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5_2021 Leseprobe

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 24. Jahrgang<br />

5_<strong>2021</strong><br />

BI<br />

GaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Energiepolitische Zukunft<br />

im Südwesten S. 32<br />

Österreich: neues<br />

Einspeisegesetz S. 80<br />

Votum Clearingstelle –<br />

was nun? S. 106<br />

Ab Seite 40<br />

Alternativer<br />

Ackerbau


Inhalt<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Editorial<br />

Wir haben<br />

die Wahl!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wenn Sie dieses Biogas Journal in den Händen halten,<br />

dann sind es nur noch ein paar Tage bis zur Bundestagswahl.<br />

Zum Redaktionsschluss Ende August war völlig<br />

offen, wer Bundeskanzler*in werden wird. Auch völlig<br />

offen war, welche Parteien koalieren und die nächste<br />

Bundesregierung stellen werden. Völlig klar ist aber das<br />

energie- und klimapolitische Resümee, das wir nach<br />

16 Jahren Kanzlerinnenschaft von Dr. Angela Merkel<br />

ziehen können.<br />

CDU und CSU haben in den vergangenen vier Legislaturperioden<br />

mal mit der FDP, mal mit der SPD regiert.<br />

Von den vier Parteien hat sich allenfalls noch die CSU<br />

für die Energiewende – insbesondere für den Erhalt der<br />

Biogasproduktion – eingesetzt. Die anderen drei haben<br />

weder energie- noch klimapolitisch geglänzt. Klar, es<br />

wurden immer wieder großmundig Ziele formuliert,<br />

aber am Willen, diese zu erreichen, fehlte es indes.<br />

Stattdessen wurde die Biokraftstoffbranche ausgebremst,<br />

der Solarmodulproduktion in Deutschland wurde<br />

der Todesstoß versetzt, die Rahmenbedingungen für<br />

die Biogasproduktion wurden mit jeder EEG-Novelle seit<br />

2014 verschlechtert. Es werden kaum noch neue Anlagen<br />

in Deutschland gebaut und der Anlagenbestand<br />

wird im heutigen Umfang nicht gehalten werden können.<br />

Und mittlerweile steckt die Windenergie angesichts<br />

ihrer stagnierenden Ausbauzahlen auch in der Krise.<br />

Das ist das Ergebnis politischer Kurzsichtigkeit und eines<br />

politischen Taktierens und Agierens auf Sicht. Die<br />

nächste Bundesregierung muss die Ärmel aufkrempeln<br />

und alle energie- und klimapolitischen Bremsen lösen.<br />

Sie muss politische Akzente setzen. Sie muss vorausschauend<br />

agieren und gestalten und nicht selbst Krisen<br />

erzeugen. Sie wird gemessen werden an dem Willen,<br />

Energiewendeziele in die Tat umzusetzen. Bleibt es<br />

bei der Politik der Lippenbekenntnisse, wird die Klimawandelhypothek<br />

unserer Kinder und Enkelkinder<br />

immer größer.<br />

Aber eines ist auch klar: Wir dürfen nicht glauben,<br />

dass es allein reicht, mit der Energiewende alle Sektoren<br />

CO 2<br />

-neutral zu machen. Das ist nur ein Schritt,<br />

ein Baustein. Die Energieträger grün anstreichen und<br />

die globale Weltwirtschaft so weiterbetreiben, führt in<br />

eine Sackgasse. Wir müssen uns jetzt vielmehr fragen,<br />

wie wir auf unserem Planeten künftig wirtschaften und<br />

mit Ressourcen umgehen wollen. Mittlerweile wird<br />

immer deutlicher, dass die ungehemmte Umnutzung<br />

und Belastung von Naturräumen keine enkeltaugliche<br />

Perspektive darstellt. Es braucht eine andere Haltung<br />

unserer Mitwelt gegenüber.<br />

Um neue Perspektiven geht es auch im Schwerpunktthema<br />

in dieser Ausgabe, das sich wieder einmal mit<br />

alternativem Ackerbau beschäftigt. Wir stellen beispielhaft<br />

Menschen vor, die explizit die Bodenfruchtbarkeit<br />

und die Bodengare in den Mittelpunkt ihrer ackerbaulichen<br />

Aktivitäten stellen und die Pflanzengesundheit<br />

unkonventionell denken. Dabei geht es um Systeme,<br />

die stressresistenter, resilienter sind hinsichtlich des<br />

Klimawandels.<br />

Es geht um Systeme, die Regenwasser besser in die<br />

Böden in tiefere Schichten eindringen und umgekehrt<br />

weniger verdunsten lassen. Um Systeme, in denen die<br />

Böden immer einen gewollten, gelenkten Bewuchs<br />

aufweisen. Photosynthese treibende Pflanzen – insbesondere<br />

artenreiche Zwischenfruchtgemenge – sind ein<br />

Baustein pro ganzjähriger Bodengare und einem aktiven,<br />

individuenreichen Edaphon. Wir brauchen also innovative<br />

Ackerbaustrategien, die dem sich wandelnden<br />

Klima angepasst sind. Wir sollten uns im Kopf fit machen<br />

und dann unsere Böden – auch für nachfolgende<br />

Generationen. Wir haben die Wahl!<br />

Herzlichst Ihr<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann,<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

3


Inhalt<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

40<br />

Titelthema<br />

Alternativer Ackerbau<br />

40 Bodenfruchtbarkeit verbessern<br />

Von Christian Dany<br />

titelFoto: Carmen Rudolph i Fotos: Carmen Rudolph, Heinz Wraneschitz, LEE Schleswig-Holstein<br />

Editorial<br />

3 Wir haben die Wahl!<br />

Von Martin Bensmann,<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher<br />

10 Termine<br />

12 Biogas-Kids<br />

14 Biogas-Innovationskongress <strong>2021</strong><br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

22 Biomethan billiger als Wasserstoff<br />

Von Thomas Gaul<br />

26 BIOGAS Convention & Trade Fair <strong>2021</strong><br />

POLITIK<br />

28 Das „Kabinett Merkel IV“ aus Sicht<br />

der Biogasbranche: energiepolitischer<br />

Rück- und Ausblick<br />

Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />

Baden-Württemberg / Rheinland-Pfalz<br />

32 Biogas wird unterschiedlich betont<br />

Von Bernward Janzing<br />

36 Chance einer Ökologisierung verspielt<br />

Von Bernward Janzing<br />

Beilagenhinweis:<br />

Das Biogas Journal enthält eine Beilage<br />

der Firma agrikomp und das Tagungsprogramm<br />

der Biogas Convention <strong>2021</strong>.<br />

50 „An erster Stelle steht die<br />

Bodenchemie, dann kann die<br />

Biologie anspringen“<br />

Von Christian Dany<br />

56 Streben nach „enkeltauglicher“<br />

Landwirtschaft<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

64 Modifiziertes Strip-Till-Verfahren<br />

sichert die Erträge<br />

Von Thomas Gaul<br />

PRAXIS<br />

70 Veitshöchheimer Hanfmix im Test<br />

Von Heinz Wraneschitz<br />

74 Biogas ade – Nach zwei Jahrzehnten<br />

Erzeugung steht am Ende des Jahres<br />

endgültig das Aus<br />

Von Dierk Jensen<br />

78 Anlagen des Monats<br />

4


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Inhalt<br />

70 96<br />

INTERNATIONAL<br />

Österreich<br />

80 Das neue EAG und seine Konsequenzen<br />

für die Biogasbranche<br />

Von EUR ING Marie-Luise Schaller<br />

Indien<br />

84 Komprimiertes Biogas (CBG) – großes<br />

Potenzial aus landwirtschaftlichen<br />

Reststoffen<br />

Von Gaurav Kedia und Abhijeet Mukherjee<br />

90 DiBiCoo: Projekt zur Förderung der<br />

internationalen Zusammenarbeit im<br />

Bereich Biogas<br />

Von Frank Hofmann<br />

VERBAND<br />

Aus der Geschäftsstelle<br />

92 Brüssel: Entscheidende Weichenstellungen<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

96 Aus den Regionalbüros<br />

98 Dekarbonisierung der Wärmenetze ist<br />

wichtiger Klimaschutzbeitrag<br />

Von Dr. Simone Peter, BEE<br />

100 Der Schulungsverbund Biogas gratuliert<br />

seinem 10.000sten Teilnehmer – eine<br />

Erfolgsgeschichte<br />

102 Rückblick Aktionswoche Artenvielfalt<br />

RECHT<br />

104 Zwei Voten zur (Neu-)Inbetrieb -<br />

nahme von Biogasanlagen und ein<br />

Schiedsspruch zur Mitnahme der<br />

Höchst bemessungsleistung<br />

Von Elena Richter<br />

106 Votum der Clearingstelle zur „Modernisierung“<br />

von Biogasanlagen – und jetzt?<br />

Von Dr. Helmut Loibl<br />

110 Herausforderung – BHKW-Tausch<br />

Von Dipl.-Betr. (BA) René Walter<br />

Produktnews<br />

112 Produktnews<br />

114 Impressum<br />

5


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

DBI-Studie: Grünes Flüssiggas spielt tragende<br />

Rolle bei der Energiewende im ländlichen Raum<br />

Berlin – Mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz<br />

hat die Bundesregierung für Deutschland<br />

das Ziel gesetzlich verankert, bis 2045<br />

Treibhausgas neutral zu sein. Im Auftrag<br />

des Deutschen Verbandes Flüssiggas e.V.<br />

(DVFG) untersuchte die renommierte DBI –<br />

Gastechnologisches Institut gGmbH die<br />

Potenziale von Grünem Flüssiggas.<br />

Grünes Flüssiggas kann insbesondere die<br />

CO 2<br />

-Emissionen von Wohngebäuden im<br />

ländlichen Raum kostengünstig senken, da<br />

Flüssiggas-Heizungsanlagen im Wohnungsbestand<br />

ohne technische Anpassungen mit<br />

dem regenerativen Energieträger betrieben<br />

werden können. „Die vom Deutschen Verband<br />

Flüssiggas vorgelegte Studie zeigt,<br />

dass Grünes Flüssiggas ein zentraler Baustein<br />

für eine erfolgreiche Energiewende<br />

sein wird“, sagt der DVFG-Vorstandsvorsitzende<br />

Jobst-Dietrich Diercks. „In den<br />

kommenden 10 bis 15 Jahren wird es unser<br />

Ziel sein, überwiegend Grünes Flüssiggas<br />

einzusetzen und damit die Defossilisierung<br />

von Energieerzeugung und Energieeinsatz<br />

voranzubringen.“<br />

Das Marktpotenzial für Grünes Flüssiggas ist<br />

enorm: Laut DBI könnten von den insgesamt<br />

5,87 Millionen Ölheizungen in Deutschland<br />

rund die Hälfte (3,08 Millionen)<br />

auf Flüssiggas umgestellt<br />

werden. „Jede zweite Ölheizung<br />

in Deutschland<br />

ist somit für einen Wechsel<br />

hin zu einer modernen<br />

Flüssiggas-Heizung<br />

prädestiniert. Das ist<br />

für kostenbewusste Heizungsmodernisierer<br />

eine<br />

attraktive Option“, sagt<br />

Diercks.<br />

Das DBI hat bis zum Jahr<br />

2050 ein Absatzpotenzial<br />

für Grünes Flüssiggas im<br />

Wärmemarkt in Deutschland<br />

von 3,7 Millionen<br />

Tonnen pro Jahr errechnet.<br />

Laut Einschätzung des DBI ließe sich<br />

der gesamte Bedarf an Grünem Flüssiggas<br />

für den Wärmemarkt aus heimischen Quellen<br />

decken.<br />

Grünes Flüssiggas ist klimafreundlich: Bei<br />

der Verbrennung wird nur CO 2<br />

aus biologischer<br />

Herkunft frei, sofern es aus Biogas<br />

synthetisiert wurde. Die wirtschaftlichste<br />

Methode, Grünes Flüssiggas herzustellen,<br />

ist der Prozess der trockenen Reformierung<br />

von Biogas mit anschließender Dimethylether-<br />

und Propylensynthese. Ein weiterer<br />

Von den insgesamt 5,87 Millionen Ölheizungen in Deutschland könnte<br />

rund die Hälfte (3,08 Millionen) auf Flüssiggas umgestellt werden.<br />

aussichtsreicher Weg, um Grünes Flüssiggas<br />

zu erzeugen, liegt in der Co-Elektrolyse<br />

von CO 2<br />

unter Verwendung von regenerativ<br />

erzeugtem Wasserstoff. Das CO 2<br />

fällt beispielsweise<br />

bei der Aufbereitung von Biogas<br />

zu einspeisefähigem Biomethan an. Die<br />

Erzeugung von Grünem Flüssiggas kann<br />

vielen Betreibern von Biogasanlagen eine<br />

zusätzliche Perspektive bieten. „Es sollte<br />

das Ziel sein, in möglichst vielen Bundesländern<br />

Demonstrations- und Pilotanlagen<br />

zu errichten“, sagt Diercks.<br />

Multi-Fuel-Traktor mit<br />

Biokraftstoffen erfolgreich<br />

Gülzow – Der Landmaschinenhersteller John Deere,<br />

das Technologie- und Förderzentrum Straubing und<br />

die Technische Universität Kaiserslautern haben<br />

gemeinsam ein Konzept für einen Multifuel-Traktor<br />

beziehungsweise für Multifuel-Motoren in Landmaschinen<br />

entwickelt. Das Motorsystem erlaubt<br />

den Einsatz zweier nachhaltiger Biokraftstoffe, wie<br />

Pflanzenölkraftstoff oder Biodiesel, oder konventionellem<br />

Dieselkraftstoff. Die Kraftstoffe können als<br />

Mischungen oder als Reinkraftstoffe genutzt werden.<br />

Neben dem Preisabstand zum Dieselkraftstoff ist die<br />

Beschränkung auf einen Kraftstoff für die gesamte<br />

Nutzungsdauer eines Schleppers ein Hemmnis für<br />

die Nutzung von Biokraftstoffen in der Landwirtschaft.<br />

In dem Projekt „Entwicklung und Feldtest<br />

eines Abgasstufe 5 Multi-Fuel-Traktors<br />

(Must5-Trak)“ wurden Pflanzenölkraftstoff,<br />

Biodiesel, aber auch konventioneller<br />

Dieselkraftstoff als Reinkraftstoffe<br />

und in diversen Mischungen erfolgreich<br />

getestet. Verschiedene Sensoren erkennen<br />

diese Kraftstoffmischungen, so<br />

dass über die Motorsteuerung die<br />

Wahl der optimalen Betriebspunkte<br />

erfolgt.<br />

Damit könnten Land- und Forstbetriebe<br />

CO 2<br />

-Emissionen senken und auf Preisvolatilität<br />

bzw. unterschiedliche Verfügbarkeit am Kraftstoffmarkt<br />

reagieren. Die Abgasvorschriften nach EU<br />

Stufe V werden mit allen Kraftstoffkombinationen<br />

Pflanzenölkraftstoff, Biodiesel, aber auch konventioneller Dieselkraftstoff<br />

wurden als Reinkraftstoffe und in diversen Mischungen<br />

erfolgreich in einem John-Deere-Schlepper getestet. Verschiedene<br />

Sensoren erkennen die Kraftstoffmischungen.<br />

eingehalten. Ein Hemmnis beim Einsatz von Biokraftstoffen<br />

wäre damit beseitigt, was Landwirten<br />

ermöglicht, hohe Anteile erneuerbarer, klimafreundlicher<br />

Kraftstoffe zu nutzen.<br />

Fotos: landpixel.eu<br />

6


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aktuelles<br />

Heizkosten- und Kohlendioxid-<br />

Vergleich für erneuerbare Wärme<br />

Gülzow – Ob privater Gebäudeeigentümer,<br />

gewerblicher Immobilienverwalter oder Beschaffer<br />

für kommunale Liegenschaften:<br />

Wer die Heizung auf nachhaltige, erneuerbare<br />

Energie umstellen will, der kann mit<br />

dem Online-Wärmekostenrechner<br />

der Agentur für Erneuerbare<br />

Energien (AEE) die<br />

Treibhausgaseinsparung und<br />

die Kosten für das Heizen mit<br />

Biomasse- und Solarthermie<br />

sowie Wärmepumpen berechnen.<br />

Der Wärmekostenrechner<br />

ermöglicht den direkten Vergleich<br />

von Wirtschaftlichkeit<br />

und Klimabilanz verschiedener<br />

erneuerbarer Wärmeerzeuger<br />

und Hybridlösungen.<br />

Bei Eingabe von individuellen<br />

Daten unter anderem zu<br />

Gebäudetyp und Heizbedarf<br />

beziehungsweise bisherigem<br />

Heizölverbrauch kann mit<br />

dem Online-Wärmekostenrechner<br />

im Internet eine unabhängige<br />

Vollkostenanalyse auf Basis der<br />

tatsächlichen Verbrauchsdaten vorgenommen<br />

werden. Die Heizkostenberechnung<br />

berücksichtigt dazu Anschaffungs- und Betriebskosten<br />

sowie den CO 2<br />

-Ausstoß durch<br />

Brennstoffeinsatz, Vorketten und Betrieb<br />

von Heizungsanlagen.<br />

Die hier zugrundeliegenden Daten für die<br />

Berechnungen werden vom Institut für<br />

Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung<br />

an der Universität Stuttgart<br />

(IER, Universität Stuttgart) beigesteuert.<br />

Wer die Heizung auf nachhaltige, erneuerbare Energie umstellen will, der kann mit<br />

dem Online-Wärmekostenrechner der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) die<br />

Treibhausgaseinsparung und die Kosten für das Heizen mit Biomasse- und Solarthermie<br />

sowie Wärmepumpen berechnen.<br />

Für unterschiedlichste Gebäudetypen,<br />

wie Altbauten und Neubauten, Ein- und<br />

Mehrfamilienhäuser, Gewerbeimmobilien<br />

und größere Gebäudekomplexe, liefern<br />

die Berechnungsalgorithmen zuverlässige<br />

Werte für die Planung einer Energieträgerumstellung<br />

beziehungsweise Erneuerung<br />

der Heizung. Der auch als Wärmekompass<br />

bezeichnete Online-Wärmekostenrechner<br />

der AEE gibt einen Überblick über die<br />

nutzbaren Technologien und Brennstoffe<br />

sowie einen Einblick in die Vollkosten<br />

des Heizens und die damit verbundenen<br />

Treibhausgasemissionen. Er bietet so eine<br />

Orientierung, welche Optionen zum Heizen<br />

mit erneuerbaren Energien im Hinblick auf<br />

Treibhausgaseinsparung und Kosten in die<br />

engere Wahl genommen werden sollten.<br />

Aus stadtplanerischer und<br />

energietechnischer Sicht<br />

ist es dabei oft sinnvoll,<br />

die Planung über Einzelgebäude<br />

hinausgehend für<br />

Gebäudekomplexe beziehungsweise<br />

Quartiere vorzunehmen.<br />

Dazu ergänzt<br />

der AEE-Leitfaden „Wärmewende<br />

für Quartiere“ den<br />

Rechner. Mit den Leitfäden<br />

„Wärmewende für landwirtschaftliche<br />

Betriebe“<br />

und „Wärmewende in kommunalen<br />

Liegenschaften“<br />

zeigt die AEE zudem, wie<br />

die Wärmewende auch in<br />

Landwirtschaftsbetrieben<br />

und für kommunale Liegenschaften<br />

möglich und<br />

wirtschaftlich darstellbar ist. Das Bundesministerium<br />

für Ernährung und Landwirtschaft<br />

(BMEL) hat über die Fachagentur<br />

Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) das<br />

Verbundvorhaben „Wärmekostenrechner<br />

2.0“ (Förderkennzeichen: 2220NR050A,<br />

2220NR050B) gefördert.<br />

7


Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Bücher<br />

Schöpfung ohne Krone<br />

„Warum wir uns zurückziehen müssen, um<br />

die Artenvielfalt zu bewahren“ lautet der<br />

Untertitel der von Eileen Christ verfassten<br />

Kampfschrift gegen die ungebremste globale<br />

Zerstörung von Naturräumen zu Land und<br />

zu Wasser durch den Menschen. Das Buch<br />

gliedert sich in drei Hauptteile mit Unterkapiteln.<br />

Im ersten Teil beschreibt sie den weltweiten<br />

Zusammenbruch der Biodiversität<br />

anhand sich aneinanderreihender Beispiele.<br />

Dabei stellt sie Landwirtschaft und Fischerei<br />

besonders an den Pranger.<br />

Interessant sind ihre Ausführungen im zweiten Kapitel<br />

von Teil eins zu den Wurzeln des menschlichen Überlegenheitsdenkens<br />

und der daraus folgenden ökologischen<br />

Krise. Dieses althergebrachte Überlegenheitsdenken<br />

sei die Urquelle des Übels für die Unterwerfung<br />

der Natur, deren Ausbeutung und Zerstörung mit dem<br />

Verlust der Artenvielfalt und der Verödung ganzer Landstriche<br />

einhergeht. Sie entlarvt auch, dass die verantwortlichen<br />

Akteure im eigenen Interesse Sprache und<br />

Definition des eigenen Tuns kaschieren. So würden mit<br />

rhetorischen Finten aus auszubeutenden Bodenschätzen<br />

beispielsweise Ressourcen oder das Abholzen von<br />

Wäldern zur Umnutzung der Landschaft.<br />

Das Buch beinhaltet eine starke Vision, die heute wie<br />

eine Utopie klingt, dass die Menschengesellschaft auf<br />

maximal 3,5 Milliarden Menschen schrumpfen müsse,<br />

sodass den Naturräumen mehr vom Menschen ungenutzter<br />

Platz zur Renaturierung und Vermehrung der<br />

Artenvielfalt zur Verfügung steht. Bei ihr bekommt die<br />

globale „Wildnis“ mit den manigfaltigen Wundern der<br />

Schöpfung Vorrang. Sie kritisiert den menschlichen<br />

Expansionismus, der den biologischen Reichtum der<br />

Erde in katastrophalem Ausmaß verringere. Im dritten<br />

Teil des Buches nimmt sie dazu ausführlich Stellung.<br />

Eins steht als Fazit des Buches aber ganz klar fest:<br />

Wenn wir Menschen nicht anfangen, in allen Lebensbereichen<br />

nach der Weisheit der Selbstbeschränkung<br />

zu leben, sondern mit steigender Weltbevölkerung global<br />

genauso weiter wirtschaften, dann ist der ökologische<br />

und soziologische Kollaps auf diesem Planeten<br />

absehbar. Wenn das geschieht, hat die vermeintliche<br />

Krone der Schöpfung peinlich versagt. Die Grenzen der<br />

geographischen Ausdehnung und des ökonomischen<br />

Wachstums sind heute schon erreicht.<br />

Rezension: Martin Bensmann<br />

Bundes-Immissionsschutzgesetz, Kommentar<br />

Das Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

(BImSchG)<br />

gilt als eines der praxisrelevantesten<br />

Regelwerke des<br />

Umweltrechts. Zugleich<br />

ist es aber auch sehr umfangreich<br />

und komplex: Die<br />

große Zahl an Vorschriften<br />

sowie das ausufernde untergesetzliche<br />

Regelwerk<br />

aus zahlreichen Durchführungsverordnungen<br />

und sonstigen konkretisierenden<br />

Regelwerken erschweren den Zugang und stellen hohe<br />

Ansprüche an den Umgang mit dem Gesetz.<br />

Immer die Bedürfnisse der Praxis im Fokus, bietet Ihnen<br />

der Berliner Kommentar BImSchG entscheidende<br />

Vorteile:<br />

ffAusgewogene Kommentierungen auf höchstem<br />

Niveau ohne überflüssigen Ballast, garantiert durch<br />

das große Expertenteam aus Rechtsanwälten,<br />

Syndikusanwälten, Richtern, Professoren und<br />

Ministerialbeamten.<br />

ffDirekte Einbindung der Erläuterungen zu allen<br />

BImSchVen sowie TA Luft, TA Lärm, AVV Baulärm<br />

und GIRL in die jeweiligen BImSchG-Kommentierungen<br />

– inkl. Synopse, die schnell zeigt, welche<br />

Vorschrift wo integriert ist.<br />

ffZahlreiche Praxisbeispiele, die typische Problemkonstellationen<br />

veranschaulichen und die Gesetzesanwendung<br />

im Einzelfall sehr erleichtern.<br />

ffEine umfangreiche, ständig aktualisierte Vorschriftendatenbank<br />

mit wichtigen immissionsschutzrechtlichen<br />

Vorschriften der EU, des Bundes und<br />

der Länder, bei der auch ein Vergleich mit früheren<br />

Rechtsständen möglich ist.<br />

Erich Schmidt Verlag, <strong>2021</strong>, XXVIII,<br />

1.826 Seiten, fester Einband, (D) 184,00 Euro,<br />

Berliner Kommentare<br />

ISBN 978-3-503-14183-8<br />

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Oekom Verlag, München, Eileen Christ.<br />

Deutsche Erstausgabe, 2020, 355 Seiten,<br />

D: 28,00 Euro, A: 28,80 Euro.<br />

ISBN: 978-3-96238-178-3<br />

8


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

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Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

termine<br />

22. bis 24. September<br />

Science Meets Practice - International<br />

Online Conference „Progress in Biogas V“<br />

Kirchberg<br />

ibbk-biogas.com<br />

24. und 25. November<br />

6 th Future of Biogas Europe<br />

Berlin<br />

www.wplgroup.com<br />

22. und 23. September<br />

3. Bayerische Biogasfachtagung: „Aufbereitung<br />

und Verwertung von Gärprodukten“<br />

Online<br />

www.messen-profair.de<br />

21. Oktober<br />

Web-Seminar: Prüf- und Dokumentationspflichten<br />

– Ein Überblick<br />

Online<br />

23. September<br />

5. Norddeutscher Biogas-Branchentreff<br />

Rendsburg<br />

www.biogas-branchentreff.de<br />

7. Oktober<br />

TRwS 793-1 – Biogasanlagen (Regelwerk<br />

aktuell) Web-Seminar<br />

Online<br />

eva.dwa.de<br />

Digital<br />

22. – 26. November <strong>2021</strong><br />

22. bis 26. November<br />

BIOGAS Convention Digital <strong>2021</strong><br />

Online<br />

Diese und weitere Termine rund um die<br />

Biogasnutzung in Deutschland und der Welt<br />

finden Sie auf der Seite www.biogas.org<br />

unter „Termine“.<br />

Gut zu wissen!<br />

Die Fachverband Biogas service GmbH kümmert sich um die Organisation<br />

und Durchführung von Schulungen und Fachveranstaltungen. Wir bieten<br />

Beratungsangebote im Bereich der Energieerzeugung durch Biogasanlagen<br />

für Hersteller, Dienstleister und Betreiber an.<br />

Unser aktuelles Veranstaltungsangebot finden Sie unter:<br />

www.service-gmbh.biogas.org<br />

Aktuelle<br />

Branchenthemen:<br />

eeG, Ausschreibungen,<br />

zukunftsoptionen, sicherheit,<br />

Düngerecht u.v.m.<br />

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uns An!<br />

© Fotolia_Countrypixel<br />

Fachverband Biogas Service GmbH<br />

Angerbrunnenstr. 12<br />

85356 Freising<br />

0049 8161 / 984660<br />

service-gmbH@biogas.org<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aktuelles<br />

Schreiber<br />

Anlagenbau<br />

Industrie | Biogas | Sondermaschinen | Klärtechnik<br />

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BIOGAS-KIDS<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Was heißt das eigentlich – klimaneutral?<br />

Alle reden darüber, jeder will<br />

es sein – je schneller, desto<br />

besser. Das Wort „klimaneutral“<br />

ist in aller Munde. Sogar<br />

Unternehmen werben damit:<br />

Der klimaneutrale Kaffeebecher,<br />

klimaneutraler Postversand<br />

oder Klamotten zum<br />

Anziehen, die klimaneutral<br />

sind. Sogar Deutschland will<br />

im Jahr 2050 klimaneutral<br />

sein – und das sorgt zurzeit<br />

für heftige Diskussionen. Und<br />

Pixabay<br />

ja, auch die Biogaserzeugung<br />

ist im besten Fall klimaneutral<br />

und deshalb zurecht eine zukunftsweisende Energieerzeugung.<br />

Aber was steckt eigentlich dahinter? Das<br />

Wort „neutral“ meint erst einmal, es gibt keine Auswirkungen.<br />

Logischerweise meint dann „klimaneutral“, dass<br />

es keine Auswirkungen auf das Klima gibt – weder gute<br />

noch schlechte. Immerhin. Denn der klimaneutrale Zustand<br />

besagt, dass durch ein Produkt, ein Verhalten oder<br />

eine Technik die Menge an klimaschädlichen Gasen in<br />

der Atmosphäre nicht erhöht wird. Bleiben wir bei der<br />

Energie. Biogas ist deshalb klimafreundlich, weil nachwachsende<br />

Rohstoffe eingesetzt werden und bei der<br />

Produktion kein zusätzliches schädliches CO2 erzeugt<br />

wird. Vielmehr setzen der Mais, das Gras oder andere<br />

Ananas schmeckt nicht nur<br />

Ananas ist eine leckere exotische Frucht – am besten natürlich<br />

frisch, schmeckt aber auch aus der Dose. Woher kommen die<br />

eigentlich? Von weit her – beispielsweise von den Philippinen.<br />

Das ist ein großer Inselstaat in Ostasien. Dort hat sich der<br />

Ananas- Lieferant Dole etwas Schlaues überlegt.<br />

Bei der Produktion des Dosenobsts gibt es<br />

nämlich Unmengen von Ananas-Schalen. Die<br />

wurden bisher kompostiert und dann als<br />

Dünger auf die Felder gebracht. Nachteil: Es<br />

entsteht sehr viel an klimaschädlichem<br />

Methan gas, das unkontrolliert in die Luft entweicht.<br />

Du weißt doch, wo Methan viel besser<br />

aufgehoben ist: genau, in einer Biogasanlage,<br />

um daraus Strom und Wärme zu erzeugen. Und<br />

das macht man jetzt dort auch mit den Ananas-<br />

Abfällen. 50.000 Tonnen weniger klimaschädliche<br />

Gase soll das pro Jahr bewirken. Strom<br />

und Dampf ersetzen in der Fabrik umweltschädliche<br />

Brennstoffe. Die Gärreste kommen<br />

dann weiter als Dünger auf die Felder –<br />

Biogas macht’s wieder besser! Pixabay<br />

Pflanzen in der Biogasanlage<br />

nur die Menge CO2 frei,<br />

die sie der Luft zuvor beim<br />

Wachsen auf dem Feld entzogen<br />

haben. Schließlich sorgen<br />

die Pflanzen für die Luft<br />

zum Atmen: Sie produzieren<br />

Sauerstoff und verbrauchen<br />

gleichzeitig CO2. Fairerweise<br />

muss man sagen, dass durch<br />

den Betrieb einer Biogasanlage<br />

trotzdem zusätzliches CO2<br />

entsteht – zum Beispiel durch<br />

die notwendigen Transporte<br />

mit Fahrzeugen vom Feld zur<br />

Anlage. Je mehr Wärme die Anlage für die Nachbarschaft<br />

erzeugt – und damit andere klimaschädliche Energieträger<br />

ersetzt –, desto näher kommt die<br />

Biogasanlage dem klimaneutralen<br />

Zustand. Es gibt dennoch ein großes<br />

ABER: weil für dein Leben und<br />

die Welt in Zukunft alles getan<br />

werden muss, damit weniger<br />

klimaschädliche Gase entstehen.<br />

Nur so kann die<br />

Aufheizung der Atmosphäre<br />

wirklich gestoppt werden.<br />

Shutterstock<br />

Klimaneutral reicht da nicht aus.<br />

Aroniabeeren<br />

Diese heimische Frucht wird<br />

auch Apfelbeere oder Schwarze<br />

Eber esche genannt und ist eine<br />

Wunder beere! Aroniabeeren<br />

ähneln vom Aussehen den Heidelbeeren,<br />

schwarzbläulich von außen<br />

und dunkelrot das Fruchtfleisch.<br />

Der Geschmack ist säuerlich. Sie<br />

hat viele heilende Inhaltsstoffe und<br />

gilt als Heilpflanze bei Bluthochdruck, Magen-Darm-Erkrankungen<br />

und Hautkrankheiten. Sie beeinflusst positiv viele bösartige Erkrankungen,<br />

z. B. auch Krebs.<br />

Es ist eine extrem anspruchslose Frucht. Ursprünglich kommt die<br />

Aroniabeere aus Nordamerika, wo sie den Indianern als Winterproviant<br />

diente. Im 18. Jahrhundert kam sie nach Europa und wurde<br />

kultiviert. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie offiziell als<br />

Obst anerkannt. Aroniabeeren werden von Mitte August bis in den<br />

September geerntet und erfordern eine schnelle Verarbeitung zu<br />

Saft, Tee, Marmelade oder Gelee.<br />

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Landwirtschaft entdecken und verstehen –<br />

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12


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

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Einbring- und Aufbereitungstechnik sehen wir uns bei Vogelsang dem guten Ruf der deutschen<br />

Maschinenbauindustrie und ihrem Beitrag zur Energiewende verpflichtet. Seit der Gründung<br />

des Unternehmens 1929 liefern wir technische Lösungen, deren Funktionalität, Qualität<br />

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Unser umfassendes Know-how und die langjährige Erfahrung im Bereich Biogas nutzen<br />

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Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Biogas-Innovationskongress <strong>2021</strong><br />

Neue Wertschöpfungspfade an<br />

Biogasanlagen anknüpfen<br />

Ende Juni fand auch der diesjährige Biogas-Innovationskongress – wie schon im Vorjahr –<br />

digital statt. Über 100 Teilnehmer*innen informierten sich über neue wirtschaftliche<br />

Standbeine an Biogasanlagen, über die stoffliche Nutzung von Gärrest-Feststoff, über die<br />

Nährstofffraktionierung der Gärreste, über die Biomethanerzeugung und vieles mehr.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Harald Wedwitschka vom Deutschen-Biomasseforschungszentrum<br />

(DBFZ) referierte<br />

über die Insektenmehlproduktion<br />

als Einkommensmöglichkeit zur Biogaserzeugung.<br />

„Insektenmehle könnten einen<br />

wichtigen Beitrag leisten, den Proteinbedarf in der<br />

Nutztierhaltung und Fischzucht zu decken. Insekten<br />

werden so zu Rohstofflieferanten der Bioökonomie“,<br />

erklärte der Referent.<br />

Das Konzept ziele darauf ab, eine hohe energetische<br />

und stoffliche Effizienz der Biomassenutzung durch<br />

eine Integration des Insektenherstellungsprozesses in<br />

bereits bestehenden Biogasanlagen zu realisieren. Auf<br />

diese Weise könne eine maximale Wertschöpfung aus<br />

organischen Rohstoffen erreicht, der Anfall von teuer<br />

zu entsorgenden Abfallprodukten vermieden und eine<br />

effizientere Verwertung von Biogasanlagenabwärme<br />

gelingen.<br />

Projektpartner war die Firma Hermetia Baruth GmbH,<br />

Insektenzüchter in Brandenburg. Das Unternehmen<br />

produziere in größerem Umfang Tierfuttermittel aus<br />

Insektenmehl der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia).<br />

Das getrocknete Mehl der Hermetialarven bestehe<br />

zu 35 bis 65 Prozent aus Protein und zu 30 bis 45<br />

Prozent aus Fett. Innerhalb der EU gebe es noch keine<br />

Freigabe für Insektenmehle in Nutztierfuttermitteln.<br />

Wedwitschka geht davon aus, dass die Zulassung in den<br />

nächsten zwei Jahren kommt. Außerhalb der EU sei die<br />

Vermarktung kein Problem, insbesondere in Ostasien<br />

und Nordamerika existierten Absatzmärkte.<br />

„Die Schwarze Soldatenfliege ist vielversprechend, da<br />

sie eine Futtergeneralistin ist. Auch in der Zucht ist sie<br />

robust. Sie gilt auch nicht unbedingt als Überträgerin<br />

von Pathogenen. Als Futterstoffe kommen Kohlenhydrate,<br />

Proteine und Fette infrage. Es sind nur Futterstoffe<br />

zugelassen, die eine Futtermitteltauglichkeit<br />

nachweisen“, berichtete Wedwitschka.<br />

Die Hermetiaproduktion habe einen geringen Wasserbedarf,<br />

Antibiotika würden seines Wissens nicht eingesetzt.<br />

Protein- und Fettgehalt der Hermetia hingen sehr<br />

stark vom Futter ab. Die Insektenproduktion bestehe<br />

aus zwei Stufen: zum einen der Insektenzucht und zum<br />

anderen der Insektenmast. Für die Insektenmehlproduktion<br />

werde die ausgewachsene Larve genutzt, die<br />

gemästet wird.<br />

Im Projekt wurde die Eignung unterschiedlicher Einsatzstoffe<br />

(zum Beispiel Mais-, Grassilage, Stroh, HTK,<br />

Gärreste) als Futterstoffe für die Insektenzucht untersucht.<br />

Ebenfalls wurden Reststoffe einer großtechnischen<br />

Insektenzucht als Biogassubstrat bewertet. Die<br />

untersuchten Reststoffe hätten sich als energiereiches<br />

Biogassubstrat erwiesen. In Langzeitgärversuchen im<br />

Labormaßstab seien Methanpotenziale von etwa 175<br />

Milliliter (ml) Methan (CH 4<br />

) pro Gramm organische Trockensubstanz<br />

(oTS) beziehungsweise 120 Kubikmeter<br />

CH 4<br />

pro Tonne Reststoff erzielt worden. Das Interesse<br />

nach neuen Wertschöpfungsketten für bestehende<br />

Biogasanlagen, wie der integrierten Insektenzucht am<br />

Standort einer Biogasanlage, nehme auch im internationalen<br />

Bereich zu. Auch in Entwicklungsländern habe<br />

diese Technologie in Zukunft ein hohes Anwendungspotenzial.<br />

Stallsystem mit Kot-Harn-Trennung<br />

Unternehmensberater Helmut Döhler von Döhler Agrar<br />

berichtete über ein Projekt, das von der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt seit 2017 gefördert wurde. Darin<br />

ging es um den Schweinestall der Zukunft. „Damals<br />

sind wir von der Hypothese ausgegangen, dass wir mit<br />

der Güllewirtschaft auf Dauer zu wenig stickstoffeffizient<br />

in der Landwirtschaft sind. Außerdem müssen wir<br />

feststellen, dass die Schweinehaltung die Bedürfnisse<br />

der Tiere nicht ausreichend berücksichtigt“, betonte<br />

Döhler zu Beginn seines Vortrages.<br />

Mit dem neuen Stallkonzept sollte die Stickstoff-Effizienz<br />

verbessert werden, sodass man nahe an die Mineraldüngerwirkung<br />

herankommt. Gleichzeitig sollten<br />

im Stall niedrigste Emissionen entstehen, also wenig<br />

Ammoniak und wenig Methan, sodass kaum Geruchsentwicklung<br />

stattfindet. Auf der Tierseite sollte ein<br />

tiergerechtes und gesellschaftlich akzeptiertes Stallsystem<br />

entwickelt werden, in dem bei den Tieren keine<br />

14


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aktuelles<br />

Bild links und rechts: Kot-Harn-Sammelbecken unter dem perforierten Boden. Durch die Rinne<br />

in der Mitte fließt der Urin ab. Das Schiebersystem fördert den Kot heraus.<br />

Kot-Harn-Auffangbecken mit Trennsystem im Boden im Rohbau.<br />

Offener Außenklimabereich: Rechts im Bild ist ein Liegebereich mit Futtertrögen<br />

zu sehen, links im Bild sieht man den Spaltenboden, unter dem sich das<br />

neuartige Kot-Harn-Trennsystem befindet.<br />

Fotos: Döhler Agrar<br />

Schwänze mehr kupiert werden, die Tiere mehr Platz<br />

haben und in dem sie ihre artgerechte Verhaltensweise<br />

besser ausleben können.<br />

„Ergebnis des Ganzen war ein Konzeptstall ohne Mist<br />

und Gülle. Es ist ein Tierwohlstall mit Funktionsbereich,<br />

mit Außen- und Innenklima, innen klimatisierten Räumen,<br />

Komfortzone und einem‚ Toilettenbereich‘. Zum<br />

Ersatz der Güllewirtschaft wurde ein Kot-Harn-Trennsystem<br />

entwickelt und ein Urinstabilisierungssystem<br />

erdacht. Das heißt, dass der ausgeschiedene Harnstoff<br />

nur noch begrenzt in Ammoniak umgewandelt werden<br />

kann“, erläuterte Döhler.<br />

Schweinekot als Gärsubstrat<br />

Ferner wurde an einem Stickstoff-Rückgewinnungssystem<br />

gearbeitet, sodass sich aus dem Urin ein Düngerkonzentrat<br />

herstellen lässt. Der getrennt erfasste Kot<br />

kann laut Döhler einer Biogasanlage, der Kompostierung<br />

oder Verkohlung zugeführt werden. Die Fachagentur<br />

Nachwachsende Rohstoffe hat dann ein Projekt<br />

aufgesetzt, in dem es unter anderem um das Gasertragspotenzial<br />

aus Schweinekot geht.<br />

Hinsichtlich des Scheinekot wurde untersucht:<br />

Trockensubstanzgehalt (TS), organischer Trockensubstanzgehalt<br />

(oTS), pH-Wert, Makro- und Mikronährstoffe.<br />

Zudem wurden Gärtests nach VDI 4630<br />

vorgenommen. Untersucht wurde Schweinekot von<br />

Zuchtsauen und Mastschweinen, der sowohl mesophil<br />

als auch thermophil vergoren worden ist. Der Schweinekot<br />

enthielt nach Döhlers Angaben durchschnittlich:<br />

25 Prozent TS der Frischmasse (FM), 85,5 Prozent oTS<br />

der FM, 9 Kilogramm (kg) Stickstoff (fast ausschließlich<br />

organisch gebunden), 6,8 kg P2O5, 3,0 kg Kali,<br />

4,8 kg Kalzium und 1,7 kg Magnesium.<br />

Der Methanertrag des Schweinekots beläuft sich auf<br />

rund 300 Normliter pro kg oTS. 80 bis 85 Prozent<br />

15


Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

bei Zimmertemperatur lagert, dann sei ein deutlicher<br />

Abfall des Gasertrags zu verzeichnen.<br />

Im Stallinneren befinden sich Liegeboxen mit Stroheinstreu. Das Stroh wird über eine Rohrleitung<br />

(hinteres, dunkles Rohr unter der Stalldecke) in die Liegeboxen gefördert.<br />

des Gasertrages würden in den ersten 15 Tagen erreicht.<br />

Wenn Schweinekot (Mastschweine: Vor-, Mittelund<br />

Endmast) mesophil vergoren wird, dann erreichen<br />

die meisten Kotproben 500 Normliter (Nl) Biogas pro<br />

kg oTS. „Bei dem Kot von Zuchtsauen zeigt sich ein etwas<br />

anderes Bild, weil sie effizienter gefüttert werden.<br />

Sie scheiden nur noch wenig Kohlenhydrate aus, weil<br />

sie alles verstoffwechseln. Aber nach 44 Tagen kommt<br />

man auch hier auf etwa 500 Nl pro kg oTS“, erläuterte<br />

Döhler.<br />

Auffällig war nach seinen Worten, dass Kotproben dabei<br />

waren, die deutlich von dem 500-Nl-Wert abfielen.<br />

Er begründete dies damit, dass die Tierbestände medikamentös<br />

behandelt worden seien. Diese drei Proben<br />

wurden somit aus der Auswertung herausgenommen.<br />

Die thermophile Vergärung habe im Grund keine anderen<br />

Ergebnisse gezeigt. Jedoch sei – was nicht verwunderte<br />

– eine schnellere Gasbildung festzustellen<br />

gewesen. Wenn der Schweinekot aber mehrere Wochen<br />

Maissilage durch Schweinekot ersetzen<br />

Wie Schweinekot Maissilage ersetzen kann, zeigte Döhler<br />

an folgendem Beispiel:<br />

Maissilage: 35 Prozent TS, 95 Prozent oTs, 660 Nl<br />

Biogas/kg oTS, 52 Prozent CH 4<br />

, 40 Euro pro Tonne frei<br />

Fermenter.<br />

Schweinekot (frisch): 25 Prozent TS, 85 Prozent oTS,<br />

500 Nl Biogas/kg oTS, 60 Prozent CH 4<br />

.<br />

Dann ersetzen 1,8 Tonnen Schweinekot 1 Tonne Silomais<br />

beziehungsweise 1 Tonne Schweinekot ersetzt<br />

0,56 Tonnen Silomais. Unter diesen Bedingungen darf<br />

der Schweinekot nach Döhlers Angaben rund 23 Euro<br />

pro Tonne kosten und kann 250 bis 300 Kilometer weit<br />

transportiert werden.<br />

An folgendem Beispiel zeigte der Biogasexperte, wie<br />

sich eine Änderung der Substratinputmenge auf die<br />

Stromproduktion auswirkt. Basisdaten: 460-kW-Biogasanlage<br />

mit 60 Prozent Rindergülle und 40 Prozent<br />

Silomais als Inputstoffe. Dann werden 10.000 Tonnen<br />

Rindergülle und 7.200 Tonnen Silomais pro Jahr<br />

eingesetzt. Der Gärdüngeranfall pro Jahr beträgt rund<br />

15.000 Kubikmeter. Wird die Maismenge komplett<br />

durch Schweinekot ersetzt, dann fallen rund 700 Kubikmeter<br />

mehr Gärdünger an und die Gasproduktion<br />

reicht nur noch für 327 kW.<br />

Sollen die 460 kW weiter ausgereizt werden und<br />

Schweinekot soll ebenfalls Silomais komplett ersetzen,<br />

dann wären 11.230 Tonnen Schweinekot pro Jahr einzusetzen.<br />

Gleichzeitig fallen über 4.000 Kubikmeter<br />

mehr an Gärrest an. Dann ist mehr Lagerraum zu errichten,<br />

was zusätzliche Investitionen bedeuten würde.<br />

Wenn 1.000 Kubikmeter Methan erzeugt werden sollen,<br />

dann ergibt sich folgende Situation:<br />

a. Silomais: 8,9 Tonnen Substrat sind aufzuwenden.<br />

40 kg Stickstoff sind im Gärrest enthalten.<br />

17 kg P 2<br />

O 5<br />

sind im Gärrest enthalten.<br />

Biogas-Innovationspreise<br />

<strong>2021</strong><br />

Der Wissenschaftspreis, der mit 10.000 Euro<br />

dotiert ist und von der Landwirtschaftlichen<br />

Rentenbank gefördert wird, geht an ein<br />

chinesisch-deutsches Viererteam in einem<br />

Kooperationsprojekt des Deutschen Biomasseforschungszentrums<br />

Leipzig mit der China Agricultural<br />

University in Peking. Prof. Dr. Walter<br />

Stinner, Dr. Britt Schumacher, Hui Sun und Guo<br />

Jianbin wurden für ihre Forschung zur Strohsilierung<br />

mit flüssigem Gärrest geehrt. Die neuen<br />

Erkenntnisse ermöglichen eine kosteneffiziente<br />

Lagerung und Aufbereitung von Stroh zur Biogaserzeugung.<br />

Von links: Udo Hemmerling,<br />

stellvertretender Generalsekretär<br />

des Deutschen<br />

Bauernverbandes, Preisträger<br />

Prof. Dr. Walter Stinner<br />

vom DBFZ, Jurymitglied<br />

Prof. Dr. Michael Nelles<br />

vom DBFZ, Preisträger<br />

Christoph Hartmann von<br />

der BENAS Biopower GmbH<br />

und Jurymitglied Dr. Peter<br />

Kornatz vom DBFZ.<br />

Foto: DBFZ<br />

16


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aktuelles<br />

Mischen – Fördern –<br />

Zerkleinern<br />

Foto: Döhler Agrar<br />

b. Schweinekot: 15,7 Tonnen sind<br />

aufzuwenden.<br />

141 kg Stickstoff enthält der Gärrest.<br />

107 kg P 2<br />

O 5<br />

enthält der Gärrest.<br />

Flächenbedarf bei<br />

a. N (wenn 170-kg-Grenze): 0,24 ha<br />

P (wenn 60-kg-Grenze): 0,28 ha<br />

b. N (wenn 170-kg-Grenze): 0,83 ha<br />

P (wenn 60-kg-Grenze): 1,78 ha<br />

Schlussfolgerung: Schweinekot ist erheblich<br />

wertvoller als Schweinegülle.<br />

Gasaufbereitung mit Kleinanlagen<br />

Jens Topa von Bright Biomethane aus<br />

den Niederlanden berichtete über eine<br />

neue kleine Biogasaufbereitungsanlage,<br />

die kürzlich in Belgien auf einer landwirtschaftlichen<br />

Biogasanlage errichtet<br />

worden ist. Dort wird Biomethan als CNG-<br />

Kraftstoff verkauft. Das Unternehmen hat<br />

nach eigenen Angaben über 100 Referenzanlagen<br />

errichtet in einem Leistungsbereich<br />

von 30 bis über 1.000 Normkubikmeter<br />

Biomethan pro Stunde.<br />

Im belgischen Houffalize (Wallonien) ist<br />

das Modell „PurePac Mini + CNG“ errichtet<br />

worden. Diese Kleinanlage wird im Werk<br />

vorgefertigt und ist in einem 40-Fuß-Container<br />

untergebracht. „Es sind modulierbare<br />

Anlagen mit kompaktem Design“, sagte<br />

Topa. Von der Minianlage seien inzwischen<br />

zwölf in der Praxis realisiert worden. Dieser<br />

Anlagentyp verarbeitet 60 Kubikmeter<br />

Rohbiogas pro Stunde. Der Standort in Belgien<br />

ist ein klassischer Landwirtschaftsbetrieb,<br />

auf dem in 2018 eine Biogasanlage<br />

errichtet worden ist. Vergoren wird hauptsächlich<br />

Festmist aus der Rinderhaltung.<br />

„Der Hauptgasstrom versorgt ein Blockheizkraftwerk.<br />

Nur ein kleinerer Teil der<br />

produzierten Biogasmenge wird zu Biomethan<br />

aufbereitet und als Kraftstoff genutzt.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass jeder<br />

Anlagenbetreiber seine eigene Biomethan-<br />

Tankstelle haben kann“, betonte Topa. Das<br />

Rohgas hat einen Methangehalt von 52<br />

Prozent. Sein Unternehmen verspricht bezüglich<br />

der Membranen eine lange Lebensdauer,<br />

da Verschleiß kaum vorhanden sei.<br />

Das Verfahren komme ohne den Einsatz<br />

von Chemikalien, Wasser und ohne Wärme<br />

aus. Der Prozess benötige lediglich Strom<br />

und Aktivkohle.<br />

Das gereinigte Gas wird mit einem Verdichter<br />

auf 250 bar Druck verdichtet und<br />

kann so in zylinderförmigen Behältnissen<br />

gelagert werden. Die Membranmodule im<br />

Gastrennsystem seien so angeordnet, dass<br />

das Permeatgas aus den verschiedenen<br />

Stufen rezirkuliert wird, um den höchsten<br />

Wirkungsgrad (>99,5 Prozent) und den geringsten<br />

Methanverlust zu erreichen.<br />

Die Gasspeichertanks werden mit drei unterschiedlichen<br />

Druckstufen betrieben.<br />

Grund: Dadurch soll die Betankung so<br />

möglich sein, dass der Tank im Fahrzeug<br />

und auch der Speichertank immer optimal<br />

genutzt werden können. Die CNG-Tankstation<br />

sei eine normale Gaszapfsäule, genauso<br />

wie sie auch an öffentlichen Tankstellen<br />

vorhanden ist. Es sei ein Bezahlsystem<br />

hinterlegt. Für den CNG-Bereich genüge<br />

ein Gas mit 97 Prozent Methangehalt, was<br />

die Betriebskosten senke. Der Betrieb in<br />

Belgien betreibe einen neu angeschafften<br />

Futtermischwagen mit Gasmotor mit dem<br />

eigenen CNG.<br />

Kryo-Kühler verflüssigt<br />

Biomethan<br />

Um das Thema Biomethan ging es auch<br />

in dem Vortrag von Markus Grundke von<br />

der AB Energy Deutschland GmbH. Das<br />

Unternehmen hat auch Biogasaufbereitungsanlagen<br />

im Portfolio. Das Rohbiogas<br />

werde zunächst mit einem Rohrbündelwärmetauscher<br />

gekühlt. Danach erfolge die<br />

Verdichtung auf über 500 Millibar Überdruck.<br />

Anschließend durchströme das Gas<br />

zwei Doppelgasfilter mit Aktivkohle. Dabei<br />

handelt es sich um einen Arbeitsfilter, der<br />

flüchtige organische Verbindungen abreinigt,<br />

und einen weiteren Arbeitsfilter, der<br />

Schwefelwasserstoff abtrennt. Jeder Arbeitsfilter<br />

verfügt laut Grundke über einen<br />

sogenannten „Polizeifilter“.<br />

Nachdem das Biogas vorgereinigt worden<br />

ist, strömt es durch einen Kompressor, der<br />

das Gas auf 12 bar verdichtet. Danach werden<br />

die Membranen mit dem Gas beaufschlagt,<br />

die das CO 2<br />

durchlassen und das<br />

CH 4<br />

nicht. Am Ende liegen zwei getrennte<br />

Gasströme vor. Die einzelnen Membranen<br />

sind Polymer-Hohlfasern.<br />

Bei der späteren Verflüssigung des Gases<br />

sieht das Anlagenkonzept laut Grundke wie<br />

folgt aus: Nach der ersten Membranstufe<br />

wird das sogenannte Reingas einer zweiten<br />

Membranstufe zugeführt. Parallel dazu wird<br />

das sogenannte Offgas aus der ersten Stufe<br />

über einen zweiten Verdichter um 4 bar<br />

weiter komprimiert und in die dritte<br />

17<br />

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Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Membranstufe geschickt. „Dadurch erreichen wir eine<br />

optimiertere Abscheidung von CO 2<br />

mit der Folge, dass<br />

das Offgas reiner und das Reingas sauberer ist“, erklärte<br />

der Vortragende.<br />

Membranen aus dem Öl- und Gassektor<br />

Anschließend muss das Offgas mittels einer rekuperativ-thermischen-Oxidation<br />

behandelt werden. Danach<br />

kann es, so Grundke, an die Umgebung abgegeben<br />

werden. Der CH 4<br />

-Gehalt im Offgas liege maximal bei<br />

0,2 Prozent. „Wir verwenden japanische Membranen,<br />

die ursprünglich für den Öl- und Gassektor entwickelt<br />

worden sind. Die Membranen haben dadurch eine sehr<br />

hohe Schwefelwasserstofffestigkeit von bis zu 30.000<br />

ppm“, betonte der Referent. Die Membranen würde<br />

eine recht große Oberfläche kennzeichnen, sodass insgesamt<br />

weniger Membranen eingesetzt werden müssen.<br />

Aufgrund der Kompressoren-Rückkühlung kann noch<br />

Wärme zurückgewonnen werden, die sich zur Fermenterbeheizung<br />

verwenden lässt. Die Wärme habe eine<br />

Temperatur von 60 Grad Celsius. Grundke rechnet im<br />

Mittel mit 0,15 Kilowattstunden thermischer Energie<br />

pro Kubikmeter Rohgas. Wenn das Biomethan vorliege,<br />

dann könne es verflüssigt werden zu Bio-LNG. Die dafür<br />

notwendige Technik hat AB auch im Angebot. Die<br />

Anlage wird ebenfalls in einem Container installiert.<br />

Bei kleineren Anlagen komme ein sogenannter „Kryo-<br />

Kühler“ zum Einsatz. Bei größeren Produktionsmengen<br />

würden mehrere Apparate nebeneinander aufgestellt.<br />

In dem AB-Verfahren liegt das Bio-LNG bei minus 140<br />

Grad Celsius in flüssiger Form vor. Bei diesen Bedingungen<br />

ist das CO 2<br />

fest – also als Trockeneis. „Jeder<br />

Kryo-Kühler kann bis zu einer Tonne Bio-LNG pro Tag<br />

herstellen. Die Kryo-Kühler basieren auf der bekannten<br />

Stirling-Technologie. Es handelt sich um Kolbenmaschinen,<br />

die Helium in einem geschlossenen thermo-<br />

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18<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aktuelles<br />

Das Unternehmen<br />

Bright Biomethan hat<br />

in Belgien auf einem<br />

Landwirtschaftsbetrieb<br />

an einer Biogasanlage<br />

eine kleine Gasaufbereitungsanlage<br />

errichtet, die bis zu 60<br />

Kubikmeter Rohgas<br />

pro Stunde aufbereiten<br />

und als Kraftstoff<br />

bereitstellen kann.<br />

dynamischen Kreislauf nutzen, um die Kälteleistung zu<br />

erzeugen. Wir haben inzwischen eine Anlage errichtet,<br />

die bis zu 12 Tonnen Bio-LNG pro Tag bereitstellen<br />

kann“, informierte Grundke am Ende seines Vortrages.<br />

Stickstoff mit Kalkmilch ausschleusen<br />

Dr. Daniel Baumkötter von der Fachhochschule Münster<br />

referierte zum Thema „Ammoniakrückgewinnung<br />

aus Gärprodukten von Biogasanlagen in Form von Ammoniakwasser<br />

mithilfe von Kalk“. An dem vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

geförderten Projekt ist auch<br />

die Forschungsgemeinschaft Kalk und Mörtel beteiligt.<br />

Die umweltgerechte Verwertung von Gärdüngern aus<br />

Biogasanlagen stellt unter den gegebenen rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen eine Herausforderung dar.<br />

Hauptaugenmerk dabei gilt dem Nährstoff Stickstoff<br />

aufgrund der Diskussionen um Nitrat im Grundwasser,<br />

das aus Stickstoff gebildet wird.<br />

„Unsere Motivation ist, den Stickstoff durch eine Aufbereitung<br />

des Gärdüngers gezielt auszuschleusen und<br />

anschließend effizient zu nutzen“, erklärte Dr. Baumkötter.<br />

Die anteilig größte Menge an Stickstoff liege<br />

anteilig als Ammonium-(NH 4<br />

)-Stickstoff vor. Je nach<br />

Art des Gärdüngers liege der NH 4<br />

-Gehalt bei 60 bis 70<br />

Prozent. Der NH 4<br />

-Anteil solle gezielt entfernt werden.<br />

Das Verfahren der Wahl zur NH 4<br />

-Ausschleusung sei die<br />

Strippung. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass das<br />

Ammonium als gelöstes Ammoniak (NH 3<br />

) vorliegt.<br />

Das heißt, NH 4<br />

und NH 3<br />

liegen im Gärdünger im Gleichgewicht<br />

vor – jedoch in Abhängigkeit von Temperatur<br />

und pH-Wert. „Je höher der pH-Wert und je höher die<br />

Temperatur, desto höher ist der Anteil des NH 4<br />

-Stickstoffs<br />

in Form von Ammoniak. Dieses NH 3<br />

wollen wir<br />

gezielt entnehmen“, führt Dr. Baumkötter weiter aus.<br />

Funktionsweise des Verfahrens: In einer Kolonne wird<br />

der Gärdünger von oben hineingegeben und Luft<br />

19


Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Gärdünger mit Kalkmilch aufwerten<br />

„Unsere erste Idee war, die Natronlauge zu ersetzen.<br />

Sie ist zwar sehr wirksam und kann sehr gut den pH-<br />

Wert anheben, sie hat aber irgendwie keinen richtigen<br />

Mehrwert. Es findet eher eine Aufsalzung des Gärdüngers<br />

statt. Wir wollten einen Ersatzstoff finden. Dabei<br />

sind wir zu Kalkmilch gekommen, die dann den Gegeneffekt<br />

hat, sodass der Gärdünger durch den zusätzlichen<br />

Kalkanteil aufgewertet wird“, machte Dr. Baumkötter<br />

deutlich.<br />

Weil die Wertschöpfung bei der Vermarktung des ASL<br />

eher gering sei und am Markt nicht die Preise zu erlösen<br />

seien, wie ein vergleichbarer Mineraldünger kostet,<br />

und der Einsatz der Schwefelsäure einen weiteren Kostenfaktor<br />

darstelle, entwickelte sich eine weitere Idee.<br />

So wurde die Frage aufgeworfen: Ist es auch möglich,<br />

Ammoniakwasser zu gewinnen für neue Absatzwege<br />

außerhalb der Landwirtschaft, wie zum Beispiel für die<br />

industrielle Rauchgasreinigung oder im Reinigungsmittelbereich?<br />

Dort seien deutlich höherwertigere Absatzmöglichkeiten<br />

vorhanden.<br />

Vorgehensweise beim Einsatz von Kalkmilch: Zuerst<br />

muss der Gärrest separiert werden. Das geschieht mittels<br />

einer Feinseparation. Dabei können etwa 20 bis<br />

25 Prozent der Feststofffracht abgetrennt werden. Das<br />

Restfiltrat hat dann noch einen Trockensubstanzgehalt<br />

von etwa 4 Prozent. Separiert wird, um die Fasern herauszubekommen,<br />

weil die in der Strippung hinderlich<br />

sind. Die Strippung habe keinen großen Einfluss auf<br />

die NH 4<br />

-Konzentration.<br />

Biogasaufbereitungsanlage<br />

von der AB<br />

Energy Deutschland<br />

GmbH mit Kryo-Kühler<br />

zur Bereitstellung von<br />

flüssigem Biogas als<br />

Bio-LNG.<br />

von unten im Gegenstrom durchgeleitet. Das dabei frei<br />

werdende Ammoniak wird anschließend mit der Strippluft<br />

ausgetragen und danach in einem Wäscher ausgewaschen.<br />

Meistens wird die Strippkolonne mit einer<br />

losen Schüttung gefüllt, um einen guten Flüssigkeits-<br />

Gasaustausch zu gewährleisten. Die FH Münster hat<br />

für das Projekt eine eigene Strippungsanlage errichtet<br />

mit einem Durchsatz von einem Kubikmeter Gärdünger<br />

pro Stunde. So können praxisrelevante Versuchsergebnisse<br />

erzeugt werden.<br />

Zwei in Reihe geschaltete Schwefelsäurewäscher waschen<br />

das NH 3<br />

aus der Strippluft heraus. Die Versuchsanlage<br />

wird im Umluftbetrieb gefahren, sodass keinerlei<br />

Emissionen entstehen. Die Versuchsanlage kann auf<br />

eine Temperatur von maximal 90 Grad Celsius beheizt<br />

werden. Dafür werden elektrische Durchlauferhitzer<br />

verwendet. Um das Dissoziationsgleichgewicht zu verschieben,<br />

wird Wärme benötigt. Die zweite Variante ist<br />

laut Dr. Baumkötter die Anhebung des pH-Wertes. Dazu<br />

wird in der Regel Natronlauge zugegeben. Am Ende des<br />

Prozesses entsteht Ammonium-Sulfat-Lösung (ASL) in<br />

Mineraldüngeräquivalent.<br />

Kalkmilcharten unterscheiden sich<br />

Die separierte flüssige Phase wird mit Kalkmilch versetzt.<br />

Die Kalkmilch muss sehr gut eingemischt werden.<br />

Im Labor sind drei verschiedene Gärreste mit<br />

Kalkmilch getestet worden. Gärrest a) aus Mais- und<br />

Güllevergärung, b) aus Mais, Gülle und Zuckerrüben,<br />

c) ist ein Gärrest aus Mais, Gülle, Zuckerrüben und<br />

Hühnertrockenkot. Im Versuch wurden diese Gärreste<br />

mit fünf verschiedenen Kalkmilcharten vermischt. Die<br />

Kalkmilcharten unterschieden sich hinsichtlich Korngrößenverteilung<br />

und Auflösegeschwindigkeit.<br />

Kalkmilch und Gärrest hätten sich gut miteinander vermischen<br />

lassen. Es habe keine Ausfällungen gegeben<br />

und keine Klümpchenbildung. Die Viskosität habe sich<br />

auch nicht signifikant verändert. Die pH-Wert-Anpassung<br />

habe ziemlich variiert, in Abhängigkeit von dem<br />

Gärdünger und der Kalkmilch. Kalkmilch müsse intensiv<br />

gerührt werden, weil sie sich sehr schnell absetzt.<br />

Es lässt sich im Wesentlichen festhalten, dass der<br />

Stickstoffgehalt im Filtrat nach der Strippung deutlich<br />

niedriger ist als davor. Der Kalziumgehalt im Filtrat<br />

nimmt nach der Strippung zu. Der pH-Wert ist nach<br />

der Strippung im Filtrat etwas höher. Den Ammoniumstickstoff<br />

im Gärrest habe man um bis zu 96 Prozent<br />

reduzieren können.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

0 54 09/90 69 426<br />

martin.bensmann@biogas.org<br />

Foto: AB Energy Deutschland GmbH<br />

20


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aktuelles<br />

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21


Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Biomethan billiger als Wasserstoff<br />

Laut Peter Schünemann-Plag<br />

ist zum<br />

aktuellen Zeitpunkt<br />

Biomethan (9 Cent/kWh<br />

aufbereitet nach RED<br />

II) noch deutlich billiger<br />

als Wasserstoff. Inklusive<br />

Fahrzeugtechnik<br />

und Tankstellennetz ist<br />

Biomethan ökonomisch<br />

noch hochattraktiv.<br />

Verhalten optimistisch zeigten sich die Energieexperten auf der 12. Biogastagung der<br />

Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen. Zum ersten Mal fand die Veranstaltung<br />

online statt und nicht wie traditionell in Verden. „Biogas – da geht noch was!“ – Dieses<br />

optimistische Motto hatten die Veranstalter für die Tagung gewählt. Die Energieberater der<br />

LWK hatten ein Programm mit wichtigen Themen zusammengestellt, die die Biogasbranche<br />

bewegen. Darüber hinaus blickten renommierte Energieexperten in die Zukunft.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Wie können Folgekonzepte für Biogasanlagen<br />

aussehen? Das skizzierten Dr.<br />

Ludger Eltrop und Joshua Güsewell<br />

vom Institut für Energiewirtschaft und<br />

rationelle Energieanwendung der Universität<br />

Stuttgart. Mit dem weiteren Ausbau der „Erneuerbaren“<br />

tragen Wind und Photovoltaik künftig die<br />

Hauptlast der Stromproduktion. Für Bioenergie steigen<br />

damit die Anforderungen, Strom bedarfsgerecht – sowohl<br />

täglich als auch saisonal – bereitzustellen.<br />

Mit den höheren Anteilen aus der volatilen Erzeugung<br />

und einer weitergehenden Reduzierung von Treibhausgasen<br />

werde die Bioenergie zukünftig wichtiger. Die<br />

Gesamteffizienz der Anlagen lasse sich erhöhen, wenn<br />

mehr Wärme höherwertig genutzt und vermarktet werde.<br />

Zur Treibhausgaseinsparung trage auch die stärkere<br />

Verwendung landwirtschaftlicher Reststoffe bei, die<br />

anstatt Mais in den Biogasanlagen als Substrat eingesetzt<br />

werden. Auch die flankierenden Maßnahmen, die<br />

in letzter Zeit von der Politik ergriffen wurden, sind insgesamt<br />

für die Bioenergie günstig, urteilten die Experten.<br />

Als Auswahl nannten sie die CO 2<br />

-Bepreisung, die<br />

Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED<br />

II) sowie den Ausstieg aus der Atom- und Kohleenergie.<br />

Die Energiepolitik und das landwirtschaftliche Umfeld<br />

beschreiben die beiden Experten als stark reguliert.<br />

Zunehmend werde es unübersichtlich, so Eltrop: „Zugleich<br />

drängen professionelle Anbieter als Betreiber<br />

von Biogasanlagen in den Markt.“ Das passt auch zu<br />

der Forderung, die Bioenergie müsse nach 20 Jahren<br />

EEG-Laufzeit wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen.<br />

Für die Betreiber stellt sich dann die Frage, wie es nach<br />

dem Ende der gesicherten Vergütung weitergehen soll.<br />

Die Laufzeitverlängerung nach dem EEG ist an steigende<br />

Anforderungen geknüpft. Neue Geschäftsfelder<br />

müssen zur bestehenden oder einer geplanten neuen<br />

Anlage passen. Verknüpft ist das mit der Frage, welche<br />

Rolle die Bioenergie in den Jahren 2030 und 2050 im<br />

Gesamtsystem einnehmen soll.<br />

Ausgehend von Befragungen von Anlagenbetreibern,<br />

wurde von den Wissenschaftlern eine Zusammenfassung<br />

von Anlagentypen zu Clustern vorgenommen und<br />

die mögliche Entwicklung modelliert. Bei der regionalen<br />

Entwicklung des Bestandes auf Basis des EEG<br />

Foto:Adobe Stock_Countrypixel<br />

22


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aktuelles<br />

2017 wird für Niedersachsen ein Einbruch<br />

bei der Anzahl an Bestandsanlagen<br />

durch zunehmende Stilllegung prognostiziert.<br />

Die Leistung bleibt jedoch durch die<br />

Flexibilisierung der übrigen Anlagen weitgehend<br />

erhalten. Außerdem werden mehr<br />

Anlagen von der Vor-Ort-Verstromung auf<br />

die Aufbereitung zu Biomethan und die<br />

Gaseinspeisung umgestellt.<br />

Große Anlagen haben günstigere<br />

Kostenstruktur<br />

Der Anlagenpark in Baden-Württemberg<br />

leide durch die kleinteilige Struktur unter<br />

hohen Kosten. Die gegenteilige Situation<br />

stellten die Wissenschaftler bei den Anlagen<br />

in Thüringen und Sachsen fest. Durch<br />

die Größe der Anlagen sei die Kostenstruktur<br />

günstig. Durch den überdurchschnittlichen<br />

Einsatz von Mist und Gülle<br />

sind auch die THG-Emissionen gering. Bei<br />

den Treibhausgas-Emissionen ist jedoch<br />

in allen Szenarien ein starker Rückgang zu<br />

verzeichnen. Begründet wird dies mit einer<br />

Steigerung der Effizienz der Anlagen,<br />

einem Substratwechsel weg vom reinen<br />

NawaRo-Einsatz und einer technischen<br />

Optimierung der Anlagen. Dazu gehören<br />

gasdichte Gärproduktlager und eine Reduktion<br />

des Methanschlupfs.<br />

Als erfolgreichste Maßnahmen für den<br />

Weiterbetrieb nannte Eltrop die Saisonalisierung<br />

und den Substratwechsel. Um<br />

die Flexibilität der Stromerzeugung zu<br />

erhalten, sei eine hohe Überbauung bei<br />

der Saisonalität erforderlich. Allerdings<br />

gebe es nur wenig Anreize für den Substratwechsel,<br />

zumal dieser mitunter mit<br />

höheren Kosten verbunden ist, die allerdings<br />

nur in seltenen Fällen ausgeglichen<br />

werden.<br />

Bei Biomethan ließe sich eine höhere<br />

Marge erzielen, wenn dies direkt als Bio-<br />

CNG an Endkunden vermarktet würde.<br />

Dies gelte umso mehr, je stärker sich der<br />

Erdgaspreis erhöht und die CO 2<br />

-Bepreisung<br />

weitere Sektoren erfasst. Als wichtige<br />

Stellschraube sieht er neben dem<br />

Ausschreibungs- und Marktvolumen einen<br />

CO 2<br />

-Preis von 200 Euro pro Tonne.<br />

Bei den Rahmenbedingungen sieht Eltrop<br />

Niedersachsen eher in einer nachteiligen<br />

Ausgangslage. Zwar kann die Leistung erhalten<br />

bleiben, die Stromproduktion sinkt<br />

bis zum Jahr 2035 jedoch auf 45 bis 55<br />

Prozent. Ein Teil des Biogases wandere in<br />

den Biomethanbereich.<br />

Biomethan preiswerter als<br />

Wasserstoff<br />

Eine optimistische Prognose für Biogas<br />

aus wirtschaftlicher Sicht zeichnete Peter<br />

Schünemann-Plag, Biogasberater bei der<br />

LWK Niedersachsen. Denn solange die<br />

Energiewende mit einem Anteil von mehr<br />

als 95 Prozent Erneuerbarer Energie noch<br />

nicht vollständig umgesetzt ist, behalte<br />

Biogas in diesem Transformationsprozess<br />

eine wichtige Rolle. Bei der individuellen<br />

Suche nach einem Entwicklungspfad muss<br />

Biogas aber den Spagat zwischen gesicherter<br />

Vergütung im EEG und am Markt konkurrenzfähigen<br />

Produkten machen.<br />

„Langfristig entscheidet der Markt“, so<br />

Schünemann-Plag. Er ist überzeugt, dass<br />

der Energieträger Wasserstoff eine Zukunft<br />

hat. Knackpunkt ist allerdings der<br />

Preis. Er rechnete vor: Schon Wasserstoff<br />

selbst ist nicht billig [12 bis 15 Cent pro<br />

Kilowattstunde (kWh)]. Die notwendige<br />

Rückverstromung liefert Strom bei geringer<br />

Gesamteffizienz zu Preisen von über<br />

30 Cent/kWh. Zum aktuellen Zeitpunkt ist<br />

Biomethan (9 Cent/kWh aufbereitet nach<br />

RED II) noch deutlich billiger als Wasserstoff.<br />

Inklusive Fahrzeugtechnik und Tankstellennetz<br />

ist Biomethan ökonomisch<br />

noch hochattraktiv.<br />

Auch Schünemann-Plag geht vor dem<br />

Hintergrund des Wachstumstreibers Kraftstoffmarkt<br />

davon aus, dass ein Umstieg<br />

vom Stromproduzenten zum Gasaufbereiter<br />

wirtschaftlich sinnvoll sein kann, am<br />

ehesten für größere Anlagen beziehungsweise<br />

Gemeinschaftsanlagen. Skeptisch<br />

sieht er dagegen die Investition in neue<br />

Wärmenetze, zumindest bei einer kürzeren<br />

(Rest-)Laufzeit der Anlage. Denn bei<br />

Neubauten ist der Wärmebedarf geringer,<br />

hier kommt die Wärmepumpe bei der Wärmeversorgung<br />

zum Einsatz. Bestehende<br />

Wärmenetze könnten nach Stilllegung der<br />

Biogasanlage mit einer alternativen Wärmequelle,<br />

beispielsweise einem Holzhackschnitzel-Kessel,<br />

betrieben werden.<br />

Biogas gemeinsam aufbereiten<br />

und einspeisen<br />

Eine der Zukunftsoptionen für die Biogasbranche<br />

können Rohbiogasleitungen<br />

sein. Mit den Aspekten von Technik und<br />

Wirtschaftlichkeit befasste sich in seinem<br />

Vortrag Jürgen Neuss, Ingenieurbüro Berg<br />

& Partner in Aachen. Der Ingenieur rief zu<br />

vernetztem Denken auf: „Biomethan<br />

23<br />

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Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Als erfolgreichste Maßnahmen für den Weiterbetrieb in der Verstromung nannte Dr. Ludger Eltrop die<br />

Saisonalisierung und den Substratwechsel weg von Silomais hin zu landwirtschaftlichen Reststoffen.<br />

kombiniert mit Wasserstoff macht das Erdgasnetz<br />

grün.“ Allerdings sollte der Wasserstoff ausschließlich<br />

mit Grünstrom erzeugt werden.<br />

Um die Technik der Aufbereitungs- und Einspeiseanlagen<br />

auch für kleinere Biogasanlagen nutzbar zu machen,<br />

sollten diese über Rohbiogasanlagen zusammengefasst<br />

und an eine effiziente zentrale Aufbereitungsanlage angeschlossen<br />

werden. Neuss stellte das Projekt in Bitburg<br />

vor, über das bereits im Biogas Journal berichtet<br />

wurde. Sieben Biogasanlagen wurden mit einer Rohgas-<br />

Sammelleitung zusammengefasst. Die Einspeisung erfolgt<br />

in das Bitburger Erdgasnetz. Versorgt wird damit<br />

vor allem eine bekannte Großbrauerei.<br />

Wichtig ist, dass die Kompetenzen und<br />

die Verantwortungen klar benannt und<br />

getrennt werden, betonte Neuss. So<br />

erzeugen die Biogasanlagen der Betreiber<br />

aus Mist, Gülle und NawaRo<br />

das Rohbiogas. In einer Biogaspartnerschaft<br />

wurde das Rohrleitungsnetz mit<br />

den sieben Übergabestationen gebaut.<br />

Auch die Aufbereitungsanlage wird<br />

gemeinsam betrieben. Der Vertrieb<br />

der Bioenergie erfolgt durch die Stadtwerke<br />

Trier. Seitdem die Anlage im<br />

August 2020 in Betrieb ging, läuft sie<br />

technisch störungsfrei, blickte Jürgen<br />

Neuss zufrieden auf das erste Betriebsjahr<br />

zurück.<br />

Motorgrenzwerte einhalten<br />

Neben wirtschaftlichen Fragen kam<br />

auch die Technik auf der 12. Biogastagung<br />

der LWK Niedersachsen nicht<br />

zu kurz. Christian Langermann von der<br />

2G Energietechnik machte deutlich,<br />

was auf die Anlagenbetreiber mit der 44. BImSchV<br />

zukommt. Obwohl sie seit Juni 2019 gilt, sind viele<br />

Details Langermann zufolge noch immer unklar. Der<br />

Geltungsbereich umfasst Anlagen mit einer Feuerungswärmeleistung<br />

von 1 bis 50 Megawatt. Sie regelt unter<br />

anderem Abgasgrenzwerte und Überwachungspflichten.<br />

Neu ist die kontinuierliche Überwachung der Emissionen<br />

neben der jährlichen offiziellen Emissionsmessung.<br />

Neben der Kat-Temperatur müsse der NOx-<br />

Tagesmittelwert überwacht werden. „Das Denken von<br />

Messung zu Messung ist Vergangenheit“, so Christian<br />

Foto: Adobe Stock_ingo Bartussek<br />

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24


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aktuelles<br />

Christian Langermann von der 2G Energietechnik referierte über die Anforderungen der 44. BImSchV. Er machte aufmerksam, dass ein<br />

Ausfall der Abgasreinigungsanlage innerhalb von 24 Stunden behoben werden muss, weil sonst die Abschaltung des Motors droht.<br />

Foto: Adobe Stock_minzpeter<br />

Langermann. Ein Ausfall der Abgasreinigungsanlage<br />

muss innerhalb von 24 Stunden behoben werden, sonst<br />

droht die Abschaltung des Motors. Um die Stickoxide<br />

der Abgase zu reduzieren, ist der Einbau eines SCR-<br />

Katalysators erforderlich.<br />

Das aus dem Fahrzeugbereich bekannte System arbeitet<br />

mit Harnstoff zur Abgasreinigung. Dass die benötigten<br />

Mengen nicht gering sind, machte Christian<br />

Langermann deutlich: Für einen 1-MW-Motor werden<br />

5.000 bis 10.000 Liter Harnstoff im Jahr benötigt.<br />

Die Tanks für die Harnstoff-Versorgung sollten frostfrei<br />

im Innenbereich aufgestellt werden, riet Langermann.<br />

Mit einer größeren Abnahmemenge ließe sich der Preis<br />

deutlich senken. Bei der Versorgung mit Tankwagen<br />

könne ein Preis von weniger als 15 Cent je Liter Harnstoff<br />

vereinbart werden. Ausfälle des SCR-Systems<br />

sollten vermieden werden – deshalb sollte die Wartung<br />

möglichst zeitgleich mit der BHKW-Wartung terminiert<br />

werden, riet Langermann. Auf einen wichtigen Aspekt<br />

machte der Ingenieur, der sich auf die Abgasnachbehandlung<br />

spezialisiert hat, zum Schluss aufmerksam:<br />

Geringere Emissionen verbessern die gesellschaftliche<br />

Akzeptanz von Biogas.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

Im Wehrfeld 19a · 30989 Gehrden<br />

01 72/512 71 71<br />

gaul-gehrden@t-online.de<br />

25


Aktuelles Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Zwei Events – Zwei Treffpunkte<br />

für die Biogasbranche<br />

22. – 26. November <strong>2021</strong><br />

Digital<br />

BIOGAS Convention & Trade Fair <strong>2021</strong><br />

Die negativen Folgen des Klimawandels<br />

werden immer<br />

drastischer: Flutkatastrophen,<br />

Waldbrände, Hitze und Dürre<br />

betreffen Menschen auf der<br />

ganzen Welt. Unsere Ressourcen schwinden<br />

und werden zerstört. Nur konsequentes<br />

nachhaltiges Handeln kann sie retten.<br />

Für die Biogasbranche bedeutet dies, ihre<br />

Rolle als unverzichtbarer Teil der Erneuerbaren<br />

Energien, als Klimaschützer, als<br />

Teil einer nachhaltigen Wirtschaft aktiv zu<br />

gestalten. Welche Aufgaben die Branche<br />

erwarten, dies will der Fachverband Biogas<br />

vom 22. bis 26. November <strong>2021</strong> auf der<br />

BIOGAS Convention Digital und vom 7. bis<br />

9. Dezember <strong>2021</strong> auf der BIOGAS Trade<br />

Fair live mit den Aktiven der Biogasbranche<br />

diskutieren.<br />

22. bis 26.November <strong>2021</strong><br />

BIOGAS Convention<br />

DIGITAL<br />

(Deutsches Hauptprogramm mit<br />

BIOGAS Fachforum Digital)<br />

7. bis 9. Dezember <strong>2021</strong><br />

BIOGAS Trade Fair<br />

Live in Nürnberg<br />

(mit BIOGAS Fachforum Live)<br />

Der Ticketshop für Tagung und<br />

Messe öffnet Mitte/Ende September.<br />

Frühbucher rabatt für das Hauptprogramm<br />

bei Anmeldung bis Freitag,<br />

den 15. Oktober <strong>2021</strong>.<br />

Aktuelle Informationen:<br />

www.biogas-convention.com<br />

Die Jahrestagung <strong>2021</strong> wird nicht nur<br />

durch die dramatischen Entwicklungen<br />

des Weltklimas, sondern erneut durch die<br />

Corona-Pandemie geprägt. Um persönliche<br />

Begegnungen zu ermöglichen und zugleich<br />

das Risiko für alle Teilnehmer zu minimieren,<br />

wurde in Abstimmung mit Mitgliedern<br />

und Firmen ein Konzept mit vielfältigen Angeboten<br />

im digitalen Raum und in Präsenz<br />

entwickelt:<br />

22. bis 26. November <strong>2021</strong>: BIOGAS Convention<br />

Digital<br />

7. bis 9. Dezember <strong>2021</strong>: BIOGAS Trade<br />

Fair Live in Nürnberg<br />

Das Hauptprogramm startet digital am<br />

Montag, den 22. November <strong>2021</strong>, 14.00<br />

Uhr mit Block 1, Thema: „Abfallvergärung<br />

- Schwerpunkt Kunststoffe“. Die Ziele<br />

der Bundesregierung zur zukünftigen<br />

Reduktion von Kunststoffeinträgen in die<br />

Umwelt adressieren auch die Bioabfälle<br />

als möglichen Eintragspfad. Der Bogen<br />

spannt sich von der Anfallstelle bis zum<br />

Gärprodukt. Betrachtet werden Aspekte<br />

zur biologischen Abbaubarkeit alternativer<br />

Kunststoffe, Analysemethoden von Mikrokunststoffen<br />

sowie die Vermeidung von<br />

Fremdstoffeinträgen bereits an der Quelle.<br />

Die „Perspektiven und Herausforderungen<br />

von Biogas im Strommarkt“ (Block 2 am<br />

23. November <strong>2021</strong>) beschäftigen die<br />

Branche bereits seit langem. Das derzeitige<br />

Strommarktdesign führt trotz sinkender<br />

Kosten in der Produktion durch Erneuerbare<br />

Energien zu einer sehr hohen EEG-Umlage,<br />

gleichzeitig werden diese Vorteile nur<br />

bedingt an die Endkunden weitergegeben.<br />

Das bestehende System muss daher der<br />

steigenden Leistungsfähigkeit der Erneuerbaren<br />

Energien angepasst werden.<br />

Der Bundesverband Erneuerbare Energie<br />

hat vor diesem Hintergrund <strong>2021</strong> eine<br />

Strommarktdesignstudie erstellen lassen,<br />

deren Ergebnisse präsentiert und in<br />

den Kontext der aktuellen Energiepolitik<br />

gestellt werden. Die neuen Vorgaben der<br />

Nachhaltigkeitsverordnung als Umsetzung<br />

der EU-Richtlinie RED II sind Thema<br />

des Block 3. Die Zertifizierung gemäß der<br />

Nachhaltigkeitsverordnung wird für viele<br />

Biogasanlagen verpflichtend sein. Wichtige<br />

Einblicke liefern erste Erfahrungen<br />

aus der Sicht eines Zertifizierungssystems<br />

und ein Praxisbericht eines Auditors. Aus<br />

dem Projekt ZertGas, in dessen Rahmen<br />

praktikable Zertifizierungslösungen und<br />

Handlungsoptionen für Betreiber entwickelt<br />

wurden, werden die Ergebnisse zu<br />

THG-Berechnungen auf Praxisbetrieben<br />

vorgestellt.<br />

Der Mittwoch, 24. November, widmet sich<br />

dem Dauerbrenner „Emissionen“ auf Biogasanlagen.<br />

Wie ist der Status quo, welcher<br />

Handlungsbedarf besteht aktuell?<br />

Nach fast 20 Jahren wird im Herbst die<br />

neue TA Luft in Kraft treten. Die biogasspezifischen<br />

Anforderungen der TA Luft <strong>2021</strong><br />

werden vorgestellt. Aus der Praxis berichten<br />

Fachleute über das Erkennen und<br />

Vermeiden von Methanleckagen und über<br />

Minderungsmaßnahmen für Ammoniakemissionen.<br />

Block 5 „Status quo Stoffstrombilanz &<br />

Potenziale für die Bodenfruchtbarkeit“<br />

präsentiert als Einstieg den Evaluierungsbericht<br />

zur Stoffstrombilanzverordnung,<br />

die nun bereits seit über zwei Jahren gültig<br />

ist. Welche Erkenntnisse haben sich<br />

in der Praxis gezeigt? Des Weiteren steigt<br />

mittlerweile das Interesse nach Torfersatzprodukten.<br />

Welche Anforderungen sind an<br />

Gärprodukte zu stellen, um mit Champost<br />

als Torfersatz zu fungieren? Wie sind die<br />

Rahmenbedingungen für die Vermarktung<br />

von Gütegesicherten Gärprodukten einzustufen?<br />

Der vierte Tag (25. November) beginnt<br />

ebenfalls mit einem Klassiker: „Recht – wie<br />

es Sie weiterbringt“. Neben aktuellen Urteilen<br />

und Entscheidungen wird die spezi-<br />

26


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aktuelles<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Online-Anmeldung <strong>2021</strong><br />

obligatorisch<br />

Die Registrierung zur BIOGAS Convention Digital vom 22. bis<br />

26.11.<strong>2021</strong> und für die BIOGAS Trade Fair in Nürnberg vom<br />

7. bis 9.12.<strong>2021</strong> muss vorab online durchgeführt werden. Dies<br />

gilt auch für Mitglieder, für die der Messebesuch kostenfrei ist<br />

oder für andere kostenfreie Teilnahmen. Aufgrund von Teilnahmebegrenzungen<br />

muss der Tag für den Messebesuch vorab<br />

festgelegt werden. Anmeldung über den Ticketshop ab Mitte/<br />

Ende September auf<br />

www.biogas-convention.com<br />

elle öffentlich-rechtliche Sicht beziehungsweise<br />

die Sicht vom EEG auf den Austausch<br />

von BHKW dargestellt. Wie aber geht man<br />

mit Behördenentscheidungen um? Wie<br />

wird ein nicht genehmigter Anlagenbetrieb<br />

vermieden? Fachjuristen geben Hinweise<br />

und praxisbezogene Tipps. Einem der<br />

zunehmend an Bedeutung gewinnenden<br />

Zukunftsfelder widmet sich im Anschluss<br />

Block 7: „Grüne Gase“. Biomethan ist in<br />

aller Munde, aber wird die Biomethanausschreibung<br />

im EEG<br />

<strong>2021</strong> daraus ein zukunftsfähiges<br />

Geschäftsmodell machen?<br />

Wird die Treibhausgasminderungsquote<br />

im neuen BIm-<br />

SchG Biomethan als Kraftstoff<br />

aus seiner Nische holen? Und<br />

wo ist Grüner Wasserstoff einzuordnen, ist<br />

er eine weitere Zukunftsoption für Biogas?<br />

Am letzten Tag (26. November) beschäftigt<br />

sich die Tagung mit dem Störfallrecht<br />

in der Praxis. Eine Übersicht der aktuellen<br />

technischen Regeln aus dem Störfallrecht<br />

bringt die Teilnehmenden auf den aktuellen<br />

Stand, Schwellen und Hürden in der<br />

Praxis werden aufgezeigt und diskutiert.<br />

Zum Abschluss wird vorgestellt, wie sie<br />

07. – 09. Dezember <strong>2021</strong><br />

Messe Nürnberg<br />

als Betreiber ein funktionierendes Sicherheitsmanagementsystem<br />

mit Anlagendokumentation<br />

umsetzen.<br />

Rund um die Vortragsblöcke finden<br />

Teilnehmer*innen auf der BIOGAS Convention<br />

Digital die Möglichkeit, mit Fachleuten,<br />

Firmen und anderen Teilnehmern<br />

via Chat, Video-Chat, in Gruppenchats, in<br />

Diskussionsräumen oder im BIOGAS-Treff<br />

in Kontakt zu treten.<br />

Unter www.biogas-convention.com finden<br />

Sie das aktuelle Hauptprogramm. Das Programm<br />

des BIOGAS Fachforum digital &<br />

live wird nach und nach ebenfalls dort veröffentlicht.<br />

Sichern Sie sich frühzeitig Ihre Tickets,<br />

der Fachverband Biogas freut sich auf Ihre<br />

Teilnahme!<br />

Programmübersicht 22. bis 26.11.<strong>2021</strong> BIOGAS Convention DIGITAL<br />

Montag<br />

22.11.<strong>2021</strong><br />

Dienstag<br />

23.11.<strong>2021</strong><br />

Mittwoch<br />

24.11.<strong>2021</strong><br />

Donnerstag<br />

25.11.<strong>2021</strong><br />

Freitag<br />

26.11.<strong>2021</strong><br />

BIOGAS<br />

Convention<br />

Deutsch<br />

BIOGAS<br />

Convention<br />

Deutsch<br />

BIOGAS<br />

Convention<br />

Deutsch<br />

BIOGAS<br />

Convention<br />

Deutsch<br />

BIOGAS<br />

Convention<br />

Deutsch<br />

9.00 –<br />

10.30<br />

10.30 –<br />

12.30<br />

12.30 –<br />

14.00<br />

BIOGAS Fachforum Digital<br />

BLOCK 2<br />

Perspektiven<br />

und Herausforderungen<br />

von Biogas im<br />

Strommarkt<br />

BIOGAS Fachforum Digital<br />

BLOCK 4<br />

Emissionen<br />

BIOGAS Fachforum Digital<br />

BLOCK 6<br />

Recht –<br />

Wie es Sie<br />

weiterbringt<br />

BIOGAS Fachforum Digital<br />

BLOCK 8<br />

Störfallrecht<br />

in der Praxis:<br />

Anforderungen,<br />

Erfahrungen<br />

und<br />

beispielhafte<br />

Umsetzung<br />

BIOGAS Fachforum Digital<br />

14.00 –<br />

16.00<br />

BLOCK 1<br />

Abfallvergärung:<br />

Schwerpunkt<br />

Kunststoffe<br />

BLOCK 3<br />

Umsetzung der<br />

Nachhaltigkeitsverordnung<br />

durch die<br />

Biogasbranche<br />

BLOCK 5<br />

Status quo<br />

Stoffstrombilanz<br />

&<br />

Potenziale für<br />

die Bodenfruchtbarkeit<br />

BLOCK 7<br />

Grüne Gase:<br />

Neue Chancen<br />

für Biogas<br />

27


Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Das „Kabinett Merkel IV“ aus Sicht<br />

der Biogasbranche: energiepolitischer<br />

Rück- und Ausblick<br />

Die energie- und klimapolitische Bilanz der „GroKo“ in der zurückliegenden Legislaturperiode<br />

insgesamt fällt allenfalls gemischt aus – doch aus Sicht der Biogasbranche konnte<br />

der Fachverband Biogas etliche wichtige Weichen für die Zukunft der Biogastechnologie<br />

stellen. Hier unser energiepolitischer Rückblick sowie ein erster Ausblick auf die<br />

kommenden vier Jahre.<br />

Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />

Der Fachverband und seine Verbündeten waren<br />

voller Tatendrang und mit einer langen<br />

und dringlichen Liste an Verbesserungswünschen<br />

in diese nun zu Ende gehende<br />

Legislaturperiode gestartet. Es ging uns um<br />

nichts weniger als um eine Zukunftsperspektive für die<br />

Biogasbranche im Strom- und Wärmebereich. In der<br />

EEG-Novelle 2014 sollten wir noch nahezu abgeschafft<br />

werden, in der EEG-Reform 2017 war uns zumindest<br />

holzschnittartig eine Anschlussregelung geglückt für<br />

die Biogasanlagen, deren erster Vergütungszeitraum<br />

nach 20 Jahren zu Ende gehen würde.<br />

Doch diese Regelung griff in der Praxis nicht – die Rahmenbedingungen<br />

der Ausschreibungen waren viel zu<br />

restriktiv. Eine weitere EEG-Novelle musste also her,<br />

in der wir zudem die Flexibilisierung unseres Anlagenparks<br />

vorantreiben, die Güllevergärung mobilisieren<br />

und auch wieder Neuanlagen ermöglichen wollten.<br />

Klimapäckchen statt Klimapaket<br />

Im Koalitionsvertrag der Groko fanden sich bereits die<br />

richtigen Stichpunkte und damit auch Arbeitsaufträge<br />

an die neue Regierung: Die Stabilisierung des Biogasanlagenbestands<br />

wurde angestrebt. Trotz dieses vielversprechenden<br />

Bekenntnisses im „KoaV“ setzte sich<br />

erst einmal fort, was sich in den mehr als zähen Koalitionsverhandlungen<br />

bereits abzeichnete – die Groko<br />

ließ sich Zeit.<br />

Foto: Adobe Stock_Kopterdienstleistung<br />

28


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Politik<br />

29


Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Vollmundigen Ankündigungen folgten lange<br />

Diskussionsprozesse und Streitereien.<br />

Wenn dann schließlich Beschlussvorlagen<br />

vorgelegt wurden, so waren diese aufgrund<br />

der vielen Kompromisse häufig so weichgespült,<br />

dass sie nicht mehr den Anspruch<br />

einlösen konnten, Energiewende und Klimaschutz<br />

entscheidend voranzubringen.<br />

Das mit Spannung erwartete „Klimapaket“<br />

entpuppte sich in den Augen vieler wohl<br />

eher als „Klimapäckchen“ – indes, für die<br />

Bioenergie fanden sich einige wichtige Anknüpfungspunkte,<br />

allen voran eine klare<br />

Bezifferung des Beitrags zu den Zielen der<br />

Bundesregierung im Strom- und Wärmebereich.<br />

Darauf konnte man aufbauen und wir wollten<br />

diesen Schwung mitnehmen in die<br />

EEG-Novelle. Die Reform, die nach Bekunden<br />

der Koalitionäre bald nach Beginn<br />

der Legislatur eigentlich schon hätte erfolgen<br />

sollen, zog sich jedoch bis Ende 2020<br />

hin und wurde erst mit dem Änderungsgesetz<br />

zum EEG <strong>2021</strong> in der allerletzten<br />

Sitzungswoche der Regierungsperiode abgeschlossen.<br />

Achterbahnfahrt EEG <strong>2021</strong><br />

Die EEG-Novelle war für uns wahrlich eine<br />

Achterbahnfahrt. Die Liste unserer Forderungen<br />

war sehr lang und sehr dringend.<br />

Und bis kurz vor Schluss lief es eigentlich<br />

wie am Schnürchen: Für die Biomasse sollte<br />

erstmals ein eigenes Ausbauziel verankert<br />

werden, das unserem Ziel des Erhalts<br />

auf heutigem Niveau weitestgehend entsprach,<br />

und die Ausschreibungsvolumina<br />

sollten dementsprechend angehoben werden.<br />

Zudem war geplant, die Höchstgebotsgrenze<br />

zu erhöhen und den Flexdeckel<br />

abzuschaffen.<br />

Alles also Verbesserungen, die wir von<br />

langer Hand gefordert hatten. Doch quasi<br />

in letzter Minute sollte dann plötzlich der<br />

Flexibilitätszuschlag für Biogasanlagen im<br />

zweiten EEG-Vergütungszeitraum de facto<br />

gestrichen werden. Denn auch das ist<br />

leider Teil des Vermächtnisses der Groko:<br />

Den schier endlosen Verzögerungen folgten<br />

plötzliche Gesetzesvorlagen, die mit extrem<br />

kurzen Fristen (teilweise weniger als 24<br />

Stunden) mit den Verbänden konsultiert<br />

und dann durch den Bundestag gepeitscht<br />

wurden. Fehlentwicklungen und handwerkliche<br />

Schnitzer mit gravierenden Auswirkungen<br />

inklusive. Dass es uns doch noch<br />

gelang, im Änderungsgesetz die eben beschlossene<br />

Streichung des Flexzuschlags<br />

wieder zurückzunehmen, zählt für uns zu<br />

den wichtigsten Erfolgen der Legislatur. Wir<br />

durften erleben, wie viel Unterstützung wir<br />

in der Politik trotz aller Widrigkeiten doch<br />

haben und was wir mit der geballten Kraft<br />

unserer großen Mitgliedschaft, flankiert<br />

durch die befreundeten Verbände, erreichen<br />

können.<br />

Neue Chancen im Wärme- und<br />

Kraftstoffmarkt<br />

Auch wenn der Strombereich unsere politische<br />

Arbeit natürlich primär bestimmte,<br />

war uns auch die Erschließung neuer<br />

Märkte für Biogas abseits des EEG ein<br />

großes Anliegen. Gesetzesvorhaben und<br />

Anlässe gab es genug: Gebäudeenergiegesetz,<br />

Kohleausstiegsgesetz, Novelle des<br />

Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes, Brennstoffemissionshandelsgesetz,<br />

die neuen<br />

Bundesförderungen für effiziente Gebäude<br />

und Wärmenetze, die Novelle der Treibhausgasminderungsquote<br />

(u.v.m.) – all diese<br />

Regelwerke standen auf der politischen<br />

Tagesordnung.<br />

Und es ist uns gelungen, an einigen Stellen<br />

deutliche neue Akzente für Biogas zu<br />

setzen. So etwa im Gebäudeenergiegesetz,<br />

wo wir erreichen konnten, dass Biomethan<br />

in Neubauten nun auch bei Einsatz im<br />

Brennwertkessel eine anerkannte Erfüllungsoption<br />

ist. Oder im Kraftstoffbereich,<br />

wo wir künftig eine steigende Nachfrage<br />

nach Biomethan erwarten dürfen und zudem<br />

eine weitere neue Zukunftsoption, den<br />

biogenen Wasserstoff, erfolgreich ins Spiel<br />

bringen konnten.<br />

Zwischenfazit: Es geht wieder was<br />

Die Politik der Groko mag in Sachen Klimaschutz<br />

und Energiewende insgesamt<br />

eher nur ein kleiner Schritt in die Richtung<br />

des eigentlich Notwendigen gewesen sein –<br />

aus Sicht der Biogasbranche konnten wir<br />

jedoch summa summarum große Schritte<br />

machen, die uns wieder auf den richtigen<br />

Weg gebracht haben. Wir ziehen daher eine<br />

positive Bilanz zur zurückliegenden Legislatur.<br />

Unsere Strategie des gemeinsamen Auftritts<br />

der Bioenergie unter dem Dach des<br />

„Hauptstadtbüro Bioenergie“ hat sich<br />

ausgezahlt. Das „HBB“ hat sich als anerkannter<br />

politischer Gesprächspartner<br />

in Berlin etabliert. Egal ob Strom, Wärme<br />

oder Kraftstoff – das HBB war als Sachverständiger<br />

zu den öffentlichen Anhörungen<br />

geladen und diente auch hinter den Kulissen<br />

als Ansprechpartner Nr. 1.<br />

Ausblick: Neues Spiel, neues<br />

Glück<br />

Diese Bilanz kann aber allenfalls ein Zwischenfazit<br />

darstellen. Wir können und<br />

wollen uns keinesfalls ausruhen, sondern<br />

auch in der nächsten Regierungsperiode<br />

weitere Verbesserungen für eine nachhaltige<br />

Zukunftsperspektive für Biogas, Energiewende<br />

und den Klimaschutz insgesamt<br />

erreichen. Mit dem „HBB“ befinden wir<br />

uns daher auf Sommertour mit politischen<br />

Gesprächen in ganz Deutschland, um die<br />

Botschaft zu vermitteln, was Biogas alles<br />

kann.<br />

In der nächsten Etappe der Energiewende<br />

geht es um Weichenstellungen hin zur<br />

Treibhausgas neutralen Volkswirtschaft.<br />

Die EU hat die Fahne mit ihrem „Fit for<br />

55-Programm“ schon gehisst – Deutschland<br />

muss nachziehen. Wer immer die<br />

neue Regierung stellen wird (was nun,<br />

Ende August, noch völlig offen ist), eines<br />

ist klar: Biogas ist durch die vielfältigen<br />

Einsatzmöglichkeiten ein wesentliches<br />

Puzzleteil.<br />

Dieses Angebot werden wir auch in den<br />

kommenden vier Jahren der Politik unterbreiten.<br />

Und dabei deutlich machen: Wer<br />

grüne Energie will, der muss auch den Rahmen<br />

passend setzen: der Abbau von Investitionshemmnissen<br />

im EEG (insbesondere<br />

endogene Mengensteuerung und Südquote),<br />

die Flexibilisierung des Anlagenbestands,<br />

neue Anreize für die Güllevergärung<br />

und ein praktikables Genehmigungsrecht<br />

etwa stehen ganz oben auf unserer Liste.<br />

Autoren<br />

Sandra Rostek<br />

Leiterin des Berliner Büros<br />

Dr. Guido Ehrhardt<br />

Leiter des Referats Politik<br />

im Fachverband Biogas e.V.<br />

030/2 75 81 79-0<br />

berlin@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

30


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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

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Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz<br />

Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz<br />

Biogas wird unterschiedlich betont<br />

Stuttgart: In der<br />

Energiepolitik<br />

bewegt vor allem das<br />

Thema Windkraft das<br />

Ländle. Es solle eine<br />

„Vergabeoffensive<br />

für die Vermarktung<br />

von Staatswald- und<br />

Landesflächen für die<br />

Windkraftnutzung“<br />

geben, heißt es im<br />

Koalitionsvertrag.<br />

Nach den Landtagswahlen trägt in Stuttgart der Koalitionsvertrag mit der CDU eine<br />

grüne Handschrift, in Mainz definiert die Ampelkoalition einen Ausbau der Erneuerbaren<br />

mit Einschränkungen.<br />

Von Bernward Janzing<br />

In Baden-Württemberg legt sich die neue Landesregierung<br />

in ihrem Koalitionsvertrag mächtig ins Zeug:<br />

Man wolle „Baden-Württemberg als Klimaschutzland<br />

zum internationalen Maßstab machen“, haben<br />

Grüne und CDU darin formuliert. Es ist einer von vielen<br />

Sätzen, die belegen, dass der Vertrag ein Dokument<br />

vor allem mit grüner Handschrift geworden ist.<br />

Alles andere wäre auch überraschend gewesen. Denn<br />

wo eine Partei unangefochten die Regierung stellen<br />

kann und zuvor verschiedene Mitbewerber um die<br />

Chance buhlen, als Juniorpartner erwählt zu werden –<br />

neben der CDU einerseits waren das die SPD und die<br />

FDP andererseits – liegt es nahe, dass der Platzhirsch<br />

viel herausholt.<br />

Die CDU hatte sich nach einer recht reibungslos absolvierten<br />

vorangegangenen gemeinsamen Legislaturperiode<br />

den Grünen erneut frühzeitig angedient. Und<br />

so setzte vor allem Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />

auf die Fortführung der seit fünf Jahren währenden<br />

Farbkonstellation. Andere in der Partei hätten<br />

gerne eine Ampelkoalition gesehen, doch man darf vermuten,<br />

dass der Landesvater als altgedienter Politstratege<br />

sehr genau weiß, dass eine im Laufe der Jahre glatt<br />

geschliffene CDU ihm mehr Freiraum lassen wird als<br />

eine vielleicht doch eher mal aufmuckende FDP.<br />

Passend dazu hatte CDU-Landeschef Thomas Strobl<br />

das Thema Klimaschutz massiv propagiert; die Grünen<br />

hätten mit ihren Klimaschutzplänen bei seiner Partei<br />

„offene Türen eingerannt“, ließ er verlauten. In der<br />

Energiepolitik bewegt vor allem das Thema Windkraft<br />

das Ländle. Es solle eine „Vergabeoffensive für die Vermarktung<br />

von Staatswald- und Landesflächen für die<br />

Windkraftnutzung“ geben, heißt es im Koalitionsvertrag.<br />

Und weiter: „So können wir die Voraussetzungen<br />

für den Bau von bis zu 1.000 neuen Windkraftanlagen<br />

schaffen.“<br />

Die Landesregierung will ferner den Ausbau von Freiflächen-Photovoltaik<br />

vorantreiben, etwa „entlang von<br />

Autobahnen, Zugstrecken, auf ehemaligen Mülldeponien<br />

und auf Baggerseen“. Insgesamt 2 Prozent der<br />

Landesfläche sollen für Windenergie- und Photovoltaik-<br />

Freiflächenanlagen freigegeben werden. Zugleich soll<br />

die Solarpflicht, die für neue Nichtwohngebäude bereits<br />

im Mai 2020 beschlossen wurde, künftig auch auf<br />

Wohngebäude und für den Fall grundlegender Dachsanierungen<br />

ausgedehnt werden.<br />

Regierung pro naturverträglicher<br />

Biogasproduktion<br />

Das Biogas unterdessen wird im Koalitionsvertrag zweimal<br />

nur jeweils kurz erwähnt. Die Landesregierung will<br />

„die Bedeutung einer naturverträglichen Erzeugung<br />

von Biogas und Solarthermie für den Wärmebereich<br />

erhöhen“, heißt es. Sie sichert zu, Ansätze zu stärken,<br />

„die die Erzeugung von Biogas mit dem Erhalt der Biodiversität<br />

verbinden“.<br />

Zugleich haben beide Parteien sich darauf verständigt,<br />

einen „Kohleausstieg bis 2030 unter Berücksichtigung<br />

der Versorgungssicherheit“ anzustreben. Da Baden-<br />

Württemberg ohne die Kohle und ohne das heute noch<br />

Foto: Adobe Stock_Tobias Arhelger<br />

32


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Politik<br />

laufende Atomkraftwerk Neckarwestheim dann vermutlich<br />

mehr als 60 Prozent seines Stroms wird importieren<br />

müssen, dürfte es darüber aber wohl noch einige<br />

Debatten geben.<br />

Ohnehin sind Koalitionspapiere geduldig, wie man gerade<br />

in Baden-Württemberg weiß. Als die Grünen in<br />

Baden-Württemberg im Jahr 2011 erstmals eine Landesregierung<br />

anführten, damals in der Koalition mit der<br />

SPD, besagte der wohl meistzitierte Satz im Koalitionsvertrag,<br />

man wolle bis 2020 mindestens 10 Prozent<br />

des Strombedarfs aus heimischer Windkraft decken.<br />

Erreicht wurden jedoch gerade 4,4 Prozent.<br />

Und so wird man auch diesmal erst abwarten müssen,<br />

was von den vielen grünen Ideen wirklich umgesetzt<br />

wird – beziehungsweise umgesetzt werden kann. Denn<br />

der Ausbau der Windkraft in den vergangenen zehn Jahren<br />

scheiterte im Südwesten weniger am politischen<br />

Willen der Landesregierung als vielmehr einerseits<br />

an der Bundespolitik und andererseits sehr oft auch<br />

schlicht an Fragen des Artenschutzes.<br />

Ambitioniertes Vorhaben –<br />

flächendeckender ÖPNV<br />

Solche Unsicherheiten haben die Koalitionäre aber<br />

erneut nicht von ambitionierten Plänen abgehalten.<br />

Die vielleicht spektakulärste Idee ist jene zum Thema<br />

„klimafreundliche Mobilität und Verkehrswende“: Ausgerechnet<br />

das Autoland will nämlich „eine Garantie für<br />

den öffentlichen Nahverkehr“ geben. Es sollen künftig –<br />

wobei der Zeitpunkt der Realisierung offenbleibt –<br />

„alle Orte in Baden-Württemberg von fünf Uhr früh bis<br />

Mitternacht mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar<br />

sein“. In einem Flächenland, in dem es heute noch<br />

unzählige Orte gibt, von denen man nach einer Abendveranstaltung<br />

mit den Öffentlichen nicht mehr nach<br />

Hause kommt, wäre das revolutionär.<br />

Finanziert werden soll das Konzept auch über einen<br />

„Mobilitätspass“, für den das Land den Kommunen<br />

den Rechtsrahmen schaffen will. Die Grundidee: Die<br />

Halter eines Kraftfahrzeugs müssen einen Beitrag für<br />

den Nahverkehr bezahlen. Dessen Höhe könnte im Extremfall<br />

an die Größenordnung eines Monatstickets für<br />

den Nahverkehr heranreichen.<br />

Im Gebäudesektor will die Landesregierung unterdessen<br />

einen „CO 2<br />

-Schattenpreis“ von 180 Euro pro Tonne<br />

für die Sanierung und den Neubau von Landesliegenschaften<br />

einführen. Das heißt, man wird künftig bei<br />

Berechnungen der Wirtschaftlichkeit von Baumaßnahmen<br />

immer davon ausgehen, CO 2<br />

habe bereits einen<br />

solchen Preis erreicht. Dieses Konzept hatte unter<br />

anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz stark<br />

propagiert – eine urgrüne Idee also.<br />

33


Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Die rheinland-pfälzische Regierungskoalition bekennt sich zu Biogas-Bestandsanlagen. Sie will den Sektor unter anderem<br />

„durch beschleunigte Genehmigungsverfahren und verbindliche Genehmigungsleitfäden, vor allem im Rahmen des Repowering<br />

sowie beim Bau von Gülle-Kleinanlagen“, unterstützen.<br />

Auch Rheinland-Pfalz will sich „auf den<br />

Pfad der Klimaneutralität begeben“<br />

Anders als in Baden-Württemberg war die Farbkonstellation<br />

in Rheinland-Pfalz nach der Wahl unstrittig –<br />

es fand sich erneut eine SPD-geführte Ampelkoalition<br />

unter Ministerpräsidentin Malu Dreyer zusammen. Der<br />

Koalitionsvertrag klingt streckenweise etwas technokratisch.<br />

Etwa, wenn es heißt: „Als Landesregierung<br />

wirken wir in unseren Zuständigkeitsbereichen darauf<br />

hin, dass sich alle für die Zielerreichung relevanten<br />

Sektoren (Energie, Verkehr, Wärme etc.) auf den Pfad<br />

der Klimaneutralität begeben.“<br />

Aber das Papier wird auch konkreter. So peilt die Landesregierung<br />

in Mainz einen „Netto-Ausbau von 500<br />

Megawatt Photovoltaik und 500 Megawatt Windkraft<br />

pro Jahr“ an. Die Regierung sei sich „darin einig, dass<br />

bei Gewerbeneubauten und für neue Parkplatzflächen<br />

mit mindestens 50 Stellplätzen“ künftig „eine Pflicht<br />

zur Installation von Photovoltaikanlagen gesetzlich vorgeschrieben<br />

wird“.<br />

Freiflächen-Photovoltaik soll unterdessen limitiert<br />

bleiben: Die Landesregierung will Kommunen empfehlen,<br />

den Bau von PV-Anlagen außerhalb des EEG auf<br />

Ackerflächen lediglich dort zu ermöglichen, wo eine<br />

durchschnittliche Ertragsmesszahl (EMZ) von maximal<br />

35 gegeben ist. Landesweit soll die Nutzung von Ackerflächen<br />

für den Bau von PV-Anlagen im Außenbereich<br />

im Landesentwicklungsplan auf 2 Prozent begrenzt<br />

werden.<br />

Auch die Windkraft im Wald soll Restriktionen unterliegen:<br />

„Dort wo es möglich ist, wollen wir uns beim Bau<br />

von Windkraftanlagen im Wald auf Kalamitätsflächen<br />

fokussieren.“ Der Unesco-Welterbestatus im Biosphärenreservat<br />

Pfälzerwald sei „von<br />

zentraler Bedeutung und darf<br />

nicht gefährdet werden“. Kernund<br />

Pflegezonen des Biosphärenreservats<br />

Pfälzerwald seien<br />

daher von der Windenergienutzung<br />

ausgenommen.<br />

Positive Haltung zur<br />

Biogasproduktion<br />

Dem Biogas widmet man sich<br />

in Rheinland-Pfalz unterdessen<br />

ausführlicher als in Baden-Württemberg:<br />

„Wir bekennen uns zu<br />

den Biogas-Bestandsanlagen<br />

und unterstützen deren Umbau<br />

zu flexiblen Biokraftwerken in<br />

netzdienlicher Betriebsweise“,<br />

heißt es in dem Papier. Dies<br />

solle unter anderem „durch beschleunigte<br />

Genehmigungsverfahren<br />

und verbindliche Genehmigungsleitfäden,<br />

vor allem im<br />

Rahmen des Repowering sowie<br />

beim Bau von Gülle-Kleinanlagen“, erfolgen.<br />

Das Land propagiert auch den Einsatz nachwachsender<br />

Rohstoffe für die Energiegewinnung. Konkret gehe es<br />

um „die Förderung des naturnahen Anbaus mehrjähriger<br />

Pflanzungen (z.B. Durchwachsene Silphie)“ um<br />

die „Biogaserzeugung mit Insekten-, Gewässer- und<br />

Grundwasserschutz zu verbinden“. Das Potenzial der<br />

Gülle-Kleinanlagen solle erschlossen werden, „um<br />

auch die positiven Klimaschutzeffekte für den Gewässer-<br />

und Emissionsschutz zu aktivieren“. Bis 2030 sollen<br />

„mindestens 65 Prozent aller in Rheinland-Pfalz<br />

anfallenden landwirtschaftlichen Wirtschaftsdünger<br />

aus Betrieben mit mehr als 200 Großvieheinheiten<br />

energetisch-stofflich genutzt werden“.<br />

Auch Rheinland-Pfalz ist wie Baden-Württemberg<br />

Stromimportland. Etwa 30 Prozent des verbrauchten<br />

Stroms wird heute importiert – mit einem Unterschied<br />

freilich zum Nachbarn im Südwesten der Republik:<br />

Während in Baden-Württemberg der Anteil der Eigenerzeugung<br />

im Land in den letzten Jahren zurückging,<br />

stieg er in Rheinland-Pfalz stetig an: Vor 15 Jahren hatte<br />

das Land noch die Hälfte seines Stroms importieren<br />

müssen, inzwischen haben die Erneuerbaren den Importanteil<br />

bereits auf unter 30 Prozent gesenkt.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

07 61/202 23 53<br />

bernward.janzing@t-online.de<br />

Foto: Adobe Stock_Branko Srot<br />

34


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Politik<br />

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Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Chance einer<br />

Ökologisierung<br />

verspielt<br />

Die artenreichen Flächen<br />

sind laut Stefan Rauh,<br />

Geschäftsführer des<br />

Fachverbandes Biogas<br />

e.V., eine elementar<br />

wichtige Grundlage für<br />

das Überleben vieler<br />

heimischer Insekten und<br />

Wildtiere. Deshalb müssten<br />

solche Energiepflanzen,<br />

die für mehr Artenvielfalt<br />

sorgen, bei den<br />

Öko-Regelungen dringend<br />

berücksichtigt werden, so<br />

seine Forderung.<br />

Die EU hatte über die Regeln zur Vergabe von Agrarsubventionen in den kommenden<br />

sieben Jahren zu entscheiden – am Ende blieb wenig übrig im Sinne des Klima- und<br />

Umweltschutzes.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Klimaschutz könnte so einfach sein – dort<br />

nämlich, wo ohnehin regelmäßig Milliarden<br />

Euro an Steuergeldern verteilt werden.<br />

Im Agrarsektor in der Europäischen Union<br />

zum Beispiel. Unter dem Titel „Gemeinsame<br />

Agrarpolitik“ (GAP) stellt die EU für Landwirte und<br />

ländliche Regionen allein in Deutschland jährlich 6,2<br />

Milliarden Euro zur Verfügung. Die Rahmenbedingungen<br />

der GAP gelten als wichtige Leitplanken für die<br />

landwirtschaftliche Praxis in den Mitgliedsländern. Die<br />

Forderung, beim Verteilen der Gelder verstärkt Kriterien<br />

des Umwelt- und Klimaschutzes zu berücksichtigen,<br />

wurde von Umweltverbänden schon in der Vergangenheit<br />

immer wieder erhoben.<br />

Alle sieben Jahre wird die GAP fortgeschrieben – nun<br />

war es wieder so weit. Ende Juni einigten sich Vertreter<br />

des Europäischen Parlaments, des EU-Rats und der Europäischen<br />

Kommission – der sogenannte Trilog – auf<br />

eine neue GAP bis zum Jahr 2027. Diese regelt, nach<br />

welchen Kriterien die Gelder künftig verteilt werden.<br />

Vom Ergebnis zeigen sich Umweltorganisationen nun<br />

enttäuscht: Die beschlossene Agrarpolitik bringe „viel<br />

zu wenig für den Klima- und Artenschutz in der europäischen<br />

Landwirtschaft“, kommentiert Tobias Reichert,<br />

Referent für Agrarpolitik bei der Umwelt- und<br />

Entwicklungsorganisation Germanwatch. Denn nur ein<br />

Viertel der Direktzahlungen müsse durch die sogenannten<br />

Eco-Schemes an zusätzliche ökologische Kriterien<br />

geknüpft werden – und bei denen sei noch nicht einmal<br />

klar, wie wirksam sie ausgestaltet werden. In vielen<br />

Ländern drohe damit ein „Weiter so“ – statt eines ökologischen<br />

Wandels.<br />

Bei den Eco-Schemes handelt es sich um Umweltmaßnahmen,<br />

die dem Schutz des Klimas, der Umwelt oder<br />

der Biodiversität dienen. Zu diesen Aspekten kommen<br />

ferner der Tierschutz und der reduzierte Einsatz von<br />

Antibiotika hinzu. Der Fachverband Biogas hatte im<br />

März in der Verbändeanhörung die Berücksichtigung<br />

artenreicher Energiepflanzen bei den Öko-Regelungen<br />

gefordert, doch bei den Entscheidungsträgern konn-<br />

Foto: landpixel.eu<br />

36


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

INNOVATIVE<br />

Politik<br />

EINBRINGTECHNIK<br />

FÜR BIOGAS- UND<br />

RECYCLINGANLAGEN<br />

te er damit kaum durchdringen. Stefan<br />

Rauh, Geschäftsführer des Fachverbandes<br />

Biogas, verweist aber darauf, dass die<br />

„Diskussion zur Ausgestaltung der Öko-<br />

Regelungen noch nicht abgeschlossen“<br />

sei. Aktuell gebe es die Tendenz, dass sich<br />

Förderungen in den Länderprogrammen<br />

wiederfinden könnten. Denn die EU lässt<br />

ihren Mitgliedsstaaten Freiheiten bei der<br />

Umsetzung.<br />

Biodiversität fördernde<br />

Energiepflanzen in Öko-<br />

Regelungen berücksichtigen<br />

Für Deutschland ergebe sich „über die<br />

energetische Verwertung von Energiepflanzen<br />

in Biogasanlagen die Möglichkeit, Ökologie<br />

und Ökonomie auf landwirtschaftlichen<br />

Flächen miteinander zu verbinden“,<br />

betont der Fachverband. Diese Chance<br />

müsse ergriffen werden, zumal sich auch<br />

große Teile der Bevölkerung bunte und<br />

artenreiche Ackerflächen wünschten, wie<br />

Volksbegehren in verschiedenen Bundesländern<br />

gezeigt hätten. Die artenreichen<br />

Flächen seien „eine elementar wichtige<br />

Grundlage für das Überleben vieler heimischer<br />

Insekten und Wildtiere“. Deshalb<br />

müssten solche Energiepflanzen, die für<br />

mehr Artenvielfalt sorgen, bei den Öko-Regelungen<br />

dringend berücksichtigt werden,<br />

fordert Rauh.<br />

Welche Energiepflanzen in Zukunft verstärkt<br />

angebaut werden, entscheide nämlich<br />

auch die GAP, sagt Rauh. Vergoren<br />

werden kann schließlich fast jede Pflanze –<br />

allerdings mit recht unterschiedlichem<br />

Gasertrag; beim Mais ist dieser etwa doppelt<br />

so hoch wie beispielsweise bei Wildpflanzenmischungen.<br />

„Mit der gezielten<br />

Berücksichtigung von Wildpflanzen in den<br />

Öko-Regelungen könnte diese monetäre<br />

Differenz ausgeglichen und gleichzeitig<br />

ein Beitrag für den Umweltschutz geleistet<br />

werden“, so der Fachverband. Ein bunter<br />

Mix aus Energiepflanzen für Biogasanlagen<br />

biete die Chance, steigende Umweltleistungen<br />

und produktive Landwirtschaft<br />

zu verbinden: „Die breite Palette an Substraten<br />

bietet hervorragende Voraussetzungen<br />

für eine Ökologisierung im Sinne<br />

der Landwirtschaft und der Gemeinsamen<br />

Agrarpolitik.“<br />

Die Verhandlungen über die GAP in den<br />

vergangenen Monaten waren zäh gewesen.<br />

Ende Mai waren sie sogar vorübergehend<br />

auf Eis gelegt worden, weil das Parlament<br />

die Minischritte nicht mehr mitzutragen<br />

bereit war, die seitens der Mitgliedstaaten<br />

unter Vorsitz der portugiesischen Ratspräsidentschaft<br />

immer wieder angeboten wurden.<br />

Das Parlament bestand vielmehr auf<br />

einer wirkungsvollen Neufassung der Kriterien<br />

zur Vergabe der europäischen Agrargelder<br />

in den kommenden Jahren, konnte<br />

sich am Ende aber kaum durchsetzen.<br />

Zu wenig Geld in zweiter Säule<br />

Ein wichtiges Kriterium bei der Festlegung<br />

der Agrarpolitik ist stets die Mittelausstattung<br />

der beiden Säulen der GAP. Bei der<br />

ersten Säule geht es um Direktzahlungen<br />

an die Landwirte; sie werden bei Erfüllung<br />

der jeweiligen Voraussetzungen je Hektar<br />

landwirtschaftlicher Fläche gewährt.<br />

Für Deutschland waren das zuletzt 4,85<br />

Milliarden Euro, also fast 80 Prozent der<br />

Gesamtsumme, die hierzulande ausgeschüttet<br />

wird. Für die zweite Säule – sie<br />

umfasst gezielte Förderprogramme für die<br />

nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung<br />

und die ländliche Entwicklung –<br />

bleibt der Rest.<br />

Eine schlichte Umschichtung der Gelder<br />

von Säule eins zu Säule zwei könnte einiges<br />

im Sinne der Ökologie bewirken. Doch<br />

auch in der kommenden Förderperiode<br />

bis 2027 dominiert das Budget der ersten<br />

Säule. Maria Noichl, landwirtschaftspolitische<br />

Sprecherin der Europa-SPD und für<br />

ihre Fraktion Verhandlungsführerin bei der<br />

Agrarreform, findet das allzu lange schon<br />

praktizierte Verfahren, Förderungen nur<br />

nach Größe der Fläche zu verteilen, abwegig:<br />

„Das wäre, als würde man die Höhe<br />

des Kindergeldes an der Fläche des Kinderzimmers<br />

bemessen.“<br />

Kurz bevor das EU-Parlament die Verhandlungen<br />

im Mai zeitweise demonstrativ aussetze,<br />

hatte auch ein Zusammenschluss<br />

von 25 deutschen Agrar-, Umwelt- und<br />

Tierschutzorganisationen seine Forderungen<br />

vorgelegt. Es müssten künftig<br />

„mindestens 70 Prozent der gesamten<br />

GAP-Mittel für freiwillige Maßnahmen im<br />

Bereich Umwelt-, Klima- und Tierschutz“<br />

verwendet werden, hieß es darin. Hierfür<br />

sei es notwendig, deutlich schneller als<br />

bislang geplant Gelder von der ersten zur<br />

zweiten Säule umzuschichten. Alle Mittel<br />

seien „zweckgebunden für nachhaltige<br />

Landwirtschaft, insbesondere Agrarumwelt-<br />

und Klimaschutzmaßnahmen, die<br />

Stärkung besonders tiergerechter<br />

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Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Eine schlichte Umschichtung der Gelder von Säule eins zu Säule zwei könnte einiges im Sinne der Ökologie<br />

bewirken. Doch auch in der kommenden Förderperiode bis 2027 dominiert das Budget der ersten Säule.<br />

Haltung und des Tierwohls, Maßnahmen zum Schutz<br />

der Ressource Wasser sowie den ökologischen Landbau<br />

zu verwenden“, fordern die Verbände.<br />

Knapp 300 Euro je Hektar werden heute in Deutschland<br />

an Fördergeldern an die Landwirtschaft ausgeschüttet,<br />

ohne dass der Geldgeber dafür eine Leistung<br />

einfordert. Mit dem gleichen Geld, nur spezifischer verteilt,<br />

könnten jedoch wichtige<br />

Verbesserungen für die<br />

Umwelt – für Klima, Boden,<br />

Wasser und Artenvielfalt –<br />

angereizt werden.<br />

EU-Mitgliedsstaaten:<br />

rückwärts gerichtete<br />

agrarpolitische Haltung<br />

Doch die EU-Staaten sind,<br />

was die Sensibilität für das<br />

Thema betrifft, noch lange<br />

nicht so weit wie das Europäische<br />

Parlament – auch das<br />

wurde in den Verhandlungen<br />

der vergangenen Monate einmal<br />

mehr deutlich. Martin<br />

Häusling, agrarpolitischer<br />

Sprecher der Grünen im<br />

Parlament und Mitglied im<br />

Umweltausschuss, beklagt<br />

bei den Mitgliedsstaaten<br />

eine „rückwärts gerichtete,<br />

aus der Zeit gefallene und zu<br />

keinem Kompromiss fähige<br />

Haltung“. Den jüngsten Beschluss<br />

kommentierte er mit<br />

den Worten: „Schöne Überschriften,<br />

wenig Inhalt“.<br />

Die Einigung bleibe „weit hinter den Ankündigungen<br />

des Grünen Deals zurück, weniger Pestizide einzusetzen,<br />

Umwelt, Klima und Biodiversität zu schützen und<br />

ökologischen Landbau zu fördern“, so Häusling. Der<br />

Beschluss sei „nicht geeignet, die Klimawende einzuleiten“.<br />

Erst kurz zuvor hatte auch der Europäische<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Politik<br />

Rechnungshof bemängelt, dass die europäischen Agrarsubventionen<br />

den Klimawandel weiter befeuerten.<br />

Häusling äußert auch Kritik am Auftreten des Europäischen<br />

Rates in den nächtlichen Verhandlungen. So,<br />

wie dieser sich aufgeführt habe, habe er persönlich<br />

nur den Eindruck gewinnen können, dass einige Länder<br />

auch nach zweieinhalb Jahren überhaupt keine<br />

Einigung gewollt hätten. Einige Länder, so Häusling,<br />

schienen „nach der Devise zu verfahren, weiter ihren<br />

Landwirten möglichst viel Geld zuschustern zu wollen,<br />

ohne dass sie irgendwelche nennenswerten Auflagen<br />

zu erfüllen hätten“. Agrarpolitik dürfe „nicht mehr länger<br />

als reine Einkommenssicherung“ betrachtet werden,<br />

sondern es müsse das Ziel sein, öffentliches Geld<br />

für öffentlich gewünschte Leistungen auszugeben.<br />

Völlig unverständlich sei auch die Rolle der deutschen<br />

Agrarministerin Julia Klöckner (CDU), die während der<br />

Verhandlungen überdies vorzeitig abgereist sei, sagt<br />

Häusling.<br />

Für die Sozialdemokraten zeigt sich Maria Noichl ebenfalls<br />

enttäuscht von dem Ergebnis: „Mit dieser Agrarreform<br />

sind die europäischen Klima- und Umweltziele<br />

nicht erreichbar.“ Die europäische Agrarpolitik könne<br />

mehr. Sie müsse dazu beitragen, dem Klimawandel<br />

und dem Verlust der Artenvielfalt entgegenzuwirken:<br />

„Alle sieben Jahre haben wir die Möglichkeit, über<br />

die Vergabe von fast 400 Milliarden Euro neu zu entscheiden.“<br />

Diese Option sei nicht hinreichend genutzt<br />

worden.<br />

Dass Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner,<br />

zusammen mit den anderen 26 EU-Mitgliedstaaten im<br />

Rat, geschlossen jeden großen Veränderungsschritt<br />

blockiert habe, sei „eine vertane Chance“, sagt Noichl.<br />

Der Kompromiss, wonach künftig immerhin ein Viertel<br />

der Flächenzahlungen für Umwelt- und Klimamaßnahmen<br />

bereitgestellt werden soll, gehe zwar in die<br />

richtige Richtung, werde aber durch eine Reihe an<br />

Ausnahmen für die EU-Staaten verwässert. Das mache<br />

es den Mitgliedstaaten für die gesamte Periode abermals<br />

möglich, nur wenige<br />

klimafreundliche Anreize<br />

zu setzen: „Aus grünen<br />

Geldern werden graue Gelder<br />

– diese Mogelpackung<br />

lehnen wir ab.“<br />

Nun liegt die Verantwortung<br />

bei den Mitgliedsländern.<br />

Diese müssten jetzt<br />

ihre nationalen Pläne so<br />

auslegen, dass sie den Klima-<br />

und Biodiversitätszielen<br />

der EU gerecht werden,<br />

fordert auch die Umweltorganisation Germanwatch.<br />

Die Staaten hätten „bereits versprochen, 40 Prozent<br />

der Agrarausgaben am Klimaschutz auszurichten. Jetzt<br />

müssen sie auch liefern!“, so deren Referent Reichert.<br />

Trotz der schwachen Vorgaben aus Brüssel gebe es jedoch<br />

Spielräume, die nun genutzt werden müssen –<br />

insbesondere auch in Deutschland.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

07 61/202 23 53<br />

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„Mit dieser Agrarreform<br />

sind die europäischen<br />

Klima- und Umweltziele<br />

nicht erreichbar“<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Bodenfruchtbarkeit<br />

verbessern<br />

Live dabei beim „Bodenkurs im Grünen“ mit Dietmar Näser und Friedrich Wenz! Auf einem<br />

Betrieb am Lechrain lernen 23 Landwirte die Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft:<br />

Untersaaten, Zwischenfruchtanbau, die Aufbereitung von Wirtschaftsdünger, flache und<br />

tiefe Bodenbearbeitung sowie den Umgang mit Fermenten und Komposttee.<br />

Von Christian Dany<br />

Die Fruchtfolge verbessern und von Chemie<br />

wegkommen.“ „Den Betrieb unabhängiger<br />

machen.“ „Die Unkräuter richtig lesen können.“<br />

„Den Grundstein legen, um wieder auf<br />

Vollerwerb umzustellen.“ So unterschiedlich<br />

wie ihre Motive sind, ist auch die Zusammensetzung<br />

der Teilnehmer des „Bodenkurs im Grünen“ für<br />

Bayern: Aus ganz Südbayern und Baden-Württemberg<br />

sind an diesem Juni-Freitag 21 Landwirte und zwei<br />

Landwirtinnen nach Epfenhausen bei Landsberg am<br />

40


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

Lech gereist. Aus Neben- und Vollerwerbs- und aus<br />

spezialisierten Betrieben für Kartoffeln und Legehennen.<br />

Ökologische und konventionelle Betriebe sind darunter<br />

und auch drei Biogaserzeuger. Wie jedes Jahr<br />

lehren Dietmar Näser und Friedrich Wenz (Porträt auf<br />

Seite 42, Interview auf Seite 44) auf Betrieben früherer<br />

Kursteilnehmer. Die beiden gelten als die großen<br />

Lehrmeister der regenerativen Landwirtschaft – eines<br />

Anbausystems, das sich in letzter Zeit stark verbreitet.<br />

In Epfenhausen sehen sich die 23 Teilnehmer zum<br />

ersten Mal persönlich zum Praxisteil – dem dritten Modul<br />

des umfassenden Bodenkurses. Die ersten beiden<br />

Module mit den „Grundlagen fruchtbarer, lebender Böden“<br />

und der Theorie zu Flächenrotte, Fermenten und<br />

Komposttee fanden online mit Videoschaltungen statt.<br />

Auch den Vor-Ort-Termin hat das Corona-Regime noch<br />

im Griff: Zuerst müssen alle einen Corona-Schnelltest<br />

machen und sich dann auf mitgebrachten Stühlen in<br />

sicheren Abständen niederlassen. Peter Thoma hat<br />

hierfür seine Maschinenhalle freigeräumt. Der Biobauer<br />

und Schweinemäster war vor drei Jahren auf dem<br />

Bodenkurs und setzt seitdem fleißig die gelernten Maßnahmen<br />

um.<br />

„Die Böden sollten im Sommer und<br />

Winter durch Zwischenfruchtanbau<br />

bewachsen gehalten werden, um das<br />

mikrobielle Bodenleben zu erhalten“<br />

Friedrich Wenz<br />

Fotos: Christian Dany<br />

Dietmar Näser begutachtet<br />

die entnommenen Bodenproben<br />

und bewertet sie.<br />

Der Vorstellungs- schließt sich eine Fragerunde zur<br />

bisher vermittelten Theorie an. Die meisten Fragen<br />

kommen zu Zwischenfrüchten, zur Flächenrotte und<br />

organischen Düngung: „Die Böden sollten im Sommer<br />

und Winter durch Zwischenfruchtanbau bewachsen<br />

gehalten werden, um das mikrobielle Bodenleben zu<br />

erhalten“, sagt Wenz, „so lassen sich Kohlenstoff- und<br />

Nährstoffverluste durch biogene Einbindung weitgehend<br />

vermeiden. Es stellt sich ein ausgewogeneres Verhältnis<br />

von Bakterien und Pilzen ein, um Huminstoffe<br />

erzeugen und alle Bodenfunktionen nutzen zu können.<br />

Junge Pflanzen bringen die meisten Wurzelausscheidungen.<br />

Diese füttern die Bodenbiologie am besten.“<br />

Sofern nicht mit Untersaaten gearbeitet werde, keine<br />

Unterbodenlockerung nötig und die entsprechende<br />

Technik vorhanden sei, plädieren Näser und Wenz für<br />

die Direktsaat in die Stoppel. „Sind bis zur Schälung<br />

im Herbst weniger als sechs Wochen Wachstumszeit<br />

nutzbar, kann eine artenreiche Untersaat als Quasi-<br />

Zwischenfrucht stehenbleiben“, erläutert Wenz. Für<br />

die Zwischenfruchtgemenge empfiehlt er eine möglichst<br />

große Vielfalt, mindestens aus den drei Pflanzenfamilien<br />

Gräser, Leguminosen und Kreuzblütler.<br />

Wintergrüne Gemenge könnten auch nach später Ernte<br />

im September und Oktober noch angebaut werden: „Im<br />

Winter bewachsene Felder halten die Nährstoffe, speichern<br />

Wasser und sind zur Düngung im Frühjahr besser<br />

befahrbar.“<br />

Flächenrotte mit Fermenten<br />

„Zur Einleitung der Flächenrotte müssen wir technisch<br />

relativ flach arbeiten, etwa 3 bis 5 Zentimeter flach abschälen“,<br />

erklärt Wenz, „wir brauchen lebendes, grünes<br />

Pflanzenmaterial. Das liefert die Energie für den Rotteprozess.“<br />

Das Ziel sei eine feinkrümelige Erde. Je<br />

41


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

„Kleiner“ Wessi, „großer“ Ossi<br />

Mittlerweile sind Friedrich Wenz und Dietmar Näser<br />

ein gut eingespieltes Duo als Bodenkunde-Lehrer<br />

und Verfechter der Regenerativen Landwirtschaft.<br />

Dabei könnten die beiden gegensätzlicher kaum sein:<br />

Hier Wenz, der Kleinbauer aus der Oberrhein-Ebene,<br />

dort Näser, der frühere Leiter eines ostdeutschen<br />

2.000-ha-Betriebs; hier der Biobauer, dort der Agrarchemiker.<br />

Wenz‘ eigener Betrieb ist sowohl<br />

Bioland als auch Demeter zertifiziert. Sein<br />

Vater war einer der Gründer des Bioland-<br />

Verbandes. Der Nebenerwerbsbetrieb dient<br />

heute viel für Versuche. Vier Jahre lang war<br />

Wenz in Südamerika, wo er sich mit Windund<br />

Wassererosion sowie Bodenversalzung<br />

beschäftigte. Dort erfuhr er von den Boden<br />

belebenden Maßnahmen des Australiers<br />

Alex Podolinsky, die sein Leben vorzeichnen<br />

sollten.<br />

Näser hat in der ehemaligen DDR eine Ausbildung<br />

zum Diplomingenieur für Agrochemie<br />

und Pflanzenschutz gemacht. Jeweils<br />

acht Jahre arbeitete er als Agraringenieur<br />

in einer LPG und dann als Berater im Landwirtschaftsamt.<br />

Vor 20 Jahren machte er<br />

sich als freier Berater selbstständig, wobei<br />

er sich als Trainer und Systementwickler in<br />

der Regenerativen Landwirtschaft versteht.<br />

Seine Schwerpunkte sind Bodenfruchtbarkeit<br />

sowie die Ursachen von Pflanzenkrankheiten<br />

und Unkrautauftreten. Letztes Jahr<br />

hat er das Lehrbuch „Regenerative Landwirtschaft“<br />

veröffentlicht.<br />

Friedrich Wenz (links) und Dietmar Näser mit Leindotter<br />

und Ackerhellerkraut in den Händen.<br />

Wenz und Näser besuchten gegenseitig ihre Vorträge.<br />

Als Näser dann mal bei Wenz wegen einer<br />

Direktsaatmaschine vorbeischaute, lernten sie sich<br />

kennen. „Mir war klar, dass ich nicht alles abdecken<br />

kann“, sagt Wenz, „ich bin Techniker. Zu Fermenten,<br />

Komposttee und allgemein zur Bodenfruchtbarkeit<br />

kann ich alle Fragen beantworten“, meint der Südbadener.<br />

Näser bleibe auch keine Antwort zu Tiefgründigem<br />

in der Bodenchemie schuldig. So bahnte sich<br />

die Zusammenarbeit an. Seit 2012 geben die beiden<br />

gemeinsam Kurse. Das umfassende Paket mit drei<br />

Modulen heißt seit 2016 „Bodenkurs im Grünen“. Inzwischen<br />

seien laut Wenz 1.200 Landwirte ausgebildet<br />

worden. Zu ihren wissenschaftlichen Vorbildern<br />

zählen die zwei den US-Amerikaner John<br />

Kempf mit seiner „Pyramide der Pflanzengesundheit“<br />

und die Bodenbiologin<br />

Dr. Christine Jones. Wie die Australierin<br />

plädieren sie für Humusaufbau nur mit<br />

Verbesserung des Bodenlebens.<br />

Näser und Wenz sind Teil eines großen<br />

Netzwerks aus Wissenschaftlern, Landtechnik-<br />

und Ferment-Herstellern, Landwirten<br />

und sonstigen Gleichgesinnten,<br />

wobei intensive Kontakte nach Österreich<br />

und in die Schweiz gepflegt werden. Die<br />

beiden haben das gemeinwohlorientierte<br />

Unternehmen Positerra mitgegründet, das<br />

zur CO 2<br />

-Kompensation „Humusprämien“<br />

an Landwirte auszahlt. „Gewinne werden<br />

in Forschung und Ausbildung für Landwirte<br />

reinvestiert. Das war für mich der Impuls,<br />

mich hier zu engagieren“, sagt Näser. Außerdem<br />

gehören die zwei zum Team der in<br />

der Schweiz basierten Bildungsplattform<br />

regenerativ.eu.<br />

Friedrich Wenz: www.humusfarming.de<br />

Dietmar Näser: www.gruenebruecke.de<br />

Text: Christian Dany<br />

größer die Kationen-Austauschkapazität (KAK), desto<br />

mehr Pflanzenmaterial könne eingearbeitet werden.<br />

Leichte Böden hätten eine niedrige KAK, also weniger<br />

Puffer. Hier sei eine größere Arbeitstiefe zu empfehlen.<br />

Das Pflanzenmaterial müsse reduziert oder nötigenfalls<br />

abgefahren werden. „Sonst verschluckt sich der Boden,<br />

das heißt, er kann die Nährstoffe nicht alle einbinden“.<br />

Die beiden „Regenerativ-Lehrer“ empfehlen, möglichst<br />

gleich beim Abschälen – und auch beim Tiefenlockern<br />

– ein Ferment auszubringen, um durch eine<br />

Milieusteuerung die Bodenbiologie zu fördern, Zeit zu<br />

sparen und damit Sicherheit zu gewinnen. „Der Boden<br />

braucht Zeit, um das Grünmaterial zu verstoffwechseln.<br />

Wird der Aufwuchs abgefahren, gibt es nicht viel<br />

Material zu ‚verdauen‘. Dann kann bereits am nächsten<br />

Tag gesät werden. Wird viel Grünmaterial eingearbeitet<br />

und damit der Boden ‚gefüttert‘, braucht es etwa sieben<br />

bis zehn Tage, bis das Material abgebaut ist und<br />

keine Gefahr von Keimhemmungen oder Wachstumsdepressionen<br />

mehr besteht“, sagt Wenz.<br />

Das Ferment solle organische Masse, bevor sie unkontrolliert<br />

abgebaut werde und durch Ausgasungen<br />

und Mineralisierung Inhaltsstoffe verlorengehen, auf<br />

der Fläche fermentieren; also die Flächenrotte so gestalten,<br />

dass sie zum Humusaufbau beitrage und den<br />

Kohlenstoff fixiere. Zur Flächenrotte sollten 100 Liter<br />

Ferment pro Hektar verwendet werden.<br />

In Flaschen haben die Teilnehmer eigene Fermente mitgebracht<br />

und auf einer Bank nacheinander aufgestellt.<br />

Zum Teil ist das reine Handelsware, zum Teil sind es wie<br />

im zweiten Modul gelernt selbst angesetzte Fermente<br />

mit Pflanzenmaterial. In einem Durchgang inspiziert<br />

Wenz die Proben: „Da hat jemand Erde mit rein gekriegt.<br />

Es riecht faulig“, sagt er. „Fermente haben extrem<br />

starke reduktive Eigenschaften. Der pH-Wert muss<br />

unter 3,8 liegen. Krankheitserreger können sich in dem<br />

Milieu nicht halten und Fäulnis wird unterdrückt oder<br />

sogar umgekehrt“, erklärt der Südbadener. Er verweist<br />

auf Prof. Monika Krüger von der Uni Leipzig, bei deren<br />

Versuch Milzbranderreger in einem fermentativ reduktiven<br />

Milieu nicht überleben konnten.<br />

Die Fermente enthalten die sogenannten „effektiven<br />

Mikroorganismen“. Das seien Wenz zufolge im Wesentlichen<br />

Milchsäurebakterien, Hefepilze und Foto-<br />

42


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

„Fermente haben extrem starke<br />

reduktive Eigenschaften“<br />

Friedrich Wenz<br />

synthesebakterien. Der Anwender könne die Fermente<br />

entweder fertig anwendbar kaufen oder er beziehe sogenannte<br />

Starterpakete und führe die rund drei Wochen<br />

dauernde Fermentation selbst durch. Das habe den<br />

Vorteil, dass sekundäre Pflanzenstoffe in die Fermente<br />

eingebracht werden könnten.<br />

„Werden zum Beispiel Ampfer-Blätter mit fermentiert,<br />

geht der Wachstumsimpuls für Ampfer zurück. Aber<br />

es darf nicht vernachlässigt werden, die Ursache für<br />

den Ampfer zu bekämpfen.“ Der Landwirt könne sich<br />

hier etwas von der Naturheilkunde abschauen. So helfe<br />

etwa Beinwell gegen Strukturschäden, Baldrian fördere<br />

die Blüte und Wolfsmilchgewächse mobilisierten Bor.<br />

Es sollten immer Mischungen gemacht werden. Eine<br />

Pflanze dürfe nie mehr als 50 % ausmachen. Die Fermente<br />

könnten bis zu einem Jahr lang lagern.<br />

Kali-Anreicherung durch Gärrest<br />

Ein Biogaserzeuger fragt, wie und wann er seinen Gärdünger<br />

aufbereiten soll. Näser und Wenz sehen sowohl<br />

Gülle als auch Gärrest problematisch fürs Bodenleben<br />

aufgrund der Fäulnisbildung<br />

durch hohe Eiweißgehalte und<br />

den Luftabschluss. „Das gilt besonders,<br />

wenn Fäulnisgülle direkt<br />

in den Boden injiziert wird“, erläutert<br />

Wenz, „die Gülle kann dann nicht<br />

durch Sonneneinstrahlung und Sauerstoffeinfluss<br />

entschärft werden. Unsere<br />

Empfehlung ist hier, lieber kleine und<br />

mehrere Gaben.“<br />

Bei Biogasbetrieben käme eine schleichende<br />

Anreicherung von Kalium hinzu,<br />

weil Kali im Gärdünger besser verfügbar<br />

sei und besser wirke. Das führe zu einer<br />

Verschlechterung der Bodenstruktur.<br />

Der Boden werde erosionsanfälliger.<br />

„Deshalb ist hier die Albrecht/Kinsey-<br />

Bodenanalyse-Methode so wichtig: Man<br />

sieht es und kann gegensteuern.“<br />

Gülle und Gärdünger sollten mit Ferment, Pflanzenkohle<br />

und Gesteinsmehl aufbereitet werden. Die Güllebelebung<br />

brauche mindestens drei Wochen. „Es sollte also<br />

nicht erst angefangen werden, wenn die Grube schon<br />

fast voll ist“, erklärt Näser, der oft Side-Kicks zu Wenz‘<br />

Erklärungen gibt: „Die Belebung bewirkt eine komplette<br />

Milieuänderung: Aufbereitete Gülle ätzt nicht. Sie<br />

Dietmar Näser mit<br />

Bodenprobe auf einem<br />

Klapptisch im Feld<br />

und einer Bodensonde<br />

zur Bestimmung der<br />

Lagerungsdichte des<br />

Bodens.<br />

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43


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Mit dem Salzsäure-Test weist Dietmar Näser nach,<br />

ob es dem Boden an Kalk mangelt oder nicht.<br />

„Disteln saugen Nitrat<br />

aus dem Boden raus.<br />

Ich krieg sie über ihren<br />

Pilotcharakter. Durch die<br />

Vitalisierung nimmt die<br />

Distel zu viele Nährstoffe<br />

aus dem Boden auf. Sie<br />

verkümmert. Wir haben<br />

dann eine Mischkultur<br />

mit Unkraut, das den<br />

Kulturerfolg aber nicht<br />

stört. Die Distel mag keine<br />

Bodengare“, erläuterte<br />

Dietmar Näser.<br />

Interview zu regenerativer Landwirtschaft,<br />

Biogas und Bodenleben<br />

Am Rande des Bodenkurses haben sich Dietmar Näser und Friedrich Wenz kurz Zeit genommen, um über<br />

ihr Verständnis von regenerativer Landwirtschaft und über die Biogaserzeugung Stellung zu beziehen.<br />

Biogas Journal: Herr Näser, Herr Wenz, Sie verstehen<br />

als regenerative Landwirtschaft Maßnahmen, um den<br />

Humusgehalt anzuheben und eine funktionierende<br />

Bodenbiologie wiederherzustellen. Die Maßnahmen<br />

teilen Sie in sechs Gruppen ein. Können Sie für uns<br />

diese Gruppen kurz zusammenfassen?<br />

Friedrich Wenz: Erstens muss ich mir einen Überblick<br />

über die chemischen Zustände und Nährstoffverhältnisse<br />

im Boden verschaffen. Anhand einer umfassenden<br />

Bodenuntersuchung nach dem Albrecht-System<br />

sollen die Nährstoffe ins Gleichgewicht gebracht werden.<br />

Als Zweites müssen wir uns um den Unterboden<br />

kümmern, weil wir hier oft Verdichtung haben. Unterbodenlockerung<br />

ist wie ein Einatmungseffekt des<br />

Bodens. Hinter dem Lockerungszinken sprühen wir<br />

milchsaure Fermente ein. Damit können wir das Milieu<br />

im Boden positiv beeinflussen. Drittens brauchen wir<br />

eine ganzjährige Bodenbedeckung durch Untersaaten<br />

und Zwischenfrüchte. Nur lebende Pflanzen können<br />

die Bodenbiologie mit Energie versorgen. Viertens<br />

sollen die Gründüngungen flachgründig eingearbeitet<br />

werden ohne Rückverfestigung, in Flächenrotte<br />

gebracht und die Rotte fermentativ gelenkt werden.<br />

Fünftens müssen die Wirtschaftsdünger belebt<br />

werden und Punkt 6 ist, die Kulturen durch Stress<br />

vermeidende, vitalisierende Behandlungen zur maximalen<br />

Fotosyntheseleistung zu bringen.<br />

Biogas Journal: Sie haben vorher erwähnt, dass das<br />

Ausbringen von Biogas-Gärrest zu schleichender<br />

Kalium-Anreicherung führt. Ist das in der Fachwelt<br />

bekannt oder ist es eine Einzelthese von Näser und<br />

Wenz?<br />

Dietmar Näser: Aufgrund seines Nährstoffgehalts<br />

ist Gärrest natürlich ein Dünger. Meistens wird aber<br />

nur der Stickstoffgehalt beachtet. Der Kaligehalt<br />

bleibt unbeachtet. In der Bodenuntersuchung sieht<br />

man es dann. Der Kaligehalt drückt den pH fast um<br />

das Doppelte nach oben im Vergleich zu Kalk. Das ist<br />

schon lange belegt. Wenn ich mich nur nach dem pH-<br />

Wert richte, könnte ich mich in falscher Sicherheit<br />

wiegen. Ich laufe damit in die Gefahr von Mikronährstoff-Verdrängung<br />

und von Versalzung. Die Düngung<br />

wird immer ineffizienter.<br />

Wenz: Das ist ein schleichender Prozess und die Erosionsgefahr<br />

steigt zusätzlich.<br />

Näser: Und das nicht linear, sondern exponentiell.<br />

Dass es regnet, können wir nicht ändern. Ändern<br />

können wir aber den Umgang mit dem Boden und<br />

dem organischen Dünger.<br />

Biogas Journal: Was können Sie den Biogaserzeugern<br />

sonst noch Positives mitgeben?<br />

Näser: Dass es sinnvoll wäre, wenn sie mehr Kulturen<br />

als Mais hätten. Der Trend geht ja da hin.<br />

Zum Beispiel könnten Getreide, Getreide-Leguminosen<br />

oder GPS-Gemenge mit Gras-Untersaaten<br />

im Wechsel zu Mais angebaut werden. Der Gärrest<br />

sollte aufbereitet und es sollte mit Untersaaten<br />

und wintergrünen Zwischenfrüchten gearbeitet<br />

werden, damit ausreichend Wurzelmasse im Boden<br />

bleibt. Auch die Mikroben im Fermenter leiden<br />

unter Salzstress durch den zerlegten Mais. Wenn<br />

ich beim Füttern eine Substanz einbringe, die Salz<br />

gut bindet, kann ich den Gasertrag steigern. Das<br />

schaff ich mit Pflanzenkohle. Bei Tierhaltungsbetrieben<br />

ist die Pflanzenkohle auch schon zur Fütterung<br />

interessant. Weil Durchfall abnimmt, kann bei<br />

Geflügel und Schweinen damit die Futtereffizienz<br />

gesteigert werden.<br />

Biogas Journal: Herr Näser, Herr Wenz, vielen Dank<br />

für die Beantwortung der Fragen und noch eine schöne<br />

Zeit am Lechrain!<br />

Interviewer Christian Dany<br />

44


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

kann in den wachsenden Pflanzenbestand<br />

ausgebracht werden, verringert durch Ammoniakausgasung<br />

und Auswaschung verursachte<br />

Stickstoffverluste und sie fördert<br />

ein stabiles positives Mikrobenmilieu im<br />

Boden.“ Als nicht so hochwertige „Just-intime“-Lösung<br />

könne Inwa-Quarz eingerührt<br />

werden, ergänzt Wenz.<br />

Noch vor der ersten Mittagspause beginnt er<br />

mit dem Aufbau einer kleinen Demo-Komposttee-Maschine:<br />

Sie nutzt den Vortex-Effekt,<br />

bei dem das Wasser in einen Kreiswirbel<br />

versetzt wird. Die Komposttee-Mischung<br />

braucht fünf Zutaten: Zuckerrohr-Melasse,<br />

Malzkeimdünger mit Mykorrhiza-Pilzen, Gesteinsmehl,<br />

eine „Bioaktiv“-Mischung mit<br />

Pflanzenspurenelementen zur Wirkungsverstärkung<br />

und natürlich den Kompost.<br />

Während ein Heizstab die Temperatur auf<br />

25 Grad Celsius hält, sorgt eine Umwälzpumpe<br />

für die Belüftung des Behälters. Im Gegensatz<br />

zur anaeroben Fermentation läuft die Komposttee-Herstellung<br />

also aerob ab. Die Maschine sollte mindestens<br />

24 Stunden laufen. Nach der Herstellung muss der<br />

Komposttee zügig, innerhalb höchstens vier Stunden,<br />

ausgebracht werden.<br />

Tee statt Gift<br />

„Wir haben es beim biologisch aktiven Boden mit einem<br />

selbstregulierenden System zu tun“, erläutert<br />

Näser, „ich muss die Selbstregulierung anreizen.“ Das<br />

gelinge durch vitalisierende Blattspritzungen mit Komposttee,<br />

was der Pflanze einen Impuls gebe, um<br />

Friedrich Wenz setzt in<br />

einer kleinen Apparatur<br />

Komposttee an.<br />

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45


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Zum Abschluss des ersten Tags holen die<br />

Teilnehmer ihre in Gläsern mitgebrachten<br />

Bodenproben heraus, füllen sie mit Wasser<br />

auf, schütteln sie in vorgegebener Weise und<br />

lassen sie dann stehen. „Je trüber, desto<br />

mehr nicht in die Bodenaggregate eingebundene<br />

Tonmineralien enthält die Probe. Das<br />

bedeutet, der Boden ist auswaschungsgefährdet“,<br />

erklärte Friedrich Wenz.<br />

Die Kursteilnehmer haben von ihren Betrieben<br />

Proben von selbst hergestellten Fermenten mitgebracht,<br />

die im Kurs bewertet worden sind.<br />

Friedrich Wenz demonstriert die Herstellung eines Feststoff-Ferments aus Ernteresten in der<br />

Betonmischmaschine. Hierzu haben die Teilnehmer Ausputzgetreide und andere Reststoffe<br />

mitgebracht.<br />

die Photosynthese-Leistung anzukurbeln. Dies könne<br />

bereits einige Stunden nach der Behandlung mittels<br />

Zuckermessung im Blattsaft nachgewiesen werden.<br />

Die Pflanze werde vitaler und das Immunsystem gestärkt,<br />

was der Abwehr von Schadpilzen und Schädlingen<br />

zugutekomme. Die höhere Assimilationsleistung<br />

führe zu mehr Wurzelausscheidungen, wovon die Bodenbiologie<br />

profitiere. „Mit dem Komposttee haben die<br />

Bauern ein Betriebsmittel an der Hand, das sie selbst<br />

herstellen und auf das sie für wenige Cent pro Hektar<br />

zurückgreifen können“, sagt Wenz.<br />

Nachmittags geht’s dann auf Besichtigungstour auf die<br />

Felder von Peter Thoma. Auf dem ersten Feld schildert<br />

der Biobauer sein Problem mit „Distelnestern“. Trotzdem<br />

wagte er sich an die Saat von Ackerbohnen mit<br />

Hafer-Untersaat: „Nach der Flächenrotte mit Fräse und<br />

Fermenten hab ich Ende März ausgesät. Dann folgte<br />

eine lange Kälte- und Regenperiode. Letzte Woche hab<br />

ich dann Komposttee zur Vitalisierung gespritzt.“<br />

Näser und Wenz sind gleich mit Spaten und Bodensonde<br />

zugange und bauen einen Klapptisch auf, auf<br />

dem die Boden- und Pflanzenproben platziert werden.<br />

Unter den widrigen Umständen sehe der Bestand ganz<br />

gut aus, doch Näser entdeckt „Schokoflecken“ auf den<br />

Bohnenblättern – eine Bakteriose. Acker-Kratzdisteln<br />

und Schokoflecken legten den Verdacht der Bodenverdichtung<br />

nahe. Dafür spreche auch die Wurzelbildung<br />

entlang des Säschlitzes.<br />

„Disteln drücken sich durch jeden Beton. Sie saugen<br />

Nitrat aus dem Boden raus“, klärt der Ackerbau-Experte<br />

auf, „ich krieg sie über ihren Pilotcharakter: Durch<br />

46


A LL E S. LÄ U FT.<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

Peter Thoma hat eine 5.000-Liter-Komposttee-<br />

Maschine angeschafft.<br />

die Vitalisierung nimmt die Distel zu viele<br />

Nährstoffe aus dem Boden auf. Sie verkümmert.<br />

Wir haben dann eine Mischkultur mit<br />

Unkraut, das den Kulturerfolg aber nicht<br />

stört. Die Distel mag keine Bodengare:<br />

Deshalb sind Flächenrotte, Untersaat und<br />

Vitalisierung die richtigen Maßnahmen.“<br />

Mit dem Salzsäure-Test weist er nach, dass<br />

es dem Boden an Kalk mangelt. Der Sachse<br />

rät, die Boden- und Bestandsansprache<br />

immer schriftlich zu dokumentieren und zu<br />

fotografieren.<br />

Maßnahmenkontrolle<br />

Als die Autos zur zweiten Feld-Station fahren,<br />

beginnt es zu regnen. Hier hat Thoma<br />

Erbsen mit Hafer-Untersaat angebaut. Vorfrucht<br />

war Roggen. Einmal pro Jahr lockert<br />

er den Boden 25 cm tief mit seinem Tiefengrubber.<br />

Letzte Woche habe er auch hier<br />

eine Vitalisierungsspritzung verabreicht.<br />

Diesmal wird vor allem die Begleitflora<br />

inspiziert. Näser: „Es sind Leindotter und<br />

Acker-Hellerkraut drin. Kreuzblütler passen<br />

zur Erbse. Ich krieg keine Schwierigkeiten<br />

mit Schadinsekten.“<br />

Auf dem dritten Schlag steht Wintertriticale<br />

mit einer Untersaat-Mischung. Auch<br />

hier ist hoher Disteldruck. Der Anbauberater<br />

des Verbands habe ihm geraten, höchstens<br />

Kleegras anzubauen. „Die Vorwinterentwicklung<br />

war dürftig“, sagt Thoma. Im<br />

Frühjahr folgten eine 15 m³ Güllegabe und<br />

eine Vitalisierungsspritzung mit Komposttee,<br />

Kalk, Bor und Zeolith. Jetzt schaut der<br />

Bestand ganz gut aus. „Ein hoher Siliziumgehalt<br />

macht die Pflanze widerstandsfähig<br />

gegenüber Krankheitserregern. Silizium<br />

sollte deshalb bei der Vitalisierung dabei<br />

sein – mit einer Zeolith-Gabe“, so Näser.<br />

Er zeigt einen einfachen Kniff: In einem<br />

schnell mit dem Meterstab gefalteten<br />

Rechteck zählt er 130 Ähren pro Viertelquadratmeter.<br />

„Sauber. Es ist auch kein<br />

für schwächliche Triticale typischer Gelbrost<br />

zu erkennen.“ „Glückwunsch, super<br />

gemacht“, ergänzt Wenz.<br />

Später bekommt Thoma noch Lob für seine<br />

auf die regenerative Landwirtschaft ausgerichtete<br />

Betriebsausstattung: Sowohl der<br />

Unterboden-Lockerer als auch der große<br />

Flachgrubber wurden mit einem<br />

OPTIMAL<br />

Betrieb Thoma: Raum zur Fermentation mit Stromanschlüssen,<br />

um darin bis zu zehn IBC-Container beheizen zu können.<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Mit der Presse wird Blattsaft in das Refraktometer<br />

geträufelt. Das Refraktometer dient zur Messung des<br />

Blattsaft- (Brix-)wertes.<br />

Pflanzenmaterial wird gemörsert und so für<br />

die Brixwertmessung vorbereitet.<br />

Dietmar Näser schaut in das Refraktometer<br />

und ermittelt so den Brixwert.<br />

Leitungssystem zum Ausbringen der Fermente direkt<br />

hinter die Schare versehen. Außerdem hat Thoma eine<br />

5.000-Liter-Komposttee-Maschine angeschafft und<br />

einen Raum zur Fermentation eingerichtet mit Stromanschlüssen,<br />

um darin bis zu zehn IBC-Container<br />

beheizen zu können. Zwar betont der Oberbayer den<br />

Arbeitsaufwand, doch glaubt er, dass sich bald alles<br />

ohne großen Mehraufwand im Arbeitsalltag einspielen<br />

werde. Für eine Gesamtbewertung des Systems Regenerative<br />

Landwirtschaft sei es bei ihm noch zu früh.<br />

Zum Abschluss des ersten Tags holen die Teilnehmer<br />

ihre in Gläsern mitgebrachten Bodenproben heraus,<br />

füllen sie mit Wasser auf, schütteln sie in vorgegebener<br />

Weise und lassen sie dann stehen. Am nächsten<br />

Morgen steht wieder Theorie auf dem Programm. Kurz<br />

vor Mittag macht sich Näser auf, um mit einer Sprühflasche<br />

Komposttee auf eine 20 Quadratmeter große<br />

Fläche auszusprühen.<br />

Nachmittags demonstriert Wenz die Herstellung eines<br />

Feststoff-Ferments aus Ernteresten in der Betonmischmaschine.<br />

Hierzu haben die Teilnehmer Ausputzgetreide<br />

und andere Reststoffe mitgebracht. „Jedes organische<br />

Material außer Holz, das noch nicht in einem<br />

Fäulnis- oder Verpilzungsprozess ist, kann fermentiert<br />

werden. Durch die Fermentation werden organische<br />

Säuren gebildet und fäulnisgefährdete Eiweißverbindungen<br />

stabilisiert“, erläutert er.<br />

Das Material werde auf etwa 40 Prozent Feuchte gebracht.<br />

Als zusätzliche Energiequelle, falls nötig, eigne<br />

sich entweder ein Masseprozent Getreideschrot oder<br />

48


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

Zuckerrohrmelasse in gleicher Menge wie<br />

das Ferment (3 Liter/m³). Das fertige Produkt<br />

müsse luftdicht abgedeckt werden. Es<br />

sei die ideale Grundlage für eine schnelle<br />

Humusbildung.<br />

Brix-, pH- und COND-Wert<br />

Dann geht es an die Überprüfung der Wirksamkeit<br />

der Komposttee-Flaschenspritzung.<br />

Hierzu geht Näser nochmal aufs Feld<br />

und holt besprühte und nicht behandelte<br />

Blätter aus dem Ackerbohnen-Feld. Dann<br />

packt er seinen „Bodenkoffer“ auf dem<br />

Tisch aus. Darin sind das Refraktometer zur<br />

Messung des Blattsaft- (Brix-)wertes, Schere,<br />

Presse, Mörser und Messgeräte für den<br />

pH-Wert und die elektrische Leitfähigkeit<br />

(COND-Wert). Einige Kursteilnehmer übernehmen<br />

die Vorbereitung: Sie zerschneiden<br />

die Blätter von Bohnen und Disteln und<br />

zerstampfen sie im Mörser. Mit der Presse<br />

wird Blattsaft in das Refraktometer und die<br />

Messgeräte geträufelt. Zum Vergleich werden<br />

Limonade und Heutee gemessen.<br />

„In Gegenden ohne Agrarförderung, zum<br />

Beispiel Australien, ist das Refraktometer<br />

ein alltägliches Werkzeug“, sagt Näser.<br />

Hier müsse der Kulturerfolg ständig überwacht<br />

werden, weil sich der Landwirt keinen<br />

Totalausfall leisten könne. Auch Imker<br />

würden das Refraktometer zur Bestimmung<br />

des Wasseranteils im Honig einsetzen.<br />

Grundsätzlich sei der pflanzliche Stoffwechsel<br />

bei einem Blattzuckergehalt zwischen<br />

10 und 20 Prozent und undeutlicher<br />

Brechgrenze gut.<br />

„Die Bohnen reagieren wenig, weil zurzeit<br />

optimale Bedingungen herrschen und wenig<br />

Stress besteht“, interpretiert der Agrarchemiker<br />

das Zusammenspiel von Brix-,<br />

pH- und COND-Wert, „die Disteln reagieren<br />

jedoch bei gleich günstigen Bedingungen<br />

deutlich. Man sieht ihre Stoffwechselstärke<br />

an der über doppelt so hohen Leitfähigkeit.<br />

Eine Vitalisierungsbehandlung ist hier<br />

wegen des Distelwachstums sinnvoll. Bei<br />

der Limonade sieht man den hohen, auch<br />

deklarierten, Zuckergehalt. Heutee enthält<br />

keinen Zucker. Der ist beim Trocknen veratmet.<br />

Die Leitfähigkeit zeigt, dass gelöste,<br />

salzförmige Nährstoffe enthalten sind.“<br />

Beurteilung der Boden-<br />

Schwenkproben<br />

Schließlich werden gemeinsam die Boden-<br />

Schwenkproben beurteilt. „Je trüber, desto<br />

mehr nicht in die Bodenaggregate eingebundene<br />

Tonmineralien enthält die Probe.<br />

Das bedeutet, der Boden ist auswaschungsgefährdet.<br />

Je farbiger, desto mehr organische<br />

Säuren. Je mehr Schaum, desto mehr<br />

mikrobielle Aktivität“, erklärt Wenz. „Das<br />

Bodenleben ist Mikrobiologie. Damit muss<br />

ich mich auseinandersetzen. Wir lernen in<br />

der Ausbildung oft nur Symptombehandlung“,<br />

lautet Näsers Abschlussstatement.<br />

Ein Teilnehmer erkundigt sich, ob es nach<br />

dem Kurs Aufbaukurse oder Hilfe bei der<br />

Umsetzung gebe. „Die ‚horizontale Vernetzung‘<br />

ist ein wichtiger Bestandteil der Bodenkurse“,<br />

beteuert Wenz, „da sind schon<br />

wertvolle Kooperationen entstanden.“ Es<br />

Sowohl der Unterboden-Lockerer als auch der große<br />

Flachgrubber wurden mit einem Leitungssystem<br />

zum Ausbringen der Fermente direkt hinter die<br />

Schare versehen.<br />

gebe ein Online-Anwenderforum, in dem<br />

sich die Teilnehmer einmal monatlich austauschen<br />

und beraten lassen können. Wir<br />

haben alle die gleichen Interessen: Wir<br />

wollen die Bodenfruchtbarkeit verbessern,<br />

um unseren Kindern und Enkeln einen Betrieb<br />

zu hinterlassen, von dem sie gut leben<br />

können.“<br />

Autor<br />

Christian Dany<br />

Freier Journalist<br />

Gablonzer Str. 21 · 86807 Buchloe<br />

0 82 41/911 403<br />

christian.dany@web.de<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Bodenprobe aus einem Rapsfeld:<br />

Um eine gute Krümelstruktur mit<br />

intaktem Bodenleben – inklusive<br />

Regenwürmern – zu bekommen,<br />

arbeitet Hägler mit Untersaaten und<br />

Zwischenfrüchten.<br />

„An erster Stelle steht die<br />

Bodenchemie, dann kann die<br />

Biologie anspringen“<br />

Aufbauende Landwirtschaft in der Praxis: Mit Luzerne-Gras, Untersaaten und Zwischenfrüchten<br />

baut Josef Hägler Humus auf und fördert das Bodenleben. Seinen Kalbinnen-Mist<br />

bereitet er nach dem System Witte auf. Hägler ist wichtig, die bodenchemischen Verhältnisse<br />

genau zu kennen. Er setzt weder Fermente noch Präparate ein, dafür hochgerüstete,<br />

schlagkräftige Landtechnik.<br />

Von Christian Dany<br />

Viele „ou“ in der Aussprache, schräge Witze –<br />

wer auf den Hof von Josef Hägler kommt,<br />

muss sich auf ein „Oberpfälzer Urgestein“<br />

(Hägler über Hägler) gefasst machen. Der<br />

Betriebsleiter ist gerade noch mit Aufräumen<br />

beschäftigt. Er bespricht sich mit der Praktikantin<br />

Verena Lottner. Die Agrarstudentin möchte ihre Bachelorarbeit<br />

über die Luzerne schreiben, einer Leguminosenart,<br />

die auf Häglers Betrieb (Daten siehe Infokasten)<br />

eine wichtige Rolle einnimmt.<br />

„Wir bauen Luzerne an, trocknen es, pressen es in Ballen<br />

und verkaufen es als Eiweiß- und Strukturfutter“,<br />

erklärt er. Die Wärme für die Heutrocknung bezieht er<br />

von einer benachbarten, direkt am Ortsrand von Deindorf<br />

bei Wernberg-Köblitz gelegenen Biogasanlage. Auf<br />

der Gegenseite führt er mit seinem Agrarservice Lohnarbeiten<br />

für den Biogaserzeuger aus.<br />

2017 hat Hägler den Hof auf Ökolandbau und in dem<br />

Zuge die Tierhaltung von Milchvieh auf Kalbinnenaufzucht<br />

und -mast auf Stroh umgestellt. Er füttert seine<br />

Tiere hauptsächlich mit Heu. Hinzu komme nur wenig<br />

Kraftfutter und Mais, den er siliert und dann trocknet.<br />

„Dadurch ist die Futteraufnahme höher. Ich hab seit<br />

vier Jahren keinen Tierarzt mehr auf dem Hof gehabt.<br />

Das führe ich drauf zurück, dass im Boden alle Mineralien<br />

und Spuren-Nährstoffe in einem ausgewogenen<br />

Verhältnis drin sind“, sagt der Oberpfälzer, der damit<br />

bei seinem Lieblingsthema angekommen ist: dem gesunden<br />

Boden.<br />

Zum Bodenexperten über Umwege<br />

Der 60-Jährige ist im Lauf der Jahre zum Bodenexperten<br />

geworden. Er hält Vorträge zu Bodenfruchtbarkeit<br />

und Humusaufbau und er gehört zu den Referenten der<br />

vom Bioland-Verband organisierten „Bodenpraktiker“-<br />

Kurse. Sein Weg zum Bodenkenner war aber kein geradeaus<br />

führender: „Ich bin kein gelernter Landwirt.<br />

20 Jahre lang hab ich in der Glasbranche gearbeitet“,<br />

Fotos: Christian Dany<br />

50


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

Betriebsspiegel Josef Hägler<br />

Geographische Lage: Mittlere Oberpfalz/Bayern, Landkreis Schwandorf<br />

Höhenlage: 560 m ü. NN<br />

Jahresniederschlag: 600 mm<br />

Betriebliche Ausrichtung: Kalbinnen-Aufzucht, Heutrocknung,<br />

Lohnunternehmen, Ackerbau<br />

Betriebsgröße: 110 ha<br />

Bodenart: sandiger Lehm, lehmiger Sand, 20 bis 35 Bodenpunkte<br />

Bodennutzung: 100 ha Ackerbau, 9 ha Dauergrünland<br />

Einzelne Betriebsteile: s.o., Ackerbau: Marktfrucht und Futterbau, Anbau<br />

von Luzerne-Gras, Raps, Körnermais, Braugerste, Weizen, Soja, Lein<br />

Familie: Betriebsleiter Josef Hägler (60 Jahre), verheiratet,<br />

drei Töchter<br />

Arbeitskräfte: 1 AK Betriebsleiter, 3 AK (zwei feste Mitarbeiter plus<br />

Familienmitglieder)<br />

„Die KAK entspricht nicht der<br />

Bodenfruchtbarkeit, sondern der<br />

Größe eines Kühlschranks. Es<br />

kommt drauf an, wie der Kühlschrank<br />

bestückt ist“<br />

Sepp Hägler<br />

erzählt Hägler, der sich einst zum „Industriemeister<br />

Glas“ ausbilden lassen hat.<br />

In der Glasindustrie habe er viel über Spurenelemente<br />

und Chemie gelernt. Anfang der 2000er Jahre nahm<br />

er fünf Jahre lang als Praxisbetrieb an einem Versuch<br />

der Lufa Augustenberg zur Gülleaufbereitung teil, bei<br />

dem die Auswirkungen auf Tier und Boden untersucht<br />

wurden. Das weckte sein Interesse am Mikrokosmos<br />

unter unseren Füßen. Der nächste Schritt war dann,<br />

sich mit den Albrecht/Kinsey-Bodenuntersuchungen<br />

zu beschäftigen. Seit 2009 beprobt Hägler seine Böden<br />

nach den Methoden der Wissenschaftler William<br />

Albrecht und Neal Kinsey und düngt sie dementsprechend.<br />

„Die Standard-Bodenprobe mit pH-Wert, Phosphor und<br />

Kali reicht nicht aus, um die Ursache eines Problems<br />

zu finden. Wichtig sind auch Elemente wie Schwefel,<br />

Bor, Magnesium, Natrium oder Zink und ihr Verhältnis<br />

zueinander“, argumentiert Hägler. Er strebe an, Nährstoff-Unter-<br />

und auch -Überversorgung zu vermeiden:<br />

„Die ist schlechter als Unterversorgung, weil sich Nährstoffe<br />

gegenseitig blockieren können. Darum muss ich<br />

eine Bodenanalyse machen lassen, um zu wissen, was<br />

zu viel ist. Die meisten Landwirte denken: ‚Viel hilft<br />

viel‘. Aber das ist falsch.“<br />

Bei der Albrecht-Methode werde die Kationen-Austauschkapazität<br />

(KAK) ermittelt. Hägler vergleicht<br />

den Boden hier mit einem Kühlschrank: „Die KAK<br />

entspricht nicht der Bodenfruchtbarkeit, sondern der<br />

Größe eines Kühlschranks. Es kommt drauf an, wie<br />

der Kühlschrank bestückt ist: mit Wurst, Käse, Eiern,<br />

Gemüse und Obst. Die Pflanzen können sich an den<br />

Nährstoffen bedienen, die sie für ihr Wachstum brauchen.<br />

Dann müssen die entnommenen Nährstoffe wieder<br />

nachgefüllt werden. Dabei geht es aber nicht, dass<br />

zum Beispiel Käse mit Gemüse ersetzt wird.“<br />

Außerdem seien Ton-Humus-Komplexe wichtig für die<br />

Bodenfruchtbarkeit: „Die Tonmineralien sind gottgegeben,<br />

aber den Humus können wir aufbauen“, stellt<br />

Hägler klar. Humus könne sämtliche Kationen (Kalzium,<br />

Magnesium, Kalium, Natrium) und auch Anionen<br />

(Stickstoff, Phosphor und Schwefel, aber auch Bor)<br />

binden und der wachsenden Pflanze zur Verfügung stellen.<br />

Das Nährstoff-Haltevermögen sei dreimal höher als<br />

bei der gleichen Menge Ton.<br />

Zudem könne Humus das Zehnfache seines Eigengewichts<br />

an Wasser halten. Er erzählt von einem Test auf<br />

seinem Feld, bei dem auf einem Quadratmeter 100<br />

Liter Wasser ausgeschüttet wurden und innerhalb von<br />

sechs Minuten versickert seien. In Bezug auf manch<br />

fantastische Humusaufbaurate gibt Hägler zu denken:<br />

„Man muss genau schauen, ob es wirklich Humus ist,<br />

der da aufgebaut wird, oder nur organische Substanz,<br />

die mit dem Kohlenstoff-Gehalt C org<br />

gemessen wird.“ Es<br />

gehe auch um Wurzelausscheidungen und das richtige<br />

Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis. Ideal wären 10:1.<br />

Die Zusammensetzung müsse stimmen, damit der Humus<br />

auch seine Funktionen erfüllen könne. Sonst sei es<br />

kein Dauerhumus, sondern nur Kohlenstoff.<br />

„Wichtig für den Humusaufbau ist, keine Fäulnis in<br />

den Boden reinzukriegen“, rät Hägler, „deshalb sollte<br />

kein Grünmaterial in den Boden eingearbeitet und der<br />

Wirtschaftsdünger aufbereitet werden.“ Gärrest und<br />

Gülle müssten behandelt werden, damit sie für den<br />

Boden verträglich seien. „Gärrest hat ein sehr enges<br />

C:N-Verhältnis. Die Biogasproduktion zieht den Kohlenstoff<br />

raus. Der Stickstoff ist nicht gebunden<br />

Links hat Hägler eine<br />

Bodenprobe aus einem<br />

Nachbarfeld. Die<br />

lockerere Bodenkrümelung<br />

und bessere<br />

Durchwurzelung seines<br />

Bodens rechts ist gut<br />

zu erkennen.<br />

51


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Der Feinboden liegt bei dieser Art des Fräsens unten,<br />

das organische Grobmaterial locker oben auf. Die<br />

noch grünen Reste können so sicher absterben.<br />

Die Untersaat im<br />

Raps besteht aus<br />

Weidelgras und Klee.<br />

Es bleibt eine gewisse<br />

Frässohle. Was<br />

andere kritisieren,<br />

findet Hägler positiv:<br />

Die Bodenkapillaren<br />

werden geschlossen,<br />

die Verbindung vom<br />

Boden zum aufliegenden<br />

Grünmaterial wird<br />

unterbrochen. Dieses<br />

stirbt ab. <br />

Den Stallmist bereitet Sepp<br />

Hägler nach dem System von<br />

Walter Witte auf.<br />

und dadurch schnell verfügbar. Wenn er nicht sofort<br />

von der Pflanze verwertet werden kann, geht er verloren.“<br />

Ein weiterer Aspekt beim Wirtschaftsdünger sei<br />

das Kalium: „Es ist wasserlöslich, tauscht Kalzium aus<br />

und löst dadurch die Krümelstruktur auf.“ Früher setzte<br />

der Landwirt zur Gülleaufbereitung Leonardit ein,<br />

ein huminstoffreiches Koppelprodukt aus dem Braunkohleabbau.<br />

Mistbehandlung nach System Witte<br />

Heute hat Hägler keine Gülle mehr, dafür Mist, den<br />

er nach dem System von Walter Witte aufbereitet. Der<br />

Kalb innenmist enthalte viel Stroh, damit er nicht zu<br />

nass sei. „Mit dem Miststreuer abstreuen, damit Luft<br />

reinkommt, und eine zwei Meter hohe Miete aufsetzen“,<br />

erklärt er. Das Ganze werde dann mit dem Radlader<br />

angedrückt, damit es außen verschlossen sei.<br />

Es stelle sich eine Temperatur von bis zu 55 Grad Celsius<br />

ein: „Nährstoffe gehen so nicht verloren. Huminstoffe<br />

bilden sich. Die Miete wird nicht abgedeckt und auch<br />

nicht umgesetzt, damit das CO 2<br />

nicht in die Luft geht.<br />

Ich hab mit einem CO 2<br />

-Messgerät schon über 20.000<br />

ppm CO 2<br />

gemessen. Also: Das CO 2<br />

bleibt drin.“ Nach<br />

rund zwölf Wochen Reifezeit könne der aufbereitete<br />

Mist mit bis zu 10 Tonnen pro Hektar und Jahr ausgebracht<br />

werden. Er habe ein für das Pflanzenwachstum<br />

optimales C/N-Verhältnis von 16:1: „Das heißt, er wirkt<br />

schnell.“<br />

Seit 2014 bearbeitet Hägler seine Böden ohne Pflug:<br />

„Wir müssen die Bakterien im Boden erhalten; die,<br />

die Sauerstoff wollen, bleiben oben und die anderen<br />

unten.“ Um Kleegras, Untersaaten, wintergrüne Zwischenfrüchte<br />

und auch Maisstoppeln in Flächenrotte<br />

oder zur schnelleren Umsetzung zu bringen, setzt er<br />

eine „Hackfräse“ ein. Die Maschine habe eine andere<br />

Messerstellung als herkömmliche Bodenfräsen, erläutert<br />

der Lohnunternehmer.<br />

Fotos: Christian Dany<br />

52


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

Fräsvorführung: Der Deckel der Hackfräse bleibt in der Regel offen. So wird das abgeschälte<br />

Pflanzenmaterial aufgewirbelt und es verbleibt organisches Grobmaterial.<br />

Sepp Hägler mit abgeschältem<br />

Gras in der Hand.<br />

Hackfräse selbst weiterentwickelt<br />

Er zeigt die Arbeit der Maschine an einem gemähten<br />

Luzerne-Grasbestand: Die Fräse schneidet den Boden<br />

in 3 bis 4 Zentimeter flach ab und wirft das Material<br />

durch den offenen Deckel aus. Der Feinboden<br />

liegt dann unten, das organische Grobmaterial oben,<br />

wodurch es sicher absterben soll. „Damit das funktioniert,<br />

haben wir die Maschine weiterentwickelt“, sagt<br />

der Oberpfälzer. Für die modifizierte Fräse des italienischen<br />

Herstellers Celli hat er den Exklusivvertrieb in<br />

Deutschland.<br />

Häglers Fräse hat eine Arbeitsbreite von 5,50 Meter<br />

und 10 Millimeter dicke Messer. Der Leistungsbedarf<br />

liegt über 200 PS. „Wenn man viele Steine auf<br />

„Mit uns immer auf der<br />

Überholspur! Schnelle und<br />

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53


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Artenreiche Zwischenfruchtmischung:<br />

Zu<br />

erkennen sind Phacelia,<br />

Inkarnatklee und<br />

Ramtillkraut.<br />

Zur Rückverfestigung des Bodens, zum Beispiel nach dem Grubbern, setzt Hägler eine 8,5<br />

Tonnen schwere Cambridge-Walze ein. Trotz des Arbeitsgewichtes zeigt der Boden eine gute<br />

Durchkrümelung.<br />

Raps im Frühjahr mit Lupinen und Klee in der Zwischenfrucht.<br />

Im Frühjahr werden die Leguminosen rausgehackt.<br />

dem Acker hat, so wie bei uns in der Oberpfalz, müssen<br />

die Messer so dick sein“, sagt Hägler. Wichtig sei, Rotordrehzahl<br />

und Fahrgeschwindigkeit genau aufeinander<br />

abzustimmen, damit der Boden nicht verschmiere.<br />

Außerdem solle nur im völlig trockenen Boden gefräst<br />

werden. Auch die nächsten zwei Tage sollte schönes<br />

Wetter sein.<br />

Nach fünf Tagen sei das Fräsmaterial dann abgestorben<br />

und könne mit dem Grubber eingearbeitet werden.<br />

„Damit werden meine zigtausende Mikroorganismen<br />

im Boden gefüttert. Durch die Zusammensetzung<br />

des Pflanzenbestands und die Arbeitsweise der Fräse<br />

brauch ich keine Fermente zur Rottelenkung. Ich bin<br />

nicht überzeugt davon, dass die Arten an Mikroorganismen<br />

in einem Ferment genau meine Mikroorganismen<br />

abbilden können.“<br />

Mit Untersaaten und Zwischenfrüchten<br />

Bodenfruchtbarkeit beeinflussen<br />

Ohnehin sei er kein Freund von Präparaten: „Ich kann<br />

die Bodenfruchtbarkeit mit Untersaaten und Zwischenfrüchten<br />

beeinflussen. Mir ist es wichtig, die Ursache<br />

von Problemen im Boden zu finden und dementsprechend<br />

zu handeln. Das muss gehen, ohne öfters mit der<br />

Spritze rauszufahren. Ich gebe da kein Geld aus.“ Untersaaten<br />

und Zwischenfrüchte würden immer auf die<br />

Folgefrucht abgestimmt. Wo es passe, bringe er eine<br />

Untersaat aus: „Bei der Rapssaat zum Beispiel bringen<br />

wir zuerst eine leguminosenreiche Zwischenfrucht aus.<br />

Im Frühjahr wird diese rausgehackt und wir bringen<br />

dann eine Untersaat ein.“<br />

Hägler kann die Zwischenfrucht in einem Arbeitsgang<br />

zwischen die Reihen säen. Er hat eine 6 Meter breite<br />

Horsch-Drillmaschine, die auch modifiziert ist: Neben<br />

den Zwischenreihensaaten könne sie auch das Saatgut<br />

direkt bei der Saat flüssig beimpfen. Vor der Saat und<br />

beim Grubbern empfiehlt er, den Boden rückzuverfestigen.<br />

Hägler hat eine Nachlaufwalze an der Sämaschine<br />

und eine 8,5 Tonnen schwere Cambridge-Walze. „Wir<br />

haben trotz des Arbeitsgewichtes eine gute Bodendurchkrümelung“,<br />

sagt er und zeigt eine Spatenprobe<br />

auf einem Rapsfeld. Hier ist auch die Untersaat mit<br />

Fotos: Sepp Hägler<br />

54


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

Anlagenbau<br />

Jetzt Energiefresser<br />

tauschen, CO 2 einsparen<br />

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Förderung sichern!<br />

Die Drillmaschine hat eine Arbeitsbreite von 6 Metern. Die Maschine ist modifiziert zur Zwischenreihensaat<br />

und zur Flüssigimpfung des Saatgutes direkt bei der Saat. Statt Scheiben schneiden Gänsefußschare vor<br />

der Saat den Boden auf Höhe des Saatgutes ab, um Beikraut zu unterdrücken.<br />

90 Prozent Weidelgras und 10 Prozent Klee<br />

schön aufgegangen.<br />

„Die Vielfalt macht’s“, lautet Häglers Leitspruch<br />

bei Zwischenfrüchten. Er verwendet<br />

Mischungen mit über 20 Arten, zum Teil<br />

abfrierend und zum Teil wintergrün. „Bei<br />

Zwischenfrüchten immer die Wurzeln anschauen“,<br />

rät er, „auf die kommt es an.<br />

Wurzel-Kohlenstoff hat das 2,3-fach stärkere<br />

Humusbildungspotenzial als Kohlenstoff<br />

aus oberirdischer Biomasse.“ Kleegras<br />

und Luzerne-Gras würden auf Böden<br />

mit Phosphor- und Kali-Überschüssen<br />

angebaut: „Hier düngen wir mit Schwefel<br />

und Bor. Das Kleegras fördert die Bodenstruktur.“<br />

Kapieren statt Kopieren<br />

Trotz der vielen Empfehlungen warnt Hägler<br />

davor, Vorbilder kopieren zu wollen.<br />

„Jeder Boden ist anders. Jeder hat andere<br />

Voraussetzungen bezüglich des Klimas,<br />

zum Beispiel hat einer mehr Nordhänge<br />

als ein anderer.“ Konkret sei das ideale<br />

Kalzium:Magnesium-Verhältnis von 68:12<br />

abhängig von der Bodenart: „Sandige Böden<br />

können etwas mehr Magnesium haben,<br />

bei tonigen Böden sollte es unter 12<br />

Prozent liegen. Zusammen sollen es aber<br />

immer 80 Prozent sein.“<br />

Auch die Unterschiede in der Tierhaltung<br />

müssten immer berücksichtigt werden:<br />

„Deshalb funktioniert es nicht, eine Art<br />

‚Mustersystem‘ zu stricken und das jedem<br />

Bauern überzustülpen.“ Wichtig ist ihm,<br />

kompetente Partner an der Seite zu haben:<br />

Hägler arbeitet mit Christoph Felgentreu<br />

von der IG gesunder Boden und der Bodenberaterin<br />

Dr. Sonja Dreymann zusammen.<br />

Er rät: „Wer umstellen will, soll auf kleinen<br />

Flächen anfangen und das dann in kleinen<br />

Schritten ausweiten.“<br />

„Wenn die Nährstoffe im Gleichgewicht<br />

sind und mit bodenschonender Bearbeitung<br />

die Bodenstruktur gut ist, läuft der<br />

Betrieb“, sagt Hägler. So lange auf trockenem<br />

Boden gearbeitet werde, sei auch das<br />

Gewicht von Maschinen nicht so entscheidend.<br />

Bei einer guten Struktur stecke der<br />

Boden viel weg. „Bodenchemie, -physik<br />

und -biologie müssen als Gesamtsystem<br />

betrachtet werden. Das ist wie ein Getriebe,<br />

bei dem die Räder ineinander greifen“, lautet<br />

sein Fazit. An erster Stelle steht für ihn<br />

die Bodenchemie: „Sie muss zuerst stimmen.<br />

Dann kann die Biologie anspringen<br />

und der Kreislauf geschlossen werden.“<br />

Autor<br />

Christian Dany<br />

Freier Journalist<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Streben nach „enkeltauglicher“<br />

Landwirtschaft<br />

Der Spaten ist immer<br />

dabei. Bodenkontrollen<br />

gehören für Geschäftsführer<br />

Heiko Hölzel<br />

(links) und Pflanzenbauchef<br />

Phillip Weinitzke<br />

zur Arbeitsroutine.<br />

Wenn es gut ist für den Boden und der Umwelt hilft, sind die Landwirte der Marienhöher<br />

Milchproduktion Agro Waldkirchen GmbH zu vielen Experimenten bereit. Von Fehlschlägen<br />

lassen sie sich nicht entmutigen.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Vielfalt ist hier Programm. Das wird bereits<br />

bei der Anfahrt zur Marienhöher Milchproduktion<br />

Agro Waldkirchen GmbH sichtbar.<br />

Auf dem Weg zum Verwaltungssitz des Betriebes<br />

auf der Marienhöhe in der Gemarkung<br />

Waldkirchen, knapp 500 Meter über Null, inmitten<br />

des sächsischen Vogtlandes passiert der Besucher<br />

eine Weide mit Schafen, einen großen Hofladen mit<br />

angeschlossener Fleischverarbeitung und einer Käserei,<br />

durch deren Fenster Regale mit großen runden<br />

Käselaiben zu sehen sind. Darüber hinaus eine, nach<br />

der Bauart zu urteilen, betagte Biogasanlage und einige<br />

Milchviehställe.<br />

Die Direktvermarktung von Fleisch, Wurst und vornehmlich<br />

aus Schafsmilch hergestelltem Käse geschieht<br />

über ein eng kooperierendes, aber wirtschaftlich<br />

eigenständiges Unternehmen. Das Halten von 680<br />

Kühen, die selbst bestimmen können, wann sie einen<br />

der zehn Melkroboter aufsuchen, sowie von 180 Friesischen<br />

Milchviehschafen und, wie später zu erfahren<br />

ist, von 150 Stück Damwild in einem Gehege obliegt<br />

dem Agrarbetrieb, der zudem 1.000 Hektar (ha) Ackerfläche<br />

und 500 ha Grünland für die Produktion von Futter<br />

und Marktfrüchten bewirtschaftet. Ausgenommen<br />

die vergangenen drei Trockenjahre bewegen sich die<br />

Erträge beim Getreide zwischen 60 bis 70 Dezitonnen<br />

(dt) pro ha und beim Mais zwischen 350 bis 400 dt/ha.<br />

Auf dem Grünland werden vier Schnitte in der Saison<br />

zur Produktion von Heu und Silage angestrebt.<br />

Die Landschaft mit ihren zahlreichen, oft bewaldeten<br />

Hügeln ist schön, die Anbaubedingungen sind schwierig.<br />

Auf den heterogenen Verwitterungsböden bringen<br />

es die sandigen Flächenteile auf gerade mal elf<br />

Bodenpunkte. An den besten Standorten steht unter<br />

dieser Rubrik eine 36 in der Ackerschlagkartei. Dafür<br />

regnet es mit 700 Millimeter ausreichend, zumindest<br />

in normalen Jahren und für ostdeutsche Verhältnisse.<br />

Kehrseite ist die Erosionsgefahr bei Starkregen, insbesondere<br />

an keilförmig eingeschnittenen Hanglagen.<br />

Dem wirken die Landwirte durch Verzicht auf wendende<br />

Bodenbearbeitung, durch Zwischenfrüchte und weitere<br />

Maßnahmen entgegen – erfolgreich, wie Geschäftsführer<br />

Heiko Hölzel versichert.<br />

Weitgehender Verzicht auf<br />

Pflanzenschutzmittel<br />

Doch der konventionell arbeitende Betrieb will deutlich<br />

mehr. „Es gibt da zwei Dinge, die wir seit Jahren sehr<br />

zielstrebig verfolgen“, betont der 48-Jährige. Das sei<br />

zum einen die nachhaltige Verbesserung der Boden-<br />

Fotos: Carmen Rudolph<br />

56


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

vollgas<br />

für kohle.<br />

Die Triticale auf diesem 30 ha großen Schlag wurde nach dem notwendig gewordenen Abspritzen<br />

der Grasuntersaat direkt eingedrillt<br />

dank unseres eigenen lagers<br />

bieten wir ihnen schnelle<br />

reaktionszeiten und sind<br />

mit geschultem fachpersonal<br />

schnellstmöglich vor ort.<br />

Pflanzenbauchef Phillip Weinitzke:<br />

„Regenerative Landwirtschaft muss<br />

unbedingt die örtlichen Gegebenheiten<br />

berücksichtigen.“<br />

fruchtbarkeit, zum anderen der weitgehende<br />

Verzicht auf Herbizide und Insektizide<br />

durch natürlichen Pflanzenschutz. Als<br />

ackerbauliche Maßnahmen kommen in<br />

diesem Zusammenhang Anpassungen in<br />

der Fruchtfolge, der verstärkte Zwischenfruchtanbau<br />

zur dauerhaften Begrünung<br />

sowie Bei- und Untersaaten zur Anwendung.<br />

Mit der Direktsaatmaschine Claydon Hybrid<br />

T6 steht hierfür die entsprechende<br />

Drilltechnik zur Verfügung. Das gezogene<br />

6 Meter breite Gerät ermöglicht durch den<br />

geteilten, insgesamt 5.500 Liter fassenden<br />

Tank und die doppelte Zinkenreihe die<br />

gleichzeitige Ablage entweder von zwei verschiedenen<br />

Saaten in unterschiedlichen<br />

Bodenhorizonten beziehungsweise von<br />

einem Saatgut in Kombination mit einer<br />

Unterfußdüngung.<br />

Zusätzlich ist die Maschine mit einem Säaggregat<br />

von APV ausgestattet, mit dem<br />

sich über Prallteller Feinsämereien für Beiund<br />

Untersaaten ausbringen lassen. Beim<br />

Drillen öffnen zunächst Schneidscheiben<br />

in der Wurzel- und Saatzone den Boden<br />

und lockern ihn auf. Die Fläche zwischen<br />

den Saatreihen bleibt jedoch unbearbeitet.<br />

Hier können Regenwurmpopulationen<br />

in den bestehenden Gängen gedeihen. Der<br />

unbearbeitete Zwischenraum dient darüber<br />

hinaus als Feuchtigkeitsreservoir für<br />

die Pflanzen. Die Claydon Hybrid T6 setzt<br />

der Betrieb in fast allen Kulturen ein. Nur<br />

den Zwischenfruchtanbau erledigt teilweise<br />

eine Kreiselegge von Lemken mit aufgebauter<br />

Sämaschine.<br />

Düngebedarf: Haupt- und<br />

Mikronähstoffe ermitteln<br />

Bei der Realisierung ihrer Ziele im Pflanzenbau<br />

experimentieren die Waldkirchener<br />

Landwirte außerdem mit Komposttee und<br />

Fermenten. Dem war eine Konsultation bei<br />

Dietmar Näser vorausgegangen. Näser, der<br />

im angrenzenden sächsischen Erzgebirge<br />

das europaweit vernetzte Beratungsbüro<br />

„Grüne Brücke“ leitet, zählt zu den Pionieren<br />

der regenerativen Landwirtschaft. Er<br />

war es auch, der zu Bodenuntersuchungen<br />

nach der Kinsey-Methode anregte,<br />

57<br />

Siemensstr. 32, 35638 Leun<br />

06473 411596<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

An den Streifen in der Kultur erkennt man die 15 Zentimeter (cm) breite Bandablage<br />

mit der Direktsaatmaschine von Claydon. Die 15 cm breiten Bereiche<br />

dazwischen bleiben unbearbeitet.<br />

Vor dem sehr gut entwickelten Weizen auf diesem Schlag stand erstmals ein<br />

Zwischenfruchtgemenge, das nach der Ernte der Vorkultur Winterraps gesät<br />

wurde. Die Nachlieferung an Nährstoffen durch die Zwischenfrucht macht sich<br />

in der Fruchtentwicklung des Weizens deutlich bemerkbar.<br />

Erbsenkultur mit den Beisaaten Sommergerste und Leindotter für die Futtergewinnung.<br />

Zuvor stand auf dem Feld Wickroggen, der eingearbeitet wurde.<br />

Durch eine regenerative Landwirtschaft gelang den Landwirten bereits auf vielen<br />

Flächen eine Verbesserung der Bodenstruktur. Hier ein Pflanzenbestand aus<br />

Erbsen und Roggen.<br />

bei denen die Ermittlung des Verhältnisses der Hauptund<br />

Mikronährstoffe untereinander eine zentrale Rolle<br />

spielt. Die daraus abgeleiteten Düngeempfehlungen<br />

zielen auf die Einstellung der für die Pflanzenernährung<br />

optimalen Nährstoffverhältnisse.<br />

„Die Analyse ergab unter anderem eine Magnesiumsättigung<br />

der Böden, was wiederum zu Kalziummangel<br />

führt“, berichtet Phillip Weinitzke. Der 32-jährige<br />

Landwirtschaftsmeister leitet seit 2015 den Bereich<br />

Pflanzenbau. Als Schlussfolgerung plane er nach der<br />

Rapsernte und dem Drusch der Wintergerste, die zum<br />

Zeitpunkt des Betriebsbesuches, Mitte Juli, unmittelbar<br />

bevorstand, die Ausbringung größerer Mengen magnesiumfreien<br />

Kalks. Mit dem Lohnunternehmen AIS<br />

stehe für diese Arbeiten einen Dienstleister zur Seite,<br />

der eine teilflächenspezifische Kalkung auf der Grundlage<br />

von Bodenproben anbietet. „Unsere ohnehin relativ<br />

weite Fruchtfolge mit verschiedenen Getreidesorten,<br />

einschließlich Dinkel und Hafer, Mais, Raps sowie<br />

den Leguminosen Erbsen, Bohnen und Lupine lockern<br />

wir, wann immer es irgend geht, mit Zwischenfrüchten<br />

auf“, informiert der Pflanzenbauchef. Neben der Förderung<br />

der Hauptkultur, dem Erosionsschutz und der<br />

Erfüllung von Greening-Auflagen habe der Bewirtschafter<br />

dabei den Humusaufbau und die Verbesserung der<br />

Bodenstruktur im Blick. Die über die Zwischenfrüchte<br />

in den Boden eingebrachte organische Substanz nutzten<br />

Regenwürmer als Nahrung, deren Aktivität wiederum<br />

zu stabilen Bodenaggregaten mit durchgehenden<br />

Poren für die Aufnahme von Niederschlägen führe.<br />

58


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

Zum Drillen der Marktfrüchte<br />

mit und ohne<br />

Untersaaten sowie für<br />

die Anlage von Zwischenfrucht-<br />

und Mischkulturen<br />

kommt überwiegend die<br />

Direktsaatmaschine<br />

Claydon Hybrid T6 zum<br />

Einsatz. <br />

Sudangras: Notlösung war<br />

erfolgreich<br />

„Manchmal treffen wir hier kurzfristig Entscheidungen,<br />

sozusagen aus der Situation<br />

heraus“, sagt Hölzel. Als Beispiel nennt er<br />

den Anbau von Sudangras im vergangenen<br />

Jahr. Dies sei zunächst eine Notlösung<br />

gewesen. Spätfröste hatten<br />

die Ähren der Wintergerste<br />

geschädigt. Daher fiel der<br />

Entschluss, die betroffene<br />

Kultur frühzeitig als Ganzpflanzensilage<br />

(GPS) zu ernten<br />

und als Überbrückung<br />

bis zur geplanten Nachfolgekultur<br />

Raps erstmals Sudangras<br />

zu säen. Eine glückliche<br />

Entscheidung. Nach acht<br />

Wochen stand die Pflanze aus<br />

der Gattung der Sorghumhirsen<br />

2 Meter hoch. Die eingefahrene<br />

Ernte des „Maises ohne Kolben“, wie einige<br />

Dorfbewohner monierten, lieferte reichlich Substrat für<br />

die Biogasanlage, während den Rindern das entsprechende<br />

Äquivalent vom „echten“ Maisvorrat zusätzlich<br />

als Futter vorbehalten blieb. „Besser hätten wir die Zeit<br />

bis zur Rapsaussaat kaum nutzen können“, ist der Geschäftsführer<br />

überzeugt. „Wir werden Sudangras jetzt<br />

immer mal einsetzen, wenn es sich anbietet. Zumal die<br />

Die Sämaschine Claydon Hybrid T6 verfügt über<br />

eine doppelte Zinkenreihe zur Ausbringung von unterschiedlichem<br />

Saatgut bzw. Saatgut in Kombination mit<br />

Dünger (vorn) sowie über ein zusätzliches Säaggregat für<br />

Feinsämereien über Prallteller (rechts oben).<br />

Kultur recht pflegeleicht ist und, ganz in dem von uns<br />

angestrebten Sinne, keinen Herbizideinsatz erfordert“,<br />

ergänzt Weinitzke.<br />

In der aktuellen Saison wächst Sudangras auf einem 42<br />

ha großen Schlag. Die Aussaat erfolgte in der zweiten<br />

Juniwoche im Anschluss an die Ernte von Wickroggen.<br />

Nach dem Schnitt soll dann im September Winterroggen<br />

folgen. Ähnliche Beweggründe wie beim<br />

59


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Die Claydon-Drillmaschine im Praxiseinsatz.<br />

In einem umfunktionierten alten Milchtank werden aus<br />

verschiedenen Ansatzstoffen Fermente zur Bodenverbesserung<br />

hergestellt. Die benötigte Wärme liefert die Biogasanlage.<br />

Wartungsarbeiten am<br />

Claas-Mähdrescher mit<br />

7,5 Meter Schnittbreite<br />

kurz vor dem Start in<br />

die Getreideernte.<br />

Sudangras führten im vergangenen Jahr zum Anbau<br />

eines Gemenges, um auf einem Feld das vergrößerte<br />

Zeitfenster zwischen Rapsernte und Weizenaussaat zu<br />

nutzen. In diesem Falle war es die Ölfrucht, die wegen<br />

Frostschäden und Käferbefall sehr früh geerntet wurde.<br />

„Nach sechs Wochen haben wir die auf 1,50 Meter<br />

herangewachsenen Zwischenfrüchte eingearbeitet und<br />

in der ersten Oktoberwoche Weizen gedrillt“, berichtet<br />

Weinitzke. Die Nährstoffnachlieferung machte sich<br />

deutlich bemerkbar. Der Weizen auf dem betreffenden<br />

Feld stehe besser als auf allen anderen Schlägen.<br />

Manchmal zweimal Zwischenfrüchte<br />

direkt nacheinander<br />

Teilweise legt der Betrieb zwei Zwischenfruchtkulturen<br />

hintereinander an, etwa nach der Wintergerstenernte.<br />

„Das Gemenge grubbern wir im Herbst ein und drillen<br />

Wickroggen, den wir dann wiederum im Frühjahr vor der<br />

Maisaussaat einarbeiten“, erläutert der Pflanzenbauchef.<br />

Das bringe echten Humuszuwachs, insbesondere<br />

wenn Fermente (von denen später noch die Rede sein<br />

wird) die Rotte der Zwischenfrüchte forcieren.<br />

„Solche Maßnahmen sind allerdings immer mit zusätzlichen<br />

Kosten verbunden, die beim Landwirt hängenbleiben“,<br />

wirft Hölzel ein. Die jetzt diskutierte Vergütung<br />

für die CO 2<br />

-Speicherung durch Humusaufbau sei<br />

schön und gut, aber nach seiner Ansicht bislang nicht<br />

praktikabel. So müsse der CO 2<br />

-Speichereffekt exakt<br />

nachgewiesen werden. Angesichts der wechselnden<br />

politischen Stimmungen sei ungewiss, ob sich die zusätzlichen<br />

Investitionen am Ende rechnen.<br />

Überhaupt die Kosten. Die darf Hölzel bei allem Engagement<br />

für eine „enkeltaugliche“ Landwirtschaft<br />

nicht aus dem Blick verlieren. Der Agrarbetrieb muss<br />

sich in einem volatilen Marktumfeld behaupten. Die<br />

35 Mitarbeiter brauchen jeden Monat ihren Lohn. Die<br />

Pachten müssen gezahlt, notwendige Investitionen getätigt<br />

werden.<br />

Pause für die Untersaaten<br />

Kostenerwägungen waren auch der Grund, warum der<br />

Geschäftsführer bei den Untersaaten erst mal die Notbremse<br />

zog. Untersaaten wie Kleegras und Leindotter<br />

im Getreide betrachten die Waldkirchener Landwirte<br />

vor allem als eine Möglichkeit zur Herbizideinsparung<br />

durch schnelle Bodenbedeckung, die dem Aufwuchs<br />

von Unkräutern entgegenwirkt.<br />

Weitere Aspekte sind die Förderung der Bodenfruchtbarkeit,<br />

Vermeidung von Erosion und die Nährstoffkonservierung<br />

durch Aufnahme von Luftstickstoff über<br />

die Wurzelknöllchen der Leguminosen. Der schnelle<br />

Aufwuchs einer bereits etablierten Futterkultur nach<br />

der Ernte der Hauptfrucht spielt dagegen, wegen des<br />

reichlich vorhandenen Grünlands, eine untergeordnete<br />

Rolle.<br />

„Neben den Schwierigkeiten beim Dreschen durch<br />

mehr Feuchte im Bestand und einem höheren Reinigungsaufwand<br />

besteht unsere Sorge vor allem darin,<br />

die auf dem Acker verbleibenden Untersaaten so in<br />

den Griff zu bekommen, dass in der Folgekultur kei-<br />

60


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

Arma Mix HYBRID<br />

Mais ohne Kolben. Mit dem Anbau von Sudangras nutzen die Landwirte Freiräume in der Fruchtfolge<br />

ne Probleme entstehen. Da wir ohne Glyphosat<br />

auskommen wollen und wegen der<br />

Erosionsgefahr nicht pflügen, bleibt nur<br />

die aufwändige mechanische Aufwuchsbeseitigung,<br />

beispielsweise mit einer Fräse,<br />

deren Werkzeuge bei unseren steinigen Böden<br />

jedoch einem enormen Verschleiß ausgesetzt<br />

sind. Das haben wir in Versuchen<br />

gesehen“, begründet Hölzel das vorläufige<br />

Aussetzen der Untersaaten.<br />

Eine zufriedenstellende flächige Beseitigung<br />

des Grases habe man nur mit einem<br />

ausgeliehenen Schälpflug erreicht. Hier<br />

würden allerdings die hohen Investitionskosten<br />

und die geringe Schlagkraft gegen<br />

einen umfassenden Einsatz sprechen. Auf<br />

einem letzten, 30 ha umfassenden Weizenschlag<br />

mit Gras-Untersaat ergriffen<br />

die Landwirte vergangenen Herbst dann<br />

schließlich doch den „Strohhalm“ Glyphosat<br />

und drillten direkt in die abgespritzte<br />

Grasdecke Triticale, die sich nach anfänglichem<br />

Schwächeln gut entwickelte. „Ganz<br />

beiseitegelegt haben wir die Untersaat<br />

nicht. Vielleicht finden wir noch ein Verfahren<br />

zur Aufwuchsbeseitigung, das zu<br />

unseren Verhältnissen passt“, hofft Hölzel.<br />

Mischkulturen bei Leguminosen<br />

erfolgreich<br />

Licht und Schatten zeigen sich ebenso bei<br />

den Mischkulturen mit Beisaaten. Außer<br />

den Zielen, die mit der Untersaat verfolgt<br />

werden, ist hier die Idee noch ausgeprägter,<br />

dass die als Gründüngung verbleibenden<br />

Begleitpflanzen die Hauptkultur während<br />

der Vegetationsperiode fördern, beispielsweise<br />

wenn deren Pfahlwurzeln den Boden<br />

lockern oder indem sie Schädlinge durch<br />

Duftirritationen vertreiben bzw. Nützlinge<br />

anlocken und so als natürlicher Pflanzenschutz<br />

wirken.<br />

„Im besten Falle stehen ein Kreuzblütler,<br />

eine Leguminose und eine Grasart auf<br />

dem Feld“, betont Weinitzke. Während<br />

sich das etwa bei den Mischkulturen aus<br />

Sommergerste mit Phacelia und Leindotter<br />

oder Mais mit Ackerbohne wegen des<br />

schwierigen Handlings bei Kulturführung,<br />

Ernte und Nacherntemanagement unter<br />

den konkreten Bedingungen rund um die<br />

vogtländische Marienhöhe als wenig praktikabel<br />

erwies, helfen Beisaaten zu den<br />

Grobleguminosen seit drei Jahren beim<br />

Verzicht auf Herbizide.<br />

Beisaaten zur Hauptfrucht<br />

Auslöser war, so berichtet Hölzel, dass der<br />

Leguminosenanbau zunächst generell als<br />

Greeningmaßnahme galt. Die Regelung<br />

wurde dann aber mit der Auflage eines herbizidfreien<br />

Anbaus verschärft. „Da haben<br />

viele aufgegeben. Aber bei uns klappt es,<br />

da wir das gewachsene Futter im eigenen<br />

Betrieb verwerten und das Erntegut nicht<br />

für den Verkauf gereinigt werden muss“,<br />

sagt Hölzel. Erbsen ergänze man mit Sommergerste<br />

und Leindotter. Zu Boh-<br />

61<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

nen und Lupine gesellen sich<br />

Kleegras, Hafer und Leindotter<br />

als Beisaat.<br />

Expertise erlangten die Vogtländer<br />

mittlerweile ebenso<br />

beim Thema Komposttee und<br />

Fermente. Beides kann im<br />

Betrieb in größeren Mengen<br />

selbst hergestellt werden. Der<br />

Komposttee entsteht, indem<br />

ein mit Kompost, Gesteinsmehl<br />

und Mikronährstoffen befülltes<br />

Netz für 24 Stunden in ein auf<br />

28 bis 30 Grad Celsius erwärmtes<br />

und belüftbares Wasserbad<br />

getaucht wird. Auf der Marienhöhe<br />

benutzt man dafür ein<br />

entsprechend ausgerüstetes<br />

1.000-Liter-Shuttle. Im „gezogenen“<br />

Komposttee tummeln<br />

sich jede Menge Bakterien, die<br />

das Bodenleben befördern.<br />

Das Verdünnungsverhältnis für die Ausbringung mit<br />

der Feldspritze, die innerhalb von wenigen Stunden<br />

nach Fertigstellung des Komposttees erfolgen muss,<br />

hängt unter anderem davon ab, in welchem Umfang<br />

Heiko Hölzel, Geschäftsführer der Marienhöher<br />

Milchproduktion Agro Waldkirchen GmbH:<br />

„Bodenfruchtbarkeit rauf, Chemie<br />

runter. Das sind unsere Ziele.“<br />

sich auf dem Feld bereits eine<br />

Kultur etabliert hat. „Die kurze<br />

Verbrauchsfrist erschwert die<br />

Sache schon mal. Und dann hat<br />

uns die Wirkung, abgesehen von<br />

einigen kurzfristig beobachtbaren<br />

Effekten, nicht so wahnsinnig<br />

überzeugt“, urteilt Hölzel.<br />

Anders bei den Fermenten.<br />

Diese stellen die Landwirte in<br />

einem alten, 6.000 Liter fassenden<br />

Milchtank her, bei dem<br />

sie die Kühlung zur Heizung<br />

umfunktionierten. Die Ansatzlösung<br />

aus verschiedenen von der<br />

Firma EM-Chiemgau bezogenen<br />

Komponenten (Milchsäurebakterien,<br />

Hefepilze, Melasse,<br />

Kräuter u.a.) muss etwa eine<br />

Woche gären, bis sie einen pH-<br />

Wert von 3,8 erreicht. Die fertige<br />

Fermentbrühe ist bei kühler Lagerung<br />

ein Jahr haltbar. „Wir bringen die Fermente beispielsweise<br />

vor der Einarbeitung von Zwischenfrüchten<br />

aus, um deren Rotte zu beschleunigen und Fäulnis zu<br />

unterbinden, die den Humusaufbau behindert“, infor-<br />

Fachfirma der Bauwerksabdichtung<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

„Wir bringen die Fermente beispielsweise<br />

vor der Einarbeitung von Zwischenfrüchten<br />

aus, um deren Rotte zu beschleunigen<br />

und Fäulnis zu unterbinden“<br />

Heiko Hölzel<br />

miert der Geschäftsführer. Die positive Wirkung auf das<br />

Bodengefüge zeige sich an der Farbveränderung des<br />

Ackers und dessen Krümeligkeit.<br />

Ein wichtiger Aspekt bei der Nährstoffversorgung der<br />

Kulturen und des Grünlands ist zudem der Kreislauf<br />

Pflanze-Tier-Boden. Bei der Marienhöher Milchproduktion<br />

Agro Waldkirchen führt der über die Biogasanlage,<br />

in der die gesamte Gülle aus den Rinderställen, insgesamt<br />

etwa 16.000 Kubikmeter im Jahr, energetisch verwertet<br />

wird. Die Applikation der Gärprodukte – teilweise<br />

in stehende Kulturen – übernimmt der Nachbarbetrieb<br />

mit einem 15 Meter breiten Schleppschuhgestänge<br />

von Bomech. Die jährlich anfallenden 4.000 Tonnen<br />

Festmist bringen die Landwirte mit eigener Technik von<br />

Annaburger und Bergmann selbst als Dünger aus.<br />

Auf einem Erbsenfeld mit den Beisaaten Sommergerste<br />

und Leindotter hebt Weinitzke mit dem Spaten eine<br />

Erdscholle heraus. Ein dicker<br />

Regenwurm ist unschlüssig, ob<br />

er sich vom Spatenblatt fallen<br />

lassen oder wieder in dem krümeligen<br />

Klumpen verschwinden<br />

soll. „Nicht alle unsere<br />

Versuche waren so erfolgreich<br />

wie hier die Mischkulturen<br />

mit den Leguminosen. Aber<br />

wir verstehen jetzt, was bei uns geht und wo man Verfahren<br />

noch an die hiesigen Bedingungen anpassen<br />

muss“, sagt der Pflanzenbauchef. „Und wir bleiben<br />

dran“, ergänzt Geschäftsführer Hölzel. Im nächsten<br />

Jahr will er zum Beispiel die Cultan-Düngung testen,<br />

also die Injektion von flüssigem Ammoniumdünger in<br />

Getreidekulturen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist ∙ Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Erneuerbare Energien<br />

Kirchweg 10 · 04651 Bad Lausick<br />

03 43 45/26 90 40<br />

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63


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Modifiziertes<br />

Strip-Till-<br />

Verfahren<br />

sichert die<br />

Erträge<br />

Gärprodukte sind im Ackerbau ein wertvoller<br />

Dünger. Ein experimentierfreudiger<br />

Landwirt im nördlichen Sachsen-Anhalt<br />

lässt sie vor der Aussaat von Mais und Raps<br />

ausbringen. Dabei kommt ein modifiziertes<br />

Strip-Till-Verfahren zum Einsatz. Die<br />

Gärprodukte werden dabei in zwei unterschiedlichen<br />

Tiefen abgelegt.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Michel Allmrodt ist zufrieden:<br />

„Der Mais wächst deutlich<br />

besser als in den vergangenen<br />

Jahren.“ Sicher, in diesem<br />

Jahr hat es mehr geregnet<br />

und die Niederschläge sind auch besser<br />

verteilt. Doch daran allein liegt es nicht.<br />

Der junge Landwirt greift zum Spaten und<br />

hebelt eine Maispflanze aus dem Boden.<br />

Vorsichtig legt er die Wurzeln von der Erde<br />

frei. „Das Wurzelwerk ist gut entwickelt“,<br />

freut er sich. Ein Effekt, der seine Ursache<br />

in der Umstellung auf eine bodenschonende<br />

und wassersparende Wirtschaftsweise<br />

hat. Auch die Kolben sind gut entwickelt<br />

und versprechen eine gute Ernte.<br />

Michel Allmrodt wirtschaftet in der Nähe<br />

von Tangerhütte im nördlichen Sachsen-<br />

Anhalt. Der Betrieb ist etwa eine gute Autostunde<br />

von Magdeburg entfernt. Seine<br />

Eltern haben den Betrieb im Jahr 1990<br />

neu gegründet. „Wir waren keine Wiedereinrichter“,<br />

wie Michel Allmrodt betont.<br />

Wie bei vielen Betrieben in der Altmark war<br />

die Milchviehhaltung ein Schwerpunkt des<br />

Michel Allmrodt ist mit<br />

dem Maiswachstum in<br />

diesem Jahr zufrieden.<br />

Betriebes. Doch die niedrigen Milchpreise<br />

führten bei vielen Betrieben zur Aufgabe<br />

der Rinderhaltung. 150 Milchkühe standen<br />

bei Allmrodts in den Ställen. „2019<br />

haben auch wir mit der Milchviehhaltung<br />

aufgehört“, berichtet Michel Allmrodt.<br />

Doch dann stellte sich das Problem, wie der<br />

Aufwuchs vom Grünland künftig am besten<br />

verwertet werden kann.<br />

Gras für Biogas<br />

Dies geschieht in einer Biogasanlage, die<br />

von der Firma EnviTec gebaut wurde. Die<br />

500-kW-Anlage versorgt über ein Nahwärmenetz<br />

alle Wohnhäuser des benachbarten<br />

Dorfes. Seit der Aufgabe der Milchviehhaltung<br />

landet der Aufwuchs der 150 Hektar<br />

(ha) Grünland im Fermenter. Als Betreiber<br />

versorgt Michel Allmrodt die Anlage mit den<br />

Fotos: Thomas Gaul<br />

64


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

benötigten Rohstoffen. Die anfallenden<br />

Gärprodukte werden als wertvoller<br />

Dünger im Ackerbau eingesetzt. „Das<br />

funktioniert am besten vor der Aussaat<br />

von Mais“, hat Allmrodt festgestellt.<br />

Bei der Düngung von Getreide würden<br />

aufgrund der geringeren Arbeitsbreite<br />

neben den Fahrgassen zusätzliche<br />

Fahrspuren entstehen. Und die könnten<br />

bei der zeitigen Ausbringung im<br />

Frühjahr auch tiefer geraten – schlecht<br />

für die Bodenstruktur und schlecht<br />

für den Ertrag. „2020 haben wir ein<br />

anderes Strip-till-Patent ausprobiert,<br />

das war nicht schwerer und hat auch<br />

keine Schadverdichtungen gemacht.<br />

Der Nachteil von dem Patent war jedoch<br />

der schmale Lockerungsstreifen,<br />

wo die Wurzeln schwächer entwickelt<br />

waren.“<br />

Gülleband in zwei<br />

verschiedenen Tiefen<br />

Seither wird auf dem Betrieb ein modifiziertes Strip-<br />

Till-Verfahren eingesetzt. Der Lohnunternehmer kommt<br />

nun mit einem Gerät der Firma Volmer. „Die Besonderheit<br />

ist die Parabelform der Schare“, erläutert Allmrodt:<br />

„ Sie heben den Boden an und lockern ihn. Es<br />

findet aber keine Durchmischung statt.“ Besonders ist<br />

auch, dass die Ablage des Gärproduktes in zwei unterschiedlichen<br />

Tiefen erfolgt: einmal in 15 Zentimeter<br />

und zusätzlich noch in 30 Zentimeter Tiefe. „Das gibt<br />

dem Mais einen optimalen Start“, hat der findige Landwirt<br />

festgestellt.<br />

Die Maiswurzeln wachsen so zu den Düngerbändern<br />

hin – ein Effekt, der beim Ausgraben der Wurzeln ins<br />

Auge fällt. Der Lohnunternehmer arbeitet bei der Ausbringung<br />

für die exakte Arbeit mit RTK-GPS. „RTK nutze<br />

ich nicht“, sagt Allmrodt: „Das ist auch gar nicht<br />

notwendig. Ich kann den Spuren im Feld auch so folgen.“<br />

Die Mais-Aussaat erledigt er mit einer eigenen<br />

sechsreihigen Monosem-Einzelkornsämaschine. Über<br />

eine Teleskopschiene lässt sich der Abstand der Säreihen<br />

verändern.<br />

So kann die Maschine mit einem Reihenabstand von<br />

45 cm auch zur Rapsaussaat eingesetzt werden. Früher<br />

hat Allmrodt den Mais auch mit einer Universaldrillmaschine<br />

ausgesät, doch war ihm die Standraumverteilung<br />

der Pflanzen zu ungenau: „Da standen<br />

Der gute Zustand des<br />

Bodens zeigt sich auch<br />

in der Wurzelentwicklung<br />

der Pflanzen.<br />

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65


praxis / Titel Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

vier, fünf Pflanzen auf einem Haufen und dann kam<br />

eine Lücke.“ Nun stehen die Maispflanzen in einem<br />

exakten Abstand von 18 Zentimeter in der Reihe. Das<br />

Volmer-Gerät hinterlässt einen ebenen Acker. „Der Boden<br />

läuft wie eine Welle durch das Gerät“, umschreibt<br />

der Ackerbauer die Arbeitsweise.<br />

In diesem Jahr experimentiert er auch mit dem Anbau<br />

von Wickroggen. Er hat sich in diesem Jahr bei der<br />

feuchteren Witterung gut entwickelt. „Das Ziel ist, den<br />

Maisanbau zu reduzieren. Wir haben bislang 150 ha<br />

Mais für die Biogasanlage angebaut. Künftig sollen es<br />

nur noch 100 ha sein. Nach der Ernte des Wickroggens<br />

lässt sich noch Mais als Zweitfrucht säen. „Das hat zumindest<br />

2020 gut funktioniert“, hat Allmrodt erfreut<br />

festgestellt. Beim Mais setzte er früher ausschließlich<br />

auf 240er Sorten. Mittlerweile befindet sich aber ein<br />

Spektrum von S 270 bis S 210 im Anbau.<br />

Entscheidend für die Ertragsentwicklung sind die Niederschläge.<br />

„In den letzten Jahren waren das durchschnittlich<br />

440 Liter pro Quadratmeter und Jahr“,<br />

berichtet Allmrodt. In diesem Jahr fielen bereits bis<br />

Anfang August 320 Liter, im für den Mais relevanten<br />

Zeitraum bis Mai waren es 190 Liter. Wie sehr der Ertrag<br />

von den Niederschlagsmengen abhängt, zeigt sich<br />

mit Blick auf das nasse Jahr 2017. „Das war bisher das<br />

beste Maisjahr. Wir haben 43 Tonnen (t) Frischmasse<br />

(FM) pro ha geerntet. In den folgenden, trockenen Jahren<br />

waren es nur 25 t FM/ha.“<br />

Zwischenfrüchte gehören zum System<br />

Großen Raum nimmt der Zwischenfruchtanbau ein.<br />

Allmrodt sät die Zwischenfruchtmischungen der DSV<br />

aus, insbesondere die Saatgutmischung „Mais-Pro“.<br />

Sie wird nach Getreide ausgesät und dient als Vorfrucht<br />

für den Mais. Da das Stroh nicht abgefahren<br />

wird, kommt es zu einer N-Fixierung im Boden. „Der<br />

Stickstoff ist erforderlich, um das Stroh im Boden umzusetzen.“<br />

Zur Zwischenfrucht wird daher noch einmal<br />

Gärprodukt ausgebracht.<br />

Allmrodt orientiert sich dabei an der für die Herbstdüngung<br />

erlaubten Stickstoff-(N)-Menge von 60 Kilogramm<br />

(kg) N/ha. Das entspricht einer Gabe von 15<br />

Kubikmeter (m 3 )/ha. Zum Vergleich: Bei der Unterfußdüngung<br />

im Mais werden 35 m 3 ausgebracht. Rund 80<br />

Prozent des N-Bedarfs können mit dem Stickstoff aus<br />

dem Gärprodukt gedeckt werden. Der Bedarf an Phosphat<br />

und Kali wird – sofern erforderlich – durch eine mineralische<br />

Unterfußdüngung ergänzt. Auch das Grünland<br />

erhält im Frühjahr eine Gabe vom Gärprodukt. Die<br />

Leguminosen in der Zwischenfruchtmischung liefern<br />

weiteren Stickstoff. Auf rund 100 ha werden jährlich<br />

Zwischenfrüchte angebaut. Die Nährstoffversorgung<br />

der Pflanzen stellt Allmrodt mit einer Blattanalyse fest.<br />

Die vorherrschende Bodenart auf dem Standort ist lehmiger<br />

Sand. Die Bodenpunkte reichen von 25 bis 50.<br />

„Der Durchschnitt liegt bei 30 bis 35 Bodenpunkten“,<br />

ergänzt der Agrarier. Ein Problem ist der geringe<br />

Fotos: Michel Allmrodt<br />

Strip-Till-Verfahren zu Mais: Der Lohnunternehmer verwendet ein Gerät der Firma Volmer.<br />

„Die Besonderheit ist die Parabelform der Schare“, erläutert Michel Allmrodt: „ Sie heben den<br />

Boden an und lockern ihn. Es findet aber keine Durchmischung statt.“ Besonders ist auch,<br />

dass die Ablage des Gärproduktes in zwei unterschiedlichen Tiefen erfolgt: einmal in 15<br />

Zentimeter und zusätzlich noch in 30 Zentimeter Tiefe.<br />

66


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis / Titel<br />

Der Mais wurde in die Stripp-Till-Reihe gelegt.<br />

Der junge Mais im Zweiblatt-Stadium.<br />

Der Mais hat sich gut entwickelt.<br />

Der Pflanzenabstand in der<br />

Reihe beträgt 18 Zentimeter. Der<br />

Abstand zwischen den Reihen<br />

beträgt 45 Zentimeter.<br />

67


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Auch die Maiskolben<br />

haben sich in diesem<br />

Jahr gut entwickelt.<br />

Bodenhorizont. Unterhalb von 40 Zentimeter kommt<br />

schon der Kies. „Umso wichtiger ist es daher, das Wasser<br />

im Boden zu halten. Wenn es erst einmal versickert<br />

ist, ist es weg und kann von den Wurzeln der Pflanzen<br />

nicht mehr erreicht werden.“<br />

Strip-Till auch zu Raps<br />

Ein vordringliches Ziel ist es somit, die Fruchtfolge weiter<br />

aufzulockern. Der Getreideanbau umfasst derzeit<br />

Roggen und Wintergerste, auf den besseren Standorten<br />

auch Weizen. Auf den schlechteren Standorten steht<br />

auch Raps. „Das ist zumindest noch in der Versuchsphase.<br />

Auch hier bringe ich zur Saat Gärprodukt im<br />

Strip-Till-Verfahren aus.“ Fest geplant ist eine Ausweitung<br />

des Leguminosenanbaus. Denn neben der Auflockerung<br />

der Fruchtfolge und den positiven Faktoren für<br />

den Boden spricht aus der Sicht des Landwirtes auch<br />

die Umgestaltung der Agrarpolitik dafür.<br />

So rechnet Allmrodt damit, dass der Leguminosenanbau<br />

Bestandteil der künftigen Agrarförderung werden könnte.<br />

In diesem Jahr fielen die Erfahrungen mit dem Anbau<br />

von Erbsen allerdings weniger positiv aus: In den heißen<br />

Tagen im Juni vertrockneten die Pflanzen und trieben<br />

nach den anschließenden Regenfällen wieder aus.<br />

Seit 2020 arbeitet der Betrieb pfluglos: „Den Pflug haben<br />

wir inzwischen verkauft.“ Zur tieferen Lockerung<br />

wird ein Grubber eingesetzt. Die flache Bodenbearbeitung<br />

erledigt er mit einer Federzinkenegge. Bei der<br />

Aussaat verlässt er sich auf die Universaldrillmaschine<br />

Rapid von Väderstad. Die Arbeitsbreite von 3 Meter<br />

reicht angesichts einer zu drillenden Fläche von 450<br />

ha gerade noch so aus. Das Bodenleben und der Bodenzustand<br />

haben sich durch die Umstellung auf die<br />

pfluglose Bewirtschaftung sehr verbessert. Das stellt<br />

Michel Allmrodt nicht nur bei der Bodenuntersuchung<br />

mit einer Sonde fest. „Auch die Regenwürmer fühlen<br />

sich anscheinend wohl. Ihre Zahl hat jedenfalls deutlich<br />

zugenommen.“<br />

Kniffelig ist die Direktsaat von Mais, räumt Allmrodt<br />

ein. „Der Boden muss warm sein. Der Mais braucht,<br />

um keimen zu können, eine Bodentemperatur von 8 bis<br />

10 Grad Celsius.“ Bei der pfluglosen Bearbeitung hat<br />

sich die Maisaussaat um rund eine Woche nach hinten<br />

verschoben. „In diesem Jahr kam der Mais am 5. Mai in<br />

den Boden.“ Auf die Vorteile des Strip-Till-Verfahrens<br />

will Michel Allmrodt auf keinen Fall wieder verzichten.<br />

Und das, obwohl das Verfahren auf den ersten Blick<br />

teurer erscheint: „Die Ausbringung des Gärproduktes<br />

im Strip-Till-Verfahren kostet mich 4,60 Euro je Kubikmeter.<br />

Mit dem Schleppschlauch sind es im Vergleich<br />

nur 3 Euro. Das Verfahren ist dennoch wesentlich effizienter,<br />

da ich keine weitere Bodenbearbeitung habe<br />

und der Mais die Nährstoffe mit seinen Wurzeln in der<br />

richtigen Tiefe erreichen kann.“<br />

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Thomas Gaul<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

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69


praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Veitshöchheimer Hanfmix im Test<br />

Im Mai des vergangenen Jahres begann in Mittelfranken ein interessanter Feldversuch<br />

im wörtlichen Sinne. Extrem auffällig war er zudem. Denn im von Landwirten ausgesäten<br />

Blühpflanzenmix mit insgesamt 30 heimischen Pflanzenarten waren auch Hanfsamen<br />

enthalten. Und der Hanf dominierte im ersten Jahr deutlich.<br />

Von Heinz Wraneschitz<br />

Veitshöchheimer<br />

Hanfmix im Testanbau<br />

als alternative zum<br />

Maisanbau im ersten<br />

Anbaujahr. Die Gaserträge<br />

blieben deutlich<br />

hinter den Erwartungen<br />

zurück. Die Hanfpflanzen<br />

verursachten<br />

zudem massive<br />

Ernteprobleme.<br />

Mit dem Projekt werden neue Akzente gesetzt,<br />

um die regionale Bedeutung von<br />

Biogasanlagen zu stärken und gleichzeitig<br />

den Nutzen für die Allgemeinheit<br />

herauszustellen.“ So beschrieb Mittelfrankens<br />

Bezirkstagspräsident Armin Kroder im Sommer<br />

2020 die Zielsetzung. Dafür haben sich mehrere<br />

Einrichtungen der bezirklichen Triesdorfer Anstalten<br />

mit dem regionalen Energiekonzern N-ERGIE und neun<br />

Landwirten in Mittelfranken zusammengefunden.<br />

Landauf, landab wird der heute oft zur Produktion von<br />

Biogas-Substrat eingesetzte Mais von Kritikern als „optischer<br />

Schandfleck“ gebrandmarkt. Oder wie es Josef<br />

Hasler, der Vorstandsvorsitzende der N-ERGIE AG bei<br />

der damaligen Projektpräsentation ausdrückte: „Das<br />

Stirnrunzeln wird immer größer.“ Wohl auch, weil großflächig<br />

angelegte Maisfelder nur wenig Nahrung für<br />

Bienen und andere Insekten bieten. Der Regionalversorger<br />

N-ERGIE – Hasler: „Wir haben uns der Nachhaltigkeit<br />

verschrieben“ – unterstützt deshalb das Projekt<br />

mit Ausgleichszahlungen an die Landwirte.<br />

Als Armin Kroder im Juli 2020 mitten in einem über<br />

zwei Meter hohen „Blühmix“ stand, war für ihn klar:<br />

So lassen sich „Regionalität, Klimaschutz und Biodiversität<br />

miteinander verbinden. Das ist nicht nur ein gesellschaftlicher<br />

Wunsch, sondern gleichzeitig ein neuer<br />

Denkansatz für die zukünftige Ausrichtung der Biogasbranche.“<br />

Daraus ragte der Hanf noch hervor. N-ERGIE-<br />

Mann Hasler war „verwundert, dass das Gewächs schon<br />

so übermächtig ist“. Und das noch lange vor der Ernte.<br />

Manuel Westphal, Landrat des Kreises Weißenburg-<br />

Gunzenhausen und Vorsitzender der „Mittelfränkischen<br />

Gesellschaft zur Förderung Erneuerbarer Energien und<br />

nachwachsender Rohstoffe e.V.“, kurz MER, sah sich<br />

in seinem Wunsch nach einer „Auflockerung der Landschaft“<br />

bestätigt. Und auch Bauer Markus Sandmann,<br />

auf dessen Feld im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad<br />

Windsheim der Pressetermin stattfand, gab sich ob der<br />

teils riesigen und bunten Gewächse optimistisch: „Der<br />

Gasertrag ist hoffentlich nahe am Mais.“ Denn die Biogasanlagen<br />

müssen sich rentieren – und dazu gehört<br />

ein möglichst hoher Anteil Trockenmasse an der Ernte.<br />

Der Veitshöchheimer Hanfmix<br />

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, in<br />

Veitshöchheim ansässig, hat diese Biogas-Saatgutmischung<br />

entwickelt. Der Mix enthält 30 verschiedene Pflanzen. Darunter<br />

sind ein- und zweijährige Pflanzen – beispielhaft genannt seien<br />

das Schmuckkörbchen, der Faserhanf, die Nachtkerze. Aber auch<br />

mehrjährige Stauden wie die Wegwarte, Stockrose oder das Echte<br />

Labkraut sind enthalten. Alle zusammen bieten Lebensraum<br />

und Nahrung für Insekten, Vögel und Kleintiere.<br />

70


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

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Ernte des Veitshöchheimer Hanfmixes mit dem Feldhäcksler. Die Restpflanzen bedecken den Boden noch gut.<br />

Klärung ökologischer Fragen<br />

Die Fragestellung für den Feldversuch<br />

war also klar umrissen: „Wie gut lässt<br />

sich der weit verbreitete Mais als Biogasanlagen-Futter<br />

ersetzen?“ Dafür hatten<br />

neun Biogasbauern auf zehn ihrer Felder<br />

in Mittelfranken den von der Bayerischen<br />

Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau<br />

(BLAWG) entwickelten „Veitshöchheimer<br />

Hanfmix“ ausgesät. Untersucht werden<br />

sollten laut N-ERGIE-Vorstand Josef Hasler<br />

„zwei Aspekte: einerseits, wie sich die<br />

Blühpflanzen unter verschiedenen regionalen<br />

Bedingungen idealerweise für die<br />

Biogas-Anlagen einsetzen lassen. Und andererseits,<br />

welchen Effekt sie auf die Population<br />

von Insekten, Vögeln und Kleintieren<br />

sowie die Boden- und Grundwasserqualität<br />

haben.“ Laut BLAWG-Informationen soll<br />

ihr „Hanfmix für eine mehrjährige Blühfläche<br />

mit üppigem Nahrungsangebot für<br />

Insekten sorgen“.<br />

Emmissionsabdeckung<br />

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Triesdorf als Umwelt- und Energie-Nukleus<br />

Fotos: Heinz Wraneschitz<br />

In Triesdorf, einem Ortsteil der Gemeinde Weidenbach, hat der Bezirk Mittelfranken seinen klaren<br />

Klimaschutz- und Energieschwerpunkt gesetzt. Vor mehreren Jahrzehnten begannen dort engagierte<br />

Lehrkräfte wie Johann Sedlmeier an den – damals noch landwirtschaftlichen – Lehranstalten, Nachhaltigkeit<br />

nicht nur in den Anbaumethoden, sondern auch in der Energieversorgung zu erkunden und<br />

den Lernenden nahezubringen.<br />

So gründete sich zum Beispiel schon 1987 unter Beteiligung des Bezirks Mittelfranken die MER, die<br />

Mittelfränkische Gesellschaft zur Förderung erneuerbarer Energien und nachwachsender Rohstoffe e.V.<br />

Um die MER herum entstand auch das Netzwerk Erneuerbare Energien Westmittelfranken. Viele dessen<br />

Mitglieder sind Bildungseinrichtungen, die wiederum ebenfalls hauptsächlich den Sitz in Triesdorf<br />

haben. Meist haben die sich aus dem landwirtschaftlichen Bildungszentrum heraus entwickelt.<br />

Eindrucksvolles Beispiel: Das „Fachzentrum für Energie und Landtechnik“ (FEL). Insgesamt 17 Mio.<br />

Euro hat der Bezirk in jüngerer Zeit in zwei neue Bauabschnitte der früheren Landmaschinenschule<br />

gesteckt. Im Herbst 2019 öffnete das gewaltige „Forum für Energie und Landtechnik“ seine Tore. Mit<br />

den bezirklichen Einrichtungen sind noch viele andere mit dabei, zum Beispiel der hier angesiedelte<br />

fränkische Teil der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.<br />

In Triesdorf kümmert man sich einerseits um Boden, Wasser und Abfallwirtschaft. Das sogenannte<br />

„Fachzentrum für Energie und Landtechnik (FEL)“ andererseits widmet sich den Themen Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Fortbildung und Praxiserprobung. Die Praxis steht beim FEL ganz oben. So hat es ein komplettes<br />

„Energiewendemodell“ entwickelt, das „die komplexen Zusammenhänge der Energiewende<br />

anschaulich erklärt. Wir machen das Modell einer breiten Öffentlichkeit zugänglich“, erläutert Hans-<br />

Jürgen Frieß vom Kompetenzteam Erneuerbare Energien.<br />

Das fällt in Triesdorf umso leichter, als fast das ganze Bildungszentrum von einer Biogasanlage<br />

nebst Hackschnitzelheizung über ein Nahwärmenetz versorgt wird. Dass dazu viel Strom von der<br />

Sonne kommt, und zwar nicht nur für Gebäude und Werkstätten, sondern auch für landwirtschaftliche<br />

Nutzung, braucht fast nicht mehr erwähnt zu werden.<br />

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praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

In Biogasanlagen könnten künftig statt Mais Blühpflanzen als Futter für die Bakterien dienen. Auf zehn Feldern in<br />

Mittelfranken bauen Bauern für drei Jahre den „Veitshöchheimer Hanfmix“, der aus Hanf und vielen Blühpflanzen<br />

besteht, an, um den tatsächlichen Energieertrag herauszufinden. Hinter dem Projekt steckt der Bezirk Mittelfranken<br />

mit seinen Lehranstalten Triesdorf und als Finanzier die N-ERGIE AG Nürnberg.<br />

Mitte August 2020 am Feld des Biogasproduzenten Markus Sandmann zwischen Baudenbach und Hambühl fand<br />

ein Open-Air-Pressegespräch statt mit Prominenz und Fachleuten. Von links: Bezirkstagspräsident Armin Kroder,<br />

Norbert Bleisteiner (Lehranstalten Triesdorf), Josef Hasler von der N-ERGIE AG, Landwirte Markus und Marvin<br />

Sandmann, Reinhard Streng, Stellvertretender Landrat Kreis NEA, Landrat Manuel Westphal, Kreis WUG und<br />

Vor s itzender des MER e.V.<br />

Nach der jährlichen Ernte der insgesamt 30 ein-, zweiund<br />

mehrjährigen heimischen Pflanzenarten gelte es,<br />

jeweils „festzustellen, wie viel Biomasse, wie viel Trockensubstanz,<br />

wie viel Methanausbeute dieser Veitshöchheimer<br />

Hanfmix hat“, erklärte Norbert Bleisteiner<br />

zu Beginn des Feldversuchs. Drei Jahre soll der erst<br />

einmal dauern.<br />

Laut Landwirt Sandmann war „für die Aussaat eine Bodenbearbeitung<br />

wie für Mais notwendig. Ich war selber<br />

überrascht, dass die Mischung besser als Mais gewachsen<br />

ist.“ Überrascht worden sei er aber auch von der<br />

Polizei. Denn „der Hanf war im ersten Jahr dominant“.<br />

Weshalb nicht wenige Vorbeikommende den Anbau von<br />

doppelt mannshohem Cannabis vermuteten. Dabei ist<br />

in der Veitshöchheimer Mischung nur eine Hanf-Variante<br />

ohne berauschende Wirkung enthalten.<br />

Mit der Analyse der Biomasse-Erträge<br />

ist das „Fachzentrum für Energie und<br />

Landtechnik“ (FEL) betraut. Norbert<br />

Bleisteiner, dessen Leiter, ordnet seine<br />

Bezirks-Einrichtung so ein: „Wir<br />

kommen nach der Wissenschaft und<br />

kurz vor dem Markt.“ Was nach der<br />

ersten Ernte in den FEL-Laboren passieren<br />

sollte, beschrieb er im Sommer<br />

2020 so: „Wir machen keine hochwissenschaftliche<br />

Auswertung, sondern<br />

eine, die Tendenzen aufzeigt und<br />

verständlich sein soll.“<br />

TM-Erträge überzeugten nicht<br />

Die Ernte selber – unser Autor war<br />

auf einem Acker in Großhabersdorf,<br />

Landkreis Fürth, selbst dabei – lief<br />

in weiten Bereichen unproblematisch<br />

ab. Verwendet wurden meist Maisernter<br />

von Lohnunternehmern. Doch laut<br />

nun veröffentlichtem ersten Bericht<br />

war auffällig: „Die Ernteergebnisse<br />

schwanken zwischen 3,0 und 8,3<br />

Tonnen (t) Trockenmasse (TM) pro<br />

Hektar (ha), im Durchschnitt erreichen<br />

sie 4,5 t TM pro ha.“ Zumindest<br />

im ersten Anbaujahr sei das weit weniger gewesen, als<br />

man bei Silomais (17 t TM/ha) hätte erwarten können.<br />

Selbst im Vergleich zu einem Vorläufer-Versuch<br />

in Veitshöchheim aus dem Jahr 2012 mit ebendieser<br />

Blühmix-Mischung war das Ergebnis ernüchternd: Dort<br />

sei im ersten Standjahr rund 9 t TM pro Hektar eingefahren<br />

worden, ist im Bericht zu lesen. Doch die Triesdorfer<br />

Auswerter geben zu: „Der Grund für die deutlichen<br />

Ertragsunterschiede beider Studien kann nicht<br />

ausgemacht werden.“ Diese im Juli <strong>2021</strong>, also gut ein<br />

Jahr nach dem Start des Feldversuchs bekannt gewordenen<br />

ersten Ergebnisse zeigen aber auf jeden Fall jetzt<br />

Veitshöchheimer Hanfmix<br />

im zweiten Anbaujahr.<br />

Die Hanfpflanzen sind<br />

verschwunden und<br />

mehrjährige Blühpflanzen<br />

erobern das Feld.<br />

72


von der TÜV NORD Systems GmbH & Co. KG betreut<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis<br />

bereits: Ganz so einfach ist es nicht, aus<br />

der Blühmix-Ernte wirtschaftlich Biogas zu<br />

erzeugen. Weshalb FEL-Chef Norbert Bleisteiner<br />

klarstellt: „Die Bauern werden das<br />

nur machen, wenn sie für die Biodiversitätseffekte<br />

einen entsprechenden Ausgleich<br />

bekommen. Denn eine Differenz von 30 bis<br />

50 Prozent war und ist zu erwarten.“<br />

Bleisteiner hat aber auch noch einen Vorschlag<br />

an die Veitshöchheimer Blüh-Mixer.<br />

Selbst wenn die einjährigen Pflanzen in den<br />

Folgejahren nicht mehr stark zu sehen sein<br />

werden: „Der Hanf sollte gleich draußen<br />

bleiben. Denn im ersten Jahr war der Aufwand<br />

für die Bauern sehr hoch: Einerseits<br />

wegen der langen Fasern. Und andererseits<br />

wegen der teils mehrfachen Polizeibesuche<br />

am Hof.“<br />

Ernteprobleme<br />

Die genannten „langen Hanf-Fasern“<br />

führten zu nicht ganz unbedeutenden<br />

technischen Problemen. „Nach der Mahd<br />

im Herbst sollen die bunten Blühwiesen<br />

nämlich zur Produktion von grünem Strom<br />

beitragen“, schrieb die Pressestelle des Bezirks<br />

Mittelfranken in der Ankündigung des<br />

Fototermins 2020 im Blüh„wald“. Ja, der<br />

Großteil der Ernte wurde später in Biogasfermentern<br />

genutzt. Doch das Wort „Mahd“<br />

war für die oft recht dickstieligen und faserigen<br />

Pflanzen nicht das passende Wort:<br />

Um den Blühmix zu ernten, waren schon<br />

ausgewachsene Maishäcksler notwendig.<br />

Und selbst die hatten teilweise Probleme.<br />

Vor allem zwei Ernteschwierigkeiten beschreibt<br />

der „Bericht zum ersten Anbaujahr<br />

2020 Blütenreiche Energiepflanzen“,<br />

verfasst gemeinsam von MER und FEL.<br />

Die eine: „Mehrmals hat sich der Beförderungskanal<br />

zwischen Häckselwerk und<br />

Wurfgebläse der Erntemaschine verstopft.<br />

Immer wieder setzte sich das Wurfrohr zu<br />

und musste freigeräumt werden, wodurch<br />

die Ernte 2,5 Stunden je Hektar dauerte.“<br />

Aber immerhin: „Die Häckselqualität<br />

selbst war gut.“<br />

Anders bei jenem Betrieb, der schon<br />

Ende August die Ernte durchzog: „Das<br />

Häckselergebnis des Ernteguts lag nicht<br />

im erwünschten Bereich. Die Fasern der<br />

Hanfpflanze wurden nicht abgeschnitten,<br />

stattdessen waren im Erntegut bis zu 50<br />

Zentimeter lange Fasern zu finden.“ Deshalb<br />

wurde „das Erntegut nicht als Substrat<br />

in der Biogasanlage verwendet. Durch die<br />

Zerfaserung des Hanfes bestand die Gefahr,<br />

dass Anlagenteile wie Pumpen oder<br />

Rührwerke beschädigt werden.“ Die Ernte<br />

wurde stattdessen als organischer Dünger<br />

wieder auf das Feld ausgebracht.<br />

Andere Projekt-Landwirte mit ähnlicher<br />

Erntetechnik bei Ernte-Fabrikat und<br />

-Schneidwerk hatten dagegen keine Faser-<br />

Probleme. „Bei Hanf ist wichtig, dass alle<br />

Häckslermesser und die Gegenschneide<br />

scharf sind und jeweils perfekt aufeinander<br />

abgestimmt sind“, steht als wichtige<br />

Erkenntnis im Projektbericht.<br />

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73


praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Energiewende?<br />

Biogas ade –<br />

Nach zwei<br />

Jahrzehnten<br />

Erzeugung<br />

steht am Ende<br />

des Jahres<br />

endgültig<br />

das Aus<br />

Der Hof Eggert steht beispielhaft<br />

für die aktuelle Entwicklung, dass<br />

immer mehr Landwirtschaftsbetriebe<br />

nicht weitergeführt werden.<br />

Vor allem haben Politik und<br />

Gesellschaft zu verantworten, dass<br />

im Sektor Landwirtschaft Menschen<br />

auf ihren Höfen keine Zukunft<br />

sehen. Hier geht ein kulturelles<br />

Erbe den Bach runter.<br />

Die Biogasanlage von Wolfram Eggert im schleswig-holsteinischen Bornhöved ist ein<br />

schillernder Spiegel der Pionierzeit. Sie war eine der ersten im nördlichsten Bundesland<br />

und gehört nun zu den ersten, die stillgelegt werden. Wieso eigentlich? Die Gründe<br />

dafür sind vielschichtig. Ein Hofbesuch.<br />

Von Dierk Jensen<br />

Ende des Jahres ist endgültig Schluss. Ende,<br />

aus, vorbei. Nach 20 Jahren bewegender<br />

Biogaserzeugung wird Wolfram Eggert seine<br />

Anlage am Ortsrand von Bornhöved im Kreis<br />

Segeberg stilllegen. Ohne Gram, ohne Lamento,<br />

ohne Bedauern. Das ist sowieso nicht sein Stil.<br />

„Sie müssen nicht nach hinten schauen, sondern gucken<br />

Sie nach vorne!“, ist die Lebenslosung des engagierten<br />

Landwirts und Biogasproduzenten. Dabei ist er<br />

74 Jahr alt und trotzdem, so der nachhaltige Eindruck,<br />

fit wie ein Turnschuh.<br />

Die Entscheidung, seine Anlage stillzulegen, liegt<br />

schon ein paar Jahre zurück. Sein Sohn hatte sich gegen<br />

den Hof und für den Job als Tierarzt entschieden.<br />

So war schon seit Längerem klar, dass die Gülle- und<br />

Abfallvergärungsanlage mit einer elektrischen Leistung<br />

von 150 Kilowatt (kW) zum Ende der 20-jährigen EEG-<br />

Laufzeit nicht weiterbetrieben wird. Während der Motor<br />

noch läuft und Strom in die Leitungen der SH-Netz<br />

speist und draußen an der neuen Lagune gearbeitet<br />

wird, ist der Stall schon seit 2019 leer. Früher hat Eggert<br />

hier 3.000 Ferkel in einem Außenklimastall aufgezogen,<br />

beheizt mit der Abwärme seiner Biogasanlage.<br />

Betriebsbeginn 2001<br />

Heute strahlt der Ferkelstall eine bizarre Stille aus. Obwohl<br />

es einige Anfragen von Berufskollegen gab, den<br />

Stall zu nutzen, ist er leergeblieben. Umso engagierter<br />

schildert Eggert beim Rundgang über seinen Hof über<br />

die anfänglichen Motive und das sich über die Zeit<br />

immer wieder verändernde Betreiberkonzept seiner<br />

Anlage. Diese war bei Betriebsbeginn im Jahr 2001<br />

nach seinen Aussagen erst die dritte oder vierte Anlage<br />

überhaupt in Schleswig-Holstein.<br />

Die ersten Gedanken zum Bau seiner Anlage entstanden<br />

Ende der Neunzigerjahre. Damals hatte er,<br />

Sohn vorpommerscher Eltern, die als Flüchtlinge zum<br />

Kriegsende in den Westen kamen und nach einigen<br />

Umwegen Ende der Fünfzigerjahre den Aussiedlerhof<br />

bei Bornhöved mit langjähriger Schuldlast erwarben,<br />

sich entschieden, seine Milchquote mit 360.000 Liter<br />

zu verkaufen. Da er neben der Milcherzeugung parallel<br />

Fotos: Dierk Jensen<br />

74


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis<br />

auch schon 300 Schweine mästete, optierte er den<br />

Bau eines neuen Außenklima-Stalls, in dem er Ferkel<br />

aufziehen wollte. Genauer gesagt 3.000 Jungtiere.<br />

„Bei so einer Zahl fällt eine Menge Gülle an“, erinnert<br />

er sich an jene Zeit, als viele Leute über Biogas redeten,<br />

aber die wenigsten es tatsächlich machten. Ganz<br />

abgesehen davon, dass wohl noch weniger wirklich<br />

wussten, wovon sie eigentlich sprachen.<br />

Aber Eggert informierte sich, erkundigte sich über das<br />

damals noch neue Thema und wagte schließlich den<br />

Sprung ins Abenteuer namens Biogasgewinnung. Dabei<br />

dachte er damals, das räumt er aus der Sicht von<br />

heute ein, weniger an die erneuerbare Stromproduktion,<br />

sondern vielmehr an die energetische Verwertung<br />

der Gülle und den zu deckenden Wärmebedarf in seinem<br />

Ferkelstall.<br />

Umstellung auf Abfallvergärung<br />

Dass die Ferkelgülle aber alleine zu wenig Energie enthält,<br />

um eine Biogasanlage wirtschaftlich betreiben zu<br />

können, war allerdings schnell klar. Und das obwohl<br />

seine Investitionen von 360.000 Euro von der damaligen<br />

Bundesregierung zu einem Drittel bezuschusst<br />

worden ist. Für die Kilowattstunde Strom hat er damals<br />

umgerechnet in Euro rund 10 Cent bekommen. Und<br />

weil die Energieausbeute aus der Gülle nicht reichte<br />

und ihm seine Berater Krieg & Fischer zu fettreichen<br />

Inputstoffen rieten, orderte Eggert fortan aus allen<br />

Richtungen organische Abfallstoffe, die er in seinen<br />

800 Kubikmeter großen Fermenter einbrachte.<br />

Beispielsweise Mandelschalen, die bei der Lübecker<br />

Marzipanproduktion in großen Mengen anfallen. Aber<br />

auch Chargen aus der bunten Palette der übrigen Lebensmittelerzeugung<br />

waren dabei. Dabei kam es aufgrund<br />

der Wechsel der Inputstoffe manchmal zu bösen<br />

Überraschungen im Fermentationsprozess. „Einmal<br />

gab es eine Fehlgärung, bei der so viel Schaum entstand,<br />

dass fast der ganze Hof davon überdeckt war“,<br />

schmunzelt Eggert mit dem ausreichenden Abstand<br />

von einigen Jahren über eine vollkommen aus der Kontrolle<br />

geratene anaerobe Gärung. Es war kein Einzelfall<br />

– in manchen Jahren kippte die Biologie mehr als<br />

einmal um.<br />

Und dennoch: Eggert hat mit der Biogasanlage trotz<br />

aller Schwierigkeiten in längeren Phasen Geld verdienen<br />

können. Viele Inputstoffe bekam er gratis auf den<br />

Hof. Nachdem der erste Motor mit 75 kW elektrischer<br />

Leistung nach rund 45.000 Betriebsstunden durch<br />

ein 150 kW großes Aggregat ersetzt wurde, hätte es<br />

wirklich rund laufen können. Doch dann brannte der<br />

neue Motor, weil beim Einbau ein fataler Fehler begangen<br />

wurde. Sechs Wochen lang stand alles still.<br />

Teure Wochen für ihn als Anlagenbetreiber, weshalb<br />

er gegen die Haftpflichtversicherer des Motorlieferanten<br />

prozessierte. Und tatsächlich bekam Eggert nach<br />

einigen Jahren zähen Streites vor den Gerichten eine<br />

Entschädigung ausgezahlt.<br />

Ungeplante Kosten kurz vor Betriebsschluss<br />

„Ich habe mit Biogas so ziemlich alles erlebt, was<br />

man sich so vorstellen kann“, bekennt Eggert. Die<br />

Herausforderungen reichen bis in die Gegenwart. So<br />

verfing sich in diesem Frühjahr das Rührwerk in der<br />

Abdeckung seiner Lagune; ein Malheur, das inklusive<br />

Abpumpen des Gärrestes, Auslegen einer neuen gummiartigen<br />

Beschichtung am Ende fast 40.000 Euro<br />

kostete – und das ungefähr ein halbes Jahr vor dem<br />

geplantem Betriebsschluss! Aber als einer der Pioniere,<br />

die wertvolle Vorarbeit geleistet haben und manchmal<br />

schmerzhafte Erfahrungen machen mussten, von der<br />

die Biogasbranche mittlerweile profitiert, bringt ihn<br />

auch so eine Havarie nicht mehr aus der Ruhe.<br />

Dabei ist ihm, dem Noch-Bioenergieerzeuger aus dem<br />

Kreis Bad Segeberg, in der Vergangenheit auch vonseiten<br />

der Behörden nichts geschenkt worden. Als er<br />

im Zuge der Novellierung des Abfallwirtschafts-<br />

150 Kilowatt elektrische<br />

Leistung hat das<br />

Blockheizkraftwerk<br />

von Wolfram Eggert.<br />

Ab Jahresende steht<br />

es still.<br />

Leerer Schweinestall –<br />

schon seit 2019: Früher<br />

hat Wolfram Eggert<br />

hier 3.000 Ferkel in<br />

einem Außenklimastall<br />

aufgezogen, beheizt<br />

mit der Abwärme seiner<br />

Biogasanlage.<br />

75


praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

„Überall, wo man hinschaut, geben Betriebe auf,<br />

das ist dramatisch, das ist für den ländlichen<br />

Raum ein Drama“<br />

Wolfram Eggert<br />

gesetzes vor einigen Jahren die Auflage erhielt, den<br />

Gärrest auf 70 Grad Celsius zu hygienisieren, beendete<br />

er kurzerhand die Abfallvergärung. „Das wollte<br />

ich nicht mitmachen, weil ich das fachlich für nicht<br />

sinnvoll hielt. Außerdem hätte ich dann nicht mehr genug<br />

Wärme für meine Ferkel übrig gehabt“, erklärt Eggert.<br />

Stattdessen meldete er beim Netzbetreiber seine<br />

Abfallanlage als NawaRo-Anlage um. Fortan vergor er<br />

Mais & Co. zusammen mit der Ferkelgülle in der Anlage.<br />

Mit KWK-, Gülle- sowie NawaRo-Bonus erhielt er<br />

rund 21 Cent pro Kilowattstunde.<br />

In diesem Frühjahr verfing<br />

sich das Rührwerk<br />

in der Abdeckung seiner<br />

Lagune; ein Malheur,<br />

das inklusive Abpumpen<br />

des Gärrestes, Auslegen<br />

einer neuen gummiartigen<br />

Beschichtung<br />

am Ende fast 40.000<br />

Euro kostete – und das<br />

ungefähr ein halbes<br />

Jahr vor dem geplanten<br />

Betriebsschluss!<br />

Als er sich nach dem Tod seiner an Parkinson<br />

erkrankten Frau entschied, die<br />

Ferkelproduktion endgültig einzustellen<br />

und mit seiner Biogasanlage wieder<br />

zur Kofermentation zu wechseln,<br />

lehnte die zuständige Abfallbehörde<br />

in Bad Segeberg dies brüsk ab. Wenn<br />

ihm auch der Ärger über die Ablehnung<br />

noch heute anzumerken ist, hat er sich<br />

auch davon nicht beeindrucken lassen.<br />

Statt Mandelschalen lässt er eben die<br />

Gülle vom benachbarten Milchviehbetrieb<br />

in den Fermenter fahren; wie<br />

es aussieht, wird dieser Güllelieferant<br />

nach Aufgabe der Biogasanlage die<br />

Wirtschaftsgebäude von Eggert erwerben<br />

und dann für seine Zwecke nutzen.<br />

Auch soll der Betrieb einen Großteil der<br />

60 Hektar Eigenland, die gegenwärtig<br />

noch von einem anderen Milchviehbetrieb<br />

bewirtschaftet werden, der aber<br />

auch aufgibt, künftig an den Güllelieferanten<br />

verpachtet werden. „Überall,<br />

wo man hinschaut, geben Betriebe auf,<br />

das ist dramatisch, das ist für den ländlichen<br />

Raum ein Drama“, stellt er im<br />

großräumigen Wintergarten seines in den Fünfzigerjahren<br />

gebauten Aussiedlerhofes fest. „Man fühlt sich als<br />

Mitglied eines ganzen Berufsstandes betrogen von der<br />

Gesellschaft, überall ist man der Buhmann und arbeitet<br />

doch mehr als alle anderen und am Ende reicht es nicht<br />

mal für die Existenz. Da geht in meinen Augen etwas<br />

schief.“<br />

Doch will er nicht beim Klagen stehenbleiben. Er<br />

blickt, ganz sein Lebensmotto, lieber nach vorne. So<br />

erntet er weiterhin den Solarstrom auf dem Stalldach<br />

und betreibt einen 70-kW-Kessel, den er mit Holzhackschnitzel<br />

von den eigenen Knicks beschickt. Zudem<br />

will er zusammen mit anderen Landwirten eine Freiflächen-Solaranlage<br />

errichten. Von insgesamt 30 Hektar<br />

ist die Rede, die die Hamburger Projektierungsfirma<br />

Enerparc AG sich schon vertraglich gesichert hat. Ob<br />

am Ende auch gebaut wird, steht zwar noch nicht fest,<br />

aber jemanden wie Eggert mit seinen Erfahrungen im<br />

Biogasbereich kann, egal was passiert, wahrlich nur<br />

noch wenig erschüttern.<br />

Autor<br />

Dierk Jensen<br />

Freier Journalist<br />

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76


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

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77


praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Anlage des Monats Juli:<br />

Vergärungsanlage der<br />

RETERRA Service GmbH<br />

Die im Jahr <strong>2021</strong> in Betrieb gegangene Teilstromvergärungsanlage<br />

der Firma RETERRA in Erftstadt vergärt<br />

pro Jahr rund 25.000 Tonnen Bioabfälle aus den<br />

Biotonnen des Einzugsgebietes. Mit einer installierten<br />

elektrischen Leistung von 2.100 Kilowatt (kW)<br />

(946 kW Bemessungsleistung) erzeugt die Anlage in den zwei<br />

Blockheizkraftwerken am Standort rund 5 Millionen Kilowattstunden<br />

Strom, der über den Direktvermarkter Next Kraftwerke<br />

vermarktet wird.<br />

Das am Ende des Gärprozesses übrigbleibende Gärprodukt wird<br />

komplett zu hochwertigem Kompost weiterverarbeitet und größtenteils<br />

als landwirtschaftlicher Dünger eingesetzt. Insgesamt<br />

vermeidet die Biogasanlage pro Jahr rund 2.300 Tonnen CO 2<br />

.<br />

Anlage des Monats August:<br />

Biomethan Mühlacker GmbH & Co. KG<br />

Die Aufbereitungsanlage ist 2007 in Betrieb gegangen.<br />

Mit einer Gaseinspeiseleistung von umgerechnet<br />

5 Megawatt und einer installierten elektrischen<br />

Leistung von 400 kW erzeugt sie pro Jahr etwa 46<br />

Millionen Kilowattstunden (kWh) Gas und 7 Millionen<br />

kWh Strom. Das<br />

Gas wird in das Gasnetz<br />

der Stadtwerke Mühlacker<br />

eingespeist, die<br />

Verstromung erfolgt über<br />

ein Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) an der Anlage<br />

und verschiedene Satelliten-BHKW.<br />

Der Strom<br />

wird über Südweststrom<br />

direkt vermarktet.<br />

Die Wärme wird zur Hallen- und Gebäudeheizung und für die<br />

Gärprodukttrocknung eingesetzt: Aus 3.000 Kubikmeter Flüssigsubstrat<br />

entstehen dabei 300 Tonnen Pellets, die anschließend<br />

verkauft werden. Insgesamt vermeidet die Biogasanlage<br />

pro Jahr rund 10.000 Tonnen CO 2<br />

.<br />

78


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

praxis<br />

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geköpft werden. Es ist vorteilhaft, wenn<br />

sie trocken und frostfrei gerodet und<br />

etwa zwei Wochen in der Feldrandmiete<br />

gelagert werden. Beim Verladen lässt sich<br />

die anhaftende Erde gut abreinigen und<br />

die Rüben können in der Regel direkt<br />

verwertet werden. Auf steinigen Standorten<br />

kann eine Nassreinigung nötig sein.<br />

Werden die Rüben nicht frisch verfüttert,<br />

ist es oberstes Ziel eine qualitativ hochwertige<br />

Silage herzustellen. Eine gute<br />

Alternative zu reinen Rübensilagen sind<br />

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Grasschnitten. Auch Körnermaisstroh<br />

ist ein interessanter Mischungspartner:<br />

Erntezeitpunkt und Beschaffenheit passen<br />

sehr gut zur Rübe. Mit dem Stroh kann<br />

eine saugfähige Unterschicht im Silo<br />

hergestellt werden, die den Sickersaft der<br />

oben aufgelegten Rübenschicht bindet.<br />

Gleichzeitig wird das Maisstroh durchfeuchtet<br />

und aufgeweicht wodurch der<br />

Gärprozess erleichtert wird. Mischsilagen<br />

sollten einen TS-Gehalt von 30 % in der<br />

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79


International<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Biogasanlage der<br />

Ökoenergie Utzenaich,<br />

Oberösterreich.<br />

Österreich<br />

Wien<br />

Das neue EAG und seine Konsequenzen<br />

für die Biogasbranche<br />

Nach langjährigen Diskussionen ist am 27. Juli <strong>2021</strong> der erste Teil des Erneuerbaren-<br />

Ausbau-Gesetzes (EAG) in Kraft getreten, das dem Ökostromgesetz als Förderprogramm für<br />

den Ausbau der Erneuerbaren Energien nachfolgt. Österreich will Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen bis 2030 um insgesamt 27 Terawattstunden (TWh) ausbauen. Davon entfallen<br />

11 TWh auf Photovoltaik, 10 TWh auf Wind, 5 TWh auf Wasserkraft und 1 TWh auf Biomasse.<br />

Das Ziel für erneuerbare Gase wird auf 5 TWh festgelegt.<br />

Von EUR ING Marie-Luise Schaller<br />

Der Österreichische Biomasse-Verband erwartet,<br />

dass es bei der Strom- und Gaserzeugung<br />

aus fester Biomasse auch zu einem<br />

Zubau kommen wird und Holzgas eine<br />

wesentliche Rolle bei der Produktion von<br />

erneuerbarem Gas spielen wird. Verhalten positiv bis<br />

kritisch sehen Vertreter der Biogas-Branche den leider<br />

unvollständigen Rechtsrahmen für die Gaseinspeisung.<br />

Als wesentlicher Baustein fehlt neben der Gasnetzzugangsregelung<br />

und der Investitionsförderung<br />

der Rechtsrahmen für Betriebsförderungen oder eine<br />

verpflichtende Quotenregelung samt Strafzahlung bei<br />

Nichterfüllung.<br />

Franz Kirchmeyr, Fachbereichsleiter Biogas beim Kompost<br />

& Biogas Verband Österreich, erläutert die Entwicklung<br />

und energiewirtschaftliche Bedeutung aus<br />

Sicht des Verbandes: „Das bisherige Ökostromgesetz<br />

regelt die Rahmenbedingungen wie Ausbaupfade und<br />

Konditionen für die Technologien der Erneuerbaren<br />

Energien. Die einzelnen konkreten Tarife wiederum<br />

werden in der dazugehörigen Verordnung durch den<br />

Minister festgelegt, basierend auf Gutachten. Bei der<br />

letzten kleineren Novelle gab es die politische Übereinkunft,<br />

dass ein neuer gesetzlicher Rahmen zu schaffen<br />

sei. Das EAG-Paket soll diesen Zweck erfüllen.“<br />

Für seine Ausgestaltung haben auch die EU-Leitlinien<br />

für staatliche Umweltschutz- und Energiebeihilfen<br />

von 2014 eine maßgebliche Rolle gespielt. Einerseits<br />

ermöglichten diese die Nachfolgetarife für Bestandanlagen<br />

mit der Verwertung von fester Biomasse und<br />

Biogas. Gleichzeitig forderte die EU, dass die Höhe der<br />

Vergütungen per Ausschreibung zu ermitteln sei und<br />

dass bei negativen Marktpreisen keine Anreize für die<br />

Einspeisung ins Stromnetz gegeben werden dürften.<br />

Die Umsetzung habe gewisse Konsequenzen, so dass<br />

die unterschiedlichen Akteure die Zielsetzungen für die<br />

Entwicklung anhand möglicher Entwicklungsszenarien<br />

diskutierten. Dabei wirke die Tank-Teller-Diskussion in<br />

Österreich schon länger als in Deutschland.<br />

Die Gaseinspeisung als Favorit<br />

Kirchmeyr stellt fest: „Österreich hat bedeutende Wasserkraftkapazitäten,<br />

Photovoltaik wird immer günstiger.<br />

Künftig ergibt sich damit im Sommer eine hohe<br />

Foto: Ökoenergie Utzenaich GmbH<br />

80


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

International<br />

Foto: Franz Kirchmeyr<br />

Franz Kirchmeyr, Fachbereichsleiter Biogas,<br />

Kompost & Biogas Verband Österreich.<br />

Stromaufbringung aus Wasserkraft, PV und Wind.<br />

Negative Preise werden schätzungsweise in der Mitte<br />

des Jahrzehnts eine signifikante Rolle spielen. Dieses<br />

Damoklesschwert schwebt über den Betreibern, die wir<br />

frühzeitig informiert haben.“ Denn mit der fehlenden<br />

Planbarkeit für die Stromabnahme ergibt sich ein unkalkulierbares<br />

Risiko.<br />

Gleichzeitig habe man bereits sehr früh begonnen, die<br />

Potenziale der Gaseinspeisung mit der Gaswirtschaft<br />

zu diskutieren. Hier sind Fachwelt wie Politik sich weitestgehend<br />

einig, dass Reststoffe zu verwerten sind,<br />

Biogas bevorzugt ins Erdgasnetz einzuspeisen ist und<br />

eine Vor-Ort-Verstromung von Biogas nur an gasnetzfernen<br />

Standorten zu unterstützen ist.<br />

Förderkulissen für Biogas und Biomethan<br />

Zwei Förderinstrumente stehen zur Verfügung, für die<br />

Ökostromerzeugung die Marktprämie zuzüglich zum<br />

Referenzmarktpreis und für die Gaseinspeisung der Investitionszuschuss.<br />

Die Nachfolgeprämie für Bestandsanlagen<br />

ist eingeschränkt auch weiterhin möglich. Die<br />

Förderung mittels Marktprämie erfolgt für Anlagen auf<br />

Basis von Biomasse und Biogas auf Basis einer gleitenden<br />

Prämie, die zusätzlich zum Jahresreferenzmarktpreis<br />

gewährt wird.<br />

Während die Einspeisetarife für Ökostrom aus Biogas in<br />

der Ökostromverordnung 2018 bei 19,14 beziehungsweise<br />

18,97 Cent pro Kilowattstunde (kWh) lagen, ist<br />

die Höhe der Markprämie noch ungewiss. Die Festlegung<br />

erfolgt erneut in einer noch zu erlassenden Verordnung.<br />

Allerdings verpflichtet das EAG die Betreiber von Bestandsanlagen<br />

mit einer installierten Leistung von<br />

über 250 kW el<br />

, die nicht mehr als zehn Kilometer vom<br />

nächsten Gasnetzanschlusspunkt entfernt sind, nach<br />

dem Auslaufen des Tarifes innerhalb von 24 Monaten<br />

in die Gaseinspeisung zu wechseln. Eine Verlängerung<br />

ist im Falle begründeter Verzögerungen um weitere 24<br />

Monate möglich. Die übrigen Biogasanlagen erhalten<br />

die Nachfolgeprämie bis zum Ablauf des 30. Betriebsjahres.<br />

Ursprünglich waren im Ökostromgesetz 15 Jahre<br />

verankert.<br />

Darüber hinaus ist eine Investitionsförderung von<br />

maximal 45 Prozent für die Umrüstung bestehender<br />

Biogasanlagen auf Gaseinspeisung vorgesehen. Voraussetzung<br />

ist, dass bei den Substraten der Anteil von<br />

Getreide und Mais maximal 50 Prozent beträgt. Ab<br />

Antragstellung 2025 dürfen nur noch höchstens 30<br />

Prozent und ab 2027 nur 15 Prozent an Getreide und<br />

anderen Kulturpflanzen mit hohem Stärkegehalt, Zuckerpflanzen<br />

und Ölpflanzen eingesetzt werden.<br />

Die Neuerrichtung einer Anlage zur Erzeugung und<br />

Aufbereitung von erneuerbarem Gas kann durch einen<br />

Investitionszuschuss von maximal 30 Prozent gefördert<br />

werden, wenn diese Substrate höchstens 25 Prozent<br />

ausmachen. Ab Antragstellung 2025 dürfen nur mehr<br />

organische Reststoffe eingesetzt werden. Kirchmeyr<br />

weist darauf hin, dass für neue Biogasanlagen die Ausrichtung<br />

auf Gaseinspeisung Vorrang hat, obwohl der<br />

entsprechende Rechtsrahmen leider noch nicht fertig<br />

ist. Ausgenommen sind Anlagen von bis zu 250 kW el<br />

,<br />

die mindestens zehn Kilometer von der nächstgelegenen<br />

Gasleitung entfernt sind und örtlich vorhandene<br />

Reststoffe aus Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe<br />

sowie Haushalten verwerten. Sie dürften weiterhin zur<br />

Vor-Ort-Verstromung betrieben werden.<br />

Entwicklung des rechtlichen Rahmens<br />

für die Gaseinspeisung<br />

„In mehreren Gesprächen gelang es, die Gaswirtschaft<br />

davon zu überzeugen, dass im Endeffekt die Aufbereitung<br />

auf Erdgasqualität das Gassystem unnötig verteuert<br />

und vielmehr die technischen Anforderungen der<br />

Kundenanlagen die Richtung vorgeben müssten. Dies<br />

vor allem auch deshalb, weil es künftig nur noch erneuerbare<br />

Gase geben soll“, lässt Kirchmeyr einblicken. In<br />

einem ersten Schritt wurden daher Brennwertbezirke<br />

eingerichtet. Die Aufbereitungspflicht auf Erdgasqualität<br />

wurde durch die Formulierung „der anwendbaren<br />

Regeln der Technik“ ersetzt.<br />

Hinsichtlich der Übernahme der Kosten für den Anschluss<br />

an das Gasnetz wurden die Gasnetzbetreiber<br />

verpflichtet, die Kosten für bis zu 60 laufende Meter<br />

(lfm) pro Kubikmeter (m³) zu tragen, womit sich je 100<br />

m³ Einspeisemenge sechs Kilometer Leitungslänge ergeben.<br />

Der Gasnetzbetreiber trägt die Kosten für den<br />

Netzanschluss, die Mengenmessung, die Qualitätsüberwachung<br />

und Odorierung sowie die Kosten für die<br />

kontinuierliche Einspeisung notwendiger Verdichterstationen<br />

oder Leitungen.<br />

81


International<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Verteilung der Biomethananlagen in Österreich<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Ein Vergütungsschema beziehungsweise eine Quotenregelung<br />

samt Strafzahlung bei Nichterzielung sei<br />

bisher noch nicht fertig, weil die politischen Parteien<br />

uneins seien über die künftige Gasverwendung. Hinsichtlich<br />

der Raumwärme wird von manchen Akteuren<br />

angestrebt, nicht nur aus dem Heizöl, sondern auch<br />

aus der Gasheizung auszusteigen, was sehr kontrovers<br />

diskutiert werde.<br />

„Dabei wird ausgeblendet, dass das Gasnetz eine<br />

Winterspitzenlast von 28 Gigawatt (GW) aufweist,<br />

während die Spitzenlast beim Stromnetz bei 11 GW<br />

liegt. Weder die Stromnetze noch die erneuerbaren<br />

Stromerzeugungstechnologien können diese Lücke<br />

füllen. Speicherwasserkraft kann bei Niedrigstand im<br />

Winter etwa 6 GW über drei Tage liefern, anschließend<br />

müssen die Speicher wieder gefüllt werden. Der derzeitige<br />

Importbedarf an Strom liegt zu Winterspitzenzeiten<br />

schon bei 8 GW. Die Gasnetzspeicher können<br />

hingegen etwa einen Monat die gesamte Versorgung<br />

abdecken. Diese könnten sehr gut für die saisonale<br />

Speicherung von Biomethan genutzt werden“, argumentiert<br />

Kirchmeyr.<br />

Zudem seien steigende Grüngasverbräuche in Industrie<br />

und Gewerbe zu erwarten, wolle man das<br />

gegenwärtige wirtschaftliche Niveau halten. Und<br />

Kirchmeyr ergänzt: „In Richtung Klimaschutz leistet<br />

Biogas nachhaltige Systemleistungen. Damit ist der<br />

Wärmebedarf in der Industrie und der Strombedarf<br />

in Spitzenzeiten zu decken. Aber man gewinnt den<br />

Eindruck, dass man in eine Sackgasse hineinmanövriert<br />

wird.“<br />

Rückgang statt Ausbau?<br />

Aktuell gibt es gemäß ÖMAG-Vertragsregister 279<br />

Biogasanlagen mit 84,5 Megawatt (MW) elektrischer<br />

Leistung und 570 Gigawattstunden (GWh el<br />

) Jahresstromeinspeisung.<br />

Laut Biomasse-Verband wurden<br />

Ende 2018 etwa 350 GWh als Wärme genutzt und<br />

170 GWh Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist.<br />

Demgegenüber produzierten Biomasse-KWK-Anlagen<br />

aus Holz jährlich mehr als 2.000 GWh Ökostrom und<br />

4.000 GWh Fernwärme (17 Prozent der gesamten<br />

Fernwärmeerzeugung). 2019 wurden rund 85 Prozent<br />

des in Österreich produzierten Biogas für Strom- und<br />

Wärmeerzeugung eingesetzt. Die restlichen 15 Prozent<br />

dienten direkt dem energetischen Endverbrauch, der<br />

zu fast 80 Prozent in der Industrie lag. Ins Erdgasnetz<br />

wurden 2019 rund 152 GWh biogener Gase eingespeist.<br />

Damit war nach langjähriger Zunahme erstmals<br />

ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen,<br />

der bei 11 Prozent lag. Die Einspeisung von erneuerbaren<br />

Gasen – derzeit fast ausschließlich Biomethan –<br />

soll stark ausgebaut werden und 2030 rund 5 TWh<br />

erreichen. Der Einsatz als Kraftstoff ist jedoch noch<br />

relativ unbedeutend. Die Abbildung zeigt die Lage der<br />

Biomethananlagen gemäß den Angaben auf der Internetseite<br />

von Kompost & Biogas. Die 15 Einrichtungen,<br />

die ins öffentliche Gasnetz einspeisen, besitzen eine<br />

Kapazität von 3.000 Normkubikmeter pro Stunde. Die<br />

erste Anlage ist allerdings bereits außer Betrieb, zwei<br />

weitere sind inzwischen dazugekommen. Überwiegend<br />

werden entweder Membranverfahren oder PSA als Aufbereitungstechnologie<br />

eingesetzt.<br />

82


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

International<br />

Foto: Ökoenergie Utzenaich GmbH<br />

Mehr Fragen als Antworten<br />

Josef Höckner betreibt seit 16 Jahren eine<br />

Biogasanlage in Oberösterreich mit 500<br />

kW el<br />

, die Feldreste, Stroh und Mist verwertet.<br />

Parallel entwickelt und vertreibt er<br />

technische Komponenten und biologische<br />

Verfahren zur Biomethanproduktion aus<br />

Stroh und Mist. Er beschäftigt 40 Mitarbeiter<br />

und bietet seine Produkte weltweit an.<br />

Für ihn als Betreiber ist das EAG einerseits<br />

ein Fortschritt, da nun Bestandsanlagen<br />

bis 250 kW el<br />

bis zu 30 Betriebsjahre lang<br />

gefördert werden können. Ein Problem ist<br />

allerdings, dass diese Verlängerung für Anlagen<br />

über 250 kW nicht gilt. Die Konzentration<br />

auf Reststoffe beurteilt er aufgrund<br />

der großen Rohstoff- und Klimaschutzpotenziale<br />

positiv. Doch sollten Hauptfrüchte<br />

nicht völlig ausgeschlossen sein. Insgesamt<br />

sieht er mehr Fragen als Antworten,<br />

vor allem wegen ungeklärter Biomethanvergütungsstrukturen.<br />

„Die Anlagenbetreiber wollen auf Biomethan<br />

umsteigen und sehen in der Erzeugung<br />

von Kraftstoff eine große Chance,<br />

die aber durch die einseitige Bevorzugung<br />

der Elektromobilität nicht genutzt werden<br />

kann. Nur wenn es für Biogas eine Gleichstellung<br />

in der Förderstrategie auf Basis<br />

der CO 2<br />

-Einsparung gibt, kann der Klimaschutz<br />

auch im Schwerlastverkehr vorankommen“,<br />

macht Höckner deutlich.<br />

Doch der Ausbau stagniere aufgrund der<br />

fehlenden Investitionssicherheit. Altanlagen<br />

drohe das Aus, wenn Nachfolgetarife<br />

enden. „Auf politischer Ebene ist Biogas<br />

nicht wirklich gewollt, nur geduldet.<br />

Hauptproblem ist, dass alle Verbrennungsmotoren<br />

in einen Topf kommen, schon auf<br />

EU-Ebene. Den Politikern kann es nicht<br />

ernst mit dem Klimaschutz sein, wenn der<br />

einzige technisch ausgereifte CO 2<br />

-neutrale<br />

Kraftstoff nicht verwendet wird, der spitzenlastfähig<br />

und sofort einsetzbar ist“,<br />

kritisiert Höckner. Dagegen müsse rigoros<br />

gegengearbeitet werden, ansonsten werde<br />

Biogas in der Versenkung verschwinden.<br />

Ausblick<br />

Zur Erfüllung der Klimaziele aus dem Pariser<br />

Abkommen ist eine 100-Prozent-Quote<br />

für grüne Gase erforderlich, ein geeignetes<br />

Umsetzungs- und Abwicklungssystem für<br />

die Biomethaneinspeisung dringend nötig.<br />

Die Bundesministerin Leonore Gewessler<br />

hat zugesagt, innerhalb eines halben<br />

Jahres dem Parlament den entsprechenden<br />

Rechtsrahmen zur Beschlussfassung<br />

vorzulegen. Die bisherige Nichtberücksichtigung<br />

des zweiten Energietransportnetzes<br />

für die Energiewende und die jetzt<br />

diskutierten Ausstiegsszenarien für Gas<br />

kennzeichnen die Problematik. Es bleibt<br />

abzuwarten, wie bei diesen Kontroversen<br />

die Rahmenbedingungen und die konkrete<br />

Wirkung auf die Ausbauaktivität aussehen<br />

werden.<br />

Autorin<br />

EUR ING Marie-Luise Schaller<br />

Freie Journalistin<br />

ML Schaller Consulting<br />

mls@mlschaller.com<br />

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Josef Höckner,<br />

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International<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Dezentrale Abfallvergärungsanlage<br />

in Arcot im südindischen<br />

Bundes -<br />

staat Tamil Nadu.<br />

Neu-Delhi<br />

Bei einem derartigen Ausmaß an landwirtschaftlicher<br />

Aktivität fällt natürlich eine erhebliche Menge an Abfall<br />

in Form von Ernterückständen an. Auf die verschiedenen<br />

gegenwärtigen Praktiken zur Nutzung dieser Ernterückstände<br />

in Indien wird etwas später eingegangen.<br />

An dieser Stelle sei allerdings betont, dass sich die<br />

Aussichten auf indische Bioenergie- oder Biokraftstoffprogramme<br />

im Wesentlichen auf den Agrarsektor<br />

beziehen.<br />

Laut den Studien des IARI (Indian Agricultural Research<br />

Institute) aus dem Jahr 2018 entspricht der Anteil der<br />

Ernterückstände (auf trockener Basis) bei einigen ausgeindien<br />

Komprimiertes Biogas (CBG) –<br />

großes Potenzial aus landwirtschaftlichen<br />

Reststoffen<br />

Um seine Wirtschaft anzukurbeln, ist Indien derzeit in hohem Maße vom Import von Rohöl<br />

(etwa 80 Prozent des gesamten Ölbedarfs) und LNG (etwa 55 Prozent des gesamten Erdgasbedarfs)<br />

abhängig. Ein solch hohes Maß an Energieabhängigkeit fordert das Land dazu auf,<br />

alternative „einheimische“ Optionen zu erforschen und seine Energiesicherheit zu stärken.<br />

Von Gaurav Kedia und Abhijeet Mukherjee<br />

Mit seinen rund 168 Millionen Hektar<br />

Ackerland steht Indien, was den Anteil<br />

an der gesamten landwirtschaftlich genutzten<br />

Fläche angeht, nach den USA<br />

an zweiter Stelle. Der Agrarsektor trägt<br />

allerdings, wenngleich der Produktions- und Dienstleistungssektor<br />

in Indien auf dem Vormarsch sind, derzeit<br />

nur einen relativ geringen Anteil von etwa 15 Prozent<br />

zum indischen BIP (Bruttoinlandsprodukt) bei. Dennoch<br />

stellt dieser Sektor für über 50 Prozent (%) der<br />

Bevölkerung die Existenzgrundlage/den Arbeitsplatz<br />

und damit das Rückgrat der indischen Wirtschaft dar.<br />

Fotos: Indischer Biogasfachverband<br />

84


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

International<br />

wählten Kulturen im Land der Abbildung 1.<br />

Aus dem Tortendiagramm geht hervor, dass<br />

Reisstroh und -schalen (33 %), Weizenstroh<br />

(22 %), Zuckerrohrspitzen und Bagasse<br />

(17 %) und Baumwollstängel (10 %) fast<br />

80 % der Ernterückstände ausmachen. Von<br />

den verbleibenden 20 % fällt der Großteil<br />

auf Rückstände von Mais, Hülsenfrüchten<br />

(Straucherbsen, Pferdebohnen) und<br />

Ölsaaten (Soja, Raps-Senf, Erdnuss und<br />

Rizinus). Außerdem ist zu beachten, dass<br />

hinsichtlich der Erzeugung von Ernterückständen<br />

die fünf wichtigsten Staaten Uttar<br />

Pradesh, Maharashtra, Punjab, Madhya<br />

Pradesh und Gujarat sind.<br />

Für das Jahr 2019 schätzt das MNRE (Ministry<br />

of New and Renewable Energy, Indien),<br />

dass es sich bei zirka 178 Millionen<br />

Tonnen (~26 %) der gesamten Ernterückstände<br />

(682 Millionen Tonnen pro Jahr) um<br />

überschüssige Ernterückstände handelt,<br />

die potenziell für industrielle Energie genutzt werden<br />

könnten. Der Schätzwert dieses Ernteüberschusses<br />

ergab sich unter Berücksichtigung der verschiedenen<br />

Verwendungszwecke der Bruttoernterückstände, insbesondere<br />

als Viehfutter, zur Rückführung auf die abgeernteten<br />

Felder zur Wiederversorgung des Bodens (als<br />

Nährstoffe) sowie unter Berücksichtigung anderer lokaler<br />

Verwendungszwecke und bestehender Industrieprojekte,<br />

die für Ernterückstände vorgesehen waren.<br />

65 Prozent der Ernterückstände<br />

werden verbrannt<br />

Aus Berichten des CPCB (Central Pollution Control<br />

Board), einer Einrichtung unter dem Vorsitz des indischen<br />

Umweltministeriums, geht allerdings hervor,<br />

dass rund 65 % der überschüssigen Rückstände von<br />

den Landwirten auf den Feldern verbrannt werden.<br />

Dabei variieren die Gründe für das Verbrennen von<br />

Rückständen auf dem Feld von Region zu Region. Der<br />

Hauptbeweggrund scheint allerdings zu sein, dass die<br />

Felder sofort für die nächste Aussaat vorbereitet werden<br />

müssen.<br />

Abbildung 2 zeigt die schrittweise Nutzung der Erntereste<br />

und die letztendliche praktische Verfügbarkeit<br />

von überschüssigen Ernterückständen, gegebenenfalls<br />

für CBG-Projekte. Das technische Bruttopotenzial<br />

an Rückständen (GTP) entspricht der jährlichen<br />

Reststoffmenge (auf trockener Basis), die nach der<br />

Ernte der Feldfrüchte auf dem Feld anfällt und durch<br />

die Summierung der Bruttoreststoffe aller Feldfrüchte<br />

berechnet wird. Ausgehend von diesem geschätzten<br />

GTP werden dann verschiedene Wege der lokalen<br />

Nutzung aufgezeigt, insbesondere in Form von Viehfutter,<br />

der Rückführung auf die abgeernteten Felder<br />

zur erneuten Versorgung mit Bodennährstoffen und<br />

zur Verbesserung der Bodenqualität (wie vom DACFW,<br />

Abhijeet Mukherjee<br />

Gaurav Kedia<br />

dem Landwirtschaftsministerium, für ein effizientes<br />

Management von Ernterückständen empfohlen) und<br />

für Haushaltszwecke.<br />

So kann nach Bewertung des lokalen Bedarfs das technische<br />

Nettopotenzial (NTP) von Ernterückständen<br />

ermittelt werden. Für die Abschätzung individueller<br />

Bedürfnisse, die durchaus sehr ortsspezifisch sein<br />

können und den statistischen Durchschnitt möglicherweise<br />

verfälschen könnten, empfiehlt es sich, die Meinungen<br />

und Erfahrungen der betreffenden Landwirte<br />

(eine repräsentative Stichprobe) einzuholen. Im Rahmen<br />

von Programmen des IARI wurden bereits einige<br />

solcher Erhebungen in verschiedenen Bundesstaaten<br />

und Distrikten durchgeführt. Dazu zählt etwa das von<br />

der GIZ organisierte „Assessment towards the setting<br />

of biomass exchange“ (Bewertung zur Definition des<br />

Biomasseaustausches) mit den entsprechenden durchgeführten<br />

Studien.<br />

Abbildung 1: Prozentueller Anteil diverser Feldfrüchte<br />

in der Herstellung von Trockenrückständen<br />

Erdnuss 2%<br />

Senf 3%<br />

Mais 4%<br />

Sojabohne 4%<br />

Kichererbse 4%<br />

Baumwolle 10%<br />

Zuckerrohr 17%<br />

Straucherbse (Linse) 1%<br />

Rizinus 1%<br />

Weizen 21%<br />

Reis 33%<br />

85


International<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Kleine indische Haushalts-Biogasanlage.<br />

Darüber hinaus umfasst das praktische Potenzial (PP)<br />

von Ernterückständen aus dem im vorherigen Schritt<br />

geschätzten NTP im Wesentlichen den Überschuss an<br />

Rückständen, der unter Berücksichtigung aller anderen<br />

existierenden Verwendungsarten der Reststoffe<br />

über die vorgenannten lokalen Verwendungen hinaus<br />

verfügbar ist. Zu diesen bestehenden Verwendungen<br />

oder Anwendungen für Ernterückstände zählen:<br />

a) Die traditionelle Nutzung<br />

Abgesehen von der lokalen Nutzung im Haushalt,<br />

zum Beispiel als Brennstoff zum Kochen in Privathaushalten<br />

oder für den Bau und die Reparatur von<br />

Hausdächern aus Stroh, kann Biomasse auch in verschiedenen<br />

traditionellen und ländlichen Betrieben<br />

in großem Umfang genutzt werden: zum Beispiel als<br />

Wärmequelle für Ziegel-/Kalköfen, zum Parboilen<br />

von Reis, zur Herstellung von Holzkohle etc.<br />

b) Die moderne industrielle Nutzung<br />

Die moderne Nutzung von Biomasse bedient sich<br />

der Vorteile moderner Biomassetechnologien wie<br />

Verbrennung, Verdichtung, Pyrolyse, Vergasung,<br />

Vergärung und anaerobe Vergärung. Die aus diesen<br />

Prozessen resultierenden Produkte sind Briketts/<br />

Biopellets, RDF (refuse-derived fuel oder Ersatzbrennstoffe)<br />

oder Biokraftstoffe, wie Bioethanol<br />

und Biogas (CBG ist komprimiertes Biogas). Weitere<br />

innovative Verwendungsmöglichkeiten sind zum<br />

Beispiel die Pilzzucht oder die Verwendung als Flugasche<br />

im Straßenbau etc.<br />

Während die traditionelle lokale Nutzung von Biomasse<br />

voraussichtlich nur einen winzigen Teil ausmachen<br />

wird, sollte der Schwerpunkt auf die Einschätzung der<br />

Nutzung von Ernterückständen in eingetragenen Industrieprojekten<br />

gelegt werden. Das heißt, im Rahmen<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

International<br />

verschiedener Regierungsprogramme für<br />

die effektive industrielle Nutzung von<br />

Biomasse.<br />

Großer Forschungsbedarf<br />

hinsichtlich Reststoffnutzung<br />

An dieser Stelle sei angemerkt, dass die<br />

wachsende Erfahrung Indiens in der Erzeugung<br />

von industrieller Energie aus<br />

Biomassereststoffen erst wenig erforscht<br />

wurde und es deshalb diesbezüglich definitiv<br />

an Strukturstatistiken/Datenpunkten<br />

fehlt. Dennoch gibt es umfassende<br />

Informationen über Energieprojekte, die<br />

landwirtschaftliche Reststoffe verbrauchen<br />

oder dies planen, da sich ein großer<br />

Teil dieser Projekte auf staatlich geförderte<br />

Programme wie den Clean Development<br />

Mechanism bezieht, der über die UNFCCC (UN-<br />

Klimakonferenz) umgesetzt wird. Im Rahmen eines<br />

weiteren derartigen Förderprogramms stellt das MNRE<br />

finanzielle Unterstützung für die Errichtung von Anlagen<br />

zur Herstellung von Biomassepellets, -briketts und<br />

RDF zur Verfügung, was umgekehrt die Verarbeitung<br />

von landwirtschaftlichen Ernterückständen und festen<br />

Siedlungsabfällen begünstigt. Laut der Jahresberichte<br />

(2019) des MNRE wurden bisher 288 Projekte mit<br />

einer Gesamtleistung von 2.665 Megawatt aus Ernterückständen<br />

unterstützt.<br />

In jedem Fall könnten jedoch mehr Informationen auf<br />

Bundesstaatenebene über die Verbreitung dieser Projekte,<br />

wie etwa aus den Aufzeichnungen des MNRE<br />

sowie der betroffenen staatlichen Knotenpunkte<br />

(State Nodal Agencies, SNAs) für Energie und<br />

Biogasanlage in<br />

Ahmedabad, die das<br />

Biogas aufbereitet zu<br />

Erdgasqualität und in<br />

Gasflaschen abfüllt.<br />

Ahmedabad ist mit 5,6<br />

Millionen Einwohnern<br />

die fünftgrößte Stadt<br />

Indiens und das wirtschaftliche<br />

Zentrum in<br />

Gujarat.<br />

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International<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Abbildung 2: Schrittweise Bewertung der praktischen Nettoverfügbarkeit von Ernterückständen<br />

Pflanzenproduktion<br />

Technisches<br />

Bruttopotenzial von<br />

Rückständen (GTP)<br />

Technisches<br />

Nettopotenzial<br />

(NTP)<br />

Praktisches<br />

Potenzial<br />

(PP)<br />

Verwendung zur<br />

Bodenverbesserung,<br />

als Tierfutter und für andere<br />

lokale Zwecke<br />

Sonstige<br />

wettbewerbsfähige<br />

industrielle<br />

Nutzung<br />

Bild oben:<br />

Bioabfallvergärungsanlage<br />

in Indien.<br />

Unten: Preiswerte<br />

und skalierbare Mikrovergärungsanlage.<br />

Landwirtschaft, einen besseren Einblick in den Status<br />

der installierten und bevorstehenden Projekte geben.<br />

Diese Informationen sollten wiederum eine genauere<br />

Abschätzung der derzeit erfassten Ernterückstände (je<br />

nach Bundesland) und damit der aktuellen Verfügbarkeit<br />

für die Verarbeitung ermöglichen.<br />

Fazit: Trotz der Tatsache, dass die Bioenergie-Programme<br />

in Indien nicht das gewünschte Niveau erreicht haben,<br />

bietet Indien dank seiner reichlich vorhandenen<br />

überschüssigen Ernterückstände umfangreiche Möglichkeiten<br />

für die CBG-Produktion. Um genau zu sein,<br />

bewegen sich diese, selbst wenn die für die unmittelbare<br />

lokale Nutzung vorgesehenen Reststoffe und andere<br />

registrierte Industrieprojekte auf Biomassebasis<br />

berücksichtigt werden, in der Größenordnung von 178<br />

Millionen Tonnen pro Jahr (Millionen TPA). Das praktisch<br />

aus diesen Ernterückständen verfügbare Energiepotenzial<br />

entspricht etwa 18 Millionen TPA CBG (laut<br />

dem Bureau of Indian Standards), was ausreichen würde,<br />

um rund 10 Prozent der indischen Rohölimporte<br />

auszugleichen oder etwa 80 Prozent des derzeitigen<br />

Bedarfs des Landes an LPG (Flüssiggas) zu decken.<br />

Die tatsächliche Leistungsfähigkeit dieses geschätzten<br />

praktischen Potenzials der Ernterückstände hängt aber<br />

immer von mehreren anderen Faktoren ab, die betrieblicher,<br />

sozialer, wirtschaftlicher oder gesetzlicher Natur<br />

sein können. Der Einfachheit halber blieben diese Variablen<br />

jedoch im vorliegenden Artikel unberücksichtigt.<br />

Er soll klar machen, welche großartigen Möglichkeiten<br />

im gesamten noch unerschlossenen Potenzial der landwirtschaftlichen<br />

Reststoffe Indiens schlummern. Diese<br />

Möglichkeit verheißt auch Gutes für die angestrebten<br />

10 Gigawatt (über den Bioenergie-Kurs im indischen<br />

Energiemix) bis 2022, die von der indischen Regierung<br />

als Teil ihres NDC (national festgelegten Beitrags) vorgesehen<br />

wurden.<br />

Autoren<br />

Gaurav Kedia<br />

IBA-Vorsitzender<br />

Abhijeet Mukherjee<br />

IBA-Programmleiter<br />

Indian Biogas Association<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

DiBiCoo: Projekt zur Förderung der internatio nalen<br />

Zusammenarbeit im Bereich Biogas<br />

DiBiCoo (www.dibicoo.org) ist ein internationales Projekt, das von der Europäischen<br />

Union im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020<br />

gefördert wird. Ziel des Projektes ist die Unterstützung der europäischen Biogas- und<br />

Biomethan-Industrie durch eine für Biogas geeignete Marktentwicklung in Entwicklungs-<br />

und Schwellenländern sowie das Zusammenbringen von europäischen Biogas-<br />

Anbietern mit außereuropäischen Interessenten.<br />

Von Frank Hofmann<br />

Im Projektkonsortium sind sieben Europäische<br />

Firmen und Organisationen<br />

aus Deutschland, Österreich, Lettland<br />

und Belgien sowie sechs außereuropäische<br />

Projektpartner aus Argentinien,<br />

Äthiopien, Ghana, Indonesien und Südafrika<br />

vertreten. DiBiCoo ist im Oktober 2019<br />

gestartet und endet im Juni 2022.<br />

Im Projekt werden diverse Maßnahmen<br />

zur Erreichung der Projektziele vorgenommen.<br />

Diese sind der Ausbau von<br />

Biogasanlagen und Biogas-Know-how,<br />

Reduktion von Treibhausgasemissionen,<br />

technische und wirtschaftliche<br />

Entwicklung, Arbeitsplatzbeschaffung –<br />

besonders in ländlichen Regionen – sowie<br />

diverse andere Ziele.<br />

Entwicklung einer Biogasplattform<br />

Die Biogasplattform (https://www.biogasplatform.eu/)<br />

hat drei Funktionsbereiche:<br />

1. Den als „Company profiles“ bezeichneten<br />

Bereich, in dem sich Biogas-<br />

Marktakteure kostenlos registrieren<br />

können. Dieser soll Akteuren weltweit<br />

helfen, passende Partner zu finden. Es<br />

gibt Filter zur Sortierung angebotener<br />

Technogien und Serviceleistungen sowie<br />

Filter, die die geographische Suche<br />

ermöglichen. Der Fachverband Biogas<br />

empfiehlt allen Biogasfirmen, die international<br />

tätig sind, sich unter diesen<br />

„Companie profiles“ zu registrieren.<br />

2. Der zweite Funktionsbereich wird als<br />

„Business opportunities“ bezeichnet.<br />

Hier sollen sich Interessenten von Biogasprojekten<br />

zusammenfinden. Das<br />

können beispielsweise Firmen außerhalb<br />

Europas sein, die Kontakte zu europäischen<br />

Herstellern suchen. Es gibt<br />

eine große Bandbreite der Vermittlungsmöglichkeiten,<br />

zum Beispiel auch von<br />

innereuropäischen Projektpartnern, da<br />

diese „Business opportunities“ vielfältig<br />

genutzt werden können.<br />

3. Der dritte Funktionsbereich wird „Knowledge<br />

base“ genannt. Hier liegen diverse<br />

Studien, Broschüren und andere Dokumente,<br />

um der Allgemeinheit Biogaswissen<br />

anzubieten.<br />

Menschen, denen die Internetseite des<br />

Fachverbandes Biogas e.V. (FvB) vertraut<br />

ist, finden in der DiBiCoo Biogasplattform<br />

ähnliche Funktionen wie unsere<br />

„Firmenliste“ beziehungsweise den FvB-<br />

„Marktplatz“. Die DiBiCoo-Biogasplattform<br />

ist jedoch wesentlich servicereicher,<br />

bietet eine erweiterte Funktionalität sowie<br />

benutzerfreundliche Filter und ist internationaler<br />

aufgestellt. Kurzum, es handelt<br />

sich um ein modernes Update. Die Plattform<br />

ist zurzeit noch mit dem DiBiCoo-Projekt<br />

verknüpft, soll aber nach Abschluss<br />

des Projektes vom Fachverband Biogas<br />

weitergeführt werden.<br />

Wissensaufbau und -verbreitung,<br />

Capacity Building<br />

Ein weiteres wesentliches Element von<br />

DiBiCoo ist die Verbreitung von Biogaswissen.<br />

Dies wird durch diverse Maßnahmen<br />

erreicht:<br />

ffIn einer Serie von Web-Seminaren (https://dibicoo.org/?p=942)<br />

wird in diversen<br />

Sessions Biogas-Know-how verbreitet.<br />

Die äthiopische Organisation<br />

ICEADDIS (https://www.iceaddis.<br />

com/) hat einen zweitägigen DiBi-<br />

Coo-Capacity-Building-Workshop<br />

durchgeführt. Dabei handelte es<br />

sich um eine Biogas-Schulung, in<br />

Addis Addeba. Sie fand am 15. und<br />

16. Februar <strong>2021</strong> im Hybrid-Format<br />

statt. Sowohl die Teilnehmer als<br />

auch die Fachreferenten waren<br />

teils vor Ort, teilweise per Online-<br />

Meeting zugeschaltet.<br />

Frank Hofmann vom Fachverband<br />

Biogas e.V. hat zwei Vorträge<br />

gehalten.<br />

90


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

International<br />

Angefangen von grundsätzlichem Biogaswissen<br />

über Anwendungsfelder (wie<br />

beispielsweise Einsatzstoffe) und Gärproduktnutzung<br />

oder über Biomethan<br />

und Sicherheit wird eine sehr große<br />

Bandbreite an Themen abgedeckt. Die<br />

Web-Seminare sind weiterhin online verfügbar<br />

und die meisten Präsentationen<br />

sind von der DiBiCoo-Webseite abrufbar.<br />

ffAuf der DiBiCoo-Internetseite sind<br />

diverse Länderinformationen zu den<br />

Biogasmärkten und Finanzierungsmöglichkeiten<br />

in Europa, aber auch in den<br />

Partnerländern Argentinien, Äthiopien,<br />

Ghana, Indonesien und Südafrika einsehbar<br />

(https://dibicoo.org/?cat=8).<br />

ffEs gibt eine Reihe von lokalen Capacity-<br />

Building-Workshops in den Partnerländern.<br />

Diese sind inhaltlich für die lokalen<br />

Marktakteure ausgelegt. Es werden<br />

Themen, die in den jeweiligen Ländern<br />

besonders relevant sind, präsentiert und<br />

diskutiert.<br />

ffZudem wurden einige Matchmaking-<br />

Events organisiert. Weitere sind aktuell<br />

in der Planung. Ziel dieser Veranstaltungen<br />

ist, dass internationale Akteure mit<br />

Europäischen Biogasfirmen zusammengebracht<br />

werden.<br />

ffDiBiCoo wird zudem auf diversen nationalen<br />

und internationalen Konferenzen<br />

präsentiert – unter anderem auch auf der<br />

Biogas Convention des FvB.<br />

DiBiCoo Kick-Off Meeting in Brüssel im Oktober 2019 mit Teilnehmern von allen 13 beteiligten Organisationen.<br />

Vom Fachverband Biogas e.V. war Sebastian Stolpp dabei. Ziel war es, sich im Konsortium kennenzulernen<br />

und inhaltliche Abstimmungen zum Projekt vorzunehmen.<br />

Weltkarte mit DiBiCoo-Projektpartnern: Länder, die Biogas-/Biomethan-Technologie<br />

exportieren (blau) und potenzielle Importländer (grün)<br />

ffGeschäftsreisen und „Study Tours“<br />

sollen Biogasinteressenten aus dem<br />

Ausland europäische Technologien vorstellen.<br />

Demo- und Follower-Projekte<br />

In jedem Partnerland (Argentinien, Äthiopien,<br />

Ghana, Indonesien und Südafrika) wurde<br />

je ein Demo-Projekt ausgewählt, das besondere<br />

Unterstützung von DiBiCoo erhält.<br />

Dies beinhaltet unter anderem Studien zur<br />

Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit der<br />

Projekte. Zudem wurden mehrere Follower-<br />

Projekte unterstützt. Es ist geplant, die Demo-Projekte<br />

als „Business opportunities“<br />

in der DiBiCoo-Plattform zu präsentieren<br />

Wissensverbreitung<br />

Aktuelle Nachrichten zu DiBiCoo und Aktivitäten<br />

werden über diverse Medien verbreitet.<br />

Das sind die Firmen-Rundmail des<br />

Fachverbandes Biogas sowie soziale Medien<br />

wie LinkedIn, Facebook und Twitter. Auf<br />

der DiBiCoo-Seite ist auch ein Video verlinkt,<br />

in dem das Projekt vorgestellt wird .<br />

DiBiCoo in der Covid-19-Situation<br />

Viele DiBiCoo-Aktivitäten wurden als physische<br />

Veranstaltung geplant. Aufgrund der<br />

Covid-19-Pandemie konnten diese nur in<br />

seltenen Fällen stattfinden. Infolgedessen<br />

bietet das DiBiCoo-Team fast alle Aktivitäten<br />

online oder in Hybridform an.<br />

Autor<br />

Frank Hofmann<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Referat International<br />

Euref-Campus 16 · 10829 Berlin<br />

030/27 58 179-18<br />

frank.hofmann@biogas.org<br />

91


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

Bericht aus der Geschäftsstelle<br />

Brüssel: Entscheidende<br />

Weichenstellungen<br />

Waren die vergangenen Wochen noch durch diverse Aktivitäten des<br />

Gesetzgebers und der „alten Bundesregierung“ geprägt, erfordern jetzt<br />

laufende Aktivitäten der EU-Kommission in Brüssel zum Maßnahmenpaket<br />

„Fit for 55“ und zur Notifizierung der deutschen Nachhaltigkeitsverordnung<br />

die volle Konzentration.<br />

Von Dr. Stefan Rauh und Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Nach den ersten Ankündigungen<br />

im sogenannten „Green<br />

Deal“ konkretisiert die EU-<br />

Kommission jetzt im Maßnahmenpaket<br />

„Fit for 55“<br />

ihre Ambitionen, Europa zum ersten klimaneutralen<br />

Kontinent zu machen. Aufgrund<br />

der umfangreichen Details der zwölf<br />

Gesetzesentwürfe und der Auswirkungen<br />

auf den Biogassektor (Überarbeitung der<br />

RED-II, der Energiesteuerrichtlinie und<br />

Ausweitung des Emissionshandels auf den<br />

Verkehr/Gebäude) sind sowohl der Fachverband<br />

Biogas als auch die European Biogas<br />

Association (EBA) in besonderem Maße<br />

gefordert.<br />

Aus diesem Grund wurde auch eine Task<br />

Force „Fit for 55“ aufgestellt, in der verschiedene<br />

Fachreferate des Fachverbandes<br />

das Paket intensiv bearbeiten. Während die<br />

Parteien auf die Bundestagswahl hin fiebern,<br />

laufen die Diskussionen zu einzelnen<br />

Fachthemen wie beispielsweise zur Nachhaltigkeitsverordnung<br />

und der Überarbeitung<br />

der TRGS 529 weiter auf Hochtouren.<br />

Nachhaltigkeitsverordnungen zur<br />

Notifizierung in Brüssel<br />

Am 11. August hat die Bundesregierung<br />

ohne weitere Information der Branche die<br />

Nachhaltigkeitsverordnungen nach Brüssel<br />

zur Notifizierung durch die EU-Kommission<br />

gegeben. Ein Blick in den neuen Entwurf<br />

zeigt, dass das Bundesumweltministerium<br />

an vielen Stellen nachgebessert hat, auch<br />

im Sinne der Branche. Leider sind die vorgesehenen<br />

neuen Übergangsfristen aus<br />

Sicht der Branche in keiner Weise ausreichend.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. wird auf der<br />

Basis des neuen Entwurfs seine Arbeitshilfe<br />

anpassen und demnächst veröffentlichen.<br />

Darin werden die Einzelheiten für<br />

die Umsetzung aufgearbeitet. Außerdem<br />

sind für den Herbst Informationsworkshops<br />

geplant. Weiterhin werden alle Optionen<br />

geprüft, die viel zu kurze Übergangsfrist zu<br />

verlängern. Da aber ungewiss ist, ob eine<br />

Fristverlängerung gelingt, sollten betroffene<br />

Anlagen unbedingt den Zertifizierungsprozess<br />

beginnen.<br />

RED II/III und nationale<br />

Umsetzung<br />

Am 1. Juli nahm die Stabsstelle „Erneuerbare<br />

Gase“ unter der Leitung von Dirk<br />

Bonse ihre Arbeit im Berliner Büro auf.<br />

Umfasste die ursprüngliche Stabsstelle<br />

noch das Aufgabengebiet „Biomethan und<br />

Kraftstoffe“, so wurden nun die Themenkreise<br />

erweitert und allgemeiner gefasst:<br />

Biomethan im Transportsektor wird weiter<br />

eines der Kernthemen sein, nunmehr ergänzt<br />

um „biogenen Wasserstoff“, Synthese-<br />

und Pyrolysegase sowie die stoffliche<br />

und thermische Verwertung zum Beispiel<br />

in der Industrie.<br />

Aktuell liegt ein Themenschwerpunkt bei<br />

der Umsetzung der europäischen Renewable<br />

Energy Directive (RED II), deren Novellierung<br />

im Zuge des „Fit for 55“-Programms<br />

sowie deren Umsetzung in nationales<br />

Recht. Hierzu wurden bereits Stellungnahmen<br />

und Handlungsstrategien insbesondere<br />

zu fortschrittlichen Kraftstoffen und der<br />

resultierenden Treibhausgasminderungsquoten<br />

erarbeitet. Die Stabsstelle erreicht<br />

92


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Verband<br />

vermehrt Anfragen von Mitgliedern, die ihre<br />

Biogasproduktion auf Biomethan zur Gasnetzeinspeisung<br />

umstellen beziehungsweise<br />

erweitern wollen.<br />

Aktionen und Veranstaltungen im<br />

Bereich Mobilität<br />

Nachdem sich die Sommerpause national<br />

und international dem Ende neigt, beteiligt<br />

sich die Stabsstelle erneuerbare Gase an<br />

Veranstaltungen und Arbeitskreisen zu den<br />

Themen Kraftstoffe und Verkehr: So wurde<br />

die Biogas2Drive-Woche organisatorisch<br />

unterstützt und wurden namhafte Aktionsund<br />

Diskussionsteilnehmer akquiriert. Gegenüber<br />

verschiedenen Politikern konnte<br />

im Rahmen eines Webinars der Kollegen<br />

vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik<br />

und Entsorgung (BGL) e.V. die Position<br />

des Fachverbandes und die Wichtigkeit<br />

im Energiemix für das Verkehrs- und Transportwesen<br />

dargelegt werden.<br />

Gespräch mit dem BMU zur<br />

Stoffstrombilanzverordnung<br />

In den vergangenen Wochen standen im<br />

Referat Abfall, Düngung und Hygiene die<br />

Stoffstrombilanzverordnung beziehungsweise<br />

dessen Evaluierungsbericht, die<br />

Planung der Biogas Convention, die Vorbereitungen<br />

einiger Vorträge im Rahmen von<br />

verschiedenen Veranstaltungen im Mittelpunkt<br />

der Tätigkeiten. Besonders erwähnenswert<br />

ist ein Gespräch mit dem BMU, in<br />

dem der Fachverband Biogas e.V. mit dem<br />

BMU Praxisdaten diskutieren konnte, die<br />

zeigen, dass die Bilanzierung mit dem derzeitigen<br />

System bei flächenlosen Biogasanlagen<br />

überwiegend zu Abweichungen führt<br />

und einer Änderung bedarf. Des Weiteren<br />

fanden mehrere Gespräche mit den zuständigen<br />

Behörden zum Düngevollzug statt.<br />

Dafür gab es unter anderem auf einem Betrieb<br />

eines Mitgliedes eine Besichtigung<br />

mit einem fachlichen Austausch.<br />

Informationspapier zur<br />

Anschlussregelung für<br />

güllebetonte Kleinanlagen<br />

Das Referat Energierecht und -handel beschäftigte<br />

sich intensiv mit der Thematik<br />

der Stromdirektlieferung als Option nach<br />

dem EEG. Hierzu wurde im Juli ein Intensivworkshop<br />

angeboten. Ebenso wurden<br />

Workshops vorbereitet für Schulungen<br />

für Betreiber, die an den EEG-Ausschreibungen<br />

im September teilnehmen wollen.<br />

Neuer<br />

Mitarbeiter<br />

Stabsstelle<br />

Erneuerbare<br />

Gase<br />

Dirk Bonse hat zum<br />

1. Juli die Leitung der<br />

Stabsstelle Erneuerbare<br />

Gase in Berlin übernommen. Zu seinem Aufgabenbereich<br />

zählen die Koordination der Arbeit in<br />

den Bereichen Biomethan (CNG), Bio-LNG und grünem<br />

Wasserstoff für die Nutzung in den Sektoren<br />

Strom, Kraftstoff und Wärme, Abfrage der Bedürfnisse<br />

sowie Beratung der Biogasanlagenbetreiber<br />

und Firmenmitglieder, Erstellen von Konzepten zur<br />

Verbesserung der Rahmenbedingungen. Bonse ist<br />

der Branche seit mehr als zehn Jahren verbunden:<br />

Als Sales- und Projektmanager sowie als unabhängiger<br />

Berater sind erneuerbare Gase, inklusive<br />

biogener Wasserstoff, aus Bio- und Synthesegas<br />

sein Spezialgebiet. Auch die stoffliche bzw. energetische<br />

Nutzung zum Beispiel von Gärresten zählt<br />

zu seiner Expertise. Mit seinem naturwissenschaftlichen<br />

Hintergrund und der Erfahrung im Vertrieb<br />

von Biomasse umsetzenden Anlagen freut sich Dirk<br />

Bonse auf den regen Austausch mit den Mitgliedern<br />

des Fachverbandes und darauf, diese bei der<br />

Umsetzung der Energiewende zu unterstützen.<br />

Neben den Ausschreibungen gibt es eine<br />

weitere Möglichkeit einer Anschlussförderung<br />

für güllebetonte Kleinanlagen. Hierzu<br />

wurde ein Informationspapier erstellt. Darin<br />

werden die Rahmenbedingungen für die<br />

Nutzung dieser im Juni verabschiedeten<br />

Regelung zur Verlängerung des ersten Vergütungsabschnittes<br />

erläutert.<br />

Zwei Landgerichtsurteile zum Anspruch<br />

auf den Technologiebonus in ORC-Anlagen<br />

haben das Referat Energierecht intensiv<br />

beschäftigt. Für diejenigen, die noch mehr<br />

zu dieser Entscheidung wissen möchten,<br />

wird ein Seminar angeboten werden.<br />

Neue<br />

Mitarbeiterin<br />

im Referat<br />

Landwirtschaft<br />

Berenika Lewicka unterstützt<br />

seit dem 1.<br />

Juli das Referat Landwirtschaft<br />

im Bereich<br />

Nachhaltigkeitszertifizierung in Berlin. Zu ihrem<br />

Aufgabenbereich zählen das Beantworten von<br />

Mitgliederanfragen, die Erstellung von Fachinformationen<br />

und die Begleitung der Novellierung<br />

der EU-Richtlinien zur Förderung Erneuerbarer<br />

Energien. Das letzte Jahr war sie als Biokraftstoff-Expertin<br />

tätig. Zu ihren Aufgaben gehörten<br />

die systematische Vorbereitung von Dokumenten<br />

für nachhaltige Biomasse sowie Audits und die<br />

Umsetzung der neuen deutschen und europäischen<br />

Umwelt-Regelungen. Sie beschäftigte<br />

sich intensiv mit rechtlichen und technischen<br />

Fragestellungen rund um die Erneuerbaren<br />

Energien und Biokraftstoffe. Während ihres<br />

Umweltstudiums an der TU Berlin sammelte sie<br />

erste Kenntnisse im Bereich Biogas, da sie als<br />

studentische Projektassistentin an verschiedenen<br />

Biogasprojekten des Fachgebiets Kreislaufwirtschaft<br />

und Recyclingtechnologie und der<br />

Herbst Umwelttechnik GmbH mitarbeitete.<br />

LAI, TRAS 120 und TRGS<br />

529-Novelle<br />

Seit über einem Jahr wartet die Biogasbranche<br />

auf weitere Vollzugshinweise zum<br />

Erhalt des Luftreinhaltebonus durch die<br />

zuständige Bund-Länder-Arbeitsgruppe<br />

(LAI/AISV). Im Juli wurde zwar ein erster<br />

inoffizieller Entwurf veröffentlicht, der aber<br />

nochmal abgeändert werden musste, um<br />

praxistauglichere Nachrüstfristen (NOx-<br />

Sensor, Temperatursensor etc.) für die betroffenen<br />

Biogasanlagen sicherzustellen.<br />

Es ist damit zu rechnen, dass ab dem Vergütungsjahr<br />

2022 die neuen Anforderungen<br />

für den Erhalt des Luftreinhaltebonus<br />

anzuwenden sind.<br />

Da die Umsetzung der TRAS 120 insbesondere<br />

in Bayern erhebliche Probleme bereitet,<br />

wurde jetzt in diversen Gesprächen mit<br />

dem zuständigen Umweltministerium und<br />

relevanten Politikern auf die Probleme hingewiesen<br />

und Lösungsvorschläge erörtert.<br />

Die Überarbeitung der TRGS 529 schreitet<br />

weiter voran und bedarf insbesondere beim<br />

Einsatz von Bioabfällen einer intensiven<br />

Diskussion bezüglich der Testung von allen<br />

Einsatzstoffen vor jeder Abnahme und der<br />

notwendigen Fachkunde des eingesetzten<br />

Personals.<br />

Der Fachverband Biogas hatte deshalb<br />

nochmals eindringlich die Einbindung von<br />

betroffenen Abfallanlagenbetreibern in die<br />

anstehenden Diskussionen eingefordert.<br />

Im Oktober findet daher ein Expertengespräch<br />

zu den kritischen Punkten der Überarbeitung<br />

der TRGS 529 statt.<br />

Die Arbeitsgruppe „Sichere Trocknungsanlagen“<br />

hat den Entwurf einer Arbeitshilfe<br />

(A-029) zur Kommentierung veröffentlicht.<br />

Dieser Entwurf wird derzeit in verschiedenen<br />

Gremien und Verbänden gesich-<br />

93


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

tet. Im Oktober will die Arbeitsgruppe die<br />

Anmerkungen diskutieren und im November<br />

soll dann eine finale Version veröffentlicht<br />

werden.<br />

Aktivitäten im Referat<br />

Veranstaltungen<br />

Die Arbeiten im Referat Veranstaltungen<br />

waren in den letzten Wochen durch die Erstellung<br />

des Programms der digitalen Tagung<br />

(22. bis 26.11.<strong>2021</strong>) und die Vorbereitung<br />

der Fachmesse in Nürnberg (7. bis<br />

9.12.<strong>2021</strong>) geprägt (siehe auch Beileger).<br />

Nach aktuellem Stand freuen sich über 130<br />

Aussteller wieder live ihre neuen Produkte<br />

und Dienstleistungen vorstellen zu können.<br />

Weiterentwicklung des<br />

Schulungsverbundes Biogas<br />

Anfang August hat sich der Fachbeirat im<br />

Schulungsverbund Biogas mit Vertretern<br />

fast aller Bildungseinrichtungen zu seiner<br />

zweiten Sitzung im Jahr <strong>2021</strong> zusammengefunden.<br />

Dabei hat der Fachbeirat<br />

einstimmig beschlossen, dass es weiterhin<br />

neben den Präsenzveranstaltungen auch<br />

Online-Schulungen gemäß TRGS 529<br />

und TRAS 120 geben soll. Das Format der<br />

Online-Schulungen war im letzten Jahr aufgrund<br />

der Corona-Pandemie, ursprünglich<br />

für einen begrenzten Zeitraum, eingeführt<br />

worden. Da aber sowohl die Rückmeldung<br />

der Bildungseinrichtungen als auch der<br />

Teilnehmer sehr positiv war, hat man sich<br />

für eine Beibehaltung des Angebotes ausgesprochen.<br />

Zur Vereinfachung der Prüfungsabnahme<br />

soll zukünftig auch ein Online-<br />

Prüfungstool angeschafft werden.<br />

Smart-Meter Rollout vorerst von<br />

untergeordneter Bedeutung<br />

In den vergangenen Monaten hat sich im<br />

Rahmen des Referats Stromnetze und Systemdienstleistungen<br />

abgezeichnet, dass<br />

der Rollout von Smart-Metern die Biogasbranche<br />

nach aktuellem Stand vorerst nicht<br />

umfangreich betreffen wird. Auch nach<br />

prozessualen und technischen Weiterentwicklungen<br />

wird der Fokus in absehbarer<br />

Zeit auf Anlagen mit einer installierten<br />

Leistung von unter 100 kW liegen. Damit<br />

sind neben Güllekleinanlagen vorrangig<br />

PV-Anlagen von den Anforderungen des<br />

Rollouts betroffen. Da die entsprechenden<br />

Markterklärungen zum aktuellen Zeitpunkt<br />

jedoch noch nicht vorliegen, besteht noch<br />

kein Handlungsbedarf für die Branche.<br />

Wir sind auf der Suche<br />

nach Verstärkung!<br />

Der Fachverband Biogas e.V. sucht eine(n)<br />

Fachreferenten/in<br />

Abfall, Düngung und Hygiene<br />

(m/w/d)<br />

Für unser Referat Abfall, Düngung und Hygiene<br />

suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n<br />

Fachreferenten/in für unsere Geschäftsstelle in<br />

Freising im Rahmen einer Vollzeitbeschäftigung.<br />

Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftige Bewerbung<br />

bis zum 01.10.<strong>2021</strong>.<br />

Die Stelle ist zunächst auf zwei Jahre befristet,<br />

wird aber mit der Perspektive, danach in eine unbefristete<br />

Stelle umgewandelt zu werden, vergeben.<br />

Nähere Informationen zur ausgeschriebenen Stelle<br />

finden Sie auf unserer Homepage biogas.org<br />

unter den Stellenausschreibungen.<br />

Wahlen in den Regionalgruppen<br />

starten<br />

Angelaufen sind im August auch die Wahlen<br />

in unseren Regionalgruppen. Es gab<br />

erste digitale Vorstellungsrunden der Kandidaten<br />

und in einzelnen Regionalgruppen<br />

starten die Briefwahlen. In anderen Regionalgruppen<br />

stehen Termine für physische<br />

Wahlen an.<br />

Internationale Aktivitäten<br />

Neben der bereits genannten Bearbeitung<br />

des EU-Pakets „Fit for 55“ erstellte das<br />

Referat International unter Mitwirkung anderer<br />

Fachreferate im Auftrag der UNIDO<br />

(United Nations Industrial Development<br />

Organization) englischsprachige Videos<br />

von Biogas Trainings. Insgesamt wurden<br />

zwölf Sessions von je 60 bis 90 Minuten<br />

Trainingsmaterial aufgenommen. Thematisch<br />

umfassen die Videos das gesamte<br />

Spektrum von Einführung in Biogas bis hin<br />

zu spezielleren Themen wie Nachhaltigkeit<br />

und Sicherheit.<br />

Die Videos wurden zur Schulung von Akteuren<br />

im Biogassektor in Kenia entwickelt<br />

und sind bisher noch nicht öffentlich<br />

verfügbar. Teil dieser Beauftragung durch<br />

die UNIDO war auch die Erstellung eines<br />

Biogasstandards (Code of practice) für das<br />

„Kenian Bureau of Standards“ (KEBS). Der<br />

Standardentwurf wird bis Ende November<br />

einer Öffentlichkeitsbeteiligung unterzogen<br />

und soll Anfang 2022 dann veröffentlicht<br />

werden.<br />

Die Kammer- und Verbandspartnerschaft<br />

(KVP) mit dem indischen Biogas-Verband<br />

(IBA) geht in die Verlängerung. Nach sechs<br />

gemeinsamen Jahren sollte das Projekt<br />

am 30. November <strong>2021</strong> seinen Abschluss<br />

finden. Ein entsprechender Antrag an das<br />

Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

wurde positiv beschieden und das Projekt<br />

bis zum 31. Mai 2022 verlängert. Aktivitäten,<br />

die bedingt durch die Pandemie bislang<br />

nicht durchgeführt werden konnten,<br />

sollen so nachgeholt werden können.<br />

Das KVP in Uganda kommt nach dem Lockdown<br />

im Juli/August <strong>2021</strong> in Uganda endlich<br />

etwas mehr in Fahrt. Die im Juli bereits<br />

angestellte lokale Projektassistentin wird<br />

zum 1. September <strong>2021</strong> das Projektbüro im<br />

DesignHub Kampala beziehen können. Ab<br />

Oktober <strong>2021</strong> wird ein lokaler Projektkoordinator<br />

das Team vervollständigen. Bereits<br />

im August wurde eine Needs Assessment<br />

mit den Mitgliedern der Uganda National<br />

Biogas Alliance (UNBA) durchgeführt und<br />

an einer Internetpräsenz gearbeitet.<br />

Service GmbH – Testlauf für<br />

Düngeberatungen<br />

In der Fachverband Biogas Service GmbH<br />

wird derzeit intensiv daran gearbeitet,<br />

pünktlich zum Herbst die geplanten Düngeberatungen<br />

anbieten zu können. Dafür<br />

werden aktuell Unterlagen, Abläufe etc.<br />

im Rahmen von Testberatungen ausgearbeitet.<br />

Sobald die Vorbereitungen erfolgreich<br />

abgeschlossen sind, können die<br />

Düngeberatungen über die Service GmbH<br />

kostenpflichtig als Zusatzdienstleistung zur<br />

Verbandsmitgliedschaft wahrgenommen<br />

werden.<br />

Weiterhin wird sich die Service GmbH<br />

zukünftig in der Qualitätsbetreuung der<br />

Güte-Gemeinschaft Gärprodukte e.V. engagieren.<br />

Dazu durchläuft Sophia Heinze,<br />

die auch die späteren Düngeberatungen<br />

durchführen wird, aktuell das Prüfungsund<br />

Zulassungsverfahren. So kann zukünftig<br />

eine fundierte fachliche Beratung und<br />

Unterstützung der Mitglieder vor Ort für die<br />

RAL-Gütesicherung angeboten werden.<br />

Autoren<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

94


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Verband<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

LEE Niedersachsen/Bremen e.V.<br />

Aktionswoche Artenvielfalt:<br />

Biogas anlagen in Niedersachen<br />

tragen zum Artenschutz bei<br />

Auf Christian Rehses Feldern mit Honigbrachen,<br />

Blühstreifen, Kulturpflanzengemengen<br />

und der Durchwachsenen Silphie bei<br />

Goslar finden fliegende und krabbelnde<br />

Insekten einen reich gedeckten Tisch: Unzählige<br />

Käfer und saugende Insekten tummeln sich das<br />

ganze Jahr über auf diesen Flächen, die Rehse extra für<br />

sie angelegt hat. „Mit solchen Flächen unterstützen wir<br />

die heimische Tierwelt, denn ihr Erhalt liegt uns am Herzen.<br />

Die blühenden Flächen werden teilweise abgeerntet<br />

und anschließend in unserer Biogasanlage verwertet.<br />

Es werden aber nicht alle Flächen beerntet, auf einem<br />

Großteil verbleibt der Aufwuchs auf den Feldern bis in<br />

„Es ist 5 vor 12“ – Biogasbranche<br />

in der Krise<br />

Während Käfer und Bienen ein neues<br />

Habitat besiedeln, stellen sich viele<br />

Biogasanlagenbetreiber in Niedersachsen<br />

die Frage, wie es für sie in<br />

den in nächsten Jahren weitergeht. „Es fehlen die Perspektiven<br />

für Anlagen, deren erster EEG-Vergütungszeitraum<br />

endet. Ob wir dann noch wirtschaftlich weiterarbeiten<br />

können, ist die große Frage. Unser Vertrauen in<br />

die Politik geht verloren. Viele Anlagenbetreiber werden<br />

den Betrieb einstellen,“ so Rehses Prognose.<br />

„Aktuell sehen wir kein Licht am Ende des Tunnels.<br />

Die Politik stellt sich nicht konsequent hinter den<br />

Weiterbetrieb und Ausbau der Anlagen. Unter diesen<br />

Bedingungen nehmen viele Betreiber kein Geld mehr<br />

für Investitionen in die Hand,“ so Rehse weiter. Auch<br />

volkswirtschaftlich ist der zu erwartende Rückbau der<br />

Anlagen ein Desaster: Mit viel Geld wurde über Jahrzehnte<br />

eine verlässliche Regenerative-Energien-Infrastruktur<br />

geschaffen, die mit dem Ende der EEG-Förderung<br />

schlagartig aufgelöst wird. Aufgrund gesetzlicher<br />

Vorgaben wird Kapital vernichtet.<br />

Christian Rehse, Biogasanlagenbetreiber,<br />

kritisiert die Politik:<br />

Diese unterstütze nicht<br />

konsequent den Weiterbetrieb<br />

der Anlagen.<br />

LEE-Geschäftsführerin<br />

Silke Weyberg fehlt<br />

die Perspektive für die<br />

Branche.<br />

den Spätherbst hinein und bietet der Tierwelt Schutz<br />

und Nahrung,“ so der Geschäftsführer der Biogasanlage<br />

REGO GmbH & Co. KG.<br />

Inzwischen gehen immer mehr Landwirte und Biogasanlagenbetreiber<br />

in Niedersachsen dazu über, Ackerflächen<br />

mit Blühpflanzen anzulegen, um die heimische<br />

Tier- und Pflanzenwelt zu unterstützen und um dem Artensterben<br />

zu begegnen. Um erfolgreich wirtschaften zu<br />

können, müssen die Anlagenbetreiber beim Einsatz von<br />

Blühpflanzen auf eine angemessene Vergütung achten.<br />

Deshalb begrüßt der LEE die finanzielle Förderung des<br />

Anbaus mehrjähriger Wildpflanzenkulturen zur Biomasseproduktion<br />

durch das Land Niedersachsen. Dies<br />

gleicht die im Vergleich zu Mais deutlich geringeren<br />

Methanerträge pro Hektar aus. Doch trotz großem persönlichen<br />

Engagement läuft es für die niedersächsische<br />

Biogasbranche zurzeit nicht rund.<br />

Schleichendes Sterben der Biogasbranche –<br />

allem Klimaschutz zum Trotz<br />

Silke Weyberg, LEE-Geschäftsführerin, sieht die Situation<br />

der niedersächsischen Biogasanlagen ebenfalls<br />

kritisch: „Als Landesverband begrüßen wir die Förderung<br />

von Blühpflanzenprojekten. Doch darf das Thema<br />

nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es gleichzeitig<br />

mit einem schleichenden Sterben der Biogasbranche<br />

zu tun haben. Konkrete genehmigungsrechtliche Hürden<br />

durch Land und Bund nehmen den Biogasanlagen<br />

die Perspektive. Ein Desaster für die Energiewende,<br />

gerade im Hinblick auf den Ausgleich der volatilen Erneuerbaren,<br />

der Wärmeversorgung und der Schwerlastmobilität.<br />

Diskussionen um die Umsetzung der Düngeverordnung<br />

und der AwSV sowie die Anpassung des Verwertungskonzeptes<br />

verunsichern die Branche und führen gerade<br />

in Nährstoffunterschussregionen dazu, dass statt<br />

Diversifizierung der Inputstoffe und verstärkter Wirtschaftsdüngervergärung<br />

eher der Maisanteil steigt, um<br />

die geforderte Lagerkapazität von neun Monaten ohne<br />

Zubau einhalten zu können.“<br />

Autor<br />

Lars Günsel<br />

Pressesprecher<br />

LEE Niedersachsen-Bremen e.V.<br />

Foto: LEE Niedersachsen/Bremen e.V.<br />

96


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Verband<br />

LEE Schleswig-Holstein (LEE SH)<br />

Mit Minister Jan Philipp Albrecht<br />

auf Energietour<br />

Fotos: LEE Schleswig-Holstein<br />

Auf einer Energietour in Nordfriesland hat<br />

der LEE SH Minister Jan Philipp Albrecht<br />

(Minister für Energiewende, Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Natur und Digitalisierung)<br />

vorgestellt, dass Solarenergie und<br />

Landwirtschaft sowie Biogas und Wärmewende Hand<br />

in Hand gehen können. Denn mit Solar- und Biogasanlagen<br />

lassen sich Land- und Energiewirtschaft verbinden.<br />

Sie erzeugen nicht nur erneuerbaren Strom und<br />

Wärme, sondern können auch zur Senkung der klimaschädlichen<br />

Emissionen der Landwirtschaft beitragen.<br />

Doch die aktuelle Gesetzgebung und Förderung sieht<br />

dies noch nicht ausreichend vor und muss daher zügig<br />

angepasst werden, fordert der LEE SH.<br />

In Sprakebüll erläuterte Christian Andresen, Solarvorstand<br />

des LEE SH, dass unter Freiflächensolaranlagen<br />

verschiedene weitere Nutzungsformen möglich sind.<br />

Gerade extensive Landwirtschaft kann dort betrieben<br />

werden. Die Flächen lassen sich dabei sowohl zur Beweidung<br />

als auch zum Anbau von Obst, Gemüse oder<br />

anderen Sonderkulturen nutzen. Landwirtschaftliche<br />

Flächen mit mangelnder Produktivität könnten durch<br />

Solaranlagen höhere Erträge bringen. „Das aktuelle Agrarrecht<br />

und die Förderung berücksichtigen dies leider<br />

noch nicht. Hier ist also Handlungsbedarf, denn Erneuerbare<br />

Energien sind ein wichtiger Baustein für den<br />

Klimaschutz in der Landwirtschaft“, betonte Andresen.<br />

Das Konzept der Biogasanlage in Sönnebüll beeindruckte<br />

auch Minister Albrecht: „Diese Anlage zeigt,<br />

dass Biogas ein wichtiger Baustein für die Wärmewende<br />

in der Fläche ist und auch sensible Infrastruktur wie<br />

das Krankenhaus in Breklum mit erneuerbarer Wärme<br />

versorgen kann.“ Laut LEE SH könnten Biogasanlagen<br />

außerdem durch vermehrte Güllevergärung zum Klimaschutz<br />

in der Landwirtschaft und zur Verringerung des<br />

Nitrateintrags ins Grundwasser beitragen.<br />

„Dazu muss jedoch das EEG angepasst werden, um<br />

den Gülleeinsatz anzuregen. Zugleich gilt es, im Land<br />

geeignete Rahmenbedingungen für die Lagerung von<br />

Gülle und Gärresten zu schaffen“, fordert LEE SH-Geschäftsführer<br />

Dr. Fabian Faller. Hans-Ulrich Martensen,<br />

LEE SH-Vorstand und Betreiber der Biogasanlage,<br />

wies daraufhin, dass er gerne noch mehr Blühpflanzen<br />

statt Mais einsetzen und so auch den Artenschutz fördern<br />

würde. „Doch erstmal muss die Politik die Rahmenbedingungen<br />

anpassen, damit den Landwirten<br />

durch mehr Artenschutz keine wirtschaftlichen Nachteile<br />

entstehen“, forderte Martensen.<br />

Autorin<br />

Margrit Hintz<br />

Referentin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

LEE SH<br />

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04 31/22 181 450<br />

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Von links: Minister Jan<br />

Philipp Albrecht, LEE<br />

SH-Geschäftsführer<br />

Dr. Fabian Faller und<br />

Hans-Ulrich Martensen<br />

von der Martensen<br />

Energie GmbH & Co. KG.<br />

Von links: Christian<br />

Andresen, Solarvorstand<br />

des LEE SH,<br />

Reinhard Christiansen,<br />

Vorsitzender LEE SH,<br />

Hans-Christian Andresen,<br />

Firmengründer<br />

Solar Andresen und<br />

Hans Ulrich Martensen<br />

97


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Dekarbonisierung der Wärmenetze ist<br />

wichtiger Klimaschutzbeitrag<br />

Gastbeitrag von Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE)<br />

Der Gebäudesektor hat im vergangenen<br />

Jahr als einziger<br />

Sektor seine Ziele zur Einsparung<br />

von Treibhausgasen nicht<br />

erreicht, und das mit einem<br />

Überschuss von etwa 2 Millionen Tonnen<br />

CO 2<br />

gegenüber den Vorgaben aus dem Klimaschutzgesetz.<br />

Dieses Jahr wird zudem<br />

eine erhebliche Steigerung des Treibhausgasausstoßes<br />

gegenüber 2020 erwartet.<br />

Das zeigt die enormen Herausforderungen<br />

für den Wärmesektor.<br />

Denn mit einem Anteil von etwa 55 Prozent<br />

am Endenergiebedarf ist der Wärmesektor<br />

der energieintensivste Anwendungsbereich.<br />

Ein entsprechendes Potenzial zur<br />

Einsparung bietet die Beschleunigung<br />

des Ausbaus der Erneuerbaren Energien.<br />

Bislang hinkt der Wärmesektor mit einem<br />

Anteil von etwa 14 Prozent Erneuerbaren<br />

Energien bei der Energiewende allerdings<br />

stark hinterher.<br />

Immer noch wird ein großer Anteil der Wärmegewinnung<br />

aus fossilen Brennstoffen<br />

produziert oder importiert. Das ist nicht<br />

nachhaltig, zudem ist es teuer. Eine systemische<br />

Förderung für die Dekarbonisierung<br />

der Wärmenetze ist neben der Wärmewende<br />

im privaten Heizungskeller und dem<br />

Umstieg auf Solar- und Geothermie, Bioenergie<br />

und Wärmepumpen daher längst<br />

überfällig.<br />

Richtlinienentwurf – zu kleiner<br />

Finanzierungsplan<br />

Mit der Veröffentlichung des Entwurfs für<br />

die „Richtlinie für die Bundesförderung<br />

effiziente Wärmenetze“ wurden kürzlich<br />

neue Vorschläge vorgelegt. Leider enthält<br />

er im Widerspruch zur Zielsetzung,<br />

einen Beitrag zur Erreichung der Treibhausgasneutralität<br />

von Energie- und Wärmeversorgung<br />

zu leisten, einen zu niedrig<br />

angesetzten Finanzierungsplan, der dem<br />

Umfang der zu transformierenden und<br />

auszubauenden Wärmenetze nicht gerecht<br />

wird. Die bedeutende Rolle, die die<br />

Wärmenetze für den Klimaschutz spielen<br />

können, wird somit weiterhin unterschätzt.<br />

Insbesondere für die Planungssicherheit ist<br />

eine ausreichende Mittelausstattung von<br />

zentraler Bedeutung. Diese ist für den Investitionswillen<br />

von kommunalen und privatwirtschaftlichen<br />

Betreibern unentbehrlich.<br />

Eine entsprechende Aufstockung der<br />

Haushaltsmittel muss durch den Bundestag<br />

angestoßen werden, gleichzeitig muss<br />

ein Rechtsanspruch für die Gewährung der<br />

Förderung eingeführt werden.<br />

Eine Überarbeitung ist auch hinsichtlich<br />

kleiner Wärmenetzprojekte erforderlich.<br />

Diese werden im Entwurf der Richtlinien<br />

benachteiligt, obwohl die Inanspruchnahme<br />

der Förderung für Wärmenetze im<br />

Marktanreizprogramm in den vergangenen<br />

Jahren gezeigt hat, dass besonders die kleinen<br />

Wärmenetzprojekte den Markt prägten.<br />

Hier hilft kein Verweis auf die Bundesförderung<br />

für effiziente Gebäude (BEG), denn<br />

diese beschränkt sich auf die Errichtung<br />

oder Erweiterung von Gebäudenetzen, die<br />

ausschließlich der Versorgung von Gebäuden<br />

des Anlagenbetreibers dienen.<br />

BEG: kleinere Projekte<br />

werden nicht gefördert<br />

Kleinere Projekte, die auch die Gebäude<br />

anderer Eigentümer versorgen,<br />

werden nicht durch die BEG<br />

gefördert. Hier entsteht eine sensible<br />

Förderlücke, die kleine Wärmenetze<br />

massiv gegenüber großen<br />

Projekten benachteiligt. Wenn diese<br />

Lücke durch die BEG geschlossen<br />

werden soll, dann sollte hier<br />

schnellstmöglich Rechtssicherheit<br />

erfolgen und Wärmenetze bis 15<br />

Gebäude und 99 Anschlüsse in der<br />

BEG aufgenommen werden.<br />

Zusätzlich müssen die Richtlinien<br />

auch hinsichtlich der zu starken<br />

Reglementierung durch die vorgegebene<br />

Betriebsstundendauer angepasst<br />

werden. Diese Regelung beschneidet<br />

das Potenzial von Bioenergie und sorgt<br />

dafür, dass die Kosten für Erneuerbare Wärme<br />

unnötig nach oben getrieben werden.<br />

Auch die Begrenzung der Jahresbetriebszeit<br />

in Form der Betriebsstundendauer ist<br />

unwirtschaftlich und erhöht den Personalaufwand,<br />

der nur die Hälfte des Jahres benötigt<br />

wird.<br />

Stattdessen sollte die Begrenzung wie in<br />

vorherigen Entwürfen über Volllaststunden<br />

geregelt werden. Positiv hervorzuheben ist<br />

hingegen, dass Netze unter 20 Kilometer<br />

Länge von den Regelungen der Biomassebegrenzung<br />

ausgenommen wurden, hier<br />

fehlt allerdings noch eine konkrete Formulierung<br />

in der Richtlinie.<br />

Insgesamt sind bei den Förderprogrammen<br />

schnell Nachbesserungen erforderlich,<br />

aber auch stärkere Marktanreize wie der<br />

CO 2<br />

-Preis und ein Ordnungsrecht wie ein<br />

Erneuerbares Fernwärmegesetz und die<br />

Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes,<br />

um den großen Herausforderungen der<br />

Wärmewende gerecht zu werden. Für die<br />

Energiewende im Wärmebereich müssen<br />

jetzt alle Hebel umgelegt werden.<br />

98


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Verband<br />

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99


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Der Schulungsverbund Biogas<br />

gratuliert seinem 10.000sten<br />

Teilnehmer – eine Erfolgsgeschichte<br />

Im Juni <strong>2021</strong> war es so weit, der Schulungsverbund<br />

Biogas konnte einen nächsten Meilenstein<br />

seit seiner Gründung feiern und dem 10.000sten<br />

Teilnehmer zur bestandenen Prüfung gratulieren.<br />

Johannes Reitter aus dem südbadischen Ottenheim<br />

absolvierte erfolgreich die Grundschulung „Betreiberqualifikation<br />

– Anlagensicherheit von Biogasanlagen<br />

gemäß TRGS 529 und TRAS 120“. Er betreibt<br />

Johannes Reitter hat als 10.000ster Teilnehmer die<br />

Prüfung zur Betreiberqualifikation im Schulungsverbund<br />

Biogas bestanden. Neben der Prüfungsurkunde erhielt<br />

er ein kleines Präsentkästchen.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

mit seinen Eltern eine Anlage mit 1.780 Kilowatt (kW)<br />

installierter elektrischer Leistung, die mit einer Bemessungsleistung<br />

von etwa 630 kW auf den flexiblen<br />

Anlagenbetrieb ausgelegt ist. Als Substrate dienen Rindermist<br />

aus dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb<br />

und nachwachsende Rohstoffe.<br />

Um den seit 2015 in der TRGS 529 vorgeschriebenen<br />

Anforderungen an die Fachkunde des verantwortlichen<br />

Betriebspersonals gerecht zu werden, hat Johannes<br />

Reitter an einer Schulung im Schulungsverbund Biogas<br />

teilgenommen. Hier bieten mittlerweile 15 anerkannte<br />

und qualitätsgesicherte Bildungseinrichtungen entsprechende<br />

Schulungen an.<br />

Bereits 2013 hat der Fachverband Biogas in<br />

Kooperation mit dem Deutschen Verein des<br />

Gas- und Wasserfaches (DVGW) und der<br />

Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall (DWA)<br />

den Schulungsverbund Biogas<br />

gegründet und somit den Grundstein<br />

für diese Erfolgsgeschichte<br />

gelegt.<br />

Um den im Laufe der Zeit gestiegenen<br />

Fachkundeanforderungen<br />

gerecht zu werden, wurde<br />

das Schulungsangebot im Jahr<br />

2019 um die neuen Anforderungen<br />

der TRAS 120 ergänzt.<br />

Hierzu wurde speziell für die<br />

Mitarbeitenden auf Biogasanlagen<br />

die „Mitarbeiterqualifikation“<br />

entwickelt und für Unternehmen<br />

zur Errichtung und Instandhaltung<br />

zusätzlich das Schulungskonzept<br />

„Qualifikation - Fachkunde Sichere<br />

Instandhaltung/Errichtung gemäß TRAS<br />

120“ entworfen.<br />

Weitere Informationen zum Schulungsverbund<br />

Biogas und den Schulungskonzepten finden Sie<br />

unter: www.schulungsverbund-biogas.org<br />

100


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

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101


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Rückblick Aktionswoche<br />

Artenvielfalt<br />

Wie schon zur Premiere 2020 haben<br />

sich auch in diesem Jahr zahlreiche<br />

Verbände, Firmen und Privatpersonen<br />

an der 2. Aktionswoche Artenvielfalt<br />

beteiligt. Gemeinsam haben die<br />

Akteure darauf hingewiesen, dass das Spektrum an<br />

Energiepflanzen sehr groß ist – und dass viele dieser<br />

Pflanzen einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und<br />

Biodiversität auf den Ackerflächen leisten.<br />

„Grundsätzlich kann so gut wie jede Pflanze in Biogasanlagen<br />

vergoren und zu Energie in Form von Strom<br />

und Wärme oder Kraftstoff umgewandelt werden“, sagte<br />

Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas<br />

e.V. Der Unterschied liege allein in der Gasausbeute<br />

und damit letztendlich im Einkommen des Betreibers.<br />

Von einem Hektar Wildpflanzen beispielsweise könne<br />

in einer Biogasanlage nur etwa die Hälfte der Strommenge<br />

erzeugt werden wie von einem Hektar Mais.<br />

Dennoch sieht der Verbandspräsident im Anbau alternativer<br />

Energiepflanzen eine große Chance – sowohl für<br />

die Artenvielfalt auf den Ackerflächen als auch für die<br />

Zukunft der Biogasbranche.<br />

Artenreiche Energiepflanzenfelder wünscht sich auch<br />

Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur- und<br />

Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Und er<br />

forderte schnelles Handeln. „Das Rebhuhn als typischer<br />

Bewohner der Feldflur ist seit 1980 europaweit um 94<br />

Prozent zurückgegangen“, mahnte Kinser. Er schätzt,<br />

dass auf den knapp 12 Millionen Hektar Ackerfläche<br />

in Deutschland gerade einmal 1.500 Hektar Wildpflanzenmischungen<br />

zur Biomasseproduktion angebaut werden.<br />

Mit bunter Biomasse als Teil des landwirtschaftlichen<br />

Mainstreams könne jedoch eine Trendwende beim<br />

Artenrückgang in der Feldflur gelingen.<br />

Gut 200 Hektar dieser Wildpflanzenflächen stammen<br />

von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau<br />

Veitshöchheim (LWG). Die dortige Wildpflanzenspezialistin<br />

Kornelia Marzini betonte: „Die Herausforderung<br />

besteht darin, eine Mischung zu finden, die<br />

an den Klimawandel angepasst ist, eine hohe Biodiversität<br />

garantiert und zudem ausreichend Ertrag für<br />

die Biogasanlage ermöglicht.“ Die Veitshöchheimer<br />

Mischung erfülle diese Anforderungen seit 2014 und<br />

sei unter anderem vom BUND und dem Bauernverband<br />

anerkannt.<br />

Das späte Erntefenster ab Mitte Juli ermögliche den Vögeln<br />

ein erfolgreiches Brutgeschäft. Untersuchungen<br />

102


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Verband<br />

hätten ergeben, dass bedrohte Arten wie die Braun-,<br />

Schwarz- und Blaukehlchen in den Blühflächen vorkommen<br />

und die Brutreviere über die Jahre immer<br />

weiter zunehmen, berichtet Marzini. Die Basis hierfür<br />

sei eine ausreichend große Insektennahrung.<br />

Bei Untersuchungen<br />

mit einem Insektensauger wurden<br />

auf den Blühflächen in einer<br />

Viertelstunde 225 verschiedene<br />

Insektenarten festgestellt – was<br />

selbst renommierte Biologen verblüfft<br />

habe.<br />

Für den dreifachen Rodel-Olympiasieger<br />

Georg Hackl ist der<br />

Klima- und Umweltschutz eine<br />

Herzensangelegenheit: „Als<br />

Wintersportler merke ich ganz<br />

massiv die Auswirkungen des<br />

Klimawandels. Ich sehe in der<br />

Biogasnutzung eine große Chance,<br />

dem entgegenzuwirken – ganz<br />

besonders, wenn der Anbau der<br />

Energiepflanzen auch noch Artenvielfalt<br />

und Insektenschutz<br />

mit sich bringt.“<br />

„Mit Biogas haben wir die Chance,<br />

Ökologie und Ökonomie unter<br />

einen Hut zu bringen“, resümierte<br />

der Präsident des Fachverbandes<br />

Biogas Horst Seide. Und er<br />

weiß, dass viele Betreiber von<br />

Biogasanlagen bereit sind, alternative<br />

Energiepflanzen anzubauen.<br />

Wichtig sei aber ein Ausgleich<br />

der finanziellen Nachteile, die<br />

der Anbau bunter Blumenwiesen<br />

für den Landwirt bedeuten. „Bei uns in Niedersachsen<br />

regelt seit diesem Sommer die Förderrichtlinie<br />

‚Mehrjähriger Wildpflanzenanbau‘ die finanzielle Unterstützung.<br />

Bis zu 500 Euro pro Hektar gibt es für<br />

den Anbau von Blühpflanzen. Das ist ein realistischer<br />

Ansatz und ein gutes Beispiel für andere Bundesländer“,<br />

sagte Seide.<br />

103


Recht<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Zwei Voten zur (Neu-)Inbetriebnahme<br />

von Biogasanlagen und<br />

ein Schiedsspruch zur Mitnahme<br />

der Höchstbemessungsleistung<br />

Die Clearingstelle EEG|KWKG hat ein Votum zur Erneuerung und<br />

Neu-Inbetriebnahme einer Biogasanlage unter dem EEG 2004 und<br />

damit verbundener Rückabwicklungsfragen, ein Votum zur Inbetriebnahme<br />

einer neugeschaffenen Biogasanlage unter dem EEG 2009<br />

sowie einen Schiedsspruch zur anteiligen Mitnahme der Höchstbemessungsleistung<br />

veröffentlicht.<br />

Von Elena Richter<br />

I. Votum 2020/62-IV zur<br />

Neuinbetriebnahme nach<br />

Erneuerung gemäß § 3 Absatz 4<br />

EEG 2004<br />

In diesem Votum 1 mit grundsätzlicher Bedeutung<br />

hat die Clearingstelle geprüft, ob<br />

im konkreten Fall die Biogasanlage im Jahr<br />

2008 gemäß Paragraf (§) 3 Absatz 4 Alternative<br />

2 EEG 2004 erneuert wurde (im<br />

Ergebnis bejaht). Insbesondere war zu klären,<br />

ob und inwieweit aufgrund dessen eine<br />

Neubestimmung des Inbetriebnahmedatums<br />

sowie der Vergütungsdauer und -höhe<br />

für Vergangenheit und Zukunft möglich ist.<br />

Denn die Betreiberin der Biogasanlage hatte<br />

der Netzbetreiberin erst im Jahr 2018<br />

die Umstände der Erneuerung mitgeteilt<br />

und eine Neuinbetriebnahme geltend gemacht.<br />

Die Clearingstelle ist dabei zu folgenden<br />

Ergebnissen gekommen: Die (Neu-)Inbetriebnahme<br />

ist eine Rechtsfolge, die bei<br />

Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen<br />

eintritt. Das Geltendmachen der (Neu-)<br />

Inbetriebnahme ist daher kein Gestaltungsrecht<br />

im zivilrechtlichen Sinn, das verwirkt<br />

werden und damit endgültig ausgeschlossen<br />

sein kann. Etwas anderes ergibt sich<br />

auch nicht aus den Mitteilungspflichten<br />

des EEG. Jedoch können aufgrund der<br />

Neuinbetriebnahme entstandene (Nach-)<br />

Zahlungsansprüche der Anlagenbetreiberinnen<br />

und -betreiber verwirken.<br />

Im vorliegenden Fall bestanden allerdings<br />

nur Rückforderungsansprüche der Netzbetreiberin,<br />

da sich durch die Neuinbetriebnahme<br />

die EEG-Vergütung der Höhe nach<br />

verringert hat. Soweit diese Rückforderungsansprüche<br />

nach § 35 Absatz 5 EEG<br />

2012/§ 57 Absatz 5 EEG 2014 (kenntnisunabhängige<br />

zweijährige Verjährungsfrist)<br />

bereits verjährt sind, kann die Anlagenbetreiberin<br />

die Einrede der Verjährung<br />

nach dem Grundsatz von Treu und Glauben<br />

(§ 242 Bürgerliches Gesetzbuch – BGB)<br />

aber nicht wirksam erheben. Denn die Verjährung<br />

ist aufgrund ihres widersprüchlichen<br />

Verhaltens eingetreten – also durch<br />

das unwidersprochene Hinnehmen der<br />

bislang ausgezahlten Vergütung und das<br />

Geltendmachen der geänderten Vergütung<br />

erst nach Eintritt der Verjährung.<br />

Die Netzbetreiberin kann daher auch die<br />

verjährten Rückforderungsansprüche geltend<br />

machen. Sie ist gemäß § 35 Absatz<br />

5 Satz 2 EEG 2012/§ 57 Absatz 5 Satz 2<br />

EEG 2014 aufgrund des Ablaufs der Verjährungsfrist<br />

aber nicht mehr dazu verpflichtet.<br />

Die Clearingstelle hat bei der<br />

Erstellung des Votums die Stellungnahmen<br />

der von den Parteien ausgewählten Verbände<br />

berücksichtigt.<br />

II. Votum 2019/37 zur<br />

Inbetriebnahme einer wertungsgemäß<br />

neugeschaffenen Anlage<br />

gemäß § 3 Nr. 5 EEG 2009<br />

In dem Votum 2 war zu entscheiden, ob<br />

die Anlagenbetreiberin im Jahr 2010 am<br />

Standort ihrer Bestandsanlage eine Neuanlage<br />

im Sinne von § 3 Nummer 1 EEG<br />

2009 errichtet und gemäß § 3 Nummer 5<br />

EEG 2009 erstmals in Betrieb genommen<br />

hat. Die Clearingstelle hat dies im Ergebnis<br />

bejaht, da die Anlagenbetreiberin die<br />

Bestandsanlage stillgelegt, von dieser nur<br />

sehr geringfügige Bestandteile fortgenutzt<br />

und im Übrigen eine neue Anlage – unter<br />

anderem bestehend aus einem neuem<br />

Fermenter und einem neuem BHKW – geschaffen<br />

hat.<br />

Auch hier haben sich Rückabwicklungsfragen<br />

gestellt. Diese waren jedoch teils anders<br />

zu bewerten als im vorgenannten Votum<br />

2020/62-IV, da sich die Voraussetzungen<br />

der anzuwendenden Inbetriebnahmeregelungen<br />

unterscheiden. Insbesondere hat<br />

im vorliegenden Fall die Anlagenbetreiberin<br />

der Netzbetreiberin rechtzeitig zum 28.<br />

Februar 2011 die Umstände der Schaffung<br />

und Inbetriebnahme einer Neuanlage mitgeteilt<br />

und geltend gemacht.<br />

III. Schiedsspruch<br />

<strong>2021</strong>/4-IV zur Mitnahme der<br />

Höchstbemessungsleistung<br />

Im vorliegenden Fall wurde ein BHKW aus<br />

einer Biogasanlage der Schiedsklägerin<br />

aufgrund einer Fermenterhavarie und der<br />

anschließenden Stilllegung dieser Biogasanlage<br />

an eine naheliegende, andere<br />

Biogasanlage der Schiedsklägerin angeschlossen.<br />

Im Schiedsspruch 3 hat die Clearingstelle<br />

im Rahmen einer sogenannten<br />

Billigkeitsentscheidung entschieden, dass<br />

dieses BHKW die Höchstbemessungsleistung<br />

der stillgelegten Biogasanlage zur<br />

neuen Biogasanlage „mitnehmen“ kann.<br />

1<br />

Abrufbar unter: https://www.clearingstelleeeg-kwkg.de/votv/2020/62-IV.<br />

2<br />

Abrufbar unter: https://www.clearingstelleeeg-kwkg.de/votv/2019/37.<br />

3<br />

Abrufbar unter: https://www.clearingstelleeeg-kwkg.de/schiedsrv/<strong>2021</strong>/4-IV.<br />

Autorin<br />

Elena Richter<br />

Mitglied der Clearingstelle EEG | KWKG<br />

Charlottenstr. 65 · 10117 Berlin<br />

030/206 14 16-0<br />

post@clearingstelle-eeg-kwkg.de<br />

104


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Recht<br />

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Recht<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Votum der Clearingstelle zur „Modernisierung“<br />

von Biogasanlagen – und jetzt?<br />

Es ist sehr zu begrüßen, dass die Clearingstelle auch heute noch eine Modernisierungsanerkennung<br />

für möglich erachtet. Anlagenbetreibern ist jedoch dringend anzuraten,<br />

vor der Beauftragung oder Einreichung eines Modernisierungsgutachtens mit dem<br />

Netzbetreiber abzuklären, wie viel an Rückforderung für in der Vergangenheit zu viel<br />

ausgezahlter Vergütung im Raum steht, da ansonsten ein solches Gutachten schnell<br />

zum Bumerang werden kann.<br />

Von Dr. Helmut Loibl<br />

Sowohl das EEG 2000 als auch das EEG<br />

2004 sahen eine sogenannte „Modernisierungsregelung“<br />

vor: Falls nach der ersten<br />

Inbetriebnahme einer Biogasanlage weiter<br />

viel Geld investiert wurde, konnte die gesamte<br />

Anlage ein neues Inbetriebnahmejahr erwirken:<br />

Dies wäre zum einen positiv, weil sich damit letztendlich<br />

die Laufzeit der Anlage verlängert (mit der Neuinbetriebnahme<br />

würde die Anlage ab dem Zeitpunkt der<br />

Modernisierung wieder 20 Jahre zuzüglich Inbetriebnahmejahr<br />

erhalten), andererseits ist es negativ, weil<br />

bei der Vergütungshöhe die zwischenzeitlich eingetretene<br />

Degression zu berücksichtigen ist (im EEG 2004:<br />

1,5 Prozent pro Jahr auf die Grundvergütung).<br />

Die Modernisierungsregelung war dabei im Gesetz<br />

etwas komplex ausgestaltet: Letztlich musste nach<br />

Durchführung der Modernisierung ein fiktiver Neuanlagenwert<br />

ermittelt werden. Bei Wiederinbetriebnahme<br />

der modernisierten Anlage waren sämtliche zu diesem<br />

Zeitpunkt vorhandenen Komponenten einer Biogasanlage<br />

zu Neupreisen zu bewerten. Sodann war dieser<br />

100-Prozent-Wert mit den nach Inbetriebnahme getätigten<br />

Investitionen zu vergleichen. Wurde mit den<br />

Investitionen ein Anteil von 50 Prozent überschritten,<br />

galt die Anlage als neu in Betrieb genommen, bei Unterschreitung<br />

verblieb es bei der bisherigen Vergütungshöhe<br />

und Vergütungsdauer.<br />

Diese Regelung wurde mit dem EEG 2009 und für die<br />

nachfolgenden EEG-Regelungen ersatzlos aufgehoben.<br />

Mit anderen Worten: Eine Modernisierung war nur möglich<br />

für Anlagen, die vor 1. Januar 2009 ausreichend<br />

viel investiert hatten. Seit einigen Jahren war nun in<br />

der Praxis höchst umstritten, ob Anlagenbetreiber<br />

auch heute noch solche „Modernisierungen“ anerkennen<br />

lassen können, da der Zeitraum der Investition,<br />

der zwingend vor 1. Januar 2009 liegen muss, schon<br />

viele Jahre vorbei ist. Manche Netzbetreiber haben in<br />

den vergangenen Jahren solche Modernisierungen anerkannt,<br />

andere hingegen waren skeptisch. Nunmehr<br />

liegt ein Votum der Clearingstelle EEG mit einigen<br />

Foto: Adobe Stock_Animaflora PicsStock<br />

106


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

grundsätzlichen Aussagen<br />

hierzu vor (Votum 2020/62-<br />

IV): Die grundsätzlichen Aussagen<br />

dieses Votums finden<br />

Sie in diesem Biogas Journal<br />

auf Seite 104.<br />

Netzbetreiber muss<br />

Entscheidung der<br />

Clearingstelle nicht<br />

akzeptieren<br />

Da diese Entscheidung der<br />

Clearingstelle für Biogasanlagenbetreiber<br />

sowohl positive<br />

als auch nicht ganz so<br />

positive Aussagen enthält,<br />

sollten betroffene Anlagenbetreiber<br />

einen Schritt<br />

nach dem anderen gehen:<br />

In einem ersten Schritt ist<br />

Kontakt mit dem eigenen<br />

Netzbetreiber aufzunehmen<br />

und zu ermitteln, ob er das<br />

Votum der Clearingstelle<br />

so akzeptieren kann. Zwar<br />

ist die Grundsatzaussage<br />

der Clearingstelle, dass das<br />

Recht auf „Modernisierung“ ein gesetzliches<br />

Recht wäre und daher weder verjähren<br />

noch verwirkt werden könne, sehr positiv.<br />

Allerdings gibt es keinerlei gesetzliche<br />

Verpflichtung für Netzbetreiber, dass diese<br />

solche Entscheidungen der Clearingstelle<br />

akzeptieren oder gar umsetzen müssen.<br />

Zwar kann grundsätzlich davon ausgegangen<br />

werden, dass der Netzbetreiber<br />

hierdurch keinerlei Nachteil hat, weil bei<br />

der Wälzung der EEG-Zahlungen die Entscheidungen<br />

der Clearingstelle zu beachten<br />

sind. Es kann also davon ausgegangen<br />

werden, dass der Netzbetreiber die insoweit<br />

ausgezahlte EEG-Vergütung komplett<br />

vom Übertragungsnetzbetreiber erstattet<br />

erhält. Gleichwohl kann der Netzbetreiber<br />

frei entscheiden, ob er dieser Entscheidung<br />

der Clearingstelle EEG folgen möchte<br />

oder nicht. Daher sollte diese Frage in<br />

einem ersten Schritt abgeklärt werden.<br />

Sollte der Netzbetreiber sich der Auffassung<br />

der Clearingstelle anschließen, muss<br />

im zweiten Schritt folgende Aussage der<br />

Clearingstelle kritisch beleuchtet werden:<br />

Der Anlagenbetreiber soll sich gegenüber<br />

Rückforderungsansprüchen des Netzbetreibers<br />

nicht auf die Verjährung berufen<br />

können. Grundsätzlich führt nämlich<br />

die nachträgliche Anerkennung der Modernisierung<br />

tatsächlich dazu, dass die<br />

Grundvergütung um 1,5 Prozentpunkte je<br />

Kalenderjahr abgesenkt wird und in der Regel<br />

damit jährlich ein nicht unerheblicher<br />

Rückforderungsanspruch des Netzbetreibers<br />

aufgelaufen ist.<br />

Ein solcher verjährt grundsätzlich innerhalb<br />

einer Zweijahresfrist, allerdings erklärt<br />

die Clearingstelle in nachvollziehbarer<br />

Weise, dass derjenige, der erst viele Jahre<br />

widerspruchslos die Vergütung akzeptiert<br />

und dann eine Modernisierung anerkennen<br />

lässt, sich nicht auf eine Verjährung<br />

berufen können soll. Das bedeutet: Lässt<br />

ein Anlagenbetreiber nun tatsächlich zum<br />

Beispiel das Kalenderjahr 2008 als neues<br />

Inbetriebnahmejahr anerkennen, müsste<br />

er damit volle 13 Jahre den entsprechend<br />

zu viel erhaltenen Betrag zurückzahlen.<br />

Sechsstellige<br />

Rückzahlungsbeträge<br />

So hat beispielsweise eine Anlage mit dem<br />

Inbetriebnahmejahr 2004 bis 150 Kilowatt<br />

elektrische Leistung (kW) 11,5 Cent<br />

pro Kilowattstunde (ct/kWh) und bis 500<br />

kW 9,9 ct/kWh erhalten. Wenn diese Anlage<br />

im Schnitt 300 kW installiert hat und<br />

jetzt im Nachgang eine Modernisierung für<br />

2008 anerkennen lässt, wäre seither die<br />

Grundvergütung auf 10,83 ct/kWh bis 150<br />

kW und auf 9,31 ct/kWh bis 500 kW gesunken,<br />

wobei zu beachten ist, dass das<br />

EEG 2009 die Vergütung für alle Anlagen<br />

bis 150 kW auf 11,67 ct/kWh angehoben<br />

hat (insoweit wäre also nur bis 1. Januar<br />

2009 ein Vergütungsnachteil gegeben).<br />

Diese Anlage müsste also Stand heute –<br />

wenn sie durchgängig weiterhin 300 kW<br />

jährlich produziert hätte – insgesamt etwa<br />

110.000 Euro netto (bis 150 kW: 8.830<br />

Euro für 2008, danach keine Rückzahlung;<br />

ab 150 kW: 7.752 Euro pro Jahr x<br />

13 Jahre) zurückzahlen. Hätte die Anlage<br />

im Zuge der Modernisierung auch erweitert<br />

und seit 2008 jährlich 500 kW eingespeist,<br />

würde der gesamte theoretische<br />

Rückzahlungsbetrag sogar auf 244.000<br />

Euro netto anwachsen.<br />

Ob umgekehrt eine eventuell höhere Bonusvergütung<br />

(zum Beispiel 2 ct für KWK<br />

oder Trockenfermentation, was eine Anlage<br />

nach EEG 2000 nicht hat geltend machen<br />

können, aber nach dem Wechsel ins EEG<br />

2004 durchaus kann) hier gegengerechnet<br />

werden kann, muss im Einzelfall geprüft<br />

werden. Das könnte aber kritisch<br />

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Recht<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Anlagenbetreiber,<br />

die Modernisierungsansprüche<br />

geltend<br />

machen wollen, sollten<br />

das Für und Wider<br />

genau prüfen.<br />

sein, weil die Clearingstelle die Frage, ob ein solcher<br />

nachträglicher Zahlungsanspruch gegen den Netzbetreiber<br />

verjährt oder verwirkt sein könnte, ausdrücklich<br />

offengelassen hat.<br />

Netzbetreiber darf, muss aber nicht<br />

rückfordern<br />

Das kann schnell unwirtschaftlich werden. Vor diesem<br />

Hintergrund ist dem betroffenen Anlagenbetreiber<br />

dringend anzuraten, Kontakt mit seinem Netzbetreiber<br />

aufzunehmen und zu klären, welchen Zeitraum<br />

der Netzbetreiber tatsächlich rückabwickeln möchte.<br />

Es ist nämlich nach Auffassung der Clearingstelle so,<br />

dass der Netzbetreiber zwar berechtigt ist, die Rückforderungsansprüche<br />

geltend zu machen, ihn hierzu<br />

aber keinerlei Pflicht trifft. Letztlich entscheidet der<br />

Netzbetreiber damit im freien Ermessen.<br />

In der Vergangenheit war es im Regelfall so, dass grundsätzlich<br />

das aktuelle Jahr rückabgewickelt wird, regelmäßig<br />

auch das Vorjahr, wenn der Belastungsausgleich<br />

noch nicht erfolgt ist. Da der Netzbetreiber aber – wie<br />

gezeigt wurde – auch weit über zehn Jahre zurückfordern<br />

könnte, muss dieser Punkt bereits im Vorfeld geklärt<br />

werden.<br />

Sofern der Netzbetreiber die Clearingstellenentscheidung<br />

anwenden möchte und zudem der in Aussicht<br />

gestellte Rückforderungszeitraum für den Anlagenbetreiber<br />

akzeptabel ist, wäre in einem dritten Schritt ein<br />

Modernisierungsgutachten zu beauftragen beziehungsweise<br />

gegebenenfalls zu überarbeiten: Ein Fachgutachter<br />

muss nicht nur kritisch prüfen, welche Investitionen<br />

tatsächlich für eine solche Modernisierung zu berücksichtigen<br />

sind, vor allem muss er zum Zeitpunkt des<br />

Abschlusses der Arbeiten den fiktiven Neuherstellungswert<br />

der damals vorhandenen Biogasanlage ermitteln.<br />

Nur wenn hier die 50 Prozent Reinvestitionskosten<br />

überschritten sind, macht nach entsprechender Ermittlung<br />

der Zahlen und Fakten die Fertigstellung des<br />

Gutachtens Sinn.<br />

Für diese Begutachtung klärt das Clearingstellenvotum<br />

einige kritische Punkte: So stellt die Clearingstelle<br />

beispielsweise klar, dass eine Modernisierung auch<br />

unmittelbar nach der Erstinbetriebnahme eingeleitet<br />

werden kann. Weiterhin ist es nicht nötig, dass die Anlage<br />

bei Fertigstellung der Modernisierung außer Betrieb<br />

gesetzt werden musste. Das heißt, der Gutachter<br />

hat insoweit einen gewissen Spielraum, wann genau die<br />

Modernisierung abgeschlossen ist.<br />

Modernisierung sollte zusammenhängender<br />

Vorgang sein<br />

Allerdings neigt die Clearingstelle der Auffassung zu,<br />

dass es sich bei der Modernisierung um einen in gewisser<br />

Weise zusammenhängenden Vorgang handeln<br />

muss. Letztlich wäre es also sehr hilfreich, wenn der<br />

Modernisierung ein Gesamtkonzept zugrunde liegt, das<br />

dann auch über einen längeren Zeitraum verfolgt werden<br />

kann. Das beste Beispiel ist, wenn zwar möglicherweise<br />

die Reinvestitionskosten sich über mehrere Jahre<br />

erstreckt haben, aber auf der Basis einer zunächst<br />

eingeholten Genehmigung erfolgen, die nach und nach<br />

abgearbeitet wurde.<br />

108


Foto: Adobe Stock_Countrypixel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Falls es sich um mehrere Genehmigungsschritte<br />

handelt oder die Modernisierung<br />

gegebenenfalls gar keine Genehmigung<br />

benötigt hat, wäre ein damals erstelltes<br />

schriftliches Konzept hilfreich. Hier müssen<br />

– ebenso wie bei der Ermittlung der tatsächlichen<br />

Investitionen – die Unterlagen<br />

vor 1. Januar 2009 kritisch durchgesehen<br />

werden.<br />

Sofern bereits ein Modernisierungsgutachten<br />

vorliegt, das der Netzbetreiber vor der<br />

Clearingstellenentscheidung nicht anerkannt<br />

hat, muss in vielen Fällen gleichwohl<br />

im Hinblick auf diese Vorgaben nun eine<br />

Überarbeitung des entsprechenden Gutachtens<br />

erfolgen. Erst wenn das Gutachten<br />

auch unter Beachtung der Vorgaben der<br />

Clearingstelle gesichert eine Überschreitung<br />

der 50-Prozent-Marke ergibt, sollte<br />

es dem Netzbetreiber vorgelegt werden.<br />

In besonderer Weise ist jedoch Vorsicht geboten,<br />

wenn nach der Modernisierung noch<br />

Zündstrahlaggregate vorhanden waren: Die<br />

Nutzung eines fossilen Zündstrahls war<br />

und ist bis heute zulässig für Anlagen, die<br />

im Sinne des EEG das Inbetriebnahmejahr<br />

2006 oder früher haben. Ab 1. Januar<br />

2007 war als Zündstahl nur noch Pflanzenölmethylester<br />

zulässig. Wenn nun eine<br />

Biogasanlage beispielsweise auch in den<br />

Kalenderjahren 2007 und 2008 noch fossilen<br />

Zündstrahl eingesetzt hat und über<br />

ein Modernisierungsgutachten nun eine<br />

Neuinbetriebnahme im Kalenderjahr 2008<br />

festgestellt wird, wäre damals in unzulässiger<br />

Weise fossiler Zündstrahl eingesetzt<br />

worden.<br />

Diese unzulässige Mischfeuerung führt für<br />

den entsprechenden Zeitraum zum Komplettverlust<br />

der Vergütung, zudem muss<br />

damit gerechnet werden, dass der Nawa-<br />

Ro-Bonus endgültig verloren ist. Im Ergebnis<br />

heißt dies: Eine Anlage, die fossilen<br />

Zündstrahl eingesetzt hat, darf grundsätzlich<br />

zwar auch eine Modernisierung durchführen,<br />

diese müsste jedoch spätestens<br />

Ende 2006 abgeschlossen gewesen sein.<br />

An Ausschreibung schon<br />

teilnehmen oder nicht<br />

Eine heikle Frage für viele Anlagenbetreiber<br />

ist, ob sie jetzt in Verhandlungen mit<br />

dem Netzbetreiber hinsichtlich der Modernisierung<br />

treten oder aber am Ausschreibungsverfahren<br />

teilnehmen sollen. Aus<br />

juristischer Sicht erscheint beides parallel<br />

nicht möglich zu sein: Hintergrund ist, dass<br />

eine Biogasanlage an der Folgeausschreibung<br />

bereits dann teilnehmen kann, wenn<br />

die Restlaufzeit der Erstvergütungsperiode<br />

weniger als acht Jahre ausmacht. Da eine<br />

Modernisierung bestenfalls für das Kalenderjahr<br />

2008 angesetzt werden kann, sodass<br />

diese modernisierte Anlage dann eine<br />

Vergütungsdauer bis 31. Dezember 2028<br />

innehätte, könnte diese Anlage auch nach<br />

erfolgter Modernisierung schon heute wirksam<br />

an einer Ausschreibung teilnehmen.<br />

Ein konkretes Beispiel: Eine Biogasanlage<br />

ist 2004 in Betrieb gegangen und hat<br />

damit das Vergütungsende 31. Dezember<br />

2024. Nunmehr möchte die Anlage eine<br />

Modernisierung im Jahr 2008 anerkennen<br />

lassen. Zur Sicherheit geht der Betreiber<br />

dieser Anlage jedoch im März 2022 in die<br />

Ausschreibung und erhält einen Zuschlag.<br />

Wird dann im Nachgang die Modernisierung<br />

für das Kalenderjahr 2008 anerkannt,<br />

hat der Anlagenbetreiber im Ergebnis<br />

nichts gewonnen: Das EEG sieht vor, dass<br />

drei Jahre ab Zuschlagsveröffentlichung<br />

der Wechsel in die Ausschreibungsvergütung<br />

automatisch erfolgt.<br />

Das heißt, diese Anlage wechselt spätestens<br />

im April 2025, unabhängig davon,<br />

ob sie das Inbetriebnahmejahr 2005 oder<br />

2008 hat, in die Ausschreibungsvergütung.<br />

Wie dieses Beispiel zeigt, sollte jemand,<br />

der noch auf eine Modernisierung baut,<br />

derzeit noch nicht an einer Ausschreibung<br />

teilnehmen. Umgekehrt muss kritisch geprüft<br />

werden, ob noch ausreichend Zeit ist,<br />

um die Teilnahme an einer Ausschreibung<br />

zu schieben: Dies ist grundsätzlich nur für<br />

solche Anlagen zu empfehlen, die noch<br />

innerhalb ihrer Erstvergütungsdauer aus<br />

zeitlicher Sicht eine Modernisierung anerkennen<br />

lassen können.<br />

Autor<br />

Dr. Helmut Loibl<br />

Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />

für Verwaltungsrecht<br />

Sprecher des Juristischen Beirats<br />

im Fachverband Biogas e.V.<br />

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109


Recht<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Herausforderung – BHKW-Tausch<br />

Jeder Betreiber steht früher oder später vor der Herausforderung, dass er eines oder<br />

mehrere Blockheizkraftwerke (BHKW) austauschen oder reparieren muss. Oft wird<br />

verkannt, welche Aufgaben und Herausforderungen mit einem solchen Austausch oder<br />

einer Reparatur verbunden sind. Dieser Aufsatz gibt einen sehr groben Überblick über<br />

die Fallgestaltungen des Austauschs und die jeweils betroffenen Themenbereiche.<br />

Von Dipl.-Betr. (BA) René Walter<br />

Neben verschiedenen Kernbotschaften sind<br />

die beiden Hauptbotschaften dieses Aufsatzes,<br />

dass entsprechende Maßnahmen<br />

sehr sorgfältig zu planen und die betroffenen<br />

Themenbereiche, die nachfolgend<br />

dargestellt werden, abzuarbeiten sind. Dabei wird Sie<br />

die neue Arbeitshilfe des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

und das Seminar des Autors im Rahmen des Schulungsangebotes<br />

des Fachverbandes Biogas e.V., das<br />

im September stattfinden wird, äußerst hilfreich unterstützen.<br />

Als erste Kernbotschaft kann hier auf den Weg gegeben<br />

werden, dass die Herausforderungen grundsätzlich<br />

mit der zeitlichen Länge des Austauschs- oder<br />

Reparaturvorgangs steigen. Zu unterscheiden sind die<br />

Reparatur, der Austausch einzelner Teile eines BHKW,<br />

des Generators, des Motors und der Gesamtaustausch<br />

eines einzelnen BHKW oder mehrerer BHKW. Von<br />

maßgeblicher Bedeutung ist auch, ob es sich um ein<br />

Satelliten-BHKW oder eine Vor-Ort-Verstromungsanlage<br />

handelt. Insbesondere dann, wenn an einem<br />

Satelliten-Standort nur ein BHKW vorhanden ist, ergeben<br />

sich erhebliche Herausforderungen. Darüber<br />

hinaus ist es für verschiedene Punkte bedeutsam, ob<br />

das BHKW gegen ein baugleiches oder ein anderes<br />

BHKW ausgetauscht wird.<br />

Für alle Konstellationen ist allerdings festzustellen,<br />

dass ein EEG-Vergütungsverlust möglich ist. Auch<br />

dies ist eine Kernbotschaft. Im Rahmen der Projektplanung<br />

ist zu überlegen, wer einzubeziehen ist.<br />

Neben den ausführenden Unternehmen ist daran zu<br />

denken, den Direktvermarkter, den Umweltgutachter,<br />

den Netzbetreiber und die zuständige Behörde anzusprechen.<br />

Aus dem Blickwinkel des Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetzes (EEG) führen vor allem vier Gründe in der<br />

Praxis dazu, dass der Anlagenbetreiber Vergütung<br />

verliert. So kann ein Austausch dazu führen, dass<br />

eine Neuinbetriebnahme vorliegt, dass eine Pönale<br />

aufgrund der fehlenden Einbindung in das Einspeisemanagement/in<br />

die Fernsteuerbarkeit ausgesprochen<br />

wird oder dass die Vergütung aufgrund fehlender oder<br />

falscher Meldung zum Marktstammdatenregister gekürzt<br />

wird.<br />

Boni und Genehmigung können<br />

betroffen sein<br />

Darüber hinaus ist aus EEG-Sicht festzustellen, dass<br />

der Kraft-Wärme-Kopplungs-Bonus, der Luftreinhaltungs-Bonus<br />

und die Prämien für die Flexibilität betroffen<br />

sein können. Neben dem EEG ist auch das Genehmigungsrecht<br />

von tragender Bedeutung. So ist genau<br />

darauf zu achten, dass der Austauschvorgang auch den<br />

Vorgaben der Genehmigung entspricht. Zudem ist in jedem<br />

Fall zu prüfen, inwieweit die Behörde einbezogen<br />

werden sollte. Darüber hinaus ist auch die 44. Bundes-<br />

Immissionsschutzverordnung im Blick zu behalten.<br />

Soweit sich die elektrischen Eigenschaften der Anlage<br />

verändern, sind auch die Auswirkungen auf das Einheiten-<br />

und Anlagenzertifikat zu prüfen. Deshalb sollte<br />

schon im Vorfeld sehr frühzeitig mit dem Zertifizierer<br />

und dem Netzbetreiber Kontakt aufgenommen werden.<br />

Idealerweise sollte dieser Kontakt vor dem Kauf des<br />

neuen BHKW erfolgen, weil Zertifizierer derzeit sehr<br />

ausgelastet sind.<br />

Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass<br />

schon bei der Planung die relevanten Maßgaben aus<br />

der Arbeitssicherheit (siehe Arbeitshilfe A-021 des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.) zu berücksichtigen sind.<br />

Entsprechende Vorgaben sollten auch beim Abschluss<br />

der Kaufverträge und Werkverträge berücksichtigt werden.<br />

Zudem wird empfohlen, den Austausch mit der<br />

zur Prüfung befähigten Person/zugelassenen Überwachungsstelle<br />

vorab abzustimmen und die notwendigen<br />

Anpassungen in der Dokumentation vorzunehmen.<br />

Die genannten und weitere Aspekte werden in der<br />

Arbeitshilfe A-030 des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

weiter erläutert. Zudem empfehlen wir, aufgrund der<br />

Komplexität das vorgenannte Seminar zu besuchen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Betr. (BA) René Walter<br />

Syndikusrechtsanwalt ∙<br />

Leiter des Referats Energierecht und -handel<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

0 81 61/98 46 60<br />

info@biogas.org<br />

110


Biogas Journal | 5_<strong>2021</strong><br />

Recht<br />

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hat das Unternehmen ein neues Getriebe<br />

speziell für den Einsatz in explosionsgefährdeten<br />

Gasatmosphären entwickelt, mit<br />

dem die Tauchmotorrührwerke entsprechend<br />

der ATEX-Richtlinien in Zone 2 betrieben<br />

werden dürfen.<br />

Vor allem in Vorgruben und Nachgärern<br />

von Biogasanlagen gewährleistet die ATEX-<br />

Ausführung der CHIOR ® SE-Rührwerke<br />

den sicheren Betrieb. Aufgrund der Energieeffizienz<br />

der CHIOR SE-Rührwerke sind<br />

sie für die Förderung durch die BAFA zertifiziert<br />

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** Fachanwalt für Insolvenzrecht<br />

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IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />

Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit)<br />

Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

Fax: 0 81 61/98 46 70<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Internet: www.biogas.org<br />

ISSN 1619-8913<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

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Das BIOGAS Journal erscheint sechsmal im Jahr auf Deutsch.<br />

Zusätzlich erscheinen zwei Ausgaben in englischer Sprache.<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />

die Meinung des Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der<br />

Position des Fachverbandes Biogas e.V. übereinstimmen muss.<br />

Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet,<br />

Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-Rom nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen an die Redaktion<br />

wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung<br />

vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen<br />

wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe sinnerhaltend zu kürzen.<br />

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wie zum Beispiel Ammoniak, Schwefelwasserstoff<br />

und Schwermetalle.<br />

Durch die Pufferwirkung werden Gärsäuren<br />

teilweise in die Zwischenschichten eingelagert und<br />

verzögert in dosierter Form wieder abgegeben.<br />

Somit pendelt sich die Gärsäurenkonzentration<br />

im Fermenter optimal ein und sorgt für einen<br />

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Rückhaltung von Ammoniak durch<br />

Kationenaustauschkapazität<br />

Reduzierung des Geruchs<br />

Regulierung von Gärsäuren; Minimierung<br />

von Sickstoffverlusten im Gärrest<br />

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