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immobilien BUSINESS 2022-2

Immobilienwirtschaftliches Fachwissen auf den neuesten Stand für Makler, Verwalter und Sachverständige

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QUALIFIZIERUNG<br />

29<br />

Dr. Joëlle Zimmerli<br />

Zimraum GmbH<br />

Johanna Sadiki<br />

TU Berlin, Fachgebiet<br />

Planungs- und Bauökonomie/Immobilienwirtschaft<br />

weil der Arbeitsweg wegfällt. Die meisten<br />

haben weniger Druck bei der Suche, entscheiden<br />

deshalb bewusster und brauchen<br />

oft mehr Zeit. Viele suchen ein „Wohnen<br />

für den Rest des Lebens“, weshalb sie<br />

sicher sein wollen, dass das Angebot<br />

stimmt. Viele haben wenig Erfahrung mit<br />

der heutigen Wohnungssuche, vor allem<br />

wenn sie von Eigentum in die Miete wechseln.<br />

Und viele sind preissensibel, weil die<br />

finanzielle Situation im Gegensatz zu jüngeren<br />

Generationen tendenziell schlechter<br />

und nicht besser wird.<br />

Senioren machen sich deshalb andere<br />

Gedanken zur Tragbarkeit. Der Markt der<br />

Senioren muss im Gegensatz zu jüngeren<br />

Generationen mit dem Marketing und<br />

Beratung stärker vorbereitet und Senioren<br />

direkter bei ihren Befindlichkeiten<br />

abgeholt werden.<br />

Erste Erkenntnisse<br />

aus Sicht Vermarktung<br />

Wo stehen Maklerinnen, Vermarkter und<br />

Bewirtschafter in Bezug auf Senioren als<br />

Zielgruppe im Tagesgeschäft? Eine vom<br />

BBSR „Zukunft Bau“ geförderte Studie<br />

zeigt, dass etwa die Hälfte der Befragten<br />

aus kleinen bis großen Unternehmen<br />

das „Wohnen im Alter“ strategisch entweder<br />

untergeordnet oder gar nicht behandeln.<br />

Etwa die Hälfte nimmt ältere Personen<br />

als Kunden oder Zielgruppen im Tagesgeschäft<br />

nicht wahr, wobei Vermarkter,<br />

Vermieter und Bewirtschafter aufmerksamer<br />

sind als Entwickler und Portfoliomanager.<br />

Von den befragten Vermarktern, Vermietern<br />

und Bewirtschaftern setzen etwa je<br />

ein Drittel Vermarktungsbotschaften und<br />

Kommunikationsmaßnahmen für die Zielgruppe<br />

Senioren um, bieten Umzugsangebote<br />

für Senioren oder Unterstützungsmaßnahmen<br />

bei Erneuerungsprojekten an<br />

oder setzen eine Ansprechperson für Senioren<br />

ein. Ein Thema, das viele beschäftigt,<br />

aber erst von wenigen angegangen<br />

wird, sind Maßnahmen zur Sensibilisierung<br />

von älteren Mietern und Eigentümern für<br />

Wohnungsumzüge. Das zielgerichtete<br />

Erreichen von Senioren ist für viele nicht<br />

trivial: Drei Viertel der Befragten können<br />

nur auf unvollständige oder gar keine<br />

Datensätze zugreifen, die Informationen<br />

zum Alter ihrer Kunden enthalten.<br />

PLUS INFO<br />

Interessant sind auch Erkenntnisse zur Bonitätsprüfung<br />

von Mieterinnen im Rentenalter.<br />

Die Prüfung orientiert sich in der Regel<br />

am Einkommen. Weil das Einkommen<br />

nur einen Teil der finanziellen Möglichkeiten<br />

ausmacht, berücksichtigt ein Viertel,<br />

bis ein Drittel der Befragten auch Sicherheitsgarantien<br />

von Dritten und das Vermögen,<br />

oder akzeptiert eine Wohnkostenbelastung<br />

bis 40 Prozent. Dieses Thema<br />

dürfte an Bedeutung zunehmen, je mehr<br />

ältere Menschen im Alter nochmals in<br />

Mietwohnungen umziehen. Etwa die Hälfte<br />

der Befragten setzt eine Härtefallregel um,<br />

wenn sich ältere Personen die Mietpreise<br />

nach einer Erneuerung oder dem Eintritt<br />

ins Rentenalter nicht mehr leisten können.<br />

Erkenntnisse<br />

Unsere Ergebnisse aus der vom BBSR „Zukunft<br />

Bau“ geförderten Studie zeigen, dass<br />

das Thema „Wohnen im Alter“ erst bei einer<br />

Minderheit der Maklerinnen, Vermarktern<br />

und Bewirtschaftern im Tagesgeschäft<br />

angekommen ist, allerdings bereits<br />

vieles ausprobiert wird und Bedürfnis nach<br />

einem Austausch in der Branche besteht.<br />

Denn die Erfahrungen mit der Umsetzung<br />

von Maßnahmen sind durchzogen: Viele<br />

unterschätzen oder scheuen (noch) den<br />

Aufwand, die Zielgruppe der Senioren aktiv<br />

anzusprechen, oder erreichen nicht sofort<br />

die erwartete Wirkung. Mit dem absehbaren<br />

Älterwerden der Gesellschaft<br />

lohnt sich das Dranbleiben auf jeden Fall.<br />

Das Fachgebiet Planungs- und Bauökonomie/Immobilienwirtschaft der TU Berlin untersucht gemeinsam mit<br />

Zimraum GmbH im Projekt „Wohnen im Alter: Versorgungsstrategien für den Wohnungsmarkt“. Das Projekt wird<br />

gefördert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen,<br />

Stadtentwicklung und Bauwesen aus Mitteln der Zukunft Bau Forschungsförderung. Der IVD Berlin-Brandenburg<br />

ist Forschungspartner.<br />

Informationen: https://www.zukunftbau.de/projekte/forschungsfoerderung/1008187-2150

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