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Chance 2021

Selbsthilfezeitung Chance

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CHANCE

30 Jahre

Selbsthilfe

in Jena

JENA

Selbsthilfe - Gesundheit - Prävention


INHALT

CHANCE - Jenaer Selbsthilfezeitung

Infos . Angebote . Adressen . Veranstaltungen . Projekte

Impressum

Jahrzehntelang

Facettenreich

Gefilmt

Vielfältig

Individuell

Zusammengehörig

Heimatgebend

Befreiend

Unterstützend

Barrierearm

Klischeefrei

Transplantiert

Menschlich

Aufmerksam

Initiativ

Gefragt

Gemeinsam

Im Dreiklang

Gestrandet

Rückblickend

Belohnend

Borreliosekrank

Gegründet

Angepinnt

Selbstwirksam

Vertrauensvoll

Herzlich

Gut informiert

Das SEIN

CHANCENreich

Energiespendend

Aufgelistet

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Editorial der IKOS

30 Jahre Selbsthilfe in Jena

Imagefilm der Jenaer Selbsthilfe

Die Selbsthilfe-Zeitungen „Nicht ohne uns“ und „ThuLPE“

Selbsthilfegruppen neuroKind und INTENSIVkinder zuhause e. V.

Junge Selbsthilfe in Jena stärkt

Die „ESSIES“ für Menschen mit Essstörungen

Die Begegnungsgruppe vom Blauen Kreuz in Jena

Selbsthilfegruppe Trans in Jena klärt auf

Blinden- und Sehbehindertenverband Jena e. V.

Frauenselbsthilfe Krebs begleitet

Selbsthilfegruppe Lebertransplantierte unterstützt

Frank Albrecht über die Selbsthilfe in Jena

Die Telefonseelsorge sucht Verstärkung

Selbsthilfe für alleinerziehende Mütter und Väter in Jena

Tauschring „Der Stern“ lädt ein zum Mitmachen

Der Weg der Gruppe „Lichtblick“

Der Jenaer Trialog im Austausch auf Augenhöhe

Buchvorstellung von Jan Schäfs „Große Reise“

50 Jahre Begegnungsgruppe Blaues Kreuz in Jena

Eine Wanderung mit Polten Wanderwelten und LandART

Selbsthilfegruppe Borreliose seit Jahrzehnten überregional

Selbsthilfegruppe für Psychose-Gefährdete

Pinnwand für Gesuche

Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther

Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Jena in Gemeinschaft

Selbsthilfegruppe Parkinson als große Familie

Gesundheitsinformationen kompakt

Zwei Gedichte von T. G. aus Jena

So viele CHANCEN über drei Jahrzehnte

Neu: Selbsthilfegruppe „Outdoor-aktiv“

Selbsthilfegruppen und Hilfsangebote im Überblick

Herausgeber:

IKOS Jena - Beratungszentrum

für Selbsthilfe

Träger:

AWO Regionalverband

Mitte-West-Thüringen e. V.

Redaktionsteam:

Bettina Brenning

Gabriele Wiesner

Layout & DTP:

Studio eljott

Lothar Jähnichen

Dornburg/Saale

Umschlagfotos:

Gabriele Wiesner (U1, U4)

Auflage: 1.750 Stück

Redaktionsschluss:

30. November 2021

Der Inhalt der Beiträge entspricht

nicht unbedingt der

Meinung des Herausgebers.

Mit freundlicher Unterstützung

durch die GKV Thüringen.

© IKOS Jena 2021


CHANCE

JENA

Dankbar und beeindruckt…

Jahrzehntelang

Editorial der IKOS

Ich bin dankbar und beeindruckt. Dankbar dafür,

dass ich seit 1991 beratend für die AWO in Jena unterwegs

sein kann, also immerhin schon 30 Jahre

– und nunmehr schon 20 Jahre davon für die Jenaer

Selbsthilfe. Und beeindruckt von den Menschen, die

ich im Ehrenamt Selbsthilfe über all die Jahre kennenlernen

und begleiten durfte.

30 Jahre Selbsthilfe in Jena und ebenso lange IKOS

für die Belange der Suchenden und Aktiven – das

gibt die Möglichkeit zum Rückblick, zum Schauen

auf das, was ist und zum „Spinnen“ für die Zukunft.

Und es ist eine große CHANCE zum DANKESAGEN.

In erster Linie an all die Menschen, ohne die es die

IKOS gar nicht geben oder brauchen würde – die die

Selbsthilfe zum Leben und Agieren gebracht haben,

Menschen im freiwilligen Engagement, im Ehrenamt.

Und dann natürlich DANKE an alle Menschen

in den Gesundheits- und Sozialbereichen und in den

politischen Entscheidungsebenen, die Selbsthilfe

aktiv oder passiv unterstützen. Nichts war und ist

selbstverständlich – diese Achtung, Wertschätzung

und Förderung hat sich die Selbsthilfe über jahrzehntelanges

Wirken erworben und verdient.

Die Broschüre CHANCE erscheint nun auch schon

fast im 30. Jahr. Da ist es an der Zeit, einem stetigen

Begleiter unsere Achtung zu erweisen – ein HOCH

auf unseren Grafiker, Lothar Jähnichen, aus Dornburg!

Erst eher bisschen bieder in zwei Farbtönen

– ohne BUNT war der Druck einfach billiger – und

seit vielen Heften voller Farben. Du hast uns immer

wieder zu kleinen Veränderungen animiert, lieber

Lothar, die stets positives Feedback erzeugten.

Als ich 2001 bei der IKOS anfing, half mir die damalige

Mitarbeiterin Elke Spangenberg, mich in die

Selbsthilfe einzuarbeiten. Und ein studentischer

Praktikant, mein erster…, Dominik Lietz, hatte seine

praktischen Semester schon vor mir begonnen und

somit mehr Wissen als ich am Tag 1. Wir haben’s gut

zusammen hinbekommen und u. a. das erste Thüringer

Selbsthilfe-Internetportal geschaffen.

Mit weiteren stetigen Begleitern zusammen – Thomas

Mahler und Michael Fritzsche von digital concept

aus Jena. Auch Ihr kennt Euch inzwischen super

in der Selbsthilfe aus…

G. Wiesner und G. Knorr vor dem AWO-Zentrum

Mit Elkes Ruhestand 2003 begann Gabriele Knorr

bei der IKOS, wir waren also sozusagen Gabriele im

Doppelpack und konnten bis 2017 unsere gemeinsamen

Ideen sprießen lassen. Deine Supermonster-

Excel-Tabelle für sämtliche Finanzen bei der IKOS

lebt immer noch, liebe Gabi, und bekommt jedes

Jahr neue Zahlen gefüttert! Wir hatten eine gute Zeit

miteinander. Es ist kaum zu glauben, dass Bettina

Brenning nun auch schon wieder im vierten Jahr für

die Selbsthilfe unterwegs und für viele Menschen

eine empathische Gesprächspartnerin geworden ist.

Lothar Jähnichen in seinem Graphik-Studio

Wacker mitgelaufen beim Stadtrundgang

Wir spinnen den Selbsthilfefaden gemeinsam weiter…

Also, es bleibt spannend und wir bleiben neugierig

auf all die Menschen, die den Weg noch zu

uns finden.

Ein ganz großes Dankeschön sagen wir auch unserer

„Postchefin“ Susanne Littke, die uns seit 2001

wahrscheinlich hunderte Euro Porto erspart hat und

Jenas Straßen inzwischen kennt wie kaum eine andere

Postbotin… Du bist SUPER!

Das Wichtigste über allem

ist gerade jetzt, dass

wir unsere Menschlichkeit

bewahren, dass wir

miteinander im Gespräch

bleiben und unser Gegenüber

wertschätzend wahrnehmen

und akzeptieren,

völlig unabhängig von

irgendwelchen vorgegebenen

Großbuchstaben zu

irgendeinem Status. Angst

ist lebensnotwendig, allerdings

war sie noch nie ein

guter Ratgeber für Körper

und Geist und schon gar

nicht für den Zustand unserer

Immunsysteme.

G. Wiesner und „Postchefin“

Susanne Littke

Lasst uns menschlich miteinander sein, unseren Körpern

jeden Tag danken für das, was sie leisten und

auch unsere Seelen ab und zu etwas streicheln.

Herzlichst,

Ihre Gabriele Wiesner

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CHANCE JENA

Mehr als drei Jahrzehnte

aktive Selbsthilfe in Jena…

IKOS-Flyer bieten den Kontakt

zu uns an und sind hier und da

in der Stadt zu finden.

Facettenreich

30 Jahre Selbsthilfe in Jena

Es ist schon erstaunlich, was aus einer ursprünglich aus den USA stammenden

Idee in Deutschland gewachsen ist. Wie so vieles andere über

den „großen Teich“ geschwappt, hat sich diese Idee verselbstständigt

und durchgesetzt und zu einer anerkannten Stütze unserer Gesundheitsund

Sozialsysteme entwickelt.

Sie ist nicht mehr wegzudenken aus unserem täglichen Miteinander:

die SELBSTHILFE!

Für die Selbsthilfetage haben

wir immer aktiv geworben und

gemeinsam mit unserem Grafiker,

Lothar Jähnichen, symbolträchtige

Bilder gesucht, gefunden

und gestalterisch wirkungsvoll

eingesetzt.

Facettenreich, vielfältig, offen für alle Menschen, ein soziales

und kostenfreies Angebot mit viel Empathie für Suchende.

30 Jahre aktive Selbsthilfe in Jena mit einem ebenso lange bestehenden

Beratungsangebot bei der IKOS lassen uns dankbar und voller echter

Wertschätzung zurückblicken. Dankbar all den Menschen gegenüber,

die in einem besonderen Ehrenamt ihre Zeit, ihre Kraft und ihr Erfahrungswissen

mit anderen teilen. Ohne das ehrenamtliche Engagement

der Mitglieder in den Gruppen gäbe es natürlich auch keinen Bedarf für

Selbsthilfe-Beratungsangebote, für diese haltenden Strukturen, die allen

an Selbsthilfe interessierten Menschen zur Verfügung stehen.

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CHANCE JENA

Angefangen hat die Geschichte im Februar 1991, als die Stadt Jena nach

einer Ausschreibung dem AWO Kreisverband Jena e. V. den Auftrag erteilte,

ein Beratungsangebot aufzubauen. Die Selbsthilfebewegung hatte in

den 70er und 80er Jahren in den alten Bundesländern Fahrt aufgenommen

und stand Pate für den Osten. Thüringen erhielt drei Modellstandorte

für Selbsthilfeberatungsstellen, die bundesgefördert in Suhl, Erfurt

und Jena entstanden. IKOS – die Versalien für Informations- und Kontaktstelle

für Selbsthilfe oder KISS, je nachdem, in welcher Reihenfolge man

die Anfangsbuchstaben anordnet – etablierten sich in den drei Kreisen,

wurden evaluiert und dienten allen anderen Landkreisen und kreisfreien

Städten in Thüringen als Schablone zum Nachzeichnen und Anpassen an

die Vor-Ort-Bedingungen.

Der damalige Arbeitstitel in Jena war „IKOS mit integrierter Familienberatung“.

Schon bald stellten die Kolleginnen Sigrid, Cornelia, Kerstin und

Birgitt fest, dass jedes der beiden Themen, Selbsthilfe und Familie, ganz

autark eine eigene Beratungsstelle ausfüllen konnte. Menschen auf der

Suche nach Unterstützung gab es zu Beginn der 90er Jahre genug. Erste

Selbsthilfevereinigungen fanden sich schon in den DDR-Jahren zusammen,

damals eher geschützt in den Räumen der Kirche zum Beispiel für

Eltern mit kranken Kindern, für krebserkrankte Frauen oder Menschen

mit MS. Solche menschlichen Hilfesysteme als Ansammlungen von Individuen,

von denen niemand so recht wusste, zu welchem Zweck sie sich

trafen, schienen durchaus suspekt und standen mit Sicherheit unter Beobachtung.

Dazu gab es im Nachgang ausführliche Forschungen. Umso

freier entfaltete sich die Selbsthilfelandschaft ab 1990/1991, und Gruppen

zu ganz vielen Themen sprossen wie Pilze aus dem Boden.

Als Heimstatt mit Beratung, Begleitung und rückenstärkend stand über

30 Jahre immer die IKOS zur Seite. Die Medien Selbsthilfezeitung, Radiosendung

und Selbsthilfetag entstanden und trugen den Selbsthilfegedanken

als ganz besonderes Ehrenamt unter die Menschen.

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CHANCE JENA

In einem viele Jahre währenden Prozess gewann die Selbsthilfe die Öffentliche

Hand, die Krankenkassen, die Gesundheits- und Sozialsysteme

als Unterstützer und Förderer. Selbsthilfe ist zwar für interessierte Menschen

kostenfrei, das heißt allerdings nicht, dass sie nichts kostet. Jeder

in die Selbsthilfe investierte Förder-Euro multipliziert sich und hat einen

gesellschaftlich, gesundheitlich und menschlich messbaren Nutzen.

Was in der Paradiesstraße 3 begann, lange Jahre in der ehemaligen

Ibrahim-Villa zu Hause war, sich gut im Ricarda-Huch-Haus etabliert

hatte und heute im AWO-Zentrum Lobeda, in der Kastanienstraße 11,

beheimatet ist, bietet als Beratungszentrum für Selbsthilfe kompetentes

Erfahrungswissen von Selbsthilfeaktiven und solides Fachwissen

in der Gesundheitsberatung. Wir netzwerken mit zahlreichen

Beratungs- und Hilfsangeboten in unserer Stadt und überregional.

Die Selbsthilfe fühlte sich an unterschiedlichen Standorten zu Hause und

musste dann doch immer wieder ihre Zelte abbrechen und weiterwandern.

Ricarda-Huch-Haus am Löbdergraben

Veranstaltung anwesend und hatte diese Schenkungsurkunde auch persönlich

zu Gesicht bekommen. Leider war sie Jahre später, als die Selbsthilfe,

die Bürgerstiftung, die Arbeitsloseninitiative und die AIDS-Hilfe die

Villa verlassen mussten, nicht mehr auffindbar. Das schöne soziale Haus

mit dem herrlichen Garten wurde verkauft. Die Gruppen und IKOS fanden

im Ricarda-Huch-Haus ein neues geschütztes Refugium von 2005

bis immerhin 2014. Dann bekam auch dieses zentrale Gebäude einen

neuen Eigentümer. Und glücklicherweise hatte unser Träger, der damalige

AWO Kreisverband Jena-Weimar e. V., eine für die Selbsthilfe ausreichend

große Fläche in seiner Immobilie in Lobeda-Ost frei, im AWO Zentrum

Lobeda in der Kastanienstraße 11.

Eine gute Zeit in geschützter Umgebung mit herrlich großem Garten erlebten

die Gruppen in der Rathenaustraße 10, der ehemaligen Ibrahim-

Villa. Dieses große Wohnhaus des ehemaligen Chefs der Jenaer Kinderklinik

wurde von ihm der Stadt Jena in einer öffentlichen Veranstaltung

zur Nutzung für soziale Zwecke übereignet. Unseres Wissens befand sich

dort über viele Jahre die zentrale Röntgenstelle. Im Keller konnten wir

den nachhaltigen Geruch verschiedenster Chemikalien bei jedem Gang

die Stufen hinunter „genießen“.

Dass diese Schenkung an die Stadt ebenso in einer Schenkungsurkunde

festgehalten war, hat uns immer wieder Monsignore Karl-Heinz Ducke,

ein in Jena sehr gut bekannter und geschätzter katholischer Pfarrer und

Bürgerrechtler mit großem Herz für die Selbsthilfe bestätigt, der leider

schon 2011 viel zu früh aus dem Leben ging. Er war bei der öffentlichen

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Ehemalige Ibrahim-Villa in der Rathenaustraße 10

AWO-Zentrum Lobeda in der Kastanienstraße 11


CHANCE JENA

Auch wenn wir aufgrund der Verkäufe des „städtischen Tafelsilbers“ in

Immobilienform immer wieder umziehen mussten, können wir dankbar

und wertschätzend sagen, dass uns die Stadtverwaltung Jena, Kommunale

Immobilien Jena und der Sozialausschuss immer wieder hilfreich zur

Seite standen, uns den Rücken stärkten und beim Finden einer neuen

Heimstatt behilflich waren. Wir sind inzwischen Teil eines großen Ganzen,

gern genutzte und nützliche Partnerin in einem sozialen Zentrum in Lobeda-Ost

und haben seit 2014 viel zusätzliches Leben ins Haus gebracht an

sieben Tagen die Woche fast rund um die Uhr. Selbsthilfegruppen schätzen

diese geschützten Rückzugsräume, die voll und ganz ihren Bedarfen

entsprechen. Danke sagt die Jenaer Selbsthilfe allen Unterstützerinnen

und Unterstützern seitens der Stadt Jena, der AWO, der GKV Thüringen,

des Thüringer Landesverwaltungsamtes.

Inzwischen haben wir in Jena um die 120 Selbsthilfegruppen, die Interessierte

mit offenen Armen empfangen. IKOS begleitet gern bei Neugründungen

und sucht betroffene Menschen

zu neuen Themen.

Lösen Sie sich von den Klischeevorstellungen

von Menschen in Stuhlkreisen,

die Händchen halten, besserwissende

Patienten sein wollen, kaffeetrinkend

und kuchenessend und sich gegenseitig

etwas über ihre Krankheiten vorjammern. Diese sind eindeutig FALSCH.

Natürlich gibt es hier und da auch einen Tee oder Kaffee und ein leckeres

Stück selbstgebackenen Kuchen. Selbstverständlich wird über Krankheitsbilder

und besonders belastende Lebenssituationen gesprochen.

Natürlich erfährt man Trost, Nächstenliebe, Wertschätzung und Rückenstärkung

und kann auch seinen Tränen freien Lauf lassen, wenn die Traurigkeit

gerade drückt.

Frank Albrecht, unser AWO-Geschäftsführer, hat es im aktuellen Film über

die Selbsthilfe in Jena treffend formuliert: „Selbsthilfe ist in jedem Fall

Austausch von Erfahrungen, sich treffen, sich gegenseitig unter die Arme

greifen, sich helfen. Selbsthilfe ist Solidarität, gelebte Nächstenliebe.

Selbsthilfe ist zutiefst menschlich.“

„Wissen ist Erfahrung – alles andere ist nur Information.“ Der Ausspruch

stammt von Albert Einstein, der sicher damals noch nicht gewusst hat,

wie bezeichnend das für die Selbsthilfe und ihr immenses Erfahrungswissen

steht.

Vielleicht sind Sie jetzt neugierig geworden auf all das, was Selbsthilfe

ausmacht und auf die CHANCEN, die sie bietet.

Wir freuen uns auf Sie!

Gabriele Wiesner von der IKOS

Ausstellungs- und Beratungsstände

während der Selbsthilfetage

in der Goethe Galerie Jena

Gabriele Wiesner, Bettina Brenning und

Katja Schröder im Studio (von li. nach re.)

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CHANCE JENA

„Selbsthilfe - Eine Chance auch für Dich?“

Gefilmt

Der erste Film über die Jenaer Selbsthilfe

Ein ganz besonderer Meilenstein in der jüngeren IKOS-Geschichte ist

der erste Film über die Jenaer Selbsthilfe, den wir im Juli 2021 anlässlich

unseres 30-jährigen Jubiläums realisiert haben. Möglich wurde dies im

Rahmen des Projektes „Selbsthilfe – Eine Chance auch für Dich?“,

das von der Krankenkasse AOK PLUS unterstützt wurde. Die IKOS freut

sich sehr, den neuen Imagefilm über die Selbsthilfe in Jena der Öffentlichkeit

präsentieren zu dürfen.

Pressemitteilungen, Schaukasten, Radiosendungen, Internetportal, Facebook,

Selbsthilfezeitung, Gremienarbeit… Warum braucht die Jenaer

Selbsthilfe nun auch noch einen Film?

Ziel unseres Filmvorhabens ist es, der Öffentlichkeit Einblicke in die Gruppenarbeit

zu geben, die Menschen dahinter vorzustellen und die verschiedenen

Wege aufzuzeigen, wie sie sich selbst helfen können und wie wertvoll

dabei ein Austausch mit anderen Betroffenen ist. Aus der Perspektive

Betroffener wird die Selbsthilfe beleuchtet und bricht mit dem Klischee,

dass Selbsthilfe nur bedeutet, im Stuhlkreis zu sitzen und in Problemen zu

wühlen. Der besondere Wert der Selbsthilfe soll durch den Film deutlich

vermittelt, und zugleich sollen Tabuthemen wie seelische und körperliche

Krankheiten in die Öffentlichkeit getragen werden.

Zudem gibt der Film einen Einblick in die Arbeit der IKOS, die themenübergreifend

zur Selbsthilfe berät.

Im Vorfeld des eigentlichen Drehs gab es für uns viel zu recherchieren.

Erste Ideen wurden skizziert und das Format des Films und Schwerpunkte

festgelegt. Wir wollten nicht auf die Unterstützung eines professionellen

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Filmteams verzichten, das bereits Erfahrung in der Produktion verschiedener

Kurzfilme hat. Das junge Filmteam Janne Hansberg, Leon Liehr und

Kilian Zillessen hatte anlässlich des 7. Welt-Sepsis-Tages den Kurzfilm

„Handeln“ zum Thema Sepsis produziert und mit diesem Film den 1. Platz

belegt. Auch der Kurzfilm „Ein Traum vom Glück“ schaffte es sogar zum

Sieger des Mitteldeutschen Medienkompetenzpreises 2019.

Nachdem wir uns die Trailer der preisgekrönten Kurzfilme angesehen

hatten, waren wir so beeindruckt von der tollen Bild- und Tongestaltung,

dass wir uns sofort entschieden, mit den jungen Leuten zu arbeiten und

gemeinsam einen Selbsthilfe-Imagefilm zu produzieren.

Der Clou unseres Projektes sollte sein, dass hier keine professionellen

Schauspieler agieren sollten, sondern dass „echte“ Selbsthilfeaktive aus

ihrer Perspektive und authentisch berichten. Alle von uns angefragten

Gruppenmitglieder folgten unserem Aufruf, über ihre Erfahrungen in der

Gruppe zu sprechen. Uns fiel es sehr schwer, aus den unterschiedlichen

Themenbereichen der Selbsthilfe auszuwählen. Wichtig war uns vor allem,

dass wir die Vielfältigkeit der Selbsthilfe hervorheben und zeigen,

dass sie in allen Lebenslagen und Altersklassen relevant ist. Mit dem gut

ausgetüftelten Ablaufplan in der Hand ging es dann im Juli an die Umsetzung

des Imagefilms. Als Drehorte wählten wir das AWO-Zentrum Lobeda

und vier bekannte Jenaer Plätze aus: Paradiespark, Park in Drackendorf,

Frommanscher Garten und der Landgraf. Bevor es mit dem Drehen losging,

gab es eine kurze Besprechung und Einleitung zu den Abläufen am

Set. Es war alles sehr aufregend und unheimlich spannend.


Am ersten Drehtag hatten wir Pech mit dem Wetter, es regnete ausgiebig.

Jena wurde gefühlt weggespült…, so dass wir nicht in den Drackendorfer

Park gehen konnten und die gesamte Drehzeit drinnen verbracht

haben. Das hielt die Mitwirkenden jedoch nicht davon ab, mit viel Elan

zu starten. Die IKOS-Räume waren voller Menschen, die sich teilweise

noch nie gesehen hatten, doch alle einte die Vorfreude auf das Abenteuer

Filmdreh.

Zum Glück konnten wir am zweiten

Drehtag unsere Dreharbeiten im Freien

fortsetzen, und es herrschte eine großartige

Stimmung. Aufregung pur schwebte

in der Luft. „Und los!“ und „Paradies

Interview Start“, hörten wir viele Male.

Alle waren unermüdlich dabei, bis alles

im Kasten war. Die Grundidee der Selbsthilfe

war so greif- und spürbar in diesen

Szenen und sorgte bei uns für viele

Gänsehaut-Momente. Zudem kamen wir

mit vielen Passanten ins Gespräch, die

neugierig die Filmcrew beobachteten

und nachfragten, was hier denn gedreht

werde. Dies gab uns an Ort und Stelle

die Möglichkeit, zum Thema Selbsthilfe

zu informieren.

Das Drehteam organisierte die technische

Umsetzung und brachte die

dementsprechend erforderliche Technik

mit. Es wurde jede Kameraeinstellung

genauestens geplant und später in der

Postproduktion auf die Musik und die

passenden Sprechertexte abgestimmt.

Wir waren beeindruckt, dass oft einfache

Mittel (Licht, Schatten und Farbeffekte)

genügten, um eine entsprechende

Wirkung zu erzielen. Dabei lohnte es

sich, auch mal einen anderen Blick als

den üblichen zu wagen!

Sobald die Dreharbeiten dann abgeschlossen

waren, entstand der eigentliche

Film am digitalen Schnittplatz von

Janne Hansberg und Leon Liehr. Die

Kameraeinstellungen wurden unseren

Ideen und Wünschen entsprechend zugeschnitten,

Animationen erstellt und

das Ganze mit auditiven Elementen ergänzt.

In der Postproduktion erhielt der Imagefilm

den letzten Schliff. Hier konnten

Sequenzen der Jenaer Innenstadt, Momentaufnahmen

aus dem Paradies und

Fotos der IKOS eingearbeitet werden.

Für saubere Übergänge sorgte das Filmteam

im Studio. Die ganze Postproduktion

beinhaltete drei Korrekturrunden bis

das endgültige Ergebnis fertiggestellt

war.

CHANCE JENA

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CHANCE JENA

Für die Premiere des Films wählten wir

die Herbst-AWO-Klausur aus, um den

Kolleginnen und Kollegen unser taufrisches

Projekt vorzustellen. Der Film

wirkte durch Schnitt und die unterlegte

Musik sehr berührend und eindringlich.

Viele positive Feedbacks erreichten uns

nach der Vorführung und manchem

rutschte ein „Wow!“ raus.

Rückmeldungen wie diese bestärken

uns und lassen uns stolz auf das von

den Selbsthilfe-Aktiven und uns Geschaffene

blicken: „…Jetzt kann ich

mir erst so richtig was unter Selbsthilfe

vorstellen…“ oder „…Das ist ja interessant,

was ihr da macht. Hut ab vor den

Menschen, die hier so frei und ehrlich

aus ihrem Leben berichten…“ oder „…

Ich habe eine Bekannte, die hat kürzlich

die Diagnose… bekommen“ - gibt es

da vielleicht auch eine aktive Gruppe in

Jena?“

Es wird in der Zukunft wahrscheinlich

einige Aufträge für Janne Hansberg und

Leon Liehr geben. Ob dafür wohl genügend

Zeit bleibt, wird sich zeigen, denn

die beiden möchten gern im nächsten

Jahr ein Studium an der Deutschen Filmund

Fernsehakademie Berlin beginnen.

Wir jedenfalls wünschen ihnen viel Erfolg

dabei!

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Ein herzliches DANKESCHÖN an die

AOK PLUS für die finanzielle Förderung,

an die mutigen Mitwirkenden

und an unser Filmteam für die tolle

Zusammenarbeit.


CHANCE JENA

Die Zeitung sollte Mut machen

und nicht überfordern ...

Vielfältig

Unsere Selbsthilfezeitung „Nicht ohne uns“

und ihre Nachfolgerin „ThuLPE“

Im September 1992 fand einer der ersten Selbsthilfetage in Jena statt.

Ich wollte zu einem Vortrag, verpasste aber die Zeit und statt mich zu

ärgern, kam mir eine Idee: Eine Zeitung für psychisch kranke Menschen

monatlich herauszugeben. Menschen mit einer psychischen Erkrankung

haben oft wenig Kontakte, da sollte wenigstens jeden Monat eine nur für

sie bestimmte kleine Zeitung im Briefkasten stecken.

In der ersten Nummer vom Januar 1993 stellte ich u. a. mein Anliegen

vor: „Schon lange suchte ich nach einem Beitrag, den ich gemeinsam mit

Gleichgesinnten leisten kann, das Verständnis für diese Krankheit und die

von ihr Betroffenen wachsen zu lassen.“

Die Zeitung sollte schmal sein, um nicht zu überfordern, und sie sollte

anderen Mut machen, selbst etwas beizutragen.

So kam es auch. Nach und nach trafen immer mehr Beiträge ein: Erfahrungsberichte,

Gedichte, Erlebnisse und auch kulturelle und künstlerische

Anregungen.

Thea Zimmermann, die leider verstorben ist, lieferte schon für die erste

Ausgabe folgendes Gedicht, das sie 1990 verfasst hatte:

Irrgarten

Einst in vergangenen Zeiten angelegt

als Spiel und Zierde zum Suchen

und Finden,

ist es das Leben nicht in seinem Abbild?

Glücklich, wer Sinn und Mitte findet –

auf den verschlungenen Pfaden nicht nur

umherirrt und suchend das Ziel verfehlt.

Gibt es auch Zeichen und Merkmale oft,

doch kann nicht jeder sie lesen.

Es sind oft Wege so viele,

nicht jeder ist gangbar für jeden.

Vielfalt und Buntheit des Lebens,

wo ist mein Weg?

Viele Wege findet man in unserer Zeitung, die ich „Nicht ohne uns“

nannte. Mein Arzt fand, es sei ein trotziger Titel. Ja, auch Trotz brauchten

wir, um gehört und gesehen zu werden.

Es wurde eine echte Selbsthilfezeitung für psychisch kranke Menschen

und Genesene. Bis 2013 erschien sie Monat für Monat.

Die Erste und eine der neueren

Ausgaben der „ThuLPE“

Die Jugendwerkstatt in Löbstedt besorgte den Druck, auch das ein Werk

der Selbsthilfe für diese Jugendlichen unter Herrn Baars Anleitung.

Vielen Dank!

War das Ganze erst aus einer Eigeninitiative entstanden, wurde später

eine des Thüringer Landesverbandes der Psychiatrieerfahrenen (TLPE) daraus.

2013 war alles gewachsen: die Selbsthilfe, die Zuschüsse, der TLPE

- so entstand das umfangreiche farbenfrohe Heft „ThuLPE“, das es heute

noch gibt. Es erscheint vierteljährlich.

Nächstes Jahr können wir unser 30jähriges feiern. Heute aber gratulieren

wir uns gegenseitig zu 30 Jahren Selbsthilfe, zu 30 Jahren IKOS und danken

einander für Hilfe und Unterstützung, Zuwendung und Verständnis.

Großer Dank gilt auch Gabriele Wiesner und Bettina Brenning, die immer,

aber wirklich immer für Fragen und Anliegen offen sind.

Christine Theml

Christine Theml (rechts)

beim Vortrag über Astrid Lindgren

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CHANCE JENA

Selbsthilfe hat uns das Leben

sehr stark bereichert…

Individuell

Selbsthilfegruppe neuroKind

und INTENSIVkinder zuhause e. V.

Mein Name ist Dirk Strecker, ich bin in der Selbsthilfegruppe neuroKind

und auch beim Verein INTENSIVkinder zuhause e. V. aktiv. Dort leite ich

die Gruppe mit und spreche auch für die Gruppe und für INTENSIVkinder

zuhause. Für diesen Verein bin ich ein regionaler Ansprechpartner für

Familien, die auch ein Kind haben, das technologieabhängig erkrankt ist

und auch einen hohen Grad an Pflege braucht.

manche Erlebnisse nicht mit anderen Menschen so teilen kann, weil man

nicht in der gleichen Lebenssituation steckt. Das ist ja in jedem Leben individuell

so, je nachdem, was man arbeitet, je nachdem, was man für Erkrankungen

hat, wo man halt steckt im Leben. Und da ist eben die Selbsthilfe

ein Kreis, in dem man Menschen trifft, die in der gleichen oder in einer

ähnlichen Lebenssituation sind, wo man sich gut austauschen kann, wie

es einem damit ergeht, in der jeweiligen Situation. Das ist auch Selbsthilfe.

Was bedeutet Selbsthilfe für mich, für uns? Für uns ist Selbsthilfe eine

sehr schöne Geschichte. Sie hat uns sozusagen das Leben sehr stark

bereichert dahingehend, weil wir einerseits sehr viel Hilfe von anderen

Menschen erfahren haben, die mit der schweren Situation, also wir haben

eine schwer erkrankte Tochter… konfrontiert waren. Wo wir halt Hilfen

bekommen können, wo wir wiederum auch Ansprechpartnerinnen und

Ansprechpartner finden können, und andererseits wir aber auch gemerkt

haben, wir wollen was zurückgeben. Wir wollen eigentlich den Menschen,

die ja mir geholfen haben, wieder was zurückgeben, was schenken, weil

wir darüber sehr dankbar sind. Das ist für uns Selbsthilfe, wir bekommen

etwas und wir können auch neuen interessierten Menschen, also Menschen,

die auch in ebensolche Lebenssituationen kommen, zeigen, hier

könntest du diesen Weg gehen. Das hier könntest du anschauen, diesen

Weg auch gehen, und hier können wir helfen, und das ist eigentlich, wie

ich Selbsthilfe für mich sehr stärkend erlebe, dieses Geben und Nehmen,

diese Dankbarkeit, die da drinsteckt.

Und auch wir erleben eine Dankbarkeit, auch wenn wir jetzt noch nach

17 Jahren, die wir drinstecken sozusagen in der Selbsthilfe, immer noch

Dinge bekommen, für die wir dankbar sind. Das ist eigentlich für uns

die Selbsthilfe - und wie wichtig auch noch der Austausch ist, weil man

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Dirk Strecker

Kontakt:

jena@neurokind.de


CHANCE JENA

Jeder, der sich verbunden fühlt,

kann einfach dazukommen ...

Zusammengehörig

Junge Selbsthilfe in Jena

Ich heiße Lena, bin 21 Jahre alt

und besuche seit 2018 die „Junge

Selbsthilfe“ mit dem Thema

Depression und Angst. Ich bin

vor allem hingegangen, weil ich

richtige Schwierigkeiten hatte,

einen Therapieplatz zu finden.

Es ist schwer, an einen Termin zu

kommen, man wartet ewig und

erreicht niemanden. Als Überbrückung

ist mir die Idee gekommen,

ob es nicht irgendwelche

anderen Angebote von sozialen

Diensten gibt, und dann suchte

ich nach „Selbsthilfe in Jena“ im

Internet. Ich bin dann gleich auf

die „Junge Selbsthilfe“ gestoßen. Wir trafen uns damals oft in den Räumen

der IKOS. Wir sind nicht immer super viele Leute, meist drei bis vier,

aber ich finde das eine sehr angenehme Runde. Wir stellen auch in der

Gruppe immer wieder klar, dass wir keine Therapie ersetzen können und

wir auch in der Gruppe keinen Therapeuten haben. Es ist im Prinzip ein

Austausch unter Gleichgesinnten und Leuten, die ähnliche Erfahrungen

im Leben gemacht haben, denen es ähnlich geht und die mit dem Thema

Angst und Depression zu tun haben. Wir treffen keine Auswahl, sondern

jeder, der sich mit diesem Thema verbunden fühlt, kann einfach dazukommen.

Es können auch Angehörige mitkommen.

Was gibt mir die Gruppe?

Zum Großteil ist es für mich der Austausch mit Leuten, die ähnliche Erfahrungen

gemacht haben. Es ist ein bisschen wie ein Baustein zwischen

der Therapie und einem Gespräch mit Freunden. Mit Freunden, das kann

sehr nett sein, und viele können auch mitfühlen, aber viele haben nicht

das Gleiche erlebt und nicht dieselben Erfahrungen gemacht, und zudem

möchte man seine Freunde nicht immer wieder mit diesen Problemen

belasten. Auf der anderen Seite gibt es die Therapie, in der es nur die 45

Minuten alle zwei Wochen gibt, wo man relativ wenig Zeit hat und die

Aussagen sehr präzise sein müssen. Das Bindeglied dazwischen ist für

mich die Selbsthilfe. Man hat nicht das Gefühl, die Probleme sind irgendwie

unangebracht oder man belastet jemanden damit, sondern der Raum

ist genau dafür da. Es gehen alle hin, um sich gegenseitig zuzuhören und

reden zu können, und man hat nicht das Gefühl, jemandem zur Last zu

fallen. Das ist sehr angenehm. Die Selbsthilfe ist mein „Freitag-Abend-

Ding“ geworden. Ich bin von Anfang an sehr häufig hingegangen. Wir

treffen uns jede Woche, viele kommen jedoch auch weniger oft. Wir haben

keine festen Regeln, und es ist alles auf freiwilliger Basis. Im letzten

Jahr während Corona haben wir uns viel online getroffen, vor allem im

Winter, um die Regeln zu umgehen, dass man sich nur in einer bestimmten

Anzahl treffen kann. Im Sommer sind wir viel hier im Paradiespark in

sehr ungezwungener Atmosphäre.

Was noch ganz wichtig ist: Ich habe über die Gruppe neue Freunde kennengelernt.

Es sind alles junge Leute, viele von denen studieren auch,

man versteht sich und hat ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl

und etwas Gemeinsames. Zusätzlich treffen wir uns sogar außerhalb der

Gruppe, wir unternehmen also auch noch unterhalb der Woche etwas

gemeinsam. Was noch ganz wichtig ist, dass die Gruppe eine Liste mit

Adressen guter Therapeuten für jeden führt, der fragt. Die Gruppe bietet

also auch eine unheimliche Ressource an Wissen, das man im Internet

nicht findet. Wir sind auch mit anderen Gruppen vernetzt, um auch Leute

auffangen zu können, die nicht direkt in unser Thema hineinpassen, zum

Beispiel die Gruppe Bipolare Störung. Wir haben auch schon eine Verbindung

zur ADHS-Gruppe hergestellt.

13


CHANCE JENA

Was bedeutet mir Selbsthilfe?

Im Allgemeinen ist Selbsthilfe noch immer sehr stigmatisiert. Woran viele

bei dem Thema noch denken ist: Alle sitzen im Stuhlkreis, aber es ist

natürlich auf keinen Fall so, sondern eine sehr lockere Runde. Wir sind

viel im Park, gehen auch zusammen essen. Wir versuchen, die Treffen

möglichst nicht so steif zu machen, wie eine lockere Runde unter Freunden,

aber immer mit dem Hintergrund, dass dies der Raum ist, über sein

Leben zu sprechen, sich auch mal darüber zu beschweren, besonders,

wenn man eine psychische Krankheit hat, ohne das Gefühl zu haben,

jemandem zur Last zu fallen. Und eine Erfahrung, die ich in der Selbsthilfe

gemacht habe, ist, dass, wenn ich etwas erzähle, dass es oft vorkommt,

dass mehrere in der Gruppe die gleiche Erfahrung gemacht haben und

man Leidensgenossen hat, die man fragen kann.

Mir geht es mit der Selbsthilfegruppe einfach besser. Natürlich habe ich

noch immer meine Probleme, aber ich fühle mich gut, dass ich auch anderen

helfen kann, die ähnliches erlebt haben. Und, dass ich so in irgendeiner

Form etwas weitergeben und ich es dadurch jemandem einfacher

machen kann. Ich bin froh, Hilfestellung und Tipps geben zu können.

Dann fühlen sich die anderen nicht so allein, wie ich es vor der Selbsthilfegruppe

war.

Lena Jesse

Kontakt:

jsh-jena@web.de

Untrennbare Verbundenheit

Da braucht es manchmal

gar nicht vieler Worte…

Heimatgebend

Die Essies, Menschen mit Essstörungen

Mein Name ist David Rätzer, und ich leite seit ungefähr zehn Jahren

verschiedene Selbsthilfegruppen. Für mich war damals die Selbstbetroffenheit

der Anlass, mir eine Selbsthilfegruppe zum Thema Essstörungen

zu suchen. Ich habe mich dann dazu entschieden, eine Gruppe zu gründen.

Die Gruppe heißt „Die Essies“ und gibt Menschen mit Essstörungen,

Anorexie, Bulimie und Binge-Eating eine Heimat. Das mache ich nun seit

knapp 15 Jahren und habe vor neun Jahren eine zweite Gruppe übernommen,

die sich mit den Krankheitsbildern Panik, Angst und Depressionen

befasst. Auch da war ich selbst betroffen. Für mich war es immer wichtig,

wenn ich mich als Gruppenleiter mit diesen Themen befasse, dass ich

natürlich auch selbst betroffen bin, dass ich weiß, wie mein Gegenüber

fühlt. Natürlich sind fachliche Gespräche auch immer sehr wichtig, mit

dem Psychologen z. B., aber nur die Betroffenen untereinander wissen,

wie wir fühlen und wie wir denken. Da braucht es manchmal gar nicht

vieler Worte. Es ist so entstanden, dass es mir von professioneller Seite

angeraten wurde und auf der anderen Seite habe ich gemerkt, wie wichtig

es in den Kliniken für mich war, mit anderen Personen in Kontakt zu

kommen.

Unser Überleben auf diesem Planeten wird

davon abhängen, wie schnell es uns gelingt,

ein neues Welt- und Selbstbild zu entwickeln.

Und dieses neue Bild von uns selbst und von

unserer Welt kann nur eines zum Ausdruck

bringen:

unsere untrennbare Verbundenheit miteinander

und unsere unübersehbare Eingebundenheit

in die Welt, in der wir leben.

Wir sitzen alle im gleichen Boot.

Es wird nur langsam Zeit, dass wir das nicht nur

erkennen, sondern uns auch dazu bekennen.

14

Gerald Hüther und Christa Spannbauer

aus: Verbundenheit. Warum wir ein neues Weltbild brauchen,

Hogrefe Verlag, 2018

Quelle: natur & heilen, 01/22, S. 7


r

5

takt / Ansprechpartner

Gruppe

Rätzer, Tel.: 0162 / 9 66 17 25

w.selbsthilfe-thueringen.de

Email: shg-pad@web.de

IKOS Jena

iesner, Tel.: 03641/ 874 11 61

Wann/ Wo

14-tägig donnerstags

17:15 Uhr - 18:45 Uhr

IKOS Jena Lobeda Ost

Kastanienstraße 11

Raum 3

„Die Essies“

Eine Selbsthilfegruppe für

Menschen mit

Ess-Störungen

Magersucht (Anorexie)

Ess-Brech-Sucht (Bulimie)

Ess-Sucht (Binge Eating)

© BZGA

Kontakt:

CHANCE JENA

Gruppenarbeitet bedeutet für mich, sich über die Krankheitsbilder auszutauschen,

Erfahrungen weiterzugeben, Feedback zu bekommen und zu

erfahren, was bei dem einen oder anderen besser oder schlechter läuft.

Nach den vielen Klinikaufenthalten habe ich dann einfach gesagt: “Das

möchte ich beibehalten.“ Wichtig und persönlich war bei mir, dass wir

uns immer mit unseren Krankheitsbildern beschäftigen. Es ging mir nicht

darum, eine Freizeitgruppe zu haben, die sich über Gott und die Welt

austauscht, sondern es muss wirklich einen Bezug geben zu unserem

Krankheitsbild.

Selbsthilfegrupp

„PAD“

Es gibt verschiedene Zugangsmöglichkeiten zur Gruppe: Anruf oder per

E-Mail, auch über die IKOS, wo auch Flyer ausliegen. So kommen dann

die Menschen zu uns. Unsere Gruppe bezieht sich nicht nur auf die Stadt

Jena, sondern auch auf die anliegenden Landkreise, z. B. Weimar und Erfurt.

Man kann sofort in die Gruppe rein, und man kann aber auch sofort

wieder gehen und muss auch keine feste Mitgliedschaft eingehen. Wenn

jemand meint, so eine Selbsthilfegruppe ist nicht das Richtige, dann ist er

beim nächsten Mal auch nicht mehr dabei. Das ist vollkommen legitim.

Was mir im Bereich der Selbsthilfe immer ganz wichtig war, ist, dass das

Angebot kostenfrei für die Mitglieder ist. Wir sind kein Verein, bei dem

Mitgliedsbeiträge eingesammelt werden, denn dann braucht man wieder

einen Kassenwart, sondern wir sind alle nur froh, dass wir uns untereinander

austauschen können. Und zusätzlich haben wir in Jena das große

Glück mit der IKOS, dass sie Räumlichkeiten für die Treffen zur Verfügung

stellt. Wir müssen auch keine Miete bezahlen, wofür wir sehr dankbar

sind.

Ich mache die ehrenamtliche

Arbeit nach wie vor seit 15

Jahren sehr gern und kann es

mir ohne die Gruppe gar nicht

mehr vorstellen. Sie ist auch

ein Teil meines Lebens geworden,

zumal ich die Essstörungsgruppe

auch selbst gegründet

habe. Vielleicht finde ich eines

Tages jemanden, der genauso

engagiert und stabil ist, der die

Gruppe mal weiterführt. Nach

wie vor mache ich die Arbeit

sehr gern und werde es noch

eine ganze Weile weitermachen

wollen.

David Rätzer, Jena

die-essies@web.de

shg-pad@web.de

©

Sabine Fisch

15

© Sabine Fisch


CHANCE JENA

Wir sind für jeden offen,

der Hilfe sucht ...

Befreiend

Blaues Kreuz Begegnungsgruppe in Jena

Wir sind die Blaues Kreuz Begegnungsgruppe, die älteste Begegnungsgruppe

der Stadt, gegründet im Oktober 1971. Ich bin Gründungsmitglied,

und bei mir werden es in diesem Jahr 50 Jahre, dass ich dabei bin,

und in der Zeit sind viele durch unsere Räume gegangen: Abhängige und

Freunde des Blauen Kreuzes.

In unserer Gruppe geht es um Sucht, früher hieß die Gruppe AGAS: Arbeitsgemeinschaft

zur Abhilfe von Suchtgefahr, und ab 1990 sind wir dem

Blauen Kreuz angeschlossen worden. Das Blaue Kreuz gibt es in Deutschland

seit 135 Jahren, und es sind schon viele Menschen durch das Blaue

Kreuz vom Alkohol frei geworden.

In Jena haben wir eine Gruppenstärke von ca. 12-15 Leuten, wenn alle

da sind. Durch Corona war ein bisschen Engpass, und wir haben einige

Treffen online durchgeführt. Aber dazu weiß Jan mehr.

Der Altersdurchschnitt in unserer Gruppe liegt zwischen 35 und 82 Jahren,

also weit gestaffelt. Wir sind für jeden offen, der Hilfe sucht, was

Alkoholsucht angeht, aber auch Spiel- und Medikamentensucht. Mit Drogensucht

kennen wir uns nicht so aus, würden aber niemanden wegschicken,

wenn jemand nicht weiß, wo er sonst Heimat findet. Da können wir

auch Wege aufzeigen, wo Hilfe geboten wird.

Harald Falke

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Mein Name ist Jan Schäf, und ich bin seit 2014 in der Gruppe. Ich werde

den Staffelstab von Harald übernehmen. Wir haben im letzten Jahr versucht,

auch moderne Medien in der Gruppe zu nutzen, und das wurde

auch sehr gut angenommen, wie z. B. eine WhatsApp-Gruppe, eine Facebook-Seite,

oder wie jetzt in der Coronazeit haben wir die Gruppenstunde

auch online durchgeführt. Das wurde sehr gut auch von unseren älteren

Mitgliedern angenommen, und viele waren froh darüber, weil sie sich

nicht rausgetraut haben und doch einmal in der Woche mit in der Gruppe

sein konnten. Jetzt treffen wir uns wieder in Präsenz, aber einige nehmen

immer noch nur online teil, unsere Gruppe ist da ein bisschen gesplittet.

Wir haben auch einen Teilnehmer, der krebskrank und sehr froh darüber

ist, dass er online mit uns verbunden sein kann.

Jan Schäf

Kontakt:

jena@blaues-kreuz.com


CHANCE JENA

Vorurteile abbauen

und Begleitung anbieten…

Unterstützend

Selbsthilfegruppe Trans in Jena

Ich bin Rafaela und die leitende

Betreuerin der Selbsthilfegruppe

Trans hier in Jena.

Unser Hauptanliegen ist es, die

Themen Transsexualität und

Transidentität in der Bevölkerung

akzeptabel zu machen,

aber auch Betroffenen und

Angehörigen informativ zu

helfen, was sie unterstützend

tun können oder auch wie der

Weg der Geschlechtsumwandlung

überhaupt gehen kann.

Ich selbst bin in der Gruppe seit zwölf Jahren, bin also auch schon länger

dabei. Daraus ergibt sich ein gewisser Erfahrungsschatz, der dann auch

weitergegeben werden kann. Zu der Gruppe bin ich durch andere Betroffene

gekommen, die gesagt haben, schau‘ doch mal rein in Jena. Da

könnte etwas dabei sein, wo du dich informieren kannst, und das wollen

wir auch in Zukunft weitergeben. Sie sollen das Gefühl haben, dass sie

nicht allein sind. In Thüringen gibt es sehr viele Menschen, die betroffen

sind und sich bei mir melden.

Wir sind eine offene Gruppe mit eigenem Internetauftritt, dort kann man

sich informieren oder uns auch kontaktieren. Wir bieten dann gern ein

Individualgespräch vor dem ersten Gruppentreffen an.

Unterstützt werden wir von der IKOS durch die Räumlichkeiten, die wir

hier nutzen können. Im großen Gruppenraum finden die Treffen statt.

Wir haben aber auch die Möglichkeit, den kleinen Gruppenraum für Individualgespräche

zu nutzen bzw. parallel zu den Gruppentreffen, uns

dort in kleinen Gruppen zusammenzufinden. Es gibt auch Themen, die

gern abseits der Gruppentreffen besprochen werden möchten und wo

die Beratung individuell stattfinden kann. Wir haben eine Altersgruppe

von Schülern, also altersmäßig 15-16 bis hoch ins Rentenalter. Das Thema

Trans ist also nicht altersbezogen, sondern es betrifft alle Altersgruppen

der Bevölkerung.

Wir sind auch schon von Schulen angesprochen worden, dort informativ

tätig zu sein, weil es dort auch sehr oft Probleme gibt und um dort auch

für die Betroffenen Vorurteile abzubauen und der Schule Möglichkeiten

aufzuzeigen, wie sie unterstützen kann.

Rafaela

Kontakt:

rafaela@transhilfe-thueringen.de

Unsere natürliche Intelligenz

Jene Intelligenz,

die uns das Leben schenkt,

die unser Essen verdaut,

die unser Herz am Schlagen und

unser vegetatives Nervensystem

am Laufen hält -

ist der beste Heiler der Welt.

Wir brauchen nur eins zu tun:

Uns ihm nicht in den Weg stellen.

Dr. Joe Dispenza

Aus: Heal, Scorpio Verlag

Quelle: natur & heilen, 02/2020, S. 7

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CHANCE JENA

Jeder Mensch mit Behinderung hat einen Anspruch

auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben …

Barrierearm

Blinden- und Sehbehindertenverband Jena e. V.

Mein Name ist Silke Aepfler,

und ich bin die Vorsitzende

des Blinden- und Sehbehindertenverbandes

Jena e. V.

Wir haben eine Beratungsstelle

Blickpunkt Auge für

alle Menschen mit Augenproblemen,

und ich selber

bin betroffen. Bei uns beraten Betroffene die Betroffenen, was den Vorteil

hat, dass ich weiß, wovon ich rede, weil ich den Ratsuchenden nachfühlen

kann, wie es ist, wenn man schlecht oder gar nicht sieht. Selbsthilfe

finde ich insofern ganz wichtig, weil man oftmals mit der Diagnose beim

Augenarzt alleingelassen wird, d. h. man bekommt die Diagnose gesagt,

und oftmals wissen die Leute dann gar nicht, was bedeutet eigentlich

meine Augenkrankheit, wie schlimm wird es mal, und was habe ich für

Möglichkeiten, damit ich mein Leben mit dieser Art von Behinderung weiterhin

allein bewerkstelligen kann. Aus diesem Grund bieten wir bei uns

in der Beratungsstelle an, dass die Leute zu uns kommen können, sei

es zu Augenerkrankungen, sei es zu Sozialrecht, zur Frühförderung von

Kindern, zu Freizeitgestaltung, zur Hilfsmittelversorgung. Gerade bei der

Hilfsmittelversorgung ist es bei uns möglich, viele dieser Hilfsmittel direkt

auszuprobieren.

Das reicht von Lesegeräten bis zu Haushaltshilfen und Arbeitsplatzausstattung.

All das bieten wir an. Das finde ich ganz wichtig, weil ich oftmals,

wenn ich mir ein Hilfsmittel verordnen lassen möchte, erst einmal

schauen muss, wie komme ich damit klar, weil die Hilfsmittel auch nicht

ganz billig sind, und sie stehen dann bei den alten Leuten zu Hause rum,

wenn sie damit nicht klarkommen.

Wir haben auch die Möglichkeit, dass wir Gruppentreffen durchführen,

haben 70 Mitglieder, die wir beraten und betreuen, so dass die Leute

aus ihrer Isolation herausgeholt werden. Wir haben oftmals das Gefühl

und wissen das auch, dass wenn ein Mensch nichts mehr sieht, er sich

meistens in seine vier Wände zurückzieht und dann Angst hat, wieder in

der Öffentlichkeit aufzutreten. Oftmals ist es ja mit Handicaps verbunden,

dass man irgendwelche Barrieren überwinden muss, und dann hat man

Angst, das zu zeigen, dass man eine Behinderung hat, dann hat man auch

oft Angst, darüber zu sprechen und vor allem Hilfe anzunehmen. Das ist

ein ganz großer und wunder Punkt. Hier haben viele Probleme und wollen

nicht unbedingt Hilfe annehmen.

Wir setzen uns in Jena ganz stark für alle Belange der Menschen mit

Behinderungen ein, d. h. wir arbeiten in der Arbeitsgruppe des Beirats

für Menschen mit Behinderungen „Bauen und Verkehr“. Dort setzen wir

uns dafür ein, dass im ganzen Stadtgebiet barrierefrei gebaut wird, ob

nun Bordsteinkanten, Ampeln oder Leitsysteme. Das liegt uns ganz stark

am Herzen, weil das ein Teil ist, bei dem ich sagen muss, wenn wir keine

Barrierefreiheit haben, haben wir auch nicht die Möglichkeit, uns selbstständig

in der Stadt ohne fremde Hilfe zu bewegen. Und es gibt ja die

sogenannte UN-Behindertenrechtskonvention, die 2010 von Deutschland

unterschrieben worden ist, laut der jeder Mensch mit Behinderung einen

Anspruch auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hat ohne große Einschränkungen

und ohne große Hilfe. Das möchten wir unseren Leuten

auch ermöglichen, Hinweise und Tipps geben und dafür sorgen, dass sie

wirklich diese Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auch meistern können.

Wir machen auch sehr viel Aufklärungsarbeit an Schulen. Wir begleiten

dort Projekttage zum Thema „Leben mit Sinnesbehinderung“ und haben

auch schon Kindergartenprojekte durchgeführt. Es ist eben ganz wichtig,

dass man von klein auf darauf hinweist, was es bedeutet, wenn man

schlecht sieht. Es war immer erstaunlich, dass diese kleinen Kinder schon

sehr neugierig waren: Wie funktioniert das jetzt, wenn ich mit dem Langstock

draußen herumlaufe oder, wenn ich etwas essen möchte, ohne dass

ich etwas sehe. Das sind Projekte, die machen mir unheimlich viel Spaß,

denn man kann die Kinder ganz einfach motivieren.

Wir haben auch ein großes Netzwerk zu anderen Verbänden, sei es der

Gehörlosenverband oder der Behindertenverband oder auch zu anderen

Selbsthilfegruppen hier in der IKOS. Wir unternehmen auch gemeinsame

Busfahrten, z. B. mit psychisch kranken Menschen zusammen.

Silke Aepfler

Kontakt:

18

s.aepfler@blickpunkt-auge.de


CHANCE JENA

Die Gemeinschaft ist so unglaublich

wichtig …

Klischeefrei

„Auffangen, informieren und begleiten“

_ Frauenselbsthilfe Krebs

Mein Name ist Marion Astner, ich bin 2007 zur „Frauenselbsthilfe

Krebs“ gestoßen. Unser Motto „Auffangen, informieren und begleiten“

setzen wir um, indem wir Patientengespräche führen: heutzutage virtuell

oder telefonisch und natürlich auch durch das persönliche Gespräch.

Wenn eine Patientin in der Klinik liegt, bekomme ich von dort die Information,

dass sie dringend jemanden braucht, mit dem sie reden kann.

Dafür sind wir da, und ich gehe natürlich ans Bett und weiß nie, wie lange

das Gespräch dauert. Aber das ist egal, denn in diesem Moment ist das

Gespräch mit der verzweifelten Patientin wichtig.

Wie kommen die Frauen zu uns?

Die Sozialkontakte ändern sich nach der Diagnose Krebs wirklich drastisch.

Bei dem man gedacht hat, die Beziehungen sind gefestigt, da brechen

sie plötzlich weg. Menschen haben immer noch im Kopf: Krebs ist

gleichzusetzen mit Tod. Auch bei diesen Gedanken begleiten und beraten

wir Patientinnen, dass diese Angst wegkommt.

Wenn jemand so ganz unverhofft die Diagnose Krebs bekommt, heißt es

immer noch ganz oft: Krebs ist Tod, und ich muss bald sterben. Abgesehen

davon, dass die Angehörigen selten damit umgehen können, fallen

sie zudem oft auch hinten runter. Wir sind aber auch für sie da. Und sie

dürfen auch bei uns sein, werden von uns aufgefangen. Ich als Patientin

werde ja immer behandelt und betreut. Angehörige stehen meist daneben

und können nicht viel machen. Sie versuchen es zwar, werden aber

oftmals außen vor gelassen. Ich hatte großes Glück und immer jemanden

bei Arztgesprächen dabei. Gehen Sie nicht allein zum Arzt! Nehmen Sie

jemanden mit, denn vier Ohren hören mehr als zwei. Man kriegt in diesem

ganzen Stress, den man als Patientin hat, auch nicht immer alles

mit. Da ist es immer gut, wenn man der Begleitung hinterher nochmal

Verständnisfragen stellen kann. Ich hatte das Glück, dass meine Begleitung

immer Antworten von den Ärzten und Pflegern bekommen hat, mit

denen ich zu tun hatte. Wenn das mal nicht der Fall sein sollte, kann man

das auch einfordern. Nur Mut dazu!

Ich bin nicht gleich zur Selbsthilfegruppe gekommen. Ich habe mich zunächst

auf meine Behandlung konzentriert, erstmal die Chemotherapie

hinter mich bringen wollen. Nach der OP kamen die Bestrahlung und

dann die Anschlussheilbehandlung. Wenn ich jetzt eine Patientin berate

und in ein Gespräch gehe, dann ist meine erworbene Kompetenz durch

das eigene Erleben wichtig. Ich bin aber trotzdem noch Laiin. Ich ersetze

mit Sicherheit keinen professionellen Psychologen, auch keinen Arzt, sondern

das ist alles rein ehrenamtlich, was wir tun, aus der eigenen Erfahrung

heraus. Wir verweisen natürlich auch auf professionelle Hilfe, denn

Professionalität und Augenhöhe sind ganz wichtig. Ich würde auch nie

einen ärztlichen Rat geben, das kann ich gar nicht, aber ich kann vom Erleben

erzählen. Ein Arzt kennt die fachliche Seite, aber auf Augenhöhe zu

sein und zu wissen, was es bedeutet, Chemo zu kriegen, was es bedeutet,

die Krankheit auszuhalten, das Auf und Ab, das kann ich natürlich ganz

anders nachempfinden, weil ich es aus dem eigenen Erleben kenne. Wenn

eine Patientin erzählt, sie hätte dies oder das, dann weiß ich, wovon sie

spricht. Wobei eine Selbsthilfegruppe immer noch ein Stiefkind ist, wenn

jemand hört, dass man da mal hingehen soll. Dann kommt oft die Vorstellung,

dass ich meine eigenen Probleme habe, Kaffeeklatsch für alte

Weiber oder was auch immer. „Das muss ich mir nicht antun, außerdem

habe ich genug eigene Probleme. Das muss ich mir nicht anhören.“, hören

wir ganz oft. Ich erlebe es immer wieder, wenn bei uns in der Gruppe

sich dann endlich jemand traut, kommt und miterlebt hat, wie wir miteinander

umgehen, wie das so abgeht, da kommt dann immer: „Mensch,

wenn ich das gewusst hätte, wäre ich schon früher zu Euch gekommen.“

Das ist dann für mich immer sehr schön, weil ich mir dann sage: „Okay,

wir machen es richtig!“

Ich kann heute sagen, dass ich sehr glücklich bin darüber, in dieser Situation

gewesen zu sein. Weil die vielen liebenswerten Menschen, die ich

kenne und anrufen kann, sind jetzt wesentlich mehr als früher und wenn

ich um Hilfe bitte, dann kriege ich die auch. Jede von uns weiß, was los

ist, und es sind eine andere Ernsthaftigkeit, eine andere Authentizität und

eine andere Ehrlichkeit da. Das zu akzeptieren, dass man nicht mehr volle

Kanne leisten kann, aber trotzdem etwas wert ist, das war letztendlich die

schlimmste Übung. Es ist wirklich so, der Wert eines Menschen ist nicht

Filmteam mit Marion Astner im Jenaer Paradies

19


CHANCE JENA

nur auf Leistung fixiert, was in der Gesellschaft leider ein bisschen vorgemacht

wird, was aber gar nicht stimmt. Hier ist es so, dass ich schwach

sein und das auch selber akzeptieren kann. Da helfen mir meine Mädels.

Es helfen immer ganz viele mit im Team, und ich bin ganz froh darüber,

ein Teil davon sein zu dürfen. Ich mache meine Arbeit rein ehrenamtlich,

aber ich engagiere mich sehr gern, weil ich weiß, die Patientin, die gerade

die Diagnose bekommen hat, braucht einfach die Hilfe. Ganz wichtig ist

auch: Nicht nur Frauen sind bei uns willkommen, sondern auch Männer,

denn es gibt auch Männer mit Brustkrebs. Bei uns ist es letztendlich egal,

mit welcher Krebsform man kommt, denn die meisten Schwierigkeiten,

besonders die sozialen, sind auch sehr ähnlich. Sicher gibt es spezifische

Schwierigkeiten, das ist klar. Ich werde über Prostatakrebs nicht so viel

erzählen können, aber ich habe auch jemanden in der Gruppe, der das

hat, und die können sich untereinander unterhalten. Ich muss das nicht

alles alleine machen, sondern das ist ein wunderbares Netzwerk.

In den Gruppentreffen wird nicht nur über Krankheit gesprochen, sondern

wir machen auch Ausflüge, und wir sind froh, uns zu treffen, uns auszutauschen

und uns einmal länger als nur eine halbe Stunde zu sehen.

Wir fiebern oft darauf hin, dass wir etwas zusammen unternehmen. Die

Gemeinschaft untereinander ist so unglaublich wichtig. Und ich bin sehr

glücklich, zur Frauenselbsthilfe gekommen zu sein.

Ich möchte gern noch das Bild des Hamsterrades aufzeigen: Wir sind alle

in einem Hamsterrad und rennen und rennen. Für mich als Hamster im

Rad sieht das Rad aus wie eine Leiter. Ich klettere Stufe für Stufe nach

oben, komme aber keinen Millimeter weiter. Wenn ich dann bremsen will,

überschlägt es mich, und es haut mich raus. Da kann ich nur sagen: „Raus

aus diesem Hamsterrad!“ Wir müssen nicht jeden Tag eine neue Stufe

erklimmen, sondern wir müssen auf uns selbst achten. Selbstachtsamkeit

sich selbst gegenüber wird leider oftmals vernachlässigt, und das ist für

mich auch ein ganz wichtiges Thema, den Patienten das auch zu vermitteln.

Ihr seid liebenswert, so wie ihr seid, auch, wenn ihr mal nicht leistungsfähig

seid. Das ist überhaupt nicht schlimm und das zu akzeptieren,

kann man lernen. Der Hauptfeind dafür sind wir meist selber, denn wir

stellen zu hohe Ansprüche an uns, die wir dann irgendwann nicht mehr

erfüllen können. Bitte immer darauf achten, was fühlt der Körper, was

ist gut für mich. Da hilft die Erfahrung, die wir in der Frauenselbsthilfe

Krebs haben, um sich selber dann wieder zu bremsen, sich wieder neu

auszurichten und zu sehen, wie es andere schaffen. Von Liebe getragen,

gerade in dieser verrückten Zeit, kann ich nur sagen, sich zu trauen, mitzumachen,

zu uns zu kommen. Wir suchen natürlich auch nach Aktiven,

die ehrenamtlich bei uns mitarbeiten. Nur Mut, kommt dazu, und traut

euch einfach, vergesst die Klischees, die im Kopf sind. In der Gemeinschaft

selber lässt sich vieles leichter ertragen, weil wir alle die gleiche

Betroffenheit haben. Es ist in Ordnung, auch mal nicht so zu fühlen, wie

man meinte, dass man sein müsste. Schwach sein ist keine Schwäche,

sondern es ist eine Stärke, das zu akzeptieren.

Jederzeit ein herzliches Willkommen an alle zur Frauenselbsthilfe

Krebs.

Marion Astner

20

Kontakt:

m.astner@frauenselbsthilfe.de

Fragen an die SHG Lebertransplantierte

Was würde Ihnen fehlen, wenn es keine Selbsthilfe gäbe?

Für uns Organtransplantierte ist die Selbsthilfe eine wichtige Gesprächs-

und Austauschmöglichkeit. Menschen, die von einer Lebertransplantation

betroffen sind, wünschen sich oft vor oder nach der

Operation den Kontakt und das Gespräch mit bereits Transplantierten.

Zu unseren Treffen kommen Patienten mit Leberproblemen, bereits

Transplantierte oder die, die auf ein Spenderorgan warten, aber auch

Angehörige, die sich im Gespräch und Erfahrungsaustausch über

medizinische, soziale und psychische Fragen informieren wollen.

Die Selbsthilfe hat uns allen sehr geholfen, mit dem neuen Organ

und dem neuen anderen Leben, das damit verbunden ist, zurechtzukommen.

Daher können wir uns gar nicht so recht vorstellen, dass es

diesen Anlaufpunkt nicht gibt. Selbsthilfe ist Hilfe für den Alltag.

Was ist für Sie beim Gruppentreffen am wichtigsten?

Neben der Aufklärung und dem Wissen spendet die Selbsthilfe Trost,

Verständnis und Zusammenhalt, nimmt Ängste, lässt uns lachen und die

Dinge mit mehr Humor nehmen, ganz besonders die schwierigen Tage.

Was war bisher Ihr schönstes Erlebnis in der Selbsthilfe?

Jedes Gruppentreffen ist für uns wertvoll und schön, weil es nicht

selbstverständlich ist, aber das erste Treffen in diesem Sommer nach

eineinhalb Jahren Corona inklusive aller Lockdowns war sicher mit

die größte Freude.

Wenn ich an Selbsthilfe denke, dann…

… denke ich an Aufklärung und Vermittlung von Wissen, Zusammenhalt,

Trauerbewältigung, aber auch Freude, Erleichterung und Glück.

In der Selbsthilfe trifft man Menschen, die Verständnis für die eigene

Situation haben, und man bekommt wertvolle Hinweise für den Umgang

mit bürokratischen Notwendigkeiten. Der Kontakt zu anderen

Betroffenen gibt Hoffnung und neue Ideen. Zusammen können wir

viel mehr erreichen für jeden Einzelnen.

Christine Wehling, Leiterin der SHG Lebertransplantierte

Photo by Shane Rouncea on unsplash


CHANCE JENA

Die Eigeninitiative verleiht letztendlich

die Stärke…

Menschlich

Selbsthilfe in Jena

30 Jahre Selbsthilfe in Jena sind untrennbar verbunden auch mit der

Arbeiterwohlfahrt, sind untrennbar verbunden mit Eigeninitiative, Engagement,

dem besonderen Zuwenden zu Menschen, die im ersten Moment

Hilfe brauchen, die aber ganz schnell das Gefühl entwickeln müssen, sich

selbst zu helfen.

Selbsthilfe ist auch politische Interessenvertretung. Menschen, die sich im

Bereich der Selbsthilfe engagieren, brauchen Menschen, die ihnen Hilfe

und Unterstützung anbieten, die ihre Bedürfnisse erkennen und politisch

artikulieren und dafür sorgen, dass Unterstützung jederzeit gewährleistet

werden kann.

Frank Albrecht mit Bettine Brenning und Gabriele Wiesner auf dem Landgraf

Stadtverwaltung, die viel nachfragt, von vielen Partnern in einem großen

Netzwerk, von Institutionen aus dem Gesundheitswesen, vom großen

Universitätsklinikum in Jena, von vielen kleinen Arztpraxen. Da sind einfach

ganz viele Menschen, die sich um die Entwicklung der Selbsthilfe in

Jena verdient gemacht haben – denen gehören Dank und Anerkennung.

Frank Albrecht

Geschäftsführer AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e. V.

Trägerverein der IKOS Jena

Selbsthilfe ist in jedem Fall Austausch von Erfahrungen, sich treffen, sich

gegenseitig unter die Arme greifen, sich helfen. Selbsthilfe ist Solidarität,

gelebte Nächstenliebe. Selbsthilfe ist zutiefst menschlich.

Selbsthilfe und ihre Gruppen leben eigeninitiativ. Es sind die Eigeninitiative

und das eigene Tun, die letztendlich die Stärke verleihen, damit man

aus einem tiefen Tal auch wieder hinauskommt.

Wenn wir von der Selbsthilfe in Jena sprechen, dann sprechen wir nicht

nur von vielen engagierten Menschen, dann sprechen wir auch von

engagierten Politikerinnen und Politikern, von einer sehr, sehr aktiven

Kontakt:

AWO Regionalverband

Mitte-West-Thüringen e. V.

Soproner Straße 1b

99427 Weimar

Tel.: 03643 2499650

info@awo-mittewest-thueringen.de

www.awo-mittewest-thueringen.de

21


CHANCE JENA

Dankbar für die geschenkte Zeit …

Aufmerksam

Zuhören als Chance - TelefonSeelsorge

„Danke, dass Sie mir zugehört

haben. Ich habe ja

sonst niemanden.“

So oder ähnlich enden

viele Gespräche bei der

TelefonSeelsorge Ostthüringen.

Die Anrufenden sind

dankbar für die ihnen geschenkte Zeit – und das wirkt auf die ehrenamtlichen

Seelsorgerinnen und Seelsorger zurück, die am Telefon ein offenes

Ohr für die Sorgen und Probleme der Menschen haben.

Unter den Rufnummern 0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222 ist

die TelefonSeelsorge kostenlos erreichbar – rund um die Uhr an 365

Tagen und Nächten im Jahr.

Gerade die Pandemie hat den großen Bedarf noch einmal deutlich gemacht:

Im Jahr 2020 stieg die Zahl der Gespräche in den Ostthüringer

Dienststellen Jena und Gera um ein Drittel von vorher 4.000 auf 6.000.

Deshalb muss man etwas Geduld mitbringen, wenn man nicht gleich

durchkommt. Denn die Gespräche dauern mitunter etwas länger, wenn

die Sorgen und Nöte groß sind.

Am anderen Ende sitzen Menschen wie Wolfgang*, der als rüstiger Rentner

Zeit hat und etwas Gutes tun will.

Oder Marie*, die Studentin, die selbst schon Krisen erlebt hat und andere

dabei unterstützen möchte, wieder Hoffnung zu schöpfen.

Oder Uta*, die sich trotz Berufstätigkeit immer auf ihr Ehrenamt freut,

weil sie da „auch etwas zurückbekommt“.

Ein Gespräch auf Augenhöhe kann also für beide Seiten sehr bereichernd sein.

Um die Telefondienste rund um die Uhr gut abdecken zu können,

sucht die TelefonSeelsorge Ostthüringen weitere ehrenamtliche

Mitstreiter*innen.

Wer sich dazu berufen fühlt, braucht keine spezielle Vorbildung. Wichtig

sind eine aufgeschlossene Grundhaltung, Einfühlungsvermögen und

Reflexionsfähigkeit in Bezug auf eigene Lebensthemen und -krisen. Die

Ausbildung dauert ca. ein halbes Jahr.

Wenn Sie sich angesprochen fühlen, erfahren Sie mehr unter:

Kontakt:

www.telefonseelsorge-ostthueringen.de

oder telefonisch unter 03641 8989804.

* Namen wurden anonymisiert.

Gesundheitsinfo:

Zink: Multitalent mit großem Einfluss

auf die Haut

Zink kommt in der Haut und ihren Anhangsgebilden wie Haaren

und Nägeln vor, aber auch in Knochen und in der Leber.

Das Spurenelement ist essentiell für uns, wir können es nicht

selbst herstellen und auch nur in minimalen Mengen von etwa

2 mg speichern. Zink ist unentbehrlich dafür, dass sich Zellen

tieferer Schichten in Oberhaut verwandeln können – also für den

normalen Verhornungsprozess der Haut. Außerdem hat es eine

wichtige Funktion für die Produktion von Bindegewebsproteinen

(Kollagen). Ist der Körper im Mangel, äußert sich das durch eine

Vielzahl an Hautveränderungen: Entzündung der Lippen und

Mundwinkel, Haarausfall, flache Blasen an den Fersen und an

den Streckseiten der Zehen, Querfurchen der Fingernägel.

Auch Neurodermitiker oder von Akne vulgaris Betroffene

profitieren stark von Zink. Empfehlenswert ist das organische

Zinksalz Zinkgluconat (z. B. „Zink Verla 10 mg“ oder „Zink Verla

OTC 20 mg“ – Tabletten), die Dosis sollte bei 20 und 30 mg am

Tag liegen.

Quelle: natur & heilen, 03/21, S. 8

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CHANCE JENA

Man merkt schnell,

wie voll ein Tag ist …

Initiativ

Selbsthilfe für alleinerziehende Mütter

und Väter in Jena

„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.“

Wir müssen unser Dorf erstmal neu erschaffen als alleinerziehende Eltern

– bewusst in einem selbstgewählten Netzwerk aus alten und neuen

Freunden, Verwandten, Kita- und Schulfreundschaften, Nachbarn, Bekannten.

Das wichtigste: Du bist nicht allein.

In Jena leben über 6.000 alleinerziehende Eltern mit ihren Kindern.

Deutschlandweit gehören zur Familie der Alleinerziehenden 2,6 Mio. Eltern.

Wie können Millionen allein sein? Wir sind mit ca. 90 % Mütter.

Väter sind uns ebenso herzlich willkommen.

Wir sind der Alleinerziehendenverband SHIA e. V. (Selbstbestimmte Handlungsstrategien

und Initiativen für Alleinerziehende) Landesverband Thüringen

und engagieren uns als Alleinerziehende für Alleinerziehende.

Alleinerziehend zu sein ist kein Einzelschicksal, sondern ein politisches

Konstrukt, dass einem oft das Leben vor Herausforderungen stellt. Seien

es Sorgen um das Geld, Konflikte mit dem Ex-Partner, Umgangsregelungen,

Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Sorgen um die Entwicklung

der Kinder etc.

Die Mehrarbeit, die oft auf den Schultern eines Elternteils lastet, trägt

dazu bei, dass besonders Alleinerziehende gesundheitliche Risiken tragen.

Depressionen, Rückenschmerzen, Adipositas, erhöhter Nikotinkonsum

und weniger Inanspruchnahme von ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen

sind besonders bei Alleinerziehenden zu beobachten (siehe Robert-Koch-

Institut, 2017).

Außerdem stellte die Bertelsmann-Stiftung in einer wiederholten Studie

fest, dass Alleinerziehende oft unter einem hohen Druck stehen. Das führt

oft zu einer Erschöpfung, einem Burnout, der wiederum für einen höheren

Arbeitsausfall verantwortlich ist und Krankenstände nach sich zieht.

Neben den notwendigen Veränderungen der politischen Rahmenbedin-

Unser Sitz ist in Jena.

Wir leben selbst als alleinerziehende Familie und verstehen die Lebenssituationen

von Eltern, deren Kinder bei einem Elternteil leben. Wir sehen

die Probleme, Sorgen und Nöte und die Bedürfnisse, sich untereinander

auszutauschen.

Wir kennen das Gefühl nach einer Trennung, wenn sich zunächst die Frage

stellt: Was kommt jetzt auf mich zu? Wie werde ich die Aufgaben einer

Paarfamilie nun allein bewältigen?

Es verabschieden sich Freunde, und neue wollen gefunden werden. Man

merkt schnell, wie voll ein Tag ist – mit Arbeit, Kind/ern und Haushalt

sowie mit der Organisation des Alltags. Das kostet viel Kraft.

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CHANCE JENA

Verlorenes Paradies

gungen leistet die Selbsthilfe einen wichtigen Beitrag. Wir brauchen gesundheitliche

Präventionsangebote, zugeschnitten auf die Lebensrealitäten

von alleinerziehenden Eltern. Selbsthilfe kann präventiv wirken, aber

auch hilfreich sein in Krisensituationen.

Wir haben ein Erstkontakttelefon eingerichtet (Ansprechpartnerin: Katrin

Arens) und rufen oder schreiben euch nach Feierabend und am Wochenende

zurück. Meldet euch am besten über unsere Homepage mit eurem

Anliegen und eurer Kontaktmöglichkeit. Wir melden uns dann bei euch.

Selbsthilfe ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir bieten dafür

unsere persönlichen Treffen in Jena und digitale Treffen in Thüringen an.

Unsere persönlichen Treffen mit und ohne Kind/er finden samstags in der

Leipziger Straße 61 im Seniorenbegegnungszentrum „Jahresringe“ statt.

Auf fast 200 m² haben wir genug Platz, damit die Kinder spielen und

betreut werden und die Eltern sich zu einem Themennachmittag beraten

und austauschen können. Die Kosten für Kaffee und Kuchen werden

durch Spenden in die Kaffeekasse getragen.

Unsere digitalen Austauschtreffen finden per Zoom ebenfalls samstags

statt, und zwar um 20:30 Uhr.

Die Termine veröffentlichen wir über IKOS Jena und auf unserer Homepage

www.shia-thueringen.de

Außerdem könnt Ihr über die Informationsplattform auf unserer Facebook-Seite

aktuelle Themen für Alleinerziehende erfahren. Abonniere uns

auf Facebook: Alleinerziehende in Thüringen.

Wir haben im Herbst 2021 eine Videoreihe für Alleinerziehende gestartet.

Interviewt haben wir Alleinerziehende

selbst und Akteure aus Jena zu Themen,

die für Alleinerziehende interessant sind.

Schaut dazu auf unsere Homepage.

Wir sehen uns 2022!

Kontakt:

Am Anfang der Zeit kamen wir aus der Liebe.

Wir waren alle miteinander verwandt.

In unseren Legenden ist von einer Zeit

die Rede,

in der wir mit den Tieren sprechen konnten,

und sie verstanden uns,

und wir konnten uns untereinander

verständigen.

lrgendwann im Laufe der Zeit gehorchten wir

den Weisungen,

dem universellen Gesetz nicht mehr,

also konnten wir auch nicht mehr miteinander

kommunizieren.

Und so entfernten wir uns von der Liebe.

Vickie Downey, Tewa

Aus: Die Weisheit der lndianerfrauen

Quelle: natur & heilen, 08/2020, S. 7

Ansprechpartnerin Katja Schröder

E-Mail: kontakt@shia-thueringen.de

www.shia-thueringen.de

Facebook: Alleinerziehende in Thüringen

Instagram: shia_thueringen

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CHANCE JENA

Fragen an Tauschring „Der Stern“

Wie sind Sie zur Selbsthilfe gekommen?

Vor mehr als 15 Jahren lernte ich per Zufall den damaligen Projektleiter

Jürgen Murr in einem Café kennen. Während der Gespräche,

die wir führten, erfuhr ich das erste Mal von der kostenlosen

Nachbarschaftshilfe des Tauschrings Jena. Ich war sofort von den

Aktivitäten, die die Mitglieder untereinander tauschten, begeistert.

Jürgen lud mich zum nächsten Treffen ein, und ich betrat vor Aufregung

mit klopfendem Herzen den Raum und wurde sofort von den

Mitgliedern des Tauschrings Jena begrüßt.

Was würde Ihnen fehlen, wenn es keine Selbsthilfe gäbe?

Die Herzlichkeit, das gegenseitige Geben und Nehmen der kleinen

kostenlosen Dienstleistungen, die privaten Gespräche, die zu keiner

Zeit nach außen getragen werden und das gesellige Beisammensein

bei Kaffee und Kuchen möchte ich bis heute nicht missen.

Wenn ich an Selbsthilfe denke, dann…

denke ich auch an die Fahrten, die wir zu anderen Tauschringen

zwecks Meinungsaustausch und Führung der einzelnen Tauschringe

in Leipzig, Berlin, Suhl usw. unternahmen. Sie gehörten zu den

Aktivitäten des Tauschring Jena „Der Stern“ dazu.

Nach der Zwangspause durch Corona sind wir heute doppelt so

froh, dass wir uns wieder treffen können und wie vor zwei Jahren

auch mit gewissen Auflagen unser Beisammensein genießen können,

denn „Der Stern“ soll niemals untergehen - das wünschen

sich von ganzem Herzen alle Mitglieder.

Erika Glüheisen, Tauschring „Der Stern“

Freunde braucht man,

wie die Luft zum Atmen!

Gefunden bei Kerstin Dehne, Facebook-Gruppe

Für jeden Tag einen schönen Spruch

...würdest Du ?

Würdest du... meine Hand für eine Weile halten?

Du musst mich nicht retten.

Du musst nichts reparieren.

Du musst mir meinen Schmerz nicht nehmen.

Aber würdest du einfach meine Hand halten?

Ich brauche deine Worte nicht, deine Gedanken,

auch nicht deine Schultern, um mich zu tragen.

Aber wirst du hier eine Weile bei mir sitzen?

Während meine Tränen fließen.

Während mein Herz zerbricht.

Während mir mein Verstand einen Streich spielt.

Wirst du mich mit deiner Anwesenheit wissen

lassen, dass ich nicht allein bin, während ich in mein

inneres Unbekanntes wandere?

Denn meine Dunkelheit gehört mir.

Mein Schmerz gehört mir.

Und meine Wunden gehören mir.

Die Heilung gehört mir.

Aber wirst du hier bei mir sitzen, während ich mich

mutig dem stelle, mein Lieber?

Denn ich leuchte wegen meiner Dunkelheit.

Bin wunderschön wegen meiner Verletzlichkeit und

stark aufgrund meines zarten Herzens.

Aber nimmst du liebevoll meine Hand, wenn ich

manchmal in die Dunkelheit reise?

Ich bitte dich nicht, mir die Dunkelheit zu nehmen.

Ich erwarte nicht, dass du mir den Tag erhellst

und ich glaube nicht, dass du meinen Schmerz

beheben kannst.

Aber ich würde mich

freuen, wenn du eine

Weile bei mir sitzt und

meine Hand halten

könntest, bis ich meinen

Weg aus meinem Schattenland

finde!

Würdest du... meine

Hand halten

nur für eine Weile?

Zoe Johansen

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CHANCE JENA

Viel Gutes in Erinnerung …

Gemeinsam

Der Weg der Gruppe Lichtblick

Im Oktober 1991 gründete Christa Scholz

die Gruppe „Psychisch kranke Menschen“

mit 3 - 4 Mitgliedern, die sich aus der

Klinik kannten.

Im Jahr davor hatte sich eine Gruppe

für Angehörige zusammengefunden,

und im Februar 1991 entstand die IKOS

in Jena als Beratungsstelle fürs Thema

Selbsthilfe.

Aller vier Wochen trafen sich die Menschen miteinander.

Kurze Zeit darauf trat Dr. Lemke der Gruppe bei und hielt regelmäßig

kurze Vorträge. Bis heute ist Dr. Lemke der Gruppe treu geblieben. Auch

für die regelmäßigen Spenden ihm ein großes Dankeschön.

Es war damals für alle gut, aus den Kliniken und dem Alltag zu Hause

einmal rauszukommen und etwas anderes zu hören und zu sehen.

Christa gebührt ein besonderer Dank – sie hat die Gruppe ins Leben gerufen

und die Gruppe geprägt. Sie gehört bis heute zur Gemeinschaft, auch

wenn sie, familiär bedingt, nicht mehr regelmäßig kommen kann.

Nach 6 – 7 Jahren hat Christa händeringend einen Nachfolger gesucht. So

hat sich 1998 Christine Theml bereit erklärt, unsere Gruppe zu übernehmen.

Christine lag es am Herzen, mit den Gruppenmitgliedern gemeinsame

Freizeitaktivitäten durchzuführen. Vielen Menschen aus der Gruppe

war es nicht möglich, nach ihrer Krankheit und nach dem Klinikaufenthalt

etwas allein und völlig selbstständig zu unternehmen.

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Einen Meilenstein dafür hat Christa Scholz gelegt. Auch sie hat von Anfang

an mit den Gruppenmitgliedern nicht so viel über die Krankheit

sprechen wollen, sondern auch einen großen Wert im gemeinsamen Erleben

bei gemeinsamen Unternehmungen gesehen.

2007 kam ich in die Gruppe, und ich hatte immer ein gutes Gefühl. Es

war eine gute Gruppe unter Christines Leitung. Dir, Christine, auch ein

liebes Dankeschön.

Neben Buchlesungen und zahlreichen Wanderungen waren wir auch in

Weimar, im Theater oder im Innenhof der Universität zu Theateraufführungen.

Ende 2010 sagte Christine zu mir: „Barbara, du könntest die Gruppe

Lichtblick übernehmen!“ Und ich traute es mir zu! Ab 2011 war ich nun

die Kontaktfrau für neue Interessierte, die Planerin, die Organisatorin.

Neben Wanderungen zu den Märzenbechern, zur Lobdeburg oder einigen

anderen lohnenswerten Zielen organisierte ich einmal im Jahr eine Busfahrt.

Anfangs gingen wir mit dem Busunternehmen LWW auf Reisen.

Eine sehr schöne Fahrt war z. B. die nach Regensburg und dort dann die

Tour mit einem Kristallboot. Allerdings mehrmals umsteigen, bis wir dann

im richtigen Bus saßen, das wollten wir nicht mehr. So suchte ich ein

neues Reiseunternehmen und fand Jens Öbster, der damals noch aktiv

war. 2016 fuhren wir mit ihm nach Dresden und 2017 zum Brauereifest

in Franzensbad. 2018 besuchten wir gemeinsam den Wörlitzer Park und

2019 den Geiseltalsee. Ich glaube, all diese Reisen waren immer sehr

schön und bin überzeugt, dass sie bei allen in guter Erinnerung bleiben.

Bisher waren wir immer eine sehr gute Gruppe, das war meine feste Meinung.

Leider gab es in letzter Zeit Probleme, und ich wollte am liebsten

alles hinschmeißen. Diese Probleme konnte ich klären und teile jetzt allen

mit, dass wir eine gut funktionierende Gruppe sind.

Ich danke allen und freue mich, wenn wir auch weiterhin eine gute

Gruppe bleiben.

Barbara Sander, Jena


Fragen an Jenaer Trialog

CHANCE JENA

Melancholie

Verwelkende Blumen am Wegesrand

Meine Seele ausgetrocknet und leer

Die Schatten fallen gegen den Regen

Und der Regen zwischen das Häusermeer

Die Welt hüllt sich in die Rufe der Krähen

Auf dem Teich beim Park liegt braunes Laub

Verlassen und schwarz die Bäume im Wind

Hart ist mein Herz, wie Stein, ganz taub

Menschen eilen auf ihren Wegen vorbei

Ein Kind mit Mütze und Jacke und Ranzen

Lichter der Stadt flimmern blass und kalt

Die Reiter des Nebels senken die Lanzen

Jenaer Trialog

Wie sind Sie zur Selbsthilfe gekommen?

Im persönlichen Austausch mit Gleichgesinnten hatte ich häufig

sehr positives Feedback. Aber ich wusste, egal wie viel ich weiß,

ich kann von jedem etwas lernen. Darüber hinaus wollte ich

anderen Menschen Mut machen und selbst aktiv werden, deshalb

beteiligte ich mich an der Gründung des Jenaer Trialogs.

Sylvana

Was würde Ihnen fehlen, wenn es keine Selbsthilfe gäbe?

Die praktischen und ganz persönlichen Erfahrungen gleichfalls

Betroffener zu nutzen und das Gefühl, mit den Problemen nicht

alleine zu sein und mir und anderen gemeinsam zu helfen.

Was ist für Sie beim Gruppentreffen am wichtigsten?

Authentizität, Gleichberechtigung, Freiwilligkeit, Ermutigung,

Austausch, Offenheit und Verständnis.

Jeder hat etwas zu geben, zu erfahren, kann dies mit anderen

ehrlich teilen, und niemand muss etwas besseres darstellen, als er

wirklich ist.

Was war bisher Ihr schönstes Erlebnis in der Selbsthilfe?

Einmal sagte eine Teilnehmerin, „das Gespräch mit dir hat mir

gerade mehr geholfen als jahrelange Therapiesitzungen“.

Wenn ich an Selbsthilfe denke, dann weiß ich, dass…

sie die Gemeinschaft stärkt und professionelle Hilfsangebote

ergänzen kann. Probleme lassen sich besser bewältigen und

ich lerne, mich selbst besser zu verstehen. Jeder wird akzeptiert

und geschätzt, wie er ist, und es gibt kein Ziel, das zwangsläufig

erreicht werden muss.

Ein paar Astern liegen achtlos im Müll

Ich denk an die Sichel des Todes im Jahr

Geduckt und ängstlich schlich ich vorbei

Das Grau aus den Bergen ich mit mir fahr

Jan Schäf

(2021)

Quelle: gefunden auf seiner Facebook-Seite

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CHANCE JENA

Gedichte als Gesprächsangebot …

Jan Schäf ist 50 Jahre alt und lebt in Jena. Er geht regelmäßig in die

Selbsthilfegruppe des Blauen Kreuzes.

Gestrandet

Buchvorstellung

„Ich habe keine Seele, um mit ihr

zu reden, oder mich von ihr trösten

zu lassen. Aber Gott schickte durch

wunderbare Fügung das Schiff so

nahe ans Land, daß ich so viele Dinge

daraus holen konnte, die zur Befriedigung

meiner Nothdurft selbst dienen

oder mir die Mittel zur Befriedigung

derselben an die Hand geben werden,

so lange ich lebe.“ Diese Zeilen

stellt der Autor Jan Schäf seinem Gedichtband

„Große Reise“ voran. Sie

stammen aus der Gut- und Böseliste

in „Robinson Crusoe“. Daniel Defoe

lässt sie seinen Helden in der Situation

aufschreiben, in der ihm bewusst

wird, dass er allein auf einer Insel

Autor Jan Schäf

strandet und Rettung unsicher ist. Mit „Seele“ ist in der Übersetzung von

Carl Altmüller von 1868 natürlich das Gegenüber, schlicht ein Gesprächspartner

gemeint. Robinson wird auf seiner Insel übrigens sagenhafte 28

Jahre verbringen. Mit Freitag, einem Eingeborenen, bekommt er später

immerhin seine „Seele“. Robinsons Aussage zeigt den Menschen als ein

Wesen, dessen Überleben von zwei Dingen abhängt: die Befriedigung der

„Nothdurft“, also der Dinge des alltäglichen Bedarfs und die Kommunikation

mit anderen Menschen. Ist sie nicht gegeben, geht der Mensch

zugrunde, genauso, als wenn er nichts zu essen hätte.

Doch was hat das alles mit den Gedichten von Jan Schäf zu tun? Nun, wie

er selbst sagt, sehr viel. Denn zwar ersetzt das Schreiben eines Gedichtes

nicht die Kommunikation mit einer anderen Person, doch hilft es, sich mit

dem eigenen, inneren Gespräch auseinanderzusetzen. Wie auch Robinson

seine Liste verfasst, um sich zu vergegenwärtigen, dass noch nicht

alles verloren ist. In „Große Reise“ ist dies in Verse verpackt. Doch nicht

nur als Selbstgespräch, sondern, um sich auch mit anderen darüber auszutauschen.

Ein Gesprächsangebot, wenn einem Gefühle nicht so leicht

über die Lippen kommen. Zumal der Dichter im Prozess des Schreibens

ja immer ein einsamer ist. Ein Inselbewohner. Und Inseln kommen in den

Gedichten von „Große Reise“ nicht selten vor. Seelische Inseln und reale.

Und da Gedichte auch immer zu einer ganz persönlichen Sache des

Lesers werden, kann er sich getrost während des Lesens auf eine solche

zurückziehen. Und sei es auch nur seine eigene, seelische Insel. Und wenn

er zurückkehrt, hat er vielleicht sogar etwas zu erzählen.

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Große Reise: Gedichte

von Jan Schäf

BoD – Books on Demand;

1. Edition

(1. Oktober 2021),

200 Seiten

ISBN-13 : 978-3754333877

Abendruhe

Vom silbrigen Himmelsrand

übers kupferne Sonnenband

vor stummen Baumkronen

und menschlichen Komfortzonen

lag schweigend der Abend.

Wir kamen den Hohlweg entlang

erfrischt und vom Alltag befreit

und wie immer nach solchen Tagen

sah uns von Ferne Vergangenheit

im Walde ruhten die Riesen.

Am Zifferblatt welkte ganz frische Zeit

während die Zwerge ihre Minen verließen

und hinter Fenstern einladende Lichter

am Brunnen tropfte es leise dahin

müde und rotbäckig die Kindergesichter.

Rauschen vergangener Stürme

verwehend zwischen dämmernden Gassen

wir dabei schwatzend über Nähe und Ferne

ging interessiert der Abend mit uns - ein Stück

und die Falter im Licht der Laterne.


CHANCE JENA

Traummenschen

Ich ruderte durch die Tore von Gehenna

vorbei an den Klippen von Feuerland

ins Herz des Landes der Traummenschen.

An weißen Sonnenstränden

sah ich ihre Boote liegen

und lachende Kinderaugen

begleiteten mich auf dem Weg zu ihnen.

Obwohl ich ein Fremder

aus einer dunklen Welt

in zerfetzten Kleidern

ohne Hab und Gut

standen mir ihre Türen offen.

Am Feuer betörten mich ihre Lieder

und wie im Rausch

lauschte ich ihnen jede Nacht.

Ich tanzte ihre Tänze

mit Frauen so schön ich nie sah

und ihre Geschichten

so weit und mythisch

blieben mir stets ein Rätsel.

Nach vielen Jahren

es schien mir eine Ewigkeit

kehrte ich aus ihrem Land zurück.

Kaum wieder zu erkennen

denn meine Seele war geheilt.

Und das Licht, das ich mitnahm

brannte noch

in meinen letzten Stunden.

Freundschaft

Du wirst dich erinnern

An die Tage, die gingen

An die Tage der Freundschaft

An die Tage mit Schlingen

Wir traten heraus aus dem Schatten

Der vielen

Wir trafen uns lächelnd

Zu den Tagen mit Spielen

Selbst das Grau dieser Städte

Hob uns dort hinaus

Selbst das Grau unserer Seele

Schien als bunter Strauß

Wie alles zerbrach auch das

In den Wintern der Zeit

Nur die Erinnerung blieb

Und die Würde der Freundschaft

Die für immer befreit

Jan Schäf

2021

Quelle: gefunden auf seiner Facebook-Seite

29


CHANCE JENA

Dranbleiben ist die Devise …

Rückblickend

Die Blau-Kreuz-Begegnungsgruppe wird 50

Die Blau-Kreuz-Begegnungsgruppe in Jena feiert ihr 50-jähriges

Bestehen. Aus diesem Anlass schaut Gruppenleiter Harald Falke

auf die wechselvolle Geschichte der Gruppe zurück.

Begonnen hat alles im Oktober 1971. Rüdiger Borchardt, ein Gemeinschaftsprediger

aus Königsee, wurde vom AGAS-Rat als Mitarbeiter in

der Suchtkrankenhilfe für Thüringen geworben und hatte in Jena seinen

Dienst begonnen. Gottes Führung wollte es so, dass ich über Umwege

meines Vaters mit Rüdiger Kontakt bekam. Am 15. Dezember 1971 war

ich bereit zu einem Gespräch mit Rüdiger, da ich massive Alkoholprobleme

hatte. Dieses Gespräch hatte für mich weitreichende Folgen.

Jesus Christus befreite mich nach einem intensiven Gebet von meiner

Alkoholsucht und trägt mich heute noch. Es ging um Nächstenliebe. Kraft

schöpfen wir aus dem Evangelium. Halleluja und Danke mein Gott. Zu

dem Gesprächskreis, der gegründet wurde, kamen immer mehr „Alkis“

hinzu.

Einige blieben, andere gingen wieder. Es bildete sich ein Stamm von

sechs bis zehn Hilfesuchenden und Angehörigen. Uns wurde die Liebe

Gottes nahegebracht und die Kraft des Evangeliums. Durch die väterliche

Art von Rüdiger fassten wir Mut, es mit der Abstinenz zu versuchen. Die

Wirkung war vielen noch nicht bekannt. Dranbleiben war die Devise. Eine

segensreiche Zeit für uns und Rüdiger!

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Nach zehn Jahren Tätigkeit

in Jena und Thüringen wurde

Rüdiger nach Linstow

gerufen, um dort seinen

Dienst in einer Langzeiteinrichtung

fortzusetzen.

Seine Nachfolge und die

Gruppe übernahm Fritz

Lüdtke. Während Rüdiger

seine Gruppenarbeit vorwiegend

auf das Evangelium

aufbaute, kamen bei

Fritz nun auch suchtspezifische

Themen zur Sprache.

Krankheitsbilder, Suchtverlauf,

Persönlichkeitsmuster

und Fachthemen erweiterten

unseren Horizont. All

dies in Verbindung mit dem

Evangelium war eine Mischung,

mit der auch Einsteiger

besser klarkamen.

Strukturen wurden aufgebaut, und wir wurden mehr und mehr zur Mitarbeit

aufgefordert.

Es war eine sehr lehrreiche Zeit, in der viele den Weg in die Abstinenz gefunden

haben. 1989 kam die Wende, und aus AGAS und BKD-West wurde

wieder das Blaue Kreuz in Deutschland. Nach der Vereinigung wurden

auch einige Richtlinien des BKD in Jena wirksam. Die Leitung der Begegnungsgruppen

wurde auf ehrenamtliche Mitglieder übertragen, und so

kam es, dass ich nach einer Wahl zum Leiter der Begegnungsgruppe eingesetzt

wurde. Dank der Hilfe und außerordentlichen Erfahrung von Fritz

änderte sich nicht allzu viel. Doch waren wir ab jetzt mehr auf uns selbst

gestellt, da Fritz thüringenweit andere Aufgaben übernehmen musste.

Der Grundslogan: Gerettet sein, gibt Rettersinn, stand und steht im Mittelpunkt

unserer Gruppenarbeit. Leider ist Fritz viel zu bald von uns gegangen.

Wir schauen mit Hochachtung auf sein Wirken in Jena zurück.

Im Laufe der Jahre bildeten sich in Jena noch viele andere Suchtselbsthilfegruppen,

die wir immer wieder bei den Selbsthilfetagen in der Goethe

Galerie kennenlernen durften. Ich bin dankbar für jede Gruppe, die sich

mit Suchtarbeit befasst, denn das Elend, das aus der Sucht entsteht, ist

für viele unerträglich. Doch eines unterscheidet uns grundlegend von den

anderen Selbsthilfegruppen. Unser Steuermann ist und bleibt Jesus Christus.

Wer das akzeptiert und sich auf den Weg macht, hat die Chance,

seine Sucht zu besiegen und ein befreites Leben zu führen.


CHANCE JENA

Vom Geist des Heilens

Zurzeit haben wir ca. 20 Mitglieder, die sich wöchentlich treffen. Auch hier

möchte ich aufrufen, wer ein Suchtproblem hat oder jemanden kennt, wir

sind ein Anlaufpunkt und bieten Hilfe an. Heute, nach 50 Jahren, ist die

Sucht nicht ausgeräumt, und wir sind offen für jeden Menschen, der Hilfe

sucht.

Danken möchte ich all meinen Mitarbeitern, die mich in den vielen Jahren

tatkräftig unterstützt haben. Ihre Beiträge und Gedanken hatten einen

Zweck, die Gruppenarbeit an den Hilfesuchenden zu verbessern.

Geben wir Gott die Ehre für seine Geduld mit uns, mögen noch viele den

Weg zur Freiheit finden, wenn möglich, über das Blaue Kreuz in Jena. Wir

treffen uns jeden Dienstag um 17:00 Uhr im Obergeschoss der Landeskirchlichen

Gemeinschaft (LKG) in der Wagnergasse 28.

Danke - Euer Harald Falke

Kontakt:

jena@blaues-kreuz.com

Harald Falke bei der Festrede

Wir sind mit jeder Zelle unseres Körpers

und mit jeder Faser unserer Seele

einbezogen in die liebende Energie,

die das ganze Universum, die Galaxien

die Planeten und alles Leben

bis zu den kleinsten Einzellern durchwebt,

ob es uns nun bewusst ist oder nicht.

Und genau das lässt uns unaufhörlich

vom tiefsten Grund unseres Wesens

nach Heil suchen.

Heil werden – das bedeutet auch heilig werden,

zurückzufinden zu dem Zustand,

zu dem wir von Beginn an angelegt sind.

Wolfgang Bittscheidt

Aus: Vom Geist des Heilens. Die Rückkehr der Ganzheit.

Quelle: natur & heilen, 06/2021, S. 7

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CHANCE JENA

Irgendwie dreht sich alles

ums Leben …

Belohnend

Eine Wanderung mit LandART

Die schöne Tradition, sich im Oktober jeden Jahres im Rahmen einer

Woche, die sich um den 10.10. herum drapiert, der seelischen Gesundheit

zu widmen, wollten wir auch 2021 nicht einschlafen lassen.

Das große Obermotto „Gemeinsam über den Berg – seelische Gesundheit

in der Familie“ war uns Ansporn genug, zum wiederholten Mal bei

Herrn Polten von Polten Wanderwelten anzufragen. Ob er sich vorstellen

kann, in ziemlich planlosen und nahezu unplanbaren Zeiten trotzdem

eine klitzekleine Planung zu planen… Eine Art Familienwanderung auf

einen Berg, über einen Berg, auf der anderen Seite wieder hinunter. Seine

und die eines Freundes coole Idee eines gemeinsamen Ankommens in

LandART…

Und so startete der 16.10.2021.

dass wir von der Route abwichen. Wir mussten Tricks einbauen, wie wir

plötzlich vom Alltag wegkommen können. Dies war hilfreich, um sich

später auch auf das Gestalten bei LandART einzulassen. Um sich auf den

Ort und die Umgebung und letztlich auf sich selbst und seine Gedanken

einlassen zu können.

Anstrengung, Schlammspritzer,

aus dem Nebel hallende Startschüsse

vom Kernberglauf,

und immer weiter hinauf. So

wurde der Kinderwagen dann

auch teilweise getragen, weil

der Weg zur Rinne wurde. Es

erfasste uns eine kindliche

Spannung. Die meisten kannten

einander nicht und liefen

nun nebenher ins Unbekannte.

Da war er dann irgendwann

abgefallen, der Alltag. Und

Tschüss. Wie zur Belohnung

schauten wir aufs Wolkenmeer

von oben, hörten den Autofluss

und sahen nur die Bergspitzen

herausschauen.

Wahrscheinlich erlebt man das nur ein Mal im Leben: Monate eines Lebens

in einer Pandemiegesellschaft. Die Nachrichten aus Angst und Hoffnung,

Glück und Langeweile, Tod und Verdrängung. Dazu Kurzarbeit oder

Arbeitslosigkeit, Heimarbeit und Diskussionen um Spaltung, Zusammenstehen,

Impfstoff und Verschwörung.

Das war eigentlich das alles Beherrschende in diesen Tagen, als wir das

Baby in den Kinderwagen packten und uns mit Unbekannten zum Wandern

trafen. Früh war es im Tal, und die Wolken hingen zwischen den

Häusern. Am Treffpunkt sammelten sich Leute allen Alters, nebenbei besprachen

wir Leitenden die folgenden Abschnitte. Der Weg an sich und

LandART standen auf dem Programm. Beim Weg war nicht wichtig, dass

eine Route oder eine genaue Abfolge fest standen, sondern vielmehr,

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CHANCE JENA

Auf einer Lichtung, auf der in den 1940er Jahren eine der Jenaer „Flak“-

Stellungen gelegen hatte, breiteten wir zwischen den alten Splitterschutzdämmen

und Verbindungsgräben unsere Decken aus. Kai-Uwe Krauss

führte nach einem leckeren individuellen Imbiss ins Thema der LandART

ein. Es geht nämlich darum, mit Materialien vor Ort – herumliegenden

Blättern, Rinden, Pflanzenteilen,

Steinen – Arrangements

zu schaffen. Beispielsweise

bunte Herbstblätter in ihren

Farbabstufungen anzuordnen.

Bauten oder Türme aus Steinen

und Ästen zu errichten, Zapfenteile

zu anderen Anordnungen

zu bringen. Wir hörten zu und

irgendwann verliefen sich alle

für gut zwei Stunden im Gelände.

Eine Teilnehmerin schuf Blumen

aus Blättern und Zapfen,

die sie – irgendwie – in Rinde

befestigt hatte. Messer oder

Nadeln hatte keiner dabei, die

Verwendung von natürlichen

Verbindungsmaterialien war

eine weitere Voraussetzung.

Ein Kind baute daneben eine

Bude aus Hölzern, und gemeinsam

gestalteten sie vor

ihrem geschaffenen „Anwesen“

Bodenbilder aus bunten

Herbstsachen. Dies regte zum

Nachdenken und zur Kreativität

an. Ein Teilnehmer baute ein

„Woodhenge“: Ein Kreis aus

alten dicken Ästen oder Stäm-

men umschloss eine Art Altar. In der Vorstellung seiner Arbeit erklärte

er, dass dies ein Altar des derzeitigen Gesellschaftsfokus Kapital ist, der

auch irgendwann zerfallen von Menschen gefunden werden wird. Das

Beschreiben der Arbeit und der Hintergrundgedanken, oder auch jener

Gedanken, die gerade erst durch das Arbeiten entstanden, war auch wichtig.

Nach dem „Woodhenge“ schauten wir uns eine „Lebensstrecke“ an:

Kienzapfen waren zu einem Lebensverlauf angeordnet und schlängelten

sich an Entscheidungen, Auswegen und Problemlösungen vorbei. Das

Fundament einer alten Verankerung im Boden diente einem weiteren

Ausstellungsstück als Grundlage. Es war eine Arbeit, die anfangs mit einer

Idee begonnen hatte, den Müll aus der Umgebung einzubauen, und

– soweit ich mich erinnere – derzeitige Lebensfragen zu bearbeiten. Und

so entstand ein Spielzeugrastplatz aus Alufolie und Rinde, ein Sperrband

teilte imaginäre Räume, Federn schwammen in Vasenresten. „Lebenserfahrungen“

als LandART-Anordnung: Vieles beginnt irgendwie, endet

offen, wird im Nachhinein klassifiziert und benannt, und dann von den

nächsten offenen Entwicklungen im Leben abgelöst. Zuletzt standen wir

vor einem Koniferen-Ast, auf dessen Nadeln Schafkot aufgespießt war.

Es sollte ein Gestaltungstest sein, ähnelt im Nachhinein aber gut einer

simplen Corona-Allegorie.

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CHANCE JENA

Fragen an die SHG Borreliose

Wie sind Sie zur Selbsthilfe gekommen?

Die Hilflosigkeit bei eigener Krankheit, in der Familie oder im

Freundeskreis führt zur Suche nach gleichbetroffenen oder gleichgesinnten

Menschen.

Specht macht LandART

Was würde Ihnen fehlen, wenn es keine Selbsthilfe gäbe?

Ohne Selbsthilfe würde vielen der Mut, das positive Denken und

die Kraft fehlen, nach vorne zu schauen und nicht aufzugeben.

Was ist für Sie beim Gruppentreffen am wichtigsten?

Die wichtigsten Aspekte in den Gruppentreffen sind: der Austausch

von eigenen Erfahrungen und von Informationen zu Hilfeeinrichtungen.

Es werden auch Empfehlungen ausgetauscht, welche

Ärztinnen und Ärzte sehr gut Borreliose behandeln können. Wir

geben uns gegenseitig Tipps, welche neuen und/oder alternativen

Behandlungsmethoden es gibt und bekommen das Gefühl, dass

wir mit unseren Sorgen und Ängsten ernstgenommen werden.

Specht als Künstler

Quelle der Spechtfotos: Wonder of Nature, Facebook, 30.11.21, Sylvia Steinheuer

Wie jeder solcher Tage lebten die Eindrücke noch lange in uns nach. Wann

tauscht man schon mal mit Unbekannten seine Gedanken in Kunst aus.

Irgendwie dreht sich dann auch vieles um das eigene Erleben und das

Begreifen des Erlebens der Anderen. Und letztlich ist es einfach, sich so

einen Tag einzurichten. Ein Weg beginnt mit Losgehen, ein Kennenlernen

mit Gespräch. Des Alltags entledigt man sich mit einfachen Tricks. Zu sich

kommt man, wenn man irgendwo stehen bleibt und sich anzukommen

erlaubt, oder traut. Das muss man jemanden erzählen können, um sein

Glück perfekt zu machen.

Lars Polten

Kontakt:

Wenn ich an Selbsthilfe denke, dann…

denke ich an die vielen neuen Kontakte und sogar Freundschaften,

die daraus entstanden sind.

Carola Hübner

SHG Borreliose

Lars Polten

Dr. phil. Kulturwissenschaft/Kulturgeschichte

Feldstraße 4, 07749 Jena

Tel.: 0176 97648239

Polten Wanderwelten

www.polten-wanderwelten.de

Umweltpädagogik in Mitteldeutschland

www.natur-wildnis-altlast-jena.de

34


CHANCE

JENA

Ein gleichberechtigter Austausch

ist uns sehr wichtig …

Gegründet

Selbsthilfegruppe für Psychose-Gefährdete

Hallo, wir sind eine 2021 gegründete Selbsthilfegruppe und suchen Interessenten/Mitglieder,

die eine Veranlagung für Psychosen haben oder

schon mal eine entsprechende Diagnose hatten (letzteres eine Form von

Schizophrenie oder schizoaffektive Störungen). Leider haben mit von

diesen Diagnosen Betroffene nach wie vor mit starken Vorurteilen ihnen

gegenüber zu kämpfen. Wir möchten aufzeigen, dass diesbezügliche Berührungsängste

bei guter, nicht nur auf Medikamenten basierender Behandlung

und angepasstem Lebensstil, unbegründet sind, und auch mit

diesen Diagnosen ein zufriedenstellendes und sinnvolles Leben möglich ist.

Uns geht es um den gleichberechtigten Austausch Betroffener bzgl. Bewältigungsstrategien,

Medikamenten, Erfahrungen usw. Ich persönlich

habe das Gespräch über die biographischen Hintergründe Betroffener genossen

und glaube, dass es anderen ebenso ergeht. Ich bin Frank U., 1982

in Jena geboren und Gründer der SHG, habe eine Aus- und Weiterbildung

zum Systemingenieur für IT-Netzwerke, beschäftige mich aber spätestens

seit meiner Diagnose mit hochfunktionaler Autismus-Spektrum-Störung

(hfASD) in 2012 und schizoaffektiver Störung in 2016 fast ausschließlich

mit psychischer wie physischer Gesundheit. Ich möchte andere unterstützen,

aber auch von anderen Betroffenen weiter lernen. Wie man an meinem

Beispiel sehen kann, kommt eine Veranlagung für Psychosen bzgl.

Diagnosen selten allein.

Frank U.

Kontakt:

quarzium@web.de

Bewusst-Sein

Zu den bekanntesten Symptomen einer akuten Psychose gehören

die zur Gruppe der sog. Positivsymptome gehörigen Halluzinationen

und Wahnvorstellungen.

Es gibt aber auch Ich-Erlebnisstörungen (Unwirklichkeitserlebnisse).

Daneben gibt es die Gruppe der Negativsymptome: Mangel an Energie,

Schwung und Ausdauer, eine Art Aufmerksamkeitsstörung und Sprachverarmung,

sowie Gemütsverflachung. Bei der schizoaffektiven Störung

handelt es sich vereinfacht gesagt um eine Mischung aus schizophrenen

Symptomen mit bipolarer Störung (ursprünglich als manisch-depressiv

bezeichnet), beides jedoch nicht unbedingt vollumfänglich.

Bei allen Begegnungen, die uns erschöpft und

frustriert zurücklassen ist Energieraub am Werk.

Und bei allen Beziehungen, die uns guttun, ist

ein Gleichgewicht zwischen Energienehmern und

Energiegebern vorhanden. Erkennen wir das

Wechselspiel der Energie, können wir unsere Kraft

bei uns behalten.

lngalill Roos

Aus: Energieräuber erkennen und abwehren,

Verlag Herder, Freiburg i. Br., 2017

Quelle: natur & heilen, 05/2020, S. 11

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Neue und bereits bestehende Gruppen

suchen Aktive und Interessierte:

Elternkreis suchtgefährdeter

und suchtkranker

Töchter und Söhne

Unsere Zielgruppe: Eltern, deren Kinder

(gleich wie alt diese sind) illegale und

legale Drogen konsumieren.

Unser Anliegen ist es, uns gegenseitig

aufzurichten, Unterstützung zu finden

und Erfahrungen auszutauschen. Wir

wissen, dass wir uns zuerst selbst

helfen müssen, um auch eine Stütze für

die Kinder zu sein.

Durch die Wahrung der absoluten Anonymität

können wir über unsere Probleme

sprechen, die in der Öffentlichkeit

leider noch zu stark tabuisiert werden.

Neue Eltern sind jederzeit willkommen.

Junge Selbsthilfe

Worum geht es?

Wir gestalten offene und lockere

Treffen für junge Leute von 18

bis Mitte/Ende 30, bei denen Du

Deine Gedanken und Themen mit

Anderen austauschen kannst und

Antworten auf eventuelle Fragen

bekommst. Perspektivisch gibt es

auch die Möglichkeit, gemeinsam

etwas zu unternehmen.

Wenn Du Lust und Interesse hast,

melde Dich einfach bei uns.

Du kannst gern spontan vorbeikommen!

Bitte erfrage die nächsten Termine

telefonisch oder per Mail unter

jsh-jena@web.de

Selbsthilfegruppe – Bipolar

Wir sind eine Selbsthilfegruppe für Menschen

aus Jena und Umgebung mit einer bipolaren

affektiven Störung (auch manisch-depressive

Erkrankung genannt). Sie wurde im Frühjahr

2021 gegründet.

Für uns als Betroffene bedeutet Selbsthilfe,

Verantwortung für sich und andere zu übernehmen,

um mehr Stabilität und Lebensqualität

zu gewinnen.

Interessent*innen sind herzlich willkommen:

Ansprechpartner:

Thomas und Felix

(direkter Gruppen-Kontakt nur per Mail)

Mail: shg_bipo_jena@posteo.de

Treffen: freitags 17:00 Uhr (14-tägig)

Interessent*innen bitten wir um vorherige

Kontaktaufnahme.

Polyneuropathie – PNP

Kurz ,,PNP ,, genannt, ist eine Gruppe von

Erkrankungen, die die peripheren Nerven

betreffen. Diese enthalten motorische,

sensible und vegetative Nervenfasern,

die das Rückenmark mit den Muskeln,

den Sehnen, den Gelenken, Knochen und

den inneren Organen verbinden.

Bei deren krankhafter Schädigung kann

es dementsprechend zu Lähmungen,

Empfindungsstörungen und vegetativen

Störungen kommen.

Wir suchen Menschen, die sich gegenseitig

Hilfestellung im Umgang mit der

Krankheit PNP geben wollen.

Jenaer Trialog - Betroffene,

Angehörige und Profis

Trialog im psychiatrischen Kontext ist ein Ort der

Begegnung, der von Respekt für das jeweils Andere

gekennzeichnet ist. Der Austausch zwischen von psychischer

Krankheit Betroffenen, Angehörigen und

Professionellen bietet jedem Teilnehmer die Chance,

sich selbst als Experte in eigener Sache zu verstehen

und gleichzeitig von den Anderen zu lernen. Wenn

Sie Interesse haben, gemeinsam mit uns im Trialog

nach neuen Wegen zu suchen, dann kommen Sie

gern zu einem Sie interessierenden Thema vorbei.

Themen unter: www.trialog-jena.de


Selbsthilfegruppe für Psychose-

Gefährdete sucht Mitglieder

Bei der schizoaffektiven Störung handelt es

sich vereinfacht gesagt um eine Mischung

aus schizophrenen Symptomen mit bipolarer

Störung (ursprünglich als manisch-depressiv

bezeichnet), beides jedoch nicht unbedingt

vollumfänglich.

Bei der SHG geht es um den gleichberechtigten

Austausch Betroffener bzgl.

Bewältigungsstrategien, Medikamenten,

Erfahrungen usw. Es wäre toll, wenn es

uns gelänge, eine Gruppe interessierter

Menschen zusammenzuführen, die an einem

geschützten Ort regelmäßig in einen Austausch

treten können.

Erstkontakt: Frank U.,

E-Mail: quarzium@web.de

oder über die IKOS

Austausch für Angehörige von

Menschen mit Demenz

Der Pflegestützpunkt Jena und das Seniorenbüro

bieten Angehörigen von Menschen

mit Demenz die Möglichkeit, sich in lockerer

Runde auszutauschen.

Das Treffen findet jeden 3. Montag des

Monats um 14:00 Uhr im Pflegestützpunkt

in der Goethe Galerie (Büroaufgang B, 2.

Etage) statt.

Das Angebot ist ein offener Treff für den

Erfahrungsaustausch und steht pflegenden

Angehörigen sowie Interessierten frei.

Fachliche Beratung kann während der

Sprechzeit im Pflegestützpunkt in Anspruch

genommen werden.

Bei Interesse melden Sie sich direkt im

Pflegestützpunkt in der Goethe Galerie

Jena, Goethestraße 3b, Büroaufgang B (2.

Etage), 07743 Jena, bei Katrin Gerlach,

Tel.: 03641 507660 oder E-Mail: kontakt@

pflegestuetzpunkt-jena.de

Unerfüllter Kinderwunsch

Der Schmerz ungewollter Kinderlosigkeit kann überwältigend

sein. Bleibt die tiefe Sehnsucht nach einem Kind

unerfüllt, verursacht dies oft großes Leid und lebenslange

Trauer über den existentiellen Verlust.

Diese Gruppe richtet sich an Frauen, die trotz ihres tiefen

Wunsches, Mutter zu sein, kinderlos sind, weil sie aus medizinischen

oder anderen Gründen nie schwanger werden

oder keine Schwangerschaft austragen konnten.

Dabei soll nicht mehr eine aktuelle Kinderwunschbehandlung

im Vordergrund stehen, sondern die Bewältigung des

schmerzhaften Verlustes, wenn klar geworden ist, dass der

Wunsch nach einem Kind sich nicht erfüllen lässt.

In der Gruppe sollen Frauen mit anderen Frauen zusammenfinden,

die diesen Schmerz verstehen. Zusammen

wollen wir Wege suchen in der Bewältigung der Trauer

und des Schmerzes um die Kinder, die wir nicht haben

werden, Perspektiven finden, uns über den Umgang mit

Unverständnis und verletzenden Botschaften der Umwelt

austauschen, die Validierung unserer Gefühle erfahren

und uns gegenseitig Unterstützung und emotionalen Halt

geben in einer Welt, in der unser Verlust und unsere Trauer

gewöhnlich keinen Raum haben.

Kontakt für alle:

IKOS Jena - Beratungszentrum für Selbsthilfe

AWO Zentrum Lobeda

Kastanienstraße 11, 07747 Jena

Tel.: 03641 8741161

E-Mail: ikos@awo-mittewest-thueringen.de

Wir sichern Ihnen völlige Anonymität zu.

Bei uns gibt es geschützte Gruppenräume

für die Treffen.


CHANCE JENA

Zuversicht und Vertrauen

in eigene Person finden …

Selbstwirksam

Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther zum

Thema „Selbsthilfe, Resilienz und seelische

Gesundheit in schwierigen Zeiten“

am 23.11.2021

30 Jahre Selbsthilfe in Jena + 30 Jahre IKOS haben uns angeregt, bei

einem sehr bekannten deutschen Wissenschaftler anzufragen und ihn für

ein Gespräch über das Thema Selbsthilfe zu gewinnen:

Prof. Dr. Gerald Hüther! Zu unserer großen Freude sagte er sofort zu, so

dass wir in die Planung gehen konnten.

Prof. Dr. Gerald Hüther befasst sich

im Rahmen verschiedener Initiativen

und Projekte mit neurobiologischer

Präventionsforschung, mit Risiken

und Chancen unseres Bildungssystems,

damit, was die gegenwärtigen

Lebensumstände mit uns

und unseren Kindern machen. Er

schreibt Sachbücher, hält Vorträge,

arbeitet als Berater für ganz unterschiedliche

Zielgruppen und ist zu

Gast in vielen neu entstandenen

Gesprächsrunden, füllt Podcasts, in

denen man zuhörend möchte und

sich wünscht, dass er nicht aufhört,

Prof. Dr. Gerald Hüther

zu sprechen… Er ist somit Wissensvermittler

und praktischer Anwender in einer Person. Ziel seiner Aktivitäten

ist die Schaffung günstigerer Voraussetzungen für die Entfaltung

menschlicher Potentiale.

Die IKOS war interessiert an der Vielzahl wissenschaftlicher Erkenntnisse

aus dem Bereich der Neurobiologie, die Herr Hüther sehr gut zusammenführt

und dadurch für all jene Personen logisch und nachvollziehbar erklärt,

die keine Experten auf dem Gebiet der Hirnforschung sind.

Und hier einige unserer Fragen, die wir Herrn Hüther gern stellen

wollten:

• Wie können wir selbst aktiv werden und uns und andere in Krisen stützen?

• Wie kann es uns durch Austausch untereinander gelingen, Probleme

besser zu lösen und aktiver Gestalter unseres eigenen Lebens zu werden?

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• Wie können wir den äußeren Einflüssen gegenüber stark werden und

uns selbst liebevoller begegnen? Welche Rolle spielt dabei die Angst?

• Was hilft, aus plötzlichen und unerwarteten Krisensituationen herauszukommen

und verlorenes Vertrauen in uns zurückzugewinnen? Wie

meistere ich herausfordernde Lebenssituationen, stärke meine Resilienz,

und welche Rolle spielt dabei die Selbsthilfe?

• Wie kann ein professionelles Hilfesystem die in jedem steckenden

Kräfte zur Selbsthilfe wecken, und sind evtl. Laien (Selbsthilfegruppen)

besser geeignet, den Menschen zur aktiven Problemlösung zu verhelfen?

Als kompetente Moderatorin haben wir Diplompsychologin Anna-Maria

Steyer gewinnen können. Sie ist Supervisorin, Trainerin und Coach und

lebt seit 25 Jahren in Jena. Vielen von unseren Selbsthilfeaktiven ist Frau

Steyer von Seminaren oder Vorträgen bekannt, da sie seit 2004 mit der

IKOS zusammenarbeitet und die Selbsthilfe in Jena und Thüringen unterstützt.

Wer Herrn Hüther kennt und schätzt, weiß, dass er viel mitzuteilen hat

und sehr gut als „Brückenbauer“ zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen

und gesellschaftlicher bzw. individueller Lebenspraxis den Menschen

begegnet. Herr Hüther und Frau Steyer führten ein ausführliches

Gespräch zum großen Potential, das die Selbsthilfe besitzt, zu seelischer

Gesundheit, zu Resilienz und zu all dem, was Selbsthilfe in diesen schwierigen

Zeiten leisten oder eben auch leider nicht leisten kann. Im Kern

ging es bei dem Gedanken, sich selbst zu helfen, um einen Anspruch auf

Menschenwürde, Autonomie, Selbstbestimmung, soziales Miteinander

und aktive Beteiligung. Dies gelingt viel besser, wenn man gerade in problematischen

Zeiten einen Menschen hat, der seinen Blick auf uns richtet

und mit Rat und Tat zur Seite steht. Die notwendigen Kräfte, um sich

selbst zu helfen und durch die Hilfe anderer zum „Hilf mir, es selbst zu

tun!“ zurückzukehren, sind Fähigkeiten, die immer wieder neu ausgebildet

werden müssen. Selbsthilfegruppen können eine Möglichkeit bieten,

diese Kräfte zu mobilisieren.

Prof. Dr. Gerald Hüther gab in diesem Zusammenhang auch wertvolle

Tipps, wie wir durch Steigerung unserer Selbstliebe resilienter werden

können, um problematische Lebenssituationen zu bewältigen und nannte

die Selbsthilfegruppen dabei eine wertvolle Stütze.


CHANCE JENA

„Menschen in Selbsthilfegruppen sind Gemeinschaften, die sich gegenseitig

als Subjekte begegnen, dem anderen etwas schenken, z. B. ein Lächeln,

und daraus können sich Potentiale entfalten. Selbsthilfegruppen

sind Vorreiter einer wertschätzenden und achtsamen Kultur. Toll, oder!?“

so Gerald Hüther.

Er gab uns damit ganz viel Rückenwind für unsere tägliche Arbeit in der

Selbsthilfeberatung, und den 60 Zuschauerinnen und Zuschauern machte

er Mut, „das Heft in die eigene Hand zu nehmen“.

Ein paar bemerkenswerte

Gedankensplitter von Herrn

Hüther:

....„Es wird immer etwas geben,

das uns stört. Wenn das

nicht mehr da wäre, also im

völligen Zustand der Kohärenz,

wären wir tot.

....Glücklich kann der sein, der

in seinem Leben viele Probleme

hatte.

....Angst ist unser Wegweiser.

Angst ist unser wichtigstes Gefühl,

das uns hilft, am Leben zu

bleiben.

Die Angst will uns helfen, nicht

in Gefahr zu geraten.

....Ich kann nur selbst gesund

werden, das kann niemand für

mich machen.

Glücklich

....Teil von etwas Großem, Ganzen zu sein, ist sinnhaft.

....Wenn ich verwickelt bin, kann ich mich schwer entfalten.

Ich kann mich nur ent-wickeln und ent-falten.

....Ein Trauma, das ich erlebt habe, bevor ich sprechen konnte, kann ich nicht

bezeichnen und besprechen.

Ich habe keine Worte dafür.

....Eigentlich brauchen wir überall

in unserer Gesellschaft

Selbsthilfegruppen… bei denen,

die sich für völlig normal

halten, geht da manches

schief. Und wenn man dann

in gewisse Schwierigkeiten

gekommen ist, kann einem die

Gruppe helfen.

Kreativ bei Kerstin im injoy

....Unser menschliches Hirn ist

formbar, plastisch, bis ins hohe

Alter hinein.

Die wichtigsten Veränderungen

im eigenen Hirn vollziehen sich

nicht, weil man sich da was

ausdenkt, sondern weil man

Ich bin genau richtig

Erfahrungen gemacht hat, angenehme und unangenehme Erfahrungen,

Erfahrungen mit anderen Menschen.

....Dann habe ich ganz schnell bemerkt, dass das Wichtigste eigentlich

dort ist, wo die Kinder sind. Die Erfahrungen, die Kinder machen, bestimmen

oftmals das ganze Leben von einem Menschen.

....„Kohärenzwiederherstellungskompetenzgefühl“

Angst, wenn sie chronifiziert,

ist ein regelrechter Immunkiller.

Prof. Christian Schubert,

Professor für Medizinische Psychologie und Psychotherapie

an der Medizinischen Universität Innsbruck

39


CHANCE JENA

Die frohe Botschaft aus der Hirnforschung heißt: das menschliche Hirn

ist nicht programmiert. Das Hirn organisiert und baut die Vernetzungen

unterwegs – in Selbstorganisation. Das Gehirn merkt sich die Lösung,

nicht das Problem, das man hat.“

Falls Sie neugierig sind und Lust auf viel mehr Hüther haben, dann

können Sie hier suchen und finden:

www.gerald-huether.de

eigener Youtube-Kanal: https://www.youtube.com/c/GeraldHuether-original

www.akademiefuerpotentialentfaltung.org - und hier u. a. die Themen

„lernlust.jetzt“, „liebevoll.jetzt“, „Beziehungsweise“, „Würdekompass“

Foto: Thomas Stridde

Fragen an die SHG Prostatakrebs

Verbunden durch die Liebe

Es ist die Liebe, die uns mit uns selbst,

mit anderen und mit der Welt verbindet.

Ohne die Möglichkeit, individuell die Haltung

eines Liebenden zu entwickeln,

und innerhalb von Gemeinschaften

den Geist der Liebe immer wieder neu

zu wecken und zu nähren,

hätte aus uns niemals das werden können,

was wir trotz aller Widrigkeiten

und Rückentwicklungen bisher

schon geworden sind.

Gerald Hüther

Aus: Liebe ist die einzige Revolution, Verlag Herder, 2017

Quelle: natur & heilen, 03/2021, S. 7

Wie sind Sie zur Selbsthilfe gekommen?

Zur Selbsthilfe kam ich durch eine Info des niedergelassenen Urologen

Dipl. med. Chr. Knöpfel über ein Schreiben an alle Urologen

vom Bundesverband Prostatakrebs-Selbsthilfe (BPS e. V.), in dem

die Fachkollegen gebeten wurden, bei der Bildung/Gründung von

demgemäßen Selbsthilfegruppen in den neuen Bundesländern

behilflich zu sein und ihre Patienten dahingehend anzusprechen

(im Sept.2001). Ich war hierzu bereit, und die Hilfspersonenvereinbarung

wurde am 17.12.2001 vom Vorstandsvorsitzenden des

BPS bestätigt.

Was würde Ihnen fehlen, wenn es keine Selbsthilfe gäbe?

Im Laufe der 20 Jahre haben ich und natürlich auch Mitglieder

die Gruppe sehr gut kennen- und schätzen gelernt, es ist durch

die über 200 Halb- bzw. Ganztagstreffen ein echter Freundeskreis

entstanden.

Was ist für Sie beim Gruppentreffen am wichtigsten?

Bei unseren zahlreichen Treffen waren das Gespräch miteinander

und der Austausch der gemachten Erfahrungen wichtig, aber es

wurden auch viele Gemeinsamkeiten festgestellt und entwickelt.

Was war bisher Ihr schönstes Erlebnis in der Selbsthilfe?

Natürlich gab es besonders gelungene, ereignisreiche und

kurzweilige Treffen mit humorvollen Erlebnissen, ich möchte aber

hierzu kein Ranking nennen.

Wenn ich an Selbsthilfe denke, dann…

Wenn ich heute an die Selbsthilfe in unserem Krankheitsbereich

denke, bin ich sehr beunruhigt über die Schwierigkeiten hinsichtlich

des Nachwuchses bzw. der Bereitschaft, sich aktiv in die

Gruppenarbeit einzubringen. Unterdessen hat der "harte " Kern

ein Durchschnittsalter von über 79 Jahren erreicht, die Mobilität

und die Gesundheit nehmen ständig ab, so dass die Übernahme

von Verantwortung durch jüngere Betroffene dringend notwendig

wird.

Bernd Knye-Neczas

SHG-Leiter der Prostatakrebs-SHG Jena & Umgebung

40


CHANCE JENA

Fragen an die SHG Parkison

Wie sind Sie zur Selbsthilfe gekommen?

Nachdem ich 1989 die Diagnose Parkinson erhalten habe, traf ich

einen Arbeitskollegen. Als er erfuhr, dass ich Parkinson habe, hat er

mich zu sich nach Hause zu seiner an Parkinson erkrankten Frau

eingeladen. Sie erzählte mir von ihrem Klinikaufenthalt in Bernburg.

Dort habe sie von der Chefärztin erfahren, dass der Aufbau

von Selbsthilfegruppen begonnen hat. Diesen Gedanken wollte sie

auch in Jena verwirklichen und suchte dafür Mitstreiter. Ich sagte

zu, und wir gründeten die erste Parkinson Selbsthilfegruppe in

Thüringen.

Was würde Ihnen fehlen, wenn es keine Selbsthilfe gäbe?

Mir würde sehr viel fehlen: die ehrenamtliche Tätigkeit, der Umgang

mit Menschen, die meine Krankheit haben, das Vertrauensverhältnis

untereinander, die Gespräche mit meinen Gruppenmitgliedern,

die vielen Informationen, die wir vom Bundesverband der

dPV erhalten, die Arztvorträge über unsere Krankheit, die Zusammenarbeit

mit IKOS und den Krankenkassen. Die Selbsthilfe gehört

zu meinem Leben. Sie hilft mir, die Alltagsschwierigkeiten zu meistern,

positiv zu denken und Depressionen abzuwenden. Ohne die

Selbsthilfe wäre ich sehr einsam und bestimmt schon viel kränker.

Sie gibt mir das Gefühl, ich werde noch gebraucht, und ich habe

wunderbare Menschen kennen- und schätzen gelernt.

Was ist für Sie beim Gruppentreffen am wichtigsten?

Eine herzliche Begrüßung, die Freude auf ein Wiedersehen, lächelnde

Gesichter, ein kurzes Vergessen der gesundheitlichen Probleme,

die Gemeinschaft, ich kann Fragen stellen und das Gruppen-

geschehen mitgestalten und mit Angehörigen sprechen. Ich kann

über Dinge mit Menschen reden, über die ich eigentlich mit meinem

Arzt sprechen wollte, aber die Sprechzeit ist zu kurz oder ich

traue mich nicht, ihn danach zu fragen. Gerade in der Coronazeit

bekam ich viele Anrufe von den Gruppenmitgliedern: „Wann sehen

wir uns wieder? Die Gruppe fehlt mir so. Wir vermissen das Gespräch

mit Dir, den Gruppenmitgliedern und Angehörigen.“

Was war bisher Ihr schönstes Erlebnis in der Selbsthilfe?

Für kranke Menschen da zu sein, ist ein wunderbares Erlebnis.

Menschen zu treffen, die alle ihren eigenen Weg gehen mussten,

um mit dieser unheilbaren Krankheit leben zu können. Mein

schönstes Erlebnis war bisher, als ich in Anerkennung meiner 32-

jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit 2013 zum Neujahrsempfang im

Schloss Bellevue beim Bundespräsidenten Joachim Gauck eingeladen

war. Das hat mich sehr bewegt und mir Kraft für die weitere

Tätigkeit gegeben.

Wenn ich an Selbsthilfe denke, dann…

denke ich an viele schöne, aber auch traurige Erlebnisse. Mit welcher

Begeisterung die Gruppenmitglieder zu unseren Veranstaltungen

kommen. Wie viele sich einbringen mit Ideen und deren

Umsetzung, um die Gruppennachmittage interessant zu gestalten,

denn wir reden nicht nur von unserer Krankheit. Wenn ich in der

Weihnachtszeit persönliche Briefe an Mitglieder schreibe, die bereits

in Pflegeinrichtungen sind oder zu Hause gepflegt werden

und diese Briefe bei einem Besuch den Betroffenen vorlese und sie

sich freuen. Es gibt so vieles, an das ich denke, doch am schönsten

sind unsere jährlichen Gartenfeste, wenn alle zusammen sind,

Kuchen backen, Salate und Obst mitbringen. Alle sind fröhlich und

mit Begeisterung dabei.

Marlies Grimmer

Leiterin der Parkinsonregionalgruppe Jena

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CHANCE JENA

Gesundheitsinfo:

Psychische Erkrankungen - Rekordhöhe

im Corona-Jahr 2020

Noch nie zuvor gab es in der Geschichte der DAK-Gesundheit so

viele Krankmeldungen wegen psychischer Diagnosen wie im Jahr

2020. Das ist das Ergebnis des aktuellen ,,Psychoreports", für

den das Berliner IGES Institut die Daten von mehr als 2,4 Millionen

Versicherten der Krankenkasse ausgewertet hat. Im Vergleich

zu 2020 stieg die Zahl der Ausfalltage mit rund 265 Fehltagen

pro 100 erwerbstätige Versicherte um ganze 65 % an - vor allem

Frauen waren von der Zunahme betroffen. Bemerkenswert war

auch die Dauer der Ausfallzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen.

Diese betrug im Durchschnitt 39 Tage und war damit

deutlich länger als in den Vorjahren. Insgesamt verursachten

Depressionen die meisten Fehltage, gefolgt von der Diagnose

,,Anpassungsstörung". Hierbei handelt es sich um Reaktionen

auf belastende Lebensereignisse, die sich in Form von Angst und

Verzweiflung äußern können sowie dem Gefühl, den täglichen

Lebensaufgaben nicht mehr gewachsen zu sein. Auch körperliche

Beschwerden wie Verspannungen oder Störungen im Verdauungsapparat

können auftreten. DAK-Vorstandschef Andreas

Storm zeigte sich von den Ergebnissen alarmiert. Ziel müsse es

sein, den Trend zu stoppen und Betroffene mit passenden Angeboten

zu unterstützen, äußerte er sich gegenüber dem Deutschen

GesundheitsPortal.

Quelle: natur & heilen, 06/2021, S. 52

Innere Stabilität

Die Fähigkeit, mich jederzeit

in meiner inneren Ruhe verankern zu können,

schützt mich vor dem Einfluss von Druck

und Forderungen, die auf mich einwirken.

Je größer die Forderungen, desto mehr muss ich

meine innere Ruhe und Stabilität pflegen.

Wenn ich es zulasse, werden mich die Umstände

wie Wirbelstürme ins Schleudern bringen.

Wenn ich gelernt habe, in meinem Frieden

innerlich gefestigt zu sein,

gibt es nichts, womit ich nicht umgehen könnte.

Dadi Janki

Aus: Begegnung mit Weisheit, Brahma Kumari-Media, 2006

Quelle: natur & heilen, 10/2021, S. 7

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CHANCE JENA

Gesundheitsnachrichten kompakt

Auch wenig Alkohol kann das Herz aus dem Takt

bringen

Häufig ist zu lesen, dass ein Gläschen Rotwein am Tag eher förderlich

für die Gesundheit sei, als dass es schade. Untersuchungsergebnisse von

Kardiologen aus Hamburg lassen an dieser Aussage jedoch zweifeln.

Die Studie vom Herz- und Gefäßzentrum der Universität Hamburg-

Eppendorf legt nahe, dass bereits geringe Mengen Alkohol pro Tag das

Risiko für Vorhofflimmern deutlich erhöhen – bei Frauen und Männern

gleichermaßen. Die Hamburger Analyse umfasste knapp 108.000

Personen aus unterschiedlichen Ländern und nahm zu Beginn der Studie

Daten zu Risikofaktoren, Lebensstil und Trinkgewohnheiten der Probanden

auf. Nach einem Beobachtungszeitraum von 14 Jahren entwickelten

5.854 Personen Vorhofflimmern. Dabei zeigte sich ein deutlicher

Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und dem Erkrankungsrisiko.

Bei einem Drink täglich stieg das Risiko, die Herzrhythmusstörung

auszubilden, um 16 %, bei zwei Drinks um 28 %, bei mehr als vier um

47 %. Ein Getränk enthielt 12 g Alkohol, was 120 ml Wein oder 330 ml

Bier entspricht.

natur & heilen, 6/21, S. 9

Neues zu IGeL-Angeboten

Nicht alles, was in Arztpraxen angeboten wird, bezahlen die gesetzlichen

Krankenkassen. Patient:innen müssen die Kosten für diese

individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) dann selbst tragen. Beispiel

Früherkennung auf Krebs an Eierstöcken und/oder Gebärmutterkörper

per Ultraschall: Die bieten viele gynäkologische Praxen pauschal allen

Patientinnen an. Für Frauen ohne Beschwerden wie etwa ungewöhnliche

Blutungen ist aber nicht belegt, dass sie von den Untersuchungen

einen langfristigen Nutzen haben. Allerdings besteht die Gefahr, dass

irrtümlich ein Krebsverdacht entsteht – das zieht manchmal weitere

Eingriffe nach sich. Der IGeL-Monitor, der Selbstzahlerleistungen

bewertet, fand zum wiederholten Mal für diese IGeL mehr Hinweise

auf Schäden als auf einen Nutzen.

Künftig gesetzlich verboten ist das IGeL-Angebot „Baby-Fernsehen „

per Ultraschall, also Untersuchungen bei Schwangeren ohne medizinische

Notwendigkeit.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Die sinnvolle Untersuchung per

Auflicht-Mikroskop (Dermatoskop) bei der Hautkrebs-Früherkennung,

bisher oft als IGeL angeboten, ist demnächst eine Kassenleistung – die

Geldbörse kann dann also in der Tasche bleiben 6 .

6 Mitteilungen des IGeL-Monitor November und Dezember 2020

www.igel-monitor.de/presse/pressemitteilungen.html (Abruf 22.1.2021)

Gute Pillen – Schlechte Pillen, 2/2021, S. 15

Aufgepasst bei Gesundheits-Apps

In den letzten Monaten und Jahren wurden die App-Stores für Smartphones

und Tablets geradezu überschwemmt mit Anwendungen, die

Nutzen und Unterstützung in Gesundheitsfragen versprechen.

Die Spanne reicht dabei vom Blutzucker-Tagebuch für an Diabetes

Erkrankte bis hin zu Zyklus-Apps sowie Anwendungen, die bei

psychischen Problemen helfen sollen. Seit einiger Zeit können Apps,

die bestimmte Kriterien erfüllen, als „digitale Gesundheitsanwendungen“

von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden.

Die Nutzenbelege sind aber häufig recht dünn, bei manchen Anwendungen

gibt es auch Probleme mit dem Datenschutz. Für Patient*innen ist

die Situation ziemlich unübersichtlich, und es gibt leider bislang keine

zentrale unabhängige Einstufung von Gesundheits-Apps. Eine erste

Hilfestellung bietet eine Checkliste 6 des Ärztlichen Zentrums für

Qualität in der Medizin (ÄZQ):

Die Liste enthält eine ganze Reihe von Fragen, die auf möglicherweise

kritische Aspekte der Anwendungen hinweisen. Dazu gehört etwa,

genau hinzuschauen, ob die App tatsächlich einen persönlichen Mehrwert

bietet, welche personenbezogenen Daten gespeichert werden und

womit der Anbieter sein Geld verdient. Eine detaillierte Nutzenbewertung

ist mit dieser Checkliste zwar nicht möglich, sie kann aber den Blick

fürs Risiko schärfen und gibt Hinweise, wie sich Gefahren vor

allem im Bereich des Datenschutzes vermeiden lassen.

6 ÄZQ (2020) Gesundheits-Apps: Worauf soll ich achten? www.aezq.de/aezq/gesundheitsapps/information-patientinnen-patienten

(Abruf 19.05.2021)

Quelle: Gute Pillen - Schlechte Pillen, 4/2021, S. 15

Placebos wirken auch ohne Täuschung

Es mag überraschen, dass Placebos auch bei bewusster Einnahme wirken,

doch Forscher aus dem Departement für Psychische Erkrankungen

des Universitätsklinikums Freiburg bestätigen nun in einer Metastudie

zu 13 Untersuchungen mit insgesamt 834 Teilnehmern: Scheinmedikamente

funktionieren auch ohne Täuschung, vorausgesetzt, die Probanden

werden ausführlich darüber informiert, wie Placebos prinzipiell wirken

und dass sie regelmäßig eingenommen werden sollten. Bisher sind die

Experten eher davon ausgegangen, dass Placebos ihre Wirkung vor

allem aufgrund der Erwartung der Patienten an ein aktives Medikament

entfalten. Doch die klinische Studie, die im Februar in den Scientific Reports

der Nature-Gruppe erschienen ist, belegt nun, dass eine Täuschung

der Patienten nicht nötig ist und es bei den Probanden trotz Wissen um

das Scheinmedikament erstaunliche Therapieerfolge gab. Die neuen

Erkenntnisse könnten im klinischen Alltag die Offenheit in der Beziehung

zwischen Arzt und Patient fördern, so die Autoren der Studie.

natur & heilen, 6/21, S. 8

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CHANCE JENA

Ich bin - I am

Ich war - I was

Ich bin wieder ich

unbedenklich lebändich.

Ich kann das Glück erleben,

dem Leben seinen Sinn zu geben.

Ohne Schweben und Nebenbeben

und nach mehr streben.

Mich nicht ergeben, ohne Hass zu weben,

und allen vergeben!

Ich bin sehr kreativ,

statt manisch-depressiv.

Ich lebe selbstbewusst,

vermeide Stress und Frust.

Ich frag‘ mich oft, ist es nicht schön,

glücklich in die Welt zu seh’n?

Die Welt ist aber krank,

durch uns alle, Gott sei Dank!

Verdient sie diesen Dank!?

Ich will, dass diese Zeilen viele lesen,

um sich klar zu werden über ihr Wesen!

Das soll’s gewesen sein,

legt mal ‘ne Pause ein!

T.G.

Ich erzähl‘ Euch keinen Schwank,

ich war geisteskrank.

Ich redete bis in die Nacht,

hab‘ mich nicht um – sondern den Schlaf gebracht.

Ich kaufte auch sehr viel,

nur so aus Glücksgefühl,

gerade das, was mir ge-feel.

Ich fühlte mich lebensbedrohlich nicht,

für andere und mich,

nur halbwahnsinnig.

Ich hatte alles nur verdrängt,

ich war gehirnausgerenkt.

Ich war wie „Hans im Glück“,

es gab kein zurück.

Ich war wie im Rausch – Gefühlsaustausch?

Ich konnt‘ mein Leben nicht mehr retten,

weder mit Alkohol noch Zigaretten,

schon gar nicht mit Tabletten!

Ich war total benommen,

habe letztendlich viele E-Schocks bekommen.

Ich war am Ende meiner Reise,

jetzt bin ich stumm und leise – Lebenswaise.

T.G.

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CHANCE JENA

Menschen sind nach tiefen Gesprächen glücklicher

Sollen zwei fremde Menschen Fragen miteinander erörtern wie „Wofür sind Sie in Ihrem Leben am dankbarsten?“

oder „Wenn eine Kristallkugel Ihnen die Wahrheit über sich selbst, Ihr Leben, Ihre Zukunft oder

irgendetwas anderes sagen könnte, was würden Sie wissen wollen?“ erwarten viele, dass ein solch tiefes

Gespräch eher Unbehagen nach sich ziehe. Entgegen diesen Erwartungen stellte sich jedoch in 12 Experimenten

mit rund 1.800 Teilnehmern heraus, dass die Probanden in der Regel überschätzten, wie unangenehm ein

tiefes Gespräch mit einem Fremden sein kann, und unterschätzten, wie erfüllt sie sich danach fühlten.

Obwohl Smalltalk ein guter Gesprächsöffner sein kann, sind es doch die tiefen Gespräche, nach denen Menschen

sich sehnen – auch mit Fremden, so Nicholas Epley, Professor für Verhaltenswissenschaften an der

University of Chicago Booth School of Business und Mitautor der Studie.

aus: natur & heilen, 01/22, S. 8

Menschen, die sich in Selbsthilfegruppen treffen, sind keinesfalls in oberflächlichen Gesprächen miteinander

– hier öffnet sich jede/r so, wie sie/er möchte. Und mit ein klein wenig Mut und Vertauen, um in eine

Gruppe zu gehen, tun sich CHANCEN auf, die man vorher noch nicht hatte.

Das animierte uns vor fast 30 Jahren, unsere Jenaer Selbsthilfezeitung CHANCE zu nennen.

„Angst durch Mut zu überwinden, ist Kampf. Angst durch Vertrauen zu überwinden, ist Frieden.“

Gerald Hüther

CHANCEN

ohne

Ende ....

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CHANCE JENA

Austausch von Betroffenen

für Betroffene …

Energiespendend

Selbsthilfegruppe „Outdoor-aktiv“

„In den kleinsten Dingen zeigt die Natur ihre allergrößten

Wunder.“

Carl von Linné

Möchten Sie Ihr Leben aktiv gestalten und vom oft eintönigen Alltag

eine Auszeit nehmen?

Die Selbsthilfegruppe „Outdoor-aktiv“ trifft sich jeden Mittwoch um

10:00 Uhr, um gemeinsam die Natur und die Umgebung zu erkunden.

Auf spannenden Ausflügen, mal zu Fuß, mal mit dem Fahrrad oder auch

mal mit der Bahn wollen wir Abstand vom Alltag gewinnen und auch von

unseren Problemen, um neue Energie fürs Leben zu gewinnen. Auch fürs

leibliche Wohl ist gesorgt, denn für ein gemütliches, gemeinsames Essen

ist Zeit eingeplant.

Wir würden uns freuen, Sie das nächste Mal auch begrüßen zu

dürfen.

Kontakt:

einfach melden bei

Michael Werrlich unter:

Tel.: 0152 58699131 (auch WhatsApp)

E-Mail: m.werrlich@gmail.com

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CHANCE JENA

Selbsthilfegruppen und Hilfsangebote

im Überblick

Aufgelistet

Handicap .Einschränkung:

Blinde und sehbehinderte

Menschen

Erwachsene CI-Träger

Gehörlose Menschen

Kleinwuchs (überregional)

Körperbehinderung

Lippen-Gaumen-Fehlbildungen

Netzhautablösung/-degeneration

Party People Incl. (junge Menschen

mit Einschränkung)

Rollende Bürger*innen

Schwerhörigkeit

Krankheit:

Adipositas

AIDS

Angehörige von Menschen mit

Demenz

Akustikus Neurinom

Aphasiker

Allergie

Asthma/COPD

Borreliose

Brandverletzte Menschen

Diabetes

Dialyse/Nierentransplantierte

Endometriose (überregional)

Epilepsie

Fibromyalgie

Forum Gehirn (überregional)

Frauenselbsthilfe Krebs

Harnblasentumor

Hirnschädigungen

IKOS-Chor (Menschen mit und

ohne Handicap)

Jüngere Herzkranke

Junge Menschen mit MS

Kontinenz/Inkontinenz

Leberzirrhose/-transplantation

Morbus Bechterew

Morbus Crohn

Mukoviszidose (Gera/Jena)

Multiple Sklerose

Multiples Myelom

Narkolepsie (überregional)

Neurodermitis

Neurofibromatose/Morbus Recklinghausen

Osteoporose

Pankreatektomie (überregional)

Parkinson

Poliomyelitis

Polyneuropathie

Prostatakrebs

Rheuma

Schilddrüsenerkrankungen

(nur Beratung)

Schlaganfall

Sepsis (überregional)

Stomaträger (ILCO)

Tinnitus

Vestibularis Schwannom

Vitiligo - Weißfleckenkrankheit

(Wach-)Komapatienten (überregional)

Eltern .Kinder:

Autismusspektrumsstörung

Elternmentoren für Familien mit Kindern

mit Förderbedarf

Eltern von Kindern mit Down-Syndrom

Eltern von hochbegabten Kindern

Eltern von krebskranken Kindern

Eltern von verhaltensauffälligen/seelisch

erkrankten Kindern

Eltern von Kindern mit Legasthenie oder

Dyskalkulie

„Grünes Herz“ - Verein Herzkind (überregional)

INTENSIVkinder (schwerstpflegebedürftig)

Kinder abhängiger Eltern (begleitetes

Angebot)

neuroKind (mehrfach behinderte Kinder)

Psychiatrische Diagnosen:

Angehörige von psychisch Kranken

Angst und Depressionen

Bipolare Störung

Emotions Anonymous/EA

Frauenselbsthilfegruppe – Halle

Freizeitclub für psychisch Kranke

Männerselbsthilfegruppe – Halle

Panik-Angst-Depression (PAD)

Postpartale Depression/Psychose

Psychiatrie-Erfahrene

Schizoaffektive Störung (in Gründung)

Soziale Phobie

Trialog

Abhängigkeitsverhalten:

Al-Anon Familiengruppen

Alkoholerkrankte, drogen- und medikamentenabhängige

Menschen/auch

Angehörige

Anonyme Alkoholiker

Anonyme Sexaholiker

Blaues Kreuz – Alkoholerkrankung

Elternselbsthilfe für suchtgefährdete

und -abhängige Töchter und Söhne

Essstörungen/auch Angehörige

„Hilfe zur Selbsthilfe“ Begegnung Jena:

. Gruppen für Menschen mit Alkohol-,

Drogen- und Medikamentenabhängigkeit

. Angehörigengruppen

. Tagesstätte für Suchtkranke

. Kontaktcafé mit SHGn „Chill Out“

und „Outdoor-aktiv“

Schwangere ohne Suchtmittel - „clean4us“

Kontakt:

Die Kontaktadressen der Selbsthilfegruppen sind bei IKOS Jena

zu erfragen:

Kastanienstraße 11, 07747 Jena

Telefon: 03641 8741160 oder 8741161

Psychosoziale Themen/

besondere soziale Situationen:

ADHS - Kinder und Erwachsene

Adoption/Erwachsene Adoptierte

Alleinerziehende Mütter und Väter

Arbeitslose Menschen

Ausstieg aus Rechtsextremismus

und Gewalt

Begegnung und Bildung in der

nachberuflichen Lebensphase

Bürgerinitiative Wohnen

Erstbesuchsdienst nach Geburt

Flüchtlingshilfe

Geburtshaus

Homosexualität

Hospiz:

. Geschwister kranker Kinder

. Kinder krebskranker Eltern

. Kindertrauergruppe

. Jugendtrauergruppe

. Trauergruppe für junge Erwachsene

. Trauercafé

. Verwaiste Eltern

. Trauerkreis: Ein Quell in der Wüste

Initiative für verwaiste Familien

Jugendliche Migrant*innen

Junge Selbsthilfe

Kreativ-Café

Krisen rund um die Geburt

Männergruppe „Mann in Beziehung“

Menschen ohne bezahlte Beschäftigung

Notfallseelsorge

Pflegestützpunkt

Queerparadies – Student*innen und

Geschlechtsidentität

QueerWeg – schwul-lesbischer Verein

Scheidungskinder

Senior*innen im Gespräch

Spätaussiedler*innen und

Kontingentflüchtlinge

Spielgruppe vom Tauschring

Sternenkinder-Café

Tauschringe

Transsexualität

Väteraufbruch für Kinder

Weisser Ring – Opferhilfe

Beratungszentrum

für

Selbsthilfe


IKOS

Beratungszentrum

für Selbsthilfe

JENA

Träger: AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e. V.

Kastanienstraße 11 · 07747 Jena

Tel.: 03641 8741160 oder 8741161

Mobil: 0171 5331502 · Fax: 03641 8741203

E-Mail: ikos@awo-mittewest-thueringen.de

Internet: www.selbsthilfe-in-jena.de

https://www.facebook.com/SelbsthilfeJena/

Selbsthilfemagazin CHANCE im lokalen

Radio auf UKW 103,4 MHz / im Kabel auf

107,9 MHz donnerstags alle vier Wochen

15:00 Uhr - 16:00 Uhr

Öffnungszeiten:

Montag - Donnerstag 9:00 Uhr - 14:00 Uhr

Persönliche Beratung nach Vereinbarung.

Mit freundlicher Unterstützung

der GKV Gemeinschaftsförderung Thüringen:

studio eljott 2021

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