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Achtung!<br />
SATIRE<br />
Dr. Thomas<br />
DUSCHLBAUER<br />
ZU GUTER LETZT …<br />
Die Vorweihnachtszeit ist ja stets dadurch getrübt,<br />
dass wir uns Gedanken darüber machen müssen,<br />
was wir unseren Liebsten schenken sollen. Viele<br />
Fragezeichen ziehen da in unserem Kopf wie Kometen<br />
ihre Bahnen, führen aber nicht ohne Umschweife zur<br />
gewünschten Erleuchtung: Ist ein wirklich ausgefallenes<br />
Weihnachtsgeschenk nicht eh eines, das nicht geschenkt<br />
wurde? Zahlt es sich überhaupt noch aus, den Jüngsten<br />
etwas Teures oder Nachhaltiges zu schenken, wo sie<br />
doch ohnehin zur letzten Generation gehören und<br />
demnächst mit uns aussterben werden? Soll es wieder<br />
etwas Recyceltes und Handgemachtes sein, wie etwa die<br />
Krippenfiguren, die ich im Vorjahr liebevoll aus den<br />
Katzenkisterl-Hinterlassenschaften geschnitzt habe? All<br />
diese Fragen tragen gewaltig zur Verunsicherung bei.<br />
DIE MILDE als Gabe<br />
Die Umkehr als Geschenk? Dabei geht es aber<br />
nicht immer nur darum, dass man sich freut, wenn man<br />
etwas geschenkt bekommt. Wir sollten uns angesichts<br />
dieser schweren Zeiten in Bescheidenheit üben und uns<br />
auch darüber freuen, wenn uns etwas nicht weggenommen<br />
wird. Etwa, wenn wir mit einer wohlig-milden Rezession<br />
durch den Winter kommen oder wir nicht gleich unsere<br />
Würde verlieren, sobald wir etwas Unanständiges oder gar<br />
moralisch Verwerfliches genießen. Ein gutes Gewissen ist<br />
eben nicht nur ein Ruhekissen, sondern heute auch ein<br />
vortreffliches Geschenk. Gönnen wir dem Partner doch,<br />
dass er sich in der Adventzeit zumindest ein WM-Fußballspiel<br />
aus Katar anschauen darf – ohne dass er gleich in die<br />
Wüste geschickt wird. Und gönnen wir unserem Liebsten<br />
auch einmal einen Anfall von Ukraine-Müdigkeit. So etwas<br />
vergeht wieder und wird sich nicht pandemisch verbreiten.<br />
Wenn wir dem Anderen die Scham nehmen, so geben wir<br />
ihm zumindest ein gutes Gefühl. Denn Weihnachten ist<br />
nicht nur das Fest der Liebe, sondern immer mehr das<br />
Fest der Scham. Die ganzen Feiertage hinweg gibt es<br />
unzählige Anlässe, sich zu schämen: Wegen der Lichterkette,<br />
wegen der Pakete aus dem Online-Shop, wegen<br />
des Weihnachtsbratens oder des Baumes, den man nicht<br />
mehr voller Stolz aufstellen darf. Beschenken wird doch<br />
einander, indem wir ein ganz und gar schamloses Fest<br />
feiern dürfen. Frohe Weihnachten!<br />
Was wurde aus? Heimische Prominenz von gestern, heute betrachtet<br />
Leopold „Leo“ Windtner<br />
Ich bin positiv angekommen“, erzählt das Energiebündel stolz, „und habe in allen<br />
meinen Funktionen zur rechten Zeit den Platz geräumt.“ Er hatte also immer das<br />
Windtner (*30.08. 1950) war bis 2017 richtige Gespür, wann er zurücktreten sollte. Heute ist er erleichtert, nicht mehr<br />
bei der Energie AG — vormals OKA dauernd unter Stress zu stehen. Wenn man ein Leben als Multifunktionär über<br />
– tätig, 22 Jahre lang als ihr Generaldirektor.<br />
Zu Beginn war das Unter-<br />
vor eine gewisse „Betriebstemperatur“, ein überschaubares Maß an Aufgaben. Seit<br />
Jahrzehnte führt, kostet es viel Substanz. Dennoch benötigt Windtner nach wie<br />
nehmen ein reiner Stromanbieter. Er Jahren managt er etwa die Finanzen der St. Florianer Sängerknaben. Außerdem ist<br />
und sein Team transformierten es zum er noch in der Wohnungswirtschaft und im Österreichischen Olympischen Komitee<br />
aktiv. Nun hat er auch endlich Zeit für seine Enkeltochter, die gerade die Schu-<br />
führenden Infrastruktur-Konzern. Zu<br />
seiner Produktpalette gehören zum le begonnen hat. „Das macht viel Freude.“ Mit den eigenen drei Töchtern konnte er<br />
Beispiel nun auch Entsorgung, Wärme, sich weniger beschäftigen. Auch wenn er sich sehr bemüht hat, Zeitfenster in seinem<br />
Kalender für sie freizuhalten. Drei europäische Länder fehlen noch auf seiner<br />
Erdgas und Internet. Von 1985 bis 1995<br />
war Windtner Bürgermeister von St. To-Do-Liste: Estland, Litauen und Armenien. Als Hobby-Obstbauer brennt er seinen<br />
eigenen Schnaps und presst ebenfalls den Most selbst. Den Müßiggang meidet<br />
Florian, von 2009 bis 2021 Präsident<br />
des Österreichischen Fußballbundes. der 72-Jährige wie der Teufel das Weihwasser.<br />
Foto: Sokoloff<br />
WINDTNERS LEBENSMOTTO. Carpe diem — nutze den Tag!