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Theatermagazin - Nationaltheater Mannheim Juli 2022

Die Juliausgabe des Theater Magazins des Nationaltheaters Mannheim. Weitere Infos und Programm: https://www.nationaltheater-mannheim.de/

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KARTENTELEFON 0621 1680 150<br />

11<br />

Als Sie anfingen, haben Sie nicht nur<br />

begonnen, die sogenannte Geschäftsstelle<br />

Generalsanierung aufzubauen,<br />

sondern auch theaterintern Schnittstellenpositionen<br />

geschaffen und<br />

besetzt. Was waren für Sie die<br />

wesentlichen Aspekte im Bereich<br />

Personalentwicklung?<br />

Eine gute und strategische Personalentwicklung<br />

ist das A und O, weil sie die<br />

Professionalisierung eines ganzen Betriebs<br />

ermöglicht. Das heißt nicht nur,<br />

ausgezeichnete Leute zu finden und<br />

einzustellen. Es bedeutet auch, effiziente<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen,<br />

die die Mitarbeiter*innen in die Lage<br />

versetzen, ihre eigene Verantwortung<br />

gut und ergebnisorientiert wahrnehmen<br />

zu können. Ich glaube, dass uns da –<br />

dank der exzellenten Arbeit der unterschiedlichsten<br />

Abteilungsleiter*innen<br />

– Vieles gelungen ist.<br />

Wie haben Sie diese verschiedenen<br />

Herausforderungen persönlich gemeistert?<br />

Was war und ist Ihnen bei<br />

der Aufgabenwahrnehmung wichtig?<br />

Fritjof von Gagern, Erster Vorsitzender<br />

der Musikalischen Akademie, schrieb<br />

mir kürzlich »Klarheit und Entschiedenheit<br />

im Handeln« und einen »klaren<br />

moralischen Kompass« zu. Für mich ist<br />

das durchaus ein Kompliment und beschreibt<br />

zutreffend meinen Arbeitsstil.<br />

Ergebnisorientiertes, verbindliches Arbeiten<br />

in der Organisation ist für mich<br />

die essentielle Basis für einen funktionierenden<br />

Theaterbetrieb. Denn künstlerische<br />

Freiheit kann sich am besten<br />

dann entfalten, wenn der Betrieb personell,<br />

strukturell und organisatorisch<br />

professionell aufgestellt ist. Das gilt erst<br />

recht für ein großes Theater wie das<br />

NTM mit über 800 Kolleg*innen.<br />

Und das ist auch das, was mich an einer<br />

Tätigkeit am und im Theater immer<br />

gereizt hat, denn das, was ich gerade<br />

ausgeführt habe, gilt für das, was im<br />

Probenprozess entsteht und dann auf<br />

der Bühne zu sehen ist, selbstverständlich<br />

gerade nicht: Kunst kann, Kunst<br />

muss sogar gelegentlich scheitern und<br />

muss auch immer wieder den Anspruch<br />

haben, sich entsprechenden Zwängen<br />

nicht zu unterwerfen!<br />

Auch Albrecht Puhlmann sagt wortwörtlich,<br />

dass mit Ihnen die geballte<br />

Marc Stefan Sickel,<br />

Geschäftsführender<br />

Intendant<br />

Kraft aus Autorität, Vehemenz und<br />

Weitsicht gehe, die das Haus in den<br />

letzten Jahren weit vorangebracht<br />

habe. Wie würden Sie die Zusammenarbeit<br />

mit den Intendant*innen<br />

beschreiben?<br />

Die Zusammenarbeit war von großem<br />

Respekt für die Arbeitsbereiche des*der<br />

jeweils anderen geprägt. Gleichzeitig<br />

fand ein reger und sehr konstruktiver<br />

Austausch statt. Ich konnte mich in<br />

jeder Minute auf den Rückhalt der<br />

Kolleg*innen verlassen, da wir an<br />

einem Strang gezogen haben. Auch bei<br />

unterschiedlichen Meinungen fanden<br />

wir am Ende stets eine für das Theater<br />

gute Lösung. Das war mir immer wichtig<br />

und das habe ich sehr geschätzt!<br />

Eine weitere, große Herausforderung<br />

Ihrer Amtszeit war und ist die Corona-<br />

Pandemie. Hier haben Sie sich als<br />

vorausschauender und umsichtiger<br />

Krisenmanager bewiesen, der mit großer<br />

Klarheit für die Sicherheit der Belegschaft<br />

und der Besucher*innen gesorgt<br />

hat. Wie sind Sie vorgegangen?<br />

Rückblickend bin ich froh und dankbar,<br />

dass es uns – der Theaterleitung im<br />

Ganzen, Belegschaft, Personalvertretung<br />

– bei der bisherigen Bewältigung<br />

der Umstände gelungen ist, enorm<br />

konstruktiv zusammenzuarbeiten und<br />

dadurch so entschlossen handeln zu<br />

können. Meine Parameter waren dabei:<br />

ein hohes Maß an Achtsamkeit und Vorsicht<br />

walten zu lassen, immer wieder<br />

abzuwägen und keine vermeidbaren<br />

Risiken einzugehen.<br />

Natürlich gab es enorme künstlerische<br />

Herausforderungen, mit denen die Sparten<br />

kreativ umgehen mussten, und dies<br />

meines Erachtens auch hervorragend<br />

getan haben. Wichtig und durchaus anspruchsvoll<br />

war eine pandemiegerechte<br />

Neuausgestaltung sämtlicher Arbeitsprozesse.<br />

Beispielsweise haben wir die<br />

bestehenden Schichtsysteme sowie die<br />

Belegung der Raum- und Arbeitsstätten<br />

angepasst, damit sich die Mitarbeitenden<br />

so wenig wie möglich einem<br />

Infektionsrisiko aussetzen und wir im<br />

Fall der Fälle den Betrieb aufrechterhalten<br />

konnten.<br />

Besonderes Augenmerk haben wir<br />

auch auf den Publikumsbereich gelegt.<br />

Hier haben wir mit einem detaillierten<br />

Hygienekonzept, das sich stets der konkreten<br />

Situation angepasst hat, mehr<br />

Sicherheit für unsere Besucher*innen<br />

und Mitarbeiter*innen realisiert, als es<br />

die Coronavorschriften von Bund und<br />

Land verlangt haben. Natürlich mussten<br />

wir auch teilweise damit umgehen, dass<br />

wir mit diesen Maßnahmen der Erwartungshaltung<br />

einiger nicht entsprochen<br />

haben. Das lässt sich allerdings in der<br />

konkreten Pandemiesituation – davon<br />

bin ich fest überzeugt – nicht vermeiden.<br />

An welche künstlerischen Ereignisse<br />

und Produktionen, die während Ihrer<br />

Amtszeit auf den Bühnen zu sehen<br />

waren, denken Sie gerne zurück?<br />

Kurz dachte ich darüber nach, die<br />

Antwort in »vor und nach der Pandemie«<br />

zu unterteilen. Aber wenn ich mir<br />

anschaue, was die einzelnen Sparten<br />

während der gesamten Zeit, ob analog<br />

oder digital, realisiert und welche<br />

künstlerische Vielfalt sie präsentiert<br />

haben, denke ich gerne an jede einzelne<br />

Spielzeit zurück. Die vergangenen fünf<br />

Jahre zeigen für mich, dass dieses Haus<br />

rundherum für Qualität steht und auch<br />

in der größten Krise mit viel Kreativität<br />

und Zusammenhalt aufwarten kann.<br />

Und auch wenn es schwer ist, einzelne<br />

Produktionen besonders hervorzuheben,<br />

so würde ich aufgrund meiner Verbundenheit<br />

und Leidenschaft zum Musiktheater<br />

gerne den szenisch unglaublich<br />

gelungenen Monteverdi-Zyklus und<br />

musikalisch die Wiederaufnahme<br />

von Richard Strauss’ »Die Frau ohne<br />

Schatten« unter der Leitung von GMD<br />

Alexander Soddy nennen wollen.<br />

Nun ziehen Sie weiter. Was möchten<br />

Sie dem NTM auf den Weg geben?<br />

Es ist nicht an mir, anderen etwas mit<br />

auf den Weg zu geben. Aber ich würde<br />

mir nicht zuletzt für unser wunderbares<br />

Publikum wünschen, dass alle miteinander<br />

– die Kolleg*innen des Theaters,<br />

die Leitung, die Stadt und ihre Gesellschaft<br />

– die Interimszeit in den unterschiedlichen<br />

Ersatzspielstätten und vor<br />

allem natürlich die Generalsanierung<br />

des Spielhauses so erfolgreich wie möglich<br />

gestalten – mit der wunderbaren<br />

Aussicht, für die nächsten Jahrzehnte<br />

über einen Theaterbau am Goetheplatz<br />

zu verfügen, der sich baulich, bühnentechnisch<br />

und vom Aufenthaltswert her<br />

auf der Höhe der Zeit befindet.

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