Der Produkt - ROI Management Consulting AG
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Know-how<br />
Neben dem Schwerpunktthema<strong>Produkt</strong>entstehungsprozess<br />
hat <strong>ROI</strong><br />
die wichtigsten Informationen<br />
zum Zukunftsthema<br />
"Digitale Fabrik" zusammengestellt.Nachzulesen<br />
auf Seite 3 und ab<br />
Seite 10<br />
Projekt<br />
Best Practice bei Grohe<br />
Water Technology, Fertigungssteuerung<br />
bei der<br />
Miba Sinter Group und<br />
Bestandsmanagement<br />
bei Voith Turbo: Aktuelle<br />
Berichte auf Seiten 4-9<br />
Erfahrungen<br />
<strong>ROI</strong> hat den SAP APO<br />
kritisch unter die Lupe<br />
genommen. Das Urteil<br />
im Interview auf den<br />
Seiten 15-16<br />
Ausgabe 12 / April 2004<br />
Die Kundenzeitung der <strong>ROI</strong> <strong>Management</strong> <strong>Consulting</strong> <strong>AG</strong><br />
Basis für den Wettbewerbsvorteil<br />
<strong>Der</strong> <strong>Produkt</strong>entstehungsprozess<br />
<strong>Der</strong> Neugestaltung und Vereinfachung des <strong>Produkt</strong>entstehungsprozesses<br />
kommt eine immer größer werdende<br />
Bedeutung zu. <strong>ROI</strong> gibt eine aktuelle Übersicht zu Vorgehensweisen,<br />
Methoden und Tools.
K OMMENTAR<br />
<strong>Management</strong> <strong>Consulting</strong> im Spannungsfeld<br />
In Zeiten, als das<br />
<strong>Management</strong><br />
<strong>Consulting</strong> in<br />
Europa noch<br />
nicht allzu verbreitet<br />
war,<br />
waren Leitlinien<br />
wie Unabhängigkeit,<br />
Verzicht auf<br />
Eigenwerbung, hohe Integrität, Vermeiden<br />
von Interessenskonflikten und Stellen<br />
von Kundeninteressen vor Eigeninteressen<br />
selbstverständlich. Arbeit und<br />
Rat für den Unternehmer konnten sich<br />
so in einem belastbaren Vertrauensverhältnis<br />
entwickeln. Dass wir diese Maximen<br />
heute weitgehend verloren haben<br />
und wir sogar einen Vertrauensschwund<br />
gegenüber den <strong>Management</strong> Consultants<br />
konstatieren müssen, ist auch von<br />
uns zu verantworten. Denn das Eindringen<br />
der Wirtschaftsprüfer in das früher<br />
elitäre <strong>Management</strong> <strong>Consulting</strong>, der<br />
hohe Anteil von Systemberatung oder<br />
die in unserer Informationsgesellschaft<br />
große Bereitschaft zum Nachahmen<br />
statt eigenständigem Denken sind<br />
selbstverschuldete Probleme.<br />
Aber auch unsere Umwelt und damit<br />
besonders unsere Kunden haben zu<br />
Fehlentwicklungen beigetragen. Beispiele<br />
sind die Orientierung am<br />
"schnellen Geld" statt mittelfristig<br />
anhaltenden Problemlösungen, das<br />
Verschwinden echten Unternehmertums<br />
in den Etagen der größeren<br />
Unternehmen und das Delegieren<br />
von Auswahlentscheiden an die Einkaufsabteilungen<br />
der Konzerne und<br />
die damit zusammenhängende<br />
Anonymisierung von Beziehungen.<br />
Zumindest in einigen der spektakulären<br />
Fälle von Fehlberatung ist die gängige<br />
Ursache auch die Konstellation zwischen<br />
schwachem <strong>Management</strong> und<br />
dem Hochmut und der Unbefangenheit<br />
von <strong>Management</strong> Consultants. Unter-<br />
Seite 2 Ausgabe 12<br />
stützt durch die Entwicklung in der New<br />
Economy und die unmäßigen Renummerationen<br />
ging auch im Verhältnis zwischen<br />
Kunden und <strong>Management</strong> Consultant<br />
das Gefühl für noch machbare,<br />
vertretbare Vorgehensweisen verloren.<br />
<strong>Der</strong> den <strong>Management</strong>-Lehren zugrundeliegende<br />
Gedanke des ewigen Wachstums<br />
musste sich notgedrungen den<br />
Ländern in Fernost zuwenden; je weiter<br />
entfernt unsere Zukunftsmärkte jedoch<br />
sind, desto leichter ist es, Wissen durch<br />
Wunschdenken zu ersetzen.<br />
Eine Unternehmungsberatungsgruppe<br />
unserer Größe sollte sich in dieser Situation<br />
auf die Grundsätze besinnen, welche<br />
wir eigentlich auch unseren Kunden<br />
empfehlen: Erstens sein Handwerk zu<br />
lernen und zu beherrschen. Zweitens<br />
Probleme des Kunden verstehen (zu lernen).<br />
Drittens nur überschaubare, mit<br />
Eigenwissen beherrschbare Aufgaben zu<br />
übernehmen und viertens: Ergebnisbeurteilung<br />
nach eigenen Kriterien,<br />
denn diese dürften strenger als die des<br />
"Für ein Unternehmen<br />
zu arbeiten<br />
bedeutet immer<br />
auch: gemeinsam mit<br />
dem Unternehmen<br />
zu arbeiten.“ Nicolaus<br />
Stadler vertritt<br />
dieses Selbstverständnis,<br />
seit er vor<br />
fünf Jahren mit seiner beraterischen<br />
Arbeit für <strong>ROI</strong> begonnen hat. "Nur<br />
gemeinsam können Prioritäten festgelegt<br />
werden“, sagt der 31-jährige. Es dürfe<br />
keine Beratung geben, bei der dem<br />
Kunden ein Konzept übergestülpt wird,<br />
das nicht maßgeschneidert ist.<br />
Kunden sein. Aufbau und Pflege von<br />
Beziehungen sind in unserem Metier<br />
selbstverständlich, sie sollten aber mehr<br />
auf dauerhaften Werten als auf momentanen<br />
Interessen basieren.<br />
Dr. Thomas Seidel<br />
Fehler und Ursache von Vertrauensverlusten:<br />
Orientierung am "schnellen Geld"<br />
statt mittelfristig auf anhaltende Problemlösungen<br />
zu setzen.<br />
Beraterprofil Nicolaus Stadler:<br />
Individualität berücksichtigen!<br />
Nicolaus Stadler hatte BWL mit Schwerpunkt<br />
Logistik und <strong>Produkt</strong>ionswirtschaft<br />
studiert und vier Jahre industrielle<br />
Erfahrung im Bereich Werkslogistik und<br />
Disposition gesammelt, bevor er zu <strong>ROI</strong><br />
kam. Seine Schwerpunkte liegen im Aufbau<br />
von logistischen Geschäftsprozessen,<br />
Projektmanagement für die Umsetzung<br />
und Implementierung von Soll-<br />
Konzepten, der Entwicklung und Implementierung<br />
von KANBAN- und Direktbelieferungsabläufen,<br />
der Implementierung<br />
von integrierten Planungs- und<br />
Steuerungssystemen sowie der Optimierung<br />
der gesamten Supply Chain unter<br />
Einsatz adäquater Tools.
T HEMA<br />
Basis für den Wettbewerbsvorteil:<br />
<strong>Der</strong> <strong>Produkt</strong>entstehungsprozess<br />
"Nur wer seine <strong>Produkt</strong>entstehungsprozesse<br />
produktiv gestaltet, hält im internationalen<br />
Wettbewerb mit und kann<br />
sich als Entwicklungspartner positionieren",<br />
so Susanne Drexl von <strong>ROI</strong>. Da bis<br />
zu 80 Prozent der entstehenden Entwicklungskosten<br />
zu Beginn des Prozesses<br />
festgelegt werden, sei das Zusammenführen<br />
des gesamten Know-hows<br />
eines Unternehmens und seiner Zulieferer<br />
bereits zu Beginn des <strong>Produkt</strong>entstehungsprozesses<br />
erfolgsentscheidend.<br />
"Es ist fast schon paradox", so die <strong>ROI</strong>-<br />
Expertin: "Einerseits ist hier bei den<br />
meisten Unternehmen ein großes Verbesserungspotenzial<br />
zu konstatieren,<br />
andererseits steht die <strong>Produkt</strong>entstehung<br />
noch zu wenig im Zentrum von<br />
Optimierungsansätzen der Unternehmen."<br />
Dabei sei es im Wettbewerb von<br />
zentraler Bedeutung, die Vorteile einer<br />
optimierten <strong>Produkt</strong>entstehung zu nutzen.<br />
"Die <strong>Produkt</strong>entstehung muss<br />
schnell, sicher, transparent und kosten-<br />
günstig sein", so Prof. Werner Bick. Bick<br />
ist <strong>ROI</strong>-Partner und Dozent für Logistik<br />
und Betriebswirtschaft an der FH<br />
Regensburg. Die zukünftigen Herausforderungen<br />
sieht <strong>ROI</strong> vor allem in folgenden<br />
Bereichen (siehe Grafik 1, Seite 10):<br />
Kürzere Time to Market, denn so entstehen<br />
kürzere Entwicklungszyklen<br />
Kompensation von Entwicklungskosten<br />
bei steigender Komplexität,<br />
Funktionalität und damit höheren<br />
Projektkosten<br />
Verlagerung der Kernkompetenzen<br />
und der Wertschöpfungsanteile<br />
Einbinden von Zulieferern und<br />
Externen<br />
Modelloffensiven in der<br />
Automobilindustrie,<br />
besonders im Nischenbereich<br />
Um diesen Anforderungen gerecht zu<br />
werden, sind nachfolgende Ansatzpunkte<br />
von zentraler Bedeutung.<br />
(Fortsetzung auf Seite 10)<br />
Nicht zuletzt, weil sich<br />
die fertigungstechnischen<br />
Möglichkeiten<br />
von Wettbewerbern<br />
immer weiter angleichen,<br />
wird der <strong>Produkt</strong>entstehungsprozess<br />
zu einem der zentralenWettbewerbsfaktoren.<br />
Seiner Neugestaltung<br />
und Vereinfachung<br />
kommt deshalb<br />
eine immer größer<br />
werdende Bedeutung<br />
zu. Die verändertenBeschaffungsstrategien<br />
der Abnehmer<br />
und der globale Wettbewerb<br />
erfordern eine<br />
weitere Verkürzung<br />
der Entwicklungszeiten<br />
und eine Senkung der<br />
Entwicklungskosten<br />
bei wachsendem Entwicklungsaufwand.<br />
Ausgabe 12 Seite 3
B EST P RACTICE<br />
Best Practice<br />
Die Grohe Water Technology <strong>AG</strong><br />
& Co. KG ist ein weltweit führender<br />
Hersteller hochwertiger<br />
Armaturen und sanitärtechnischer<br />
Systeme. Um die Wettbewerbsposition<br />
zu stärken, will Grohe seine<br />
<strong>Produkt</strong>e in allen Wirtschaftsregionen<br />
weiter verankern und den<br />
weltweiten Marktanteil noch ausbauen.<br />
Ein wichtiger Schritt dafür<br />
ist die Umsetzung einer internationalen<br />
Fertigungsstrategie für<br />
alle <strong>Produkt</strong>ionsstandorte. Damit<br />
für edle Armaturen<br />
soll eine weitere Reduzierung der<br />
Kosten und Komplexität sowie<br />
eine Verbesserung des Services<br />
erreicht werden. <strong>ROI</strong> übernahm<br />
"Ein wesentlicher Schwerpunkt unserer schätzung in Montagebereichen und die die Aufgabe, das Werk Hemer<br />
Arbeit war die auf die jeweiligen Stück- Entwicklung von Best-Practice-Monta- (Nordrhein-Westfalen) optimal auf<br />
zahl- und Flexibilisierungsziele abgegesystemen eingesetzt wird. <strong>Der</strong> Vorteil die resultierenden Anforderungen<br />
stimmte integrierte Optimierung der des ROM-Systems ist eine sehr schnelle vorzubereiten.<br />
relevanten Montage- und Logistikprozes- und fundierte Bestimmung von Benchse",<br />
erklärt <strong>ROI</strong>-Vorstand Michael Jung. mark-Zeiten für diejenigen Tätigkeiten,<br />
Ziel sei gewesen, für den Standort Hemer die von Menschen voll beeinflussbar matisierten Thermosystems (Grohterm)<br />
Best-Practice-Standards zu definieren, sind. Die ROM-Analyse simuliert je mit der Montage der klassischen Arma-<br />
die künftig für alle Grohe-Werke bezie- Stücklistenposition ein optimiertes turen (Costa) durch. "Damit erreichen<br />
hungsweise vergleichbare Volumenan- Montage- und Materialbereitstellungs- wir die quantitative und qualitative<br />
forderungen gleichermaßen gelten und system und weist auf dieser Basis das Detailbewertung dieser Systeme in<br />
lediglich standortspezifische Anpassun- theoretische Potenzial je Takt aus. Die Bezug auf die in der Zukunft zu realisiegen<br />
erfahren sollen. "Das Werk Hemer Anwendung zeigt also Optimierungsrenden Volumen- und Flexibilitätsziele",<br />
war durch den Einsatz verschiedener schwerpunkte auf und gibt wesentliche so Michael Jung. Parallel zur Bewertung<br />
Montagesysteme gekennzeichnet,<br />
der Montageprozesse wurden von<br />
die sich durch unterschiedliche "Die <strong>ROI</strong> Berater haben uns vor allem durch die enor- <strong>ROI</strong> die gesamten logistischen<br />
Grundorganisation, Automatisieme Fachkompetenz in Logistik und Montage und die Prozesskosten im Werk identifirungs-<br />
und Flexibilitätsgrade Kenntnisse im Bereich der integrierten Logistik unterziert und analysiert: Vom Waren-<br />
unterschieden", erklärt Jung. Für stützt.Wichtig war unter anderem, dass im Rahmen eingang, den unterschiedlichen<br />
den Bereich Logistik waren mehr- einer Machbarkeitsstudie durch <strong>ROI</strong> die Potenziale Lager- und Bevorratungsebenen<br />
stufige Materialflussstrukturen aufgedeckt wurden, um dann zielorientiert in kürze- bis zur Kommissionierung und<br />
und zum Teil hohe Bestände in der ster Zeit die Umsetzung zu vollziehen. "<br />
Bereitstellung in der Montage.<br />
Montage charakteristisch. "Eine Joachim Meyer, Werksleiter Hemer bei der Grohe Damit können diejenigen, auf die<br />
von <strong>ROI</strong> durchgeführte Bewertung Water Technology <strong>AG</strong> & Co. KG<br />
unterschiedlichen logistischen<br />
der Ist-Montagezeiten mittels<br />
Teilekategorien bezogenen<br />
ROM ergab allein für eine Thermostat- Hinweise für die Neugestaltung von Ansatzpunkte aufgezeigt werden, die<br />
Brausebatterie ein Potenzial von 30 Pro- Arbeitsplätzen und Arbeitsmethoden. eine durchgängige Prozessoptimierung<br />
zent", so Michael Jung.<br />
Um zügig aussagekräftige<br />
vom Zulieferer bis zum Verbauort im<br />
Die <strong>ROI</strong>-Operationsfolge-Methode Ergebnisse zu erhalten, führ-<br />
Werk ermöglichen.<br />
(ROM) ist ein systemgestütztes Zeitwirtte <strong>ROI</strong> als einen der ersten Schritschafts-Tool,<br />
das für die Potenzialabte einen Grundvergleich des halbauto-<br />
Thermosystem<br />
"Grohterm"<br />
Seite 4 Ausgabe 12<br />
Fotos: Grohe
BI NTERVIEW<br />
EST P RACTICE<br />
"Auf Basis der Analyseergebnisse und<br />
der mit ROM definierten Montagezeitziele<br />
entwickelte unser durch <strong>ROI</strong> geleitetes<br />
Team die zur Potenzialhebung<br />
erforderlichen Optimierungsansätze und<br />
leitete daraus "Grohe-Best-Lösungen"<br />
für die Arbeitsplatz- und Prozessorganisation<br />
ab" so Ralf Oberbossel, Montageleiter<br />
des Werkes Hemer. So konnte beispielsweise<br />
durch eine Verringerung der<br />
Anzahl von Arbeitsstationen eine Reduktion<br />
beim Mehrfachhandling von Teilen<br />
ermöglicht werden. Das Senken der<br />
Handlingszeiten wurde erreicht durch<br />
eine Lagerung aller Teile in Reichweite<br />
der Montagearbeiter. Mit Hilfe von 2-<br />
Behälter-Systemen für den Materialnachschub<br />
und vorgerüsteten Wagen für den<br />
Typenwechsel wurde eine deutliche Senkung<br />
der Nebenzeiten möglich gemacht.<br />
"Zudem konnten wir eine effektive<br />
Zusammenfassung der Arbeitsgänge verwirklichen,<br />
indem wir Prozesszeiten für<br />
manuelle Vorgänge nutzen und uns<br />
umgekehrt so auch von einigen Automatisierungsansätzen<br />
der Vergangenheit<br />
verabschieden", so Michael Jung. Auch<br />
sei die Flexibilität durch den Einsatz kleinerer<br />
Teams nun deutlich erhöht.<br />
Die Ergebnisse im Überblick:<br />
Durch die nun integrierte Optimierung<br />
erlauben die Bereiche Montage<br />
und Logistik die Realisierung<br />
umfangreicher Potenziale mit geringem<br />
Investitionsaufwand.<br />
Ein Zwei-Platz-System als neuer<br />
Montagestandard bietet hohe Flexibilitätsgrade.<br />
Teilespezifisch bestückte Materialwagen<br />
erlauben die komplette Eliminierung<br />
vom Programmwechselzeiten<br />
Ein auftragsunabhängiges Zugprinzip<br />
zur Versorgung der Montage kann nun<br />
als zentrales Element der künftigen<br />
physischen Logistik genutzt werden.<br />
Zusätzlich kann ein durchgängiges<br />
und optimiertes Behälterkonzept entwickelt<br />
werden, das (im Idealfall) bis<br />
hin zu den Zulieferern umgesetzt wird.<br />
Foto: Grohe<br />
Ist-Vorgabezeiten<br />
aus dem<br />
Arbeitspan<br />
Detlef Spigiel, Vorstand Technik<br />
und Arbeitsdirektor der Grohe Water<br />
Technology <strong>AG</strong> & Co. KG.<br />
Einbringen branchenübergreifender Erfahrungen<br />
Herr Spigiel, wie wichtig ist die Umsetzung<br />
der internationalen Fertigungsstrategie<br />
für Grohe?<br />
Die internationale Fertigungsstrategie<br />
ist für die weitere Entwicklung<br />
des Unternehmens von sehr großer<br />
Bedeutung. Wir optimieren damit<br />
unseren weltweiten <strong>Produkt</strong>ionsverbund,<br />
passen ihn an den aktuellen<br />
Bedarf an, schaffen eigene Kompetenzfelder<br />
für die neun Grohe Werke<br />
weltweit und werden insgesamt noch<br />
effizienter. Da wir uns im Inland auf<br />
unsere Kernkompetenzen ausrichten,<br />
stärken wir die deutschen Werke mit<br />
dieser Strategie insgesamt.<br />
Warum nutzen Sie externe Berater wie<br />
<strong>ROI</strong> zur Vorbereitung und Umsetzung<br />
dieser Strategie?<br />
<strong>ROI</strong> und andere Beratungsunternehmen<br />
unterstützen unseren Ansatz<br />
GROHE Best im Rahmen unseres <strong>Produkt</strong>ionssystems.<br />
Sie übernehmen<br />
Ermittlung der “Best-Practice-<br />
Montagezeit”:<br />
• Annahmen: alle Teile (Ausnahme<br />
Gehäuse) sind in Reichweite gelagert,<br />
werden nur einmal aufgenommen und<br />
verbaut<br />
• Zeiten für Prüfvorgänge sind aus dem<br />
aktuellen Arbeitsplan übernommen<br />
• Ist-Verteilzeit von 13 % ist eingerechnet<br />
Theoretisches Potenzial<br />
Beispiel für die Grundlagen und Annahmen der<br />
Potenzialermittlung mit ROM<br />
Waschtischarmatur<br />
“Costa”<br />
dabei Funktionen, durch die sie während<br />
der Umsetzung der Strategie<br />
branchenübergreifende Erfahrungen<br />
einbringen. Da, wo ein bestimmtes<br />
Fach-Know-how gefordert ist, kommen<br />
solche Unternehmen zum Einsatz.<br />
Bei <strong>ROI</strong> ist es die Kompetenz bei<br />
der Kombination aus Montage und<br />
Logistik. Sie ist "Best practice" in diesem<br />
Bereich, darum binden wir sie in<br />
unsere GROHE-Projekte ein.<br />
Wie beurteilen Sie den bisherigen<br />
Erfolg der Maßnahmen?<br />
Jedes GROHE Best-Projekt hat ein<br />
messbares Ziel. Im Rahmen unserer<br />
Statusmessungen liegen die <strong>ROI</strong>-Maßnahmen,<br />
die sich auf Restrukturierungen<br />
von Montagesystemen mit der<br />
entsprechenden logistischen Anbindung<br />
beziehen, hervorragend in der<br />
Zielerreichung. Ein vorbildliches Projektcontrolling<br />
und Zeitmanagement<br />
bildet die Basis für diesen Erfolg.
S ERIENSTEUERUNG<br />
Fertigungssteuerung<br />
bei<br />
der Miba<br />
Sinter Group<br />
Am Miba-Standort Vorchdorf in Österreich<br />
werden Motor- und Getriebeteile<br />
für die Automobilindustrie gefertigt. Ein<br />
im Sommer vergangenen Jahres initiiertes<br />
Projekt hat die Optimierung der Fertigungssteuerung<br />
im Bereich Sintermetall-Fertigung<br />
zum Ziel. "Wir wollen und<br />
werden eine nachhaltige Senkung der<br />
Bestände und Durchlaufzeiten in der<br />
<strong>Produkt</strong>ion erreichen", so die <strong>ROI</strong>-Projektleiter<br />
Uwe Nowotka und Ralf Kappelar.<br />
Wichtig dabei: Die Übertragbarkeit<br />
der künftigen Lösungen auf alle übrigen<br />
Sinter-Standorte, unter anderem im<br />
Hinblick auf die SAP-Einführung. Eine<br />
zunächst durchgeführte Ist-Aufnahme<br />
führte zur Identifikation von Optimierungsansätzen<br />
vor allem in den Bereichen<br />
Fertigungs-, Materialfluss- und<br />
Lagerstruktur, dem Monitoring der<br />
Umlaufbestände sowie der angewandten<br />
PPS-Systematik beziehungsweise<br />
-Logik. So wurde deutlich, dass die<br />
damals aktuelle Zuordnung von <strong>Produkt</strong>en<br />
zu Maschinen und deren Zugehörigkeit<br />
zu einzelnen autarken Organisationseinheiten<br />
mit ihren dezentralen<br />
indirekten Bereichen keine eindeutige<br />
Verantwortung für Planungs- und Steuerungsaufgaben<br />
zulassen. Insbesondere<br />
an ausgewiesenen Engpass-Aggregaten,<br />
auf die meist 2-3 <strong>Produkt</strong>ionsbereiche<br />
mit ihren Aufträgen gleichzeitig "zugreifen"<br />
wollten, war der Interessenkonflikt<br />
deutlich nachweisbar.<br />
Die Konsequenz: Suboptimale Einplanungen,<br />
die mit den verfügbaren Kapazitäten<br />
kaum darstellbar waren und oftmals<br />
kostenintensive Sonder-Maßnahmen<br />
wie Sonderschichten und Sonder-<br />
Seite 6 Ausgabe 12<br />
transporte zur Sicherstellung der Liefertermine<br />
erforderten. Auch war aufgrund<br />
eines großen Zeitversatzes zwischen<br />
Meldung und systemseitiger Erfassung<br />
von Leistungsrückmeldungen die für<br />
eine PPS erforderliche Transparenz und<br />
Aktualität hinsichtlich Fertigungsstatus<br />
nicht gegeben. "Das Gleiche galt für die<br />
Verfolgung der Bestands-Entwicklung,<br />
da bei einer Reihe von <strong>Produkt</strong>en mit<br />
komplexer Fertigungs-Struktur zum<br />
einen durch große Unterschiede in den<br />
Prozess-Zeiten, zum anderen durch<br />
technologisch bedingtes Losgrößen-<br />
Splitting an einer definierten Fertigungsstufe<br />
der Aufbau hoher HF-<br />
Bestände oftmals unvermeidbar und ein<br />
hinreichend genaues Monitoring dieser<br />
HF-Bestände nicht möglich war", so Ralf<br />
Kappelar.<br />
FotoS: Miba Sinter Metall GmbH<br />
Die Miba Sinter Group<br />
gehört zu den weltweit<br />
erfolgreichsten Entwicklungspartnern<br />
und Zulieferbetrieben<br />
für die<br />
Motoren- und Fahrzeugindustrie.<br />
Gemeinsam<br />
mit seinem Partnerunternehmen<br />
HighQ IT<br />
unterstützt <strong>ROI</strong> die<br />
Miba Group bei der Einführung<br />
von SAP/R3 in<br />
den weltweit neun <strong>Produkt</strong>ionstandorten<br />
und<br />
begleitet das Unternehmen<br />
in verschiedenen<br />
Projektaktivitäten zur<br />
Reorganisation von <strong>Produkt</strong>ion<br />
und Logistik.<br />
Das gemeinsame Ziel:<br />
Eine nachhaltige Senkung der<br />
Bestände und Durchlaufzeiten in der<br />
<strong>Produkt</strong>ion erreichen.
SI NTERVIEW<br />
ERIENSTEUERUNG<br />
Daher konzentrierte sich das von <strong>ROI</strong><br />
gewählte Vorgehen zunächst auf die Planung<br />
und Implementierung von drei<br />
Ansätzen: Zum einen der organisatorischen<br />
Neuzuordnung von Maschinen<br />
und Anlagen mit kostenoptimierter, harmonisierter<br />
Kapazitätsbelegung. Zum<br />
zweiten der optimierten Fertigungs- und<br />
Materialflussstruktur. Und zum dritten<br />
einer Bestandsführungsebene für diejenigen<br />
Halbfabrikate, bei denen eine Entkopplung<br />
der Prozesskette aufgrund<br />
unterschiedlicher Losgrößen oder Prozesszeiten<br />
sinnvoll war.<br />
Durch diese Maßnahmen konnten die<br />
Materialflüsse und <strong>Produkt</strong>ionsabläufe<br />
sowie deren Planung und Steuerung<br />
maßgeblich vereinfacht werden. Durch<br />
optimierte Maschinenbelegung und<br />
eine verbesserte Kapazitäts-Auslastung<br />
wurden zudem die Fertigungskosten<br />
reduziert.<br />
Foto: privat<br />
Frühzeitig und parallel zu den übrigen<br />
Maßnahmen überprüfte und bereinigte<br />
<strong>ROI</strong> im Hinblick auf eine geplante SAP-<br />
Einführung alle relevanten Planzeiten in<br />
der <strong>Produkt</strong>ion, insbesondere der Rüst-,<br />
Prozess- und Handling-Zeiten (zum<br />
Konzept der Rüstzeitreduzierung bei<br />
Miba siehe auch Dialog Nr. 9, der bei <strong>ROI</strong><br />
kostenfrei bestellt werden kann).<br />
Basierend auf diesen Grundlagen erfolgt<br />
nun, im Rahmen eines ausgewählten<br />
Pilotprojektes, die Feinkonzeption und<br />
Realisierung der künftigen <strong>Produkt</strong>ionsplanungs-<br />
und Steuerungslogik.<br />
Weitere Informationen zum Thema<br />
Fertigungssteuerung:<br />
scheibe@roi-international.com<br />
"Unsere Ziele sind vielschichtig"<br />
Markus Ber ist Geschäftsführer der Miba Sintermetall GmbH<br />
Herr Ber, welche Ziele verfolgen Sie<br />
mit den Projekten?<br />
Im Wesentlichen verfolgen wir<br />
drei elementare Ziele: So soll zum<br />
einen die Methodik so weit als<br />
möglich auf einfachen und transparentenVerbrauchssteuerungsprinzipien<br />
beruhen. Dann muss<br />
eine effiziente Nutzung der verfügbaren<br />
und in SAP integrierten<br />
Planungs- und Steuerungs-Tools<br />
gewährleistet sein. Und schließlich<br />
muss die künftige Logik einfach<br />
zu handhaben, transparent<br />
und personenunabhängig sein.<br />
Warum arbeiten Sie mit <strong>ROI</strong> zusammen?<br />
Ganz einfach: Wir setzen die<br />
erfolgreiche Zusammenarbeit fort,<br />
die vor zwei Jahren mit dem Projekt<br />
"Fertigungsoptimierung" in<br />
der Miba Gleitlager GmbH in Laakirchen<br />
begonnen hat. <strong>ROI</strong> besitzt<br />
ein spezifisches Know-how in der<br />
beispielgebenden Verknüpfung<br />
von Konzept, Methode und Umsetzung<br />
– und zwar in der täglichen<br />
Projektarbeit. Hier zeigt sich, dass<br />
die Berater über eine langjährige<br />
Industrieerfahrung verfügen.<br />
Die Miba Sinter Group<br />
gehört zu den weltweit<br />
erfolgreichsten Entwicklungspartnern<br />
und<br />
Zulieferbetrieben für die<br />
Motoren- und Fahrzeugindustrie.<br />
Ausgabe 12 Seite 7
P ROJEKT<br />
Bestände bei Voith Turbo<br />
Controlling und <strong>Management</strong><br />
Seite 8 Ausgabe 12<br />
Foto: Voith Turbo<br />
Intransparentes Bestandsmanagement Reichweiten umgangen. Einziges Krite-<br />
und – eng damit verknüpft – überhöhte rium ist das theoretische Bestandssen-<br />
Bestände: Sie binden Kapital und lassen kungspotenzial eines Artikels in Euro auf<br />
die Lagerkosten steigen. Umgekehrt Basis der Bedarfs-Bestandssituation.<br />
reduzieren eine Verbesserung im<br />
Nach Vorarbeiten wie diesen wurde von<br />
Bestandsmanagement und das Absen- <strong>ROI</strong> eine konsequente und nachhaltige<br />
ken der Bestände nicht nur die Kosten. Überwindung der Bestandsproblematik<br />
Sie erhöhen die Effektivität und sind oft- auf Disponenten- beziehungsweise Fermals<br />
der Ausgangspunkt für eine weitertigungssteuererebene(Bottom-up-Komgehende Beschleunigung der Unternehponente) eingeleitet. Die Ergebnisse diemensprozesse.<br />
Ein Grund, warum <strong>ROI</strong> ser Arbeit sind schon in den ersten<br />
beauftragt wurde, mögliche Maßnahmen Wochen nachweisbar. <strong>ROI</strong>-Berater Tho-<br />
zum Bestandscontrolling für den Marktmas Troll: "Allerdings ist ein Ergebnis der<br />
bereich Schiene der Voith Turbo auszuar- ersten Phase auch, dass der Handlungsbeiten<br />
und umzusetzen. Wichtig dabei: spielraum der Disponenten beziehungs-<br />
Ein schneller Einstieg in die konkrete weise Fertigungssteuerer zu einge-<br />
Situation auf Artikelnummern-Ebene. schränkt ist, um wirkungsvoll alle<br />
Dazu werden aktuelle Bestandsdaten in Bestandssenkungsmaßnahmen umset-<br />
ein Excel-Controllingtool gespielt, das zen zu können." Die Konsequenz: Künf-<br />
den Fokus auf die Bestandssenkungspotig müssen auch Marktbereichs- und<br />
tenziale lenkt. So wird eine langwierige <strong>Produkt</strong>gruppenmanagement eingebun-<br />
Diskussion über ABC-Klassifizierung, den werden, um die Umsetzung von<br />
deren Ermittlung und die zugehörigen Maßnahmen unter Berücksichtigung<br />
konkurrierender Ziele<br />
Konkrete Ansatzpunkte bei Beschaffung und <strong>Produkt</strong>ion<br />
forcieren zu können<br />
(Top-down-Kompo-<br />
Vermeidung des<br />
“bull-whip” durch<br />
Bedarfstransparenz<br />
Reduzierung der<br />
Anzahl der BevorratungsebenenBestandssenkung<br />
Einführung von Pull-<br />
Regelkreisen<br />
Einsatz von<br />
Konsignations- und<br />
Vertragslägern<br />
nente). Zudem hatte<br />
<strong>ROI</strong> empfohlen, die<br />
Excel-Controllingtools<br />
um einen mana-<br />
Visualisierung der<br />
Bestände<br />
Erhöhung der<br />
Stammdatenqualität<br />
gementorientierten<br />
Zugang zu erweitern.<br />
Klassifizierung des<br />
Artikelspektrums zur<br />
Institutionalisierung<br />
eines permanenten<br />
"Die Konzentration<br />
auf Artikel, die auf-<br />
zielgerichteten SteuBestandsmanageerung der Aktivitäten ments<br />
Schiene, Straße, Schifffahrt oder<br />
Handel: In kaum einem Land der<br />
Welt ist keine von Voith Turbo entwickelte<br />
und produzierte<br />
Antriebstechnik zu finden. Als<br />
selbstständiger Unternehmensverbund<br />
innerhalb des Voith-Konzerns<br />
bietet Voith Turbo hochwertige<br />
Komponenten, Systeme und<br />
Dienstleistungen überall da, wo<br />
Dynamik und Kraft gefordert sind.<br />
grund zu hoher Lagerreichweiten<br />
Bestandssenkungspotenzial besitzen, ist<br />
die Basis jedes effizienten Bestandsmanagements",<br />
so Thomas Troll. Dabei<br />
seien operative Bestandssenkungsmaßnahmen<br />
grundsätzlich nur auf Artikelebene<br />
sinnvoll. Bei Voith Turbo ist ein<br />
erstes Ziel bereits umgesetzt: <strong>Der</strong><br />
Bestand der <strong>Produkt</strong>gruppen Hydrodynamik,<br />
Mechanik, Kühlanlagen und<br />
Fremdfertigung wurde um 15 Prozent<br />
gesenkt – trotz eines äußerst schwierigen<br />
Umfelds; denn die Auftragsfertigung<br />
ist von häufigen Konstruktionsänderungen<br />
und langen Vorlaufzeiten in der<br />
Beschaffung geprägt.<br />
Folgende Projektschritte hat <strong>ROI</strong> initiiert<br />
und durchgeführt:<br />
1. Erhebung und Analyse der Ausgangsinformation<br />
2. Priorisierung und Festlegung der<br />
Bearbeitungsreihenfolge nach dem<br />
Bestandssenkungspotenzial<br />
3. Definition von TOP-Teilen und des<br />
Maßnahmenkatalogs zu deren<br />
Bestandssenkung<br />
4. Definition von Terminen und Verantwortlichen<br />
für die einzelnen Maßnahmen<br />
5. Wöchentliches Controlling der Bestandsentwicklung<br />
und der Maßnahmen<br />
und gegebenenfalls Eskalation<br />
6. Sicherung der Nachhaltigkeit durch<br />
Controlling der Fehlteilesituation
PROJEKT<br />
"Die Ergebnisse der <strong>ROI</strong>-Analyse zum<br />
Bestandsmanagement und -controlling<br />
sind in ihrer Substanz durchaus auch<br />
auf andere Unternehmensbereiche<br />
übertragbar", erklärt Thomas Troll. <strong>ROI</strong><br />
hatte deshalb die wichtigsten Ursachen<br />
für zu hohe Bestände zusammengestellt:<br />
1. Mangelhafte Qualität der Vorplanung<br />
2. Fehlerhafte Stammdaten<br />
3. Divergierende Zielvorgaben, beispielsweise<br />
für Disponenten, bei denen eine<br />
"Versorgungssicherung um jeden<br />
Preis" Priorität hat<br />
4. Fehlende Differenzierung beim Bestandscontrolling.<br />
Eine Konzentration<br />
auf das Wesentliche findet<br />
nicht statt.<br />
5. Die nur unverbindliche Definition von<br />
Maßnahmen zum Abbau von Überbeständen<br />
6. Die fehlende Überwachung der Maßnahmenabarbeitung.<br />
Ein entscheidender Erfolgsfaktor sind<br />
auch die Mitarbeiter. So müssen<br />
Zusammenhänge, Ziele und Vorgehensweise<br />
transparent kommuniziert<br />
werden – in vielen Unternehmen<br />
sind hier deutliche Defizite<br />
nachweisbar. Häufig werden<br />
die Mitarbeiter von Entscheidungsträgern<br />
zu wenig über anstehende<br />
Maßnahmen informiert<br />
und einbezogen: Verantwortlichkeiten<br />
und Zuständigkeiten müssen klar<br />
festgelegt werden. Auch stellt eine zu<br />
frühe Einsteuerung von Fertigungsaufträgen<br />
die termingerechte Ablieferung<br />
nicht sicher, sondern führt eher zu einer<br />
schlechteren Planbarkeit und höheren<br />
Beständen. Das Risiko obsoleter Bestände<br />
beziehungsweise der Nacharbeitsaufwand<br />
wird erhöht. "Als sinnvoll", so<br />
Thomas Troll, "hat sich zudem die Kombination<br />
eines operativen Bestandsmanagements<br />
mit einem übergeordneten<br />
Supply Chain <strong>Management</strong> erwiesen".<br />
Wichtig sei es zudem gewesen, das<br />
Bestandsmanagement nachhaltig im<br />
Unternehmen zu verankern. Dazu hat<br />
Bestand<br />
Bestandssenkungspotenzial<br />
der Marktbereich Schiene das Bestandsmanagement<br />
in der Form eines Projektes<br />
übernommen und voll intern<br />
besetzt. Ganz bewusst wurden dabei die<br />
langfristigen Basisthemen wie die Erhöhung<br />
der Vorplanungsqualität als eigenständige<br />
Teilprojekte etabliert. Thomas<br />
Troll: "Das stellt sicher, dass die<br />
Bestandssenkung kein kurzfristiger<br />
Erfolg bleibt und weitere Stellhebel im<br />
Bestandsmanagement freigelegt werden<br />
können."<br />
Foto: privat<br />
Bestand heute<br />
Bestandsreichweite 15 AT<br />
Bestandsreichweite n AT<br />
Erfolgsfaktor Mitarbeiter<br />
<strong>ROI</strong>-Erfahrungen gezielt eingesetzt<br />
Jan Rösler ist Projektleiter Verbesserungsprojekte<br />
bei Voith Turbo, Marktbereich Schiene.<br />
Herr Rösler, wie wichtig ist Bestandssenkung<br />
in Ihrem Bereich?<br />
Die fortlaufende Senkung des<br />
Bestandsniveaus ist ein wesentliches<br />
Ziel im Rahmen unserer Capital-<br />
Employed-Reduzierung. Es ist eingebettet<br />
in die übergeordnete Verbesserung<br />
von Liefertermintreue und<br />
Durchlaufzeiten.<br />
Warum haben Sie auf das externe<br />
Know-how von <strong>ROI</strong> zurückgegriffen?<br />
Voith Turbo hat mit <strong>ROI</strong> in anderen<br />
Projekten zusammen gearbeitet.<br />
Wir konnten in unserem Projekt die<br />
spezifischen <strong>ROI</strong>-Erfahrungen mit<br />
Bestandsentwicklung, wenn<br />
geplante Zugänge und Abgänge<br />
berücksichtigt werden<br />
Bestandsentwicklung, wenn<br />
nur geplante Abgänge<br />
berücksichtigt werden<br />
Zeit<br />
Foto: Voith Turbo<br />
anderen industriellen Partnern<br />
gezielt einsetzen. Ein Beispiel ist die<br />
Logistik im Fertigungsumfeld.<br />
Hat die Zusammenarbeit die erwartete<br />
Initialzündung gebracht?<br />
Wir haben gemeinsam mit <strong>ROI</strong> ein<br />
Instrument zur Prognose künftiger<br />
Bestände entwickelt. Es ermöglicht<br />
frühzeitiges Gegensteuern bei sich<br />
abzeichnenden Überbeständen. <strong>ROI</strong><br />
hat hier gemeinsam mit unserem<br />
Projektteam Dinge ins Laufen<br />
gebracht und wir achten nun darauf,<br />
diesen Schwung mitzunehmen und<br />
fortzuführen.<br />
Ausgabe 12 Seite 9
T HEMA (FORTSETZUNG S. 3 PEP)<br />
Veränderte Beschaffungsstrategien<br />
der Abnehmer und der globale<br />
Wettbewerb erfordern eine<br />
weitere Verkürzung der Entwicklungszeiten<br />
und eine Senkung<br />
der Entwicklungskosten bei<br />
wachsendem Entwicklungsaufwand.<br />
<strong>Der</strong> Neugestaltung und<br />
Vereinfachung des PEP kommt<br />
damit eine immer größer werdende<br />
Bedeutung zu.<br />
Grafik 1<br />
Seite 10 Ausgabe 12<br />
Ansatzpunkte<br />
Zur Reduzierung der Komplexität, der<br />
Erhöhung der Transparenz und zur<br />
Sicherstellung der geforderten Qualität<br />
wird der PEP sinnvollerweise in einzelne<br />
Phasen gegliedert (Stage-Gate-Ansatz).<br />
Nur wenn die Qualitätskriterien<br />
einer Phase erfüllt werden, kann<br />
die Phase abgeschlossen und mit der<br />
nachfolgenden begonnen werden.<br />
Basis für die Auswertung eines erfolgreichen<br />
Abschlusses jeder Phase bilden<br />
übersichtliche, vollständige Daten- und<br />
Dokumentstrukturen. Voraussetzung<br />
hierfür sind eindeutig definierte, transparente<br />
Abläufe der Dokumentationen<br />
und fest zugeordnete Verantwortlichkeiten<br />
sowohl bei Neuentwicklungen als<br />
auch bei Änderungsschleifen in der Entwicklung.<br />
Dies ermöglicht eine zeitnahe<br />
Messung des Projektreifegrades, die<br />
frühzeitige Steuerung des Projekterfolges<br />
wird maßgeblich vereinfacht.<br />
In diesem Zusammenhang spielt das<br />
Controlling der Entwicklungs-Performance<br />
eine entscheidende Bedeutung.<br />
Nur wenn Kenngrößen eindeutig definiert<br />
und vereinbart sind, kann eine<br />
nachhaltige Optimierung sichergestellt<br />
werden.<br />
Entwicklungspartnerschaften sind ein<br />
weiterer Ansatzpunkt , die Durchlaufzeiten<br />
durch simultane Aktivitäten zu senken<br />
und das Kompetenzfeld des eigenen<br />
Unternehmens gezielt zu erweitern.<br />
Daneben kann die Kostenstruktur optimiert<br />
werden, was zu einem minimier-<br />
ten Risiko bei erhöhter Liquidität des<br />
eigenen Unternehmens führt.<br />
Ein weiterer Aspekt ist die frühe Integration<br />
aller im Unternehmen beteiligten<br />
Bereiche, der Entwicklungspartner und<br />
der Zulieferer. Das, so Susanne Drexl,<br />
erhöhe Motivation, den Teamgeist und<br />
letztendlich die Identifikation mit dem<br />
Projekt. Dabei erfordert eine effektive<br />
Planung, Koordination und Steuerung<br />
von Projektinhalten und Ergebnissen<br />
ein konsequent gelebtes Projektmanagement.<br />
Definition von Projektrollen<br />
und Strukturen der Lenkungsgremien<br />
hinsichtlich ihrer Aufgaben, Befugnisse<br />
und Verantwortungen sowie die Methoden<br />
des Projektmanagements müssen<br />
eindeutig definiert, bekannt und im Projekt<br />
abgefordert werden. Erst dann ist<br />
die Basis für ein erfolgreiches Multiprojektmanagement<br />
geschaffen.<br />
Entscheidend für eine erfolgreiche Optimierung<br />
ist zudem die Integration von<br />
<strong>Produkt</strong>entstehungsprozess und<br />
Anlaufmanagement. Ziel dabei ist die<br />
Reduktion von "Lost Sales" durch Erhöhung<br />
der Lerngeschwindigkeit und ein<br />
optimiertes Zusammenspiel von <strong>Produkt</strong>-<br />
und <strong>Produkt</strong>ionsentwicklung. Drei<br />
Maßnahmen stehen dabei im Fokus:<br />
Die Beschleunigung der realen<br />
Anlaufkurve zur optimierten Abdekkung<br />
des Marktbedarfs durch eine<br />
Annäherung an die Vertriebskurve.<br />
Die Verbesserung und Beschleunigung<br />
der Lernkurve. (Erreicht werden<br />
kann dies durch Erlangen eines<br />
hohen <strong>Produkt</strong>reifegrades zum Launching<br />
Point.)<br />
Die Reduktion des Entwicklungsaufwandes<br />
nach dem Start of Production<br />
(SOP). Siehe dazu auch Grafik 2.<br />
Elektronik und Software<br />
Allein im Bereich der PKW-Entwicklung<br />
wird der Anteil der Elektronik im Jahr<br />
2010 deutlich über 45 Prozent betragen,<br />
so eine aktuelle Studie. “<strong>Der</strong> Bereich
T HEMA<br />
Elektronik und Software wird als eine<br />
zentrale Rolle bei der Effektivierung des<br />
Projekt- und Anlaufmanagements spielen",<br />
so Werner Bick. Bereits in der Frühphase,<br />
also der Software-Vorentwicklung,<br />
sei ein vergleichsweise hoher Integrationslevel<br />
erforderlich.<br />
Anforderungen an 1st-tier Lieferanten<br />
"1st-tier Lieferanten sind auch verantwortlich<br />
für die Entwicklungsleistung der<br />
2nd-tier Lieferanten – deshalb kommt<br />
ihnen bei der Optimierung eine wichtige<br />
Rolle zu", so Werner Bick. Die Technologie-<br />
und Organisations-Kompetenzen<br />
seien die zentralen Herausforderungen<br />
für 1st-tier Lieferanten. Deshalb ist insbesondere<br />
deren nachgewiesene Kompetenz<br />
in den Bereichen Entwicklung und<br />
<strong>Produkt</strong>ion von besonderer Bedeutung.<br />
Dies gilt im Hinblick auf <strong>Produkt</strong>ionstechnologien,<br />
Best-practice-Verfahren<br />
wie auch für die Bereiche Design-to-cost,<br />
Design-to-manufacturing oder Designto-assembly<br />
und besonders für das Mutiprojektmanagement.<br />
Werden diese Anforderungen von 1sttier<br />
Lieferanten nicht umfassend erfüllt,<br />
entwickelt der OEM zwangsläufig mit.<br />
Die häufig unklaren Kompetenzen führen<br />
zu Kommunikationsproblemen und<br />
erschweren die vertrauensvolle und<br />
erfolgreiche Zusammenarbeit. Inneffizienzen<br />
im Projektablauf sind die logische<br />
Folge.<br />
Vor diesem Hintergrund ergeben sich –<br />
so Drexl – eindeutige Forderungen: die<br />
Entwicklungsführerschaft und Aufgabenverteilung<br />
muss eindeutig geklärt<br />
sein, bei externen Entwicklungen muss<br />
die Projektsteuerung intensiviert werden.<br />
Internationaler Entwicklungsverbund<br />
"An der Nutzung kostengünstiger<br />
Ressourcen führt kein Weg vorbei", so<br />
<strong>ROI</strong> auf einem Kundentag zum <strong>Produkt</strong>entstehungsprozess.<br />
Insbesondere<br />
durch die Berücksichtigung zukünftig<br />
noch an Bedeutung gewinnender Regionen<br />
wie Osteuropa, Indonesien, Indien<br />
oder Taiwan ist ein Kostenvorteil von bis<br />
zu 80 Prozent realisierbar. Bereits heute<br />
erbringen deutsche Ingenieurbüros 30<br />
bis 50 Prozent ihrer Entwicklungsleistung<br />
im Ausland – in der Luftfahrtindustrie<br />
liegt der Anteil sogar noch höher.<br />
"Ein Verlagern auch von Entwicklungstätigkeiten<br />
ins Ausland setzt jedoch voraus,<br />
dass damit zusammenhängende<br />
zentrale Herausforderungen und Probleme<br />
nachhaltig gelöst werden", so Werner<br />
Bick. Das gelte insbesondere für folgende<br />
sechs Gesichtspunkte:<br />
Vernetzung der Systeme<br />
Sicherheit (Daten, Know-how)<br />
Kulturelle Unterschiede<br />
Koordination aller laufenden Aktivitäten<br />
Effizientes Änderungsmanagement in<br />
der Spätphase der Entwicklung<br />
Ein Beispiel, so Werner Bick auf dem<br />
Kundentag, sei die Entwicklung von<br />
Werkzeugen und Vorrichtungen. Die<br />
Konstellation könnte beispielsweise so<br />
aussehen: <strong>Der</strong> OEM hat seinen Sitz in<br />
Grafik 2<br />
Ausgabe 12 Seite 11
T HEMA<br />
Grafik 3<br />
Seite 12 Ausgabe 12<br />
Deutschland, die Systementwicklungspartner<br />
agieren international. Die Werkzeuge<br />
werden in Rumänien konstruiert,<br />
die Herstellung der Werkzeuge erfolgt in<br />
Tschechien. Allein aus dieser Struktur<br />
ergeben sich "Knackpunkte": Dies gilt<br />
insbesondere für die terminliche und<br />
inhaltliche Koordination in der Planungs-<br />
und Herstellungsphase der<br />
Werkzeuge, die Sicherstellung der erforderlichen<br />
Qualität, aber auch für die<br />
Einladung zur Production Systems 2004<br />
Vom 14. bis 16. Juni gibt die<br />
"Production Systems" Fachund<br />
Führungskräften aus der<br />
<strong>Produkt</strong>ion Gelegenheit zur<br />
Diskussion und Information.<br />
<strong>ROI</strong> ist Co-Sponsor des in<br />
Stuttgart stattfindenden Kongresses<br />
und lädt unter anderem<br />
ein zum Vortrag von Vorstand<br />
Michael Jung über<br />
"Differenzierung der Logistikprozesse,<br />
als zentrale Voraussetzung<br />
für hocheffiziente <strong>Produkt</strong>ionssysteme".<br />
Im Fokus der Production Systems 2004<br />
stehen Praxisbeispiele, Anwenderberichte<br />
und wissenschaftliche Betrachtungen<br />
der Lean <strong>Management</strong> Methode.<br />
Die international anerkannten Experten<br />
Mike Rother und Professor Daniel T.<br />
Jones gelten als Vorreiter des Lean<br />
<strong>Management</strong> und werden in Vorträgen<br />
ihre Erfahrungen aus der Analyse des<br />
weltweit erfolgreichen Toyota <strong>Produkt</strong>ionssystems<br />
vorstellen. Gerhard Bastet,<br />
Werksleiter der Viessmann Werke, wird<br />
seine Erfahrungen mit einer neuen <strong>Produkt</strong>ionsphilosophie<br />
am Beispiel des<br />
Wertstroms, der <strong>Produkt</strong>ionsoffensive<br />
Vitotop, erläutern. <strong>Der</strong> Preisträger der<br />
"Fabrik des Jahres 2003", die Siemens<br />
VDO Automotive <strong>AG</strong>, delegiert den<br />
Werkleiter Harald Dörenbach, um über<br />
maßgeschneiderte "Production Excellence"<br />
zu referieren, und Roland Schmi-<br />
nötigen Anpassungen in der Anlaufphase<br />
(beispielsweise bei den Spaltmaßen).<br />
"Entscheidend ist, einen internationalen<br />
Entwicklungsverbund so zu nutzen, dass<br />
nicht durch organisatorische Mängel ein<br />
Teil der Vorteile wieder aufgezehrt wird",<br />
so Werner Bick: Die globale Arbeitsteiligkeit<br />
in der Entwicklung erhöhe den<br />
Druck auf die Organisation.<br />
Ressource Mensch<br />
Die neuen Herausforderungen an Organisation<br />
und Technik dürfen nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, dass die wichtigste<br />
Ressource besonders im <strong>Produkt</strong>entstehungsprozess<br />
der Mensch ist. Ohne seine<br />
Fähigkeit und Bereitschaft, in Netzwerken<br />
zu denken und zu handeln, ist<br />
eine Optimierung nicht durchführbar.<br />
Dazu – so Susanne Drexl - gehören unter<br />
anderem Qualifikationen im Bereich des<br />
fachlichen Know-how, der interkulturellen<br />
Erfahrungen sowie der Mehrsprachigkeit. <br />
der, Geschäftsführer von Mettler-Toledo,<br />
wird Wettbewerbsvorteile durch effiziente<br />
Führung benennen. (Weitere Information:<br />
www.productionsystems.de)<br />
"Die Production Systems 2004 gewinnt<br />
ihre Bedeutung wegen ihrer hohen Praxisrelevanz<br />
und der Umsetzbarkeit der<br />
angebotenen Inhalte", so <strong>ROI</strong> Vorstand<br />
Michael Jung. "Nicht zuletzt wegen der<br />
hohen Aktualität der Themen laden wir<br />
unsere Kunden und Gesprächpartner<br />
gerne ein, sich eingehend über Erfahrungen<br />
und Trends aus dem Bereich<br />
<strong>Produkt</strong>ion zu informieren".<br />
Allen Lesern ermöglicht <strong>ROI</strong> deshalb<br />
eine um zehn Prozent vergünstigte<br />
Teilnahme am Kongress – eine Mail<br />
oder ein Anruf genügt.<br />
Kontakt:<br />
jung@roi-international.com<br />
Tel.: 089-12 15 90 0
T OOLS<br />
Erfolgsfaktoren<br />
für die Digitale Fabrik<br />
Die Digitale Fabrik ist der Oberbegriff<br />
für ein umfassendes Netzwerk von digitalen<br />
Modellen und Methoden. Von<br />
Beginn an sollen das <strong>Produkt</strong>, die <strong>Produkt</strong>ionsschritte<br />
und die <strong>Produkt</strong>ionsmittel<br />
vor der physischen Realisierung<br />
virtuell generiert werden können. Auf<br />
diese Weise können in einer vergleichsweise<br />
frühen Phase unter anderem<br />
Wechselwirkungen erkannt und Optimierungen<br />
vorgenommen werden. Eine<br />
ganzheitliche Planung, Realisierung,<br />
Steuerung und laufende Verbesserung<br />
aller wesentlichen Fabrikprozesse und<br />
Mögliche Planungsebenen einer Digitalen Fabrik:<br />
Unternehmen – Geschäftsprozesse, Informationsflüsse, Aufträge<br />
<strong>Produkt</strong>ionslinie – Layout und Anordnung, Materialfluss, Steuerungsstrategien<br />
Arbeitsplatz – Layout, Anordnung der Komponenten,<br />
Arbeitsmethode<br />
Komponente/Technischer Prozess – Arbeitsschritte,<br />
Werkzeuge, Handling Equipment.<br />
Erreichbare Lösungen:<br />
Standardisierung – Schaffen einer Best-practice Datenbank von<br />
Methoden, Prozessen und Betriebsmitteln<br />
Datenintegration – Datenbereitstellung (unter anderem für externe Partner)<br />
und Dateninteraktion mittels einheitlicher Standards<br />
Workflow- und Change-<strong>Management</strong> – Bedarfsgerechte und redundanzfreie<br />
Bereitstellung und Aktualisierung der Daten<br />
Automatisierung der Planung – Vermeidung eines hohen manuellen Aufwandes,<br />
Betrachtung aller relevanten Lösungsszenarien.<br />
Bilder: DaimlerChrysler<br />
Sie ist eines der zentralen<br />
Zukunftsthemen: Die "Digitale<br />
Fabrik". Bei kaum einem<br />
anderen Thema werden künftige<br />
Anforderungen (und<br />
Chancen) deutlicher als hier.<br />
Dabei geht es bei der Digitalen<br />
Fabrik nicht nur um die<br />
Integration von heterogenen<br />
Systemlandschaften. Es geht<br />
auch darum, ein "Veränderungsmanagement"<br />
in Gang<br />
zu setzen und etablierte<br />
Geschäftsprozesse zu überdenken<br />
– von der Entwicklung<br />
bis hin zur Industrialisierung.<br />
"Das Thema ‘Digitale<br />
Fabrik’ stellt eine schon heute<br />
kaum zu unterschätzende<br />
Herausforderung für alle<br />
Beteiligten in der Entwicklungs-<br />
und Lieferkette dar.<br />
Insbesondere auch für Automobilzulieferer<br />
gilt es, die<br />
Zeichen der Zeit zu erkennen",<br />
so Prof. Werner Bick,<br />
<strong>ROI</strong>-Partner und Dozent für<br />
Logistik und Betriebswirtschaft<br />
an der FH Regensburg.<br />
Die durchgehende Digitalisierung<br />
aller <strong>Produkt</strong>-<br />
Entstehungsprozesse<br />
eröffnet Potenziale zur<br />
Kostensenkung in allen<br />
Prozess-Schritten.<br />
Ausgabe 12 Seite 13
T OOLS<br />
-ressourcen wird möglich. Die Digitale<br />
Fabrik bewegt sich damit im "magischen<br />
Dreieck" des Erfolges: Die Qualität soll<br />
verbessert, die Planungsdauer verkürzt<br />
und die Kosten minimiert werden. Ziele<br />
sind unter anderem: Das Beherrschen<br />
einer hohen Variantenvielfalt (Flexibilität),<br />
die Verkürzung der Entwicklungsund<br />
Industrialisierungszeit (Schnelligkeit),<br />
die standortunabhängige Planung<br />
(Mobilität), eine umfassende Planung<br />
auf Basis alternativer Planungsszenarien<br />
(Reifegrad) sowie ein optimales Kosten-/<br />
Nutzen-Verhältnis von Planungsaufwand<br />
und -ergebnis (Wirtschaftlichkeit).<br />
Bilder: DaimlerChrysler<br />
Durch die Digitale<br />
Fabrik sinkt bei<br />
DaimlerChrysler die<br />
<strong>Produkt</strong>ions-Planungszeit<br />
um bis zu 40 Prozent;<br />
Planungsqualität<br />
und Reifegrad steigen.<br />
Seite 14 Ausgabe 12<br />
Status Quo<br />
Unternehmen wie DaimlerChrysler<br />
haben die Digitale Fabrik bereits weit<br />
entwickelt. Eine "schlüsselfertige"<br />
Gesamtlösung ist trotzdem noch<br />
Zukunftsmusik.<br />
Die Hauptproblematik liegt im Fehlen<br />
von Standards. "Dabei können durch<br />
den Einsatz innovativer und integrativer<br />
Informationstechnologien deutliche<br />
Verkürzungen der Planungszeit bei<br />
gleichzeitiger Erhöhung der Planungsqualität<br />
erreicht werden", erklärt<br />
Thomas Popp, Geschäftsführer des <strong>ROI</strong>-<br />
Partnerunternehmens HighQIT .<br />
Eine intensive Auseinandersetzung mit<br />
der Digitalen Fabrik ist also eine wesentliche<br />
Voraussetzung für die künftige<br />
Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen<br />
und deren eng verbundenen Lieferanten<br />
und damit längst unerlässlich<br />
geworden. "Insbesondere die Zulieferer<br />
stehen vor der Problematik, mit unterschiedlichen<br />
Systemen, Schnittstellen<br />
und Formaten kommunizieren zu müssen",<br />
so Werner Bick. Daneben gelte es,<br />
die eigenen Geschäftsprozesse in der<br />
<strong>Produkt</strong>entstehung und Industrialisierung<br />
auf die Anforderungen der Kunden<br />
abzustimmen.<br />
Die Erfolgsfaktoren<br />
Wesentlich für einen<br />
nachhaltigen Erfolg ist<br />
eine zielgerichtete und<br />
strukturierte Vorgehensweise<br />
bei der<br />
Umsetzung der Kundenforderungen<br />
in die<br />
eigene Organisation.<br />
Aus Sicht von <strong>ROI</strong> sind<br />
bei der Durchführung<br />
entsprechender Projekte nachfolgende<br />
vier Aspekte von besonderer Bedeutung:<br />
Die klare Festlegung und Beschreibung<br />
von Vision und Strategie, die Verzahnung<br />
von <strong>Produkt</strong>enstehungs- und Herstellungsprozess,<br />
die Konzeption der<br />
Digitalen Fabrik als Wissensspeicher<br />
(etwa für Best-Practices) sowie eine<br />
informationstechnische Lösung (insbesondere<br />
im Hinblick auf die Verknüpfung<br />
der unterschiedlichen Funktionsbausteine<br />
und Festlegung der Schnittstellen).<br />
Um einen Überblick über den effektiven<br />
Umgang mit dem Thema "Digitale<br />
Fabrik" zu ermöglichen, hat <strong>ROI</strong> eine<br />
Liste der zentralen Erfolgsfaktoren<br />
zusammengestellt:<br />
Die Digitale Fabrik ist Chefsache.<br />
Eine mehrstufige Projektorganisation<br />
mit leistungsfähigem, interdisziplinärem<br />
Kernteam ist nötig, denn eine<br />
Digitale Fabrik schafft keine Ordnung,<br />
sondern setzt Ordnung ebenso<br />
wie funktionierende Geschäftsprozesse<br />
voraus.<br />
Das Vorgehen muss kontrolliert und<br />
nach einem klar ausgearbeiteten Plan<br />
erfolgen. <strong>Der</strong> Auftrag muss klar definiert<br />
und die Ressourcen gesichert<br />
sein.<br />
Es sollte mit den Prozessen begonnen<br />
werden, die sich schnell umsetzen<br />
lassen.<br />
Nur ein leistungsstarker Softwarepartner<br />
mit bedarfsgerechtem Angebot<br />
sowie Integrations- und Implementierungskompetenz<br />
kann die<br />
Umsetzung gewährleisten.<br />
Eine anwendungsorientierte Beratung<br />
durch Erfahrungsträger mit<br />
Methodenkompetenz wird dringend<br />
empfohlen.<br />
Veränderungsbereitschaft und spezifisches<br />
Wissen auf allen Ebenen müssen<br />
gesichert sein.<br />
IT- Technik schafft nur die Grundlagen,<br />
deshalb muss eine "Vertrauenskultur"<br />
als Schlüssel gelebter Datentransparenz<br />
aufgebaut werden.<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
bick@roi-international.com
I NTERVIEW<br />
Vorteile von SAP APO kritisch prüfen<br />
Herr Krieg, welche Vorteile bringt eine<br />
SCM-Software?<br />
Unter anderem ermöglicht eine<br />
derartige Software eine verbesserte<br />
Prognose-Genauigkeit der Absatzplanung.<br />
Möglich wird das durch mehrdimensionale<br />
Datenstrukturen, umfangreiche<br />
Prognose-Instrumente<br />
und internetgestützt verteilte Planungsprozesse.<br />
Auch wird die Abbildung<br />
und Planung des gesamten logistischen<br />
Netzwerkes unter simultaner<br />
Berücksichtigung aller Ressourcen<br />
und Abhängigkeiten erreicht. Denken<br />
Sie beispielsweise an Material, <strong>Produkt</strong>ionskapazitäten,<br />
Zulieferer-,<br />
Lager- und Transportrestriktionen.<br />
Welche weiteren Vorteile sehen Sie?<br />
Zum einen die automatische und<br />
manuelle Optimierung der <strong>Produkt</strong>ionsfeinplanung<br />
und -steuerung mit<br />
Visualisierung etwa durch graphische<br />
Plantafeln. Dann die Möglichkeit von<br />
Simulationen, What-if-Analysen<br />
und eine zeitnahe Entscheidungsunterstützung<br />
durch neue SW-Technologien.<br />
Und schließlich eine<br />
Verfügbarkeitsprüfung<br />
über die gesamte <strong>Produkt</strong>struktur<br />
und<br />
unter Berücksichtigung<br />
der Bestände<br />
innerhalb der gesamten<br />
Supply Chain.<br />
Durch den Einsatz von<br />
SCM-Software wie SAP<br />
APO kann die Logistik<br />
"aus der Vogelperspektive" gesteuert<br />
werden...<br />
Auf diese Weise ist der Überblick<br />
gewährleistet und damit die Chance<br />
jederzeit schnell und effektiv einzugreifen.<br />
So ist eine durchgängige Synchronisierung<br />
der Logistikkette von<br />
Lieferanten und <strong>Produkt</strong>planern bis<br />
hin zu Zwischenhändlern und Kunden<br />
möglich. Kosten können gesenkt,<br />
die Anlagenrentabilität maximiert<br />
und die Lieferung beschleunigt werden.<br />
SAP hat den Advanced Planner and<br />
Optimizer entwickelt. <strong>Der</strong> SAP APO ist<br />
aber – verglichen etwa mit SAP R/3 –<br />
eine neue und wenig erprobte Lösung.<br />
Mittlerweile haben wir zahlreiche<br />
Erfahrungen gesammelt, positive wie<br />
negative. Allerdings sind die bisher<br />
abgedeckten Szenarien nicht für<br />
jeden Kunden geeignet. Auch ist die<br />
vorhandene Dokumentation noch<br />
sehr eingeschränkt. Eine genaue<br />
Überprüfung des funktionalen Fit –<br />
beispielsweise mithilfe eines Prototypen<br />
– ist also wichtig.<br />
Wie ist es mit dem Design der Prozesse<br />
und der Nutzung des SAP APO in<br />
Zusammenhang mit SAP R/3?<br />
Sie sind noch nicht eindeutig<br />
und müssen zuerst im Rahmen<br />
einer Potenzialanalyse untersucht<br />
werden. Denn APO kann an verschiedenen<br />
Stellen in die SAP R/3<br />
Prozesse eingreifen und diese erweitern<br />
– je nach<br />
spezifischem<br />
Kundenszenario.<br />
Hinzu kommt,<br />
dass die Integration<br />
mit SAP R/3<br />
sehr unterschiedlich aufgesetzt<br />
werden kann und sich<br />
die Grundsatzentscheidungen in SAP<br />
APO und SAP R/3 gegenseitig beeinflussen.<br />
Aber um es klar festzuhalten:<br />
Die Integration des SAP APO mit SAP<br />
R/3 ist die "beste" erhältliche Integration<br />
eines APS-Systems mit SAP R/3...<br />
aber auch diese Integration hat ihre<br />
Grenzen.<br />
Unternehmen müssen in der<br />
Lage sein, Tausende von<br />
internen und externen Informationen<br />
zu überwachen und<br />
schnell und effektiv über die<br />
gesamte Logistikkette hinweg<br />
zu handeln. Da hierzu<br />
klassische EPR-Systeme nicht<br />
ausreichen, hat SAP den<br />
Advanced Planner and Optimizer<br />
entwickelt. SAP APO<br />
bietet gegenüber den <strong>Produkt</strong>en<br />
der Spezialanbieter i2<br />
und Manugistics entscheidende<br />
Vorteile. Uli Krieg, <strong>ROI</strong><br />
Senior Berater und Experte<br />
für Auswahl und Einführung<br />
von ERP- und SCM-Systemen,<br />
erklärt im Interview, unter<br />
welchen Umständen sich der<br />
Einsatz von SAP APO lohnt<br />
und berichtet kritisch über<br />
aktuelle Erfahrungen mit der<br />
SCM-Software.<br />
Eine weiterführende positive<br />
Erfahrung aus dem Bereich "Lessons<br />
Learned" ist die stufenweise Einführung<br />
des SAP APO.<br />
Sobald das Nutzenpotenzial und<br />
ein funktionaler Fit identifiziert sind,<br />
ist eine Einführung Funktionsbaustein<br />
für Funktionsbaustein relativ<br />
unproblematisch. Das ist auch deshalb<br />
wichtig, weil je nach Situation<br />
im Unternehmen für die eine oder<br />
andere Funktionalität mehr oder<br />
weniger Dringlichkeit besteht und<br />
nicht alle Funktionen gleichermaßen<br />
ausgereift sind. Beispielsweise ist DP<br />
weitaus stabiler als PP/DS.<br />
Welche Voraussetzungen müssen gegeben<br />
sein, um die Nutzenpotenziale zu<br />
realisieren?<br />
Ausgabe 12 Seite 15
I NTERVIEW<br />
Eine gewissenhafte Analyse der<br />
Vorbedingungen und die fortschreitende<br />
Überprüfung der Zielsetzungen!<br />
Das bedeutet unter anderem,<br />
dass eine fehlende Akzeptanz für die<br />
neuen Prozesse durch entsprechendes<br />
Change <strong>Management</strong> verhindert werden<br />
muss! Ein weiterer Gesichtspunkt<br />
sollte immer wieder betont werden:<br />
Auch während der Implementierungsphase<br />
muss der wirtschaftliche<br />
Nutzen das Ziel der neuen Lösung<br />
bleiben! Ein zu starker Fokus auf<br />
IT-Funktionen führt erfahrungsgemäß<br />
oftmals zu Verzettelung beziehungsweise<br />
Überkomplexität, die<br />
rechnerische 100-Prozent-Lösung ist<br />
natürlich nie ganz erreichbar. Auch<br />
müssen fehlende Funktionen auf<br />
wirtschaftliche Bedeutung überprüft<br />
werden – denn oft sind organisatorische<br />
"work arounds" effektiver und<br />
effizienter.<br />
Wir sollten also klar festhalten: Trotz<br />
der neuen Technologie und Algorithmen<br />
ist der APO kein "Wundermittel"!<br />
Sind die Planungsszenarien<br />
unverhältnismäßig komplex, stößt<br />
auch er an technische Grenzen.<br />
Können Sie konkrete Beispiele nennen?<br />
Denken Sie an die Konzeption der<br />
Planungsszenarien, wo technische<br />
Obergrenzen von IT-Lösungen auch<br />
weiterhin beachtet werden müssen.<br />
Auch im SAP APO gilt: je einfacher<br />
die Planungsmodelle, desto besser die<br />
Performance. Zudem steigen durch<br />
den SAP APO "Live-Cache", also die<br />
sehr schnelle "In-Memory"-Datenbank,<br />
die Hardwarekosten mit erhöhter<br />
Modellkomplexität ungewöhnlich<br />
schnell an.<br />
Seite 16 Ausgabe 12<br />
Ein zweites Beispiel sind die verschiedenen<br />
Planungsfunktionen. DP, SNP<br />
oder PP/DS benötigen unterschiedlich<br />
detaillierte Modelle. Die Identifikation<br />
von "kritischen" Ressourcen, Lieferanten<br />
oder Transportkapazitäten<br />
ist der Kernpunkt für eine schnelle,<br />
performante Planung. Auch erzielt<br />
SNP auf Basis von aggregierten Lieferkettenmodellen<br />
den erwarteten<br />
Nutzen nur, wenn die kritischen<br />
Ressourcen richtig identifiziert worden<br />
sind.<br />
Trotz der Übernahme von SAP R/3<br />
Stammdaten müssen eine Reihe von<br />
neuen Stammdaten für den APO szenariobedingt<br />
erhoben, angelegt und<br />
gepflegt werden.<br />
Richtig, neue Planungsmodelle<br />
machen es notwendig, dass ganz neue<br />
Stammdaten zusammengestellt werden.<br />
Das ist häufig leider weitaus aufwändiger<br />
als erwartet. Auch gibt es<br />
Stammdaten wie beispielsweise<br />
Transportwege und -mittel in R/3<br />
nicht in der benötigen Form – sie<br />
müssen also erst erhoben werden.<br />
Die bestehenden Fertigungsschritte<br />
müssen im APO-Modell beschrieben<br />
werden.<br />
Bei Benutzung der Feinplanung<br />
von PP/DS müssen die Fertigungsanlagen<br />
auf das APO-Modell abgebildet<br />
werden, aber die Abbildung der Realität<br />
auf Modelle ist immer eine komplexe<br />
Angelegenheit. Ein großer Vorteil<br />
ist, dass die verschiedenen SAP<br />
APO-Funktionsbausteine auf die gleichen<br />
Modelle zugreifen. Allerdings<br />
kann das unter Umständen auch restriktiv<br />
wirken und es kommt zu starken<br />
Interdependenzen! Beispielsweise<br />
können Grundsatzentscheidungen im<br />
Modell für SNP Entscheidungen in<br />
PP/DS maßgeblich beeinflussen.<br />
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