Rückbau von Talsperren – globale Entwicklung
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<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Gabriela Kluck<br />
Frauensteiner Str.26, 09599 Freiberg<br />
Abstract. Staudämme und <strong>Talsperren</strong> gelten als umweltfreundliche Methode, um<br />
elektrische Energie zu gewinnen. Doch seit einiger Zeit werden immer mehr <strong>Talsperren</strong><br />
zurückgebaut. Dieser Text beschäftigt sich mit dem <strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong>,<br />
dessen Gründen und der <strong>globale</strong>n <strong>Entwicklung</strong> im <strong>Rückbau</strong>.<br />
Einleitung<br />
Die Erde ist mit etwa 1,45×10 9 km³ Wasser bedeckt. Da<strong>von</strong> befinden sich 90% in<br />
den Ozeanen und Meeren. Lediglich 10% befinden sich in Flüssen, Seen, Grundwässern<br />
und Gletschern, sowie der Atmosphäre. Von diesen 10% sind wiederum<br />
nur etwa 1/5 für den Menschen nutzbar (Tančev 2005). Hinzu kommt, dass die<br />
Verteilung der Süßwasservorkommen auf der Erde sehr ungleichmäßig ist. Während<br />
manche Länder, wie z.B. Indonesien das ganze Jahr über Niederschläge mindestens<br />
100 mm pro Monat aufweisen, kann es in Ländern wie Algerien dazu<br />
kommen, dass im ganzen Jahr keine Niederschläge fallen.<br />
Besonders in Ländern mit unregelmäßigem oder saisonal schwankendem Niederschlag<br />
ist es schwierig eine kontinuierliche Versorgung mit Wasser ohne zusätzliche<br />
Hilfsmittel zu erreichen. Eine Möglichkeit bietet die Errichtung <strong>von</strong><br />
Staudämmen oder <strong>Talsperren</strong>, wodurch die Wasserstände der Flüsse weitgehend<br />
unabhängig <strong>von</strong> der Niederschlagsmenge konstant gehalten werden können. Neben<br />
dieser Funktion, können <strong>Talsperren</strong> oder Staudämme auch der Strom- bzw.<br />
der Trinkwasserversorgung, dem Hochwasserschutz, der Bewässerung oder der<br />
Erholung dienen (K.R. Saxena und V.M. Sharma 2006).<br />
Im Jahre 1996 wurden 41.413 große Staudämme, die entweder höher als 15m<br />
sind oder andere Eigenschaften aufweisen, <strong>von</strong> der International Comission On<br />
Large Dams (ICOLD) registriert. 18.000 der 41.413 Staudämme, besitzen nur eine<br />
Funktion. Da<strong>von</strong> dienen 48% der Bewässerung, 20% der Stromproduktion aus<br />
Wasserkraft, 15% der Wasserversorgung, 8% dem Hochwasserschutz und 4% der<br />
Erholung. Von etwa 7.400 Staudämmen ist bekannt, dass sie mehrere Funktionen<br />
erfüllen (K.R. Saxena und V.M. Sharma 2006).
2 Gabriela Kluck<br />
Neben der Bewässerung und der Wasserversorgung stellt die Stromerzeugung<br />
einen erheblichen Grund für die Errichtung eines Staudammes oder einer Talsperre<br />
dar. Vor allem in den sich entwickelnden Ländern, die einen großen Bevölkerungszuwachs<br />
erfahren, muss immer mehr Wasser zur Verfügung gestellt werden.<br />
Besonders deutlich wird dies im Falle <strong>von</strong> China. Hier befinden sich 24.119 (nach<br />
Jiazhenge und Jing 2000) Staudämme (Abb.1.)<br />
Abb.1: Anzahl der <strong>Talsperren</strong> weltweit laut Deutschem <strong>Talsperren</strong>komitee<br />
Ein sehr bekannter und umstrittener Staudamm, der Drei-Schluchten-<br />
Staudamm, welcher den Jangtse-Fluss an drei Stellen aufstaut, wurde im Jahre<br />
2003 in Betrieb genommen (Bejing Rundschau 09.01.2009).<br />
Während in China und anderen Ländern neue Staudämme gebaut werden,<br />
schlagen Industrieländer wie Amerika, Frankreich und Deutschland andere Wege<br />
ein. Hier werden Staudämme, deren Nutzen nicht mit den bestehenden ökologischen<br />
und sozialen Problemen ausgeglichen werden kann, abgerissen. Im Folgenden<br />
soll nun der <strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> Staudämmen, anhand zweier Beispiele erläutert und<br />
ein Überblick, über die <strong>globale</strong> <strong>Rückbau</strong>situation gegeben werden.<br />
Ökologische und soziale Auswirkungen <strong>von</strong> Staudämmen<br />
und <strong>Talsperren</strong><br />
Ökologische Probleme<br />
Die Errichtung einer Talsperre oder eines Staudammes ist immer mit einer Veränderung<br />
der biotischen und abiotische Parametern des aufzustauenden Gewässers<br />
verbunden. Durch das Aufstauen, wird das Strömungsregime des Flusses, stark
<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> 3<br />
verändert. Er wird langsamer und verliert seine Transportkraft. So kommt es, dass<br />
strömungsliebende Organismen (rheophile) wie zum Beispiel Lampetra fluviatilis<br />
(Flussneunauge) oder Salmo trutta fario (Bachforelle) im aufgestauten Bereich<br />
nicht mehr auftreten. Durch die Minderung der Transportkraft, werden vor der<br />
Staumauer verstärkt Sedimente abgelagert, was zu Problemen in der Wasserqualität<br />
führen kann, wenn die Schwebfracht mit Schadstoffen belastet ist. Auf der anderen<br />
Seite der Staumauer hingegen tritt Erosion aufgrund des fehlenden Geschiebes<br />
im Wasser auf.<br />
Das Gewässer im Staubereich bekommt zusehends einen seeähnlichen Charakter.<br />
Es stellt sich eine Stratifikation ein, die Wassertemperatur erhöht sich aufgrund<br />
fehlender Beschattung und es kommt zu zeitweisen Sauerstoffminima, die<br />
durch nächtliche Atmungsprozesse und den Abbau <strong>von</strong> Organika hervorgerufen<br />
werden.<br />
Neben diesen Eingriffen in die Ökologie des Flusses, stellt ein Staudamm eine<br />
unüberwindbare Barriere für viele Organismen dar, wenn keine Bypässe oder<br />
Fischtreppen integriert worden sind (R. Gunderian und G. Gunkel 2000).<br />
Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass mit dem Anstieg des Flusspegels<br />
es auch zu einem Anstieg des Grundwassers kommt. Dies kann dazu führen, dass<br />
sich durch den erhöhten Bodenwassergehalt Rutschungsflächen ausbilden und es<br />
zu einem Versagen der Hänge um den Staukörper herum kommt.<br />
Der Bau des Assuan-Hochdammes, welcher den Nil in Ägypten aufstaut, hatte<br />
zur Folge, dass die Schlufffracht des Nils vor der Staumauer sedimentierte. Dadurch<br />
stand der Schluff, der durch die jährlichen Überschwemmungen auf dem<br />
ufernahen Land abgelagert wurde, nicht mehr zur Verfügung, wodurch die natürliche<br />
Düngung dieser Bereiche ausblieb. Ein weiterer Effekt, der ebenfalls auf der<br />
fehlenden Sedimentfracht beruht, konnte an der Mittelmeerküste beobachtet werden.<br />
Seit 1964 zieht sich die Küste im Jahr durchschnittlich um 29 m zurück (Shahin<br />
2002).<br />
Soziale Probleme<br />
Für die Errichtung eines Staudammes benötigt man Raum. Nicht selten kommt es<br />
dazu, dass Siedlungen oder Städte einem Staudamm weichen müssen. Laut WCD<br />
wurden bisher etwa 40 bis 80 Millionen Menschen umgesiedelt, damit Staudammprojekte<br />
verwirklicht werden konnten. In der Vergangenheit wurden zudem<br />
die Menschen, die <strong>von</strong> den Umsiedlungen betroffen waren, nur selten an den Entscheidungsprozessen<br />
beteiligt und oftmals ungenügend entschädigt (Neumann-<br />
Silkow et al. 2004).<br />
Ein weiteres Problem ergibt sich vor allem in wärmeren Regionen aus den großen<br />
Wasserflächen, die Krankheitsüberträgern wie der Anopheles-Mücke, welche<br />
Malariaerreger überträgt (Madigan et al. 2000), einen großen Lebensraum bieten.<br />
Dadurch wird die Verbreitung <strong>von</strong> dieser und anderen wasserbürtigen Krankheiten<br />
begünstigt (Shahin 2002).<br />
Durch das Aufstauen <strong>von</strong> Wassermassen sind jedoch nicht nur Menschen betroffen.<br />
So mussten während des Auffüllens des Assuan-Hochdammes sowohl der
4 Gabriela Kluck<br />
Tempel <strong>von</strong> Abu Simbel als auch der <strong>von</strong> Philea umgesetzt werden, damit sie<br />
nicht überflutet werden.<br />
<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> anhand ausgewählter Beispiele<br />
Talsperre Krebsbach<br />
Die Talsperre Krebsbach liegt nördlich <strong>von</strong> Greiz in Ostthüringen (Abb.2) auf der<br />
Landstraße 1085 zwischen Neumühle/Elster und Teichwolframsdorf.<br />
Sie gehört zu den 68 Stauanlagen der Thüringer Fernwasserversorgung. Sie lieferte<br />
ab 1964 Brauchwasser für den durch die Wismut AG betriebenen Uranbergbau.<br />
Mit einem Stauraum <strong>von</strong> 317.000m³ und einer Höhe <strong>von</strong> neun Metern zählt<br />
die Anlage zu den kleineren bis mittleren <strong>Talsperren</strong>, deren Einzugsgebiet etwa<br />
14,1 km² beträgt (Angaben: Thüringer Fernwasserversorgung). Die Staumauer ist<br />
ein Steinschüttdamm mit einer mittigen Lehmkerndichtung, in die später zusätzlich<br />
eine Stahlspundwand aufgrund <strong>von</strong> Undichtheiten eingebracht worden ist. Der<br />
Stützkörper besteht aus Diabas, die Dichtung aus Auelehm.<br />
Nach der Aufgabe des Uranbergbaus, entfiel bereits 1985 die Brauchwasserentnahme.<br />
Ein weiterer Grund für den <strong>Rückbau</strong> der Talsperre ist die mangelnde<br />
Standsicherheit. Im Falle eines Bemessungshochwassers würde das Absperrwerk<br />
Schaden nehmen und stellte eine erhebliche Gefahr für Unterlieger darstellen.<br />
TS Krebsbach<br />
Abb.2: Lage der Talsperre Krebsbach. Quelle: google maps
<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> 5<br />
Vor dem Bau der Talsperre war der Krebsbach ein sauberes Gewässer, welches<br />
unter anderem den Bachforellen (Salmo trutta fari) einen Lebensraum bot. Durch<br />
die Errichtung des Absperrbauwerkes und anderer kleinerer Querbauwerke, zogen<br />
sich die Bachforellen an den Unterlauf des Krebsbaches zurück. Mit dem <strong>Rückbau</strong><br />
der Talsperre und der Querbauten hofft man unter anderem darauf, dass diese<br />
sich wieder im oberen Bachlauf ansiedeln.<br />
Um den <strong>Rückbau</strong> zu verwirklichen, wurden zunächst eine Risikoanalyse und<br />
ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt. Im Dezember 2005, fünf Jahre nach<br />
dem Einreichen der Antragsunterlagen, erging der Planfeststellungsbeschluss, woran<br />
sich die Arbeiten an der Ausführungsplanung anschlossen. Das Projekt wurde<br />
in zwei Losen ausgeschrieben. Das erste Los beinhaltete dabei die Hauptbauleistung,<br />
wie den Dammabtrag, den Abbau aller Hoch-und Tiefbauten, die Neugestaltung<br />
des Bachbettes (Abb. 3) und den Bau einer Straße und Fußgängerbrücke.<br />
Abb. 3: Computersimulation des Bachlaufes, Quelle: Thüringer Fernwasserversorgung<br />
Das zweite Los umfing alle Landschaftsbauarbeiten, sowie weitere Maßnahmen<br />
zur Umsetzung der Landschaftpflegeplanes, die nicht im Los 1 enthalten waren.<br />
Desweiteren wurden drei Ausbaumaßnahmen festgelegt, um die Rückhaltung <strong>von</strong><br />
Hochwässern mit einem Wiederkehrintervall <strong>von</strong> HQ2 bisHQ10 zu gewährleisten.<br />
Diese Maßnahmen umfassen Gerinneaufweitungen, Sohl- und Böschungsbefestigungen<br />
und die Sanierung bzw. den Neubau <strong>von</strong> massiven Ufermauern.<br />
Am 19. März 2007 begann der <strong>Rückbau</strong> der Talsperre. Während dieser Zeit<br />
wurde der Wasserspiegel der Talsperre abgesenkt, um ein Abfischen zu ermöglichen,<br />
woran sich eine Restentleerung anschloss. Um erhöhte Sedimenteinträge zu<br />
Vermeiden, wurde am Ablauf der Talsperre ein Sedimentationsbecken errichtet.<br />
Desweiteren wurden Maßnahmen zum Amphibienschutz getroffen. So wurden<br />
Amphibienschutzzäune aufgestellt um Frösche, Kröten und Molche absammeln<br />
und umsiedeln zu können. Auch 1000 Exemplare der großen Teichmuschel (Anodonta<br />
cygnea) wurden eingesammelt und in Ausgleichgewässer umgesetzt.<br />
Nachdem am 26.März 2007 ein Umleitungsgraben in Betrieb genommen worden<br />
ist, hat die Talsperre ihre Funktion als Stauanlage endgültig verloren. Nun<br />
wurde mit dem Abtrag des Staudammes, dem Ausbau der Stahlspundwand sowie<br />
der Anlage eines mäandrierenden Bachbettes begonnen. Dabei wurden verschiedene<br />
Querprofile im Bachbett geschaffen, damit der Bach durch regelmäßige
6 Gabriela Kluck<br />
Ausuferungen eine Eigendynamik entwickeln kann. Ein Teil des Dammmaterials<br />
wurde für den Bau des Wanderweges, für Erosionsschutzbuhnen, als Steinschüttung<br />
für die Sohlgleitung und für Landschaftsbauarbeiten eingesetzt.<br />
Ende des Jahres 2007 waren alle Arbeiten, einschließlich derer am Unterlauf,<br />
beendet. In der Abbildung 4 ist ein Ausschnitt des neuen Bachverlaufes zu sehen.<br />
(Thüringer Fernwasserversorgung; BUND Thüringen)<br />
Abb. 4: Neues Bachbett des Krebsbaches, Quelle: Thüringer Fernwasserversorgung<br />
Manatawny Creek (Pennsylvenia)<br />
Der Manatawny Creek ist ein Zufluss des Schuylkill Rivers in Pennsylvania. Bereits<br />
vor mehr als 200 Jahren (Graf, 2003) wurde der Bach durch einen 2 m hohen<br />
hölzernen Mühlen-Damm aufgestaut. Die Breite des Dammes betrug 30 Meter<br />
und erzeugte einen etwa 500 m langen und 1 m tiefen Stauraum. Die Verweilzeit<br />
des Wassers im Stauraum ist mit weniger als zwei Stunden bei Basisabfluss als<br />
gering einzustufen. Durch die geringe Tiefe und kurzen Verweilzeiten des Wassers<br />
fehlte dieser Talsperre die typische Schichtung lentischer Systeme. Aufgrund<br />
der guten Durchmischung, und damit fehlenden anoxischen Bereichen, konnten<br />
nur geringe Unterschiede in der Wasserqualität oberhalb und unterhalb des Staudammes<br />
festgestellt werden.<br />
Im Laufe der Zeit hatten sich, ungeachtet <strong>von</strong> Ausbaggerungsarbeiten in den<br />
70er Jahren, vor der Staumauer große Mengen an Sediment abgelagert. Im Gegensatz<br />
zu anderen <strong>Talsperren</strong> bestand das Sediment hier größtenteils aus Sanden,<br />
Kiesen und größeren Steinen. (Pawlowski und Cook, 1993; Stanley und Doyle,<br />
2001). Nach dem <strong>Rückbau</strong> des Dammes kam es aufgrund der größeren Kornfraktionen<br />
nur sehr langsam zu einem Abtrag des angehäuften Sedimentes. Normalerweise<br />
werden innerhalb <strong>von</strong> Stunden bis wenigen Tagen große Mengen an feinem<br />
Sediment nach dem Dammrückbau abtransportiert (Stanley et al., 2002; Winter,<br />
1990). Im Falle des Manatawny Creeks blieb das Sediment noch mehrere Wochen<br />
bis Monate liegen und wurde nur gelegentlich, bei hohen Durchflüssen erodiert.<br />
10 Monate nach Abriss des Absperrbauwerkes hatte sich die Sedimentschicht um<br />
0,5 m verringert. Auch wurde das Bachbett im ehemaligen Stauraum deutlich
<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> 7<br />
grobkörniger, da die Feinpartikel nach und nach ausgespült worden sind. Unterhalb<br />
der ehemaligen Staumauer begannen sich während dieser Zeit sogenannter alternate<br />
und midchannel bars, kleine Inseln aus Sediment, zu bilden. An tieferen<br />
Stellen konnte eine Verfüllung des Bachbettes beobachtet werden.<br />
Durch den <strong>Rückbau</strong> des Absperrbauwerkes änderte sich die Zusammensetzung<br />
der Biota drastisch. Vorher waren vor allem stehende Gewässer bevorzugende Arten,<br />
wie Chironomidae (Zuckmücke), Ephemeroptera (Eintagsfliege), Caurassius<br />
auratus (Goldfisch), Cyprinus caarpio (Karpfen) und Erimyzon oblongus (Saugkarpfen)<br />
anzutreffen (Graf, 2003). Nach weniger als einem Jahr konnten neben<br />
den bentischen Arten, wie dem Noturus insignis (Katzenwels) und Rhinichtys cataractae<br />
(Longnose dace) auch strömungsliebende Arten festgestellt werden<br />
(Graf, 2003). Leider konnte kein Zuwachs in den Anadromen Fischbeständen,<br />
sprich Meeresfischen, die in Süßgewässern laichen, verzeichnet werden. Dies ist<br />
darauf zurückzuführen, dass unterhalb des Manatawny Creeks noch weitere Staudämme<br />
vorhanden sind.<br />
Globale <strong>Entwicklung</strong> des <strong>Rückbau</strong>s <strong>von</strong> Staudämmen<br />
Wie bereits in der Einleitung erwähnt worden ist, sind die Tendenzen <strong>Talsperren</strong><br />
oder Staudämme zurückzubauen <strong>von</strong> Land zu Land unterschiedlich. In den Vereinigten<br />
Staaten zum Beispiel, wurden allein in Kalifornien zwischen den Jahren<br />
1920 und 1956 22 Dämme aus dem Klamath River entfernt. Im Butte Creek, einem<br />
sich ebenfalls in Kalifornien befindenden Fluss, wurden 12 Absperrbauwerke<br />
abgerissen. In ganz Kalifornien sollen weitere 50 große und kleinere <strong>Talsperren</strong><br />
zurückgebaut werden. In Wisconsin wurden 30 Staudämme entfernt (Evans,<br />
1999). Seit 1999 wurden in den Vereinigten Staaten mehr als 600 Staudämme<br />
entfernt (American Rivers, 2009).<br />
In China, so vermeldete am 21.04.09 River News International, sollen weitere<br />
20 Dämme allein im Jangtse-Fluss neu errichtet werden, in Tibet 750 (River<br />
News International, 14.10.08).<br />
Frankreich startete im Jahre 1994 das Projekt „Plan Loire Grandeur Nature“,<br />
bei dem 3 Staudämme zurückgebaut wurden. Einer der Gründe für den <strong>Rückbau</strong><br />
war die Wiederansiedlung <strong>von</strong> Lachsen, die vor der Errichtung der Staumauern<br />
hier ihre Laichgebiete hatten (Dam Decomissioning in France, 1999). Neueren<br />
Meldungen jedoch nach, möchte Frankreichs Umweltminister Jean-Louis Borloo<br />
die durch Wasserkraft gewonnene elektrische Energie um 11% steigern (River<br />
News International, 23.07.08)<br />
In Spanien wurden in den vergangenen Jahren 80, hauptsächlich kleinere Talperren<br />
abgebaut. Weitere 130 <strong>Rückbau</strong>e sind geplant (Brufao, 2008).
8 Gabriela Kluck<br />
Zusammenfassung<br />
Der <strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> Staudämmen ist ein komplexes Thema. Große Probleme stellt<br />
häufig das in den Stauräumen abgelagerte Sediment dar, da es aufgrund des meist<br />
hohen Feinpartikelanteiles hohe Schadstoffgehalte aufweisen kann. Bei der Freisetzung<br />
dieser Stoffe, kann die Wasserqualität erheblich darunter leiden.<br />
Ein weiteres Problem stellt die Akzeptanz des <strong>Rückbau</strong>s durch die Bevölkerung<br />
dar. Oberlieger befürchten häufig eine Verknappung in der Wasserversorgung,<br />
Unterlieger fürchten sich häufig vor Hochwässern durch das verminderte Rückhaltevermögen<br />
des Fließgewässers.<br />
Als positive Aspekte des <strong>Rückbau</strong>s sind unter anderem die Ansiedlung der ursprünglichen,<br />
strömungsliebenden Biota, wie Forellen oder Lachsen, und ein gesundes<br />
Sedimentmanagement im Flusssystem zu nennen. Ein weiterer, ebenfalls<br />
sehr wichtiger Aspekt liegt in den Sanierungskosten vieler Staudämme. Häufig ist<br />
es billiger einen Staudamm abzureißen, als ihn zu erneuern (Evans, 1999).<br />
Die Tendenz, Staudämme zurückzubauen, ist <strong>von</strong> Land, zu Land unterschiedlich.<br />
Amerika zeigt sich dabei als Vorreiter.<br />
References<br />
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<strong>Rückbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Talsperren</strong> <strong>–</strong> <strong>globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> 9<br />
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