2009-12 – Die Besten der Branche - Druck und Medien
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Schwerpunkt Bogenoffset<br />
<strong>Druck</strong>&<strong>Medien</strong> Dezember<strong>2009</strong><br />
um ihren K<strong>und</strong>en noch mehr Produktivität<br />
in einem sich <strong>der</strong> industriellen<br />
Produk-tion nähernden Markt zu geben.Wasfreilichauchgleichzeitigwie<strong>der</strong><br />
zu mehr Kapazität führen wird,<br />
wenn nicht an einer an<strong>der</strong>en Stellschraube<br />
gedreht wird. Und die heißt<br />
Markt.<br />
Workflow, Workflow, Workflow<br />
„In einen klatschnassen Schwamm<br />
geht kein Wasser mehr rein.“ Klingt<br />
banal,ist aber so.Mit an<strong>der</strong>enWorten:<br />
Der Markt ist mit Maschinen mehr als<br />
gesättigt. Was jedem <strong>Druck</strong>er spätestens<br />
dann bewusst werden musste, als<br />
Schwerpunkt Bogenoffset 37<br />
EineneueStrategie: SoftwarestattMetall<br />
<strong>Die</strong> <strong>Druck</strong>branche bewegt sich. Doch in welche Richtung? Der Trend zum<br />
Digitaldruck <strong>und</strong> Großformat hält zwar an, in neue Maschinen wird aber nicht<br />
investiert. Der Fokus liegt vielmehr auf den Produktionstechniken, die hoch<br />
automatisiert <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lich sein sollen. Von Klaus-Peter Nicolay<br />
Seit Monaten schon verfestigt sich <strong>der</strong><br />
Eindruck, dass in <strong>der</strong> <strong>Druck</strong>industrie<br />
ein neues Kapitel aufgeschlagen wird.<br />
Tiefdruckereien werden geschlossen<br />
o<strong>der</strong> steigen aus dem Tiefdruck aus<br />
(wie Swiss Printer <strong>und</strong> Ringier) <strong>und</strong><br />
investieren stattdessen in Rollenoffset-<br />
<strong>und</strong> Bogendruckmaschinen. Rollenoffsetbetriebe<br />
wie<strong>der</strong>um schauen<br />
sehr genau auf die großformatigen<br />
Bogenmaschinen. Aus Fernost ist zu<br />
hören, <strong>der</strong> Markt für 16-Seiten-Rotationen<br />
sei so gut wie zusammengebrochen,weildie<strong>Druck</strong>eraufschnelle<br />
Großformatanlagen wechseln. Und<br />
<strong>der</strong> „normale“ Bogenoffsetdrucker?<br />
Der schielt unverhohlen auf digitale<br />
<strong>Druck</strong>systeme.<br />
Was also ist auf einmal los in dieser<br />
<strong>Branche</strong>?Wieso kommt man plötzlich<br />
mit kleineren Maschinen aus? Denkt<br />
man in an<strong>der</strong>en Dimensionen <strong>und</strong><br />
backt kleinere Brötchen, weil Auflagen<br />
schrumpfen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en alles immer<br />
schneller haben möchten? Das<br />
alleinwäre nichts Neues.<br />
O<strong>der</strong> sollte etwa doch <strong>der</strong> Good-<br />
Enough-Virus über die <strong>Branche</strong> hergefallen<br />
sein, <strong>der</strong> dazu führt, dass die<br />
mühseligen Diskussionen um die<br />
Qualitäten desTief-,Offset- <strong>und</strong> Digitaldrucks<br />
abrupt beendet sind? Viel<br />
wahrscheinlicher ist, dass diese neue<br />
Phase ausschließlich mit wirtschaftlichenErwägungenzutunhat.<br />
Keine Investition in Hardware<br />
Schon zur drupa 2008 hörte man immer<br />
wie<strong>der</strong> Stimmen von <strong>Druck</strong>ereibesitzern,<br />
die sich statt einer neuen<br />
kleinformatigen Offsetmaschine lieber<br />
eine digitale Maschine im A3-<br />
Überformat kaufen wollten. Nicht<br />
zuletzt aus Kostengründen. Ob sie es<br />
getan haben o<strong>der</strong> nicht,lässt sich nicht<br />
genau sagen.Festzustellen bleibt aber,<br />
dassinzwischeninfastje<strong>der</strong>Buch-<strong>und</strong><br />
Offset-<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Be-<br />
trieben <strong>der</strong> sogenannten Print-<strong>Medien</strong>industrie<br />
neben dem Offset- <strong>der</strong><br />
Digitaldruck existiert. Zumindest in<br />
<strong>der</strong> Schweiz zeigt eine Erhebung,dass<br />
<strong>Druck</strong>ereienseit2004erheblichinden<br />
Digitaldruckinvestierthaben<strong>und</strong>nun<br />
hybridproduzieren.<br />
Dennoch ergebe es ein völlig falsches<br />
Bild, würde man behaupten,<br />
<strong>Druck</strong>ereien investierten statt in<br />
Offset- nun in Digitaldrucktechnik.<br />
Was ja möglicherweise den Auftragseinbruch<br />
bei Maschinenherstellern<br />
wie Heidelberg, KBA o<strong>der</strong> Manroland<br />
erklären könnte. Nein, <strong>Druck</strong>ereien<br />
investieren zurzeit überwiegend<br />
gar nicht in Hardware. Denn auch die<br />
Anbieter von Digitaldrucksystemen<br />
sehen zurzeit keine bemerkenswerten<br />
SteigerungenihresAbsatzes.<br />
Heavy-Metal-Abstinenzler<br />
UrsulaVoss-Eiden,Marketing-Managerin<br />
bei Kodak Graphics, stellt dazu<br />
fest: „Natürlich kaufen auch Offsetdrucker<br />
Digitaldruckmaschinen, ob<br />
das aber auf Kosten einer Offsetmaschine<br />
geht, lässt sich nicht sagen.<br />
Kaufzurückhaltung gibt es auch bei<br />
Digitaldruckentscheidungen. An<strong>der</strong>erseits<br />
wachsen einige unserer K<strong>und</strong>entrotzKrise<strong>und</strong>fragennachimmer<br />
weiteren Tools, um noch schneller<br />
wachsenzukönnen.“<br />
Ja, was denn nun? Noch zur letzten<br />
drupa vor an<strong>der</strong>thalb Jahren waren<br />
<strong>Druck</strong>er technikgeil wie sonstwas <strong>und</strong><br />
sind nun abstinent? Abstinent vom<br />
Heavy Metal? O<strong>der</strong> sind sie gar vollkommeneKonsumverweigerer?<br />
Der Gr<strong>und</strong> könnte ein an<strong>der</strong>er sein.<br />
Denn dieses Jahr klagen Softwarehersteller<br />
nicht (außer über die miserable<br />
Zahlungsmoral).Sie reden im Gegenteil<br />
von Zuwächsen. Weil viele <strong>Druck</strong>er<br />
(endlich) begriffen haben, dass<br />
ein effizienterWorkflow echteVorteile<br />
bringt <strong>und</strong> zumindest übergangs-<br />
weise eine Maschineninvestition erspart.<br />
Und zwar, was die Effizienz, die<br />
Kostenersparnis <strong>und</strong> die Produktivität<br />
angeht. Reginald Rettig, <strong>der</strong>zeitiger<br />
Chef <strong>der</strong> Schweizer Vertriebsgesellschaft<br />
von Heidelberg <strong>und</strong> ab<br />
Januar 2010 Chef <strong>der</strong> deutschen, erklärteineinemInterview:„Sicherlässt<br />
sich bei dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Betrieb<br />
mit Prozessoptimierung <strong>und</strong> einem<br />
Workflow wie Prinect mehr bewegenalsmitMetall.“<br />
Analysiert man das <strong>Branche</strong>ngeschehen<br />
unter diesen Gesichtspunkten,<br />
wird auch deutlich, warum sich<br />
die Situation für die klassischen<br />
Ein Markt,<strong>der</strong> sich<br />
<strong>der</strong> industriellen<br />
Produktion nähert,<br />
braucht außer<br />
effizienten Maschinen<br />
vor allem eine<br />
richtige Steuerung.<br />
Maschinenhersteller<strong>der</strong>artzugespitzt<br />
hat. Mit je<strong>der</strong> neuen Maschinengeneration<br />
gibt es Produktivitätssteigerungen<br />
zwischen 25 <strong>und</strong> 40 Prozent <strong>–</strong> allein<br />
durch die Maschinenleistung.<br />
Dazu kommt ein Mehr an Effektivität<br />
<strong>und</strong> Produktivität. Dabei ist das Ende<br />
<strong>der</strong> Automatisierung längst nicht<br />
erreicht. Denn die Stillstandszeiten<br />
selbst bei optimal aufgestellten Betrieben<br />
liegen noch immer bei etwa<br />
einem Drittel <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden<br />
Produktionszeit. Was nichts<br />
an<strong>der</strong>es bedeutet, als dass die <strong>Druck</strong>maschinenhersteller<br />
weitere Effizienzsteigerungen<br />
anstreben werden,<br />
selbst die <strong>Druck</strong>maschinenhersteller<br />
von Überkapazitäten sprachen. Und<br />
nichtnurdie.AlleVerbände<strong>und</strong>Organisationen<br />
sprechen davon <strong>–</strong> mit dem<br />
Effekt, dass die <strong>Druck</strong>er nun wirklich<br />
begonnen haben,darüber nachzudenken,<br />
<strong>und</strong> eben nicht mehr in neue Maschinen<br />
investieren, die mehr Kapazität<br />
versprechen, kürzere Rüstzeiten<br />
(sprich mehr Kapazität) o<strong>der</strong> mehr<br />
Produktivität (sprich mehr Kapazität).<br />
<strong>Die</strong> Devise lautet also offensichtlich:<br />
Workflow, Workflow, Workflow.<br />
Doch bevor sich die verbliebenen<br />
Prepress-Spezialisten nun die Hände<br />
reiben: Der Workflow findet nicht<br />
mehr in <strong>der</strong> Vorstufe statt, son<strong>der</strong>n in<br />
<strong>der</strong> Software, im MIS, also bei den<br />
Sachbearbeitern o<strong>der</strong> an den <strong>Druck</strong>maschinen.<br />
Und das gilt nicht nur für<br />
die „Klassiker“, son<strong>der</strong>n auch für die<br />
„Digitalen“.<br />
<strong>Druck</strong>er karrt Papier zur Maschine<br />
Prepress ist zur „Blackbox“ geworden,<br />
in <strong>der</strong> dasWissen ganzer GenerationenvonFachleuteninSoftwareeingeflossen<br />
ist <strong>–</strong> anfallende Jobs werden<br />
nahezuautomatischabgearbeitet.<br />
Und wer heute noch glaubt, einzig<br />
<strong>der</strong> <strong>Druck</strong>er sei verantwortlich für die<br />
Qualität im <strong>Druck</strong>,hat die letzten Jahre<br />
verschlafen. Denn die <strong>Druck</strong>maschinenhersteller<br />
haben längst das<br />
Gegenteil bewiesen. <strong>Die</strong> Maschinen<br />
sind mit Elektronik, Software, Mess<strong>und</strong><br />
Regeltechnik so gespickt, dass<br />
Rüstzeiten denkbar gering geworden<br />
sind <strong>und</strong> die Maschinen ohne viel Zutun<br />
stabil <strong>und</strong> r<strong>und</strong> um die Uhr laufen.<br />
Der <strong>Druck</strong>er kann sich also auf das<br />
konzentrieren, was nach mo<strong>der</strong>nem<br />
Verständnis seine Aufgabe ist: Er<br />
überprüft die Qualität. Alles an<strong>der</strong>e<br />
erledigen Hard- <strong>und</strong> Software. O<strong>der</strong><br />
sarkastisch ausgedrückt: Er muss das<br />
Papier zur Maschine karren <strong>und</strong> wie<strong>der</strong><br />
wegbringen.<br />
Doch selbst das ist längst analysiert.<br />
Mit prozessorientierten Bedienerführungen<br />
werden dem <strong>Druck</strong>er die<br />
Schritte beim Umrüsten vorgegeben.<br />
Durch die Nutzung aller relevanten<br />
Informationen des aktuellen <strong>und</strong> des<br />
Folgeauftrags soll sich <strong>der</strong> Aufwand<br />
<strong>Druck</strong>&<strong>Medien</strong> Dezember<strong>2009</strong>