5_2018 Leseprobe
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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 21. Jahrgang<br />
5_<strong>2018</strong><br />
Bi<br />
GaS Journal<br />
Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />
Stoffstrombilanzverordnung<br />
S. 42<br />
Branchenzahlen 2017<br />
S. 52<br />
Neues aus Kenia und Kuba<br />
S. 70<br />
Gärprodukt-Aufbereitung<br />
Adressfeld
Inhalt<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Editorial<br />
Sommer, Sonne, Dürre<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
da war er wieder: ein Jahrhundertsommer.<br />
Gefühlt kommt dieser immer häufiger.<br />
Diesmal war es nicht nur heiß – zumindest<br />
ab August –, sondern besonders trocken. In<br />
vielen Regionen Nord- und Mitteldeutschlands<br />
hat es ab April nur geringe Mengen<br />
an Niederschlag gegeben. Auch im Süden<br />
gab es regional viel zu wenig Regen. Eine<br />
regelrechte Dürre war die Folge.<br />
Betreiber, deren Anlagen in Trockenregionen<br />
stehen, haben massive Ertragseinbrüche<br />
zu verzeichnen. Das gilt insbesondere<br />
für Grünland, wo nach schwachem ersten<br />
Schnitt keine weiteren Aufwüchse folgten.<br />
Außerdem sind Maisfelder betroffen, die im<br />
Extremfall bereits im Juli notgeerntet wurden<br />
und unbefriedigende Erträge hatten.<br />
Wer keine vollen Silokammern dank guter<br />
letzter Ernte hat, wer keine anderweitigen<br />
Substrate zur Verfügung hat und wer nicht<br />
beregnen konnte oder aus wirtschaftlichen<br />
Gründen nicht wollte, ist gezwungen, die<br />
Leistung der Anlage zu reduzieren.<br />
Trotz der möglicherweise dramatischen<br />
Lage gilt es nun, kühlen Kopf zu bewahren,<br />
um den wirtschaftlichen Schaden gering<br />
zu halten. So kann es Sinn machen, die<br />
Anlage im Sommer/Herbst weiter herunterzufahren,<br />
um im Winter Puffer für die Wärmeabnehmer<br />
zu haben. Gleichzeitig gilt<br />
es, für das kommende Jahr vorzusorgen.<br />
Da die Erzeugung von Energiepflanzen<br />
immer abhängig vom Wetter ist, macht es<br />
Sinn, sich Gedanken über ein breites Anbauspektrum<br />
zu machen und so das Risiko<br />
zu streuen. Die Verwendung von Winterungen<br />
(zum Beispiel GPS, Grünroggen) sowie<br />
mehrjährigen Kulturen (wie Durchwachsene<br />
Silphie, Wildpflanzenmischungen, Riesenweizengras)<br />
gibt die Möglichkeit, die<br />
Winterfeuchte in die Biomasse zu „retten“.<br />
Klar ist auch, dass diese Anpassungsmaßnahmen<br />
bei extremen Wetterlagen nicht<br />
immer ausreichend sind. So ist beispielsweise<br />
die Durchwachsene Silphie gerade<br />
in den Etablierungsjahren nur bedingt trockenresistent.<br />
Erst wenn die Pflanze das<br />
mächtige Wurzelwerk vollständig ausgebildet<br />
hat, kann sie das Wasser der tieferen<br />
Bodenschichten aufnehmen. Aber selbst<br />
bereits seit mehreren Jahren genutzte<br />
Silphiefelder zeigen bei Witterungsverhältnissen<br />
wie in diesem Sommer Welkeerscheinungen.<br />
Die Dürre und ihre Folgen haben dazu geführt,<br />
dass die Landwirtschaft verstärkt<br />
in den Fokus der öffentlichen Meinung<br />
gerückt ist – nicht zuletzt wegen der „Milliardenforderung“<br />
des Deutschen Bauernverbandes.<br />
Leider haben das mediale Interesse<br />
und die Diskussionen rund um die<br />
Futterknappheit eine Tank-Trog-Diskussion<br />
in Gang gesetzt. Unter anderem waren plakative<br />
Überschriften wie „Tote Kühe oder<br />
Biogas“ zu lesen.<br />
Wir als Verband haben darauf hingewiesen,<br />
dass eine einfache Schwarz-Weiß-Einordnung<br />
zu kurz greift. Auch hinter Biogasanlagen<br />
stehen Familien, die durch die Futterknappheit<br />
in wirtschaftliche Bedrängnis<br />
geraten. Zudem sind viele Haushalte und<br />
Unternehmen Abnehmer von Wärme aus<br />
Biogasanlagen. Erfreulich war die Solidarität<br />
zahlreicher Betreiber, die – so es die<br />
Vorräte zuließen – benachbarten Tierhaltern<br />
mit Futter ausgeholfen haben.<br />
Das einzig Positive dieses Jahrhundertsommers<br />
ist die Tatsache, dass das Thema Klimawandel<br />
und Klimaschutz wieder in den<br />
Vordergrund gerückt ist. Die Politik muss<br />
nun aber handeln und nicht nur leere Phrasen<br />
dreschen. Sowohl die Überarbeitung<br />
des EEG im Herbst als auch das entstehende<br />
Klimaschutzgesetz bieten Möglichkeiten,<br />
die Energiewende voranzubringen.<br />
Hier ist und bleibt Biogas ein wichtiger<br />
Baustein.<br />
Wenn die (knappe) Ernte dann eingebracht<br />
ist, ist es für den Betreiber wieder an der<br />
Zeit, sich über andere Dinge Gedanken<br />
zu machen. Denn die vielerorts dürftigen<br />
Erträge haben Auswirkungen auf die<br />
Nährstoffbilanz. Die Stoffstrombilanz wird<br />
ebenfalls anders aussehen als ursprünglich<br />
vom Betreiber geplant. Ausführliche Informationen<br />
zur Düngeverordnung und Stoffstrombilanz<br />
gibt es im Topthema dieser<br />
Ausgabe ab Seite 36.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer<br />
des Fachverbandes Biogas e.V.<br />
3
Inhalt<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Editorial<br />
3 Sommer, Sonne, Dürre<br />
Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer<br />
des Fachverbandes Biogas e.V.<br />
AKTUELLES<br />
6 Meldungen<br />
8 Bücher & Termine<br />
10 Landwirtschaft muss Ammoniak-<br />
Emissionen senken<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
14 Bayern: 1. Branchentag Erneuerbare<br />
Energien war voller Erfolg<br />
Von Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />
18 Dreharbeiten statt Unterricht<br />
Informationen über Erneuerbare<br />
Energien für die Schulen<br />
19 Biogas-Kids<br />
20 Noch zwei Monate bis zur<br />
28. BIOGAS Convention<br />
24<br />
Titelthema<br />
24 Technik lässt neue Düngerfraktionen<br />
entstehen<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />
Martin Bensmann<br />
36 Separation und Aufbereitung<br />
von Wirtschaftsdüngern –<br />
Abscheidetechniken im Test<br />
Von Sascha Hermus<br />
PRAXIS<br />
42 Stoffstrombilanzverordnung – was<br />
müssen Biogasbetriebe jetzt tun?<br />
Von Stefan Hüsch und Dr. Ute Schultheiß<br />
46 Durchwachsene Silphie<br />
Untersuchungen zum Nitratstickstoffgehalt<br />
des Bodens an vier Standorten<br />
Von Dipl.-Ing. Thomas Ball und Dipl.-Geol.<br />
Joachim Kiefer<br />
50 Vegetationsbericht Durchwachsene<br />
Silphie<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
52 Branchenzahlen 2017 und Prognose<br />
für <strong>2018</strong><br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
56 Zukunftszenarien der Energiewirtschaft<br />
setzen auf Gas<br />
Von Eur Ing Marie-Luise Schaller<br />
62 „Maisraupe“ und Höhenretter als<br />
Attraktion<br />
Von Thomas Gaul<br />
64 Neue Bildungsangebote für Betreiber<br />
von Biogasanlagen<br />
Von Dipl.-Ing. (FH) Dirk Pachurka und<br />
Dipl. Wirtschaftsing. (FH) Marion Wiesheu<br />
66 Biogas-Landwirt Pfänder: Stück für Stück<br />
zu mehr Öko-Energie<br />
Von Heinz Wraneschitz<br />
titelFoto: Martin Bensmann i Fotos: Martin Bensmann, evm/Ditscher<br />
4
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Inhalt<br />
50 62<br />
INTERNATIONAL<br />
Kenia und Kuba<br />
70 Reiseberichte: AHK-Geschäftsreisen<br />
nach Kenia und Kuba<br />
Von Markus Fürst<br />
VERBAND<br />
Aus der Geschäftsstelle<br />
74 Heiße Zeiten für Biogas<br />
Von Dr. Stefan Rauh und<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
78 Aus den Regionalgruppen<br />
94 Erste Qualifizierung für „zur Prüfung<br />
befähigte Personen“<br />
Von Dipl. Wirtschaftsing. (FH)<br />
Marion Wiesheu<br />
96 Lebhaftes AwSV-Fachgespräch in Kassel<br />
Dipl.-Ing. agr. Steffi Kleeberg<br />
Produktnews<br />
98 Produktnews<br />
102 Impressum<br />
82 Aus den Regionalbüros<br />
86 Fachverbands Shop<br />
88 Erneuerbaren-Ausbau muss nicht<br />
auf die Netze warten<br />
Von Carsten Pfeiffer (BEE)<br />
90 Ein Kohleland versucht den<br />
energiepolitischen Spagat<br />
Von Bernward Janzing<br />
Beilagenhinweis:<br />
Das Biogas Journal enthält Beilagen<br />
vom IBBK und greentec, einen Beihefter<br />
von agriKomp und ein Programmheft der<br />
Biogas Convention<br />
5
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Fachverband Biogas e.V. stärkt<br />
Verbindung zur Wissenschaft<br />
Dr. Claudius da Costa<br />
Gomez (2. von links)<br />
wird den Fachverband<br />
Biogas im BCN<br />
vertreten.<br />
Freising – „Biogas kann´s“, so lautet der Slogan des<br />
Fachverbandes Biogas: Seit seiner Gründung vor 26<br />
Jahren verbindet der Fachverband nicht nur die Unternehmen<br />
der Branche miteinander, sondern er fördert<br />
auch die Verbreitung von vorhandenem Wissen und<br />
von aktuellen Forschungsergebnissen. Hierzu zählen<br />
insbesondere die Durchführung von Aus- und Fortbildungsmaßnahmen<br />
sowie die Organisation unserer jährlichen<br />
BIOGAS Convention.<br />
Um die Vernetzung mit der wissenschaftlichen Biogas-<br />
Community weiter auszubauen, ist der Fachverband<br />
Biogas seit Juli nun auch aktives Mitglied im Biogas<br />
Competence Network e.V. (BCN). Denn auch das BCN<br />
kann`s. Das BCN ist als Verein zwar noch ziemlich jung,<br />
blickt aber bereits auf eine umfangreiche Forschungsarbeit<br />
seit 2004 zurück. Damals hatte das Bundesforschungsministerium<br />
das Förderprogramm „Netzwerke<br />
Grundlagenforschung erneuerbare Energien und rationelle<br />
Energieanwendung“ veröffentlicht. Eines der<br />
18 seinerzeit noch vom BMBF geförderten Netzwerke<br />
bildete das BCN.<br />
Foto: BCN<br />
Seitdem haben über 20 wissenschaftliche Einrichtungen<br />
und innovative Unternehmen in mehreren<br />
Forschungsverbünden ein ganzes Dutzend komplexer<br />
Biogasthemen erforscht. Ergebnisse der langjährigen<br />
Forschungsarbeit im BCN sind neben grundlegenden<br />
Erkenntnissen zum Verfahren und zur Biologie des Biogasprozesses<br />
eine ganze Reihe von Verfahrensentwicklungen<br />
und marktreifen Lösungen inklusive Schutzrechten.<br />
An dieses Wissen will der Fachverband Biogas<br />
durch die aktive Mitwirkung im BCN anknüpfen.<br />
Doch das BCN hat nicht nur eine Geschichte – es fördert<br />
auch die Zukunft: mit einem Preis für kreative<br />
junge Köpfe. In diesem Jahr zum ersten Mal hat der<br />
Verein einen Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler<br />
ausgeschrieben. Er wird für besonders innovative<br />
experimentelle Ansätze im Rahmen von Studienprojekten<br />
und Graduierungsarbeiten vergeben und ist dann<br />
zur Realisierung des prämierten Vorhabens einzusetzen.<br />
Die Preisverleihung findet im Rahmen der BIOGAS<br />
Convention während der Energy Decentral (13. bis 16.<br />
November <strong>2018</strong>) in Hannover statt.<br />
Der Mitgliedschaft des Fachverbandes im BCN ging<br />
eine Reihe vorbereitender Gespräche zwischen beiden<br />
Seiten voraus. Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer<br />
des Fachverbands Biogas, zeigte sich<br />
als Gastgeber der BCN-Mitgliederversammlung am 18.<br />
Juli <strong>2018</strong> in Freising zuversichtlich, dass die Mitgliedschaft<br />
auf beiden Seiten Synergien erzeugt und Potenziale<br />
freisetzt. Weitere Informationen zum BCN e.V.<br />
finden Sie hier: http://www.biogas-network.de<br />
Autor<br />
Stefan Köhler<br />
BCN e.V.<br />
Altmaier und die Trassen: Minister<br />
bricht Besuchs-Versprechen<br />
Nürnberg – „Ich verspreche Ihnen: Wenn ich<br />
ein halbes Jahr im Amt bin, werde ich jede<br />
problematische Leitung persönlich kennen<br />
und besucht haben.“ Das erklärte Bundeswirtschafts-<br />
und Energieminister Peter<br />
Altmaier (BMWi) am 22. März wörtlich im<br />
Bundestag. Das halbe Ministerjahr ist vorbei.<br />
Und das „Aktionsbündnis gegen die<br />
Süd-Ost-Trasse“ (AB) konstatiert deshalb:<br />
„Versprochen – gebrochen.“ Ob der Minister<br />
wirklich wusste, was er da tat, als er sein<br />
Versprechen im Bundestag gab? Jedenfalls<br />
nahmen ihn viele Bürgerinitiativen landauf,<br />
landab beim Wort. Doch deren Briefe mit<br />
Besuchsbitten wurden meist vom sogenannten<br />
„Bürgerdialog“ des BMWi ausweichend<br />
beantwortet. Oft war diesen Reaktionen<br />
nicht einmal der Autor zu entnehmen.<br />
Das bunte X demonstriert die Ablehnung<br />
der Süd-Ost-Stromtrasse.<br />
Foto: Heinz Wraneschitz<br />
6
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Aktuelles<br />
Anfang August dann Altmaiers erste<br />
„Netzausbaureise“: Er fuhr zur Bundesnetzagentur<br />
nach Bonn, besuchte ein Gaskraftwerk<br />
in Köln sowie eine Kabelbaustelle<br />
in Bornheim-Sechtem. Doch während es<br />
zunächst hieß, er wolle „auch Bürgergespräche<br />
führen“, steht in einem uns vorliegenden<br />
Einladungsbrief: Er werde sich<br />
„presseöffentlich mit Bundes-, Landesund<br />
Kommunalpolitikern austauschen“.<br />
Bürger oder Bauern waren also außen vor.<br />
Außerdem gibt Altmaier – anders als seine<br />
Pressestelle – im Brief wörtlich zu: „Aufgrund<br />
der großen Anzahl von Netzausbauvorhaben<br />
ist es mir leider nicht möglich,<br />
alle betroffenen Orte zu besuchen.“ Von<br />
sechs Monaten nach Amtsantritt ist gar<br />
keine Rede mehr.<br />
Dörte Hamann jedenfalls, die AB-Sprecherin,<br />
ist ziemlich sauer. „Wir stellen<br />
fest: Die Proteste an den Trassen werden<br />
totgeschwiegen. Die vielzitierte Bürgerbeteiligung<br />
und Transparenz bei der Projektplanung<br />
besteht nur auf dem Papier.“<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Heinz Wraneschitz<br />
Freier Journalist<br />
Feld-am-See-Ring 15a<br />
91452 Wilhermsdorf<br />
Tel. 0 91 02/31 81 62<br />
E-Mail: heinz.wraneschitz@t-online.de<br />
www.bildtext.de<br />
www.wran.de<br />
Erdgasmobilität europaweit<br />
auf dem Vormarsch<br />
Berlin – In ganz Europa sind die Neuzulassungszahlen<br />
von Erdgas-Pkw von Januar<br />
bis Mai <strong>2018</strong> im Vorjahresvergleich erheblich<br />
gestiegen – laut der European Alternative<br />
Fuels Observatory (EAFO) um 83 Prozent.<br />
Den höchsten prozentualen Zuwachs<br />
verzeichnet dabei der deutsche Markt.<br />
Bei den Bestandszulassungen<br />
führt weiterhin<br />
Italien.<br />
Der umweltschonende<br />
Antrieb mit CNG (Compressed<br />
Natural Gas)<br />
wird in Europa immer<br />
beliebter. Von Januar bis<br />
Mai <strong>2018</strong> wurden knapp<br />
36.000 Erdgas-Pkw neu<br />
zugelassen und damit<br />
knapp 16.000 mehr als<br />
im Vorjahreszeitraum.<br />
Mit 5.446 Fahrzeugen<br />
konnte Deutschland<br />
nach Angaben der EAFO<br />
mehr als 15 Prozent der<br />
Neuzulassungen verbuchen.<br />
Das Land erreicht<br />
damit ein neues<br />
Höchstniveau. Italien<br />
hat den emissionsarmen<br />
Kraftstoff schon lange für sich entdeckt:<br />
Mit rund 1 Million CNG-Fahrzeugen bleibt<br />
das Land im europäischen Vergleich trotz<br />
deutscher Rekordsteigerungen im Bestand<br />
auf Platz 1. Mit der steigenden Beliebtheit<br />
von CNG-Antrieben in Europa ist auch die<br />
Tankinfrastruktur stetig ausgebaut worden.<br />
Besonders in Belgien, den Niederlanden<br />
und Tschechien wurden in den vergangenen<br />
Jahren viele weiße Flecken auf<br />
der Tankstellen-Landkarte geschlossen,<br />
sodass Autofahrer den emissionsarmen<br />
Kraftstoff nun weitestgehend flächendeckend<br />
tanken können.<br />
„Wir freuen uns sehr über diese positive<br />
Entwicklung, denn Erdgas kann einen entscheidenden<br />
Beitrag zu mehr Klimaschutz<br />
im Verkehr leisten. Was wir beobachten,<br />
ist die Ernte einiger kluger Entscheidungen<br />
aus dem letzten Jahr: Einerseits zeigt<br />
die Fortführung der Energiesteuervergünstigung<br />
für Erdgas als Kraftstoff nun ihre<br />
Wirkung. Aber auch die Marketingoffensive<br />
von Volkswagen wird ihren Teil zu diesem<br />
positiven Trend beigetragen haben“,<br />
analysiert Dr. Timm Kehler, Vorstand der<br />
Brancheninitiative Zukunft ERDGAS.<br />
Zahlreiche Umweltvorteile sprechen für<br />
Erdgasantriebe. Im Vergleich zu Benzin<br />
verursacht der Kraftstoff bis zu 25 Prozent<br />
weniger CO 2<br />
. Durch das Beimischen von<br />
reinem Biomethan sinkt der CO 2<br />
-Ausstoß<br />
sogar um bis zu 97 Prozent. Im Vergleich<br />
zu Diesel entstehen rund 95 Prozent weniger<br />
Stickoxide. Für die Luftreinhaltung<br />
in Städten interessant:<br />
Feinstaub wird nahezu<br />
gar nicht emittiert.<br />
„Die aktuellen Zulassungszahlen<br />
verdeutlichen,<br />
dass Erdgas als<br />
alternativer Kraftstoff in<br />
Zeiten von Diesel-Fahrverboten<br />
immer stärker<br />
nachgefragt wird“, resümiert<br />
Kehler. „Jetzt<br />
müssen weitere Anreize<br />
geschaffen werden, um<br />
CNG als Alternative zu<br />
Benzin auf dem Markt<br />
zu etablieren. Einerseits<br />
müssen die Tankstellenbetreiber<br />
die Infrastruktur<br />
weiter ausbauen, andererseits<br />
ist die Politik<br />
gefragt: Antriebe mit<br />
grünem Gas müssen bei<br />
der Regelung der CO 2<br />
-Flottengrenzwerte<br />
gegenüber emissionsintensiveren Technologien<br />
bevorteilt werden. Unser Nachbarland<br />
Frankreich macht vor, wie es geht:<br />
Ein umfassendes Förderprogramm für<br />
Nutzfahrzeuge wird hier für weiteren Auftrieb<br />
der CNG-Technologie sorgen“, erklärt<br />
Kehler abschließend.<br />
7
1<br />
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Bücher<br />
„Düngen mit Gärprodukten“<br />
Düngen mit<br />
Gärprodukten<br />
BIOGAS Wissen_2<br />
Die neue Broschüre<br />
des Fachverbandes<br />
Biogas steht nun<br />
auch online im Internet.<br />
„Düngen mit<br />
Gärprodukten“ heißt<br />
das 68 Seiten umfassende<br />
Werk, das in<br />
Kooperation mit der<br />
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe<br />
(FNR) und der Gütegemeinschaft Gärprodukte<br />
(GGG) entstanden ist.<br />
Die Gärprodukt-Broschüre bietet umfassende<br />
Informationen zu den Anwendungsmöglichkeiten<br />
von Gärprodukten, zur Ausbringtechnik,<br />
zu den unterschiedlichen<br />
Aufbereitungsverfahren und zu Vermarktungsstrategien.<br />
Darüber hinaus behandelt<br />
sie rechtliche Rahmenbedingungen und<br />
sicherheitstechnische Aspekte.<br />
Die Printversion der Broschüre „Düngen<br />
mit Gärprodukten“ liegt seit August vor und<br />
kann direkt beim Fachverband Biogas bestellt<br />
werden (info@biogas.org). Unter der<br />
Webadresse https://www.digestate-as-fertilizer.com/<br />
finden Sie die Online-Version.<br />
Berliner Kommentar zum<br />
Energierecht, Band 4<br />
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Das Buch erläutert<br />
das liberalisierte<br />
Recht des modernen<br />
Zähl- und<br />
Messwesens unter<br />
Beachtung strenger<br />
datenschutzrechtlicher<br />
Standards, einschließlich<br />
der zugehörigen<br />
Verordnungen; es zeigt Änderungen<br />
zur bisherigen Rechtslage auf und erläutert<br />
die praktischen Auswirkungen, etwa Fragen<br />
des Unbundling, der Ausgestaltung des Vertragswesens<br />
und des Rollouts intelligenter<br />
Messsysteme.<br />
Deutscher Fachverlag GmbH, 896 Seiten,<br />
229 Euro, ISBN 978-3-8005-1618-6<br />
1 von 1 26.07.<strong>2018</strong>, 11:28<br />
EnWG<br />
Die erste Gesamtkommentierung<br />
des EnWG<br />
und 18 auf seiner<br />
Grundlage erlassener<br />
Verordnungen. Das<br />
Werk ist übersichtlich<br />
und praxisnah und<br />
beinhaltet sowohl<br />
Auslegungs- und Gestaltungshinweise<br />
als auch praktische Lösungsvorschläge.<br />
Über 60 Autoren aus allen relevanten Bereichen<br />
der Wissenschaft und Praxis haben an<br />
dem Werk mitgeschrieben. Im Fokus stehen<br />
die Regulierungspraxis der Aufsichtsbehörde<br />
(BNetzA), die Entscheidungspraxis der<br />
Gerichte sowie die unternehmerische und<br />
anwaltliche Perspektive.<br />
Erich Schmidt Verlag, 2.499 Seiten,<br />
284 Euro, ISBN: 978-3-503-17648-9<br />
Termine<br />
Alle Termine finden Sie auch auf der Seite www.biogas.org/Termine<br />
13. September<br />
12. Erfahrungsaustausch<br />
„Umweltgutachter im EEG“<br />
Kassel<br />
www.biogas.org<br />
13. September<br />
Exkursionstagung – Biomethaneinspeisung<br />
einer landwirtschaftlichen Biogasanlage<br />
Düsseldorf<br />
www.energieagentur.nrw/bioenergie<br />
17. bis 21. September<br />
AHK-Geschäftsreise Südafrika<br />
www.german-energy-solutions.de<br />
17. bis 19. September<br />
Biogas Science <strong>2018</strong><br />
Torino<br />
www.biogas-science<strong>2018</strong>.it/<br />
18. September<br />
Feldtag Grub<br />
Poing<br />
18. September<br />
5. Energiewendeforum<br />
Bonn<br />
www.gruenerstromlabel.de<br />
19. und 20. September<br />
HTP-Fachforum „Hydrothermale Prozesse<br />
zur stofflichen und energetischen Wertschöpfung“<br />
Leipzig<br />
www.dbfz.de<br />
20. September<br />
Workshop „Tools und Best practice zur<br />
Verwertung von Forschungsergebnissen“<br />
Leipzig<br />
www.energetische-biomassenutzung.de/<br />
veranstaltungen<br />
20. September<br />
4 th European Biomethane Conference<br />
Dublin<br />
www.dena.de/en/newsroom/veranstaltungen<br />
20. und 21. September<br />
1. Doktorandenkolloquium Bioenergie<br />
Leipzig<br />
www.dbfz.de/jahrestagungt<br />
24. und 25. September<br />
Handelsblatt-Jahrestagung „Gas <strong>2018</strong>“<br />
Leipzig<br />
http://veranstaltungen.handelsblatt.com/gas<br />
25. September<br />
Workshop – Steuerliche Schwerpunkte beim<br />
Betrieb von Biogasanlagen<br />
Ingolstadt<br />
info@hlbs.de<br />
27. September<br />
8. Erfahrungsaustausch für Sachverständige<br />
gemäß §29a BImSchG<br />
Kassel<br />
www.kas-bmu.de/sachverstaendige.html<br />
15. bis 19. Oktober<br />
AHK-Geschäftsreise Griechenland<br />
www.eclareon.com/de/projects<br />
16. bis 18. Oktober<br />
Aufbereitung und Nutzung von Gülle- und<br />
Gärprodukten<br />
Schwäbisch Hall<br />
http://ibbk-biogas.de/konf-okt<strong>2018</strong>-science-meets-practice<br />
16. Oktober<br />
Sächsische Biogastagung – Konzepte für einen<br />
stabilen und nachhaltigen Biogasbetrieb<br />
Klipphausen<br />
https://www.landwirtschaft.sachsen.de/<br />
landwirtschaft/39410.htm<br />
8
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Aktuelles<br />
ERFAHRUNG<br />
IST DIE BASIS<br />
JEDER INNOVATION<br />
Bei allem, was wir tun, verlieren wir nie aus den Augen, worum es für Sie geht:<br />
effiziente Technik und eine einfache Handhabe.<br />
Als Erfinder der elastomerbeschichteten Drehkolbenpumpe und Innovationstreiber<br />
für Einbring- und Aufbereitungstechnik sehen wir uns bei Vogelsang dem guten Ruf der<br />
deutschen Maschinenbauindustrie und ihrem Beitrag zur Energiewende verpflichtet.<br />
Seit der Gründung des Unternehmens 1929 liefern wir technische Lösungen, deren<br />
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Aktuelles<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Landwirtschaft muss<br />
Ammoniak-Emissionen senken<br />
Anfang Juli fand im Berliner Umweltforum die Fachtagung „Pflanzenbauliche Verwertung von Gärrückständen<br />
aus Biogasanlagen“ statt, die von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) e.V. veranstaltet wurde.<br />
Die zweitägige Veranstaltung behandelte unter anderem ordnungsrechtliche Rahmenbedingungen, pflanzenbauliche<br />
und ökologische Aspekte sowie Anforderungen an die überregionale Verwertung.<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Dr. Ute Schultheiß vom Kuratorium<br />
für Technik und Bauwesen<br />
in der Landwirtschaft (KTBL)<br />
e.V. machte in ihrem Vortrag<br />
deutlich, warum die EU-Kommission<br />
ein Vertragsverletzungsverfahren<br />
gegen Deutschland eingeleitet hat. Im<br />
Kern geht es um die unzureichende Umsetzung<br />
der Nitratrichtlinie. Die Kommission<br />
sehe Verstöße gegen die Begrenzung der<br />
Ausbringung von Düngemitteln in Bezug<br />
auf Menge und Zeiträume. Darüber hinaus<br />
fehlten der Kommission Lagerkapazitäten<br />
für Wirtschaftsdünger. Weitere Verstöße<br />
aus Sicht der Kommission ergäben sich<br />
aus falscher Düngepraxis auf stark geneigten<br />
Flächen, durch zu geringe Abstände zu<br />
Gewässern, durch Düngung auf wassergesättigten,<br />
überschwemmten, gefrorenen<br />
oder schneebedeckten Böden.<br />
Sollte die Kommission feststellen, dass die<br />
neue Düngeverordnung aus 2017 keine<br />
Besserung hinsichtlich der Nitratproblematik<br />
erreicht und Deutschland keine weiteren<br />
Maßnahmen zur Gewässerverbesserung<br />
ergreift, könne es zu einem Zwangsgeldverfahren<br />
kommen. „In 28 Prozent der Messstellen<br />
in Deutschland liegt der Nitratgehalt<br />
über 50 Milligramm pro Liter“, machte<br />
die Referentin deutlich. Deutschland habe<br />
aber nicht nur ein Nitratproblem im Grundwasser,<br />
sondern auch ein Ammoniakproblem<br />
in der Luft.<br />
Seit Jahren werde die 2010 in der NEC-<br />
Richtlinie gesetzte Grenze von 550 Kilotonnen,<br />
die Menge, die jährlich emittiert<br />
werden darf, überschritten. Anmerkung<br />
der Redaktion: Am 8. Dezember 2016 hat<br />
der Europäische Rat eine neue Richtlinie<br />
(NERC-Richtlinie) verabschiedet, in deren<br />
Folge die Emissionen bis zum Jahr 2030<br />
Dr. Wilfried Zorn<br />
noch deutlich gesenkt werden müssen.<br />
Im Unterschied zur NEC-Richtlinie geht<br />
es dann nicht mehr um eine fixierte Emissionshöhe,<br />
die nicht mehr überschritten<br />
werden darf, sondern um eine prozentuale<br />
Senkung der Ammoniak-Emissionen gegenüber<br />
dem Basisjahr 2005. Nach den<br />
aktuellen Emissionsdaten von 2005 gilt<br />
ab 2030 eine Obergrenze von 444 Kilotonnen.<br />
Damit steigt der politische Handlungsdruck,<br />
Maßnahmen zur Minderung auf den<br />
Weg zu bringen. Da in Deutschland derzeit<br />
rund 95 % der nationalen Ammoniak-Emissionen<br />
aus der Landwirtschaft stammen,<br />
steht dieser Sektor unter einem besonderen<br />
Anpassungsdruck.<br />
Düngeverordnung zwingt zu<br />
Anpassungsreaktionen<br />
Welche betrieblichen Konsequenzen die<br />
neue Düngeverordnung haben kann, zeigte<br />
Dr. Wilfried Zorn von der Thüringer Landesanstalt<br />
für Landwirtschaft auf. Während<br />
bislang die Lagerbehälter für Wirtschaftsdünger<br />
am 1. November gelehrt gewesen<br />
seien, seien sie nun zu diesem Termin zu<br />
20, 40 oder 50 Prozent gefüllt, sodass die<br />
Lagerkapazitäten nicht ausreichten. Grünland<br />
könne zum Nährstoffretter werden,<br />
wenn der Düngebedarf dieser Flächen noch<br />
nicht ausgeschöpft sei.<br />
„In Ackerbauregionen mit hohem Getreideanteil<br />
wirkt sich die Stickstofflimitierung<br />
negativ auf die Strohrotte aus, für die ein<br />
gewisses Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis<br />
notwendig ist. So zwingt die neue Düngeverordnung<br />
zur Gülleapplikation im Frühjahr“,<br />
erläuterte Zorn. Wird bei ungünstigen<br />
Bodenverhältnissen der Wirtschaftsdünger<br />
mit zu schweren Maschinen ausgebracht,<br />
sind Bodenstrukturschäden vorprogrammiert.<br />
Das heißt, die Ausbringung findet<br />
unter Umständen unter nicht optimalen<br />
Bedingungen statt.<br />
Sind die möglichen Ausbringtage im Frühjahr<br />
begrenzt, muss die Ausbringkapazität<br />
Fotos: Martin Bensmann<br />
10
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Aktuelles<br />
Dr. Kurt Möller<br />
steigen. Geht es dann in Richtung größere<br />
Tankwagenvolumina ist, hier auch mit<br />
mehr Bodendruck zu rechnen. Was können<br />
Betriebe tun? Sie können die Fruchtfolgen<br />
anpassen, auf wassersparende Produktionsverfahren<br />
im Stall setzen, offene Lagerbehälter<br />
gegen Regenwasser abdecken,<br />
flüssige Wirtschaftsdünger in feste und<br />
flüssige Phase separieren, Biogasanlagen<br />
könnten die Leistung durch Flexibilisierungsoption<br />
reduzieren, TS-reichere Substrate<br />
einsetzen und Gärdünger aufbereiten.<br />
Dr. Kurt Möller vom Institut für Kulturpflanzenwissenschaften<br />
der Uni Hohenheim äußerte,<br />
dass Vollgärreste in Zukunft durch<br />
die Phosphorgehalte in der Ausbringmenge<br />
limitiert sein werden. Im Fugat könne mit<br />
dem enthaltenen Stickstoff zu 100 Prozent<br />
gerechnet werden, da darin das Phosphor<br />
keine Rolle spiele. Im Flüssigmist sind dagegen<br />
nur 50 bis 70 Prozent der Stickstofflieferung<br />
nutzbar, weil der Phosphorgehalt<br />
begrenzend wirke. Im Festmist sind es sogar<br />
nur 25 bis 30 Prozent der Stickstofflieferung.<br />
Landwirtschaftliche Gärprodukte<br />
liefern gut pflanzenverfügbaren<br />
Phosphor<br />
Mit der Phosphor-Ausnutzung aus Gärdüngern<br />
unter Berücksichtigung der Fest-<br />
Flüssig-Trennung beschäftigt sich Prof. Dr.<br />
Bettina Eichler-Löbermann von der Agrarund<br />
Umweltwissenschaftlichen Fakultät<br />
an der Uni Rostock. Sie erklärte, dass in<br />
den untersuchten Festphasen von über 40<br />
Gärdüngern die Phosphor-(P)-Gehalte mit<br />
durchschnittlich 0,3 Prozent der Frischmasse<br />
viermal höher waren als in unseparierten<br />
Gärprodukten.<br />
„Der Anteil an leicht extrahierbarem P in<br />
der Festphase lag zwischen 70 und 87 Prozent<br />
des Gesamt-P, was auf eine gute Pflanzenverfügbarkeit<br />
des in den Gärdüngern<br />
enthaltenen P hindeutet. Eine Ausnahme<br />
bildeten Gärprodukte basierend auf Nahrungsmittelabfällen,<br />
was mit einem relativ<br />
hohen Anteil an schwer löslichen Calcium-<br />
P-Verbindungen erklärt werden kann“, verdeutlichte<br />
die Wissenschaftlerin.<br />
Die P-Düngewirkung der Gärdünger sei in<br />
allen Experimenten vergleichbar mit der<br />
Wirkung leicht löslicher mineralischer P-<br />
Düngemittel gewesen. Im Vergleich zu unvergorenen<br />
Güllen habe sich jedoch eine<br />
Prof. Dr. Bettina Eichler-Löbermann<br />
geringere Stimulation der Mikroorganismen –<br />
gemessen als Dehydrogenase-Aktivität – im<br />
Boden gezeigt. Die gleiche Aussage lasse<br />
sich auch bezüglich der Aktivität der alkalischen<br />
Phosphatase treffen.<br />
„Anders als unvergorene Güllen scheinen<br />
Gärprodukte somit weniger zur Förderung<br />
des Bodenlebens beizutragen. Gründe dafür<br />
könnten die geringere Zufuhr an organischer<br />
Substanz mit den Gärdüngern, die<br />
veränderte Qualität der organischen Substanz<br />
sowie Sterol-Gehalte in den Gärprodukten<br />
sein“, spekulierte die Referentin.<br />
Im Langzeitfeldversuch habe sich zudem<br />
gezeigt, dass der mit Gärprodukten ausgebrachte<br />
Phosphor weiter in tiefere Boden-<br />
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11
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Prof. Dr. Jürgen Augustin<br />
schichten verlagert wurde als der P, der mit<br />
unvergorener Gülle ausgebracht worden ist.<br />
In den Bodenschichten 60 bis 90 Zentimeter<br />
wurden in der Gärdünger-Variante<br />
die höchsten Gehalte an leicht löslichem<br />
und oxalat-löslichem P sowie der höchste<br />
Grad der P-Sättigung gemessen. Laut<br />
Eichler-Löbermann stellen Gärprodukte gut<br />
verfügbare P-Quellen für den Pflanzenbau<br />
dar. Dem relativ geringen Beitrag zur Aktivierung<br />
des Bodenlebens sowie möglichen<br />
P-Verlagerungen in tiefere Bodenschichten<br />
könnte unter anderem durch den Anbau<br />
von Zwischenfrüchten entgegengewirkt<br />
werden.<br />
Gärprodukte geeignet zum<br />
Humusaufbau<br />
Um aufbereitete Gärprodukte aus Bioabfällen<br />
als Dünger- und Bodenhilfsstoff in<br />
der Landwirtschaft ging es im Vortrag von<br />
Dr. Christina-Luise Roß vom Institut für<br />
Agrar- und Stadtökologische Projekte der<br />
Humboldt-Universität zu Berlin. Nach<br />
ihren Ausführungen ist die unmittelbare<br />
Düngewirkung von kompostierten Gärprodukten<br />
aus Bioabfällen aufgrund der niedrigen<br />
Stickstoffverfügbarkeit gering. In den<br />
Gärprodukten seien aber hohe Gehalte an<br />
Phosphor und Kalium enthalten.<br />
„Langfristig ist durch den Einsatz solcher<br />
Gärprodukte der Aufbau eines Nährstoffdepots<br />
im Boden möglich. Daraus erwächst<br />
ein Einsparpotenzial für andere Düngemittel.<br />
Außerdem zeichnen sich die Produkte<br />
durch basisch wirksame Bestandteile aus,<br />
die die Kalkung ganz oder teilweise ersetzen<br />
können“, machte Roß aufmerksam.<br />
Aus Bioabfällen hergestellte Komposte und<br />
Gärprodukte könnten zur Steigerung der<br />
Humusgehalte im Boden beitragen. Etwa<br />
80 Prozent des enthaltenen Kohlenstoffs<br />
liege in stabilisierter Form vor, der im Boden<br />
sequestriert werden könne.<br />
Wie Roß darstellte, wird die Aktivität der<br />
Mikroorganismen im Boden durch die Anwendung<br />
von Gärprodukten gefördert. Aus<br />
den separierten Feststoffen lassen sich Agglomerate<br />
– mehr oder minder große, kugelförmige<br />
Gebilde – formen. Diesen lassen<br />
sich Zuschlagstoffe beimengen, die jedoch<br />
die Düngewirkung und die physikalischen<br />
Eigenschaften der Produkte verändern. So<br />
kann je nach Veränderung durch Beimengung<br />
zum Beispiel die Humus-Reproduktionswirkung<br />
negativ beeinflusst werden.<br />
Andererseits lösen sich Agglomerate besser<br />
auf als Pellets, sodass die Nährstoffe<br />
besser verfügbar sind.<br />
Prof. Dr. Hans-Werner Ohlfs<br />
Witterung und Standort<br />
beeinflussen Lachgasemissionen<br />
Prof. Dr. Jürgen Augustin vom Leibniz-Zentrum<br />
für Agrarlandschaftsforschung e.V.<br />
referierte zum Thema „Gärrestdüngung<br />
und N-Gasverluste als N 2<br />
O und N“. Sein<br />
Fazit lautete: Die Gärdüngermenge hat nur<br />
einen begrenzten Einfluss auf die Lachgas-<br />
(N 2<br />
O)-Emissionen. Die Lachgasemissionen<br />
würden vor allem von den Witterungs- und<br />
Standortverhältnissen beeinflusst. Die<br />
Stickstoffverluste fielen im Schnitt deutlich<br />
höher als die Lachgasverluste aus.<br />
Im Vergleich zu mineralischem Stickstoff<br />
bewirkten Gärreste kurzfristig höhere Lachgas-<br />
und vor allem aber höhere Stickstoffverluste.<br />
Jedoch scheint bei der Injektion<br />
der Dünger in den Boden das Risiko von<br />
Lachgas- und Stickstoffverlusten auch bei<br />
hohen Stickstoffmengen gering zu sein.<br />
Dies gelte insbesondere für sandige Standorte.<br />
Seiner Einschätzung nach dürften bei<br />
sachgerechtem Einsatz der Gärdünger die<br />
Stickstoffverluste nicht höher sein als bei<br />
Mineraldünger.<br />
Chlorophyll-Tester, optische<br />
Sensoren oder Satellitenbilder<br />
unterstützen bei Düngeentscheidung<br />
Prof. Dr. Hans-Werner Ohlfs von der Fakultät<br />
Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur<br />
der Hochschule Osnabrück<br />
betonte in seinem Vortrag über Beratungstools<br />
zur Optimierung der Düngebedarfsprognose<br />
beim Einsatz von Gärdüngern im<br />
Ackerbau, dass der Einsatz von Gärprodukten<br />
möglichst früh zu Vegetationsbeginn<br />
erfolgen sollte. Die Ausbringmenge sollte<br />
deutlich unterhalb der in der Düngeverordnung<br />
zulässigen 170 Kilogramm Stickstoff<br />
pro Hektar angesetzt werden.<br />
Über die Messung der Nitrat-Konzentration<br />
im Pflanzensaft an der Halmbasis bei Getreide<br />
und Mais oder am Blattstiel bei Kartoffeln<br />
lasse sich die Stickstoffversorgung<br />
aus dem Bodenpool abschätzen und die<br />
Höhe der nächsten Düngergabe ableiten.<br />
Alternativ könne mittels Chlorophyll-Tester<br />
anhand der Grünfärbung von Pflanzenblättern<br />
zu ausgewählten Entwicklungsphasen<br />
der Pflanzen auf die notwendige Stickstoff-<br />
Düngermenge geschlossen werden. Bei<br />
hand- oder schleppergestützten, optischen<br />
Sensoren werde mittels ausgewählter Wellenlängen<br />
im reflektierten Lichtspektrum<br />
die Grünfärbung in Kombination mit der<br />
oberirdischen, pflanzlichen Biomasse beurteilt<br />
und als Indikator für die notwendige<br />
Stickstoff-Düngermenge ausgewertet. Geeignet<br />
seien auch Satellitenbilder als Basis<br />
für die Ableitung von Stickstoff-Düngungsmaßnahmen.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Tel. 0 54 09/90 69 426<br />
E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Aktuelles<br />
13
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Bayern: 1. Branchentag Erneuerbare<br />
Energien war voller Erfolg<br />
Über 200 Teilnehmer waren gekommen zum 1. Branchentag Erneuerbare Energien Bayern.<br />
Alle Branchen waren vertreten: Sonne, Wind und Biogas, Wasserkraft, Geothermie und<br />
Holz. Die Quintessenz des Tages war eindeutig: 100 Prozent Erneuerbar ist möglich, das<br />
Potenzial vorhanden, die Menschen bereit und in der Lage – allein die Politik bremst den<br />
Ausbau und lässt eine klare Linie und die unbedingte Unterstützung der Energiewende<br />
vermissen.<br />
Von Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />
Begrüßung durch<br />
Raimund Kamm (BWE<br />
Bayern, links) sowie<br />
Moderatorin Birgit Muth<br />
und Dr. Claudius da<br />
Costa Gomez (Hauptgeschäftsführer<br />
Fachverband<br />
Biogas e.V.).<br />
Fotos: Fachverband Biogas e.v.<br />
Der Klimawandel duldet keinen Aufschub<br />
der Energiewende!“ Mit dieser klaren Botschaft<br />
eröffneten die Organisatoren die<br />
Veranstaltung am 15. Juni in Taufkirchen<br />
südlich von München. Bestätigt wurde<br />
diese Aussage direkt vom ersten Redner des Tages,<br />
Prof. Volker Quaschning von der HTW Berlin. Mit seiner<br />
Ergänzung, dass das notwendige Tempo hierfür nur<br />
gemeinsam von allen Erneuerbaren Energien erreicht<br />
werden könne, goss er Wasser auf die Mühlen der Organisatoren<br />
des Branchentages. Quaschning verwies<br />
darauf, dass in der Diskussion um die Energiewende<br />
das primäre Ziel häufig aus den Augen verloren werde:<br />
den Klimawandel stoppen. Dies sei das dringende Gebot<br />
der Stunde.<br />
Er machte darauf aufmerksam, dass der durchschnittliche<br />
Temperaturunterschied zwischen der letzten<br />
Eiszeit und der Jetztzeit gerade mal 3,5 Grad betrage.<br />
„Wenn wir aber so weitermachen wie bisher wird sich<br />
die Erde bis zum Jahr 2100 um 4 bis 5 Grad erwärmen.“<br />
Bereits bei einem Anstieg um 1,5 Grad würden<br />
viele Inselstaaten überflutet. Die Zahl der Klimaflüchtlinge<br />
werde weiter steigen. Schon heute gebe es weltweit<br />
mehr als doppelt so viele Klimaflüchtlinge wie<br />
Kriegsflüchtlinge. Deshalb forderte er: „Wir müssen<br />
das Klima schützen, statt Mauern zu bauen!“<br />
Die Klimapolitik in Deutschland bezeichnete der Professor<br />
für Regenerative Energiesysteme als verlogen.<br />
Statt zu sinken, stiegen die CO 2<br />
-Emissionen aktuell.<br />
Er forderte „mutige Politiker“ – und verwies auf John<br />
F. Kennedy und sein „Man in the Moon“-Projekt: Der<br />
damalige Präsident der Vereinigten Staaten hatte die<br />
Mondlandung zum großen gemeinsamen Ziel aller<br />
Amerikaner auserkoren und seinem Volk direkt vermittelt,<br />
dass das Projekt acht Dollar pro Person und Woche<br />
kosten würde. Und jeder sei euphorisch auf den Zug<br />
respektive die Rakete aufgesprungen. „Wie gerne würde<br />
ich diese acht Euro in die Zukunft unserer Kinder<br />
investieren“, sagte der Professor.<br />
Deutschland müsse bis 2040 die 100 Prozent erneuerbare<br />
Energieversorgung erreichen. Man müsse Druck<br />
auf die Politik erzeugen. „Politiker haben auch Kinder“,<br />
verwies Quaschning und schloss mit dem Appell:<br />
„Wir haben einen Planeten zu retten.“<br />
Bedenkenträger Politik<br />
Im Grundsatz konnte der Leiter der Abteilung Erneuerbare<br />
Energien und Energieeffizizenz im Bayerischen<br />
Wirtschaftsministerium, Rudolf Eschau, den Ausführungen<br />
Quaschnings beipflichten – er mahnte allerdings<br />
in seiner Rede, die gesellschaftliche Akzeptanz<br />
und die Bezahlbarkeit der Energiewende nicht aus den<br />
Augen zu verlieren.<br />
Eben jenes Akzeptanzproblem bemängelte auch der<br />
Unternehmer Amir Roughani in der anschließenden<br />
Talkrunde – gab die Schuld daran aber den Politikern.<br />
Es fehle eine klare politische Richtung, Politiker seien<br />
zu feige, die Energiewende ohne Wenn und Aber<br />
durchzuziehen. „Man kann nicht alle mitnehmen auf<br />
dem Weg zu 100 Prozent Erneuerbar. Es wird Veränderungen<br />
geben“, erklärte Roughani. Aber es gebe keine<br />
Alternative. Er zeigte sich leicht verunsichert von der<br />
14
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Aktuelles<br />
Halle 25<br />
Stand L14<br />
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Aktuelles<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Von links: Moderatorin Birgit Muth vom Bayerischen Fernsehen, Prof. Volker Quaschning,<br />
Rudolf Escheu (Ministerialdirigent im Bayerischen Wirtschafsministerium) und Unternehmer<br />
Amir Roughani (Vispirion).<br />
Prof. Michael Sterner<br />
(OTH Regensburg).<br />
Lethargie, mit der die bayerische Staatsregierung dem<br />
Ende der Atomenergie entgegensehe. „Wie will Bayern<br />
seine Stromversorgung ab 2022 sicherstellen? Will sich<br />
der Freistaat abhängig machen vom Norden?“, fragte<br />
der Deutsch-Iraner – und befürchtet geheime Pläne.<br />
„Die Energiewende ist eine Generationenaufgabe unabhängig<br />
von jeder politischen Richtung!“, mahnte der<br />
Unternehmer.<br />
Auch Prof Michael Sterner von der OTH Regensburg<br />
forderte in seinem Vortrag über Speicher und Verteilnetze<br />
klare politische Rahmenbedingungen.<br />
„100 Prozent Erneuerbar ist<br />
möglich!“, unterstrich Sterner. Hierfür<br />
seien einerseits Speicher wichtig<br />
und anderseits die ökonomische<br />
Unterscheidung zwischen „Zappelstrom“<br />
und speicherbarem Gasstrom.<br />
„Klimaschutz ist Heimatschutz ist<br />
Friedenssicherung“, betonte der Professor<br />
für Energiespeicher. Es gebe so<br />
viele kreative Köpfe im Land, die man<br />
jetzt mitnehmen und motivieren müsse.<br />
Er mahnte davor, die Studierenden<br />
zu demotivieren und zu verunsichern<br />
und letztlich davon abzuhalten,<br />
Erneuerbare Energien zu studieren.<br />
„Wir brauchen diese Leute!“<br />
Biogas für Zappelstromlücken<br />
In der anschließenden Statement-Runde erklärte Robert<br />
Bugar als Vertreter die Biogasbranche: „Wir können<br />
große und kleine Anlagen bauen, wir können speichern<br />
und sind flexibel, wir können alles – außer diese<br />
Art von Politik.“ Auch er forderte klare Entscheidungen<br />
und Stabilität – und betonte, dass Biogas gerne den<br />
Lückenbüßer spiele, wenn die anderen Erneuerbaren<br />
gerade nicht können; „aber wenn wir erst mal weg sind,<br />
dann können wir auch keine Lücken mehr füllen.“<br />
Sebastian Henghuber vom Fachverband Holzenergie<br />
unterstrich die Nachhaltigkeit der modernen Holzwirtschaft<br />
– und auch er bedauerte die allzu strengen<br />
Grenzwerte in Deutschland, die weit über das notwendige<br />
Ziel hinausschießen. Robert Sing stellte die Situation<br />
der Windbranche dar: 1.153 Windräder gebe<br />
es aktuell im Freistaat, 3.000 wären realistisch und<br />
könnten ein Drittel des Strombedarfs decken. Für einen<br />
Preis von 5 bis 8 Cent pro Kilowattstunde. Allerdings<br />
wurden im vergangenen Jahr gerade mal vier Anlagen<br />
aufgestellt – ein Resultat der 10H-Regelung.<br />
Auch bei der Wasserkraft ist die Tendenz deutlich fallend,<br />
wie Fritz Schweiger berichtete. Und das im traditionellen<br />
Wasserkraftland Bayern. Er zeichnete eine<br />
Verbindung zwischen dem Wasserkraftsterben und dem<br />
Fischsterben – und ließ die gegenteilige Entwicklung<br />
zum Wohle beider offen im Raum stehen. Er betonte<br />
die hohe Bedeutung von Ökologie und Artenschutz für<br />
die Vereinigung Wasserkraftwerke e.V., aber auch den<br />
Hochwasserschutz und die Gewässerreinigung durch<br />
Wasserkraftanlagen.<br />
Andreas Horn sprach für die Solarbranche und verwies<br />
darauf, dass die Solarenergie schon immer eine Bürgerenergie<br />
gewesen sei. Die Bürger hätten die solare<br />
Energiewende eingeläutet – trotz aller Gegenmaßnahmen<br />
aus der Politik. Er missbilligte die Vollbremsung<br />
beim Klimaschutz, die in den vergangenen acht Jahren<br />
hingelegt wurde und forderte dringend einen gemeinsamen<br />
Verbund der Erneuerbaren Energien, der mit einer<br />
Stimme sprechen.<br />
Als positives Fazit zum Schluss attestierten die Diskussionsteilnehmer<br />
dem Freistaat das Potenzial, auf<br />
100 % regenerativ umstellen zu können, sowohl was<br />
die Quellen als auch die Köpfe angehe. Jeder müsse<br />
seinen Beitrag dazu leisten. Ein gutes Beispiel für individuelle<br />
Leistung vermittelte der Bürgermeister der<br />
Gemeinde Fuchstal, Erwin Karg. Seit 2002 leitet der<br />
das Geschick der kleinen Gemeinde zwischen München<br />
und Memmingen. Seitdem habe sich dort viel geändert:<br />
fünf Windräder wurden gebaut, eine Biogasanlage,<br />
Solaranlagen etc. – die Energiewende im Kleinen.<br />
„Wenn man seine Zeit sinnvoll einsetzt, kann man viel<br />
bewegen“, betonte Karg in seinem sehr kurzweiligen<br />
Vortrag, in dem er sich als „Diktator“ bezeichnete, der<br />
Bürgerbeteiligungen „nicht überbewerten“ will. Der<br />
Erfolg gibt ihm recht, der Zusammenhalt in Fuchstal<br />
stimmt. „Und es gibt über 2.900 Gemeinden in Bayern“,<br />
erinnerte Karg.<br />
Autorin<br />
Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt<br />
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Aktuelles<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Dreharbeiten statt Unterricht<br />
Anfang Juli hat sich das Klassenzimmer<br />
der Klasse 9a des Johann-Michael-Fischer-Gymnasiums<br />
in Burglengenfeld in ein<br />
Filmstudio verwandelt. Immer<br />
wieder heißt es „Uuund – bitte“. Dann muss<br />
der Rest der Klasse still sein, während eine/r<br />
der SchülerInnen dem Hackl Schorsch die<br />
Funktionsweise eines regenerativen Kraftwerks<br />
anhand eines Modells erklärt. Ein Solarhaus,<br />
ein Windrad, eine Biogasanlage, ein<br />
Wasserrad und stellvertretend für die Geothermie<br />
ein Globus kommen dabei auf den<br />
Lehrertisch. Die Schüler machen ihre Sache<br />
ganz hervorragend, jede/r ist von ihrer/seiner<br />
Energieform absolut überzeugt.<br />
Im weiteren Verlauf der insgesamt drei<br />
Drehtage ging es für den Hackl und das<br />
Filmteam noch zu einem realen Solarhaus,<br />
hinauf auf ein Windrad in 140 Meter Höhe,<br />
zu einer Biogasanlage, an den Fluss Isen<br />
und das dortige Wasserkraftwerk und abschließend<br />
noch nach Oberhaching zur<br />
Geothermie. Der Hackl Schorsch ließ sich<br />
vor Ort die Funktionsweise der jeweiligen<br />
Energieerzeugung erklären – und zeigte<br />
sich begeistert.<br />
Foto: Fachverband Biogas e.v.<br />
Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a des Johann-Michael-Fischer-Gymnasiums<br />
in Burglengenfeld mit dem Hackl Schorsch (Bildmitte, vordere Reihe).<br />
Auch bei den einzelnen Kraftwerken entpuppten<br />
sich die Betreiber als kleine<br />
Schauspieltalente, sodass am Ende der<br />
drei Tage sehr gutes Material zusammengekommen<br />
ist. Im Film wird der Hackl jeweils<br />
aus dem Klassenzimmer zur realen<br />
Anlage gebeamt und kommt im Anschluss<br />
mit einem kleinen Mitbringsel seines Besuchs<br />
zurück – um vom nächsten Schüler<br />
und dessen Modell begeistert zu werden.<br />
Er lernt viel an dem Tag – und am Ende<br />
hat die Lehrerin noch eine kleine Überraschung<br />
parat.<br />
Der fertige Unterrichtsfilm steht ab Ende<br />
August auf dem YouTube-Kanal des Fachverbandes<br />
Biogas und kann von dort in allen<br />
neunten und zehnten Klassen gezeigt<br />
werden.<br />
Informationen über Erneuerbare<br />
Energien für die Schulen<br />
Der INKER-S mit Unterstützung<br />
des Fachverbandes Biogas e.V.<br />
hat zusammen mit dem JMF-<br />
Gymnasium Burglengenfeld<br />
und der Kreuzberg Realschule<br />
Burglengenfeld eine Bildungsfahrt für Lehrerinnen<br />
und Lehrer beider Schulen organisiert.<br />
Darüber hinaus sahen Schülerinnen<br />
und Schüler der 10. Klassen des Gymnasiums<br />
den Film „Power to Change – Die<br />
Energierebellion“.<br />
Mit zwei kostenfreien Informationsveranstaltungen<br />
zum Thema Erneuerbare Energien<br />
hat der Initiativkreis Energiewende in<br />
der Region Städtedreieck (INKER-S) mit<br />
Unterstützung des Fachverbandes Biogas<br />
e.V. die SchülerInnen und LehrerInnen<br />
im Städtedreieck für das komplexe Thema<br />
Energiewende sensibilisiert. Rund 20<br />
interessierte LehrerInnen unternahmen<br />
eine Energiewendeexkursion mit dem<br />
Bus durch die Region, um Erneuerbare<br />
Energieanlagen kennenzulernen und einmal<br />
aus nächster Nähe zu sehen. Dabei<br />
wurde von Experten der jeweiligen Sparte<br />
der Energiemix der Zukunft auf Basis einer<br />
100 Prozent regenerativen Energieversorgung<br />
bestehend aus Wind, Bioenergie,<br />
Sonne und Wasser vorgestellt. So wurde<br />
unter anderem das Innenleben einer Windenergieanlage<br />
besichtigt, die kombinierte<br />
private Nutzung einer Photovoltaikanlage<br />
mit angeschlossenem Batteriespeicher inklusive<br />
Elektroauto erläutert, eine Biogasanlage<br />
zur flexiblen und bedarfsgerechten<br />
Energiebereitstellung besichtigt sowie die<br />
Vorteile für Gewässer-, Boden- und Artenschutz<br />
durch die energetische Nutzung von<br />
blühenden Energiepflanzen erklärt und am<br />
Ende der Bustour das Wasserkraftwerk in<br />
Schirndorf begutachtet. Die Bildungsfahrt<br />
stieß bei den beteiligten LehrerInnen auf<br />
ein sehr positives Echo.<br />
Gleich am darauffolgenden Tag ging es<br />
in Sachen Energiewende weiter. Drei 10.<br />
Klassen des Gymnasiums informierten<br />
sich mit dem Film „Power to Change – Die<br />
Energierebellion“ über das komplexe Zusammenwirken<br />
von Technik, Gesellschaft,<br />
Politik und Wirtschaft bei der Energiewende.<br />
Die einzelnen Themen werden dann<br />
weiterführend in den Unterrichtsstunden<br />
aufgearbeitet.<br />
Weitere Informationen zur Energiewende<br />
in der Region Städtedreieck oder zu<br />
Veranstaltungen zu diesem Thema finden<br />
sich auf der Homepage der VHS oder unter<br />
http://www.region-staedtedreieck.de<br />
18
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
BIOGAS-KIDS<br />
Aktuelles<br />
Aus Resten Gutes machen<br />
Nicht jeder weiß, dass aus einer Biogasanlage mehr<br />
als nur Biogas herauskommt. Als feste und flüssige<br />
Reststoffe bleiben auch sogenannte Gärprodukte<br />
übrig. Aus den 9.350 Biogasanlagen fallen jedes Jahr<br />
insgesamt rund 82 Millionen Tonnen an – also sehr<br />
viel. Diese Stoffe sind nützlich, weil sie viele Nährstoffe<br />
enthalten, die Ackerpflanzen brauchen. Sie eignen<br />
sich deshalb bestens als Düngemittel oder zur Bodenverbesserung.<br />
Indem der Landwirt diese Gärprodukte<br />
auf dem Acker ausbringt, werden wichtige Stoffkreisläufe<br />
in der Natur geschlossen. Doch dabei ist Folgendes<br />
zu beachten: Auch Gärprodukte dürfen Pflanzen<br />
und Boden nur so viel Nährstoffe liefern, wie benötigt<br />
wird – es darf also zu keiner Überdüngung<br />
kommen. Gärprodukte lassen sich in verschiedene<br />
Dünge fraktionen aufteilen. Ein Teil der enthaltenen<br />
Feststoffanteile kann abgetrennt werden. Die übrige<br />
Flüssigkeit lässt sich zum Beispiel verdampfen. Dadurch<br />
lässt sich die Ausgangsmenge um mindestens<br />
50 Prozent verringern. Das spart Transportkosten.<br />
Wie das funktioniert? Stelle dir einfach einen großen<br />
Kochtopf vor, in dem die Gärreste über mehrere<br />
Stunden erhitzt werden, so dass möglichst viel Wasser<br />
verdampft. Weniger ist dann mehr, denn übrig bleibt<br />
ein Düngekonzentrat, das besonders viel Kalinährstoffe<br />
enthält. In einem weiteren Verfahren wird aus<br />
Esskastanien<br />
Kennst du den Duft von frisch gebackenen Maronen?<br />
Die sind eine Köstlichkeit. Esskastanien sind<br />
flacher als Rosskastanien und ihre Schale wesentlich<br />
stacheliger. Wenn sie reif sind, platzt die stachelige<br />
Hülle auf, so dass du die Kastanien bequem<br />
einsammeln kannst. Zu Hause schneidest du die<br />
Schale kreuzweise ein und wirfst die Kastanien für<br />
5 Minuten in sprudelnd kochendes Wasser. Danach<br />
legst du die nassen Kastanien auf ein Backblech<br />
und backst sie 20 Minuten bei 200 Grad Celsius.<br />
Jetzt lassen sie sich leicht schälen. Zum Schluss einen<br />
kleinen Klumpen Butter auf der heißen Kastanie<br />
schmelzen lassen und ab in den Mund. Mmmmh!<br />
den Gärresten flüssiger Stickstoffdünger<br />
gewonnen. Beides wird<br />
am Hof in Behältern gelagert<br />
und bei Bedarf auf die Äcker ausgebracht. So spart<br />
der Landwirt viel Geld, weil er weniger Mineraldünger<br />
einkaufen muss und auch Transporte spart. Mehr<br />
noch – er kann diese wertvollen Reststoffe auch<br />
gut weiterverkaufen. So nützlich ist Biogas!<br />
Klimaziel 2020<br />
Hast du dir für das neue Schuljahr einiges vorgenommen, was<br />
du erreichen willst? Es kommt im Leben darauf an, sich Ziele<br />
zu setzen – und hart daran zu arbeiten, sie auch zu erreichen.<br />
Weil der Klimaschutz für unseren<br />
Planeten so ungemein<br />
wichtig ist, haben sich viele<br />
Länder und wir in Europa<br />
deshalb Klimaziele gesetzt.<br />
Durch möglichst wirkungsvolle<br />
Maßnahmen soll die<br />
durch den Menschen verursachte<br />
Erderwärmung so begrenzt<br />
werden. In Deutschland<br />
soll bis zum Jahr 2020 der Ausstoß klimaschädlicher<br />
Gase um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 gesenkt<br />
werden: im Verkehr, bei Kraftwerken, in der Landwirtschaft,<br />
durch Erneuerbare Energien. Es sieht nicht so gut dafür aus,<br />
denn viele müssen daran mitwirken und nicht alles klappt so<br />
gut, wie es geplant war. Für deine Zukunft und die aller Menschen<br />
ist es aber entscheidend, dass diese Ziele nicht aufgeben<br />
werden.<br />
www.agrarkids.de<br />
Landwirtschaft entdecken und verstehen –<br />
Die Fachzeitschrift für Kinder<br />
19
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Noch 2 Monate bis zur<br />
28. BIOGAS Convention<br />
Vom 14. bis 16. November findet die diesjährige Biogas Convention in Hannover im Rahmen<br />
der EnergyDecentral statt. Flexibel, Sicher, Zukunftsorientiert – die BIOGAS Convention<br />
<strong>2018</strong> zeigt, dass Biogas auch in Zukunft seinen Platz in der Energieversorgung verdient.<br />
Vom 14. bis 16. November <strong>2018</strong> findet die<br />
Jahrestagung des Fachverbandes Biogas<br />
e.V., die 28. BIOGAS Convention, zum zweiten<br />
Mal im Rahmen der EnergyDecentral<br />
(13. bis 16. November) auf dem Messegelände<br />
in Hannover statt. Die Teilnahme an der Biogas<br />
Convention ist ein Muss für alle Aktiven der Biogasbranche,<br />
die bei aktuellen Themen auf dem Laufenden<br />
bleiben und mitreden wollen!<br />
Dass die Biogasbranche nicht aufgibt, zeigen die Vorträge<br />
<strong>2018</strong> in sechs Panels und acht Workshops. Kluge<br />
Köpfe laden zum Gedankenaustausch ein, wenn<br />
sie zum Beispiel vorstellen, wie man den Gebotspreis<br />
bei Ausschreibungen optimal festlegt oder wie Betreiber<br />
ihre Anlagen erfolgreich flexibilisieren. Konzepte<br />
für den Weiterbetrieb von Biogasanlagen wurden vom<br />
DBFZ auf Herz und Nieren geprüft, um herauszufinden,<br />
wo die Chancen der Umsetzung besonders gut sind.<br />
Im Workshop Innovation und Wissenschaft zeigt sich,<br />
dass neue Verfahren, Substrate oder Messmethoden<br />
die Wirtschaftlichkeit von Anlagen entscheidend verbessern<br />
können, der Workshop Emissionsreduzierung<br />
bei Biogas-BHKW stellt technische Lösungen vor, um<br />
den Herausforderungen der BImSchV und den neuen<br />
Abgasemissionsvorschriften gewachsen zu sein. Aufgrund<br />
der hohen Nachfrage 2017 wird es dieses Jahr<br />
den Workshop „Düngen mit Gärprodukten“ in einer<br />
deutschen und einer englischen Variante geben, ebenso<br />
wie den Workshop Biomethan.<br />
Die Zukunft und der wirtschaftliche Erfolg werden<br />
nicht zuletzt bestimmt durch Vorgaben des Gesetzgebers.<br />
EEG, Düngerecht, AwSV, TRwS, TA Luft und<br />
TRAS geben neben anderen Gesetzen und Regelwerken<br />
den Rahmen vor, in dem eine Biogasanlage betrieben<br />
20
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Aktuelles<br />
Melden Sie sich jetzt unter<br />
www.biogas-convention.com an!<br />
Plenarvorträge, Workshops,<br />
Best Practice, Lehrfahrt und<br />
große Abendveranstaltung<br />
» Leitthemen:<br />
Sicherheit, Effizienz, Recht,<br />
EEG, Gärprodukte, Abfallvergärung,<br />
Netz anschluss,<br />
Repowering, Zukunftsprojekte<br />
» Biogas weltweit:<br />
Substrate, Technologien,<br />
gesetzliche Regelungen<br />
und Marktchancen aus der<br />
ganzen Welt<br />
14. – 16. November <strong>2018</strong><br />
Tagungsbereich Halle 2, Messegelände Hannover<br />
Mit großer Biogas Fachausstellung in der:<br />
13. - 16. November <strong>2018</strong><br />
Programm und Anmeldung: www.biogas-convention.com<br />
Biogas –<br />
Flexibel, Sicher,<br />
Zukunftsorientiert<br />
21
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
werden darf. Sie sollen Biogasanlagen sicherer<br />
machen, die Umwelt und Gesundheit der Bürger<br />
schützen, doch zugleich komplizieren sie den<br />
beruflichen Alltag eines jeden Betreibers. In<br />
diesem Dschungel an Vorschriften ist es ohne<br />
Hilfe von Experten kaum möglich, sich sicher<br />
zu bewegen und Behörden gegenüber richtig zu<br />
agieren. Umso besser, wenn sich Anlagenbetreiber<br />
und -hersteller über den aktuellen Stand<br />
informieren, denn dann können sie den Herausforderungen<br />
besser gerecht werden.<br />
Auch der Blick über den Tellerrand – besser gesagt<br />
über die Landesgrenze – eröffnet neue Möglichkeiten:<br />
Der englische Programmteil widmet<br />
sich erfolgreichen Projekten in anderen Ländern von<br />
Frankreich über Spanien bis Kenia, vom Biogasrucksack<br />
über Abfallanlagen bis zum Vakuumverdampfer<br />
für Gärprodukte. Drei Panels und zwei Workshops auf<br />
Englisch laden deutsche und internationale Kollegen<br />
dazu ein, an Praxisbeispielen zu lernen, die aktuellen<br />
Online-Anmeldung bis Montag, 5. November, 18.00 Uhr<br />
unter www.biogas-convention.com.<br />
politischen Entwicklungen in der EU und Frankreich zu<br />
verfolgen und die Themen Biomethan und Düngen mit<br />
Gärprodukten im internationalen Kontext zu betrachten.<br />
Ein besonderes Highlight wird die Paneldiskussion in<br />
Kooperation mit der GIZ (Gesellschaft für Internationale<br />
Zusammenarbeit): Profis aus Indonesien, Uganda,<br />
der Dominikanischen Republik oder Kenia, die die dortigen<br />
Situationen genau kennen, diskutieren auf der<br />
Bühne und mit den Teilnehmern Chancen und Herausforderungen<br />
in den Ländern.<br />
Ein Thema hat den Fachverband Biogas im letzten<br />
Jahr intensiv begleitet: Biomethan. Ist Biomethan<br />
das Zukunftsthema der Biogasbranche oder sind die<br />
Erwartungen zu hoch? In zwei Workshops wird dieser<br />
Frage nachgegangen. Im Deutschen Workshop wird<br />
Biomethan vonseiten der Wissenschaft, der Gesetzgebung<br />
(RED II), dem Handel (Zertifizierung) und der Praxis<br />
auf seine Wirksamkeit abgeklopft, während der englische<br />
Workshop sich den Möglichkeiten unter anderem<br />
in China, Frankreich oder Italien widmet und auch hier<br />
praktische Beispiele und Erfahrungen präsentiert.<br />
Das gesamte Programm mit allen Vorträgen und Workshops<br />
finden Sie unter www.biogas-convention.com.<br />
Abgerundet wird die BIOGAS Convention durch die<br />
jährliche Mitgliederversammlung (14. November,<br />
16.00 Uhr) und die internationale Lehrfahrt (16. November).<br />
Der beliebte „BIOGAS Convention & Energy-<br />
Decentral Abend“ für den gemeinsamen, gemütlichen<br />
Ausklang findet am 14. November auf dem Messegelände<br />
in der Münchner Halle statt und gibt jedem Gelegenheit,<br />
sich in entspanntem Rahmen auszutauschen.<br />
Für Teilnehmer der BIOGAS Convention am Mittwoch<br />
ist automatisch eine Karte reserviert.<br />
Last but not least bietet in Hannover die Partnermesse<br />
EnergyDecentral der DLG in Halle 24/25 allen Teilnehmern<br />
die Möglichkeit, sich persönlich bei den ausstellenden<br />
Firmen auf den aktuellen Stand zu bringen.<br />
Ob vor, während oder nach der BIOGAS Convention,<br />
vom 13. bis 16. November ist hier Gelegenheit, sich<br />
beim BIOGAS-Treff auf dem Gemeinschaftsstand des<br />
Fachverbandes Biogas e.V. in Halle 25, Stand D20, mit<br />
Experten und Kollegen auszutauschen. Am 13. und<br />
16. November bietet der Fachverband in Kooperation<br />
mit der DLG und Mitgliedsunternehmen im Ausstellerforum<br />
Kurzvorträge zum Thema „Im Fokus: Güllekleinanlagen“<br />
an.<br />
Das modulare Buchungssystem der BIOGAS Convention<br />
bietet jedem Teilnehmer die Möglichkeit, seine<br />
individuellen Vorträge und Workshops und den Besuch<br />
der Biogasaussteller im Rahmen der EnergyDecentral<br />
optimal zu kombinieren.<br />
Verpassen Sie nicht den Jahrestreff der Biogasbranche<br />
und sichern Sie sich Ihre Tickets für den 14. bis 16.<br />
November <strong>2018</strong>! Der Fachverband Biogas freut sich<br />
auf Ihre Teilnahme!<br />
Unter www.biogas-convention.com finden Sie das Programm,<br />
den Ticketshop und ausführliche Informationen<br />
rund um die BIOGAS Convention & Trade Fair.<br />
22
Programmübersicht<br />
Mittwoch, 14. November <strong>2018</strong><br />
9.00 – 15.00 Panel 1 (in Deutsch) Panel 2 (in Englisch)<br />
9.00 – 10.30 Panel 1.1 Zukunftskonzepte für Biogasanlagen Panel 2.1 Succesful projects worldwide<br />
10.30 – 11.00 Pause<br />
11.00 – 12.30<br />
Panel 1.2 Düngung & Hygiene<br />
Panel 2.2 Biogas goes global: identifying opportunities,<br />
meeting challenges (in cooperation with GIZ)<br />
12.30 – 13.30 Mittagspause<br />
13.30 – 15.00<br />
Panel 1.3 Aktuelle Entwicklungen beim Gewässer- und<br />
Emissionsschutz sowie der Anlagensicherheit<br />
Panel 2.3 Biogas in Europe<br />
15.00 – 16.00 Pause<br />
16.00 – 18.30 Mitgliederversammlung / Verleihung Heinz-Schulz-Ehrenmedaille<br />
ab 19.00<br />
Abendveranstaltung in der Münchner Halle auf dem Messegelände Hannover<br />
DONNERSTAG, 15. November <strong>2018</strong><br />
9.00 – 12.00<br />
Workshop 1 (in Deutsch)<br />
Recht –<br />
wie es Sie weiterbringt<br />
Workshop 2 (in Englisch)<br />
Biomethan<br />
Workshop 3 (in Deutsch)<br />
Düngen mit Gärprodukten –<br />
Anwendung, Aufbereitung<br />
und Vermarktung<br />
Workshop 4 (in Deutsch)<br />
Emissionsreduzierung<br />
bei Biogas-BHKW<br />
12.00 – 13.00 Mittagspause<br />
13.00 – 16.00<br />
Workshop 5 (in Deutsch)<br />
Regionale Erneuerbare<br />
Energieversorgungskonzepte<br />
durch Sektorkopplung<br />
Workshop 6 (in Deutsch)<br />
Biomethan<br />
Workshop 7 (in Englisch)<br />
Digestate as fertilizer –<br />
Application, upgrading and<br />
marketing<br />
Workshop 8 (in Deutsch)<br />
Innovationen & Wissenschaft<br />
Freitag, 16. November <strong>2018</strong><br />
8.00 – 17.30 Internationale Lehrfahrt (mit Simultandolmetscher)<br />
Dienstag, 13. – Freitag, 16. November <strong>2018</strong><br />
9.00 – 18.00<br />
Gelegenheit zum Messebesuch der EnergyDecentral / EuroTier<br />
Gemeinschaftsstand Fachverband Biogas e.V. in Halle 25, Stand D20<br />
EnergyDecentral vom<br />
13. bis 16. November<br />
Der Fachverband Biogas ist <strong>2018</strong> als Mitveranstalter<br />
der EnergyDecentral Fachmesse der DLG<br />
wieder zu Gast auf dem Hannoveraner Messegelände.<br />
Vom 13. bis 16. November präsentieren<br />
sich auf der EnergyDecentral traditionell die Unternehmen<br />
der BIOGAS Branche den über 31.000<br />
interessierten Fachbesuchern. Den BIOGAS-Treff<br />
und Gemeinschaftsstand des Fachverband Biogas<br />
e.V. finden Besucher in Halle 25, Stand D20.<br />
Weitere Infos zur EnergyDecentral finden Sie unter<br />
www.energy-decentral.com.<br />
23
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Gärprodukt-Aufbereitung<br />
Technik lässt neue<br />
Düngerfraktionen entstehen<br />
Die neue Düngeverordnung stellt auch für Biogasanlagenbetreiber eine Herausforderung dar.<br />
Stickstoff und Phosphor aus Gärdüngern beziehungsweise Gärprodukten sind die limitierenden<br />
Nährstoffe, die aufgrund der verschärften Vorschriften nur noch in reduzierten Mengen<br />
auf die Felder aufgebracht werden dürfen. Wir stellen Anlagenbetreiber vor, die mit innovativem<br />
technischen Know-how die neuen Rahmenbedingungen einhalten können.<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
„Wir sparen pro Jahr vier Lkw<br />
Kali- und AHL-Dünger ein“<br />
Gerhard Harms<br />
24
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
praxis / Titel<br />
Landwirt Gerhard Harms in Twistringen, Kreis<br />
Diepholz (Niedersachsen), betreibt mit seinem<br />
Berufskollegen Jörg Brand seit Dezember<br />
2011 eine NawaRo-Biogasanlage unter dem<br />
Firmennamen Handgas GmbH & Co.KG mit<br />
einer installierten elektrischen Leistung von ursprünglich<br />
265 Kilowatt (kW). In 2012 kam ein baugleiches<br />
Blockheizkraftwerk (BHKW) – ein Zündstrahler aus<br />
dem Hause Schnell – dazu. Die organische Raumbelastung<br />
wurde erhöht und so konnte aus gleichem Fermentervolumen<br />
das notwendige Gas für das zweite BHKW<br />
realisiert werden.<br />
Bereits in 2015 begannen die Anlagenbetreiber darüber<br />
nachzudenken, wie sich die Gärdüngermenge<br />
reduzieren ließe. Denn immerhin fielen jährlich rund<br />
14.000 Kubikmeter Gärdünger an und die Lagerkapazität<br />
betrug sechs Monate. Schon damals war die<br />
Novellierung der Düngevorschriften in der Diskussion<br />
und ließ die eingetretenen Verschärfungen erwarten.<br />
Und so begann die Suche nach geeigneter Technik.<br />
Fündig wurden sie bei der agriKomp Süd, die einen<br />
Vakuumverdampfer entwickelt hat. Heute wird der unter<br />
dem Namen Düngewerk von der agriKomp GmbH<br />
verkauft. Aus der agriKomp Süd ist die Biogastechnik<br />
Süd entstanden. Die verkauft den Vakuumverdampfer<br />
unter dem Namen Vapogant. Der Vapogant überzeugte<br />
Harms und Brand und so wurde die Anlage in 2016<br />
gekauft und installiert.<br />
Mit drei Lkw wurde die gesamte Anlage angeliefert, die<br />
im Werk schon vormontiert worden war. Zwei Container,<br />
ein Kühlturm sowie die beiden Deckel der Verdampferkessel<br />
wurden als Großkomponenten angeliefert. Die<br />
in Beton ausgeführte Bodenplatte war bereits fertig.<br />
„Montags kam die Anlage per Achse an und bereits am<br />
Donnerstag derselben Woche konnten wir die Anlage in<br />
Betrieb nehmen“, erinnert sich Harms.<br />
Ausgereifte Technik<br />
Der untere Container hat eine Abmessung von 15 x 4 x 3<br />
Meter und der obere Container von 12 x 4 x 3 Meter.<br />
Der Vakuumverdampfer musste vom Landkreis Diepholz<br />
genehmigt werden, was aber laut Harms kein Problem<br />
war. Die Anlage der Handgas GmbH war damals<br />
die fünfte verkaufte Einheit, die in den Probebetrieb<br />
ging. Alles, was an den anderen Vorgängeranlagen modifiziert<br />
wurde, das ist auch an Technik und Know-how<br />
automatisch in die Twistringer Anlage geflossen. Seit<br />
Ende 2017 ist das nun laut Harms vorbei. Das System<br />
sei nun so weit ausgereift, dass es erfolgreich im Praxis-<br />
Dauerbetrieb funktioniert. Inzwischen sind allein im<br />
Kreis Diepholz drei dieser Anlagen in Betrieb.<br />
„Wir wollten nicht nur die künftigen Düngevorschriften<br />
erfüllen können, sondern auch weniger Fahrten auf der<br />
Straße erreichen sowie ein höheres Tempo auf dem Feld<br />
bei der Ausbringung. Mit dem behandelten Gärdünger<br />
gelingt uns das voll. Aus den 14.000 Kubikmetern<br />
flüssigen Gärdünger produzieren wir vier Fraktionen.<br />
Zum einen rund 1.350 Tonnen separierten Feststoff<br />
pro Jahr mit rund 25 Prozent Trockensubstanzgehalt.<br />
Zum anderen knapp 6.200 Tonnen Düngerkonzentrat<br />
mit rund 10 Prozent TS-Gehalt, das den Vakuumverdampfer<br />
verlässt. Darüber hinaus gewinnen wir pro<br />
Jahr aus der Dampfwäsche etwa 500 Tonnen ASL. Der<br />
mengenmäßig größte Anteil entfällt auf das Destillat,<br />
das den Abluftwäscher verlässt. Hiervon fallen jährlich<br />
rund 6.000 Tonnen an. So gelingt es uns, unsere Gärdüngermenge<br />
um etwa 53 Prozent zu reduzieren“, freut<br />
sich Harms.<br />
Das Düngekonzentrat ist reich an Kali, sodass sich dies<br />
hervorragend im Kartoffelanbau einsetzen lässt. Der<br />
Phosphor erfährt im Prozess keine Reduktion, was aber<br />
betrieblich in der Düngepraxis kein Problem darstellt,<br />
da genügend Fläche vorhanden ist, um diesen Nährstoff<br />
umweltgerecht an die Pflanzen zu bringen. „Dank<br />
des Vakuumverdampfers haben wir im letzten Jahr für<br />
25
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Gerhard Harms kann durch ein Schauglas in den Vakuumverdampfer<br />
schauen und kontrollieren, wie der flüssige Gärdünger gekocht wird.<br />
Hydromechanisch arbeitender Arm, der die Bürsten im<br />
Tank bewegt, die die Heizplatten reinigen.<br />
Oben links auf dem Gestell<br />
befindet sich der Separator.<br />
Der abgepresste Feststoff<br />
fällt herunter und wird in<br />
der offenen Betonkammer<br />
gelagert. Rechts im Bild ist<br />
der schwarze Tank zu sehen,<br />
in dem die Schwefelsäure gelagert<br />
wird. Dahinter befinden<br />
sich in den beiden aufeinandergestellten<br />
Containern die<br />
beiden Vakuumverdampfer.<br />
beide Landwirtschaftsbetriebe gerechnet<br />
insgesamt vier Lkw weniger Kali und vier<br />
Lkw weniger AHL-Flüssigdünger eingekauft“,<br />
hebt Harms hervor.<br />
Und so funktioniert der Vakuumverdampfer:<br />
Das ausgegorene Substrat wird einem<br />
Schneckenseparator direkt aus dem Nachgärbehälter<br />
zugeführt. Auf dem Separator<br />
befindet sich ein 500 Liter fassender<br />
Vorlagebehälter, aus dem der Separator<br />
kontinuierlich automatisch beschickt wird.<br />
Alle festen Bestandteile bis 0,5 Millimeter<br />
Größe werden von dem Gerät aus der Flüssigkeit<br />
abgetrennt. Der separierte Feststoff<br />
wird auf einer betonierten Fläche bis zur<br />
Ausbringung zwischengelagert. Die flüssige<br />
Phase verlässt den Separator und wird<br />
einem 6 Kubikmeter fassenden, in die Erde<br />
versenkten Betonbehälter zugeleitet. Aus<br />
diesem Lagerbehälter wird der Vakuumverdampfer<br />
gespeist.<br />
Die beiden aus Stahl gefertigten, isolierten<br />
Verdampferkessel befinden sich im Container.<br />
Die Kessel werden laut Harms jeweils<br />
bis zur Hälfte mit der abseparierten Flüssigkeit<br />
gefüllt. Pro Behälter sind das 12<br />
26
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
praxis / Titel<br />
Kühlturm auf Stahlgestell<br />
seitlich neben dem Verdampfer-<br />
Container. Über den Kühlturm<br />
werden 50 Prozent des<br />
Destillats an die Atmosphäre<br />
abgegeben.<br />
Fotos: Martin Bensmann<br />
In diesem Erdtank<br />
aus Beton wird die<br />
separierte Flüssigkeit<br />
aufgefangen und<br />
zwischengespeichert.<br />
Von hier aus wird die<br />
Flüssigkeit automatisch<br />
unter Vakuum<br />
entnommen und den<br />
Verdampfern zugeführt.<br />
Kontrollschacht nach<br />
der Pflanzenkläranlage.<br />
Das einlaufende Wasser<br />
ist glasklar und von<br />
bester Qualität. <br />
Bewachsene Mulde, in die<br />
das klare Wasser, das aus der<br />
Pflanzenkläranlage abfließt,<br />
eingeleitet wird.<br />
Kubikmeter. In den Behältern befinden sich Stahlplatten<br />
auf der Innenwand, die als Heizung fungieren. Eine<br />
von einem Hydraulikzylinder angetriebene Mechanik<br />
mit Bürstenköpfen wird hin und her bewegt, sodass die<br />
Heizungsplatten regelmäßig gereinigt werden. Das ist<br />
für die Wärmeübertragung sehr wichtig.<br />
Kochzeit zwischen 7 und 13 Stunden<br />
Verdampferkessel eins wird mit 45 bis 48 Grad Celsius<br />
und 110 Millibar Unterdruck betrieben. Die flüssige<br />
Phase wird in diesem Behälter sieben Stunden lang<br />
gekocht. Im zweiten Behälter ist die Temperatur auf<br />
57 bis 60 Grad Celsius eingestellt. Der Unterdruck beträgt<br />
hier 220 Millibar. Hier wird der Inhalt 13 Stunden<br />
lang gekocht. Die Wärme wird aus dem Kühlkreislauf<br />
der BHKW bereitgestellt. Das warme Wasser erwärmt<br />
zuerst den zweiten Behälter, dann den ersten und anschließend<br />
wird die Restwärme für die Beheizung der<br />
Gärbehälter verwendet. 50 Prozent des Wärmebedarfs<br />
wird aus dem Wasserdampf zurückgewonnen. Wenn ein<br />
Teil der Flüssigkeit verdampft ist, wird immer automatisch<br />
frisches Substrat nachgefüllt und eingedicktes<br />
Düngerkonzentrat ausgeschleust. Das Düngerkonzentrat<br />
wird in den 3.600 Kubikmeter fassenden Lagerbehälter<br />
gepumpt. Vorher wird es auf 30 Grad Celsius<br />
heruntergekühlt, um den Betonbehälter nicht zu schädigen.<br />
In 24 Stunden wird der Vakuumverdampfung<br />
mit 43 Kubikmeter absepariertem flüssigen Gärdünger<br />
beschickt. 23 Kubikmeter davon werden im Prozess<br />
verdampft und im Wärmetauscher am Ende der Brüdenwäscher<br />
rückverflüssigt.<br />
Im an die Anlage angeschlossenen Kühlturm werden<br />
50 Prozent des anfallenden Wassers an die Atmosphäre<br />
abgegeben. Das restliche saubere Wasser wird intervallweise<br />
zur Pflanzenkläranlage gepumpt, die als<br />
letzte Reinigungsstufe fungiert. Nach dem Verlassen<br />
des Pflanzenklärbeetes fließt das Wasser in eine extra<br />
angelegte Mulde im Gelände, wo es verdunstet oder<br />
versickert. Natürlich ließe sich das Destillat auch zur<br />
Bewässerung der Felder bei Trockenheit einsetzen.<br />
27
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Messsonden (siehe roter Pfeil)<br />
unten im Brüdenwäscher geben das<br />
Ausschleusen des ASL in Auftrag. Die<br />
Schwefelsäure soll das Ammoniak<br />
möglichst effektiv entfernen. Wenn<br />
der Füllstand der oberen Sonde nicht<br />
erreicht ist, wird Schwefelsäure nachdosiert.<br />
Neben dem Füllstand des ASL<br />
an der oberen Messsonde ist auch der<br />
pH-Wert wichtig für das Abpumpen<br />
der ASL aus dem Brüdenwäscher.<br />
Nur wenn der pH-Wert 2,6 beträgt bei<br />
gleichzeitigem Füllstandsoptimum,<br />
wird ASL abgepumpt.<br />
Vakuumpumpe (siehe roter Pfeil), die für<br />
Unterdruck in den Kesseln sorgt. Rechts<br />
im Bild ist einer der beiden Kunststofftanks<br />
zu sehen, in denen das destillierte<br />
Wasser im Kühlkreislauf geführt wird.<br />
Gerhard Harms hält ein Probenrohr mit ASL in der Hand.<br />
In der Flüssigkeit befindet sich ein Schwimmer, mit dem<br />
er die Konzentration bestimmt. Im Hintergrund ist der<br />
Schaltschrank mit Touch-Display zu sehen, über das die<br />
Anlage überwacht wird.<br />
Ammoniak wird im<br />
Brüdenwäscher aus dem<br />
Dampf ausgewaschen<br />
Hinter jedem Verdampfer befindet sich ein<br />
Brüdenwäscher, der zum Teil mit Kunststoff-Füllkörpern<br />
befüllt ist. Der Wasserdampf<br />
steigt von unten in dem Wäscher<br />
nach oben auf und wird im Gegenstrom<br />
von oben mit Schwefelsäure besprüht.<br />
Dadurch wird das Ammoniak, das sich<br />
im Wasserdampf befindet, ausgewaschen<br />
und als Ammonium-Sulfat-Lösung (ASL)<br />
gebunden. Unten im Brüdenwäscher unter<br />
den Füllkörpern sammelt sich die Ammonium-Sulfat-Lösung.<br />
Die ASL wird abgepumpt<br />
und einem Sammeltank zugeführt.<br />
Die ASL enthält rund 80 Kilogramm Gesamtstickstoff<br />
pro Tonne und etwa 90<br />
Kilogramm Schwefel pro Tonne. Der pH-<br />
Wert der ASL liegt bei 2 Prozent. Bei der<br />
Ausbringung des Düngerkonzentrats werden<br />
pro 27 Kubikmeter fassendem Gülletankwagen<br />
500 bis 1.000 Liter ASL zudosiert.<br />
„Durch die Anlage sind wir jetzt<br />
in der Lage, den Stickstoff gezielter einzusetzen.<br />
Wir sind jetzt nur noch limitiert<br />
in der Phosphor-Düngung. Beide Landwirtschaftsbetriebe,<br />
die die Biogasanlage<br />
betreiben, verfügen über so viel landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche, dass der gesamte<br />
Gärdünger in den Betrieben bleiben kann<br />
und nichts abgefahren werden muss. Darüber<br />
hinaus können wir nun mit einem<br />
weiteren 3.000 Kubikmeter fassenden<br />
Lagerbehälter auf dem Betrieb Brand eine<br />
Lagerkapazität von zwölf Monaten ausweisen“,<br />
betont Harms.<br />
Für die Abluftwäsche benötigt die Anlage<br />
alle zwei Monate 25 Tonnen Schwefelsäure,<br />
was 14.500 Liter entspricht. Die<br />
Schwefelsäure verursacht Kosten von<br />
1.500 Euro pro Monat. Die monatlichen<br />
Stromkosten betragen 2.400 Euro. Die<br />
28
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
praxis / Titel<br />
Solche Füllkörper, die Gerhard Harms in den Händen<br />
hält, befinden sich im Dampfwäscher.<br />
Wärme steht kostenlos zur Verfügung.<br />
Der Wartungsaufwand liegt laut Harms im<br />
Schnitt über die bisherige Betriebszeit bei<br />
1,5 Stunden pro Tag inklusive der großen<br />
Revision nach zwei Jahren, wenn Servicetechniker<br />
die Anlage überprüfen. Dann<br />
werden auch per installiertem Lastenkran<br />
die oberen Hälften der Vakuumverdampfer<br />
abmontiert, um die Reinigungsbürsten für<br />
die Heizungsplatten in Augenschein zu<br />
nehmen.<br />
Schematische Darstellung<br />
des Vakuumverdampfers.<br />
Diese Messsonde<br />
misst die elektrische<br />
Leitfähigkeit des<br />
ausgeschleusten Wassers<br />
(Destillats), das<br />
den Wärmetauscher<br />
verlässt. Wenn das Destillat<br />
eine elektrische<br />
Leitfähigkeit von 100<br />
Mikrosiemens aufweist,<br />
wird es zum Kühlturm<br />
geführt, wo die<br />
Hälfte des Destillats<br />
verdampft.<br />
In diesem zylindrischen<br />
Rohr wird der<br />
pH-Wert der ASL mit<br />
Natronlauge auf einen<br />
Wert von über 5,5<br />
angehoben.<br />
29
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Eberhard Schulte Siering neben dem Regenis-Trockner. In das<br />
waagerechte Brüdensammelrohr wird separierte Flüssigkeit dem<br />
Brüdendampf über Düsen zugeführt.<br />
Ammoniak-Strippungsanlage<br />
von Byosis auf<br />
dem Betrieb Schulte<br />
Siering.<br />
Schulte Siering betreibt<br />
Ammoniak-Strippung<br />
Einen technologisch anderen Weg der Nährstoffkonzentrierung<br />
beschreitet Eberhard Schulte Siering in der<br />
Grafschaft Bentheim (Niedersachsen). Er produziert<br />
seit 1998 Biogas, ursprünglich ist er mit einer 45-kW-<br />
Anlage angefangen. Die hat er 2000 auf 140 und 2005<br />
auf 500 kW erweitert. In den Jahren 2009 und 2011<br />
wurden mehrere Satelliten-BHKW-Standorte erschlossen,<br />
sodass heute für 2.480 kW installierte elektrische<br />
Leistung Biogas produziert werden muss. Allein die<br />
Rohgasleitungsstrecke ist über 7 Kilometer lang.<br />
Pro Jahr werden in der Biogasanlage rund 46.500<br />
Tonnen Inputmaterial vergoren. Daraus fallen pro Jahr<br />
etwa 38.000 Tonnen flüssiger Gärdünger an. „Seit acht<br />
Jahren separieren wir den schon, um einen Teil des<br />
Phosphors aus dem Betrieb herauszubekommen. Den<br />
abgetrennten, mit Phosphor angereicherten Feststoff<br />
nehmen Ackerbaubetriebe in anderen Regionen auf.<br />
Bis zum Inkrafttreten der Düngeverordnung im letzten<br />
Jahr hat das bestens funktioniert. Doch seit wir nur noch<br />
170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar düngen dürfen,<br />
haben wir ein Problem. Allein durch die Absenkung der<br />
erlaubten Stickstoffmenge per Verordnung fehlten uns<br />
plötzlich 180 Hektar“, ärgert sich Schulte Siering.<br />
Was also machen? Nach einigen Überlegungen und Recherche<br />
von Informationen war dem Biogasproduzenten<br />
klar, dass ein Teil des Stickstoffs aus dem Gärdünger<br />
entfernt werden müsse. Denn Pachtflächen standen<br />
nicht zur Verfügung und der Abtransport des flüssigen<br />
Gärdüngers wäre zu teuer geworden. Nachdem er verschiedene<br />
Verfahren miteinander verglichen hatte, viel<br />
seine Wahl auf eine Ammoniak-Strippungsanlage, die<br />
von der niederländischen Firma Byosis entwickelt wurde<br />
und verkauft wird.<br />
Das Gesamtsystem funktioniert so: Das eingebrachte<br />
Gärsubstrat wird in fünf Fermentern mesophil bei 43<br />
Grad Celsius vergoren. Den Fermentern nachgeschaltet<br />
sind vier UDR-Festbettfermenter von Röring, die<br />
als Nachgärer fungieren. Die vier Hochbehälter werden<br />
paarweise betrieben. Die Verweilzeit beträgt hier 3<br />
Tage. Das Gärsubstrat verlässt als Gärdünger die UDR-<br />
Reaktoren mit einem Trockensubstanzgehalt (TS) von<br />
8 bis 8,2 Prozent.<br />
Zuerst wird separiert<br />
Jetzt beginnt im Prozessablauf der Abschnitt mit der<br />
Düngerfraktionierung. Dieser befindet sich in einer<br />
Halle neben den Gärbehältern. Der Gärdünger wird<br />
30
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
praxis / Titel<br />
von den UDR-Reaktoren zur Separationseinheit in der<br />
Halle gepumpt. Zwei Quetschprofi aus dem Hause agriKomp<br />
trennen einen Teil der festen Fraktion aus dem<br />
Gärdünger ab. Über den beiden nebeneinander angeordneten<br />
Pressschneckenseparatoren befinden sich<br />
zwei Behälter. Ein Vorratsbehälter mit 4 Kubikmeter<br />
Fassungsvermögen, der zuerst mit Gärdünger aus den<br />
Reaktoren befüllt wird. Ein weiterer Behälter mit 300<br />
Litern Nettovolumen wird aus dem größeren, oberen<br />
Vorratsbehälter befüllt. Aus dem 300-Liter-Tank werden<br />
die beiden Separatoren gespeist.<br />
Der separierte Feststoff wird per Querförderschnecke<br />
zum Lagerplatz in der Halle gefördert. Der Feststoff<br />
kann aber auch einem doppelwandigen Trommeltrockner<br />
von Regenis (siehe Biogas Journal 6_2014, Seite<br />
48 bis 51) zugeführt werden, sodass der TS-Gehalt<br />
von 20 bis 22 Prozent weiter angehoben werden kann.<br />
Beim Besuch Ende August war der Trockner aber außer<br />
Betrieb. Wenn er aber in Betrieb ist, wird laut Schulte<br />
Siering die flüssige Phase des Separators über mehrere<br />
Düsen im dem Brüdensammelrohr des Trockners dem<br />
Dampf (Brüden) zugeführt und damit der Dampf wieder<br />
kondensiert. Die flüssige Phase erfährt dadurch einen<br />
Temperaturanstieg und eine Nährstoffanreicherung.<br />
Ist der Trockner außer Betrieb, wird die flüssige Phase,<br />
die die Separatoren verlässt, direkt durch einen<br />
Wärmetauscher gepumpt. „Dabei handelt es sich um<br />
eine gebrauchte Pasteurisierungseinheit, die früher in<br />
der Produktion eines O-Saftherstellers verwendet wurde.<br />
Es sind mehrere 6 Meter lange neben- und übereinanderliegende<br />
doppelwandige Rohre. Durch das<br />
Innenrohr fließt die separierte Flüssigkeit und durch<br />
den Doppelmantel außen fließt warmes Wasser, das in<br />
einem anderen Wärmetauscher mit Abwärme aus dem<br />
Kühlkreislauf des Standort-BHKW erhitzt wird“, erklärt<br />
Schulte Siering.<br />
Strippungsanlage besteht im Wesentlichen<br />
aus drei Tanks<br />
Das Wasser aus dem Kühlkreislauf des 500-kW-BHKW<br />
ist so heiß, dass die abseparierte flüssige Gärdüngerphase<br />
63 Grad Celsius erreicht. Erst jetzt wird die heiße<br />
flüssige Phase der Ammoniak-Strippungsanlage zugeführt.<br />
Die Strippungsanlage besteht aus drei senkrecht<br />
aufgestellten Kunststofftanks. Im ersten Tank werden<br />
pro Stunde kontinuierlich 5 m³ der heißen separierten<br />
Flüssigkeit von oben eingefüllt und über Füllkörper<br />
nach unten verrieselt und dort abgepumpt.<br />
Ein Gebläse drückt Luft von unten durch die heiße Flüssigkeit<br />
und treibt dabei das Ammoniak aus. Das Luft-<br />
Ammoniakgemisch strömt in dem Behälter nach oben,<br />
verlässt dort den Behälter und wird durch ein Rohr zum<br />
zweiten Tank geleitet, wo es unten in den Tank strömt.<br />
„Der zweite Tank dient als Vorreinigungsstufe, der dritte<br />
als Hauptreinigungsstufe. In beiden Behältern wird<br />
Waschwasser, das Schwefelsäure enthält, von oben<br />
eindosiert. Das Luft-Ammoniakgemisch strömt im Ge-<br />
Betrieb Schulte Siering: Separatoreneinheit mit 4 m³<br />
Vorratstank oben und Trockner unten links (siehe Pfeil).<br />
Feststoffabtrennung mit dem<br />
Pressschneckenseparator<br />
Quetschprofi von agriKomp.<br />
31
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Wärmetauscher (großes Foto), der die<br />
separierte Flüssigkeit aufheizt. Kleines Foto:<br />
Detailaufnahme der Wärmetauscherrohre.<br />
Durch das innere Rohr fließt die separierte<br />
Flüssigkeit, durch das äußere Rohr fließt<br />
heißes Wasser.<br />
300-Liter-Vorratsbehälter über den Separatoren.<br />
genstrom von unten nach oben und reagiert mit Schwefelsäure<br />
zu ASL. „Die vorgereinigte Luft des zweiten<br />
Tanks ziehen wir wieder oben ab und drücken sie unten<br />
in den dritten Tank rein. Die aufgeheizte saubere Luft<br />
fahren wir im Kreislauf durch die drei Tanks. Am Ende<br />
des Prozesses gewinnen wir Ammonium-Sulfat-Lösung<br />
mit 6,5 Prozent Stickstoff und 7,7 Prozent Schwefel.<br />
Der pH-Wert der ASL liegt bei 7“, skizziert Schulte Siering<br />
den Prozess.<br />
Hier ist der Prozess aber noch nicht zu Ende. Die gestrippte<br />
Flüssigkeit, von der 100 m³ pro Tag produziert<br />
werden, verlässt die ASL-Anlage nicht direkt in Richtung<br />
Gärdüngerlager, sondern passiert zunächst einmal<br />
Zulauf für die<br />
separierte und erhitzte<br />
Flüssigkeit in den<br />
ersten Tank der Ammoniakstrippung<br />
Sonden messen ASL-Dichte<br />
Tank zwei und drei sind mit einer Messeinrichtung<br />
ausgestattet, die die Dichte der ASL misst. Ist der<br />
eingestellte Dichtewert erreicht, wird das ASL abgepumpt<br />
und dem 10.000 Liter fassenden Edelstahl-<br />
Sammeltank zugeführt. Pro Tag produziert die Anlage<br />
eine Tonne ASL. Die ASL ist eine klare bis leicht<br />
trübe, geruchlose Flüssigkeit. Wenn sie in einem<br />
Behälter offen verdunstet, fällt weißes Nährsalz aus.<br />
Mit dem Dekanter werden weitere Feststoffanteile aus der<br />
gestrippten flüssigen Phase entfernt.<br />
32
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
praxis / Titel<br />
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33
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
einen Dekanter von GEA, der sich in einem<br />
Lärmgekapselten Raum befindet. Der Dekanter<br />
entzieht der gestrippten Flüssigkeit<br />
weitere Feststoffanteile. Vor dem Dekanter<br />
hat die gestrippte Phase einen TS-Gehalt<br />
von 5,5 Prozent, nach dem Dekanter von<br />
3,8 Prozent. Die gestrippte Phase enthält<br />
nach dem Dekanter 3,3 Kilogramm (kg)<br />
Stickstoff pro Tonne, 1,2 kg Phosphor pro<br />
Tonne und 4,5 kg Kali pro Tonne.<br />
Der im Dekanter abgetrennte Feststoff wird<br />
über eine unter ihm liegende Förderschnecke<br />
ebenfalls dem Lagerplatz in der Halle<br />
zugeführt. Der Dekanterfeststoff ist farblich<br />
dunkler (fast schwarz) und trockener als der<br />
Feststoff, den die Separatoren abtrennen,<br />
der eine bräunlichere Färbung aufweist. An<br />
einer anderen Stelle auf dem Betriebsgelände<br />
wird getrockneter Feststoff gelagert, der<br />
wie die obere Bodenschicht in einem Nadelwald<br />
aussieht und auch sehr erdig riecht.<br />
Wärmetauscher, der<br />
die Abwärme aus dem<br />
Kühlkreislauf des BHKW<br />
aufnimmt und in dem<br />
großen Wärmetauscher<br />
an die Separatorflüssigkeit<br />
abgibt.<br />
Foto oben: ASL – eine fast klare, neutral riechende<br />
Flüssigkeit. Foto unten: Wenn die ASL verdunstet,<br />
bleiben weiße Kristalle übrig.<br />
24 Tonnen Feststoff werden<br />
täglich abgetrennt<br />
Insgesamt entzieht das Anlagensystem<br />
dem Gärdünger 24 Tonnen Feststoff pro<br />
Tag. Der separierte Feststoff hat einen TS-<br />
Gehalt von 20 bis 22 Prozent. Er enthält<br />
5 bis 6 kg Stickstoff pro Tonne, 4 bis 5<br />
kg Phosphor pro Tonne und 7 kg Kali pro<br />
Tonne. Der Dekanterfeststoff hat einen TS-<br />
Gehalt von 24 bis 28 Prozent. Er enthält 6<br />
bis 7 kg Stickstoff pro Tonne, 5,5 bis 6,5<br />
kg Phosphor pro Tonne und 6 bis 7 kg Kali<br />
pro Tonne. „Wir haben jetzt in unserem<br />
gestrippten Gärdünger etwa 1 kg weniger<br />
Stickstoff als vorher. Vom Stickstoff her betrachtet<br />
reicht unsere bewirtschaftete Fläche<br />
jetzt wieder aus. Verrückt ist allerdings,<br />
dass wir aufgrund der 170-kg-Grenze bei<br />
Stickstoff auf dem Grünland Mineraldünger<br />
einsetzen müssen, um die entsprechenden<br />
Erträge bei vier bis fünf Schnitten<br />
einfahren zu können und auf der anderen<br />
Seite müssen wir Gärdünger exportieren –<br />
allein im letzten Jahr rund 8.000 Tonnen<br />
Feststoff“, betont Schulte Siering.<br />
Einen Teil des ASL verkauft er ebenfalls.<br />
300.000 Euro hat der Bentheimer Landwirt<br />
inzwischen in die Anlage investiert. Viele<br />
Teile sind – bis auf die Bioflex-Strippungsanlage<br />
– gebraucht gekauft und selbst zusammengebaut<br />
worden. Deswegen ist die<br />
bisherige Investitionssumme verhältnismäßig<br />
niedrig. Weitere Investitionen sind<br />
geplant, um die Betriebskosten der Strippungsanlage<br />
zu senken. Das sehr komplexe<br />
System der Nährstoffaufbereitung mit seinen<br />
ineinandergreifenden Prozessstufen ist<br />
bestens durchdacht und funktioniert daher<br />
auch entsprechend gut.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Tel. 0 54 09/90 69 426<br />
E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />
34
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
praxis / Titel<br />
Arnold Eindampfer für flüssige Gärreste<br />
= +<br />
Flüssige Gärreste<br />
100% Nährstoffe<br />
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0% Nährstoffe<br />
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99,99% Nährstoffe<br />
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Volumenreduktion bis 90% Endlagerausbau wird unnötig<br />
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Reduktion der Transportkosten<br />
Abwärme nutzen KWK Bonus<br />
Aufkonzentrierung der Nährstoffe<br />
Absolut geruchsfrei durch Vakuum-Betrieb<br />
Kein zusätzlicher Personalaufwand durch autonome Steuerung<br />
Arnold Eindampfer statt Endlagerausbau<br />
Energieverbrauch pro<br />
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35
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Foto: www.landpixel.eu<br />
Separation und Aufbereitung von Wirtschaftsdüngern<br />
– Abscheidetechniken im Test<br />
Die neue Düngeverordnung (DüV) bringt einige Veränderungen mit sich, die teils gravierende<br />
Auswirkungen auf den Landwirtschaftssektor haben werden. So ist gerade in viehstarken<br />
Regionen eine nun stärkere Notwendigkeit gegeben, sich um die Nährstoffe aus allen<br />
Arten von Wirtschaftsdüngern (WD) und um deren effiziente Separierung, Aufbereitung,<br />
Logistik sowie Ausbringung zu kümmern.<br />
Von Sascha Hermus<br />
Der Druck auf die Betriebe mit Nährstoffüberschüssen<br />
steigt und die Gewinnung<br />
von Produkten aus Wirtschaftsdüngern, die<br />
sich außerhalb der Überschussregionen<br />
vermarkten lassen, wird immer interessanter.<br />
Diesem Thema der Produktschaffung beziehungsweise<br />
der Herstellung geeigneter Düngerfraktionen<br />
widmen sich die Interreg-Projekte „Groene Kaskade –<br />
Grüne Kaskade“ (GK) und „Mest op Maat – Dünger<br />
nach Maß“ (MoM).<br />
Ein erster Schritt in die Gewinnung von Produkten ist<br />
hierbei die mechanische Separation. In diesem Schritt<br />
wird die flüssige von der festen Phase getrennt. Je nach<br />
Technik unterscheiden sich die abscheidbaren Partikelgrößen<br />
und Anteile der Organik und somit auch der<br />
verbleibende Trockensubstanz-(TS)-Gehalt in der flüssigen<br />
Phase. Der Phosphor (P) ist vornehmlich in der<br />
festen Phase zu finden, wohingegen der Stickstoff (als<br />
Ammonium) in die flüssige Phase übergeht.<br />
Mit feiner werdenden Siebkörben in Schneckenpressen<br />
oder einem zweistufigen Verfahren ist es möglich, die<br />
Abscheideraten der P-Fraktion zu erhöhen. Allerdings<br />
ist festzustellen, dass ab einem gewissen TS-Gehalt<br />
der prozentuale Anteil des Phosphors wieder geringer<br />
wird, da der steigende Druck in Pressschnecken dazu<br />
führt, dass dieser Phosphor wieder aus der festen Phase<br />
„rausgepresst“ wird. Hier müssen die Anwender sich<br />
hinsichtlich des späteren Einsatzes der beiden Phasen<br />
im Klaren sein, wo deren Einsatzort sein wird und welches<br />
Ziel verfolgt wird.<br />
36
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
praxis / Titel<br />
Abbildung 1: Abscheidegrade – Vergleich Mastschweinegülle<br />
RWG Zentrifuge Regenis Pressschnecke Silcon Bauer Pressschnecke MGR<br />
RWG Zentrifuge Regenis Pressschnecke Silcon Bauer Pressschnecke MGR<br />
Rohmasse<br />
Rohmasse<br />
kensubstanz<br />
ff (N) gesamt<br />
um-N (NH 4<br />
-N)<br />
osphor (P 2<br />
O 5<br />
)<br />
Kalium (K 2<br />
O)<br />
Trockensubstanz<br />
Stickstoff (N) (N) gesamt<br />
Ammonium-N (NH (NH 4<br />
-N)<br />
4<br />
-N)<br />
Phosphor (P (P 2<br />
O 5<br />
)<br />
2<br />
O 5<br />
)<br />
Kalium (K (K 2<br />
O)<br />
2<br />
O)<br />
Magnesium (MgO)<br />
RWG Zentrifuge<br />
Regenis Pressschnecke<br />
Silcon<br />
Bauer Pressschnecke MGR<br />
esium (MgO)<br />
Calcium (CaO)<br />
alcium (CaO)<br />
Schwefel (S) (S) gesamt<br />
el (S) gesamt<br />
0% 10% 20% 20% 30% 30% 40% 40% 50% 50% 60% 60% 70% 70% 80% 80% 90% 100% 90%<br />
Abscheidegrad Feststoff<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Abbildung 2: Abscheidegrade – Abscheidegrad Vergleich Sauengülle Feststoff<br />
Rohmasse<br />
Trockensubstanz<br />
Stickstoff (N) gesamt<br />
Ammonium-N (NH 4 -N)<br />
Phosphor (P 2 O 5 )<br />
Kalium (K 2 O)<br />
RWG Zentrifuge<br />
Regenis Pressschnecke<br />
Silcon<br />
Bauer Pressschnecke MGR<br />
Magnesium (MgO)<br />
Calcium (CaO)<br />
Schwefel (S) gesamt<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%<br />
Abscheidegrad Feststoff<br />
37
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Abbildung 3: Abscheidegrade – Vergleich Gärrest<br />
Rohmasse<br />
Rohmasse<br />
Trockensubstanz<br />
Trockensubstanz<br />
Stickstoff (N) gesamt<br />
Stickstoff (N) gesamt<br />
Ammonium-N (NH 4<br />
-N)<br />
Ammonium-N (NH 4<br />
-N)<br />
Phosphor (P 2<br />
O 5<br />
)<br />
Phosphor (P 2<br />
O 5<br />
)<br />
Kalium (K 2<br />
O)<br />
Kalium (K 2<br />
O)<br />
Magnesium Magnesium (MgO) (MgO)<br />
RWG Zentr<br />
RWG Regenis Zentrifuge Pr<br />
Regenis Silcon Presss<br />
Silcon Bauer Pres<br />
Bauer Presssch<br />
Calcium (CaO)<br />
Schwefel (S) gesamt<br />
0% 10% 10% 20% 20% 30% 30% 40% 40% 50% 50% 60% 60% 70% 70% 80% 80%<br />
Abscheidegrad Feststoff<br />
Abbildung 4: Abscheidegrade – Vergleich Rindergülle<br />
Rohmasse Rohmasse<br />
Trockensubstanz<br />
Trockensubstanz<br />
Stickstoff (N) gesamt<br />
Stickstoff (N) gesamt<br />
Ammonium-N (NH 4<br />
-N)<br />
Ammonium-N (NH 4<br />
-N)<br />
Phosphor (P 2<br />
O 5<br />
)<br />
Phosphor (P 2<br />
O 5<br />
)<br />
Kalium (K 2<br />
O)<br />
Kalium (K 2<br />
O)<br />
Magnesium (MgO)<br />
Magnesium (MgO)<br />
RWG RWG Zentrifug<br />
Regenis Press<br />
Silcon Silcon<br />
Bauer Bauer Presssc<br />
Calcium (CaO)<br />
Calcium (CaO)<br />
Schwefel (S) gesamt<br />
Schwefel (S) gesamt<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />
0% 10% 20% 30% Abscheidegrad 40% Feststoff 50% 60% 70% 80%<br />
Abscheidegrad Feststoff<br />
38
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
praxis / Titel<br />
Tabelle 1: Durchsätze in m³/h<br />
Mastschweinegülle<br />
[m³/h]<br />
Gärdünger<br />
[m³/h]<br />
Sauengülle<br />
[m³/h]<br />
Rindergülle<br />
[m³/h]<br />
RWG Zentrifuge 31 20 31 22<br />
Regenis Pressschnecke 2,4 9 6,7 7,1<br />
Silcon 57 56,7 72 87<br />
Tabelle 2: Beispiel Zentrifuge – Abrechnungsbedingungen für einen Betrieb<br />
mit 2.000 Mastplätzen und 80 ha Fläche<br />
Kosten<br />
Preis in Euro /<br />
Einheit<br />
Mengen<br />
Summe<br />
Kosten Phosphorentsorgung 3,00 € 1.325,4 kg 3.976,20 €<br />
Kosten pro m³ Durchsatz 1,50 € 600 m³ 900,00 €<br />
Kosten Auf- + Abbau (nach Aufwand) 500,00 € 1 x 500,00 €<br />
Gesamtkosten Einsatz Zentrifuge 5.376,20 €<br />
Gülleentsorgung (alternativ) 10,00 € 600m³ 6.000,00 €<br />
Nährstoffe Kali + NH 4<br />
(die auf dem<br />
Betrieb bleiben)<br />
0,50 € ca. 2.500 kg 1.250,00 €<br />
Ersparnis durch Zentrifuge 873,80 €<br />
Zentrifugen erreichen hohe<br />
Nährstoff-Abscheidegrade<br />
Hohe TS-Gehalte machen zum Beispiel<br />
beim Einsatz in Biogasanlagen Sinn, da<br />
dort die Gasgewinnung und der Erhalt des<br />
Güllebonus ein entscheidender Vorteil<br />
sein können und diese Faktoren schwerer<br />
wiegen als die der Nährstoffgewinnung.<br />
Mit Pressschnecken sind teils sehr hohe<br />
Durchsätze machbar [über 80 Kubikmeter<br />
pro Stunde (m³/h)], allerdings mit mittleren<br />
Nährstoffabscheidegraden. Anders<br />
sieht das bei der Zentrifugen- beziehungsweise<br />
Dekantertechnologie aus. Hier sind<br />
die Durchsätze im mittleren Bereich, dafür<br />
aber sehr hohe Abscheidegrade im Bereich<br />
der Nährstoffe in die feste Phase möglich<br />
(Magnesium und Phosphor mit über 80<br />
Prozent in der Festphase).<br />
In Tabelle 1 sind die Durchsätze von drei<br />
mobilen Maschinen aufgeführt, die in<br />
einem zweiwöchigen Praxisversuch in<br />
verschiedenen Substraten gearbeitet haben.<br />
In dem Versuch wurden eingesetzt<br />
die Zentrifuge der Raiffeisen Warengenossenschaft<br />
Emsland Süd (RWG), eine<br />
Unterdrucktechnologie in Verbindung mit<br />
Pressschnecken der Firma Silcon und<br />
eine Schneckenpresse der Firma Regenis<br />
(REW). Dabei ist klar zu erkennen, dass die<br />
Maschinen mit einem gewissen Fokus auf<br />
Substrate arbeiten. Die Zentrifuge arbeitet<br />
am effektivsten in der Mastschweine- und<br />
Sauengülle, die Pressschnecke der REW<br />
im Gärdünger und die Maschine der Firma<br />
Silcon in der Rindergülle.<br />
Daniel Baumkötter (Projektleiter MoM von<br />
der Fachhochschule Münster) hat die Ergebnisse<br />
der Messungen über die zwei Wochen<br />
ausgewertet und in den Abbildungen<br />
1 bis 4 zusammengefasst. Die Abscheidegrade<br />
der Nährstoffe in die Festphase sind<br />
bei Sauen- und Mastschweinegülle mit Abstand<br />
am höchsten bei der Zentrifuge. Die<br />
Werte gleichen sich aber in den Substraten<br />
Rindergülle und Gärdünger etwas an.<br />
Hersteller arbeiten an Nährstoffanreicherung<br />
in Festphase<br />
Alle Maschinenbetreiber beziehungsweise<br />
Hersteller arbeiten unter Hochdruck daran,<br />
die Nährstoffanreicherung in die Festphase<br />
noch zu verbessern. Dafür werden<br />
zwei- und teilweise sogar dreistufige Verfahren<br />
entwickelt (REW und Silcon) oder<br />
demnächst der Einsatz von Flockungsmitteln<br />
getestet (RWG). Hierbei werden die<br />
Maschinen mit den neuartigen Verfahren in<br />
den Substraten ausgiebig getestet, in denen<br />
die besten Durchsätze und die höchste<br />
Aufkonzentration der Nährstoffe in die<br />
Festphase erreicht wurden. Die Versuche<br />
39
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Mest op Maat –<br />
Dünger nach Maaß<br />
Stange BGJ 4_<strong>2018</strong>.pdf 1 08.06.18 12:01<br />
Die Motivation des Projektes ist, die hohen regionalen Überschüsse<br />
an Nährstoffen in der viehstarken Projektregion zu<br />
veredeln. Damit sollen weniger Transportmengen tierischer<br />
Ausscheidungen, auch grenzüberschreitend, entstehen und<br />
dabei gleichzeitig die Wertschöpfung im Wirtschaftsdüngerbereich<br />
über den Absatz der erzeugten Produkte steigen. Ein<br />
wichtiges Augenmerk liegt hierbei darauf, dass der Bedarf an<br />
Nährstoffen in Ackerbauregionen mit Düngemitteln aus organischer<br />
Herkunft flächig gedeckt wird. Die Projektziele sind also,<br />
die vorhandenen Gülle- und Gärdünger-Behandlungen mithilfe<br />
effizienter und innovativer Verfahren zu optimieren, eine Auswahl<br />
der besten Konzepte mit dem Ziel der Wertstoffgewinnung<br />
und Kostenreduzierung zu treffen sowie eine Verbesserung der<br />
energetischen Nutzung und ackerbaulichen Ausbringung zu ermöglichen.<br />
Zu guter Letzt gilt es, die Behandlung von Gülle und<br />
Gärdünger nachfrageorientiert zu gestalten, was bedeutet, dass<br />
auch die aufnehmenden Regionen stark in das Projekt involviert<br />
werden müssen.<br />
werden wieder von der FH Münster als Leadpartner wissenschaftlich<br />
begleitet und die Ergebnisse anschließend<br />
veröffentlicht.<br />
Aus dem Praxisbetrieb seien hier einige Zahlen der<br />
RWG veröffentlicht, die als Lohnunternehmer zusammen<br />
mit dem Agro-Vermittlungs-Dienst die Zentrifuge<br />
anbietet, die zur Zeit vornehmlich im Emsland arbeitet.<br />
Dabei wurden die Abrechnungsbedingungen für einen<br />
Betrieb mit 2.000 Mastplätzen und 80 Hektar Fläche<br />
unterstellt. Es ergeben sich Kosten, die bei einer angenommenen<br />
Verwertung von 600 m³ entstehen. Am<br />
Ende bleibt ein Plus von knapp 900 Euro aufseiten des<br />
Betriebes bei Einsatz der Zentrifuge bei angenommenen<br />
Gülleentsorgungskosten von 10 Euro pro m³.<br />
Nicht enthalten sind die Kosteneinsparungen für die<br />
nicht mehr zu pachtende Fläche und das damit verbundene<br />
Ausbringen. Es wurden mit dieser Technik bereits<br />
mehr als 100.000 m³ Schweinegülle verarbeitet und<br />
zahlreiche Praxistests mit verschiedenen Substraten<br />
vorgenommen. Entscheidend ist allerdings, dass durch<br />
das Separieren der 100.000 m³ Schweinegülle mehr<br />
als 220.000 Kilogramm Phosphor die Region in der<br />
Festphase verlassen haben. Somit spart nicht nur der<br />
Betrieb Fläche ein, sondern der Druck auf die gesamte<br />
Region wird gemindert.<br />
Fazit aus den Separationsversuchen<br />
Die Vorzüge einer Technik sind sehr stark davon abhängig,<br />
was der Betrieb, ein Zusammenschluss von Landwirten<br />
beziehungsweise von Anlagenbetreibern oder<br />
eine ganze Region erreichen will. Hierbei gilt, dass die<br />
Zentrifuge in allen Substraten die höchsten Abscheidegrade<br />
der Nährstoffe in die Festphase erreicht. Die gängigen<br />
Durchsätze reichen in der Lohnunternehmung<br />
von 25 bis 50 m³ pro Stunde je nach Hersteller und<br />
sind somit im mittleren Durchsatzbereich angesiedelt.<br />
Mit diesen Maschinen können einzelne Betriebe angefahren<br />
werden und deren Nährstoffe über ein Logistikkonzept<br />
in Ackerbauregionen verbracht werden.<br />
Hierdurch entsteht schnell ein spürbarer Effekt, was<br />
vor allem den Nährstoff Phosphor betrifft. Kommt im<br />
Zusammenspiel damit noch ein Tauschen unterschiedlicher<br />
Güllen zwischen verschiedenen Betrieben hinzu,<br />
kann dies schon ausreichend sein, damit Nährstoffüberschüsse<br />
in größerem Umfang ausgeglichen werden<br />
können.<br />
Allerdings sind die Kosten für die Anschaffung der Zentrifuge<br />
hoch und sie kann nur im Lohnbetrieb sinnvoll<br />
eingesetzt werden. Dies bedeutet, dass einzelne Landwirte<br />
beziehungsweise Biogasanlagenbetreiber nicht<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
praxis / Titel<br />
Groene Kaskade – Grüne Kaskade<br />
die Möglichkeit haben, sich solch eine Maschine für<br />
den Eigenbetrieb anzuschaffen und diese wirtschaftlich<br />
zu betreiben. Hier muss immer ein Dienstleister<br />
mit regionalem Einsatzgebiet eingebunden sein.<br />
Anders sieht dies bei den Pressschnecken-Separatoren<br />
aus. Hier kann der Landwirt/Biogasanlagenbetreiber<br />
meist mit überschaubaren Kosten kalkulieren und die<br />
Technik ist auch von Landwirten bedienbar. Je nach<br />
Bauart variieren die Durchsätze von 3 bis 150 m³/h. Je<br />
nachdem, wie viele der Separatoren eingesetzt werden.<br />
Im überbetrieblichen Einsatz kommen häufig Lohnunternehmer<br />
mit mehreren parallel laufenden, auf Lkw-<br />
Anhängern aufgebauten Separatoren zu den Betrieben.<br />
Eine Alternative sind fest installierte einzelne Separatoren<br />
im Dauerbetrieb, die die feste Phase aus dem<br />
Substrat abtrennen. Die kleinen Separatoren im Dauerbetrieb<br />
eignen sich zum Beispiel zur Installation an<br />
der Biogasanlage, um die TS-Gehalte im Substrat zu<br />
drücken, Schwimmschichten zu minimieren und dadurch<br />
weniger Rührwerkseinsatz und damit verbunden<br />
niedrigere Stromkosten zu erreichen. Die hohen Durchsätze<br />
machen meist an Rindviehbetrieben Sinn und<br />
dienen meist dazu, Biogasanlagen mit Festsubstrat zu<br />
versorgen und dadurch in der Ackerbauregion den Güllebonus<br />
für die Biogasanlage zu generieren.<br />
Es werden mit den Pressschnecken-Systemen eher<br />
moderate Nährstoffmengen aus der Region verbracht.<br />
Allerdings sind die Hersteller, wie zum Beispiel Regenis<br />
oder Silcon, auch aktuell im Projekt MoM damit<br />
beschäftigt, ihre Systeme zu optimieren und die<br />
Nährstoffabscheidungen in der Festphase zu erhöhen.<br />
Zudem sind Volumenreduktionen über Trocknungssysteme<br />
– wie sie im Projekt Groene Kaskade getestet<br />
werden – oder die Anreicherung der Trockenphase mit<br />
Ammonium-Stickstoff über das Ansäuern der Substrate<br />
wichtige Schritte.<br />
Das Projekt Grüne Kaskade beabsichtigt, die Chancen zum weiteren Ausbau der Biowirtschaft<br />
im deutsch-niederländischen Grenzgebiet zu nutzen, indem alle Input- und Output-Ströme,<br />
die Teil der Biogaswertschöpfungskette sind, besser genutzt werden. Ein Konsortium aus mehr<br />
als 20 Partnern erarbeitet dieses Thema über konkrete Kooperationswege. In 11 Teilprojekten<br />
und einem unterstützenden Arbeitspaket arbeiten die Partner zusammen. So werden zum<br />
Beispiel optimierte Fermentationswege analysiert, wird die Gewinnung von wertvollen Substanzen<br />
über das Animpfen der Gärdünger mit zum Beispiel Pilzen getestet oder die Möglichkeit<br />
der Gewinnung von Algenbiomasse auf den Nährstoffströmen der Biogasanlagen als Output<br />
bewertet.<br />
Aus vielen Workshops und Expertenrunden kann auf jeden<br />
Fall eines mitgenommen werden: Der Druck erhöht<br />
sich auf die Fläche und auf die Betriebe, die mit Nährstoffen<br />
umzugehen haben. In Zukunft werden Biogasanlagen<br />
aufgrund ihrer Infrastruktur immer mehr in den<br />
Fokus der Verwertung der Wirtschaftsdünger rücken.<br />
Hierzu muss jedoch der politische Rahmen stimmen,<br />
damit aus den jetzigen Stromerzeugern in Zukunft<br />
„Düngefabriken mit Gasgewinnung“ werden, die dann<br />
für eine Substituierung der Mineraldünger im regionalen<br />
Kontext sorgen und eine nachhaltig zu bewirtschaftende<br />
Drehscheibe für Nährstoffe bieten.<br />
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Kompetenz in Biogas<br />
41
Praxis<br />
Mit der Stoffstrombilanzverordnung<br />
sollen Nährstoffflüsse in landwirtschaftlichen<br />
Betrieben transparent<br />
und überprüfbar abgebildet werden.<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Foto: Adobe Stock/Countrypixel<br />
Stoffstrombilanzverordnung – was<br />
müssen Biogasbetriebe jetzt tun?<br />
Die Düngegesetzgebung wurde im Jahr 2017 novelliert und gemäß Düngegesetz ist bei der landwirtschaftlichen<br />
Erzeugung ein nachhaltiger und ressourceneffizienter Umgang mit Nährstoffen im Betrieb sicherzustellen.<br />
Dabei sind Nährstoffverluste in die Umwelt soweit wie möglich zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund wurde<br />
die Rechtsgrundlage für die Stoffstrombilanzverordnung im Düngegesetz geschaffen. Ziel der Verordnung ist,<br />
Nährstoffflüsse in landwirtschaftlichen Betrieben transparent und überprüfbar abzubilden.<br />
Von Stefan Hüsch und Dr. Ute Schultheiß<br />
In einzelnen Regionen Deutschlands<br />
werden höhere Belastungen der Gewässer<br />
mit Nitrat und Phosphat festgestellt.<br />
Zudem wurde Deutschland<br />
von der Europäischen Kommission<br />
wegen nicht ausreichender Umsetzung<br />
der Nitratrichtlinie verklagt. Dies hatte zur<br />
Folge, dass das Bundesministerium für<br />
Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in<br />
den vergangenen Jahren die Inhalte der<br />
Düngegesetzgebung angepasst und mit<br />
dem Düngepaket in 2017 den Grundstein<br />
für eine Weiterentwicklung des Düngerechts<br />
in Deutschland gelegt hat. Am 21.<br />
Juni <strong>2018</strong> hat der Europäische Gerichtshof<br />
(EuGH) das Urteil im Klageverfahren der<br />
Kommission gegen Deutschland verkündet<br />
und festgestellt, dass Deutschland bereits<br />
seit 2014 weitere Maßnahmen hätte erlassen<br />
müssen.<br />
Während das novellierte Düngegesetz und<br />
die novellierte Düngeverordnung bereits<br />
seit Sommer 2017 Rechtsgültigkeit haben,<br />
ist die Stoffstrombilanzverordnung<br />
zum 1. Januar <strong>2018</strong> in Kraft getreten.<br />
Die Novellierung der Düngegesetzgebung<br />
enthält neue Vorgaben für die Bewirtschaftung<br />
landwirtschaftlicher Flächen<br />
mit dem Ziel, die Stickstoffeffizienz im<br />
Rahmen der Düngung zu verbessern und<br />
die Ammoniakemissionen zu reduzieren.<br />
Mit der Stoffstrombilanzverordnung sollen<br />
dagegen Nährstoffflüsse in landwirtschaftlichen<br />
Betrieben transparent und überprüfbar<br />
abgebildet werden. Damit rückt neben<br />
der Düngung auch die sachgerechte Zufuhr<br />
und Bewertung von Futtermitteln beziehungsweise<br />
der Fütterung insgesamt in den<br />
Fokus der Betrachtung.<br />
Welche Betriebe müssen<br />
bilanzieren?<br />
Seit dem 1. Januar <strong>2018</strong> müssen Betriebe<br />
mit hoher Tierbesatzdichte, flächenlose<br />
tierhaltende Betriebe und Biogasanlagen,<br />
die Wirtschaftsdünger aus zur Stoffstrombilanzierung<br />
verpflichteten Betrieben<br />
aufnehmen, eine Stoffstrombilanz erstel-<br />
42
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Tabelle 1: Betriebe, die zur Stoffstrombilanzierung verpflichtet sind<br />
Seit 1. Januar <strong>2018</strong> Ab 1. Januar 2023<br />
Betriebe<br />
> 50 GV 1 oder<br />
> 30 ha LF 2<br />
- bei einer Tierbesatzdichte von jeweils<br />
> 2,5 GV/Hektar<br />
Viehhaltende Betriebe, die die oben genannten Bedingungen<br />
unterschreiten, wenn außerhalb des Betriebs anfallender Wirtschaftsdünger<br />
zugeführt wird.<br />
len (siehe Tabelle 1). Dabei sieht die Verordnung<br />
auch Bagatellgrenzen vor, um<br />
bestimmte Betriebe vom bürokratischen<br />
Aufwand zu befreien. So zum Beispiel für<br />
Betriebe, die einen Stickstoffanfall von<br />
weniger als 750 kg innerhalb eines Bezugsjahres<br />
haben, um diesen Betrieben<br />
die Aufnahme von Wirtschaftsdünger zu<br />
ermöglichen, ohne dass derzeit eine Stoffstrombilanz<br />
erstellt werden muss. Das sind<br />
Ackerbaubetriebe mit wenigen Tieren.<br />
Allerdings fallen sehr viele Biogasbetriebe<br />
in die Verpflichtung zu bilanzieren, da die<br />
Aufnahme von Wirtschaftsdünger tierischer<br />
Herkunft als Substrat und die Abgabe als<br />
Gärrückstand in der Regel die Bagatellgrenzen<br />
überschreiten. Nicht betroffen<br />
sind derzeit lediglich Biogasbetriebe, die<br />
ausschließlich nachwachsende Rohstoffe<br />
pflanzlicher Herkunft verarbeiten. Ab 2023<br />
sind aber auch diese Betriebe betroffen.<br />
Was bedeutet das konkret?<br />
Landwirtschaftliche Betriebe mit Tierhaltung<br />
betreiben oftmals Biogasanlagen auf<br />
der Hofstelle. Sind die Biogasanlagen vom<br />
landwirtschaftlichen Betrieb steuerlich<br />
getrennt, gelten diese als eigener Betrieb<br />
und in der Regel sind dann beide Betriebe<br />
verpflichtet, eigene Stoffstrombilanzen zu<br />
erstellen. In diesem Fall spricht die Stoffstrombilanzverordnung<br />
von einem funktionalen<br />
Zusammenhang.<br />
Betroffen von der Verpflichtung sind auch<br />
landwirtschaftliche Betriebe mit weniger<br />
als 2,5 Großvieheinheiten pro Hektar (GV/<br />
ha), wenn die Betriebe Gärrückstände aus<br />
der Biogasanlage beziehen, sofern diese<br />
einen eigenen Betrieb darstellt und die Bagatellgrenze<br />
von 750 kg N im Bezugsjahr<br />
überschritten wird. Bei Unklarheiten sollte<br />
die zuständige Behörde befragt werden.<br />
Betriebe<br />
> 20 ha LF oder<br />
> 50 GV je Betrieb<br />
Betriebe, die die oben genannte Bedingung unterschreiten, wenn<br />
außerhalb des Betriebs anfallender Wirtschaftsdünger zugeführt<br />
wird.<br />
Biogasanlagen, die mit einem verpflichteten Betrieb in funktionalem Zusammenhang stehen beziehungsweise wenn Wirtschaftsdünger<br />
aus diesem oder außerhalb des Betriebs anfallender Wirtschaftsdünger zugeführt wird.<br />
Betriebe, die die oben genannten Schwellenwerte unterschreiten und innerhalb des gewählten Bezugsjahres nicht mehr als 750 kg Gesamtstickstoff<br />
aufnehmen, sind von den Verpflichtungen zur Bilanzierung befreit. Dies gilt auch für Ackerbaubetriebe mit einem geringen<br />
Viehbesatz, soweit der Nährstoffanfall aus Wirtschaftsdüngern aus dem eigenen Betrieb 750 kg Stickstoff nicht überschreitet.<br />
1<br />
GV = Großvieheinheiten, 2 LF = landwirtschaftliche Nutzfläche<br />
Was müssen die Betriebe bei der<br />
Aufzeichnung beachten?<br />
Betriebsinhaber müssen spätestens drei<br />
Monate nach der jeweiligen Zufuhr beziehungsweise<br />
Abgabe die Nährstoffmengen<br />
für Stickstoff und Phosphor aufzeichnen<br />
sowie die zur Ermittlung angewendeten<br />
Verfahren. Die dem Betrieb zugeführten<br />
Nährstoffmengen an Stickstoff und Phosphor<br />
sind auf der Grundlage von Belegen,<br />
insbesondere Lieferscheinen oder Rechnungen,<br />
und unter Einbeziehung des jeweiligen<br />
Gehaltes an Stickstoff und Phosphor<br />
der zugeführten Stoffe und Nutztiere<br />
zu erfassen. Die Nährstoffgehalte sind zu<br />
ermitteln über die vorgeschriebene Kennzeichnung<br />
(zum Beispiel bei Düngemitteln),<br />
über wissenschaftlich anerkannte<br />
Methoden oder durch Daten von zuständigen<br />
Landesbehörden. Die Ermittlung der<br />
Nährstoffzufuhren und -abgaben orientiert<br />
sich dabei an der abgestimmten Datengrundlage<br />
der Düngeverordnung. Die<br />
den Aufzeichnungen zugrundeliegenden<br />
Belege müssen sieben Jahre aufbewahrt<br />
werden.<br />
Des Weiteren müssen betroffene Betriebe<br />
jährlich, spätestens sechs Monate nach<br />
dem gewählten Bezugsjahr, eine betriebliche<br />
Stoffstrombilanz erstellen und zu einer<br />
jährlich fortgeschriebenen dreijährigen<br />
Bilanz zusammenfassen. Der Bezugszeitraum<br />
für die Bilanz muss dem gewählten<br />
Düngejahr nach Düngeverordnung entsprechen.<br />
Zusammengefasst heißt das:<br />
ffErstellen der Stoffstrombilanz (innerhalb<br />
von 6 Monaten) nach Ablauf des<br />
Bezugszeitraums (Kalenderjahr oder<br />
Wirtschaftsjahr)<br />
ffErstellen für Kalenderjahr <strong>2018</strong>: bis<br />
30.06.2019<br />
43<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Tabelle 2: Erfassung der Daten für die betriebliche Stoffstrombilanz (Anlage 2, StoffBilV)<br />
1 2 3 4<br />
Zufuhr Nährstoff in kg Abgabe Nährstoff in kg<br />
1. Düngemittel insgesamt Pflanzliche Erzeugnisse<br />
2. davon Wirtschaftsdünger tierischer<br />
Herkunft<br />
3. davon sonstige organische<br />
Düngemittel<br />
Tierische Erzeugnisse<br />
Düngemittel insgesamt<br />
4. Bodenhilfsstoffe davon Wirtschaftsdünger tierischer<br />
Herkunft<br />
5. Kultursubstrate davon sonstige organische Düngemittel<br />
6. Pflanzenhilfsmittel Bodenhilfsstoffe<br />
7. Futtermittel Kultursubstrate<br />
8. Saatgut einschließlich Pflanzgut und<br />
Vermehrungsmaterial<br />
Pflanzenhilfsmittel<br />
9. Landwirtschaftliche Nutztiere Futtermittel<br />
10. Stickstoffzufuhr durch Leguminosen Saatgut einschließlich Pflanzgut und<br />
Vermehrungsmaterial<br />
11. Sonstige Stoffe Landwirtschaftliche Nutztiere<br />
12. Sonstige Stoffe<br />
13. Summe der Nährstoffzufuhr je<br />
Betrieb in kg Nährstoff aus Zeilen 1<br />
und 4 bis 11<br />
14. Summe der Nährstoffzufuhr je<br />
Betrieb in kg Nährstoff je Hektar 1<br />
15. Differenz zwischen Nährstoffzufuhr<br />
und Nährstoffabgabe in kg Nährstoff<br />
je Betrieb<br />
16. Differenz zwischen Nährstoffzufuhr<br />
und Nährstoffabgabe in kg Nährstoff<br />
je Hektar 1<br />
17. Stickstoffdeposition im Betrieb über<br />
den Luftpfad in kg N je Hektar 2<br />
Summe der Nährstoffabgabe je Betrieb<br />
in kg Nährstoff aus Zeilen 1 bis 3 und<br />
6 bis 12<br />
Summe der Nährstoffabgabe<br />
je Betrieb in kg Nährstoff je Hektar 1<br />
1<br />
Nicht bei Betrieben ohne landwirtschaftlich genutzte Flächen.<br />
2<br />
Die Stickstoffdeposition ist auf der Grundlage des letzten gültigen Hintergrundbelastungsdatensatzes<br />
Stickstoffdeposition des Umweltbundesamtes (http://gis.uba.de/website/depo1) am Betriebssitz zu ermitteln.<br />
ffErstellen für Wirtschaftsjahr <strong>2018</strong>/19:<br />
bis 31.12.2019<br />
Bei der Bilanzierung sind folgende Bilanzgrößen<br />
zu berücksichtigen:<br />
ffNährstoffzufuhr: Nährstoffmengen an<br />
Stickstoff und Phosphor, die dem Betrieb<br />
durch Düngemittel, Futtermittel,<br />
Saatgut (einschließlich Pflanzgut und<br />
Vermehrungsmaterial), landwirtschaftliche<br />
Nutztiere, Leguminosen sowie<br />
sonstige Stoffe zugeführt werden.<br />
ffNährstoffabgabe: Nährstoffmengen an<br />
Stickstoff und Phosphor, die der Betrieb<br />
durch pflanzliche und tierische Erzeugnisse,<br />
gegebenenfalls abgegebene<br />
Wirtschaftsdünger, Futtermittel, Saatgut<br />
(einschließlich Pflanzgut und Vermehrungsmaterial),<br />
landwirtschaftliche<br />
Nutztiere sowie sonstige Stoffe abgibt.<br />
Die Länder können zu den vorgeschriebenen<br />
Aufzeichnungen zusätzliche Vorlage-,<br />
Melde- oder Mitteilungspflichten durch<br />
Rechtsverordnung festlegen.<br />
Wie sind Nährstoffzufuhren und<br />
-abgaben zu bewerten?<br />
Während die zugeführten und abgegebenen<br />
Nährstoffe für Stickstoff und Phosphor<br />
bilanziert werden müssen, ist lediglich die<br />
Bilanz für Stickstoff zu bewerten und zwar<br />
im dreijährigen Durchschnitt. Mit dieser<br />
Vorgehensweise sowie der Einbeziehung<br />
der abgestimmten Datengrundlagen wird<br />
weitgehend sichergestellt, dass die Betrie-<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
be bei der Stoffstrombilanzierung und beim<br />
Nährstoffvergleich nach der Düngeverordnung<br />
einheitlich beurteilt werden.<br />
Der Betriebsinhaber kann bei der Bewertung<br />
zwischen zwei verschiedenen Verfahren<br />
wählen:<br />
ffBewertung der dreijährigen betrieblichen<br />
Stoffstrombilanz (Bruttobilanz,<br />
siehe Tabelle 2) mit einem zulässigen<br />
Bilanzwert in Höhe von maximal 175<br />
Kilogramm Stickstoff je Hektar, der<br />
nicht überschritten werden darf oder<br />
ffeine Bewertung der dreijährigen betrieblichen<br />
Stoffstrombilanz auf der Grundlage<br />
der Berechnung eines zulässigen<br />
dreijährigen Bilanzwertes nach Anlage<br />
4 der Verordnung (betriebsindividueller<br />
Wert). Bei Wahl dieses Bewertungsverfahrens<br />
hat der Betriebsinhaber eine<br />
Bilanz gemäß Tabelle 2 zu erstellen und<br />
diese mit dem betriebsindividuellen<br />
Wert in Beziehung zu setzen, wobei der<br />
betriebsindividuell zulässige Bilanzwert<br />
um maximal 10 Prozent überschritten<br />
werden darf.<br />
Sofern der Betriebsinhaber diese Bewertungsgrenzen<br />
überschreitet, kann die zuständige<br />
Behörde anordnen, dass der Betriebsinhaber<br />
innerhalb von sechs Monaten<br />
nach der Feststellung an einer Beratung<br />
teilzunehmen hat. Die Verpflichtungen zur<br />
Bewertung gelten wegen der vorgesehenen<br />
Evaluierung der Verordnung nur bis zum<br />
31.12.2022. Für Biogasanlagen, die keine<br />
Fläche aufweisen, kann für die Stoffstrombilanz<br />
lediglich der Bewertungsansatz gemäß<br />
Anlage 4 der Verordnung herangezogen<br />
werden.<br />
Unterstützung durch die Länder<br />
Die Länder planen, unterschiedliche Lösungen<br />
zur Unterstützung der Betriebe<br />
anzubieten: Zum einen werden eigene<br />
Excel-Tools beziehungsweise Online-Anwendungen<br />
erarbeitet (zum Beispiel Bayern,<br />
Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz),<br />
zum anderen werden bestehende Programme<br />
um die Stoffstrombilanz erweitert [zum<br />
Beispiel DueProNP, LLH Hessen; Bilanzierungs-<br />
und Empfehlungssystem Düngung<br />
BESyD, Landesanstalten/-ämter Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen].<br />
Darüber hinaus beabsichtigen die<br />
Länder vergleichbar zur Düngeverordnung<br />
Muster-Vollzugshinweise abzustimmen.<br />
Evaluierung der<br />
Stoffstrombilanzverordnung<br />
Das BMEL ist verpflichtet, die Auswirkungen<br />
der Stoffstrombilanzierung zu evaluieren<br />
und dem Deutschen Bundestag bis 31.<br />
Dezember 2021 einen Bericht vorzulegen.<br />
Dabei sollen unter anderem folgende Aspekte<br />
geprüft werden:<br />
ffTrägt die Stoffstrombilanzierung zur Begrenzung<br />
der Nährstoffbelastungen der<br />
Umwelt durch die Landwirtschaft bei?<br />
ffHaben sich die Bewertungskriterien der<br />
Stoffstrombilanzierung in der Praxis<br />
bewährt oder gibt es Bedarf zur Weiterentwicklung?<br />
ffWelche Verbesserungen bei der<br />
Ressourceneffizienz konnten erreicht<br />
werden?<br />
Fazit<br />
Mit der Bilanzierung der Nährstoffflüsse<br />
wird ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung<br />
der Umweltwirkungen landwirtschaftlicher<br />
Betriebe geleistet. Der Erfolg und die Akzeptanz<br />
der Stoffstrombilanzverordnung<br />
hängen aber nicht zuletzt von der Umsetzung<br />
auf Länderebene ab, und auch bei der<br />
Kontrolle sind die Länder in der Pflicht.<br />
Die Landwirte und besonders auch die Biogasanlagenbetreiber<br />
stehen vor der großen<br />
Herausforderung, die neuen fachlichen Anforderungen<br />
in ihre Bewirtschaftungspraxis<br />
umzusetzen. In einigen Regionen Deutschlands<br />
beziehungsweise bei einzelnen Tierhaltungsbetrieben<br />
wird dies dazu führen,<br />
dass Wirtschaftsdünger verstärkt an andere<br />
Betriebe abgegeben beziehungsweise in<br />
Ackerbauregionen exportiert werden muss.<br />
Mit der Bilanzierung der Nährstoffströme<br />
können allerdings auch Betriebsmittel eingespart<br />
und damit die Effizienz und wirtschaftliche<br />
Tragfähigkeit eines Betriebes<br />
verbessert werden.<br />
Autoren<br />
Stefan Hüsch<br />
Referat 711 – Pflanzenbau, Grünland<br />
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft,<br />
Bonn<br />
E-Mail: stefan.huesch@bmel.bund.de<br />
Dr. Ute Schultheiß<br />
Kuratorium für Technik und Bauwesen<br />
win der Landwirtschaft, Darmstadt<br />
E-Mail: u.schultheiss@ktbl.de<br />
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Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Durchwachsene Silphie<br />
Untersuchungen zum Nitratstickstoffgehalt<br />
des Bodens an vier Standorten<br />
Im Auftrag des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) erfolgte durch<br />
das DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe eine Abschätzung der Nitratauswaschung<br />
von Silphie-Ertragsflächen auf der Basis von Bodenkontrolldaten. Ziel der<br />
Untersuchungen war, eine Abschätzung und Bewertung der Nitratauswaschung aus Silphie-Ertragsflächen<br />
auf verschiedenen Standorten mithilfe von Auswaschungsmodellrechnungen<br />
vorzunehmen und einen Vergleich mit der Nitratauswaschung von Energiemaisflächen<br />
durchzuführen.<br />
Von Dipl.-Ing. Thomas Ball und Dipl.-Geol. Joachim Kiefer<br />
Im Zeitraum von Ende Oktober 2016 (nach der Ernte)<br />
bis Ende April 2017 erfolgten mehrfache Bodenkontrolluntersuchungen.<br />
Die Untersuchungen<br />
fanden auf acht Praxisflächen mit Durchwachsener<br />
Silphie sowie auf zwei Vergleichsflächen mit<br />
der Fruchtfolge Energiemais (2016)–Winterweizen<br />
(2016/2017) statt. Diese zehn Untersuchungsflächen<br />
befanden sich an unterschiedlichen Standorten in<br />
Baden-Württemberg. Die Lage der vier Standorte zeigt<br />
Abbildung 1.<br />
Vier der acht Silphieflächen wurden zur Saatguterzeugung<br />
genutzt, während der Aufwuchs der weiteren vier<br />
Flächen als Substrat für Biogasanlagen verwendet wurde.<br />
Insgesamt wurden im Zeitraum Oktober 2016 bis<br />
April 2017 pro Fläche an jeweils 5 bis 7 Terminen Probennahmen<br />
vorgenommen. Die Bodenproben wurden<br />
am TZW auf deren Nitrat- und Ammoniumstickstoffgehalte<br />
untersucht, zudem wurden auch die Wassergehalte<br />
bestimmt.<br />
Klimatische Verhältnisse<br />
Für die Berechnungen der klimatischen Wasserbilanz,<br />
die für die TZW-Simulationsrechnungen grundlegend<br />
ist, wurden die notwendigen Daten (unter anderem<br />
Niederschlag, Temperatur, Feuchte) möglichst naheliegender<br />
und vergleichbarer Standorte (Höhenlage etc.)<br />
herangezogen. Diesbezüglich wurden Daten der beiden<br />
DWD-Stationen Sigmaringen-Laiz und Pfullendorf sowie<br />
der beiden LTZ-Stationen Ilshofen und Waldshut<br />
verwendet (siehe Abbildung 1; LTZ = Landwirtschaftliches<br />
Technologiezentrum Augustenberg).<br />
Während die beiden nur etwa 20 Kilometer (Luftlinie)<br />
voneinander entfernt liegenden Klimastationen<br />
Sigmaringen und Pfullendorf für den Herbst-Winter-<br />
Zeitraum (September 2016 bis März 2017) ähnliche<br />
Werte aufwiesen, lag die Niederschlagssumme für den<br />
gleichen Zeitraum in Ilshofen um etwa 40 Prozent und<br />
in Waldshut um etwa 80 Prozent höher als in Sigmaringen.<br />
46
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
Abbildung 1: Lage der Silphie-Standorte 2016 (Praxisflächen)<br />
in Baden-Württemberg<br />
Bodenwassersättigung<br />
Die Bodenwassersättigung 1 wurde anhand des Verlaufs<br />
der Bodenwassergehalte für jede einzelne Bodenschicht<br />
jeder Fläche auf Basis der Wassergehaltsmessungen<br />
abgeschätzt. Zum ersten Probennahmetermin<br />
Ende Oktober/Anfang November 2016 war lediglich<br />
die Vergleichsfläche Si1 bereits bis zur Feldkapazität 2<br />
wassergesättigt, bei allen anderen Flächen wurde die<br />
Wassersättigung bis zur Feldkapazität später erreicht.<br />
Daher kann es bei der Fläche Si1 auch schon vor dem<br />
ersten Probennahmetermin zu frühzeitigen Auswaschungseffekten<br />
gekommen sein.<br />
Bei den anderen Probennahmeflächen traten die ersten<br />
Auswaschungseffekte zwischen dem ersten und zweiten<br />
Probennahmetermin (d.h. im November 2016) auf.<br />
Aufgrund zeitweise sehr geringer Niederschläge (Dezember<br />
2016) und dem im Januar 2017 herrschenden<br />
Dauerfrost traten Auswaschungseffekte erst wieder in<br />
den Monaten Februar und März 2017 auf.<br />
Ergebnisse der Bodenuntersuchungen<br />
Aufgrund der kurzfristigen Entscheidung zur Durchführung<br />
dieses Projektes kann man davon ausgehen, dass<br />
die ins Projekt einbezogenen Flächen keine gesonderte<br />
Düngung oder Behandlung erfahren konnten, da zum<br />
Düngungszeitpunkt (Frühjahr 2016) die Durchführung<br />
dieses Projektes noch nicht angedacht war. Dementsprechend<br />
handelt es sich um Praxisflächen mit betriebsüblicher<br />
Düngung. Man kann daher voraussetzen, dass es<br />
sich bei den im Folgenden vorgestellten Untersuchungsergebnissen<br />
um Ergebnisse handelt, die die tatsächlichen<br />
Verhältnisse bei Silphie-Ertragsflächen aufzeigen.<br />
Gesamtdüngermengen<br />
Die Düngung einer Silphiefläche erfolgte im Jahr 2016<br />
ausschließlich in Form von Gärresten. In den anderen<br />
Fällen erfolgte die Düngung sowohl mit Gärresten als<br />
auch mit mineralischer Zusatzdüngung in Form von<br />
leichtlöslichem KAS-Dünger (Kalkammonsalpeter).<br />
Die Gesamtdüngermengen reichten insgesamt von 138<br />
bis 200 Kilogramm Stickstoff pro Hektar (kg N/ha). Die<br />
Obergrenze für organisch und organisch-mineralische<br />
Düngemittel der Düngeverordnung von 170 kg N-Gesamt<br />
je Hektar wurde nach den vorliegenden Angaben<br />
eingehalten.<br />
Nitratstickstoffgehalte<br />
Abbildung 2 zeigt eine Übersicht über die Entwicklung<br />
der mittleren Nitratstickstoffgehalte im Bodenbereich<br />
0 bis 90 Zentimeter (cm) während des Untersuchungszeitraums.<br />
Die Nitratstickstoffgehalte der<br />
Silphieflächen (0 bis 90 cm) lagen im Zeitraum von<br />
Ende Oktober 2016 bis Ende Februar 2017 im Mittel<br />
zwischen 20 und 27 kg N/ha. Die Ergebnisse für<br />
Ende März und Ende April 2017 sind teilweise bereits<br />
durch Düngungsmaßnahmen beeinflusst, was sich in<br />
erhöhten Nitratstickstoffgehalten im Oberboden, aber<br />
auch in erhöhten Ammoniumstickstoffgehalten zeigt.<br />
Nachdem die mittleren Nitratstickstoffgehalte der beiden<br />
Vergleichsflächen (Energiemais-WW) bis Anfang<br />
Dezember 2016 mit Werten zwischen 26 und 38 kg<br />
N/ha nur geringfügig über den Werten der Silphieflächen<br />
lagen (20 bis 25 kg N/ha), nahmen diese bei den<br />
weiteren Probennahmeterminen im Januar und Februar<br />
2017 mit 53 beziehungsweise 55 kg N/ha deutlich<br />
stärker zu als bei den Silphieflächen (27 kg N/ha). Bei<br />
der Untersuchung Ende April 2017 zeigten die Silphieflächen<br />
höhere mittlere Nitratstickstoffgehalte als die<br />
Vergleichsflächen.<br />
Nitratauswaschung und Bewertung<br />
Um die Verluste durch Nitratauswaschung abschätzen<br />
zu können, wurden INVAM-Simulationen durchgeführt<br />
(= Integrales Nitrat-Verlagerungs- und Auswaschungs-<br />
Modell, vgl. ROHMANN 1996 sowie STURM, KIEFER<br />
und RÖDELSPERGER 2004). Die durch die INVAM-<br />
Simulation abgeschätzten Nitratauswaschungen und<br />
die mithilfe der berechneten Sickerwassermengen<br />
abgeschätzten Nitratkonzentrationen im Sickerwasser<br />
können wie folgt zusammengefasst werden:<br />
Die Nitratauswaschungen für die acht Silphieflächen<br />
lagen im Untersuchungszeitraum Ende Oktober 2016<br />
bis Ende April 2017 im Mittel bei 10,1 kg N/ha. Fünf<br />
der acht Silphieflächen (drei Flächen für Biogas- und<br />
zwei Flächen für Saatguterzeugung) wiesen berechnete<br />
Nitratkonzentrationen im Sickerwasser von 17 bis 30<br />
Milligramm pro Liter (mg/L) auf. Für die drei weiteren<br />
Silphieflächen lagen die Nitratkonzentrationen zwischen<br />
54 und 84 mg/L. Für die beiden Energiemais-<br />
Vergleichsflächen lagen die Nitratauswaschungen im<br />
Mittel bei 12,5 kg N/ha, die berechneten Nitratkonzentrationen<br />
im Sickerwasser bei 50 und 90 mg/L.<br />
Der Anbau von Durchwachsener Silphie kann auf Basis<br />
der vorliegenden Ergebnisse aus Gewässerschutzsicht<br />
wie folgt bewertet werden: Die berechneten Nitratkonzentrationen<br />
im Sickerwasser lagen bei etwa zwei<br />
P<br />
47
Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Abbildung 2: Mittlere Nitratstickstoffgehalte der acht Silphieflächen sowie von zwei Vergleichsflächen von Oktober 2016 bis Ende April 2017<br />
180<br />
160<br />
Silphie-Ertragsflächen<br />
Vergleichsflächen<br />
156<br />
140<br />
Nitratstickstoffgehalt in kg N/ha<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
NO ³<br />
-N (0-90 cm)<br />
23 25<br />
20<br />
27 27<br />
102<br />
108<br />
Energiemais -<br />
Wi-Weizen<br />
29<br />
26<br />
38<br />
Frühjahrsdüngung<br />
Frühjahrsdüngung<br />
53 55<br />
58<br />
0<br />
Okt 1 Nov 16 Dez 16 Jan 17 Feb 17 Mrz 17 Apr 17 Okt 16 Nov 16 Dez 16 Jan 17 Feb 17 Mrz 17 Apr 17<br />
Drittel (5 von 8 Flächen) der untersuchten<br />
Silphieflächen in einem niedrigen Bereich<br />
(≤ 30 mg/L). Im Vergleich zu den Energiemais-Vergleichsflächen<br />
ergibt sich für die<br />
Silphieflächen im Mittel eine niedrigere Nitratauswaschung.<br />
Die vorliegenden Ergebnisse<br />
geben einen ersten Eindruck über die<br />
Nitratauswaschungen von Silphie-Ertragsanlagen<br />
an vier Standorten in Baden-Württemberg,<br />
die von vier unterschiedlichen<br />
Bewirtschaftern unter Praxisbedingungen<br />
angebaut wurden. Diese Untersuchun-<br />
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48
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
gen sind keinesfalls als repräsentativ für<br />
Silphieflächen auf anderen Standorten<br />
oder unter anderen Anbaubedingungen zu<br />
werten, sie geben jedoch erste Hinweise<br />
hinsichtlich der Größenordnung der Nitratauswaschung<br />
von Praxisflächen mit betriebsüblicher<br />
Düngung.<br />
Ausblick<br />
Entsprechend den vorliegenden Literaturinformationen<br />
(Landwirtschaftliches Technologiezentrum<br />
Karlsruhe-Augustenberg,<br />
LTZ) ist die Durchwachsene Silphie unter<br />
„unseren“ klimatischen Bedingungen sehr<br />
gut zur Substratproduktion für Biogasanlagen<br />
geeignet. Eine Behandlung mit Herbiziden<br />
ist nur im ersten Jahr erforderlich. Ab<br />
dem zweiten Jahr ist aufgrund des raschen<br />
Bestandsschlusses keine Unkrautbekämpfung<br />
mehr erforderlich (STOLZENBURG,<br />
2015). Die lange Bodenbedeckung minimiert<br />
zudem die Erosion. Auch weitere Vorteile<br />
aus agrarökologischer Sicht werden<br />
in der Literatur genannt, wie zum Beispiel<br />
die Pflanzenrückstände der Silphie, die in<br />
hohem Maße zur Erhaltung beziehungsweise<br />
Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit<br />
beitragen (Johann-Heinrich von Thünen-<br />
Institut und Julius Kühn-Institut, 2016).<br />
Die Durchwachsene Silphie weist den<br />
grundsätzlichen Vorteil auf, dass es sich<br />
um eine Dauerkultur handelt, bei der nach<br />
der Ernte der Boden nicht bearbeitet wird,<br />
weshalb auch keine Freisetzung von organisch<br />
gebundenem Stickstoff infolge einer<br />
Bodenbearbeitung erfolgt. Über den Winter<br />
kommt es witterungsabhängig zum (frühzeitigen)<br />
Wiederaustrieb, wodurch bereits<br />
ein erster Stickstoffentzug stattfindet.<br />
Die Nitratauswaschungen der untersuchten<br />
Silphie-Standorte in Baden-Württemberg<br />
waren überwiegend niedrig. Das heißt, die<br />
Silphie kann bei pflanzenbedarfsgerechter<br />
Düngung gewässerschützend angebaut<br />
werden. Sie kann insbesondere in Gebieten<br />
mit Fruchtfolge-Anbaubeschränkungen<br />
für Mais (zum Beispiel wegen Maiswurzelbohrer)<br />
oder mit hohem Maisanteil eine<br />
dringend benötigte gute Alternative als<br />
Energiepflanze darstellen. Ein verstärkter<br />
Anbau der Durchwachsenen Silphie wäre<br />
daher grundsätzlich wünschenswert. Dies<br />
sollte mit weiterer Beobachtung ausgewählter<br />
Flächen verknüpft werden.<br />
Die Literaturquellen sind auf Wunsch bei<br />
den Autoren erhältlich.<br />
1<br />
Bodenwassersättigung = gesamter Porenraum<br />
des Bodens ist mit Wasser gefüllt.<br />
2<br />
Feldkapazität = Wassermenge, die ein zunächst<br />
wassergesättigter Boden im Gleichgewichtszustand<br />
nach 2 bis 3 Tagen noch halten<br />
kann.<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. Thomas Ball<br />
Abt. Grundwasser und Boden<br />
TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser<br />
Karlsruher Straße 84<br />
76139 Karlsruhe<br />
Tel. 07 21/96 78-202<br />
E-Mail: thomas.ball@tzw.de<br />
Dipl.-Geol. Joachim Kiefer<br />
Leiter der Abteilung Grundwasser<br />
und Boden<br />
TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser<br />
Karlsruher Straße 8<br />
76139 Karlsruhe<br />
Tel. 07 21/96 78-200<br />
E-Mail: joachim.kiefer@tzw.de<br />
49
Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Einzelne Silphiepflanzen unter Mais,<br />
die lückig in der Reihe stehen, da<br />
der Feldaufgang durch verschlemmten<br />
Boden nach der Saat beeinträchtigt<br />
wurde. Die Einzelpflanzen<br />
sind jedoch gut entwickelt.<br />
Silphiepflanzen unter Mais.<br />
Die Hälfte des Feldes ist Anfang August bereits in<br />
Vollblüte. Vorne im Bild sind erste Trockenschäden<br />
(Welke) zu erkennen.<br />
Fotos: Martin Bensmann<br />
Biene auf einer Silphieblüte.<br />
Einzelne Silphiepflanzen ragen bis<br />
zu 300 Zentimeter empor.<br />
Großer Kohlweißling auf<br />
einer Silphieblüte.<br />
Vegetationsbericht Durchwachsene Silphie<br />
Im Biogas Journal Ausgabe 2_18 haben wir ausführlich über den Anbau der Durchwachsenen<br />
Silphie berichtet. In der Ausgabe 3_18 ist auf Seite 7 und in Ausgabe 4_18 (Seite 54)<br />
ein Vegetationsbericht abgedruckt. In diesem Journal setzen wir den Vegetationsbericht<br />
fort. Allerdings berichten wir nur über einen Standort, siehe Fotos anbei.<br />
Borgholzhausen, NRW: Am 7. August haben wir die<br />
Silphiefelder von Landwirt Rainer Niedermeyer in<br />
Augenschein genommen. Am Standort, der 2011 per<br />
Stecklingen etabliert wurde, stand die Silphie in voller<br />
Blüte. Der Pflanzenbestand war 250 Zentimeter hoch,<br />
einzelne Pflanzen erreichten sogar 300 Zentimeter.<br />
Die fehlenden Niederschläge wirkten sich auch an dem<br />
Standort aus. Erste Pflanzen zeigten Welkeerscheinungen.<br />
Sehr positiv dagegen waren die vielen Insekten auf<br />
den Blüten. Bienen, Hummeln und Falter wie der Große<br />
Kohlweißling waren in großer Zahl vorhanden.<br />
Die beiden Flächen, die in diesem Frühjahr nach dem<br />
Donau-Silphieverfahren eingesät worden waren, zeigten<br />
seit dem letzten Besuch Mitte Juni ein ganz anderes<br />
Bild. Der Mais hatte eine Wuchshöhe von rund<br />
200 Zentimetern erreicht. Der fehlende Niederschlag<br />
war hier für die verminderte Wuchshöhe verantwortlich.<br />
Trockenschäden zeigte der Mais nicht. Die Silphiepflanzen<br />
zwischen den Maisreihen standen im Zwei- bis<br />
Sechsblattstadium. Die sechsblättrigen Pflanzen waren<br />
kräftig entwickelt.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
50
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
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Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Branchenzahlen 2017 und Prognose für <strong>2018</strong><br />
Im Mai <strong>2018</strong> hat der Fachverband Biogas seine jüngste Auswertung der Branchenzahlen für das vergangene<br />
Jahr 2017 und seine Prognose für das Jahr <strong>2018</strong> vorgenommen. Der Trend der Vorjahre beim Neuanlagenbau<br />
in Richtung der Güllekleinanlagen hat sich weiter gefestigt. Auch schreitet die Flexibilisierung der bestehenden<br />
Stromproduktionskapazitäten weiter fort.<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
Basierend auf den monatlich im<br />
Anlagenregister veröffentlichten<br />
Daten der Bundesnetzagentur<br />
(BNetzA) sowie verfügbaren<br />
Daten aus den Ländern hat der<br />
Fachverband entsprechende Hochrechnungen<br />
durchgeführt. Mit dem Anlagenregister<br />
der Bundesnetzagentur (BNetzA)<br />
liegen zwar inzwischen belastbare Daten<br />
zur Branchenentwicklung vor, der überwiegende<br />
Anteil an den Anlagen im Bestand<br />
ist aber bisher nicht exakt im Anlagenregister<br />
erfasst. Das eigentlich schon seit Mitte<br />
2017 zur Verfügung stehende Webportal<br />
für das Marktstammdatenregister (gemäß<br />
der MaStRV) lässt noch mindestens bis<br />
Ende <strong>2018</strong> auf sich warten. Mit dann auswertbaren<br />
Datensätzen ist sicherlich erst<br />
ab Ende 2019 zu rechnen.<br />
Auswertung des Jahres 2017<br />
Mit 115 neuen Güllekleinanlagen (maximal<br />
75 Kilowatt installierte elektrische Leistung<br />
(kW el.<br />
)] im vergangenen Jahr stellte diese<br />
Anlagenklasse die dominierende Anlagenart<br />
im Neubau dar. Zusammen mit weiteren<br />
Vor-Ort-Verstromungsanlagen (>75 kW el.<br />
)<br />
und mit Biomethan betriebenen Blockheizkraftwerken<br />
(BHKW) sowie der Stilllegung<br />
von 11 bestehenden Anlagen ergibt sich<br />
ein Nettozubau von 122 Biogasanlagen in<br />
Deutschland (siehe Abbildung 1).<br />
Durch die Errichtung neuer Biogasanlagen<br />
gab es einen Netto-Leistungs-Zubau<br />
von 9,56 Megawatt installierte elektrische<br />
Leistung (MW el.<br />
). Signifikant höher war der<br />
Leistungszubau im Bestand der Anlagen,<br />
wo nach unseren Berechnungen etwa 294<br />
MW el.<br />
als flexible und nicht arbeitsrelevante<br />
Leistung zugebaut wurden. Im Vergleich<br />
dazu wurden im Jahr 2017 250 MW el.<br />
zusätzlich<br />
installierte Leistung zur Erlangung<br />
der Flexibilitätsprämie der BNetzA gemeldet.<br />
Der Flexdeckel war damit Ende 2017<br />
nur mit 546 MW el.<br />
von maximal möglichen<br />
1.350 MW el.<br />
ausgereizt.<br />
Ende 2017 waren somit insgesamt 9.331<br />
Biogasanlagen mit einer installierten<br />
Abbildung 1: Entwicklung des jährlichen Zubaus von neuen Biogasanlagen<br />
in Deutschland<br />
Leistung von 4.550 MW el.<br />
in Betrieb. Die<br />
arbeitsrelevante Leistung wuchs im vergangenen<br />
Jahr von 3.755 auf 3.769 MW el.<br />
.<br />
(siehe Abbildung 2). Die Biogasanlagen in<br />
Deutschland hatten 2017 mit einer Stromproduktion<br />
(siehe Tabelle) von knapp 33<br />
Terawattstunden (TWh) über 15 Prozent<br />
Anteil an der Gesamtproduktion erneuerbarer<br />
Stromerzeugung (217,9 TWh), knapp<br />
hinter der Photovoltaik und der führenden<br />
Windkraft.<br />
Neben der Bereitstellung von Strom lieferten<br />
die deutschen Biogasanlagen auch<br />
12,12 TWh an Wärme für externe Nutzungen<br />
(ohne Prozessenergie), was einer theoretischen<br />
ganzjährigen Wärmeversorgung<br />
von 1 Million durchschnittlichen Haushalten<br />
entspricht. Damit konnten über 19,9<br />
Millionen Tonnen CO 2<br />
eingespart werden.<br />
Das Umsatzvolumen der deutschen Biogasindustrie<br />
liegt wie in den Vorjahren über 9<br />
Milliarden Euro und generiert rund 47.000<br />
Arbeitsplätze mit dem Schwerpunkt im<br />
ländlichen Raum.<br />
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Datenerfassung<br />
der Biogasanlagen in den<br />
Bundesländern ist die Auswertung mit<br />
größeren Unsicherheiten verbunden. Nach<br />
unseren Berechnungen (siehe Abbildung<br />
3) stehen in Bayern mit 2.493 Anlagen mit<br />
Abstand die meisten Biogasanlagen, während<br />
in Niedersachsen die höchste installierte<br />
elektrische Leistung mit 1.116 Megawatt<br />
zu verzeichnen ist. Ebenfalls starke<br />
„Biogasländer“ sind Baden-Württemberg<br />
mit 946 Anlagen, Nordrhein-Westfalen mit<br />
1.076 Anlagen und Schleswig-Holstein mit<br />
841 Anlagen.<br />
Prognose für <strong>2018</strong><br />
Für die Prognose des laufenden Jahres<br />
<strong>2018</strong> wurde die bisherige Branchenentwicklung<br />
in <strong>2018</strong> auf das restliche Jahr<br />
hochgerechnet. Demnach ist im Jahr <strong>2018</strong><br />
mit einem leicht erhöhten Zubau bei den<br />
Güllekleinanlagen zu rechnen, sodass für<br />
52
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
Ende <strong>2018</strong> mit etwa 163<br />
neuen Biogasanlagen inklusive<br />
11 Stilllegungen<br />
zu rechnen ist. Die neu<br />
installierte Leistung durch<br />
den Zubau von Neuanlagen<br />
und Leistungserhöhungen<br />
(inklusive Flexibilisierung)<br />
im Bestand umfasst nach<br />
unseren Prognosen etwa<br />
293 MW el.<br />
und liegt damit<br />
leicht niedriger als in<br />
2017.<br />
In der Summe schätzen wir<br />
bis Ende <strong>2018</strong> in Deutschland<br />
demnach 9.494 in<br />
Betrieb befindliche Anlagen<br />
und eine gesamt<br />
installierte Leistung von<br />
4.843 MW el.<br />
. Im Vergleich<br />
dazu wird die arbeitsrelevante<br />
Leistung auf 3.789<br />
MW el.<br />
prognostiziert, was einer inzwischen<br />
flexiblen Leistung von über 1.000 MW el.<br />
entspricht. Die Stromproduktion aus Biogas<br />
wird in <strong>2018</strong> die 33-TWh-Grenze überschreiten<br />
und über 20 Millionen Tonnen<br />
Abbildung 2: Entwicklung der Anzahl an Biogasanlagen und der gesamten installierten elektrischen<br />
Leistung sowie der arbeitsrelevanten elektrischen Leistung in MW<br />
CO 2<br />
einsparen. Der jährliche Umsatz beziehungsweise<br />
die Arbeitszahlen bleiben<br />
auf gleichem Niveau wie 2017.<br />
Insgesamt ist feststellbar, dass der Zubau<br />
neuer Biogasanlagen weiter stagniert und<br />
die Planer, Gesamtanlagenhersteller und<br />
Komponentenlieferanten zunehmend mehr<br />
ihr Dienstleistungsportfolio am Service-<br />
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53
Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Abbildung 3: Anzahl an Biogasanlagen im Jahr 2017 in den Bundesländern und Angabe<br />
der installierten elektrischen Leistung in MW<br />
Vergleich ausgewählter Branchenzahlen für 2017 und <strong>2018</strong><br />
nehmend interessantere Märkte im Ausland<br />
bedienen. Die technologische und zahlenmäßige<br />
Vorreiterrolle der Biogasbranche in<br />
Deutschland gerät angesichts der derzeit<br />
fehlenden klaren politischen Unterstützung<br />
von Biogas zunehmend unter Druck.<br />
Hinzu kommt eine aktuell verstärkt feststellbare<br />
Anhebung der technischen Anforderungen<br />
an Biogasanlagen (DüV, AwSV,<br />
TRAS 120, TA Luft, 44. BImSchV usw.).<br />
In vielen Fällen überfordern die damit notwendigen<br />
Investitionen die ohnehin schon<br />
begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten<br />
der Biogasanlagenbetreiber.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
Geschäftsführer Fachverband Biogas e.V.<br />
Angerbrunnenstr. 12<br />
85356 Freising<br />
Tel. 081 61/98 46 60<br />
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54
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
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55
Praxis<br />
Die Verknüpfung von<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
dezentraler Stromerzeugung<br />
mit dem Gasnetz –<br />
wichtiger Bestandteil der<br />
integrierten Energiewende.<br />
Fotos: ML Schaller<br />
Zukunftsszenarien der<br />
Energiewirtschaft setzen auf Gas<br />
Die Energiewende muss ihre Geschwindigkeit vervierfachen. Die Erreichung der Klimaschutzziele<br />
ist infrage gestellt, da vor allem in den Sektoren Wärme und Verkehr zu wenig<br />
passiert. Häufig konzentriert sich die Diskussion auf einzelne Technologien, während die<br />
wirtschaftliche Zukunft von ganzen Wertschöpfungsketten abhängt. Im Verkehrssektor<br />
steht die Elektromobilität mit Batteriefahrzeugen im Fokus von Öffentlichkeit und Politik.<br />
Aber ist die „All Electric“-Vision aus ganzheitlicher Sicht wirklich das Nonplusultra?<br />
Von Eur Ing Marie-Luise Schaller<br />
Angesichts begrenzender Systemvorgaben,<br />
wie zum Beispiel des stabilen Stromnetzbetriebs,<br />
der nachhaltigen Batteriewirtschaft<br />
und nutzungsgerechter Speichergrößen für<br />
den Güterverkehr, bieten Gastechnologien<br />
manchen Vorteil aufgrund der höheren Flexibilität.<br />
Aktuelle Gutachten zeigen, dass nur die intelligente<br />
Vergleich der Mehrkosten der Varianten Elektrifizierung (EL) und Technologiemix (TM) für 80 %<br />
und für 95 % CO 2<br />
-Minderung<br />
Quelle der Zahlen: Vortrag Dr. Harald Hecking, ewi Research & Scenarios gGmbH<br />
vom 6. Juli <strong>2018</strong> bei der Jahrestagung der EnergieAgentur.NRW in Düsseldorf<br />
Systemverknüpfung von Strom- und Gasnetz die Energiewende<br />
ermöglicht. Beim Umbau kommt die Energiewirtschaft<br />
nicht an der Kopplung der Sektoren vorbei,<br />
und die Versorgung mit Gasen aus erneuerbaren Quellen<br />
spielt hier eine entscheidende Rolle.<br />
Die Energiewende kommt nur schleppend voran. Zwar<br />
steht der Stromsektor gut da, aber im Bereich der Wärme<br />
für Gebäude und Industrie<br />
wird der Einsatz fossiler<br />
Energien zu langsam reduziert.<br />
Und der Verkehr hat<br />
die Treibhausgasemissionen<br />
sogar noch gesteigert, anstatt<br />
sie zu senken. Den enorm<br />
komplexen Herausforderungen<br />
nehmen sich Experten in<br />
Studien und Pilotprojekten<br />
an. Ihre Szenarien machen<br />
die Zukunft der Energiewirtschaft<br />
und den Weg dahin erkennbar<br />
und steuerbar. Seit<br />
geraumer Zeit werden daher<br />
Strom- und Gasversorgung<br />
sowie Aspekte der Sektorenkopplung<br />
verknüpft. Die in-<br />
56
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
Die bestehenden Stromnetze – ausgelegt auf die zentrale Versorgung mit Großkraftwerken –<br />
müssen an die dezentrale Struktur der Energiewende angepasst werden.<br />
tegrierende Betrachtung soll die Effizienzund<br />
Flexibilitätspotenziale erfassen, die<br />
die Energiewende sektorenübergreifend<br />
voranbringen.<br />
Die Hitze dieses Sommers lässt erahnen,<br />
welche Probleme der prognostizierte Klimawandel<br />
für alle bringen kann. Die nationalen<br />
Klimaziele, die in einmaliger<br />
Einigkeit beim Pariser Klimaabkommen<br />
2015 vereinbart wurden, sollen dies verhindern.<br />
Die Bundesregierung strebt an,<br />
die Treibhausgasemissionen in Deutschland<br />
bis 2050 im Vergleich zu 1990 um<br />
80 bis 95 Prozent zu senken. Doch heute<br />
ist ernüchternd festzustellen, dass für die<br />
Erreichung dieses Korridors ein deutlicherer<br />
und beschleunigter Umbau des Energiesystems<br />
erforderlich ist. Gemäß Prof.<br />
Dr.-Ing. Manfred Fischedick vom Wuppertal<br />
Institut benötigen wir „eine Verdoppelung<br />
der bisherigen Anstrengungen in der<br />
Hälfte der Zeit“.<br />
Im Rahmen ihrer Leitstudie zur Integrierten<br />
Energiewende hat die Deutsche<br />
Energie-Agentur (dena) das derzeitige Expertenwissen<br />
verfügbar gemacht, um allen<br />
Akteuren die Gestaltung der Energiewende<br />
zu erleichtern. Investitionen enormen<br />
Ausmaßes stehen an, dafür bedarf es der<br />
Klarheit über künftige Märkte und Geschäftsmodelle.<br />
Die Studie zeigt, dass es<br />
möglich ist, den Zielkorridor mit verschiedenen<br />
Szenarien zu erreichen, aber nur<br />
mit starker Steigerung für Energieeffizienz<br />
und beim Ausbau Erneuerbarer Energien.<br />
Synthetische Kraft- und Brennstoffe müssen<br />
die Elektrifizierung ergänzen. Andreas<br />
Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der dena, fordert: „Integrierte Energiewende<br />
braucht integrierte Politikkonzepte.<br />
Es gibt gute Gründe, die Gestaltung<br />
der Energie- und Klimaschutzpolitik neu<br />
zu betrachten.“<br />
Technologiemix versus<br />
Elektrifizierung<br />
Die ewi Energy Research & Scenarios<br />
gGmbH hat im Rahmen der Studie durch<br />
explorative Szenarien untersucht, wie die<br />
Energiewende am wirtschaftlichsten gelingen<br />
kann. In einer Referenzvariante<br />
nehmen die Wissenschaftler die bisherige<br />
und aktuelle Entwicklung als fortgesetzt<br />
an. Damit wird der Zielkorridor stark unterschritten.<br />
Zwei weitere Varianten sind<br />
auf die Zielkorridorgrenzen ausgerichtet.<br />
Die erste geht davon aus, dass eine rasche<br />
und weitgehende Elektrifizierung der Sektoren<br />
Gebäude, Industrie und Verkehr erfolgt<br />
(Variante EL). Denn hinsichtlich der<br />
Energieeffizienz ist Strom als Endenergie<br />
günstiger.<br />
Beim zweiten Ansatz wird eine breite Variation<br />
neuer Technologien und Energieträger<br />
in den Sektoren angenommen (Variante<br />
TM). So kommt die erhöhte Flexibilität<br />
der gasförmigen und flüssigen Brennstoffe<br />
zum Tragen. Ferner soll die weitestgehende<br />
Digitalisierung in den Endverbrauchssektoren<br />
systemische Optimierungen bewir-<br />
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Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Flexibilität der Gasinfrastrukturen und Power-to-Gas – 50 % der Ausbaukosten im Stromnetz können eingespart werden.<br />
ken. In beiden Szenarien können die Klimaschutzziele<br />
erreicht werden. Allerdings werden die CO 2<br />
-Ziele beim<br />
Technologiemix (TM) kostengünstiger erreicht als bei<br />
der „All Electric“-Variante (EL). Die Differenz der Mehrkosten<br />
gegenüber der Referenz liegt für die Stufe mit<br />
80 Prozent CO 2<br />
-Minderung bei 597 Milliarden (Mrd.)<br />
Euro, also damit ein Drittel niedriger (siehe Abbildung).<br />
Die Studie empfiehlt daher, dass das künftige sektorenübergreifende<br />
Energiesystem auf einem breiten Mix an<br />
Energieträgern und Technologien beruhen sollte. Die<br />
Klimaziele ließen sich so mit realistischeren und gesamtwirtschaftlich<br />
vorteilhafteren<br />
Veränderungspfaden erreichen.<br />
Gleichzeitig wird dazu aufgerufen,<br />
die Rahmenbedingungen auf die<br />
Förderung von Technologieoffenheit<br />
und Innovationen anzupassen<br />
sowie internationale Einflüsse einzubeziehen.<br />
Auch DVGW und BDEW sehen<br />
die Zukunft in dem Verbund von<br />
Strom- und Gasversorgungssystem.<br />
Power-to-Gas (PtG) wird<br />
eine zentrale Rolle einnehmen,<br />
um die CO 2<br />
-Minderungsziele auf<br />
Dauer betrachtet kostengünstiger<br />
zu erreichen. Anlagentechnisch<br />
beherrschen die Akteure heute bereits<br />
die Möglichkeit ganz gut, mit<br />
erneuerbarem Strom im Elektrolyseverfahren<br />
grünen Wasserstoff<br />
zu erzeugen. In einem weiteren<br />
Verfahrensschritt, der Methanisierung,<br />
kann aus dem Wasserstoff<br />
durch Reaktion mit CO 2<br />
synthetisches<br />
Methan gewonnen werden.<br />
Um die Energiedichte zu erhöhen, kann dieses in LNG-<br />
Qualität bei minus 160 Grad Celsius verflüssigt werden.<br />
Damit wird das Volumen auf ein Sechshundertstel<br />
reduziert, was dem Einsatz als Kraftstoff zugutekommt.<br />
Foto und Grafik ML Schaller<br />
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Deutschland verfügt mit einem über 500.000 Kilometer<br />
langen Erdgasleitungssystem über einen bereits vorhandenen<br />
flächendeckenden Speicher. Darüber werden<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
etwa dem Doppelten der über das Stromnetz geleiteten<br />
Energie (etwa 540 Mrd. kWh). Hinzu kommen noch<br />
knapp 230 Mrd. kWh, die in unterirdischen Gasspeichern<br />
eingelagert werden können (etwa ein Viertel des<br />
deutschen Gasabsatzes) und die auf 300 Mrd. kWh erweitert<br />
werden sollen.<br />
Die Übertragungsnetzbetreiber Amprion (Strom) und<br />
Open Grid Europe (Gas) engagieren sich gemeinsam<br />
im Rahmen ihrer derzeitigen Netzausbauplanungen,<br />
um die Energiewirtschaft auf die für 2030 vorgesehenen<br />
Quote von 65 Prozent an Erneuerbaren Energien<br />
vorzubereiten. Gemeinsam wollen sie die „intelligente<br />
Sektorenkopplung“ mit PtG-Anlagen vorantreiben,<br />
die Technologie großtechnisch erproben und damit<br />
die Energiewende beschleunigen. Dabei geht es um<br />
Anlagen der 50- bis 100-Megawattklasse, die in Niedersachsen<br />
und im nördlichen Nordrhein-Westfalen<br />
errichtet werden sollen.<br />
Durch die Einbeziehung der flexibleren vorhandenen<br />
Gasnetze lassen sich Ausbaumaßnahmen am Stromnetz<br />
reduzieren, sodass die Kosten halbiert werden<br />
können. Hinzu kommt ein Zeitvorteil, da neue Stromtrassen<br />
große Widerstände in der Bevölkerung wecken.<br />
Zudem ist die Versorgung in anderen Sektoren auf Basis<br />
der bestehenden Technologien einfacher und kostengünstiger<br />
zu sichern.<br />
Referenzszenarien und -projekte<br />
Durch die Gasschiene lassen sich die Sektoren Wärme<br />
und Verkehr leicht mit dem Stromsektor verbinden.<br />
Biogasanlagen können Stromnetze mit einem prognosebasierten<br />
Gasmanagement effektiver stabilisieren.<br />
Vorhandene Wärmeanwendungen können ohne Umbau<br />
weiterbetrieben werden. In Verknüpfung zum Transportsektor<br />
bieten sich innovative Lösungen. Elektromobilität<br />
auf Basis von Batteriefahrzeugen ist nicht<br />
immer die günstigste Technologie. Die Abteilung IEK-3<br />
des Forschungszentrums Jülich hat eine vergleichende<br />
Analyse der Infrastrukturen für Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />
und für Batterie-Elektrofahrzeuge<br />
durchgeführt. Dabei wird für ein Fahrzeugvolumen<br />
von jeweils 20 Millionen abgeschätzt, dass sich die<br />
Infrastrukturausbaukosten für Elektromobilität bei<br />
51 Mrd. Euro und für Brennstoffzellen-Fahrzeuge auf<br />
40 Mrd. Euro belaufen, also gut 20 Prozent günstiger<br />
liegen. Insbesondere der Straßengüterverkehr ist bei<br />
der Reduktion der THG-Emissionen von Bedeutung.<br />
Für LNG-Antriebe existieren marktreife Fahrzeuge,<br />
die Tankinfrastruktur wird derzeit aufgebaut. Einige<br />
Pilotprojekte werden gerade entwickelt oder bereits<br />
umgesetzt. Dabei soll auch der Methanschlupf näher<br />
untersucht werden, der schon bei Kleinstmengen als<br />
sehr klimawirksam eingestuft ist.<br />
Die Bundesförderung für energieeffiziente Nutzfahrzeuge,<br />
die seit Mitte des Jahres zur Verfügung steht,<br />
hilft Unternehmen mit Investitionszuschüssen: 8.000<br />
Euro für CNG, 12.000 Euro für LNG und E-Antriebe für<br />
Fahrzeuge bis 12 Tonnen; 40.000 Euro für E-Antriebe<br />
für Fahrzeuge ab 12 Tonnen und maximal 500.000<br />
Euro je Unternehmen.<br />
Förderung der Wasserstofftechnologie<br />
Darüber hinaus wurden auch bei anderen Transportmitteln<br />
marktreife Wasserstoffmodelle entwickelt. Dem<br />
weltweit ersten Personenzug, der mit einer Wasserstoff-<br />
Brennstoffzelle angetrieben wird, wurde gerade die<br />
Zulassung für den Fahrgastbetrieb auf dem deutschen<br />
Schienennetz erteilt. Damit können die ersten beiden<br />
deutschen Prototypen des „Coradia iLint“ von der Firma<br />
Alstom im Raum Bremervörde (Niedersachsen) in<br />
Betrieb gehen. Entwicklung und Erprobung des „Coradia<br />
iLint“ wurden mit Mitteln des Bundes aus dem<br />
59
Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Brennstoffzellen-Hybrid-Bus der RVK im Shuttledienst bei der COP 23 in Bonn.<br />
„Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und<br />
Brennstoffzellentechnologie“ (NIP) unterstützt.<br />
Das Wasserstoff-Netzwerk HyCologne im Rheinland<br />
bündelt lokale Kräfte für verschiedene Projekte. „Das<br />
JIVE-Projekt, eine europäische Initiative für Wasserstofffahrzeuge,<br />
wird mit 32 Mio. Euro vom EU-Programm<br />
„Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking“<br />
(FCH JU) gefördert. Es werden 144 emissionsfreie<br />
Wasserstoffbusse in fünf Mitgliedstaaten ausgeliefert.<br />
Das übergeordnete Ziel ist, die Kommerzialisierung<br />
von mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellenbussen<br />
voranzubringen. Anfang 2020, dem Projektende,<br />
sollen Busbetreiber wirtschaftlich lebensfähige Flotten<br />
auf Null-Emissions-Basis ohne Subventionen betreiben<br />
können. So soll die Politik die Möglichkeit erhalten,<br />
den öffentlichen Nahverkehr dementsprechend zu<br />
regulieren.<br />
Die Transformation der Energiewende lässt sich nur im<br />
nationalen und internationalen Verbund realisieren.<br />
Im Hinblick auf die PtG- und Wasserstofftechnologien<br />
engagiert sich Frankreich mit besonderem Elan. Bis<br />
2050 strebt die französische Wasserstoffbranche an,<br />
20 Prozent des Energiebedarfs durch Wasserstoff<br />
zu decken und 18 Prozent der Fahrzeuge<br />
auf Wasserstoff umzustellen. Damit<br />
könnte ein Drittel der vorgesehenen CO 2<br />
-<br />
Emissionsreduzierungen realisiert werden,<br />
die sich für Frankreich auf 55 Mio. Tonnen<br />
pro Jahr belaufen. Gleichzeitig wären 44<br />
Mrd. Euro an Umsatz zu realisieren und<br />
über 150.000 Arbeitsplätze einzurichten.<br />
Der französische Energieminister Hulot hat<br />
dafür ein nationales Wasserstoffprogramm<br />
ausgerufen, für das ab 2019 Kreditmittel<br />
in Höhe von 100 Mio. Euro zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Am 11. Juni wurde die erste PtG-Demo-<br />
Anlage mit Wasserstoffeinspeisung in das<br />
Erdgasnetz in Cappelle-le-Grande bei Dünkirchen<br />
in Betrieb genommen. Das Projekt<br />
GRHYD des Gaskonzerns Engie soll Erfahrungen<br />
im Zusammenhang mit der Belieferung<br />
von Haushalten und den Auswirkungen<br />
auf dortige Nutzungen sammeln.<br />
Fast gleichzeitig wurde in Rungis, dem<br />
Standort der Pariser Großmärkte, durch<br />
Engie eine Tankstelle mit Multikraftstoffangebot<br />
eingeweiht und eine Flotte von<br />
50 Fahrzeugen mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb<br />
in Betrieb genommen.<br />
An dieser Tankstelle können Fahrzeuge in<br />
weniger als 5 Minuten betankt werden, ein<br />
enormer Zeitvorteil im Vergleich zu Batterie-Fahrzeugen.<br />
Es kommt sicher nicht von ungefähr, dass<br />
die beiden Minister Altmaier und Hulot am 12. Juli<br />
eine französisch-deutsche Energieerklärung zur Zusammenarbeit<br />
im Energiebereich veröffentlicht haben.<br />
Beide sehen die Europäische Energiewende als große<br />
Chance, um Modernisierung, Innovation und Digitalisierung<br />
voranzubringen und zahlreiche Arbeitsplätze<br />
für eine gesicherte Zukunft Europas zu schaffen.<br />
Die systemische Verbindung von Gas- und Stromnetz<br />
bietet dabei weniger Kosten durch die Flexibilisierungsoption,<br />
mehr Sektorenkopplung und weniger<br />
Zeitaufwand. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele<br />
Initiativen den Vorteil für das Energiesystem und die<br />
Wirtschaft deutlich machen, damit die Weichen auf politischer<br />
Seite entsprechend gestellt werden.<br />
Autorin<br />
Eur Ing Marie-Luise Schaller<br />
ML Schaller Consulting<br />
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60
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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„Maisraupe“<br />
und Höhenretter<br />
als Attraktion<br />
Fotos: evm/Ditscher<br />
Die örtliche Feuerwehr<br />
demonstrierte an der<br />
Biogasanlage am Tag<br />
der offenen Tür eine<br />
Höhenrettung.<br />
Biogasanlagen in einem städtischen Umfeld sind besonders auf eine gute Öffentlichkeitsarbeit<br />
angewiesen. Maistransporte etwa sind hier nicht so selbstverständlich wie auf dem<br />
Land. Umso wichtiger ist es da, bei einem „Tag der Offenen Tür“ auf der Biogasanlage zu<br />
informieren und das Interesse an dem erneuerbaren Energieträger Biogas zu wecken.<br />
Von Thomas Gaul<br />
Dass Silage aus Gras, Ganzpflanzen und Mais<br />
auch Menschen aus einem städtisch geprägten<br />
Umfeld interessiert, zeigte sich Anfang<br />
Mai in Boppard. Auf der Biogasanlage<br />
der Bioenergieerzeugung Koblenz GmbH<br />
nahmen die Besucher die Rohstoffe, aus denen Biogas<br />
produziert wird, ganz genau unter die Lupe. Sie nahmen<br />
die Proben in die Hand und schnupperten daran.<br />
Von Mitarbeitern erfuhren sie, dass die zerkleinerten<br />
Pflanzen mit der Flüssigkeit im Fermenter vergären und<br />
von Bakterien in Kohlendioxid und Methan umgewandelt<br />
werden. Bei diesem Roh-Biogas bleibt es jedoch<br />
nicht. Denn die Anlage im Gewerbepark Hellerwald bei<br />
Boppard bereitet das Biogas zu Biomethan auf, sodass<br />
62
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
Mischen – Fördern –<br />
Zerkleinern<br />
Ihr Partner für die Energie<br />
der Zukunft<br />
Die verschiedenen Silagefraktionen wurden den Besucherinnen und Besuchern des Tages der offenen<br />
Tür anschaulich vorgestellt. Besonderen Eindruck machte die Maisraupe (oben links im Bild) auf die<br />
Besucher, die zur Silageeinlagerung benötigt wird.<br />
es in das Erdgasnetz eingespeist werden<br />
kann. Für viele Besucher war neu, dass das<br />
Biomethan so deutschlandweit genutzt<br />
werden kann – und zwar überall dort, wo<br />
es benötigt wird: in Blockheizkraftwerken<br />
zur kombinierten Produktion von Strom<br />
und Wärme, für den umweltfreundlichen<br />
Betrieb von Erdgasfahrzeugen oder auch<br />
in Heizungen.<br />
Info-Tafeln informierten die Besucher darüber,<br />
dass die pflanzlichen Rohstoffe zu<br />
fast 100 Prozent genutzt werden. Denn<br />
nach dem Vergären wird das Gärprodukt<br />
als wertvoller Dünger auf die Felder zurückgebracht,<br />
wo zuvor die Pflanzen zur Rohstoffgewinnung<br />
wuchsen. Informiert wurde<br />
auch über den wichtigen Beitrag zum Klimaschutz,<br />
denn mit der Biomethanproduktion<br />
werden rund 12.000 Tonnen CO 2<br />
im<br />
Jahr vermieden.<br />
Die größte Biomethananlage in Rheinland-Pfalz<br />
produziert im Jahr rund 5,8<br />
Millionen (Mio.) Kubikmeter Biomethan.<br />
Umgerechnet sind das rund 60 Mio. Kilowattstunden.<br />
Diese Menge reicht aus, um<br />
fast 7.000 Haushalte mit Strom und rund<br />
2.000 Haushalte mit Wärme zu versorgen.<br />
Mit dem Bau der Anlage wurde im September<br />
2011 begonnen. Im Januar 2013<br />
konnte das erste Biomethan eingespeist<br />
werden. 17 Mio. Euro wurden investiert<br />
und auf der Anlage wurden fünf Arbeitsplätze<br />
geschaffen.<br />
Deutlich wurde auch, dass es ein weiter<br />
Weg ist, bis aus den Pflanzen Energie gewonnen<br />
werden kann. Demonstriert wurde<br />
das mit einer Schau landwirtschaftlicher<br />
Maschinen, die die Arbeitskette von der<br />
Aussaat bis zur Ernte auch für die Besucher<br />
anschaulich machte, die nicht täglich<br />
mit Landwirtschaft zu tun haben. Besonderer<br />
Anziehungspunkt war dabei die „Maisraupe“,<br />
die beim Verdichten der Maissilage<br />
ein wenig alpenländisches Gefühl<br />
aufkommen ließ. Dicht umlagert war auch<br />
die Hüpfburg für die Kinder. Für Aufsehen<br />
sorgte die Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr<br />
Boppard, die bei einem Übungseinsatz<br />
ihr Können zeigte. An dem sonnigen<br />
Mai-Samstag kamen zahlreiche Besucher,<br />
darunter viele Familien mit Kindern. Der<br />
Veranstalter, die EVM-Gruppe, zeigte sich<br />
mit der Resonanz zufrieden.<br />
Autor<br />
Thomas Gaul<br />
Freier Journalist<br />
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Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Neue Bildungsangebote für<br />
Betreiber von Biogasanlagen<br />
Die Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) und die<br />
Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) erkennen Seminare<br />
des Schulungsverbundes Biogas im Unternehmermodell an.<br />
Von Dipl.-Ing. (FH) Dirk Pachurka und Dipl-Wirtsch.-Ing. (FH) Marion Wiesheu<br />
Für Betreiber kleiner Biogasanlagen, die Arbeitnehmer<br />
beschäftigen, kommt eine sicherheitstechnische<br />
und betriebsärztliche<br />
Regelbetreuung aus unterschiedlichen Gründen<br />
oft nicht infrage. In diesem Fall kann<br />
der Arbeitgeber alternativ das Unternehmermodell<br />
(U-Modell) der Berufsgenossenschaften in Anspruch<br />
nehmen. Eine der Voraussetzungen ist die Teilnahme<br />
an Schulungsveranstaltungen. Hierbei können die Betreiberschulungen<br />
im Schulungsverbund Biogas zum<br />
Teil anerkannt werden. Im Zuständigkeitsbereich der<br />
BG ETEM werden die Seminare des Schulungsverbundes<br />
Biogas auch bezuschusst.<br />
Grundlagen des Unternehmermodells<br />
Gemäß dem Arbeitssicherheitsgesetz ist jeder Arbeitgeber,<br />
der mindestens einen Arbeitnehmer beschäftigt,<br />
dazu verpflichtet, eine Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
und einen Betriebsarzt zu bestellen (sicherheitstechnische<br />
und betriebsärztliche Regelbetreuung). Als Beschäftigte<br />
zählen auch Personen, die nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />
im Betrieb tätig sind, sowie<br />
Auszubildende, Praktikanten oder Aushilfen.<br />
Bezuschussung der Schulung im Schulungsverbund<br />
Biogas durch die BG ETEM<br />
Die BG ETEM gewährt bei Erfüllung aller Voraussetzungen einen Zuschuss zur zweitägigen<br />
Fachkundeschulung in Höhe von 200 Euro und zur eintägigen Fortbildung in Höhe von 100<br />
Euro (maximal jedoch in Höhe der jeweils gezahlten Kursgebühr des Bildungsträgers im<br />
Schulungsverbund Biogas). Die Zuschüsse werden auf Antrag des Mitgliedsunternehmens<br />
nach erfolgreicher Teilnahme an der betreffenden Schulungsmaßnahme ausgezahlt. Eine<br />
rückwirkende Bezuschussung von Schulungsmaßnahmen, die vor April <strong>2018</strong> absolviert<br />
wurden, ist nicht möglich.<br />
Nähere Informationen zur Vorgehensweise erteilen das Fachgebiet Elektrohandwerke/Unternehmermodell<br />
der BG ETEM, die zuständigen Aufsichtspersonen und der Schulungsverbund<br />
Biogas.<br />
Für Unternehmen besteht mit bis zu 50 Beschäftigten<br />
bei der BG ETEM nach der Unfallverhütungsvorschrift<br />
(DGUV Vorschrift 2) und mit bis zu 20 Beschäftigten<br />
bei der SVLFG (VSG 1.2) alternativ die Möglichkeit zur<br />
Teilnahme am U-Modell. Kein Handlungsbedarf besteht<br />
lediglich für Arbeitgeber, die zu keinem Zeitpunkt<br />
Arbeitnehmer beschäftigten – auch keine Aushilfen<br />
oder Leiharbeitnehmer.<br />
Im Rahmen des U-Modells wird der Arbeitgeber in Seminaren<br />
soweit motiviert und informiert, dass er anschließend<br />
weitgehend selbstständig dazu in der Lage<br />
ist, die Belange der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />
fest in seinem unternehmerischen Handeln<br />
zu verankern und selbst wirksame Lösungen zu<br />
finden. Voraussetzungen für die Anwendung sind:<br />
ffDer Arbeitgeber nimmt persönlich an den U-Modell-Seminaren<br />
teil (Grundseminar, Aufbauseminar<br />
sowie Fortbildungen in Abständen von mindestens<br />
fünf Jahren).<br />
ffDer Arbeitgeber muss dazu bereit sein, sich aktiv<br />
mit den betrieblichen Belangen des Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutzes zu befassen und einzelne<br />
Aufgaben einer Fachkraft für Arbeitssicherheit zu<br />
übernehmen. Insbesondere führt er die Gefährdungsbeurteilung<br />
– soweit wie möglich – selbstständig<br />
durch.<br />
Über das U-Modell können die vielfältigen Anforderungen<br />
im Bereich der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />
nicht vollständig abgedeckt werden: Der<br />
Arbeitgeber muss selbstständig erkennen, wann er<br />
bei besonderen Anlässen eine fachkundige Beratung<br />
durch eine Fachkraft für Arbeitssicherheit oder einen<br />
Betriebsarzt hinzuziehen muss.<br />
Stellen die Aufsichtspersonen der BG ETEM und der<br />
SVLFG fest, dass ein Arbeitgeber die ihm aus dem U-<br />
Modell erwachsenden Pflichten nicht erfüllt, wird ihm<br />
die sicherheitstechnische und betriebsärztliche Regelbetreuung<br />
auferlegt.<br />
Seminare im U-Modell<br />
Die Schulungen der BG ETEM und der SVLFG zum U-<br />
Modell bestehen aus Grund- und Aufbauseminaren.<br />
64
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
Schulungsverbund Biogas<br />
Der Schulungsverbund Biogas wurde 2014 vom Fachverband Biogas e.V., dem<br />
Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) sowie der Deutschen<br />
Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) gegründet.<br />
Ziel des Schulungsverbunds ist die einheitliche, qualitätsgesicherte Aus- und<br />
Weiterbildung von Biogasanlagenbetreibern und deren Personal.<br />
Aktuell bieten 14 im Schulungsverbund zusammengeschlossene Bildungseinrichtungen<br />
bundesweit insbesondere Fachkundeschulungen nach TRGS 529<br />
(Grundseminare und Auffrischungen) an. Bis heute wurden in den Bildungseinrichtungen<br />
des Schulungsverbunds etwa 6.100 Personen geschult.<br />
Bei der BG ETEM muss das Grundseminar<br />
nach den Vorgaben der BG ETEM absolviert<br />
werden. Als Aufbauseminar und regelmäßige<br />
Fortbildung kann das BG ETEM-Seminar<br />
Nr. 197 „Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />
beim Betreiben von Biogasanlagen“<br />
belegt werden. Darüber hinaus erkennt die<br />
BG ETEM die über den Schulungsverbund<br />
Biogas angebotenen zweitägigen Fachkundeschulungen<br />
(Grundschulung, Betreiberqualifikation<br />
– Anlagensicherheit von<br />
Biogasanlagen, inkl. TRGS 529) als Ersatz<br />
für das Aufbauseminar an. Voraussetzung:<br />
Der Arbeitgeber nimmt persönlich daran<br />
teil und hat zuvor das Grundseminar U-<br />
Modell nach den Vorgaben der BG ETEM<br />
erfolgreich absolviert.<br />
Die Teilnahme des Arbeitgebers an den<br />
vom Schulungsverbund Biogas angebotenen<br />
Auffrischungsschulungen nach TRGS<br />
529 wird als Fortbildung im Rahmen des<br />
U-Modells anerkannt. Voraussetzung hier:<br />
Die betreffende Person hat zuvor erfolgreich<br />
das Grundseminar und das Aufbauseminar<br />
(ersatzweise für das Aufbauseminar<br />
die zweitägige Grundschulung nach TRGS<br />
529 des Schulungsverbunds) U-Modell<br />
absolviert und abgeschlossen.<br />
Nicht selten bewirtschaften Landwirte als<br />
Betreiber einer Biogasanlage im Haupterwerb<br />
einen landwirtschaftlichen Betrieb<br />
und haben als Arbeitgeber bereits am<br />
Grundseminar der für den Hauptbetrieb<br />
zuständigen Sozialversicherung für Landwirtschaft,<br />
Forsten und Gartenbau (SV-<br />
LFG) teilgenommen („LUV-Modell“). Entsprechende<br />
Teilnahmebescheinigungen<br />
der SVLFG werden im Regelfall von der BG<br />
ETEM als Grundseminar U-Modell anerkannt.<br />
Da bei der SVLFG versicherte Biogasanlagen<br />
in der Regel landwirtschaftlich<br />
geprägt sind, wird hier nur die Grundschulung<br />
der Betreiberqualifikation als Ersatz<br />
für die Fortbildung anerkannt werden. Das<br />
Grundseminar und das Aufbauseminar des<br />
U-Modells sind bei der SVLFG im landwirtschaftlichen<br />
Bereich zu absolvieren.<br />
Bildungsangebote des Schulungsverbundes<br />
Biogas e.V. und der Berufsgenossenschaften:<br />
Arbeitgeber aus Mitgliedsunternehmen<br />
der BG ETEM und der SVLFG<br />
können sich und ihre Mitarbeiter – auch<br />
unabhängig von den Anforderungen im U-<br />
Modell – kostenlos zur Teilnahme an Seminaren<br />
anmelden. Informationen dazu<br />
finden Sie unter www.bgetem.de, Webcode<br />
15639529 und unter www.svlfg.de.<br />
Informationen und Termine zu den Schulungen<br />
im Schulungsverbund Biogas<br />
finden Sie unter www.schulungsverbundbiogas.de.<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. (FH) Dirk Pachurka<br />
Technischer Aufsichtsbeamter<br />
Berufsgenossenschaft Energie Textil<br />
Elektro Medienerzeugnisse<br />
Fachgebiet Energie- und Wasserwirtschaft (BG ETEM)<br />
Tel. 02 11/93 35-42 11<br />
E-Mail: pachurka.dirk@bgetem.de<br />
Dipl-Wirtsch.-Ing. (FH) Marion Wiesheu<br />
Leiterin des Referats Qualifizierung und Sicherheit<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Tel. 0 81 61/98 46 60<br />
E-Mail: marion.wiesheu@biogas.org<br />
65
Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Biogas-Landwirt Pfänder: Stück für Stück<br />
zu mehr Öko-Energie<br />
Nein, zum Energielandwirt des Jahres 2017 hat es nicht ganz gereicht für Jürgen Pfänder<br />
aus Ohrenbach. Doch der Bauer aus der kleinsten selbstständigen Gemeinde in Mittelfranken<br />
in der Nähe von Rothenburg ob der Tauber grämt sich darüber nicht wirklich. Denn<br />
immerhin hat er als einziger der drei Kandidaten auf der „Shortlist“ für den Ceres-Award<br />
das Biogas-Thema hochgehalten.<br />
Anlagenbetreiber<br />
Jürgen Pfänder – im<br />
Hintergrund sein<br />
neuester Fermenter mit<br />
Gas-Speicher.<br />
Von Heinz Wraneschitz<br />
Auf dem Pfänderhof treffen Nachhaltigkeit,<br />
Unternehmertum und Risikobereitschaft<br />
auf Technikbegeisterung – ganz im Sinne<br />
der Umwelt“. So begründeten die Juroren<br />
vom Deutschen Landwirtschaftsverlag,<br />
dem Veranstalter der Suche nach den Bauern des Jahres,<br />
warum der Ohrenbacher auf die Liste der besten<br />
Energielandwirte kam.<br />
Schon 2003 ist Jürgen Pfänder eingestiegen in die<br />
Biogasproduktion, und zwar „wegen meiner intensiven<br />
Tierhaltung“. Aber wenn er momentan sagt, „nach 15<br />
Jahren Erneuerbare Energie mache ich jetzt wieder<br />
Landwirtschaft“, verrät ihn sein Zwinkern: Er muss weder<br />
das Eine neu anfangen, noch wird er das Andere<br />
aufgeben. Denn Pfänder ist<br />
Landwirt und Biogasbauer aus<br />
Überzeugung.<br />
250 Hektar bewirtschaften der<br />
Bauer und seine Frau gemeinsam<br />
mit ihren beiden Angestellten<br />
und zwei Auszubildenden.<br />
Unter anderem müssen<br />
2.000 Mastschweine versorgt<br />
werden, neben Ackerbau und<br />
der immer wieder wachsenden<br />
Biogasanlage. „Da muss<br />
zuerst das rein, was nicht in<br />
Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion<br />
steht“, ist Pfänders<br />
erster Grundsatz. Deshalb<br />
ist auch Mais nur ein Teil des<br />
Bakterienfutters. Darüber hinaus<br />
wird Grünroggen eingesetzt.<br />
Neben Grassilage haben<br />
„Wir können mehr als nur<br />
Grundlast mit Biogas“<br />
Jürgen Pfänder<br />
in seinem „Einsatzstoffe-Mix“ aber auch zwei Tonnen<br />
Geflügelmist pro Tag ihren festen Platz.<br />
Gülle und Mist als Rohstoffbasis<br />
Doch neben Maissilage bildet die Schweinegülle die<br />
Biogas-Basis; dazu kommt Rindermist von einem Bullenmäster,<br />
der 300 Tiere aufzieht. Für Jürgen Pfänder<br />
gilt aber sowohl bei sich selbst als auch für den zugelieferten<br />
Bullen-Mist der Grundsatz: geschlossene<br />
Kreisläufe. Sprich: Nach der Vergärung muss der Reststoff<br />
wieder dorthin, wo er hingehört, als Dünger auf die<br />
Felder. Deshalb hat er einen Separator angeschafft, der<br />
feste und flüssige Anteile am Ende des Vergasungsprozesses<br />
trennt. Und der Bullenmäster hat so einerseits<br />
weniger Material zu transportieren, andererseits kann<br />
er so mit einem Festmiststreuer düngen.<br />
Auch seine beiden Traktoren betreibt Pfänder im Kreislaufmodus:<br />
Kaltgepresstes Rapsöl ist der Stoff, der<br />
einen 2005 umgebauten Fendt Vario 815 und einen<br />
Fendt Vario 820 Greentec, Baujahr 2010 mit zwei<br />
Tanksystemen, antreibt. Der 815er hat bereits 10.000<br />
Betriebsstunden auf dem Buckel, und das mit heimischem<br />
Sprit, der von der nahegelegenen Rapsölmühle<br />
in Unterwurmbach stammt.<br />
Doch das alles sind nur Details im Verhältnis zu dem<br />
Engagement, das Bauer Pfänder bei der Erzeugung von<br />
Biogas-Strom und -wärme an den Tag legt. Der erste<br />
Biogasmotor ging bereits 2003 ans Netz, wenn auch<br />
66
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Praxis<br />
tatsächlich erst 2004 in Dauerbetrieb.<br />
65 kW elektrische Leistung hatte der.<br />
Mit dem zweiten Fermenter, der 2006<br />
entstand, stieg auch die Bemessungsleistung<br />
der Anlage, die einige 100 Meter<br />
außerhalb der kleinsten eigenen Gemeinde<br />
im Kreis Ansbach steht. Schon<br />
2012 ist Pfänder in die Vermarktung<br />
von Regelenergie eingestiegen. „Ich<br />
war einer der ersten in der Regionalgruppe<br />
Bayerisch-Schwaben Nord des<br />
Fachverbandes Biogas, die sich damals<br />
dieses Themas angenommen hatten.“<br />
Seine Überzeugung: „Wir können mehr<br />
als nur Grundlast mit Biogas. Das müssen wir nutzen.“<br />
Dennoch: Auf 550 kW ist die Anlage in Ohrenbach bis<br />
heute gedeckelt. Das Hin und Her der Politik beim EEG<br />
2014 „hat mich damals auf die Palme gebracht“, gibt<br />
Pfänder zu. „Ich habe damals einen Gasspeicher gebaut,<br />
um die Flex-Prämie zu bekommen. Dann sah es<br />
so aus, als ob die gestrichen wird. Am Ende blieb die<br />
Prämie, aber eben auch die Deckelung.“ Diese Unberechenbarkeit<br />
ärgert den Landwirt bis heute: „Man wird<br />
von der Politik getrieben. Da muss man schnell noch einen<br />
Motor anschaffen, weil das im nächsten Jahr nicht<br />
mehr geht“, beschreibt er die Probleme eines Biogas-<br />
Investors.<br />
Fotos: Heinz Wraneschitz<br />
Doch inzwischen hat er, unterstützt vom Lieferanten agriKomp,<br />
weitere Motoren und vor allem viel mehr Gasproduktion<br />
und Speicherkapazität installiert. Damit ist<br />
er sehr flexibel, vor allem bei der Stromerzeugung. Zwei<br />
Zündstrahl-Aggregate und zwei Gas-Ottomotoren stehen<br />
in einem Technikgebäude sowie Containern rund<br />
um die Schweineställe. Die elektrische Nennleistung<br />
der vier Maschinen zusammen beträgt 1.175 Kilowatt,<br />
das bedeutet also quasi eine doppelte Überbauung. In<br />
zwei Fermentern, einem Nachgärer und dem abgedeckten<br />
Gärdüngerlager wird das Biogas gesammelt. „Das<br />
Gas reicht für zwölf Stunden bei 500 kW zusätzlicher<br />
Motorleistung“, nennt Pfänder eine Zahl.<br />
Fahrsilo mit Silage in<br />
der linken Kammer.<br />
Rechts lagert separierter<br />
Feststoff, der zur<br />
Ausbringung auf die<br />
Felder bereitliegt. Im<br />
Hintergrund die bestehenden<br />
Schweineställe,<br />
rechts ein im Bau<br />
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67
Praxis<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Abfüllanlage für den Gärdünger. Hier<br />
werden die Gülletankwagen befüllt.<br />
Die (fast) ungenutzte Gasfackel<br />
auf einem der Gärbehälter.<br />
An dieser Station wird das Biogas<br />
übergeben an das Satelliten-BHKW.<br />
Wärme für Nachbarorte<br />
Dazu kommt noch eine Roh-Biogasleitung, die seit<br />
2010 ein 265-kW-Satelliten-BHKW im Nachbardorf<br />
Gailshofen versorgt. Die Biogaswärme dort wird,<br />
ergänzt um ein Hackschnitzelheizwerk, von einer Eigentümergemeinschaft<br />
in einem Wärmenetz genutzt.<br />
Wärmekonzepte sind auch in Ohrenbach wie in dem<br />
per Fernwärmeleitung angeschlossenen Oberscheckenbach<br />
von Gemeinschaften umgesetzt worden. Im<br />
letzteren Ort hängen beispielsweise Schule und Kindergarten<br />
an der Versorgung durch Biogaswärme. 4,3<br />
Millionen (Mio.) Kilowattstunden (kWh) Strom und<br />
3,5 Mio. kWh Wärme aus Pfänders Biogas-Produktion<br />
werden jährlich genutzt, wenn man die auch bei ihm<br />
übliche Hackschnitzel-Holztrocknung mit einrechnet.<br />
Nicht einbezogen ist allerdings die Satelliten-Anlage<br />
in Gailshofen.<br />
„Die Landwirtschaft muss weg von der reinen Rohstoffproduktion,<br />
muss Wertschöpfung machen. Strom<br />
war damals das passende veredelte Produkt für mich.“<br />
Jürgen Pfänder hat sich gedacht: „Wenn‘s der Bevölkerung<br />
nichts mehr wert ist, muss man eben Energie<br />
produzieren. Denn Energie ist ein Nachfragemarkt.“<br />
Deshalb habe er auf Biogas gesetzt. Damals: Das war<br />
jene Zeit Anfang des Jahrtausends, als der Doppelzentner<br />
Getreide im Verkauf gerade noch mal 8 Euro erbracht<br />
hat. Auch wenn die Getreidepreise inzwischen<br />
höher sind: Die Entscheidung „pro Biogas“ hat Pfänder<br />
offenbar nicht bereut. Aber heute, mit 15 Jahren<br />
Biogas-Erfahrung, sagt er mit etwas Trauer in der Stimme:<br />
„Momentan sind nur bedingt Investitionen möglich,<br />
weil ich nicht weiß, wie es aufseiten der Politik<br />
weitergeht.“<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Heinz Wraneschitz<br />
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68
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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69
International<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Deutsch-Kenianisches<br />
Forum zu „Energieeffizienz<br />
und Eigenversorgung<br />
mit Erneuerbaren<br />
Energien“ – Begrüßung<br />
durch Michael<br />
Derus, stellvertretender<br />
Leiter der deutschen<br />
Botschaft in Kenia und<br />
Leiter der Wirtschaftsabteilung.<br />
Nairobi<br />
Reiseberichte: AHK-Geschäftsreisen<br />
nach Kenia und Kuba<br />
Im Rahmen seiner Bemühungen, interessante und nachhaltige neue Exportmärkte für<br />
seine Firmenmitglieder zu sondieren, nahm der Fachverband Biogas e.V. kürzlich an<br />
Geschäftsreisen nach Kenia und Kuba teil. Vertreten wurde er dort durch den von der<br />
GIZ an den Fachverband entsandten EZ-Scout.<br />
Von Markus Fürst<br />
Foto: Markus Fürst<br />
Kenia: interessantes Bioenergie-Potenzial,<br />
aber noch zögerliche Marktentwicklung.<br />
In Kenia besteht im Bereich industrieller<br />
und gewerblicher Energieabnehmer aufgrund<br />
hoher Strompreise und instabiler<br />
Übertragungs- und Verteilnetze generell das Interesse<br />
an der Substitution und Hybridisierung der Stromversorgung<br />
durch unter anderem Bioenergie. Dies trifft im<br />
Besonderen auf die Vielzahl von Unternehmen zu, die<br />
auf eine möglichst unterbrechungsfreie Stromversorgung<br />
angewiesen sind, wofür in der Regel auf Back-up-<br />
Dieselgeneratoren zurückgegriffen wird.<br />
Der Markt für Bioenergietechnologie ist aufgrund der<br />
großen Bedeutung der lebensmittelverarbeitenden Industrie<br />
in Kenia durchaus vorhanden. Auch nach der<br />
Inbetriebnahme der bislang größten Biogasanlage in<br />
Subsahara-Afrika mit 2,4 Megawatt Nennleistung wird<br />
das Interesse an der kommerziellen beziehungsweise<br />
industriellen Biogas-Nutzung größer.<br />
Im Rahmen der Exportinitiative Energie organisierte die<br />
Delegation der Deutschen Wirtschaft in Kenia daher<br />
vom 25. bis 29. Juni gemeinsam mit der Renewables<br />
Academy AG eine AHK-Geschäftsreise zu Energieeffizienz<br />
und Eigenversorgung mit Erneuerbaren Energien<br />
nach Kenia. Auf einer Fachkonferenz in Nairobi am 26.<br />
Juni gaben sowohl die Vertretung der deutschen Wirtschaft<br />
und das Kenianische Energieministerium als<br />
auch relevante Akteure aus den Bereichen Erneuerbare<br />
Energien und Energieeffizienz einen Überblick über Geschäftspotenziale,<br />
politische Rahmenbedingungen und<br />
Finanzierungsmöglichkeiten von Projekten in Kenia.<br />
Mehrere Firmen, unter anderem auch Mitgliedsfirmen<br />
des Fachverbandes Biogas e.V., hatten hier die Möglichkeit,<br />
ihr Leistungsangebot dem kenianischen Fachpublikum<br />
zu präsentieren und für sie organisierte Business-Gespräche<br />
zu führen. Auch der beim Fachverband<br />
ansässige EZ-Scout der GIZ, Markus Fürst, informierte<br />
über die Biogastechnologie „Made in Germany“ sowie<br />
Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für Projektkooperationen<br />
zwischen deutschen und kenianischen<br />
Unternehmen.<br />
Darüber hinaus begleitete und unterstützte er die an<br />
den Folgetagen durch die Delegation Kenia organisierten<br />
und auf die teilnehmenden Unternehmen zugeschnittenen,<br />
individuellen Gesprächstermine mit<br />
potenziellen Geschäftspartnern vor Ort. Dabei wurden<br />
unter anderem frucht- und gemüseverarbeitende Betriebe<br />
wie Kevian Ltd., Kenias größter Produzent von<br />
Fruchtsäften, Fruchtsaftkonzentraten, Softdrinks, Saucen<br />
und Suppen besucht.<br />
70
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
International<br />
Foto: Kevian Kenya Ltd.<br />
Produktion von Fruchtsaft bei Kevian Ltd., Kenias größtem<br />
frucht- und gemüseverarbeitenden Betrieb.<br />
Biogas statt Feuerholz nutzen<br />
Vergleichbare Unternehmen stehen aktuell vor der Herausforderung<br />
– aufgrund gesetzlicher Regelungen –, ab<br />
2019 kein (Feuer-)Holz mehr für ihre energieintensive<br />
Produktion (Strom, Wärme und Dampf) verwenden zu<br />
dürfen. Da die bisher zur Energieproduktion genutzten<br />
Dampfkessel derzeit noch mit Holz aus (unter anderem<br />
illegalem) Einschlag sowie mit Abfallholz und Sägemehl<br />
beschickt werden, suchen die Unternehmen<br />
dringend nach alternativen Energiequellen. Für Frucht<br />
verarbeitende Betriebe drängt sich die anaerobe Fermentation<br />
zur Produktion von Biogas geradezu auf, da<br />
hier die Abfälle aus der Frucht- und Gemüseveredelung<br />
(Schalen, faserige Fruchtfleischreste etc.) zur<br />
Energieerzeugung verwendet werden können, die bisher<br />
getrocknet und verbrannt oder einfach auf Brachen<br />
gelagert wurden.<br />
Kenianische Produktionsunternehmen suchen daher<br />
derzeit verstärkt nach ausländischen Partnern, um<br />
derartige Vorhaben umzusetzen. Für deutsche Firmen<br />
sind grundsätzlich solche durch private Investoren<br />
Foto: Snow Leopard Projects GmbH<br />
finanzierte Projekte interessant, weil bei<br />
diesen eine akzeptable Zahlungsmoral<br />
erwartet werden kann. Ferner werden größere<br />
Unternehmen in wichtigen Branchen<br />
in der Regel von Managern mit indischem<br />
Migrationshintergrund geführt, die mit den<br />
europäischen Wirtschaftsgepflogenheiten<br />
vertraut sind.<br />
In letzter Zeit mehren sich allerdings Bedenken<br />
von Experten, dass Kenia regional<br />
ins Hintertreffen gerät, da seine Nachbarländer<br />
– zum Beispiel Äthiopien oder Uganda<br />
– mehr ausländische Direktinvestitionen<br />
anlocken. Dabei hat Kenia mit einer im regionalen Vergleich<br />
akademisch gut ausgebildeten Bevölkerung, einer<br />
diversifizierten Privatwirtschaft und ausbaufähigen<br />
industriellen Strukturen gute Chancen, den Regional-<br />
Hub Nairobi weiter auszubauen. Dieser Entwicklung<br />
entgegen stehen eine enorm hohe und teure Staatsverschuldung,<br />
hohe Transport- und Produktionskosten bei<br />
gleichzeitig schwacher Infrastruktur sowie eine hohe<br />
Korruptions- und Kriminalitätsrate.<br />
Biogasanlage Naivasha<br />
mit 2,4 Megawatt elektrischer<br />
Nennleistung.<br />
Havanna<br />
Foto: Markus Fürst<br />
Kuba: große Ausbaupläne für Bioenergie –<br />
Anerkennung privatwirtschaftlichen Besitzes<br />
in neuer Verfassung schafft positive<br />
Voraussetzungen<br />
Die Steigerung der Energieeffizienz und die<br />
Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energien stehen<br />
in Kuba bereits seit einigen Jahren auf der Agenda.<br />
Besonders in der Lebensmittelindustrie und der Tourismusbranche<br />
wurden erst kürzlich mehrere Projekte zur<br />
Modernisierung vorangetrieben. So sind Investitionen<br />
in Höhe von 660 Millionen (Mio.) US-Dollar für die Modernisierung<br />
von Zuckermühlen und Schlachthäusern,<br />
Hühner- und Schweinemasten vorgesehen.<br />
Weiterhin weist der Tourismussektor viel Potenzial für<br />
energieffizientere Technologien im Bereich Beleuchtung<br />
für Hotels, Klima- und Lüftungsanlagen sowie solarbetriebene<br />
Heißwasseranlagen auf. Durch das 2014<br />
verabschiedete Visa-Regime wurde außerdem der Erwerb<br />
von Immobilien für ausländische Käufer erleichtert.<br />
Auch der Ausbau von Erneuerbaren Energien ist<br />
gesetztes Ziel der Regierung: Bis 2030 soll der durch<br />
Erneuerbare Energien erzeugte Stromanteil von derzeit<br />
4,3 Prozent auf 24 Prozent steigen. Dies soll vor allem<br />
durch KWK-, Biogas- und PV-Anlagen erfolgen.<br />
Konferenz zu „Erneuerbaren<br />
Energien und<br />
Energieeffizienz in der<br />
Lebensmittel- und Tourismusindustrie“<br />
am<br />
12. Juni in Havanna,<br />
Kuba.<br />
71
International<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Biogasanlage Marti I / Marti II mit zwei Fermentern à 2.500 und 4.500 Kubikmetern zur Vergärung von<br />
Schweinegülle und Schlachtabfällen. Die Anlage wurde 2017 durch das Fachverbandsmitglied Aqualimpia<br />
Engineering e.K. errichtet.<br />
Mit dem Ziel, deutschen Unternehmen die<br />
Möglichkeit zu geben, sowohl die Potenziale<br />
als auch die gegebenen Rahmenbedingungen<br />
für ein Engagement auf Kuba<br />
auszuloten, organisierte die Deutsch-Kubanische<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
gemeinsam mit der RENAC AG eine AHK-<br />
Geschäftsreise zu Erneuerbaren Energien<br />
und Energieeffizienz in der Lebensmittelund<br />
Tourismusindustrie auf Kuba.<br />
Die Fachveranstaltung fand im Rahmen der<br />
Exportinitiative des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Energie (BMWi) vom 11.<br />
bis 15. Juni in Havanna statt und bot den<br />
idealen Rahmen, um Möglichkeiten zur<br />
Umsetzung Kubas Energiestrategie 2030<br />
zu erörtern. Deutsche und kubanische<br />
Referentinnen und Referenten sowie aus<br />
Deutschland angereiste Unternehmensvertreter<br />
diskutierten vor 130 Teilnehmern<br />
Kooperationsmöglichkeiten bei der Umgestaltung<br />
des kubanischen Energiesektors.<br />
Erneuerbare-Anteil soll von 4 auf<br />
25 Prozent anwachsen<br />
So soll der Anteil Erneuerbarer Energien an<br />
der Gesamtenergieproduktion des Landes<br />
von derzeit 4 auf 25 Prozent erhöht werden.<br />
Hierbei setzt die kubanische Regierung neben<br />
Solarthermie und Photovoltaik in erster<br />
Linie auf Biogas und Windenergie. Im Anschluss<br />
an die Fachveranstaltung konnten<br />
sich die deutschen Experten und Unternehmer,<br />
darunter auch Fachverbands-Mitglieder,<br />
bei Besuchen der wichtigsten kubanischen<br />
Importgesellschaften und vorab<br />
in organisierten Einzelgesprächen ein Bild<br />
über Einsatzmöglichkeiten ihrer Produkte<br />
und Dienstleistungen machen.<br />
Im Rahmen der Geschäftsreise besuchten<br />
die Akteure der deutschen Biogasbranche<br />
unter anderem die Einkaufsgesellschaft<br />
ENERGOIMPORT (Import und Vertrieb von<br />
Erzeugungsanlagen, Komponenten und<br />
Ersatzteilen), die Einkaufsgesellschaft für<br />
die Zuckerindustrie, AZUIMPORT, sowie<br />
die Einkaufsgesellschaften für Tourismus<br />
(ITH, MINTUR) und der Lebensmittelindustrie<br />
(ALINPEN, GEIA, MINAL) und hatten<br />
ausgiebig Gelegenheit, sich über bereits<br />
umgesetzte und anstehende Projekte<br />
und die Erwartungen der jeweiligen Partner<br />
auszutauschen.<br />
Eine große Herausforderung, die in den<br />
bilateralen Gesprächen zwischen deutschen<br />
Teilnehmern und ihren kubanischen<br />
Gesprächspartnern immer wieder thematisiert<br />
wurde, ist die Finanzierung von<br />
Energieprojekten. Da die Struktur des Außenhandels<br />
durch das planwirtschaftlich<br />
organisierte Wirtschaftssystem geprägt ist,<br />
hält der Staat ein Außenhandelsmonopol.<br />
Es wird verwaltet durch das Ministerium für<br />
Außenhandel und Außenhandelsinvestitionen<br />
(Ministerio del Comercio y la Inversion<br />
Extranjera, MINCEX).<br />
Als Akteure auf kubanischer Seite treten<br />
nur staatlichen Firmen auf, die eine (zeitlich<br />
befristete) Konzession zur Ein- und<br />
Ausfuhr exakt definierter Zollpositionen<br />
bekommen. Sie sind im Nationalen Register<br />
der Exporteure und Importeure aufgeführt<br />
(anzufragen über die Kubanische<br />
Handelskammer: http://www.camaracuba.<br />
cu). Derzeit sind etwa 360 Unternehmen<br />
registriert.<br />
EnergoImport zuständig<br />
für Import und Vertrieb von<br />
Erzeugungsanlagen<br />
Für den Bereich der Erneuerbaren Energien<br />
ist das Ministerium für Basisindustrie<br />
(MINBAS) zuständig. Ihm untersteht das<br />
Unternehmen Unión Eléctra (UNE), dem<br />
Foto: Aqualimpia Engineering e.K.<br />
die wesentlichen öffentlichen Erzeugungs-,<br />
Transport- und Distributionsanlagen unterstellt<br />
sind. Das entsprechende Außenhandelsunternehmen<br />
EnergoImport ist<br />
zuständig für den Import und Vertrieb von<br />
Erzeugungsanlagen, Komponenten und Ersatzteilen<br />
sowie für technische Dienstleistungen<br />
(wobei Arbeitsleistungen in Kuba<br />
primär von lokalen Mitarbeitern ausgeführt<br />
werden). Energieerzeugende Anlagen für<br />
spezielle Industriezweige, zum Beispiel<br />
der Zuckerindustrie, unterliegen den jeweiligen<br />
Industrieministerien.<br />
Das Bundesministerium für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit (BMZ) hat seit 2003 alle<br />
bilateralen Programme eingestellt. Das<br />
heißt, dass weder die GIZ noch die KfW<br />
Entwicklungsbank oder die DEG gegenwärtig<br />
bilateral in Regierungsverhandlungen<br />
vereinbarte Projekte oder Programme<br />
unterstützt. Diese Haltung kann jedoch<br />
seitens der Bundesregierung jederzeit bilateral<br />
gelöst werden. Entsprechend sind<br />
auch keine Förderprogramme der einzelnen<br />
Bundesländer für Kuba aufgelegt worden.<br />
Derzeit sind auch weder die Weltbank,<br />
noch der Internationale Währungsfonds,<br />
noch die Interamerikanische Entwicklungsbank<br />
in Kuba aktiv tätig. Die EU<br />
hat mit Kuba seit 1996 zwar offizielle<br />
Beziehungen aufgenommen, allerdings<br />
werden keine Projekte im Bereich Energie<br />
bzw. Erneuerbare Energien unterstützt. In<br />
Deutschland gibt es jedoch einige kommerzielle<br />
Geschäftsbanken, die in der<br />
Handelsfinanzierung mit Kuba aktiv sind.<br />
Unter anderem sind dies die DZ Bank,<br />
Unicredit, Commerzbank und – für Unternehmen<br />
aus Baden-Württemberg – die<br />
Landeskreditanstalt BW. Darüber hinaus<br />
gibt es Exportkreditgarantien über Euler<br />
Hermes für kurzfristige sowie lang- und<br />
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Markus Fürst<br />
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72
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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73
Aus der<br />
Verbandsarbeit<br />
Bericht aus der Geschäftsstelle<br />
Heiße Zeiten für<br />
Biogas<br />
Nicht nur die Temperaturen waren in den vergangenen Wochen<br />
rekordverdächtig, sondern auch die aktuellen Diskussionen<br />
über neue Verordnungen und technische Regelwerke. Aufgrund<br />
einiger drohender Vertragsverletzungsverfahren (MCPD,<br />
NERC-Richtlinie etc.) herrscht akuter Handlungsdruck im<br />
Bundesumweltministerium, der sich in Form neuer Referentenentwürfe<br />
bei der TA Luft, der 44. BImSchV und der TRAS<br />
120 widerspiegelt.<br />
Von Dr. Stefan Rauh und Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
Erfolg bei der Ressortabstimmung der 44. BImSchV<br />
Weiterhin intensiv in der Bearbeitung ist die Begleitung der Ressortabstimmung<br />
zur „Verordnung über mittelgroße Feuerungsanlagen“, die inzwischen<br />
als 44. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) bekannt ist und<br />
die Errichtung, Beschaffenheit und den Betrieb von Biogas-Blockheizkraftwerken<br />
(BHKW) regeln soll. Nach der fristgerechten Einreichung einer umfangreichen<br />
Stellungnahme im Mai konnte durch den Fachverband eine<br />
wichtige Verbesserung bei den Übergangsfristen für die vermutlich zukünftig<br />
geltenden Abgasgrenzwerte bei NOx- [0,1 Gramm pro Kubikmeter (g/m³)]<br />
und Gesamt-C-Emissionen (1,3 g/m³) erreicht werden.<br />
Für Neuanlagen sollen die erhöhten Anforderungen ab dem 1. Januar 2023<br />
gelten und für Bestandsanlagen ab 1. Januar 2029. Der Fachverband wird die<br />
weitere Bearbeitung der 44. BImSchV intensiv begleiten und sich für praxistaugliche<br />
Anforderungen einsetzen. Da die SCR-Katalysatoren-Technik als zukünftige<br />
Abgasbehandlungstechnik mehr oder weniger gesetzt ist, empfehlen<br />
wir, bei allen Investitionen in BHKW-Technik (Neuanlagen, Austausch Motor<br />
etc.) einen Einbauraum für SCR-Katalysatoren vorzusehen.<br />
Stellungnahme des Fachverbandes zur Länderanhörung<br />
bei der TRAS 120<br />
Die TRAS 120 – Biogasanlagen wurde am 21. Juni von der Kommission für<br />
Anlagensicherheit (KAS) mit großer Mehrheit angenommen und in eine finale<br />
Länderanhörung überführt. Nach einer entsprechenden Bearbeitung der Einsprüche<br />
und letzten Diskussion in der KAS ist mit der Veröffentlichung Ende<br />
74
Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />
des Jahres zu rechnen. Aus Sicht des Fachverbandes<br />
herrscht nach wie vor umfänglicher Änderungsbedarf<br />
an dem Entwurf.<br />
Dieser wurde auch nochmal in einer Stellungnahme an<br />
die jetzt an der Anhörung beteiligten Länderbehörden<br />
weitergegeben. Die Hauptkritik an dem Entwurf der TRAS<br />
120 besteht immer noch bezüglich der Anforderungen<br />
an die Gasspeichersysteme (Umgang mit einschaligen<br />
Gasspeichern und den Klemmschlauchanbringungen),<br />
der fehlenden klaren Regelungen im Umgang mit Bestandsanlagen<br />
und der für ein technisches Regelwerk zu<br />
detaillierten und einschränkenden Anforderungen.<br />
Neuer Referentenentwurf der TA Luft<br />
Das Referat Genehmigung ist aktuell mit dem Ende<br />
Juli bekanntgewordenen Referentenentwurf der TA Luft<br />
befasst. Der Entwurf weist in den biogasspezifischen<br />
Regelungen durchaus positive Änderungsansätze auf.<br />
Dennoch wird hierzu eine Stellungnahme erarbeitet,<br />
um in der aktuell laufenden Ressortabstimmung entsprechenden<br />
Input liefern zu können. Bereits im Juni<br />
wurde vom Referat der Austausch über wasserrechtliche<br />
Fragestellungen im Rahmen eines Fachgesprächs<br />
initiiert und organisiert (siehe Bericht auf Seite 90).<br />
Anfang Juli wurde eine Stellungnahme zum nach 2016<br />
erneut in der Überarbeitung befindlichen Landesentwicklungsplan<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen mit<br />
Akteuren aus der Region abgestimmt und fristgerecht<br />
eingereicht. Wesentliche Forderung ist hier, dass das<br />
von der ehemaligen Landesregierung eingeführte Verbot,<br />
für Biogasprojekte im Außenbereich Bauleitplanung<br />
zu betreiben, aufgehoben wird. Aktuell werden<br />
die Entwicklungsmöglichkeiten von Biogasanlagen<br />
über die Grenzen der Privilegierung hinaus bereits auf<br />
der landesplanerischen Ebene abgeschnitten.<br />
Qualifikation der zur Prüfung befähigten<br />
Personen<br />
Um sowohl aktuelle Diskussionen zur ausreichenden<br />
Fachkunde von zur Prüfung befähigten Personen auf<br />
Biogasanlagen (gemäß Betriebssicherheitsverordnung)<br />
als auch Betreiber bei der Auswahl dieser Personen zu<br />
unterstützen, hat der Fachverband im Juli die erste<br />
Qualifizierung für die jährlich und dreijährlich wiederkehrende<br />
Prüfung erfolgreich durchgeführt. Die Qualifizierung<br />
für die sechsjährig wiederkehrende Prüfung<br />
wird im Oktober stattfinden.<br />
Des Weiteren hat das Referat Qualifizierung und Sicherheit<br />
in Abstimmung mit dem AK Sicherheit eine neue<br />
Arbeitshilfe A-018 Einweisungsprotokoll-Sicherheitshinweise<br />
für Besucher veröffentlicht. Diese Arbeitshilfe<br />
unterstützt den Betreiber bei der Sicherheitsunterweisung<br />
von Besuchern auf der eigenen Biogasanlage. Da<br />
immer mehr fremdsprachige Gruppen Biogasanlagen<br />
besichtigen, steht diese Arbeitshilfe auch in Englisch<br />
zur Verfügung (A-018-2).<br />
Im September <strong>2018</strong> startet die neue Schulungssaison<br />
im Schulungsverbund Biogas. Pünktlich zum Start der<br />
Saison haben die beiden Berufsgenossenschaften SV-<br />
LFG und BG ETEM dem Fachverband Biogas bestätigt,<br />
dass einzelne Schulungen des Schulungsverbundes<br />
Biogas im Rahmen des Unternehmermodells der BG<br />
ETEM und der SVLFG anerkannt und teilweise bezuschusst<br />
werden (weitere Informationen hierzu entnehmen<br />
Sie bitte dem Artikel auf Seite 58).<br />
Aktivitäten des Referates International<br />
Im Rahmen der Exportinitiative Energie war der Fachverband<br />
Biogas in den vergangenen Wochen auf diversen<br />
AHK-Geschäftsreisen nach Griechenland, Kuba<br />
und Kenia vertreten und stellte auf den jeweiligen<br />
Auftaktkonferenzen den deutschen Biogassektor vor.<br />
Zudem fanden mehrere Termine mit Behörden und<br />
Ansprechpartnern vor Ort statt. Im Anschluss an die<br />
AHK-Geschäftsreise nach Kenia gab es mehrere Treffen<br />
mit Verbänden in Uganda (unter anderem mit dem dortigen<br />
Biogasverband), um Kooperationsmöglichkeiten<br />
zwischen der deutschen und ugandischen Privatwirtschaft<br />
auszuloten.<br />
Im Rahmen der Kooperationsvereinbarung mit der<br />
GIZ reiste der Fachverband nach Serbien, um die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
für kleine Biogasanlagen zu<br />
erörtern. Die Beratungsleistung des Fachverbandes<br />
bestand aus Modellberechnungen, um angemessene<br />
Einspeisetarife entwickeln zu können, und aus Gesprächen<br />
mit Vertretern verschiedener Ministerien und<br />
Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />
Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />
Regional. Verlässlich. Klimafreundlich. Biogas kann‘s!<br />
75
1<br />
Verband<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Düngen mit<br />
Gärprodukten<br />
BIOGAS Wissen_2<br />
Marktakteuren in Serbien. Zudem konnten Mitarbeiter<br />
des Referates Delegationen aus Ghana, der Dominikanischen<br />
Republik, Südkorea, Mittelamerika und von<br />
Verbandsvertretern des East African Renewable Energy<br />
Network (EAREN) in Freising begrüßen.<br />
Programm der Biogas Convention steht<br />
Das Referat Veranstaltungen hat sich von Juni bis August<br />
fast ausschließlich den Vorbereitungen der BIO-<br />
GAS Convention, die vom 14. bis 16. November in<br />
Hannover stattfindet, gewidmet. Vom Konzept über die<br />
Ansprache der Referenten, vom Programmheft bis zur<br />
neuen deutschen und englischen Internetseite sollte<br />
alles im August fertig sein und dies ist auch plangemäß<br />
erfolgt.<br />
Traditionell wurden ferner über den Sommer zahlreiche<br />
Hoffeste in ganz Deutschland sowie der Johannitag in<br />
Triesdorf und die Tarmstedter Ausstellung unterstützt.<br />
Als weitere Aufgabe wurden die neuen DSGVO-Richtlinien<br />
für den Veranstaltungsbereich umgesetzt, damit<br />
auch in Zukunft sichergestellt ist, dass alle persönlichen<br />
Daten von Teilnehmern an Veranstaltungen des<br />
Fachverbandes Biogas e.V. gemäß der DSGVO verarbeitet<br />
werden können.<br />
Neue Broschüre<br />
„Düngen mit Gärprodukten“<br />
Die Nachfrage nach hochwertigem Dünger gewinnt<br />
zunehmend an Bedeutung. Gärprodukte stellen einen<br />
idealen Dünger für Landwirtschaft, Garten und Privatpersonen<br />
dar, deshalb hat der Fachverband<br />
Biogas in Kooperation mit der Fachagentur<br />
Nachwachsende Rohstoffe (FNR) und der<br />
Gütegemeinschaft Gärprodukte (GGG) eine<br />
neue Broschüre herausgebracht.<br />
Auf 68 Seiten erhält der Leser umfassende<br />
Informationen rund um Anwendungsmöglichkeiten,<br />
Ausbringtechnik, die unterschiedlichen<br />
Aufbereitungsverfahren, Wirtschaftlichkeit<br />
und Vermarktungsstrategien<br />
von Gärprodukten. Darüber hinaus behandelt<br />
die Broschüre rechtliche Rahmenbedingungen<br />
und sicherheitstechnische<br />
Aspekte. Im zweiten Teil vermittelt ein umfangreiches<br />
Firmenverzeichnis einen guten Überblick<br />
über die am Markt aktiven Unternehmen. Außerdem<br />
berichten verschiedene Referenzanlagen von ihren Erfahrungen<br />
mit der Gärprodukt-Aufbereitung.<br />
Die Onlineversion der Broschüre „Düngen mit Gärprodukten“<br />
ist unter https://www.digestate-as-fertilizer.<br />
com/ ersichtlich. Die Printversion der Broschüre „Düngen<br />
mit Gärprodukten“ liegt seit August vor und kann<br />
direkt beim Fachverband Biogas bestellt werden. Zudem<br />
wird Ende dieses Jahres die Broschüre in Englisch<br />
mit dem Titel „Digestate as fertilizer“ erscheinen. Falls<br />
Sie ein Firmenportrait dafür schalten möchten, können<br />
Sie sich an die Geschäftsstelle wenden.<br />
Fahrplanbetrieb gewinnt an Bedeutung<br />
Im August fand ein Austausch des Arbeitskreises Direktvermarktung<br />
statt. Hintergrund waren die neuen<br />
Rahmenbedingungen auf den Regelenergiemärkten,<br />
wo seit kurzem 4-Stunden-Zeitscheiben ausgeschrieben<br />
werden. Ebenso von Bedeutung für die Märkte ist<br />
das sogenannte Mischpreisverfahren für den Leistungsund<br />
Arbeitspreis, dessen Einführung erst mal bis Oktober<br />
verschoben wurde.<br />
Das Ergebnis der Diskussion war eindeutig. Der bereits<br />
vor Jahren vorausgesagte Preisverfall hat nunmehr<br />
einen Punkt erreicht, ab dem die Regelenergie kaum<br />
mehr für Betreiber von Biogasanlagen Spaß macht.<br />
Die kommenden Mechanismen werden diese Situation<br />
eher befördern.<br />
Was ist die Konsequenz? In Zukunft ist zu erwarten,<br />
dass kaum relevante Erlöse im Bereich der Regelenergie<br />
möglich sind, wenn keine grundlegende Trendwende<br />
eintritt. Gleichwohl zeigen die Börsenpreise, dass<br />
vermehrt Zusatzerlöse über eine nachfrageorientierte<br />
Fahrweise zu erreichen sind. Zusammenfassend lässt<br />
sich also sagen, dass zwar die Regelenergiemärkte in<br />
der Zukunft allenfalls ein minimales Zubrot bieten<br />
werden, aber die nachfrageorientierte Fahrweise gute<br />
Chancen eröffnet.<br />
Treffen bei der Clearingstelle EEG<br />
zum Mess- und Eichwesen<br />
Anfang Juli fand ein Treffen bei der Clearingstelle EEG<br />
mit Vertretern der Eichbehörden statt, um über den<br />
derzeitigen Stand der auf Biogasanlagen verwendeten<br />
Messgeräte zu diskutieren. Gerade im Bereich der<br />
Messung der eingesetzten Gülle- und NawaRo-Mengen<br />
sehen die Eichbehörden noch einen deutlichen Verbesserungsbedarf,<br />
da ein Großteil der verwendeten Geräte<br />
nicht eichfähig ist.<br />
Im Rahmen des Treffens wurden die Möglichkeiten<br />
diskutiert, damit Anlagen in Zukunft dem Eichrecht<br />
entsprechen. Dabei wurden einige Lösungskonzepte erarbeitet.<br />
Es zeigte sich aber auch, dass es in bestimmten<br />
Bereichen noch keine technischen Lösungen gibt<br />
beziehungsweise die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
noch angepasst werden müssen. Der Fachverband wird<br />
sich weiterhin intensiv an den Diskussionen beteiligen<br />
und sich für praxisgerechte Lösungen und Übergangsfristen<br />
einsetzen.<br />
Autoren<br />
Dr. Stefan Rauh<br />
Manuel Maciejczyk<br />
Geschäftsführer<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Regionalgruppe Süd-Württemberg – Kreisgruppe Alb-Donau<br />
Veranstaltung mit Agrar-<br />
Staatssekretärin Gurr-Hirsch<br />
Vor gut einem Jahr startete die<br />
Regionalgruppe Süd-Württemberg<br />
den Versuch, unter der<br />
Ebene der Regionalgruppen im<br />
Fachverband Biogas<br />
e.V. freiwillige Kreisgruppen zu<br />
gründen. Die sehr aktive Kreisgruppe<br />
im Alb-Donau-Kreis hat<br />
schon im vergangenen Winter Vorarbeit<br />
geleistet und nun nach Vermittlung<br />
durch MdL Manuel Hagel<br />
eine sehr gute Veranstaltung<br />
mit Staatssekretärin Friedlinde<br />
Gurr-Hirsch vom Landwirtschafts-<br />
Ministerium in Ehingen-Berg<br />
durchgeführt.<br />
Hauptthemen der Veranstaltung<br />
waren das Güterkraftverkehrsgesetz<br />
und die Düngeverordnung.<br />
Gurr-Hirsch hielt ein Kurzreferat<br />
zur aktuellen Landesagrarpolitik und den<br />
Schwerpunkten ihrer Arbeit. Dem allgemeinen<br />
und medialen Trend entgegen wird an<br />
einem Ernährungsführerschein gearbeitet,<br />
der eine ausgewogene und gesunde Ernährung<br />
insbesondere der jungen Generation<br />
nahebringt.<br />
Franz-Josef Schenk referierte zum aktuellen<br />
Stand und den Schwierigkeiten des<br />
Von rechts: Oberbürgermeister Alexander Baumann, Stadt Ehingen, MdL<br />
Manuel Hagel (CDU-Generalsekretär in Baden-Württemberg), Agrar-<br />
Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU), Franz-Josef Schenk,<br />
Regionalgruppensprecher Süd-Württemberg, Daniel Jerg, Kreisgruppe<br />
Alb-Donau-Kreis, Reinhold Schmid, Kreisgruppe Alb-Donau-Kreis, Ernst<br />
Buck, Kreisobmann Kreisbauernverband Alb-Donau-Kreis.<br />
landwirtschaftlichen Verkehrs im Geltungsbereich<br />
des Güterkraftverkehrsgesetzes.<br />
Er zeigte auf, wo gesetzliche Regelung,<br />
Theorie und Praxis aktuell noch nicht zusammenpassen<br />
und wir von der Politik<br />
noch Nachbesserungen brauchen. Er bat<br />
im Rahmen der Möglichkeiten um Unterstützung.<br />
Unser besonderes Anliegen<br />
diesbezüglich an den Gesetzgeber ist, die<br />
durch die Bauart der (Zug-)-Fahrzeuge und<br />
Anhänger sowie durch die bauartbedingte<br />
Höchstgeschwindigkeit bis 40 km/h eindeutig<br />
der Landwirtschaft zuzuordnenden<br />
Verkehre mit land- und forstwirtschaftlichem<br />
Ladegut ganz aus dem Geltungsbereich<br />
des Güterkraftverkehrsgesetzes<br />
auszunehmen. Dafür gibt es eine Vielzahl<br />
von Argumenten, die aufgezeigt<br />
wurden. Zudem sollten die Regeln<br />
für den Lohnunternehmer<br />
mit lof-Ladung gleichermaßen<br />
angewandt werden. Schenk wandte<br />
sich an die politischen Vertreter<br />
und argumentierte noch zum<br />
Thema Maut. Unser Straßennetz<br />
beinhaltet alle öffentlichen Wege,<br />
was zur Folge haben könnte, dass<br />
im Falle einer nicht einheitlichen<br />
Mautveranlagung die mautpflichtigen<br />
Fuhrwerke einer Transportkette<br />
über die bewohnten Gebiete<br />
die Maut umfahren könnten. Daher<br />
ist eine Regelung, die über das<br />
lof-Ladegut als Kriterium befreit und auch<br />
die lof-Lohnunternehmer gleichermaßen<br />
berücksichtigt, von großer Wichtigkeit.<br />
Zur Düngeverordnung übernahmen dann<br />
Reinhold Stetter vom Pflanzenberatungsdienst<br />
und Reinhold Schmid. Es wurde<br />
aufgezeigt, dass die Vorgaben der Düngeverordnung<br />
gelten, aber die vom Land<br />
zur Verfügung zu stellende Software nur<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Verband<br />
teilweise fertiggestellt ist. Dadurch würden<br />
Doppel-Nachweise notwendig mit zunächst<br />
vorläufig geschätzten und später<br />
mit tatsächlichen Zahlen. Ebenso wurde<br />
der Wunsch an die Staatssekretärin herangetragen,<br />
dass das erste Jahr als eine Art<br />
Monitoring angesehen werden solle, um mit<br />
den Erfahrungen des ersten Jahres die Umsetzung<br />
in den Folgejahren zu verbessern.<br />
Die Notwendigkeit der Derogation wurde<br />
ebenso deutlich gemacht, da die immer<br />
geforderte Kreislaufwirtschaft durch die<br />
Düngeverordnung aufgebrochen wird.<br />
Zudem wäre eine Förderung organischen<br />
Düngens über das Landesförderprogramm<br />
sehr sinnvoll. Die Vorgabe, dass durch die<br />
Aufnahme von Gülle/Gärrest so mancher<br />
Aufnahmebetrieb vorzeitig zur Erstellung<br />
einer Stoffstrombilanz genötigt wird, ist für<br />
die Bereitschaft, organischen Dünger aufzunehmen,<br />
abschreckend und bedarf einer<br />
Anreizlösung.<br />
Autor<br />
Franz-Josef Schenk<br />
Regionalgruppensprecher Süd-Württemberg<br />
Regionalgruppe Oberbayern<br />
Sicherheitspraxistag in<br />
Palling veranstaltet<br />
Am 5. Juli fand in Palling ein<br />
Sicherheitspraxistag statt, gegliedert<br />
in einen Theorieteil am<br />
Vormittag und einen Praxisteil<br />
auf einer Biogasanlage am<br />
Nachmittag. Dr. Stefan Binder, der damals<br />
noch für den Fachverband Biogas tätig war,<br />
stellte in seinem Eingangsvortrag technische<br />
Lösungsstrategien zur Einhaltung<br />
neuer Emissionsgrenzwerte für Blockheizkraftwerke<br />
vor. Marion Wiesheu, Referatsleiterin<br />
Sicherheit und Qualifizierung im<br />
Fachverband, gab den Besuchern ein Update<br />
zu aktuellen Entwicklungen. Wolfgang<br />
Klein von der SVLFG, Regionaldirektion<br />
München, referierte zum Thema Sicherheit<br />
aus dem Blickwinkel „Theorie und Praxis“.<br />
Eindringlich wies er die Teilnehmer darauf<br />
hin, dass im Schadensfall immer der Betreiber<br />
in der Verantwortung stehe.<br />
Anschließend erläuterte Martin Barth, Regionalgruppensprecher<br />
und befähigte Person<br />
nach TRBS 1203/3.1 Explosionsgefährdungen,<br />
noch die Schwerpunkte einer<br />
Gefährdungsbeurteilung und die daraus resultierende<br />
Ex-Schutzdokumentation und<br />
stellte beispielhaft die praktische Umsetzung<br />
vor. Die Anwesenden beklagten sich<br />
über die immer höheren Anforderungen<br />
beim Betrieb einer Biogasanlage, die auch<br />
mit entsprechenden Kosten verbunden<br />
sind, während die Vergütung über die Ausschreibung<br />
sinkt. Bei dem anschließenden<br />
Anlagenbesuch stellte der Betreiber Thomas<br />
Brandmayr seinen Betrieb vor. Danach<br />
konnten sich die Teilnehmer durch Herrn<br />
Klein und Georg Pallauf von der SVLFG<br />
über die Anforderungen an eine persönliche<br />
Schutzausrüstung (PSA) informieren.<br />
Die SVLFG und Martin Barth hatten zahlreiche<br />
Beispiele für eine PSA mitgebracht,<br />
deren bestimmungsgemäßer Gebrauch vorgestellt<br />
wurde.<br />
Autorin<br />
Helene Barth<br />
Regionalgruppe Oberbayern<br />
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Verband<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Regionalgruppe Oberfranken<br />
Foto: Markus Bäuml<br />
Von links: Regierungspräsidentin<br />
Heidrun<br />
Piwernetz, MdL Martin<br />
Schöffel, MdL Gudrun<br />
Brendl-Fischer, Landwirtschaftsministerin<br />
Michaela Kaniber, Anlagenbetreiber<br />
Stefan<br />
und Inge Murrmann,<br />
Umweltminister Marcel<br />
Huber und MdL Klaus<br />
Adelt.<br />
Silphie-Anbau in der Nördlichen<br />
Frankenalb<br />
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz<br />
begrüßte auf der Hofstätte der Familie<br />
Murrmann in Fernreuth bei Hollfeld in<br />
Oberfranken zahlreiche Ehrengäste zur Vorstellung<br />
des Silphie-Demonstrationsprojekts.<br />
Mit dabei waren auch Landwirtschaftsministerin<br />
Michaela Kaniber und Dr. Marcel Huber (Staatsminister<br />
für Umwelt und Verbraucherschutz), die mit ihren<br />
jeweiligen Ministerien das Projekt „Silphie-Anbau in<br />
der Nördlichen Frankenalb“ je zur Hälfte finanziell unterstützen.<br />
Kaniber blickte in ihren Ausführungen zunächst auf<br />
die Geschichte des Maisanbaus in Deutschland und<br />
wie dieser damals in den Siebzigerjahren von Experten<br />
stark unterschätzt wurde. Sie könne sich sehr gut vorstellen,<br />
dass sich selbiges mit der Silphiepflanze wiederhole<br />
und verwies auf ihre zahlreichen Vorteile für<br />
den Boden-, Insekten- und Wasserschutz. Sie setzt dabei<br />
unter anderem auch auf die bayerischen Landwirte,<br />
von denen bereits heute rund jeder zweite Betrieb an<br />
freiwilligen Maßnahmen im Rahmen von Kulturlandschaftsprogrammen<br />
mitmache.<br />
Schließlich lobte Kaniber das Pilotprojekt in Oberfranken<br />
und verwies darauf, dass es als Vorzeigeprojekt für<br />
ganz Bayern dienen werde. Ihr Kabinettskollege Dr. Marcel<br />
Huber stellte fest: Der Klimawandel ist da. Er mache<br />
sich während der vergangenen 10 bis 20 Jahre mit<br />
seinen Extremwetterereignissen, wie zum Beispiel der<br />
diesjährigen Sommer-Trockenphase oder Starkregenereignissen,<br />
für jeden bemerkbar. Bayern habe sich zum<br />
Ziel gesetzt, seinen CO 2<br />
-Ausstoß von derzeit 6 Tonnen<br />
pro Bürger auf zukünftig 2 Tonnen pro Bürger zu senken.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, müsse bei den Bürgern<br />
um Verständnis und Unterstützung geworben werden.<br />
Das sei nicht immer ganz so einfach. Denn einerseits<br />
solle aus der Atomkraft ausgestiegen werden und andererseits<br />
wollten Kritiker keine Windenergieanlagen,<br />
weil sie die Landschaft verschandeln würden, oder<br />
keine Wasserkraftwerke, weil sie die Fische bedrohten,<br />
oder keine Biogasanlagen, weil sie die Vermaisung förderten<br />
usw. Umso mehr freut es Huber, dass man mit<br />
der Silphie eine blühende Alternative zum Mais gefunden<br />
habe, die die nachlassende Toleranz in Akzeptanz<br />
umwandle. Wenn sich damit für Biogas eine Lösung<br />
auftue, dann muss man sich hier treffen und dies voranbringen.<br />
Nach den Grußworten wurden die Minister von den<br />
jeweiligen Vertretern der begleitenden Institute über<br />
die verschiedenen Forschungsbereiche, insbesondere<br />
die ökologische und landwirtschaftliche Begleitforschung,<br />
informiert. Da diese Forschungsarbeiten noch<br />
bis 2023 laufen, konnte nur ein kurzes Zwischenfazit<br />
gegeben werden, das aber insgesamt sehr positiv<br />
ausfiel.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />
Regionalreferent<br />
Regionalbüro Süd-Ost<br />
Im Fuhrtal 23<br />
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Tel. 0 94 71/95 06 28<br />
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80
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Verband<br />
Regionalgruppe Mecklenburg-Vorpommern<br />
Zwei Tage im Zeichen der Bioenergie<br />
Die Universität Rostock war vom<br />
28. bis 29. Juni Gastgeber des<br />
mittlerweile 12. Rostocker Bioenergieforums.<br />
Unter Schirmherrschaft<br />
des Ministeriums für<br />
Energie, Infrastruktur und Digitalisierung<br />
Mecklenburg-Vorpommern stand in diesem<br />
Jahr das Thema „Bioenergie in der Sektorenkopplung“<br />
im Mittelpunkt des Forums.<br />
Den Teilnehmern bot die Veranstaltung eine<br />
breite Palette an Vorträgen, wobei aktuelle<br />
Rahmenbedingungen sowie Konzepte, Forschungsarbeiten<br />
und technologische Entwicklungen<br />
und Verknüpfungen zwischen<br />
den verschiedenen Sektoren, inklusive der<br />
stofflichen Nutzung, vorgestellt wurden.<br />
In der Plenarveranstaltung machten die<br />
Vortragenden einmal mehr deutlich, dass<br />
die Bioenergie ein wichtiger Baustein der<br />
Energiewende ist. Eine wichtige Botschaft<br />
war: Der Anlagenbestand, der heute schon<br />
systemdienlich Strom bereitstellt und<br />
dabei gleichzeitig klimaneutrale Wärmeversorgung<br />
liefert, ermöglicht durch die<br />
Nutzung der Sektorkopplung langfristig geringere<br />
gesamtvolkswirtschaftliche Kosten<br />
in der Energiewende mit Bioenergieanlagen,<br />
als ohne sie entstehen würden.<br />
Podiumsdiskussion auf der Regionalkonferenz „Flexibilität mobilisieren“ der Agentur für Erneuerbare<br />
Energien im Rahmen des 12. Rostocker Bioenergieforums.<br />
Sehr eindringlich verdeutlichte Prof. Bert<br />
Buchholz, Leiter des Lehrstuhls für Kolbenmaschinen<br />
und Verbrennungsmotoren an<br />
der Universität Rostock, dass Biokraftstoffe<br />
unverzichtbare Energieträger auf dem<br />
Weg zum klimaneutralen Antrieb sind. Der<br />
Verbrennungsmotor muss Bestandteil der<br />
Energiewende werden, da der notwendige<br />
Foto: Agentur für Erneuerbare Energien e.V.<br />
Ausbau der Elektromobilität alleine die<br />
anspruchsvollen Ziele im Verkehrssektor<br />
nicht erreichen wird – war eine seiner Aussagen.<br />
Das Potenzial der gasförmigen und<br />
flüssigen Bio-Kraftstoffe muss umfassend<br />
ausgenutzt werden.<br />
Maik Orth wies neben dem erreichten<br />
Stand der Bioenergienutzung in Mecklenburg-Vorpommern<br />
in den Sektoren Strom,<br />
Wärme und Mobilität auf das Potenzial des<br />
Biogasanlagenbestandes in dem Bundesland<br />
hin, um zukünftig zum Beispiel über<br />
Power-to-Gas-Technologien andere (fluktuierende)<br />
Erneuerbare Energien aus dem<br />
Stromsektor besser in anderen Sektoren<br />
nutzbar zu machen.<br />
Bis zu 450 Millionen Kubikmeter Methan<br />
könnte aufgrund des CO 2<br />
-Anteils im Biogas<br />
mit dem Anlagenbestand von Mecklenburg-Vorpommern<br />
(MV) unter Nutzung von<br />
etwa 8.650 Gigawattstunden Überschussstrom<br />
über die Methanisierung zusätzlich<br />
bereitgestellt werden. Diese nutzbare Energiemenge<br />
entspricht etwa der derzeitigen<br />
Windstromeinspeisung in MV und macht<br />
das große Potenzial deutlich.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Maik Orth<br />
Regionalgruppensprecher<br />
Tel. 03 82 95/74 101<br />
E-Mail: ibz@ibz-hl.de<br />
81
Verband<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Mit 50 Mitgliedern startet der<br />
Landesverband Erneuerbare Energien<br />
Gründungsversammlung<br />
als Startschuss für<br />
die Arbeit des Landesverbandes<br />
Erneuerbare<br />
Energien Niedersachsen/Bremen.<br />
Regional<br />
büro<br />
NORD<br />
Im Oktober letzten Jahres beschlossen der<br />
Bundesverband Windenergie Niedersachsen/Bremen<br />
und die Regionalgruppen des<br />
Fachverbandes Biogas in Niedersachsen,<br />
die Kräfte in einem Landesverband Erneuerbare<br />
Energien Niedersachsen/Bremen zu<br />
bündeln. Nach mehreren Monaten intensiver<br />
Arbeit in einer Lenkungsgruppe, Absprachen mit<br />
den Spartenverbänden auf Bundesebene und dem<br />
Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) fiel am<br />
3. Juli der Startschuss. Die 50 Gründungsmitgliedern<br />
decken die gesamte Vielfalt der Erneuerbaren<br />
Energien ab: Neben den Branchensparten Wind,<br />
Sonne, Biomasse und Wasserkraft ist die Ländliche<br />
Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />
Erwachsenenbildung (LEB) genauso vertreten wie Unternehmen,<br />
Vereine, Einzelpersonen und Banken. Als<br />
Vorsitzender wurde Wilhelm Pieper aus dem Emsland<br />
gewählt. Während Vorsitzender Wilhelm Pieper mit<br />
seiner Familie sowohl im Bereich der Biomasse als<br />
auch im Windbereich tätig ist, spiegelt sich die Bandbreite<br />
der niedersächsischen Erneuerbare-Energien-<br />
Branche auch im gesamten neugewählten Vorstand<br />
wider.<br />
Für den Fachverband Biogas unterschrieb Präsident<br />
Horst Seide den Beitritt in den LEE. Im geschäftsführenden<br />
Vorstand des neuen Verbandes vertreten sind<br />
Thorsten Kruse, Biogasanlagenbetreiber und Betreibersprecher<br />
der Regionalgruppe Lüneburger Heide,<br />
sowie Gustav Wehner aus Oldenburg, Vorsitzender des<br />
Finanziererbeirats des Fachverbandes. Als Beisitzer<br />
wurden Ernst Schnackenberg, Betreiber aus Tarmstedt<br />
und stellvertretender Betreibersprecher der Regionalgruppe<br />
Nordhannover, sowie der Betreibersprecher<br />
Südniedersachsen, Friedrich Hake, gewählt, der auch<br />
den Solarbereich mit abbildet.<br />
„Jede der Erneuerbaren Energien hat ihre Stärke und<br />
gemeinsam wollen wir die Energieversorgung in Niedersachsen<br />
und Bremen sicherstellen. Dabei wollen wir<br />
nicht nur kleine Dörfer versorgen, sondern auch die Industrieversorgung<br />
übernehmen. Nur in der Gesamtheit<br />
können wir gewinnen, deshalb will der LEE im Dialog<br />
mit Politik, Gesellschaft und Wirtschaft die Energiewende<br />
innovativ gestalten“, erläuterte Vorsitzender<br />
Wilhelm Pieper die Zielsetzung des Verbandes.<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Verband<br />
Auch bedeutende Unternehmen wie der Windenergieanlagenhersteller<br />
ENERCON gehören zu den<br />
Gründungsmitgliedern. Als Gast der Gründungsversammlung<br />
war auch der zuständige Referatsleiter des<br />
niedersächsischen Umweltministeriums Dr. Christoph<br />
Schmidt-Eriksen anwesend. Der enge Schulterschluss<br />
mit dem Bundesverband wurde in der Moderation der<br />
Gründungsversammlung durch den Geschäftsführer<br />
des BEE, Dr. Peter Röttgen, deutlich. Er betonte ausdrücklich<br />
die Bedeutung der Landesverbände für die<br />
politische Arbeit im föderalen System.<br />
Erste Maßnahmen des Verbandes sind der Aufbau einer<br />
Geschäftsstelle und politische Gespräche. Als Hauptformat<br />
soll der Energietalk entwickelt werden, der zum<br />
ersten Mal im September mit Umweltminister Olaf Lies<br />
in Papenburg mit dem Ziel, Wirtschaft und Politik zusammenzubringen,<br />
stattfindet.<br />
Erneuerbare zeigen Flagge in Tarmstedt<br />
Bei Tarmstedt weiß der Nordwesten Niedersachsens<br />
Bescheid. Die große Landwirtschafts- und Verbraucherausstellung<br />
verwandelt den beschaulichen Ort zu<br />
einem Treffpunkt Norddeutschlands – und mittendrin,<br />
unter Federführung des Fachverbandes Biogas, Regionalgruppe<br />
Nordhannover, die Erneuerbaren Energien.<br />
Harm Grobrügge und Kurt Massmann haben schon seit<br />
Jahren Akteure der Erneuerbaren Energien am Stand<br />
des Fachverbandes gebündelt. Also war der Stand der<br />
perfekte Ort für den ersten öffentlichen Auftritt des<br />
Landesverbandes Erneuerbare Energien Niedersachsen/Bremen<br />
(LEE). Mit einem Quiz wurden Besucher<br />
an das Thema herangeführt. Der Stand war der Treffpunkt<br />
für Biogasanlagenbetreiber und für am Thema<br />
Erneuerbare Interessierte.<br />
Auch die Politikprominenz konnte begrüßt werden.<br />
Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast besuchte<br />
gemeinsam mit<br />
dem Bundestagsabgeordneten<br />
Oliver Grundmann<br />
den Stand und<br />
nahm sich Zeit, über<br />
die Themen der Erneuerbaren<br />
zu diskutieren.<br />
LEE-Vorsitzender Willi<br />
Pieper verdeutlichte,<br />
dass die Raumordnung<br />
den Ausbau der Windenergie<br />
auch weiterhin<br />
ermöglichen muss und<br />
von Biogasseite wurde<br />
deutlich gemacht, dass<br />
die Umsetzung der<br />
Düngeverordnung und<br />
insbesondere die Anrechenbarkeit<br />
von Vertragsflächen<br />
als Nachweisflächen<br />
landesweit<br />
Am Stand des neuen Landesverbandes Erneuerbare Energien<br />
(LEE) Niedersachsen/Bremen auf der Tarmstedter Ausstellung<br />
Anfang Juli, von links: MdB Oliver Grundmann, LEE-Geschäftsführerin<br />
Silke Weyberg (Fachverband Biogas e.V.), Niedersachsens<br />
Landwirtschaftsminister Barbara Otte-Kinast und<br />
LEE-Vorsitzender Wilhelm Pieper.<br />
einheitlich geregelt werden muss. Weitere Besucher<br />
des Standes waren der Vorsitzende des Umweltausschusses<br />
im Niedersächsischen Landtag Axel Miesner,<br />
die beiden örtlichen Landtagsabgeordneten Eike<br />
Holsten und Marco Mohrmann sowie der Landrat des<br />
Landkreises Rotenburg/Wümme Hermann Luttmann.<br />
Autorin<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Maximale Auslastung<br />
Verband<br />
maximale Rendite!<br />
Silphie-Fachgespräch am Feldrand, von<br />
links: Ralf Brodmann von Donau-Silphie,<br />
Sebastian Altmann, Anlagenbetreiber<br />
und Silphie-Pionier, Schorsch Hackl,<br />
Biogas-Botschafter des Fachverbandes<br />
Biogas e.V., Franz Winkler, Regionalgruppensprecher<br />
Fachverband Biogas, und<br />
Hans Laumer, Wildlebensraumberater<br />
Niederbayern.<br />
Foto: Markus Bäuml<br />
Wo kommt meine DWS eigentlich her?<br />
Dies wollte Schorsch Hackl, der erfolgreichste<br />
Rennrodler aller Zeiten und<br />
sympathischer Botschafter der Biogasbranche,<br />
ganz einfach mal wissen. Aus<br />
diesem Grund besuchte er den Acker von<br />
DWS-Pionier Sebastian Altmann gleich<br />
neben dessen Biogasanlage in Ettling. Er<br />
lieferte vor zwei Jahren gemeinsam mit<br />
Markus Bäuml, Regionalreferent Süd-Ost<br />
im Fachverband Biogas e.V., die Pflanzen<br />
für Hackls heimischen Garten.<br />
Regionalgruppensprecher Franz Winkler<br />
begrüßte dazu neben dem Stargast auch<br />
mehrere Gäste, die die Pflanze und ihre<br />
Vorteile bestens erklären konnten. Die<br />
Unterstützer dieser blühenden Variante<br />
aus der großen Vielzahl von blühenden<br />
Energiepflanzen, mit denen sich in Biogasanlagen<br />
nachhaltig Energie gewinnen<br />
lässt, kamen gerne, um dies im Einzelnen<br />
vorzustellen. Ralf Brodmann von Donau-<br />
Silphie erklärte die Pflanze und ihre vielschichtigen<br />
Vorteile, insbesondere ihre<br />
Eigenschaft zur CO 2<br />
-Fixierung in der Wurzelmasse,<br />
was einerseits die Bodenfruchtbarkeit<br />
verbessert, aber andererseits – und<br />
vor allem – auch eine CO 2<br />
-Senke darstellt.<br />
Gleich aus der Nachbarschaft kam der<br />
Imker Wimmer und bestätigte die großen<br />
Vorteile der blühenden Silphiepflanze<br />
für seine Bienen – vor allem als Pollenlieferant<br />
–, aber auch für all die anderen<br />
wichtigen und nützlichen Insekten, wie<br />
die Wildbienen und Schmetterlinge. Eine<br />
ähnliche Einschätzung gab Hans Laumer,<br />
der Wildlebensraumberater vom Fachzentrum<br />
für Agrarökologie in Straubing, für die<br />
heimischen Vogelarten, insbesondere für<br />
die Hühnervögel.<br />
Er verwies aber auch auf die fast das<br />
ganze Jahr hindurch bestehende gute<br />
Deckung für das Niederwild zum Schutz<br />
vor den Prädatoren, wie zum Beispiel dem<br />
Fuchs. Der Kreisobmann des Bayerischen<br />
Bauernverbandes Friedhelm Dickow ergänzte,<br />
dass der Anbau der Silphie seit<br />
diesem Jahr erleichtert wurde, da sie von<br />
Landwirten im Rahmen ihrer Greeningverpflichtung<br />
eingesetzt werden darf. Hier<br />
müsste sich eine für alle Seiten sinnvolle<br />
Zusammenarbeit entwickeln, da zukünftig<br />
über die Greeningmaßnahme Landwirte<br />
ohne eigene Biogasanlage diese blühende<br />
Energiepflanze auf geeigneten Flächen für<br />
Biogasanlagenbetreiber anbauen können.<br />
Zum Schluss fasste Schorsch Hackl die<br />
verschiedenen Vorteile für Natur-, Boden-<br />
Gewässerschutz und nachhaltige Energiegewinnung<br />
sowie deren Notwendigkeit für<br />
die menschliche Existenz auf der Erde mit<br />
seinen Worten zusammen. Er appellierte,<br />
dass die Politik mit verbesserten Rahmenbedingungen<br />
die Nutzung der verschiedenen<br />
Varianten an blühenden Energiepflanzen<br />
verbessern müsse. Gemeinsam<br />
mit dem Fachverband Biogas will er als<br />
Botschafter der Branche gerne auf die<br />
vielfältigen Vorteile aufmerksam machen,<br />
die mit Biogasanlagen möglich sind, wie<br />
dies beispielsweise mit blühenden Energiepflanzen<br />
der Fall ist.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.biogas.org beziehungsweise https://<br />
www.farbe-ins-feld.de/<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />
Regionalreferent Süd-Ost<br />
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– 1 –<br />
11.04.18 16:27<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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unterschiedlichste Pflanzen sinnvoll anzubauen<br />
und damit einerseits den Boden und das<br />
Grundwasser zu schützen und andererseits die<br />
Artenvielfalt auf den Feldern zu erhöhen.<br />
Das sieht nicht nur schön aus – es ist auch<br />
ein wichtiger Beitrag für den dringend<br />
notwendigen Schutz unserer Insekten.“<br />
Peter Maske, Präsident Deutscher Imkerbund e.V.<br />
Über gezielte Agrar-Fördermaßnahmen könnte<br />
Biogas einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt<br />
leisten.<br />
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Artenvielfalt<br />
mit Biogas<br />
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zur Biogasnutzung<br />
Biogas ist bunt ...<br />
Biogas entsteht durch die Vergärung biogener Stoffe in einem luftdicht abgeschlossenen<br />
Behälter, dem sogenannten Fermenter. Vergoren werden kann fast alles,<br />
was biologischen Ursprungs ist: Gülle und Mist, Bioabfälle - oder Energiepflanzen.<br />
Letztere werden von den Landwirten extra angebaut. Ende 2017 wuchsen auf gut<br />
1,4 Millionen Hektar Energiepflanzen für den Einsatz<br />
in Biogasanlagen. Das sind rund acht Prozent<br />
der landwirtschaftlichen Nutzfläche.<br />
Fast jede Pflanze eignet sich für die Vergärung:<br />
bunte Wildblumen, weiß blühender Buchweizen<br />
oder die gelb blühende Durchwachsene Silphie.<br />
Sie unterscheiden sich jedoch in ihrem Gas- und<br />
damit Stromertrag. Aus einem Hektar Mais können<br />
ca. 21.000 Kilowattstunden Strom erzeugt<br />
werden. Bei der bunten Alternative Wildpflanzen<br />
liegt der Energieertrag etwa bei der Hälfte.<br />
Zahlreiche Institute und Hochschulen, aber auch<br />
viele Landwirte testen die verschiedensten Pflanzen<br />
auf ihre Biogastauglichkeit. In den letzten<br />
Jahren konnten dabei große Fortschritte erzielt<br />
werden und die Palette der potenziellen Energiepflanzen<br />
wächst kontinuierlich.<br />
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86
Um die Erderhitzung zu stoppen müssen wir auf Erneuerbare Energien umsteigen.<br />
Sonne und Wind stehen uns unbegrenzt und kostenlos zur<br />
Verfügung. Aber nicht immer. Deshalb brauchen wir zusätzliche regenerative<br />
Quellen, die verlässlich zur Verfügung stehen. So wie Biogas.<br />
Das in den Fermentern bei der Vergärung von Gülle, Bioabfall und<br />
Energiepflanzen entstehende Gas kann gespeichert und je nach Bedarf<br />
kurzfristig in Strom und Wärme umgewandelt werden. So wird der<br />
Wind- und Solarstrom genutzt, wenn er entsteht - und Biogas springt ein,<br />
sobald Sonne und Wind eine Pause machen.<br />
Die Biogasanlage Biogas GmbH hat zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) mit<br />
einer Leistung von je 250 kW. Darin wird aus Biogas Strom und Wärme<br />
erzeugt.<br />
Die Kraftwerke werden von den Stadtwerken XY ferngesteuert. Je nach<br />
Strombedarf können sie an- oder abgeschaltet werden. Wenn das<br />
Stromnetz voll ist, wird das Biogas in der Kuppel des Fermenters<br />
gespeichert. Und wenn Strombedarf besteht, können die BHKWs<br />
innerhalb weniger Sekunden ihre maximale Leistung von 500 kW abrufen.<br />
Biogasanlage Biogas GmbH<br />
Planeten.<br />
Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse,<br />
z.B. biologische Abfälle, nachwachsende Rohstoffe und Gülle,<br />
zu Biogas und Gärprodukten um.<br />
Das erzeugte Biogas wird in der Gashaube aufgefangen<br />
und von hier über Gasleitungen zum<br />
Blockheizkraftwerk (BHKW) transportiert.<br />
Im BHKW wird aus dem Biogas<br />
Strom und Wärme erzeugt.<br />
Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />
nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />
wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />
Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />
1<br />
2<br />
6<br />
9<br />
3<br />
5 4<br />
3<br />
12<br />
8<br />
1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />
(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />
2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs oder<br />
Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />
Biomasse oder Reststoffe<br />
3 Einbring / Pumptechnik transportiert<br />
die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />
aus diesen heraus<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Gasspeicher zur kurz und mittelfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigungssysteme zur<br />
Entschwefelung und Entwässerung<br />
1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />
(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />
2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />
Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />
Biomasse oder Reststoffe<br />
3 Einbring- / Pumptechnik transportiert<br />
die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />
aus diesen heraus<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigungssysteme zur Entschwefelung<br />
und Entwässerung<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
Sicherheitsventile<br />
10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom- und Wärmeproduktion<br />
11 ggf. Aufbereitungs technik für die<br />
Um wandlung von Biogas zu Biomethan<br />
12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />
Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />
Technik zur Weiterverarbeitung<br />
(Fest-/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />
Pelletierung etc.)<br />
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8<br />
7<br />
5<br />
8<br />
11<br />
Erdgasnetz<br />
10<br />
Strom<br />
Wärme<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
Sicherheitsventile<br />
10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom und Wärmeproduktion<br />
11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />
Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />
12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />
Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />
Technik zur Weiterverarbeitung<br />
(Fest/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />
Pelletierung etc.)<br />
1<br />
2<br />
9<br />
3<br />
5 4<br />
3<br />
12<br />
8<br />
1 Lager für die zu vergärende Bioma se<br />
(Silo, Annahmeste le, Gü legrube)<br />
2 gf. Aufbereitung, Sortierungs oder<br />
Reinigungssysteme für die zu ver<br />
3 Einbring / Pumptechnik transportiert<br />
die Bioma se in die Fermenter bzw.<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Bio<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Ga speicher zur kurz und mi telfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigungssysteme zur<br />
Entschwefelung und Entwässerung<br />
gärende Bioma se oder Reststo fe<br />
aus diesen heraus<br />
ma se<br />
6<br />
Wärme<br />
8<br />
7<br />
5<br />
8<br />
1<br />
2<br />
9<br />
3<br />
5 4<br />
3<br />
12<br />
8<br />
1 Lager für die zu vergärende Bioma se<br />
(Silo, Annahmeste le, Gü legrube)<br />
2 gf. Aufbereitung, Sortierungs oder<br />
Reinigung systeme für die zu vergärende<br />
Bioma se oder Reststo fe<br />
3 Einbring / Pumptechnik transportiert<br />
die Bioma se in die Fermenter bzw.<br />
aus diesen heraus<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Bioma<br />
se<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Ga speicher zur kurz und mi telfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigung systeme zur<br />
Entschwefelung und Entwässerung<br />
12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />
Gärprodukte ( gf. mit entsprechen<br />
methan<br />
der Technik zur Weiterverarbeitung<br />
(Fest/Flü sigtrennung, Trocknung,<br />
Pe letierung etc.)<br />
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Strom<br />
10<br />
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6<br />
8<br />
7<br />
5<br />
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Wärme<br />
Strom<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
Sicherheitsventile<br />
10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom und Wärmeproduktion<br />
11 gf. Aufbereitungstechnik für die<br />
Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />
12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />
Gärprodukte ( gf. mit entsprechender<br />
Technik zur Weiterverarbeitung<br />
(Fest/Flü sigtrennung, Trocknung,<br />
Pe letierung etc.)<br />
1<br />
10<br />
Erdgasnetz<br />
Fast jede Pflanze kann in Biogasanlagen vergoren und zu Strom<br />
und Wärme umgewandelt werden – auch jene, die in der Lebensund<br />
Futtermittelproduktion keine Verwendung finden.<br />
Das bei der Energieerzeugung freigesetzte CO 2 entspricht in etwa<br />
der Menge, die die Pflanzen während Ihres Wachstums gebunden<br />
haben.<br />
Durchwachsene Silphie<br />
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vor allem Lebensraum für Insekten und Wildtiere und verbessern<br />
die Bodengesundheit.<br />
Die Pflanzen benötigen in der Regel keine Pflanzenschutzmittel,<br />
schonen die Umwelt und schützen den Boden vor Auswaschung.<br />
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Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />
nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />
wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />
Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />
1<br />
2<br />
9<br />
3<br />
5 4<br />
3<br />
12<br />
8<br />
1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />
(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />
2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs oder<br />
Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />
Biomasse oder Reststoffe<br />
3 Einbring / Pumptechnik transportiert<br />
die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />
aus diesen heraus<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Gasspeicher zur kurz und mittelfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigungssysteme zur<br />
Entschwefelung und Entwässerung<br />
Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />
nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />
wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />
Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />
1<br />
2<br />
9<br />
3<br />
5 4<br />
3<br />
12<br />
8<br />
1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />
(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />
2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />
Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />
Biomasse oder Reststoffe<br />
3 Einbring- / Pumptechnik transportiert<br />
die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />
aus diesen heraus<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigungssysteme zur<br />
Entschwefelung und Entwässerung<br />
Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />
nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />
wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />
Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />
1<br />
2<br />
9<br />
3<br />
5 4<br />
3<br />
12<br />
8<br />
1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />
(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />
2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs oder<br />
Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />
Biomasse oder Reststoffe<br />
3 Einbring / Pumptechnik transportiert<br />
die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />
aus diesen heraus<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Gasspeicher zur kurz und mittelfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigungssysteme zur<br />
Entschwefelung und Entwässerung<br />
6<br />
6<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
Sicherheitsventile<br />
10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom und Wärmeproduktion<br />
11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />
Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />
12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />
Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />
Technik zur Weiterverarbeitung<br />
(Fest/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />
Pelletierung etc.)<br />
8<br />
7<br />
5<br />
8<br />
Wärme<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
Sicherheitsventile<br />
10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom- und Wärmeproduktion<br />
11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />
Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />
12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />
Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />
Technik zur Weiterverarbeitung<br />
(Fest-/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />
Pelletierung etc.)<br />
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6<br />
8<br />
7<br />
5<br />
8<br />
Wärme<br />
8<br />
7<br />
5<br />
8<br />
Wärme<br />
11<br />
Strom<br />
11<br />
11<br />
Erdgasnetz<br />
10<br />
Strom<br />
Strom<br />
Erdgasnetz<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
Sicherheitsventile<br />
10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom und Wärmeproduktion<br />
11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />
Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />
12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />
Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />
Technik zur Weiterverarbeitung<br />
(Fest/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />
Pelletierung etc.)<br />
10<br />
10<br />
Erdgasnetz<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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Diese Biogasanlage<br />
schützt unser Klima<br />
Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />
So funktioniert eine Biogasanlage<br />
Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Bioma se, z.B. biologische Abfä le,<br />
nachwachsende Rohsto fe und Gü le, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />
wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />
Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfa st folgende Komponenten:<br />
Dieses Feld liefert Energie<br />
und schützt das Klima<br />
Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />
So funktioniert eine Biogasanlage<br />
Klimaschutz .<br />
Die Erderhitzung ist die größte Bedrohung für den Fortbestand unseres<br />
Wir müssen unser Klima schützen und den Ausstoß von CO 2<br />
drastisch reduzieren. Jetzt.<br />
Mit den Erneuerbaren Energien haben wir die Chance, dies zu scha fen.<br />
Biogasanlagen leisten einen wichtigen Beitrag auf unserem Weg in eine<br />
klimafreundliche Zukunft.<br />
.durch Biogas<br />
Die Biogasanlage Biogas GmbH erzeugt im Jahr 300.000 Kilowattstunden<br />
Strom. Das entspricht dem Verbrauch von 100 durchschni tlichen<br />
Haushalten.<br />
Die bei der Stromerzeugung anfa lende Wärme wird im Sta l und im<br />
Wohnhaus eingesetzt und außerdem zur Holztrocknung genutzt. In der<br />
Summe spart diese Biogasanlage 450 Tonnen CO 2 ein, die beim Einsatz<br />
fossiler Energieträger wie Kohle und Öl freigesetzt worden wären.<br />
Das entspricht 380 Flügen von München nach New York und zurück.<br />
Energie pflanzen ...<br />
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Diese Biogasanlage erzeugt Strom<br />
wenn er gebraucht wird<br />
Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />
Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />
Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter. www.biogas.org<br />
So funktioniert eine Biogasanlage<br />
Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />
Biogas ist flexibel!<br />
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Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />
Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />
Diese Biogasanlage schafft<br />
regionale Wertschöpfung<br />
Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />
Energie für die Region…<br />
www.biogas.org<br />
Seit dem Jahr 2009 erzeugt die Biogasanlage Biogas GmbH Strom für 700<br />
Haushalte und versorgt außerdem 26 Privathaushalte, die Schule, das<br />
Altenheim und das Rathaus mit umweltfreundlicher Wärme. Die Substrate<br />
für die Energieerzeugung bezieht die Biogasanlage vo lständig von<br />
Landwirten aus der Umgebung. Das nach der Vergärung entstehende<br />
Gärprodukt geht als hochwertiger Dünger zurück auf die Felder.<br />
Die Kilowa tstunde Biogaswärme kostet die Haushalte im Schni t zwei Cent weniger<br />
als die Wärme aus Heizöl.<br />
Durch das bei den Heizkosten gesparte Geld konnte Neustadt neue Sportgeräte für<br />
die Schule kaufen und den Gemeinschaftsraum im Altenheim renovieren.<br />
Der Bau der Anlagenteile, die Wartung und Erweiterung der Biogasanlage generiert<br />
weitere Jobs bei Handwerksbetrieben in der Umgebung.<br />
Vom Anbau vielfältiger Energiepflanzen profitieren die Bienen und mit ihnen die<br />
Imker in der Region.<br />
So funktioniert eine Biogasanlage<br />
Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Bioma se, z.B. biologische Abfä le,<br />
nachwachsende Rohsto fe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />
wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />
Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfa st folgende Komponenten:<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
Sicherheitsventile<br />
10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom und Wärmeproduktion<br />
11 gf. Aufbereitungstechnik für die<br />
Umwandlung von Biogas zu Bio<br />
Anlagenschild (individuell)<br />
Informieren Sie Wanderer und Gäste über Ihre Biogasanlage<br />
DIN A0-Format<br />
Bestellnr.: FA-001<br />
50 Euro (zzgl. Versandkosten*)<br />
Schild<br />
„So funktioniert eine Biogasanlage“<br />
Zeigen Sie Wanderern und Gästen die Funktionsweise<br />
einer Biogasanlage<br />
DIN A0-Format<br />
Bestellnr.: FA-008<br />
50 Euro<br />
(zzgl. Versandkosten*)<br />
Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />
Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter. www.biogas.org<br />
Franken-Therme Bad Winsheim<br />
Biogas Wärme<br />
Die Franken-Therme ist an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Bad<br />
Windsheim angeschlossen. 30 Prozent des Wärmeangebotes der Stadtwerke<br />
werden von der Biogasanlage der Bio-Energie Bad Windsheim<br />
erzeugt.<br />
Als Kunde der Stadtwerke profitiert die Franken-Therme direkt von der<br />
umwelt- und klimafreundlichen Wärmegewinnung aus Biogas. So<br />
werden die Thermal-Badelandschaft, das Dampferlebnisbad und die<br />
Sauna zu rund einem Drittel mit Biogaswärme beheizt.<br />
Vorteile<br />
– Die Biogaswärme wird in einer Biogasanlage in Bad Windsheim erzeugt:<br />
Dies stärkt die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert<br />
die Wirtschaftskraft in der Region.<br />
– Durch die umweltfreundliche Biogaswärme werden pro Jahr rund<br />
300.000 Liter Heizöl eingespart und damit knapp 800 Tonnen<br />
Kohlendioxid (CO 2 ) weniger ausgestoßen.<br />
– Neben der Wärme erzeugt die Biogasanlage der Bio-Energie<br />
Bad Windsheim jährlich Strom für mehr als 1.200 Haushalte.<br />
Diese Biogasanlage erzeugt<br />
Strom und Wärme<br />
Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />
Biogasanlage Bad Windsheim<br />
Die Fakten …<br />
Leistung der Anlage<br />
400 kW el<br />
Mit Strom versorgte Haushalte 800<br />
Wärmebereitstellung<br />
Schwimmbad und Wärmenetz<br />
Eingesetzte Substrate Gülle, Mist,<br />
Landschaftspflegematerial,<br />
Maissilage, Grassilage<br />
Besonderheit an der Anlage<br />
Gärpoduktaufbereitung (Herstellung eines hochwertigen Düngers)<br />
Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />
Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />
Logo<br />
… sprechen für sich!<br />
Die deutschen Biogasanlagen erzeugen schon heute<br />
Strom für Millionen Haushalte<br />
Biogasanlagen reduzieren den CO 2 -Ausstoß<br />
und produzieren nahezu klimaneutral Strom und Wärme<br />
Biogas-Strom stabilisiert das Stromnetz<br />
und sichert eine gleichmäßige Versorgung<br />
Biogasanlagen<br />
sichern vielen Landwirten die Existenz<br />
In Biogasanlagen vergorene Gülle stinkt nicht und ist<br />
ein hervorragender Dünger<br />
Biogasanlagen bringen<br />
Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />
in die ländliche Region<br />
So funktioniert eine Biogasanlage<br />
www.biogas.org<br />
So funktioniert eine Biogasanlage<br />
Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />
1<br />
11<br />
2<br />
6<br />
8<br />
9<br />
7<br />
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Erdgasnetz<br />
5 4<br />
5<br />
10<br />
8<br />
3<br />
12<br />
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Strom<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen<br />
gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Systeme, Techniken und<br />
Funktionsweisen. Der übliche Aufbau<br />
umfasst folgende Komponenten:<br />
Wärme<br />
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Umweltfreundliche Wärme – vom Land, für’s Land<br />
Biogas Wärme …<br />
… aus der Region<br />
In Deutschland gibt es viele tausend Biogasanlagen, die umweltfreundliches<br />
Biogas erzeugen. Dieser Energieträger wird mittels eines Motors Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert die Wirtschaftskraft in<br />
Biogaswärme wird in einer nahe gelegenen Biogasanlage erzeugt. Dies stärkt die<br />
im Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Die dabei frei werdende der Region.<br />
Wärme sichert die lokale Versorgung und dient als Heizenergie in:<br />
Viele Dörfer und Kommunen setzen auf Biogas, um eine autarke Energieversorgung<br />
• öffentlichen Einrichtungen, z.B. Schwimmbädern, Schulen, Turnhallen vor Ort anzubieten.<br />
• Wohngebieten und Bioenergie-Dörfern<br />
Mit Biogaswärme können die jährlichen Kosten für Wärmeenergie deutlich gesenkt<br />
• Ställen und Gewächshäusern<br />
und langfristig stabil gehalten werden.<br />
• Unternehmen, z.B. Gärtnereien, Gastronomie, Industrie<br />
Durch die umweltfreundliche Biogaswärme wird Heizöl bzw. Erdgas eingespart und<br />
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87
Verband<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Erneuerbaren-Ausbau muss<br />
nicht auf die Netze warten<br />
Gastbeitrag von Carsten Pfeiffer, Leiter Strategie und Politik,<br />
Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) e.V.<br />
Der Erneuerbaren-Ausbau kann,<br />
soll und muss schneller vorankommen.<br />
Bleibt er so zögerlich<br />
wie bisher, hat das weitreichende<br />
Folgen für die Industrie und<br />
für den Klimaschutz. Immerhin sind Erneuerbare<br />
Energien Klimaschützer Nummer 1.<br />
Die Energieversorgung der Zukunft ließe<br />
obendrein auf sich warten, wenn der Anteil<br />
der Erneuerbaren Energien mehr oder<br />
weniger auf der Stelle tritt. Wir sollten also<br />
weiterkommen, wofür vor allem politische<br />
Restriktionen gelöst werden müssen. Auf<br />
was noch warten, wenn ohnehin alle profitieren?<br />
Auf den Netzausbau nicht, diese<br />
Meinung vertritt der BEE schon lange. Die<br />
politisch derzeit allzu oft vorgebrachte Forderung,<br />
die Erneuerbaren so lange weiter<br />
auszubremsen, bis die Netze hinterherkommen,<br />
ist aus Sicht des BEE nur ein vorgeschobenes<br />
Argument.<br />
Der Netzausbau hat mittlerweile auch spürbare<br />
Fortschritte gemacht. In der Folge gingen<br />
die Noteingriffe in das deutsche Stromnetz<br />
und damit die Kosten deutlich zurück.<br />
Alleine die Inbetriebnahme der Thüringer<br />
Strombrücke sparte bis dato bereits Kosten<br />
in Höhe von 337 Millionen Euro ein. Ein<br />
Hintergrundpapier des BEE, veröffentlicht<br />
im November des vergangenen Jahres, benennt<br />
bereits einige prägnante Punkte, warum<br />
wir nicht auf den Netzausbau warten<br />
müssen. In vielerlei Hinsicht bestätigt und<br />
übernimmt der Mitte August veröffentlichte<br />
Aktionsplan Stromnetz des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
die BEE-Ansätze.<br />
Der Aktionsplan richtet einen starken Fokus<br />
auf die Optimierung, technische Weiterentwicklung<br />
und bessere Auslastung von<br />
bereits bestehenden Netzen. Die Erneuerbaren-Verbände<br />
fordern dies seit vielen<br />
Jahren. Hier gehören zum Beispiel Maßnahmen<br />
wie die Nutzung von Hochtemperatur-Leiterseilen,<br />
die höhere Ströme und<br />
Temperaturen aushalten, ein Echtzeit-Monitoring,<br />
um das Netz besser auszulasten,<br />
eine gleichmäßigere Belastung der Netze<br />
durch Phasenschieber ebenso dazu wie<br />
mehr standardisierte Verfahren.<br />
Vor allem im Hinblick auf die Digitalisierung<br />
wird die intelligentere Steuerung von<br />
Leistungsflüssen zentral werden. Dabei<br />
bietet die Digitalisierung auch genau die<br />
Chancen für eine optimierte Betriebsführung<br />
der Netze – indem sie die vorhandenen<br />
Kapazitätsreserven besser ausnutzen<br />
hilft und auch durch die Einführung neuer<br />
Technologien. Smart-Grids helfen, die Betriebsweise<br />
auch in den Verteilnetzen zu<br />
verbessern. Fakt ist aber auch, dass das<br />
bestehende Netz künftig nicht ausreichen<br />
wird. Ohne Netzausbau wird es nicht gehen;<br />
ihn aber zur Grundlage für den weiteren<br />
Erneuerbaren-Ausbau zu erklären, wäre<br />
erstens falsch und ist zweitens nicht nötig.<br />
Tempo ist nun beiderseits gefragt – beim<br />
Ausbau und bei der Optimierung der Netze.<br />
Zeitpläne lässt der Aktionsplan Stromnetz<br />
jedoch völlig offen.<br />
Ebenso vermisst der BEE Vorschläge zur<br />
Reduzierung des konventionellen Erzeugungssockels.<br />
Er hat gleichermaßen entscheidenden<br />
Einfluss auf die Netzaufnahmefähigkeit<br />
für Erneuerbare Energien wie<br />
der Kohleausstieg. Wie schnell, wo und in<br />
welchem Umfang Kohlekraftwerke aus dem<br />
Netz gehen, bestimmt, wie viel sauberer<br />
Strom stattdessen im Netz Platz hat. Insbesondere<br />
die Stilllegung unflexibler Braunkohlekraftwerke<br />
würde zu einer sofortigen<br />
Entlastung führen. Dazu zählen vor allem<br />
Kraftwerksabschaltungen im mitteldeutschen<br />
und im Lausitzer Braunkohlerevier,<br />
da sie die Nord-Süd-Verbindung deutlich<br />
entlasten würden. Dies würde unter anderem<br />
die Redispatchkosten senken. Neben<br />
den wichtigen Aspekten des Klimaschutzes<br />
– eine drängende Frage angesichts der<br />
deutlichen Zielverfehlungen bei den Klimaschutzzielen<br />
– ist es deshalb auch für den<br />
Netzbetrieb wichtig, schnell die Kohleverstromung<br />
zurückzufahren.<br />
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) legt in<br />
ihrem Bericht zur Mindesterzeugung dar,<br />
dass die notwendige Mindesterzeugung für<br />
den stabilen Betrieb des heutigen Stromsystems<br />
3,2 bis 4,6 Gigawatt beträgt.<br />
Stattdessen laufen jedoch bis zu rund 23<br />
Gigawatt in die Netze – und schlucken dauerhaft<br />
unnötigerweise Kraftwerkskapazität.<br />
Dabei besteht längst Einigkeit, dass die Reduktion<br />
dieser starren Mindesterzeugung<br />
notwendig ist. So ist es über den BNetzA-<br />
Bericht zur Mindesterzeugung hinaus jeweils<br />
im Grün- und Weißbuch des BMWi<br />
sowie in einem gemeinsamen Dialogpapier<br />
des BEE, VKU und BDEW mit dem Bundesumweltministerium<br />
zum Strommarkt<br />
aus dem Jahr 2013 beschrieben.<br />
Mit dem Aktionsplan Stromnetz werden<br />
wichtige Grundlagen für die weitere erfolgreiche<br />
Energiewende definiert. Genauso<br />
wichtig ist es nun, dass ein entsprechendes<br />
Aktionsprogramm für Speicher sowie konkrete<br />
Vorschläge zur Sektorenkopplung folgen.<br />
Der BEE erwartet jetzt auch einen Aktionsplan<br />
für Speicher. Darüber hinaus bedarf<br />
es weiterer Anreize für die Flexibilisierung<br />
der Bioenergie. Es liegt auf der Hand, dass<br />
der Flexibilisierungsdeckel beim Biogas gestrichen<br />
und Flexibilisierungsanreize auch<br />
für Strom aus fester Biomasse gesetzt werden<br />
müssen. Flexibilisierte und damit höhere<br />
Bioenergiekapazitäten könnten zugleich<br />
dazu beitragen, einen Teil der wegfallenden<br />
Kohlekraftwerke zu ersetzen und die Versorgungssicherheit<br />
zu gewährleisen. Der BEE<br />
wird darauf drängen, dass den Ankündigungen<br />
des Ministers auch Taten folgen – auch<br />
in den hier aufgeführten Themen, die der<br />
Aktionsplan Netze noch nicht umfasst.<br />
Foto: BEE e.V.<br />
88
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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89
Verband<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Ein Kohleland versucht den<br />
energiepolitischen Spagat<br />
Brandenburgs Landesregierung steht weiterhin zur „Brückentechnologie“ Braunkohle, will<br />
aber zugleich die Energiewende. Praktiker sehen vor allem „Verhinderungsbehörden“.<br />
Von Bernward Janzing<br />
Regionalgruppentreffen<br />
auf einer Biogasanlage<br />
in Brandenburg.<br />
„Die Kohle ist der<br />
Liebling der Politik“<br />
Martin Schulze<br />
Wenn dies ein Symbol für die Landespolitik<br />
ist, steht es nicht zum Besten um<br />
die Erneuerbaren in Brandenburg: Im<br />
August <strong>2018</strong> führt auf der Internetseite<br />
des Ministeriums für Ländliche<br />
Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft der Menüpunkt<br />
„Ausbaustand Erneuerbare Energien“ noch zu<br />
einer Statistik des Jahres 2013.<br />
Immerhin kennt die Agentur für Erneuerbare Energien<br />
aktuellere Zahlen: Im Jahr 2016 stammten im Land<br />
1,9 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Biogas, das<br />
waren 6,7 Prozent der landesweiten Erzeugung. Die<br />
Erneuerbaren insgesamt kamen auf 15,7 Milliarden,<br />
entsprechend 28,5 Prozent am Erzeugungsmix. So gesehen<br />
ist Brandenburg im Deutschlandvergleich unterdurchschnittlich.<br />
Aber man kann auch anders rechnen:<br />
Weil Brandenburg deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht,<br />
also in großem Stil Strom exportiert, liegt der<br />
Anteil der Erneuerbaren bezogen auf den Eigenbedarf<br />
deutlich höher: bei beachtlichen 72 Prozent.<br />
In Zahlen: Einem landesweiten Stromverbrauch von<br />
22 Milliarden Kilowattstunden im Jahr steht eine Erzeugung<br />
von 55 Milliarden gegenüber. Davon stammen<br />
alleine 20 Milliarden aus dem Braunkohlekraftwerk<br />
Jänschwalde im Südosten Brandenburgs, dem drittgrößten<br />
Kraftwerk Deutschlands. Weitere 11 Milliarden<br />
liefert das Kraftwerk Schwarze Pumpe. Die Emissionsbilanz<br />
des Landes ist also deutlich verbesserungsfähig.<br />
Denn bis heute prägt im Land die Braunkohle die Politik,<br />
die einen Spagat versucht. Auch aus dem Koalitionsvertrag<br />
der rot-roten Regierung lässt sich dieser herauslesen:<br />
In Brandenburg bleibe „die Braunkohle als<br />
heimischer konventioneller Energieträger als Brückentechnologie“<br />
von „besonderer Bedeutung“ heißt es<br />
dort. Zugleich bekennt sich die Koalition allerdings<br />
„zur Energiewende und zum Wandel hin zu Erneuerbaren<br />
Energien“. Brandenburg sei Vorreiter beim Ausbau<br />
der Erneuerbaren Energien,<br />
behauptet die Regierung,<br />
und dies solle<br />
auch in Zukunft so bleiben.<br />
Für die kommenden<br />
Jahre sei „die Systemintegration<br />
der Erneuerbaren<br />
Energien unter den<br />
Stichworten Netzausbau, Versorgungssicherheit und<br />
Speicherfähigkeiten besonders wichtig.“<br />
Das Eigenlob der Landesregierung bei der Energiewende<br />
finden Kenner der Erneuerbaren allerdings deutlich<br />
überzogen. „Die Kohle ist der Liebling der Politik“, sagt<br />
Martin Schulze, einer der ersten Erbauer einer landwirtschaftlichen<br />
Biogasanlage in Brandenburg. Es war im<br />
Jahr 2002, als er mit dem Bau begann, im Jahr darauf<br />
nahm Schulze die 300-Kilowatt-NawaRo-Anlage in<br />
Dolgelin bei Seelow in Betrieb.<br />
Anders als vor allem die süddeutschen Bundesländer –<br />
speziell Baden-Württemberg und Bayern – , in denen<br />
schon in den Neunzigerjahren im Biogassektor einiges<br />
passierte, ging es in den östlichen Bundesländern erst<br />
mit dem ersten Erneuerbare-Energien-Gesetz ab dem<br />
Jahr 2000 los. „Damit ging hier die Post ab“, erinnert<br />
sich Manfred Gegner, ehemaliger Regionalgruppensprecher<br />
in Brandenburg und früheres Präsidiumsmitglied<br />
des Fachverbandes Biogas.<br />
Aber der Osten war anders strukturiert als der Westen.<br />
Während in den kleinen landwirtschaftlichen Struktu-<br />
90
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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Verband<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Manfred Gegner, ehemaliger Regionalgruppensprecher<br />
Brandenburg, traf im Rahmen seiner politischen Arbeit auch<br />
den damaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck.<br />
ren im Westen bäuerliche Anlagen mit 30<br />
bis 100 Kilowatt entstanden, lag die Leistung<br />
im Osten zumeist zwischen 150 und<br />
500 Kilowatt. „Agrarbetrieblich“ nennt sie<br />
Biogasexperte Gegner. Vorzugsweise kämen<br />
aufgrund der Größe Gas-Otto-Motoren<br />
zum Einsatz, was aufgrund der oft sehr<br />
gleichmäßigen Gasproduktion und des stabilen<br />
Methangehaltes möglich sei.<br />
Der Größenunterschied der Anlagen im Osten<br />
und im Süden der Republik habe unter<br />
den Biogasfreunden mitunter zu „fachlichen<br />
und emotionalen Diskrepanzen“ geführt,<br />
erinnert sich Gegner. Auf einer frühen<br />
Biogastagung soll zum Beispiel einmal<br />
ein bayerischer Jungbauer mit deutlichen<br />
Worten in Zweifel gezogen haben, dass<br />
es tatsächlich im Osten eine Anlage mit<br />
350-Kilowatt-Motor geben könne. Die gab<br />
es wirklich in Sachsen, nur aus der Sicht<br />
der kleinteilig strukturierten Landwirtschaft<br />
Bayerns war das unrealistisch groß.<br />
Unverständnis habe es im Westen mitunter<br />
auch darüber gegeben, dass die Projekte im<br />
Osten länger dauerten, bis sie umgesetzt<br />
waren. Oft lag das daran, dass Landwirte im<br />
Westen selbst entscheiden konnten, ob sie<br />
in eine Biogasanlage investieren. Bei den<br />
Großanlagen im Osten jedoch war die Zahl<br />
der Akteure üblicherweise größer.<br />
Große Strommengen machen<br />
Netzbetreiber zornig<br />
Und die Größe der Anlage wurde auch nicht<br />
immer von allen gerne gesehen: „Große<br />
Strommengen rufen den Zorn der Netzbetreiber<br />
in einigen Gegenden hervor“, sagt<br />
Biogasmann Gegner. Zudem besäßen große<br />
Anlagen in der Regel viele Pachtflächen<br />
und damit Pächter, die auch der<br />
Verarbeitung von Reststoffen<br />
zustimmen müssten. Es gebe<br />
Fälle mit bis zu 300 Pachtflächen<br />
in einem Landwirtschaftsbetrieb,<br />
sagt der Brandenburger<br />
Biogasexperte – was in vielen<br />
Regionen Deutschlands undenkbar<br />
ist.<br />
Auch der Weg, der Schulze zum<br />
Biogas brachte, war ein spezieller,<br />
wie er wohl nur im deutschen<br />
Osten wegen der Grenznähe<br />
denkbar ist. „Der Beitritt<br />
Polens zur EU 2004 war für<br />
mich der Auslöser“, sagt der<br />
Biogaspionier. Denn weil absehbar<br />
war, dass mit diesem Schritt<br />
viel Getreide auf den Binnenmarkt kommen<br />
würde, dass mithin die Preise sinken würden,<br />
suchte er alternative Erlösmodelle.<br />
Er wählte für seine Anlage das Verfahren<br />
der Trockenfermentation. „Technisch<br />
klappte das, nur die Biologie machte Probleme,<br />
weil es bald zu einem Mangel an<br />
Spurenelementen kam“, erinnert sich der<br />
Betreiber. Es habe damals noch keine Spurenelemente-Lieferanten<br />
und kein genaues<br />
Untersuchungssystem für Spurenelemente<br />
gegeben – und so wurde Schulze zum Profi<br />
in diesem Metier. Heute betreut er 100<br />
Anlagen, die er standortspezifisch mit den<br />
fehlenden Spurenelementen versorgt, mit<br />
Kobalt oder Selen, mit Molybdän oder Nickel.<br />
Je nach Boden, je nach Substrat, je<br />
nach Düngung und Fütterung der Tiere variieren<br />
die fehlenden Elemente, die er dann<br />
in einer individuellen Mischung anbietet.<br />
Verhinderungs- statt<br />
Genehmigungsbehörden<br />
Als langjähriger Kenner der Branche sieht<br />
er aber auch, was schief läuft mit dem<br />
Biogas im Land Brandenburg. Die Genehmigungsbehörden<br />
in den Städten und<br />
Landkreisen seien oft ein Problem. Zwar<br />
agierten sie sehr unterschiedlich, doch der<br />
Trend sei deutlich: „Es gibt nur wenige Genehmigungsbehörden,<br />
es dominieren die<br />
Verhinderungsbehörden.“<br />
Viele Themen, die grundsätzlich für die<br />
Biogasbranche attraktiv sein könnten, würden<br />
außerdem an Details scheitern. Flexibilisierung?<br />
„Der Netzzugang ist oft das<br />
Problem“, sagt Schulze. Hinzu kämen die<br />
aufwendigen und teuren Genehmigungen,<br />
etwa die dann fällige erneute BImSch-Genehmigung.<br />
Die Folge liegt auf der Hand:<br />
Nur wenige Betreiber flexibilisieren.<br />
Gaseinspeisung? Sei auch zu teuer, sagt<br />
Schulze. Aber nicht die Aufbereitung selbst<br />
sei das Problem, die funktioniere auch<br />
für kleinere Anlagen und sei auch durchaus<br />
finanzier- und amortisierbar. Aber die<br />
Einspeisung sei überteuert – auch durch<br />
die Lobby der Energieversorger, mutmaßt<br />
Schulze. Grundsätzlich hemme zudem die<br />
Schweinekrise die Biogasbranche: Durch<br />
sie habe die Liquidität der Höfe gelitten,<br />
Banken agierten sehr zurückhaltend. Da<br />
bleibe manche Investition auf der Strecke.<br />
Wie bundesweit auch sind die bestehenden<br />
Anlagen auch in Brandenburg vor allem<br />
das Ergebnis der vergangenen Boomjahre.<br />
Nach Zahlen des Landesbauernverbandes<br />
Brandenburg gibt es aktuell 502 Biogasanlagen<br />
mit einer installierten Leistung von<br />
zusammen 330 Megawatt. Darunter sind<br />
246 „landwirtschaftliche“ Biogasanlagen<br />
mit einer durchschnittlichen Leistung von<br />
448 Kilowatt sowie 256 „fondsfinanzierte“<br />
Biogasanlagen mit durchschnittlich 858<br />
Kilowatt. So entfällt etwa ein Drittel der<br />
Gesamtleistung auf landwirtschaftliche<br />
Anlagen.<br />
Der Abschied von der Kohle – die von der<br />
Bundesregierung ins Leben gerufene Kohlekommission<br />
hat ihre Arbeit aufgenommen<br />
– wird auch in Brandenburg einiges<br />
verändern. Dass im bevorstehenden Strukturwandel<br />
die Erneuerbaren Energien eine<br />
große Rolle spielen können, hat im vergangenen<br />
Jahr das Institut für ökologische<br />
Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag<br />
von Greenpeace Energy in einer Studie<br />
dargelegt. Denn der Ausbau Erneuerbarer<br />
Energien biete ausreichend Potenzial, um<br />
die Braunkohlearbeitsplätze in den betroffenen<br />
Bundesländern (Brandenburg, Sachsen<br />
und Nordrhein-Westfalen) vollständig<br />
zu ersetzen. Errechnet hat das IÖW auch<br />
die notwendigen Ausbaumengen, die man<br />
dafür braucht: In Brandenburg müssten<br />
etwa 8.500 Megawatt Erneuerbare Energien<br />
zusätzlich installiert werden.<br />
Autor<br />
Bernward Janzing<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Erste Qualifizierung für „zur<br />
Prüfung befähigte Personen<br />
Vom 12. bis 14. Juli fand die erste durch<br />
den Fachverband Biogas e.V. initiierte<br />
„Qualifizierung für zur Prüfung befähigte<br />
Personen“ für die jährlich/dreijährig wiederkehrende<br />
Prüfung nach Betriebssicherheitsverordnung<br />
(BetrSichV) statt. Neben Grundlagen<br />
des Explosionsschutzes wurden unter anderem Themen<br />
wie elektrische Zündschutzarten, nichtelektrischer<br />
Explosionsschutz und das Prüfen von Geräten<br />
und Anlagen thematisiert und diskutiert. Die Qualifizierung<br />
ist Teil eines modularen Schulungskonzeptes<br />
innerhalb dessen der Fachverband sowohl Betreiber<br />
als auch zur Prüfung befähigte Personen bei der Umsetzung<br />
der BetrSichV unterstützen will.<br />
Es gibt derzeit viele Diskussionen um die Qualifikation<br />
der zur Prüfung befähigten Personen in der Branche.<br />
Im Gegensatz zu anderen Prüfungen ist hier der Betreiber<br />
der Anlage dafür verantwortlich, die Qualifikation<br />
der zur Prüfung befähigten Person zu überprüfen<br />
beziehungsweise Nachweise einzufordern. Dabei<br />
stellt die BetrSichV hohe Anforderungen. Neben einer<br />
geeigneten Berufsausbildung und Berufserfahrung<br />
muss auch eine zeitnahe berufliche Tätigkeit nachgewiesen<br />
werden. Dies schließt die regelmäßige Teilnahme<br />
an Schulungen oder Erfahrungsaustauschen<br />
ein. Da diese speziell für die Biogasbranche bisher<br />
nicht angeboten wurden, hat der Fachverband zusammen<br />
mit zugelassenen Überwachungsstellen und unter<br />
Einbindung des Schulungsverbundes Biogas ein<br />
Schulungskonzept bestehend aus drei Modulen für<br />
die Qualifizierung der zur Prüfung befähigten Personen<br />
erarbeitet.<br />
Das Feedback der Teilnehmer zur ersten Qualifizierung<br />
war durchweg sehr positiv, so wurden besonders<br />
die Referenten, die interessanten Inhalte und die vielen<br />
Diskussionen gelobt. Daher will der Fachverband<br />
die Qualifizierungen nun regelmäßig anbieten und<br />
auf die „Qualifizierung für die sechsjährig wiederkehrende<br />
Prüfung“ erweitern. Ein erster Kurs hierfür wird<br />
ab dem 17. Oktober in Reimlingen stattfinden. Weitere<br />
Qualifizierungen in anderen Landesteilen werden<br />
folgen.<br />
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Dipl. Wirtschaftsing. (FH) Marion Wiesheu<br />
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Verband<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Lebhaftes AwSV-Fachgespräch<br />
in Kassel<br />
Am 21. Juni <strong>2018</strong> veranstaltete der Fachverband<br />
Biogas e.V. zum ersten Mal ein Fachgespräch<br />
mit wasserrechtlichem Schwerpunkt.<br />
Rund 40 Anlagenbetreiber, Planer,<br />
Sachverständige und Behördenvertreter<br />
trafen sich in Kassel zum gemeinsamen Austausch über<br />
die Fachbetriebspflicht und Verwendbarkeitsnachweise.<br />
Mit einem Übersichtsvortrag stimmte Simone von<br />
Schlichtkrull-Guse (Biogasgemeinschaft Westfalen-<br />
Lippe) auf die komplexe Thematik ein. Im Anschluss<br />
wurden fachbetriebspflichtige Tätigkeiten thematisiert.<br />
Dr. Annika Blarr (Fachbetriebsgemeinschaft<br />
Maschinenbau e.V.) ging hierzu neben den traditionell<br />
nach Wasserrecht fachbetriebspflichtigen Tätigkeiten<br />
wie Errichtung, Instandhaltung, Innenreinigung oder<br />
Stilllegung auch auf die seit Inkrafttreten der AwSV<br />
erforderliche sogennante „qualifizierte Planung“ ein.<br />
Denn seit 1. August muss auch der Planer quasi „Fachbetrieb“<br />
sein. Welche Maßgaben der „Fachplaner“ zukünftig<br />
erfüllen muss, steht aber aktuell noch nicht fest –<br />
die AwSV hat die Formulierung der Anforderungen (wie<br />
erforderliche persönliche Qualifikation, Berufserfahrung,<br />
Weiterbildung etc.) dem Regelwerk TRwS 779<br />
„Allgemeine Technische Regelungen“ überantwortet.<br />
Dieses Regelwerk befindet sich derzeit in Überarbeitung<br />
– ein Entwurf liegt noch nicht vor.<br />
Für die Unternehmen, die die bereits angesprochenen<br />
klassischen fachbetriebspflichtigen Tätigkeiten<br />
ausführen, bestehen dagegen seit Jahren Zertifizierungs-<br />
beziehungsweise Ausbildung- und Weiterbildungskonzepte.<br />
Die betrieblichen und personellen Voraussetzungen<br />
sowie die nachzuweisenden Kenntnisse<br />
und Formalien für eine Zertifizierung stellte Detlev<br />
Dusör (TÜV Nord Systems GmbH & Co.KG) vor. Er zeigte<br />
aber auch auf, dass es bei den etablierten Formaten<br />
noch der inhaltlichen Anpassung an das – aus wasserrechtlicher<br />
Sicht – neue Thema Biogasanlagen bedarf.<br />
Das Thema Verwendbarkeitsnachweise für Lager- und<br />
Abfüllanlagen im Anwendungsbereich der AwSV bestimmte<br />
den zweiten Teil des Fachgesprächs: Hierzu<br />
referierte Dr.-Ing. Ullrich Kluge (Deutsches Institut für<br />
Bautechnik, DIBt). In seinem Vortrag stellte er – neben<br />
den rechtlichen Grundlagen – auch den Verfahrensgang<br />
zur Erlangung der vom DIBt zu erteilenden<br />
bauaufsichtlichen Zulassungen dar. Seit Inkrafttreten<br />
der AwSV sind diese (in Verbindung mit dem Bauordnungsrecht)<br />
für Bauprodukte und Bauarten in Lagerund<br />
Abfüllanlagen auch im Biogasbereich erforderlich.<br />
Bislang konnten aber gerade einmal zehn Zulassungen<br />
für den Biogasbereich erteilt werden. Hersteller von Anlagen<br />
und Anlagenteilen für Biogasanlagen sind hier in<br />
der Handlungspflicht.<br />
Im direkten Anschluss unterlegte Lutz Schröder (Denso<br />
GmbH) mit einem Praxisbericht über ein Zulassungsverfahren<br />
für ein Fugenabdichtungssystem die Ausführungen<br />
von Dr. Kluge. Der von Schröder skizzierte Gang<br />
des Verfahrens ließ erahnen, warum bis dato nicht allzu<br />
viele Hersteller ein Zulassungsverfahren angestrebt haben:<br />
Denn der personelle und finanzielle Aufwand ist für<br />
das beantragende Unternehmen durchaus erheblich.<br />
Da ein Warten auf eine umfängliche Produktpalette<br />
mit bauaufsichtlichen Zulassungen in einer Situation,<br />
in der Biogasanlagen insbesondere Lagerkapazitäten<br />
zubauen müssen, aber keine Option ist, bedarf es aktuell<br />
eines Auswegs. Diesen stellte Erich Jaeger von der<br />
Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Rheinland-<br />
Pfalz aus Behördensicht vor. Die sogenannte behördliche<br />
Eignungsfeststellung ist quasi „der Brauchbarkeitsnachweis<br />
einer Anlage im Einzelfall“. Die gesamte<br />
Anlage wird – unter Einbeziehung von Bauprodukt- und<br />
Bauausführungsprüfungen sowie der Prüfung des Zusammenwirkens<br />
der Anlagenteile – als Ganzes beurteilt.<br />
Jaegers Ausführungen illustrierte Björn Weber (ÖKOBIT<br />
GmbH) mit den praktischen Erfahrungen seines Unternehmens<br />
in diesem Bereich. Fazit: Es ist ein Weg, aber<br />
er kann lang und durchaus steinig sein – und beides<br />
schlägt sich auch in den Projektkosten mit einem Plus<br />
von 15 bis 20 Prozent nieder.<br />
Der Tag verdeutlichte, dass es zwar grundsätzlich für<br />
die Bereiche Fachbetriebspflicht wie Verwendbarkeitsnachweise<br />
etablierte Abläufe gibt. Die Tatsache,<br />
dass Biogasanlagen aber auf Verordnungsebene wasserrechtliches<br />
Neuland sind, führt dazu, dass in der<br />
Praxis noch viele (Detail-)Fragen offen sind. Das rege<br />
Interesse und die konstruktiven Diskussionen haben<br />
aber die Planung bestätigt, das Veranstaltungsformat<br />
AwSV-Fachgespräch zu weiteren wasserrechtlichen<br />
Themen fortzuführen.<br />
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Produktnews<br />
Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
AccuLux: neu entwickelte Handleuchte HL 12 EX mit Zone 0<br />
Die Witte und Sutor GmbH, bekannt unter<br />
dem Markennamen AccuLux, stellt die neueste<br />
Entwicklung: Die ladbare Handleuchte<br />
HL 12 EX mit Zone 0. Die Leuchte ist extrem<br />
leicht, wodurch sie gut in der Hand<br />
liegt und noch dazu besonders hell ist mit<br />
etwa 200 Lumen. Die drei Schaltstufen ermöglichen<br />
verschiedene Abstufungen des<br />
Lichtkegels. Außerdem eignet sich die HL<br />
12 EX besonders gut für die Anwendung in<br />
Gefahrenbereichen aufgrund des Explosionsschutzes<br />
(Schutzart IP 67).<br />
Entwickelt wurde die Leuchte nach Vorgaben<br />
der deutschen Feuerwehrnorm. Bisher<br />
auf dem Markt waren die Akkuleuchte mit<br />
Zone 1/21 und die Batterieleuchte mit<br />
Zone 0/20. Jetzt wurde aber eine dritte<br />
Variante entwickelt, die Akku-Batterie-<br />
Leuchte, wodurch auch Schutz in Zone<br />
0/20 gewährt wird.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.acculux.de<br />
Die ladbare<br />
Handleuchte<br />
HL 12 EX<br />
mit Zone 0.<br />
Foto: Witte und Sutor GmbH<br />
Börger: neues Tauchmotorrührgerät<br />
Die Börger GmbH präsentiert die neue Generation<br />
ihres Tauchmotorrührgerätes B-MX.<br />
Der kompakte Edelstahlmixer mit seinem<br />
strömungsoptimierten Rührwerkskörper<br />
sorgt zusammen mit den neuen Rührflügeln<br />
für mehr Effizienz beim Aufrühren und Homogenisieren<br />
von Flüssigmist, Gärresten,<br />
Schlämmen und Futtermitteln.<br />
Mithilfe von aufwendigen Simulationen<br />
und Tests haben wir die Geometrie des<br />
Rührwerkskörpers und der Flügel soweit<br />
verbessert, dass wir mit weniger Energie<br />
einen besseren Wirkungsgrad erreichen“,<br />
sagt Geschäftsführer Alois Börger.<br />
Der Rumpf des neuen Börger Mixers ist<br />
strömungsgünstig optimiert worden und<br />
komplett ohne Kanten und Ecken aufgebaut.<br />
Im Zusammenspiel mit den neuen<br />
Rührflügeln soll so die Flüssigkeit ohne<br />
Turbulenzbildung an die Verdrängerflügel<br />
strömen. Wie bei einer Schiffsschraube zu<br />
beobachten, gelangt auch beim Tauchmotorrührwerk<br />
B-MX die Flüssigkeit dank der<br />
strömungsgünstigen Ausführung problemlos<br />
von den Seiten zu den Flügelflächen.<br />
Laut Börger kann so eine Effizienzverbesserung<br />
von mehr als 20 Prozent im Vergleich<br />
zu anderen Geometrien realisiert werden.<br />
Kanten am Rührwerkskörper würden dagegen<br />
Verwirbelungen erzeugen, die ein effektives<br />
Zuströmen der Flüssigkeit zu den<br />
Rührflügeln beeinträchtigen können.<br />
Ein weiterer Vorteil des B-MX: Es gibt keine<br />
An- oder Aufbauten für Kabeleinführungen.<br />
Das Tauchmotorrührgerät B-MX ist ein<br />
kompakter Edelstahlmixer mit strömungsoptimiertem<br />
Rührwerkskörper.<br />
Über die dauerhaft verschlossene, aber<br />
wechselbare Kabelführung im wenig durchströmten<br />
Raum wird der Drehstromantrieb<br />
mit Elektrizität versorgt. Den komplett aus<br />
Edelstahl gefertigten BM-X gibt es in vier<br />
Baugrößen.<br />
Infos unter www.boerger.de<br />
Foto: Börger GmbH<br />
Schreiber Anlagenbau: AS 30 – neuer mobiler Separator<br />
Um die Produktpalette in der Substratverwertung<br />
zu erweitern, hat die Firma Schreiber<br />
Anlagenbau aus Hüttisheim einen<br />
mobilen Separator speziell für den überbetrieblichen<br />
Einsatz entwickelt. Ob Lohnunternehmer<br />
oder als gemeinschaftliche<br />
Anschaffung mehrerer Betriebe, durch die<br />
mobile Bauweise ist der Separator schnell<br />
und flexibel einsetzbar. Die Anlage steuert<br />
und überwacht sich komplett selbstständig.<br />
Die Bedienung erfolgt über ein Touch<br />
Panel – optional können Störmeldungen<br />
direkt auf das Handy gesendet werden.<br />
Das System verfügt zudem über eine Funktion,<br />
die das vollautomatische Anfahren<br />
ermöglicht. Damit der AS 30 genügend frisches<br />
Material bekommt, wurde hier eine<br />
robuste Zuführpumpe der Firma Wangen<br />
Mit einem Gesamtgewicht von unter 2 Tonnen<br />
ist er ein Leichtgewicht und kann problemlos<br />
mit einem Autoanhänger transportiert werden.<br />
Foto: Schreiber Anlagenbau<br />
mit einem Durchsatz von 30 Kubikmeter<br />
verbaut. Die Rückführung der flüssigen<br />
Phase erfolgt ebenfalls über eine spezielle<br />
Wangen Xpress Pumpe.<br />
Das Herzstück des Separators besteht aus<br />
zwei Siebkörben, die mit unterschiedlich<br />
starken Lamellen bestückt sind. Durch diese<br />
Bauweise wird eine hohe Leistung bei<br />
geringem Verschleiß erreicht. Je nach Anforderung<br />
kann der Trockensubstanzgehalt<br />
von „Nass“ bis Einstreutrocken eingestellt<br />
werden. Das 6 Meter lange Förderband ist<br />
durch seinen Alurahmen extrem leicht und<br />
ermöglicht problemloses Beladen in Anhänger<br />
von bis zu 4 Metern Höhe. Eine Besonderheit<br />
des Separators: Das Förderband<br />
kann im laufenden Betrieb um 270 Grad<br />
geschwenkt werden.<br />
Durch die optimierte Abstimmung der Einzelkomponenten<br />
beläuft sich der Stromverbrauch<br />
unter Last auf lediglich 11 kW.<br />
Der AS 30 wurde so konzipiert, dass auch<br />
bei dicker Gülle ein Durchsatz von 30 m³/h<br />
erreicht wird.<br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
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Biogas Journal | 5_<strong>2018</strong><br />
Stallkamp: neuer Schneidfilter schützt die Pumpe<br />
Pumpenverschleiß ist nicht nur störend<br />
für den gesamten Abwasserkreislauf, sondern<br />
meist auch kostenintensiv. Deshalb<br />
bietet Die Stallkamp ESTA GmbH mit dem<br />
Schneidfilter eine einfache Lösung zur<br />
Schonung von Pumpen. Er wird vor der<br />
Zuführpumpe eingebaut und filtert durch<br />
gegeneinander laufende Schneiden Fasern<br />
und grobe Stücke aus dem Medium. Diese<br />
werden in einem Kasten aufgefangen. Bei<br />
der Konstruktion wurden die einfache Bedienung<br />
sowie eine leichte Entleerung und<br />
Säuberung des Filters berücksichtigt. Der<br />
neue Schneidfilter ist zum Beispiel hervorragend<br />
in Kombination mit einer Separationsanlage<br />
einzusetzen.<br />
Weitere Informationen unter<br />
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SUMA: Rührgigant FR Light<br />
Die neueste Entwicklung vom Allgäuer<br />
Rührwerk-Spezialisten SUMA ist speziell<br />
für Beton- oder Stahlbehälter mit einem<br />
nahezu konstanten Füllstand ausgelegt.<br />
Mit dem Rührgigant FR Light erhalten Anlagenbetreiber<br />
ein zuverlässiges Rührwerk<br />
zum Homogenisieren und Aufrühren, das<br />
flexibel einsetzbar und für viele Anwendungen<br />
geeignet ist. Das kompakte Rührwerk<br />
ist in zwei Leistungsstufen (4,0 kW und 7,5<br />
kW) sowie in den Rohrlängen von 1,0 oder<br />
1,5 Metern lieferbar.<br />
Der FR Light kann bei einem Trockensubstanzgehalt<br />
des Substrats von bis zu 12<br />
Prozent sowie einer Substrattemperatur<br />
bis 70 °C betrieben werden. Einsatztiefen<br />
bis zu 6 Meter unter Füllstand sind<br />
realisierbar. Das Stabrührwerk ist darüber<br />
hinaus für die Ex-Zone 1 zugelassen. Bei<br />
der Konstruktion und Auswahl der Materialien<br />
lag der Fokus auf Zuverlässigkeit<br />
und Robustheit. Rohr und Dichtplatte<br />
sind aus V2A-Edelstahl oder optional in<br />
V4A erhältlich. Die Dichtplatte kann in<br />
verschiedenen voreingestellten Neigungswinkeln<br />
gewählt werden. Des Weiteren<br />
können bei Bedarf Sonderdichtplatten<br />
gefertigt werden. Das Rührwerk verfügt<br />
über ein Planetengetriebe mit eigener<br />
Ölkammer, das zusätzlich zur Robustheit<br />
beiträgt. Dadurch kann der FR Light auch<br />
senkrecht eingebaut werden. Je nach Einsatzzweck<br />
stehen Rührflügelgrößen aus<br />
verschiedenen Materialien zur Verfügung.<br />
Ein Ölschauglas seitlich am Elektromotor<br />
dient der visuellen Beurteilung des Zustands<br />
des Rührwerks. Dadurch kann eine<br />
permanente und einfache Überprüfung<br />
des Zustands der Gleitringdichtung aus<br />
Siliciumcarbid auf Dichtigkeit erfolgen.<br />
Fliegl präsentiert den EcoDry Multi<br />
Das Trocknungssystem Fliegl EcoDry Multi<br />
arbeitet mit einem Schubkeilboden, der das<br />
Trockengut kontinuierlich durchmischt –<br />
für ein überlegenes Trocknungsergebnis.<br />
Gleichzeitig sorgt das Schubkeilboden-Verfahren<br />
für ein Plus an Effizienz.<br />
Fliegl EcoDry Multi ist speziell für die<br />
Trocknung von Schlämmen konzipiert.<br />
Der Trockner eignet sich für die Entwässerung<br />
von kommunalen Klärschlämmen,<br />
Gärresten und Industrieschlämmen (zum<br />
Beispiel aus der Stärke-, Trockenmitteloder<br />
Papierproduktion). Der 12,50 Meter<br />
lange Trocknungscontainer besteht aus<br />
hochbeständigem V2A-Edelstahl. Über<br />
das höhenverstellbare Schott-Tor wird die<br />
gewünschte Schichtdicke des Trockenmaterials<br />
eingestellt, das im Zuge der Trocknung<br />
über einem Lochblech vorwärtsbewegt<br />
wird.<br />
Der Clou ist der innovative, schräg gestellte<br />
Schubkeilboden: Mit jeder Schubbewegung<br />
wird das Trockengut von den Schubkeilen<br />
nicht nur vorwärtsbewegt, sondern<br />
auch durchmischt und gebrochen. Die<br />
heiße Luft, die von unten über das Lochblech<br />
zugeführt wird, findet viel mehr Angriffsfläche.<br />
Der Trocknungsvorgang lässt sich auf der Basis<br />
moderner Sensorik und Feuchtemessung<br />
steuern. Die Intervalle des Schubkeilbodens<br />
können je nach Material und gewünschtem<br />
Restwassergehalt eingestellt werden – zum<br />
Beispiel auf 10 Prozent Restwassergehalt<br />
und 90 Prozent Trockensubstanzanteil. Die<br />
Werte, die Verbrennungsanlagen für Klärschlamm<br />
häufig fordern, werden mit Fliegl<br />
EcoDry Multi absolut zuverlässig erreicht.<br />
Ergebnis ist ein Granulat, in der Regel mit<br />
einer Korngröße unter 10 Millimeter Größe –<br />
Der Rührgigant FR Light von SUMA besticht<br />
durch seine kompakte Bauweise.<br />
Ein weiterer Vorteil vom Rührgigant FR light<br />
ist, dass nahezu die komplette Wartung von<br />
außen vorgenommen werden kann, ohne<br />
dass das Rührwerk ausgebaut werden muss.<br />
Das heißt, es ist kein Öffnen des Behälters<br />
notwendig. Als zusätzliche Absicherung vor<br />
Abrieb durch langfaserige Fremdstoffe kann<br />
optional der bewährte SUMA POM-Schutz<br />
erworben werden. Die Schutzschelle beugt<br />
wirksam durch Abrieb bedingte Schäden<br />
unter der Rührflügelbuchse vor.<br />
Weitere Infos unter www.suma.de<br />
Fliegl EcoDry Multi erzielt den Soll-Restwassergehalt<br />
gleichmäßig im gesamten Material und<br />
kennt keine Feuchtenester.<br />
staubarm, nachbehandlungsfrei, verpackungs-<br />
und transportfreundlich. Weil alle<br />
Antriebe im Schubkeilboden-Verfahren nur<br />
intervallmäßig angefordert werden, liegt<br />
der Energiebedarf deutlich unter dem herkömmlicher<br />
Bandtrockner. Der Eigenstromverbrauch<br />
liegt im Dauerbetrieb mit unter<br />
3 Kilowatt deutlich unter dem von Wettbewerbssystemen.<br />
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www.agro-center.de<br />
Foto: SUMA Rührtechnik GmbH<br />
Foto: Fliegl Energy<br />
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der Landwirtschaft sind; Biogasanlagen die auf Basis Rest und<br />
Abfallstoffe betrieben werden, könnten ggfs im Rahmen eines<br />
Portfoliotransaktion miterworben werden.<br />
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