Lebensart im Norden | Januar & Februar 2023 | Flensburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Norddeutsch & nachhaltig<br />
berücksichtigen, die für diesen Begriff stehen:<br />
die ökologische, ökonomische und soziale.<br />
Wenn Höfe sterben, dann ist das sowohl aus<br />
ökonomischer wie auch sozialer Sicht nicht<br />
nachhaltig – zumal <strong>im</strong> ländlichen Raum die<br />
landwirtschaftlichen Betriebe oft wichtige<br />
Arbeitgeber sind. Und eins ist klar: Wenn die<br />
Landwirtin oder der Landwirt nicht mehr<br />
da ist, dann hat das auch Auswirkungen auf<br />
andere Bereiche wie beispielsweise das Handwerk.<br />
Insofern sollten wir alles dafür tun,<br />
dass das Höfesterben nicht weitergeht. Ein<br />
Knackpunkt dabei ist allerdings die Hofnachfolge.<br />
Auch hier ist mehr gesellschaftliche<br />
Wertschätzung für den Beruf der Landwirtin<br />
und des Landwirts gefragt.<br />
Im aktuellen Positionspapier zum Thema<br />
„Moorschutz und Landwirtschaft”<br />
fordert der Bauernverband Schleswig-<br />
Holstein einen Moorschutz der Landwirtschaft<br />
auf freiwilliger Basis.<br />
18 lebensart<br />
„Klar ist: Wir brauchen eine leistungsfähige und<br />
wettbewerbsstarke Landwirtschaft, gerade <strong>im</strong><br />
Agrarland Schleswig-Holstein. Klar ist aber auch:<br />
Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssicherheit<br />
müssen dabei Hand in Hand gehen.”<br />
Die Wiedervernässung der Moore in SH<br />
ist allerdings ein wichtiger Beitrag zum<br />
Kl<strong>im</strong>aschutz. Wie funktioniert das „auf<br />
freiwilliger Basis”?<br />
Wir stehen erst am Anfang einer gesamtgesellschaftlichen<br />
Diskussion. Klar ist: Die<br />
sowohl marsch- als auch moorgeprägten<br />
Niederungen Schleswig-Holsteins stehen<br />
aufgrund des Kl<strong>im</strong>awandels und dem damit<br />
verbundenen steigenden Meeresspiegel sowie<br />
einer Zunahme von Extremwetterereignisse<br />
vor einem erheblichen Anpassungsbedarf. Zusätzlich<br />
hat sich die Landesregierung darauf<br />
geeinigt, bis 2040 das erste kl<strong>im</strong>aneutrale<br />
Industrieland zu werden. Bei der Erreichung<br />
dieses Ziels spielen Niederungsgebiete mit<br />
ihren kohlenstoffreichen Böden eine wichtige<br />
Rolle. Aber wir sollten auch <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Blick<br />
behalten, welche Auswirkungen das auf den<br />
jeweiligen Betrieb und die Beschäftigten hat.<br />
Im bisherigen Dialog zum Thema Moorschutz<br />
war man sich einig, dass ein Dialog auf Augenhöhe<br />
stattfinden muss und eine Wiedervernässung<br />
von landwirtschaftlichen Flächen<br />
nur sozialverträglich geschehen kann. Mir ist<br />
es wichtig, gemeinsam mit den Betroffenen<br />
vor Ort nach Lösungen zu suchen und die<br />
Nutzung von Moorgebieten zu gestalten. Gerade<br />
was den Bereich von Anbaualternativen<br />
und alternativen Bewirtschaftungsformen<br />
betrifft, tut sich bereits einiges. Unterstützung<br />
soll dabei auch das von uns geplante<br />
Kompetenzzentrum für eine kl<strong>im</strong>aeffiziente<br />
Landwirtschaft bieten. Dies soll durch Wissenstransfer<br />
und Projekte die Landwirtschaft<br />
dabei helfen, Treibhausgas-Emissionen zu<br />
reduzieren und sie zugleich<br />
fit für die Anpassungen an die<br />
Folgen des Kl<strong>im</strong>awandels zu<br />
machen.<br />
Sollten die Landwirt*innen<br />
daher über einen Verkauf<br />
dieser Flächen denken?<br />
Zum jetzigen Zeitpunkt<br />
empfehle ich Landwirt*innen<br />
nicht, die dafür möglichen<br />
Flächen zu veräußern. Denn<br />
auf degradierten, wiedervernässten Moorböden<br />
gedeihen beispielsweise Paludikulturen<br />
wie Schilf, Röhricht, Großseggenried, Torfmoose<br />
oder Schwarzerlen, die als Substratrohstoff<br />
für den Gartenbau, als Rohstoff für<br />
die Bau- und Möbelindustrie oder sogar als<br />
Energieträger verwertet werden und für die<br />
Landwirt*innen interessante Erträge und<br />
einen Zusatznutzen für die Gesellschaft bringen<br />
können. Es gibt bereits mehrere Moor-<br />
Projekte <strong>im</strong> Land, die hier wichtige Erfahrungswerte<br />
liefern werden.<br />
Deutschland exportiert viele Lebensmittel:<br />
Bei Fleisch und Fleischwaren sind<br />
es zurzeit 19,5 Prozent, bei Milch und<br />
Milchprodukten 16,7 Prozent am<br />
Gesamtexport. Sollten wir nicht durch<br />
weniger Export die Umweltbelastung<br />
reduzieren und vielmehr lokale Erzeuger<br />
in Entwicklungsländern stärken?<br />
Deutschland ist ein Netto-Importeur von<br />
Nahrungsmitteln. Wir <strong>im</strong>portieren deutlich<br />
mehr Agrarwaren als wir exportieren.