Mikroplastik in Quelle: Kunststoffteile<br />

Binnengewässern Mikroplastik Süd- in Binnengewässern und Westdeutschlands Süd- und Westdeutschlands<br />

lle: Mikroplastik in Quelle: Binnengewässern Mikroplastik Süd- in Binnengewässern und Westdeutschlands Süd- und Westdeutschlands<br />

sinnvoll, da zur Bewertung von Umweltwirkungen üblicherweise<br />

die Konzentrationen eines Stoffes zugrunde<br />

gelegt (zum Beispiel in Gewichtsprozent) oder Frachten<br />

berechnet werden (zum Beispiel in Gramm pro Hektar<br />

und Jahr), die bei bestimmungsgemäßer Anwendung<br />

in die Umwelt beziehungsweise in Böden eingetragen<br />

werden können.<br />

Für beides ist die Anzahl an Partikeln kein geeigneter<br />

Maßstab. Die bloße Anzahl hat auch keinen Bezug zur<br />

Größe der einzelnen Partikel, für deren Bewertung vor<br />

allem die Korngrößenverteilung von Bedeutung wäre.<br />

Bei der Messung realer Proben, denen eine optische<br />

Bewertung zugrunde liegt (zum Beispiel Licht- und<br />

Elektronenmikroskop) besteht aufgrund von Verwechselungen<br />

der Kunststoffpartikel mit natürlichen organischen<br />

oder mineralischen Partikeln zudem eine hohe<br />

Gefahr der Fehlinterpretation.<br />

B<br />

è <br />

Haupteintragspfad<br />

è Haupteintragspfad<br />

Textilfasern über Abwasser<br />

è Haupteintragspfad è über Textilfasern Haupteintragspfad<br />

Abwasser über Abwasser<br />

Textilfasern über Textilfasern Abwasser über Abwasser<br />

è <br />

Diffuser Eintrag von<br />

zerfallenen Kunststoffteilen<br />

Eintrag è Diffuser von Eintrag von<br />

è Zerfallenen Diffuser Eintrag è Kunststoffteile<br />

Zerfallenen Diffuser von Eintrag Kunststoffteile von<br />

Zerfallenen Kunststoffteile<br />

Zerfallenen Kunststoffteile<br />

Frachtenberechnungen<br />

In der Presse wird häufig für den Eintrag von Fremdstoffen<br />

durch Gärprodukte und Kompost eine Fracht von<br />

12.000 t angegeben. Allerdings ist diese publizierte<br />

Angabe nicht zutreffend. Bei den Berechnungen der<br />

BGK wird von den in Deutschland erzeugten Mengen an<br />

Komposten (4,071 Mio. t pro Jahr) und Gärprodukten<br />

(3,555 Mio. t pro Jahr) ausgegangen, die aus Bioabfällen<br />

hergestellt werden und beim statistischen Bundesamt<br />

dokumentiert sind. Daraus ergibt sich, dass diese<br />

Einträge in Böden derzeit im Bereich von jährlich 817 t<br />

liegen. Dabei berücksichtigen die Berechnungen der<br />

BGK nicht nur „Mikroplastik“, sondern auch Kunststoffe<br />

der Größenklasse >5 mm (Makroplastik).<br />

Je nachdem, welche Annahmen über Gesamteinträge<br />

an Kunststoffen in die Umwelt zugrunde gelegt werden<br />

(180.000 bis 450.000 t), bewegt sich der über Kompost<br />

und Gärprodukte verursachte Anteil in einem Bereich<br />

von etwa 0,2 bis 0,5 Prozent der Gesamteinträge<br />

in Deutschland. Diese Zahl wurde inzwischen zum Teil<br />

in den Veröffentlichungen korrigiert. Eine ausführliche<br />

Betrachtung zur Thematik hat die Bundesgütegemeinschaft<br />

Kompost in ihrem Themenpapier „Kunststoffe<br />

in Kompost und Gärprodukten – Herkunft – Bedeutung<br />

– Vermeidung“ veröffentlicht.<br />

QUELLE: MIKROPLASTIK IN BINNENGEWÄSSERN SÜD- UND WESTDEUTSCHLANDS, verändert.<br />

RAL-Gütesicherung<br />

RAL-Gütesicherung<br />

RA<br />

RA<br />

Autorin<br />

Karin Luyten-Naujoks<br />

Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. (BGK)<br />

Von-der-Wettern-Str. 25<br />

51149 Köln<br />

0 22 03/3 58 37-50<br />

k.luyten-naujoks@kompost.de<br />

www.kompost.de<br />

47


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Kein Plastik<br />

aufs Feld<br />

Der Hydrozyklon sortiert<br />

die schwereren Abfälle,<br />

also zum Beispiel Glas,<br />

Knochen und Metall,<br />

aus.<br />

Die Verwertung verpackter Lebensmittel fordert eine ausgeklügelte Verfahrenstechnik,<br />

damit der Gärdünger frei von Störstoffen ist. Einem Unternehmen aus Baden-Württemberg<br />

gelingt dies durch mehrstufige Abscheidung.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

Im Herzen des württembergischen Allgäus, nur einen<br />

Katzensprung von den Alpen und dem Bodensee<br />

entfernt, liegt der Luftkurort Kißlegg. Wälder,<br />

Wiesen, Seen und Moore prägen das Landschaftsbild<br />

der noch urtypischen Allgäugemeinde. Seit<br />

1995 betreibt die Familie Rupp hier eine Biogasanlage<br />

(BGA) zur Verwertung von biologischen Reststoffen.<br />

„Mich hat es damals gereizt, aus Gülle Energie zu<br />

machen“, erinnert sich Firmenchef Franz Rupp an die<br />

Anfänge.<br />

Aus diesem Grund hatte er bereits Anfang der Neunzigerjahre<br />

eine erste Versuchsbiogasanlage (28 kW) gebaut.<br />

Weil sie gut funktionierte, wollte er erweitern, doch die<br />

eigenen Tiere lieferten nicht genug Substrat: „Ich hatte<br />

nur 50 Kühe, leider reichte das nicht“, so Rupp, deshalb<br />

habe er von Anfang an auf Abfallvergärung gesetzt. Im<br />

Jahr 1995 wurde die erste Verwertungsanlage genehmigt,<br />

ihre elektrische Leistung lag bei 60 Kilowatt (kW).<br />

„Ich war mit meinen Projekten immer in der Zukunft“,<br />

resümiert er lachend. „Ich wollte schon immer Genehmigungen<br />

für Sachen, von denen das Landratsamt noch<br />

gar nicht wusste, dass es sie gibt“. Dann habe er immer<br />

„weiter ausgebaut“, erinnert sich der Firmenchef, „auf<br />

120 kW und später auf 300 kW.“ Heute beträgt die installierte<br />

elektrische Leistung der Biogasanlage 960 kW.<br />

Zum Familienbetrieb gehören neben Vater Franz, Tochter<br />

Lisa und den beiden Söhnen Thomas und Stephan<br />

rund 50 Mitarbeiter. Lisa Rupp ist für den kaufmännischen<br />

Bereich zuständig. Thomas und Stephan kümmern<br />

sich um die technische Leitung und den Fuhrpark<br />

mit mittlerweile 21 Lkw. Seit 2012 hat das Unternehmen<br />

noch einen zweiten Standort in Ebersbach an der<br />

Fils.<br />

Vorrausschauend geplant<br />

„Angefangen habe ich mit der Verwertung organischer<br />

Schlämme aus der Schlachterei“, erklärt der Firmeninhaber.<br />

Mit diesen sogenannten Flotatschlämmen habe<br />

die Vergärung „hervorragend funktioniert“, zudem<br />

habe es anfangs kaum Mitbewerber gegeben. Als der<br />

Markt schlechter wurde, wechselte das Unternehmen<br />

zur Speiseresteverwertung. „Das Problem waren verpackte<br />

Lebensmittel aus den Supermärkten“, so Rupp.<br />

Weil es wenig Anbieter gab, habe er sich gleich auf dieses<br />

Gebiet spezialisiert.<br />

Heute verarbeitet das Unternehmen täglich K3-Material<br />

aus ganz Süddeutschland. Sogenanntes K3-Material<br />

bezeichnet vor allem Abfälle und Nebenprodukte zum<br />

Beispiel aus Schlachtbetrieben oder Küchen- und<br />

Speiseabfällen, die für den menschlichen Verzehr nicht<br />

geeignet sind. Insgesamt werden 17.885 Tonnen pro<br />

Jahr verwertet. Die Biotonne gehört nicht dazu, denn<br />

sie ist laut Bioabfallverordnung nicht grünlandtauglich.<br />

„Da unser landwirtschaftlicher Betrieb nur aus Grünland<br />

besteht, verzichte ich auf dieses Material“, verdeutlicht<br />

der Entsorger. Mit dem Methangehalt des<br />

Substrats ist er sehr zufrieden. Dieser liegt bei rund<br />

70 Prozent. Dem Betrieb angeschlossen ist auch eine<br />

48


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

FOTOS: MARTINA BRÄSEL<br />

Um den Biomüll von der Verpackung zu befreien, werden die Reststoffe über einen<br />

Schneckenförderer vom Annahmebunker in die Trennmühle transportiert. In ihr werden die<br />

Speisereste zerkleinert.<br />

Firmenchef Franz Rupp zeigt, dass es in der Biomasse nach der<br />

Strainpress keinen sichtbaren Kunststoff mehr gibt.<br />

Gasaufbereitungsanlage mit 500 Normkubikmeter pro<br />

Stunde. „Wir fahren unsere Biogasanlage wärmegesteuert“,<br />

erklärt Franz Rupp. Erzeugt wird dabei nur so<br />

viel Strom und Wärme, wie für den Eigenbedarf benötigt<br />

wird, also: Wärme für die Beheizung der Büroräume<br />

und für die Aufbereitung der Lebensmittel. Der Rest<br />

wird als Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist.<br />

Eine mehrstufige Trennung<br />

„Im ersten Schritt werden die Abfälle, die angeliefert<br />

werden, gewogen“, so Rupp. Danach fahren die Lkw<br />

in die Anlieferungshalle. Hier seien viele der einzelnen<br />

Verfahrensschritte untergebracht. Angeliefert werden<br />

Container- und Paletten oder auch der klassische<br />

Speiseresteeimer aus der Gaststätte. „Anfangs wurde<br />

noch händisch entpackt“, berichtet Rupp, heute sei<br />

das nicht mehr nötig.<br />

Um das K3-Material von der Verpackung zu befreien,<br />

werden die Reststoffe über einen Schneckenförderer<br />

vom Annahmebunker in die Trennmühle transportiert.<br />

In ihr werden die Speisereste zerkleinert. „Die Mühle<br />

entfernt rund 90 Prozent der Störstoffe“, weiß Firmenchef<br />

Rupp aus Erfahrung. Danach gelangen die gereinigten<br />

Speisereste in einen doppelwandigen Tank. Er<br />

befindet sich unter der Trennmühle und hat eine Größe<br />

von 150 Kubikmeter (m³). Aus diesem Tank werden<br />

die Speisereste in den Hygienisierer, der 20 m³ fasst,<br />

gepumpt. In ihm werden sie im nächsten Verfahrensschritt<br />

eine Stunde lang bei 70 Grad erhitzt.<br />

Nach der Erhitzung durchläuft der gesamte Tankinhalt<br />

dreimal den Hydrozyklon. Die schwereren Abfälle, also<br />

zum Beispiel Glas, Knochen und Metall, werden dabei<br />

aussortiert. Kleine Kunststoffteile- und fasern, die bis<br />

jetzt noch entwischen konnten, werden im nächsten<br />

Schritt in der Strainpress mit einem 3-Millimeter-Sieb<br />

entfernt. Danach kommen die gereinigten Speisereste<br />

in den Vorlagebehälter, der sich außerhalb der Entsorgungshalle<br />

befindet.<br />

„Aus ihm wird die Biogasanlage 26-mal pro Tag gefüttert,<br />

am Ende vom Tag sind 49 Tonnen eingebracht<br />

worden“, so Rupp. Die Verweilzeit des Materials liegt<br />

im Durchschnitt bei etwa 60 Tagen. Vor dem Nachgärer<br />

geht es noch einmal über einen Schneckenseparator,<br />

hier werden noch die Reststoffe entfernt, die an Fett<br />

gebunden waren. Der Gärdünger hat am Ende einen<br />

TS-Gehalt von 2,5 bis 3 Prozent. „Durch diese Dünnflüssigkeit<br />

erhalten wir eine saubere Trennung und können<br />

die Störstoffe komplett entfernen“, resümiert der<br />

Anlagenbetreiber.<br />

Qualitätssicherung<br />

„In unserer Prozesskette erreichen wir nachweisbar<br />

eine vollständige Entfernung von Kunststoffpartikeln<br />

und anderen Fremdstoffen“, berichtet Rupp, dies wür-<br />

Kleine Kunststoffteile<br />

und -fasern, die bis<br />

jetzt noch entwischen<br />

konnten, werden im<br />

nächsten Schritt in der<br />

Strainpress mit einem<br />

3-Millimeter-Sieb<br />

entfernt.<br />

49


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Lisa Rupp und Vater Franz<br />

zeigen, dass in ihrem zertifizierten<br />

Entsorgungsfachbetrieb<br />

die gesetzlichen Grenzwerte<br />

deutlich unterschritten<br />

und die weitergehenden<br />

Vorgaben der RAL-Gütesicherung<br />

für Gärprodukte sicher<br />

eingehalten werden.<br />

Zum Familienbetrieb<br />

gehören neben Vater<br />

Franz, Tochter Lisa und<br />

und den beiden Söhnen<br />

Thomas und Stephan<br />

rund 50 Mitarbeiter.<br />

Lisa Rupp ist für den<br />

kaufmännischen<br />

Bereich zuständig.<br />

Thomas und Stephan<br />

kümmern sich um die<br />

technische Leitung<br />

und den Fuhrpark mit<br />

mittlerweile 21 Lkw.<br />

den auch die Laboruntersuchungen bestätigen. Das<br />

Unternehmen ist Mitglied in der Bundesgütegemeinschaft<br />

Kompost e.V. (BGK). Dies ist ein eingetragener<br />

Verein, der sich der Gütesicherung für Kompost und<br />

Gärprodukte in Deutschland widmet.<br />

Die Bundesgütegemeinschaft ist als unabhängige und<br />

neutrale Organisation ausschließlich den Grundsätzen<br />

des RAL-Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung<br />

verpflichtet und von ihr anerkannt. Die Reglementierung<br />

möglicher Fremdstoffgehalte in Düngemitteln<br />

wird in Deutschland durch die Düngemittelverordnung<br />

vorgegeben. Für folienartige Kunststoffe gilt ein Grenzwert<br />

von maximal 0,1 Gewichtsprozent in der Trockenmasse<br />

(TM). Andere Fremdstoffe sind bis zu einem Anteil<br />

von 0,4 Gewichtsprozent in der TM zulässig.<br />

Alle vier Wochen nimmt ein unabhängiges Labor Proben.<br />

„Die Untersuchung ist sehr umfangreich“, berichtet<br />

Lisa Rupp. Bestimmt würden unter anderem<br />

der Schwermetallgehalt, der Vergärungsgrad, der<br />

Anteil an Fremdstoffen und hygienische Parameter.<br />

„Nach der Analyse des Gärprodukts erhalten wir ein<br />

Prüfzeugnis sowie eine RAL-Gütesicherung für unser<br />

Produkt. Diese Untersuchungsergebnisse erhalten alle<br />

Abnehmer der Gärprodukte dann von uns“, berichtet<br />

die junge Frau.<br />

Bei der Rupp-Anlage werden die gesetzlichen Grenzwerte<br />

deutlich unterschritten und die weitergehenden<br />

Vorgaben der RAL-Gütesicherung für Gärprodukte sicher<br />

eingehalten. Dies bestätigen die Untersuchungsergebnisse,<br />

die im Rahmen der RAL-Gütesicherung<br />

regelmäßig erhoben werden. Zudem ist das Unternehmen<br />

als Entsorgungsfachbetrieb vom TÜV Rheinland<br />

zertifiziert.<br />

Nährstoffkreislauf schließen<br />

Bereits Ende der Neunzigerjahre ließ sich Franz Rupp<br />

eine Gärrestaufbereitungsanlage genehmigen. Mit ihr<br />

ist es möglich, dass der Feststoff verbrannt und das<br />

Abwasser direkt in die Kläranlage eingeleitet werden<br />

kann. „Wegen der aufwendigen Aufbereitung des Gärrestes<br />

aus der Abfallanlage ist er ein wertvoller Dünger<br />

für die Landwirtschaft“, dies würden, so der Entsorger,<br />

zahlreiche Untersuchungen bestätigen.<br />

Der Gärdünger enthalte alle Nährstoffe, die die Landwirtschaft<br />

benötigt. Zudem sei er vor Ort und<br />

müsse nicht, wie oftmals der industrielle<br />

Handelsdünger, von<br />

weither importiert<br />

50


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

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51


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Der Gärdünger hat am Ende einen<br />

TS-Gehalt von 2,5 bis 3 Prozent. „Durch<br />

diese Dünnflüssigkeit erhalten wir eine<br />

saubere Trennung und können die Störstoffe<br />

komplett entfernen“, resümiert<br />

der Anlagenbetreiber.<br />

Die Vergärung von Lebensmitteln in einer<br />

Biogasanlage hat also viele Vorteile: Die<br />

Nährstoffe kommen als Dünger auf das<br />

Feld, der Stoffkreislauf wird geschlossen.<br />

Zudem sind die Gaserträge hoch und dienen<br />

zur Strom- und Wärmeerzeugung. Eine<br />

Voraussetzung für die Verarbeitung dieser<br />

Materialien ist natürlich eine geeignete<br />

Prozesskette, die das Produkt reinigt. Wichtig<br />

ist zudem die regelmäßige unabhängige<br />

Überwachung der erzeugten Gärprodukte.<br />

Vor einer wachsenden Konkurrenz hat der<br />

Anlagenbetreiber keine Angst: „Es gibt<br />

noch viel Bedarf. Ich würde mich über mehr<br />

Vergärungsanlagen freuen“.<br />

werden. Gerne würde er Pellets herstellen,<br />

doch das ist „wegen der Gerüche ein Problem“,<br />

da sich die Anwohner beschweren.<br />

Rupp bewirtschaftet selbst noch 40 Hektar,<br />

die er mit dem Gärdünger aus der eigenen<br />

BGA seit Bestehen der Anlage düngt. Auf<br />

Einsatz von Handelsdünger wird seither<br />

verzichtet. Seit einigen Jahren werde der<br />

komplette erste Schnitt als Kleintierfutter<br />

im Handel verkauft. „Mit Verunreinigungen<br />

durch Plastik wäre das nicht möglich“, so<br />

der Anlagenbetreiber.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

Freie Journalistin<br />

Hohlgraben 27 · 71701 Schwieberdingen<br />

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52


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

Täglich werden in der Biogasanlage in Geislingen aus rund<br />

95 Tonnen Biomüll 10.000 m³ Biogas mit einem Methangehalt<br />

von durchschnittlich 70 Prozent produziert. Insgesamt werden<br />

pro Jahr 35.000 Tonnen organischer Abfälle verarbeitet.<br />

Entsorgung mit Zertifikat<br />

Für Biogasanlagen bieten sich in der Abfallentsorgung bisher noch kaum genutzte Möglichkeiten,<br />

denn in Deutschland fallen jährlich etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle<br />

an. Mit der richtigen Technik ist auch die Verarbeitung verpackter organischer Abfälle kein<br />

Problem.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

Aus einer Tonne Biomüll lassen sich zwischen<br />

20 und 100 Kubikmeter (m³) Biogas<br />

gewinnen“, sagt Christoph von Jan, Geschäftsführer<br />

von Schradenbiogas. An der<br />

oberen Grenze könnten<br />

aus einer Tonne bis zu 250 Kilowattstunden<br />

(kWh) elektrischer<br />

Strom und bis zu 500 kWh Wärme<br />

erzeugt werden. Die Firma Schradenbiogas<br />

betreibt erfolgreich Biogasanlagen,<br />

die Abfall als Sub strat<br />

verwenden, an den Standorten<br />

Gröden, Geislingen und Alteno.<br />

Insgesamt ist das Entsorgungsunternehmen<br />

seit mehr als 20 Jahren<br />

im Bereich Biogas tätig.<br />

„Unsere Anlagen sind alle nach<br />

dem Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

genehmigt und nach der<br />

EU-Hygieneverordnung zugelassen“,<br />

berichtet von Jan. Darüber<br />

hinaus sei das Unternehmen für<br />

das Einsammeln, Befördern, Behandeln,<br />

Lagern und Verwerten<br />

organischer Abfälle zertifiziert.<br />

FOTOS: MARTINA BRÄSEL<br />

An allen Standorten würde nach den Grundsätzen eines<br />

integrierten Managementsystems aus Qualitäts-,<br />

Umwelt-, Energie- und Nachhaltigkeitsmanagement<br />

gearbeitet.<br />

Die Reststoffe werden über einen Schneckenförderer vom Annahmebunker in den Trennzerkleinerer<br />

transportiert. In ihm werden die Speisereste zerkleinert und Störstoffe zerschnitten.<br />

53


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Störstoffe, die mittels<br />

Trennzerkleinerer<br />

aussortiert wurden.<br />

Die Hygienisierung<br />

besteht aus drei<br />

20-m³-Behältern, in<br />

denen pathogene Keime<br />

und andere Erreger bei<br />

70 °C und einer Verweilzeit<br />

von mindestens<br />

einer Stunde abgetötet<br />

werden.<br />

Das Sieb der Strainpress<br />

entfernt kleine<br />

Kunststoffteile und<br />

-fasern. Wenn der Wirkungsgrad<br />

nachlässt,<br />

weil die Poren verstopft<br />

sind, reinigt es sich<br />

selbst.<br />

„Dies ist unerlässlich für die erfolgreiche Zertifizierung<br />

zum Entsorgungsfachbetrieb und die Erlangung des<br />

RAL Gütezeichen Gärprodukte“, erklärt der Geschäftsführer.<br />

Zudem würde die Einhaltung der gesetzlichen<br />

Vorschriften kontinuierlich geprüft und überwacht:<br />

„Wir möchten ein zuverlässiger Partner für unsere Kunden<br />

sein und unsere Leistungen fehlerfrei unter Berücksichtigung<br />

geltender Vorschriften erbringen“, so<br />

der Agraringenieur.<br />

10.000 m³ Biogas täglich<br />

Hier in Geislingen an der Steige werden pro Jahr bis<br />

zu 35.000 Tonnen organischer Abfälle verarbeitet.<br />

Die sogenannte Fünftälerstadt ist eingebettet von den<br />

Höhen der Schwäbischen Alb und liegt im Südosten<br />

der Region Stuttgart. „Der Standort ist gut gewählt“,<br />

bemerkt der Geschäftsführer, denn die Region habe<br />

über 4 Millionen Einwohner. Täglich werden im Werk<br />

Geislingen rund 95 Tonnen Biomüll umgesetzt, woraus<br />

10.000 m³ Biogas entstehen mit einem Methangehalt<br />

von durchschnittlich 70 Prozent.<br />

Als Substrat für die anaerobe Nassfermentation dienen<br />

flüssige organische Abfälle (zum Beispiel Fettabscheiderinhalte)<br />

und feste organische Abfälle (Bioabfall, Küchen-<br />

und Kantinenabfälle, überlagerte Nahrungsmittel<br />

etc.). Die festen und flüssigen Komponenten werden<br />

vermischt und zu einem landwirtschaftlich nutzbaren<br />

Gärprodukt verarbeitet. „Auf diese Weise erzielen wir<br />

eine vollständige Verwertung der organischen Abfälle<br />

ohne Abfall und Abwasser“, erläutert von Jan. Und es<br />

gebe noch einen weiteren Vorteil: „Die Behandlung der<br />

organischen Abfälle geschieht in einem geschlossenen<br />

System“, so der Agraringenieur, das produzierte Methan-Gas-Gemisch<br />

könne dadurch nicht entweichen.<br />

Fugatwasser nutzen, Wasserverbrauch<br />

senken<br />

Die angelieferten verpackten Lebensmittel aus dem<br />

Handel werden in der Prozesskette mehrstufig aufbereitet.<br />

Jochen Gräber erklärt, wie die Verwertung funktioniert:<br />

„Nach dem Wiegen fahren die Anlieferfahrzeuge<br />

in die Annahmehalle“, berichtet der Betriebsleiter.<br />

Obwohl es reichlich Biomüll hier gibt, riecht es kaum.<br />

„Das liegt daran, dass die Halle durch eine Absauganlage<br />

unter einem leichten Unterdruck steht“, erklärt<br />

Gräber. Die angesaugte Abluft wird, um die Freisetzung<br />

unangenehmer Gerüche zu verhindern, über einen Biofilter,<br />

der mit Hackschnitzeln gefüllt ist, gereinigt.<br />

„Die festen Abfälle werden dann im Annahmebunker<br />

gelagert und über eine Schneckenförderung dosiert in<br />

den Anmaischbehälter eingebracht“, berichtet Gräber.<br />

Dort werden die festen organischen Abfälle mit flüssigen<br />

Bioabfällen und Wasser gemischt. Dabei werde<br />

darauf geachtet, den Wasserverbrauch möglichst gering<br />

zu halten. „Wir senken ihn dadurch, dass wir abgepresstes<br />

Fugatwasser und Regenwasser für die Abfallaufbereitung<br />

nutzen“, erklärt der Betriebsleiter.<br />

Patentierte Entpackung<br />

Damit die Vergärung gelingen kann, werden im nächsten<br />

Schritt die organischen Abfälle von der Lebensmittelverpackung<br />

getrennt. „Natürlich ist es immer<br />

54


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS / TITEL<br />

Der Betriebsleiter<br />

Jochen Gräber<br />

zeigt, dass vor der<br />

Strainpress noch bunte<br />

Plastikschnipsel in der<br />

Biomasse sind.<br />

besser, wenn der Kunde das<br />

Material schon vor der Anlieferung<br />

selbst separiert“, verdeutlicht<br />

Christoph von Jan.<br />

Bei dem einen Kunden klappe<br />

dies, bei dem anderen „nicht<br />

so gut“, bedauert er. „Beim<br />

Trennverfahren sollte einerseits<br />

möglichst wenig Organik in der<br />

Verpackung verbleiben, andererseits sollten möglichst<br />

wenig Störstoffe in der Biomasse sein“, erklärt von Jan.<br />

Je besser das funktioniere, desto weniger Probleme<br />

gebe es bei der Qualitätssicherung. „Aus diesem Grund<br />

haben wir Ende der Neunzigerjahre eine Entpackungsanlage<br />

entwickelt“, so der Geschäftsführer. Sie separiere<br />

den organischen Inhalt von der Umverpackung auf<br />

einem sehr hohen Niveau: „Bei unserer Technik wird<br />

die Verpackung in zwei Schritten zerschnitten“. Die<br />

Zerteilung in 19 und 12 Millimeter große Stückchen<br />

erfolge über zwei Schneidwerke. Der Vorteil sei die „definierte<br />

Korngröße“ mit der sich im Anschluss „sehr gut<br />

arbeiten“ lasse. Nach der Zerteilung würden die restlichen<br />

Störstoffe durch Fliehkräfte und Siebung von den<br />

organischen Bestandteilen getrennt. Eine vollständige<br />

Entfernung des Plastiks sei zwar unmöglich, doch die<br />

Reinheitsstufe nach diesem Aufbereitungsschritt betrage<br />

immerhin etwa 98 Prozent. „Wir haben dieses<br />

Verfahren patentiert“, betont der Agraringenieur.<br />

Strainpress: zuverlässige Technik<br />

Von der Anmaische wandert die Biomasse in den Vorlagebehälter,<br />

der das Material für den Mischbehälter<br />

bereitstellt. Im Misch- und Hydrolysebehälter wird die<br />

Biomasse mit anderen Abfällen vermengt. „Dadurch<br />

Biogasanlage Geislingen:<br />

Die Prozessführung<br />

ist zweistufig, die<br />

mesophile Faultemperatur<br />

liegt bei rund<br />

39 Grad Celsius und<br />

die Verweilzeit der<br />

Biomasse beträgt etwa<br />

20 Tage.<br />

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55


PRAXIS / TITEL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Links: Geschäftsführer<br />

Christoph von Jan vor<br />

der Entsorgungsanlage.<br />

Rechts: Nach der<br />

Zerteilung werden die<br />

restlichen Störstoffe<br />

durch Fliehkräfte und<br />

Siebung von den organischen<br />

Bestandteilen<br />

abgetrennt.<br />

wird die Zusammensetzung homogener und die Biologie<br />

in der nachfolgenden Fermentation deutlich verbessert“,<br />

erklärt Jochen Gräber. Nach dieser Vorbehandlung<br />

werden die organischen Abfälle kontinuierlich in<br />

zwei parallel geschaltete Reaktoren geleitet.<br />

Die Fermenter besitzen jeweils ein Fassungsvermögen<br />

von 2.500 m³. Die Prozessführung sei zweistufig und<br />

die mesophile Faultemperatur liege bei rund 39 Grad<br />

Celsius. Die Verweilzeit der Biomasse betrage etwa<br />

27 Tage. Danach ist die Biomasse durch den Vergasungsprozess<br />

deutlich dünnflüssiger: „Im Eingang hat<br />

das Substrat einen Trockensubstanzgehalt zwischen 8<br />

und 12 Prozent“, bestätigt von Jan, der TS-Gehalt des<br />

Gärdüngers liege hingegen nur noch zwischen 4 und<br />

5 Prozent.<br />

„Der TS-Gehalt baut sich also gut um die Hälfte ab“, resümiert<br />

Gräber. Die wässrige Gärlösung wird dann noch<br />

über eine Strainpress geschickt. Das darin enthaltene<br />

Sieb entfernt Partikel, die größer als 1 Millimeter sind.<br />

„Die Technik ist sehr zuverlässig“, berichtet von Jan.<br />

„Wenn sich das Sieb zugesetzt hat, wird es automatisch<br />

mittels einer Bürstenfunktion gereinigt“. Im Anschluss<br />

wird das Fugatwasser zurück in den Anmaischbehälter<br />

geschickt.<br />

Einhaltung der Grenzwerte<br />

Aus dem Nachgärer, der 2.500 m³ Gärsubstrat fasst,<br />

geht der Gärrest in die Hygiensisierung. Sie besteht aus<br />

drei 20-m³-Behältern, in denen pathogene Keime und<br />

andere Erreger bei 70 Grad Celsius und einer Verweilzeit<br />

von mindestens einer Stunde abgetötet werden.<br />

„Unser Dünger hält alle Richtwerte ein und besitzt das<br />

RAL-Gütesiegel der Bundesgütegemeinschaft Kompost<br />

gemäß Bioabfall-Verordnung“, berichtet von Jan<br />

erfreut.<br />

Laut Düngemittelverordnung liegt der Grenzwert für<br />

die Störstoffanteile bei maximal 0,5 Prozent in der Trockensubstanz.<br />

„Davon darf nur 0,1 Prozent Mikroplastik<br />

sein“, erläutert der Geschäftsführer, die restlichen<br />

0,4 Prozent seien meist kleinste Steinchen und Sand.<br />

Mit der richtigen Technik sei die Einhaltung der Grenzwerte<br />

aber kein Problem, das würden die zahlreichen<br />

Untersuchungen bestätigen.<br />

Von Jan ist davon überzeugt, dass die „Vergärung von<br />

Biomüll in Biogasanlagen der richtige Weg ist“. Sie<br />

sei aus „ökologischer und wirtschaftlicher Sicht der<br />

Biomasse-Verbrennung oder der ausschließlichen<br />

Kompostierung von Gewerbeabfällen vorzuziehen.<br />

Holzabfälle sollten weiterhin kompostiert werden“,<br />

verdeutlicht er, während die nassen Bioabfallfraktionen<br />

(Gewerbeabfälle) vergoren werden sollten. Bei der<br />

anaeroben Behandlung werde kein Methan freigesetzt,<br />

dies sei bei der Verwertung organischer Abfälle in Kompostieranlagen<br />

aber der Fall. Zudem dünge die entgaste<br />

Biomasse wirksamer als Rohgülle: „Dadurch kann der<br />

Einsatz von Mineraldünger, der in energieintensiven<br />

Prozessen gewonnen werden muss, reduziert werden“,<br />

so der Geschäftsführer.<br />

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PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

INTERVIEW<br />

»Ohne SCR-System wird es nicht mehr möglich<br />

sein, den neuen Grenzwert für Stickoxide von<br />

0,1 g/m³ einzuhalten«<br />

Die 44. BImSchV verschärft die Grenzwerte bei den Emissionen für Biogasanlagen deutlich.<br />

Anlagenbetreiber müssen sich insbesondere auf deutlich strengere Emissionsgrenzwerte<br />

für Stickoxide (NOx) einstellen. Hier rücken SCR-Systeme zur Reduzierung der Stickoxide<br />

wie die modulare Abgasnachbehandlung von MAN Engines in den Fokus. Ein solches System<br />

wird im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz<br />

initiierten und finanzierten Projekts „Minimierung der Emissionen von NOx beim<br />

Betrieb von Biogas-BHKW“ erstmals an einer Biogasanlage im Feld getestet. Wir sprachen<br />

mit dem Anlagenbetreiber Josef Götz, Geschäftsführer der Götz Agrardienst GmbH und<br />

Präsidiumsmitglied des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Interviewer: Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Biogas Journal: Herr Götz, was verändert sich durch die<br />

neue 44. BImSchV für die Anlagenbetreiber?<br />

Josef Götz: Die neue 44. BImSchV sorgt für eine<br />

deutliche Verschärfung der erlaubten Grenzwerte bei<br />

den Emissionen von mit Biogas betriebenen Verbrennungsmotoranlagen.<br />

Bislang war es uns möglich, die<br />

Emissionsrichtlinien innermotorisch einzuhalten, aber<br />

insbesondere die neuen<br />

Emissionsgrenzwerte für<br />

Stickoxide (NOx) stellen alle<br />

Anlagenbetreiber vor neue<br />

Herausforderungen. Um die<br />

neuen Grenzwerte einzuhalten,<br />

wird eine zusätzliche<br />

Abgasnachbehandlung unumgänglich<br />

sein.<br />

Das Container-BHKW von außen: Die Abgasnachbehandlung<br />

ist im oberen Containeraufbau untergebracht.<br />

Gut zu erkennen auch der AdBlue © -Tank auf der rechten<br />

Seite. Der MAN E3262 LE202 wurde speziell für Biound<br />

Sondergasanwendungen entwickelt und läuft im<br />

Dauerbetrieb über 8.600 Stunden im Jahr.<br />

FOTOS: MAN ENGINES/PETER DÖRFEL<br />

Biogas Journal: Wie kam der<br />

Feldversuch zustande?<br />

Götz: Mit der Einführung der<br />

neuen Verordnung wird eine<br />

EU-Richtlinie zur Begrenzung<br />

der Emissionen von<br />

Schadstoffen aus mittelgroßen<br />

Feuerungsanlagen<br />

in die Luft (MCPD) in deutsches<br />

Recht umgesetzt. Es<br />

war also abzusehen, dass es<br />

zeitnah zu einer deutlichen<br />

Verschärfung der Grenzwerte<br />

für Stickoxide kommen<br />

wird. Deshalb haben wir uns gemeinsam mit unserem<br />

langjährigem Partner MAN Engines Gedanken über Lösungen<br />

gemacht.<br />

MAN Engines setzt bereits erfolgreich ein System in<br />

der Landtechnik ein, das auf der SCR-Technologie basiert<br />

und mithilfe einer Harnstofflösung (AdBlue © ) die<br />

Stickoxide reduziert. So entschlossen wir uns dazu,<br />

das sogenannte Modulare Abgasnachbehandlungssystem<br />

(AGN) für Industriegas-Motoren anzupassen und<br />

testen es seit März 2018 an unserer Biogasanlage im<br />

Feld. Dies geschieht im Rahmen des vom Bayerischen<br />

Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz<br />

initiierten Projekts „Minimierung der Emissionen von<br />

NOx beim Betrieb von Biogas-BHKW“. Dieses beschäftigt<br />

sich mit der Frage, wie Stickoxide möglichst effizient<br />

reduziert werden können.<br />

Biogas Journal: Wie ist der Feldversuch aufgebaut?<br />

Götz: Wir haben uns zusammen mit unseren Projektpartnern<br />

bewusst dafür entschieden, ein komplett neues<br />

Container-BHKW für den Feldversuch zu installieren,<br />

um das Gesamtsystem von Grund auf neu denken<br />

zu können. Dafür zeigte der Anlagenbauer Elektro Hagl<br />

viel Engagement, der darüber hinaus sowohl den Motor<br />

als auch dessen Steuerung speziell für die Anwendung<br />

anpasste. Die AGN wurde in einem zweiten Container<br />

über dem BHKW untergebracht. Für jede der beiden<br />

Zylinderbänke des Motors gibt es ein Abgasnachbehandlungssystem<br />

bestehend aus einem SCR-Mischer,<br />

einem SCR-Katalysator sowie einem Oxidationskatalysator<br />

(siehe Infokasten). Der AdBlue © -Vorratstank be-<br />

58


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS<br />

Josef Götz betreibt bereits seit 2001 eine Biogasanlage und hat heute<br />

insgesamt acht Biogasmotoren verteilt auf drei Standorte im Einsatz.<br />

Biogas<br />

Infotage <strong>2019</strong><br />

Blick in den oberen Container mit einem SCR-Katalysator für jede<br />

der beiden Zylinderbänke des V-Motors. Großzügige Raumverhältnisse<br />

erleichtern die regelmäßigen Testmessungen.<br />

findet sich außerhalb der Anlage. Insgesamt wurde auf möglichst<br />

großzügige Raumverhältnisse geachtet, um die regelmäßigen Testmessungen<br />

zu erleichtern.<br />

Diese werden von der TUM (Technische Universität München),<br />

einem weiteren Kooperationspartner des Projekts, durchgeführt.<br />

Allgemein funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten<br />

ausgesprochen gut. Alle bringen sich sowohl mit ihrem<br />

Know-how als auch finanziell in das Projekt ein, wobei das Bayerische<br />

Staatsministerium den Großteil der Kosten trägt.<br />

Biogas Journal: Sind Sie mit dem bisherigen Verlauf des Projekts<br />

zufrieden?<br />

Götz: Das Projekt läuft bisher wirklich gut. Die Standzeiten der Katalysatoren<br />

sind ausgezeichnet und der AdBlue © -Verbrauch geringer,<br />

als von uns im Vorfeld erwartet. Zugute kommt uns dabei, dass<br />

der verwendete MAN-Motor (Anmerkung: MAN E3262 LE202) von<br />

Haus aus sehr mager läuft und daher vergleichsweise wenige Stickoxide<br />

gefiltert werden müssen. Neben der Funktionalität des Abgasnachbehandlungssystems<br />

gilt es aber noch die wirtschaftlichen<br />

Unbekannten zu klären. Wir wissen noch nicht genau, wie hoch der<br />

exakte AdBlue © -Verbrauch sein wird oder wie oft die Katalysatoren<br />

ausgetauscht werden müssen. Diese werden im Dauerbetrieb eines<br />

BHKW mit bis zu 8.700 Betriebsstunden jährlich wesentlich<br />

stärker beansprucht als beispielsweise im Pkw-Bereich. Ferner<br />

Messe<br />

Praxis<br />

Wissenschaft<br />

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30. + 31. Januar <strong>2019</strong><br />

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59<br />

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PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Minimierung der Emissionen von NO x<br />

beim Betrieb von Biogas-BHKW<br />

AdBlue<br />

SCR-Katalysator<br />

Reduktion von<br />

Stickoxiden (NO X )<br />

Oxidationskatalysator<br />

Oxidation von überschüssigem<br />

Ammoniak sowie Formaldehyd<br />

und Kohlenmonoxid<br />

Funktionsweise der<br />

Emissionsminimierung<br />

sowie die am Projekt<br />

beteiligten Partner<br />

N2<br />

NO<br />

AdBlue zerfällt zu Ammoniak<br />

NO2<br />

NH3<br />

QUELLE: TU MÜNCHEN/BÜRO FRÄULIN COMMUNICATION DESIGN<br />

Das kompakte Abgasnachbehandlungssystem von<br />

MAN Engines mit SCR-Mischer (Bildmitte), AdBlue © -<br />

Dosiereinheit und isoliertem SCR-Katalysator.<br />

müssen Erfahrungen gesammelt werden, wie sich das<br />

SCR-System auf den gesamten Motorbetrieb und dessen<br />

Verschleiß auswirkt. All diese Erkenntnisse fließen<br />

außerdem in die Entwicklung betriebswirtschaftlicher<br />

Rechenmodelle ein, um die zu erwartenden Gesamtkosten<br />

für Anlagenbetreiber zu ermitteln.<br />

Im Übrigen hilft das Projekt auch uns vom Fachverband<br />

Biogas einzuschätzen, welche Maßnahmen für<br />

die Anlagenbauer realisierbar und finanzierbar sind,<br />

und ermöglicht es uns, konstruktive Vorschläge in den<br />

Gesetzgebungsprozess einzubringen. Persönlich bin<br />

ich zwar in erster Linie als Anlagenbetreiber an dem<br />

Projekt beteiligt, aber begleite den Feldversuch auch<br />

aus meiner Perspektive als Vertreter des Fachverbandes<br />

Biogas e.V.<br />

Biogas Journal: Können Bestandsanlagen, für die<br />

bei den neuen NOx-Grenzwerten voraussichtlich eine<br />

Übergangsfrist bis 2029 gilt,<br />

ohne weiteres nachgerüstet<br />

werden?<br />

Götz: Zunächst einmal ist es<br />

wichtig und gut, dass es diese<br />

Übergangsfristen geben wird.<br />

Denn klar ist: Ohne SCR-System<br />

wird es nicht mehr möglich<br />

sein, den neuen Grenzwert für<br />

Stickoxide von 0,1 g/m³ einzuhalten.<br />

Aber natürlich nimmt<br />

das SCR-System sehr viel<br />

Platz in Anspruch. Die zusätzlichen<br />

Katalysatoren sowie der<br />

AdBlue © -Tank müssen verbaut<br />

werden. Die Integration in bestehende<br />

Systeme gestaltet<br />

sich oft schwierig, da zum Beispiel<br />

der Abgaswärmetauscher<br />

neu positioniert werden muss.<br />

Für neue Containeranlagen<br />

wird es jedoch Wege zur Nachrüstung<br />

geben. Bei älteren Verbrennungsmotoranlagen,<br />

gerade solchen, die in<br />

beengten Räumlichkeiten<br />

verbaut wurden, werden<br />

große und teure Umbaumaßnahmen<br />

nötig. Viele<br />

Betreiber werden sich<br />

nach dem Ende der Übergangsfrist die Frage stellen,<br />

ob sich eine solche Investition wirtschaftlich lohnt.<br />

Biogas Journal: Ist die Bioenergie trotz immer strengerer<br />

Emissionsgrenzwerte und sinkender garantierter<br />

Einspeisevergütungen noch zukunftsfähig?<br />

Götz: Natürlich bleibt die Bioenergie auch in Zukunft<br />

interessant. Grundsätzlich erkennt ja auch die Politik<br />

die Vorteile, die die Bioenergie bietet, und durch die<br />

erreichte Anschlussregelung im EEG konnte eine Perspektive<br />

geschaffen werden. Wenn wir über die Zukunft<br />

der Bioenergie sprechen, sollten wir uns aber nicht<br />

nur auf die Stromerzeugung konzentrieren. Biogas-<br />

BHKW verstromen nicht nur die Biomasse, sondern<br />

nutzen durch Kraft-Wärme-Kopplung auch die dabei<br />

entstehende Wärme. Größere Objekte wie Schulen oder<br />

Sporthallen können dadurch direkt vor Ort mit Wärme<br />

versorgt werden.<br />

Über Fernwärme heizt man so ganze Wohn- oder Industriegebiete.<br />

Erwähnenswert ist darüber hinaus die<br />

ausgesprochen gute Ökobilanz. Biogasanlagen sind bei<br />

effizientem Betrieb mindestens CO 2<br />

-neutral. So haben<br />

wir beispielsweise für eine Anlage mit einer installierten<br />

elektrischen Gesamtleistung von 3 Megawatt ein<br />

CO 2<br />

-Vermeidungspotenzial von 7.600 Tonnen pro Jahr<br />

errechnet. Ein weiterer Vorteil – gerade im Vergleich<br />

zu anderen regenerativen Energiegewinnungsformen –<br />

ist, dass Biogas in Speichern gelagert werden kann.<br />

Bei Bedarf kann es jederzeit zu marktfähigen Preisen<br />

verstromt werden und somit als „Biobatterie“ zur Versorgungssicherheit<br />

beitragen.<br />

Biogas Journal: Herr Götz, vielen Dank für das<br />

Gespräch!<br />

Interviewer<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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martin.bensmann@biogas.org<br />

60


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS<br />

Biogas_115x77_EVIT <strong>2019</strong>.qxp_EVIT 22.11.18 13:12 Seite 1<br />

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PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Entschwefelung<br />

funktioniert –<br />

Kreislauf noch nicht<br />

Filterpellets für die<br />

Entschwefelung von<br />

Biogas. Oben unbeladene,<br />

unten beladene<br />

Pellets.<br />

Die Biogasbranche durchschritt in der<br />

Vergangenheit eine schmerzhafte Lernkurve,<br />

um die Entschwefelung von Rohbiogas<br />

in den Griff zu bekommen. Heute<br />

ist schwefelfreies Gas ein wichtiger Garant<br />

für den wirtschaftlichen und reibungslosen<br />

BHKW-Betrieb. Doch Vorsicht: Unterschiedliche<br />

Filtersysteme und Filtermaterialien<br />

bedürfen einer fachgerechten,<br />

wohlüberlegten Auswahl. Außerdem ist die<br />

derzeitige Entsorgung der mit Schwefel<br />

beladenen Aktivkohlen kritisch zu beurteilen.<br />

Ein Parforceritt durch die Entschwefelungswelt<br />

Von Dierk Jensen<br />

Eigentlich schade. Denn ohne Schwefelwasserstoff<br />

im Biogas hätten es die Anlagenbetreiber<br />

sicherlich einfacher. Doch ist das<br />

Leben im Allgemeinen und auf einer Biogasanlage<br />

im Besonderen alles andere als ein<br />

Ponyhof. Zumal sich ein laxer Umgang mit Schwefelwasserstoff<br />

und auf Abfall- und Kläranlagen zusätzlich<br />

auch noch leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffen<br />

und Siloxanen für jeden Betreiber früher oder später<br />

rächt.<br />

Spätestens wenn die Gasmotoren ernsthaft anfangen<br />

zu husten oder der Abgaswärmetauscher leckt, ist der<br />

Ärger sehr groß. Beispielsweise griffen die Symposien<br />

der IG Biogasmotoren diese Fehler der Vergangenheit<br />

im Detail kritisch auf. Zumal sich heutzutage kaum ein<br />

Biogasanlagenbetreiber noch erlauben kann – allein<br />

schon wegen des drohenden Gewährleistungsverlustes<br />

seitens der Motorenhersteller –, kein genaues Auge auf<br />

eine optimale Rohgasaufbereitung zu werfen.<br />

Dies allerdings in Eigenregie bewältigen zu wollen, ist<br />

sicherlich oft keine gute Idee, ist doch die Rohgasaufbereitung<br />

im Bermudadreieck von Temperatur, Feuchtigkeit<br />

und Restsauerstoff eine Wissenschaft für sich.<br />

Daher besteht kaum Zweifel daran, dass es dafür Fachleute<br />

braucht; sowohl für Planung, Bau und Service als<br />

auch für die Lieferung von Filtermaterialien, ob nun<br />

Aktivkohlen, Eisenhydroxide oder Pellets auf Basis von<br />

Cellulose.<br />

So sind in Deutschland etwas mehr als zwei Dutzend<br />

Anbieter und Firmen in sehr unterschiedlicher Weise<br />

als Produzenten, Händler, Berater, Anlagenbauer und<br />

Dienstleister auf diesem Spezialgebiet unterwegs. Ihre<br />

Auftragslage, so das Feedback der Unternehmen zum<br />

Ende des Jahres, sei durchgehend gut, ja teilweise sogar<br />

sehr gut, weil durch die an vielen Orten realisierte<br />

Flexibilisierung bestehender Biogasanlagen ein Auftragsschub<br />

zu verzeichnen ist.<br />

FOTOS: UGN<br />

Aktivkohle optimal beladen<br />

„Mittlerweile wird eine optimale Beladung der Aktivkohlen<br />

schon sehr ernst genommen“, stellt beispielsweise<br />

Frank Heimann fest. Er ist als Betriebsleiter der<br />

AKS-Heimann seit fast zehn Jahren im Biogasgeschäft<br />

unterwegs und hat sich auf den Tausch von Aktivkohle<br />

spezialisiert. Auf rund 650 Biogasanlagen wechselt das<br />

kleine mittelständische Unternehmen aus dem hessischen<br />

Lahntal inzwischen Filter aus.<br />

„Wenn die Parameter richtig eingestellt sind, dann<br />

holen wir optimal beladene Aktivkohlen ab“, erklärt<br />

Heimann. „Wenn die Gaserwärmung mit zu wenig relativer<br />

Luftfeuchtigkeit stattfindet, dann ist die Beladung<br />

häufig nur unzureichend“, fügt Heimann hinzu. Wenn<br />

in solchen Fällen dann die Aktivkohle aus dem Behälter<br />

genommen wird und auf ihre Außenhaut plötzlich<br />

Sauerstoff aus der Umgebungsluft trifft, dann kann unter<br />

Umständen die Aktivkohle „reaktiviert“ werden: Es<br />

kommt zu einem ungewollten Aufglühen.<br />

62


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS<br />

FOTO: ZÜBLIN<br />

Aktivkohlefilter-Anlage<br />

der Firma Züblin<br />

Umwelttechnik.<br />

Dies sei in der Vergangenheit schon hier und da mal<br />

passiert; allerdings „brennt“ die Aktivkohle nicht, wie<br />

landläufig behauptet wird, sie entflammt gar nicht. Was<br />

tatsächlich brennt, sind in der Regel die Verpackungsmaterialien.<br />

„Bei der richtigen Handhabe ist das alles<br />

kein Problem“, gibt denn auch Teamleiter Timo Walter<br />

von der Aprovis Energy Systems GmbH aus Weidenbach<br />

Entwarnung.<br />

Aprovis engagiert sich seit 2007 in der Biogasbranche<br />

als Anbieter von Gaskühlern und Gasaufbereitungsanlagen.<br />

Knapp 600 Anlagen in<br />

Deutschland sind mit Techniken<br />

von Aprovis inzwischen ausgestattet,<br />

weltweit sind es etwa<br />

900. In den mehr als elf Jahren,<br />

in der das Technikunternehmen<br />

im Biogasbereich arbeitet, habe<br />

sich nur ein einziger ihnen bekannter<br />

„Brandfall“ ereignet.<br />

„Wenn die BigBags mit Stickstoff<br />

oder CO 2<br />

begast und innerhalb<br />

von rund zwei Wochen entsorgt werden, passiert<br />

in der Regel nichts“, erklärt Walter. Wenn das nicht<br />

der Fall sein sollte, kann bei Gefahr immer noch die<br />

brennbare Verpackung entfernt oder der BigBag in einem<br />

feuerfesten Behälter aufbewahrt werden.<br />

Beladungsfähigkeit von 50 bis 60 Prozent<br />

Rund 10 bis 15 Prozent teurer sei die Aktivkohle aus<br />

Teterow im Vergleich zu den Produkten, die aus China<br />

importiert werden. „Dafür haben unsere Aktivkohlen<br />

auf der Basis von Holzkohle eine Beladungsfähigkeit<br />

von 50 bis 60 Prozent“, erklärt Robin Masuch, Vertriebsleiter<br />

vom Hersteller AdFis products GmbH. Mit<br />

anderen Worten: 100 Kilogramm Aktivkohle kann bis<br />

zu 60 Kilogramm Schwefel aufnehmen.<br />

Nach Angaben von Masuch verlässt eine Produktionsmenge<br />

von jährlich bis zu 2.000 Tonnen das Werk in<br />

Teterow. Abgesetzt wird sie im In- wie im Ausland. Als<br />

einziger deutscher Hersteller kann die AdFis unabhängig<br />

von den Entwicklungen in Asien ihre dotierte Aktivkohle<br />

anbieten und garantiert damit kurze Lieferzeiten<br />

und Lieferwege. Tatsächlich liegt der Marktanteil der<br />

AdFis in Deutschland bei ungefähr 30 Prozent.<br />

„Wir müssen ernsthaft<br />

über eine alternative<br />

Aktivkohleversorgung<br />

nachdenken“<br />

Thorsten Fricke<br />

63


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Dotierte Aktivkohle –<br />

fertig für den Abtransport<br />

in unterschiedlich<br />

großen Gebinden.<br />

„Die Aktivkohlen müssen<br />

ein bis zwei Jahre Standzeit<br />

gewähren“<br />

Claus Bogenrieder<br />

Dabei steigt die Nachfrage. Nicht zuletzt,<br />

weil die bisher aus China importierten Aktivkohlen<br />

seit Ende 2017 deutlich teurer<br />

geworden sind. Dies liegt vornehmlich daran,<br />

dass die chinesische Zentralregierung<br />

die Umweltauflagen für die Kokereien beziehungsweise<br />

für die gesamte Steinkohlewirtschaft<br />

verschärft hat und im Zuge<br />

dessen einige Produktionsstandorte für<br />

Aktivkohlen kurzerhand ihren Betrieb einstellen<br />

mussten.<br />

Dadurch sei das Angebot knapper geworden<br />

und der Preis gestiegen. Dies bestätigt<br />

auch Thorsten Fricke, Vertriebsingenieur<br />

der CarboTech AC GmbH aus Essen, die<br />

FOTO: HEGO BIOTEC<br />

chinesische Aktivkohlen-<br />

Rohlinge importiert und sie<br />

in Deutschland mit Kaliumjodid<br />

imprägniert. „Wir müssen<br />

ernsthaft über eine alternative<br />

Aktivkohleversorgung<br />

nachdenken“, räumt Fricke<br />

ein. Dabei liefert CarboTech,<br />

deren Hauptgeschäft in der<br />

Belieferung von Filterkohlen<br />

an die Industrie liegt, ihre<br />

Aktivkohlen nicht direkt an<br />

die Biogasanlagenbetreiber,<br />

sondern über diverse Vertriebspartner<br />

und Handelsportale.<br />

Im gleichen Segment der<br />

imprägnierten Aktivkohle<br />

ist neben weiteren Anbietern<br />

auch der Mitwettbewerber<br />

Selecta GmbH<br />

unterwegs, der mit der G.U.T. GmbH eng<br />

zusammenarbeitet. Nach Aussage von<br />

Selecta-Geschäftsführer Alexander Nehrig<br />

beschicke man rund 300 Biogasanlagen<br />

in Deutschland in einem Umfang von etwa<br />

300 Tonnen. Optimal laufe es in Sachen<br />

Gasaufbereitung in der Biogasbranche<br />

nach Einschätzung von Nehrig aber noch<br />

nicht. „Es gibt immer noch viel Potenzial<br />

der Verbesserung“, merkt Nehrig an, „es<br />

ist schon erschreckend, wie viele Filterkonstruktionen<br />

immer noch unterdimensioniert<br />

sind. Wenn ein Filter zu klein ist, leidet<br />

die Beladungsfähigkeit durch zu hohe<br />

Strömungsgeschwindigkeit.“<br />

Kurze Standzeiten sind zumeist die Folge,<br />

was für den Betreiber zusätzliche Kosten<br />

verursacht. Das dies aber nicht nötig sein<br />

muss, darauf verweist auch Claus Bogenrieder<br />

von der Züblin Umwelttechnik GmbH<br />

aus Stuttgart. Die Devise des Vertriebsleiters:<br />

„Wir wollen die beste Aktivkohle für<br />

unsere Filteranlagen.“ Und das ist für ihn<br />

die dotierte Aktivkohle. Die Züblin Umwelttechnik<br />

GmbH betreut rund 250 Biogasanlagen<br />

in Deutschland; sie baut einerseits<br />

Filteranlagen, andererseits leistet sie<br />

zusätzlich Betriebsservice – Kontrolle und<br />

Austausch der Aktivkohlen.<br />

Die baden-württembergische Firma verfügt<br />

deutschlandweit verteilt über sechs Zweigstellen,<br />

die „vernünftige Anfahrtswege“<br />

zur Beschickung mit neuer Aktivkohle ermöglichen.<br />

Darüber hinaus arbeitet Züblin<br />

mit lokal agierenden Entsorgungsunternehmen,<br />

die die Aktivkohlen fachgerecht<br />

entsorgen. „Die Aktivkohlen müssen ein<br />

bis zwei Jahre Standzeit gewähren“, meint<br />

Bogenrieder, vorausgesetzt allerdings,<br />

dass die Schwefelkonzentration im Rohgas<br />

nicht höher als 200 ppm liegt.<br />

„Wenn die Konzentrationen aber dauerhaft<br />

höher als 500 ppm sein sollten, dann<br />

bieten wir den Anlagenbetreibern zwei<br />

unterschiedliche Verfahren an, die als externe<br />

Vorentschwefelung in die Gasleitung<br />

vor der Aktivkohle eingebaut werden können“,<br />

offeriert Bogenrieder. Eines dieser<br />

Verfahren ist eine Entwicklung, die noch<br />

neu auf dem Markt ist. Es handelt sich um<br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS<br />

der speziell für landwirtschaftliche Anlagen<br />

und Abfallanlagen konzipiert ist. Der<br />

Schwefelwasserstoff wird biologisch abgebaut<br />

und der nachfolgende Aktivkohlefilter<br />

kann mit deutlich verlängerter Standzeit<br />

betrieben werden. Zudem sei man gerade<br />

mit der Entwicklung eines neuen Produktes<br />

der biologischen Entschwefelung beschäftigt,<br />

das in <strong>2019</strong> auf den Markt kommt.<br />

Unterdessen drängt auch die PlanET Biogastechnik<br />

GmbH in das Arbeitsgebiet der<br />

Gasentschwefelung hinein. Der Hersteller<br />

von Biogasanlagen aus Vreden bietet seinen<br />

Kunden standardmäßig sowohl eine<br />

Gastrocknung als auch einen Aktivkohlefilter<br />

an. Zudem haben die Niedersachsen<br />

für die biologische Feinentschwefelung<br />

einen speziellen Pelletfilter entwickelt,<br />

der „eine reibungslose Gasverwertung bei<br />

Gülle- und Mistanlagen abdeckt“. „Letztlich<br />

wollen wir ein funktionierendes Gesamtsystem,<br />

das kostengünstig ist“, sagt<br />

Produktentwickler Andreas Nienhaus, „es<br />

muss in Zukunft noch einfacher, automatisierter<br />

und damit salonfähiger werden“,<br />

fügt er hinzu und verweist auf eine biologische<br />

Neuentwicklung, die in der ersten<br />

Jahreshälfte auf den Markt lanciert werden<br />

soll.<br />

Eisenhydroxid statt Aktivkohle<br />

Dabei muss die Entschwefelung bei Weitem<br />

nicht nur mit Aktivkohlen unternommen<br />

werden. So nutzt die Hego BioTec<br />

GmbH aus Berlin für die externe Entschwefelung<br />

in Biogasanlagen Filtergranulate auf<br />

der Basis von Eisenhydroxid.<br />

Diese Produkte, die in denselben<br />

Filtern wie Aktivkohle<br />

eingesetzt werden können,<br />

sind bei nahezu gleicher Reinigungsleistung<br />

zu günstigeren<br />

Preisen von 20 bis 30<br />

Prozent zu beziehen, erklärt<br />

der Vertriebsleiter Christopher<br />

Otto.<br />

Im Rahmen einer Weiterentwicklung<br />

der seit 20 Jahren<br />

produzierten und von der<br />

HeGo Biotec eingesetzten Gasreinigungsmasse<br />

gelingt es jetzt, auch Biogase mit<br />

einer relativen Feuchtigkeit zwischen 30<br />

und 95 Prozent (nicht kondensierend)<br />

sehr effizient zu entschwefeln. Eine neue<br />

Produktlinie wurde vom weltweit operierenden<br />

mittelständischen Unternehmen in<br />

enger Zusammenarbeit mit der Schaumann<br />

BioEnergy GmbH am Markt etabliert und<br />

fand im zurückliegenden Jahr bereits mehr<br />

als 200 zufriedene Anwender.<br />

FOTO: ADFIS<br />

Produktionsanlage der AdFis GmbH<br />

in Teterow.<br />

Spezial-Pelletsfilter für die<br />

Entschwefelung<br />

Und dann gibt es noch ein anderes Filterprodukt<br />

am Markt. Es sind Spezial-Pellets<br />

der UGN Umwelttechnik aus Gera. „Das ist<br />

eine hausinterne Ingenieurs-Entwicklung,<br />

die wir von A bis Z selbst entworfen haben<br />

und die auf einem chemisch-biologischen<br />

Prozess beruht“, verrät Prokurist Herbert<br />

Zölsmann nicht ohne Stolz. „Wir verwenden<br />

dabei für unsere Pellets vier Stoffe: Reststoffe<br />

aus der Cellulose-Herstellung, Kalk,<br />

Dolomit und Eisenhydrat.“ Mittlerweile ist<br />

das Produkt der UGN auf 60 überwiegend<br />

landwirtschaftlichen Biogasanlagen im<br />

Einsatz. Auch in der Schweiz hat die UGN<br />

mit ihrer umweltfreundlichen Technologie<br />

inzwischen Fuß fassen können. Die Beladbarkeit<br />

der Pellets beziffert der Prokurist<br />

auf 40 bis 60 Prozent, wenngleich das<br />

Volumen im Vergleich zum Gewicht etwas<br />

größer als bei Aktivkohlen ausfällt.<br />

Eines ärgert Zölsmann aber ziemlich. Stellvertretend<br />

für viele. Und das ist die bisher<br />

ungelöste Frage, die die gesamte Branche<br />

betrifft. Denn bislang wird der in den Filteranlagen<br />

separierte Schwefel komplett entsorgt<br />

und geht damit dem landwirtschaftlichen<br />

Kreislauf vollends verloren; so werden<br />

alle mit Schwefel beladenen Filterprodukte<br />

als Abfall deklariert und gelangen am Ende<br />

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65


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

entweder in Zementfabriken oder in Müllverbrennungsanlagen<br />

und deren Schlacken<br />

am Ende auf Sondermülldeponien.<br />

Auch UGN-Pellets oder Eisenhydroxid-Präparate<br />

werden nicht vom Düngemittelrecht<br />

berücksichtigt, sind nicht in der Positivliste<br />

vermerkt. Damit ist jeder Anlagenbetreiber<br />

in Deutschland derzeit verpflichtet, den<br />

Behörden einen Entsorgungsnachweis über<br />

jedweden beladenen Filterstoff zu liefern.<br />

Dabei liegt der durchschnittliche Entsorgungspreis<br />

bei etwa 300 bis 400 Euro.<br />

Schwefelkreislauf wird<br />

unterbrochen<br />

„Dass die Politik diese Abfallschiene fährt,<br />

ist angesichts des Kreislaufgedankens<br />

nicht konsequent zu Ende gedacht, da am<br />

Ende der Schwefel verbrannt wird und das<br />

Spurenelement auf den Äckern fehlt“, kritisiert<br />

Zölsmann. Derzeit gehen dem landwirtschaftlichen<br />

Kreislauf rund 3.000 bis<br />

4.000 Tonnen Schwefel jährlich verloren,<br />

schätzt Toralf Goetze von der Necatec AG,<br />

die jährlich über 1.300 Tonnen Aktivkohle<br />

nachhaltig auf dem deutschen Biogasmarkt<br />

verkauft.<br />

„Ich beschäftige mich seit 15 Jahren mit<br />

diesem Thema“, wirft der Geschäftsführer<br />

der Necatec ein, „aber der Gesetzgeber ist<br />

nicht bereit, die verschiedenen Filterprodukte,<br />

ob nun fossil oder aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen, zu differenzieren,<br />

weil er eine genaue Kontrolle offenbar für<br />

nicht durchsetzbar hält und deshalb lieber<br />

alles pauschal als problematischen Abfall<br />

bewertet.“ Goetze warnt jedoch jeden Biogasanlagenbetreiber,<br />

egal welche Produkte<br />

er einsetzt, die gesetzlichen Auflagen zu<br />

ignorieren. Es drohen Strafzahlungen bis in<br />

Höhe von 70.000 Euro.<br />

Ein Zustand, den viele für dauerhaft wenig<br />

sinnvoll halten. „Weshalb“, so Zölsmann,<br />

„wir mit einer breiten Allianz aus<br />

Dotierte Aktivkohle aus<br />

Holzkohle aus Teterow.<br />

Wissenschaft seitens der Fachhochschule<br />

Nordhausen und der Universität Jena, dem<br />

Forum Biogas und anderen einen Antrag<br />

gestellt haben, unsere UGN-Pellets in die<br />

Positivliste der Düngemittelverordnung<br />

aufzunehmen.“ Ohne Erfolg. Wenngleich<br />

sich Zölsmann nicht beirren lässt und weiterhin<br />

hofft, dass die mit dem wertvollen<br />

Schwefel beladenen Pellets in Zukunft<br />

auf Biogasanlagen, die ihre Gärreste kompostieren,<br />

vielleicht doch noch verwertet<br />

werden können und sich damit der Nährstoffkreislauf<br />

wieder schließen würde. Einen<br />

Teilerfolg hat die UGN zumindest im<br />

Ausland erzielt: In der Schweiz wurde das<br />

mit Schwefel beladene Filtermaterial als<br />

Düngemittel bereits amtlich zugelassen.<br />

Düngerecht erlaubt keine<br />

Ausbringung<br />

Indessen hält Tim Hermann den Bodenschutz<br />

hoch. Zwar hält der Mitarbeiter in<br />

der Abteilung Nachhaltige Produktion,<br />

Ressourcenschonung und Stoffkreisläufe<br />

des Umweltbundesamtes den Kreislaufgedanken<br />

im Zusammenhang mit der Rückführung<br />

des Schwefels auf die landwirtschaftlichen<br />

Flächen für „grundsätzlich<br />

gut“, gibt aber zu bedenken, dass das aktuelle<br />

Düngerecht dies nicht erlaube.<br />

Hermann verweist auf leichtflüchtige<br />

Kohlenwasserstoffe und andere mögliche<br />

Schadstoffe, die neben dem Schwefel aus<br />

dem Rohbiogas herausgefiltert werden und<br />

im Filtermaterial gebunden sind: „Diese<br />

Stoffe haben aber nichts auf dem Acker zu<br />

suchen“. Ebenso wenig wie Jod aus imprägnierter<br />

Aktivkohle oder sonstige Schwermetalle<br />

aus Steinkohlen. „Im Bodenschutz<br />

gilt das Vorsorgeprinzip“, unterstreicht<br />

Hermann. „Eine Aufnahme dieses Filtermaterials<br />

in die Düngemittelverordnung ist<br />

nur denkbar, wenn ein Nutzen als Dünger<br />

und die gleichzeitige Schadlosigkeit für<br />

Boden und Grundwasser eindeutig nachgewiesen<br />

sind“.<br />

Wo er recht hat, hat er recht, ohne Kompromisse.<br />

Allerdings sind Nährstoffkreisläufe<br />

sicherlich ebenso wichtig – vor allem dann,<br />

wenn es um die Erzeugung von Erneuerbaren<br />

Energien geht.<br />

FOTO: HEGO BIOTEC<br />

Filtermaterial der<br />

Firma HeGo Biotec.<br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Kleine Ursache – große Wirkung<br />

Ein Schadensfall am Behälter einer Biogasanlage kann fatale Folgen haben. Durch die<br />

anstehende Flüssigkeitssäule treten schnell große Mengen an Gärsubstrat aus. Für eine<br />

Reihe von Fällen in der letzten Zeit ist offenbar eine defekte Manschette des Rührwerks die<br />

Unglücksursache. Betreiber sollten jetzt handeln und das Bauteil genauer betrachten.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Anlagenbetreiber sollten die Wanddurchführungen ihrer Rührwerke regelmäßig<br />

kontrollieren und auch regelmäßig Dichtungen austauschen, damit es nicht<br />

zum unkontrollierten Substrataustritt kommt.<br />

FOTO: FACHVERBAND BIOGAS E.V.<br />

So hat sich ein 53-jähriger Betreiber einer<br />

Biogasanlage in Mittelfranken seinen Ostermontag<br />

ganz bestimmt nicht vorgestellt:<br />

Aus einem Loch in der Wand seines Fermenters<br />

treten schwallartig große Mengen<br />

Gärsubstrat hervor. „Das Loch trat an der Manschette<br />

des Rührwerks auf“, sagt der Betreiber: „Ich hatte keine<br />

Chance, es so schnell zu stopfen.“ Da der Substrataustritt<br />

aus dem vollen Behälter nicht gestoppt werden<br />

konnte, rückten acht Landwirte aus der Umgebung mit<br />

ihren Güllefässern und einer Gülleverschlauchung an,<br />

um den Inhalt des Behälters abzupumpen und auf umliegenden<br />

Feldern zu verteilen.<br />

Die Freiwillige Feuerwehr des Ortes war bis 2.00 Uhr<br />

nachts damit beschäftigt, den Substratfluss einzudämmen.<br />

Um den Ort nicht zu fluten, verteilten Landwirte<br />

gemeinsam mit den Einsatzkräften das Substrat auf einer<br />

größeren Fläche. Außerdem errichteten die Helfer<br />

einen Damm neben dem Behälter und hoben auf dem<br />

angrenzenden Acker Auffangbecken aus.<br />

Anfang April kam es auch zu einer Havarie an einem<br />

Gärproduktlager einer Biogasanlage im Landkreis<br />

Mansfeld-Südharz. Wie bei einer Fontäne schoss das<br />

Gärprodukt ins Freie. Feuerwehren und das Technische<br />

Hilfswerk versuchten mit bis zu 160 Einsatzkräften, die<br />

Situation unter Kontrolle zu bringen. Um den Druck aus<br />

dem Behälter zu nehmen, wurde ein Teil des Substrats<br />

in Gülletankanhänger umgepumpt.<br />

Trotzdem strömte eine große Menge Substrat über eine<br />

Wiese in einen angrenzenden Bach, von dort aus in<br />

einen kleinen Fluss bis hin zu einer Talsperre. Selbst<br />

mit schnellbindendem Spezialbeton konnte das Leck<br />

nicht vollständig verschlossen werden. Eine Fachfirma<br />

hatte versucht, mit einem Pfropfen aus 8 Kubikmeter<br />

Spezialbeton das Leck in der Wand des Behälters zu<br />

verschließen. Dadurch versiegte der Substrat-Strom<br />

etwas, sodass sich die Flüssigkeit nur noch auf dem<br />

Gelände der Biogasanlage sammelte.<br />

Leider blieb es nicht bei den beiden Fällen. Bei Neuruppin<br />

trat Gärprodukt aus. Aus einem benachbarten<br />

Graben musste daraufhin Wasser abgepumpt und Erde<br />

abtransportiert werden. Auch im südwestlichen Niedersachsen<br />

trat bei einem Schadensfall Gärsubstrat aus.<br />

Sie gelangte in einen angrenzenden Bach und verursachte<br />

dort ein Fischsterben.<br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Eine solche Umweltbeeinträchtigung konnte<br />

im Landkreis Mansfeld-Südharz noch<br />

verhindert werden, weil Bäche und Flüsse<br />

zu dem Zeitpunkt Hochwasser führten und<br />

das Gärsubstrat so relativ schnell verdünnt<br />

werden konnte. Gelangt Gärsubstrat in ein<br />

Kleingewässer, sinken die Sauerstoffwerte<br />

schnell, was für die empfindlichen Lebewesen<br />

im Gewässer tödlich endet. Mit dem<br />

Abbau der organischen Substanz werden<br />

nicht nur große Mengen Sauerstoff verbraucht,<br />

sondern es entstehen auch die für<br />

Fische und Kleinlebewesen hochgiftigen<br />

Substanzen Nitrit und Ammonium. Nach<br />

Ansicht von Fischereiexperten ersticken<br />

aber die Fische, bevor sie sich vergiften.<br />

Ursache in allen Fällen war eine Undichtigkeit<br />

an der Gummimanschette bei der<br />

Durchführung des Rührwerks in den Behälter.<br />

Diese beweglichen Stabmixer wurden<br />

von verschiedenen Firmen in Fermenter<br />

und Nachgärer unterhalb des Flüssigkeitsspiegels<br />

eingebaut. „Betroffen sind insbesondere<br />

Fabrikate, bei denen es nur eine<br />

Membran gibt“, sagt Josef Ziegler, Sprecher<br />

des AK Sicherheit im Fachverband<br />

Biogas e.V. „Eine zweite Manschette gibt<br />

mehr Sicherheit.“<br />

Bauteil nicht unbeachtet lassen<br />

Problematisch ist sicherlich, dass die Betreiber<br />

diesem Bauteil keine besondere<br />

Aufmerksamkeit geschenkt und die Wartung<br />

vernachlässigt haben. „Ein solches<br />

Bauteil unterliegt dem Verschleiß“, so<br />

Ziegler: „Durch die Alterung und den Einfluss<br />

der UV-Strahlung wird das Material<br />

spröde.“ Undichtigkeiten können dann<br />

die Folge sein. Durch den Druck aus dem<br />

Behälterinneren kündigt sich die Materialermüdung<br />

aber nicht frühzeitig an. Denn<br />

kommt es erst einmal zu einem Riss im<br />

Gummi, treten wie in den beschriebenen<br />

Unglücksfällen auch gleich große Mengen<br />

Flüssigkeit aus.<br />

Was sollten Betreiber nun tun? Bei den<br />

ohnehin erforderlichen Kontrollen gilt es,<br />

den Zustand der Manschette im Blick zu<br />

haben. Bei Anlagen, die der Störfallverordnung<br />

unterliegen, ist auch die Gewerbeaufsicht<br />

für die Kontrolle zuständig. Werden<br />

Mängel festgestellt, muss der Betreiber sie<br />

umgehend beseitigen. Bei der Havarie im<br />

Landkreis Mansfeld-Südharz konnte die<br />

zuständige Staatsanwaltschaft Halle „kein<br />

fahrlässiges Verhalten des Anlagenbetreibers<br />

feststellen“.<br />

Zunächst war ermittelt worden, ob die Bodenverunreinigung<br />

als Straftat zu bewerten<br />

sei. Wie die Untersuchungen ergaben, war<br />

es aber ein technischer Mangel, der zum<br />

Austritt des Gärsubstrates geführt hat.<br />

„Der Riss einer Gummimanschette ist ein<br />

technischer Defekt, der passieren kann.<br />

Es ist keine Aufsichts- oder Kontrollpflicht<br />

verletzt worden“, sagte der Staatsanwalt<br />

gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“.<br />

Doch auch ohne strafrechtliche Konsequenzen<br />

sollten Betreiber das Thema ernst<br />

nehmen. „Am besten wäre ein regelmäßiger<br />

Austausch“, so Josef Ziegler. Im täglichen<br />

Betrieb können der Betreiber oder das Personal<br />

auf der Anlage etwas für eine längere<br />

Lebensdauer tun. „Wichtig ist es, bei einer<br />

Änderung der Laufrichtung des Rührwerks<br />

und einer Verstellung das Gummi nicht<br />

einzuquetschen“, rät Michael Sontheimer,<br />

Fachberater beim Rührwerkshersteller<br />

Suma. Auch die Gummipflege mit einem<br />

Fettstift wie bei Gummidichtungen im Auto<br />

oder im Haushalt könnte die Lebensdauer<br />

des Bauteils verlängern, bestätigten die befragten<br />

Experten.<br />

Rundschreiben: Fachverband<br />

macht auf Problematik<br />

aufmerksam<br />

In einem Betreiberrundschreiben vom<br />

3. Mai 2018 hat der Fachverband Biogas<br />

e.V. seine Mitglieder noch einmal auf die<br />

notwendige regelmäßige Instandhaltung<br />

von Biogasanlagen hingewiesen. Denn sowohl<br />

nach der für Biogasanlagen geltenden<br />

Betriebssicherheitsverordnung als auch der<br />

TRGS 529 und der Verordnung über Anlagen<br />

zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen (AwSV) hat der Anlagenbetreiber<br />

dafür zu sorgen, dass die Instandhaltung<br />

planmäßig nach dem Stand der Technik zu<br />

erfolgen hat.<br />

Maßgeblich für die Wartungsintervalle und<br />

durchzuführenden Maßnahmen sind die<br />

Angaben des Herstellers, wie sie aus der<br />

Betriebsanleitung hervorgehen. Die Firmen<br />

müssen ihrerseits die Betriebsanleitungen<br />

auf den aktuellen Stand der Technik bringen<br />

und ihre Kunden aktiv auf die Änderungen<br />

hinweisen. Aber auch wenn eine<br />

aktuelle Bedienungs- oder Betriebsanleitung<br />

vorliegt, ist der Betreiber nicht von der<br />

Pflicht entbunden, eine Betriebsanweisung<br />

zu erstellen. Dieses Dokument muss bei<br />

Schadenssfällen im Beweissicherungsverfahren<br />

vorgelegt werden.<br />

Rund 50 Rührwerke des Typs „Fermix“<br />

wurden allein von der Firma Schmack in<br />

ihre Biogasanlagen eingebaut. Im Zeitraum<br />

vom Jahr 2009 an wurden die Rührwerke<br />

in Gärproduktlagern eingebaut. Für die von<br />

der Firma Schmack verkauften „Fermix“-<br />

Rührwerke bietet das Unternehmen nun<br />

ein Reparaturset zum Nachrüsten an, das<br />

etwa 500 Euro kostet. Dabei handelt es<br />

sich um einen massiveren Gummikompensator,<br />

der im Austausch gegen den alten<br />

eingebaut wird. Die betroffenen Kunden<br />

wurden durch ein Rundschreiben informiert,<br />

das auch dem Fachverband Biogas<br />

e.V. zur Verfügung gestellt wurde. Daneben<br />

gibt es noch ein „Notfallset“, das bei akuter<br />

Gefahr – also wenn die Versprödung bereits<br />

sichtbar wurde, als Schelle verbaut werden<br />

kann.<br />

Dieses Notfallset könnten sich einzelne<br />

Anlagenbetreiber in den Regionen vorsorglich<br />

in das Ersatzteillager legen, sodass<br />

im Havariefall schnelle Hilfe geleistet<br />

werden kann. Darüber hinaus gibt es auf<br />

Notfall-Management und Schadensfälle<br />

spezialisierte Dienstleister, die im Fall<br />

einer Leckage mit geeigneter Ausrüstung<br />

die örtliche Feuerwehr unterstützen können.<br />

Wichtig ist aber auch, dass – wo noch<br />

nicht geschehen – die Biogasanlagen mit<br />

einer Umwallung ausgestattet werden. Mit<br />

einem solchen Auffangbecken auf dem<br />

Gelände der Biogasanlage wird zumindest<br />

kein Kubikmeter mehr das Grundstück verlassen.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

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www.farbe-ins-feld.de<br />

Faltblatt<br />

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Biogas to go<br />

Der Fachverband Biogas e.V. ist mit über<br />

4.700 Mitgliedern die größte deutsche und<br />

europäische Interessenvertretung der<br />

Biogas-Branche.<br />

Ziel der Verbandsarbeit ist es, die Biogaserzeugung<br />

und -nutzung für die bundesweite<br />

Strom-, Wärme- und Kraftstoffversorgung zu<br />

erhalten und auszubauen<br />

Handliche Fakten zur<br />

Biogasnutzung<br />

11,8 x 11 cm<br />

Bestellnr.: BVK-37<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12<br />

85356 Freising<br />

A +49 (0)8161 984 660<br />

m info@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

bis zu 20 Ex. kostenlos<br />

darüber 50 Cent / Heft<br />

Wissen_to go<br />

BIOGAS<br />

Artenvielfalt<br />

mit Biogas<br />

Handliche Fakten<br />

zur Biogasnutzung<br />

Biogas ist bunt ...<br />

Biogas entsteht durch die Vergärung biogener Stoffe in einem luftdicht abgeschlossenen<br />

Behälter, dem sogenannten Fermenter. Vergoren werden kann fast alles,<br />

was biologischen Ursprungs ist: Gülle und Mist, Bioabfälle - oder Energiepflanzen.<br />

Letztere werden von den Landwirten extra angebaut. Ende 2017 wuchsen auf gut<br />

1,4 Millionen Hektar Energiepflanzen für den Einsatz<br />

in Biogasanlagen. Das sind rund acht Prozent<br />

der landwirtschaftlichen Nutzfläche.<br />

Fast jede Pflanze eignet sich für die Vergärung:<br />

bunte Wildblumen, weiß blühender Buchweizen<br />

oder die gelb blühende Durchwachsene Silphie.<br />

Sie unterscheiden sich jedoch in ihrem Gas- und<br />

damit Stromertrag. Aus einem Hektar Mais können<br />

ca. 21.000 Kilowattstunden Strom erzeugt<br />

werden. Bei der bunten Alternative Wildpflanzen<br />

liegt der Energieertrag etwa bei der Hälfte.<br />

Zahlreiche Institute und Hochschulen, aber auch<br />

viele Landwirte testen die verschiedensten Pflanzen<br />

auf ihre Biogastauglichkeit. In den letzten<br />

Jahren konnten dabei große Fortschritte erzielt<br />

werden und die Palette der potenziellen Energiepflanzen<br />

wächst kontinuierlich.<br />

DVD<br />

Unterrichtsfilm<br />

Erneuerbare Energien<br />

Auch auf Youtube (FVBiogas)<br />

und zum Download auf Vimeo<br />

Eine DVD für Schulen kostenlos<br />

Bestellungen an:<br />

andrea.horbelt@biogas.org<br />

Jetzt<br />

neu<br />

72


Um die Erderhitzung zu stoppen müssen wir auf Erneuerbare Energien umsteigen.<br />

Sonne und Wind stehen uns unbegrenzt und kostenlos zur<br />

Verfügung. Aber nicht immer. Deshalb brauchen wir zusätzliche regenerative<br />

Quellen, die verlässlich zur Verfügung stehen. So wie Biogas.<br />

Das in den Fermentern bei der Vergärung von Gülle, Bioabfall und<br />

Energiepflanzen entstehende Gas kann gespeichert und je nach Bedarf<br />

kurzfristig in Strom und Wärme umgewandelt werden. So wird der<br />

Wind- und Solarstrom genutzt, wenn er entsteht - und Biogas springt ein,<br />

sobald Sonne und Wind eine Pause machen.<br />

Die Biogasanlage Biogas GmbH hat zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) mit<br />

einer Leistung von je 250 kW. Darin wird aus Biogas Strom und Wärme<br />

erzeugt.<br />

Die Kraftwerke werden von den Stadtwerken XY ferngesteuert. Je nach<br />

Strombedarf können sie an- oder abgeschaltet werden. Wenn das<br />

Stromnetz voll ist, wird das Biogas in der Kuppel des Fermenters<br />

gespeichert. Und wenn Strombedarf besteht, können die BHKWs<br />

innerhalb weniger Sekunden ihre maximale Leistung von 500 kW abrufen.<br />

Biogasanlage Biogas GmbH<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse,<br />

z.B. biologische Abfälle, nachwachsende Rohstoffe und Gülle,<br />

zu Biogas und Gärprodukten um.<br />

Das erzeugte Biogas wird in der Gashaube aufgefangen<br />

und von hier über Gasleitungen zum<br />

Blockheizkraftwerk (BHKW) transportiert.<br />

Im BHKW wird aus dem Biogas<br />

Strom und Wärme erzeugt.<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring- / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur Entschwefelung<br />

und Entwässerung<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom- und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungs technik für die<br />

Um wandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest-/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

FV Schild - so funktioniert eine Anlage A0 quer.indd 1 16.06.16 11:00<br />

Planeten.<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

6<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

Strom<br />

Wärme<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

8<br />

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5<br />

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Erdgasnetz<br />

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1 Lager für die zu vergärende Bioma se<br />

(Silo, Annahmeste le, Gü legrube)<br />

2 gf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigung systeme für die zu ver­<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Bioma se in die Fermenter bzw.<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Bio­<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Ga speicher zur kurz­ und mi telfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwä serung<br />

gärende Biomasse oder Reststo fe<br />

aus diesen heraus<br />

ma se<br />

6<br />

Wärme<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte ( gf. mit entsprechen­<br />

methan<br />

der Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flü sigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

1<br />

Strom<br />

10<br />

www.biogas.org<br />

Erdgasnetz<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmeste le, Gü legrube)<br />

2 gf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigung systeme für die zu vergärende<br />

Bioma se oder Reststo fe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Bioma se in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Bioma<br />

se<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Ga speicher zur kurz­ und mi telfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigung systeme zur<br />

Entschwefelung und Entwä serung<br />

6<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Wärme<br />

Strom<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte ( gf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

1<br />

10<br />

Erdgasnetz<br />

Fast jede Pflanze kann in Biogasanlagen vergoren und zu Strom<br />

und Wärme umgewandelt werden – auch jene, die in der Lebensund<br />

Futtermittelproduktion keine Verwendung finden.<br />

Das bei der Energieerzeugung freigesetzte CO 2 entspricht in etwa<br />

der Menge, die die Pflanzen während Ihres Wachstums gebunden<br />

haben.<br />

Durchwachsene Silphie<br />

Franken-Therme Bad Windsheim<br />

Biogasanlage Bad Windsheim<br />

Regionale Biogasanlage<br />

Biogas trägt dazu bei, dass unsere Felder bunter und artenreicher<br />

werden. Blühende Pflanzen sehen nicht nur schön aus, sie bieten<br />

vor allem Lebensraum für Insekten und Wildtiere und verbessern<br />

die Bodengesundheit.<br />

Die Pflanzen benötigen in der Regel keine Pflanzenschutzmittel,<br />

schonen die Umwelt und schützen den Boden vor Auswaschung.<br />

Wildpflanzenmischung<br />

Wärmeabnehmer Freibad<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring- / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

6<br />

6<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Wärme<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom- und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest-/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

FV Anlagenschild A0 quer.indd 1 11.02.16 16:10<br />

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Erdgasnetz<br />

10<br />

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und Biogasleitungen<br />

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10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

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Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

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10<br />

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Erdgasnetz<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

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einer Bescheinigung der Treibhausgaseinsparung<br />

Ihrer Anlage.<br />

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Diese Biogasanlage erzeugt Strom<br />

wenn er gebraucht wird<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

Biogas ist flexibel!<br />

Diese Biogasanlage<br />

schützt unser Klima<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

Klimaschutz...<br />

Die Erderhitzung ist die größte Bedrohung für den Fortbestand unseres<br />

Wir müssen unser Klima schützen und den Ausstoß von CO 2<br />

drastisch reduzieren. Jetzt.<br />

Mit den Erneuerbaren Energien haben wir die Chance, dies zu scha fen.<br />

Biogasanlagen leisten einen wichtigen Beitrag auf unserem Weg in eine<br />

klimafreundliche Zukunft.<br />

.durch Biogas<br />

Die Biogasanlage Biogas GmbH erzeugt im Jahr 300.000 Kilowa tstunden<br />

Strom. Das entspricht dem Verbrauch von 100 durchschnittlichen<br />

Haushalten.<br />

Die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme wird im Sta l und im<br />

Wohnhaus eingesetzt und außerdem zur Holztrocknung genutzt. In der<br />

Summe spart diese Biogasanlage 450 Tonnen CO 2 ein, die beim Einsatz<br />

fossiler Energieträger wie Kohle und Öl freigesetzt worden wären.<br />

Das entspricht 380 Flügen von München nach New York und zurück.<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter. www.biogas.org<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Jetzt<br />

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So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Bioma se, z.B. biologische Abfä le,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfa st folgende Komponenten:<br />

Feldschilder<br />

Alternative Energiepflanzen<br />

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50 Euro (zzgl. Versandkosten*)<br />

Dieses Feld liefert Energie<br />

und schützt das Klima<br />

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Maisfeld<br />

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50 Euro (zzgl. Versandkosten*)<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

www.biogas.org<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

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Diese Biogasanlage schafft<br />

regionale Wertschöpfung<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

Energie für die Region…<br />

www.biogas.org<br />

Seit dem Jahr 2009 erzeugt die Biogasanlage Biogas GmbH Strom für 700<br />

Haushalte und versorgt außerdem 26 Privathaushalte, die Schule, das<br />

Altenheim und das Rathaus mit umweltfreundlicher Wärme. Die Substrate<br />

für die Energieerzeugung bezieht die Biogasanlage vo lständig von<br />

Landwirten aus der Umgebung. Das nach der Vergärung entstehende<br />

Gärprodukt geht als hochwertiger Dünger zurück auf die Felder.<br />

Die Kilowa tstunde Biogaswärme kostet die Haushalte im Schni t zwei Cent weniger<br />

als die Wärme aus Heizöl.<br />

Durch das bei den Heizkosten gesparte Geld konnte Neustadt neue Sportgeräte für<br />

die Schule kaufen und den Gemeinschaftsraum im Altenheim renovieren.<br />

Der Bau der Anlagenteile, die Wartung und Erweiterung der Biogasanlage generiert<br />

weitere Jobs bei Handwerksbetrieben in der Umgebung.<br />

Vom Anbau vielfältiger Energiepflanzen profitieren die Bienen und mit ihnen die<br />

Imker in der Region.<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Bioma se, z.B. biologische Abfä le,<br />

nachwachsende Rohsto fe und Gü le, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfa st folgende Komponenten:<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Bio­<br />

Anlagenschild (individuell)<br />

Informieren Sie Wanderer und Gäste über Ihre Biogasanlage<br />

DIN A0-Format<br />

Bestellnr.: FA-001<br />

50 Euro (zzgl. Versandkosten*)<br />

Schild<br />

„So funktioniert eine Biogasanlage“<br />

Zeigen Sie Wanderern und Gästen die Funktionsweise<br />

einer Biogasanlage<br />

DIN A0-Format<br />

Bestellnr.: FA-008<br />

50 Euro<br />

(zzgl. Versandkosten*)<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter. www.biogas.org<br />

Franken-Therme Bad Winsheim<br />

Biogas Wärme<br />

Die Franken-Therme ist an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Bad<br />

Windsheim angeschlossen. 30 Prozent des Wärmeangebotes der Stadtwerke<br />

werden von der Biogasanlage der Bio-Energie Bad Windsheim<br />

erzeugt.<br />

Als Kunde der Stadtwerke profitiert die Franken-Therme direkt von der<br />

umwelt- und klimafreundlichen Wärmegewinnung aus Biogas. So<br />

werden die Thermal-Badelandschaft, das Dampferlebnisbad und die<br />

Sauna zu rund einem Drittel mit Biogaswärme beheizt.<br />

Vorteile<br />

– Die Biogaswärme wird in einer Biogasanlage in Bad Windsheim erzeugt:<br />

Dies stärkt die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert<br />

die Wirtschaftskraft in der Region.<br />

– Durch die umweltfreundliche Biogaswärme werden pro Jahr rund<br />

300.000 Liter Heizöl eingespart und damit knapp 800 Tonnen<br />

Kohlendioxid (CO 2 ) weniger ausgestoßen.<br />

– Neben der Wärme erzeugt die Biogasanlage der Bio-Energie<br />

Bad Windsheim jährlich Strom für mehr als 1.200 Haushalte.<br />

Diese Biogasanlage erzeugt<br />

Strom und Wärme<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

Biogasanlage Bad Windsheim<br />

Die Fakten …<br />

Leistung der Anlage<br />

400 kW el<br />

Mit Strom versorgte Haushalte 800<br />

Wärmebereitstellung<br />

Schwimmbad und Wärmenetz<br />

Eingesetzte Substrate Gülle, Mist,<br />

Landschaftspflegematerial,<br />

Maissilage, Grassilage<br />

Besonderheit an der Anlage<br />

Gärpoduktaufbereitung (Herstellung eines hochwertigen Düngers)<br />

… sprechen für sich!<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />

Logo<br />

Die deutschen Biogasanlagen erzeugen schon heute<br />

Strom für Millionen Haushalte<br />

Biogasanlagen reduzieren den CO 2 -Ausstoß<br />

und produzieren nahezu klimaneutral Strom und Wärme<br />

Biogas-Strom stabilisiert das Stromnetz<br />

und sichert eine gleichmäßige Versorgung<br />

Biogasanlagen<br />

sichern vielen Landwirten die Existenz<br />

In Biogasanlagen vergorene Gülle stinkt nicht und ist<br />

ein hervorragender Dünger<br />

Biogasanlagen bringen<br />

Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />

in die ländliche Region<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

www.biogas.org<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

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8<br />

9<br />

7<br />

3<br />

Erdgasnetz<br />

5 4<br />

5<br />

10<br />

8<br />

3<br />

12<br />

8<br />

Strom<br />

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gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

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Funktionsweisen. Der übliche Aufbau<br />

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im Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Die dabei frei werdende der Region.<br />

Wärme sichert die lokale Versorgung und dient als Heizenergie in:<br />

Viele Dörfer und Kommunen setzen auf Biogas, um eine autarke Energieversorgung<br />

• öffentlichen Einrichtungen, z.B. Schwimmbädern, Schulen, Turnhallen vor Ort anzubieten.<br />

• Wohngebieten und Bioenergie-Dörfern<br />

Mit Biogaswärme können die jährlichen Kosten für Wärmeenergie deutlich gesenkt<br />

• Ställen und Gewächshäusern<br />

und langfristig stabil gehalten werden.<br />

• Unternehmen, z.B. Gärtnereien, Gastronomie, Industrie<br />

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73


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Seit 2010 betreibt die Familie<br />

Abele die Biogasanlage. Nun<br />

wollen sie das Wärmenetz so<br />

weit ausbauen, dass im Alter<br />

das Einkommen weiterhin<br />

gesichert ist.<br />

Grüne Wärme für das Alter<br />

FOTOS: MARTINA BRÄSEL<br />

Auf der Ostalb in Baden-Württemberg, inmitten des Städtedreiecks Dinkelsbühl, Ellwangen<br />

und Nördlingen gelegen, erstreckt sich Tannhausen. In der idyllischen Gemeinde lebt und<br />

arbeitet die Familie Abele. Unter dem Namen Bioenergie und Service Abele GbR betreibt<br />

die Familie eine Biogasanlage (BGA) und ein Wärmenetz mit interessanten Besonderheiten.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

Anton Abele nennt die erste Besonderheit:<br />

„Wir sind wohl die einzige Biogasanlage in<br />

ganz Deutschland, die einen Zug mit Wärme<br />

versorgt“, sagt er lachend. Seit 2010<br />

betreibt die Familie die Biogasanlage<br />

(BGA), die von Anton Abele gemeinsam mit Schwiegervater<br />

Alois Bosch gebaut wurde. Dieser hat die Anteile<br />

jüngst seiner Tochter Katja<br />

überschrieben. Die Diplom-<br />

Agraringenieurin kümmert<br />

sich betrieblich vor allem<br />

um die Buchhaltung.<br />

„Gestartet sind wir mit 370<br />

kW“, erinnert sich Anton<br />

Abele. Mit der anfallenden<br />

Wärme wurden damals<br />

Stallungen und Fermenter<br />

beheizt. Ein Jahr später<br />

erweiterte der Energiewirt<br />

Mit seiner Biogasanlage, die seit 2009 störungsfrei<br />

läuft, ist Abele sehr zufrieden. Der Fermenter (links)<br />

fasst 1.800 m³ und hat ein integriertes Gasdach.<br />

Gleich daneben steht der Nachgärer mit 2.200 m³.<br />

die BGA durch ein Satellit-<br />

Blockheizkraftwerk mit<br />

205 kW. In diesem Jahr<br />

wurde auch der erste Bauabschnitt<br />

des Wärmenetzes von 1,4 Kilometern Länge<br />

für 14 Abnehmer gebaut. „Wir schlossen damals unsere<br />

Nachbarn und zehn Gewerbetriebe an“, erinnert sich<br />

der Betriebsleiter. Mit dabei waren unter anderem ein<br />

Autohaus, ein Steinmetz und ein öffentliches Gebäude<br />

(Turnhalle). Von den erzeugten rund 2 Millionen (Mio.)<br />

Kilowattstunden (kWh) Wärmeenergie wurden zu dieser<br />

Zeit bereits rund 70 Prozent ins Netz eingespeist.<br />

Wärme für den Zug<br />

Ein Wärmekunde der ersten Stunde ist auch Gerhard<br />

Goldammer, der eine Art „Erlebnis-Gärtnerei“ betreibt.<br />

Allein die Gewächshausfläche des Gartenbaubetriebes<br />

umfasst 8.500 Quadratmeter. Im dazugehörigen großen<br />

Garten steht ein Zug mit drei Waggons, den Goldhammer<br />

in ein Café umgewandelt hat. Drinnen und<br />

draußen können die Gäste leckeren selbstgemachten<br />

Kuchen genießen. „Der Blumenladen und der Zug sind<br />

vollständig an das Wärmenetz angeschlossen, die Gewächshäuser<br />

nur teilweise“, erklärt der Gärtnereibesitzer,<br />

den „Rest“ würde er mit Propangas beheizen.<br />

Bei seiner Entscheidung für die Biowärme stand für<br />

Goldammer die Kosteneinsparung im Vordergrund.<br />

74


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS<br />

Er will aber auch Erneuerbare Energien unterstützen<br />

und findet „es gut, wenn Gülle als Substrat verwendet<br />

wird“. „Momentan verkaufen wir 5,2 Mio. kWh Strom<br />

und 3,7 Mio. kWh Wärme“, merkt Abele an. Würde für<br />

die Stromerzeugung Heizöl verwendet, würden etwa<br />

500.000 Liter benötigt. Das bedeutet allein in diesem<br />

Bereich eine CO 2<br />

-Einsparung von etwa 1,5 Mio. Kilogramm<br />

im Jahr. „Zudem verwerten wir rund 40 Prozent<br />

Schweinegülle“, bestätigt Abele. Die benötigten 7.000<br />

m³ liefere der eigene Betrieb fast vollständig. 1986<br />

habe Schwiegervater Alois Bosch den landwirtschaftlichen<br />

Betrieb von seinen Eltern übernommen und sich<br />

später auf Schweinezucht spezialisiert. „Es gibt 340<br />

Muttersauen und 1.500 Aufzuchtplätze“, fügt Katja<br />

Abele hinzu. Für diese Sparte sei die Alois Bosch &<br />

Partner GbR gegründet worden. Die GbR beschäftige<br />

sich ausschließlich mit der Ferkel- und Jungsauenaufzucht<br />

und werde von ihrer Schwester Judith Bosch<br />

geleitet. Das restliche Substrat, rund 40 Prozent Mais<br />

sowie etwa 15 Prozent Grassilage und GPS werden für<br />

die Biogasproduktion angebaut. Der Großteil ist aus eigener<br />

Erzeugung, der Rest wird von Landwirten aus der<br />

Umgebung zugekauft.<br />

Allein die Gewächshausfläche des Gartenbaubetriebs umfasst 8.500 m². Wärmebedarf ist vor<br />

allem in den frühen Morgenstunden vorhanden. Da bei einer Unterversorgung der wirtschaftliche<br />

Schaden groß ist, bietet der neue Wärmespeicher nun genügend Puffer für den Spitzenbereich.<br />

Früh flexibilisiert<br />

„Flexibilität ist die große Stärke von Biogasanlagen.<br />

Das sollten wir auch zeigen“, sagt Abele, deshalb stieg<br />

die Familie bereits 2012 in die Direktvermarktung ein:<br />

„Damals gehörte ich zu den ersten Mitgliedern des<br />

Pools Bayerisch-Schwaben Nord“, erinnert sich Abele.<br />

Mittlerweile sei er mit über 300 Mitgliedern wohl<br />

der größte Pool in Deutschland. Bereits ein Jahr später<br />

rüstete er die Anlage für die bedarfsgerechte Stromerzeugung<br />

auf. „Wir sind vorsichtig gestartet, gleich<br />

doppelt zu überbauen, wäre im Nachhinein sinnvoller<br />

gewesen“, resümiert der Energiewirt.<br />

Zunächst erweiterte er die Blockheizkraftwerke. So<br />

wurde der 205-kW-Satellit durch einen 400-kW-Motor<br />

ersetzt und die Leistung der Biogasanlage auf 390 kW<br />

erhöht. Etwas später baute er die 205 kW zur Biogasanlage<br />

hinzu. Um das Volumen für die Gasspeicherung zu<br />

erhöhen, überdachte er das Gärdüngerlager mit einem<br />

Foliendach. Auch ein weiteres Wärmenetz mit einer<br />

Länge von einem Kilometer entstand. Es versorgt seit<br />

dieser Zeit neun Betriebe im Tannhauser Gewerbegebiet.<br />

Unter anderem kamen ein Busunternehmer, ein<br />

Autohaus mit Waschstraße und die Firma Lipp hinzu.<br />

Im Jahr 2017 installierte er ein weiteres BHKW mit<br />

360 kW und überarbeitete das Wärmekonzept des Satelliten.<br />

Heute liegt die installierte Leistung bei 1.355<br />

kW, die Bemessungsleistung umfasst 630 kW. Die<br />

Motoren laufen saisonal, also in den Wintermonaten<br />

deutlich mehr. Von der erzeugten Wärme werden noch<br />

immer rund 70 Prozent ins Netz eingespeist. Das Unternehmen<br />

nimmt am Regelenergiemarkt zur bedarfsgerechten<br />

Stromerzeugung teil. Das heißt, die Anlage<br />

fährt nach Fahrplan, es wird Sekundärreserve bereitgestellt<br />

und ein BHKW läuft in der Primärregelenergie.<br />

„Da wir vier Blockheizkraftwerke haben, können wir<br />

sie problemlos steuern“, erklärt der Energiewirt. Meist<br />

würden aber zwei Motoren im Dauerbetrieb laufen und<br />

die beiden anderen die besten Stunden abfahren. „Die<br />

Motoren schaffen die Anforderungen problemlos“, sagt<br />

Abele, der als gelernter Landmaschinenmechaniker-<br />

Meister alle Wartungen selbst erledigt.<br />

Neuer Wärmepufferspeicher<br />

„Da wir die BGA sehr flexibel fahren wollen und die gesamte<br />

Wärme nutzen möchten, haben wir einen neuen<br />

Pufferspeicher angeschafft“, verdeutlicht Abele. Der<br />

neue Behälter, der 800 Kubikmeter fasst, hat einen<br />

Durchmesser von 8 Metern und eine Füllhöhe von 14<br />

Metern. Er wurde von der Firma Lipp vor Ort mit einem<br />

neuartigen Schweißverfahren erstellt. Die Kosten für<br />

die Anschaffung lagen bei über 200.000 Euro. Für den<br />

Energiewirt lohnt sich die Anschaffung, denn „die große<br />

Höhe des Speichers“ helfe „Kosten zu sparen“, so<br />

Abele, und er benötige „wesentlich weniger Bauteile“.<br />

Es wäre nur eine Pumpe nötig, zudem könne er ohne<br />

zusätzlichen Wärmetauscher das heiße Medium ins<br />

Netz schicken und auch die Ausgleichsbehälter würden<br />

entfallen.<br />

Die bereits vorhandenen Puffer, einer mit 25 m³ und einer<br />

mit 100 m³ Fassungsvermögen, hätten nicht mehr<br />

ausgereicht. „Weil wir viele Gewerbekunden haben,<br />

muss ich die Wärme vom Wochenende in die Woche<br />

schieben“, erklärt Abele. Aber auch eine Speicherung<br />

vom Herbst in den Winter sei nun möglich. Der große<br />

Speicher ließe sich sehr gut regeln und wegen der besseren<br />

Auslastung könnte der zweite Hackschnitzelkessel,<br />

der bald kommen soll, kleiner ausfallen. Um die<br />

Spitzenlast abzudecken, soll zum bereits vorhandenen<br />

75-kW-Kessel noch ein zweiter mit 500 kW hinzukom-<br />

75


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Gerade in Arbeit ist ein 1,4-Kilometer-<br />

Netz. Im Jahr 2018 wurden 30 neue<br />

Anschlüsse gebaut, <strong>2019</strong> sollen<br />

weitere 30 folgen.<br />

Der neue Behälter, der 800 m³ fasst, hat einen<br />

Durchmesser von 8 Metern und eine Füllhöhe von<br />

14 Metern. Er wurde von der Firma Lipp vor Ort mit<br />

einem neuartigen Schweißverfahren erstellt.<br />

men. Deshalb wird gerade eine große neue Halle zum<br />

Trocknen und Lagern der Hackschnitzel gebaut.<br />

Nahwärmeversorgung soll<br />

Einkommen sichern<br />

„Wenn die Vergütung ausläuft, sind wir in den Fünfzigern“,<br />

fügt Ehefrau Katja hinzu. Deshalb soll das Wärmenetz<br />

so weit ausgebaut werden, dass das Einkommen<br />

dann gesichert ist. Zukünftig sollen die Kunden<br />

statt einer Teil- eine Vollversorgung erhalten. Gerade in<br />

Arbeit ist ein 1,4-Kilometer-Netz. Im Jahr 2018 wurden<br />

30 neue Anschlüsse gebaut, <strong>2019</strong> sollen weitere<br />

30 folgen.<br />

„Wir haben uns ein Gebiet ausgesucht, das einfach zu<br />

erschließen war“, so Abele, die Anschlussdichte dort<br />

liege bei über 60 Prozent. Der Energiewirt ist damit zufrieden,<br />

mehr sei nicht realistisch: „Manche haben eine<br />

neue Heizung, da wäre ein Anschluss unsinnig“. Erfreulich<br />

ist, dass das Bauprojekt vom Land Baden-Württemberg<br />

eine Förderung von 20 Prozent erhalten hat, diese<br />

bekommen besonders effiziente Nahwärmenetze.<br />

„In der Jahressumme wollen wir zukünftig 7 Mio. kWh<br />

Wärme verkaufen“, berichtet er. Auch die Gärtnerei<br />

Goldammer soll davon profitieren. Bislang werden die<br />

Gewächshäuser ja nur zum Teil mit Nahwärme versorgt.<br />

„Ein Gewächshaus hat unglaublich hohe Spitzen, da<br />

merkt man jede Wolke“, verdeutlicht Abele. Doch gerade<br />

im Winter würden die Pflanzen zuverlässig Wärme<br />

benötigen. Goldammer erklärt warum: „Manche Pflanzen<br />

brauchen es nur frostfrei, andere benötigen mindestens<br />

16 °C.“ Der Bedarf sei vor allem in den frühen<br />

Morgenstunden vorhanden. „Wenn dann die Energie<br />

ausfällt, ist Eile geboten, sonst ist der wirtschaftliche<br />

Schaden groß“. Doch jetzt sei „genügend Puffer für<br />

den Spitzenbereich“ vorhanden. „Wir sind super aufgestellt<br />

miteinander“, sagt der Gärtnereibesitzer lachend.<br />

Wenn tatsächlich mal irgendetwas sei, reiche ein kurzer<br />

Telefonanruf. „Mehr braucht es nicht“, betont Goldammer<br />

zufrieden.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

Freie Journalistin<br />

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76


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS<br />

Gut gerührt ist halb vergoren<br />

FOTOS: MARTIN BENSMANN<br />

Blick von oben in die<br />

Montagehalle. Die<br />

im Bild zu sehenden<br />

Rührwerksachsen werden<br />

später senkrecht<br />

eingebaut.<br />

Die Firma Steverding im nordrhein-westfälischen Stadtlohn kann in <strong>2019</strong> auf 25 Jahre<br />

erfolgreiche Unternehmensentwicklung zurückblicken. Neben dem Sondermaschinenbau<br />

ist die Komponentenfertigung für Biogasanlagen ein wichtiges Standbein.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

In vielen Gärbehältern von Biogasanlagen wird fleißig<br />

gepaddelt. Das heißt aber nicht, dass jemand<br />

mit einem Boot auf dem Gärsubstrat unterwegs ist.<br />

Es handelt sich vielmehr um sogenannte Paddelrührwerke,<br />

die die Gärmasse gleichmäßig durchmischen.<br />

Diese Rührwerke haben ein horizontal oder<br />

vertikal gelagertes Rohr (Achse), an die in bestimmten<br />

Abständen die Rührarme mit den daran befestigten<br />

Paddelblechen angeschraubt werden. Angetrieben<br />

werden sie von außen von Elektromotoren.<br />

„Ende der Neunzigerjahre haben wir begonnen, die<br />

ersten Paddelrührwerke für den österreichischen<br />

Markt zu fertigen. Sie hatten die Bezeichnung Hydromixer,<br />

weil sie hydraulisch angetrieben wurden. Kunden<br />

waren damals auch schon Biogasanlagenbetreiber.<br />

Neben den Rührwerken haben wir damals auch<br />

Technik-Container für Biogasanlagen bestückt“, blickt<br />

Stefan Steverding, Gründer und Geschäftsführer des<br />

Unternehmens zurück.<br />

Als Ein-Mann-Start-up begonnen<br />

Er hat sich 1994 als Maschinenbaumeister selbstständig<br />

gemacht. Damals war es ein Ein-Mann-Betrieb.<br />

Neben dem allgemeinen Maschinenbau betätigte sich<br />

der Jungunternehmer in der Produktion von Fördertechnik<br />

sowie dem Sondermaschinenbau für die Holz<br />

und Kunststoff verarbeitende Industrie. 1999 wurde<br />

ein neuer Produktionsstandort aufgebaut und die Mitarbeiterzahl<br />

stieg auf acht Personen an.<br />

Nachdem die Paddelrührwerke sich in österreichischen<br />

Biogasanlagen bewährt hatten, wurden auch Kunden<br />

in Deutschland zu Beginn der 2000er Jahre auf die<br />

Anlagenkomponenten aus dem Münsterland aufmerksam.<br />

„Ab dem Zeitpunkt haben wir begonnen, die Produktfamilie<br />

immer mehr zu vergrößern. Und mit den<br />

immer größer werdenden Gärbehältern wurden die<br />

Rührwerke auch immer größer. Das größte Rührwerk<br />

in einem Rührkesselfermenter<br />

hat eine Länge von 27 Metern<br />

und einen Durchmesser von 4<br />

Metern. 30 mal 6 Meter haben<br />

wir in einem Pfropfenstromfermenter<br />

eingebaut“, berichtet<br />

Steverding freudig.<br />

2003 wurde die Steverding<br />

Rührwerkstechnik GmbH gegründet,<br />

in der seitdem die<br />

Entwicklung, die Fertigung und<br />

der Vertrieb der Geräte stattfindet.<br />

2004 hat das Unternehmen<br />

eine enge Zusammenarbeit<br />

mit der Fachhochschule<br />

Münster, Standort Burgsteinfurt,<br />

begonnen. Dabei wird<br />

von wissenschaftlicher Seite<br />

die Auslegung von Rührwerksgeometrien<br />

untersucht und<br />

auch Strömungssimulationen<br />

Stefan Steverding<br />

(rechts), Geschäftsführer<br />

des Unternehmens,<br />

und Mitarbeiter Markus<br />

Graute in der Montagehalle<br />

für Paddelrührwerke.<br />

77


PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

werden getestet. In einem Technikum am Firmensitz kann Steverding<br />

ebenfalls das Rührverhalten überprüfen. An einem speziellen<br />

Leistungsprüfstand kann zum Beispiel die Getriebebelastung<br />

getestet werden. An einem weiteren Prüfstand das an den<br />

Paddeln anliegende Drehmoment. In einem Versuchsbehälter im<br />

Maßstab von 1:10 können unterschiedlichste Rührgeometrien<br />

und deren Strömungsverhalten getestet werden.<br />

Präzisionsbauteile für<br />

die Paddelrührwerke<br />

werden von einem<br />

Mitarbeiter hergestellt.<br />

Ausgezeichnete Technik<br />

Weil sich Mühe lohnt, hat Steverding in 2009 auf NRW-Ebene<br />

den großen Preis des Mittelstandes für Innovationen erhalten.<br />

2013 folgte der Prof.-Adalbert-Seifriz-Preis für Technologietransfer<br />

zwischen Handwerk und Fachhochschule. „Aktuell arbeiten<br />

wir an einer Sensorik, die erkennen soll, wann die Rührwerke<br />

arbeiten müssen und wann nicht“, blickt Steverding<br />

voraus. Und weil Innovationen auch geschützt werden müssen,<br />

wurde das Rührwerk Spiralo zum Patent angemeldet.<br />

Vom Standardrührwerk wurden bisher über 3.000 Stück verbaut.<br />

Anlagenbetreiber in Großbritannien, Frankreich, Griechenland,<br />

in der Türkei, in Lettland, Estland, China, Chile, Kanada und der<br />

Ukraine wissen die Wertarbeit aus Stadtlohn zu schätzen. Allein<br />

nach China müssen für zwei Projekte 70 Rührwerke geliefert<br />

werden. Für das kommende Jahr liegen bereits Anfragen über<br />

210 Rührwerke vor.<br />

In Deutschland (nur noch 10 Prozent des Umsatzes) wird die<br />

Technik aktuell vor allem in Bestandsanlagen eingebaut, die im<br />

Refittingprozess sind und abgenutzte Rührwerke austauschen<br />

müssen. Doch auch der Einsatz von neuen, faserreichen Gärsubstraten<br />

lässt Anlagenbetreiber zum Paddelrührwerk greifen.<br />

Außerhalb der Landwirtschaft ist es die Chemieindustrie, die<br />

Rührwerke made by Steverding kauft. Die meisten Aufträge werden<br />

durch Planungsbüros und Biogasanlagenhersteller realisiert,<br />

geringfügig auch durch direktes Endkundengeschäft.<br />

Per Bahn nach China<br />

Ausländische Firmen, die die Rührwerke vor Ort montieren, werden<br />

im Hause Steverding extra geschult. Die Ersatzteilversorgung<br />

im Ausland geschieht über spezielle Stützpunktpartner.<br />

„Nach China geht die Fracht per Bahn ab Hamburg, demnächst<br />

ab Duisburg. Wir sind sozusagen auf der neuen Seidenstraße<br />

unterwegs. 16 Tage benötigt der Zug bis nach China und ist damit<br />

wesentlich schneller als das Schiff“, betont Steverding. Da<br />

sich die Rührwerke sehr langsam drehen, ist der Verschleiß sehr<br />

gering und die Langlebigkeit hoch. An den Paddeln entsteht laut<br />

Steverding so gut wie gar kein Verschleiß. Nur die Lager und<br />

das Getriebe müssen je nach Beanspruchung irgendwann ausgetauscht<br />

werden.<br />

„Wir passen die Rührwerke individuell an unterschiedliche Behältergeometrien<br />

an“, versichert Stefan Steverding und ergänzt<br />

„unsere Rührwerke haben auch mit hohen Trockensubstanzgehalten<br />

im Gärsubstrat kein Problem.“ Sink- und Schwimmschichten<br />

würden mit dieser Technik erst gar nicht entstehen.<br />

Die horizontal arbeitenden Rührwerke haben eine elektrische<br />

Anschlussleistung von 10 bis 30 Kilowatt, die vertikal arbeitenden<br />

bis 60 Kilowatt.<br />

„Rührwerke in Behältern mit wechselnden Füllständen versehen<br />

wir mit einer speziellen Keramik-Polymer-Beschichtung. Sie<br />

78


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

PRAXIS<br />

Rührwerksachsen für<br />

den späteren waagerechten<br />

Einbau.<br />

schützt den Stahl vor Korrosion im Gasraum. Zusätzlich<br />

zu den horizontal und vertikal arbeitenden Rührwerken<br />

bieten wir neuerdings auch schräg in den Gärbehälter<br />

ragende Rührwerke an“, führt Markus Graute aus, der<br />

im Bereich Technik und Vertrieb tätig ist.<br />

Und damit auch kein Gärsubstrat nach außen dringen<br />

kann, sind im Hause spezielle Dichtungssysteme, die<br />

auch faserreiche Medien oder Medien mit hohem Sandanteil<br />

verhindern nach außen zu gelangen, entwickelt<br />

worden, die sich in den Rührwerken befinden. Sie bieten<br />

zusätzliche Sicherheit zu den Gleitringdichtungen.<br />

Der Zwischenraum zwischen Behälterwand und Rührwerk<br />

wird durch eine Ringraumdichtung abdichtet. Ein<br />

neuer Trend ist auch der Einsatz kleiner Paddelrührwerke<br />

in Anmaischbehältern, um zum Beispiel loses<br />

Stroh einzurühren. Mischungen mit bis zu 20 Prozent<br />

Trockensubstanz können die kleinen Paddeler ohne<br />

Probleme homogen vermischen. Nimmt die Reststoffvergärung<br />

in Deutschland und international erst einmal<br />

richtig Fahrt auf, dann dürften für lange Zeit die Arbeitsplätze<br />

bei Steverding gesichert sein.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

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79


WISSENSCHAFT<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Dr. Catalina Rodriguez Correa vom<br />

Fachgebiet Konversionstechnologien<br />

nachwachsender Rohstoffe an der<br />

Universität Hohenheim führt die Versuchsreihen<br />

in Deutschland durch.<br />

Hochwertiges<br />

Biogas mit<br />

Filter aus<br />

Gärrückstand<br />

Die Universitäten Hohenheim und Lissabon stellen erfolgreich Kohlendioxid-Filter aus<br />

Gärresten her. Das Ziel ist, die Gas-Qualität und die Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen<br />

zu erhöhen.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

Um Biogas in Erdgasqualität zu erhalten,<br />

muss es gefiltert werden, denn es enthält<br />

vergleichsweise viel Kohlendioxid, das<br />

seinen Brennwert verschlechtert. „Bislang<br />

wird zur Aufbereitung häufig Aktivkohle<br />

benutzt“, erklärt Dr. Catalina Rodriguez Correa<br />

vom Fachgebiet Konversionstechnologien nachwachsender<br />

Rohstoffe der Universität Hohenheim. Die Wissenschaftlerin<br />

gehört zum Forschungsteam, dem es<br />

gelungen ist, einen biologischen Filter herzustellen.<br />

Der Clou: Sie verwenden dafür die Gärreste aus Biogasanlagen.<br />

Diese bauen sie zu Aktivkohle um. Diese<br />

Gärrestkohle eignet sich hervorragend, um dem Biogas<br />

überflüssiges Kohlendioxid zu entziehen.<br />

Die Idee, Biofilter aus Gärresten herzustellen, wurde<br />

in einem Kooperationsprojekt entwickelt. Gemeinsam<br />

hatten Wissenschaftler aus Portugal, Mexiko, Kolumbien<br />

und Deutschland daran geforscht, Kohlenstoffmaterialien<br />

aus verschiedenen Agrarreststoffen in wertvollere<br />

Produkte zu verwandeln. Dabei entstand die Idee, die<br />

Vergärungsrückstände für die Absorption von Biogas zu<br />

nutzen. „Wir wollten Biogasanlagen rentabler machen<br />

und den Kreislauf schließen“, erklärt Prof. Dr. Andrea<br />

Kruse, Fachgebietsleiterin der Abteilung Konversionstechnologien<br />

nachwachsender Rohstoffe. „Gärreste<br />

sind ein interessantes Ausgangsmaterial für uns, da sie<br />

einen hohen Kohlenstoffgehalt haben“, fügt Rodriguez<br />

Correa hinzu, zudem seien sie reichlich vorhanden. Die<br />

Forscher der Universitäten Hohenheim in Stuttgart und<br />

Lissabon (Forschungszentrum LAQV-Requimte ) hatten<br />

dann gemeinsam den biologischen Filter entwickelt.<br />

Verkohlung durch HTC<br />

Im ersten Verfahrensschritt muss der Kohlenstoffgehalt<br />

des Gärrests erhöht werden, deshalb wird er karbonisiert.<br />

Auf diese Weise werden Poren und sauerstoffhaltige<br />

Gruppen erzeugt. „Kohlendioxid bleibt an ihnen<br />

hängen, während Methan hindurchschlüpft“, verdeutlicht<br />

Rodriguez Correa. Die Wissenschaftler nutzen<br />

dazu die chemische Verkohlung durch die sogenannte<br />

Hydrothermale Carbonisierung (HTC).<br />

Die Wissenschaftlerin erklärt warum: „Pyrolyse wäre<br />

auch eine Möglichkeit, doch dazu müssten wir dem<br />

Gärrest vorher das Wasser entziehen“ und das sei sehr<br />

energieaufwändig. Bei der HTC handele es sich hingegen<br />

um ein sogenanntes „nasses Verfahren“, denn der<br />

thermochemische Umwandlungsprozess finde im Wasser<br />

statt. „Wir können dabei die im Gärrest enthaltene<br />

Feuchtigkeit als Reaktionsmedium nutzen“, berichtet<br />

die Forscherin.<br />

80


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong> WISSENSCHAFT<br />

Bei dem Verfahren wird die Biomasse in wässriger Suspension<br />

bei Temperaturen zwischen 180 und 250 °C<br />

und erhöhtem Druck in HTC-Kohle (Hydrochar) verwandelt.<br />

Dazu wird die Biomasse in einem Druckbehälter,<br />

dem sogenannten Autoklav, erhitzt. „Zu Beginn ermitteln<br />

wir die Reaktionsparameter in Kleinautoklaven,<br />

die ein Volumen von 10 Milliliter haben“, so Rodriguez<br />

Correa. Im Anschluss werden die Versuche in größeren<br />

Autoklaven (250 ml) wiederholt.<br />

Stimmen die Parameter, ist es Zeit für den „Mini-Coal“.<br />

Der kleine Karbonisierer fasst 8 Liter Gärdünger. Bei<br />

den durchgeführten Versuchen hatte der „Dampfkochtopf“<br />

einen maximalen Druck von 30 bar. „Wir haben<br />

die Temperatur (190 bis 250 °C), den pH-Wert (5 und 7)<br />

und die Verweilzeit (3 und 8 Stunden) variiert“, erklärt<br />

Rodriguez Correa. Dabei hänge die Verweilzeit stark<br />

vom Eingangsmaterial ab: „Gärreste benötigen weniger<br />

Zeit, denn sie sind schon vorverdaut“, fügt die Fachbereichsleiterin<br />

hinzu. Insgesamt hätte die Temperatur,<br />

gefolgt von der Verweilzeit, den stärksten Einfluss auf<br />

die chemische Zusammensetzung und die thermische<br />

Stabilität des Hydrochars gehabt. Die Veränderung des<br />

pH-Wertes hätte hingegen keine große Wirkung gezeigt.<br />

„Nach diesem Verfahrensschritt ist das entstandene<br />

Material reich an Kohlenstoff“, berichtet die Professorin.<br />

Es wäre zudem hydrophob, also „wasserscheu“,<br />

dadurch könnte es besser entwässert werden.<br />

Das erzeugte Hydrochar hat Braunkohle ähnliche Eigenschaften.<br />

Der Kohlenstoff der Ausgangsbiomasse<br />

ist größtenteils Bestandteil der festen Phase, allerdings<br />

zum Teil auch im Prozesswasser gelöst. Nur ein sehr<br />

geringer Teil des Kohlenstoffs wird als CO 2<br />

freigesetzt<br />

(


WISSENSCHAFT<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Bild links: Vorher: Der Gärrest wird durch Karbonisierung<br />

zur HTC-Kohle. Die Oberfläche der Gärrestkohle beträgt<br />

zwischen 8 und 14 Quadratmeter pro Gramm.<br />

Bild rechts: Nachher: Nach der Aktivierung hat sich die<br />

Oberfläche der Gärrest-Aktivkohle durch Mikroporen deutlich<br />

erhöht, sie liegt zwischen 930 und 1351 m²/g.<br />

Studentin Svenja Kloße<br />

bei der Aktivierung der<br />

Gärrestkohle: Dabei<br />

werden die Kohlen mit<br />

Lauge gemischt und<br />

erneut erhitzt, diesmal<br />

aber auf 600 Grad.<br />

Durch die nochmalige<br />

Wärmebehandlung<br />

entstehen Mikroporen.<br />

Stange BGJ 4_2018.pdf 1 08.06.18 12:01<br />

renvolumina lagen zwischen 0,35 und 0,5 Kubikzentimeter<br />

pro Gramm. „Ideal für die Biogas-Aufbereitung<br />

ist auch, dass die Oberfläche nach der Aktivierung basisch<br />

ist, denn Kohlendioxid ist eine Säure“, erläutert<br />

die Wissenschaftlerin. Für den basischen Charakter der<br />

Oberfläche seien die sauerstoffhaltigen Gruppen sowie<br />

die graphit-ähnliche Struktur der Materialien nach der<br />

Aktivierung verantwortlich.<br />

Bei den nachfolgenden Untersuchungen zeigte sich,<br />

dass das Gärrestprodukt ein sehr wirksames Adsorbens<br />

für CO 2<br />

ist. Die Abbildung 1 „Selektivität“ auf Seite<br />

79 stellt das Adsorptionsverhältnis zwischen CO 2<br />

und<br />

Methan (CH 4<br />

) dar. „Es zeigt nicht nur, dass die Gärrest-<br />

Aktivkohle mehr CO 2<br />

als Methan adsorbiert, sondern<br />

auch, dass sie besser als andere Materialien ist“, so Dr.<br />

Rodriguez Correa. „Getestet haben wir handelsübliche<br />

sehr moderne Filtermaterialien“, so die Forscherin.<br />

Zu sehen ist in Abbildung 1, dass die Monolithen aus<br />

kommerzieller Aktivkohle (violette gestrichelte Linie)<br />

und die Pellets aus kommerzieller Aktivkohle (rote gestrichelte<br />

Linie) deutlich schlechter abschneiden. Sie<br />

filterten im Versuchsverlauf deutlich weniger CO 2<br />

aus<br />

dem Methanstrom. „Die Gärrest-Kohle nimmt etwa das<br />

Zwei- bis Zweieinhalbfache an Kohlendioxid auf als die<br />

herkömmlichen Aktivkohlen“, ergänzt Prof. Dr. Kruse.<br />

Mit ins Rennen gingen zudem MOF´s (metal-organicframework).<br />

Das sind Metall-organische Gerüste, die<br />

auf molekularer Ebene wie ein Sieb funktionieren.<br />

Auch hier ging die Gärrest-Kohle deutlich als Sieger<br />

hervor. Über das Ergebnis waren die Forscherinnen sehr<br />

erstaunt: „Eigentlich hätten die MOF‘s gewinnen sollen,<br />

denn wir haben einen Sportwagen mit einem Traktor<br />

ins Rennen geschickt“, sagt Andrea Kruse lachend,<br />

doch der Trecker habe gewonnen.<br />

Weil sich die Adsorptionskapazität mit der Temperatur<br />

ändert, wurden Versuche mit unterschiedlichen Temperaturen<br />

gefahren. Die Spanne reichte von 30 °C bis<br />

80 °C. Abbildung 2 „Adsorptionskapaziät“ zeigt die Adsorptions-<br />

(gefüllte Kreise) und Desorptionsisothermen<br />

(leere Kreise) für CO 2<br />

(blau) und CH 4<br />

(rot), die bei 30<br />

°C gemessen wurden. Zu sehen ist, dass die Aktivkohle<br />

aus Gärrest fast doppelt so viel CO 2<br />

wie CH 4<br />

adsorbiert.<br />

„Bei hohen Temperaturen nimmt die Gärrest-Aktivkohle<br />

etwa viermal so viel Kohlendioxid auf“, ergänzt Andrea<br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong> WISSENSCHAFT<br />

Kruse. „Damit schneiden die Biokohlen aus Gärresten<br />

deutlich besser ab als die anderen Filtermaterialien“,<br />

resümiert die Fachbereichsleiterin.<br />

Für welche Anlagen geeignet?<br />

„Die Einsatzgebiete sind vielfältig“, sagt Dr. Andrea<br />

Kruse. Wichtig sei nur, dass die Zusammensetzung<br />

des Substrats annähernd konstant ist. Bei Anlagen, die<br />

Abfälle aus der Biotonne vergären, verändere sich die<br />

Zusammensetzung im Jahresverlauf zu stark. „Diese<br />

Schwankungen seien „verfahrenstechnisch schwer<br />

händelbar“, deshalb habe das Gärrestprodukt dann<br />

nicht immer die gleiche gute Qualität. Zudem unterscheiden<br />

sich die Vergärungsrückstände je nach verwendetem<br />

Substrat. „Am besten sind Gärreste aus<br />

Nawaro-Anlagen“, erklärt Rodriguez Correa, denn ihr<br />

Anteil an Mineralien sei hoch, doch auch Gülle eigne<br />

sich: „Wenn Gülle als Substrat eingesetzt wird, können<br />

wir zuvor die Phosphate entfernen, dies gelingt uns zu<br />

über 80 Prozent“. Auch der Stickstoff könne durch<br />

die HTC zu etwa 90 Prozent gewonnen werden. Beide<br />

Stoffe seien wertvolle Düngemittel. „Damit haben wir<br />

alles entfernt, was dem Gärrest einen Wert gibt“, sagt<br />

die Fachbereichsleiterin lachend, denn das Ziel sei, die<br />

Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen zu erhöhen.<br />

„Deshalb wollen wir auch kleine, günstige Aufbereitungsanlagen<br />

produzieren“, so Kruse. Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

muss sich der Gärrest-Filter<br />

mit der handelsüblichen Aktivkohle vergleichen lassen.<br />

„Mit dem aktuellen Preis können wir auf jeden Fall mithalten“,<br />

berichtet die Fachfrau. Zudem könnten die<br />

Prozessreste in der BGA verwertet werden.<br />

Nächste Schritte<br />

Die jetzige Herausforderung ist, die Kohlen zu pelletieren.<br />

Denn für das Druck-Wechsel-Adsorptions-Verfahren<br />

eignen sich Pulver nicht. Deshalb testen die<br />

Forscherinnen gerade verschiedene Bindemittel, um<br />

größere Pellets herzustellen. Das Medium benötige<br />

„eine bestimmte Konsistenz“ für die Verarbeitung in<br />

einer Kolonne. „Das ist nicht so einfach, denn wir müssen<br />

darauf achten, dass die Poren beim Pressen keinen<br />

Schaden nehmen“, berichtet die Professorin.<br />

Bestellen kann man die Anlage bei der Universität<br />

Hohenheim nicht. Die Vermarktung soll später der<br />

Indus triepartner HTCycle übernehmen. „Wir verkaufen<br />

nicht, uns gehören aber die Rechte an der Anlage“, so<br />

die Fachbereichsleiterin. Noch ist es aber nicht so weit.<br />

Im nächsten Schritt soll die Prozesskette im Technikums-Maßstab<br />

auf der Biogasanlage der Hochschule<br />

aufgebaut werden. Sie wird etwa 20 Kilo der Gärreste<br />

verarbeiten. Zurzeit kümmert sich die Fachbereichsleiterin<br />

um die Finanzierung, ist aber optimistisch: „Bei<br />

wirklich guten Ideen haben wir die Gelder immer bekommen“.<br />

Hinweis: Weitere Informationen und Grafiken unter:<br />

Evaluation of hydrothermal carbonization as a preliminary<br />

step for the production of functional materials from<br />

biogas digestate; in: Journal of Analytical and Applied<br />

Pyrolysis, Volume 124, 2017, S.461–474 http://dx.doi.<br />

org/10.1016/j.jaap.2017.02.014)<br />

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83


WISSENSCHAFT<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Von links: Katharina Bär und Abdessamad Saidi von<br />

der TH Ingolstadt, Martin Sieber und Christoph Wörl,<br />

Geschäftsführer der Biogasanlage Zellerfeld.<br />

Am Stromnetz orientiert<br />

flexibilisieren<br />

FOTOS: CHRISTIAN DANY<br />

Die Bedürfnisse des Verteilnetzes standen im Fokus von „FlexFuture“: Das Forschungsprojekt<br />

hatte zum Ziel, durch den Fahrplan einer Biogasanlage Netzengpässe in einem Verteilnetz<br />

mit hohem Anteil fluktuierender Stromerzeuger zu vermeiden – als Alternative zu<br />

Netzausbau und Stromspeichern. Hierzu wurde eine Anlagensteuerung entwickelt und in<br />

der Praxis erprobt, die die Stromproduktion einer benachbarten Photovoltaikanlage ausgleicht.<br />

Die Steuerungslogik ist übertragbar auf jede Biogasanlage.<br />

Von Christian Dany<br />

Gas-Durchflussmessgerät<br />

auf der Biogasanlage<br />

Zellerfeld.<br />

Manche Landwirte investieren gern und<br />

viel in Erneuerbare Energien. Ein besonders<br />

starkes Beispiel hat Egling an<br />

der Paar, südlich von Augsburg gelegen,<br />

zu bieten: Herbert Grundler, Martin<br />

Sieber und Christoph Wörl betreiben hier die Gemeinschafts-Biogasanlage<br />

Zellerfeld, benannt nach dem<br />

Flurnamen. Die Landwirte sind zu gleichen Teilen beteiligt<br />

und führen die Geschäfte gemeinsam. Alle drei<br />

haben viehlose Ackerbaubetriebe, weshalb die Anlage<br />

ausschließlich mit Energiepflanzen gefüttert wird, wie<br />

etwa Zuckerrüben, Gras- und Maissilage.<br />

Direkt nebenan liegt der Solarpark Wolfsgrube mit insgesamt<br />

7.000 Kilowatt (kW) Leistung. Die Photovoltaik-Freiflächenanlage<br />

besteht aus zwei Teilen, die vier<br />

verschiedenen Gesellschaften gehören. Es herrscht jedoch<br />

zum Teil Personengleichheit – sowohl bei den vier<br />

Firmen untereinander als auch mit der Biogas-GmbH &<br />

Co. KG. Am Netzverknüpfungspunkt (NVP) Zellerfeld<br />

sind die Biogasanlage mit einer installierten Leistung<br />

von 1.438 kW und die PV-Freiflächenanlage mit einer<br />

an den Wechselrichtern auf 5.000 kW gedrosselten Einspeiseleistung<br />

angeschlossen. Insgesamt sind hier somit<br />

regenerative Einspeiseanlagen mit 6.438 kW installiert.<br />

Der gemeinsame Anschluss am Mittelspannungs-<br />

Verteilnetz kann aber wechselstromseitig nur maximal<br />

5.000 kW aufnehmen. Bei hoher solarer Einstrahlung<br />

übersteigt die Gesamtstromerzeugung das Limit des<br />

Leistungsschalters am NVP, wodurch der Überstromzeitschutz<br />

aktiviert und alle angeschlossenen Stromerzeuger<br />

vom Netz getrennt werden. Das ist für die<br />

Solar- und Biogasanlagenbetreiber natürlich eine unbefriedigende<br />

Situation, zumal: „Ein Ausbau des NVP hätte<br />

rund 300.000 Euro gekostet“, verrät Christoph Wörl.<br />

Diese Konstellation hatte die Eglinger interessant gemacht<br />

für das zweijährige Forschungsvorhaben „Flex-<br />

Future – Integration von Biogasanlagen in Netze mit hohem<br />

Anteil fluktuierender Stromerzeuger“ des Instituts<br />

für neue Energie-Systeme (InES) an der Technischen<br />

Hochschule Ingolstadt. Im Rahmen des vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

über das Programm „Energetische<br />

Biomassenutzung“ geförderten Projektes entwickelte<br />

das InES zusammen mit Industriepartnern ein<br />

innovatives Einspeisemanagement für Biogasanlagen,<br />

das die Stromproduktion der benachbarten PV-Anlage<br />

einbezieht.<br />

„Wir wenden an unserem Standort die Summendifferenzmessung<br />

an“, sagt Wörl, „das heißt, wir müssen<br />

84


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong> WISSENSCHAFT<br />

es vermeiden, Solarstrom auf der Biogasanlage zu verbrauchen.“<br />

Strom aus der 2010 ans Netz gegangenen<br />

Photovoltaikanlage werde mit 28 Cent pro Kilowattstunde<br />

(kWh) vergütet und soll möglichst vollständig<br />

eingespeist werden. Im Zentrum des FlexFuture-Projektes<br />

stand deshalb die Erweiterung der von der Firma<br />

Burghart GmbH & Co. KG aus Schwindegg entwickelten<br />

Anlagensteuerung um ein Modul mit prognostizierten,<br />

maximalen PV-Erzeugungsprofilen. Einfach gesagt bedeutet<br />

das, dass bei einer hohen PV-Einspeiseleistung<br />

die Biogas-BHKW heruntergefahren werden. In Zeiträumen<br />

geringer solarer Einstrahlung kann die Leistung<br />

der Biogas-BHKW wiederum erhöht werden.<br />

Netzgetriebene flexible Fahrweise realisiert<br />

Für die Flexibilisierung von Biogasanlagen stellt dieser<br />

Ansatz ein Novum dar: Bislang orientieren sich flexible<br />

Fahrpläne im Wesentlichen an den Strompreisen, sind<br />

also marktgetrieben. Auf der Anlage Zellerfeld wurde<br />

hingegen eine netzgetriebene flexible Fahrweise umgesetzt:<br />

„Wir haben im Realbetrieb gezeigt, dass Netzengpässe<br />

im Verteilnetz vermieden werden können und<br />

gleichzeitig ein Beitrag zur Spannungshaltung geleistet<br />

werden kann. Dadurch lassen sich größere Anteile<br />

fluktuierender erneuerbarer Erzeuger ins Verteilnetz<br />

integrieren“, erklärt Prof. Wilfried Zörner, Institutsleiter<br />

am InES. Eine verteilnetzorientierte Fahrweise von<br />

Biogasanlagen sei deshalb geeignet, Netzausbaukosten<br />

zu reduzieren und kostenintensive Stromspeicher<br />

zu vermeiden.<br />

Wie die Projektkoordinatorin Katharina Bär vom InES<br />

schildert, kann die Biogasanlage nach drei verschiedenen<br />

Steuerungs-Modi betrieben werden: entweder nach<br />

Vor-Ort-Einstellung durch die Betreiber, nach Fahrplan<br />

unter Berücksichtigung der PV-Einspeisung, wobei tagesaktuelle<br />

Wetter- und Einstrahlungsprognosen einbezogen<br />

werden, oder mit voll flexibler Fahrweise nach<br />

Im Vordergrund das Flex-BHKW mit 889 kW el<br />

, im<br />

Hintergrund das Grundlast-BHKW mit 549 kW el<br />

.<br />

„Ein Ausbau des NVP<br />

hätte rund 300.000<br />

Euro gekostet“<br />

den Preisen der europäischen<br />

Strombörse EPEX SPOT.<br />

„Bei Schlechtwetter könnte<br />

man auch voll nach EPEX fahren“,<br />

sagt die wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin. Die im Projekt<br />

ausgearbeiteten Fahrpläne<br />

für den BHKW-Betrieb seien<br />

für jeweils 32 Stunden im Voraus<br />

generiert worden. „Dieser<br />

Zeitraum erschien relevant,<br />

weil die Preise der Day-Ahead-<br />

Auktion der EPEX-Strombörse<br />

jeweils ab 13.00 Uhr für den nächsten Tag veröffentlicht<br />

werden und die zur PV-Einspeisung benötigte<br />

solare Einstrahlung bis 21.00 Uhr des Folgetages<br />

betrachtet wird“, erläutert Bär. Weitere Eingangsparameter<br />

für die Anlagensteuerung seien der Wärmebedarf<br />

des angeschlossenen Nahwärmenetzes sowie die<br />

Kapazität und der Füllstand des Biogasspeichers. Bei<br />

den im FlexFuture-Projekt ausgearbeiteten Fahrplänen<br />

seien der Gasspeicher und die<br />

PV-Einspeisung am NVP die Restriktionen,<br />

die Vorrang hätten.<br />

Die Biogasanlage Zellerfeld<br />

verfügt über ein Gasspeicher-<br />

Volumen von 2.700 m³ auf dem<br />

Gärdüngerlager. „Bei einer Bemessungsleistung<br />

von 700 kW<br />

reicht das für sechs Stunden“,<br />

sagt Bär. Die Anlage besteht ansonsten aus einem klassischen<br />

Rührkesselfermenter und einem Nachgärbehälter,<br />

beide mit Betondecken. Im Verwaltungs- und<br />

Technikgebäude sind die zwei BHKW untergebracht:<br />

Bei der Inbetriebnahme 2012 wurde eines mit 549 kW<br />

installiert, das – sozusagen in Grundlast – 24 Stunden<br />

durchläuft.<br />

Christoph Wörl<br />

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85


WISSENSCHAFT<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Gemeinschafts-Biogasanlage<br />

Zellerfeld.<br />

Im Jahr 2014 kam ein Flex-BHKW mit 889 kW dazu,<br />

für das eine eigene Gasstrecke aufgebaut wurde und<br />

das je nach Fahrplan etappenweise betrieben wird.<br />

„Zurzeit läuft das Flex-BHKW morgens von 5.00 Uhr<br />

bis 8.30 Uhr und abends von 17.00 bis 23.00 Uhr“,<br />

lässt Geschäftsführer Martin Sieber einblicken. Im<br />

Winter verschiebe sich die Abend-Betriebszeit nach<br />

vorne. Mit der in den BHKW erzeugten Wärme wird ein<br />

kleines Nahwärmenetz mit rund zehn Häusern im benachbarten<br />

Weiler Zell versorgt.<br />

„Den Gasspeicher-Füllstand messen wir<br />

mit einem hydrostatischen System“<br />

Christoph Wörl<br />

Probleme im Praxisbetrieb<br />

In der Praxis ist der Flexbetrieb aber nicht frei von<br />

Schwierigkeiten, wie die Eglinger Energiewirte einräumen.<br />

Das „Zusammenspiel mit der Gasaufbereitung“<br />

sei komplizierter als beim Volllastbetrieb: „Die Gasstrecke<br />

kann auskühlen und die Gaskühlung daraufhin auf<br />

Störung gehen“, erläutert Christoph Wörl, „in der Folge<br />

kommt feuchtes Gas in den Aktivkohlefilter<br />

und setzt diesen zu.“ Ein Fehler, der aufgrund<br />

des On-Off-Betriebes auftrete, könne<br />

eine ganze Folge an weiteren Fehlern nach<br />

sich ziehen.<br />

Deshalb sei es nicht immer leicht, den<br />

vorgegebenen Fahrplan einzuhalten. Man<br />

müsse immer auf die Bedingungen vor Ort<br />

reagieren. Außerdem sei das Flex-BHKW<br />

wegen der zwei Starts pro Tag störungsanfälliger<br />

als das BHKW, das durchläuft.<br />

„Beim Flex-BHKW hatten wir schon einen gravierenden<br />

Schaden am Gemischkühler“, berichtet Wörl. Darüber<br />

hinaus traten auch Probleme beim Anlasser, der Vorschmierpumpe<br />

und der Batterie auf. „Das Gute ist nur,<br />

dass ich bei Störungen meistens nicht sofort reagieren<br />

muss“, schmunzelt er, „wegen des Gasspeichers und<br />

weil das andere BHKW ja trotzdem läuft, bleiben in der<br />

Regel ein paar Stunden Zeit.“<br />

Im Rahmen des FlexFuture-Projektes erfuhr die Biogasanlage<br />

Zellerfeld auch eine messtechnische Aufrüstung:<br />

Unter anderem wird zur energetischen Erfassung<br />

des Biogasspeichers die Zusammensetzung des einund<br />

austretenden Biogasstroms analysiert. „Um eine<br />

Normierung des Biogasspeicherinhalts vornehmen zu<br />

können, werden die Umgebungsbedingungen gemessen“,<br />

erläutert Bär.<br />

Dies seien der atmosphärische Luftdruck und die Umgebungstemperatur<br />

sowie der Betriebsdruck und die<br />

Temperatur im Biogasspeicher. Außerdem müsse der<br />

Feuchtegehalt des Biogases beachtet werden. „Den<br />

Gasspeicher-Füllstand messen wir mit einem hydrostatischen<br />

System“, ergänzt Wörl. Für eine exakte<br />

Erfassung befänden sich hierzu auf dem Tragluftdach<br />

des Gärrestlagers drei Sensoren. Zur Validierung der<br />

entwickelten Fahrpläne ermöglicht das während des<br />

FOTO: TH INGOLSTADT<br />

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BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong> WISSENSCHAFT<br />

Projektes etablierte Monitoring-System einen Abgleich<br />

zwischen der berechneten und der tatsächlich<br />

eingespeisten Leistung der Biogas-BHKW. Wie Bär<br />

resümiert, konnte mit dem Anlagen-Monitoring der<br />

Nachweis erbracht werden, dass mit der auf der Biogasanlage<br />

Zellerfeld angewandten Steuerung Einspeiseprofile<br />

geglättet und Netzengpässe vermieden werden<br />

können.<br />

Die Anlagensteuerung in Verbindung mit dem Einspeisemanagement<br />

sei auch als Modell für andere Biogasanlagen<br />

geeignet: „Die Steuerungslogik ist übertragbar<br />

auf jede Biogasanlage. Mit dem Zubau regenerativer<br />

Stromerzeugung ist zunehmend mit Engpässen in den<br />

Verteilnetzen zu rechnen“, fügt ihr Kollege Abdessamad<br />

Saidi an. Der Netzstabilisierung auf lokaler Ebene<br />

durch einen Lastausgleich und der Kappung von Erzeugungsspitzen<br />

komme deshalb eine immer größere<br />

Bedeutung zu.<br />

Prämiensystem für netzdienlichen Betrieb?<br />

Im Hinblick auf die Etablierung eines lokalen Einspeisemanagements<br />

im Energiemarkt bemängeln die<br />

Ingolstädter Wissenschaftler jedoch, dass bei den gegenwärtigen<br />

Rahmenbedingungen keine finanziellen<br />

Anreize bestehen, um Biogasanlagen netzdienlich zu<br />

flexibilisieren. Noch zu entwickelnde Prämiensysteme<br />

für einen netzdienlichen Betrieb könnten hierbei Abhilfe<br />

schaffen.<br />

Im Folgeprojekt NetFlex, das vom Bundeslandwirtschaftsministerium<br />

über die Fachagentur Nachwachsende<br />

Rohstoffe finanziert wird, soll die Biogasanlagen-Steuerung<br />

nun weiterentwickelt werden, um die<br />

Bedürfnisse des Verteilnetzes in Echtzeit in den Fokus<br />

der vorausschauenden Fahrplanerstellung zu rücken.<br />

Die Steuerung soll auf Schwankungen von PV-Anlagen<br />

kurzfristig und selbstlernend reagieren.<br />

Bei konstanter Einspeisung der Biogasanlage kommt es zu einer Überlastung des<br />

Leistungsschalters am Netzverknüpfungspunkt. Dabei werden die angeschlossenen<br />

Stromerzeuger vom Netz getrennt.<br />

Dazu ist eine detaillierte und sekundengenaue lokale<br />

Vorhersage der PV-Einspeiseleistung über Wolkentracking<br />

vorgesehen. In die Steuerung sollen hierzu verbesserte<br />

Wetterprognosen hinsichtlich kleinräumiger<br />

und kurzfristiger Schwankungen auf Basis hochaufgelöster<br />

Satelliten- und Wetterkameradaten integriert<br />

werden. Deshalb ist das Meteorologische Institut München<br />

in das Projekt unter erneuter Koordination des<br />

Instituts für neue Energie-Systeme an der TH Ingolstadt<br />

einbezogen. Am 1. September ist das dreijährige<br />

Projekt NetFlex gestartet.<br />

Autor<br />

Christian Dany<br />

Freier Journalist<br />

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87


INTERNATIONAL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

KURZ-REISEBERICHTE AHK-GESCHÄFTSREISEN<br />

Myanmar: interessantes Bioenergiepotenzial –<br />

noch zögerliche Marktentwicklung<br />

Insbesondere Asien stand für das Referat International des Fachverbandes Biogas e.V. in den vergangenen<br />

Jahren immer wieder im Fokus, wenn es darum geht, vielversprechende Exportmärkte zu sondieren, in denen<br />

Komponentenhersteller und Errichter von schlüsselfertigen Biogasanlagen aus den Reihen unserer Mitglieder<br />

Geschäftsmöglichkeiten entwickeln können. Vor diesem Hintergrund repräsentierte der beim Fachverband angesiedelte<br />

EZ-Scout der GIZ kürzlich wieder den Fachverband und seine Mitglieder bei zwei AHK-Geschäftsreisen.<br />

Von Markus FürstDas ehemalige<br />

Birma war<br />

in den Fünfzigerjahren<br />

eines der am<br />

Naypyidaw<br />

weitesten entwickelten<br />

Länder Südostasiens<br />

und nach dem Ende<br />

der britischen Kolonialherrschaft<br />

auch eines<br />

der ersten (allerdings<br />

fragilen) demokratischen<br />

Systeme. Nach<br />

dem Putsch und Sturz<br />

der ersten demokratisch<br />

legitimierten Regierung im Jahr 1962 ist<br />

das Land politisch, gesellschaftlich und<br />

wirtschaftlich weit zurückgefallen. Mit<br />

den Wahlen im November 2010 und der<br />

Verabschiedung einer neuen Verfassung<br />

Deutsch-Myanmarisches Erneuerbare-Energien-<br />

Symposium in Yangon.<br />

hat sich das politische System Myanmars<br />

grundlegend verändert: Seit März 2011 hat<br />

Myanmar offiziell wieder eine zivile Regierung,<br />

die nach Jahren politischer und wirtschaftlicher<br />

Isolation erste Reformschritte<br />

in Richtung Demokratisierung und ökonomischer<br />

Öffnung eingeleitet hat.<br />

Angesichts der Reformbemühungen hat<br />

die Europäische Union die Sanktionierung<br />

Myanmars weitestgehend aufgehoben –<br />

damit wurde nach fast zwanzigjähriger<br />

Pause auch wieder deutsches Engagement<br />

möglich: Internationale Geber wie Weltbank<br />

und Asean Development Bank ebenso<br />

wie die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />

sind erst seit 2012 wieder im Land<br />

aktiv.<br />

Myanmar war zum Zeitpunkt des vom Militär<br />

eingeleiteten Übergangs zu einer ersten<br />

zivilen Regierung im Jahr 2011 bei den<br />

meisten Entwicklungsindikatoren weit abgeschlagen.<br />

Das Land durchläuft seitdem<br />

einen im regionalen, aber auch globalen<br />

Kontext beeindruckenden Reformprozess,<br />

der im April 2016 mit dem Amtsantritt<br />

der ersten demokratisch legitimierten zivilen<br />

Regierung seit Jahrzehnten einen<br />

vorläufigen Höhepunkt fand. Der Prozess<br />

aufholender Entwicklung findet unter herausfordernden<br />

Bedingungen statt – an<br />

erster Stelle sind hier die Defizite bei institutionellen<br />

Strukturen und Kapazitäten<br />

zu nennen.<br />

60 Prozent Wasserkraftstrom<br />

Aufgrund des immensen Aufholbedarfs der<br />

Wirtschaft – aber auch des Energiehungers<br />

der privaten Nutzer – ist der hohe Energiebedarf<br />

im Land unstrittig: 2016/2017<br />

lagen die installierten Stromerzeugungskapazitäten<br />

bei 5.389 Megawatt (MW). Der<br />

Anteil der Wasserkraft an der Energieversorgung<br />

liegt bei 60 Prozent der gesamten<br />

installierten Erzeugungskapazitäten, der<br />

von Erdgas bei 35,8 Prozent und der von<br />

Kohle bei 2 Prozent. Erneuerbare Energien<br />

spielen im aktuellen Strommix noch keine<br />

messbare Rolle – dabei ist das Potenzial<br />

für Erneuerbare sehr groß. Allerdings ist<br />

das natürliche Potenzial für Erneuerbare<br />

Energien bisher noch nicht konsolidiert erfasst:<br />

Für Windenergie wird ein natürliches<br />

Erzeugungspotenzial von 365,1 Terawattstunden<br />

(tWh) pro Jahr angenommen – für<br />

Solarenergie von 51.973 TWh pro Jahr.<br />

Im Bereich Bioenergie handelt es sich bisher<br />

lediglich um – teilweise vom Projektentwickler<br />

mitfinanzierte – Pilotprojekte,<br />

jedoch können diese durchaus das vorhandene<br />

Potenzial Myanmars aufzeigen.<br />

Ein bislang fehlender bzw. unzulänglicher<br />

rechtlicher Rahmen für Erneuerbare Energien<br />

macht die Bewertung des Sektors<br />

schwierig und bringt (zumindest bislang)<br />

signifikante Planungsunsicherheiten mit<br />

sich. Gleichzeitig ist das Interesse ausländischer<br />

(Finanz-)Investoren jedoch sehr<br />

groß.<br />

Vor diesem Hintergrund lud die Renewables<br />

Academy AG im Namen der Exportinitiative<br />

Energie gemeinsam mit der Delegation der<br />

Deutschen Wirtschaft in Myanmar (AHK<br />

Yangon) und dem Projektentwicklungsprogramm<br />

PEP der Deutschen Gesellschaft für<br />

Internationalen Entwicklung (GIZ) GmbH<br />

vom 10. bis 14. September 2018 zu einer<br />

AHK-Geschäftsreise nach Myanmar ein. Im<br />

Rahmen der Fachkonferenz am 11. September<br />

in Yangon hatten acht deutsche Unternehmen<br />

die Möglichkeit, ihre Produkte<br />

und Dienstleistungen dem Fachpublikum<br />

aus Myanmar zu präsentieren.<br />

An den Folgetagen organisierte die AHK für<br />

jedes teilnehmende Unternehmen indivi-<br />

88


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

INTERNATIONAL<br />

duelle Termine mit Entscheidungsträgern<br />

und potenziellen Geschäftspartnern in<br />

Myanmar. Das Leitthema der Fachkonferenz,<br />

„Eigenversorgung mit Erneuerbaren<br />

Energien für Industrie & Gewerbe – Fokus<br />

auf Solar- & Bioenergie“, motivierte sieben<br />

deutsche Unternehmen der Bioenergie-<br />

und Solarbranche zu einer Teilnahme.<br />

Sie wurden durch ein überraschend starkes<br />

Interesse von über 120 Teilnehmern<br />

der Fachbranchen aus Myanmar belohnt,<br />

die unter anderem auch dem Vortrag des<br />

EZ-Scouts beim Fachverband zum Thema<br />

„Biomass and biogas as power sources for<br />

green industrial growth“ zuhörten.<br />

Neuer lokaler Biogasverband<br />

Der EZ-Scout repräsentierte auch bei dieser<br />

Veranstaltung die Mitgliedsfirmen aus den<br />

Bereichen Komponenten und schlüsselfertige<br />

Komplettsysteme und hob unter anderem<br />

während der Podiumsdiskussion mit<br />

internationalen Referenten die Vorreiterrolle<br />

der deutschen Biogaswirtschaft sowie<br />

die herausragende Expertise deutscher Firmen<br />

in diesem Sektor hervor. Im weiteren<br />

Verlauf der Konferenzwoche wurden auch<br />

deutsche Unternehmen und potenzielle<br />

Partner aus Myanmar bei Sondierungsgesprächen<br />

unterstützt und erste Gespräche<br />

über mögliche Kooperationen mit dem neu<br />

gegründeten lokalen Biogasverband und<br />

dem Erneuerbare-Energien-Verband Myanmars<br />

geführt.<br />

Während der Fachkonferenz gab ein Vertreter<br />

des Ministeriums für Elektrizität und<br />

Energie von Myanmar (MOEE) auch nähere<br />

Podiumsdiskussion mit Vertretern deutscher Firmen und dem EZ-Scout<br />

als Repräsentant des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Informationen zu einem Gesetzesvorhaben<br />

zur Förderung von Erneuerbaren Energien<br />

bekannt: Myanmar besitzt zwar ein hohes<br />

Potenzial für die Energiegewinnung aus Erneuerbaren<br />

Energien, jedoch fehlte bisher<br />

eine entsprechende Gesetzgebung, die die<br />

Entwicklung von erneuerbaren Energien<br />

regelt.<br />

Mithilfe des neuen Gesetzes beabsichtigt<br />

die Regierung nun Anreize zu schaffen, die<br />

den Markt der Erneuerbaren Energien für<br />

öffentliche sowie private Investoren, unter<br />

anderem durch Steuererleichterungen,<br />

attraktiver gestalten soll. Unter anderem<br />

strebt Myanmar bis 2020 an, 8 Prozent des<br />

Stroms durch erneuerbare Energiequellen<br />

zu erzeugen – bis 2025 soll der Anteil dann<br />

bei 12 Prozent liegen. Ziel des Gesetzes sei<br />

es außerdem, die Versorgung aller Haushalte<br />

mit Elektrizität bis 2030 zu erreichen.<br />

Zum Vergleich: Bisher haben lediglich 40<br />

Prozent der Haushalte in Myanmar Zugang<br />

zu Elektrizität. Insbesondere in den ländlichen<br />

Regionen, die nicht an das nationale<br />

Stromnetz angeschlossen sind, besteht jedoch<br />

Potenzial für die Stromerzeugung aus<br />

Bioenergie. Auch wenn sich die Marktentwicklung<br />

derzeit noch zögerlich darstellt,<br />

zeichnen sich vor allem in diesen Bereichen<br />

sowie im Segment biowaste-to-biogas<br />

(zum Beispiel Lebensmittelproduktion und<br />

Veredelung von Agrarprodukten) durch das<br />

Gesetz neue Marktchancen für deutsche<br />

Unternehmen ab.<br />

FOTOS: DELEGATION DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT IN MYANMAR (AHK YANGON)<br />

89


INTERNATIONAL<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Manila<br />

FOTOS: DEUTSCH-PHILIPPINISCHE INDUSTRIE- UND<br />

HANDELSKAMMER (AHK MANILA)<br />

Gruppenbild mit Repräsentanten deutscher Firmen der Biogas- und Solarbranche<br />

sowie dem EZ-Scout als Vertreter von FvB und GIZ.<br />

Philippinen: In der Vergangenheit wenig Aktivitäten – aber große Pläne internationaler Unternehmen<br />

Aufgrund des Wirtschaftswachstums<br />

und der stabilen<br />

Beschäftigtenquote wachsen<br />

die Konsumfreude der philippinischen<br />

Mittelschicht und<br />

somit auch der Energiebedarf nach wie vor<br />

stark. Gleichzeitig mangelt es an der Energieversorgung,<br />

weshalb der privatisierte<br />

Energiesektor vor allem für ausländische<br />

Investoren von Interesse ist.<br />

Im Jahr 2016 entfielen 47,7 Prozent der<br />

Bruttostromerzeugung auf (größtenteils<br />

minderwertige) Kohle. Erdgas lag mit einem<br />

Anteil von 21,9 Prozent deutlich<br />

dahinter, gefolgt von Erdwärme (12,2<br />

Prozent) und Wasserkraft (8,9 Prozent) –<br />

während Energie aus Erdöl lediglich einen<br />

Anteil von 6,2 Prozent erreicht. Durch die<br />

starke Nutzung von Wasserkraft und Geothermie<br />

liegt der Anteil der Erneuerbaren<br />

Energien aktuell schon bei 24,2 Prozent.<br />

Zwar erreichen bei dieser Betrachtung die<br />

klassischen Erneuerbaren – also Wind, Solar<br />

und Biomasse – zusammen nur einen<br />

Anteil von 3,1 Prozent, sie erfahren derzeit<br />

aber einen lebhaften Aufschwung.<br />

Zum Vergleich: 2013 lag der Anteil noch<br />

bei 0,3 Prozent. Dieses Wachstum ist zum<br />

einen darauf zurückzuführen, dass die Regierung<br />

kürzlich die zweite Runde an Ausschreibungen<br />

für eine Einspeisevergütung<br />

abgeschlossen hat. Zum anderen werden<br />

die philippinischen Unternehmen – mangels<br />

wirklich förderlicher Rahmenbedingungen<br />

durch Einspeisetarife (FiT) – nun<br />

selbst immer offener und aktiver und sehen<br />

mehr und mehr die Potenziale bei der Wirtschaftlichkeit<br />

von Eigenenergieerzeugung.<br />

Modernes Regelwerk schafft<br />

attraktive Bedingungen<br />

Im ASEAN-Raum gelten die Philippinen<br />

nach wie vor als ein Vorreiter bei den Erneuerbaren<br />

Energien. Bereits die Vorgängerregierungen<br />

hatten, unter anderem im Zuge<br />

ihrer Bemühungen um die Klimaschutzziele,<br />

ein modernes Regelwerk geschaffen<br />

(u.a. Feed-in-Tariffs, Net Metering,<br />

Strombörse), das die Philippinen für viele<br />

deutsche Unternehmen im Bereich Erneuerbare<br />

Energien attraktiv macht. Nicht<br />

zuletzt durch intensive Aufklärungsarbeit<br />

unter anderem auch deutscher Institutionen<br />

ist es gelungen, auch die wichtigsten<br />

Entscheidungsträger der neuen Regierung<br />

davon zu überzeugen, dass Erneuerbare<br />

Energien auch unter den Schlagworten<br />

„Wirtschaftlichkeit“ und „Bezahlbarkeit“<br />

eine zukunftsweisende und unverzichtbare<br />

Bedeutung für die Philippinen mit ihren<br />

zahlreichen Inseln darstellen.<br />

Bei einer Fachkonferenz am 16. Oktober<br />

2018 in Manila, die während der AHK-<br />

Geschäftsreise im Rahmen der Exportinitiative<br />

Energie stattfand, hatten deutsche<br />

Unternehmen nun wieder einmal die Mög-<br />

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90


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

INTERNATIONAL<br />

Dr. Andree Buhl, Wirtschaftsattaché der Deutschen Botschaft in Manila, eröffnete die Konferenz „Unabhängige<br />

Energieversorgung durch Erneuerbare in Industrie und Gewerbe“.<br />

Über 80 Teilnehmer der lokalen Wirtschaft mit<br />

Interesse an Energie-Eigenversorgung nahmen an<br />

dem Symposium teil.<br />

lichkeit, ihre Produkte und Dienstleistungen<br />

dem philippinischen Fachpublikum<br />

zu präsentieren. Die einwöchige Informationsreise<br />

wurde von der Deutsch-Philippinischen<br />

Industrie- und Handelskammer<br />

gemeinsam mit der RENAC AG organisiert<br />

und stand unter dem Motto: „Eigenversorgung<br />

mit erneuerbaren Energien für Industrie<br />

und Gewerbe“. An den darauffolgenden<br />

Tagen hatte die AHK für jedes mitgereiste<br />

Unternehmen auf deren Wunsch hin individuelle<br />

Termine bei relevanten philippinischen<br />

Entscheidungsträgern und potenziellen<br />

Geschäftspartnern organisiert.<br />

Mehrere aus Deutschland angereiste Unternehmensvertreter<br />

diskutierten vor über<br />

80 philippinischen Konferenzteilnehmern<br />

„best practice examples“ und „lessons<br />

learnt“ zum Themenkomplex Eigenversorgung<br />

mit Erneuerbaren. Der durch die<br />

Deutsche Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag<br />

des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ) an den Fachverband Biogas entsandte<br />

EZ-Scout repräsentierte dabei den<br />

Fachverband und seine Mitglieder – u.a.<br />

durch einen Vortrag zu „Biogas for self consumption<br />

in German industries – trends,<br />

figures and practical examples“ sowie<br />

durch seine Teilnahme an einer Podiumsdiskussion<br />

zum Konferenzthema, bei der<br />

er insbesondere die langjährige Expertise<br />

und das vorhandenes Know-how der Firmenmitglieder<br />

hervorhob. Im Anschluss<br />

an die Konferenz begleitete der EZ-Scout<br />

auch direkte bilaterale Gespräche zwischen<br />

deutschen Unternehmen und philippinischen<br />

Partnern. Dabei ging es um Kooperationen<br />

im Bereich Capacity Building<br />

(Sicherheits- und Betreiberschulungen)<br />

und um Unterstützung bei der Erstellung<br />

von Sicherheitskonzepten für biowaste-tobiogas-Anlagen<br />

im Megawattbereich.<br />

Das Fazit der deutschen Teilnehmer war<br />

überwiegend positiv: Zwar gab es in der<br />

Vergangenheit wenig Aktivitäten – vor allem<br />

im Bereich mittlerer und großvolumiger<br />

Biogasanlagen –, durch bessere Rahmenbedingungen<br />

und ein steigendes Bewusstsein<br />

für die Möglichkeiten der Biogastechnologien,<br />

insbesondere in den Bereichen<br />

Abfallmanagement und Eigenenergieerzeugung,<br />

zeichnen sich aber große Pläne –<br />

auch internationaler Unternehmen – für<br />

die nahe Zukunft ab, bei denen deutsche<br />

Unternehmen der Biogasbranche eine wesentliche<br />

Rolle spielen können.<br />

Autor<br />

Markus Fürst<br />

Berater Entwicklungszusammenarbeit<br />

EZ-Scout beim Fachverband Biogas e.V.<br />

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91


Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

BERICHT AUS DER GESCHÄFTSSTELLE<br />

Zukunft im Fokus<br />

In den vergangenen Wochen wurden zahlreiche wegweisende<br />

gesetzliche und technische Rahmenbedingungen für die gesamte<br />

Biogasbranche geändert beziehungsweise auf den Weg<br />

gebracht. Der Fachverband Biogas e.V. war bei allen Diskussionen<br />

intensiv eingebunden und konnte hier wichtige Erfolge<br />

für die Branche erreichen.<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Im November/Dezember lag das Augenmerk auf der Begleitung des Energiesammelgesetzes.<br />

Im Bundesrat kam deutlicher Rückenwind für Biogas<br />

mit etlichen Änderungsanträgen (unter anderem zum Formaldehydbonus<br />

und zum Flexdeckel). Erfreulich ist natürlich auch, dass die meisten<br />

Forderungen auf konkrete Vorschläge des Fachverbandes zurückgehen.<br />

Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig und auch wie effektiv die Länderarbeit<br />

ist, die der Fachverband mit all seinen Mitgliedern in den jeweiligen Regionen<br />

stets vorantreibt.<br />

Im Dezember wurde dann das Energiesammelgesetz beschlossen. Aufgegriffen<br />

wurden auch wesentliche Änderungsvorschläge der Bioenergieverbände<br />

beziehungsweise der Länder: Zum einen wird es künftig jährlich zwei Ausschreibungen<br />

für Biomasse geben, jeweils zum 1. April und zum 1. November,<br />

während das jährliche Ausschreibungsvolumen auf die beiden Runden<br />

aufgeteilt wird. Zum anderen wird die Güllekleinanlagenklasse von 75 kW<br />

installierter Leistung auf 75 kW Bemessungsleistung umgestellt und damit,<br />

wie von den Bioenergieverbänden vorgeschlagen, die Umrüstung auf eine<br />

bedarfsgerechte Fahrweise ermöglicht. Ebenfalls beschlossen wurde die<br />

Regelung zum Flexdeckel. Ab offizieller Verkündung der Ausschöpfung des<br />

Flexdeckels greift eine Karenzzeit für die Umsetzung von geplanten Vorhaben<br />

von 16 Monaten. Dies löst die Problematik des Invesitionsstaus aufgrund der<br />

Unsicherheiten, wann der Flexdeckel erreicht wird. Ärgerlich ist allerdings,<br />

dass gegenüber der Version von Juni nun nochmals 100 MW abgezogen wurden<br />

und der Deckel nun bei 1.000 MW sein wird.<br />

Das beschlossene Gesetz enthält auch die gewünschte Ergänzung, dass Biogasanlagen,<br />

die nicht bereits zum Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme über eine<br />

BImSch-Genehmigung verfügten, Anspruch auf den Formaldehydbonus haben.<br />

Allerdings gilt die Klarstellung nur unter Vorbehalt, da sie noch von der<br />

EU-Kommission genehmigt werden muss.<br />

92


Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />

Anzahl der Abfragen im<br />

Mitgliederservice steigt wieder an<br />

Im Mitgliederservice hat die Anzahl an Anfragen<br />

in den letzten Wochen wieder deutlich<br />

zugelegt. Schwerpunktmäßig kamen<br />

dabei Fragen zu den möglichen EEG-Änderungen<br />

durch das Energiesammelgesetz<br />

sowie zum Formaldehydbonus. Daneben<br />

spielt nach wie vor die Thematik Flexibilisierung<br />

eine große Rolle. Weiterhin hat die<br />

Herbst/Winter-Veranstaltungssaison in den<br />

Regionalgruppen begonnen und es fanden<br />

bereits in vielen Regionen Treffen, Fachtagungen<br />

oder Praxistage statt. Einen Themenschwerpunkt<br />

wird im nächsten Jahr<br />

das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur<br />

bilden, das letztendlich für<br />

alle Anlagenbetreiber relevant ist. Die Nutzung<br />

des Webportals wird nach derzeitigem<br />

Stand ab dem 31. Januar <strong>2019</strong> möglich<br />

sein und war zuletzt für den 4. Dezember<br />

2018 vorgesehen gewesen.<br />

TRAS 120 beschlossen<br />

Nach über 35 Sitzungsterminen und harten<br />

Verhandlungen wurden am 29. November<br />

2018 durch die Kommission für Anlagensicherheit<br />

(KAS) die im Rahmen der Ländereinspruchsdiskussion<br />

vorgenommenen<br />

Änderungen der Technischen Regel Anlagensicherheit<br />

(TRAS) 120 – Biogasanlagen<br />

beschlossen. Die TRAS 120 ist damit durch<br />

die KAS final diskutiert und wird jetzt dem<br />

zuständigen Bundesumweltministerium<br />

(BMU) zur Veröffentlichung empfohlen.<br />

Nach einer redaktionellen Überarbeitung<br />

soll die TRAS 120 als neue Erkenntnisquelle<br />

zum Stand der Technik und dem Stand der<br />

Sicherheitstechnik (relevant für Biogasanlagen<br />

im Regelungsbereich der Störfallverordnung)<br />

zeitnah Anfang <strong>2019</strong> im Bundesanzeiger<br />

veröffentlicht werden. Auch wenn der<br />

aktuelle Stand der TRAS 120 noch einige<br />

kritische Anforderungen bereithält, konnten<br />

wir aber durch unser intensives Mitwirken<br />

zahlreiche Probleme und unverhältnismäßige<br />

Anforderungen an Bestands- und Neuanlagen<br />

verhindern. Zum Beispiel konnte kurz<br />

vor Ende der Diskussion der TRAS 120 das<br />

drohende Verbot von Klemmschlauchbefestigungen<br />

von Gasspeichersystemen bei<br />

Biogasanlagen, die dem Störfallrecht unterliegen,<br />

verhindert werden. Klemmschlauchbefestigungen<br />

müssen demnach zukünftig<br />

über eine zusätzliche mechanische Einrichtung<br />

verfügen, die ein spontanes Versagen<br />

des Klemmschlauchsystems verhindert<br />

(zum Beispiel durch Seil- oder Gurtbefestigungen).<br />

Ob und wie die für den Vollzug zuständigen<br />

Behörden die TRAS 120 in die Praxis<br />

umsetzen, bleibt abzuwarten. Der Fachverband<br />

wird die TRAS 120 in den nächsten<br />

Wochen in diversen Regionalgruppen- und<br />

Fachveranstaltungen vorstellen und diskutieren.<br />

Unter anderem ist ein Fachgespräch<br />

für Sachverständige und Firmenvertreter<br />

am 7. Februar <strong>2019</strong> in Fulda geplant. Die<br />

wesentlichen neuen Anforderungen werden<br />

in einem Infopapier aufbereitet und – wo<br />

notwendig – entsprechende Hilfestellungen<br />

(zum Beispiel Vorlagen für Dokumentationsanforderungen)<br />

oder angepasste<br />

Schulungskonzepte (Schulungsverbund<br />

Biogas) entwickelt.<br />

Treffen der AG Instandhaltung<br />

Zu ihrer zweiten Sitzung hat sich Mitte<br />

November die Arbeitsgruppe Instandhaltung<br />

getroffen. Da ein großer Teil der Schadensfälle<br />

und Unfälle auf Biogasanlagen<br />

während Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />

passiert, arbeitet die AG an Mustereinweisungsprotokollen<br />

(inkl. Gefährdungsbeurteilung<br />

und Freigabeschein) für besonders<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />

Umstrukturierung in<br />

der Geschäftsstelle<br />

Nach dem Weggang von Dr. Stefan Binder, bisheriger<br />

Leiter des Referats Hersteller und Technik,<br />

wird die Betreuung der Firmen- und Technikthemen<br />

zukünftig wieder durch den Geschäftsführer<br />

Manuel Maciejczyk übernommen. Herausgelöst<br />

werden in diesem Zuge die Themen Stromnetze,<br />

Netzanschluss, Anlagenzertifizierung und Systemdienstleistungen<br />

und in einem neu eingerichteten<br />

Referat (Stromnetze und Systemdienstleistungen)<br />

unter der Leitung von Florian Strippel<br />

bearbeitet. Hierzu gehört auch die Betreuung und<br />

Neustrukturierung des AK Stromnetze, die Vertretung<br />

des Fachverbandes im Kompetenzzentrum<br />

Netze des BEE.<br />

gefährliche Tätigkeiten an Biogasanlagen.<br />

Des Weiteren wird es einen Leitfaden zur<br />

Durchführung und Beauftragung von sicheren<br />

Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />

geben sowie ein Schulungskonzept zur sicheren<br />

Instandhaltung (TRAS 120, AwSV).<br />

Nachdem bereits im Juli 2018 die erste<br />

„Qualifizierung für zur Prüfung befähigte<br />

Personen für die jährlich/dreijährlich wiederkehrende<br />

Prüfung“ gemäß Betriebssicherheitsverordnung<br />

(BetrSichV) erfolgreich<br />

durchgeführt wurde, folgte nun im<br />

Oktober 2018 die „Qualifizierung für zur<br />

Prüfung befähigte Personen für die sechsjährlich<br />

wiederkehrende Prüfung“ nach<br />

Anhang 2 Nr. 3.3 BetrSichV (weitere Informationen<br />

auf Seite 101).<br />

Neue Veröffentlichungen im<br />

Bereich Sicherheit<br />

Aufgrund einiger Anmerkungen aus der<br />

Feuerwehrpraxis wurde die Arbeitshilfe<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich. Biogas kann‘s!<br />

93


VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

A-016 (Brandschutz auf Biogasanlagen)<br />

punktuell (Umgang mit Gasfackeln, Löschwasserversorgung,<br />

Zutrittsmöglichkeiten<br />

für Feuerwehren etc.) überarbeitet und in<br />

neuer Version veröffentlicht.<br />

Das gemeinsam von DWA und DVGW und<br />

Fachverband entwickelte Merkblatt DWA M<br />

375/DVGW G436-2 – „Technische Dichtheit<br />

von Membranspeichersystemen bei<br />

Biogasanlagen“ wurde im September final<br />

im Weißdruck veröffentlicht und kann ab<br />

sofort bei der DWA und der DVGW käuflich<br />

erworben werden. In dem Merkblatt werden<br />

Anforderungen an die Gewährleistung der<br />

Dichtheit von quasi-drucklosen Biogasspeichersystemen<br />

definiert und die nach dem<br />

Stand der Technik geeigneten Prüfmethoden<br />

beschrieben.<br />

Im November wurden zwei neue Infopapiere<br />

zu den gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Prüf- und Dokumentationspflichten sowie<br />

zur Frostsicherheit auf Biogasanlagen auf<br />

der Webseite des Fachverbandes publiziert.<br />

44. BImSchV in Kraft getreten<br />

Das dominierende Thema im Referat Genehmigung<br />

der letzten Zeit war die „Verordnung<br />

über mittelgroße Feuerungs-, Gasturbinen-<br />

und Verbrennungsmotoranlagen“,<br />

die als 44. BImSchV am 14. Dezember<br />

im Bundesrat beschlossen wurde und am<br />

Tag danach in Kraft getreten ist. Neben der<br />

Diskussion der sehr komplexen Übergangsvorschriften,<br />

der Identifizierung von dringendem<br />

Änderungsbedarf zur Einspeisung<br />

von Vorschlägen in das Bundesratsverfahren,<br />

galt es insbesondere Fragen zur Einordnung<br />

als „bestehende Anlage“ im Sinne<br />

der Verordnung zu klären. Eine Bewertung<br />

und Interpretation der 44. BImSchV steht<br />

als Infopapier auf der Webseite des Fachverbandes<br />

Biogas zur Verfügung.<br />

Aktivitäten des Referats<br />

International<br />

Im November organisierte der im Fachverband<br />

zugeordnete EZ-Scout Markus Fürst<br />

zusammen mit EZ-Scouts weiterer Energie-Branchenverbände<br />

einen sogenannten<br />

„Private Sector Day“ im Rahmen der Renewable<br />

Energy & Efficiency Week (REEW).<br />

In diesem Zusammenhang fanden mehrere<br />

Podiumsdiskussionen und Workshops unter<br />

Beteiligung von Vertretern des Fachverbandes<br />

statt, in denen sich Vertreter<br />

der Privatwirtschaft aus Deutschland und<br />

von Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

zu gelungenen Projekten und Erfahrungen<br />

austauschen konnten.<br />

Organisiert von der Deutsch-Philippinischen<br />

Industrie- und Handelskammer in<br />

Manila in Zusammenarbeit mit der renac<br />

AG war der Fachverband auch bei der letzten<br />

AHK-Geschäftsreise auf die Philippinen<br />

präsent (siehe Seite 88). Im Rahmen<br />

der Kooperationsvereinbarung mit der GIZ<br />

Serbien haben lokale Berater, die GIZ und<br />

der Fachverband Biogas für das serbische<br />

Energieministerium eine Analyse zur Unterstützung<br />

von kleinen Biogasanlagen in<br />

Serbien erstellt. Der Bericht definiert „kleine<br />

Biogasanlagen“ für Serbien als solche<br />

mit einer installierten Leistung von 100<br />

Kilowatt elektrische Leistung und empfiehlt<br />

die Verwendung von mindestens 80<br />

Prozent Gülle, um die Umweltziele zu erreichen.<br />

Ein neuer Einspeisetarif wird für<br />

<strong>2019</strong> erwartet.<br />

Sitzung des Firmenbeirates<br />

bei der Biogas Convention in<br />

Hannover<br />

Im Rahmen der Biogas Convention hatte<br />

sich der Firmenbeirat im Fachverband zusammengefunden<br />

und aktuelle Themen erörtert.<br />

Neben einer Diskussion der gesamten<br />

energiepolitischen Themenpalette wie<br />

des Energiesammelgesetzes, der RED II,<br />

von aktuellen Problemen beim Mischpreisverfahren,<br />

der Ergebnisse der aktuellen<br />

Ausschreibungen, der Flexibilisierung und<br />

eines aktuell in Bearbeitung befindlichen<br />

Biomethanstrategiepapiers standen auch<br />

aktuelle Entwicklungen am technischen<br />

Regelwerk (TRAS 120, 44. BImSchV) auf<br />

der Tagesordnung. Insbesondere hatte man<br />

sich auch dafür ausgesprochen, die Bepreisung<br />

von CO 2<br />

als wesentlichen Schlüssel<br />

für die Weiterentwicklung von Biogas voranzutreiben.<br />

Zahlreiche Veranstaltungen<br />

im Herbst<br />

Das Referat Veranstaltungen hat im letzten<br />

Quartal 2018 erfolgreich die 28. Biogas<br />

Convention und den Gemeinschaftsstand<br />

mit „BIOGAS-Treff“ auf der EnergyDecentral<br />

in Hannover organisiert. Über 525 Teilnehmer<br />

nahmen an den über 60 Vorträgen<br />

und den 8 Workshops und der Lehrfahrt<br />

vom 14. bis 16. November teil. Der Stand<br />

des Fachverbandes war an allen Messetagen<br />

stark frequentiert, Mitglieder und Messebesucher<br />

holten sich von den Experten<br />

aus erster Hand die aktuellsten Informationen<br />

oder ließen sich individuell beraten.<br />

Die Stimmung auf der Tagung und der Messe<br />

war zudem optimistischer als in den Jahren<br />

zuvor. Neben der Biogas Convention wurde<br />

im Referat Veranstaltungen ferner erstmalig<br />

am 15. Oktober das Fachgespräch „Lokale<br />

Hof-Biogastankstelle: Stand der Technik,<br />

Chancen und Perspektiven“ in Friedberg/<br />

Augsburg mit großem Zuspruch organisiert.<br />

Mit fast 70 Teilnehmern war das Fachgespräch<br />

komplett ausgebucht. Schließlich<br />

lag ein weiterer Fokus auf der Vorbereitung<br />

verschiedenster Veranstaltungen in <strong>2019</strong>,<br />

darunter der Messestand auf den Biogasinfotagen<br />

am 30./31. Januar in Ulm, die<br />

Beteiligung am Kongress „Kraftstoffe der<br />

Zukunft“ am 21./22. Januar in Berlin oder<br />

die Abfallvergärungstagung vom 11. bis<br />

13. März, die erstmalig in Kooperation mit<br />

der TU Dresden stattfinden wird.<br />

GP-Broschüre<br />

Die in der Reihe Biogas Wissen erschienene<br />

Broschüre „Düngen mit Gärprodukten“<br />

liegt ab sofort auch in englischer Sprache<br />

als „Digestate as Fertilizer“ sowohl online<br />

als auch als Printversion vor. Die vom Fachverband<br />

gemeinsam mit der Deutschen<br />

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ) GmbH, der Indian Biogas Association<br />

(IBA) und dem European Compost<br />

Network (ECN) e.V. erstellte Broschüre verschafft<br />

auf 66 Seiten einen umfassenden<br />

Überblick über die Erzeugung von Gärprodukten,<br />

deren Anwendungsmöglichkeiten,<br />

über rechtliche Anforderungen, Ausbringtechnik<br />

und die unterschiedlichen Aufbereitungsverfahren.<br />

Darüber hinaus gibt es<br />

Tipps zu Vermarktungsstrategien, zur Gütesicherung<br />

und zu Sicherheitsaspekten.<br />

Im hinteren Teil stehen beispielhafte Referenzanlagen<br />

und ein Firmenverzeichnis<br />

renommierter Unternehmen aus dem Bereich<br />

Gärproduktaufbereitung. Die Broschüre<br />

kann kostenlos beim Fachverband<br />

bestellt werden (info@biogas.org) und steht<br />

als Download zur Verfügung (https://www.<br />

digestate-as-fertilizer.com/).<br />

Entpackte Lebensmittel<br />

Aufgrund der aktuellen Diskussion um den<br />

Einsatz verpackter Lebensmittel in Biogasanlagen<br />

(Bundesratsinitiative, Novellierung<br />

94


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

VERBAND<br />

Gewerbeabfallverordnung und Düngemittelverordnung,<br />

Verbote der Düngung im Futterbau für die Milcherzeugung)<br />

hat sich der Fachverband in einem Erfahrungsaustausch<br />

mit rund 40 Betreibern von Abfallvergärungsanlagen<br />

getroffen. Dabei wurden verschiedene<br />

Maßnahmen diskutiert und festgelegt, wie die öffentliche<br />

und politische Wahrnehmung verbessert werden<br />

kann und die ökologischen Vorteile der Kreislaufführung<br />

organischer Reststoffe besser dargestellt werden<br />

können. Dazu zählen politische Maßnahmen durch<br />

Ansprache von Politikern und Ministerien, Öffentlichkeitsarbeit<br />

über verschiedene Medien und Argumentationshilfen<br />

für die Betreiber sowie Selbstverpflichtungen<br />

zu technischen Maßnahmen durch die Branche. Dieses<br />

Vorgehen wird in Kooperation mit anderen Organisationen,<br />

wie der Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V.,<br />

und den Betreibern sukzessiv umgesetzt.<br />

Sitzung des Betreiberbeirates Ende<br />

November in Erfurt<br />

Am 30. November traf sich der Betreiberbeirat in<br />

Erfurt. Die Sitzung war an einen Workshop des BBE<br />

(Bundesverband Bioenergie) angedockt, zu dem die<br />

Betreiber als Experten eingeladen worden waren. Im<br />

Workshop, der am Vortag stattfand, wurden zahlreiche<br />

Konzepte für die Zeit nach der ersten Vergütungsperiode<br />

vorgestellt und diskutiert. Insbesondere die Vorträge<br />

zum Thema Kraftstoff wurden vor dem Hintergrund der<br />

neuen EU-Gesetzgebung interessiert verfolgt.<br />

Bei der eigentlichen Sitzung war das Energiesammelgesetz<br />

das dominierende Thema. Darüber hinaus wurden<br />

die Forderungen des Fachverbandes Biogas für die kommende<br />

große Novelle diskutiert. Ebenfalls vorgestellt<br />

wurde der grobe Rahmen der Biomethanstrategie.<br />

Autoren<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

REGIONALGRUPPE SÜDWÜRTTEMBERG<br />

BHKW-Profischulung mit Praxis-Mehrwert<br />

Auf Initiative von Markus Jehle,<br />

Kreissprecher Ravensburg<br />

der Regionalgruppe, fand die<br />

erste Profi-BHKW-Schulung<br />

des Fachverbandes Biogas in<br />

Baden-Württemberg statt. Der auf 25 Teilnehmer<br />

limitierte Workshop in der schwäbischen<br />

Bauernschule Bad Waldsee kam sehr<br />

gut an – das Feedback war ausnahmslos positiv.<br />

Ursache dafür waren die Referenten,<br />

die natürlich von Firmen kamen, aber zumeist<br />

wohltuend neutral über Sachverhalte<br />

informierten, die jeder BHKW-Betreiber als<br />

Standard wissen sollte.<br />

Zitat mehrerer Biogasanlagenbetreiber<br />

nach der Tagung: „Das hätte ich vor meinem<br />

letzten BHKW-Kauf wissen sollen!“<br />

Die Teilnehmer kamen aus ganz Baden-<br />

Württemberg und bis aus München der am<br />

weitesten angereiste Gast. Die Inhalte waren<br />

so vielschichtig wie die zahlreichen Fragen<br />

der Betreiber in den Diskussionsrunden<br />

nach den Vorträgen. Mit dem Einstieg<br />

in typische BHKW-Schäden und deren Vermeidbarkeit<br />

eröffnete Anselm Lenz von der<br />

Firma Exacon die Nabelschau und erläuterte<br />

zahlreiche vermeidbare Schadensbilder.<br />

Rohgasaufbereitung und Aktivkohlefilterung<br />

erklärte Alexander Nehrig von der selecta<br />

bioenergie gmbh in schon fast wissenschaftlicher<br />

Neutralität – einer der klarsten<br />

Vorträge für die Praktiker. Wiederum mit<br />

Schadensbildern startete Anselm Lenz den<br />

Block „Betriebsstoffe überwachen“ und<br />

zeigte Beispiele, die durch ungeeignetes<br />

Motorkühlwasser verursacht wurden. Michael<br />

Gülck von CHEVRON Deutschland<br />

referierte über Kühlmittel und Kühlmittelanalysen,<br />

das richtige Interpretieren von<br />

Ölanalysen und Ursachen klopfender Verbrennung<br />

– mehrere Augenöffner für fast<br />

alle Teilnehmer im Raum.<br />

Kurzfristig aufgrund der Brisanz noch eingestiegen<br />

war Klaus Hagl von Elektor-Hagl,<br />

der über die 44.BImschV und die TA Luft<br />

berichtete. Besonders deshalb, weil der<br />

Veranstaltungstermin Ende Oktober noch<br />

rechtzeitig als (beeinflussbares?) „Warnzeichen“<br />

vor dem 20. Dezember als Stichtag<br />

für die Definition „Bestands-BHKW“<br />

lag. Klar wurde den Teilnehmern, dass<br />

die Schlüsseltechologie SCR-Kat keine<br />

Schuhschachtel-Dimension einnimmt,<br />

sondern durchaus einen halben Container<br />

umfassen kann.<br />

Weitere Themen betrafen Schäden an Abgaswärmetauschern<br />

(Matthias Kahl, Enkotherm),<br />

BHKW-Packaging (Jens Plackner,<br />

MAC energy systems VerwaltungsGmbH)<br />

und als neues Angebot die „vorausschauende<br />

Instandhaltung des BHKW“ (Jürgen<br />

Strecker, 2G Energy AG). An etlichen Stellen<br />

hätten sich die Betreiber sogar mehr,<br />

also noch intensivere Informationen gewünscht,<br />

die zeitlich im gesteckten Rahmen<br />

aber nicht erfüllt werden konnten. Es<br />

gilt aber: Bedarf muss artikuliert und adressiert<br />

werden!<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

07 71/18 59 98 44<br />

otto.koerner@biogas.org<br />

95


VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

REGIONALGRUPPE SCHWARZWALD<br />

Rübentag zeigt interessante<br />

Perspektiven auf<br />

Auf Anregung von Markus Traber,<br />

Kreissprecher Landkreis<br />

Konstanz in der Regionalgruppe,<br />

fand Anfang November der<br />

erste Biogas-Rübentag Baden-<br />

Württemberg statt. Er fand mit über 40<br />

Teilnehmern eine gute Resonanz für ein aus<br />

dem Blickfeld geratenes Thema: Die Futterrübe<br />

war bis vor etwa 20 oder 30 Jahren regulärer<br />

Bestandteil der Tierfütterung in den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben der Region!<br />

Anlass zum Rübentag war zum einen die<br />

jetzt in der Region seit 2017 neu verfügbare<br />

mobile Erntetechnik mit der Verlademaus<br />

einschließlich Nachreinigung und<br />

Steintrenner durch den Maschinenring Alb-<br />

Oberschwaben. Und zum anderen konnte<br />

eine neu entwickelte stationäre Zerkleinerung<br />

für Rüben vorgestellt werden, die positive<br />

Betriebserfahrungen von etwa einem<br />

Jahr aufwies.<br />

Im Theorieteil berichteten Sebastian<br />

Schaffner im Überblick über Anbau, Lagerung<br />

und Verwertung, Hubertus Kleiner und<br />

Manfred Stumpp über die Verlademaus und<br />

Prof. Kazda über den Einsatz der Rübe zur<br />

Flexibilisierung. Für die Betreiber waren<br />

die Praktikerberichte von besonderer Bedeutung:<br />

Bernd Günther aus Unterfranken<br />

stellte die geballte Erfahrung aus 14 Jahren<br />

Biogasanlagenbetrieb mit Rüben-Ganzjahresfütterung<br />

und eigenem Anbau für seine<br />

1.100-kW-Biogasanlage vor.<br />

Markus Traber berichtete im Gegensatz dazu<br />

über seine Rüben-Halbjahresfütterung für<br />

Milchvieh und als Betreiber einer kleinen<br />

Biogasanlage (150 kW el<br />

). Die Lagerung als<br />

zentrales Thema erfolgt bei Letzterem als<br />

Ganzrüben-Silage mit Frischzerkleinerung<br />

bis März (April) oder in Mischsilierung mit<br />

verschiedenen von Bernd Günther getesteten<br />

Varianten: schwer verdauliche GPS als<br />

Bett mit weiteren Schichten Rüben und<br />

GPS darüber, gemeinsames Einsilieren mit<br />

Silomais (38 bis 40 Prozent TS-Optimum)<br />

oder Einsilieren mit (Mais-)Stroh.<br />

Der entscheidende Vorteil der Mischsilagen:<br />

Der starke Sickersaftanfall wird von<br />

den Ko-Silagesubstraten aufgesogen und<br />

schließt schwer verdauliche Substrate bereits<br />

im Silo auf für bessere Verdaulichkeit<br />

im Fermenter! Zusammenfassend ist festzuhalten:<br />

Die teurere Energierübe kann in<br />

Biogasanlagen mit Anteilen von 20 bis 30<br />

Prozent durch Substratverflüssigung und<br />

Reduktion des Rühraufwandes, mit höheren<br />

Biogaserträgen bei Mischfütterung<br />

und mit der Fruchtfolgediversifizierung die<br />

Mehrkosten kompensieren, wobei die richtige<br />

angepasste Technologie für den jeweiligen<br />

Betrieb und den Umfang des Rübeneinsatzes<br />

entscheidend ist.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

07 71/18 59 98 44<br />

otto.koerner@biogas.org<br />

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B<br />

FOTOS: OTTO KÖRNER<br />

Die erste Verlademaus mit Steintrennung in<br />

der Region – vorgestellt von Manfred Stumpp<br />

(Lohnunternehmer), links Markus Traber.<br />

Neben Willibald-Zerkleinerer und der Rübenschaufel<br />

stand der stationäre Frischzerkleinerer von INDU-<br />

NORM im Zentrum des Interesses: Links unten der<br />

mit Widerstandssensoren gesteuerte Steinauswurf<br />

nach vorne.<br />

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96


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

VERBAND<br />

Freilandmuseum Fladungen<br />

profitiert von Biogaswärme<br />

REGIONAL<br />

BÜRO<br />

SÜD-OST<br />

Am 29. November hat sich<br />

die Regionalgruppe Oberfranken/Unterfranken<br />

zum<br />

Biogas-Praxistag auf der<br />

Biogasanlage von Familie<br />

Hückl in Fladungen getroffen.<br />

Regionalgruppensprecher<br />

Andreas Popp konnte zwei Dutzend<br />

Teilnehmer bergrüßen, die sich über neue<br />

innovative Anlagenkonzepte informieren<br />

ließen.<br />

2G Energietechnik stellte ein neues Anlagenkonzept<br />

zur thermischen Nachverstromung<br />

mithilfe einer ORC-Anlage vor. Dabei<br />

ließ vor allem eine Betriebsvariante zur Erzeugung<br />

von Eigenstrom die Anwesenden<br />

aufhorchen. Bei dieser Variante konnte<br />

bisher eine interessante KfW-Fördermöglichkeit<br />

genutzt werden, die zwar zum<br />

Treffen der Regionalgruppe in Fladungen.<br />

Jahresende 2018 ausläuft, aber eine Anschlussregelung<br />

ist bereits verabschiedet.<br />

Regionalreferent Markus Bäuml erläuterte<br />

den Mitgliedern die Ergebnisse der zweiten<br />

EEG-Ausschreibung sowie die daraus resultierenden<br />

Schlussfolgerungen und politischen<br />

Änderungsvorschläge für das Energiesammelgesetz<br />

und die im kommenden<br />

Jahr anstehende große EEG-Novelle. Es<br />

schloss sich eine sehr intensive und anregende<br />

Diskussion über den weiteren Verlauf<br />

der Flexibilisierung an. Einige anwesende<br />

Vertreter von Ingenieursbüros und Planern<br />

mutmaßten, dass der weitere Zubau von<br />

Flexleistung wesentlich über 23 Megawatt<br />

(MW) – dem durchschnittlichen Monatsmittelwert<br />

der letzten Zeit – liegen wird,<br />

sodass der im EnSaG geplante Flex-Deckel<br />

in Höhe von 1.000 MW schon zu Beginn<br />

des zweiten Quartals <strong>2019</strong><br />

ausgeschöpft sein könnte.<br />

Lange Genehmigungs-,<br />

Liefer- und Bauzeiten würden<br />

den Druck auf die Betreiber erhöhen.<br />

Man war sich am Ende darüber einig, dass<br />

alle an einer Flexibilisierung interessierten<br />

Betreiber gut beraten sind, umgehend mit<br />

den Planungen zu beginnen, um die Chancen<br />

einer fristgerechten Projektumsetzung<br />

zu wahren. Zum Schluss stellte Hückl den<br />

Besuchern seine Anlage vor. Dabei konnte<br />

er seine Berufskollegen vor allem mit seinem<br />

Wärmeverwertungskonzept für eine<br />

100-prozentige Wärmeverwertung beeindrucken.<br />

Nicht ohne Stolz verwies er darauf,<br />

dass unter anderem das Freilandmuseum<br />

in Fladungen ganzjährig mit seiner<br />

Biogaswärme versorgt wird.<br />

Autor<br />

Markus Bäuml<br />

Regionalreferent<br />

FOTOS: MARKUS BÄUML<br />

MAPRO International LOGO.pdf 1 12.11.13 10:21<br />

Die Teilnehmer des Regionalgruppentreffens<br />

besichtigten<br />

die Biogasanlage Hückl, hier im<br />

Bildhintergrund ist die Heizzentrale<br />

der Nahwärmeversorgung<br />

zu sehen.<br />

Regionalbüro Süd-Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Im Fuhrtal 23<br />

93133 Burglengenfeld<br />

0 94 71/601 95 50<br />

markus.baeuml@biogas.org<br />

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97


VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Landesverband Erneuerbare<br />

Energien Baden-Württemberg<br />

wird vorbereitet<br />

REGIONAL<br />

BÜRO<br />

SÜD<br />

Über drei neue Initiativen in Baden-Württemberg<br />

ist zu berichten:<br />

1. Die erste Veranstaltung der Fachverband<br />

Biogas Service GmbH in Baden-Württemberg<br />

fand als BHKW-Profischulung auf<br />

Initiative von Markus Jehle, Kreissprecher<br />

Ravensburg der Regionalgruppe Südwürttemberg,<br />

in der Bauernschule Bad Waldsee mit großem<br />

Erfolg statt – so zumindest ausnahmslos die Rückmeldung<br />

der teilnehmenden Betreiber! Bei Bedarf<br />

kann sie in den beiden anderen Regionalgruppen<br />

erneut starten.<br />

2. Der Rübentag bei Markus Traber, Kreissprecher<br />

Konstanz der Regionalgruppe Schwarzwald, war<br />

gleichfalls eine Premiere – ebenfalls mit erfreulicher<br />

Resonanz; auch Schüler der Fachschule für<br />

Landwirtschaft Stockach waren anwesend. Dabei<br />

konnte deren Lehrern der neue Schulfilm des<br />

Fachverbandes Biogas mit Schorsch Hackl über<br />

die Zusammenschau aller Erneuerbaren Energien<br />

überreicht werden.<br />

3. Nach den Vorgesprächen im Sommer wird in den<br />

kommenden Monaten der Landesverband Erneuerbare<br />

Energien (LEE) Baden-Württemberg zum<br />

Leben erweckt!<br />

Anlass zu der erneuten Initiative ist ganz deutlich die<br />

Erfahrung der vergangenen Dekade, dass die Einzelkämpfer-Aktivitäten<br />

der sechs EE-Branchen in Baden-<br />

Württemberg nicht oder nur begrenzt erfolgreich waren.<br />

Das gilt nicht nur für Baden-Württemberg. Die gleichen<br />

Erkenntnisse waren Motivationsbasis für die bestehenden<br />

LEEs unter anderem in NRW und Thüringen sowie<br />

die Neugründungen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen<br />

in 2018.<br />

Als Vorläufer gab es bei uns bereits Anfang der 2000er<br />

Jahre auf Initiative von Walter Witzel (BWE Ba-Wü e.V.)<br />

und dem Verfasser als Vertreter der Biogasbranche eine<br />

informelle Arbeitsgemeinschaft EE gemeinsam mit<br />

dem Holzenergiefachverband Baden-Württemberg e.V.<br />

(HEF) in Person von Helmut Bunk, der Arbeitsgemeinschaft<br />

Wasserkraft Baden-Württemberg e.V. vertreten<br />

durch Julian Aicher und dem Bundesverband Geothermie<br />

e.V. mit Horst Kreutter. Eine Landespressekonferenz<br />

im Landtag in Stuttgart war eine wichtige, weil mit<br />

beachtlichem öffentlichen Interesse verbundene Aktion,<br />

zum Beispiel wurde damals erstmalig das 10-Prozent-Windkraft-Ziel<br />

für Baden-Württemberg massiv<br />

vorgetragen, das heute politische Leitschnur ist. Entscheidender<br />

Nachteil der Aktion: Sie war einmalig und<br />

weitere Aktivitäten verliefen im Sande.<br />

Grundlage der neuen Initiative ist der im vergangenen<br />

Jahrzehnt deutlich größer gewordene Leidensdruck<br />

der Erneuerbaren hier im Lande: Immer mehr EE-<br />

Projekte, insbesondere der Windkraft, sehen sich in<br />

der Öffentlichkeit einer zunehmend kritischen Haltung<br />

bestimmter Bevölkerungskreise gegenüber, die nicht<br />

selten von sogenannten Landschaftsschützern angestachelt<br />

werden.<br />

Wasserkraft und Holzenergie befürchten administrative<br />

Vorgaben, die den Betrieb ihrer Anlagen massiv in Frage<br />

stellen beziehungsweise sogar deren Aus bedeuten<br />

könnten. Die über 900 Biogasanlagen im Lande fürchten<br />

ebenfalls um ihre Existenz, und neue Biogasanlagen,<br />

ob Mais freie Reststoffanlagen oder selbst kleine<br />

75-kW-Hofanlagen, rufen Bürgerinitiativen auf den<br />

Plan. Und selbst Freiflächen-Sonnenstrom-Anlagen<br />

werden bereits von Gemeinden per Beschluss für ihre<br />

Gemarkung ausgeschlossen.<br />

Maßgebend dafür, so die Analyse der beteiligten Verbände,<br />

ist eine häufig weitreichende Uninformiertheit<br />

über die einzelnen Erneuerbaren Energien, die zugehörigen<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen und die<br />

Energiewende, wie sie funktioniert und wie sie umgesetzt<br />

werden kann. Der Zusammenschluss der EE-<br />

Verbände soll diese Defizite angehen im Rahmen eines<br />

institutionalisierten LEE Baden-Württemberg, der<br />

offen sein wird für weitere Mitglieder. Gespräche mit<br />

dem Umweltministerium Baden-Württemberg waren<br />

so erfreulich, dass der Initiative eine finanzielle Förderung<br />

in Aussicht gestellt wurde. Momentan stehen<br />

die Erarbeitung von Satzung, Geschäftsordnung und<br />

Programmatik auf der Agenda.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

07 71/18 59 98 44<br />

otto.koerner@biogas.org<br />

98


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

VERBAND<br />

Auf Landesebene für Biogas<br />

REGIONAL<br />

BÜRO<br />

OST<br />

Anlässlich der 50. Thüringer<br />

Biogas-Fachtagung in<br />

Erfurt sprach sich die Energieministerin<br />

Anja Siegesmund<br />

entschieden für den<br />

Erhalt der 270 Biogasanlagen<br />

im Freistaat aus. Diese<br />

seien auf dem Weg zum hiesigen Ziel 100<br />

Prozent Erneuerbare Energie in 2040 wichtig.<br />

Neben der vorteilhaften Klimawirkung<br />

sei auch die regionale Wertschöpfung ein<br />

starkes Argument für Biogasanlagen. Gute<br />

zukunftsweisende Referenzprojekte werden<br />

noch zu wenig kommuniziert.<br />

Vor über 100 Teilnehmern bot sie der<br />

Branche Unterstützung an und forderte<br />

die Anwesenden auf, ihr Wünsche und Anregungen<br />

mitzugeben. Diese wollte sie in<br />

nachfolgende Gespräche mit Peter Altmaier<br />

mitnehmen. Die drei Veranstalter, Fachverband<br />

Biogas, Thüringer Bauernverband<br />

und die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft,<br />

formulierten daraufhin dann<br />

auch unverzüglich einen Katalog.<br />

Der Vertreter des Landwirtschaftsministeriums,<br />

Staatssekretär Dr. Klaus Sühl, hob<br />

die gute kontinuierliche Zusammenarbeit<br />

der Veranstalter in den letzten 17 Jahren<br />

hervor. Jetzt wäre es wichtig, sich zu Post-<br />

EEG-Nutzungsmöglichkeiten auszutauschen.<br />

Dass die Betreiber von der aktuellen<br />

Politik im Stich gelassen werden, kritisierte<br />

FOTO: THÜRINGER BAUERNVERBAND_ANJA NUSSBAUM<br />

Erhardt Oelsner, Regionalgruppe Thüringen, Fachverband Biogas<br />

e.V., Toralf Müller, Thüringer Bauernverband e.V., Ministerin Anja<br />

Siegesmund, Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und<br />

Naturschutz, und Gerd Reinhold, Thüringer Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft.<br />

er und rief dazu auf, zusammen<br />

mit gleichgesinnten Bundesländern<br />

für die Bioenergie einzutreten.<br />

In den Fachvorträgen zeichnete<br />

Volker Aschmann von Emission<br />

Partner das Motorverhalten unter<br />

Teillastbetrieb auf welche<br />

Kosten damit verbunden sind.<br />

Wie sich Emissionen aus Über-<br />

Unterdrucksicherungen minimieren<br />

lassen, erklärte Torsten<br />

Reinelt vom DBFZ anschaulich.<br />

„Der Flex-Betrieb von Biogasanlagen<br />

wird die Emissionen<br />

eher reduzieren“, ist sich der<br />

Wissenschaftler sicher.<br />

Anhand von Beispielen zeigte<br />

Florian Strippel von der Service<br />

GmbH des Fachverbandes<br />

Biogas, wie die Dokumentation nach<br />

Stoffstrombilanzverordnung aussehen soll.<br />

Hier gibt es noch viel Unsicherheit bei den<br />

Betreibern. Interessant war auch die Projektauswertung<br />

von Marcel Lindemann von<br />

der Biotechnologie Nordhausen GmbH. In<br />

60 Prozent der Thüringer Biogasanlagen<br />

liegt die Verweilzeit im gasdichten Gärraum<br />

unter 150 Tagen. Fast alle dieser Anlagen<br />

haben einen Gülleanteil von 80 bis<br />

100 Prozent und halten den Grenzwert der<br />

Restgaspotenzialbestimmung von 1,5 Prozent<br />

ein. Dies spricht für eine differenzierte<br />

Bewertung der Anlagen vor einer pauschalisierten<br />

Abdeckpflicht.<br />

Autor<br />

Ingo Baumstark<br />

Regionalreferent Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Meistersingerstr. 4<br />

14471 Potsdam<br />

03 31/23 53 738<br />

ingo.baumstark@biogas.org<br />

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VERBAND<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Kattowitz-Regelbuch wird<br />

Paris nicht umsetzen<br />

FOTO: BEE E.V.<br />

Gastbeitrag von Dr. Simone Peter, Präsidentin des<br />

Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE)<br />

In Paris hatte sich die internationale<br />

Staatengemeinschaft das bislang<br />

vielversprechendste Klimaschutzversprechen<br />

gegeben. Wie groß war die<br />

Hoffnung, die Weltwirtschaft bis zur<br />

Mitte des Jahrhunderts klimagerecht zu<br />

gestalten, denn die Beschlüsse von Paris<br />

hielten Ziele und Verpflichtungen der Staatengemeinschaft<br />

fest. Nun, drei Jahre später,<br />

standen auf der mittlerweile 24. UN-<br />

Klimakonferenz im polnischen Kattowitz<br />

die Details zur Umsetzung auf der Agenda.<br />

Auch wenn es einige positive Ansätze gibt –<br />

der große Wurf blieb aus. Das beschlossene<br />

Regelbuch wird Paris nicht umsetzen.<br />

Es war ein zähes Ringen um mehr Ambition<br />

beim Klimaschutz. Die IPCC-Berichte wurden<br />

zwar als wegweisend anerkannt und<br />

alle Staaten müssen für 2030 bessere Klimaschutzziele<br />

vorlegen. Es ist aber völlig<br />

unklar, wie sie das tatsächlich erreichen.<br />

Es liegt bei den Nationalstaaten, was sie<br />

aus den Beschlüssen von Kattowitz machen.<br />

Unbestritten ist: Klimaschutz muss<br />

in den kommenden Jahren tatsächlich<br />

stattfinden und die Erderwärmung in einem<br />

für Mensch und Natur noch vertretbaren<br />

Bereich gehalten werden. Dazu hat das Regelbuch<br />

der COP24 ein Stück weit beigetragen.<br />

Immerhin gibt es jetzt gemeinsame<br />

Regeln für alle, zum Beispiel Transparenzregeln<br />

und Standards zur CO 2<br />

-Erfassung.<br />

Für die Umsetzung in Deutschland wird<br />

das Klimaschutzgesetz entscheidend sein.<br />

Dabei muss es gelingen, an die frühere<br />

Vorreiterrolle in Sachen Energiewende und<br />

Klimaschutz anzuknüpfen. Denn dieses<br />

Bild hat sich mittlerweile geändert. Der<br />

CO 2<br />

-Ausstoß bleibt auf hohem Niveau, die<br />

Energiewende stockt seit Jahren und wird<br />

politisch am kurzen Zügel geführt. So wurde<br />

aus dem Vorreiter ein Nachzügler, wie<br />

der zu Beginn der zweiten COP-Woche von<br />

Germanwatch und New Climate Insitute<br />

vorgestellte Klimaschutz-Index zeigt.<br />

Dem Index zufolge erreicht kein Land<br />

die in Paris getroffenen Vereinbarungen,<br />

denn der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern<br />

verläuft nur schleppend – trotz<br />

des global ungebrochenen Ausbaus der<br />

Erneuerbaren Energien. Das gilt auch für<br />

Deutschland. Anstatt den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien zu beschleunigen,<br />

bremst die Bundesregierung seit Jahren,<br />

zuerst bei der Photovoltaik, dann beim<br />

Biogas und jüngst bei der Windenergie. Im<br />

Wärme- und Verkehrsbereich stagniert es<br />

seit Jahren – ökologisch wie ökonomisch<br />

unerklärlich.<br />

Den Kohleausstieg schnell einzuleiten,<br />

ist aus Klimaschutzgründen wichtig – ihn<br />

sozialverträglich zu gestalten, ist für die<br />

betroffenen Regionen unverzichtbar. Sie<br />

benötigen gute Alternativen mit Zukunftsperspektiven.<br />

Die Aufgabe der Kommission<br />

für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung<br />

ist daher gewiss keine leichte,<br />

aber es führt kein Weg daran vorbei. Dass<br />

dies für die Regionen durchaus erfolgreich<br />

vonstattengehen kann, präsentiert der BEE<br />

auf seiner Website anhand von Praxisbeispielen<br />

im Rahmen eines Themen-Dossiers.<br />

Denn gerade die Energieregionen sind<br />

aufgrund ihrer Netzinfrastruktur, ihrer<br />

Flächenverfügbarkeit und ihres Knowhows<br />

geeignet, Modellregionen für eine<br />

zukunftsfähige Energieversorgung mit<br />

Erneuerbaren Energien, für die Sektorenkopplung<br />

und den Einsatz von Speichern<br />

zu werden.<br />

In der Erneuerbare-Energien-Branche sind<br />

deutschlandweit bereits hunderttausende<br />

Arbeitsplätze entstanden, gerade auch in<br />

den vom Strukturwandel betroffenen Bundesländern,<br />

zum Beispiel Brandenburg<br />

oder NRW. Entlang der Wertschöpfungskette<br />

arbeiten Planer, Anlagenbauer, Betreiber<br />

und weitere Dienstleister rund um Erhalt<br />

und Wartung der Anlagen.<br />

Beschäftigte der Kohlewirtschaft mit Berufen<br />

aus dem Mechatronik-, Energie- und<br />

Elektrobereich finden mit Umschulungen<br />

und Fortbildungen in Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche<br />

potenzielle<br />

neue Arbeitgeber. Und eine starke Erneuerbaren-Branche<br />

wird noch viel mehr Beschäftigung<br />

und Wertschöpfung, insbesondere<br />

in ländlichen Regionen, generieren<br />

können; bislang ist das Ausbau-Potenzial<br />

nur zu einem Bruchteil ausgeschöpft. Das<br />

gilt gerade auch für das Biogas, das sehr<br />

gut geeignet ist, im Strom-, Wärme- und<br />

Verkehrssektor stärker genutzt zu werden.<br />

Die Innovationskraft der Branche macht<br />

Hoffnung auf zahlreiche Zukunftsoptionen,<br />

sofern regulatorische Hemmnisse<br />

beseitigt werden. Und: Biogasanlagen<br />

leisten einen signifikanten Beitrag zum<br />

Klimaschutz.<br />

Sowohl Braunkohletagebau als auch Steinkohlebergwerke<br />

hinterlassen große Konversionsflächen,<br />

die oft weder für Landwirtschaft,<br />

Wohnen oder Industrie geeignet<br />

sind. Erneuerbare Energiequellen lassen<br />

sich dort aber umso effektiver mobilisieren.<br />

Ein verstärkter Einsatz von Erneuerbaren<br />

Energien in allen Sektoren wiederum hilft,<br />

deutlich mehr Emissionen einzusparen,<br />

aber im Gegenzug ist der Einsatz fossiler<br />

Energien deutlich zu reduzieren.<br />

Dem für <strong>2019</strong> geplanten Klimaschutzgesetz<br />

kommt daher eine große Bedeutung<br />

zu. Seine wichtigste Aufgabe wird es sein,<br />

die nationalen Ziele an das Pariser Klimaschutzabkommen<br />

anzupassen und für<br />

alle Sektoren Treibhausgaseinsparungen<br />

festzulegen. Definierte Sektorziele schaffen<br />

hierbei die nötige Verbindlichkeit, und<br />

ebenso eine Regelung, nach der die Bundesregierung<br />

Strafzahlungen bei Zielverfehlungen<br />

an die verantwortlichen Ministerien<br />

durchreichen kann.<br />

Bereits im Jahr 2020 droht Deutschland<br />

eine deutliche Verfehlung des Ziels. Werden<br />

für die Folgejahre nicht verbindliche<br />

Zwischenziele und Maßnahmen definiert,<br />

ist auch die Einhaltung aller nachfolgenden<br />

Ziele ungewiss und damit wichtige<br />

Zeit für den Klimaschutz, aber auch für die<br />

dringende Modernisierung der Energieversorgung<br />

vertan.<br />

100


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

VERBAND<br />

1. „Qualifizierung für zur Prüfung befähigte Personen für<br />

die sechsjährig wiederkehrende Prüfung“ durchgeführt<br />

Nachdem bereits im Juli 2018<br />

die erste „Qualifizierung für<br />

zur Prüfung befähigte Personen<br />

für die jährlich/dreijährlich<br />

wiederkehrende Prüfung“<br />

nach Anhang 2 Nr. 3.1 Betriebssicherheitsverordnung<br />

(BetrSichV) erfolgreich<br />

durchgeführt wurde, folgte nun im Oktober<br />

2018 die „Qualifizierung für zur Prüfung<br />

befähigte Personen für die sechsjährlich<br />

wiederkehrende Prüfung“ nach Anhang 2<br />

Nr. 3.3 BetrSichV.<br />

Den 18 Teilnehmern aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet wurde an vier Tagen ein intensives<br />

Programm aus Theorie und Praxis<br />

rund um die Prüftätigkeiten als zur Prüfung<br />

befähigte Person geboten. Neben<br />

rechtlichen Grundlagen, unter anderem<br />

zur Betriebssicherheitsverordnung und<br />

Gefahrstoffverordnung, lag der Schwerpunkt<br />

der Fortbildung besonders auf den<br />

erforderlichen Prüfungen bezüglich Explosionssicherheit<br />

und dem technischen<br />

Explosionsschutz sowie den erforderlichen<br />

Prüfmitteln und der Erstellung der Prüfdokumentation.<br />

Die in der Theorie erworbenen Kenntnisse<br />

konnten dann an eineinhalb Tagen in der<br />

Praxis auf einer Biogasanlage angewendet<br />

werden. So wurde in kleinen Gruppen ein<br />

Explosionsschutzdokument für die Biogasanlage<br />

erstellt und eine Prüfung der Anlage<br />

nach Anhang 2 Nr. 3.3 BetrSichV auf der<br />

Biogasanlage durchgeführt. Das Feedback<br />

der Teilnehmer zu dieser ersten Qualifizierung<br />

nach Anhang 2 Nr. 3.3 BetrSichV war<br />

wie bereits bei der Qualifizierung der jährlich/dreijährig<br />

wiederkehrenden Prüfungen<br />

durchweg positiv, so wurden besonders die<br />

Referenten, die zahlreichen Diskussionen<br />

und interessanten Inhalte gelobt – sowie<br />

die Möglichkeit der direkten Anwendung in<br />

der Praxis.<br />

Die Qualifizierung ist Teil eines modularen<br />

Schulungskonzeptes, innerhalb dessen der<br />

Fachverband sowohl Betreiber als auch zur<br />

FOTO: FACHVERBAND BIOGAS E.V.<br />

Praxisteil: In kleinen Gruppen wurde ein Explosionsschutzdokument<br />

für die Biogasanlage erstellt<br />

und eine Prüfung der Anlage nach Anhang 2 Nr.<br />

3.3 BetrSichV auf der Biogasanlage durchgeführt.<br />

Prüfung befähigte Personen bei der Umsetzung<br />

der BetrSichV unterstützen will.<br />

Im nächsten Jahr sollen weitere Qualifikationen<br />

in anderen Regionen Deutschlands<br />

angeboten werden. Wir werden Sie hierüber<br />

zeitnah informieren.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Marion Wiesheu<br />

Leiterin des Referats Qualifizierung und Sicherheit<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

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RECHT<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

Formaldehydbonus –<br />

quo vadis?<br />

Seit dem Urteil des OLG Stuttgart vom April 2018 (Az. 2 U 129/17) ist<br />

die Biogasbranche stark verunsichert: Ist nun der Formaldehydbonus für<br />

alle Zukunft weg? Müssten Zahlungen hierauf in der Vergangenheit zurückerstattet<br />

werden und wenn ja, für wie viele Jahre?<br />

Von Dr. Helmut Loibl<br />

Mit dem EEG 2009 wurde der sogenannte<br />

Formaldehydbonus eingeführt:<br />

demnach sollten Biogasanlagen, die<br />

einen dem Emissionsminderungsgebot<br />

entsprechenden Formaldehydwert einhalten,<br />

einen Bonus in Höhe von 1,0 Cent pro Kilowattstunde<br />

(ct/kWh) bis einschließlich 500 Kilowatt (kW)<br />

Leistung erhalten. Das EEG 2009 sah diesen Bonus<br />

sowohl für alle damaligen Bestandsanlagen als auch<br />

für neue Anlagen vor, für diese aber nur, wenn sie einer<br />

Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

(BImSchG) bedurften. Klassische Grenzen für<br />

diese BImSchG-Pflicht sind etwa 1 Megawatt (MW)<br />

Feuerungswärmeleistung, 3 Tonnen (t) Gaslager oder<br />

6,5 t Gärrestlager.<br />

Problemstellung<br />

Viele Anlagen, gerade Satelliten-BHKW, waren bei ihrer<br />

ersten Inbetriebnahme lediglich nach Baurecht genehmigt<br />

und konnten damit den Bonus nicht erhalten.<br />

Erst in den letzten Jahren, in denen viel flexibilisiert<br />

und damit in aller Regel durch den BHKW-Zubau die<br />

1-MW-Feuerungswärmeleistung überschritten wurde,<br />

entstand die BImSchG-Pflicht, sodass dann fast alle<br />

Netzbetreiber den Bonus gewährt haben.<br />

Umstritten war die Änderung der Genehmigungsbedürftigkeit<br />

nach dem BImSchG im Jahr 2012: Damals<br />

wurde ein neuer Genehmigungstatbestand (1,2 Millionen<br />

Normkubikmeter Rohgasproduktion) eingeführt,<br />

sodass eine Vielzahl von eigentlich baurechtlich genehmigungsbedürftigen<br />

Anlagen ohne weiteres Zutun ins<br />

BImSchG gefallen sind. Hier war zunächst umstritten,<br />

ob auch diese den Bonus erhalten sollen, der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) hat hier aber bereits seit langem<br />

grundsätzlich entschieden, dass – vereinfacht dargestellt<br />

– allein eine nachträgliche Änderung der Rechtslage<br />

nicht zur Auslösung eines Anspruchs führen soll.<br />

Leider wurden aber auch die Fälle, in denen eine Biogasanlage<br />

zunächst baurechtlich genehmigt war und<br />

erst später – zum Beispiel über die Flexibilisierung<br />

und die damit verbundene Erhöhung der Feuerungswärmeleistung<br />

– immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftig<br />

wurde, nicht von allen Netzbetreibern<br />

einheitlich gehandhabt. Zwar waren sich in der Praxis<br />

nahezu alle Netzbetreiber einig, dass der Bonus dann<br />

anfallen soll, aber eben nicht alle.<br />

Folglich haben Anlagenbetreiber versucht, auch dort<br />

den Anspruch über den Gerichtsweg durchzusetzen, wo<br />

Netzbetreiber diesen verweigert haben, bislang leider<br />

ohne Erfolg. Im Gegenteil: Das OLG Stuttgart hat im<br />

zitierten Urteil entschieden, dass – vereinfacht dargestellt<br />

– nur derjenige einen Anspruch auf den Formaldehydbonus<br />

haben kann, der bereits bei seiner ersten<br />

Inbetriebnahme, also letztlich bei der ersten eingespeisten<br />

kWh, immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftig<br />

war.<br />

Wer zunächst im Baurecht in Betrieb gegangen ist, soll<br />

nach dem OLG-Urteil niemals den Formaldehydbonus<br />

geltend machen können. Die Entscheidung ist nach wie<br />

vor nicht rechtskräftig, vor dem BGH läuft eine sogenannte<br />

Nichtzulassungsbeschwerde, über die wohl erst<br />

<strong>2019</strong> entschieden wird.<br />

Folgen des Urteils<br />

Die Folgen des Urteils – sofern es rechtskräftig wird –<br />

könnten verheerend für die Biogasbranche sein. Damit<br />

würde ein nicht unerheblicher Teil der Anlagenbetreiber<br />

nicht nur für alle Zukunft den Formaldehydbonus verlieren,<br />

es stünde zudem ein nicht unerheblicher Rückforderungsanspruch<br />

im Raum. Grundsätzlich verjähren<br />

Ansprüche des Netzbetreibers gegen Anlagenbetreiber<br />

binnen 2 Jahren bis zum Jahresende. Im Januar <strong>2019</strong><br />

müssten also die Jahre 2017 und 2018 sowie das<br />

begonnene Jahr <strong>2019</strong> zurückgezahlt werden. Ansprüche<br />

aus dem Jahr 2016 sind verjährt, es sei denn, ein<br />

Netzbetreiber hätte insoweit einen sogenannten Verjährungsverzicht<br />

beim Anlagenbetreiber eingeholt.<br />

Wer ist betroffen?<br />

Zunächst soll dargestellt werden, wer nicht betroffen<br />

ist, wer also weder den Bonus in Zukunft verlieren<br />

wird, noch diesen für die Vergangenheit zurückzahlen<br />

muss. „Sicher“ sind alle Anlagenbetreiber, deren<br />

Inbetriebnahmejahr 2008 oder früher ist. Der Form-<br />

102


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

RECHT<br />

aldehydbonus wurde mit dem EEG 2009 eingeführt,<br />

in der dortigen Übergangsvorschrift wurde er allen damals<br />

bestehenden Biogasanlagen zugestanden – und<br />

das völlig unabhängig von der Art der Genehmigung.<br />

Damit können auch lediglich baurechtlich genehmigte<br />

Biogasanlagen oder Satelliten mit einem Inbetriebnahmejahr<br />

vor 2009 weiterhin den Formaldehydbonus geltend<br />

machen.<br />

Betroffen sind damit also alle Biogasanlagen und/oder<br />

Satelliten-BHKW, die während des EEG 2009 in Betrieb<br />

gegangen sind (Inbetriebnahmejahre 2009, 2010<br />

und 2011): Wer hier von Anfang an BImSchG-pflichtig<br />

war, kann nach der OLG-Stuttgart-Entscheidung auch<br />

weiterhin den Bonus beanspruchen, wer das nicht war,<br />

verliert ihn für die Zukunft und muss gegebenenfalls<br />

mehrere Jahre zurückzahlen.<br />

Mögliche Abhilfe<br />

Der Wortlaut des Formaldehydbonus stellt darauf ab, ob<br />

die Biogasanlage oder der Satellit einer Genehmigung<br />

nach BImSchG bedurft hätte, und nicht darauf, ob eine<br />

solche vorlag. Wer also eine „falsche“ Genehmigung<br />

hatte, könnte möglicherweise ein Schlupfloch nutzen.<br />

Das gilt vor allem im Hinblick auf den Genehmigungstatbestand<br />

„3 t Gaslager“, dieser wurde damals von<br />

vielen Behörden schlichtweg übersehen.<br />

Zum Gaslager zählt hierbei der Gassack, aber auch<br />

das Freibord im Fermenter und – auch wenn hier je<br />

nach Bundesland sehr unterschiedliche Auslegungen<br />

denkbar sind – grundsätzlich das Endlager, soweit es<br />

gasdicht abgedeckt ist. Letzteres ist seiner Bestimmung<br />

nach nicht nur für die Aufnahme von Gärresten<br />

zuständig, sondern – sofern das Endlager leergefahren<br />

ist – auch für die Aufnahme von Biogas. In einem leeren,<br />

abgedeckten Endlager befindet sich zwangsläufig<br />

ein Gasgemisch, das zusammen mit den anderen Gaslagern<br />

häufig die 3-t-Grenze überschreitet (was bei der<br />

damaligen Genehmigung aber häufig übersehen wurde).<br />

Hier ist also jedem Anlagenbetreiber anzuraten,<br />

kritisch zu prüfen, ob er hierunter fallen kann.<br />

Allerdings ist hierbei auch Vorsicht geboten: Wer als<br />

EEG-2009-Anlagen BImSchG-pflichtig ist, muss ALLE<br />

(!) Gärrestlager abgedeckt und an die Gaserfassung<br />

angeschlossen haben sowie zudem über eine Gasfackel<br />

oder vergleichbare Einrichtung für Störfälle verfügt<br />

haben, weil ansonsten der NawaRo-, Gülle- und<br />

Landschaftspflegebonus entfallen. Es ist also eine sehr<br />

kritische Prüfung der Gesamtsituation nötig, bevor man<br />

hier vorschnell auf nicht passende Lösungen zusteuert.<br />

Hier ist dringend anzuraten, entsprechenden fachlichen<br />

Rat einzuholen.<br />

Lösung durch Gesetzgeber<br />

Möglicherweise müssen Anlagenbetreiber aber gar keine<br />

derartigen Klimmzüge machen, um ihren Formaldehydbonus<br />

zu retten. Der Fachverband Biogas hat es mit<br />

großem Engagement geschafft, in das „Energiesammelgesetz“,<br />

ein Gesetz also,<br />

das eine Vielzahl energierechtlicher<br />

Regelungen,<br />

darunter auch das EEG<br />

abändert, eine Klarstellung<br />

aufnehmen zu<br />

lassen. Im aktuellen<br />

Entwurf dieses Gesetzes,<br />

das der Bundestag<br />

bereits verabschiedet<br />

hat, ist eine<br />

Regelung in Paragraf<br />

104 enthalten.<br />

Dort heißt es sinngemäß,<br />

dass der Anspruch<br />

auf den Formaldehydbonus<br />

auch dann besteht, wenn die<br />

immissionsschutzrechtliche Genehmigungsbedürftigkeit<br />

erst nach<br />

der ersten Inbetriebnahme (aber nicht nur<br />

aufgrund einer Änderung der Gesetzeslage) entsteht.<br />

In diesem Fall soll der Bonus ab dem Zeitpunkt<br />

in Anspruch genommen werden können, ab dem die<br />

BImSchG-pflicht eingetreten ist.<br />

Eine solche gesetzliche Klarstellung würde die gesamte<br />

Problematik komplett erledigen: Der Gesetzgeber<br />

selbst würde damit klarstellen, wie das Gesetz eigentlich<br />

von Anfang an zu verstehen war, der OLG-Stuttgart-<br />

Entscheidung würde also faktisch der Boden entzogen<br />

werden. Damit wäre der Bonus für alle Betroffenen für<br />

die Zukunft gerettet. Nicht ganz klar ist die Vergangenheit,<br />

weil die gesetzliche Änderung ja erst <strong>2019</strong> in<br />

Kraft tritt, sodass man diskutieren könnte, ob hiermit<br />

ein Anspruch für die Vergangenheit bestehen kann. Im<br />

Hinblick auf den klaren Wortlaut und die Ausführungen<br />

in der Begründung sollten hieran aber keine Zweifel<br />

bestehen.<br />

Damit könnte die gesamte Problematik gelöst sein, ein<br />

Pferdefuß bleibt allerdings. Die Klarstellung im Gesetz<br />

muss zunächst von der Europäischen Kommission<br />

genehmigt werden. Das kann dauern. Bis dahin besteht<br />

jedoch die begründete Hoffnung, dass sich die<br />

gesamte Problematik um den Formaldehydbonus in<br />

Luft auflöst.<br />

Autor<br />

Dr. Helmut Loibl<br />

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht<br />

Sprecher des Juristischen Beirats im<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Kanzlei Paluka Sobola Loibl & Partner<br />

Prinz-Ludwig-Straße 11<br />

93055 Regensburg<br />

09 41/58 57 1-0<br />

loibl@paluka.de<br />

www.paluka.de<br />

FOTO: WWW.LANDPIXEL.DE<br />

„Sicher“ vor dem<br />

Verlust des Formaldehydbonus<br />

sind alle<br />

Anlagenbetreiber, deren<br />

Inbetriebnahmejahr<br />

2008 oder früher ist.<br />

103


PRODUKTNEWS<br />

BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

„cupaburn“ – neu: Versorgungsgarantie im Nahwärmenetz<br />

Cupaburn ermöglicht eine umfassende<br />

Versorgungsgarantie und kommt dabei<br />

ganz ohne Heizhaus aus. Der Großwärmespeicher-Spezialist<br />

cupasol kombiniert<br />

eine moderne, automatisierte Holzheizung<br />

geschickt mit einem finanziell geförderten<br />

Großwärmespeicher. Beispiel: konstanter<br />

Betrieb einer Biogasanlage (BGA) mit<br />

500 kW el<br />

, 65 Prozent Gülleanteil, großes<br />

Nahwärmenetz, weniger als 20 Prozent<br />

Holzeinsatz, mehr als 85 Prozent Wärmenutzung<br />

der BGA, 2,5-fache thermische<br />

Spitzenleistung – das erreicht das Zusatz-<br />

Heizsystem cupaburn. Jede bestehende<br />

BGA lässt sich damit aufrüsten. Durch<br />

geringe Investitions- und laufende Kosten<br />

ist cupaburn eine preisgünstige Alternative<br />

zum Heizhaus. Die Versorgungsgarantie<br />

wird durch verschiedene Wärmequellen<br />

mehrfach abgesichert und die Wärme von<br />

BGA und Holzofen optimal genutzt. Zusätzlich<br />

lässt sich die BGA stromseitig später<br />

Versorgungsgarantie und hohe Abwärmenutzung mit<br />

dem günstigen Zusatz-Heizsystem „cupaburn“.<br />

stark flexibilisieren. cupaburn ist einfach<br />

aufgebaut und durch eine hohe Automatisierung<br />

sehr betreiberfreundlich.<br />

Kontakt: cupasol GmbH,<br />

Bahnhofstraße 11, 88214 Ravensburg,<br />

Tel. 07 51/76 96 26 70, info@cupasol.com, www.cupasol.com<br />

FOTO: CUPASOL GMBH<br />

Pumpenfabrik Wangen: Neuer Servicepartner<br />

für nordwestdeutschen Raum<br />

Die Firma LP Energy GmbH ist ab sofort<br />

als Servicepartner für die Pumpenfabrik<br />

Wangen GmbH tätig und übernimmt Service-<br />

und Reparaturaufgaben für Kunden<br />

im nordwestdeutschen Raum. LP Energy<br />

GmbH ist bekannt als zuverlässiger und<br />

kompetenter Servicepartner für Biogas<br />

Anlagen.<br />

„Schnellere Reaktionszeiten und noch<br />

mehr Service möchten wir mit dieser Zusammenarbeit<br />

unseren Kunden garantieren.<br />

Dies nicht nur für Biogaspumpen,<br />

sondern für alle Pumpen“, so Thomas<br />

Janowski. „Wir freuen uns, die Firma LP<br />

Energy GmbH als Servicepartner gewonnen<br />

zu haben und sind davon überzeugt,<br />

dass die Zusammenarbeit für unsere Kunden<br />

von Vorteil ist.“ LP Energy, mit Firmensitz<br />

im nordwestdeutschen Ahaus, ist seit<br />

vielen Jahren Kunde der Pumpenfabrik<br />

Wangen GmbH und kennt die Pumpen,<br />

gerade im Bereich Biogas, sehr genau.<br />

Dies war ausschlaggebend für den weiteren<br />

Schritt der intensiven, gemeinsamen<br />

Zusammenarbeit.<br />

Kontakt: Pumpenfabrik Wangen GmbH,<br />

Simoniusstr. 17, 88239 Wangen im Allgäu,<br />

Tel. 0 75 22/997-0, mail@wangen.com, www.wangen.com<br />

Gasertrag-Sofortanalyse mittels FT-NIR-Spektroskopie<br />

Die neuartige Bestimmung des Gasertrags<br />

mittels Nahinfrarotspektroskopie ermöglicht<br />

eine schnelle und präzise Sofortanalyse<br />

des Gasertrags verschiedener Substrate.<br />

In nur 3 Minuten kann das FT-NIR-Gerät<br />

den Gasertrag von Substraten schnell und<br />

zuverlässig bestimmen. Im Gegensatz dazu<br />

dauern herkömmliche Methoden sehr lange,<br />

und aufwändige Analysen mit einer Versuchsdauer<br />

von mindestens 40 Tagen sind<br />

üblich. Betreiber erhalten ihr Analyseergebnis<br />

nur 48 Stunden nach Probeneingang.<br />

Neben Ganzpflanzensilage, Maissilage und<br />

Grassilage können eine Vielzahl weiterer<br />

Substrate (HTK, Rindermist, Szarvasi-Gras,<br />

Luzerne, Bioabfall, Getreide, Hirse) analysiert<br />

werden. Das NIRS-Schnelltestverfahren<br />

der Schmack Biogas Service GmbH ist<br />

eine kostengünstige Alternative zur standardisierten<br />

Gasertragsbestimmung.<br />

Kontakt: Schmack Biogas Service GmbH,<br />

Bayernwerk 8, 92421 Schwandorf, Tel. 0 94 31/751-277,<br />

info@schmack-biogas.com, www.schmack-biogas.com<br />

Awite Bioenergie: Produktneuheit AwiLAB Digester<br />

Mit dem AwiLAB Digester hat Awite erstmals<br />

ein vollautomatisiertes und modulares<br />

Komplettsystem für die Wissenschaft<br />

entwickelt. Der Laborreaktor überzeugt mit<br />

einer qualitativ hochwertigen Ausstattung<br />

vom Edelstahl-Gärbehälter mit Helix-Rührwerk<br />

bis hin zum integrierten Gasanalysesystem<br />

AwiFLEX. Der AwiLAB Digester ist<br />

so konzipiert, dass der Befüll-, Entleer- und<br />

Reinigungsvorgang schnell und einfach zu<br />

bewerkstelligen sind und eine Probenahme<br />

aufgrund des großdimensionierten Probenahme-Stutzens<br />

jederzeit während des Betriebs<br />

möglich ist.<br />

Der AwiRemote-Fernzugriff ermöglicht dem<br />

Anwender eine kontinuierliche Versuchsüberwachung<br />

und Steuerung über Tablet,<br />

PC und Smartphone. Zu den Anwendungsbereichen<br />

des AwiLAB Digesters zählen<br />

neben kontinuierlichen Laborversuchen,<br />

Additiv- und Enzymtests auch Versuche zur<br />

Gasausbeute, der Gaszusammensetzung,<br />

Raumbelastung und Bakterienaktivität.<br />

Kontakt: Awite Bioenergie GmbH,<br />

Grünseiboldsdorfer Weg 5, 85416 Langenbach,<br />

Tel. 0 87 61/72 16 20, info@awite.de, www.awite.de<br />

104


BIOGAS JOURNAL | 1_<strong>2019</strong><br />

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ist am 1. Februar.<br />

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Herausgeber:<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />

Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit)<br />

Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

Fax: 0 81 61/98 46 70<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Internet: www.biogas.org<br />

ISSN 1619-8913<br />

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RAuN Andreas Schäfermeier**<br />

RA W. Andreas Lahme*<br />

RA Dr. Oliver Frank*<br />

RA Martina Beese<br />

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RA Daniel Birkhölzer*<br />

RAuN Katharina Vieweg-Puschmann LL.M.<br />

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Fischerstr. 13 · 84137 Vilsbiburg · (0176) 476 494 69<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Anzeigenverwaltung & Layout:<br />

bigbenreklamebureau GmbH<br />

An der Surheide 29 · 28870 Ottersberg-Fischerhude<br />

Tel. 0 42 93/890 89-0<br />

Fax: 0 42 93/890 89-29<br />

E-Mail: info@bb-rb.de<br />

Internet: www.bb-rb.de<br />

Druck: Druckhaus Fromm, Osnabrück<br />

Das BIOGAS Journal erscheint sechsmal im Jahr auf Deutsch.<br />

Zusätzlich erscheinen zwei Ausgaben in englischer Sprache.<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />

die Meinung des Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der<br />

Position des Fachverbandes Biogas e.V. übereinstimmen muss.<br />

Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet,<br />

Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-Rom nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen an die Redaktion<br />

wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung<br />

vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen<br />

wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe sinnerhaltend zu kürzen.<br />

106


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