Tim Roßberg | IMAGINED DIMENSIONS
Wechselnde, international arbeitende Künstler*innen interpretieren die historischen Räume mit Licht und Farbe und begeistern die Besucher in den Wintermonaten mit beeindruckenden Lichtinstallationen. In dieser Saison wird der deutsche Künstler Tim Roßberg unter dem Titel »Imagined dimensions« die Räume im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst durch Lichtprojektionen und Sounds in Bewegung setzen. Audiovisuelle Inszenierungen geben Anlass über unsere Vorstellungen von Raum zu reflektieren. Die installativen Arbeiten erweitern die gegebene Architektur des Ortes und unsere Erfahrungswirklichkeit um weitere Dimensionen. Tim Roßberg gestaltet aus Licht, Videoprojektion, Objekt und Sound Hybridwerke, die vielschichtige Bild- und Wirkungsräume offenbaren. Sie oszillieren zwischen kühlem Konstruktivismus, sinnlicher Inszenierung und kosmischer Unendlichkeit. Speziell für das Kloster Gravenhorst konzipiert, vergegenwärtigen die raumfüllenden Environments Realität und Imagination — Eine Einladung an die Sinne.
Wechselnde, international arbeitende Künstler*innen interpretieren die historischen Räume mit Licht und Farbe und begeistern die Besucher in den Wintermonaten mit beeindruckenden Lichtinstallationen.
In dieser Saison wird der deutsche Künstler Tim Roßberg unter dem Titel »Imagined dimensions« die Räume im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst durch Lichtprojektionen und Sounds in Bewegung setzen. Audiovisuelle Inszenierungen geben Anlass über unsere Vorstellungen von Raum zu reflektieren. Die installativen Arbeiten erweitern die gegebene Architektur des Ortes und unsere Erfahrungswirklichkeit um weitere Dimensionen. Tim Roßberg gestaltet aus Licht, Videoprojektion, Objekt und Sound Hybridwerke, die vielschichtige Bild- und Wirkungsräume offenbaren. Sie oszillieren zwischen kühlem Konstruktivismus, sinnlicher Inszenierung und kosmischer Unendlichkeit. Speziell für das Kloster Gravenhorst konzipiert, vergegenwärtigen die raumfüllenden Environments Realität und Imagination — Eine Einladung an die Sinne.
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Refik Anadol, ein gefragter Künstler, der auch für
die NASA arbeitet, visualisiert Luftströme, die am
Flughafen Istanbul „Bosphorus“ gemessen wurden,
und verwandelt die über 400 m lange Gradierwand
(250 m Projektionsfläche) auf der Nordseite in ein
türkisfarbenes, schäumendes Wolkenmeer, untermalt
von einem sphärischen Klangteppich.
Zwei weitere Arbeiten von Künstlern mit Weltniveau
werden auf dieser gigantischen Wand präsentiert,
die man sich für einen zweiten Rundgang vormerken
sollte: Wang Dongling, der chinesische Großmeister
zeitgenössischer Kalligrafie, zeichnet jahrtausendealte
Dichtkunst auf die Gradierwände. Eine Weltpremiere
der kontemplativen Art. Und der australische Pionier
der Medienkunst, Jeffrey Shaw mit einer aktuellen
Überarbeitung von Sarah Kenderdine, lässt in einem
endlos scheinenden Algorithmus, Menschengruppen
wie Puppen in immer neuen Konstellationen fallen
und wieder aufstehen. Der Titel der Installation, „Fall
Again, Fall Better“ bezieht sich auf Samuel Becketts
Zitat: „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei.
Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“
An Ende der Wand, die Windmühle rechts oben
noch im Blick, bewegt man sich auf die Wasserfontänen
zu. Dort steht bereits eine Menschenmenge,
um Distanz bemüht, und bestaunt die dreidimensionalen
kinetischen Formenspiele von Max Hattler.
Weil das so faszinierend ist, verweilt man gern noch
etwas und genießt auch die darauffolgende Arbeit von
Lydia Hoske, die regenbogenbunte Seifenblasen zu
atmosphärischen Klängen auf dem Wasserschild blubbern
lässt. Damit verlässt man die verzauberte Welt
der harmlosen fröhlichen Sinneserfahrungen und begibt
sich in brisantere Welten.
Das bereits im Vorfeld kontrovers diskutierte Meisterwerk
von Lu Yang, „Delusional Crime and Punishment“,
welches 2015 in Venedig auf der Biennale
gezeigt wurde, spaltet die Gemüter. Die einen empfinden
das comicartige, 15-minütige Video als eine
Bedrohung, vor der Besucher gewarnt werden müssen,
die anderen als eine „ermüdende Wiederholung“
von Höllenqualen, die der geschlechtslose Avatar der
Künstlerin von seiner seriellen biotechnischen Erschaffung
bis hin zu Bestrafungsritualen im Jenseits
erleiden muss. Gerade diese Kontroverse macht jedoch
die Qualität der künstlerisch brillant konzipierten
und technisch versiert umgesetzten philosophischen
Reflexion einer christlich konnotierten Weltsicht aus.
Nach dieser intellektuellen Herausforderung verspricht
der Rosengarten ein wenig Erholung, in dem
man bei dem milden Wetter auf einer Bank Platz nehmen
kann, um sich auf die in Cannes preisgekrönte
Arbeit „Grand Bouquet“ der Japanerin Nao Yoshigai
einzusehen. Man fühlt sich zunächst an Memento
Mori und Vanitas Darstellungen erinnert, wenn aus
dem überbordenden Blumenbouquets, aus dem Mund
der Künstlerin selbst hervorgewürgt, langsam wieder
Wurzeln schlagen und schließlich Humus entsteht.
Auf der Metaebene jedoch schwingt eine tiefere Botschaft
zur „Me Too“-Bewegung und der unterdrückenden
Auswirkung patriarchaler Strukturen mit.
A
m Anfang der südlichen Gradierwand erwartet
den Besucher ein 67-minütiges Monumentalwerk
von Julius von Bismarck. Als ehemaliger Meisterschüler
von Olafur Eliason beschäftigt er sich mit
Natur- und Wetterphänomenen. Für seine, derzeit
in der Bundeskunsthalle Bonn, präsentierte Arbeit,
„Feuer mit Feuer“, filmte er die verheerenden Waldbrände
in Kalifornien. Diese Naturkatastrophe birgt
jedoch eine fast romantisch verklärte Schönheit, die
durch die extrem verlangsamten und kaleidoskopisch
gespiegelten Bilder an die sogenannte „Tintenklecks-
97