MÄA-20-22 online
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Münchner Ärztliche Anzeigen VERSCHIEDENES 11
Leserbriefe zu „Fachkräftemangel
in der Pflege – mit
Weitblick in die Zukunft“ in
MÄA 14/22
Ich finde es überaus bedauerlich,
dass in einer ärztlichen (!) Zeitung mit
keiner Frage auf die Belange des ärztlichen
Diensts in den Krankenhäusern
Bezug genommen wird. Wir sprechen,
wie Kollege Emminger auf Seite 3
anmerkt, seit Jahren über „bessere
Vergütung, Respekt, Anerkennung und
Wertschätzung“ für das Pflegepersonal
– ohne Frage berechtigt –, aber wo
bleiben diese Forderungen für die
ärztliche Berufsgruppe? Verdienen wir
diese Dinge nicht? Wo wird denn in
den Krankenhäusern der ärztliche
Dienst wirklich von nichtärztlichen
Aufgaben entlastet, wo werden Weiterbildungsinhalte
wirklich vermittelt?
Ich sehe nicht, dass sich unsere
Standesvertreter gegenüber den Verwaltungen
in den Krankenhäusern
oder gegenüber „der Politik“ irgendwo
ernsthaft um diese Punkte bemühen.
Die Pflegekosten wurden aus
dem DRG-System herausgelöst -
wann fordern wir endlich bspw. eine
„Ex-DRG”-Refinanzierung der Kosten
für die ärztliche Weiterbildung? Der
Gesetzgeber überflutet die Kliniken
mit Vorschriften, deren Ausführung in
letzter Konsequenz nicht dem Pflegepersonal
oder der Verwaltung, sondern
allzu oft „den Ärzten“ aufgebürdet
wird (Stichwort: Entlassmanagement
u.a.). Wann bekommen wir eine
wirkliche Entlastung der Stationsärzte
von administrativen Aufgaben? Keine
Fragen hierzu an Frau Diefenthal
– weil es keine Konzepte gibt, oder
weil es ohnehin niemanden interessiert
(denn Ärzte gibt es in München ja
(noch) genug)? Wenn mich Schüler
oder Studenten fragen, ob sich die
Mühen des Medizinstudiums lohnen,
lautet meine Antwort leider: „Ja, es
lohnt sich. Aber stell Dich drauf ein,
dass Du 80 Prozent Deiner Arbeitszeit
mit nichtärztlichen und im Regelfall
sinnlosen Tätigkeiten verschwenden
wirst. Wenn Du das durchhältst, werden
Dich die übrigen 20 Prozent dank
der Patienten hoffentlich erfüllen.
Wenn Du das nicht schaffst, studier
lieber gleich was anderes…“. Lassen
Sie uns gemeinsam daran arbeiten,
dass sich noch genügend junge Leute
für diesen unseren Beruf als Berufung
begeistern lassen – und lassen Sie
uns gemeinsam mit den anderen
Berufsgruppen verbesserte Arbeitsbedingungen
und somit eine verbesserte
Versorgung der uns anvertrauten
Patienten erkämpfen!
Dr. Vincent Schmidt
Antwort von Dr. Christoph
Emminger auf diesen Leserbrief
Sehr geehrter Herr Kollege
Schmidt, dem Grunde nach haben
Sie mit Ihrem Leserbrief, für den ich
mich sehr bedanke, ein wichtiges
Thema angesprochen. Mit diesen
Themen haben wir uns in den vergangenen
Jahren vielleicht nicht so häufig
und intensiv befasst, wie Sie das
wahrscheinlich erwartet hätten. Aber
nicht, weil es dazu keine Konzepte
gäbe oder uns die Antworten fehlen
würden. Nach mehr als 30-jähriger
Teilnahme kann ich heute feststellen:
Es verging kaum ein Bayerischer oder
Deutscher Ärztetag, an dem diese
Themen nicht diskutiert und mit entsprechenden
Anträgen an die Politik
ergänzt worden wären. Sowohl auf
Bundes- wie auf Landesebene gibt es
entsprechende Kammer-Ausschüsse
für die Belange der in den Kliniken
tätigen Ärztinnen und Ärzte. Ob unsere
Diskussionen und Anträge Wirkung
entfaltet haben, seit dahingestellt; die
gleichen Diskussionen im ÄKBV zu
wiederholen, erhöht deren Nach-Wirkung
nicht zwingend. In den Münchner
Ärztlichen Anzeigen (MÄA) und im
Bayerischen Ärzteblatt wurde und
wird regelmäßig über die Ärztetage
und die relevanten Anträge berichtet.
In der Redaktionskonferenz der
MÄA haben wir uns aktuell darauf
verständigt, über die Gesundheitsberufe
neben dem Ärztlichen Beruf zu
berichten. Diese Themen waren bisher
in den MÄA eher zu kurz gekommen.
Trotzdem: Ihre Kritik ist nicht
völlig unberechtigt. Wir nehmen sie
auf und an; für die kommende neue
Wahlperiode ist zu hoffen, dass die
Kolleginnen und Kollegen aus der Klinik
sich auch mit Ihren Themen
beschäftigen. Und vielleicht kandidieren
Sie ja selbst bei den bevorstehen-
den Wahlen zu den ärztlichen Körperschaften.
Dr. Christoph Emminger, Vorsitzender des
ÄKBV München, Klinikarzt von 1979 bis 2017
Zu „Frauen in der Medizin
– Karriereleiter ins Aus?” in
MÄA 10/2022
Ich habe o.g. Artikel mit Erstaunen
(Entsetzen) gelesen. Auf mich wirkt
der Artikel polemisierend polarisierend,
wird hier doch von den MÄA das
Bild des karrieregeilen Mannes, der
die Familie scheut, zementiert. Meines
Erachtens wäre ein genderneutraler
Titel passender gewesen:
„Eltern in der Medizin – Karriereleiter
ins Aus?“. Auch inhaltlich finde ich
den Artikel einseitig und nicht
geschlechtsneutral. Ausgenommen
der Zeit der Schwangerschaft und
des Stillens, stehen Männer welche
sich der Familie widmen, im beruflichen
Leben vor den gleichen Problemen
wie Frauen. Hier darf nicht
zugunsten der Frauen diskriminiert
werden. Ich bin überzeugt, dass es
alleinerziehende Väter in der Medizin
sogar noch schwieriger haben als
alleinerziehende Frauen, denn ihre
Rolle als Elternteil wird nicht bereitwillig
akzeptiert.
Aus meiner Sicht ist der o.g. Artikel
wichtig, denn er beleuchtet noch einmal
die Schwierigkeit der Vereinbarung
von Beruf und Familie. Dies gilt
jedoch für beide Elternteile gleichermaßen!
Im Interview wird zwar beiläufig
erwähnt, daß Männer/Väter
nicht zum Thema Karriere/Beruf
befragt wurden, auf einen kurzen Hinweis
über Befragungen von Männern/
Vätern zu diesem Thema wurde
jedoch verzichtet. Aus diesem Grund
würde ich mich freuen, wenn sich die
MÄA mit dem Thema „Väter in der
Medizin“ befassen würden.
Dr. David H. Friedrich
Die MÄA veröffentlichen Leserbriefe bis
zu einer Länge von 2.000 Zeichen (inkl.
Leerzeichen). Bei längeren Texten behält
sich die Redaktion eine Kürzung vor.