Spendenreport 2022 D

8 SPENDENREPORT 2022
4. Funktionale und soziale Reputation
Hilfswerke Reputationstyp
2.7%
Funktional
97.3%
Sozial
Abbildung 4: zeigt für die Hilfswerkbranche
die Verteilung der reputationsrelevanten
sedimentierten Resonanz nach Reputationsdimension
per Stichtag 30/ 06/ 2022.
Hilfswerke Top Issues per Dimension
Juli 2021 - Juni 2022
Sozial Funktional
Schweiz: Ukraine-Flüchtlinge
Afghanistan: Taliban-Regime
Umweltverbände: Beschwerden
Mittelmeer: Flüchtlingskrise
Afghanistan: Humanitäre Hilfe
Ukraine: Humanitäre Hilfe
Mittelmeer: Flüchtlingskrise
Hilfswerke: Fundraising-Praktiken
Hilfswerke: Terrororganisationen
Umweltverbände: Beschwerden
Cyberangriffe auf Hilfwerke
Schweiz: Energie / Wasserkraft
Afghanistan: Humanitäre Hilfe
Afghanistan: Taliban-Regime
Global: Gleichstellungsdebatte
Schweiz: Sichere Axenstrassen
Reputationsrelevante Resonanz
Global: Klimawandel
Äthiopien: Krieg in Tigray
Belarus: Flüchtlingskrise
Syrien: Bürgerkrieg
3
3
3
2
2
1
1
1
1
5
20
18
29
27
25
38
33
33
80
-100
-100
-100
-80
-67
114
-43
Bewertung (Tonalität)
-33
-17
-6
-8
-2
0
0
0
0
0
0
7
10
20
Abbildung 5: zeigt – aufgeteilt nach den beiden Reputationstypen – die
Resonanz- und Tonalitätswerte der wichtigsten Kommunikationsereignisse
der Hilfswerkbranche zwischen Juli 2021 und Juni 2022.
Die Branche der Hilfswerke und NPO
wird gesamthaft in erster Linie über die
funktionale Reputationsdimension
wahrgenommen (vgl. Abbildung 4). Die
funktionale Reputation ist ein Indikator
für kompetentes Handeln entlang dem
Organisationszweck. Aktuell prägt vor
allem das Handeln der Branche im
Dienst von Menschenrechten (mehrheitlich
positiv) und Umweltschutz
(Kritik an den herrschenden Bedingungen
und eigene Hilfeleistungen) die öffentliche
Wahrnehmung in der Schweiz.
Hilfswerke und NPO treten hierbei regelhaft
über ihre jeweiligen Kernkompetenzen
in Erscheinung, was profilkonform
und damit wünschenswert ist.
Die gesamtgesellschaftlichen Bewertungsmassstäben
unterliegende soziale
Reputationsdimension ist dagegen
von untergeordneter Bedeutung. Reputation
wird in dieser Dimension zum Indikator
für rechtlich und moralisch korrektes
Verhalten. Aktuell sind es verschiedene
niederschwellige Debatten,
welche die Sozialreputation meist negativ
prägen (vgl. Abbildung 5). Moralisch exponiert
war die Branche beispielsweise
durch den punktuell geäusserten Vorwurf,
im Kontext der Flüchtlingskrise
im Mittelmeer mit Schlepper-Banden
zu «kooperieren». Niederschwellig
kritisiert wurden zudem gewisse
Spendenpraktiken der Hilfswerke
(«Gute Spender werden gnadenlos zugemüllt»).
Zudem belastete die israelische
Einstufung von sechs palästinensischen
Menschenrechtsorganisationen
als Terrororganisationen die Branchereputation
negativ.
Im Vergleich zu den beiden Vorjahren ist
die Bedeutung der Sozialreputation für
die Wahrnehmung der Branche aber
deutlich zurückgegangen. Insbesondere
die Abstimmung über die Konzernverantwortungsinitiative
Ende 2020 exponierte
die Hilfswerkbranche sozialseitig
ungleich stärker. Durch die Politisierung
der Hilfswerke im Vorfeld der
Abstimmung, standen damals auf einmal
die Organisationen selbst und nicht
mehr ihr Engagement für Menschrechte
und Umwelt im Fokus der Debatte.