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Stadt und Kanton Zürich als wichtiger Player auf dem Immobilienmarkt

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<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> <strong>Kanton</strong> <strong>Zürich</strong><br />

<strong>als</strong> <strong>wichtiger</strong> <strong>Player</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>dem</strong> <strong>Immobilienmarkt</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> <strong>Kanton</strong> <strong>Zürich</strong> sind grosse<br />

Immobilienbesitzer <strong>und</strong> vermieten Wohnungen<br />

<strong>und</strong> Geschäftsflächen. Wie<br />

wichtig sind sie im Vergleich zu anderen<br />

Marktanbietern? Sind sie ernst zu<br />

nehmende Konkurrenten oder decken<br />

sie ein anderes Marktsegment ab <strong>als</strong><br />

der private Markt?<br />

von Drazenka Dragila-Salis <strong>und</strong> Marco Boscardin<br />

Die öffentliche Hand <strong>als</strong> "Grossgr<strong>und</strong>besitzer"<br />

Der umfangreiche Immobilienbesitz der Wohnsiedlung Vista Verde der <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong><br />

öffentlichen Hand teilt sich <strong>auf</strong> in das Verwaltungs-<br />

<strong>und</strong> das Finanzvermögen. Beim<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Zürich</strong> kommen noch Liegenschaften der Beamtenversicherungskasse hinzu,<br />

die im Zusammenhang mit der staatlichen Pensionskasse stehen.<br />

Das Verwaltungsvermögen besteht aus Amtshäusern, Schulen <strong>und</strong> anderen selbst genutzten<br />

Liegenschaften, die zur Erfüllung der öffentlichen Aufgaben benötigt werden.<br />

Diese Liegenschaften sind nicht <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> freien Markt. Mit der Übernahme von neueren<br />

Strategien des privatwirtschaftlichen Corporate Real Estate Managements könnte sich<br />

das ändern. Die Stichworte heissen hier Outsourcing oder Public Private Partnership.<br />

Mit <strong>dem</strong> Finanzvermögen wird Geld verdient<br />

Die Liegenschaften im Finanzvermögen werden von der öffentlichen Hand nicht selber<br />

genutzt. Sie dienen, wenn überhaupt, nicht unmittelbar der Erfüllung von öffentlichen<br />

Aufgaben. Gemäss B<strong>und</strong>esgerichtsurteil vom 12.03.1997 müssen die Liegenschaften<br />

des Finanzvermögens ins Verwaltungsvermögen überführt werden, wenn sie während<br />

längerer Zeit ganz oder teilweise für Verwaltungszwecke genutzt werden. Werden die<br />

Liegenschaften im Finanzvermögen nur für kürzere Zeit durch die Verwaltung gemietet,<br />

so geschieht dies <strong>auf</strong> rein privatrechtlicher Basis gemäss gelten<strong>dem</strong> Mietrecht. Liegenschaften<br />

im Finanzvermögen werden vermietet, im Baurecht abgegeben, verk<strong>auf</strong>t oder<br />

gek<strong>auf</strong>t. Ob damit der private Markt konkurrenziert wird, soll näher untersucht werden.


Das Portfolio des <strong>Kanton</strong>s ist breit gefächert<br />

Nach aktuellen Liegenschaftenbewertungen ist der <strong>Kanton</strong> <strong>Zürich</strong> im Besitz von 365<br />

Fiskalliegenschaften mit einem Wert von 0,8 Mrd. Fr. Wie die Jahre davor, sind auch<br />

2006 Veräusserungen geplant, nun im Umfang von ca. 7,4 Mio. Fr.. Das Portfolio ist<br />

sehr vielfältig: Schlösser (z.B. L<strong>auf</strong>en oder Greifensee), Wohnhäuser, Scheunen <strong>und</strong><br />

Geschäftshäuser. Ca. 1/3 der Liegenschaften befinden sich in der <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong>. Der<br />

Rest ist im ganzen <strong>Kanton</strong> <strong>Zürich</strong> verstreut. Die Bewirtschaftung des Portfolios ist dadurch<br />

recht anspruchsvoll.<br />

Die Fiskalliegenschaften dienen auch <strong>als</strong> Landreserven für zukünftige öffentliche Bedürfnisse.<br />

Eine offen kommunizierte Portfoliostrategie für die Zukunft gibt es im Moment<br />

noch nicht, aber der Trend ist spürbar. Seit Frühjahr 2006 sind Spezialisten einer renommierten<br />

Immobilienberatungsfirma mit <strong>dem</strong> Thema "Verk<strong>auf</strong>sstrategie für Baulandareale<br />

im Finanzvermögen des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong>“ beschäftigt. Das Portfolio wird <strong>als</strong>o immer<br />

kleiner.<br />

Die <strong>Stadt</strong> hat viele Wohnungen<br />

Das Finanzvermögen der <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong> setzt sich zusammen aus Wohnsiedlungen,<br />

Fiskalliegenschaften <strong>und</strong> Parkhäusern. Insgesamt liegen ca. 2,2 Mio. m² Land ausserhalb<br />

des <strong>Stadt</strong>gebiets <strong>und</strong> ca. 2,7 Mio. m² in der <strong>Stadt</strong>. Wertmässig betragen die<br />

Liegenschaften ausserhalb der <strong>Stadt</strong> jedoch lediglich ca. 13% des gesamten Finanzvermögens,<br />

sie sind auch nur mässig überbaut. Die Landflächen in der <strong>Stadt</strong> betragen<br />

ca. 8% der privaten Gr<strong>und</strong>stücksflächen.<br />

Die städtischen Wohnsiedlungen bestehen<br />

aus 53 Überbauungen mit ca. 6'500 Wohnungen,<br />

davon sind ca. 2'700 subventioniert.<br />

Der Gebäudeversicherungswert beträgt<br />

ca. 1,4 Mrd. Fr. Seit 1907 wird die Erstellung<br />

"ges<strong>und</strong>er <strong>und</strong> billiger Wohnungen"<br />

<strong>als</strong> Gemeinde<strong>auf</strong>gabe der <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong> erklärt.<br />

Die meisten Wohnungen in städtischen<br />

Siedlungen befinden sich im ehema-<br />

Gr<strong>und</strong>satz der Kostenmiete: Dabei<br />

müssen die Mietzinseinnahmen, gemäss<br />

den Vorschriften des <strong>Kanton</strong>s für den gemeinnützigen<br />

Wohnungsbau, den Anlagewert<br />

mal den Hypothekarzinssatz der Zürcher<br />

<strong>Kanton</strong>albank <strong>und</strong> die Bewirtschaftungsquote<br />

von in der Regel 3% des Gebäudeversicherungswerts<br />

decken. Somit<br />

ist der Landwert kaum berücksichtigt.<br />

ligen Arbeiterviertel, <strong>dem</strong> Kreis 4, nämlich ca. 10% des dortigen Wohnungsbestandes.<br />

Die Mietzinse werden preisgünstig nach <strong>dem</strong> Gr<strong>und</strong>satz der Kostenmiete kalkuliert. Bis<br />

in die Siebzigerjahre wurden die Wohnsiedlungen zum Teil ausschliesslich im subventionierten<br />

Wohnungsbau erstellt um sie für bescheidene Einkommen gezielt zu verbilligen.<br />

Um jedoch eine ausgewogene soziale Durchmischung zu erreichen wurden in den<br />

letzten Jahren Subventionen zurückbezahlt <strong>und</strong> so Wohnungen in den freitragenden<br />

Wohnungsbau überführt. Der durchschnittliche Netto-Monatsmietzins betrug 2004 für<br />

eine 3 bis 3 ½ Zimmerwohnung 810 Fr. <strong>und</strong> für eine 4 bis 4 ½ Zimmerwohnung 1'040<br />

Fr. Dies sind ca. 35% weniger <strong>als</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> privaten Markt.<br />

Die städtischen Fiskalliegenschaften umfassen ca. 2'650 Wohnungen <strong>und</strong> 900 Geschäftsräume<br />

in r<strong>und</strong> 800 Gebäuden. Der Gebäudeversicherungswert beträgt ca. 1,4<br />

Mrd. Fr. Fiskalliegenschaften sind Einzelliegenschaften, die von der <strong>Stadt</strong> vor allem bis<br />

1980 zum Bau von Strassenerweiterungsprojekten oder aus strategischen Gründen<br />

erworben wurden. Hinzu kommen einzelne Wohnliegenschaften aus den Neunziger-


jahren, die zur Bekämpfung der Mietzinsnot <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> überhitzten <strong>Immobilienmarkt</strong> in<br />

städtischen Besitz kamen. Die meisten Wohnungen in städtischen Fiskalliegenschaften<br />

befinden sich in der Innenstadt, <strong>dem</strong> Kreis 1. Sie betragen dort beachtliche 19% der<br />

vorhandenen Wohnungen. Die Wohnungsmieten in Fiskalliegenschaften sind kostendeckend<br />

kalkuliert, jedoch nicht sub-<br />

ventioniert. Der durchschnittliche Netto-<br />

Monatsmietzins betrug 2004 für eine 3<br />

bis 3 ½ Zimmerwohnung 1'090 Fr. <strong>und</strong><br />

für eine 4 bis 4 ½ Zimmerwohnung<br />

1'360 Fr. Dies sind ca. 15% weniger <strong>als</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> privaten Markt. Die Geschäftsräume<br />

in den städtischen Fiskalliegenschaften<br />

haben für die Lebensqualität<br />

einzelner <strong>Stadt</strong>quartiere wie der Altstadt<br />

dank des Angebots an Läden,<br />

Gewerbeflächen <strong>und</strong> Restaurants<br />

grosse Bedeutung. Bei der Vermietung<br />

werden Nutzungsvielfalt, Quartierver-<br />

sorgung <strong>und</strong> urbane Attraktivität beachtet. So befinden sich auch 59 Restaurants <strong>und</strong><br />

16 Kioske in städtischem Besitz, die nicht selber geführt, sondern meistens zu einem<br />

umsatzabhängigen Ansatz vermietet werden. Die Geschäftsmieten richten sich nach<br />

den quartierüblichen Ansätzen, sind jedoch moderat, sodass zahlreiche Läden für den<br />

täglichen Bedarf ermöglicht werden.<br />

Gesamthaft befinden sich knapp 5% aller Wohnungen im städtischen Finanzvermögen.<br />

Der Anteil variiert jedoch recht stark je nach <strong>Stadt</strong>gebiet, 21% im Kreis 1 (Innenstadt),<br />

11% im Kreis 4 <strong>und</strong> 9% im Kreis 5. Im Kreis 12 (Schwamendingen) hat die <strong>Stadt</strong> lediglich<br />

2% der dortigen Wohnungen. Dort sind Baugenossenschaften stark vertreten. In<br />

den besseren Wohnvierteln im Kreis 7 ist die <strong>Stadt</strong> am wenigsten vertreten.<br />

Im städtischen Finanzvermögen befinden<br />

sich auch 10 Parkhäuser. Von<br />

den insgesamt ca. 3'790 Parkplätzen<br />

stehen ca. 1'570 <strong>als</strong> Kurzzeitparkplätze<br />

der Öffentlichkeit zur Verfügung. Dies<br />

sind 15% aller Kurzzeitparkplätze in<br />

Parkhäusern. In der Innenstadt beträgt<br />

der Anteil sogar fast 40%. Die restlichen<br />

Parkplätze in den städtischen<br />

Parkhäusern sind fest vermietet, was<br />

gesamthaft nur 2% aller Parkplätze in<br />

Gebäuden ausmacht, in der Innenstadt<br />

jedoch stattliche 18%.<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

Anteil der städtischen Parkplätze in Parkhäusern am gesamten<br />

Markt in <strong>Zürich</strong><br />

Daneben werden von der <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong> ca. 190 Landflächen im Baurecht abgegeben,<br />

mehr <strong>als</strong> die Hälfte davon für den Wohnungsbau zur Förderung von Familienwohnungen<br />

durch gemeinnützige Bauträger. Diese verpflichten sich zur Mietzinskalkulation zu<br />

Selbstkosten. Bauprojekte <strong>auf</strong> städtischem Land müssen erhöhten architektonischen<br />

<strong>und</strong> städtebaulichen Anforderungen genügen.<br />

5%<br />

0%<br />

0%<br />

Kreis 1<br />

Kreis 1<br />

Anteil der städtischen Wohnungen am gesamten Markt in <strong>Zürich</strong><br />

Kreis 2<br />

Kreis 2<br />

Kreis 3<br />

Kreis 3<br />

Kreis 4<br />

Kreis 4<br />

Kreis 5<br />

Kreis 5<br />

Kreis 6<br />

Kreis 6<br />

Kreis 7<br />

Kreis 7<br />

Kreis 8<br />

Kurzzeitparkplätze<br />

fest vermietete Parkplätze in Parkhäusern<br />

Kreis 8<br />

Kreis 9<br />

Kreis 9<br />

in Fiskalliegenschaften<br />

in Wohnsiedlungen<br />

Kreis 10<br />

Kreis 10<br />

Kreis 11<br />

Kreis 11<br />

Kreis 12<br />

Kreis 12<br />

total<br />

total


Zählt nur Rendite beim <strong>Kanton</strong>?<br />

Das Immobilienportfolio der Fiskalliegenschaften wird beim <strong>Kanton</strong> gemeinsam mit<br />

<strong>dem</strong>jenigen der Beamtenversicherungskasse bewirtschaftet. Sollten die Zahlen im Voranschlag<br />

2006 auch für die Vergangenheit gültig sein, dann wurde das Portfolio mit einer<br />

Nettorendite von 5,2% im Jahre 2004 erfolgreich geführt.<br />

Rendite ist nicht alles bei der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong><br />

Der Wert von ca. 2,8 Mrd. Fr. des städtischen<br />

Immobilien-Portfolios im Finanzvermögen<br />

ist nicht zu vernachlässigen.<br />

Immobiliengesellschaften wie<br />

zum Beispiel Allreal haben Portfolios<br />

von 1,8 Mrd. Fr., Jelmoli 2,3 Mrd. Fr.<br />

<strong>und</strong> der schweizerische Branchenleader<br />

PSP Swiss Property 4,6 Mrd.<br />

Fr.. Die <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong> ist somit ein wichti-<br />

ger <strong>Player</strong> im Immobilienbereich, jedoch mit weitgehend anderer Ausrichtung, vor allem<br />

im Bereich der Wohnungen. Bereitstellung von kostengünstigeren Wohnungen oder von<br />

quartiernotwendigen Dienstleistung-, Gewerbe- <strong>und</strong> Gastronomieflächen stehen <strong>dem</strong><br />

alleinigen Streben nach maximaler Rendite des privaten Marktes gegenüber. Der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Zürich</strong> genügen oft lediglich kostendeckende Erträge. Wenn diese Strategie eingehalten<br />

wird (hie <strong>und</strong> da wird der Pfad der Tugend verlassen), dann operiert die öffentliche<br />

Hand, marktwirtschaftlich betrachtet, in einem anderen Marktsegment wie der private<br />

Anbieter <strong>und</strong> konkurriert diesen auch nicht. Ein Garant dafür, dass dies auch so bleibt,<br />

ist ein wachsames Parlament <strong>und</strong> eine kritische Öffentlichkeit, die die Aktivitäten der<br />

öffentlichen Verwaltung <strong>auf</strong>merksam beobachten <strong>und</strong> kontrollieren.<br />

Die Autoren:<br />

Portfoliowerte im Vergleich (in Mrd. Fr.)<br />

Drazenka Dragila-Salis, dipl. Ing. Architektin, leitet im Hochbauamt des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong> ein Team, das die<br />

Bauherrenvertretung für Projekte der Beamtenversicherungskasse <strong>und</strong> des Fiskalvermögens übernimmt.<br />

Marco Boscardin, Ingenieur <strong>und</strong> Ökonom, arbeitet im Hochbaudepartement der <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong>. Sein Team<br />

der Liegenschaftenbewertung <strong>und</strong> Bauökonomie erstellt für städtische Dienststellen Gutachten <strong>und</strong> berät<br />

sie zu diversen ökonomischen Immobilienfragen.<br />

Beide Autoren machen zurzeit eine zweijährige Weiterbildung in Master of Advanced Studies in Immobilienmanagement<br />

an der Hochschule für Wirtschaft Luzern, das vom Institut für Finanzdienstleistungen in<br />

Zug durchgeführt wird.<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Allreal<br />

Intershop<br />

PSP<br />

SPS<br />

Warteck<br />

Jelmoli<br />

Immobiliengesellschaften<br />

Finanzvermögen öffentl. Hand<br />

Mobimo<br />

<strong>Kanton</strong><br />

<strong>Zürich</strong><br />

<strong>Stadt</strong><br />

<strong>Zürich</strong>

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