Institutionen der Architekturvermittlung, Band 2 - Studiengang ...

84 Institutionen der Architekturvermittlung
149 150
149 Struktur und Konzept
150 Foyer im Erdgeschoss
Das Engagement der international bekannten Choreographin
und Tänzerin Sasha Waltz sowie die Übernahme der GmbH
durch ihren Lebensgefährten und bisherigen Manager, Jochen
Sandig, der über internationalen Kontakte verfügt, sind beste
Voraussetzungen, um an dieser Stelle ein unternehmerisches
Risiko einzugehen.
Künstlerisch stellt das Projekt eine Weiterentwicklung dar, institutionell
ist es ein Neubeginn.
Die Aufgeschlossenheit hinsichtlich der künstlerischen Arbeit
ermöglicht ein Experimentierfeld für die Begegnung der verschiedenen
Künste und resultiert in neuen Formaten und Veranstaltungsformen.
Dabei werden die bestehenden Kontakte zu Festivals, Hochschulen,
Bühnen, Museen, Galerien, Ensembles, Orchester und
zu unabhängigen Veranstaltern beibehalten. Durch die Infrastruktur
des Radialsystems V können künstlerisch und finanziell
Synergieeffekte erzielt werden.
Auf der einen Seite werden finanzielle Mittel durch die Stiftung
Radialsystem V für das künstlerische Programm akquiriert, auf
der anderen Seite bringen die Akteure oft eigene nationale und
internationale Kontakte, Koproduzenten und Fördermittel für
bestimmte Produktionen ein.
Hierin besteht der innovative Ansatz für Einrichtungen der Architekturvermittlung
- sich auch ohne feste institutionelle Bindung
einer großen Öffentlichkeit präsentieren zu können.
| Zielgruppen
Der Ort, an dem sich spartenübergreifend die Künste treffen,
zieht ein entsprechend breiteres Publikum an. Es entsteht
Raum für Erfahrungsmöglichkeiten. Der Musikinteressierte
erlebt beispielsweise gleichzeitig Tanz und Architektur.
Auch an das zukünftige Publikum wird gedacht:
„Ein zentraler Aspekt wird die Heranführung von Kindern und
Jugendlichen an Tanz- und Musiktheater sein: Geplant ist die
Entwicklung von pädagogischen Projekten, die Heranwachsende
ernst nehmen und ihnen unter professioneller Anleitung die Möglichkeit
zur Entfaltung der eigenen Kreativität anbieten. Ernst
nimmt das Radialsystem V auch die Erfordernisse veränderter
gesellschaftlicher Strukturen: das Angebot wird familienkompatible
Veranstaltungsformen und Kinderbetreuung während ausgewählter
regulärer Veranstaltungen einschließen.” 2
| Architekturvermittlung durch Tanz - Dialoge
An zwei Beispielen aus der künstlerischen Arbeit von Sasha
Waltz wird in der folgenden Betrachtung der Aspekt der Architekturvermittlung
durch den zeitgenössischen Tanz näher
erläutert.
Schon 1999 im Rahmen der Veranstaltung Berlin - offene Stadt:
die Stadt als Ausstellung erforschte Sasha Waltz, unterstützt von
siebzehn Tänzern, unter dem Titel Dialoge99/II das Jüdische
Museum in Berlin, das von dem Architekten Daniel Libeskind
entworfen wurde. Choreographie und Architektur im Kampf titelte
damals die Süddeutsche Zeitung. Das Jüdische Museum
war 1999 noch ohne Ausstellungsstücke und bot Sasha Waltz
die Gelegenheit, in einen bewegten Dialog mit dem Gebäude
zu treten.
In dem nach der Kataster-Grundstücksnummer der Schaubühne
benannten Projekt 17-25/4 wurde der ursprünglich von
Erich Mendelsohn als Universum Kino errichtete und vom Berliner
Architekten Jürgen Sawade umgebaute Rundbau um- und
seine Dächer bespielt. Die Besonderheiten der Orte erfahren
bei Sasha Waltz in der choreographischen Auseinandersetzung
mit dem Raum große Bedeutung.
Die gewählten Grundthemen entfalten ihre Wirksamkeit vor
allem mit der Auflösung der statischen Rolle des Zuschauers.
2 www.radialsystem.de