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Rückbau von Talsperren – globale Entwicklung

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<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Gabriela Kluck<br />

Frauensteiner Str.26, 09599 Freiberg<br />

Abstract. Staudämme und <strong>Talsperren</strong> gelten als umweltfreundliche Methode, um<br />

elektrische Energie zu gewinnen. Doch seit einiger Zeit werden immer mehr <strong>Talsperren</strong><br />

zurückgebaut. Dieser Text beschäftigt sich mit dem <strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong>,<br />

dessen Gründen und der <strong>globale</strong>n <strong>Entwicklung</strong> im <strong>Rückbau</strong>.<br />

Einleitung<br />

Die Erde ist mit etwa 1,45×10 9 km³ Wasser bedeckt. Da<strong>von</strong> befinden sich 90% in<br />

den Ozeanen und Meeren. Lediglich 10% befinden sich in Flüssen, Seen, Grundwässern<br />

und Gletschern, sowie der Atmosphäre. Von diesen 10% sind wiederum<br />

nur etwa 1/5 für den Menschen nutzbar (Tančev 2005). Hinzu kommt, dass die<br />

Verteilung der Süßwasservorkommen auf der Erde sehr ungleichmäßig ist. Während<br />

manche Länder, wie z.B. Indonesien das ganze Jahr über Niederschläge mindestens<br />

100 mm pro Monat aufweisen, kann es in Ländern wie Algerien dazu<br />

kommen, dass im ganzen Jahr keine Niederschläge fallen.<br />

Besonders in Ländern mit unregelmäßigem oder saisonal schwankendem Niederschlag<br />

ist es schwierig eine kontinuierliche Versorgung mit Wasser ohne zusätzliche<br />

Hilfsmittel zu erreichen. Eine Möglichkeit bietet die Errichtung <strong>von</strong><br />

Staudämmen oder <strong>Talsperren</strong>, wodurch die Wasserstände der Flüsse weitgehend<br />

unabhängig <strong>von</strong> der Niederschlagsmenge konstant gehalten werden können. Neben<br />

dieser Funktion, können <strong>Talsperren</strong> oder Staudämme auch der Strom- bzw.<br />

der Trinkwasserversorgung, dem Hochwasserschutz, der Bewässerung oder der<br />

Erholung dienen (K.R. Saxena und V.M. Sharma 2006).<br />

Im Jahre 1996 wurden 41.413 große Staudämme, die entweder höher als 15m<br />

sind oder andere Eigenschaften aufweisen, <strong>von</strong> der International Comission On<br />

Large Dams (ICOLD) registriert. 18.000 der 41.413 Staudämme, besitzen nur eine<br />

Funktion. Da<strong>von</strong> dienen 48% der Bewässerung, 20% der Stromproduktion aus<br />

Wasserkraft, 15% der Wasserversorgung, 8% dem Hochwasserschutz und 4% der<br />

Erholung. Von etwa 7.400 Staudämmen ist bekannt, dass sie mehrere Funktionen<br />

erfüllen (K.R. Saxena und V.M. Sharma 2006).


2 Gabriela Kluck<br />

Neben der Bewässerung und der Wasserversorgung stellt die Stromerzeugung<br />

einen erheblichen Grund für die Errichtung eines Staudammes oder einer Talsperre<br />

dar. Vor allem in den sich entwickelnden Ländern, die einen großen Bevölkerungszuwachs<br />

erfahren, muss immer mehr Wasser zur Verfügung gestellt werden.<br />

Besonders deutlich wird dies im Falle <strong>von</strong> China. Hier befinden sich 24.119 (nach<br />

Jiazhenge und Jing 2000) Staudämme (Abb.1.)<br />

Abb.1: Anzahl der <strong>Talsperren</strong> weltweit laut Deutschem <strong>Talsperren</strong>komitee<br />

Ein sehr bekannter und umstrittener Staudamm, der Drei-Schluchten-<br />

Staudamm, welcher den Jangtse-Fluss an drei Stellen aufstaut, wurde im Jahre<br />

2003 in Betrieb genommen (Bejing Rundschau 09.01.2009).<br />

Während in China und anderen Ländern neue Staudämme gebaut werden,<br />

schlagen Industrieländer wie Amerika, Frankreich und Deutschland andere Wege<br />

ein. Hier werden Staudämme, deren Nutzen nicht mit den bestehenden ökologischen<br />

und sozialen Problemen ausgeglichen werden kann, abgerissen. Im Folgenden<br />

soll nun der <strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> Staudämmen, anhand zweier Beispiele erläutert und<br />

ein Überblick, über die <strong>globale</strong> <strong>Rückbau</strong>situation gegeben werden.<br />

Ökologische und soziale Auswirkungen <strong>von</strong> Staudämmen<br />

und <strong>Talsperren</strong><br />

Ökologische Probleme<br />

Die Errichtung einer Talsperre oder eines Staudammes ist immer mit einer Veränderung<br />

der biotischen und abiotische Parametern des aufzustauenden Gewässers<br />

verbunden. Durch das Aufstauen, wird das Strömungsregime des Flusses, stark


<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> 3<br />

verändert. Er wird langsamer und verliert seine Transportkraft. So kommt es, dass<br />

strömungsliebende Organismen (rheophile) wie zum Beispiel Lampetra fluviatilis<br />

(Flussneunauge) oder Salmo trutta fario (Bachforelle) im aufgestauten Bereich<br />

nicht mehr auftreten. Durch die Minderung der Transportkraft, werden vor der<br />

Staumauer verstärkt Sedimente abgelagert, was zu Problemen in der Wasserqualität<br />

führen kann, wenn die Schwebfracht mit Schadstoffen belastet ist. Auf der anderen<br />

Seite der Staumauer hingegen tritt Erosion aufgrund des fehlenden Geschiebes<br />

im Wasser auf.<br />

Das Gewässer im Staubereich bekommt zusehends einen seeähnlichen Charakter.<br />

Es stellt sich eine Stratifikation ein, die Wassertemperatur erhöht sich aufgrund<br />

fehlender Beschattung und es kommt zu zeitweisen Sauerstoffminima, die<br />

durch nächtliche Atmungsprozesse und den Abbau <strong>von</strong> Organika hervorgerufen<br />

werden.<br />

Neben diesen Eingriffen in die Ökologie des Flusses, stellt ein Staudamm eine<br />

unüberwindbare Barriere für viele Organismen dar, wenn keine Bypässe oder<br />

Fischtreppen integriert worden sind (R. Gunderian und G. Gunkel 2000).<br />

Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass mit dem Anstieg des Flusspegels<br />

es auch zu einem Anstieg des Grundwassers kommt. Dies kann dazu führen, dass<br />

sich durch den erhöhten Bodenwassergehalt Rutschungsflächen ausbilden und es<br />

zu einem Versagen der Hänge um den Staukörper herum kommt.<br />

Der Bau des Assuan-Hochdammes, welcher den Nil in Ägypten aufstaut, hatte<br />

zur Folge, dass die Schlufffracht des Nils vor der Staumauer sedimentierte. Dadurch<br />

stand der Schluff, der durch die jährlichen Überschwemmungen auf dem<br />

ufernahen Land abgelagert wurde, nicht mehr zur Verfügung, wodurch die natürliche<br />

Düngung dieser Bereiche ausblieb. Ein weiterer Effekt, der ebenfalls auf der<br />

fehlenden Sedimentfracht beruht, konnte an der Mittelmeerküste beobachtet werden.<br />

Seit 1964 zieht sich die Küste im Jahr durchschnittlich um 29 m zurück (Shahin<br />

2002).<br />

Soziale Probleme<br />

Für die Errichtung eines Staudammes benötigt man Raum. Nicht selten kommt es<br />

dazu, dass Siedlungen oder Städte einem Staudamm weichen müssen. Laut WCD<br />

wurden bisher etwa 40 bis 80 Millionen Menschen umgesiedelt, damit Staudammprojekte<br />

verwirklicht werden konnten. In der Vergangenheit wurden zudem<br />

die Menschen, die <strong>von</strong> den Umsiedlungen betroffen waren, nur selten an den Entscheidungsprozessen<br />

beteiligt und oftmals ungenügend entschädigt (Neumann-<br />

Silkow et al. 2004).<br />

Ein weiteres Problem ergibt sich vor allem in wärmeren Regionen aus den großen<br />

Wasserflächen, die Krankheitsüberträgern wie der Anopheles-Mücke, welche<br />

Malariaerreger überträgt (Madigan et al. 2000), einen großen Lebensraum bieten.<br />

Dadurch wird die Verbreitung <strong>von</strong> dieser und anderen wasserbürtigen Krankheiten<br />

begünstigt (Shahin 2002).<br />

Durch das Aufstauen <strong>von</strong> Wassermassen sind jedoch nicht nur Menschen betroffen.<br />

So mussten während des Auffüllens des Assuan-Hochdammes sowohl der


4 Gabriela Kluck<br />

Tempel <strong>von</strong> Abu Simbel als auch der <strong>von</strong> Philea umgesetzt werden, damit sie<br />

nicht überflutet werden.<br />

<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> anhand ausgewählter Beispiele<br />

Talsperre Krebsbach<br />

Die Talsperre Krebsbach liegt nördlich <strong>von</strong> Greiz in Ostthüringen (Abb.2) auf der<br />

Landstraße 1085 zwischen Neumühle/Elster und Teichwolframsdorf.<br />

Sie gehört zu den 68 Stauanlagen der Thüringer Fernwasserversorgung. Sie lieferte<br />

ab 1964 Brauchwasser für den durch die Wismut AG betriebenen Uranbergbau.<br />

Mit einem Stauraum <strong>von</strong> 317.000m³ und einer Höhe <strong>von</strong> neun Metern zählt<br />

die Anlage zu den kleineren bis mittleren <strong>Talsperren</strong>, deren Einzugsgebiet etwa<br />

14,1 km² beträgt (Angaben: Thüringer Fernwasserversorgung). Die Staumauer ist<br />

ein Steinschüttdamm mit einer mittigen Lehmkerndichtung, in die später zusätzlich<br />

eine Stahlspundwand aufgrund <strong>von</strong> Undichtheiten eingebracht worden ist. Der<br />

Stützkörper besteht aus Diabas, die Dichtung aus Auelehm.<br />

Nach der Aufgabe des Uranbergbaus, entfiel bereits 1985 die Brauchwasserentnahme.<br />

Ein weiterer Grund für den <strong>Rückbau</strong> der Talsperre ist die mangelnde<br />

Standsicherheit. Im Falle eines Bemessungshochwassers würde das Absperrwerk<br />

Schaden nehmen und stellte eine erhebliche Gefahr für Unterlieger darstellen.<br />

TS Krebsbach<br />

Abb.2: Lage der Talsperre Krebsbach. Quelle: google maps


<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> 5<br />

Vor dem Bau der Talsperre war der Krebsbach ein sauberes Gewässer, welches<br />

unter anderem den Bachforellen (Salmo trutta fari) einen Lebensraum bot. Durch<br />

die Errichtung des Absperrbauwerkes und anderer kleinerer Querbauwerke, zogen<br />

sich die Bachforellen an den Unterlauf des Krebsbaches zurück. Mit dem <strong>Rückbau</strong><br />

der Talsperre und der Querbauten hofft man unter anderem darauf, dass diese<br />

sich wieder im oberen Bachlauf ansiedeln.<br />

Um den <strong>Rückbau</strong> zu verwirklichen, wurden zunächst eine Risikoanalyse und<br />

ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt. Im Dezember 2005, fünf Jahre nach<br />

dem Einreichen der Antragsunterlagen, erging der Planfeststellungsbeschluss, woran<br />

sich die Arbeiten an der Ausführungsplanung anschlossen. Das Projekt wurde<br />

in zwei Losen ausgeschrieben. Das erste Los beinhaltete dabei die Hauptbauleistung,<br />

wie den Dammabtrag, den Abbau aller Hoch-und Tiefbauten, die Neugestaltung<br />

des Bachbettes (Abb. 3) und den Bau einer Straße und Fußgängerbrücke.<br />

Abb. 3: Computersimulation des Bachlaufes, Quelle: Thüringer Fernwasserversorgung<br />

Das zweite Los umfing alle Landschaftsbauarbeiten, sowie weitere Maßnahmen<br />

zur Umsetzung der Landschaftpflegeplanes, die nicht im Los 1 enthalten waren.<br />

Desweiteren wurden drei Ausbaumaßnahmen festgelegt, um die Rückhaltung <strong>von</strong><br />

Hochwässern mit einem Wiederkehrintervall <strong>von</strong> HQ2 bisHQ10 zu gewährleisten.<br />

Diese Maßnahmen umfassen Gerinneaufweitungen, Sohl- und Böschungsbefestigungen<br />

und die Sanierung bzw. den Neubau <strong>von</strong> massiven Ufermauern.<br />

Am 19. März 2007 begann der <strong>Rückbau</strong> der Talsperre. Während dieser Zeit<br />

wurde der Wasserspiegel der Talsperre abgesenkt, um ein Abfischen zu ermöglichen,<br />

woran sich eine Restentleerung anschloss. Um erhöhte Sedimenteinträge zu<br />

Vermeiden, wurde am Ablauf der Talsperre ein Sedimentationsbecken errichtet.<br />

Desweiteren wurden Maßnahmen zum Amphibienschutz getroffen. So wurden<br />

Amphibienschutzzäune aufgestellt um Frösche, Kröten und Molche absammeln<br />

und umsiedeln zu können. Auch 1000 Exemplare der großen Teichmuschel (Anodonta<br />

cygnea) wurden eingesammelt und in Ausgleichgewässer umgesetzt.<br />

Nachdem am 26.März 2007 ein Umleitungsgraben in Betrieb genommen worden<br />

ist, hat die Talsperre ihre Funktion als Stauanlage endgültig verloren. Nun<br />

wurde mit dem Abtrag des Staudammes, dem Ausbau der Stahlspundwand sowie<br />

der Anlage eines mäandrierenden Bachbettes begonnen. Dabei wurden verschiedene<br />

Querprofile im Bachbett geschaffen, damit der Bach durch regelmäßige


6 Gabriela Kluck<br />

Ausuferungen eine Eigendynamik entwickeln kann. Ein Teil des Dammmaterials<br />

wurde für den Bau des Wanderweges, für Erosionsschutzbuhnen, als Steinschüttung<br />

für die Sohlgleitung und für Landschaftsbauarbeiten eingesetzt.<br />

Ende des Jahres 2007 waren alle Arbeiten, einschließlich derer am Unterlauf,<br />

beendet. In der Abbildung 4 ist ein Ausschnitt des neuen Bachverlaufes zu sehen.<br />

(Thüringer Fernwasserversorgung; BUND Thüringen)<br />

Abb. 4: Neues Bachbett des Krebsbaches, Quelle: Thüringer Fernwasserversorgung<br />

Manatawny Creek (Pennsylvenia)<br />

Der Manatawny Creek ist ein Zufluss des Schuylkill Rivers in Pennsylvania. Bereits<br />

vor mehr als 200 Jahren (Graf, 2003) wurde der Bach durch einen 2 m hohen<br />

hölzernen Mühlen-Damm aufgestaut. Die Breite des Dammes betrug 30 Meter<br />

und erzeugte einen etwa 500 m langen und 1 m tiefen Stauraum. Die Verweilzeit<br />

des Wassers im Stauraum ist mit weniger als zwei Stunden bei Basisabfluss als<br />

gering einzustufen. Durch die geringe Tiefe und kurzen Verweilzeiten des Wassers<br />

fehlte dieser Talsperre die typische Schichtung lentischer Systeme. Aufgrund<br />

der guten Durchmischung, und damit fehlenden anoxischen Bereichen, konnten<br />

nur geringe Unterschiede in der Wasserqualität oberhalb und unterhalb des Staudammes<br />

festgestellt werden.<br />

Im Laufe der Zeit hatten sich, ungeachtet <strong>von</strong> Ausbaggerungsarbeiten in den<br />

70er Jahren, vor der Staumauer große Mengen an Sediment abgelagert. Im Gegensatz<br />

zu anderen <strong>Talsperren</strong> bestand das Sediment hier größtenteils aus Sanden,<br />

Kiesen und größeren Steinen. (Pawlowski und Cook, 1993; Stanley und Doyle,<br />

2001). Nach dem <strong>Rückbau</strong> des Dammes kam es aufgrund der größeren Kornfraktionen<br />

nur sehr langsam zu einem Abtrag des angehäuften Sedimentes. Normalerweise<br />

werden innerhalb <strong>von</strong> Stunden bis wenigen Tagen große Mengen an feinem<br />

Sediment nach dem Dammrückbau abtransportiert (Stanley et al., 2002; Winter,<br />

1990). Im Falle des Manatawny Creeks blieb das Sediment noch mehrere Wochen<br />

bis Monate liegen und wurde nur gelegentlich, bei hohen Durchflüssen erodiert.<br />

10 Monate nach Abriss des Absperrbauwerkes hatte sich die Sedimentschicht um<br />

0,5 m verringert. Auch wurde das Bachbett im ehemaligen Stauraum deutlich


<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> 7<br />

grobkörniger, da die Feinpartikel nach und nach ausgespült worden sind. Unterhalb<br />

der ehemaligen Staumauer begannen sich während dieser Zeit sogenannter alternate<br />

und midchannel bars, kleine Inseln aus Sediment, zu bilden. An tieferen<br />

Stellen konnte eine Verfüllung des Bachbettes beobachtet werden.<br />

Durch den <strong>Rückbau</strong> des Absperrbauwerkes änderte sich die Zusammensetzung<br />

der Biota drastisch. Vorher waren vor allem stehende Gewässer bevorzugende Arten,<br />

wie Chironomidae (Zuckmücke), Ephemeroptera (Eintagsfliege), Caurassius<br />

auratus (Goldfisch), Cyprinus caarpio (Karpfen) und Erimyzon oblongus (Saugkarpfen)<br />

anzutreffen (Graf, 2003). Nach weniger als einem Jahr konnten neben<br />

den bentischen Arten, wie dem Noturus insignis (Katzenwels) und Rhinichtys cataractae<br />

(Longnose dace) auch strömungsliebende Arten festgestellt werden<br />

(Graf, 2003). Leider konnte kein Zuwachs in den Anadromen Fischbeständen,<br />

sprich Meeresfischen, die in Süßgewässern laichen, verzeichnet werden. Dies ist<br />

darauf zurückzuführen, dass unterhalb des Manatawny Creeks noch weitere Staudämme<br />

vorhanden sind.<br />

Globale <strong>Entwicklung</strong> des <strong>Rückbau</strong>s <strong>von</strong> Staudämmen<br />

Wie bereits in der Einleitung erwähnt worden ist, sind die Tendenzen <strong>Talsperren</strong><br />

oder Staudämme zurückzubauen <strong>von</strong> Land zu Land unterschiedlich. In den Vereinigten<br />

Staaten zum Beispiel, wurden allein in Kalifornien zwischen den Jahren<br />

1920 und 1956 22 Dämme aus dem Klamath River entfernt. Im Butte Creek, einem<br />

sich ebenfalls in Kalifornien befindenden Fluss, wurden 12 Absperrbauwerke<br />

abgerissen. In ganz Kalifornien sollen weitere 50 große und kleinere <strong>Talsperren</strong><br />

zurückgebaut werden. In Wisconsin wurden 30 Staudämme entfernt (Evans,<br />

1999). Seit 1999 wurden in den Vereinigten Staaten mehr als 600 Staudämme<br />

entfernt (American Rivers, 2009).<br />

In China, so vermeldete am 21.04.09 River News International, sollen weitere<br />

20 Dämme allein im Jangtse-Fluss neu errichtet werden, in Tibet 750 (River<br />

News International, 14.10.08).<br />

Frankreich startete im Jahre 1994 das Projekt „Plan Loire Grandeur Nature“,<br />

bei dem 3 Staudämme zurückgebaut wurden. Einer der Gründe für den <strong>Rückbau</strong><br />

war die Wiederansiedlung <strong>von</strong> Lachsen, die vor der Errichtung der Staumauern<br />

hier ihre Laichgebiete hatten (Dam Decomissioning in France, 1999). Neueren<br />

Meldungen jedoch nach, möchte Frankreichs Umweltminister Jean-Louis Borloo<br />

die durch Wasserkraft gewonnene elektrische Energie um 11% steigern (River<br />

News International, 23.07.08)<br />

In Spanien wurden in den vergangenen Jahren 80, hauptsächlich kleinere Talperren<br />

abgebaut. Weitere 130 <strong>Rückbau</strong>e sind geplant (Brufao, 2008).


8 Gabriela Kluck<br />

Zusammenfassung<br />

Der <strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> Staudämmen ist ein komplexes Thema. Große Probleme stellt<br />

häufig das in den Stauräumen abgelagerte Sediment dar, da es aufgrund des meist<br />

hohen Feinpartikelanteiles hohe Schadstoffgehalte aufweisen kann. Bei der Freisetzung<br />

dieser Stoffe, kann die Wasserqualität erheblich darunter leiden.<br />

Ein weiteres Problem stellt die Akzeptanz des <strong>Rückbau</strong>s durch die Bevölkerung<br />

dar. Oberlieger befürchten häufig eine Verknappung in der Wasserversorgung,<br />

Unterlieger fürchten sich häufig vor Hochwässern durch das verminderte Rückhaltevermögen<br />

des Fließgewässers.<br />

Als positive Aspekte des <strong>Rückbau</strong>s sind unter anderem die Ansiedlung der ursprünglichen,<br />

strömungsliebenden Biota, wie Forellen oder Lachsen, und ein gesundes<br />

Sedimentmanagement im Flusssystem zu nennen. Ein weiterer, ebenfalls<br />

sehr wichtiger Aspekt liegt in den Sanierungskosten vieler Staudämme. Häufig ist<br />

es billiger einen Staudamm abzureißen, als ihn zu erneuern (Evans, 1999).<br />

Die Tendenz, Staudämme zurückzubauen, ist <strong>von</strong> Land, zu Land unterschiedlich.<br />

Amerika zeigt sich dabei als Vorreiter.<br />

References<br />

Tančev L. (2005) Dams andAppurtant Hydraulic Structures: 3-4, 15<br />

Jiazheng, P., Jing H. (2000) Large Dams in China. A fifty-year review<br />

Guderian R., Gunkel G. (2000) Handbuch der Umweltveränderungen und Ökotoxikologie,<br />

Band 3, Aquatische Système: 123-124<br />

Neumann-Silkow F., Hellstern E., Brühl H. (2004) Umsetzung der WCD-Empfehlungen in<br />

der deutschen <strong>Entwicklung</strong>szusammenarbeit: 6-7<br />

Shahin M. (2002) Hydrology and Water Resourses of Africa: 478-489, 476<br />

Thüringer Fernwasserversorgung: Der <strong>Rückbau</strong> der Talsperre Krebsbach <strong>–</strong> Das erste Projekt<br />

seiner Art in Deutschland,<br />

http://www.thueringer-fernwasser.de/frontend/<br />

index.php?folder_id=41&ses_id=88c921a59b8df2907f08ec27b3226158<br />

BUND Thüringen, Thüringer Fernwasserversorgung (2006) <strong>Rückbau</strong> der Talsperre Krebsbach<br />

Pawlowski, J.T.und Cook, L.A. (1993) Salling Dam drawdown and removal. Paper presented<br />

at the Midwest Region technical Seminar on Removal of Dams, Association of State<br />

Dam Safety Officials, Kansas, MO


<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> 9<br />

Stanley, E.H. und Doyle, M.W. (2001) Phosphorus transport before and after dam removal<br />

from a nutrient-rich creek in southern Wisconsin, Bulletin of the North American Benthological<br />

Society 18: 172<br />

Stanley, E.H.; Luebke, M.; Doyle, M.W. und Marshall, D.W. (2002) Short-term changes in<br />

channel form and macroinvertebrate communities following lowhead dam removal, Journal<br />

of the North American Benthological Society 21: 172<strong>–</strong>187<br />

Winter, B.D. (1990) A brief overview of dam removal effects in Washington, Oregon, Idaho<br />

and California. NOAA Technical Memo NMFS F/NWR-28, Washington, DC: U.S Department<br />

of Commerce<br />

Graf, W.L. (2003) Dam Removal Research <strong>–</strong> Status and Prospects, The H. John Heinz III<br />

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http://www.heinzctr.org/publications/PDF/Dam_Research_Full_Report.pdf<br />

Evans S. (1999) Rivers Reborne <strong>–</strong> Removing Dams and Restoring Rivers in California,<br />

http://www.friendsoftheriver.org/site/DocServer/RiversReborn.pdf?docID=224&AddIntere<br />

st=1004<br />

Dam Decomissioning in France, (1999)<br />

http://www.rivernet.org/general/dams/decommissioning/decom3_e.htm#context<br />

River News International (bis 2009) http://www.rivernet.org/<br />

American Rivers (2009) The 10th Anniversary of the Removal of Maine’s Edwards Dam<br />

http://www.americanrivers.org/our-work/restoring-rivers/dams/projects/edwardsanniversary.html<br />

Brufao, P. (2008) Dam removal on a roll i Spain, December 2008 World Rivers Review :<br />

Special on River Restoration, http://internationalrivers.org/en/node/3645

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