HGB_02:2022
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78 Wirtschaft<br />
Einzelhandel: Umbau von zwei Discountern,<br />
Verlegung von „Kelo“<br />
Schrauben, eine Bohrmaschine<br />
oder eine Pflanze – Kunden stehen<br />
an der Kasse von „Kelo“,<br />
um ihre Ware zu zahlen. Ein<br />
gewohntes Bild, seitdem der<br />
Handewitter Baumarkt 2007<br />
eingeweiht wurde. Doch an dieser<br />
Stelle tickt für das Geschäft<br />
die Uhr. Ein Flächentausch ist<br />
beschlossen: Sobald ein Bauleitverfahren<br />
beendet und die<br />
Baugenehmigung eintrudelt,<br />
möchte „Kelo“ 400 Meter weiter<br />
südlich auf der anderen<br />
Seite der Raiffeisenstraße die<br />
aktuelle Immobilie von „Lidl“<br />
beziehen. Der Discounter wiederum<br />
plant, den Baumarkt<br />
abzureißen und an derselben<br />
Stätte einen neuen, größeren<br />
Supermarkt zu errichten.<br />
Es wird noch etwas dauern.<br />
Ein Bauleitverfahren zieht sich<br />
normaler Weise rund ein Jahr<br />
– und es wurde erst im Dezember<br />
eingeleitet. Dieser offizielle<br />
Akt ist nötig, da im Flächennutzungsplan<br />
die Verwendung<br />
geändert werden muss – vom<br />
Baumarkt zum Discounter. Initiator<br />
ist „Lidl“. Von der Zentrale<br />
in Neckarsulm werden Presseanfragen<br />
bislang allerdings nur<br />
sehr knapp beantwortet. „Wir<br />
entwickeln das gesamte Filialportfolio<br />
kontinuierlich qualitativ<br />
und quantitativ weiter“,<br />
heißt es. „Auch in Handewitt<br />
wollen wir unseren Kunden<br />
eine moderne Einkaufsstätte<br />
mit attraktiven Einkaufsbedingungen<br />
präsentieren.“<br />
Bislang breitet sich „Lidl“ auf<br />
einer Verkaufsfläche von rund<br />
800 Quadratmetern aus. Zukünftig<br />
sollen es 1150 Quadratmeter<br />
sein. Eine Aufstockung,<br />
die in einem Ort ohne jegliche<br />
zentralörtliche Funktion zu<br />
einem schwierigen Unterfangen<br />
werden kann. So mutierte<br />
die Erweiterung von „Edeka“<br />
Für den aktuellen Baumarkt tickt die Uhr<br />
am Wiesharder Markt zu einem<br />
Planungs-Marathon von einer<br />
Dekade. Aus einem Austausch<br />
mit der Landesplanung nahm<br />
Handewitts Bürgermeister Thomas<br />
Rasmussen aber schon<br />
einmal eine generelle Zustimmung<br />
für das aktuelle Vorhaben<br />
mit. „Ein weiterer Markt<br />
darf sich in Handewitt nicht<br />
ansiedeln“, erklärt er. „Aber es<br />
ist möglich, dass sich ein Discounter<br />
vergrößern kann, weil<br />
er nun seine Waren anders präsentiert.“<br />
In der jüngeren Vergangenheit<br />
gab es Gerüchte, dass „Kelo“<br />
schon bald schließen könnte.<br />
„Der Baumarkt geht weiter, wir<br />
bleiben in Handewitt“, betont<br />
Inhaber Erik Möller Sörensen.<br />
„Wir warten nur auf das Go der<br />
Behörden, denn die Pläne für<br />
einen nahtlosen Umzug sind<br />
bereits fertig.“ Am zukünftigen<br />
Standort werde der Baumarkt<br />
„einen Tick kleiner“ sein, so<br />
Erik Möller Sörensen.<br />
Die Kommunalpolitik scheint<br />
das gesamte Vorhaben insgesamt<br />
mit Wohlwollen zu begleiten.<br />
Im letzten Planungs- und<br />
Umweltausschuss äußerte sich<br />
nur Grünen-Fraktionsvorsitzende<br />
Helga Knaack kritisch<br />
zum zukünftigen Discounter.<br />
„Ich erwarte ein paar planerische<br />
Highlights und keine<br />
einfache Zwecklösung.“ Jan<br />
Philip Schütze, Vorsitzender des<br />
Finanz- und Wirtschaftsausschusses,<br />
widersprach: „Wir<br />
haben den neuen Grundriss<br />
ja schon gesehen, das wird<br />
in jedem Fall eine Verbesserung<br />
für unsere Bevölkerung.“<br />
Handewitt-City mit seinen 4300<br />
Einwohnern und drei weiteren<br />
Neubaugebieten in zentraler<br />
Lage scheint für den Einzelhandel<br />
äußerst attraktiv zu sein.<br />
Auch „Aldi“ wird eine neue<br />
Filiale bauen. Im Rahmen einer<br />
Modernisierungswelle von<br />
„Aldi Nord“ soll am bisherigen<br />
Standort das erst 2007 errichtete<br />
Gebäude abgerissen und<br />
ersetzt werden. Die Bautätigkeiten,<br />
teilt die Essener Unternehmenszentrale<br />
mit, soll nach<br />
Ostern starten und etwa sechs<br />
Monate dauern. Der Konzern<br />
sucht in Handewitt noch nach<br />
einem Übergangsstandort.<br />
Mit dem Neubau wird die Verkaufsfläche<br />
von 820 auf 1050<br />
Quadratmeter vergrößert. „Der<br />
Fokus unserer neuen Märkte<br />
liegt vor allem auf einer hellen<br />
und freundlichen Einkaufsatmosphäre<br />
mit mehr Platz und<br />
breiteren Gängen sowie einem<br />
vergrößerten Angebot an frischem<br />
Obst, Gemüse, Fleisch,<br />
Fisch und Backwaren“, teilt<br />
eine Unternehmenssprecherin<br />
mit. „Die neuen Filialen werden<br />
zudem mit einem modernen<br />
Licht-, Farb- und Energiekonzept<br />
ausgestattet und nach<br />
aktuellen energetischen Standards<br />
gebaut.“ (ki) n