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Lebensart im Norden | Januar & Februar 2023 | Flensburg

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Norddeutsch & nachhaltig<br />

berücksichtigen, die für diesen Begriff stehen:<br />

die ökologische, ökonomische und soziale.<br />

Wenn Höfe sterben, dann ist das sowohl aus<br />

ökonomischer wie auch sozialer Sicht nicht<br />

nachhaltig – zumal <strong>im</strong> ländlichen Raum die<br />

landwirtschaftlichen Betriebe oft wichtige<br />

Arbeitgeber sind. Und eins ist klar: Wenn die<br />

Landwirtin oder der Landwirt nicht mehr<br />

da ist, dann hat das auch Auswirkungen auf<br />

andere Bereiche wie beispielsweise das Handwerk.<br />

Insofern sollten wir alles dafür tun,<br />

dass das Höfesterben nicht weitergeht. Ein<br />

Knackpunkt dabei ist allerdings die Hofnachfolge.<br />

Auch hier ist mehr gesellschaftliche<br />

Wertschätzung für den Beruf der Landwirtin<br />

und des Landwirts gefragt.<br />

Im aktuellen Positionspapier zum Thema<br />

„Moorschutz und Landwirtschaft”<br />

fordert der Bauernverband Schleswig-<br />

Holstein einen Moorschutz der Landwirtschaft<br />

auf freiwilliger Basis.<br />

18 lebensart<br />

„Klar ist: Wir brauchen eine leistungsfähige und<br />

wettbewerbsstarke Landwirtschaft, gerade <strong>im</strong><br />

Agrarland Schleswig-Holstein. Klar ist aber auch:<br />

Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssicherheit<br />

müssen dabei Hand in Hand gehen.”<br />

Die Wiedervernässung der Moore in SH<br />

ist allerdings ein wichtiger Beitrag zum<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz. Wie funktioniert das „auf<br />

freiwilliger Basis”?<br />

Wir stehen erst am Anfang einer gesamtgesellschaftlichen<br />

Diskussion. Klar ist: Die<br />

sowohl marsch- als auch moorgeprägten<br />

Niederungen Schleswig-Holsteins stehen<br />

aufgrund des Kl<strong>im</strong>awandels und dem damit<br />

verbundenen steigenden Meeresspiegel sowie<br />

einer Zunahme von Extremwetterereignisse<br />

vor einem erheblichen Anpassungsbedarf. Zusätzlich<br />

hat sich die Landesregierung darauf<br />

geeinigt, bis 2040 das erste kl<strong>im</strong>aneutrale<br />

Industrieland zu werden. Bei der Erreichung<br />

dieses Ziels spielen Niederungsgebiete mit<br />

ihren kohlenstoffreichen Böden eine wichtige<br />

Rolle. Aber wir sollten auch <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Blick<br />

behalten, welche Auswirkungen das auf den<br />

jeweiligen Betrieb und die Beschäftigten hat.<br />

Im bisherigen Dialog zum Thema Moorschutz<br />

war man sich einig, dass ein Dialog auf Augenhöhe<br />

stattfinden muss und eine Wiedervernässung<br />

von landwirtschaftlichen Flächen<br />

nur sozialverträglich geschehen kann. Mir ist<br />

es wichtig, gemeinsam mit den Betroffenen<br />

vor Ort nach Lösungen zu suchen und die<br />

Nutzung von Moorgebieten zu gestalten. Gerade<br />

was den Bereich von Anbaualternativen<br />

und alternativen Bewirtschaftungsformen<br />

betrifft, tut sich bereits einiges. Unterstützung<br />

soll dabei auch das von uns geplante<br />

Kompetenzzentrum für eine kl<strong>im</strong>aeffiziente<br />

Landwirtschaft bieten. Dies soll durch Wissenstransfer<br />

und Projekte die Landwirtschaft<br />

dabei helfen, Treibhausgas-Emissionen zu<br />

reduzieren und sie zugleich<br />

fit für die Anpassungen an die<br />

Folgen des Kl<strong>im</strong>awandels zu<br />

machen.<br />

Sollten die Landwirt*innen<br />

daher über einen Verkauf<br />

dieser Flächen denken?<br />

Zum jetzigen Zeitpunkt<br />

empfehle ich Landwirt*innen<br />

nicht, die dafür möglichen<br />

Flächen zu veräußern. Denn<br />

auf degradierten, wiedervernässten Moorböden<br />

gedeihen beispielsweise Paludikulturen<br />

wie Schilf, Röhricht, Großseggenried, Torfmoose<br />

oder Schwarzerlen, die als Substratrohstoff<br />

für den Gartenbau, als Rohstoff für<br />

die Bau- und Möbelindustrie oder sogar als<br />

Energieträger verwertet werden und für die<br />

Landwirt*innen interessante Erträge und<br />

einen Zusatznutzen für die Gesellschaft bringen<br />

können. Es gibt bereits mehrere Moor-<br />

Projekte <strong>im</strong> Land, die hier wichtige Erfahrungswerte<br />

liefern werden.<br />

Deutschland exportiert viele Lebensmittel:<br />

Bei Fleisch und Fleischwaren sind<br />

es zurzeit 19,5 Prozent, bei Milch und<br />

Milchprodukten 16,7 Prozent am<br />

Gesamtexport. Sollten wir nicht durch<br />

weniger Export die Umweltbelastung<br />

reduzieren und vielmehr lokale Erzeuger<br />

in Entwicklungsländern stärken?<br />

Deutschland ist ein Netto-Importeur von<br />

Nahrungsmitteln. Wir <strong>im</strong>portieren deutlich<br />

mehr Agrarwaren als wir exportieren.

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