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Er stellte seine „Schwarte“ in seiner „Hornzsche“ - 1. FC Radebeul

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"<br />

Der <strong>Radebeul</strong>er<br />

Ino „Lemi“ Pro -<br />

e<strong>in</strong> Zeitzeuge der<br />

DDR-Diktatur<br />

Neue Serie im<br />

StadtSpiegel<br />

Vom Leben<br />

verprügelt<br />

Der <strong>Radebeul</strong>er Ino Pro muss unwahrsche<strong>in</strong>lich viel Leid aufarbeiten. Geschehen <strong>in</strong> der sozialisschen Diktatur, am<br />

eigenen Leib als K<strong>in</strong>d erlebt. Dass er heute überhaupt darüber sprechen kann und möchte, wurde auch durch e<strong>in</strong> Treffen<br />

am vergangenen Wochenende <strong>in</strong> der Gedenkstäe geschlossener Jugendwerkhof Torgau möglich gemacht.<br />

Die K<strong>in</strong>dheit des <strong>Radebeul</strong>ers liest<br />

sich wie e<strong>in</strong> Roman, e<strong>in</strong> Buch,<br />

das man am besten sofort weglegen<br />

möchte, um das zu verdauen,<br />

was man gerade gelesen hat. Als<br />

K<strong>in</strong>d wird er geschlagen, zu Hause<br />

von der eigenen Mutter, die zwei<br />

Schwestern müssen die Schläge auf<br />

dem Rücken des Knabens mitzählen.<br />

Hyperaktiv heißt heute die anerkannte<br />

Krankheit, im DDR-Regime<br />

allerd<strong>in</strong>gs als asozial oder<br />

nicht sozialfähig abgeurteilt. Mit<br />

10 Jahren kommt Proft <strong>in</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derheim<br />

für Schwererziehbare nach<br />

Döntzschen. Bereits hier steht sozialistischer<br />

Drill an der Tagesordnung.<br />

Ganz im Eigennutz müssen<br />

die K<strong>in</strong>der die Häuser der <strong>Er</strong>zieher<br />

mitbauen, schachten Fundamente<br />

aus und betonieren. Immer wieder<br />

fällt der kle<strong>in</strong>e Proft negativ auf,<br />

entweder flüchtet er aus dem Ge-<br />

wahrsam oder <strong>se<strong>in</strong>e</strong> Hyperaktivität<br />

lässt ihn mit den anderen K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />

Konflikt geraten. Schläge s<strong>in</strong>d hier<br />

ke<strong>in</strong>e Seltenheit.<br />

Aus diesem Grund muss er bereits<br />

mit 14 <strong>in</strong> den offenen Jugendwerkhof<br />

nach Wittenberg. Doch die<br />

Odysee geht weiter. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d ohne<br />

Liebe, ohne Eltern aufgewachsen,<br />

kennt nur militärischen Drill<br />

und Schläge. Das am eigenen Leib<br />

bisher <strong>Er</strong>lebte wird weitergegeben.<br />

Ke<strong>in</strong> Wunder also, dass er mit 16<br />

dann nach Torgau <strong>in</strong> den geschlossenen<br />

Jugendwerkhof kommt. Was<br />

er dort erleben muss, ist heute kaum<br />

vorstellbar.<br />

Schon bei der Ankunft im geschlossenen<br />

Jugendwerkhof sollte<br />

unmissverständlich klargestellt<br />

werden, was die Jugendlichen erwartete.<br />

Die Fahrt nach Torgau<br />

glich oft e<strong>in</strong>em Häftl<strong>in</strong>gstransport.<br />

Zur Bewachung und Übergabe fuhr<br />

e<strong>in</strong> <strong>Er</strong>zieher des e<strong>in</strong>weisenden Heimes<br />

mit, der vor der Abfahrt e<strong>in</strong>e<br />

Leibesvisitation durchzuführen hatte.<br />

Bei der Ankunft <strong>in</strong> Torgau durfte<br />

er erst aussteigen, als das schwere<br />

E<strong>in</strong>fahrtstor wieder verschlossen<br />

war. Im Verwaltungsgebäude hatten<br />

die Jugendlichen <strong>in</strong> strammer Haltung<br />

zu warten, bis der diensthabende<br />

<strong>Er</strong>zieher die Papiere <strong>in</strong> Empfang<br />

nahm und die „Neuzugänge“ registrierte.<br />

Jugendwerkhof Torgau -<br />

Das Tor zur Hölle für K<strong>in</strong>der<br />

Danach mussten sich die Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> der Kleiderkammer vollständig<br />

ausziehen. Es erfolgte e<strong>in</strong>e<br />

erneute Leibesvisitation, bei der<br />

auf e<strong>in</strong>em Meldeformular auch Tätowierungen<br />

erfasst wurden. Den<br />

Gasthaus & Pension<br />

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Aktion gilt nicht für Gesellschaften!<br />

Jugendwerkhof Torgau:<br />

Zwischen 1964 und 1989 wurden mehr als<br />

4000 Jugendliche <strong>in</strong> dem ehemaligen Gefängnis<br />

mit brutalen <strong>Er</strong>ziehungsmethoden<br />

diszipl<strong>in</strong>iert.<br />

Jugendlichen wurden die Haare<br />

kurzgeschoren und sie wurden des<strong>in</strong>fiziert.<br />

Nach Ausgabe der e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Anstaltskleidung und Abgabe<br />

der Zivilkleidung kamen die<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelarrestzelle,<br />

die „Zuführungszelle“. Diese<br />

war nur mit e<strong>in</strong>er Holzpritsche und<br />

e<strong>in</strong>em Kübel für die Notdurft ausgestattet.<br />

Dort erhielten sie e<strong>in</strong>e kurze<br />

E<strong>in</strong>weisung <strong>in</strong> die Umgangsregeln<br />

und bekamen die „Hausordnung“<br />

ausgehändigt, die sie auswendig<br />

lernen mussten.<br />

Bei <strong>Er</strong>ste<strong>in</strong>weisung blieben die Jugendlichen<br />

drei Tage, bei wiederholter<br />

E<strong>in</strong>weisung bis zu 12 Tage<br />

völlig isoliert <strong>in</strong> der „Zuführungszelle“.<br />

<strong>Er</strong>st dann fand e<strong>in</strong> Aufnahmegespräch<br />

mit dem Direktor statt,<br />

<strong>in</strong> dem der E<strong>in</strong>weisungsgrund und<br />

die von nun an geltenden Verhaltensregeln<br />

sowie die vorgesehene<br />

Meißner Straße 64 - <strong>Radebeul</strong> - Telefon: 0351/836 22 26 - Fax: 0351/895 17 57 - E-Mail: gasthaus@zudenl<strong>in</strong>den.de - Internet: www.zudenl<strong>in</strong>den.de<br />

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 11:00 – 14:30 und 17:30 – 23:00 Uhr ; Samstag, Sonntag, Feiertag: 11:00 – 23:00 Uhr - Mittwoch Ruhetag<br />

Außerhalb dieser Zeiten öffnen wir gern nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

„Zuführungszelle“ <strong>in</strong> Torgau:<br />

Drei Tage mussten Neuankömml<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelha verbr<strong>in</strong>gen, tagsüber duren sie<br />

dabei die Pritsche nicht benutzen.<br />

Dauer des Aufenthalts mitgeteilt<br />

wurden. „Der Alltag im Jugendwerkhof<br />

war wie e<strong>in</strong>e Zwangsjacke<br />

für mich“, er<strong>in</strong>nert sich der <strong>Radebeul</strong>er.<br />

Es herrschte e<strong>in</strong> militärischer<br />

Umgangston, alle Aktivitäten<br />

mussten <strong>in</strong> der Gruppe erledigt<br />

werden. Die Jugendlichen durften<br />

sich nur im Laufschritt bewegen.<br />

Die Wochentage verliefen gleichförmig:<br />

Wecken um 5.30 Uhr, vor<br />

dem Frühstück Sport, vormittags<br />

und nachmittags produktive Arbeit<br />

oder Unterricht, danach reglementierte<br />

Freizeit bis zum E<strong>in</strong>schluss,<br />

Nachtruhe um 2<strong>1.</strong>00 Uhr. An den<br />

Wochenenden wurde erst um 7.00<br />

Uhr geweckt und statt Produktion<br />

und Schule das Freizeitprogramm<br />

durchgeführt. Ohne Anordnung der<br />

<strong>Er</strong>zieher durfte im Speisesaal niemand<br />

Platz nehmen oder aufstehen,<br />

durften sich die Jungen nicht<br />

rasieren, durften ke<strong>in</strong>e Blumen gegossen<br />

werden. Selbst der Toilettengang<br />

hatte im Kollektiv und<br />

zu vorgeschriebenen Zeiten zu er-<br />

Durchgang im<br />

Jugendwerkhof<br />

Torgau:<br />

In der sächsischen Kle<strong>in</strong>stadt<br />

unterhielten schon<br />

die Nazis Wehrmachtsgefängnisse<br />

und Kriegsgefangenenlager. <br />

folgen. Sport diente lediglich dem<br />

Drill und der vormilitärischen Ausbildung,<br />

häufig wurde er zur Strafe<br />

angeordnet.<br />

Omals wurden die K<strong>in</strong>der<br />

regelrecht gequält<br />

Proft kann sich noch genau er<strong>in</strong>nern:<br />

„Wir wurden regelmässig<br />

auch gequält! Der Anstaltsleiter<br />

g<strong>in</strong>g durch die Reihen, drehte<br />

wahllos den K<strong>in</strong>dern die Brustwarzenrum<br />

so dass blaue Flecke an den<br />

Körpern der K<strong>in</strong>der Tagesordnung<br />

waren. Viel schlimmer war das Duschen.<br />

Im Gang vor den Duschen<br />

waren zwei Wasserhähne (kalt und<br />

warm), die für das Wasser <strong>in</strong> der<br />

Dusche für alle angebracht waren.<br />

Die <strong>Er</strong>zieher machten sich dann e<strong>in</strong>en<br />

Spass daraus, als wir duschten,<br />

das kalte Wasser abzudrehen, so<br />

dass wir uns übelst verbrannten.“<br />

Proft ist e<strong>in</strong>er der wenigen, die<br />

über ihre Zeit <strong>in</strong> der Anstalt sprechen,<br />

die meisten schämen sich bis<br />

heute - und verzichten deshalb sogar<br />

auf Rehabilitierung und staatliche<br />

Entschädigungszahlungen. Mit<br />

Spezialk<strong>in</strong>derheimen und Jugendwerkhöfen<br />

wollte DDR-Bildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Margot Honecker, Gatt<strong>in</strong><br />

des SED-Chefs, die „<strong>in</strong>dividuelle<br />

Gerichtetheit“ von Problemk<strong>in</strong>dern<br />

beseitigen - und dazu arbeiteten die<br />

Heimleiter mit militärisch strengen<br />

Diszipl<strong>in</strong>ierungsmaßnahmen.<br />

Machte etwa beim Sport jemand<br />

schlapp, musste <strong>se<strong>in</strong>e</strong> ganze Gruppe<br />

Extrarunden drehen oder im Entengang<br />

die Treppen hoch und runter.<br />

Berüchtigt als Strafe war der<br />

Treffen <strong>in</strong> Torgau:<br />

Ino Pro mit TV-Pfarrer Jürgen<br />

Fliege zum Treffen der ehemaligen<br />

Inhaierten. Fliege setzt sich seit<br />

Jahren für die Rehabilitaon der<br />

Betroffenen e<strong>in</strong>.<br />

„Torgauer Dreier“ - e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus Liegestütze, Hocke und<br />

Hockstrecksprung, der bis zur totalen<br />

<strong>Er</strong>schöpfung ausgeführt werden<br />

musste. Dazu kamen Schläge<br />

mit dem Schlüsselbund, E<strong>in</strong>zelarrest<br />

oder Putzdienste, bei denen die<br />

Zögl<strong>in</strong>ge mit bloßen Händen und<br />

Kernseife den Boden blank zu<br />

scheuern hatten. Wer im Unterricht<br />

störte, musste seitenlange Aufsätze<br />

zu uns<strong>in</strong>nigen Themen wie<br />

„Der Schnürsenkel (Wie ich me<strong>in</strong>en<br />

Schnürsenkel auf und zu mache)“<br />

oder „Warum ich nicht genau<br />

weiß, wer die Zeitung zerrissen hat“<br />

verfassen.<br />

Die gefürchtetste Strafe war Arrest,<br />

der bis zu 12 Tagen dauern konnte.<br />

Offiziell war es den <strong>Er</strong>ziehern untersagt,<br />

die Jugendlichen zu schlagen.<br />

Im <strong>Er</strong>zieherzimmer lagerten<br />

allerd<strong>in</strong>gs Schlagstöcke, die ausdrücklich<br />

nur <strong>in</strong> Notwehr verwendet<br />

werden durften...<br />

Weiter geht es <strong>in</strong> unserer nächsten Ausgabe<br />

im Oktober!<br />

Wir bilden Sie aus:<br />

<strong>Er</strong>werb Führersche<strong>in</strong> LKW I Traktor<br />

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