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5_2017 Leseprobe

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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 20. Jahrgang<br />

5_<strong>2017</strong><br />

Bi<br />

seit 20 jahren<br />

GaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Wahlprüfsteine zur<br />

Bundestagswahl S. 22<br />

Methodenkritik zur<br />

Gasertragsermittlung S. 64<br />

Biogas in Nicaragua –<br />

ein Reisebericht S. 78<br />

Bio-<br />

LNG


Inhalt<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Alles aus einer Hand - Ihren Anforderungen entsprechend!<br />

Adsorber<br />

Produktion<br />

Flachbett- &<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Editorial<br />

So schaffen wir<br />

das nicht!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

am 24. September wird ein neuer Bundestag<br />

gewählt. Wir Wählerinnen und Wähler<br />

bestimmen mit unserer Stimmabgabe ganz<br />

wesentlich die Politik der nächsten Jahre –<br />

auch die Klimaschutzpolitik. Das sollten<br />

wir uns fest vor Augen führen. Was die<br />

großen Parteien in Sachen Energiewende<br />

und Klimaschutz machen wollen, lesen Sie<br />

ab Seite 22. Fest steht: In Sachen Klimaschutz<br />

muss sich die künftige Bundesregierung<br />

deutlich mehr anstrengen als ihre<br />

Vorgänger.<br />

Sie muss mutiger und ambitionierter die<br />

Zielerreichung angehen. Es reicht eben<br />

nicht, sich nur zum Pariser Klimaabkommen<br />

zu bekennen oder Klimaschutzziele zu<br />

formulieren. Nein, wir brauchen dringend<br />

von der Politik gesetzte Rahmenbedingungen,<br />

die in den Sektoren Strom, Wärme und<br />

Mobilität massive Emissionsreduktionen<br />

bringen.<br />

Im Jahr 2020 soll Deutschland seine klimawirksamen<br />

Emissionen um 40 Prozent<br />

gegenüber 1990 gesenkt haben. Schon<br />

heute ist klar, dass Deutschland dieses<br />

Ziel krachend verfehlen wird. Laut Umweltbundesamt<br />

(UBA) sind gerade einmal<br />

rund 28 Prozent gegenüber 1990 gesenkt<br />

worden. Mit einer Weiter-so-Politik werden<br />

wir es nicht schaffen, die Klimaerwärmung<br />

abzumildern oder gar zu stoppen. Wir müssen<br />

weniger Kohlestrom produzieren, wir<br />

brauchen mehr erneuerbare Wärme im<br />

Gebäudebestand und wir brauchen eine<br />

klimaneutrale Mobilität.<br />

Der Europäische Emissionshandel versagt<br />

als Klimaschutzinstrument völlig. Ein CO 2<br />

-<br />

Zertifikat war 2016 für durchschnittlich<br />

5,61 Euro pro Tonne zu haben. Die wahren<br />

CO 2<br />

-Kosten betragen laut UBA 80 Euro je<br />

Tonne. Als Einstieg in eine lenkungsorientierte<br />

CO 2<br />

-Bepreisung wäre jedoch ein<br />

Preis von 25 Euro pro Tonne angemessen.<br />

Die nächste Bundesregierung muss das<br />

Thema CO 2<br />

-Bepreisung massiv angehen.<br />

Wir mit unseren rund 9.000 Biogasanlagen<br />

in Deutschland ersparen der Atmosphäre<br />

jährlich knapp 15 Millionen Tonnen CO 2<br />

allein<br />

im Stromsektor. Hinzu kommen gut 4<br />

Millionen Tonnen durch die Bereitstellung<br />

von Wärme und 100.000 Tonnen im Verkehr.<br />

Unsere Biogasanlagen neutralisieren<br />

fast den gesamten CO 2<br />

-Fußabdruck aller<br />

Einwohner Hamburgs.<br />

Ob die Bestandsanlagen diese Leistung<br />

auch in den nächsten Jahren erbringen<br />

werden, bleibt abzuwarten. Die Vergütungsermittlung<br />

über Ausschreibungen,<br />

wie sie das EEG <strong>2017</strong> vorsieht, wird genau<br />

das zeigen. Wenn dieses Biogas Journal<br />

erscheint, dann hat im Biogasbereich erstmals<br />

in Deutschland eine Ausschreibungsrunde<br />

zur Vergütungsermittlung für ins<br />

Netz eingespeisten Strom stattgefunden.<br />

Bestandsanlagen, deren erster EEG-Vergütungszeitraum<br />

nach 20 Jahren endet, also<br />

im Jahr 2021, konnten an der Ausschreibung<br />

teilnehmen. Das Ergebnis wird mit<br />

Spannung erwartet und es wird zeigen, ob<br />

die Betreiber ihre Anlagen in der Leistung<br />

überbauen oder reduzieren – ob mehr oder<br />

weniger fossiles CO 2<br />

eingespart wird.<br />

Aber vielleicht liegt auch für einen Teil der<br />

Biogasanlagen die Zukunft nicht in der<br />

Stromerzeugung, sondern in der Bereitstellung<br />

von Kraftstoff. CBG, Compressed<br />

BioGas auf Biomethanbasis, das dem CNG<br />

(Compressed Natural Gas) auf Erdgasbasis<br />

gleich ist, wird heute schon im Bereich<br />

der Pkw-Mobilität genutzt. CBG hat einen<br />

Anteil von 20 Prozent am Absatz des gasförmigen<br />

Kraftstoffs. Mit CBG lassen sich<br />

im Vergleich zu Benzin die CO 2<br />

-Emissionen<br />

um bis zu 95 Prozent reduzieren.<br />

Während aufgrund seiner Energiedichte für<br />

leichtere Pkw eher CBG/CNG als Kraftstoff<br />

infrage kommt, ist für schwere Lkw, Schiffe<br />

und Flugzeuge eher BioLNG/LNG der<br />

geeignete Energieträger. BioLNG ist verflüssigtes<br />

Biomethan, LNG ist verflüssigtes<br />

Erdgas. Es existieren erst ganz wenige<br />

Verflüssigungsanlagen, die aufgrund ihrer<br />

Größe für Biogasanlagen interessant sind.<br />

Im Titelthema ab Seite 30 stellen wir Ihnen<br />

Projekte vor und wir werfen einen Blick auf<br />

den LNG-Markt. Mit BioLNG wird sich eine<br />

weitere Einkommensalternative eröffnen.<br />

Die Zukunft kennt keine Sackgasse, sondern<br />

nur Möglichkeiten. Hoffen wir, dass<br />

die nächste Bundesregierung für Klimaschutz<br />

und Energiewende Highways baut<br />

und keine Einbahnstraßen.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Horst Seide,<br />

Präsident des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

3


Inhalt<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Bio-<br />

LNG<br />

30 TITELTHEMA 58<br />

Editorial<br />

3 So schaffen wir das nicht!<br />

Horst Seide, Präsident des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher & Termine<br />

9 Biogas-Kids<br />

10 Der Wärmewende den Weg bereiten<br />

Von Dipl.-Geogr. Martin Frey<br />

14 Interview<br />

„Mich fasziniert besonders die<br />

Methanisierung von Wasserstoff“<br />

Interviewerin: Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

18 Biogas 4.0 – Im Spannungsfeld<br />

zwischen Energie und Klimapolitik:<br />

BIOGAS Convention & Trade Fair<br />

<strong>2017</strong> in Nürnberg<br />

20 Programmübersicht Biogas Convention<br />

30 Busse in Oslo fahren mit BioLNG<br />

aus Bioabfall<br />

Von Michael Kralemann<br />

34 Gas geht aufs Schiff<br />

Von Christian Dany<br />

40 Interview<br />

LNG kann Erdgaspreis nach oben<br />

abfedern<br />

Interviewer: Christian Dany<br />

42 Biogenes Flüssiggas – Machbarkeit<br />

noch im Demostadium<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Martin Bensmann<br />

POLITIK<br />

22 Die Qual der Wahl <strong>2017</strong>: Im Parforceritt<br />

durch die Wahlprogramme<br />

Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />

28 Bioenergie – immer eine gute Wahl!<br />

Von Mareike Fischer<br />

PRAXIS<br />

46 Nachverstromung: Nutzungsgrad ist<br />

entscheidend<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

52 Nachverstromung: ORC-Anlage im<br />

Contractingmodell<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

55 Ökologische Landwirtschaft<br />

„Die Biogasanlage war die richtige<br />

Entscheidung“<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

58 „Wir wollen dabei bleiben“<br />

Von Dierk Jensen<br />

Beihefterhinweis:<br />

Das Biogas Journal enthält einen<br />

Beihefter der Firma agriKomp<br />

4


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Inhalt<br />

titelFoto: Rolf Kosecki i Fotos: Gate Terminal, Dierk Jensen, Martina Bräsel, Andreas Betten<br />

74 78<br />

WISSENSCHAFT<br />

64 Ungeeignete Messmethoden führen zu<br />

falschen Rentabilitätsprognosen<br />

Von Dipl. Des. (FH) Rainer Casaretto,<br />

Prof. Dr. Jens Born und<br />

B.Sc.Corin Dirk Nikoleiski<br />

74 Dem Schaum auf der Spur<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

INTERNATIONAL<br />

Nicaragua<br />

78 Energiewende à la Nicaragua<br />

Von Oliver Ristau<br />

86 Die Klimagelder können kommen –<br />

Biogas ist bereit<br />

Von Alexander Linke und Clemens Findeisen<br />

VERBAND<br />

Aus der Geschäftsstelle<br />

92 Heißer Herbst steht bevor!<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

94 Aus den Regionalgruppen<br />

100 Aus den Regionalbüros<br />

106 Direktvermarktung<br />

Strommärkte 2016 mit unbefriedigenden<br />

Preissignalen –<br />

<strong>2017</strong> mit positiver Tendenz<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

108 Nationale CO 2<br />

-Bepreisung<br />

nicht von Nachteil<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

110 Biogas-Historie<br />

Pioniere vom Maschinenring und<br />

aus der Entwicklungshilfe<br />

Von Bernward Janzing<br />

114 Impressum<br />

5


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Repräsentative Umfrage:<br />

95 Prozent der Deutschen wollen<br />

mehr Erneuerbare Energien<br />

Berlin – Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist für eine<br />

überwältigende Mehrheit der Deutschen ein wichtiges<br />

Anliegen. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage<br />

von Kantar Emnid im Auftrag der Agentur für Erneuerbare<br />

Energien (AEE). So bewerten 95 Prozent der Befragten<br />

den Ausbau der Erneuerbaren als wichtig bis außerordentlich<br />

wichtig.<br />

„Das Ergebnis der Umfrage beweist, wie breit der gesellschaftliche<br />

Konsens ist, der die Energiewende in Deutschland<br />

trägt”, sagt Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer<br />

der AEE. „95 Prozent sind ein deutliches Votum<br />

an die kommende Bundesregierung, den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien entschlossen voranzutreiben“, so<br />

Boenigk mit Blick auf die Bundestagswahl im September.<br />

Dabei sind die Bürger sehr wohl bereit, Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />

auch in ihrer Nachbarschaft zu akzeptieren.<br />

65 Prozent der Umfrageteilnehmer äußern sich grundsätzlich<br />

positiv gegenüber Anlagen im Umkreis von 5 Kilometern<br />

vom Wohnort. Dabei ist die Zustimmung deutlich<br />

höher, sobald die Menschen bereits Erfahrung mit entsprechenden<br />

Anlagen haben. Während beispielsweise<br />

72 Prozent aller Befragten Solarparks im Wohnumfeld<br />

zustimmen, steigt der Zustimmungswert sogar auf 94 Prozent,<br />

wenn sich tatsächlich eine Anlage in der Umgebung<br />

der Befragungsteilnehmer befindet. Die Zustimmungswerte<br />

für Kohlekraftwerke sind hingegen weit abgeschlagen<br />

im einstelligen Prozentbereich.<br />

Die wichtigsten Vorteile der Erneuerbaren Energien sind<br />

für die Menschen in Deutschland die Zukunftssicherheit<br />

und der Klimaschutz. So stimmen 75 Prozent der Teilnehmer<br />

der Aussage zu, dass die Erneuerbaren zu einer<br />

sicheren Zukunft unserer Kinder und Enkel beitragen. 72<br />

Prozent bejahen die Aussage, dass die Energie aus Sonne,<br />

Wind, Biomasse & Co. das Klima schützt. „Die Menschen<br />

in Deutschland wissen, dass der Ausbau weiter vorangehen<br />

muss, damit wir unsere Verpflichtungen zum Klimaschutz<br />

und gegenüber den nachkommenden Generationen<br />

erfüllen können“, unterstreicht Boenigk.<br />

Zur Finanzierung des Erneuerbaren-Ausbaus ist die Mehrheit<br />

der Befragten bereit, ihren Beitrag per EEG-Umlage<br />

über den Strompreis zu leisten. So bewerteten 48 Prozent<br />

den aktuellen monatlichen Beitrag von 20 Euro je<br />

3-Personen-Haushalt (3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch)<br />

für angemessen, während 8 Prozent sogar bereit<br />

sind, mehr für den Ausbau der Erneuerbaren zu bezahlen.<br />

Lediglich 37 Prozent halten den Beitrag für zu hoch.<br />

6


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

Deutscher Stromexport steigt<br />

erneut um 9 Prozent<br />

Freiburg – Deutschlands Stromexport nimmt<br />

immer weiter zu. Im ersten Halbjahr <strong>2017</strong><br />

gab es erstmals keinen einzigen Tag mehr<br />

mit einem Importüberschuss. Im Vorjahreszeitraum<br />

hatte es immerhin noch zwei Tage<br />

gegeben, an denen Deutschland per Saldo<br />

Strom importierte, vor zwei Jahren waren es<br />

noch sieben Tage.<br />

Der gesamte Exportüberschuss belief sich<br />

in den vergangenen sechs Monaten auf gut<br />

25 Milliarden Kilowattstunden, das entspricht<br />

etwa drei Viertel der in Deutschland<br />

noch erzeugten Atomstrommenge. Damit<br />

ist der Export gegenüber dem bereits rekordträchtigen<br />

Vorjahreswert abermals um<br />

rund 9 Prozent gestiegen. Diese Zahlen<br />

ergeben sich aus Daten der Übertragungsnetzbetreiber<br />

und der Strombörse nach<br />

Aufbereitung durch das Fraunhofer ISE.<br />

Die Exporte resultieren aus einer steigenden<br />

Produktion aus Erneuerbaren Energien<br />

bei gleichzeitig unverminderter Erzeugung<br />

aus konventionellen Kraftwerken.<br />

Die Windkraft legte in den ersten sechs<br />

Monaten <strong>2017</strong> gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

um 19 Prozent zu, die Solarstromerzeugung<br />

um 10 Prozent. Die Windkraft<br />

hat nun erstmals die Steinkohle überholt.<br />

Der meiste Strom aus Deutschland ging im<br />

zurückliegenden Halbjahr nach Österreich,<br />

in die Schweiz und die Niederlande, gefolgt<br />

von Polen. Der Export in die Schweiz hatte<br />

im vergangenen Jahr mit mehr als 14 Milliarden<br />

Kilowattstunden sogar einen Rekordwert<br />

erreicht; deutsche Kraftwerke sprangen<br />

ein, nachdem die Atomstromerzeugung<br />

der Eidgenossen aufgrund der technischen<br />

Probleme mit den alten Reaktoren – Beznau<br />

1 ist heute das älteste AKW der Welt –<br />

deutlich einbrach.<br />

Die einzigen Länder, die in der Bilanz noch<br />

vergleichsweise geringe Mengen nach<br />

Deutschland liefern, sind inzwischen Dänemark,<br />

Schweden und Frankreich. Aber auch<br />

aus Frankreich sind die Importmengen massiv<br />

zurückgegangen, von 20 Milliarden Kilowattstunden<br />

im Jahr 2011 auf weniger als 6<br />

Milliarden im vergangenen Jahr. Im ersten<br />

Halbjahr <strong>2017</strong> bezog Deutschland nur noch<br />

2,4 Milliarden Kilowattstunden vom westlichen<br />

Nachbarn. Hält die Entwicklung an,<br />

wird selbst Frankreich in wenigen Jahren<br />

mehr Strom aus Deutschland beziehen als<br />

umgekehrt. Text: Bernward Janzing<br />

Erdgasfahrertreffen<br />

an Biogasanlage<br />

Eutingen-Weitingen – Am 23. Juli fand auf dem<br />

Energiehof von Juliane und Winfried Vees ein „Tag<br />

der Gläsernen Produktion mit CNG-Fahrertag-BW“<br />

statt. Veranstalter waren der Energiehof Weitenau<br />

und der im Februar dieses Jahres neu gegründete<br />

CNG-Club. Der CNG-Club ist eine Interessenvertretung,<br />

die den umweltfreundlichen Kraftstoff in der<br />

Öffentlichkeit voranbringen will. Der Club hat seinen<br />

Sitz in München in der Geschäftsstelle des Unternehmens<br />

gibgas. Neben mehreren hundert Besuchern<br />

kamen mit Norbert Barthle und Hans-Joachim Fuchtel<br />

gleich zwei parlamentarische Staatssekretäre zur<br />

Biogasanlage des Ehepaars Vees.<br />

Besonderes Highlight der Veranstaltung war der<br />

CNG-Prototyp des Schleppers T6.180 der Firma New<br />

Holland. Im Biogas Journal 1_<strong>2017</strong>, Seite 48 bis 50,<br />

haben wir den Schlepper vorgestellt, als er auf dem<br />

Betrieb von Fachverbandspräsident Horst Seide im<br />

Einsatz war. Ein Serienmodell soll im Herbst auf der<br />

Messe Agritechnica in Hannover vorgestellt werden.<br />

Die Vorzüge des Schleppers liegen auf der Hand:<br />

Verglichen mit Diesel stoßen Biomethan-Fahrzeuge<br />

etwa 90 Prozent weniger CO 2<br />

und 80 Prozent weniger<br />

Stickoxide aus.<br />

Vor dem Biogasbus des Fachverbandes Biogas auf dem Energiehof Weitenau während des Erdgasfahrertages,<br />

von links: Armin Jöchle, Bürgermeister der Gemeinde Eutingen, Juliane Vees, MdB Norbert Barthle,<br />

Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Winfried Vees und Dr. Claudius da<br />

Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Club-Vorstand Birgit Maria Wober und Staatssekretär<br />

Barthle sind sich sicher: Der CNG-Motor ist<br />

die Rettung des Verbrennungsmotors. Zudem sei<br />

es der einzige Verbrenner, der mit Biomethan besonders<br />

klimafreundlich zu 100 Prozent regenerativ<br />

betrieben werden kann. Er steht sofort als sofort<br />

als einsetzbare und kostengünstige Technik bereit.<br />

Winfried Vees sieht gerade mit der Biogasaufbereitung<br />

für landwirtschaftliche Fahrzeuge eine große<br />

Chance für Biogasanlagenbetreiber, die sich jetzt<br />

für die Zeit nach der 20-jährigen EEG-Förderung<br />

umsehen.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer<br />

des Fachverbandes Biogas e.V., der mit dem vereinseigenen<br />

Biogasbus gekommen war, hob die bedeutende<br />

Pionierleistung der Familie Vees hervor und wandte<br />

sich direkt an Barthle. Nach wie vor verdiene Vees kein<br />

Geld mit der Biomethan-Tankstelle und lege ordentlich<br />

drauf, um den eigenen Kraftstoff klimafreundlich<br />

tanken zu können und die Technik Landwirten bekannt<br />

zu machen. Wenn die Politik CNG-Traktoren auf die<br />

Höfe bringen will, dann sei noch weitere Unterstützung<br />

und Förderung notwendig.<br />

Text: Dominik Dörrie<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

7


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Bücher<br />

Klimaschutz in der Landwirtschaft<br />

Das Heft soll Landwirte<br />

dabei unterstützen,<br />

einen Beitrag zur Reduzierung<br />

der Treibhausgasemissionen<br />

zu leisten. Landwirtschaftliche<br />

Produktionsverfahren<br />

bieten<br />

hierfür zahlreiche Ansatzpunkte.<br />

Vor allem<br />

die Verbesserung der Stickstoffausnutzung<br />

sollte hier im Fokus stehen. Weitere Maßnahmenfelder<br />

sind Ertrags- bzw. Leistungssicherung<br />

und Verlustminimierung, der Erhalt und<br />

Aufbau von Humus sowie die Verringerung<br />

des Energieaufwands. Zusätzlich ergeben<br />

sich positive Effekte für andere Umweltziele<br />

und Schutzgüter, wie Biodiversität, Gewässerschutz<br />

oder das Tierwohl. Einige Maßnahmen<br />

ermöglichen eine Kosteneinsparung, sodass<br />

sich Klimaschutz auch unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten auszahlen kann.<br />

60 Seiten, DIN A5-Format, erhältlich als gedruckte<br />

Version, Bestell-Nummer: 40119,<br />

ISBN 978-3-945088-47-0. Preis: 9,- Euro<br />

inklusive MwSt., zzgl. Versandkosten – oder<br />

digital, nicht druckbar, Bestell-Nummer:<br />

P_40119, ISBN 978-3-945088-49-4,<br />

für 7,- Euro unter www.ktbl.de/shop<br />

Unter Strom<br />

Wer kann von sich behaupten,<br />

zu verstehen,<br />

worum es jenseits<br />

der oberflächlich<br />

geführten Pro-Contra-<br />

Debatten um die Energiewende<br />

geht? Die<br />

Mechanismen unserer<br />

Stromversorgung<br />

sind komplex, und<br />

populistische Forderungen von Lobbyverbänden<br />

erschweren häufig die objektive<br />

Meinungsbildung. Das Buch bringt Licht ins<br />

Dunkel. Anschaulich erklärt der Autor die<br />

komplexen Zusammenhänge der Energiewirtschaft<br />

und vermittelt den revolutionären,<br />

auch im Ausland viel diskutierten Umbauprozess<br />

der Stromversorgung in Deutschland.<br />

Die überarbeitete und aktualisierte 2.<br />

Auflage ergänzt die 1. Auflage um die sich<br />

abzeichnenden Megatrends der Elektromobilität<br />

und des Pariser Klimaabkommens.<br />

Springer Verlag, 297 Seiten, 14,99 Euro,<br />

ISBN 978-3-658-15164-5<br />

Termine<br />

14. bis 17. September<br />

MELA – 27. Fachausstellung für Landwirtschaft<br />

und Ernährung, Fischwirtschaft, Forst,<br />

Jagd und Gartenbau<br />

Mühlengeez, Mecklenburg-Vorpommern<br />

https://www.mela-messe.de<br />

17. September<br />

Tag der offenen Tür der LfL<br />

Freising<br />

www.lfl.bayern.de/tagderoffenentuer-<strong>2017</strong><br />

19. bis 22. September<br />

AHK-Geschäftsreise „Beheizung und Kühlung<br />

von gewerblichen und Industriegebäuden mit<br />

Erneuerbaren Energien“<br />

Norwegen<br />

www.german-energy-solutions.de/GES<br />

Diese und viele weitere AHK-Geschäftsreisen<br />

finden Sie bei den Terminen auf<br />

www.biogas.org<br />

21. und 22. September<br />

11. Biogastagung – Anaerobe Biologische<br />

Abfallbehandlung<br />

Dresden<br />

www.forum-abfallwirtschaft-altlasten.de<br />

21. September<br />

DFBEW: Konferenz zu Biogas in der lokalen<br />

Wertschöpfungskette<br />

Paris<br />

www.enr-ee.com/de/veranstaltungen<br />

26. und 27. September<br />

FNR/KTBL-Tagung: Biogas in der Landwirtschaft<br />

– Stand und Perspektiven<br />

Bayreuth<br />

www.veranstaltungen.fnr.de/biogaskongress<br />

26. September<br />

Umgang mit (finanziellen) Krisensituationen<br />

Nienburg<br />

Mail: biogas@leb.de<br />

28. September<br />

7. Erfahrungsaustausch für Sachverständige<br />

gemäß § 29b BImSchG<br />

Göttingen<br />

www.biogas.org<br />

13. Oktober<br />

Workshop Niederschlagswasser<br />

auf Biogasanlagen<br />

Rampe<br />

www.neues-ufer.de<br />

19. Oktober<br />

13. Sächsische Biogastagung<br />

Klipphausen, OT Groitzsch<br />

www.landwirtschaft.sachsen.de<br />

24. bis 26. Oktober<br />

Qualifizierung für Beschäftigte an<br />

Biogasanlagen<br />

Schwerin<br />

E-Mail: biogas@leb.de<br />

25. bis 27. Oktober<br />

RENEXPO ® Poland<br />

Warschau<br />

www.renexpo-warsaw.com<br />

30. und 31. Oktober<br />

Aufbauworkshop: Jährliche Unterweisung<br />

von Mitarbeitern an Biogasanlagen<br />

Nienburg<br />

E-Mail: biogas@leb.de<br />

28. und 29. November<br />

Zukunftsforum Energiewende –<br />

Den Wandel aktiv gestalten<br />

Kassel<br />

www.zukunftsforum-energiewende.de/<br />

12.–14. Dezember <strong>2017</strong>, Nürnberg<br />

12. bis 14. Dezember<br />

BIOGAS Convention & Trade Fair<br />

Nürnberg<br />

www.biogas-convention.com<br />

Alle Termine finden Sie auch auf er Seite www.biogas.org/Termine<br />

8


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

BIOGAS-KIDS<br />

Aktuelles<br />

Sanfter Tiger im Tank<br />

Bist du auch dafür, dass Autos und andere Fahrzeuge<br />

in Zukunft nur mit Kraftstoffen betrieben werden,<br />

die umweltfreundlich sind und das Klima nicht<br />

schädigen? Zurzeit steht ja besonders der Dieselkraftstoff<br />

in der Kritik, weil dessen Abgase zu viel<br />

Schadstoffe enthalten. Elektrofahrzeuge sind zwar<br />

eine Alternative, aber nur dann, wenn der Strom<br />

umweltfreundlich erzeugt wird. Dabei gibt es noch<br />

einen ganz anderen Kraftstoff, über den noch wenig<br />

gesprochen wird: Biogas! Denn aus Biogas kann<br />

nicht nur Strom und Wärme gewonnen<br />

werden. Der Fachbegriff dafür<br />

lautet abgekürzt „BioLNG“ oder<br />

auch „LBG“. LNG bezeichnet verflüssigtes<br />

Erdgas, also den Rohstoff, der<br />

wie Erdöl in den Tiefen des Erdreiches<br />

lagert – aber nur begrenzt zur Verfügung<br />

steht. BioLNG bzw. LBG dagegen<br />

ist ver flüssigtes Bio methan –<br />

also das Endprodukt aus der Biogasanlage aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen und organischen Reststoffen.<br />

Warum jedoch verflüssigen? Weil große<br />

Lkw und auch Schiffe mit verflüssigtem Gas weiter<br />

fahren können als mit komprimiertem Gas, das auch<br />

CNG genannt wird. Um aus Biogas BioLNG herzustellen,<br />

muss das Gas in einem speziellen Verfahren gereinigt<br />

und dann auf etwa – 164 °C gekühlt werden.<br />

Bei dieser extrem niedrigen Temperatur verflüssigt<br />

sich das Gas von selbst. Und in dieser Form hat es<br />

auch einen weiteren super Vorteil: Es verbraucht viel<br />

weniger Platz als Gas und kann problemlos in Tanks<br />

gespeichert und mit Tankwagen oder -schiffen weitertransportiert<br />

werden. Beim Strom ist<br />

das viel schwieriger und teurer. Und<br />

noch etwas spricht für<br />

BioLNG. Nicht bei allen<br />

Fahrzeugen<br />

macht es Sinn, sie mit elektrischem Strom anzutreiben.<br />

BioLNG eignet sich als Kraftstoff deshalb ganz<br />

besonders für die großen Brummis, Schiffe und auch<br />

Flugzeuge. Umweltfreundliche Alternativen zum<br />

Diesel gibt es also – auch dank Biogas!<br />

Es stinkt gar nicht mehr. Wenn der Landwirt Gülle wie<br />

auf dem Foto auf seinem Acker ausbringt, stinkt es nicht mehr. Das liegt daran, dass die Gülle<br />

sofort in den Boden eingearbeitet wird. Und wenn es nicht mehr stinkt, dann nützt es auch<br />

dem Klima, weil keine schädlichen Gase aus der Gülle in die Atmosphäre entweichen können.<br />

Mit der Gülle, die in der Biogasanlage zur Strom- und Wärmegewinnung eingesetzt wird, ist<br />

es genauso. Klimaschädliche Gase können von dort nicht entkommen. Deshalb sollten möglichst<br />

viel Gülle und auch Mist in Biogasanlagen zur Energieproduktion eingesetzt werden.<br />

Mein Experiment – ein wasserdichtes Sieb<br />

Ein Sieb, durch dessen Löcher kein Wasser läuft? Gibt es das?<br />

Ja! Probiere es selbst aus: Nimm das Sieb und verteile auf dessen Innenseite mit<br />

dem Finger Speiseöl. Wenn das Sieb innen vollständig mit Öl bedeckt ist, gieße<br />

langsam und ganz vorsichtig ein wenig Wasser aus einem Glas in das Sieb.<br />

Was passiert? Das Wasser fließt nicht ab. Warum? Über den Maschen des Siebes<br />

hat sich eine geschlossene Ölschicht gebildet. Da Wasser und Öl sich gegenseitig<br />

abstoßen, vermag das Wasser diese Schicht nicht zu durchdringen und bleibt im Sieb.<br />

Dieses Prinzip nutzen wir z. B. auch, wenn wir unsere Schuhe mit fett- bzw. ölhaltiger<br />

Schuhcreme behandeln, um sie wasserabweisend zu machen.<br />

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www.agrarkids.de<br />

Landwirtschaft entdecken und verstehen –<br />

Die Fachzeitschrift für Kinder<br />

9


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Fotos: Martin Frey<br />

Präsentierten den<br />

Statusbericht zur Energiewende<br />

in Rheinland-<br />

Pfalz sowie eine<br />

Studie über attraktive<br />

PV-Geschäftsmodelle<br />

für Kommunen und<br />

Gewerbe: Dr. Christel<br />

Simon, Christina<br />

Kaltenegger-Braun<br />

und Thomas Pensel<br />

von der Energieagentur<br />

Rheinland-Pfalz sowie<br />

der rheinland-pfälzische<br />

Staatssekretär Dr.<br />

Thomas Griese.<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Der Wärmewende den Weg bereiten<br />

Die Sektorkopplung als wichtiger Beitrag zur Energiewende war das Schwerpunktthema<br />

des fünften Jahreskongresses der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Zu der Veranstaltung<br />

am 14. Juni waren mehr als 100 Teilnehmer ins Kongresszentrum des Zweiten Deutschen<br />

Fernsehens (ZDF) nach Mainz gekommen. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz beging<br />

damit zugleich das fünfte Jahr ihres Bestehens.<br />

Von Dipl.-Geogr. Martin Frey<br />

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz wurde<br />

2012 als eine Einrichtung des Landes gegründet,<br />

um Kommunen, öffentliche Einrichtungen,<br />

Unternehmen und Bürger bei<br />

der Umsetzung von Projekten und anderen<br />

Aktivitäten zu unterstützen. Umweltministerin Ulrike<br />

Höfken (Die Grünen) bezeichnete die Energieagentur<br />

in ihrem Grußwort als „wichtigen Partner für das Land,<br />

um die Energiepolitik zu entwickeln“.<br />

Eines der Bestätigungsfelder der in Kaiserslautern und<br />

weiteren acht Regionalbüros in Rheinland-Pfalz ansässigen<br />

Einrichtung ist, „Investoren und Kommunen zu<br />

helfen, sich im Förderdschungel zurechtzufinden“, wie<br />

es Förderexperte Tobias Woll bezeichnete. Im Dschungel<br />

finden sich immer wieder auch neue Entdeckungen.<br />

Für Fördermittelsuchende könnte dies das neue ZEIS-<br />

Programm sein, ein seit 2015 bestehendes landeseigenes<br />

Förderprogramm, das zum Ziel hat, eine zukunftsfähige<br />

Energieinfrastruktur voranzubringen.<br />

Den aus Kommunen, Unternehmen, Verbänden und<br />

der Politik gekommenen Teilnehmern präsentierte<br />

Thomas Pensel, Geschäftsführer der Energieagentur<br />

Rheinland-Pfalz, die Einrichtung mit ihren landesweiten<br />

Regionalbüros als „bundesweit einzigartig“. Erstmals<br />

hatten er und sein Team einen Statusbericht zur<br />

Energiewende in Rheinland-Pfalz erstellt sowie eine<br />

Studie über attraktive PV-Geschäftsmodelle für Kommunen<br />

und Gewerbe. Beides wurde auf der Tagung der<br />

Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Statusbericht zur Energiewende<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

Der Statusbericht als Ergänzung zum Online-Portal des<br />

Energieatlas Rheinland-Pfalz (www.energieatlas.rlp.<br />

10


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

de) soll künftig alle zwei Jahre den Fortschritt der Energiewende<br />

im Land nachvollziehbar machen. Aus dem<br />

Bericht geht hervor, dass bereits heute fast jede zweite<br />

Kilowattstunde in Rheinland-Pfalz aus Erneuerbaren<br />

Energien gewonnen wird.<br />

Wie für alle anderen Bereiche wird auch für den Sektor<br />

Biogas eine aktuelle Bestandsaufnahme präsentiert:<br />

So gab es Ende 2016 in Rheinland-Pfalz insgesamt<br />

172 Biogasanlagen (nach der Neudefinition des Anlagenbegriffs),<br />

wovon sich alleine 63 im Eifel-Kreis<br />

Bitburg-Prüm befanden. In 2015 und 2016 waren davon<br />

zwölf neue Güllekleinanlagen mit jeweils 75 kW el<br />

Leistung, davon acht in der Planungsregion Trier, neu<br />

errichtet worden.<br />

Insgesamt stehen die Biogasanlagen-Betreiber unter<br />

erheblichem Kostendruck, der nur teilweise durch<br />

Rationalisierungsmaßnahmen oder durch den Wärmeverkauf<br />

aufgefangen werden kann – erschwert noch<br />

durch den niedrigen Ölpreis. Dennoch sind beim Ausbau<br />

oder Neubau von Nahwärmenetzen auch Erfolge<br />

zu verzeichnen, wie zum Beispiel die 2016 realisierten<br />

Nahwärmenetze Pickließem und Habscheid mit einer<br />

Wärmenutzung aus der Biogas-Verstromung.<br />

In Pickließem östlich von Bitburg beispielsweise wird<br />

über ein 3.800 Meter langes Leitungsnetz Bio-Wärme<br />

für über 90 Wärmeabnehmer bereitgestellt. Das 2.000<br />

Meter lange Nahwärmenetz in Habscheid versorgt 25<br />

Privathaushalte, zwei Gaststätten, ein Altenheim, einen<br />

Kindergarten und einen Gewerbebetrieb. Jährlich<br />

werden rund 100.000 Liter Heizöl eingespart.<br />

Auch in Rheinland-Pfalz wollten viele Altanlagen-Betreiber<br />

die Möglichkeit nutzen, nach Auslauf der EEG-<br />

Vergütungen an den durch das EEG <strong>2017</strong> vorgesehenen<br />

Ausschreibungsrunden teilzunehmen, um ihre Anlagen<br />

für zehn weitere Jahre zu betreiben. Auf der Veranstaltung<br />

war zu erfahren, dass damit aber auch ein erhöhter<br />

Informationsbedarf einhergehe. Diesen deckt unter<br />

anderem das EFRE-Projekt „Zukunftscheck Biogasanlage“,<br />

das vom Land unterstützt und von der Energieagentur<br />

Rheinland-Pfalz angeboten wird.<br />

Regionales Verbundsystem Westeifel<br />

Eine weitere Zukunftsoption in der Biogasentwicklung<br />

des Landes stellt das Regionale Verbundsystem Westeifel<br />

dar. Es bündelt eine Vielzahl von Versorgungsleitungen<br />

innerhalb eines die Region von Nord nach Süd<br />

durchziehenden Grabens. Das Biogas Journal berichtete<br />

darüber bereits unter anderem in Ausgabe 4_2015,<br />

Seite 42 bis 44.<br />

„Das Regionale Verbundsystem Westeifel ist ein absolutes<br />

Zukunftsprojekt“, lobte denn auch der rheinlandpfälzische<br />

Staatssekretär Thomas Griese (Die Grünen)<br />

auf der Veranstaltung. Die Raumplanung für das Großprojekt<br />

sei inzwischen abgeschlossen, im Herbst solle<br />

der erste Spatenstich erfolgen. Das Projekt könne bis zu<br />

48 und damit den Großteil der Biogasanlagen im rheinland-pfälzischen<br />

Teil der Eifel miteinander verbinden.<br />

Das Roh-Biogas soll dann gesammelt und in einer<br />

Leitung nach Bitburg geführt werden. Dort wird es zu<br />

Erdgasqualität aufbereitet und danach ins allgemeine<br />

Erdgasnetz eingespeist. Gleichzeitig werden damit in<br />

Trier auch Blockheizkraftwerke betrieben, die bedarfsorientiert<br />

Strom und Wärme erzeugen. Griese machte<br />

deutlich, dass er diesen technologischen Ansatz künftig<br />

gerne weiter vorantreiben wolle: „Wir sehen auch<br />

künftig die Möglichkeit, in Rheinland-Pfalz neue Biogasanlagen<br />

zu bauen. Aber vor allem geht es um die<br />

bessere Nutzung bestehender Anlagen.“<br />

Dorfwärme-Projekt Ellern<br />

Ein aktuelles Projekt mit einer hoch effizienten Energieversorgung,<br />

das zwar nicht mit Biogas betrieben<br />

wird, aber dennoch eine überzeugende Nahwärmelösung<br />

darstellt, ist das Dorfwärme-Projekt Ellern. Das<br />

830-Einwohner-Dorf im Rhein-Hunsrück-Kreis erhält<br />

derzeit eine Dorfheizung, die zu 82 Prozent mit Holzhackschnitzeln,<br />

zu 16 Prozent mit Solarthermie und zu<br />

nur 2 Prozent mit Erdöl versorgt werden wird.<br />

Stephan Webering von der Verbandsgemeinde<br />

Rheinböllen berichtete: „Wir haben schon jetzt 105<br />

Anschlussnehmer, auch aus dem Gewerbe.“ Die Finanzierung<br />

des 4,8 Millionen Euro teuren Projektes erfolge<br />

unter anderem durch das ZEIS-Programm des Landes,<br />

das die Trassenführung und das Heizwerk mit 404.000<br />

Euro unterstützt.<br />

Wärmesenken zu erschließen ist sicherlich eine der<br />

größten Aufgaben der kommenden Jahre: Generell<br />

„eine frühzeitige grobe Abschätzung von Nahwärmepotenzialen<br />

in der Bauleitplanung“ forderte Iris Basche,<br />

die aus dem Umweltschutzamt der Stadt Freiburg im<br />

Breisgau einen Blick über den regionalen Tellerrand<br />

ermöglichte. Basche führte den Zuhörern vor Augen,<br />

dass sich selbst das klimaschutzerfahrene Freiburg<br />

nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen dürfe.<br />

Das Ziel, die lange Jahre vorbildliche Universitätsstadt<br />

bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen, sei<br />

derzeit nur noch unter allergrößten Anstrengungen<br />

zu erreichen. So habe man nicht einmal einen Modernisierungsgrad<br />

von 2 Prozent im Gebäudebestand<br />

Die rheinland-pfälzische<br />

Umweltministerin<br />

Ulrike Höfken (Bündnis<br />

90/Die Grünen) bezeichnete<br />

die Energieagentur<br />

als „wichtigen Partner<br />

für das Land, um<br />

die Energiepolitik zu<br />

entwickeln“.<br />

11


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Über den Fortschritt<br />

des Dorfwärme-<br />

Projektes Ellern im<br />

Rhein-Hunsrück-Kreis<br />

berichtete Stephan<br />

Webering von der<br />

Verbandsgemeinde<br />

Rheinböllen.<br />

erzielt. Daher folgerte sie: „Wir müssen mit den CO 2<br />

-<br />

Einsparungen noch schneller werden.“ Doch man dürfe<br />

sich auch nicht entmutigen lassen: „Wir setzen auch<br />

darauf, dass sich die Technik noch weiter entwickelt.“<br />

Anpassungsstrategien an den Klimawandel<br />

Hiernach brachte Dr. Ulrich Matthes vom Kompetenzzentrum<br />

für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz aus<br />

Trippstadt in der Pfalz einen aufrüttelnden Beitrag<br />

über den Klimawandel in Rheinland-Pfalz und die Folgen<br />

für die Gesellschaft und die Umwelt. Er analysierte<br />

die Extremwetterereignisse der letzten Jahre, die unter<br />

anderem dadurch ausgelöst worden seien, dass die<br />

Tiefdruckgebiete länger über dem Land hängenbleiben.<br />

Die bei alledem steigenden Jahresdurchschnittstemperaturen<br />

führten schon jetzt zu einer längeren Vegetationsperiode.<br />

Dies könne zwar zu Ertragssteigerungen<br />

führen, bringe aber auch zahlreiche Risiken wie eine<br />

erhöhte Spätfrostgefahr mit sich, was insbesondere<br />

im Obst-und Weinbau verheerend sein könne. Man<br />

versuche nun, geeignete Anpassungsstrategien zu<br />

entwickeln. Um Gesundheitsschäden in Städten zu<br />

vermeiden, nannte er beispielsweise Begrünungsmaßnahmen,<br />

für die es bereits Studien gebe, etwa für die<br />

Fußgängerzone in Speyer.<br />

Beratung und Kooperationen ausbauen<br />

Um im Bereich Biogas neue Akzente zu setzen, setzt<br />

die Energieagentur Rheinland-Pfalz künftig verstärkt<br />

auf Fortbildungsangebote und Kooperationen. Die<br />

an verschiedenen Standorten angebotenen Seminare<br />

würden bereits gut angenommen. Sie dienten dazu,<br />

Biogasanlagenbetreiber über die Vorzüge einer flexibilisierten<br />

Fahrweise zu informieren. Die Veranstaltungen<br />

finden schwerpunktmäßig in der Eifel, aber auch in der<br />

Pfalz statt.<br />

Außerdem haben nun die Energieagentur Rheinland-<br />

Pfalz und das Dienstleistungszentrum Ländlicher<br />

Raum (DLR) Eifel aus Bitburg eine Kooperationsvereinbarung<br />

geschlossen, um die „bereits bestehende<br />

Zusammenarbeit im Bereich der Bioenergienutzung<br />

Auf sein Statement, in Deutschland sei man mit der Energiewende<br />

auf einem guten Weg, musste sich Staatssekretär Rainer Baake<br />

Kritik anhören.<br />

aus der Landwirtschaft deutlich auszubauen“. Die<br />

Energieagentur konzentriere sich dabei unter anderem<br />

auf die Verbesserung von energetischen Prozessen bei<br />

Biogas-Bestandsanlagen.<br />

Podiumsdiskussion<br />

Die Veranstaltung in Mainz wurde durch eine hochkarätig<br />

besetzte Podiumsdiskussion abgerundet, zu der<br />

eigens Staatssekretär Rainer Baake aus Berlin angereist<br />

war. Zusammen mit Vertretern aus kommunalen<br />

Unternehmen und der Politik zeigte man sich einig<br />

darüber, dass die Energiewende weiter vorangebracht<br />

werden müsse. Doch über den Weg dorthin gingen die<br />

Meinungen auseinander.<br />

Was alle unterschreiben konnten, ist der noch stärkere<br />

Fokus auf Effizienzanstrengungen und den Ausbau der<br />

Sektorenkopplung, wie beim Zubau von neuen Powerto-Gas-Anlagen.<br />

Auf die in Baakes Impulsvortrag formulierte<br />

Position, dass man in Deutschland mit der<br />

Energiewende auf einem guten Weg sei, reagierte der<br />

rheinland-pfälzische Staatssekretär Griese jedoch mit<br />

deutlicher Kritik.<br />

Griese bemängelte dabei vor allem, dass die auf den<br />

Eigenverbrauch bei der Photovoltaik erhobene EEG-<br />

Umlage sinnvolle Geschäftsmodelle auf eine unnötige<br />

Art und Weise belaste. Baake konnte Grieses Ausführungen<br />

nicht folgen und verteidigte die Bundespolitik.<br />

Dem aus Berlin Angereisten gab Griese daher pointiert<br />

mit auf den Weg in die Hauptstadt: „Im Moment zementiert<br />

die EEG-Umlage ein Energiesystem, das auf<br />

fossilen Energien beruht.“<br />

Autor<br />

Dipl.-Geograph Martin Frey<br />

Fachjournalist<br />

Fachagentur Frey – Kommunikation für Erneuerbare Energien<br />

Gymnasiumstr. 4 · 55116 Mainz<br />

Tel. 0 61 31/61 92 78-0<br />

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12


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

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13


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Interview<br />

»Mich fasziniert besonders die<br />

Methanisierung von Wasserstoff«<br />

Im Gespräch mit der deutschen Rennrodellegende Georg Hackl,<br />

der Biogasbotschafter des Fachverbandes Biogas e.V. ist.<br />

Interviewerin: Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

Biogas Journal: Was würde Deine Mutter antworten auf<br />

die Frage: „Wie war der Schorsch als Kind?“<br />

Georg Hackl: Hm… Ein braver Schorsch. Er war sehr<br />

sauber. Ich hab meine Mutter immer genervt: Wenn<br />

ich vom Spielen schmutzige Finger hatte, mussten die<br />

gleich wieder gewaschen werden. Und – spaßigerweise<br />

im Hinblick auf Biogas – als Baby hatte ich eine angeborene<br />

Laktose-Intoleranz und hab die Milch sehr<br />

schlecht vertragen und war sehr stark von Blähungen<br />

gequält… (lacht).<br />

Biogas Journal: Wie bist Du zum Rodeln gekommen?<br />

Was ist so faszinierend an diesem Sport?<br />

Hackl: Die Nähe zur Rodelbahn am Königssee hat den<br />

Einstieg schon leicht gemacht. Das Angebot ist ja quasi<br />

direkt vor der Haustür. Ich war als Kind schon immer<br />

sehr affin für Geschwindigkeit, für das Gleiten auf<br />

Schnee und Eis. Was mich ganz besonders fasziniert<br />

hat, war die Physik von Steilkurven, dass man da an der<br />

senkrechten Wand klebt.<br />

Biogas Journal: Welche Eigenschaften qualifizieren einen<br />

zum Rodler?<br />

Hackl: Die Lust an Geschwindigkeit, ganz klar. Aber<br />

auch eine angeborene gründliche Vorsicht – weil Draufgängertum<br />

nützt hier gar nichts, sonst stürzt man zu oft<br />

und verliert die Lust. Der Wille, heil unten anzukommen<br />

ist wichtig. Und natürlich der Wille zum Wettkampf,<br />

sich zu vergleichen und das Ziel, besser zu sein als der<br />

andere. Das ist für jeden Sportler Grundvoraussetzung.<br />

Biogas Journal: Was hat Dich in deiner Kindheit am<br />

meisten geprägt?<br />

Hackl: Die Tatsache, dass meine Eltern am Anfang<br />

nicht viel hatten und sich mit Mühe und Fleiß ein Haus<br />

gebaut und erwirtschaftet haben. Das war ihr Lebenswerk.<br />

Und macht mich auch stolz auf meine Eltern.<br />

Biogas Journal: Warst Du mit Freunden auf dem Rodelberg<br />

auch schon immer der Schnellste?<br />

Hackl: Das Rodeln hat mich von Anfang an fasziniert.<br />

Da war eine Begeisterung von der ersten Minute an, ich<br />

war gleich Feuer und Flamme – und auch immer bei<br />

den Vordersten dabei.<br />

Foto: Rolf Kosecki<br />

Biogas Journal: Wie sieht der Winter im Leben eines<br />

Rodel-Profis aus?<br />

Hackl: Es geht los Anfang Oktober. Dann werden die<br />

Bahnen vereist. Bis Anfang März ist dann Wintersaison –<br />

und in der Zeit wird gerodelt, was das Zeug hält. Wir sind<br />

im Grunde ziemlich lückenlos unterwegs. Wir reisen<br />

immer als Team, und da ist alles organisiert. Allerdings<br />

ist der Aufwand, das ganze Material von A nach B zu<br />

bringen, schon hoch. Auf jeden Athleten kommen etwa<br />

100 bis 120 Kilogramm Equipment. Im Hotel müssen<br />

die Schlitten dann ausgepackt, zusammengebaut<br />

und fahrfertig gemacht werden. Der Trainingsablauf ist<br />

dann immer ähnlich: vom Hotel an die Bahn, Training,<br />

die Charakteristik der Bahn erarbeiten, Erfahrungen<br />

sammeln und auswerten, Video- und Teilzeitanalysen<br />

und dann natürlich das Nacharbeiten der Schlittenkufen.<br />

Die Kufengeometrie ist das Wesentliche. Sie ist die<br />

Schnittstelle zwischen Sportgerät und dem Eis. Ihre<br />

Beschaffenheit entscheidet, wie schnell der Schlitten<br />

übers Eis gleitet und wie er sich steuern lässt.<br />

Biogas Journal: Woran denkt man, wenn man mit über<br />

100 km/h die Rodelbahn herunterfährt?<br />

14


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

Hackl: Unterschiedlich, je nach Entwicklungsgrad eines Sportlers.<br />

Ich als Trainer hab ja die Aufgabe, die Fahrspurkorrektur zu<br />

geben. Ich stehe an einer bestimmten Schlüsselstelle und erzähle<br />

den Sportlern dann: So musst Du fahren und so kannst Du es<br />

besser machen. Im Verlauf dieses Dialogs stelle ich oftmals fest,<br />

dass manch einer nicht mehr genau reproduzieren kann, was er<br />

oder sie während der Fahrt so erlebt hat. Später, als reifer Athlet,<br />

ist man dann sogar in der Lage, während der Fahrt noch andere<br />

Gedanken zu haben. Weil man so sortiert und routiniert ist. Da<br />

rutscht auch mal ein irrelevanter Gedanke dazwischen (lacht).<br />

Biogas Journal: Gab es auch Zeiten, in denen Du den Schlitten<br />

nicht mehr sehen konntest?<br />

Hackl: Nach einer abgelaufenen Saison ist man erst mal froh, es<br />

geschafft zu haben und muss Abstand gewinnen. Als Sportler hat<br />

man das Ganze noch aus Leidenschaft getan, für sich selbst. Jetzt<br />

als Trainer ist das doch mehr und mehr Routine und quasi ein „Job“.<br />

Dann ist man schon auch manchmal froh, wenn‘s vorüber ist.<br />

Mit der kommenden Olympiasaison steht wieder viel Arbeit und<br />

ein enormer Erfolgsdruck bevor, der mit der ganzen Sache einhergeht.<br />

Das ist normal, das ist unvermeidbar. Wir machen Leistungssport<br />

und daran werden wir gemessen.<br />

AUF in<br />

die Zukunft mit der<br />

richtigen Technik<br />

für jedes<br />

Substrat!<br />

Clever Optimieren<br />

BIOGAS<br />

Biogas Journal: Was hättest Du gemacht, wenn Du kein Rodler<br />

geworden wärst?<br />

Hackl: Das ist eine gute Frage … Nach dem Realschulabschluss<br />

bin ich Schlosser geworden. Auch mit dem Hintergedanken, dass<br />

mir das beim Rodeln zugutekommt. In erster Linie bin ich ein<br />

Praktiker und bestimmt hätte ich irgendetwas Handwerkliches<br />

angestrebt.<br />

Biogas Journal: Was haben Schlitten und Biogasanlagen gemeinsam?<br />

Hackl: Ich sehe das aus technischer Sicht. Im Rennrodelsport hat<br />

es mich erfolgreich und stark gemacht. Ich habe nie aufgehört,<br />

über weitere Optimierungsmöglichkeiten nachzudenken und bin<br />

durch Versuch und Irrtum klug geworden. Ich habe immer versucht,<br />

das Material zu optimieren und mich weiterzuentwickeln.<br />

Für mich ist auch eine Biogasanlage bei weitem noch nicht ausgereift.<br />

Diese Technologie birgt ein riesiges Optimierungspotenzial<br />

und eine große Chance für die Zukunft.<br />

Man kann biologische Reststoffe, Energiepflanzen und vor allem<br />

Gülle sinnvoll verwerten. Biogasanlagen tragen in vielfacher<br />

Hinsicht zum Umweltschutz bei, weil ja die biogenen Reststoffe,<br />

die in der Biogasanlage genutzt werden, sonst unweigerlich<br />

an der Atmosphäre zersetzt werden würden und entsprechende<br />

THG-Emissionen verursachen. Und die Verwertungspotenziale<br />

sind riesig – das ist das, was mich so gewaltig fasziniert: ob als<br />

Kraftstoff, direkt verstromt zur Regulierung und Netzstabilität, als<br />

Wärme oder ob man es mit Wasserstoff methanisiert und so auf<br />

biologischem Weg ein Erdgas-Äquivalent gewinnt.<br />

Biogas Journal: Seit einigen Jahren engagierst Du dich für Biogas –<br />

warum ausgerechnet Biogas?<br />

Hackl: Weil es mich fasziniert. Ich bin irgendwann einmal auf das<br />

Thema gestoßen, als ich über Erneuerbare Energien nachgedacht<br />

habe – und dann wirft sich automatisch die Problematik auf, dass<br />

Optimieren Sie jetzt Ihre Substrat-Einbringung<br />

und Aufbereitung<br />

Wir analysieren Ihre Substrate und erarbeiten mit Ihnen eine effiziente<br />

Lösung. Unser umfangreiches Leistungsspektrum bietet technische<br />

Lösungen für die effiziente Feststoffaufbereitung und -dosierung –<br />

auch für Ihren speziellen Mix. Dahinter stehen unser Biogas-Knowhow<br />

sowie kompetente Beratung und Service.<br />

Alles aus einer Hand und mit System!<br />

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EnergyDecentral 2016.<br />

Aufgrund individuell anpassbarer<br />

Einstellungen bereitet der<br />

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Substrate optimal auf. Er reduziert<br />

den Eigenenergiebedarf<br />

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15<br />

ENGINEERED TO WORK


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

regenerative Energien wie Wind und Sonne<br />

fluktuierend sind und man eine Energieform<br />

braucht, die einfach für einen Ausgleich<br />

sorgen kann. Wenn man jetzt Ressourcen<br />

betrachtet, die in unseren Breiten in regenerativer<br />

Form zur Verfügung stehen, kommt<br />

man automatisch auf das Thema Biogas.<br />

Und wenn man dann – wie ich es vorhin<br />

aufgezählt hab – die vielen Vorteile in ihrer<br />

Summe sieht, dann ist das eine Spielwiese,<br />

für die ich mich begeistern kann und die<br />

mich nicht mehr losgelassen hat.<br />

Biogas Journal: Wann und wie hast Du zum<br />

ersten Mal von Biogasanlagen gehört?<br />

Hackl: Ich war lange Zeit genauso Halbwissender<br />

wie die meisten Menschen da draußen,<br />

die irrtümlicherweise – was mich ein<br />

wenig traurig macht – glauben, dass Biogas<br />

schädlich wäre. Dann bin ich auf einen Bericht<br />

gestoßen über die Bundeskanzlerin,<br />

die in der Uckermark eine Windkraftanlage<br />

eingeweiht hat, bei der mit dem gewonnenen<br />

Strom Wasserstoff erzeugt wird. Dieser<br />

wird mit dem Biogas so kombiniert, dass<br />

ein speicherfähiges Medium entsteht:<br />

hochwertiges Biomethan.<br />

Danach hab ich begonnen, intensiv zu recherchieren<br />

und mich zu informieren. Allein<br />

diese Möglichkeiten und Potenziale für<br />

die Zukunft haben mich total vom Hocker<br />

gehauen. Ich habe dann mit vielen Leuten<br />

sprechen dürfen – unter anderem mit Mitarbeitern<br />

meines langjährigen Sponsors<br />

Viessmann, wo mehrere Biogas-Versuchsanlagen<br />

auf dem Firmengelände stehen.<br />

Allerdings musste ich dann leider auch<br />

feststellen, dass der politische Wille, Biogasanlagen<br />

zu fördern, rapide abnimmt.<br />

Wie auch der Gesamtwille, die nach dem<br />

traurigen Vorfall von Fukushima so euphorisch<br />

und erfolgreich eingeleitete Energiewende<br />

voranzubringen.<br />

Biogas Journal: Wie sähe Deine Biogasanlage<br />

aus?<br />

Hackl: Meine Biogasanlage würde an einem<br />

Ort stehen, wo möglichst viele biogene<br />

Reststoffe und viel Gülle anfallen.<br />

Meine Energiepflanzen würden eine hohe<br />

Biodiversität auf die Felder bringen. Meine<br />

Biogasanlage hätte natürlich ein vernünftiges<br />

Wärmekonzept, damit ich die anfallende<br />

Wärme gewinnbringend verwerten<br />

kann – was meinen Ertrag steigern würde.<br />

Die Gärprodukte würden in den natürlichen<br />

Kreislauf zurückgeführt werden zu den<br />

Landwirten, von denen ich meine Energiepflanzen<br />

beziehe. Ein sauberer, nachhaltiger<br />

Kreislauf. Und wenn ich eigene<br />

Felder hätte, dann würde ich Windräder<br />

aufstellen und auf nach Süden gerichteten<br />

Pultdächern von Scheunen PV-Anlagen installieren<br />

– weil es mich so fasziniert, aus<br />

dem gewonnenen Strom Wasserstoff zu erzeugen<br />

und diesen auf biologischem Wege<br />

mit Biogas zu methanisieren. Das daraus<br />

entstehende Methangas könnte ich entweder<br />

selbst in Gastanks speichern oder in<br />

das öffentliche Gasnetz einspeisen. Das ist<br />

dann für mich das Nonplusultra.<br />

Biogas Journal: Wo siehst Du die Biogasbranche<br />

in zehn Jahren?<br />

Hackl: In zehn Jahren hoffe ich – speziell<br />

vor dem jetzigen Hintergrund des Diesel-<br />

Skandals – , dass wieder verstärkt auf regenerative<br />

Kraftstoffe zurückgegriffen wird<br />

und dass die Politiker auf die Möglichkeit<br />

aufmerksam werden, Energie aus Biogasanlagen<br />

zu nutzen. Auch die viel propagierte<br />

Elektromobilität macht ja nur dann Sinn,<br />

wenn der Strom aus regenerativen Quellen<br />

stammt und nicht aus Atom- und Kohlekraftwerken.<br />

Und dass Biogasanlagen in verschiedenen<br />

Bereichen weiter optimiert werden, sodass<br />

sie auch ohne Unterstützung marktfähig<br />

sind. Darauf hab ich großes Vertrauen, weil<br />

die Optimierungspotenziale riesig sind und<br />

es nach wie vor Leute gibt, die sich die Köpfe<br />

darüber zerbrechen, wie sich Biogasanlagen<br />

weiter verbessern lassen.<br />

Biogas Journal: Sind wir auf dem richtigen<br />

Weg oder siehst Du Handlungsbedarf, um<br />

die Biogasnutzung weiter voranzubringen?<br />

Hackl: Ich sehe sowohl technologischen<br />

Entwicklungsbedarf als auch viel Potenzial.<br />

Auf der politischen Ebene sehe ich zum einen<br />

Handlungsbedarf, um mehr Akzeptanz<br />

und Aufklärung zu erreichen, zum anderen,<br />

um die Stellschräubchen der Subventionierung<br />

besser zu nutzen, damit es möglich ist,<br />

viel mehr biogene Abfallstoffe einzusetzen<br />

und biologisch wertvollere Energiepflanzen<br />

zu bevorzugen.<br />

Biogas Journal: Kein vernünftig denkender<br />

Mensch zweifelt die Notwendigkeit zum<br />

aktiven Klimaschutz heute noch an – tun<br />

wir genug?<br />

Hackl: Nein! In Deutschland sicher nicht!<br />

Ein ganz profanes Beispiel: Letzten Herbst<br />

hatten wir unser Trainingslager in Lillehammer.<br />

Die Anreise war wie üblich mit dem<br />

Schiff nach Oslo und dann haben wir in<br />

Oslo noch eine Stadtrunde gedreht. In der<br />

Stadt bekommst du eigentlich keinen Parkplatz<br />

und wenn, dann total überteuert. Aber:<br />

plötzlich lauter freie Parkplätze. Jeder Parkplatz<br />

hat eine Ladesäule, und es dürfen nur<br />

Elektroautos dort stehen. So viele Elektrofahrzeuge<br />

auf einen Haufen haben wir überhaupt<br />

noch nicht gesehen. Das wird dort<br />

schon gewaltig gefördert. Der Strom hierfür<br />

stammt in Norwegen aus der Wasserkraft.<br />

Biogas Journal: Was würdest Du Donald<br />

Trump sagen, wenn Du ihm begegnen würdest?<br />

Hackl: Dafür find ich jetzt keine Worte – zumindest<br />

keine die veröffentlichbar wären.<br />

Biogas Journal: Was würde ein Bundeskanzler<br />

Georg Hackl besser machen als<br />

Angela Merkel?<br />

Hackl: Wenn ich Bundeskanzler wäre, dann<br />

würde ich mich um wirkliche soziale Gerechtigkeit<br />

kümmern, um eine gute Ökonomie<br />

und verstärkt auch um Umweltschutz.<br />

Denn das schließt sich meiner Meinung<br />

nach gegenseitig nicht aus. Und vor allen<br />

Dingen würde ich die Energiewende mit<br />

Hochdruck voranbringen. Ich würde mich<br />

mit Wirtschaftsverbänden und Energieerzeugern<br />

besser vernetzen und absprechen<br />

und versuchen, Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten. Denn die Energiewende ist die<br />

größte Chance unserer Zeit und sowohl<br />

langfristig als auch nachhaltig auch ein gutes<br />

Geschäft.<br />

Biogas Journal: Wenn Du einen (politischen)<br />

Wunsch frei hättest, wie würde der<br />

aussehen?<br />

Hackl: Eine Bundesregierung aus einer Koalition<br />

von Schwarz-Grün unter der Leitung<br />

von Herrn Kretschmann.<br />

Biogas Journal: Schorsch, vielen Dank für<br />

das Gespräch!<br />

Autorin<br />

Interviewerin<br />

Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />

Pressesprecherin<br />

Fachverband Biogas e.V<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

16


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Wir verstehen Biogas!<br />

Aktuelles<br />

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17


12.–14. Dezember <strong>2017</strong>, Nürnberg<br />

Biogas 4.0 – Im Spannungsfeld zwischen Energieund<br />

Klimapolitik: BIOGAS Convention & Trade Fair<br />

<strong>2017</strong> in Nürnberg<br />

Vom 12. bis 14. Dezember <strong>2017</strong> findet in Nürnberg die 27. Jahrestagung des Fachverbandes Biogas e.V., die<br />

BIOGAS Convention & Trade Fair statt. Im Zentrum der Vorträge und Diskussionen steht nicht weniger als die<br />

Zukunft der Branche. Während die Ziele der Klima- und Energiepolitik nicht immer zusammenpassen, sucht die<br />

Branche im Rahmen dieses politischen Spannungsfeldes nach Lösungen, die langfristig die Zukunft sichern.<br />

In drei Monaten, vom 12. bis 14. Dezember<br />

findet die Jahrestagung des<br />

Fachverbandes Biogas e.V., die 27.<br />

BIOGAS Convention & Trade Fair, auf<br />

dem Nürnberger Messegelände statt.<br />

Die Teilnahme ist für jeden Branchenaktiven<br />

unverzichtbar, denn nur hier steht<br />

ausschließlich Biogas im Mittelpunkt, nur<br />

hier ist der intensive Austausch zwischen<br />

Experten, Unternehmen und Akteuren der<br />

Biogasbranche möglich.<br />

Für das große Plenum der BIOGAS Convention<br />

& Trade Fair am 13. Dezember<br />

konnten hochrangige Redner gewonnen<br />

werden, denn das Motto „Biogas 4.0 – im<br />

Spannungsfeld zwischen Energie- und Klimapolitik“<br />

trifft die Lage auf den Punkt. Die<br />

Biogasbranche muss sich jetzt positionieren,<br />

um in Zukunft eine dauerhafte Rolle im<br />

Energiemix einnehmen zu können. Horst<br />

Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas<br />

e.V., eröffnet daher mit einem Ausblick auf<br />

die nächsten Jahre und die anstehenden<br />

Herausforderungen.<br />

Es folgt dann ein Vortrag von Eberhard Hartelt<br />

vom Deutschen Bauernverband. Darin<br />

wird er schildern, warum Biogas wichtig für<br />

die Landwirtschaft ist, um die umweltpolitischen<br />

Herausforderungen zu meistern.<br />

Prof. Dr. Gerhard Linke vom DVGW zeigt<br />

auf, wie Gas grün wird, denn eine nachhaltige<br />

Energieversorgung braucht (Bio-)<br />

Gas. Aber wo liegt langfristig die Zukunft<br />

für Biogas? Im Strommarkt? Daniel Hölder<br />

vom BEE geht der Frage nach, ob die Biogasbranche<br />

langfristig am Strommarkt Geld<br />

verdienen wird.<br />

Zum Abschluss legt Helmut Brunner,<br />

Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Forsten, den hohen Stellenwert der Nutzung<br />

von Biogas für eine verlässliche und nachhaltige<br />

Energieversorgung in Bayern dar.<br />

Das Beispiel Bayern zeigt exemplarisch –<br />

trotz aller Unterschiede in den Bundesländern<br />

– die Chancen für Biogas in der Zukunft<br />

auf.<br />

Der Einstieg in die Vortragsblöcke erfolgt<br />

am Vortag über die <strong>2017</strong> verabschiedeten<br />

Neuregelungen der DüV und der AwSV, die<br />

dem Schutz unseres Trinkwassers dienen<br />

sollen, jedoch zugleich den Anlagenbetreibern<br />

einiges abverlangen. In diesem Kontext<br />

steht auch die Frage, welche Chancen<br />

möglicherweise eine Aufbereitung und Vermarktung<br />

von Gärprodukten bei dieser Herausforderung<br />

bieten können. Im Anschluss<br />

steht die Emissionsminderung an Biogasanlagen<br />

im Fokus: Wie kann man Methanoder<br />

Ammoniakemissionen vermindern und<br />

die kommende TA Luft umsetzen?<br />

Zwar hat sich die Aufregung um das EEG<br />

<strong>2017</strong> mittlerweile etwas gelegt, doch nun<br />

18


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

geht es ganz konkret darum, mit den neuen<br />

Vorgaben zu arbeiten. Ein Vortragspanel<br />

widmet sich darum mit ersten Erfahrungsberichten<br />

ausschließlich der Flexibilisierung,<br />

ein Workshop den rechtlichen Aspekten<br />

des EEG und ein weiterer dem Thema<br />

Ausschreibungen. Auf Basis der erfolgreichen<br />

Intensivschulungen des Fachverbandes<br />

werden hier kompakt die Regelungen<br />

des EEG und die ökonomische Basis für das<br />

passende Gebot aufbereitet.<br />

Highlight zum Ende des zweiten Tages wird<br />

ein Panel sein, das sich den wichtigsten<br />

Fragen aus dem täglichen Anlagenbetrieb<br />

widmet. Nach Beleuchtung der aktuellen<br />

Sicherheitsanforderungen für Anlagen wird<br />

das Grundwissen zum Marktstammdatenregister<br />

vermittelt, und zum Abschluss stehen<br />

die Experten des Mitgliederservice vom<br />

Fachverband Biogas live auf der Bühne, um<br />

die Fragen von Teilnehmern, Firmen und<br />

Betreibern zu beantworten.<br />

Ein Teil dieser Vorträge wird auch in die<br />

englische Sprache übersetzt, darüber hinaus<br />

werden in englischsprachigen Panels<br />

Themen aufgegriffen, die für die Branche<br />

weltweit von Bedeutung sind: Den Anfang<br />

macht die Klimapolitik: Wie kann Klimaschutz<br />

erfolgreich sein? Welche politischen<br />

Rahmenbedingungen auf EU-Ebene<br />

und welche finanziellen Lösungen sind<br />

dafür nötig? In vielen Ländern steht Biomethan<br />

wesentlich stärker im Mittelpunkt<br />

als die Stromproduktion. Ist das ein Weg<br />

für Deutschland? Unser Partnerland und<br />

Zukunftsmarkt Indien wird in all seinen<br />

Biogas-Facetten am Mittwoch präsentiert.<br />

Und schließlich gewähren verschiedene<br />

innovative Biogasprojekte aus Brasilien,<br />

Costa Rica und Uganda einen Einblick in<br />

neue Märkte weltweit.<br />

Abgerundet wird die Jahrestagung mit Workshops<br />

zu Substraten, zur Aufbereitung und<br />

Vermarktung von Gärprodukten, zu Herausforderungen<br />

im BHKW-Betrieb, zu Innovationen<br />

& Wissenschaft. Als Spezialworkshop<br />

wird der erfolgreiche Umgang mit Sozialen<br />

Medien gezeigt. Teilnehmer erfahren, wie<br />

sie ihren Betrieb und die Biogasbranche der<br />

Öffentlichkeit optimal präsentieren. In englischer<br />

Sprache bietet „Biogas Basics“ die<br />

beliebte Einführung in die Biogaswelt an,<br />

ergänzt durch den neuen Workshop „Case<br />

studies of waste digestion plants“.<br />

www.biogas-convention.com<br />

Auf der Biogas Fachmesse gibt es an drei<br />

Tagen ausführlich Gelegenheit für die Besucher<br />

zum Austausch mit den Ausstellern.<br />

Ein Schwerpunkt wird bei Herstellern und<br />

Anbietern von Anlagenkomponenten liegen,<br />

ein weiterer bei der Optimierung bestehender<br />

Anlagen. Zugleich kann sich der Besucher<br />

ausführlich über Innovationen, Dienstleistungen,<br />

Logistik und mehr informieren.<br />

Für Mitglieder im Fachverband Biogas und<br />

der DLG ist der Besuch der Messe (gegen<br />

Vorlage des Mitgliedsausweises) frei.<br />

Abgerundet wird die Jahrestagung durch<br />

die Mitgliederversammlung (12. Dezember)<br />

und die internationale Lehrfahrt (15.<br />

Dezember). Auf der Abendveranstaltung<br />

begrüßen wir dieses Jahr im Programm die<br />

A-Capella-Truppe „Viva Voce“, die mit uns<br />

25 Jahre Fachverband Biogas feiern wird<br />

(13. Dezember).<br />

Verpassen Sie also nicht den Jahrestreff der<br />

Biogasbranche und sichern Sie sich Ihr Ticket<br />

für den 12. bis 14. Dezember <strong>2017</strong>!<br />

Unter www.biogas-convention.com finden<br />

Sie das Programm, den Ticketshop und<br />

ausführliche Informationen rund um die<br />

BIOGAS Convention & Trade Fair.<br />

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19


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Programmübersicht<br />

Dienstag, 12. Dezember <strong>2017</strong> BIOGAS Fachmesse 9:00 – 18:00<br />

9:00 – 12:00<br />

Sitzungen der internen Gremien des Fachverbandes Biogas<br />

e.V. (nur auf Einladung)<br />

12:00 – 13:00 Mittagspause<br />

Biogas Basics Workshop<br />

(in Englisch)<br />

Panel 1 (in Deutsch) Panel 2 (in Englisch)<br />

13:00 – 14:30<br />

1.1 Wasser- und düngerechtliche Anforderungen<br />

an den Betrieb von Biogasanlagen<br />

14:30 – 15:00 Kaffeepause<br />

15:00 – 16:30 1.2 Emissionsminderung an Biogasanlagen<br />

2.1 Climate protection and climate finance<br />

2.2 Biomethane worldwide –<br />

experiences, challenges and opportunities<br />

17:30 – 20:00 Mitgliederversammlung<br />

Änderungen vorbehalten. Aktuelle Informationen unter www.biogas-convention.com<br />

Mittwoch, 13. Dezember <strong>2017</strong> BIOGAS Fachmesse 9:00 – 18:00<br />

Plenum<br />

(in Deutsch mit Simultanübersetzung)<br />

9:00 – 13:00 Biogas 4.0 – Im Spannungsfeld zwischen Energie- und Klimapolitik<br />

13:00 – 14:00 Mittagspause<br />

14:00 – 15:30<br />

Panel 1 (in Deutsch mit Simultanübersetzung) Panel 2 (in Englisch)<br />

1.3 Die Zukunft von Biogas:<br />

Flexibilität in Theorie und Praxis<br />

15:30 – 16:00 Kaffeepause<br />

16:00 – 17:30<br />

1.4 Tagesaktuelle Herausforderungen<br />

für Biogasanlagenbetreiber<br />

17:30 – 18:30 Verleihung der Heinz-Schulz-Ehrenmedaille<br />

19:00<br />

2.3 Introducing India’s biogas market<br />

2.4 Innovative approaches<br />

in international projects<br />

Abendveranstaltung<br />

mit Abschluss des Jubiläumsjahres „25 Jahre Fachverband Biogas e.V.“<br />

Änderungen vorbehalten. Aktuelle Informationen unter www.biogas-convention.com<br />

20


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

Programmübersicht<br />

Donnerstag, 14. Dezember <strong>2017</strong> BIOGAS Fachmesse 9:00 – 17:00<br />

9:00 – 12:00 Workshop 1 (in Deutsch) Workshop 2 (in Deutsch) Workshop 3 (in Deutsch) Workshop 4 (in Deutsch)<br />

EEG –<br />

Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

neue Entscheidungen,<br />

Risikovermeidung<br />

Substrate für Biogasanlagen /<br />

Neues und Altbewährtes<br />

Techniken zur Aufbereitung<br />

und Vermarktung von<br />

Gärprodukten<br />

Zukünftige Herausforderungen<br />

an den BHKW-Betrieb<br />

12:00 – 13:00 Mittagspause<br />

13:00 – 15:00 Workshop 5 (in Deutsch) Workshop 6 (in Deutsch) Workshop 7 (in Englisch) Workshop 8 (in Deutsch)<br />

Ausschreibungen –<br />

Grundlagen, Erfahrungen,<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Innovation & Wissenschaft<br />

Case studies<br />

of waste digestion plants<br />

Wir bauen unser Netz –<br />

gemeinsam in den<br />

Sozialen Medien unterwegs<br />

15:00 Ende der Workshops<br />

Änderungen vorbehalten. Aktuelle Informationen unter www.biogas-convention.com<br />

Freitag, 15. Dezember <strong>2017</strong><br />

8:00 – 17:30<br />

Internationale Lehrfahrt<br />

(mit Simultandolmetscher)<br />

Änderungen vorbehalten. Aktuelle Informationen unter www.biogas-convention.com<br />

Foto: Fachverband Biogas e.v.<br />

Besuchen Sie auch die BIOGAS Fachmesse<br />

in den Messehallen 9 & 10!<br />

Dienstag und Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

9:00 – 18:00 Uhr<br />

9:00 – 17:00 Uhr<br />

21


Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Die Qual der Wahl <strong>2017</strong>: Im Parforceritt<br />

durch die Wahlprogramme<br />

Wer seine Wahlentscheidung am 24. September von der Haltung der Parteien zur<br />

Energiewende im Allgemeinen und der Bioenergie im Speziellen abhängig machen<br />

möchte, dem sei die nachfolgende Orientierungshilfe ans Herz gelegt – querbeet<br />

durch die Wahlprogramme der wichtigsten Parteien.<br />

Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Energiewende<br />

spielt im Bundestags-Wahlkampf<br />

<strong>2017</strong> leider allenfalls eine untergeordnete<br />

Rolle. Dabei gäbe es aus Sicht<br />

des Fachverbandes Biogas natürlich mehr<br />

als genug zu tun: Deutschland wird seine Klimaziele<br />

krachend verfehlen – man müsste folglich unverzüglich<br />

den Ausbau der Erneuerbaren Energien beschleunigen!<br />

Energiewende ist hierzulande immer noch nur eine<br />

Stromwende – der Wärmemarkt und der Verkehrssektor<br />

müssten endlich angepackt werden! Dreckiger Kohlestrom<br />

verstopft nach wie vor die Netze und<br />

verpestet die Luft – wir müssen aus der<br />

Kohle aussteigen und endlich Platz<br />

machen für die Bioenergie!<br />

Uns sind also viele Inhalte für<br />

die Wahlprogramme der wichtigsten<br />

zur Wahl stehenden<br />

Parteien aufgefallen, und<br />

es ist uns auch gelungen,<br />

den einen oder anderen bescheidenen<br />

Akzent für unsere<br />

Anliegen zu setzen. Aber<br />

natürlich hätten auch wir uns<br />

gewünscht, dass die eine oder<br />

andere Aussage gerade zur Bioenergie<br />

etwas konkreter ausgefallen<br />

wäre. Die meisten Parteien jedoch treffen<br />

keine spezifischen Aussagen zur Bioenergie.<br />

Wer die Programme aufmerksam studiert, findet aber<br />

dennoch viele Aspekte, die direkt oder indirekt von entscheidender<br />

Bedeutung für die weitere Entwicklung<br />

der Bioenergie sind. Diese seien im Folgenden kurz<br />

(und ohne Anspruch auf Vollständigkeit) wie folgt zusammengefasst:<br />

Alle Parteien bis auf die AfD stehen zu dem Klimaschutzabkommen<br />

von Paris. Sowohl CDU/CSU als<br />

auch SPD halten an den bisherigen Energie- und Klimaschutzzielen<br />

fest, einschließlich des Klimaschutzplans<br />

2050. Die FDP will den Klimaschutzplan und<br />

generell sektorspezifische Ziele abschaffen. Die AfD<br />

will alle Klimaschutzziele, -maßnahmen und -verträge<br />

beenden.<br />

CDU/CSU bekennen sich zwar grundsätzlich zur<br />

Energiewende, machen aber nur wenig spezifische<br />

Vorschläge. Ein bestimmendes Thema ist die Weiterentwicklung<br />

des Förderrahmens hin zu mehr Markt<br />

und Wettbewerb – konkrete Vorstellungen werden aber<br />

nicht genannt.<br />

Auch bei der SPD nimmt das Thema Energiewende keinen<br />

überragenden Stellenwert im Programm ein. Die<br />

SPD will sich aber für eine Stärkung des EU-Emissionshandels<br />

einsetzen. Eine nationale CO 2<br />

-Bepreisung,<br />

wie sie der Fachverband Biogas und andere fordern,<br />

wird nicht erwähnt.<br />

Bündnis 90/Die Grünen fordern eine deutliche Steigerung<br />

beim Thema Klimaschutz. Der EU-Emissionshandel<br />

soll reformiert und durch eine nationale<br />

CO 2<br />

-Bepreisung ergänzt werden. Bis 2030 soll die<br />

Stromerzeugung vollständig erneuerbar sein.<br />

Die FDP will keine nationalen Alleingänge, aber ebenfalls<br />

keine technischen Auflagen auf EU-Ebene. Der<br />

EU-Emissionshandel soll auf andere Sektoren ausgedehnt<br />

werden. Eine weitere nationale oder europäische<br />

CO 2<br />

-Bepreisung wird abgelehnt. Langfristig ausgelegte<br />

finanzielle Fördermaßnahmen wie das EEG sollen abgeschafft<br />

werden.<br />

Die Linke unterstützt deutlich höhere Klimaschutzund<br />

Ausbauziele. Das EEG soll um eine „soziale Komponente“<br />

ergänzt werden; Ausschreibungen werden<br />

abgelehnt. Der Einsatz von Erneuerbarer Wärme und<br />

die Gebäudesanierung sollen stark ausgebaut und ein<br />

Kohleausstieg soll zügig eingeleitet werden. Aussagen<br />

zur CO 2<br />

-Bepreisung finden sich nur in Form einer Kritik<br />

des EU-Emissionshandels.<br />

Die AfD will alle Fördermaßnahmen für Klimaschutz<br />

und Erneuerbare Energien, insbesondere EEG, EnEV,<br />

EEWärmeG und die Kaufprämie für Elektroautos,<br />

streichen. Der Ausbau der Windenergie wird generell<br />

abgelehnt.<br />

Soweit unser Kurzüberblick – verbunden mit der Lektüreempfehlung<br />

der ausführlicheren Tabelle auf den<br />

nachfolgenden Seiten, in der wir die verschiedenen<br />

Aussagen der unterschiedlichen Parteien zu den aktuell<br />

bestimmenden Themen sortiert und aufgeführt<br />

haben.<br />

22


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Politik<br />

CDU/CSU<br />

Bioenergie allgemein<br />

Energiewende allgemein<br />

Energiewende im Stromsektor / EEG<br />

Energiewende im Wärmesektor<br />

Energiewende im Verkehrssektor<br />

Konventionelle Energieträger<br />

CO 2<br />

-Bepreisung<br />

Sektorenkopplung<br />

CDU: Keine spezifischen Aussagen.<br />

CSU-Bayernplan: „Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe bietet zusätzliche Einkommensquellen für Land- und Forstwirtschaft.“<br />

CDU: „[Wir] stehen zum weltweiten Klima-Abkommen von Paris.“<br />

„Wir halten an unseren bestehenden Energie- und Klimazielen fest und setzen sie Schritt für Schritt um. Dies gilt auch für den<br />

2016 beschlossenen Klimaschutzplan. Wir lehnen dirigistische staatliche Eingriffe in diesem Bereich ab und setzen stattdessen<br />

auf marktwirtschaftliche Instrumente.“<br />

„Durch den Ausbau erneuerbarer Energien wurde in erheblichem Umfang Wertschöpfung in die ländlichen Räume zurückverlagert.<br />

Deshalb ist der planbare, berechenbare und marktwirtschaftliche Fortgang der Energiewende für diese Regionen von besonderer<br />

Bedeutung.“<br />

CDU: Keine spezifischen Aussagen.<br />

CSU-Bayernplan: „[Beim] EEG brauchen wir einen Systemwechsel hin zu mehr Markt und Wettbewerb. Den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien wollen wir unter Wahrung des Bestandsschutzes auf neue verlässliche Grundlagen stellen.“<br />

CDU: „Wir werden […] keine Maßnahmen beschließen, die die Schaffung von Wohnraum zusätzlich verteuern. Wir werden prüfen,<br />

inwieweit durch die Abschaffung überflüssiger Vorschriften Kostensenkungspotenziale erschlossen werden können.“<br />

„Wir werden die energetische Gebäudesanierung steuerlich fördern und dadurch zusätzliche Anreize schaffen.“<br />

CDU: „Bis sich die Elektromobilität endgültig durchgesetzt hat, bleiben moderne Dieselfahrzeuge aufgrund ihres geringen CO 2<br />

-Austoßes<br />

eine wichtige Option.“<br />

„Wir unterstützen die Antriebswende im Verkehr und verfolgen eine technologieoffene Gesamtstrategie zur Förderung des Markthochlaufs<br />

alternativer Kraftstoffe und Antriebe wie der Elektromobilität und der Brennstoffzelle.“<br />

CDU: „Der langfristige Ausstieg aus der Braunkohle muss parallel zu einer konkreten neuen Strukturentwicklung verlaufen.“<br />

CDU/CSU: Keine spezifischen Aussagen.<br />

CDU: „Neben dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien wollen wir die Sektorenkopplung weiterentwickeln.“<br />

23


Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

SPD<br />

Bioenergie allgemein<br />

Energiewende allgemein<br />

Energiewende im Stromsektor / EEG<br />

Energiewende im Wärmesektor<br />

Energiewende im Verkehrssektor<br />

Konventionelle Energieträger<br />

CO 2<br />

-Bepreisung<br />

Sektorenkopplung<br />

Keine spezifischen Aussagen.<br />

„Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass wir erneuerbare Energien weiter ausbauen. Erneuerbare Energien aus Windkraft (Offund<br />

Onshore) und Sonnenenergie sind langfristig die kostengünstigste Form der Energieerzeugung. Sie machen uns unabhängig<br />

von Öl, Erdgas und Uran aus Konfliktregionen. Sie tragen zur lokalen Wertschöpfung bei und zu einem fairen Energiemarkt.“<br />

„[Wir werden] den Klimaschutzplan 2050 weiterentwickeln. [… Wir werden] den Dialog mit den Unternehmen, den Gewerkschaften<br />

und den Beschäftigten in den betroffenen Sektoren führen. […] Im Rahmen dessen setzen wir auf Technologieneutralität und<br />

Innovationsoffenheit. Die Ergebnisse dieses Dialoges werden wir im Rahmen eines nationalen Klimaschutzgesetzes umsetzen.“<br />

„Wir wollen alternative Finanzierungsmodelle der Energiewende prüfen.“<br />

Keine spezifischen Aussagen.<br />

„Wir setzen uns auch für die Entwicklung und Nutzung alternativer Energiequellen für die Schifffahrt ein. […] Die Entwicklung<br />

alternativer Kraftstoffe und Antriebe für Flugzeuge wollen wir fördern. […] Um die Umweltbelastung in den Innenstädten zu reduzieren,<br />

werden wir die Anschaffung von Bussen und Taxis mit alternativen Antrieben sowie die Nutzung von Lastenrädern und die Umrüstung<br />

von innerstädtischen Lieferfahrzeugen fördern.“<br />

„Die vollständige Energiewende gelingt nur, wenn auf dem Weg dorthin konventionelle Energieträger den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien ergänzen. Erdgas, erneuerbares Gas aus Power-to-Gas-Anlagen und die bestehende Gasnetzinfrastruktur werden im<br />

Energiemix für eine flexible, sichere und CO 2<br />

-arme Energieerzeugung immer bedeutender.“<br />

„Den europäischen Emissionshandel werden wir so weiterentwickeln, dass er seine Funktion als zentrales Klimaschutzinstrument<br />

erfüllen kann. Sollte dies nicht zu erreichen sein, werden wir Verhandlungen für die Vereinbarung von CO 2<br />

-Mindestpreisen auf<br />

europäischer Ebene aufnehmen.“<br />

„Den europäischen Emissionshandel werden wir so weiterentwickeln, dass er seine Funktion als zentrales Klimaschutzinstrument erfüllen<br />

kann. Sollte dies nicht zu erreichen sein, werden wir Verhandlungen für die Vereinbarung von CO 2<br />

-Mindestpreisen auf europäischer<br />

Ebene aufnehmen.“<br />

„Speicher und andere Technologien für die Sektorenkopplung sowie die Flexibilisierung und die Digitalisierung der Energiewende<br />

wollen wir gezielt durch technologieoffene gesetzliche Rahmenbedingungen […] voranbringen.“<br />

Bündnis 90 / Die Grünen<br />

Bioenergie allgemein<br />

Energiewende allgemein<br />

Energiewende im Stromsektor / EEG<br />

Energiewende im Wärmesektor<br />

Energiewende im Verkehrssektor<br />

CO 2<br />

-Bepreisung<br />

Konventionelle Energieträger<br />

„Es ist […] unser Ziel, die Energieversorgung und Energie-Speicherung von Strom, Wärme und beim gesamten Verkehr komplett<br />

mit Sonne, Wind, Wasser, nachhaltig erzeugter Bioenergie, Umgebungstemperaturen und Erdwärme zu decken.“<br />

„Für alle 27 Staaten der EU muss bis 2050 eine CO 2<br />

-Reduktion von mindestens 95 Prozent gegenüber 1990 verpflichtend sein.“<br />

„100 Prozent Ökostrom bis 2030, das ist unser Ziel. Dafür werden wir den Kohleausstieg einleiten und die schwarz-rote<br />

Ausbaubremse für Erneuerbare abschaffen.“<br />

„[Wir wollen] alle EU-rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Erneuerbare-Energien-Projekte vom bürokratischen<br />

Ausschreibungszwang und unberechtigten Umlagen zu befreien. Die sinnwidrige Erhebung der „Sonnensteuer“ wollen wir<br />

abschaffen und ein Ökostrommarktmodell einführen, damit aus deutschen erneuerbaren Anlagen Grünstrom auch wieder<br />

als Ökostrom vermarktet werden kann.“<br />

„[Mit den Einnahmen aus der CO 2<br />

-Bepreisung] schaffen wir die Stromsteuer ab, reduzieren die EEG-Umlage und finanzieren<br />

weitere Klimaschutzmaßnahmen.“<br />

„[Wir werden] zusätzliche Mittel für die energetische Gebäudesanierung bereitstellen [… und] Energieeffizienz […] fördern.“<br />

„Ab 2030 sollen nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden.“<br />

„[Wir werden] die Kfz-Steuer reformieren und ein Bonus-Malus-System für Neuwagen einführen. Wer viel CO 2<br />

, NOx und Feinstaub-<br />

Emissionen verursacht, zahlt dann mehr.“<br />

„Es ist nicht einzusehen, warum Airlines von der Kerosinsteuer befreit sind. Das wollen wir beenden.“<br />

„[Wir wollen] weg vom Verbrennungsmotor und hin zum Elektroantrieb beziehungsweise emissionsfreien Antrieb. In der Schifffahrt<br />

weg vom Schweröl hin zu alternativen Antrieben.“<br />

„Der Einsatz von billigem Schweröl für Fracht- und Kreuzfahrtschiffe muss drastisch eingedämmt werden, wir fordern und fördern<br />

die Umrüstung auf umweltfreundlichere Energieträger.“<br />

„Der EU-Emissionshandel muss reformiert werden. […] Hierfür müssen überschüssige CO 2<br />

-Zertifikate dauerhaft gelöscht und<br />

die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten beendet werden.“<br />

„Durch einen gesetzlichen CO 2<br />

-Mindestpreis und eine ehrliche CO 2<br />

-Bepreisung auch außerhalb des Emissionshandels sorgen<br />

wir dafür, dass sich Investitionen in Klimaschutz betriebswirtschaftlich lohnen sowie planbarer werden.“<br />

„Grünes Ziel ist, die 20 dreckigsten Kohlekraftwerke sofort vom Netz zu nehmen und schrittweise die restlichen innerhalb der<br />

nächsten 20 Jahre abzuschalten.“<br />

„Hocheffiziente und zunehmend erneuerbare Kraft-Wärme-Kopplung wollen wir dabei unterstützen, dass sie immer flexibler auf<br />

den Strommarkt reagiert und so den Strom aus Wind und Sonne ergänzt.“<br />

24


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Politik<br />

FDP<br />

Bioenergie allgemein<br />

Energiewende allgemein<br />

Energiewende im Stromsektor / EEG<br />

Energiewende im Wärmesektor<br />

Energiewende im Verkehrssektor<br />

CO 2<br />

-Bepreisung<br />

Konventionelle Energieträger<br />

Sektorenkopplung<br />

Keine spezifischen Aussagen.<br />

„Erneuerbare Energien sind für uns ein wichtiges Element im Energiemix der Zukunft.“<br />

„[Wir] treten für eine vernünftige, international abgestimmte Politik auf Basis des Klimaschutzabkommens von Paris ein.“<br />

„Nationale Alleingänge wie den Klimaschutzplan 2050 lehnen wir ab.“<br />

„[Wir lehnen] auch auf Ebene der Europäischen Union technische Auflagen zur Treibhausgasminderung ab und treten für einen<br />

Verzicht auf Subventionen für Vermeidungstechnologien ein.“<br />

„[Wir lehnen] langfristige Pläne, mit denen für jeden Wirtschaftssektor spezifische Emissionsziele mittels restriktiver Vorgaben<br />

umgesetzt werden sollen, grundsätzlich ab.“<br />

„[Es sollen] nicht Gesetze und durch die Politik festgelegte Ausbauziele darüber entscheiden, mit welchem Energieträger und<br />

welcher Technologie zur Energieversorgung beigetragen wird.“<br />

„[Wir wollen] das Dauersubventionssystem des EEG mit Einspeisevorrang und -vergütung beenden. Anlagen mit Förderzusage<br />

genießen Bestandschutz.“<br />

Keine spezifischen Aussagen.<br />

„[Wir wollen alle staatlichen Subventionen überprüfen. […] So zum Beispiel die Kaufprämie für Elektroautos.“<br />

„Der EU-Emissionshandel […] muss auf weitere Sektoren (zum Beispiel Wohnen und Verkehr) ausgedehnt werden. […]<br />

Allerdings brauchen globale Wirtschaftsbereiche wie Schifffahrt und Luftverkehr auch globale Vereinbarungen. Gleichzeitig<br />

lehnen wir Eingriffe in die Preisbildung am Markt für Emissionszertifikate wie etwa Mindestpreise ab.“<br />

„[Auf] fossile Energieträger [kann] auf absehbare Zeit nicht verzichtet werden.“<br />

„[Wir] wollen Versorgungssicherheit im Wettbewerb erreichen und sind gegen staatliche Interventionen zur Bereitstellung ausreichender<br />

Kraftwerkskapazitäten. Wir wollen keine staatlich bestimmte Kapazitäts- und Klimareserve. […] In offenen Leistungsmärkten sollen alle<br />

Stromanbieter die dem Verbraucher zugesagte Leistung unter allen Bedingungen durch Versorgungsgarantien absichern müssen.“<br />

„[Wir] wollen die Potenziale der energietechnischen und energiewirtschaftlichen Verknüpfung von Strom, Wärme, Mobilität und<br />

Rohstoffen sowie deren Infrastrukturen („Sektorkopplung“) bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen marktwirtschaftlich<br />

nutzen. Wir lehnen eine planwirtschaftliche Umsetzung durch die Bundesregierung ab.“<br />

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25


Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Die Linke<br />

Bioenergie allgemein<br />

„Die Linke unterstützt eine regional ausgerichtete und in der Bevölkerung verankerte Energiewende, [u.a.] Bioenergiedörfer.“<br />

„Die staatliche Subvention von […] »Biokraftstoff« wollen wir abschaffen [und] den Import von »Biokraftstoffen« verbieten,<br />

weil damit Nahrungsmittelproduktion in Ländern des globalen Südens verdrängt und Biotope zerstört werden. Regionale<br />

Pflanzenölkraftstoffe sollten nur im Agrarbereich und beim ÖPNV eingesetzt werden.“<br />

Energiewende allgemein Einsatz für ambitioniertere europäische Klimaschutzziele in 2030:<br />

60% THG-Reduktion ggü. 1990; 45% Erneuerbare Energie; 40% Primärenergiereduktion ggü. 2000<br />

Energiewende im Stromsektor / EEG EE-Ausbauziele im Stromsektor: 43% in 2020, 70% in 2030, 100% in 2050.<br />

„Wir wollen eine strukturelle Reform des EEG mit sozialen Komponenten.“ „Das Erneuerbare-Energien-Gesetz muss umgebaut<br />

oder durch eine neue Energiegesetzgebung abgelöst werden.“<br />

„Ausschreibungssysteme sind für Bürgerenergieprojekte […] teuer, riskant und aufwändig, wir lehnen sie ab.“<br />

Energiewende im Wärmesektor EE-Ausbauziel im Wärmesektor: 20% bis 2020.<br />

„Der verpflichtende Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung für Neubauten muss schrittweise gesteigert und bei<br />

grundlegenden Sanierungen auch auf den Gebäudebestand ausgeweitet werden.“<br />

„„Der Gebäudestand muss saniert und Neubauten müssen gut gedämmt werden.“<br />

„Die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden darf nicht zu höheren Warmmieten oder gar Verdrängung führen.“<br />

Energiewende im Verkehrssektor<br />

CO 2<br />

-Bepreisung<br />

Konventionelle Energieträger<br />

Sektorenkopplung<br />

„Der öffentliche Nahverkehr soll auf neue Antriebsmodelle umstellen.“<br />

„Die staatliche Subvention von Dieseltreibstoff, Flugbenzin und »Biokraftstoff« wollen wir abschaffen. DIE LINKE will den<br />

Import von »Biokraftstoffen« verbieten“ (siehe oben).<br />

„[Wir befürworten] ab 2030 nur noch Pkw mit Null CO 2<br />

-Emission zuzulassen.“<br />

„Die Kaufprämie für Elektroautos lehnen wir ab. Stattdessen wollen wir Elektromobilität im<br />

öffentlichen Verkehr fördern.“<br />

Nur Kritik des EU-Emissionshandels.<br />

„Der schrittweise Kohleausstieg beginnt 2018. Spätestens 2035 muss der letzte Kohlemeiler vom Netz gehen.“<br />

„[Wir fordern] einen Strukturwandelfonds in Höhe von jährlich 250 Millionen Euro für die soziale Absicherung der im Bergbau<br />

Arbeitenden und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze.“<br />

„Den Einsatz von Blockheizkraftwerken (BHKW) und anderen Formen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) als hocheffiziente<br />

Brückentechnologie wollen wir besser fördern, um ihren Anteil bis 2020 auf 25 Prozent an der Bruttostromerzeugung zu erhöhen.“<br />

Keine spezifischen Aussagen.<br />

AfD<br />

Bioenergie allgemein<br />

Energiewende allgemein<br />

Keine spezifischen Aussagen<br />

„Wir wollen das Projekt der Dekarbonisierung über die „Große Transformation“ beenden und den Klimaschutzplan 2050 der<br />

Bundesregierung aufheben. Das Pariser Klimaabkommen vom 12.12.2015 ist zu kündigen.“<br />

Energiewende im Stromsektor / EEG<br />

Energiewende im Wärmesektor<br />

Energiewende im Verkehrssektor<br />

CO 2<br />

-Bepreisung<br />

Konventionelle Energieträger<br />

Sektorenkopplung<br />

„Das EEG ist ersatzlos zu streichen.“<br />

„Wir lehnen den weiteren Ausbau der Windenergie ab, denn er bringt mehr Schaden als Nutzen.“<br />

„Die EnEV und das EEWärmeG sind abzuschaffen.“<br />

„Die Elektromobilität muss sich wie jede Technik auf marktwirtschaftlicher Basis entwickeln.“<br />

Keine spezifischen Aussagen.<br />

„Die bestehenden Kernkraftwerke wollen wir deshalb nicht vor Ende ihrer Nutzungsdauer außer Betrieb nehmen.“<br />

„Auch auf die Nutzung moderner Gas- und Kohlekraftwerke wird Deutschland auf absehbare Zeit nicht verzichten können.“<br />

Keine spezifischen Aussagen.<br />

Autoren<br />

Sandra Rostek<br />

Leiterin des Hauptstadtbüros<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Dr. Guido Ehrhardt<br />

Leiter des Referats Politik<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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Tel. 030/275 81 79-0<br />

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26


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Politik<br />

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27


Politik<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Bioenergie – immer eine gute Wahl!<br />

Ein Überblick zur BEE-Kampagne zur Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />

Oben: Im Rahmen<br />

der Sommertour der<br />

BEE-Kampagne war<br />

Hildesheim (Riedelsaal<br />

in der Volkshochschule)<br />

am 8. August eine der<br />

Stationen, wo eine<br />

Podiumsdiskussion<br />

zwischen Vertretern der<br />

Erneuerbaren Energien<br />

und Bundestagskandidaten<br />

stattfand.<br />

Unten: Volles Haus<br />

zur Podiumsdiskussion<br />

am 9. August im<br />

Energie-Bildungs- und<br />

Erlebnis-Zentrum in<br />

Aurich.<br />

Am 24. September werden bei der Bundestagswahl<br />

in diesem Jahr die Weichen für die<br />

Zukunft der Erneuerbare-Energien-Branche<br />

gestellt. Die Wählerinnen und Wähler<br />

werden dabei auch darüber entscheiden,<br />

welche Rolle die Bioenergie im Energiemix der Zukunft<br />

spielt. Auch in den kommenden Wochen und über die<br />

Wahl hinaus engagiert sich der Fachverband Biogas daher<br />

gemeinsam mit dem Bundesverband Erneuerbare<br />

Energie (BEE) und seinen Verbänden in einer Kampagne,<br />

um in der nächsten Legislaturperiode die politischen<br />

Rahmenbedingungen für Erneuerbare Energien<br />

deutlich zu verbessern.<br />

Auch viele Mitglieder des Fachverbandes tragen diese<br />

Kampagne durch ihre regen Spenden, zu denen<br />

wir in den vergangenen Wochen aufgerufen hatten.<br />

Zu den Aktivitäten mit dem BEE geben wir hier einen<br />

Überblick.<br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

Wie bringen wir Klimaschutz und Erneuerbare Energien<br />

nach der Bundestagswahl voran? Diese entscheidende<br />

Frage steht im Zentrum der BEE-Kampagne. Ziel ist,<br />

als Erneuerbare-Energien-Branche Lösungen anzubieten<br />

und als starker Partner für das Gelingen der Energiewende<br />

aufzutreten.<br />

Zu den ersten Schritten des BEE zählte daher, Studien<br />

zu den wichtigsten Fragen der Energiewende zu beauftragen<br />

– von CO 2<br />

-Bepreisung bis hin zu Sektorenkopplung.<br />

Gemeinsam wurden Vorschläge zur Bundestagswahl<br />

erarbeitet, mit denen der BEE dazu beitragen will,<br />

das Klima wirksamer zu schützen, den Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland zu stärken und sicherzustellen,<br />

dass die Energie auch in Zukunft bezahlbar bleibt.<br />

Das Herzstück der BEE-Kampagne ist die Sommertour,<br />

bei der in elf ausgewählten Wahlkreisen bei Podiumsdiskussionen<br />

mit Bundestagskandidatinnen und -kandidaten<br />

diskutiert wird. Viele Termine der Sommertour<br />

haben im August stattgefunden, natürlich mit reger<br />

Beteiligung des Fachverbandes Biogas. Im September<br />

wird es noch zwei weitere Stationen geben: am 14. bei<br />

der HUSUMWind und am 15. in Peine. Als „Verlängerung“<br />

der Sommertour haben regionale Akteure mithilfe<br />

eines Aktionskits zudem weitere Podiumsdiskussionen<br />

organisiert.<br />

Außerdem haben die Verbände eine Broschüre „Argumente<br />

für die Energie der Zukunft“ erstellt. Sie zeigt,<br />

dass es ökologisch notwendig und ökonomisch sinnvoll<br />

ist, jetzt konsequent auf die Energie der Zukunft<br />

umzusteigen. Viele weitere Aktivitäten wurden unternommen,<br />

um die richtige Weichenstellung bei der Bundestagswahl<br />

anzubahnen: Beispielsweise wurden die<br />

Positionen der Parteien mit Wahlprüfsteinen abgefragt,<br />

eine Akzeptanzumfrage bei der Agentur für Erneuerbare<br />

Energien beauftragt (siehe Seite 6) und Fachveranstaltungen<br />

organisiert. Zusätzlich werden die Verbände<br />

im Rahmen der BEE-Kampagne bei den Parteitagen im<br />

Herbst präsent sein.<br />

Weitere Informationen und die Materialien der BEE-<br />

Kampagne sind sowohl auf www.bee-ev.de als auch im<br />

Mitgliederbereich des Fachverbandes Biogas zu finden.<br />

Bei Fragen rund um die BEE-Aktivitäten zur Bundestagswahl<br />

<strong>2017</strong> können Sie sich an btw<strong>2017</strong>@bee-ev.de<br />

oder direkt an Mareike Fischer, Tel. 030/275 81 79-22,<br />

E-Mail: mareike.fischer@biogas.org, wenden.<br />

Autorin<br />

Mareike Fischer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

28


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Politik<br />

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und Biogas 905 über wachen kontinuierlich<br />

oder dis kon ti nuierlich die Qualität des<br />

Biogases auf die Gaskompo nenten hin.<br />

Optional warnen zusätzliche Umgebungsluft-Sensoren<br />

frühzeitig vor gesundheitsge<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Busse in Oslo<br />

fahren mit BioLNG<br />

aus Bioabfall<br />

In Norwegens Hauptstadt werden neue Wege in<br />

Sachen umweltfreundliche Mobilität beschritten.<br />

Verflüssigtes Biomethan, LBG (Liquefied Bio<br />

Gas) oder auch BioLNG genannt, soll die CO 2<br />

-<br />

Emissionen im Verkehrssektor senken. BioLNG<br />

ist das Gegenstück zum verflüssigten fossilen<br />

Erdgas (LNG = Liquefied natural gas).<br />

Von Michael Kralemann<br />

Die norwegische Energieversorgung zählt zu den<br />

umweltfreundlichsten in ganz Europa – die<br />

großen Potenziale der Wasserkraft machen es<br />

möglich. So basiert fast die gesamte Stromerzeugung<br />

auf diesem erneuerbaren Energieträger.<br />

Aber man findet ihn auch in der Wärmeversorgung. Wer<br />

jemals im Urlaub in Norwegen war, wird sich an die weitverbreiteten<br />

Stromheizungen erinnern.<br />

LNG-Vorratsbehälter im<br />

Busdepot Oslo Vest.<br />

Foto: 3N<br />

30


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Bleibt also der Verkehrssektor. Auch hier setzt das<br />

Land auf sein Strompotenzial, Erdgasfahrzeuge sind<br />

sehr selten und beschränken sich auf den öffentlichen<br />

Sektor. Elektroautos werden dagegen auf vielfältige<br />

Weise unterstützt. Dazu gehören die Aufhebung der<br />

Straßenmaut, die Benutzung der Busspur bei Stau und<br />

die Befreiung von der Importsteuer, auch von zukünftig<br />

möglichen Fahrverboten in Innenstädten könnten sie<br />

ausgenommen werden.<br />

Im Lkw-Verkehr sind dem Strom jedoch Grenzen gesetzt,<br />

hier sind Energieträger mit höherer Energiedichte<br />

gefragt. Bis 2020 sollen 7 Prozent der in Norwegen<br />

verbrauchten Kraftstoffe biogener Herkunft sein. Die<br />

Region Oslo geht deshalb einen ganz besonderen Weg<br />

bei der städtischen Busflotte. Der Bioabfall aus den<br />

Haushalten wird separat erfasst und seit 2013 in einer<br />

eigens dafür errichteten Biogasanlage vergoren. Das<br />

so erzeugte Gas wird aufbereitet und verflüssigt (LBG<br />

= verflüssigtes Biogas oder auch BioLNG), sodass es<br />

wesentlich kostengünstiger transportiert werden kann.<br />

Auf diese Weise gelangt es zurück in die Stadt und<br />

dient zum Antrieb der öffentlichen Busse.<br />

Biomüllsammlung nicht gängige Praxis<br />

So naheliegend diese Idee ist, so komplex ist ihre Realisierung,<br />

denn sie bedarf mehrerer Verfahrensschritte.<br />

Am Anfang steht die Erfassung des Bioabfalls. Im<br />

Gegensatz zu Deutschland stellt sie in Norwegen ein<br />

Novum dar, dementsprechend gering waren in den<br />

ersten Jahren die Beteiligung der Bevölkerung und die<br />

Qualität des Bioabfalls.<br />

Die Mengen erreichten nur langsam die Anlagenkapazität<br />

von jährlich 50.000 Tonnen (t), dies wurde aber zunächst<br />

durch eine Verlängerung der Verweilzeiten von<br />

24 auf 35 Tage ausgeglichen. Der Prozess läuft mittlerweile<br />

stabil und erreicht mit einem Gasertrag von<br />

150 Kubikmetern (m³) pro Tonne und einem Methangehalt<br />

von 60 Prozent gute Werte. Die Gasproduktion<br />

von 14.000 Normkubikmetern pro Tag entspricht einer<br />

elektrischen Leistung von 1.300 kW. Hieraus werden<br />

8.000 m³ Biomethan und anschließend rund 4.000<br />

Kilogramm LBG pro Jahr erzeugt.<br />

Mit der Vergärung des Bioabfalls entspricht die Anlage<br />

dem Ziel der norwegischen Regierung: Biogas soll<br />

ausschließlich aus derartigen Substraten, Wirtschaftsdünger<br />

und landwirtschaftlichen Reststoffen<br />

erzeugt werden. Die Verwendung von<br />

Energiepflanzen ist nicht erwünscht, bei den<br />

geringen Anbauflächen des nordeuropäischen<br />

Landes nicht verwunderlich. Als mittelfristiges<br />

nationales Ziel gilt die Vergärung von 30 Prozent<br />

des Wirtschaftsdüngers. Die Einspeisung von Biogas<br />

in das öffentliche Gasnetz stellt allerdings auch hier<br />

eine Besonderheit dar – in Norwegen arbeiten bisher<br />

nur acht derartige Anlagen.<br />

Mit der Aufbereitung des Biogases beginnt am Anlagenstandort<br />

in Nes der zweite Schritt des Produktionsprozesses.<br />

Die von der städtischen Gesellschaft Energigjenvinningsetaten<br />

(EGE) 60 Kilometer nordöstlich<br />

von Oslo errichtete Anlage übergibt das Gas nach der<br />

H 2<br />

S-Entfernung an eine Druckwasserwäsche, die den<br />

Methangehalt auf 98 Prozent erhöht. Was für die Einspeisung<br />

ins Erdgasnetz ausreichend wäre, erfordert<br />

bei der Verflüssigung jedoch einen weiteren Schritt.<br />

In einer nachgeschalteten Tiefenreinigung, ausgelegt<br />

als Temperatur- und Druckwechseladsorption, sinkt<br />

der CO 2<br />

-Gehalt von 20.000 auf 50 ppm (von 2 % auf<br />

0,005 %).<br />

Gasaufbereitung mittels Aminwäsche<br />

Diese Konfiguration ist dem Umstand geschuldet, dass<br />

die Verflüssigung erst in einem zweiten Schritt geplant<br />

wurde. Bei einer Neuanlage würde mit einer Aminwäsche<br />

ein einstufiger Prozess gewählt, sagt Sebastian<br />

Kunert von der Firma Wärtsilä Gas Solutions. Sie hat<br />

die Biogas-Tiefenreinigung und die LNG-Erzeugung<br />

Bio-<br />

LNG<br />

31


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Bio-<br />

LNG<br />

Betankung eines<br />

Busses mit CNG.<br />

LBG-Erzeugung aus einer Abfallvergärungsanlage<br />

in Deutschland – ein Beispiel<br />

Foto: 3N<br />

gebaut. Die norwegische Tochtergesellschaft des finnischen<br />

Konzerns ist auf derartige Technologien spezialisiert<br />

und kann in ganz Europa Referenzanlagen<br />

aufweisen.<br />

Dass die nächste Anlage in Deutschland entstehen<br />

wird, freut den gebürtigen Berliner besonders. Das<br />

Vorhaben im Energiepark Hahnennest in Oberschwaben<br />

befindet sich derzeit im Genehmigungsverfahren<br />

und soll 2019 seinen Betrieb aufnehmen. Die von Erdgas<br />

Südwest betriebene Anlage hat eine Leistung von<br />

1.000 Normkubikmetern Rohbiogas pro Stunde und<br />

wird dann LBG aus Bioabfällen erzeugen, um unter<br />

anderem Fähren auf dem Bodensee zu versorgen. Ganz<br />

nach dem Grundsatz eines regionalen Kreislaufs.<br />

In der Osloer Anlage schließt sich der Tiefenreinigung<br />

des Biogases die eigentliche Verflüssigung an. Das aus<br />

dem Bioabfall erzeugte LBG liegt bei etwa minus 160 °C<br />

vor und wird zunächst in einem Tank von 180 m³ bei<br />

einem Druck von 2 bar gelagert. Diese hohe Energiedichte<br />

ermöglicht den Transport per Lkw zu seinem<br />

Bestimmungsort, den Osloer Busdepots. Die Nahverkehrsgesellschaft<br />

Ruter hat 2012 mit der Umstellung<br />

ihrer Flotte auf Erdgas begonnen und konnte ein Jahr<br />

danach auf das regional erzeugte Biogas umsteigen.<br />

BioLNG wird regasifiziert<br />

Im Depot Oslo Vest wurde beispielsweise eine Infrastruktur<br />

mit 44 Betankungsplätzen geschaffen. Nach<br />

15 bis 20 Minuten sind die Tanks auf den Dächern<br />

der Busse gefüllt. Dass dabei allerdings CNG verwendet<br />

wird, liegt an der Entstehungsgeschichte und an dem<br />

hohen Anspruch an Versorgungssicherheit, der durch<br />

einen Anschluss an das öffentliche Erdgasnetz gedeckt<br />

wird. Das angelieferte LBG wird deshalb in einem hohen<br />

Lagerbehälter vorgehalten und bei Bedarf wieder<br />

zu gasförmigem Kraftstoff expandiert. Hier ist anzumerken,<br />

dass die Regasifizierung zusätzliche Kosten<br />

verursacht und energetisch unsinnig ist.<br />

Die Nahverkehrsgesellschaft setzt mit dieser Versorgung<br />

das gesellschaftliche Ziel einer umweltfreundlichen<br />

Kraftstoffversorgung um. Die Biogasproduktion<br />

ermöglicht den Betrieb von 135 Bussen und führt<br />

zu einer Minderung der CO 2<br />

-Emissionen von jährlich<br />

10.000 t. Neben der Nutzung der regionalen Ressourcen<br />

liegt darin der Hauptgrund für den gewählten Weg.<br />

Die Umstellung der Busse auf den gasförmigen Energieträger<br />

reduziert außerdem die Staub- und Lärmemissionen<br />

in der Stadt.<br />

„Dieses gute Beispiel kennenzulernen, war das Ziel unserer<br />

Exkursion“, sagt Reent Martens vom 3N Kompentenzzentrum,<br />

der ein deutsch-niederländisches Projekt<br />

zur LBG-Erzeugung aus Biogas leitet. Das niedersächsische<br />

Landesberatungszentrum 3N untersucht die technischen,<br />

wirtschaftlichen und umweltseitigen Aspekte<br />

dieses Verwertungspfads, der für Biogasanlagen nach<br />

Ende der EEG-Vergütung interessant werden kann –<br />

und für abfallvergärende Anlagen auch schon vorher.<br />

Um die Realisierbarkeit und Konkurrenzfähigkeit<br />

der LBG-Erzeugung für eine Biogasanlage im EEG<br />

zu bewerten, hat 3N einen Beispielfall untersucht.<br />

Die betrachtete Anlage zur Vergärung von Lebensmittel-<br />

und Schlachtabfällen unterliegt den Bestimmungen<br />

des EEG 2004 und verfügt über eine<br />

Bemessungsleistung von 1.880 kW. Bei den insgesamt<br />

fünf BHKW an der Anlage und an zwei Satellitenstandorten<br />

werden 49 Prozent der entstehenden<br />

Wärme genutzt.<br />

Auch ein lebensmittelverarbeitender Betrieb zählt<br />

zu den Wärmekunden und bezieht außerdem Strom<br />

von den BHKW – die Anlage vermarktet also bereits<br />

einen Teil ihrer Erzeugung außerhalb des EEG. Bei<br />

einer Stromvergütung von rund 10 ct/kWh ist dies<br />

für beide Vertragspartner attraktiv. In der Summe<br />

werden 64 Prozent der Gaserzeugung zur lokalen<br />

Wärme- und Stromproduktion genutzt. Die verbleibende<br />

Menge könnte zu Biomethan (CNG) oder LBG<br />

aufbereitet werden. Aus einer Rohgasleistung von<br />

stündlich 300 m³ können 200 m³ Biomethan oder<br />

210 Kilogramm LBG produziert werden. Das Biomethan<br />

liegt zu Kosten vor, die als marktgängig zu<br />

bezeichnen sind. Als Nutzung kommt vor allem die<br />

Verstromung infrage, die Verwendung als Kraftstoff<br />

ist aufgrund der Bestimmungen der Biokraftstoffverordnung<br />

wenig attraktiv. Energieerzeugnisse,<br />

die vollständig oder teilweise aus tierischen Ölen<br />

oder Fetten hergestellt werden, werden seit 2012<br />

nicht mehr auf die Erfüllung dieser Verpflichtungen<br />

angerechnet.<br />

Bei der Vermarktung von LNG ist die Bewertung<br />

etwas schwieriger, da kein vergleichbarer Markt<br />

besteht. Die Erzeugungskosten aus der betrachteten<br />

Anlage führen jedoch zu Preisen, die 10 bis<br />

20 Prozent über dem aktuellen Marktniveau liegen.<br />

Ob das Vorhaben realisiert wird und welcher Nutzungspfad<br />

dabei eingeschlagen wird, ist noch nicht<br />

entschieden.<br />

32


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Fotos: Wärtsilä<br />

Kompressoreinheit der Bio-LNG-Produktion.<br />

Anlage zur Aufbereitung und Verflüssigung von Biogas der Stadt Oslo.<br />

Steuerbegünstigung<br />

In die Wirtschaftlichkeit des Osloer Projekts hat er allerdings<br />

keinen Einblick bekommen. „Entscheidende<br />

Größen sind die Kosten der Bioabfallbeseitigung, die<br />

als Erlös eingerechnet werden können, und die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen von Biogas als Kraftstoff“,<br />

sagt Martens. „Die Steuerbefreiung von Erdgas als<br />

Kraftstoff bis 2026 ist ein sehr wichtiger Schritt, dabei<br />

wird jedoch nicht zwischen fossilen und erneuerbaren<br />

Quellen unterschieden“, gibt er zu bedenken. Hier sei<br />

die Bundesregierung gefordert, zum Beispiel bei der<br />

Neufestlegung der Biokraftstoffquoten.<br />

Die Vergärung von Bioabfall bietet bereits heute ein Potenzial<br />

zur konkurrenzfähigen Biomethanerzeugung,<br />

auch unabhängig vom Verkehrssektor. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt 3N in einer Untersuchung für zwei niedersächsische<br />

Landkreise. Wenn die Substrate den im<br />

EEG <strong>2017</strong> genannten Stoffgruppen entsprechen (kompostierbare<br />

Abfälle, gemischte Siedlungsabfälle oder<br />

Marktabfälle), beträgt die Stromvergütung 14,88 ct/<br />

kWh (Bemessungsleistung bis 500 kW) bzw. 13,05 ct/<br />

kWh (Bemessungsleistung über 500 kW). Dabei handelt<br />

es sich um eine Festvergütung, die nicht unter die<br />

Ausschreibungspflicht fällt. Die Nutzung als Kraftstoff<br />

ist somit eine Alternative zur Verstromung, eine gute<br />

Perspektive für die Anlagenbetreiber.<br />

Autor<br />

Michael Kralemann<br />

3N-Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk<br />

Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V.<br />

Büro Göttingen · Tel. 05 51/30738-18<br />

Rudolf-Diesel-Str. 12 · 37075 Göttingen<br />

E-Mail: kralemann@3-n.info<br />

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33


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Bio-<br />

LNG<br />

Gas geht aufs Schiff<br />

Der unter norwegischer Flagge fahrende LNG-Tanker<br />

Arctic Princess am „Gate Terminal“ für LNG in Rotterdam.<br />

Typisch sind die kugelförmigen, hinsichtlich Druckableitung<br />

und Wärmeisolierung optimierten LNG-Tanks.<br />

Foto: Gate Terminal<br />

Experten glauben, dass sich der Welthandel mit Gas dem mit Erdöl angleichen wird. Möglich macht das der<br />

globale Boom von LNG. Auch in Europa wird die Nachfrage nach verflüssigtem Erdgas zunehmen: Zum einen<br />

werden für den Straßengüter- und den Schiffsverkehr dringend umweltfreundlichere Kraftstoffe gebraucht;<br />

zum anderen hegen viele Länder das Ziel der Diversifizierung ihrer Energieversorgung. Bietet der LNG-Boom<br />

auch Chancen für Biogas? Schließlich steht mit BioLNG eine „grüne“ Alternative bereit.<br />

Von Christian Dany<br />

Deutschland Anfang August<br />

<strong>2017</strong>: Landauf, landab kennen<br />

die Medien nur ein Thema<br />

– den Diesel-Gipfel. Weil einer<br />

von ihnen geschummelt hat,<br />

müssen die deutschen Autobauer im Ensemble<br />

den Gang nach Canossa antreten<br />

und Besserung geloben. Während die Gipfel-Ergebnisse<br />

bescheiden blieben, dürfte<br />

der deutsche Michel jedoch seine Lektion<br />

gelernt haben: Der Diesel ist dreckig und<br />

muss weg!<br />

Auf den Randspalten der Zeitungen dieser<br />

Tage fand noch ein anderes Thema Beachtung:<br />

„Donald Trump erlässt neue Russland-<br />

Sanktionen“. Davon betroffen sein könnten<br />

auch der Gashandel Russlands mit europäischen<br />

Ländern und der Bau der „Nord<br />

Stream 2“. Was Dieselaffäre und Russlandsanktionen<br />

miteinander zu tun haben? Beides<br />

ebnet den Weg für einen prophezeiten<br />

Paradigmenwechsel in der Energieversorgung:<br />

den Aufschwung von Flüssigerdgas,<br />

international LNG (Liquified Natural Gas,<br />

siehe Kasten auf Seite 36) genannt.<br />

Der World Energy Outlook der Internationalen<br />

Energieagentur erwartet mit LNG eine<br />

„zweite Erdgas-Revolution“. Die weltweite<br />

LNG-Nachfrage erreichte im Vorjahr 265<br />

Millionen (Mio.) Tonnen (t). Diese Menge<br />

reicht aus, um 500 Mio. Wohnungen mit<br />

Energie zu versorgen. Der auf Ozeantankern<br />

basierende LNG-Welthandel hat sich<br />

seit dem Jahr 2000 verdoppelt und soll<br />

bis 2040 Pipeline gebundenes Erdgas im<br />

Gas-Fernhandel [mit einem Anteil von 53<br />

Prozent (%)] überwiegen. Dem Shell-LNG-<br />

Outlook zufolge wächst die LNG-Nachfrage<br />

mit 4 bis 5 % jährlich doppelt so schnell<br />

wie die von Erdgas (2 %).<br />

Der Nachfrageschub kommt vor allem aus<br />

Ostasien, wo der Energiehunger von China<br />

und Indien gestillt werden muss. Japan<br />

und Südkorea sind traditionelle LNG-Importländer.<br />

Aufgrund ihrer Insellage – ein<br />

Blick auf den Globus genügt, um zu erkennen,<br />

dass nicht Nord- sondern Südkorea<br />

das „isolierte Land“ ist – sind beide auf die<br />

LNG-Versorgung per Schiff angewiesen.<br />

Japan deckt nach dem Atomunfall in Fukushima<br />

inzwischen mehr als die Hälfte seines<br />

Energiebedarfs mit Gas und verbraucht<br />

so viel LNG wie kein anderes Land. Die<br />

Wachstumsaussichten führten zu gigantischen<br />

Ausbauplänen: Derzeit sind Verflüssigungsanlagen<br />

für 130 Milliarden (Mrd.)<br />

Kubikmeter (m³) im Bau, hauptsächlich in<br />

Australien und den USA.<br />

Als die LNG-Großmacht schlechthin gilt<br />

Katar. Mit einem Anteil von 30 % ist der<br />

kleine Golfstaat Weltmarktführer. Analysten<br />

rechnen jedoch schon für <strong>2017</strong> damit,<br />

dass Australien die „Pole“ übernehmen<br />

könnte. Der World Energy Outlook geht von<br />

einer „markanten Veränderung“ des bisherigen<br />

Systems der starren Beziehungen<br />

zwischen Anbietern und Abnehmern zu<br />

einem stärker vom Wettbewerb geprägten<br />

Umfeld aus. Vereinfacht heißt das: Mit der<br />

34


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Schifffahrt mit LNG:<br />

Jetzt geht’s los!<br />

Die Markteinführung von LNG in der deutschen Schifffahrt trat<br />

lange Zeit auf der Stelle. In jüngster Zeit sind jedoch einige Aktivitäten<br />

zu beobachten: Hohe Priorität hat LNG bei Kreuzfahrtschiffen.<br />

Die Umweltorganisation NABU beklagte vor Kurzem,<br />

dass ein großes Kreuzfahrtschiff so viel Schadstoffe ausstößt<br />

wie 5 Millionen Autos auf gleicher Strecke. Mit LNG sollen nicht<br />

zuletzt Urlauber vor Abgasen geschützt werden. So hat die<br />

Meyer Werft in Papenburg mittlerweile Aufträge zum Bau von<br />

neun LNG-Kreuzfahrtschiffen bis 2024. Schon Ende nächsten<br />

Jahres soll der erste mit Flüssigerdgas betankte AIDA-Kreuzer<br />

auslaufen.<br />

Die Bundesregierung hat für den Bau des neuen Hochsee-Forschungsschiffs<br />

Atair einen LNG-Motor bei Wärtsilä in Auftrag<br />

gegeben. LNG-betriebene Fähren sind in Skandinavien schon<br />

weit verbreitet. Seit Ende 2015 verkehrt zwischen Cuxhaven<br />

und Helgoland die erste neu gebaute LNG-Fähre in Deutschland.<br />

Ein großer LNG-Player ist der Mineralölkonzern Shell. In dessen<br />

Dienst fahren mehr als 40 LNG-Tanker – rund 11 % der weltweiten<br />

LNG-Flotte. 2016 schloss Shell einen Vertrag zum Bau<br />

von 15 LNG-Transportschiffen auf dem Rhein. Schon seit einigen<br />

Jahren sind die LNG-betriebenen Flussschiffe Green Rhin<br />

und Greenstream zwischen Rotterdam und Basel im Einsatz.<br />

Die LNG-Schiffe in Deutschland werden bislang mobil von Lkw<br />

aus oder mit Wechselcontainern betankt. Nun soll die erste<br />

feste Bunkerstation im Kölner Hafen entstehen. Mit ihr können<br />

LNG gespeichert, Lkw und Schiffe betankt werden. Das niederländische<br />

Unternehmen Pitpoint.LNG soll die Station bauen<br />

und betreiben. Mitte 2018 soll sie fertig sein.<br />

In der Rhein-Ruhr-Region gibt es noch weitere Pläne zur Etablierung<br />

einer LNG-Infrastruktur. Am Aufbau einer multimodalen<br />

LNG-Betankung für Land- und Wasserfahrzeuge im Duisburger<br />

Hafen etwa ist die RWE Supply & Trading beteiligt. Die<br />

Stadtwerke Konstanz wollen eine neue Bodenseefähre mit LNG<br />

betreiben. Der Motorenhersteller MTU Friedrichshafen entwickelt<br />

hierfür zurzeit einen Motor. Nach Möglichkeit soll die neue<br />

Fähre sogar mit LNG aus Biogas betrieben werden.<br />

Ausbreitung der LNG-Tanker diversifizieren<br />

sich Lieferbeziehungen. Die Preisbildung<br />

wird volatiler. Der Welthandel mit<br />

Gas gleicht sich dem mit Erdöl an und<br />

bedrängt diesen.<br />

Eine verstärkte Rolle auf dem LNG-Weltmarkt<br />

werden künftig auch die USA spielen.<br />

Die Amerikaner sind derzeit dabei,<br />

sich durch Fracking und neue Terminals<br />

vom Gasimport- zum Gasexportland zu<br />

entwickeln. Klar, dass sie ihre Macht pro<br />

LNG ausspielen. Wegen der Russlandsanktionen<br />

warf Außenminister Sigmar Gabriel<br />

den USA eine Vermischung politischer und<br />

wirtschaftlicher Interessen vor. „Hier soll<br />

russisches Gas vom europäischen Markt<br />

verdrängt werden, um Platz zu<br />

haben für amerikanisches Gas“,<br />

sagte er laut Handelsblatt.<br />

„Amerika sowie Polen und die<br />

baltischen Staaten im Schlepptau<br />

haben kein Veto- und Blockaderecht<br />

gegen europäischrussische<br />

Erdgasbeziehungen,<br />

Pipelines eingeschlossen“,<br />

kommentierte Rainer Seele,<br />

Generaldirektor des österreichischen<br />

Energiekonzerns OMV<br />

in der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung. Die OMV ist am Pipelineprojekt<br />

Nord Stream 2 beteiligt.<br />

Polen habe sich zwar den<br />

Bau des LNG-Terminals in Swinemünde<br />

von der EU mitfinanzieren<br />

lassen, opponiere aber in<br />

Brüssel und Washington gegen<br />

Nord Stream 2.<br />

Unser Nachbarstaat setzt offenbar<br />

voll auf LNG, denn das 2015<br />

eröffnete Swinemünder Terminal<br />

soll schon wieder erweitert<br />

werden. Viele weitere europäische<br />

Länder haben bereits Erfahrungen<br />

mit LNG gesammelt.<br />

Stark verbreitet hat es sich aber<br />

bislang nur in den Niederlanden.<br />

„In Europa gibt es etwa 20 LNG-<br />

Importterminals an Seehäfen“,<br />

weiß Korbinian Nachtmann<br />

von der Hochschule Landshut.<br />

Aufgrund der guten Pipelineversorgung<br />

seien diese im<br />

Schnitt nur zu weniger als 30 %<br />

ausgelastet.<br />

Nachtmann hat als Mitherausgeber<br />

an einer Marktpotenzialanalyse<br />

bis 2030 mitgewirkt.<br />

Mit künftig noch größeren, weltweit verfügbaren<br />

Mengen erwartet er eher sinkende<br />

Preise für LNG und meint: „Was am Weltmarkt<br />

nicht verkauft werden kann, geht<br />

nach Europa.“ Schon heute dient vor allem<br />

Nordeuropa als eine Art „Ramschmarkt“<br />

der LNG-Händler: Diese liefern lieber an<br />

Abnehmer in Asien, die mangels Alternativen<br />

Preise zahlen, die weit über dem europäischen<br />

Niveau liegen.<br />

Aus für Schweröl!?<br />

Trotz sinkender Preise: Dass LNG bald<br />

Erdgas in nennenswerten Mengen aus<br />

dem Netz drängen wird, erscheint unwahrscheinlich.<br />

Dafür sollen mit LNG neue Ziel-<br />

35<br />

praxis / Titel<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

LNG-Schiffbetankung<br />

im Mannheimer Hafen.<br />

LNG – Daten und Fakten<br />

Foto: Hafen Mannheim<br />

LNG (Liquefied Natural Gas) ist Erdgas oder Methan, das bei atmosphärischem<br />

Druck auf -162 °C gekühlt und dadurch flüssig wird. Dabei schrumpft es bis<br />

auf ein Sechshundertstel seines Volumens zusammen und kann so in Tanks<br />

transportiert werden. Die Dichte von Flüssigerdgas liegt bei circa 450 kg/m 3 .<br />

Bezogen auf das Volumen beträgt der untere Heizwert (Hi) 6,11 kWh/Liter (l);<br />

zum Vergleich: Diesel 9,86 kWh/l und Superbenzin 8,77 kWh/l. Dagegen liegt<br />

die gravimetrische Energiedichte von LNG mit 13,89 kWh/kg über der von 11,83<br />

kWh/kg bei Diesel.<br />

Beim gasförmigen Erdgas-Kraftstoff (CNG) ist die durch Kompression erreichte<br />

Dichte, aber auch der Energieaufwand, wesentlich geringer als bei der Verflüssigung.<br />

Die Verflüssigung verbraucht 10 bis 25 % des Energiegehaltes des<br />

Erdgases. Großanlagen, zum Beispiel in einem LNG-Terminal, schaffen tendenziell<br />

niedrige Werte, während bei Kleinanlagen, zum Beispiel zur Verflüssigung<br />

von Biomethan, um die 20 % einzukalkulieren sind. Der Energieverbrauch des<br />

Ozeantankers beim Transport liegt bei 1 bis 2 % pro 1.000 Kilometer und damit<br />

in der Größenordnung eines Pipelinebetriebs.<br />

LNG wird als Kraftstoff in einem Druckbereich von 1 bis 8 bar verwendet. Eine<br />

spezielle Technik wird benötigt, um das sogenannte Boil-off-Gas (verdampftes<br />

Gas im Tank) zu kontrollieren. Sollte ein Lkw mehrere Tage lang stehen, steigt<br />

der Druck in dem isolierten Tank an. Bei 15 bar spricht ein Sicherheitsventil an<br />

und Methan muss abgelassen werden, was aber in jedem Fall zu vermeiden ist.<br />

LNG ist daher nicht für Nutzfahrzeuge mit vielen Standzeiten und Pkw geeignet.<br />

Beim Tanken der tiefkalten Flüssigkeit sind besondere Anforderungen zu beachten,<br />

wie beispielsweise das Tragen von Isolierhandschuhen.<br />

märkte erschlossen werden: der Straßengüter-<br />

und der Schiffsverkehr. Auf der Straße<br />

gilt LNG als einzige wettbewerbsfähige<br />

Alternative zum Diesel, auf dem Wasser<br />

helfen verschärfte Emissionsbestimmungen<br />

der Markteinführung. In der Binnenschifffahrt<br />

traten mit der neuen NRMM-<br />

Verordnung (Non-Road-Mobile-Machinery)<br />

Anfang <strong>2017</strong> verschärfte<br />

Grenzwerte<br />

der wichtigsten<br />

Luftschadstoffe in<br />

Kraft.<br />

Bis 2020 gelten<br />

aber noch Übergangsbestimmungen.<br />

Für Hochseeschiffe<br />

hat die<br />

International Maritime<br />

Organization<br />

(IMO) den Grenzwert<br />

für Schwefel<br />

im Kraftstoff ab 2020 weltweit von 3,5<br />

auf 0,5 % reduziert. Diese Bestimmung<br />

dürfte das Aus bedeuten für den Schweröl-<br />

Einsatz, wie er bisher betrieben wird. Abgasreinigungen<br />

werden wohl zugelassen.<br />

Ansonsten müssen die Reeder auf Marinediesel<br />

umsteigen (oder zumindest damit<br />

strecken) – oder eben auf LNG.<br />

Schiffsanlegeplatz mit LNG-Pumpstation am „Gate Terminal“ in Rotterdam.<br />

Das Flüssigerdgas ist der sauberste fossile<br />

Brennstoff: Die Emissionen von NOx (-23 %),<br />

Feinstaub (-92 %) und Lärm (-50 %) können<br />

gegenüber Dieselmotoren neuester Euro-VI-Generation<br />

deutlich reduziert werden.<br />

Dennoch hatte LNG jahrelang schlechte<br />

Karten, denn im öffentlichen Interesse war<br />

die Klimadebatte vorherrschend, und hier<br />

hat es weniger zu bieten: Laut einer Studie<br />

des internationalen Erdgasfahrzeug-Verbandes<br />

NGVA spart LNG im Schwerlastverkehr<br />

zwischen 6 und 15 % Treibhausgase<br />

im Vergleich zu Dieselfahrzeugen ein. Der<br />

höhere Wert ist jedoch nur mit einer neuen<br />

Generation an HDPI-Motoren (Hochdruck-<br />

Direkteinspritzung) zu erreichen, die aber<br />

noch nicht marktverfügbar sind. CNG-<br />

Trucks (komprimiertes Erdgas) schaffen 16<br />

% THG-Einsparung, haben aber das Reichweiten-Problem.<br />

LNG-Hochseeschiffe erreichen<br />

bis zu 21 % gegenüber Schweröl.<br />

Deutschland ist in Sachen LNG noch ein<br />

Foto: Shell<br />

36


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Nutzen Sie die praxis Flexibilisierungs-<br />

/ Titel<br />

prämie und sichern Sie sich<br />

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Mobile LNG-Tankstelle als Lkw-Sattelauflieger von der Liqvis GmbH,<br />

einer Tochtergesellschaft von Uniper.<br />

Foto: Liqvis GmbH<br />

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Zwerg, der der internationalen Entwicklung<br />

hinterher rennt. Um dies zu ändern, wurde<br />

2014 die Maritime LNG-Plattform gegründet<br />

– ein Zusammenschluss von mehr als<br />

80 nationalen und internationalen Unternehmen,<br />

Häfen, Verbänden und Initiativen.<br />

Die Plattform setzte sich das Ziel, bis<br />

Ende 2018 in wenigstens fünf deutschen<br />

Häfen Schiffe mit LNG versorgen zu können<br />

und mindestens 50 deutsche Schiffe<br />

neu mit LNG zu betreiben.<br />

Bislang sind die Erfolge noch recht bescheiden,<br />

doch allmählich kommt jetzt ein<br />

Schritt nach dem anderen (siehe Kasten<br />

Seite 35). Umstritten ist indessen noch<br />

die Frage, ob Deutschland einen eigenen<br />

LNG-Importterminal braucht. Experten<br />

halten dies bei den in absehbarer Zeit geringen<br />

Mengen nicht für erforderlich. Wilhelmshaven<br />

und Brunsbüttel buhlen hier<br />

als mögliche Standorte, doch die Importterminals<br />

von Rotterdam, Zeebrügge/Belgien<br />

und Swinemünde/Polen können von<br />

Deutschland aus gut erreicht werden.<br />

Taskforce und Blue Corridors<br />

Für den Straßengüterverkehr gibt es statt<br />

einer Plattform eine „LNG-Taskforce“, die<br />

2015 von der dena, dem Deutschen Verein<br />

des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und<br />

der Initiative Zukunft Erdgas gegründet<br />

wurde. Parallel ließ das Bundesverkehrsministerium<br />

(BMVI) einen „Fahrplan für<br />

einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr“<br />

erstellen (siehe nachfolgendes<br />

Interview). Die Taskforce fordert zunächst<br />

sechs LNG-Tankstellen an bedeutenden<br />

Transitrouten. Zwar unterstützt auch das<br />

BMVI Pilot- und Demoprojekte zu LNG. Für<br />

die initialen Tankstellen bietet sich jedoch<br />

das Projekt Blue Corridors an, mit dem die<br />

EU-Kommission LNG-Tankstellen entlang<br />

von fünf europäischen Hauptverkehrsachsen<br />

fördert.<br />

Bis 2020 sollen in Deutschland 30 bis 40<br />

weitere Tankstellen folgen. „Wir wollen mit<br />

einer zweistelligen Zahl an Tankstellen dabei<br />

sein“, sagt Karl-Josef Grobbel, Senior<br />

Project Manager bei der Liqvis GmbH. Das<br />

Tochter-Unternehmen des Energieriesen<br />

Uniper, der am Rotterdamer LNG-Terminal<br />

beteiligt ist, hat bislang drei Tankstellen<br />

für Flüssigerdgas gebaut: die erste hierzulande<br />

in Ulm, eine in der Nähe von Marseille<br />

sowie zuletzt die erste öffentliche<br />

LNG-Tankstelle in Deutschland in Berlin-<br />

Grünheide. Für die Tankanlagen reichen<br />

bislang mobile Stationen aus. In Berlin soll<br />

nächstes Jahr eine größere, stationäre Anlage<br />

gebaut werden und die mobile Anlage<br />

ablösen, was mit wesentlich höheren Kosten<br />

und Genehmigungsauflagen verbunden<br />

ist. Eine stationäre LNG-Zapfstelle kostet<br />

mindestens 1,2 Mio. Euro.<br />

Liqvis betreibt die Berliner „Blue-<br />

Corridor“-Tankstelle auf dem Gelände von<br />

Meyer Logistik. Die Kühllogistik-Spedition<br />

sorgt mit ihren 20 LNG-LKW für die Grundauslastung.<br />

Grobbel: „Falls diese ‚kritische<br />

Anfangsgröße‘ nicht gleich erreicht wird,<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Aus 1 m³ Rohbiogas wird 1 l BioLNG<br />

Zusammen mit weiteren Forschern der Hochschulen<br />

Landshut und Weihenstephan-Triesdorf hat Nachtmann<br />

ein zweistufiges Verfahren für Biogasaufbereitung<br />

und Bio-LNG-Produktion entwickelt. Nach einer<br />

Vorreinigung erfolge ein Kühlprozess, bei dem Stickstoff<br />

und Sauerstoff gasförmig entnommen werden.<br />

Das Methan verflüssige sich. CO 2<br />

werde fest und somit<br />

zu Trockeneis. Ein ausführlicher Artikel dazu wird im<br />

Biogas Journal 6_17 veröffentlicht werden.<br />

„Mit einer Kilowattstunde Strom lassen sich ein Kubikmeter<br />

Rohbiogas zu einem Liter BioLNG verflüssigen<br />

und 0,9 Kilogramm Trockeneis erzeugen.“ Das habe<br />

sich bei den Testreihen in Landshut herausgestellt. „Nur<br />

Biomethan ist zu wenig“, sagt Nachtmann. Er hält ein<br />

weiteres, vermarktbares Produkt für die Wirtschaftlich-<br />

Bio-<br />

LNG<br />

unterstützen wir Projektinitiatoren bei der Akquise<br />

weiterer Nachfrager.“ Die innovationsfreudige Meyer<br />

Logistik hat 20 neue, für LNG-Betrieb konzipierte<br />

Iveco-LKW angeschafft. Diese verfügen über 1.700<br />

Nm Drehmoment und 400 PS. Die Reichweite liegt<br />

bei 1.500 Kilometern. Somit stehen die Fahrzeuge im<br />

Fernverkehr einem Diesel-Lkw in nichts nach.<br />

Zündstrahlmotoren für Lkw<br />

Scania will demnächst ein Fahrzeug mit ähnlich hohen<br />

Leistungswerten anbieten, und Volvo entwickelt<br />

einen LNG- und Euro-VI-kompatiblen HPDI-Motor, der<br />

bivalent mit Diesel und Methan arbeitet. Dem Vorteil<br />

des höheren Wirkungsgrades stehen allerdings höhere<br />

Kosten und ein höheres Eigengewicht gegenüber –<br />

schließlich muss auch die ganze Diesel-Abgasreinigungsfabrik<br />

an Bord sein. MAN und Mercedes-Benz<br />

haben bislang nur CNG-Motoren im 300-PS-Segment<br />

im Angebot. Iveco und Scania bauen monovalente<br />

Ottomotoren. Deren Verbrauch liegt volumetrisch betrachtet<br />

über dem von Diesel. Massebezogen sind sogar<br />

leicht bessere Werte erzielbar.<br />

Mit den derzeit niedrigen Dieselpreisen ist eine Wirtschaftlichkeit<br />

für LNG-Lkw nur schwer darstellbar. Von<br />

den Mehrkosten bei der Anschaffung – laut Grobbel typischerweise<br />

40.000 Euro – sind nach Abzug einer Investitionsförderung<br />

durch das BMVI 20.000 Euro vom<br />

Käufer aufzubringen. Ein Fachbericht nannte zuletzt<br />

900.000 Kilometer Laufleistung, die zur Amortisation<br />

über die Kraftstoffkosten benötigt werden. Grobbel:<br />

„Wir können den LNG-Preis mit einem Abschlag an den<br />

Dieselpreis binden.“ So könne der Kunde konkret planen<br />

und die Amortisation werde in einer angemessenen<br />

Zeit ermöglicht.<br />

Großes Potenzial sieht der Projektmanager bei Speditionen,<br />

die in Innenstädte oder gar Umweltzonen liefern.<br />

Beispielsweise legt in den Niederlanden, wo rund 20<br />

LNG-Tankstellen schon einige hundert Lkw versorgen,<br />

die PIEK-Regelung für Nachtfahrten in Stadtgebieten<br />

eine Geräuschobergrenze fest, die mit LNG zu schaffen<br />

ist, mit Diesel dagegen nicht.<br />

Als größtes Hemmnis für den Aufbau der Tankstellen-<br />

Infrastruktur identifiziert der LNG-Experte Nachtmann<br />

das berüchtigte „Henne-Ei-Problem“: „Die sechs Tankstellen<br />

für das Blue-Corridor-Projekt werden bis 2019<br />

kommen“, glaubt er. Die weitere Verbreitung hänge<br />

dann von der Wirtschaftlichkeit ab. Noch ungewisser<br />

ist für ihn die Markteinführung von LNG aus Biogas<br />

(BioLNG). Hier hält er kleine regionale Konzepte,<br />

eventuell für Sonderanwendungen, für möglich. Mittelfristig<br />

sei es wahrscheinlich, dass BioLNG dem LNG-<br />

Kraftstoff beigemischt werde, um die Klimabilanz zu<br />

verbessern, ähnlich dem E10. Langfristig könnte dann<br />

auch synthetisches Methan (als Power-to-gas oder<br />

„strombasierter Flüssigkraftstoff“) eine Rolle spielen.<br />

38


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

keit von Biogas außerhalb des EEG-Förderrahmens für<br />

erforderlich. Trockeneis sei in der Industrie gefragt und<br />

25 Cent pro Kilogramm ein realistischer Preis für Großmengen.<br />

Das Forschungsprojekt sei abgeschlossen, über<br />

den Bau einer Technikumsanlage werde verhandelt.<br />

Die „Gasversorgungs-Tochter“ des Energiekonzerns<br />

EnBW geht bereits den Schritt in die Praxis: Erdgas<br />

Südwest will auf dem Gelände des Energieparks Hahnennest/Ostrach<br />

eine pilotmäßige „Biohybrid-Anlage“<br />

bauen. Die komplett von Wärtsilä gelieferte Anlage umfasst<br />

eine Aminwäsche zur Biogasaufbereitung, deren<br />

Verfahren von Puregas Solutions stammt, und die Verflüssigung<br />

mit einem Kältemittelgemisch.<br />

Der finnische Konzern ist ein Technologieführer in<br />

Sachen LNG: Er baut auch LNG-Schiffsmotoren und<br />

große Verflüssigungsanlagen. Die in Ostrach geplante<br />

Anlage kann aus 1.000 Normkubikmetern Rohbiogas<br />

pro Stunde bis zu 10 Tonnen BioLNG am Tag produzieren.<br />

Zurzeit läuft das Genehmigungsverfahren. 2018<br />

soll der Bau beginnen und ab 2019 das BioLNG vom<br />

Hahnennest verfügbar sein. Zwei derartige Kleinanlagen<br />

hat Wärtsilä schon in Norwegen gebaut.<br />

„Für uns ist es eine große Herausforderung, mit dem<br />

Produkt BioLNG im Kraftstoffmarkt Erfolg zu haben“,<br />

sagt Alexander Rozhkov, fachlicher Ansprechpartner<br />

für LNG bei Erdgas Südwest. Zielgruppen seien der<br />

Schwerlast- und der Schiffsverkehr, wie der Fährbetrieb<br />

auf dem Bodensee, Rhein- oder Neckarschiffe.<br />

Rozhkov sieht hier Chancen für einen regionalen und<br />

noch umwelt- und klimafreundlicheren Kraftstoff als<br />

LNG von einem Küstenterminal.<br />

„Wir wollen uns aber nicht auf den Kraftstoffmarkt<br />

einschränken“, sagt Rozhkov. Auch die Versorgung von<br />

gasnetzfernen Gebieten, „überall da, wo Heizöl eingesetzt<br />

wird“, werde angestrebt, und denkbar sei auch<br />

die Nutzung als Chemie-Rohstoff. Biogasanlagenbetreibern<br />

solle das<br />

Biohybrid-Projekt<br />

Perspektiven aufzeigen<br />

für die<br />

Post-EEG-Zeit.<br />

„LNG wird kommen.“<br />

Das kann<br />

als Fazit festgehalten<br />

werden. Ob es<br />

eine Nische bleibt<br />

oder ob es vermag,<br />

Kraftstoff- oder<br />

sogar noch weitere<br />

Energiemärkte<br />

umzukrempeln, bleibt abzuwarten. Im Hinblick auf<br />

die Umweltverträglichkeit stehen zweifellosen Vorteilen,<br />

wie dem guten Emissionsverhalten, zweifelhafte<br />

Risiken gegenüber: die Erdgasförderung mit Fracking,<br />

der immense Energieaufwand für Verflüssigung und Logistik<br />

und der potenzielle Methanschlupf. Zu befürchten<br />

ist, dass rein aus geostrategischen Gründen die<br />

Klima- und Umweltfreundlichkeit von LNG überbetont<br />

werden. Die bessere Alternative ist LNG aus Biogas: Im<br />

Sinne einer dezentralen Energiewende sollten noch viel<br />

mehr Projekte wie in „Hahnennest“ folgen.<br />

Foto: Iveco<br />

Autor<br />

Christian Dany<br />

Freier Journalist<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

INTERVIEW<br />

Bio-<br />

LNG<br />

LNG kann Erdgaspreis nach<br />

oben abfedern<br />

Im Gespräch mit Prof. Dr. Martin Kaltschmitt. Er ist Arbeitsgruppenleiter der vom<br />

Bundesverkehrsministerium (BMVI) ins Leben gerufenen „Initiative für einen<br />

klimafreundlichen Straßengüterverkehr“, die vor Kurzem einen „Fahrplan“ für<br />

strombasierte Flüssigkraftstoffe, (erneuerbares) LNG und Wasserstoff ausgearbeitet<br />

hat. Kaltschmitt leitet das Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft (IUE)<br />

der TU Hamburg.<br />

Interviewer: Christian Dany<br />

Biogas Journal: Herr Kaltschmitt, wir erleben zurzeit<br />

neue, umstrittene Russland-Sanktionen und eine fast<br />

hysterische mediale Hetzjagd auf den Diesel. Könnte es<br />

sein, dass LNG auch ein geostrategisches Instrument<br />

ist?<br />

Prof. Kaltschmitt: LNG besitzt zweifelsfrei das Potenzial<br />

dazu. Es wird flexibel über Schiffe von örtlich<br />

unterschiedlichen Produzenten nach Europa gebracht.<br />

Da es mit Pipeline-Erdgas konkurriert, könnte der Erdgaspreis<br />

durch LNG nach oben abgefedert werden.<br />

Derzeit sind LNG-Importe zur Einspeisung ins Erdgasnetz<br />

für den Einsatz in „klassischen“ Erdgasmärkten,<br />

wie dem Wärmemarkt, bei Rohölpreisen um die 50<br />

US-Dollar pro Barrel (August <strong>2017</strong>) aber wirtschaftlich<br />

nur schwer darstellbar. Im Transportsektor ist die<br />

ökonomische Situation etwas besser, der Aufbau einer<br />

flächendeckenden LNG-Verteilinfrastruktur aber sehr<br />

aufwändig und bisher prohibitiv teuer.<br />

Biogas Journal: Wenn Sie einen Blick in die Glaskugel<br />

werfen: Wie wird sich der Straßengüterverkehr bis<br />

2030 entwickeln und welche Rolle wird LNG dabei<br />

spielen?<br />

Prof. Kaltschmitt: Auch 2030 dürfte noch die überwiegende<br />

Mehrzahl der Fahrzeuge im Güterfernverkehr<br />

den Kraftstoff Diesel nutzen. Aber die Bandbreite<br />

der insgesamt genutzten Energieträger dürfte<br />

zunehmen. LNG könnte auf bestimmten Strecken<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

verstärkt eingesetzt werden, wenn die entsprechende<br />

Infrastruktur in den kommenden Jahren aufgebaut<br />

wird und ein Kostenvorteil bestehen bleibt. Für den<br />

Nah- und Regionalverkehr dürften aber eher CNG oder<br />

batteriebetriebene Fahrzeuge eingesetzt werden.<br />

Foto: Privat<br />

Biogas Journal: Müsste der Zukunfts-Energieträger anstatt<br />

LNG nicht BioLNG heißen, um wirklichen Klimaschutz<br />

zu betreiben? Wie können relevante Mengen an<br />

BioLNG auf den Markt gebracht werden?<br />

Prof. Kaltschmitt: Biogas respektive Biomethan kann<br />

helfen, die Klimabilanz von LNG als auch von CNG zu<br />

verbessern. Das steht außer Frage. Aber angesichts<br />

eines Endenergieverbrauchs des gesamten Verkehrssektors<br />

von 728 Terawattstunden (TWh) (2015) dürfte<br />

auch zukünftig Biomethan immer nur einen (kleinen)<br />

Teil davon decken können; selbst wenn verstärkt Biomethan<br />

aus Osteuropa über die vorhandene Erdgasinfrastruktur<br />

importiert wird.<br />

Trotzdem ist die Nutzung auch kleinerer Biomethanmengen<br />

für den Transportsektor eine sinnvolle Option.<br />

Eine weitgehend klimaneutrale Option besteht auch<br />

durch Methan, das mit erneuerbarem Strom aus Wasser<br />

und CO 2<br />

erzeugt wird. Jedoch ist beides am Markt<br />

bisher nicht konkurrenzfähig. Sollen diese Möglichkeiten<br />

aus Klimaschutzgründen verstärkt genutzt werden,<br />

muss die staatliche Rahmensetzung entsprechend angepasst<br />

werden.<br />

Biogas Journal: Herr Prof. Kaltschmitt, vielen<br />

Dank für das Gespräch!<br />

Interviewer<br />

Christian Dany<br />

Freier Journalist<br />

Gablonzer Str. 21 · 86807 Buchloe<br />

Tel. 0 82 41/911 403<br />

E-Mail: christian.dany@web.de<br />

41


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Biogenes Flüssiggas – Machbarkeit<br />

noch im Demostadium<br />

Foto: Guenter Fischer / imageBROKER / OKAPIA<br />

Mit Flüssigerdgas oder<br />

LNG betriebenes Fährschiff<br />

Romsdalsfjord<br />

an der Hafeneinfahrt,<br />

Molde, Norwegen.<br />

Nicht nur in Norwegens Hauptstadt Oslo wird aus Rohbiogas BioLNG produziert. Auch<br />

in anderen Ländern innerhalb und außerhalb Europas gibt es erste Pilotanlagen.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Bio-<br />

LNG<br />

Norwegens Nachbar Schweden hat schon<br />

vor gut 15 Jahren mit der Aufbereitung von<br />

Rohbiogas zu Biomethan begonnen, um es<br />

als Kraftstoff zu nutzen. So wurde aus Deponie-,<br />

Klär- und Biogas ein regenerativer<br />

Energieträger für eine umweltfreundlichere Mobilität.<br />

Kein Wunder, dass es in Schweden nun mit der Verflüssigung<br />

von Biomethan zu BioLNG beziehungsweise<br />

BioLBG losgeht. Eine solche Anlage hat zum Beispiel<br />

das deutsche Unternehmen AIR LIQUIDE Advanced<br />

Technologies GmbH aus Düsseldorf in Lidköping errichtet.<br />

Die Stadt liegt an der südöstlichen Bucht namens Kinnevikens<br />

des Vänern-Sees. Dort hat das Unternehmen<br />

Swedish Biogas International (SBI) 2011 eine Biogasanlage<br />

in Betrieb genommen, die unter anderem<br />

Lebensmittelabfälle vergärt. Die Jahreskapazität liegt<br />

bei 60.000 Tonnen Bioabfall. 6 Millionen Normkubikmeter<br />

Biomethan liefert die Anlage jährlich. SBI wurde<br />

im April dieses Jahres vom finnischen Unternehmen<br />

Gasum Oy übernommen.<br />

Das Biogas wird mittels Druckwasserwäsche zu Biomethan<br />

(800 Nm³/Stunde) aufbereitet. Das ist der Part<br />

von Gasum Oy. Anschließend wird das Biomethan der<br />

LBG-Anlage zugeführt, in der es verflüssigt wird. 13<br />

Tonnen LBG kann die Anlage pro Tag produzieren. Das<br />

fertige LBG wird bei -162 °C auf eine Kompressoreinheit<br />

übergeben, die das verflüssigte Gas in mobilen<br />

Containern speichert. Das schwedische Unternehmen<br />

FordsonGas bringt das BioLBG in den Markt. Per Lkw<br />

werden die Container mit dem BioLBG zu Tankstationen<br />

gebracht. FordsonGas betreibt 48 BioLBG-Zapfsäulen<br />

in Schweden.<br />

Ebenfalls in Schweden befindet sich das Unternehmen<br />

BIOfrigas Sweden AB. Es hat seinen Sitz in Göteborg,<br />

im Südwesten des Landes. Das LBG-Verfahren wird<br />

CryoSep 35 genannt. Die Technik ist in einem Container<br />

(2,3 x 12 Meter) untergebracht und bringt ein<br />

Gewicht von etwa 15 Tonnen auf die Waage. Mit dem<br />

CryoSep-Verfahren lassen sich 35 bis 45 Kubikmeter<br />

Rohbiogas pro Stunde verarbeiten. Daraus entstehen<br />

laut Herstellerangabe am Ende 15 bis 20 Kilogramm<br />

LBG pro Stunde.<br />

Im ersten Verfahrensschritt werden bei -90 °C Schwefelwasserstoff,<br />

Wasserstoff, Siloxane und flüchtige<br />

organische Verbindungen entfernt. Im zweiten Schritt<br />

wird bei -120 °C Kohlenstoffdioxid abgetrennt. Über 99<br />

Prozent des CO 2<br />

werden bei 6 bar und -20 °C bis -30 °C<br />

gespeichert. Im dritten Schritt findet die Verflüssigung<br />

des Gases bei -165 °C statt.<br />

Pilotprojekt bei Paris<br />

Ein weiterer Akteur im Markt ist die Firma Cryo Pur<br />

aus Frankreich, die in Palaiseau, südlich von Paris, ihren<br />

Sitz hat. Seit Mitte 2015 betreibt sie eine erste<br />

LBG-Anlage im Rahmen des sogenannten „BioGNVal“-<br />

Projekts. In Valenton im Großraum von Paris steht die<br />

Pilotanlage an der zweitgrößten Kläranlage der Region.<br />

Die LBG-Anlage ist für Rohbiogasmengen in Höhe<br />

von 120 Normkubikmetern pro Stunde ausgelegt. Die<br />

42


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Tageskapazität an BioLBG liegt bei 1 Tonne pro Tag.<br />

Außerdem können noch 1,6 Tonnen flüssiges CO 2<br />

pro<br />

Tag gewonnen werden.<br />

Unterstützt wurde die Gewinnung dieser beiden Rohstoffe<br />

durch die Unternehmen ENGIE, IVECO und Thermo<br />

King. ENGIE war vertreten durch das Tochterunternehmen<br />

GNVert, das BioLBG-Tankstellen verkauft.<br />

IVECO ist Lkw-Hersteller und bietet erste schwere Lkw<br />

mit LNG-Technik an. Thermo King ist bekannt für die<br />

Herstellung von Lkw-Brücken mit Kühlaggregaten. Die<br />

Kühlexperten haben ein neues Kühlsystem entwickelt,<br />

das nicht mehr mit Diesel betrieben wird. Im Gegensatz<br />

zu einem diesel- oder elektromotorgetriebenen<br />

Kühlkompressor übernimmt das neue System auf -50<br />

Grad vorgekühltes, flüssiges CO 2<br />

im Laderaum des Tiefkühlaufbaus<br />

die Arbeit.<br />

Cryo Pur ist ein kryogenes Biogasaufbereitungs- und<br />

-verflüssigungsverfahren. In Valenton verlässt das Rohbiogas<br />

die Kläranlage mit etwa 60 Prozent Methan und<br />

rund 40 Prozent CO 2<br />

. Außerdem enthält das Gas noch<br />

einige Spurengase. Das Rohgas wird durch einen Aktivkohlefilter<br />

geschickt, mit dem der Schwefelwasserstoff<br />

aus dem Rohgas entfernt wird. Im folgenden Anlagenteil<br />

wird das Gas auf -40 °C runtergekühlt. Dabei<br />

gefriert der im Gas enthaltene Wasserdampf, in dem<br />

dabei die flüchtigen organischen Säuren und Siloxane<br />

eingeschlossen sind. Beim Durchströmen von zwei<br />

Foto: BIOfrigas Sweden AB<br />

Wärmetauschern taut der Wasserdampf wieder auf.<br />

Es folgt ein weiterer Behandlungsschritt. Dabei wird<br />

das Gas auf -75 °C runtergekühlt. Restlicher Wasserdampf<br />

sowie Siloxane und flüchtige organische Säuren<br />

können hier weiter eliminiert werden. Was dann folgt,<br />

ist die CO 2<br />

-Abtrennung. Das Gas wird auf -120 °C gekühlt.<br />

Das CO 2<br />

wird wechselweise gefroren und über<br />

zwei Wärmetauscher aufgetaut. Dabei sinkt der CO 2<br />

-<br />

Gehalt im Gas auf unter 0,3 Prozent. Nun kann das<br />

Biomethan verflüssigt werden. Das geschieht bei einem<br />

Druck von 14 barg (bar gauge) und einer Temperatur<br />

von -120 °C.<br />

Verflüssigungseinheit<br />

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43


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Demo-LBG-Anlage in<br />

Valenton im Großraum<br />

Paris.<br />

Bio-<br />

LNG<br />

Die erste kommerzielle Anlage soll in diesem Jahr mit<br />

einer Tageskapazität von 3 Tonnen LBG pro Tag in Nordirland<br />

in Betrieb gehen. Laut Cryo Pur führt die Integration<br />

von Gasaufbereitung und -verflüssigung zu Kosteneinsparungen,<br />

sie erleichtert das Anlagenmanagement<br />

und verbessert die Energieeffizienz der LBG-Produktion.<br />

Nach Unternehmensangaben benötigt das Verfahren<br />

lediglich 0,6 Kilowattstunden pro Kubikmeter<br />

Rohbiogas für die Aufbereitung und Verflüssigung des<br />

Gases, um das LBG bei 15 bar (a) und -120 °C zu produzieren.<br />

Der Energiebedarf erhöht sich auf 0,7 kWh/<br />

Nm³ Rohgas, wenn das LBG bei 2 bar (a) und -160 °C<br />

produziert wird.<br />

Die LBG-Anlagen sind beliebig skalierbar. Sie kommen<br />

auf Biogasanlagen zum Einsatz, die zwischen 100 und<br />

2.000 Nm³ Rohgas pro Stunde erzeugen. Während des<br />

Betriebes ist der Prozess flexibel genug, sodass der<br />

Gasfluss zwischen 50 und 120 Prozent variieren kann.<br />

Deponiegas wird zu BioLBG<br />

Nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika<br />

wird das Thema BioLBG verfolgt. Das Unternehmen<br />

Linde North America hat schon in 2009 eine Gasverflüssigungsanlage<br />

auf einer Mülldeponie in Livermore,<br />

Kalifornien, bei San Francisco errichtet. Dort wird seit<br />

1987 das Gas der Deponie bei Altamont verstromt, womit<br />

rund 8.000 Haushalte versorgt werden können. Die<br />

2009 für 15,5 Millionen Dollar (heute gut 13 Millionen<br />

Euro) gebaute LBG-Anlage ist unter der Beteiligung<br />

von Linde und dem Unternehmen Waste Management<br />

entstanden. Mit der Anlage lassen sich täglich etwa<br />

22 Tonnen LBG produzieren. Genügend Kraftstoff, um<br />

damit täglich etwa 300 Müllsammelfahrzeuge in Kalifornien<br />

fahren zu lassen.<br />

Nach Angaben der Betreiber vermeidet der LBG-Kraftstoff<br />

pro Jahr 30.000 Tonnen fossile CO 2<br />

-Emissionen.<br />

Die Altamont-Deponie wird wohl noch 30 Jahre lang<br />

Gas liefern, das als LBG genutzt werden kann. In der<br />

Region um die San Francisco-Bucht betreibt Waste<br />

Management of Alameda County (WMAC) ein Drittel<br />

seiner Müllsammelfahrzeuge mit Erdgas. WMAC hat<br />

angekündigt, dass der gesamte Fuhrpark auf Gasantrieb<br />

umgestellt werden soll.<br />

Foto: Cryo Pur<br />

Die angeschlossene Erdgasverflüssigungsanlage von<br />

Linde komprimiert und reinigt das Biogas: Es wird entschwefelt,<br />

und auch CO 2<br />

, N 2<br />

, Alkohole und andere Verunreinigungen<br />

werden abgetrennt. In einem letzten Schritt<br />

kühlt ein Wärmetauscher das Gas auf -162 °C ab und verflüssigt<br />

es zu LBG. Der elektrische Strom dafür stammt<br />

ebenfalls aus Deponiegas: Beim Verbrennen erzeugt es<br />

Wasserdampf, der einen Stromgenerator antreibt. Per<br />

Tankwagen wird das Flüssigerdgas zu den Tankstellen<br />

transportiert. „LBG ist in den USA am profitabelsten<br />

als Kraftstoff. Der Markt bietet einen zusätzlichen<br />

Wert durch sogenannte Regenerative-Kraftstoff-Credits<br />

(RINs). Darüber hinaus wird die LBG-Nutzung durch Vorschriften<br />

und Gesetze unterstützt“, berichtet Eric Bass,<br />

Produktmanager Gas bei Linde North America.<br />

Maritimes LNG<br />

Die Hochschule Emden/Leer hat gemeinsam mit dem<br />

EUTEC Institut eine Studie für die LNG-Initiative Nordwest<br />

erstellt mit dem Titel „Perspektiven und Potenziale<br />

von Low-Emission LNG im Nordwesten“. Die Autoren<br />

schreiben, dass es bislang wenig Betriebserfahrungen<br />

über kleine Verflüssigungsanlagen gibt. Vor Ort sei ein<br />

Speichertank notwendig und die Logistik müsse etabliert<br />

werden. Die positiven Umwelteigenschaften würden<br />

durch Nachteile bei Lagerung und Logistik aufgezehrt.<br />

In Niedersachsen sind zurzeit etwa 1.546 Biogasanlagen<br />

errichtet mit einer installierten elektrischen<br />

Gesamtleistung von 885 MW. Daraus abgeleitet lässt<br />

sich ermitteln, dass die Anlagen pro Jahr etwa 3,5 Milliarden<br />

Normkubikmeter Rohbiogas produzieren. Die<br />

Menge entspricht 3,5 Milliarden Liter beziehungsweise<br />

1,4 Milliarden Kilogramm BioLBG, die daraus jährlich<br />

gewonnen werden könnten.<br />

Ein Beispiel: Eine Fähre braucht für die Fahrt von<br />

Emden nach Borkum 2 Stunden und 15 Minuten. Pro<br />

Stunde benötigt sie 255 Kilogramm LNG. Für die einfache<br />

Fahrt verbraucht sie insgesamt 575 Kilogramm<br />

LNG, was 800 Normkubikmeter Biomethan entspricht.<br />

Dafür wären 0,16 Hektar Silomais notwendig. Da die<br />

Fähre pro Tag zweimal hin- und zweimal zurückfährt,<br />

benötigt sie 180 Hektar Silomais im Jahr.<br />

Laut den Autoren der Studie ist die Aufbereitung und<br />

Verflüssigung von Biogas aufwändig und teuer. Deshalb<br />

sei es sinnvoll, dezentral produziertes Biogas in<br />

vorhandene Erdgasnetze einzuspeisen und andernorts<br />

als Gemisch mit Erdgas zu verflüssigen. Das scheint<br />

zurzeit der Königsweg zu sein. Es sei denn, dass stationäre<br />

Tankstellen deutlich unter 1 Million Euro zu<br />

haben sind.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin-bensmann@biogas.org<br />

44


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

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Energieeffizienz der Anlage. Unter bestimmten Bedingungen kann sich eine NV-Anlage<br />

durchaus lohnen.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Eine Nachverstromungsanlage wandelt überschüssige<br />

Wärme in Strom um, der anschließend<br />

wiederum betriebsintern genutzt oder<br />

ins öffentliche Netz eingespeist werden<br />

kann. Auf dem Markt sind für Biogasanlagen<br />

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elektrischer Leistung erhältlich. Je nach Technik und<br />

Größe reicht der Anschaffungswert einer NV-Anlage von<br />

etwa 3.500 Euro bis 7.700 Euro je kW. Für das Biogas<br />

Forum Bayern gingen Falko Stockmann und Robert<br />

Wagner vom C.A.R.M.E.N. e.V. gemeinsam mit anderen<br />

Experten der Wirtschaftlichkeit dieser Anschaffung auf<br />

die Spur.<br />

„Im Bereich NV-Anlagen gibt es verschiedene Techniken“,<br />

sagt Robert Wagner. Die Anlagen würden sich<br />

nicht nur beim Arbeitsmedium, sondern auch nach der<br />

Art der Wärmequelle, der thermischen Eingangsleistung<br />

und der Art des Expanders unterscheiden. Allen gemeinsam<br />

sei jedoch der Clausius-Rankine-Kreisprozess. Dabei<br />

wird nach der Verstromung des Biogases im BHKW<br />

die entstehende Wärme aus Abgas und/oder Motorblock<br />

einer NV-Anlage zugeführt. Dies geschieht entweder<br />

ohne Zwischenschritt oder über ein Übertragungsmedium,<br />

das aus Thermoöl oder Wasser bestehen kann.<br />

Im Verdampfer wird die Wärme auf das Arbeitsmedium<br />

übertragen. Dieses kann aus Wasser oder einem organischen<br />

Fluid bestehen. Der entstandene Dampf entspannt<br />

sich über eine Turbine, die mit einem Generator<br />

verbunden ist, dadurch wird ein Teil der Wärmeenergie<br />

in Strom umgewandelt. Im Anschluss verflüssigt ein<br />

Kondensator das Arbeitsmedium wieder. Eine Pumpe<br />

befördert es dann zurück in den Verdampfer, wo der<br />

Kreislauf erneut beginnt.<br />

Es können verschiedene Wärmeströme für die Nachverstromung<br />

genutzt werden, deshalb gibt es auf dem<br />

Markt Hoch-, Nieder- und Mischtemperaturanlagen<br />

in verschiedenen Größen. Der Abgasstrom besitzt das<br />

höchste Potenzial. NV-Anlagen, die in diesem Hoch-<br />

46


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

temperaturbereich arbeiten, haben einen hohen Wirkungsgrad.<br />

Das Wärmeangebot und die Energiemenge<br />

sind auf diesem Niveau allerdings geringer. Hingegen<br />

stehen Anlagen, die im Bereich der Niedertemperatur,<br />

also ab etwa 80 Grad Celsius arbeiten, fast die ganze<br />

Abwärme zur Verfügung. Der Wirkungsgrad dieser NT-<br />

Anlagen ist niedriger, er liegt bei etwa 9 Prozent, dafür<br />

nutzen sie eine größere Energiemenge und das bedeutet<br />

insgesamt eine höhere Stromausbeute. Noch besser<br />

nutzen Anlagen das Wärmeangebot, die im Hoch- und<br />

Niedertemperaturbereich arbeiten. Ihr Wirkungsgrad<br />

ist relativ hoch, denn sie wandeln fast die ganze anfallende<br />

Abwärme zu Strom.<br />

Hoch- und Niedertemperatur-Wärme<br />

nutzbar<br />

„Bei Biogasanlagen sind vorrangig ORC- und Wasserdampfanlagen<br />

im Einsatz“, bemerkt Wagner. Hier<br />

sei der Stand der Technik bereits fortgeschritten und<br />

die Anlagen funktionierten gut. Der Vorteil gegenüber<br />

herkömmlichen Wasserdampfprozessen ist, dass ORC-<br />

Systeme bereits bei niedrigeren Abwärmetemperaturen<br />

funktionieren. Der Grund hierfür ist, dass beim<br />

ORC-Kreislauf statt Wasser ein organisches Medium<br />

durch den Prozess fließt. Durch die Wahl verschiedener<br />

Arbeitsmittel kann der Prozess an unterschiedliche<br />

Wärmequellen angepasst werden. Dadurch können<br />

Wärmequellen im Hoch- und Niedertemperaturbereich<br />

genutzt werden. Der mögliche Temperaturbereich<br />

reicht von 80 bis 600 Grad Celsius. Je nach gewählter<br />

Technik ist bei manchen Herstellern nach der NV noch<br />

eine weitere Wärmenutzung möglich.<br />

„Wir haben ermittelt, ob die Anschaffung für Biogasanlagen<br />

in der Größe von 250 und 500 kW und 1 MW<br />

ökonomisch ist“, erklärt Wagner. Dabei gingen die Experten<br />

von folgenden Annahmen aus: Es erfolgt eine<br />

Volleinspeisung des erzeugten Stroms. Die Höchstbemessungsleistung<br />

(HBL) beträgt 95 Prozent der<br />

installierten Leistung. Die HBL erhöht sich durch die<br />

Nachverstromung nicht. Die NV-Anlage bildet mit dem<br />

Blockheizkraftwerk (BHKW) eine Einheit und gilt nicht<br />

als eigenständige Anlage.<br />

„Dies ist nach dem BGH-Urteil VIIIZR626 vom Oktober<br />

2013 anzunehmen“, verdeutlicht Wagner, damit sei<br />

die NV-Anlage der Vergütung des BHKW gleichgestellt.<br />

Zudem wurden 1,5 Prozent Trafoverluste angesetzt. Die<br />

Vorteile durch eine weitere Wärmenutzung nach der NV<br />

und die Erhöhung der Stromkennzahl blieben hingegen<br />

unberücksichtigt. In die Kalkulation geht ein Zeitraum<br />

von zehn Jahren ein.<br />

„Viele Faktoren haben einen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit“,<br />

sagt Wagner. Für ihn gehören dazu: die<br />

Feuerungswärmeleistung, der Nutzungsgrad, das zuständige<br />

EEG sowie die Vergütung und die Förderung,<br />

der Anschaffungswert, die Nutzungsdauer und die Auslastung<br />

sowie eine mögliche Verringerung der Stromkosten.<br />

„Die meisten BGA unterliegen dem EEG 2004<br />

Fotos: Martina Bräsel<br />

„Die Anschaffung ist vor<br />

allem für Biogasanlagen ab<br />

500 kW vorteilhaft“<br />

Robert Wagner<br />

oder dem EEG 2009“, erklärt Wagner. Hinsichtlich der<br />

Wirtschaftlichkeit einer NV würden sich die beiden<br />

kaum unterscheiden. Allerdings würden die Anlagen<br />

aus dem EEG 2004 spätestens 2028 aus der 20-jäh-<br />

Das von Voith Turbo<br />

entwickelte System<br />

SteamDrive hat eine<br />

Nennleistung von<br />

30 kW el<br />

und wurde<br />

schlüsselfertig in das<br />

BHKW integriert. Als<br />

Arbeitsmedium verwendet<br />

es reines ionisiertes<br />

Wasser ohne Zusätze.<br />

Nur ein Schornstein<br />

ist mit der Nachverstromung<br />

verknüpft:<br />

Ihn verlässt das Abgas<br />

statt mit 470 Grad<br />

Celsius mit rund 200<br />

Grad.<br />

47


praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Einige Anbieter von NV-Anlagen und ausgewählte Parameter<br />

Anbieter Technik Wärmequelle<br />

thermische Eingangsleistung<br />

in die NV ≥<br />

Bosch KWK Systeme GmbH ORC verschieden 363 kW<br />

Conpower Technik GmbH & Co. KG ORC verschieden 180 kW<br />

Dürr Clean Technology Systems ORC Abgas 400 kW<br />

energy intelligence LAB GmbH ORC Abgas 110 kW<br />

etatherm GmbH ORC verschieden 300 kW<br />

GMK mbH ORC verschieden 450 kW<br />

Orcan Energy GmbH ORC Abgas 300 kW<br />

PRO2 Anlagentechnik ORC verschieden 400 KW<br />

UAS Messtechnik GmbH Orcodile ORC Abgas 500 kW<br />

ElectroTherm ORC verschieden 300 kW<br />

Langlechner GmbH & Co KG Wasserdampf Abgas 180 kW<br />

SteamDrive GmbH Wasserdampf Abgas 250 kW<br />

Quelle: C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

rigen Förderung herausfallen. Je<br />

nach Größe der BGA benötige der<br />

wirtschaftliche Betrieb einer NV-<br />

Anlage eine Nutzungsdauer von<br />

etwa zehn Jahren. Greife das EEG<br />

2009 oder 2012, könne sich die<br />

Anschaffung durchaus lohnen.<br />

Unter den Bedingungen des EEG<br />

2014 sei jedoch kein wirtschaftlicher<br />

Betrieb möglich.<br />

Die Betrachtung zeigt weiter, dass<br />

die Größe des BHKW einen wesentlichen<br />

Einfluss auf die Rentabilität<br />

der NV-Anlage hat. „Die Anschaffung<br />

ist vor allem für Biogasanlagen<br />

ab 500 kW vorteilhaft“, so der<br />

Experte, sie könne sich aber auch<br />

für kleinere Anlagen durchaus lohnen.<br />

Zwischen den Anlagengrößen<br />

500 kW und 1 MW seien hingegen<br />

die Unterschiede in der Rendite<br />

„nur marginal“.<br />

Aber auch die Auslastung sowie<br />

Nutzungsgrad und -dauer haben<br />

deutliche Auswirkungen auf das<br />

Betriebsergebnis. „Wichtig ist vor<br />

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48


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

allem der Nutzungsgrad, denn<br />

nur der netto an der NV-Anlage<br />

entstandene, eingespeiste<br />

Strom wird vergütet“, erklärt<br />

Wagner. Dieser sei proportional<br />

zur Temperaturdifferenz<br />

zwischen Vor- und Rücklauf<br />

(Verdampfer und Kondensator).<br />

Hier sei eine hohe Spreizung<br />

wichtig. Je geringer dabei der<br />

Eigenstrombedarf der NV-Anlage,<br />

desto besser. Dies sollte bei<br />

jedem Angebot eines Herstellers<br />

bedacht und mit besonderer<br />

Sorgfalt geprüft werden.<br />

„Es zeigt sich ein exponentieller<br />

Zusammenhang“, erklärt Wagner.<br />

Anfänglich sei eine starke<br />

Zunahme der Gesamtkapitalrentabilität<br />

(GRK) erkennbar,<br />

dies würde sich aber in den<br />

weiteren Laufjahren abmildern.<br />

„Gleichgültig, um welche Leistungsklasse<br />

es sich handelt,<br />

eine Laufzeit von fünf Jahren<br />

rechnet sich nicht“, so Wagner.<br />

Einfluss der Variation der Nutzungsdauer auf die Gesamtkapitalrentabilität getrennt nach<br />

BHKW Leistung (250, 500 und 1.000 kW) als Mittelwert der EEG 2009 und 2012 bei einem<br />

Jahresnutzungsgrad der NV von 8 Prozent<br />

Gesamtkapitalrentabilität %<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

EEG 2009/2012<br />

250 kW 500 kW 1 MW<br />

10 Jahre<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21<br />

Nutzungsdauer a<br />

Quelle: C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

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49


praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Für den Biogasbereich<br />

vertreibt das<br />

Unternehmen Orcan<br />

Energy den thermischen<br />

Nachverstromer<br />

namens „ePACK“ in<br />

drei verschiedenen<br />

Versionen.<br />

Ab acht Jahren könnten die beiden größeren Anlagen<br />

wirtschaftlich betrieben werden. Bei neun Jahren Laufzeit<br />

sei die GKR auch bei einer Anlagengröße von 250<br />

kW interessant.<br />

Foto: Werkfoto<br />

Gewissenhaft kalkulieren<br />

„Da die ältesten Anlagen erst eine Laufzeit von wenigen<br />

Jahren haben, liegen leider noch keine Langzeiterfahrungen<br />

vor“, verdeutlicht der Fachmann. Ein Investor<br />

ginge deshalb ein Risiko ein. Viele Hersteller könnten<br />

aber zahlreiche gut funktionierende Referenzanlagen<br />

vorweisen. „Weil belastbare Langzeiterfahrungen noch<br />

fehlen und jedes Projekt seine eigene Wirtschaftlichkeit<br />

besitzt, sollte vor der Anschaffung eine gewissenhafte<br />

Kalkulation erfolgen“, mahnt der Experte. Dafür<br />

sollte die Höhe der Vergütung unbedingt im Vorfeld mit<br />

dem Netzbetreiber geklärt werden.<br />

In der Planung müsse auch berücksichtigt werden, dass<br />

die örtlichen Gegebenheiten einen wichtigen Einfluss<br />

auf die Stromausbeute haben. „Ich weiß aus der Praxis,<br />

dass die Hersteller bei ihren Kalkulationen dies nicht<br />

immer berücksichtigen“, führt Wagner aus und nennt<br />

ein Beispiel: „Wenn die räumlichen Bedingungen nicht<br />

passen und die Energie über längere Strecken transportiert<br />

werden muss, drohen schnell große Verluste“,<br />

verdeutlicht er. Dann sei der schönste Wirkungsgrad<br />

dahin. Auch längere Standzeiten des Blockheizkraftwerkes,<br />

zum Beispiel durch eine bedarfsgerechte Fahrweise,<br />

würden der Wirtschaftlichkeit zusetzen. Die<br />

Nachverstromung sei nur rentabel, wenn sie mindestens<br />

7.000 Stunden im Jahr laufe.<br />

„Besonders sinnvoll ist es, die entstehende Abwärme in<br />

einem sogenannten Kaskadenmodell zu nutzen“, sagt<br />

er. Die Wärme könnte also zunächst mittels NV-Anlage<br />

verstromt werden. Je nach verwendeter Technik würde<br />

danach noch genügend Wärme für andere Prozesse<br />

zur Verfügung stehen. Entscheidend sei jedoch die<br />

Temperatur, mit der die Wärme die NV-Anlage verlässt.<br />

„Gärrest- und Getreidetrocknung benötigen oft nur eine<br />

niedrige Temperatur“, erklärt er. Ob ein Wärmenetz<br />

mit niedrigen Temperaturen betrieben werden könne,<br />

hänge hingegen von der Netzauslegung sowie der Abnehmerstruktur<br />

ab. Für eine Nachverstromung spräche<br />

auch, dass die Stromkennzahl steige und damit die<br />

Bewertungsgrundlage für den KWK-Bonus. Zudem erhöhe<br />

sich der Wirkungsgrad der BGA, ohne dass mehr<br />

Substrat verbraucht würde.<br />

Rund 450.000 kWh<br />

Strom produziert die<br />

ORC-Anlage auf dieser<br />

BGA zusätzlich, und die<br />

Wärmenutzung wird<br />

nicht eingeschränkt.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Freie Journalistin<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

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51


praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Nachverstromung: ORC-Anlage im Contractingmodell<br />

Seit Dezember 2016<br />

sind zwei ePack Air<br />

installiert. „Das ist eine<br />

Besonderheit, denn<br />

meist installieren wir<br />

nur eine NV-Anlage“,<br />

berichtet Hermann<br />

Iding (links), doch<br />

die Module seien<br />

problemlos parallel<br />

verschaltbar.<br />

Bei Biogasanlagen ist die optimale Wärmenutzung vielfach ein Problem. Meist beschränkt<br />

sie sich auf die Beheizung des Fermenters und einzelner angrenzender Gebäude. Ein<br />

geeigneter Prozess, um die Abwärme zu nutzen, ist die Nachverstromung (NV). Manche<br />

ORC-Systeme, die auf dem Markt angeboten werden, funktionieren bereits bei niedrigeren<br />

Abwärmetemperaturen.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Es gibt einige Hersteller, die ORC-Anlagen<br />

auch im kleineren Leistungsbereich anbieten.<br />

Zu diesen gehört auch der NV-Anlagenhersteller<br />

Orcan Energy, der mit einer<br />

integrierten Containerlösung und einem<br />

interessanten Contractingmodell auf die aktuellen<br />

Bedürfnisse der Kunden eingehen will. Orcan Energy<br />

bietet Produkte, Komponenten und Komplettlösungen<br />

zur Abwärme-Verstromung an. Das Clean-Tech-Unternehmen<br />

mit Sitz in München wurde 2008 aus der<br />

Technischen Universität München ausgegründet und<br />

beschäftigt rund 65 Mitarbeiter.<br />

„Unsere allererste NV-Anlage läuft bereits seit zehn<br />

Jahren und hat mittlerweile rund 35.000 Betriebsstunden“,<br />

berichtet Dr. Andreas Sichert, Vorstandsvorsitzender<br />

der Orcan Energy AG. Weltweit seien<br />

etwa 65 Anlagen des Unternehmens installiert, etwa<br />

vierzig von ihnen sorgen in Deutschland an Biogasanlagen<br />

für zusätzlichen Strom. Für den Biogasbereich<br />

vertreibt Orcan den thermischen Nachverstromer namens<br />

„ePACK“ in drei verschiedenen Versionen. Die<br />

NT-Variante nutzt die Wärme des Motorkühlwassers ab<br />

80 Grad Celsius und benötigt eine Eingangsleistung ab<br />

180 kW. Das System bringt je nach Temperaturniveau<br />

und Wärmeinput eine Netto-Leistung von etwa 6 bis<br />

13 kW.<br />

Der ePACK-Air ist eine Mischtemperaturanlage, die<br />

etwa 21 kW an Netto-Leistung liefert. Die benötigte<br />

Wärme wird dem Abgasstrom und der Motorkühlung<br />

entnommen und dem ORC-Modul zugeführt. „Sie eignet<br />

sich für BHKW-Motoren ab 360 kW“, erklärt Sichert.<br />

BHKW mit integriertem ORC-Modul<br />

Bei dem dritten Produkt ist die NV-Anlage zusammen<br />

mit dem Motor in einem Container integriert. Das neue<br />

kompakte System sei gemeinsam mit dem Packager 2G<br />

entwickelt, getestet und optimiert worden. Der ePack<br />

und der Biogasmotor, ein Agenitor 408, seien dabei<br />

aufeinander abgestimmt. Die eingebaute Kraftmaschine<br />

besitzt eine elektrische Leistung von 360 kW, zu<br />

denen bis zu 15 kW el<br />

netto durch das integrierte ORC-<br />

Modul hinzukommen können. Die thermische Leistung<br />

liegt bei 381 kW.<br />

52


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

„Ein großer Vorteil des Systems ist, dass nach dem<br />

ORC-Aggregat noch ein großer Teil der Wärme zur Verfügung<br />

steht“, führt Sichert aus. Zudem erhalte der<br />

Kunde beim Kauf ein effizienteres BHKW mit mehr<br />

Leistung. „Unsere NV-Anlagen liegen ohne Installationskosten<br />

bei 55.000 bis 70.000 Euro“, berichtet Dr.<br />

Hermann Iding, Leiter Kommunikation und Marketing<br />

bei Orcan. Die Installation schlage dann noch einmal<br />

mit etwa 8.000 bis 35.000 Euro zu Buche.<br />

Der allererste Container, der das neue Produkt beheimatet,<br />

sorgt seit September 2016 auf der Biogasanlage<br />

von Andreas Schneider in Schnürpflingen für zusätzlichen<br />

Strom. Für den Landwirt sprachen gleich mehrere<br />

Gründe für die Anschaffung: „Wir wollten unsere Abwärme<br />

in den Sommermonaten besser nutzen“, erklärt<br />

der Energiewirt. Zudem wäre im Zuge der Flexibilisierung<br />

und für die Wärmesicherung des Nahwärmennetzes<br />

sowieso ein neues BHKW nötig gewesen. „Eigentlich<br />

war nur ein Zubau von 200 kW el<br />

geplant“, erklärt<br />

er, die 360 kW el<br />

, die es nun geworden sind, waren „die<br />

obere Grenze“.<br />

Gesamtwirkungsgrad wird steigen<br />

Für Schneider sollte das neue BHKW möglichst effizient<br />

sein und einen hohen Wirkungsgrad besitzen. „Wir<br />

gehen davon aus, dass mit dieser neuen Kombination<br />

der Gesamtwirkungsgrad auf 44,5 Prozent steigt“, erklärt<br />

Iding. Und Andreas Schneider fügt hinzu: „Wir<br />

sind noch kein ganzes Jahr in Betrieb, doch eine Steigerung<br />

um etwa 2 Prozent durch das ORC-Modul halte<br />

ich für durchaus plausibel.“<br />

Die Biogasanlage von Andreas Schneider ist seit 2010<br />

in Betrieb und unterliegt dem EEG 2009. Seit 2011<br />

sind zwei Aggregate von jeweils 200 kW el<br />

und 249 kW th<br />

im Einsatz. Im Jahr 2013 kam noch ein Nahwärmenetz<br />

hinzu. „Mittlerweile haben wir 50 Abnehmer“, berichtet<br />

der Landwirt. Angeschlossen seien rund 40 Wohnhäuser,<br />

Gewerbebetriebe und ein Mehrzweckgebäude<br />

der Gemeinde. 2014 wurde ein Pufferspeicher mit 100<br />

Kubikmeter Wasser angeschafft, um in der Wärmelieferung<br />

flexibel zu sein. Für die Bedarfsspitzen und zur<br />

Redundanz steht zusätzlich ein Ölkessel mit 500 kW<br />

zur Verfügung.<br />

„Weil die erzeugte Wärme im Winter nicht ausreichte,<br />

wollen wir diese nun mit dem neuen dritten BHKW<br />

produzieren“, führt Schneider aus. Jedes Kilowatt, das<br />

dann noch übrig bleibe, solle das integrierte ORC-Modul<br />

in Strom umwandeln. In den Sommermonaten werde<br />

sowieso fast die ganze Wärme aus der Kühlung und<br />

dem Abgas dem NV-Modul zugeführt. Die Restwärme,<br />

die das ORC-Modul nicht verwerten kann, besitzt noch<br />

etwa 50 Grad Celsius. Sie wird in den Pufferspeicher<br />

gespeist. „Bei Bedarf können wir damit den Fermenter<br />

beheizen oder das Nahwärmenetz bedienen“, macht<br />

Schneider deutlich.<br />

Trotz flexibler Fahrweise und Nahwärmenetz hat der<br />

Landwirt keine Sorge, dass sich die Anschaffung nicht<br />

Fotos: Martina Bräsel<br />

rentiert. „Aber es bleibt ein Versuch, ORC mit Wärmenetz<br />

zu kombinieren“, erklärt der Energiewirt. Nach<br />

seiner Rechnung muss seine NV-Anlage jährlich rund<br />

5.800 Betriebsstunden laufen, um wirtschaftlich zu<br />

sein. Die Anlagen seien aber schlecht vergleichbar,<br />

deshalb sollte „jeder selber schauen, ab wann sich eine<br />

NV-Anlage lohnt“.<br />

ORC-Modul im Contractingmodell<br />

Orcan Energy bietet auch ein Contractingmodell für NV-<br />

Anlagen an. Die Unomondo KWK GmbH & Co. KG in<br />

Pforzheim nutzt diese Möglichkeit. Die beiden ePACK<br />

AIR, die die BGA von Thomas Knapp mit zusätzlichem<br />

Strom versorgen, kosten jeweils 120.000 Euro. Orcan<br />

hat die ePACKSs und deren Installation vorfinanziert,<br />

dafür werden die Mehrerlöse etwa zur Hälfte aufgeteilt.<br />

Die Biogasanlage der<br />

Unomondo KWK GmbH<br />

& Co. KG in Pforzheim<br />

ist seit Juni 2007 in<br />

Dauerbetrieb.<br />

„Zwei voneinander<br />

unabhängige BHKW<br />

liefern seit 2007 jeweils<br />

537 kW elektrische<br />

Energie“, sagt Thomas<br />

Knapp.<br />

53


praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Links: Bei NV-Anlagen,<br />

die Hoch- und Niedertemperatur<br />

nutzen, ist<br />

die Verschaltung und<br />

Verrohrung komplizierter.<br />

Rechts: Die beiden<br />

ePack Air, die Thomas<br />

Knapp hier einem<br />

Werksstudenten zeigt,<br />

kosten jeweils<br />

120.000 Euro.<br />

Vorgesehen ist, dass die Nachverstromung die BGA bis<br />

zum Ende der Laufzeit (2027) begleitet. Bis dahin gibt<br />

es für den Betreiber Rahmenbedingungen über Produktion<br />

und Lieferzeit, die eingehalten werden müssen.<br />

„Das ist im Regelfall unproblematisch“, bemerkt<br />

Knapp.<br />

Die Biogasanlage des Unternehmens ist seit Juni 2007<br />

in Dauerbetrieb. Zwei voneinander unabhängige Aggregate<br />

liefern seit dieser Zeit jeweils 537 kW elektrische<br />

Energie. Die Biogasanlage gehört vier Gesellschaftern.<br />

Einer von ihnen ist Uwe Kiefer, ein Landwirt aus der Region,<br />

der einen Teil der Substrate liefert. Ein weiterer ist<br />

Thomas Knapp, der auch gleichzeitig Geschäftsführer<br />

ist. „Einige Jahre haben wir die entstehende Wärme zur<br />

Holztrocknung für unsere Pelletsfertigung genutzt“, so<br />

Knapp. Weil die Trocknungsanlage sich nicht rentierte,<br />

wurde sie Ende 2015 abgebaut.<br />

Ein Nahwärmenetz gibt es nicht. „Wir haben dann<br />

nach einer Möglichkeit zur Wärmenutzung gesucht<br />

und sind auf die ORC-Anlage gekommen“, berichtet<br />

der Geschäftsführer. Seit Dezember 2016 sind zwei<br />

ePack Air installiert. „Das ist eine Besonderheit, denn<br />

meist installieren wir nur eine NV-Anlage“, berichtet<br />

Hermann Iding, doch die Module seien problemlos parallel<br />

verschaltbar.<br />

„Jedes Aggregat liefert rund 20 kW netto“, erklärt<br />

Iding, dafür würden pro Modul rund 330 kW Wärme<br />

benötigt. Davon stammen jeweils 240 kW aus dem<br />

Abgas und 90 kW aus dem Motorkühlwasser. Das ist<br />

im Sommer vollkommen unproblematisch, muss im<br />

Winter jedoch anlagenspezifisch angepasst werden.<br />

„In der kalten Jahreszeit kann eine neue Optimierung<br />

erforderlich sein“, vermutet Iding. Und er fügt hinzu:<br />

„Das Heißwasser, das mit rund 140 Grad Celsius (°C)<br />

aus dem Abgaswärmetauscher kommt, steht der ORC-<br />

Anlage immer vollständig zur Verfügung.“ Das Motorkühlwasser,<br />

das etwa 85 Grad besitzt, werde hingegen<br />

auch für die Beheizung der Fermenter benötigt.<br />

ePack kann dynamisch betrieben werden<br />

Die Aggregate laufen seit acht Jahren reibungslos mit<br />

thermophiler Vergärung bei 52 °C. „Im letzten Winter<br />

wurde es deshalb manchmal etwas eng“, sagt der Unomondo-Geschäftsführer.<br />

In diesem Jahr soll getestet<br />

werden, ob die Bakterien auch bei Temperaturen um<br />

etwa 48 °C noch wirkungsvoll arbeiten. „In den mesophilen<br />

Vergärungsbereich, der bei etwa 39 °C liegt,<br />

wollen wir aber nicht zurück“, verdeutlicht der Anlagenbetreiber.<br />

Für die Nachverstromung stellt das kein<br />

Problem dar, denn der ePack Air kann dynamisch und<br />

auch in Teillast gefahren werden. „Der Fermenter hat<br />

immer Priorität“, sagt Iding, genutzt werde dann nur<br />

die Wärme, die vorwiegend aus dem Abgas übrig bleibe.<br />

„Wenn weniger Wärme zur Verfügung steht, stellt sich<br />

unsere NV-Anlage automatisch darauf ein“, erklärt er.<br />

Der gesamte Strom (etwa 40 kW netto), den die beiden<br />

ORC-Anlagen erzeugen, wird für den Eigenverbrauch<br />

genutzt. „Wir haben einen Grundbedarf von 55 kW und<br />

konnten dadurch unseren Strombezug deutlich reduzieren“,<br />

berichtet Knapp. Zudem gebe es durch die<br />

Eigennutzung keine Schwierigkeiten mit der Bemessungsleistung.<br />

Mit allen Abgaben liege der Strombezugspreis<br />

bei etwa 16 Cent. „Wir verlieren zwar etwas<br />

Geld dadurch, fühlen uns aber besser aufgestellt für die<br />

Zukunft“, verdeutlicht der Anlagenbetreiber.<br />

Dass die Mehrerlöse aufgeteilt werden, stört den Gesellschafter<br />

der BGA nicht: Diese Risikofreiheit sei ihm<br />

wichtig und Orcan Energy dürfe sehr gerne Geld daran<br />

verdienen. „Wir wollten nicht wieder über eine längere<br />

Laufzeit investieren“, denn im Biogasbereich sei schon<br />

so viel versprochen und manchmal nicht eingehalten<br />

worden. „Weil sich die Gesetze ständig ändern und<br />

nicht wirklich planbar sind, entsteht ein permanentes<br />

Gefühl der Unsicherheit“, bedauert Knapp. Diese Verunsicherungen<br />

im Bereich der Erneuerbaren Energien<br />

gebe es schon seit vielen Jahren. „Wir könnten viel<br />

mehr investieren, erreichen und optimieren, wenn wir<br />

wüssten, dass es morgen noch gilt.“<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Freie Journalistin<br />

Hohlgraben 27 · 71701 Schwieberdingen<br />

Tel. 0 71 50/9 21 87 72<br />

Mobil: 01 63/232 68 31<br />

E-Mail: braesel@mb-saj.de<br />

www.mb-saj.de<br />

54


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

Ökologische Landwirtschaft<br />

Foto: NATURSTROM AG<br />

„Die Biogasanlage war die<br />

richtige Entscheidung“<br />

In Deutschland sind zurzeit rund 180 Biogasanlagen auf Höfen in Betrieb, die nach ökologischen<br />

Grundsätzen wirtschaften. Diese Betriebe erfüllen entweder die Bedingungen<br />

der EU-Ökoverordnung oder sie setzen die strengeren Vorgaben von Anbauverbänden wie<br />

beispielsweise Naturland oder Bioland um. Fest steht: Biogasanlagen helfen Ökobetrieben<br />

ganz wesentlich, ihr Nährstoffmanagement zu verbessern.<br />

Biogasanlage<br />

Hallerndorf, die fünf<br />

Ökobetriebe gemeinsam<br />

mit dem Düsseldorfer<br />

Energieversorger<br />

NATURSTROM AG<br />

betreiben.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Lothar Braun-Keller aus Leibertingen im Kreis<br />

Sigmaringen (Baden-Württemberg) ist Landwirt<br />

aus Leidenschaft. Er hat seinen Hof 1988<br />

auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt<br />

und gehört seitdem dem Biolandverband an.<br />

Er bewirtschaftet 250 Hektar und hält 120 Mastrinder.<br />

Seine erste Bio-Biogasanlage hat er 1996 mit einer installierten<br />

elektrischen Leistung von 45 kW in Betrieb<br />

genommen. Das Biogas hat er damals ausschließlich<br />

aus Stallmist produziert.<br />

„Ich war Mitte der Neunzigerjahre Jahre viel in Süddeutschland<br />

unterwegs und habe mir 40 bis 50 Biogasanlagen<br />

angesehen. Ich habe damals für den Landkreis<br />

Sigmaringen Biomasse kompostiert und Erfahrungen<br />

damit gesammelt. So begann ich den Versuch, meinen<br />

Stallmist zu kompostieren. Das funktionierte aber<br />

nicht zufriedenstellend. Zudem waren mir die Verluste<br />

an Stickstoff und Kohlenstoff zu hoch. Die Vergärung<br />

des Mistes in der Biogasanlage schien mir die bessere<br />

Option. Und so begann ich, diesen Betriebszweig aufzubauen“,<br />

blickt Braun-Keller zurück.<br />

Wärme fürs Gemeindenetz<br />

Heute liefert seine Biogasanlage, die in mehreren<br />

Stufen ausgebaut worden ist, Gas für 450 kW elektrische<br />

Leistung. 360 kW davon leistet ein sogenanntes<br />

Satelliten-BHKW, das im Ort Leibertingen steht. Die<br />

Abwärme des BHKW wird ins Nahwärmenetz der Gemeinde<br />

eingespeist. 50 Prozent des Wärmebedarfs im<br />

Netz deckt das Biogas-BHKW ab. Der Fermenter besitzt<br />

kein Rührwerk. Er ist nach dem Prinzip der Anlagenherstellers<br />

Sauter konzipiert. Das heißt, die Substratoberfläche<br />

im Fermenter wird über ein Pumpsystem und<br />

gesteuerte Düsen mit flüssigem Substrat beregnet, das<br />

unten aus dem Behälter entnommen wird. Bei dieser<br />

Umwälzung wird nicht vollständig durchmischt, sondern<br />

die verschiedenen Gärprozesse laufen in unterschiedlichen<br />

Zonen im Fermenter ab.<br />

Durch eine unterschiedliche Beregnungsintensität der<br />

Bereiche kann die Vergärung gesteuert werden. Da der<br />

Fermenter nicht vollständig homogenisiert wird, befinden<br />

sich aktive Biomassepartikel überwiegend im oberen<br />

Bereich des Fermenters, und bei der Entnahme aus<br />

der unteren Schicht wird fast nur ausgefaultes Substrat<br />

ausgetragen. Der Nachgärer ist allerdings mit einem<br />

Rührwerk ausgestattet.<br />

Besseres Nährstoffmanagement verbessert<br />

Erträge auf dem Acker<br />

„Die Biogasanlage war die richtige Entscheidung“,<br />

betont Braun-Keller, „schon im ersten Jahr nach der<br />

Integration der Biogasanlage in den Betrieb haben<br />

55


praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

wir durch das bessere Nährstoffmanagement auf den<br />

Ackerflächen 20 bis 30 Prozent höhere Erträge verzeichnen<br />

können.“ Die Gärrestdüngung auf dem Grünland<br />

habe ebenfalls positive Ertragseffekte gezeigt.<br />

Neben dem Stallmist vergärt der Landwirt 60 bis 65<br />

Prozent Gras beziehungsweise Kleegras und Luzerne.<br />

Manchmal setzt er auch Getreide-Ganzpflanzensilage<br />

(GPS) ein, wenn zum Beispiel Getreideflächen durch<br />

Hagelschlag beschädigt worden sind. 50 Prozent des<br />

eingesetzten Gärsubstrats kommt vom eigenen Betrieb.<br />

Die andere Hälfte bezieht der Familienbetrieb von bis<br />

zu 15 anderen Lieferanten, von denen die meisten Biobetriebe<br />

sind. 90 Prozent des Inputmaterials stammt<br />

von Ökobetrieben.<br />

„Wenn wir das Kleegras wie in viehlosen Ökobetrieben<br />

üblich nur mulchen und auf der Fläche liegen lassen,<br />

dann sind die Ammoniak- und Kohlenstoffverluste insgesamt<br />

viel höher, als wenn wir die Aufwüchse in der<br />

Biogasanlage einsetzen. Es gibt einen leicht flüchtigen<br />

Kohlenstoffanteil, der in den ersten zehn Tagen abgebaut<br />

wird. Egal, ob wir die Biomasse vergären oder auf<br />

dem Acker biologisch umsetzen lassen. Insofern ist die<br />

Vergärung kein Problem“, erklärt der Praktiker, der im<br />

Biolandverband Sprecher war des Fachausschusses regenerative<br />

Energien und dessen Ausschussmitglied er<br />

immer noch ist.<br />

Im Gegenteil. Er erreicht in seinem Betrieb eine bessere<br />

Stickstoffverfügbarkeit, produziert dadurch mehr<br />

Pflanzenmasse, erhöht dadurch auch die Wurzelbiomasse<br />

im Boden, entzieht der Atmosphäre damit mehr<br />

CO 2<br />

und lagert mehr Kohlenstoff im Boden ein, was<br />

sich in Verbindung mit der Gärrestdüngung positiv auf<br />

den Humusgehalt des Bodens auswirkt.<br />

Vom neuen EEG enttäuscht<br />

Vom neuen EEG <strong>2017</strong> ist die Familie Braun-Keller<br />

enttäuscht, denn es bietet auch ökologisch wirtschaftenden<br />

Höfen keine Möglichkeit, neue Biogasanlagen<br />

wirtschaftlich zu betreiben. „Auch Bestandsanlagen,<br />

die aus der EEG-Festvergütung nach 20 Jahren rausfallen,<br />

werden ohne mindestens 30 bis 50 Prozent Wärmenutzungsgrad<br />

keine Chance haben“, prognostiziert<br />

er. Demnächst wird er ein weiteres Nahwärmenetz mit<br />

dem Rest seiner BHKW-Abwärme versorgen. Zusätzlich<br />

soll ein Holzhackschnitzel-Heizkessel auf seinem Hof<br />

aufgestellt werden, der dann ebenfalls in das Nahwärmenetz<br />

einspeist. Der umtriebige Landwirt kann sich<br />

aber auch vorstellen, aus seinem Biogas Kraftstoff zu<br />

machen. Seine Überlegungen gehen in Richtung Methanol.<br />

Der Brennwert sei zwar nur halb so hoch wie<br />

bei Diesel, dafür könne er aber diesen Kraftstoff mit<br />

nur geringen Modifikationen des Dieselaggregats nutzen.<br />

Oberste Priorität auf dem Hof der Familie Braun-<br />

Keller hat aber die Nahrungsmittelproduktion. Die<br />

Energieerzeugung aus Biogas müsse der Nahrungsmittelproduktion<br />

dienlich sein. Braun-Keller zeigt, dass<br />

die intelligente Verknüpfung zwischen Nahrungs- und<br />

Energieerzeugung unter Bedingungen der ökologischen<br />

Landwirtschaft möglich ist.<br />

Anlage auf Naturland-Betrieb<br />

Die positiven Seiten der Biogasanlagen in der ökologischen<br />

Landwirtschaft kennt auch Arthur Stein vom<br />

Scharlhof in Röhrmoos im oberbayrischen Landkreis<br />

Dachau nördlich von München. Stein ist 1986 dem<br />

Naturlandverband beigetreten. Er bewirtschaftet heute<br />

rund 230 Hektar ökologisch. In der Viehhaltung betreibt<br />

er Färsenaufzucht für andere ökologisch wirtschaftende<br />

Milchviehbetriebe.<br />

Seine Biogasanlage ging 2010 ans Netz mit einer elektrischen<br />

Leistung von 2 x 100 kW. Die beiden BHKW<br />

stehen an der Biogasanlage. Über eine Leitung werden<br />

die örtliche Grundschule, der Kindergarten, der Kinderhort<br />

sowie der Hof selbst mit Abwärme der Biogasanlage<br />

versorgt. „Als flächenstarker Betrieb haben wir uns<br />

die Frage gestellt, was wir mit den Kleegrasaufwüchsen<br />

sinnvoll machen können. Die Biogasproduktion ist ein<br />

gutes Konzept, weil wir die Nährstoffe aus dem Kleegras<br />

so besser einsetzen können. Zudem stellt die Biogasanlage<br />

eine zusätzliche Einkommensquelle dar, und<br />

wir erreichen betrieblich eine gewisse Unabhängigkeit<br />

von fremden Energiequellen“, beschreibt Stein einige<br />

der Vorteile.<br />

Ursprünglich sollte die Biogasanlage mit Gras und<br />

Gülle betrieben werden. „Wir haben versucht, von umliegenden<br />

Betrieben Gras einzusetzen. Im Gegenzug<br />

sollte der Gärdünger dann zurück auf die Flächen. Das<br />

Ganze ist aber aus Wirtschaftlichkeitsgründen grenzwertig.<br />

Das Gras zu ernten ist teuer und nicht so rentabel.<br />

Zudem ist Gras schwer vergärbar. Die gesamte<br />

Einbring- und Rührtechnik muss darauf ausgelegt sein,<br />

insbesondere die Rührtechnik ist vom Material und den<br />

Elektromotoren her stärker auszulegen“, gibt Stein zu<br />

bedenken.<br />

Um die Rentabilität zu verbessern setzt er bis zu 30<br />

Prozent Silomais beziehungsweise Getreide-Ganzpflanzensilage<br />

aus konventionellem Anbau ein. Das<br />

darf er mindestens noch bis zum Jahr 2020. Danach<br />

sollen laut den aktuellen Statuten des Naturlandverbandes<br />

keine Rohstoffe mehr aus der konventionellen<br />

Landwirtschaft eingesetzt werden dürfen. „Für uns ist<br />

diese Menge an Fremdsubstrat aber genau richtig, weil<br />

wir mit dem Mais die Betriebssicherheit der Anlage gewährleisten.<br />

Wir setzen mehr Mais im Winter ein, aber<br />

auch nicht zu 100 Prozent. Der Mais liefert im Winter<br />

das Gas für die hohe Auslastung der BHKW, damit wir<br />

auch das Wärmenetz bedienen können“, erklärt Arthur<br />

Stein.<br />

Das Kleegras mäht er viermal im Jahr und siliert es ein.<br />

Die Biogasanlage liefert ihm so viele Nährstoffe, dass er<br />

nicht nur seine Ackerfrüchte versorgen, sondern auch<br />

die Kleegrasflächen düngen kann. Sein Futtergetreide<br />

gibt er zum Teil an einen Biobetrieb mit Putenmast ab.<br />

Der hat ebenfalls eine Biogasanlage. Von dort bekommt<br />

56


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

Stein auch Gärdünger zurück auf seine Flächen. So fließen<br />

die Nährstoffe nicht vom Betrieb Stein ab, sondern<br />

kommen auch wieder zurück, sodass der Kreislauf geschlossen<br />

ist.<br />

Beim Verkauf seiner Kartoffeln sowie seines Nahrungsgetreides<br />

fließen dagegen die Nährstoffe nicht wieder<br />

zurück, weil der Klärschlamm aus Siedlungsabwässern<br />

nicht auf die Flächen der Biobetriebe gebracht werden<br />

darf. Stein ist sich sicher, dass im Biobereich schon<br />

noch einige Betriebe gerne eine Biogasanlage bauen<br />

würden. Aber unter dem aktuellen EEG <strong>2017</strong> gehe<br />

das ökonomisch nicht mehr. Es sei auch zu befürchten,<br />

dass Bestandsanlagen in Biobetrieben nach dem<br />

Auslaufen ihres Vergütungszeitraumes wegen fehlender<br />

wirtschaftlicher Perspektiven stillgelegt werden.<br />

Foto: Privat<br />

Studienergebnisse<br />

Mit der Errichtung von Biogasanlagen in ökologisch<br />

wirtschaftenden Betrieben sind vielfältige Begleitwirkungen<br />

verbunden. Bei Versuchen in Gießen und<br />

Hohenheim wurden diese Begleitwirkungen näher erforscht.<br />

Die Ergebnisse hat Dr. Kurt Möller von der Uni<br />

Hohenheim 2011 in einer Publikation zusammengefasst,<br />

die hier in Auszügen widergegeben werden:<br />

Viehlose Anbausysteme – In viehlosen Öko-Anbausystemen<br />

ermöglicht die Vergärung die Erzeugung mobiler<br />

Düngemittel. Die veränderte Bewirtschaftung bewirkte<br />

eine signifikante Erhöhungen der Erträge der Nicht-Leguminosen<br />

(+16 %), und ihrer N-Aufnahmen (+19 %)<br />

und eine signifikante Erhöhung der Rohprotein-Gehalte<br />

des Getreides (+0,6 % absolut) sowie eine Verminderung<br />

des Nitratauswaschungspotenzials (ca. 20 %) und<br />

eine Verminderung bodenbürtiger Lachgasemissionen<br />

(ca. 40 %).<br />

Die Ursachen hierfür lagen in höheren N-Inputs via<br />

biologischer N2-Fixierung, in einer gleichmäßigeren<br />

N-Bereitstellung innerhalb der Fruchtfolge ( Gesetz<br />

des abnehmenden Ertragszuwachses), in einer höheren<br />

N-Versorgung der Nicht-Leguminosen zu Lasten der<br />

Leguminosen sowie in einer höheren N-Wirksamkeit<br />

der vergorenen Gärreste im Vergleich zum Ausgangssubstrat.<br />

Die Vergärung von Ernteresten aus viehlosen<br />

Fruchtfolgen ermöglichte somit eine „sichere“ N-Zwischenlagerung<br />

während des Winters und eine günstigere<br />

Verteilung des Stickstoffs im Anbausystem.<br />

Vieh haltende Anbausysteme – In den Vieh haltenden<br />

Anbausystemen zeigte der Vergleich des Stallmistsystems<br />

versus unvergorene Gülle niedrigere Erträge<br />

(-5 %) und eine geringere N-Aufnahme (-8 %) im Stallmistsystem.<br />

Zugleich war im Stallmistsystem die Nitratauswaschungsgefahr<br />

(+6 %) und die gesamte Höhe<br />

der gasförmigen N-Verluste (+19 %) höher.<br />

Die alleinige Vergärung von Gülle zeigte im Vergleich zu<br />

unvergorener Gülle keine Auswirkungen auf N-Erträge<br />

bei Kopfdüngung. Eine signifikante Wirkung auf Erträge<br />

wurde nur bei sofortiger Einarbeitung gemessen.<br />

Es wurden keine Auswirkungen auf die Nitratauswaschungsgefahr<br />

festgestellt. Die Ammoniakverluste nach<br />

der Ausbringung vergorener Gülle waren jedoch höher.<br />

Die Einbeziehung von Nebenernteprodukten (z. B.<br />

Aufwüchse von Zwischenfrüchten, Abfallkartoffeln<br />

etc.) bewirkte eine erhebliche Erhöhung des mobilen<br />

N-Düngerpools (+54 %), eine Reduzierung der Nitratauswaschungsgefahr<br />

(-8 %) und eine effizientere N-<br />

Verwertung durch Nicht-Leguminosen (+12 %).<br />

Im Hinblick auf die Klimabilanz des gesamten Anbausystems<br />

waren im Vieh haltenden System die berechneten<br />

Klimagasemissionen je Hektar Ackerland<br />

im Stallmistsystem am höchsten. Für das Güllesystem<br />

wurden deutlich niedrigere Emissionen berechnet, dieser<br />

Unterschied liegt<br />

zuvorderst an den<br />

„Für uns ist diese Menge an<br />

Fremdsubstrat aber genau<br />

richtig, weil wir mit dem Mais<br />

die Betriebssicherheit der<br />

Anlage gewährleisten“<br />

hohen Lachgasemissionen,<br />

die nach<br />

heutigem Stand des<br />

Wissens aus offenen<br />

Stallmistmieten entweichen.<br />

Die Vergärung von<br />

Gülle führt zu einer<br />

weiteren Verbesserung<br />

der Klimagasbilanz<br />

durch eine Vermeidung von Spurengasemissionen<br />

während der Lagerung (z. B. Methan) und aufgrund der<br />

Gutschriften als Folge der Einsparung von fossilen Energieträgern.<br />

Noch günstiger ist die Klimagasbilanz, wenn<br />

Zwischenfrüchte und Erntereste in das Vergärungskonzept<br />

integriert werden.<br />

Zu empfehlen ist an dieser Stelle der sehr ausführliche<br />

Abschlussbericht zum Verbundvorhaben Biogasanlagen<br />

im Ökolandbau, Teilvorhaben 1 bis 3, das von der Fachagentur<br />

Nachwachsende Rohstoffe mit Mitteln des Bundeslandwirtschaftsministeriums<br />

gefördert worden ist.<br />

Der Bericht wurde im September 2015 veröffentlicht.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Landwirt Arthur Stein<br />

vor seiner 2010 errichteten<br />

Biogasanlage<br />

auf seinem ökologisch<br />

bewirtschafteten Hof.<br />

Arthur Stein<br />

57


Praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Vor der Toreinfahrt der<br />

Biogasanlage Lebrade-<br />

Rixdorf.<br />

„Wir wollen<br />

dabei bleiben“<br />

Die Investitionen sind groß. Dennoch rechne sich die fünffache Überbauung des bestehenden<br />

Biogasmotors für den Flex-Betrieb, sagen die Anlagenbetreiber. Garant dafür sind eine<br />

maximale Wärmenutzung sowie ein optimales Zusammenspiel von Motoren, Einspeisemanagement<br />

und Gas- bzw. Wärmespeichern.<br />

Von Dierk Jensen<br />

Ein sonniger Tag im August auf Gut Rixdorf.<br />

Nach einigen Regentagen ist es im Ort zwischen<br />

Kiel und Plöner See wieder trocken.<br />

Die Mähdrescher rücken aus den Maschinenhallen<br />

aus, sind auf den Feldern im<br />

Einsatz. Die Ernte nimmt wieder Fahrt auf, Raps und<br />

Weizen werden auf dem 1.600 Hektar großen Betrieb<br />

der Agricola GbR gedroschen. Unterdessen läuft die<br />

gutseigene Trocknungsanlage auf Hochtouren.<br />

Nur ein paar 100 Meter entfernt befindet sich das<br />

Schwesterunternehmen, die Biogasanlage der Bioenergie<br />

Lebrade-Rixdorf GmbH & Co. Anlagenfahrer Stefan<br />

Bern schließt die Tür des großen Containers auf,<br />

in dem seit Sommer 2016 ein 2-Megawatt-Gasmotor<br />

vom Hersteller Jenbacher untergebracht ist. Kein Motorenlärm<br />

ist zu hören. Stattdessen Stille. Das Aggregat<br />

steht. „Der Motor lief heute Morgen von 7.00 bis 10.00<br />

Uhr, jetzt bleibt der Motor bis zum späten Nachmittag<br />

abgestellt, dann wird er wieder hochgefahren“, erklärt<br />

Bern den Flex-Betrieb.<br />

Der beeindruckende Motor ist eine von mehreren Investitionen,<br />

die notwendig waren, um die im Jahr 2011 mit<br />

einem 550 kW großen BHKW gestartete Biogasanlage<br />

für einen zukunftsgewandten Flex-Betrieb fit zu machen.<br />

Dabei ging es nicht nur um die netzkompatible<br />

Stromproduktion, sondern zugleich auch um eine bedarfsgerechte<br />

Wärmeerzeugung – sowohl für die gutseigenen<br />

Gebäude in Rixdorf als auch im benachbarten<br />

Lebrade, sodass inzwischen mehr als 90 Gebäude in<br />

der Gemeinde mit der Abwärme der Biogasanlage sicher<br />

versorgt werden.<br />

Viele Anpassungen notwendig<br />

All das erforderte eine vollständige Neukonzeptionierung<br />

der bestehenden Anlage. Neben dem 2-MW-Motor<br />

und einem neuen Trafo mussten auch ein neuer Wärmespeicher<br />

und ein neuer Gasspeicher mit einem gänzlich<br />

neuen Rohrsystem errichtet werden. Als Berater für die<br />

Positionierung des Stromverkaufs kauften sich die Rixdorfer<br />

zusätzlich Fachleute von der GesamtBetriebs-<br />

Beratung Landwirtschaft (GBB) ein. Ganz abgesehen<br />

davon erforderte die fünffache Überbauung der alten<br />

Anlage ein aufwändiges Genehmigungsverfahren, außerdem<br />

musste die Software komplett neu konfiguriert<br />

werden. Für all dies mussten die Rixdorfer Biogaserzeuger<br />

tief in die Tasche greifen. Rund 2 Millionen Euro In-<br />

58


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Praxis<br />

Blick über die Fermenter<br />

respektive Gasspeicher hin zum<br />

Kirchturm von Lebrade.<br />

Fotos: Dierk Jensen<br />

Der neue 15.500 m 3 Gasspeicher ist<br />

Garant für die Flexibilisierung.<br />

vestitionssumme stehen zu Buche, rund 180.000 Euro<br />

flossen für das Pilotprojekt aus staatlichen Töpfen.<br />

Trotz dieses hilfreichen Fördergeldes ist das eine Stange<br />

Geld, das sieht Wilken von Behr, Betriebsleiter der<br />

Agricola GbR und zugleich Chef der Biogasanlage, ohne<br />

Umschweife ebenso. „Aber wir wollten unbedingt dabei<br />

bleiben, nicht nur 20 Jahre“, bekennt sich von Behr in<br />

seinem Büro im historischen Gutshaus zu einer langfristigen<br />

Biogas-Perspektive. Dabei sei der Motor mit<br />

der Flexprämie von jährlich 130 Euro pro Kilowatt über<br />

eine Laufzeit von 10 Jahren schon nach 7 Jahren bezahlt,<br />

rechnet er vor.<br />

Die übrige Million für die Peripherie nimmt dagegen<br />

eine längere Laufzeit in Anspruch. Sein Credo deshalb:<br />

„Die Zukunft liegt nicht in der Flexibilisierung, sondern<br />

in der bleibenden Flexibilisierung!“ Während er<br />

dies sagt, wandern seine Augen auf das Display seines<br />

Smartphones, das auf dem Arbeitstisch liegt. Es gibt<br />

ihm über eine App einen genauen Einblick ins Geschehen<br />

der Biogasanlage. „Der Umbau hin zu einer flexiblen<br />

Fahrweise und einer neuen Software und moderner<br />

Kommunikationstechnik bringt uns neben allen<br />

wirtschaftlichen Vorzügen noch einen großen Vorteil“,<br />

räumt von Behr frank und frei ein, „wir sind früher bei<br />

Störmeldungen immer aus dem Büro gerannt, waren<br />

permanent in Stress,<br />

das ist jetzt nicht<br />

„Das war alles goldrichtig,<br />

was wir gemacht haben“<br />

mehr der Fall.“<br />

Biogas 4.0 in Rixdorf?<br />

Ein bisschen<br />

schon. Stellvertretend<br />

steht dafür der<br />

große Gasspeicher<br />

mit 15.500 Kubikmeter<br />

Fassungsvermögen, der direkt neben den<br />

Fermentern steht. „Die Moschee“ wird der 20 Meter<br />

hohe Gasspeicher aufgrund seiner Größe und seiner<br />

gewölbten Gestalt von manchem Anwohner in der Um-<br />

Bürgermeister Jörg Pruß<br />

„ Er wollte wieder ohne!<br />

Da habe ich nein gesagt!“<br />

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59


Praxis<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Betriebsleiter Wilken<br />

von Behr in seinem<br />

Büro.<br />

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gebung scherzhaft genannt.<br />

Ob der Bürgermeister von Lebrade,<br />

Jörg Pruß, auch diesen<br />

Ausdruck benutzt, bleibt sein<br />

Geheimnis. Dafür sagt er eines<br />

gerne mit Nachdruck: „Das war alles goldrichtig, was<br />

wir gemacht haben.“ Damit meint er die Gründung der<br />

Genossenschaft Bioenergieversorgung Lebrade im Jahr<br />

2010, deren Vorsitzender er heute ist.<br />

Die Genossenschaft besteht aus mittlerweile mehr als<br />

70 Hausbesitzern, die von der benachbarten Biogasanlage<br />

insgesamt rund 1,2 Millionen Kilowattstunden<br />

Wärme im Jahr beziehen. In eigener Regie planten und<br />

bauten die Genossen ein Wärmenetz, wofür sie 600.000<br />

Euro EU-Mittel einwerben konnten. Bei der Verlegung<br />

der Wärmerohre wurde huckepack ein Breitbandkabel<br />

eingegraben; damit brachten die Entrepreneure für Biogaswärme<br />

schnelles Internet nach Lebrade.<br />

„Die Bürger sind dabei“, freut<br />

sich Sozialdemokrat Pruß über eine<br />

Zwei-Drittel-Anschlussrate. Dies ist<br />

sicherlich auch dem günstigen Hausanschluss<br />

inklusive Wärmetauscher<br />

für eine Einmalzahlung von 750 Euro<br />

geschuldet. Darüber hinaus ist der Wärmepreis<br />

von 8 Cent pro Kilowattstunde,<br />

den die Wärmeabnehmer an die Genossenschaft<br />

zu entrichten haben, überzeugend, zumal<br />

Kosten für Schornsteinfeger, Wartung und Rücklagen<br />

weggefallen. „Wir haben die Klimaziele von 2050 schon<br />

heute erfüllt“, stellt der Bürgermeister zufrieden fest.<br />

Kirche heizt mit Öl<br />

Nur die Kirche im Ort hat sich nicht beteiligen wollen,<br />

weil Biogas aus Energiepflanzen nicht in ihr ethisches<br />

Konzept passe, bedauert er, stattdessen hat sich die<br />

Lebrader Kirchengemeinde für eine neue 15.000 Euro<br />

teure Ölheizung für ihr Gotteshaus entschieden. „Oh,<br />

mein Gott!“, möchte man den ostholsteinischen Protestanten<br />

entgegenhalten, geht so irdische Energiewende?<br />

Während hier und da offenbar noch Widersprüche<br />

herrschen, sind die Betreiber der Bioenergie Lebrade-<br />

Rixdorf mit einer Jahresproduktionsmenge von rund<br />

4,8 Millionen Kubikmeter Biogas schon längst in der<br />

Gegenwart angekommen. Sie sind in den hochflexiblen<br />

und preisvolatilen Strommarkt eingestiegen, leisten<br />

Netzstabilität und kommen obendrein im ersten Betriebsjahr<br />

auf eine Wärmenutzung von 83 Prozent. „Wir<br />

wollen noch besser werden, unser Ziel ist, auf über 90<br />

Prozent zu kommen“, blickt von Behr ehrgeizig auf die<br />

nächsten Jahre und hofft auch, dass auf der Stromseite<br />

noch höhere Erlöse als bisher winken.<br />

So hat er die Vermarktung des Stroms in die Hände des<br />

Stromhändlers Neas gelegt, der in der dänischen Stadt<br />

Aalborg seine Geschäfte abwickelt. Neas hat im virtuellen<br />

Kraftwerk nach eigenen Angaben Kraft-Wärme-<br />

Kopplungsanlagen im Volumen von 6.000 Megawatt<br />

gebündelt und vermarktet diese an der Börse. Neas gibt<br />

auch den Erzeugungsfahrplan für das BHKW in Rixdorf<br />

vor. Dabei spielt der großdimensionierte Gasspeicher<br />

hinsichtlich einer tatsächlich wirtschaftlichen Flexibilisierung<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Gas kann 56 Stunden gespeichert werden<br />

„Unsere Altanlage mit 500 kW, unsere Bemessungsgrundlage,<br />

erzeugt pro Stunde rund 275 Kubikmeter<br />

Biogas. Wir können dieses Gas rund 56 Stunden lang<br />

speichern, ohne dass wir Strom erzeugen“, verrät von<br />

Behr und verweist auf ein Wochenende hin, das genau<br />

diese Zeitspanne abdeckt. Aber nicht nur die richtigen<br />

Dimensionen der Speicher sind bedeutsam, sondern<br />

auch die technischen Detail-Innovationen, die in den<br />

Schnittstellen zwischen Gasspeicher, Motor und Wär-<br />

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60


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

mespeicher umgesetzt worden sind, tragen<br />

zum wirtschaftlichen Gelingen bei, so von<br />

Behr weiter. Nicht unerwähnt sollte bleiben,<br />

dass der Wirkungsgrad des 2-MW-Motors<br />

bei bemerkenswerten 44 Prozent liegt<br />

und damit wesentlich weniger Gas die gleiche<br />

Stromleistung im Vergleich zu älteren<br />

und kleineren Modulen erzielt. Damit nun<br />

die effizienten Motoren den Flex-Betrieb<br />

auch gut bewältigen, hat Anlagenfahrer<br />

Stefan Bern die Gaskühlung ständig im<br />

Blick. Das Gas muss im Temperaturbereich<br />

zwischen 25 und 30 Grad Celsius vor dem<br />

Verdichter ankommen, damit jegliche Kondensation<br />

vermieden wird. Zudem halten<br />

die Betreiber den Jenbacher bei 65 Grad<br />

Celsius warm, damit er die Starts von Null<br />

auf Hundert auch gut verkraftet.<br />

„Starten und Stoppen wird im kommunalen<br />

Klärgasbereich seit jeher betrieben,<br />

damit kommen unsere Motoren gut klar“,<br />

verweist Joachim Pott auf einen großen<br />

Erfahrungsschatz des Herstellers. Der<br />

Vertriebsleiter von Jenbacher für Norddeutschland<br />

verschweigt allerdings auch<br />

nicht, dass sowohl Anlasser als auch diverse<br />

Lager (Pleuel, Kurbelwelle etc.) bei<br />

einem Flex-Betrieb höheren Abnutzungen<br />

ausgesetzt sind und früher ausgetauscht<br />

werden müssen.<br />

Auf der Suche nach günstigeren<br />

Inputstoffen<br />

Aber nicht nur die Technik und die Flexibilisierung<br />

haben Behr und Bern im Blick.<br />

Ebenso versuchen sie, die Gärbiologie<br />

noch weiter zu verbessern. Gegenwärtig<br />

werden die Fermenter täglich mit rund 4<br />

Tonnen Hühnertrockenkot, 10 Kubikmetern<br />

Gülle und 22 Tonnen Mais gefüttert.<br />

Der Methan-Gehalt im Biogas liegt aber<br />

bei bescheidenen 52,5 Prozent. Das sei<br />

durchaus steigerungsfähig, wissen der<br />

62-jährige Betriebsleiter und sein Anlagenfahrer,<br />

der als Bauernsohn und gelernter<br />

Heizungsbauer ein Verständnis für alle<br />

Aspekte der Biogasproduktion mitbringt.<br />

Beide sind daher offen gegenüber neuen<br />

Fütterungsmethoden, die eventuell für<br />

noch höhere Methan-Erträge sorgen. Darüber<br />

hinaus schielt von Behr nach noch<br />

günstigeren Inputstoffen.<br />

Doch mag er Langzeitprognosen nicht<br />

mehr abgeben, zu oft schon sind diese<br />

durch plötzliche Wechsel in der Politik<br />

oder auch durch globale Verwerfungen widerlegt<br />

worden. Dabei kann von Behr auf<br />

einen langen Erfahrungsschatz als Energiewirt<br />

zurückblicken. Denn schon weit vor<br />

dem Bau der Biogasanlage beschäftigte er<br />

sich mit nachhaltiger Energieerzeugung<br />

aus eigener Kraft. Sein Fokus lag aber zu<br />

Beginn gar nicht auf Biogas, sondern vielmehr<br />

auf holzige Biomasse, genauer gesagt<br />

auf Holzhackschnitzel. So baute der<br />

Betriebsleiter des Rixdorfer Gutes im Jahr<br />

2006 einen Holzhackschnitzelkessel, in<br />

dem ein Teil des anfallenden Schnittholzes<br />

von rund 80 Kilometer Feldbaumreihen (in<br />

Schleswig-Holstein „Knicks“ genannt) und<br />

die Biomasse von 36 Hektar schnellwachsendem<br />

Gehölz eingefahren wird. Früher<br />

beheizte der Holzhackschnitzelkessel die<br />

Getreidetrocknung und die Gebäude des<br />

Gutes, das urkundlich zum ersten Mal im<br />

14. Jahrhundert erwähnt wurde und heute<br />

im Eigentum von Graf von Westphalen und<br />

Käthe Hirschberg ist.<br />

Heute liefert die Biogasanlage die Wärme,<br />

während der Holzhackschnitzelkessel<br />

für die Lastspitzen zuständig ist. Zudem<br />

trocknet die Abwärme der Biogasanlage die<br />

vom landwirtschaftlichen Betrieb erzeugten<br />

Holzhackschnitzel in einer großen, mit<br />

Photovoltaik bedachten Lagerhalle. Von<br />

dort wird das getrocknete Brennmaterial<br />

zum 15 Kilometer entfernten Kessel eines<br />

Krankenhauses in Bad Malente transportiert.<br />

Zwar funktioniert die Wärmelieferung<br />

mit fester Biomasse, doch sieht von Behr<br />

für den Anbau von schnellwachsendem<br />

Gehölz im größeren Stil – entgegen einst<br />

gehegter Hoffnungen – keine große Zukunft<br />

mehr, wenngleich sie eine nicht wegzudenkende<br />

Größe in der Wärmewende seines<br />

Betriebes und der Gemeinde Lebrade ist.<br />

Trotz einiger Rückschläge besteht kein<br />

Zweifel: Wenn von Behr in einigen Jahren<br />

die Verantwortung für Landwirtschaft und<br />

Energieerzeugung an Jüngere abgeben<br />

wird, dann hat er sich in Sachen Energiewende<br />

nichts vorzuwerfen: Er hat die außerordentlichen<br />

Chancen, die ihm der begüterte<br />

Betrieb bot, voll ausgeschöpft. Er hat<br />

vielen demonstriert, wie ein Zusammenspiel<br />

von Photovoltaik, fester Biomasse und<br />

Biogas zukunftsfähig funktionieren kann.<br />

Autor<br />

Dierk Jensen<br />

Freier Journalist<br />

Bundesstr. 76 · 20144 Hamburg<br />

Tel. 040/40 18 68 89<br />

E-Mail: direk.jensen@gmx.de<br />

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Tel. 030 2758179-0<br />

Fax 030 2758179-29<br />

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Gasspeicher: Anforderungen<br />

30<br />

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Energiekonzepte in Kommunen und<br />

Regionen. Zahlreiche Wärmenetze, die<br />

teilweise genossenschaftlich betrieben<br />

werden, unterstreichen dieses Potenzial.<br />

Regionale Wertschöpfung<br />

Biogasanlagen produzieren dort Energie,<br />

wo sie gebraucht wird: In den Regionen.<br />

Das Geld für den Bau, den Betrieb und<br />

die Instandhaltung der Anlagen bleibt<br />

vor Ort – und fließt nicht in die Taschen<br />

der Ölmultis. Das sichert die regionale<br />

Energieversorgung und ist ein aktiver<br />

Beitrag zur Friedenspolitik.<br />

Faltblatt<br />

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Der Fachverband Biogas e.V. ist mit über<br />

4.800 Mitgliedern die größte deutsche<br />

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Biogas-Branche.<br />

Ziel der Verbandsarbeit ist es, die Biogaserzeugung<br />

und -nutzung für die bundes weite<br />

Strom-, Wärme- und Kraftstoff versorgung zu<br />

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zur Biogasnutzung<br />

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Biogas ist der vielseitigste erneuerbare Energieträger. Das umweltfreundliche<br />

Gas kann sowohl zur Strom- und Wärmegewinnung wie<br />

auch als Kraftstoff eingesetzt werden. Damit ist Biogas eine wichtige<br />

Säule für die bürgernahe und bezahlbare Energiewende!<br />

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Biogas versorgt schon heute Millionen Haushalte in<br />

Deutschland mit klimafreundlichem Strom. Bei der<br />

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62


Um die Erderhitzung zu stoppen müssen wir auf Erneuerbare Energien umsteigen.<br />

Sonne und Wind stehen uns unbegrenzt und kostenlos zur<br />

Verfügung. Aber nicht immer. Deshalb brauchen wir zusätzliche regenerative<br />

Quellen, die verlässlich zur Verfügung stehen. So wie Biogas.<br />

Das in den Fermentern bei der Vergärung von Gülle, Bioabfall und<br />

Energiepflanzen entstehende Gas kann gespeichert und je nach Bedarf<br />

kurzfristig in Strom und Wärme umgewandelt werden. So wird der<br />

Wind- und Solarstrom genutzt, wenn er entsteht - und Biogas springt ein,<br />

sobald Sonne und Wind eine Pause machen.<br />

Die Biogasanlage Biogas GmbH hat zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) mit<br />

einer Leistung von je 250 kW. Darin wird aus Biogas Strom und Wärme<br />

erzeugt.<br />

Die Kraftwerke werden von den Stadtwerken XY ferngesteuert. Je nach<br />

Strombedarf können sie an- oder abgeschaltet werden. Wenn das<br />

Stromnetz voll ist, wird das Biogas in der Kuppel des Fermenters<br />

gespeichert. Und wenn Strombedarf besteht, können die BHKWs<br />

innerhalb weniger Sekunden ihre maximale Leistung von 500 kW abrufen.<br />

Biogasanlage Biogas GmbH<br />

Planeten.<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

6<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

2<br />

1<br />

9<br />

3<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

8<br />

11<br />

3<br />

Erdgasnetz<br />

10<br />

Strom<br />

Wärme<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

6<br />

5<br />

7<br />

8<br />

8<br />

1<br />

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8<br />

1 Lager für die zu vergärende Bioma se<br />

2 gf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigung systeme für die zu ver­<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Bioma se in die Fermenter bzw.<br />

(Silo, Annahmeste le, Gü legrube)<br />

gärende Bioma se oder Reststo fe<br />

aus diesen heraus<br />

ma se<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Ga speicher zur kurz­ und mi telfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

6<br />

Wärme<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfa st folgende Komponenten:<br />

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1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Bioma se<br />

(Silo, Annahmeste le, Gü legrube)<br />

2 gf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

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Bioma se oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Bioma se in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Bioma<br />

se<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Ga speicher zur kurz­ und mi telfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigung systeme zur<br />

Entschwefelung und Entwä serung<br />

11 gf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte ( gf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flü sigtrennung, Trocknung,<br />

Pe letierung etc.)<br />

1<br />

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10<br />

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Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

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(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pe letierung etc.)<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmeste le, Gü legrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />

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Biomasse oder Reststo fe<br />

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die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

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4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Bio-<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

6 Gasspeicher zur kurz- und mi telfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur Entschwefelung<br />

und Entwässerung<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

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10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom- und Wärmeproduktion<br />

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Um wandlung von Biogas zu Bio-<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

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8<br />

11<br />

Strom<br />

10<br />

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Fast jede Pflanze kann in Biogasanlagen vergoren und zu Strom<br />

und Wärme umgewandelt werden – auch jene, die in der Lebensund<br />

Futtermittelproduktion keine Verwendung finden.<br />

Das bei der Energieerzeugung freigesetzte CO 2 entspricht in etwa<br />

der Menge, die die Pflanzen während Ihres Wachstums gebunden<br />

haben.<br />

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Biogas trägt dazu bei, dass unsere Felder bunter und artenreicher<br />

werden. Blühende Pflanzen sehen nicht nur schön aus, sie bieten<br />

vor allem Lebensraum für Insekten und Wildtiere und verbessern<br />

die Bodengesundheit.<br />

Die Pflanzen benötigen in der Regel keine Pflanzenschutzmittel,<br />

schonen die Umwelt und schützen den Boden vor Auswaschung.<br />

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wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

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Biomasse oder Reststoffe<br />

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die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

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5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring- / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

6<br />

6<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Wärme<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom- und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest-/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

FV Anlagenschild A0 quer.indd 1 11.02.16 16:10<br />

6<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Wärme<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Wärme<br />

11<br />

Strom<br />

11<br />

11<br />

Erdgasnetz<br />

10<br />

Strom<br />

Strom<br />

Erdgasnetz<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

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10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

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(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

10<br />

10<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

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Franken-Therme Bad Winsheim<br />

Biogas Wärme<br />

Die Franken-Therme ist an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Bad<br />

Windsheim angeschlossen. 30 Prozent des Wärmeangebotes der Stadtwerke<br />

werden von der Biogasanlage der Bio-Energie Bad Windsheim<br />

erzeugt.<br />

Als Kunde der Stadtwerke profitiert die Franken-Therme direkt von der<br />

umwelt- und klimafreundlichen Wärmegewinnung aus Biogas. So<br />

werden die Thermal-Badelandschaft, das Dampferlebnisbad und die<br />

Sauna zu rund einem Drittel mit Biogaswärme beheizt.<br />

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„So funktioniert eine Biogasanlage“<br />

Zeigen Sie Wanderern und Gästen die Funktionsweise<br />

einer Biogasanlage<br />

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Klimaschutz. .<br />

Die Erderhitzung ist die größte Bedrohung für den Fortbestand unseres<br />

Wir müssen unser Klima schützen und den Ausstoß von CO 2<br />

drastisch reduzieren. Jetzt.<br />

Mit den Erneuerbaren Energien haben wir die Chance, dies zu schaffen.<br />

Biogasanlagen leisten einen wichtigen Beitrag auf unserem Weg in eine<br />

klimafreundliche Zukunft.<br />

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So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Diese Biogasanlage schafft<br />

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So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

12<br />

5 4<br />

.durch Biogas<br />

regionale Wertschöpfung<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

Energie für die Region…<br />

Seit dem Jahr 2009 erzeugt die Biogasanlage Biogas GmbH Strom für 700<br />

Haushalte und versorgt außerdem 26 Privathaushalte, die Schule, das<br />

Altenheim und das Rathaus mit umweltfreundlicher Wärme. Die Substrate<br />

für die Energieerzeugung bezieht die Biogasanlage vo lständig von<br />

Landwirten aus der Umgebung. Das nach der Vergärung entstehende<br />

Gärprodukt geht als hochwertiger Dünger zurück auf die Felder.<br />

Die Kilowa tstunde Biogaswärme kostet die Haushalte im Schni t zwei Cent weniger<br />

als die Wärme aus Heizöl.<br />

Durch das bei den Heizkosten gesparte Geld konnte Neustadt neue Sportgeräte für<br />

die Schule kaufen und den Gemeinschaftsraum im Altenheim renovieren.<br />

Der Bau der Anlagenteile, die Wartung und Erweiterung der Biogasanlage generiert<br />

weitere Jobs bei Handwerksbetrieben in der Umgebung.<br />

Vom Anbau vielfältiger Energiepflanzen profitieren die Bienen und mit ihnen die<br />

Imker in der Region.<br />

Die Biogasanlage Biogas GmbH erzeugt im Jahr 300.000 Kilowattstunden<br />

Strom. Das entspricht dem Verbrauch von 100 durchschnittlichen<br />

Haushalten.<br />

Die bei der Stromerzeugung anfa lende Wärme wird im Sta l und im<br />

Wohnhaus eingesetzt und außerdem zur Holztrocknung genutzt. In der<br />

Summe spart diese Biogasanlage 450 Tonnen CO 2 ein, die beim Einsatz<br />

fossiler Energieträger wie Kohle und Öl freigesetzt worden wären.<br />

Das entspricht 380 Flügen von München nach New York und zurück.<br />

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Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse,<br />

z.B. biologische Abfälle, nachwachsende Rohsto fe und Gülle,<br />

zu Biogas und Gärprodukten um.<br />

Das erzeugte Biogas wird in der Gashaube aufgefangen<br />

und von hier über Gasleitungen zum<br />

Blockheizkraftwerk (BHKW) transportiert.<br />

Im BHKW wird aus dem Biogas<br />

Strom und Wärme erzeugt.<br />

Wärme<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Bioma se, z.B. biologische Abfä le,<br />

nachwachsende Rohsto fe und Gü le, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfa st folgende Komponenten:<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Bio­<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwä serung<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern: Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter. www.biogas.org<br />

11<br />

Strom<br />

10<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

Erdgasnetz<br />

Vorteile<br />

– Die Biogaswärme wird in einer Biogasanlage in Bad Windsheim erzeugt:<br />

Dies stärkt die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert<br />

die Wirtschaftskraft in der Region.<br />

– Durch die umweltfreundliche Biogaswärme werden pro Jahr rund<br />

300.000 Liter Heizöl eingespart und damit knapp 800 Tonnen<br />

Kohlendioxid (CO 2 ) weniger ausgestoßen.<br />

– Neben der Wärme erzeugt die Biogasanlage der Bio-Energie<br />

Bad Windsheim jährlich Strom für mehr als 1.200 Haushalte.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen<br />

gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Systeme, Techniken und<br />

Funktionsweisen. Der übliche Aufbau<br />

umfasst folgende Komponenten:<br />

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Anlagenschild (individuell)<br />

Informieren Sie Wanderer und Gäste über Ihre Biogasanlage<br />

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Bestellnr.: FA-001<br />

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Diese Biogasanlage erzeugt<br />

Strom und Wärme<br />

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Biogasanlage Bad Windsheim<br />

Die Fakten …<br />

Leistung der Anlage<br />

400 kW el<br />

Mit Strom versorgte Haushalte 800<br />

Wärmebereitstellung<br />

Schwimmbad und Wärmenetz<br />

Eingesetzte Substrate Gülle, Mist,<br />

Landschaftspflegematerial,<br />

Maissilage, Grassilage<br />

Besonderheit an der Anlage<br />

Gärpoduktaufbereitung (Herstellung eines hochwertigen Düngers)<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

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… sprechen für sich!<br />

Die deutschen Biogasanlagen erzeugen schon heute<br />

Strom für Millionen Haushalte<br />

Biogasanlagen reduzieren den CO 2 -Ausstoß<br />

und produzieren nahezu klimaneutral Strom und Wärme<br />

Biogas-Strom stabilisiert das Stromnetz<br />

und sichert eine gleichmäßige Versorgung<br />

Biogasanlagen<br />

sichern vielen Landwirten die Existenz<br />

In Biogasanlagen vergorene Gülle stinkt nicht und ist<br />

ein hervorragender Dünger<br />

Biogasanlagen bringen<br />

Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />

in die ländliche Region<br />

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Umweltfreundliche Wärme – vom Land, für’s Land<br />

Biogas Wärme …<br />

… aus der Region<br />

In Deutschland gibt es viele tausend Biogasanlagen, die umweltfreundliches<br />

Biogas erzeugen. Dieser Energieträger wird mittels eines Motors Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert die Wirtschaftskraft in<br />

Biogaswärme wird in einer nahe gelegenen Biogasanlage erzeugt. Dies stärkt die<br />

im Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Die dabei frei werdende der Region.<br />

Wärme sichert die lokale Versorgung und dient als Heizenergie in:<br />

Viele Dörfer und Kommunen setzen auf Biogas, um eine autarke Energieversorgung<br />

• öffentlichen Einrichtungen, z.B. Schwimmbädern, Schulen, Turnhallen vor Ort anzubieten.<br />

• Wohngebieten und Bioenergie-Dörfern<br />

Mit Biogaswärme können die jährlichen Kosten für Wärmeenergie deutlich gesenkt<br />

• Ställen und Gewächshäusern<br />

und langfristig stabil gehalten werden.<br />

• Unternehmen, z.B. Gärtnereien, Gastronomie, Industrie<br />

Durch die umweltfreundliche Biogaswärme wird Heizöl bzw. Erdgas eingespart und<br />

damit weniger Kohlendioxid (CO 2 ) ausgestoßen.<br />

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63


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Ungeeignete Messmethoden führen<br />

zu falschen Rentabilitätsprognosen<br />

Es bestehen berechtigte Zweifel an der Zuverlässigkeit der Maßstäbe zur Messung der Erträge von Biogasanlagen.<br />

Damit verbunden ist die Frage, welchen Wert die Inputstoffe haben und welchen Gasertrag sie in der<br />

Realität liefern. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass eingelagerte Gärsubstrate im Laufe ihrer Lagerdauer<br />

einem biologischen Abbau unterliegen.<br />

Von Dipl. Des. (FH) Rainer Casaretto, Prof. Dr. Jens Born und B.Sc. Corin Dirk Nikoleiski<br />

Der Biogas-Branche mag es gehen,<br />

wie es will – entscheidend<br />

ist für die Autoren die Frage:<br />

„Wie geht es den Eigentümern<br />

von Biogasanlagen?“ Für Viele<br />

entpuppte sich der euphorisch beschrittene<br />

Weg vom „Landwirt zum Energiewirt“<br />

wahrlich als Irrfahrt und ökonomisches<br />

Abenteuer. Neben vielen andere Gründen<br />

haben auch die – aus Sicht der Autoren –<br />

ungeeigneten Methoden einen Anteil an<br />

den enttäuschten Erwartungen.<br />

Liegen einer Rentabilitätsprognose nicht<br />

die Methoden zugrunde, die für die besonderen<br />

Gegebenheiten des Betriebes einer<br />

Biogasanlage geeignet sind, wird sich die<br />

Prognose nicht erfüllen.<br />

Die Autoren sind daher folgenden Fragen<br />

nachgegangen:<br />

1. Sind die bisher verwendeten Standardmessverfahren<br />

geeignet, obwohl sie für<br />

die Tierernährung und die Klärtechnik<br />

entwickelt wurden?<br />

2. Entsprechen sie noch dem Stand des<br />

heutigen analytischen (bio)chemischen<br />

Wissens?<br />

3. Inwieweit wurde mit Näherungen<br />

(Beispiel Säurekorrektur) und realitätsfernen<br />

Annahmen (KTBL-Werte)<br />

gearbeitet?<br />

In Teil 1 unserer Ausführungen widmen wir<br />

uns der Bestimmung der anorganischen<br />

Masse anhand der DIN EN 12879.<br />

In Teil 2 betrachten wir Massen-Energiebilanzen<br />

und Silierverluste. Teil 3 widmet sich<br />

der Ermittlung von Trockenrückstand (TR),<br />

organischem Trockenrückstand (oTR) und<br />

Säurekorrekturen. Im 4. Teil geht es um die<br />

Gasertragsermittlungen nach der VDI 4630,<br />

die Anwendbarkeit des Hohenheimer Gasertragstests,<br />

die Aussagekraft der FoTS nach<br />

Weißbach, die Bedeutung der Weender Futtermittelanalytik<br />

und der Verdaulichkeitsquotienten<br />

nach Baserga. Zu allen Teilen<br />

stellen wir die ökonomischen Konsequenzen<br />

aus den von uns beobachteten Unsicherheiten<br />

bei Anwendung und Vergleich mit den<br />

von uns ermittelten Abweichungen dar, und<br />

im abschließenden Fazit entwerfen wir die<br />

aus unserer Sicht nötigen Konsequenzen.<br />

Methodenkritik Teil 1<br />

Die Bestimmung der anorganischen Masse<br />

anhand der DIN EN 12879<br />

Die BIOGAS-AKADEMIE ® hatte das Kompetenzzentrum<br />

Biomassenutzung, FuE-<br />

Zentrum FH Kiel GmbH mit der Durchführung<br />

einer Zeitreihenstudie beauftragt. Die<br />

Arbeiten wurden an der Fachhochschule<br />

Flensburg durchgeführt, die in der Zeit von<br />

Mai 2014 bis April 2015 wöchentlich die<br />

Proben von fünf Biogasanlagen im Rahmen<br />

dieser Zeitreihe untersuchte. Im Mai 2014<br />

gingen Proben aus der einsilierten Ernte des<br />

Jahres 2013 ein und ab Dezember 2014<br />

die einsilierte Ernte des Jahres 2014.<br />

Die Proben stammten von Anlagen aus<br />

Schleswig-Holstein und Sachsen, wobei<br />

die elektrische Dimension der Anlagen bei<br />

rund 1,5 Megawatt lag. Anlage 1 wird als<br />

Trockenfermentationsanlage betrieben,<br />

Abbildung 1: Gleichgewichtsdrücke bei der thermischen<br />

Zersetzung der Erdalkalimetallcarbonate. Bei der Zersetzungstemperatur<br />

erreicht der CO 2<br />

-Partialdruck den Wert des normalen<br />

Luftdrucks<br />

1.013 hPa<br />

CO 2<br />

-Druck<br />

Anlage 2 als Gülleanlage.<br />

Beide Anlagen<br />

verwenden jedoch die<br />

gleiche Maissilage,<br />

weshalb sie statistisch<br />

als eine Anlage betrachtet<br />

werden. Anlage<br />

5 hatte die Rohstoffe<br />

in Schichten<br />

einsiliert und fällt daher<br />

für die anstehende<br />

Betrachtung aus, da<br />

wir uns in diesem Kapitel<br />

ausschließlich<br />

mit der Maissilage<br />

beschäftigen wollen.<br />

Statistisch betrach-<br />

Zersetzungstemperatur<br />

540 °C 900 °C 1.270 °C 1.420 °C<br />

MgCO 3<br />

CaCO 3<br />

SrCO 3<br />

BaCO 3<br />

500 1.000 1.500<br />

Temperatur (°C)<br />

64


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Wissenschaft<br />

Abbildung 2 zeigt die bei 550 °C und 2 Stunden Glühzeit<br />

nicht vollständig veraschten Kohlenstoffe.<br />

Abbildung 3 zeigt die bei 800 °C und 2 Stunden Glühzeit<br />

vollständig veraschten Kohlenstoffe.<br />

Abbildung 4: aTR-Zeitreihe – im Versuch gemessene<br />

Ergebnisse im Vergleich zu den KTBL-aTR-Werten<br />

Abbildung 5: TR-Zeitreihe – im Versuch gemessene<br />

Ergebnisse im Vergleich zu den KTBL-TR-Werten<br />

aTR<br />

120<br />

122 124<br />

118<br />

116<br />

114<br />

112<br />

110<br />

108<br />

106<br />

104<br />

102<br />

100<br />

98<br />

96<br />

94<br />

92<br />

90<br />

88<br />

86<br />

84<br />

µ<br />

KTBL-aTR<br />

1 2 4 6<br />

8<br />

10<br />

0,06<br />

12<br />

14<br />

16<br />

0,05<br />

18<br />

0,04<br />

20<br />

22<br />

0,03<br />

24<br />

0,02<br />

26<br />

28<br />

0,01<br />

30<br />

32<br />

34<br />

36<br />

38<br />

82<br />

46<br />

80<br />

48<br />

78<br />

7674<br />

72<br />

70<br />

68 66 64 62 60 58 56 545250<br />

40<br />

42<br />

44<br />

TR<br />

122124<br />

120<br />

118<br />

116<br />

114<br />

112<br />

110<br />

108<br />

106<br />

104<br />

102<br />

100<br />

98<br />

96<br />

94<br />

92<br />

90<br />

88<br />

86<br />

84<br />

µ<br />

1 2<br />

KTBL-TR<br />

8<br />

10<br />

12<br />

14<br />

16<br />

18<br />

20<br />

22<br />

24<br />

82<br />

46<br />

80<br />

48<br />

78<br />

76 74 72 70 68 66 64 62 60 58 56 545250<br />

4<br />

0,40<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

6<br />

26<br />

28<br />

30<br />

32<br />

34<br />

36<br />

38<br />

40<br />

42<br />

44<br />

tet werden somit die Anlagen 1, 3 und 4.<br />

Nach DIN EN 12879 erfolgt die Ermittlung<br />

des Glührückstandes im Muffelofen<br />

bei 550 Grad Celsius (°C). Abbildung Nr. 1<br />

wurde dem Lehrbuch Allgemeine und Anorganische<br />

Chemie [Michael Binnewies et al.<br />

2004] entnommen und graphisch überarbeitet.<br />

Innerhalb des Temperaturbereiches<br />

von 550 bis 800 °C werden nicht mehr anorganische<br />

Substanzen als bei 550 Grad Celsius<br />

zersetzt, weshalb sich eine Differenz<br />

ausschließlich auf die Veraschung von organischer<br />

Masse zurückzuführen lässt.<br />

Abbildung Nr. 4 zeigt das Ergebnis bei<br />

800 °C von 119 bereinigten (125 unbereinigt)<br />

Maissilageproben in aufsteigender<br />

Sortierung des Trockenrückstandes aus dem<br />

genannten Zeitraum (aTR=anorganischer<br />

Trockenrückstand). Die Bereinigung beruht<br />

auf offensichtlichen Probenahmefehlern im<br />

Vergleich zur jeweiligen Vor- und Nachwoche.<br />

Da die Betreiber gleichzeitig die Probennehmer<br />

waren, wurden zum Beispiel<br />

Proben der vollkommen regendurchnässten<br />

Anschnittfläche genommen, die sich deutlich<br />

von den anderen Proben unterschieden.<br />

Nach den KTBL-Faustzahlen Biogas, 3.<br />

Ausgabe 2013, liegt der anorganische Anteil<br />

der Maissilage (rote Linie im Diagramm)<br />

bei 5,00 %, der organische Anteil oTR als<br />

Differenz von TR und aTR bei 95 %. Durch<br />

die Dreifachbestimmung wurden 375 Proben<br />

verascht. Der bereinigte Mittelwert der<br />

anorganischen Masse (grüne Linie im Diagramm<br />

der Abbildung 4) beträgt 3,49 %<br />

bei einer Standardabweichung von 0,68 %.<br />

In der Praxis zeigt sich durch Anwendung<br />

der höheren Temperatur ein organischer Anteil<br />

von rund 96,51 %, was sich positiv auf<br />

die prognostizierten Gaserträge auswirkt.<br />

Die Verteilung der Häufigkeit der aTR-Gehalte<br />

gliederten wir in bestimmte Intervalle,<br />

siehe Tabelle 1. Lediglich 18 % der Proben<br />

liegen im Bereich von >4 % bis 5 % aTR.<br />

Gemessene TR-Gehalte: Abbildung Nr. 5<br />

65


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Tabelle 1: Verteilung der Häufigkeit der<br />

aTR-Gehalte in Intervalle gegliedert<br />

Intervall Absolut = 119 Relativ<br />

0,02 0,03 0,04 0,05


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Wissenschaft<br />

Tabelle 3: Vergleich der KTBL-Prognosen von 2009 und 2013<br />

hinsichtlich anorganischer Massen und TR-Gehalten<br />

kg TR kg oTR kg aTR % aTR<br />

KTBL 2013 3.500 kg 3.325 kg 175 kg 5 %<br />

KTBL 2009 3.300 kg 3.135 kg 165 kg 5 %<br />

»Mit N·DYN hole ich<br />

mehr Energie<br />

aus meiner Anlage.«<br />

N·DYN Da ist mehr drin.<br />

Tabelle 4: Verteilung der Häufigkeit<br />

der aTR-Gehalte (siehe Abbildung 6)<br />

in Intervalle gegliedert (Anlage 3, Sachsen)<br />

Intervall Absolut = 50 Relativ<br />

0,0250 0,0300 0,0350 0,0400 0,0450 0,0500


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Abbildung 8: Maissilage – Masseströme und deren energetische<br />

(Basis KTBL mit 1.120 kWh/t) sowie ökonomische Verteilung<br />

Maissilage: 32% TR, 97% oTR<br />

Erwerbsmassen im Wert von 450.000 € (11.200.000 kWh)<br />

im Zeitstrahl von Anfangsbestand bis Endbestand<br />

10.000 t<br />

8.000 t<br />

6.000 t<br />

4.000 t<br />

2.000 t<br />

0<br />

aTR<br />

©<br />

B I O G A S - A K A D E M I E ®<br />

oTR<br />

Wasser<br />

Verdorben (336.000 kWh)<br />

aTR 162 €<br />

oTR 5.238 €<br />

Wasser 8.100 €<br />

Summe 13.500 €<br />

wMethodenkritik Teil 2<br />

Massen-Energiebilanzen und Silierverluste<br />

Veratmung (224.000 kWh)<br />

oTR 90 €<br />

Wasser 8.910 €<br />

Summe 9.000 €<br />

Gärsaft (1.120.000 kWh)<br />

aTR 122 €<br />

oTR 3.929 €<br />

Wasser 40.950 €<br />

Summe 45.000 €<br />

Fermenter<br />

(9.520.000 kWh)<br />

aTR 4.037 €<br />

oTR 130.424 €<br />

Wasser 248.040 €<br />

Summe 382.500 €<br />

Abbildung Nr. 8 zeigt beispielhaft die Masseströme<br />

einer Anlage und deren energetische<br />

(Basis KTBL mit 1.120 kWh/t) sowie<br />

ökonomische Verteilung. § 44c „Sonstige<br />

gemeinsame Bestimmungen für Strom aus<br />

Biomasse gemäß EEG <strong>2017</strong> (1): Der Anspruch<br />

nach § 19 Absatz 1 für Strom aus<br />

Biomasse besteht unbeschadet des § 44b<br />

nur, 1. wenn der Anlagenbetreiber durch<br />

eine Kopie eines Einsatzstoff-Tagebuchs<br />

mit Angaben und Belegen über Art, Menge<br />

und Einheit sowie Herkunft der eingesetzten<br />

Stoffe nachweist, welche Biomasse und<br />

in welchem Umfang Speichergas oder Grubengas<br />

eingesetzt werden.“<br />

Die BIOGAS-AKADEMIE ® erstellt Gutachten<br />

für die Kreditwirtschaft. In ihrem<br />

Archiv befinden sich mehr als 300<br />

Umweltgutachten, da zu jedem Fall die<br />

Unterlagen der vergangenen drei Jahre<br />

angefordert werden. In keinem einzigen<br />

Umweltgutachten konnte der Umweltgutachter<br />

flüssigen Mais, flüssige Zuckerrübe,<br />

flüssigen Roggen oder flüssiges Gras<br />

erfassen, da dafür keine Messvorrichtungen<br />

an den Anlagen bestehen (ihnen ist<br />

kein Vorwurf zu machen).<br />

Das Fehlen dieser Messvorrichtungen ist<br />

dann sehr sachlogisch, wenn man den<br />

Aussagen aus Wissenschaft und landwirtschaftlichen<br />

Landesämtern folgt. „Für<br />

Mais läge der extrapolierte TS-Schwellenwert<br />

unter den o. g. Druckverhältnissen<br />

bei etwa 21-22 % [140], mit 30 % TS-<br />

Gehalt sind Stapelhöhen bis 12 m ohne<br />

Gärsaftabfluss theoretisch möglich“ [Kahlstatt<br />

1999, Seite 8].<br />

Ebenso auch: „Dies und die Tatsache, dass<br />

heute teils sehr hohe Stapelhöhen vorliegen,<br />

ist der Grund für die Anhebung der Grenze<br />

in der Trockenmasse der Gesamtpflanze<br />

von 28 auf 30 % TM, unterhalb der ein<br />

Anfall von Gärsaft zu erwarten und die für<br />

die Bemessung des Auffangbehälters und<br />

die Zulässigkeit von Foliensilos ohne dichte<br />

Bodenplatte von Bedeutung ist“ [LfL-Information,<br />

8. Auflage 2013, Seite 9].<br />

Wenn kein Gärsaft anfällt, gibt es auch<br />

keine Notwendigkeit zur Installation einer<br />

Messvorrichtung. Demnach ist eine solche<br />

Messvorrichtung unnötig, da oberhalb eines<br />

Trockenrückstandes von 30 % kein<br />

Gärsaft austritt und für Biogasanlagen<br />

höhere TR-Gehalte geerntet werden. Die<br />

Versuchsanlage Grub verfügt über eine<br />

Siloanlage mit entsprechenden Messvorrichtungen.<br />

Die Abmessungen lauten wie folgt:<br />

4 Silos mit: B = 4,50 m, L = 27,0 m, H =<br />

1,45 m, Rauminhalt je Kammer = 175 m³.<br />

1 Traunsteiner Silo mit: B = 7,50 m, L =<br />

27,0 m, H = 1,45 m. 1 asphaltierte Platte<br />

mit: B = 9,80 m, L = 27,0 m, H = 1,45 m<br />

[Kahlstatt 1999, Abb. 12]. Flüssiger Mais<br />

spielt in der Ernährung von Tieren keine Rolle<br />

und Siloanlagen zur Tierernährung unterscheiden<br />

sich signifikant von Siloanlagen<br />

zur Konservierung für Biogasanlagen, deren<br />

Abmessungen eher B = 40 m, L = 80 m,<br />

H = 5 m betragen.<br />

Foto Nr. 1 zeigt eine Siloanlage, die im<br />

Januar <strong>2017</strong> noch mit Flatterband abgesperrt<br />

war, da Lebensgefahr durch aus 10<br />

Metern Höhe herabstürzende gefrorene<br />

Massen gegeben war. Foto Nr. 2 zeigt ein<br />

Beispiel für die Technik, mit der Maissilage<br />

für eine Biogasanlage verdichtet wird.<br />

Hier werden Verdichtungsleistungen und<br />

Stapelhöhen erreicht, die fern der Tierernährung<br />

sind, und hier tritt – nach Betreiberangaben<br />

– auch oberhalb von 30 % TR-<br />

Gehalt ganzjährig Gärsaft aus.<br />

Werden flüssiger Mais, flüssige Zuckerrübe,<br />

flüssiger Roggen und flüssiges Gras<br />

nicht bilanziert, entstehen einerseits virtuelle<br />

Vermögensmassen in der Handelsbilanz<br />

und andererseits freut sich der Betreiber<br />

über die Gasausbeute jeder Tonne,<br />

die von den (nicht geeichten) Wiegezellen<br />

seines Beschickers erfasst wurden. Die<br />

Aussage: „Ich erreiche 130 % der KTBL-<br />

Werte“ ist dann nicht verwunderlich.<br />

Ökonomische Betrachtung II<br />

Ein Anlagenbetreiber lagert 10.000 Tonnen<br />

Maissilage ein. Die Betreiberrealität<br />

kann beispielhaft wie folgt beschrieben<br />

werden: Über die geeichte Fahrzeugwaage<br />

werden eingehende 10.000 Tonnen Masse<br />

im Wert von 450.000 Euro erfasst und der<br />

Buchhaltung aufgegeben. Die Silierverluste<br />

werden auf 500 Tonnen bzw. 22.500<br />

Euro geschätzt. Die nicht geeichten und<br />

oftmals nachlässig kalibrierten Wiegezellen<br />

des Beschickers erfassen die Mengen,<br />

die in die Gärstrecke eingetragen werden,<br />

und weisen 8.500 Tonnen aus. Der Rest-<br />

68


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Wissenschaft<br />

Foto 1<br />

Foto 2<br />

Verwendete Abkürzungen:<br />

Abkürzung Beschreibung Einheit<br />

GM<br />

EM<br />

TR<br />

aTR<br />

oTR<br />

μ<br />

KTBL<br />

Gärmassen: Von den (nicht<br />

geeichten) Wiegezellen<br />

des Beschickers erfasstes<br />

Erntegut nach der Konservierung<br />

und den damit<br />

verbundenen Silierverlusten<br />

Erwerbsmassen ohne<br />

Silierverluste<br />

Trockenrückstand: Trocknung<br />

bei 105 °C bzw. bis zur<br />

Gewichtskonstanz<br />

anorganischer Trockenrückstand:<br />

Glührückstand<br />

bei der Veraschung im<br />

Muffelofen<br />

organischer Trockenrückstand:<br />

Differenz von TR<br />

und aTR<br />

Mittelwert<br />

Kuratorium für Technik<br />

und Bauwesen in der<br />

Landwirtschaft<br />

t<br />

t<br />

%<br />

%<br />

%<br />

Fotos: Rainer Casaretto<br />

bestand beträgt demnach 1.000 Tonnen<br />

bzw. 45.000 Euro und wird ebenfalls der<br />

Buchhaltung aufgegeben.<br />

Da 1.000 Tonnen als flüssiger Rohstoff<br />

der Gärstrecke zugeführt und nicht erfasst<br />

wurden, beträgt der reale Restbestand 0<br />

Tonnen oder 0 Euro, was nicht auffällt,<br />

da im Silo auch noch Ware des Vorjahres<br />

eingelagert war und lediglich optisch<br />

abgeschätzt wurde. Folglich weisen Handelsbilanz,<br />

Einsatzstofftagebuch und Umweltgutachten<br />

keine korrekten Werte aus.<br />

Bilanziell besteht hier ein erhebliches Risiko<br />

der mehrjährigen Kumulation, wenn<br />

schon nach einem Jahr 45.000 Euro zu<br />

bewerten sind. Die Erwerbsmassen im<br />

Wert von 450.000 Euro in Abbildung 8<br />

verteilen sich im Rahmen der Konservierung/Lagerung<br />

in:<br />

a. Veratmungsverluste im Wert von<br />

9.000 Euro.<br />

b. Nicht mehr fermentierbare Ware<br />

im Wert von 13.500 Euro.<br />

c. Den Gärsaft im Wert von<br />

45.000 Euro und<br />

d. die Gärmasse im Wert von<br />

382.500 Euro.<br />

Ebenso ist das Risiko möglicher Rückforderungsansprüche<br />

auf erhaltene EEG-Vergütungen<br />

zu beachten, wenn durch flüssige<br />

NawaRo vergütungsrelevante Grenzen<br />

nicht eingehalten werden. Eine telefonische<br />

Betreiberbefragung vom 1. August<br />

<strong>2017</strong> bei fünf Anlagen mit jeweils 1,5<br />

MW Leistung brachte eine grobe Schätzung<br />

der austretenden Gärsäfte zwischen<br />

5 % (bei 40 % TR, 5 Metern Stapelhöhe<br />

und 100 % Mais) bis 40 % (bei 26 % TR,<br />

8 Metern Stapelhöhe und 100 % Zuckerrüben).<br />

Die Bandbreite der Schätzungen wird naturgemäß<br />

durch TR-Gehalt, Stapelhöhe,<br />

Dichte und Rohstoff beeinflusst. Insbesondere<br />

Schichtensilagen aus Mais und<br />

Zuckerrübe oder Mais und Roggen weisen<br />

demnach sehr hohe Werte aus. Genaue<br />

Messungen oder aktuelle und belastbare<br />

Studien liegen allerdings zurzeit noch<br />

nicht vor.<br />

Fazit: Die Methoden der Masseerfassung<br />

sind ungenau, führen zu falschen Rentabilitätsrechnungen<br />

und die Gärsaftmengen<br />

sollten dringend im Rahmen einer<br />

Studie überprüft werden.<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Methodenkritik Teil 3<br />

Die Ermittlung von Trockenrückstand (TR), organischem Trockenrückstand (oTR) und Säurekorrekturen<br />

Die Bestimmung des Trockenrückstands<br />

(TR) erfolgt durch das Behandeln der<br />

Substratproben bei 105 °C bis 110 °C so<br />

lange, bis sich das Gewicht nicht ändert.<br />

Die Intention ist, dass dann das gesamte<br />

Wasser aus der Frischmasse verdampft ist.<br />

Allerdings verdampfen dabei auch in der<br />

Frischmasse enthaltene organische Flüssigkeiten,<br />

die aber leicht vergärbar sind<br />

und zur Biogasbildung beitragen.<br />

Alle darauf aufbauenden Analysen (oTR)<br />

und Biogasertragsabschätzungen sind also<br />

Tabelle 10: Anwendung des höheren oTR-Gehaltes<br />

zu niedrig. Das ist bei Maissilage, in der der<br />

Anteil gering ist, eher unerheblich als im<br />

Fall von Zuckerrüben, bei denen dieser Anteil<br />

signifikant hoch ist. Um diesen Fehler<br />

zu vermeiden, wurde die sogenannte Säurekorrektur<br />

eingeführt. Sie besteht in der<br />

Untersuchung dieser organischen Flüssigkeiten<br />

aus der Probe mittels eines analytischen<br />

Standardverfahrens, der Chromatographie.<br />

Dieses Verfahren gestattet es nicht<br />

nur, die verschiedenen Substanzen zu trennen,<br />

sondern so jede organische Substanz<br />

t EM % TR % oTR t oTR % oTR / TR kWh / t EM<br />

10.000 35,00 96,51 3.378 33,78 1.138<br />

Tabelle 11: Werte des austretenden Gärsaftes<br />

t GM % TR % oTR t oTR % oTR / TR kWh / t GM<br />

1.000 9,00 96,51 87 8,69 293<br />

Tabelle 12: Bewertung der Gärmasse im Silo nach Abzug der Gärsaftverluste<br />

t GM % TR % oTR t oTR % oTR / TR kWh / t GM<br />

9.000 37,89 96,51 3.291 36,57 1.232<br />

in der Probe zu quantifizieren. Aus diesen<br />

Informationen lassen sich dann die Gaserträge<br />

ermitteln, die bei der TR-Bestimmung<br />

unberücksichtigt geblieben sind. Dieses<br />

Verfahren liefert unserer Erfahrung nach<br />

sehr genaue Biogasertragsabschätzungen.<br />

WEIßBACH & STRUBELT (2008 a, 2008<br />

b, 2008 c) schlugen ein Verfahren vor,<br />

bei dem die chromatographisch gewonnenen<br />

Daten in Klassen (organische Säuren,<br />

einwertige und zweiwertige Alkohole etc.)<br />

zusammengeführt und dann die Gaserträge<br />

über eine empirisch ermittelte Regressionsgleichung<br />

abgeschätzt werden.<br />

Der organische Trockenrückstand wird, wie<br />

schon in Teil 1 beschrieben, durch Veraschung<br />

im Muffelofen ermittelt. Auch hier<br />

führen „falsche“ Methoden mit zu geringen<br />

Temperaturen dazu, dass der organische<br />

Anteil geringer ausgewiesen wird, als er tatsächlich<br />

ist. Dazu eine beispielhafte Darstellung<br />

mit 10.000 Tonnen Erwerbsmasse<br />

(EM) Mais: Über die geeichte Fahrzeugwaage<br />

werden 10.000 Tonnen EM Mais im<br />

Wert von 450.000 Euro oder 11.378.021<br />

kWh mit einer Energiedichte von 1.138<br />

kWh pro Tonne EM erfasst und einsiliert.<br />

Im Silierprozess tritt Gärsaft (Siliersaft) im<br />

Wert von 45.000 Euro oder 292,578 kWh<br />

mit einer Energiedichte von 293 kWh pro<br />

Tonne Gärmasse aus, siehe Tabelle 11. Es<br />

verbleiben im Silostapel 405.000 Euro<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Wissenschaft<br />

Tabelle 13: Auswirkungen der Säurekorrektur<br />

45 € / t GM für Ware mit 35% TR (10.000 t GM = 450.000 €)<br />

t GM % TR t TR % oTR t oTR €<br />

Vor der Korrektur gem. Trockenschrank:<br />

10.000 31,46 3.146 95,30 2.998 404.527<br />

Korrektur durch Chromatographen:<br />

10.000 34,61 3.461 95,75 3.313 444.986<br />

Korrektur durch Schätzgleichung:<br />

10.000 33,55 3.355 95,61 3.208 431.357<br />

oder 11.085.443 kWh mit einer Energiedichte<br />

von 1.232 kWh pro Tonne Gärmasse,<br />

siehe Tabelle 12. Von diesem Silostapel<br />

wird eine Probe gezogen und im Labor<br />

analysiert. Bei der Trocknung verdampfen<br />

die organischen Flüssigkeiten und die ausgewiesene<br />

organische Masse ist geringer<br />

als die tatsächliche organische Masse. Die<br />

Methode weist also zu geringe Werte aus.<br />

Tabelle 14: Einfluss verschiedener Flüchtigkeitsquoten<br />

von Milchsäure auf TR- und oTR-Gehalt<br />

Selbst eine Korrektur, mit der die organische<br />

Masse wieder erhöht wird, erfasst<br />

den Gärsaft nicht und weist immer noch<br />

weniger organische Masse aus, als dem fermentativen<br />

System tatsächlich zugeführt<br />

wurde. Durch den Silierprozess hat sich<br />

zudem der Wert der Ware erhöht, da seine<br />

Umsetzungsgeschwindigkeit, die Vergärbarkeit,<br />

durch den Silierprozess verbessert<br />

% TR t TR % oTR t oTR €<br />

3 % 33,49 3.349 95,60 3.202 430.586<br />

8 % 33,55 3.355 95,61 3.208 431.357<br />

16 % 33,64 3.364 95,62 3.217 432.514<br />

wurde, was sich in der benötigten Verweilzeit<br />

bzw. im benötigten Faulraumvolumen<br />

niederschlägt.<br />

Ökonomische Betrachtung III<br />

In Tabelle 13 sind die Auswirkungen der<br />

Säurekorrektur dargestellt. Die Schätzgleichung<br />

beinhaltet eigene Flüchtigkeitsquoten<br />

und Standardabweichungen für<br />

die Einzelpositionen: Milchsäure, Fettsäuren,<br />

1,2-Propandiol und Alkohole. Allein<br />

die Anwendung der Schwankung der<br />

Flüchtigkeitsquote der Milchsäure auf den<br />

angegebenen Höchstwert von 16 % den,<br />

angegebenen Mittelwert von 8 % und den<br />

niedrigsten Wert von 3 % führt zu den Zahlen<br />

in Tabelle 14.<br />

Es ist daher sicher anzunehmen, dass<br />

eine Anwendung der Flüchtigkeitsquoten<br />

auf die anderen Bestandteile (Tabelle 14<br />

betrachtet nur die Auswirkung der Milchsäure)<br />

die gesamte Schwankungsbreite<br />

erhöht. Für die Bepreisung angelieferter<br />

Siloware nach deren TR-Gehalt spielt jede<br />

Säurekorrektur eine entscheidende Rolle<br />

für Verkäufer und Käufer. Für die Siloverwiegung<br />

gilt ein Eichintervall von drei<br />

Jahren und eine Systemgenauigkeit von<br />

0,2 %. Die Ergebnisse geeichter Waagen<br />

werden deshalb im Geschäftsverkehr als<br />

wahre Werte anerkannt. Führt ein Verzicht<br />

auf die Schätzgleichung und die Vornahme<br />

der Korrektur durch die vorliegenden Werte<br />

der Chromatographie zu einer „wahreren“<br />

Bepreisung?<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Methodenkritik Teil 4<br />

Gasertragsermittlungen nach der VDI 4630, die Anwendbarkeit des Hohenheimer Gasertragstests, die Aussagekraft<br />

der FoTS nach Weißbach, die Bedeutung der Weender Futtermittelanalytik, der Verdaulichkeitsquotienten<br />

nach Baserga und der KTBL-Richtwerte<br />

Es gibt verschiedene Methoden zur Vorhersage<br />

möglicher Biogaserträge. Jede<br />

Methode führt zu anderen Ergebnissen.<br />

Rentabilitätsberechnungen werden also, je<br />

nach zugrundeliegender Methode, zu unterschiedlichen<br />

Aussagen führen.<br />

KTBL<br />

Allgemein anerkannt sind die Faustzahlen<br />

Biogas des KTBL, 3. Auflage 2013. Dort<br />

werden auf Seite 133 Richtwerte für die<br />

Gasausbeute angegeben, weshalb es von Interesse<br />

ist zu wissen, auf welchen Methoden<br />

sie beruhen. Auf den Seiten 125 bis 130<br />

werden verschiedene Methoden (Batchversuche,<br />

kontinuierliche Versuche, Rechenmodelle)<br />

beschrieben und ihre jeweiligen<br />

Vor- und Nachteile genannt.<br />

Zusammenfassend ist das Ergebnis auf den<br />

Seiten 126 und 132 wie folgt zu lesen: „Verlässliche<br />

Methode, um die Biogas- und Methanausbeuten<br />

von Substraten zu ermitteln<br />

und so ihren Einsatz ökonomisch zu bewerten.<br />

Die Werte entsprechen Biogasausbeuten<br />

von Praxisanlagen bei ausreichender hydraulischer<br />

Verweilzeit (ca. 100 Tage) und<br />

intakter Gärbiologie (Essigsäureäquivalent<br />

unter 100 mg/1) […] Bei den Richtwerten<br />

für die Gasausbeuten handelt es sich um<br />

statistisch abgesicherte Angaben aus Laboruntersuchungen,<br />

die zusätzlich mit einer<br />

Expertengruppe abgestimmt sind.“<br />

VDI 4630<br />

„Gärtests erlauben keine Aussagen zur<br />

Biogasausbeute unter Praxisbedingungen<br />

aufgrund möglicher negativer oder<br />

positiver Synergieeffekte“ (VDI 4630,<br />

November 2016, Seite 46). Die VDI<br />

4630 definierte bis November 2016 ein<br />

Abbruchkriterium von 1 % des bis zu diesem<br />

Zeitpunkt angefallenen Biogasgesamtvolumens<br />

(VDI 4630, August 2004,<br />

Seite 30). Ab November 2016 gilt: „Als<br />

Abbruchkriterium für den Versuch gilt,<br />

dass die tägliche Biogasrate an drei aufeinanderfolgenden<br />

Tagen unter 0,5 % des<br />

bis zu diesem Zeitpunkt angefallenen Biogasgesamtvolumens<br />

beträgt“ (VDI 4630,<br />

November 2016, Seite 63).<br />

Die Änderung ab November 2016 führt im<br />

Vergleich zur vorherigen Norm bei schwer<br />

abbaubaren Rohstoffen zur Messung höherer<br />

Gasproduktionen. Wenn das vorhandene<br />

Volumen (Verweilzeit) der Gärtestdauer entspricht,<br />

wird die Prognose damit der Realität<br />

nahekommen. Wenn sich der Gärtest<br />

hingegen auf eine Monovergärung bezieht,<br />

bleiben alle Einflüsse der Rezeptur unberücksichtigt<br />

und es gilt die Aussage der<br />

Norm auf Seite 46.<br />

HBT (Hohenheimer<br />

Biogasertragstest)<br />

Erfolgt der Gärtest nach der HBT-Methode,<br />

vermerkt Ohl in „Ermittlung der Biogasund<br />

Methanausbeute ausgewählter Nawaro“<br />

2011:<br />

1. „Die Substrate erreichen im Batch-Test<br />

wesentlich geringere Gaserträge als im<br />

HBT“ (Seite 144).<br />

2. „Demzufolge sind die im HBT ermittelten<br />

Gaserträge durchschnittlich<br />

1,14-mal höher als die im Batch bestimmten<br />

Gaserträge“ (Seite 145).<br />

3. „Für alle pflanzlichen Substrate liegt<br />

die mit dem HBT gemessene immer<br />

über der theoretisch berechneten Methanproduktion“<br />

(Seite 170).<br />

Da die Rohstoffe für den HBT auf 1 mm<br />

Korngröße vorvermahlen werden müssen<br />

und nur sehr wenige Praxisanlagen über<br />

entsprechende Vermahlungssysteme verfügen,<br />

muss die Relevanz der Aussage dieser<br />

Methode bei Rentabilitätsprognosen berücksichtigt<br />

werden. Gehen viele HBT-Ergebnisse<br />

in andere statistische Daten ein,<br />

führt dies zu einer Aussageverschiebung.<br />

FoTS<br />

Frühzeitig und richtig erkannte Weißbach<br />

die Untauglichkeit der Ergebnisse aus der<br />

Weender-Analyse für die Vorhersage von<br />

Biogaserträgen. Mit seinem Rechenmodell<br />

zur fermentierbaren – in Abgrenzung zur verdaulichen<br />

– organischen Trockensubstanz<br />

fand eine Konzentration auf die Belange<br />

der Biogasproduktion und Abwendung von<br />

Methoden aus der Tierernährung statt. Ganz<br />

unabhängig von der grundsätzlichen Unterscheidung<br />

zwischen Rechenmodellen und<br />

belastbaren Messungen wird die Anwendung<br />

der FoTS-Formel durch die jeweilige Rezeptur,<br />

die der Betreiber einsetzt, begrenzt.<br />

Wir wissen insgesamt noch viel zu wenig<br />

über die Wechselwirkungen, die sich aus<br />

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72


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Wissenschaft<br />

Tabelle 15: Pauschale Annahmen von Biogasbildungsraten nach Baserga<br />

den Rezepturen ergeben, um Rentabilitätsprognosen<br />

auf der Basis von Rechenmodellen<br />

eine hinreichende Verlässlichkeit<br />

zuschreiben zu können.<br />

Weender Futtermittelanalytik<br />

Einer der Grundfehler der Methode liegt in<br />

der Tatsache, dass Verdaulichkeit mit Vergärbarkeit<br />

gleichgesetzt wird. Ein weiterer<br />

Fehler liegt in der Bestimmung der Rohfaser<br />

durch Säuren, die auch Teile des Lignin<br />

mit auflösen, und der pauschalen Annahme<br />

eines Stickstoffgehaltes von 16 % für die<br />

Bestimmung des Rohprotein. Ein weiterer<br />

wichtiger Kritikpunkt ergibt sich in der Betrachtung<br />

des Lignins. Die drei primären<br />

Zimtalkohole, die Lignin darstellen, gehören<br />

zu den Phenolen, und die Abbauprodukte<br />

der Phenole hemmen den Biogasprozess<br />

vollständig, wenn eine Konzentration von<br />

30 Milligramm pro Kilogramm Gärmasse<br />

(mg/kg GM), bestimmt als Phenolindex,<br />

überschritten wird.<br />

Auch im Fermenter findet sich gelöstes Lignin<br />

aus halmgutartiger Biomasse, ob nun<br />

l N<br />

Biogas je kg<br />

% Methangehalt<br />

Kohlenhydrat 790 50<br />

Fett 1.250 68<br />

Protein 700 71<br />

Tabelle 16: Biogasausbeute nach Weißbach im Vergleich zu Baserga<br />

% TR<br />

Maissilage<br />

ø<br />

l N<br />

/ kg<br />

TR<br />

Biogasausbeute nach<br />

Weißbach<br />

Min<br />

l N<br />

/ kg<br />

TR<br />

CH 4<br />

nach Weißbach<br />

CH 4<br />

nach Baserga<br />

% TR Maissilage ø l N<br />

/kg TR ø l N<br />

/kg TR<br />

35 336 291<br />

11.200.000 kWh benötigen demnach bei 45 € / t GM:<br />

Max<br />

l N<br />

/ kg<br />

TR<br />

ø<br />

l N<br />

/ kg<br />

TR<br />

Biogasausbeute nach<br />

Baserga<br />

Min<br />

l N<br />

/ kg<br />

TR<br />

35 661 600 728 576 526 610<br />

Tabelle 17: Ermittelter Methangehalt von Maissilage mit 35 % TR<br />

nach Weißbach im Vergleich zu Baserga<br />

Tabelle 18: Auswirkungen der Bewertungsmethoden auf die benötigten<br />

Rohstoffmengen und Rohstoffkosten<br />

Baserga 11.037 t 496.675 € 110,36 %<br />

Weißbach 9.542 t 429.402 € 95,41 %<br />

KTBL 10.000 t 450.000 € 100,00 %<br />

Max<br />

l N<br />

/ kg<br />

TR<br />

aber frisches Gras mehr und früher Lignin<br />

in Lösung gibt als Maissilage mit 35 % TR<br />

und welchen Umfang die damit verbundene<br />

Phenolhemmung verursacht, wird bisher<br />

von keiner gängigen Methode für Biogas<br />

bestimmt. Eine Aussage hierzu wäre jedoch<br />

mit Blick auf Rezeptur und Rentabilität hilfreich<br />

(H. J. Uphoff <strong>2017</strong>).<br />

Verdaulichkeitsquotienten<br />

nach Baserga<br />

Da die Pauschalen Annahmen, siehe Tabelle<br />

15, lediglich grobe Werte liefern, kritisiert<br />

Weißbach: „Neben dieser und anderen<br />

Schwächen der Methode, die hier nicht<br />

alle diskutiert werden können, besteht ihr<br />

Hauptmangel darin, dass sie im Vergleich<br />

zu zahlreichen Messungen aus Fermentationsversuchen<br />

wesentlich zu niedrige<br />

Gasausbeuten ergibt“ [aus Landtechnik<br />

6/2008].<br />

Wendet man die verschiedenen Methoden<br />

(mit TR-Bezug und ohne Säurekorrektur)<br />

auf die gleiche Zielgröße von 11.200.000<br />

kWh an, ergeben sich unterschiedliche Gärmassen<br />

und bei 45 Euro pro Tonne Gärmasse<br />

mit 35 % TR unterschiedliche Rohstoffkosten,<br />

siehe Tabelle 18.<br />

Fazit der Kapitel 1 bis 4: Eine<br />

Biogas-Anlage funktioniert nicht<br />

wie ein Kuhmagen!<br />

Allein die Fähigkeit, die Kuh Elsa füttern zu<br />

können, ist kein überzeugendes Argument<br />

für den Betrieb einer verfahrenstechnischen<br />

Produktionsanlage zur Herstellung<br />

explosionsgefährlicher Gemische. Rentabilitätsprognosen<br />

auf Basis ungeeigneter<br />

Methoden führen zu einer unwahren Abschätzung<br />

der Rohstoffkosten, Einzelwertberichtigungen<br />

in der Kreditwirtschaft und<br />

Vermögensverlusten bei den Betreibern/<br />

Investoren. Die Kompetenz zur Beurteilung<br />

vorgelegter Rentabilitätsprognosen für<br />

Biogasprojekte ist innerhalb der Kreditwirtschaft<br />

unterschiedlich. Gleichzeitig spielen<br />

vielfach deren Regionalprinzip und der Verkaufserfolg<br />

von Herstellern geeigneter oder<br />

weniger geeigneter Biogasanlagen in dieser<br />

Region ebenfalls eine Rolle.<br />

So haben Banken sich in der Folge ihre<br />

ganz individuellen und institutseigenen<br />

Risikoportfolien geschaffen. Eine Überprüfung<br />

des Bestandes anhand objektiver Kriterien<br />

kann nicht nur Klarheit bringen, sie<br />

vermeidet nachweislich Ausfälle. Es sind<br />

Überarbeitungen und Neuentwicklungen<br />

der analytischen Bewertungsmethoden –<br />

zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Biogasbranche<br />

– und auf der Basis modernster<br />

(bio-)chemischer Analytik erforderlich, die<br />

dann als Standardverfahren zugänglich sind<br />

und die Verlässlichkeit von Rentabilitätsprognosen<br />

deutlich verbessern.<br />

In Kürze werden die Autoren weitere ausführliche<br />

und rein wissenschaftliche Arbeiten<br />

hierzu veröffentlichen.<br />

Hinweis: Die Literaturangaben können bei<br />

Bedarf bei den Autoren angefordert werden.<br />

Autoren<br />

Dipl. Des. (FH) Rainer Casaretto<br />

B I O G A S - A K A D E M I E ®<br />

E-Mail: info@biogas-akademie.de<br />

Prof. Dr. Jens Born<br />

Hochschule Flensburg<br />

E-Mail: jens.born@hs-flensburg.de<br />

B.Sc. Corin Dirk Nikoleiski<br />

Hochschule Flensburg<br />

E-Mail: corin.nikoleiski@hs-flensburg.de<br />

73


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Schaum: Er kann<br />

grob- oder so feinporig<br />

wie Badeschaum sein.<br />

Manchmal ist er eher flüssig<br />

oder flockig wie Eischnee,<br />

selten sogar fest wie Bauschaum.<br />

Seine Ausdehnung<br />

kann von wenigen Zentimetern<br />

bis zu einigen Metern<br />

reichen, alles ist möglich.<br />

Dem<br />

Schaum<br />

auf der<br />

Spur<br />

Schaum gehört zu den häufigsten Prozessstörungen<br />

bei der Produktion von Biogas.<br />

Seine Bekämpfung kann schwierig und<br />

teuer sein.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Auch bei den Betreibern der Agrarenergie<br />

Andelbach führte der Schaum im<br />

Fermenter über Jahre hinweg zu erheblichen<br />

Betriebskosten und Sorgen. 2008<br />

wurde die schlüsselfertige Biogasanlage<br />

am Ortsrand von Markgröningen eingeweiht. Seitdem<br />

betreiben die drei Landwirte Ernst Reutter, Waldemar<br />

Schöwe und Werner Zibold die Anlage. Gemeinsam bilden<br />

sie die Agrarenergie Andelbach GmbH & Co KG.<br />

Rund 20 Betriebe aus dem nahen Umkreis liefern der<br />

Gemeinschaft etwa 13.000 Tonnen Substrat im Jahr.<br />

Die Anlage leistet 550 Kilowatt elektrisch pro Stunde,<br />

insgesamt sind das gut 4,6 Millionen Kilowattstunden<br />

im Jahr. Ein Teil der entstehenden Wärme, etwa 50 Prozent,<br />

nutzt eine Körperbehindertenschule mit Heimbetrieb<br />

in der Nähe.<br />

Nach den ersten reibungslosen Anfangsjahren gingen<br />

2011 die Probleme los: „Ohne besondere Vorzeichen<br />

blähte sich das Gärsubstrat im Fermenter“, berichtet<br />

Ernst Reutter. Es bildete sich ein starker Schaum, der<br />

sich in eine zähe Masse verwandelte. Mit der Folge,<br />

dass das Gärsubstrat nicht mehr, wie es technisch vorgesehen<br />

war, über einen freien Überlauf vom Fermenter<br />

in den Nachgärer gelangte. „Das bereitete mir schlaflose<br />

Nächte, weil ich größere Anlagenschäden befürchtete“,<br />

erinnert sich der Energiewirt.<br />

Vor allem sorgte er sich um den Fermenter, denn dieser<br />

ist mit einer befahrbaren Betondecke überdacht, die<br />

auf 60 Zentimeter hohen Unterzügen aufliegt. Durch<br />

das Aufblähen und die Schaumbildung kam das Gärsubstrat<br />

vermehrt mit den Unterzügen in Kontakt.<br />

Dadurch wurde die Drehbewegung im Behälter an der<br />

Oberfläche deutlich behindert. „Erreichte die Schaummasse<br />

die Unterzüge, konnte das Gas nicht mehr über<br />

den Gasauslass hinaus“, erklärt der Landwirt. Weil das<br />

Gas nicht ungehindert in Richtung Gasauslass entweichen<br />

konnte, bildete sich ein hoher Druck in den Hohlräumen<br />

zwischen den Unterzügen. Ein Teil des Gases<br />

wurde über die Noteinrichtung der Über- und Unterdrucksicherung<br />

in die Umgebung abgeblasen. „Ich befürchtete<br />

eine Verschmutzung der Gasleitungen oder<br />

sogar das Anheben des Fermenterdaches“, berichtet<br />

Reutter.<br />

Teure Prozessstörung<br />

Die Sorgen waren nicht unbegründet, denn Schaum<br />

gehört zu den häufigsten Prozessstörungen bei der<br />

Produktion von Biogas. Seine Bekämpfung kann teuer<br />

werden. Die Kosten reichen von einigen hundert Euro<br />

für erhöhten Personalaufwand und den Einsatz von<br />

Antischaummitteln bis zu einer halben Million für die<br />

Reparatur eines beschädigten Dachs. Oft verschmutzt<br />

„nur“ die Überdrucksicherung und es kommt zur Störung<br />

von Messsonden und Rezirkulationspumpen.<br />

Wenn jedoch Schwebestoffe, die in der Flüssigkeit<br />

vorhanden sind, zur Schaumstabilisierung beitragen,<br />

kann eine derartige Mischung eine hohe Festigkeit<br />

erreichen, wenn sie trocknet. „Schwere Betriebsstörungen<br />

können die Folge sein, wenn der Schaum die<br />

Gasleitungen und sicherheitstechnische Einrichtungen<br />

verstopft“, weiß Dr. Ing. Lucie Moeller. So verwandelte<br />

sich bei einer Abfallanlage in Sachsen der gesamte Fermenterinhalt<br />

in eine riesige Schaummasse.<br />

„Dabei wurde die Behälterdecke beschädigt und es<br />

entstand ein Gesamtschaden von etwa einer halben<br />

Million Euro“, berichtet die Fachfrau vom Helmholtz-<br />

Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Die<br />

Wissenschaftlerin erforschte im Rahmen des geförderten<br />

Verbundprojektes „Optgas“ die Ursachen der<br />

Schaumbildung in Biogasanlagen. Dabei untersuchten<br />

verschiedene Forscher unter Leitung des Geo-<br />

ForschungsZentrum (GFZ) deutschlandweit Störungen<br />

der anaeroben Gärung. Dazu gehörte auch der Betriebsalltag<br />

in schäumenden Praxisanlagen.<br />

Über die wichtigsten Ergebnisse berichtet das Fokusheft<br />

Schaumbildung in Biogasanlagen (www.ufz.de/<br />

biogas-schaum). Auch die Erkenntnisse, die bei der Biogasanlage<br />

von Ernst Reutter gesammelt wurden, sind<br />

darin zu finden. Hans Joachim Nägele von der Landesanstalt<br />

für Agrartechnik und Bioenergie der Universität<br />

Hohenheim berichtet im Heft über die umfassende Erforschung<br />

der Schaumproblematik bei der Agroenergie<br />

Andelbach. „Herr Nägele begleitete mich sehr engagiert<br />

bei der umfangreichen Suche nach den möglichen Ursachen“,<br />

erinnert sich Reutter, dafür sei er dankbar.<br />

74


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Wissenschaft<br />

Fotos: Martina Bräsel<br />

Im Jahr 2014<br />

baute Ernst Reutter<br />

eine Exzenterschneckenpumpe<br />

ein, damit hörten<br />

die Sorgen um die Schaumproblematik<br />

auf.<br />

Den Ursachen auf der Spur<br />

Bei den untersuchten Anlagen zeigte sich, dass viele Faktoren<br />

bei der Schaumbildung eine Rolle spielen können. Häufige<br />

Verursacher sind die Substrate, eine Übersäuerung oder die<br />

Betriebsführung. Aber auch eine Überfütterung, Nährstoffmangel,<br />

plötzliche Temperaturschwankungen, eine schlechte<br />

Durchmischung und Ablagerungen im Reaktor können zur<br />

Schaumbildung führen. Kritisch ist auch das Anfahren der<br />

Anlage oder ein schneller Substratwechsel.<br />

Die Wissenschaftler fanden auch heraus, dass das Phänomen<br />

meist nicht an einer Störung der Mikrobiologie lag, denn die<br />

Laborwerte wie FOS/TAC, flüchtige organische Säuren, Ammonium-Stickstoff<br />

etc. waren meist unauffällig. Auch bei der<br />

BGA Andelbach ergab die Untersuchung des Gärsubstrats auf<br />

prozessbiologische Parameter und Spurennährstoffe keine wesentlichen<br />

Störungen. „Es zeigte sich nur ein geringer Nährstoffmangel,<br />

den wir schnell ausgleichen konnten“, erinnert<br />

sich Reutter, dies hätte aber keinen wesentlichen Einfluss auf<br />

die Schaumbildung gehabt.<br />

„Zunächst vermuteten wir, dass der Fermenter nicht genug<br />

durchmischt wurde“, so der Landwirt. Dafür sprach, dass in<br />

den Rührpausen der Füllstand innerhalb weniger Minuten<br />

stark anstieg. Nur durch häufiges intensives Rühren bekam<br />

Reutter den Schaum in den Griff. Der Eigenstromverbrauch<br />

stieg auf rund 300 kWh am Tag. In seiner Not testete der Energiewirt<br />

verschiedene Einstellungen des Rührwerks, änderte die<br />

Drehrichtung und variierte die Rührzeiten, doch die positiven<br />

Effekte blieben aus.<br />

Um das Gärsubstrat pumpfähig zu bekommen, vermischte er<br />

im Pumpenschacht einen Teil aus dem Fermenter mit dem<br />

aus dem Nachgärer. „Zuerst tauschten wir die Rührwerksflügel<br />

durch eine optimierte Variante aus“, berichtet er, doch das<br />

reichte nicht. In der Hoffnung, die Lage zu verbessern, baute<br />

er ein neues Rührwerk, einen Strömungsbeschleuniger, ein.<br />

„Dadurch stieg der Eigenverbrauch noch einmal um 50 kWh<br />

pro Tag, doch das Gärgut schäumte weiter“, sagt er bedauernd.<br />

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wird aus dem Biogasstrom<br />

zurückgewonnen und steht für verschiedenste<br />

Einsatzzwecke zur Verfügung. Anlagenbetreiber<br />

können das verflüssigte CO 2<br />

auch an einen<br />

externen Abnehmer verkaufen und so eine<br />

zusätzliche Einnahmequelle erschlieβen.<br />

Die Menge an Treibhausgasen, die in die<br />

Atmosphäre gelangen, geht gegen Null.<br />

Das macht diese Technologie zu einer<br />

zukunftsweisenden Investition.<br />

Viele Maßnahmen blieben ohne Erfolg<br />

Auch eine Temperaturerhöhung im Fermenter um 3 Grad<br />

Celsius auf 53 Grad, die über etwa drei Wochen gehalten wurde,<br />

brachte keine Besserung. Eine weitere mögliche Ursache<br />

für die starke Schaumbildung konnte auch die zugelieferte<br />

75<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Das Pumpenhaus<br />

beherbergt die neue<br />

Pumpe. Rechts im Bild<br />

ist eines der beiden<br />

Rührwerke zu sehen,<br />

die den zähen, schaumigen<br />

Fermenterinhalt<br />

nicht allein bewältigen<br />

konnten.<br />

Der Blick in den<br />

Fermenter bestätigt,<br />

dass die große<br />

Schaumproblematik<br />

überwunden ist.<br />

Gülle sein. Sie kam aus fünf verschiedenen landwirtschaftlichen<br />

Betrieben. Eine Fütterung von Kraftfutter<br />

oder die Verwendung von Reinigungsmitteln kann auch<br />

Schaum auslösen. Um dies auszuschließen, wurde<br />

über einen Zeitraum von vier Wochen auf Gülle verzichtet.<br />

„Für die Fließfähigkeit gab ich in dieser<br />

Zeit ständig Wasser (5 m³/Tag) hinzu“,<br />

erinnert sich der Landwirt.<br />

Auch dies blieb ohne Erfolg.<br />

Eine weitere Maßnahme<br />

war die Verringerung<br />

der Raumbelastung<br />

im Fermenter, die<br />

häufig von Experten<br />

empfohlen wird. Sie<br />

verschlimmerte das<br />

Problem: „Am Abend<br />

zeigte der Fermenter<br />

eine starke Schaumbildung,<br />

die das bekannte<br />

Maß übertraf“,<br />

so Nägele. Die Zugabe von<br />

Pflanzenöl in sehr kurzen Zeitabständen<br />

über mehrere Tage hinweg<br />

brachte Hilfe.<br />

Ein Einsatz von Enzymen kann gleichfalls helfen. In<br />

Absprache mit dem Hersteller wurden diese acht Wochen<br />

beigefügt. „Nach etwa vier Wochen bemerkte ich,<br />

dass das Fermentersubstrat etwas flüssiger wurde“, so<br />

Reutter. Doch auf die Schaumbildung zeigten die Enzyme<br />

keine Wirkung. Insgesamt führten alle bis dahin<br />

bekannten, von Experten empfohlenen Maßnahmen<br />

bei dieser Biogasanlage zu keiner Lösung.<br />

Das Ende des Schaums<br />

Im Jahr 2014 baute Reutter eine Exzenterschneckenpumpe<br />

ein, die seitdem den<br />

Überlauf unterstützt. Dadurch sank<br />

der Füllstand im Fermenter und<br />

das Substrat konnte sich ungehindert<br />

ausdehnen. Die Angst<br />

vor einem Behälterschaden<br />

war damit gebannt, leider<br />

blieb der Rührwerkseinsatz<br />

hoch. „Aus heutiger Sicht<br />

kann nur vermutet werden,<br />

dass die Schaumbildung<br />

an der Biogasanlage auf die<br />

Inputsubstrate aus Mais und<br />

Gras zurückzuführen war“, berichtet<br />

Nägele.<br />

Die Versuche hätten „sehr zuverlässig<br />

eine Neigung zur Schaumbildung<br />

bei den Inputsubstraten“ gezeigt. Verdächtig<br />

waren auch die sehr hohen Trockensubstanzgehalte.<br />

Weil das Lager jedoch voll mit Mais- und<br />

Grassilage war, konnte nicht darauf verzichtet werden.<br />

„Ich bekam die Empfehlung, darauf zu achten, dass<br />

der Trockensubstanzgehalt unter 35 Prozent bleibt“,<br />

erinnert sich der Landwirt. Schließlich verbesserte die<br />

Fütterung des Fermenters mit „neuen“ Silagen die<br />

Bläh- und Schaumwirkung deutlich. Der Fermenterinhalt<br />

floss wieder und musste nicht mehr abgesenkt<br />

werden und die Rührwerke liefen deutlich weniger.<br />

Was kann vorbeugen?<br />

Bei anderen Biogasanlagen halfen verschiedene Maßnahmen<br />

gegen den Schaum: Oftmals brachte eine<br />

Optimierung der Rührintervalle, eine Veränderung des<br />

Substrats, des Fütterungszyklus oder die Zugabe von<br />

Spurenelementen den Erfolg. Ein langsames Anfahren<br />

der BGA und ein behutsamer Substratwechsel beugten<br />

dem Problem vor. Zur Vorbeugung eignet sich auch der<br />

„Leipziger Schaumtester“. Er wurde vom UFZ entwickelt<br />

und wird von der Firma Eismann & Stäbe GbR<br />

produziert. Mit ihm ist es ohne aufwendige Analytik<br />

möglich, Substrate vor Ort auf ihre Schaumneigung zu<br />

untersuchen.<br />

Dafür werden Proben des Gärsubstrats und des neuen<br />

Substrats in das Testset gefüllt und verrührt. Im Gerät<br />

verbleibt die Mischung bei konstanter Temperatur.<br />

Nach etwa 14 Stunden liegt das Ergebnis vor: Gefahr<br />

besteht, wenn sich Schaum zeigt. Ohne Schaumbildung<br />

ist auch im Fermenter nicht damit zu rechnen.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Freie Journalistin<br />

Hohlgraben 27 · 71701 Schwieberdingen<br />

Tel. 0 71 50/9 21 87 72<br />

Mobil: 01 63/232 68 31<br />

E-Mail: braesel@mb-saj.de<br />

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Nur der Überlauf<br />

zum Gärrestlager<br />

ist geblieben.<br />

76


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Wissenschaft<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Spitzendünger: Die<br />

Gärreste aus den<br />

Biogasanlagen der<br />

Landwirte in Nicaragua<br />

lassen die Natur<br />

sprießen.<br />

Energiewende à la Nicaragua<br />

Die Viehwirtschaft ist eine der wirtschaftlichen Säulen Nicaraguas. Dank kostengünstiger<br />

Technologie verbessern viele Landwirte seit Kurzem außerdem mit Biogas aus den Reststoffen<br />

Einkommen und Lebensqualität. Ein Besuch im Herzen Zentralamerikas<br />

Von Oliver Ristau<br />

Managua<br />

Es ist 5.45 Uhr, als Guillermo Largaespada die<br />

Hauptstraße verlässt. Die dicken Reifen des<br />

Geländewagens graben sich in den erdigen<br />

Weg, der den Hügel hinaufführt, und wirbeln<br />

roten Staub auf. Die Morgenröte ist schon verschwunden,<br />

aber noch steht die Sonne nicht über dem<br />

Horizont. In der Ferne zeigt sich die Bergkette der Kordilleren.<br />

Durch das geöffnete Fahrerfenster strömt kühle<br />

Luft in das Fahrzeug. An einer Kehre weist Largaespada<br />

mit dem Arm aus dem Fenster auf ein silbernes Silo.<br />

„Das ist ein Kühllager für die Milch. Hier treffen sich<br />

Händler, um Milch zu kaufen und zu verkaufen“, sagt er<br />

und lenkt den Wagen weiter bergauf. „Wir müssen weiter.<br />

Um 6.00 Uhr wird auf der Farm gemolken.“<br />

Largaespada ist Nicaraguaner und arbeitet für die niederländische<br />

Nichtregierungsorganisation (NGO) SNV.<br />

Die leitet in dem zentralamerikanischen Land ein Programm,<br />

das Landwirten die Vorteile näherbringen will,<br />

eigenes Biogas aus Kuhdung zu erzeugen. Es läuft seit<br />

2012 und hat geholfen, bisher über 1.000 Anlagen<br />

verschiedener Größe zu realisieren. Finanziert wird es<br />

neben SNV von der Interamerikanischen Entwicklungsbank,<br />

dem Nordic Development Funds (NDF), hinter<br />

dem Finanzinstitutionen aus fünf nordischen Ländern<br />

stehen, und der niederländischen NGO Hivos.<br />

Largaespada ist für die kommerziellen Kunden des<br />

Programms zuständig – also für Landwirte, die deutlich<br />

mehr produzieren als zur Selbstversorgung nötig<br />

wäre. Heute führt sein Weg als erstes zu einem mittelgroßen<br />

Milchbauern. Üppiges Grün prägt die wellige<br />

Landschaft links und rechts. Weiden mit hüfthohem<br />

Gras und große Laubbäume ziehen vorbei. Die Region<br />

Chontales im Herzen Nicaraguas ist das Zentrum der<br />

Viehwirtschaft.<br />

Milch und Fleisch sind wichtige Exportgüter, sorgen für<br />

etwa 20 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes.<br />

„Nicaragua hat rund 6 Millionen Rinder. Damit kommt<br />

auf jeden Einwohner eine Kuh“, sagt er und lacht. Kurz<br />

darauf versperrt ein Gatter den Weg. Largaespada steigt<br />

aus, um das Tor zu öffnen und passiert die Stelle. Nur<br />

78


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

International<br />

noch ein kurzes Stück, dann ist die<br />

Farm erreicht. Der Biogas-Experte<br />

parkt den Wagen vor einem unverputzten,<br />

aus grauen Steinen gemauerten<br />

Stall, begrenzt von einem<br />

Holzgatter, hinter dem rund 20 Kühe<br />

warten.<br />

Zwei junge Arbeiter mit Baseballmützen<br />

kommen auf ihn zu. Sie<br />

schütteln Hände und begrüßen sich.<br />

Es sind die Manager der Farm. Der<br />

Chef ist der 22-jährige Norlan Avan.<br />

Er lebt hier oben, seit er 5 Jahre alt<br />

ist, wie er später erzählen wird. Jetzt<br />

sind erst einmal die Kühe an der Reihe.<br />

Es ist 6.00 Uhr. Die Sonne geht<br />

auf und schickt ihre ersten gleißenden<br />

Strahlen herab.<br />

Biogas für die Melkmaschine<br />

Der Boden des Stalls ist mit trockener<br />

Erde bedeckt, verdichtet von den<br />

Hufen der Tiere: Darauf verteilen sich<br />

Kuhfladen und Stroh. An einer aus<br />

Holzlatten gezimmerten Führung, in<br />

der die Kühe eine nach der anderen<br />

hineingetrieben werden, stehen zwei<br />

Melkschemel und eine Apparatur<br />

aus Schläuchen und Pumpen, die<br />

Melkmaschine. Sie arbeitet erst seit<br />

Kurzem hier oben, berichtet Largaespada.<br />

Einen Stromanschluss gibt<br />

es nicht. Aber seit der Eigentümer<br />

Biogas aus Kuhdung erzeugt und das<br />

in einem Gasmotor zum Antrieb der<br />

Maschine verbrennt, ist das anders.<br />

Norlan Avan zündet den Motor. Ein<br />

Höllenlärm breitet sich aus. Zum Anfahren braucht er<br />

Benzin. Nachdem der Motor eine halbe Minute gelaufen<br />

ist, legt Avan einen Hebel um, damit das Biogas<br />

einströmen kann. Doch jetzt beginnt der Motor zu<br />

wackeln. „Der Gasdruck reicht nicht“, ruft er seinem<br />

Kompagnon zu, der aufsteht und aus dem Stall eilt. An<br />

der Längsseite liegt ein etwa 6 Meter langer Behälter<br />

aus schwarzer Kunststofffolie auf der Erde. Er sieht aus<br />

wie ein überdimensionierter schwarzer Müllbeutel. Das<br />

ist der Fermenter, der das Biogas enthält.<br />

In der Mitte ist ein Ventil angeflanscht, über das das<br />

Gas abgenommen werden kann. Doch die Oberfläche<br />

des Beutels ist schlaff. Avans Kollege nimmt einen<br />

großen Stein und legt ihn darauf. Das Geräusch der<br />

Melkmaschine aus dem Stall ändert sich nicht. Noch<br />

immer holpert der Motor. Dann greift er nach einen<br />

10-Kilo-Sack mit Speisesalz, der bereitliegt und wuchtet<br />

ihn auf den Gassack. Ein zweiter folgt. Einen Augenblick<br />

später ändert sich der Klang der Maschine. Jetzt<br />

scheint der Druck zu reichen. Der Motor läuft jetzt rund.<br />

Fotos: Andreas Betten<br />

16 Eimer Dung – 48 Eimer Wasser<br />

40 Minuten später sind die Kühe gemolken. Während<br />

sich sein Kollege auf ein Maultier schwingt und die<br />

Milch in Kanistern links und rechts am Sattel befestigt<br />

talwärts zur Kühlstation bringt, berichtet Avan über<br />

seine Erfahrungen mit dem Biogas: „Das System arbeitet<br />

jetzt seit einem halben Jahr. Wir haben vorher<br />

von Hand gemolken. Das ist jetzt viel angenehmer,<br />

schneller und auch besser für die Qualität der Milch,<br />

weil hygienischer.“ Täglich wird genug Gas produziert,<br />

um die Melkmaschine mit vier Anschlüssen für alle 20<br />

Tiere zu versorgen.<br />

„Dafür brauchen wir jeden Tag 16 Eimer Kuhdung und<br />

48 Eimer Wasser“, erklärt er und demonstriert das an<br />

einer der Kurzseiten des Fermenters. Der ist mit einem<br />

quadratischen Auffangbehälter aus schwarzem Kunststoff<br />

verbunden. Dort füllt er Inputstoffe hinein, die<br />

Dank der Abschüssigkeit in den tiefer liegenden Sack<br />

fließen. Wasser ist in der tropischen Region über das<br />

Jahr gesehen übrigens keine Mangelware. Jährlich fal-<br />

Wellige Landschaft:<br />

Das Landesinnere<br />

Nicaraguas prägen<br />

Weiden und Berge.<br />

Melken mit Biogas:<br />

Ein Gasmotor sorgt für<br />

bessere Bedingungen<br />

im Stall.<br />

79


International<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Fermenter aus Kunststoff:<br />

Hier produzieren<br />

Dung und Wasser bei<br />

Nolan Avan Biogas für<br />

den Gasmotor und zum<br />

Kochen. Im Vordergrund<br />

die Zuführung.<br />

Fotos: Oliver Ristau<br />

Festkuppel: Der in<br />

den Boden gemauerte<br />

Fermenter bei Milchbaron<br />

Wilmer fasst 27<br />

Kubikmeter und wird<br />

täglich mit 300 Litern<br />

Dung gefüttert.<br />

len hier laut offiziellen Klimadaten rund 1.200 Millimeter<br />

Niederschläge. Das sind 70 Prozent mehr als in<br />

Deutschland.<br />

„Den Kuhdung haben wir vorher den Abhang runtergekippt“,<br />

sagt Avan und weist mit der Hand hinter den<br />

Stall, wo es steil abwärts geht. Jetzt wird er mit Spaten<br />

in Eimern gesammelt. Wichtig ist, dass möglichst keine<br />

Erde in den Fermenter gelangt. Denn die vergärt nicht<br />

und setzt sich am Boden des Systems ab, wodurch es<br />

an Leistung verliert. Alle paar Wochen muss der Sack<br />

deshalb ausgespült werden, wie Berater Largaespada<br />

berichtet. Und er fügt hinzu: „Der Landwirt plant den<br />

Stall mit einem Steinboden zu versehen. So wird er den<br />

Kuhdung künftig mit weniger Verunreinigungen einsammeln<br />

können.“<br />

Wertvoller Dünger<br />

Neben dem Gas ist es vor allem der flüssige Gärdünger,<br />

der den Farmern Freude bereitet. Der Biodünger<br />

treibe das Pflanzenwachstum an. „Das Gras wächst<br />

besser als vorher“, lobt Avan die Qualität und zeigt auf<br />

eine Weide, wo kräftiges Futter für die Kühe sprießt.<br />

Pro Jahr erzeugt der 40 Kubikmeter fassende Fermenter<br />

365 Kubikmeter des Düngers. Die Gasausbeute<br />

beträgt laut SNV-Berechnung 3.320 Kubikmeter. Entwickler<br />

und Hersteller ist das mexikanische Unternehmen<br />

Biobolsa.<br />

Weil das Biogas vor der Nutzung im Motor gefiltert<br />

werden muss, wird es zunächst aus dem Fermenter<br />

in einen kleinen Nebenraum des Stalls geleitet. Dort<br />

stehen zwei Filterapparaturen. Die eine enthält laut<br />

Largaespada Kokosfasern, die Wasser im Gas aufnehmen<br />

können. Schwefel wird mit einem Aktivkohlefilter<br />

entnommen. Neben dem Motor gibt es auf dem Hof<br />

einen zweiten Verbraucher. Eine Abzweigung des Gasschlauchs<br />

führt am Stall vorbei zu einem Essensplatz,<br />

an dem die Farmarbeiter ihre Mahlzeiten wie Bohnen,<br />

Reis und Fleisch zubereiten oder Kaffee kochen. Früher<br />

80


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

International<br />

geschah das ausschließlich<br />

über Feuerholz. Jetzt stehen<br />

dort zwei mobile Kochplatten,<br />

die mit dem Biogas betrieben<br />

werden. „Wir grillen<br />

heute deutlich seltener“, sagt<br />

Manager Avan.<br />

che beladen mit Vieh auf der Ladefläche. Juigalpa ist<br />

ein zentrales Umschlagszentrum für Kaffee und Kühe.<br />

Am Rand des ältesten Teils, der von Kopfsteinpflaster<br />

und kleinen Kolonialstilhäusern geprägt ist, führt eine<br />

Landstraße ins Tal. Von oben sind die großen Weiden zu<br />

sehen, die zum Gut zählen.<br />

Fernandez ist ein kräftiger Mann, der mit seinem karierten<br />

Hemd, dem Seidentuch, den Jeans mit Gürtel und<br />

Metallbeschlägen und den schwarzen Cowboystiefeln<br />

den Prototyp eines lateinamerikanischen Viehbarons<br />

abgeben könnte. In einem der landestypischen Schaukelstühle<br />

aus Holz auf seiner Veranda erzählt er von den<br />

vielen Vorteilen, die die Technologie seiner Farm bringt.<br />

„Wir nutzen das Gas einmal für unsere Küche, wo bis-<br />

Milch-Handelskammerchef<br />

Fernandez<br />

und Biogas-Experte<br />

Largaespada (rechts)<br />

im Gespräch.<br />

Foto: Andreas Betten<br />

Amortisation:<br />

anderthalb Jahre<br />

Für den Eigentümer rechnet<br />

sich die Investition. Laut<br />

dem SNV-Vertreter hat er für<br />

die Biogasanlage gut 5.500<br />

Euro bezahlt. Jetzt spare er<br />

jährlich 1.600 Euro an Feuerholz,<br />

320 Euro Benzin für<br />

die Melkmaschine und erhält<br />

Dünger im Gegenwert von<br />

1.700 Euro. Für ihn hat sich<br />

die Anlage in anderthalb Jahren<br />

amortisiert.<br />

Als Avans Kollege auf dem Maultier mit den leeren<br />

Milchkanistern zurückgekehrt, ist es Zeit für Largaespada<br />

aufzubrechen. Sein Job als Berater ist wichtig,<br />

denn für die kommerziellen Betreiber der Biogasanlagen<br />

ist Planung und technische Begleitung die einzige<br />

Unterstützung, die sie bekommen. Eine finanzielle Förderung<br />

erhalten nur die Haushalte, die das Biogas zur<br />

Selbstversorgung nutzen.<br />

Nun geht es zu seinem größten Kunden, dem Farmer<br />

Wilmer Fernandez, Präsident der Handelskammer<br />

Nicaraguas für den Milchsektor (Canislac). Die<br />

schnurgerade Asphaltstraße, die am Fuße der Hügel<br />

aus Richtung Managua herkommt, führt in die Provinzhauptstadt<br />

Juigalpa. Bunte Lkw sind unterwegs, man-<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Wasser marsch: Dank<br />

des Biogasmotors kann<br />

Landwirt Fernandez<br />

seine Farm im Tal<br />

auch in der Trockenzeit<br />

bewässern und spart<br />

Viehtransporte auf die<br />

Almen.<br />

her mit Feuerholz gekocht wurde. Wir erhitzen damit<br />

auch Wasser, um die Milchkannen zu desinfizieren.“<br />

Fernandez ist einer der größten Rinderzüchter der Region<br />

mit vier verschiedenen Farmen und 300 Tieren.<br />

Am Stammhof leben 25 Kühe.<br />

Einfaches Festkuppelsystem<br />

Was den Agrarökonom besonders interessiert, ist die<br />

Wirtschaftlichkeit des Systems. „Es ist nicht nur so,<br />

dass ein solches System sehr rentabel ist. Die Anschaffung<br />

rechnet sich nach zwei Jahren. Es eröffnet auch<br />

viele Einsatzmöglichkeiten.“ Fernandez will das bei einem<br />

Rundgang über die Farm verdeutlichen. Ein paar<br />

Meter geht es zu den Ställen, dann fällt das Gelände<br />

ein paar Meter in Richtung eines kleinen Flusses ab.<br />

Unten breitet sich eine Grasfläche mit<br />

teils kräftig grüner, teils vertrockneter<br />

Vegetation aus. Dazwischen wachsen<br />

Bäume. Am Fuße des Hügels steckt<br />

eine große kreisrunde Betonplatte in<br />

grüner Farbe im Boden, auf der die<br />

Worte Biogas Nicaragua zu lesen sind.<br />

Fernandez führt den Hügel hinab<br />

zu seinem Festkuppel-System. Die<br />

Ausführung wurde von der SNV und<br />

einheimischen Experten entwickelt.<br />

Herzstück ist der gemauerte Fermenter<br />

in Form einer bauchigen Kugel, der<br />

in die Erde eingegraben ist und dessen<br />

Kuppel von der großen runden Betonplatte<br />

abgedeckt wird. Nicht zu sehen<br />

ist, dass der Fermenter unterirdisch<br />

mit einem zweiten Behälter verbunden<br />

ist, dessen Tiefe geringer ist.<br />

Über einen externen Zugang, der etwas<br />

höher liegt und aussieht wie ein<br />

Brunnenschacht, kann die Mischung aus Kuhdung und<br />

Wasser dem Fermenter zugeführt werden. Und so funktioniert<br />

das Festkuppelsystem: Das Gas, das von den<br />

Bakterien aus dem Kuhdung weitgehend unter Sauerstoffabschluss<br />

erzeugt wird, steigt in die Kuppel, wo<br />

es über eine Leitung abgenommen werden kann, und<br />

drängt die Flüssigkeit in den Ausgleichsbehälter. Wird<br />

Gas entnommen, schwappt die Flüssigkeit zurück.<br />

Flüssige Gärreste sammeln sich im Ausgleichsbehälter<br />

und können dort zur Düngung entnommen werden.<br />

Fotos: Oliver Ristau<br />

Biogas-Bewässerung spart Viehtransporte<br />

Täglich befüttern Fernandez‘ Arbeiter das System, das<br />

über ein Gärvolumen von 27 Kubikmetern verfügt, mit<br />

300 Kilo Dung. „Davon fällt hier auf der Farm mehr<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

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als genug an“, sagt er und geht über die Wiese, wo der<br />

Gasmotor in einem kleinen gemauerten Häuschen mit<br />

Wellblechdach untergebracht ist. Der kann aus dem<br />

Biogas eine elektrische Leistung von 2,5 kW gewinnen.<br />

Optimiert ist der Gasmotor auf das Gas aus dem<br />

Fermenter nicht. Bei höherer Methankonzentration<br />

könnte er eine Leistung von 3 kW abgeben.<br />

Nichtsdestotrotz ist Fernandez zufrieden. Denn der<br />

Motor gibt ihm mehr Flexibilität bei der Versorgung<br />

seiner Kühe. Der Landwirt erklärt: „In der Trockenzeit<br />

von Januar bis April fällt hier auf dem Grundstück zu<br />

wenig Regen. Es gibt dann nicht genügend Gras für<br />

das Vieh. In der Vergangenheit haben wir die Tiere mit<br />

Transportern zu höhergelegenen Weiden bringen müssen,<br />

wo ausreichend Futter zur Verfügung stand. Das<br />

hat Arbeit, Zeit und Kraftstoff gekostet. Jetzt haben wir<br />

eine andere Lösung.“<br />

Er bittet seinen Vorarbeiter, den Motor anzuwerfen. Der<br />

zündet sofort und es dauert nicht lange, bis mehrere<br />

in Reih und Glied stehende Sprenkelanlagen einsetzen<br />

und Wasser eruptionsartig auf der Weide verteilen.<br />

Elektrisch angetriebene Pumpen schaffen das Wasser<br />

aus dem nur ein paar Meter entfernt vorbeifließenden<br />

Fluss herbei. Würde er sich für die Wasserpumpe<br />

Strom aus dem Netz besorgen, käme ihn das deutlich<br />

teurer, rechnet Fernandez vor: „Normalerweise kostet<br />

der Strom rund 8 US-Cent je Kilowattstunde. Doch für<br />

solche speziellen Anwendungen müsste ich 40 Cent<br />

bezahlen. Das ist viel zu teuer“, sagt er mit zusammengezogenen<br />

Augenbrauen und winkt ab.<br />

Gut für die Lungen<br />

Guillermo Largaespada diskutiert noch ein wenig mit<br />

dem Grundbesitzer. Schließlich verabschieden sich<br />

beide voneinander. Bevor der Tag zur Neige geht, will<br />

der SNV-Berater noch einen dritten Hof aufsuchen. Er<br />

lässt die kleine Hazienda und die Stadt Juigalpa hinter<br />

sich. Über die Hauptstraße geht es Richtung Atlantikküste<br />

und nach einer Viertelstunde hoch in die Hügel.<br />

Von dem Feldweg aus sind extensive Weiden zu sehen,<br />

auf denen nur wenige Tiere grasen.<br />

Vorbei an einer ärmlichen Siedlung, wo Kinder und<br />

Jugendliche am Straßenrand dem Auto nachsehen,<br />

erreicht er die beiden Häuser von Reynalda Arguello<br />

und ihrem Sohn Geovani. Der hat für beide Familien<br />

eine Festkuppelanlage gebaut, mit 9 Kubikmetern<br />

Fassungsvermögen deutlich kleiner als die von Großlandwirt<br />

Fernandez. Das Gas dient ausschließlich zum<br />

Kochen und ersetzt Feuerholz, wie Mutter Reynalda<br />

betont: „Vorher gab es so viel Rauch in der Küche und<br />

das war nicht gut für die Lungen. Außerdem geht das<br />

Wenn der Motor<br />

stottert: Um den<br />

Gasdruck zu erhöhen,<br />

legt der Farmarbeiter<br />

einen Sack Salz auf den<br />

Fermenter.<br />

83


International<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Biogas statt Feuerholz:<br />

Mit dem 9 Kubikmeter<br />

Festkuppelsystem<br />

können die beiden<br />

Haushalte der Arguellos<br />

je fünf Stunden lang<br />

kochen.<br />

Zufrieden dank Biogas: Reynalda Arguello und ihr Sohn Geovani<br />

freuen sich darüber, dass die Küchen rauchfrei bleiben.<br />

Foto: Andreas Betten<br />

Foto: Oliver Ristau<br />

Essen kochen jetzt sehr viel schneller.“ Sie teilt sich<br />

das Gas mit der Familie ihres Sohnes. Rechnerisch<br />

können beide damit etwa fünf Stunden lang kochen.<br />

Dem Sohn hat es vor allem der Dünger angetan. „Der<br />

ist von bester Qualität“, sagt er und präsentiert den<br />

quaderförmigen Zugang, aus dem er sich entnehmen<br />

lässt. „Schauen Sie, wie kräftig die Bananen wachsen“,<br />

weist er auf ein paar Stauden gleich nebenan.<br />

Einfach haben es die Arguellos, ohne elektrischen<br />

Strom, aber idyllisch mit dieser Landschaft aus grünen<br />

Hügeln, die sich bis zum Horizont ausbreiten. In der<br />

warmen Luft flattern unter blauem Himmel zahlreiche<br />

Schmetterlinge.<br />

Einige weitere Familienmitglieder sind zusammengekommen,<br />

es wird viel gelacht, zwei kleine Mädchen<br />

toben durch den Garten, ein Schwung freilaufender<br />

Hühner pickt im Gras. „Ich finde das mit dem Biogas<br />

sehr gut. Aber nicht jeder kann sich das leisten“, sagt<br />

eine Schwester Geovanis. Immerhin 2.500 Euro kostet<br />

das System inklusive Arbeitsaufwand. Selbst wenn<br />

der Zuschuss von 20 Prozent abgezogen wird, den<br />

das Biogasprogramm Nicaragua dazugibt, entspricht<br />

die Investition in etwa dem nicaraguanischen Durchschnittseinkommen.<br />

Doch neben den Ersparnissen für Feuerholz und Dünger<br />

gibt es für Geovani noch einen anderen handfesten<br />

Vorteil. Er ist einer von 120 Maurern, die von der SNV<br />

ausgebildet wurden, um im ganzen Land solche Festkuppelsysteme<br />

zu bauen. Mehr als ein Dutzend hat er<br />

bereits realisiert. Als der Tag sich allmählich dem Ende<br />

neigt und der Himmel in prächtigen Farben von rot<br />

bis lila leuchtet, ist es Zeit für Guillermo Largaespada<br />

aufzubrechen. Der Job gebe ihm Zufriedenheit, sagt<br />

er, während er den Motor startet. „Wir versuchen, das<br />

Leben der Bauern zu verbessern, ihnen neues Wissen<br />

zu bringen. Sie können den Wandel sehen“, sagt er<br />

und rollt den Hügel hinab. Einer davon ist, dass bei<br />

den Arguellos zum Abendessen kein Qualm mehr aus<br />

den offenen Fenstern ihrer Küchen dringt.<br />

Autor<br />

Dipl.-Pol. Oliver Ristau<br />

Redaktion und Kommunikation<br />

Sternstraße 106 · 20357 Hamburg<br />

Tel. 040/38 61 58 22<br />

E-Mail: ristau@publiconsult.de<br />

Weite Wege: Das Biogasprogramm<br />

Nicaragua der SNV hat bisher<br />

etwa 1.000 Landwirte erreicht.<br />

84<br />

Foto: Andreas Betten


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

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Die Klimagelder<br />

können kommen –<br />

Biogas ist bereit<br />

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„What was once unthinkable has now become unstoppable“, kommentierte der ehemalige UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki-Moon das Pariser Klimaabkommen im Dezember 2015, das am 4. November 2016 in Kraft getreten<br />

ist. Einer der Eckpfeiler zur Erreichung der Klimaziele ist die Klimafinanzierung. Die Biogasbranche leistet viel<br />

zur Reduzierung von CO 2<br />

-Emissionen. Aber lassen sich auch mit den unterschiedlichen neuen Klimageldern<br />

Biogasprojekte finanzieren und umsetzen?<br />

Von Alexander Linke und Clemens Findeisen<br />

Seit 1992 ist die Klimarahmenkonvention<br />

(United Nations<br />

Framework Convention on Climate<br />

Change – UNFCC) das<br />

maßgeblich völkerrechtliche<br />

Vertragswerk im Bereich Klimasschutz. Im<br />

Jahr 2015 kam es in Paris zu einem Durchbruch<br />

in den internationalen Klimaverhandlungen,<br />

dort wurden drei langfristige<br />

Ziele beschlossen:<br />

1. Die globale Erderwärmung auf deutlich<br />

unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad im<br />

Vergleich zum vorindustriellen Niveau<br />

begrenzen.<br />

2. Die Anpassung an den Klimawandel<br />

erhält dasselbe politische Gewicht wie<br />

die Minderung von Treibhausgas (THG)-<br />

Emissionen.<br />

3. Umlenkung der Finanzströme in<br />

Richtung einer klimaresilienten und<br />

emissionsarmen Entwicklung.<br />

Des Weiteren bilden den Kern des Klimaabkommens<br />

die sogenannten nationalen Klimaschutzbeiträge<br />

(Nationally Determined<br />

Contributions – NDCs), mit denen sich die<br />

Unterzeichnerstaaten zu nationalen Klimaschutzmaßnahmen<br />

verpflichtet haben.<br />

Und schließlich wird der Klimafinanzierung<br />

immer mehr Bedeutung zugemessen, um<br />

die entsprechenden Ziele auch umzusetzen<br />

zu können. Eine neue Chance für die Biogasbranche?<br />

CO 2<br />

-Reduktion dank<br />

Biogasanlagen<br />

Die 9.000 Biogasanlagen in Deutschland<br />

konnten mit ihrer installierten elektrischen<br />

Leistung von zirka 4 Gigawatt in 2016 rund<br />

19 Millionen Tonnen CO 2<br />

einsparen. Neben<br />

der Substitution von fossilen Energieträgern<br />

können zusätzlich unkontrollierte<br />

Methan-Emissionen vermieden werden,<br />

die bei der Lagerung von Biomasse entstehen<br />

und in die Atmosphäre entweichen. So<br />

ist es möglich, dass bei der Vergärung von<br />

Reststoffen Negativemissionen pro produzierter<br />

Kilowattstunde durch die Nutzung<br />

der Biogastechnologie angerechnet werden<br />

können (Gutschriften).<br />

Laut dem Umweltbundesamt gingen von<br />

1990 bis 2015 die Methan-Emissionen<br />

in Deutschland um 2,6 Millionen Tonnen<br />

(Mio. t) auf 2,2 Mio. t zurück. Besonders<br />

stark sanken die Emissionen im Bereich<br />

der Abfallablagerung. Die zur Deponierung<br />

vorgesehenen Abfallmengen gingen auch<br />

aufgrund der Nutzung der Biogastechnologie<br />

stark zurück. Könnte nicht Biogas vor<br />

diesem Hintergrund sehr viel zu den neuen<br />

ambitionierten Klimazielen beitragen?<br />

Sind die Klimagelder schon bereit? Was<br />

ist eigentlich Klimafinanzierung? Gibt es<br />

schon funktionierende Klima-Instrumente,<br />

die Erneuerbare Energien und insbesondere<br />

Biogas fördern und finanzieren?<br />

Klimafinanzierung bezieht sich im weitesten<br />

Sinne auf alle Finanzströme, die die<br />

Reduzierung von THG-Emissionen und die<br />

Anpassung an die negativen Auswirkungen<br />

des Klimawandels unterstützen. Im<br />

Kontext der Klimaverhandlungen wird der<br />

86


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

International<br />

Begriff internationale Klimafinanzierung<br />

in einem engeren Sinne verwendet. Der<br />

Begriff beschreibt also den Transfer von<br />

öffentlichen finanziellen Ressourcen und<br />

dadurch mobilisierten (privaten) Mitteln<br />

von Geberländern an Entwicklungs- und<br />

Schwellenländer zur Unterstützung von<br />

Anpassungs- und Minderungsmaßnahmen.<br />

Eine international akzeptierte Definition<br />

von Klimafinanzierung gibt es bisher nicht,<br />

weshalb deren Messung uneinheitlich ist.<br />

Grund dafür sind strittige Elemente einer<br />

solchen Definition aufgrund von Kontroversen<br />

in den internationalen Klimaverhandlungen.<br />

Zum Beispiel zur Frage, ob als Klimafinanzierung<br />

nur öffentliche oder auch<br />

private Finanzströme oder nur Finanzströme<br />

von Industrienationen an Schwellenoder<br />

Entwicklungsländer gelten sollten.<br />

Milliardenbeträge sollen<br />

transferiert werden<br />

Ein wichtiger Bestandteil der Klimafinanzierung<br />

sind finanzielle Beiträge von Industrieländern<br />

an Entwicklungs- und Schwellenländer.<br />

Die internationale Gemeinschaft<br />

hat sich auf der Klimakonferenz 2009 in<br />

Kopenhagen geeinigt, bis zum Jahr 2020<br />

jährlich 100 Milliarden (Mrd.) US-Dollar<br />

(USD) zu mobilisieren. So hat Deutschland<br />

beispielsweise 2015 zugesagt, die bilaterale<br />

Klimafinanzierung bis zum Jahr 2020<br />

auf 4 Mrd. Euro zu verdoppeln.<br />

Die globale Klimafinanzierungsarchitektur<br />

ist sehr komplex und verändert sich stetig.<br />

Die wichtigsten öffentlich finanzierten Elemente<br />

der globalen Klimafinanzierungsarchitektur<br />

umfassen:<br />

ffBilaterale Kanäle: Der Großteil der<br />

öffentlichen Klimafinanzierung wird<br />

durch bilaterale Kanäle bereitgestellt.<br />

So stellen Regierungen finanzielle Ressourcen<br />

aus ihren Haushalten bereit.<br />

Dies geschieht entweder in Form von<br />

Regierungszusagen oder von eigenen<br />

Klimafonds, wie der Internationalen Klimaschutzinitiative<br />

(IKI) in Deutschland<br />

oder des Internationalen Klimafonds<br />

im Vereinigten Königreich. Diese Mittel<br />

werden hauptsächlich von nationalen<br />

Durchführungsorganisationen der<br />

technischen Zusammenarbeit, wie der<br />

Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) GmbH,<br />

oder der finanziellen Zusammenarbeit,<br />

wie der unterschiedlichen Sparten der<br />

KfW-Bankengruppe (beispielsweise<br />

KfW-Entwicklungsbank oder die Deutsche<br />

Entwicklungs- und Investitionsgesellschaft<br />

mbH – DEG), umgesetzt.<br />

ffMultilaterale Kanäle: Regierungen<br />

stellen Haushaltsmittel auch über UN-<br />

Organisationen – multilaterale Entwicklungsbanken<br />

(MDBs) und Fonds – zur<br />

Verfügung:<br />

ZZDer finanzielle Mechanismus der<br />

Klimarahmenkonvention umfasst<br />

die Globale Umweltfazilität [Global<br />

Environment Facility (GEF)] und die<br />

von ihr verwalteten Klimafonds Least<br />

Developed Countries Fund (LDCF)<br />

und Special Climate Change Fund<br />

(SCCF) sowie den GCF.<br />

ZZZur Verfügung gestellt werden auch<br />

andere Klimafonds wie der im Kyoto-<br />

Protokoll verankerte Anpassungsfonds<br />

(Adaptation Fund) sowie Fonds<br />

außerhalb der Klimarahmenkonvention,<br />

zum Beispiel die Climate Investment<br />

Funds (CIFs) der Weltbank.<br />

ZZMultilaterale Entwicklungsbanken<br />

stellen eine Vielzahl von Finanzierungs-<br />

und Beratungsinstrumenten<br />

bereit und fungieren manchmal auch<br />

als Umsetzungsorganisationen internationaler<br />

Klimafinanzierungsmittel.<br />

Sie können auch eigene Mittel (die<br />

sie am internationalen Kapitalmarkt<br />

aufnehmen) mit öffentlichen Klimafinanzierungsbeiträgen<br />

kombinieren<br />

(„blending“).<br />

ffRegionale und nationale Institutionen<br />

in Partnerländern: Einige Entwicklungs-<br />

und Schwellenländer haben<br />

eigene Klimafinanzierungsinstitutionen<br />

für den Zugriff auf und die Verwaltung<br />

von internationaler Klimafinanzierung<br />

etabliert. Beispiele sind der Amazon<br />

Fund in Brasilien, der Indonesia Climate<br />

Change Trust Fund (ICCTF), der<br />

National Environment Fund of Benin,<br />

der Rwanda Climate Change and Environment<br />

Fund (FONERWA), der South<br />

African Green Fund oder der CDM Fund<br />

in China.<br />

Die meisten dieser Fonds werden durch<br />

multilaterale oder nationale Institutionen<br />

verwaltet und die Förder- und Finanzierungsmittel<br />

können oftmals nicht direkt<br />

durch private Unternehmen beantragt<br />

werden. Internationale oder nationale<br />

Durchführungsorganisationen können hier<br />

Projektvorschläge einreichen, die dann in<br />

der Abwicklungsphase eventuell auch Förderungen<br />

oder Finanzierungen für private<br />

Unternehmen bereitstellen. Neue Initiativen,<br />

wie die zum Beispiel von Deutschland<br />

initiierte NDC-Partnerschaft, helfen aber<br />

dabei, einen Überblick über die verschiedenen<br />

Finanzierungs- und Unterstützungsangebote<br />

zu bekommen.<br />

Ein Beispiel für ein konkretes Projekt aus<br />

diesen vorgenannten Klimafonds ist das<br />

„Extended Biogas Program“ in Nepal, das<br />

durch den Climate Investment Fund finanziert<br />

und durch die Weltbank abgewickelt<br />

wird. In der Umsetzung kooperiert die Weltbank<br />

mit der staatlichen Agentur „Alternative<br />

Energy Promotion Centre“ (AEPC). Im<br />

Rahmen dieses Projektes werden sowohl<br />

private Unternehmen als auch Kommunen<br />

bei der Entwicklung und Umsetzung von<br />

Off-Grid-Biogasprojekten unterstützt.<br />

Aufwändig, passende Geldgeber<br />

zu finden<br />

Die Identifikation und Nutzung geeigneter<br />

internationaler Klimafinanzierungsquellen<br />

ist sowohl für viele Entwicklungsländer als<br />

auch für private Investoren aufgrund der<br />

Vielzahl und Heterogenität der Zugangsmodalitäten<br />

eine große Herausforderung. Zudem<br />

ist die Beantragung und Abwicklung<br />

von internationalen Klimafinanzierungsfonds<br />

mit einem nicht zu unterschätzenden<br />

Aufwand verbunden.<br />

Neben öffentlichen Mitteln aus den Staatshaushalten<br />

von Industrie- und Entwicklungsländern<br />

spielen auch private Investitionen<br />

in der Klimafinanzierung eine überaus<br />

wichtige Rolle. Es gibt eine Vielzahl an<br />

Akteuren im Privatsektor, die mit eigenen<br />

Mitteln in Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen<br />

investieren oder dafür Kapital<br />

bereitstellen. Diese können in zwei Gruppen<br />

eingeteilt werden: Unternehmen der „Realwirtschaft“<br />

(zum Beispiel nationale oder internationale<br />

Industrieunternehmen, kleine<br />

und mittlere Unternehmen, Projektentwickler)<br />

sowie Finanzierer (Banken, Leasinggesellschaften,<br />

Eigenkapitalfonds, Mikrofinanzierungsorganisationen,<br />

institutionelle<br />

Investoren, Stiftungen, Versicherer).<br />

Der Green Climate Fund (GCF) ist aktuell<br />

der neueste und größte multilaterale Klimafonds.<br />

Aktuell (Stand Juli <strong>2017</strong>) ist der<br />

GCF mit Kapitalzusagen von 10,3 Mrd.<br />

USD ausgestattet, arbeitet mit 48 akkre-<br />

87


International<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

ditierten Institutionen zusammen und hat<br />

bisher Förderzusagen für 43 Projekte gegeben<br />

(entspricht einem Fördervolumen<br />

von 2,2 Mrd. USD). Private Unternehmen<br />

können nicht direkt Mittel aus dem GCF<br />

beantragen, dies dürfen nur sogenannte<br />

„akkreditierte Institutionen“, die zuvor einen<br />

strengen Prüf- und Aufnahmeprozess<br />

durchlaufen mussten (http://www.greenclimate.fund/how-we-work/tools/entitydirectory).<br />

Biogas-Projektierer sollten die<br />

EBRD kontaktieren<br />

Es dürfen auch nur akkreditierte Institutionen<br />

Förderanträge (sogenannte „Funding<br />

Proposals“) an den GCF stellen. Beispielsweise<br />

wurde ein Projekt der Europäischen<br />

Bank für Wiederaufbau und Entwicklung<br />

(EBRD) zur Finanzierung von nachhaltigen<br />

Energieprojekten in ausgewählten Ländern<br />

in der MENA-Region, Süd-Osteuropa und<br />

Zentralasien durch den GCF genehmigt.<br />

Die EBRD erhält hierbei Klimafinanzierungsmittel<br />

direkt vom GCF, mischt diese<br />

mit eigenen Mitteln („blending“) und<br />

investiert dieses Kapital in Erneuerbare-<br />

Energien-Projekte, darunter auch Biogas.<br />

Interessierte Unternehmen, die aussichtsreiche<br />

Projektideen haben, können hier<br />

direkt mit der EBRD bzw. mit lokalen Partnerbanken<br />

der EBRD in den jeweiligen Ländern<br />

in Kontakt treten.<br />

Aus deutscher Sicht sind folgende internationale<br />

Klimafinanzierungsfazilitäten und<br />

-instrumente hervorzuheben:<br />

ffInternationale Klimaschutzinitiative<br />

(IKI): Die Internationale Klimaschutzinitiative<br />

des Bundesministeriums<br />

für Umwelt, Naturschutz, Bau und<br />

Reaktorsicherheit (BMUB) finanziert<br />

seit 2008 gezielt Klima- und Biodiversitätsprojekte<br />

in Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern und ist ein wichtiger<br />

Bestandteil der deutschen Klimafinanzierung.<br />

ffNAMA Facility: Hier werden Fördermittel<br />

für national angemessene<br />

Minderungsmaßnahmen (NAMAs)<br />

zur Verfügung gestellt. Neben dem<br />

BMUB wird diese Fazilität auch durch<br />

Großbritannien, Dänemark und die EU-<br />

Kommission finanziell unterstützt.<br />

ffKlimapartnerschaften mit der Wirtschaft<br />

(DEG): Mit diesem Programm<br />

fördert die DEG den Technologie- und<br />

Know-how-Transfer, um den Aufbau<br />

einer klimaschonenden Wirtschaft zu<br />

unterstützen.<br />

ffdeveloPPP.de: Mit develoPPP.de fördert<br />

das Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ) entwicklungspolitisch sinnvolle<br />

Projekte von privaten Unternehmen in<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern.<br />

ffDas Instrument „upscaling“ der DEG<br />

hat bis dato nur Projekte bis 500.000<br />

Euro finanziert. Nun wurde dies bis auf<br />

2,5 Millionen EUR ausgeweitet. Eine<br />

tolle Möglichkeit für Biogasprojekte in<br />

Entwicklungs- und Schwellenländer.<br />

CDM-Markt zurzeit uninteressant<br />

Der direkte Zugang des Privatsektors zu<br />

internationaler Klimafinanzierung, beispielsweise<br />

für Projektentwickler aus der<br />

Biogasbranche, gestaltet sich bis dato<br />

schwierig. Dies war noch vor einigen Jahren<br />

anders, als privaten Projektentwicklern<br />

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88


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

International<br />

der CDM-Marktmechanismus unter dem<br />

Kyoto-Protokoll als Finanzierungsquelle<br />

zur Verfügung stand. Durch den starken<br />

Preisverfall der Emissionszertifikate bietet<br />

der CDM-Markt aktuell keinen geeigneten<br />

finanziellen Anreiz für Projektentwickler.<br />

Derzeit sind etwa 8 Prozent aller registrierten<br />

CDM-Projekte der Kategorie „Methane<br />

avoidance“ zuzuordnen. Wie bereits ausgeführt<br />

arbeiten die meisten Klimafinanzierungsfazilitäten<br />

mit internationalen oder<br />

nationalen Durchführungsorganisationen,<br />

beispielsweise multilateralen oder bilateralen<br />

Entwicklungsbanken, zusammen. Entwicklungsbanken<br />

stellen aber oftmals nur<br />

großvolumigen Investitionsprojekten eine<br />

direkte Kreditfinanzierung zur Verfügung.<br />

Kleinere Investitionsprojekte können aber<br />

eventuell durch lokale Partnerbanken, die<br />

durch Entwicklungsbanken über Kreditlinien<br />

refinanziert werden, unterstützt werden.<br />

Neben Kreditprogrammen könnte für Biogasunternehmen<br />

auch der Zugang zu Risikokapital<br />

(zum Beispiel Eigenkapital oder<br />

nachrangige Darlehen) interessant sein.<br />

Ein Beispiel ist der Fonds „Asia Climate<br />

Partners“ (ACP), an dem auch die ADB<br />

beteiligt ist. Dieser Private-Equity-Fonds<br />

stellt Risikokapital für Erneuerbare Energie,<br />

Ressourceneffizienz und Umwelttechnologien<br />

in Asien zur Verfügung. Bislang<br />

wurde dieser Fonds zwar nicht durch Klimagelder<br />

finanziert, kürzlich hat die ADB<br />

aber eine Aufstockung des Fonds für Mezzaninfinanzierung<br />

bei den Climate Investment<br />

Funds beantragt.<br />

„GEEREF Next“-Globalfonds als<br />

Finanzierungsquelle ausloten<br />

Ein anderes Beispiel ist der von der Europäischen<br />

Entwicklungsbank (EIB) aufgelegte<br />

Fonds „GEEREF Next“, der auch vom<br />

Green Climate Fund (GCF) finanziert wird.<br />

Es handelt sich hier um einen Globalfonds<br />

(„fund of funds“), der in Entwicklungsländern<br />

in private Eigenkapitalfonds mit dem<br />

Fokus Erneuerbare Energie und Energieeffizienz<br />

investiert.<br />

Spannend für Entwickler von Erneuerbaren<br />

Energien und insbesondere Biogasprojekten<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

sind auch Projektvorbereitungsprogramme<br />

wie beispielsweise das Private Finance<br />

Advisory Network (PFAN) und das Finance<br />

Catalyst Programm (Teil des Africa-EU Renewable<br />

Energy Cooperation Programme<br />

RECP).<br />

PFAN unterstützt beispielsweise vielversprechende<br />

Projekte in einem frühen<br />

Stadium und bietet Mentoring für die Entwicklung<br />

von Business-Plänen, um so die<br />

Chancen auf eine erfolgreiche Finanzierung<br />

und Umsetzung zu erhöhen. Es wurden<br />

bereits über 296 Energieprojekte aus<br />

den Bereichen Biogas, Biomasse, Wind,<br />

Solar, Transport, Energieeffizienz und Wasserkraft<br />

in die Pipeline aufgenommen. 86<br />

davon bekamen bereits eine Finanzierungszusage.<br />

Ähnlich der Finance Catalyst, der<br />

durch Beratung Projektentwickler dabei<br />

unterstützt, Projektansätze „bankable“ zu<br />

machen und den Zugang zu kommerziellen<br />

Finanzierungsquellen zu erleichtern.<br />

Fazit: Die Bedeutung der internationalen<br />

Klimafinanzierung für die Umsetzung<br />

von Erneuerbare-Energien-Projekten wird<br />

noch weiter zunehmen. Die internationale<br />

Klimafinanzierungsarchitektur ist jedoch<br />

aktuell komplex und unübersichtlich. Die<br />

wichtigste Empfehlung an Biogasunternehmen<br />

ist, sich laufend über relevante neue<br />

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International<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Projekte und Programme zu informieren<br />

und frühzeitig mit den Durchführungsorganisationen<br />

Kontakt aufzunehmen. Eine<br />

besondere Bedeutung haben multilaterale,<br />

bilaterale oder regionale Entwicklungsbanken<br />

und Eigenkapitalfonds, da diese auch<br />

ohne internationale Klimafinanzierung immer<br />

an gut vorbereiteten Projekten Interesse<br />

haben.<br />

Da das Investitionsvolumen vieler Erneuerbarer-Energien-Projekte<br />

(vor allem PV<br />

und Biogas) oftmals zu gering für eine direkte<br />

Projekt- oder Unternehmenskreditfinanzierung<br />

von Entwicklungsbanken ist,<br />

spielen Kreditlinien von lokalen Kommerzbanken<br />

eine wichtige Rolle. Eine professionelle<br />

Ansprache solcher internationaler<br />

Finanzierungsinstitutionen und Fonds<br />

will gut geplant und vorbereitet sein. Ein<br />

überzeugender Geschäftsplan, ein verlässlicher<br />

lokaler Partner und bei Bedarf<br />

die Unterstützung externer Berater sind<br />

dafür wichtige Voraussetzungen. Die Dynamik<br />

in der Klimafinanzierung ist gerade<br />

ziemlich hoch, deshalb sollte die deutsche<br />

Biogasbranche hier kontinuierlich am Ball<br />

bleiben.<br />

Weiterführende Links:<br />

EU Global Climate Change Alliance (GCCA): https://www.gcca.eu/<br />

NAMA Facility: http://www.nama-facility.org/<br />

Global Environment Facility (GEF): https://www.thegef.org/<br />

Green Climate Fund (GCF): https://www.greenclimate.fund/home<br />

Internationale Klimaschutzinitiative: https://www.international-climate-initiative.com/<br />

Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft (BMUB): https://www.deginvest.de/Internationale-Finanzierung/DEG/Unsere-Lösungen/Klimapartnerschaften/index.html<br />

Private Finance Advisory Network (PFAN): https://cti-pfan.net/<br />

The Finance Catalyst: https://www.africa-eu-renewables.org/finance-catalyst/<br />

Upscaling der DEG:<br />

https://www.deginvest.de/Internationale-Finanzierung/DEG/Unsere-Lösungen/Up-Scaling/<br />

NDC Funding and Initiatives Navigator: https://www.ndcpartnership.org/initiatives-navigator<br />

Autoren<br />

Alexander Linke<br />

Berater für Klimafinanzierung im<br />

Kompetenzzentrum für Klima und Umweltpolitik<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />

Tel. 0 61 96/79 11 94<br />

E-Mail: alexander.linke@giz.de<br />

Clemens Findeisen<br />

Berater Entwicklungszusammenarbeit<br />

Fachverband Biogas e.V. (FvB)<br />

Tel. 0 8161/98 46 811<br />

E-Mail: clemens.findeisen@biogas.org<br />

90


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

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91


Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

Bericht aus der Geschäftsstelle<br />

Heißer Herbst steht bevor!<br />

Dem Land, dem Verband und der Biogasbranche steht ein<br />

ereignisreicher Herbst bevor. Neben der omnipräsenten Bundestagswahl<br />

finden im September die ersten Ausschreibungen für<br />

Biomasse statt. Zudem wurden neue Regelwerke veröffentlicht,<br />

zu denen Stellungnahmen zu verfassen sind.<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

Der September wird spannend!<br />

Die Biogasbranche<br />

wartet gespannt auf das<br />

Ergebnis der ersten Ausschreibung<br />

für Biomasse.<br />

Wie viele Biogasanlagen beteiligen<br />

sich? Welche Größe haben die Anlagen?<br />

Wie viele Anlagen sind Neu- beziehungsweise<br />

Bestandsanlagen? Noch<br />

ist vieles unklar. Dennoch bereitet sich<br />

das Hauptstadtbüro bereits auf alle<br />

möglichen Szenarien vor und erarbeitet<br />

die daraus resultierenden Forderungen<br />

an die Politik.<br />

Die befindet sich zum Ausschreibungstermin<br />

noch mitten im Wahlkampf. Auch<br />

das Hauptstadtbüro befindet sich seit<br />

Wochen im Wahlkampfmodus. Innerhalb<br />

der Kampagne des BEE (Bundesverband<br />

Erneuerbare Energie) sind die<br />

Mitarbeiter stark eingebunden. Insbesondere<br />

die Planung und Durchführung<br />

der Sommertour mit Diskussionsterminen<br />

in den Wahlkreisen wichtiger Politiker<br />

war sehr zeitaufwändig. Gleichzeitig<br />

wurden Vorschläge für die Wahlprogramme<br />

der Parteien und die Koalitionsverhandlungen<br />

entwickelt und verbreitet.<br />

Darüber hinaus wurde eine gemeinsame<br />

Erklärung mit der Gaswirtschaft zur Rolle<br />

von grünem Gas in der Energiewende<br />

abgestimmt und veröffentlicht.<br />

Ländergespräche zur Umsetzung<br />

der Düngeverordnung<br />

Trotz des endgültigen Inkrafttretens<br />

der Düngeverordnung am 2. Juni <strong>2017</strong><br />

bestehen weiterhin viele Unklarheiten,<br />

wie diese konkret vollzogen werden soll.<br />

Eine von vielen Fragen ist, ob gewerbliche<br />

Biogasanlagen zukünftig pauschal<br />

neun Monate Lagerkapazität vorhalten<br />

müssen oder ob ausreichend vertragliche<br />

gesicherte Fläche den Betreiber<br />

davon befreit. Ebenfalls unklar ist die<br />

Umsetzung der Düngebedarfsermittlung,<br />

wenn in einem Jahr mehrere<br />

Kulturen aufeinanderfolgen. Um diese<br />

und weitere Fragen mit den einzelnen<br />

Ländern zu klären, wurden nach dem<br />

Austausch mit dem bayerischen Landwirtschaftsministerium<br />

inzwischen<br />

auch Gespräche mit den zuständigen<br />

Ministerien in Thüringen, Rheinland-<br />

Pfalz und Nordrhein-Westfalen geführt.<br />

Zudem wurde ein auf Grundlage der<br />

Gespräche und Rückmeldungen aus<br />

den zahlreichen Vorträgen in den Regionalgruppen<br />

erarbeiteter Fragenkatalog<br />

mit entsprechenden Forderungen<br />

des Fachverbandes an alle Landwirtschaftsminister<br />

der Länder versandt.<br />

Insbesondere wird damit auf die steigende<br />

Bürokratie durch Doppelregelungen<br />

und Benachteiligungen von<br />

92


Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />

gewerblichen Biogasanlagen durch die<br />

geplante Stoffstrombilanz hingewiesen.<br />

Die Stoffstrombilanzverordnung soll am<br />

22. September und damit noch vor der<br />

Bundestagswahl im Bundesrat verabschiedet<br />

werden, damit die Stoffstrombilanz<br />

pünktlich zum 1. Januar 2018 eingeführt<br />

werden kann. Die Ländergespräche sollen<br />

dazu beitragen, noch die eine oder andere<br />

Veränderung zu erreichen.<br />

Gelbdruck zur TRwS 391-1 im<br />

August veröffentlicht<br />

Am 1. August ist der Gelbdruck (= Entwurf)<br />

der „Technische Regel wassergefährdender<br />

Stoffe (TRwS) – Biogasanlagen, ‒ Teil<br />

1: Errichtung und Betrieb mit Gärsubstraten<br />

landwirtschaftlicher Herkunft“ bei der<br />

DWA erschienen. Diese technische Regel<br />

beinhaltet Anwendungshinweise zur<br />

Umsetzung der Anlagenverordnung zum<br />

Umgang mit wassergefährdenden Stoffen<br />

(AwSV), die seit dem 1. August gültig ist.<br />

Damit ist das öffentliche Beteiligungsverfahren<br />

eingeleitet. Das heißt: Bis zum 31.<br />

Oktober <strong>2017</strong> besteht die Gelegenheit, zu<br />

dem Entwurf Stellung zu nehmen. Natürlich<br />

wird auch der Fachverband Biogas eine<br />

Stellungnahme erarbeiten. Im September<br />

erfolgt dabei eine umfangreiche Beratung<br />

innerhalb der zuständigen Gremien innerhalb<br />

des Verbandes.<br />

Der genannte Gelbdruck bezieht sich nur<br />

auf den Bau von Neuanlagen und verweist<br />

in vielen Bereichen auf die noch<br />

nicht final veröffentlichte technische Regel<br />

für den Bau von JGS (Jauche, Gülle,<br />

Silagesickersaft)-Anlagen. Insbesondere<br />

der Bestand muss sich noch gedulden, da<br />

hierfür ein eigenständiges Regelwerk vorgesehen<br />

ist, dessen Gelbdruck noch nicht<br />

veröffentlicht wurde.<br />

Entwurf der TRAS 120<br />

„Biogasanlagen“ veröffentlicht<br />

Ebenfalls im August hat die Kommission<br />

für Anlagensicherheit den Vorentwurf<br />

der Technischen Regel Anlagensicherheit<br />

(TRAS) 120 „Biogasanlagen“ veröffentlicht.<br />

Bei dem sehr umfangreichen Regelwerk<br />

(über 70 Seiten) handelt es sich um<br />

eine Erkenntnisquelle, die den Stand der<br />

Technik im Bereich der Anlagensicherheit<br />

(Qualifikation der Branche, Gasspeicher,<br />

Brandschutz, Betriebsorganisation und<br />

-dokumentation etc.) beschreibt.<br />

Sie ist somit mindestens für BImSchG-<br />

Anlagen und Anlagen im Regelungsbereich<br />

der Störfallverordnung von besonderem Interesse.<br />

Es ist davon auszugehen, dass sich<br />

die zuständigen Landesbehörden größtenteils<br />

bei Neu- und Änderungsgenehmigungen<br />

auf dieses Regelwerk beziehen werden.<br />

Bis zum 30. September <strong>2017</strong> besteht hier<br />

die Möglichkeit, Änderungsvorschläge zu<br />

dem Vorentwurf einzureichen. Nach Ablauf<br />

der Frist wird die Kommission für Anlagensicherheit<br />

die Änderungsvorschläge<br />

bewerten. Der Fachverband Biogas wird<br />

sich selbstverständlich auch an diesem<br />

Verfahren beteiligen und unter Beteiligung<br />

seiner Fachgremien eine Stellungnahme<br />

erarbeiten.<br />

5. Abfallvergärungstag des<br />

Fachverbandes<br />

Auf dem 5. Abfallvergärungstag, der am<br />

13. und 14. September in Papenburg<br />

stattfindet, werden alle genannten Themen<br />

aus dem „heißen Herbst“ aufgegriffen. Der<br />

Fokus liegt dabei auf den Chancen und Risiken<br />

für Abfallvergärungsanlagen vor dem<br />

Hintergrund des EEG <strong>2017</strong>, den Anforderungen<br />

aus der AwSV und der TA Luft sowie<br />

den düngerechtlichen Anforderungen an<br />

die Ausbringung von Komposten und Gärprodukten.<br />

Am zweiten Tag bieten wir Ihnen<br />

die Besichtigung der Biogasanlage mit<br />

Biomethanaufbereitung und der Power-to-<br />

Gas-Anlage von Audi in Werlte.<br />

Erfolg beim Eichrecht<br />

Am 7. Juli hat der Bundesrat eine wichtige<br />

Änderung der Mess- und Eichverordnung<br />

(MessEV) beschlossen, die die Tarawiegung<br />

bei der Ernte betrifft. Der Fachverband<br />

Biogas hat durch zahlreiche Briefe und Gespräche<br />

mit den zuständigen Ministerien<br />

und Länderregierungen die Änderung mit<br />

erwirkt.<br />

Die Änderung wurde nun am 15. August im<br />

Bundesgesetzblatt veröffentlicht und gilt<br />

seit dem 16. August. In der Biogasbranche<br />

ist es üblich, bei der Fahrzeugverwiegung<br />

im Rahmen von Biomassetransporten ermittelte<br />

Festtaragewichtswerte auch bei<br />

mehrmaligem Ent- und Beladen zu verwenden.<br />

Hierbei wird zum Beispiel zu Beginn<br />

und Ende eines Erntetages das Leergewicht<br />

vom Zugfahrzeug inklusive Anhänger ermittelt<br />

und dieses während des gesamten<br />

Tages vom Gewicht im beladenen Zustand<br />

abgezogen, um so die Masse der Ladung zu<br />

bestimmen.<br />

Dieser Aspekt war bei der Novellierung der<br />

MessEV im Jahr 2014 negativ bewertet<br />

worden. Demnach durften seit dem 1. Januar<br />

2015 gespeicherte Taragewichte zur<br />

Bestimmung von Nettogewichtswerten nur<br />

herangezogen werden, wenn sie unmittelbar<br />

vor oder nach der Wägung im beladenen<br />

Zustand ermittelt wurden. Je nach Bundesland<br />

gab es Übergangsfristen, die aber<br />

spätestens <strong>2017</strong> ausgelaufen wären. Dies<br />

hätte in der Praxis zur Folge gehabt, dass<br />

auch während der Ernte das Leergewicht<br />

des Gespanns nach jedem Entladen hätte<br />

bestimmt werden müssen.<br />

Autor<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

93


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Regionalgruppe Weser-Ems<br />

Fachtagung des Netzwerks<br />

Bürgerenergie<br />

Von links: Henrik<br />

Borgmeyer, Matthias<br />

Schütte, Jens Geveke,<br />

Horst Seide und<br />

Ralf Otten.<br />

Im Auftrag des niedersächsischen Umweltministeriums<br />

hat das Innovationszentrum Niedersachsen<br />

das Netzwerk Bürgerenergiegesellschaften gegründet.<br />

Ziel ist, die Aktivitäten in der Energiewende<br />

zu bündeln und Möglichkeiten der Vernetzung zu<br />

generieren. Partner des Netzwerks sind die niedersächsischen<br />

Organisationen der Erneuerbaren Energien,<br />

neben dem Fachverband Biogas der Bundesverband<br />

Windenergie und der BSW sowie die Genossenschaftsverbände.<br />

In einer ersten Veranstaltung in Verden unter dem<br />

Motto „Bürgerenergie eine Chance für die Zukunft“,<br />

tauschten sich rund 120 Aktive aus. Auftakt war ein<br />

Vortrag des niedersächsischen Umweltministers Stefan<br />

Wenzel, wo er unter anderem die Bedeutung der Erneuerbaren<br />

Energien für die Wertschöpfung hervorhob.<br />

Vor dem Hintergrund war es besonders interessant, das<br />

Grußwort des Landesvorsitzenden des Verbandes kommunaler<br />

Unternehmen Frank Wiegelmann zu hören,<br />

der sich für mehr Kooperation zwischen Erneuerbaren<br />

und kommunalen Unternehmen aussprach. Gerade bei<br />

regionalen Versorgungsprojekten könnten hier Synergien<br />

gehoben werden.<br />

Im Vortrag des Fachverbandes Biogas wurde die Thematik<br />

Sektorkopplung und die Möglichkeit der Unterstützung<br />

der Infrastruktur im Bereich der E-Mobilität<br />

angesprochen. Großes Hemmnis des technisch einfach<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

umzusetzenden Angebots ist die EEG-Umlage auf Eigenstromverbrauch.<br />

Minister Wenzel versicherte, dass<br />

er an der Seite der Erneuerbaren sei, um diese abzuschaffen.<br />

Nicht so viel Einigkeit gab es mit dem Vertreter des<br />

Bundeswirtschaftsministeriums, Dr. Volker Hoppenbrock.<br />

Die Umstellung der Förderung auf Ausschreibungen<br />

wurde von den vielen ehren- und nebenamtlich<br />

Aktiven in regionalen Initiativen kritisiert, und man<br />

sah insbesondere die Akteursvielfalt in Gefahr. Hoppenbrock<br />

verwies auf die Ausschreibungen im Windbereich,<br />

die diese Ansicht nicht bestätigen würden. Zum<br />

Thema Biomasse im Strommarkt äußerte er sich ganz<br />

eindeutig. Eine kleine Menge zu einem relativ hohen<br />

Preis würde das BMWi unterstützen, aber die Bedeutung<br />

der Speichermöglichkeit wäre nicht groß genug,<br />

um die Menge im Strommix zu erhöhen. Hier hat der<br />

Fachverband schon etwas erreicht, aber es steht harte<br />

Arbeit für das nächste EEG bevor.<br />

Nach dieser Auftaktveranstaltung ist geplant, das Netzwerk<br />

Bürgerenergie in die Verantwortung der Erneuerbaren<br />

zu übergeben. Eine grundsätzlich gute Idee, die<br />

aber auch mit finanziellen Mitteln untermauert werden<br />

muss.<br />

Wahlen in der Regionalgruppe Weser-Ems<br />

Die fünf Regionalgruppen im Gebiet des Regionalbüros<br />

Nord haben sich für die nächsten vier Jahre aufgestellt.<br />

Mit der Regionalgruppe Weser-Ems fand auch die letzte<br />

Wahl statt. Ralf Otten wurde als Regionalgruppensprecher<br />

genauso bestätigt wie sein Stellvertreter Henrik<br />

Borgmeyer. Betreibersprecher bleibt Matthias Schütte<br />

und neu als stellvertretender Betreibersprecher wurde<br />

Jens Geveke gewählt.<br />

Geleitet wurde die Wahl von Fachverbandspräsident<br />

Horst Seide, der im Vorfeld der Regularien über die aktuellen<br />

politischen Gespräche berichtete. In dem interessanten<br />

Austausch wurde die Situation der Anlagen in<br />

Weser-Ems diskutiert und auch die Asuwirkungen der<br />

neuen Gülleverordnung angesprochen. Die Akteure vereinbarten,<br />

hierzu eine Veranstaltung durchzuführen.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Silke Weyberg<br />

Regionalreferentin Nord<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Ostring 6 · 31249 Hohenhameln<br />

Tel. 0 51 28/33 35 510<br />

E-Mail: silke.weyberg@biogas.org<br />

94


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

Regionalgruppe Schleswig-Holstein<br />

Treffen mit Landtagsabgeordneten<br />

und Bundestagskandidaten<br />

In den Landkreisen Schleswig-Flensburg<br />

und Nordfriesland müssen Politiker<br />

nicht von der wirtschaftlichen<br />

Bedeutung Erneuerbarer Energien für<br />

die Region überzeugt werden. Da sind<br />

sich die Politiker parteiübergreifend der<br />

Bedeutung bewusst. Wo es klemmt und<br />

wie Abhilfe geschaffen werden kann bei der<br />

Weiterentwicklung des Sektors, stand im<br />

Mittelpunkt der Gespräche auf der Biogasanlage<br />

Linnau.<br />

Die Kandidaten für den Bundestag Astrid<br />

Damerow, Petra Nicolaisen (CDU) und Clemens<br />

Teschendorf (SPD) sowie Claus Jens<br />

MdL (CDU) und Carsten Peter Brodersen<br />

(FDP) erfuhren von Peter Jepsen einiges<br />

über die Entwicklung seiner Biogasanlage.<br />

Neben der Stromversorgung verfügt<br />

die Anlage über ein Wärmenetz. Ein großer<br />

Warmwasserspeicher sichert die ständige<br />

Versorgung der angeschlossenen Gebäude.<br />

Ein großes Problem ist die Umsetzung<br />

der Sektorenkopplung, wurde in den Gesprächen<br />

deutlich. Die Umwandlung des<br />

Redispatch-Stroms in Wärme ist technisch<br />

unproblematisch möglich, aber rechtlich<br />

nicht. Damit werden Potenziale, die einfach<br />

gehoben werden könnten, nicht genutzt.<br />

Netzentgelte und insbesondere<br />

die EEG-Umlage auf Eigenstrom<br />

müssen überdacht werden, war<br />

eine Forderung an die Politik.<br />

Die letzten EEG-Novellierungen<br />

haben zudem dazu geführt, dass<br />

eine starke Verunsicherung bei<br />

den Biogasanlagenbetreibern<br />

besteht. Das Gesetz ist mittlerweile<br />

so kompliziert geworden,<br />

das klare rechtliche Aussagen,<br />

auf deren Grundlage kalkuliert<br />

werden kann, nicht mehr möglich<br />

sind. Es stellt sich vor der<br />

nächsten Novellierung des Gesetzes<br />

die Frage, ob der bestehende Rechtsrahmen<br />

tatsächlich klare und verlässliche<br />

Rahmenbedingungen schaffen kann, auf<br />

deren Grundlage die Energiewende zielorientiert<br />

weiter geführt werden kann. Es wurden<br />

durchaus Stimmen laut, die sich ein Leben<br />

nach dem EEG vorstellen können, aber<br />

wichtig ist, dass die Subventionierung der<br />

konventionellen Kraftwerke aufhören muss.<br />

Die Kandidaten nahmen die Anregungen<br />

und Probleme sehr offen auf. Das schwierigste<br />

bei der Umsetzung ist weniger eine<br />

norddeutsche Einigung, als die Suche nach<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Politikerbesuch auf der Biogasanlage Linnau.<br />

Bündnispartnern für die richtigen Rahmenbedingungen<br />

der Energiewende aus dem<br />

Rest Deutschlands. Es wurde vereinbart die<br />

Gespräche nach den Bundestagswahlen in<br />

Berlin oder vor Ort weiter zu vertiefen.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Silke Weyberg<br />

Regionalreferentin Nord<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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95


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Regionalgruppe Niederbayern<br />

Walter Danner geehrt<br />

Walter Danner (Mitte)<br />

erhielt die Silberne<br />

Ehrennadel des Fachverbandes<br />

Biogas e.V.<br />

Der 36. Niederbayerische Biogaspraxistag<br />

am 4. Juli endete diesmal nicht mit einem<br />

Fachvortrag. Es galt vielmehr einen großen<br />

Geist, Förderer und Ideengeber zu ehren.<br />

Robert Wagner hob in seiner Funktion als<br />

stellvertretender Regionalgruppensprecher in einem<br />

Rückblick die besonderen Verdienste des ehemaligen<br />

Regionalgruppensprechers Walter Danner für die Biogasbranche<br />

hervor.<br />

Im Namen des Fachverbandes Biogas e.V. verlieh Regionalreferent<br />

Markus Bäuml an Walter Danner die<br />

silberne Ehrennadel. Der<br />

Verband zeichnet damit<br />

Danners Engagement für<br />

die Biogasbranche, aber<br />

vor allem für die Regionalgruppe<br />

Niederbayern in<br />

besonderer Weise aus. Mit<br />

der Überreichung der Ehrennadel<br />

bedankt sich der<br />

Verband für Danners unermüdliches<br />

Einstehen und<br />

seinen Einsatz über all die<br />

Jahre von 2003 bis 2016.<br />

Schließlich sagt die Regionalgruppe<br />

ihm damit für<br />

seine positive Kritik, für<br />

seinen Ideenreichtum und<br />

seine Zukunftsvisionen.<br />

Walter Danner verstand<br />

es gemeinsam mit seinen<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Mitstreitern nicht nur wichtige fachliche Themen zu<br />

vermitteln, sondern auch den Betreibern die Vorteile<br />

einer Teilhabe und Mitgliedschaft im Fachverband<br />

Biogas e.V. aufzuzeigen, und sie regelmäßig zu den<br />

Veranstaltungen zusammenzurufen. In seiner Zeit<br />

wuchs die Regionalgruppe von 41 auf über 250 Mitglieder<br />

an und erreichte mit rund 75 Prozent einen<br />

beachtlichen Organisationsgrad unter den BGA-Betreibern<br />

in der Region.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. – und die Regionalgruppe<br />

Niederbayern im Besonderen – wünschen ihm auf<br />

seinem weiteren Weg alles erdenklich Gute! Walter<br />

Danner versicherte in seinem Schlusswort, dass er<br />

auch weiterhin der Branche treu bleibe, außerdem<br />

arbeite er bereits an der nächsten visionären Idee für<br />

eine positiven Fortentwicklung der Branche.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />

Regionalreferent Süd-Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Im Fuhrtal 23 · 93133 Burglengenfeld<br />

Tel. 0 94 71/601 95 50<br />

E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />

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Grundmaschine leicht modifiziert, Annahme wurde ersetzt durch großen Überladebunker,<br />

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auch für moderne Großhäcksler in Parallelbetrieb geeignet, „Fördern statt Schieben“<br />

– auch zur Fahrsilobeschickung von der Seite geeignet, Überladeweite bis<br />

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Kontakt: Hr. Schmidmeier, Telefon 0151/18066677<br />

96


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

Regionalgruppe Südwürttemberg<br />

Offen angehen: TA Luft und StörfallV<br />

Gut 20 Biogasanlagenbetreiber<br />

und Multiplikatoren waren<br />

der Einladung von Franz-<br />

Josef Schenk nach Laupheim<br />

gefolgt, um sich zu den Auflagen<br />

aus Störfall-Verordnung und Technischer<br />

Anleitung (TA) Luft zu informieren.<br />

Zu den Formaldehydgrenzwerten (FA) siehe<br />

Betreiberfaxe B_2016-10 und Biogas<br />

Journal, 1_2016. Ergänzend berichtete<br />

Manuel Maciejczyk, Geschäftsführer des<br />

Fachverbandes Biogas e.V. vom Nachweis<br />

über jährlich wiederkehrende Einzelmessungen.<br />

Der Emissionsminderungsbonus wird aktuell<br />

diskutiert (Höhe, Übergangsfristen,<br />

Überwachung), wobei die Behörden die<br />

BGA-Betreiber sehr skeptisch beobachten.<br />

Grund hierfür ist die „weite Auslegung der<br />

Messung“. Unangekündigte Überprüfungen<br />

per Messwagen sind vorgesehen. Aus<br />

der TA Luft wird NOx das nächste, wichtigere<br />

Thema sein, da hier Deutschland<br />

seine Ziele im Rahmen der EU-Richtlinien<br />

nicht erfüllt. Zur StörfallV und der damit<br />

verbundenen Pflicht zur andauernden<br />

Information der Öffentlichkeit bietet der<br />

Fachverband seinen korrekt eingestuften<br />

Mitgliedern den hierzu erforderlichen Service<br />

kostenlos an: auf einer neuen Website<br />

www.biogas-störfallverordnung.de<br />

Von der Schnellmotoren AG erläuterte<br />

Christian Wollin zur TA Luft zunächst innermotorische<br />

Veränderungen (Zylinderkopf,<br />

Kolben, Brennraum und Vorkammer)<br />

ohne SCR-Kat zu prüfen. Für den Gas-<br />

Otto-Motor kann der CO-Wert eingehalten<br />

werden, eine NOx-Absenkung durch Einstellung<br />

ist möglich, aber mit reduziertem<br />

Wirkungsgrad (oder Harnstoff) und erhöhtem<br />

Verbrauch verbunden, FA ist durch<br />

Oxikats hoher Qualität sicherzustellen und<br />

CHx muss innermotorisch gelingen. Vom<br />

Kat-Hersteller Air-Sonic berichtete Stefan<br />

Fröhlich über die seit 1993 gemachten Erfahrungen<br />

aus einem der federführenden<br />

Unternehmen für Abgasreinigungssysteme<br />

der Branche. Der Oxi-Kat besteht aus KS-<br />

Folie, Keramik und Platin. Ihn gibt es in<br />

verschiedenen Bauformen. Ein rascher Ersatz<br />

sei möglich. Temperaturbedingt müsse<br />

der Kat vor dem Abgaswärmetauscher<br />

angeordnet werden. Probleme bereiteten<br />

Ölschläge, nicht dagegen die Flexibilisierung.<br />

Die Alterung hänge ab von Temperatur,<br />

Vergiftung (zum Beispiel Schwefel,<br />

Phosphor, Silizium) und mechanischen<br />

Beeinträchtigungen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

Gas-Füllstand<br />

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mehrerer Doppelmembran-Gasspeicher<br />

auf gleichen oder vordefinierten<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Biogas-Bus, Biogas-Pkw<br />

und Biogas-Traktor –<br />

Fahrzeuge die während<br />

des CNG-Fahrer-Tages<br />

auf dem Hof der Familie<br />

Vees große Anlaufpunkte<br />

waren.<br />

Regionalgruppe Nordwürttemberg/Nordbaden<br />

Statt Dieselgate: Biomethan-CNG<br />

Im Rahmen eines Tages der offenen Tür/Gläsernen<br />

Produktion stellten Juliane und Winfried Vees ihren<br />

Energiehof Weitenau der geladenen Bevölkerung<br />

und Prominenz in beeindruckender Art und Weise<br />

vor. Die hier eingesetzte Vielfalt der Möglichkeiten<br />

mit der Biogastechnologie überzeugte die zahlreichen<br />

Besucher. Mit Biogas sind Beiträge zur Energiewende<br />

möglich in „Vor-Ort-Verstromung“, „Wärmenutzung“<br />

und „Mobilität (Biomethan-Tankstelle)“. Den eindeutigen<br />

Schwerpunkt der Veranstaltung bildete dabei der<br />

CNG-Fahrertag mit der Biomethan-Tankstelle.<br />

Als besondere Gäste konnte Familie Vees die beiden<br />

parlamentarischer Staatssekretäre Hans-Joachim<br />

Fuchtel (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit)<br />

und Norbert Barthle (Bundesverkehrsministerium,<br />

beide CDU), Bürgermeister Armin Jöchle,<br />

Vorstand Birgit Maria Wöber vom CNG-Club e.V., und<br />

Hauptgeschäftsführer Dr. Claudius da Costa Gomez vom<br />

Fachverband Biogas e.V. begrüßen. Als Befürworter der<br />

Erdgas-Mobilität (CNG) hob Norbert Barthle die von<br />

der Bundesregierung verlängerte Steuerbefreiung für<br />

Erdgas betriebene Fahrzeuge bis 2024 (auslaufend bis<br />

2026?) als wichtige unterstützende Maßnahme hervor.<br />

Claudius da Costa Gomez sieht in der Mobilität mit Biogas/Biomethan<br />

die vordringliche Arbeit des Verbandes<br />

im Rahmen der Mobilitäts-Energiewende und forderte<br />

Politik und Industrie zum Handeln auf. Erdgasmobilität<br />

mit CNG ist unerlässlich als kurz- und mittelfristige<br />

Brückentechnologie zur Pkw-Mobilität über längere<br />

Distanzen und ihre „verflüssigte Schwester“ LNG bei<br />

Lkw, Schifffahrt und Flugverkehr auch dauerhaft für<br />

diese über Elektromobilität nicht abdeckbaren Mobilitätsarten.<br />

Die Kosten liegen hier bereits nahe an, und bei Einbeziehung<br />

externer (zum Beispiel CO 2<br />

) Kosten sogar unter<br />

den fossilen Kraftstoffen. Verschiedene Aussteller<br />

präsentierten um den BiogasBus des Fachverbandes<br />

Biogas herum Fahrzeuge der Erdgas-Mobilität, so auch<br />

die Firma New Holland mit einem erdgasbetriebenen<br />

Traktor. Hier deutet sich ein Wiederaufleben der Autarkie<br />

landwirtschaftlicher Mobilität über den Umweg<br />

Biomethan an: früher war es der Zugochse, das Pferd,<br />

die für Zugleistungen gefüttert wurden, heute eben der<br />

Schlepper.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

98


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Regionalgruppe Schwarzwald<br />

Verband<br />

Mischen – Fördern –<br />

Zerkleinern<br />

VHS erstmals Partner<br />

für Öffentlichkeitsarbeit<br />

Eine gelungene Premiere für die<br />

Vorstellung der flexibilsierten<br />

Biogasanlage (BGA) auf dem<br />

Palmhof von Philipp Ewald.<br />

Rund 30 interessierte Bürger<br />

von der Baar nahmen das Angebot dieser<br />

BGA-Führung an. Als Partner hatte Regionalgruppensprecher<br />

Otto Körner die<br />

Volkshochschule Baar gewinnen können,<br />

mit deren Hilfe eine hervorragende Multiplikation<br />

und Werbung in der Bevölkerung<br />

erreichbar ist.<br />

Die Einladung bezog sich auf das herausfordernd<br />

formulierte Thema „Unsere<br />

Energiewende gelingt (nur) mit Biogas!“.<br />

Denn Philipp Ewald hat seine Biogasanlage<br />

in der elektrischen Leistung fünffach<br />

überbaut, und das wollte die Regionalgruppe<br />

der Bevölkerung zeigen und<br />

erklären. Vorher griff jedoch Otto Körner<br />

zwei in der örtlichen Presse der letzten<br />

14 Tage hochgespielte Themen auf. Zum<br />

einen die steigende Trinkwasserbelastung<br />

mit Nitrat in einem Wasserschutzgebiet<br />

(WSG), in dem auch Philipp Ewald einer<br />

der Bewirtschafter ist.<br />

Und zweitens das bei manchen Zeitgenossen<br />

tief sitzende Thema Mais. Zur Nitratbelastung<br />

in diesem sogenannten Problemgebiet<br />

ist der Nitratgehalt seit 2001<br />

von 20 auf heute 30,5 Milligramm pro<br />

Liter (mg/l) angestiegen – vom EU-Grenzwert<br />

50 mg/l also noch deutlich entfernt.<br />

Die Vorinformationen aus dem Wasserund<br />

dem Landwirtschaftsamt ergaben,<br />

dass deshalb im Herbst mit den 20 bis 25<br />

Bewirtschaftern (außer Philipp Ewald) ein<br />

Gespräch über vorsorgende Maßnahmen<br />

geführt werden wird. Zum Mais war neben<br />

den grundlegenden Informationen ein<br />

quer denkender Ansatz interessant, der<br />

von Walter Maier, dem Leiter des Landwirtschaftsamtes<br />

im Schwarzwald-Baar-<br />

Kreis, kam: die seit 1991 durch Siedlungsentwicklung<br />

(Wohnen, Gewerbe,<br />

Verkehr, Rohstoffe usw.) im Landkreis der<br />

Landwirtschaft entzogene landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche entspricht recht genau<br />

der heute für Biogas eingesetzten Maisanbaufläche<br />

– etwa 800 ha!<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Bundestagsabgeordnete für Abschaffung<br />

der EEG-Umlage auf Eigenstrom<br />

Thorsten Kruse, Geschäftsführer<br />

der Biogasanlage Rosche<br />

(bigaro) und Betreibersprecher<br />

der Regionalgruppe<br />

Lüneburger Heide, konnte<br />

trotz Regen rund 200 Gäste<br />

beim Tag der offenen Tür<br />

der bigaro begrüßen. 45 Anteilseigner sind<br />

an der Gesellschaft, die einerseits flexibel<br />

Strom produziert und andererseits Gas direkt<br />

einspeist, beteiligt.<br />

Ein tolles Projekt für eine Diskussion mit<br />

Bundestagsabgeordneten im Rahmen der<br />

Sommertour des Bundesverbandes Erneuerbare<br />

Energie e.V. (BEE). Horst Seide, Präsident<br />

des Fachverbandes Biogas, machte<br />

deutlich, dass die Erneuerbaren insgesamt<br />

in der Lage sind, die Energieversorgung<br />

zu übernehmen, wenn denn die Rahmenbedingungen<br />

passen. Das sei im Moment<br />

nicht der Fall. Die Klimaschutzziele könnten<br />

mit der Politik auf dem Bremspedal<br />

nicht eingehalten werden. Steffen Föllner<br />

vom Bundesverband Windenergie e.V. sekundierte,<br />

dass es völlig unsinnig sei, Netzengpassgebiete<br />

zu definieren, in denen<br />

Regional<br />

büro<br />

NORD<br />

der Windkraftausbau<br />

gestoppt werde, aber<br />

gleichzeitig die konventionellen<br />

Energien<br />

am Netz blieben.<br />

Genug Stoff für die<br />

anschließende Diskussion<br />

mit den örtlichen<br />

Bundestagsabgeordenten,<br />

dem<br />

verteidigungspolitischen<br />

Sprecher der<br />

CDU, Henning Otte,<br />

der verkehrspolitischen<br />

Sprecherin der<br />

SPD, Kirsten Lühmann,<br />

und der energiepolitischen<br />

Sprecherin von Bündnis 90/<br />

Die Grünen, Julia Verlinden. Außerdem<br />

dabei Rainer Fabel, Landtagskandidat der<br />

FDP und selbst Biogasanlagenbetreiber,<br />

sowie Herbert Rätzmann, Samtgemeindebürgermeister<br />

von Rosche. Letzterer betonte<br />

die besondere Bedeutung der Erneuerbaren<br />

Energien für die Gemeinde. Hier erhielt<br />

er Unterstützung von allen Beteiligten.<br />

Von links: Kirsten Lühmann, Henning Otte, Herbert Rätzmann, Silke Weyberg,<br />

Julia Verlinden und Rainer Fabel.<br />

Die Einigkeit hörte bei der Bewertung des<br />

EEG auf. Während Kirsten Lühmann sagte,<br />

das aktuelle EEG würde die richtigen Rahmenbedingungen<br />

setzen, sprach Verlinden<br />

vom Ausbremsen der Erneuerbaren. Einig<br />

war sie sich aber gemeinsam mit Lühmann,<br />

dass der Maisdeckel richtig sei. Dem wiedersprach<br />

Henning Otte, der sich gegen die<br />

Bevormundung des ländlichen Raums und<br />

der Landwirtschaft wehrte. Thorsten Kruse<br />

unterstrich, dass der Maisanbau im Landkreis<br />

Uelzen vor den Biogasanlagen bei<br />

rund 16 Prozent Anteil in der Fruchtfolge<br />

lag und jetzt bei 17 Prozent ohne Maisdeckel.<br />

Auch Rainer Fabel sprach sich gegen<br />

unsinnige Bevormundungen aus.<br />

Beim Thema Probleme der Umsetzung der<br />

Sektorkopplung wurde schnell klar, dass<br />

die EEG-Umlage auf Eigenstrom ein großes<br />

Problem ist. Die Vertreter aller anwesenden<br />

Parteien sprachen sich daher für<br />

die Abschaffung dieser Umlage aus. Auch<br />

die CO 2<br />

-Bepreisung, wie vom BEE gefordert,<br />

fand den einmütigen Zuspruch des<br />

Podiums.<br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

Hausbesitzer mit Wärmeschildern ausgezeichnet<br />

Beim Tag der offenen Tür der Biogasanlage Rosche<br />

(bigaro) stellte Geschäftsführer Thorsten<br />

Kruse die Wärmeversorgung durch die Anlage<br />

in den Mittelpunkt. Die Wärmeabnehmer wurden<br />

mit einem Wärmeschild des Fachverbandes<br />

ausgezeichnet. So kann jeder sehen, dass das<br />

Haus mit umweltfreundlicher, regional erzeugter<br />

Wärme versorgt wird. Auch der örtliche Landtagsabgeordnete<br />

Jörg Hillmer gratulierte zu dem<br />

Projekt.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Silke Weyberg<br />

Regionalreferentin Nord<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Ostring 6 · 31249 Hohenhameln<br />

Tel. 0 51 28/33 35 510<br />

E-Mail: silke.weyberg@biogas.org<br />

100


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

Fachverband zeichnet Nahwärmeprojekt<br />

in Hermeskeil aus<br />

Wie ein Nahwärmenetz erfolgreich<br />

die Umwelt schont<br />

und gleichzeitig wirtschaftlich<br />

betrieben werden kann, verdeutlicht<br />

die Versorgergemeinschaft<br />

„Energiepartner Hermeskeil“<br />

seit rund drei Jahren.<br />

Dort liefert eine örtliche Biogasanlage kontinuierlich<br />

klimafreundliche Wärme und versorgt<br />

öffentliche Gebäude wie die Integrierte<br />

Gesamtschule, das Frei- und Hallenbad,<br />

die Grundschule, das Rathaus sowie das<br />

Evangelische Gemeindezentrum. Dieses<br />

nachhaltige Konzept hat der Fachverband<br />

Biogas e.V. am 8. August ausgezeichnet.<br />

Während einer kleinen Feierstunde enthüllten<br />

die Gesellschafter im Beisein von Landrat<br />

Günther Schartz ein Biogas-Wärmeschild<br />

am Frei- und Hallenbad in Hermeskeil, das<br />

den Badegästen von nun an die ökologischen<br />

und ökonomischen Vorteile der Biogaserzeugung<br />

erläutert. „Das klimaschonende<br />

Nahwärmenetz der Energiepartner Hermeskeil<br />

ist ein zukunftsweisendes Projekt mit<br />

Modellcharakter, das die Energiewende vor<br />

Ort erfolgreich voranbringt“, erklärte Landrat<br />

Günther Schartz und ergänzte: „Dieses<br />

sinnvolle Konzept vermindert die Heizkosten<br />

in öffentlichen Gebäuden und verbessert<br />

gleichzeitig die Öko-Bilanz.“<br />

Regional<br />

büro<br />

West<br />

Ulrich Drochner, Regionalreferent<br />

West des Fachverbandes<br />

Biogas, erklärte:<br />

„Biogas produziert neben<br />

Strom auch Wärme, mit der<br />

Gebäude umweltfreundlich<br />

beheizt werden können. Dadurch<br />

leistet dieser regenerative<br />

Energieträger wie hier<br />

in Hermeskeil einen wichtigen<br />

Beitrag zur Umstellung<br />

der Energieversorgung auf<br />

Erneuerbare Energien. Deswegen<br />

war es uns wichtig,<br />

diese gelungene lokale Umsetzung<br />

der Energiewende<br />

auszuzeichnen.“<br />

Die Gesellschaft der Energiepartner Hermeskeil<br />

ist ein gemeinsames Unternehmen<br />

der Verbandsgemeinde Hermeskeil, des<br />

Landkreises Trier-Saarburg, der Eiden Agro<br />

GmbH als Betreiber der Biogasanlage in<br />

Hermeskeil und von innogy. Das Nahwärmenetz<br />

in Hermeskeil erstreckt sich dabei<br />

über eine Gesamtlänge von rund 1,5 Kilometern.<br />

Die Wärme zur Versorgung von<br />

öffentlichen Gebäuden wird vollständig<br />

dezentral aus regenerativen Energieträgern<br />

erzeugt: Für die Grundlastversorgung<br />

wird die umweltschonende Abwärme aus<br />

Foto: LBV Sachsen-Anhalt<br />

Bei der Übergabe des Wärmeschildes dabei, von links: Ulrich Drochner,<br />

Regionalreferent West des Fachverbandes Biogas e.V., Michael Hülpes,<br />

Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, Biogasanlagenbetreiber<br />

Markus Eiden, Michael Arens vom Unternehmen innogy sowie<br />

Günther Schartz.<br />

der Biogas-BHKW-Anlage der Eiden Agro<br />

GmbH in Hermeskeil genutzt. In den kalten<br />

Wintermonaten stützt ein Biomassekessel<br />

am Standort der Integrierten Gesamtschule<br />

Hermeskeil die Wärmeversorgung.<br />

Autoren<br />

David Kryszons<br />

innogy SE<br />

Rebekka Schlicker<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Regional<br />

büro<br />

ost<br />

Eindrucksvolle Leistungsschau an den<br />

Tagen des offenen Hofes<br />

Traditionell laden viele Agrarbetriebe Anfang<br />

Juni die Bevölkerung aus dem Umfeld zur Besichtigung<br />

ihrer Betriebe ein. Die Besucher<br />

kommen dann nicht nur, um die Möglichkeit<br />

zu nutzen, mit den Beschäftigten ins Gespräch<br />

zu kommen, Fragen zu stellen und sich direkt<br />

vor Ort informieren zu können.<br />

Zu den landeszentralen Veranstaltungen des Tages<br />

des offenen Hofes in der Agrargesellschaft Prießnitz<br />

in Sachsen-Anhalt am 10. Juni und am 17. Juni in<br />

Tag des offenen Hofes in der Agrargesellschaft Prießnitz in Sachsen-Anhalt am 10. Juni.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. war mit seinem Biogas-Infobus dabei.<br />

Foto: LBV Sachsen-Anhalt<br />

der Agrargesellschaft Pfiffelbach in Thüringen hatten<br />

wir als Fachverband Biogas e.V. die Gelegenheit, uns<br />

hier als Partner der Landwirtschaft zu präsentieren. Der<br />

Biogas-Infobus mit seinen vielen Angeboten „drumherum“<br />

war immer gut besucht.<br />

Nach Prießnitz kamen schätzungsweise 6.500 Besucher.<br />

Der Betrieb organisierte gemeinsam mit EDEKA<br />

und dem MDR ein informatives und unterhaltsames<br />

Bühnenprogramm. Flurfahrten, eine umfangreiche<br />

Technikpräsentation und eine Tierausstellung boten die<br />

Gelegenheit, eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der<br />

Landwirtschaft zu demonstrieren. Als besonderer Gast<br />

konnte der Ministerpräsident des Landes, Dr. Reiner<br />

Haseloff, begrüßt werden.<br />

In Pfiffelbach stand das Betriebsfest unter dem Motto<br />

„Gemeinsam mit der Region – gemeinsam für die<br />

Region“. Die Verantwortlichen des Betriebes sahen das<br />

immense Interesse der Bevölkerung sowie die positive<br />

Resonanz als große Anerkennung der täglichen Arbeit<br />

der Mitarbeiter der Agrargesellschaft an. Daraus lässt<br />

sich sehr viel Motivation für die zukünftigen Herausforderungen<br />

schöpfen. Auch in der Agrargesellschaft<br />

Pfiffelbach nutzten die bis zu 5.000 Besucher die Flurfahrten,<br />

Betriebsführungen auch zur Biogasanlage, die<br />

imposanten Technikvorführungen von Alt bis Neu, die<br />

Betriebsbesichtigungen vom 50 Meter hohen Kran aus<br />

und die vielen Informationsstände für den Dialog mit<br />

den Mitarbeitern des Betriebes. Und der Biogas-Infobus<br />

des Fachverbandes trug mit zum Erfolg des Festes bei,<br />

dem besten aller Zeiten, so die allgemeine Meinung.<br />

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Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

Pressefahrt – „Bioenergie: Wirtschaftsund<br />

Klimafaktor in Thüringen“<br />

Das Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk (ThEEN)<br />

e.V. und der Fachverband Biogas e.V. hatten zu einer<br />

Pressefahrt am 10. August eingeladen. Erfreulich gut<br />

war das Medieninteresse. Regionale Thüringer Pressevertreter<br />

und überregionale Journalisten nahmen teil.<br />

Ein Kamera- und Reporterteam des MDR begleitete von<br />

Beginn an die Pressefahrt bis zu ihrem Ende.<br />

Erste Anfahrstation war die Biogasanlage der GraNott<br />

Gas GmbH in Grabsleben, die bei einem Betriebsrundgang<br />

von Geschäftsführer Thomas Balling vorgestellt<br />

wurde. Die 2010 in Betrieb genommene Einspeiseanlage<br />

(625 kW installiert, 350 Nm³ Biomethan) wird ab<br />

diesem Jahr zusätzlich Stroh vergären. Das stieß auf das<br />

besonderes Interesse der Teilnehmer, die sehr angetan<br />

waren von den praktischen Erklärungen hinsichtlich<br />

Technikeinsatz und Technologie zu diesem innovativen<br />

Verfahren, das deutlich spürbar den bisherigen Maiseinsatz<br />

in Grabsleben reduzieren wird.<br />

Passend wurde eine Woche vor dem Termin der Pressefahrt<br />

der erste Spatenstich für die Erweiterung der<br />

Anlage auf 1.437 kW und 700 Nm³ vollzogen. Die Fahrt<br />

wurde fortgesetzt zur Biogasanlage der Naturenergie<br />

Gotha GmbH in Sundhausen. Die 500-kW-NawaRo-<br />

Anlage wird mit Maissilage, Triticale-GPS, Hühnertrockenkot<br />

und Pferdemist betrieben. In der noch jungen<br />

Anlage (Inbetriebnahme 2014 nach EEG 2012) wird<br />

neben der aktuellen Teilnahme an der Direktvermarktung<br />

nach weiteren Möglichkeiten zur Verbesserung der<br />

Wirtschaftlichkeit gesucht.<br />

Die vom Geschäftsführer der Biogasanlage, Matthias<br />

Kley, sehr anschaulich demonstrierten Ideen zur<br />

effektiven Wärmenutzung wurden von Udo Weingart,<br />

Vertriebsleiter bei den Stadtwerken Gotha, unterstützt,<br />

der durchaus Möglichkeiten sieht, die Biogaswärme aus<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Sundhausen in das Wärmenetz der Stadtwerke einfließen<br />

zu lassen. Also nicht „nur“ die Beheizung des nahegelegenen<br />

Krankenhauses der Stadt Gotha oder der Aufbau<br />

einer Fischzuchtanlage stehen in der Diskussion.<br />

Der Besuch der dritten und letzten Station in der Agrargenossenschaft<br />

Goldbach begann mit einer von Jana<br />

Liebe moderierten Pressekonferenz am Betriebssitz in<br />

Warza. Der Geschäftsführer, Heiko Giese, stellte sein<br />

Unternehmen im liebevoll vorbereiteten „Traditionskabinett“<br />

vor. Schwerpunkt seiner Ausführungen waren<br />

dabei auch die Vorstellungen, wie ein insgesamt sehr<br />

gut aufgestellter Agrarbetrieb mit Milchproduktion und<br />

Biogasanlage die ständig neuen Herausforderungen,<br />

die das EEG, die Düngeverordnung, die AwSV und die<br />

Sicherheitsanforderungen an die Betreiber stellen, bewerkstelligen<br />

kann.<br />

Herzlichen Dank an alle Teilnehmer und die Organisatoren,<br />

die zum guten Gelingen der Thüringer Bioenergie-<br />

Pressefahrt beigetragen haben.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. Volker Schulze<br />

Regionalreferent Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Pressefahrt des<br />

Thüringer Erneuerbare<br />

Energien Netzwerks<br />

(ThEEN) e.V. und des<br />

Fachverbandes Biogas<br />

e.V. am 10. August.<br />

Unter anderem wurde<br />

die Biogasanlage<br />

Sundhausen besichtigt.<br />

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103


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

2. Silphieblütenfest war wie ein Volksfest<br />

Regional<br />

büro<br />

süd<br />

Der Energiepark Hahnennest<br />

(EPH) feierte das zweite Silphieblütenfest<br />

am Sonntag,<br />

den 13. August von 10.30<br />

Uhr bis 18.00 Uhr. Der Fachverband<br />

Biogas e.V. war mit<br />

dem BIOGAS-BUS vor Ort und informierte<br />

über Biogas. Die Fachverbands-Truppe<br />

hatte jede Menge zu tun und absolvierte<br />

den Tag mit großer Bravour. Geduldig und<br />

freundlich wurden die zahlreichen Besucher<br />

am Bus empfangen. Viele Fragen<br />

mussten beantwortet werden.<br />

Das Silphieblütenfest entwickelt sich zu einem<br />

regionalen Volksfest. Und den BiogasBus finden<br />

Jung und Alt ganz toll.<br />

Politik zum Anfassen: Minister Peter Hauck und MdB<br />

Andreas Jung auf dem Betrieb von Markus Traber.<br />

Die Kinder vergnügten sich am Glücksrad,<br />

Maltisch oder mit den Hopps-Kühen.<br />

Interesse weckten auch die Modell-Biogasanlage<br />

oder die Biogas-Filme mit dem<br />

Foto: Otto Körner<br />

Foto: Doris Eichhorn<br />

Hackl-Schorsch. Das war bisher einer der<br />

bedeutendsten Termine für Team und BiogasBus<br />

überhaupt gemessen an Resonanz<br />

und interessierten Gästen.<br />

Die Besucherzahlen wurden von der Presse<br />

auf etwa 7.000 bis 8.000 geschätzt, die<br />

durch zahlreiche Attraktionen zum Energiepark<br />

gelockt wurden. Das begann am<br />

Freitag mit der Silphie-Partynacht mit DJ<br />

und Wahl der ersten Silphieblüten-Königin.<br />

Am Sonntag konnten die Besucher mit der<br />

Museumsbahn statt mit dem Auto anreisen<br />

und direkt am EPH aussteigen. Auf dem<br />

weitläufigen Gelände fanden der Handwerker-<br />

und Künstlermarkt mit 38 Ständen,<br />

die Oldtimertraktoren und regional erzeugte<br />

Produkte sowie der Bienenstand, der<br />

auch Kurzlehrgänge anbot, große Resonanz<br />

bei den Erwachsenen.<br />

Zum EPH selbst gab es Fachinformationen.<br />

Den Schwerpunkt bildeten Kurzvorträge zur<br />

Durchwachsenen Silphie, zu ihrem Anbau,<br />

ihren Vorzügen für die Biogasnutzung und<br />

der CO 2<br />

-Speicherung als Geschäftsmodell.<br />

Der von den vier Hahnenester Landwirten<br />

geplante 1.000-Kuh-Stall sorgte für große<br />

Neugier und hohen Informationsbedarf.<br />

Nicht zu vergessen die allerdings nur mäßig<br />

frequentierte Landmaschinenausstellung.<br />

Die Kinder waren begeistert von Hüpfburg<br />

und High-Jumping-Trampolinen. Und<br />

beim Silphie-Rätsel konnten tolle Preise<br />

gewonnen werden, darunter etliche Kinder-<br />

Traktoren. Kurzum: Die Silphie war in aller<br />

Munde und sorgte für beste Stimmung auf<br />

dem Volksfest.<br />

Silphie: Anbauzahlen <strong>2017</strong><br />

Nach Durchführung der Aussaat <strong>2017</strong><br />

stehen die aktuellen Zahlen des Energieparks<br />

Hahnennest beziehungsweise des<br />

Donau-Silphie-Projektes der Metzler &<br />

Brodmann KG fest. Für <strong>2017</strong> wurden etwas<br />

über 1.100 Hektar (ha) im neuartigen Verfahren<br />

der Kombinationsaussaat Mais als<br />

Deckfrucht mit Durchwachsener Silphie als<br />

Untersaat bestellt. Damit ergibt sich eine<br />

Gesamtaussaatfläche nach 80 ha in 2015<br />

und 480 ha in 2016 von aktuell 1.700 ha<br />

bundesweit.<br />

Eine beeindruckende Leistung für diese<br />

neue, umwelt- und bienenfreundliche<br />

Kultur auf dem Acker. Denn die Metzler &<br />

Brodmann KG setzt auf eigene Aussaat und<br />

Betreuung während der ersten fünf Jahre<br />

für Kunden in ganz Deutschland – eine logistische<br />

Herausforderung für ein Start-up-<br />

Unternehmen aus dem Süden der Republik,<br />

da die Aussaat nicht digital, sondern<br />

mit Maschinen-Hardware durchgeführt<br />

werden muss.<br />

Polit-Talk mit Minister Peter Hauk<br />

und MdB Andreas Jung<br />

Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten<br />

Andreas Jung trafen sich etwa 50<br />

Interessierte auf dem Milchvieh- und Biogasbetrieb<br />

von Markus Traber in Mühligen-<br />

Hecheln. Besonderer Gast war der Minister<br />

für den Ländlichen Raum, Peter Hauk, der<br />

zu vielen Fragen – unter anderem von der<br />

ungenügenden Förderung des „Lernortes<br />

Bauernhof“ über die bei rückläufigen Schülerzahlen<br />

unklaren Perspektiven der Landwirtschaftschulen<br />

in Baden-Württemberg<br />

bis zur neuen Düngeverordnung – Rede und<br />

Antwort stehen musste.<br />

Aus Biogassicht stehen sowohl Jung als<br />

auch Hauk für einen Ausstieg aus der<br />

Braun- und Steinkohle in der kommenden<br />

Legislaturperiode – das sei nach den bundespolitischen<br />

Energie- und Klimaschutzzielen<br />

zwingend. Und sie unterstützen das<br />

Nachjustieren des Ausschreibungsrahmens,<br />

damit<br />

1. kleinere Biogasanlagen (z. B. 100 bis<br />

300 kW el<br />

) eine Chance erhalten und<br />

2. besonders umweltfreundliche Substrate<br />

berücksichtigt werden.<br />

Auch der Umstieg jetzt bestehender Kleinstanlagen<br />

zum Beispiel unter 100 kWel in<br />

eine 75-kW el<br />

-Klasse ohne Rückbau und<br />

Wiederneubau stieß auf positive Resonanz.<br />

Eine weitere intensive Abstimmung auf<br />

Landes- und Bundesebene wurde vereinbart<br />

mit Blick auf die im Oktober anstehenden<br />

Koalitionsvereinbarungen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

104


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Direktvermarktung<br />

Strommärkte 2016 mit unbefriedigenden<br />

Preissignalen – <strong>2017</strong> mit positiver Tendenz<br />

Im Frühsommer <strong>2017</strong> fand sowohl ein<br />

Austausch der Betreiberexpertengruppe<br />

Direktvermarktung (12 Betreiber<br />

aus ganz Deutschland) als auch des<br />

Arbeitskreises Direktvermarktung (7<br />

Vermarkter von Biogasstrom) statt. Einer<br />

der Diskussionspunkte in beiden Gremien<br />

des Fachverbandes Biogas e.V. war die<br />

Marktlage bei der Direktvermarktung von<br />

Strom.<br />

Die Betreiber konnten anhand eigener Erfahrungen<br />

in der Direktvermarktung und<br />

des Einblicks in größere Betreiberpools<br />

berichten, dass im Jahr 2016 Mehrerlöse<br />

für den Betreiber zwischen 0,3 und<br />

0,8 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) die<br />

Regel waren. Dabei ist die sogenannte<br />

Managementprämie bereits eingepreist.<br />

Im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren<br />

ist dies eine vergleichsweise niedrige<br />

und damit unbefriedigende Erlösspanne.<br />

Hauptursache für den Einbruch sind die<br />

sinkenden Erlöse auf den Regelenergiemärkten<br />

aufgrund der steigenden Anzahl<br />

von Anbietern und damit des Angebots von<br />

Regelenergie – dazu zählt auch die Biogasbranche,<br />

die somit in gewisser Weise Opfer<br />

ihres eigenen Erfolgs geworden ist.<br />

Ein Großteil der Betreiber agierte 2016 auf<br />

dem Regelenergiemarkt und war somit von<br />

der negativen Entwicklung direkt betroffen.<br />

Lukrativ war in diesem Segment vor allem<br />

das Anbieten von positiver Regelenergie,<br />

was jedoch auch mit steigenden Anforderungen<br />

an die Technik der Anlage und die<br />

Organisation des Betreibers einhergeht.<br />

Dies gilt in gleicher Weise für den erlösoptimierten<br />

Einsatz der Anlagen auf der Grundlage<br />

täglicher und untertägiger Einsatzfahrpläne<br />

(„Fahrplanfahrweise“). Je nach<br />

Umfang der Mengen, deren Erzeugung von<br />

billigen in teure Stunden verlagert werden<br />

konnte, waren hier in der Regel ähnliche<br />

Erlöse wie oben geschildert möglich.<br />

Flexible Anlagenkonzepte mit<br />

guten Aussichten<br />

Die Strombörse kann aber auch schnell<br />

sehr deutliche Preissignale senden, wie im<br />

kalten Januar <strong>2017</strong> geschehen. Aufgrund<br />

von Problemen bei den Atomkraftwerken<br />

in Frankreich kam es zu einer temporären<br />

Verknappung der Stromerzeugung, die<br />

umgehend zu Preisausschlägen an den<br />

Strommärkten geführt hat. Waren in diesem<br />

Zeitraum Anlagen flexibel genug, in<br />

ihrer Fahrweise auf diese kurzfristigen Bewegungen<br />

zu reagieren, waren ansehnliche<br />

Mehrerlöse – deutlich über der vorgenannten<br />

Spannbreite – möglich.<br />

Die Vermarkter betonten, dass die technische<br />

Flexibilität der Einzelanlage grundsätzlich<br />

der größte Einflussfaktor dafür ist,<br />

welche Mehrerlöse möglich sind. Je flexibler<br />

eine Anlage ist, desto mehr kann an<br />

den Strommärkten verdient werden. Häufig<br />

führen technische Einschränkungen<br />

und unsichere Datenlagen jedoch dazu,<br />

dass der Vermarkter auch aus flexiblen<br />

Anlagen nicht das Optimum herausholen<br />

kann. Insbesondere die unsichere Anzeige<br />

des Gasspeicherfüllstandes ist hier ein begrenzender<br />

Faktor.<br />

Die Betreiber aus der Expertengruppe sehen<br />

sich hier durchaus in der Pflicht. Mehrerlöse<br />

ließen sich zukünftig nur erwirtschaften,<br />

wenn tatsächlich Flexibilität bereitgestellt<br />

werde. Aus diesem Grund der dringende<br />

Appell beider Gremien an die Branche, die<br />

Flexibilisierung technisch und organisatorisch<br />

so umzusetzen, dass die Anlagen<br />

flexibel betrieben werden können und einen<br />

Mehrwert für die Energieversorgung<br />

bringen. Dazu gehören die Ausstattung mit<br />

ausreichend Gasspeicherkapazität inklusive<br />

passender Gasstrecke, eine darauf ausgelegte<br />

Verstromung inklusive Einspeisung<br />

und eine Anpassung der Anlagensteuerung<br />

an das flexible Fahrregime.<br />

Nicht vergessen werden darf dabei die Absicherung<br />

der Wärmeversorgung im Flexbetrieb.<br />

Schlussendlich muss auch der<br />

Betreiber organisatorisch bereit dafür sein,<br />

seine Anlage flexibel fahren zu lassen. Hier<br />

ist der Austausch mit dem Vermarkter<br />

wichtig, um die Vermarktung Schritt für<br />

Schritt weiterzuentwickeln.<br />

Betreiber als auch Vermarkter wünschen<br />

sich, dass die Rahmenbedingungen der<br />

verschiedenen Strommärkte besser aufeinander<br />

abgestimmt werden. So war es durch<br />

die aktuell wochenweise Ausschreibung<br />

der Regelenergie einem Betreiber nicht<br />

möglich, auf kurzfristige Ereignisse – wie<br />

die Probleme in Frankreich – zu reagieren.<br />

Ab Sommer 2018 wird die Ausschreibung<br />

der Regelenergie auf einen täglichen Turnus<br />

umgestellt und somit die Kombination<br />

von Regelenergie und Fahrplanfahrweise<br />

erleichtert. Gleichzeitig öffnet sich damit<br />

der Regelenergiemarkt für weitere Teilnehmer,<br />

sodass in diesem Bereich die Preise<br />

eher sinken werden.<br />

Flexibilisieren macht Sinn!<br />

Geht die Branche den eingeschlagenen<br />

Weg hin zur bedarfsgerechten Stromerzeugung<br />

weiter, sind sowohl Betreiber als<br />

auch Vermarkter hinsichtlich der Zukunft<br />

trotzdem optimistisch: „Flexibilisieren<br />

macht Sinn!“ so der Tenor. Nicht nur für<br />

die Anschlussregelung im EEG <strong>2017</strong>,<br />

sondern vielmehr als Grundlage jeglicher<br />

Mehrerlöse in der näheren und ferneren<br />

Zukunft. Wenn die Politik den Ausstieg aus<br />

der Atom- und Kohleenergie in den Zwanzigerjahren<br />

konsequent umsetzt, wird es<br />

häufiger Situationen wie im Januar <strong>2017</strong><br />

geben und die Stromvermarktung lukrativer<br />

werden.<br />

Aber auch kurzfristig zeigt die Marktentwicklung<br />

nicht unwesentliche Potenziale.<br />

Das wachsende Windenergievolumen, das<br />

nach wie vor schwer zu prognostizieren<br />

ist, führt immer wieder zu Preissignalen,<br />

die ein flexibles Erzeugungsverhalten jetzt<br />

schon belohnen. Wichtig ist, dass die Branche<br />

konsequent und noch stärker als bisher<br />

den Umstieg auf eine bedarfsgerechte<br />

Erzeugung vollzieht.<br />

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Dr. Stefan Rauh<br />

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107


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Nationale CO 2<br />

-Bepreisung<br />

nicht von Nachteil<br />

Gastbeitrag von Dr. Peter Röttgen, Geschäftsführer des<br />

Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE)<br />

Die Klimaerwärmung unter 2<br />

Grad zu halten, ist ein Wettlauf<br />

mit der Zeit. Und es sieht derzeit<br />

so aus, dass die Klimaziele der<br />

Bundesregierung für 2020 nicht<br />

erreicht werden. Offenkundig besteht zu wenig<br />

Anreiz, die notwendige Minderung der<br />

Emissionen durch technologische Innovation<br />

voranzutreiben. Dabei geht es insbesondere<br />

darum, Erneuerbare Energien besser zu<br />

integrieren, was inzwischen sehr engagiert<br />

unter dem Stichwort Sektorenkopplung diskutiert<br />

wird. Damit es nicht allein bei einer<br />

technokratischen Wortschöpfung bleibt,<br />

müssen in der nächsten Legislaturperiode<br />

neue Rahmenbedingungen für eine moderne<br />

Energiewirtschaft gesetzt werden.<br />

Es darf nicht länger voneinander isoliert<br />

organisierte Welten für Strom, Gas und<br />

Wärme geben. Vielmehr ist der Begriff<br />

Energie in den Vordergrund zu stellen,<br />

deren Erzeugung, geografischer als auch<br />

zeitlicher Transport und Verbrauch in einer<br />

möglichst einheitlichen Abgaben-, Umlagen-<br />

und Steuersystematik darzustellen<br />

ist. Zielsetzung ist dabei, dass Energie den<br />

technisch-wirtschaftlich optimalen Weg<br />

zum Verbrauch nimmt, der in unterschiedlichster<br />

Form in Haushalten, Industrie und<br />

Mobilität erfolgt.<br />

Dem stehen heute noch zahlreiche formale<br />

Barrieren gegenüber, sodass beispielsweise<br />

eine Nutzung von Erneuerbarem Strom im<br />

Fernwärmebereich oder die Umwandlung<br />

in Wasserstoff, der beispielsweise die Effizienz<br />

von Biogasanlagen steigern kann, wirtschaftlich<br />

noch nicht hinreichend attraktiv<br />

ist. Wenn zudem Erneuerbare Energie im<br />

Wettbewerb stehen soll, bedarf es fairer<br />

Rahmenbedingungen, die insbesondere<br />

den Charakter der Emissionsfreiheit auch<br />

honorieren.<br />

Der Bundesverband Erneuerbare Energie<br />

(BEE) schlägt deshalb eine CO 2<br />

-Bepreisung<br />

vor. Damit wäre ein grundsätzliches Instrument<br />

mit Lenkungswirkung zu emissionsarmer<br />

Erzeugung gegeben und in diesem<br />

Rahmen auch Technologieoffenheit sichergestellt.<br />

Ansonsten ist die weitere Akzeptanz<br />

der Erzeugung mit kostenloser CO 2<br />

-<br />

Emission bzw. deren Vergesellschaftung<br />

und gleichzeitige Forderung konkurrenzfähiger<br />

Erneuerbarer Energie widersinnig.<br />

Mit der Studie „Wirkungsweise einer CO 2<br />

-<br />

Steuer im Strommarkt“ von Energy Brainpool,<br />

die der BEE beauftragt hat, gibt es<br />

nun eine erste Vorstellung, wie das für den<br />

Bereich Strom in Deutschland aussehen<br />

könnte. Der Emissionshandel auf europäischer<br />

Ebene alleine reicht hier nicht aus,<br />

da er infolge des geringen Preisniveaus in<br />

Deutschland nicht die erforderliche technologische<br />

Veränderung zur Emissionsminderung<br />

bewirkt.<br />

Eine aufsattelnde, nationale CO 2<br />

-Bepreisung<br />

ist gleichsam nicht von Nachteil, denn<br />

einerseits sollen für die Stromkunden keine<br />

Kosten entstehen, da die schon vorhandene<br />

Stromsteuer durch die CO 2<br />

-Steuer ersetzt<br />

werden kann und weil andererseits im<br />

großen Rahmen der Sektorenkopplung der<br />

überfällige Innovationsschub ermöglicht<br />

wird, was eine wirtschaftliche Entwicklung<br />

und nicht zuletzt neue Arbeitsplätze bedingt.<br />

Eine Kombination mit europäischen<br />

Klimaschutzinstrumenten ist möglich.<br />

Das heißt, die CO 2<br />

-Bepreisung im Strombereich<br />

sollte aus zwei Komponenten bestehen:<br />

dem bestehenden EU ETS und der<br />

CO 2<br />

-Steuer. Im Jahr 2020 sollen Emissionen<br />

mit etwa 25 Euro pro Tonne CO 2<br />

bepreist<br />

werden, was bei einem Zertifikatspreis<br />

von 5 Euro pro Tonne CO 2<br />

einen festen<br />

Steueraufschlag von 20 Euro pro Tonne<br />

CO 2<br />

bedeutet. Bei negativen Strompreisen<br />

sieht der Vorschlag eine vollständige Internalisierung<br />

der Kohlendioxidkosten vor. Die<br />

Berechnungen ergeben, dass ein nationaler<br />

CO 2<br />

-Preis die Kohleverstromung reduziert.<br />

Die Einspeisung aus Gaskraftwerken bleibt<br />

hingegen stabil.<br />

Die Berechnungen von Energy Brainpool<br />

zeigen, dass bereits ein CO 2<br />

-Preis von insgesamt<br />

25 Euro pro Tonne die Emissionen im<br />

Stromsektor im Jahr 2020 um ein Drittel reduziert.<br />

Zudem wird bereits mit 25 Euro pro<br />

Tonne CO 2<br />

die Hälfte der Klimaschutzwirkung<br />

eines CO 2<br />

-Preises von 80 Euro pro<br />

Tonne erreicht. Gleichzeitig werden die<br />

Börsenstrompreise stabilisiert und damit<br />

die EEG-Umlage sowie die Förderkosten reduziert.<br />

Die EEG-Umlage könnte zusätzlich<br />

durch den Vorschlag des BEE, die Industrieprivilegien<br />

in den Bundeshaushalt zu<br />

verlagern, um 1,5 Cent pro Kilowattstunde<br />

gesenkt werden.<br />

Darüber hinaus steigen die Marktwerte am<br />

Strommarkt für Erneuerbare Energien durch<br />

einen angemessenen Preis für CO 2<br />

-Emissionen.<br />

Für Biomasse ergeben sich bei einer<br />

CO 2<br />

-Steuer von 20 Euro pro CO 2<br />

-Tonne im<br />

Jahr 2020 Vermarktungswerte in Höhe von<br />

34 Euro pro Megawattstunde für Anlagen,<br />

die mit einer hohen Volllaststundenzahl gefahren<br />

werden. Für flexible Biomasseanlagen<br />

steigt der Marktwert sogar auf 40 Euro<br />

pro Megawattstunde.<br />

Aufgrund der engen Verflechtung der europäischen<br />

Strommärkte führt grundsätzlich<br />

jede Form einer nationalen CO2-Bepreisung<br />

zur teilweisen Verlagerung von Emissionen<br />

ins Ausland und zu Stromimporten. Für alle<br />

in der Studie untersuchten Steuersätze ergibt<br />

sich jedoch sowohl auf nationaler als<br />

auch auf europäischer Ebene eine Emissionsreduktion.<br />

Zudem würden Stromimporte<br />

infolge einer nationalen CO 2<br />

-Steuer mit einem<br />

stärkeren Ausbau Erneuerbarer Energien<br />

vermindert.<br />

Dabei wird Deutschland international als<br />

Vorreiter in der Energiewende wahrgenommen<br />

und intensiv beobachtet. Lösungen,<br />

die hierzulande gut funktionieren, können<br />

als Blaupause für andere Staaten dienen.<br />

Es ist deshalb umso wichtiger, die Energiewirtschaft<br />

konstruktiv weiterzuentwickeln<br />

und nach vorne zu bringen.<br />

Weitere Informationen zur Wirkungsweise<br />

und Umsetzung einer CO 2<br />

-Steuer im Strommarkt<br />

sind auf der BEE-Website verfügbar.<br />

108


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Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Biogas-Historie<br />

Pioniere vom Maschinenring<br />

und aus der Entwicklungshilfe<br />

In Hessen stand lange nur die Vergärung von Klärschlamm im Fokus,<br />

doch Anfang der Neunzigerjahre kam auch in der Landwirtschaft der<br />

Durchbruch – dank unterschiedlichster Akteure.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Treffen Arbeitskreis Biogas auf einer Anlage bei Limburg: Das<br />

Gruppenbild entstand bei einem der ersten Treffen des Arbeitskreises<br />

Biogas 2003.<br />

In Hessen brachten auch die Entwicklungshelfer<br />

das Biogas voran. Nach<br />

Feierabend sozusagen: Vom hessischen<br />

Eschborn aus hatte die Gesellschaft<br />

für Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ, heute GIZ) in den Neunzigerjahren<br />

als bundeseigene Institution mit einem<br />

Dutzend Mitarbeitern in diversen Ländern<br />

das „Biogasverbreitungsprogramm“ koordiniert.<br />

Und manch einer der Mitarbeiter<br />

musste sich nach Rückkehr von seinem<br />

Auslandseinsatz doch wundern, wie wenig<br />

das Biogas in Deutschland bisher genutzt<br />

wurde. Einige wurden dann im Sinne der<br />

Sache selbst aktiv – leisteten also Entwicklungshilfe<br />

in der Heimat.<br />

Ein wenig Erfahrung hatte man mit der<br />

anaeroben Vergärung in Hessen zu diesem<br />

Zeitpunkt durchaus – aber vor allem aus der<br />

Klärtechnik. An der Kläranlage in Kassel<br />

zum Beispiel wurden bereits um das Jahr<br />

1960 zwei Faultürme und ein Blockheizkraftwerk<br />

in Betrieb genommen, um den<br />

Klärschlamm energetisch zu nutzen. Auch<br />

in der Wissenschaft dominierte lange Zeit<br />

die Forschung an der anaeroben Faulung<br />

aus der Klärtechnik, die an der FH Gießen<br />

(heute: Technische Hochschule Mittelhessen)<br />

angesiedelt war. Ein Beispiel für erste<br />

Entwicklungen in der landwirtschaftlichen<br />

Biogasproduktion in Hessen sei dann eine<br />

durch die TU Darmstadt im Jahr 1947 entwickelte<br />

Biogasanlage für kleine landwirtschaftliche<br />

Betriebe gewesen, erinnert sich<br />

Bernd Krautkremer, Bioenergie-Systemtechniker<br />

am Fraunhofer-Institut für Windenergie<br />

und Energiesystemtechnik (IWES)<br />

Fotos: Maschinenring Kommunalservice GmbH<br />

Der Arbeitskreis Biogas bei einer Schulung: Workshop zur<br />

Wartung von BHKW im Jahr 2005.<br />

in Kassel. Die Bauweise mit einem horizontalen<br />

Fermenter („Gärkanal“) ist bis heute<br />

unter dem Namen „System Darmstadt“ bekannt.<br />

Den Durchbruch freilich brachte die<br />

Entwicklung noch lange nicht: „Bis 1998<br />

gab es nur rund 10 Biogasanlagen in Hessen“,<br />

sagt Krautkremer.<br />

Erste Anlage in Frankenberg<br />

Als erste Anlage in Hessen, die aus dem<br />

landwirtschaftlichen Umfeld heraus entstand,<br />

wird oft jene von Rudolf Kring in<br />

Frankenberg (Eder) beschrieben. Im Stadtteil<br />

Friedrichshausen bewirtschaftete der<br />

Landwirt seit 1961 den Betrieb seiner<br />

Schwiegereltern. Er interessierte sich früh<br />

für ökologische Zusammenhänge und erkannte<br />

die Gefahren, die Mensch und Natur<br />

durch den steigenden Einsatz von Chemie<br />

in der Landwirtschaft drohen. Also machte<br />

er erste Versuche mit einer naturnahen,<br />

biologisch-organisch ausgerichteten Landwirtschaft.<br />

Bioenergie passte gut dazu. Und so baute<br />

Kring dann im Jahr 1982 eine Biogasanlage,<br />

in der er den Mist und die Gülle von fast<br />

50 Großvieheinheiten (überwiegend Rinder,<br />

aber auch einige Pferde) verwertete. 60 Prozent<br />

des Substrats waren Festmist, der bereits<br />

zum damaligen Zeitpunkt in einer Mixpumpe<br />

zerkleinert wurde, um pumpfähig<br />

zu werden. Kring war einer von denen, die<br />

Michael Köttner von der IBBK Fachgruppe<br />

Biogas im Kirchberg/Jagst meint, wenn er<br />

sagt: „Es gab auch in Hessen einige Biogas-<br />

Tüftler, aber es waren nicht so viele wie in<br />

Baden-Württemberg und Bayern.“<br />

Rund ein halbes Dutzend Anlagen in Hessen<br />

waren jedoch bereits so sehenswert,<br />

dass die vor allem in Württemberg aktive<br />

Bundschuh Biogasgruppe sie während<br />

mehrerer Touren durchs<br />

Land in den Jahren 1989<br />

bis 1992 besuchte. Die<br />

Fahrten weckten bei<br />

manchem späteren Biogaspionier<br />

das Interesse.<br />

Zumal zeitgleich ohnehin<br />

ein politischer Umbruch<br />

stattfand, da zum Jahresbeginn<br />

1991 das Stromeinspeisungsgesetz<br />

in<br />

Kraft trat.<br />

Zuvor war es noch schwierig<br />

gewesen, dezentral<br />

erzeugten Strom an die<br />

monopolistisch organisierten<br />

und ebenso selbstgerecht auftretenden<br />

Energieversorger zu verkaufen:<br />

„Die Einspeisung war kaum möglich, die<br />

Energieversorger nutzen ihre Hausmacht“,<br />

erinnert sich Agraringenieur Andreas Krieg,<br />

der 1999 mit der Göttinger Firma Krieg &<br />

Fischer ins Biogasgeschäft einstieg.<br />

Ökolandwirte und Eigenstromnutzer<br />

waren die ersten Interessierten<br />

Vor dem Einspeisegesetz habe es daher<br />

im Biogassektor nur zwei Arten von Interessenten<br />

gegeben, sagt Krieg. Zum einen<br />

seien das Landwirte gewesen, die viel<br />

Strom verbrauchten und ihren Strombezug<br />

senken wollten, was ihnen auch die Strommonopolisten<br />

nicht verwehren konnten.<br />

Und dann habe es einzelne Ökobetriebe<br />

gegeben, die stark nach Autarkie strebten.<br />

110


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

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111


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Ortstermin: Termin mit dem Bundestagsabgeordneten Rolf Karwecki auf der Biogasanlage von Erhard Hofmeyer<br />

im Jahr 2008, initiiert durch Reinhard Knipker (Geschäftsführer MR Kassel/Maschinenring Kommunalservice<br />

GmbH) und Friedrich Schäfer (MR Hessen), Anlass damals die Abschaffung des Güllebonus und die<br />

drohenden Auswirkungen für die Biogasanlagen.<br />

Mit dem Stromeinspeisungsgesetz ging es<br />

dann voran in Hessen. Aus Österreich kam<br />

das Technische Büro Weidel (TBW) und<br />

etablierte sich als der erste Projektierer im<br />

Bundesland. Das Unternehmen plante fünf<br />

Anlagen zwischen 1993 und 1998. Zu den<br />

Pionieren dieser Zeit gehörte auch Landwirt<br />

Bernd Weiß in Ulrichstein, der im Jahr<br />

1995 eine Anlage mit einer elektrischen<br />

Leistung von 75 Kilowatt errichtete (die er<br />

im Jahr 2006 auf 265 Kilowatt ausbaute).<br />

Auch das Land Hessen förderte bald die<br />

neue Technik. Angestoßen durch die erste<br />

rot-grüne Landesregierung war 1991 die<br />

Hessenenergie gegründet und damit die<br />

Forderung der Grünen nach einer Landesenergieagentur<br />

umgesetzt worden. Die Hessenenergie<br />

baute nun Biogas-Know-how<br />

auf, denn das, was man im Land an Biogasanlagen<br />

sah, war seinerzeit noch „sehr<br />

rustikal“, wie sich Hans-Werner Greß, einer<br />

der ersten Mitarbeiter der Hessenenergie,<br />

erinnert. Die Kleinkraftwerke standen in<br />

Schuppen oder auch im Hühnerstall, der<br />

Fermenter war ein Betonbehälter mit Folie<br />

drüber. Die Landwirte nutzten alte Fordoder<br />

Opelmotoren. Diese Maschinen hielten<br />

zwar mitunter keine 1.000 Stunden durch,<br />

was aber keinen störte, weil die Aggregate<br />

dann eben durch Ersatz vom Schrottplatz<br />

ausgetauscht wurden.<br />

Hessenenergie gab Fördergeld<br />

Hier war also Professionalisierung nötig. In<br />

den Jahren 1995 bis 2002 gingen 18 Biogasanlagen<br />

in Betrieb, die von der Hessenenergie<br />

mit Landesgeld gefördert wurden.<br />

Dahinter stand auch die Erkenntnis, dass<br />

das Stromeinspeisungsgesetz noch nicht<br />

ausreichte, um die Anlagen wirtschaftlich<br />

zu machen. Also bezahlte das Land 30 Prozent<br />

Investitionszuschuss. Ziel war, auch<br />

die Technik voranzubringen, weshalb die<br />

geförderten Anlagen wissenschaftlich begleitet<br />

wurden.<br />

Das Fazit des Programms, das vom Fraunhofer<br />

IWES und der Hessenenergie später<br />

evaluiert wurde: „Die Ausrüstung der untersuchten<br />

Anlagen mit erforderlichen Messstellen,<br />

Regel- und Steuersystemen sowie<br />

einer Datenerfassung und -auswertung war<br />

ungenügend.“ Zudem: „Der biologische Abbau<br />

der Substrate und Ko-Substrate verlief<br />

mehrheitlich unkontrolliert.“ So seien stark<br />

schwankende Methankonzentrationen im<br />

Biogas zu beobachten, mit der Folge einer<br />

schlechten Auslastung der BHKW. „Forciert<br />

wurden diese negativen Effekte durch suboptimal<br />

betriebene biologische Entschwefelungen<br />

im Fermenter.“<br />

Das IWES, das damals als Institut an der<br />

Universität Kassel noch ISET hieß (Institut<br />

für Solare Energieversorgungstechnik)<br />

hatte zwischenzeitlich mit dem Landesbetrieb<br />

Landwirtschaft Hessen (LLH) für den<br />

ländlichen Raum und dem Landesbetrieb<br />

Hessisches Landeslabor (LHL) im Landwirtschaftszentrum<br />

Eichhof in Bad Hersfeld das<br />

Hessische Biogas-Forschungszentrum aufgebaut.<br />

Dort betreibt das Fraunhofer IWES<br />

heute auch eine Forschungsbiogasanlage,<br />

und baut eine Plattform auf, die Forschung<br />

zum Thema Power-to-Gas unter realen Bedingungen<br />

einer landwirtschaftlichen Biogasanlage<br />

ermöglicht.<br />

Maschinenring Kassel sorgte<br />

maßgeblich für Anlagenbau<br />

Eine bundesweit einmalige Rolle beim Ausbau<br />

der Biogasnutzung spielte in Hessen<br />

auch der Maschinenring. Es war der Maschinenring<br />

Kassel, der sich im Jahr 1999<br />

des Biogases annahm. Er entwickelte mit<br />

seinen landwirtschaftlichen Mitgliedsbetrieben<br />

ein Anlagenkonzept. Hauptziel des<br />

Geschäftsführers Reinhard Knipker war,<br />

Anlagen zu bauen, die möglichst vielfältige<br />

Substrate verarbeiten können.<br />

Anfangs als rein informeller Kreis gegründet,<br />

stieg der Maschinenring Kassel bald intensiv<br />

in den Bau von Biogasanlagen ein. Er<br />

organisierte den gemeinschaftlichen Kauf<br />

von Anlagenkomponenten für die Landwirte<br />

und half auf den Baustellen mit. „2004<br />

bauten 14 Mitglieder des Maschinenrings<br />

jeweils baugleiche Biogasanlagen“, sagt<br />

Klaus Anduschus, Biogasberater beim Maschinenring.<br />

Längst sind die Kasseler dank<br />

ihres Engagements und ihrer Fachkenntnis<br />

über die Region hinausgewachsen: Aus Kassel<br />

werden heute rund 250 Anlagen bundesweit<br />

betreut. „Rund ein Drittel davon<br />

haben wir auch geplant“, sagt Anduschus.<br />

Und etwa 60 Anlagen seien mit Unterstützung<br />

durch den Maschinenring in einer Art<br />

Bauherrenmodell erstellt worden.<br />

Mit Stand Ende 2015 sind nach Zahlen<br />

des IWES in Hessen 215 Biogasanlagen<br />

mit einer elektrischen Leistung von 101<br />

Megawatt in Betrieb. Heute habe das Biogas<br />

unter allen Formen der Bioenergie den<br />

größten Anteil an der Stromproduktion in<br />

Hessen, bilanzieren die Wissenschaftler;<br />

dabei dominieren die „landwirtschaftlichen<br />

und abfallstämmigen Substrate“. Der Anstieg<br />

der Stromerzeugung nach der Jahrtausendwende<br />

war enorm: Im Jahr 2000 habe<br />

die Produktion im ganzen Bundesland noch<br />

bei 4 Gigawattstunden pro Jahr gelegen, bis<br />

2014 habe sie sich auf über 700 Gigawattstunden<br />

vervielfacht.<br />

Die meisten Anlagen stehen heute im<br />

Norden des Landes, an der Spitze steht<br />

der Landkreis Kassel mit 26 Anlagen, die<br />

zusammen auf 6,5 Megawatt Leistung<br />

kommen. Im Südosten, etwa im Landkreis<br />

Rheingau-Taunus, gibt es keine einzige. Und<br />

ebenfalls noch ohne Biogasanlage ist auch<br />

der Main-Taunus-Kreis, zu dem Eschborn<br />

gehört – jene Stadt der Entwicklungshelfer,<br />

in der so manche Biogasanlage der Welt ihren<br />

konzeptionellen Ursprung hat.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

Tel. 07 61/202 23 53<br />

E-Mail: bernward.janzing@t-online.de<br />

112


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

Wir<br />

brauchen<br />

Verstärkung!<br />

Der Fachverband Biogas e.V. ist mit über 4.700 Mitgliedern die größte deutsche und europäische Interessenvertretung der Biogas-Branche. Er vertritt<br />

bundesweit Hersteller, Anlagenbauer und landwirtschaftliche wie industrielle Biogasanlagenbetreiber. Ziel der Verbandsarbeit ist es, die Biogaserzeugung<br />

und -nutzung für die bundesweite Strom-, Wärme- sowie Kraftstoffversorgung, den Wirtschaftsstandort Deutschland und einen wirkungsvollen<br />

Klimaschutz auszubauen. Zur Unterstützung suchen wir:<br />

Jurist, Juristin /<br />

Rechtsanwalt, Rechtsanwältin<br />

Fachreferent/in Abfall, Düngung<br />

und Hygiene<br />

Leiter/in Stabsstelle Kraftstoff<br />

und Biomethan<br />

Ihre Aufgaben:<br />

• die Beratung unserer Mitglieder (Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz, Energiewirtschaftsgesetz,<br />

öffentliches Recht etc.),<br />

• die zielgruppenorientierte Vermittlung von<br />

Informationen,<br />

• die Fertigung von Rechtsgutachten,<br />

• die Erarbeitung wissenschaftlicher und politischer<br />

Stellungnahmen<br />

• sowie die Vertretung der Verbandspositionen<br />

gegenüber Ministerien und Netzbetreibern.<br />

Der/Die Stelleninhaber/in hat unter Berücksichtigung<br />

der technischen Belange eigene Rechtspositionen<br />

zu erarbeiten und zu begründen.<br />

Dabei müssen Fragestellungen aus verschiedenen<br />

Rechtsbereichen im Blick gehalten werden<br />

(i.d.R. Erneuerbare Energien, Genehmigungsrecht<br />

und Abfallrecht).<br />

Ihr Profil:<br />

Es werden eine sehr zügige wissenschaftliche<br />

Arbeitsweise sowie eine betriebswirtschaftliche<br />

Denkweise erwartet. Eine vorherige anwaltliche<br />

Tätigkeit von ein bis zwei Jahren, wünschenswerterweise<br />

im energiewirtschaftlichen Bereich,<br />

liegt idealerweise vor. Ein souveräner Umgang<br />

mit den Officeprodukten Word, Excel und Power-<br />

Point wird genauso wie eine hohe Affi nität zu<br />

Erneuerbaren Energien vorausgesetzt.<br />

Ihre Aufgaben:<br />

Als Mitarbeiter/in des Referates Abfall, Düngung<br />

und Hygiene arbeiten Sie an den aktuellen<br />

fachlichen, rechtlichen und organisatorischen<br />

Aufgaben in Abstimmung mit der Referatsleitung.<br />

Dazu zählen die Erstellung von Stellungnahmen,<br />

Mitgliederinformationen und anderen<br />

Veröffentlichungen, die Vorstellung der Inhalte<br />

in Fachvorträgen im In- und Ausland sowie Präsenz<br />

auf Messen, Verbandsveranstaltungen und<br />

Arbeitsgruppensitzungen. Zudem unterstützen<br />

Sie den Mitgliederservice durch die telefonische<br />

Betreuung und Beantwortung der gestellten<br />

Fragen in allen Biogas relevanten Bereichen.<br />

Ihr Profi l:<br />

• Sie verfügen über ein abgeschlossenes<br />

Studium in den Bereichen Umwelt, Abfall,<br />

Erneuerbare Energien, Landwirtschaft oder<br />

Verfahrenstechnik bzw. sind Jurist mit entsprechender<br />

Spezialisierung.<br />

• Sie können fundierte Kenntnisse in den Bereichen<br />

Biogas, Abfallvergärung, Düngung und<br />

Hygiene nachweisen.<br />

• Sie haben Interesse bzw. Erfahrung an dem<br />

aktiven Umgang mit Gesetzestexten und<br />

Rechtsverordnungen insbesondere im Abfall-,<br />

Dünge- und Veterinärrecht.<br />

• Sie sind bereit und in der Lage, die Interessen<br />

und Ziele des Fachverbandes Biogas e.V. auf<br />

nationaler und EU-Ebene zu vertreten.<br />

• Sie zeigen ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten<br />

und beherrschen die englische Sprache<br />

sehr gut in Wort und Schrift.<br />

Ihre Aufgaben:<br />

Als Leiter/in der Stabstelle Kraftstoff und<br />

Biomethan koordinieren Sie die Arbeit in dem<br />

Bereich Kraftstoff und Biomethan. Dabei arbeiten<br />

Sie teamorientiert mit den Referaten Energierecht-<br />

und Handel, Firmen und Technik und<br />

Politik zusammen. Sie treten auch nach außen<br />

als Ansprechpartner für den Bereich Kraftstoff<br />

und Biomethan auf. Dabei wird die politische<br />

Interessenvertretung durch die Leitung des<br />

Hauptstadtbüros Biogas koordiniert und mit ihr<br />

abgestimmt. Sie vertreten das Thema auch nach<br />

innen, indem Sie die Biogasanlagenbetreiber<br />

und Firmenmitglieder mit Fachinformationen<br />

unterstützen und deren Bedürfnisse abfragen.<br />

Sie sind direkt der Hauptgeschäftsführung unterstellt<br />

und damit auf der Ebene der Referatsleiterinnen<br />

und Referatsleiter im Fachverband<br />

Biogas angesiedelt.<br />

Ihr Profi l:<br />

• Sie können fundierte rechtliche, technische und<br />

ökonomische Kenntnisse der Erzeugung und<br />

Nutzung von Biogas und Biomethan nachweisen.<br />

• Sie verfügen über Erfahrungen im Bereich der<br />

Interessenvertretung.<br />

• Sie sind in der Lage, sich in komplexe technische<br />

und rechtliche Zusammenhänge einzuarbeiten,<br />

Lösungsansätze zu entwickeln und<br />

diese nach innen und außen zu kommunizieren.<br />

• Sie verfügen über ausgeprägte kommunikative<br />

Fähigkeiten und können diese auch mindestens<br />

in einer Fremdsprache (Englisch) sicher<br />

und erfolgreich einsetzen.<br />

• Sie sind belastbar und bereit, zu reisen.<br />

Wir bieten Ihnen<br />

eine abwechslungsreiche Aufgabe in einer dynamischen Branche. Dienstsitz ist<br />

Freising. Der Fachverband Biogas e.V. ist zertifi ziert nach dem Audit berufundfamilie<br />

und bietet damit einige familienfreundliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie. Die Stelle Fachreferent/in Abfall ist zunächst auf zwei Jahre befristet.<br />

Bitte senden Sie Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen ausschließlich in<br />

digitaler Form mit Angaben zum frühestmöglichen Arbeitsbeginn sowie zu Ihren<br />

Gehaltsvorstellungen schnellstmöglich, jedoch spätestens bis zum 22.09.<strong>2017</strong> an:<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez<br />

Angerbrunnenstr. 12<br />

85356 Freising<br />

E-Mail: personal@biogas.org<br />

Für Rückfragen stehen wir<br />

Ihnen gerne zur Verfügung.<br />

www.biogas.org<br />

113


Verband<br />

Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

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Herausgeber:<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />

Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit)<br />

Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

Fax: 0 81 61/98 46 70<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Internet: www.biogas.org<br />

ISSN 1619-8913<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Anzeigenverwaltung & Layout:<br />

bigbenreklamebureau GmbH<br />

An der Surheide 29 · 28870 Ottersberg-Fischerhude<br />

Tel. 0 42 93/890 89-0<br />

Fax: 0 42 93/890 89-29<br />

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Internet: www.bb-rb.de<br />

Druck: Druckhaus Fromm, Osnabrück<br />

Auflage: 10.000 Exemplare<br />

Das BIOGAS Journal erscheint sechsmal im Jahr auf Deutsch. Zusätzlich erscheinen<br />

zwei Sonderhefte und zwei Ausgaben in englischer Sprache.<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des<br />

Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der Position des Fachverbandes<br />

Biogas e.V. übereinstimmen muss. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken,<br />

Onlinedienste und Internet, Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-<br />

Rom nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen<br />

an die Redaktion wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen<br />

Veröffentlichung vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen<br />

wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />

sinnerhaltend zu kürzen.<br />

114


Biogas Journal | 5_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

Hydrozym DP: Echte Methan-Mehrerträge<br />

Viele Biogas-Produzenten sehen im Proteingehalt ihrer<br />

Substrate einen Garanten für schnellstmöglichen<br />

Methanertrag. Doch was im Prinzip richtig ist, stimmt nur<br />

in Teilen. Denn längst nicht alle Proteine, die über hohe<br />

GPS-, Gräser-, Mistanteile oder Schlachtabfälle eingebracht<br />

werden, sind auch tatsächlich biologisch verfügbar, und<br />

somit wirkungslos.<br />

Um sie dennoch im Fermenter zu wertvollem Methangas<br />

vergären zu können, bedarf es der Wirkung proteolytischer<br />

Enzyme. In Form von Exoproteasen greifen sie die Peptidketten<br />

an den Enden an und „verdauen“ so mit Hilfe der<br />

Endoproteasen die sonst nicht verfügbaren Proteine.<br />

Das so gewonnene Methangas ist ein echter Mehrertrag.<br />

Erzielt aus sonst völlig ungenutzten Substratbestandteilen.<br />

Mit dem neuen Hydrozym DP ist es uns gelungen, ein<br />

solches Enzympräparat zu entwickeln.<br />

Für echte Methan-Mehrerträge<br />

Hydrolyse<br />

Makromoleküle<br />

DP<br />

Kohlehydrate, Cellulose Proteine Fette<br />

Cellulasen, Amylasen Proteasen Lipasen<br />

Wir freuen uns, Ihnen mit Hydrozym DP – ganz im Sinne<br />

unserer ganzheitlichen Biogas-Prozess-Optimierungs-<br />

Philosophie – eine Neuentwicklung anbieten zu können,<br />

die einen weiteren wichtigen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit<br />

bei der Biogas-Produktion bedeutet.<br />

Monosaccaride<br />

Enzyme<br />

Aminosäuren<br />

Fettsäuren,<br />

Glycerin<br />

In diesem Sinne: „Holen Sie doch einfach nur das aus Ihrem<br />

Fermenter raus, was schon drin ist! Es lohnt sich.“<br />

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Schmiedestraße 9 · 27419 Lengenbostel<br />

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