16.08.2022 Aufrufe

Pädagogik für DICH – 1/2022 NEUSTART

Es gibt kleine und große Neubeginne, einschneidende und kaum spürbare Veränderungen in unserem Leben. Verbunden ist jeder Neustart mit Risiken, Unsicherheiten, aber auch mit Vorfreude, Motivation und vielen Chancen. Wie erleben Kinder den Neustart in der Kita und wie kannst du sie dabei unterstützen? Welche innovativen Wege kannst du als Fachkraft bei der Auswahl eines Arbeitgebers gehen und was bedeutet die Columbusenergie für dich persönlich? Wie sehen die "Macher" der Kitafachkräfteverbände ihren Neustart und was kannst du verändern, wenn du an deiner Berufswahl zweifelst? Welche Chancen bietet eine Waldgruppe? Diese und viele weitere Themen beinhaltet unsere kostenfreie Online-Schnupperausgabe von Pädagogik für DICH, die du hier gleich lesen kannst.

Es gibt kleine und große Neubeginne, einschneidende und kaum spürbare Veränderungen in unserem Leben. Verbunden ist jeder Neustart mit Risiken, Unsicherheiten, aber auch mit Vorfreude, Motivation und vielen Chancen. Wie erleben Kinder den Neustart in der Kita und wie kannst du sie dabei unterstützen? Welche innovativen Wege kannst du als Fachkraft bei der Auswahl eines Arbeitgebers gehen und was bedeutet die Columbusenergie für dich persönlich? Wie sehen die "Macher" der Kitafachkräfteverbände ihren Neustart und was kannst du verändern, wenn du an deiner Berufswahl zweifelst? Welche Chancen bietet eine Waldgruppe?

Diese und viele weitere Themen beinhaltet unsere kostenfreie Online-Schnupperausgabe von Pädagogik für DICH, die du hier gleich lesen kannst.

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<strong>Pädagogik</strong><br />

DeinlebendigesFachmagazin<br />

praxisnah -klar-ermutigend<br />

Neustart<br />

LassdeinenPioniergeistwirken<br />

ElternundKindergutbegleiten<br />

UnterwegsineineneueÄrafrühkindlicherBildung<br />

www.W ir-Bauen-Bruecken.com<br />

www.Paedagogik-Fuer-Dich.com<br />

Ausgabe01|<strong>2022</strong><br />

1.Jahrgang


Auch pädagogische Fachkräfte brauchen Urlaub<br />

Wie wäre es mit Erholung in der Heimat?<br />

Unser Hotel befindet sich in Aschau im Chiemgau, direkt unterhalb<br />

vom Schloss Hohenaschau und gegenüber der Kampenwandbahn.<br />

Perfekter Ausgangspunkt <strong>für</strong> Gleitschirmflieger, Wanderer, Kletterer,<br />

Mountainbiker und alle Ruhesuchende.<br />

Genießen Sie Kultur, lebendige und intakte Bergwelt, sowie den<br />

Chiemsee, alles direkt vor unserer Haustüre.<br />

Seit 2021 haben wir mittlerweile 30 Zimmer neu renoviert.<br />

Unsere Superior Zimmer überzeugen mit einem hellen und modernen<br />

Design. Die Zimmer sind mit einem Lift barrierefrei zu erreichen.<br />

Ausstattung: Große, geräumige Zimmer mit Bad/Dusche, Fön und WC.<br />

Wohn-/Schlafraum mit Smart-TV, WLAN, Sitzecke, Schreibtisch und<br />

Balkon oder Terrasse - Mansardenzimmer im OG haben keinen Balkon.<br />

Alle Zimmer sind mit einer kleinen Küche, Kaffeemaschine,<br />

Wasserkocher und Kühlschrank ausgestattet, sodass Sie Ihr Frühstück<br />

nach Ihrem eigenen Geschmack abrunden können.<br />

An der Rezeption können Sie bei Bedarf auch einen Toaster oder eine<br />

Filtermaschine bekommen. Wir bieten Ihnen einen Brötchenservice mit<br />

frischen Backwaren und regionalen Frühstücksprodukten während der<br />

Hauptsaison.<br />

Schwitzen & Relaxen - es soll Ihnen bei uns an nichts fehlen!<br />

Der Wellnessbereich umfasst eine finnische Sauna, eine<br />

Infrarotkabine, eine Bio-Sauna und unsere Vital-Erlebnisduschen.<br />

Vergessen Sie Zeit und Stress und schalten Sie einfach ab.<br />

Besonderheiten: Fahrradwaschplatz, Tesla-E-Auto-Ladestation,<br />

bestuhlter Biergarten zur freien Verwendung, 58 Stellplätze rund um<br />

das Haus und Tiefgarage. 24-Stunden Snack- und Getränkeautomat,<br />

Rund um die Uhr Check-in mit Pin-Code.<br />

Bei Buchung über die Homepage Rabattaktionen je nach Saison<br />

verfügbar.<br />

www.hotel-hohenaschau.de<br />

Wir freuen uns darauf, Sie im Hotel Hohenaschau willkommen zu heißen.<br />

Hotel Hohenaschau<br />

Aparthotel<br />

Kampenwandstr. 94/94a<br />

83229 Aschau im Chiemgau<br />

Tel.: +49 (0)8052 9568960<br />

info@hotel-hohenaschau.de<br />

www.hotel-hohenaschau.de


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Ein Gruß aus der Redaktion<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

endlich ist es so weit und wir<br />

können dir dieses neue, besondere<br />

Magazin präsentieren. Vielleicht<br />

fragst du dich jetzt, wieso<br />

es besonders ist?<br />

Das erkläre ich dir gern: Wir<br />

haben es gewagt, gemeinsam mit<br />

Menschen aus der Praxis, neu zu<br />

denken. Der Neustart <strong>für</strong> uns begann<br />

schon lange, bevor du jetzt<br />

das Ergebnis dieses Prozesses zu<br />

sehen bekommst.<br />

Als Team haben wir entschieden,<br />

ein Praxismagazin zu gestalten,<br />

das allen Beteiligten im elementarpädagogischen<br />

Bereich Hilfe<br />

und Unterstützung, Impulse und<br />

Ideen <strong>für</strong> den Alltag liefert. Bunt<br />

Marion Bischoff ist ehemalige<br />

Kitaleitung und ausgebildete<br />

Naturpädagogin. Seit mehr als<br />

acht Jahren ist sie als Coach<br />

und Referentin <strong>für</strong> Kita-Teams,<br />

-Leitungen und verschiedene<br />

Träger tätig. Das abwechslungsreiche<br />

Fortbildungsprogramm<br />

findest du unter<br />

www.wir-bauen-bruecken.com<br />

wie das Leben ist es geworden.<br />

Jeder Kategorie haben wir eine<br />

Farbe zugeordnet und da wir<br />

nicht nur die pädagogischen und<br />

fachlichen Themen ins Zen‐​<br />

trum rücken, sondern auch die<br />

Persönlichkeitsentwicklung in<br />

den Blick nehmen, fließen einige<br />

metaphysische Betrachtungsweisen<br />

in die Gestaltung des Magazins<br />

ein.<br />

Deshalb ist es kein Zufall, dass<br />

du insgesamt neun Kategorien<br />

findest <strong>–</strong> allerdings nicht alle<br />

in jeder Ausgabe. Anhand der<br />

Farben kannst du dich sicher<br />

schnell orientieren. Wir arbeiten<br />

klimabewusst und bieten unser<br />

Magazin deshalb sowohl als Online-Magazin<br />

im PDF-Format als<br />

auch in der Druckvariante an.<br />

Allerdings drucken wir nur so<br />

viele Exemplare, wie tatsächlich<br />

bestellt werden. Warum? Weil wir<br />

damit einen kleinen Beitrag zum<br />

Umweltschutz leisten können.<br />

Bewusst haben wir uns auch <strong>für</strong><br />

zwei<br />

Maskottchen entschieden:<br />

Pädi und Gogi tauchen in<br />

der <strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich immer<br />

wieder auf und lassen die Zeilen<br />

unserer Expertinnen und Experten<br />

noch lebendiger werden.<br />

Nun wünsche ich dir viel Freude<br />

beim Lesen und freue mich,<br />

wenn wir dich mit unseren Artikeln<br />

begeistern können.<br />

Viele Grüße<br />

Chefredaktion<br />

3


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Unser Thema dieser Ausgabe:<br />

<strong>NEUSTART</strong><br />

Metaphysik begegnet <strong>Pädagogik</strong><br />

S. 6 Mit Columbus-Energie voran <strong>–</strong> Petra Knickenberg<br />

Kitaleitung<br />

S. 8 Ist das wirklich noch mein Beruf? <strong>–</strong> Anja Braekow<br />

S. 11 Onboarding in Kitas <strong>–</strong> Silvia Engler<br />

Fachkräfte<br />

<br />

<br />

S. 14 Neue Wege <strong>–</strong> gute Wege? <strong>–</strong> Lena Gelbke<br />

S. 22 Kollegin Pusteblume <strong>–</strong> Heidi Roloff<br />

S. 34 Sieben Impulse <strong>für</strong>s neue Kita-Jahr <strong>–</strong> Miriam Fisseni<br />

Eltern<br />

S. 16 Eingewöhnung als Trauerprozess <strong>–</strong> Vanessa Pivit<br />

S. 18 Wir sind die Neuen aus der Krabbelgruppe <strong>–</strong> Monika Laut-Zimmermann<br />

Fachkräfteverbände<br />

S. 24 Unterwegs in eine neue Ära der frühkindlichen Bildung <strong>–</strong><br />

Kita-Fachkräfteverband Baden-Württemberg<br />

Kinder<br />

<br />

<br />

S. 26 Größer denken, bunter handeln <strong>–</strong> Anika Smits<br />

S. 29 Der nächste Schritt <strong>–</strong> Angelika Kirn<br />

S. 32 Angst, Unsicherheit und Vorfreude <strong>–</strong> Stephanie Wendle<br />

S. 36 Lernen und entwickeln in freier Natur <strong>–</strong> Melanie May<br />

Die Psychologin sagt<br />

S. 38 Kindertränen im Eingewöhnungsprozess <strong>–</strong> Ulrike Karner<br />

4


Webinar „Trau dich! <strong>–</strong> Neue Kinder, neue Eltern, neue Wege?“<br />

Am Donnerstag, 22. September von 18 Uhr<strong>–</strong>19.30 Uhr<br />

mit Petra Knickenberg & Marion Bischoff<br />

Preis: 16,99 EURO<br />

Melde dich gleich an unter<br />

www.pädagogik-<strong>für</strong>-dich.de<br />

Zur Anmeldung<br />

hier klicken<br />

Die Maskottchen der <strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> <strong>DICH</strong><br />

Ich bin Pädi. Wenn du mich entdeckst, habe ich einen besonderen<br />

Tipp oder eine Anregung <strong>für</strong> dich. Manchmal möchte<br />

ich dich auch ermuntern, dir etwas zu notieren. Ich freue<br />

mich, wenn meine Ideen dir helfen.<br />

Warum ich Pädi heiße? Nun, ich bin ein Teil der <strong>Pädagogik</strong>.<br />

Der Teil des Wissens und der Informationen.<br />

Zum Newsletter<br />

hier klicken<br />

Ich bin Gogi. Und ohne mich läuft in der <strong>Pädagogik</strong> nix!<br />

Denn wann immer du mich entdeckst, rege ich dich zum<br />

Nachdenken, Reflektieren, Hinterfragen an. Ich kann<br />

manchmal nervig sein. Aber am Ende wirst du sehen, alles<br />

Wissen nützt nichts, wenn du nicht weise mit diesem<br />

Wissen umgehst.<br />

Nun brauche ich auch meinen Namen nicht mehr weiter<br />

erläutern. Ich denke, du weißt jetzt, warum ich Gogi heiße.<br />

5


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Mit Columbus-Energie voran<br />

Lass Deinen Pioniergeist wirken<br />

von Petra Knickenberg<br />

In jedem Augenblick fängt<br />

etwas Neues an. Jeden Tag,<br />

jede Woche, jeden Monat. Oft<br />

ist uns das gar nicht bewusst,<br />

wir machen einfach weiter.<br />

Später, wenn wir zurückblicken,<br />

erkennen wir vielleicht, wann<br />

eine Stufe endete und die neue<br />

begonnen hat.<br />

Mit der ersten Ausgabe von „<strong>Pädagogik</strong><br />

<strong>für</strong> Dich“ fängt jetzt auch<br />

etwas Neues an. Nicht, dass wir<br />

alle das Rad neu erfinden wollen,<br />

doch mit einem neuen, frischen<br />

„besonderen Spirit“ geben verschiedene<br />

Fachleute ihre Erfahrungen,<br />

Erlebnisse, Kenntnisse,<br />

Fähigkeiten und Talente weiter. In<br />

der Hoffnung, dass diese bei dir<br />

ankommen.<br />

Wenn wir etwas Neues starten,<br />

sind wir hoffentlich motiviert, haben<br />

gute Gründe und wollen unseren<br />

Beitrag leisten. Idealerweise<br />

mit dem Ziel, dass das große Ganze<br />

gelingt. Gerade in der heutigen<br />

Zeit braucht es Menschen, die mit<br />

Pioniergeist Neues wagen.<br />

Oft wissen wir vorher nicht, was<br />

dabei herauskommt.<br />

So wohnt auch diesem Anfang<br />

ein Zauber inne. Da fällt es leicht,<br />

die Schwerkraft zu überwinden.<br />

Auf zu neuen Ufern. Ich nenne<br />

das sehr gerne die „Columbus-<br />

Energie“. Denn sobald wir in die<br />

Gänge kommen, geht’s dann auch<br />

schon leichter. Der Ball kommt ins<br />

Rollen. Als ob uns ein Engelchen<br />

von hinten anschiebt und eines<br />

vorne zieht.<br />

„Popo hoch“ und schon geht’s<br />

weiter. Das sage ich oft und gerne<br />

zu Menschen, die zu mir in Seminare<br />

oder Coachings kommen.<br />

Mir hat dieses Bild immer sehr<br />

geholfen, und hilft auch heute<br />

noch, wenn ich mir vorstelle, ich<br />

brauche die ganze Strecke nicht<br />

alleine zu gehen. Wir alle haben<br />

Wegbegleiter, die mit uns unterwegs<br />

sind. Manche <strong>für</strong> die Kurzstrecke,<br />

andere auf Mittelstrecken<br />

und einige auch ganz lange.<br />

Mit Gelassenheit geht es<br />

leichter<br />

Auf dem Weg ins Abenteuer<br />

werden uns immer wieder Hürden<br />

und Hindernisse begegnen.<br />

Sind, werden und bleiben wir<br />

gelassen und gehen einfach<br />

weiter. Wem wir dabei begegnen<br />

und was sich daraus<br />

entwickelt? Keine Ahnung.<br />

Doch je offener du sein<br />

kannst, wenn der Kompass<br />

und das Mindset stimmen,<br />

und du Vertrauen hast in deine<br />

Fähigkeiten und eine höhere,<br />

größere Führung, kann <strong>–</strong> meiner<br />

Erfahrung nach <strong>–</strong> nur Gutes geschehen.<br />

Da<strong>für</strong> solltest du natürlich<br />

wissen, was du kannst. Dich<br />

selbst gut einzuschätzen, und<br />

andere auch, ist eine wichtige<br />

Voraussetzung.<br />

Frage dich deswegen:<br />

• Welche Talente bringe ich mit<br />

und ein?<br />

Klarheit ist eine wichtige Eigenschaft,<br />

die mit in den Reiserucksack<br />

gehört. Mich selbst und die<br />

anderen weder zu über- noch zu<br />

unterschätzen, ist ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor.<br />

Ein bisschen Metaphysik in<br />

der <strong>Pädagogik</strong><br />

Mögen unsere Artikel dich inspirieren,<br />

dir Impulse geben und zum<br />

6


Metaphysik begegnet <strong>Pädagogik</strong><br />

Mit- und Nachmachen bewegen.<br />

Jeder einzelne von uns ist wichtig,<br />

einmalig und soll beitragen.<br />

Frage dich:<br />

• Wie trage ich bei?<br />

• Was könnte/möchte ich tun<br />

oder auch nicht?<br />

• Wo will ich durchstarten?<br />

Das kann etwas ganz Kleines sein.<br />

Doch daraus kann sich so viel<br />

mehr entwickeln.<br />

Bist du bereit <strong>für</strong> einen Neustart?<br />

Geh los. Nicht morgen, nächste<br />

Woche, wenn die Umstände<br />

ideal sind. Den perfekten Zeitpunkt<br />

gibt es nicht, glaube ich.<br />

Was kannst du jetzt tun, damit<br />

es beruflich, in der Kita, mit den<br />

Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten,<br />

dem Träger, den Kids und<br />

natürlich auch in dir immer besser<br />

wird?<br />

Üben und bereit sein<br />

Das braucht ein bisschen Übung.<br />

Doch du weißt ja: Übung macht<br />

den Meister. In kleinen Etappen,<br />

Schrittchen <strong>für</strong> Schrittchen<br />

kommst du dann ans Ziel. Entwickle<br />

dabei die so wichtigen,<br />

fast altmodisch klingenden, doch<br />

ewig gültigen Eigenschaften<br />

wie Durchhaltevermögen, Disziplin,<br />

Ausdauer, Mut, Zuversicht,<br />

Selbstsicherheit, Leichtigkeit und<br />

Lebensfreude. Hast du die alle<br />

schon? Falls ja, super! Falls noch<br />

nicht, eigne sie dir langsam, aber<br />

sicher an. Suche dir Vorbilder,<br />

an denen du dich orientieren<br />

kannst. Nicht, weil du<br />

sie kopierst oder nachmachst,<br />

sondern<br />

weil sie dir wie<br />

ein Kompass sein<br />

können in diesen<br />

extremen Zeiten<br />

des Wandels. Baue<br />

dir stabile Muskeln <strong>für</strong> die<br />

Seele auf. Sie sind zwar unsichtbar,<br />

doch jeder Mensch, der mit<br />

dir in Kontakt kommt, wird spüren,<br />

dass da mehr dahintersteckt,<br />

auch ganz ohne Worte. In der<br />

Stille, weil du wirkst.<br />

Starten wir durch <strong>–</strong> gemeinsam<br />

<strong>–</strong> und lernen wir von- und miteinander.<br />

Mein Tipp:<br />

„Mit leichtem Gepäck“<br />

Gehe ohne Schnickschnack, sei<br />

aufs Wesentliche fokussiert.<br />

Im Denken, im Fühlen und im<br />

Handeln. Schleppe nichts mehr<br />

mit, was du nicht mehr wirklich<br />

brauchst. Keine belastenden oder<br />

bremsenden Gedanken, keine<br />

Ängste oder was auch immer dich<br />

bisher aufgehalten hat. Mach dich<br />

frei <strong>für</strong> Neues, doch die Essenz,<br />

das Konzentrat aus dem Alten,<br />

das hab dabei. Sei also gut aufgeräumt,<br />

geordnet und reflektiert.<br />

Und falls da noch kein Land <strong>für</strong><br />

dich in Sicht ist, hol dir jemanden,<br />

der dich zeitweise begleitet.<br />

Einen Coach beispielsweise. Alle<br />

Spitzensportler haben Trainer <strong>für</strong><br />

verschiedenste Bereiche. Wir sind<br />

manchmal beratungsresistent und<br />

wollen alles selbst schaffen. Doch<br />

wir gehen ja auch zum Steuerberater,<br />

zum Friseur oder in die<br />

Autowerkstatt und machen nicht<br />

alles alleine, oder?<br />

Finde die passende<br />

Unterstützung und sei<br />

bereit, immer wieder<br />

dazuzulernen. Bereichert<br />

und beflügelt<br />

euch gegenseitig.<br />

Nicht im alten Ehrgeiz,<br />

nach dem Prinzip, wer ist<br />

besser, schneller, weiter, sondern<br />

in respektvollen, wohlwollenden<br />

Verbindungen, die stabil, solide<br />

und tragend sind.<br />

In diesem Sinne: Auf zur nächsten<br />

Stufe!<br />

Viel Erfolg, Freude und Glück<br />

beim Neustart wünsche ich dir!<br />

Petra Knickenberg<br />

ist Metaphysikerin und als<br />

„Fitnesstrainerin <strong>für</strong> die Seele“<br />

bekannt. Sie arbeitet als (Team-)<br />

Coach, Autorin und Referentin.<br />

www.towol-aschau.de<br />

7


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Ist das wirklich noch mein Beruf?<br />

Aufhören oder neu anfangen? Ich gründe eine eigene Kita<br />

von Anja Braekow<br />

Bereits während meiner eigenen<br />

Kindergartenzeit stand<br />

fest, ich werde Erzieherin. Mein<br />

Glück war eine sehr wertschätzende<br />

und mutmachende Pädagogin,<br />

die mich durch meine<br />

Kindergartenzeit begleitet hat.<br />

Sie ermutigte uns Kinder stets<br />

eigene Träume zu formulieren<br />

und auch viele davon zu leben.<br />

Auch noch Jahre später bin ich<br />

ihr da<strong>für</strong> sehr dankbar.<br />

Die Ausbildung war <strong>für</strong> mich<br />

keine schöne Zeit, ich mühte<br />

mich oft mit den Inhalten und<br />

den Menschen aus der Fachschule<br />

ab. Schon damals hatte<br />

ich das Gefühl, dass es möglich<br />

sein muss, eigene Ideen und Vorstellungen<br />

einzubringen. Leider<br />

war dies nicht erwünscht und so<br />

waren diese vier Jahre Ausbildung<br />

mit einigen Herausforderungen<br />

behaftet.<br />

Als junge Erzieherin begann das<br />

Lernen <strong>für</strong> mich. So belegte ich<br />

einige Fortbildungen und saugte<br />

das dort vermittelte Fachwissen<br />

auf. Den Start bildete eine Zusatzausbildung<br />

zur Umwelt- und<br />

Naturpädagogin. Mit den Kindern<br />

in den Wald, das war ein großer<br />

Traum. Als Nächstes folgte<br />

die Kindergartenfachwirtin und<br />

danach nebenberuflich Psychologie,<br />

Fachrichtung Erziehungsberatung.<br />

Stillstand sollte es nicht<br />

geben.<br />

Zu dieser Zeit gab es sehr wenige<br />

unbefristete freie Stellen und so<br />

nutzte ich die Möglichkeit, verschiedene<br />

Einrichtungen, Träger<br />

und Erziehungsstile kennenzulernen.<br />

Wirklich mein Traumjob?<br />

In jeder Kita gab es neue, andere<br />

Herausforderungen. Die Wende<br />

kam durch meine Arbeit in einer<br />

großen Einrichtung. Hier besetzte<br />

ich eine Elternzeitvertretung <strong>für</strong><br />

drei Jahre. Ich hatte mir diese Kita<br />

bewusst ausgesucht und da<strong>für</strong><br />

eine unbefristete Stelle gekündigt.<br />

Leider war die Zusammenarbeit<br />

zwischen der Leitung und<br />

mir von Anfang an mit Schwierigkeiten<br />

behaftet und so stand ich<br />

ständig unter großem innerem<br />

Stress.<br />

Die Folge war Krankheit, immer<br />

öfter und immer heftiger. Der<br />

Druck in der Kita stieg und alle<br />

waren unzufrieden. Die Eltern<br />

machten sich Sorgen, die Kolleginnen<br />

waren genervt und ein<br />

ums andere Mal musste ich bei<br />

der Leitung Rede und Antwort<br />

stehen. Was als Krankenrückkehrgespräch<br />

getarnt war, baute mehr<br />

und mehr Druck auf, der mich<br />

krank machte.<br />

8


Am Ende stand ein Hörsturz.<br />

So war ich sehr erleichtert, als<br />

die drei Jahre vorbei waren, die<br />

Kollegin zurückkam und ich endlich<br />

gehen durfte. Kündigung<br />

kam nicht infrage, die Kinder<br />

und Eltern durften nicht im Stich<br />

gelassen werden. Das war meine<br />

Einstellung, <strong>für</strong> die Kinder und<br />

gegen mich.<br />

Loyalität und Zuverlässigkeit<br />

gehören in meinen Augen untrennbar<br />

zusammen und so hielt<br />

ich, unverständlicherweise, bis<br />

zum Schluss durch. Immer wieder<br />

versuchte ich die Situation<br />

zu entspannen, suchte Kontakt<br />

und Gespräche und versuchte<br />

alles möglich zu machen, dass es<br />

besser wird.<br />

Im Nachhinein betrachtet, bin<br />

ich viel zu lange geblieben, ohne<br />

wirklich was ändern zu können.<br />

Immer größere Zweifel<br />

So ist es nachvollziehbar, dass ich<br />

inzwischen große Zweifel an meiner<br />

Berufung und meinen Fähigkeiten<br />

hatte. Die Psyche meldete<br />

sich und ich musste mich, das<br />

erste Mal in meinem Berufsleben,<br />

arbeitslos melden. Ich war am<br />

Ende meiner körperlichen und<br />

psychischen Belastbarkeit.<br />

Mein Arbeitsberater war sehr<br />

wohlwollend und bot mir an,<br />

mich zuerst zu stabilisieren und<br />

zeigte mir inzwischen verschiedene<br />

Möglichkeiten im Berufsfeld<br />

<strong>Pädagogik</strong> auf. Das war ein<br />

großes Glück. Bei einem Abendspaziergang<br />

entdeckte ich ein<br />

Schild „Tagesmutter gesucht“. Das<br />

machte mich neugierig. Bei der<br />

Infoveranstaltung fasste ich den<br />

Entschluss, diese Ausbildung zu<br />

absolvieren und als Tagespflegeperson<br />

zu arbeiten.<br />

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich<br />

noch keine eigenen Kinder,<br />

zurück in eine Kita kam nicht infrage,<br />

also startete ich mein Business<br />

in den eigenen vier Wänden.<br />

Bald fand sich noch eine weitere<br />

Tagespflegeperson und wir eröffneten<br />

eine Großpflegestelle in<br />

einer eigens da<strong>für</strong> angemieteten<br />

Wohnung. Leider ging das nicht<br />

lange gut. Als ausgebildete Erzieherin<br />

hatte ich andere Vorstellungen<br />

von <strong>Pädagogik</strong>. Das Kind<br />

in den Mittelpunkt zu stellen,<br />

konnte alleine besser verfolgt<br />

werden. Es dauerte nicht lange<br />

und ich stellte die ersten pädagogischen<br />

Fachkräfte an, von denen<br />

eine heute immer noch in meiner<br />

Kita arbeitet. Aus der einstigen<br />

Großpflegestelle entwickelte sich<br />

im Laufe der Jahre eine gGmbH.<br />

Meilensteine<br />

Voller Mut, und mit einem eigens<br />

erstellten Geschäftsplan in der<br />

Tasche, ging es zum Gemeinderat,<br />

gleichzeitig stellten wir die<br />

Kitaleitung/Fachkräfte<br />

ersten Anträge beim KVJS, nach<br />

einigem Hin und Her wurden wir<br />

in die Bedarfsplanung der Stadt<br />

Rheinfelden aufgenommen und<br />

bekamen die erste Betriebserlaubnis.<br />

Wir eröffneten eine<br />

Krippe <strong>für</strong> 10 Kinder im Alter<br />

von 3 Monaten bis 3 Jahren. Das<br />

fühlte sich großartig an.<br />

Ein toller Meilenstein im Berufsleben<br />

einer Erzieherin, die schon<br />

aufhören wollte und sich nach<br />

Alternativen umgesehen hat.<br />

Natürlich wartete nun viel Arbeit,<br />

aber auch sehr viel Glück, Wertschätzung<br />

und neue Herausforderungen.<br />

Meine Mutter hielt bei der Eröffnung<br />

eine Rede und teilte allen<br />

mit, dass ihre Tochter schon als<br />

Kind immer gesagt habe, dass sie<br />

mal ihr eigenes Kinderhaus haben<br />

möchte.<br />

Dann ging es Schlag auf Schlag.<br />

Die Nachfrage nach Kindergartenplätzen<br />

ab drei Jahren stieg<br />

und so erweiterten wir unser Angebot.<br />

Wir mieteten im gleichen<br />

Haus die zweite Wohnung dazu<br />

und erweiterten auf nun zwei<br />

Gruppen, eine <strong>für</strong> 20 Kinder Ü3<br />

und die bestehende U3 Gruppe<br />

<strong>für</strong> zehn Kinder.<br />

Es war schwierig, gutes Personal<br />

zu finden und es auch zu halten.<br />

Von Personalführung und -einsatz<br />

hatte ich wenig Ahnung. Wir<br />

wollten einen transparenten und<br />

9


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

wertschätzenden Umgang. Manche<br />

pädagogischen Fachkräfte<br />

passten nicht in unser Konzept,<br />

dann haben wir uns getrennt. Es<br />

ist so wichtig, sich selber treu zu<br />

sein und nicht nur Dienst nach<br />

Vorschrift zu machen. Die Erwartungen<br />

an das pädagogische<br />

Team sind hoch, aber der Gewinn<br />

und die guten Arbeitsbedingungen<br />

auch. Inzwischen sind wir ein<br />

festes Team mit flachen Hierarchien,<br />

voller Herausforderungen,<br />

aber auch Stabilität. Es tut gut, so<br />

zu arbeiten.<br />

Hürden meistern<br />

Wir sind inzwischen ein Haus der<br />

Vielfalt mit vielen Nationen im<br />

Team und bei den Familien. Mit<br />

der Corona Pandemie kamen die<br />

nächsten Ausbaupläne zunächst<br />

zum Erliegen.<br />

Da wir eine Ganztags-Kita und<br />

die Kinder teilweise zehn Stunden<br />

bei uns sind, ist eine gute<br />

und stabile Erziehungspartnerschaft<br />

mit den Familien wichtig.<br />

Bei uns dürfen die Menschen<br />

mitdenken und sich einbringen.<br />

Dies gilt <strong>für</strong> das pädagogische<br />

Team, die Eltern und auch <strong>für</strong> die<br />

Kinder. Bei uns wird Partizipation<br />

großgeschrieben, auch wenn<br />

das <strong>für</strong> mich<br />

manchmal<br />

anstrengend ist. Einfacher wäre<br />

es, alles selbst zu entscheiden.<br />

Unsere aktuellen Ausbaupläne<br />

liegen<br />

noch in der Schublade,<br />

denn es hat<br />

sich etwas anderes<br />

entwickelt.<br />

Während der<br />

Pandemie schalteten<br />

sehr viele Kitas auf<br />

„Überleben und Betreuen“ um,<br />

wir nicht. Während der Notgruppenzeit<br />

besuchten wir einige Online-Fortbildungen<br />

und arbeiteten<br />

an unserem gewünschten Niveau<br />

und an der Team-Mission.<br />

Es war nicht immer leicht und die<br />

Corona-Kita-Verordnung hat uns<br />

oftmals einen Strich durch die<br />

Rechnung gemacht. Aber wir sind<br />

stärker geworden und meisterten<br />

als Team bisher alle Hürden. Die<br />

Transparenz den Eltern gegenüber<br />

hat sich ebenso ausgezahlt.<br />

Natürlich sind auch unsere<br />

Mütter und Väter gestresst und<br />

gerade hier an der Schweizer<br />

Grenze, wo viele Eltern nicht in<br />

Deutschland arbeiten, gab es riesige<br />

Herausforderungen zu lösen.<br />

Pandemiezeit als<br />

Entwicklungsfeld<br />

Für die Karten<br />

hier klicken<br />

Die letzten zwei Jahre waren<br />

<strong>für</strong> uns alle eine Zeit<br />

der Weiterentwicklung,<br />

auch <strong>für</strong><br />

mich.<br />

Es<br />

gab<br />

viele<br />

Situationen, die neu waren,<br />

beispielsweise Online-Video-<br />

Meetings. Spannend war,<br />

sich das erste Mal vor<br />

der Kamera zu zeigen<br />

und ins Mikrofon zu<br />

sprechen. Es war Vernetzung<br />

möglich. Wir<br />

pädagogischen Fachkräfte<br />

hatten endlich die<br />

Möglichkeit, Netzwerke zu bilden.<br />

Es gibt so viele tolle Kolleginnen<br />

in ganz Deutschland, so viel<br />

Potenzial zum Austausch und zur<br />

Weiterentwicklung.<br />

Seit über 25 Jahren bin ich Erzieherin.<br />

Das ist meine Berufung,<br />

und auch wenn ich zurückblicke<br />

auf anstrengende und herausfordernde<br />

Jahre, hat es sich gelohnt,<br />

nicht aufzugeben.<br />

Heute bin ich Geschäftsführerin<br />

meiner eigenen gGmbH und<br />

führe ein kleines Unternehmen<br />

mit zehn Angestellten. Wir haben<br />

Pläne und Träume, die wir gemeinsam<br />

erreichen werden.<br />

Sehr dankbar bin ich, dass immer<br />

mehr Fachkräfte sich <strong>für</strong> bessere<br />

Rahmenbedingungen stark<br />

machen. In den letzten Monaten<br />

sind in vielen Bundesländern Kitafachkräfteverbände<br />

entstanden,<br />

so auch in Baden-Württemberg,<br />

wo ich die erste Vorsitzende bin.<br />

Wir alle haben es in der Hand,<br />

etwas zu verändern, da<strong>für</strong> kann<br />

ich nur Mut machen.<br />

Anja Braekow ist Kindergartenfachwirtin<br />

und Geschäftsführerin ihrer<br />

eigenen Kita. Außerdem ist sie Vorsitzende<br />

des Verbandes <strong>für</strong> Kitafachkräfte<br />

Baden-Württemberg.<br />

10


Kitaleitung/Fachkräfte<br />

Onboarding in Kitas<br />

Wie neue Mitarbeitende gut im Team ankommen <strong>–</strong> und bleiben<br />

von Silvia Engler<br />

Personalmangel macht auch<br />

vor der besten Kita nicht Halt.<br />

Nicht selten bleibt eine Stelle<br />

über mehrere Monate unbesetzt<br />

und der Kita-Alltag lässt<br />

sich nur schwer stemmen. Hast<br />

du es dann endlich geschafft,<br />

qualifiziertes Personal einzustellen,<br />

möchtest du es natürlich<br />

auch über die Probezeit<br />

hinaus halten.<br />

Der eingestaubte Begriff der<br />

Einarbeitung wurde in den letzten<br />

Jahren ersetzt durch einen<br />

wesentlich griffigeren und moderneren:<br />

das Onboarding. In diesem<br />

Begriff steckt noch viel mehr als<br />

in der klassischen Einarbeitung.<br />

Er stammt ursprünglich aus dem<br />

Amerikanischen und bedeutet so<br />

viel wie „An Bord nehmen“. Es ist<br />

ein Wording aus dem Personalmanagement<br />

und bezeichnet das<br />

Einstellen neuer Mitarbeitenden<br />

sowie alle Maßnahmen, die die<br />

Eingliederung fördern. Neue<br />

Kollegen und Kolleginnen sollen<br />

sich vom ersten Tag an als vollwertiges<br />

Mitglied der Organisation<br />

wohlfühlen, denn zufriedene<br />

Mitarbeitende sind motivierter,<br />

engagierter und produktiver. Und<br />

damit sie dem Unternehmen<br />

auch länger erhalten bleiben und<br />

aus Onboarding nicht schnell<br />

wieder Offboarding wird, macht<br />

es Sinn, sich genauer damit zu<br />

beschäftigen.<br />

Ein guter Onboardingprozess<br />

schafft eine Wohlfühlatmosphäre,<br />

um die Zusammenarbeit und<br />

Arbeitsabläufe zu harmonisieren,<br />

und gliedert sich in drei Phasen.<br />

1. Phase: Preboarding<br />

Das Preboarding beginnt noch<br />

vor dem eigentlichen Arbeitsantritt<br />

mit der Zusage oder spätestens<br />

mit der Vertragsunterzeichnung<br />

und dauert bis zum ersten<br />

Arbeitstag. Es geht dabei vor<br />

allem darum, den neuen Mitarbeitenden<br />

bereits vor dem ersten<br />

Tag eine nette Begrüßungsnachricht<br />

(per E-Mail, Telefon<br />

oder Brief) zu senden, in der alle<br />

wichtigen Informationen über die<br />

Einrichtung stecken.<br />

Außerdem ist bereits vor Arbeitsantritt<br />

die Mitarbeit der neuen<br />

Kolleginnen und Kollegen gefragt:<br />

Termine beim Amtsarzt müssen<br />

terminiert und Unterweisungen<br />

beim Gesundheitsamt durchgeführt<br />

werden. Liegt kein aktueller<br />

Erste-Hilfe-Kurs vor, ist jetzt der<br />

richtige Zeitpunkt, diesen zu belegen.<br />

So stellt man sicher, dass<br />

die erste Arbeitswoche nicht<br />

komplett von organisatorischen<br />

Fragestellungen und Terminen<br />

überlagert wird.<br />

Auch die Einrichtung des zukünftigen<br />

Arbeitsplatzes (zum<br />

Beispiel Spind beschriften) zählt<br />

zu den Aufgaben in der Phase<br />

des Preboardings, damit der erste<br />

Arbeitstag gut vorbereitet ist.<br />

2. Phase: Tag 1 in der<br />

Einrichtung<br />

Der erste Tag beinhaltet viele<br />

erste Eindrücke, an die sich neue<br />

Mitarbeitende noch lange erinnern<br />

werden und die daher im<br />

Idealfall positiv sein sollten, damit<br />

die Mitarbeiterbindung funktioniert.<br />

Die Begrüßungsphase ist<br />

also <strong>für</strong> das Onboarding äußerst<br />

wichtig.<br />

Alle Kolleginnen und Kollegen des<br />

Hauses und auch die Kinder müssen<br />

rechtzeitig darüber informiert<br />

werden, wann der erste Tag der<br />

11


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

• Träger<br />

• Besonderheiten des<br />

Hauses (z.B. Sprachkita)<br />

• Rundgang<br />

• Räumlichkeiten und<br />

Außenanlagen<br />

• Vorstellung des Teams, der<br />

Kinder und der Eltern<br />

• Elternbeirat<br />

• Gruppen- und Altersstrukturen,<br />

Diversität<br />

• konzeptionelle<br />

Ausrichtung<br />

• Werte in der pädagogischen<br />

Arbeit<br />

• pädagogische Haltung<br />

• Qualitätsstandards<br />

• Leitbild<br />

• Prozessbeschreibungen<br />

• Handbuch der Einrichtung<br />

mit wichtigen Informationen<br />

• Was tun im Notfall?<br />

(Sicherheitseinweisungen)<br />

• Organisation des gesamten<br />

Teams und des Kleinteams<br />

(z.B. Teamsitzungen,<br />

Bezugsfachkraftsystem)<br />

• Dienstplan: Schichten,<br />

Arbeitszeiten, Vorbereitungszeiten)<br />

• Zuständigkeiten im Haus<br />

• Elternveranstaltungen<br />

• Feste und Feiern<br />

neuen Mitarbeitenden stattfindet.<br />

Ein freundliches Lächeln kombiniert<br />

mit einem „Schön, dass du<br />

da bist“ und einer persönlichen<br />

Vorstellung ist nicht zu viel verlangt<br />

und bewirkt doch wahre<br />

Wunder.<br />

Im Eingangsbereich kann ein<br />

kleiner Willkommenstext ausgehängt<br />

werden, damit sich erstens<br />

der oder die „Neue“ gleich willkommen<br />

fühlt und zweitens auch<br />

die Familien Bescheid wissen,<br />

dass heute eine neue Fachkraft<br />

beginnt.<br />

Es ist auch nett, eine Kleinigkeit<br />

zum Start zu schenken, wie<br />

beispielsweise einen Planungskalender<br />

<strong>für</strong> das Kitajahr oder einen<br />

Stift oder Schlüsselanhänger mit<br />

dem Logo der Einrichtung. Auch<br />

ein Blumenstrauß kann eine<br />

schöne Geste sein.<br />

Bereite am besten eine Willkommensmappe<br />

vor, in der alle wichtigen<br />

Dokumente, Handbücher<br />

und Vereinbarungen abgeheftet<br />

werden, die ihr dann gemeinsam<br />

in einem Austauschtermin zu Beginn<br />

des ersten Tages besprecht.<br />

Auch Sicherheitseinweisungen<br />

sollten berücksichtigt, können<br />

aber an die Sicherheitsbeauftragten<br />

weitergegeben werden.<br />

Nutze den ersten Tag bzw. die<br />

erste Arbeitswoche dazu, weitere<br />

Grundlagen zu schaffen, wie beispielsweise<br />

einen Vorstellungsbogen<br />

auszufüllen, ein Foto da<strong>für</strong><br />

zu machen und weitere Personen<br />

wie den Elternbeirat oder Trägervertreter<br />

kennenzulernen. So<br />

fühlen sich die Neuen gleich als<br />

vollwertige Teammitglieder.<br />

Ein kurzes Feedbackgespräch am<br />

Ende des ersten Tages oder der<br />

ersten Woche gibt zum einen der<br />

Leitung ein Gefühl da<strong>für</strong>, wie die<br />

Stimmung beim neuen Mitarbeitenden<br />

ist, und das neue Mitglied<br />

des Teams fühlt sich wiederum<br />

gesehen.<br />

3. Phase: Mit Plan durch die<br />

Probezeit<br />

Das Onboarding begleitet neue<br />

Mitarbeitende während der gesamten<br />

Probezeit, da die soziale<br />

Eingliederung und Integration ins<br />

Team natürlich nicht nach einer<br />

Woche erledigt ist. Nutze die<br />

Probezeit <strong>für</strong> regelmäßige Gespräche.<br />

Das schafft Vertrauen<br />

und ein Gefühl von Wertschätzung.<br />

In den Gesprächen können<br />

offene Fragen und Wünsche<br />

geklärt sowie gegenseitige Erwartungen<br />

abgeglichen werden. Auch<br />

Leitung und Einarbeitungspate<br />

(siehe Paten-Modell) sollten sich<br />

regelmäßig austauschen, um ein<br />

möglichst umfassendes Bild aus<br />

verschiedenen Arbeitsbereichen<br />

und Perspektiven zu erhalten.<br />

Kleine Kennenlernspiele in der<br />

Teamsitzung fördern die Integration<br />

und sind ein bekanntes Mittel<br />

aus dem Teambuilding. Erzählt<br />

12


Kitaleitung/Fachkräfte<br />

doch einfach mal drei Fakten<br />

über euch, wovon eine al‐ lerdings<br />

frei erfunden ist,<br />

und lasst das Team<br />

dann raten, welche<br />

das wohl sein mag.<br />

So lernen nicht nur<br />

die neuen Kolleginnen<br />

und Kollegen<br />

alle besser und persönlicher<br />

kennen, sondern auch das<br />

Team sich untereinander. Vielleicht<br />

fällt sogar ein gemeinsamer<br />

Teamtag in diese dritte Phase des<br />

Onboardings, was die Eingliederung<br />

zusätzlich verstärkt.<br />

Der Onboardingprozess endet<br />

idealerweise nicht direkt mit<br />

dem erfolgreichen Bestehen der<br />

Probezeit, sondern geht darüber<br />

hinaus, um motivierte und professionelle<br />

Fachkräfte dauerhaft<br />

an die Einrichtung zu binden.<br />

Je schneller Mitarbeitende über<br />

alles Bescheid wissen und somit<br />

voll einsatzfähig sind, desto<br />

besser lässt sich der Kita-Alltag<br />

meistern.<br />

Nutzt man nun dieses neugewonnene<br />

Wissen des Onboardings,<br />

versteht man besser, was<br />

neue Mitarbeitende benötigen,<br />

um sich schnell<br />

wohl- und willkommen<br />

zu fühlen. Durchdacht<br />

vorbereitet, strukturiert<br />

durchgeführt und<br />

wertschätzend begleitet,<br />

kann das Onboarding dazu<br />

beitragen, dass neue Kolleginnen<br />

und Kollegen gut im Team ankommen<br />

<strong>–</strong> und bleiben.<br />

Übrigens: Auch <strong>für</strong> Rückkehrer<br />

aus längerer Abwesenheit wie<br />

beispielsweise der Elternzeit, die<br />

aufgrund eines vorherigen Beschäftigungsverbots<br />

gerne auch<br />

mal ein paar Jahre betragen kann,<br />

gelten die goldenen Regeln des<br />

Onboardings. Denn in dieser<br />

Zeit hat sich wahrscheinlich viel<br />

verändert, es sind neue Teammitglieder<br />

dazugekommen und<br />

andere gegangen, und man muss<br />

sich erst wieder einen Überblick<br />

verschaffen und seine Rolle im<br />

Team finden. Eine Rückkehr nach<br />

der Elternzeit ist mit vielfältigen<br />

Emotionen verknüpft, auf die<br />

man sich gut vorbereiten kann:<br />

Am besten tritt man mit der betreffenden<br />

Person schon ein paar<br />

Monate vor dem Wiedereintritt in<br />

Kontakt, um über Neuigkeiten zu<br />

informieren und Unsicherheiten,<br />

Sorgen und Ängste bereits vorab<br />

zu klären (→ Preboarding). Wenn<br />

man offen, ehrlich und transparent<br />

zu allen Beteiligten (und sich<br />

selbst) ist, steht einem gelungenen<br />

Wiedereinstieg im Sinne<br />

des Onboardings nichts mehr im<br />

Wege.<br />

Literatur<br />

Brenner, Doris (2020): Onboarding.<br />

Als Führungskraft neue Mitarbeiter<br />

erfolgreich einarbeiten und integrieren.<br />

Springer Gabler.<br />

Silvia Engler ist Sozialpädagogin <strong>für</strong><br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung (M.A.)<br />

und Projektleiterin bei educcare <strong>für</strong><br />

„Digitale Medien in Kitas“.<br />

Zwei hilfreiche Instrumente <strong>für</strong> ein gelingendes Onboarding:<br />

Einarbeitungsplan<br />

• Ein Leitfaden zur Einarbeitung ist unumgänglich.<br />

• Auf die Gegebenheiten des Hauses abgestimmt.<br />

• Wichtige Informationen, die den reibungslosen<br />

Ablauf der Kita bedingen, sollen nach wenigen<br />

Wochen geklärt sein.<br />

• Administrative und organisatorische Formalitäten,<br />

fachliche und soziale Integration sind beinhaltet.<br />

• Darstellung der pädagogischen Haltung in der<br />

Kita.<br />

• Muss frühzeitig fertig sein, um Durcheinander<br />

und Leerlauf zu Beginn des Onboardings zu verhindern.<br />

Das Paten-Modell<br />

• Mentor, Buddy, Pate <strong>–</strong> egal, wie man es nennen<br />

mag: Es hilft jedem Neuankömmling, wenn es<br />

einen festen Ansprechpartner bzw. eine feste<br />

Ansprechpartnerin in der Einrichtung gibt.<br />

• Im Idealfall ein direktes Mitglied aus der eigenen<br />

Gruppe, da so spezifische Verantwortungen im<br />

Kleinteam direkt geklärt werden können.<br />

• Kita-Leitung ist fester Ansprechpartner, kann<br />

durch das Paten-Modell allerdings einige Bereiche<br />

der Einarbeitung an einen weiteren Ansprechpartner<br />

abgeben.<br />

13


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Neue Wege <strong>–</strong> gute Wege?<br />

Möglichkeiten und Grenzen <strong>für</strong> pädagogische Fachkräfte in Zeitarbeitsfirmen<br />

von Lena Gelbke<br />

Meist denken wir bei Zeitarbeit<br />

an große Konzerne, die auftragsbedingt<br />

mehr Mitarbeitende<br />

in der Produktion benötigen,<br />

welche sie nach einiger<br />

Zeit unkompliziert wieder<br />

abgeben. In Ferienjobs habe ich<br />

an Fließbändern gemeinsam<br />

mit Zeitarbeitskräften gearbeitet.<br />

Ich empfand ihr Schicksal<br />

als wenig erstrebenswert.<br />

Dann wurde ich zu Pandemiebeginn<br />

selbst zur Zeitarbeitskraft<br />

<strong>–</strong> als studierte Sozialpädagogin.<br />

Bei der Stellensuche im pädagogischen<br />

Bereich stößt du schnell<br />

auf das Gesuch einer Zeitarbeitsfirma.<br />

Viele von ihnen sind auf<br />

den pädagogischen Bereich<br />

spezialisiert. Sie bieten oft überdurchschnittliche<br />

Bezahlung,<br />

unbefristete Arbeitsverträge,<br />

flexible Arbeitszeitgestaltung<br />

und einige weitere Benefits, wie<br />

Dienstfahrzeug mit privater Nutzung,<br />

Tickets <strong>für</strong> den öffentlichen<br />

Nahverkehr und vieles mehr.<br />

Sicher kommt es immer auf den<br />

Einzelfall an, aber bei<br />

mir wurden all diese<br />

Versprechungen<br />

realisiert.<br />

In einigen<br />

Fällen<br />

werden die<br />

Mitarbeitenden<br />

sogar bei<br />

der Finanzierung<br />

ihrer<br />

Fahrerlaubnis<br />

unterstützt. Ich beispielsweise<br />

trage meine Fahrtkosten seit zwei<br />

Jahren nicht mehr selbst.<br />

Jede Medaille hat zwei<br />

Seiten<br />

Bei der Auswahl deines Einsatzortes<br />

wirst du aktiv einbezogen.<br />

Wenn du in einer Kita arbeiten<br />

möchtest, kein Problem. Allerdings<br />

kann diese ein ganzes Stück<br />

von deinem Wohnort entfernt<br />

liegen. Die Fahrtkosten bezahlst<br />

du zwar nicht, einen Teil<br />

deiner freien Zeit musst<br />

du dann jedoch <strong>für</strong><br />

den Arbeitsweg<br />

einplanen. Auch<br />

die Arbeitsbedingungen<br />

sind oft<br />

herausfordernd.<br />

Der Entscheidung, eine<br />

Zeitarbeitskraft ins Team<br />

zu holen, geht meist eine lange<br />

Phase der Personalnot voraus.<br />

Die Situation im Team kann angespannt<br />

sein und auch die Eltern<br />

sind eventuell unzufrieden, da<br />

sie seit einiger Zeit immer wieder<br />

wechselnde Fachkräfte und<br />

Gruppenkonstellationen erleben.<br />

Du musst dir das Vertrauen der<br />

Kinder und Eltern sowie das der<br />

Kollegen und Kolleginnen erarbeiten.<br />

Sei dir im Klaren darüber,<br />

dass du immer wieder von<br />

vorn beginnen wirst. Ein neues<br />

Konzept, neue Strukturen, neue<br />

Menschen. Das verlangt viel Flexibilität<br />

und Anpassungsfähigkeit.<br />

Ich hatte bisher das Glück, immer<br />

<strong>für</strong> mindestens sechs Monate am<br />

gleichen Einsatzort zu bleiben.<br />

Das bietet die Möglichkeit, Ideen<br />

und Projekte in die Einrichtung<br />

einzubringen. Wie lange ein Einsatz<br />

dauert, ergibt sich meist erst<br />

bei der Arbeit vor Ort. Das macht<br />

eine langfristige Planung schwierig,<br />

ebenso die Identifikation mit<br />

deinem Arbeitsort, da du eben<br />

nur Teammitglied auf Zeit bist.<br />

Andererseits bieten dir genau<br />

diese wiederkehrenden Neuanfänge<br />

auch viele Möglichkeiten.<br />

So kannst du in kurzer<br />

Zeit verschiedene<br />

pädagogische<br />

Konzepte<br />

kennenlernen.<br />

Fühlst du dich<br />

nicht wohl, genügt<br />

ein kurzer Anruf<br />

bei deiner Firma und es<br />

wird nach einer Alternative gesucht.<br />

Das erspart zum einen die<br />

vielleicht unangenehme Auseinandersetzung<br />

mit der Leitungsebene<br />

der Einrichtung, zum<br />

anderen musst du bei der Suche<br />

nach der nächsten Stelle nicht<br />

rechtfertigen, wieso du dich vom<br />

alten Arbeitgeber getrennt hast<br />

<strong>–</strong> dieser bleibt nämlich immer der<br />

gleiche, nur mit wechselnden Einsatzorten.<br />

Dankbarkeit und<br />

Wertschätzung<br />

In meiner bisherigen Arbeit ist mir<br />

sehr viel Dankbarkeit entgegengebracht<br />

worden. Die meisten<br />

Kollegen und Kolleginnen sind<br />

froh über die Entlastung und<br />

14


Fachkräfte<br />

Auch wenn du noch nicht weißt, welche Tür die richtige <strong>für</strong> dich ist: Trau dich, denn jeder Weg bietet Chancen.<br />

auch Eltern spüren, dass die Unterstützung<br />

auf Zeit ein Gewinn<br />

sein kann. Schließlich kommen so<br />

auch frische Ideen und Ansätze in<br />

den pädagogischen Alltag <strong>–</strong> Stillstand<br />

ist ausgeschlossen.<br />

Leider sind wir damit auch bei<br />

dem <strong>für</strong> mich größten Problem<br />

der Zeitarbeit im pädagogischen<br />

Bereich: die Beziehungsabbrüche.<br />

Fühlst du dich gerade richtig<br />

wohl an einem Einsatzort, kennst<br />

mittlerweile Kinder und Eltern,<br />

hast tolle Projekte durchgeführt<br />

und den Alltag verinnerlicht, fühlt<br />

sich das Ende ungut an.<br />

Eine Kollegin wird fest angestellt<br />

oder kommt aus Krankheit<br />

zurück, deine Firma hat andere<br />

Pläne mit dir, weil ein anderer<br />

Kunde besser zahlt <strong>–</strong> dein Einsatz<br />

ist beendet.<br />

Es gibt Möglichkeiten zur Festanstellung.<br />

Allerdings ist dies mit<br />

hohen Kosten <strong>für</strong> den Träger<br />

verbunden. Zugleich verlierst<br />

du deine Benefits bei der Zeitarbeitsfirma.<br />

Für mich kam eine<br />

Festanstellung bisher nie infrage<br />

und ich habe schon viele traurige<br />

Abschiede erlebt. Jedes Mal<br />

vor dem Hintergrund, dass diese<br />

Trennung meinem Fachwissen<br />

zur Bindungstheorie vollkommen<br />

entgegensteht. Ich wusste jedoch<br />

auch, dass ich <strong>für</strong> meine persönliche<br />

Work-Life-Balance gerade<br />

das Richtige tue.<br />

Persönliche Pläne<br />

Du überlegst in den kommenden<br />

Jahren eine große Reise zu machen<br />

oder (noch einmal) zu studieren?<br />

Zeitarbeitsfirmen wissen,<br />

dass sie meist eine Übergangslösung<br />

sind, und ermöglichen<br />

dir all diese Freiheiten. Einen<br />

kompletten Sommer lang Überstunden<br />

abbauen <strong>–</strong> in der Festanstellung<br />

kaum vereinbar mit den<br />

Urlaubsplänen des Kollegiums, als<br />

„freie Mitarbeitende“ in Zeitarbeit<br />

problemlos möglich.<br />

Wie so oft im Leben gibt es<br />

viele Gründe <strong>für</strong> und gegen die<br />

Zeitarbeit. Es kommt auf deine<br />

momentane Lebenssituation an.<br />

Ein No-Go ist die Vorstellung,<br />

dass ein Fachkräfteteam ausschließlich<br />

aus Zeitarbeitskräften<br />

besteht. Bildung passiert durch<br />

Bindung und somit sind andauernde<br />

Beziehungsabbrüche<br />

absolut ungünstige Faktoren <strong>für</strong><br />

die kindliche Entwicklung. In vielen<br />

Kitas lässt sich das aufgrund<br />

der, auch ohne Zeitarbeitskräfte,<br />

hohen Fluktuation schon lange<br />

beobachten.<br />

Fachkräftemangel fördert<br />

Zeitarbeit<br />

Zeitarbeitsfirmen im pädagogischen<br />

Bereich sind durch den<br />

jahrelangen Fachkräftemangel<br />

entstanden und federn dieses<br />

Problem nun gewinnbringend ab.<br />

Selbstverständlich verschärft sich<br />

der Mangel in den Einrichtungen,<br />

also in der Festanstellung, durch<br />

die vielversprechenden Angebote<br />

der Zeitarbeit zusätzlich.<br />

Darauf müssen die freien und<br />

auch öffentlichen Träger dringend<br />

reagieren. Sie müssen attraktiv<br />

<strong>für</strong> die pädagogischen Fachkräfte<br />

bleiben oder werden und sich auf<br />

die Bedürfnisse der Mitarbeitenden<br />

einlassen.<br />

Ich persönlich wünsche mir eine<br />

Festanstellung bei einem Träger,<br />

der mir Kontinuität und Freiheit<br />

gleichermaßen ermöglicht. Gefunden<br />

habe ich es noch nie so<br />

ganz. Und du?<br />

Lena Gelbke studierte Soziale<br />

Arbeit mit Schwerpunkt Elementarpädagogik<br />

und ist in unterschiedlichen<br />

pädagogischen Arbeitsfeldern aktiv.<br />

15


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Eingewöhnung als Trauerprozess<br />

Kinder und Eltern gut begleiten<br />

von Vanessa Pivit<br />

Eingewöhnung und Trauer?<br />

Gibt es eine Verknüpfung dieser<br />

beiden Begriffe? In den folgenden<br />

Zeilen möchte ich dich<br />

mit auf eine Reise durch meine<br />

Erfahrungen als Erzieherin<br />

und auch als Trauerbegleiterin<br />

nehmen. Seit der Bereich der<br />

Trauerbegleitung mit in meinen<br />

Kita-Alltag einfließt, bereichert<br />

er meine Sichtweise und auch<br />

mein Handeln im Miteinander.<br />

Alljährlich gibt es den Neustart.<br />

Die Eingewöhnung. Neue Kinder,<br />

neue Eltern, neue Lebensgeschichten<br />

und alle sind aufgeregt<br />

<strong>–</strong> auch wir als pädagogische<br />

Fachkräfte.<br />

• Wie wird es werden?<br />

• Wie wird das Kind auf mich<br />

reagieren?<br />

• Werde ich das Kind gut eingewöhnen<br />

können?<br />

Es entwickeln<br />

sich Fragen, Gedanken und auch<br />

Unsicherheit. Mir hilft es, mich<br />

gut auf mein Bauchgefühl und<br />

meine Haltung zu verlassen.<br />

Offen dem Kind und auch seinen<br />

Eltern gegenüberzutreten und<br />

ihnen ihre Zeit des Ankommens<br />

zu ermöglichen.<br />

Jede Einrichtung arbeitet nach<br />

einem Eingewöhnungsmodell<br />

und dort gibt es unterschiedliche<br />

Zeitfenster, zum Beispiel <strong>für</strong> eine<br />

erste Trennung. Wichtig finde ich,<br />

neben den Vorgaben der Eingewöhnungsmodelle,<br />

immer individuell<br />

das Kind in den Fokus zu<br />

stellen und es bedürfnisorientiert<br />

zu begleiten.<br />

Der Schritt ins<br />

Unbekannte<br />

Beim Wort Trauer denken wir<br />

gleich an Sterben und Tod. In<br />

der Eingewöhnungsphase geht<br />

es darum, dass das Kind in eine<br />

unbekannte Welt eintaucht. Es<br />

trifft auf neue Menschen,<br />

Räume, Gerüche, Regeln<br />

… Alles ist ungewohnt,<br />

nichts ist bekannt<br />

und vertraut. Das<br />

Kind soll eine Bindung<br />

zu einer Person<br />

entwickeln,<br />

die es noch nicht<br />

kennt. Je nach<br />

Alter und Erfahrungen<br />

des Kindes<br />

kann dies zu Verunsicherung<br />

führen. Das<br />

Kind wird sich wahrscheinlich erst<br />

mal an seine vertraute Begleitperson<br />

anschmiegen, vielleicht auch<br />

mit seinem Kuscheltier am Körper.<br />

Das Gesicht ist noch dicht<br />

am Hals seiner Begleitung und es<br />

lauscht gespannt den neuen Geräuschen.<br />

Eltern nehmen manchmal auch<br />

ihr Kind anders wahr, als sie es<br />

eigentlich kennen. Dabei gilt es<br />

zu beachten, dass das Kind genau<br />

spürt, wie es den Eltern geht.<br />

• Fühlen sie sich in der Kita<br />

wohl?<br />

• Sind sie offen <strong>für</strong> das Neue<br />

oder eher schüchtern und zurückhaltend?<br />

• Findet eine Unterhaltung mit<br />

den Fachkräften statt oder ist es<br />

eher stockend?<br />

Betrachte den Umgang der Eltern<br />

mit ihrem Kind: Darf das Kind auf<br />

dem Arm bleiben oder versuchen<br />

sie es auf die Erde zu stellen?<br />

Dies ist gelebte Alltagstrauer und<br />

legt einen wichtigen Grundstein<br />

<strong>für</strong> spätere Trauererfahrungen.<br />

Du kannst in der Eingewöhnungsphase<br />

Eltern darin ermutigen,<br />

das Kind sein zu lassen. Das<br />

bedeutet, ihm Zeit zu geben, sie<br />

als Eltern „zu lesen und zu spüren“.<br />

Wenn es innerlich bereit ist,<br />

wird es sich auch allen anderen<br />

zuwenden. Sich die Welt aktiv<br />

anzueignen kann auch durch Beobachtung<br />

geschehen. Das Kind<br />

spürt so seine eigenen Empfin‐<br />

16


Eltern<br />

dungen, Fähigkeiten, sein Können<br />

und die persönlichen Grenzen.<br />

Es erlebt sich in einem neuen<br />

Prozess.<br />

Die Aufgabe der<br />

Fachkräfte<br />

Was kannst du als Fachkraft jetzt<br />

anbieten? Ich beginne meine<br />

Eingewöhnungen immer über die<br />

Eltern. Wenn möglich, in einem<br />

persönlichen Vorgespräch, bei<br />

dem ich zum Beispiel die Lebensgeschichte<br />

des Kindes erfahren<br />

darf.<br />

• Wie verliefen Schwangerschaft<br />

und Geburt?<br />

• Wie ist die Bindung des Kindes<br />

zu Mutter/Vater und auch zu<br />

anderen Angehörigen?<br />

• Hat das Kind schon Trennungserfahrungen<br />

erlebt?<br />

Es gibt ja zum Glück schon sehr<br />

gute Vorlagen, die <strong>für</strong> das Erstgespräch<br />

genutzt werden können.<br />

Transparenz sollte auch immer<br />

ein wichtiger Baustein in der<br />

Eingewöhnung sein. Was ist der<br />

aktuelle Schritt und wie wird der<br />

Nächste aussehen? Je transparenter<br />

du mit den Eltern kommunizierst,<br />

umso sicherer fühlen sie<br />

sich.<br />

Das Kind nimmt diese Sicherheit<br />

bei den Eltern wahr. Den Kontakt<br />

zwischen mir und dem Kind lasse<br />

ich im Tempo des Kindes geschehen.<br />

Ich bin in Sichtweite und<br />

erkenne trotzdem die Distanz an,<br />

die das Kind einhält. Ich unterhalte<br />

mich mit den Eltern und bin<br />

zugleich dem Kind zugewandt.<br />

Nach und nach wird eine Beziehung<br />

entstehen.<br />

Hürden meistern<br />

Doch was kannst du tun, wenn<br />

die Eingewöhnung feststeckt?<br />

Besprich mit deinen Kolleginnen<br />

und Kollegen im Gruppenteam,<br />

ob eine andere Fachkraft einen<br />

Kontakt herstellen kann, und<br />

wechselt bei Bedarf<br />

die Bezugsperson.<br />

Sprich mit<br />

den Eltern,<br />

ohne Kind,<br />

und versucht<br />

eure Wahrnehmung/Empfindung<br />

mitzuteilen. Vielleicht gibt es eine<br />

Situation, ein Erlebnis, das noch<br />

nicht verarbeitet ist und eine<br />

Trennung nicht gelingen lässt.<br />

Das kann ein Trauerprozess sein,<br />

der nicht bewusst wahrgenommen<br />

wurde. Nimm das Verhalten<br />

der Eltern behutsam an und danke<br />

ihnen <strong>für</strong> das Vertrauen.<br />

Findet gemeinsam einen Weg<br />

der gelingenden Eingewöhnung<br />

<strong>–</strong> ohne Zeitdruck. Entwickelt<br />

Vereinbarungen, die <strong>für</strong> die Eltern<br />

gut annehmbar sind. Habt immer<br />

das Wohl des Kindes im Blick.<br />

Aushalten<br />

Kinder, die noch keine Trennung<br />

von den Eltern kennen, sich überfordert<br />

fühlen, zeigen sehr unterschiedliche<br />

Reaktionen. Manche<br />

weinen und versuchen wegzulaufen,<br />

einige verstecken sich, manche<br />

schmiegen sich ans Kuscheltier,<br />

andere schreien und werfen<br />

vielleicht mit Dingen durch den<br />

Raum. All dies sind normale und<br />

wichtige Reaktionen.<br />

Solange das Kind aktiv handelt<br />

und nicht in Traurigkeit verharrt,<br />

ist alles in Ordnung. Es lebt sein<br />

Gefühl aus. Gib ihm die Möglichkeit<br />

da<strong>für</strong>. Ja, du darfst es aushalten<br />

und musst nicht gleich eine<br />

Lösung präsentieren. Sei in<br />

der Nähe. Bei Bedarf wird<br />

das Kind zu dir kommen.<br />

Manchmal reicht ein<br />

Blick, der besagt: Ich<br />

sehe dich und ich nehme<br />

dich wahr und du kannst<br />

hier du sein. Damit schenkst<br />

du dem Kind Wertschätzung. So<br />

entsteht Bindung. So wird auch<br />

die Eingewöhnung gelingen.<br />

Vertraue dem Kind. Es kennt sich<br />

am besten und kann gut <strong>für</strong> sich<br />

sorgen und neue Kompetenzen<br />

an sich entdecken. Vertraue auch<br />

dir selbst und gib euch Zeit. In<br />

der Eingewöhnung stecken viele<br />

Trauerprozesse, die als solche gesehen<br />

werden müssen, damit sich<br />

alle gut zusammenfinden.<br />

Ich wünsche euch eine spannende<br />

Zeit der Eingewöhnung.<br />

Vanessa Pivit ist Erzieherin und<br />

Trauerbegleiterin. Sie bietet Einzelcoachings<br />

und Vorträge zu verschiedenen<br />

Bereichen der Trauer an.<br />

www.trauerbegleitung-pivit.de<br />

17


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Wir sind die Neuen aus<br />

der Krabbelgruppe<br />

Familien in der Kita<br />

Am Anfang werden die Grundlavon<br />

Monika Laut-Zimmermann<br />

Der Kita-Start stellt <strong>für</strong> die ganze<br />

Familie einen neuen Lebensabschnitt<br />

dar: Das Kind muss<br />

sich in der neuen Umgebung<br />

zurechtfinden, eine Bindung<br />

zu neuen Menschen aufbauen,<br />

sich von den Eltern lösen und<br />

sich den Herausforderungen<br />

eines Kita-Alltags stellen. Doch<br />

auch die Eltern müssen sich im<br />

neuen Umfeld eingewöhnen.<br />

Neue Kita-Eltern sind einerseits<br />

erleichtert, bei heutiger Knappheit<br />

einen Kita-Platz <strong>für</strong> ihr Kind<br />

bekommen zu haben. Dennoch<br />

kann der Start sehr einschneidend<br />

und auch emotional sein.<br />

Auf die frischen Kita-Eltern kommen<br />

nämlich viele Veränderungen<br />

und Anforderungen zu:<br />

• Sie müssen sich daran gewöhnen,<br />

zu festen Zeiten ohne ihr<br />

Kind zu sein.<br />

• Sie wissen nicht, wie sich ihr<br />

Kind in der Kita fühlt, was es<br />

dort tut, wie es ihm ohne die<br />

Anwesenheit seiner Eltern<br />

geht.<br />

• Sie müssen lernen, den Erzieherinnen<br />

und Erziehern zu<br />

vertrauen.<br />

• Sie müssen lernen, Zeit wieder<br />

<strong>für</strong> sich in Anspruch zu nehmen.<br />

• Sie müssen lernen, ihr Kind loszulassen<br />

und zu vertrauen, dass<br />

es selbstständig wird und den<br />

Tag ohne die Eltern meistert.<br />

• Sie werden Sorgen haben,<br />

wenn das Kind sich mit der Verabschiedung<br />

schwertut.<br />

Eltern müssen sich genauso eingewöhnen<br />

wie ihre Kinder. Damit<br />

dies gut gelingt, ist erstmal Vertrauen<br />

in die Erzieherinnen und<br />

Erzieher nötig. Haben die Eltern<br />

Vertrauen und können sie guten<br />

Gewissens ihr Kind loslassen,<br />

gelingt auch die Eingewöhnung.<br />

Vertrauen aufbauen:<br />

von Anfang an<br />

Die ersten Schritte in der Kita<br />

sind bezeichnend <strong>für</strong> die Anbindung<br />

der Familien in die Kita-Gemeinschaft.<br />

Und diese Anbindung<br />

der Familien beginnt im Idealfall<br />

noch vor dem Start der Eingewöhnung,<br />

und zwar durch:<br />

Erste Kontaktaufnahme: Bei der<br />

Knappheit an Kita-Plätzen ist es<br />

<strong>für</strong> die Eltern von großer Bedeutung,<br />

dass die Platz-Zusage<br />

so früh wie möglich stattfindet.<br />

Steht die Fachkraft <strong>für</strong> die Eingewöhnung<br />

schon fest, so gibt das<br />

den Eltern Sicherheit. Der erste<br />

Kontakt findet bei der Anmeldung,<br />

beim Tag der offenen Tür,<br />

der Kitabesichtigung statt. Hier ist<br />

der erste Eindruck, den die Eltern<br />

von der Kita und dem anwesenden<br />

Team erhalten, sehr wichtig.<br />

Kitaführungen versus Tag der<br />

offenen Tür: Ein Tag der offenen<br />

Tür lädt Eltern ein, sich die Räume<br />

und das Gelände der Kita anzuschauen.<br />

Dies kann von Vorteil<br />

sein, wenn viele Eingewöhnungen<br />

anstehen. Andererseits ist es mit<br />

Ungewissheit <strong>für</strong> die Eltern verbunden,<br />

die sich mit anderen Familien<br />

um einen Platz bewerben.<br />

Persönlicher ist eine individuelle<br />

Kitaführung.<br />

Schnuppertage/Hospitationen:<br />

Nichts schafft mehr Sicherheit, als<br />

die neue Kita-Umgebung gemeinsam<br />

mit dem Kind zu erkunden<br />

und den Kita-Alltag kennenzulernen.<br />

An solchen Tagen erlebt man<br />

den Umgang der Kinder und Erzieherinnen/Erzieher<br />

miteinander<br />

und spürt die Stimmung in der<br />

Kita. Auch Fachkräfte profitieren<br />

von diesen Schnupperstunden,<br />

indem sie Eltern gemeinsam mit<br />

ihrem Kind erleben, ins Gespräch<br />

kommen.<br />

Aufnahmegespräch: Nimm dir Zeit<br />

<strong>für</strong> ein individuelles Gespräch<br />

mit den Eltern und lernt euch<br />

gegenseitig kennen. Was macht<br />

diese Familie aus? Was braucht<br />

das Kind, um sich wohlzufühlen?<br />

Was brauchen die Eltern, um Vertrauen<br />

aufzubauen? Was, um Teil<br />

der Elternschaft und als Familie<br />

gesehen zu werden?<br />

Von der Eingewöhnung<br />

zum festen Teil einer<br />

Kita-Gemeinschaft<br />

18


Eltern<br />

gen <strong>für</strong> eine gelingende Bildungspartnerschaft<br />

gelegt. Was viele<br />

an dieser Stelle unterschätzen, ist,<br />

dass diese Partnerschaft auch gepflegt<br />

werden möchte, indem die<br />

pädagogischen Fachkräfte von<br />

Anfang an Interesse an der Lebenssituation<br />

der Familie zeigen<br />

und jede Familie als Gesamtkonstrukt<br />

wahrgenommen wird.<br />

Heißt sie in der Gemeinschaft<br />

willkommen. Eltern müssen als<br />

Expertinnen und Experten <strong>für</strong><br />

ihre Kinder wahrgenommen werden.<br />

Für die gute Bildungspartnerschaft<br />

brauchst du die Eltern<br />

in der Kita. Genau das solltest<br />

du ihnen vermitteln. Eine Eltern-<br />

Sitzecke ist nur eine Möglichkeit,<br />

ihnen zu zeigen, dass sie immer<br />

herzlich willkommen sind.<br />

Transparenz zeigen<br />

Wenn du Entwicklungsgespräche<br />

vereinbarst,<br />

sei verlässlich<br />

und achte auf den Austausch<br />

auf Augenhöhe zwischen Eltern<br />

und pädagogischer Fachkraft.<br />

Hausbesuche bei den Familien<br />

zeugen von gegenseitiger Wertschätzung<br />

und deinem echten<br />

Interesse an der Lebenssituation<br />

der Kinder und ihrer Familien.<br />

Sind die neuen Kita-Eltern in der<br />

Gemeinschaft gut angekommen<br />

und haben das Gefühl, dass ihr<br />

Kind sich wohlfühlt, so gilt es,<br />

diese Beziehung zu festigen.<br />

Zugleich ist es wichtig, Raum zu<br />

schaffen, damit die Eltern sich<br />

gegenseitig eine Stütze sind: sich<br />

kennenlernen, sich vernetzen und<br />

die Kita als Begegnungsraum <strong>für</strong><br />

Familien sehen. Manche Eltern<br />

sind darin richtig gut, andere sind<br />

jedoch dankbar <strong>für</strong> die Unterstützung<br />

durch die Fachkräfte.<br />

Bildungs- und Beratungsmöglichkeiten:<br />

Angebote zur Entlastung<br />

von Familien,<br />

Vermittlung von Beratungsstellen,<br />

Babysitter-Vermittlung, themenbezogene<br />

Elternabende (organisiert<br />

von Fachkräften, aber auch<br />

mit externen Referenten).<br />

Mitwirkung der Familien: Interessen,<br />

Kompetenzen der Eltern<br />

werden in der Kita zugelassen<br />

und angenommen und machen<br />

die Kita dadurch zu einer Begegnungsstätte<br />

<strong>für</strong> alle. Zusätzlich<br />

können Fachkräfte davon in ihrer<br />

pädagogischen Arbeit profitieren,<br />

wenn Eltern bei Projekten mitmachen,<br />

auf Ausflüge mitgehen,<br />

Feste mitorganisieren etc.<br />

Familienbegegnungen: Bekommen<br />

Familien den Raum, sich in der<br />

Kita zu treffen, so wird die Kita<br />

automatisch zu einem Willkommenshaus<br />

<strong>für</strong> alle. Dies könnten<br />

selbstorganisierte Treffen, Elternstammtische,<br />

Selbsthilfegruppen<br />

etc. sein.<br />

Monika Laut-Zimmermann ist<br />

Facherzieherin <strong>für</strong> Sprache und<br />

Integration und leitet eine inklusive<br />

Einrichtung in Berlin.<br />

19


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Kollegin Pusteblume<br />

Der Umgang mit Mitarbeitenden der Generation Z<br />

von Heidi Roloff<br />

„Ich habe keine Hoffnung in die<br />

Zukunft unseres Landes, wenn<br />

unsere Jugend die Männer von<br />

morgen stellt. Unsere Jugend<br />

ist unerträglich, unverantwortlich<br />

und entsetzlich anzusehen.“<br />

Diese Äußerung stammt<br />

nicht etwa von einer langjährig<br />

im Erzieherberuf tätigen Fachkraft<br />

in Bezug auf ihre jüngeren<br />

Kollegen, sondern von Aristoteles,<br />

der bereits zwischen 384<br />

-322 v. Chr. zu dem Schluss<br />

kam, dass sich unterschiedliche<br />

Generationen in Denken, Fühlen<br />

und Handeln unterscheiden<br />

und diese Tatsache augenscheinlich<br />

wenig zufriedenstellend<br />

bewertete.<br />

Hast du dich schon mal dabei erwischt,<br />

dass dir über „die Jungen“<br />

ähnliche Gedanken durch den<br />

Kopf gegangen sind? Dass du<br />

dich gefragt hast, ob es überhaupt<br />

noch fähige Praktikantinnen<br />

und Praktikanten, Auszubildende<br />

oder junge Fachkräfte<br />

gibt? Kennst du Be<strong>für</strong>chtungen,<br />

es könnte mit all den empfindlichen,<br />

vorsichtigen, langsamen,<br />

unzuverlässigen Aufs-Handy-<br />

Schauern und Dauerpostern gar<br />

keine qualitätsvolle Kita-Arbeit<br />

mehr geben? Vielleicht bist du ihnen<br />

schon begegnet: den jungen<br />

Unbekannten der Generation Z.<br />

Zwei Beispiele<br />

Da ist Toni, 21 Jahre und die einzige<br />

Bewerberin auf die vakante<br />

Gruppenleiterstelle. Toni möchte<br />

Teilzeit arbeiten, um genug<br />

Freizeit <strong>für</strong> ihr Engagement im<br />

Tierschutz zu haben. Aus einem<br />

Gespräch über eine Vollzeitstelle<br />

mit Führungsverantwortung<br />

wird schnell ein Gespräch über<br />

artgerechte Tierhaltung. Am<br />

Ende einigt man sich gemäß der<br />

Wunschkonditionen der Bewerberin:<br />

Anstellung zu 60% trotz<br />

Verantwortung <strong>für</strong> die 20-köpfige<br />

Kindergruppe inklusive Zweitund<br />

Zusatzkraft. Vier-Tage-Woche<br />

mit freiem Freitag und keine<br />

Spätdienste. Doch dann, einen<br />

Tag vor der Vertragsunterzeichnung,<br />

die Absage …<br />

Oder Luis, 22 Jahre, ebenfalls Bewerber<br />

auf eine Gruppenleitungsstelle.<br />

Luis erscheint mit Mama<br />

beim Bewerbungsgespräch und<br />

formuliert sehr schnell, dass er<br />

sich zu Höherem geboren sieht.<br />

Er ist hier, weil ein Freund von<br />

ihm ebenfalls in dieser Kita arbeitet.<br />

Bei der Verabschiedung fragt<br />

er die Leitung, wie lange sie ihre<br />

Stelle denn noch besetzen wird …<br />

Vier Generationen<br />

Seit Jahren beschäftigen sich<br />

Generationsforscher mit den<br />

jeweiligen Besonderheiten der<br />

verschiedenen Altersgruppen.<br />

Als eine Generation bezeichnet<br />

man eine Geburtenkohorte von<br />

Menschen, die mit denselben<br />

gesellschaftlichen und politischen<br />

Ereignissen, Herausforderungen,<br />

Wertehaltungen usw. aufgewachsen<br />

ist und dadurch Ähnlichkeiten<br />

in ihren Denk- und Verhaltensweisen,<br />

ihren Wünschen und<br />

Vorstellungen hat.<br />

Aktuell finden sich auf dem<br />

Arbeitsmarkt vier Generationen,<br />

wobei die aktuell jüngste <strong>–</strong> Generation<br />

Z <strong>–</strong> sich von den anderen<br />

stark unterscheidet. Charakterisiert<br />

werden kann „GenZ“ jedoch<br />

durch folgende Fakten:<br />

• Jahrgänge von ca. 1997 bis 2010<br />

• aufgewachsen in einer digitalisierten<br />

Welt<br />

• bevorzugte Werte sind Wohlfühlen,<br />

Weltoffenheit und<br />

Sicherheit<br />

• Motivatoren sind Selbstverwirklichung<br />

und attraktive Freizeitgestaltung<br />

• Merkmale sind geringe Loyalität<br />

an Arbeitgeber und der Wunsch<br />

nach Sinnhaftigkeit und Spaß<br />

bei der Arbeit<br />

Aus diesen Erkenntnissen ergeben<br />

sich folgende Empfehlungen<br />

<strong>für</strong> den Umgang mit Kolleginnen<br />

22


Kitaleitung/Fachkräfte<br />

und Kollegen der Generation Z:<br />

1. Sei schnell<br />

Komprimiere komplexe<br />

Infos und vermeide<br />

unnötigen Aufwand:<br />

Z-ler sind Digital Natives<br />

und gewohnt,<br />

dass Handlungen<br />

eine sofortige Reaktion<br />

zur Folge haben. Dies<br />

ist vor allem im Bewerbungsprozess<br />

wichtig. Z-ler wünschen<br />

die digitale Abgabe einer Bewerbung.<br />

Sie werden kaum mehr<br />

als einmal zum Kennenlernen<br />

erscheinen. Ein Handyverbot<br />

während der Arbeitszeit empfinden<br />

sie als Einschränkung ihrer<br />

Persönlichkeitsrechte. Versuche<br />

eine halbwegs attraktive Lösung<br />

zu finden, denn <strong>für</strong> Z-ler ist das<br />

Handy kein Luxusgerät, sondern<br />

ein Teil ihrer Selbst.<br />

2. Denke an die Eltern!<br />

Der Einfluss der Eltern auf die Z-<br />

ler ist enorm. Es wird daher nicht<br />

als Unselbstständigkeit gewertet,<br />

wenn Eltern mit bei Bewerbungsterminen<br />

erscheinen. Dies war<br />

noch vor einigen Jahren anders,<br />

aber Eltern sind mittlerweile<br />

eher Coach, Berater und<br />

Freund als Erziehungsberechtigter<br />

<strong>–</strong> Abnabelung<br />

dauert und<br />

Familie ist Sicherheit.<br />

Wer Z-ler einstellt,<br />

wird deren Eltern mit<br />

überzeugen müssen.<br />

3. Sei Berufseinstiegsbegleiter<br />

Generation Z wohnt in der Regel<br />

lange im Elternhaus und ist das<br />

Umsorgtwerden gewohnt. Der<br />

Schritt hinaus aus der vertrauten<br />

Umgebung fällt schwer, also hilft<br />

nur Abholen und die Bereitstellung<br />

eines Mentors. Dieser kann<br />

zugleich dem Wunsch Rechnung<br />

tragen, dass Z-ler sich meist recht<br />

schnell eine (noch unrealistische)<br />

Führungsposition zutrauen. Zeige<br />

deshalb von Anfang an Perspektiven<br />

und den Weg dorthin auf.<br />

Z lässt sich motivieren, aber nur<br />

mit realistischen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

und einem „Sicherheitsnetz“<br />

im Hintergrund.<br />

4. Sei nicht „bossig“<br />

Z-ler wollen auf gleicher Augenhöhe<br />

und mit Respekt behandelt<br />

werden. Dass „Lehrjahre keine<br />

Herrenjahre“ sind, ist <strong>für</strong> sie ein<br />

Spruch aus der Steinzeit. Dazu<br />

folgender Vergleich: Im alten<br />

Rom wurden Straßen mit Kies<br />

als Fundament präpariert, um zu<br />

verhindern, dass der Löwenzahn<br />

durchbricht. Dies tat er allerdings<br />

trotzdem und ist so ein Sinnbild<br />

<strong>für</strong> die Generation X, die aktuell<br />

die meistvertretene Generation in<br />

Leitungs- und Managementpositionen<br />

stellt. X-ler lassen sich nicht<br />

durch Widerstände entmutigen,<br />

sie beißen sich durch und vertragen<br />

auch mal ein hartes Wort.<br />

Im Gegensatz dazu sind Z-ler<br />

die Pusteblumen. Sie sind empfindlicher<br />

und lassen sich durch<br />

Widerstände schnell vertreiben.<br />

Ein etwas harscheres Wort und<br />

sie fliegen davon. Der leergefegte<br />

Fachkräftemarkt erleichtert es<br />

ihnen.<br />

Fazit<br />

GenZ erfordert also ein Umdenken<br />

im Umgang mit Mitarbeitenden.<br />

Doch wenn man bedenkt,<br />

vor wie langer Zeit Aristoteles<br />

sich bereits beklagte, ohne, dass<br />

es zum absoluten Untergang kam,<br />

ist es durchaus eine wertvolle<br />

Option, der Generation Z eine<br />

Chance zu geben.<br />

Heidi Roloff ist Kitaleitung und<br />

Fachwirtin <strong>für</strong> Organisation und<br />

Führung.<br />

23


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Unterwegs in eine neue Ära der<br />

frühkindlichen Bildung<br />

Gründungen der Kitafachkräfteverbände in Deutschland<br />

Im August 2020 war es so weit:<br />

Pädagogische Fachkräfte<br />

aus Rheinland-Pfalz<br />

gründeten den ersten<br />

Kitafachkräfteverband<br />

in Deutschland, der sich<br />

als Stimme aus der Praxis<br />

definiert.<br />

Das war der Startschuss <strong>für</strong> drei<br />

Pädagoginnen aus Baden-Württemberg,<br />

auch ins Tun zu kommen.<br />

Aufrufe über Facebook<br />

erreichten genügend Personen<br />

<strong>für</strong> die Verbandsgründung. Am<br />

04.01.2021 wurde der Verband<br />

<strong>für</strong> Kitafachkräfte Baden-Württemberg<br />

gegründet. Damit war<br />

deutschlandweit der zweite Berufsverband<br />

aktiv. Bis zum heuvon<br />

Steffi Wendle, Anja Halder und Anja Braekow (Verband Kitafachkräfte Baden-Württemberg)<br />

Im Frühjahr 2020 trifft sich ein<br />

kleiner Kreis pädagogischer<br />

Fachkräfte, die in den Kitas des<br />

Landes arbeiten. Sie sprechen<br />

über die Arbeit, die Herausforderungen,<br />

geben sich Hilfestellung<br />

und sprechen über<br />

Lösungen. Mit dabei eine Führungskräfteexpertin,<br />

die dieses<br />

Treffen initiiert und damit den<br />

Raum zum Austausch gegeben<br />

hat.<br />

Im Gespräch stellen sie fest: Ein<br />

stabiles und qualitativ wertvolles<br />

Arbeiten ist unter den vorherrschenden<br />

Bedingungen in den<br />

Kitas nicht mehr vorstellbar.<br />

Die Rahmenbedingungen<br />

passen nicht<br />

Gruppen mit 25 bis 28 Kindern<br />

sind nicht nur überlastet. Es gibt<br />

in der Gruppe jeweils lediglich<br />

zwei pädagogische Fachkräfte.<br />

Bedürfnisorientiertes Arbeiten<br />

kann so nicht stattfinden.<br />

Räumlichkeiten sind oft in desaströsem<br />

Zustand oder zu klein, um<br />

jedem Kind den benötigten<br />

Platz zu bieten.<br />

Daraus folgt ein viel<br />

zu hoher Lärm- und<br />

Stresspegel <strong>für</strong> alle.<br />

Die Coronapandemie<br />

mit all ihren Herausforderungen<br />

gibt der Elementarpädagogik<br />

den Rest. Viele<br />

Fachkräfte sind nach jahrelangen<br />

Überbelastungen am Ende ihrer<br />

Kräfte und kehren dem Beruf den<br />

Rücken.<br />

Die Pandemie brachte die Missstände<br />

in deutschen Kitas ans<br />

Licht und zeigte, was Politik und<br />

Gesellschaft lange nicht wahrhaben<br />

wollten: Gute Bildungschancen<br />

brauchen andere Bedingungen.<br />

Die Pioniere<br />

Baden-Württemberg<br />

Email: Info@verband-kitafachkraefte-bw.de<br />

https://verband-kitafachkraefte-bw.de<br />

Ansprechpartner:innen:<br />

Anja Braekow, Angela Becker<br />

Bayern<br />

E-Mail: info@verband-kitafachkraefte-bayern.com<br />

https://www.verband-kitafachkraefte-bayern.de<br />

Ansprechpartner:innen:<br />

Veronika Lindner, Lisa Pfeiffer<br />

Sachsen/Sachsen-Anhalt<br />

E-Mail: kontakt@verband-kitafachkraefte-s-sa.de<br />

https://verband-kitafachkraefte-s-sa.de<br />

Ansprechpartner:innen:<br />

Claudia Ungefehr, Kathrin Klähn<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

E-Mail: vorsitz@kitafachkraefteverband-nrw.de<br />

https://kitafachkraefteverband-nrw.de<br />

Ansprechpartner:innen:<br />

Maren Kremer, Anke Bandorf<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

E-Mail: info@kitafachkraefte-niedersachsen-bremen.de<br />

https://www.kfkv-niedersachsen-bremen.de<br />

Ansprechpartner:innen:<br />

Melanie Krause, Anita Arndt<br />

24


Kita-Fachkräfteverbände<br />

tigen Zeitpunkt haben sich zehn<br />

Verbände <strong>für</strong> zwölf Bundesländer<br />

gegründet.<br />

Jeder von ihnen<br />

macht auf die<br />

Rahmenbedingungen<br />

in seinem<br />

Bundesland aufmerksam<br />

und knüpft Kontakte zu<br />

Politik und Presse. Die Verbände<br />

machen immer wieder auf vorherrschende<br />

Missstände in den<br />

Kitas aufmerksam. Es ist allen ein<br />

Anliegen, gemeinsam mit Politikern<br />

und Entscheidungsträgern<br />

Lösungen zu finden.<br />

In Baden-Württemberg stellte<br />

sich das als großes Unterfangen<br />

dar, aber inzwischen gibt es seit<br />

Februar <strong>2022</strong> ein Referat im<br />

Kultusministerium, das <strong>für</strong> den<br />

Bereich frühkindliche Bildung zuständig<br />

ist.<br />

Kontakte knüpfen<br />

Kontakte zu Politik und Presse<br />

sind enorm wichtig, um sich Gehör<br />

zu verschaffen. Durch stetiges<br />

Wachstum der Verbände wird<br />

die Stimme aus der Praxis immer<br />

lauter. In Baden-Württemberg<br />

sind aus<br />

anfänglich zehn<br />

Mitstreitern inzwischen<br />

über<br />

300 geworden,<br />

Tendenz steigend.<br />

Auch die Verbände der<br />

anderen Bundesländer verzeichnen<br />

Zuwachs. Der konstruktive<br />

Austausch mit den Mitgliedern<br />

ermöglicht unmittelbare Hinweise<br />

zu Missständen. Dadurch können<br />

wir in Kooperation mit Trägern,<br />

Eltern und der Politik bessere<br />

Rahmenbedingungen gestalten.<br />

Ziel: Deutschlandweite<br />

Verbesserungen<br />

Zugleich kooperieren die Verbände,<br />

um auch Verbesserungen auf<br />

Bundesebene anzugehen. Zentrales<br />

Thema ist hier derzeit der<br />

akute Fachkräftemangel, dem es<br />

entgegenzuwirken gilt. Die Ausbildung<br />

muss reformiert werden.<br />

Der Start ins Berufsleben ist ein<br />

wichtiger Aspekt in der Fachkräfteentwicklung.<br />

Wer frisch in den<br />

Beruf startet, muss dies stark und<br />

selbstsicher tun können.<br />

Beispielhafte Ziele aller Verbände:<br />

• drei pädagogische Fachkräfte<br />

pro Gruppe<br />

• maximal 18 Kinder zwischen<br />

drei und sechs Jahren pro<br />

Gruppe<br />

• Einhaltung der Vorbereitungszeiten<br />

• individuelle Begleitung durch<br />

eine Zusatzkraft <strong>für</strong> Kinder mit<br />

erhöhtem Förderbedarf<br />

• Kita-Leitung coacht das Team,<br />

unterstützt in der persönlichen<br />

Entwicklung<br />

• Kita-Leitung hat ausreichend<br />

Zeit (Freistellung) <strong>für</strong> Verwaltungstätigkeiten<br />

Anja Braekow, Steffi Wendle<br />

und Anja Halder<br />

Beitrag des Kita-Fachkräfteverbandes<br />

Baden-Württemberg<br />

Rheinland-Pfalz<br />

E-Mail: info@kitafachkraefteverband-rlp.de<br />

https://kitafachkraeftevervand-rlp.de<br />

Ansprechpartner:innen:<br />

Claudia Theobald, Kristin Starck-Fürsicht<br />

Hessen<br />

E-Mail: kfvhessen@gmail.com<br />

https://kfvhessen.org<br />

Ansprechpartner:innen:<br />

Vera Mengler, Verena König<br />

Saarland<br />

E-Mail: Verband@kita-fachkraefte-saar.de<br />

https://www.kita-fachkraefte-saar.de/<br />

Ansprechpartner:innen:<br />

Susanne Kunz (Ansprechpartner <strong>für</strong> Presse)<br />

Susanna Schwarz-Urff (Mitglieder u. Interessierte)<br />

Thüringen<br />

E-Mail: info@kita-fkv-th.de<br />

https://www.kita-fachkraefteverband-thueringen.de<br />

Ansprechpartner:innen:<br />

Daniel Reinhardt, Nadine Fenner<br />

25


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Größer denken, bunter handeln<br />

Kreativität ist mehr als Basteln<br />

von Anika Smits<br />

Wenn das Wort Kreativität<br />

im Bereich der frühkindlichen<br />

Bildung fällt, sind die Gedanken<br />

in den meisten Fällen am<br />

Maltisch und bei Bastelarbeiten<br />

der Kinder. Daher auch das<br />

immer noch vorherrschende<br />

gesellschaftliche Bild von der<br />

pädagogischen Fachkraft als<br />

Basteltante. Dieses Vorurteil<br />

versuche ich nun mit einer Reise<br />

in die Kreativität aufzulösen.<br />

Zuerst brauchen wir eine gemeinsame<br />

Definition, damit wir vom<br />

selben Standpunkt aus auf dieses<br />

Thema schauen: Kreativität<br />

leitet sich vom lateinischen Wort<br />

„creare“ ab, was so viel bedeutet<br />

wie: etwas erschaffen, etwas herstellen.<br />

Fantasie ist die Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> Kreativität.<br />

Fantasien, Träume, Ideen, Vorstellungen<br />

und Wünsche können<br />

dich beschäftigen, ohne dass du<br />

diese in die Tat umsetzt. Sie finden<br />

nur in deinem Kopf statt.<br />

Du hast eine Idee, benötigst <strong>für</strong><br />

dein Spiel weitere Materialien,<br />

die nicht vorhanden sind,<br />

oder die es noch gar<br />

nicht gibt, die noch<br />

gar nicht erfunden<br />

sind. Diese<br />

inneren Bilder<br />

sind <strong>für</strong> andere<br />

Menschen weder<br />

erleb- noch spür- oder fühlbar.<br />

Sie gehören dir ganz alleine.<br />

Wenn nun noch positive Emotionen,<br />

ein Motiv und damit Motivation<br />

dazukommen, dann setzt du<br />

mit Hilfe deiner Kreativität deine<br />

Ideen um. Du machst deine Fantasien<br />

und Vorstellungen sichtbar<br />

<strong>für</strong> andere Menschen. Dies birgt<br />

aber ein großes Risiko. Denn alles<br />

Sichtbare wird bewertet. Deine<br />

Umwelt hat nun die Macht, das,<br />

was du aus deinem Innersten<br />

offenbart hast, zu bewerten, zu<br />

kritisieren oder zu loben. Auch<br />

wenn du mit deinem Ergebnis zufrieden<br />

bist, kann die Bewertung<br />

dein Selbstwertgefühl beeinflussen.<br />

Was, wenn dein Umfeld<br />

deine Arbeit in höchsten<br />

Tönen lobt, du aber völlig<br />

unzufrieden mit dem<br />

Ergebnis bist? Oder du<br />

wirklich all deine Fähigkeiten<br />

genutzt hast und<br />

zufrieden mit dem Ergebnis<br />

bist, aber dein Gegenüber<br />

kritisiert dein Werk?<br />

Warum die Sicht der<br />

Fachkraft?<br />

Du wirst dich fragen, warum an<br />

dieser Stelle von dir als Fachkraft<br />

gesprochen wird und nicht aus<br />

Sicht der Kinder?<br />

Wenn du selbst spürst, was Bewertung<br />

deiner kreativen Lösungen<br />

in dir auslöst oder auch gut<br />

gemeinte Ratschläge bewirken,<br />

kannst du sensibel mit den dir<br />

anvertrauten Kindern im Bereich<br />

der Kreativität unterwegs sein.<br />

26


Kreativität/Kinder<br />

Stell dir vor du baust ein Haus<br />

aus einem Karton. Du hast die<br />

nächsten Schritte schon im Kopf,<br />

möchtest Dinge ausprobieren,<br />

schauen, ob der Kleister ausreicht<br />

oder ob du doch lieber Klebstoff<br />

nimmst. Und ein anderer, vielleicht<br />

erfahrenerer Mensch, greift<br />

ein und nimmt dir all diese Erfahrungen,<br />

indem er sagt: „Das wird<br />

nix. Nimm Klebstoff.“ Oder sogar<br />

im schlimmsten Fall: „Gib her, ich<br />

kleb das <strong>für</strong> dich.“<br />

• Was macht dies mit deinem<br />

Flow?<br />

• Was mit deinem Selbstwertgefühl,<br />

deiner Neugierde und<br />

deiner Offenheit?<br />

• Was passiert mit deinem Mut,<br />

neue Dinge auszuprobieren?<br />

Der Weg ist das Spiel<br />

In der frühkindlichen Bildung<br />

werden die besten Rahmenbedingungen<br />

benötigt, um kindliche<br />

Gestaltungskraft zu fördern und<br />

wachsen zu lassen. Der beste<br />

Weg hier<strong>für</strong> ist das Spiel. Im Spiel<br />

bringt das Kind mit Hilfe von Fantasie<br />

und Vorstellungsvermögen<br />

Kreativität hervor.<br />

Der Motor des Spiels liegt in<br />

der eigenen Motivation und der<br />

eigenen Kreativität. Dabei verfolgt<br />

das Kind keinen bestimmten<br />

Zweck. Durch Spielen gestaltet<br />

es seine eigene Wirklichkeit und<br />

setzt sich kreativ gestaltend mit<br />

der Umwelt auseinander.<br />

Das Kind versucht Lösungen <strong>für</strong><br />

Aufgaben seines Lebens zu finden<br />

und in Handlungen umzusetzen.<br />

Da<strong>für</strong> braucht es Offenheit,<br />

Mut zu experimentieren und die<br />

Bereitschaft, verschiedene Lebenserfahrungen<br />

miteinander zu<br />

verknüpfen, um neue Ergebnisse<br />

zu erzielen. Durchhaltevermögen,<br />

Konzentration und Frustrationstoleranz<br />

gehören auch dazu.<br />

Durch den individuellen Umgang<br />

mit seinen Aufgaben erkennt das<br />

Kind seine persönlichen Fähigkeiten,<br />

aber auch Grenzen. Dies<br />

nimmt Einfluss auf das Selbstbild<br />

und beeinflusst somit auch das<br />

Verhalten.<br />

Kreativität kann demnach sowohl<br />

Problemlösungskompetenz als<br />

auch spielerische, zweckfreie<br />

Kompetenz sein, die den Zufall<br />

und die Freude am schöpferischen<br />

Tun einbezieht.<br />

All diese Dinge sind wichtig, um<br />

unsere Kinder <strong>für</strong> eine unbekannte<br />

Zukunft zu stärken. Die Welt<br />

verändert sich schnell, Digitalisierungsprozesse<br />

und Industrie<br />

4.0 sind nur zwei Schlagworte,<br />

die uns zumindest wage bekannt<br />

sind.<br />

Ein gedanklicher<br />

Selbstversuch<br />

In meiner Kita gibt es eine Malwand.<br />

Ich möchte dich einladen<br />

mit mir an dieser Malwand zu<br />

malen. Keine Angst, nur gedanklich.<br />

Vielleicht sagst du jetzt:<br />

„Aber ich kann nicht malen.“<br />

Eine Reaktion wie bei vielen<br />

anderen Erwachsenen vor dir,<br />

bevor sie mit mir an der Malwand<br />

waren. Ich frage dich: „Kannst du<br />

einen Pinsel halten?“ Du nickst.<br />

„Dann kannst du auch malen!“, ist<br />

meine Antwort. Oft kommt dann<br />

noch die Reaktion: „Na ja, den<br />

Pinsel über ein Blatt führen kann<br />

ich. Aber schön malen kann ich<br />

nicht.“ Wenn ich frage: „Wer entscheidet<br />

denn, was schön ist?“,<br />

bekomme ich Antworten wie diese:<br />

„In Kunst hatte ich immer nur<br />

eine vier.“ Genau hier bremsen<br />

Bewertungen unsere Kreativität.<br />

Das Selbstbewusstsein, das viele<br />

Menschen im Kindesalter besaßen,<br />

als sie unzählige Bilder<br />

malten, ist zumindest stark eingeschränkt<br />

worden.<br />

Nachdem wir jetzt dieses oft<br />

typische Gespräch geführt haben,<br />

bitte ich dich gedanklich offen zu<br />

sein und mir mit deiner Fantasie<br />

zu folgen:<br />

Stell dir einen Raum vor, in dem<br />

die Wände bis zur Decke mit<br />

Holz verkleidet sind. In der Mitte<br />

des Raumes steht ein Farbtisch.<br />

27


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Dort findest du Pinsel und Behälter<br />

mit Farben. Die Fenster sind<br />

blickdicht durch einen Vorhang<br />

verschlossen. Du hörst leise Musik<br />

im Hintergrund, die mögliche<br />

Störgeräusche übertönt. Du hast<br />

Malkleidung an. Das können ein<br />

alter Pulli und eine Hose oder ein<br />

langer Malkittel sein.<br />

Ich bitte dich, dir einen Platz an<br />

der Wand auszusuchen, an dem<br />

du malen möchtest. Wenn du<br />

deinen Ort gefunden hast, frage<br />

ich dich, ob du ein großes oder<br />

ein kleines Blatt haben möchtest.<br />

Ist deine Wahl getroffen, frage ich<br />

dich noch, ob dein Blatt hochkant<br />

oder quer aufgehängt werden<br />

soll. Dann befestige ich <strong>für</strong> dich<br />

das Papier.<br />

Die Regeln<br />

Haben alle Teilnehmenden ihren<br />

Platz gefunden, klären wir kurz<br />

die Regeln: Es ist erlaubt, miteinander<br />

zu sprechen. Allerdings<br />

nicht über die jeweiligen Bilder.<br />

Ist dein Bild fertig, verlässt es<br />

diesen Raum nicht. Es bleibt allen<br />

anderen Menschen außerhalb<br />

des Raumes verborgen.<br />

Jede Farbe hat einen eigenen<br />

Pinsel. Möchtest du Rot<br />

malen, nimmst du<br />

einen Pinsel<br />

aus dem<br />

roten<br />

Becher, tauchst ihn in die Farbe,<br />

gehst zu deinem Blatt und malst.<br />

Brauchst du eine andere Farbe,<br />

stellst du den Pinsel zurück in<br />

den roten Pinselbehälter. Haben<br />

sich Farben auf deinem Pinsel<br />

gemischt, wasche ihn kurz aus,<br />

damit die Farben in den Bechern<br />

sauber bleiben.<br />

Es geht los<br />

Nun ist das Malspiel<br />

eröffnet. Du kannst<br />

gegenständlich malen<br />

oder abstrakt.<br />

Alle Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer entscheiden<br />

selbst. Manche<br />

folgen der Musik, andere ihrem<br />

eigenen Rhythmus. Zu Beginn<br />

ist die Anspannung einzelner<br />

noch spürbar. Es finden Gespräche<br />

über Alltägliches statt.<br />

Aber je mehr Zeit verstreicht,<br />

und je mehr Pinselstriche getätigt<br />

wurden, umso vertiefter sind die<br />

Teilnehmer. Nach und nach wird<br />

es ruhig im Raum. Ich fülle Farbe<br />

nach, wasche Pinsel aus, beobachte<br />

genau, ob einzelne Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer etwas<br />

von mir benötigen, um in ihrem<br />

Flow zu bleiben. Manchmal<br />

sind es Mischpaletten, da<br />

unser Farbtisch nur<br />

Platz <strong>für</strong> 6 Farben<br />

hat, manchmal<br />

ist es<br />

eine Erweiterung<br />

der<br />

Malfläche,<br />

weil jemand<br />

ein Motiv begonnen<br />

hat,<br />

was aber nicht mehr auf das Blatt<br />

passt. Ich frage dann leise, ob wir<br />

die Fläche erweitern sollen. Erhalte<br />

ich ein „Ja“, befestige ich ein<br />

weiteres Papier. So bleiben die<br />

Malerinnen und Maler im Flow.<br />

Alle entscheiden selbst, wann sie<br />

ihr Malen beenden.<br />

Die Rolle der Fachkraft<br />

Die dienende Rolle der pädagogischen<br />

Fachkraft<br />

an der Malwand ist<br />

vergleichbar mit der<br />

Begleitung kreativer<br />

Prozesse im Alltag. In<br />

der Bauecke, im Rollenspielbereich<br />

oder auch am<br />

Maltisch. Es findet Co-Konstruktion<br />

statt. Eine Verbindung zum<br />

Gegenüber. Wenn du dich als<br />

Fachkraft darauf einlassen kannst,<br />

wirst du in eine Welt mitgenommen,<br />

die nicht deine eigene ist.<br />

Du darfst zu Besuch sein in der<br />

Lebenswirklichkeit eines anderen<br />

Menschen. Dazu benötigt es<br />

Achtsamkeit, Regeln, Vertrauen,<br />

Beziehung und ein wenig Demut.<br />

Kreativität ist eine zarte Pflanze,<br />

die liebevoll gepflegt werden<br />

möchte, um ihre ganze Pracht zu<br />

entfalten.<br />

Hinweis: Der ursprüngliche Malort ist von<br />

Arno Stern entwickelt worden. Wir haben ihn<br />

ein wenig verändert und <strong>für</strong> die Gegebenheiten<br />

in der Kita angepasst.<br />

Anika Smits ist Kindheitspädagogin<br />

und Kita-Leitung. Ihr pädagogischer<br />

Schwerpunkt ist die Kreativität.<br />

28


Kinder<br />

Der nächste Schritt<br />

Vorschulkind werden und sein<br />

Stell dir vor, Vorschulpädagogik ist<br />

wie der Zahnwechsel bei fünf- bis<br />

siebenjährigen Kindern. Wie die<br />

zweiten Zähne, wachsen auch<br />

die Kompetenzbereiche über die<br />

gesamte Schulzeit. Jedes Kind<br />

ist stolz auf die erste Zahnlücke,<br />

aber auch ein wenig überrumpelt<br />

über den Verlust des Milchzahvon<br />

Angelika Kirn<br />

Der Sommer ist vorbei, die<br />

ersten Blätter färben sich<br />

schon bunt und es beginnt zu<br />

„herbsteln“. Damit beginnt <strong>für</strong><br />

die „Wackelzahn-Kinder“ eine<br />

neue Phase. Seit längerer Zeit<br />

freuen sie sich, dass sie „die<br />

Großen“ werden und sich auf<br />

den Weg vom Kindergartenzum<br />

Schulkind machen.<br />

Was passiert in diesem Entwicklungsprozess?<br />

Findet sich jede<br />

und jeder in der Rolle des Vorschulkindes<br />

wieder? Sind alle auf<br />

einem ähnlichen emotionalen,<br />

entwicklungsspezifischen und <strong>–</strong><br />

<strong>für</strong> uns <strong>–</strong> altersgerechten Niveau?<br />

Wie erleben wir die Gefühlswelt<br />

der Kinder und wann begegnen<br />

wir ihnen im Alltag auf Augenhöhe?<br />

Wie holen wir eifrige Eltern<br />

ab, die es mit Schwungübungen,<br />

Buchstaben und Ziffern lernen zu<br />

gut meinen und dabei die Bedürfnisse<br />

des Kindes nicht richtig<br />

erkennen?<br />

Gefühlschaos zwischen<br />

Wackelzähnen<br />

Wenn die Zähne wackeln, stürmt<br />

ein Orkan durch das Gefühlsmeer<br />

der Kinder. Von größer, stärker,<br />

erster bis hin zu ich kann das<br />

nicht, das ist zu<br />

viel, ich muss<br />

weinen,<br />

erste Verliebtheit.<br />

Die Kinder<br />

können<br />

ihre Gefühle<br />

kaum kontrollieren und jedes<br />

fühlt und handelt anders. Deshalb<br />

ist auch die Vorschularbeit nicht<br />

gleichzusetzen mit der Vorschulpädagogik.<br />

Für viele beinhaltet<br />

die Vorschularbeit meist die kognitiven<br />

Fähigkeiten, wie Namen<br />

schreiben, Zahlen erkennen, Texte<br />

verstehen und vorgegebene<br />

Lerninhalte zu reproduzieren.<br />

Die Vorschulpädagogik beschäftigt<br />

sich unter anderem mit dem<br />

emotionalen Bereich sowie der<br />

Selbstständigkeit, dem Selbstbewusstsein<br />

und den motorischen<br />

Fähigkeiten. Das individuelle<br />

Rundum-Versorgungs- und Umsorge-Paket<br />

<strong>für</strong> das einzelne Kind.<br />

Und natürlich hat auch dieses Paket<br />

in der Gruppe seine Grenzen.<br />

Dank deiner Motivation stellst du<br />

die Kinder in den Mittelpunkt und<br />

kannst die dazugehörigen Eltern<br />

informieren und ebenfalls beteiligen.<br />

Aus Kleinkindeltern werden<br />

Vorschuleltern. Sie brauchen<br />

Transparenz, nicht nur sichtbare<br />

Endergebnisse.<br />

Die Bedeutung der Vorschule<br />

Wenn du in deinem Team nachfragst:<br />

„Was verstehst du unter<br />

Vorschule?“, ist oft die Antwort:<br />

„Vorschule beginnt mit dem Eintritt<br />

in den Kindergarten. Alles im<br />

Kindergartenbereich ist Vorschularbeit.“<br />

Ja, stimmt. Aber: Kinder im letzten<br />

Kindergartenjahr brauchen<br />

mehr. Mehr Mitverantwortung,<br />

mehr eigene Entscheidungen,<br />

mehr Selbstbestimmung, mehr<br />

Mitsprache, mehr Autonomie.<br />

Alles in allem: mehr Partizipation.<br />

Vom Kleinkind zum<br />

Vorschulkind<br />

Bevor die lebendige Arbeit mit<br />

den Kindern im letzten Jahr<br />

beginnt, muss im pädagogischen<br />

Team abgeklärt werden, was <strong>für</strong><br />

die einzelnen Fachkräfte das letzte<br />

Kitajahr der Kinder bedeutet<br />

und wie <strong>für</strong> sie Partizipation der<br />

Vorschüler aussieht.<br />

Vergleichbar mit dem<br />

Zahnwechsel<br />

29


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

nes. In dieser Gefühlsachterbahn<br />

sitzen Kinder und Eltern. Umso<br />

wichtiger ist die Begleitung der<br />

Familie durch uns Pädagogen. Die<br />

Lücken füllen sich mit den zweiten<br />

Zähnen, aufbauend auf altbewährten<br />

und neuen Bereichen.<br />

„Erwachsenenzähne“ können<br />

sich nur ganzheitlich entwickeln,<br />

wenn das Gebiss bereit ist und<br />

die neuen Zahnwurzeln im<br />

Zahnfleisch mit Liebe,<br />

Geborgenheit, positiven<br />

Vorbildern und Gesundheit<br />

gepflegt werden.<br />

Der Grundstock ist<br />

bereit. Im Vorschulalter<br />

beginnt der wichtige Wandel,<br />

die Transformation. Wenn ihr im<br />

Team die Erwartungen und Vorstellungen<br />

des Kindes in dieser<br />

Zeit <strong>für</strong> euch erörtert habt, ist<br />

die nächste Frage: In welchen<br />

Bereichen können Fachkräfte<br />

ihre Entscheidungsmacht an die<br />

Kinder abgeben? Wie könnt ihr<br />

<strong>für</strong> die Kinder selbstbestimmte<br />

Aktionen im Alltag einbauen?<br />

Weiß sich das Kind zu helfen,<br />

wenn es am Frühstückstisch sein<br />

Getränk verschüttet hat? Wie<br />

reagiert das pädagogische Fachpersonal?<br />

Freundlich, gelassen<br />

und unterstützend? Oder mit genervtem<br />

Blick und meckernd den<br />

Lappen schwingend? Sind die<br />

Wasserkannen oder Saftflaschen<br />

zu schwer oder zu groß zum Einschenken<br />

in ein Glas?<br />

Viele Kleinigkeiten gilt es<br />

zu beobachten und analysieren.<br />

Für die Kinder<br />

ist es ein kleiner Schritt<br />

Richtung Selbstständigkeit<br />

und Selbstbestimmung. Dadurch<br />

wächst das Vertrauen in sich.<br />

Dann traut sich das Kind auch<br />

neue Aufgaben zu und die Explorationsfreude<br />

wächst.<br />

Von der Vorbereitung zum<br />

ersten Treffen<br />

In die partizipativen Vorschulprojekte<br />

müssen nicht nur die pädagogischen<br />

Fachkräfte reinwachsen,<br />

sondern auch die Kinder. Es<br />

ist nicht so einfach <strong>für</strong> jedes Kind,<br />

seine Meinung zu sagen, zu vertreten<br />

und Kompromisse in der<br />

Gruppe zu schließen.<br />

In der ersten Stunde erarbeitest<br />

du mit den Kindern die Gesprächsregeln.<br />

Mögliche Fragen<br />

<strong>für</strong> den Austausch:<br />

• Was brauchst du, damit du in<br />

Ruhe sprechen kannst?<br />

• Wie verhältst du dich, wenn ein<br />

anderes Kind reden möchte?<br />

• Was machen wir, wenn sich ein<br />

Kind nicht an die Absprachen<br />

hält?<br />

Gestaltet gemeinsam ein Plakat,<br />

mit kleinen gemalten Bildern oder<br />

von dir mitgebrachten ausgedruckten<br />

Comics. Auch pantomimisch<br />

dargestellte Kommunikationsregeln<br />

könnt ihr nutzen und<br />

fotografieren. So gestaltet ihr die<br />

Regeln anhand von Fotos. Kinder<br />

dieser Altersgruppe können die<br />

Kamera betätigen und sich geeig‐<br />

30


Kinder<br />

nete Szenen ausdenken, wie<br />

zum Beispiel „Leise sein, wenn<br />

ein anderer spricht.“<br />

Die erste<br />

Gruppenentscheidung<br />

Für die erste Gruppenentscheidung<br />

könnte der Name der<br />

Vorschulgruppe zur<br />

Diskussion stehen.<br />

Jedes Kind äußert<br />

seinen Vorschlag.<br />

In vielen Einrichtungen<br />

werden mittlerweile<br />

Kinderkonferenzen abgehalten.<br />

Die Kinder dort kennen das<br />

Verfahren des Abstimmens und<br />

brauchen keine Vorbereitung.<br />

Falls Abstimmungen <strong>für</strong> deine<br />

Vorschüler neu sind, dann kläre,<br />

was demokratische Abstimmung<br />

bedeutet.<br />

Nimm ein Tuch, einen Stein, eine<br />

Blume oder ähnliches mit in die<br />

Runde. Das dient zur Unterstützung<br />

beim Reden, woran man<br />

sich festhalten kann, und <strong>für</strong> die<br />

anderen ist es sichtbar, wer jetzt<br />

das Sagen hat.<br />

Vor einigen Jahren hatte ein Kind<br />

die Idee, statt dem von mir mitgebrachten<br />

Chiffontuch, seine neue<br />

Hai-Figur mit den vielen Zähnen<br />

zu nutzen. Die Kinder waren alle<br />

begeistert und in besagtem<br />

Jahr gab<br />

es bei uns<br />

den Gesprächs‐<br />

hai, der die Kinder unterstützte.<br />

Nachdem die Kinder ihre Gedanken<br />

auf einem Zettel skizziert<br />

haben, stimmen sie ab.<br />

Manchmal müsst ihr Kompromisse<br />

schließen. Unsere Kinder<br />

waren auch schon mal die Hasen-<br />

Dinosaurier-Gruppe (gleiche<br />

Anzahl an Stimmen). Daraus<br />

entstanden weitere<br />

Projektideen, wie ein<br />

Logo gestalten, Plakate<br />

von den verschiedenen<br />

Dinosauriern entwerfen und<br />

den jüngeren Kindern zeigen und<br />

erklären. Eine Hasenturnstunde<br />

mit Hindernisspringen und Haken<br />

schlagen. Lass dich ein auf die<br />

kreativen Ideen der Kinder und<br />

bringe auch eigene mit ein. Du<br />

bist ein Teil der Gruppe und auch<br />

deine Stimme zählt.<br />

Regeln der partizipativen<br />

Vorschulpädagogik<br />

Die pädagogische Fachkraft beobachtet,<br />

hört zu, ist verlässlich,<br />

unterstützt, hat selbst Motivation<br />

und Freude am Tun und ist stets<br />

im wertschätzenden positiven<br />

Dialog mit den Kindern. Projekte<br />

werden von den Kindern angeregt<br />

und ausgesprochen. Die<br />

Fachkraft hilft bei der Umsetzung,<br />

initiiert das Projekt mit den<br />

Ideen und der Unterstützung<br />

der<br />

Kinder weiter.<br />

Gedanken der Kinder werden nie<br />

abgeschmettert, sondern wohlwollend<br />

und wertschätzend aufgenommen.<br />

Partizipation fördert<br />

Selbstvertrauen<br />

Bei einer Gesprächsrunde zum<br />

Thema: Was möchtest du beim<br />

ersten Schulbesuch sehen, lernen<br />

und verstehen? Was interessiert<br />

dich am meisten?, meinte ein<br />

Junge, er würde gerne wissen,<br />

wie das Pippi entsteht und wohin<br />

man die Kacke bringt. Erstmal gab<br />

es wildes Gelächter in der Gruppe,<br />

doch der Junge erinnerte alle<br />

daran, dass er den Gesprächshai<br />

in der Hand halte und alle zuhören<br />

sollen. Ihn interessiere es, wie<br />

das Wasser, das er trinkt, gelb ins<br />

Klo gepieselt werden könne. Somit<br />

beschäftigten wir uns in den<br />

nächsten Stunden mit Verdauung<br />

und dem Abwasserkanal.<br />

Probiere es aus, der pädagogische<br />

Alltag lebt und erblüht wieder<br />

neu mit den Ideen der Kinder.<br />

In der nächsten Ausgabe „<strong>Pädagogik</strong><br />

<strong>für</strong> Dich“ werde ich die<br />

praktische Umsetzung von Projektideen<br />

an Beispielen erklären.<br />

Angelika Kirn ist Erzieherin und<br />

Praxisanleitung mit den Schwerpunkten<br />

Partizipation und Vorschularbeit.<br />

Mehr über<br />

Kinderrechte<br />

hier klicken<br />

31


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Angst, Unsicherheit und<br />

Vorfreude<br />

Der neue Lebensabschnitt in der Kita<br />

von Stephanie Wendle<br />

Montagvormittag, ein sonniger<br />

warmer Morgen. Felix zittert,<br />

er spürt die wärmenden Sonnenstrahlen<br />

nicht. Seine Hände<br />

sind schweißnass, die Kehle ist<br />

wie zugeschnürt, der Puls rast.<br />

Sein Blick wandert nach oben<br />

und er fühlt sich elend. Was<br />

soll er denn hier? Am liebsten<br />

würde er wieder umkehren.<br />

Schnell nach Hause, wo es<br />

sicher <strong>für</strong> ihn ist und er sich geborgen<br />

fühlt. Er hat Angst und<br />

steht unter sogenanntem negativem<br />

Stress, dem Distress.<br />

Felix‘ Körper hat in Sekundenschnelle<br />

alle Mechanismen<br />

in Bewegung gesetzt, die uns<br />

schon seit Urzeiten das<br />

Überleben sichern.<br />

Für das Entstehen<br />

der Angst sind verschiedene<br />

Bereiche<br />

im Gehirn verantwortlich.<br />

Dort werden<br />

angstmachende Reize<br />

verarbeitet und eine Reihe<br />

von Abläufen in Gang gesetzt.<br />

Es wird zum Beispiel erhöhtes<br />

Adrenalin, Cortisol und Dopamin<br />

ausgeschüttet. Das hat zur Folge,<br />

dass das Herz anfängt zu rasen,<br />

der Blutdruck steigt, die Atmung<br />

wird flach, die Kehle ist wie zugeschnürt<br />

und die Sinne sind<br />

geschärft. Außerdem befinden<br />

sich die Muskeln jetzt in erhöhter<br />

Anspannung, um schnell reagieren<br />

zu können.<br />

Alles anders als daheim<br />

Die Tür, vor der Felix steht, führt<br />

in die Kita. Felix ist drei Jahre alt<br />

und heute ist sein erster Kita-Tag.<br />

Gott sei Dank ist er nicht allein.<br />

An seiner Seite ist seine Mama<br />

und die beugt sich zu ihm herunter,<br />

drückt fest seine Hand<br />

und lächelt ihm aufmunternd<br />

zu. Gemeinsam betreten Sie die<br />

Kita. Felix schlägt eine Mischung<br />

aus Lärm, Stimmengewirr und<br />

fremden Gerüchen entgegen. Er<br />

hält die Hand seiner Mama fest,<br />

gibt sie ihm doch ein Gefühl der<br />

Sicherheit. Auf dem Weg zur<br />

Garderobe treffen sie auf viele lachende<br />

und spielende Kinder. Die<br />

Geräuschkulisse löst Unbehagen<br />

in ihm aus, zu Hause<br />

war es viel ruhiger.<br />

Die ersten Tage<br />

verbringt er gemeinsam<br />

mit seiner<br />

Mama in der Kita.<br />

Sie erkunden gemeinsam<br />

die Räume,<br />

knüpfen erste Kontakte zu<br />

anderen Kindern und Erzieherinnen,<br />

spielen in der Puppenecke<br />

und bauen im Bauzimmer einen<br />

großen Turm. Mit jedem Tag<br />

wird er etwas sicherer. Zweimal<br />

geht sogar Papa mit, der sich<br />

extra frei genommen hat, um die<br />

Kita kennenzulernen. An diesen<br />

Tagen zeigt Felix ihm alles und<br />

ist ganz stolz, dass er sich schon<br />

so gut auskennt. Die anfängliche<br />

Angst verschwindet allmählich<br />

und er wird immer neugieriger.<br />

Felix kann jetzt schon ohne seine<br />

Mama mit den Kindern spielen. Er<br />

ist aber froh, dass er immer wieder<br />

zu ihr gehen kann, auch wenn<br />

sie jetzt etwas abseits sitzt. Sieht<br />

sie entspannt aus und lächelt,<br />

ist alles in Ordnung. Felix lernt<br />

langsam die Abläufe und Regeln<br />

kennen und braucht seine Mama<br />

immer weniger.<br />

Anderes Kind, andere<br />

Gefühle<br />

Vor der gleichen Tür stehen ein<br />

paar Tage später die dreijährige<br />

Marie und ihre Mama. Sie ist aufgeregt<br />

und hüpft wie ein Gummiball<br />

von einem Bein auf das<br />

andere. Seit Tagen spricht Marie<br />

von nichts anderem, so sehr hat<br />

sie sich auf diesen Tag gefreut.<br />

Auch Maries Körper steht unter<br />

Strom. Ihre Haut kribbelt, als<br />

würden tausend Ameisen darüber<br />

32


Kinder<br />

laufen. Genau wie bei Felix laufen<br />

in Maries Körper automatisch die<br />

Mechanismen ab, die uns schon<br />

seit Urzeiten beschützen. Stresshormone<br />

wie etwa Adrenalin,<br />

Noradrenalin und Cortisol werden<br />

ausgeschüttet. Gehirn und<br />

Muskeln steht mehr Sauerstoff<br />

zur Verfügung, der Herzschlag<br />

beschleunigt sich, Blutdruck und<br />

Blutzuckerspiegel steigen an. Wir<br />

sind voller Energie. Bei Marie ist<br />

aber der Auslöser ein anderer als<br />

bei Felix. Bei<br />

Marie ist<br />

es<br />

die Freude und Aufregung. Sie<br />

steht unter sogenanntem positivem<br />

Stress, auch Eustress genannt.<br />

Erkunden mit Begeisterung<br />

Sie kann es kaum erwarten und<br />

sobald die Tür sich öffnet, stürmt<br />

sie hinein und zieht ihre Mama<br />

mit sich. Vom ersten Moment an<br />

machen Marie der Trubel und die<br />

lachenden und lärmenden Kinder<br />

nichts aus.<br />

Nachdem sie ihre Sachen verstaut<br />

haben, geht sie sofort auf<br />

die spielenden Kinder zu. Auch<br />

Marie erkundet mit ihrer Mama in<br />

den nächsten Tagen die Räume.<br />

Das Kreativzimmer hat es ihr am<br />

meisten angetan und sie malt<br />

eifrig ein Bild nach dem anderen.<br />

Im Gegensatz zu Felix braucht<br />

sie ihre Mama schnell nicht mehr.<br />

Bald sitzt diese abseits und freut<br />

sich darüber, dass Marie schon so<br />

selbstständig und offen ist.<br />

Den Zeitpunkt bestimmen<br />

Erwachsene<br />

So wie Felix oder Marie geht es<br />

vielen Kindern beim Neustart in<br />

die Kita. Sie kennen bis zu diesem<br />

Zeitpunkt nur das Zusammenleben<br />

mit der Familie. Das Zuhause<br />

ist ein sicherer Hafen, in dem<br />

sie all ihren Bedürfnissen<br />

nachgehen<br />

können. In<br />

den<br />

meisten<br />

Fällen<br />

werden<br />

Kinder<br />

nicht<br />

gefragt, ob sie bereit da<strong>für</strong> sind,<br />

in die Kita zu gehen. Wenn die<br />

Mutter wieder in den Beruf<br />

einsteigen möchte, bleibt ihnen<br />

nichts anderes übrig. Zum körperlichen<br />

Stress kommt der psychische<br />

Stress. Sie wissen nicht, was<br />

auf sie zukommt, und oft sind<br />

Kinder wie Felix emotional noch<br />

nicht bereit diesen Schritt zu tun.<br />

Eingewöhnungsfaktor Zeit<br />

Nach dem erfolgreichen Kennenlernen<br />

der Kita ist es enorm<br />

wichtig, dass die Kinder von den<br />

Fachkräften und ihren Familien<br />

die Zeit bekommen, die sie brauchen,<br />

um richtig anzukommen. In<br />

der Kita gibt es deshalb im besten<br />

Fall ein gutes Eingewöhnungskonzept,<br />

das unter dem Fokus<br />

der frühkindlichen Entwicklung<br />

erarbeitet wurde. Im Mittelpunkt<br />

steht dabei immer das einzelne<br />

Kind. Der Übergang aus der Familie<br />

in die Kita ist der prägendste<br />

Neustart im Leben. Verläuft er<br />

gut und sanft und ist an den Bedürfnissen<br />

und dem individuellen<br />

Tempo des Kindes angepasst,<br />

wird es später beim Übergang<br />

in die Schule davon profitieren<br />

können. Dabei spielt es keine<br />

Rolle, ob es eine, zwei oder sechs<br />

Wochen dauert, denn das lässt<br />

sich nie genau vorhersagen.<br />

Wenn du mit Eltern die Eingewöhnung<br />

planst, gib zu Bedenken,<br />

dass sie sich genügend<br />

Zeit einplanen sollten. Hier<strong>für</strong><br />

lohnt sich die Absprache mit dem<br />

Arbeitgeber, um Zeitdruck zu vermeiden.<br />

Stephanie Wendle ist Erzieherin<br />

und zertifizierte Praxisanleitung.<br />

33


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Sieben Impulse <strong>für</strong>s neue Kita-Jahr<br />

Was die Kitaleitung <strong>für</strong> ihr Team tun kann<br />

von Miriam Fisseni<br />

Ihr startet nach den Ferien in ein neues Kita-Jahr.<br />

Die vergangenen beiden Jahre waren anders. Sie<br />

waren kräftezehrend und nicht immer einfach.<br />

Umso wichtiger ist es, deine Kräfte nun zu bündeln,<br />

deinem Team eine Führungskraft zu sein, mit Zielen<br />

und auch mit Visionen. Beginne mit kleinen Impulsen<br />

zu signalisieren, ich schätze euch, ich nehme<br />

euch wahr und wir starten gemeinsam in ein neues<br />

Jahr voller positiver Momente mit herzlichem Kinderlachen.<br />

So gestaltest du ein WIR-Gefühl.<br />

Nutze hier<strong>für</strong> gerne diese sieben Impulse, sie sind<br />

meist leicht und mit kleinem Aufwand im Alltag zu<br />

integrieren, können jedoch viel bewirken.<br />

1. Ich wünsche dir<br />

Nimm dir die Zeit jedem deiner Teammitglieder<br />

nach den Ferien eine „Ich<br />

wünsche dir<strong>–</strong>Karte“ zu schenken. Notiere<br />

hierauf ein paar individuelle Zeilen zu<br />

allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

auch neue Auszubildende solltest du<br />

nicht vergessen.<br />

2. „Guten Morgen“ und „Schönen<br />

Feierabend“<br />

Nimm dir am Morgen ein paar Minuten<br />

Zeit, in jede Gruppe beziehungsweise<br />

jeden Bereich zu gehen und deinen Fachkräften<br />

„Guten Morgen“ zu sagen. Auch<br />

wenn du in den Feierabend gehst, solltest<br />

du dich bewusst verabschieden. Plane dir<br />

hier<strong>für</strong> einen kleinen zeitlichen „Puffer“<br />

ein, um terminlich selbst nicht ins Rotieren<br />

zu geraten, häufig entstehen noch<br />

kurze informelle Gespräche, die so viel<br />

wert sind.<br />

3. Wochenimpuls<br />

Bringe im Eingangsbereich deiner Einrichtung<br />

eine Pinnwand an und gestalte<br />

diese, vielleicht auch gemeinsam mit den<br />

Kindern. Sie kann jahreszeitlich dekoriert<br />

sein oder Symbole aufzeigen, die<br />

dir wichtig sind. Es sollte ein Rahmen <strong>für</strong><br />

ein DIN-A 4 Blatt geschaffen werden,<br />

auf dem du wöchentlich einen neuen<br />

Impuls, ein Zitat oder auch eine schöne<br />

Situation aus der Kita anbringst. So haben<br />

die Familien, dein Team und weitere<br />

Interessierte die Möglichkeit, am Eingang<br />

kurz innezuhalten und diesen Gedanken<br />

wirken zu lassen.<br />

Freitagsimpulse<br />

hier klicken<br />

34


Kitaleitung/Fachkräfte<br />

4. Geburtstagskarte<br />

Nimm die Geburtstage deiner Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in den Blick und<br />

überrasche jedes Teammitglied in diesem<br />

Jahr mit einer Karte zum Geburtstag.<br />

Halte im Alltag einmal bewusst die Augen<br />

offen nach schönen Karten, die dann<br />

vielleicht besonders gut zu den einzelnen<br />

Personen passen. Diese noch individuell<br />

beschriftet: Eine tolle Form der Wertschätzung!<br />

5. Teamsitzung mal anders<br />

Nimm dir bewusst die Zeit, die Teamsitzungen<br />

individuell zu gestalten. Vielleicht<br />

lädst du zu einem Spaziergang ein, bei<br />

dem ihr über Fragen ins Gespräch kommt,<br />

die du vorher ins Team gegeben hast oder<br />

du lässt die ortsansässige Buchhandlung<br />

neue Kinderbücher vorstellen, um gemeinsam<br />

auszuwählen, was angeschafft<br />

werden kann. Gib dir und deinen Fachkräften<br />

Zeit, miteinander zu kommunizieren<br />

und zu kooperieren.<br />

6. Newsletter<br />

Nutze im Rahmen eines monatlichen<br />

Newsletters die Möglichkeit, eure pädagogische<br />

Arbeit transparent zu machen.<br />

Hier<strong>für</strong> kann jede Gruppe beziehungsweise<br />

jeder Bereich einen Newsletter<br />

oder einen klassischen Aushang gestalten,<br />

welcher den Familien darlegt, was in diesem<br />

Monat thematisiert wurde. Darüber<br />

hinaus könnt ihr am Ende des jeweiligen<br />

Monats über die Newsletter auch im<br />

Team ins Gespräch kommen. So erfahren<br />

alle, was in den anderen Bereichen in den<br />

letzten Wochen passiert ist.<br />

7. Feedbackkarten<br />

Führe in deiner Einrichtung Feedbackkarten<br />

ein, die positive Momente aufzeigen.<br />

Gestalte hier<strong>für</strong> im Teamzimmer eine<br />

Pinnwand. Hier solltest du leere Karteikarten<br />

bereitstellen. Nun können alle individuelles<br />

Feedback geben, beispielsweise<br />

zu Projekten, Situationen oder Gefühlen.<br />

Die Fachkräfte fühlen sich so untereinander<br />

wahrgenommen und wertgeschätzt.<br />

In der Teamsitzung könnt ihr die Feedbacks<br />

auch immer mal wieder thematisieren<br />

und so den Austausch untereinander<br />

fördern.<br />

Miriam Fisseni ist Sozialpädagogin,<br />

Kita-Leitung und Autorin.<br />

35


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Lernen und entwickeln in<br />

freier Natur<br />

Ein Tag im Waldkindergarten<br />

von Melanie May<br />

Es ist kurz vor 8.00 Uhr <strong>–</strong> warm<br />

eingepackt stehe ich bei 10<br />

Grad und strahlendem Sonnenschein<br />

an unserer kleinen<br />

Holzhütte, die als Treffpunkt<br />

dient. Noch ist es still, doch das<br />

wird sich bald ändern. Nach<br />

und nach treffen die 25 Kinder<br />

des BRK Montessori Waldkindergartens<br />

ein, hängen ihre<br />

Rucksäcke an die da<strong>für</strong> vorgesehenen<br />

Haken und beginnen,<br />

die Umgebung hier auf dem<br />

Sammelplatz zu erkunden.<br />

In der Natur gibt es jeden Tag so<br />

viel Interessantes zu entdecken.<br />

Kein Tag gleicht dem anderen<br />

und jede Jahreszeit hat ihre Besonderheiten.<br />

Wenn dann gegen<br />

8.15 Uhr alle Kinder angekommen<br />

sind, wird der Bollerwagen<br />

beladen, und schon beginnt der<br />

Fußmarsch zum Basisplatz in<br />

den Wald. Bereits auf dem Weg,<br />

vorbei an einem Weiher, erleben<br />

die Kinder die Umwelt hautnah<br />

und sammeln so wichtige Naturerfahrungen.<br />

Das freie Spiel<br />

Im Waldkindergarten beschäftigen<br />

sich die Kinder fast ausschließlich<br />

mit den Materialien,<br />

welche die Natur bietet: Erde,<br />

Wasser, Steine, Stöcke laden zum<br />

freien Spiel ein. So kann jedes<br />

Kind ohne festen Spielplan tätig<br />

werden. Das freie Spiel in und mit<br />

der Natur gibt den Kindern die<br />

Möglichkeit, mit allen Sinnen ihre<br />

Welt zu erkunden.<br />

Durch die Vielfalt an Form, Größe,<br />

Gewicht und Beschaffenheit<br />

der Naturmaterialien, erleben<br />

die Kinder immer wieder neue<br />

körperliche Erfahrungen und<br />

Herausforderungen. Das schärft<br />

den Gleichgewichtssinn und<br />

fördert Bewegungssicherheit.<br />

Zudem wird das Selbstvertrauen<br />

durch diese Entwicklung<br />

gestärkt.<br />

Der Wald ist die<br />

perfekte Umgebung,<br />

um wichtige<br />

Erfahrungen<br />

im Bereich der<br />

körpernahen Sinne<br />

wie Sehen, Hören,<br />

Fühlen, Riechen zu erleben.<br />

Durch die Vielfalt und die Veränderlichkeit<br />

der Materialien eröffnen<br />

sich unzählige Möglichkeiten<br />

zum ganzheitlichen Entdecken<br />

und Lernen. Der Aufenthalt in der<br />

Natur fördert die Gesundheit und<br />

ist ein idealer Erlebnisraum.<br />

Partizipation in der Natur<br />

Das freie Spiel wird im Waldkindergarten<br />

ergänzt durch Projekte<br />

und Angebote, wie etwa Werken,<br />

Pflege von Pflanzen, Bilderbuchbetrachtungen<br />

oder individuelle<br />

Angebote, Experimente und<br />

Naturbeobachtungen, je nach<br />

Interesse der Kinder im Rahmen<br />

der Partizipation.<br />

Die ursprüngliche Idee des Waldkindergartens<br />

stammt aus Dänemark.<br />

Dort wurde 1954 der erste<br />

Waldkindergarten gegründet. Erst<br />

im Jahr 1993 entstand in Flensburg<br />

der erste deutsche staatlich<br />

anerkannte Waldkindergarten.<br />

Der wesentliche Unterschied zu<br />

konventionellen Kindergärten<br />

besteht darin, dass die betreuten<br />

Kinder den Tag in der freien Natur<br />

verbringen. Die Aktivitäten im<br />

Freien finden bei jedem Wetter<br />

statt. Einschränkungen<br />

gibt es nur bei witterungsbedingten<br />

gefährdenden Situationen,<br />

wie etwa<br />

Sturm, Gewitter,<br />

extreme Kälte oder<br />

Glatteis. Für diese Fälle<br />

steht jedem Waldkindergarten<br />

ein Schutzraum außerhalb<br />

des Waldes zur Verfügung.<br />

Ankunft am Basisplatz<br />

Mittlerweile haben wir unseren<br />

Weg hinter uns gebracht und<br />

erreichen nach etwa 20 Minuten<br />

Fußweg den Basisplatz. Hier<br />

befindet sich unser Fuchsbau,<br />

eine Holzhütte, ausgestattet mit<br />

Tischen und Hockern, Leseecke,<br />

Gasheizung, Biotoilette und den<br />

Dingen, die wir während unserer<br />

Zeit im Wald benötigen. Zudem<br />

haben wir auf dem Gelände<br />

einen überdachten Brotzeittisch<br />

36


Kinder<br />

mit Baumstämmen als Hocker.<br />

Dort können die Kinder nach<br />

dem gemeinsamen Morgenkreis<br />

frühstücken oder sich einen Platz<br />

suchen, um am Tisch kreativ zu<br />

werden oder sich auszuruhen.<br />

Die meisten Kinder gehen erst<br />

einmal auf Entdeckungstour und<br />

erforschen das Waldgelände im<br />

freien Spiel. Unser Waldkindergarten<br />

hat keine Umzäunung.<br />

Die Kinder wissen jedoch genau,<br />

wie weit sie sich von der Hütte<br />

entfernen dürfen und welche Bereiche<br />

verboten sind. Momentan<br />

befindet sich eine große Pfütze<br />

direkt neben unserer Hütte.<br />

Diese lädt die Kinder ein, darin<br />

zu hüpfen oder mit dem Eimer<br />

Wasser <strong>für</strong> das experimentelle<br />

Spiel zu schöpfen. Nicht selten<br />

wird die Kleidung hierbei auf eine<br />

harte Probe gestellt.<br />

Gut ausgestattet in den<br />

Wald<br />

Eine wichtige Voraussetzung, um<br />

mit Freude und Motivation in den<br />

Waldtag zu starten ist daher die<br />

passende Kleidung. Hier gilt es,<br />

auf hochwertige, praktische und<br />

bequeme Kleidung zu achten.<br />

Die Kinder verbringen auch bei<br />

regnerischem Wetter nahezu den<br />

ganzen Tag im Freien und haben<br />

große Freude am<br />

Experimentieren<br />

mit<br />

Wasser<br />

und Matsch. Eine robuste und<br />

strapazierfähige Regenkleidung<br />

kostet zwar etwas mehr, hält<br />

da<strong>für</strong> länger und bietet <strong>für</strong> die<br />

Kinder hohen Tragekomfort. Hier<br />

kann man sich bereits bei der<br />

Anmeldung im Waldkindergarten<br />

Tipps holen und vielleicht auch<br />

zu klein gewordene Kleidung von<br />

größeren Waldkindern übernehmen.<br />

Bei unseren Holzfüchsen ist der<br />

Großteil der Kinder gerade ins<br />

freie Spiel vertieft. Sie sammeln<br />

Steine, konstruieren mit Stöcken,<br />

matschen an der Pfütze oder<br />

ernten Himbeeren von den<br />

Sträuchern, die entlang<br />

der Hütte wachsen.<br />

Einige unserer<br />

Vorschulkinder<br />

haben sich<br />

in die Hütte<br />

zurückgezogen<br />

und beschäftigen<br />

sich mit<br />

einem Experi‐<br />

Zur Kita<br />

hier klicken<br />

ment. Währenddessen helfen<br />

andere Kinder der Erzieherin,<br />

die Tische <strong>für</strong> das Mittagessen<br />

vorzubereiten. Dieses wird von<br />

einer Kollegin gerade mit dem<br />

Bollerwagen vom Kindergarten,<br />

dem die Holzfüchse angegliedert<br />

sind, abgeholt. Dann gibt es<br />

Mittagessen. Kürbiscremesuppe<br />

und Gemüserisotto. Gerade an<br />

kühleren Tagen wärmt die Suppe<br />

und gibt den Kindern neue<br />

Energie <strong>für</strong> die restliche Zeit im<br />

Wald. Gegen 13.30 Uhr säubern<br />

die Kinder zusammen mit den Pädagoginnen<br />

das Gelände und die<br />

Hütte. Dann geht es zurück zum<br />

Bringplatz. Dort warten bereits<br />

die Eltern und empfangen glückliche<br />

und ausgepowerte Kinder,<br />

die viel über ihren Tag im Wald zu<br />

erzählen haben.<br />

Melanie May ist diplomierte<br />

Sozialpädagogin und Kitaleitung.<br />

37


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

Kindertränen im<br />

Eingewöhnungsprozess<br />

Vom liebevollen Loslassen und Ankommen<br />

von Ulrike Karner<br />

Das Herzenswunschkind fremden<br />

Menschen anzuvertrauen,<br />

erfordert viel Mut und Zuversicht.<br />

Mein Sohn war bei der<br />

Eingewöhnung in den Kindergarten<br />

etwas über zwei Jahre<br />

und konnte sich sprachlich gut<br />

verständlich machen. Doch<br />

würde er es auch sagen, wenn<br />

er Hilfe braucht oder Durst<br />

hat? Würden seine Erzieher<br />

bemerken, wenn andere ihn<br />

benachteiligen?<br />

Zur Vorbereitung auf das neue<br />

Abenteuer wurden wir zum<br />

Elternabend eingeladen. Ich saß<br />

dort eingequetscht mit all meinen<br />

Unsicherheiten zwischen anderen<br />

Eltern auf einer niedrigen Turnbank.<br />

In einem Film wurde ein<br />

vierzehnmonatiger Junge beispielhaft<br />

von seinem Vater eingewöhnt.<br />

In den Trennungsphasen<br />

begann der Junge zu weinen und<br />

wurde dann von den Erziehern<br />

getröstet und mit Spielzeug abgelenkt.<br />

An mehr kann ich mich nicht<br />

mehr erinnern, da ich längst in<br />

meinen eigenen Film gewechselt<br />

hatte. Ich sträubte mich gegen<br />

die Vorstellung, mein weinendes<br />

Kind in einer unsicheren Situation<br />

mit wenig vertrauten Menschen<br />

zurückzulassen <strong>–</strong> eigentlich zu<br />

verlassen. Würde ich damit die sichere<br />

Bindung gefährden, die ich<br />

zu meinem Kind geknüpft hatte?<br />

Für mich war klar: Das schaffe ich<br />

nicht. Deswegen musste der andere<br />

Elternteil die Eingewöhnung<br />

übernehmen.<br />

Konsequent verabschieden?<br />

Es gab streckenweise Tränen<br />

beim Abschied und pädagogische<br />

Diskussionen mit den Pädagoginnen<br />

und Pädagogen, wie darauf<br />

zu reagieren wäre. Die Aufforderung,<br />

unser Kind trotz Tränen<br />

konsequent zu verabschieden,<br />

weil es sich in der Gruppe schnell<br />

beruhigt, fanden wir beide nicht<br />

hilfreich. Mein Sohn gewöhnte<br />

sich im Kindergarten ein, obwohl<br />

wir keine zufriedenstellende Lösung<br />

gefunden hatten.<br />

Ein Jahr später trat meine Tochter<br />

in unser Leben <strong>–</strong> und damit<br />

die Weigerung meines Sohnes,<br />

weiter den Kindergarten zu besuchen.<br />

Wieso sollte er in den Kindergarten<br />

gehen müssen, wenn<br />

seine kleine Schwester zu Hause<br />

bleiben durfte? Damit standen<br />

mühselige Verhandlungen jeden<br />

Tag auf unserem Frühstückstisch,<br />

die mich nach und nach<br />

zermürbten. Wir verkürzten die<br />

Kindergartenwoche auf drei bis<br />

vier Tage und probierten erfolglos<br />

unterschiedlichste Verführungsund<br />

Überredungstaktiken aus. Ich<br />

wusste nicht mehr weiter, spürte<br />

jedoch, dass ich auch exklusive<br />

Zeit mit meiner Tochter verbringen<br />

wollte und mein Sohn von<br />

den Angeboten im Kindergarten<br />

profitieren konnte. Und dann kam<br />

der Tag, an dem mich mein Sohn<br />

eine wichtige Lektion lehrte …<br />

Nie wieder<br />

An diesem Morgen verfrachtete<br />

ich meinen widerständigen,<br />

knapp Vierjährigen in den Kindergarten.<br />

Er zog sich in der Garderobe<br />

aus und begann zu weinen,<br />

weil er wieder mit nach Hause<br />

gehen wollte. Eine Erzieherin, die<br />

er seit mittlerweile zwei Jahren<br />

kannte und mochte, zog ihn in<br />

den Arm und bedeutete mir mit<br />

einer wegweisenden Handbewegung<br />

zu gehen. Würde er sich<br />

gleich in ihrer Umarmung beruhigen?<br />

Mir wurde von Seiten der<br />

Pädagogen immer wieder rückgemeldet,<br />

dass er im Kindergarten<br />

ein fröhliches Kind und gut in die<br />

Gruppe integriert ist. Also ließ ich<br />

ihn mit einem dumpfen Gefühl im<br />

Bauch zurück.<br />

Als ich ihn zu Mittag abholte,<br />

setzte er sich in der Garderobe<br />

neben mich und bedachte mich<br />

mit einem vorwurfsvollen Blick.<br />

„Du bist gegangen, OBWOHL<br />

du gesehen hast, dass ich weine.<br />

Tu das NIE WIEDER!“, fauchte er<br />

mich an und verlor seither kein<br />

38


Wenn die Psychologin auch Mama ist<br />

Wort mehr darüber.<br />

Ich habe ihn nicht enttäuscht, da<br />

ich begriffen habe, wie richtig<br />

mein Gefühl damals am ersten<br />

Elternabend war: Könnten unsere<br />

Kleinen sich bereits sprachlich<br />

ausdrücken, würden wir sie nicht<br />

weinend zurücklassen,<br />

weil sie sich mit der<br />

Zeit schon „von<br />

selbst“ beruhigen.<br />

Sie würden uns<br />

sagen, dass sie<br />

von uns enttäuscht<br />

sind, weil<br />

wir ihr Vertrauen<br />

und unsere sichere<br />

Verbindung aufs Spiel<br />

setzen. Unsere Kinder<br />

hören doch nur zu weinen auf,<br />

weil sie sich an die Situation anpassen.<br />

Sie spüren genau, was<br />

wir uns von ihnen wünschen, und<br />

tun ihr Bestes, um unsere Erwartungen<br />

zu erfüllen.<br />

Kind zwei war meine<br />

Aufgabe<br />

Ein Jahr später war ich an der<br />

Reihe, unsere Tochter in den Kindergarten<br />

einzugewöhnen. Schon<br />

Wochen vorher hatte ich mich<br />

mit diesem großen Schritt auseinandergesetzt,<br />

damit ich mein<br />

zweites Herzenswunschkind ein<br />

Stück weiter loslassen konnte.<br />

Außerdem war <strong>für</strong> mich klar, dass<br />

ich sofort benachrichtigt werden<br />

möchte, wenn sie zu weinen beginnt,<br />

damit ich sie abholen kann.<br />

Ich wollte erst wieder zu arbeiten<br />

anfangen, wenn sie spürbar im<br />

Kindergarten angekommen<br />

war.<br />

Mit diesem Entschluss<br />

brachte<br />

ich das erste Mal<br />

meine BEIDEN<br />

Kinder in den<br />

Kindergarten.<br />

Die normalerweise<br />

recht geordneten<br />

fünf Familiengruppen,<br />

erlebte<br />

ich nun im Ausnahmezustand.<br />

Ich beobachtete Pädagogen, die<br />

den ganzen Vormittag weinende<br />

Babys am Arm herumschleppten,<br />

ihre Geduld verloren und Kinder<br />

anmotzten. Das Weinen der<br />

anderen Kinder irritierte meine<br />

Tochter, belastete aber auch alle<br />

anderen Kinder. Und ich entdeckte<br />

stille Kinder, die sich<br />

absonderten und in ihrer Trauer<br />

übersehen wurden. Dazwischen<br />

flatterten wir Eltern zwischen den<br />

Trennungsphasen mit unseren<br />

eigenen Geschichten im Gepäck<br />

ein und aus.<br />

Es war augenscheinlich eine<br />

Situation, die alle an ihre Grenzen<br />

und darüber hinaus trieb. Es<br />

fehlten noch einige Augenpaare,<br />

die Zeit <strong>für</strong> einen Blickwechsel<br />

hatten, und weitere Hände, die<br />

mit anpackten. Gerade in der Eingewöhnungszeit<br />

ist der Mangel<br />

an Fachpersonal in den Kindergärten<br />

am deutlichsten sichtbar.<br />

Doch auch die Ansprüche von<br />

uns Eltern können zur Verschärfung<br />

der Situation beitragen.<br />

Wenn wir unseren Kindern nicht<br />

genügend Zeit lassen, um in<br />

unserer sicheren und liebevollen<br />

Begleitung anzukommen, setzen<br />

wir sie und ihre Erzieher unnötig<br />

unter Druck.<br />

Meine Tochter hat übrigens nicht<br />

geweint. Wir hatten auch den<br />

Vorteil, dass sie den Kindergarten<br />

kannte und mit ihrem Bruder im<br />

Garten spielen durfte. Mit ihr hat<br />

sich bestätigt: Tränen sind nichts<br />

Schlimmes, aber sie müssen nicht<br />

notwendigerweise Teil der Eingewöhnung<br />

sein.<br />

Ulrike Karner ist ausgebildete<br />

Elementarpädagogin und arbeitet als<br />

Psychologin und Autorin in Wien.<br />

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39


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Was Gogi dich noch fragen möchte:<br />

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www.wir-bauen-bruecken.com<br />

Verantwortlich: Philipp Bischoff<br />

Redaktion<br />

Marion Bischoff<br />

Kreuzbergstr. 17a, 66978 Clausen<br />

Layout, Design, Satz und Gestaltung<br />

Eva Martin<br />

Am Scherzacker 2, 36358 Herbstein<br />

Korrektorat<br />

Sandra Jungen <strong>–</strong> www.sandra-jungen.de<br />

Illustrationen Pädi und Gogi<br />

Tobias Thies <strong>–</strong> www.tobiasthies.de<br />

Titelbild<br />

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ISSN 2751-8434<br />

40


<strong>Pädagogik</strong> <strong>für</strong> Dich | Ausgabe 01/<strong>2022</strong><br />

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