30.06.2022 Aufrufe

Hanau auf Wachstumskurs: So schön ist Hessens kleinste Großstadt

Hanauer Anzeiger, Offenbach-Post, Frankfurter Rundschau, FAZ Rhein-Main am 25. Juni

Hanauer Anzeiger, Offenbach-Post, Frankfurter Rundschau, FAZ Rhein-Main am 25. Juni

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4<br />

HANAU<strong>auf</strong> <strong>Wachstumskurs</strong><br />

<strong>So</strong> <strong>schön</strong> <strong>ist</strong> <strong>Hessens</strong> <strong>kleinste</strong> <strong>Großstadt</strong><br />

Samstag, 25. Juni 2022<br />

„Die Konversion war ein riesiger Glücksfall“<br />

Interview mit Wirtschaftsförderin Erika Schulte zur Entwicklung <strong>Hanau</strong>s<br />

Als Chefin der Wirtschaftsförderung<br />

in <strong>Hanau</strong> hat Erika<br />

Schulte alle Entwicklungen<br />

im Blick. Wir haben mit ihr<br />

über den Wirtschaftsstandort<br />

gesprochen. Die größte Herausforderung<br />

heute sei die<br />

Flächenknappheit, sagt sie<br />

im Gespräch.<br />

Über zwei Jahre Corona<br />

liegen hinter uns. Viele<br />

Branchen wurden schwer<br />

getroffen. Jetzt lastet der<br />

Ukraine-Krieg <strong>auf</strong> den<br />

Schultern. Wie <strong>ist</strong> <strong>Hanau</strong>s<br />

Wirtschaft durch die Pandemie<br />

gekommen, wie<br />

schwer trifft sie jetzt die<br />

neue Krise?<br />

Einzelhandel, Gastronomie<br />

und Künstler sind durch die<br />

Corona-Pandemie und die<br />

Einschränkungen stark betroffen<br />

gewesen. Die produzierenden<br />

Unternehmen der<br />

Materialtechnik waren natürlich<br />

auch betroffen, weil<br />

sie beispielsweise durch die<br />

vielen Schutzmaßnahmen<br />

für ihre Mitarbeitenden Einschränkungen<br />

hatten. Wir<br />

müssen Corona-Krise und<br />

den Ukraine-Krieg jedoch<br />

trennen. Es gibt aber einen<br />

Aspekt, der ähnlich <strong>ist</strong> und<br />

der in der Corona-Zeit, oft<br />

nicht so direkt beleuchtet<br />

wurde: die Lieferketten.<br />

Durch Corona gab es Brüche<br />

in den Lieferketten speziell<br />

nach Asien. Diese sind<br />

durch den Ukraine-Krieg<br />

noch größer geworden. Das<br />

sind Themen, die die Unternehmen<br />

unterschiedlich intensiv,<br />

aber sehr stark treffen,<br />

weil man viele Rohstoffe<br />

und Vorprodukte benötigt.<br />

Welche Rolle spielen die<br />

Sanktionen gegen Russland?<br />

Es wird mittelfr<strong>ist</strong>ig Engpässe<br />

geben, weil Rohstoffe nicht<br />

zur Verfügung stehen oder<br />

sehr viel teurer werden. Keiner<br />

von uns weiß, wie lange<br />

der Krieg noch dauern wird<br />

und wie lange Embargos <strong>auf</strong>rechterhalten<br />

werden. Ein<br />

Gasembargo würde die deutsche<br />

Wirtschaft extrem treffen<br />

– auch <strong>Hanau</strong>. Dann<br />

müssten auch hier möglicherweise<br />

Unternehmen ihre<br />

Produktion reduzieren oder<br />

schlimmstenfalls einstellen.<br />

Diese schwierige Situation<br />

wird noch eine Weile erhalten<br />

bleiben.<br />

Der Wettbewerb um Unternehmen<br />

geht dennoch<br />

weiter. Die Metropolregion<br />

Frankfurt/Rhein-Main<br />

<strong>ist</strong> groß. Warum sollte sich<br />

ein Unternehmen für <strong>Hanau</strong><br />

als Standort entscheiden?<br />

Da <strong>ist</strong> zunächst die sehr gute<br />

geografische Lage. Natürlich<br />

<strong>ist</strong> Frankfurt noch näher am<br />

Flughafen. Aber das Frankfurter<br />

Straßennetz <strong>ist</strong> sehr stark<br />

frequentiert – denken Sie beispielsweise<br />

an den Frankfurter<br />

Osten und den Osthafen,<br />

daran, wie sich der Verkehr<br />

staut <strong>auf</strong> der <strong>Hanau</strong>er Landstraße.<br />

Es braucht viel Zeit,<br />

um aus den Gewerbegebieten<br />

<strong>auf</strong> die Autobahn zu kommen.<br />

Die Wege in <strong>Hanau</strong> sind<br />

viel kürzer. Ein zweiter Punkt<br />

<strong>ist</strong> die Nähe zu potenziellen<br />

Kunden oder Partnern, insbesondere<br />

wenn ich an industrienahe<br />

Dienstle<strong>ist</strong>ungen<br />

denke. Die Nähe zu unseren<br />

großen Materialtechnikunternehmen<br />

<strong>ist</strong> in <strong>Hanau</strong> eher<br />

gegeben als in einer sehr viel<br />

größeren Stadt. Auch die Infrastruktur<br />

darüber hinaus –<br />

Kultur, Schulen, Krankenhäuser<br />

– <strong>ist</strong> hier sehr gut.<br />

Wohnen <strong>ist</strong> noch bezahlbar<br />

für Mitarbeitende. Das <strong>ist</strong><br />

auch immer wieder ein Thema<br />

bei Unternehmen. Insbesondere<br />

Mittelständler denken<br />

wieder darüber nach,<br />

Wohnungen zu k<strong>auf</strong>en, um<br />

sie Mitarbeitenden günstig<br />

anbieten zu können.<br />

Welche Herausforderungen<br />

sind bei der Weiterentwicklung<br />

eines Wirtschaftsstandorts<br />

wie <strong>Hanau</strong><br />

zu me<strong>ist</strong>ern?<br />

Flächenknappheit – ganz<br />

klar. Wir haben wenig freie<br />

Gewerbeflächen. Deswegen<br />

wollen wir die letzte freie<br />

Kaserne, die Underwood-Kaserne,<br />

ank<strong>auf</strong>en und gewerblich<br />

entwickeln. Das<br />

zweite ganz große Thema <strong>ist</strong><br />

der Fachkräftemangel. Das<br />

trifft nicht nur <strong>Hanau</strong>, sondern<br />

Deutschland in Summe,<br />

aber eben auch <strong>Hanau</strong>.<br />

Die <strong>Großstadt</strong>werdung und<br />

die Kreisfreiheit spielen in<br />

dem Zusammenhang eine<br />

große Rolle. Wir werden dadurch<br />

auch als Arbeitsstandort<br />

bekannter und tauchen<br />

zukünftig in allen Stat<strong>ist</strong>iken<br />

<strong>auf</strong>. Dort ex<strong>ist</strong>ieren wir<br />

im Moment nicht- wenn irgendwo<br />

ein Fachkräfte-Monitor<br />

für Deutschland entsteht,<br />

weder national noch<br />

internationalgehen wir momentan<br />

immer im Main-Kinzig-Kreis<br />

<strong>auf</strong>. Als stat<strong>ist</strong>ische<br />

Größe gibt es <strong>Hanau</strong> derzeit<br />

Steht seit 2010 an der Spitze der <strong>Hanau</strong>er Wirtschaftsförderung:<br />

Erika Schulte.<br />

FOTO: PATRICK SCHEIBER<br />

somit nicht. Auch deshalb<br />

<strong>ist</strong> die Kreisfreiheit ein<br />

Punkt, der bezogen <strong>auf</strong> den<br />

Wirtschaftsstandort sehr<br />

wichtig <strong>ist</strong>.<br />

Was <strong>ist</strong> Ihre Rolle als Wirtschaftsförderin?<br />

Die Wirtschaftsförderung in<br />

Summe besteht aus vier Personen,<br />

die gemeinsam diese<br />

Rolle ausfüllen. Sicher bin ich<br />

das Gesicht, das mag sein,<br />

aber alleine könnte ich nichts<br />

bewirken. Auch die Wirtschaftsförderung<br />

könnte alleine<br />

wenig ausrichten. Wir<br />

können nur zusammen mit<br />

Stadtplanung, mit Bau<strong>auf</strong>sicht,<br />

mit der Unteren Naturschutzbehörde,<br />

mit der <strong>Hanau</strong><br />

Marketing GmbH, den Eigenbetrieben<br />

und vielen anderen<br />

etwas bewirken. Das<br />

funktioniert nur deswegen so<br />

effizient, weil wir so vernetzt<br />

und gut abgestimmt sind. Es<br />

sind ganz viele Themen, die<br />

bei jeder Ansiedlung oder Erweiterung<br />

eine Rolle spielen.<br />

Wir holen dann die Kollegen<br />

an den Tisch und versuchen,<br />

für alle Beteiligten eine gute<br />

Lösung zu finden. Und das <strong>ist</strong><br />

selten einfach.<br />

Lassen Sie uns über das<br />

Thema Konversion reden.<br />

Einige Konversionsgebiete<br />

sind über die Jahre zu Gewerbeflächen<br />

geworden.<br />

Ist die militärische Vergangenheit<br />

ein Glücksfall für<br />

die Stadt?<br />

ANZEIGE<br />

ANZEIGE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!