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4_2018 Leseprobe

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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 21. Jahrgang<br />

4_<strong>2018</strong><br />

Bi<br />

gaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Niederschlag: schmutziges<br />

Regenwasser reinigen S. 42<br />

Konfliktberatung: Hilfe zur<br />

Streitschlichtung S. 56<br />

Schweiz: Wasserstoff erfolgreich<br />

methanisiert S. 76<br />

Topthema:<br />

Grünes Gas


Inhalt<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Editorial<br />

Zwischen Stillstand<br />

und Aufbruch<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wenn wir uns die jüngsten vom Fachverband Biogas<br />

e.V. veröffentlichten Branchenzahlen anschauen, dann<br />

wird die Stagnation im Zubau von Verstromungsanlagen<br />

ganz klar deutlich. Er ist gleich null. Auch die Neu-<br />

Inbetriebnahme von Gaseinspeiseanlagen ist auf einem<br />

neuen Tiefpunkt angekommen (siehe Artikel auf Seite<br />

28). Lediglich Kleinanlagen bis 75 Kilowatt installierte<br />

elektrische Leistung, die überwiegend Wirtschaftsdünger<br />

der Landwirtschaftsbetriebe vergären, werden mit<br />

über 100 Neuanlagen pro Jahr in nennenswerter Zahl<br />

errichtet.<br />

Darüber hinaus investieren einige Biogasproduzenten<br />

in die Flexibilisierung ihrer Anlagen – in der Hoffnung,<br />

dass der Flexdeckel noch nicht ausgeschöpft ist. Die<br />

Politik muss dringend reagieren und weitere Flexibilisierungsvorhaben<br />

ermöglichen und fördern. Leider<br />

konnte sich die Bundesregierung vor der parlamentarischen<br />

Sommerpause nicht mehr auf einige Inhalte der<br />

geplanten Mini-EEG-Novelle einigen, so dass erst nach<br />

der Sommerpause damit zu rechnen ist (siehe Bericht<br />

aus der Geschäftsstelle auf Seite 86).<br />

Während also die deutsche Bundesregierung in Sachen<br />

Klimaschutz weiter im Schlafwagen unterwegs<br />

ist und auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier<br />

in Brüssel für weniger Erneuerbare und weniger Klimaschutz<br />

eintritt, bekommt die Energiewende von ganz<br />

anderer Seite Unterstützung. Wer hätte es gedacht? Es<br />

sind die europäischen Nutzfahrzeughersteller, die mit<br />

umweltfreundlichen Antriebskonzepten auf sich aufmerksam<br />

machen.<br />

Unternehmen wie MAN, Iveco, Scania oder Volvo drängen<br />

mit gasbetriebenen Motoren in Lkw auf die Straßen.<br />

LNG und CNG sind die Abkürzungen für Kraftstoffe auf<br />

Erdgas- beziehungsweise Biomethanbasis. Transportlogistiker<br />

schaffen – teils mit Fördergeldern – neue Fahrzeuge<br />

an, die mit Gasantrieb deutlich klimafreundlicher<br />

sind als neue Euro-VI-Dieselmotoren. Außerdem sind<br />

sie auch viel leiser als die Dieselaggregate.<br />

Andere Akteure errichten parallel mit EU-Fördergeldern<br />

die Tankstellen-Infrastruktur (siehe Artikel auf Seite 32).<br />

Das Henne-Ei-Problem scheint hier also gelöst. Dass erneuerbare<br />

Gase auch in Zukunft benötigt werden, zeigt<br />

die aktuelle dena-Leitstudie „Integrierte Energiewende“<br />

ganz deutlich. Ohne Methan und Wasserstoff wird<br />

die Energiewende nicht gelingen. Eine 100-prozentige<br />

Elektromobilität wird nicht möglich sein.<br />

Positiv festhalten müssen wir auch, dass die EU-Kommission<br />

in der nächsten Erneuerbare-Energien-Richtlinie,<br />

die unter der Bezeichnung RED-II bekannt ist,<br />

die CO 2<br />

-Minderung durch die Güllevergärung in einer<br />

Unterquote anerkennen will. Wenn die CO 2<br />

-Bepreisung<br />

fossiler Energieträger kommt, dann erhält die CO 2<br />

-<br />

Minderung aus der Güllevergärung einen zusätzlichen<br />

Wert. Im Kraftstoffbereich muss die Mineralölindustrie<br />

festgelegte Anteile an Treibhausgasen reduzieren. Dies<br />

kann sie durch den Einsatz von Biokraftstoffen erreichen.<br />

Ursprünglich war in der RED-II vorgesehen, dass die<br />

CO 2<br />

-Reduktion durch die Güllevergärung linear ansteigt.<br />

So sollte in 2021 die CO 2<br />

-Reduzierung 0,5 Prozent<br />

betragen und bis 2030 auf 3,5 Prozent ansteigen.<br />

Die Bundesregierung hat diesen Weg leider verhindert.<br />

Bis Redaktionsschluss war der Zielwert bis 2025 noch<br />

nicht veröffentlicht. So bleibt eine weitere Chance,<br />

den Klimaschutz voranzubringen, ungenutzt. Ärgerlich<br />

ist, dass der Stillstand weiter zementiert wird und der<br />

Aufbruch ein kleines Pflänzchen bleibt, das in Nischen<br />

versucht, groß zu werden.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Horst Seide,<br />

Präsident des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

3


Inhalt<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Editorial<br />

3 Zwischen Stillstand und Aufbruch<br />

Horst Seide, Präsident, des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher<br />

10 Termine<br />

11 Biogas-Kids<br />

12 Klimaschutz durch Gasmobilität machbar<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

16 LNG: BMVI fördert den Kauf<br />

von gasbetriebenen Lkw<br />

Von Dipl.-Ing. Alexey Mozgovoy<br />

18 Start-up mit 5 Billiarden Mitarbeitern<br />

20 Innovationen aus Wissenschaft und<br />

Wirtschaft konzentriert präsentiert<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

28<br />

28 Biomethan<br />

nur zwei neue Einspeiseanlagen<br />

im Jahr 2017<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Martin Bensmann<br />

32 Türöffner für Biokraftstoffe<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

36 Aus Wasserstoff wird „grünes Gas“<br />

Von Thomas Gaul<br />

24 Ifat <strong>2018</strong>: Internationales Interesse<br />

an deutscher Biogastechnik<br />

26 „Biogas und Artenreichtum? Super!“<br />

Von Dennis Schiele<br />

27 Save the date:<br />

28. Biogas Convention<br />

PRAXIS<br />

42 Delphin sorgt für sauberes Wasser<br />

Von Dierk Jensen<br />

46 Wildpflanzenfelder sind Biotope<br />

in der Agrarlandschaft<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

50 Bienenstrom schafft Lebensräume<br />

für Pflanzen und Insekten!<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

54 Vegetationsbericht Durchwachsene<br />

Silphie<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

56 Wenn der Unmut gärt<br />

Von Dr. Bettina Knothe<br />

und Dr. Martin Köppel<br />

60 Es geht auch ohne Mais<br />

Von Thomas Gaul<br />

4


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Inhalt<br />

46 68<br />

82<br />

titelFoto: Iveco i Fotos: Carmen Rudolph, Odas GmbH, Martin Bensmann, GIZ<br />

62 Drei Jahre TRGS 529 – an was Sie sich<br />

erinnern sollten und was neu hinzukam<br />

Von Dipl. Wirtschaftsing. (FH)<br />

Marion Wiesheu<br />

64 Erfolgreich gegen den Strom<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

68 Ein Landwirt, der Zukunft gestaltet<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Beilagenhinweis:<br />

Das Biogas Journal enthält<br />

Beilagen der Firmen BayWa AG und<br />

DZS Agrar Handels GmbH.<br />

INTERNATIONAL<br />

Frankreich<br />

72 Mit Biomethan die Kurve kriegen<br />

Von EUR Ing. Marie-Luise Schaller<br />

Schweiz<br />

76 Direkte Wasserstoff-Methanisierung –<br />

technisch erfolgreich nachgewiesen<br />

Von Andreas Kunz, Julia Witte,<br />

Serge Biollaz und Tilman Schildhauer<br />

Indien<br />

82 Nashik wird Abfall-zu-Energie-Modell<br />

Von M.Sc. / ME Dirk Walther<br />

Serbien<br />

84 Fachverband und GIZ unterstützen<br />

bei der Biogasnutzung<br />

VERBAND<br />

aus der Geschäftsstelle<br />

86 EEG-Novelle mit Verbesserungen für<br />

Biogas? – Oder doch nicht?<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

90 Aus den Regionalgruppen<br />

98 Aus den Regionalbüros<br />

100 Mecklenburg-Vorpommern<br />

erneuerbare decken Strombedarf zu<br />

150 Prozent – künftig sogar zu 700?<br />

Von Bernward Janzing<br />

102 Klimaziel 2020 nur mit Kohleausstieg<br />

erreichbar<br />

Von Dr. Simone Peter (BEE)<br />

Produktnews<br />

104 Produktnews<br />

106 Impressum<br />

5


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Energiepflanzen und Leguminosen<br />

Auf ungünstigen Standorten<br />

gute Ergebnisse mit Mischanbau<br />

Gemenge von Mais und Bohnen.<br />

Gülzow – Aus Untersuchungen ist bekannt, dass Pflanzen<br />

im Mischanbau unter Stressbedingungen Wasser<br />

und Nährstoffe effektiver als im Reinanbau nutzen<br />

können. Sogar eine direkte gegenseitige Förderung der<br />

Pflanzen wurde nachgewiesen. Nimmt der Stress ab,<br />

schlägt die Förderung<br />

gewöhnlich in Konkurrenz<br />

um. Deshalb ist<br />

der Mischanbau vor<br />

allem bei „Low-input“-<br />

Bedingungen interessant,<br />

die im Zuge<br />

des Klimawandels voraussichtlich<br />

auch in<br />

Deutschland häufiger<br />

vorkommen werden.<br />

Versuch im Folientunnel mit Trockenstress: links Mais,<br />

rechts Mais mit Feuerbohnen (Phaseolus coccineus). Die Erträge<br />

der Kombination Mais-Feuerbohnen waren tendenziell<br />

höher als bei Mais im Reinanbau.<br />

Ein Forscherteam der<br />

Universität Rostock<br />

hat nun den Mischanbau<br />

von Mais beziehungsweise<br />

Sorghum<br />

mit verschiedenen<br />

Leguminosen (Soja-,<br />

Acker- und Feuerbohnen,<br />

Blaue und Andenlupine)<br />

im Vergleich<br />

zum Reinanbau sowohl<br />

im Gewächshaus als<br />

auch unter Feldbedingungen<br />

erprobt. „Bei<br />

suboptimalen Wachstumsbedingungen<br />

lag<br />

der Mischanbau in<br />

punkto Ertrag tatsächlich<br />

gleichauf mit dem<br />

Reinanbau und war zum<br />

Teil sogar überlegen.<br />

Dabei erhielten die Mischungen<br />

aber nur die Hälfte der Stickstoffdüngung“,<br />

berichtet Projektleiterin Bettina Eichler-Löbermann<br />

über die Ergebnisse.<br />

Besonders augenfällig waren die Vorteile in den Gefäßversuchen<br />

auch unter Phosphor-Mangel. „Bei ausbleibender<br />

Phosphor-Düngung wiesen die Gemenge deutlich<br />

höhere Gehalte an pflanzenverfügbarem Phosphor<br />

im Boden auf als Mais oder Sorghum im Reinanbau,<br />

was auf eine aktive Mobilisierung von Phosphorquellen<br />

im Boden hindeutet“, so die Pflanzenbau-Professorin.<br />

Im Feldversuch mit Feuerbohnen und Andenlupinen<br />

als Partner für Mais beziehungsweise Sorghum war<br />

Foto: Walter Schmidt<br />

Foto: Eichler-Löbermann/Uni Rostock<br />

dieser Effekt nicht eindeutig nachweisbar. Allerdings<br />

gehen die Forscher auch hier von positiven Effekten<br />

für die Phosphor-Versorgung aus, denn auch auf diesen<br />

Flächen wurden für den Mischanbau deutlich höhere<br />

Aktivitäten von Enzymen gefunden, die am Phosphor-<br />

Umsatz im Boden beteiligt sind.<br />

In den Feldversuchen stellte sich außerdem heraus,<br />

dass die Erträge im Mischanbau stabiler waren und weit<br />

weniger von der Bewirtschaftung beeinflusst wurden<br />

als Mais oder Sorghum im Reinanbau. Außerdem zeigten<br />

die Gemenge im Herbst geringere Werte an mineralisiertem<br />

Stickstoff und damit ein geringeres Risiko<br />

einer Nitratverlagerung ins Grundwasser. Unter Feldbedingungen<br />

schnitten die rankenden Feuerbohnen häufig<br />

besser ab als die Andenlupinen, die offensichtlich<br />

stärker unter der Konkurrenz und dem Lichtmangel in<br />

den Mischungen litten. Im Gefäßversuch schnitt unter<br />

suboptimalen Bedingungen auch die Sojabohne gut ab,<br />

die im Feldversuch nicht getestet wurde.<br />

Die Kombination von Mais oder Sorghum mit Leguminosen<br />

ist also eine Option, um auf ertragsschwächeren<br />

Standorten stabile Erträge bei gleichzeitiger Einsparung<br />

von Dünger zu erzielen. Was müsste passieren,<br />

damit dieses Anbausystem in der Praxis Verbreitung<br />

findet? Eichler-Löbermann meint: „Wir brauchen insbesondere<br />

noch mehr Anbauerfahrungen auf verschiedenen<br />

Standorten. Das betrifft besonders die Auswahl<br />

geeigneter Sorten, die Aussaatdichte und -zeit. Auch<br />

Unkräuter können im Mischanbau sehr problematisch<br />

sein, hier müssen geeignete Empfehlungen entwickelt<br />

werden. Trotz dieser Herausforderungen birgt der<br />

Mischanbau mit Leguminosen eine große Chance zur<br />

Erhöhung der Artenvielfalt im Pflanzenbau und trägt<br />

zur Eiweißpflanzenstrategie bei.“<br />

Zwei ebenfalls vielversprechende Gemenge-Partner<br />

sind Mais und Gartenbohnen (Phaseolus vulgaris). Die<br />

Optimierung dieses Anbausystems unter konventionellen<br />

und ökologischen Bedingungen stand im Mittelpunkt<br />

eines Verbundprojektes der Hochschule für<br />

Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und der<br />

Universität Kassel. Mais und Bohnen werden traditionell<br />

in Nord-, Mittel- und Südamerika seit Jahrtausenden,<br />

teilweise auch zusammen mit Kürbissen, auf<br />

einem Feld kultiviert und sind dort durch Selektion optimal<br />

an den Mischanbau angepasst. Für europäische<br />

Verhältnisse gilt es erst wieder, geeignete Sorten und<br />

die optimalen Anbauparameter herauszufinden. Dennoch<br />

kultivieren Pioniere auch hierzulande bereits seit<br />

einigen Jahren Mais und Bohnen für die Biogasanlage<br />

beziehungsweise für die Milchkuhfütterung.<br />

6


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

FlexFuture!<br />

Biogas sorgt für stabile Netze<br />

Ingolstadt – Biogasanlagen gelten als die Joker des erneuerbaren<br />

Energiesystems, denn sie können flexibel<br />

Strom und Wärme bereitstellen und so Fluktuationen<br />

ausgleichen. An einer Praxisanlage wurde nachgewiesen,<br />

dass Engpässe und Überlastungen im Stromnetz<br />

vermieden werden können, wenn Photovoltaik- und Biogasanlage<br />

aufeinander abgestimmt Strom einspeisen.<br />

Die Stabilität der Stromnetze und damit die Versorgungssicherheit<br />

in Deutschland jederzeit zu gewährleisten,<br />

ist ein wesentlicher Schwerpunkt der Energiewende.<br />

Gerade bei der zunehmenden Einspeisung<br />

fluktuierender erneuerbarer Stromerzeuger, wie Windkraft<br />

oder Photovoltaik (PV), kommt es jedoch vermehrt<br />

zu Engpässen oder zu einer Überlastung der Verteilnetze.<br />

Das Nadelöhr zum Mittelspannungs-Verteilnetz, in<br />

das PV- und Biogasanlagen einspeisen (bis 50 kV), ist<br />

der sogenannte Netzverknüpfungspunkt (NVP), der für<br />

eine maximale Stromeinspeisung ausgelegt ist.<br />

Bei Überschreiten dieser Leistung werden die Anlagen<br />

abgeregelt, um die Netzstabilität zu sichern. Diese<br />

Belastung ohne kostenintensiven Netzausbau zu reduzieren,<br />

hat sich das Institut für neue Energie-Systeme<br />

(InES) gemeinsam mit den Partnern im Projekt „Flex-<br />

Future – Integration von Biogasanlagen in Netze mit<br />

hohem Anteil fluktuierender Stromerzeuger“ (FKZ:<br />

03KB102) zum Ziel gesetzt. Die Wissenschaftler nutzten<br />

die Regelbarkeit von Biogasanlagen für den Lastausgleich.<br />

Das heißt, kurzfristige Schwankungen im<br />

Stromnetz werden über die regelbare Stromproduktion<br />

der Biogas-Blockheizkraftwerke (BHKW zur Erzeugung<br />

von Strom und Wärme) ausgeglichen. Auf Basis von<br />

Prognosen der PV-Einspeisung wird der Lastausgleich<br />

vorgenommen.<br />

„Wir haben im Realbetrieb an der Biogasanlage Zellerfeld<br />

in Bayern gezeigt, dass durch eine intelligente<br />

Anlagensteuerung Stromspitzen in der Einspeisung erneuerbaren<br />

Stroms vermieden werden können“, erklärt<br />

Prof. Wilfried Zörner, Projektleiter am Institut für neue<br />

Energie-Systeme (InES) an der Technischen Hochschule<br />

Ingolstadt. Zusammen mit dem Biogas-Technik-Hersteller<br />

UTS Products GmbH und dem Standortentwickler<br />

PROLIGNIS Energie Consulting GmbH<br />

wurde ein Steuerungskonzept zur automatisierten und<br />

verteilnetzorientierten Fahrweise von Biogasanlagen<br />

entwickelt, das auf Praxisanlagen übertragbar ist.<br />

So können durch die Installation weiterer BHKW und<br />

entsprechend dimensionierter Gasspeicher an der Biogasanlage<br />

zusätzliche Kapazitäten für die Erzeugung<br />

von Strom bereitgestellt werden. Im Fall einer hohen<br />

PV-Einspeisung kann die Stromerzeugung am Biogas-<br />

BHKW heruntergefahren oder sogar ausgesetzt werden.<br />

In Zeiträumen geringer Sonneneinstrahlung wird durch<br />

die BHKW mehr Biogas zu Strom und Wärme umgewandelt.<br />

Die Entwickler hatten dabei nicht nur die Netzdienlichkeit<br />

– das heißt, den Beitrag zur Stabilisierung der<br />

Stromnetze –, sondern auch die Ertragssteigerung für<br />

den Biogasanlagenbetreiber im Blick. Für den BHKW-<br />

Betrieb wurden im Projekt Fahrpläne für jeweils 32<br />

Stunden im Voraus generiert. Diese berücksichtigen einerseits<br />

den Füllstand des Biogasspeichers und die tagesaktuellen<br />

Wetter- und Einstrahlungsprognosen und<br />

andererseits die Preisentwicklung an der Strombörse<br />

EPEX SPOT SE. So konnte der Biogasstrom vor allem in<br />

Zeiten hoher Strompreise bereitgestellt werden. Durch<br />

die flexible Fahrweise der Biogasanlage wurde zeitgleich<br />

die lokale PV-Einspeisung ausbalanciert.<br />

Das Projektteam sieht nach dem erfolgreichen Projekt<br />

noch einige Herausforderungen: So ist das Anlagenmonitoring<br />

beider Stromerzeuger mit einem hohen technischen<br />

Kommunikations- und Vernetzungsaufwand<br />

verbunden. In einer Zukunft mit zunehmend vernetzten<br />

Energieanlagen müssen diese sensibler aufeinander reagieren<br />

können. Die wichtige Prognose<br />

der PV-Einspeisung kann beispielsweise<br />

durch die Installation eines Wolken-<br />

Tracking-Systems verbessert werden.<br />

Damit kann eine noch gezieltere Anpassung<br />

der Stromerzeugung aus Biogasanlagen<br />

an die PV-Einspeisung ermöglicht<br />

werden. Des Weiteren bieten<br />

die derzeitigen Rahmenbedingungen<br />

und Gewinnmöglichkeiten keine Anreize<br />

für Anlagenbetreiber, ihre Biogasanlagen<br />

im Hinblick auf die Netzdienlichkeit<br />

zu flexibilisieren.<br />

Im Projekt FlexFuture wurde ein Steuerungskonzept<br />

zur automatisierten und<br />

verteilnetzorientierten Fahrweise von<br />

Biogasanlagen entwickelt, das auf Praxisanlagen<br />

übertragbar ist. Damit kann im<br />

Fall einer hohen PV-Einspeisung leichter die<br />

Stromerzeugung am Biogas-BHKW heruntergefahren<br />

oder sogar ausgesetzt werden.<br />

In Zeiträumen geringer Sonneneinstrahlung<br />

wird durch die BHKW mehr Biogas zu Strom<br />

und Wärme umgewandelt.<br />

Foto: www.landpixel.eu<br />

7


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Bücher<br />

Seltene Erden<br />

Den Autoren Luitgard Marschall und Heike<br />

Holdinghausen ist es gelungen, ein höchst<br />

aufklärendes, informatives, lesenswertes<br />

Buch über bestimmte Rohstoffe zu schreiben,<br />

die heute allgemein als „Seltene Erden“<br />

bezeichnet werden. Dabei sind diese<br />

besonderen Metalle gar nicht so selten in<br />

der Erdkruste vorhanden, wie die Verfasser<br />

deutlich machen. „Naturforscher des 18.<br />

Jahrhunderts (und davor) verstanden unter<br />

‚selten‘ eben nicht nur Stoffe, die rar<br />

waren, sondern auch ‚seltsam‘ oder ‚ungewöhnlich‘.<br />

Und ungewöhnlich waren die<br />

Erze, die sie untersuchten. tatsächlich –<br />

aber eben nicht ‚selten‘, weshalb das Paradoxon<br />

der ‚nicht seltenen Seltenen Erden‘<br />

heute gefühlt in jeder dritten Überschrift<br />

thematisiert wird, mit der entsprechenden<br />

Zeitungs- und Zeitschriftenartikel überschrieben<br />

sind. Einige von ihnen kommen<br />

in der Erdkruste sogar häufiger vor als Blei<br />

und Arsen. Und selbst das seltenste stabile<br />

Element der Gruppe ‚Thulium‘ findet sich<br />

darin noch häufiger als Silber.“<br />

Laut den Autoren sind sie also nicht selten,<br />

aber rar machen sie sich trotzdem.<br />

Statt in geballten Lagerstätten würden<br />

sie meist großflächig verteilt in äußerst<br />

geringen Konzentrationen und immer im<br />

Zusammenschluss mit anderen Elementen<br />

vorkommen. Die Autoren beschreiben, wie<br />

die Seltenen Erden in die beiden Gruppen<br />

leichte und schwere Seltene Erden eingeteilt<br />

werden und in welchen Anwendungen<br />

sie zum Einsatz kommen. Die schweren<br />

Seltenen Erden würden vorwiegend in „grünen<br />

Technologien“ wie Windenergieanlagen<br />

oder Elektromotoren verwendet.<br />

Und damit spannen die Autoren einen wichtigen<br />

Bogen zum Thema Umweltschutz, der<br />

bei der Förderung und Bereitstellung der<br />

Rohstoffe in Asien leider immer noch keine<br />

Rolle spielt. Während Europa auf saubere<br />

Energieerzeugung setzt, werden die dafür<br />

benötigten Rohstoffe wie Seltene Erden,<br />

die zurzeit hauptsächlich in China gewonnen<br />

werden, unter katastrophalen Umweltbedingungen<br />

abgebaut. Ein Beispiel aus<br />

dem Buch: In der Mongolei in der Region<br />

Bayan Obo und Baotou sind die Folgen<br />

der Erzgewinnung und -verarbeitung verheerend<br />

für Luft, Wasser und Böden. Eine<br />

Tonne Seltene-Erden-Elemente herzustellen,<br />

verursacht 8,5 Kilogramm Fluor und<br />

13 Kilogramm Staub. Beim Aufschluss mit<br />

Schwefelsäure und der Kalzinierung bilden<br />

sich zwischen 9.600 und 12.000 Kubikmeter<br />

giftige Abgase, die ein Gemisch aus<br />

Staub, Flusssäure, Schwefelsäure und<br />

Schwefeldioxid enthalten – sowie 75 Kubikmeter<br />

saure Abwässer und rund eine<br />

Tonne radioaktiven Schlamm.<br />

Insgesamt erzeugen alle in der Baotou-<br />

Region produzierenden Seltene-Erden-<br />

Unternehmen jährlich an die 10 Millionen<br />

Tonnen Abwässer, die kaum oder gar nicht<br />

aufbereitet werden. Nach über 50 Betriebsjahren<br />

in Baotou lagert dort inzwischen ein<br />

künstlicher giftiger Abwassersee, der mehr<br />

als 12 Kilometer lang und 11 Quadratkilometer<br />

groß ist. Zum Vergleich: der Tegernsee<br />

in Bayern ist 9 Quadratkilometer groß.<br />

Diese Dinge sollten vielleicht mehr im Bewusstsein<br />

der Konsumenten von Flachbildschirmen,<br />

Handys oder Computern verankert<br />

sein, weil all diese technischen Geräte<br />

Seltene Erden beinhalten. Und das in so<br />

kleinen Mengen, dass ein Recycling schwer<br />

möglich ist.<br />

oekom Verlag, München, <strong>2018</strong>,<br />

190 Seiten, 24,00 Euro,<br />

ISBN 978-3-86581-844-7<br />

8


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

9


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

termine<br />

11. bis 12. Juli<br />

UK AD & World Biogas Expo <strong>2018</strong><br />

NEC, Birmingham<br />

www.biogastradeshow.com<br />

24. Juli<br />

Workshop Vorbereitung der Ausschreibung<br />

für Biogas-Bestandsanlagen<br />

Nienburg<br />

www.klimaschutz-leb.de<br />

16. bis 18. August<br />

7th Asia-pacific Biomass Energy technology<br />

& Equipment Exhibition <strong>2018</strong><br />

Guangzhou<br />

www.apbechina.com<br />

2. September<br />

Regionale Wertschöpfung – Unser Hof stellt<br />

sich vor<br />

Külbingen<br />

bauernladen@t-online.de<br />

3. bis 7. September<br />

AHK-Geschäftsreise Kolumbien<br />

Kolumbien<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

4. September<br />

Workshop Neue Richtlinie VDE-AR-N 4110<br />

Hamburg<br />

www.8p2.de<br />

10. bis 13. September<br />

Qualifizierung für Biogasanlagenbetreiber<br />

(inkl. TRGS 529)<br />

Nienburg<br />

www.klimaschutz-leb.de<br />

17. bis 21. September<br />

AHK-Geschäftsreise Südafrika<br />

Südafrika<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

19. und 20. September<br />

HTP-Fachforum „Hydrothermale Prozesse zur<br />

stofflichen und energetischen Wertschöpfung“<br />

Leipzig<br />

www.dbfz.de<br />

20. September<br />

Workshop „Wie wird der Frosch zum<br />

Prinzen? Tools und Best-Practice zur<br />

Verwertung von Forschungsergebnissen“<br />

Leipzig<br />

www.energetische-biomassenutzung.de<br />

20. September<br />

4th European Biomethane Conference<br />

Dublin<br />

www.dena.de/newsroom/<br />

veranstaltungen/4th-european-biomethane-conference/<br />

24. und 25. September<br />

Handelsblatt-Jahrestagung „Gas <strong>2018</strong>“<br />

Leipzig<br />

http://veranstaltungen.handelsblatt.com/<br />

gas/<br />

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Erneuerbaren Energien trägt Gas zum Umbau<br />

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10


BIOGAS-KIDS<br />

Gib (Bio-)Gas!<br />

Lastkraftwagen, Baumaschinen und natürlich auch<br />

Traktoren und Landmaschinen nutzen immer noch<br />

Diesel als Kraftstoff. Das ist zwar normal, aber keine<br />

gute Nachricht! Denn Diesel wird aus Erdöl gewonnen<br />

– also aus einem Rohstoff, dessen Vorräte dem<br />

Menschen nur noch eine begrenzte Zeit zur Verfügung<br />

stehen. Und wenn du die Nachrichten in letzter<br />

Zeit verfolgt hast, dann ist auch klar geworden, dass<br />

Dieselabgase in hohem Maße klimaschädlich sind.<br />

Und jetzt die gute Nachricht: Inzwischen gibt es den<br />

ersten Traktor, der mit Biogas betrieben wird. Im letzten<br />

Jahr wurde dieser Prototyp der Marke NewHolland<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt. Zwar wird er noch<br />

nicht in Serie hergestellt, aber die Technik ist auf dem<br />

besten Weg dorthin. Im ersten Heft <strong>2018</strong> haben wir<br />

dir erklärt, dass Biogas auch zu Biomethan veredelt<br />

wird. In dieser höheren Gasqualität kann es in das<br />

Erdgas-Netz eingespeist werden. Als sogenanntes CNG<br />

können geeignete Pkw oder Nutzfahrzeuge dieses Erdgas<br />

als Kraftstoff nutzen. Also wieder ein Pluspunkt für<br />

Biogas! Die Vorteile, die der Biomethan-Traktor mit seinen<br />

180 PS gegenüber seinen Diesel-Kollegen hat, sind<br />

riesig: mindestens 10 Prozent weniger CO ² -Emissionen<br />

und 80 Prozent weniger Abgase insgesamt – und ohne<br />

Leistungseinbußen. Noch besser sieht die Umweltbilanz<br />

aus, würde der Biomethan-Traktor direkt am Hof an der<br />

Biogasanlage betankt – weil dann ein Gas ausschließlich<br />

aus nachwachsenden Rohstoffe in seinen Tank gelangt.<br />

In diesem Fall liegen seine CO ² -Emissionen bei nahezu<br />

null. Eine tolle Vorstellung, dass die hofeigene Biogasanlage<br />

nicht nur Strom und Wärme, sondern auch Kraftstoff<br />

für die eigenen Fahrzeuge liefern könnte!<br />

Biogas mit Mehr-Wert<br />

Ist eine neue Technik sehr erfolgreich, dann hat das viele Vorteile.<br />

So auch beim Biogas. Denn schließlich profitieren nicht nur<br />

der Landwirt oder andere Betreiber solcher Anlagen, die damit<br />

Strom und Wärme produzieren. Zunächst geht es unserer Umwelt<br />

besser, weil durch diese Erneuerbare Energie kein Schaden<br />

am Klima entsteht. An den rund 9.000 Biogasanlagen, die es<br />

Ende 2016 in Deutschland gab, hängen aber auch sehr viele<br />

Arbeitsplätze: Mitarbeiter von Unternehmen, die die Biogasanlagen<br />

herstellen und warten, Handwerker, Bauunternehmen<br />

und Planer aus der Region, die beim Bau der Anlage oder auch<br />

an der Verwertung von Energie und Stoffen mit beteiligt sind.<br />

40.000 Arbeitsplätze sind es inzwischen, die Teil des Erfolgs<br />

sind und mit denen Geld und Lohn verdient wird. Und zu jedem<br />

Mitarbeiter, der für Biogas arbeit, gehört auch meist eine Familie.<br />

Also sind es noch mehr, die davon profitieren.<br />

Kunterbunte Flugkünstler<br />

Bei uns gibt es etwa 70 Libellenarten, zum Beispiel die Große<br />

Königslibelle, die Heidelibelle oder die Prachtlibelle. Libellen<br />

stehen unter Naturschutz. Anschauen ist aber erlaubt, denn Libellen<br />

sind wahre Luftkünstler: Nach einem Blitzstart tauchen<br />

sie plötzlich ab, bleiben anschließend wie ein Hubschrauber in<br />

der Luft stehen, fliegen kurz rückwärts, wechseln dann die Richtung<br />

und verschwinden lautlos wieder. An warmen Sommertagen<br />

könnt ihr den bunt schillernden Libellen an einem See oder<br />

Weiher zuschauen. Das Beste daran: Libellen stechen nicht.<br />

Libellenweibchen legen ihre Eier in das Wasser. Aus den Eiern<br />

wachsen zunächst Larven heran, die zwischen drei Monate<br />

und fünf Jahre im Wasser leben. Die Larven werden „Nymphen“<br />

oder „Halbpuppen“ genannt und sind kleine Räuber, denn sie<br />

fressen bereits die vielen kleinen Wassertiere. Wenn ihre Zeit gekommen<br />

ist, krabbeln sie aus dem Wasser hinauf. Die Larvenhaut<br />

platzt auf und heraus schlüpft die fertige Libelle. Libellen<br />

haben zwei große Augen: es sind die Facettenaugen. Damit können<br />

Libellen Tag und Nacht gut sehen. Die durchschnittliche Lebensdauer<br />

einer Libelle beträgt nur etwa sechs bis acht Wochen.<br />

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11


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Klimaschutz durch<br />

Gasmobilität machbar<br />

Am 11. und 12. April fand in Berlin die DVGW-Fachtagung „Zukunft Gas-Mobilität <strong>2018</strong>“<br />

statt. In den Vorträgen ging es um Methan (CNG und LNG) und Wasserstoff als potenziell<br />

kurz- sowie mittelfristig verfügbare Kraftstoffe in verschiedenen Anwendungsgebieten wie<br />

beispielsweise Pkw, Lkw oder Schifffahrt.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Dr. Joachim Damasky<br />

Dr. Joachim Damasky, Geschäftsführer Technik<br />

und Umwelt im Verband der Automobilindustrie<br />

(VDA) e.V., berichtete, dass die<br />

Ballungsräume aufgrund der Urbanisierung<br />

der Lebensweise mit immer mehr Pendlern<br />

fertig werden müssen. In München seien das täglich<br />

bis zu 600.000 Pendler, die zwischen Wohnort und<br />

Arbeitsstätte verkehren würden. Eine Folge der Urbanisierung<br />

sei die Entstehung von Megacities.<br />

In Deutschland werde ein Fahrzeug<br />

im Durchschnitt neun<br />

Jahre alt. Daher brauche es<br />

20 Jahre, um den kompletten<br />

Fuhrpark einmal umzusetzen.<br />

Damasky geht davon aus, dass<br />

künftig bei stark batterieelektrischem<br />

Verkehr 70 Prozent<br />

E-Fuels (Kraftstoffe wie Wasserstoff<br />

oder synthetisches Methan,<br />

die mittels erneuerbarem<br />

Strom produziert werden) im<br />

Mobilitätssektor möglich sind.<br />

Im Zusammenhang mit der<br />

Steuerbegünstigung von Erdgas<br />

als Kraftstoff forderte Damasky<br />

von der Politik einen längerfristigen<br />

Planungsrahmen. Die Verlängerung<br />

der Steuerbegünstigung<br />

Anfang September letzten Jahres über <strong>2018</strong><br />

hinaus bis 2026 sei zu spät gewesen. Ein Blick ins<br />

Ausland, zum Beispiel nach Italien, lohne, da dort die<br />

Rahmenbedingungen für die Gasmobilität längerfristig<br />

angelegt seien.<br />

Total will mit Gastankstellen wachsen<br />

Bruno Daude-Lagrave, Geschäftsführer der Total<br />

Deutschland GmbH, stellte in Aussicht, dass sich sein<br />

Unternehmen immer mehr in Richtung des Energieträgers<br />

Gas entwickle. Gas soll am Gesamtgeschäft<br />

einen Anteil von 45 Prozent erreichen. „In Zukunft<br />

kann nur ein Kraftstoffmix die Mobilität gewährleisten.<br />

Bruno Daude-Lagrave<br />

Die künftigen Mobilitätsalternativen werden nicht die<br />

Dominanz des Verbrennungsmotors haben“, prognostizierte<br />

der Total-Chef.<br />

Die aktuell 862 Erdgastankstellen in Deutschland<br />

böten eine gute Basis. Wenn aber mehr Tankstellen<br />

errichtet werden sollen, dann müsse die Automobilindustrie<br />

mehr Fahrzeuge bieten. Laut Daude-Lagrave<br />

hat Total kürzlich das niederländische Unternehmen<br />

PitPoint gekauft, das zahlreiche CNG-Tankstellen (CNG<br />

= Compressed Natural Gas) in Europa betreibt. Durch<br />

den Zukauf will Total in den nächsten fünf Jahren in<br />

Europa insgesamt 350 CNG-Tankstellen betreiben. In<br />

Frankreich spiele CNG im Pkw-Bereich gar keine Rolle.<br />

Dort würden nur Lkw CNG tanken.<br />

Dr. Timm Kehler, Geschäftsführer von Zukunft Erdgas<br />

e.V., sagte, dass die Steuerbegünstigung für CNG als<br />

Kraftstoff eine gute Perspektive bietet. Er sprach sich<br />

dafür aus, kommunale Fuhrparks mit Gasfahrzeugen<br />

auszustatten und Dieselfahrzeuge zu ersetzen. Kommunale<br />

Fuhrparks könnten dazu beitragen, dass Gastankstellen<br />

besser ausgelastet werden. Die Gasbustechnologie<br />

ist die günstigste Antriebsmöglichkeit im<br />

öffentlichen Personennahverkehr. „Es fallen 22 Millionen<br />

Euro an volkswirtschaftlichen Kosten an, um 20<br />

Fotos: DVGW<br />

12


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

Dieselbusse mit Abgasstufe Euro VI durch Elektrobusse<br />

zu ersetzen. Beim Einkauf von Gasbussen ist die<br />

Substitution der Dieselbusse nicht so teuer“, betonte<br />

der Referent. Jeder eingesetzte Förder-Euro müsse<br />

möglichst günstig CO 2<br />

einsparen. Die Elektromobilität<br />

leiste das nicht. Ein ÖPNV-Bus benötige so viel Gas wie<br />

40 Pkw. Das ist für die Auslastung von Tankstellen ein<br />

interessanter Aspekt. Kehler warb dafür, die Gasmobilität<br />

mehr im Herzen zu tragen.<br />

Asien dürstet nach LNG<br />

In einer weiteren Themenrunde ging es um LNG als<br />

Kraftstoff. Bei diesem Energieträger handelt es sich um<br />

flüssiges Erdgas. Die LNG-Nutzung ist in Deutschland<br />

im Vergleich zur CNG-Nutzung bisher kaum vorhanden.<br />

Marc Liegl, Key Account Manager bei gasNatural fenosa,<br />

stellte die LNG-Aktivitäten vor. Das Unternehmen<br />

betreibt in Spanien elf LNG-Tankstellen und in Frankreich<br />

vier. Weitere vier Tankanlagen sind in Deutschland<br />

geplant. Zwölf eigene LNG-Tankschiffe transportieren<br />

LNG über die Weltmeere, vorwiegend nach Asien. Bei<br />

der Umstellung der maritimen Seeschifffahrt auf LNG-<br />

Kraftstoff sieht Liegl die größten Absatzmöglichkeiten.<br />

Bei der Schiffsbetankung per Lkw sollte das System so<br />

entwickelt werden, dass mehrere Lkw gleichzeitig das<br />

Schiff betanken können. Preislich müsse man mit LNG<br />

gegen Schweröl und Kohlestaub ankämpfen.<br />

Laut Georg Ehrmann, Geschäftsführer Maritime LNG<br />

Plattform e.V., hat es die Schifffahrt über Jahre verstanden,<br />

hinsichtlich der Umweltbelastungen „unter<br />

dem Radar zu fahren“. Die Schifffahrt habe von dem<br />

Mythos gelebt, sauber zu sein. Er sieht einen Trend<br />

weg von der Terminalbetankung hin zu großen Bunkerschiffen.<br />

Der Markt bewege sich dank der staatlichen<br />

Förderung zur Umstellung auf LNG-Kraftstoff. So<br />

habe zum Beispiel Hapag Lloyd ein Containerschiff auf<br />

LNG-Antrieb umgerüstet.<br />

Auch neue Kreuzfahrtschiffe<br />

würden nicht mehr ohne<br />

LNG-Antrieb gebaut. Abgasseitig<br />

seien schärfere Grenzwerte<br />

für Schiffe notwendig.<br />

Die Schifffahrt müsse zu<br />

geringeren Emissionen „gepeitscht“<br />

werden. Darüber<br />

hinaus forderte Ehrmann<br />

einfachere Genehmigungsverfahren<br />

für die Errichtung<br />

und den Betrieb von LNG-Tankstellen.<br />

Das Unternehmen Liqvis will bis 2020 14 LNG-Tankstellen<br />

in Europa mit EU-Förderung bauen – acht davon<br />

sollen in Deutschland errichtet werden. Dr. Dietrich<br />

Gersteiner, Leiter LNG-Konzepte beim DVGW e.V., führte<br />

aus, dass mit acht Tankstellen in Deutschland eine<br />

gute Grundversorgung realisierbar ist. Langfristig seien<br />

aber 40 Tankstellen nötig. Die müssen aber auch mit<br />

LNG versorgt werden. Derzeit wird der deutsche LNG-<br />

Bedarf über ausländische Hafen-Terminals importiert.<br />

In Wilhelmshaven und Brunsbüttel sollen<br />

LNG-Terminals gebaut werden<br />

Für einen Terminal in Wilhelmshaven warb Dr. Christoph<br />

Merkel, Geschäftsführer und Partner der Merkel Energy<br />

GmbH. Dort solle ein LNG-Drehkreuz entstehen, an<br />

dem zum einen von großen auf kleine Transportschiffe<br />

oder auch auf Lkw umgeladen und zum anderen sogenannte<br />

Bunker-Barges betankt werden können. Die<br />

Barges versorgen die Schiffe während ihrer Liegezeit<br />

im Hafen mit Energie, sodass dann kein Schweröl mehr<br />

verbrannt werden muss. Natürlich können an einem<br />

solchen Drehkreuz auch Schiffe bebunkert werden, die<br />

dann mit LNG anstatt mit umweltschädlichem Schwer-<br />

Dr. Timm Kehler<br />

13


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Georg Ehrmann<br />

öl die Meere befahren.<br />

Prinzipiell sei das<br />

LNG-Importterminal<br />

preismäßig aber für<br />

den Erdgasmarkt<br />

notwendig. Für den<br />

Transportsektor sei es<br />

von sekundärer Bedeutung.<br />

„Der deutsche<br />

Erdgasmarkt<br />

benötigt LNG-Importstrukturen,<br />

denn dies<br />

ist mit Abstand der wichtigste Erdgasmarkt in Europa“,<br />

betonte Dr. Merkel. Warum die Infrastruktur so<br />

wichtig ist, begründete er damit, dass im Jahr 2028<br />

in Deutschland 28 Prozent der Erdgasverbrauchsmenge<br />

fehle. Dies liege daran, dass die Niederlande kein<br />

Erdgas mehr exportieren und Deutschland selbst noch<br />

weniger fördern werde.<br />

Die Erdgaspipeline Nordstream 2 werde nicht zur<br />

deutschen Versorgungssicherheit beitragen, da heute<br />

schon klar sei, dass die Leitung russische Lieferverpflichtungen<br />

in Südeuropa bedienen soll. Wegen der<br />

Versorgungslücke und der sich einstellenden Lieferantenabhängigkeit<br />

sei das LNG-Terminal notwendig. Ansonsten<br />

seien nur noch Gazprom und Statoil die künftigen<br />

Anbieter von Erdgas. Und so scheint deutlich zu<br />

werden, dass die Welt-LNG-Preise die Preissetzung an<br />

den europäischen Erdgas-Hubs bestimmen werden.<br />

Aber nicht nur in Wilhelmshaven finden Bemühungen<br />

für die Errichtung eines LNG-Terminals statt. Auch in<br />

Brunsbüttel an der Elbmündung ist ein Terminal in Planung.<br />

Der Standort ist günstig, weil dort auch der Nord-<br />

Ostsee-Kanal an die Elbe anschließt und zudem das Industriegebiet<br />

ChemCoastPark angesiedelt ist. Carsten<br />

Lorleberg von der Brunsbüttel Ports GmbH, sagte, dass<br />

Brunsbüttel der meistbefahrene Schifffahrtsknotenpunkt<br />

in Nordeuropa ist. Er teilte mit, dass die German<br />

LNG Terminal GmbH das Terminal planen und betreiben<br />

will. Es ist ein Joint Venture der drei Unternehmen<br />

Gasnunie LNG Holding B.V., Oiltanking GmbH und Vopak<br />

LNG Holding B.V.<br />

In der ersten Ausbaustufe soll eine Tankanlage mit<br />

220.000 Kubikmetern gebaut werden, so dass ein<br />

Schiff seine LNG-Ladung komplett löschen kann. In<br />

dem Chemiepark benötigen Unternehmen heute schon<br />

800.000 Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Deren Verbrauch<br />

soll in einigen Jahren 1 Milliarde Kubikmeter betragen.<br />

Hier könnte regasifiziertes LNG die Versorgung sichern.<br />

Darüber hinaus könnte mit ansässigen Unternehmen<br />

ein Kälte-Wärmetausch vorgenommen werden. Durch<br />

die Bahnanbindung könnte LNG per Schiene in Kesselwaggons<br />

verteilt werden. In einen Waggon passen zwei<br />

Lkw-Ladungen. Versorgungsbarges könnten bis in den<br />

Hamburger Hafen fahren und dort Schiffe während der<br />

Liegezeit versorgen.<br />

Klimaschutz: Mobilität kann nicht<br />

geschont werden<br />

Um die Straßenverkehrsmobilität ging es in einer Diskussionsrunde<br />

am frühen Nachmittag des zweiten<br />

Veranstaltungstages. Ministerialrat Frank Bonaldo, Referatsleiter<br />

Energiewende in der Mobilität, Kraftstoffmärkte<br />

im Bundeswirtschaftsministerium, eröffnete<br />

sein Statement mit den Worten: „Die erneuerbare Mobilität<br />

wird getrieben von der Notwendigkeit des Klimaschutzes.<br />

Die Mobilität kann nicht geschont werden,<br />

sie muss mitmachen.“<br />

Seinen Angaben zufolge rollen aktuell 50.000 Elektrofahrzeuge<br />

und 45.000 Plug-In-Hybride auf deutschen<br />

Straßen. Der Straßenverkehr nehme weiter zu, weil Europa<br />

weiter zusammenwachse. Er blickte in Richtung<br />

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14


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

des Jahres 2030. Dann würden sich voraussichtlich<br />

10 Millionen (Mio.) Elektrofahrzeuge auf deutschen<br />

Straßen bewegen. Sie würden 22 Prozent des Pkw-<br />

Bestandes umfassen, aber nur 16 Mio. Tonnen an<br />

Klimaemissionen einsparen. 70 Mio. Tonnen müssten<br />

aber eingespart werden. Würden 400 Petajoule (PJ)<br />

an Biokraftstoffen in Deutschland genutzt, könnten in<br />

Deutschland 12 Mio. Pkw mit Verbrennungsmotor betrieben<br />

werden, die ebenfalls 16 Mio. Tonnen an Klimagasen<br />

einsparen. Zurzeit werden rund 120 PJ an biogenen<br />

Kraftstoffen pro Jahr verbracht. Das nachhaltige<br />

Biokraftstoffpotenzial in Deutschland liegt bei rund<br />

1.300 PJ. „Die Welt der Kraftstoffe wird in Zukunft<br />

bunt sein, viel bunter als heute“, schloss Bonaldo.<br />

Erdgas-Steuerbegünstigung: Politik muss<br />

Langfristrahmen setzen<br />

Kristina Haverkamp, Geschäftsführerin der Deutschen<br />

Energie-Agentur (dena), sagte, dass in 2030 etwa 10<br />

Prozent mehr Pkw und 39 Prozent mehr Lkw auf den<br />

Straßen fahren werden. Es lägen genügend Optionen<br />

für emissionsarme Mobilität auf dem Tisch. Die Politik<br />

müsse nun entscheiden, welche wie zum Zuge kommen<br />

sollen. Die Hängepartie bei der Steuerbegünstigung<br />

von Erdgasfahrzeugen über das Jahr <strong>2018</strong> hinaus<br />

habe dazu geführt, dass in den vergangenen drei Jahren<br />

der Erdgasfahrzeugbestand in Deutschland jährlich um<br />

rund 2.000 Fahrzeuge geschrumpft sei. Haverkamp<br />

gab ein klares Bekenntnis pro Biogas ab, von dem im<br />

Mobilitätssektor mehr eingesetzt werden müsse.<br />

„Wir haben ein Umsetzungsproblem. 40 Prozent weniger<br />

CO 2<br />

muss Deutschland in 2030 laut EU-Vorgabe erreichen.<br />

Das ist nur mit einem Systemwechsel erreichbar,<br />

der in dieser Legislatur eingeleitet werden muss.<br />

Ohne Einschnitte und Verhaltensänderungen wird es<br />

nicht gehen“, mahnte Regierungsdirektor Helge Pols<br />

vom Bundesverkehrsministerium.<br />

Synthetische<br />

Kraftstoffe würden für<br />

Lkw, Schiffe und Flugzeuge<br />

benötigt. Bei den<br />

biogenen Kraftstoffen ist<br />

er skeptisch bezüglich<br />

dessen, was sie abdecken<br />

können. Der Wandel<br />

des Mobilitätssektors<br />

werde kommen, vom<br />

Ausland stark vorangetrieben.<br />

Deutschland müsse diesen Wandel mitgestalten.<br />

3 Millionen Pkw-Neuwagenzulassungen pro Jahr<br />

in Deutschland würden für den Systemwechsel jedoch<br />

nicht reichen.<br />

Dr. Peter Röttgen, Geschäftsführer des Bundesverbandes<br />

Erneuerbare Energie e.V., wünschte sich einen<br />

Fahrplan mit konkreten Zielen für die nächsten 10 bis<br />

20 Jahre. Die Zielerreichung müsse regelmäßig überprüft<br />

werden. Ab 2030 sollten in Deutschland nur<br />

noch emissionsfreie oder emissionsneutrale Neufahrzeuge<br />

zugelassen werden, wenn das Pariser Klimaziel<br />

erreicht werden soll. Kfz-Hersteller und Mineralöl- sowie<br />

Erdgaswirtschaft seien zwei Bereiche, die nicht<br />

mehr nebeneinander agieren sollten, sondern stärker<br />

zusammenwirken müssten. Der ewige Henne-Ei-Streit<br />

im Fahrzeug-Kraftstoff-Konflikt sei obsolet.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Dr. Christoph Merkel<br />

(links) und Carsten<br />

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15


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

LNG: BMVI fördert den Kauf von gasbetriebenen Lkw<br />

Die anstehende Dekarbonisierung des Verkehrssektors ist in aller Munde. Sowohl in der Politik als auch in der<br />

Wirtschaft ist die Notwendigkeit eines zeitnahen und in die Zukunft gedachten Umstiegs auf emissionsarme<br />

bis gar emissionsfreie Energieträger angekommen. Um die Fortschritte und Herausforderungen des Infrastrukturausbaus<br />

für methanbasierte Kraftstoffe aus konventionellen und erneuerbaren Quellen zu diskutieren,<br />

versammelten sich am 29. Mai in Düsseldorf etwa 100 Fachexperten aus mehreren europäischen Ländern.<br />

Von Dipl.-Ing. Alexey Mozgovoy<br />

LNG-Zapfsäule und ein mit LNG betriebener<br />

Lkw aus dem Hause Iveco.<br />

Der internationale Expertenworkshop<br />

„LNG Roadmap<br />

– LNG as a driving<br />

force for cross-border<br />

cooperation within Europe“,<br />

der von der EnergieAgentur.NRW<br />

(EA.NRW) in Kooperation mit dem<br />

Gas- und Wärme-Institut Essen e.V.<br />

bereits zum fünften Mal veranstaltet<br />

wurde, lud zu einer Diskussionsrunde<br />

Vertreter der Politik, Logistikwirtschaft,<br />

Erneuerbare-Energien-<br />

Branche und des Energiesektors ein.<br />

Wie Dr. Frank-Michael Baumann,<br />

Geschäftsführer der EA.NRW, in seiner<br />

Willkommensrede sagte, liefere<br />

LNG einen Beitrag zur Gestaltung<br />

sauberer und umweltschonender<br />

Mobilitäts- und Industriekonzepte.<br />

„Die Aufgabe der Wirtschaft ist, den<br />

Umstieg von fossilen Kraftstoffen auf<br />

biobasierte zu gestalten“, betonte er.<br />

Verflüssigte methanbasierte Kraftstoffe wie<br />

Flüssigerdgas (LNG) und Flüssigbiomethan<br />

(BioLNG) bewiesen sich bereits als Kraftstoffe,<br />

die für bestimmte Anwendungen,<br />

wie zum Beispiel Fernverkehr-Lastwagen,<br />

die einzige technisch und wirtschaftlich<br />

tragbare Lösung für eine signifikante Emissionssenkung<br />

seien. Das bestätigte im seinem<br />

Vortrag auch Dr. Konstantin Krukowski<br />

vom Bundesministerium für Verkehr und<br />

digitale Infrastruktur (BMVI). Verglichen<br />

mit Dieselkraftstoff – bei Anwendung von<br />

biobasiertem und synthetischem LNG –<br />

würden die Kohlendioxidemissionen drastisch<br />

reduziert.<br />

Obwohl die Projekte zur Erzeugung und<br />

Anwendung von BioLNG in Deutschland<br />

sich noch im Entwicklungsstatus befinden,<br />

werden die ersten Erfahrungen mit dem<br />

konventionellen LNG an einigen Standorten<br />

wie in Grünheide, Mannheim oder Ulm<br />

bereits gesammelt. Der Ausbau der Betankungs-<br />

und Versorgungsinfrastruktur sowie<br />

des Fuhrparks für LNG soll in der nahen Zukunft<br />

auch den Markteintritt von BioLNG<br />

beschleunigen. Wenige Tage vor dem Workshop<br />

wurde eine BMVI-Förderrichtlinie veröffentlicht,<br />

die die Anschaffung von Lkw<br />

sowohl mit einem CNG- als auch einem<br />

LNG-Antrieb mit 8.000 beziehungsweise<br />

12.000 Euro unterstützt, was 40 Prozent<br />

der Mehrkosten für die alternativen Antriebe<br />

abdecken soll.<br />

Niederlande: Biomethan als<br />

Kraftstoff interessant für<br />

Beimischquote<br />

Das Motto „grenzüberschreitende Zusammenarbeit“<br />

zog sich wie eine roter Faden<br />

durch die ganze Veranstaltung. Der Güterund<br />

auch der Energietransport verbinden<br />

Nachbarländer und BioLNG tritt dabei<br />

nicht nur als ein Mittel der Diversifizierung<br />

des regionalen Energiemarkts auf, sondern<br />

Foto: Alexey Mozgovoy<br />

kann auch im grenzüberschreitenden<br />

Kraftstoffhandel eine besondere Rolle<br />

spielen. Am Beispiel der Niederlande,<br />

wo Inverkehrbringer von Kraftstoffen<br />

verpflichtet sind, eine 8,5 Prozent<br />

Beimischungsquote für Biokraftstoffe<br />

zu erfüllen, stellt Biomethan in komprimierter<br />

und auch verflüssigter<br />

Form eine attraktive Option dar, da es<br />

für die Erfüllung der Quotenverpflichtung<br />

anerkannt wird.<br />

Für einen deutschen Produzenten<br />

kann der niederländische Kraftstoffmarkt<br />

deswegen interessant sein. In<br />

Deutschland gebe es dagegen für den<br />

Einsatz von BioLNG momentan wenig<br />

Spielraum, so Alexey Mozgovoy,<br />

Vertreter vom Fachverband Biogas<br />

e.V., in seinem Vortrag. Hier muss die<br />

Politik noch ihre Hausaufgabe erledigen,<br />

damit auch für den deutschen<br />

Kraftstoffmarkt BioLNG zu einem<br />

bezahlbaren Instrument der Erfüllung der<br />

THG-Quotenverpflichtung werden kann.<br />

Viele Fragen des Potenzials von verflüssigtem<br />

Biomethan im Kraftstoffsektor wurden<br />

in Düsseldorf aufgeworfen. Es wurde deutlich,<br />

dass ohne eine engere Einbeziehung<br />

der Biogasbranche diese Fragestellungen<br />

nach wie vor offen bleiben werden. Daher<br />

wird im Rahmen der kommenden Biogas<br />

Convention, die diesmal vom 13. bis 16.<br />

November in Hannover stattfindet, eine<br />

Gesprächsrunde geplant, die sich mit diesen<br />

Ansätzen etwas intensiver befassen<br />

soll.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Alexey Mozgovoy<br />

Leiter Stabsstelle Kraftstoff und Biomethan<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 030/27 58 179 23<br />

E-Mail: alexey.mozgovoy@biogas.org<br />

www.biogas.org<br />

16


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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17


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Von links: Günther Gschoßmann<br />

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Services GmbH), Manuela Vanni<br />

(1. Bürgermeisterin Peißenberg),<br />

Hubert Kohler (Holzner Druckbehälter<br />

GmbH), Prof. Raimund<br />

Brotsack (MicroPyros GmbH).<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Start-up mit 5 Billiarden<br />

Mitarbeitern<br />

Peißenberg – Sie sind im Auftrag des Herrn unterwegs.<br />

So zumindest kolportierte es der Geschäftsführer der<br />

Firma MicroPyros GmbH, Prof. Dr. Raimund Brotsack,<br />

bei der Vorstellung der neuen Power-to-Gas-Anlage<br />

Ende April im oberbayerischen Peißenberg. Denn<br />

schließlich habe kein Geringerer als Papst Franziskus<br />

erklärt: „Die Dekarbonisierung ist das Zukunftsprojekt<br />

Nr. 1 der Menschheit.“ Und nichts anderes ist das Ziel<br />

der Power-to-Gas-Technologie: die Reduktion der Kohlendioxidmengen<br />

in der Atmosphäre.<br />

Auf dem Gelände der Firma Holzner Druckbehälter<br />

GmbH steht ein haushoher Container, in dem die gesamte<br />

Technik untergebracht ist. An diesem nasskalten<br />

Apriltag wird die Anlage noch im Probebetrieb vorgestellt<br />

– zwei Monate später soll sie dann umziehen ins<br />

benachbarte Schongau, wo eine Bioabfallanlage steht.<br />

Die Grundidee klingt so einfach wie genial: Aus Überschussstrom<br />

wird in einem Elektrolyseur Wasser in<br />

Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Parallel wird<br />

das bei der Vergärung in Biogasanlagen entstehende<br />

Rohbiogas mit dem enthaltenen CO 2<br />

und CH 4<br />

(Methan)<br />

gemeinsam mit dem Wasserstoff aus dem Elektrolyseur<br />

der biologischen Methanisierung zugeführt. Aus<br />

einem Teil CO 2<br />

und vier Teilen H 2<br />

entsteht hier CH 4<br />

und<br />

zweimal H 2<br />

O (Wasser). Das Methan kann anschließend<br />

ins Erdgasnetz eingespeist und an geeigneter Stelle zu<br />

Strom und Wärme umgewandelt werden.<br />

Rund 5 Billiarden Mikroorganismen aus der Familie der<br />

Archaeen leben in dem Fermenter und tun das, was<br />

sie seit Millionen von Jahren tun: methanisieren. „Die<br />

Archaeen arbeiten sehr gründlich und effizient“, betont<br />

Raimund Brotsack. „Der Wirkungsgrad liegt bei 80 Prozent.“<br />

Oder, anders ausgedrückt: vier Fünftel des Energiegehalts<br />

der Ausgangsstoffe finden sich im Methan<br />

wieder. Der Rest ist Wärme und wird zur Beheizung der<br />

Fermenter verwendet.<br />

Das Interesse an der Technik ist groß an diesem 26.<br />

April – nicht ganz zufällig der Jahrestag der Reaktorkatastrophe<br />

in Tschernobyl vor 32 Jahren. Etwa 80<br />

Personen sind der Einladung nach Peißenberg gefolgt.<br />

Darunter Georg Funk aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium,<br />

Gemeinderäte, die Bürgermeisterin von<br />

Peißenberg, Journalisten und Vertreter interessierter<br />

und beteiligter Unternehmen – unter anderem die Holzner<br />

Druckbehälter GmbH, Boreas energy unlimited,<br />

SHP Services GmbH für die Mess- und Regeltechnik,<br />

Proemtec als Elektrolyseur-Lieferant und natürlich das<br />

Start-up-Unternehmen MicroPyros, das für die Anlagen-<br />

und Projektplanung sowie die mikrobiologische<br />

Verfahrenstechnik verantwortlich ist. Die Finanzierung<br />

wurde vom bayerischen Wirtschaftsministerium und<br />

den beteiligten Unternehmen gedeckt.<br />

Ende 2012 wurde die MicroPyros GmbH in Straubing<br />

gegründet mit dem Ziel, Energie speicherbar zu machen.<br />

Aus der anfänglichen Laborphase, in der die<br />

geeigneten Mikroorganismen gesucht und gefunden<br />

wurden, ging es bald in die Technikphase. 2014 wurde<br />

die erste Anlage gebaut. Vier Jahre später soll nun die<br />

erste Anlage in der Praxis getestet werden, mit einer<br />

Leistung von 250 Kilowatt elektrisch auf der Bioabfall-<br />

Vergärungsanlage in Schongau. Ab 2020, so das Ziel<br />

des Unternehmens, könnten dann jedes Jahr zehn Anlagen<br />

gebaut und verkauft werden.<br />

Text: Andrea Horbelt<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

18


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

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19


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Innovationen aus Wissenschaft und<br />

Wirtschaft konzentriert präsentiert<br />

In diesem Jahr fand der Biogas-Innovationskongress zum elften Mal statt. Wie in jedem<br />

Jahr war das Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt<br />

Ort der Veranstaltung. Der thematische Bogen spannte sich von der Optimierung der<br />

Prozessbiologie, der Anlagenüberwachung, Gasaufbereitung, Stickstoffentfrachtung von<br />

Wirtschaftsdüngern bis hin zur Gärrestaufbereitung.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Michael Horper<br />

Michael Horper, Präsident des Bauernund<br />

Winzerverbandes Rheinland-Nassau<br />

e.V. und Vorsitzender des Fachausschusses<br />

für Erneuerbare Energien/<br />

Nachwachsende Rohstoffe im Deutschen<br />

Bauernverband, sagte in seinem Begrüßungsstatement,<br />

dass die deutsche Bundesregierung in Sachen<br />

Klimapolitik nicht konsequent genug sei. In der<br />

gescheiterten Jamaika-Koalition hätte er größere Chancen<br />

für die Energiewende gesehen. Nach seinen Worten<br />

könne die Energiewende nur mit Biogas gelingen.<br />

Er wünscht sich einen moderaten Zubau innovativer<br />

Anlagen. Bestehende<br />

Anlagen müssten auch<br />

nach ihrer EEG-Laufzeit<br />

zur Systemstabilität beitragen.<br />

In der Deckelung<br />

der Flexprämie sieht er<br />

einen großen Hemmschuh.<br />

Diese Deckelung<br />

müsse abgeschafft<br />

werden oder zumindest<br />

müsse der Deckel erhöht<br />

werden. Horper sprach<br />

sich insbesondere für<br />

die Vergärung von Gülle<br />

und Mist aus, deren Umfang<br />

ausgeweitet werden<br />

müsse. Für den Deutschen<br />

Bauernverband<br />

sei die Güllevergärung<br />

eine der wichtigsten<br />

Maßnahmen zur Reduzierung<br />

der Treibhausgasemissionen<br />

in der Landwirtschaft.<br />

„Die aktuellen Rahmenbedingungen stehen der Wirtschaftsdüngervergärung<br />

in größerem Maßstab leider<br />

entgegen. Die 75-kW-Anlagen sind zu klein. Wir<br />

brauchen eine Vergütungsklasse für Anlagen bis 150<br />

kW installierte elektrische Leistung mit Abstufungen<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

in der Vergütung. Außerdem brauchen wir mehr Ausschreibungstermine<br />

für Bestands- und Neuanlagen<br />

zusätzlich zu dem September-Termin“, forderte der<br />

Verbandsvertreter.<br />

Weidelgras liefert viel Cobalt<br />

Dr. Benedikt Sauer von der Georg-August-Universität<br />

in Göttingen berichtete von einer Forschungsarbeit, in<br />

der die Anreicherung von Cobalt und Nickel in Kulturpflanzen<br />

untersucht wird. Die beiden Spurenelemente<br />

sind wichtig im Gärprozess von Biogasanlagen,<br />

die hohe Energiepflanzenanteile wie Mais einsetzen.<br />

Zurzeit werden diese Spurenelemente in Afrika unter<br />

prekären sozialen Zuständen abgebaut. Aber auch die<br />

Umweltschäden sind immens. Zudem verursachen die<br />

Spurenelemente hohe Betriebskosten in den Biogasanlagen.<br />

Wie die Versuchsergebnisse zeigen, ist es im Laborfermenter<br />

problemlos möglich – bei einer Raumbelastung<br />

von 5 Gramm organische Trockensubstanz pro Liter<br />

Gärvolumen und Tag – mittels einer Mischung aus 30<br />

Prozent Weidelgras und 70 Prozent Maissilage auf einen<br />

großen Teil der Spurenelementadditive zu verzichten.<br />

Laut Dr. Sauer läuft zurzeit noch ein Versuch, in<br />

dem gezeigt wird, ob nicht sogar lediglich ein Viertel<br />

der sonst üblichen Cobaltmenge, ohne alle weiteren<br />

im Additiv vorhandenen Elemente, ausreicht, um eine<br />

spurenelementreiche Energiepflanzenmischung (30<br />

Prozent) mit Maissilage (70 Prozent) bei vorstehend<br />

genannter Raumbelastung aufrecht zu halten.<br />

Am wenigsten geeignet zur Spurenelementversorgung<br />

mit Cobalt und Nickel sind Sommerackerbohnen, einjährige<br />

Blühmischungen und Amarant, wie Dr. Sauer<br />

nachweisen konnte. So scheint es auch nicht verwunderlich,<br />

dass in einem Forschungsprojekt der Bayerischen<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft, das von Mathias<br />

Hartel vorgestellt wurde, die Mischung 70 Prozent<br />

Mais und 30 Prozent Amarant prozessbiologische Störungen<br />

zeigte. Neben dem Cobaltmangel soll auch ein<br />

Natriummangel die Probleme mit verursacht haben.<br />

20


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

Biogas-Innovationspreise <strong>2018</strong> verliehen<br />

Den diesjährigen Biogas-Innovationspreis der<br />

Deutschen Landwirtschaft haben in der Kategorie<br />

Wissenschaft der emeritierte Prof. Dr. Günter<br />

Busch, der ehemals an der Brandenburgischen<br />

Technischen Universität Cottbus geforscht und<br />

gelehrt hat, und Dr. Marco Burkhardt, der seit Anfang<br />

2006 akademischer Mitarbeiter am Lehrstuhl<br />

Abfallwirtschaft der BTU Cottbus ist und sowohl<br />

im Bereich der Lehre und Forschung arbeitet, erhalten.<br />

Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro hat<br />

die Landwirtschaftliche Rentenbank zur Verfügung<br />

gestellt. Leider ist der Lehrstuhl von Prof. Busch<br />

nicht besetzt und scheint nicht fortgeführt zu werden.<br />

Schade, dass eine solche Exzellentforschung<br />

nicht weiter betrieben wird.<br />

Die beiden Wissenschaftler haben den Preis für ihre<br />

Forschung an einer biologischen Methanisierung<br />

von Kohlendioxid und Wasserstoff mittels einer<br />

anaerob-bioreaktiven permeablen Wand erhalten.<br />

Die Edukte werden bei dem Verfahren mithilfe<br />

Von links: Dr. Marco<br />

Burkhardt, Michael<br />

Horper vom Deutschen<br />

Bauernverband, der<br />

die Urkunden verliehen<br />

hat, und Prof. Dr.<br />

Günter Busch.<br />

eines Differenzdrucks durch einen<br />

Biofilm aus immobilisierten oder angeschwemmten<br />

Methanbildnern geführt,<br />

der sich auf einem permeablen<br />

Stützgerüst, wie zum Beispiel auf der<br />

Oberfläche eines Sintermaterials, befindet.<br />

Die durch den Differenzdruck<br />

vorgegebene Transportrichtung der<br />

Edukte und des Produktes verhindert eine Rückvermischung<br />

derselben. Der Umsatz der Edukte<br />

bleibt dabei permanent hoch und bewegt sich in<br />

der Größenordnung des initialen Umsatzes der<br />

biologischen Methanisierung im Rieselbettreaktor<br />

oder in der gerührten Suspension.<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

Von links: Dr. Tommaso<br />

Pirani, Andrea Lanzi,<br />

Italiano Babini,<br />

Günther Stocker (alle<br />

vier von Bietifin) und<br />

Michael Horper.<br />

Den Innovationspreis in der Kategorie Wirtschaft<br />

hat Günther Stocker von der italienischen Firma<br />

Bietifin S.r.l. erhalten. Das Unternehmen hat den<br />

sogenannten BioBeta ® Sediment Check entwickelt.<br />

Mit dem Check ist es möglich, bei jedem Gärbehälter<br />

ein aussagekräftiges<br />

Beprobungsraster<br />

festzulegen.<br />

Beim Beprobungsraster<br />

wird die Probenzahl<br />

aufgrund eines begrenzenten Zeitfensters von zwei<br />

bis drei Stunden optimiert. Bei der Ausführung des<br />

Semiment Check vor Ort wird nach einigen vorbereitenden<br />

Arbeiten mit dem Austausch eines<br />

Schauglases begonnen. Jede unterschiedliche<br />

Art von Schauglas wird durch eine eigene spezielle<br />

Vorrichtung ersetzt. Eine drehbare Öffnung im<br />

Schauglas kann ein beliebig verlängerbares Rohrsystem<br />

zur Einführung eines eigens entwickelten<br />

Probennehmers aufnehmen. Durch eine aktiv verschließbare<br />

Vorrichtung können an verschiedenen<br />

Punkten Proben von abgelagerten Schlämmen<br />

genommen werden.<br />

Um die Höhe der Sedimente zu ermitteln, wird<br />

die Länge eines feinen Drahtseiles gemessen,<br />

das zudem ermöglicht, den Probennehmer vertikal<br />

oder horizontal zu bewegen. Anhand von<br />

Berechnungen kann die Höhe der Ablagerungen<br />

gemessen werden. Mit dem kompletten Ergebnis<br />

des Sediment Check lassen sich die Zeitdauer<br />

und die Kosten einer Reinigung viel besser abschätzen.<br />

Der wirtschaftliche Einfluss geringer<br />

Mengen an biologisch inaktiven Ablagerungen<br />

wird eindeutig erhoben und sollte deshalb zum<br />

ausschlaggebenden Grund einer Fermenterreinigung<br />

werden.<br />

Mit Branntkalk gegen Stickstoff<br />

Prof. Dr.-Ing. Christof Wetter von der FH Münster in<br />

Steinfurt berichtete über das sogenannte Poultry-profit-<br />

Projekt, in dem die Stickstoffentfrachtung und Hygienisierung<br />

von Geflügelmist untersucht wurde. „In einem<br />

mehrstufigen, geschlossenen Prozess wird organischen,<br />

stickstoffhaltigen Reststoffen Branntkalk zudosiert. Der<br />

Branntkalk reagiert mit dem enthaltenen Wasser in einer<br />

stark exothermen Reaktion zu Calciumhydroxid. Die<br />

Erwärmung und die Anhebung des pH-Wertes bewirken<br />

eine Verschiebung des Ammonium-Ammoniak-Gleichgewichts<br />

zum Ammoniak“, sagte der Wissenschaftler.<br />

21


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Dr. Benedikt Sauer<br />

Das gasförmige Ammoniak wird über die im Kreislauf<br />

geführte Prozessluft ausgetragen. Durch die im Kreislauf<br />

eingebauten Staubabscheider und sauren Wäscher<br />

wird die Prozessluft regeneriert und kann erneut in den<br />

Prozess zurückgeführt werden. Im sauren Wäscher wird<br />

dabei das Ammoniak mit einer schwefelsauren Lösung<br />

ausgewaschen. Die entstandene<br />

Ammoniumsulfatlösung<br />

(ASL) kann als Mineraldüngerersatz<br />

in Landwirtschaft und<br />

Gartenbau verwendet werden.<br />

Laut Wetter haben die Untersuchungen<br />

gezeigt, dass die<br />

freigesetzte Menge an Ammoniak<br />

im Wesentlichen vom Substrat,<br />

der zugegebenen Menge<br />

Branntkalk und von der Verweilzeit<br />

abhängt. So seien Ammoniumreduktionen<br />

von bis zu 70<br />

Prozent bei Hühnertrockenkot<br />

und Putenmist unter Zugabe<br />

von 8 Prozent Branntkalk erzielt<br />

worden. Dabei habe sich<br />

der Hühnertrockenkot (HTK)<br />

innerhalb von weniger als 5 Minuten<br />

auf über 80 Grad Celius<br />

erhitzt. 1,2 Tonnen Hühnertrockenkot<br />

sollen hinsichtlich des<br />

Gasertrages eine Tonne Mais<br />

ersetzen können. Kosten von<br />

unter 13 Euro pro Tonne sollen erreichbar sein. Der<br />

Phosphor bleibt nach Wetters Angaben am Kalk in einer<br />

pflanzenverfügbaren Form gebunden.<br />

Stickstoffreiche Gärsubstrate<br />

psychrophil vergären<br />

Ein anderer Weg zur Stickstoffeleminierung von Geflügelmist<br />

wird im Tlow-Verfahren der AEV Energy GmbH<br />

beschritten, das von Geschäftsführer Alfons Himmelstoß<br />

vorgestellt wurde. Die Vergärung von HTK findet<br />

nicht bei mesophilen, sondern psychrophilen Temperaturbedingungen<br />

statt. Denn das Ammonium-Ammoniak-Gleichgewicht<br />

ist abhängig von der Temperatur und<br />

dem pH-Wert. Es verschiebt sich laut Himmelstoß bei<br />

gleichbleibendem pH-Wert mit sinkender Temperatur<br />

in Richtung Ammoniumstickstoff.<br />

„Um bei sinkender Temperatur einen gleichbleibenden<br />

Gasertrag zu erhalten, muss der Fermenter entsprechend<br />

vergrößert werden. Bei einer angedachten Gärtemperatur<br />

von 25 Grad Celsius entspricht das einer<br />

Vergrößerung des Faulraums um den Faktor 1,5“, erläuterte<br />

der Entwickler. Durch die Absenkung der Gärtemperatur<br />

werde die Konzentration des hemmenden,<br />

nicht dissoziierten Ammoniaks gesenkt. Bei der psychrophilen<br />

Vergärung sei deutlich weniger Prozesswasser<br />

zur Senkung der NH 3<br />

-Konzentration nötig, als bei der<br />

mesophilen.<br />

Prof. Dr. Christof Wetter<br />

Das ausgegorene Substrat wird einer Filterbandpresse<br />

zugeführt, die in der ersten Stufe ohne und in der<br />

zweiten Stufe mit einem Flockungsmittel betrieben<br />

wird. Dadurch kann der Trockensubstanzgehalt (TSG)<br />

in der flüssigen Phase auf unter 2 Prozent abgesenkt<br />

werden. Der TSG in der festen Phase kann auf 22 bis<br />

38 Prozent eingestellt werden. Die abgetrennte flüssige<br />

Phase (Permeat) wird einer Nitrifikations-/Denitrifikationsanlage<br />

(Kläranlage) zugeleitet. Das stickstoffarme<br />

Permeat wird später im Fermenter zum HTK zur Verdünnung<br />

zugemischt.<br />

Prof. Dr. Wiktoria Vith von der Hochschule Flensburg<br />

stellte ein Projekt zur Gärdüngerentsorgung mithilfe<br />

des Belebtschlammverfahrens vor. Diese Reinigungsanlage<br />

befindet sich auf der Biogasanlage in Schuby in<br />

Schleswig-Holstein. Die Gärreste mit 2 bis 4 Prozent<br />

TSG werden mittels Dekanter und Flockungsmittel behandelt,<br />

sodass eine feste und eine flüssige Fraktion<br />

entsteht. Der TSG im Feststoff liegt bei 30 bis 37 Prozent.<br />

Die flüssige Fraktion wird einem Belebungsbecken<br />

zugeführt, in dem die Nitrifikation und Denitrifikation<br />

stattfinden. Das Becken wird mit Unterbrechungen<br />

belüftet. In den Deni-Zeiten wird eine leicht verfügbare<br />

Kohlenstoffquelle zudosiert. Zur Phosphor-Reduktion<br />

findet eine simultane P-Fällung mit Eisensalzen statt.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

22


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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23


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Ifat <strong>2018</strong>: Internationales Interesse<br />

an deutscher Biogastechnik<br />

Auch der Fachverband<br />

Biogas e.V. war in diesem<br />

Jahr mit einem Stand auf der<br />

Ifat vertreten, der Teil des<br />

Gemeinschaftsstandes mit<br />

Mitgliedsfirmen war.<br />

München – Die Stimmung unter den ausstellenden Firmen<br />

auf der Ifat <strong>2018</strong> war gut. In Halle A4, wo die meisten<br />

Unternehmen aus dem Bereich Biogas vertreten waren,<br />

herrschte reges Treiben. Obwohl sehr viel Englisch<br />

geredet wurde auf den Ständen und in den Gängen, war<br />

nach Einschätzung vieler Firmen die Nachfrage aus<br />

Deutschland größer als aus dem Ausland.<br />

„Wir haben in Deutschland bei der biogenen Abfallverwertung<br />

einen konstanten Zubau von fünf bis zehn Anlagen<br />

pro Jahr“, sagte Rolf Liebeneiner von der Bekon<br />

GmbH. Seit zwei Jahren ist Bekon Teil der Eggersmann<br />

Gruppe. Gemeinsam bieten die Geschäftspartner nun<br />

Komplettpakete als Generalunternehmer an. Auf der<br />

Messe haben sie ihren Gärrestmischer ausgestellt –<br />

eine Maschine zur Aufbereitung der ausgegorenen Substrate<br />

der Trockenfermentation, die zwischen der Garage<br />

und der Kompostierung eingesetzt wird.<br />

Die BTA International GmbH zeigte sich zufrieden<br />

mit dem Messeverlauf und „einigen werthaltigen<br />

Gesprächen“ – weniger mit der Gesamtsituation der<br />

Branche. „Der Wettbewerb wird größer, seit auch originär<br />

landwirtschaftliche Anlagen in den Abfallmarkt<br />

vordringen“, erklärte Stephan Schulte. Und mit der<br />

grundsätzlich begrüßenswerten Entwicklung zu mehr<br />

Getrenntsammlung verliere die BTA ihr<br />

Alleinstellungsmerkmal mit dem standardisierten<br />

Paket mit vorgeschalteter Aufbereitung.<br />

Als Neuling auf der Ifat war die Biogastechnik<br />

Süd mit einem kleinen Stand vertreten –<br />

und konstatierte viel mehr Messegeschäft<br />

als erwartet. Neben deutschen Besuchern<br />

kamen vor allem Gäste aus China, Irland<br />

und der Türkei vorbei und informierten sich<br />

unter anderem über den Gärrestverdampfer,<br />

den Biogastechnik Süd als neues Produkt<br />

auf der Messe vorgestellt hat. „Seit der neuen<br />

Düngeverordnung ist die Maschine sehr<br />

begehrt“, sagte Vertriebsleiter Dirk Gutt.<br />

Durch den Entzug von Ammoniumstickstoff<br />

entspanne sich die Düngebilanz für den Landwirt.<br />

Kaum Bewegung gibt es bei den Prozesshilfsstoffen.<br />

Betreiber von Biogasanlagen setzen diese in der Regel<br />

von Beginn an ein und wechseln den Anbieter dann<br />

auch nicht mehr, berichtete ein Vertreter der Friedmann<br />

Mikronährstoffe GmbH. Im laufenden Betrieb<br />

kämen nur Betreiber mit akuten Problemen – oder Ausländer.<br />

Hier gewinnt die „Ergänzungsnahrung“ für die<br />

Mikroorganismen erst allmählich an Bedeutung. Interessant<br />

sei zum Beispiel eine Anfrage aus Korea, wo<br />

eine Anlage mit einem Durchlauf von 400 Tonnen pro<br />

Tag entsteht.<br />

Die Fliegl Agrartechnik GmbH beobachtet ein anderes<br />

asiatisches Land mit großem Interesse: der 5-Jahres-<br />

Plan der chinesischen Kommunistischen Partei sieht<br />

einen massiven Ausbau der energetischen Verwertung<br />

von organischen Abfällen, Gülle und Mist vor. „In Asien<br />

liegt die Zukunft“, ist man sich bei Fliegl sicher.<br />

Insgesamt kamen 141.000 Messebesucher an den<br />

fünf Tagen zur Weltleitmesse für Wasser, Abwasser, Abfall-<br />

und Rohstoffwirtschaft nach München – und damit<br />

4 Prozent mehr als zur letzten Ifat 2016.<br />

Text: Andrea Horbelt<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

24


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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25


Foto: DLG<br />

„Biogas und Artenreichtum? Super!“<br />

Auch dieses Jahr war der Fachverband Biogas e.V. auf den DLG-Feldtagen in Bernburg-Strenzfeld vertreten.<br />

Neben Düngeversuchen mit Gärprodukten wurden verschiedene alternative Energiepflanzen gezeigt.<br />

Von Dennis Schiele<br />

Versuchsparzellen zum Thema Wildpflanzenanbau<br />

als Energiepflanzen-Alternative<br />

Stand des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

auf den diesjährigen DLG-Feldtagen.<br />

Fotos: LWG<br />

Auf insgesamt zehn Versuchsparzellen<br />

konnten sich die Besucher<br />

über die Pflanzenvielfalt,<br />

die Biogas mit sich bringen<br />

kann, informieren. Das absolute<br />

Highlight für die interessierten Besucher<br />

war die Faserhanfmischung der Bayerischen<br />

Landesanstalt für Wein- und Gartenbau<br />

(LWG), die aus einer Vielzahl verschiedenster<br />

Wildpflanzen besteht. Auch das<br />

Wetter hatte sehr gut mitgespielt, um die<br />

Artenvielfalt von Biogas zu demonstrieren –<br />

zahlreiche Insekten hatten die Parzellen<br />

vom ersten Tag an gut angenommen.<br />

Mit Dominik Kretzer (LWG) konnte das<br />

Team am Stand auf einen absoluten Experten<br />

bezüglich der Wildpflanzenmischung<br />

direkt vor Ort zurückgreifen. Er gab den<br />

Besuchern sehr detaillierte Antworten auf<br />

Fragen rund um die artenreiche Pflanzenmischung.<br />

Neben Steinklee, Salbei, Färberkamille<br />

und Nachtkerze war besonders die<br />

blühende Eselsdistel sehr sehenswert und<br />

lockte viele interessierte Besucher an.<br />

Die Artenvielfalt der Versuchsparzelle des<br />

Fachverbandes wurde von den Besuchern<br />

mit großem Interesse wahrgenommen. Interessierte,<br />

die nicht direkt in der Biogasbranche<br />

tätig sind, sagten: „Biogas und<br />

Artenreichtum? Super!“. Aber auch Biogasanlagenbetreiber,<br />

die direkt ein kleines Samentütchen<br />

als Geschenk mit nach Hause<br />

nahmen, waren von den Blühmischungen<br />

angetan. Außerdem konnten sich die Besucher<br />

des Fachverbandstands von der hervorragenden<br />

Düngewirkung von Gärprodukten<br />

überzeugen. Dabei gab es zwei Maisparzellen<br />

– eine gedüngt, eine ungedüngt. Die<br />

gedüngte Parzelle konnte einen deutlich<br />

größeren Pflanzenwuchs aufweisen und die<br />

Düngewirkung von Gärprodukten anschaulich<br />

zeigen. Auch für diese zwei Parzellen<br />

waren Experten für Fragen direkt vor Ort. Als<br />

Mitaussteller standen Kollegen der Bundesgütegemeinschaft<br />

Kompost (BGK) an allen<br />

Tagen für Besucher zur Verfügung.<br />

Auf einer weiteren Parzelle stand die Biogasmischung<br />

90 der Saaten-Zeller GmbH.<br />

Die Mischung zeichnet sich durch schnellwüchsige<br />

Arten aus und kann hohe Biomasserträge<br />

für die Biogasproduktion liefern.<br />

Bei geringem Arbeitsaufwand und Pflanzenschutz<br />

wirkt sich die Mischung positiv<br />

auf den Schutz von Insekten, Vögeln und<br />

Wildtieren aus.<br />

Ein Vorteil waren auch die Experten vom<br />

Energiepark Hahnennest, die am Nachbarstand<br />

vertreten waren. Bei den Biogasanlagenbetreibern<br />

ist aktuell die Durchwachsene<br />

Silphie in aller Munde. Für Fachfragen<br />

konnten wir also direkt an die Experten<br />

verweisen. An dieser Stelle möchten wir<br />

uns bei allen Besuchern für die spannenden<br />

Gespräche bedanken. Des Weiteren bei<br />

unserem Mitaussteller, der Bundesgütegemeinschaft<br />

Kompost e.V., und allen Experten<br />

vor Ort am Stand.<br />

Autor<br />

Dennis Schiele<br />

Fachreferent Mitgliederservice<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

26


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

28. BIOGAS Convention<br />

13. bis 16. November <strong>2018</strong> in Hannover<br />

Die BIOGAS Convention findet am 14. und 15. November <strong>2018</strong> zum zweiten Mal in Hannover im Rahmen<br />

der EnergyDecentral / EuroTier mit großer BIOGAS Fachausstellung statt. Zwei Tage Konferenz, vier Tage<br />

Messe und ein Tag Lehrfahrt bieten den Teilnehmern ein abwechslungsreiches Programm.<br />

Die BIOGAS Convention startet<br />

am 14. November im Tagungsbereich<br />

2 der Hannover Messe.<br />

Im deutschsprachigen Teil<br />

werden Zukunftskonzepte für<br />

Biogasanlagen (u. a. Ausschreibungen, innovative<br />

Anlagenkonzepte), Aktuelles rund<br />

um Düngung & Hygiene (u. a. Verhalten<br />

im Seuchenfall) und Entwicklungen beim<br />

Gewässer- und Emissionsschutz (TRwS<br />

793-1, TA Luft und TRAS 120) aufgegriffen.<br />

Das englische Angebot umfasst Erfahrungsberichte<br />

aus verschiedenen Ländern,<br />

eine Paneldiskussion zur weltweiten Situation<br />

bei Biogas in Kooperation mit der GIZ<br />

(Deutsche Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit) und schließt mit den politischen<br />

Entwicklungen in Europa. Im Anschluss<br />

finden die Mitgliederversammlung<br />

und am Abend die beliebte Abendveranstaltung<br />

in der Münchner Halle statt.<br />

Der zweite Vortragstag, der 15. November,<br />

steht im Zeichen der Workshops, unter<br />

anderem zu den Themen: Recht – wie es<br />

Sie weiterbringt, Düngen mit Gärprodukten<br />

(dt. und engl.), Emissionsvermeidung<br />

an BHKW, Innovationen, Biomethan (dt.<br />

und engl.). Ein besonderer Workshop in<br />

Kooperation mit dem LEE Niedersachsen<br />

wird sich der Sektorenkopplung und<br />

regionalen Versorgungsmodellen widmen.<br />

Abgerundet wird die BIOGAS Convention<br />

durch die beliebte Lehrfahrt zu Biogasanlagen<br />

in der Region Hannover am Freitag,<br />

dem 16. November.<br />

Auf der parallel stattfindenden Fachmesse<br />

EnergyDecentral (13. bis 16. November)<br />

ist der Gemeinschaftsstand des Fachverbandes<br />

Biogas mit dem BIOGAS-Treff, seinen<br />

Experten und Mitgliedsunternehmen<br />

in Halle 25 präsent. Im Ausstellerforum<br />

bieten der Fachverband Biogas und die<br />

DLG gemeinsam Kurzvorträge zum Thema<br />

„Vergärung in Güllekleinanlagen“ an.<br />

Das Programm und der Ticketshop werden<br />

bis August fertiggestellt und sind dann<br />

online unter www.biogas-convention.com<br />

abrufbar.<br />

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» Leitthemen:<br />

Sicherheit, Effizienz, Recht,<br />

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Netz anschluss,<br />

Repowering, Zukunftsprojekte<br />

» Biogas weltweit:<br />

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Regelungen und Marktchancen<br />

aus der ganzen Welt<br />

Plenarvorträge, Workshops, Best Practice, Lehrfahrt und große Abendveranstaltung<br />

13. – 16. November <strong>2018</strong><br />

Tagungsbereich Halle 2, Messegelände Hannover<br />

Weltweit größter Treff der Biogasbranche.<br />

Mit großer Biogas Fachausstellung in der EnergyDecentral.<br />

Programm und Anmeldung: www.biogas-convention.com<br />

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27


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Biomethan<br />

Nur zwei neue<br />

Einspeiseanlagen<br />

im Jahr 2017<br />

Der Neubau von Anlagen, die Biomethan ins Erdgasnetz einspeisen, hat im<br />

vergangenen Jahr seinen bisherigen Tiefpunkt erreicht. Er bewegt sich auf dem<br />

Niveau von 2006, als die ersten beiden Einspeiseanlagen in Betrieb genommen<br />

wurden. Erstmals seit acht Jahren ist die Zubauzahl wieder einstellig.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

28


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

Im Jahr 2017 wurden nur noch zwei neue Anlagen,<br />

die Biomethan ins Erdgasnetz einspeisen, in<br />

Betrieb genommen (siehe Abbildung 1). Das sind<br />

acht Anlagen weniger als in 2016. Damit setzt<br />

sich die 2013 begonnene Talfahrt weiter fort.<br />

Ende 2017 speisten 195 Anlagen Biomethan in das<br />

deutsche Erdgasnetz ein. Die neu errichtete Rohgasaufbereitungskapazität<br />

erreichte im vergangenen Jahr<br />

2.800 Normkubikmeter pro Stunde (siehe Abbildung<br />

2). Die beiden Anlagen wurden in Niedersachsen und<br />

Sachsen-Anhalt errichtet. Insgesamt verteilen sich die<br />

Anlagen auf die Bundesländer wie folgt:<br />

Niedersachsen: 31 (+1)<br />

Sachsen-Anhalt: 32 (+1)<br />

Bayern: 18<br />

Brandenburg: 24<br />

Hessen: 13<br />

Nordrhein-Westfalen: 14<br />

Mecklenburg-Vorpommern: 16<br />

Sachsen: 13<br />

Baden-Württemberg: 13<br />

Thüringen: 9<br />

Schleswig-Holstein: 4<br />

Rheinland-Pfalz: 5<br />

Berlin, Saarland, Hamburg: je 1.<br />

Die beiden Einspeiseanlagen verfügen über jeweils<br />

eine Rohgasaufbereitungskapazität von 1.400 Normkubikmetern<br />

pro Stunde. Die Rohgasaufbereitungskapazität<br />

beträgt in Summe für das zurückliegende Jahr<br />

2.800 Normkubikmeter pro Stunde. Sie liegt damit<br />

9.400 Normkubikmeter niedriger als in 2016. Die gesamte<br />

in Deutschland errichtete Rohgasaufbereitungskapazität<br />

stieg bis Ende 2016 auf 204.665 Normkubikmeter<br />

pro Stunde an.<br />

Von den 2017er Einspeiseanlagen vergären beide nachwachsende<br />

Rohstoffe (NawaRo). Eine der Anlagen reinigt<br />

das Rohgas mit<br />

der Membrantechnik,<br />

die andere setzt eine<br />

physikalische Wäsche ein.<br />

Bei einer durchschnittlichen<br />

jährlichen Laufzeit von rund 8.500<br />

Stunden können die 195 am Erdgasnetz befindlichen<br />

Anlagen 1,73 Milliarden (Mrd.) Kubikmeter Rohbiogas<br />

verarbeiten. Setzt man einen Methangehalt des Rohbiogases<br />

von durchschnittlich 55 Prozent an, weil die überwiegende<br />

Zahl der Anlagen nachwachsende Rohstoffe<br />

vergärt, so können jährlich theoretisch rund 956 Millionen<br />

Kubikmeter Biomethan ins deutsche Erdgasnetz<br />

eingespeist werden. Das entspricht etwa 13,5 Prozent<br />

des 2017 in Deutschland geförderten Erdgases.<br />

Die heimische Erdgasförderung ist in 2017 um 8,4<br />

Prozent auf 71 Mrd. Kilowattstunden (kWh) zurückgegangen.<br />

Bezogen auf den Erdgasverbrauch in Deutschland<br />

im vergangenen Jahr stammt aus Biomethan 1<br />

Prozent. Die aktuelle Produktionsmenge reicht zudem,<br />

um rund 2,7 Millionen deutsche Haushalte (Verbrauch<br />

von 3.500 kWh Wärme pro Jahr) mit Biomethan voll<br />

zu versorgen.<br />

Ausblick: Der Zubau von Biomethaneinspeiseanlagen<br />

wird <strong>2018</strong> voraussichtlich im einstelligen Bereich bleiben.<br />

Eine Anlage war im April in Betrieb gegangen,<br />

zwei weitere Anlagen befanden sich im Juni noch im<br />

Probebetrieb. Eventuell wird bis zum Jahresende die<br />

200er-Marke erreicht.<br />

2017 stieg Erdgasverbrauch an<br />

Der Erdgasverbrauch in Deutschland nahm 2017 laut<br />

AG Energiebilanzen um voraussichtlich gut 6 Prozent<br />

auf 3.231 Petajoule (das entspricht 995 Mrd. kWh<br />

oder 99,5 Mrd Kubikmeter Gas) zu. Dieser Zuwachs<br />

wurde von verschiedenen Faktoren verursacht: Haupt-<br />

Abbildung 1: Entwicklung der Zahl der Biomethaneinspeiseanlagen in Deutschland, jährlicher Zubau seit 2006<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

Foto: fotolia_vschlichting<br />

10<br />

5<br />

0<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />

Quelle: Fachverband Biogas e.V., Stand: 20. Juni <strong>2018</strong><br />

29


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Abbildung 2: Entwicklung der Rohgasaufbereitungskapazität in Nm 3 /h in Deutschland,<br />

jährlicher Zubau seit 2006 und kumuliert<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />

Quelle: Fachverband Biogas e.V., Stand: 20. Juni <strong>2018</strong><br />

Jährl. Zubau d. Rohgasaufbereitungskapazität in Nm³/h<br />

Kumulierter Zubau d. Rohgasaufbereitungskapazität<br />

grund war der Mehreinsatz von Erdgas in<br />

den Kraftwerken der Stromversorger zur<br />

Strom- und Wärmeerzeugung. Der sich<br />

zugunsten von Erdgas verbesserte Preis-<br />

Spread zu anderen Energieträgern und die<br />

hohe Effizienz des Erdgaseinsatzes bei der<br />

gekoppelten Erzeugung von Wärme und<br />

Strom ließen die Nutzung von Erdgas in der<br />

Strom- und Wärmewirtschaft das zweite<br />

Jahr in Folge steigen. Der Anteil des aus<br />

Erdgas erzeugten Stroms bezogen auf die<br />

Bruttostromerzeugung in Deutschland<br />

wuchs um knapp einen Prozentpunkt auf<br />

13,2 %. Das entspricht einem Anstieg von<br />

6,4 % im Vergleich zum Vorjahreswert.<br />

Für die Wärmeerzeugung in den Heiz- und<br />

Heizkraftwerken wurde 2017 ebenfalls<br />

mehr Erdgas eingesetzt. Auch die Industrie<br />

setzte mehr Erdgas in ihren eigenen Kraftwerken<br />

zur gekoppelten Strom- und Wärmegewinnung<br />

ein.<br />

Im Bericht der AG Energiebilanzen wird<br />

weiter ausgeführt: „Der Anteil von Erdgas<br />

am gesamten Primärenergieverbrauch stieg<br />

verglichen mit 2016 um einen Prozentpunkt<br />

auf 23,8 Prozent im Jahr 2017. Während<br />

der Erdgasabsatz im Jahr 2017 das<br />

Vorjahresniveau um 6,2 Prozent übertraf,<br />

nahm das Erdgasaufkommen (inländische<br />

Förderung plus Einfuhr) in Deutschland gegenüber<br />

dem Vorjahr um 15,3 Prozent auf<br />

1.366 Mrd. kWh zu. Gut 5 Prozent des Erdgasaufkommens<br />

in Deutschland stammten<br />

aus inländischer Förderung, knapp 95 Prozent<br />

wurden importiert.<br />

Die inländische Förderung sank um 8,4<br />

Prozent auf 71 Mrd. kWh. Die Erdgasimporte<br />

Deutschlands wuchsen um knapp 17<br />

Prozent. Die Erdgasexporte<br />

Deutschlands nahmen<br />

ebenfalls deutlich<br />

um 45,5 Prozent zu. In<br />

diesen Mengen sind erhebliche<br />

Transitmengen<br />

enthalten. Erdgasim- und<br />

-exporte lassen sich kaum<br />

noch nach Herkunfts- und<br />

Bestimmungsländern differenzieren.<br />

In Summe<br />

wurde der Erdgasverbrauch<br />

Deutschlands zu<br />

rund 7 Prozent aus inländischen<br />

Erdgasquellen<br />

gedeckt.<br />

Ersten Zahlen zufolge<br />

wurden im Berichtsjahr 9,3 Mrd. kWh auf<br />

Erdgasqualität aufbereitetes Biogas in das<br />

deutsche Erdgasnetz eingespeist. Im Jahr<br />

2016 waren es 9,2 Mrd. kWh. Rund 8 Mrd.<br />

kWh davon gingen in die Stromerzeugung,<br />

etwa 0,4 Mrd. kWh wurden als Kraftstoff<br />

eingesetzt, 0,3 Mrd. kWh fanden im Raumwärmemarkt<br />

Absatz. Weitere 0,6 Mrd. kWh<br />

wurden zum Beispiel stofflich genutzt, exportiert<br />

oder fanden sonstigen Einsatz.“<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Mit Biomethan klimafreundlich und günstig unterwegs<br />

Zugegeben: Ich fahre gerne Auto. Und auch sehr<br />

gerne schnell. Das ist nicht sehr klimafreundlich,<br />

ich weiß. Darum bin ich auch wirklich froh, dass es<br />

eine Lösung für mein Dilemma gibt: das Gasauto.<br />

Mit Biomethan im Tank spare ich bis zu 90 Prozent<br />

Treibhausgase im Vergleich zu einem herkömmlichen<br />

Benziner ein. Und darüber hinaus auch noch<br />

jede Menge Geld.<br />

Rund 100.000 Gasautos gibt es aktuell in Deutschland.<br />

Denen stehen etwa 860 CNG (compressed natural<br />

gas)-Tankstellen im gesamten Bundesgebiet zu<br />

Verfügung. Das freut mich! Denn mit Biomethan haben<br />

wir heute schon einen klimafreundlichen Kraftstoff,<br />

der praxiserprobt und zuverlässig ist. Über 400<br />

Kilometer kommt man mit einem durchschnittlichen<br />

Pkw pro Tankfüllung – und zahlt dafür etwas mehr als<br />

20 Euro. Und keine Angst: wenn mal keine CNG-Tankstelle<br />

in der Nähe ist und das Gas ausgeht, schaltet<br />

der Wagen automatisch auf Benzin um. Und damit<br />

kommt man ganz bestimmt zur nächsten Gastankstelle.<br />

Denkt beim nächsten Autokauf doch mal über<br />

ein Gasfahrzeug nach. Es lohnt sich auf jeden Fall!<br />

Mit CNG können wir heute schon klimafreundlich unterwegs<br />

sein – und müssen dabei unser persönliches<br />

Interesse nicht zurückschrauben.<br />

Macht`s gut!<br />

Euer Georg Hackl<br />

30


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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praxis / Titel<br />

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31


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Der Konzepttraktor von New<br />

Holland fährt mit Biomethan, das<br />

idealerweise der Agrarbetrieb aus<br />

eigener Biomasse produziert.<br />

Türöffner für<br />

Biokraftstoffe<br />

Fotos: CNH<br />

New Hollands Methan-Traktorstudie, die<br />

auf der Agritechnica 2017 in Hannover<br />

vorgestellt wurde.<br />

Komprimiertes oder verflüssigtes Erdgas sind die derzeit saubersten<br />

Lkw-Kraftstoffe. Werden sie aus Biomethan hergestellt, stimmt<br />

außerdem die Ökobilanz. Bei deutschen Spediteuren wächst jetzt<br />

das Interesse an alternativen Kraftstoffen. Motive sind die Umwelt<br />

und der Klimaschutz, aber auch die Vermeidung von Fahrverboten.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Nicht nur die Sattelschlepper<br />

der Verbio<br />

AG fahren mit CNG<br />

auf der Grundlage<br />

von Biomethan aus<br />

Stroh und anderen<br />

landwirtschaftlichen<br />

Reststoffen.<br />

Wer denkt schon beim Einkauf im Supermarkt<br />

daran, wie Obst, Käse oder<br />

Wurst von den Produzenten in die<br />

Regale gelangen. Dies erledigt beispielsweise<br />

Meyer Logistik. Die im<br />

hessischen Friedrichsdorf ansässige Spedition ist auf<br />

Lebensmitteltransporte spezialisiert. Das Unternehmen,<br />

dessen über 1.100 Fahrzeuge täglich Läger und<br />

Handelsfilialen in ganz Deutschland ansteuern, gilt als<br />

Pionier im Bereich alternativer Antriebslösungen.<br />

Bereits seit 2009 hat es Nutzfahrzeuge im Einsatz, die<br />

komprimiertes Erdgas (Compressed Natural Gas, CNG)<br />

tanken. Zum Fuhrpark der Meyer Logistik gehören außerdem<br />

zwei rein elektrische 18-Tonnen-Lkw für die<br />

Belieferung im Berliner Nahverkehr. Neuerdings fahren<br />

nun 20 Sattelschlepper der Meyer-Flotte mit verflüssigtem<br />

Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG).<br />

Neben dem Credo des Familienunternehmens zu<br />

nachhaltigem Handeln begründet Geschäftsführer<br />

Matthias Strehl das Engagement mit wirtschaftlichen<br />

Überlegungen: „Für die Belieferung von Lebensmittelgeschäften<br />

fahren unsere Sattelschlepper durch<br />

Wohnquartiere und in die Innenstädte. Da müssen wir<br />

natürlich auf wachsende Umweltanforderungen reagieren.“<br />

Hier können CNG- und LNG-Fahrzeuge zweifellos<br />

punkten. Gasmotoren emittieren nicht nur viel weniger<br />

Schadstoffe und Treibhausgase als Dieselaggregate, sie<br />

werden zudem vom menschlichen Ohr als etwa um die<br />

Hälfte leiser wahrgenommen.<br />

Foto: Carmen Rudolph<br />

Studie verdeutlicht Umwelteffekte<br />

Für den Transport schwerer Ladungen über weite Strecken<br />

ist besonders LNG wegen seiner gegenüber CNG<br />

2- bis 2,5-fach höheren Energiedichte geeignet. Allerdings<br />

sind LNG-Trucks bis zu 40.000 Euro teurer als<br />

ein vergleichbarer Diesel. Kostentreiber sind vor allem<br />

die großvolumigen Drucktanks, in denen das verflüssigte<br />

Methan bei -162 °C lagert. Um die Investition für die<br />

Meyer Logistik abzufedern, bezuschusste das Bundes-<br />

32


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

verkehrsministerium (BMVI) die Anschaffung der 20<br />

schweren LNG-Lkw im vergangenen Jahr mit 360.000<br />

Euro. Damit geht für Strehl die Rechnung auf. Seine<br />

Kalkulation: Liegen die Mehraufwendungen nicht höher<br />

als 25.000 Euro, amortisiert sich die Technik wegen<br />

des um 15 Prozent geringeren Kraftstoffverbrauchs<br />

und der zurzeit noch geringeren Besteuerung von LNG<br />

bereits nach zwei Jahren. Hinzu komme eine höhere<br />

Liefersicherheit für die Einzelhändler, da für Gasfahrzeuge<br />

keine Einfahrverbote, etwa wegen zu hoher Feinstaubbelastung,<br />

zu befürchten sind.<br />

Doch was bringt LNG wirklich für die Umwelt? Das<br />

Bundesverkehrsministerium (BMVI) wollte es genau<br />

wissen und beauftragte das Engler-Bunte-Institut des<br />

Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfachs (DVGW)<br />

mit einer begleitenden Untersuchung zum Demonstrationsvorhaben<br />

bei Meyer Logistik. Die Ergebnisse wurden<br />

am 13. Juni <strong>2018</strong> vorgestellt. Demnach emittieren<br />

LNG-Lkw bei einer Betrachtung der Wertschöpfungskette<br />

von der Tanksäule bis zum Rad (Tank-to-Wheel)<br />

durchschnittlich 11,6 Prozent weniger CO 2<br />

als ihre<br />

Dieselpendants.<br />

Bei einer Well-to-Wheel-Betrachtung, also der Treibhausgasemissionen<br />

entlang des gesamten Herstellungspfades<br />

vom Erdgasfeld bis zur Umwandlung<br />

in Bewegungsenergie, sind nach Aussage der Studie<br />

sogar CO 2<br />

-Einsparungen bis zu 20 Prozent möglich.<br />

Die Stickoxidemissionen liegen 80 Prozent unter dem<br />

Grenzwert der strengen Euro-6-Norm für Diesel-Motoren.<br />

Feinstaub ist bei LNG-Antrieben am Auspuff mit 3<br />

Prozent praktisch kaum noch nachweisbar. Die Zahlen<br />

basieren unter anderem auf einer Reihe von Referenzfahrten,<br />

bei denen die tatsächlichen Kraftstoffverbräuche<br />

von Diesel- und LNG-Sattelschleppern mit jeweils<br />

gleicher Motorleistung, Bereifung und Beladung aufgezeichnet<br />

wurden.<br />

Auch andere Speditionsunternehmen setzen mittlerweile<br />

auf innovative Gasantriebe. So ergänzte das in<br />

Rosenheim ansässige Transportunternehmen BTK seinen<br />

Fuhrpark in diesem Frühjahr mit acht LNG-Sattelzugmaschinen<br />

Stralis NP des Herstellers Iveco. „Wir<br />

haben die Anschaffung ohne Förderung durchgezogen.<br />

Die Emissionsminderung und der Joker, den wir damit<br />

in der Hand haben, dass die leisen und<br />

sauberen Fahrzeuge in Umweltzonen<br />

und durch Wohngebiete fahren können,<br />

war uns den Preisaufschlag wert“, sagt<br />

Fuhrparkleiter Albert Kraus.<br />

Die Zugmaschinen sind mit Tanks ausgestattet,<br />

die 450 Kilogramm Flüssiggas<br />

fassen. Dies ermöglicht Reichweiten<br />

bis zu 1.800 Kilometer. Die<br />

Betankung erfolgt an einer mobilen<br />

Zapfsäule am BTK-Standort Nördlingen,<br />

die der Spediteur gemeinsam mit<br />

einem Iveco-Servicepartner eingerichtet<br />

hat.<br />

Foto: Uniper<br />

Nachholbedarf bei der Infrastruktur<br />

Tatsächlich sind die in Deutschland fehlenden<br />

Möglichkeiten zum Auftanken von Flüssiggas<br />

ein Haupthindernis für den breiteren Einsatz von<br />

LNG im Güterverkehr. Auch das Transportunternehmen<br />

Meyer Logistik benötigte für das Demonstrationsvorhaben<br />

eine mobile Interimslösung auf seinem Betriebsgelände<br />

in Grünheide nahe Berlin. Sie wurde vom<br />

LNG-Versorger Liquis eingerichtet, der außerdem eine<br />

Pilottankstelle auf dem Iveco-Gelände in Ulm betreibt.<br />

Ermuntert durch die positiven Signale aus dem Transportgewerbe<br />

baut Liquis jetzt in Grünheide eine feste<br />

LNG-Station. „Sie wird im September eröffnen“, kündigt<br />

Liquis-Projektleiter Karl-Josef Grobbel an. Weitere<br />

14 folgen mit EU-Zuschüssen bis Ende 2019, acht davon<br />

in Deutschland an zentralen Standorten wie Hannover,<br />

Köln und München.<br />

Die Konkurrenz gibt jetzt ebenfalls Gas. Das Berliner<br />

Startup Liquind 24/7 GmbH plant – ebenfalls mit EU-<br />

Fördermitteln – den Aufbau von zehn LNG-Zapfstellen<br />

in deutschen Ballungszentren. Brummifahrer können<br />

sich demnächst auch an einer Shell-Station in Hamburg<br />

und in Nördlingen bei der BayWa mit Flüssiggas<br />

versorgen.<br />

Die deutsche Politik, die lange Zeit fast ausschließlich<br />

auf Elektro-Lkw setzte, hat mittlerweile das auf absehbare<br />

Zeit einzig bedeutsame Potenzial zur Reduktion<br />

von Klimagasen im stark wachsenden Güterstraßenverkehr<br />

erkannt. Es könnte schnell erschlossen werden,<br />

denn die Nutzfahrzeugbauer, allen voran der italienische<br />

Hersteller Iveco, sind mit technisch ausgereiften<br />

Foto: B. Tiemann/Zippel Group<br />

Betankung eines<br />

Container-Sattelzuges<br />

der Zippel Group mit<br />

Bio-CNG an einer Tankstelle<br />

im Raum Leipzig.<br />

Das bilanziell über das<br />

Gasnetz bereitgestellte<br />

Biomethan in Erdgasqualität<br />

produziert die<br />

Verbio AG.<br />

Die mobile LNG-Zapfanlage<br />

der Uniper-<br />

Tochter Liquis auf dem<br />

Betriebsgelände von<br />

Meyer Logistik in Grünheide.<br />

Am östlichen<br />

Berliner Ring wird in<br />

den nächsten Wochen<br />

300 Meter daneben<br />

die mobile Tankanlage<br />

durch eine feste Tankstation<br />

für verflüssigtes<br />

Erdgas ersetzt.<br />

33


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Die Unternehmensgruppe ALDI SÜD testet vier IVECO Stralis 440 mit CNG im alltäglichen Warenverkehr.<br />

Über eine Dauer von fünf Jahren soll sich zeigen, inwiefern sich die klimaschonende Antriebstechnologie<br />

als Alternative zu Diesel-Modellen nutzen lässt.<br />

Für den umweltgerechten Transport auf der letzten<br />

Meile übernehmen die mit Bio-CNG angetriebenen<br />

Lkw der Spedition Zippel am Terminal in Schkopau<br />

bei Leipzig die per Bahn eintreffenden Container mit<br />

BMW-Autoteilen.<br />

Fotos: B. Tiemann/Zippel Group<br />

Gaslastern im Markt. Sie liefern vorwiegend<br />

in den Beneluxraum sowie nach Schweden,<br />

Spanien und England, wo es, im Gegensatz<br />

zu Deutschland, bereits ein gut ausgebautes<br />

Netz von LNG-Tankstellen gibt.<br />

Um hierzulande den Markt für Flüssiggas im<br />

Schwerlastbereich zu verbessern, gründeten<br />

die Deutsche Energie-Agentur (dena),<br />

der DVGW und die Brancheninitiative „Zukunft<br />

Erdgas“ eine LNG-Taskforce. Die<br />

Schirmherrschaft hat das BMVI. Erklärtes<br />

Ziel ist, bis 2020 in Deutschland ein Netz<br />

von 50 Tankmöglichkeiten zu etablieren.<br />

Bis 2025 soll die Anzahl auf 200 steigen.<br />

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer<br />

legte Anfang Juni noch eine Förderrichtlinie<br />

für alternative Antriebskonzepte im<br />

Schwerlastverkehr vor. Die Anschaffung eines<br />

LNG-Lkw können sich Spediteure jetzt<br />

mit 12.000 Euro bezuschussen lassen.<br />

Mit 8.000 Euro werden in der BVMI-Richtlinie<br />

Laster gefördert, die mit CNG fahren.<br />

Hier ist die Infrastruktur in Deutschland<br />

mit etwa 860 CNG-Zapfstellen bedeutend<br />

besser. Die Tanks sind in der Konstruktion<br />

einfacher und die Technik ist insgesamt robuster.<br />

Komprimiertes Erdgas eignet sich<br />

daher nach Ansicht des Herstellers New<br />

Holland gut als Kraftstoff für Traktoren und<br />

mobile Landmaschinen. Auf der Farm Progress<br />

Show in Boone (Iowa, USA) präsentierte<br />

New Holland im vergangenen Sommer<br />

einen 180 PS starken Konzepttraktor<br />

mit CNG-Antrieb.<br />

Für Vizepräsident Carlo Lambro schließt<br />

sich damit eine Lücke im Energiekreislauf<br />

der Energy Independent Farm. Die Idee ist<br />

Foto: Iveco<br />

ein Landwirtschaftsbetrieb, der nicht nur<br />

Nahrungs- und Futtermittel produziert,<br />

sondern darüber hinaus seinen Energiebedarf<br />

durch die Erzeugung von Biomethan<br />

aus eigener Biomasse abdeckt.<br />

Ökologische Wende erfordert<br />

Bio-CNG<br />

Denn bei aller Euphorie über die saubere<br />

Verbrennung: CO 2<br />

-neutral ist weder CNG<br />

aus fossilem russischen Erdgas noch LNG<br />

von den Erdgasfeldern des Hauptlieferlandes<br />

Katar. Allerdings besagen verschiedene<br />

Studien, dass eine breite Marktdurchdringung<br />

und Akzeptanz von Gasantrieben als<br />

Türöffner für eine echte ökologische Wende<br />

im Güterverkehrsbereich auf der Grundlage<br />

von Biomethan fungieren könnte.<br />

Die Hamburger Zippel Group ist jetzt<br />

deutschlandweit einmalig diesen Schritt<br />

gegangen. Das Transportunternehmen<br />

kaufte mit Förderung durch das BMVI vier<br />

Scania Sattelzugmaschinen mit CNG-Antrieb<br />

und setzt sie seit einigen Wochen in<br />

der Region Leipzig ein. Die Lkw pendeln<br />

zwischen dem Terminal, an dem täglich<br />

Container mit Autoteilen auf eigenen Elektrozügen<br />

eintreffen, und dem 40 Kilometer<br />

entfernten Unternehmen BMW-Verkehre,<br />

das den weltweiten Transport zwischen den<br />

BMW-Standorten managt.<br />

Ausgangsstoff für das eingesetzte CNG ist<br />

Biomethan, das die Verbio Vereinigte Bioenergie<br />

AG aus Stroh und anderen landwirtschaftlichen<br />

Reststoffen in Schwedt<br />

und Zörbig produziert, in das Gasnetz einspeist<br />

und bilanziell über öffentliche Erdgastankstellen<br />

vertreibt. „Den Ausschlag<br />

für die Anschaffung der CNG-Lkw gab ein<br />

Ausschreibungsverfahren, bei dem eine<br />

hohe Umweltverträglichkeit auch auf der<br />

letzten Meile unbedingt gefordert war“,<br />

berichtet Projektleiter Björn Tiemann. Mit<br />

der Kombination von Elektrozügen auf der<br />

Schiene und Biomethanantrieb auf der<br />

Straße habe man dieser Anforderung entsprechen<br />

können.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist<br />

Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Erneuerbare Energien<br />

Kirchweg 10 · 04651 Bad Lausick<br />

Tel. 03 43 45/26 90 40<br />

E-Mail: info@rudolph-reportagen.de<br />

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34


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

Gleiche Leistung.<br />

Geringere<br />

Emissionen.<br />

Die neuen gasbetriebenen Lkw von Volvo Trucks bieten dieselbe Leistung, dasselbe<br />

Drehmoment und dieselben Fahreigenschaften wie dieselbetriebene Modelle von<br />

Volvo – und das bei geringeren Treibstoffkosten. Gleichzeitig liegt der CO 2<br />

-Ausstoß<br />

der neuen Lkw bis zu 100% unter dem eines Dieselfahrzeugs bei Verwendung von<br />

Biogas.* Die Modelle Volvo FH LNG und Volvo FM LNG sind mit 420 PS (2.100 Nm)<br />

oder 460 PS (2.300 Nm) für den schweren Regional- und Fernverkehr erhältlich.<br />

*Dieser Wert bezieht sich auf die Emissionen während des Fahrzeugbetriebs („Tank to Wheel“).<br />

www.volvotrucks.de/lng<br />

VOLVO TRUCKS LNG<br />

35


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Aus Wasserstoff wird „grünes Gas“<br />

Power-to-Gas-<br />

Anlage im Container<br />

in Hamburg-Reitbrook.<br />

Mit einem PEM-<br />

Elektrolyseur wurde der<br />

von Windkraftanlagen<br />

in Schleswig-Holstein<br />

erzeugte Strom genutzt,<br />

um Wasserstoff zu<br />

produzieren, der ins<br />

Erdgasnetz eingespeist<br />

oder zwischengespeichert<br />

wurde. Zurzeit<br />

ist die Anlage außer<br />

Betrieb.<br />

Die Power-to-Gas-Technologie schreitet voran. Es sind längst nicht mehr nur Anlagen im<br />

Versuchsstadium, mit denen sich die Umwandlung von Strom in Zeiten hohen Angebots<br />

demonstrieren lässt. Insbesondere im Zusammenhang mit dem CO 2<br />

aus Biogasanlagen<br />

lassen sich die Chancen der Sektorkopplung nutzen.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein<br />

bei der Kopplung der Sektoren Strom,<br />

Wärme und Mobilität. Bei den ersten<br />

„Power-to-Gas“-Anlagen ging es noch<br />

darum, Strom aus Windenergieanlagen<br />

zu nutzen, die wegen Überlastung des Stromnetzes<br />

ansonsten abgeregelt werden mussten. Die Option der<br />

Rückverstromung wird heute nicht mehr betrachtet.<br />

Nun rücken andere Anwendungen in den Fokus. So<br />

kann der durch Elektrolyse regenerativ erzeugte Wasserstoff<br />

zwar zu geringen Teilen direkt in das Erdgasnetz<br />

eingespeist werden, durch die Methanisierung –<br />

wozu sinnvoll auch das CO 2<br />

einer Biogasanlage eingesetzt<br />

werden kann – ist aber eine vollständige Einspeisung<br />

möglich.<br />

Damit ließe sich auch im Bereich der Mobilität die<br />

vorhandene (Gas-)Infrastruktur nutzen, während<br />

Brennstoffzellenfahrzeuge in ihrer Nische bleiben.<br />

Wasserstoff lässt sich speichern, sodass Angebot und<br />

Nachfrage geglättet werden können. Mit der Methanisierung<br />

im Power-to Gas-Prozess lassen sich Synergien<br />

mit der Biogasproduktion optimal nutzen.<br />

Zudem sinken die Produktionskosten von regenerativ<br />

erzeugtem Wasserstoff von derzeit 18 auf 3,2 bis 2,1<br />

Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh), wie Experten des<br />

Berliner Analyseinstituts Energy Brainpool errechneten.<br />

In einer Studie im Auftrag von Greenpeace Energy<br />

kommen sie zu dem Schluss, dass Elektrolysegase<br />

erneuerbaren Ursprungs wettbewerbsfähig werden, die<br />

Nutzung von Erdgas dagegen immer teurer.<br />

„Im Energiesystem von morgen wird es weltweit günstiger<br />

sein, Elektrolysegase aus Wind- und Solarstromüberschüssen<br />

zu produzieren als für fossiles Erdgas<br />

und verbundene CO 2<br />

-Emissionen zu bezahlen“, sagt<br />

Studienautor Fabian Huneke. Die erwarteten Kostensenkungen<br />

sind der Studie zufolge möglich durch eine<br />

industrielle Serienfertigung der Elektrolyseure, Effizienzsteigerungen<br />

der Technologie und eine zunehmende<br />

Stromeinspeisung aus fluktuierender Erzeugung.<br />

Gute Perspektiven bieten sich insbesondere in der Mobilität,<br />

da dort großer Handlungsdruck im Hinblick auf<br />

Emissionen herrscht. Aber auch für die stoffliche Nutzung<br />

in der Industrie werden große Mengen an Wasserstoff<br />

benötigt. Zugleich wird an neuen Synthesepfaden<br />

gearbeitet, um Produkte, die jetzt noch auf der Basis<br />

von Erdöl oder Erdgas hergestellt werden, durch auf<br />

Power-to-Gas basierende zu substituieren.<br />

Erdgasreformierung setzt CO 2<br />

frei<br />

Werden die Elektrolyseure mit Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien betrieben, lässt sich der gesamte Produktionsprozess<br />

emissionsfrei stellen. Bei der Produktion einer<br />

Tonne Wasserstoff werden bei der Erdgasreformierung<br />

rund 10 Tonnen CO 2<br />

freigesetzt. Weltweit werden<br />

36


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

Fotos: Thomas Gaul<br />

Blick ins Innere des Containers, der den PEM-Elektrolyseur enthält.<br />

jährlich über 600 Milliarden Kubikmeter<br />

Wasserstoff verbraucht und weitgehend<br />

umweltschädlich hergestellt.<br />

Deutschland nimmt derzeit eine Vorreiterrolle<br />

bei der Entwicklung der Power-to-<br />

Gas-Technologie ein. Momentan gibt es<br />

mehr als 35 Projekte mit einer Elektrolyseleistung<br />

von über 20 Megawatt (MW).<br />

Ralph Bake, Vorstandsvorsitzender der<br />

Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB Gas<br />

e.V.), sieht ein großes Potenzial: „Im Jahr<br />

2025 wollen wir Power-to-Gas-Anlagen in<br />

der Größenordnung von 1,5 Gigawatt (GW),<br />

bis 2030 von 7,5 Gigawatt in Deutschland<br />

installiert haben.“<br />

Die dena fordert in ihrer Anfang Juni vorgestellten<br />

Leitstudie „Integrierte Energiewende“<br />

sogar, bis 2030 Kapazitäten<br />

von 15 GW aufzubauen. Doch für einen<br />

wirtschaftlichen Betrieb müssten sich die<br />

politischen Rahmenbedingungen ändern<br />

(siehe Kasten) und müsste die Planung der<br />

Strom- und Gasnetze gemeinsam erfolgen.<br />

Denn mit der Power-to-Gas Technologie<br />

wird der Strom gewissermaßen durch das<br />

Gasnetz transportiert.<br />

Die weltweit größte Anlage zur Produktion<br />

von „grünem“ Wasserstoff entsteht derzeit<br />

in Linz. Nach dem Projektstart zu Beginn<br />

2017 schreitet der Bau der Pilotanlage am<br />

voestalpine-Standort Linz zügig voran. In<br />

den Sommermonaten <strong>2018</strong> werden bereits<br />

die Kernkomponenten zur Elektrolyse geliefert<br />

und noch binnen Jahresfrist soll die<br />

Inbetriebnahme beginnen.<br />

Der Start des umfangreichen zweijährigen<br />

Versuchsprogramms ist für Frühjahr 2019<br />

geplant. Für die Forschungsanlage in Linz<br />

hat Siemens das derzeit weltweit größte<br />

PEM („Proton Exchange Membrane“)-<br />

Elektrolysemodul entwickelt. Mit einer Anschlussleistung<br />

von 6 MW können damit<br />

1.200 Kubikmeter „grüner“ Wasserstoff<br />

pro Stunde produziert werden. Bei der Umwandlung<br />

von Strom in Wasserstoff wird<br />

ein Rekord-Wirkungsgrad von 80 Prozent<br />

angestrebt.<br />

Überblick über ausgewählte<br />

Projekte<br />

Sie war die erste Anlage ihrer Art – und<br />

wurde seinerzeit unter dem Projektnamen<br />

„Windgas“ bekannt: die Anlage im brandenburgischen<br />

Falkenhagen östlich von<br />

Berlin. Nach einem mehrmonatigen Stillstand<br />

der Anlage wurde sie nun erweitert<br />

und nimmt im Rahmen des internationalen<br />

Forschungsprojekts „Store and Go“ den<br />

Betrieb wieder auf. Wurde der Wasserstoff<br />

bisher direkt in das Erdgasnetz eingespeist<br />

und als „Windgas“ vermarktet, wird nun<br />

mit einer Methanisierungsanlage der Wasserstoff<br />

in einem zweiten Schritt mit dem<br />

CO 2<br />

einer Bioethanolanlage zu Methan umgewandelt.<br />

Das Methan kann vielfältiger als<br />

der reine Wasserstoff eingesetzt werden.<br />

27 Partner aus sechs Ländern arbeiten im<br />

Projekt „Store and Go“ zusammen, um die<br />

Möglichkeiten der Integration von Powerto-Gas-Anwendungen<br />

in das europäische<br />

Energiesystem zu untersuchen. Die Methanisierung<br />

von Wasserstoff gilt dabei als<br />

wichtiger Schritt. Als Pilotanlage wurde die<br />

„WindGas Falkenhagen“ 2013 errichtet.<br />

37


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Power-to-Gas-Anlage von Uniper in Falkenhagen.<br />

Direkt neben dem bestehenden Standort<br />

wurde im Juli 2017 der Grundstein für die<br />

Methanisierungsanlage und weitere dafür<br />

notwendige Komponenten gelegt.<br />

Bis zu 57 Kubikmeter SNG (Synthetic Natural<br />

Gas) können in der Stunde mit der<br />

Methanisierungsanlage produziert werden.<br />

Das entspricht in etwa einer Leistung von<br />

600 kW pro Stunde. Die anfallende Wärme<br />

wird in einem benachbarten Furnierwerk<br />

zur Trocknung genutzt. Realisiert wurde die<br />

Anlage von Thyssenkrupp Industrial Solutions,<br />

der Forschungsstelle des Deutschen<br />

Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW)<br />

und dem Karlsruher Institut für Technologie.<br />

Sie soll nun im Rahmen des Projektes<br />

24 Monate lang betrieben werden.<br />

Ende April startete im westfälischen Herten<br />

ein Demonstrationsprojekt zur Produktion<br />

Foto: Uniper<br />

von „grünem“ Wasserstoff. Das Projekt im<br />

Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum simuliert<br />

die Herstellung von Wasserstoff aus Windenergie.<br />

Projektpartner ist das japanische<br />

Technologieunternehmen Asahi Kasei, das<br />

ein auf der Chlorkali-Elektrolyse basierendes<br />

alkalisches Wasserelektrolysesystem<br />

entwickelt hat, das schwankenden Einspeisungen<br />

aus regenerativen Energiequellen<br />

angepasst werden kann.<br />

In dem Projekt mit der Laufzeit von einem<br />

Jahr ist die Entwicklung einer Großanlage<br />

zur Wasserstoffproduktion geplant. Eine<br />

Aufrüstung bis zu 10-Megawatt-Systemen<br />

soll möglich sein. Im Spätsommer <strong>2018</strong><br />

soll am Standort des Wasserstoff-Kompetenz-Zentrums<br />

eine öffentliche Wasserstofftankstelle<br />

in Betrieb gehen. Sie reiht<br />

sich ein in das Netz der Wasserstofftankstellen<br />

der H2 Mobility Deutschland. Ziel<br />

ist der Betrieb von 100 Tankstellen in sieben<br />

deutschen Ballungszentren. Sind in<br />

Zukunft mehr Brennstoffzellenfahrzeuge<br />

auf deutschen Straßen unterwegs, sollen<br />

bis zu 400 Tankstellen die Versorgung sicherstellen.<br />

Wie die derzeit viel zitierte Sektorenkopplung<br />

gelingen kann, wurde in Hamburg<br />

im Rahmen des Projektes „Norddeutsche<br />

Energiewende“ (NEW) erprobt. Unter wissenschaftlicher<br />

Begleitung des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />

und des Fraunhofer-Instituts für Solare<br />

Energiesysteme (ISE) mit Uniper wurde am<br />

Standort Hamburg-Reitbrook eine Powerto-Gas-Anlage<br />

errichtet. Mit einem PEM-<br />

Elektrolyseur wurde der von Windkraftanlagen<br />

in Schleswig-Holstein erzeugte Strom<br />

in Wasserstoff umgewandelt und ins Erdgasnetz<br />

eingespeist oder zwischengespeichert,<br />

bis in der Hansestadt der Bedarf vorhanden<br />

war. Die Anlage mit einer Leistung<br />

von 1 Megawatt lief in den Jahren 2015<br />

und 2016. Derzeit ruht der Betrieb.<br />

Seit 2011 erzeugt das Enertrag-Hybridkraftwerk<br />

im brandenburgischen Prenzlau<br />

aus Windenergie grünen Wasserstoff, der<br />

als „Enertrag Windgas“ nach der Einspeisung<br />

in das Erdgasnetz zu Heizzwecken<br />

oder direkt in Brennstoffzellen in Notstromaggregaten<br />

eingesetzt wird. Enertrag<br />

kooperiert mit der Firma Total, um den<br />

Wasserstoff an Tankstellen in Berlin zu vermarkten.<br />

Dazu gehört auch die sogenannte<br />

„Multi-Energie-Tankstelle“ am noch immer<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

praxis / Titel<br />

nicht fertiggestellten Berliner Hauptstadtflughafen<br />

BER. In Betrieb ist dagegen der<br />

500-kW-Elektrolyseur, der unter Federführung<br />

von Total, Enertrag und Linde zur<br />

Versorgung der Tankstelle, an der es neben<br />

zwei Wasserstoff-Zapfsäulen auch Elektroladesäulen<br />

gibt. Der regenerativ erzeugte<br />

Strom soll aus einem 15 Kilometer nordöstlich<br />

des Flughafens gelegenen Windpark<br />

kommen. In der ersten Ausbaustufe beträgt<br />

die Wasserstoffproduktion 200 Kilogramm<br />

pro Tag. Das reicht für 50 Tankfüllungen<br />

von Brennstoffzellenautos. Zusammen mit<br />

Biomethan kann der Wasserstoff in einem<br />

BHKW zur Strom- und Wärmeproduktion<br />

genutzt werden. Dazu nimmt ein Feststoffspeicher<br />

bis zu 100 Kilogramm des aus der<br />

Elektrolyse fluktuierend erzeugten Wasserstoffs<br />

auf, um das BHKW kontinuierlich zu<br />

versorgen.<br />

Elektrolyseur reagiert auf<br />

günstige Strompreise<br />

Die Bewirtschaftung einer Wasserstoff-<br />

Tankstelle hat auch der Energievermarkter<br />

CLENS (heute BayWa r.e.) entwickelt. In<br />

Verbindung mit einem Wasserstoffspeicher<br />

ist es das Ziel, den Elektrolyseur flexibel zu<br />

betreiben. Über eine automatisierte Fernsteuerung<br />

kann die Anlage auf günstige<br />

Strompreise an der Strombörse reagieren<br />

und den Stromverbrauch entsprechend<br />

anpassen. Darüber hinaus sollen die<br />

Strompreissenkungen genutzt werden, um<br />

Regelenergie (Minutenreserve und Sekundärregelleistung)<br />

bereitzustellen. Die Anlage<br />

läuft derzeit jedoch nur wenige Stunden<br />

in der Woche, weil die Nachfrage nicht vorhanden<br />

ist, wie Jonas Zingerle von BayWa<br />

r.e. zugibt. Wenn der Speicher voll ist, weil<br />

länger kein Fahrzeug getankt hat, schaltet<br />

sich der Elektrolyseur ab.<br />

Gas erzeugen, wenn der Strompreis niedrig<br />

ist, das macht BayWa r.e. gemeinsam mit<br />

Viessmann in der Power-to-Gas-Anlage im<br />

hessischen Allendorf (Eder). Der Elektrolyseur<br />

der Anlage gewinnt aus Strom Wasserstoff,<br />

der von Mikroorganismen und CO 2<br />

aus einer benachbarten Biogasanlage in<br />

Methan umgewandelt wird. Seit 2015 ist<br />

hier die weltweit erste Power-to-Gas-Anlage<br />

in Betrieb, die mit biologischer Methanisierung<br />

arbeitet.<br />

Beim sogenannten BION-Verfahren, das<br />

vom Tochterunternehmen MicrobEnergy<br />

entwickelt wurde, produzieren Archeen<br />

aus dem im PEM-Elektrolyseur produzierten<br />

Wasserstoff und dem CO 2<br />

in der Biogasanlage<br />

Methan. Vorteil des Verfahrens<br />

ist, dass es mit niedrigen Temperaturen<br />

und Drücken auskommt. Außerdem kann<br />

es auch zur Aufreinigung von Rohbiogas<br />

genutzt werden. Viessmann vermarktet das<br />

Biomethan als Biokraftstoff an Audi.<br />

Der Autohersteller selbst will im Rahmen<br />

des e-gas-Projektes im niedersächsischen<br />

Werlte den Wasserstoff nutzen, um mit<br />

dem CO 2<br />

der benachbarten Biogasanlage<br />

Methan zu synthetisieren. Seit 2013<br />

wird das Gas in das Erdgasnetz eingespeist<br />

– pro Jahr etwa 1.000 Tonnen. Der<br />

Autohersteller erfasst die Gasmengen, die<br />

der Kunde<br />

mit einem<br />

Audi g-tron per<br />

e-gas-Tankkarte<br />

bezahlt hat und<br />

stellt sicher, dass<br />

dieselbe Menge an e-gas<br />

für einen CO 2<br />

-neutralen Fahrbetrieb<br />

in das Gasnetz eingespeist wird.<br />

Testanlage auf dem Eichhof<br />

Die direkte Methanisierung mit Biogas<br />

ist auch das Ziel eines Projektes, das vom<br />

Hessischen Biogas-Forschungszentrum<br />

auf dem Eichhof bei Bad Hersfeld durchgeführt<br />

wird. Bei dem Forschungsvorhaben<br />

des Fraunhofer IWES wird die 25-kW-<br />

Elektrolyseanlage von Solar Fuel in die auf<br />

dem Gelände vorhandene Infrastruktur mit<br />

einer landwirtschaftlichen Biogasanlage<br />

eingebunden. Am Ende des Projektes soll<br />

die direkte Methanisierung in der Praxis auf<br />

landwirtschaftlichen Biogasbetrieben einsatzfähig<br />

sein. Gelingt dies, kann der Powerto-Gas-Weg<br />

eine Alternative zu den üblichen<br />

Biogasaufbereitungsverfahren sein. Etwa 4<br />

Kubikmeter pro Stunde SNG können auf<br />

dem Eichhof produziert werden.<br />

Der Projektierer GP Joule in Reußenköge<br />

(Schleswig-Holstein) sieht in der Kombination<br />

von Biogas und Elektrolyse einen<br />

„Stromlückenfüller“. GP Joule will vorhandene<br />

landwirtschaftliche Biogasanlagen<br />

um eine Elekrolyseeinheit der Tochterfirma<br />

H-Tec ergänzen und so zu einem bedarfsorientierten<br />

Regelkraftwerk machen. Der<br />

DAS KOMPLETTE SORTIMENT<br />

>3500 FILTER VERFÜGBAR<br />

39


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Biologische Methanisierung: BayWa r.e. und Viessmann betreiben eine Power-to-Gas-Anlage im<br />

hessischen Allendorf (Eder). Der Elektrolyseur der Anlage produziert mit preiswertem, überschüssigem<br />

Ökostrom Wasserstoff, der von Mikroorganismen und CO 2<br />

aus einer benachbarten Biogasanlage in<br />

Methan umgewandelt wird.<br />

Wasserstoff dient als Energiespeicher in<br />

Zeiten eines hohen Stromangebotes im<br />

Netz. Steigt der Strombedarf, kann der<br />

Wasserstoff gemeinsam mit Biogas im Verhältnis<br />

30:70 im BHKW verbrannt werden.<br />

In einem Pilotprojekt wurde der Wasserstoff<br />

dazu eingesetzt, Züge des Nahverkehrs<br />

anzutreiben.<br />

Power-to-Gas (PtG) kann auch Kommunen<br />

bei der Umsetzung ihrer Klimaziele helfen.<br />

Die oberbayerische Stadt Pfaffenhofen erzeugt<br />

bereits 70 Prozent ihres Stroms aus<br />

Erneuerbaren Energien. Als erste Stadt in<br />

Deutschland hat Pfaffenhofen nun eine<br />

PtG-Anlage von Elektrochaea. Das dänische<br />

Unternehmen hat die biologische<br />

Methanisierung mithilfe von Archaeen bereits<br />

in einer kommerziellen Anlage in Dänemark<br />

realisiert. In Pfaffenhofen kommt<br />

der Strom aus den Wind- und Solarparks<br />

der Bürgerenergiegenossenschaft, das CO 2<br />

aus der örtlichen Kläranlage. Mit dem Methan<br />

sollen 250 Gasfahrzeuge betrieben<br />

werden.<br />

Der regulatorische Rahmen<br />

stimmt nicht<br />

Sämtliche Power-to-X-Anlagen gelten<br />

nach dem deutschen Energierecht derzeit<br />

als Letztverbraucher. Dies gilt auch dann,<br />

wenn die Umwandlung von Strom in einen<br />

anderen Energieträger letztlich nur der<br />

Zwischenspeicherung von Energie dient<br />

Foto: Viessmann<br />

und der „eigentliche Letztverbrauch“ der<br />

Energie in einem weiteren Umwandlungsvorgang<br />

erfolgt. Selbst in dem Fall, dass<br />

aus dem Power-to-X-Produkt erneut Strom<br />

erzeugt wird, gilt bereits die zum Zweck<br />

der Zwischenspeicherung erfolgende Umwandlung<br />

als Letztverbrauch.<br />

Die Power-to-X-Allianz, zu der neben dem<br />

Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches<br />

(DVGW) unter anderen Audi, Ontras<br />

und Uniper gehören, fordert ein Markteinführungsprogramm<br />

für Sektorenkopplungstechnologien.<br />

Danach sollen Anlagen<br />

mit 1.500 Megawatt Gesamtleistung zur<br />

Herstellung von „grünem“ Wasserstoff,<br />

synthetischem Methan und nachgelagerten<br />

Kraftstoffen zwischen 2019 und 2027<br />

über ein Zertifikatesystem gefördert werden.<br />

Das gesamte Fördervolumen beläuft sich<br />

auf knapp 1,1 Milliarden Euro. Das Programm<br />

sieht vor, dass Betreiber von Power-to-X-Anlagen<br />

für jede vermiedene Tonne<br />

CO 2<br />

ein Anrechnungszertifikat erhalten,<br />

das sie bei der KfW-Bank monetarisieren<br />

können. Vorgesehen ist ein degressiver<br />

Fördersatz, der aktuell mit 300 Euro je<br />

eingesparter Tonne CO 2<br />

beginnt und 2027<br />

mit 150 Euro je Tonne ausläuft. Denkbar<br />

sei auch ein Handel mit Anrechnungszertifikaten<br />

und deren Verrechnung mit ETS-<br />

Zertifikaten durch Industrieunternehmen.<br />

„Bislang gibt es kaum spezifische Regelungen<br />

für Power-to-Gas-Produkte. Ebenso<br />

fehlt ein konsistenter Ordnungsrahmen,<br />

der die Systemfunktion von Power-to-X-<br />

Anlagen als zentrales Element der Sektorenkopplung<br />

anerkennt und eine klare<br />

Rechtsgrundlage schafft. Nach wie vor<br />

werden Power-to-Gas-Anlagen als Letztverbraucher<br />

eingeordnet. Daraus resultiert<br />

eine Belastung des genutzten Stroms mit<br />

zahlreichen Entgelten, Umlagen und Abgaben.<br />

Unter diesen Bedingungen rechnet<br />

sich der Betrieb der Anlagen, von denen<br />

es mittlerweile fast 30 Pilotprojekte in<br />

Deutschland gibt, nicht. Diese Markteintrittshürden<br />

müssen schleunigst weg“, so<br />

der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.<br />

Gerald Linke.<br />

Unterstützung aus<br />

Schleswig-Holstein<br />

Die Landesregierung von Schleswig-Holstein<br />

setzt sich für den „grünen“ Wasserstoff<br />

ein. So soll der Wasserstoff auf die<br />

THG-Minderungsquote bei Biokraftstoffen<br />

angerechnet werden. Das soll in Artikel 25<br />

der EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

(REDII) geregelt werden. Mit der Forderung<br />

nach voller Anrechnung des grünen<br />

Wasserstoffs auf die THG-Minderung richtet<br />

sich Kiel auch gegen den Vorschlag in<br />

der Brüsseler Debatte, nur den Ökostrom-<br />

Anteil des jeweiligen Landes in Ansatz zu<br />

bringen.<br />

Das wären in Deutschland zurzeit 36 Prozent.<br />

Im Gegenzug zur Anrechnung von 100<br />

Prozent des eingesetzten Ökostroms bieten<br />

Umwelt- und Wirtschaftsministerium die<br />

Einführung eines Zertifizierungssystems<br />

an. Damit soll der Einsatz des Ökostroms<br />

über die gesamte Produktionskette bis hin<br />

zum grünen Wasserstoff und gegebenenfalls<br />

weiter zum konventionellen Kraftstoff<br />

lückenlos dokumentiert werden. Für den<br />

Strom soll es einen Herkunftsnachweis<br />

geben. Zertifikatestrom beispielsweise aus<br />

norwegischer Wasserkraft soll nicht zulässig<br />

sein.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

Im Wehrfeld 19a · 30989 Gehrden<br />

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40


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Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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41


Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Delphin sorgt für sauberes Wasser<br />

Foto: Delphin Water Systems<br />

Einbau von sechs<br />

Behältern auf dem<br />

Betrieb von Peter Tipke<br />

in Bargstedt im Kreis<br />

Stade.<br />

Die in Buxtehude ansässige Delphin Water Systems GmbH & Co.KG schickt sich an, ihre<br />

im privaten Bereich seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzten Klärsysteme nun auch<br />

vermehrt auf Biogasanlagen für die Aufbereitung von belastetem Niederschlagswasser<br />

einzusetzen. Eine Pilotanlage ist bereits seit 2013 in Betrieb.<br />

Von Dierk Jensen<br />

Kläranlagen von Delphin Water Systems sind<br />

seit vielen Jahren weltweit im Einsatz: in<br />

Spanien, Griechenland und Kenia genauso<br />

wie in Russland oder Saudi-Arabien.<br />

Die Klärtechnik beruht auf dem seit vielen<br />

Jahrzehnten etablierten sogenannten Festbettverfahren,<br />

bei dem Abwasser durch die Belüftung von Bakterienkulturen,<br />

die sich auf Trägermaterialen ansiedeln,<br />

gereinigt wird. Gerade bei Privathaushalten, die nicht<br />

an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen sind, wird<br />

auf diese Klärmethode zurückgegriffen, und dies sowohl<br />

in Deutschland als auch im Ausland.<br />

Carsten Ruck, Gründer und Geschäftsführer des kleinen<br />

mittelständischen Umwelttechnik-Unternehmens,<br />

erklärt die Vorteile beim Rundgang durch die neue<br />

Werkshalle im Gewerbegebiet von Buxtehude: „Unser<br />

System ist sehr effizient, es braucht wenig Raum und<br />

lässt sich zügig einbauen. Zudem eignet es sich besonders<br />

für Einsatzbereiche, wo Abwasser beziehungsweise<br />

belastete Niederschlagsmengen stark schwanken.“<br />

Vormontage in der Werkshalle<br />

Das klingt gut, wenngleich Ähnliches sicherlich auch<br />

von Mittwettbewerbern zu hören ist. Daher verweist<br />

Ruck gern auf die wichtigste Komponente im System.<br />

Es ist der patentierte Behälter aus Polyethylen, in den<br />

die mehrstufige Klärung integriert ist und der in der<br />

Regel unter der Erde verbaut werden kann. Die schwarzen<br />

Behälter sind mit einer Wandstärke von nur 10-<br />

12 Millimeter und trotz einer Größe von 2,30 Meter in<br />

Höhe und Breite relativ leicht und daher problemlos zu<br />

transportieren. Die Vormontage findet in der Werkshalle<br />

statt, sodass auf der späteren Baustelle nur noch Arbeiten<br />

für Verrohrung und Elektrik vorgenommen werden<br />

müssen. Seit der Gründung im Jahr 2005 hat Delphin<br />

Water Systems jährlich rund 600 bis 700 Kläranlagen<br />

installiert – im Inland wie im Ausland. Vor einigen Jahren<br />

kam nun die Biogasbranche auf die Klärtechnik-Experten<br />

zu. Anlagenbetreiber erkundigten sich, ob sich<br />

diese Klärtechnik nicht zur Behandlung von belastetem<br />

Niederschlagswasser, das auf den versiegelten Flächen<br />

anfalle, verwenden lasse. „Wir haben uns dann mit diesem<br />

Thema näher beschäftigt“, erzählt Ruck vom behutsamen<br />

Einstieg in ein ganz neues Betätigungsfeld.<br />

„Wir haben uns in der Folge viele Biogasanlagen ganz<br />

genau angeschaut. Wir besuchten Anlagen, auf denen<br />

wir versiegelte Flächen von 10.000 Quadratmetern und<br />

noch mehr vorfanden. Angesichts begrenzter Lagerflächen<br />

sowie ungünstiger Witterungsbedingungen ist die<br />

Herausforderung für eine bedarfsgerechte Behandlung<br />

42


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

Fotos: Dierk Jensen<br />

Peter Tipke vor einem der unterirdisch<br />

verlegten Aufbereitungsbehälter.<br />

Delphin Water-Geschäftsführer<br />

Carsten Ruck.<br />

der Abwässer auf Silo- und Fahrflächen im Zweifelsfall<br />

schon recht groß“, macht Ruck aufmerksam.<br />

Modular erweiterbar<br />

„Wir haben mittlerweile ein modular erweiterbares System<br />

entwickelt, das für einen Kubikmeter zu reinigendes<br />

Regenwasser relativ geringe Kosten von nur 1,50<br />

bis maximal 2 Euro beansprucht“, positioniert sich<br />

Ruck gegenüber anderen Reinigungssystemen durchaus<br />

selbstbewusst. Sein Konzept scheint unter Biogasanlagenbetreibern<br />

offenbar große Neugier zu wecken.<br />

So standen die Betreiber nach Rucks Worten bei der<br />

Biogas Convention im Dezember 2017 in Nürnberg<br />

Schlange, um sich am Messestand über die Technik<br />

von Delphin Water Systems zu informieren.<br />

Tatsächlich ist die Suche aufgrund der Verordnung über<br />

Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen<br />

(AwSV) und der seit Juni 2017 in Kraft getretenen<br />

neuen Düngeverordnung nach sicheren, funktionierenden,<br />

kostengünstigen und auch pflegeleichten Aufbereitungsmethoden<br />

von mehr oder minder belastetem<br />

Regenwasser auf versiegelten Betriebsflächen größer<br />

denn je. Wissen doch alle, dass eine nicht ordnungsgemäße<br />

Handhabe dieses in der Vergangenheit etwas<br />

vernachlässigte Thema ernsthafte Konsequenzen haben<br />

kann.<br />

Derweil hat Peter Tipke, Milchviehhalter von 600 Kühen<br />

am sandigen Standort Bargstedt im Landkreis Stade<br />

und zudem Betreiber einer Biogasanlage mit einer<br />

Leistung von 500 kW, das Regenwasserproblem schon<br />

gelöst. Er hat sich als erster Anlagenbetreiber für das<br />

System von Delphin entschieden und es auf seinem Betrieb<br />

schon im Jahr 2013 eingebaut.<br />

Er ist quasi der Testpilot, zeigt sich<br />

aber durchaus zufrieden. „Kann ich<br />

nur empfehlen“, ist Tipke zu entlocken,<br />

der seine vom Hersteller PlanET<br />

errichtete Anlage im Jahr 2009 –<br />

damals noch mit Gülle-Bonus – ans<br />

Netz brachte.<br />

Klar, auch Tipke beschäftigt derzeit<br />

vor allem die Düngeverordnung und<br />

die Frage: Wohin mit der Gülle? Daher<br />

ist für ihn das Thema der Niederschlagswasserbehandlung<br />

eher<br />

nachrangig, zumal es aus seiner Sicht<br />

ein überschaubares und lösbares Problem<br />

darstellt. So fallen auf seinem<br />

Betrieb jährlich ungefähr rund 7.000<br />

Kubikmeter Regenwasser an, also<br />

durchschnittlich rund 20 Kubikmeter<br />

pro Tag.<br />

Aufgefangen wird es in einem Sammelbecken,<br />

bis es schließlich in die<br />

Bild oben und darunter: In der Firmenhalle<br />

unterirdisch verlegten fünf Behälter von Delphin Water Systems im neuen<br />

von Delphin überführt wird: zuerst Gewerbegebiet in Buxtehude werden die<br />

in die Vorklärkammer, dann in zwei Aufbereitungsbehälter für die jeweiligen<br />

belüftete Festbettkammern, nachfolgend<br />

in die Nachklärung und schließ-<br />

Einsätze präpariert.<br />

lich in die Ablaufkontrolle.<br />

Dabei ist dem Sammelbecken ein manuell zu bedienender<br />

Trennschacht vorgeschaltet, in dem schwer belastete<br />

Sickersäfte – je nach Situation – sinnvollerweise<br />

in die Fermenter geleitet werden.<br />

43


Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Links: Blick von oben in<br />

einen der Aufbereitungsbehälter<br />

hinein.<br />

Rechts: Je nach Bedarf<br />

und Notwendigkeit wird<br />

Sauerstoff in das Abwasseraufbereitungssystem<br />

hineingeblasen.<br />

Das Oberflächenwasser<br />

wird erst in einem<br />

Auffangbecken gesammelt<br />

und dann in die<br />

Aufbereitungsanlage<br />

geschickt.<br />

Leitfähigkeitsmessung trennt<br />

unterschiedlich belastetes Wasser<br />

„In diesem Fall war diese Trennvorrichtung schon installiert,<br />

bei Bedarf können wir aber auch ein Separationsgerät<br />

mit anbieten, das mittels einer Leitfähigkeitsmessung<br />

zwischen stark belastetem und geringer<br />

belastetem Wasser unterscheidet und entsprechend<br />

umlenkt“, erklärt Ruck auf dem Hof von Tipke. Dabei<br />

erreichen sie am Ende der biologischen Behandlung an<br />

diesem Standort, so Ruck weiter, beim Einleiten des gereinigten<br />

Regenwassers in den Vorfluter oft traumhafte<br />

CSB-Werte von 50 Milligramm (mg) pro Liter, die durch<br />

eine sogenannte Redox-Messung überprüft werden.<br />

Wenn die Anlage im Durchschnitt rund 100 mg CSB<br />

pro Liter erzielt, sei dies auch noch vorbildlich. „Mit<br />

der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Stade gibt<br />

es keine Probleme“, freut sich Tipke über keine Komplikationen<br />

in der Vergangenheit. Was die zuständige<br />

Stelle beim Landkreis dazu selbst sagt, bleibt indes<br />

offen, da trotz mehrmaligem Nachfragen auch nach<br />

Wochen keine konkrete Stellungnahme in Erfahrung zu<br />

bringen war. Offensichtlich sei das auch für die zuständige<br />

Untere Wasserbehörde noch absolutes Neuland,<br />

merkt Ruck vorsichtig an. Sein Kenntnisstand ist, dass<br />

man dazu im Landkreis letztlich noch gar keine feste<br />

Regelung vereinbart habe.<br />

Wie dem auch sei, der Betrieb von Tipke scheint mit<br />

dem Verfahren von Delphin gut präpariert zu sein, welche<br />

Regelungen auch immer noch kommen mögen. Zumal<br />

die unter der Erdoberfläche installierte Anlage keinen<br />

zusätzlichen Platz einfordert und der Einbau ohne<br />

große Geräte relativ rasch über die Bühne ging. Zudem<br />

ist der Wartungsaufwand klein; die PE-Behälter halten<br />

wahrscheinlich für eine halbe Ewigkeit, auf jeden Fall<br />

viel länger als die 20-jährige Laufzeit des EEG.<br />

Und da keine elektrischen Komponenten oder anderen<br />

beweglichen Teile sich im Abwasserfluss befinden,<br />

entfällt weitestgehend das Auswechseln von anfälligen<br />

Verschleißteilen. Dann ist doch alles paletti, oder? Eigentlich<br />

schon, räumt Ruck ein. Jetzt fehlen nur noch<br />

genügend solvente Biogasanlagenbetreiber, die sich für<br />

dieses erprobte System entscheiden, um zumindest eines<br />

von aktuell vielen Problemen zu lösen.<br />

Autor<br />

Dierk Jensen<br />

Freier Journalist<br />

Bundestr. 76<br />

20144 Hamburg<br />

Tel. 040/40 18 68 89<br />

E-Mail: dierk.jensen@gmx.de<br />

44


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

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45


Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Wildpflanzenfelder sind<br />

Biotope in der Agrarlandschaft<br />

Sie blühen bunt und in ihnen summt und zirpt es: Energiepflanzenfelder, die aus Pflanzenmischungen<br />

bestehen, die in der Landwirtschaft eher als Unkräuter gelten. Genau diese<br />

Pflanzenmischungen bieten biologische Vielfalt und erzielen in manchen Regionen bessere<br />

Deckungsbeiträge als der Anbau von Getreide, insbesondere in trockenen Jahren.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Steffen Schirmacher-<br />

Rohleder zeigt Ende<br />

Mai die Wuchshöhe<br />

der Wildpflanzenmischung.<br />

Die Pflanzen<br />

sind bereits ca. 130<br />

Zentimeter hoch und<br />

das, obwohl es seit<br />

sechs Wochen keinen<br />

Niederschlag mehr<br />

gegeben hat.<br />

Während sich die Namen Lichtnelke,<br />

Natternkopf und Flockenblume noch<br />

recht fremd anhören, sind Malve,<br />

Rainfarn, Beifuß und Eibisch schon<br />

eher bekannt. Die Samen dieser Pflanzen<br />

und noch vieler anderer sind Bestandteil einer<br />

Saatgutmischung mit der Bezeichnung BG90 aus dem<br />

Hause Saaten Zeller. Seit mittlerweile zehn Jahren bauen<br />

Landwirte im Raum Dorsten/Gladbeck in Nordrhein-<br />

Westfalen spezielle Wildpflanzenmischungen für die<br />

Biogasanlage der TerraSol Wirtschaftsdünger GmbH in<br />

Dorsten an.<br />

Die vor Ort ansässige ODAS GmbH managt die Substratanlieferung<br />

und die Gärdüngervermartung für die<br />

Biogasanlage. Deren Geschäftsführer<br />

Steffen Schirmacher-Rohleder hat<br />

das Projekt „Blühende Bioenergie<br />

Dorsten“ ins Leben gerufen, in dessen<br />

Rahmen die Wildpflanzenmischungen<br />

angebaut werden. Bei der Feldbesichtigung<br />

zu Beginn der letzten Maiwoche<br />

blühte bereits die Rote Lichtnelke.<br />

„Für uns war von Anfang an<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

wichtig, dass sich der Anbau für die Landwirte rechnet.<br />

Während vor zehn Jahren nur wenige Hektar eingesät<br />

worden sind, kommen wir heute immerhin auf 19 Hektar<br />

von acht Landwirten“, freut sich der Unternehmer.<br />

Und er hofft, dass bald noch mehr Landwirte mitmachen.<br />

Das ist gut möglich, denn auf der einen Seite<br />

haben die Anbauer um Schirmacher-Rohleder viele Erfahrungen<br />

in den vergangenen Jahren gesammelt und<br />

die Erträge haben sich in den letzten drei Jahren sehr<br />

gut entwickelt.<br />

Getreide vertrocknet, Wildpflanzen wachsen<br />

Auf der anderen Seite ist bei Vegetationsbedingungen<br />

wie in diesem und im letzten Jahr im Getreideanbau<br />

kein Geld zu verdienen, wie der Diplom-Agraringenieur<br />

erklärt. „Es hat seit sechs Wochen keinen Ertrag beeinflussenden<br />

Regen mehr gegeben. Im letzten Jahr war<br />

das Frühjahr auch zu trocken. Die Bauern werden wohl<br />

nur vier bis fünf Tonnen Wintergerste ernten. Sie erhalten<br />

für das Getreide, wenn sie es verkaufen, rund 700<br />

Euro, haben aber Kosten von mindestens 800 Euro.<br />

Beim Weizen werden die Bauern ebenfalls dramatische<br />

Verluste verbuchen müssen.“<br />

Foto: ODAS GmbH<br />

Wildpflanzenfeld in<br />

voller Blütenpracht.<br />

46


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

Ansaatjahr: 14 Tage nach der Saat der Wildpflanzenmischung sind am 26. September<br />

bereits die ersten Pflanzen im Zwei- bis Dreiblattstadium zu erkennen.<br />

Wildpflanzenacker zwei Monate nach der Ansaat. Die jungen Pflanzen wachsen<br />

zwischen den Getreidestoppeln auf und haben sich schon gut entwickelt.<br />

Fotos: ODAS GmbH<br />

Wildpflanzen im Frühjahr mit rund 50 Zentimeter Wuchshöhe.<br />

Energie aus Wildpflanzen:<br />

Die Vorteile auf einen Blick<br />

ffEinmalige Saatgutkosten und langjährige Nutzung.<br />

ffFür fünf und mehr Jahre.<br />

ffBreite Standortanpassung.<br />

ffGute Silierfähigkeit.<br />

ffIn der Regel kein Pflanzenschutz nötig.<br />

ffBei reduziertem Düngeraufwand ideal für Wasserschutzgebiete<br />

(bei geringerer Erntemenge).<br />

ffGeringe Bodenverdichtung.<br />

ffDeutliche Verminderung von Bodenabtrag durch Erosion.<br />

ffVerbesserung der Humusbilanz.<br />

ffGeringe Nährstoffverluste durch ganzjährige Begrünung.<br />

ffZusätzlicher Lebensraum für Wildtiere, hervorragend für Bienen.<br />

ffÖkologischer Mehrwert, Imagegewinn für die Biogasproduktion.<br />

ffSenkung der Produktionskosten durch nur zwei Arbeitsschritte (Düngen<br />

und Ernten) ab dem zweiten Standjahr.<br />

ffVerminderung des Wildschadenrisikos.<br />

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FELD<br />

SILO<br />

FERMENTER<br />

ENERGIE


Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Ende Mai blühte in diesem Jahr die Lichtnelke.<br />

Als Alternative zum Getreideanbau sieht Schirmacher-Rohleder<br />

den Energiepflanzenanbau mit Wildpflanzen. Denn die haben kein<br />

Wasserstress. Und trotz des fehlenden Regens stehen die Pflanzen<br />

Ende Mai sehr dicht und sind schon über einen Meter hoch. Deren<br />

Anbauvollkosten betragen 500 Euro im Etablierungsjahr. Das<br />

Saatgut kostet 35 Euro pro Kilogramm. Zehn Kilogramm pro Hektar<br />

werden ausgesät. In den Folgejahren muss dann nur noch gedüngt<br />

und geerntet werden, da die Pflanzen immer wieder neu austreiben.<br />

Fünf bis sieben Jahre lässt sich ein Wildpflanzenbestand nutzen.<br />

Vereinzelt muss eventuell eine Pflanzenschutzmaßnahme gegen<br />

Gräser vorgenommen werden. „Wir haben das Saatgut ganz flach<br />

im Boden abgelegt. Gesät wird direkt in die Getreidestoppel oder<br />

ohne Bodenbearbeitung nach der GPS-Ernte“, macht Schirmacher-Rohleder<br />

aufmerksam. Geerntet wird im zweiten Anbaujahr je<br />

nach Vegetationsverlauf zwischen Ende Juli und Mitte August. Der<br />

Bestand ist dann bis zu 180 Zentimeter hoch. Mitten im Feld sollte<br />

ein schmaler Streifen oder eine große blühende Insel stehen bleiben,<br />

damit die Bienen und andere Insekten diese zur Orientierung<br />

ansteuern können. Der Erntetermin muss passen, da die Pflanzenstängel<br />

bald verholzen. Die Ernte geschieht mit einem Maishäcksler,<br />

der vorne einen GPS-Erntevorsatz montiert bekommt. Die Pflanzen<br />

werden wie Mais direkt im Stand geerntet.<br />

Die örtlichen Imker sind von den Wildpflanzenflächen<br />

begeistert. Sie stellen ihre Bienenvölker<br />

an die Felder.<br />

Hinweisschilder an den Feldrändern machen<br />

deutlich, dass hier Wildpflanzen als Energiepflanzen<br />

im Rahmen des Projektes „Blühende<br />

Bioenergie Dorsten“ wachsen.<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

Ab dem zweiten Erntejahr wird Geld verdient<br />

Der Ertrag der letzten drei Jahre schwankte zwischen 35 und 45<br />

Tonnen Frischmasse pro Hektar. Der Trockensubstanzgehalt liegt<br />

zur Ernte bei 35 Prozent. Die Wildpflanzen liefern den halben Methanhektarertag<br />

von Mais. Die anbauenden Landwirte bekommen<br />

13 bis 14 Euro pro Tonne Frischmasse, was dem halben Silomaispreis<br />

in der Region entspricht. Es wird deutlich, dass die Landwirte<br />

ab dem zweiten Erntejahr Geld verdienen, denn mit der ersten Ernte<br />

werden die Anbaukosten gedeckt. Erfreulich für die Anbauer ist<br />

auch, dass sie die Gärdüngerausbringung auf die Felder nicht bezahlen<br />

müssen. Die Kosten übernimmt die Biogasanlage komplett.<br />

Schirmacher-Rohleder erzählt, dass einer der acht Landwirte einen<br />

zweiten Schnitt im Oktober vornimmt und noch einmal erntet. Das<br />

ist dann der Fall, wenn der Silomais gehäckselt wird. Das sei aber<br />

nicht so optimal. Es sei für das Folgejahr besser, die Pflanzen mit<br />

50 bis 60 Zentimeter Wuchshöhe in den Winter gehen zu lassen.<br />

Im Winter frieren die Pflanzen durch Frosteinwirkung zwar ab, dies<br />

stellt aber für den Austrieb im nächsten Frühjahr kein Problem dar.<br />

Die Wildpflanzenfelder sind ein echter Imagegewinn für die Landwirtschaft<br />

und die Energiepflanzenproduktion. Die Bevölkerung<br />

freut sich und pflückt am Feldrand Blumensträuße. Die Imker stellen<br />

ihre Bienenkörbe auf und lassen die fleißigen Honigsammler<br />

die Blüten besuchen. Mit den richtigen Konzepten kann die Biogasproduktion<br />

ökologischer werden und viel für die Biodiversität in<br />

der Natur machen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

48


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

„Wenn die Kleinlebewesen<br />

sterben, haben<br />

wir ein richtiges Problem“<br />

Dennis Striebel<br />

Bienenstrom schafft Lebensräume für<br />

Pflanzen und Insekten!<br />

Gute Zusammenarbeit<br />

von links: Dr. Manfred<br />

Albiez (Projektbetreuer),<br />

Landwirt<br />

Dennis Striebel, Tobias<br />

Länge (Vertriebsleiter<br />

Stadtwerke Nürtingen),<br />

Regierungspräsident<br />

Klaus Tappeser, Annette<br />

Seehaus-Arnold<br />

(Vizepräsidentin Imker-<br />

Bund), Achim Nagel<br />

(Geschäftsstellenleiter),<br />

Rainer Striebel<br />

(Regionalvermarktung),<br />

Volkmar Klaußer<br />

(Geschäftsführer<br />

Stadtwerke Nürtingen)<br />

und Otto Körner<br />

(Fachverband Biogas,<br />

Regionalreferent<br />

Baden-Württemberg).<br />

Ein in Deutschland bislang einmaliges Projekt startete Ende April: Um neue Lebensräume<br />

für Insekten zu schaffen, säten Landwirte im Biosphärengebiet Schwäbische Alb Wildpflanzen<br />

zur Energiegewinnung in Biogasanlagen aus. Die Finanzierung der Projektkosten<br />

erfolgt durch den bundesweiten Verkauf von Bienenstrom.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl. Journ. Martina Bräsel<br />

Bienenstrom ist ein Stromprodukt der Stadtwerke<br />

Nürtingen, das Ökostrom und die<br />

privatwirtschaftliche Finanzierung von artenreichen<br />

Blühflächen kombiniert. Das<br />

Besondere daran ist, dass mit jeder durch<br />

die Stadtwerke Nürtingen verkauften Kilowattstunde<br />

Bienenstrom 1 Cent in das Projekt zum An- und Ausbau<br />

von Blühflächen fließt. Das innovative Projekt ist eine<br />

Kooperation der Stadtwerke Nürtingen GmbH und des<br />

Biosphärengebiets Schwäbische Alb.<br />

„Durch den Kauf des bienenfreundlichen Stroms können<br />

unsere Kunden den Wildpflanzen-Anbau unterstützen<br />

und zu Blühhelfern werden“, so Volkmar Klaußer,<br />

Geschäftsführer der Stadtwerke Nürtingen. Die am<br />

Projekt beteiligten Landwirte werden hingegen Blühpaten<br />

genannt. Neun Landwirte und agrarwirtschaftliche<br />

Unternehmen machen mit und schaffen auf einer<br />

Gesamtfläche von aktuell rund 13 Hektar zusätzliche<br />

Blühflächen.<br />

Einer von ihnen ist Dennis Striebel, der eine 750-kW-<br />

Biogasanlage betreibt. Die Ackerfläche, die er bereitstellt,<br />

umfasst 0,7 Hektar. Mit der Aussaat am 27. April<br />

„Wenn die Kleinlebewesen<br />

sterben, haben wir ein richtiges<br />

Problem“<br />

Dennis Striebel<br />

auf seinem Acker in Münsingen-Buttenhausen fiel der<br />

offizielle Startschuss zum Projekt. Seit diesem Tag ist<br />

die Website www.bienenstrom.de online und die Kunden<br />

können den bienenfreundlichen Strom beziehen.<br />

Wie wichtig dieses in Deutschland bislang einmalige<br />

Projekt ist, zeigte die Anwesenheit von Regierungspräsident<br />

Klaus Tappeser an diesem Tag. Er sprach in<br />

Buttenhausen von einem „wichtigen und guten Ereignis“,<br />

einem weiteren Meilenstein im Biosphärengebiet,<br />

bei dem es nur Gewinner gebe. Bienenstrom sei eine<br />

pfiffige Idee der Stadtwerke Nürtingen, die zusammen<br />

mit den Mitarbeitern des Biosphärengebiets entwickelt<br />

worden sei. „Ab sofort haben Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher durch den Bezug von Bienenstrom die<br />

Möglichkeit, einen aktiven Beitrag zum Erhalt und zur<br />

50


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

INNOVATIVE Praxis<br />

EINBRINGTECHNIK<br />

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Fotos: Martina Bräsel<br />

Die 700-kW-Biogasanlage von Dennis Striebel soll bald mit Wildpflanzen gefüttert werden. Wildpflanzen<br />

bringen im Vergleich zu Mais etwa die Hälfte des möglichen Methanertrags pro Hektar. Deshalb erhalten die<br />

beteiligten Landwirte und Biogasanlagenbetreiber dauerhaft einen festgelegten, jährlich zur Auszahlung<br />

anstehenden Blühhilfe-Beitrag pro Hektar Anbaufläche.<br />

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Förderung der biologischen Vielfalt quasi<br />

fast vor ihrer Haustüre zu leisten“, so<br />

Tappeser.<br />

„Es war nicht einfach, Landwirte für das<br />

Projekt zu finden“, erinnert sich Dr. Manfred<br />

Albiez, der das Sonderprojekt für die<br />

Stadwerke Nürtingen betreut. „Wir waren<br />

sehr froh, dass uns der Fachverband Biogas<br />

dabei geholfen hat“. Das Regionalbüro<br />

Süd hatte seine Mitglieder angeschrieben<br />

und das Interesse geweckt. Neun Landwirte<br />

und das Landesgestüt Marbach sind<br />

nun dabei. Dennis Striebel kennt die Beweggründe:<br />

„Wir machen mit für Umwelt<br />

und Klima, denn wenn die Kleinlebewesen<br />

sterben, haben wir ein richtiges Problem.“<br />

Otto Körner, Regionalreferent Süd des<br />

Fachverbandes Biogas, erklärt die anfängliche<br />

Zurückhaltung der Landwirte: „Viele<br />

fürchteten wirtschaftliche Einbußen, weil<br />

Wildpflanzen im Vergleich zu Mais nur<br />

etwa die Hälfte des möglichen Ertrags pro<br />

Hektar bringen.“ Zudem seien die Anbaukosten<br />

deutlich höher. Der Wildpflanzensamen<br />

koste etwa 350 Euro pro Hektar, fast<br />

doppelt so viel wie der Mais. „Momentan<br />

haben wir das Projekt vorfinanziert“, fügt<br />

Albiez hinzu. Im ersten Jahr hätten die<br />

Landwirte das Saatgut bekommen.<br />

„Wir erhalten eine kleine Prämie, sodass<br />

das Saatgut bezahlt ist“, bestätigt Biogasproduzent<br />

Manfred Kloker, der 2,5 Hektar<br />

in das Projekt einbringt. Doch die Unterstützung<br />

beim Saatgutkauf allein reiche<br />

nicht aus: „Deshalb erhalten die beteiligten<br />

Landwirte und Anlagenbetreiber<br />

dauerhaft einen festgelegten, jährlich zur<br />

Auszahlung anstehenden Blühhilfe-Beitrag<br />

pro Hektar Anbaufläche“, so Albiez. Er<br />

liege in dem Bereich, was die Landwirte für<br />

Greening-Flächen bekommen.<br />

Für Otto Körner ist deshalb das Projekt<br />

„einzigartig“ und „besonders wertvoll“.<br />

Erstmalig bundesweit erhielten Biogas-<br />

Landwirte für eine Naturschutzdienstleistung<br />

eine privatwirtschaftliche Honorierung.<br />

Körner hofft, dass der Bienenstrom<br />

auch zu mehr Kommunikation und gegenseitigem<br />

Verständnis zwischen Landwirten<br />

und Bürgern führt.<br />

20 verschiedene Pflanzenarten in<br />

der Saatmischung<br />

„Für einen hohen Ertrag ist die richtige Zusammensetzung<br />

der Blühmischung wichtig“,<br />

so Körner, deshalb sei sie von den<br />

Projektpartnern gemeinsam ausgewählt<br />

worden. Die Mischung BG 70 von Saaten<br />

Zeller enthält heimische Pflanzen wie<br />

Steinklee, Buchweizen, Malve, Eibisch,<br />

Flockenblume und Rainfarn: Insgesamt<br />

besteht die Mischung aus mehr als 20<br />

verschiedenen Pflanzenarten, die zusätzlichen<br />

Lebensraum für Wildtiere schaffen<br />

sollen. Enthalten sind ein- und mehrjährige<br />

Pflanzen, dadurch ändert sich der optische<br />

Eindruck der Blühflächen von Jahr<br />

zu Jahr.<br />

Aufgrund der relativ tiefen Durchwurzelung<br />

nutzen die Wildpflanzen Wasser- und<br />

51<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Nach der Aussaat<br />

schauen sich (von<br />

links) Rainer Striebel,<br />

Manfred Klocker, Otto<br />

Körner und Dennis<br />

Striebel den Boden an,<br />

die lange Trockenheit<br />

macht ihnen Sorgen.<br />

„In diesem Jahr haben<br />

wir viel zu wenig Regen<br />

bekommen“, bedauert<br />

Dennis Striebel.<br />

Nährstoffreserven auch in tiefen Bodenlagen. Zudem<br />

macht die Mehrjährigkeit den Bestand wesentlich<br />

unempfindlicher gegenüber schlechter Witterung. Zunächst<br />

ist das Projekt auf fünf Jahre ausgelegt. „Weil<br />

das Saatgut aus einer Mischung verschiedener Pflanzen<br />

besteht, verteilt sich das Risiko“, bestätigt Dennis<br />

Striebel und der Landwirt kennt noch weitere Vorteile:<br />

„Wir benötigen keine Spritzmittel und die jährliche Bodenbearbeitung<br />

entfällt“, sagt er.<br />

Auch die Düngung könne reduziert werden. „Wir sind<br />

gespannt, ob es so gut wird, wie wir uns das vorstellen“,<br />

fügt Biogasproduzent Kloker hinzu. Die erste Ernte soll<br />

im September sein. „Wir rechnen schon mit Einbußen<br />

auf der Ertragsseite“, sagen die Biogas-Bauern, doch<br />

Optimismus und Engagement seien bei dem Projekt<br />

unerlässlich. „Die Landwirte müssen auf jeden Fall<br />

Geduld aufbringen“, weiß Annette Seehaus-Arnold. Die<br />

Vize-Präsidentin des Imker-Bundes hat dieses Wissen in<br />

Mit der Aussaat am 27. April auf dem Acker von Dennis Striebel in<br />

Münsingen-Buttenhausen fiel der offizielle Startschuss zum Projekt.<br />

Seit diesem Tag ist die Website www.bienenstrom.de online<br />

und die Kunden können den bienenfreundlichen Strom beziehen.<br />

dem bereits laufenden Projekt „Blühende Energiepflanzen<br />

statt Mais“ in Ostheim vor der Rhön gesammelt.<br />

Zwei Blühphasen möglich<br />

„Die Wildpflanzen sind relativ spät gekommen und<br />

waren anfangs auch etwas mickrig“, erinnert sich die<br />

Imkerin. „Dann aber waren sie umso schöner und sie<br />

waren fast drei Meter hoch.“ Landwirte und Bevölkerung<br />

seien begeistert gewesen. „Wildpflanzen blühen<br />

insgesamt lang und, je nach Erntezeitpunkt, danach<br />

noch einmal“, auch das mache sie sehr interessant für<br />

die Bienen. Auch Niederwild, wie Hasen und Rebhühner,<br />

würden einen idealen Schutz erhalten.<br />

Wildpflanzen schützen den Boden aktiv, denn durch<br />

die geschlossene Fläche wird eine Bodenerosion verhindert.<br />

Durch sie baue sich Humus, ein hervorragender<br />

CO 2<br />

-Speicher, wieder auf und die Gewässer würden<br />

entlastet: „Mancherorts haben wir große Probleme mit<br />

52


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

Nitrat im Grundwasser“, berichtet Seehaus-Arnold.<br />

Erste Untersuchungen zeigten, dass die Wildpflanzen<br />

das Nitrat aus dem Boden ziehen und dadurch neben<br />

dem Trinkwasser auch die Gewässer schützen.<br />

Auch aus der Sicht des Imker-Bundes verläuft die Entwicklung<br />

für die Bienen „dramatisch“. Dabei sind Insekten<br />

unerlässlich für ein gesundes Ökosystem. Sie sind<br />

die wichtigsten Pflanzenbestäuber, regulieren Schädlinge<br />

und dienen zahlreichen anderen Arten als Futter.<br />

Ohne tierische Bestäuber nehmen die Erntemengen und<br />

die Qualität der Feldfrüchte deutlich ab. „Deshalb wollen<br />

wir die Landwirte dazu bewegen, dass sie einen Teil<br />

ihrer Flächen der Umwelt und den Insekten widmen“,<br />

verdeutlicht Seehaus-Arnold und betont den ökologischen<br />

Nutzen der Blühflächen, nicht nur für die Honigbiene,<br />

sondern auch für die Vögel und Wildtiere.<br />

„Doch für diese Leistung müssen die Landwirte entschädigt<br />

werden“, so die Fachfrau, eine Anrechnung<br />

dieser Äcker als Greening-Flächen sei deshalb sehr<br />

wichtig. Otto Körner beschreibt die gesetzliche Lage:<br />

„Bislang sind Wildpflanzen nur als Brache greeningfähig,<br />

also nicht nutzbar“, das mache sie für Biogas-<br />

Landwirte (ohne Bienenstrom-Förderung) völlig uninteressant.<br />

Im Gegensatz dazu dürften Durchwachsene<br />

Silphie und Miscanthus geerntet werden. „Sie werden<br />

als ökologische Vorrangflächen anerkannt“, so Körner.<br />

Ohne eine weitere Nutzung würde sich der Anbau von<br />

Wildpflanzen für die Landwirte aber nicht rechnen.<br />

Biogas sei ein Teil der Lösung, wenn ein umweltfreundlicher<br />

Anbau das Ziel ist. Diese Form der Energieerzeugung<br />

benötige keine Rein- oder Monokultur. „Die Biogasnutzung<br />

ist eine Voraussetzung für die Verwertung<br />

von nicht essbaren Wildpflanzen“, resümiert Körner.<br />

„Überall wird in den Medien von Insektensterben berichtet“,<br />

fügt Volkmar Klaußer hinzu. „Es wird Zeit,<br />

dass wir alle etwas dagegen tun.“ Für die Zukunft würde<br />

sich der Geschäftsführer der Stadtwerke Nürtingen<br />

„freuen, wenn das Projekt durch neue Kunden und Flächen<br />

wächst. Der Start war gut, ausgehend von einem<br />

Stromverbrauch von etwa 3.000 Kilowattstunden, können<br />

wir etwa 300 Kunden versorgen.“ Im ersten Jahr<br />

wollen die Stadtwerke auf etwa 600 Bienenstrom-Kunden<br />

verdoppeln. Parallel zum Internet-Vertrieb soll der<br />

Anbau ausgebaut werden. Momentan ist das Projekt in<br />

und um das Biosphärengebiet beschränkt, Landwirte<br />

aus der Region sind aber noch herzlich willkommen.<br />

„Weitere Biogas-Landwirte stehen bereits in den Startlöchern“,<br />

sagt Otto Körner lachend.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Freie Journalistin<br />

Hohlgraben 27 · 71701 Schwieberdingen<br />

Tel. 0 71 50/9 21 87 72<br />

Mobil: 01 63/232 68 31<br />

E-Mail: braesel@mb-saj.de<br />

www.mb-saj.de<br />

Biogaslandwirte des<br />

Fachverbandes Biogas<br />

e.V. als „Blühpaten“,<br />

von links: Dennis<br />

Striebel, Jörg Kautt,<br />

Roland Locher, Ingo<br />

Hiller, Markus Hagen,<br />

Manfred Kloker, Alfred<br />

Bohnacker und vom<br />

Haupt- und Landgestüt<br />

Marbach Thomas Engelhart<br />

und Dr. Claudia<br />

Gille.<br />

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53


Das 2011 etablierte Silphiefeld von Rainer Niedermeyer – fotografiert am 14. Mai <strong>2018</strong>: Der Regenschirm ist<br />

80 Zentimeter lang. Das heißt, dass die Pflanzen 40 bis 110 Zentimeter lang waren.<br />

1. Juni <strong>2018</strong>: Silphiepflanzen zwischen den Maisreihen.<br />

Die Silphie-Pflanzenreihe ist lückig, der Boden<br />

ist verschlemmt. Achtung: Der Gliedermaßstab steckt<br />

zwei Zentimeter im Boden. Die Silphiepflanzen sind<br />

also 6 bis 8 Zentimeter hoch, während der Mais etwa<br />

16 Zentimeter hoch ist.<br />

18. Juni <strong>2018</strong>: inzwischen sind die Pflanzen auf dem<br />

alten Feld bis zu 220 Zentimeter lang.<br />

Silphiepflanzenfeld fotografiert Anfang Juni <strong>2018</strong>.<br />

Mittlerweile sind die längsten Pflanzen 170 Zentimeter<br />

lang.<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

18. Juni <strong>2018</strong>: auf dem alten Feld beginnen die<br />

ersten Pflanzen zu blühen.<br />

Wasser steht in den Blattachseln. Anhand des<br />

Fotos ist gut zu verstehen, warum die Silphie auch<br />

Becherpflanze heißt.<br />

18. Juni <strong>2018</strong>: Silphie unter Mais. Der Mais ist etwa<br />

50 Zentimeter lang und die Silphiepflanzen sind 6<br />

bis 15 Zentimeter hoch.<br />

Vegetationsbericht Durchwachsene Silphie<br />

Im Biogas Journal Ausgabe 2_18 haben wir ausführlich über den Anbau der Durchwachsenen Silphie berichtet.<br />

In der Ausgabe 3_18 ist auf Seite 7 ein Vegetationsbericht abgedruckt. In diesem Journal setzen wir den<br />

Vegetationsbericht fort. Allerdings berichten wir nur über einen Standort (siehe Fotos).<br />

Borgholzhausen, NRW: Die Silphiepflanzenfelder<br />

von Rainer Niedermeyer wurden am<br />

14. Mai, am 1. Juni und am 18. Juni besucht.<br />

Das Feld, das 2011 mit Stecklingen<br />

etabliert worden ist, zeigte Mitte Mai – vier<br />

Wochen nach dem letzten Besuch – einen<br />

guten Wachstumsschub. Die Pflanzen waren<br />

zwischen 40 und 110 Zentimeter hoch.<br />

Ende Mai musste auf der Fläche eine Pflanzenschutzmaßnahme<br />

gegen Gräser vorgenommen<br />

werden. Die Überfahrt haben die<br />

Silphiepflanzen gut verkraftet. Anfang Juni<br />

war die Fläche bereits so gut entwickelt,<br />

sodass die Pflanzen 100 bis 170 Zentimeter<br />

hoch waren. Mitte Juni war der Bestand<br />

dicht geschlossen und 130 bis 220 Zentimeter<br />

hoch. Die ersten Einzelpflanzen blühten<br />

bereits.<br />

Das Donau-Silphiefeld, in dem die Silphie<br />

zwischen den Maisreihen wächst, ist einige<br />

Kilometer von dem anderen Feld entfernt.<br />

Hier sind die Boden- und Niederschlagsbedingungen<br />

ganz anders. Diese Fläche wurde<br />

Ende April eingesät. Während die Maisreihen<br />

beim Besuch des Feldes Mitte Mai alle<br />

zu sehen waren, kam die Silphie erst langsam<br />

zum Vorschein. Die Silphiereihen waren<br />

noch lückig und die Pflanzen zeigten ein bis<br />

zwei Blätter. Anfang Juni hatte die Silphie<br />

mittlerweile drei bis sechs Blätter und war<br />

bis zu 6 Zentimeter hoch. In der Reihe waren<br />

aber immer noch Fehlstellen.<br />

In der zweiten Maihälfte kam es zu einigen<br />

schweren Niederschlägen, sodass die Ackerfläche<br />

verschlemmte. Das hat sich auf den<br />

Feldaufgang der Silphie sicherlich negativ<br />

ausgewirkt. Mitte Juni hatte der Mais an<br />

Wuchshöhe gewonnen. Er war rund 50 Zentimeter<br />

lang. Die Silphie hatte immer noch<br />

lückige Reihen. Die Pflanzen waren 6 bis 15<br />

Zentimeter lang und hatten drei bis sieben<br />

Blätter. Sie waren in sich sehr unterschiedlich<br />

entwickelt, so dass sich ein sehr heterogenes<br />

Wuchsbild darstellte.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

54


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Foto: fotolia_ Victoria M<br />

Wenn der Unmut gärt<br />

Meinungsverschiedenheiten, die in mehr oder minder schweren Konflikten münden,<br />

können zum Beispiel geplante Bauvorhaben oder die Bewirtschaftung von Betriebszweigen<br />

behindern. Ist die Situation vor Ort festgefahren, ist Hilfe von professionellen Konfliktlösern<br />

gefragt, die zwischen den streitenden Parteien vermitteln.<br />

Von Dr. Bettina Knothe und Dr. Martin Köppel<br />

Biomasse spielt für die Energiewende eine<br />

wichtige Rolle. Nach wie vor werden Biogasanlagen<br />

in Deutschland gebaut. Bei<br />

konkreten Vorhaben kommt es vor Ort immer<br />

wieder zu Konflikten, auch mit dem<br />

Naturschutz. Dies belegen sowohl an das Kompetenzzentrum<br />

Naturschutz und Energiewende (KNE) gestellte<br />

Anfragen als auch eine vom KNE beauftragte wissenschaftliche<br />

Studie, in der gerichtliche Entscheidungen<br />

im Zusammenhang mit den erneuerbaren Energieträgern<br />

Windenergie, Wasserkraft, Photovoltaik und Bioenergie<br />

aus einem Zeitraum von 17 Jahren analysiert<br />

wurden (Hentschel 2017) [1] .<br />

Gerichtliche Auseinandersetzungen zu Bioenergie-<br />

Vorhaben betreffen hiernach sowohl die regional- und<br />

bauleitplanerische Ebene als auch die Ebene der Anlagengenehmigung.<br />

Insgesamt sei die Zahl der dokumentierten<br />

gerichtlichen Konflikte im Vergleich zu<br />

solchen im Zusammenhang mit Windenergie-Vorhaben<br />

jedoch deutlich gemindert. Häufig gehe es um immissionsschutzrechtliche<br />

Auswirkungen, wie zum Beispiel<br />

Gerüche oder die An- und Abfahrten der Belieferung.<br />

Aber auch Naturschutzkonflikte beispielsweise in Bezug<br />

auf die befürchtete Verunreinigung von Wasser und<br />

Boden, Intensivierung der Landwirtschaft (Vermaisung<br />

der Landschaft) sowie Sorgen in Bezug auf gesundheitliche<br />

Belastungen durch Lärm, Infraschall und Abgase<br />

spielten eine große Rolle. Zukünftig könnten laut Hentschel<br />

häufiger – nur mittelbar mit Biogasanlagen zusammenhängende<br />

– Konflikte im Zusammenhang mit<br />

der Ausbringung von Gärresten auftreten, da verstärkt<br />

Maßnahmen gegen die starke Belastung der Böden und<br />

Gewässer durch Nitrate und Phosphate unternommen<br />

werden müssten.<br />

Konflikten vorbeugen, Konflikte lösen<br />

Das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende<br />

unterstützt die Umsetzung einer naturverträglichen<br />

56


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Modellhafter Ablauf einer Konfliktberatung<br />

Praxis<br />

Mischen – Fördern –<br />

Zerkleinern<br />

©<br />

KNE<br />

Energiewende, indem es Debatten im<br />

Spannungsfeld Naturschutz und Energiewende<br />

versachlicht und zur Konfliktvermeidung<br />

und Konfliktbearbeitung beiträgt. Die<br />

Konfliktberatung des KNE bietet im konkreten<br />

Fall den beteiligten Akteuren eine<br />

Erstberatung an. Diese hat zum Ziel, den<br />

Konflikt als solchen, seinen Eskalationsgrad<br />

und die Akteurskonstellation genauer<br />

zu erfassen und daraus weitere Schritte für<br />

eine Konfliktbearbeitung abzuleiten.<br />

Im Idealfall trägt bereits die Erstberatung<br />

dazu bei, dass die Akteure die Konflikte<br />

selber miteinander klären. Sollten sich die<br />

Konfliktparteien in dieser Phase jedoch<br />

noch nicht einigen können, vermittelt das<br />

KNE speziell im Konfliktfeld Naturschutz<br />

und Energiewende fortgebildete Mediatorinnen<br />

und Mediatoren, die mit ihnen den<br />

Dialog-Prozess weiterführen. Darüber hinaus<br />

bietet die Konfliktberatung Vorträge,<br />

Coaching und Beratung für professionelle<br />

Akteure an, die die Öffentlichkeit vorbeugend<br />

und frühzeitig in den Planungs- und<br />

Genehmigungsprozess von Vorhaben mit<br />

einbeziehen möchten.<br />

Die nebenstehende Abbildung dokumentiert<br />

beispielhaft den Ablauf einer Konfliktberatung.<br />

Nach Eingang einer Anfrage<br />

wird eine Erstberatung zur Auftragsklärung<br />

durch die Konfliktberaterinnen und<br />

Konfliktberater des KNE durchgeführt.<br />

Anschließend wird diese in Absprache mit<br />

dem Anfragenden entweder selber durch<br />

das KNE bearbeitet oder an den Mediatoren-Pool<br />

weitergeleitet.<br />

Gemeinsam Schritt für Schritt<br />

In einem konkreten Fall nahm ein Vertreter<br />

einer ansässigen Bürgerinitiative mit der<br />

Bitte um Beratung in einem akuten Konfliktfall<br />

Kontakt zum KNE auf. Aus dem<br />

Ihr Partner für die Energie<br />

der Zukunft<br />

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Biogastechnologie bieten wir für die<br />

Biogasproduktion angepasste Misch- und<br />

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reichen vom Mischen über Fördern bis hin<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

KNE im Dialog.<br />

Beratungsgespräch ergab sich ein erstes Bild über die<br />

Situation: In der Nachbargemeinde sollte eine Biogasanlage<br />

um eine Betriebseinheit erweitert werden.<br />

Während die Anwohnenden der genehmigungspflichtigen<br />

Gemeinde so weit von der Anlage entfernt wohnten,<br />

dass sie wenig Beeinträchtigung durch Geruch,<br />

Verkehrslärm und Bautätigkeiten sowie Beeinträchtigungen<br />

der Gesundheit befürchten mussten, waren<br />

entsprechende Sorgen der Anwohnenden der Nachbargemeinde,<br />

die in unmittelbarer Nähe zu der Anlage<br />

wohnten, bedeutend größer. Sie befürchteten erhebliche<br />

negative Konsequenzen für Natur, Umwelt und<br />

Gesundheit.<br />

Ein weiterer zentraler Konfliktpunkt war das Empfinden<br />

der Anwohnenden, mit ihren Sorgen und Argumenten<br />

in den professionellen Akteuren keine verhandlungsbereiten<br />

Gesprächspartner zu finden. Die beiden vornehmlichen<br />

Wünsche der Bürgerinitiative an das KNE<br />

waren daher, sie dabei zu unterstützen, dass erstens<br />

Konfliktthemen und Positionen der beteiligten<br />

Akteure im Konflikt klar herausgearbeitet<br />

und kommuniziert werden und zweitens die<br />

Bürgerinitiative mit den zuständigen Gemeinderäten<br />

und dem Betreiber in einen Dialog<br />

kommt.<br />

Auf der Basis dieser Informationen gestaltete<br />

die Konfliktberatung des KNE zusammen mit<br />

den Akteuren vor Ort im Verlauf eines halben<br />

Jahres einen Beratungsprozess mit mehreren<br />

Schritten: Zunächst wurden in Einzelgesprächen<br />

mit den relevanten Akteuren Argumente,<br />

Sachlagen, Haltungen und Positionen zum<br />

Konflikt sowie das jeweilige Für und Wider<br />

erfragt (Konfliktanalyse). Die ausgewählten<br />

Akteure haben sich anschließend in einem<br />

ersten, vom KNE moderierten, Austauschgespräch<br />

vor Ort über ihre Ziele und Ansprüche an die Lösungsfindung<br />

sowie über ihre Bereitschaft zu konstruktiver<br />

Verhandlung verständigt. Anschließend legten sie<br />

das weitere Vorgehen für die Bearbeitung der zentralen<br />

Konfliktthemen fest.<br />

In einem zweiten – vom KNE und einer Mediatorin aus<br />

dem KNE-Mediatorenpool moderierten – Austauschgespräch<br />

haben die Teilnehmenden in erweiterter<br />

Runde aus ihrer jeweiligen Sicht relevante konkrete<br />

Zielkonflikte benannt, die dazu gehörigen Standpunkte<br />

und Fragen diskutiert, genehmigungstechnische Verfahrensschritte<br />

geklärt sowie Unzufriedenheiten im<br />

vorangegangenen persönlichen Umgang miteinander<br />

besprochen. Schließlich trafen Anwohnende und Betreiber<br />

konkrete Verabredungen in Bezug auf technische<br />

Verbesserungen der bestehenden Anlage.<br />

In diesem vorliegenden Fall konnten die konkreten Anliegen,<br />

die mit dem Erweiterungsbau der Biogasanlage<br />

zusammenhingen, erfolgreich geklärt werden. Möglich<br />

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ÜU-GD<br />

für Betondecken<br />

www.biogaskontor.de • info@biogaskontor.de • Germany 89611 Obermarchtal • Tel +49(0)737595038-0


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

Weitere Informationen<br />

ist es jedoch auch, dass im Beratungsprozess zentrale<br />

Sachthemen nicht abschließend geklärt, unterschiedliche<br />

Wertevorstellungen nicht zufriedenstellend miteinander<br />

vereinbart oder persönliche Konflikte nicht<br />

nachhaltig ausgeräumt werden können.<br />

Da braucht es – vorausgesetzt, die Bereitschaft der<br />

beteiligten Akteure zu einer gemeinsamen Lösungsfindung<br />

besteht nach wie vor – eine längere Begleitung<br />

des Prozesses mit mehr Zeit. Hier geht es dann vielleicht<br />

im Kern mehr darum, festgefahrene Positionen<br />

zu lockern sowie emotionale Befindlichkeiten, wie<br />

Frustration, Voreingenommenheit und gegenseitige<br />

Anschuldigungen, zu verstehen, zu klären und im besten<br />

Fall auszuräumen. Hier wird ein Perspektivwechsel<br />

angestrebt. Dafür kann eine Mediation einen angemessenen<br />

Rahmen bieten.<br />

www.naturschutz-energiewende.de<br />

Broschüre: „Das Kompetenzzentrum stellt sich vor“<br />

www.naturschutz-energiewende.de/wp-content/uploads/<strong>2018</strong>/01/Broschuere<br />

_Kompetenzzentrum_Naturschutz_und_Energiewende_Einzelseiten.pdf<br />

Flyer: „Mit uns die Energiewende naturverträglich gestalten“<br />

www.naturschutz-energiewende.de/wp-content/uploads/<strong>2018</strong>/01/Flyer<br />

_Kompetenzzentrum_Naturschutz_und_Energiewende.pdf<br />

Erklärfilm: „So lösen wir Konflikte“ www.youtube.com/watch?v=eqU5cAdspPY&t=2s<br />

Kurzfilm: „KNE-Fachforum Mediation – bundesweit aktiv und zentral vernetzt“<br />

www.youtube.com/watch?v=176qevFdnts<br />

Unsere Angebote<br />

Die Unterstützung aller Akteursgruppen hinsichtlich<br />

der Bearbeitung, aber auch Vermeidung von Konflikten<br />

sowie gegebenenfalls die Vermittlung von Mediatorinnen<br />

und Mediatoren, die speziell vom KNE fortgebildet<br />

wurden, ist nur ein Tätigkeitsfeld des KNE.<br />

Wer Fragen zu Naturschutzaspekten bei Planung und<br />

Genehmigung von Anlagen der Erneuerbaren Energien<br />

hat, zum Beispiel zum naturverträglichen Anbau von<br />

Energiepflanzen oder auch zu möglichen Auswirkungen<br />

solcher Anlagen auf die Tier- und Pflanzenwelt, kann<br />

sich vom KNE beraten und informieren lassen.<br />

Bei allen Naturschutzfragen, die im Zuge der Energiewende<br />

auftreten, unterstützt das KNE jeden Ratsuchenden<br />

mit fundierten Auskünften und fachlichen<br />

Hinweisen. Das KNE ist auch als Dialogzentrum aktiv.<br />

Wir laden die verschiedenen Akteure der Energiewende<br />

dazu ein, sich in speziellen Dialogformaten, die vom<br />

KNE moderiert werden, über bestehende und sich verändernde<br />

Rahmenbedingungen sowie über neue Herausforderungen<br />

für den Natur- und Landschaftsschutz<br />

auszutauschen und an gemeinsamen Problemlösungen<br />

zu arbeiten.<br />

[1]<br />

Hentschel, A. (2017): Gerichtliche Auseinandersetzungen<br />

im Konfliktfeld Naturschutz und Energiewende.<br />

Eine akteursbezogene Analyse im Hinblick auf eine zukünftige<br />

Verminderung und Vermeidung gerichtlicher Konfliktlösungen.<br />

Gutachten im Auftrag des Kompetenzzentrums<br />

Naturschutz und Energiewende (KNE). Dokument auf der<br />

KNE-Internetseite: www.naturschutz-energiewende.de/<br />

fachwissen/auf-einen-blick/(letzter Zugriff: 03.05.<strong>2018</strong>).<br />

Autoren<br />

Dr. Bettina Knothe<br />

Dr. Martin Köppel<br />

Kompetenzzentrum Naturschutz<br />

und Energiewende (KNE) gGmbH<br />

Kochstraße 6-7<br />

10969 Berlin<br />

Tel. 030/7 67 37 38-0<br />

www.naturschutz-energiewende.de<br />

ENERGIE-<br />

TECHNIK<br />

Blockheizkraftwerke<br />

Netzersatzanlagen<br />

Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV)<br />

Wartung, Reparatur & Instandsetzung<br />

Komplettservice<br />

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59<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Es geht auch<br />

ohne Mais<br />

Wer ein gelungenes Anlagenkonzept hat, kann es<br />

auch der Öffentlichkeit präsentieren. So wie die<br />

Kombination aus Bullenmast und Biogas, die von der<br />

Familie Bohnhorst im niedersächsischen Steimbke<br />

bei einem Tag der Offenen Tür vorgestellt wurde. Die<br />

Besucher erfuhren, dass Biogasanlagen auch ohne<br />

Mais funktionieren und sinnvoll Kreisläufe schließen.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Kinder toben auf der Hüpfburg,<br />

ganze Gruppen stellen ihr Gewicht<br />

auf der Brückenwaage<br />

fest und Generationen treffen<br />

sich bei Kaffee und Kuchen in<br />

der Maschinenhalle: So kann es zugehen,<br />

wenn Betreiber wie die niedersächsische<br />

Familie Bohnhorst zum „Tag der Offenen<br />

Tür“ auf ihre Biogasanlage laden. Zahlreiche<br />

Besucher nutzten am ersten Juni-Wochenende<br />

die Gelegenheit, sich in lockerer<br />

Atmosphäre über die Funktionsweise einer<br />

Biogasanlage oder die Bedingungen in der<br />

modernen Tierhaltung zu informieren. Und<br />

dies, obwohl im nächsten Ort das alljährliche<br />

Schützenfest stattfand.<br />

Die Anlage von Heinz-Dieter Bohnhorst in<br />

Steimbke (Landkreis Nienburg) ist 2016<br />

ans Netz gegangen. Warum hat er so lange<br />

mit einem Tag der Offenen Tür gewartet?<br />

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür“, sagt Bohnhorst.<br />

Die Anlage sei nun lange genug in Betrieb, sodass sich<br />

jetzt auch Aussagen zur Zuverlässigkeit der Technik<br />

„An jeden Stall gehört eine Biogasanlage“<br />

Heinz-Dieter Bohnhorst<br />

und der Wirtschaftlichkeit treffen lassen. „Nach einem<br />

Jahr ist es dafür noch zu früh“, so der Landwirt. Und da<br />

steckte dann auch noch der Stress von der Bauphase<br />

in den Knochen. Obwohl die Zusammenarbeit mit den<br />

am Bau beteiligten Firmen reibungslos geklappt hat,<br />

wie er betont.<br />

Den Besuchern konnte er zeigen, dass sich eine Biogasanlage<br />

auch ganz ohne Mais betreiben lässt. „Der<br />

Familie Bohnhorst<br />

Mais dient nur zur Fütterung der Bullen“, sagt Heinz-<br />

Dieter Bohnhorst. Er setzt in seiner 75-kW-Anlage zu<br />

100 Prozent Tretmist aus der eigenen Bullenmast ein.<br />

„So nutzen wir den Mais doppelt“, betont der Betriebsleiter.<br />

Durch die Stromproduktion in der Biogasanlage<br />

wird umweltfreundlich Energie erzeugt, da das klimaschädliche<br />

Methan vermieden wird. Durch das Vergären<br />

entsteht zugleich ein wertvoller Dünger, der wieder auf<br />

den Ackerflächen eingesetzt wird. „An jeden Stall gehört<br />

eine Biogasanlage“, ist Bohnhorst überzeugt. Ein<br />

sinnvoller Kreislauf, wie er findet.<br />

2015 wurde mit dem Bau der Biogasanlage begonnen.<br />

„Das ist keine Anlage von der Stange“, hebt Bohnhorst<br />

hervor. Die Entscheidung fiel auf die Firma Novatech<br />

aus dem schwäbischen Wolpertshausen. Der Hersteller<br />

hat sich auf das Segment der kleineren Biogasanlagen<br />

spezialisiert. Und gerade der 100-prozentige<br />

Misteinsatz bringt schon einige Herausforderungen für<br />

Fotos: Thomas Gaul<br />

60


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

die Anlagentechnik mit sich.<br />

Um Probleme von Anfang<br />

an zu vermeiden, wurde der<br />

Feststoffdosierer mit einer<br />

Schneideinrichtung versehen,<br />

bevor groß dimensionierte<br />

Schnecken das Substrat in<br />

den Fermenter einbringen.<br />

Acht bis neun Tonnen Rindermist<br />

der 308 Tiere gelangen<br />

so jeden Tag in den Fermenter.<br />

Fachbesucher und interessierte<br />

Landwirte konnten<br />

sich beim Tag der Offenen<br />

Tür auch an einem Infostand der Firma informieren.<br />

Novatech-Stützpunkthändler Frank Christiansen hat<br />

Bohnhorst auch zur Veranstaltung geraten: „Wir haben<br />

das schon erfolgreich an vielen Anlagen gesehen.“ Das<br />

kann auch eine Anregung für andere Betreiber sein: im<br />

Vorfeld des Tages der Offenen Tür den Anlagenhersteller<br />

zu kontaktieren, der bei einer solchen Veranstaltung<br />

fachliche Unterstützung liefern kann. Bohnhorst sieht<br />

im Tag der Offenen Tür einen wichtigen Beitrag für die<br />

Akzeptanz der Biogasanlage in der Bevölkerung. Auch<br />

anderen Betreibern, die sich möglicherweise der Kritik<br />

ausgesetzt sehen, rät er zur Offenheit: „Den Kopf in den<br />

Sand stecken geht nicht!“ Bohnhorst konnte auch Gruppen<br />

von Fachbesuchern, etwa aus Russland, und Teilnehmer<br />

an Lehrgängen der nicht weit entfernten DEULA<br />

Nienburg auf der Biogasanlage begrüßen.<br />

Entmistung auf dem Futtergang<br />

Eine Besonderheit ist auch das Entmistungssystem im<br />

Bullenstall. Dabei erfolgt die Entmistung über den Futtergang.<br />

Gefüttert werden die Tiere über einen höher<br />

angebrachten Trog. Das hat gleich mehrere Vorteile: So<br />

ist kein Absperren notwendig, was einfach mehr Ruhe in<br />

den Stall bringt. Und für die Biogasanlage steht täglich<br />

frischer Mist zur Verfügung, was sich bei der Gasausbeute<br />

positiv bemerkbar macht. „Ich habe mir das System<br />

der Entmistung auf einem Betrieb in Süddeutschland<br />

angeschaut“, berichtet Bohnhorst: „Ich wollte wissen,<br />

ob das tatsächlich so funktioniert. Der Betrieb vermietet<br />

auch Ferienwohnungen, sodass wir unsere Familie für<br />

vier Tage dort einquartiert haben und wir uns in der Praxis<br />

davon überzeugen konnten.“<br />

Damit sich durch den Mist keine Schwimmdecke im Fermenter<br />

bildet, ist die Rührtechnik besonders wichtig.<br />

Die Rührtechnik wurde speziell auf den Einsatz von Mist<br />

abgestimmt. Bei der Anlage von Bohnhorst kommen<br />

ein Propeller-Rührwerk von Flygt zum Einsatz sowie ein<br />

weiteres, etwas größeres Rührwerk. Beide lassen sich in<br />

der Höhe verstellen. Bei Wartungsarbeiten können sie<br />

einfach nach oben herausgezogen werden.<br />

Möglich macht das die Einbauposition in der ebenen<br />

Betondecke auf dem Fermenter. Denn anders als bei anderen<br />

Herstellern ist der Behälter nicht mit Tragluftdach,<br />

Wichtig ist es, an die Sicherheit der Besucher zu denken und Aufstiege<br />

sowie Türen von Räumen, die nicht betreten werden sollen, abzusperren.<br />

sondern mit einer festen Betondecke<br />

ausgestattet. Diese besteht<br />

im Prinzip aus zwei Schichten,<br />

zwischen denen sich eine Isolierung<br />

befindet. Dadurch ist eine<br />

dauerhaft gasdichte Abdeckung<br />

gewährleistet, im Gegensatz zu<br />

Foliendächern, die nach einem<br />

Sturm oder einfach wegen Alterung<br />

ausgetauscht werden müssen.<br />

Die gute Wärmedämmung<br />

sorgt dafür, dass die Temperatur<br />

im Winter gehalten werden kann. Gerade die kleinen,<br />

güllebasierten Anlagen haben da im Winter oft Probleme.<br />

Die Anlage wäre auch in der Lage, noch ohne<br />

weiteres Wärme abzugeben. Die Leitung wurde dazu bis<br />

zu den Maschinenhallen verlängert. Da das Wohnhaus<br />

auf dem Betrieb aber noch neu ist und entsprechend<br />

einen geringeren Wärmebedarf hat, wurde diese Möglichkeit<br />

bislang nicht genutzt. Aber für die Zukunft ist<br />

das nicht ausgeschlossen, wenn zum Beispiel der Bau<br />

eines Altenteilerhauses ansteht. Zur Stromerzeugung<br />

wird das Biogas in einem Blockheizkraftwerk (BHKW)<br />

verbrannt. Heinz-Dieter Bohnhorst setzt dabei auf einen<br />

Sechszylinder-Gasmotor von MAN. „Der hält länger<br />

als ein hochgedrehter Vierzylinder“, so seine Einschätzung.<br />

Außerdem seien die Ersatzteile preisgünstig zu<br />

bekommen. Den zusätzlichen Arbeitsaufwand durch die<br />

Biogasanlage beziffert Bohnhorst auf eine Stunde am<br />

Tag. Darin sind dann aber auch schon Servicezeiten und<br />

Ölwechsel eingerechnet, die nicht jeden Tag anfallen.<br />

Die Familie Bohnhorst ist jedenfalls froh, dass mit der<br />

Biogasanlage ein weiteres Standbein für die wirtschaftliche<br />

Stabilität des Familienbetriebes sorgt.<br />

Autor<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

Im Wehrfeld 19a · 30989 Gehrden<br />

Mobil: 01 72/512 71 71<br />

E-Mail: gaul-gehrden@t-online.de<br />

Beim Tag der Offenen<br />

Tür sollten die Veranstalter<br />

auch an die<br />

kleinen Gäste denken.<br />

61


Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Drei Jahre TRGS 529 – an was Sie sich<br />

erinnern sollten und was neu hinzukam<br />

Es ist drei Jahre her, dass die Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS 529) veröffentlicht wurde.<br />

Sie beschreibt seither den Stand der Technik beim Umgang mit Gefahrstoffen bei Tätigkeiten zur<br />

Herstellung von Biogas.<br />

Von Dipl. Wirtschaftsing. (FH) Marion Wiesheu<br />

Die TRGS 529 wurde im April<br />

2015 veröffentlicht und konkretisiert<br />

die Anforderungen<br />

aus der Gefahrstoffverordnung<br />

(GefStoffV) und der Verordnung<br />

zur Arbeitsmedizinischen Vorsorge<br />

(ArbMedVV) und gibt für diese den Stand<br />

der Technik wieder. Bei der Einhaltung der<br />

Vorgaben der TRGS 529 ist daher davon<br />

auszugehen, dass die Anforderungen der<br />

GefStoffV und der ArbMedVV erfüllt werden<br />

(Vermutungswirkung). Abweichungen<br />

von der TRGS sind zulässig, müssen<br />

jedoch mindestens gleichwertig sein und<br />

in der Gefährdungsbeurteilung (GBU) begründet<br />

werden. Da im Rahmen der neu<br />

geplanten Technischen Regel Anlagensicherheit<br />

Biogasanlagen (TRAS 120, Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz<br />

und nukleare Sicherheit) auch bisherige<br />

Anforderungen aus der TRGS (Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales) weiterentwickelt<br />

werden, ist mit einer zeitnahen<br />

Überarbeitung der TRGS 529 zu rechnen.<br />

Mindestumfang der Aufgaben einer verantwortlichen Person<br />

ffSchulung der Mitarbeiter vor Aufnahme von Tätigkeiten im Sinne der TRGS 529.<br />

ffAnwesenheit bei der Unterweisung der Mitarbeiter, die mit Zusatz- und Hilfsstoffen<br />

umgehen.<br />

ffUmgang mit bestimmten Zusatz- und Hilfsstoffen.<br />

Ziel und Geltungsbereich der<br />

TRGS 529<br />

Die TRGS gilt für alle Biogasanlagen von<br />

der Substratannahme beziehungsweise<br />

der Annahme von Zusatz- und Hilfsstoffen<br />

bis zu den Gasverbrauchseinrichtungen<br />

auf dem Betriebsgelände. Sie umfasst alle<br />

Tätigkeiten bei der Herstellung von Biogas<br />

vom normalen Betrieb der Anlage über die<br />

Inspektion, Wartung und Instandsetzung.<br />

Ziel der TRGS ist, den Menschen und die<br />

Umwelt vor stoffbedingten Schädigungen<br />

durch Gefahrstoffe, wie zum Beispiel Zusatz-<br />

und Hilfsstoffe, Schwefelwasserstoff<br />

oder Methan, zu schützen und durch Maßnahmen<br />

der arbeitsmedizinischen Vorsorge<br />

arbeitsbedingte Erkrankungen frühzeitig zu<br />

erkennen und zu verhüten.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Arbeitgeber<br />

– unabhängig von der Anzahl<br />

der Mitarbeiter – im Rahmen der GBU<br />

festzustellen, ob Beschäftigte Tätigkeiten<br />

mit Gefahrstoffen durchführen oder ob Gefahrstoffe<br />

bei diesen Tätigkeiten entstehen<br />

oder freigesetzt werden können. Ist dies<br />

der Fall, sind entsprechende Schutzmaßnahmen<br />

zu ergreifen. Hierfür werden in der<br />

TRGS konkrete Beispiele genannt.<br />

Erstellung der GBU für den Umgang mit<br />

Gefahrstoffen unter Berücksichtigung:<br />

ffder gefährlichen Eigenschaften der<br />

Stoffe,<br />

f f...des Sicherheitsdatenblatt,<br />

f f…des Ausmaßes der Exposition,<br />

ffder Möglichkeiten einer Substitution,<br />

ffder Arbeitsbedingungen und Verfahren,<br />

ffder Arbeitsplatzgrenzwerte und biologischen<br />

Grenzwerte,<br />

ffder Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen,<br />

ffvon Erkenntnissen aus arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorgeuntersuchungen.<br />

Bei besonders gefährlichen beziehungsweise<br />

nicht regelmäßig durchgeführten<br />

Tätigkeiten ist gesondert eine GBU zu<br />

erstellen. Diese ist vor allem bei Instandsetzungsmaßnahmen<br />

und Tätigkeiten, bei<br />

denen zum Beispiel ein An- oder Abfahren<br />

der Anlage nötig ist, zu veranlassen. Sollte<br />

hierzu eine Fremdfirma beauftragt werden,<br />

so ist die GBU mit dieser abzustimmen, die<br />

Fremdfirma ist zu unterweisen (Arbeitshilfe<br />

A-002 des FvB) und es sind ein Koordinator<br />

und ein Aufsichtsführender zu bestimmen.<br />

Im Rahmen der GBU ist auch zu prüfen,<br />

welche Tätigkeiten in Alleinarbeit durchgeführt<br />

werden dürfen.<br />

Hinweise zur Verwendung von<br />

Zusatz- und Hilfsstoffen<br />

Werden Zusatz- und Hilfsstoffe (zum<br />

Beispiel Spurenelementmischungen) in<br />

Biogasanlagen eingesetzt, gibt es zusätzliche<br />

Anforderungen an die Lagerung,<br />

Kennzeichnung und Verwendung von diesen<br />

Stoffen. Diese enthalten prinzipiell<br />

Inhaltsstoffe, die als akut toxisch (Kat. 1,<br />

2, 3), karzinogen, keimzellmutagen und<br />

reproduktionstoxisch (jeweils Kat. 1A und<br />

1B) eingestuft sind. Die Hersteller und<br />

Inverkehrbringer haben die Konzentration<br />

der Stoffe, die in fester Form zugegeben<br />

werden, inzwischen zumeist bis unter<br />

die kritische Menge gesenkt, sodass eine<br />

entsprechende Einstufung auf den Sicherheitsdatenblättern<br />

nicht mehr vorgenommen<br />

wird beziehungsweise werden muss.<br />

Trotzdem wird der gesundheitsbewusste<br />

Umgang mit diesen Stoffen (FFP2-Mundschutz,<br />

Handschuhe etc.) dringend empfohlen.<br />

Wichtige Hinweise hierzu müssen immer<br />

auf dem Sicherheitsdatenblatt des Herstellers<br />

vermerkt sein. Sehr hilfreich ist hierbei<br />

auch die Gestis-Stoffdatenbank (www.<br />

dguv.de/ifa/stoffdatenbank), hier finden<br />

62


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

Sie zu allen Zusatz- und Hilfsstoffen die<br />

entsprechenden Informationen.<br />

Anforderungen an die Fachkunde<br />

Die TRGS fordert zudem, dass der Arbeitgeber<br />

eine für den Umgang mit Gefahrstoffen<br />

verantwortliche Peron benennen muss.<br />

Diese kann entweder er selbst sein oder<br />

eine Person aus dem Kreis der Beschäftigten.<br />

Zusätzlich ist eine Vertretung zu benennen.<br />

Diese Person kann auch von extern<br />

hinzugezogen werden. Für die Fachkunde<br />

der verantwortlichen Person ist eine geeignete<br />

Berufsausbildung, Berufserfahrung<br />

oder eine zeitnahe berufliche Tätigkeit erforderlich<br />

sowie eine Fortbildung nach Anhang<br />

3 der TRGS 529, die alle vier Jahre<br />

aufgefrischt werden muss.<br />

Da die ersten Grundschulungen gemäß<br />

der TRGS 529 vor vier Jahren gestartet<br />

sind, sollte rechtzeitig über den Besuch<br />

einer Auffrischungsschulung nachgedacht<br />

werden. Um dies zu gewährleisten, hat<br />

der Fachverband Biogas e.V. zusammen<br />

mit dem DVGW und der DWA 2015 den<br />

Schulungsverbund Biogas geründet. Dort<br />

bieten derzeit 14 Bildungseinrichtungen<br />

Grund- und Auffrischungsschulungen im<br />

Sinne der TRGS 529 an. Weitere Informationen<br />

finden Sie unter www.schulungsverbund-biogas.de.<br />

Aufgrund der vielfältigen<br />

Änderungen im Regelwerk empfiehlt der<br />

Schulungsverbund den Besuch der verantwortlichen<br />

Person und seines Stellvertreters<br />

im zweijährigen Wechsel.<br />

Arbeitsmedizinische Prävention<br />

Das Kapitel Arbeitsmedizinische Prävention<br />

wurde erst später in die TRGS 529 integriert.<br />

Auch hier ist eine entsprechende<br />

Umsetzung der Anforderungen durch den<br />

Betreiber ab dem ersten Beschäftigten an<br />

der Anlage notwendig. Ziel ist, durch präventive<br />

Maßnahmen die Gesundheit und<br />

auch die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Der Arbeitgeber hat im Rahmen der Arbeitsmedizinischen<br />

Prävention die Beschäftigten<br />

über<br />

ffden Umfang der möglichen arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorgeuntersuchungen,<br />

ffdie Notwendigkeit des Gebrauchs der<br />

persönlichen Schutzausrüstung,<br />

ffdie konsequente Umsetzung der Hygienemaßnahmen,<br />

ffdas Vorgehen bei Symptomen, die ihre<br />

Ursache in der Tätigkeit haben können,<br />

und<br />

ffspezielle Beratung bezüglich Gefährdungen<br />

und mögliche Folgeschäden<br />

durch bestimmte Stoffe<br />

zu informieren und gegebenenfalls einen<br />

Betriebsarzt hinzuzuziehen.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. erarbeitet<br />

hierzu derzeit eine Arbeitshilfe.<br />

Autorin<br />

Dipl. Wirtschaftsing. (FH) Marion Wiesheu<br />

Leiterin des Referats Qualifizierung und Sicherheit<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Te.0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: marion.wiesheu@biogas.org<br />

63


Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Die Hofnachfolge ist<br />

gesichert: Dass es<br />

mit dem Demeter-Hof<br />

und der Biogasanlage<br />

von Bärbel und Reiner<br />

Gansloser weitergeht,<br />

dafür sorgen Martin,<br />

Jasmin und Katharina.<br />

Erfolgreich gegen den Strom<br />

In den Achtzigerjahren waren Ökolandbau und Biogas-Anlagen noch weitgehend unbekannt.<br />

Rainer Gansloser gehört zu den Urgesteinen der Biogas-Szene, seine Güllekleinanlage<br />

ging bereits 1989 ans Netz. Auch als er vor über 30 Jahren den vom Vater übernommenen<br />

Betrieb auf Bio umstellte, schwamm der Pionier hartnäckig gegen den Strom.<br />

Von Dipl.-Ing. · Dipl.-Journ. Martina Bräsel<br />

Begonnen hatte alles damit, dass er den<br />

38-Hektar-Betrieb seiner Eltern nicht<br />

so bewirtschaften wollte, wie er es in der<br />

Meisterschule gelernt hatte. „Lebensmittel<br />

herstellen, um sie aufgrund des Überangebotes<br />

zu vernichten und zudem spritzen und düngen,<br />

das wollte ich nicht“, sagt er. Er wollte lieber weniger<br />

und dafür „korrekte Lebensmittel“ produzieren und<br />

wurde deshalb bereits 1983 zum Demeter-Bauern.<br />

Seine Eltern und Frau Bärbel unterstützten ihn, doch<br />

das sonstige Umfeld zeigte sich skeptisch.<br />

„Manche gaben mir zwei Jahre bis zur Betriebspleite“,<br />

kommentiert er, dann wollten sie seinen Hof übernehmen.<br />

Die Prophezeiung war falsch und die Entwicklung<br />

gab ihm recht: Seinem Hof geht es wirtschaftlich gut.<br />

Zudem meldet die Bio-Branche in Deutschland Jahr<br />

für Jahr große Wachstumsraten. Gefühlt ist Bio heute<br />

in aller Munde und es gibt kaum einen Discounter, der<br />

ohne ökologische Lebensmittel auskommt.<br />

Mit Biogas den Kreislauf schließen<br />

„Ich wollte den Kreislauf schließen“, diese Idee habe<br />

ihn nicht mehr losgelassen. „Deshalb haben wir Demeter-Bauern<br />

mit Biogasanlagen angefangen“, berichtet<br />

der 61-Jährige. Weil er sein Haus mit Biogas beheizen<br />

und den Geruch der Gülle reduzieren wollte, befasste er<br />

sich mit dem Thema Biogasanlage. „Es war ein Drama,<br />

niemand wusste richtig, wie es geht“, sagt er lachend.<br />

In der Nähe hätte es eine erste Anlage gegeben, die<br />

aber nicht richtig funktionierte.<br />

So reiste er weiter und fand gute Ansprechpartner bei<br />

der alternativen Bauern-Organisation Bundschuh, diese<br />

hatte bereits Mitte der Achtzigerjahre eine Biogas-<br />

Gruppe gegründet. Durch Demeter-Bauer Erich Holz<br />

lernte er den Elektrotechniker Ekkehard Schneider und<br />

den Landmaschinenbauer Gert Beck kennen. Gemeinsam<br />

mit dem Ingenieur Erwin Köberle hatten diese die<br />

BGA von Erich Holz gebaut, die gut lief. Das überzeugte<br />

den Biobauern und er holte sich das Team ins Boot.<br />

64


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Maximale Auslastung<br />

Praxis<br />

maximale Rendite!<br />

Fotos: Martina Bräsel<br />

Keiner kannte sich aus<br />

Die Zeiten damals waren ganz anders: „Es<br />

gab nur kleine Anlagen und keine Vorschriften,<br />

wir konnten bauen, wie wir wollten“,<br />

bemerkt Gansloser schmunzelnd. Bei seinem<br />

Besuch auf dem Amt hätten sie beim<br />

Thema Biogas nur mit den Achseln gezuckt<br />

und gesagt: „Bauen sie erst einmal, wir sehen<br />

dann, wie wir es machen.“ Ein Jahr<br />

Bauzeit benötigte seine Anlage. „Es war<br />

ein Chaos, den 50-m³-Behälter haben wir<br />

aus dem tiefsten Bayern geholt“, erinnert<br />

er sich, viel sei „improvisiert“ worden.<br />

So habe es drei Meinungen über die beste<br />

Auslauf-Position gegeben: oben, unten<br />

oder in der Mitte. „Beim Erich Holz war<br />

er in der Mitte, das war nicht optimal“, so<br />

„Die Beheizung des Hauses mit<br />

Biogas funktionierte erst nicht“<br />

Gansloser. Er habe dann entschieden, „der<br />

Auslauf kommt nach unten,“ und das habe<br />

funktioniert. Rückblickend ist Gansloser<br />

sehr froh, dass Erwin Köberle dabei war,<br />

denn der „hatte den Durchblick“.<br />

Auch Martin Gansloser hat „Biogas<br />

im Blut“. Er hat die Anlage auf<br />

Vordermann gebracht. So erzeugt<br />

seit der Hofübergabe ein neuer<br />

Gasmototor mit einer Leistung von<br />

100 kW den Strom. Die Höchstbemessungsleistung<br />

wurde vor dem<br />

Stichtag auf 180 kW erhöht.<br />

1989 startete die Biogasanlage mit einem<br />

Fiat-Panda-Automotor, der Benziner hatte<br />

12 kW Leistung. Die notwendige Gülle kam<br />

von den damals rund 50 Großvieheinheiten.<br />

„Wir gehörten zu den ersten Anlagen,<br />

die Biogas auch verstromt haben“, so Gansloser.<br />

Er habe in den ersten Jahren den Motor<br />

sehr bei Laune halten müssen und viel<br />

Arbeit und Zeit in die Anlage gesteckt. „Die<br />

Beheizung des Hauses mit Biogas funktionierte<br />

erst nicht“, verdeutlicht er.<br />

An manchen Abenden habe die Familie zu<br />

Beginn auch mal in der kalten Stube gesessen<br />

– einmal sogar an Weihnachten mit<br />

allen Gästen. Richtig in Schwung kam die<br />

Anlage mit einem neuen Motor: „Wilfried<br />

Sauter aus Albstadt hatte zu dieser Zeit die<br />

Idee, Zündstrahlmotoren<br />

einzusetzen“, berichtet<br />

er. Gansloser wechselte<br />

dann auf einen Fiat-Traktor-Motor,<br />

einen 45-PS-<br />

Dieselmotor, den Sauter<br />

umgebaut hatte.<br />

„Die Motoren sind mit<br />

Heizöl gut gelaufen, doch<br />

ich wollte auf Rapsöl umsteigen“,<br />

erinnert er sich lachend an seine<br />

„Biogas-Jugendsünden“. Einmal habe er<br />

altes Fett getestet, das ganze Dorf habe<br />

gerochen und der Motor habe es ihm übel<br />

genommen. Deshalb ersetzte er 2003 den<br />

Zündstrahler durch einen Belarus-Gasmotor.<br />

Im Jahr 2005 erweiterte er dann die<br />

Anlage auf 80 kW elektrische Leistung, von<br />

denen aber nur 50 kW genutzt wurden. Der<br />

Belarus-Motor lief 13 Jahre lang bis <strong>2018</strong>.<br />

Reiner Gansloser<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Reiner Gansloser<br />

wurde bereits 1983<br />

zum Demeter-Bauer<br />

und 1989 Besitzer<br />

einer Biogasanlage,<br />

damit schwamm er<br />

hartnäckig gegen den<br />

Strom.<br />

Einer der Gründungsväter<br />

Von Anfang an war Rainer Gansloser nicht nur innovativ,<br />

sondern auch sehr aktiv. So engagierte er sich unter<br />

anderem bei Demeter und rief den Fachverband Biogas<br />

mit ins Leben. In den Anfangsjahren war die Biogas-<br />

Gemeinde noch sehr klein, deshalb trafen sich die 17<br />

Gründungsmitglieder Mitte Februar 1992 auf dem Hof<br />

von Erich Holz und gründeten den Fachverband Biogas<br />

e.V. offiziell. Den Vorstand bildeten neben Rainer<br />

Gansloser auch Landwirt Erich Holz, die Ingenieure Erwin<br />

Köberle und Gert Beck sowie der GTZ-Mitarbeiter<br />

Heinz-Peter Mang. Zum Ersten Vorsitzenden wählten<br />

die anwesenden Biogas-Pioniere Erwin Köberle, zum<br />

Geschäftsführer Michael Köttner.<br />

„Wir sind tausende von Kilometern für den Verband<br />

gefahren“, resümiert Gansloser, und aus aller Welt hätten<br />

sich Besucher seine Biogasanlage angeschaut. „In<br />

meinem dicken Gästebuch stehen sogar Besucher aus<br />

Indien.“ Es sei eine tolle Zeit gewesen<br />

und er erinnert sich vor allem auch<br />

an Wien. „Dort haben wir vor Studierenden<br />

gesprochen, die genau wissen<br />

wollten, was chemisch passiert. Das<br />

wussten wir nicht, sondern nur, dass<br />

es funktioniert.“<br />

Biogas im Blut<br />

„Stunden habe ich mit den Motoren<br />

verbracht und das halbe Leben mit<br />

Biogas“, doch er bereue das nicht. Daheim<br />

habe er allerdings sehr gefehlt:<br />

„Meine Frau war mit unseren vier Kindern<br />

allein“, sagt er nachdenklich.<br />

Der Hof sei trotzdem gelaufen, weil<br />

sein Vater ihn noch viele Jahre nach<br />

der Hofübergabe unterstützt habe. „Er<br />

hatte lebenslänglich genau wie ich, und ist mit 90 Jahren<br />

noch Traktor gefahren“, bemerkt er und freut sich<br />

über den Familiensinn.<br />

„Obwohl die Kinder überall in Deutschland gewohnt<br />

und studiert haben, sind sie alle zurückgekommen und<br />

wohnen im Ort“, so der Biobauer. Auch die Nachfolge<br />

sei gesichert, denn der jüngste Sohn hat den Hof<br />

übernommen. Dieser habe sich entschieden, Bauer<br />

zu werden. Doch zuerst hat er Maschinenmechaniker<br />

und dann Landwirtschaft gelernt. „Er hat die Meisterprüfung<br />

mit 1,1 abgeschlossen und war der Beste von<br />

ganz Baden-Württemberg“, berichtet der stolze Vater.<br />

„Martin ist ein Jahr vor der Biogas-Anlage geboren“, er<br />

habe „Biogas im Blut“ und die Anlage auf Vordermann<br />

gebracht. So erzeugt seit der Hofübergabe ein neuer<br />

Gasmototor eine Leistung von 100 kW. Die Höchstbemessungsleistung<br />

wurde vor dem Stichtag auf 180 kW<br />

erhöht.<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

„Die Entscheidung für<br />

Biogas und Demeter war<br />

auf jeden Fall richtig“<br />

Stange BGJ 4_<strong>2018</strong>.pdf 1 08.06.18 12:01<br />

Reiner Gansloser<br />

Besonderes Substrat<br />

Als Substrat dienen lediglich die Gülle der jetzt 90 GV<br />

und Kleegras. „Wir haben als Bio-Biogas-Anlage andere<br />

Auflagen“, erklärt Sohn Martin, „und beim Maisanbau<br />

Probleme mit der Fruchtfolge.“ Mit der Methanausbeute<br />

des Substrats ist er zufrieden, sie liegt zwischen 50<br />

und 60 Prozent. Kleegras wird für die ökologische Wirtschaftsweise<br />

benötigt und hat viele Vorteile: Es unterdrückt<br />

das Unkraut, bringt Stickstoff in den Boden und<br />

macht ihn fruchtbarer. Jeder Biobetrieb nutzt Kleegras.<br />

„Wir geben ausschließlich überschüssiges Material in<br />

unsere Biogasanlage“, erklärt Martin Gansloser. Den<br />

ersten und zweiten Schnitt bekomme das Milchvieh,<br />

den dritten und vierten Schnitt die Biogasanlage. Das<br />

Kleegras liefern fünf Bio-Bauernhöfe, die es zur Regenerierung<br />

des Ackerbodens anbauen und das sonst<br />

anderweitig entsorgt werden müsste.<br />

Die Biohöfe erhalten dafür den Gärdünger zurück, die<br />

Nährstoffe werden also nur zwischen den Biobetrieben<br />

ausgetauscht. „Damals haben wir nur Gülle eingesetzt“,<br />

erinnert sich Rainer Gansloser. In den Anfangsjahren<br />

hätte niemand gewusst, dass man die Anlage<br />

auch mit etwas anderem als Gülle füttern kann. Auch<br />

Zusatzstoffe waren „nicht bekannt“ und bei der „gut<br />

wirkenden Bio-Gülle“ auch nicht nötig.<br />

„Die Entscheidung für Biogas und Demeter war auf jeden<br />

Fall richtig“, sagt Reiner Gansloser rückblickend.<br />

Die Biogasanlage sei die ganze Zeit einwandfrei gelaufen.<br />

„Allerdings ist aus meiner Sicht<br />

ein Bestandsschutz vor allem für Kleinanlagen<br />

sehr wichtig“, denn rückwirkende<br />

Änderungen hätten oft katastrophale<br />

Folgen für bestehende Anlagen.<br />

„Momentan wissen wir noch nicht, ob<br />

wir in die Flexibilisierung gehen sollen“,<br />

fügt Sohn Martin hinzu, die Biogasanlage<br />

werde noch sieben Jahre mit<br />

Vergütungsanspruch fahren.<br />

Für Martin Gansloser ist die Flexibilisierung<br />

der richtige Weg, doch für den<br />

eigenen Betrieb sei nicht klar, ob sich<br />

die nötige Investition rechne. „Wir sind<br />

nach wie vor überzeugt von Biogas“,<br />

sagt der Hofnachfolger und die Anlagen<br />

dürften vor allem in Deutschland nicht<br />

sterben. „Es muss bei der Fruchtfolge<br />

und dem Wärmekonzept oft nachgebessert<br />

werden, doch Biogasanlagen<br />

sind ökologisch sinnvoll“, mahnt er.<br />

Wie notwendig sie seien, dass sehe er<br />

jeden Tag, denn das Atomkraftwerk<br />

Gundremmingen sei in Sichtweite.<br />

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„Wir haben als Bio-Biogas-Anlage andere<br />

Auflagen“, erklärt Martin Gansloser,<br />

„und beim Maisanbau Probleme mit der<br />

Fruchtfolge.“ Neben der Gülle dienen rund<br />

4,5 Tonnen Kleegras als Substrat, das fünf<br />

Biohöfe aus der Region liefern.<br />

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67


Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Tobias Roeren-Wiemers<br />

im Bürgerwindpark<br />

Westernfeld Buchgarten.<br />

An diesem Windradstandort<br />

können<br />

auch Elektrofahrräder<br />

aufgeladen werden.<br />

Foto: Odas GmbH<br />

Ein Landwirt, der Zukunft gestaltet<br />

Tobias Roeren-Wiemers wurde mit dem Ceres Award als Energielandwirt 2017 ausgezeichnet.<br />

Landwirtschaft und Windenergie sind seine berufliche Leidenschaft. Ehrenamtlich ist<br />

die Honigproduktion in Äthiopien ein Thema, mit dem er nicht nur seine, sondern auch die<br />

Zukunft anderer kreiert.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Wer die Bundesstraße 68 von Paderborn<br />

(Nordrhein-Westfalen) in südwestlicher<br />

Richtung durch das Kreisgebiet<br />

befährt, der erreicht auf seiner Fahrt<br />

durch das Hügelland des südlichen<br />

Teutoburger Waldes/Eggegebirges zwangläufig die<br />

Gemeinde Lichtenau, die im Übergang zur Paderborner<br />

Hochfläche liegt. Zahlreiche Windparks in der<br />

von Ackerbau geprägten Region nutzen hier die windreichen<br />

Standorte, um umweltfreundlichen Strom zu<br />

produzieren.<br />

Jetzt Ende Mai sind die gelben Rapsfelder fast verblüht.<br />

Die hellgrünen Gerstenfelder wiegen ihre Ähren<br />

tragenden Halme im Wind, der auch über die Rotorblätter<br />

der Windenergieanlagen streicht und diese in<br />

Rotation versetzt. Direkt in Lichtenau führt die B68 als<br />

Hauptstraße mit dem Namen Lange Straße an einem<br />

roten Backsteingebäude vorbei. Es ist das Wohnhaus<br />

der ehemaligen Hofstelle der Familie Roeren-Wiemers,<br />

die schon seit 1990 nicht mehr bewirtschaftet wird.<br />

Die Nebengebäude zeugen noch davon, dass hier im<br />

Ort einmal Landwirtschaft betrieben wurde. Die neue<br />

Hofstelle befindet sich seit 1980 im Außenbereich<br />

und bietet hierdurch ein verbessertes Entwicklungspotenzial.<br />

In dem alten Haus im Ort ist unter anderem die Geschäftsstelle<br />

der Lichtenauer Bürgerwind GmbH &<br />

Co.KG sowie der Bürgerwind-Buchgarten GmbH &<br />

Co.KG ansässig. Geschäftsführer sind Andreas Dreier<br />

und Tobias Roeren-Wiemers, die auch für die technische<br />

Betriebsführung der elf Windenergieanlagen des<br />

Windparks verantwortlich sind. Roeren-Wiemers hatte<br />

sich im vergangenen Jahr beim sogenannten Ceres<br />

Award in der Kategorie Energielandwirt beworben und<br />

prompt gewonnen. Der Award ist eine Initiative des<br />

Deutschen Landwirtschaftsverlages in München. Der<br />

Ceres Award ist eine Auszeichnung für außergewöhnliche<br />

Leistungen der Landwirte in Deutschland. In elf<br />

68


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

unterschiedlichen Kategorien werden Landwirtinnen<br />

und Landwirte prämiert.<br />

Für den 30-jährigen Landwirt ist die Auszeichnung Bestätigung<br />

für sein Handeln. Denn er ist ein Mensch, der<br />

nicht nur seine eigene Zukunft überlegt plant, sondern<br />

den auch die Zukunft von Lichtenau, aber auch von<br />

Menschen in Äthiopien interessiert. Das wird in dem<br />

modern eingerichteten Zweiraumbüro der Geschäftsstelle<br />

im Gespräch schnell deutlich. Dabei war für Tobias<br />

Roeren-Wiemers nicht auf Anhieb klar, dass er den<br />

elterlichen Betrieb übernehmen und sich in Sachen<br />

Windenergie vor Ort engagieren würde.<br />

Was kommt hinterm Tellerrand?<br />

„Nach dem Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen<br />

wollte ich zwar in der Agrarbranche bleiben, aber<br />

nicht direkt auf den familieneigenen Hof. Ich hätte mir<br />

auch vorstellen können, noch an der Uni zu arbeiten.<br />

Mich hat immer schon der Blick über den Tellerrand<br />

fasziniert. Besonders prägend waren die Auslandspraktika<br />

und -semester in der Studienzeit“, blickt der<br />

Master of Science agrar zurück. Über Kurse an der Andreas-Hermes-Akademie<br />

in Bonn wurde er aufmerksam<br />

auf ein Partnerschaftsprojekt in Äthiopien, das er mit<br />

aufgebaut hat.<br />

Bei diesem Projekt geht es darum, arbeitslosen und<br />

landlosen Agrarstudentinnen an der Universität die<br />

Möglichkeit zu bieten, an Imkerkursen teilzunehmen.<br />

Über die Imkerei lernen die jungen Frauen, Honig zu<br />

produzieren. Zurzeit gehen<br />

die Initiatoren des Projektes<br />

davon aus, dass die Imkerinnen<br />

etwa ab 30 Bienenvölkern<br />

eine komplette Familie ernähren<br />

können und unterstützen<br />

die jungen Frauen daher mit<br />

der Grundausstattung für die<br />

Honigproduktion. Hierauf aufbauend<br />

können die sogenannten<br />

„Bienenladys“ ihr eigenes<br />

Unternehmen gestalten, um<br />

sich hiermit gute Einkommenschancen<br />

für ihre eigene Zukunft zu erarbeiten.<br />

Um Wertschöpfung, aber auch um Akzeptanz geht es<br />

auch in dem Windenergieprojekt in Lichtenau. „Nachdem<br />

für die Gemeinde ein neuer Flächennutzungsplan<br />

in Kraft trat, war klar, dass auf einem Gebiet noch drei<br />

weitere Windparks entstehen konnten. Da wir eigene<br />

Ackerflächen in einem der überplanten Bereiche haben,<br />

hatte schon mein Vater die Idee, diesen Windpark<br />

mit den anderen 36 Grundeigentümern selbst zu realisieren.<br />

Wir wollten die Energiewende mitgestalten und<br />

nicht auswärtigen Investoren das Feld überlassen“, erinnert<br />

sich Tobias Roeren-Wiemers.<br />

„Wir wollten die Energiewende<br />

mitgestalten<br />

und nicht auswärtigen<br />

Investoren das Feld<br />

überlassen“<br />

Tobias Roeren-Wiemers<br />

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69


Praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Von links: Moderatorin<br />

Susanne Schöne,<br />

Energielandwirt Tobias<br />

Roeren-Wiemers und<br />

Dr. Matthias Baum<br />

(R+V Allgemeine Versicherung<br />

AG) und die<br />

CeresAward-Preisfee.<br />

In der Gemeinde Lichtenau mit ihren 15 Ortsteilen<br />

mit rund 11.000 Einwohnern gab es bis dahin schon<br />

zwei Windkonzentrationszonen. Darin waren etwa 100<br />

Windenergieanlagen errichtet worden mit installierten<br />

elektrischen Leistungen pro Anlage zwischen 500 und<br />

1.000 Kilowatt. Inzwischen sind noch einmal etwa 100<br />

größere Anlagen dazugekommen. So liegt die Gesamtleistung<br />

im Gemeindegebiet zwischen 350 und 400<br />

Megawatt.<br />

„Wir sind damals sehr unbefangen<br />

an das Projekt herangegangen<br />

und haben uns zu bestimmten<br />

Problemstellungen einfach<br />

durchgefragt“<br />

Tobias Roeren-Wiemers<br />

Die elf Windenergieanlagen des<br />

Bürgerwindparks werden von insgesamt<br />

drei Betreibergesellschaften<br />

betrieben. Fünf Windenergieanlagen<br />

betreibt die Bürgerwind-Buchgarten<br />

GmbH & Co.KG. Ebenfalls<br />

fünf Windenergieanlagen betreibt<br />

die Lichtenauer Bürgerwind GmbH<br />

& Co. KG. Eine Windenergieanlage<br />

wird von der Energiegenossenschaft<br />

Paderborner Land e.G. betrieben.<br />

Insgesamt sind somit über<br />

300 Lichtenauer Bürger direkt<br />

am Bürgerwindpark Westernfeld<br />

Buchgarten als Kommanditisten<br />

und Genossenschaftsmitglieder<br />

beteiligt. Die Anlagen werden als<br />

Poolgesellschaft betrieben. Das<br />

heißt, dass die Kosten und Erlöse<br />

durch elf Anlagen geteilt werden.<br />

Auf das Gemeindegebiet gesehen<br />

ist es sehr erfreulich, dass ein<br />

Großteil der Gewerbesteuereinnahmen aus der Windstromerzeugung<br />

in Lichtenau bleibt. Ebenso positiv ist,<br />

dass die Anlagenbetreiber 1 Prozent ihres Umsatzes<br />

der Bürger- und Energiestiftung spenden. „Dadurch<br />

kommt pro Jahr eine sechsstellige Summe zusammen,<br />

mit der soziale Projekte vor Ort unterstützt werden. So<br />

ist es zum Beispiel gelungen, den Ortsteil Ebbinghaus<br />

mit schnellem Internet zu verbinden, als wir den Windpark<br />

mit einer Leitung an das dortige Umspannwerk<br />

anbinden mussten“, hebt Roeren-Wiemers hervor. Ein<br />

weiterer Vorteil der regional intensiven Windenergienutzung<br />

ist, dass der Anlagenhersteller Enercon nun<br />

ein internationales Schulungszentrum in Lichtenau<br />

errichten will.<br />

Der junge Agrarunternehmer übernahm 2013 den elterlichen<br />

Betrieb mit 75 Hektar landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche und 2.500 Schweinemastplätzen. Heute<br />

bewirtschaftet er 200 Hektar. Inzwischen ist auch<br />

sein zwei Jahre jüngerer Bruder Benedikt, der gelernter<br />

Bankkaufmann ist, in den Betrieb eingestiegen. Der ist<br />

im angepachteten Betrieb für den Legehennenstall verantwortlich.<br />

Die Eier der etwa 10.000 Hennen werden<br />

komplett in der Region direkt vermarktet. Ebenso betreibt<br />

er an 30 Standorten Schnittblumenfelder, die auf<br />

insgesamt 16 Hektar wachsen und von den Bürgerinnen<br />

und Bürgern gegen Bezahlung selbst geschnitten<br />

werden können.<br />

Foto: Markus Nass<br />

Projektgruppe legte unbefangen los<br />

2011 wurde der Standort des Lichtenauer Bürgerwindparks<br />

ausgewählt, 2015 wurde der Park genehmigt.<br />

Nur knapp ein Jahr später waren die elf Windenergieanlagen<br />

auf dem 245 Hektar großen Areal aufgestellt.<br />

Eine siebenköpfige Projektgruppe hat mithilfe der Beratung<br />

der Landwirtschaftskammer das Projekt verwirklicht.<br />

„Wir sind damals sehr unbefangen an das Projekt<br />

herangegangen und haben uns zu bestimmten Problemstellungen<br />

einfach durchgefragt“, erklärt Roeren-<br />

Wiemers. Und das immerhin bei einer Investitionssumme<br />

von knapp 60 Millionen Euro.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

70


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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International<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Sauberere Luft in den Städten<br />

dank Erdgasmobilität.<br />

Foto: ML Schaller<br />

Frankreich<br />

Paris<br />

Mit Biomethan die<br />

Kurve kriegen<br />

In unserem südwestlichen Nachbarland sorgen Prototypen von<br />

Wertschöpfungsketten für nachhaltige Transportlösungen.<br />

Von EUR Ing. Marie-Luise Schaller<br />

Ein französisches Konsortium verknüpft auf<br />

elegante Weise Kreislaufwirtschaft und Energiewende:<br />

Der Einzelhandelskonzern Carrefour<br />

testet im Partnerverbund die Nutzung<br />

von Biomethan als Kraftstoff in Erdgasfahrzeugen,<br />

dessen Produktion organische Abfälle seiner<br />

Supermärkte mitverwertet. Damit präsentiert sich die<br />

Handelsgruppe als Vorreiter beim nachhaltigen Wirtschaften<br />

mit positivem Effekt hinsichtlich Luftreinhaltung,<br />

Klimaschutz und Ressourceneffizienz.<br />

Bei anderen europäischen Nachbarn nimmt die Erdgasmobilität<br />

ebenfalls Fahrt auf. Schließlich ist beschleunigtes<br />

Handeln auf europäischer Ebene geboten, um die<br />

dringend benötigte Verkehrswende zu realisieren. Und<br />

zwar durch integrierte Ansätze, wofür die Biomethanverwertung<br />

im Kraftstoffsektor eine mehrfach punktende<br />

Lösung darstellt, wie die Franzosen erkannt haben.<br />

Effektiver durch interne CO 2<br />

-Bepreisung<br />

Die französische Carrefour-Gruppe ist mit 6.000 Filialen<br />

und einem nationalen Umsatz von 9,5 Milliarden<br />

(Mrd.) Euro im ersten Quartal des Jahres <strong>2018</strong> eine<br />

der größten Einzelhandelsketten des Landes. Im Sinne<br />

des wachsenden Umweltbewusstseins setzt der Konzern<br />

auf Nachhaltigkeit und Innovation. Seit 2016 gilt<br />

konzernweit eine interne CO 2<br />

-Bepreisung, womit die<br />

Vermeidung von Treibhausgasemissionen auch finanziell<br />

bewertet wird.<br />

Carrefour beschäftigt sich seit 2013 damit, die Emissionen<br />

durch die Verwendung von Biomethan als Lkw-<br />

Kraftstoff zu reduzieren. In Partnerschaft mit dem<br />

Energiekonzern ENGIE (ehemals GDF SUEZ), dem<br />

Logistikunternehmen Perrenot und dem Fahrzeugbauer<br />

IVECO ist dabei eine erfolgreiche Kooperation<br />

entstanden.<br />

72


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

International<br />

Die nicht mehr verkäuflichen Lebensmittel der Supermärkte<br />

(verdorbenes Obst und Gemüse, Backwaren, Fleischabfälle,<br />

pflanzliche Reststoffe) werden eingesammelt. Zusammen mit<br />

anderen Substraten werden diese Bioabfälle von ENGIE zur<br />

Biomethanerzeugung verwertet. GNVERT, die Grüngasfiliale<br />

von ENGIE, vertreibt diesen Biomethankraftstoff über ihr Tankstellennetz.<br />

Perrenot, Vertragsspediteur von Carrefour, bezieht<br />

dort den Kraftstoff für einen Teil der Fahrzeuge, die wiederum<br />

die Supermärkte der Region mit Waren versorgen.<br />

Positive Erfahrungen und Effekte<br />

Begonnen hat es in Lille mit der Logistik für zehn Märkte. Die<br />

dort eingesetzten Fahrzeuge besitzen eine Reichweite von 400<br />

Kilometer, ausreichend für die üblichen Tagestouren. Inzwischen<br />

wurde das Modell in andere Metropolen übertragen.<br />

Carrefour schreibt seinen Transportunternehmern den teureren<br />

Biokraftstoff vor. So sichert sich der Konzern eine der Möglichkeiten,<br />

die selbstgesetzten Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen<br />

zu erreichen. Zwischen 2010 und 2025<br />

sollen diese um 80 Prozent verringert werden.<br />

Hiervon profitieren die Umwelt sowie die lokale Wirtschaft und<br />

letztlich auch das Image der Handelsgruppe. Attraktive Pluspunkte<br />

sind die Verringerung von Feinstaubemissionen um bis<br />

zu 80 Prozent, die Reduktion des CO 2<br />

-Ausstoßes um 75 bis 80<br />

Prozent und die Halbierung der Schallimmissionen, ein nicht<br />

zu vernachlässigender Vorteil bei den nächtlichen Anlieferungen<br />

in bewohnten Gebieten. Der lokalen Wirtschaft wiederum<br />

nutzt die Schaffung einer kompletten Wertschöpfungskette mit<br />

Biogas- und Biomethananlage und Bioerdgastankstelle. Dabei<br />

fördern die öffentlichen Tankstellen auch allgemein den Umstieg<br />

auf Gasfahrzeuge und Biomethan, weil die nötige Infrastruktur<br />

entsteht.<br />

Sauberer unterwegs dank Erdgas und Biomethan<br />

Die Spedition Perrenot hat im vergangenen November 250<br />

IVECO Stralis mit 400 PS bestellt, die mit LNG (Liquefied Natural<br />

Gas) fahren und dank Doppeltank eine Reichweite von<br />

1.500 Kilometer besitzen – was sie den Diesel betriebenen<br />

Lkw gleichstellt. Auch der belgische Transportkonzern Jost hat<br />

500 STRALIS NP geordert. Damit will das Unternehmen bis<br />

2020 ein gutes Drittel der Flotte mit 1.400 Zugfahrzeugen<br />

durch LNG-Trucks ersetzen. Sein Mitbewerber Remitrans aus<br />

dem flandrischen Teil Belgiens hat ebenfalls eine Umstellung<br />

auf „Vollgas“ angekündigt und wird ab 2019 auch 30 Prozent<br />

seiner Flotte mit LNG betreiben. Dafür wird er eine eigene Tankstelle<br />

durch die niederländische Firma Ligal errichten lassen.<br />

Mit Casino nimmt eine weitere französische Supermarktkette<br />

in den nächsten drei Jahren 400 erdgasbetriebene Lkw in ihre<br />

Flotte auf. Der Wechsel vom Diesel zum fossilen Erdgas bedeutet<br />

schon eine CO 2<br />

-Ersparnis von bis zu 15 Prozent. Angestrebt<br />

sei, diese Reduktion durch den Einsatz von Biomethan auf 95<br />

Prozent zu steigern.<br />

Eine europäische Aufgabe<br />

Die Handels- und Lebensmittelkonzerne gehen nicht nur mit<br />

guten Einzelbeispielen voran. Sie haben erkannt, dass es eine<br />

Gemeinschaftsaufgabe ist, die Verkehrswende voranzutreiben.<br />

73


International<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Foto: IVECO<br />

Grüne Transporte mit<br />

dem IVECO Stralis,<br />

einem Langstreckenlaster<br />

mit 400-PS-<br />

Motor und Doppel-<br />

LNG-Tank.<br />

36 Konzerne der Handelsbranche, darunter multinationale<br />

Größen wie Carrefour und Ikea, aber auch Nestlé<br />

und Unilever, haben sich im April <strong>2018</strong> gemeinsam<br />

an die EU-Kommission gewandt. Sie fordern die Verpflichtung<br />

der Fahrzeughersteller, die derzeitigen CO 2<br />

-<br />

Emissionen bis 2025 um 24 Prozent zu senken.<br />

Immerhin verursachen Lkw und Busse etwa ein Viertel<br />

des CO 2<br />

-Ausstoßes im Verkehr und rund 6 Prozent der<br />

gesamten CO 2<br />

-Emissionen der EU. Am 17. Mai hat die<br />

Kommission ihre Gesetzesvorlage präsentiert, mit der<br />

erstmalig CO 2<br />

-Standards für Schwerlastfahrzeuge in<br />

der EU gesetzt werden. Bis 2025 sollen bei Neufahrzeugen<br />

die Werte von 2019 um 15 Prozent und bis<br />

2030 mindestens um 30 Prozent verringert sein.<br />

Konservativen Fahrzeugherstellern erscheint diese<br />

Forderung nicht realisierbar. Gemäß Positionspapier<br />

des europäischen Automobilherstellerverbandes ACEA<br />

sollte der Fokus nicht allein auf Neufahrzeugen liegen,<br />

sondern ein integrierter Ansatz verfolgt werden. Das<br />

ist ein konstruktiver Beitrag, denn nur ganzheitliche<br />

Lösungen können die Wende herbeiführen. Dafür sind<br />

Biomethan-Komplettlösungen wie die bei Carrefour<br />

praktizierte besonders geeignet.<br />

Fortschrittliche Hersteller wie IVECO bieten sowohl<br />

Lkw als auch Busse mit Erdgasantrieb an. Im landwirtschaftlichen<br />

Fahrzeugbau entwickeln Steyr und New<br />

Holland Traktoren, die mit Erdgas oder Biomethan fahren.<br />

Diese Unternehmen gehören alle zur europäischen<br />

Holding CNH Industry, einem Weltmarktführer, der<br />

Landwirtschafts- und Baumaschinen, Lastwagen, Gewerbe-<br />

und Spezialfahrzeuge mit einem breiten Portfolio<br />

an Antriebstechniken produziert und vertreibt.<br />

Biomethan hat Vorfahrt<br />

Gerade hat IVECO BUS den Zuschlag der Pariser Verkehrsbetriebe<br />

RATP bei einer Ausschreibung von 150<br />

Gelenkbussen mit CNG-Antrieb erhalten. Montiert werden<br />

sie in Annonay (F) und besitzen einen Gasmotor,<br />

der in Bourbon-Lancy (F) gebaut wird. Die nationale<br />

Wirtschaft profitiert also auch hier.<br />

Seit 2015 werden in Paris Busse mit Biomethan betrieben<br />

und bis 2025 sämtliche Dieselbusse durch<br />

Batterie- oder Erdgasbusse ersetzt. Die Planungen in<br />

der französischen Energiepolitik zielen auch generell<br />

darauf ab, Biomethan eine zunehmende Bedeutung zu<br />

verschaffen und die Kraftstoffnutzung weiter auszubauen.<br />

Im diesjährigen offiziellen Biogasbranchenreport<br />

„Panorama du gaz renouvelable“ ist angekündigt,<br />

den Anteil von Biomethan im Erdgaskraftstoff von derzeit<br />

8,7 Prozent bis 2023 auf 20 Prozent zu steigern.<br />

Dort beruft man sich darauf, dass durch den Einsatz<br />

von Biomethan als Kraftstoff etwa 80 Prozent der Treibhausgasemissionen<br />

gegenüber Diesel eingespart und<br />

weitere positive Effekte im Hinblick auf die Luftreinhaltung<br />

erzielt werden können.<br />

Bereits jetzt sind 75 Prozent der französischen Biomethanmengen<br />

mit Herkunftszertifikat als Kraftstoff<br />

eingesetzt, was einer gezielten steuerlichen Förderung<br />

zu verdanken ist. In Frankreich fahren gut 16.000 mit<br />

Erdgas betriebene Fahrzeuge, darunter 1.285 Lkw und<br />

3.064 Busse. Die zuvor vorgestellten Pläne der Handelsketten<br />

beziehungsweise der Speditionen werden<br />

die Bestände weiter erhöhen. Der Ausbau des Erdgastankstellennetzes<br />

folgt der Entwicklung. Regionale<br />

Initiativen greifen dabei finanziell unter die Arme. So<br />

subventioniert zum Beispiel die Region Nouvelle Aquitaine<br />

an zehn Tankstellen den Preis des Biomethankraftstoffs.<br />

Für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren<br />

können so Mehrkosten gegenüber normalem Erdgaskraftstoff<br />

ausgeglichen werden.<br />

Diese ganzheitlichen Konzepte entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette ermöglichen Effizienz bei tiefgreifenden<br />

Verbesserungen. Durch das Engagement<br />

von Unternehmen unterschiedlicher Branchen gepaart<br />

mit der Unterstützung regionaler Institutionen entstehen<br />

Konsortien, die erfolgreich nachhaltige Geschäftsmodelle<br />

realisieren.<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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75


International<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Foto: Energie 360°<br />

Von Januar bis Juli 2017 stand der<br />

Container mit Demonstrationsanlage<br />

auf dem Werdhölzli-Areal.<br />

Schweiz<br />

Direkte Wasserstoff-Methanisierung –<br />

technisch erfolgreich nachgewiesen<br />

Bern<br />

Um die bestehenden Rohgasquellen noch besser nutzen zu können, arbeiten Energie 360° und das Paul<br />

Scherrer Institut (PSI) zusammen an einer neuen Power-to-Gas-Technologie. Im Dauereinsatz ist mit der<br />

Demonstrationsanlage bewiesen worden, dass das Verfahren die Anforderungen für eine unbeschränkte<br />

Einspeisung in das Gasnetz erfüllt und die Produktion von erneuerbarem Gas aus Klär- und Biogasanlagen<br />

um 60 Prozent gesteigert werden kann.<br />

Von Andreas Kunz, Julia Witte, Tilman Schildhauer und Serge Biollaz<br />

Der Anteil von inländischem Biogas<br />

im Schweizer Gasnetz liegt<br />

derzeit erst bei etwa 1 Prozent.<br />

Dies obschon die Produktion<br />

von Biogas in der Schweiz im<br />

letzten Jahrzehnt stark zugenommen hat.<br />

Diese Entwicklung soll weitergeführt werden.<br />

Die Schweizer Gaswirtschaft will den<br />

Anteil der erneuerbaren Gase im Wärmemarkt<br />

bis 2030 auf 30 Prozent steigern.<br />

Hier setzen Energie 360° und das Paul<br />

Scherrer Institut (PSI) an: Rohbiogas, das<br />

durch die Vergärung von biogenen Abfällen<br />

und in Klärwerken anfällt, besteht zu<br />

einem großen Teil aus Methan. Es enthält<br />

aber auch einen etwa 40-prozentigen Anteil<br />

an CO 2<br />

, der in herkömmlichen Biogas-<br />

Aufbereitungsanlagen vor der Einspeisung<br />

ins Gasnetz durch entsprechende Verfahren<br />

abgetrennt wird.<br />

Das im Rohbiogas enthaltene CO 2<br />

kann mit<br />

der Power-to-Gas-Technologie durch Zugabe<br />

von Wasserstoff direkt in zusätzliches<br />

Methan umgewandelt werden und so die<br />

Produktion von erneuerbarem Gas um 60<br />

Prozent steigern. Eine Potenzialabschätzung,<br />

die im Umfang des Projekts erstellt<br />

wurde (Aqua & Gas N° 7/8 2016), zeigt,<br />

dass durch die Direkt-Methanisierung von<br />

Biogas in Klär- und Vergärwerken die Einspeisung<br />

von erneuerbarem Gas deutlich<br />

gesteigert werden kann. Würden sämtliche<br />

bestehenden Schweizer Klär- und Biogasanlagen,<br />

die bereits Biogas produzieren und<br />

sich in der Nähe eines Gasnetzes befinden,<br />

auf die Power-to-Gas-Technologie umgebaut<br />

und das Gas ins Netz einspeisen, könnte die<br />

Einspeisung von erneuerbarem Gas in der<br />

Schweiz von aktuell 308 Gigawattstunden<br />

(GWh) auf 1.400 GWh gesteigert werden. Es<br />

wäre damit möglich, mehr als 900 Gigawattstunden<br />

Strom im Gasnetz zu speichern.<br />

Das bestehende Potenzial an möglichen Power-to-Gas-Anlagen<br />

in der Schweiz erstreckt<br />

sich auf fast 100 Anlagen, wobei der größte<br />

Anteil (64 Anlagen) im Bereich der Klärwerke<br />

liegt (siehe Tabelle 1). Die meisten<br />

dieser Anlagen verfügen heute noch nicht<br />

über eine Einspeisung, sondern erzeugen<br />

aus dem gewonnenen Klärgas durch Kraft-<br />

Wärme-Kopplung Strom und Wärme, was<br />

aus der Perspektive der optimalen ökologischen<br />

Energienutzung im Vergleich zu einer<br />

Einspeisung unvorteilhafter ist.<br />

76


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

International<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Die Frage, ob die Technologie wirtschaftlich<br />

betrieben werden kann, respektive ob<br />

das zusätzliche Methan zu gleichen Kosten<br />

erzeugt werden kann wie Methan, das<br />

durch den konventionellen Biogasprozess<br />

erzeugt wird, ist durch eine Modellrechnung<br />

beantwortet worden. Im Vergleich<br />

zu Erdgas hat Biogas heute einen ökologischen<br />

Mehrwert, aber auch höhere Herstellungskosten.<br />

Der daraus resultierende<br />

Mehrpreis für Biogas wird vollumfänglich<br />

durch die umweltbewusste Kundschaft akzeptiert<br />

und getragen.<br />

Biogas ist von der Mineralölsteuer sowie der<br />

CO 2<br />

-Abgabe befreit. Unter diesen Bedingungen<br />

können heute konventionelle Biogas-Aufbereitungsanlagen<br />

ohne staatliche<br />

Fördermittel wirtschaftlich betrieben werden.<br />

Dieses Grundkonzept soll als Benchmark<br />

auch für die Power-to-Gas-Anlagen<br />

gelten. In der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

wird eine Power-to-Gas-Anlage mit einer<br />

konventionellen Biogas-Aufbereitungsanlage<br />

verglichen. So ist geprüft worden, ob<br />

es möglich ist, die Anlage mit vergleichbaren<br />

oder sogar tieferen Investitions- und Betriebskosten<br />

pro Kilowattstunde erzeugtes<br />

Gas zu betreiben. Nur wenn diese Bedingung<br />

erfüllt wird, ist die Substitution einer<br />

konventionellen Biogas-Aufbereitungsanlage<br />

auch wirtschaftlich sinnvoll.<br />

Die Befreiung von der Mineralölsteuer und<br />

CO 2<br />

-Abgabe gilt seit 2016 analog zum Biogas<br />

auch für erneuerbares Methan, sofern<br />

der Wasserstoff aus erneuerbaren Energieträgern<br />

hergestellt wurde und das CO 2<br />

nicht<br />

Abbildung 1: Investitionskosten-Vergleich (konventionelle Biogas-Aufbereitungsanlage<br />

zu einer Power-to-Gas-Anlage, basierend auf einem kontinuierlichen<br />

Anlagenbetrieb)<br />

Franken (1 Fr. = 0,8615 Euro)<br />

5.000.000<br />

4.000.000<br />

3.000.000<br />

2.000.000<br />

1.000.000<br />

-<br />

Konventionell<br />

Power-to-Gas<br />

Tabelle 1: Potenzial in Anzahl Anlagen > 3 GWh (Stand 2015)<br />

Potenzialanalyse<br />

in Anzahl Anlagen<br />

Einspeisung<br />

bestehend<br />

aus Prozessen stammt, die explizit CO 2<br />

für<br />

die Methanisierung produzieren. Basierend<br />

auf diesen Rahmenbedingungen wird synthetisches<br />

Gas dem heutigen Biogas gleichgesetzt.<br />

Es wird folglich angenommen,<br />

dass auch der zu erzielende Marktpreis mit<br />

den Preisen für Biogas identisch sein wird.<br />

Entsprechend sind 10 bis 12 Rappen pro<br />

Kilowattstunde (Rp./kWh) für einspeisefähiges<br />

Biogas ab Produktionsanlage und<br />

vor Verteilung, Handel und Verkauf gewählt<br />

Potenzial<br />

neue Einspeisung<br />

Gasleitung / Einspeisung<br />

Planung / Bau<br />

Gasreinigung<br />

Speicher<br />

Methanisierung<br />

Gasaufbereitung<br />

Elektrolyse<br />

Total Potenzial<br />

Power-to-Gas<br />

Klärwerk (ARA) 15 64 79 15 64 79<br />

Vergärwerke 8 9 17<br />

Total 23 73 96<br />

worden. Dieser Preis schließt neben dem<br />

Energiepreis des Gases den ökologischen<br />

Mehrwert mit ein. Mit tendenziell zunehmendem<br />

Wettbewerb am Biogasmarkt ist<br />

dies eine eher optimistische Annahme. Es<br />

ist zu erwarten, dass dieser Wert in Zukunft<br />

abnehmend sein wird.<br />

Für den Vergleich der Power-to-Gas-Anlage<br />

mit einer konventionellen Biogas-Aufbereitungsanlage<br />

ist eine Anlagengröße im mittleren<br />

Segment mit 200 Normkubikmetern<br />

Abbildung 2: Verschaltung der Demonstrationsanlage «Cosyma» des PSI an der Biogas-Aufbereitungsanlage Werdhölzli<br />

in Zürich: Ein Teilstrom des Rohbiogases wird abgetrennt, umgewandelt und als Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist<br />

77


International<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Abbildung 3: Aufbau der Versuchsanlage «Cosyma»<br />

(Nm 3 ) Rohbiogas pro Stunde definiert worden.<br />

Dies ist für die Schweiz eine typische<br />

Anlagengröße und entspricht bei kontinuierlicher<br />

Produktion etwa 11 GWh pro Jahr.<br />

Investitionskosten<br />

Durch die Nutzung des CO 2<br />

aus dem Rohbiogas<br />

mittels Power-to-Gas kann die eingespeiste<br />

Biogasmenge auf 160 Prozent<br />

gesteigert werden. Die Investitionskosten<br />

der Power-to-Gas-Anlage einschließlich<br />

aller Aufbereitungsschritte für eine uneingeschränkte<br />

Einspeisung in das Gasnetz<br />

steigen im Vergleich zur konventionellen<br />

Anlage um den Faktor 1,9. Da die Investitionskosten<br />

nicht nur durch das zusätzliche<br />

Methan, sondern auch durch das bereits<br />

im Rohgas enthaltene Methan getragen<br />

werden können, sind die spezifischen Investitionskosten<br />

pro kWh nur leicht höher<br />

als bei einer konventionellen Anlage (Abbildung<br />

1). Zukünftig wird weiter erwartet,<br />

dass die Investitionskosten, vor allem mit<br />

zunehmender Anzahl von Anlagen, noch<br />

merklich sinken werden.<br />

Die spezifischen Kosten für Betrieb und<br />

Wartung sinken durch die um 60 Prozent<br />

erhöhte Produktionsmenge und kompensieren<br />

so die höheren Investitionskosten<br />

von Power-to-Gas im Vergleich zu einer konventionellen<br />

Aufbereitung. So ergeben sich<br />

für Betrieb (ohne Rohbiogas und Strom für<br />

Elektrolyse) und Kapital für beide Varianten<br />

identische spezifische Kosten pro kWh.<br />

Wenn für beide Varianten von identischen<br />

Rohgaskosten ausgegangen wird, ist daher<br />

die Wirtschaftlichkeit von Power-to-Gas primär<br />

von den Stromkosten abhängig.<br />

Diese müssen unter 4,5 Rp./kWh liegen,<br />

damit das Power-to-Gas-Verfahren mit der<br />

konventionellen Biogas-Herstellung durch<br />

CO 2<br />

-Abtrennung Schritt hält. Dies ist zurzeit<br />

nur realistisch, wenn Netzgebühren<br />

bei den Stromkosten entfallen. Weiter kann<br />

die Wirtschaftlichkeit einer Power-to-Gas-<br />

Anlage durch Verwertung der anfallenden<br />

Abwärme sowie des Sauerstoffs aus der<br />

Elektrolyse je nach Projektstandort und<br />

Gegebenheiten noch optimiert werden.<br />

Nachweis der technischen<br />

Machbarkeit<br />

Am PSI wurde eine Demonstrationsanlage<br />

in einem Container aufgebaut (Cosyma),<br />

um neben der wirtschaftlichen auch die<br />

technische Machbarkeit der Methanisierung<br />

ohne vorherige Abtrennung des CO 2<br />

78


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

International<br />

Abb. 4: Verlauf der technischen Demonstration der direkten Methanisierung von<br />

Biogas in der katalytischen Wirbelschicht: Konzentrationen der Gaskomponenten<br />

nach der Reaktion und der Gastrocknung<br />

CH 4<br />

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vom Biogas zu demonstrieren (siehe Foto<br />

mit Container). Nach der Inbetriebnahme<br />

mit Flaschengas auf der Energy-System-<br />

Integration-Plattform (ESI) des PSI Ende<br />

2016 wurde die Demonstrationsanlage im<br />

Januar 2017 zur Biogas-Aufbereitungsanlage<br />

in Zürich-Werdhölzli transportiert.<br />

Diese ist eine der größten Biogas-Aufbereitungsanlagen<br />

der Schweiz und erzeugt aus<br />

dem Klärgas des Klärwerks Werdhölzli und<br />

dem Rohbiogas aus dem Vergärwerk bis zu<br />

800 Nm 3 Methan pro Stunde. Das Rohgas<br />

aus dem Klär- und dem Vergärwerk besteht<br />

zu 60 Prozent aus Methan und zu 40 Prozent<br />

aus CO 2<br />

und enthält Verunreinigungen<br />

wie etwa Schwefelverbindungen. Das CO 2<br />

wird nach einer Gasreinigung durch Aktivkohle<br />

mittels einer Aminwäsche abgetrennt,<br />

bevor das Biomethan (>96 Prozent<br />

CH 4<br />

) dann getrocknet und eingespeist wird.<br />

Für die Demonstrationsanlage des PSI wird<br />

ein Teilstrom von 1 bis 2 m 3 pro Stunde des<br />

Rohbiogases vor der Aktivkohle abgetrennt<br />

und nach der Biogas-Aufbereitungsanlage<br />

als methanreiches Biomethan in das Gasnetz<br />

eingespeist (siehe Abbildung 2).<br />

Im Container befindet sich die eigentliche<br />

Demonstrationsanlage, die im Wesentlichen<br />

aus vier Abschnitten besteht (siehe Abbildung<br />

3). Die technischen Merkmale sind<br />

in Tabelle 2 angegeben. Im ersten Teil des<br />

Containers wird das Rohbiogas mithilfe eines<br />

Kompressors auf etwa 6 bar Überdruck<br />

komprimiert. Danach erfolgt eine Gasreinigung<br />

zur Abtrennung von Schwefelverbindungen<br />

und Siloxanen, die den Katalysator<br />

der Methanisierung vergiften können.<br />

Methanisierung im<br />

Wirbelschichtreaktor<br />

Das gereinigte Gas wird aufgeheizt und<br />

mit etwas Wasserdampf sowie mit der notwendigen<br />

Menge Wasserstoff gemischt.<br />

Im dritten Anlagenabschnitt befindet<br />

sich der Methanisierungsreaktor, in dem<br />

jeweils ein Teil CO 2<br />

mit vier Teilen Wasserstoff<br />

zu einem Teil Methan und zwei<br />

Teilen Wasserdampf sowie Wärme umgesetzt<br />

wird. Dieser Reaktor ist als sogenannte<br />

„Wirbelschicht“ ausgeführt. Das<br />

heißt, dass das von unten in den Reaktor<br />

einströmende Gas die sandkorngroßen<br />

Katalysatorpartikel anhebt und beim Aufsteigen<br />

durchmischt, was unter anderem<br />

eine sehr effektive Kühlung des Reaktors<br />

und damit eine freie Temperaturwahl in<br />

der Reaktion erlaubt.<br />

Darüber hinaus hat dieser Reaktortyp in<br />

der Vergangenheit gezeigt, dass er deutlich<br />

robuster gegen Verkokung des Katalysators<br />

ist als andere thermochemische Methanisierungsreaktoren.<br />

Nach dem Reaktor folgt<br />

eine Filtrierung des Gases, um Partikel abzuscheiden,<br />

sowie eine Kondensation des<br />

Wasserdampfes. An dieser Stelle besteht<br />

das Biomethan bereits aus 85 bis 90 Prozent<br />

Methan, 1 bis 2 Prozent Kohlendioxid<br />

und 8 bis 14 Prozent Wasserstoff, je nach<br />

Betriebsbedingungen. Bei im Vergleich zur<br />

im Gasnetz transportierten relativ kleinen<br />

Gasmenge kann das erzeugte Biomethan so<br />

eingespeist werden, ohne die Gasqualität<br />

zu verändern (sogenannte eingeschränkte<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Abb. 5: Einfluss des H 2<br />

/ CO 2<br />

-Verhältnisses am Reaktoreingang auf die Gaszusammensetzung<br />

am Reaktorausgang für eine Wirbelschichtmethanisierung<br />

von Rohbiogas.<br />

molare Fraktion (%)<br />

Gleichgewichtsmodell<br />

Kinetisches Modell<br />

H 2<br />

/ CO 2<br />

(-)<br />

Experiment<br />

ins Erdgasnetz zu erfüllen, ist bei einer industriellen<br />

Anlage eine Wasserstoff-Membran vorgesehen. Mit<br />

dieser Stufe wird durch Abtrennung des Wasserstoffs<br />

die Methankonzentration auf über 96 Prozent gehoben<br />

und gleichzeitig der Wasserstoffgehalt unter 2 Prozent<br />

gesenkt. Der Wasserstoff wird wieder zur Methanisierung<br />

zurückgeführt, wodurch die Gesamteffizienz der<br />

Wasserstoff-Umsetzung gesteigert wird.<br />

Ausgehend von Modellrechnungen ist bekannt, dass<br />

man bei Temperaturen von 250 bis 400 Grad Celsius<br />

(°C), die für die Methanisierung mithilfe von nickelbasierten<br />

Katalysatoren notwendig sind, mindestens 95<br />

Prozent – wegen der Thermodynamik aber keineswegs<br />

alles CO 2<br />

– umwandeln kann. Gleichzeitig braucht es<br />

auch immer einen leichten Wasserstoff-Überschuss im<br />

Reaktor, um den Katalysator vor Verkokung und Aktivitätsverlust<br />

zu schützen. Beides zusammen führt im Ergebnis<br />

zu einem Rest-Wasserstoffgehalt im Biomethan<br />

von ungefähr 10 Prozent. Wie in Abbildung 4 zu sehen<br />

ist, gelang es während der gesamten Versuchsdauer<br />

von 1.000 Stunden, diese Werte als auch den hohen<br />

Methangehalt (85 bis 90 Prozent) konstant zu halten.<br />

Dies zeigt die stabile Aktivität des Katalysators und die<br />

genügend hohe Wirksamkeit der Gasreinigung.<br />

Temperatur-Optimum:<br />

340 bis 350 °C<br />

Vor allem in den ersten 100 Stunden des Dauerversuchs<br />

wurden verschiedene Optimierungsexperimente<br />

vorgenommen, um den besten Betriebspunkt zu finden<br />

und die vorgängig durchgeführten Modellrechnungen<br />

zu bestätigen. Wegen der thermodynamischen Begrenzung<br />

dieser Wärme freisetzenden Reaktion sinkt der<br />

maximal mögliche Umsatz in einem Methanisierungsreaktor<br />

mit steigender Temperatur. Andererseits ist der<br />

Katalysator bei tieferen Temperaturen nicht sehr aktiv.<br />

Deshalb bildet sich ein Temperatur-Optimum, bei dem<br />

die höchsten Methangehalte möglich sind. Wie vom<br />

Modell vorhergesagt, liegt das Optimum für diesen Fall<br />

bei 340 bis 350 °C.<br />

Eine weitere wichtige Betriebsbedingung ist das Verhältnis<br />

von CO 2<br />

zum zugesetzten Wasserstoff (H 2<br />

). Je<br />

höher die Wasserstoffzugabe ist, desto mehr CO 2<br />

kann<br />

zu Methan umgewandelt werden. Allerdings verdünnt<br />

dann der nicht umgesetzte Wasserstoff das Biomethan<br />

und muss mittels Membran abgetrennt und zurückgeführt<br />

werden. Umgekehrt sinkt die Methanausbeute aus<br />

CO 2<br />

mit sinkendem H 2<br />

-Gehalt des Reaktors; zusätzlich<br />

muss eine Katalysatordeaktivierung vermieden werden.<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

International<br />

Das Ergebnis kann in Abbildung 5 betrachtet werden,<br />

die den Einfluss des H 2<br />

:CO 2<br />

-Verhältnisses am Reaktoreingang<br />

auf die Gaszusammensetzung am Reaktorausgang<br />

für eine Reaktor-Temperatur von 340 bis 350 °C<br />

darstellt. Die Punkte zeigen dabei die experimentellen<br />

Ergebnisse, während die durchgezogene Linie dem<br />

thermodynamischen Gleichgewicht und die gestrichelte<br />

Linie der Modellvorhersage entspricht. Es lässt sich<br />

also sagen, dass der Reaktor bis an das thermodynamische<br />

Maximum herangeht und dies mit der Modellrechnung<br />

übereinstimmt.<br />

Tabelle 2: Technische Merkmale der Versuchsanlage «Cosyma»<br />

Leistung<br />

Autoren<br />

Andreas Kunz<br />

Energie 360°<br />

ca. 10 kW Wasserstoff-Zufuhr<br />

Produktmenge 20 kW Methan, davon 7-8 kW aus umgesetztem CO 2<br />

Druckbereich<br />

bis 10 bar<br />

Temperaturbereich 290-400 °C<br />

Eingebaute<br />

Prozessschritte<br />

Gasmischung, Gasreinigung, Wasserdampfzugabe, Methanisierung,<br />

Filtration, Kondensation, Armaturen zur Einspeisung ins Gasnetz<br />

Schlussfolgerungen<br />

Im Rahmen des 1.000-stündigen Dauerversuchs<br />

konnten die optimalen Betriebsbedingungen im Reaktor<br />

verifiziert und unter realen Bedingungen bestätigt<br />

werden: Bei zu tiefen Temperaturen wird der Katalysator<br />

in seiner Kinetik gehemmt, während zu hohe Temperaturen<br />

eine thermodynamische Limitierung nach<br />

sich ziehen. Hohe Wasserstoffzugaben erlauben eine<br />

gute Ausbeute, aber verdünnen das Biomethan durch<br />

überschüssigen H 2<br />

. In Zukunft kann hier allerdings<br />

eine Membran eingesetzt werden, um den Wasserstoff<br />

zurückzuführen.<br />

Um die Membranfläche und damit die Kosten niedrig<br />

zu halten, sollte der Wasserstoffüberschuss aber<br />

möglichst klein sein. Zu wenig Wasserstoff senkt die<br />

Ausbeute an Methan und führt allenfalls zu Verkokung<br />

des Katalysators. Der 1.000-Stunden-Versuch in der<br />

Wirbelschichtmethanisierung läuft stabil mit optimierten<br />

Parametern, wobei eine vergleichsweise geringe<br />

Wasserstoffzugabe gewählt wurde und trotzdem relativ<br />

hohe Methankonzentrationen erreicht werden konnten.<br />

Damit ist der technische Nachweis erbracht, dass die<br />

direkte Methanisierung von Biogas mit erneuerbarem<br />

Wasserstoff (Power-to-Gas) in einem Wirbelschichtreaktor<br />

60 Prozent mehr erneuerbares Gas aus der gleichen<br />

Rohbiogasmenge für die Einspeisung ins Gasnetz<br />

bereitstellen kann, als es eine Biogas-Aufbereitung<br />

mittels CO 2<br />

-Abtrennung vermag. Die nächsten technischen<br />

Schritte sind Experimente im Pilotmaßstab (100<br />

bis 200 kW Methan<br />

), für die eine Versuchsanlage am PSI<br />

im Bau ist.<br />

Diese sollen einige technische Details weiter erhellen<br />

(dynamischer Betrieb, Wärmeauskopplung) und Daten<br />

für eine Validierung des prediktiven Simulationsmodells<br />

liefern. Da mit diesem Reaktortyp bereits Erfahrungen<br />

bis in den Megawatt-Bereich vorliegen, kann<br />

zusammen mit den jetzt vorliegenden Untersuchungsergebnissen<br />

bestätigt werden, dass die Wirbelschicht-<br />

Technologie für die Umsetzung nunmehr bereitsteht.<br />

Julia Witte, Tilman Schildhauer und Serge Biollaz*<br />

Forschungsbereich Energie und Umwelt<br />

Paul Scherrer Institut<br />

* Kontakt: serge.biollaz@psi.ch<br />

81


International<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Abfallvergärungsanlage in Nashik<br />

im indischen Bundesstaates<br />

Maharashtra.<br />

Foto: GIZ<br />

Indien<br />

Neu-Delhi<br />

Nashik wird<br />

Abfall-zu-Energie-Modell<br />

Ende November 2017 wurde in Nashik im nördlichen Teil des indischen Bundesstaates<br />

Maharashtra eine Abfallverwertungsanlage errichtet, die aus Abwasser und<br />

organischen Abfällen Biogas erzeugt. Die Anlage stellt eine technische Lösung dar,<br />

die in dicht besiedelten, urbanen Gegenden replizierbar und finanzierbar ist.<br />

Von M.Sc./ME Dirk Walther<br />

Entsprechend den Klimazielen der indischen<br />

Regierung werden die Treibhausgasemissionen<br />

(THG) in der indischen Stadt Nashik sowohl<br />

dank der Behandlung von organischen<br />

Abfällen und der Vermeidung unkontrollierter<br />

Methanemissionen als auch durch die Erzeugung<br />

Erneuerbarer Energien reduziert. Die Rückgewinnung<br />

von Nährstoffen durch mögliche Nebenprodukte wie<br />

etwa Kompost könnte die Substitution von Mineraldünger<br />

ermöglichen und bietet weitere Vorteile in Bezug<br />

auf die Schließung von Nährstoffkreisläufen.<br />

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung<br />

und des rasanten Zuwachses der urbanen Bevölkerung<br />

steigen die Menge an Feststoffabfall, der Abwasseranfall<br />

und der Energieverbrauch pro Kopf in dicht besiedelten<br />

Gegenden Indiens. Wie viele andere indische<br />

Städte hat auch die Stadt Nashik ein Problem mit dem<br />

Abfallmanagement. Das Land gab 2016 mit den Solid<br />

Waste Management Rules (SWM) neue Bestimmungen<br />

heraus, die unter anderem auf eine Abfalltrennung an<br />

der Quelle, die Kompostierung und Biomethangaserzeugung<br />

abzielen.<br />

Daher ist rasch ein integrierter Ansatz erforderlich, um<br />

einen besseren Umgang mit Feststoffabfall und Abwasser<br />

im Hinblick auf eine Verbesserung der Lebensqualität<br />

und der öffentlichen Gesundheit sowie auf die<br />

Vermeidung von Wasser- und Bodenverunreinigungen<br />

zu bewirken. Zudem tragen der Schutz natürlicher<br />

Ressourcen sowie die Erzeugung Erneuerbarer Energie<br />

zur Verringerung von Treibhausgasemissionen bei. Der<br />

Abfallsektor hat große Auswirkungen auf den Klimawandel,<br />

denn etwa mit Methan oder Stickstoffoxiden<br />

82


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

International<br />

werden erhebliche Mengen an Kohlenstoff und andere<br />

Treibhausgase mit einem noch größeren Potenzial für<br />

die globale Erderwärmung als CO 2<br />

abgegeben.<br />

In der Anlage werden biologisch abbaubare Abfälle von<br />

Restaurants und Abwasser von öffentlichen Toiletten,<br />

die in der Großstadt anfallen, behandelt. In einem ersten<br />

Schritt werden organische Abfälle und Abwasser<br />

separat behandelt. Die organischen Abfälle werden<br />

von anorganischen Stoffen befreit, an einen Zerkleinerer<br />

weitergeleitet und dann mit Abwasser gemischt,<br />

sodass Schlamm entsteht. Dieser wird dann kontinuierlich<br />

belebt und an den Faulbehälter geschickt. Die<br />

Möglichkeit der Pasteurisierung des Abwassers durch<br />

überschüssige Wärme bleibt erhalten, um überschüssige<br />

Gärrückstände für die Produktion von Biodünger<br />

weiterzuverwenden.<br />

Anlagentechnik von deutschen Firmen<br />

entwickelt<br />

Durch die Kombination von festen und flüssigen Abfallströmen<br />

erzeugt ein hocheffizienter Biofaulbehälter<br />

eine Gasmenge, die über jener der im Land verwendeten<br />

herkömmlichen Biomethanisierungsprozesse liegt.<br />

Das in Nashik eingesetzte System basiert auf dem Prinzip<br />

von HAMBURG WATER Cycle ® , das von Hamburg<br />

Wasser, den Hamburger Wasser- und Abwasserbetrieben,<br />

entwickelt wurde. In Kooperation mit Paradigm,<br />

einem nationalen Beratungsunternehmen in Bangalore,<br />

und dem BIRLA Institute of Technology and Science<br />

in Goa wurde das System an die lokalen Anforderungen<br />

angepasst.<br />

Mit einer Gesamtkapazität von bis zu 35 Tonnen organischem<br />

Input pro Tag wird es zwischen 10 und<br />

15 Tonnen organische Abfälle und 10 bis 20 Tonnen<br />

Schwarzwasser pro Tag verbrauchen. Das anaerobe<br />

System kann bei Volllast bis zu 2.500 Kubikmeter Biogas<br />

täglich liefern, womit voraussichtlich mindestens<br />

3.300 Kilowattstunden täglich erzeugt werden sollen.<br />

Die angeschlossene Kraft-Wärme-Kopplungsanlage erzeugt<br />

nicht nur Strom, der in das Stromnetz von Maharashtra<br />

eingespeist wird. Gleichzeitig wird überschüssige<br />

Wärme verwendet, um das zufließende Abwasser<br />

vorzuwärmen und vorzubehandeln und eine optimale<br />

Temperatur im Faulbehälter beizubehalten. So wird der<br />

biologische Prozess der Gärung des Abfallgemisches<br />

beschleunigt.<br />

Nach dem Durchlaufen des H 2<br />

S-Reinigers enthält das<br />

derzeit erzeugte Biogas rund 60 Prozent Methan. Dieser<br />

Wert kann über eine detaillierte Überwachung des<br />

biologischen Prozesses in Verbindung mit operativen<br />

Optimierungsmaßnahmen noch weiter verbessert werden.<br />

Operative Verbesserungen meinen einen dynamischen<br />

Prozess bei der Arbeit mit Mikroorganismen<br />

und biologischer Aktivität. Der hygienisch sichere und<br />

nährstoffreiche Abfluss, der aus diesem Prozess resultiert,<br />

wird teilweise im Gärungsprozess wiederverwertet.<br />

Der restliche Teil wird als Befeuchtungsmittel im<br />

Kompostiervorgang in der bestehenden Kompostieranlage<br />

verwendet, wodurch sich der Recycling- und<br />

Abfallverwertungskreislauf schließt. Die Untersuchung<br />

weiterer Behandlungsmöglichkeiten der Gärrückstände<br />

des Reaktors ergab, dass biologische Rückstände<br />

zur Schaffung von Terra Preta-Böden oder phosphatreichem<br />

Biodünger für die Landwirtschaft verwendet<br />

werden können.<br />

Obwohl die Biomethanisierung in Indien durchaus etabliert<br />

ist, scheiterten viele solcher Anlagen entweder<br />

aus Mangel an geeigneten Input-Materialien oder aufgrund<br />

von nicht tragfähigen Geschäftsmodellen. Der<br />

Bau der Anlage wurde durch das „Abfall zu Energie“-<br />

Projekt unterstützt, das von der Internationalen Klimaschutzinitiative<br />

(IKI) des deutschen Bundesministeriums<br />

für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit<br />

(BMUB) zusammen mit dem Ministerium für Umwelt,<br />

Forstwirtschaft und Klimawandel (MoEF&CC) als indischem<br />

Kooperationspartner finanziert wurde.<br />

Zur Nachahmung empfohlen<br />

Das gemeinsame Projekt der Stadtverwaltung und der<br />

Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ) GmbH zeigt ein tragfähiges Geschäftsmodell<br />

für die Implementierung von Abfall zu Energie-Projekten<br />

durch eine Public Private Partnership (PPP). Es<br />

eignet sich als Modell für die Entwicklung und Replizierung<br />

einer nachhaltigen Abfall-zu-Energie-Technologie<br />

und hat das Potenzial, die Investitionskosten für den<br />

öffentlichen Sektor zu verringern und operative Sicherheit<br />

zu erzielen.<br />

Es war ein steiniger Weg bis zum Bau und zur Inbetriebnahme<br />

der Anlage. Zu Beginn des Projekts wurden<br />

im Rahmen einer vorläufigen Machbarkeitsstudie mögliche<br />

Standorte für den Bau der Anlage untersucht.<br />

Nashik wurde aus mehreren Gründen, darunter wegen<br />

der Menge von Abfallaufkommen und der verfügbaren<br />

Einspeisetarife, als am besten geeignete Stadt ausgewählt.<br />

Es folgten Machbarkeitsstudien und unterstützende<br />

Studien, Basisanalysen sowie ein detaillierter Projektbericht.<br />

Zuletzt wurde ein PPP-Konzept für den Bau<br />

der Anlage entwickelt, demzufolge die Stadtverwaltung<br />

von Nashik, die Nashik Municipal Corporation (NMC),<br />

die Verantwortung für den Bau trägt. Die NMC stellte<br />

über einen Zuschuss der deutschen Regierung einen<br />

Kapitaleinsatz in Höhe von INR 68 Millionen bereit. Die<br />

zusätzlichen Kapitalinvestitionskosten in Höhe von INR<br />

12 Millionen kamen vom ausgewählten Auftragnehmer.<br />

Ebenfalls sehr wichtig für den Bau der Anlage war die<br />

Tatsache, dass die NMC die besten Bedingungen für die<br />

Implementierung bot. Daher wurden die Verfügbarkeit<br />

von Input-Materialströmen (organische Abfälle und Abwasser)<br />

und deren Nutzung sowie die bestehende Infrastruktur<br />

angeboten. Die NMC ist bereit, Vorkehrungen<br />

für die Nutzung der erzeugten Energie zu treffen, indem<br />

diese in das staatliche Stromnetz eingespeist wird.<br />

83


International<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Privater Projektpartner muss<br />

die Anlage managen<br />

Das Projekt wird im DBFOT-Modus (Design, Finanzierung,<br />

Bauweise, Betrieb und Transfer) implementiert.<br />

Der über eine Ausschreibung ausgewählte private Partner<br />

ist über einen Zeitraum von zehn Jahren für Design,<br />

Betrieb und Wartung der Anlage verantwortlich<br />

und gewährleistet die Sammlung und den Transport<br />

ausreichender Abfälle zur Anlage. Die von der NMC für<br />

Betrieb und Wartung, Sammlung und Transport erforderliche<br />

monatliche Investition beläuft sich auf INR<br />

500.000. Im Gegenzug garantiert der Anlagebetreiber<br />

die Bereitstellung der erzeugten Elektrizität für das<br />

Stromnetz von Maharashtra, das der NMC kostenlos<br />

zur Verfügung steht.<br />

Der Projektkreislauf schließt sich, indem sich daraus<br />

Vorteile für das städtische Abfallmanagement, die Erzeugung<br />

Erneuerbarer Energie und zusätzlich die Verringerung<br />

des ökologischen Fußabdrucks und eine Steigerung<br />

der Ressourceneffizienz ergeben, was für Indien<br />

als aufstrebende Wirtschaftsmacht in Bezug auf die<br />

Minderung der Umweltbelastung besonders wichtig ist.<br />

Dieses erfolgreiche Pilotprojekt ermutigt die Regierung<br />

und die zugehörigen Stakeholder. Entscheidungsträger<br />

aus mehreren Staaten und Städten haben ihr Interesse<br />

am Projektkonzept bekundet und befinden sich bereits<br />

in der Planungsphase für eine Replizierung der Anlage<br />

zum Beispiel in Goa. Die nachhaltige Abfall-zu-Energie-Technologie<br />

ist bereit für die Implementierung, um<br />

nun ganzheitliche und integrierte Abfallmanagementkonzepte<br />

in ganz Indien zu unterstützen.<br />

Autor<br />

M.Sc./ME Dirk Walther<br />

Projektleiter<br />

Support to the National Urban Sanitation Policy (SNUSP)<br />

Phase II<br />

Soil Protection and Rehabilitation Project (ProSoil), SEWOH<br />

and Waste to Energy (WtE)<br />

Deutsche Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />

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Serbien: Fachverband und GIZ unterstützen bei der Biogasnutzung<br />

Diskussionsrunde: Dr. Stefan Rauh (zweiter von links), Geschäftsführer Fachverband Biogas e.V., im<br />

Gespräch mit dem Präsidenten des serbischen Biogasverbandes Danko Vuković (zweiter von rechts)<br />

und Slobodan Cvetkovic vom Umweltministerium (rechts).<br />

Im April <strong>2018</strong> hat eine langfristige Kooperation<br />

zwischen dem Fachverband Biogas e.V. und der<br />

Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ) in Serbien begonnen und wird im<br />

Rahmen des Programms „Förderung eines nachhaltigen<br />

Bioenergiemarktes in Serbien“ durchgeführt.<br />

Das Programm ist ein gemeinsames Vorhaben der<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der GIZ<br />

und Teil der Deutschen Klima-Technologieinitiative<br />

(DKTI). Durch die technische Zusammenarbeit sollen<br />

die Kapazitäten und Rahmenbedingungen für<br />

eine nachhaltige Bioenergienutzung verbessert<br />

werden.<br />

Während der ersten Phase des Projekts (2013 bis<br />

2017) war der Fachverband Biogas e.V. mit mehreren<br />

zweitägigen Schulungen für landwirtschaftliche<br />

Berater des Landwirtschaftsministeriums<br />

zum Thema Biogas beteiligt. Weiterhin wurde die<br />

Sicherheitsbroschüre des Fachverbandes 2017<br />

ins Serbische übersetzt. Ziel der Kooperation in der<br />

zweiten Phase des Projekts (<strong>2018</strong> bis 2020) ist unter<br />

anderem die Unterstützung bei der Entwicklung<br />

von geeigneten rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

für Biogas. Außerdem soll der serbische Biogasverband<br />

bei der Erlangung von Kompetenzen unterstützt<br />

werden.<br />

Als ersten Schritt der zweiten Projektphase nahmen<br />

Dr. Stefan Rauh und Alexey Mozgovoy für den Fachverband<br />

am 18. April an der Veranstaltung „Entwicklung<br />

des Biogasmarktes in Serbien – Einfluss<br />

von Anreizen auf die Nachhaltigkeit“ teil, die vom<br />

serbischen Biogasverband, dem serbischen Energieministerium<br />

und der GIZ in Belgrad organisiert<br />

wurde. In diesem Rahmen zeichnete das serbische<br />

Wirtschaftsministerium eine klar positive Perspektive<br />

für Biogas. Die Ministeriumsvertreter sind ebenfalls<br />

zuversichtlich, die gesteckten Ziele von 30 MW<br />

installierter elektrischer Leistung zügig zu erreichen.<br />

Der serbische Biogasverband sieht noch deutlich<br />

größere Potenziale und hält stabile Rahmenbedingungen<br />

für notwendig, um diese zu heben.<br />

Aktuell wird in Serbien die Zukunft der Biogasbranche<br />

intensiv diskutiert, da eine Novelle der Einspeisetarife<br />

ansteht. Ein interessanter Aspekt ist hier die Frage,<br />

wie mit den Bestandsanlagen verfahren werden soll,<br />

die eine garantierte Vergütung für 12 Jahre bekommen<br />

haben. Im Rahmen der Kooperation von Fachverband<br />

Biogas und GIZ werden unter anderem hierzu weitere<br />

Aktivitäten im Sommer durchgeführt. Für weitere Informationen<br />

wenden Sie sich bitte im Fachverband<br />

Biogas e.V. an Giannina Bontempo (Projektmanagerin,<br />

Referat International) oder Frank Hofmann<br />

(Fachreferent International, Referat International).<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

84


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

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Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

Bericht aus der Geschäftsstelle<br />

EEG-Novelle mit Verbesserungen<br />

für Biogas? –<br />

Oder doch nicht?<br />

Das Hauptthema im Referat Politik waren die<br />

Verhandlungen zur laufenden Reform des Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetzes (EEG). Obwohl nach Absicht des<br />

Bundeswirtschaftsministeriums das Gesetz vor allem<br />

dazu dienen sollte, die Ausschreibungsbedingungen<br />

für Windenergieanlagen an Land zu verbessern, wurde<br />

bald zwischen Union und SPD erbittert darüber<br />

verhandelt, ob nicht auch die im Koalitionsvertrag<br />

vereinbarten „Sonderausschreibungen“ Windenergie<br />

und Photovoltaik eingeführt werden sollten.<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

Im Rahmen der laufenden EEG-Novelle setzte sich der Fachverband<br />

Biogas e.V. gemeinsam mit den anderen Bioenergie-Verbänden<br />

dafür ein, auch zwei für unsere Branche bedeutsame<br />

Punkte ins Gesetz zu bringen: zum einen die Einführung von<br />

Ausnahmeregelungen, die sicherstellen, dass ein möglicher Ausbruch<br />

der Afrikanischen Schweinepest (ASP) oder einer anderen meldepflichtigen<br />

Seuche nicht zu einem Vergütungsverlust führt; zum<br />

anderen eine Regelung, die erlaubt, dass Betreiber trotz bestehendem<br />

Flexdeckel in die Flexibilisierung ihrer Anlage investieren können,<br />

ohne befürchten zu müssen, nach Abschluss der Flexibilisierung<br />

die Flexprämie nicht mehr zu erhalten.<br />

Verhandlungen zum EEG vorerst gescheitert<br />

Zwar war unser Einsatz zunächst von Erfolg gekrönt: Der Parlamentarische<br />

Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Thomas Bareiß<br />

sicherte öffentlich zu, beide Regelungen würden bei der EEG-Reform<br />

berücksichtigt und entsprechende Gesetzestexte waren formuliert.<br />

Damit wären die beiden Kernforderungen des Fachverbandes Biogas<br />

e.V. erfüllt worden. Am gleichen Abend scheiterten jedoch die Verhandlungen<br />

zwischen Union und SPD zu dem Gesetzespaket, so dass<br />

86


Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />

die nun angestrebte EEG-Reform vermutlich erst nach<br />

der parlamentarischen Sommerpause durchgeführt<br />

werden kann.<br />

Da sich die Streitigkeiten nicht auf die beiden „Biogaspunkte“<br />

im Gesetzespaket beziehen, sind die formulierten<br />

Texte zu Regelungen im Seuchenfall und zur<br />

Anpassung des Flexdeckels eine gute Basis für die Weiterentwicklung<br />

des EEG. Es ist zu erwarten, dass diese<br />

Regelungen perspektivisch Eingang ins EEG finden<br />

und die Investitionssicherheit für Betreiber verbessern.<br />

Die angedachte Regelung zum EEG sieht vor, dass der<br />

Flexdeckel zwar bereits bei 1.110 Megawatt (MW) erreicht<br />

wäre, dem Betreiber aber nun danach noch 16<br />

Monate blieben, um seine Projekte abzuschließen und<br />

in der Flexprämie anzumelden. In der Praxis würde das<br />

bedeuten, dass die Bundesnetzagentur mitteilt, wenn<br />

die 1.110 MW voll sind. Damit ginge aber nicht das<br />

Ende der Flexprämie einher, sondern die Betreiber<br />

könnten noch 16 Monate Leistung zur Flexprämie anmelden.<br />

In diesem Zeitraum ließen sich in der Regel<br />

alle Flexibilisierungsprojekte umsetzen.<br />

Eichung ein Thema im Referat Energierecht<br />

Bei der Entwicklung von Gesetzesvorschlägen war<br />

aufgrund der Komplexität der Regelungen im EEG zu<br />

Gülleanteilen das Referat Energierecht intensiv involviert.<br />

Ergänzend dazu hat sich das Referat mit dem<br />

Mess- und Eichrecht beschäftigt. Hier wird vonseiten<br />

der Behörden die Frage aufgeworfen, ob alle Strom-,<br />

Wärme- und auch Substratmengen geeicht zu erfassen<br />

sind. Gerade die Erfassung von Güllemengen läuft in<br />

der Praxis ungeeicht ab, was daran liegt, dass entsprechende<br />

Techniken nicht verfügbar sind oder extrem<br />

teuer wären. Ziel der Gespräche ist es, eine praxisgerechte<br />

Lösung zu erarbeiten.<br />

Neue Emissionsgrenzwerte für BHKW<br />

Die Emissionsgrenzwerte für BHKW, die bislang in<br />

der TA Luft geregelt waren, werden zukünftig über<br />

eine neue Verordnung zur Durchführung des Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetzes (BImSchV) vorgegeben, um<br />

den EU-Vorgaben Rechnung zu tragen und die Wertigkeit<br />

der Reduzierung der Umweltverschmutzung durch<br />

Abgase auch im Biogas-Bereich zu erhöhen. Diese Verordnung<br />

trägt den Titel „Verordnung über mittelgroße<br />

Feuerungsanlagen – XX. BImSchV“ und liegt den Verbänden<br />

seit dem 8. Mai im Referentenentwurf vor.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. hat von der Möglichkeit<br />

zur Kommentierung Gebrauch gemacht und fristgerecht<br />

zum 30. Mai eine gemeinsame Stellungnahme<br />

eingereicht. Darin wurden neben einigen unklar definierten<br />

Begriffsbestimmungen vor allem die Komplexität<br />

der Formulierungen mancher Inhalte, wie zum<br />

Beispiel die Übergangsregelungen für Bestands- und<br />

Neuanlagen, kritisiert. Weiterhin wurde bemängelt,<br />

dass mit der in 2025 geplanten Einführung eines sehr<br />

restriktiven NOx-Grenzwerts, der nur mittels SCR-Katalysator<br />

eingehalten werden kann, auf eine Technologie<br />

gesetzt wird, die derzeit für Biogas-Motoren noch nicht<br />

etabliert ist.<br />

Evaluation des Indienprojektes<br />

Anfang Juni fand die Evaluation des KVP (Kammer- und<br />

Verbandspartnerschaft)-Projekts mit der Indian Biogas<br />

Association (IBA) in Neu Delhi statt. Hierbei wurde die<br />

bisherige Arbeit der ersten Projektphase über drei Jahre<br />

zusammen mit einer vom BMZ beauftragten Gutachterin<br />

bewertet und wurden die Ziele für eine eventuelle<br />

zweite Projektphase festgelegt. Die Arbeit wird, ein positiver<br />

Bescheid vom Bundesministerium für Entwicklung<br />

und Zusammenarbeit vorausgesetzt, ab Dezember<br />

beginnen und ist dann ebenfalls für den Zeitraum von<br />

drei Jahren angelegt. Dabei wird die IBA in Zusammenarbeit<br />

mit dem FvB den Fokus auf die Lobbyarbeit zur<br />

besseren Ausgestaltung der Rahmenbedingungen und<br />

auf den Ausbau der Dienstleistungen legen.<br />

Im Rahmen der Kooperationsvereinbarung mit der<br />

GIZ Serbien ist der Fachverband beauftragt worden,<br />

die Rahmenbedingungen für kleine Biogasanlagen zu<br />

untersuchen und Empfehlungen zu entwickeln, wie<br />

besonders umweltfreundliche, kleine Biogasanlagen<br />

in Serbien gezielt gefördert werden können. Die Beratungsleistung<br />

des Fachverbandes Biogas e.V. besteht<br />

aus Modellberechnungen, um angemessene Einspeisetarife<br />

entwickeln zu können, und aus Gesprächen mit<br />

Vertretern verschiedener Ministerien und Marktakteure<br />

in Serbien.<br />

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87


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Neue Mitarbeiterin im<br />

Referat Verwaltung<br />

Seit Juni <strong>2018</strong> verstärkt Irene Radlmayr<br />

als Teamassistentin die Verwaltung. Die<br />

gebürtige Freisingerin ist eine der ersten<br />

Ansprechpartnerinnen für unsere Mitglieder<br />

am Telefon. Des Weiteren wird sie sich um die<br />

Mitgliederverwaltung kümmern und die Verwaltung<br />

in allen administrativen Aufgaben<br />

unterstützen.<br />

Energiepflanzen und Düngeversuche<br />

auf den DLG-Feldtagen<br />

Im Referat Veranstaltungen stand von April bis Juni alles<br />

im Zeichen der Präsentationen auf der IFAT in München<br />

und den DLG-Feldtagen in Bernburg-Strenzfeld,<br />

die traditionell beide in den geraden Jahren stattfinden.<br />

Auf der IFAT (Fachmesse für Wasser-, Abwasser-,<br />

Abfall- und Rohstoffwirtschaft) besuchten zahlreiche<br />

nationale und internationale Gäste den Gemeinschaftsstand<br />

des Fachverbandes Biogas e.V., um sich aktuelle<br />

Informationen zu besorgen. Auf den DLG-Feldtagen<br />

wurden auf Versuchsflächen verschiedene Energiepflanzen<br />

und Düngeversuche präsentiert.<br />

Auch die ersten Hoffeste dieses Jahres standen an und<br />

wurden mit Präsentationen unterstützt. Die Vorbereitungen<br />

für die BIOGAS Convention im November <strong>2018</strong><br />

haben zudem bereits begonnen, Programm und Website<br />

sind in Arbeit. Als Neuheit wurde der 1. Branchentag<br />

Erneuerbare Energien Bayern am 15. Juni in Taufkirchen<br />

organisiert (www.ee-bayern.de). Spartenübergreifend<br />

haben sich die Erneuerbare-Energien-Verbände in<br />

Bayern unter dem Motto „100 Prozent Erneuerbare“<br />

mit einem spannenden Vortrags- und Ausstellungsprogramm,<br />

mit Vertretern und Teilnehmern aus Politik,<br />

Wissenschaft und Praxis für die Erneuerbaren engagiert.<br />

Über 200 Akteure der Erneuerbaren waren vor<br />

Ort dabei.<br />

Foto: Privat<br />

Intensiver Austausch zur Nutzung<br />

von Biomethan<br />

Alexey Mozgovoy, Leiter der neu geschaffenen Stabsstelle<br />

Kraftstoff/Biomethan, führte in den letzten Wochen<br />

bereits einige Gespräche mit den Herstellern und Vermarktern<br />

von Biomethan. Das Ziel dieser Gespräche war,<br />

aktuelle Herausforderungen der Branche zu analysieren<br />

und die gewonnenen Erkenntnisse für die Erreichung<br />

strategischer und taktischer Verbandsziele mit Hinblick<br />

auf die Perspektive der kraftstofflichen Nutzung von gasförmigem<br />

und flüssigem Biomethan zu nutzen.<br />

Aus diesem Grund begann auch ein Fachaustausch mit<br />

weiteren Vertretern der Biogasbranche sowie des Automobil-,<br />

Kraftstoff- und Energiesektors, der kontinuierlich<br />

fortgeführt wird. Dieser wurde sowohl bilateral als<br />

auch in Form von Vorträgen auf diversen Branchentreffen<br />

durchgeführt, wie zum Beispiel auf dem Internationalen<br />

LNG Summit am 25. und 26. April in Hamburg<br />

und beim Internationalen Workshop „LNG Roadmap –<br />

LNG as a driving force for cross-border cooperation<br />

within Europe” am 29. Mai in Düsseldorf, wo diverse<br />

Herausforderungen und Marktperspektiven von<br />

BioLNG als Kraftstoff untersucht wurden.<br />

Arbeitshilfe A-017 „Verhalten beim<br />

Auftreten der Afrikanischen Schweinepest“<br />

veröffentlicht<br />

Ein Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in<br />

Deutschland ist durchaus möglich. Aus diesem Grund<br />

ist es für Landwirte wichtig zu wissen, wie zu reagieren<br />

ist, wenn der eigene Schweinehaltungsbetrieb oder der<br />

mit Gülle liefernde Betrieb mit ASP infiziert ist. Der FvB<br />

hat hierzu auf vielfachen Wunsch eine Arbeitshilfe entwickelt<br />

und diese nun für Mitglieder auf der Homepage<br />

des Fachverbandes Biogas e.V. veröffentlicht.<br />

Wenn der eigene oder der beliefernde Betrieb mit ASP<br />

infiziert sind, gilt es einige Schritte zu beachten. Diese<br />

sollten vorab über einen „Tierseuchenplan“ definiert<br />

werden. Die Arbeitshilfe gibt dem Betreiber konkrete<br />

Hinweise, wie ein solcher Plan im Falle der ASP aussehen<br />

kann. Die einzelnen Schritte sind immer individuell<br />

mit dem zuständigen Amtstierarzt abzustimmen.<br />

Erfolgreiche Workshops Fachverband<br />

Biogas Service GmbH<br />

Im Mai und Juni wurden vier exklusive Workshops für<br />

Mitglieder des Fachverbandes Biogas e.V. zum Thema<br />

Dünge- und Stoffstrombilanzverordnung angeboten.<br />

Mit Nürnberg, Leipzig, Sendenhorst und Verden wurde<br />

das gesamte Bundesgebiet abgedeckt und bei jeder<br />

Schulung auf regionale Spezifika eingegangen. Bei<br />

den Workshops wurden jedoch nicht nur die rechtlichen<br />

Vorgaben vorgestellt, sondern es wurde auch auf Optimierungsmöglichkeiten<br />

für Biogasbetriebe, wie zum<br />

Beispiel die Gärproduktaufbereitung, eingegangen.<br />

Weiterhin wurden Vorträge von Vertretern aus Landwirtschaftskammern,<br />

Landesanstalten und Landesministerien<br />

gehalten, um die Schwerpunkte des Vollzugs, den<br />

Ablauf von Kontrollen oder landesspezifische Besonderheiten<br />

vorzustellen. Die über 100 Teilnehmer der<br />

Veranstaltungen konnten damit von einer einzigartigen<br />

Diskussion mit Vollzugs-, Verbands- und Praxisvertretern<br />

profitieren, die optimal auf die Interessen der Betreiber<br />

vor Ort zugeschnitten war.<br />

Autor<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

88


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

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89


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Regionalgruppe Mittelfranken<br />

Sicherheits-Praxistag in Weitlingen durchgeführt<br />

Nach der Begrüßung durch<br />

Regionalgruppensprecher<br />

Peter Hecht zum Biogas-<br />

Sicherheits-Praxistag der RG<br />

Mittelfranken in Weitlingen,<br />

wurde von Referentin Marion<br />

Wiesheu beim Fachverband Biogas<br />

e.V. zuständig für das Thema Qualifizierung<br />

und Sicherheit, eingangs<br />

über Havarien und Unfälle berichtet.<br />

Diese zukünftig zu verhindern, indem<br />

die Anwesenden für die Sicherheit<br />

sensibilisiert und zur Teilnahme an<br />

Betreiberschulungen motiviert werden,<br />

das war Sinn und Zweck dieser<br />

Veranstaltung.<br />

Mit einem Überblick auf die aktuelle<br />

Entwicklung bei Gesetzen und Vorschriften<br />

wurden die Teilnehmer informiert.<br />

Kritische Rückmeldungen von Teilnehmern<br />

zeigten, dass auch bei den Behörden zum<br />

Teil Wissenslücken vorherrschen. Die Anlagenbetreiber<br />

sind gut beraten, ihre erforderlichen<br />

Prüfungen zur Inbetriebnahme<br />

beziehungsweise die wiederkehrenden Prüfungen<br />

sowie die dazugehörige Dokumentation<br />

auf dem aktuellen Stand zu halten.<br />

In diesem Zusammenhang wurde auf ein<br />

von manchem Betreiber unterschätztes<br />

Problem aufmerksam gemacht: die der<br />

Kontrolle ihres Prüfers. Sie selbst müssen<br />

nämlich eigenverantwortlich feststellen,<br />

ob die befähigte Person über eine entsprechende<br />

Qualifikation verfügt. Jeder Verantwortliche<br />

sollte sich eine solche Befähigung<br />

schriftlich bestätigen und sich die hierfür<br />

erforderlichen Zertifikate aushändigen lassen.<br />

In diesem Zusammenhang erinnerte<br />

Die Seminarteilnehmer besichtigten die Biogasanlage Schuster,<br />

an der Fragen zum Thema Sicherheit weiter vertieft wurden.<br />

die Referentin die Teilnehmer daran, dass<br />

am Ende des Tages in allen Belangen der<br />

Anlagenbetreiber der Letztverantwortliche<br />

ist, selbst wenn eine Fachfirma mit einer<br />

Arbeit beauftragt wurde.<br />

Hierzu hat der Fachverband Biogas für seine<br />

Mitglieder eine ganze Reihe von Arbeitshilfen<br />

und Informationsblätter ausgearbeitet.<br />

In einem weiteren Vortrag informierte<br />

der Schadensmanager Mathias D‘Angelo<br />

von der gvp, wie er im Schadensfall als<br />

Versicherungsberater tätig werden kann<br />

und im Auftrag seines Kunden dessen Interessen<br />

gegenüber der Versicherung vertritt.<br />

Er wies in seinem Vortrag auf die Tücken<br />

in Versicherungsverträgen hin und worauf<br />

Landwirte achten sollten, um im Schadensfall<br />

nicht in die Gefahr einer Unterversicherung<br />

zu geraten.<br />

Der Entwicklungsleiter Stefan Fröhlich<br />

von der Firma Air-Sonic erläuterte<br />

neue gesetzliche Vorgaben für Biogas-BHKW<br />

und stellte anschließend<br />

technische Lösungsmöglichkeiten<br />

zur Einhaltung der Emissionsgrenzwerte<br />

vor. Am Ende des Vormittagprogramms<br />

gab der Sachverständige<br />

Roland Abel hilfreiche Tipps zur Erstellung<br />

der Gefährdungsbeurteilung<br />

und des Ex-Schutzdokuments. Ein<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

an sich trockenes Thema wurde anhand<br />

konkreter Beispiele aus der Praxis<br />

frisch in Erinnerung gerufen. Am<br />

Nachmittag besuchten die Teilnehmer<br />

die vorbildlich geführte Biogasanlage<br />

Schuster. Neben einer Anlagenbegehung –<br />

mit praktischen Hinweisen von Roland Abel –<br />

bekamen die zu jedem Zeitpunkt hochmotivierten<br />

und interessierten Teilnehmer eine<br />

Vorführung von persönlicher Schutzausrüstung<br />

(PSA) durch Friedrich Auernhammer<br />

von der SVLFG.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Markus Bäuml<br />

Regionalreferent Süd-Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 94 71/601 95 50<br />

E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />

Regionalgruppe Niederbayern<br />

Biogas-Sicherheits-Praxistag in Pocking veranstaltet<br />

Zum Biogas-Sicherheits-Praxistag<br />

konnte der stellvertretende<br />

Regionalgruppensprecher Robert<br />

Wagner rund 40 Teilnehmer<br />

begrüßen. Auf den aktuellen<br />

Stand der Technik und der Vorstellung von<br />

Lösungskonzepten zur Einhaltung der neuen<br />

Emissionsgrenzwerte ging Dr. Stefan<br />

Binder, Leiter des Referates Firmen und<br />

Technik im Fachverband Biogas, ein. In seinem<br />

Vortrag wurden auch spontan gestellte<br />

Fragen über den Zeitpunkt der Emissionsmessung<br />

diskutiert und der Frage nachgegangen,<br />

ob eine rückwirkende Anerkennung<br />

durch die Netzbetreiber möglich ist.<br />

Schließlich gab es noch eine an alle Betreiber<br />

adressierte Empfehlung, nach der sie<br />

ihre Emissionsmessung so bald wie möglich<br />

durchführen sollten, um noch einen<br />

Zeitpuffer für Nachbesserungen zu haben.<br />

Aufhorchen ließ so manchen Teilnehmer<br />

der Hinweis, dass in der Genehmigung oftmals<br />

ganz lapidar der Verweis stehe, dass<br />

die geltenden Vorschriften der landesspezifischen<br />

Bauordnung einzuhalten seien, die<br />

wiederum ihrerseits ein Brandschutzkonzept<br />

für das gesamte Objekt fordert. Dies<br />

kann im Schadensfall, wie zum Beispiel<br />

bei einem Brand, den Versicherungsschutz<br />

zum Teil oder in Gänze kosten.<br />

Gerade auf Fallstricke wie diese verwies<br />

Mathias D’Angelo, Schadensmanager von<br />

der gvp. In fast allen Versicherungsverträgen<br />

steht im sogenannten Kleingedruckten,<br />

dass die geltenden Vorschriften einzuhalten<br />

sind. Wenn dann bei einer zumeist<br />

erst beim Schadensfall durchgeführten<br />

Überprüfung festgestellt werden sollte,<br />

dass dem nicht so ist, kann die Versiche-<br />

90


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

rung eine Verletzung einer Obliegenheitspflicht<br />

feststellen und die Schadenssumme<br />

entsprechend reduzieren.<br />

Josef Ziegler, Sprecher des Arbeitskreises<br />

Sicherheit im Fachverband, gab ein<br />

Update zu aktuellen Entwicklungen im<br />

Bereich der Sicherheitsvorschriften und<br />

einen Rückblick auf das Wesentliche<br />

zur Gefährdungsbeurteilung und zur Ex-<br />

Schutzdokumentation. Er ging dabei auf<br />

die stetig sich verschärfenden Vorschriften<br />

ein und erläuterte den Anwesenden, dass<br />

das eigentliche Problem die Auswertung<br />

der Erfahrungsberichte der §-29-a-Sachverständigen<br />

sei. Laut diesen Berichten<br />

fallen dabei Biogasanlagen leider seit Jahren<br />

durch die große Anzahl an Mängeln auf.<br />

Dies ist für die Vertreter der Behörden das<br />

Argument, um weitere Verschärfungen bei<br />

den Vorschriften zu fordern.<br />

Der Fachverband Biogas versucht zwar,<br />

unsinnige Forderungen abzuwehren und<br />

begründete Überprüfungsmaßnahmen weitestgehend<br />

praxisgerecht zu gestalten, doch<br />

Unfälle und Havarien, die medial häufig nur<br />

regional Beachtung fänden, aber sämtlich<br />

an die KAS (Kommission für<br />

Anlagensicherheit) gemeldet<br />

werden, liefern beständig<br />

weitere Argumente, zusätzliche<br />

Verschärfungen zu<br />

fordern. Leider erschweren<br />

diese auch die Arbeit des<br />

Fachverbandes Biogas wesentlich.<br />

Deshalb gilt nach<br />

wie vor die Empfehlung, dass<br />

ein proaktiver, vorsorglicher<br />

Einsatz für die Sicherheit<br />

beim Bau und Betrieb der<br />

Anlagen eine aktive Form der<br />

Zukunftssicherung ist.<br />

Am Nachmittag konnten sich die Teilnehmer<br />

beim Besuch der beeindruckenden<br />

Biogasanlagen von Gerhard Zöls vom Sachverständigen<br />

Ziegler noch weitere Tipps<br />

und Hinweise zur Gefährdungsbeurteilung<br />

einholen. Parallel dazu wurde von Vertretern<br />

der SVLFG, Günter Stemplinger und<br />

Markus Fechter, über Gefahren im Alltag<br />

einer Biogasanlage sowie über den Einsatz<br />

von persönlicher Schutzausrüstung (PSA)<br />

sehr anschaulich aufgeklärt.<br />

Die Kursteilnehmer besichtigten die<br />

Biogasanlage von Gerhard Zöls.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Markus Bäuml<br />

Regionalreferent Süd-Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 94 71/601 95 50<br />

E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />

91


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Regionalgruppe Niederbayern<br />

40. Biogas-Praxistag beschäftigte sich mit<br />

„Innovationen zur Zukunftssicherung“<br />

Am Dienstag, den 8. Mai fand<br />

in Oberindling bei Pocking der<br />

mittlerweile 40. Biogas-Praxistag<br />

der Regionalgruppe Niederbayern<br />

des Fachverbands<br />

Biogas e.V. statt. Robert Wagner begrüßte<br />

als Stellvertreter für den verhinderten<br />

Regionalgruppensprecher Franz Winkler<br />

die Teilnehmer. Im Anschluss stellte Gerhard<br />

Zöls seine Biogasanlage vor, die er an<br />

zwei verschiedenen Standorten mit einer<br />

installierten Leistung von 1,7 Megawatt<br />

betreibt. In Oberindling versorgt er eine<br />

Getreidetrocknungsanlage und rund 50<br />

Hausanschlüsse mit Wärme – am Standort<br />

Pocking hauptsächlich das Schulzentrum<br />

mit Grund- und Mittelschule, Gymnasium<br />

und drei Turnhallen, das Hallenbad sowie<br />

eine Seniorenwohnanlage.<br />

Neben der betriebseigenen Gülle von<br />

2.000 Schweinen und zugekauftem Hühnermist<br />

setzte er bislang überwiegend<br />

Energiepflanzen (Silomais, Getreide-GPS,<br />

Sudangras) ein. Anders im vergangenen<br />

Jahr: Damals baute er auf 170 Hektar Körnermais<br />

an und erntete als Zweitnutzung<br />

erstmals das gleichzeitig anfallende Maisstroh,<br />

um es in der Biogasanlage einzusetzen.<br />

Hierfür waren umfangreiche technische<br />

und organisatorische Umstellungen<br />

notwendig – unter anderem benötigte er<br />

einen Pflückvorsatz für den Mähdrescher<br />

und eine mechanische Zerkleinerungs- und<br />

Aufbereitungstechnik für das Stroh.<br />

Mit der Technik und der Energiebilanz in<br />

der Biogasanlage ist Zöls zufrieden – unterschätzt<br />

hatte er allerdings den hohen Arbeitsaufwand<br />

für Bergung und Einsilierung<br />

des Strohs. Als großen Vorteil beim Einsatz<br />

von Körnermaisstroh sieht er, dass keine<br />

zusätzliche Anbaufläche erforderlich ist<br />

und die in der Öffentlichkeit immer noch<br />

geführte Teller-Tank-Diskussion entschärft<br />

werden kann. Für Betreiber, die zukünftig<br />

sich an Ausschreibungen beteiligen müssen,<br />

betonte er, dass das Maisstroh nicht<br />

auf den sogenannten Maisdeckel angerechnet<br />

werde.<br />

Text: C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

Regionalgruppe Schwarzwald<br />

Großkraftwerksbetreiber investieren<br />

massiv in Flex-BHKW<br />

Zum Regionalgruppentreffen im<br />

März kamen etwa 30 Betreiber<br />

mit zum Teil detailreichen<br />

Fragen rund ums Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW). Denn der<br />

Fachvortrag des Abends war bezeichnend<br />

überschrieben mit „Sauberer und dauerhafter<br />

BHKW–Betrieb sowie Chancen und<br />

Michel Wentzke rät zur gelebten Flexibilisierung.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Stolpersteine in der Flexibilisierung“. Der<br />

Referent Michael Wentzke aus Hamburg arbeitet<br />

als Maschinenbau-Ingenieur und Geschäftsführer<br />

der Interessensgemeinschaft<br />

(IG) Biogasmotoren als „Anwalt der BHKW-<br />

Betreiber von Biogasanlagen (BGA)“.<br />

Ursächlich für seine Initiative zur Gründung<br />

des Vereins war die nicht selten anzutreffende<br />

Unmöglichkeit, Ansprüche der<br />

BGA-Betreiber aus BHKW-Fehlern der Lieferanten<br />

diesen gegenüber durchzusetzen.<br />

Weiterer Schwerpunkt der IG ist die Beratung<br />

und Information der BHKW-Betreiber<br />

zu einem sachgerechten und dauerhaften<br />

BHKW-Betrieb, der auch ökonomisch<br />

Freude bereitet. Dazu gab es, wenn auch<br />

in Kurzfassung, zahlreiche praktische Hinweise<br />

und Tipps. Er plädierte außerdem<br />

sehr intensiv dafür, in die Flexibilisierung<br />

einzusteigen. Und diese solle mit Gasspeicher<br />

und Fahrplan-Fahren ökonomisch optimiert<br />

werden.<br />

Von den Teilnehmern aus seinen Technik-<br />

Seminaren (BGA-Betreibern) erhält er zur<br />

Höhe der Überbauung häufig das Feedback,<br />

dass sie im Nachhinein, größer hätte<br />

gewählt werden sollen. Eine politisch<br />

hochinteressante Botschaft brachte der<br />

Referent mit: Er war Anfang <strong>2018</strong> zu einer<br />

Tagung von Großkraftwerksbetreibern eingeladen,<br />

die massiv in dezentrale BHKW-<br />

Kapazitäten investieren. Auf seine Frage<br />

nach dem „Warum“ erhielt er die Antwort:<br />

„Unsere GUD sind zu groß und nicht flexibel<br />

genug.“ Ist das nicht deutlich genug,<br />

die Bedeutung unserer verlässlich-flexiblen<br />

„kleinen“ Biogas-BHKW auszudrücken?<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

92


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

Regionalgruppe Südwürttemberg<br />

Schenk und Schmid in die VV<br />

der IHK Ulm gewählt<br />

Im Januar in Bad Waldsee berieten<br />

sich die Vertreter der Regionalgruppe<br />

Südwürttemberg, ob und mit<br />

wem eine Beteiligung an der im Mai<br />

<strong>2018</strong> anstehenden Wahl zur Vollversammlung<br />

(VV) der IHK Ulm angegangen<br />

werden sollte. Bislang ist die Politik der<br />

IHK, auch bundesweit, weitestgehend auf<br />

Atom- (Gundremmingen C bis 31.12.21)<br />

und Kohlekraft ausgerichtet.<br />

Erneuerbare Energien (EE) werden „ohne<br />

Relevanz als nette Garnierung“ betrachtet.<br />

Als Personen stellten sich Franz-Josef<br />

Schenk und Reinhold Schmid zur Verfügung.<br />

Beide Biogasanlagenbetreiber<br />

nutzen auch die Fotovoltaik. Franz-Josef<br />

Schenk besitzt darüber hinaus auf seinem<br />

Betrieb noch eine Wasserkraftanlage. Das<br />

Regionalbüro Süd fungiert als Back-office,<br />

zum Beispiel bei der Erstellung der Bewerbungen<br />

und bei der Motivation der Fachverbandsmitglieder<br />

zur Wahl. Siggi Wucher<br />

als Ideengeber wirkt im Hintergrund<br />

(erfolgreich) mit. Das Ergebnis kann sich<br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

Franz-Josef Schenk (links) und Reinhold Schmid sind die ersten Fachverbandsmitglieder<br />

in einer IHK-Vollversammlung.<br />

Dies sollte sich ändern. In Vorgesprächen<br />

mit der Geschäftsführung der IHK im Dezember<br />

2017 wurden die teilnehmenden<br />

Vertreter des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

unter Führung von Regionalgruppensprecher<br />

Franz-Josef Schenk geradezu ermuntert,<br />

sich an der Wahl zu beteiligen. Als<br />

Ziele waren rasch klar:<br />

1. Die Vertretung aller Erneuerbarer<br />

Energien übergreifend mit besonderer<br />

Berücksichtigung der energiewirtschaftlichen<br />

Qualitäten von Biogas.<br />

2. Die Nutzung der IHK-Möglichkeiten<br />

zur Information über Erneuerbare<br />

Energien und deren Weiterentwicklung<br />

in der Region.<br />

3. Einfluss nehmen auf die IHK-Position<br />

auf Bundesebene.<br />

4. Mehrheiten für die regionale Energiewende<br />

im Bereich der IHK Ulm finden.<br />

sehen lassen: Im Unterschied zum Beispiel<br />

zur Wahlgruppe Finanzdienstleister oder<br />

zur Wahlgruppe Industrie und Gewerbe<br />

oder zur Wahlgruppe Logistik und Handel<br />

kandidierten beide in der Wahlgruppe VI<br />

Energie und wurden auf Anhieb Stimmenkönige.<br />

Hauptgeschäftsführer Dr. Claudius<br />

da Costa Gomez gratulierte zum erstmaligen<br />

Einzug zweier Fachverbandsmitglieder<br />

in eine IHK-Vollversammlung und sicherte<br />

den beiden sehr engagierten Erneuerbare-<br />

Energie-Unternehmern seine Unterstützung<br />

zu für dieses bundesweite Modellprojekt<br />

„Fachverband Biogas in der IHK“.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

93


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Regionalgruppe Südwürttemberg<br />

Güterkraftverkehrsgesetz –<br />

Kompromiss liegt auf Eis!<br />

Freuten sich über den sehr guten Besuch des<br />

Regionalgruppentreffens, das das Güterkraftverkehrs-Gesetz<br />

thematisierte (von links):<br />

Daniel Jerg, Reinhold Schmid, Berthold Mack,<br />

Franz-Josef Schenk, Roland Locher, Martin Birling<br />

(IHK Ulm und Schwaben) und Siggi Wucher.<br />

bewährte<br />

Produkte !<br />

Zum Regionalgruppentreffen<br />

Ende Februar konnte Sprecher<br />

Franz-Josef Schenk gut 60 Interessierte<br />

begrüßen. Die große<br />

Resonanz ergab sich aus dem<br />

Thema Güterkraftverkehrsgesetz (GüKG),<br />

zu dem Martin Birling referierte, der Branchenkoordinator<br />

Verkehr bei der IHK ULM/<br />

Schwaben ist. In seinen Bereich fällt der<br />

Güterkraftverkehr, der auch Biogasanlagenbetreiber,<br />

Landwirte und Lohnunternehmer<br />

direkt betrifft. Es war der Auftakt<br />

mit dem Ziel verstärkter gemeinsamer Aktivitäten<br />

von Fachverband Biogas und IHK<br />

Ulm. Der sehr gute Vortrag und die intensive<br />

Diskussion zeigten, dass Franz-Josef<br />

Schenk eine brennende Fragestellung<br />

aufgegriffen hatte. Inhaltlich stand die bis<br />

31. Mai <strong>2018</strong> befristete Ausnahmeregelung<br />

im Mittelpunkt des Abends, die der<br />

Bundesverband der Maschinenringe, der<br />

Bundesverband der Lohnunternehmen und<br />

der Deutsche Bauernverband mit dem Bundesverkehrsministerium<br />

(BMVI) führten<br />

und die Mitte März als Ergebnis Folgendes<br />

bekanntgaben: Danach sei es Absicht des<br />

BMVI, Fahrzeuge mit einer bauartbedingten<br />

Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h,<br />

die land- oder forstwirschaftliche (lof) Bedarfsgüter<br />

transportieren, von den Erfordernissen<br />

des GüKG dauerhaft auszunehmen.<br />

Diese Regelung wurde unter Minister Alexander<br />

Dobrindt (CSU) ausgehandelt, aber<br />

noch nicht rechtlich vollzogen. Mittlerweile<br />

ist aus dem BMVI zu hören, dass unter dem<br />

neuen Minister Andreas Scheuer (CSU) die<br />

fertige Gesetzesänderung nicht mehr verfolgt<br />

wird – eine Begründung fehlt. Diese<br />

vollständige Kehrtwende um 180 Grad ist<br />

völlig unverständlich Dies umso mehr, als<br />

bislang die weit überwiegend betroffenen<br />

landwirtschaftlichen Familienbetriebe in<br />

der Vergangenheit in der CSU einen verlässlichen<br />

Partner für ihre Anliegen fanden.<br />

Dazu sollte schleunigst zurückgekehrt<br />

werden mit einer vertrauensbildenden<br />

Maßnahme, indem die geltende Frist 31.<br />

Mai <strong>2018</strong> um ein Jahr verlängert wird und<br />

in diesem Zeitraum die neue Ministeriumsspitze<br />

des BMVI die von den Verbänden vorgetragenen<br />

Argumente nochmals sachlich<br />

und ernsthaft prüft.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

94


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

Regionalgruppe Oberbayern<br />

Kurze EEG-Laufzeit, was dann?<br />

Zum Thema „Biogasanlagen mit kurzer EEG-<br />

Restlaufzeit„ luden neulich die Ämter für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />

Ingolstadt, Regen und Rosenheim in Kooperation<br />

mit dem Fachverband Biogas e.V.<br />

Biogasanlagenbetreiber ein. Das Thema traf scheinbar<br />

genau den Nerv der bayerischen Betreiber, was an dem<br />

mit etwa 80 Personen nahezu vollständig gefüllten Saal<br />

erkennbar war.<br />

Georg Friedl, Leiter des Referats Mitgliederservice im<br />

Fachverband Biogas e.V., moderierte die Veranstaltung,<br />

die mit Grußworten von Georg Baumgartner, Leiter des<br />

Fachzentrums Strukturentwicklung und Diversifizierung<br />

am AELF Rosenheim, und Stefan Haberstetter<br />

(Landtechnikberater am ALEF Rosenheim) eingeleitet<br />

wurde.<br />

Viele Biogasanlagen in der Region wurden um das Jahr<br />

2000 in Betrieb genommen, die ersten fallen somit<br />

2021 aus der gesicherten EEG-Vergütung, und dies<br />

sorgt für Unsicherheit in der Branche. Soll noch einmal<br />

in die Anlage investiert und diese für die Ausschreibung<br />

gerüstet werden oder gibt es noch andere Möglichkeiten<br />

zu reagieren? Die Veranstalter hatten mit Dr.<br />

Markus Helm und Dr. Helmut Loibl zwei kompetente<br />

Referenten gewinnen können. Dr. Helm erläuterte die<br />

Voraussetzungen, um einer Biogasanlage im Rahmen<br />

des sogenannten „Neuanlagenstatus“ und Verschiebung<br />

des Erstinbetriebnahmejahres eine Laufzeitverlängerung<br />

nach EEG zu ermöglichen.<br />

Dr. Loibl befasste sich mit der Thematik, eine bestehende<br />

Anlage in eine neue „Güllekleinanlage“ umzuwandeln.<br />

Bei der ersten Variante sind Investitionen im<br />

Zeitraum 2000 bis 2008 relevant, während die zweite<br />

Variante auf Investitionen in naher Zukunft abzielt. In<br />

beiden Fällen zeigte sich, dass es einer konkreten einzelbetrieblichen<br />

Betrachtung bedarf und zum Teil noch<br />

rechtliche Unsicherheiten bestehen.<br />

Am Nachmittag berichteten Josef Schmidt vom AELF<br />

Ingolstadt und Christian Kern vom AELF Rosenheim<br />

über ihre Erfahrungen aus der Beratungspraxis. Tenor<br />

war, dass jede Anlage einen eigenen Hintergrund hat<br />

und die Beratung dadurch auch sehr individuell sein<br />

muss und viele Faktoren einbezogen werden sollten.<br />

Die Mitarbeiter der AELFs wiesen mehrmals ausdrücklich<br />

auf das Beratungsangebot hin und baten die Anwesenden,<br />

dieses auch zu nutzen.<br />

Den Abschluss der Veranstaltung bildete der Vortrag von<br />

Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas<br />

e.V. Er referierte über die Grundlagen im EEG 2017<br />

und stellte den konkreten Ablauf einer Ausschreibung<br />

vor. Auch die Resultate der ersten Ausschreibungsrunde<br />

waren Teil seines Vortrages. Dr. Rauh wies darauf<br />

hin, dass der Fachverband über die neue Service GmbH<br />

auch weiterhin Schulungen zu den Ausschreibungen<br />

anbieten wird. Den Abschluss bildete ein Ausblick auf<br />

die derzeitige politische Entwicklung.<br />

Autorin<br />

Helene Barth<br />

Fachreferentin Mitgliederservice<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

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95


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Regionalgruppen Ober- und Unterfranken<br />

Interesse an Sicherheit ist Voraussetzung<br />

für Erfolg und Akzeptanz<br />

Biogas-Sicherheits-<br />

Praxistag mit Begehung<br />

der Biogasanlage<br />

von Michale Glos.<br />

Andreas Popp, Regionalgruppensprecher,<br />

freute sich über den großen Zuspruch für<br />

den Biogas-Sicherheits-Praxistag in Prichsenstadt.<br />

In seiner Begrüßung erläuterte<br />

er den rund 40 Teilnehmern die jüngsten<br />

Aktivitäten des Fachverbandes Biogas und rief die anwesenden<br />

Betreiber dazu auf, dem Aufruf zur Teilnahme<br />

an der Blühpflanzenaktion und der Registrierung im<br />

Blühpflanzenatlas zu folgen. Ziel muss sein, das Image<br />

zu verbessern, um wieder die Akzeptanz früherer Zeiten<br />

zu erlangen, um hier<br />

den notwendigen Rückhalt<br />

in der Bevölkerung für dringend<br />

erforderliche politische<br />

Entscheidungen zu<br />

bekommen.<br />

Geschäftsführer Manuel<br />

Maciejczyk vom Fachverband<br />

Biogas gab in seinem<br />

Vortrag einen Überblick<br />

über die derzeit laufenden<br />

Diskussionen zu potenziellen<br />

Änderungen gesetzlicher<br />

Vorgaben. Dabei gab<br />

er den Teilnehmern ein Update<br />

zum Thema Sicherheit<br />

und erläuterte die Pflicht<br />

und Notwendigkeit für eine Betreiberschulung. Der<br />

Fachverband Biogas konnte hierzu erfreulicherweise<br />

mit zwei Partnerverbänden den Schulungsverbund Biogas<br />

gründen und hierfür ein einheitliches Schulungskonzept<br />

anbieten, das Standards setzt.<br />

Mit einem Einblick in die Kalkulationsgrundlage von<br />

Versicherungsgesellschaften und der allgemeinen<br />

Schadensentwicklung erläuterte Mathias D’Angelo<br />

von der Gesellschaft zur Versicherungsprüfung die<br />

Vorgaben von Schadensregulierern der Versicherungswirtschaft,<br />

die im Ernstfall auf die Betriebe kommen.<br />

Anhand des „A-Teams“ bzw. der Arbeitsweise der Schadensregulierer<br />

erklärte er sehr anschaulich die Abläufe<br />

und potenziellen Fallstricke bei der Regulierung eines<br />

Schadens zum Beispiel nach einem Brand. Um darauf<br />

vorbereitet zu sein oder im Bedarfsfall richtig reagieren<br />

zu können, gab er den Teilnehmern hilfreiche Tipps.<br />

Zum Schluss zeichnete er noch die Gefahren auf, die<br />

von der heranrückenden Afrikanischen Schweinepest<br />

(ASP) für Biogasanlagen ausgehen, und wie Betreiber<br />

ihre Anlagen davor schützen können.<br />

Mit der Vorstellung der technischen Produktpalette<br />

und ihrer Leistungen gab Hermann Rothenaicher von<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Emission Partner einen Überblick zu technischen Lösungsstrategien<br />

zur Einhaltung der neuen Emissionsgrenzwerte<br />

für BHKW. Dabei diskutierte er mit den Teilnehmern<br />

Fragen für die weitere Entwicklung und wie<br />

sich Betreiber durch technische Maßnahmen darauf<br />

einstellen können. Hierbei scheint nach Einschätzungen<br />

Rothenaichers die SCR-Katalysatortechnik eine<br />

wichtige Rolle einzunehmen.<br />

Der Sachverständige Roland Abel, auch als sogenannte<br />

befähigte Person tätig, brachte die Thematik Gefährdungsbeurteilung<br />

und Ex-Schutzdokumentation den<br />

Teilnehmern anhand konkreter Beispiele aus der Praxis<br />

näher. So berichtete er von einer Fachfirma, die zunächst<br />

ohne Schutzmaßnahmen auf dem Fermenter<br />

am Folienspeicher arbeitete und erst aufgrund einer<br />

nachträglichen Unterweisung durch den Betreiber und<br />

seinen Sachverständigen die Arbeiten wegen der fehlenden<br />

Sicherheitsvorkehrungen einstellte. Dabei, so<br />

könnte man meinen, hätte die Fachfirma die Gefahren<br />

doch genau kennen müssen.<br />

Er schärfte den anwesenden Betreibern ganz eindringlich<br />

ein, immer und in jedem Fall Fremdfirmen und<br />

Besuchern stets eine Unterweisung zu erteilen. Auch<br />

dann, wenn eine Firma wiederholt auf die Anlage<br />

kommt. Er gab zu, dass diese Übung den meisten Praktikern<br />

noch schwerfalle, da sie im ersten Moment als<br />

unsinnig und überflüssig empfunden wird, doch durch<br />

Schaden wird man klug. Und die bereits begangenen<br />

Fehler von Betreiberkollegen müssen und sollten nicht<br />

wiederholt werden.<br />

Am Nachmittag durften die Teilnehmer die sehr gepflegte<br />

Biogasanlage von Michale Glos besichtigen.<br />

In zwei Gruppen aufgeteilt erklärte zum einen Abel<br />

anhand einer exemplarisch durchgeführten Anlagenbegehung<br />

die Punkte, auf die er als Sachverständiger<br />

achtet, und wie die Praktiker Schwachpunkte zufriedenstellend<br />

beseitigen können. Zum anderen stellte<br />

Gernot Sühler von der SVLFG die unterschiedlichen<br />

persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) und deren<br />

Anwendung im täglichen Betrieb sehr umfänglich und<br />

praxisnah vor.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Markus Bäuml<br />

Regionalreferent Süd-Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 94 71/601 95 50<br />

E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />

96


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

Mathias Waschka<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Frank Doods, Staatssekretär im Umweltministerium,<br />

besichtigt Biogasanlage in Bierbergen<br />

Regional<br />

büro<br />

NORD<br />

Um einen Eindruck von den Möglichkeiten<br />

der Erneuerbaren Energien zu bekommen,<br />

besuchte Niedersachsens Umwelt-Staatssekretär<br />

Frank Doods die Firma Energas in Bierbergen.<br />

Die Anlagenbetretreiber Lutz Decker<br />

und Jan van Leeuwen begrüßten den Staatssekretär.<br />

Mit dabei waren auch der Landtagsabgeordnete<br />

Christoph Plett sowie Horst Seide, Präsident<br />

des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Auf der Hofstelle in Bierbergen zeigte sich eindrucksvoll,<br />

wie alte Bausubstanz zukunftsfähig genutzt werden<br />

kann, um ein Wärmenetz für den Ort aufzubauen.<br />

Die Betriebsleiter erläuterten, dass die Biogasanlage<br />

über eine Leistung von 3,06 Megawatt (MW) verfügt,<br />

die zusätzlich über ein 800-Kilowatt- (kW) sowie ein<br />

weiteres 716-kW-Blockheizkraftwerk an das örtliche<br />

Nahwärmenetz angeschlossen ist und somit insgesamt<br />

105 Haushalte in Bierbergen preisgünstig mit sauberer<br />

regionaler Wärme versorgt.<br />

2014 wurde die Anlage auf die bedarfsgerechte Stromerzeugung<br />

optimiert, so dass sie Strom bereitstellen<br />

kann, wenn wenig Sonne und Wind vorhanden sind oder<br />

wenn Spitzenleistungen gefragt sind. Gern würden sie<br />

die Region auch mit Strom versorgen, aber die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen lassen das nicht zu. Hier<br />

gab es einen klaren Arbeitsauftrag an Staatssekretär<br />

Doods und den Landtagsabgeordneten Plett, Erneuerbare<br />

Energieregionen zu entwickeln, die die Strom- und<br />

Wärmeversorgung übernehmen. So ließen sich unterschiedliche<br />

Erneuerbare-Energie-Produzenten in ein<br />

lokales Verteilstromnetz integrieren. Um Verlässlichkeit<br />

zu gewährleisten und die Stromproduktion optimal<br />

zu nutzen, können im Rahmen der Sektorenkopplung<br />

mit Strom Elektrolyseure betrieben werden, die Wasser<br />

spalten zu Wasserstoff und Sauerstoff, so dass der<br />

Wasserstoff gespeichert werden kann. Werden Elektrolyseure<br />

an Biogasanlagen errichtet, dann kann das<br />

im Biogas enthaltene CO mittels Sabbatierprozess mit<br />

dem produzierten Wasserstoff zu synthetischem Methan<br />

reagieren. Dies erhöht beispielsweise die Effizienz<br />

der Biogasanlagen.<br />

Mit Wind- und Solarstrom lässt sich auch Wasserstoff<br />

produzieren, der im Mobilitätsbereich zum Einsatz<br />

kommt. Hier sieht auch Horst Seide die Chancen: „Wir<br />

sehen durch die Wasserstofftechnologie großes Potenzial<br />

für den ländlichen Raum. Jedoch muss die Bundesregierung<br />

schnell agieren und die entsprechenden<br />

regulatorischen Rahmenbedingungen setzen. Ansonsten<br />

droht Deutschland international in einem wichtigen<br />

Technologiebereich ins Hintertreffen zu geraten.“<br />

Doods zeigte sich beeindruckt von der Kompetenz und<br />

Ideenvielfalt der Betriebsleiter.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Silke Weyberg<br />

Regionalreferentin Nord<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Ostring 6 · 31249 Hohenhameln<br />

Tel. 0 51 28/33 35 510<br />

E-Mail: silke.weyberg@biogas.org<br />

98


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

2. Norddeutscher Biogasbranchentreff<br />

Schleswig-Holstein – In der Maschinenhalle der DEULA traf<br />

sich die Biogasbranche nach dem erfolgreichen Auftakt im<br />

letzten Jahr zum zweiten Mal zum Branchentreff. 70 Aussteller,<br />

ein interessantes inhaltliches Programm und viel Zeit zum<br />

Schnacken bei Gegrilltem und kühlen Getränken ist ein Konzept,<br />

das die Branche anspricht. Das erkennt auch das zuständige<br />

Ministerium in Schleswig-Holstein. Bernd Maier-Staud, Leiter<br />

des Referats „Klimaschutz, Energiewende, Innovationsförderung,<br />

Nachwachsende Rohstoffe“, betonte, wie wichtig es<br />

sei, Innovationen im Biogasbereich zu implementieren. Er gab<br />

seiner Überzeugung Ausdruck, dass eine innovative Biogasbranche<br />

ihren Platz im Energiemix haben wird. So sagte er zu,<br />

dass sich das Land Schleswig-Holstein für die Ausweitung des<br />

Flexdeckels einsetzen würde. Auch sieht er Potenziale für die<br />

Branche als Systemdienstleister im Bereich des Nährstoffmanagements.<br />

Darüber hinaus ging es um viele konkrete fachliche Fragestellungen<br />

wie rechtliche und technische Herausforderungen bei der<br />

Umsetzung von BHKW, konkrete Aufbereitungsmöglichkeiten<br />

für Gärdünger, Umgang mit Oberflächenwasser, Wärmenetze,<br />

Sektorenkopplung oder auch das Thema Bezugsstromkosten.<br />

Die Initiatoren, die Biogasoptimierer und Gebrüder Honnens<br />

hatten gemeinsam mit dem Fachverband ein umfangreiches<br />

Programm zusammengestellt.<br />

So wichtig ein Treffpunkt der Biogasbranche und der fachliche<br />

Austausch sind, so klar ist aber auch, dass die Erneuerbare<br />

Branche gemeinsam gegenüber der Politik sprechen muss.<br />

Daher war auch der neu gegründete LEE auf dem Stand des<br />

Fachverbandes vertreten, der als Plattform die politische Lobbyarbeit<br />

und Öffentlichkeitsarbeit bündelt.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Silke Weyberg<br />

Regionalreferentin Nord<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Ostring 6 · 31249 Hohenhameln<br />

Tel. 0 51 28/33 35 510<br />

E-Mail: silke.weyberg@biogas.org<br />

99


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Erneuerbare decken Strombedarf zu 150 Prozent –<br />

künftig sogar zu 700?<br />

Die aktuellen Zahlen spiegeln den bundesweiten Trend wider. Nachdem im Jahr 2012 in Mecklenburg-<br />

Vorpommern 45 Biogasanlagen in Betrieb gingen, waren es 2016 nur noch zwei, 2017 dann immerhin drei.<br />

Aktuell, so die Landesregierung, befinden sich vier Anlagen in einem Genehmigungsverfahren nach dem<br />

Bundes-Immissionsschutzgesetz. Auch nicht gerade viel.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Dank des Biogas-Booms der<br />

Vergangenheit und der Windenergie<br />

steht Mecklenburg-<br />

Vorpommern bei den Erneuerbaren<br />

dennoch gut da. Das<br />

Land deckt seinen Strombedarf inzwischen<br />

im Jahresmittel anderthalbfach aus<br />

Erneuerbaren Energien: Einem Verbrauch<br />

von 6,6 Milliarden Kilowattstunden steht<br />

eine regenerative Erzeugung von 9,8 Milliarden<br />

(2016) gegenüber – an der Spitze<br />

die Windenergie mit 6 Milliarden Kilowattstunden<br />

im Jahr, gefolgt von der Biomasse<br />

(2,5 Milliarden, darunter das Biogas mit<br />

2,1 Milliarden) und der Fotovoltaik (1,3<br />

Milliarden).<br />

Horst Ludley, Biogaspionier und heute als<br />

Berater für Bioenergieanlagentechnik tätig,<br />

erinnert sich an die Anfänge der Branche<br />

im Land. Die Biogasgeschichte der<br />

„Neuzeit“ habe 1996 mit einer Abfallanlage<br />

in Pastitz bei Putbus auf der Insel Rügen<br />

begonnen, sagt er. Deren Ziel war – wie es<br />

schon im Namen der Betreiberfirma hieß<br />

– die „Alternative Dünger- und Energieproduktion“.<br />

Die Anlage wurde für vielfältige<br />

Einsatzstoffe konzipiert, für biogene Roh-,<br />

Rest- und Abfallstoffe aus der Land- und<br />

Forstwirtschaft, aus Industrie und Gewerbe<br />

sowie aus Haushalten. Mit zwei Blockheizkraftwerken<br />

je 495 Kilowatt elektrischer<br />

Leistung gehörte sie bereits zu den größeren<br />

Anlagen in Deutschland.<br />

Nicht unkritischer Bau von<br />

Großanlagen<br />

Es folgten im Jahresrhythmus vier weitere<br />

Abfallanlagen im Land mit einer elektrischen<br />

Leistung zwischen 500 und 2.000<br />

Kilowatt, etwa jene in Sagard auf Rügen<br />

und in Barth. Erst anschließend seien auch<br />

mehrere kleine landwirtschaftliche Anlagen<br />

der baden-württembergischen Firma Lipp<br />

mit 50 Kilowatt gebaut worden, erinnert<br />

sich Ludley. Einige Großanlagen im Nordosten<br />

wurden bundesweit bekannt. Darunter<br />

der Bioenergiepark Klarsee in Penkun<br />

mit einer elektrischen Leistung von 20 Megawatt.<br />

Er besteht aus einem Verbund von<br />

40 unabhängigen Biogasanlagen je 500<br />

Kilowatt und ging im Jahr 2006 in Betrieb.<br />

Aber es war ein heikles Konstrukt. Während<br />

die Betreiberfirma Nawaro Bioenergie das<br />

Kraftwerk als „weltgrößte Biogasanlage“<br />

anpries, also als eine Anlage – deklarierte<br />

sie den Park gegenüber dem Energieversorger<br />

als 40 Einzelanlagen zu 500 Kilowatt,<br />

mit entsprechend höherer Einspeisevergütung.<br />

Mit dem EEG 2009 begann dann die<br />

Debatte über den Anlagenbegriff, wodurch<br />

dem Projekt in Vorpommern durch eine<br />

glatte Halbierung der Vergütung die finanzielle<br />

Basis wegzubrechen drohte. Doch<br />

die „Lex Penkun“ wurde am Ende positiv<br />

beschieden.<br />

Ein weiteres Projekt der Nawaro Bioenergie –<br />

der Park Güstrow – wurde deshalb in Zusammenarbeit<br />

mit dem Gasversorger VNG<br />

Leipzig von Anfang an als Aufbereitungsanlage<br />

konzipiert. Bei der Inbetriebnahme<br />

im Sommer 2009 galt die Anlage mit einer<br />

Leistung von 50 Megawatt (thermisch)<br />

als die weltweit größte und modernste der<br />

Welt. In 20 Fermentern erzeugt sie pro Jahr<br />

rund 44 Millionen Kubikmeter Biomethan,<br />

die ins 25-bar-Gasnetz eingespeist werden.<br />

Unrühmlich endete unterdessen die Biogasanlage<br />

Neubukow der Firma Farmatic,<br />

die im Jahr 2000 gebaut wurde. Aufgrund<br />

ihrer Probleme wurde sie in der Presse auch<br />

als „Der Growian der Biogas-Branche“<br />

bezeichnet – angelehnt an ein für damalige<br />

Zeiten überdimensioniertes Windrad<br />

der Achtzigerjahre. 2009 übernahm die<br />

Energiequelle GmbH aus Teltow die Anlage<br />

Neubukow, gab das Projekt aber 2013<br />

dann doch auf. Die beiden Container-<br />

Blockheizkraftwerke je 469 Kilowatt (elektrisch)<br />

und mit 78.000 Betriebsstunden<br />

auf dem Buckel standen in diesem Frühjahr<br />

zum Verkauf.<br />

Gute Beispiele für<br />

standortangepasste Anlagen<br />

Aber es geht auch anders. Neben den Großanlagen<br />

gebe es auch Beispiele für eine<br />

gelungene Integration der Biogastechnik in<br />

landwirtschaftliche Betriebe, sagt Ludley.<br />

Das sei in manchen Fällen die Schweinehaltung,<br />

wie bei Anlagen in Losten, Todendorf,<br />

in der Feldberger Seenlandschaft<br />

und Viecheln, oder die Rinderhaltung wie<br />

in Hohen Luckow und Miekenhagen. Auch<br />

Beispiele für den Aufbau einer vollumfänglichen<br />

Wertschöpfungskette gibt es:<br />

In Altkalen nutzt ein Hof die Abwärme aus<br />

der Biogasanlage zur Aufzucht des Afrikanischen<br />

Wels.<br />

Als ein „Beispiel für eine langjährige Entwicklung<br />

im ländlichen Raum“ benennt<br />

Ludley zudem den Ort Bollewick, wo der<br />

langjährige Bürgermeister Bertold Meyer<br />

„beharrlich auf eine Entwicklung aus eigenen<br />

Kräften gesetzt“ habe. Bereits 2008<br />

hatten die Gemeindevertreter und Bürger<br />

den Entschluss gefasst, die dörfliche Wärmeversorgung<br />

auf Erneuerbare Energien<br />

umzustellen. Seit 2012 beliefern nun zwei<br />

Biogasanlagen über ein 3.500 Meter langes<br />

Nahwärmenetz 75 Prozent der Häuser<br />

mit Wärme.<br />

Auf Rügen unterdessen versorgt eine Biogasanlage<br />

seit 2011 über eine fast 20 Kilometer<br />

lange Mikrogasleitung die Kreisstadt Bergen<br />

sowie die Gemeinde Samtens mit Biogas.<br />

Aber solche Projekte sind aufgrund der geringen<br />

Bevölkerungsdichte in Mecklenburg-<br />

Vorpommern mitunter schwerer zu realisieren<br />

als in anderen Teilen der Republik.<br />

100


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

DBFZ prognostiziert Halbierung<br />

der Anlagenzahl<br />

Aktuell gibt es im nordöstlichen Bundesland<br />

542 Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung<br />

von 300 Megawatt (elektrisch) –<br />

doch es könnten im kommenden Jahrzehnt<br />

deutlich weniger werden. Das Deutsche Biomasseforschungszentrum<br />

in Leipzig geht<br />

für Mecklenburg-Vorpommern von einer<br />

Halbierung der Kapazitäten in den nächsten<br />

zehn Jahren aus, wenn nach dem Auslaufen<br />

der EEG-Vergütung keine Anschlussförderung<br />

erfolgt. Besonders folgenschwer<br />

könnte das für Biogasanlagen werden, die<br />

an Nahwärmenetze angeschlossen sind.<br />

Und so mahnt der im Januar 2017 als Dachverband<br />

gegründete Landesverband Erneuerbare<br />

Energien Mecklenburg-Vorpommern<br />

(LEE MV) eine Bioenergiestrategie für das<br />

Land an, um den Bestand der Anlagekapazitäten<br />

als „unverzichtbaren Bestandteil der<br />

Energiewende“ zu erhalten. Nicht nur als<br />

regionale Wärmequelle würden die Anlagen<br />

benötigt, auch zur Bereitstellung von Regelenergie<br />

für den Strommarkt und für die<br />

Sektorenkopplung.<br />

Da in Mecklenburg-Vorpommern aber der<br />

Biogasboom etwas später losgegangen sei<br />

als zum Beispiel in Bayern, könne der Nordosten<br />

das Ende der EEG-Vergütungen noch<br />

etwas entspannter angehen als andere, sagt<br />

Maik Orth, Regionalgruppensprecher Mecklenburg-Vorpommern<br />

beim Fachverband<br />

Biogas: „Viele Betreiber können sich erst<br />

einmal anschauen, was in anderen Bundesländern<br />

geschieht.“<br />

Verunsicherung spüre man aber auch im<br />

deutschen Nordosten. „Es kommt hinzu,<br />

dass hier in vielen Betrieben ein Generationswechsel<br />

ansteht“, sagt Orth, „und da<br />

tun sich viele schwer zu investieren.“ Dort,<br />

wo bislang keine Wärme genutzt wird – bei<br />

den frühen Anlagen war das betriebswirtschaftlich<br />

nicht nötig, – suche man unterdessen<br />

auch nach Wärmekonzepten. Damit<br />

sei im Nordosten die Situation die gleiche<br />

wie bundesweit: Das EEG mache die Zukunftsplanung<br />

schwer und das Vertrauen<br />

in die Beständigkeit politischer Beschlüsse<br />

habe gelitten. Zu den wenigen neuen Projekten<br />

derzeit gehört eine Einspeiseanlage<br />

in Torgelow.<br />

Berliner Energiepolitik stärker<br />

als in Schwerin<br />

Politisch hat das Land auf die Biogas-Politik<br />

auf Bundesebene nur wenig Einfluss. In der<br />

Hoffnung, dass politischer Druck gleichwohl<br />

hilft, heißt es im Koalitionsvertrag der<br />

Landesregierung vom Oktober 2016, man<br />

werde sich gegenüber dem Bund dafür einsetzen,<br />

„ein Konzept der Nachhaltigkeit für<br />

Bioenergieanlagen zu entwickeln und Forschung<br />

und Entwicklung im Bereich nachhaltige<br />

Biomasseerzeugung und -nutzung<br />

gezielt fortzuführen“.<br />

Weiter heißt es: „Die Koalition wird den bewährten<br />

Weg des Ausbaus der Erneuerbaren<br />

Energien in Mecklenburg-Vorpommern<br />

fortsetzen und hält an den Zielen der energiepolitischen<br />

Konzeption der Landesregierung<br />

aus dem Jahr 2015 fest.“ Diese<br />

Erklärung kam auch in der Branche gut an.<br />

Vorgänger-Energieminister Volker Schlotmann<br />

hatte im Rahmen des Landesenergierates<br />

zusammen mit Dienstleistern sowie<br />

Vertretern aus Bildung, Wissenschaft und<br />

Vereinen ein Papier erstellt, das „das Beste<br />

für die Meinungsbildung zu Erneuerbaren<br />

Energien war, was ich bisher erlebt habe“,<br />

sagt Ludley. Auch nach dem Ausscheiden<br />

des Ministers aus dem Kabinett seien die<br />

Grundsätze immer noch erkennbar – „gewissermaßen<br />

als ungeschriebene Normen“.<br />

Erneuerbare sind starker<br />

Arbeitgeber<br />

Schließlich sind in Mecklenburg-Vorpommern<br />

die Erneuerbaren sehr präsent. Nach<br />

den jüngsten Zahlen beschäftigt die Branche<br />

im Land 14.050 Menschen in mehr als<br />

1.100 Unternehmen. Damit arbeiten 21<br />

von 1.000 Beschäftigten in diesem Sektor –<br />

was immerhin Platz zwei unter allen Bundesländern<br />

bedeutet.<br />

Auch die Fachkompetenz wurde im Land<br />

gebündelt. Das im Jahr 1992 gegründete<br />

Innovations- und Bildungszentrum Hohen<br />

Luckow e.V. (IBZ) hat die Förderung von Wissenschaft,<br />

Innovation und Information auf<br />

dem Gebiet Energie und Umwelt zum Ziel.<br />

Im Biogassektor ist das IBZ seit 2010 aktiv<br />

und arbeitet eng mit der Universität Rostock<br />

zusammen. Seit 2012 werden auch Biogasanlagen<br />

wissenschaftlich betreut.<br />

Für die gesamten Erneuerbaren sind die<br />

Potenziale im Lande hoch. Daher dürfte der<br />

Anteil der Deckung des Strombedarfs von<br />

aktuell 150 Prozent in den kommenden<br />

Jahren noch erheblich zunehmen. Der LEE<br />

MV rechnet bereits vor, dass im Jahr 2040<br />

die Stromerzeugung aus Erneuerbaren siebenmal<br />

so hoch sein könnte wie der heutige<br />

Verbrauch.<br />

Um diese Mengen zu nutzen, kann man einerseits<br />

starke Leitungen bauen. Biogaspionier<br />

Horst Ludley fragt sich aber manchmal<br />

auch: „Warum wird nicht dort investiert, wo<br />

die Energie vorhanden ist?“ In der deutschen<br />

Stromgeschichte war das schließlich<br />

immer wieder der Fall: Firmen siedelten<br />

sich dort an, wo es Wasserkraft gab, sie gingen<br />

auch dorthin, wo die Kohle verfügbar<br />

oder leicht anzuliefern war. Nun könnten sie<br />

doch auch dort hingehen, wo die modernen<br />

Erneuerbaren so viel Energie liefern.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a<br />

79098 Freiburg<br />

Tel. 07 61/202 23 53<br />

E-Mail: bernward.janzing@t-online.de<br />

Foto: Verseidag_Indutex_GmbH<br />

101


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Klimaziel 2020 nur mit Kohleausstieg erreichbar<br />

Gastkommentar von Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE)<br />

Der Kohleausstieg in Deutschland<br />

ist längst überfällig. Die<br />

vom Bundeskabinett eingesetzte<br />

Kommission für Wachstum,<br />

Strukturwandel und Regionalentwicklung<br />

muss jetzt zügig die richtigen<br />

Signale setzen, um die Klimaziele 2020 zu<br />

erreichen und damit auch die Weichen für<br />

die Einhaltung der Ziele für 2030 und für<br />

das Pariser Klimaschutzabkommen 2050<br />

zu stellen. In diesem Kontext sind die<br />

Rahmenbedingungen für die anvisierten<br />

65 Prozent Ökostrom bis 2030 zu<br />

schaffen. Dafür braucht es außer einem<br />

ambitionierten Kohleausstieg auch einen<br />

beschleunigten Ausbau Erneuerbarer<br />

Energien.<br />

Der mit dem Kohleausstieg verbundene<br />

Strukturwandel sollte eine breite gesellschaftliche<br />

Akzeptanz finden, was nur<br />

mit einem geordneten und umwelt- als<br />

auch sozialverträglichen Ausstieg gelingen<br />

kann, der Perspektiven für die<br />

Zukunft schafft. Das bedeutet, den<br />

Prozess gemeinsam mit den Menschen<br />

in der Region zu organisieren und den<br />

Weg von den fossilen zu den Erneuerbaren<br />

Energien mit konkreten Konzepten<br />

zu beschreiten. Ein modernes Energieversorgungssystem<br />

verbindet Klimaschutz mit<br />

Systemdienstleistung und die Erneuerbaren<br />

sind im Stromsektor mit einem Ökostromanteil<br />

von gut 36 Prozent mittlerweile<br />

systemrelevant.<br />

Für den Kohleausstieg schlägt der BEE<br />

einen Kraftwerksabschaltplan gemäß den<br />

Klimazielen vor, nach dem die Betreiber<br />

noch am Netz verbleibender Kraftwerke<br />

Reststrommengen flexibel über ein Volllaststunden-Modell<br />

bewirtschaften können.<br />

Dabei wird die jährliche Stromerzeugung<br />

der Kohlekraftwerke auf ein Budget<br />

begrenzt. Die Kraftwerke erzeugen Energie<br />

vor allem dann, wenn die Börsenpreise<br />

hoch sind. Zu Zeiten niedriger Strompreise,<br />

wenn die Erneuerbaren Energien besonders<br />

günstig Strom erzeugen, werden sie weitgehend<br />

oder ganz herunterfahren.<br />

Darüber hinaus muss die Debatte über einen<br />

wirksamen CO 2<br />

-Preis für fossile Energieträger<br />

endlich an Fahrt gewinnen und<br />

von der Großen Koalition aufgenommen<br />

werden. Über den europäischen Emissionshandel<br />

wird im Wesentlichen nur die<br />

Stromerzeugung erfasst, aber die Preise<br />

für die Emissionsrechte entsprechen noch<br />

nicht einmal den realen Kosten. Wärme<br />

und Verkehr sind ohnehin nicht erfasst. Ein<br />

wirksamer Preis auf Kohlendioxid – gerade<br />

auch in diesen sogenannten Non-ETS-Sektoren<br />

– ist deshalb unerlässlich, um CO 2<br />

-<br />

Emissionen zu vermeiden.<br />

Ein regionaler CO 2<br />

-Mindestpreis oder eine<br />

nationale CO 2<br />

-Steuer sind hierfür der richtige<br />

Weg. Bereits etwa 25 bis 30 Euro pro<br />

Tonne CO 2<br />

würde nach Berechnungen des<br />

BEE im Stromsektor richtige Anreize setzen.<br />

Für den sozialen Ausgleich könnte<br />

die Stromsteuer weitgehend abgeschafft<br />

werden; die EEG-Umlage würde sinken.<br />

Ebenso benötigt der Wärmebereich einen<br />

CO 2<br />

-Preis, denn bislang gibt es hier nicht<br />

die richtigen Anreize, um moderne Technologien<br />

und Erneuerbare Energien einzusetzen.<br />

Der BEE plädiert deshalb für die<br />

Einführung einer CO 2<br />

-Bepreisung inklusive<br />

einer Rückverteilung an Bürger und Unternehmen.<br />

Dabei ist vor allem mit Blick<br />

auf einkommensschwächere Haushalte auf<br />

eine gerechte Rückvergütung zu achten.<br />

Entscheidend ist, dass die Benachteiligung<br />

der Erneuerbaren Energien ein Ende hat.<br />

Eine CO 2<br />

-Bepreisung würde die Wettbewerbsverzerrung<br />

bereinigen und damit auf<br />

Marktseite ökonomische Anreize für eine<br />

klimafreundliche Energieerzeugung setzen.<br />

Das ist auch für die angestrebte Kopplung<br />

der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität<br />

relevant, die im neuen Energiesystem ganz<br />

neue Möglichkeiten schafft, Energie effizient<br />

und klimafreundlich zu nutzen.<br />

Natürlich sind beim Kohleausstieg auch<br />

soziokulturelle Fragen zu berücksichtigen,<br />

denn die Regionen sind geprägt von dieser<br />

Industriestruktur. Ein gut ausgestatteter<br />

Fonds hilft, den Strukturwandel ökonomisch<br />

und sozial abzufedern und neue Perspektiven<br />

zu schaffen. Damit kann die<br />

Akzeptanz für den Veränderungsprozess<br />

vor Ort erhöht werden. Auch die Beteiligung<br />

der Akteure vor Ort als Kenner der<br />

regionalen Zusammenhänge ist essentiell<br />

für den Erfolg.<br />

In diesem Kontext freuen wir uns über<br />

die Berufung von Reiner Priggen, Vorsitzender<br />

des Landesverbands Erneuerbare<br />

Energien (LEE) in Nordrhein-Westfalen,<br />

in die Kommission für Wachstum,<br />

Strukturwandel und Beschäftigung.<br />

Denn der LEE begleitet schon jetzt<br />

den Umbau ganz konkret – und das in<br />

Nordrhein-Westfalen als einem der am<br />

stärksten von Braunkohle geprägten<br />

Bundesländer. Wir werden mit ihm gemeinsam<br />

an Lösungsmöglichkeiten für die<br />

Energiewende in den Kohleregionen arbeiten,<br />

denn sie haben Auswirkungen auf das<br />

nationale wie das europäische Energieversorgungssystem<br />

– von der Energieproduktion<br />

über die Verteilung bis zu Speicherung<br />

und Verbrauch.<br />

Auf dem Weg in die zukunftsfähige Energieversorgung<br />

haben die Erneuerbaren Energien<br />

viel zu bieten und es gilt jetzt, ohne Brüche<br />

und Hängepartien an der steilen Entwicklung<br />

der vergangenen Jahre im Stromsektor<br />

anzuknüpfen, sie auf die Sektoren Wärme<br />

und Mobilität zu übertragen und intelligent<br />

zu verknüpfen. Oft sind gerade die Industrieregionen<br />

für die Erneuerbaren zudem<br />

infrastrukturell prädestiniert, zum Beispiel<br />

was die Netzdichte oder verfügbare Flächen<br />

angeht. Es geht schneller, vorhandene Netze<br />

zu nutzen und zu optimieren, als neue zu<br />

bauen. Diese Netze können in Kombination<br />

mit Erneuerbaren-Anlagen und Speichern<br />

ganz neue Möglichkeiten eröffnen und die<br />

Sektorenkopplung kann modellhaft erprobt<br />

und vorangebracht werden.<br />

Foto: BEE e.V.<br />

102


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

www.haeusle.com<br />

www.haeusle.com<br />

05.03.<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

05.03.<strong>2018</strong><br />

WIR BEWAHREN E ROHSTOFFE OFFE FÜR Ü R GENERATIONEN<br />

A WIR BEWAHREN ROHSTOFFE FÜR GENERATIONEN<br />

Häusle gehört zur Loacker Recycling Unternehmensgruppe, die durch die Umsetzung nachhaltiger Konzepte<br />

der Häusle Kreislaufwirtschaft gehört zur zur Loacker Loacker Recycling einen Recycling entscheidenden Unternehmensgruppe, Unternehmensgruppe, Beitrag die durch für die die Umsetzung Zukunft durch die von nachhaltiger Umsetzung Umwelt Konzepte und nachhaltiger Gesellschaft der Kreislaufwirtschaft<br />

Das der Kreislaufwirtschaft Kerngeschäft einen entscheidenden ist dabei einen Beitrag das entscheidenden für Recycling die Zukunft von Beitrag Rest- Umwelt und für Wertstoffen die Gesellschaft Zukunft leistet. sowie von Das Umwelt die Kerngeschäft Erzeugung und Gesellschaft ist von dabei Energie das Recyc-<br />

leistet. aus<br />

Konzepte leistet.<br />

ling Abfällen Das von Kerngeschäft Rest- zur und Schonung Wertstoffen ist dabei der sowie Primärressourcen.<br />

das die Recycling Erzeugung von Rest- Energie und aus Abfällen Wertstoffen zur Schonung sowie die der Primärressourcen.<br />

Erzeugung von Energie aus<br />

Abfällen zur Schonung der Primärressourcen.<br />

Zur Verstärkung unseres Teams in Lustenau suchen wir per sofort oder nach Vereinbarung:<br />

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MASCHINIST BIOABFALLVERWERTUNG (m/w) ANLAGENLEITER BIOABFALLVERWERTUNG (m/w)<br />

MASCHINIST BIOABFALLVERWERTUNG (m/w)<br />

MASCHINIST BIOABFALLVERWERTUNG (m/w)<br />

beinhaltet folgende Aufgaben Ihr Arbeitsgebiet beinhaltet folgende Aufgaben<br />

Ihr Arbeitsgebiet beinhaltet folgende Aufgaben<br />

Annahme des täglich gelieferten Bioabfalls und Beschickung<br />

Annahme Arbeitsgebiet<br />

• Planung, Leitung und Kontrolle der Produktionsaktivitäten<br />

Anlage der BAV-Anlage<br />

• Wartung Annahme der des Anlagenteile täglich gelieferten und und Störungsbehebung<br />

Bioabfalls und Beschickung • der Überprüfung Anlage der Anlage per Fernwartung<br />

• regelmäßige Wartung der Anlagenteile Reinigungsarbeiten und Störungsbehebung • Durchführung bedarfsbedingter Störungsbehebungen<br />

der und Anlagenteile auf<br />

vor Ort (Bereitschaftsdienst)<br />

• laufende regelmäßige Kontrolle Reinigungsarbeiten<br />

der Maschinen- und Anlagenteile auf Funktionsfähigkeit<br />

• Ihr<br />

der Anlage des täglich beinhaltet gelieferten Bioabfalls folgende und Aufgaben Beschickung der<br />

Funktionsfähigkeit<br />

• Mitarbeiterführung<br />

• laufende Kontrolle der Maschinen- und Anlagenteile auf Funktionsfähigkeit<br />

• Überprüfung der Einhaltung von Wartungsarbeiten der<br />

Sie verfügen über<br />

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Produktionsanlagen<br />

• Sie eine verfügen abgeschlossene über Ausbildung mit technischem oder handwerklichem Hintergrund<br />

eine abgeschlossene Ausbildung mit technischem oder<br />

• handwerklichem eine Staplerfahrprüfung abgeschlossene Hintergrund Ausbildung und Führerschein mit technischem B oder handwerklichem Sie verfügen Hintergrund<br />

über<br />

• Teamfähigkeit, eine Staplerfahrprüfung Belastbarkeit und und und Führerschein Zuverlässigkeit<br />

B B<br />

• eine abgeschlossene Ausbildung mit technischem oder<br />

und handwerklichem Hintergrund<br />

• gute Teamfähigkeit, Deutschkenntnisse Belastbarkeit in Wort und und Zuverlässigkeit<br />

Schrift<br />

in Wort und Schrift<br />

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Häusle GmbH<br />

Häusle GmbH<br />

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Lohn liegt orientiert am Vorarlberger Arbeitsmarkt überdurchschnittlich hoch.<br />

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Die Position ist nach dem KV für Güterbeförderung in der Gruppe 1 angesiedelt. Der tatsächliche Lohn liegt orientiert am Vorarlberger Arbeitsmarkt überdurchschnittlich hoch.<br />

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Umwelt.Dienstleistungen<br />

103<br />

Umwelt.Dienstleistungen


Produktnews<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

agriKomp-BHKW BGA136 ab sofort mit zwei Jahren Herstellergarantie<br />

Ab sofort versieht die agriKomp ihr erfolgreiches<br />

Blockheizkraftwerk BGA136 mit einer<br />

Herstellergarantie von zwei Jahren. Sie gilt<br />

für beide Leistungsklassen, nämlich 150<br />

bis 195 Kilowatt elektrische Leistung (kWel)<br />

sowie 200 bis 250 kWel. Mit dieser Maßnahme<br />

unterstreicht das Unternehmen die<br />

zuverlässigen Alltagseigenschaften des am<br />

Markt sehr erfolgreichen Modells, das am<br />

Firmensitz im mittelfränkischen Merkendorf<br />

entwickelt wurde und dort auch gebaut wird.<br />

Die zweijährige Garantie umfasst im Garantiefall<br />

die Instandsetzung oder den<br />

Austausch von unter die Garantie fallenden<br />

Bauteilen, inklusive Fahrt-, Transport- und<br />

Montagekosten. Zusätzlich ist in der Garantie<br />

das Material der Regelwartungen enthalten.<br />

Voraussetzung, um in den<br />

Genuss der zweijährigen Garantie BGA136 im Betoncontainer.<br />

zu kommen, ist die Durchführung<br />

der Regelwartungen durch einen<br />

von der agriKomp autorisierten<br />

Servicepartner, wie zum Beispiel<br />

den Netzwerkpartner „Service-<br />

Union“. Die Servicegesellschaft<br />

ist spezialisiert auf Wartungen,<br />

Reparaturen und Repowering-<br />

Maßnahmen von Biogasanlagen<br />

und BHKW. Von bundesweit zehn<br />

Standorten aus sind Techniker<br />

sowie etwaige Ersatzteile auf kurzen Wegen Kontakt: agriKomp GmbH<br />

schnell vor Ort. Das verkürzt die Standzeiten<br />

und begrenzt die Servicekosten auf ein Tel. 0 98 26/6 59 59-0<br />

Energiepark 2, 91732 Merkendorf<br />

Minimum.<br />

E-Mail: info@agriKomp.de, www.agrikomp.de<br />

Foto: agriKomp GmbH<br />

Mehr Gasspeicher auf dem Behälter<br />

Die Modernisierung einer in die Jahre gekommenen<br />

Biogasanlage ist mit großem<br />

organisatorischen Aufwand verbunden und<br />

bindet zusätzlich die finanziellen Ressourcen<br />

des Betreibers. Der notwendige Austausch<br />

der alten Dach-Membrane und damit<br />

verbunden die Ertüchtigung der vorhandenen<br />

Biogasanlage sollten gleichzeitig die<br />

zukünftigen Anforderungen an die Flexibilisierung<br />

erfüllen. Der signifikante Zuwachs<br />

des Speichervolumens durch den Wechsel<br />

von der konventionellen Viertelkugel zur<br />

Halbkugel wird schnell erkennbar. Bei einem<br />

Durchmesser von 25 Metern beläuft<br />

sich das Speichervolumen der Viertelkugel<br />

auf 1.350 m³, bei gleichem Durchmesser<br />

und einem Wechsel zur Halbkugel-Dachform<br />

ist ein variables Speicher-Volumen von<br />

etwa 3.450 m³ realisierbar. Somit stehen<br />

zusätzlich 2.100 m³ zur Verfügung.<br />

Bei voraussichtlichen Investitionskosten<br />

von etwa 17,50 Euro pro Kubikmeter Gasspeicher<br />

ist die Altanlage auf die zukünftigen<br />

Anforderungen optimal ausgerichtet.<br />

Die Installation der neuen Halbkugel auf<br />

den Bestandsbehälter ist eine kostengünstige<br />

Maßnahme zur Anlagenvergrößerung<br />

bzw. Optimierung der Biogasanlage.<br />

Kontakt: dbds Deutsche Biogas Dach-Systeme GmbH<br />

Am Burgholz 15, 52372 Kreuzau<br />

Tel. 0 24 21/5 91 83-0<br />

E-Mail: info@dbds-gmbh.de, www.dbds-gmbh.de<br />

Neu: HZI BioMethan-Leistungs-Check für Membranmodule<br />

Einen mobilen Prüfstand für Membranmodule<br />

in Gasaufbereitungsanlagen hat<br />

die Hitachi Zosen Inova BioMethan GmbH<br />

(HZI BioMethan), Zeven, entwickelt. Damit<br />

werden Selektivität und Separationskapazität<br />

in Betrieb befindlicher Membranen<br />

verifiziert. Die gemessenen Daten geben<br />

Aufschluss über eventuelle Einbußen in<br />

der Biomethanausbeute oder im Gesamtgasdurchsatz<br />

der Aufbereitung und bieten<br />

Anlagenbetreibern eine Grundlage für fundierte<br />

Leistungsbewertungen und Investitionsentscheidungen.<br />

Mit zunehmender Betriebszeit können die<br />

Trenneigenschaften der Membranen aus<br />

Hochleistungspolymeren beeinträchtigt<br />

werden. Mögliche Gründe hierfür sind eine<br />

schwankende Rohgaszusammensetzung,<br />

variierende Prozessbedingungen wie Druck<br />

und Temperatur oder eine unzureichende<br />

Vorreinigung des Biogases, die zu Ablagerungen<br />

in den Membranen führen kann. Das<br />

mindert sowohl die Selektivität, das Verhältnis<br />

der Transportgeschwindigkeit von CO 2<br />

und CH 4<br />

, als auch die Separationskapazität,<br />

den möglichen Gasdurchsatz.<br />

Beides überprüfen die Zevener Spezialisten<br />

für Gasaufbereitung und CO 2<br />

-Abscheidung<br />

nun im Rahmen des Membrane Performance<br />

Tests (MPT). Am transportablen<br />

Teststand aus eigener Entwicklung wird<br />

ein zu prüfendes Modul angeschlossen und<br />

unter definierten Betriebsbedingungen mit<br />

trockener Druckluft durchströmt. Anhand<br />

der Auftrennung der Luft im Membranmodul<br />

und der auftretenden Massenströme<br />

lassen sich Aussagen zu Trennleistung und<br />

aktuell möglichem Gasdurchsatz treffen.<br />

Kontakt: Hitachi Zosen Inova BioMethan GmbH<br />

Ludwig-Elsbett-Str. 1, 27404 Zeven<br />

Tel. 0 42 81/98 76 0<br />

E-Mail: info@hz-inova.com, www.hz-inova.com<br />

Mit dem transportablen Prüfstand werden<br />

Trenngüte und -leistung der Membranmodule<br />

in der Aufbereitungsanlage getestet.<br />

Foto: HZI BioMethanw<br />

104


Biogas Journal | 4_<strong>2018</strong><br />

Produktnews<br />

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Herausgeber:<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />

Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit)<br />

Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

Fax: 0 81 61/98 46 70<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Internet: www.biogas.org<br />

ISSN 1619-8913<br />

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Tel.: 02941/97000 Fax: 02941/970050<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

RAuN Franz-Josef Tigges*<br />

RAuN Andreas Schäfermeier**<br />

RA W. Andreas Lahme*<br />

RA Dr. Oliver Frank*<br />

RA Martina Beese<br />

RA Dr. Mathias Schäferhoff<br />

RA Daniel Birkhölzer*<br />

RAuN Katharina Vieweg-Puschmann LL.M.<br />

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Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Anzeigenverwaltung & Layout:<br />

bigbenreklamebureau GmbH<br />

An der Surheide 29 · 28870 Ottersberg-Fischerhude<br />

Tel. 0 42 93/890 89-0<br />

Fax: 0 42 93/890 89-29<br />

E-Mail: info@bb-rb.de<br />

Internet: www.bb-rb.de<br />

Druck: Druckhaus Fromm, Osnabrück<br />

Das BIOGAS Journal erscheint sechsmal im Jahr auf Deutsch.<br />

Zusätzlich erscheinen zwei Ausgaben in englischer Sprache.<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />

die Meinung des Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der<br />

Position des Fachverbandes Biogas e.V. übereinstimmen muss.<br />

Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet,<br />

Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-Rom nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen an die Redaktion<br />

wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung<br />

vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen<br />

wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe sinnerhaltend zu kürzen.<br />

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