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1_2018 Leseprobe

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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 21. Jahrgang<br />

1_<strong>2018</strong><br />

Bi<br />

GaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Biogas Convention: So war<br />

es in Nürnberg S. 26<br />

Silphie: Ergebnisse aus<br />

Gärversuchen S. 72<br />

Recht: Wenn der Direktvermarkter<br />

pleite ist S. 101<br />

Gasnetz und Biomethanhandel<br />

Adressfeld


Inhalt<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Editorial<br />

Warum Biogas ein Klimakiller<br />

oder ein Klimaretter sein kann!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

knapp 90 Milliarden Kubikmeter Erdgas<br />

wird Deutschland in 2017 verbrauchen –<br />

jede vierte Kilowattstunde (kWh), ob<br />

Strom, Wärme oder Kraftstoff, kommt aus<br />

dem Netz der meist gelben Leitungen. Wir<br />

können unser Biogas zu Biomethan veredeln<br />

– und es ins Erdgasnetz einspeisen.<br />

Damit wartet ein riesiger Absatzmarkt mit<br />

Chancen für Speicher,- Wärme- und Mobilitätsanwendungen<br />

auf die Branche.<br />

In diesem Heft beschäftigen wir uns mit<br />

unserem Tor zur Welt und dem, was heute<br />

normalerweise darin zu finden ist: Themen<br />

wie Herkunft, Marktplayer, Preisbildung,<br />

Speicher werden von unseren Redakteuren<br />

auf den Seiten 38 bis 53 intensiv beleuchtet.<br />

Schließlich beschäftigen wir uns mit<br />

der praktischen Umsetzung, den Handelshindernissen<br />

und wie wir das Tor zur Welt<br />

auch nutzen können.<br />

Motiviert von dem Glauben, dass Erdgas<br />

gegenüber der Nutzung von Kohle und Erdöl<br />

heute schon sauberer mit weniger Schadstoffen<br />

verbrennt und gleichzeitig weniger<br />

Kohlendioxid emittiert, lautet der neue Slogan<br />

des DVGW „Gas wird Grün“. Gleichzeitig<br />

ist Erdgas zwar besser, aber noch lange<br />

nicht erneuerbar und noch immer fossil.<br />

Daher sieht die Gaswirtschaft als Zukunftsperspektive<br />

den stärkeren Einsatz von Biogas<br />

und anderen erneuerbaren Gasen. Gemeint<br />

ist meist „Power-to-Gas“ (PtG) oder<br />

vergleichbare Verfahren. Egal bei welcher<br />

Konferenz im Klima- oder Energiesektor,<br />

die Umwandlung von überschüssigem<br />

Strom aus Wind und Sonne zu Gas soll mittelfristig<br />

ein fester Bestandteil im Energiesystem<br />

werden.<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in der<br />

Vergangenheit oft das energiepolitische<br />

Dreieck als Bewertungskriterium zitiert. Die<br />

Versorgungssicherheit, die Bezahlbarkeit<br />

und die Umweltverträglichkeit waren dabei<br />

ihre Eckpunkte dieses Dreiecks. Sofern weiterhin<br />

auf fossiles Erdgas gesetzt wird, ist<br />

Deutschland auf den Import angewiesen.<br />

Nur 8 Prozent ist deutsches Erdgas, 40 Prozent<br />

stammen aus Russland. Den Rest steuern<br />

die europäischen Nachbarn wie Niederlande<br />

und Norwegen bei. Eine Vision mit<br />

grünem Gas ist hier aufgrund einer zukünftigen<br />

Vielzahl von inländischen Einspeisern<br />

sicher ein guter Weg für die Sicherheit der<br />

Versorgung. Zumindest, sofern die Potenziale<br />

auch genutzt und genügend erneuerbare<br />

(Bio-) Gasanlagen zugebaut werden.<br />

Bei der Bezahlbarkeit stellt sich zunächst<br />

die Frage, wie sich die Rahmenbedingungen<br />

und Kosten relativ zum Status quo entwickeln.<br />

Während die einen Wissenschaftler<br />

die Fortschritte bei der erneuerbaren<br />

Energieerzeugung würdigen, sehen andere<br />

die noch fehlende Effektivität in der Umsetzung<br />

von Strom ins Gasnetz als Stolperstein.<br />

Allerdings kann aus meiner Sicht die<br />

Politik mit den richtigen Rahmenbedingungen<br />

starken Einfluss ausüben – es ist also<br />

mehr eine Frage des Willens und weniger<br />

der Technologie.<br />

Im Gegensatz zu Europa sehen einige Autoren<br />

in den USA die Umweltwirkung von<br />

Erdgas kritisch. Hier werden hohe Verluste<br />

des maroden Leitungsnetzes, verbunden<br />

mit der Klimawirkung von Methan, zu einem<br />

Klimakiller hochgerechnet. Könnte<br />

Biogas so auch zum Klimakiller werden?<br />

Die Antwort haben wir selber in der Hand.<br />

Zum einen wollen wir ja gerade die unselige<br />

Förderung von Erdgas und die damit<br />

verbundenen Methanemissionen verdrängen<br />

und minimieren. Zum zweiten zeigt<br />

das deutsche Gasnetz mit recht geringen<br />

Verlustraten und hohen Standards, dass es<br />

auch deutlich besser geht als in den USA.<br />

Des Weiteren werden bei der Güllevergärung<br />

sogar aktiv Methanemissionen aus der<br />

Landwirtschaft eingefangen.<br />

Aber es sollte uns motivieren, unseren eigenen<br />

Umgang mit Methan zu sensibilisieren.<br />

Wenige Prozentpunkte an Undichtigkeiten<br />

in unseren Biogasanlagen reichen, die Klimawirkung<br />

massiv zu schmälern. Wir in der<br />

Biogasbranche sollten weiterhin alles tun,<br />

um solche Diskussionen im Keim zu ersticken.<br />

Das machen wir am besten, indem<br />

wir unsere Anlagen professionell bauen, betreiben<br />

und warten. Regelmäßige Kontrolle<br />

durch Dichtigkeitsproben, Gaskameras<br />

und Emissionsmessungen sollten nicht als<br />

Last, sondern als Chance verstanden werden.<br />

Schließlich ist jedes Methanmolekühl<br />

umgesetzt in Energie auch ein Gewinn für<br />

den Betreiber.<br />

Dann, davon bin ich überzeugt, ist der Klimaretter<br />

Biogas – auch im Gasnetz – weiterhin<br />

auf dem richtigen Weg.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Dipl.-Ing. (FH) Hendrik Becker<br />

Vizepräsident des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

3


Inhalt<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Biogas Convention<br />

12.–14. Dezember 2017, Nürnberg<br />

26 Seide: „Fossile Energieträger<br />

brauchen ein CO 2<br />

-Preisschild“<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Editorial<br />

3 Warum Biogas ein Klimakiller<br />

oder ein Klimaretter sein kann!<br />

Dipl.-Ing. (FH) Hendrik Becker,<br />

Vizepräsident des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher<br />

10 Termine<br />

11 Biogas-Kids<br />

12 Fossiles LNG kann nur eine Brücke sein<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

18 Strom plus Wärme plus Bioraffinerie<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

22 Box und Miete bestens kombiniert<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

POLITIK<br />

34 Neuer Schwung im weltweiten<br />

Klimaschutz<br />

Von Stefan Küper<br />

36 Transformationstechnologien<br />

gewinnen an Bedeutung<br />

Von Dr. Peter Röttgen<br />

Titelthema<br />

38 Gas: Potenzielles Medium<br />

für die Energiewende<br />

Von Dierk Jensen<br />

42 Notwendig, aber derzeit unrentabel:<br />

Gasspeicher in Deutschland<br />

Von Bernward Janzing<br />

46 Europäische Biomethanstrategie<br />

notwendig<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

PRAXIS<br />

54 Stoffstrombilanzverordnung<br />

Neue Regelung seit Anfang Januar<br />

Von M.Sc. Ramona Weiß<br />

56 Ein zweites Leben für Dosierer<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

60 Nahwärme<br />

Ein Ort setzt auf Holz und Biogas<br />

Von Dipl.-Geogr. Martin Frey<br />

4


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Inhalt<br />

titelFoto: iStock_DarioEgidi<br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V., Fotolia_Reinhard Tiburzy, Energiepark Hahnennest, Manuel Maciejczyk<br />

72<br />

96<br />

WISSENSCHAFT<br />

64 Optimale Nutzungsdauer von Biogasanlagen<br />

– Reparaturkosten entscheiden<br />

Von Clemens Fuchs, Jessy Blaschke,<br />

Joachim Kasten, Katharina Skau und<br />

Frank Rixen<br />

68 Was bringt Repowering wirklich?<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

72 Donau-Silphie liefert vielversprechende<br />

Gaserträge<br />

Von Dr. Angelika Konold-Schürlein<br />

INTERNATIONAL<br />

Kenia<br />

76 Premiere mit Avocados<br />

Von Oliver Ristau<br />

Finnland<br />

82 Klima-Kapriolen, Biogas und<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

Von Dierk Jensen<br />

Finnland<br />

86 Weg von der Pipeline-Wirtschaft,<br />

hin zur Bioökonomie<br />

Interviewer: Dierk Jensen<br />

Indien<br />

88 Gaushalas mit Biogasanlagen verknüpfen<br />

Von Abhijeet Mukherjee<br />

VERBAND<br />

Aus der Geschäftsstelle<br />

90 Betreiberbeirat wählte und<br />

diskutierte Änderungen im EEG<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

94 Aus den Regionalgruppen<br />

96 Aus den Regionalbüros<br />

96 Sicherheit auf Biogasanlagen in Chile<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

98 Wohlklingende Passagen im<br />

Koalitionsvertrag<br />

Von Bernward Janzing<br />

RECHT<br />

100 Clearingstelle EEG<br />

Von Elena Richter und Dr. Martin Winkler<br />

101 Wenn der Direktvermarkter pleite ist ...<br />

Von Dr. Helmut Loibl<br />

Produktnews<br />

104 Produktnews<br />

106 Impressum<br />

5


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Energiewende-Bilanz 2017: Rekorde bei<br />

Erneuerbaren, aber keine Fortschritte beim<br />

Klimaschutz<br />

Berlin – Erneuerbare Energien waren im<br />

Jahr 2017 auf Rekordkurs: 36,1 Prozent<br />

des Stroms wurden von Windkraft-, Biomasse-,<br />

Solar- und Wasserkraftanlagen geliefert.<br />

Das sind 3,8 Prozentpunkte mehr<br />

als 2016 – einen stärkeren Zuwachs gab es<br />

noch nie. Dazu hat vor<br />

allem die Windenergie<br />

beigetragen: sowohl<br />

aufgrund des weiteren<br />

Zubaus als auch infolge<br />

guter Windbedingungen<br />

2017. Damit<br />

wurde erstmals mehr<br />

Strom aus Wind produziert<br />

als aus Steinkohle<br />

und Atomkraft. Diese<br />

fielen auf das niedrigste<br />

Niveau seit 1990.<br />

Das zeigt die Studie<br />

„Die Energiewende im<br />

Stromsektor: Stand der<br />

Dinge 2017“, die Agora<br />

Energiewende kürzlich vorgelegt hat.<br />

Die Energiewende kommt damit beim<br />

Zuwachs der Erneuerbaren Energien und<br />

beim Ausstieg aus der Atomenergie gut voran.<br />

Eine schlechte Bilanz war 2017 jedoch<br />

bei den Treibhausgasemissionen zu verzeichnen:<br />

Das dritte Jahr in Folge stagnierte<br />

der Ausstoß des klimaschädlichen CO 2<br />

,<br />

statt wie geplant zu sinken. Denn während<br />

im Stromsektor die Emissionen infolge des<br />

Rückgangs der Steinkohleverstromung<br />

2017 leicht zurückgingen, stiegen sie im<br />

Verkehrs-, Gebäude- und Industriesektor<br />

aufgrund des höheren Mineralöl- und Erdgasverbrauchs.<br />

„Der gegenwärtige Trend<br />

läuft darauf hinaus, dass Deutschland im<br />

Jahr 2020 seine Emissionen nur um 30<br />

Prozent statt wie geplant um 40 Prozent<br />

gegenüber 1990 vermindert“, sagt Dr. Patrick<br />

Graichen, Direktor von Agora Energiewende.<br />

Wesentliche Ursache hierfür ist die Entwicklung<br />

beim Energieverbrauch: Im vergangenen<br />

Jahr wurden 0,8 Prozent mehr<br />

Energie verbraucht als 2016 – Strom,<br />

Diesel und Erdgas legten zu. Es wird damit<br />

nahezu unmöglich, die von der Bundesregierung<br />

im Energiekonzept 2010 beschlossenen<br />

Energieeffizienzziele für 2020 (minus<br />

20 Prozent Primärenergie- und minus<br />

10 Prozent Stromverbrauch gegenüber<br />

Mehr als 60 Terawattstunden Strom wurden im Jahr 2017 per Saldo exportiert, das entspricht rund<br />

10 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms.<br />

2008) zu erreichen. „Die Energieeffizienz-<br />

Fortschritte sind zu gering, um zusätzliche<br />

Verbräuche aus Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum<br />

auszugleichen oder sogar<br />

zu überkompensieren“, sagt Graichen.<br />

Auch die Stromverkäufe ins Ausland sind<br />

erneut gestiegen: Mehr als 60 Terawattstunden<br />

Strom wurden im Jahr 2017 per<br />

Saldo exportiert, das entspricht rund 10<br />

Prozent des in Deutschland verbrauchten<br />

Stroms. Der Grund: Da Deutschland die<br />

zweitniedrigsten Börsenstrompreise Europas<br />

hat, lohnt es sich für Deutschlands<br />

Kohle- und Gaskraftwerksbetreiber, ihren<br />

Strom an unsere Nachbarn zu verkaufen.<br />

Die Erlöse hierfür beliefen sich unterm<br />

Strich auf etwa 1,4 Milliarden Euro – die<br />

oft besondere Aufmerksamkeit bekommenden<br />

Stunden mit negativen Strompreisen<br />

fallen in der Gesamtbilanz hingegen kaum<br />

ins Gewicht.<br />

Die Börsenstrompreise 2017 stiegen im<br />

Vergleich zu 2016 aufgrund höherer Importpreise<br />

für Kohle und Erdgas leicht.<br />

Haushaltsstrom dürfte <strong>2018</strong> im Schnitt<br />

daher um 1,4 Prozent mehr kosten und<br />

erstmals die Marke von 30 Cent pro Kilowattstunde<br />

überspringen. Im Gegensatz<br />

dazu haben die Erneuerbare-Energien-<br />

Auktionen 2017 gezeigt, wie billig Windund<br />

Solarstrom inzwischen sind: Die garantierten<br />

Vergütungen<br />

für die Kilowattstunde<br />

Solarstrom sanken<br />

auf unter 5 Cent, für<br />

Windkraft-Onshore auf<br />

unter 4 Cent und die<br />

für Windkraft-Offshore<br />

auf unter 2 Cent. Damit<br />

ist Strom aus leistungsstarken<br />

neuen Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />

nunmehr durchweg<br />

Foto: fotolia_psdesign1<br />

günstiger als Strom aus<br />

neuen konventionellen<br />

Kraftwerken.<br />

„Bei den Erneuerbaren<br />

Energien sind wir 2017<br />

mit Blick auf Ausbau und Kostensenkung<br />

gut vorangekommen. Beim Klimaschutz<br />

steht das Vorreiterland Deutschland jedoch<br />

kurz vor dem Scheitern. Dies hat drei Ursachen:<br />

Erstens steigen die Emissionen<br />

im Verkehr, vor allem im Güterverkehr, seit<br />

Jahren an; zweitens steigert die Industrie<br />

ihre Effizienz nicht in dem Maße, wie sie<br />

ihre Produktion erhöht; und drittens verbleibt<br />

der CO 2<br />

-schädlichste Energieträger,<br />

die Braunkohle, auf konstant hohem Niveau.<br />

Wenn die neue Regierung hier nicht<br />

schnell gegensteuert, wird Deutschland<br />

seine Klimaschutzziele für 2020 und auch<br />

für 2030 massiv verfehlen“, mahnt Agora-<br />

Direktor Patrick Graichen.<br />

Die Studie „Die Energiewende im Stromsektor:<br />

Stand der Dinge 2017“ steht unter<br />

www.agora-energiewende.de zum kostenfreien<br />

Download bereit. Die rund 60-seitige<br />

Publikation beschreibt in zehn Kapiteln<br />

mit zahlreichen Abbildungen die wesentlichen<br />

Trends. Sie basiert auf aktuell verfügbaren<br />

Daten aus zahlreichen öffentlichen<br />

Quellen.<br />

6


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

Schnell Motoren und Emission Partner arbeiten<br />

in Sachen Abgasnachbehandlung zusammen<br />

Amtzell – Anlass für die Zusammenarbeit war die<br />

Absenkung des Formaldehydgrenzwertes für Biogasanlagen,<br />

die den Emissionsminderungsbonus<br />

beziehen. Erstes gemeinsames Projekt ist daher die<br />

Umstellung der Oxidationskatalysatoren auf das<br />

neue, von beiden Firmen entwickelte Katalysatorwechselsystem.<br />

„Die kontinuierliche und langfristige Einhaltung der<br />

Emissionen unserer Blockheizkraftwerke ist unser<br />

erklärtes Ziel. Dies wollen wir gemeinsam mit der<br />

Motorentechnologie von Schnell und dem Emissions-<br />

Know-how von Emission Partner flächendeckend für<br />

unsere Kunden umsetzen“, erklärt Bernd Brendel,<br />

Geschäftsführer der Schnell Motoren GmbH.<br />

„Mit dem neuen Wechselsystem ermöglichen wir<br />

unseren Kunden den weiteren Bezug des Emissionsminderungsbonus,<br />

reduzieren die Montagezeit<br />

beim Tausch und ermöglichen die Wartung der<br />

Katalysatoren während des normalen Services vor<br />

Ort,“ beschreibt Produktmanager Enrico Lagoda die<br />

Innovation.<br />

„Mit der Schnell Motoren GmbH haben wir einen<br />

starken und kompetenten Partner gefunden, der in<br />

Deutschland über sein sehr großes Servicenetzwerk<br />

diese Katalysatoren auf den Bestandsanlagen verbauen<br />

und warten kann,“ bestätigt Dirk Goeman,<br />

Geschäftsführer bei Emission Partner, die Kooperation.<br />

Die Zusammenarbeit soll über die jetzt eingesetzten<br />

Oxidationskatalysatoren für Erstausrüstung<br />

und Service hinausgehen. Auch im Hinblick auf die<br />

Neuregelung der TA Luft wollen beide Firmen bei neuen<br />

Projekten zusammenarbeiten.<br />

Foto: Schnell Motoren GmbH<br />

Biogas B-Line-BHKW der<br />

Schnell Motoren GmbH<br />

mit 250 Kilowatt elektrischer<br />

Leistung und einem elektrischen<br />

Wirkungsgrad<br />

von 45,5 Prozent.<br />

EnviTec Biogas realisiert drittes Bauprojekt in China<br />

Lohne/Saerbeck – Die Marktpräsenz des niedersächsischen<br />

Biogasanlagenbauers EnviTec Biogas<br />

in China schreitet voran. Derzeit punktet EnviTec<br />

vor allem mit seiner innovativen EnviThan-Gasaufbereitungstechnologie<br />

in Fernost. Mit dem Bau einer<br />

ersten Biogasanlage plus Gasaufbereitung in der<br />

nordchinesischen Provinz Hebei verzeichnet der aus<br />

Lohne und Saerbeck agierende Biogas-Allrounder<br />

nun das dritte erfolgreiche Bauprojekt in der Volksrepublik<br />

– ein viertes Projekt befindet sich im Bau.<br />

„Unser Kunde, die Dingzhou Sifang Leo Livestock<br />

Science and Technology Co. Ltd., hat mit der soeben<br />

in Betrieb genommenen Anlage in Dingzhou, Provinz<br />

Hebei, ein Vorzeigeobjekt für die gesamte Region<br />

geschaffen“, so Jörg Fischer, Mitglied des Vorstands<br />

Biogasanlage plus Gasaufbereitung in der nordchinesischen Provinz Hebei.<br />

Ein Projekt der deutschen EnviTec Biogas AG.<br />

der EnviTec Biogas AG. Die mit Rindergülle, Maisstroh<br />

und -silage betriebene Anlage wurde seitens EnviTec<br />

in nur sechs Monaten gebaut und fertiggestellt.<br />

Die Jahresgasleistung der Anlage liegt bei 13.500.000<br />

Nm³ Rohgas. „Die gesamte Technologie der Biogasanlage<br />

und der EnviThan-Gasaufbereitung wurde an<br />

unserem Standort Saerbeck gefertigt und in Seecontainern<br />

verstaut“, so Projektleiter Andrea Bosse. Die<br />

insgesamt sechs Fermenter wurden vor Ort in einem<br />

Betonwerk gegossen. „Dank detaillierter Planung seitens<br />

des Kunden konnten wir die Umsetzung auch interkulturell<br />

gut meistern“, erklärt Bosse. Das Team der<br />

Dingzhou Sifang Leo Livestock Science and Technology<br />

Co. Ltd. hatte innerhalb seiner eigenen Designabteilung<br />

alle EnviTec-Planungen auf Chinesisch übersetzt.<br />

Foto: EnviTec Biogas AG<br />

„Die Anlage zeichnet sich vor allem aber durch ihren<br />

Leuchtturmcharakter aus“, so Bosse weiter. Ein angegliedertes<br />

Besucherzentrum inklusive Labor und<br />

Schaltzentrale wurde architektonisch so geplant und<br />

umgesetzt, dass Besucher per Glasgang und -tunnel<br />

die Anmischstrecke und Technik einsehen können.<br />

Das erzeugte Biomethan wird als Compressed Natural<br />

Gas (CNG) in Flaschentrailer abgefüllt und als<br />

Kraftstoff weiter vertrieben.<br />

Eine weitere, in der ostchinesischen Hafenstadt<br />

Yantai von EnviTec im Frühjahr realisierte EnviThan-<br />

Anlage beliefert bereits eine Tankstelle vor Ort. „Unser<br />

Kunde dort, die Shandong Minhe Biological Scitech<br />

Co. Ltd, liefert das Rohgas aus der bestehenden<br />

Biogasanlage“, sagt Stefan Laumann, zuständiger<br />

Abteilungsleiter der Gasaufbereitung bei EnviTec.<br />

Die hier installierte CNG-Anlage komprimiert das<br />

Biomethan von etwa 13,5 bar auf 200 bar in Flaschenanhänger.<br />

„CNG wird dort hauptsächlich für<br />

Autos verwendet“, so Laumann.<br />

Der CNG-Markt in China wächst stetig. „Derzeit<br />

haben wir mit unserem Vertriebspartner insgesamt<br />

vier Mitarbeiter in China, die die hohe Anzahl an Anfragen<br />

bedienen“, berichtet Finanzvorstand Fischer<br />

weiter. China setze vermehrt auf Erneuerbare, weil<br />

vor allem die Megacities im Qualm der Kraftwerke zu<br />

ersticken drohen, „und auf dem Land sieht es ähnlich<br />

aus, da die örtlichen Betriebe die Reste nach<br />

der Ernte einfach abbrennen“, so Fischer. Aktuell ist<br />

EnviTec dabei, eine Joint-Venture-Gesellschaft in<br />

China zu gründen. Diese werde künftig vor allem für<br />

den After-Sales-Service zuständig sein.<br />

7


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Bücher<br />

Wohlstand ohne Wachstum –<br />

das Update<br />

Absolut empfehlenswert<br />

ist das neue<br />

Buch „Wohlstand<br />

ohne Wachstum –<br />

Grundlagen für eine<br />

zukunftsfähige Wirtschaft“<br />

von Tim Jackson.<br />

Es ist ein Update<br />

des vor sieben<br />

Jahren erstmals erschienenen Buchs, das<br />

sich schnell zum Standardwerk entwickelte.<br />

Die brisante Diagnose des renommierten<br />

britischen Ökonomen lautete damals:<br />

„Unsere gesamte Wirtschaftsordnung baut<br />

auf ewigem Wachstum auf – aber nun brauchen<br />

wir einen anderen Motor“ – und daran<br />

hat sich auch heute nichts geändert.<br />

In Zeiten zunehmender Ungleichheit und<br />

Umweltzerstörung ist die Notwendigkeit,<br />

umzusteuern, dringlicher denn je, und so<br />

kommt die komplett überarbeitete Neuauflage<br />

der „Bibel der Wachstumskritik“<br />

gerade zur rechten Zeit. Das Buch bietet<br />

eine fundierte Analyse der Auswirkungen<br />

der Finanz- und Wirtschaftskrisen und des<br />

ungebrochenen Strebens nach Wachstum,<br />

legt den Fokus auf die ganze Welt und schildert<br />

die Chancen und Herausforderungen<br />

einer Postwachstumsgesellschaft, die die<br />

ökologischen Grenzen unseres Planeten<br />

nicht überschreitet und trotzdem in Wohlstand<br />

lebt.<br />

Der Autor schreibt, dass die Wirtschaft<br />

von morgen in materieller Hinsicht nicht<br />

wachsen sollte. Fortgesetztes materielles<br />

Wachstum würde unsere Fähigkeit gefährden,<br />

innerhalb des sicheren Handlungsraumes<br />

unseres Planeten zu bleiben, und<br />

den künftigen Wohlstand untergraben. Es<br />

sei dringend eine gesellschaftliche Debatte<br />

über Auswege aus der Wachstumsfalle<br />

notwendig.<br />

Das vorherrschende Wirtschaftsmodell<br />

beruhe auf einer stetigen exponentiellen<br />

Ausdehnung des Umfangs der Wirtschaft.<br />

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sei die globale<br />

Wirtschaft um durchschnittlich 3,65<br />

Prozent pro Jahr expandiert. Sollte sie bis<br />

zum Ende des 21. Jahrhunderts in derselben<br />

Geschwindigkeit weiter expandieren,<br />

wäre sie 200 Mal größer als im Jahr 1950.<br />

Wie würde eine Welt aussehen, in der alle<br />

das Einkommen erreichen können, das<br />

man sich im reichen Westen erwartet, fragt<br />

Jackson In einer gerechteren und beträchtlich<br />

reicheren Welt müsste die globale Wirtschaftsleistung<br />

im Jahr 2100 am Ende 30<br />

Mal größer sein als heute und über 326 Mal<br />

größer als um 1950. Diese außerordentliche<br />

Steigerung der globalen Wirtschaftsaktivität<br />

stehe in vollkommenem Widerspruch<br />

zur endlichen Ressourcenbasis und der<br />

fragilen Ökologie, von der unser Überleben<br />

abhängt.<br />

Wohlstand sei mehr als materieller Genuss.<br />

Er gehe über materielle Interessen hinaus.<br />

Wohlstand sei tief in der Lebensqualität,<br />

der Gesundheit und dem Glück der Familien<br />

verankert. Er zeige sich in der Stärke<br />

der Beziehungen und im Vertrauen in die<br />

Gemeinschaft. Er äußere sich in der Zufriedenheit<br />

bei der Arbeit und in dem Bewusstsein,<br />

dass wir Werte und Ziele teilen.<br />

Wohlstand bedeute, dass wir fähig sind,<br />

uns als menschliche Wesen zu entwickeln<br />

und ein gutes Leben zu führen – und dies<br />

alles innerhalb der ökologischen Grenzen<br />

eines endlichen Planeten. Die Herausforderung<br />

für unsere Gesellschaft bestehe<br />

darin, Bedingungen zu schaffen, die dies<br />

möglich machen. Das sei die vordringlichste<br />

Aufgabe unserer Zeit.<br />

oekom verlag München, 2017, 367 Seiten,<br />

19,95 Euro. ISBN: 978-3-96006-840-9<br />

Neue<br />

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Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 20. Jahrgang<br />

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Biogas Journal Sonderheft Anlagensicherheit<br />

Das aktuelle Heft finden Sie<br />

auf der Homepage (www.biogas.org)<br />

DIN A4-Format<br />

Bestellnr.: BVK-14<br />

Preis auf Anfrage<br />

www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 20. Jahrgang<br />

Bi gaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche sondERhEFT<br />

Regenwasser auffangen,<br />

was dann? S. 6<br />

REgEnwassER-<br />

ManagEMEnT<br />

Technik und Pflanzen<br />

kombiniert S. 12<br />

Dezember 2017<br />

Verdunster<br />

im Einsatz S. 30<br />

Digitale auSgaBe – erhältlich unter www.biogas.org<br />

Aktualisiert<br />

18.12.2017<br />

Biogas Journal Sonderheft Regenwasser-Management<br />

digital verfügbar<br />

Erstmal gibt es vom Biogas Journal ein digitales Sonderheft. Darin wird die Thematik der<br />

„Niederschlagswasser-Behandlung“ aufgegriffen. Auf 40 Seiten finden Sie Informationen<br />

zu den rechtlichen Gegebenheiten der Niederschlagswasser-Behandlung. Außerdem werden<br />

verschiedene Verfahren zur Reinigung des verschmutzten Niederschlagswassers vorgestellt.<br />

Sie können das komplette Sonderheft unter<br />

www.biogas.org<br />

kostenlos downloaden und in Ihrem pdf-Reader lesen<br />

und dort auch Seiten ausdrucken.<br />

8


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

ERFAHRUNG<br />

IST DIE BASIS<br />

JEDER INNOVATION<br />

Bei allem, was wir tun, verlieren wir nie aus den Augen, worum es für Sie geht:<br />

effiziente Technik und eine einfache Handhabe.<br />

Als Erfinder der elastomerbeschichteten Drehkolbenpumpe und Innovationstreiber<br />

für Einbring- und Aufbereitungstechnik sehen wir uns bei Vogelsang dem guten Ruf der<br />

deutschen Maschinenbauindustrie und ihrem Beitrag zur Energiewende verpflichtet.<br />

Seit der Gründung des Unternehmens 1929 liefern wir technische Lösungen, deren<br />

Funktionalität, Qualität und Zuverlässigkeit von unseren Kunden weltweit hoch geschätzt<br />

werden und unseren Wettbewerbern als Vorbild dienen.<br />

Unser umfassendes Know-how und die langjährige Erfahrung im Bereich Biogas nutzen<br />

wir, um unseren Kunden als kompetenter Partner zur Seite zu stehen. Mit schlagkräftiger<br />

Pump-, Zerkleinerungs-, Desintegrations- und Feststoffdosiertechnik ebenso wie mit<br />

unseren individuellen Beratungsleistungen.<br />

vogelsang.info<br />

ENGINEERED TO WORK<br />

9


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Termine<br />

Alle Termine finden Sie auch auf der Seite www.biogas.org/Termine<br />

1. Februar<br />

4. Biogasfachtagung NORD –<br />

Werterhaltung und Optimierung für den<br />

Betrieb von Biogasanlagen<br />

Werlte<br />

www.gruenbeck.de<br />

2. Februar<br />

Biologisch-Dynamisch<br />

Mitterteich<br />

green-energy-zintl.de<br />

7. Februar<br />

Oberfränkisches Biogas-Fortbildungsseminar<br />

Bad Staffelstein – Kloster Banz<br />

www.weiterbildung.bayern.de<br />

7. Februar<br />

Umgang mit (finanziellen) Krisensituationen<br />

und Wertermittlung von Biogasanlagen<br />

Lüchow<br />

biogas@leb.de<br />

7. bis 8. Februar<br />

The reference event for the French biogas<br />

sector<br />

Biogaz Europe <strong>2018</strong><br />

Nantes<br />

www.biogaz-europe.com<br />

EEG Intensivschulungen <strong>2018</strong> –<br />

Nutzen Sie die Chance!<br />

Zur Vorbereitung auf die Ausschreibungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes bietet die<br />

Fachverband Biogas Service GmbH ab Januar <strong>2018</strong> wieder Intensivschulungen an. In<br />

Workshops mit maximal 20 Teilnehmern werden rechtliche und ökonomische Anforderungen<br />

diskutiert sowie die wichtigsten Fallstricke dargestellt. Anmeldeunterlagen und<br />

weitere Informationen stehen Ihnen unter www.service-gmbH.biogas.org zur Verfügung.<br />

31. Januar<br />

EEG-Intensivschulung<br />

Osnabrück<br />

www.biogas.org<br />

22. Februar<br />

EEG-Intensivschulung<br />

Schwäbisch Hall<br />

www.biogas.org<br />

Mathias Waschka<br />

Beratung und Vertrieb<br />

für landwirtschaftliche Erzeugnisse<br />

Trocknungstechnik bis 1,5 MW<br />

Mobil schallged. Varianten<br />

bis 500 kW 45 dB(A)<br />

1. Februar<br />

EEG-Intensivschulung<br />

Westerrönfeld<br />

www.biogas.org<br />

21. Februar<br />

EEG-Intensivschulung<br />

Fulda<br />

www.biogas.org<br />

27. Februar<br />

EEG-Intensivschulung<br />

Dresden<br />

www.biogas.org<br />

28. Februar <strong>2018</strong><br />

EEG Intensivschulung<br />

Potsdam<br />

www.biogas.org<br />

Bundesweite Infotage zum<br />

Thema Flexibilisierung<br />

Schubboden-Trocknungscontainer<br />

Die Vor-Ort-Stromerzeugung in Biogasanlagen wird über das EEG hinaus nur eine<br />

Zukunft haben können, wenn die Anlagen konsequent auf flexible Fahrweise umgestellt<br />

werden. Nur so bringen sie ihren stärksten Pluspunkt im Zusammenspiel der<br />

Erneuerbaren zur Geltung. Unter der Überschrift „Biogas – für die Zukunft gerüstet“<br />

bieten seit Mitte Oktober die „Infotage zu Flexibilisierung und Wärmenutzung“ eine<br />

Grundlage für die Entscheidungsfindung.<br />

Tel.<br />

Fax<br />

Mobil<br />

info@m-waschka.de<br />

www.m-waschka.de<br />

04482 - 908 911<br />

04482 - 908 912<br />

0151 - 23510337<br />

Termine:<br />

24. Januar, Erbach, Baden-Württemberg<br />

08. Frebruar, Rendsburg, Schleswig-Holstein<br />

21. Februar, Dorsten, Nordrhein-Westfalen<br />

06. März, Potsdam, Brandenburg<br />

13. März, Triesdorf, Bayern<br />

Weitere Informationen im Internet unter www.kwkkommt.de<br />

10


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

BIOGAS-KIDS<br />

Aktuelles<br />

Aus Biogas wird Biomethan<br />

Biogas hat einen Nachteil: Als Gas ist es nur dort verfügbar,<br />

wo es produziert wird – in der Umgebung der<br />

jeweiligen Biogasanlagen. Dabei kann mit Biogas mehr<br />

als nur Strom und Wärme gewonnen werden. Einem<br />

anderen Energieträger kann das Biogas helfen, noch<br />

„grüner“ – also umweltfreundlicher zu werden: nämlich<br />

Erdgas. Erdgas ist eine wichtige, aber nicht erneuerbare<br />

Energieform, die aus begrenzten Lagerstätten unter<br />

der Erde gewonnen wird. Weil Erdgas jedoch in vielen<br />

Häusern und Fabriken zum Heizen, zum Kochen, zur<br />

Stromproduktion und inzwischen auch für Fahrzeuge<br />

genutzt wird, besteht ein riesiges, rund 505.000 km langes<br />

Erdgasnetz in Deutschland. Da liegt es doch nahe,<br />

das umweltfreundliche Biogas einzuspeisen. Und genau<br />

das wird schon getan. Allerdings muss das Biogas dazu<br />

veredelt werden, das heißt, es muss exakt die Qualität<br />

des Erdgases erhalten. Das ist notwendig, damit die<br />

Heizungen oder Motoren, die mit Erdgas arbeiten, diese<br />

Mischung vertragen. Erreicht wird das durch spezielle<br />

technische Aufbereitungsverfahren, bei denen das<br />

Biogas getrocknet und Schwefel entzogen und auch<br />

der Brennwert angepasst wird. Fertig ist das Bio­Erdgas,<br />

das Fachleute Biomethan nennen. Es kann nun anteilig<br />

dem Erdgas beigemengt werden – und macht auf<br />

Futter für die<br />

Vögel im Winter<br />

Du benötigst:<br />

• ein wenig Reisig<br />

• Draht, einen Apfel<br />

• einen Stab oder Stock<br />

• einen Strick zum Aufhängen<br />

Wenn viel und lange Schnee im Winter<br />

liegt, brauchen die Vögel unsere Hilfe,<br />

denn sie finden kaum noch etwas zu<br />

fressen. Über einen leckeren Apfel freuen sie sich<br />

bestimmt! Aus dem Reisig bindest du mit Draht<br />

einen Kranz, so dass der Apfel dazwischen passt.<br />

Den Apfel spießt du mit dem Stab auf und schiebst<br />

diesen durch das Reisig. Dann den Strick befestigen<br />

und an den Baum hängen. Du kannst natürlich<br />

auch noch fertige Netze aufhängen. Suche dir<br />

einen Baum, den du gut beobachten kannst und<br />

du wirst sehen – es schmeckt …<br />

diese Weise das Erdgas tatsächlich „grüner“. Jetzt kann<br />

es überall hin zu den Verbrauchern transportiert oder<br />

auch in einem der riesigen, unterirdischen Erdgasspeicher<br />

zwischengespeichert werden.<br />

Bis zum Jahr 2030 sollen auf diese<br />

Weise 10 Prozent des gesamten<br />

Erdgasverbrauchs in Deutschland<br />

durch Biomethan ersetzt werden.<br />

Damit hilft das Biogas, die begrenzten<br />

Erdgasvorräte zu schonen.<br />

Mehr Erneuerbare Energien gewünscht<br />

Gute Nachrichten für Biogas! 95 Prozent der Deutschen<br />

wollen mehr Erneuerbare Energien. Eine 2017<br />

durchgeführte Umfrage zeigt, dass für die überwältigende<br />

Zahl der Menschen der Ausbau der Energiegewinnung<br />

aus Wind, Sonne, Biogas und Co. ein<br />

wichtiges Anliegen ist. Dabei zeigte sich auch, dass<br />

viele Bürger nichts gegen Windräder, Solarmodule<br />

oder Biogasanlagen in ihrer Nachbarschaft haben.<br />

In der Nähe von Kohlekraftwerken dagegen möchte<br />

kaum einer leben. Als wichtigste Vorteile der<br />

Erneuer baren Energien zählen die Befragten die Zukunftssicherung<br />

und den Klimaschutz auf. So stimmten<br />

beispielsweise 75 Prozent der Teilnehmer der<br />

Aussage zu, dass die Erneuerbaren zu einer sicheren<br />

Zukunft von Kindern und Enkeln beitragen. Schließlich<br />

tragen Eltern und Großeltern Verantwortung für<br />

ihre Familien und wollen nur das Beste für ihre Kids.<br />

Shutterstock<br />

www.agrarkids.de<br />

Landwirtschaft entdecken und verstehen –<br />

Die Fachzeitschrift für Kinder<br />

11


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Fossiles LNG kann nur<br />

eine Brücke sein<br />

Mitte Oktober fand in Hamburg eine von Euroforum Deutschland SE organisierte Tagung<br />

zum Thema „Small scale LNG“ statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Energieträger<br />

Flüssigerdgas (LNG = Liquefied Natural Gas). Es wurde deutlich, dass in Deutschland<br />

Seehafen-Terminals, Tankstellen und Fahrzeuge zu Wasser und zu Land gar nicht bis<br />

kaum existieren.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

LNG-Barge im Hamburger<br />

Hafen. Bei der LNG Hybrid<br />

Barge handelt es sich um<br />

ein Flüssiggaskraftwerk,<br />

das die Kreuzfahrtschiffe<br />

während ihrer Liegezeiten<br />

im Hamburger<br />

Hafen emissionsarm und<br />

umweltfreundlich mit<br />

Energie versorgt.<br />

Eines ist klar: Im gesamten Mobilitätssektor<br />

müssen die CO 2<br />

-Emissionen deutlich gesenkt<br />

werden. Biogene Kraftstoffe wie Biodiesel,<br />

Bioethanol und Biomethan leisten<br />

dazu heute schon einen wichtigen Beitrag.<br />

Ihr nachhaltiges Potenzial wird jedoch aktuell aufgrund<br />

politischer Entscheidungen (Tank-Teller-Diskussion<br />

etc.) nicht ausgeschöpft. Hinzu kommt, dass im Jahr<br />

2015 die Treibhausgasminderungsquote das vorher<br />

geltende Biokraftstoffquotengesetz abgelöst hat.<br />

Seitdem muss die Mineralölwirtschaft mengenmäßig<br />

weniger biogene Kraftstoffe einsetzen, was ziemlich<br />

paradox ist.<br />

Seit 2015 muss die Mineralölwirtschaft pro Jahr 3,5<br />

Prozent der durch den Kraftstoffverbrauch emittierten<br />

Treibhausgase einsparen. 2017 steigt dieser Wert auf<br />

4 Prozent an. 2020 soll die jährliche Einsparungsquote<br />

auf 6 Prozent ansteigen. Der Einsatz von Biokraftstoffen<br />

stellt eine Möglichkeit zur Erreichung der Einsparquote<br />

dar. Dazu muss das tatsächliche Einsparpotenzial<br />

des jeweiligen Biokraftstoffs berücksichtigt werden.<br />

Die Mindestanforderung an einen Biokraftstoff bezüglich<br />

seines Treibhausgas-Einsparpotenzials im Vergleich<br />

zu herkömmlichen Kraftstoffen ist durch die<br />

Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung festgelegt.<br />

Laut der Verordnung ist eine Erhöhung dieser Mindestanforderung<br />

von anfangs 35 Prozent auf 50 Prozent am<br />

1. Januar 2017 und auf 60 Prozent ab dem 1. Januar<br />

<strong>2018</strong> vorgesehen.<br />

Moderne Biokraftstoff-Produktionsstätten erreichen<br />

die höchste Minderungsstufe spielend, weil parallel<br />

durch den Anfall von Koppelprodukten Futtermittel<br />

produziert werden und weil aus Reststoffen über den<br />

Biogasprozess weitere Energie erzeugt wird und so im<br />

Gesamtsystem mehr CO 2<br />

-Emissionen gesenkt werden.<br />

Biomethan aus Rest- und Abfallstoffen senkt als gasförmiger<br />

Kraftstoff die CO 2<br />

-Emissionen gegenüber den<br />

fossilen Kraftstoffen sogar um mehr als 90 Prozent<br />

Nun helfen aber nicht nur regenerative Kraftstoffe, die<br />

CO 2<br />

-Emissionen zu senken. Auch bei der motorischen<br />

Verbrennung von Erdgas wird weniger CO 2<br />

emittiert, als<br />

dies bei Benzin- beziehungsweise Dieselmotoren der<br />

Fall ist. Erdgasbetriebene Pkw stoßen im Vergleich zum<br />

Benziner 23 Prozent weniger und im Vergleich zum<br />

Diesel 35 Prozent weniger CO 2<br />

aus. An die biogenen<br />

Kontrahenten reicht Erdgas in Sachen CO 2<br />

-Vermeidung<br />

jedoch nicht heran.<br />

Komprimiertes Erdgas, kurz CNG genannt, eignet sich<br />

gut im Pkw-Bereich sowie für Bau- und Landmaschinen.<br />

Für mittelschwere bis schwere Lkw sowie in der<br />

Binnen- und Seeschifffahrt ist CNG jedoch nicht geeignet.<br />

Hier kommt flüssiges Erdgas als sogenanntes LNG<br />

infrage. Neben dem Vorteil der CO 2<br />

-Reduktion ist bei<br />

der Verbrennung von Erdgas als Kraftstoff positiv, dass<br />

quasi kein Feinstaub emittiert wird.<br />

Das erste biogene LNG in Deutschland soll im nächsten<br />

Jahr an der Biogasanlage in Hahnennest/Ostrach in<br />

Baden-Württemberg produziert werden (siehe Biogas<br />

Journal 5_17, Seite 39). Der Energieversorger Erdgas<br />

Südwest wird die Anlage bauen und betreiben. Laut<br />

der dort tätigen Projektentwicklerin Tatiana Demeusy<br />

Foto: RAG<br />

12


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

liegt das Bio-LNG-Erzeugungspotenzial im Jahr 2030<br />

in Deutschland bei 1,083 Millionen Tonnen pro Jahr.<br />

Der prognostizierte LNG-Bedarf liege in 2030 dagegen<br />

bei lediglich 526.000 Tonnen pro Jahr.<br />

Zwar denkt die Erdgaswirtschaft über regenerative<br />

Gase nach. Aber Bio-LNG aus Biomethan hat sie dabei<br />

gar nicht auf dem Schirm, wie auf der Tagung in<br />

Hamburg deutlich wurde. Die Akteure denken eher in<br />

Richtung Wasserstoff und synthetisches Methan aus<br />

Power-to-Gas-Anwendungen. Diese Energieträger sollen<br />

dann importiert werden aus Regionen, die mehr<br />

Wind- und Solarenergie preiswert erzeugen können,<br />

als es in Deutschland möglich wäre. Die Sache hat nur<br />

einen Haken: Es könnten neue Abhängigkeiten in der<br />

Energieversorgung und neue Krisenregionen wie in der<br />

Region um den Persischen Golf entstehen.<br />

Filippo Checcucci, Manager für die Länder Deutschland<br />

und Österreich im Unternehmen Gas Natural Fenosa,<br />

richtete den Blick auf den globalen LNG-Markt.<br />

Das Unternehmen ist ein großer Energieversorger in<br />

Spanien und Lateinamerika. Es ist laut Checcucci<br />

Hauptlieferant von LNG im Atlantik- und Mittelmeerraum.<br />

Es verfügt selbst über eine Flotte von zwölf<br />

LNG-Tankern. „Erdgas ist der fossile Brennstoff mit<br />

dem größten Wachstumspotenzial in der Zukunft. Der<br />

Erdgasanteil wird beim Primärenergieeinsatz auf 26<br />

Prozent in 2035 steigen. 1990 lag er noch bei 21 Prozent“,<br />

berichtete der Referent.<br />

Die Erdgasproduktion werde von 2013 bis 2040 um 47<br />

Prozent ansteigen. 85 Prozent dieser Steigerung würden<br />

durch Non-OECD Staaten generiert. In 2040 werde<br />

die USA mit 850 Milliarden (Mrd.) Kubikmetern (m³)<br />

der größte Erdgasverbraucher sein. Checcucci stellte in<br />

Aussicht, dass die neuen LNG-Importländer 20 Prozent<br />

der globalen Nachfrage importieren werden. Hierzu gehören<br />

Länder wie Vietnam, Thailand oder Singapur.<br />

In Russland werde der Erdgasverbrauch aufgrund von<br />

eingeführten Effizienzmaßnahmen um 15 Mrd. m³ zurückgehen.<br />

Der Iran werde die Erdgasproduktion um<br />

80 Prozent steigern und 290 Mrd. m³ erreichen. Diese<br />

Produktionssteigerung werde hauptsächlich im Land<br />

verbraucht werden. Neue Erdgasproduzenten würden<br />

in den Markt kommen, die bisher kein Öl gefördert hätten.<br />

Diese Länder würden vor allem Schiefergasquellen<br />

erschließen.<br />

Niederlande werden als Erdgaslieferant<br />

ausfallen<br />

Während also neue Länder zu Förderländern aufsteigen,<br />

geht in anderen Ländern die Erdgasförderung zu<br />

Ende. In Europa ist hiervon vor allem die Niederlande<br />

betroffen. „In zehn Jahren wird die Niederlande kein<br />

Erdgas mehr nach Deutschland exportieren. Auch Norwegen<br />

wird seine Exporte nach Deutschland zurückfahren,<br />

weil Erdgasfelder erschöpft sind“, blickte Marcel<br />

Tijhuis, Projektmanager LNG beim Gasinfrastrukturunternehmen<br />

N.V. Nederlandse Gasunie, voraus. Das<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

Filippo Checcucci, Manager für die Länder<br />

Deutschland und Österreich im Unternehmen<br />

Gas Natural Fenosa.<br />

bedeutet, dass es in Deutschland ab 2026 eine Erdgas-<br />

Versorgungslücke geben wird. Tijhuis sieht in dieser Lücke<br />

eine gute Chance für LNG als Energieträger. Darum<br />

will Gasunie mit der Oiltanking GmbH in Hamburg und<br />

dem Unternehmen Royal Vopak in Rotterdam ein Joint<br />

Venture bilden, dessen<br />

Gründung die EU im<br />

Juli bereits abgesegnet<br />

hat. Das Konsortium<br />

will in Brunsbüttel an<br />

der Elbe einen LNG-<br />

Terminal bauen und<br />

betreiben. Die Machbarkeitsstudie<br />

dazu ist<br />

in Arbeit.<br />

Über den Terminal mit<br />

Landungsbrücke sollen<br />

„Erdgas ist der fossile<br />

Brennstoff mit dem größten<br />

Wachstumspotenzial in der<br />

Zukunft“<br />

Filippo Checcucci<br />

4 bis 5 Mrd. m³ LNG pro Jahr umgeschlagen werden.<br />

An Ort und Stelle sollen rund 220.000 m³ LNG zwischengelagert<br />

werden können. Schiffe bis 210.000 m³<br />

LNG-Ladungsmenge können den Terminal anfahren.<br />

Ferner sollen Lkw-Tankwagen beladen werden können<br />

und der Terminal soll an das Netz von Gaspool angeschlossen<br />

werden. So ist auch eine Regasifizierung des<br />

LNG mit Einspeisung ins Erdgasnetz denkbar.<br />

Brunsbüttel bietet Standortvorteile<br />

Wie Tijhuis erklärte, spricht für den Standort Brunsbüttel,<br />

dass dort Überseeschiffe, die den Hamburger Hafen<br />

anfahren, betankt werden können. Ebenso könnten<br />

dort Schiffe LNG bunkern, die durch den Nord-Ostsee-<br />

Kanal in die Ostsee fahren und das Baltikum als Zielort<br />

haben. Außerdem könnten Dienstleister mit kleinen<br />

Bunkerschiffen bis 1.400 m³ Kapazität andere Schiffe<br />

versorgen.<br />

Eine LNG-Versorgungs-Barge (Barge – sprich Bartsch –<br />

ist ein Lastkahn) ist seit Oktober 2014 im Hamburger<br />

Hafen in Betrieb. Bei der LNG Hybrid Barge handelt es<br />

sich um ein Flüssiggaskraftwerk, das die Kreuzfahrt-<br />

Marcel Tijhuis, Projektmanager LNG beim<br />

Gasinfrastrukturunternehmen N.V. Nederlandse<br />

Gasunie.<br />

13


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

An einer kleinen, ausgeförderten Gaslagerstätte in Oberösterreich wird gegenwärtig die Speicherung von Wasserstoff<br />

erprobt. Gleichzeitig soll CO 2<br />

verpresst werden. In der Lagerstätte soll aus Wasserstoff und CO 2<br />

Methan,<br />

also neues Erdgas entstehen. Federführend in dem Projekt ist die RAG in Österreich.<br />

schiffe während ihrer Liegezeiten im Hamburger Hafen<br />

emissionsarm und umweltfreundlich mit Energie versorgt.<br />

Der Energieträger LNG verursacht im Gegensatz<br />

zu schiffseigenen Generatoren keine Schwefeloxide oder<br />

Rußpartikel und der Ausstoß von Stickoxiden und Kohlendioxid<br />

wird deutlich verringert. Daher ist die Umweltbilanz<br />

bei der Nutzung von Flüssiggas sehr viel besser<br />

als bei schiffseigenen Generatoren, die während ihres<br />

Aufenthalts in Hamburg abgeschaltet werden können.<br />

Foto: RAG<br />

Bei der LNG Hybrid Barge wird die Energie<br />

in Blockheizkraftmotoren und Generatoren<br />

mittels Flüssiggas erzeugt. Die<br />

fünf Generatoren erzeugen insgesamt<br />

eine Leistung von 7,5 Megawatt (50/60<br />

Hz). Der so gewonnene Strom wird flexibel,<br />

je nach Bedarf, in das Versorgungsnetz<br />

des jeweiligen Kreuzfahrtschiffes<br />

eingespeist. 2016 war das erste Jahr, in<br />

dem die Hybrid Barge die AIDAsol über<br />

eine komplette Kreuzfahrtsaison 16 Mal<br />

mit Energie beliefert hat.<br />

Meyer Logistik testet LNG-Lkw<br />

Und auch im Straßengüterverkehr sollen<br />

mittelschwere bis schwere Lkw mit LNG<br />

umweltfreundlicher betrieben werden.<br />

Hersteller wie Volvo, Scania oder Iveco<br />

bieten erste Modelle an. Die Uniper-Tochter Liqvis und<br />

der Lebensmittel-Logistikdienstleister Meyer Logistik<br />

haben im April die erste öffentliche LNG-Tankstelle in<br />

Berlin eröffnet. Die hochmoderne Tankanlage befindet<br />

sich in Grünheide am östlichen Berliner Ring (A10)<br />

auf dem Betriebsgelände von Meyer Logistik. Sie steht<br />

auch externen Spediteuren und Fuhrunternehmen zur<br />

Verfügung und dient der Kraftstoffversorgung mit LNG<br />

entlang den Hauptverkehrsrouten in Europa. Sie ist da-<br />

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14


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

mit Teil des „Blue Corridor“ Projekts der Europäischen<br />

Union.<br />

Mit LNG betriebene Lkw zeichnen sich durch eine im<br />

Vergleich zu Lkw, die konventionelle Kraftstoffe verbrauchen,<br />

deutlich höhere Umweltverträglichkeit aus.<br />

Sie stoßen nicht nur deutlich weniger Kohlendioxid,<br />

Stickoxide und Feinstaub aus, sondern sind auch wesentlich<br />

leiser als vergleichbare Fahrzeuge. Nach vorläufigen<br />

Berechnungen von Meyer Logistik können in<br />

fünf Jahren pro Lkw rund 50.000 Kilogramm CO 2<br />

eingespart<br />

werden. Mit einer Reichweite von 1.500 Kilometern<br />

sind LNG-Lkw bei niedrigeren Kraftstoffkosten<br />

und geringerem Schadstoff- und Treibhausgasausstoß<br />

so leistungsstark wie ihre Diesel-Pendants.<br />

Liqvis liefert anfänglich rund 600.000 kg LNG pro Jahr<br />

und sorgt für den Betrieb der hochmodernen Tankanlage.<br />

Über Uniper hat Liqvis direkten Zugang zu LNG-<br />

Kapazitäten und kann das LNG zu marktgerechten<br />

Konditionen bereitstellen. Meyer Logistik stellt mit<br />

zunächst 20 LNG-Lkw die Lebensmittelversorgung im<br />

Großraum Berlin sicher. Iveco verfügt als erster Hersteller<br />

über ein 400 PS starkes LNG-Nutzfahrzeug, den<br />

Stralis 440S40 T/P.<br />

Parallel erfolgt eine wissenschaftliche Begleitforschung<br />

durch den Deutschen Verein des Gas- und<br />

Wasserfaches e.V. am Engler-Bunte-Institut (DVGW-<br />

EBI). Daniel Stähr präsentierte auf der Hamburger<br />

Tagung erste Ergebnisse. Die Lkw-Fahrer von Meyer,<br />

die mit den LNG-Fahrzeugen unterwegs sind, mussten<br />

einen Fragebogen ausfüllen. „Nach Angaben der Fahrer<br />

ist LNG nicht so unsicher, wie zunächst gedacht.<br />

Der Tankvorgang stellte sich als unkompliziert heraus.<br />

Die Technologie steckt nicht mehr in den ‚Kinderschuhen‘.<br />

Die Leistung (u. a. beim Anfahren, Bergfahrt)<br />

wurde teilweise schwächer empfunden. Die Fahrer<br />

sind neugierig und lassen sich auch überzeugen“, resümierte<br />

Stähr.<br />

Anfang August wurde eine Referenzfahrt mit einem<br />

LNG- und einem Diesel-Lkw vorgenommen. Die Strecke<br />

war 420 Kilometer lang. Es handelte sich dabei<br />

um Iveco Stralis-Modelle. Der LNG-Lkw hat 22,3 Kilogramm<br />

Kraftstoff pro 100 Kilometer verbraucht, der<br />

Diesel-Lkw verbrauchte 26,3 Liter auf 100 Kilometer.<br />

Der LNG-Lkw stieß dabei 613 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer<br />

aus und der Diesel im Schnitt 697 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer. Stähr machte aufmerksam: „Bei einem<br />

Vergleich der JEC-Werte (JEC = Joint Research Centre-<br />

EUCAR-CONCAWE collaboration) unter Einberechnung<br />

des gemessenen Verbrauchs ergibt sich statt 13,6<br />

Prozent eine CO 2<br />

-Minderung von 22,6 Prozent gegenüber<br />

Diesel.“ Wenn die Preisdifferenz zwischen LNG<br />

und fossilem Diesel nur 5 Cent pro Kilometer beträgt,<br />

dann benötigt der LNG-Lkw rund 700.000 Kilometer<br />

Laufleistung, bis er in die Wirtschaftlichkeit fährt.<br />

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15


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Underground Sun Conversion – „Erdgeschichte im Zeitraffer“<br />

Strom<br />

Der aus erneuerbaren Energiequellen<br />

(Sonne + Wind) erzeugte<br />

Strom wird mittels Elektrolyseverfahren<br />

in H 2 umgewandelt.<br />

4 H 2<br />

Elektrolyse<br />

Projektpartner:<br />

Faulschlamm<br />

Hoher Druck<br />

undurchlässige Schichten<br />

Lagerstätte<br />

Nutzung natürlicher Erdgaslagerstätten<br />

zur Umwandlung und Speicherung von<br />

erneuerbarer Energie<br />

Natürliche Entstehung und heutige Nutzung von Erdgas<br />

Die natürliche Bildung von Erdgas dauert(e) viele Millionen Jahre.<br />

Im 20. Jhdt. etabliert sich Erdgas aufgrund seiner Flexibilität und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />

als einer der bedeutendsten (fossilen) Energieträger.<br />

Bildung von Faulschlamm<br />

Die Sonne liefert Energie für organisches<br />

Wachstum. Abgestorbene<br />

Kleinstlebewesen sinken auf den<br />

Meeresboden ab und werden mit<br />

Sand und Schlick bedeckt. Dabei<br />

entsteht Faulschlamm.<br />

Erzeugung von erneuerbarem Erdgas in wenigen Wochen –<br />

ein nachhaltiger Kohlenstoffkreislauf entsteht<br />

CO 2<br />

H 2<br />

Schlamm & Schlick<br />

CO 2<br />

Entstehung von Erdgas<br />

Im Laufe der Jahrtausende lagerten sich viele<br />

Schlammschichten darüber ab. Unter hohem Druck<br />

und Sauerstoffabschluss wandelten Mikroorganismen<br />

den Faulschlamm um. Erdgas entstand und<br />

sammelte sich in Lagerstätten zwischen undurchlässigen<br />

Schichten.<br />

erneuerbares Erdgas<br />

CH 4<br />

energetische Nutzung<br />

Mikroorganismen wandeln die<br />

eingebrachten Stoffe (H 2 + C0 2)<br />

in erneuerbares Erdgas (CH 4)<br />

und Wasser (H 20) um.<br />

Aufsuchung und<br />

Förderung<br />

Im 20. Jahrhundert beginnt<br />

die Förderung von Erdgas aus<br />

diesen Lagerstätten.<br />

CH 4<br />

H 2 0 Verwertung<br />

Underground<br />

Sun Conversion<br />

250 Mio. Jahre 50 Mio. Jahre 1900<br />

2017<br />

LNG-Aktivitäten in Österreich<br />

Thomas Pleßnitzer von der Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft<br />

(RAG) aus Wien berichtete über die erste<br />

LNG-Tankstelle in Ennshafen. Am Standort können<br />

Das österreichische Konsortium steht unter der Führung der RAG. Projektpartner sind: Montanuniversität Leoben, Universität für<br />

Bodenkultur Wien (Department derzeit IFA Tulln), rund acib 12 GmbH Tonnen (Austrian Centre verflüssigtes of Industrial Biotechnology), Erdgas Energieinstitut gelagert an der Johannes<br />

Kepler Universität Linz, Axiom Angewandte Prozesstechnik GmbH.<br />

werden, das entspricht rund 60 bis 90 Lkw-Tankfüllungen.<br />

Angeliefert wird das Erdgas mit dem RAG-eigenen<br />

Das Projekt Underground Sun Conversion wird im Rahmen des Energieforschungsprogrammes des österreichischen<br />

Klima- und Energiefonds<br />

LNG-Tankwagen.<br />

– dotiert aus den Mitteln des<br />

Das<br />

bmvit<br />

Erdgas<br />

– als Leitprojekt<br />

stammt<br />

gefördert.<br />

unter anderem aus<br />

RAG-Erdgaslagerstätten und wird in der RAG-eigenen<br />

LNG-Anlage im oberösterreichischen Gampern aufberei-<br />

www.underground-sun-conversion.at<br />

tet, wo etwa 2 Tonnen LNG pro Tag hergestellt werden,<br />

©BOKU<br />

2 H 2 O<br />

Zukünftig soll der Prozess in<br />

der natürlichen Lagerstätte<br />

kopiert und um Millionen<br />

von Jahre abgekürzt werden.<br />

Innerhalb weniger Wochen<br />

wird durch die Underground<br />

Sun Conversion Technologie<br />

so „erneuer bares Erdgas“<br />

gebildet.<br />

Grafik: RAG Östereich<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

die dann an der LNG-Tankstelle Ennshafen genutzt werden<br />

können. Das entspricht einer<br />

Betankung von 10 bis 15 LNG-Lkw<br />

pro Tag. In Ennshafen sollen künftig<br />

auch Schiffe mit LNG bebunkert<br />

werden.<br />

Pleßnitzer berichtete im Weiteren<br />

von dem Forschungsprojekt<br />

„Underground Sun Storage“<br />

zur Speicherung von Wind- und<br />

Sonnenenergie in natürlichen<br />

Erdgaslagerstätten. Diese Projekt<br />

wird als „Underground Sun<br />

Conversion“-Projekt fortgeführt.<br />

Es soll erstmals möglich werden,<br />

direkt in einer Erdgaslagerstätte<br />

Erdgas durch einen von der RAG<br />

gezielt initiierten mikrobiologischen<br />

Prozess natürlich zu erzeugen<br />

und gleich dort zu speichern.<br />

Mit dieser weltweit einzigartigen<br />

und innovativen Methode wird der<br />

natürliche Entstehungsprozess<br />

von Erdgas nachgebildet, aber<br />

gleichzeitig um Millionen von Jahren<br />

verkürzt – Erdgeschichte im<br />

Zeitraffer.<br />

Aus überschüssiger Sonnen- oder<br />

Windenergie und Wasser wird<br />

zunächst in einer oberirdischen<br />

Anlage Wasserstoff erzeugt. Gemeinsam<br />

mit CO 2<br />

wird dieser<br />

Wasserstoff in eine vorhandene<br />

(Poren-)Erdgaslagerstätte eingebracht.<br />

In über 1.000 Metern Tiefe<br />

wandeln natürlich vorhandene<br />

Mikroorganismen diese Stoffe in<br />

relativ kurzer Zeit in erneuerbares<br />

Erdgas um, das anschließend<br />

direkt dort in der Lagerstätte gespeichert,<br />

bei Bedarf jederzeit<br />

entnommen und über die vorhandenen<br />

Leitungsnetze zum<br />

Verbraucher transportiert werden<br />

kann. Infos unter http://www.underground-sun-conversion.at/das-<br />

projekt/kurzbeschreibung.html<br />

Fazit: Fossiles LNG kann nur eine Brücke sein hin zu<br />

regenerativen Kraftstoffen. Denn spätestens ab 2040<br />

muss auch Erdgas durch grüne Gase ersetzt werden,<br />

wenn die Klimaschutzziele erreicht werden sollen.<br />

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Sonic Cut Thru Heavy<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

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Mit fast 1.000 Erdgastankstellen<br />

und 100.000<br />

Erdgasfahrzeugen<br />

verfügt Deutschland<br />

über eine gute<br />

Basis für einen Ausbau<br />

klimafreundlicher<br />

Mobilität. Biomethan<br />

in komprimierter oder<br />

verflüssigter Form spielt<br />

gegenwärtig jedoch<br />

als Kraftstoff nur eine<br />

untergeordnete Rolle.<br />

Wie können Biogasanlagen nach dem Auslaufen der Festvergütung für die Stromeinspeisung<br />

wirtschaftlich weiterbetrieben werden? Welche Alternativen gibt es, um Produkte, die<br />

beim Gärprozess entstehen, zu vermarkten? Diese und ähnliche Fragen bewegen gegenwärtig<br />

Anlagenbetreiber. Antworten darauf gab es beim Biogas-Fachgespräch mit dem Thema<br />

„Perspektiven für Biogasbestandsanlagen bis 2030“ Ende November im DBFZ in Leipzig.<br />

Deutlich wurde dabei, dass die hiesige Biogasbranche von erfolgreichen Innovationen bei<br />

unseren europäischen Nachbarn profitieren kann.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

2016 produzierten in Deutschland rund<br />

9.200 Biogasanlagen 32,37 Terawattstunden<br />

(TWh) elektrische Energie und trugen<br />

dadurch mit 17,2 Prozent zur Stromerzeugung<br />

aus erneuerbaren Quellen und 74 Prozent<br />

aus Biomasse bei. Insgesamt stieg der Anteil der<br />

Erneuerbaren mit 188,3 TWh el<br />

auf 31,7 Prozent des<br />

Bruttostromverbrauchs. Mit diesen Zahlen charakterisierte<br />

Jaqueline Daniel-Gromke, Arbeitsgruppenleiterin<br />

im Bereich Biochemische Konversion am DBFZ, die<br />

Situation im Biogasbereich.<br />

Diese sei zudem gekennzeichnet durch eine zunehmend<br />

nachfrageorientierte Stromproduktion und die<br />

Umstellung der Förderung von der Festvergütung zu einem<br />

Ausschreibungsmodell. „Die in den EEG-Novellen<br />

von 2012 und 2017 gesetzten Anreize für die Flexibilisierung<br />

der Anlagen wirken“, konstatiert die Wissenschaftlerin.<br />

Etwa 2.600 mit Biogas oder Biomethan angetriebene<br />

BHKW würden Flexprämien erhalten. Nach Erhebungen<br />

des DBFZ umfasst das 2017 eine installierte<br />

Leistung von 1,8 Gigawatt elektrisch (GW el<br />

). „Bei einer<br />

Leistungsreserve aller Biogasanlagen von insgesamt<br />

4,5 GW el<br />

ist das beachtlich“, urteilte Daniel-Gromke.<br />

Weniger erfolgreich war dagegen die erste Ausschreibung<br />

für Biomasse im September 2017. Das ausgeschriebene<br />

Volumen von 122 MW el<br />

wurde mit den<br />

schließlich bezuschlagten 27,5 MW el<br />

nicht einmal zu<br />

einem Viertel ausgeschöpft.<br />

Der von Daniel-Gromke beschriebene Status quo bildet<br />

die Ausgangslage für das im Frühjahr 2017 gestartete<br />

Forschungsprojekt „Biogas 2030“. Ziel des vom Umweltbundesamt<br />

beauftragten Verbundvorhabens ist,<br />

Optionen aufzuzeigen, wie Biogas-Bestandsanlagen<br />

bis 2030 ökonomisch und ökologisch sinnvoll weiterbetrieben<br />

werden können. Die Untersuchung und Bewertung<br />

der unterschiedlichen Betreibermodelle läuft<br />

noch bis Ende <strong>2018</strong>. Die Aufbereitung zu Biomethan<br />

und Nutzung als Kraftstoff zeichnet sich jedoch nach<br />

Ansicht der DBFZ-Wissenschaftlerin schon als eine realistische<br />

Option für Bestandsanlagen ab.<br />

Klimaschutz durch Bio-CNG und Bio-LNG<br />

Dem stimmt auch Prof. Dr. Frank Scholwin, Direktor<br />

des Instituts für Biogas, Kreislaufwirtschaft und Energie<br />

zu. „Gegenwärtig umfasst der Marktanteil von komprimiertem<br />

Biomethan (Bio-CNG, Compressed Natural<br />

Gas) als Kraftstoff energiebasiert zwar nur 0,4 Prozent.<br />

Mit knapp 1.000 Erdgastankstellen und 100.000 Erdgasfahrzeugen<br />

verfügt Deutschland im europäischen<br />

18


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

Fotos: Carmen Rudolph<br />

Benjamin Berg, Cryo Pur:<br />

„Unsere Aggregate erzeugen aus Biogas den<br />

Kraftstoff Bio-LNG und gleichzeitig flüssiges<br />

CO 2<br />

. Sie sind für Anlagen mit einer Kapazität<br />

von 200 bis 2.000 Nm³/h einsetzbar.“<br />

Jaqueline Daniel-Gromke, DBFZ:<br />

„Ziel unseres Forschungsprojektes ist, Optionen<br />

aufzuzeigen, wie Biogas-Bestandsanlagen<br />

bis 2030 ökonomisch und ökologisch<br />

sinnvoll weiterbetrieben werden können.“<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Scholwin, Institut für<br />

Biogas, Kreislaufwirtschaft & Energie:<br />

„Die stärkere Berücksichtigung des<br />

Klimagas-Minderungspotenzials bei der<br />

Biokraftstoffquote ab 2020 verbessert die<br />

Marktchancen für Bio-CNG und Bio-LNG.“<br />

Vergleich jedoch über eine relativ gute Basis für einen<br />

Ausbau klimafreundlicher Mobilität“, schätzte er ein.<br />

Als Treiber könnten sich hier die stärkere Berücksichtigung<br />

des Klimagas-Minderungspotenzials bei der Festlegung<br />

der Treibhausgasminderungsquote im Bereich<br />

Mobilität ab 2020 sowie die Diskussion um Dieselgate<br />

und Feinstaubbelastung erweisen. Schließlich senke<br />

Erd- oder Biogas als Kraftstoff die Feinstaubemission<br />

gegenüber einem bereits relativ sauberen Euro-VI-Dieselmotor<br />

um 90 Prozent und den Stickoxidausstoß um<br />

70 Prozent.<br />

Neben Bio-CNG, das eine 200 bis 300 Mal höhere<br />

Energiedichte als Biomethan besitzt, wachse die Bedeutung<br />

von Bio-LNG (Liquified Natural Gas), also<br />

verflüssigtem Biomethan. Wegen seiner gegenüber<br />

Bio-CNG nochmals gut 2 bis 2,5 Mal höheren Energiedichte<br />

ermöglicht es größere Reichweiten im Lkw-<br />

Verkehr. Mit den „LNG Blue Corridors“ (http://lngbc.<br />

eu/) gibt es dazu ein spezielles EU-Projekt. Ziel ist, die<br />

Haupttransitlinie durch Europa mit LNG-Tankstellen<br />

auszustatten. Das Transitland Österreich hat zudem<br />

angekündigt, CO 2<br />

-, Stickoxid- und Feinstaubemissionen<br />

bei der Lkw-Maut zu berücksichtigen.<br />

Kryotanks als Speicher<br />

Bio-LNG bietet mehrere interessante Verwendungsmöglichkeiten.<br />

So besteht die Option, es in sogenannten<br />

Kryotanks zu speichern. Dies ist zwar technisch<br />

relativ aufwendig. Dafür kann das Bio-LNG jedoch zu<br />

einem beliebigen Zeitpunkt entspannt und dann entweder<br />

ins Erdgasnetz eingespeist oder in einem BHKW<br />

verstromt werden. Es ist mit Tankwagen auch über weitere<br />

Strecken transportwürdig und selbst als klimaneutraler<br />

Kraftstoff einsetzbar.<br />

Praxisbeispiele gibt es bereits in Skandinavien und<br />

Frankreich. So transportieren die Stadtwerke Göteborg<br />

(Schweden) verflüssigtes Biomethan mit Tankwagen<br />

von einem Anlagenkomplex im 130 Kilometer entfernten<br />

Lidköping und speisen es nach dem Entspannen<br />

ins lokale Erdgasnetz. Außerdem treibt CNG kommunale<br />

Fahrzeuge an. In Skogn (Norwegen) ging 2017<br />

die bislang größte Bio-LNG-Anlage Europas in Betrieb.<br />

Sie verflüssigt Methangas, das bei der Vergärung von<br />

Fischabfällen und Klärschlämmen aus der Papierfabrikation<br />

entsteht.<br />

Aufhorchen lassen auch die Aktivitäten der französischen<br />

Firma Cryo Pur bei der Entwicklung und Realisierung<br />

kryogener Biogasaufbereitungen. Darüber<br />

berichtete Cryo Pur-Manager Benjamin Berg beim Biogasfachgespräch.<br />

Die Gründer des jungen Unternehmens<br />

mit Sitz in Palaiseau bei Paris kommen aus der<br />

Forschung und halten mehrere Patente auf dem Gebiet<br />

In Deutschland gibt es<br />

etwa 200 Biogasaufbereitungsanlagen<br />

mit einer<br />

Einspeisekapazität<br />

von etwa 120.000 m³<br />

Biomethan pro Stunde.<br />

Dessen Weiterverarbeitung<br />

zu Kraftstoffen<br />

ist bei entsprechenden<br />

Rahmenbedingungen<br />

eine Option für den<br />

Weiterbetrieb von<br />

Bestandsanlagen.<br />

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Aktuelles<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Die Biogasanlage der<br />

GraNott Gas GmbH<br />

im thüringischen<br />

Grabsleben produziert<br />

stündlich 1.050 Nm³<br />

Biogas. Davon werden<br />

700 Nm³ zu Biomethan<br />

aufbereitet. Bei Anlagenkomplexen<br />

dieser<br />

Art und Größe könnte<br />

eine ergänzende Verarbeitung<br />

zu Bio-CNG<br />

oder sogar Bio-LNG<br />

schon in naher Zukunft<br />

wirtschaftlich sein.<br />

der kryogenen CO 2<br />

-Abscheidung. Das Besondere an dem<br />

von ihnen entwickelten Verfahren ist nach Bergs Worten<br />

der geringe Energieverbrauch, Flexibilität in Bezug auf<br />

die Durchflussmenge und die Kompaktheit der Anlage,<br />

die sich für Biogasmengen von 200 bis 2.000 Normkubikmeter<br />

pro Stunde (Nm³/h) modellieren lässt.<br />

Die Reinigung des Biogases als auch die anschließende<br />

Trennung in Methan sowie hochreines CO 2<br />

, beides dann<br />

bereits in flüssiger Form, erfolgen in einem geschlossenen<br />

System durch eine aufeinander abgestimmte Abfolge<br />

von Druckänderungen mit Differenzen bis zu 14 bar<br />

und Temperaturen zwischen -75 °C und -160 °C. Nach<br />

einer Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von 120<br />

Nm³/h Biogas auf dem Gelände eines Pariser Klärwerkes<br />

ging vor Kurzem der erste kommerzielle Cryo Pur-Aufbereitungs-<br />

und Verflüssigungskomplex in Ergänzung<br />

zu einer landwirtschaftlichen Biogasanlage neben dem<br />

Milchviehstall eines Landwirts im nordirischen Greenville<br />

in Betrieb. Sie verarbeitet stündlich 300 Nm³ Biogas.<br />

Für drei weitere Projekte dieser Art in Frankreich und<br />

Italien erhielt die Firma Cryo Pur den Zuschlag<br />

Studie verdeutlicht Chancen und Risiken<br />

„Wegen der hohen Kosten und den fast nicht vorhandenen<br />

LNG-Nutzfahrzeugen in Deutschland ist der Markt<br />

recht überschaubar. Und so ist die Produktion von LNG<br />

für Betreiber von Biogasanlagen hierzulande gegenwärtig<br />

oft keine wirkliche Option“, sagt Scholwin.<br />

Doch wie sieht es mit CNG aus? Wären Bau und Betrieb<br />

einer Biogasanlage wirtschaftlich, die das produzierte<br />

Biogas direkt vor Ort als Kraftstoff anbietet? Diese Frage<br />

stellten sich die Vertreter der Gemeinde Neukirch<br />

in der Lausitz (Sachsen) und Landwirte der ortsansässigen<br />

Agrargemeinschaft Oberland. Beide präferierten<br />

solch einen innovativen Ansatz, um anfallende Reststoffe<br />

wie Wirtschaftsdünger aus zwei Milchviehställen<br />

oder Grünschnitt der Gemeinde regional zu nutzen. Sie<br />

beauftragten den Biogasexperten mit der Anfertigung<br />

einer entsprechenden Machbarkeitsanalyse. Das Sächsische<br />

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und<br />

Geologie unterstützte die Studie mit einer Zuwendung.<br />

„In einem ersten Schritt erkundeten wir dafür das lokale<br />

Absatzpotenzial von Biomethan als Kraftstoff“,<br />

erläuterte Scholwin die Herangehensweise. Im Pkw-<br />

Bereich erwies sich dieses als nicht ausreichend. Zwei<br />

ortsansässige Spediteure beziffern ihren Verbrauch<br />

mit 40.000 Liter Diesel pro Monat. Das entspricht 33<br />

Tonnen CNG. Damit wäre die Mindestauslastung einer<br />

CNG-Tankstelle von monatlich 15 Tonnen CNG gegeben.<br />

Vorausgesetzt, die Logistikunternehmen stellen<br />

zumindest Teile ihres Fuhrparks auf Gasantrieb um.<br />

Der ÖPNV fiel als Abnehmer von CNG komplett aus.<br />

Denn zum Erstaunen der Studienautoren werden zumindest<br />

in Sachsen bei Ausschreibungen der Kommunen<br />

zwar Hybrid- und Brennstoffzellenbusse bei der<br />

Förderung berücksichtigt, nicht aber solche mit Erdgasantrieb.<br />

Im landwirtschaftlichen Bereich könnte<br />

sich gemäß Analyse durch Umstellung eigener Technik<br />

und von Traktoren in Nachbarbetrieben je nach saisonalem<br />

Arbeitsanfall ein Bedarf von 2 bis 10 Tonnen<br />

CNG pro Monat ergeben.<br />

Dieser Ausgangslage setzte Scholwin unterschiedliche<br />

Konzepte der Produktion von Biogas mit der Aufbereitungsmöglichkeit<br />

von Teilströmen zu CNG gegenüber.<br />

In seiner Analyse begründete der Biogasexperte anhand<br />

detaillierter Zahlen, dass eine Biogasanlage mit<br />

750 kW elektrischer Leistung und zusätzlicher Produktionskapazität<br />

für 15 Tonnen CNG pro Monat die wirtschaftlich<br />

günstigste Variante darstellt.<br />

Standort für Vergärungsanlage, Aufbereitung und CNG-<br />

Tankstelle wäre laut Konzept das Gewerbegebiet der<br />

Gemeinde Neukirch. Dort gibt es außerdem einen potenziellen<br />

Großabnehmer für die erzeugte thermische<br />

Energie. „Der Wärmeerlös ist bei dieser erfolgversprechendsten<br />

Konzeptvariante das Zünglein an der Waage“,<br />

betonte Scholwin. Erst durch die Gewinne aus dem<br />

Verkauf von Strom und Wärme, die quasi eine Querfinanzierung<br />

der Kraftstoffbereitstellung ermöglichen,<br />

ist rechnerisch die Wirtschaftlichkeit gegeben.<br />

Um diese weiter zu verbessern, könnte im Sommer,<br />

wenn der Wärmebedarf geringer ist, aber die Kraftstoffnachfrage<br />

etwa bei Landmaschinen ansteigt, das BHKW<br />

heruntergefahren und ein Teil des Biogases zu Bio-CNG<br />

oder künftig sogar Bio-LNG aufbereitet werden. „Das<br />

Beispiel Cryo Pur zeigt, dass dafür bald kleine aber dennoch<br />

effizient arbeitende Aggregate auf dem Markt verfügbar<br />

sind“, sieht Scholwin realistische Perspektiven<br />

für die Umsetzung eines solchen Konzepts.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist<br />

Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Erneuerbare Energien<br />

Kirchweg 10 · 04651 Bad Lausick<br />

Tel. 03 43 45/26 90 40<br />

E-Mail: info@rudolph-reportagen.de<br />

www.rudolph-reportagen.de<br />

20


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

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Aktuelles<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Entleerung der Box einer<br />

Trockenvergärungsanlage.<br />

Die Durchsickerungsfähigkeit<br />

des Prozesshaufens bestimmt<br />

bei diesem Verfahren<br />

maßgeblich die Effizienz der<br />

Biogasproduktion.<br />

Box und Miete bestens kombiniert<br />

Beim Forschungsprojekt FermKomp geht es um das Zusammenspiel von Feststoffvergärung<br />

und nachfolgender Kompostierung mit möglichst geringen Emissionen. Die Ergebnisse<br />

wurden jetzt während eines Workshops vorgestellt.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

In den vergangenen Jahren erreichte Deutschland<br />

einen kräftigen Anstieg bei der Erfassung und Verwertung<br />

biologisch abbaubarer Abfälle. Lag die<br />

Menge 2013 noch bei etwa 12 Millionen (Mio.)<br />

Tonnen (t), beträgt sie gegenwärtig fast 13,6 Mio. t.<br />

Ursache dafür sind das Inkrafttreten gesetzlicher Regelungen<br />

wie der Bioabfallverordnung und die Pflicht zur<br />

getrennten Bioabfallsammlung aus Privathaushalten.<br />

Die Bioabfälle werden laut Statistischem Bundesamt<br />

in etwa 900 Kompostierungs- und 337 Vergärungsanlagen*<br />

behandelt.<br />

Zunehmend erfolgt die Verwertung kombiniert. Das<br />

heißt, dem anaeroben Prozess in einer Biogasanlage<br />

schließt sich noch eine aerobe Nachkompostierung der<br />

Gärreste an. Die dabei erzeugten qualitativ hochwertigen<br />

Komposte verbessern die Humusbilanz der Böden<br />

und ersetzen mineralische Düngemittel. Zudem genießen<br />

integrierte Bioabfallvergärungs- und Kompostierungsanlagen<br />

mit ihrer stofflichen und zugleich energetischen<br />

Nutzung von Abfällen eine hohe politische<br />

und gesellschaftliche Akzeptanz.<br />

Ein Problem bei dieser Verwertungsmethode sind jedoch<br />

die freigesetzten Klimagase. Diverse Forschungsvorhaben<br />

zeigten, dass in der Praxis – insbesondere<br />

während der Rotte der Gärprodukte mit natürlicher oder<br />

aktiver Belüftung – zum Teil erhebliche Emissionen<br />

überwiegend von Methan, aber auch von Lachgas und<br />

Ammoniak entstehen. Um hier gegenzusteuern, fanden<br />

sich Wissenschaftler und Praktiker vom Deutschen Biomasseforschungszentrum<br />

(DBFZ), der Großmann Ingenieur<br />

Consult GmbH (GICON) und dem Sachverständigenbüro<br />

Dr. Reinhold & Kollegen im Verbundprojekt<br />

FermKomp zusammen.<br />

Die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie unterstützten Vorhabens stellten<br />

die Projektteilnehmer bei einem Side-Workshop am<br />

20. November während der 7. Statuskonferenz des<br />

Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ in<br />

Leipzig vor. Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

bildete die Kombination der zweistufigen<br />

Trocken-Nass-Fermentation (GICON-Verfahren) mit einer<br />

Mietenkompostierung. Im Gegensatz zur Nass- und<br />

Pfropfenstromfermentation von Bioabfällen, bei denen<br />

für eine nachfolgende Behandlung zunächst eine Separation<br />

in feste und flüssige Fraktionen notwendig ist,<br />

sind die Gärreste aus der sogenannten Boxenvergärung<br />

unmittelbar für eine Kompostierung geeignet.<br />

Materialstruktur beeinflusst<br />

biologischen Abbau<br />

„Ziel des Projektes ist, die beiden Verfahrensstufen<br />

optimal aufeinander abzustimmen, um zum einen die<br />

Effizienz der Trockenvergärung zu erhöhen, aber ebenso,<br />

um die Klimagasemissionen während der Nachrotte<br />

zu minimieren“, erläuterte Harald Wedwitschka<br />

vom DBFZ. Eine herausragende Rolle spiele in diesem<br />

Zusammenhang die Materialstruktur der Einsatzstoffe.<br />

Sie müsse während der anaeroben Zersetzung der<br />

leicht abbaubaren organischen Stoffe sowohl eine Perkolation<br />

von Flüssigkeiten ermöglichen als auch die<br />

Durchdringung mit Luft während der aeroben Stufe.<br />

Andernfalls verringere sich der biologische Abbau und<br />

es können vor allem bei der Kompostierung erhebliche<br />

Treibhausgasemissionen entstehen. „Dies führt zu<br />

Druck auf das offene Kompostierungsverfahren bis hin<br />

zu Forderungen nach einer Einhausung und Fassung<br />

22


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

Fotos: Carmen Rudolph<br />

Bei der Mietenkompostierung von Gärprodukten können erhebliche Treibhausgasemissionen<br />

entstehen. Das Forschungsprojekt FermKomp untersuchte, wie<br />

sich dem durch ein optimales Zusammenspiel von Vergärung und Nachrotte<br />

entgegenwirken lässt.<br />

Beim GICON-Verfahren<br />

entsteht der größte Teil<br />

des Biogases nicht in<br />

der Box, sondern beim<br />

Durchströmen des mit<br />

Organik angereicherten<br />

Perkolats durch einen<br />

Hochleistungsreaktor<br />

mit Füllkörpern.<br />

der Abluftströme“, sagte der ebenfalls am DBFZ tätige<br />

Projektleiter Torsten Reinelt. Eine tatsächliche Quantifizierung<br />

der entweichenden Gase, etwa mittels Windtunnelmessungen,<br />

wie dies im Rahmen des Projekts<br />

erfolgte, sei jedoch sehr aufwändig.<br />

Um Handlungsempfehlungen für die Praxis zu entwickeln,<br />

wurde daher der Einsatz einer sogenannten<br />

Substratlanze getestet. Mit seiner selbstabdichtenden<br />

Lanzenspitze ermöglicht das Gerät die Entnahme von<br />

Gasproben in einer definierten Tiefe der Kompostmiete.<br />

Die Substratlanze erwies sich als geeignete Methode<br />

für die Schnelltests zur Gaszusammensetzung in den<br />

Poren des Haufwerks.<br />

Kein Automatismus zwischen Vergärung<br />

und Kompostierung<br />

Beim zweistufigen GICON-Verfahren erfolgt der biologische<br />

Abbau durch Berieselung des Prozesshaufens in der<br />

Box mit Flüssigkeit. Das entstehende Perkolat wird nur<br />

zum Teil im Kreislauf geführt, sodass sich in einem Zwischenspeicher<br />

Organik anreichert. Zur Methanisierung<br />

strömt das angereicherte Perkolat durch einen Hochleistungsreaktor<br />

mit Füllkörpern. Die Trennung der Methanbildung<br />

im Reaktor von der Hydrolyse in der Box (Perkolator)<br />

ermöglicht, dass die Prozesse unter den für die<br />

jeweiligen Mikroorganismen optimalen Bedingungen ablaufen<br />

und sich somit ein deutlich höherer Methangehalt<br />

erzielen lässt. Ein Vorteil des zweiphasigen Verfahrens ist<br />

außerdem die Regelbarkeit der Biogasproduktion.<br />

In welchem Umfang sich Organik aus dem Bioabfall<br />

herauslöst, wird neben Temperatur und pH-Wert insbesondere<br />

von der Durchsickerungsfähigkeit des Prozesshaufens<br />

bestimmt. Diese kann sich im Verlauf der<br />

Berieselung, etwa durch Verdichtung des durchfeuchteten<br />

Materials, verändern. Speiseabfälle neigen eher<br />

zu solch einer Verdichtung als Grünschnitt. „Daher<br />

ist es wichtig, die Zusammensetzung des Substratgemischs<br />

sowie die Eigenschaften der einzelnen Kompo-<br />

23


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

nenten bei Durchfeuchtung durch Tests festzustellen<br />

und die Umlaufmenge des Perkolats entsprechend zu<br />

regulieren“, riet Michael Tietze, Fachbereichsleiter<br />

Forschung Bioenergie bei GICON.<br />

Durchriesele die Flüssigkeit das Haufwerk zu schnell,<br />

bleibe nicht genügend Zeit für die biologischen Umsetzungsprozesse.<br />

Verbleibe das Perkolat zu lange im<br />

Substrat oder komme es sogar zum Anstauen, könne<br />

die organische Last so weit ansteigen, dass Versäuerung<br />

eintrete und die Biologie gehemmt werde. Geeignete<br />

Parameter für die Substratbewertung und eine dementsprechende<br />

Betriebsführung seien die Feuchtrohdichte<br />

(Lagerungsdichte) und die Permeabilität (Durchlässigkeit).<br />

Gegebenenfalls empfehle sich eine Konditionierung<br />

des Bioabfalls vor Einbringung in die Boxen. Bei<br />

den Versuchsreihen während des Projekts FermKomp<br />

habe es sich bewährt, dem in aller Regel stark heterogenen<br />

Bioabfall gezielt Grünschnitt beizumengen<br />

und beides in einem Schredder mit langsamlaufenden<br />

Schneidwerkzeugen zu zerkleinern, was zugleich die<br />

Homogenität des Einsatzmaterials verbessert. „Diese<br />

Maßnahme erhöhte sowohl die Stabilität der Verfahrensführung<br />

als auch die Effizienz des Gesamtprozesses<br />

spürbar“, so Tietzes Fazit. Allerdings habe man<br />

ebenfalls festgestellt, dass die Vorkonditionierung<br />

des Substrats nicht automatisch einen Vorteil für eine<br />

emissionsarme Kompostierung schafft.<br />

Torsten Reinelt (DBFZ),<br />

Projektleiter:<br />

„Emissionsmessungen an offenen Kompostmieten<br />

sind sehr aufwändig. Eine Alternative<br />

sind Schnelltests mit Substratlanzen.“<br />

Dr. Jürgen Reinhold<br />

(Sachverständiger):<br />

„Durch eine angepasste Rotteprozessführung<br />

lassen sich Klimagasemissionen bei der aeroben<br />

Mietenkompostierung stark reduzieren.“<br />

Rotteprozessführung ist Stellschraube für<br />

Emissionen<br />

Durch welche Einstellungen und Verfahrensweisen sich<br />

Klimagasemissionen aus den Rottemieten minimieren<br />

lassen, darüber berichtete Dr. Jürgen Reinhold während<br />

des Workshops. Die zum Teil hohen Emissionen<br />

beim Betrieb von Kompostierungsanlagen resultieren<br />

seiner Ansicht nach meistens aus ungenügender fachlicher<br />

Praxis. Mangelhafte Mietengeometrie, zu wenig<br />

Strukturmaterial und zu lange Umsetzintervalle führten<br />

zu schlechter Belüftung und ungenügender Sauerstoffversorgung.<br />

Aus Untersuchungen sei mittlerweile bekannt, dass die<br />

Methanemission, bedingt durch den Kamineffekt, mit<br />

der Rottetemperatur zunimmt, dass mit dem Wassergehalt<br />

in der Miete die Lachgasemission ansteigt und<br />

dass bei einer hohen Dichte des Rottegutes auch eine<br />

höhere Ammoniakemission zu erwarten ist. „Die Intensivrotte<br />

sollte daher weniger als drei Wochen andauern<br />

und die Rottetemperatur dabei unter 60 Grad Celsius<br />

bleiben“, so Reinhold, der auch Vorstandsmitglied in<br />

der Bundesgütegemeinschaft Kompost ist.<br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Aktuelles<br />

Für eine emissionsarme Mietenkompostierung rät der<br />

Sachverständige zum einen, vor dem Ansetzen der Miete<br />

mit einer Federwaage die Feuchtrohdichte zu ermitteln<br />

und dies bei der Festlegung von Form und Höhe<br />

zu berücksichtigen. Mit zunehmender Feuchtrohdichte<br />

müssten die Mieten also kleiner werden. Bei einer<br />

Feuchtrohdichte von 0,45 bis 0,50 Kilogramm (kg)<br />

Frischmasse (FM) pro Liter (l) kann eine Dreiecksmiete<br />

demzufolge mit einer Höhe von 3,30 Meter angelegt<br />

werden. Bei 0,55 bis 0,60 kg FM/l sollte sie nicht höher<br />

als 2 Meter sein.<br />

Zum anderen empfehle sich eine regelmäßige Kontrolle<br />

des Restgasgehaltes (inerter Luftstickstoff) mit der<br />

Substratlanze als Indikator für die Methanemissionen.<br />

Die Messergebnisse bestimmen dann die weitere Prozessgestaltung<br />

der Rotte. So sollte bei einem in 80<br />

Zentimeter Tiefe gemessenen Restgasgehalt in den<br />

Rottegutporen von 37 bis 50 Volumenprozent ein verstärktes<br />

Umsetzen zur Förderung der Durchlüftung des<br />

Rottegutes erfolgen. Bei einem Restgasgehalt unter 37<br />

Volumenprozent ist beim Umsetzen eine Anpassung<br />

der Mietenhöhe nach den genannten Maßgaben der<br />

Feuchtrohdichte erforderlich.<br />

„Der Emission klimarelevanter Gase lässt sich durch<br />

eine Kontrolle und entsprechende Justierung der aeroben<br />

Rotteprozessführung entgegenwirken. In dieser<br />

Hinsicht ist also durchaus eine Gleichwertigkeit von offener<br />

Mietenkompostierung und eingehausten Anlagen<br />

erreichbar“, schlussfolgerte Reinhold.<br />

*Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verfügten<br />

im Jahr 2015 in Deutschland insgesamt 1.392 Biogasanlagen<br />

(inklusive kombinierter Kompostierung und Vergärung)<br />

über eine Genehmigung für den Einsatz von organischen<br />

Abfällen. Jedoch arbeiteten im Berichtszeitraum<br />

nur 337 Anlagen, die wirklich Bioabfälle (ausschließlich<br />

Michael Tietze (GICON):<br />

„Für die Effizienz der Boxenvergärung ist es<br />

wichtig, die Umlaufmenge des Perkolats auf<br />

die Substrateigenschaften abzustimmen.“<br />

oder anteilig) einsetzten. Nach einer Erhebung des DBFZ<br />

wurden Ende 2016 in knapp 90 Abfallvergärungsanlagen<br />

Bio- und Grünabfälle aus getrennter Sammlung (Biotonne,<br />

Grünschnittannahme) verarbeitet.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist<br />

Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Erneuerbare Energien<br />

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Harald Wedwitschka (DBFZ):<br />

„Ziel ist, Trockenvergärung und Nachrotte so<br />

zu kombinieren, dass die Effizienz insgesamt<br />

steigt und wenig Emissionen entstehen.“<br />

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25


BIOGAS Convention 2017<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

12.–14. Dezember 2017, Nürnberg<br />

Seide: „Fossile Energieträger<br />

brauchen ein CO 2<br />

-Preisschild“<br />

Die 27. BIOGAS Convention & Trade Fair zieht eine positive Bilanz. Über 5.000<br />

Teilnehmer besuchten die dreitägige Veranstaltung. Neben der weltgrößten reinen<br />

Biogas-Fachmesse mit 253 Ausstellern nutzten die Besucher der Convention vor<br />

allem das vielfältige Angebot an Vorträgen und Workshops, um sich über die neuesten<br />

Entwicklungen und Potenziale der Branche zu informieren.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Besonders viel Zuspruch erhielt in diesem<br />

Jahr der Workshop 3: „Techniken zur Aufbereitung<br />

und Vermarktung von Gärprodukten“.<br />

„Wir spüren sehr deutlich, dass<br />

die Systemdienstleistungen der Biogastechnologie<br />

stark an Bedeutung gewinnen. Die Optimierung<br />

der Nährstoffkreisläufe in der Landwirtschaft,<br />

aber auch im Bereich der Verwendung von Bioabfällen<br />

nimmt dabei eine zunehmend wichtigere Rolle ein“,<br />

sagte der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes<br />

Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez, nach der Tagung.<br />

Auch wenn die klassischen Themen wie „EEG“ und<br />

„Ausschreibungen“ nach wie vor von hohem Interesse<br />

für die Betreiber sind, ist der Wandel in der Branche zu<br />

spüren. „Allein über den Stromverkauf lässt sich eine<br />

Biogasanlage in Zukunft nicht mehr betreiben. Die<br />

Themen Kreislaufwirtschaft und Diversifizierung der<br />

landwirtschaftlichen Produktionsprozesse gewinnen<br />

stark an Bedeutung“, betonte der Verbandsvertreter.<br />

„Die Betreiber konzentrieren sich auf Effizienzsteigerung,<br />

Flexibilisierung und das Nährstoffmanagement<br />

durch Gärprodukte“, erklärte da Costa Gomez. „Neue<br />

Anlagen werden unter den gegebenen Rahmenbedingungen<br />

in Deutschland kaum noch gebaut.“ Ohne das<br />

Auslandsgeschäft würde es einige deutsche Firmen<br />

schon nicht mehr geben, ist sich der Verbandsvertreter<br />

sicher. Vor allem Frankreich und Italien stehen im Fo-<br />

26


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Jahrestagung<br />

Fotos: Thomas Geiger<br />

Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas e.V.<br />

kus der Unternehmen. Auch Russland und<br />

die Türkei haben im Vergleich zu 2015 an<br />

Bedeutung gewonnen.<br />

Dem insgesamt gestiegenen internationalen<br />

Interesse hat der Fachverband Biogas<br />

mit zahlreichen englischsprachigen Workshops<br />

und Panels Rechnung getragen.<br />

Über den Biogas-Markt auf dem Sub-Kontinent<br />

berichtete der Geschäftsführer des<br />

Indischen Biogas Verbandes IBA, Gaurav<br />

Kedia. Er stellte die Entwicklung und Herausforderungen<br />

in seiner Heimat dar. Zwischen<br />

dem indischen und dem deutschen<br />

Biogasverband besteht seit zwei Jahren<br />

eine Partnerschaft.<br />

Die Firmenvertreter zeigten sich sehr erfreut<br />

über die Qualität der Messegespräche.<br />

Zum Großteil konnten Sie die Zielgruppen<br />

erreichen, die sie mit dem Messeauftritt anvisiert<br />

hatten: Anlagenbetreiber, Landwirte,<br />

und Unternehmer aus der Biogasbranche.<br />

Mehr als 80 Prozent der ausstellenden<br />

Firmen erwarten im Anschluss an die BIO-<br />

GAS Convention ein Nachmessegeschäft.<br />

Insgesamt<br />

bewerteten die befragten<br />

Aussteller die wirtschaftliche<br />

Situation der Branche<br />

besser als 2015. 44 Prozent<br />

erwarten eine steigende oder<br />

stark steigende Tendenz und<br />

30 Prozent gleichbleibende<br />

Verhältnisse.<br />

„Dieses positive Gesamtergebnis<br />

sollte allerdings<br />

nicht über die aktuelle Situation<br />

der Biogasfirmen in<br />

Deutschland hinwegtäuschen“, bemerkte<br />

da Costa Gomez. „Von einer stabilen<br />

Lage sind wir in der Biogasbranche noch<br />

weit entfernt.“ Der Hauptgeschäftsführer<br />

fordert daher mehr politische Stabilität,<br />

verlässliche Rahmenbedingungen und ein<br />

klares Bekenntnis zum Gelingen der Energiewende<br />

– mit Biogas – ein.<br />

Horst Seide, Präsident des Fachverbandes<br />

Biogas e.V., beklagte am Mittwochvormittag<br />

in der Plenumsveranstaltung in seiner<br />

Rede den energiepolitischen Stillstand<br />

in Deutschland. Drei Monate nach der<br />

Bundestagwahl habe Deutschland immer<br />

noch keine neue Regierung. Die zügige<br />

Regierungsbildung sei aber wichtig, damit<br />

drängende energiepolitische Themen bearbeitet<br />

und die energiepolitischen Weichen<br />

in Richtung mehr Klimaschutz gestellt<br />

würden.<br />

Unzufrieden zeigte sich Seide auch mit<br />

dem Ausgang der ersten Ausschreibungs-<br />

27


BIOGAS Convention 2017<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Daniel Hölder, Geschäftsführer<br />

der C.E.T.<br />

Clean Energy Trading<br />

GmbH (CET)<br />

Prof. Dr. Gerald Linke,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

des DVGW e.V.<br />

runde für Biomasseanlagen für eine Anschlussförderung<br />

nach den ersten 20 Jahren EEG-Laufzeit. „Unser<br />

Strom in den Ausschreibungen ist ein anderer Strom als<br />

aus Wind- und Solarenergie. Denn wir haben verlässlichen<br />

Strom. Wir haben eine riesige Biobatterie. Wenn<br />

im Januar oder Februar Wind und Solar wegen der sogenannten<br />

Dunkelflaute nicht liefern, dann können wir<br />

die Biomasse in unseren Silos verstromen. Egal, ob<br />

Stromerzeugung in Regelenergie oder nach Fahrplan –<br />

wir können liefern, bedarfsgerecht“, hob Seide hervor.<br />

Leider werde diese Leistung heute zu schlecht monetär<br />

honoriert. Dann sei es kein Wunder, wenn Anlagenbetreiber<br />

kein Geld verdienten und sie ihre Anlagen künftig<br />

stilllegten. „Es ist eine der größten Sünden dieser Zeit,<br />

alte Kohlekraftwerke im Markt zu halten und Erneuerbare-Energien-Anlagen<br />

aus der Erzeugung zu drängen.<br />

Die Kohlekraftwerke machen uns die Preise kaputt“,<br />

betonte der Verbandspräsident. So langsam dämmere<br />

es auch den größten Skeptikern, dass Deutschland mit<br />

einem solchen energiewirtschaftlichen Dilemma nicht<br />

die Pariser Klimaziele erreicht.<br />

Bei den Sondierungsgesprächen zur Jamaika-Koalition<br />

hätten die Politiker offensichtlich gemerkt, dass es so<br />

nicht weitergeht, dass Kohlekraftwerke abgeschaltet<br />

werden müssen. „Sogar die Forderung der vergangenen<br />

Monate – die anfangs ziemlich weit hergeholt klang –,<br />

fossilen CO 2<br />

-Ausstoß im Strombereich zu besteuern,<br />

wurde in den Sondierungen diskutiert“, verdeutlichte<br />

Seide. Nun sei die Besteuerung nicht mehr fern. Die<br />

nächste Regierung müsse in dem Punkt liefern. Das<br />

habe dann auch Auswirkungen auf den Gebotshöchstpreis<br />

für Biogas in der Ausschreibung.<br />

Wenn weniger Kohlestrom eingespeist werde, dann<br />

steige der Preis für die bedarfsgerechte Stromerzeugung.<br />

Bei der CO 2<br />

-Bepreisung falle auch immer der<br />

Begriff „CO 2<br />

-Vermeidungskosten“. Dabei geht es um<br />

die Kosten, um eine Tonne CO 2<br />

einzusparen. „Uns wird<br />

oft vorgehalten, dass die kleinen 75-kW-Gülleanlagen<br />

eine zu hohe Förderung bekommen. Schauen wir aber<br />

genauer hin, dann stellen wir fest, dass die kleinen Anlagen<br />

diejenigen sind, die die geringsten Vermeidungskosten<br />

haben, weil sie einen negativen CO 2<br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong> BIOGAS Convention 2017<br />

Präsidium gewählt<br />

Am Dienstag, den 12.12. wählten die Mitglieder des<br />

Fachverbandes die Vertreter für das Präsidium für<br />

die nächsten vier Jahre. Alter und neuer Präsident<br />

ist Horste Seide, Vizepräsident bleibt Hendrik Becker.<br />

Für den ausgeschiedenen Gottfried Gronbach<br />

wurde Christoph Spurk als Vertreter der Planer und<br />

Hersteller neu gewählt.<br />

Das Präsidium von links: Prof. Dr. Kilian Hartmann,<br />

Hendrik Becker, Holger Kübler, Horst Seide, Dr. Sarah<br />

Gehrig, Christoph Spurk und Josef Götz.<br />

vorweisen können“, klärte Seide auf. Darum hofft er,<br />

dass die nächste Bundesregierung im EEG 2017 eine<br />

sogenannte De-minimis-Regelung (Bagatellbeihilfemöglichkeit)<br />

nutzt und die 75-kW-Grenze aufhebt und<br />

stattdessen die Grenze für Gülle vergärende Anlagen<br />

bei 150 kW einzieht. Dann würden mehr landwirtschaftliche<br />

Reststoffe in den Anlagen eingesetzt. In das<br />

100-Tage-Programm der nächsten Bundesregierung<br />

gehöre diese Aufgabe auf jeden Fall hinein.<br />

Neben dem Thema Stromenergiewende ging Seide<br />

auch auf die Wärmewende ein. Er beklagte, dass die<br />

Erneuerbare Wärmewende stagniert und Ölheizungen<br />

gefördert werden. Es gebe jedoch eine Möglichkeit, die<br />

Erneuerbaren im Heizungskeller konkurrenzfähig zu<br />

machen. Aber wie sieht die aus? Seide: „Die fossilen<br />

Energieträger brauchen ein CO 2<br />

-Preisschild!“ Damit<br />

verlören die fossilen Energieträger ihre Wettbewerbsvorteile.<br />

Obwohl die Argumentation der Biogasbranche schlüssig<br />

und nachvollziehbar sei und die politischen Vertreter<br />

ihr weitgehend zustimmten, komme immer die Frage:<br />

Ja, aber der Mais? „Ich entgegne dann: Wir könnten<br />

auch Blumen oder Blühpflanzen vergären und damit<br />

die Biodiversität erhöhen. Es müsste nur entsprechend<br />

gefördert werden. Wir könnten diejenigen sein, die die<br />

Insekten fördern, die Bienen schützen. Biogas kann<br />

mehr sein als Maisanbau sowie Strom- und Wärmeerzeugung“,<br />

erklärte Seide abschließend. Wenn Politik<br />

und Biogasbranche das umsetzen, dann bekommt der<br />

Begriff „Flower Power“ eine ganz andere Bedeutung.<br />

Dass grünen Gasen die Zukunft gehört, davon ist nicht<br />

nur der Fachverband Biogas überzeugt. „Ja, Gas muss<br />

grün werden!“, sagte Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender<br />

des DVGW e.V. (Deutscher Verein des Gasund<br />

Wasserfaches) während seines Plenum-Vortrages.<br />

Der Slogan „Gas kann grün“ habe das Jahr 2017 geprägt,<br />

insbesondere vor der Bundestagwahl und im<br />

Vorfeld der Jamaika-Sondierungen. „Wir haben alle<br />

ein Interesse daran, dass die nächste Bundesregierung<br />

das Thema Klimaschutz weiter vorantreibt. Dabei spielen<br />

die grünen Gase eine ganz entscheidende Rolle“,<br />

sagte Linke.<br />

Der DVGW arbeite zurzeit an einer Roadmap für erneuerbare<br />

Gase. Vor dem Hintergrund der Klimaziele und der<br />

angestrebten Grenze der Erderwärmung von maximal 2<br />

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29


BIOGAS Convention 2017<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Dr.-Heinz-Schulz-Ehrenmedaille verliehen<br />

In diesem Jahr hat der Fachverband Biogas zwei<br />

herausragende Akteure der Biogasbranche mit der<br />

Dr.-Heinz-Schulz-Ehrenmedaille ausgezeichnet. Einer<br />

der beiden geehrten ist der Schweizer Dr. Arthur<br />

Wellinger. Er gehört von Anfang an zur deutschen<br />

Biogas-Community. Bei den ersten Biogastagungen<br />

und bei der Verbandsgründung war er eine wichtige<br />

Persönlichkeit. Er brachte immer viel Expertise<br />

mit und hat sich weltweit für die Biogasproduktion<br />

eingesetzt. So hat er sich auch besonders für die<br />

Gründung des Europäischen Biogasverbandes<br />

stark gemacht.<br />

Der zweite Geehrte ist sicherlich den meisten in der<br />

Biogasszene bekannt. Seine Name ist ganz wesentlich<br />

mit der deutschen Biogaserfolgsgeschichte<br />

verbunden. Die Medaille erhielt Josef Pellmeyer, der<br />

von 2001 bis 2013 Präsident des Verbandes war und<br />

heute Ehrenpräsident ist. Er bewirtschaftet einen<br />

landwirtschaflichen Betrieb, betreibt zwei Biogasanlagen<br />

– eine davon mit Gaseinspeisung – sowie<br />

ein Kompostwerk. Unter seiner Regie brachte er den<br />

jungen Verband in ruhige Fahrwasser und machte<br />

ihn im Laufe der Jahre zu einem wichtigen Ansprechpartner<br />

der Politik.<br />

Von links: Fachverbandspräsident Horst Seide, der geehrte Dr. Arthur Wellinger und Laudator Harm<br />

Grobrügge, Vizepräsident des Europäischen Biogasverbandes.<br />

Von links: Fachverbandspräsident Horst Seide, der geehrte Josef Pellmeyer und Laudatorin Kerstin<br />

Ikenmeyer vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, die<br />

die Rede anstelle von Ministerialrat Dr. Rupert Schäfer hielt, der terminlich verhindert war.<br />

Fotos: Thomas Geiger<br />

Grad Celsius stellte der Referent fest, dass<br />

weltweit nur noch 1.000 Gigatonnen CO 2<br />

ausgestoßen werden dürfen. Für Deutschland<br />

ergebe sich daraus ein Budget von 1,1<br />

Prozent oder 10 Gigatonnen. Laute das Ziel<br />

1,7 Grad Celsius, dann dürfe Deutschland<br />

nur noch 5,23 Gigatonnen emittieren, bei<br />

1,5 Grad Celsius sind es nur noch 2,34 bis<br />

2,67 Gigatonnen. Erkenntnis: Das Budget<br />

fällt sozusagen in sich zusammen.<br />

„Die Kohle in der Verstromung und die nicht<br />

vorhandenen CO 2<br />

-Vermeidungsfortschritte<br />

im Verkehrssektor belasten das deutsche<br />

Budget. Deutschland hat sein CO 2<br />

-Budget<br />

praktisch aufgebraucht. Als Gaswirtschaft<br />

wissen wir aber, dass wir den Klimazielen<br />

merklich näher kommen können“, erklärte<br />

Linke. Erreichbar sei dies mit einer Drei-<br />

Punkte-Strategie: 1. Fuel switch, 2. Content<br />

switch und 3. Modal switch.<br />

Fuel switch bedeute, sich von treibhausgasintensiven<br />

Energieträgern wie Kohle<br />

und Öl zu verabschieden und stattdessen<br />

Erdgas einzusetzen. Denn Erdgas sei der<br />

Energieträger mit den geringsten fossilen<br />

CO 2<br />

-Emissionen. „Wenn wir das machen,<br />

dann können wir laut Umweltbundesamt<br />

und Deutschem Brennstoffinstitut bis zu<br />

44 Prozent der CO 2<br />

-Emissionen einsparen.<br />

Dazu sollte zunächst die Braunkohleverstromung<br />

und danach die Steinkohleverbrennung<br />

aufhören“, machte Linke klar.<br />

Spätestens beim sogenannten Content<br />

switch kämen die Erneuerbaren Gase zum<br />

Einsatz. Denn am Ende sei auch Erdgas<br />

ein fossiler Energieträger. Wenn die Emissionen<br />

weiter gesenkt werden sollen, dann<br />

müsse das Emissionsprofil dieses Energieträger<br />

beeinflusst werden. Dazu würden<br />

andere Energieträger benötigt: wie zum<br />

Beispiel Biomethan, Syngas oder Wasserstoff.<br />

Linke: „Hier haben wir nach unseren<br />

Berechnungen ein Potenzial, den Foodprint<br />

von Erdgas bis 2050 um bis zu 50 Prozent<br />

zu senken.“<br />

Im dritten strategischen Punkt, dem Modal<br />

switch, gehe es um die Kopplung von Strom<br />

und Gas. Überschüssiger, fluktuierender erneuerbarer<br />

Strom werde zum gasförmigen<br />

Energieträger und bei Lücken in der Stromversorgung<br />

zur Elektrizitätsbereitstellung<br />

verwendet. Die Kraft-Wärme-Kopplung<br />

(KWK) spiele dabei eine große Rolle. Es sei<br />

bekannt, dass sich die Residuallast durch<br />

KWK zu 80 Prozent decken lasse.<br />

Im mittelschweren und schweren Lastverkehr<br />

gebe es keine bessere Lösung als Gas<br />

30


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

INNOVATIVE Jahrestagung<br />

EINBRINGTECHNIK<br />

FÜR BIOGAS- UND<br />

RECYCLINGANLAGEN<br />

in Form von LNG-Kraftstoff oder Bio-LNG.<br />

„Mit dem Biomassepotenzial Deutschlands<br />

ließe sich Bio-LNG in einem Umfang<br />

produzieren, dass mit der Menge die Hälfte<br />

des deutschen Schwerlasttransportverkehrs<br />

bereits 2030 emissionsfrei gestellt<br />

werden könnte. Die Energiedrehscheibe<br />

Erdgasnetz muss konsequent genutzt werden“,<br />

warb Linke. In der strombasierten<br />

Gasproduktion gewinnt das Erdgasnetz<br />

weiter an Bedeutung. Power-to-Gas (PtG)<br />

ist hier das Schlagwort. Das Deutsche<br />

Brennstoffinstitut bearbeitet diesen Pfad<br />

im Rahmen der Roadmap Erneuerbare<br />

Gase. Projektziel ist laut Linke ein Ausbaupfad<br />

für Wasserstoff und Wasserstoff-<br />

Konzentrationen im Erdgasnetz.<br />

Zum einen werde untersucht, was die<br />

Stromseite benötigt, um Überschussstrom<br />

zu integrieren und daraus Stromgas herzustellen.<br />

Auf der anderen Seite könne aber<br />

auch eine Zielsetzung sein, dass einfach<br />

mehr grünes Gas im Erdgasnetz sein soll.<br />

Aus diesen Ansätzen sollte ein gesamter<br />

PtG-Bedarf bestimmt werden mit makroökonomischen<br />

Kostenansätzen. Die gesamtwirtschaftliche<br />

Sinnhaftigkeit müsse<br />

ermittelt werden. Erste Ergebnisse zeigten:<br />

Soll das Ziel von 80 Prozent Treibhausgasminderung<br />

erreicht werden, dann seien 16<br />

Gigawatt installierte PtG-Leistung notwendig.<br />

Sollen 95 Prozent Minderung erreicht<br />

werden, dann verdoppele sich die PtG-<br />

Leistung fast.<br />

Erdgas werde noch lange im System bleiben,<br />

selbst bei 60 Prozent Treibhausgasminderung<br />

werde Erdgas der dominante<br />

Energieträger sein, weil dann die Verdrängung<br />

gegen Kohle einsetze. Später müsse<br />

Erdgas durch grünes Gas ersetzt werden.<br />

Biomethan aus Biogas werde einen stabilen<br />

Sockel bilden, andere grüne Gase<br />

müssten wesentlich zulegen. Der Gasbedarf<br />

werde von heute über 800 Terawattstunden<br />

(TWh) auf etwa 480 TWh sinken.<br />

Der DVGW will die 10-Prozent-Wasserstoffgrenze<br />

im Erdgasnetz aufheben. Er<br />

hält 25 Prozent Wasserstoff im Erdgasnetz<br />

für machbar. Alternativ könnte Wasserstoff<br />

auch methanisiert werden, um einen bekannten<br />

Energieträger zu bekommen. Der<br />

DVGW hat dem Bundeswirtschaftsministerium<br />

Anfang Dezember vergangenen Jahres<br />

ein Förderprogramm vorgeschlagen,<br />

„mit einem Volumen von 1,1 Milliarden<br />

Euro“, gab Linke bekannt. Damit sollen<br />

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Von links: Dr. Claudius da Costa Gomez, Reiner Gansloser und Horst Seide im Gespräch während der<br />

Mitgliederversammlung, als Stimmzettel ausgezählt wurden. Da der Fachverband Biogas in diesem Jahr sein<br />

25-jähriges Bestehen feiert, befragte da Costa Gomez Gansloser und Seide zu den Anfängen ihrer Biogasaktivitäten.<br />

Gansloser, einer der Mitbegründer des Verbandes, erinnerte sich, dass sich eine kleine Gruppe von<br />

Akteuren immer bei Erich Holz auf dem Demeter-Betrieb, dem Karlshof in Aspach bei Backnang in Württemberg,<br />

traf. Dort wurde auch eine Biogasanlage von Aktivisten der Biogas-Bundschuh-Gruppe in Eigenregie<br />

gebaut. Er selber sei auch Demeter-Landwirt. „Die Ökolandwirte waren diejenigen, die begannen, sich mit der<br />

Biogasthematik auseinanderzusetzen“, reklamiert Gansloser. Auch Seide erinnert sich noch gut an die ersten<br />

Treffen zum Wissensaustausch in Weckelweiler. Das sei damals schon eine ziemlich bunte Truppe gewesen.<br />

Schließlich haben unter anderem auch die Kontakte zu den süddeutschen Biogas-Fans Seide später dazu<br />

gebracht, selbst in die Biogasproduktion einzusteigen.<br />

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BIOGAS Convention 2017<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Franz Kustner, links, und Josef Götz, Präsidiumsmitglied des Fachverbandes Biogas e.V. Götz<br />

dankte Kustner während der Tagung im Namen des Fachverbandes Biogas für dessen hohes<br />

Engagement in der Politik sowie im Bayrischen Bauernverband für die Bioenergienutzung.<br />

Kustner war viele Jahre Vorsitzender des Landesfachausschusses Erneuerbare Energien im<br />

Bayrischen Bauernverband sowie Vorsitzender des Kreisbauernverbandes.<br />

PtG-Anlagen über einen Zeitraum von 10 Jahren mit<br />

einer jährlich installierten Leistung von 150 Megawatt<br />

aufgebaut werden.<br />

Während einige Energiewirtschaftsexperten Erneuerbare<br />

Gase in mittlerer Zukunft aufstreben sehen, werfen<br />

andere den Blick auf die nahe Zukunft und erkennen<br />

Einkommens-Chancen für die direkte Biogasverstromung.<br />

Daniel Hölder von der C.E.T. Clean Energy Trading<br />

GmbH – vormals Clean Energy Sourcing –, eine<br />

100-prozentige Tochtergesellschaft der BayWar.e. renewable<br />

energy GmbH, sagte: „Für die Masse der Biogasanlagen<br />

ist die Stromproduktion heute und in naher Zukunft<br />

das zentrale Thema. Und dabei geht es vor allem<br />

um Flexibilität in der Stromproduktion durch Biogas.“<br />

Die Preise für Wind- und Solarstrom seien in den vergangenen<br />

Ausschreibungsrunden stark gefallen. Das<br />

seien die geringsten Erzeugerpreise für Neuanlagen im<br />

Strommarkt. Wind und PV seien die „Arbeitspferde“<br />

der Strombereitstellung. Angesichts dieses Preisgefüges<br />

müssten Anlagenbetreiber und Direktvermarkter<br />

schauen, wo Platz ist für die Stromproduktion mit Biogasanlagen.<br />

Er machte deutlich, dass die Zukunft der<br />

Biogasverstromung in den Angebotstälern der Windund<br />

Solarstromerzeugung liege.<br />

Flexibilität heiße, sowohl Regelenergiemärkte als auch<br />

kurzfristige Strommärkte zu erschließen. Bei Letzteren<br />

gehe es um den eigentlichen Ausgleich zwischen Bedarf<br />

und Erzeugung. Die Frage ist nun, was der Strom<br />

im Kurzfristmarkt wert ist. „Der kurzfristige Stromhandel<br />

findet innerhalb Europas ganz wesentlich in<br />

Deutschland statt, weil der Markt hier am stärksten<br />

liberalisiert ist. Wir können heute Preissteigerungen<br />

im Day-Ahead-Markt und im Intraday-Handel sehen“,<br />

führte Hölder aus.<br />

Als Beispiel nannte er den Januar 2017, als kaum<br />

Wind- und Solarenergie ins Stromnetz eingespeist worden<br />

sind und zudem in Frankreich mehrere Atomkraftwerke<br />

vom Netz abgekoppelt waren. Die Situation habe<br />

zu steigenden Strompreisen im Kurzfristmarkt geführt.<br />

Hölder geht davon aus, dass solche Preissituationen<br />

ab 2020 viel häufiger auftreten. Er begründete dies<br />

damit, dass in Deutschland bis Ende 2019 5 Gigawatt<br />

Leistung durch Abschalten von Kohlekraftwerken aus<br />

dem Markt gehen. Gleichzeitig würden etwa 8 bis 10<br />

Gigawatt Leistung durch Wind- und PV-Anlagen in Betrieb<br />

genommen.<br />

„Der Januar 2017 ist ein Beispiel für die Strompreisentwicklung<br />

im Kurzfristmarkt in der nahen Zukunft<br />

und nicht erst in 15 oder 20 Jahren. Ab 2020 können<br />

wir solche Preissprünge als Alltag erwarten. Darin liegt<br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

BIOGAS Convention 2017<br />

für Biogasanlagen eine große Chance“, blickte Hölder<br />

voraus. Der Kurzfristmarkt sei nicht so ein endlicher<br />

Markt wie der Regelenergiemarkt. Für Biogasanlagen<br />

sei es wichtig, heute zu flexibilisieren – und zwar so,<br />

dass sie in allen Strommärkten parallel unterwegs sein<br />

können.<br />

Mit den in den Jahren 2000 bis 2002 gebauten Anlagen<br />

fielen demnächst nach dem Ende der ersten Vergütungsperiode<br />

rund 500 MW aus dem ersten EEG. Das<br />

EEG 2017 mit seiner Systematik böte genug Volumen<br />

für eine doppelte Überbauung der installierten Leistung<br />

dieser Anlagen. Damit hätten diese Anlagenjahrgänge<br />

später gute Aussichten, in der richtigen Flexibilisierung<br />

Geld zu verdienen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Den Mitgliederservice<br />

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Tagungsteilnehmer am<br />

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33


Politik<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Neuer Schwung im weltweiten Klimaschutz<br />

Rund zwei Jahre ist es nun her, dass die Weltgemeinschaft sich in Paris auf ein zu Recht als historisch<br />

bezeichnetes Klimaabkommen einigte. Vor gut einem Jahr erhielt diese Aufbruchstimmung allerdings mit<br />

der Wahl Trumps zum Präsidenten und einer damit beginnenden klimapolitischen Geisterfahrt der US-<br />

Regierung einen empfindlichen Dämpfer. Doch der Klimagipfel im November in Bonn und der One Planet<br />

Summit gut drei Wochen später in Paris haben deutlich gezeigt: Die Weltgemeinschaft geht zwar noch<br />

längst nicht im notwendigen Tempo voran, aber der Wille und das Engagement für eine konsequentere<br />

Umsetzung des Pariser Klimaabkommens wächst. Vielerorts entsteht sogar neuer Schwung.<br />

Von Stefan Küper<br />

In Bonn und insbesondere in Paris ist<br />

sehr klar geworden, wie wichtig das<br />

Zusammenspiel zwischen der Politik<br />

und ihren Rahmensetzungen einerseits<br />

und dem Verhalten von Wirtschaft und<br />

Investoren andererseits ist. Auf politischer<br />

Ebene geht es etwa um ambitionierte sowie<br />

verbindliche Klimaschutzziele für die<br />

Jahre 2030 und 2040, über die bis 2050<br />

Treibhausgasneutralität (Netto-Null-Emissionen)<br />

erreicht werden muss.<br />

Und es geht um die Bereitschaft, endlich<br />

einen tatsächlich relevanten CO 2<br />

-Preis einzuführen,<br />

der Investitionen in fossillastige<br />

Geschäftsfelder unrentabel macht. Der<br />

Kinder demonstrieren während der Bonner Klimakonferenz gegen den Klimawandel.<br />

Foto: Vario Images<br />

Über Germanwatch e.V.<br />

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation engagiert<br />

sich seit 1991 für globale Gerechtigkeit<br />

und den Erhalt der Lebensgrundlagen. Im Fokus<br />

der Arbeit der gemeinnützigen Organisation<br />

stehen die Politik und Wirtschaft des globalen<br />

Nordens mit ihren weltweiten Auswirkungen.<br />

Germanwatch engagiert sich insbesondere in<br />

den Bereichen Klimapolitik und -finanzierung,<br />

Unternehmensverantwortung, Landnutzung,<br />

Welternährung und Handel sowie Bildung für<br />

nachhaltige Entwicklung.<br />

Seit vielen Jahren sind Expertinnen und Experten<br />

der Organisation kritische Beobachter der UN-<br />

Klimaverhandlungen. Aber auch in der deutschen<br />

und europäischen Klimapolitik mischt sich Germanwatch<br />

immer wieder mit Initiativen und Studien<br />

ein. Germanwatch finanziert sich unter anderem<br />

über Beiträge seiner Mitglieder und Spenden:<br />

https://www.germanwatch.org<br />

Twitter: @Germanwatch<br />

europäische Emissionshandel hat dieses<br />

Ziel bisher nicht erreicht. Wenn eine entsprechende<br />

Reform des Emissionshandels<br />

<strong>2018</strong> nicht gelingt, müssen CO 2<br />

-Mindestpreise<br />

– wie es sie zum Beispiel in Großbritannien<br />

bereits gibt – eingeführt werden.<br />

Der französische Präsident Macron hat in<br />

Paris Deutschland die Hand gereicht, um<br />

eine solche Initiative in Europa und in der<br />

G20 voranzubringen.<br />

Dies hätte direkte Auswirkungen auf die<br />

Wirtschaft: Es würde den Unternehmen,<br />

Investoren, Banken und Versicherungen<br />

erlauben, ihre Geschäfte viel konsequenter<br />

als bisher an den Zielen des Paris-Abkommens<br />

auszurichten. Wenn es zudem einen<br />

„Klima-Stresstest“ für Unternehmen gäbe,<br />

der prüfen würde, ob und wie sie auf diese<br />

Herausforderungen eingestellt sind, dann<br />

könnte der Finanzmarkt endlich auch eine<br />

positive Hebelwirkung entfalten. Vorreiter<br />

wie etwa der weltgrößte Versicherer AXA<br />

zeigen, wie das aussehen könnte: Axa kündigte<br />

in Paris an, keine neuen Kohle- und<br />

Teersandprojekte mehr zu versichern sowie<br />

seine Investitionen in Erneuerbare Energien<br />

zu verfünffachen. Auch die Weltbank<br />

wird ab 2019 keine Öl- und Gasförderungen<br />

mehr finanzieren.<br />

Vor dem Pariser „Finanzierungsgipfel“<br />

im November war Bonn knapp zwei Wochen<br />

lang Welt-Klimahauptstadt. Mehr als<br />

25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer,<br />

viele Staatsgäste, viele hundert Vertreter<br />

von Medien und Zivilgesellschaft – es war<br />

eine Konferenz der Superlative. Und das<br />

zum ersten Mal unter der Präsidentschaft<br />

eines vom Klimawandel besonders bedrohten<br />

Inselstaates: Fidschi. Gemessen an<br />

diesem Rahmen erscheinen die Ergebnisse<br />

auf den ersten Blick als weniger bedeutend.<br />

Auf den zweiten Blick muss man aber<br />

feststellen, dass im eigentlichen Arbeitsprogramm<br />

immerhin das erreicht wurde,<br />

was erreicht werden sollte – wenn auch mit<br />

Schwachpunkten.<br />

Und mindestens ebenso wichtig waren die<br />

politischen Signale, die Bonn gesendet<br />

hat: Die internationale Gemeinschaft – mit<br />

der bemerkenswerten Ausnahme der US-<br />

34


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Politik<br />

Regierung – steht geschlossen zum Pariser Klimaabkommen.<br />

Es geht darum, einen gefährlichen Klimawandel<br />

zu vermeiden und die Erwärmung auf deutlich<br />

unter 2 Grad – möglichst 1,5 Grad – zu begrenzen, die<br />

von der globalen Klimakrise betroffenen Menschen zu<br />

unterstützen und die Finanzströme dementsprechend<br />

umzulenken. Die Weltgemeinschaft hat diese Richtung<br />

eingeschlagen, ist allerdings bisher noch viel zu langsam<br />

auf dem Weg.<br />

Klimaschutz: Trump ist nicht die USA<br />

Unzählige Kommunen, Regionen und Unternehmen<br />

zeigten in vielen Veranstaltungen auf, was sie bereits<br />

für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel<br />

tun. Insbesondere Vertreter aus den USA<br />

machten so auch deutlich, dass heute mehr Amerikanerinnen<br />

und Amerikaner denn je für ernsthaften Klimaschutz<br />

sind und ihr Präsident in dieser Frage nicht<br />

für sie spricht. Wie brachte es Arnold Schwarzenegger<br />

später beim Gipfel in Paris auf den Punkt? Nicht die<br />

USA stiegen aus dem Pariser Abkommen aus, es sei nur<br />

Donald Trump, der aussteige.<br />

Eine breite Koalition aus US-Bundesstaaten, Städten<br />

und Unternehmen hat unter dem Slogan „We are still<br />

in“ sogar Pläne vorgelegt, wie sie das amerikanische<br />

Klimaziel auch ohne Maßnahmen auf der Bundesebene<br />

einhalten wollen. Und sie kann erste Erfolge vorweisen:<br />

Trotz Trump hat sich der Ausstieg aus der Kohle in den<br />

USA zuletzt beschleunigt, nicht verlangsamt.<br />

Beachtlich war denn auch die in Bonn vorgestellte und<br />

wenig später in Paris bereits erweiterte Vorreiter-Allianz<br />

zum Kohleausstieg von rund 30 Ländern und Regionen<br />

sowie vielen Konzernen. Und nicht zuletzt überraschten<br />

mehr als 50 große und mittelständische Unternehmen<br />

sowie Branchenverbände aus Deutschland,<br />

darunter sechs DAX-30-Konzerne, mit der Forderung<br />

an die nächste Bundesregierung, eine überzeugende<br />

Umsetzungsstrategie für den Klimaschutzplan 2050<br />

als Modernisierungsprogramm für Deutschland vorzulegen.<br />

All dies waren wichtige Signale, die weltweit die<br />

Dynamik zu mehr Klimaschutz befördern.<br />

„Regelbuch“ mit Kontrollfunktion<br />

soll kommen<br />

Im konkreten Arbeitsprogramm der Bonner Konferenz<br />

ging es darum, wichtige Beschlüsse beim Klimagipfel<br />

Ende <strong>2018</strong> vorzubereiten. Dort soll nämlich ein „Regelbuch“<br />

zur Umsetzung des Pariser Abkommens verabschiedet<br />

werden. Dieses muss zum Beispiel sicherstellen,<br />

dass die Klimaschutz- und Finanzzusagen aller<br />

Staaten überprüfbar und vergleichbar sind. Zudem<br />

musste die Grundlage für eine regelmäßige Erhöhung<br />

dieser Zusagen gelegt werden. Denn derzeit würde die<br />

Umsetzung aller angekündigten nationalen Klimaschutzziele<br />

die Erderwärmung auf bestenfalls 3 Grad<br />

begrenzen – noch deutlich zu viel zur Abwendung eines<br />

hochgefährlichen Klimawandels. Dazu gab es in der<br />

Foto: fotofinder/ © Lauter/teamwork<br />

Premierminister Frank Bainimarama (Fidschi) spricht bei der Eröffnung des US Climate<br />

Centers während der UN-Klimakonferenz (United Nations Framework Convention on Climate<br />

Change, 23nd Conference of the Parties, kurz COP 23) in Bonn. Unter dem Motto „Americas<br />

Pledge – We are still in“ bekräftigen US-amerikanische Politiker und Firmen ihr Festhalten<br />

an den Zielen des Paris Agreement.<br />

letzten Nacht der Klimakonferenz einen Durchbruch:<br />

Von <strong>2018</strong> bis 2020 wird es die erste Nachbesserungsrunde<br />

für diese Klimaziele geben.<br />

Enttäuschend hingegen verliefen die Verhandlungen<br />

zur Unterstützung der Menschen in armen Ländern, die<br />

schon heute von den Folgen des Klimawandels durch<br />

Wetterextreme oder steigenden Meeresspiegel besonders<br />

betroffen sind. Fortschritte gab es zwar bei einigen technischen<br />

Fragen, doch noch immer fehlt die Bereitschaft,<br />

ausreichend Gelder dafür zu mobilisieren. Da sind gerade<br />

reiche Industrienationen wie Deutschland gefragt.<br />

Was den Klimaschutz zu Hause angeht, droht der einstige<br />

Vorreiter Deutschland zurückzufallen. Die CO 2<br />

-<br />

Emissionen sind seit 2009 nicht mehr gesunken. Das<br />

Klimaziel für 2020 – 40 Prozent Emissionsminderung<br />

im Vergleich zu 1990 – droht krachend verfehlt zu werden<br />

und auch zum dringend notwendigen Kohleausstieg<br />

gibt es noch keine Entscheidung.<br />

Der Germanwatch-Vorsitzende Klaus Milke resümierte:<br />

„Für die politische Glaubwürdigkeit Deutschlands brauchen<br />

wir einen Fahrplan zum sozialverträglichen Kohleausstieg<br />

– beginnend mit der Abschaltung der älteren<br />

Hälfte der Kohlekraftwerke bis 2020 – sowie eine Wende<br />

in der Verkehrs- und Landwirtschaftspolitik.“ Kanzlerin<br />

Merkel habe sich auch bei der Klimakonferenz in Bonn<br />

erneut zu den Klimazielen 2020 und 2030 bekannt.<br />

„Den Worten müssen Taten folgen. Vor allem die gegenüber<br />

dem Klimawandel verletzlichsten Staaten erwarten<br />

die Einlösung dieses Versprechens.“<br />

Autor<br />

Stefan Küper<br />

Pressesprecher<br />

Germanwatch e.V.<br />

Dr. Werner-Schuster-Haus<br />

Kaiserstr. 201 · 53113 Bonn<br />

Tel. 02 28/6 04 92-23<br />

E-Mail: kueper@germanwatch.org<br />

35


Politik<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Transformationstechnologien<br />

gewinnen an Bedeutung<br />

Die Energiewende ist ein faszinierendes Großprojekt mit einem entscheidenden Vorteil: Sie verbindet<br />

Klimaschutz mit Wirtschaftswachstum. Damit ist sie für alle Interessengruppen hoch interessant. Nun<br />

gilt es, die begonnene Modernisierung der Energiewirtschaft engagiert und erfolgreich fortzuführen.<br />

Von Dr. Peter Röttgen<br />

Damit die Vorteile stärker wirksam<br />

werden, muss der Ausbau<br />

der Erneuerbaren Energien<br />

erhöht, die Kohleverstromung<br />

beendet und das Energieversorgungssystem<br />

flexibilisiert werden. Entscheidend<br />

ist dabei, die Sektoren besser<br />

miteinander zu vernetzen sowie Energieerzeugung<br />

und Energieverbrauch besser aufeinander<br />

abzustimmen. Die neue Bundesregierung<br />

muss zügig die Weichen stellen,<br />

um die Energieversorgung auf die Zukunft<br />

auszurichten und effektiven Klimaschutz<br />

zu gewährleisten.<br />

Es ist nicht zielführend, noch länger voneinander<br />

isoliert organisierte Welten für<br />

Strom, Gas und Wärme zu haben. Über<br />

die Sektorenkopplung können die Wege<br />

optimiert werden, sodass Energie den<br />

technisch und ökonomisch optimalen<br />

Weg zum Verbrauch nimmt. Das gilt für<br />

industrielle Prozesse ebenso wie für den<br />

Verbrauch in Haushalten, in der Wärmeversorgung<br />

oder in der Mobilität. Heute<br />

stehen dem noch zahlreiche formale Barrieren<br />

gegenüber, sodass beispielsweise<br />

eine Nutzung von Erneuerbarem Strom im<br />

Fernwärmebereich oder die Umwandlung<br />

in Wasserstoff, der beispielsweise die Effizienz<br />

von Biogasanlagen steigern kann,<br />

wirtschaftlich noch nicht hinreichend attraktiv<br />

ist.<br />

Gegenwärtig verhindert vor allem das System<br />

aus Abgaben und Umlagen, dass Erneuerbare<br />

Energie in dem Umfang genutzt<br />

wird, wie es möglich wäre. Stattdessen gibt<br />

es die Kostenproblematik von Einspeisemanagement<br />

und Redispatch, die zu minimieren<br />

ist. So werden etwa die technischen<br />

Potenziale in der Speicherung, sei es über<br />

Batterien als Kurzzeitspeicher, Langzeitspeicher<br />

oder über die vorhandene Gasinfrastruktur,<br />

eingeschränkt.<br />

Zeitliche und örtliche<br />

Umwandlung sowie Speicherung<br />

Würden Speicher als neue vierte Säule des<br />

Energiesystems neben Erzeugung, Transport<br />

und Verbrauch eingeordnet, könnte<br />

dies maßgeblich dazu beitragen, dass sie<br />

mehr und ökonomisch sinnvoller als Flexibilitätsoption<br />

eingesetzt werden. Denn das<br />

heutige System kennt sie eigentlich nicht<br />

und belastet sie deshalb zumeist als Letztverbraucher<br />

wie einen Konsumenten. Je<br />

mehr Erneuerbare Energie im System ist,<br />

desto wichtiger wird dieses Anliegen – vor<br />

allem bei steigenden Energieanteilen aus<br />

volatilen Quellen.<br />

Das moderne Energiesystem sollte deshalb<br />

Transport nicht nur als örtliche Komponente<br />

kennen, sondern auch als zeitliche, also<br />

nicht nur Transport von A nach B, sondern<br />

auch von jetzt nach später. Darüber hinaus<br />

ist aber auch die Einengung auf den Begriff<br />

Speicherung nicht hilfreich, wenn man bedenkt,<br />

dass es vielfach auch allein um die<br />

Umwandlungen in andere energetische<br />

Nutzungsformen wie Strom in Wärme geht,<br />

weshalb der Begriff Transformationstechnologien<br />

wohl an Bedeutung gewinnen wird.<br />

Strom ist sicher wichtig, aber eine sogenannte<br />

„all electric-world“ ist technologisch<br />

unrealistisch, allein wenn wir bedenken,<br />

um wieviel Energie es geht, und wir<br />

uns die Frage stellen, mit welcher Speichertechnologie<br />

der saisonale Ausgleich<br />

bei großem Anteil Erneuerbarer Energie<br />

erfolgen soll. Die Bedeutung von Gas wird<br />

dabei häufig unterschätzt, wobei hier die<br />

Technologien sowohl zur Speicherung als<br />

auch zur Stromerzeugung längst in großem<br />

Umfang vorhanden sind. Wenn jedoch die<br />

vorhandene Gasinfrastruktur genutzt wird,<br />

ist wesentlich, dass Erdgas zunehmend<br />

und maßgeblich durch Erneuerbare Gase<br />

substituiert wird. Die Versorgungssicherheit<br />

kann dabei in jedem Fall schon heute<br />

gewährleistet werden und Biogas spielt dabei<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Ausbaudeckel müssen weg –<br />

CO 2<br />

-Bepreisung muss kommen<br />

Für einen wirklich effektiven Klimaschutz<br />

wird schnell mehr Erneuerbare Energie<br />

benötigt. Deshalb muss die Deckelung des<br />

Ausbaus aufgehoben werden. Es ergibt keinen<br />

Sinn, einerseits von den Erneuerbaren<br />

Energien mehr Markt zu fordern und ihnen<br />

zugleich einen Riegel vorzuschieben.<br />

Welche Geschäftsmodelle sollen sich entwickeln,<br />

wenn sie von vornherein limitiert<br />

sind? Wenn also Markt, dann für alle und<br />

mit fairen Rahmenbedingungen, die insbesondere<br />

den Charakter der Emissionsfreiheit<br />

auch honorieren. Eine CO 2<br />

-Bepreisung<br />

ist hier der richtige Hebel. Sie ist ein marktkonformer<br />

Ansatz, der saubere Energieerzeugung<br />

finanziell honoriert.<br />

Mit dem europäischen Emissionshandel<br />

alleine kann Deutschland seine Klimaschutzziele<br />

nicht erreichen. Berechnungen<br />

des BEE zeigen, dass auch im Zeitraum<br />

2021 bis 2030 nicht die notwendige Emissionsreduzierung<br />

erreicht wird. Ein europäischer<br />

Mindestpreis von 20 Euro pro Tonne<br />

alleine würde ebenso nicht ausreichen, die<br />

nationalen Klimaschutzziele zu erreichen,<br />

weshalb die Kopplung mit einer nationalen<br />

CO 2<br />

-Steuer notwendig ist.<br />

In einer aktuellen Studie hat der BEE herausgearbeitet,<br />

dass im Stromsektor eine<br />

nationale CO 2<br />

-Bepreisung in Höhe von lediglich<br />

20 Euro je Tonne ausreichen würde,<br />

um die nationalen Klimaschutzziele<br />

zu erreichen. In Kombination mit einem<br />

europäischen Mindestpreis können Emissionsverlagerungen<br />

ins Ausland und ebenso<br />

Stromimporte nach Deutschland weitgehend<br />

vermieden werden. Der Strompreis<br />

36


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Politik<br />

Windstrom wird zu grünem Gas<br />

bleibt stabil, wenn im Gegenzug die<br />

Stromsteuer stark abgesenkt wird, wie<br />

das der BEE seit langem fordert. Darüber<br />

hinaus steigt der Marktwert Erneuerbarer<br />

Energie an der Börse, die EEG-<br />

Umlage sinkt, Stromkunden können<br />

spürbar entlastet werden.<br />

CO 2<br />

-Preisschild für fossile<br />

Brennstoffe im Wärmebereich<br />

Ähnlich verhält es sich im Wärmebereich.<br />

Bislang gibt es im Wärmemarkt<br />

nicht die richtigen Anreize, moderne<br />

Technologien und Erneuerbare Energie<br />

einzusetzen, da die Kosten für<br />

eine Entsorgung der Emissionen in der<br />

Atmosphäre nach wie vor nicht beim<br />

Anlagenbetrieb anfallen, sondern stillschweigend<br />

vergesellschaftet werden.<br />

Die CO 2<br />

-Bepreisung soll eine klimafreundliche Wärmeversorgung<br />

auf Basis Erneuerbarer Energien belohnen,<br />

die damit verbundenen Steuereinnahmen jedoch rückvergütet<br />

werden. Das bedeutet: Wer Emissionen spart,<br />

verbessert sich wirtschaftlich; wer mehr emittiert, muss<br />

mehr bezahlen. Dabei muss der Gesetzgeber darauf<br />

achten, dass die Rückverteilung gerecht ist, besonders<br />

mit Blick auf einkommensschwächere Haushalte.<br />

Beispielsweise in der Schweiz wurde bereits vor Jahren<br />

eine CO 2<br />

-Bepreisung in Form einer Abgabe mit<br />

einem Rückerstattungsmodell erfolgreich eingeführt.<br />

In Deutschland würde eine Energiesteuer mit CO 2<br />

-Gewichtung<br />

schon bei relativ geringem CO 2<br />

-Preis von 25<br />

Euro je Tonne Kohlendioxid eine Lenkungswirkung und<br />

Vorzieheffekte zugunsten klimafreundlicherer Energieträger<br />

bewirken. Ergänzend steht es der Politik offen,<br />

mit weiteren sozialpolitischen Maßnahmen das Rückverteilungsmodell<br />

zu modifizieren.<br />

Laufzeitbudget für Kohlekraftwerke<br />

Es gibt auch Widerstände gegen marktwirtschaftliche<br />

Lösungsansätze wie die CO 2<br />

-Bepreisung, wobei es an<br />

alternativen Vorschlägen mangelt. Zudem erscheint<br />

eine Kombination mit ordnungsrechtlichen Ansätzen<br />

nötig, um die Pariser Klimaschutzziele – und damit die<br />

Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2<br />

Grad – tatsächlich einzuhalten. Dies betrifft insbesondere<br />

den Kohleausstieg. Denn grundsätzlich sind auch<br />

hier zumindest marktorientierte Lösungen denkbar, die<br />

auch die Versorgungssicherheit gewährleisten. Dafür<br />

bietet sich ein Modell an, bei dem den Kohlekraftwerken<br />

ein jährliches Budget an Volllaststunden der jährlichen<br />

Stromerzeugung zugewiesen wird. Diese wären<br />

dann noch am Netz, würden aber nicht mehr durchgängig<br />

Strom erzeugen.<br />

Dies hätte eine Reihe von Vorteilen: Die Klimaschutzziele<br />

könnten passgenau erreicht werden. Die Versorgungssicherheit<br />

wäre sichergestellt, da die (meisten)<br />

Kraftwerke weiterhin in Zeiten hohen Stromverbrauchs,<br />

wie etwa in Kältephasen oder bei niedriger Wind- und<br />

Solarstromerzeugung, zur Verfügung stünden beziehungsweise<br />

von den Betreibern bestmöglich eingesetzt<br />

werden könnten.<br />

Die Kraftwerksbetreiber würden sich an den Börsenstrompreisen<br />

orientieren und vor allem Strom erzeugen,<br />

wenn diese hoch sind. Zu Zeiten niedriger Strompreise,<br />

wenn die Erneuerbaren Energien günstig Strom erzeugen,<br />

würden sie weitgehend oder ganz runtergefahren<br />

werden. Grundsätzlich könnte durch eine – gewisse –<br />

Handelbarkeit von Volllaststunden auch den Marktteilnehmern<br />

überlassen werden, ob sie einige Kohlekraftwerke<br />

ganz abschalteten, weil sich ein Betrieb mit verringerten<br />

Volllastunden bei konkreten Kraftwerken nicht<br />

rechnen würde. Das wäre dann ein Marktmodell.<br />

Die höhere Flexibilität im System würde sich unter anderem<br />

durch niedrigere Redispatch- und Abregelungskosten<br />

für Erneuerbare Energien für die Stromkunden<br />

positiv auswirken. Gleichzeitig ist natürlich die soziale<br />

Frage aufzunehmen. Das heißt, es ist sicherzustellen,<br />

dass über ein Transformationsprogramm die Zukunft<br />

der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

sichergestellt ist. Dabei sollte auch bedacht werden,<br />

dass die weltweite innovative Entwicklung sicher von<br />

niemandem aufgehalten werden kann und Arbeitsplätze<br />

in der deutschen Kohleverstromung in jedem Fall das<br />

Problem der Zukunftsfähigkeit haben.<br />

Autor<br />

Dr. Peter Röttgen<br />

Geschäftsführer<br />

Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.<br />

Invalidenstraße 91 · 10115 Berlin<br />

Tel. 030/2 75 81 70-0<br />

E-Mail: info@bee-ev.de<br />

www.bee-ev.de<br />

37


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Gas: Potenzielles Medium<br />

für die Energiewende<br />

Mehr als zwölf Mal so lang wie der Äquator ist das deutsche Gasnetz. Zwar öffnet es sich<br />

mittlerweile den grünen Gasen, trotzdem beträgt der Anteil von Biomethan, Wasserstoff & Co.<br />

erst rund 1 Prozent. Ein Blick in die Röhre.<br />

Von Dierk Jensen<br />

Über 500.000 Kilometer<br />

lang ist das deutsche<br />

Gasnetz.<br />

38


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

Deutsches Erdgas-Fernleitungsnetz<br />

Foto: Fotolia_Sergii Ryzhkov<br />

39


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

40 Prozent des in<br />

Deutschland verbrauchten<br />

Erdgases<br />

kommen aus Russland.<br />

Erdgas bietet heute an vielen Stellen deutliche<br />

CO 2<br />

-Vorteile und könnte im Strommarkt,<br />

im Wärmemarkt und im Verkehr helfen,<br />

schnell große Potenziale zu heben. Solche<br />

Lösungen sollte die Politik zulassen und<br />

belohnen – auch und gerade weil wir das Gas künftig<br />

zunehmend regenerativ erzeugen können“, so Dr. Timm<br />

Kehler, Vorstand Zukunft Erdgas. Er setzt noch einen<br />

drauf: „Moderne Technologien mit Erdgas bringen uns<br />

heute schnell voran beim Klimaschutz. Und auch in Zukunft<br />

wird Gas mit seinem weit ausgebauten Netz eine<br />

Schlüsselrolle spielen. In einer nahezu klimaneutralen<br />

Volkswirtschaft wird das dann grüne Gas aus Biomasse,<br />

Wind- und Sonnenenergie sein. Hier muss die kommende<br />

Regierung Weichen stellen, um die Entwicklung<br />

von Märkten für grünes Gas angemessen zu fördern.“<br />

Der Erdgasverbrauch liegt in den 27 Mitgliedstaaten<br />

der EU bei 490 Milliarden Kubikmetern und in<br />

Deutschland bei rund 90 Milliarden. Marktprognosen<br />

gehen sogar von einem Anstieg auf 550 Milliarden Kubikmeter<br />

bis zum Jahr 2020 aus (Deutschland: bis zu<br />

95 Milliarden). Woher kommt das Erdgas aber bislang?<br />

So kommen auf den deutschen Gasmarkt aktuell rund<br />

40 Prozent aus Russland, 21 Prozent aus Norwegen,<br />

29 Prozent aus Holland, weitere Länder stehen mit 3<br />

Prozent zu Buche und eben 7 Prozent kommen aus der<br />

einheimischen Produktion wie beispielsweise aus Förderstätten<br />

im Elbe-Weser Gebiet. Noch stammen 160<br />

Milliarden Kubikmeter aus europäischer Förderung,<br />

doch wird dieser Anteil bis 2020 auf 140 Milliarden<br />

Kubikmeter schrumpfen.<br />

Vor allem werde die Förderung von deutschem aber<br />

auch holländischem Erdgas nach Ansicht von Marktexperten<br />

in den nächsten Jahren noch weiter zurückgehen.<br />

Von daher spielen sowohl Lieferungen aus Russland<br />

als auch Flüssiggas zukünftig eine zentrale Rolle<br />

in den strategischen Überlegungen der im Gasgeschäft<br />

tätigen Unternehmen.<br />

Kontroverse um Nord Stream II<br />

Nicht zuletzt deshalb haben Gazprom, Wintershall,<br />

E.on, Gasunie und GDF Suez vor Jahren die Pipeline<br />

„Nord Stream“ gebaut, deren Erweiterung um einen<br />

weiteren Rohrstrang gegenwärtig<br />

in den EU-Gremien<br />

und den Ostsee-Anrainerstaaten<br />

kontrovers diskutiert<br />

wird. Große Marktteilnehmer<br />

wie die aus der E.on-Abspaltung<br />

hervorgegangene Uniper<br />

SE in Düsseldorf warnen<br />

indes vor einer Verhinderung<br />

der geplanten Nord Stream<br />

II, weil die europäische Eigenversorgung<br />

tendenziell<br />

sinke und auf neue Importquellen<br />

angewiesen sei.<br />

„Die Gasmärkte in Deutschland<br />

und Nordwesteuropa<br />

sind durch ein hohes Maß<br />

an Wettbewerbsintensität<br />

und Liquidität geprägt“,<br />

bekräftigt Dr. Nicole Karczmaryzki<br />

von der Uniper SE<br />

und wünscht sich dies für<br />

den ganzen Kontinent. „In<br />

einigen osteuropäischen<br />

Mitgliedstaaten sind die Vorgaben<br />

des 3. EU-Energiebinnenmarkt-Pakets<br />

allerdings<br />

noch nicht umgesetzt. Dies<br />

steht der Realisierung eines einheitlichen europäischen<br />

Binnenmarktes noch entgegen. Deshalb sollte<br />

die Politik die Umsetzung dieser Vorgaben konsequent<br />

vorantreiben“, fordert Dr. Karczmaryzki seitens des Aktienunternehmens,<br />

das unter anderem im Bereich der<br />

Gasspeicherung aktiv ist, sich aber auch im Segment<br />

der Power-to-Gas-Technologie an den Standorten Falkenhagen<br />

und Hamburg-Reitbrook engagiert.<br />

Unabhängig davon, ob Nord Stream II gebaut wird<br />

oder nicht: Die bereits bestehenden zwei Rohrleitungen<br />

erstrecken sich von der russischen Küste bis nach<br />

Lubmin bei Greifswald über eine Länge von 1.200<br />

Kilometer durch die Ostsee. Von Lubmin aus verteilt<br />

der Fernleitungsnetzbetreiber Gascade Gastransport<br />

GmbH, eine Unternehmenstochter von BASF und Gaz-<br />

Foto: Fotolia_Reinhard Tiburzy<br />

40


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

prom, das russische Gas über die neu gebauten Leitungen<br />

NEL (nach Niedersachsen) und OPAL (bis an die<br />

tschechische Grenze bei Brandov).<br />

Steigende Auslastung von NEL und OPAL<br />

„Die von uns durchgeleiteten Gasmengen steigen“,<br />

bekundet Gascade Pressesprecher George Wüstner.<br />

Dabei verbindet das Netz von Gascade Deutschland<br />

mit Polen, Tschechien, Belgien und den Niederlanden<br />

und ermöglicht Transporte nach Frankreich und Großbritannien.<br />

Im Übrigen gibt es im Gasnetz der Gascade<br />

auch drei Einspeisepunkte für Biogas, in die in den<br />

vergangenen zwei Jahren mehr als 130 Millionen Kilowattstunden<br />

eingespeist wurden.<br />

Gegenüber der Wasserstoffeinspeisung ins Netz gibt<br />

sich Wüstner eher bedeckt: „Das Thema erfordert<br />

noch umfangreiche Abstimmungen und Studien, bei<br />

denen die nachgelagerten Netzbetreiber, danach angeschlossenen<br />

Letztverbraucher und die verschiedenen<br />

Anlagen und Systeme berücksichtigt werden müssen.“<br />

Unterdessen sieht der Deutsche Verein des Gas- und<br />

Wasserfaches (DVGW) eine hohe Dringlichkeit, das<br />

bestehende Gasnetz in bestimmten Teilbereichen an<br />

neue „Gas-Beschaffenheiten“ anzupassen.<br />

„Dies gilt auch für angeschlossene Verbraucher sowie<br />

industrielle Prozesse. Derzeit können 10 Prozent Wasserstoff<br />

ins Erdgasnetz eingespeist werden, bei Kraftstoff-Anwendungen<br />

aktuell 2 Prozent“, heißt es aus<br />

den Reihen des DVGW, der sich aktuell mit mehreren<br />

Forschungsprojekten befasst, die Wasserstoff-Anwendungen<br />

weiterzuentwickeln. Damit will der DVGW den<br />

Ansatz weiter voranbringen, „im Sinne einer zukünftigen<br />

Nutzungsstrategie der Netze generell den Wechsel<br />

von Gasen in der Gasinfrastruktur zu organisieren.“<br />

Welches Gas die Versorgungsunternehmen entweder<br />

über die Spotmärkte wie an der EEX-Börse in Leipzig<br />

oder durch Verträge mit den Erzeugern am Ende<br />

ordern, ist den insgesamt 17 in Deutschland tätigen<br />

Fernleitungsnetzbetreibern letztlich egal. Sie fragen<br />

nicht nach der Herkunft, sondern werden schließlich<br />

nur für ihre Durchleitungs-Dienstleistung, aufmerksam<br />

beobachtet von der Bundesnetzagentur, vergütet.<br />

Dazu gehört auch das Leitungsmanagement von unterschiedlichen<br />

energiehaltigen Erdgasen.<br />

Umstellung: von L-Gas auf H-Gas<br />

So gibt es niederkalorische Gase, sogenannte L-Gase<br />

mit Methangehalten von knapp 80 Prozent, und hochkalorische<br />

Gase mit 95,5 Prozent Methananteil, die<br />

man in der Branche als H-Gase tituliert. Im Frühjahr<br />

2015 startete eines der größten Infrastrukturprojekte<br />

der deutschen Erdgasversorgung, bei der das komplette<br />

Gassystem von L-Gas auf H-Gas umgestellt werden<br />

soll. Der Grund hierfür ist, dass die Fördermengen für<br />

L-Gas („Low Calorific Gas“ – mit niedrigem Brennwert)<br />

in Deutschland und Niederlanden immer mehr abnehmen.<br />

Dies macht den Wechsel auf H-Gas notwendig.<br />

Während L-Gas bisher vorwiegend in Teilen von Hessen,<br />

Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-<br />

Pfalz, Sachsen-Anhalt sowie in Bremen verbraucht<br />

wird, ist der überwiegende Teil Deutschlands bereits<br />

seit mehreren Jahrzehnten mit H-Gas („High calorific<br />

Gas“ – mit höherem Brennwert) aus Norwegen, Russland<br />

und Großbritannien versorgt. Die Gasumstellung<br />

(„Marktraumumstellung“) der betroffenen Regionen<br />

auf H-Gas erfolgt wie im Netzentwicklungsplan festgeschrieben<br />

bis zum Jahr 2030.<br />

Neben dem über Pipelines abgewickelten Gasimport<br />

aus Norwegen und Russland gewinnt der Handel und<br />

Transport mit LNG (Liquid Natural Gas) an Bedeutung.<br />

Während in Holland schon seit geraumer Zeit<br />

LGN anlandet, gibt es in Deutschland bis dato keine<br />

Häfen, die LNG annehmen, lagern und weiterleiten.<br />

Bisher noch nicht, denn schon im Jahr <strong>2018</strong> will man<br />

in Brunsbüttel mit dem Bau eines LNG-Terminals beginnen.<br />

Zu den Investoren gehört unter anderen auch<br />

der in Hamburg ansässige Mineralölkonzern Marquard<br />

& Bahls, dessen Tochterunternehmen Mabagas sich<br />

im Jahr 2015 aus dem deutschen Biogas-Geschäft<br />

zurückzog.<br />

Das deutsche Gasnetz ist 505.000 Kilometer – das<br />

entspricht einer Strecke von mehr als zwölf Mal um<br />

den Äquator herum – lang. Wenn nun aber durch Energieeffizienzmaßnahmen<br />

der Gasverbrauch im Wärmebereich<br />

schrumpft, dann stellt sich die brennende<br />

Frage, wie das weitverzweigte deutsche Gasnetz, das<br />

immer mehr mit den europäischen Nachbarländern<br />

zusammenwächst, sinnvoll genutzt werden kann? Um<br />

genau diese Frage zu beantworten, hat sich ein Konsortium<br />

aus den Firmen Mitnetz Strom, Ontras und Enso<br />

Netz gebildet.<br />

Unter dem Projekttitel „SoViel“ haben diese Unternehmen<br />

die BTU Cottbus-Senftenberg beauftragt, eine<br />

Studie anzufertigen, in der die Einsatzmöglichkeiten<br />

verschiedener PtX-Technologien ausgelotet werden<br />

sollen. Welche Optionen bietet beispielsweise die Gas-<br />

Mobilität, über die der Erdgas-Experte Dr. Heiko Lohmann<br />

nüchtern feststellt, dass „die zwar funktioniert,<br />

aber man politisch nicht unterstützt hat“?<br />

Autor<br />

Dierk Jensen<br />

Freier Journalist<br />

Bundesstr. 76<br />

20144 Hamburg<br />

Tel. 040/88 177 776<br />

E-Mail: dierk.jensen@gmx.de<br />

www.dierkjensen.de<br />

41


Technische Einrichtungen<br />

des Erdgasspeichers<br />

Rüdersdorf in Brandenburg<br />

Foto: Rainer Weisflog<br />

Notwendig, aber derzeit unrentabel:<br />

Gasspeicher in Deutschland<br />

Unternehmen bauen Erdgasspeicher-Kapazitäten ab. Dabei wird die Gasinfrastruktur<br />

künftig mehr denn je gebraucht.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Deutschland hat zu viele Erdgasspeicher –<br />

das zumindest sind die Signale des Marktes.<br />

Im letzten Frühjahr stellte die Berliner<br />

Erdgasspeicher GmbH die Vermarktung der<br />

Kapazitäten ihres Speichers ein, damit der<br />

im Jahr 2023 außer Betrieb gehen kann. „Angesichts<br />

der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Situation für<br />

Speicher ist ein wirtschaftlich nachhaltiger Betrieb<br />

nicht weiter aufrechtzuerhalten“, erklärt die Firma.<br />

Sie ist damit kein Einzelfall. Das Energieunternehmen<br />

Innogy hatte schon 2016 den Gasspeicher Kalle in<br />

Hoogstede in Niedersachsen stillgelegt. Mitbewerber<br />

Uniper vermarktet den niedersächsischen Speicher<br />

Krummhörn seit April 2017 nicht mehr. Diese drei<br />

Projekte machen alleine gut 4 Prozent der gesamten<br />

Speichermenge in Deutschland aus, die bislang noch<br />

bei gut 23 Milliarden Kubikmetern [entsprechend 233<br />

Terawattstunden (TWh)] liegt.<br />

Der Schwund ist ein deutliches Signal, dass der Speichermarkt<br />

aus Sicht der Betreiber durch ein Überangebot<br />

geprägt ist. Aus der Branche ist bereits das Wort<br />

„Schweinezyklus“ zu hören; es wurden in den vergangenen<br />

Jahren viele Kapazitäten zugebaut, sodass nun<br />

die Preise verfallen. Vor allem ist derzeit der Sommer-<br />

Winter-Spread, also die Differenz zwischen dem Preis<br />

der Einspeicherung im Sommer und der Ausspeicherung<br />

im Winter, zu gering, um den Betreibern die<br />

notwendigen Einnahmen zu sichern. Wo nicht einmal<br />

mehr die Fixkosten gedeckt werden, sind die Speicher<br />

dann nicht mehr zu halten.<br />

Keine regulativen Eingriffe vorhanden<br />

Das aber könnte im Netz irgendwann zu Problemen<br />

führen. Denn es gibt in Deutschland keine gesetzliche<br />

Verpflichtung und keine klare Zuweisung der Verantwortung<br />

für die Versorgungssicherheit mit Gas. Es herrscht<br />

42


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Gassektor ohne strategische Reserve<br />

Im deutschen Gasmarkt gibt es eine solche Reserve<br />

nicht. Sie war immer mal wieder Thema, im Jahr 2015<br />

ließ das Bundeswirtschaftsministerium das Instru-<br />

praxis / Titel<br />

der pure Markt, und sollte der mal nicht im<br />

Sinne einer sicheren Versorgung agieren, was<br />

Ökonomen dann schlicht „Marktversagen“<br />

nennen, gibt es keine regulativen Eingriffe.<br />

Ansatzweise war das im Februar 2012 zu erleben,<br />

als es in Süddeutschland aufgrund einer<br />

Kältewelle und reduzierter Gasflüsse aus Russland<br />

zu Versorgungsengpässen kam. Auch für<br />

den Winter 2017/<strong>2018</strong> befürchtet der Verband<br />

der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber<br />

(FNB) eine Versorgungslage, die „weitere<br />

Herausforderungen mit sich bringen“ wird.<br />

Es bestehe in ganz Süddeutschland nämlich<br />

ein „weiter zunehmender Kapazitätsbedarf“.<br />

Eine „nachhaltige Entspannung der Situation“<br />

könne „erst mittelfristig mit Umsetzung<br />

der erforderlichen Netzausbaumaßnahmen<br />

erreicht werden“. Die Befüllung der Speicher<br />

in Süddeutschland müsse daher „unter Beobachtung<br />

bleiben“.<br />

Das Problem im Gasmarkt: Es kann niemand<br />

zuverlässig sagen, ob das jeweilige Verhalten<br />

der Marktakteure der Versorgungssicherheit<br />

gerecht wird, oder ob es ausschließlich auf<br />

wirtschaftlichen Gesichtspunkten beruht. Es<br />

habe „der letzte Winter auch gezeigt, dass<br />

Händler die Erdgasspeicher vorrangig zur<br />

Portfoliooptimierung einsetzen“, schreibt der<br />

FNB in seinem „Winterausblick 2017/18“.<br />

Ob diese wirtschaftlich getriebene Speichernutzung<br />

auch immer den Erfordernissen des<br />

Gasbedarfs eines kalten Winters entspreche,<br />

sei „kritisch zu hinterfragen“.<br />

Der Markt soll es richten<br />

Diskussionen, ob eine Regulierung bei den<br />

Gasspeichern eingeführt werden soll, kommen<br />

zwar immer wieder auf, bisher aber<br />

ohne konkrete Folgen. Während im Strommarkt<br />

die Stilllegung von „systemrelevanten“<br />

Kraftwerken durch die Übertragungsnetzbetreiber<br />

und die Bundesnetzagentur möglich ist – man gesteht<br />

hier ein, dass der Markt die Versorgungssicherheit nicht<br />

zur Zufriedenheit gewährleistet –, geht man im Gasspeichersektor<br />

bislang davon aus, dass der Markt zur<br />

Genüge funktioniert.<br />

Immerhin waren die deutschen Speicher zu Beginn<br />

dieses Winters gut gefüllt. Die Daten sind auch transparent;<br />

das Energiewirtschaftsgesetz verlangt einen<br />

diskriminierungsfreien Zugang zu Speicherdienstleistungen,<br />

zugleich sind die Speicherbetreiber verpflichtet,<br />

ihre Speichertarife und -kapazitäten offenzulegen.<br />

„Insgesamt liegen die deutschen Speicherfüllstände<br />

in der Größenordnung des Vorjahres und damit auf einem<br />

guten Niveau“, betonten zu Beginn der Heizperiode<br />

die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber. Mit 194<br />

Terawattstunden waren die Speicher im Inland Ende<br />

November zu 83 Prozent befüllt, wie beim Gasspeicherverband<br />

Gas Infrastructure Europe nachzulesen<br />

ist. Der Wert sinkt in diesen Wintertagen im Schnitt<br />

um etwa einen halben Prozentpunkt pro Tag. In Europa<br />

lag der Befüllungsgrad Ende November im Mittel bei<br />

80 Prozent.<br />

Neben Fragen einer Regulierung der Gasspeicherung<br />

wird auch eine Strategische Reserve immer wieder<br />

diskutiert, ein Instrument, das es im Ölmarkt gibt.<br />

Deutschland bunkert Ölmengen, die ausreichen sollen,<br />

den Bedarf im Notfall für mindestens 90 Tage decken<br />

zu können, eine Konsequenz aus der von Ölkrise 1973.<br />

43


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Foto: innogy<br />

Untergrundspeicher Xanten mit einem Arbeitsgasvolumen von knapp<br />

0,2 Milliarden Kubikmetern für die konstante Erdgasversorgung der Region<br />

Niederrhein. Der Speicher ist an das Fernleitungsnetz der Thyssengas im<br />

Marktgebiet NetConnect Germany (NCG) angeschlossen und ist seit dem<br />

1. April 2017 Bestandteil des innEXpools.<br />

Gasspeicher in Deutschland<br />

Deutschland verdankt seine vielen Gasspeicher der günstigen Geologie.<br />

Weltweit steht die Bundesrepublik mit ihren Speicher-Kapazitäten<br />

derzeit an vierter Stelle hinter den USA, Russland und der Ukraine. Als<br />

größter Speicherbetreiber in der EU – gefolgt von Italien, Frankreich und<br />

Österreich – verfügt Deutschland fast über ein Viertel der europäischen<br />

Kapazitäten.<br />

Hierzulande betreiben rund 20 Unternehmen an knapp 40 Standorten 47<br />

Untertagespeicher. Deren Fassungsvermögen beläuft sich in der Summe<br />

auf rund 23 Milliarden Kubikmeter Gas, was etwa einem Viertel des<br />

jährlichen Erdgasverbrauchs in Deutschland entspricht. Bei den Speichern<br />

handelt es sich einerseits um Kavernenspeicher, andererseits um<br />

Porenspeicher. Sie befinden sich in Tiefen zwischen 500 Metern und 2.500<br />

Metern unter der Erde.<br />

Kavernenspeicher sind künstlich erzeugte Hohlräume in unterirdischen<br />

Salzstöcken, die durch kontrolliertes Auflösen des Salzes mit Wasser<br />

(Aussolung) geschaffen werden. Sie können eine Höhe von mehreren<br />

100 Metern und einen Durchmesser von bis zu 80 Metern erreichen und<br />

werden vorwiegend zur Deckung kurzzeitiger Spitzennachfrage eingesetzt.<br />

Die Mitglieder des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie<br />

(BVEG) betreiben in Deutschland 244 Kavernen in 27 Speicheranlagen.<br />

Das Speichervolumen dieser Kavernen beträgt nach Zahlen des BVEG<br />

13,2 Milliarden Kubikmeter, was einen Anteil von 55 Prozent am genutzten<br />

Speichervolumen in Deutschland entspricht.<br />

Der Rest entfällt auf Porenspeicher. Das sind natürliche unterirdische<br />

Speicher, die die natürliche Porosität und Durchlässigkeit von Sandsteinschichten<br />

nutzen. Darin lagert sich das Erdgas ein. Das können ausgeförderte<br />

Erdöl- und Erdgaslagerstätten sein, aber auch Aquifere, ursprünglich<br />

mit Wasser gefüllte Gesteinsschichten, aus denen das Wasser durch<br />

Injektion von Erdgas verdrängt wird. Der Porenspeicher eignet sich aufgrund<br />

des großen Speichervolumens vorwiegend zur Deckung saisonaler<br />

Schwankungen. Die deutschen Anlagen dieses Typs haben in der Summe<br />

ein Arbeitsgasvolumen von 10,6 Milliarden Kubikmeter.<br />

Nicht nur die Geologie bestimmt die Standorte. Die Speicher befinden sich<br />

zudem meist in der Nähe von Verbrauchszentren und wichtigen Koppelbeziehungsweise<br />

Grenzübergangspunkten des deutschen Ferngasleitungssystems.<br />

ment in einer Studie untersuchen. Das Ergebnis war,<br />

dass „die Auswirkungen auf den Endkundenpreis bei<br />

kompletter Weitergabe und bei ansonsten gleichbleibenden<br />

Entgelten für den Haushaltskundenbereich je<br />

nach Dimensionierung zwischen 0,6 und 2,4 Prozent“<br />

lägen. Offenbar war das zu viel. Die Politik verlässt sich<br />

daher weiterhin allein auf die Kräfte des Marktes und<br />

beruhigt sich damit, dass die Erdgasnachfrage bislang<br />

immer gedeckt werden konnte. Der Druck, die Bevorratung<br />

stärker zu reglementieren, ist also derzeit gering.<br />

Man lässt einen Markt weiterhin alleine wirken, der<br />

längst grenzüberschreitend stattfindet – und das kann<br />

kritisch werden. In Deutschland seien die geologischen<br />

Voraussetzungen für unterirdische Gasspeicher<br />

zwar besonders günstig, sagt Sebastian Bleschke,<br />

Geschäftsführer der Initiative Erdgasspeicher. Doch<br />

die wirtschaftlichen Bedingungen seien nicht in allen<br />

Ländern gleich.<br />

Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, haben<br />

einige Staaten – anders als Deutschland – eine strategische<br />

Gasreserve oder auch Netzreserve eingerichtet.<br />

Auf der einen Seite ist dies nachvollziehbar, da die<br />

Sicherheit der Gasversorgung jederzeit garantiert sein<br />

muss. Auf der anderen Seite führt dies aber zwangsläufig<br />

zu einer Marktverzerrung, weil Gasversorgungsunternehmen<br />

– anders als in Deutschland – Geld dafür<br />

erhalten, dass sie Verantwortung für Versorgungssicherheit<br />

übernehmen.<br />

Umlage belastet Speichernutzer<br />

Darüber hinaus werden Nutzer von Gasspeichern in<br />

Deutschland durch zwei Umlagen schwer belastet.<br />

Zum einen gibt es die Marktraumumstellungsumlage,<br />

mit der die Umstellung jener Teilnetze finanziert wird,<br />

in denen heute noch L-Gas (Low) fließt, die aber künftig<br />

H-Gas (High) durchleiten werden. Zum anderen<br />

existiert ein Konvertierungsentgelt, das zu bezahlen<br />

ist, wenn der Marktgebietsverantwortliche die richtige<br />

Gasqualität entsprechend der Verbrauchsanforderungen<br />

bereitstellt. „Diese Umlagen stellen erhebliche<br />

Kostenbelastungen dar, die die Konkurrenz im Ausland<br />

nicht zahlt“, sagt Bleschke.<br />

Damit schlägt eines der größten Infrastrukturprojekte<br />

der deutschen Erdgasversorgung, das im Mai 2015<br />

gestartet wurde, auf den Gasmarkt durch. Denn die L-<br />

Gas-Gebiete, die ein Drittel des deutschen Netzes abdecken,<br />

werden nach und nach auf H-Gas umgestellt.<br />

Das wird nötig, weil L-Gas aus Quellen in Deutschland<br />

und den Niederlanden stammt und weniger verfügbar<br />

ist. Der kontinuierliche Rückgang der L-Gas-Aufkommen<br />

und die daraus resultierende Ankündigung der<br />

Niederlande, die Lieferung von L-Gas ab 2020 zu reduzieren<br />

und 2030 einzustellen, lässt Deutschland keine<br />

andere Wahl. L-Gas wird heute vorwiegend in Teilen<br />

von Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,<br />

Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt sowie in Bremen<br />

verbraucht. Der überwiegende Teil Deutschlands wird<br />

44


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

bereits seit mehreren Jahrzehnten mit H-Gas aus Norwegen,<br />

Russland und Großbritannien versorgt.<br />

Erdgas wird als letzter fossiler Energieträger<br />

ausscheiden<br />

Kritiker wenden mitunter ein, der Ausbau der Erdgasinfrastruktur<br />

zementiere die fossile Energieversorgung. Dabei<br />

ist aber zu beachten, dass das Erdgas unter den fossilen<br />

Energieträgern am CO 2<br />

-ärmsten verbrennt und damit<br />

auch noch Teil des Energiemixes sein wird, wenn Kohle<br />

und Öl aus Klimaschutzgründen keine Rolle mehr spielen.<br />

Erdgas hat an den deutschen Gesamt-CO 2<br />

-Emissionen<br />

heute einen Anteil von 20 Prozent. Geht man davon<br />

aus, dass aus Gründen des Klimaschutzes zuerst alle anderen<br />

fossilen Energien komplett ausgemustert werden,<br />

dann kommt das Erdgas logischerweise erst an die Reihe,<br />

wenn minus 80 Prozent schon erreicht sind. Das soll um<br />

2050 der Fall sein. Bis dahin wird das Gasnetz also noch<br />

gebraucht.<br />

Hinzu kommt, dass das Gasnetz in Zukunft auch die Speicherung<br />

und Verteilung von grünem Gas übernehmen<br />

kann. Unter dem Motto „Gas kann grün!“ publizierten im<br />

August zehn Verbände und Vereinigungen der deutschen<br />

Erd- und Biogaswirtschaft sowie der Heizungsindustrie<br />

ein gemeinsames Papier. Darin betonen sie, dass die gewünschte<br />

CO 2<br />

-Reduzierung mittels Sektorkopplung sich<br />

nur deshalb erreichen lasse, „weil wir in Deutschland bereits<br />

über eine sehr gut entwickelte und breit akzeptierte<br />

Gasinfrastruktur verfügen“. Damit ließen sich „Erdgas,<br />

Biomethan, synthetisches Methan und in vielen Bereichen<br />

auch synthetischer Wasserstoff transportieren und<br />

speichern“.<br />

Die Verbände betonen: „Die Kopplung von Strom- und<br />

Gasinfrastrukturen und damit die umfassende Nutzung<br />

von Strom aus Wind und Sonne sowohl in Strom- als auch<br />

in Gasanwendungen kann der Energiewende in Deutschland<br />

neuen Schub verleihen.“ Denn im Zuge der Sektorenkopplung<br />

werden Strom- und Erdgasnetze zunehmend<br />

als Gesamtsystem betrachtet werden müssen.<br />

Während über Stromspeicher viel diskutiert wird, geht allzu<br />

oft unter, dass Deutschland mit den Gasspeichern bereits<br />

heute ausreichend Energiespeicher hat, um auch die<br />

viel diskutierte „Dunkelflaute“ – also Windstille bei Nacht<br />

oder an sonnenarmen Tagen – zu überbrücken. Dazu noch<br />

eine Zahl: Die 233 Terawattstunden an speicherbarem<br />

Gas würden beim Einsatz in hocheffizienten Gaskraftwerken<br />

(Wirkungsgrad 60 Prozent) rund 140 Terawattstunden<br />

Strom ergeben. Das ist genug, um das Land drei<br />

Monate lang mit Elektrizität voll zu versorgen.<br />

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45


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Der internationale Biomethan-<br />

Handel in Europa steckt noch in<br />

den Kinderschuhen. Erste Mengen<br />

werden zwischen Deutschland<br />

und der Schweiz sowie zwischen<br />

Deutschland und Schweden<br />

gehandelt.<br />

Europäische<br />

Biomethanstrategie<br />

notwendig<br />

Foto: Fotolia_JonasGinter<br />

In Deutschland speisen rund 200 Biogasanlagen Biomethan in Erdgasqualität in das<br />

Erdgasnetz ein. Pro Jahr sind das rund 950 Millionen Kubikmeter, was 1 Prozent des<br />

deutschen Erdgasverbrauchs oder 12 Prozent der deutschen Erdgasförderung entspricht.<br />

Dieses Gas wird bislang hauptsächlich in Deutschland verbraucht. Die spannende Frage<br />

lautet: Können grüne Gase wie Biomethan auch international gehandelt werden?<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Ja, das ist heute schon möglich, aber es gibt<br />

noch erheblichen Optimierungsbedarf für den<br />

Handel“, sagt Sandra Rostek, Leiterin des<br />

Hauptstadtbüros Bioenergie des Fachverbandes<br />

Biogas e.V. in Berlin. Zurzeit werde das<br />

deutsche Biomethan überwiegend verstromt. Kleinere<br />

Mengen würden als Kraftstoff genutzt – entweder als<br />

Reinkraftstoff oder als Beimischung zum Erdgas – oder<br />

sie würden in Gasthermen als Mischungspartner im<br />

Erdgas zur Wärmegewinnung verfeuert.<br />

„Wir haben schon länger die gefestigte Erkenntnis, dass<br />

kaum ein Energieträger so gut für das internationale<br />

Geschäft geeignet ist wie Biomethan. Darüber hinaus<br />

findet in vielen europäischen Ländern eine Trendwende<br />

statt in der Weise, dass nationales Autarkiedenken im<br />

Zusammenhang mit der Energieversorgung abnimmt.<br />

Es gibt große Chancen für Biomethan, international<br />

gehandelt zu werden, weil es viele Länder mit einem<br />

großen Bedarf gibt“, erklärt Rostek.<br />

Sie verweist beispielweise auf die Niederlande, die<br />

eine ambitionierte Treibhausgasminderungsquote im<br />

Verkehrssektor formuliert haben. Das Land versucht<br />

nun, diese Quote auch mit Biomethan-Importen zu erfüllen,<br />

weil die eigene Produktion nicht ausreicht. Auch<br />

Italien sei an ausländischem Biomethan aus Klimaschutzgründen<br />

interessiert, weil Erdgas in der Energieversorgung<br />

einen hohen Stellenwert hat und dort über<br />

880.000 Erdgasfahrzeuge angemeldet sind.<br />

„Wir müssen beim Biogas über den Tellerrand des EEG<br />

hinausschauen. Der Fachverband Biogas ist daher<br />

auch für Biomethan als Kraftstoff. Er plädiert für eine<br />

Förderung des internationalen Biomethanhandels“,<br />

betont Rostek. Etliche Länder in Europa hätten ein großes<br />

Reststoffpotenzial, das über die Biogasproduktion<br />

erschlossen werden könnte. Das Land könne aber bedarfsmäßig<br />

die potenziellen Biomethanmengen nicht<br />

verbrauchen. Daher sei es klug, diese Energiemengen<br />

zu exportieren. Und umgekehrt könnten heimische<br />

Marktakteure dann eben in anderen Ländern Absatzmärkte<br />

erschließen, die hierzulande allzu schleppend<br />

aufwachsen.<br />

Positiv ist laut Rostek, dass die EU-Kommission den<br />

internationalen Handel von Biomethan grundsätzlich<br />

befürwortet. Sie beklagt aber auch, dass sich das<br />

Bundesumweltministerium in Berlin zu diesem Thema<br />

bisher sehr bedeckt hält. Warum soll Biomethan<br />

nicht international gehandelt werden können, wo doch<br />

Bioethanol und Biodiesel und die für die Produktion<br />

notwendigen Rohstoffe über Ländergrenzen hinweg<br />

verkauft werden? Vorhandene Massenbilanzierungssysteme<br />

für Biomethan sind praxiserprobt und dürften<br />

kein Hemmnis darstellen.<br />

Hinderlich dagegen ist, dass derjenige, der Biomethan<br />

liefern will – zum Beispiel aus den Niederlanden nach<br />

Deutschland oder umgekehrt –, in den Biogasregistern<br />

beider Länder angemeldet sein muss und die standar-<br />

46


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

disierte internationale Verbindung<br />

derzeit noch fehlt. In Deutschland<br />

bietet die Deutsche Energie-<br />

Agentur (dena) die Plattform für<br />

das Register. Das Biogasregister<br />

Deutschland ist eine Plattform zur<br />

standardisierten und einfachen<br />

Dokumentation von Nachweisen<br />

über Biogasmengen und -qualitäten<br />

im Erdgasnetz. Es ist ein System, mit dem Biomethan<br />

von der Produktion bis zum Verbrauch zertifiziert<br />

und nachverfolgt werden kann. Es richtet sich an<br />

Produzenten, Händler und Verbraucher von aufbereitetem<br />

und in das Erdgasnetz eingespeistem Biomethan.<br />

Lästige Kapazitätsbuchungen<br />

an Ländergrenzen<br />

Ein weiteres Problem ist, dass aufgrund mangelnder<br />

Klarheit in den Regularien bisweilen an den Ländergrenzen<br />

Kapazitäten für den Biomethantransport gebucht<br />

werden müssen – obwohl das Gas nicht physisch,<br />

sondern nur virtuell im anderen Land verbraucht wird.<br />

„Will jemand von Deutschland nach Italien durch Österreich<br />

Biomethan liefern, dann muss er womöglich in<br />

Österreich eine Gebühr für die Durchleitung bezahlen“,<br />

ärgert sich Rostek.<br />

Um den europäischen Biomethanhandel zu vereinfachen,<br />

haben verschiedene Akteure, zu denen auch<br />

der Fachverband Biogas e.V. und die European Biogas<br />

Association zählen, das ERGaR-Projekt ins Leben gerufen<br />

(nähere Infos unter www.ergar.org). ERGaR soll eine<br />

europäische Plattform sein und die nationalen Biogasregister<br />

ergänzen und verbinden. ERGaR wird den<br />

Nachweis der sicheren Vermarktung bieten und eigene<br />

Qualitätsstandards schaffen. Es ist ein übergeordnetes<br />

Zertifizierungssystem, keine Handelsplattform. Seit<br />

2014 wird die Plattform konzipiert.<br />

Mittlerweile sind die Abläufe und Prozesse komplett<br />

durchdacht und praxistauglich. Am 15. Dezember<br />

2017 nun wurde ERGaR bei der EU-Kommission eingereicht<br />

mit dem Ziel, dass es durch die Kommission<br />

als internationales Nachweissystem anerkannt wird.<br />

Ein weiterer wichtiger Erfolg des Projekts ist, dass die<br />

Kommission im Entwurf der neuen RED II-Richtlinie<br />

erstmals die Empfehlung der Marktakteure aufgreift,<br />

das gesamte europäische Gasnetz als ein zusammenhängendes<br />

Massenbilanzsystem zu begreifen. Auch<br />

dies dürfte dazu beitragen, dass der Handel mit Biomethan<br />

künftig einfacher werden wird.<br />

Gute Marktsituation für Biomethan<br />

in Deutschland<br />

Jüngst hat auch die bmp greengas GmbH aus München<br />

entschieden, dass sie dem ERGaR-Projekt beitreten<br />

will. Das süddeutsche Unternehmen hat nach<br />

eigenen Angaben jährlich etwa 2,4 Terawattstunden<br />

Bilanzkreisvolumen Biomethan, was rund einem Viertel<br />

„Der Fachverband<br />

Biogas plädiert für<br />

eine Förderung des<br />

internationalen<br />

Biomethanhandels“<br />

Sandra Rostek<br />

der in Deutschland produzierten<br />

Menge entspricht. Die bayrischen<br />

Gashandelsprofis haben das Ziel,<br />

mit ihrem langjährigen Know-how<br />

und mithilfe der durch die Übernahme<br />

von der Erdgas Südwest<br />

im Verbund mit der EnBW nochmals<br />

deutlich erhöhten Stabilität<br />

den Einsatz von Grünen Gasen in<br />

Deutschland und Europa voranzubringen und damit zur<br />

Erreichung der klimapolitischen Ziele beizutragen.<br />

Der Leiter des Einkaufs bei bmp, Johannes Klaus, sagt<br />

zum europäischen Biomethanhandel: „Zunächst müssen<br />

wir einmal feststellen, dass die Marktsituation in<br />

Deutschland für hier produziertes Biomethan sehr gut<br />

ist. Es gibt einen Handel in das europäische Ausland,<br />

aber dieser macht aktuell noch einen eher geringen<br />

Anteil am Gesamtmarkt aus. Dabei handelt<br />

es sich zumeist um Biomethan aus Rest- und<br />

Abfallstoffen, das in den aktuellen EEG-Regimen<br />

eine tendenziell niedrigere EEG-Förderung<br />

erhält. Davon werden Mengen nach Schweden<br />

oder in die Schweiz verkauft.“ Das sind nach<br />

seiner Erkenntnis die Hauptmärkte.<br />

Laut bmp-Vertriebsleiter Stefan Schneider finden<br />

von den rund 930 Millionen Normkubikmetern Biomethan,<br />

die in Deutschland jährlich produziert werden,<br />

über 80 Prozent den Weg ins EEG. Das heißt, dass diese<br />

Menge in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen verstromt<br />

und gleichzeitig die Wärme genutzt wird. Die Stromvergütung<br />

ist im EEG geregelt. Die restlichen 20 Prozent<br />

kommen in der Gasmobilität sowie in Gasthermen als<br />

CO 2<br />

-entlastende Alternative zu Erdgas zum Einsatz.<br />

Klaus fügt hinzu, dass es im europäischen Ausland<br />

auch andere Förderprogramme gibt. So gibt es zum<br />

Beispiel Länder wie Großbritannien mit sogenannten<br />

„feed-in tariff“-Systemen. Da werde das Biomethan in<br />

einem mit dem Deutschen nicht vergleichbaren System<br />

behandelt. „Der Biomethan-Produzent bekommt für<br />

jede Kilowattstunde, die er ins Erdgasnetz einspeist,<br />

einen garantierten Preis. Ausländisches Biomethan<br />

ist in einigen Ländern gegenüber dem inländischen<br />

Produkt schlechter gestellt, was den Handel mit Biomethan<br />

in diesen Ländern deutlich erschwert“, erklärt<br />

der Fachmann.<br />

Biomethan von Deutschland<br />

nach Schweden<br />

Als Alternative gebe es aktuell zwei wesentliche Märkte,<br />

die interessant seien. „Das ist zum einen der Transportsektor,<br />

in dem Quoten oder Tickets erlöst werden<br />

können. So sind zum Beispiel Biomethanmengen von<br />

Deutschland nach Schweden transferiert worden, weil<br />

die EU-Kraftstoffpolitik entsprechende Anreize zur<br />

Grünstellung des Kraftstoffmarktes im Gassegment<br />

macht. In diesem Bereich setzen die Nationalstaaten<br />

die EU-Vorgaben um“, ergänzt Klaus.<br />

Quelle: St. Galler Stadtwerke<br />

Die St. Galler Stadtwerke<br />

in der Schweiz<br />

bieten Erdgas mit<br />

5 Prozent und 20<br />

Prozent Biogasanteil<br />

sowie ein 100-Prozent-<br />

Biomethan-Produkt<br />

an. Es kommt dort als<br />

Heiz- und Kochgas zum<br />

Einsatz.<br />

47


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Ausländische<br />

Handelsakteure<br />

suchen in Deutschland<br />

ausschließlich Biomethan<br />

aus Rest- und<br />

Abfallstoffen.<br />

Zum anderen existiere der sogenannte „voluntary<br />

market“, der nach Klaus‘ Angaben für Privatkunden<br />

interessant ist, die „Grüne Gase“ einkaufen wollen<br />

anstatt normales Erdgas. Die seien auch dazu bereit,<br />

einen höheren Preis zu bezahlen. Dieser Markt sei insbesondere<br />

in Schweden und in der Schweiz lebendig.<br />

„Wobei beide Länder sicherlich auch versuchen, selbst<br />

möglichst viel Biomethan zu produzieren. Allerdings<br />

begrenzt die jeweilige Ländergröße und jeweilige geographische<br />

Lage die heimische Biomethanproduktion,<br />

sodass gewisse Mengen importiert werden müssen“,<br />

erläutert Klaus.<br />

Schweizer importieren nennenswerte<br />

Mengen<br />

Schneider weiß zu berichten, dass Schweizer Energieversorger<br />

in Deutschland unterwegs sind, um einzelne<br />

Biomethanproduktionsanlagen direkt an sich zu binden.<br />

So stiegen beispielsweise Schweizer Akteure direkt<br />

in deutsche Biomethanprojekte ein, exportierten<br />

das Biomethan in den Alpenstaat und versorgten dort<br />

ihre Kundschaft. „Die Schweizer importieren schon<br />

seit etwas mehr als fünf Jahren nennenswerte Mengen“,<br />

so Schneider.<br />

Foto: Martin Bensmann<br />

Dass Gasmengen ins deutsche Biogasregister bei der<br />

dena eingestellt werden, sei nicht zwingend. Es sei auch<br />

möglich mit anderen Gutachten oder Zertifikaten zu<br />

handeln. Aber immerhin würden 80 Prozent der deutschen<br />

Biomethanmenge über das dena-Biogasregister<br />

gehandelt. Schneider: „Wenn mit anderen Gutachten<br />

oder Qualitätsnachweisen gehandelt wird, die den Kriterienkatalog<br />

genauso zusammengestellt haben, dann<br />

ist das kein Problem. Diese Mengen könnten ebenfalls<br />

bilateral verkauft werden. Die jeweiligen Register bieten<br />

jedoch eine Standardisierung und dadurch eine<br />

gewisse zusätzliche Sicherheit für den Endkunden.“<br />

Klaus führt dazu ein Beispiel an: Wenn ein ausländischer<br />

Einkäufer eine Biomethananlage in Deutschland<br />

findet, die Biomethan aus Rest- und Abfallstoffen produziert,<br />

dann kann der ausländische Partner dem deutschen<br />

Produzenten eine Vertragsbasis vorschlagen. Es<br />

gehe dann darum, wie der Nachweis und in welcher<br />

Ausgestaltung er von Land A in das Land B kommt. Hier<br />

gibt es aktuell keinen Standard, sodass Geschäfte im<br />

Moment noch mit vielen Unsicherheiten und gewissen<br />

Risiken verbunden sind. Hier empfehlt es sich, einen<br />

Spezialisten einzusetzen.<br />

Einzelgeschäfte hingen immer von den Anforderungen<br />

des jeweiligen Endkunden ab. Daran orientierten sich<br />

alle Einzelgeschäfte, die die Europäer bilateral miteinander<br />

vereinbaren. „Klar können wir Grünes Gas nach<br />

Deutschland importieren, aber wir müssen uns als<br />

Händler überlegen, welchen Wert es für den Endkunden<br />

hat“, hebt Schneider hervor.<br />

Uneinheitliche Förder- und<br />

Vergütungssysteme<br />

Ein großes Handelshemmnis in Europa ist nach seiner<br />

Darstellung, dass die Förderung und die Vergütungsleistung<br />

des Biomethans in allen Ländern ein Stück<br />

weit anders ausgestaltet sind. „Bei uns kommt die Biomethanförderung<br />

ja eigentlich über das EEG mit der<br />

Stromvergütung am Generator. Andere Länder dagegen<br />

bekommen zum Beispiel eine Förderung bei der Errichtung<br />

der Einspeiseanlage. In Österreich werden bis zu<br />

30 Prozent der Investitionskosten durch den Staat bereitgestellt.<br />

Weil die Förderprogramme in den Ländern<br />

verschieden sind, kann nicht einfach Biomethan von<br />

einem Land ins andere Land gehandelt werden“, erklärt<br />

Schneider.<br />

So könne Biomethan aus Dänemark oder Österreich<br />

aktuell keine deutsche EEG-Vergütung bekommen.<br />

Grund: Das EEG fordere, dass nur in Deutschland produziertes<br />

Biomethan nach EEG vergütet werden kann.<br />

Auch ein beispielsweise in Österreich bereits gefördertes<br />

Biomethan könne nicht nach Deutschland ins<br />

EEG-System gelangen, weil die EEG-Bedingungen eine<br />

Doppelförderung ausschließen.<br />

Darüber hinaus sei zu beachten, dass Gas mit „Grünen<br />

Eigenschaften“ immer nur einmal mit diesen Eigenschaften<br />

in einem Land vermarktet werden kann. In<br />

48


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

®<br />

WDV MOLLINÉ<br />

Messtechnik die zählt<br />

einem anderen Land sei das dann nicht<br />

mehr gewünscht. Vor allem, wenn es dort<br />

tatsächlich auch physisch zum Einsatz<br />

kommt. Transparenz und Nachweise seien<br />

notwendig, um die Doppelnutzung der grünen<br />

Eigenschaft ausschließen zu können.<br />

Klaus betont, dass jeder Biomethanmarkt<br />

seine eigenen Interessen und eigenen Preise<br />

hat. Er sieht es als große Herausforderung<br />

an, diese Fakten alle auf einen Nenner<br />

zu bringen. Biomethan von Produzenten,<br />

die bereits in den Genuss einer Förderung<br />

kamen, hat einen anderen Marktpreis als<br />

das, das komplett ohne Subventionen produziert<br />

wurde.<br />

„Für eine getrennte Vermarktung<br />

von Gas und biogener Eigenschaft<br />

ist ein wirtschaftlicher Mehrwert<br />

entscheidend“<br />

Johannes Klaus<br />

Nun kann aber nicht nur Biomethan als<br />

Gas zusammen mit grünen Eigenschaften<br />

gehandelt werden. Vielmehr können die<br />

grünen Eigenschaften auch abgetrennt und<br />

separat gehandelt werden. So könnte zum<br />

Beispiel theoretisch ein Biomethanproduzent<br />

in Österreich die grünen Eigenschaften<br />

nach Schweden verkaufen. Der schwedische<br />

Einkäufer hat genug Gas, aber ihm<br />

fehlen die biogenen Eigenschaften. Dann<br />

könne es Sinn machen, das grüne Biomethan<br />

aus Österreich nicht physisch teuer<br />

nach Schweden zu liefern, sondern nur die<br />

biogenen Eigenschaften.<br />

Es muss dann jedoch sichergestellt sein,<br />

dass der österreichische Biomethanerzeuger<br />

die grünen Eigenschaften nicht noch<br />

ein zweites Mal verkauft. Der österreichische<br />

Produzent kann das Methan ohne die<br />

grünen Eigenschaften nur noch als Erdgas<br />

vermarkten. „Wenn wir Biomethan physisch<br />

transportieren, dann transportieren<br />

wir immer das Gas mit seinen grünen Eigenschaften.<br />

Das ist aneinandergekoppelt.<br />

Massenbilanziell müssen die Mengen erfasst<br />

werden. In Deutschland benötigen wir<br />

für die EEG-Nutzung sowohl das physische<br />

Gas als auch die grünen Eigenschaften“,<br />

macht Schneider aufmerksam.<br />

Im Kraftstoffsektor, so Klaus, ist auch beides<br />

aneinandergekoppelt, auch über Ländergrenzen<br />

hinweg. Die Abtrennung der<br />

grünen Eigenschaften gehe nur im freien<br />

Markt. „Für eine getrennte Vermarktung<br />

von Gas und biogener Eigenschaft ist ein<br />

wirtschaftlicher Mehrwert entscheidend.“<br />

Seit 2016 gibt es ein Abkommen zum<br />

Herkunftsnachweisaustausch zwischen<br />

Deutschland und Österreich. Das Abkommen<br />

beinhaltet unter anderem, dass eine<br />

Schnittstelle eingerichtet wird zwischen<br />

dem dena-Biogasregister und dem AGCS-<br />

Register in Österreich.<br />

Dies bietet die Möglichkeit, Biomethan<br />

bidirektional zu handeln. Die ERGaR versucht,<br />

auf einer Metaebene eine Schnittstelle<br />

zu bilden, sodass einzelne Länder<br />

nicht mehr miteinander<br />

einzelne Vereinbarungen<br />

treffen müssen,<br />

sondern vielmehr eine<br />

Schnittstelle mit der<br />

ERGaR – welche die<br />

länderspezifischen Anforderungen<br />

versucht<br />

zu standardisieren –<br />

eingehen.<br />

Wie die einzelnen Grünen Gase in Zukunft<br />

preislich aufgestellt sein werden, können<br />

die bmp-greengas-Experten heute nicht<br />

prognostizieren. Heute seien Wasserstoff<br />

und Synthesegas aus Power-to-Gas-Anwendungen,<br />

in denen preiswerter Wind- und<br />

Solarstrom genutzt werden, deutlich teurer<br />

in der Produktion als Biomethan aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen oder Abfallstoffen.<br />

Schneider: „Das wird gefühlt in den nächsten<br />

fünf Jahren allemal noch so sein. Wir gehen<br />

nicht davon aus, dass in den nächsten<br />

fünf Jahren so viele Power-to-Gas-Anlagen<br />

gebaut werden, die genauso viel Energie<br />

produzieren wie alle Biomethananlagen,<br />

die es heute in Deutschland gibt.“<br />

bmp greengas beabsichtigt, das Geschäft<br />

mit neuen Grüngas-Produkten und -Dienstleistungen<br />

weiter auszubauen. Dazu zählt<br />

zum Beispiel Bio-LNG, das nach Ansicht<br />

des Unternehmens eine echte Alternative<br />

für den Mobilitätsmarkt ist und die Stickoxidbelastung<br />

schneller und effizienter<br />

reduzieren kann, als es der zeitintensivere<br />

Ausbau der E-Mobilität ermöglicht.<br />

Biomethan aus Rest- und<br />

Abfallstoffen ist gefragt<br />

Erfahrungen im internationalen Biomethanhandel<br />

hat auch die ARCANUM<br />

Energy aus Unna in Nordrhein-Westfalen<br />

gesammelt. Marcel Leue, Berater für den<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Erdgas-Transportnetz<br />

Schweiz<br />

Absatzpfad Biomethan, sagt, dass der Biomethanhandel<br />

in Europa noch in den Kinderschuhen steckt. Er bestätigt,<br />

dass insbesondere Lieferungen von Deutschland<br />

in die Schweiz stattfinden, die auch von Arcanum abgewickelt<br />

werden. Darüber hinaus existiere ein gewisses<br />

Interesse in Großbritannien, wobei es dabei aber eher<br />

um Zertifikate gehe, also um die grünen Eigenschaften<br />

des Biomethans.<br />

„Einkäufer aus der Schweiz kommen auf uns zu und<br />

suchen Biomethan aus Rest- und Abfallstoffen. NawaRo-Gas<br />

ist im Ausland eher problematisch und wird<br />

weniger gewünscht aufgrund des negativen Images von<br />

Energiepflanzen. Abfallgas ist zudem preislich attraktiver<br />

als NawaRo-Gas. Letzteres ist etwa 1 Cent pro<br />

Kilowattstunde teurer. Wenn wir als Makler von einem<br />

Schweizer Einkäufer kontaktiert werden, dann suchen<br />

wir für ihn das passende Biomethan zum passenden<br />

Preis mit der notwendigen Zertifizierung“, berichtet<br />

Leue.<br />

Für eigene Kunden, aber auch für Fremdkunden<br />

wird im Hause Arcanum die Massenbilanzierung<br />

vorgenommen. In der Regel sei es so,<br />

dass die gekaufte Gasmenge in Deutschland in<br />

einen Bilanzkreis gegeben und anschließend<br />

von einem Schweizer Akteur in die Schweiz<br />

transportiert werde. In der Schweiz bestehe<br />

ein bestimmtes Anreizsystem. Dabei handele<br />

es sich um eine CO 2<br />

-Abgabe, die um rund 1,4<br />

Cent je kWh (aktuell 84 CHF je Tonne CO 2<br />

)<br />

reduziert werde, wenn Biomethan eingesetzt<br />

wird. Ab dem Jahr <strong>2018</strong> steigt die CO 2<br />

-Abgabe<br />

auf 96 CHF je Tonne CO 2<br />

. Deutsches Biogas<br />

werde leider von der Schweiz in der CO 2<br />

-Besteuerung<br />

noch nicht anerkannt. Immer, wenn<br />

deutsches Biomethan per Erdgasleitungsnetz<br />

über die Grenze gehe, dann werde daraus per Hauptzollamt<br />

Erdgas.<br />

Quelle: VSG<br />

Schweizer Energieversorger bieten Erdgas-<br />

Biomethan-Mischprodukte an<br />

„Der ökologische, biogene Mehrwert des Biomethans<br />

wird an der Grenze sozusagen abgetrennt und gelangt<br />

separat in die Schweiz. Dadurch wird für deutsches<br />

Biomethan die volle CO 2<br />

-Steuer fällig. Genutzt wird<br />

das Gas in dem Alpenstaat hauptsächlich von den<br />

Energieversorgern als Beimischprodukt zum Erdgas.<br />

Viele Stadtwerke haben dem „klassischen“ Erdgasprodukt<br />

ihrer Kunden einen Anteil von 5 bis 10 Prozent<br />

Biomethan beigemischt. Die Kunden setzen es zur<br />

Wärmegewinnung ein. Die Kunden haben aber auch<br />

die Möglichkeit, das Mischgasprodukt abzulehnen“,<br />

stellt Leue dar.<br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

Weil die Energieversorger so konsequent vorgingen, sei<br />

der Biomethanabsatz in der Schweiz auf recht hohem<br />

Niveau. Die grünen Eigenschaften gelangen in Form<br />

von Qualitätsnachweisen über die Grenze. Über den<br />

Weg der Massenbilanzierung könne Arcanum sicherstellen,<br />

dass der grüne Mehrwert den Energieversorger<br />

erreicht. Für den grünen Mehrwert werde auch ein Preis<br />

festgelegt. Leue ergänzt: „Es gibt in der Schweiz aber<br />

auch Kunden, die nur die grünen Eigenschaften des<br />

Biomethans haben wollen ohne den Gastransport.“<br />

Die CO 2<br />

-Steuer ließe sich nur sparen, wenn eine Pipeline<br />

zum Beispiel von Deutschland direkt in die Schweiz<br />

gelegt würde, durch die nur Biogas strömt. Die grünen<br />

Eigenschaften, die in die Schweiz gehen, werden aus<br />

dem Massenbilanzsystem von Arcanum ausgebucht.<br />

Per Dokument belegt Arcanum, dass die Mengen aus<br />

dem deutschen System raus sind. Die Werte der grünen<br />

Eigenschaften werden an das interne System der<br />

Schweizer Akteure übergeben.<br />

Laut Leue macht jeder Marktteilnehmer im Grunde seine<br />

eigene Massenbilanz. Die Biogas-Clearingstelle in der<br />

Schweiz habe ein wachendes Auge auf das Bilanzsystem.<br />

„Die kontrollieren sowohl die inländisch produzierte<br />

Biomethanmenge als auch auf freiwilliger Basis die<br />

importierten Mengen“, weiß der Consultant. Hinderlich<br />

im Marktgeschehen sei, dass immer, wenn Biomethan<br />

ins Ausland gelange, es keine zentrale Stelle gebe, bei<br />

der Zertifikate beziehungsweise grüne Eigenschaften gebündelt<br />

und nach Verbrauch gelöscht werden.<br />

Für den physikalischen Gasfluss fallen Entgelte an, die<br />

von Land zu Land individuell ausgestaltet sind. In der<br />

Schweiz existiert zum Beispiel kein Entry-Exit-System<br />

wie in Deutschland, wo bei der Durchleitungsgebühr<br />

die Leitungslänge keine Rolle spielt. In der Schweiz<br />

dagegen werden die Durchleitungskosten danach bestimmt,<br />

wo der Gasabnehmer seinen Sitz hat und wie<br />

lang der Weg des Gases durch die Leitung zu ihm ist.<br />

Wichtiges Urteil vom Europäischen<br />

Gerichtshof<br />

Interesse an deutschem Biomethan von schwedischer<br />

Seite hat auch Leue festgestellt. Im Zusammenhang<br />

mit Schweden verweist er auf ein Urteil des Europäischen<br />

Gerichtshofs (EuGH) von Mitte 2017. In dem<br />

konkreten Fall ging es darum, dass ein Akteur aus<br />

Deutschland nach REDcert zertifiziertes Biomethan in<br />

den schwedischen Kraftstoffsektor bringen wollte. Daraufhin<br />

hat die schwedische Energieagentur den Import<br />

abgelehnt mit der Begründung, dass sie REDcert nicht<br />

anerkennt.<br />

Daraufhin wurde der Fall vor den EuGH gebracht und<br />

dort verhandelt. Das Urteil des Gerichtshofs besagt,<br />

dass ein Inlandsvorbehalt aufgrund dieser Begründung<br />

nicht möglich sein darf. Wenn die schwedische Energieagentur<br />

grundsätzlich das System einer Massenbilanzierung<br />

akzeptiert, dann müssen auch europaweit<br />

diese Systeme anerkannt werden. Wenn es jedoch einen<br />

Inlandsvorbehalt wie im deutschen EEG gibt, dann<br />

bleibt dieser Vorbehalt bestehen. Leue ist sich sicher,<br />

dass der Biomethanhandel Fahrt aufnehmen könnte,<br />

wenn Hemmnisse wie die unterschiedlichen Massenbilanzierungssysteme<br />

standardisiert würden. Jedes Land<br />

habe verschiedene Anforderungen an ein Biomethangas,<br />

wodurch es schwierig sei, einen Markt zu schaffen,<br />

der richtig harmonisch ist.<br />

Arcanum selbst ist aktiv, um den Biomethanhandel zu<br />

vereinfachen. Mit Biomethanmarkt.de hat das Unternehmen<br />

eine Initiative gestartet, um ursprünglich das<br />

Portfolio – insbesondere am Jahresende – auszugleichen<br />

und um automatisiert und standardisiert handeln<br />

Beiden wurde<br />

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51


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

zu können. Produzenten und Verbraucher<br />

können sich auf der Plattform registrieren.<br />

Sie können selber ein Angebot oder ein Gesuch<br />

einstellen. „Wenn einer der Handelspartner<br />

das Gebot oder Gesuch sieht, kann<br />

er mit nur zwei Mausklicks das Geschäft<br />

bestätigen“, freut sich Leue. Dadurch ist<br />

der Handel dann schon zustande gekommen.<br />

Im Vorfeld werden Rahmenverträge<br />

unterzeichnet, mit denen die Akteure die<br />

Bedingungen akzeptieren.<br />

Über die Plattform ist es möglich, alle<br />

EEG-Produkte zu handeln. Separat lassen<br />

sich auch Kraftstoffgas, Bilanzkreisflexibilität<br />

und auch individuelle<br />

Biomethanqualitäten, die Produzenten<br />

selber definieren, handeln. Die Plattform<br />

ist auch in englischre Sprache verfügbar.<br />

Dahinter steckt die Idee der internationalen<br />

Markterschließung. Zurzeit sind aber<br />

nur Deutschland und die Schweiz auf der<br />

Plattform vertreten.<br />

dena-Analyse sieht Zukunft für<br />

grüne Gase<br />

Biomethan und anderen grünen Gasen<br />

misst die Deutsche Energie-Agentur (dena)<br />

große Bedeutung bei. In einer kürzlich veröffentlichten<br />

Analyse, in der die Rolle und<br />

der Beitrag von Biomethan im Klimaschutz<br />

heute und im Jahr 2050 untersucht worden<br />

sind, kommen die Autoren zu dem Schluss,<br />

dass ein erhebliches Potenzial an nachhaltig<br />

nutzbarer Biomasse für den Ausbau der<br />

Biomethanerzeugung in Deutschland – unter<br />

Berücksichtigung der Nahrungs- und<br />

Futtermittelproduktion – bereitsteht.<br />

Biomethan könne einen signifikanten Beitrag<br />

zur treibhausgasneutralen und kosteneffizienten<br />

Energieversorgung sowie zur<br />

Gewährleistung der Versorgungssicherheit<br />

in Deutschland leisten. Derzeit werden, so<br />

die Analyse, in Deutschland jährlich etwa<br />

96 bis 106 TWh Hs<br />

Biogas aus industriellen<br />

Rest- und Abfallstoffen, kommunalen Reststoffen,<br />

in geringem Maße aus Stroh, tierischen<br />

Exkrementen sowie Energiepflanzen<br />

erzeugt. Hiervon werden aktuell rund 9<br />

TWh Hs<br />

, also etwa 10 Prozent, zu Biomethan<br />

aufbereitet. Durch die konsequente Erschließung<br />

von Rest- und Abfallstoffen,<br />

tierischen Exkrementen und in geringem<br />

Maße Energiepflanzen können 71 bis 88<br />

TWh Hs<br />

zusätzliches Biogas erzeugt werden.<br />

Ein weiteres Biomethanpotenzial stelle die<br />

Umrüstung von 10 bis 20 Prozent der etwa<br />

9.000 bestehenden Biogasanlagen dar,<br />

wodurch in den kommenden Jahren etwa<br />

10 bis 21 TWh Hs<br />

Biomethan erzeugt werden<br />

könnten. In Summe betrage das mobilisierbare<br />

Biomethanpotenzial bis zu 118<br />

TWh Hs<br />

. Regularien wie die Industrieemissionsrichtlinie<br />

(IED) und die Verordnung<br />

über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen (AwSV) erschweren die<br />

Erzeugung von Biomethan aus Abfall- und<br />

Reststoffen.<br />

Um die Biogaserzeugung der bestehenden<br />

9.000 Biogasanlagen zu optimieren, die<br />

nicht an das Gasnetz angeschlossen sind,<br />

müssen laut dena-Analyse die Rahmenbedingungen<br />

zur Biogasaufbereitung und<br />

-einspeisung, wie zum Beispiel das Genehmigungsrecht,<br />

verbessert werden. Durch<br />

den Einsatz von 118 TWh Hs<br />

Biomethan<br />

könnten<br />

ffmehr als 12 Mio. Pkw (durchschnittliche<br />

Fahrleistung: 14.000 km/a, durchschnittlicher<br />

Verbrauch: umgerechnet<br />

5 kg/100 km) betrieben werden oder<br />

ff185.000 Lkw (durchschnittliche<br />

Fahrleistung: 120.000 km/a, durchschnittlicher<br />

Verbrauch: umgerechnet<br />

38 kg/100 km) betrieben werden oder<br />

ffüber 8 Mio. Einfamilienhäuser beheizt<br />

oder<br />

ffan die 12,5 Mio. 4-Personenhaushalte<br />

mit Strom versorgt werden.<br />

Und, so die Studie: „In 2050 fließt durch<br />

das Gasnetz weitestgehend CO 2<br />

-neutral<br />

erzeugtes Gas aus Power-to-Gas-Anlagen<br />

und Biomethan. Damit dient die Gasinfrastruktur<br />

als Transportmittel und Speicher<br />

für dezentral erzeugte erneuerbare Gase,<br />

um die dargebotsabhängige Erzeugung aus<br />

Sonnen- und Windenergie an den jeweiligen<br />

Verbrauchszentren zu ergänzen. […]<br />

Ein europäischer Markt für erneuerbare<br />

Gase existiert und wird durch das europaweit<br />

vernetzte Gasnetz getragen. Das Gasnetz<br />

– ergänzt um den Transport von LNG –<br />

ermöglicht so den systemoptimalen und<br />

kosteneffizienten Einsatz von erneuerbaren<br />

Gasen und dient der Sektorkopplung.<br />

Ein klares politisches Bekenntnis für erneuerbare<br />

Gase schafft Vertrauen bei Investoren,<br />

der Energiewirtschaft und den<br />

Akteuren, die auf Biomethan und andere<br />

erneuerbare Gase heute und in Zukunft<br />

setzen. Bereits getätigte Investitionen in<br />

die rund 200 Biogasaufbereitungsanlagen<br />

sowie die dezentrale Erdgasinfrastruktur<br />

können dadurch gesichert und für systemdienliche<br />

Aufgaben ertüchtigt werden.<br />

Die heimischen Biogaspotenziale sollten<br />

kontinuierlich erschlossen und durch die<br />

Aufbereitung und Einspeisung von Biomethan<br />

systemoptimal für die Umsetzung<br />

der Energiewende verfügbar gemacht werden.<br />

Durch die Kombination von Biogasanlagen<br />

mit PtG-Technologien kann das<br />

Potenzial zur Erzeugung an erneuerbaren<br />

Gasen erhöht und die CO 2<br />

-Reduktion optimiert<br />

werden.“<br />

Fest steht: Deutschland wird auf eigener<br />

Fläche etwa 10 Milliarden Kubikmeter<br />

Biomethan nachhaltig bereitstellen können,<br />

was etwa 11 Prozent des Verbrauchs<br />

entspricht. Dann bleibt noch eine Menge<br />

von 80 bis 85 Milliarden Kubikmeter, die<br />

grün werden muss. Das bedeutet, dass diese<br />

Menge in Zukunft aus regenerativen Gasen<br />

wie Wasserstoff und Synthesemethan<br />

produziert werden muss. Dazu wird noch<br />

mehr Wind- und Solarstrom benötigt. Diese<br />

beiden Ressourcen sind somit nicht nur<br />

zur Elektrizitätserzeugung wichtig, sondern<br />

auch für die künftige Gasversorgung.<br />

Parallel müssen Brennstoffmengen durch<br />

intensive solarthermische Nutzung ersetzt<br />

werden. Dann könnte auch die Menge der<br />

benötigten regenerativen Gase sinken. Die<br />

CO 2<br />

-Neutralisierung des Verkehrssektors<br />

kommt noch dazu. Dieser Sektor hat heute<br />

in Deutschland einen Energieverbrauch<br />

von rund 720 Terawattstunden. Würde dieser<br />

Sektor komplett gasifiziert, wären noch<br />

einmal 72 Milliarden Kubikmeter Grüngas<br />

notwendig.<br />

Dann muss noch der Heizölsektor grün werden.<br />

Wie viel regeneratives Gas Deutschland<br />

in Zukunft benötigt und selbst aus<br />

Biomasse und Strom produziert, hängt von<br />

der Akzeptanz der Bevölkerung ab, von den<br />

politischen Rahmenbedingungen und von<br />

dem Umfang der Solarthermienutzung.<br />

Sehr wahrscheinlich werden grüne Gase<br />

künftig in nennenswerter Menge importiert<br />

werden.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

52


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

praxis / Titel<br />

Biogas_115x77_EVIT.qxp_EVIT 07.12.17 18:00 Seite 1<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Stoffstrombilanzverordnung<br />

Neue Regelung seit Anfang Januar<br />

Mit der Verabschiedung des novellierten Düngegesetzes ist die Aufzeichnung der Nährstoffströme zum<br />

1. Januar <strong>2018</strong> für Landwirte und Betreiber von Biogasanlagen verpflichtend geworden. Die neue Verordnung<br />

über den Umgang mit Nährstoffen im Betrieb, auch Stoffstrombilanzverordnung (StoffBilV) genannt, konkretisiert,<br />

wie die Nährstoffsaldierung auf betrieblicher Basis ausgestaltet werden muss.<br />

Von M.Sc. Ramona Weiß<br />

Im Gegensatz zum Nährstoffvergleich,<br />

der im Rahmen der Düngeverordnung<br />

angefertigt wird, handelt es sich bei<br />

der Stoffstrombilanz um eine „Hoftor“-<br />

Berechnung. Dabei werden sämtliche<br />

Nährstoffein- und -austräge in dem System<br />

„Biogasanlage“ oder „Landwirtschaftlicher<br />

Betrieb“, sofern vorhanden, abzugslos<br />

(einschließlich der „unvermeidbaren<br />

Verluste“) berücksichtigt. Nährstoffe, die<br />

beispielsweise in Form von Futtermitteln<br />

oder Saatgut in den Betrieb kommen, werden<br />

mit den Mengen an pflanzlichen und<br />

tierischen Erzeugnissen, wie zum Beispiel<br />

Gülle, Wirtschaftsdünger, Ackerfrüchte<br />

oder Nutztiere, verglichen, die den Betrieb<br />

wieder verlassen.<br />

Der Bundesrat hat am 24. November über<br />

das Verfahren abgestimmt, nach dem die<br />

Stoffstrombilanzierung in Zukunft erfolgen<br />

muss. Zentrale Forderung des Ausschusses<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

war es, eine allgemein gültige<br />

Obergrenze von 175 Kilogramm (kg) Stickstoff<br />

(N) pro Hektar (ha) einzuführen. Da<br />

Biogasanlagen in der Regel aus steuerrechtlichen<br />

Gründen von landwirtschaftlichen<br />

Betrieben getrennt sind, verfügen diese<br />

über keine eigenen Flächen, deshalb hätte<br />

diese Art der Bilanzierung unter keinen<br />

Umständen durchgeführt werden können.<br />

Der Fachverband Biogas hat sich daher für<br />

eine Auswahlmöglichkeit zwischen dem<br />

neu vorgeschlagenen und dem bereits enthaltenen<br />

System ausgesprochen, bei dem<br />

die Differenz zwischen Nährstoffzu- und<br />

-abfuhr nicht mehr als 10 Prozent zwischen<br />

einem berechneten, theoretischen Wert und<br />

den tatsächlich zu- und abgeführten Nährstoffmengen<br />

betragen darf. Der Bundesrat<br />

ist dieser Empfehlung, die auch von zahlreichen<br />

landwirtschaftsnahen Gremien und<br />

Verbänden unterstützt wurde, gefolgt.<br />

Damit haben Landwirte in Zukunft die<br />

Wahl, ob die Stoffstrombilanz auf Basis einer<br />

Stickstoffobergrenze in Höhe von 175<br />

Kilogramm N/ha angefertigt wird oder auf<br />

Grundlage des berechneten prozentualen<br />

Verhältnisses. Der Betriebsinhaber muss<br />

spätestens drei Monate nach der Zu- und<br />

Abfuhr von Düngemitteln sowie Nutztieren,<br />

Saatgut oder Ackerfrüchten die entsprechenden<br />

Nährstoffmengen an Stickstoff<br />

und Phosphor aufzeichnen und die Belege<br />

sieben Jahre lang aufbewahren. Des Weiteren<br />

muss er jährlich spätestens sechs Monate<br />

nach Ablauf des festgelegten Bezugsjahres<br />

die betrieblichen Stoffstrombilanzen<br />

für Stickstoff bewerten. Als Bezugsjahr gilt<br />

entweder das Wirtschafts- oder Düngejahr.<br />

Ziele der neuen Verordnung<br />

Ziel der Stoffstrombilanzverordnung ist, wie<br />

bereits durch die Novellierung von Düngegesetz<br />

und Düngeverordnung angestrebt,<br />

Nährstoffverluste in die Umwelt so weit wie<br />

möglich zu vermeiden und die Effizienz der<br />

Düngung zu erhöhen. Mittelfristig soll die<br />

neue Verordnung dazu beitragen, dass die Nitratbelastung<br />

im Grundwasser reduziert wird.<br />

Wer muss bilanzieren? Die Pflicht zur Erstellung<br />

einer Stoffstrombilanz gilt ab dem<br />

1. Januar <strong>2018</strong> für viehstarke Betriebe<br />

mit über 50 Großvieheinheiten (GVE) oder<br />

mehr als 30 Hektar landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche jeweils bei einer Tierbesatzdichte<br />

von mehr als 2,5 GVE/ha. Ab dem<br />

Jahr 2023 werden zudem auch Betriebe ab<br />

20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche oder<br />

mehr als 50 GV zur Bilanzierung verpflichtet.<br />

Die StoffBilV gilt bereits ab dem 1. Januar<br />

<strong>2018</strong> unabhängig der Betriebsgröße<br />

auch für Betriebe, die eine Biogasanlage<br />

unterhalten, sofern dort Wirtschaftsdünger<br />

aus tierischen Ausscheidungen wie Gülle<br />

oder Mist eingesetzt wird.<br />

Grundsätzlich ist nur eine kleine Gruppe<br />

landwirtschaftlicher Betriebe von der Bilanzierung<br />

ausgenommen. Hierunter fallen<br />

demnach Betriebe, die Gärprodukte von<br />

maximal 750 Kilogramm aufnehmen und<br />

bei denen zudem keine Anhaltspunkte für<br />

einen Verstoß innerhalb des Nährstoffvergleichs<br />

nach der Düngeverordnung vorliegen.<br />

Gerechnet mit einem Stickstoffanfall<br />

von 5 Kilogramm pro Rind und Jahr, dürfte<br />

ein Kleinbauer maximal 7,5 Rinder halten,<br />

wenn er die Gülle an eine Biogsanlage liefert<br />

und im Gegenzug wieder den Nährstoffgehalt<br />

als Gärprodukt erhält (Annahme: 20<br />

Kubikmeter Gülleanfall pro Rind).<br />

Übertragen auf einen rein ackerbaulichen<br />

Betrieb entspräche das einem Feld von 4<br />

Hektar (Annahme 1 ha NawaRo entspricht<br />

40 Kubikmeter Gärprodukt). Jeder Betrieb,<br />

der Gärprodukte mit mehr als 750 Kilogramm<br />

aufnimmt, muss eine Bilanz erstellen.<br />

In der Folge könnte es dazu kommen,<br />

dass sich Landwirte womöglich weigern,<br />

Gärprodukte aus Biogasanlagen aufzunehmen,<br />

wenn sie sonst von den Kriterien zur<br />

Erstellung einer Stoffstrombilanz ausgenommen<br />

wären.<br />

Konsequenz<br />

Wer vorsätzlich nicht oder nicht richtig aufzeichnet,<br />

wird einer Beratung zum nachhaltigen<br />

und ressourceneffizienten Umgang<br />

mit Nährstoffen unterzogen oder mit einer<br />

Ordnungswidrigkeit belangt. Basieren die<br />

falschen Aufzeichnungen auf Verstößen<br />

gegenüber den Vorgaben der Düngeverordnung<br />

wie Sperrfristen, Lagerkapazität<br />

oder anderen Kriterien, können die Strafen<br />

Cross-Compliance relevant sein.<br />

Autorin<br />

M.Sc. Ramona Weiß<br />

Fachreferentin Abfall, Düngung und Hygiene<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Mitarbeiter der Firma<br />

Eckart beim Anbringen<br />

von 12 Millimeter starken<br />

Robalonplatten an der<br />

Behälterinnenwand und<br />

den Konusschnecken<br />

eines Feststoffmischers.<br />

Ein zweites<br />

Leben für<br />

Dosierer<br />

Der in Österreich entwickelte<br />

Sinterkunststoff Robalon verlängert<br />

werksseitig montiert oder als<br />

Nachrüstung die Standzeit stark<br />

beanspruchter Komponenten von<br />

Biogasanlagen.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Die Biogasanlage Ardorf hoch<br />

im Norden Niedersachsens,<br />

nur wenige Kilometer von der<br />

Nordseeküste entfernt, produziert<br />

seit nunmehr zehn Jahren<br />

regenerative Energie. Den Komplex mit einer<br />

installierten Leistung von 2,7 Megawatt<br />

(MW) betreibt die Naturgas Ardorf GmbH<br />

& Co. KG im Auftrag von fünf Landwirten<br />

in der Region Wittmund. Die Anlage speist<br />

nicht nur Strom ins Netz, sondern liefert<br />

auch Wärme für rund 100 Haushalte und<br />

öffentliche Gebäude in Ardorf. Für die Turnhalle<br />

und das Lehrschwimmbecken erfolgt<br />

dies kostenlos.<br />

Der jährliche Input besteht aus 20.000 Tonnen<br />

(t) Mais, 6.000 t Gras, 6.000 t Getreide-<br />

GPS und 2.000 bis 3.000 t Rüben. Dieser<br />

Substratmix führte zu einer erhöhten Abnutzung<br />

der Grundmulde des Dosierers. Als die<br />

Stahlbleche an einigen Stellen bedenklich<br />

Fotos: Werkbilder<br />

dünn wurden, entschloss man sich 2010 zu<br />

einer Auskleidung des Behälters mit dem in<br />

der Branche damals noch weitgehend unbekannten<br />

Sinterkunststoff Robalon.<br />

„Dieses Experiment haben wir keinen<br />

Tag bereut“, sagt Geschäftsführer Rewert<br />

Wolbergs. Eine kürzlich durchgeführte Begutachtung<br />

habe ergeben, dass nach inzwischen<br />

sieben Betriebsjahren praktisch<br />

kein Verschleiß zu erkennen ist. Wegen der<br />

guten Erfahrungen kleidet der Betreiber<br />

nachfolgend auch die achtkantigen Schneckengehäuse<br />

der gut 20 Meter langen Feststoffzuführung<br />

der beiden Fermenter mit<br />

dem innovativen Werkstoff aus.<br />

Die Biogasanlage in Ardorf wurde damit<br />

zum Vorreiter eines Trends in der Anlageninstandhaltung.<br />

Nach Angaben von Servicebetrieben,<br />

die Robalon-Auskleidungen<br />

ausführen, nutzen heute jährlich etwa 40<br />

Biogasproduzenten diese Möglichkeit, um<br />

die Lebensdauer von Komponenten zum<br />

Mischen, Dosieren und Fördern fester Substrate<br />

zu verlängern.<br />

Bei Instandhaltung sind<br />

Alternativen gefragt<br />

Eine hohe Materialbeanspruchung gehört<br />

seit jeher zu den Herausforderungen im<br />

Biogasbereich. Das ständige Einwirken von<br />

chemischen Substanzen, insbesondere organischer<br />

Säuren, und Feuchtigkeit sowie<br />

die mechanische Beanspruchung durch<br />

holzige und sandige Bestandteile in den<br />

Substraten beschleunigt den Verschleiß von<br />

Behältern, Misch- und Förderschnecken<br />

aus Metall. Nicht selten müssen diese Baugruppen<br />

daher schon wenige Jahre nach Inbetriebnahme<br />

ausgewechselt werden.<br />

In Zeiten ausreichender Förderung der<br />

Biogasproduktion und eines jungen Anlagenbestands<br />

ließe sich der Austausch<br />

verschlissener Teile oder auch ganzer Baugruppen<br />

finanziell verkraften. Mittlerweile<br />

sind die Anlagen im Schnitt älter und damit<br />

insgesamt reparaturanfälliger. Die Kosten<br />

steigen, während die Erlöse für die Stromeinspeisung<br />

und gegebenenfalls den Wärmeverkauf<br />

gleich geblieben sind. Betreiber<br />

machen sich zudem Gedanken darüber,<br />

welche Investitionen zur Vorbereitung auf<br />

den Betrieb nach Auslaufen der 20-jährigen<br />

EEG-Förderung unter veränderten Rahmenbedingungen<br />

unerlässlich sind.<br />

Diese Situation eröffnet Produktinnovationen,<br />

die sich bislang außerhalb der Branche<br />

bewährt haben, Marktchancen im Bio-<br />

56


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

Der verschleißfeste Kunststoff Robalon-S<br />

ist im Biogasbereich vielseitig einsetzbar.<br />

gasbereich. Eines dieser Produkte ist der Werkstoff Robalon. Er<br />

wurde vom österreichischen Kunststoffspezialisten Röchling Leripa<br />

Papertech ursprünglich für extrem belastete Maschinenteile<br />

bei der Stoffaufbereitung in der Papierindustrie entwickelt. Die<br />

vor einigen Jahren gestartete Anwendung im Biogasbereich, vornehmlich<br />

bei der Substratmischung, -dosierung und -förderung,<br />

erfolgt in Deutschland über die Firma Burdorf Landmaschinen in<br />

Wallenhorst (Niedersachsen) und deren Kooperationspartner.<br />

Ein Kunststoff macht Karriere im Biogasbereich<br />

Ausgangsmaterial für Robalon ist ultrahochmolekulares Polyethylen,<br />

kurz UHMW-PE. UHMW steht für ultra high molecular weight,<br />

denn der Kunststoff besteht aus sehr langkettigen und daher<br />

schweren Kohlenstoffmolekülen. Der Messwert dafür ist das Molekulargewicht.<br />

Ab einem Molekulargewicht von 1 Million Gramm<br />

pro mol (g/mol) spricht man von UHMW-PE. Mit zunehmendem<br />

Molekulargewicht verbessert sich die Verschleißfestigkeit. Standardmäßig<br />

werden Qualitäten mit einem Molekulargewicht von<br />

bis zu 5 Mio. g/mol verwendet. Besonders verschleißfeste Sonderqualitäten<br />

weisen 7 bis über 9 Mio. g/mol auf. Für die im Agrarund<br />

Biogasbereich eingesetzte Variante Robalon-S verwendet der<br />

Hersteller Röchling nach eigenen Angaben UHMW-PE mit einem<br />

Molekulargewicht von 9,2 Mio. g/mol.<br />

Im Werk in Oepping wird der Spezialkunststoff mit dem graphitartigen<br />

Schmiermittel Molybdändisulfid, Vernetzern zur Herausbildung<br />

dreidimensionaler Moleküle und UV-Stabilisatoren legiert. In<br />

einem speziellen Langzeit-Sinterpressverfahren entsteht daraus<br />

schließlich Robalon in Form von Platten oder Rundstäben.<br />

Der Hochleistungswerkstoff ist extrem abriebfest. Er korrodiert<br />

nicht und ist beständig gegenüber Frost bis -200 Grad Celsius.<br />

Ebenso wenig „kratzen“ ihn Säuren oder Laugen. Dabei ist er mit<br />

einer Dichte von 0,93 Gramm pro Kubikzentimeter ein montagefreundliches<br />

Leichtgewicht. Eine Robalon-Platte mit den Kantenmaßen<br />

1 mal 1 Meter und der einbautypischen Stärke von 12<br />

Millimetern wiegt nur etwa 11 Kilogramm (kg).<br />

Zum Vergleich: Eine Stahlplatte gleicher Größe bringt mehr als<br />

94 kg auf die Waage. „Durch die spezielle Herstellungstechnologie<br />

übersteht das Material auch starke Schlageinwirkungen und<br />

zeigt keinerlei Neigung zu Spannungsrissen“, verweist Helmut<br />

Gumpenberger, der bei Röchling den Einsatz von Robalon in der<br />

Agrar- und Biogassparte managt, auf ein weiteres Merkmal. Doch<br />

nicht nur deshalb eigne sich der Spezialkunststoff insbesondere für<br />

57


Praxis<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Mit Robalon bekleidete Konusschnecken im Feststoffmischer<br />

sind eine kostengünstige Alternative etwa zum Aufschweißen<br />

von Edelstahl. Da sie dabei kaum schwerer werden, wird auch<br />

der Antrieb geschont.<br />

Mit Robalon ausgekleidete Gehäuse für<br />

Förderschnecken verlängern die Standzeit von<br />

Beschickungstechnik erheblich.<br />

die Auskleidung von Dosierbehältern und<br />

Mischschnecken oder die Herstellung von<br />

Förderschnecken. Durch den eingebauten<br />

Selbstschmiereffekt zeige Robalon ein gutes<br />

Gleitverhalten. Auch könnten Substrate<br />

nicht festkleben oder im Winter anfrieren.<br />

In Verbindung mit dem geringen Gewicht<br />

ermögliche dies etwa bei Schnecken zum<br />

Mischen oder Fördern von Feststoffen eine<br />

Energieeinsparung von bis zu 20 Prozent.<br />

Bearbeiten lasse sich Robalon, das in Platten<br />

bis zu einer Länge von 12 Metern gefertigt<br />

wird, ähnlich wie Holz mit spanabhebenden<br />

Verfahren.<br />

Platten-Puzzle wird vor Ort<br />

zusammengefügt<br />

Zu den Servicebetrieben, die Robalon für<br />

die Instandhaltung von Biogasanlagen<br />

verwenden, gehört die Landmaschinen-<br />

Neumann-GbR. Das Unternehmen mit Sitz<br />

in Barßel (Niedersachsen) beschichtet mit<br />

dem Werkstoff Behälterinnenräume als<br />

auch Schnecken. „Erst kürzlich haben wir<br />

Robalonplatten auf den beiden vertikalen<br />

Mischschnecken des stationären Trioliet-<br />

Feststoffdosierers einer Biogasanlage in Littel<br />

bei Wardenburg aufgebracht“, berichtet<br />

Teamleiter Hennig Siewe.<br />

Als weiteres Beispiel nennt er einen Kunden,<br />

bei dem vor zwei Jahren der Mischerbehälter<br />

ausgekleidet wurde. Die Originalschnecken<br />

seien jetzt stark verschlissen, während am<br />

Behälter keine Abnutzung auftrat. Die neuen<br />

Schnecken sollen deshalb nach dem Willen<br />

des Anlagenbetreibers nun gleich einen<br />

Überzug aus Robalon bekommen.<br />

Die benötigten Teile werden in Österreich<br />

gemäß den Maßvorgaben der entsprechenden<br />

Dosierer und Mischer einschließlich<br />

der Bohrungen für die Anbringung vorgefertigt.<br />

Vor Ort fügen dann Mitarbeiter das<br />

Puzzle zusammen. Zur Befestigung im Behälter<br />

oder an den Schneckenwindungen<br />

setzen sie durch die Bohrungen Gewinde-<br />

Schweißbolzen und schrauben daran die<br />

Platten fest. Die Behälterwände werden dabei<br />

nicht durchbohrt. An der Außenseite ist<br />

von der Befestigung nichts zu sehen. Sind<br />

die Platten montiert, erfolgt das Abdichten<br />

der Bohrungen mit Spezialsilikon und einer<br />

Schutzkappe sowie das Verschweißen der<br />

Plattenstöße mit Fülldraht aus Polyethylen.<br />

„Für viele Anlagenbetreiber ist ein zweites<br />

Leben für den Mischer durch solch einen<br />

Behälter im Behälter eine interessante Alternative<br />

zum aufwändigen Behälterwechsel<br />

oder Aufschweißen von Edelstahl“, weiß<br />

Siewe. Bei abgenutzten Mischerschnecken<br />

komme neben dem besonderen Gleiteffekt<br />

hinzu, dass sie nach der Belegung mit Robalon<br />

kaum schwerer sind und daher die bestehenden<br />

Antriebskomponenten weniger belasten<br />

als eine neue, schwerere Schnecke.<br />

Auskleidung kann auch<br />

werksseitig erfolgen<br />

Wer sich eine spätere Nachrüstung ersparen<br />

will, kann sich die Beschickungstechnik<br />

gleich beim Hersteller mit dem Hochleistungskunststoff<br />

belegen lassen und Förderschnecken<br />

aus diesem Material verbauen.<br />

Solch eine Option bietet zum Beispiel die<br />

Firma Eckart im niederbayerischen Schaufling<br />

an. Gefragt ist dieses Angebot nach Angabe<br />

des Unternehmens vor allem bei den<br />

großen Bauformen mit mehreren Konusschnecken.<br />

In diesem Segment seien mittlerweile<br />

die Hälfte der verkauften Dosierer<br />

mit Robalon ausgestattet.<br />

In einem vollständig ausgekleideten großen<br />

Beschickungssystem mit 100-Kubikmeter-<br />

Dosierer und langer Förderschnecke würden<br />

bis zu 70 Quadratmeter Robalonplatten<br />

verbaut. „Die Mehrkosten liegen bei etwa<br />

1.000 Euro pro Quadratmeter Kunststoff.<br />

Dafür verlängert sich aber auch die Lebensdauer<br />

um mehr als das Doppelte im<br />

Vergleich zu Edelstahl“, sagt Produktmanager<br />

Tobias Lallinger. Eckart bietet auch<br />

die Nachrüstung von Behältern und Konusschnecken<br />

an und gibt darauf eine Garantie<br />

von 4.000 Betriebsstunden beziehungsweise<br />

vier Jahre. „Anlagenbetreiber sollten<br />

allerdings nicht zu lange warten“, rät Lallinger.<br />

Wenn die Wand des Stahlbehälters<br />

bereits zu dünn ist, könnten daran keine<br />

Schweißbolzen angesetzt werden. Eine<br />

Auskleidung mit Robalon sei dann nicht<br />

mehr möglich.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist<br />

Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

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59


Praxis<br />

Biogas Journal Große Mengen | 1_<strong>2018</strong><br />

Holzhackschnitzel<br />

lagern auf dem<br />

Hof vor dem ersten<br />

Holzheizkraftwerk.<br />

Nahwärme<br />

Ein Ort setzt<br />

auf Holz<br />

und Biogas<br />

In nur zehn Jahren hat die Energiegenossenschaft Weilerwärme eG im Nordschwarzwald<br />

ein Nahwärmeprojekt auf die Beine gestellt, das auf eine Vielzahl von Einspeiseanlagen<br />

setzt – wobei auch eine Biogasanlage dazu gehört.<br />

Von Dipl.-Geogr. Martin Frey<br />

Vorstand Klaus<br />

Gall präsentiert im<br />

Besucherraum des<br />

Heizkraftwerkes das<br />

Modell einer Übergabestation.<br />

Wer von Freudenstadt aus in das nordöstlich<br />

gelegene Pfalzgrafenweiler<br />

kommt, ahnt kaum, welche Innovationskraft<br />

in der etwas mehr als 7.000<br />

Einwohner zählenden und sich über<br />

mehrere Teilorte reichenden Gemeinde steckt. 2008<br />

war die Energiegenossenschaft Weilerwärme eG die<br />

erste Nahwärmegenossenschaft in Baden-Württemberg.<br />

Heute gilt der Ort als größtes Bioenergiedorf des<br />

Bundeslandes. Zum Zusammenschluss zählen über<br />

800 Bürger, und rund 80 Prozent aller Gebäude sind<br />

über ein Nahwärmenetz angebunden.<br />

Fotos: Martin Frey<br />

„Es war ursprünglich gar nicht geplant, den ganzen Ort<br />

zu versorgen“, berichtet Vorstand Klaus Gall, der im<br />

Hauptberuf Architekt ist und die Genossenschaft mit<br />

zwei weiteren Vorständen und einer überschaubaren<br />

Anzahl an Mitarbeitern lenkt. Das Angebot sprach sich<br />

aber schnell in der Bevölkerung herum, und so betreiben<br />

die Akteure heute ein über 28 Kilometer langes<br />

Wärmenetz, an das knapp 600 Liegenschaften mitsamt<br />

kommunaler Gebäude, Schwimmbäder, Sporthallen<br />

und Kirchen angeschlossen sind.<br />

ORC-Holzheizkraftwerke und Biogasanlage<br />

Das Nahwärmenetz wird von insgesamt 17 Wärmeerzeugern<br />

versorgt, die eine Wärmeleistung von 16,8 Megawatt<br />

(MW) erbringen. Von dem Jahreswärmebedarf<br />

werden 85 Prozent in Kraft-Wärme-Kopplung produziert.<br />

Die Grundlast von 6,9 MW erbringen dabei im<br />

Wesentlichen zwei Holzheizkraftwerke mit einer Leistung<br />

von 5,8 MW th<br />

und 560 kW el<br />

. Diese werden durch<br />

die zwei Gesellschafter als eigenständige GmbH betrieben,<br />

die die Wärme an die Genossenschaft verkaufen.<br />

Eingesetzt werden jährlich 40.000 Kubikmeter<br />

Holzhackschnitzel. Dank der Organic-Rankine-Cycle-<br />

(ORC)-Technologie haben die Anlagen einen besonders<br />

hohen Wirkungsgrad.<br />

Des Weiteren speist am westlichen Ortsrand eine Biogasanlage<br />

mit 380 Kilowatt (kW) Leistung ins Netz,<br />

die dem Landwirte-Ehepaar Tanja und Eberhard Braun<br />

gehört, die den dortigen Heuwasenhof betreiben. Eben-<br />

60


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Praxis<br />

falls für die Grundlast arbeiten noch drei über den Ort verteilte<br />

Gas-BHKW mit zusammen 680 kW th<br />

Leistung.<br />

Mittel- und Spitzenlast<br />

Für die Mittellast stehen bei Bedarf in Möbelfabriken drei Holzhackschnitzelanlagen<br />

sowie zwei Holzspänekessel mit 4,2 MW<br />

bereit und decken etwa 7 Prozent des Jahreswärmebedarfs. Die<br />

restlichen 8 Prozent liefern acht Ausfallreserve- und Spitzenlastkessel,<br />

die mit Gas und Öl betrieben werden und weitere 5,7 MW th<br />

bereithalten.<br />

Die Energiegenossenschaft Weilerwärme eG konnte mit den genannten<br />

Anlagen 2016 über 26 Megawattstunden Wärme verkaufen<br />

und so dazu beitragen, über 2,5 Millionen Liter Heizöl<br />

einzusparen. Das eingesetzte Holz stammt komplett aus Wäldern<br />

und der Landschaftspflege aus einem Umkreis von weniger als 50<br />

Kilometern. „Jedes Jahr verbleiben somit etwa 1 Million Euro in<br />

der Region“, so Gall zum Faktor regionale Wertschöpfung.<br />

Biogasanlage als Partner des Nahwärmenetzes<br />

Die Biogasanlage der Familie Braun befindet sich am westlichen<br />

Ortsrand von Pfalzgrafenweiler. Der Heuwasenhof hat den Schwerpunkt<br />

auf Milchviehbetrieb und Kälberaufzucht. Die täglich benötigten<br />

34 Tonnen Substrat stammen vor allem aus Rindergülle,<br />

ergänzt durch Maissilage sowie GPS und Grassilage. Die beiden<br />

BHKW-Motoren haben zusammen eine installierte Leistung von<br />

1.030 kW el<br />

mit einer Höchstbemessungsleistung für die EEG-Vergütung<br />

bei 475 kW el<br />

. Nach Eberhard Brauns Worten dürfte dabei<br />

die thermische Leistung etwas höher liegen als die elektrische. Die<br />

Anlage liefert jährlich etwa 1.500 Megawattstunden Wärme in das<br />

Nahwärmenetz der Genossenschaft.<br />

Gebaut im Jahr 2005, wurde die Biogasanlage inzwischen mehrfach<br />

umgerüstet und erweitert. „Im Frühjahr 2017 haben wir sie<br />

auf die flexible Fahrweise umgerüstet. Dazu wurde ein zusätzlicher<br />

Motor installiert und die Flexibilitätsprämie beantragt“, berichtet<br />

Braun. Er könne nun das Biogas für acht Stunden speichern. Ende<br />

2017 lief die Anlage bereits im Regelenergiebetrieb.<br />

Braun muss damit klarkommen, dass die Energiegenossenschaft<br />

im Sommer nur eine sehr geringe Wärmemenge abnimmt. „<strong>2018</strong><br />

wollen wir daher in die flexible Fahrweise übergehen.“ Durch die<br />

Umbauten an der Anlage könne er künftig im Winter mehr Wärme<br />

produzieren – eben dann, wenn sie auch gebraucht wird.<br />

Vorteil für Bürger und Umwelt<br />

Von dem Nahwärmeprojekt profitieren die Bürger in Pfalzgrafenweiler,<br />

aber auch die Umwelt: So können jährlich fast 7.000<br />

Tonnen CO 2<br />

eingespart werden. Die Wärmeübergabestationen<br />

verschaffen den Kunden einen Platzgewinn gegenüber den bisherigen<br />

Heizungsanlagen. Ein weiterer Pluspunkt: Der hohe Anteil<br />

Erneuerbarer Energien im Nahwärmenetz und der Einsatz der<br />

Kraft-Wärme-Kopplung verbessern die energetische Beurteilung<br />

der Gebäude: „Das schlägt sich direkt im Energieausweis nieder“,<br />

argumentiert Klaus Gall.<br />

Um die Nahwärme zu beziehen, müssen Interessenten Mitglied<br />

in der Genossenschaft werden und zwei Geschäftsanteile je 500<br />

Euro erwerben. Der Arbeitspreis für die Wärme liegt mit etwa 9<br />

Cent pro kWh etwas höher als der Öl- und Gaspreis. Einen Grundpreis<br />

gibt es nicht. Alle Abnehmer müssen sich vertraglich ver-<br />

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61


Praxis<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Holzheizkraftwerk, das<br />

in das Nahwärmenetz<br />

von Pfalzgrafenweiler<br />

einspeist.<br />

Blick in den<br />

Betriebshof.<br />

pflichten, den Nahwärmeanschluss als Hauptheizung<br />

einzusetzen und mindestens 50 Prozent der bestellten<br />

Wärme abzunehmen.<br />

In einer Vollkostenrechnung könne die Nahwärme immerhin<br />

rund 20 Prozent günstiger sein als bei einer<br />

individuellen Heizung: Die Investitionskosten sind wesentlich<br />

günstiger als bei einer eigenen Heizungsanlage,<br />

die gemäß E-Wärme-Gesetz mindestens 15 Prozent<br />

erneuerbare Energieträger enthalten muss. Außerdem<br />

entfallen jährliche Wartungskosten sowie Schornsteinfegergebühren.<br />

Einstieg ins Strom- und Mobilitätsgeschäft<br />

Wer die Akteure der Energiewende in Pfalzgrafenweiler<br />

kennenlernt, ist vom Enthusiasmus dort sofort angetan:<br />

„Unsere Vision ist, die Energiewende vor Ort mit den<br />

Bürgern umzusetzen“, ist das Credo von Klaus Gall.<br />

Auf dem Weg dorthin sind sie schon ein gutes Stück<br />

vorangekommen. Hilfreich seien dabei immer auch Synergieeffekte,<br />

die gezielt genutzt werden – etwa jene,<br />

die sich beim Verlegen der Nahwärmeleitungen ergeben.<br />

Klaus Gall: „Wenn wir einen Graben ausheben,<br />

verlegen wir stets auch Leerrohre.“<br />

So ermögliche die Genossenschaft moderne Breitbandversorgung<br />

und könne künftig sogar eigene Stromkabel<br />

zum Kunden legen. Als Stromlieferant werde man<br />

günstiger als externe Anbieter sein, da die sonst üblichen<br />

Netznutzungsentgelte entfielen. Bis dahin können<br />

die Bürger heute schon mittels einer Kooperation<br />

mit der Genossenschaft Bürgerwerke eG aus Heidelberg<br />

hochwertigen Ökostrom über die Energiegenossenschaft<br />

beziehen.<br />

Und auch in das Segment Elektromobilität sind Gall<br />

und Co. mit „Weiler e Mobil“ bereits eingestiegen:<br />

„Bevor wir Strom verschenken, verfahren wir ihn lieber“,<br />

sagt Gall. Derzeit würden zwölf Elektromobile und<br />

sechs E-Fahrräder zur Miete angeboten. Der Zuspruch<br />

sei so groß, dass Gall gerade weitere Fahrzeuge ordere.<br />

Der Strom für die E-Mobilität stammt folgerichtig<br />

aus dem Genossenschaftsprojekt „Weilerstrom“, unter<br />

dessen Dach inzwischen fast 100 kWp eigene Photovoltaikanlagen<br />

betrieben werden – unter anderem eine<br />

PV-Dachanlage auf dem Schulzentrum mit 99 kWp und<br />

eine Freiflächenanlage mit 388 kWp.<br />

Konjunkturprogramm für das örtliche<br />

Handwerk<br />

Die Weilerwärme ist aber bei weitem kein Selbstläufer:<br />

Alles ist mit viel Arbeit verbunden, und am Anfang<br />

habe es viel Skepsis in der Bevölkerung gegeben, erinnert<br />

sich Vorstand Gall. Erst als Pfalzgrafenweiler als<br />

Bioenergiedorf ausgezeichnet worden war und als das<br />

Wärmenetz sich ausbreitete, sei sie breitem Interesse<br />

gewichen. Auch technische Fragen bereiteten viel<br />

Kopfzerbrechen – etwa, wie die Druckverhältnisse im<br />

Wärmenetz angesichts so vieler Einspeiseanlagen gehandhabt<br />

werden können. Letzten Endes seien aber<br />

immer Lösungen gefunden worden. Auch, dass sich<br />

Heizungsbauer überzeugen ließen, die schließlich<br />

künftig weniger Einzelheizungen verkaufen können.<br />

Gall: „Etliche werben jetzt damit, dass sie Experten<br />

für Übergabestationen sind und den Anschluss an<br />

Nahwärmenetze beherrschen.“<br />

In der näheren Zukunft will die WeilerWärme eG noch<br />

einen Schritt weiter gehen und ein „echter Energiedienstleister“<br />

werden – „so etwas wie ein Bürger-Stadtwerk.“<br />

Die Macher aus dem Nordschwarzwald sind zuversichtlich:<br />

Unterm Strich sei die Genossenschaft „ein<br />

kleines Konjunkturprogramm“ – sowohl für das örtliche<br />

Handwerk als auch für die ganze Gemeinde.<br />

Autor<br />

Dipl.-Geogr. Martin Frey<br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Optimale Nutzungsdauer von Biogasanlagen –<br />

Reparaturkosten entscheiden<br />

Die ersten Biogasanlagen im landwirtschaftlichen Bereich verlieren in den nächsten Jahren<br />

ihre feste Einspeisevergütung. Die Betreiber stehen vor der Frage, ob und wie die Anlagen<br />

weiter betrieben werden können. Besonders bei einer flexiblen Fahrweise von Biogasanlagen<br />

werden einige Bauteile wie beispielsweise Anlasser oder Lager stärker gefordert und müssen<br />

eventuell schneller ersetzt werden als im Volllastbetrieb. An der Hochschule in Neubrandenburg<br />

wurde ein Beratungstool entwickelt, das sich mit der Fragestellung nach dem<br />

optimalen Zeitpunkt für Ersatz- oder Erweiterungsinvestitionen beziehungsweise für die<br />

Stilllegung einer Anlage beschäftigt.<br />

Von Clemens Fuchs, Jessy Blaschke, Joachim Kasten, Katharina Skau und Frank Rixen<br />

Das Betreiben von Biogasanlagen über den<br />

Zeitraum der festen Einspeisevergütung<br />

hinaus wirft viele Fragen auf. Im Zentrum<br />

der Überlegungen steht, ob sich ein Weiterbetrieb<br />

bei teuren Rohstoffen und steigenden<br />

Reparaturen wirtschaftlich lohnt. Dazu muss der<br />

Betreiber schon vor Ablauf der 20 Jahre Festvergütung<br />

entscheiden, ob er weiterhin oder unter Umständen<br />

auch bereits vorzeitig Ersatz- beziehungsweise Erweiterungsinvestitionen<br />

von zum Teil großem Finanzumfang<br />

tätigen will. Bezüglich des aus wirtschaftlicher Sicht<br />

besten Zeitpunkts für solche Investitionen bestehen<br />

große Unsicherheiten.<br />

Abbildung 1: Titelblatt des Beratungstools<br />

Bei diesen Entscheidungen will das an der Hochschule<br />

Neubrandenburg entwickelte Beratungstool Hilfestellung<br />

geben. Es lässt sich unter Eingabe der maßgeblichen<br />

Einflussfaktoren die optimale Nutzungsdauer<br />

einer Biogasanlage bestimmen. Der Betreiber kann so<br />

abschätzen, ob sich Reparaturen oder zum Beispiel die<br />

Investition in ein neues BHKW noch lohnen und sich<br />

infolgedessen die Nutzungsdauer um einige Jahre nach<br />

vorn oder hinten verschiebt. So kann es auch vorkommen,<br />

dass der Rückbau einer Biogasanlage schon vor<br />

Ablauf der 20 Jahre Festvergütung sinnvoll erscheint.<br />

Aufbau des Beratungstools<br />

Das Beratungstool wurde in Excel programmiert und<br />

startet mit einem Titelblatt, das auch eine Übersicht<br />

über die dann folgenden vier Eingabeformulare gibt:<br />

(1) Grunddaten, (2) Laufende Betriebskosten, (3) Rohstoffkosten<br />

und (4) Reparaturen (siehe Abbildung 1).<br />

In einem fünften Tabellenblatt werden die Ergebnisse<br />

sowohl numerisch als auch grafisch dargestellt. Die detaillierten<br />

Berechnungen können bei Interesse in einer<br />

sechsten Kalkulationstabelle nachvollzogen werden.<br />

Im ersten Schritt gibt der Anwender die Grunddaten in<br />

eine Eingabemaske ein (siehe Abbildung 2). Die Anfangs-<br />

und bereits erfolgten Erweiterungsinvestitionen<br />

werden festgehalten sowie die laufenden Betriebskosten,<br />

die Rohstoffkosten und der Aufwand für Wartung<br />

und Reparaturen angezeigt, sodass die Anwender hier<br />

bereits einen vollständigen Überblick zur technischen<br />

und wirtschaftlichen Situation erhalten.<br />

Die Funktionsweise des Beratungstools<br />

wird am Beispiel einer Biogasanlage mit<br />

insgesamt 1.060 Kilowatt (kW) erläutert.<br />

Die betreffende Anlage wurde im Jahr<br />

2003 mit einer Größe von 170 kW für<br />

700.000 Euro erbaut, es folgten in 2005<br />

eine Erweiterung um zusätzliche 190 kW<br />

und in 2013 eine weitere Vergrößerung<br />

um 170 kW. Die Kosten der Erweiterungen<br />

betrugen 300.000 Euro beziehungsweise<br />

570.000 Euro. Es wird in einem weiteren<br />

Schritt angenommen, dass der Betreiber<br />

der Anlage die im EEG 2017 vorgeschriebene<br />

doppelte Überbauung (600.000<br />

Euro) vornimmt, um seine Anlage zu flexibilisieren<br />

und durch die Verdopplung der<br />

64


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

Abbildung 2: Grunddaten und zusammenfassende Übersicht an einem Beispiel<br />

Beratungstool zur Ermittlung der optimalen Nutzungsdauer<br />

1. Grunddaten der Biogasanlage<br />

Werte bitte nur in weiße<br />

Kalkulationszinssatz<br />

p.a.<br />

Felder eintragen! 3%<br />

Investition<br />

Investition/<br />

Erweiterungen<br />

Jahr lfd. Jahr Größe<br />

in kW<br />

gesamte<br />

Anlagengröße,<br />

kW<br />

Investitionssumme<br />

in €<br />

Volllaststunden,<br />

h p.a.<br />

max. 8.760 h<br />

p.a.<br />

Summe laufender<br />

Betriebskosten, €<br />

p.a.<br />

Summe Kosten<br />

Rohstoffe, € p.a.<br />

Summe Wartung<br />

und Reparaturen,<br />

€ p.a.<br />

Vergütung, Cent/kWh<br />

Erst-Investition Beginn 0<br />

1. Jahr<br />

700.000 €<br />

Inbetriebnahme 2003 1 170 170 8.000 44.182 € 124.247 € 0 € 17 0<br />

mögliche<br />

2004 2 170 8.000 44.182 € 124.247 € 18.000 € 17 0<br />

Erweiterungen<br />

Kommentare: 2005 3 190 360 300.000 € 8.000 86.856 € 263.111 € 43.000 € 20 0<br />

2006 4 360 8.000 86.856 € 263.111 € 37.000 € 20 0<br />

2007 5 360 8.000 86.856 € 263.111 € 15.000 € 20 0<br />

2008 6 360 8.000 86.856 € 263.111 € 110.000 € 20 0<br />

2009 7 360 8.000 86.856 € 263.111 € 44.000 € 20 0<br />

2010 8 360 8.000 86.856 € 263.111 € 29.000 € 20 0<br />

2011 9 360 8.000 86.856 € 263.111 € 33.500 € 20 0<br />

2012 10 360 8.000 86.856 € 263.111 € 43.500 € 20 0<br />

2013 11 170 530 570.000 € 8.000 125.038 € 387.358 € 39.000 € 20 0<br />

2014 12 530 8.000 125.038 € 387.358 € 51.000 € 20 0<br />

2015 13 530 8.000 125.038 € 387.358 € 113.000 € 20 0<br />

2016 14 530 8.000 125.038 € 387.358 € 140.000 € 20 0<br />

2017 15 530 8.000 125.038 € 387.358 € 65.950 € 20 0<br />

<strong>2018</strong> 16 530 8.000 125.038 € 387.358 € 84.450 € 20 0<br />

2019 17 530 8.000 125.038 € 387.358 € 34.450 € 20 0<br />

nach EEG 2017 2020 18 530 1060 600.000 € 4.000 196.588 € 382.108 € 90.950 € 17,4 0<br />

Flexibilsierung 2021 19 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 34.450 € 17,4 0<br />

2022 20 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 154.450 € 17,4 0<br />

2023 21 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 34.450 € 17,4 0<br />

2024 22 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 49.450 € 17,4 0<br />

2025 23 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 50.950 € 17,4 0<br />

2026 24 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 164.450 € 17,4 0<br />

2027 25 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 39.450 € 17,4 0<br />

2028 26 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 100.950 € 17,4 0<br />

2029 27 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 106.450 € 17,4 0 2029<br />

2030 28 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 308.450 € 17,4 0<br />

2031 29 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 79.450 € 17,4 0<br />

2032 30 1060 4.000 196.588 € 382.108 € 89.450 € 17,4 0<br />

Rückbau der Anlage 2033 31 -1060 0 4.000 0 € 0 € 0 € 17,4 0<br />

el.<br />

th.<br />

Vorläufiges<br />

Ergebnis<br />

opt. N (kein<br />

Ersatz)<br />

Jahr<br />

Abbildung 3: Auszug der Eingabemaske „Laufende Betriebskosten“<br />

2_Laufende_Kosten<br />

Beratungstool zur Ermittlung der optimalen Nutzungsdauer<br />

2. Laufende Betriebskosten der Biogasanlage<br />

Biologische Betreuung 500 €/Monat<br />

Angaben aus Grunddaten<br />

(die ersten vier Spalten)<br />

Versicherungsschutz 5 €/Monat und kW<br />

Energiekosten 7,0% der erzeugten Energie<br />

Zukauf zum Preis von 0,16 €/kWh<br />

Arbeitsaufwand 5 Akh/kW el. p.a.<br />

Stundenlohn 15 €/Akh<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Jahr lfd. Jahr gesamte Volllaststunden,<br />

Biologische Versicherungs-<br />

Energie-<br />

Arbeits-<br />

Weitere Weitere Summe laufender<br />

Anlagengröße,<br />

h Betreuung, € schutz, € p.a. kosten, € p.a. kosten, € p.a.<br />

Betriebskosten, einschl.<br />

kW p.a. p.a.<br />

Arbeit, € p.a.<br />

Beginn 0<br />

1. Jahr<br />

2003 1 170 8.000 6.000 10.200 15.232 12.750 44.182<br />

2004 2 170 8.000 6.000 10.200 15.232 12.750 44.182<br />

2005 3 360 8.000 6.000 21.600 32.256 27.000 86.856<br />

2006 4 360 8.000 6.000 21.600 32.256 27.000 86.856<br />

Kapazität eine Vergütung von etwa 17 Cent<br />

pro Kilowattstunde (kWh) zu erzielen.<br />

Nach der Erweiterung halbieren sich die Volllaststunden<br />

auf 4.000 Stunden pro Jahr. Die<br />

Anlage wird derzeit zu 60 Prozent mit Maissilage<br />

und zu 40 Prozent mit Gülle betrieben.<br />

Nach dem Jahr 2023 soll der Maisanteil auf<br />

50 Prozent reduziert werden, der Ersatz erfolgt<br />

dann durch 10 Prozent Ganzpflanzensilage.<br />

Im Jahr 2030 stünde eine Investition<br />

in einen Motor und weitere Reparaturen im<br />

Gesamtumfang von etwa 300.000 Euro an,<br />

zu denen aber nicht mehr geraten wird. Die<br />

Empfehlung vorwegnehmend ergibt sich aus<br />

den Berechnungen somit eine optimale Nutzungsdauer<br />

von 27 Jahren.<br />

Unter „laufende Betriebskosten“ (siehe<br />

Tabelle 2 in Abbildung 3) fallen beispielsweise<br />

die biologische Betreuung, der<br />

Arbeitsaufwand und die Kosten für zugekaufte<br />

Energie an. Der Anwender legt im<br />

nächsten Schritt seine verwendeten Gärsubstrate<br />

dar und beziffert deren Kosten in<br />

Tabelle 3. Auf die Darstellung von Tabelle<br />

Seite 1<br />

65


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Abbildung 4: Reparatur- und Wartungskosten der Beispielanlage<br />

Kosten in Euro<br />

350.000<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

Sum. Rep.<br />

Wartungen / Unterhaltung, €<br />

kum. Summe in % von Ao<br />

120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32<br />

Nutzungsjahre<br />

0%<br />

Abbildung 5: Reparatur- und Wartungskosten zweier weiterer Biogasanlagen<br />

Kosten in Euro<br />

Kosten in Euro<br />

350.000<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

Summe Reparaturen<br />

Wartungen/Unterhaltung<br />

kum. Summe in % von Ao<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516171819202122232425262728293031<br />

Nutzungsjahre<br />

Summe Reparaturen<br />

Wartung/Unterhaltung<br />

kum. Summe in % von Ao<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

Nutzungsjahre<br />

160%<br />

140%<br />

120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

180%<br />

160%<br />

140%<br />

120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

3 wird an dieser Stelle aus Platzgründen<br />

verzichtet, ebenso wie auf das Formular für<br />

die Eingabe der Reparaturkosten (Tabelle<br />

4). Die Reparaturkosten und ihre Prognose<br />

nehmen ganz entscheidend Einfluss auf die<br />

Ermittlung der optimalen Nutzungsdauer<br />

und werden daher nachfolgend detailliert<br />

analysiert.<br />

Reparaturkosten als zentrales<br />

Element<br />

Ein besonderes Augenmerk des Beratungstools<br />

liegt auf den Wartungs- und<br />

Reparaturkosten, die im Hinblick auf den<br />

Nutzungszeitraum die zentrale Rolle spielen.<br />

Im Rahmen einer Bachelorarbeit an<br />

der Hochschule Neubrandenburg wurden<br />

diese Kosten auf drei Betrieben erhoben.<br />

Dabei haben die Anlagenbetreiber selbst<br />

die Kosten beziffert und für die vergangene<br />

Laufzeit aufgezeichnet. Aus diesen Zahlen<br />

heraus wurden die noch zu erwartenden<br />

und anstehenden Kosten für die restliche<br />

Betriebszeit beziehungsweise eventuell darüber<br />

hinaus abgeleitet.<br />

Für den Anwender ergibt das Beratungstool<br />

so den zusätzlichen Nutzen, die vergangenen<br />

und noch kommenden Kosten für Reparaturen<br />

und Wartung zu visualisieren und<br />

eventuell größere Kostenblöcke zu identifizieren.<br />

Bei der Berechnung der optimalen<br />

Nutzungsdauer spielen diese geschätzten<br />

Kosten in der Zukunft eine tragende Rolle<br />

und beeinflussen die Betriebsdauer erheblich.<br />

In einem Berechnungsbeispiel der Bachelorarbeit<br />

zeigt sich, dass die optimale<br />

Nutzungsdauer wie in dem genannten Bei-<br />

66


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

Abbildung 6: Ergebnisdarstellung für Beispielbetrieb<br />

Beratungstool zur Ermittlung der optimalen Nutzungsdauer<br />

5. Ergebnisse und Empfehlungen entsprechend den<br />

eingegebenen Daten für die Biogasanlage<br />

Name der Biogasanlage: Beratungstool_Biogasanlage_optN_1.01<br />

Inbetriebnahme: im Jahr: 2003<br />

gesamte Anlagen-größe, kW<br />

1060 kW<br />

Optimale Nutzungsdauer:<br />

27 Jahre<br />

im Jahr erreicht im Jahr 2029<br />

Hinweise: Die Nutzungsdauer kann vom EEG-Förderzeitraum von z.B. 20<br />

bzw. 30 Jahren abweichen, wenn z.B. in ein neues EEG gewechselt wurde<br />

und damit der 20-Jahres-Zeitraum neu anlief.<br />

Druchschnittlicher Überschuss:<br />

64.499 € p.a.<br />

Kapitalwert 1.170.281 €<br />

...<br />

FINALBeratungstool_Biogasanlage_optN_1.01<br />

Beträge in € p.a.<br />

(linke Y-Achse)<br />

1.500.000 €<br />

1.000.000 €<br />

500.000 €<br />

0 €<br />

-500.000 €<br />

-1.000.000 €<br />

Entwicklung wichtigster Leistungen und Kosten<br />

sowie optimale Nutzungsdauer (+) einer Biogasanlage<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32<br />

Beginn<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

<strong>2018</strong><br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

2022<br />

2023<br />

2024<br />

2025<br />

2026<br />

2027<br />

2028<br />

2029<br />

2030<br />

2031<br />

2032<br />

2033<br />

2034<br />

2035<br />

Nutzungsjahr der Biogasanlage<br />

Volllaststunden p.a.<br />

(rechte Y-Achse)<br />

9.000<br />

Wartung und<br />

Reparaturen<br />

6.000<br />

Kosten<br />

Rohstoffe<br />

3.000<br />

laufende<br />

Betriebskosten<br />

0<br />

Investitionssumme<br />

-3.000<br />

Summe Erlöse<br />

-6.000<br />

-9.000<br />

Kapitalwert<br />

opt. N (kein<br />

Ersatz)<br />

Volllast-stunden,<br />

h p.a.<br />

spiel bei 27 Jahren liegt. In Jahr 28 sind<br />

eine Investition in einen neuen Motor und<br />

weitere Reparaturen abzusehen, was bei<br />

der geringeren Vergütung pro kWh nach<br />

Ablauf der Festvergütung nicht mehr wirtschaftlich<br />

wäre (siehe Abbildung 4).<br />

Die kumulierten Reparaturkosten der hier<br />

untersuchten Biogasanlagen übersteigen<br />

in der Regel ab dem 20. Betriebsjahr die<br />

Anschaffungskosten Ao. Dieselbe Beobachtung<br />

basiert auf den Datenerhebungen<br />

in zwei weiteren Beispielanlagen. Der orange<br />

gekennzeichnete Punkt in Abbildung<br />

5 zeigt jeweils, dass dort nach 19 beziehungsweise<br />

20 Jahren die kumulierten<br />

Kosten für Reparaturen und Wartung/Unterhaltung<br />

die Anschaffungskosten übersteigen.<br />

Die optimalen Nutzungsdauern, die das Beratungstool<br />

für diese beiden Anlagen ausweist,<br />

liegen bei 19 beziehungsweise 17<br />

Jahren und damit noch unter den 20 Jahren<br />

der EEG-Förderung. Dies liegt vor allem<br />

daran, dass diese beiden Biogasanlagen<br />

kein tragfähiges Wärmekonzept entwickeln<br />

konnten und außerdem auf den Güllebonus<br />

verzichten mussten.<br />

Ermittlung der optimalen<br />

Nutzungsdauer und<br />

Ergebnisdarstellung<br />

In dem dann folgenden zentralen Schritt<br />

errechnet das Beratungstool die optimale<br />

Nutzungsdauer der Anlage. Dabei wird<br />

vorausgesetzt, dass der Weiterbetrieb so<br />

lange sinnvoll ist, wie positive Deckungsbeiträge<br />

erzielt werden können. Die Berechnung<br />

der Deckungsbeiträge (e t<br />

- a t<br />

)<br />

und des Kapitalwertes (KW) erfolgen nach<br />

der Formel<br />

N<br />

KW = ∑ (e t<br />

- a t<br />

) q -t<br />

t=0<br />

mit der Anzahl der Nutzungsjahre N sowie<br />

dem Zinsfaktor p.<br />

In einer weiteren Tabelle des Biogasanlagen-Beratungstools<br />

werden die Ergebnisse<br />

dargestellt (Abbildung 6). Für das hier vorgestellte<br />

Beispiel ist deutlich zu erkennen,<br />

dass der Kapitalwert zunächst stark ansteigt<br />

und am Ende des achten Jahres bereits<br />

der Pay-off der damals noch kleineren<br />

360-kW-Anlage erreicht wird. Bis zum Jahr<br />

17 ist ein weiterer, allerdings gebremster<br />

Zuwachs im Kapitalwert festzustellen. Mit<br />

dem Wechsel ins EEG 2017 ist jedoch nur<br />

noch eine moderate Seitwärtsentwicklung<br />

zu verzeichnen. Auch wenn der Plan (Abbildung<br />

2) einen Rückbau der Biogasanlage<br />

erst nach 30 Nutzungsjahren, das heißt<br />

im Jahr 2033, vorsieht, so wäre doch zu<br />

überlegen, die Anlage bereits nach 27 Jahren<br />

stillzulegen, da im 28. Jahr überproportional<br />

hohe Reparaturkosten anstehen<br />

würden.<br />

Für den Anwender des Beratungstools<br />

werden zum einen in der linken Tabelle<br />

die Eckdaten der Anlage dargestellt, zum<br />

anderen verdeutlicht eine Grafik rechts die<br />

Entwicklung der wichtigsten Leistungen<br />

und kennzeichnet das Jahr der optimalen<br />

Nutzungsdauer in deren Kontext (rotes<br />

Kreuz in Abbildung 3 rechts oben). Im Praxisgebrauch<br />

ermöglicht das Beratungstool<br />

die Darstellung der Ergebnisse als pdf-<br />

Dokument.<br />

Interessierte können das Beratungstool<br />

zur Ermittlung der optimalen Nutzungsdauer<br />

bei Biogasanlagen per E-Mail<br />

anfordern beim Autor Clemens Fuchs<br />

unter: cfuchs@hs-nb.de<br />

5_Ergebnisse Seite 1<br />

Autoren<br />

Clemens Fuchs<br />

Jessy Blaschke<br />

Joachim Kasten<br />

Katharina Skau<br />

Hochschule Neubrandenburg<br />

Fachbereich Agrarwirtschaft und<br />

Lebensmittelwissenschaften<br />

Brodaer Str. 2 · 17033 Neubrandenburg<br />

Tel. 03 95/56 93 - 22 06<br />

E-Mail: skau@hs-nb.de<br />

Dipl. Ing. (FH) Frank Rixen<br />

Parkweg 3<br />

18190 Groß Lüsewitz<br />

67


Trocknungssysteme wie<br />

hier für Holzhackschnitzel<br />

sind eine Möglichkeit,<br />

die Gesamteffizienz der<br />

Biogasanlage durch Wärmenutzung<br />

zu verbessern.<br />

Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Was bringt Repowering wirklich?<br />

Ein Forschungsprojekt untersuchte deutschlandweit den Erfolg von Repoweringmaßnahmen<br />

an Biogasanlagen. Als Maßstab für die Energieeffizienz diente dabei erstmals die<br />

Kennziffer „Brennstoffausnutzungsgrad“.<br />

Thermische Speicher<br />

eines Nahwärmenetzes.<br />

Der Ausbau der<br />

Wärmenutzung bietet<br />

ein großes Potenzial<br />

für die Verbesserung<br />

des Brennstoffnutzungsgrades<br />

und<br />

damit der Effizienz von<br />

Biogasanlagen.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Biogasanlagen unterliegen einem ständigen<br />

technischen und baulichen Anpassungsdruck<br />

an die aktuellen Rahmenbedingungen<br />

und den Stand der Verfahrensentwicklung.<br />

Es gibt also über die Jahre eine Reihe<br />

guter Gründe für Repoweringmaßnahmen. Doch nicht<br />

immer steckt hinter dem aus der Windenergiebranche<br />

übernommenen Scheinanglizismus eine wirkliche Anlagenoptimierung.<br />

„Der Begriff wird in der Praxis breit ausgelegt, da es<br />

keine Kriterien oder Kennzahlen gibt, die Repowering<br />

exakt eingrenzen“, sagt Jan Postel vom Deutschen Biomasseforschungszentrum<br />

(DBFZ) in Leipzig. Manchmal<br />

handele es sich bei näherem Hinsehen eher um<br />

Wartungsarbeiten oder die Beseitigung akuter Probleme.<br />

Beim Repowering gehe es dagegen um mittel- oder<br />

langfristig geplante technische Modifikationen zur gezielten<br />

Steigerung des Nutzungsgrades.<br />

Dabei werde entweder das Ziel verfolgt, bei gleichem<br />

Energieertrag die Inputmenge zu reduzieren beziehungsweise<br />

eine breitere Palette an Substraten einzusetzen.<br />

Oder der Betreiber strebe eine Leistungssteigerung bei<br />

gleichbleibenden Fütterungsmengen an. Letzteres erfolge<br />

vorwiegend durch bauliche Komponenten, durch<br />

die sich der rechtliche Status der Biogasanlage nicht<br />

verändert, etwa durch die Erneuerung der Einbringtechnik<br />

oder ein verbessertes Fütterungsprogramm.<br />

Mit dieser Begriffsdefinition und Beschreibung arbeitete<br />

auch das von Postel geleitete Team an einem vom<br />

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft<br />

68


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

Fotos: Carmen Rudolph<br />

Erik Fischer, DBFZ:<br />

„Die energetische Bilanzierung über den<br />

mittleren Brennstoffausnutzungsgrad<br />

bewertet Biogasproduktion und Biogaskonversion<br />

in ihrer Gesamtheit.“<br />

Jan Postel, DBFZ, Projektleiter:<br />

„Repowering definieren wir als mitteloder<br />

langfristig geplante technische<br />

Modifikationen zur gezielten Steigerung<br />

des Nutzungsgrades.“<br />

Modulares System zur<br />

Fremdkörperabscheidung<br />

und Zerkleinerung<br />

NEU: WANGEN<br />

geförderten Forschungsprojekt zum Thema<br />

Repowering. Im Rahmen der wissenschaftlichen<br />

Untersuchung wurden an mehr als<br />

200 Biogasanlagen entsprechende Maßnahmen<br />

im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit<br />

sowie mögliche Effizienzsteigerung und<br />

Emissionsminderung ausgewertet.<br />

Die Grundlage dafür lieferte eine ausführliche<br />

Betreiberbefragung. Bei zehn Anlagen<br />

nahmen die Forscher zudem eine energetische<br />

Bilanzierung auf Grundlage eines<br />

neu eingeführten Bewertungssystems vor,<br />

das nicht auf dem im Labor ermittelten<br />

möglichen Gasertrag basiert, sondern – in<br />

Anlehnung an die in der Kraftwerksbranche<br />

gängige Berechnungspraxis – den<br />

Wirkungsgrad der gesamten Umwandlung<br />

in elektrische und thermische Energie betrachtet.<br />

Wärmenutzung und<br />

Leistungserhöhung der BHKW<br />

häufigste Maßnahmen<br />

Das Durchschnittsalter der ausgewerteten<br />

Biogasanlagen betrug 7,5 Jahre. In<br />

diesem Zeitraum wurden im Schnitt 3,5<br />

Repoweringmaßnahmen pro Anlage vorgenommen.<br />

Der Ausbau der Wärmenutzung<br />

und die Leistungserhöhung der Blockheizkraftwerke<br />

stellen mit jeweils mehr als 70<br />

Prozent die am häufigsten umgesetzten<br />

Maßnahmen dar, gefolgt von dem Ersatz<br />

von Alt-BHKW mit etwa 41 Prozent. Die<br />

gasdichte Abdeckung von Gärrestlagern<br />

sowie die Erhöhung der Fermentervolumina<br />

wurden jeweils von rund 35 Prozent, ein<br />

Substratwechsel von etwa 28 Prozent der<br />

Betreiber realisiert. Seltener erfolgten die<br />

Implementierung von Satelliten-BHKW,<br />

eine Substrataufbereitung und die Nachrüstung<br />

von Wärmespeichern.<br />

Die am häufigsten genannten Gründe<br />

für die Umsetzung von Repoweringmaßnahmen<br />

waren die Steigerung des Wirkungsgrades<br />

und die Akzeptanz in der<br />

Bevölkerung, etwa durch den Bau eines<br />

Wärmenetzes, sowie die Verbesserung der<br />

Substratausnutzung. Eine Konsequenz aus<br />

dem dadurch optimierten Anlagenbetrieb<br />

sehen die DBFZ-Forscher in der Einsparung<br />

von Anbauflächen für Energiepflanzen,<br />

die als Input in Biogasanlagen zum<br />

Einsatz kommen.<br />

Diese Fläche umfasst nach Schätzungen<br />

etwa 1,5 Millionen (Mio.) Hektar (ha).<br />

Wobei das Hauptsubstrat Mais auf rund<br />

1 Mio. ha wächst. „Nach unseren Berechnungen<br />

ermöglicht schon eine Substratreduzierung<br />

von 5 Prozent bei der Hälfte<br />

des derzeitigen Anlagenbestandes eine<br />

Reduzierung der NawaRo-Anbaufläche um<br />

35.730 ha“, so der am Projekt beteiligte<br />

DBFZ-Wissenschaftler Erik Fischer.<br />

Grad der Brennstoffausnutzung<br />

als Maßstab<br />

Die große Mehrheit der befragten Anlagenbetreiber,<br />

etwa 78 Prozent, bewertete den<br />

ökonomischen Erfolg der durchgeführten<br />

Repoweringmaßnahmen positiv. Dies ist<br />

nach Postels Ansicht allerdings auch ökonomischen<br />

Anreizen der bisherigen EEG<br />

geschuldet. Dass diese nicht immer zu einer<br />

Effizienzsteigerung der Gesamtanlage<br />

+ =<br />

Die WANGEN X-UNIT kommt<br />

überall dort zum Einsatz, wo<br />

Fremdkörper und Störstoffe<br />

aus Fördermedien separiert<br />

und zerkleinert werden müssen.<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Der elektrische Wirkungsgrad von BHKW hat sich in den<br />

vergangenen Jahren deutlich erhöht. Für die Effizienz der Gesamtanlage<br />

ist jedoch die Nutzung der thermischen Energie<br />

ebenso von Bedeutung.<br />

Verteilstation eines Nahwärmenetzes. Bei den im Rahmen<br />

des DBFZ-Forschungsprojektes untersuchten Biogasanlagen<br />

stieg die Nutzwärmeausspeisung im Laufe der Repoweringmaßnahmen<br />

im Schnitt um 21 Prozent.<br />

Hausanschlussstation eines<br />

Nahwärmenetzes. Die Erhöhung der führen, zeige sich zum Beispiel, wenn weiterhin<br />

ein Wärmenutzungskonzept fehlt. Auch<br />

Akzeptanz von Biogasanlagen, etwa<br />

durch den Bau eines Wärmenetzes,<br />

die Anpassung des Einsatzstoffspektrums<br />

gehört zu den häufigsten Gründen<br />

mit Blick auf die Einsatzstoffvergütungsklassen<br />

im EEG 2012 seien rein ökonomisch<br />

für die Durchführung von Repoweringmaßnahmen.<br />

motivierte Maßnahmen. Eine objektive Bewertung<br />

des Erfolgs von Repoweringmaßnahmen<br />

liefere nach Ansicht das Forscherteams die<br />

Verknüpfung von energetischer und ökonomischer Effizienz.<br />

Dies sei umso wichtiger, da künftig Biogasanlagenbetreiber<br />

verstärkt über einen Betrieb ohne eine<br />

Vergütung nach dem EEG nachdenken müssen.<br />

Eine Messlatte für die Energieeffizienz von Biogasanlagen<br />

sehen die DBFZ-Forscher in der Berechnung des<br />

mittleren Brennstoffausnutzungsgrades. Diese Kennziffer<br />

ist in der Energietechnik etabliert und ermöglicht<br />

die Bewertung und den Vergleich verschiedener Energieerzeugungspfade<br />

anhand ihrer Effizienz der Ausnutzung<br />

der im Brennstoff enthaltenen Energie. Im Falle<br />

von Biogasanlagen sind das der Brennwert der zugeführten<br />

Trockensubstanz (TS) und des tatsächlich fermentierbaren<br />

Anteils der organischen Substanz (FoTS).<br />

„Die energetische Bilanzierung über den mittleren<br />

Brennstoffausnutzungsgrad begreift die Biogasanlage<br />

als eine Art Blackbox“, erläutert Fischer. Die Systemgrenze<br />

sei dabei quasi der Hofzaun der Biogasanlage.<br />

Es werde also nicht zwischen Biogasproduktion und<br />

Biogaskonversion unterschieden, sondern bewerte beide<br />

Prozessschritte in ihrer Gesamtheit.<br />

Als Beispiel nennt Postel im Gespräch mit dem Biogas<br />

Journal die Verstromung mittels BHKW. Bei diesen Aggregaten<br />

stiegen die elektrischen Wirkungsgrade durch<br />

Weiterentwicklung der Technik deutlich. Neue BHKW<br />

erreichen laut Herstellerangaben unter optimalen Testbedingungen<br />

43 bis 48 Prozent elektrischen Wirkungsgrad.<br />

„Auf den ersten Blick ist aus ökonomischer Sicht<br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

ein BHKW mit hohem elektrischen Wirkungsgrad zielführend.<br />

Denn höhere elektrische Wirkungsgrade können die<br />

Effizienz einer Biogasanlage steigern, wenn keine vollständige<br />

Nutzung der Abwärme erfolgt“, sagt Postel.<br />

Allerdings sollte für ein wirksames Repowering seiner<br />

Ansicht nach zwischen Wirkungsgrad und Nutzungsgrad<br />

der Gesamtanlage unterschieden werden. Letztendlich<br />

müsse der Nutzungsgrad der Gesamtanlage<br />

gesteigert werden. Insbesondere die Ausweitung des<br />

Nutzwärmeabsatzes sei hierbei ein tragendes Moment.<br />

Denn die daraus folgende höhere Nutzwärmeabgabe<br />

ermögliche eine spürbare energetische Effizienzsteigerung<br />

der Gesamtanlage.<br />

Wärmenutzung ist wichtiger Effizienztreiber<br />

Die zugeführte Einsatzstoffmenge, die eingespeiste<br />

Nettoenergiemenge und die Nutzwärmemenge als<br />

Basis für die Berechnung des mittleren Brennstoffausnutzungsgrades<br />

wurden an den zehn für das Forschungsprojekt<br />

ausgewählten Biogasanlagen über das<br />

Betriebstagebuch, Abrechnungen oder entsprechende<br />

Mengenzähler erfasst. Beim Vergleich der Ergebnisse<br />

von modernisierter im Vergleich zur Altanlage zeigte<br />

sich, dass Repoweringmaßnahmen positive Auswirkungen<br />

auf die Energieeffizienz haben können.<br />

Bei den untersuchten Biogasanlagen stieg zum Beispiel<br />

die Nutzwärmeausspeisung im Laufe der Repoweringmaßnahmen<br />

bezogen auf die jeweiligen<br />

Nettowärmemengen von 38 Prozent auf 59 Prozent.<br />

Insgesamt wurden so 21 Prozentpunkte mehr Nutzwärme<br />

bereitgestellt. „Im Allgemeinen bietet der Ausbau<br />

der Wärmenutzung ein großes Potenzial, ebenso<br />

wie die Maßnahmen zur Steigerung der Gasausbeute“,<br />

resümiert Postel.<br />

Bei unvollständiger Nutzwärmeauskoppelung sei aus<br />

energetischer Sicht eine Verminderung des Substrateinsatzes<br />

bis hin zur Übereinstimmung der Energieproduktion<br />

mit der jahreszeitlich variierenden Abnahme<br />

sinnvoll. Ein alleiniger BHKW-Wechsel zeige hingegen<br />

keinen Einfluss auf die Gesamtenergiebilanz. „Hier<br />

geht eine Erhöhung des elektrischen Wirkungsgrades<br />

zumeist mit einer Verminderung des thermischen Wirkungsgrades<br />

einher“, erläutert der Wissenschaftler.<br />

Hinweis: Der Abschlussbericht kann auf<br />

www.dbfz.de unter der Rubrik Publikationen<br />

als Report Nr. 28 eingesehen werden.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist<br />

Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Erneuerbare Energien<br />

Kirchweg 10 · 04651 Bad Lausick<br />

Tel. 03 43 45/26 90 40<br />

E-Mail: info@rudolph-reportagen.de<br />

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Die Substitution von<br />

Mais durch Stroh, das<br />

hier gemeinsam mit<br />

anderen Feststoffen<br />

vor der Zugabe in den<br />

Fermenter mit einem<br />

Rotacut zerkleinert<br />

wird, kann die Effizienz<br />

der Anlage verbessern<br />

und führt außerdem zu<br />

einer Verringerung der<br />

NawaRo-Anbaufläche.<br />

71


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Donau-Silphie liefert vielversprechende<br />

Gaserträge<br />

Bienen fliegen gerne<br />

die Silphieblüten an<br />

und sammeln Nektar.<br />

Die Biogasabteilung SensoPower der Firma Phytobiotics Futterzusatzstoffe GmbH hat<br />

gemeinsam mit dem Energiepark Hahnennest GmbH & Co.KG und der Metzler &<br />

Brodmann Saaten GmbH Versuche zur Vergärbarkeit der „Donau-Silphie“ durchgeführt.<br />

Ziel war, die bereits langjährigen Erfahrungen des Energieparks Hahnennest mit der<br />

Vergärung der Donau-Silphie in vergleichenden Versuchen zu verifizieren.<br />

Von Dr. Angelika Konold-Schürlein<br />

Die Donau-Silphie (Durchwachsene Silphie,<br />

Silphium perfoliatum) gilt im Bereich der<br />

Biogassubstrate inzwischen als aussichtsreiche<br />

Alternative zum Mais. Der Energiepark<br />

Hahnennest betreibt eine Biogasanlage,<br />

in der seit einigen Jahren auch Donau-Silphie als<br />

Gärsubstrat zum Einsatz kommt. In Kooperation mit<br />

der Metzler & Brodmann Saaten GmbH wird die Durchwachsene<br />

Silphie angebaut und unter dem Markennamen<br />

„Donau-Silphie“ vermarktet.<br />

Bisher gibt es nur wenige Versuchsergebnisse und Erfahrungen<br />

zur Vergärung von Silphie und den damit<br />

verbundenen Gaserträgen. Um genauere Kenntnisse<br />

über die Vergärbarkeit, mögliche Gasausbeuten und einen<br />

Vergleich zur Vergärung von Silomais zu erhalten,<br />

wurden in Versuchsfermentern (Durchflussfermenter)<br />

verschiedene Gärtests mit Silomais und Donau-Silphie<br />

vorgenommen.<br />

Fotos: Energiepark Hahnennest<br />

Versuchsaufbau und Ergebnisse<br />

Das Pflanzenmaterial für den Versuch wurde von der<br />

Biogasanlage Hahnennest zur Verfügung gestellt. Der<br />

Versuch fand in den vier Versuchsfermentern der Firma<br />

Phytobiotics Futterzusatzstoffe GmbH statt. Vom<br />

Energiepark Hahnennest wurden folgende Substrate<br />

bereitgestellt: Silomais (Ernte 2016), früh geerntete<br />

Silphie (Ernte 13.8.2016) und spät geerntete Silphie<br />

(Ernte 23.9.2016). Diese wurden in den vier Versuchsfermentern<br />

über neun Wochen hinweg eingesetzt.<br />

In allen Fermentern wurde durch die Zugabe eines Spurenelementpräparates<br />

(SensoPower liquid) eine ausreichende<br />

Versorgung mit Nährstoffen sichergestellt. Neben<br />

der Erfassung der Gaserträge und Methangehalte<br />

des Biogases wurden auch die Inhaltsstoffe der Substrate<br />

analysiert und Analysen der Fermenterinhalte<br />

erstellt.<br />

Besonders auffällig waren bei den Substratanalysen die<br />

großen Unterschiede zwischen dem Trockensubstanzgehalt<br />

(TS-Gehalt) des Maises und dem der Silphie. Sie<br />

lagen um rund 10 Prozentpunkte auseinander. Obwohl<br />

72


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

die Silphie zu beiden Erntezeitpunkten nur einen TS-Gehalt von 16 bis 19 Prozent<br />

aufwies, trat kaum Flüssigkeit aus dem Substrat aus. Dies deckt sich auch mit den<br />

Aussagen der Biogasanlagenbetreiber in Hahnennest, die bei der Silphie nur einen<br />

sehr geringen Austritt von Sickersaft nach der Silierung (Silostockhöhe 3,5 Meter)<br />

beobachten. Die organische Trockensubstanz (oTS, Ermittlung bei 550 °C) der<br />

Silphie wies mit rund 90 Prozent oTS etwas niedrigere Werte auf als der Mais mit<br />

96 Prozent (siehe Tabelle 1 auf Seite 74).<br />

Früh geerntete Silphie brachte beste Gaserträge im Versuch<br />

In Tabelle 1 sind auch die Ergebnisse der Gasmengen- und -qualitätserfassung<br />

aufgeführt. Der Mais und die früher geerntete Silphie konnten im Versuch die<br />

höchsten Gaserträge erzielen. Bezogen auf die oTS konnte mit der früh geernteten<br />

Silphie der höchste Gasertrag (840 Liter/kg oTS) erreicht werden. Bei der Vergärung<br />

von Mais lag der Methangehalt bei rund 52 Prozent. Bei der Vergärung der<br />

Silphie konnten Methangehalte zwischen rund 51 Prozent und fast 54 Prozent<br />

erzielt werden.<br />

Daneben konnte die sehr gute Abbaubarkeit der Silphie im Biogasprozess bestätigt<br />

werden. Während das silierte Substrat eher verholzt und schlecht abbaubar wirkte,<br />

konnte bei den Ziehungen von Proben aus dem Fermenter beobachtet werden,<br />

dass das Gärsubstrat sehr flüssig war und kaum unabgebautes Ausgangssubstrat<br />

enthielt. Diese Beobachtung deckte sich auch mit den analysierten oTS-Gehalten<br />

der Fermenterinhalte. Sie waren vergleichbar mit denen von Mais oder sogar geringer,<br />

was auf einen guten Substratabbau durch die Mikroorganismen hinweist.<br />

Nach Abschluss der fünfwöchigen Versuchsreihe für den Energiepark Hahnennest<br />

wurde in den Fermentern 104 (Mais), 105 (frühe Ernte Donau-Silphie) und 107<br />

(späte Ernte Donau-Silphie) zusätzlich zu den Spurenelementen vier Wochen lang<br />

noch SensoPower Hybrid, ein seit mehreren Jahren auf dem Markt verfügbares Additiv<br />

der Firma Phytobiotics eingesetzt. Der Fermenter 106 wurde zum Vergleich<br />

ohne den Zusatz von SensoPower Hybrid aber unter Zugabe von Spurenelementen<br />

weitergeführt.<br />

In dem Produkt SensoPower Hybrid wird der Wirkstoff Sangrovit ® mit einem Enzym<br />

kombiniert. Während Sangrovit das Wachstum der für den Biogasprozess<br />

wichtigen Mikroorganismen fördert, unterstützt das Enzym den Aufschluss der<br />

Substrate und macht die Nährstoffe für die Mikroorganismen so schneller ver-<br />

Die Durchwachsene<br />

Silphie bildet eine enorme<br />

Menge an Biomasse.<br />

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Dosierung der Additive an den neuesten<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die N•DYN<br />

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Wachstums- und Stoffwechsel-Bedingungen<br />

für Bakterien im Fermenter und steigern<br />

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Tabelle 1: Ergebnisse der Gasmengenmessung in den Versuchsfermentern<br />

Bezeichnung Versuchsfermenter 104 105 106 107<br />

Substrat<br />

Mais<br />

(2016)<br />

Silphie<br />

(13.08.2016)<br />

Silphie<br />

(23.09.2016)<br />

Silphie<br />

(23.09.2016)<br />

Trockensubstanz Futter % der FS 27,3 17,4 18,9 18,9<br />

Trockensubstanz Fermenterinhalt % der FS 8,5 8,0 8,5 9,8<br />

organische Trockensubstanz Futter % der TS 96 89 90 90<br />

organische Trockensubstanz Fermenterinhalt % der TS 78,0 74,3 75,7 78,5<br />

durchschn. erzeugte Gasmengen l/kg FS 207 129 117 115<br />

l/kg oTS 790 840 692 678<br />

durchschn. Gasqualität % Methan 52,4 51,4 53,6 52,4<br />

Tabelle 2: Einfluss von SensoPower Hybrid auf die Gaserträge<br />

Bezeichnung Versuchsfermenter 104 105 106 107<br />

Substrat<br />

Mais<br />

(2016)<br />

Silphie<br />

(13.08.2016)<br />

Silphie<br />

(23.09.2016)<br />

Einsatz von SensoPower Hybrid X X X<br />

Silphie<br />

(23.09.2016)<br />

erzeugte Gasmenge ohne SensoPower Hybrid l/kg FS 207 129 117 115<br />

l/kg oTS 790 791 792 793<br />

erzeugte Gasmenge mit SensoPower Hybrid l/kg FS 320 158 156 165<br />

l/kg oTS 1220 1027 919 976<br />

Erhöhung des Gasertrages 55 % 30 % 16 % 23 %<br />

fügbar. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Es zeigt sich deutlich, dass sowohl bei der Vergärung<br />

von Mais als auch von Silphie die Gasausbeute deutlich<br />

gesteigert werden kann.<br />

Dies ist zum einen sicherlich auf die längere Verweilzeit<br />

zurückzuführen. Dass SensoPower Hybrid dennoch<br />

eine höhere Gasausbeute bewirkt, zeigt sich beim Vergleich<br />

der Fermenter 106 und 107, die beide mit dem<br />

gleichen Pflanzenmaterial beschickt wurden. Durch die<br />

längere Verweilzeit konnte der Gasertrag in Fermenter<br />

106 ohne den Einsatz von Hybrid noch einmal um 16<br />

Prozent gesteigert werden, während im Fermenter 107<br />

mit Einsatz von SensoPower Hybrid der Gasertrag sogar<br />

um 23 Prozent erhöht werden konnte.<br />

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74


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Wissenschaft<br />

Fazit: Bisher gibt es im Bereich der Vergärung von<br />

Durchwachsener Silphie in Biogasanlagen nur wenig<br />

Erfahrung und kaum Daten. Mit dem in diesem Bericht<br />

beschriebenen Versuch konnten die auf der Biogasanlage<br />

Hahnennest getätigten Beobachtungen und ermittelten<br />

Gaserträge verifiziert werden. Die in Hahnennest<br />

und auch in den Versuchen beobachteten Gaserträge<br />

liegen deutlich über den bisher in der Literatur angegebenen<br />

Werten. So weist der Biogasertragsrechner<br />

des KTBL einen Gasertrag von 480 Normliter pro Kilogramm<br />

(Nl/kg) oTS mit 58 Prozent Methan aus. Das<br />

entspricht einem Methanertrag von etwa 278 Nl Methan/kg<br />

oTS.<br />

J. Köhler und R. Müller sprechen in ihrer Anbauanleitung<br />

für die Aussaat von Durchwachsener Silphie<br />

Silphium perfoliatum L. (2015) von einem Methanertrag<br />

in Höhe von 285 Nl/kg oTS. In dem vorliegenden<br />

Versuch wurde bei der Vergärung von Donau-Silphie<br />

ein Biogasertrag von bis zu 840l/kg oTS erreicht. Das<br />

entspricht 432 Nl Methan pro kg oTS. Die sehr guten<br />

Gasausbeuten, eine gute Silierbarkeit und die Bildung<br />

von sehr wenig Sickersaft trotz niedriger TS-Gehalte sowie<br />

die gute Abbaubarkeit des optisch verholzt wirkenden<br />

Pflanzenmaterials zeigen, dass die Donau-Silphie<br />

eine sehr gute Alternative zum Einsatz von Mais in Biogasanlagen<br />

darstellt. Durch den Einsatz von Additiven,<br />

wie Sensopower Hybrid, kann die Vergärbarkeit noch<br />

optimiert werden.<br />

Autorin<br />

Dr. Angelika Konold-Schürlein<br />

Phytobiotics Futterzusatzstoffe GmbH<br />

Marketing und Produktmanagement<br />

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Tel. 0 98 74/50 48 28 11<br />

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Erntevorsatz.<br />

75


Gute<br />

International<br />

Aussichten: Hannes Muntingh,<br />

links, und John Chege diskutieren<br />

den Einfluss von Afrikas<br />

Sonne auf die Biogasproduktion<br />

im<br />

Fermenter.<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Kenia<br />

Premiere mit Avocados<br />

Nairobi<br />

Avocados sind wegen ihrer wertvollen Nährstoffe bei Anhängern der gesunden<br />

Ernährung beliebt. Dass auch die Produktionsreste eine energiereiche<br />

Ressource sind, will ein Avocadoölproduzent aus Kenia zeigen. Mit deutscher<br />

Unterstützung wird daraus Biogas für Küche und Tank.<br />

Optisch wie Steinkohle:<br />

Avocadokerne in Kisten<br />

bei Olivado in Kenia.<br />

Von Oliver Ristau<br />

Sie sehen aus wie typische Steinkohle-Eier,<br />

so wie sie früher in zahlreichen Kohlekellern<br />

alter Häuser zu finden waren – teilweise von<br />

einer weißen Schicht wie Asche überzogen,<br />

als wären sie bereits angezündet worden.<br />

Fotos: Oliver Ristau<br />

Doch tatsächlich handelt es sich um Kerne von Avocadofrüchten,<br />

die Haut geschwärzt von Luft und Hitze.<br />

Sie lagern in Kisten aus dicken Holzlatten, die verloren<br />

mitten auf einem Feld frisch aufgeworfener roter<br />

Erde stehen. Hinter einem Erdwall aus gleicher Farbe<br />

zeichnet sich gegen den blauen Himmel die typische<br />

Halbkreisform eines Gärbehälterdachs ab.<br />

Hier im kenianischen Muranga, rund eine Stunde Autofahrt<br />

Richtung Norden von Kenias Hauptstadt Nairobi<br />

entfernt, unterhält die neuseeländische Firma Olivado<br />

eine der größten Produktionsstätten Afrikas für Bio-<br />

Avocadoöl. Unscheinbar erhebt sie sich inmitten von<br />

kleinen Plantagen, auf deren trockenen Böden Mangos,<br />

Ananas und eben Avocados wachsen. Am Eingang zum<br />

Betrieb hinter einem einfachen Holztor erwartet Hannes<br />

Muntingh die Besucher. Der hellhäutige Südafrikaner<br />

arbeitet seit knapp drei Jahren hier und ist dafür<br />

zuständig, eine nachhaltige Lösung für die Abfälle zu<br />

entwickeln, die nach dem Pressen der nährstoffreichen<br />

Früchte übrig bleiben – so wie die Kerne in den Holzkisten.<br />

76


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

International<br />

„Es ging darum, eine<br />

Alternative für die Entsorgung<br />

der Produktionsabfälle zu<br />

schaffen“<br />

Hannes Muntingh<br />

Immer mehr Reste fallen an, seit die Neuseeländer<br />

vor zehn Jahren in Kenia eine<br />

Zweigstelle eröffneten. Die Zahl der Kleinbauern,<br />

die die Früchte mit der dunkelgrünen<br />

Haut hier anliefern, ist von ein paar<br />

hundert auf aktuell rund 1.500 angestiegen.<br />

Insgesamt kommen so mehr als 4.000<br />

Tonnen Früchte pro Jahr zusammen. Daraus<br />

presst Olivado Öl, das vor allem in Industrieländer<br />

exportiert wird. Dort schätzt<br />

eine wachsende Zahl ernährungsbewusster<br />

Verbraucher die Eigenschaften des Pflanzenöls,<br />

das reich an ungesättigten Fettsäuren<br />

ist. Wo die Kisten mit den Kernen in<br />

der Sonne stehen, soll künftig eine neue<br />

Lagerhalle für frische Früchte Platz finden.<br />

Doch so attraktiv das Exportprodukt auch<br />

ist, bei der Produktion fallen jede Menge<br />

Reststoffe an – Schalen, Fruchtfleisch<br />

und Kerne. Weil das Öl nur rund 11 Prozent<br />

am Gewicht ausmacht, summieren<br />

sich die Reste auf über 3.500 Tonnen, wie<br />

Muntingh vorrechnet. „Es ging darum, eine<br />

Alternative für die Entsorgung der Produktionsabfälle<br />

zu schaffen“, erzählt er. Bisher<br />

mussten die weitgehend flüssigen Reste<br />

mit Lkw nach Nairobi auf die Deponie gebracht<br />

werden.<br />

Und das ist teuer: „Die Transport- und Entsorgungskosten<br />

machen etwa 5 Prozent der<br />

gesamten Kosten des Unternehmens aus.“<br />

Zugleich verfügen die Abfälle noch über<br />

viel Energie. Eine gewisse Partie Öl bleibt<br />

im Fruchtfleisch gebunden, auch die Kerne<br />

sind Kraftpakete. Das will sich Olivado<br />

künftig zunutze machen – und zwar, um<br />

daraus Biogas zu erzeugen.<br />

Muntingh lebt seit 2008 in Kenia, war<br />

vor seiner Zeit bei Olivado selbstständiger<br />

Berater für Biogasanlagen und hat in Zusammenarbeit<br />

mit öffentlichen Geldgebern<br />

vor allem kleine Projekte für Landwirte realisiert.<br />

Jetzt ist der 42-Jährige für Großes<br />

zuständig. Ab der Erntesaison <strong>2018</strong> (März<br />

bis September) sollen die Fruchtreste vergoren<br />

werden und einen Jahresertrag von<br />

rund 3.500 Kubikmeter Rohbiogas bringen.<br />

Bei einem Anteil von 64 Prozent beträgt<br />

das erwartete Methanvolumen 2.300<br />

Kubikmeter. Das entspreche in etwa dem<br />

Äquivalent von 286.000 Litern<br />

Diesel, so Muntingh.<br />

Der Südafrikaner hat dafür ein<br />

eigenes Konzept realisiert und<br />

auf das Know-how deutscher<br />

Spezialisten zurückgegriffen.<br />

„Bisher kenne ich keine Anlage,<br />

die auf der Welt in nennenswerter Weise<br />

Biogas aus Avocadoresten herstellt“, sagt<br />

er. Einer von zwei Faulbehältern, die die<br />

Weltpremiere möglich machen sollen, ist<br />

auf einer Anhöhe hinter der Fabrik bereits<br />

zu sehen.<br />

Biogas statt Diesel und Netzstrom<br />

Die Sonne steht fast senkrecht am Himmel.<br />

Ein paar Wolken schützen bisweilen<br />

vor der intensiven Einstrahlung. Einzelne<br />

Bäume auf dem sandigen Vorplatz spenden<br />

Schatten. Auf dem Gelände herrscht wenig<br />

Betrieb. Ein paar Mitarbeiter tragen Kisten<br />

vorbei. „Im Moment ist keine Erntesaison“,<br />

sagt Muntingh. Immerhin 60 Mitarbeitern<br />

gibt die Fabrik einen Job. Jetzt haben sie<br />

viel Instandhaltungsarbeiten zu erledigen.<br />

Der Energiemanager führt die Besucher<br />

aus der Sonne in die leeren Produktionshallen.<br />

Es ist ruhig, dunkel und angenehm<br />

kühl. Alle Maschinen stehen still. Nur in<br />

einem Nebenraum herrscht Betrieb. Hier<br />

lagern noch Kisten voller Früchte aus der<br />

vergangenen Saison. Mitarbeiter zeigen sie<br />

lächelnd. Im Hintergrund der Maschinenhalle<br />

steht ein 120 Kilowatt starker Elektroboiler<br />

an der Wand, der bisher die Wärme<br />

für den Prozess liefert.<br />

Die wird dafür gebraucht, um die Avocado<br />

bei Temperaturen von 40 bis 45 Grad Celsius<br />

zu pressen. Künftig soll der Boiler nur<br />

noch als Reserve dienen, ebenso wie das<br />

Dieselaggregat hinter der Fabrik, das dafür<br />

vorgesehen ist, dann anzuspringen, wenn<br />

bei Stromausfällen die Elektrizitätsversorgung<br />

gesichert werden muss. Ihre Tage sind<br />

gezählt. Künftig sollen Wärme und Strom<br />

vollständig mit Biogas erzeugt werden.<br />

Muntingh verlässt die Halle durch den<br />

Hinterausgang. Dort steigt das Gelände<br />

sofort steil an. Es ist nur noch Platz für<br />

den 24.000 Liter Kunststofftank, in dem<br />

alle Abfälle zusammenfließen. „Sie werden<br />

automatisch hineingefördert, durchmischt<br />

und anschließend in die Fermenter<br />

gepumpt“, erklärt er. „Er wird mit einem<br />

Sensor zur Bestimmung von pH-Wert, der<br />

Temperatur und anderen wichtigen Parametern<br />

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International<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Schwarze Folien: Der<br />

zweite Fermenter soll<br />

bis zur Erntesaison im<br />

März fertig sein.<br />

Eigenregie: Muntinghs<br />

Team hat die beiden<br />

Fermenter für die<br />

Avocadoölfabrik selber<br />

gebaut.<br />

den Zustand des Substrats vor der Zufütterung kontrollieren.“<br />

Neben dem Prozesswasser werden künftig<br />

auch die flüssigen Gärreste zugeführt. Die Avocadokerne<br />

werden zuvor in einer Mühle mit einer Kapazität von<br />

zwei Tonnen pro Stunde zerstoßen.<br />

Gülle soll nicht dazugemischt werden – mit Ausnahme<br />

zum Start des Gärprozesses oder wenn entsprechende<br />

Bakterien zur Initiierung der Gärprozesse benötigt werden.<br />

Gründe sind zum einen die Logistik. Denn für den<br />

Lebensmittelbetrieb ist ein hoher hygienischer Standard<br />

Voraussetzung. Deshalb ist am Standort der Fermenter<br />

ein eigener kleiner betonierter Gülletank platziert worden.<br />

Zum anderen habe sich unter den Landwirten in<br />

der Umgebung schnell herumgesprochen, dass Gülle<br />

ein potenzieller Rohstoff für die Biogasanlage ist. „Es<br />

ist schon bemerkenswert, wie schnell die Preise plötzlich<br />

gestiegen sind“, so der Biogas-Profi.<br />

Mehr Früchte – höhere Auslastung<br />

Stattdessen will Muntingh künftig andere Fruchtabfälle<br />

nutzen, um die Auslastung der Anlage zu steigern.<br />

„So wie es aktuell steht, werden wir mit der nächsten<br />

Expansion der Fabrik in der Hauptsaison mehr Reste<br />

produzieren, als wir für die tägliche Biogasproduktion<br />

brauchen können.“ Das seien etwa 70 bis 80 Tonnen<br />

täglich inklusive des Prozesswassers. „Wir werden deshalb<br />

bis zu 50 Prozent der Kerne lagern und in der Nebensaison<br />

zufüttern. Für diese Zeit überlegen wir auch,<br />

Fruchtabfälle von Nachbarbetrieben, die Mangos und<br />

Ananas verarbeiten, einzusetzen.“<br />

Und schließlich will Olivado durch die Verarbeitung<br />

weiterer Feldfrüchte die Fabrik unabhängiger von der<br />

Avocadosaison machen. Geplant sei, künftig Öl aus<br />

Macadamianüssen zu pressen und Mangos selbst zu<br />

verarbeiten. „So werden wir mehr Abfälle in verschiedenen<br />

Saisons zur Verfügung haben“, sagt Muntingh.<br />

Nun ist es Zeit, die Anlage in Augenschein zu nehmen.<br />

Muntingh erklimmt die Anhöhe hinter der Fabrik über<br />

eine Metalltreppe, stapft über trockenes Gras, vorbei<br />

an vereinzelten Sträuchern und dürren Nadelhölzern,<br />

auch eine mit Wellbech zusammengefügte Hütte bleibt<br />

rechts liegen. Dann weist ein handgemaltes Holzschild<br />

unautorisierte Personen an, nicht weiterzugehen.<br />

Links bleibt der Blick an einem anderen Schild hängen,<br />

das vor „temporären Abfallteichen“ warnt, die mit<br />

rot-weißem Absperrband gegen den Zutritt gesichert<br />

sind. Der Besucher tut gut daran, die Warnung ernst<br />

zu nehmen, denn das schwarze Erdreich ist sumpfig.<br />

In diesem Areal hat Olivado bis vor Kurzem noch einen<br />

Teil seiner Reste deponiert, berichtet Muntingh und<br />

streicht sich Strähnen blonden Haars aus der Stirn, die<br />

der Wind aufwirbelt.<br />

Es riecht nach Erde und reifem Obst. „Wir haben dafür<br />

die Genehmigung der kenianischen Abfallbehörde für<br />

die Übergangszeit, bis die Biogasanlage arbeitet“, erklärt<br />

er. Diese offenen Lager werden mittlerweile nicht<br />

mehr gebraucht. Denn auch wenn die Stromproduktion<br />

noch nicht aufgenommen wurde, anfallende Reste werden<br />

bereits verarbeitet.<br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

International<br />

Flüssigtank: Hinter der Fabrik nimmt der Kunststoffbehälter 24.000 Liter Abfälle auf.<br />

Fermenter mit undurchlässiger<br />

Folie ausgekleidet<br />

Und zwar in einem der beiden ockergelben<br />

Fermenter, die einen Steinwurf entfernt im<br />

Erdreich stecken. Nur die obersten Partien<br />

der Garbehälter liegen frei. Dem anderen<br />

fehlt noch das Dach und gestattet so dem<br />

Betrachter den Blick in die Tiefe. Ausgekleidet<br />

ist der betonierte und je 1.400 Kubikmeter<br />

Substrat und Gas fassende Vergärer<br />

mit zwei dicken, schwarzen und wasserundurchlässigen<br />

Folien.<br />

Der erste Fermenter ist schon seit einigen<br />

Wochen in Betrieb. In dem Maschinenraum<br />

des Kolosses überprüft John Chege die Gasproduktion.<br />

Er ist Mitarbeiter der ersten<br />

Stunde. „John war Farmer, und wir haben<br />

uns vor ein paar Jahren im Rahmen eines<br />

Projektes für zwei kenianische Schulen<br />

kennengelernt“, erzählt Muntingh, während<br />

sich beide begrüßen. Ihm sei das hohe technische<br />

Verständnis von Chege aufgefallen<br />

und deshalb habe er ihm einen Job in seiner<br />

Firma angeboten.<br />

„Ich bin froh, dass er mich zusammen mit<br />

einem zweiten Kollegen auch zu Olivado<br />

begleitet hat“, gesteht der Südafrikaner.<br />

Nicht nur, weil sie den Bau bisher in Eigenregie<br />

umgesetzt haben. Sondern vor<br />

allem für die Zeit des Betriebs. Denn wenn<br />

die Anlage einmal rund um die Uhr läuft,<br />

gibt es viel zu tun, um die konstante Gasproduktion<br />

zu überwachen. Bei Problemen<br />

wird Muntinghs Team auf sich selbst angewiesen<br />

sein. Es gibt keine externen Dienstleister,<br />

die helfen könnten. Chege ist zufrieden<br />

mit der Gasproduktion. „Noch lassen<br />

wir das Biogas an die Außenluft ab, aber<br />

das wird sich ändern, sobald das gesamte<br />

Equipment und die Generatoren da sind“,<br />

erklärt der bescheiden wirkende Kenianer<br />

in seinem grünen Arbeitsoverall. „Ich<br />

wünsche mir, dass in unserem Land immer<br />

mehr Menschen diese Energiequelle nutzen<br />

werden“, sagt er noch, dann beginnt<br />

er mit Muntingh durch die Bullaugen den<br />

Zustand im Innern des Fermenters zu inspizieren.<br />

Wichtiger Partner: Biogasszene<br />

Deutschland<br />

Ein Großteil des technischen Equipments<br />

stammt aus Deutschland. So hat Verbio<br />

einen Teil der Beregnungsdüsen geliefert.<br />

Konzeptioniert wurde das BHKW<br />

vom Elektrotechnik-Meisterbetrieb Jürgen<br />

Schwarz aus Krefeld. Zum Einsatz<br />

kommen ein 130 kW elektrisch starker<br />

Generator von MTU und einer mit 125<br />

kW elektrisch von Liebherr. Die Lieferung<br />

übernimmt die Manfred Stumpf Energiesysteme<br />

aus Oberschwarzach.<br />

Den größten Einfluss auf Muntinghs Arbeit<br />

hatte aber das Biogaskontor aus Obermarchtal<br />

unter Leitung von Gründer und<br />

Geschäftsführer Erwin Köberle. Das Unternehmen<br />

hat vier Bullaugen, Beregnungsdüsen,<br />

Luftdosierstationen zur Entschwefelung<br />

sowie Pumpen und Anzeigetechnik<br />

„zum Vorzugspreis“ geliefert, wie Köberle<br />

dem Biogas Journal berichtet. Hintergrund<br />

der guten Beziehungen ist, dass der Südafrikaner<br />

vor seiner Zeit in Kenia in Köberles<br />

Betrieb ein mehrmonatiges Praktikum<br />

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International<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Denn noch steht der finale Erfolg aus. Erst wenn klar<br />

ist, dass die Bakterien aus dem bunten Fruchtcocktail<br />

tatsächlich Tag für Tag das notwendige Biogas produzieren<br />

können, wird die Rechnung aufgehen. Erst dann<br />

wird die regenerative Strom- und Wärmeproduktion<br />

funktionieren. Muntingh ist zuversichtlich, hat im Vorfeld<br />

alles gelesen, was er zum Thema im Internet finden<br />

konnte. Und er ist für den Input aus Deutschland dankbar.<br />

„Biogaskontor war ein ganz wichtiger Partner, um<br />

das Projekt hier in Kenia entwickeln zu können“, sagt<br />

er. „Ohne die Unterstützung der Deutschen wäre das<br />

schwer geworden.“<br />

Avocadosumpf: Bisher lagerten die Produktionsreste<br />

unter freiem Himmel.<br />

Expansion: Die rote Erde soll einer neuen Fabrikhalle weichen.<br />

Expansion nach ganz Afrika<br />

Muntingh plant schon die nächsten Schritte. Denn die<br />

Firma erwartet, dass die Anlage teils deutlich mehr<br />

Strom und Wärme produzieren könnte, als die Fabrik<br />

benötigt. Es gebe zwar eine Art Einspeisetarif in Höhe<br />

von etwa 9 Eurocent je Kilowattstunde, um überschüssigen<br />

Strom an das Netz zu verkaufen. Doch das sei<br />

wenig attraktiv. Der Energiemanager plant stattdessen,<br />

das Biogas zu Biomethan aufzureinigen, in Flaschen<br />

abzufüllen und als Kochgas zu verkaufen. Aktuell wartet<br />

Olivado auf die dafür notwendigen Maschinen aus<br />

Indien. Außerdem schwebt ihm vor, das Gas als Kraftstoff<br />

einzusetzen. „Wir planen, unsere Fahrzeuge künftig<br />

mit eigenem Biomethan zu betanken.“<br />

Während Muntingh den Rückweg zur Fabrikhalle antritt,<br />

berichtet er von den Schwierigkeiten, das Projekt<br />

zu entwickeln. „In Kenia ist kaum technisches Equipment<br />

zu bekommen“, sagt er. Deshalb war die Hilfe aus<br />

Deutschland so wichtig. Die gibt es auch bei der Finanzierung,<br />

einer weiteren Klippe, die es zu umschiffen<br />

galt. „Die lokalen Banken haben zunächst nicht verstanden,<br />

was wir hier vorhaben“, sagt er. Dafür aber die<br />

Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft<br />

(DEG), eine Tochter der bundeseigenen KfW-Bankengruppe.<br />

Sie hat 20 Prozent zur Finanzierung des rund 1<br />

Million Euro teuren Vorhabens beigetragen.<br />

Und das Konzept soll Schule machen. „Das Potenzial,<br />

Biogas in Afrika zu gewinnen, ist enorm“, sagt<br />

Muntingh zum Abschied des Besuchs bei Olivado.<br />

Die Gesellschaft hat deshalb eine eigene Tochter gegründet,<br />

um das Konzept auch außerhalb von Kenia<br />

zu verbreiten. Dann könnten die schwarzen Kerne der<br />

Avovado auch anderswo in den Tropen zu einem wichtigen<br />

Energieträger werden. Die Optik dafür jedenfalls<br />

hätten sie.<br />

Für alle Fälle: Für Wartung oder sontige Unterbrechungen<br />

hält Olivado Backup-Lösungen vor.<br />

gemacht hat. „Er hat in der Zeit auch bei uns gewohnt,<br />

war ein Teil der Familie“, so Köberle. „Der Hannes war<br />

überall dabei“, erinnert er sich an den engagierten<br />

Praktikanten von damals und hofft, dass dessen Euphorie<br />

für das Projekt am Ende auch berechtigt sein wird.<br />

Autor<br />

Dipl.-Pol. Oliver Ristau<br />

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Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

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International<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Finnland<br />

Helsinki<br />

Klima-Kapriolen,<br />

Biogas und<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

Wenige Biogasanlagen sind in Finnland in Betrieb. Die Verstromung<br />

ist nicht lohnend. Das Gas muss seinen Weg in die<br />

Mobilität, in Industrieprozesse oder in den Wärmesektor finden.<br />

Die Finnen wollen nun eine Kreislaufwirtschaft etablieren. Eine<br />

Chance für mehr Biomethanproduktion.<br />

Von Dierk Jensen<br />

Anne Paadar,<br />

Mitarbeiterin der Jeppo<br />

Biogas Ab, vor der<br />

öffentlichen Biogastankstelle<br />

in Jeppo.<br />

Es ist Ende Oktober. Die Sonne scheint. Während<br />

die finnischen Radiosender tagsüber<br />

für den frühen Abend den ersten Schneefall<br />

ankündigen, rauschen Dutzende Mähdrescher<br />

in Westfinnland über die Felder, um<br />

Bohnen, Raps und Hafer zu dreschen. Die Temperatur<br />

liegt bei etwas über 0 Grad, die Landwirte auf ihren<br />

Traktoren und Erntemaschinen tragen Mützen und<br />

Handschuhe. Als gegen späten Nachmittag tatsächlich<br />

die Sonne weicht und die ersten zarten Flocken fallen,<br />

da wirkt der goldgelb aufblitzende Hafer auf den Korntanks<br />

vollends surreal.<br />

Kurt Stenvall nickt. „Ja, so eine späte Ernte hatten wir<br />

hier noch nie“, seufzt der Endfünfziger. Der Geschäftsführer<br />

der Jeppo Biogas Ab, eine der nördlichsten Biogasanlagen<br />

Europas im Westen Mittelfinnlands, weiß<br />

Fotos: Dierk Jensen<br />

auch nicht so recht, was er sagen soll, zuckt ziemlich<br />

ratlos die Schultern. „Wir hatten in dieser Region einen<br />

extrem kalten Sommer, nie über 20 Grad Celsius. Als<br />

dann das Getreide Ende September endlich reif war,<br />

setzte der Regen ein, vier Wochen lang“, klagt Stenvall<br />

über das extreme Wetter. Klimawandel?<br />

Während an diesem denkwürdigen Oktobertag zumindest<br />

auf den Feldern der finnische Elch steppt, ist an<br />

der Tankstelle der Jeppo Biogas Ab eher weniger los.<br />

„In der Regel fahren hier täglich bis maximal fünf Autofahrer<br />

vor und tanken Biomethan“, erklärt Stenvall<br />

nüchtern. Es sei weniger Nachfrage vorhanden, als<br />

noch vor vier Jahren beim Start der Biogasanlage die<br />

Investoren hofften, räumt er freimütig ein.<br />

Mehr Gasfahrzeuge notwendig<br />

Richtig erstaunlich ist die schwache Nachfrage nach<br />

diesem Kraftstoff allerdings nicht, denn in ganz Finnland<br />

gibt es gegenwärtig gerade mal 3.500 angemeldete<br />

Gasautos. Zwar hat sich die aktuelle Koalitionsregierung<br />

in Helsinki das energie- und klimapolitische<br />

Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren bis zu 50.000<br />

gasbetriebene Autos auf die Straßen zu bringen, doch<br />

hilft dies den Anbietern von Biomethan augenblicklich<br />

noch nicht sonderlich weiter.<br />

Trotzdem setzt Stenvall auf die Mobilität, weil seiner<br />

Ansicht nach der finnische Strommarkt bei einem Verbraucherpreis<br />

von 11 Cent pro Kilowattstunde für die<br />

Biogasnutzung wenig wirtschaftliche Perspektiven biete.<br />

Obendrein weckt der Markt für landwirtschaftliche<br />

Zugmaschinen neue Hoffnungen. So beabsichtigt der<br />

skandinavische Hersteller Valtra, mit einem neuen mit<br />

Biomethan betriebenen Traktor eine klimafreundlichere<br />

Ära in der Landwirtschaft einzuläuten. Klar, dass<br />

das neue Valtra-Modell auch schon auf der Biomethan-<br />

Tankstelle von Jeppo für Promotionszwecke betankt<br />

wurde.<br />

82


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

International<br />

Dennoch, nur ein kleiner Anteil des in<br />

Jeppo erzeugten Biogases, maximal<br />

der Energiewert von 5 Gigawattstunden,<br />

geht bislang in die Tanks. Dabei<br />

ist die Biogasanlage, deren Fermenter-<br />

Technologie von der niedersächsischen<br />

Weltec Biopower GmbH geliefert wurde,<br />

erstaunlich groß. So verarbeitet sie<br />

aktuell rund 70.000 Kubikmeter Gülle,<br />

die von rund 150 Viehhaltern mit einer<br />

Betriebsgröße von 20 bis 200 Hektar<br />

Land bezogen wird. In der Mehrzahl<br />

sind es Schweinehalter, von denen fünf<br />

große gewerbliche Schweinezüchter<br />

sind, die ohne Land produzieren.<br />

Darüber hinaus werden noch 50.000 Kubikmeter Gemüse-<br />

und Schlachtabfälle sowie etwas Gras und Stroh<br />

aus kommunaler Flächenpflege vergoren. Insgesamt<br />

erzeugt die Anlage jährlich rund 4,5 Millionen Kubikmeter<br />

Biogas, an der zu einem guten Drittel der kleine<br />

lokale Stromnetzbetreiber Jeppo Kraft Andelslag, zu<br />

22,5 Prozent das Fleischverarbeitungsunternehmen<br />

Snellman Ab in Jakobstad und weitere sechs in der Region<br />

aktive Unternehmen beteiligt sind.<br />

Sören Antfolk, Bullenmäster, bringt im Auftrag der<br />

Biogasanlage in Jeppo die Gärreste auf die Felder der<br />

Güllelieferanten.<br />

Geschäftsführer Kurt Stenvall auf<br />

dem Gelände der Biogasanlage<br />

in Jeppo.<br />

Druckwasserwäsche veredelt das Rohgas<br />

Eine Verstromung ist in Jeppo wegen der niedrigen<br />

Einspeisevergütung bis heute keine wirtschaftliche<br />

Option. Stattdessen wird das Biogas mit einer Druckwasserwäsche<br />

zu Biomethan veredelt und zwei großen<br />

Unternehmen bereitgestellt. Zum einen ist es der nur<br />

ein paar Kilometer entfernte Hersteller von Sandpapieren,<br />

das Unternehmen Mirka, der das Gas per Pipeline<br />

für die Dampferzeugung nutzt und dafür den früher eingesetzten<br />

Brennstoff Holzhackschnitzel einspart.<br />

„Wir können unser Biomethan für den halben Preis<br />

im Vergleich zur festen Biomasse bereitstellen“, hebt<br />

Stenvall hervor. Der zweite große Gaskunde ist der Mitgesellschafter<br />

der Biogasanlage, der Fleischverarbeiter<br />

Snellman Ab im 40 Kilometer entfernt gelegenen Jakobstad;<br />

via Gastank-Lastzüge wird das Unternehmen<br />

mit Biomethan versorgt und deckt damit den Wärmebedarf<br />

für dessen Schinken- und Wurstherstellung.<br />

Dagegen spielt die Bereitstellung von Wärme qua Biogas<br />

in der Region von Jeppo keine Rolle. Das hat gute<br />

Gründe. „Nur im Süden Finnlands existiert überhaupt<br />

ein Gasnetz. Weiter im Norden gibt es hingegen viele<br />

regionale Wärmenetze, die auf der Basis von Holz<br />

betrieben werden“, erklärt Stenvall in seinem gemütlichen<br />

Büro, „das ist im Gegensatz zu Biogas von Fall zu<br />

Fall auch günstiger, weil in der finnischen Holzindustrie<br />

einfach viel Restholz anfällt.“<br />

Angesichts dessen, und das wiederholt Stenvall gerne,<br />

sehe er für Biogas in einem CO 2<br />

-freien Finnland bis<br />

2045 vor allem in der Mobilität das eigentliche Einsatzgebiet.<br />

„50.000 Gasautos in Finnland bis 2030 ist<br />

für uns also tatsächlich eine gute Perspektive“, unterstreicht<br />

Stenvall und verweist<br />

auf einen Kraftstoffpreis, der<br />

unter 1 Euro liege. Allerdings<br />

mahnt der Biogasbetreiber<br />

eine langfristig verlässliche<br />

Energiestrategie seitens Helsinki<br />

und Brüssel an.<br />

Apropos Holz. Davon hat Finnland<br />

reichlich. Fast 90 Prozent<br />

der gesamten Landfläche ist<br />

von Wald bedeckt. Trotz einer<br />

intensiven Holz- und Papierindustrie<br />

wachse der Forstbestand,<br />

so beteuern zumindest<br />

die amtlichen Statistiken. Wie<br />

dem auch sei, die feste Biomasse<br />

spielt im Gegensatz zu<br />

anderen europäischen Ländern<br />

in der Energieversorgung<br />

eine große Rolle. Rund ein<br />

Fünftel des Primärenergieverbrauchs<br />

deckt Finnland mit<br />

Holz ab. Eine Besonderheit ist<br />

die energetische Nutzung von<br />

Torf, der nach finnischer Diktion<br />

als nachwachsender Rohstoff<br />

zu bewerten sei – wächst<br />

doch Torf, wenngleich sehr<br />

langsam, über einen langen<br />

Zeitraum nach: rund 1 Zentimeter<br />

pro hundert Jahre.<br />

Aber nicht nur die energetische<br />

Verwertung der festen Biomasse wird als wichtig<br />

erachtet, auch deren stoffliche Verwertung. Diesbezüglich<br />

bringt es der finnische Umweltminister Tiilikainen<br />

(siehe Interview auf Seite 86) auf den Punkt: „Wir wollen<br />

weg von der Pipeline – hin zur Kreislaufwirtschaft“. Mit<br />

diesem Motto will sich Finnland in Zeiten weltweit knapper<br />

werdender Ressourcen international positionieren;<br />

dafür hat die amtierende Regierung einen ambitionierten<br />

„Fahrplan für eine Kreislaufwirtschaft bis 2025“<br />

aufgelegt.<br />

„50.000 Gasautos in<br />

Finnland bis 2030 ist für<br />

uns also tatsächlich eine<br />

gute Perspektive“<br />

Kurt Stenvall<br />

Teil der Druckwasserwäsche,<br />

die das<br />

Rohgas reinigt, sodass<br />

es anschließend in<br />

Erdgasqualität vorliegt.<br />

83


International<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Der Technische Direktor<br />

Ilkka Virkajärvi vor der<br />

Biogasversuchsanlage<br />

bei Turku, die Stickstoff<br />

mikrobiologisch separiert.<br />

Ductor führt unter<br />

der Federführung von<br />

Virkajärvi in Laboren<br />

des Helsinki Science<br />

Park mikrobiologische<br />

Versuche durch.<br />

Kreislaufwirtschaft: mehr Werkstoffe aus<br />

Biomasse<br />

Obendrein haben die Finnen Ende 2016 in Helsinki<br />

den ersten internationalen Kongress zum Thema Kreislaufwirtschaft<br />

veranstaltet, der vom finnischen Innovationsfonds<br />

Sitra organisiert wurde. Die Botschaft dieses<br />

Kongresses war klar umrissen: Statt auf Werkstoffe mit<br />

fossiler Provenienz wollen die Finnen vornehmlich auf<br />

holzbasierte Materialien setzen. Manche Kongressteilnehmer<br />

träumten sogar von Flugzeugen aus Holzverbundstoffen.<br />

Bis es dazu tatsächlich kommt, ist sicherlich noch ein<br />

langer Weg zu gehen. Dass dieses Ziel aber konsequent<br />

verfolgt wird, bekräftigen Mitarbeiter von Sitra, die mit<br />

einem Jahresetat von 30 Millionen Euro aktuell den<br />

Schwerpunkt ihrer Aktivitäten in diesen Bereich setzen;<br />

so bereitet die Sitra derzeit den zweiten internationalen<br />

Kreislaufwirtschafts-Kongress vor, der in Japan<br />

stattfinden soll.<br />

In dieser von der finnischen Regierung proklamierten<br />

Etablierung einer Kreislaufwirtschaft sollen auch die<br />

Vorteile von Biogas eine integrale Rolle einnehmen.<br />

In der energetischen Verwertung von Reststoffen aus<br />

Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft sowieso, aber<br />

auch in der Aufbereitung von urbanen und industriellen<br />

Abwässern. Darüber hinaus pflichtet Umweltminister<br />

Tiilikainen dem Biogasprozess auch hinsichtlich eines<br />

nachhaltig gestalteten Nährstoffmanagements eine<br />

große Bedeutung bei.<br />

Gärrestaufbereitung: Lösung von Ductor<br />

Große Hoffnungen setzt die Politik unter anderen in<br />

das noch junge finnische Unternehmen Ductor, das mit<br />

einigen Patenten sowohl auf spezielle Bakterienstämme<br />

als auch auf das Verfahren zur mikrobiologischen<br />

Stickstoff- und Phosphattrennung in die Biogasbranche<br />

drängt. Geschäftsführer Ari Ketola erläutert bei der<br />

Präsentation der Versuchsanlage in der Nähe der südfinnischen<br />

Stadt Turku, wie er sagt, “die großen Chancen<br />

der von seiner Firma entwickelten Biotechnologie”<br />

für diejenigen Biogasanlagen-Betreiber, die bislang<br />

ein Problem mit latenter<br />

Nährstoffüberfrachtung<br />

haben.<br />

Durch das neuartige Verfahren<br />

können Stickstoffe<br />

und Phosphate zukünftig<br />

auf kostengünstige<br />

Art und Weise separiert<br />

werden. Dies bringe zwei<br />

Vorteile. Einerseits können<br />

die von Stickstoff<br />

befreiten Gärreste problemlos<br />

aufs Feld gebracht werden, andererseits lässt<br />

sich die separierte Fraktion als Dünger gewinnbringend<br />

und gezielt im Pflanzenbau einsetzen. Ob sich die auf<br />

einem Flyer zu lesende Zeile „Ductors bahnbrechende<br />

Innovation wird die Welt verändern“ bewahrheiten wird,<br />

sei jedoch dahingestellt, denn eine Landwirtschaft,<br />

die gewerbliche Viehhaltung ohne Flächenbindung<br />

betreibt, steht eben im krassen Widerspruch zu einer<br />

Kreislaufwirtschaft und verkörpert vielmehr eine industrielle<br />

Wirtschaftsweise, bei der die natürlichen Kapazitäten<br />

der Kulturlandschaften offensichtlich schon<br />

heute deutlich überreizt werden.<br />

Ansonsten gäbe es die Nährstoffüberfrachtung in vielen<br />

Regionen in dem extremen Ausmaße gar nicht.<br />

Dass Ductor nun für diese Art von Fleischproduktion<br />

mit angeschlossenen Biogasanlagen eine profitable<br />

Lösung offeriert, ist zwar ehrenwert, aber letztlich dann<br />

doch nur eine Fehlerkorrektur im falschen Rahmen.<br />

Nichtsdestoweniger: Das Ductor-Verfahren ist nicht nur<br />

wegen der Novelle der Düngeverordnung hochinteressant.<br />

Es ist ein intelligentes Verfahren, um Nährstoffe<br />

nachhaltig zu managen.<br />

So liegen nach Aussage von Aarre Viiala, Geschäftsführer<br />

der deutschen Unternehmenstochter von Ductor,<br />

schon vier Bestellungen aus den Reihen der deutschen<br />

Biogaswirtschaft auf seinem Düsseldorfer Schreibtisch.<br />

Es fehlen nur noch die letzten Genehmigungen<br />

von den Behörden, dann geht es nach dem Start eines<br />

Versuchsreaktors im emsländischen Haren in die<br />

nächste Runde des finnischen Newcomers. Im Sinne<br />

der Kreislaufwirtschaft ist Ductor politische Rückendeckung<br />

aus Helsinki auf jeden Fall sicher.<br />

Autor<br />

Dierk Jensen<br />

Freier Journalist<br />

Bundesstr. 76<br />

20144 Hamburg<br />

Tel. 040/88 177 776<br />

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84


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

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85


International<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Interview<br />

»Weg von der Pipeline-Wirtschaft,<br />

hin zur Bioökonomie«<br />

Im Gespräch mit dem finnischen Umweltminister Kimmo Tiilikainen<br />

von der Finnischen Zentrumspartei über die Energie- und Klimapolitik<br />

Finnlands.<br />

Interviewer: Dierk Jensen<br />

Biogas Journal: Herr Tiilikainen, welche<br />

energie- und klimapolitischen Ziele verfolgt<br />

die finnische Regierung?<br />

Kimmo Tiilikainen: Unsere Regierung bekennt<br />

sich klar zu den Vereinbarungen, die<br />

auf der Pariser Klimakonferenz getroffen<br />

worden sind. Wir wollen unseren Beitrag<br />

dazu leisten und haben dafür in 2016<br />

ehrgeizige Ziele gesetzt: Die Erneuerbaren<br />

Energien sollen in Finnland bis zum Jahr<br />

2030 einen Anteil von 50 Prozent am Energieverbrauch<br />

haben, die Kohlenutzung wird<br />

bis 2030 beendet sein, und wir wollen bis<br />

dahin die energetische Nutzung von Erdöl<br />

um die Hälfte kürzen. Unser aktueller Klimaplan<br />

beinhaltet eine Reduzierung der<br />

CO 2<br />

-Emissionen bis 2030 um 39 Prozent<br />

in Relation zu 2005. Und bis 2045 wollen<br />

wir klimaneutral sein.<br />

Biogas Journal: Klima- und Energiepolitik<br />

ist die eine Seite der Medaille. Wie beurteilen<br />

Sie die Bedeutung für eine nachhaltige<br />

Ressourcen-Wirtschaft?<br />

Tiilikainen: Es gibt zwei große und ernste<br />

Probleme in der Welt. Das erste ist der<br />

Klimawandel, das zweite ist der Mangel an<br />

Ressourcen. Beide Probleme müssen wir<br />

lösen, um Zukunft gestalten zu können.<br />

Daher hat die finnische Regierung fünf<br />

strategische Ziele definiert, um den Herausforderungen<br />

der Zukunft begegnen zu<br />

können. Dazu gehören die Förderung der<br />

Bioökonomie, der Kreislaufwirtschaft und<br />

der grünen Ökonomie. Wir wollen dahin.<br />

Nicht zuletzt deswegen haben wir den ersten<br />

Welt-Kreislaufwirtschafts-Kongress in<br />

Helsinki in 2016 veranstaltet, um diesem<br />

Thema eine angemessene Aufmerksamkeit<br />

zu geben.<br />

Es gilt: Weg von der Pipeline-Ökonomie,<br />

hin zur Bioökonomie. So war es für uns in<br />

der Vergangenheit wichtig, das Abwasser-<br />

Management zum Schutz der Ostsee zu<br />

etablieren, um die Nährstoffeinträge zu<br />

reduzieren. Allerdings reicht dies allein<br />

nicht. Wir müssen die Nährstoffe im Sinne<br />

der Kreislaufwirtschaft auch wieder dorthin<br />

zurückbringen, woher sie kommen. Wir<br />

müssen Abwässer oder landwirtschaftliche<br />

Abfälle so behandeln, dass die in ihr enthaltenen<br />

Nährstoffe gut dosiert als Dünger<br />

eingesetzt werden können. In diesem Kontext<br />

ist auch die Produktion von Biogas eine<br />

Option, um die Nährstoffe sinnvoller zu<br />

nutzen und die anfallenden Restnährstoffe<br />

auf Felder zurückzubringen.<br />

Biogas Journal: Passiert im Bereich einer<br />

kreislauforientierten Bioökonomie in Finnland<br />

denn schon Konkretes?<br />

Tiilikainen: Es geht im Generellen ja letztlich<br />

um eine industrielle Symbiose, bei der<br />

Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft kombiniert<br />

werden. Dafür gibt es in Finnland<br />

bereits sehr gute Beispiele. Im Oktober<br />

2017 hat beispielsweise eine der größten<br />

Bioraffinerien in Europa im mittelfinnischen<br />

Äänekoski, betrieben von der Metsä-<br />

Gruppe, ihre Produktion aufgenommen.<br />

Dort ist mehr als 1 Milliarde Euro investiert<br />

worden.<br />

Der Leitgedanke bei dieser Anlage ist, wie<br />

die Nebenprodukte bei der Zellstoffherstellung<br />

optimal verwertet werden können. So<br />

fallen bei der Zellstofferzeugung rund 5<br />

bis 20 Prozent verwertbare Abfälle an, die<br />

schon heute rund 20 Prozent des Umsatzes<br />

ausmachen. Wobei es noch viele innovative<br />

Ideen gibt, wie diese Abfälle durch neue<br />

Produkte eine noch höhere Wertschöpfung<br />

erreichen. Klar ist doch: Wir müssen noch<br />

große Schritte zu Steigerung der Materialeffizienz<br />

gehen.<br />

Um diesen Prozess zu beschleunigen, stellen<br />

wir seitens der Regierung Fördermittel<br />

bereit und setzen auf enge Kooperation zwischen<br />

privaten Unternehmen und öffentlichen<br />

Institutionen. Aber unabhängig dieser<br />

Ansätze einer kreislaufwirtschaftsorientierten<br />

Bioökonomie gibt es noch einen weiteren<br />

Aspekt, der nicht zu vernachlässigen<br />

ist: Wir müssen als Verbraucher in Zukunft<br />

nicht mehr alles selber besitzen, wir können<br />

es auch teilen.<br />

Biogas Journal: Das klingt alles sehr gut.<br />

Es klingt ein bisschen so, als ob Finnland<br />

ein Garten Eden wäre. Jedoch gibt es einige<br />

Teufelchen in diesem Paradies, nämlich<br />

eine Handvoll finnischer Atomkraftwerke.<br />

Wie vereinen sie diese Atompolitik mit ihren<br />

ehrgeizigen klimapolitischen Plänen?<br />

Tiilikainen: Mmmh, da gibt es in der Tat<br />

unterschiedliche Haltungen gegenüber<br />

unserer Atomkraft. Ich würde sagen, die<br />

Atomkraft ist sicherlich nicht der beste Weg<br />

einer zukunftsfähigen Energieproduktion,<br />

doch ist sie immerhin CO 2<br />

-frei. Wir betrachten<br />

daher die Atomenergie mittelfristig als<br />

eine Komponente auf dem Weg hin zu einer<br />

klimaneutralen Energieerzeugung.<br />

Allerdings sollte man die Verhältnismäßigkeit<br />

nicht aus den Augen verlieren. So<br />

Foto: Dierk Jensen<br />

86


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

International<br />

macht die Elektrizität nicht mehr als 30<br />

Prozent des finnischen Energieverbrauchs<br />

aus. Das Stromsegment wird nur zu einem<br />

Drittel aus Atomstrom gespeist. Die größere<br />

Herausforderung liegt doch in den<br />

Sektoren Verkehr und Wärme, wo es darum<br />

geht, den Umbau von fossilen hin zu Erneuerbaren<br />

Energien voranzubringen.<br />

Biogas Journal: … also ist die Atomkraft<br />

kein Teufelszeug?<br />

Antwort: Ohh, (Tiilikainen macht ein kleine<br />

Pause) … wenn die Atomkraft in der denkbar<br />

sichersten und gewissenhaftesten Art<br />

und Weise genutzt wird, ist es, nein, kein<br />

Teufelswerkzeug.<br />

Biogas Journal: Hat die finnische Regierung<br />

denn eine Roadmap für den Transformationsprozess<br />

im Verkehrssektor?<br />

Tiilikainen: Wir haben in unserem Klimaplan<br />

klare Ziele für den Verkehrssektor gesetzt:<br />

50 Prozent weniger Emissionen bis<br />

2030 im Vergleich zum Jahr 2005. Dabei<br />

ist es der schnellste Weg, Emissionen im<br />

Verkehr zu reduzieren, indem man die erneuerbaren<br />

Komponenten in jedem Kraftstoff<br />

auf 30 Prozent bis 2030 anhebt. Wir<br />

bieten dazu finanzielle Anreize an, damit<br />

sich die Finnen für E-Fahrzeugen entscheiden.<br />

Ich bin mir sicher, dass damit<br />

den elektrischen Antriebssystemen der<br />

Marktdurchbruch gelingen wird. Zudem<br />

stehen für uns der Schwertransport sowie<br />

der Schiff- und Flugverkehr im Fokus, auch<br />

diese Bereiche müssen ihre Emissionen<br />

reduzieren.<br />

Biogas Journal: Wie ist die Haltung der finnischen<br />

Regierung gegenüber dem geplanten<br />

Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2?<br />

Tiilikainen: Wir nehmen die gleiche Haltung<br />

wie gegenüber Nord Stream 1 ein. Es ist<br />

für uns keine ökonomische oder politische<br />

Frage, sondern eine der Umwelt. Der Bau<br />

einer solchen Leitung verursacht ökologische<br />

Effekte, bei denen wir denken, dass<br />

diese in der Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

klar berücksichtigt werden müssen.<br />

Biogas Journal: Themenwechsel. Sind Sie<br />

zufrieden mit der derzeitigen europäischen<br />

Energiepolitik?<br />

Tiilikainen: Im Allgemeinen unterstützen<br />

wir die EU-Energiepolitik. Wir meinen, dass<br />

Vieles auf gutem Weg ist. Sind doch mit den<br />

europäischen Vorgaben, ob nun Elektromobilität<br />

oder der Ausbau des europäischen<br />

Netzes, gute Entwicklungen vorangebracht<br />

worden. Finnland eilt zwar den von der EU<br />

gesetzten Klimazielen weit voraus, doch<br />

hoffen wir daher umso mehr, dass auch die<br />

anderen EU-Länder nachziehen werden.<br />

Kein Zweifel besteht doch daran, dass die<br />

Preise für CO 2<br />

-Emissionen steigen müssen,<br />

damit die Klimapolitik europaweit weiter<br />

vorankommt. Der finnische Wald ist dabei<br />

eine wirksame CO 2<br />

-Senke. Der jährliche<br />

Zuwachs des finnischen Waldes bewirkt<br />

jährlich eine Einsparung von 40 Millionen<br />

Tonnen CO 2<br />

. Das müsste neu bewertet werden,<br />

damit die nachhaltige Bioökonomie<br />

noch größere Unterstützung findet und der<br />

Wald als Klimaschutz-Instrument aktiver<br />

als bisher eingesetzt werden kann.<br />

Wir in Finnland haben in den vergangenen<br />

Jahren das jährliche Waldwachstum<br />

nahezu verdoppelt, dafür muss es meiner<br />

Meinung nach einen noch stärkeren ökonomischen<br />

Anreiz geben als bisher. Klimapolitik<br />

muss so ausgerichtet werden, dass die<br />

Waldpolitik auch tatsächlich einen aktiven<br />

Beitrag leisten kann.<br />

Biogas Journal: Welche Rolle spielt Biogas<br />

in Finnland?<br />

Tiilikainen: Die Rolle von Biogas wird größer.<br />

Die größten Chancen liegen dabei im<br />

Verkehrssektor. Biomethan aus Biogas<br />

kann auf einfache Weise Erdgas im Verbrennungsmotor<br />

ersetzen. Biogas ist aber<br />

derzeit leider nicht profitabel allein durch<br />

die Energiegewinnung, sondern erst durch<br />

eine Kombination von energetischer und<br />

stofflicher Nutzung. Erst durch eine sinnvolle<br />

Weiterverwertung der Nährstoffe, wie<br />

sie in den Städten anfallen, wird Biogas<br />

wirtschaftlich.<br />

Biogas Journal: Finnische Biogaserzeuger<br />

kritisieren, dass es keine langfristige Biogasstrategie<br />

gäbe …<br />

Tiilikainen: Das finnische Wirtschaftsministerium<br />

stellt gerade deswegen finanzielle<br />

Mittel bereit, um die Wirtschaftlichkeit<br />

der Biogasproduktion in Finnland zu<br />

verbessern. In <strong>2018</strong> werden wir zusätzlich<br />

neue Beihilfen für die Umstellung von<br />

Fahrzeugen auf Gasantriebe einführen.<br />

Aber natürlich, wir starten auf einem niedrigen<br />

Niveau, und es braucht Zeit, bis sich<br />

dies etabliert hat. Mir ist die Kritik seitens<br />

der Biogasproduzenten bekannt; ja es<br />

stimmt, es gibt aktuell Schwierigkeiten, die<br />

ich nicht verleugnen kann. Wir sind aber<br />

dabei, substanzielle Änderungen durchzusetzen,<br />

um das wirtschaftliche Umfeld für<br />

Biogaserzeugung nachhaltig zu ändern.<br />

Biogas Journal: Was halten Sie eigentlich<br />

von der deutschen Energiewende?<br />

Tiilikainen: Ich bin nicht die Person, die<br />

Empfehlungen an die deutsche Energiepolitik<br />

geben mag. Ich kann als finnischer<br />

Umweltminister aber so viel sagen, dass ich<br />

schon verärgert bin, wenn schon mal vereinbarte<br />

Emissionsziele dann doch nicht<br />

erreicht werden. Wir haben europaweite<br />

Ziele, aber jede einzelne Regierung macht<br />

natürlich ihre eigene Politik.<br />

Biogas Journal: Der Europäische Emissionsrechtehandel<br />

ist ziemlich zahnlos. Die<br />

Preise für Emissions-Zertifikate sind am<br />

Boden. Wie kann man das ändern?<br />

Tiilikainen: Ja, die Preise sind im Moment<br />

eindeutig zu niedrig. Die in der Vergangenheit<br />

vorgenommenen Änderungen am<br />

Handelsschema für Emissionsrechte sind<br />

letztlich ein Resultat dieser niedrigen<br />

Preise. Ich hoffe daher, dass die Preise für<br />

CO 2<br />

-Emissions-Zertifikate wieder ansteigen<br />

werden, denn das ist sehr essenziell für<br />

eine erfolgreiche europäische Energie- und<br />

Klimapolitik in Zukunft. Wir müssen uns<br />

aber noch bis 2021 gedulden – wenn die<br />

nächste Handelsphase beginnt. Wenn unsere<br />

Bemühungen nicht ausreichen, müssen<br />

wir eben noch mehr machen.<br />

Biogas Journal: Herr Tiilikainen, vielen<br />

Dank für das Gespräch.<br />

Interviewer<br />

Dierk Jensen<br />

Freier Journalist<br />

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87


International<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Indien<br />

Gaushalas mit<br />

Biogasanlagen<br />

verknüpfen<br />

Neu-Delhi<br />

Zurzeit arbeitet Indien intensiv an einem Konzept für Geflügel- und Milchwirtschaftsbetriebe,<br />

einschließlich Gaushalas, aus der Perspektive technischer,<br />

finanzieller und sozialer Nachhaltigkeit. Eine Gaushala ist eine Art Pflege- und<br />

Futterstation für Kühe in Indien. Sie konzentrieren sich aufgrund der religiösen<br />

Bedeutung von Kühen im Hinduismus und die damit verbundene kulturelle<br />

Sensibilität in Bezug auf ihr Wohlergehen auf eine gute Behandlung der Kühe.<br />

Von Abhijeet Mukherjee<br />

Zwar gibt es im ganzen Land eine<br />

Reihe von florierenden Geflügelund<br />

Milchviehbetrieben sowie<br />

Gaushalas, aber ihre Nachhaltigkeit<br />

bleibt ein Thema, das im<br />

Fokus behalten werden muss. Vor allem<br />

Gaushalas, in denen Milchvieh und andere<br />

Rinder untergebracht sein können,<br />

benötigen große Mengen Rinderfutter und<br />

Nahrungsergänzung, manchmal antibiotische<br />

Medikamente und andere Mittel. Die<br />

Gaushalas sind genauso wie die Milchviehwirtschaft<br />

in Indien in den vergangenen<br />

Jahrzehnten stark gewachsen, sodass im<br />

Land ein großer Viehbestand entstanden<br />

ist. Nach einem stetig wachsenden Erfolg<br />

bei der Milchproduktion und Viehzucht im<br />

Laufe der Jahre sieht sich die Branche jetzt<br />

mehreren Herausforderungen gegenüber.<br />

Ein chronischer Mangel an Rinderfutter in<br />

Kombination mit der schlechten Qualität<br />

des Futters ist zum Haupthemmnis geworden.<br />

Bei dem derzeitigen System intensiver<br />

Viehzucht wird großer Wert auf die Fütterung<br />

mit Konzentratfutter gelegt, was die<br />

Kosten für die Milchproduktion erhöht und<br />

den Profit für die Eigentümer/Landwirte erheblich<br />

gesenkt hat.<br />

Eine nachhaltige Milchviehwirtschaft in<br />

Indien ist ein neues Konzept, das die ordnungsgemäße<br />

und effiziente Nutzung von<br />

Ressourcen berücksichtigt, ohne sie auszubeuten.<br />

Zwar kann der Ansatz dieser<br />

modernen Methode für die Milchviehwirtschaft<br />

ausgefeilt wirken, aber die meisten<br />

ihrer wichtigen Elemente haben ihren Ursprung<br />

in traditionellen Landwirtschaftsmethoden.<br />

Bei den wichtigsten Aspekten der nachhaltigen<br />

Milchviehwirtschaft geht es um drei<br />

Hauptelemente:<br />

1. Augenmerk auf der Tierhaltung<br />

Die Wahl der richtigen Rasse ist der erste<br />

Aspekt, der in der Milchviehwirtschaft und<br />

in den Gaushalas berücksichtigt werden<br />

muss. Die meisten Landwirte wählen die<br />

Tierrasse ausschließlich nach dem Milchertrag,<br />

ohne sich Gedanken über ihre Eignung<br />

für das lokale Klima, die Verfügbarkeit<br />

von Futter, die Widerstandsfähigkeit<br />

gegen Krankheiten und Schädlinge und die<br />

Umweltbedingungen zu machen. Der indische<br />

Biogasverband ist der Ansicht, dass<br />

einheimische Rassen wie Murrah-Büffel<br />

oder Sindhi- oder Desi-Kühe geeigneter für<br />

das indische Klima sind.<br />

2. Blick auf das Ökosystem<br />

Die Rindertypen mit hohen Milcherträgen<br />

von heute benötigen eine stabile Versorgung<br />

mit Qualitätsfutter. Während das<br />

meiste Rinderfutter für die herkömmliche<br />

Milchviehwirtschaft auf dem Markt gekauft<br />

wird, muss nachhaltiges Milchviehfutter<br />

intern angebaut oder lokal im Dorf gekauft<br />

werden. Während Trockenfutter lokal gekauft<br />

werden kann, muss Grünfutter intern<br />

auf dem Hof angebaut werden. Bajra-Napier-Hybriden<br />

können auf fruchtbarem und<br />

gut bewässertem Land angebaut werden,<br />

während Guinea-Gras auf kargen, regen-<br />

88


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

International<br />

abhängigen Böden angebaut werden kann.<br />

Neben dem Anbau von organischem Futter<br />

ist es wichtig, sicherzustellen, dass Mist,<br />

Urin und andere Abfälle in einer Kompostgrube<br />

entsorgt werden. Nicht behandelter<br />

Klärschlamm sollte nicht auf Ackerflächen<br />

aufgetragen werden, nur kompostierte organische<br />

Stoffe dürfen als Dünger verwendet<br />

werden. Wenn jemand eine Biogasanlage<br />

hat, löst er nicht nur das Problem der<br />

Abfallentsorgung, sondern er produziert<br />

auch fertigen Dünger für die Feldfrüchte.<br />

3. Augenmerk auf der Energie<br />

Zwar ist die Milchviehwirtschaft keine<br />

energieintensive Wirtschaftsart (nicht<br />

bei Betrachtung der Milchverarbeitung),<br />

aber es besteht ein Bedarf an Strom und<br />

Wärme. Statt sich auf den äußerst unzuverlässigen<br />

Netzstrom des Elektrizitätswerkes<br />

zu verlassen, verwenden Landwirte<br />

Dieselgeneratoren, deren Betrieb teuer ist.<br />

Es wäre vernünftiger, Biogas zu nutzen, da<br />

die Brennstoffzufuhr jederzeit verfügbar<br />

ist. Tatsächlich kann das von einer einzigen<br />

Kuh erzeugte Biogas den täglichen<br />

Kochbedarf einer Person decken. Außerdem<br />

kann Biogas auch für den Zweck der<br />

Milcherhitzung und -kühlung verwendet<br />

werden. Solarstromzellen sind heutzutage<br />

ziemlich preisgünstig, sodass Landwirte es<br />

sich leisten können, ihren gesamten Haushalt<br />

zu beleuchten.<br />

Programm für Biogas in Gaushalas<br />

Auf diese Weise kann eine nachhaltige<br />

Milchviehwirtschaft nicht nur für kleine<br />

Landwirte erreichbar sein, sie ist auch umweltfreundlich,<br />

weil sie die Kohlenstoffemissionen<br />

verringert und die organische<br />

Fruchtbarkeit erhöht. Nach Schätzungen<br />

des Animal Welfare Board of India gibt es<br />

mehr als 4.000 Gaushalas, wobei rund<br />

1.000 von ihnen mehr als 200 Rinder aufweisen.<br />

In letzter Zeit hat die Regierung Programme<br />

zur Erzeugung von Biogas in Gaushalas<br />

gefördert und will den Entwicklern von<br />

Biogasprojekten in Gaushalas alle notwendige<br />

Unterstützung zukommen lassen.<br />

Das nationale Biogas- und Dungmanagementprogramm<br />

(NBMMP) und das Biogasstromprogramm<br />

(netzfern) (BPP) sind die<br />

laufenden Flagship-Programme des MNRE<br />

in dieser Hinsicht, die sich im Einklang mit<br />

den gegenwärtigen Anforderungen weiterentwickeln.<br />

Tatsächlich gibt es diese Programme<br />

zwar bereits seit mehreren Jahren,<br />

aber Biogasprojekte in<br />

Gaushalas bleiben weiterhin<br />

deutlich hinter ihrem<br />

wirklichen Potenzial zurück.<br />

Neben Regierungspolitik<br />

braucht es eine Reihe<br />

an Erfolgsgeschichten, die<br />

den notwendigen Schwung<br />

für Projektentwickler erzeugen,<br />

weitere solche Projekte<br />

in die Wege zu leiten.<br />

Eine Biogasanlage wurde<br />

kürzlich in der Shree Lalji<br />

Maharaj Gaushala in Gujarat<br />

errichtet. Die Anlage erzeugt<br />

Biogas aus Rinderdung und wandelt<br />

es mit einheimischer Technologie in Bio-<br />

CNG um. Die Gaushala hat einen Viehbestand<br />

von rund 250 Rindern. Eine weitere<br />

Gaushala mit einer ähnlichen Anzahl an<br />

Rindern in der Nachbarschaft stellt auch<br />

Futtervorräte bereit.<br />

Etwa 200 bis 250 Kubikmeter Biogas werden<br />

produziert, was wiederum rund 100<br />

Kilogramm Bio-CNG erzeugt, das auch als<br />

CBG (komprimiertes Biogas) bekannt ist.<br />

CBG ist eine preislich wettbewerbsfähige<br />

Erneuerbare Energie und wird in dem vorstehend<br />

aufgeführten Fall zum täglichen<br />

Kochen im nahegelegenen Shree Lalji Maharaj-Tempel<br />

für durchschnittlich 1.000<br />

Tempelbesucher verwendet.<br />

Die Kompressionsanlage für das Füllen<br />

des Gases in die Kaskaden wurde mit der<br />

Möglichkeit entwickelt, das CBG auch als<br />

Kraftstoff für Fahrzeuge zu nutzen. Der<br />

produzierte Biodünger wird in Tankwagen<br />

auf die in der Nähe gelegenen Felder des<br />

Betriebes gebracht, auf denen Baumwolle,<br />

Weizen, Reis, Ölsaaten und Gemüse angebaut<br />

werden.<br />

Zentrale Merkmale der Anlage:<br />

ffEinzelner voll durchmischter Faulbehälter<br />

(CSTR) auf der Grundlage eines<br />

modularen Faulbehälters mit faserverstärkten<br />

Kunststoffwänden (FRP).<br />

ffBetrieb bei mesophilen Temperaturen<br />

mit Heizung.<br />

ffEin richtiger eigener Mischmechanismus.<br />

ffDer Faulbehälter verfügt über ein<br />

Gasauffangsystem vom Doppelmembrantyp.<br />

ffGesundheits-, Sicherheits- und<br />

Umweltthemen (HSE) werden berücksichtigt.<br />

Fotos: Abhijeet Mukherjee<br />

Typische Gaushala in Indien, in denen Rinder gehalten werden. An<br />

diesen Tierhaltungsanlagen würde die Errichtung von Biogasanlagen<br />

zur Güllevergärung Sinn machen.<br />

ffGasreinigungssystem für die Entfernung<br />

von H 2<br />

S, Feuchtigkeit und CO 2<br />

.<br />

ffNur ein Mindestmaß an manuellem Eingreifen<br />

ist notwendig, weil die Anlage<br />

automatisiert ist.<br />

ffOnline-Analysen messen die Zusammensetzung<br />

des Biogases.<br />

Kostenökonomie<br />

Die Ökonomie der Errichtung solcher Anlagen<br />

hängt sehr stark von den lokalen Anforderungen<br />

ab. Nach Angaben von Atmos<br />

Power Pvt. Ltd. betrugen die spezifischen<br />

Kapitalkosten für die vorstehend beschriebene<br />

Anlage rund 14.000 Indische Rupien pro<br />

Kubikmeter (INR/m 3 ), was etwa 200 Euro/<br />

m 3 entspricht – ohne das Gasaufbereitungssystem.<br />

Mit Gasaufbereitung sind 25.000<br />

INR/m 3 (etwa 360 Euro/m 3 ) aufzubringen.<br />

Fazit: Diese Biogasanlage dient als ein Beispiel,<br />

bei dem Abfall aus dem Viehsektor zur<br />

Ressource für den Kochbedarf geworden<br />

ist. Es besteht auch die Möglichkeit, das<br />

erzeugte CBG für den Fahrzeugtransport zu<br />

verwenden. Solche Biogasanlagen können<br />

zum Schlüssel werden, um das enorme<br />

Potenzial zu nutzen, das in den ländlichen<br />

Gegenden Indiens in den reichlichen Mengen<br />

von Biomasseabfällen (hauptsächlich<br />

in Form von Tierdung) verborgen ist!<br />

Autor<br />

Abhijeet Mukherjee<br />

Projektkoordinator<br />

Indian Biogas Association<br />

233, Tower-B2, Spaze-i-Tech Park,<br />

Sector-49, Sohna Road, Gurgaon,<br />

Harayana-12<strong>2018</strong>, Indien<br />

Tel: +91 124 4988 622<br />

abhijeet@biogas-india.com<br />

www.biogas-india.com<br />

89


Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

Bericht aus der Geschäftsstelle<br />

Betreiberbeirat wählte und<br />

diskutierte Änderungen im EEG<br />

Das Jahr <strong>2018</strong> wird wieder neue Herausforderungen für die<br />

Biogasbranche und den Fachverband Biogas bringen: So geht<br />

die neue Düngeverordnung in ihr erstes vollständiges Jahr<br />

inklusive neuer Stoffstrombilanz und neuer Abgasgrenzwerte.<br />

Wir als Geschäftsstelle werden unsere Mitglieder in den vielfältigen<br />

Themengebieten unterstützen. Hierzu zählt neben der<br />

politisch-fachlichen Arbeit insbesondere die Bereitstellung von<br />

Arbeitshilfen und Schulungen.<br />

Von Dr. Stefan Rauh und Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Neue Jahre bringen aber nicht nur neue Herausforderungen, sondern<br />

auch Chancen. So ist die Durchwachsene Silphie erstmals greeningfähig<br />

und mit der zweiten Runde der Ausschreibungen ergeben sich<br />

neue Perspektiven, insbesondere für Bestandsanlagen. Hier ist der<br />

Verband gefordert, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass<br />

es nicht nur für einen kleinen Teil der Branche eine Perspektive gibt.<br />

Die Resultate der ersten Ausschreibungsrunde und die daraus resultierenden<br />

Forderungen für Änderungen im EEG waren zentraler Diskussionspunkt bei der<br />

Sitzung des Betreiberbeirat im Rahmen der Biogas Convention in Nürnberg. Die<br />

Betreiber sehen Änderungsbedarf insbesondere beim Vergütungshöchstwert<br />

(16,90 ct/kWh), der für Anlagen unter 500 kW in seltenen Fällen auskömmlich<br />

ist. Positiv gesehen wurden die Vorschläge der Geschäftsstelle, wonach kleinere<br />

Anlagen einen höheren Vergütungshöchstwert erhalten sollen.<br />

Sehr begrüßt wurde auch die Idee der Geschäftsstelle, die Güllekleinanlagenklasse<br />

für Bestandsanlagen zu öffnen, sodass eine Anschlussperspektive außerhalb<br />

der Ausschreibungen eröffnet wird. Kontroverser diskutiert wurde die<br />

genaue Ausgestaltung dieser Regelung. Einig waren sich die Betreiber, dass die<br />

Beschränkung auf 75 kW installierte Leistung aufgehoben werden muss, damit<br />

auch Betriebe mit größerem Gülleaufkommen diesen Weg nutzen können. Allerdings<br />

konnte hier die Frage der Vergütungshöhe und Größenbegrenzung nicht<br />

abschließend geklärt werden.<br />

Neben fachlichen Diskussionen fand auch die Wahl der Sprecher des Betreiberbeirat<br />

für die kommende Amtszeit des Präsidiums statt. Neuer Sprecher des<br />

Betreiberbeirates ist der bisherige Stellvertreter Winfried Vees aus Baden-Württemberg.<br />

Der neue Stellvertreter ist Hennig Gottschalk aus Niedersachsen. Der<br />

90


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

Fachverband präsent auf CSU-Bundesparteitag<br />

Foto: Thomas Geiger Fotos: AEE e.V.<br />

Gemeinsam mit dem Bundesverband Erneuerbare<br />

Energie e.V. und anderen befreundeten Verbänden<br />

hat der Fachverband Biogas im Wahljahr 2017<br />

besondere Präsenz auf den Bundesparteitagen<br />

verschiedener Parteien gezeigt. Der Gemeinschaftsstand,<br />

auf dem sich Besucher und Delegierte zu<br />

allen Erneuerbaren gleichermaßen informieren<br />

Von links: Dr. Stefan Rauh, Präsidiumsmitglied Josef Götz, der neue stellvertretende Betreiberbeiratssprecher<br />

Henning Gottschalk, der langjährige Betreiberbeiratssprecher Erhard Oelsner, der neue Betreiberbeiratssprecher<br />

Winfried Vees und Fachverbandspräsident Horst Seide.<br />

langjährige Sprecher Erhard Oelsner aus<br />

Thüringen wurde für sein Engagement mit<br />

der Ehrennadel ausgezeichnet.<br />

Neue Formaldehydemissionswerte<br />

ab <strong>2018</strong><br />

Wie bereits im Oktober 2017 bekanntgegeben,<br />

hat die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft<br />

Immissionsschutz (LAI) eine<br />

Absenkung des bisherigen Emissionswertes<br />

zum Erhalt des Luftreinhaltebonus von 40<br />

Milligramm pro Kubikmeter (mg/m³) auf<br />

jetzt neu 20 mg/m³ ab dem 1. Juli <strong>2018</strong><br />

beschlossen. Im Rahmen eines Workshops<br />

auf der Biogas Convention wurde von Behördenseite<br />

klar geäußert, dass sowohl der<br />

neue Emissionswert als auch der Stichtag<br />

konnten, wurde von den Entscheidungsträgern<br />

sehr gut<br />

angenommen. Egal, ob bei<br />

den Grünen, der SPD oder der<br />

CSU – die jeweilige Parteiprominenz<br />

ließ sich gerne mit<br />

Botschaften Pro Erneuerbare<br />

ablichten.<br />

Und nicht nur das: Es wurde<br />

auch intensiv darüber diskutiert,<br />

was nun als nächstes<br />

geschehen muss in der Energiewende.<br />

Von Kohleausstieg<br />

über CO 2<br />

-Preis bis hin zu<br />

Perspektiven für Biogas in den Ausschreibungen<br />

oder im Kraftstoffmarkt – alle Brennpunkte wurden<br />

thematisiert. <strong>2018</strong> wird die Reihe fortgesetzt – als<br />

nächstes hat bereits die CDU einen Parteitag anvisiert,<br />

wenn auch noch ohne fixen Termin. Fehlt also<br />

zur Einhaltung das Ergebnis harter Verhandlungen<br />

sind und auch wesentlich striktere<br />

Vorschläge in der Diskussion der zuständigen<br />

LAI vorlagen.<br />

Seitens des Fachverbandes wird derzeit<br />

ein Liste möglicher Anbieter von Gasreinigungs-<br />

und Abgasnachbehandlungssystemen<br />

sowie Messinstituten erstellt, um den<br />

Umrüst- und Messbedarf auf den Anlagen<br />

zu kanalisieren und zu unterstützen. Sollte<br />

sich die Befürchtung bestätigen, dass die<br />

vorhandenen Kapazitäten an Abgasnachbehandlungssystemen<br />

und Messeinrichtungen<br />

nicht ausreichen, um die Frist einzuhalten,<br />

wird der Fachverband bei der LAI noch<br />

einmal eindringlich eine Fristverlängerung<br />

fordern. Weitere Details und Empfehlungen<br />

„nur noch“ eine Regierung, um die nächste Phase<br />

der Energiewende einzuläuten und endlich wirklich<br />

die Weichen für den Klimaschutz zu stellen.<br />

Text: Sandra Rostek<br />

zum Luftreinhaltebonus fasst der Fachverband<br />

in aktuellen Betreiberfaxen und Firmenrundmails<br />

zusammen.<br />

Neben der Frist zum Erhalt des Luftreinhaltebonus<br />

weist der Fachverband Biogas nochmal<br />

auf den Stichtag der Biogasanlagen hin,<br />

die im Jahr 2015 einen Formaldehydgrenzwert<br />

von größer 40 mg/m³ hatten (siehe LAI-<br />

Vollzugsempfehlung vom Dezember 2015).<br />

Diese Anlagen müssen bereits ab dem 5. Februar<br />

<strong>2018</strong> einen Emissionswert von 30 mg/<br />

m³ einhalten, ungeachtet des Luftreinhaltebonus,<br />

der über das EEG geregelt ist.<br />

Baustelle „zur Prüfung<br />

befähigte Person“<br />

Wie bereits berichtet, gibt es seit März<br />

2017 intensive Diskussionen über die<br />

notwendige Qualifikation von zur Prüfung<br />

befähigten Personen gemäß Betriebssicherheitsverordnung<br />

(BetrSichV). In einem<br />

Gerichtsverfahren in Schleswig-Holstein<br />

wurde durch das Gericht geäußert, dass ein<br />

Maschinenbaustudium nicht als einschlägiges<br />

Studium gemäß Pkt. 3.3 Anhang 2<br />

der BetrSichV eingestuft wird. Eine solche<br />

Sichtweise hätte dramatische Folgen für<br />

die Biogasbranche, da ein Großteil der zur<br />

Prüfung befähigten Personen ein solches<br />

Maschinenbaustudium vorweist.<br />

Aus diesem Grund hatte der Fachverband<br />

das Problem intensiv in relevante Bund-<br />

Länder-Arbeitsgruppen getragen und auf<br />

eine Konkretisierung der Frage in der dafür<br />

relevanten Technischen Regel für Betriebs-<br />

91


Verband<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Neue Mitarbeiter im Fachverband<br />

Jenny Förster ist<br />

seit dem 1. Dezember<br />

im Referat Energierecht<br />

und -handel als<br />

Volljuristin tätig.<br />

Die gebürtige Leipzigerin<br />

hat das Jurastudium<br />

mit Schwerpunkt<br />

des internationalen<br />

Privatrechts an der<br />

Universität Leipzig mit dem 1. Juristischen Staatsexamen<br />

abgeschlossen.<br />

Die juristische Praxisausbildung, das Referendariat,<br />

hat sie in Oberbayern am Landgericht Ingolstadt<br />

und Oberlandesgericht München absolviert. In Bayern<br />

hat sie auch das 2. Juristische Staatsexamen<br />

absolviert. Während der Ausbildung hat Förster das<br />

juristische Handwerk unter anderem als langjährige<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kanzlei Wittner<br />

Rechtsanwälte in Leipzig gelernt.<br />

Markus Fürst ist seit<br />

Januar dieses Jahres<br />

der neue Berater für<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

und Wirtschaft<br />

(EZ-Scout).<br />

Als Nachfolger von<br />

Clemens Findeisen<br />

unterstützt Markus Fürst im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ) den Fachverband und seine<br />

Mitglieder beim Engagement in Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern. Zu seinem Aufgabenspektrum<br />

gehören vor allem die Vernetzung der Angebote der<br />

deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und<br />

der Unternehmen der Biogas- und Bioenergiebranche.<br />

Fürst ist seit 15 Jahren in der deutschen Biogasbranche<br />

zu Hause und war bereits für einige der großen<br />

Biogas-Unternehmen aus Anlagenbau und -Betrieb in<br />

Schlüsselpositionen des Bereichs Projektentwicklung<br />

und -management tätig. In den vergangenen drei<br />

Jahren beriet er im Auftrage des BMZ mehrere Privatsektor-Fachverbände<br />

in Uganda (Ostafrika), darunter<br />

die Uganda National Biogas Alliance (UNBA).<br />

Ramona Weiß ist<br />

seit dem 15. November<br />

2017 im Referat<br />

Abfall, Düngung und<br />

Hygiene in Freising<br />

tätig. Als Fachreferentin<br />

in diesem Bereich<br />

übernimmt sie die bisherigen<br />

Aufgaben von<br />

Florian Strippel, der fortan die Service GmbH leitet.<br />

Nach ihrem geowissenschaftlichen Bachelorstudium<br />

hat Weiß ein Masterstudium in Umweltplanung und<br />

Ingenieurökologie an der Technischen Universität<br />

München-Weihenstephan absolviert. Die Schwerpunkte<br />

dabei waren „Regenerative Energien und<br />

Nachwachsende Rohstoffe“ sowie „Umweltrecht“.<br />

Ihr umweltpolitisches Interesse brachte die gebürtige<br />

Münchnerin in ihrer Projektarbeit über die Stromerzeugung<br />

in Bayern mittels Regenerativer Energien<br />

ein. Mit einer Masterarbeit zur Bioabfallverwertung<br />

im Landkreis Fürstenfeldbruck erstellte Ramona Weiß<br />

eine Machbarkeitsstudie zu Errichtung und Betrieb einer<br />

landkreiseigenen Biogasanlage und weckte damit<br />

großes Interesse weit über den Landkreis hinaus.<br />

Erhard Oelsner (links) aus Thüringen wurde von<br />

Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer Fachverband<br />

Biogas e.V., für sein langjähriges Verbands-<br />

Engagement mit der Ehrennadel des Fachverbandes<br />

Biogas ausgezeichnet.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

sicherheit (TRBS) 1203 gedrängt. Aktuell<br />

zeichnet sich ab, dass die TRBS 1203 im<br />

Rahmen der anstehenden Überarbeitung<br />

in diesem Punkt neu formuliert wird. Die<br />

bereits seit Längerem in Planung befindliche<br />

Qualifizierung der Befähigten Personen<br />

durch den Fachverband Biogas wird an die<br />

besonderen Bedürfnisse in Bezug auf notwendige<br />

Kenntnisse im Bereich Elektrotechnik<br />

angepasst und soll im ersten Halbjahr<br />

<strong>2018</strong> starten.<br />

Im Schulungsverbund Biogas stehen derzeit<br />

weitere Aufnahmen neuer Bildungseinrichtungen<br />

an sowie die ersten nach<br />

vier Jahren erforderlichen Auffrischungsschulungen<br />

gemäß der Technischen Regel<br />

für Gefahrstoffe (TRGS) 529. Hierzu<br />

hatte sich der Schulungsverbund Biogas<br />

seine geplanten Schulungsinhalte und<br />

den eintägigen Umfang bereits durch die<br />

relevanten Gremien auf Bund-Länder-Ebene<br />

bestätigen lassen. Ob und wie andere<br />

Auffrischungsschulungen außerhalb des<br />

Schulungsverbundes den Anforderungen<br />

der TRGS 529 gerecht werden, muss durch<br />

die jeweiligen Anbieter oder durch den Betreiber<br />

abgeklärt werden.<br />

Sitzung des Firmenbeirates<br />

Im Rahmen der Biogas Convention fand<br />

die 3. Sitzung des Firmenbeirats im Jahr<br />

2017 statt. Ein wichtiges Thema dabei war,<br />

wie die Nachfolge für die Herren Spurk und<br />

Gayer, die aus dem Gremium ausgeschieden<br />

sind, zu regeln sei. Nachdem Neuwahlen<br />

in Verbindung mit einer Firmenvollversammlung<br />

abgelehnt worden waren, wurde<br />

beschlossen, auf Kandidaten des letzten<br />

Wahlgangs zurückzugreifen. So werden<br />

aus dem Kreise der Anlagenhersteller Jörg<br />

Meyer zu Strohe von der Firma PlanET sowie<br />

aus dem Kreis der Planer Alfons Himmelstoß<br />

von der Firma AEV Systems in den<br />

Firmenbeirat nachberufen. Weiterhin wurde<br />

neben aktuellen Themen wie der Güllelagerproblematik<br />

in Schleswig-Holstein<br />

und der TRAS 120 über notwendige EEG-<br />

Anpassungsmaßnahmen in den Bereichen<br />

Güllekleinanlagen und Flexibilisierung diskutiert.<br />

Für <strong>2018</strong> will der Firmenbeirat verstärkt<br />

aktuelle Themen in Form von Firmenfachgesprächen<br />

aufgreifen und erörtern.<br />

Referat International<br />

Im Rahmen der Biogas Convention fand<br />

auch ein Treffen der Arbeitsgruppe International<br />

im Fachverband Biogas statt.<br />

Themen dieser Sitzung waren neben einem<br />

interessanten Bericht zu den asiatischen<br />

Märkten (Vincent Choy, Asia Pacific Biogas<br />

Alliance) auch eine Vorstellung der Finanzierungs-<br />

und Partnerschaftsangebote der<br />

deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />

(Verick Schick, Agentur für Wirtschaft &<br />

Entwicklung) sowie eine Vorstellung der<br />

internationalen Aktivitäten des Fachverbandes<br />

Biogas.<br />

Seit dem 2. Januar <strong>2018</strong> steht als Nachfolger<br />

von Clemens Findeisen Markus Fürst<br />

als neuer EZ-Scout zu allen Fragen rund um<br />

92


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Erste Mitarbeiter<br />

in den Ruhestand<br />

verabschiedet<br />

Agnes Koch, die viele Jahre im Bereich der Verwaltung<br />

des Fachverbandes Biogas e.V. tätig war,<br />

wurde in Nürnberg im Rahmen der Biogas Convention<br />

offiziell in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer<br />

des Fachverbandes Biogas e.V., hielt die<br />

Dankesrede und überreichte ein Geschenk.<br />

Ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet wurde<br />

Volker Schulze, der das Regionalbüro Ost<br />

als Regionalreferent aufgebaut und geleitet hat.<br />

Er bleibt dem Fachverband noch eine Weile erhalten,<br />

da er stundenweise im Mitgliederservice<br />

tätig sein wird.<br />

die Themen Finanzierungs- und Partnerschaftsangebote<br />

der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />

im Fachverband zur<br />

Verfügung.<br />

EU-Parlament stimmt für<br />

Änderungen beim Greening<br />

Mitte Dezember wurden im EU-Parlament<br />

Änderungen bei der EU-Agrarpolitik verabschiedet.<br />

Damit wird ab <strong>2018</strong> die Liste<br />

der ökologischen Vorrangflächen innerhalb<br />

der Vorgaben zum Greening erweitert. Neu<br />

aufgenommen wurden:<br />

ffFlächen mit Durchwachsener Silphie<br />

Silphium perfoliatum (Faktor: 0,7)<br />

Fotos: Thomas Geiger<br />

ffFlächen mit Miscanthus (Faktor: 1,0)<br />

ffFür Honigpflanzen genutzte Brachflächen<br />

(mit pollen- und nektarreichen<br />

Arten) (Faktor: 1,5).<br />

Dank der Unterstützung des EU-Abgeordneten<br />

Albert Dess wurde damit ein Teil der<br />

langjährigen Forderungen des Fachverbandes<br />

Biogas bei den Änderungen umgesetzt.<br />

In den Stellungnahmen und bei den Besuchen<br />

in Brüssel hatte der Fachverband sogar<br />

weitreichendere Ergänzungen (Riesenweizengräser,<br />

Mischkulturen) gefordert, die leider<br />

nicht vollständig aufgenommen wurden.<br />

Der Fachverband Biogas wird sich weiter<br />

für günstige Rahmenbedingungen für alternative<br />

Energiepflanzen einsetzen. In<br />

diesem Zusammenhang ist auch eine Informationsoffensive<br />

unter anderem zur<br />

Durchwachsenen Silphie im Biogas Journal<br />

geplant. Darüber hinaus wird die Seite<br />

http://www.farbe-ins-feld.de/ grundlegend<br />

überarbeitet, um den Mitgliedern mehr Informationen<br />

bereitzustellen.<br />

CLENS-Insolvenz und ihre Folgen<br />

Die Insolvenz von CLENS, einem Direktvermarkter<br />

von Strom, überraschte die Geschäftsstelle<br />

im November. Dank der guten<br />

Zusammenarbeit der Referate Mitgliederservice<br />

und Energierecht und -handel mit<br />

den Gremien (Arbeitskreis Direktvermarktung,<br />

Betreiberexpertengruppe Direktvermarktung,<br />

Juristischer Beirat) gelang<br />

es in enger Abstimmung mit betroffenen<br />

Betreibern und dem Insolvenzverwalter,<br />

die Mitglieder immer mit aktuellen Informationen<br />

zu versorgen. Durch das positive<br />

Zusammenwirken aller Beteiligten wurde<br />

das Ziel erreicht, die Branche vor größerem<br />

Schaden zu bewahren. Im Januar sind<br />

schon Gespräche mit den genannten Gremien<br />

geplant, um in einer Arbeitshilfe die<br />

Erfahrungen der letzten Wochen festzuhalten<br />

und für den Fall der Fälle den Mitgliedern<br />

gebündelt zur Verfügung stellen zu<br />

können.<br />

Autor<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

93<br />

Nutzen Sie die Flexibilisierungsprämie<br />

und sichern Sie sich<br />

Verband<br />

neue Einkünfte neben der Landwirtschaft!<br />

Mit PlanET <strong>2018</strong><br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Regionalgruppe Oberbayern<br />

Umweltministerin besuchte<br />

Biogasanlage Hintermaier<br />

In der Regionalgruppe Oberbayern fanden<br />

im Jahr 2017 zahlreiche Veranstaltungen<br />

statt: Regionalgruppentreffen,<br />

bei denen wichtige Fachthemen vermittelt<br />

wurden, aber auch einige politische<br />

Termine mit Bundestags- und Landtagsabgeordneten<br />

im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Hier war sicherlich der Besuch von<br />

Ulrike Scharf, Umweltministerin in Bayern,<br />

auf der Biogasanlage Hintermaier ein besonders<br />

öffentlichkeitswirksamer Termin<br />

mit positiver Resonanz in der Presse.<br />

Die letzte Zusammenkunft in 2017 fand<br />

am 27. November im Landkreis Trostberg<br />

statt. Hier fanden sich knapp 90 Teilnehmer<br />

ein, um sich über die neue Düngeverordnung<br />

und die neue AwSV und deren<br />

Auswirkungen auf Biogasanlagen zu informieren.<br />

Florian Strippel, Ansprechpartner<br />

der Fachverband Biogas Service GmbH,<br />

stellte die neuen Anforderungen sehr anschaulich<br />

und informativ dar.<br />

Als weiterer Referent konnte Alois Ilmberger,<br />

FZ Agrarökologie Pfaffenhofen, gewonnen<br />

werden. Zuständig für die Region<br />

berichtete er über Fachrechtskontrollen<br />

zur Verbringungs- und Düngeverordnung.<br />

Er wies eindringlich auf die Melde-, Mitteilungs-<br />

und Aufzeichnungspflichten hin und<br />

stellte den fachrechtlichen Kontrolltatbestand<br />

auf Grundlage der neuen Düngeverordnung<br />

dar.<br />

Ein weiterer Termin steht bereits fest: Am 1.<br />

Februar <strong>2018</strong> trifft sich die Regionalgruppe<br />

in 84435 Lengdorf. Hierfür konnte unter<br />

anderem bereits Rechtsanwalt Dr. Helmut<br />

Loibl als Referent gewonnen werden.<br />

Autorin<br />

Helene Barth<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Regionalgruppe Niederbayern<br />

Biogasstammtisch: Ergebnisse der ersten<br />

Biomasse-Ausschreibung vorgestellt<br />

Die Regionalgruppe lud am 28.<br />

November zum 45. Biogasstammtisch<br />

nach Rottersdorf<br />

bei Landau ein. Zahlreiche<br />

Betreiber von Biogasanlagen<br />

informierten sich über die Ergebnisse der<br />

ersten Biomasse-Ausschreibung im September<br />

und die Änderungsvorschläge des<br />

Fachverbandes.<br />

Der Geschäftsführer des Fachverbandes<br />

Biogas, Dr. Stefan Rauh, analysierte die<br />

Umsetzung der ersten Ausschreibung für<br />

Biomasseanlagen. Zu Beginn erläuterte<br />

Rauh die Rahmenbedingungen für die Teilnahme<br />

an einer Ausschreibung. Wichtig sei,<br />

dass Bestandsanlagen für eine Anschlussförderung<br />

an der Ausschreibung teilnehmen<br />

müssten. Der Gebotshöchstwert lag dieses<br />

Jahr bei 16,90 ct/kWh, zudem sei der Wert<br />

begrenzt auf die Höhe der bisher ausgezahlten<br />

Vergütung. Nach einem Zuschlag sei<br />

der Wechsel in die neue Vergütungsphase<br />

frühestens nach 12 und spätestens nach 36<br />

Monaten zu vollziehen. Insgesamt habe der<br />

Anlagenbetreiber die Möglichkeit, an drei<br />

Ausschreibungen teilzunehmen.<br />

Für eine Anschlussvergütung müssten unterschiedliche<br />

technische Voraussetzungen<br />

eingehalten werden, so Rauh. So müsse<br />

zum Beispiel auf der Anlage eine gasdichte<br />

Mindestverweilzeit von 150 Tagen eingehalten<br />

werden. Zusätzlich müsse bedarfsgerecht<br />

Strom erzeugt werden können. Der<br />

Nachweis erfolge durch eine Bestätigung<br />

des Umweltgutachters. Eine weitere Voraussetzung<br />

für eine Vergütung sei der Maisdeckel,<br />

der den Anteil von Mais auf 50 Prozent<br />

des gesamten eingesetzten Substrats<br />

verringere.<br />

Die erste Ausschreibung für Biomasseanlagen<br />

fand am 1. September 2017 statt.<br />

Von dem gesamten Ausschreibungsvolumen<br />

von 122 MW installierter Leistung<br />

wurden 77 Prozent nicht ausgeschöpft, so<br />

Rauh. Diese nicht bezuschlagte Leistung<br />

werde im Jahr <strong>2018</strong> neu ausgeschrieben.<br />

Bei einer Teilnahme an der Ausschreibung<br />

müsse der Anlagenbetreiber eine finanzielle<br />

Sicherheit hinterlegen sowie eine gültige<br />

Genehmigung vorweisen. Diese müsse für<br />

Neuanlagen aus dem Jahr 2017 sein und<br />

bei Bestandsanlagen noch mindestens zehn<br />

Jahre gültig sein.<br />

Als Zwischenfazit nach der ersten Durchführung<br />

der Ausschreibung fasste Rauh zusammen,<br />

dass die Rahmenbedingungen weiter<br />

zu verbessern seien. So fordere der Fachverband<br />

unter anderem, den Ausschreibungsturnus<br />

auf zwei Ausschreibungen pro Jahr<br />

anzuheben. Der Vergütungszeitraum sei bei<br />

einem vorzeitigen Wechsel zu erhöhen und<br />

der Gebotshöchstwert müsse höher angesetzt<br />

werden. Aktuell werden weitere Wünsche<br />

an das neue Ausschreibungsmodell intern<br />

diskutiert, so Rauh. Jedoch seien viele<br />

Forderungen abhängig von den zukünftigen<br />

politischen Rahmenbedingungen.<br />

Text: C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

94


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

Regionalgruppe Schleswig-Holstein<br />

Kooperation mit der Netzwerkagentur<br />

Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH)<br />

Der Fachverband Biogas, Regionalgruppe<br />

Schleswig-Holstein,<br />

hat einen neuen Kooperationspartner:<br />

die Netzwerkagentur<br />

Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein<br />

(EE.SH). Die EE.SH wurde<br />

gegründet, um die wirtschaftlichen Chancen<br />

zu fördern, die sich für schleswigholsteinische<br />

Unternehmen aus der Energiewende<br />

ergeben. Hier bietet sich eine<br />

Kooperation mit den unterschiedlichen<br />

Verbänden der Erneuerbaren-Branche an.<br />

Im Bereich Biogas sollen gemeinsam die<br />

Themen Direktvermarktung und Kopplung<br />

von Strom- und Wärmesektor aufgenommen<br />

werden.<br />

Die erste gemeinsame Veranstaltung zur<br />

neuen Düngeverordnung in den Räumen<br />

der Fachhochschule Kiel in Osterrhönfeld<br />

war mit 100 Teilnehmenden und hochkarätigen<br />

Referenten gleich ein Erfolg. Dr. Uwe<br />

Schleuß vom Ministerium für Energiewende,<br />

Landwirtschaft, Naturschutz und Digitalisierung<br />

erklärte, dass die Verordnung<br />

bundesweit gelte, allerdings durch Ausführungsbestimmungen<br />

der Länder ergänzt<br />

werde. Insbesondere in den Stickstoff- und<br />

Phosphatüberschussgebieten müssen betriebliche<br />

Anpassungen erfolgen.<br />

Foto: Silke Weyberg<br />

Dr. Helmut Loibl, Rechtsanwalt und Sprecher<br />

des juristischen Beirats des Fachverbandes,<br />

ging schwerpunktmäßig auf die<br />

Lagerkapazitäten und die erweiterten Ausbringungssperrfristen<br />

ein. Es gilt zu prüfen,<br />

ob die Lagerkapazitäten ausreichen und die<br />

neuen Anforderungen an den Bau von Gärrestlagern,<br />

die in der AwSV festgelegt sind,<br />

zu beachten. Hans-Ulrich Martensen, Sprecher<br />

der Regionalgruppe Schleswig-Holstein,<br />

sah zusätzliche Anforderungen auf<br />

die Biogasanlagenbetreiber zukommen. Die<br />

genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen<br />

für den Bau von Gärrestlagern müssen gegeben<br />

sein und die Ausweitung der Dokumentationspflichten<br />

wird für viele Anlagenbetreiber<br />

eine echte Herausforderung sein.<br />

Erste gemeinsame Fachveranstaltung der Regionalgruppe<br />

Schleswig-Holstein und der Netzwerkagentur<br />

Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein<br />

(EE.SH) in der FH Kiel.<br />

Autorin<br />

Dipl.-Ing. agr. Silke Weyberg<br />

Regionalreferentin Nord<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Ostring 6 · 31249 Hohenhameln<br />

Tel. 0 51 28/33 35 510<br />

E-Mail: silke.weyberg@biogas.org<br />

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95


Verband<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Die Regionalgruppen in Niedersachsen haben gewählt<br />

und trafen sich zu einer Klausurtagung im<br />

Landvolkhaus in Niedersachsen. Themen waren die<br />

Planung der Winterarbeit und drängende inhaltliche<br />

Fragen wie neue Grenzwerte für den Luftreinhaltebonus<br />

oder aber auch die Umsetzung<br />

von AwSV und Düngeverordnung.<br />

Regional<br />

büro<br />

NORD<br />

Bei den Themen wird auch eng mit dem<br />

Landvolk Niedersachsen innerhalb des Biogasforums<br />

kooperiert. Die politische Lobbyarbeit soll in<br />

Zukunft innerhalb des LEE in Niedersachsen koordiniert<br />

werden, der federführend vom BWE und<br />

vom Fachverband vorangetrieben wird. Daher war<br />

ein Teil der Klausurtagung dem Austausch mit den<br />

Vertretern des BWE in Niedersachsen gewidmet<br />

über die zukünftige Arbeit.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Sicherheit auf Biogasanlagen in Chile<br />

In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

stellt das Thema Sicherheit<br />

auf Biogasanlagen eine grundlegende<br />

Basis für ein weiteres erfolgreiches<br />

Wachstum dar. Im Rahmen eines Anfang<br />

November 2017 durch die Deutsche<br />

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ) sowie weitere chilenische<br />

Partner organisierten Workshops zum Thema<br />

Sicherheit auf Biogasanlagen konnte<br />

der Fachverband Biogas seine umfangreichen<br />

Kenntnisse und Erfahrungen durch<br />

den Geschäftsführer Manuel Maciejczyk<br />

einbringen.<br />

In diversen Diskussionsrunden wurden neben<br />

einer Vorstellung des deutschen Biogasmarktes<br />

auch die komplexen Themen<br />

„Gefährdungen und Sicherheitsmaßnahmen“,<br />

„Erfahrungen aus Schadensfällen<br />

und Unfällen“ sowie „Positive Praxisbeispiele“<br />

intensiv diskutiert. Die Tatsache,<br />

dass der Sitzungsraum aus allen Nähten<br />

platzte und fast 100 Teilnehmer anwesend<br />

waren, zeigt das Interesse der dortigen<br />

Biogasbranche und Behördenvertreter an<br />

dem Thema.<br />

Erfreulicherweise war auch festzustellen,<br />

dass der vom Fachverband Biogas erstellte<br />

Leitfaden „Safety first! Guidelines for the<br />

safe use of biogas technology“ in seiner<br />

spanischen Version teilweise die<br />

Grundlage einer chilenischen Biogasnorm<br />

darstellt. In der „Reglamento<br />

de Seguridad Nacional“,<br />

die seit Mitte 2017<br />

veröffentlicht ist, finden<br />

sich zahlreiche in Deutschland<br />

bekannte und bewährte<br />

Anforderungen an<br />

den sicheren Betrieb von<br />

Biogasanlagen. Insbesondere für Deutsche<br />

Biogasunternehmen dürfte das damit eingeführte<br />

Sicherheitsniveau bekannt sein<br />

und einen Vorteil gegenüber qualitativ und<br />

preislich niedriger angesiedelten Konkurrenten<br />

aus dem Ausland bringen.<br />

Weitere Diskussionspunkte im Rahmen<br />

des Workshops und der Besichtigung einer<br />

Abwasserbehandlungsanlage mit 8 Megawatt<br />

elektrischer Leistung in der Nähe<br />

von Santiago de Chile waren die sichere<br />

Instandhaltung, das Thema Qualifizierung<br />

und der Brandschutz auf Biogasanlagen.<br />

An dieser Stelle sei auch nochmal der GIZ<br />

für die hervorragende Organisation der Veranstaltung<br />

gedankt.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Foto: Manuel Maciejczyk<br />

96


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

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97


Verband<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Wohlklingende Passagen<br />

im Koalitionsvertrag<br />

In Niedersachsen hat die Große Koalition den Weg für die kommenden<br />

fünf Jahre definiert. Die Branche der Erneuerbaren zeigt sich einigermaßen<br />

optimistisch – auch wenn die Pläne der neuen Landesregierung<br />

oft unkonkret bleiben.<br />

Von Bernward Janzing<br />

Immerhin sitzt Praxiserfahrung mit Biogas<br />

nun auch am Kabinettstisch von<br />

Hannover. Landwirtschaftsministerin<br />

Barbara Otte-Kinast (CDU) betreibt<br />

eine Anlage auf ihrem Hof in Beber<br />

(Bad Münder). Sie ist auch sonst bestens<br />

mit den Belangen der Landwirtschaft vertraut<br />

– als Vorsitzende des Niedersächsischen<br />

LandFrauenverbandes Hannover,<br />

als Mitglied im Landvolkvorstand, als Mitglied<br />

des Finanzausschusses der Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen.<br />

Auch der neue Umweltminister Olaf Lies<br />

(SPD) habe ein „offenes Ohr für die Erneuerbaren“<br />

sagt Silke Weyberg, Regionalreferentin<br />

Nord beim Fachverband<br />

Biogas. Lies sehe auch das Biogas als Teil<br />

der Energiewende und werde nun wohl vor<br />

allem das Thema Güllevergärung angehen.<br />

Und ebenso sei Wirtschaftsminister Bernd<br />

Althusmann (CDU) den Erneuerbaren Energien<br />

gegenüber „aufgeschlossen“.<br />

Entsprechend enthält auch der Koalitionsvertrag<br />

der Großen Koalition mit dem Titel<br />

„Gemeinsam für ein modernes Niedersachsen“<br />

einige Passagen, die von Vertretern<br />

der Erneuerbaren Energien wohlwollend<br />

aufgenommen werden: „Erneuerbare Energien<br />

werden wir mit Nachdruck vorantreiben“,<br />

heißt es da zum Beispiel. Was freilich<br />

auch damit zusammenhängen dürfte, dass<br />

in Niedersachsen nach Zahlen des Landesverbandes<br />

Erneuerbare Energien (LEE)<br />

rund 53.000 Arbeitsplätze unmittelbar an<br />

dieser Branche hängen.<br />

Politik will dezentrale<br />

Betreibermodelle unterstützen<br />

Energiethemen nehmen daher im Koalitionsvertrag<br />

viel Raum ein. Unter der<br />

Überschrift „Energieland Niedersachsen“<br />

betonen die Koalitionäre, dass die Energiewende<br />

Niedersachsen „große Wachstumsund<br />

Entwicklungschancen“ eröffne. Neben<br />

der Biomasseproduktion, der Solarenergie<br />

und der Geothermie gelte dies insbesondere<br />

für die Windenergie: „Als Windenergieland<br />

Nr. 1 sind wir Spitzenreiter beim Ausbau<br />

der Erneuerbaren Energien. Wir wollen<br />

diese Führungsrolle weiter ausbauen und<br />

damit zukunftssichere Arbeitsplätze und<br />

Wertschöpfung in Niedersachsen generieren.“<br />

Zur Stärkung der Öffentlichkeits- und<br />

Bürgerbeteiligung wollen die Koalitionäre<br />

dezentrale Betreiber- und Investitionsmodelle<br />

unterstützen, zum Beispiel Genossenschaftsmodelle.<br />

Ein wenig zurückhaltender als Biogasreferentin<br />

Weyberg, die selbst einige Jahre<br />

für die CDU im Landtag von Niedersachsen<br />

saß, äußert sich unterdessen Michael<br />

Kralemann von der Fakultät Ressourcenmanagement<br />

an der HAWK Hochschule<br />

Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Er<br />

vertritt auch das 3N Kompetenzzentrum<br />

Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende<br />

Rohstoffe und Bioökonomie. „Im Koalitionsvertrag<br />

ist nicht viel Konkretes drin“,<br />

sagt Kralemann, der eine Prognose über<br />

die künftige Landespolitik daher noch für<br />

schwierig hält.<br />

Die Zukunft des Biogases in Niedersachsen<br />

sieht Kralemann vor allem in Regionen, in<br />

denen man für die Abnahme von Gülle noch<br />

Geld bekommt, sowie dort, wo mit der Nutzung<br />

der entstehenden Wärme Einnahmen<br />

zu erzielen sind: „Die künftigen Biogasanlagen<br />

werden nicht mehr die Bonuskönige<br />

sein“, sagt er – also nicht mehr jener Typus,<br />

der erst wirtschaftlich wurde durch maximale<br />

Kombination der einst gewährten<br />

Boni im EEG.<br />

Niedersachsen: nur zwei Kreise<br />

ohne Biotonne<br />

Optimistisch äußert sich Kralemann zum<br />

Thema Biotonne. „Da geht was“, sagt er.<br />

Mit Ausnahme von zwei Landkreisen habe<br />

Niedersachsen inzwischen flächendeckend<br />

die Biotonne eingeführt. Natürlich nutzen<br />

nicht alle Bürger sie, weil sich vor allem auf<br />

dem Land die Eigenkompostierung anbietet.<br />

Aber die Erfahrungen mit der Biotonne<br />

seien gut.<br />

Unterdessen wurde gerade das Ergebnis<br />

der niedersächsischen Biogas-Inventur veröffentlicht.<br />

Danach waren Ende 2016 im<br />

Land 1.634 überwiegend landwirtschaft-<br />

98


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Verband<br />

liche Biogasanlagen mit einer<br />

installierten elektrischen Leistung<br />

von insgesamt 990 Megawatt<br />

in Betrieb. Diese Anlagen<br />

erzeugen etwa 23 Prozent des<br />

erneuerbaren Stroms. Das<br />

komme dem Klima nicht nur<br />

durch die Verdrängung fossil<br />

erzeugten Stroms, sondern<br />

auch durch die Vermeidung<br />

von Methanemissionen zugute:<br />

Ein Milchviehbetrieb mit<br />

100 Kühen vermeide jährlich<br />

100 Tonnen Treibhausgas,<br />

wenn er die Gülle möglichst<br />

innerhalb weniger Tage in eine<br />

Biogasanlage überführt.<br />

Um das Biogas wieder nach<br />

vorne zu bringen, hält auch Regionalreferentin<br />

Weyberg die<br />

Strategie für zwingend, Alternativen<br />

zum Mais noch stärker<br />

zu entwickeln. Denn der habe<br />

dem Biogas in der öffentlichen<br />

Debatte zugesetzt, obwohl er<br />

überwiegend als Viehfutter<br />

genutzt wird. „Wir müssen aus<br />

der Rolle heraus, Teil des Problems<br />

zu sein, wir sind Teil der<br />

Lösung“, sagt Weyberg. Deswegen<br />

sei die stärkere Fokussierung<br />

auf Gülle ein wichtiges<br />

Thema für die Branche.<br />

Wirtschaftsdünger:<br />

42 Millionen Tonnen<br />

könnten vergoren<br />

werden<br />

Der noch junge Landesverband<br />

Erneuerbare Energien (LEE)<br />

Niedersachsen-Bremen hat<br />

sich dieses Themas bereits angenommen<br />

und betont: „Niedersachsen hat<br />

ein großes Potenzial an Gülle.“ 2015 seien<br />

7,8 Millionen Tonnen an landwirtschaftlichen<br />

Reststoffen, Gülle und Mist vergoren<br />

worden. Das Potenzial in Niedersachsen<br />

liege jedoch bei rund 42 Millionen Tonnen.<br />

Durch die Gülle- und Mistvergärung ließe<br />

sich die Emission von fast 5 Millionen Tonnen<br />

CO 2<br />

vermeiden.<br />

Und deswegen fordert der LEE: „Es ist<br />

notwendig, hierfür die genehmigungsrechtlichen<br />

Tatbestände anzupassen.“ Die<br />

Umstellung von Biogasanlagen auf überwiegend<br />

Gülle-/Festmistvergärung müsse „genehmigungsrechtlich<br />

einfach und schlank<br />

Foto: Fotolia_ chris74<br />

möglich“ sein. So müssten zum Beispiel<br />

Gülle- und Gärdüngerlagerung als ein<br />

Rechtsbereich behandelt werden. Dazu gehöre<br />

auch, dass Gülleläger ohne Änderung<br />

der Baugenehmigungen für Gärsubstrat jedweder<br />

Herkunft zugelassen werden und die<br />

systematische Benachteiligung von Gärrest<br />

gegenüber Gülle, insbesondere im Wasserrecht,<br />

beendet wird. Dafür gebe es ohnehin<br />

keine fachliche Grundlage.<br />

Im EEG müsse unterdessen, so der LEE,<br />

eine auskömmliche Vergütung auch jenseits<br />

der 75-Kilowatt-Klasse verankert werden.<br />

Denn nur dann könnten sich Biogasanlagen<br />

„als klimafreundlicher Bearbeiter von Gülle<br />

und Reststoffen aus der Landwirtschaft in<br />

sinnvollen, strukturangepassten Größenordnungen<br />

entwickeln“. In den vergangenen<br />

Jahren dominierten diese Kleinanlagen<br />

den Neubau: Von 88 seit 2013 installierten<br />

Neuanlagen seien 64 kleine Gülleanlagen<br />

gewesen, ergab die Biogas-Inventur.<br />

Konkrete Hinweise, wie weit die Landespolitik<br />

Niedersachsens in Zukunft auf die<br />

Bundesgesetzgebung einwirken wird, um<br />

auch größere Gülleanlagen zu ermöglichen,<br />

gibt es jedoch noch nicht. Wie es in Koalitionsverträgen<br />

so üblich ist, bleibt auch<br />

das Hannoveraner Papier recht allgemein.<br />

Es schreibt lediglich fest: „Damit die Biomasseverstromung<br />

trotz auslaufender Förderung<br />

fortgesetzt werden kann, wollen wir<br />

die notwendige Planungssicherheit für Investitionen<br />

schaffen.“<br />

Politik will Tierproduktion stärker<br />

an Fläche binden<br />

Der Umgang mit der Gülle hat es zwar nicht<br />

bis in den Koalitionsvertrag geschafft, in den<br />

Wahlprogrammen der beiden Regierungsparteien<br />

war er jedoch vor der Wahl Thema.<br />

Die CDU hatte angekündigt, sie werde „Projekte<br />

zur alternativen Güllenutzung statt<br />

der bisher praktizierten Ausbringung durch<br />

finanzielle Anreize fördern.“ Auch die SPD<br />

will die Belastung von Boden, Oberflächenund<br />

Grundwasser durch Nährstoffeinträge<br />

wie Gülle verringern und propagiert daher<br />

Nährstoffkreisläufe, die „durch eine stärker<br />

an Agrarflächen gebundene Tierhaltung geschlossen“<br />

werden. Das Biogas dürfte dabei<br />

auch eine wichtige Rolle spielen.<br />

Deutlicher als zum Biogas positionieren<br />

sich die Koalitionäre zum Thema Windkraft.<br />

„SPD und CDU wollen die Windenergie an<br />

Land und auf See ausbauen sowie die Solarenergie,<br />

die kommunalen Energie- und<br />

Klimaschutzagenturen und die Klimaschutzagentur<br />

Niedersachsen (KEAN) stärken“,<br />

heißt es in der Vereinbarung, die den<br />

Untertitel „Für Innovation, Sicherheit und<br />

Zusammenhalt“ trägt.<br />

Zur weiteren Stärkung der Windenergie<br />

werde das „Deutsche Offshore-Industrie-<br />

Zentrum“ in Cuxhaven weiterentwickelt:<br />

„Wir machen uns die Forderungen des Cuxhavener<br />

Appells zu eigen und werden uns<br />

beim Bund für die Erhöhung der Ausbauziele<br />

für Windenergie auf See von 15 auf<br />

20 Gigawatt bis zum Jahr 2030 einsetzen.“<br />

Im Cuxhavener Appell haben die fünf norddeutschen<br />

Bundesländer zahlreiche Forderungen<br />

zur Zukunft der deutschen Offshore-<br />

Industrie formuliert.<br />

Der Koalitionsvertrag betont ferner, dass<br />

auch der Verkehrs- und Mobilitätssektor<br />

„einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung<br />

der klima- und energiepolitischen Ziele des<br />

Landes leisten“ könne. Die Elektromobilität,<br />

die Entwicklung alternativer Antriebssysteme<br />

wie Gas- und Wasserstoffantriebe,<br />

die Stärkung des Fahrradverkehrs und<br />

eines emissionsarmen ÖPNV seien hierbei<br />

vorrangig zu betrachten. Gemeinsam mit<br />

Kommunen und der regionalen Wirtschaft<br />

wolle das Land Lösungen entwickeln, um<br />

die Lade- und Tankstelleninfrastruktur landesweit<br />

für Fahrzeuge und Elektrofahrräder<br />

auszubauen.<br />

Und bei der Solarenergie hat es die Zusage<br />

eines Pilotprojektes in die Koalitionsvereinbarung<br />

geschafft. Mit einem solchen wolle<br />

man die „Nutzung der Solarthermie für<br />

Nahwärmenetze sowie den Einsatz in Wohngebäuden<br />

und landeseigenen Einrichtungen<br />

fördern“. Der neugegründete LEE wird<br />

bei allen cleveren Projekten zur Seite stehen<br />

– und natürlich auch weitere vorschlagen:<br />

„Wir müssen der Politik als Think Tank<br />

Ideen präsentieren“, sagt Biogasexpertin<br />

Weyberg. Und dazu sei es „unerlässlich,<br />

die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität<br />

gemeinsam zu denken“. Was sich übrigens<br />

auch im Koalitionsvertrag widerspiegelt, der<br />

dafür eintritt, dass im EEG die „Sektorkopplung<br />

künftig stärker berücksichtigt“ wird.<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

Tel. 07 61/202 23 53<br />

E-Mail: bernward.janzing@t-online.de<br />

99


Recht<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Clearingstelle EEG<br />

Zwei Voten zur Inbetriebnahme, zum Verund<br />

Ersetzen und zur Zusammenfassung von<br />

Satelliten-BHKW veröffentlicht<br />

Die Clearingstelle EEG hat in zwei Voten Fragen zum Ver- und Ersetzen (Votum 2017/39) sowie zur Inbetriebnahme<br />

und zur Anlagenzusammenfassung bei Satelliten-BHKW (Votum 2017/25) beantwortet.<br />

Von Elena Richter und Dr. Martin Winkler<br />

Votum zum gleichzeitigen Ver- und Ersetzen von BHKW<br />

Im Votum 2017/39 (abrufbar unter https://<br />

www.clearingstelle-eeg.de/votv/2017/39)<br />

hat die Clearingstelle EEG geklärt, ob in<br />

dem konkreten Einzelfall das aus einer Vor-<br />

Ort-Anlage herausgelöste Satelliten-BHKW<br />

den Inbetriebnahmezeitpunkt der Vor-Ort-<br />

Anlage „mitnehmen“ konnte und ob sich<br />

der Zubau eines „Flex-BHKW“ an der Vor-<br />

Ort-Anlage darauf auswirkt.<br />

In dem Fall wurde eine Vor-Ort-Anlage<br />

2005 mit einem BHKW in Betrieb genommen<br />

und 2007 und 2011 jeweils um ein<br />

BHKW erweitert. Anfang 2014, noch vor<br />

Inkrafttreten des EEG 2014, versetzte der<br />

Betreiber das 2011 zugebaute BHKW an<br />

einen Satellitenstandort, um dort eine eigenständige<br />

Wärmesenke zu erschließen.<br />

Anschließend wollte der Betreiber die<br />

Vor-Ort-Anlage um ein neues BHKW (sogenanntes<br />

Flex-BHKW) erweitern, um den<br />

Betrieb der Vor-Ort-Anlage zu flexibilisieren<br />

und an einer Ausschreibung teilnehmen<br />

zu können. Die durchschnittliche Bemessungsleistung<br />

der Vor-Ort-Anlage sollte sich<br />

durch diese Vorgänge nicht erhöhen.<br />

Die Clearingstelle EEG hat entschieden,<br />

dass das Satelliten-BHKW das Inbetriebnahmejahr<br />

2005 aus der Vor-Ort-Anlage<br />

an den Satellitenstandort „mitgenommen“<br />

hat. Denn als das BHKW 2011 in die Vor-<br />

Ort-Anlage eingebaut wurde, wurde es Teil<br />

der Vor-Ort-Anlage, sodass für alle BHKW<br />

dieser Anlage einheitlich das Inbetriebnahmejahr<br />

2005 galt. Da das BHKW nach dem<br />

Versetzen am Satellitenstandort als rechtlich<br />

eigenständige Anlage weiterbetrieben<br />

wurde, blieb die Inbetriebnahme bestehen.<br />

Dass ein Flex-BHKW in die Vor-Ort-Anlage<br />

eingebaut wird, ändert daran nichts, weil<br />

der Zubau erst nach dem 31. Juli 2014 erfolgt<br />

ist. Denn die „Sperrwirkung der Austauschregelung“,<br />

die die Clearingstelle EEG<br />

in der Empfehlung 2012/19 (https://www.<br />

clearingstelle-eeg.de/empfv/2012/19)<br />

begründet hat, um beim gleichzeitigen<br />

Ver- und Ersetzen von BHKW eine „Vermehrung“<br />

von Inbetriebnahmezeitpunkten<br />

und damit von alten Vergütungssätzen zu<br />

verhindern, ist entbehrlich, wenn aus einer<br />

vor dem 1. August 2014 in Betrieb genommenen<br />

Vor-Ort-Anlage vor dem 1. August<br />

2014 ein BHKW entfernt und als eigenständige<br />

Anlage versetzt worden ist sowie<br />

an der Vor-Ort-Anlage das versetzte BHKW<br />

nach dem 31. Juli 2014 ersetzt wird.<br />

In diesem Fall ist sowohl der Vor-Ort-Anlage<br />

als auch dem Satelliten-BHKW eine eindeutige<br />

Höchstbemessungsleistung gemäß<br />

Paragraf 101 Absatz 1 EEG 2014/EEG<br />

2017 zugeordnet. Damit hat der Gesetzgeber<br />

bereits eine ausdrückliche Regelung<br />

zur Begrenzung alter Vergütungsansprüche<br />

getroffen.<br />

Votum zur Inbetriebnahme und zur Zusammenfassung von Satelliten-BHKW<br />

Im Votum 2017/25 (https://www.clearingstelle-eeg.de/votv/2017/25)<br />

wurde zum<br />

einen geklärt, dass es für die „Inbetriebnahme“<br />

im Sinne des EEG 2009 nicht<br />

ausreicht, wenn die Biogasanlage (hier:<br />

ein einzelnes BHKW) auf dem Gelände des<br />

Herstellers und damit quasi „vorsorglich“<br />

in Betrieb gesetzt wird, auch wenn dies im<br />

Auftrag des künftigen Anlagenbetreibers<br />

erfolgt. Die Biogasanlage konnte daher erst<br />

in Betrieb genommen werden, nachdem sie<br />

an ihrem vorgesehenen Standort errichtet<br />

und dort vom Anlagenbetreiber in Betrieb<br />

gesetzt wurde. Zum anderen hat das Votum<br />

2017/25 geklärt, dass ein nach dem<br />

1. Januar 2012 in Betrieb genommenes,<br />

rechtlich eigenständiges Satelliten-BHKW<br />

für die Vergütungsermittlung auch dann mit<br />

der Vor-Ort-Anlage zusammenzufassen ist,<br />

von der es mit Biogas beliefert wird, wenn<br />

die Vor-Ort-Anlage selber vor dem 1. Januar<br />

2012 in Betrieb genommenen wurde. Denn<br />

Paragraf 19 Absatz 1 Satz 2 EEG 2012<br />

(Zusammenfassung von Biogasanlagen,<br />

die über denselben Fermenter miteinander<br />

verbunden sind) gilt zwar nur für die Vergütung<br />

von Neuanlagen im Sinne des EEG<br />

2012; die Vergütung dieser Neuanlagen<br />

soll aber unter Berücksichtigung auch der<br />

verbundenden Bestandsanlagen ermittelt<br />

werden.<br />

Autoren<br />

Elena Richter und Dr. Martin Winkler<br />

Mitglieder der Clearingstelle EEG<br />

Charlottenstr. 65 · 10117 Berlin<br />

Tel. 030/206 14 16-0<br />

E-Mail: post@clearingstelle-eeg.de<br />

100


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Recht<br />

Wenn der Direktvermarkter pleite ist ...<br />

Die meisten Biogasanlagenbetreiber dürften mittlerweile ihren Strom direkt vermarkten, regelmäßig im<br />

sogenannten Marktprämienmodell. Damit erhalten sie einen Teil ihrer Vergütung nicht mehr vom Netzbetreiber,<br />

an dessen Solvenz regelmäßig kein Zweifel bestehen dürfte, sondern von einem frei gewählten Vertragspartner.<br />

Wie ein aktueller Beispielfall zeigt, kann dieser – aus welchen Gründen auch immer – in finanzielle<br />

Schieflage geraten und seinen Zahlungspflichten eventuell nicht mehr nachkommen. Worauf es dann<br />

ankommt, soll dieser aktuelle Praxisbericht zeigen.<br />

Von Dr. Helmut Loibl<br />

Der zentrale Punkt jedes Direktvermarktungsvertrages<br />

soll und<br />

muss die Absicherung des Anlagenbetreibers<br />

sein. Insoweit<br />

ist zwischen zwei Arten von<br />

Direktvermarktern zu unterscheiden: denjenigen,<br />

die eine Solvenz aufweisen, die<br />

durchaus mit so mancher Großbank vergleichbar<br />

ist, und allen anderen. Wenn der<br />

Vertragspartner selbst keinerlei Zweifel an<br />

seiner Bonität und Zahlungsfähigkeit verbleiben<br />

lässt, kann im Einzelfall durchaus<br />

auf eine zusätzliche Absicherung verzichtet<br />

werden. Hier sollte allerdings auf eine kurzfristige<br />

Kündbarkeit des Vertrages geachtet<br />

werden, falls sich diese Einschätzung ändern<br />

sollte.<br />

Bei allen anderen Vertragspartnern ist aus<br />

meiner Sicht – und das zeigt auch die Praxiserfahrung<br />

– eine ausreichende Sicherheit<br />

unabdingbar. Diese sollte unbedingt von einem<br />

Kreditinstitut oder einer Versicherung<br />

mit Sitz in Deutschland stammen. Nicht<br />

etwa, dass ausländische Banken weniger<br />

vertrauenswürdig wären, es geht schlicht<br />

und einfach um die Kommunikation und<br />

um die nachweisbare Zustellung von Zahlungsaufforderungen,<br />

die im Ausland deutlich<br />

schwieriger sind. Weiterhin muss die<br />

Sicherheit ohne jede Einschränkung erfolgen,<br />

also unwiderruflich, selbstschuldnerisch,<br />

auf erstes Anfordern usw. Hier ist<br />

auf die juristisch korrekte Formulierung zu<br />

achten.<br />

Ganz entscheidend ist zudem, wann die<br />

Sicherheit vorliegen muss: Regelmäßig<br />

möchten Direktvermarkter diese erst nach<br />

Vermarktungsstart beibringen. Das ist viel<br />

zu spät: Meines Erachtens muss die Sicherheit<br />

bereits vorliegen, bevor der Direktvermarkter<br />

die Anlage in seinen Bilanzkreis<br />

ummeldet, ansonsten stehen regelmäßig<br />

mindestens ein bis zwei Monate an Zahlung<br />

„im Feuer“. Was die Praxis zudem zeigt: Es<br />

kommt nicht nur darauf an, ob eine Sicherheit<br />

vereinbart ist, sondern und vor allem<br />

darauf, ob der Anlagenbetreiber diese erhalten<br />

hat. Gerade bei sich verlängernden<br />

Verträgen wird leider nicht selten übersehen,<br />

dass die Sicherheit schon lange ausgelaufen<br />

ist. Hier steht jeder Anlagenbetreiber<br />

selbst in der Pflicht, sich darum im<br />

ureigensten Interesse zu kümmern, denn:<br />

Ist keine Sicherheit da, geht der Anspruch<br />

ins Leere, wenn der Direktvermarkter insolvent<br />

ist. Dass eine vertragliche Pflicht<br />

zur Vorlage einer Sicherheit vorliegt, spielt<br />

dann keine Rolle.<br />

A.A.T. Agrarservice, Transport und Handel GmbH<br />

Steintor 2a<br />

19243 Wittenburg<br />

A.A.T. .....GmbH Steintor 2a 19243 Wittenburg<br />

Frau<br />

«Name_Zeile_1»<br />

Bürgschaft: auf die besten drei<br />

Monate abstellen<br />

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die<br />

Höhe der Bürgschaft: Diese muss – wie<br />

die Praxiserfahrungen zeigen – mindestens<br />

drei volle Monate desjenigen Betrages<br />

abdecken, den der Anlagenbetreiber von<br />

seinem Direktvermarkter zu erhalten hat.<br />

Wichtig hierbei: Stellen Sie auf die drei<br />

besten, nicht auf drei durchschnittliche<br />

Monate ab. Und bedenken Sie: Die Stromvergütung<br />

ist eine Netto-Vergütung, auf die<br />

die Umsatzsteuer hinzuzurechnen ist. Insoweit<br />

sollte im Einzelfall kritisch geprüft<br />

werden, ob die Sicherheit rein netto oder<br />

brutto inklusive Umsatzsteuer festgelegt<br />

werden sollte, insoweit sollte gegebenenfalls<br />

Rücksprache mit dem Steuerberater<br />

gehalten werden.<br />

Die drei Monate reichen aber – auch das<br />

zeigt die Praxis – nur aus, wenn die Zahlungsfristen<br />

im Vertrag entsprechend klar<br />

und eindeutig geregelt sind. Ein konkretes<br />

Beispiel: Im Oktober 2017 wurde Strom<br />

geliefert, laut Vertrag ist der Betrag hierfür<br />

bis 25. des Folgemonats fällig. Der Direktvermarkter<br />

hat also bis 25. November<br />

2017, 24.00 Uhr Zeit, die Forderung zu<br />

begleichen. Also kann der Anlagenbetreiber<br />

erst am 26. November, wenn kein Geld<br />

da ist, die nötige Nachfrist setzen. Hier ist<br />

im Vertrag darauf zu achten, dass diese so<br />

bestimmt ist, dass noch im gleichen Kalendermonat<br />

eine Kündigung möglich ist.<br />

Regelmäßig lassen sich hier die Direktvermarkter<br />

auf eine Nachfrist von drei Bankarbeitstagen<br />

ein. Im Beispielfall fällt allerdings<br />

der 25. November 2017 auf einen<br />

Samstag, sodass der Direktvermarkter bis<br />

zum Montag, den 27. November um 24.00<br />

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Telefon: 038852 – 604 0<br />

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101


Recht<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Uhr Zeit hat, zu zahlen. Die Nachfrist kann also erst<br />

am 28. November gesetzt werden bis zum 1. Dezember<br />

2017. Wer dann ins EEG zurückmelden will, kann<br />

dies – da jetzt schon Dezember ist – nicht mehr zum 1.<br />

Januar <strong>2018</strong>, sondern erst zum 1. Februar.<br />

Hintergrund: In die EEG-Festpreisvergütung kann nur<br />

zu Beginn des übernächsten Monats gewechselt werden.<br />

Folge im Beispielfall: Die drei Monate Sicherheit<br />

reichen also nicht aus. Entweder, Anlagenbetreiber vereinbaren<br />

in einem solchen Fall also vier Monate Bürgschaft,<br />

was eher praxisfern ist. Oder man vereinbart als<br />

Zahltag einen deutlich früheren Termin, also den 21.<br />

oder 22. des Folgemonats, dann ist sichergestellt, dass<br />

die drei Monate Sicherheit auch in jedem Einzelfall<br />

ausreichend sind.<br />

Ausfallvergütung: biogasspezifisch regeln<br />

Häufig argumentieren Direktvermarkter damit, dass die<br />

drei Monate gar nicht mehr nötig wären, weil sich die Gesetzeslage<br />

geändert habe: Zum einen wäre es möglich,<br />

mit der Frist von fünf Werktagen zum Monatswechsel<br />

in die sogenannte Ausfallvergütung zu wechseln. Das<br />

sind 80 Prozent der jeweiligen EEG-Vergütung. Diese<br />

Aussage ist zwar zutreffend und in anderen Sparten wie<br />

Windenergie interessant, aber nicht im Biogasbereich,<br />

wie folgendes Beispiel zeigt: Eine Biogasanlage erhält<br />

im Schnitt 22,3 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh), der<br />

aktuelle Marktpreis liegt bei 4 ct/kWh. Damit erhält der<br />

Anlagenbetreiber vom Netzbetreiber eine Marktprämie<br />

in Höhe von 18,3 ct/kWh, die 4 ct/kWh Marktwert sollten<br />

vom Direktvermarkter kommen, der ausfällt.<br />

Bei diesem Beispiel wäre ein Wechsel in die 80-Prozent-Ausfallvergütung<br />

geradezu grotesk: Der Betreiber<br />

würde dann 80 Prozent von 22,3 ct/kWh bekommen,<br />

also 17,84 ct/kWh. Bleibt er beim Direktvermarkter,<br />

erhält er schon 18,3 ct/kWh, also deutlich mehr vom<br />

Netzbetreiber als Marktprämie. Diese Variante der Ausfallvergütung<br />

ist für Biogasanlagen daher regelmäßig<br />

der falsche Weg.<br />

Zum anderen wird argumentiert, dass nach dem aktuellen<br />

EEG „jederzeit“ der Direktvermarkter ausgetauscht<br />

werden kann. Das ist zutreffend, allerdings heißt das<br />

nicht, dass von heute auf morgen das Entgelt gesichert<br />

werden kann. In der Praxis stellen sich hier gleich zwei<br />

Probleme:<br />

1. Die Anlage muss durchgängig fernsteuerbar sein<br />

für den Direktvermarkter, ansonsten entfällt der Anspruch<br />

auf die Marktprämie (die, wie gezeigt wurde,<br />

der erhebliche Teil der Vergütung ist!). Die Direktvermarkter<br />

haben aber denkbar unterschiedliche Steuerboxen,<br />

erfahrungsgemäß kann es<br />

auch einige Zeit dauern, bis diese<br />

funktionsfähig eingebaut sind. Ein<br />

Wechsel von heute auf morgen ist<br />

also in vielen Fällen schon aus diesem<br />

technischen Grund nicht immer<br />

möglich.<br />

2. Die Anlage muss in den Marktprämien-Bilanzkreis<br />

des neuen<br />

Direktvermarkters wechseln, ansonsten<br />

laufen die kWh in den<br />

Bilanzkreis des insolventen Direktvermarkters<br />

und werden weiter<br />

nicht vergütet. Der Wechsel des<br />

Bilanzkreises geht allerdings auch<br />

nicht von heute auf morgen, nach<br />

einer Vorgabe der BNetzA hat dieser<br />

zum 10. auf die Meldung folgenden<br />

Werktag zu erfolgen. Ein<br />

Beispiel: Wer also beispielsweise<br />

am 30. November 2017 den Direktvermarkter<br />

gewechselt hat und die Ummeldung<br />

noch am gleichen Tag veranlasst hat, konnte faktisch<br />

erst zum 14. Dezember 2017 in den neuen Bilanzkreis<br />

wechseln, erst ab diesem Tag kann also der neue Direktvermarkter<br />

über den Strom verfügen und wird hierfür<br />

auch erst ab diesem Zeitpunkt zahlen.<br />

Foto: www.landpixel.de<br />

Alle Optionen offenhalten<br />

Letztlich sollte jeder Anlagenbetreiber im Falle der Insolvenz<br />

des Direktvermarkters alle Möglichkeiten offen<br />

haben, zu reagieren: Er soll sowohl den Direktvermarkter<br />

wechseln als auch die Ausfallvergütung wählen oder<br />

aber in die EEG-Festpreisvergütung zurückkehren können.<br />

Daher ist die längste Wechselfrist entscheidend,<br />

also die zurück zur Festpreisvergütung, die nur zu Beginn<br />

des übernächsten Monats erfolgen kann. Bleibt<br />

also im November die Zahlung für Oktober aus, muss<br />

der Vertrag so gestaltet sein, dass die Nachfristsetzung<br />

und Kündigung noch im November möglich ist, sodass<br />

dann mit Wirkung ab Januar in die EEG-Festpreisvergütung<br />

zurückgekehrt werden kann. Damit stehen die<br />

102


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Recht<br />

Zahlungen für Oktober, November und Dezember im<br />

Feuer, diese drei Monate sind also auch komplett abzusichern.<br />

Jeder Anlagenbetreiber muss im Fall des Falles aber<br />

gut bedenken, wie er dann „richtig“ reagiert. Insbesondere<br />

alle Betreiber, die die Flexibilitätsprämie geltend<br />

machen, sollten keinesfalls in die 80-Prozent-Ausgleichsvergütung<br />

oder in die EEG-Festpreisvergütung<br />

zurückkehren. Hier besteht die erhebliche Gefahr, dass<br />

damit endgültig der Anspruch auf die Flexibilitätsprämie<br />

entfällt. Das ergibt sich zwar so nicht aus dem<br />

Gesetz, allerdings deutet dies die Gesetzesbegründung<br />

an. Hier sollte kein Risiko eingegangen werden. Wer<br />

also die Flexprämie weiterhin sicher erhalten möchte,<br />

der sollte stets und durchgängig in der Direktvermarktung<br />

bleiben und gegebenenfalls einen neuen Direktvermarkter<br />

suchen.<br />

Fazit: Zusammenfassend ist also festzuhalten: Die<br />

Insolvenz eines Direktvermarkters ist für einen Anlagenbetreiber<br />

wenig dramatisch, wenn er über eine<br />

ausreichende Sicherheit verfügt. Hier können viele<br />

Fehler gemacht werden, angefangen vom Nichteinholen<br />

der vertraglich vereinbarten Sicherheit bis hin zu<br />

unzureichenden Absicherungssummen. Auch bei der<br />

Vertragsgestaltung ist Vorsicht geboten, etwa wenn die<br />

zu setzenden Nachfristen im Falle der Nichtzahlung<br />

zu lange oder die vereinbarten Zahlungszeitpunkte zu<br />

spät festgelegt sind.<br />

Im Ergebnis können zwei dringende Empfehlungen<br />

abgegeben werden: 1. Lassen Sie Ihre Direktvermarktungsverträge<br />

von Fachleuten prüfen. Die hier entstehenden<br />

Kosten sind ein winziger Bruchteil bezogen<br />

auf den Schaden, der ohne eine solche Prüfung entstehen<br />

kann. Und 2. Lassen Sie sich Ihre Sicherheit<br />

nicht mit „Lockangeboten“ von Direktvermarktern<br />

abkaufen oder unter die wirklich benötigte Summe<br />

herunterhandeln. Eine Sicherheit sollte ihren Namen<br />

verdienen und Ihnen im Fall des Falles auch wirkliche<br />

Sicherheit geben.<br />

Autor<br />

Dr. Helmut Loibl<br />

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht<br />

Sprecher des juristischen Beirates/Fachverband Biogas<br />

Kanzlei Paluka Sobola Loibl & Partner<br />

Prinz-Ludwig-Str. 11<br />

93055 Regensburg<br />

Tel. 09 41/585 71-0<br />

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RA Daniel Birkhölzer*<br />

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* Fachanwalt für Verwaltungsrecht<br />

** Fachanwalt für Insolvenzrecht<br />

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103


Produktnews<br />

Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

Neues Spannsystem für Silageabdeckung<br />

Zum einen sind die richtige Ausführung<br />

und die Art der Abdeckung entscheidende<br />

Faktoren für die spätere Qualität des<br />

eingelagerten Raufutters. Zum anderen<br />

sind die Abdeckung von Silage und das<br />

anschließende Entnehmen des Futters<br />

Foto: HUESKER Synthetic GmbH<br />

Mit der neuartigen<br />

Silageabdeckung ist ein<br />

vollflächiger Abschluss,<br />

insbesondere auch an<br />

den Rändern, möglich.<br />

arbeitsintensive Vorgänge. Mit dem neuen<br />

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nun eine Systemlösung für eine schnelle<br />

und effiziente Abdeckung. Direkt vor der<br />

Einlagerung kann das Spannsystem montiert<br />

und die Silage somit luftdicht, insbesondere<br />

an den<br />

Rändern, verschlossen<br />

werden. Futterverluste<br />

werden<br />

dadurch deutlich reduziert.<br />

Ein Silieren<br />

in mehreren Schichten<br />

ist möglich. Ohne große Anstrengung<br />

kann die Silage schnell und einfach geöffnet<br />

werden.<br />

Außerdem werden keine Sandsäcke oder<br />

Reifen, wie sonst üblich, zur Beschwerung<br />

benötigt. Ein integrierter Betonschutz der<br />

Fahrsilowände wird durch eine bauseitige<br />

Silofolie gewährleistet. Regenwasser kann<br />

seitlich ablaufen und wird durch perforierte<br />

PVC-Drainagerohre abgeleitet. Weitere Vorteile<br />

sind eine zu erwartende Lebensdauer<br />

von mindestens 10 Jahren sowie der niedrige<br />

Anschaffungspreis.<br />

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Marketing Industrie & Agrar, Im Brömken 5<br />

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E-Mail: thesing@HUESKER.de, www.HUESKER.de<br />

Neues Enzymprodukt<br />

JBS bringt eine neue Komposition ausgewählter<br />

und hochaktiver Enzyme auf<br />

den Markt, die in nahezu allen Substratmischungen<br />

die Gasausbeute erhöht. Ein<br />

einzigartiger Wirkmechanismus ermöglicht<br />

auch bei vermeintlich guter Abbaurate eine<br />

enorme Wirkung auf die Faseraufspaltung<br />

und Viskosität. Testmengen für Neukunden<br />

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E-Mail: jan.nottorf@jbs.gmbh.<br />

Foto: joachim behrens scheessel gmbh<br />

Neu entwickelter Rührflügel<br />

Die Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen<br />

hängt maßgeblich von deren Leistungsfähigkeit<br />

ab, die durch nötige Wartungen<br />

und Ersatzteile sichergestellt wird. Der<br />

Qualität der zu ersetzenden Komponenten<br />

hat sich nun die NewTec Energy Solutions<br />

GmbH angenommen und ihr Serviceprogramm<br />

entsprechend erweitert. Die Experten<br />

des spezialisierten Unternehmens<br />

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der auch härtesten Einsatzbedingungen<br />

langlebig standhält und den Anlagenertrag<br />

maximiert.<br />

Nur Einsatz und Verarbeitung innovativer<br />

Materialien können die Lebensdauer der<br />

Rührflügel aus Polyamid für<br />

hydraulische Tauchrührwerke.<br />

Bestandteile einer Biogasanlage deutlich<br />

verlängern. Eine Anlage kann auf Dauer<br />

nur dann wirtschaftlich betrieben werden,<br />

wenn auch elementare Bestandteile, wie<br />

Foto: NewTec Energy Solutions GmbH<br />

etwa die Rührflügel, langlebig und zuverlässig<br />

arbeiten. Das beständige Material<br />

mit seiner effizienten Flügelstellung sorgt<br />

für eine bessere Durchmischung des Substrates<br />

und die Minimierung der unliebsamen<br />

Schwimmdeckenbildung. So entstehen<br />

geringere Futtermengen bei gleicher<br />

Gasbildung, was die Effizienz der Anlage<br />

auch im laufenden Betrieb erhöht und den<br />

Ertrag steigert.<br />

Infos unter: NewTec Energy Solutions GmbH<br />

Schulstr. 52, 44534 Lünen<br />

Tel. 0 23 06/7 64 88-22<br />

E-Mail: info@newtec-biogas.com<br />

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104


Biogas Journal | 1_<strong>2018</strong><br />

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Herausgeber:<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />

Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit)<br />

Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

Fax: 0 81 61/98 46 70<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Internet: www.biogas.org<br />

ISSN 1619-8913<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Anzeigenverwaltung & Layout:<br />

bigbenreklamebureau GmbH<br />

An der Surheide 29 · 28870 Ottersberg-Fischerhude<br />

Tel. 0 42 93/890 89-0<br />

Fax: 0 42 93/890 89-29<br />

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Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die<br />

Meinung des Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der Position<br />

des Fachverbandes Biogas e.V. übereinstimmen muss. Nachdruck,<br />

Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet, Vervielfältigungen<br />

auf Datenträgern wie CD-Rom nur nach vorheriger schriftlicher<br />

Zustimmung. Bei Einsendungen an die Redaktion wird das<br />

Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung<br />

vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen wird keine<br />

Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />

sinnerhaltend zu kürzen.<br />

106


Modulare<br />

Dosiertechnik<br />

03/2011<br />

2011<br />

06/2010<br />

Silagemanagement<br />

10/2011<br />

2012<br />

Hydrozym<br />

03/2012<br />

LANDWIRTSCHAFTLICHE PRODUKTE AUS EINER HAND<br />

2013<br />

Hydrozym Redux<br />

01/2013<br />

TRGS-Konformität<br />

02/2014<br />

Individuelle<br />

Spurenelemente<br />

02/2014<br />

2014<br />

2015<br />

Umzug in<br />

Bürokomplex<br />

Lengenbostel<br />

03/2014<br />

Hydrozym GPS<br />

08/2014<br />

Dosierschränke<br />

04/2015<br />

A1-Analytik-Labor<br />

08/2015<br />

Bakterien<br />

Fermator<br />

03/2016<br />

2016<br />

Bakterien<br />

Bodenvitalität<br />

05/2015<br />

Technisches<br />

BGA-Controlling<br />

02/2016<br />

+59,8 dt/ha<br />

+7,4 Stärke in dt/ha<br />

2017<br />

SaM-Agrar<br />

09/2017<br />

<strong>2018</strong><br />

Hydrozym DP<br />

06/2017<br />

Biogas-Technik<br />

10/2017<br />

Aktuelle Angebotsartikel.<br />

Damit Technik funktioniert. LANDWIRTSCHAFTLICHE PRODUKTE AUS EINER HAND<br />

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