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Jadavs Dschungel

Die wahre Geschichte eines kleinen Jungen aus Assam, Indien, der im Laufe seines Lebens eine trockene Sandbank in einen lebendigen Dschungel verwandelte. Ein Buch über Pflanzen, Tiere, Menschen und die Bedeutung ihres Zusammenspiels.

Die wahre Geschichte eines kleinen Jungen aus Assam, Indien, der im Laufe seines Lebens eine trockene Sandbank in einen lebendigen Dschungel verwandelte.
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epresentation<br />

JADAVS<br />

DSCHUNGEL


Ein Sprichwort<br />

aus Uganda sagt:<br />

„Die beste Zeit, einen Baum<br />

zu pflanzen, war vor zwanzig<br />

Jahren. Die nächstbeste Zeit<br />

ist jetzt.”<br />

Mālama<br />

Mālama ist Hawaiianisch und bedeutet,<br />

„sich um sich selbst, seine<br />

Mitmenschen und die Umwelt<br />

kümmern”. Mālama bedeutet, die<br />

Erde und das Meer zu erhalten, zu<br />

schützen und zu retten. Mālama<br />

bedeutet, alle Lebewesen zu achten<br />

und zu respektieren.


epresentation<br />

Möchtest du<br />

mehr wissen?<br />

Unter dem Symbol der Sprechblase<br />

findest du Zitate von Jadav<br />

Payeng. Zitate sind Sätze, die er<br />

tatsächlich gesagt oder geschrieben<br />

hat.<br />

Möchtest du mehr über Jadav<br />

Payeng erfahren? Unter dem<br />

Symbol des Pflänzchens findest<br />

du detailliertere Informationen.<br />

Interessiert dich das Thema?<br />

Unter dem Symbol des Buches<br />

findest du Erläuterungen und<br />

Ergänzungen zum Thema.<br />

Denkst du manchmal über die Welt<br />

um dich herum nach?<br />

Unter dem Symbol der Weltkugel<br />

findest du Fragen, auf die jeder<br />

Mensch seine eigenen Antworten<br />

finden kann. Welche sind deine<br />

Antworten?<br />

Representation in children’s books matters simply because all children<br />

deserve to see themselves in the literary portraits of society. This gift<br />

becomes an acknowledgement and celebration of each child’s existence.<br />

Dr. Rudine Sims Bishop, who taught children’s literature, sees books as<br />

mirrors which can act as reflections of ourselves and our world. She further<br />

describes books as windows and sliding doors which give us the chance to<br />

look and walk into worlds that reflect the lives of others.<br />

As societies, we should therefore work to create books that offer diverse<br />

stories, with diverse characters, who are given complex and positive<br />

personalities and circumstances. Diverse, positive and multidimensional<br />

depictions of characters, not only have the power to make children feel<br />

acknowledged and celebrated, but also provide real and imagined heroes<br />

they can identify with.<br />

Diverse stories and characters give all children the opportunity to engage<br />

with diversity even if their immediate context does not always offer such<br />

interactions. Diversity in books reminds children that although people are<br />

different, we all share a common humanity, equal value and equal status.<br />

This can inspire children to go into the wider world with positive ideas and<br />

images of themselves and of diversity and differences around them. This<br />

will serve them in the encounters they make along their life’s journey.<br />

I therefore celebrate this book and all other books, authors and illustrators<br />

who make it their mission to give all children the gift of love and affirmation<br />

in book form.<br />

Michell Sibongiseni Mpike<br />

Ein Buch von Philippe Zwick Eby<br />

Illustrationen von Ekaterina Goncharova<br />

Herausgegeben von Sarah B. Zwick-Eby und Philippe Zwick Eby<br />

Fachliche Beratung: Rituraj Phukan und Kathrin Meckel<br />

© editions mālama<br />

www.editionsmalama.com<br />

ISBN 978-3-949326-06-6


JADAVS<br />

DSCHUNGEL<br />

ein Buch von Philippe Zwick Eby<br />

Illustrationen von Ekaterina Goncharova<br />

editions mālama<br />

representation


Jadav Payeng<br />

Jadav Payeng wurde 1963 in Indien<br />

in der Region Assam geboren.<br />

Sein Spitzname ist Molai.<br />

Über einen Zeitraum von vierzig<br />

Jahren hinweg hat Jadav Payeng<br />

jeden Tag einen Baum gepflanzt<br />

und dadurch einen riesigen<br />

<strong>Dschungel</strong> geschaffen.<br />

Dies ist seine wahre Geschichte.<br />

Das ist Jadav.<br />

Jadav lebt in einem fernen Land,<br />

weit, weit weg.<br />

Indien<br />

Jadav Payeng lebt in Indien.<br />

Indien ist ein großes Land auf<br />

dem asiatischen Kontinent. Die<br />

meisten Menschen in Indien<br />

sprechen Hindi und Englisch.<br />

Insgesamt werden in Indien<br />

jedoch mehr als 100 Sprachen<br />

gesprochen.<br />

6


Jadav und seine<br />

Mutter sind in der großen Stadt. Auf dem Markt<br />

kaufen sie Obst und Gemüse. Es riecht nach<br />

Gewürzen, die du noch nie gerochen hast.<br />

„Ohhh!”, jammert <strong>Jadavs</strong> Mutter,<br />

„Warum ist das alles so teuer?”<br />

Jadav mag die große Stadt nicht.<br />

„Wann gehen wir nach Hause?”, fragt er.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Es geht über meinen Verstand<br />

hinaus, wie sehr die Menschen<br />

die Natur in ihren<br />

Städten zerstört<br />

haben.”<br />

7


Brahmaputra<br />

Der Brahmaputra ist ein Fluss.<br />

Er entspringt in den Bergen<br />

Tibets, durchquert dann das<br />

Himalaya-Gebirge und wird im<br />

Assam-Flusstal, in dem Jadav<br />

lebt, bis zu zehn Kilometer breit.<br />

Der Brahmaputra ist einer der<br />

längsten Flüsse der Welt: Er ist<br />

3100 Kilometer lang.<br />

Die Majuli-Insel<br />

Majuli ist die größte Flussinsel<br />

der Welt: Diese Insel liegt nicht<br />

im Meer, sondern ist vom Fluss<br />

Brahmaputra umgeben. Majuli<br />

wird jedoch jedes Jahr kleiner,<br />

da der Brahmaputra den sandigen<br />

Boden der Insel wegwäscht.<br />

Eines Tages könnte Majuli völlig<br />

verschwinden.<br />

Auf dem Heimweg müssen Jadav und seine Mutter<br />

ein Boot nehmen, um einen Fluss zu überqueren.<br />

Es ist ein sehr großer Fluss.<br />

Sein Name ist Brahmaputra.<br />

Jadav lebt mit seinen Eltern in einem kleinen Holzhaus.<br />

Die wenigen Menschen, die hier leben, sind<br />

arm. Denn der Boden ist sehr sandig. Im Sand können<br />

Menschen keine Pflanzen pflanzen.<br />

Wovon sollen sie also leben?<br />

Warum sind nicht<br />

alle reich?<br />

8


<strong>Jadavs</strong> Familie hat drei Kühe.<br />

Die Kühe stehen meistens im Wasser.<br />

„Warum gibt es hier keine Bäume?”,<br />

fragt Jadav seine Mutter, „Die Bäume könnten<br />

den Kühen Schatten spenden.”<br />

9


Monsun<br />

In Indien ist es das ganze Jahr<br />

über sehr heiß. Es regnet selten.<br />

Jedes Jahr gibt es von Juli bis<br />

September starke Winde. Diese<br />

Winde bringen Wolken über das<br />

Land und die Wolken bringen<br />

Regen mit sich. Das bedeutet, dass<br />

es im Juli, August und September<br />

in Indien sehr stark regnet. Dies<br />

nennt man den Monsun.<br />

Hochwasser<br />

Wenn es regnet, fällt Wasser auf<br />

die Erde. Das Wasser wird von<br />

der Erde aufgenommen. Pflanzen<br />

brauchen dieses Wasser, um zu<br />

wachsen. Sie saugen es über ihre<br />

Wurzeln aus der Erde.<br />

Wenn es keine Pflanzen gibt,<br />

kann die Erde nicht das gesamte<br />

Regenwasser aufnehmen. Dann<br />

fließt das Wasser in Flüsse. Je<br />

mehr Wasser in die Flüsse fließt,<br />

desto größer und breiter werden<br />

die Flüsse. Dies nennt man Hochwasser.<br />

Hochwasser kann für Menschen<br />

und Tiere sehr gefährlich sein und<br />

alles zerstören. In Assam gibt es<br />

jedes Jahr mindestens einmal<br />

Hochwasser.<br />

In dem fernen Land ist es das ganze Jahr über sehr heiß.<br />

Im Sommer beginnt der Regen. Es regnet viel.<br />

Es regnet ohne Pause. Es regnet Tag und Nacht.<br />

„Wohin fließt das ganze Wasser?”, fragt Jadav.<br />

Plötzlich schwillt der Fluss an.<br />

Das Wasser fließt nicht mehr ruhig.<br />

Es fließt schnell und wild.<br />

Der Fluss wird breiter.<br />

Ist unser Leben<br />

von Anfang an festgelegt?<br />

10


Das Wasser kommt näher.<br />

Jadav und seine Eltern verlassen schnell ihr Zuhause.<br />

Der Fluss trägt <strong>Jadavs</strong> Haus mit sich.<br />

Der Fluss trägt die Kühe mit sich.<br />

Der Fluss trägt die Boote mit sich.<br />

<strong>Jadavs</strong> Mutter weint.<br />

„Ich hasse diesen Fluss!”, schluchzt sie.<br />

„Jedes Jahr nimmt uns der Fluss alles, was<br />

wir haben! Ich will hier nicht mehr leben!”<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Jedes Jahr während des<br />

Monsuns wird diese Insel vom<br />

Rest der Welt abgeschnitten. Und<br />

dann wird sehr viel zerstört.”<br />

11


Warum lernen wir?<br />

<strong>Jadavs</strong> Eltern beschließen, das Dorf zu verlassen.<br />

„Ich möchte hier bleiben!”, protestiert Jadav,<br />

„Ich möchte weiter zur Schule gehen!”<br />

Jadav bleibt allein zurück.<br />

Er lernt fleißig.<br />

12


Jedes Jahr schwillt der Fluss an und reißt alles mit sich.<br />

Übrig bleibt immer nur Sand.<br />

Als Jadav 16 Jahre alt wird, ist das Hochwasser besonders<br />

schlimm. Nachdem das Wasser wieder zurückgegangen ist,<br />

macht Jadav eine schreckliche Entdeckung:<br />

Auf dem trockenen Sand liegen Wasserschlangen.<br />

Viele Wasserschlangen.<br />

Sie bewegen sich nicht mehr.<br />

„Die armen Schlangen sind alle ausgetrocknet”,<br />

denkt Jadav. Er wird sehr traurig.<br />

Wasserschlangen<br />

Wasserschlangen sind Schlangen,<br />

die im Wasser leben. Sie gehören<br />

zu der Tierart der Reptilien.<br />

Es gibt über 50 verschiedene Arten<br />

von Wasserschlangen. Sie sind ein<br />

bis zwei Meter lang und können<br />

bis zu zwei Stunden unter Wasser<br />

bleiben. Einige Wasserschlangen<br />

tauchen bis zu 180 Meter tief.<br />

Wasserschlangen sind giftig. Ihr<br />

Gift kann einen Menschen töten.<br />

Sie greifen jedoch selten an.<br />

Wasserschlangen leben im Salzwasser<br />

des Meeres. Sie können<br />

jedoch auch in sehr breiten<br />

Flüssen vorkommen.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Es war sehr heiß und es gab<br />

keinen einzigen Baum. Deshalb<br />

sind all diese Schlangen<br />

gestorben. Sie wären nicht<br />

zugrunde gegangen, wenn es<br />

Bäume gegeben hätte, die ihnen<br />

Schatten spenden.”<br />

Hast du jemals ein totes<br />

Tier gefunden? Was hast du<br />

damit gemacht?<br />

13


Jadav Payeng sagt:<br />

„Ich habe mich gefragt:<br />

Was kann ich tun?<br />

Ich habe die Ältesten nach den<br />

toten Schlangen gefragt. Alle<br />

antworteten, dass das Pflanzen<br />

von Bambus die einzige Lösung<br />

sei, um die Hitze zu stoppen.<br />

Wenn man Bambus pflanzt,<br />

überleben die Schlangen.”<br />

Jadav fragt seine Lehrer:<br />

„Warum sind die Schlangen gestorben?”<br />

Alle Lehrer geben Jadav dieselbe Antwort: „Diese Tiere<br />

brauchen Schatten, sonst trocknen sie in der Sonne aus.“<br />

„Hm ...”, überlegt Jadav, „... und was kann man tun,<br />

um für die Schlangen Schatten zu bekommen?”<br />

Bambus<br />

Bambus gehört zur Pflanzenfamilie<br />

der Gräser. Er hat lange,<br />

schlanke Halme, die innen hohl<br />

sind. Bambus wächst ziemlich<br />

schnell. Bambushalme werden 1,5<br />

bis 9 Meter hoch. Es gibt jedoch<br />

eine Bambusart, die sogar bis zu<br />

40 Meter hoch wird.<br />

Nach einiger Zeit werden die<br />

Bambushalme holzig. Sie sind<br />

dann sehr leicht und dennoch<br />

extrem stabil und flexibel.<br />

In Asien fertigen die Menschen<br />

viele Dinge aus Bambus: Dächer,<br />

Möbel, Zäune, Wasserpfeifen,<br />

Kleidung und Essstäbchen.<br />

Aber das ist noch nicht alles:<br />

Du kannst die jungen Bambussprossen<br />

sogar essen. Sie sind<br />

sehr lecker.


„Man muss Bambus pflanzen”, antworten die Lehrer,<br />

„dann werden die Schlangen die Sonne überleben.”<br />

Am nächsten Tag pflanzt Jadav zwanzig Bambussetzlinge<br />

in den trockenen, sandigen Boden.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Es war schmerzhaft, aber ich<br />

habe es trotzdem getan. Es gab<br />

niemanden, der mir half. Es<br />

interessierte niemanden.”<br />

Hast du jemals<br />

eine Pflanze gepflanzt?<br />

15


Bodenerosion<br />

Pflanzen schützen den Erdboden,<br />

denn ihre Wurzeln halten die Erde<br />

zusammen und stabilisieren den<br />

Boden. Ihre Blätter schützen vor<br />

Wind und Regen.<br />

Wenn Pflanzen abgeschnitten<br />

werden, wird der Boden schnell<br />

trocken. Der Regen oder der Wind<br />

tragen dann die Erde mit sich.<br />

Das nächste Hochwasser kommt und trägt alles mit<br />

sich. Alles? Nein, nicht wirklich alles:<br />

<strong>Jadavs</strong> Bambussetzlinge stehen noch.<br />

Der Bambus beginnt nun sogar zu treiben:<br />

Siehst du die grünen, frischen Blätter?<br />

„Es funktioniert”, denkt Jadav glücklich und pflanzt<br />

noch mehr Bambus in den Sand.<br />

Bäume<br />

Bäume sind sehr wichtig für unser<br />

Leben. Sie liefern Holz zum Bauen<br />

und Zellstoff für die Herstellung<br />

von Papier. Sie schenken uns viele<br />

verschiedene Arten von Früchten<br />

und Nüssen. Äpfel, Orangen,<br />

Walnüsse, Mangos, Pfirsiche und<br />

viele mehr wachsen auf Bäumen.<br />

Bäume tragen außerdem dazu bei,<br />

unsere Luft sauber und unsere<br />

Ökosysteme gesund zu halten:<br />

Wir Menschen atmen Sauerstoff<br />

ein und Kohlendioxid aus. Bäume<br />

atmen Kohlendioxid ein und<br />

Sauerstoff aus. Das bedeutet:<br />

Bäume reinigen unsere Luft.<br />

Der Naturwissenschaftler<br />

Charles Darwin sagt:<br />

„Alles, was gegen die Natur ist,<br />

hat auf Dauer keinen Bestand.”<br />

16


Jadav lernt alles über Pflanzen.<br />

Er fragt. Er hört zu. Er liest.<br />

Er weiß jetzt, dass manche Pflanzen<br />

viel Sonne mögen.<br />

Und manche nicht.<br />

Kapokbaum<br />

Der Kapokbaum wächst in den Regenwäldern<br />

von Afrika, Asien und<br />

Amerika. Er wird bis zu sechzig<br />

Meter hoch. Er ist also viel höher<br />

als die meisten anderen Bäume.<br />

Der Kapokbaum braucht viel<br />

Sonne. Seine riesige Baumkrone<br />

gleicht einem Sonnenschirm: Sie<br />

schützt die Pflanzen darunter vor<br />

den heißen Sonnenstrahlen.<br />

Der Stamm des Kapokbaums hat<br />

spitze Stacheln und kann bis zu<br />

drei Meter dick werden. Seine<br />

breiten Brettwurzeln ragen weit<br />

aus dem Boden heraus und geben<br />

ihm Stabilität.<br />

Abholzung<br />

Abholzung bedeutet, dass Menschen<br />

die Bäume eines Waldes<br />

fällen. Sie tun dies, um Holz zu<br />

gewinnen, neues Weideland für<br />

Rinder zu schaffen oder um dort<br />

Häuser und Straßen zu bauen.<br />

Der Wald ist der Lebensraum<br />

vieler Tiere und Pflanzen. Diese<br />

verlieren durch Abholzung ihr<br />

Zuhause.<br />

Viele Tiere und Pflanzen sind<br />

wegen Abholzung vom Aussterben<br />

bedroht. Viele Tiere und Pflanzen<br />

sind bereits ausgestorben.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Jedes Kind sollte in seiner<br />

Schulzeit zwei Bäume pflanzen.<br />

Damit würde das Kind seinen<br />

eigenen Sauerstoff produzieren.<br />

Wer dazu nicht in der Lage<br />

ist, sollte keinen Abschluss<br />

bekommen.<br />

Ich kann nur hoffen, dass die<br />

Menschen in Indien und überall<br />

sonst auf der Welt damit anfangen,<br />

diesen Planeten grüner zu<br />

machen. Dann wäre es eine sehr<br />

schöne Welt zum Leben.“<br />

17


Der Aufbau eines Baumes<br />

Ein Baum besteht aus folgenden<br />

Teilen:<br />

Einige Pflanzen brauchen viel Platz.<br />

Andere nicht.<br />

Baumkrone<br />

Die Baumkrone besteht aus den<br />

Blättern, Früchten und Ästen an<br />

der Spitze eines Baumes.<br />

Blätter<br />

Blätter sind die Lebensmittelfabriken<br />

eines Baumes. Sie versorgen<br />

den Baum mit Energie indem<br />

sie das Licht der Sonne in Zucker<br />

umwandeln. Dieser Vorgang wird<br />

als Photosynthese bezeichnet.<br />

Früchte<br />

Jeder Baum produziert Samen, um<br />

sich zu vermehren. Diese Samen<br />

befinden sich in Früchten. Viele<br />

dieser Früchte kannst du essen.<br />

Äste<br />

Die Äste verbinden den Stamm<br />

und die Blätter. Die Äste ermöglichen<br />

es dem Baum, seine<br />

Blätter auf einer großen Fläche<br />

zu verteilen. Die Äste dienen<br />

auch als Leitungen für Wasser<br />

und Nährstoffe. Je weiter die Äste<br />

vom Stamm entfernt sind, desto<br />

dünner werden sie.<br />

Stamm<br />

Der Stamm gibt dem Baum seine<br />

Höhe und trägt die Baumkrone.<br />

Der Stamm transportiert Wasser<br />

und Nährstoffe aus den Wurzeln<br />

in die Baumkrone. Der Stamm<br />

ist von der Rinde umgeben. Die<br />

Rinde schützt den Baum vor Verletzungen<br />

und Austrocknung.<br />

Wurzeln<br />

Die Wurzeln wachsen unter der<br />

Erde. Die Größe des Wurzelsystems<br />

ist normalerweise so groß<br />

wie der Rest des Baumes. Dies ist<br />

notwendig, da die Wurzeln den<br />

Baum stützen und stabilisieren.<br />

Die Aufgabe der Wurzeln besteht<br />

jedoch auch darin, Wasser und<br />

Nährstoffe aus dem Boden zu<br />

sammeln und zu speichern.<br />

18


Einige Pflanzen brauchen viel Wasser.<br />

Andere nicht.<br />

Baumarten<br />

Es gibt zwei Arten von Bäumen:<br />

Laubbäume und Nadelbäume.<br />

Laubbäume<br />

Laubbäume verlieren für einen<br />

Teil des Jahres alle ihre Blätter.<br />

In kalten Klimazonen geschieht<br />

dies im Herbst, sodass die Bäume<br />

den ganzen Winter über kahl sind.<br />

In heißen und trockenen Klimazonen<br />

verlieren Laubbäume<br />

ihre Blätter meist während der<br />

Trockenzeit.<br />

Nadelbäume<br />

Die Blätter von Nadelbäumen sind<br />

meist lang und dünn wie eine Nadel.<br />

Nadelbäume verlieren ebenfalls<br />

ihre Nadeln, jedoch nicht<br />

gleichzeitig. Abgefallene Nadeln<br />

werden sofort durch neue Nadeln<br />

ersetzt.<br />

Photosynthese<br />

Pflanzen brauchen Energie, um zu<br />

wachsen. Diese Energie ist Zucker.<br />

Die Pflanzen bekommen den<br />

Zucker aus den Blättern.<br />

Blätter wandeln das Licht der<br />

Sonne in Zucker um. Blätter<br />

enthalten eine ganz besondere<br />

Substanz namens Chlorophyll.<br />

Diese Substanz gibt ihnen ihre<br />

grüne Farbe. Mit der Hilfe von<br />

Chlorophyll können die Blätter<br />

die Sonnenenergie nutzen, um<br />

schlechte Luft (Kohlendioxid)<br />

aus der Atmosphäre und Wasser<br />

aus dem Boden in Zucker und<br />

Sauerstoff umzuwandeln.<br />

Der Zucker dient als Nahrung<br />

des Baumes. Der Sauerstoff<br />

wird wieder freigesetzt. Dieser<br />

Sauerstoff ermöglicht es den<br />

Tieren und Menschen auf der Erde<br />

zu leben.<br />

19


Die Oase<br />

Eine Oase ist ein pflanzenreicher<br />

Ort, der in der Wüste liegt. Eine<br />

Oase entsteht an einem Brunnen,<br />

einem Wasserloch oder einem<br />

Fluss. Dank des Wassers können<br />

Pflanzen auch in der heißen und<br />

sandigen Wüste wachsen.<br />

Die Menschen pflanzen Oasen in<br />

drei „Stockwerken”:<br />

Unten wachsen Getreide, Reis<br />

und Gemüse. Kleinere Bäume wie<br />

Feigen- oder Granatapfelbäume<br />

wachsen bis in den ersten Stock.<br />

Und die Dattelpalmen wachsen<br />

bis in den zweiten Stock. Auf<br />

diese Weise kannst du selbst in<br />

einer kleinen Oase alle benötigten<br />

Lebensmittel ernten.<br />

Aus <strong>Jadavs</strong> Bambussetzlingen ist eine kleine, grüne<br />

Oase geworden. Und Jadav macht weiter.<br />

Jeden Tag steht er sehr früh morgens auf.<br />

Jeden Tag marschiert er zwei Stunden zu seiner<br />

Oase. Jeden Tag pflanzt er eine neue Pflanze.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Immer wenn ich ein Stück<br />

unbepflanztes Land sehe,<br />

pflanze ich dort Samen aus<br />

meinem Wald. Das ist der<br />

richtige Weg, um einen Wald<br />

zu vergrößern. Auf diese<br />

Weise habe ich meinen Wald<br />

gepflegt. Indem ich Samen<br />

aus dem Wald erneut in den<br />

Wald pflanze.”<br />

20


Jadav sammelt die Samen der Pflanzen und pflanzt<br />

sie wieder ein. So wird seine Oase immer größer.<br />

„Er ist verrückt!”, sagen die Leute.<br />

Vegetationsschichten<br />

Ein <strong>Dschungel</strong> besteht aus fünf<br />

verschiedenen Schichten:<br />

Baumschicht<br />

In der Baumschicht wachsen die<br />

Bäume bis zu 45 Meter hoch. Die<br />

Baumwipfel sind unterschiedlich<br />

hoch. Sie bilden ein Dach, das die<br />

Pflanzen in den unteren Schichten<br />

vor starker Sonne oder starkem<br />

Regen schützt. Dieses Dach<br />

heißt Baldachin. Die Baumschicht<br />

ist die Heimat von Affen, Adlern<br />

und Schlangen.<br />

Strauchschicht<br />

In der Strauchschicht wachsen<br />

kleinere Bäume. Sie werden bis<br />

zu fünf Meter hoch. Diese Bäume<br />

schützen mit ihren Blättern<br />

die Kräuterschicht vor den<br />

Sonnenstrahlen. Für viele Vögel<br />

ist die Strauchschicht ein sicherer<br />

Ort, um ihre Nester zu bauen.<br />

Kräuterschicht<br />

In der Kräuterschicht wachsen bis<br />

zu 1,5 Meter hohe Kräuter, Gräser<br />

und Sträucher. Diese Pflanzen<br />

brauchen viel Feuchtigkeit. Sie<br />

mögen keine direkte Sonne.<br />

Moosschicht<br />

Unter der Kräuterschicht<br />

befindet sich die Moosschicht.<br />

Die Moosschicht ist nur etwa<br />

15 Zentimeter hoch und besteht<br />

aus niedrigen Pflanzen<br />

wie Moosen, aber auch aus<br />

abgestorbenem Material wie<br />

alten Blättern. In der Moosschicht<br />

leben zahlreiche Insekten,<br />

Bakterien und Pilze.<br />

Wurzelschicht<br />

Unter der Erde befindet sich die<br />

Wurzelschicht. Sie beherbergt<br />

Wurzeln, Knollen und Zwiebeln.<br />

21


Ameisen<br />

Ameisen gehören zu den Insekten.<br />

Wie alle Insekten ist ihr Körper in<br />

drei Teile unterteilt: Kopf, Brust<br />

und Bauch. Und wie alle Insekten<br />

haben sie sechs Beine.<br />

Ameisen existieren seit mehr als<br />

hundert Millionen Jahren. Sie<br />

existieren auf allen Kontinenten<br />

dieser Erde.<br />

Ameisen leben in riesigen Gruppen,<br />

sogenannten Staaten. Im<br />

Ameisenstaat hat jede Ameise<br />

eine besondere Aufgabe:<br />

Die größeren Königinnen legen<br />

Eier, aus denen neue Ameisen<br />

schlüpfen. Die wenigen Männchen<br />

sind nur dazu da, um die Königinnen<br />

zu befruchten. Du erkennst<br />

die Männchen an ihren Flügeln.<br />

Und die meisten Ameisen in einem<br />

Staat sind Arbeiterinnen. Die<br />

Arbeiterinnen sind für einen Wald<br />

sehr wichtig: Sie lockern den Boden<br />

auf, zerkleinern tote Blätter<br />

und verbreiten die Samen verschiedener<br />

Pflanzen.<br />

Jadav lernt, dass Pflanzen einen gesunden Boden<br />

benötigen. Dafür braucht es Ameisen.<br />

Jadav bringt Ameisen aus seinem Dorf mit.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Wenn eine karge Sandbank in<br />

einen Wald verwandelt werden<br />

soll, muss der Boden verändert<br />

werden. Und ich weiß, dass dies<br />

nur von Ameisen getan werden<br />

kann. Also habe ich von meinem<br />

Dorf aus tausende von Ausflügen<br />

unternommen und Ameisen<br />

in den Wald gebracht. Ich bin<br />

unzählige Male von Ameisen<br />

gebissen worden. Es tat weh.”<br />

22


Eines Tages sieht Jadav einen Geier.<br />

„Jeder <strong>Dschungel</strong> braucht Geier”, lächelt er.<br />

<strong>Jadavs</strong> Oase ist zu einem kleinen <strong>Dschungel</strong><br />

geworden.<br />

Geier<br />

Geier gehören zu den Greifvögeln.<br />

Sie leben in Südeuropa,<br />

Afrika, Südamerika und Asien.<br />

Geier sind sehr große Vögel. Sie<br />

werden bis zu einem Meter groß.<br />

Ihre Spannweite beträgt bis zu<br />

2,90 Meter (die Spannweite ist<br />

der Abstand zwischen den zwei<br />

Flügelspitzen, wenn die Flügel<br />

ausgestreckt sind).<br />

Geier ernähren sich fast ausschließlich<br />

von toten Tieren. Sie<br />

jagen diese Tiere jedoch nicht<br />

selbst. Geier fressen Tiere, die<br />

schon längere Zeit tot sind und<br />

deren Fleisch bereits verrottet. Sie<br />

werden deshalb auch Aasfresser<br />

genannt.<br />

Geier haben eine besonders<br />

ätzende Magensäure, die alle<br />

Krankheitserreger abtötet. Geier<br />

werden deshalb durch verfaultes<br />

Fleisch nicht krank.<br />

Ohne Geier würden die toten<br />

Körper von Büffeln, Zebras oder<br />

Elefanten etwa dreimal länger<br />

herumliegen. In der Hitze beginnt<br />

sich das Fleisch toter Tiere schnell<br />

zu zersetzen. Dann vermehren<br />

sich Krankheitserreger im Fleisch.<br />

Diese Krankheitserreger können<br />

sich auf andere Tiere ausbreiten.<br />

Geier haben also eine wichtige<br />

Aufgabe: Indem sie tote Tiere<br />

auffressen, halten sie die Umwelt<br />

sauber. Heute sind Geier vom<br />

Aussterben bedroht.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Ein Wald ist nur dann<br />

vollständig, wenn Geier darin<br />

leben. Es freut mich sehr, Geier<br />

in meinem Wald zu sehen.”<br />

23


Jadav Payeng sagt:<br />

„Wenn der Wind durch meinen<br />

<strong>Dschungel</strong> weht und dabei diese<br />

schöne Musik macht, dann fühlt<br />

es sich an, als ob er mit mir<br />

sprechen würde. Deshalb lebe<br />

ich gerne im <strong>Dschungel</strong>. Städte<br />

machen mich nicht glücklich.”<br />

Hast du dich schon einmal<br />

um ein Tier gekümmert?<br />

Inzwischen ist Jadav verheiratet. Seine Frau Binita und er<br />

haben drei Kinder: Munmuni, Sanjiv und Sanjay.<br />

Zusammen leben sie in einer kleinen Hütte. Sie züchten Kühe<br />

und verkaufen die Milch. Davon können sie leben. Der kleine<br />

Sanjay kümmert sich um die Kühe. Wenn er sie ruft, kommen<br />

sie sofort angerannt. Binita webt Stoffe, aus denen sie<br />

Kleidung für ihre Familie näht. Ihre Tochter Munmuni hilft ihr<br />

dabei. Jadav fährt weiterhin jeden Tag in seinen <strong>Dschungel</strong>.<br />

24


Nachts zünden sie eine Öllampe an.<br />

Wenn es regnet, haben alle Angst vor der Flut.<br />

„Papa, ich kann nicht einschlafen”, flüstert Sanjiv,<br />

„Was ist, wenn nachts das Hochwasser kommt?<br />

Dann werden wir alle sterben. Lass uns wegziehen!”<br />

Woher kommt<br />

die Angst?<br />

25


Jadav Payeng sagt:<br />

„Der Brahmaputra hat mein<br />

Haus viele Male zerstört.<br />

Deshalb baue ich für mein Hab<br />

und Gut ein Haus, das uns vor<br />

Überschwemmungen bei diesen<br />

zwei bis drei Monate dauernden<br />

Regenfällen schützt.”<br />

Doch für Jadav ist der <strong>Dschungel</strong> alles auf der Welt.<br />

Um sich und seine Familie zu schützen, baut er das<br />

Haus auf Stelzen. Jetzt ist es vor<br />

Überschwemmungen sicher.<br />

26


Aus dem kleinen <strong>Dschungel</strong> ist ein<br />

großer <strong>Dschungel</strong> geworden. Die Vögel singen. Die Bäume<br />

spenden Schatten. Die Wurzeln der Bäume halten die Erde<br />

zusammen. Der Fluss kann den Boden nicht mehr wegspülen.<br />

Immer mehr Menschen bauen ihre Häuser in der Nähe von<br />

<strong>Jadavs</strong> <strong>Dschungel</strong>. Es gibt jetzt sogar eine Schule.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Kaum hatte ich das Land<br />

fruchtbar gemacht, zogen schon<br />

die ersten Menschen aus den<br />

Städten hierher, denn das Leben<br />

dort ist teuer. Sie begannen mit<br />

der Landwirtschaft. Allmählich<br />

vergrößerte sich unser Dorf und<br />

heute leben hier mehr als 200<br />

Familien.”<br />

Monets Garten<br />

Der berühmte französische Künstler<br />

Claude Monet (1840-1926) ließ<br />

sich für viele seiner Gemälde von<br />

der Natur inspirieren. Seine Bilder<br />

von Seerosen sind absolute Meisterwerke.<br />

Monet malte dasselbe Motiv gerne<br />

mehrmals, jedoch zu verschiedenen<br />

Tageszeiten. Aufgrund der<br />

wechselnden Farbe des Lichtes<br />

sieht deshalb jedes Bild anders<br />

aus.<br />

Als Monet älter wurde, legte er<br />

sogar seinen eigenen Garten an.<br />

Im Dorf Giverny in der Nähe von<br />

Paris schuf er ein kleines Paradies<br />

mit unzähligen Blumenbeeten,<br />

Bäumen und dem berühmten<br />

Seerosenteich, über den eine<br />

japanische Brücke führt. Monet<br />

arbeitete zehn Jahre an seinem<br />

Garten und malte viele seiner<br />

Bilder darin.<br />

Der Garten existiert noch heute.<br />

Du kannst ihn sogar besuchen.<br />

Oder Du siehst Dir das Gemälde<br />

Seerosenteich und japanische Brücke<br />

an, das Monet im Jahr 1899<br />

gemalt hat.<br />

Was ist ein Paradies?<br />

27


Hast du jemals Spuren<br />

entdeckt? Welche?<br />

Tiger<br />

Der Tiger ist eine Großkatze. Sein<br />

Fell ist dunkel gestreift.<br />

Tiger gibt es nur auf dem asiatischen<br />

Kontinent. Sie leben in<br />

Regenwäldern, in Sumpfgebieten<br />

oder in Grasländern.<br />

Tiger sind Raubtiere. Sie ernähren<br />

sich von Fleisch, deshalb jagen<br />

sie andere Tiere wie Hirsche,<br />

Wildschweine und Antilopen.<br />

Es gibt neun Unterarten des<br />

Tigers. Drei von ihnen sind jedoch<br />

bereits ausgestorben. Die wenigen<br />

noch übrigen Tiger sind stark<br />

vom Aussterben bedroht. Indem<br />

die Menschen den Regenwald<br />

abholzen, nehmen sie den Tigern<br />

ihren Lebensraum weg.<br />

Leider werden Tiger immer noch<br />

gejagt, obwohl das verboten ist.<br />

Eines Tages entdeckt Jadav Spuren, die<br />

zu einem Wasserloch führen. Er denkt:<br />

„Das sind die Spuren eines Tigers.<br />

Er kommt zum Trinken hierher.”<br />

Henri Rousseau<br />

Der französische Maler Henri<br />

Rousseau war Autodidakt. Das<br />

bedeutet, dass er sich das Malen<br />

selbst beigebracht hat.<br />

Obwohl Henri Rousseau nie in einem<br />

echten <strong>Dschungel</strong> war, malte<br />

er zahlreiche Gemälde, die<br />

<strong>Dschungel</strong>szenen zeigen.<br />

Sieh dir die beiden Gemälde<br />

Tiger in einem tropischen Sturm<br />

(überrascht!) von 1891 und<br />

Kampf zwischen einem Tiger<br />

und einem Büffel von 1908<br />

an. Schau genau hin! Hinter<br />

den Blättern sind zahlreiche<br />

Tiere versteckt.<br />

Henri Rousseau sagt:<br />

„Meine einzige Lehrerin<br />

war die Natur.”<br />

28


Am nächsten Morgen entdeckt Sanjay eine tote Kuh.<br />

Neben der Kuh liegt ihr Kalb und ruft nach ihr.<br />

„Das war der Tiger”, denkt Sanjay, „Sicherlich hat die Kuh<br />

nach mir gerufen, als der Tiger sie packte.”<br />

Sanjay umarmt das einsame Kalb und weint.<br />

Als Jadav von seiner Arbeit im <strong>Dschungel</strong> zurückkehrt, rennt<br />

Sanjay auf ihn zu: „Die Kuh hat auf der Weide gegrast. Der<br />

Tiger hat sie dort entdeckt und aufgefressen. Ihr Kalb ruft<br />

nach ihr. Es wird sterben, da es keine Milch mehr bekommt.”<br />

„Weine nicht”, antwortet Jadav, „Wenn man hungrig ist, muss<br />

man essen.”<br />

„Wir leben von dem Geld, das wir durch den Verkauf von Kuhmilch<br />

bekommen. Wie können wir nicht traurig sein, wenn der<br />

Tiger eine unserer Kühe frisst?”, antwortet Sanjay mit Tränen<br />

in den Augen. Er ist sehr wütend, auf den Tiger<br />

und auf seinen Vater.<br />

Sanjay Payeng sagt:<br />

„Ich bin noch sehr jung, aber<br />

wenn ein Tiger meine Kuh töten<br />

wollte, würde ich alles tun, um<br />

sie zu retten.”<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Ich bin ständig von Tigern und<br />

anderen wilden Tieren umgeben,<br />

doch sie tun mir nichts.”<br />

Sanjay Payeng sagt:<br />

„Ich mag meinen Vater nicht,<br />

weil er meinen Schmerz nicht<br />

versteht.“<br />

Wofür ist es gut,<br />

traurig zu sein?<br />

29


Jadav Payeng sagt:<br />

„Sogar aus weiter Ferne kommen<br />

die Tiere in diesen Wald. Ich<br />

weiß nicht, wie sie davon<br />

erfahren haben. Sie kommen<br />

aus hunderten von Kilometern<br />

Entfernung in meinen <strong>Dschungel</strong><br />

und haben dafür andere große<br />

<strong>Dschungel</strong> Indiens verlassen.“<br />

„Ich bin glücklich, insgesamt<br />

150 Elefanten zu versorgen. Ich<br />

bin glücklich, dass sie in meinem<br />

Wald bleiben.”<br />

Elefanten<br />

Elefanten sind Säugetiere. Sie sind<br />

die größten Tiere, die auf dem<br />

Land leben. Elefanten werden bis<br />

zu vier Meter groß und wiegen<br />

bis zu sieben Tonnen. Das ist so<br />

schwer wie sieben Autos.<br />

Es gibt asiatische und afrikanische<br />

Elefanten. Der asiatische Elefant<br />

hat kleinere Ohren und einen<br />

kürzeren Rüssel.<br />

Der Rüssel ist eine verlängerte<br />

Nase. Der Elefant kann mit seinem<br />

Rüssel jedoch nicht nur riechen.<br />

Er kann damit auch Gegenstände<br />

und Lebensmittel ertasten und<br />

greifen. Mit seinem Rüssel kann<br />

der Elefant bis zu zehn Liter<br />

Wasser gleichzeitig aufsaugen.<br />

Er kann damit tolle Geräusche<br />

machen und sogar kämpfen.<br />

Elefanten sind sehr intelligent.<br />

Sie können zählen und rechnen.<br />

Und sie haben ein ausgezeichnetes<br />

Gedächtnis.<br />

Elefanten sind vom Aussterben<br />

bedroht. Wilderer töten jedes Jahr<br />

Zehntausende von Elefanten, nur<br />

um an ihre Stoßzähne zu gelangen,<br />

die sie für viel Geld verkaufen.<br />

Einige Tiere sind sehr weit gereist, bis sie in <strong>Jadavs</strong> <strong>Dschungel</strong><br />

ein Zuhause finden. Sogar eine ganze Herde von Elefanten lebt<br />

nun dort. Eines Tages marschieren die Elefanten bis zu <strong>Jadavs</strong><br />

Haus. Sanjay hat keine Angst vor den riesigen Tieren:<br />

„In unserem Haus gibt es nichts zu fressen. Kehrt wieder<br />

um”, sagt er ruhig. Die Elefanten wedeln mit den Ohren<br />

und drehen um. Aber auf dem Weg<br />

zurück in den <strong>Dschungel</strong><br />

zerstören sie viele<br />

Häuser in dem<br />

kleinen<br />

Dorf.<br />

30


Die Nachbar:innen sind sehr wütend.<br />

„Jadav hat die Elefanten angelockt”, rufen sie,<br />

„Er ist schuld daran, dass unser Dorf zerstört ist.”<br />

Und einige flüstern: „Jadav muss sterben!”<br />

Nachts zünden sie <strong>Jadavs</strong> Haus an. Jadav und seine<br />

Familie können sich retten. Aber viele Kühe sterben<br />

in den Flammen.<br />

Munmuni Payeng sagt:<br />

„Auf dem Weg in den <strong>Dschungel</strong><br />

meines Vaters machten die<br />

Elefanten die Häuser von<br />

Dorfbewohner:innen kaputt<br />

und zertrampelten deren Felder.<br />

Als die Leute versuchten, die<br />

Elefanten zu verscheuchen,<br />

zerstörten diese noch mehr. Die<br />

Leute gaben meinem Vater die<br />

Schuld daran.”<br />

Binita Payeng sagt:<br />

„Niemand spielt mit unseren<br />

Kindern. Niemand spricht mehr<br />

mit uns. Unsere Familie ist<br />

unsichtbar für dieses Dorf.“<br />

Munmuni Payeng sagt:<br />

„Sogar unsere<br />

Nachbar:innen hassen ihn.<br />

Sehr sogar.“<br />

31


Sanjiv Payeng sagt:<br />

„Mein Vater lässt niemanden<br />

in seinem <strong>Dschungel</strong> Holz<br />

fällen. Deshalb sind einige<br />

Dorfbewohner:innen sehr<br />

wütend auf uns.”<br />

Amazonien<br />

Der größte Regenwald der Welt<br />

ist der Amazonas-Regenwald. Er<br />

ist sechs Millionen Quadratkilometer<br />

groß und befindet sich in<br />

Südamerika. Dieser Regenwald<br />

erstreckt sich über neun Länder.<br />

Aber der größte Teil davon liegt<br />

in Brasilien.<br />

Durch den Amazonas-Regenwald<br />

fließt der Fluß Amazonas. Deshalb<br />

wird der Regenwald manchmal<br />

auch Amazonien genannt.<br />

In Amazonien leben unzählige<br />

Tiere und Pflanzen. Viele von<br />

ihnen wurden von uns Menschen<br />

noch gar nicht entdeckt. Dieser<br />

Regenwald ist eine echte Schatztruhe.<br />

Man sagt, dass der Amazonas-Regenwald<br />

die Lunge der<br />

Erde ist. Und ohne eine Lunge<br />

kann niemand leben.<br />

Leider wird der Amazonas-<br />

Regenwald von den Menschen<br />

zerstört: Jedes Jahr holzen sie<br />

fast 8.000 Quadratkilometer<br />

Regenwald für Weideland oder für<br />

Plantagen ab. Das sind mehr als<br />

eine Million Fußballfelder. Wenn<br />

die Menschen so weitermachen,<br />

bleibt von Amazonien bald nicht<br />

mehr viel übrig.<br />

„Wir müssen den <strong>Dschungel</strong> abholzen”, sagen die Leute,<br />

„dann gibt es in unserem Dorf keine wilden Tiere mehr<br />

und mit dem Holz können wir neue Häuser bauen.”<br />

Jadav lernt, dass er seine Bäume beschützen muss.<br />

„Wenn ihr meine Bäume fällen wollt, müsst ihr zuerst<br />

mich töten”, sagt er. Die Leute sind wütend auf ihn.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Der Mensch ist die Bedrohung.<br />

Denn der Mensch ist Schuld an<br />

der Abholzung.“<br />

32


Eines Tages schleichen sich Wilderer<br />

in <strong>Jadavs</strong> <strong>Dschungel</strong>. Sie töten ein Nashorn.<br />

Jadav lernt, dass er seine Tiere beschützen muss.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Die Wilderer hatten sein Horn,<br />

seine Ohren und seine Hufe<br />

mitgenommen und ich fühlte<br />

großen Schmerz in mir.”<br />

„Es gibt keine Ungeheuer in<br />

der Natur außer den Menschen.<br />

Menschen verschlingen alles, bis<br />

nichts mehr übrig ist. Nichts ist<br />

vor den Menschen sicher, nicht<br />

einmal Tiger oder Elefanten.“<br />

Wilderer<br />

Wilderer sind Menschen, die wilde<br />

Tiere fangen und töten. Sie töten<br />

die Tiere oft nur wegen ihres Fells,<br />

ihrer Hörner oder ihrer Stoßzähne<br />

und verkaufen diese Produkte<br />

dann für viel Geld weiter. Einige<br />

wilde Tiere wie Tiger, Nashörner<br />

und Elefanten sind deshalb vom<br />

Aussterben bedroht. Das bedeutet,<br />

dass nur noch sehr wenige dieser<br />

Tiere übrig sind und sie bald<br />

aussterben könnten.<br />

Wilderei ist verboten.<br />

Ist es schlimm,<br />

wenn Tiere aussterben?<br />

Warum?<br />

33


Hektar<br />

<strong>Jadavs</strong> <strong>Dschungel</strong> ist heute mehr<br />

als 550 Hektar groß.<br />

Wenn Du ein Stück Land abmessen<br />

möchtest, reicht das Maß Meter<br />

oft nicht aus. Deshalb verwendest<br />

du das Maß Hektar. Ein Hektar<br />

ist eine Fläche von 100 mal 100<br />

Metern.<br />

So kannst du dir das vielleicht<br />

besser vorstellen: Du hast mit<br />

Sicherheit schon einmal ein Fußballfeld<br />

gesehen. Ein Fußballfeld<br />

misst in der Regel 68 mal<br />

105 Meter, das ist weniger als<br />

ein Hektar. <strong>Jadavs</strong> <strong>Dschungel</strong><br />

ist also so groß wie ungefähr 770<br />

Fußballfelder und er wächst immer<br />

noch.<br />

Jadav fährt auch heute noch in seinen <strong>Dschungel</strong>,<br />

jeden Tag, seit mehr als 40 Jahren.<br />

Der <strong>Dschungel</strong> ist riesig.<br />

Viele Tiere leben darin.<br />

34


Eines Tages taucht ein Journalist auf.<br />

Er fotografiert <strong>Jadavs</strong> <strong>Dschungel</strong>.<br />

Am nächsten Tag ist Jadav in der Zeitung<br />

und das ganze Land erfährt von seinem <strong>Dschungel</strong>.<br />

Jadav Payeng sagt:<br />

„Ich habe einen ganzen<br />

<strong>Dschungel</strong> erschaffen, indem<br />

ich langsam und kontinuierlich<br />

Bäume gepflanzt habe.”<br />

„Wenn ich meinen <strong>Dschungel</strong><br />

heute betrachte, kann ich die<br />

harte Arbeit von 35 Jahren<br />

sehen.”<br />

Der Mann,<br />

der Bäume pflanzte<br />

Der französische Schriftsteller<br />

Jean Giono schrieb im Jahr 1953<br />

eine Kurzgeschichte mit dem Titel<br />

Der Mann, der Bäume pflanzte.<br />

Er erzählt darin die Geschichte<br />

eines Hirten, der ein karges Tal<br />

in einen Wald verwandelt, indem<br />

er jeden Tag einen neuen Baum<br />

pflanzt.<br />

Das Buch war ein großer Erfolg<br />

und wurde in viele Sprachen<br />

übersetzt.<br />

Was liebst du?<br />

Worin bist du gut?<br />

Was braucht die Welt?<br />

Wofür könntest du<br />

berühmt werden?<br />

Diese vier Fragen des japanischen<br />

Ikigai können dir dabei helfen, ein<br />

glückliches und erfülltes Leben<br />

zu führen.<br />

35


Majuli Festival<br />

Das Majuli Festival ist ein großes<br />

Festival, das jedes Jahr im<br />

November auf der Insel Majuli<br />

stattfindet. Vier Tage lang feiern<br />

die Menschen ihre Kultur:<br />

Es gibt traditionelles Essen,<br />

handgefertigte Produkte und<br />

Vorführungen in traditionellen<br />

Kostümen von Tanzgruppen aus<br />

dem ganzen Land.<br />

Endlich erkennen auch die Menschen im Dorf,<br />

wie wichtig <strong>Jadavs</strong> <strong>Dschungel</strong> für Menschen und<br />

Tiere ist. Sie nennen ihn jetzt stolz den Forest Man of<br />

India.<br />

Denn Schritt für Schritt und Tag für Tag verändert<br />

Jadav Payeng unsere Welt und macht sie<br />

zu einem besseren Ort.<br />

Die Green Belt Bewegung<br />

Im afrikanischen Kenia regnet<br />

es wenig. Daher gibt es dort<br />

viel Savanne. Savanne ist eine<br />

trockene Landschaft, in der Gräser<br />

und Büsche, aber kaum Bäume<br />

wachsen.<br />

Die Kenianerin Wangari Maathai<br />

hatte die Idee, das Land durch<br />

das Pflanzen von Bäumen zu<br />

begrünen. Im Jahr 1977 gründete<br />

sie das Green Belt Movement: Sie<br />

brachte Tausenden von Frauen<br />

bei, wie man Bäume pflanzt und<br />

pflegt. Sie zeigte ihnen auch,<br />

wie man Honig herstellt und<br />

Lebensmittel produziert.<br />

Wangari Maathais Bewegung<br />

pflanzte insgesamt über 30<br />

Millionen Bäume.<br />

Wangari Maathai<br />

Die Professorin, Politikerin,<br />

Wissenschaftlerin und Umweltaktivistin<br />

Wangari Maathai<br />

ist nicht nur als Gründerin des<br />

Green Belt Movement bekannt,<br />

sondern unterstützte auch<br />

nachdrücklich die Rechte von<br />

Frauen in Kenia. Für ihre Arbeit<br />

erhielt sie als erste Afrikanerin<br />

den Friedensnobelpreis.<br />

36


Und du?<br />

Hast Du eine Idee, um unsere<br />

Welt zu einem besseren Ort zu<br />

machen?<br />

37


38


Der libanesischamerikanischer<br />

Maler,<br />

Philosoph und Dichter<br />

Khalil Gibran sagt:<br />

„Bäume sind Gedichte,<br />

welche die Erde in den<br />

Himmel schreibt.”<br />

39


Die wahre Geschichte eines kleinen Jungen aus Assam, Indien,<br />

der im Laufe seines Lebens eine trockene Sandbank<br />

in einen lebendigen <strong>Dschungel</strong> verwandelte.<br />

Ein Buch über Pflanzen, Tiere, Menschen<br />

und die Bedeutung ihres Zusammenspiels.<br />

#jadavpayeng #indien #bäume #tieredeswaldes<br />

#naturkatastrophen #aktivismus #naturschutz #tierschutz<br />

editions mālama<br />

representation<br />

ISBN 978-3-949326-06-6

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