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City-Magazin-Ausgabe-2022-12-Steyr

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Achtung!<br />

SATIRE<br />

Dr. Thomas<br />

DUSCHLBAUER<br />

ZU GUTER LETZT …<br />

Die Vorweihnachtszeit ist ja stets dadurch getrübt,<br />

dass wir uns Gedanken darüber machen müssen,<br />

was wir unseren Liebsten schenken sollen. Viele<br />

Fragezeichen ziehen da in unserem Kopf wie Kometen<br />

ihre Bahnen, führen aber nicht ohne Umschweife zur<br />

gewünschten Erleuchtung: Ist ein wirklich ausgefallenes<br />

Weihnachtsgeschenk nicht eh eines, das nicht geschenkt<br />

wurde? Zahlt es sich überhaupt noch aus, den Jüngsten<br />

etwas Teures oder Nachhaltiges zu schenken, wo sie<br />

doch ohnehin zur letzten Generation gehören und<br />

demnächst mit uns aussterben werden? Soll es wieder<br />

etwas Recyceltes und Handgemachtes sein, wie etwa die<br />

Krippenfiguren, die ich im Vorjahr liebevoll aus den<br />

Katzenkisterl-Hinterlassenschaften geschnitzt habe? All<br />

diese Fragen tragen gewaltig zur Verunsicherung bei.<br />

DIE MILDE als Gabe<br />

Die Umkehr als Geschenk? Dabei geht es aber<br />

nicht immer nur darum, dass man sich freut, wenn man<br />

etwas geschenkt bekommt. Wir sollten uns angesichts<br />

dieser schweren Zeiten in Bescheidenheit üben und uns<br />

auch darüber freuen, wenn uns etwas nicht weggenommen<br />

wird. Etwa, wenn wir mit einer wohlig-milden Rezession<br />

durch den Winter kommen oder wir nicht gleich unsere<br />

Würde verlieren, sobald wir etwas Unanständiges oder gar<br />

moralisch Verwerfliches genießen. Ein gutes Gewissen ist<br />

eben nicht nur ein Ruhekissen, sondern heute auch ein<br />

vortreffliches Geschenk. Gönnen wir dem Partner doch,<br />

dass er sich in der Adventzeit zumindest ein WM-Fußballspiel<br />

aus Katar anschauen darf – ohne dass er gleich in die<br />

Wüste geschickt wird. Und gönnen wir unserem Liebsten<br />

auch einmal einen Anfall von Ukraine-Müdigkeit. So etwas<br />

vergeht wieder und wird sich nicht pandemisch verbreiten.<br />

Wenn wir dem Anderen die Scham nehmen, so geben wir<br />

ihm zumindest ein gutes Gefühl. Denn Weihnachten ist<br />

nicht nur das Fest der Liebe, sondern immer mehr das<br />

Fest der Scham. Die ganzen Feiertage hinweg gibt es<br />

unzählige Anlässe, sich zu schämen: Wegen der Lichterkette,<br />

wegen der Pakete aus dem Online-Shop, wegen<br />

des Weihnachtsbratens oder des Baumes, den man nicht<br />

mehr voller Stolz aufstellen darf. Beschenken wird doch<br />

einander, indem wir ein ganz und gar schamloses Fest<br />

feiern dürfen. Frohe Weihnachten!<br />

Was wurde aus? Heimische Prominenz von gestern, heute betrachtet<br />

Leopold „Leo“ Windtner<br />

Ich bin positiv angekommen“, erzählt das Energiebündel stolz, „und habe in allen<br />

meinen Funktionen zur rechten Zeit den Platz geräumt.“ Er hatte also immer das<br />

Windtner (*30.08. 1950) war bis 2017 richtige Gespür, wann er zurücktreten sollte. Heute ist er erleichtert, nicht mehr<br />

bei der Energie AG — vormals OKA dauernd unter Stress zu stehen. Wenn man ein Leben als Multifunktionär über<br />

– tätig, 22 Jahre lang als ihr Generaldirektor.<br />

Zu Beginn war das Unter-<br />

vor eine gewisse „Betriebstemperatur“, ein überschaubares Maß an Aufgaben. Seit<br />

Jahrzehnte führt, kostet es viel Substanz. Dennoch benötigt Windtner nach wie<br />

nehmen ein reiner Stromanbieter. Er Jahren managt er etwa die Finanzen der St. Florianer Sängerknaben. Außerdem ist<br />

und sein Team transformierten es zum er noch in der Wohnungswirtschaft und im Österreichischen Olympischen Komitee<br />

aktiv. Nun hat er auch endlich Zeit für seine Enkeltochter, die gerade die Schu-<br />

führenden Infrastruktur-Konzern. Zu<br />

seiner Produktpalette gehören zum le begonnen hat. „Das macht viel Freude.“ Mit den eigenen drei Töchtern konnte er<br />

Beispiel nun auch Entsorgung, Wärme, sich weniger beschäftigen. Auch wenn er sich sehr bemüht hat, Zeitfenster in seinem<br />

Kalender für sie freizuhalten. Drei europäische Länder fehlen noch auf seiner<br />

Erdgas und Internet. Von 1985 bis 1995<br />

war Windtner Bürgermeister von St. To-Do-Liste: Estland, Litauen und Armenien. Als Hobby-Obstbauer brennt er seinen<br />

eigenen Schnaps und presst ebenfalls den Most selbst. Den Müßiggang meidet<br />

Florian, von 2009 bis 2021 Präsident<br />

des Österreichischen Fußballbundes. der 72-Jährige wie der Teufel das Weihwasser.<br />

Foto: Sokoloff<br />

WINDTNERS LEBENSMOTTO. Carpe diem — nutze den Tag!

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