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Malteser International Jahresbericht 2021

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Für viele Menschen im Libanon sind<br />

die mobilen Kliniken die einzige Möglichkeit, Zugang<br />

zu medizinischer Versorgung zu erhalten.<br />

A<br />

chtzehn, neunzehn, zwanzig.« Mit<br />

flinken Fingern zählt Lamise noch<br />

ein letztes Mal die Medi kamente<br />

durch: Schmerz- und Bluthochdruckmittel,<br />

Antiallergika, Medizin für<br />

Atemwegserkrankungen und, und, und.<br />

Genug, um rund 100 Patientinnen und Patienten<br />

für knapp drei Wochen zu versorgen.<br />

Im vergangenen Sommer, auf dem<br />

bisherigen Höhe punkt der Wirtschaftskrise<br />

im Libanon, fiel die lokale Währung<br />

auf ein Rekord- Tief, die Preise im<br />

Land explodierten. Medikamente wurden<br />

für die meisten Menschen im Land unbezahlbar<br />

und die Nachfrage nach kostenloser<br />

Unterstützung schnellte in die Höhe:<br />

»Im Juli und August waren unsere Regale<br />

größtenteils leer«, berichtet Lamise.<br />

Sie nickt ihrem männlichen Kollegen<br />

Sleiman zu, der eine große Kiste gut gelaunt<br />

aus dem Lager in die mobile Klinik<br />

räumt. Die Arztpraxis auf Rädern rollt<br />

gleich los, um Patientinnen und Patienten<br />

im Nordosten des Libanons zu behandeln<br />

und sie mit den nötigsten Medikamenten<br />

zu versorgen. Zwei Tage lang darf ich<br />

im März 2022 als Journalist das gemeinsame<br />

Projekt von <strong>Malteser</strong> <strong>International</strong><br />

und der libanesischen Assoziation des<br />

<strong>Malteser</strong>ordens begleiten, um mehr über<br />

die Arbeit der <strong>Malteser</strong> und die medizinische<br />

Versorgung im Libanon zu erfahren.<br />

Vier mobile Kliniken versorgen entlegene<br />

Regionen im Norden und Süden des<br />

Libanon<br />

Das Projekt »Mobile Gesundheit für konfliktbetroffene<br />

syrische Flüchtlinge und<br />

Libanesen« wurde im Jahr 2015 ins Leben<br />

gerufen und mit steigendem Bedarf weiter<br />

ausgebaut. Heute umfasst es insgesamt<br />

vier mobile Kliniken, die jeweils in den Regionen<br />

Akkar (Norden), Baalbek-Hermel<br />

(Nordosten), Nabatieh und Tyrus (Süden)<br />

rotieren.<br />

10<br />

Die Basis der mobilen Klinik Baalbek-<br />

Hermel befindet sich in Ras Baalbek,<br />

rund 120 Kilometer von Beirut entfernt<br />

in der Bekaa-Ebene. Eingekesselt<br />

von zwei schneebedeckten<br />

Gebirgsmassiven, welche die Region<br />

im Westen von der Mittelmeerküste<br />

und im Osten von Syrien trennen,<br />

zieht sich die Bekaa-Ebene fast<br />

durch den gesamten Libanon. Wir befinden<br />

uns ganz im Norden des Landes,<br />

kurz vor der syrischen Grenze.<br />

Viele der Libanesinnen und Libanesen,<br />

die hier leben, sind bitterarm. Hinzu<br />

kommen noch rund 339.000 syrische<br />

Geflüchtete, die vor allem in informellen<br />

Camps untergebracht sind. Es<br />

gibt fast keinen Strom vom Staat und<br />

den Diesel für die privaten Generatoren<br />

können sich hier genauso wenige<br />

Menschen leisten wie den Sprit zu einer<br />

der rund 40 Kilometer entfernten Arztpraxen<br />

oder einem der Krankenhäuser<br />

in den größeren Städten Baalbek oder<br />

Zahlé. Die einzige Versorgung für die<br />

Menschen kommt von Nichtregierungsorganisationen,<br />

wie beispielsweise<br />

durch die mobile Klinik der <strong>Malteser</strong>.

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