Vortrag Dr. Elisabeth Thérèse Winter
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teil, das alles wird dann erst wahrhaft wirklich.“ (Weil, S. 233f.) Anders gewen‐<br />
det: Ob einer durch das Feuer der Liebe Gottes hindurchgegangen ist, zeigt sich<br />
nicht daran, wie er von den himmlischen Dingen spricht, sondern von den irdi‐<br />
schen.<br />
Es gibt also nach Simone Weil in den menschlichen Handlungen, ob sie nun<br />
nach dem üblichen Wortgebrauch religiös motiviert sind oder nicht, sofern<br />
ihnen eine innere Wahrhaftigkeit und Menschenliebe eignet, eine verhüllte<br />
Ausrichtung auf das Gute, auf das bien absolu, das wir Gott nennen. In der Lie‐<br />
be zu anderen und zum Schönen ist die Liebe zum Göttlichen mit eingeschlos‐<br />
sen, also impliziert. Insofern liebt jeder Mensch, der Gutes will und Gutes tut,<br />
immer auch Gott, ob es ihm ausdrücklich bewusst ist oder nicht. Diese indirekte<br />
Liebe speist sich vor allem aus der Sehnsucht und dem Hunger des Menschen<br />
nach Licht und Heil. Für Simone Weil strebt diese Auffassung auf Christus zu,<br />
der die Wahrheit ist. Die Agnostikerin, die sich nie als Jüdin verstand, die sich<br />
mit vielen Spielarten von Philosophie und Religion beschäftigte, identifiziert<br />
sich immer wieder und gegen Ende ihres Lebens immer intensiver mit dem<br />
christlichen Glauben, mit der Erfahrung des Kreuzes, mit der Sehnsucht nach<br />
der Vereinigung mit Christus im Sakrament der Kommunion.<br />
Zusammenfassung:<br />
<strong>Dr</strong>ei Frauen Frankreichs, die auf unterschiedliche Weise mit dem Atheismus in<br />
seinen verschiedenen Ausformungen konfrontiert sind, versuchen Wegspuren<br />
aufzuzeigen.<br />
<strong>Thérèse</strong> erfährt am eigenen Leib die dunkle Nacht der Gottesferne und verbin‐<br />
det sich mit der Finsternis der Ungläubigen, in geduldigem dunklem Aufschau‐<br />
en zu Gott. Dadurch weitet und entgrenzt sich ihre eigene Glaubensvorstellung,<br />
wird sie fortgeführt von den eigenen vermeintlichen Gewissheiten hin zu einer<br />
Art „Andersglauben“.<br />
Madeleine deutet den Unglauben ihrer Nachbarschaft als fruchtbaren Boden,<br />
das Evangelium radikal ernst zu nehmen, sich selbst zur Verfügung zu stellen,<br />
damit Gott Mensch werden kann. Dies schließt die Bereitschaft ein, die existen‐<br />
tielle Spannung von Liebe und Fremdheit auszuhalten und fruchtbar werden zu<br />
lassen.<br />
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