Erfolg_Ausgabe Nr. 02/03 - Feb/Mar 2021
Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes
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Gesundheit
Ausgabe 2/3 Februar / März 2021 / ERFOLG
stopsmoking.ch:
«Wir arbeiten mit jeder Person sehr individuell»
Der Preis des Rauchens ist hoch: schnellere Alterung, verminderte Lebenserwartung
und ein hohes Risiko für Lungenkrebs. Allein in der
Schweiz sterben pro Jahr rund 9500 Personen wegen Tabakkonsum.
Wieso greifen viele Menschen dennoch regelmässig zur Zigarette? Und
wie gelingt es, den Tabak ein für allemal aus dem Alltag zu verbannen?
Catherine Abbühl, seit 13 Jahren Leiterin der Rauchstopplinie, weiss Rat.
Schätzungen zufolge geht rund ein Drittel aller Krebserkrankungen
auf das Konto von Tabakrauch zurück. Wieso gibt es überhaupt noch
Rauchende?
Catherine Abbühl: Es sind vor allem junge Leute, die mit Rauchen beginnen.
Die Tabakindustrie peilt mit ihrer Werbung genau diese Zielgruppe an und
sichert sich so langjährige Kunden. Kommt hinzu: Jugendliche sind mit den
Gefahren des Konsums noch wenig vertraut – zum Teil wissen sie schlichtweg
nicht, dass man sehr schnell abhängig wird. Auch setzen sie sich kaum
mit gesundheitlichen Spätfolgen des Rauchens auseinander.
Wer meldet sich bei der Rauchstopplinie?
Die Anrufenden stammen aus allen sozialen Schichten und Alterskategorien;
da sind Jugendliche, Studierende, Erwerbstätige, IV-Bezüger oder Senioren
mit den unterschiedlichsten Vorerkrankungen und Biografien. Wir
sind für alle da und erreichen wirklich sehr viele Bevölkerungsgruppen, weil
unser Angebot gratis und fundiert ist, wir gut erreichbar sind und die Beratungen
auf zehn Sprachen anbieten.
Ein starker Raucher wählt die Nummer 0848 000 181. Er will den
ersten Schritt machen. Was erwartet ihn bei einem solchen Anruf?
Wir stellen zuerst Fragen zum Rauchverhalten, zum Tabakkonsum, aber
auch zur Motivation für einen Rauchstopp. Dann prüfen wir, wie stark die
Abhängigkeit vom Nikotin und von den Gewohnheiten ist. Als nächstes
planen wir den Rauchstopp von Grund auf und besprechen Strategien in
Bezug auf mögliche Rückfallszenarien; manche Leute greifen in ganz bestimmten
Situationen zur Zigarette, etwa bei starkem Stress. Diese Risiken
gilt es zu benennen. Wenn die Person in den nächsten 30 Tagen aufhören
möchte, begleiten wir sie relativ eng mit mehreren Gesprächen.
Gibt es Tipps, die sich bei allen bewähren?
Wir arbeiten mit jeder Person sehr individuell und mit ihren jeweiligen Ressourcen.
Für jemanden kann Meditation eine gute Alternative zum Rauchen
darstellen, für den nächsten Sport, Atemtechniken, ein Musikinstrument
oder soziale Kontakt. Oft reaktivieren unsere Klienten auch alte Hobbys.
Die «Zigipause» ist für viele Rauchende meist ein fester Bestandteil
ihres Tages und auch ein Ort, um kurz innezuhalten oder sich mit
andern auszutauschen. Welche Alternativen gibt es, um diese klaffenden
Lücken zu füllen?
Pausen sind nach wie vor möglich und wichtig. Es lässt sich auch ohne Zigarette
tief durchatmen und entspannen. Methoden gegen ein plötzliches
starkes Verlangen nach einer Zigarette gibt es zahlreiche. So kann man
zum Beispiel jene Hand, die normalerweise die Zigarette hält, aufs Herz
legen und sich für jeden Finger einen Grund überlegen, wieso einem der
Rauchstopp am Herzen liegt. Die «Raucherhand» und der Geist sind dann
erst einmal beschäftigt und abgelenkt.
Wie gross sind die Chancen für Rauchende, mithilfe der Begleitung,
wie sie die Rauchstopplinie bietet, vom Rauchen wegzukommen?
Rund einem Drittel gelingt der Ausstieg, das zeigen unsere Auswertungen.
Jene, die auch Folgegespräche in Anspruch nehmen, haben die besseren
Chancen auf Erfolg. Nationale telefonische Rauchstoppangebote gibt es
auf der ganzen Welt, es gibt dazu viele Daten, die die hohe Wirksamkeit
dieser so genannten Quitlines belegen. Die Beratungen folgen einer klaren
Struktur, sind aber dennoch sehr individuell und niederschwellig.
Was sind Ihre letzten zwei Sätze, bevor Sie sich von jemandem
aus einer mehrmonatigen Beratung verabschieden?
Ich gratuliere natürlich zum Erfolg. Für mich ist es jedes Mal eine grosse Freude
beobachten zu dürfen, wieviel sich nach einem Rauchstopp zum Positiven
verändern kann; wie sich die Stimmung hebt und wie unsere Klientinnen
und Klienten ihre körperlichen Ressourcen wiederentdecken. Mit vielen
Leuten bespreche ich noch prophylaktisch Strategien für mögliche Risikosituationen
in der Zukunft. Wichtig ist es auch, beim Rauchstopp zu bleiben
und sich nicht gelegentlich einige Zigaretten zu gönnen. Das funktioniert
nicht. Ein Zug kann reichen, um die Sucht zu reaktivieren und wieder
bei Null starten zu müssen.
Interview: Tanja Aebli
Professionelle Beratung seit 15 Jahren
Mehr als die Hälfte aller Raucherinnen und Raucher will mit dem Rauchen
aufhören. Aber oft wissen sie nicht, wie ein Rauchstopp am besten anzupacken
ist. Die Rauchstopplinie ist ein telefonischer Beratungsservice, der
unkompliziert bei der Tabakentwöhnung hilft. Die Krebsliga Schweiz betreibt
die Rauchstopplinie seit 2005. Das Programm wird durch den Tabakpräventionsfonds
finanziert.
Mehr Informationen: https://www.stopsmoking.ch/de/
Wie viele Beratungen braucht es durchschnittlich,
damit der Rauchstopp gelingt?
Aufgrund unserer Daten zeigt sich: Ein guter Wirkungszusammenhang ist
belegt bei fünf Gesprächen. Aber das ist kein fixer Wert. Manche Menschen
brauchen mehr, andere weniger. Das Coaching ist auf drei Monate begrenzt.
Darüber informieren wir die Hilfesuchenden, damit wir die Zeit von Beginn
an optimal nutzen können.