Unter den Linden Ecke Charlottenstraße
ISBN 978-3-86859-736-3
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<strong>Unter</strong> <strong>den</strong> Lin<strong>den</strong><br />
<strong>Ecke</strong> <strong>Charlottenstraße</strong><br />
Geschichte eines traditionsreichen<br />
Berliner Bankhauses<br />
Wolfgang Schäche<br />
David Pessier
„Wer in der Zukunft lesen will,<br />
muss in der Vergangenheit blättern.“<br />
(André Malraux, 1901–1976)
INHALT<br />
Einleitung 7<br />
Zur städtebaulichen Entwicklung der Dorotheenstadt 9<br />
Zur baulichen Entwicklung des Blockareals 21<br />
<strong>Unter</strong> <strong>den</strong> Lin<strong>den</strong> – Bebelplatz – Behrenstraße – <strong>Charlottenstraße</strong><br />
Etappen der Baugeschichte des Bankstandortes 37<br />
der Disconto-Gesellschaft von 1856 bis 1925<br />
Die Entwicklung des Gebäudekomplexes 65<br />
von 1925 bis 1990<br />
Zum heutigen Gebäudebestand nach Um- und Ausbau 77<br />
für die Deutsche Bank<br />
Anhang 111<br />
Quellen- und Literaturverzeichnis 112<br />
Abbildungsquellen 114<br />
Personenregister 116<br />
Autoren 118<br />
Impressum 119
12
6 Plan des Polizei Revier No. 7<br />
mit <strong>den</strong> bis 1937 gelten<strong>den</strong><br />
Grundstücksnummerierungen der<br />
Dorotheenstadt, 1812<br />
5 Ausschnitt aus dem „Plan de la Ville<br />
de Berlin“ mit der Dorotheenstadt und<br />
Friedrichstadt, gezeichnet unter Leitung<br />
von Samuel Graf von Schmettau, 1748<br />
der durch einen Reitweg und vier Baumreihen nobilitierten Straße <strong>Unter</strong><br />
<strong>den</strong> Lin<strong>den</strong>, die auf das Stadtschloss (heute: Humboldt Forum) ausgerichtet<br />
war, und der Friedrichstraße, die einem „unendlichen Strahl“ gleich die<br />
Dorotheenstadt und Friedrichstadt in Nord-Süd-Richtung durchmaß, blieb<br />
dabei der städtebauliche Bezug und die räumliche Orientierung. Sie behielt,<br />
einge<strong>den</strong>k ihrer Ergänzungen nach Westen und nach Nor<strong>den</strong>, über mehr<br />
als 330 Jahre ihre Gültigkeit und stellte das geschichtliche Kontinuum dar.<br />
Die gesellschaftlichen Veränderungen und Brüche spiegelten sich hingegen<br />
in <strong>den</strong> zum Teil exzessiv wechseln<strong>den</strong> Überbauungen, die sich als Momente<br />
der Gleichzeitigkeit wie der Ungleichzeitigkeit bis heute in ihrer architektonischen<br />
Verschie<strong>den</strong>artigkeit vermitteln. Mehr als sechs Bebauungsgenerationen<br />
tauschten einander aus und brannten ihren jeweiligen Stempel in<br />
<strong>den</strong> Stadtgrundriss ein. So erlebte das beschei<strong>den</strong>e zweigeschossige Musterhaus<br />
der Stadtgründung seine Ablösung durch die dreigeschossigen Mietshäuser<br />
der Bautaxa von 1755 sowie der zur ästhetischen Nobilitierung des<br />
Stadtbildes errichteten Immediatbauten Friedrichs des Großen. Der barocke<br />
Hausbau erfuhr sodann seinen Austausch durch die klassizistische Bebauung<br />
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diese wiederum wurde massiv verdrängt<br />
von der gründerzeitlichen Prachtentfaltung und <strong>den</strong> nachfolgen<strong>den</strong><br />
exzessiven Bauwellen, welche Berlins Aufstieg zur Weltstadt manifestierten.<br />
Die während dieser Zeit zu Stein gewor<strong>den</strong>en motivischen Versatzstücke der<br />
13
7 Die Straße <strong>Unter</strong> <strong>den</strong> Lin<strong>den</strong><br />
mit Blick zum Stadtschloss, rechts<br />
das Schwedtsche Palais, Stich nach<br />
Zeichnung von Friedrich August Calau,<br />
um 1820<br />
8 Aufriss und Grundriss eines<br />
siebenachsigen Musterwohnhauses der<br />
ersten Bebauungsgeneration in der<br />
Dorotheenstadt und Friedrichstadt,<br />
entworfen von Philipp Gerlach, 1722<br />
9 Musterentwurf eines „hölzernen<br />
Gebäudes“ nach der Bautaxa von 1755<br />
14
10 Fassa<strong>den</strong>entwurf eines Königlichen<br />
Immidiatbaues für die Dorotheenstadt<br />
und Friedrichstadt, um 1776<br />
abendländischen Architekturgeschichte – baulicher Ausdruck der Kaiserzeit<br />
– kamen dabei mit vehementer Nutzungswandlung einher. Aus der einstmaligen<br />
Wohnstadt, durchsetzt mit übergeordneten Standorten der preußischen<br />
Krone, war über die Wende zum 20. Jahrhundert eine dichte und in<br />
ihren Funktionen vielschichtige Geschäftsstadt innerstädtischen Charakters<br />
gewor<strong>den</strong>, die zusammen mit der Friedrichstadt das vitale und pulsierende<br />
Zentrum der Stadt ausmachte.<br />
11 Vogelschau auf Berlin von Westen<br />
über die Dorotheenstadt gesehen,<br />
um 1900<br />
15
Institutsgebäude der Pädagogischen Fakultät errichtet, dem man die Fassade<br />
des zuvor in der Rathausstraße (vormals: Königsstraße) abgetragenen ehemaligen<br />
Gouverneurshauses vorblendete. 18<br />
Durch die Errichtung des Institutsbaus mit der „barocken Fassade“<br />
war die vielgesichtige Straßenfront des Blocks am Lin<strong>den</strong>boulevard in weitgehender<br />
Annäherung an die einstmalige Bebauung wiederhergestellt. Ihr<br />
folgten 1969/70 die Lückenschließungen in der <strong>Charlottenstraße</strong> 35a/36<br />
mit einem technisch nüchternen Gebäude für das Zentrum für Organisation<br />
und Datenverarbeitung (ZOD) sowie in der Behrenstraße 40/41 mit einem<br />
vergleichbar uninspirierten Neubau für die juristische Fakultät der Humboldt-Universität.<br />
19 Alle Blockkanten des Quartiers wiesen nunmehr wieder<br />
eine geschlossene Randbebauung auf und erfuhren bis zu <strong>den</strong> beginnen<strong>den</strong><br />
1990er Jahren keine baulichen Veränderungen mehr. Erst danach gab es,<br />
einhergehend mit erheblichen Nutzungswechseln, grundlegende Eingriffe<br />
in die Gebäudesubstanz. Sie galten primär der Sanierung, der technischen<br />
36 Neubau mit der wiederhergestellten<br />
Fassade der Königlichen Bibliothek und<br />
Blick in die Behrenstraße, Aufnahme<br />
1970<br />
37 Luftbild des Blockquartiers im<br />
Kontext des Stadtraumes, Aufnahme<br />
August 1990<br />
18 Das Gouverneurshaus war ein palaisartiges Gebäude, das 1721 nach Plänen von<br />
Friedrich Wilhelm Diterichs (auch: Dietrichs oder Dieterichs) unter Leitung<br />
seines Lehrers Martin Heinrich Böhme (1676–1725) erbaut wurde. Es befand<br />
sich bis zu seinem Abriss auf dem Grundstück Königstraße (heute Rathausstraße),<br />
<strong>Ecke</strong> Jü<strong>den</strong>straße. Allein seine die Fassade nobilitieren<strong>den</strong> Schmuck- und<br />
Gliederungselemente, wie das Portal, der Balkon und die mächtige Zierkartusche,<br />
wur<strong>den</strong> geborgen und in die Fassade des Neubaues <strong>Unter</strong> <strong>den</strong> Lin<strong>den</strong> 11<br />
(vormals: 36) integriert.<br />
19 Der Neubau ersetzte das stark beschädigte, aber wiederaufbaufähige ehemalige<br />
Wohnhaus für die Bibliotheksbeamten, welches sich auf dem Grundstück Behrenstraße<br />
40 befand, sowie das auf dem Grundstück Behrenstraße 41 befindliche<br />
Gebäude der Allgemeinen Witwenverpflegungsanstalt. Es war 1788–1794 nach<br />
Plänen von Friedrich Wilhelm Konrad Titel (1754–1840) gebaut wor<strong>den</strong> und<br />
diente nach 1834 der <strong>Unter</strong>bringung der Hofbediensteten von Prinz Wilhelm,<br />
dem späteren deutschen Kaiser. Sein baulicher Zustand galt wie der des benachbarten<br />
Bibliotheksbeamtenwohnhauses als erheblich beschädigt, aber ebenfalls<br />
wiederherstellbar. Dennoch wur<strong>den</strong> beide Gebäude zugunsten der bis heute<br />
existenten Neubebauung abgetragen.<br />
34
35
hinaus heute das älteste bauliche Zeugnis, das auf die Disconto-Gesellschaft<br />
und damit auf ein bedeutendes Kapitel deutscher Finanzgeschichte an diesem<br />
Standort verweist.<br />
Neubau an der Behrenstraße<br />
Das Jahrzehnt nach der Fertigstellung des Neubaus <strong>Unter</strong> <strong>den</strong> Lin<strong>den</strong><br />
war für das <strong>Unter</strong>nehmen indes durch anhaltendes wirtschaftliches<br />
Wachstum gekennzeichnet. Hinzu kam erstmals auch die Erweiterung der<br />
Geschäftsstandorte über Berlin hinaus. Im Verbund mit der Norddeutschen<br />
Bank in Hamburg hatte man bereits 1887 die Brasilianische Bank für Deutschland<br />
gegründet, die Zweigstellen unter anderem in Rio de Janeiro, Saõ Paulo<br />
und Bahia einrichtete, 1895 folgte die Bank für Chile und Deutschland mit<br />
Niederlassungen in Santiago de Chile, Valparaiso und Concepcion. 26 Im selben<br />
Jahr übernahm die Disconto-Gesellschaft die Norddeutsche Bank, die<br />
aber weiterhin eigenständig tätig blieb. Am 1. Januar 1900 eröffnete dann<br />
eine eigene Niederlassung der Disconto-Gesellschaft in der Londoner Fenchurch<br />
Street und wiederum ein Jahr später erfolgte die Übernahme der<br />
liquidierten Filiale des Bankhauses M. A. Rothschild in Frankfurt am Main.<br />
In der umfangreichen Publikation, die 1901 zum 50-jährigen Jubiläum der<br />
Disconto-Gesellschaft im Selbstverlag erschien, wur<strong>den</strong> diese Erfolge mit<br />
einer ausführlichen Darstellung der unterschiedlichen Geschäftsfelder und<br />
ihrer Entwicklung gewürdigt. 27 Die ebenfalls beigefügten Tabellen berichten<br />
ferner von einer Vervielfachung des Stammkapitals, der Bilanzsummen<br />
und des Personalstands, der bis zu diesem Zeitpunkt auf 573 Beschäftigte<br />
am Standort Berlin angewachsen war. Die mittlerweile sechsköpfige Direktion<br />
bestand aus <strong>den</strong> Geschäftsinhabern Adolph von Hansemann (Geh.<br />
Kommerzienrath), der 1872 in <strong>den</strong> Adelsstand erhoben wor<strong>den</strong> war, Alfred<br />
Lent (Baurath), Alexander Schoeller (Geh. Seehandlungsrath a. D.), Max<br />
Schinckel (Geschäftsführer der Norddeutschen Bank), Dr. jur. Arthur Salomonsohn<br />
(Rechtsanwalt a. D.) und Joseph Hoeter (Wirkl. Geh. Ober-Reg.-<br />
Rath, Ministerialdirektor a. D.).<br />
Vor dem Hintergrund ökonomischer Prosperität schloss sich noch innerhalb<br />
desselben Jahrzehnts auch eine weitere Etappe der baulichen Entwicklung<br />
und Expansion an. Sie bezog sich nunmehr wieder auf das ältere<br />
Stammhaus Behrenstraße 43/44, das <strong>den</strong> veränderten Anforderungen offenbar<br />
nur noch eingeschränkt entsprach: „Hier befan<strong>den</strong> sich die Kassen<br />
und Korrespon<strong>den</strong>zräume, auch die Dienstwohnungen in Gebäu<strong>den</strong>, welche<br />
abgesehen von einem älteren von Hitzig umgebauten Vorderhause, meist<br />
nur ein- und zweigeschossig waren und eine sehr mangelhafte Ausnützung<br />
26 Vgl. Direction der Disconto-Gesellschaft Berlin. Berlin o. J. [1921], S. 8.<br />
27 Vgl. Die Disconto-Gesellschaft 1851 bis 1901. Denkschrift zum 50jährigen<br />
Jubiläum. Berlin 1901, S. 22 ff.<br />
46
47 Straßenfront des Neubaus<br />
Behrenstraße 43/44 von Ludwig Heim,<br />
Aufnahme 1901<br />
des Geländes darstellten.“ 28 Zudem berichtete der hier zitierte Artikel der<br />
Deutschen Bauzeitung von Defiziten im Bereich der Kassen- und Effektenbüros<br />
sowie der Tresore. Insofern entschied sich die Disconto-Gesellschaft<br />
für einen kompletten Neubau auf dem Grundstück Behrenstraße 43/44 und<br />
beauftragte 1898 <strong>den</strong> Architekten Ludwig Heim (1844–1917) mit einer entsprechen<strong>den</strong><br />
Planung. Heim hatte an der Bauakademie in Berlin studiert,<br />
unter anderem bei Friedrich Hitzig gearbeitet und war, nach einigen Jahren<br />
im Staatsdienst, seit 1877 als Privatarchitekt tätig. Zu seinen wichtigsten Arbeiten<br />
in der Hauptstadt zählten bis zu diesem Zeitpunkt das Grand Hotel<br />
Bellevue (1887/88) und das Palasthotel (1892/93) am Potsdamer Platz sowie<br />
die direkt am Opernplatz (heute: Bebelplatz) gelegene Zentrale der Dresdner<br />
Bank (1887–1889) und die Preußische Bo<strong>den</strong>-Credit-Actien-Bank in der<br />
Voßstraße (1890). Vor allem die Referenz, die letztgenannten Bankhäuser<br />
projektiert zu haben – die Zentrale der Dresdner Bank stand nur wenige<br />
28 Deutsche Bauzeitung, 36. Jg., 1902, Nr. 76, S. 485.<br />
47
60 Arbeiten zur Aufstockung der<br />
bestehen<strong>den</strong> Gebäudeteile an der<br />
Behrenstraße und der <strong>Charlottenstraße</strong>,<br />
links im Anschnitt das ebenfalls<br />
eingerüstete Gebäude der Commerzund<br />
Privat-Bank (vorm. Berliner Bank),<br />
Aufnahme um 1923<br />
61 Der Gebäudekomplex der Disconto-<br />
Gesellschaft an der <strong>Ecke</strong> Behrenstraße,<br />
<strong>Charlottenstraße</strong> nach der Aufstockung<br />
durch Bielenberg & Moser, Aufnahme<br />
1929<br />
dieser Neubau der Disconto-Gesellschaft mit sechs Vollgeschossen sowie einem<br />
ausgebauten Dachgeschoss ausgeführt wurde und seine unmittelbaren<br />
Nachbarn – das eigene, auf Ende & Böckmann zurückgehende Gebäude<br />
<strong>Unter</strong> <strong>den</strong> Lin<strong>den</strong> 35 eingeschlossen – um ganze zwei Vollgeschosse überragte.<br />
Ein umlaufender Balkon über dem dritten Obergeschoss suchte zwar<br />
zur Traufhöhe des zu diesem Zeitpunkt ältesten Bestandteils des Ensembles<br />
zu vermitteln, <strong>den</strong>noch blieb der drastische Maßstabssprung zwischen <strong>den</strong><br />
Baugenerationen augenscheinlich.<br />
60
Wie robust und wenig zimperlich man bei der Anpassung der eigenen<br />
Baulichkeiten an veränderte Bedürfnisse agierte, zeigte sich schließlich auch<br />
an der 1922–1925 bei laufendem Geschäftsbetrieb ausgeführten Aufstockung<br />
der Bestandsgebäude in der Behrenstraße 42–45 und Charlotten straße<br />
35a/36. In Angleichung an die Höhenentwicklung des jüngsten Neubaus<br />
und in Fortsetzung seiner Architektur wur<strong>den</strong> hier straßenseitig jeweils drei<br />
Vollgeschosse aufgesetzt, was angesichts der vormaligen Geschossigkeit dieser<br />
Gebäudeteile nicht nur einen massiven baulichen Eingriff, sondern auch<br />
eine signifikante Veränderung der Gestalt bedeutete. So büßte das prächtige<br />
Hauptportal an der Behrenstraße seinen Giebel ein, das Kranzgesims und die<br />
Balustrade entfielen ebenfalls und darüber hinaus war die gesamte Proportion<br />
dieser Straßenfront merklich verschoben. Eine ver mittelnde respektive<br />
lindernde Funktion kam daher abermals dem umlaufen<strong>den</strong> Balkon zu, <strong>den</strong><br />
Bielenberg & Moser an dieser Stelle geschickt einsetzten, um optisch <strong>den</strong> unteren<br />
Teil um ein Geschoss zu strecken und einen Aufsatz von lediglich zwei<br />
Vollgeschossen zu suggerieren. Gleichzeitig gelang mit dieser Ausbildung<br />
eine gleichförmige architektonische Verklammerung, die alle Bestandteile<br />
des Bauensembles – abgesehen vom „ältesten Altbau“ <strong>Unter</strong> <strong>den</strong> Lin<strong>den</strong> 35 –<br />
nunmehr erkennbar zu einer eindrucksvollen Einheit zusammenfasste.<br />
Die neue Höhenentwicklung rief dabei sehr wohl auch Kritik hervor.<br />
Nachdem unmittelbar zuvor die Aufstockung der Dresdner Bank am<br />
Opernplatz (heute: Bebelplatz) verbreitet für Entrüstung gesorgt hatte, sah<br />
man hier ein weiteres Beispiel umgesetzt, das die bis dato existente Maßstäblichkeit<br />
der Dorotheenstadt und der Friedrichstadt außer Kraft setzte und<br />
auch die Frage der städtebaulichen Hierarchie von Gebäu<strong>den</strong> berührte. 36<br />
Zum einen entstan<strong>den</strong> nämlich dort, wo die verschie<strong>den</strong>en Baugenerationen<br />
aufeinandertrafen, durchaus harte Brüche im Stadtbild und die „älteren<br />
Nachbarn“ schienen dabei gleichsam physisch bedrängt; zum anderen waren<br />
es eben Gebäude der privaten Wirtschaft, die nun Bauten der Öffentlichkeit,<br />
der Kirche und des Staates überragten beziehungsweise ihre städtebauliche<br />
Dominanz infrage stellten. Beide Ebenen kamen anhand der Hauptverwaltung<br />
der Disconto-Gesellschaft anschaulich zum Ausdruck, war sie doch von<br />
einer ganzen Reihe ehemaliger Bauten der Krone umgeben und lag an einem<br />
äußerst prominenten Abschnitt der einstigen via triumphalis der Stadt.<br />
Dennoch sollten ihrem Beispiel sehr bald etliche weitere Geschäftsbauten<br />
im Bankenviertel und der Friedrichsstadt folgen und mit Vehemenz in die<br />
Höhe streben.<br />
Die kontinuierliche Bautätigkeit der Disconto-Gesellschaft an diesem<br />
Standort fand, knapp 70 Jahre nachdem das <strong>Unter</strong>nehmen aus der Altstadt<br />
36 Werner Hegemann etwa schrieb, dass die Aufstockung der Disconto-Gesellschaft<br />
das Niederländische Palais erdrücken und die Bauten des Forum Fridericianum<br />
taktlos überragen würde (vgl. Werner Hegemann: Das steinerne Berlin. Geschichte<br />
der größten Mietskasernenstadt der Welt. Berlin 1930).<br />
61
85 Erdgeschossgrundriss der<br />
Gebäudeanlage vor dem Um- und<br />
Ausbau für die Deutsche Bank, undatiert<br />
86 Erdgeschossgrundriss zur<br />
Ausführungsplanung des Büros Novotny<br />
Mähner & Assoziierte, 1993<br />
87 Schnittzeichnung zur<br />
Ausführungsplanung, 1993<br />
82
88 Blick in <strong>den</strong> Seitenflügel des<br />
Gebäudes <strong>Unter</strong> <strong>den</strong> Lin<strong>den</strong> 13 während<br />
der Bauarbeiten, Aufnahme 1994<br />
89 Entkernter Bereich im 1922/23<br />
errichteten Eckgebäude, Aufnahme 1994<br />
83
88
89
92 Blick in die ehemalige Durchfahrt<br />
des Direktionsgebäudes, Aufnahme 2021<br />
90
93 Innenhof des Gebäudes <strong>Unter</strong> <strong>den</strong><br />
Lin<strong>den</strong> 13, Aufnahme 2021<br />
91
98
99
101 Teilansicht des verglasten<br />
Mitteltraktes an der <strong>Charlottenstraße</strong>,<br />
Aufnahme 2021<br />
102
102 Blick durch das Oberlicht auf die<br />
historische Fassade, Aufnahme 2021<br />
103
108
109
Impressum<br />
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Das Copyright für die Texte liegt bei <strong>den</strong> Autoren.<br />
Das Copyright für die Abbildungen liegt bei <strong>den</strong> FotografInnen/<br />
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Umschlagmotiv: Noshe / Andreas Gehrke, Berlin: Gesamtansicht der<br />
Gebäude zur Straße <strong>Unter</strong> <strong>den</strong> Lin<strong>den</strong>, Aufnahme 2021<br />
Gestaltung und Satz: Susanne Rösler<br />
Lektorat: Miriam Seifert-Waibel<br />
Lithografie: Bild1Druck<br />
Druck und Bindung: Gedruckt in der Europäischen Union<br />
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