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Morg
Das Projekt Art up – Erfolg im Team wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und der Senatsverwaltung
für Integration, Arbeit und Soziales im Rahmen der Bezirklichen Bündnisse für Wirtschaft und Arbeit.
EUROPÄISCHE UNION
Europäischer Sozialfonds
Morg
SIMON KARIM FREMBGEN • PATRYCJA FREY
MIRIAM LICIA JADISCHKE • STEFANIE SÄNDIG
MIRIAM SMIDT • OLGA MOŞ
Art up Ausstellung, INSELGALERIE Berlin, 5. – 14. August 2021
Leitung Ausstellungsprojekt: Kim Dotty Hachmann
Die Ausstellungen und Veranstaltungen der INSELGALERIE Berlin werden gefördert durch die
Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa – Künstlerinnenförderung.
XANTHIPPE e.V.
Sie stammen aus verschiedenen Gegenden in Deutschland, Polen und Rumänien, leben in
Berlin und lernten sich vor einigen Monaten beim Projekt Art up – Erfolg im Team kennen.
Unter dem Titel Morgen stellen Simon Karim Frembgen, Patrycja Frey, Miriam Licia Jadischke,
Olga Moș, Stefanie Sändig und Miriam Smidt vom 6. bis zum 14. August ihre zum Teil aus
diesem Anlass entstandenen Werke in der Inselgalerie Berlin aus.
Sie haben Morgen als Titel gewählt, weil dieses Wort eine ambivalente Bedeutung hat: Der
Morgen bezieht sich auf die Zeit zwischen Tagesbeginn und Mittag, das Morgen auf die
Zukunft. Die meisten der an der Gruppenschau Beteiligten stehen am Anfang ihrer künstlerischen
Karriere oder treten in eine neue Phase ihrer künstlerischen Arbeit ein. Sie widmen
sich, mit Ausnahme von Miriam Licia Jadischke, Fotokünstlerin und Zeichnerin, die in letzter
Zeit vorwiegend raumgreifende Collagen schafft, der Malerei.
Simon Karim Frembgen, Patrycja Frey, Stefanie Sändig und Miriam Smidt kombinieren verschiedene
Mal- und Zeichentechniken und benutzen Acryl- oder Aquarellfarben und Pigmente,
die sie in unterschiedlicher Intensität auf Papier und Leinwand auftragen. Ihre Arbeiten sind
expressiv und an der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion (Simon Karim Frembgen,
Stefanie Sändig), minimalistisch und figurativ (Patrycja Freys digitale Malerei), gestisch und
semi-abstrakt (Miriam Smidts Liquid Light Painting) oder konzeptuell (die abstrakten Gemälde
von Olga Moș, die sich zunehmend in Farb-Environments verwandeln). Unabhängig von
der Malweise oder Technik zeigen die Werke aller Teilnehmenden der Ausstellung Morgen,
welches gestalterische und inhaltliche Potential in Malerei und Collage steckt.
Urszula Usakowska-Wolff
SIMON KARIM FREMBGEN 6
PATRYCJA FREY 8
MIRIAM LICIA JADISCHKE 10
STEFANIE SÄNDIG 12
MIRIAM SMIDT 14
OLGA MOŞ 16
SIMON KARIM FREMBGEN *1985 in Siegburg
Simon Karim Frembgens Interesse gilt der
menschlichen Figur sowie urbanen- und
Berglandschaften. Seine collageähnlichen
Papierarbeiten und Acrylbilder sind Mischtechniken
mit fließenden Übergängen
zwischen Figuration und Abstraktion. Die
Inspirationen schöpft er aus der Popkultur
sowie aus der Street- und Popart. Zu seinen
künstlerischen Vorbildern gehören unter
anderem Andy Warhol und Roy Lichtenstein,
weil sie ihre Laufbahn auch als Werbegrafiker
begannen. In seinen transparenten,
aus mehreren übermalten und stellenweise
durchscheinenden Schichten bestehenden
Gemälden und Seriengrafiken untersucht
er die Wechselwirkungen zwischen dem
Bild, Zerrbild und der Inszenierung sowie
die Ambivalenz von Schönheit und Verfall.
Er operiert häufig mit Gegensätzen wie
Leichtigkeit und Schwere, Selbstauflösung
und Materialität, Transzendenz und
Immanenz, Flüchtigkeit und Endlichkeit der
menschlichen Existenz und die Ewigkeit der
Welt(en), womit er darauf hinweist, dass
nichts am Himmel wie auf Erden eindeutig
und unveränderlich ist. Er erarbeitet seine
Kunst in einem analytischen Prozess, den er
um eine spirituelle Komponente erweitert:
„Vor einiger Zeit hatte ich das Gefühl, für
einen Moment in die Unendlichkeit gefallen
zu sein. In meinem gegenwärtigen zeichnerischen
und malerischen Werk befasse ich
mich deshalb auch mit der Tiefendimension:
dem Streben nach allumfassender Ausdehnung
ins Unendliche“, sagt Simon Karim
Frembgen.
Simon Karim Frembgen, The Deep End, Offsetdruck,
Acryl, Stencil, Spraycan, Fineliner, 90 x 120 cm, 2019
6
PATRYCJA FREY *1986 in Wejherowo, Polen
Patrycja Frey arbeitete für unabhängige
Filmverleiher und die Stiftung Cinema for
Peace in Berlin. Für die Hilfsorganisation
Ingenieure ohne Grenzen realisierte sie
ein Filmprojekt in Sri Lanka. Es war eine
bereichernde Zeit, doch sie hatte stets das
Bedürfnis zu zeichnen. Sie gab ihre Arbeit in
der Filmindustrie auf und wurde freischaffende
Künstlerin. Zuerst experimentierte sie
mit Markern und Tinte und erstellte Freihandskizzen,
die sie digital bearbeitete. Schritt für
Schritt entwickelte sie ihren eigenen minimalistischen
Stil, der expressive und surreale
Elemente verbindet. Mit einigen wenigen
Linien, Formen und Farben fertigt sie kleinformatige
Fine Art Prints, die auf große
gesellschaftspolitische Probleme hinweisen:
den rücksichtlosen Umgang mit der Natur
und die immer noch unbefriedigende Situation
der Frau. Deshalb stellt sie starke Frauen
dar, die unterdrückte und unausgesprochene
Gefühle ausleben und Träume wahr werden
lassen. Sie vermitteln eine heilende Botschaft
und ermutigen die Menschen, ihre Ängste zu
überwinden und sich nicht einschüchtern zu
lassen: Sie verkörpern die verborgene Kraft,
die in allen von uns steckt und darauf wartet,
sich voll entfalten zu können. Ein Motiv, das
die Künstlerin häufig aufgreift, ist die Magie
des Alltags und die Schönheit der gewöhnlichen
Dinge. Ihre Bilder, die sie mit viel Liebe
zum Detail gestaltet, offenbaren die therapeutische
Wirkung der Kunst, die hilft, das
Negative in und um uns herum als Herausforderung
zu sehen und Krisen zu meistern.
Patrycja Freys Arbeiten entstehen aus einem
inneren Bedürfnis heraus und laden den
Betrachter zum Nachdenken über sich selbst
und die Welt ein.
Patrycja Frey, Out of Order,
Digitale Malerei, 30x30 cm, 2021
8
MIRIAM LICIA JADISCHKE *1978 in Bremerhaven
Miriam Licia Jadischke schafft medienübergreifende
Kunst. Sie verfremdet eigens
erstellte Fotografien, die spontane Schnappschüsse
von Menschen, Tieren, Orten und
Gegenständen sind, indem sie ihnen eine
zusätzliche Ebene hinzufügt: Ein handgezeichnetes
florales Ornament, das ihre
Kompositionen surreal erscheinen lässt. Sie
wirken ort- und zeitlos, da man nicht mehr
erkennen kann, wann und wo die Fotografin
sie aufgenommen hat. Ähnlich geht sie mit
gefundenen alten Schwarzweißfotografien
um. Die darauf abgebildeten Personen lässt
Miriam Licia Jadischke in ungewöhnlicher
Begleitung der von ihr gegenwärtig gezeichneten
Pflanzen(teile) posieren, wodurch
sie in die heutige Zeit versetzt werden.
Spielerischer Umgang mit Motiven, Verfremdung,
Reduzierung und ein Gespür für die
zeitenüberdauernde Komik des Alltags und
den Zauber gewöhnlicher Dinge: Das sind
nur einige Merkmale ihrer hintersinnigen
Kunst. Sie zeigt, dass die reale Welt nur in
Fragmenten wahrgenommen werden kann.
Genauso wie die Zeit, von der nur festgehaltene
Momente in Erinnerung bleiben.
Miriam Licia Jadischke beschäftigt sich
mittlerweile hauptsächlich mit Collagen.
Sie bedient sich dieser Technik, um Werke
zu kreieren, die sowohl fantastisch als auch
lebensnah sind. In ihrer für die Ausstellung
„Morgen“ geschaffenen Wandinstallation
benutzt sie Holzelemente, die sich zu einem
Archipel zusammenfügen. Die Künstlerin
platzierte ihre Objekte aus Papier so, dass
sie teilweise über den Bildrand hinausragen,
Schatten werfen und Plastizität erlangen. Sie
versuchen, Kontakt zu den anderen Inselbewohnern
aufzunehmen. Die Botschaft des
Archipels ist klar: Der Mensch als soziales
Wesen ist nicht bereit, dauerhaft auf das
Miteinander zu verzichten.
10
Miriam Licia Jadischke, Archipetopie,
Collage auf Holz (Ausschnitt),
zwei Holzelemente, jeweils 12 x 16,5 cm, 2021
STEFANIE SÄNDIG *1973 in Meißen
Stefanie Sändig lebt seit 35 Jahren in Berlin
und ist Gestalterin, künstlerische Autodidaktin,
Heilpraktikerin und Therapeutin. Sie
ergründet das Wesen der Dinge, schaut hinter
deren Fassade, ist fasziniert von den Strukturen,
Mustern, Details und der Sinnlichkeit
des Malprozesses. Für ihre Aquarell-Mischtechniken
auf Papier und Leinwand, denen
sie in letzter Zeit Collage-Elemente hinzufügt,
benutzt sie kräftige Farben und hauchdünne
japanische Tintenstifte. Charakteristisch für
ihre Ausdrucksweise ist die Verbindung von
Bildern und Worten, mit denen sie neue
Betrachtungsräume eröffnen und Denkanstöße
geben möchte. Ihre unabhängig von
der Größe filigranen Arbeiten sind voller
Leichtigkeit, Lebensfreude und Humor. Die
Inspiration schöpft sie aus inneren Bildern,
eigenen Gedanken sowie aus philosophischen
und psychologischen Werken.
Das Tagesgeschehen mit dem Zeitgeistphänomen
der Kommunikation via soziale
Medien fließt in ihre Kunst auch ein. Ihr
häufiges Motiv sind Augen als Tor zur Seele.
Sie schauen uns aus einer anderen Welt an
und bewegen uns dazu, unsere eigene Welt
aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Die
Dinge sind einfach da, es liegt nur an uns,
sie zu beschreiben und ihnen eine faktische
oder metaphorische Bedeutung zu geben.
Stefanie Sändig verwandelt Bilder in Worte
und Worte in Bilder, die eine Folge fortwährender
Metamorphosen ergeben. Die Kunst
ist für sie eine Bühne, auf der sie ihr eigenes
farbenfrohes Spektakel inszenieren kann,
um gleichermaßen fantastische und wahre
Geschichten über das Wesen der Dinge und
die ungezwungene Kreativität zu erzählen.
Stefanie Sändig, Sie haben Post!!! Mixmedia auf Leinwand,
Papierdruck, Pigment Ink Black, Aquarell, 50 x 50 cm, 2021
12
MIRIAM SMIDT *1983 in Leer
Miriam Smidt, an der ostfriesischen Küste
geboren und aufgewachsen, gab nach einer
Gehirntumoroperation ihre langjährige Arbeit
als Sozialwissenschaftlerin und Autorin auf
und entschied sich, ihrer wahren Berufung
zu folgen. „Die höchste Form der Hoffnung
ist die Überwindung der Verzweiflung durch
die Kunst“, sagt sie. Für ihre expressiven und
zugleich lyrischen, semi-abstrakten Kompositionen
auf Leinwand und Papier entwickelte
sie eine eigene Malweise, die sie Liquid
Light Painting nennt: Fluide Lichtmalerei, die
durch Leichtigkeit, Helligkeit und Luzidität
besticht und von der Nähe der Malerin zum
Wasser zeugt. Sie gießt Aquarelltinten und
Kleister auf den weißen Malgrund, wo sie
sich weitgehend zufällig vermischen und
verblüffende Farbübergänge und Formen
hervorbringen. Der Schaffensprozess ist für
sie ein körperlicher, performativer Vorgang,
in den ihre eigenen Bewegungen und Emotionen
einfließen. Der spontane, gestische
Vorgang des Malens und das Experiment
mit Farbe stehen im Mittelpunkt ihrer
Aktionskunst. Sie malt wie im Flow, lässt den
Farben freien Lauf, mitgerissen von dem,
was sie zum Vorschein bringen: Figuren,
die wie Flammen, Wellen, Pflanzen, Tiere
oder Fabelwesen aussehen. Inspiriert von
inneren Bildern, malt sie Gärten, in denen
sie wandelt und „fantastischen mentalen
Kreaturen“ begegnet. „Meine fluide Technik
erforscht prozesshaft die Verstrickungen des
Individuums mit Zeit und Vergänglichkeit und
bewegt sich dabei an den diffusen Grenzen
von Kontrolle und Loslassen, Bewegung und
Stillstand, Flut und Leere, beständigen und
flüchtigen Anteilen.“ sagt Miriam Smidt.
14
Miriam Smidt, Queen of Everything,
Tinten und Kleister auf Leinwand; 160 x 100 cm, 2021
OLGA MOŞ *1986 in Reșița, Rumänien
Olga Moș lebt seit 1990 in Deutschland,
zuletzt in Berlin. Von 2011–2017 studierte sie
Kunstpädagogik mit Schwerpunkt Malerei an
der Universität Augsburg. Seit 2014 nimmt
sie an Einzel- und Gruppenausstellungen in
Deutschland und Rumänien teil. Nachdem
sie sich besonders mit Landschaftsmalerei
beschäftigte, widmet sie sich seit 2014 der
abstrakten Auseinandersetzung mit Farbe,
Raum und Material. Sie malt auf Leinwand,
Papier und Holz. Ihr Medium ist die Farbe,
die schon immer ihre Obsession war und
der sie alle anderen ästhetischen Prinzipien
unterordnet. Sie trägt die Farben an einigen
Stellen des Malgrunds dick und pastos,
an anderen stark verdünnt in mehreren
Schichten auf, sodass ihre Bilder, die topographischen
Modellen ähneln, zugleich opulent
und beschwingt erscheinen. Sie lässt die
Farben über den Bildrand fließen, wodurch
sie ihren Gemälden skulpturale Eigenschaften
verleiht. Es ist kein Zufall, dass sie wie
farbenprächtige Environments aussehen:
Olgas abstrakte und expressive Malerei folgt
einem stringenten Konzept. Sie untersucht
die Wechselwirkung zwischen Form, Farbe
und Raum, das heißt, wie Objekte in unterschiedlichen
Umgebungen und Positionen
ihr Erscheinungsbild radikal verändern. Die
Künstlerin lotet die Bildgrenzen und die
Zusammenhänge zwischen Bildraum und
Raum, Dynamik und Statik, Natur und Kultur,
Innen und Außen aus. Richtige Farben für
Rhythmen, Takte und Klänge zu finden ist
das, was sie aktuell beschäftigt. Auf dem Bild
„Menuett“ bringt sie amorphe Massen zum
Tanzen – und hält deren Bewegung fest: um
zu zeigen, wie schön der Augenblick verweilt.
16
Olga Moş, Menuett, Acryl, Pigmente und
Tusche auf Papier, 160 x 100 cm, 2021
SIMON KARIM FREMBGEN
www.frembgen.com
PATRYCJA FREY
www.rosafrey.com
MIRIAM LICIA JADISCHKE
www.milija-art.com
STEFANIE SÄNDIG
www.das-wesen-der-dinge.de
MIRIAM SMIDT
www.miriamsmidt.com
OLGA MOŞ
www.olga-mos.com
Der Katalog erscheint im Rahmen der Art up-Ausstellung „Morgen“ in der INSELGALERIE Berlin.
Wir danken der INSELGALERIE Berlin für die Zusammenarbeit.
Bildnachweise
Titelgestaltung © Simon Karim Frembgen 2021; S. 7 The Deep End © Simon Karim Frembgen 2019;
S. 9 Out of Order © Patrycja Frey 2021; S.11 Archipetopie © Miriam Licia Jadischke 2021;
S. 13 Sie haben Post!!! © Stefanie Sändig 2021; S.15 Queen of Everything ©Miriam Smidt 2021;
S.17 Menuett © Olga Moş 2021
Text
Urszula Usakowska-Wolff
Layout
Carola Großmann
Herausgeber
LOK.a.Motion Gesellschaft zur Förderung lokaler Entwicklungspotentiale mbH,
Marchlewskistr. 101, 10234 Berlin
www.lok-berlin.de, info@lok-berlin.de
Druckerei
Pinguin Druck GmbH,
Marienburger Straße 16, 10405 Berlin
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