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POPSCENE Februar 02/22

Das total umsonste Popkulturmagazin

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Schauspielerin und Regisseurin sind die „Hauptrollen“<br />

im Leben von Nina Schopka. Mit der<br />

Theatergruppe Korso-op.Kollektiv hat sie jungst<br />

im Saarland für Furore gesorgt. Jetzt kommt<br />

das erfolgreiche Stück „Lost Puppy“ zurück.<br />

Darüber sprechen wir mit Nina im Interview.<br />

Dein Körper besteht zu 80% aus Wasser. Gehört<br />

er deshalb dem örtlichen Sprudelabfüller?<br />

Ich trinke ja gerne Gerolsteiner, möglich, dass<br />

ich denen bereits gehöre. Ich weiß aber nicht, ob<br />

die mich überhaupt wollen. Meinst Du, ich muss<br />

dann einen zweiten Wohnsitz in Rheinland-Pfalz<br />

anmelden? Oder ist die besitzrechtliche Definition<br />

eher fließend?<br />

„Lost Puppy“ übt Kritik an „Der Welt der<br />

Dinge“ und einen Schritt weiter konsequenterweise<br />

auch am Neo-Liberalismus. Kannst Du mir<br />

drei Dinge nennen, auf die Du auf gar keinen<br />

Fall verzichten kannst?<br />

Kaffee - gar keine Frage: Kaffee! Außerdem freue<br />

ich mich jeden Abend, ein Bett zu besitzen und als<br />

neulich der Strom einen Tag lang ausgefallen ist,<br />

wurde mir die existenzielle Abhängigkeit davon<br />

nochmal ganz anders bewusst - ich weiß nicht, ist<br />

Strom ein Ding?<br />

Ihr bezeichnet das Stück als interaktives, theatrales<br />

Hybrid aus Spiel- und Peepshow. Ist das<br />

nur was für Brecht-Fans und sollte man als Zuschauer<br />

einen Regenmantel mitbringen?<br />

Für Brecht bräuchten wir ja eine Bühne. Bei uns<br />

sind die Zuschauer per Raumdefinition Teil des<br />

Ganzen. Sie sind Hotelgäste, Kongressteilnehmer<br />

oder eben wie diesmal Peep- und Spielshowbesucher.<br />

Keiner muss bei uns mitspielen oder sowas<br />

schreckliches, aber sie sind ganz nah dabei und<br />

jeder hat sogar einen Buzzer!<br />

Ihr habt Corona-Sicherheitsmaßnahmen quasi<br />

in die Aufführung implementiert. Die Zuschauer<br />

sitzen, wie in einer Stripbude, in Separées.<br />

Was macht das mit den Zuschauern? Normalerweise<br />

lebt eine Aufführung auch auch von der<br />

Interaktion des Publikums untereinander.<br />

Die Kabinen sind ja im Kreis angeordnet und zur<br />

Spielfläche hin offen. Man sieht und hört also<br />

13<br />

immer auch die anderen Zuschauer. Das ergibt<br />

sogar ein sehr schönes Miteinander und in unserer<br />

Kofferversteigerung liefern sich die Leute oft erstaunliche<br />

Battel.<br />

Und die Schauspieler? Fühlt ihr euch dabei ein<br />

bisschen wie Helge Schneider, der nicht vor<br />

Strandkörben spielen will oder ist das egal?<br />

Wir Schauspieler sind umzingelt. Aber das sind<br />

Korso-op.Schauspieler ja gewöhnt.<br />

Die öffentlichen Reaktionen auf das Stück<br />

waren überragend. Habt ihr mit dem Thema<br />

den Zeitgeist getroffen oder ist „Lost Puppy“<br />

einfach nur ein sehr guter Stoff?<br />

Beides, denke ich. Die Texte sind ja komponiert<br />

aus realen Interviews, Politikerreden und selbstentwickelten<br />

Szenen und insofern ganz aus dem<br />

hier und jetzt. Aber klar, der Neoliberalismus hat<br />

mittlerweile auch so obszöne Formen angenommen,<br />

dass er sich quasi selbst in Frage stellt.<br />

Auf euren Werbemotiven sieht man eine englische<br />

Bulldogge. Was hat es mit dem Titel und<br />

dem Hund auf sich?<br />

Das ist Butch! Der ist bekannt, zumindest im Nauwieser<br />

Viertel. Der ist toll: ein Hund, der aussieht,<br />

wie ein melancholischer Großindustrieller!<br />

„Lost Puppy“ geht mit dieser zweiten Auflage<br />

gewissermaßen in eine neue Runde. Ist das<br />

Stück unverändert geblieben oder habt ihr nochmal<br />

Hand angelegt?<br />

Es ist unverändert, außer den Passagen, die sowieso<br />

bei jeder Vorstellung anders sind. Und seit<br />

unserem Gastspiel in Frankreich haben wir jetzt<br />

auch französische Übertitel.<br />

Magst Du Hunde?<br />

Ich glaube ich habe mehr Respekt, als dass ich sie<br />

mag. Aber manche sind schon drollig.<br />

Interview: Markus Brixius | Bild: Varvara Kandaurova<br />

TITEL<br />

Garelly Haus, Saarbrücken<br />

04., 05., 10., 11., und 12. Feb // 20.00<br />

korso-op.com

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