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Mittelstandsmagazin 02-2022

CDU-Generalsekretär Mario Czaja im Interview: „Die Union ist nicht die Ersatzbank der Ampel“ | KfW-Förderdebakel: So lässt die Regierung Eigenheim-Träume platzen | Brüsseler Bürokratie: Wie die EU den deutschen Mittelstand gefährdet | Gegen den Strom: Deutschlands einsamer Kampf gegen die Kernkraft | Pro & Contra: Sollte eine allgemeine Dienstpflicht eingeführt werden?

CDU-Generalsekretär Mario Czaja im Interview: „Die Union ist nicht die Ersatzbank der Ampel“ | KfW-Förderdebakel: So lässt die Regierung Eigenheim-Träume platzen | Brüsseler Bürokratie: Wie die EU den deutschen Mittelstand gefährdet | Gegen den Strom: Deutschlands einsamer Kampf gegen die Kernkraft | Pro & Contra: Sollte eine allgemeine Dienstpflicht eingeführt werden?

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MIT:TITEL<br />

„Die Europäische Kommission verliert mit dem<br />

Vorschlag Maß und Mitte völlig aus dem Blick. Dies<br />

gilt für Fragen der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

ebenso wie für die Leistungsfähigkeit von<br />

Unternehmen.<br />

“<br />

Markus Ferber, Ko-Sprecher des PKM Europe<br />

Vorschläge, wie Unternehmen<br />

diese Anfor derungen<br />

konkret umsetzen sollen,<br />

liefert die EU nicht.<br />

Jede natürliche oder juristische Person<br />

kann jeden Verdacht einer Pflichtverletzung<br />

von einem Unternehmen bei<br />

Behörden bei „substantiierter Annahme“<br />

anzeigen. Es ist gerade für<br />

mittelgroße Unternehmen praktisch<br />

unmöglich, diese Pflichten einzuhalten,<br />

wenn Rohstoffe aus Drittländern<br />

importiert werden. Aufgrund niedriger<br />

Schwellenwerte (250 Mitarbeiter,<br />

40 Millionen Euro Umsatz oder 20<br />

Millionen Euro Bilanz) im Lebensmittelsektor<br />

werden auch Handwerksunternehmen<br />

hiervon betroffen sein.<br />

Sorgfaltspflichten entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette lassen sich<br />

alleine schon aus betriebspraktischen<br />

Gründen nicht darstellen. Schon Sorgfaltspflichten<br />

über die erste Zuliefererstufe<br />

hinaus sind illusorisch.<br />

Entwurf schwächt<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

MIT-Vorstandsmitglied Pieper befürchtet,<br />

dass der Entwurf der EU-<br />

Kommission „der Weitergabe von<br />

Verantwortlichkeiten großer Unternehmen<br />

an mittelständische Betriebe<br />

Tür und Tor öffnet“. Er kritisiert<br />

zudem, dass die Mitgliedsstaaten si-<br />

cherstellen sollen, dass Unternehmen<br />

mittels einer zivilrechtlichen Haftung<br />

für potentielle Schäden aufkommen<br />

sollen. „Das ist einfach unverhältnismäßig<br />

und wird globale Lieferketten<br />

auch zum Nachteil armer Regionen<br />

kappen“, sagt Pieper.<br />

Markus Ferber (CSU), Ko-Sprecher<br />

des PKM Europe und wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher der EVP-Fraktion<br />

im Europäischen Parlament, fügt<br />

hinzu: „Die Europäische Kommission<br />

verliert mit dem Vorschlag Maß und<br />

Mitte völlig aus dem Blick. Dies gilt<br />

für Fragen der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

ebenso wie für die<br />

Leistungsfähigkeit von Unternehmen.<br />

Länder wie China, die bei Menschenrechts-<br />

und Umweltfragen nicht so<br />

hohe Standards ansetzen, werden<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

gerne in die Bresche springen.<br />

Zum Nachteil des deutschen Mittelstands.“<br />

CSR-Richtlinie bringt<br />

weitere Bürokratie<br />

Weiteren Bürokratieaufwand bringt<br />

auch die geplante CSR-Richtlinie<br />

der EU mit sich. Diese verlangt, dass<br />

Unternehmen ab 2<strong>02</strong>3 einen Nachhaltigkeitsbericht<br />

in ihren Lagebericht<br />

aufnehmen müssen. Diese nicht-finanzielle<br />

Berichterstattung soll Transparenz<br />

in Bezug auf nachhaltiges<br />

Handeln der Unternehmen gewähren.<br />

Bisher waren in Deutschland geschätzt<br />

500 Unternehmen berichtspflichtig. In<br />

Zukunft sollen auch Mittelständler ab<br />

250 Mitarbeitern zur Dokumentation<br />

verpflichtet sein, was die Zahl der betroffenen<br />

Unternehmen um ein vielfaches<br />

erhöht. Bisher galt die Pflicht<br />

nur für große kapitalmarktorientierte<br />

Unternehmen, Kreditinstitute und<br />

Versicherungen. Der Umfang der Berichtspflicht<br />

wird durch die Richtlinie<br />

ebenfalls erheblich erweitert. All dies<br />

führt zu weiterem Bürokratieaufwand,<br />

vor allem für Mittelständler.<br />

Ziel der Berichtspflicht ist die vollständige<br />

Offenlegung von Unternehmensaktivtäten<br />

in Bezug auf Ökologie,<br />

Ökonomie und Gesellschaft. Konkret<br />

bedeutet dies, dass zentrale Strategien,<br />

Maßnahmen und Fortschritte dokumentiert<br />

werden müssen.<br />

Darüber hinaus plant die Kommission,<br />

die Vergütung von Führungskräften<br />

anhand ihres Beitrags zur<br />

Erreichung der Pariser Klimaziele zu<br />

bemessen. Das sieht MIT-Vorstandsmitglied<br />

Ferber kritisch: „Operationelle<br />

und finanzielle Risiken sind für eine<br />

nachhaltige Geschäftstätigkeit ebenso<br />

wichtig wie Umwelt- und Menschenrechtsfaktoren.<br />

Diese gegeneinander<br />

auszuspielen oder bestimmte Faktoren<br />

zu bevorzugen, ist nicht zielführend<br />

und lässt leicht vergessen, dass eine<br />

Geschäftsidee zwar menschen- und<br />

umweltfreundlich, jedoch aus wirtschaftlicher<br />

Sicht schlicht unrentabel<br />

und damit nicht marktfähig sein kann.“<br />

mittelstandsmagazin <strong>02</strong>|22 17

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