POPSCENE April 04/22
Das total umsonste Popkulturmagazin
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Der Exil-Saarländer Jens Eisel veröffentlichte<br />
Mitte März seinen neuen Roman „Cooper“. Es<br />
ist ein Buch, das man, kaum angefangen, nicht<br />
mehr aus der Hand legen mag, bis man an dessen<br />
Ende angelangt ist. Eisel hat eine überaus<br />
spannende Version der Geschichte des mysteriösen<br />
Flugzeugentführers und Verbrechers<br />
Dan Cooper niedergeschrieben. Kai Florian<br />
Becker hat den Wahl-Hamburger interviewt.<br />
„Cooper“ handelt von Dan Cooper, der 1971<br />
ein Flugzeug entführte, 200.000 US-Dollar<br />
erpresste und dann während des Weiterflugs<br />
mit dem Geld per Fallschirm raussprang und<br />
verschwand. 2016 stellte das FBI die Ermittlungen<br />
in diesem Fall ergebnislos ein. Wann<br />
und wie hast Du von der Geschichte erfahren<br />
und den Entschluss gefasst, daraus einen<br />
semi-dokumentarischen Roman zu schreiben?<br />
Ich bin zufällig auf den Stoff gestoßen, in einer<br />
Randnotiz eines Zeitungsartikels. Ich habe<br />
damals an einem Roman über einen Boxtrainer<br />
gearbeitet. Ich dem Bericht ging es um einen<br />
Privatermittler, der Nachforschungen über den<br />
verschwundenen Malaysia-Airlines-Flug 370<br />
angestellt hat. Es gab verschiedene Theorien;<br />
eine davon war, dass das Flugzeug entführt<br />
wurde und der Entführer, wie seinerzeit Dan<br />
Cooper, mit einem Fallschirm abgesprungen<br />
ist. Ich hatte bis dahin noch nie etwas von Dan<br />
Cooper gehört. Also habe ich ihn gegoogelt.<br />
Und die Story hat mich sofort fasziniert. Ich<br />
dachte, da könnte man doch einen Roman<br />
draus machen, stellte den aber erst einmal<br />
nach hinten. Ein paar Tage später flog ich nach<br />
München, um beim Verlag den Vertrag für den<br />
Boxerroman zu unterzeichnen, von dem der<br />
Verlag aber nicht so ganz überzeugt war. Ich<br />
erzählte von der anderen Buch-Idee und sie<br />
sagten sofort: Mach das!<br />
Glaubst Du, dass es Richard McCoy war?<br />
Nein. Ich habe wahnsinnig viel über den Fall<br />
gelesen, aber bis heute keinen Favoriten, wer<br />
es von den Verdächtigen gewesen sein könnte.<br />
Was würdest Du mit 200.000 Dollar machen,<br />
die damals ja noch viel mehr wert waren?<br />
Ich habe schon des Öfteren drüber nachgedacht,<br />
was ich machen würde, wenn ich richtig<br />
viel Geld im Lotto gewinnen würde - etwa fünf<br />
Millionen Euro. Eine so große Summe würde<br />
mir vor allem Angst machen. Ich kann nicht<br />
wirklich gut mit Geld umgehen. Das wäre<br />
mir zu viel, und ich hätte Angst, dass sich<br />
mein Leben komplett verändern könnte. Bei<br />
200.000 Dollar würde ich mir ein neues Motorrad<br />
kaufen und vielleicht ein größeres Büro<br />
anmieten und ansonsten so weiterleben, wie<br />
ich jetzt lebe.<br />
Wie sehr musstest Du Dich in die Thematik<br />
des Fliegens und damit verbundene technische<br />
Details einlesen?<br />
Ich recherchiere immer viel und genau. Auch<br />
wenn davon nicht immer alles im Buch landet,<br />
muss ich ganz genau wissen, wie etwas<br />
funktioniert. Das mit dem Fliegen war deshalb<br />
etwas problematisch, weil Flugzeuge damals<br />
anders geflogen wurden als heute. Ein Beispiel:<br />
Dein Entführer heißt eigentlich Richard,<br />
was an Richard McCoy denken lässt. Der<br />
war tatsächlich ein Verdächtiger in diesem<br />
Fall und hatte am 07.<strong>04</strong>.1972 ein Flugzeug<br />
gleichen Bautyps entführt, wurde aber kurz<br />
darauf vom FBI verhaftet. Er konnte 1974<br />
fliehen und wurde auf der Flucht erschossen.<br />
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TITEL