Empfehlungen für die Verwendung von Wildobst - Landesbetrieb ...
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eitung ist jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden<br />
Veröffentlichung.<br />
Der vorliegende Katalog beschreibt eine Auswahl geeigneter<br />
<strong>Wildobst</strong>arten, ist jedoch bei weitem nicht<br />
abschließend. Dies liegt einerseits in den unterschiedlichen<br />
Auffassungen zur Defi ntion <strong>von</strong> <strong>Wildobst</strong> begründet<br />
(vgl. Kap. 1). Andererseits beschränkt sich <strong>die</strong><br />
Auswahl auf das <strong>Wildobst</strong>sortiment des Bundessortenamtes<br />
– Prüfstelle Marquardt, <strong>für</strong> das langjährige Anbauerfahrungen<br />
vorliegen.<br />
Welche Auswahlkriterien <strong>für</strong> Kompensationspfl anzungen<br />
eine Rolle spielen, wird in den nachfolgenden Kapiteln<br />
näher erläutert.<br />
2.1 Ökologische Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Wildobst</strong><br />
Das kontinuierliche Anwachsen <strong>von</strong> Roten Listen gefährdeter<br />
Tier- und Pfl anzenarten ist Ausdruck <strong>für</strong> eine<br />
nicht nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen.<br />
Arten verzeichnen teils deutliche Bestandsrückgänge<br />
durch direkte Verfolgung (Überjagung, Überfi schung,<br />
ungeregeltes Sammeln usw.), meistens jedoch durch<br />
Zerstörung ihrer Lebensräume. In Mittel- und Westeuropa<br />
stellt jedoch <strong>die</strong> immer intensivere Nutzung durch<br />
Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie durch Siedlungen<br />
und Infrastruktur den einschneidensten Eingriff<br />
dar. Maximalerträge <strong>von</strong> einigen wenigen ausgewählten<br />
Kulturpfl anzenarten und <strong>die</strong> Unterdrückung aller anderen<br />
Konkurrenten um Wasser, Licht, Nährstoffe und<br />
Standraum stehen im Vordergrund. Für wild lebende<br />
Tiere führt neben dem Verlust an Lebens- und Niststätten<br />
oft der Mangel an Nahrung zu Bestandseinbußen<br />
oder gar zu deren Verschwinden. Hierzu gibt es unzählige<br />
Untersuchungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Mechanismus belegen.<br />
Gesetzliche Regelungen, wie <strong>die</strong> Eingriffsregelung,<br />
sind Werkzeuge, <strong>die</strong> den Trend zur Verarmung unserer<br />
Landschaften und weiteren Verlust an Biodiversität<br />
entgegenwirken können. Oft steht dabei der Ersatz <strong>von</strong><br />
Strukturen im Vordergrund.<br />
Generell gilt, dass <strong>die</strong> Pfl anzung <strong>von</strong> einheimischen<br />
und standortgerechten Arten aus ökologischer Sicht<br />
am sinnvollsten ist. Denn außer der meist dominierenden<br />
Funktion als landschaftsbildprägendes Element,<br />
wie es z. B. Alleen in hohem Maße sind, bieten v. a.<br />
einheimische Bäume und Sträucher einer Vielzahl<br />
<strong>von</strong> Tier-, Pfl anzen-, Pilz- und Flechtenarten Nahrung,<br />
Lebensraum, Deckung und Niststätte. Allein <strong>von</strong> der<br />
Schlehe ernähren sich 137 Insektenarten, darunter viele<br />
Spezialisten, sowie 20 Vogelarten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Insekten<br />
und Früchte fressen. Außerdem <strong>die</strong>nt <strong>die</strong> Schlehe der<br />
Wildäsung und ist ein wichtiges Brutgehölz. Dagegen<br />
werden fremdländische Gehölze häufi g in weitaus<br />
geringerem Maße <strong>von</strong> der heimischen Tierwelt als Lebens-<br />
und Nahrungsraum genutzt (vgl. auch Kap. 2.7).<br />
Besonders intensiv ist der Zusammenhang zwischen<br />
Nahrungsangebot und Artenvielfalt bei Vögeln untersucht.<br />
Dramatische Bestandseinbußen in den letzten<br />
Jahrzehnten sind bei vielen, auch ehemals als Schädlinge<br />
eingestuften Vögeln eher <strong>die</strong> Regel als <strong>die</strong> Ausnahme.<br />
Besonders in Großbritannien, wo das ganzjährige<br />
Füttern <strong>von</strong> Gartenvögeln weit verbreitet ist, konnte<br />
der Abwärtstrend dadurch verlangsamt, gestoppt und<br />
in einigen Fällen sogar umgekehrt werden [11]. Wie<br />
wichtig dabei Beeren und andere Früchte sind, zeigt<br />
eine Stu<strong>die</strong> <strong>von</strong> SNOW & SNOW [43]. Sie beobachteten<br />
in Südengland etwa 30 Vogelarten, <strong>die</strong> mehr oder<br />
weniger regelmäßig Früchte fressen. Besonders wichtig<br />
<strong>für</strong> das Überleben sind <strong>die</strong>se in Stresszeiten, also<br />
vor allem in kalten Wintern. Dann kann der Fruchtanteil<br />
in der Nahrung nahezu 100 Prozent ausmachen.<br />
Je nach Naturausstattung in der Landschaft ist zu<br />
berücksichtigen, dass unterschiedliche Tierarten gefördert<br />
werden. <strong>Wildobst</strong>anpfl anzungen <strong>die</strong>nen als<br />
Nahrungsquelle und Lebensraum <strong>für</strong> eine Vielzahl anderer<br />
Tierarten. Von den Früchten ernähren sich einige<br />
Säugetiere wie <strong>die</strong> stark gefährdeten Schlafmäuse<br />
bzw. Bilche (z. B. Haselmaus und Siebenschläfer), Igel,<br />
viele Mäuse-, unzählige Insektenarten und andere Wirbellose.<br />
<strong>Wildobst</strong>anpfl anzungen tragen also nicht nur zur Landschaftsgestaltung<br />
bei, sondern liefern einen wesentlichen<br />
Beitrag zur ökologischen Aufwertung <strong>von</strong> devastierten<br />
oder intensiv genutzten Flächen und bieten<br />
vielen Tierarten Nahrung, Unterschlupf und Nist stätten.<br />
EINFÜHRUNG<br />
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