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Das Eigentliche - indiebook

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Yorck Kronenberg<br />

© Anna Fusek<br />

Der Arzt Robert Sieburg wird verschleppt, vielleicht irgendwo im Mittleren Osten, vielleicht irgendwo<br />

in Zentralasien. Der Sprache nicht mächtig, der Sitten unkundig und nicht wissend, was ihn<br />

erwartet, bewegt er sich mit den Entführern, dem fremden Stamm, Mitgliedern eines unbekannten<br />

Ordens, durch die Berge und Hochtäler des Landes. Kontinuierlich soll er seine Erlebnisse und Gedanken<br />

schriftlich festhalten, er erfährt: die Aufzeichnungen gelten den Entführern als »Verbindung<br />

zu Gott«, durch sie »komme die Wahrheit«. Nur selten hat der Gefangene während der Reise die<br />

Möglichkeit, mit seiner Frau zu telefonieren. Seine Ansprachen, von einer Kamera festgehalten,<br />

werden, so erfährt er von ihr, im Fernsehen übertragen.<br />

Ex voto entführt den Leser in eine archaische, mythische, apokalyptische Landschaft – und Kronenbergs<br />

Kunst, Geheimnis, Bedrohung, aber auch die Magie der Fremde und der Einsamkeit zu<br />

evozieren, ist groß! Schnittstelle zwischen Robert und der neuen Welt ist Harry, sein Übersetzer/<br />

Dolmetscher, mit dem er ein merkwürdiges Bündnis eingeht. Währenddessen verschwimmen die<br />

Grenzen zwischen Wahrheit und Märchen, Wirklichkeit und Bild, Gegenwart und Vergangenheit:<br />

Je vertrauter dem Gefangenen das neue Leben wird, umso fremder wird er dem Leser; das Misstrauen,<br />

das er gegen sich hegt, zieht weitere Kreise.<br />

Eindrucksvoll entfaltet sich so eine Erzählung, in der der Gefangene, anfangs noch ohnmächtiges<br />

›Werkzeug‹, die Machtverhältnisse umkehrt. Es geht um Kulte und Initiation, um Gewalt und Tod,<br />

Glaube und Unglaube, Freiheit und den Verlust des Selbst. Mit Ex voto ist Yorck Kronenberg ein<br />

außergewöhnlicher, spannender Roman um politische Mythen von heute gelungen.<br />

Gefährlich und geheimnisvoll ist die Welt<br />

und in diesen fl irrenden Ungewissheiten gewährt nur die Schrift einen Halt.<br />

Yorck Kronenberg wurde 1973 in Reutlingen geboren und studierte Klavier und Komposition in Lübeck. Als<br />

Pianist 1998 Gewinner des Internationalen Klavierwettbewerbs ›J. S. Bach‹ in Saarbrücken; CD-Aufnahmen<br />

u.a. für Ars Musici und Sony/BMG. 2002 erschien sein Debütroman Welt unter, seither mehrere Anthologiebeiträge.<br />

Er nahm an der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin teil, war Stipendiat der<br />

Stiftung Niedersachsen und des Künstlerhauses Lukas in Ahrenshoop, 2009 Stadtschreiber in Vöcklabruck.<br />

Yorck Kronenberg lebt in Berlin.

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