15.03.2022 Aufrufe

Erfolg_Ausgabe Nr. 02/03 - Feb/Mar 2021

Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes

Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

46

Gesundheit

Ausgabe 2/3 Februar / März 2021 / ERFOLG

stopsmoking.ch:

«Wir arbeiten mit jeder Person sehr individuell»

Der Preis des Rauchens ist hoch: schnellere Alterung, verminderte Lebenserwartung

und ein hohes Risiko für Lungenkrebs. Allein in der

Schweiz sterben pro Jahr rund 9500 Personen wegen Tabakkonsum.

Wieso greifen viele Menschen dennoch regelmässig zur Zigarette? Und

wie gelingt es, den Tabak ein für allemal aus dem Alltag zu verbannen?

Catherine Abbühl, seit 13 Jahren Leiterin der Rauchstopplinie, weiss Rat.

Schätzungen zufolge geht rund ein Drittel aller Krebserkrankungen

auf das Konto von Tabakrauch zurück. Wieso gibt es überhaupt noch

Rauchende?

Catherine Abbühl: Es sind vor allem junge Leute, die mit Rauchen beginnen.

Die Tabakindustrie peilt mit ihrer Werbung genau diese Zielgruppe an und

sichert sich so langjährige Kunden. Kommt hinzu: Jugendliche sind mit den

Gefahren des Konsums noch wenig vertraut – zum Teil wissen sie schlichtweg

nicht, dass man sehr schnell abhängig wird. Auch setzen sie sich kaum

mit gesundheitlichen Spätfolgen des Rauchens auseinander.

Wer meldet sich bei der Rauchstopplinie?

Die Anrufenden stammen aus allen sozialen Schichten und Alterskategorien;

da sind Jugendliche, Studierende, Erwerbstätige, IV-Bezüger oder Senioren

mit den unterschiedlichsten Vorerkrankungen und Biografien. Wir

sind für alle da und erreichen wirklich sehr viele Bevölkerungsgruppen, weil

unser Angebot gratis und fundiert ist, wir gut erreichbar sind und die Beratungen

auf zehn Sprachen anbieten.

Ein starker Raucher wählt die Nummer 0848 000 181. Er will den

ersten Schritt machen. Was erwartet ihn bei einem solchen Anruf?

Wir stellen zuerst Fragen zum Rauchverhalten, zum Tabakkonsum, aber

auch zur Motivation für einen Rauchstopp. Dann prüfen wir, wie stark die

Abhängigkeit vom Nikotin und von den Gewohnheiten ist. Als nächstes

planen wir den Rauchstopp von Grund auf und besprechen Strategien in

Bezug auf mögliche Rückfallszenarien; manche Leute greifen in ganz bestimmten

Situationen zur Zigarette, etwa bei starkem Stress. Diese Risiken

gilt es zu benennen. Wenn die Person in den nächsten 30 Tagen aufhören

möchte, begleiten wir sie relativ eng mit mehreren Gesprächen.

Gibt es Tipps, die sich bei allen bewähren?

Wir arbeiten mit jeder Person sehr individuell und mit ihren jeweiligen Ressourcen.

Für jemanden kann Meditation eine gute Alternative zum Rauchen

darstellen, für den nächsten Sport, Atemtechniken, ein Musikinstrument

oder soziale Kontakt. Oft reaktivieren unsere Klienten auch alte Hobbys.

Die «Zigipause» ist für viele Rauchende meist ein fester Bestandteil

ihres Tages und auch ein Ort, um kurz innezuhalten oder sich mit

andern auszutauschen. Welche Alternativen gibt es, um diese klaffenden

Lücken zu füllen?

Pausen sind nach wie vor möglich und wichtig. Es lässt sich auch ohne Zigarette

tief durchatmen und entspannen. Methoden gegen ein plötzliches

starkes Verlangen nach einer Zigarette gibt es zahlreiche. So kann man

zum Beispiel jene Hand, die normalerweise die Zigarette hält, aufs Herz

legen und sich für jeden Finger einen Grund überlegen, wieso einem der

Rauchstopp am Herzen liegt. Die «Raucherhand» und der Geist sind dann

erst einmal beschäftigt und abgelenkt.

Wie gross sind die Chancen für Rauchende, mithilfe der Begleitung,

wie sie die Rauchstopplinie bietet, vom Rauchen wegzukommen?

Rund einem Drittel gelingt der Ausstieg, das zeigen unsere Auswertungen.

Jene, die auch Folgegespräche in Anspruch nehmen, haben die besseren

Chancen auf Erfolg. Nationale telefonische Rauchstoppangebote gibt es

auf der ganzen Welt, es gibt dazu viele Daten, die die hohe Wirksamkeit

dieser so genannten Quitlines belegen. Die Beratungen folgen einer klaren

Struktur, sind aber dennoch sehr individuell und niederschwellig.

Was sind Ihre letzten zwei Sätze, bevor Sie sich von jemandem

aus einer mehrmonatigen Beratung verabschieden?

Ich gratuliere natürlich zum Erfolg. Für mich ist es jedes Mal eine grosse Freude

beobachten zu dürfen, wieviel sich nach einem Rauchstopp zum Positiven

verändern kann; wie sich die Stimmung hebt und wie unsere Klientinnen

und Klienten ihre körperlichen Ressourcen wiederentdecken. Mit vielen

Leuten bespreche ich noch prophylaktisch Strategien für mögliche Risikosituationen

in der Zukunft. Wichtig ist es auch, beim Rauchstopp zu bleiben

und sich nicht gelegentlich einige Zigaretten zu gönnen. Das funktioniert

nicht. Ein Zug kann reichen, um die Sucht zu reaktivieren und wieder

bei Null starten zu müssen.

Interview: Tanja Aebli

Professionelle Beratung seit 15 Jahren

Mehr als die Hälfte aller Raucherinnen und Raucher will mit dem Rauchen

aufhören. Aber oft wissen sie nicht, wie ein Rauchstopp am besten anzupacken

ist. Die Rauchstopplinie ist ein telefonischer Beratungsservice, der

unkompliziert bei der Tabakentwöhnung hilft. Die Krebsliga Schweiz betreibt

die Rauchstopplinie seit 2005. Das Programm wird durch den Tabakpräventionsfonds

finanziert.

Mehr Informationen: https://www.stopsmoking.ch/de/

Wie viele Beratungen braucht es durchschnittlich,

damit der Rauchstopp gelingt?

Aufgrund unserer Daten zeigt sich: Ein guter Wirkungszusammenhang ist

belegt bei fünf Gesprächen. Aber das ist kein fixer Wert. Manche Menschen

brauchen mehr, andere weniger. Das Coaching ist auf drei Monate begrenzt.

Darüber informieren wir die Hilfesuchenden, damit wir die Zeit von Beginn

an optimal nutzen können.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!