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Überwiegend ist in jedem Satz ein bestimmter<br />
Satztypus mit spezifischem Ausdruckscharakter<br />
ausgeformt. <strong>Mendelssohn</strong> geht oft<br />
aber auch einen anderen Weg und verbindet<br />
mehrere Satztypen innerhalb eines Satzes<br />
miteinander. Programmatisch geschieht dies<br />
gleich in der 1. Sonate in f-Moll, deren erster<br />
Satz mit machtvoller Klangentfaltung und<br />
kunstvoller Mehrstimmigkeit in der Art eines<br />
großen Präludiums anhebt. Mit starker Kontrastwirkung<br />
und in ganz neuer Klangfarbe<br />
erscheint dann ein kurzer Choralabschnitt<br />
über die Melodie „Was mein Gott will, das<br />
g’scheh allzeit“. Im Folgenden entwickelt sich<br />
der Satz aus diesem antithetischen Gegensatz<br />
heraus, sodass polyphones Präludium<br />
und Choral miteinander vereint sind. Technisch<br />
macht sich <strong>Mendelssohn</strong> dabei das<br />
Spiel auf mehreren Manualen mit jeweils<br />
eigener Registrierung zunutze. Einen<br />
ähnlichen Weg geht er im letzten Satz der<br />
4. Sonate in Es-Dur, in dem sich ein majestätischer<br />
Marsch mit einer Fuge über ein dezidiert<br />
unbachisches Thema verbindet, mit der<br />
insbesondere die Virtuosität im Pedalspiel<br />
demonstriert werden kann. Am weitesten<br />
treibt <strong>Mendelssohn</strong> die Integration der Sätze<br />
in der letzten Sonate voran, die bei all ihrer<br />
Unterschiedlichkeit auf den einleitenden<br />
Choral „Vater unser im Himmelreich“ bezogen<br />
sind. So virtuos <strong>Mendelssohn</strong>s Opus 65<br />
auf weiten Strecken gehalten ist, endet es<br />
doch ganz verinnerlicht. Das ausdrücklich so<br />
benannte „Finale“ der 6. Sonate besteht aus<br />
einem ruhigen Satz, dessen gesangliche<br />
Melodie aus einer Umformung dieses Chorals<br />
gewonnen ist – ein eindrucksvolles Ende<br />
für ein Werk, mit dem seinem Schöpfer ein<br />
echter Wurf gelang.<br />
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