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207_StadtBILD_Oktober_2020

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Vorwort<br />

am 3. <strong>Oktober</strong> jährt(e) sich der Tag der Deutschen<br />

Einheit auch in Görlitz zum 30sten Mal.<br />

Grund genug und aufgrund der bestehenden<br />

Corona-Regeln über ein „Mit Abstand Event“<br />

nachzudenken.<br />

30 Jahre sind natürlich auch 30 Jahre bewegte<br />

Emotionen und stehen für Veränderungen<br />

im geeinten Deutschland und wo lassen sich<br />

diese Emotionen besser nachvollziehen, an<br />

einem Ort der einst grau und verfallen war,<br />

wo man die Kohle förmlich atmen konnte<br />

und der sich in den vergangenen 30 Jahren<br />

zu einem beliebten Tourismusmagneten entwickelte.<br />

Für Prof. Kiesow war (ist) Görlitz die schönste<br />

Stadt Deutschlands. Dies ließ uns zum<br />

Anlass nehmen, 30 Motive aus 30 Jahren<br />

von 1990 bis <strong>2020</strong> als bewegende Emotionen<br />

auszuwählen.<br />

Wir reichten diese Idee in Form einer geplanten<br />

Outdoor-Fotoausstellung beim Wettbewerb<br />

des Landestourismusverband Sachsen<br />

„Denkzeit Event“ ein. Diesem und der<br />

Sächsischen Staatsministerin für Kultur und<br />

Tourismus gefiel die Idee so gut, dass sie mit<br />

einem Preisgeld prämiert wurde.<br />

Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend<br />

Worte und so freuen wir uns auf Ihre geschätzte<br />

Meinung zur unserer Outdoor-Fotoausstellung<br />

auf der Altstadtbrücke Görlitz.<br />

Vom 9. bis 11. <strong>Oktober</strong> findet nun die Baumesse<br />

Löbau im Messe- und Veranstaltungspark<br />

unter erhöhten Hygieneregeln und der<br />

Einreichung eines Hygienekonzeptes statt.<br />

Breite Gänge, angepasste Wegeführungen<br />

und zusätzlichen Desinfektionsspender wurden<br />

dem Konzept entsprechend umgesetzt.<br />

Besucher können sich vor Ort analog oder digital<br />

registrieren (freiwillig) und auch das kontaktlose<br />

bezahlen ist ab diesem Jahr möglich.<br />

Hier finden Sie von der Baufinanzierung über<br />

die richtige Badfliese bis hin zur Inneneinrichtung<br />

viele Angebote. Dabei stehen Ihnen für<br />

Fragen Experten und Profis zur Seite.<br />

Für die Liebhaber der schönen Künste wartet<br />

das Schlesische Museum zu Görlitz mit einer<br />

Ausstellung von Gemälden und Zeichnungen<br />

Schlesischer Künstler, die nicht nur romantisch<br />

sind.<br />

Außerdem widmen wir uns in dieser Ausgabe<br />

einem bekannten Görlitzer Familienunternehmen,<br />

der Maschinenfabrik Richard Raupach.<br />

Unser Autor Wolgang Stiller sandte uns einen<br />

interessanten Artikel zu den Jugendherbergen<br />

in Görlitz zu, den Sie genau wie den II.<br />

Teil des Artikels „Verfolgt.Vergessen.Verraten“<br />

- Antifaschistische Säuberungen 1945/46 in<br />

dieser Ausgabe finden.<br />

Wir erhielten auch wieder zahlreiche Leserbriefe<br />

und bedanken uns dafür. Auch in Zukunft<br />

haben wir für Lob, Kritik oder Anregungen<br />

immer ein offenes Ohr. Schreiben Sie uns,<br />

was sie bewegt. In diesem Sinne wünsche ich<br />

Ihnen einen Goldenen <strong>Oktober</strong>, herzlichst<br />

Ihr Andreas Ch. de Morales Roque<br />

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Einleitung<br />

3


Nicht nur romantisch.<br />

nur romantisch<br />

Emil Ebers (1807-1884): o. T. [Brennendes Dorf], 1851,<br />

© Foto: Schlesisches Museum zu Görlitz<br />

Eine Ausstellung des Schlesischen Museums<br />

in Zusammenarbeit mit der Ostdeutschen<br />

Studiensammlung Helmut<br />

Scheunchen.<br />

Erstmalig ist noch bis 28. Februar 2021<br />

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4<br />

Sonderausstellung


Gemälde und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts<br />

Nicht von Künstler*innen nur in und romantisch<br />

aus Schlesien<br />

Julius Hübner (1806-1882): Forellenfischer an einem Mühlbach, 1851,<br />

© Foto: Ostdeutsche Studiensammlung Helmut Scheunchen<br />

im Schlesischen Museum ein großer<br />

Überblick zur Kunst des 19. Jahrhunderts<br />

zu sehen. Rund 180 Gemälde und<br />

Zeichnungen von über 70 Künstlern laden<br />

dazu ein, eine faszinierende Epoche<br />

näher kennenzulernen.<br />

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Sonderausstellung<br />

5


Nicht nur romantisch.<br />

nur romantisch<br />

Ernst Resch (1807-1864): Porträt eines Knaben, 1847,<br />

© Foto: Schlesisches Museum zu Görlitz<br />

Dank großzügiger Leihgaben aus<br />

der Privatsammlung des Cellisten<br />

und Musikwissenschaftlers Helmut<br />

Scheunchen ist es erstmalig<br />

möglich, den Facettenreichtum<br />

der Kunst des 19. Jahrhunderts<br />

angemessen vorzustellen. Schon<br />

über viele Jahrzehnte hat Helmut<br />

Scheunchen seine „Ostdeutsche<br />

Studiensammlung“ aufgebaut,<br />

zum einen aus Liebe zur Kunst,<br />

zum anderen in Gedenken an<br />

seinen gleichnamigen Vater, der<br />

aus Schlesien stammte und 1945<br />

dem Krieg zum Opfer fiel. Nun<br />

bietet die Ausstellung die einmalige<br />

Gelegenheit, viele dieser<br />

großen und kleinen Schätze kennenzulernen,<br />

die den Einfluss der<br />

Romantiker und anderer Kunstentwicklungen<br />

des Jahrhunderts<br />

erkennen lassen. Neben kleinund<br />

großformatigen Gemälden<br />

werden interessante Studienblätter<br />

zu sehen sein, u. a. vom<br />

berühmten Adolph von Menzel.<br />

Aber auch Werke anderer be-<br />

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6<br />

Sonderausstellung


Gemälde und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts<br />

Nicht von Künstler*innen nur in und romantisch<br />

aus Schlesien<br />

kannter Künstler wie Carl Friedrich<br />

Lessing und August Kopisch<br />

vermitteln die zahlreichen Verbindungen<br />

schlesischer Künstler<br />

zu den großen Kunstzentren der<br />

Zeit. Einige Kunstwerke werden<br />

erstmals öffentlich gezeigt. Auch<br />

das Museum präsentiert sehenswerte<br />

Neuerwerbungen, die als<br />

Schenkungen, Dauerleihgaben<br />

oder mit finanzieller Hilfe des<br />

Fördervereins für die Sammlung<br />

des Museums gewonnen werden<br />

konnten. Für eine Abrundung<br />

der Schau sorgen außerdem einige<br />

Leihgaben aus dem Kulturhistorischen<br />

Museum Görlitz.<br />

Zur Ausstellung wird ein umfangreich<br />

bebilderter Katalog<br />

erscheinen (Text deutsch / polnisch,<br />

268 Seiten).<br />

Adolph von Menzel (1815-1905): Porträt des Dichters<br />

Theodor Fontane, 1888, Bleistiftzeichnung,<br />

© Foto: Ostdeutsche Studiensammlung Helmut Scheunchen<br />

Schlesisches Museum zu Görlitz<br />

Schönhof, Brüderstraße 8,<br />

02826 Görlitz<br />

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Sonderausstellung<br />

7


Richard Raupach – Maschinenfabrik Görlitz GmbH<br />

Raupach<br />

Werkstatt in der Leipzigerstraße, 1878 gegründet<br />

Mit 27 Jahren, im Jahr 1878, begann Richard<br />

Raupach in einer kleinen gemieteten<br />

Werkstatt in Görlitz, einer Hand voll<br />

Schlosser und einigen Werkzeugmaschinen<br />

damit, ältere und unwirtschaftlich<br />

arbeitende Dampfmaschinen und Kesselanlagen<br />

umzubauen. Seine Maßnahmen<br />

waren durchweg erfolgreich. Dadurch ermutigt<br />

und von regem Unternehmungsgeist<br />

beseelt, baute er nach kurzer Zeit<br />

selbst in seiner Werkstatt Dampfmaschinen.<br />

Bereits 1880 verließ die erste Dampfmaschine<br />

den kleinen Fabrikraum.<br />

Noch im selben Jahr nahm Richard Raupach<br />

den Bau von Ziegeleimaschinen<br />

auf. Der Ausbau dieses Fabrikationszweiges<br />

sollte von nun an seine Lebensaufgabe<br />

sein. Raupach-Maschinen erlangten<br />

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8<br />

Sonderveröffentlichung


Meilensteine eines Familienunternehmens<br />

Richard Raupach<br />

Werksgelände um 1903<br />

dank ihrer Güte weithin Bekanntheit und<br />

waren begehrt. So wurde die gemietete<br />

Werkstatt bald zu klein.<br />

1883 erwarb Richard Raupach ein großes<br />

Grundstück an der Zittauer Straße und<br />

Fischerstraße und errichtete dort seine<br />

eigene Fabrik. Diese wuchs in den kommenden<br />

Jahren sehr schnell.<br />

1928 beschäftigte das Unternehmen 400<br />

Beamte und Arbeiter, hatte eine eigene<br />

Gießerei und einen hochmodernen Werkzeugmaschinenpark.<br />

Neben dem Dampfmaschinen- und<br />

Ziegeleimaschinenbau wurden zudem<br />

Hartzerkleinerungs- und Schamottemaschinen<br />

gefertigt, die das Sortiment erfolgreich<br />

ergänzten.<br />

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Sonderveröffentlichung<br />

9


Richard Raupach – Maschinenfabrik Görlitz GmbH<br />

Raupach<br />

Raupach in seinem Arbeitszimmer<br />

Raupach erkannte rechtzeitig die Bedürfnisse<br />

der Abnehmer in der Tonindustrie.<br />

Er konstruierte wertvolle Spezialmaschinen<br />

für die Ziegel- und Dachziegelindustrie.<br />

Dazu gehörten unter anderem<br />

Kastenbeschicker, Tiefmuldenförderkette,<br />

Tonreiniger sowie eine Spezial-Dachsteinpresse<br />

mit Rückführungsschnecke.<br />

Der Firmengründer stirbt 1921 bei einem<br />

Autounfall. Seine Söhne Walter und Gerhard<br />

sowie die Tochter Sophie übernehmen<br />

den gesamten Besitz, wobei die Söh-<br />

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10<br />

Sonderveröffentlichung


Meilensteine eines Familienunternehmens<br />

Richard Raupach<br />

Richard Raupach war großer Automobilfan<br />

ne das Familienunternehmen fortführen.<br />

Besonderer Erfindergeist, Energie, Wagemut<br />

und Erfahrung machen die Firma<br />

Raupach international bekannt und zu<br />

einem renommierten Unternehmen des<br />

Sondermaschinenbaus.<br />

Die Firma Raupach entwickelte sich zu<br />

einem der bedeutendsten Unternehmen<br />

in Görlitz. Durch diese Wirtschaftskraft<br />

wurde unter anderem der Aufstieg der<br />

Stadt zur zweitgrößten Stadt der Provinz<br />

Schlesien befördert. Görlitz wuchs zum<br />

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Sonderveröffentlichung<br />

11


Richard Raupach – Maschinenfabrik Görlitz GmbH<br />

Raupach<br />

Raupach-Zweigwerk in Warnsdorf – heute Varnsdorf (CZ)<br />

bedeutenden wirtschaftlichen, politischen<br />

und kulturellen Zentrum der preußischen<br />

Oberlausitz und machte sich durch weltweite<br />

Verbindungen auch international<br />

einen wichtigen Namen.<br />

Ab 1890 entwickelte und baute man in<br />

Görlitz zahlreiche Aufbereitungs- und<br />

Formgebungsmaschinen sowie Handlingsysteme<br />

für die Ziegel- und Porzellanindustrie.<br />

Die Tonindustrie boomte und<br />

Raupach-Maschinen feierten aufgrund<br />

ihrer Leistungsstärke und Zuverlässigkeit<br />

große Erfolge.<br />

Ein weiteres Zweigwerk wird 1908/09 in<br />

Warnsdorf (heute Tschechien) eröffnet.<br />

Der älteste Sohn Richard Raupachs, Walter,<br />

führt ab jetzt die Geschäfte.<br />

1885 nahm die Firma erfolgreich an der<br />

Görlitzer Gewerbe- und Industrieausstellung<br />

teil.<br />

1905 gewann die Fabrik wiederum eine<br />

Medaille der Niederschlesischen Gewerbe-<br />

und Industrieausstellung in Görlitz.<br />

Weitere Medaillen wurden bei Ausstellungen<br />

in Schweidnitz, Lemberg, Teplitz,<br />

Leipzig, Frankfurt/Main, Zittau, Allenstein<br />

und Possen errungen.<br />

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12<br />

Sonderveröffentlichung


Meilensteine eines Familienunternehmens<br />

Richard Raupach<br />

Mit dem Ersten Weltkrieg 1914 wurde der<br />

gesamte Betrieb auf Rüstungsproduktion<br />

umgestellt. Von nun an wurden vor allem<br />

Granaten gefertigt.<br />

Kriegsmarine. Dazu wurden auch die benachbarten<br />

Betriebsanlagen Rodig, Brüning<br />

und Mattke & Sydow einbezogen in<br />

denen Munition und Geschützaufbauten<br />

hergestellt wurden. Die Fertigung von<br />

Rüstungsproduktion<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte auch<br />

Raupach mit schweren ökonomische Lasten<br />

zu kämpfen. Die von den Nachbarländern<br />

eingeführten Schutzzölle veranlassten<br />

die Firma, ein Zweigwerk in Polen<br />

zu bauen. Zudem wurde die Kooperation<br />

mit einem ungarischen Unternehmen in<br />

Budapest verstärkt.<br />

Im Zweiten Weltkrieg, ab 1939, arbeitete<br />

Raupach fast ausschließlich für die<br />

Raupach-Zweigwerk in Budapest (Ungarn)<br />

Maschinen für die Keramikindustrie stellte<br />

man fast völlig ein.<br />

Zu Kriegsende, 1945, wurde Görlitz von<br />

der Roten Armee erobert. Die Richard<br />

Raupach Maschinenbaufabrik Görlitz<br />

GmbH wurde vollständig demontiert.<br />

Die noch verbliebene Belegschaft von<br />

180 Mann musste die gesamte Fabrik<br />

vollständig ausräumen und übergeben.<br />

Dazu gehörten auch alle technischen<br />

Zeichnungen, Modelle und Patente.<br />

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Sonderveröffentlichung<br />

13


Richard Raupach – Maschinenfabrik Görlitz GmbH<br />

Raupach<br />

Belegschaft<br />

1948 wurde die Firma Richard Raupach<br />

durch die Sowjetische Militäradministration<br />

der sächsischen Landesregierung<br />

zur Verfügung gestellt und anschließend<br />

enteignet.<br />

Noch im selben Jahr erfolgte die Verstaatlichung<br />

zum volkseigenen Betrieb<br />

„VEB Keramikmaschinen Görlitz“. Aus den<br />

Resten der Stammbelegschaft gemeinsam<br />

mit Neubürgern und Beschäftigten<br />

der ehemaligen Keramikmaschinenfabrik<br />

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14<br />

Sonderveröffentlichung


Meilensteine eines Familienunternehmens<br />

Richard Raupach<br />

Roscher entstand ein neues Kollektiv.<br />

Als „Mitglied des Warenzeichenverbandes<br />

Bau-, Baustoff- und Keramikmaschinen“<br />

(baukema) wurden in der Zeit der<br />

Wirtschaftshilfe (RGW) zum führenden<br />

Hersteller von Keramikmaschinen.<br />

Zwischen 1960 und 1980 entwickelte<br />

man Vakuumpressen der Typen K/StSV<br />

Leipziger Frühjahrsmesse 1970 – Traditioneller Messerundgang des Politbüros des Zentralkomitees<br />

der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) am 2. März 1970. Am Stand der VEB Keramikmaschinen<br />

Görlitz informierte sich Walter Ulbricht, Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED und<br />

Vorsitzender des Staatsrates der DDR, über ein neues Maschinensystem, der L 500, zur Herstellung<br />

großformatiger Ziegel.<br />

DDR vornehmlich Ziegelpressen, Extruder<br />

sowie komplette Anlagen für die Herstellung<br />

von Ziegel- und Steinzeugrohren<br />

entwickelt und gebaut.<br />

Der volkseigene Betrieb wurde innerhalb<br />

der DDR und des Rates für gegenseitige<br />

200, 250 und 350 und PVP 25, 35, 50<br />

und 75 für Fein- und Elektrokeramik.<br />

KEMA-Maschinen genossen auch über<br />

die Grenzen der Deutschen Demokratischen<br />

Republik hinaus einen guten Ruf.<br />

Das belegen zahlreiche Auszeichnungen.<br />

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Sonderveröffentlichung<br />

15


Richard Raupach – Maschinenfabrik Görlitz GmbH<br />

Raupach<br />

PVP 50 – mit Gold prämiert<br />

Auf der Leipziger Frühjahrsmesse im Jahr<br />

1985 erhielt die PVP 50 ein Diplom und<br />

die Goldmedaille für ihre hervorragende<br />

Qualität.<br />

Über den „Maschinen-Export“, dem<br />

Volkseigenen Außenhandelsbetrieb der<br />

DDR, verkaufte man Görlitzer Keramikmaschinen<br />

in mehr als 20 Länder.<br />

Dazu gehörten unter anderen die Sowjetunion,<br />

Ungarn, Polen, die Tschechoslowakei,<br />

Marokko, Finnland und Korea.<br />

Steinzeugformgebungs- und Steinzeugsetzmaschinen-Anlagen<br />

wurden insbesondere<br />

nach Ungarn, Tschechien und<br />

im Inland verkauft.<br />

Ab den 1980er Jahren konzentrierte man<br />

sich zunehmend auf den Bereich der<br />

technischen Keramik.<br />

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16<br />

Sonderveröffentlichung


Meilensteine eines Familienunternehmens<br />

Richard Raupach<br />

Mit wachsenden Anforderungen an keramische<br />

Produkte war es notwendig,<br />

Maschinen für höhere Pressdrücke zu<br />

entwickeln. Mit der Weiterentwicklung<br />

technischer Isolatoren sowie ersten Anwendungen<br />

im nichtkeramischen Bereich<br />

entstand eine neue Generation von Extrudern,<br />

die für die Extrusion bis 100 bar<br />

geeignet waren.<br />

Der VEB KEMA leistete damit Pionierarbeit<br />

auf dem Gebiet der steifplastischen<br />

Extrusion. Feinere Geometrien und Strukturen<br />

konnten damit extrudiert werden.<br />

Mit diesen KEMA-Maschinen stellte der<br />

VEB Elektrokohle Lichtenberg Kohle- und<br />

Graphiterzeugnisse her. Produziert wurden<br />

damit kleine und große Kohlebürsten<br />

für Motoren, Generatoren, Haushalts-<br />

und Heimwerkergeräte außerdem<br />

Bogenlichtkohlen für Kinoprojektoren,<br />

Scheinwerfer, medizinische Geräte und<br />

sonstige Bogenlampen, Formteile aus<br />

Kohlenstoff bzw. Naturgraphit sowie Kohlenstoffelektroden<br />

zur Erzeugung von Siliziumkarbid<br />

und Produkte auf Basis von<br />

Siliziumkarbid mit extrem hoher Härte.<br />

Damals wie heute besteht eine Herausforderung<br />

in der Übertragung großer<br />

elektrischer Leistungen über weite Entfernungen.<br />

Bereits in den 1980er Jahren begann man<br />

mit der Errichtung von Gleichstromübertragungsleitungen<br />

zwischen Kraftwerken<br />

und Großabnehmern wie Ballungs- oder<br />

Industriezentren.<br />

Zu diesem Zweck wurde der bis heute<br />

größte Extruder der Welt in senkrechter<br />

Ausführung mit 1600 Millimeter Schneckendurchmesser<br />

entwickelt und gebaut.<br />

Mit dieser Anlage wurden in den Keramischen<br />

Werken Hermsdorf Isolatoren<br />

für die Leistungsübertragung bis 800 kV<br />

hergestellt.<br />

Der VEB Keramikmaschinen Görlitz war<br />

mit 600 Mitarbeitern neben dem Maschinenbau<br />

Görlitz und dem Waggonbau<br />

Görlitz einer der größten Arbeitgeber und<br />

somit strukturbestimmend für die Region.<br />

Mit der politischen Wende im Jahr 1989<br />

kamen große Veränderungen auf das<br />

Werk zu.<br />

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Sonderveröffentlichung 17


Richard Raupach – Maschinenfabrik Görlitz GmbH<br />

Raupach<br />

Der volkseigene Betrieb wurde 1990<br />

wieder in Privateigentum überführt. Die<br />

Stadt Görlitz verkaufte den VEB KEMA an<br />

die Firmengruppe der Maschinenfabrik<br />

Gustav Eirich GmbH & Co KG.<br />

Der bis dato zum Werksgelände gehörende<br />

Tierpark sowie die Renatenaue<br />

und der frühere Rehgarten verblieben im<br />

Eigentum der Stadt Görlitz.<br />

Als Tochterunternehmen der Firma Eirich<br />

wurden von 1990 bis 1995 insbesondere<br />

Extruder für die Feinkeramik und Elektrokeramik<br />

weiterentwickelt.<br />

Neuentwicklungen, wie der „Pendelwalzenbrecher“,<br />

wurden in vielen Branchen<br />

verkauft.<br />

Durch das weltweite Netzwerk der Firma<br />

Eirich war es nun möglich, Zugang zu internationalen<br />

Märkten zu bekommen.<br />

1996 wurde das Werk wieder verkauft.<br />

Die Zeit zwischen 1996 und 2012 war<br />

geprägt durch wechselnde Eigentümer<br />

und damit verbundene wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten. Die damalige Belegschaft<br />

von 600 Beschäftigten wurde auf<br />

50 Mitarbeiter reduziert.<br />

Die mit dem Jahr 2003 beginnende Zusammenarbeit<br />

mit der ECT GmbH in<br />

Mühlacker und ihrem Geschäftsführer<br />

Frank Händle beflügelte die Innovationskraft<br />

des Görlitzer Unternehmens. Gemeinsam<br />

wurden weltweit viele Projekte<br />

auf dem wachsenden Gebiet der technischen<br />

Keramik realisiert - ein wichtiger<br />

Grundstein für die heutige Marktführerschaft.<br />

Die Zusammenführung des Produktionsprogramms<br />

und Know-how-Potenzials<br />

der KEMA GmbH und der ECT GmbH im<br />

Jahre 2013 zur neuen ECT-KEMA GmbH,<br />

ermöglichte eine beträchtliche Ausweitung<br />

der Aktivitäten auf neue Technologiefelder.<br />

Am 2. Januar 2014 verkauft Frank Händle<br />

seine ECT-KEMA GmbH an Hans-Josef<br />

Berchtold, der von nun an alleiniger<br />

Gesellschafter ist. Zudem wird Händles<br />

ECT GmbH in Mühlacker aufgelöst.<br />

Sein Know-how geht in die neue frank<br />

händle transfer GmbH über, die bis heute<br />

der ECT-KEMA im Bereich Forschung<br />

und Entwicklung auf dem Gebiet der<br />

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18<br />

Sonderveröffentlichung


Meilensteine eines Familienunternehmens<br />

Richard Raupach<br />

Fanny Seidel, Torsten Seidel & Hans-Josef Berchtold<br />

Technischen Keramik zur Seite steht. Als<br />

Mitglied eines einzigartigen Technologieverbundes<br />

– The Advanced Ceramic<br />

Network – bündelt die ECT-KEMA GmbH<br />

ihren reichen Erfahrungsschatz und ihre<br />

Innovationskraft gemeinsam mit anderen<br />

Unternehmen. Mit den Partnern Eirich,<br />

Lingl und der Firma Keramischer Ofenbau<br />

werden maßgeschneiderte Produkte<br />

und Sonderlösungen für die keramische<br />

Industrie entwickelt.<br />

Hans-Josef Berchtold investiert viel in<br />

das Marketing und die Außendarstellung<br />

des Unternehmens. So entsteht im Jahr<br />

2014 eine neues Erscheinungsbild und<br />

die Marke „ECT-KEMA“. Im neuen Look<br />

präsentiert sich das Team aus jungen<br />

Ingenieuren und erfahrenen Konstrukteuren<br />

2015 mit großem Erfolg auf der<br />

CERAMITEC in München. Im Mittelpunkt<br />

steht hier die Technologie der Vertikalextrusion<br />

für großdimensionierte Wabenkörper.<br />

1. Januar 2017 – der lange geplante Generationswechsel<br />

wird vollzogen. Torsten<br />

und Fanny Seidel, beide langjährige<br />

Mitarbeiter im Unternehmen, führen ab<br />

jetzt als Inhaber die ECT-KEMA GmbH.<br />

Das junge Team arbeitet daran, in offener<br />

Partnerschaft den Nutzen für Kunden<br />

in aller Welt zu optimieren.<br />

Heute ist das Unternehmen europäischer<br />

Marktführer auf dem Gebiet der Extrusion<br />

von Massen für die technische Keramik<br />

und artverwandter plastischer extrudierbarer<br />

Massen.<br />

Bild und Text:<br />

ECT-KEMA GmbH<br />

Sonderveröffentlichung<br />

19


„Antifaschistische“ Säuberungen des NKWD/MWD 1945/46<br />

Fortsetzung Teil II.<br />

Herbert v. Hoerner (9.8.1884-26.9.<br />

1946) ist eine der bedeutenden Persönlichkeiten<br />

der Görlitzer Kultur der 1920er<br />

bis 1940er Jahre, der der Görlitzer Literaturwissenschaftler<br />

Wolfgang Wessig<br />

1994 eine ihm gerecht werdende Erinnerung<br />

gewidmet hat. In dem Aufsatz heißt<br />

es am Ende bedauernd: „Bemühungen<br />

um die Auffindung der personenbezogenen<br />

Akte, die Aufschluss über Haftgrund<br />

und exaktes Sterbedatum geben<br />

könnte, sind bislang ergebnislos geblieben.“<br />

In einem etwas später erschienen<br />

Nachtrag zu v. Hoerners biographischer<br />

Skizze ergänzt ein Brief des inzwischen<br />

verstorbenen Sohnes Sebastian v. Hoerner,<br />

eines bedeutenden Astrophysikers:<br />

„… mein Vater wurde im Mai 1950, bei<br />

einem großen Feiertag, von betrunkenen<br />

Wachen in Torgau erschlagen. Wir<br />

erfuhren dies erst Jahre später von entlassenen<br />

Häftlingen.“ In anderer Literatur<br />

wird als genaues Todesdatum der<br />

9. Mai 1950 angegeben, wahrscheinlich<br />

weil man den „großen Feiertag“ als den<br />

8. Mai, den „Tag der Befreiung“, identifizierte.<br />

Der vom jüdischen Dichter Paul<br />

Mühsam geschätzte und vielen Kollegen<br />

und Schülern verehrte Herbert v. Hoerner,<br />

ein stiller, nachdenklicher, feinsinniger<br />

Literat, wie Wolfgang Wessig ihn<br />

nach dem Urteil der Zeitgenossen beschreibt,<br />

hat tatsächlich ein schreckliches<br />

Ende gefunden, aber ganz anders als bis<br />

zum Erscheinen der Erstauflage dieses<br />

Buches 2011 in der bisherigen Literatur<br />

kolportiert.<br />

Herbert v. Hoerner wird 1884 als Sohn<br />

einer zur deutschbaltischen Oberschicht<br />

gehörenden Familie auf Gut Ihlen in Kurland,<br />

das damals zu Russland und nach<br />

1918 zu Lettland gehört, geboren. Nach<br />

Ableistung des russischen Wehrdienstes<br />

studiert er an der Kunstakademie in München<br />

und der Staatlichen Kunstschule in<br />

Breslau. Den Ersten Weltkrieg als russischer<br />

Staatsangehöriger in Deutschland<br />

verbringend, heiratete er hier 1917 die<br />

schlesische Dichterin Susanne Heintze.<br />

Kurz darauf nimmt er als Angehöriger der<br />

Baltischen Landeswehr an den Kämpfen<br />

gegen die Bolschewisierung Lettlands<br />

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20<br />

Geschichte


in Görlitz. Verfolgt. Verraten. Vergessen<br />

„Antifaschistische“<br />

Der Schriftsteller und Porträtmaler<br />

Herbert v. Hoerner in seiner Görlitzer Wohnung.<br />

Herbert v. Hoerner als Zeichenlehrer am<br />

Gymnasium Augustum oder Luisen-Lyzeum.<br />

teil. Nach Verlust von Besitz und Heimat<br />

durchlebt er entbehrungsreiche Jahre<br />

als Hilfsarbeiter, Übersetzer, Maler und<br />

Schriftsteller in Deutschland, bis er 1928<br />

eine fest besoldete Stelle als Gymnasial-<br />

Zeichenlehrer in Görlitz erhält.<br />

In Görlitz erlebt v. Hoerner seine erfolgreichste<br />

literarische Phase. „Seine<br />

ursprünglichen, unsentimentalen Erzählungen,<br />

gelegentlich voll feinen Humors<br />

und meisterhafter Naturbeobachtung,<br />

gehören zweifellos zu den herausragenden<br />

Leistungen baltendeutscher Literatur<br />

…“ Mit ihnen gewinnt er ab Mitte der<br />

1930er Jahre eine zahlreicher werdende<br />

Lesergemeinde. Der mit seinem literarischen<br />

Werk vor allem seiner Heimat Kurland<br />

ein Denkmal setzende Schriftsteller<br />

erregt auch die Aufmerksamkeit der NS-<br />

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Geschichte<br />

21


„Antifaschistische“ Säuberungen des NKWD/MWD 1945/46<br />

Kulturbehörden und erhält 1940 den „Literaturpreis<br />

der Reichshauptstadt Berlin“<br />

für seine Erzählung „Der graue Reiter“.<br />

Während des Zweiten Weltkrieges ist<br />

Herbert v. Hoerner als Dolmetscher (Sonderführer)<br />

an der Ostfront eingesetzt. In<br />

den letzten Kriegsmonaten steht er – so<br />

besagen Aufzeichnungen<br />

der Giese-Chronik – in dieser Funktion<br />

auch dem Görlitzer Kampfkommandanten<br />

Oberst Neise zur Verfügung. Nach<br />

Darstellung des Sohnes soll sein Vater<br />

1945 auf dem Weg in englische Gefangenschaft,<br />

unterbrochen durch eine kurze<br />

Stippvisite in der Görlitzer Wohnung,<br />

zusammen mit seiner Mutter unter mysteriösen<br />

Umständen durch die Russen<br />

verhaftet worden sein. Doch hier irrt die<br />

Familienerinnerung. Denn die Schriftstellerin<br />

Susanne v. Hoerner-Heintze<br />

(*24.1.1890 Breslau + 1978) ist vom<br />

MWD zusammen mit ihrem Mann unter<br />

dem 19. März 1946 als verhaftet registriert.<br />

Suse v. Hoerner-Heintze, um 1920<br />

Sie wird ins Speziallager Bautzen verbracht.<br />

Hier trifft sie mit der bereits am<br />

5. Juni 1945 wegen ihrer Mitgliedschaft<br />

im Bund Deutscher Mädel und in der<br />

NS-Frauenschaft organisierten Chorleiterin<br />

und Gitarrenlehrerin Ursula Walther<br />

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22<br />

Geschichte


in Görlitz. Verfolgt. Verraten. Vergessen<br />

„Antifaschistische“<br />

(*1917 Görlitz) zusammen. Diese durchläuft<br />

als Internierte die Lager Bautzen,<br />

Jamlitz, Mühlberg und wird im April 1948<br />

entlassen.<br />

Susanne v. Hoerner-Heintze durchlebt<br />

die Lager Bautzen, Jamlitz, Mühlberg<br />

und Buchenwald. Sie erlangt bei der<br />

Speziallagerauflösung 1950 nicht die<br />

Freiheit, sondern wird in den berüchtigten<br />

Waldheimer Prozessen der DDR-<br />

Justiz überstellt. Diese befindet, dass sie<br />

„durch Wort und Tat, insbesondere durch<br />

öffentliche Schriften, durch Einsetzen ihres<br />

persönlichen Ansehens im politischen<br />

und kulturellen Leben wesentlich zur<br />

Stärkung und Erhaltung der nationalsozialistischen<br />

Gewaltherrschaft beigetragen<br />

… und durch die nationalsozialistische<br />

Lehre die Jugend an Geist und Seele<br />

vergiftet“ habe und verurteilt sie unter<br />

Einziehung des Vermögens zu 10 Jahren<br />

Gefängnis. Am 6.10.1952 wird sie durch<br />

„Gnadenerweis“ entlassen und erlangt<br />

durch Übersiedlung nach Westdeutschland<br />

die Freiheit. Jahrelang hofft sie auf<br />

die Rückkehr ihres Mannes, den sie nach<br />

der zufälligen letzten Begegnung im Speziallager<br />

Bautzen in einem Lager der Sowjetunion<br />

wähnt, bis ein vermeintlicher<br />

Mithäftling ihr vom angeblichen Tod ihres<br />

Mannes im Lager Torgau berichtet, was<br />

aber auf einer Verwechslung mit einem<br />

anderen deutsch-baltischen Adligen in<br />

Torgau beruht.<br />

Meine Überprüfung des bisher angenommenen<br />

Schicksalsverlaufs von Herbert<br />

von Hoerner ergibt, dass dieser nie in Torgau<br />

interniert war. Er ist nach Unterlagen<br />

aus dem Moskauer Archiv des russischen<br />

Inlandsgeheimdienstes FSB am 18. oder<br />

19.3.1946 (zusammen mit seiner Frau)<br />

in seiner Wohnung auf der Görlitzer Blumenstraße<br />

11/12 verhaftet und in das<br />

NKWD-Gefängnis nach Bautzen verbracht<br />

worden. Nach 10 qualvollen Verhören<br />

verurteilt ihn am 30.8.1946 das Militärtribunal<br />

der 11. Transkarpaten-Berliner<br />

Garde-Panzerdivision nach Artikel 58/2<br />

(bewaffneter Aufstand, Eindringen in die<br />

UdSSR) zum Tode durch Erschießen. Am<br />

26. September 1946 meldet der Kommandant<br />

der Operativgruppe der Sowje-<br />

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Geschichte 23


„Antifaschistische“ Säuberungen des NKWD/MWD 1945/46<br />

tischen Militäradministration des Kreises<br />

Bautzen den Vollzug des Urteils. Am 8.<br />

<strong>Oktober</strong> 2002 wird Herbert v. Hoerner<br />

durch die Militärhauptstaatsanwaltschaft<br />

Russlands rehabilitiert.<br />

Kurt Künzel<br />

Nach Kriegsende versucht Kurt Künzel<br />

(2.5.1883-25.12.1946) mit Hilfe des<br />

Restes seiner ursprünglich 400 Beschäftigte<br />

umfassenden Belegschaft, sein in<br />

Uhsmannsdorf (Rothenburg) bei Görlitz<br />

gelegenes Tafelglashüttenwerk wieder<br />

in Betrieb zu nehmen. Das wird von<br />

der SMAS zunächst auch unterstützt, so<br />

dass Künzel seine Pläne, in Bayern seinen<br />

Betrieb neu zu gründen, aufgibt und<br />

nach Uhsmannsdorf zurückkehrt. Doch<br />

dann setzen Repressalien gegen Künzel<br />

als Fabrikbesitzer und „Unterstützer<br />

des Naziregimes“ ein. Schließlich wird<br />

er im März 1946 auf Anordnung des Leiters<br />

der NKWD-Operativgruppe für den<br />

Kreis Weißwasser unter der Beschuldigung,<br />

Abwehrbeauftragter seiner Firma<br />

gewesen zu sein, verhaftet und ins<br />

NKWD-Lager Bautzen verbracht. Nach<br />

seiner Verlegung ins Speziallager Jamlitz<br />

kommt er dort noch im gleichen Jahr<br />

am Weihnachtsfeiertag ums Leben. 1995<br />

wird Kurt Künzel von der Militärhauptstaatsanwaltschaft<br />

Russlands rehabilitiert.<br />

Mit Kurt Künzel zusammen ist in<br />

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24<br />

Geschichte


in Görlitz. Verfolgt. Verraten. Vergessen<br />

„Antifaschistische“<br />

Bautzen und auch in Jamlitz der ebenfalls<br />

als „Agent der Abwehr“ seit Juni<br />

1946 inhaftierte Diplomingenieur Erich<br />

Tzschaschel (*1904) aus der bekannten<br />

Görlitzer Buchändlerfamilie, der bis<br />

Februar 1950 in Buchenwald einsitzt.<br />

Unter Generalverdacht der Verbrechen<br />

gegen die Menschlichkeit stehen Betriebsleiter,<br />

die während der Kriegszeit<br />

Zwangsarbeiter beschäftigt haben, was<br />

infolge Arbeitskräftemangels in großem<br />

Ausmaß geschah. Die entrechtete<br />

und besonders menschenunwürdige<br />

Situation, unter der in Nazideutschland<br />

Zwangsarbeiter, insbesondere die so<br />

genannten „Ostarbeiter“, zumeist leben<br />

mussten, rechtfertigt gewiss eine sehr<br />

genaue Betrachtung des Handelns für<br />

diese Menschen Verantwortlicher. Doch<br />

die Prüfung persönlicher Schuldhaftigkeit<br />

findet durch das NKWD auch hier<br />

nur äußerst selten statt. Vielfach werden<br />

Personen nach formalen Kriterien oder<br />

aus politisch ganz anderen Gründen interniert<br />

und verurteilt, denen betroffene<br />

Zwangsarbeiter bescheinigen, von ihnen<br />

Buchhandlung Tzschaschel an der<br />

Görlitzer Frauenkirche<br />

den Zeitumständen entsprechend gut<br />

behandelt worden zu sein.<br />

Quelle: Dr. Ronny Kabus: „... weine ich<br />

täglich um meinen Vater“. In der Gewalt<br />

Stalins und der SED. 2. neu bearb. u.<br />

erweit. Aufl., Norderstedt 2016<br />

(ISBN 978-3-7392-4237-8).<br />

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Geschichte<br />

25


Die Jugendherbergen in Görlitz ab 1946 –<br />

Das Loensche Gut als Lehrlingswohnheim<br />

Das „Loensche Gut“ auf der Kastanienallee<br />

mit seinen Feldern wurde im Jahre<br />

1833 von der Stadt Görlitz erworben. Es<br />

entstand ein Stadtgut. Zunächst wurde<br />

dieses Objekt als Haushaltschule genutzt,<br />

und danach waren Einrichtungen<br />

der SA und der NSDAP in diesem Objekt.<br />

Zwischen 1945 und 1946 wurde<br />

das Gut als Kinderheim und Flüchtlingslager<br />

genutzt. In den Jahren von 1946<br />

bis 1951 diente das Loensche Gut als<br />

Jugendherberge. Danach befand sich<br />

im Herrenhaus das Lehrlingswohnheim<br />

und die Berufsschule des VEG Obstproduktion<br />

Kunnerwitz. Damit entstand das<br />

Erfordernis ein neues Objekt für eine<br />

Jugendherberge in Görlitz zu suchen.<br />

Die Wahl fiel auf den Görlitzer Schönhof<br />

auf der Brüderstraße. In diesem<br />

Objekt befand sich die Jugendherberge<br />

ab etwa 1951 bis etwa 1978 mit ca. 60<br />

Plätzen. Danach erfolgte Lehrstand und<br />

die Sanierung und Umbau zum Schlesischen<br />

Museum, welches 2006 eingeweiht<br />

wurde.<br />

In der Folgezeit zeigten sich jedoch<br />

Änderungen der Nutzungsbedürfnissen<br />

an einer solchen Einrichtung. In und<br />

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26<br />

Geschichte


Einblicke und Aussichten<br />

Jugendherbergen<br />

Loensches Gut in Sanierung als Pension<br />

an diesem Objekt auf der Brüderstraße<br />

gab es keine Spiel- und Sportmöglichkeiten<br />

für die Kinder und Jugendlichen.<br />

Hinzu kam, dass die Ausstattung dieser<br />

Einrichtung nicht mehr den geltenden<br />

Anforderungen entsprach. In allen Zimmern<br />

gab es nur Ofenheizungen, die mit<br />

einem erheblichen Personalaufwand zu<br />

bedienen waren. Hinzu kam ein erheblicher<br />

Instandsetzungsaufwand am Dach<br />

und in den Zimmern. Es bestand somit<br />

die Aufgabe, ein Objekt zu suchen, mit<br />

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Geschichte<br />

27


Die Jugendherbergen in Görlitz ab 1946 –<br />

Die Ephraim Villa nach Fertigstellung 1910, Bild rechts unten Gobelin-Teppich zu sehen (Fotos Robert Scholz)<br />

genügenden Freiflächen für Spiel- und<br />

Sportmöglichkeiten sowie die Einrichtung<br />

von Grillplätzen. Außerdem sollte<br />

das neue Objekt an das öffentliche<br />

Nahverkehrsnetz angeschlossen sein,<br />

um den Bahnhof und die historische Innenstadt<br />

zu erreichen.<br />

Die Wahl fiel auf die Ephraim Villa auf<br />

der Goethestraße Nr. 16. Im Jahre 1905<br />

wurde das Grundstück Goethestraße<br />

durch den Großkaufmann Martin Ephraim<br />

erworben und eine Villa nach den<br />

Plänen des Architekten Professor Hugo<br />

Bär errichtet und 1909 fertiggestellt.<br />

Nach zwischenzeitlicher Verpachtung<br />

kaufte die Villa 1922 der Kaufmann<br />

Gustav Glaser. Nach seinem Tod im<br />

Jahre 1950 gelangte diese Villa in den<br />

Besitz einer Erbengemeinschaft. Im<br />

Grundstück befanden sich Mietwohnungen.<br />

Im Jahre 1975 erwarb das Grundstück<br />

die Stadt. Der Kauf war jedoch<br />

mit Problemen behaftet. Der Rechtsanwalt<br />

Dr. Schwital war Bevollmächtigter<br />

der Eigentümer (Erbengemeinschaft)<br />

der Goethestraße Nr. 16 und 16a und<br />

gleichzeitig vollzugsbeauftragter für das<br />

Testament. Das Problem bestand darin,<br />

dass im Testament ein Vermächtnis eingetragen<br />

war, mit dem Vermerk, dass<br />

das Haus Goethestraße Nr. 16a (früher<br />

Haus des Chauffeurs der Firma) an die-<br />

28<br />

Geschichte


Einblicke und Aussichten<br />

Jugendherbergen<br />

sen zu übertragen sei. Die Problematik<br />

bestand darin: Im Rechtsverhältnis der<br />

DDR gab es den Passus Vermächtnisse<br />

nicht. Dieser Sachverhalt konnte<br />

folgendermaßen geklärt werden: Die<br />

Erben bekamen die Nr. 16a Goethestraße<br />

zugesprochen und das Objekt der<br />

Villa wurde rechtmäßig mit Notar- und<br />

Kaufvertrag für ca. 250.000,- Mark der<br />

DDR durch die Stadt erworben. Damit<br />

konnte durch die Stadtverordnetenversammlung<br />

der Beschluss zum Ausbau<br />

einer Jugendherberge beschlossen werden.<br />

Den Mietern in diesem Grundstück<br />

wurden andere Wohnungen in der Stadt<br />

angeboten.<br />

Im Jahre 1975 erfolgte die Planung und<br />

Projektierung in Eigenleistung der eigenen<br />

Abteilung Sportbauten des Ratsbereiches<br />

Jugendfragen und Sport unter<br />

der Leitung des Stadtrates Klaus Hoffmann.<br />

Die Planungs- und Ausführungskosten<br />

erfolgten aus Mitteln der Stadtverwaltung<br />

und Zuschüssen des Sonderfonds<br />

Jugend- und Sport des Rates des Bezirkes<br />

Dresden. (Dieser Sonderfond wurde<br />

gespeist aus Mitteln von Lotto und Toto<br />

Gewinnen). Die Kosten der Bauleistungen<br />

und Projektierung beliefen sich<br />

auf ca. 600.000,- Mark der DDR. Damit<br />

betrugen die Gesamtkosten für die<br />

Errichtung der Jugendherberge auf der<br />

Goethestraße für den Kauf des Grundstückes,<br />

Bau- und Projektierungskostenkosten<br />

sowie Ausstattung ca. 1 Million<br />

Mark der DDR.<br />

Ausführungsbetriebe waren: Produktionsgenossenschaft<br />

des Handwerks<br />

(PGH) Vorwärts Görlitz, Eigenleistung<br />

der Baubrigade der Fachabteilung Jugend-<br />

und Sport sowie durch weitere<br />

ehrenamtliche Helfer.<br />

Im Foyer der Villa befand sich ein großer<br />

Gobelin-Teppich, der für das Kulturhistorische<br />

Museum vorgesehen war.<br />

Ebenso wurde ein ca. 2,20 x 2,40 Meter<br />

großer bleiverglaster Fensterflügel<br />

ausgebaut und zur Vorbereitung einer<br />

Restauration in einem Kellerraum der<br />

Villa eingelagert. In diesen verschlossenen<br />

Kellerraum wurde eingebrochen,<br />

und der Fensterflügel gestohlen. Hier<br />

mussten mehrere Leute mit Fahrzeug<br />

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Geschichte<br />

29


Die Jugendherbergen in Görlitz ab 1946 –<br />

Die Ephraim Villa als Jugendherberge 1978 (Fotos Rainer Kitte)<br />

zu Werke gegangen sein, da das Fenster<br />

in dieser Größe und Gewicht nur mit<br />

4 bis 6 Personen transportiert werden<br />

konnte. Gleichermaßen wurde in dem<br />

Keller ein Feuer gelegt bei dem der<br />

Gobelin-Teppich versengt wurde und<br />

somit für das Kulturhistorische Museum<br />

wertlos geworden war. Bei der Kriminalpolizei<br />

wurde vom Stadtrat Hoffmann<br />

wegen Einbruch, Diebstahl und<br />

Brandstiftung Anzeige erstattet. Die Ermittlungen<br />

blieben bis heute ergebnislos<br />

und der Fall konnte nicht aufgeklärt<br />

werden. Der Verbleib des bleiverglasten<br />

Fensters wurde gleichermaßen nicht<br />

aufgeklärt.<br />

Im Jahre 1978 wurde der Autor dieses<br />

Artikels zum Stadtrat für Jugendfragen<br />

und Sport berufen. Ich war somit für<br />

die Fertigstellung dieses Objektes zuständig<br />

und verantwortlich. Mein Vorteil<br />

war es, dass die finanziellen Mittel<br />

sowie die Baukapazitäten im Haushalt<br />

eingestellt und die Materialkapazitäten<br />

bilanziert und geplant waren. Der Umbau<br />

zur Jugendherberge konnte somit<br />

zügig abgeschlossen werden.<br />

Im September 1978 war der Um- und<br />

Ausbau zur Jugendherberge beendet<br />

und ich plante in der Stadthalle ein<br />

großes Bankett mit allen am Bau beteiligten<br />

Personen. Einladungen waren<br />

30<br />

Geschichte


Einblicke und Aussichten<br />

Jugendherbergen<br />

Austattung in der Jugendherberge Ephraim Villa 1978 (Fotos Rainer Kitte)<br />

geschrieben, das Menü bestellt, Wimpel<br />

gedruckt.<br />

Eine Woche vor dem Termin dieser Dankesveranstaltung<br />

sollte die Bauabnahme<br />

der Jugendherberge erfolgen. Diese<br />

fand auch statt, aber die Freigabe der<br />

Jugendherberge wurde nicht genehmigt.<br />

Als Grund wurde der nicht vorhandene<br />

zweite Rettungsweg angegeben.<br />

Es lag mir aber eine gültige mit grünem<br />

Stempel versehene Baugenehmigung<br />

vor und auf dieser wurde kein zweiter<br />

Rettungsweg gefordert. Nun war guter<br />

Rat teuer. Innerhalb des Objektes konnte<br />

keine Treppe realisiert werden, da<br />

die Halle im Eingangsbereich bis in die<br />

1. Etage reichte und unter Denkmalsschutz<br />

stand. Eine Feuerleiter am Objekt<br />

wurde auch nicht genehmigt, da es sich<br />

um eine Kindereinrichtung handelte.<br />

Die hinzu gezogenen Fachleute einigten<br />

sich dann darüber aus der ersten Etage<br />

eine Stahltreppe über den Balkon und<br />

dann weiter in den Hof zu bauen. Wer<br />

macht das aber. Wir hatten in unseren<br />

Einrichtungen eine gut organisierte Feierabend<br />

Arbeitsbrigade aus dem Waggonbau<br />

Görlitz im Einsatz. Dessen Leiter<br />

war Herr Lauer. Dieser erklärte sich<br />

bereit die Treppe zu bauen. Meine Bauhandwerker<br />

liquidierten in den oberen 2<br />

Stockwerken jeweils ein Zimmer, besei-<br />

Geschichte<br />

31


Die Jugendherbergen in Görlitz ab 1946 –<br />

Ephraim Villa heute. Im Bild hinter dem ersten Bogen ist die Stahltreppe erkennbar.<br />

tigten die Fußbodendecken und bauten<br />

eine monolithische Treppe ein. Von der<br />

ersten Etage wurde zum Balkon im Parterre<br />

eine Stahltreppe eingebaut. Somit<br />

gab es den zweiten Rettungsweg. Das<br />

hatte jedoch zur Folge, dass durch den<br />

Wegfall von 2 Zimmern für die Treppe<br />

wir nicht mehr die geplanten 100 Plätze<br />

realisieren konnten. Denn erst ab 100<br />

Herbergsplätze durften wir eine zusätzliche<br />

Haushaltstelle schaffen. Nach dem<br />

Einbau der Treppe bestellte ich erneut<br />

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32<br />

Geschichte


Einblicke und Aussichten<br />

Jugendherbergen<br />

Jugendherberge Altstadt Peterstraße 15, Eingang<br />

die Abnahmekommission und die Herberge<br />

wurde im Komplex abgenommen.<br />

Das Einweihungs- und Eröffnungsdatum<br />

konnte ich somit belassen. Da mir<br />

bei der ersten Bauabnahme genehmigt<br />

wurde, nur die erste Etage der Jugendherberge<br />

zu belegen. Am 11. September<br />

1978 zogen die ersten Gäste ein.<br />

Um die 100 Plätze wieder zu erreichen<br />

entschlossen wir uns im Gelände der<br />

Herberge einen Doppelbungalow zu errichten.<br />

Diesen boten wir dann Lehrern<br />

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Geschichte<br />

33


Die Jugendherbergen in Görlitz ab 1946 –<br />

Jugendherberge Altstadt Peterstraße 15, Außenansicht, Gastronomie und Zimmer<br />

und unseren Partnern im Bezirk Dresden<br />

im Austausch als Urlaubsdomizil<br />

an. Somit konnten wieder 100 Beherbergungsplätze<br />

geschaffen werden und<br />

die zusätzliche Haushaltstelle durch das<br />

Jugendherbergswesen Dresden genehmigt<br />

werden.<br />

Die Jugendherberge war damit in einer<br />

der schönsten Jugendstilvillen von Görlitz<br />

untergebracht. Sie verfügte über 92<br />

Betten in Ein- bis Achtbettzimmern in<br />

der Villa plus 8 Betten im Doppelbungalow<br />

(Gesamt 100 Betten). Die Jugendherberge<br />

auf der Goethestraße wurde<br />

dann später mit dem Titel „schönste<br />

Jugendherberge der DDR“ geehrt.<br />

Im Jahre 1990 mit der deutschen Wiedervereinigung<br />

wurden die Strukturen<br />

im Jugendherbergswesen völlig verändert.<br />

Die Übernachtungspreise stiegen<br />

über Nacht um das 36-fache. Im Jahre<br />

1994 stellten die einstigen Besitzer der<br />

Ephraim Villa einen Antrag auf Rückübertragung<br />

des Hauses, was zur Folge<br />

hatte, dass Investitionen aller Art gestoppt<br />

werden mussten bis zur Klärung<br />

der Eigentumsverhältnisse. Im Jahre<br />

1996 wurde der Antrag auf Rückübertragung<br />

an die früheren Eigentümer zurück<br />

gewiesen, da ja der Grundstückserwerb<br />

durch die Stadt mit Notarvertrag<br />

rechtsgültig abgeschlossen war.<br />

34<br />

Geschichte


Einblicke und Aussichten<br />

Jugendherbergen<br />

Inzwischen aber hatten sich die Nutzungsansprüche<br />

der Jugendlichen für<br />

den Aufenthalt in Jugendherbergen erneut<br />

geändert. Der Trend ging wieder in<br />

die Zentren der Städte. Daher wurden<br />

Untersuchungen angestellt, ob sich in<br />

der historischen Altstadt ein geeignetes<br />

Objekt finden ließe. In der historischen<br />

Altstadt Peterstraße 15 und Hainwald 1<br />

und 2 wurden entsprechende Objekte<br />

gefunden. Gerade das unter Denkmalschutz<br />

stehende Gebäude Peterstraße<br />

15 war erheblich gefährdet. Bereits im<br />

Dezember 2005 war die rückseitige Fassade<br />

eingestürzt. Im Hinterhaus (Hainwald<br />

2) befand sich die ehemalige Feinkostfabrik<br />

der Firma Reibetanz und im<br />

Haus Hainwald 1 Ecke Neißstraße ein<br />

lange leer stehendes Internat der Medizinischen<br />

Fachschule. Für diese Objekte<br />

gab es keine Nutzungsvorschläge.<br />

Es war ein Glücksumstand, dass der Investor<br />

Dr. Hans Peter Schlörb und Ingeborg<br />

Schlörb im Jahre 2010 die Grundstücke<br />

erwarben. Nunmehr wurden<br />

unter Leitung des Architekten Wolfgang<br />

Kück und unter der Bauleitung des Architekten<br />

Christian Weise diese Objekte<br />

zur Jugendherberge Görlitz – Altstadt<br />

umgebaut. Dies war auch dadurch<br />

möglich, dass der Umbau dieses Objektes<br />

durch die Bundesrepublik Deutschland<br />

und den Freistaat Sachsens, sowie<br />

durch die Görlitzer Altstadtstiftung und<br />

durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz<br />

gefördert wurden. Die Investition<br />

betrug 4,5 Millionen Euro. Am<br />

1.10.2009 wurde Richtfest gefeiert und<br />

am 4.3.2011 wurde das Objekt feierlich<br />

übergeben.<br />

Durch den Investor wurde das Objekt<br />

an das sächsische Jugendherbergswesen<br />

vermietet. Im Objekt befinden sich<br />

47 Ein- und Mehrbettzimmer mit hochwertiger<br />

Ausstattung. Im Haus Peterstraße<br />

15 und Hainwald 1 befinden sich<br />

die Gästezimmer und im Haus Hainwald<br />

2 (ehemals Reibetanz) befinden sich der<br />

Speisesaal sowie Veranstaltungsräume.<br />

Die ehemalige Jugendherberge auf der<br />

Goethestraße wurde der WBG (jetzt<br />

Kommwohnen) übergeben. Im <strong>Oktober</strong><br />

2010 wurde der Geschäftsbetrieb<br />

als Jugendherberge eingestellt und es<br />

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Geschichte<br />

35


Die Jugendherbergen in Görlitz ab 1946 –<br />

Neu erbautes Betteinhaus an Stelle des alten Doppelbungalows mit einem Zimmerbeispiel<br />

Moderne Ausstattung im Denkmalsgeschützten Ambiente und moderne Zimmerausstattungen zeichnen<br />

die „Ephraim Villa“ aus.<br />

begannen hochwertige Sanierungsarbeiten<br />

unter Führung der WBG Sanierungs-<br />

und Entwicklungsgesellschaft<br />

Görlitz mbH.<br />

Seit Mai des Jahres 2011 wird der Geschäftsbetrieb<br />

des Hauses Goethestraße<br />

nunmehr unter dem Namen „Alte Herberge“<br />

für Übernachtungen, Tagungen,<br />

Feiern und weiterer Veranstaltungen<br />

einschließlich Gastronomie weitergeführt.<br />

Im Jahre 2015 wurde der Name<br />

des Hauses erweitert und nannte sich<br />

nun Alte Herberge „Villa Ephraim“. Seit<br />

dem Jahre 2018 nennt sich das Haus<br />

nur noch „Villa Ephraim“. Damit soll zugleich<br />

an die Geschichte des Hauses erinnert<br />

werden.<br />

Der alte Doppelbungalow wurde abgebrochen<br />

und an dieser Stelle ein modernes<br />

Gebäude mit Appartements errichtet.<br />

Die „Ephraim Villa“ bietet weiterhin<br />

preisgünstige Beherbergungen an und<br />

wird vielfältig für Familienfeiern genutzt.<br />

Wolfgang Stiller<br />

36<br />

Geschichte


100 Jahre Weinau-Schule Zittau<br />

Jahre Weinau<br />

Die Stadt Zittau kann auf eine lange und<br />

erfolgreiche Tradition im Bildungswesen<br />

zurückblicken, vor allem bei den sogenannten<br />

„höheren Schulen“. 1238 zum<br />

ersten Mal schriftlich erwähnt und 1255<br />

zur Stadt erhoben, gab es in Zittau bereits<br />

1310 eine Lateinschule.<br />

Nach der Reformation kam es in der<br />

Mitte des 16. Jahrhunderts in vielen<br />

deutschen Städten zu deutlichen Veränderungen<br />

und Verbesserungen im Schulwesen.<br />

Das geht natürlich vor allem auf<br />

die Vorgaben Martin Luthers und Philipp<br />

Melanchthons zurück. Letzteren nannte<br />

man auch „Praeceptor Germaniae“, den<br />

Lehrer Deutschlands. Michael Mascus<br />

war 1535 der erste evangelische Rektor<br />

der Zittauer Lateinschule.<br />

Der bedeutende Bürgermeister Nikolaus<br />

von Dornspach bemühte sich später um<br />

die Einrichtung eines modernen Gymnasiums<br />

in der Stadt. Nach dem Erwerb des<br />

Besitzes der einstigen Johanniterkommende<br />

durch den Rat der Stadt Zittau im<br />

Jahr 1570 eröffneten sich neue Möglichkeiten.<br />

In den folgenden Jahren wurde<br />

das ehemalige Johanniterhaus neben<br />

der Johanniskirche zu einem modernen<br />

Schulgebäude umgebaut. Die Eröffnung<br />

des Zittauer Gymnasiums im Jahr 1586<br />

erlebte Dornspach allerdings nicht mehr.<br />

Das Gymnasium hatte einen schweren<br />

Start in der Stadt. Erst Anfang des 17.<br />

Jahrhunderts unter der Leitung des Rektors<br />

Melchior Gerlach lief es dann besser.<br />

Doch es währte nicht lange. Der Dreißigjährige<br />

Krieg brachte den Gymnasiumbetrieb<br />

sogar zeitweise zum Erliegen.<br />

Danach war es der Rektor Christian Keimann,<br />

welcher das Gymnasium wieder in<br />

die Erfolgsspur brachte. Seine absolute<br />

Blütezeit erlebte das Zittauer Gymnasium<br />

dann unter der Leitung des Rektors<br />

Christian Weise. Er war nicht nur ein bedeutender<br />

Schulmann, sondern auch ein<br />

großer Dichter und erfolgreicher Leiter<br />

der Ratsbibliothek.<br />

Im 18. Jahrhundert veränderte sich das<br />

Gymnasium zusehends, neue Unterrichtsfächer<br />

kamen hinzu, wie Mathematik<br />

und die Naturwissenschaften. Aber es<br />

blieb dennoch ein klassisch humanistisches<br />

Gymnasium mit den Schwerpunktfächern<br />

Latein und Religion.<br />

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Geschichte<br />

37


100 Jahre Weinau-Schule Zittau<br />

Jahre Weinau<br />

1855 wurde dann zusätzlich ein Realgymnasium<br />

in Zittau begründet, mit den<br />

Schwerpunkten moderner Sprachen und<br />

Naturwissenschaften. Beide Einrichtungen<br />

befanden sich im selben Gebäude,<br />

was damit endgültig zu klein geworden<br />

war.<br />

Im Jahr 1871 wurde das neue große<br />

Gymnasiumgebäude „Johanneum“ an<br />

den Promenaden eröffnet. Da Zittau eine<br />

wachsende und aufstrebende Stadt war,<br />

reichte aber auch dieses Gebäude bald<br />

nicht mehr aus.<br />

Erste Pläne zur Errichtung eines neuen<br />

Gebäudes für das Gymnasium gab es<br />

bereits im Jahr 1911. Die Bauplatzfrage<br />

musste geklärt werden und für den Bauentwurf<br />

wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben.<br />

Realisiert wurde schließlich ein<br />

Entwurf des Zittauer Stadtbaudirektors<br />

Trunkel. Der erste Spatenstich erfolgte<br />

am 20. April 1914, die Grundsteinlegung<br />

fand am 28. Mai an der Bismarckallee<br />

(heute Weinauallee) statt. Doch durch<br />

den Ausbruch des Ersten Weltkrieges kamen<br />

die Bauarbeiten bald zum Erliegen.<br />

Erst nach Kriegsende konnten sie wieder<br />

aufgenommen werden. Die Einweihung<br />

des neuen Gymnasiums erfolgte schließlich<br />

am 9. <strong>Oktober</strong> 1920.<br />

Nun hatte Zittau zwei räumlich getrennte<br />

Gymnasien: das „Johanneum“ wurde<br />

zum Realgymnasium und das neue Gebäude<br />

zum humanistischen Gymnasium.<br />

Wie zeigte sich nun das neue Gymnasiumgebäude?<br />

Die Zittauer Tageszeitungen<br />

berichteten im <strong>Oktober</strong> 1920 ausführlich<br />

von der Einweihung. Das neue Schulgebäude<br />

hatte 12 Klassenzimmer, ein Doppelklassenzimmer,<br />

einen Gesangssaal,<br />

Gedicht zur Einweihung, Zittauer Nachrichten,<br />

8.10.1920<br />

einen Zeichensaal, einen Handfertigkeitssaal,<br />

Physik- und Chemielehrräume<br />

mit Vorbereitungszimmern, ein Schülerlaboratorium,<br />

eine Schulbibliothek, Lehrerzimmer,<br />

Konferenzzimmer, Rektorzimmer,<br />

Schreiberzimmer, Arztzimmern und<br />

eine große Aula. Im Kellergeschoss be-<br />

38<br />

Geschichte


Christian-Weise-Bibliothek<br />

100 Jahre Weinau<br />

mit der Schule verbunden war. Ein Turnund<br />

ein Pausenhof, sowie ein Schulgarten<br />

ergänzten die Schule.<br />

Gebaut worden war das Gebäude überwiegend<br />

von einheimischen Firmen unter<br />

der Leitung von Stadtbaudirektor Dunger<br />

und Baumeister Schöne. Eine besondere<br />

Zierde der Schule bildeten damals schon<br />

die großen Buntglasfenster in der Aula.<br />

Sie sind allesamt Stiftungen ehemaliger<br />

Schüler, wohlhabender Bürger und der<br />

Stadt Zittau. Angefertigt wurden sie von<br />

der Zittauer Firma Richard Schlein nach<br />

Ideen von Rechtsanwalt Dr. F. U. Apelt.<br />

Dass diese Fenster bis heute erhalten<br />

geblieben sind ist eine Besonderheit der<br />

Weinauschule.<br />

Zweifellos hatte Zittau mit dem neuen<br />

Gymnasium eine moderne und zeitgemäße<br />

Bildungsstätte erhalten.<br />

Sächsische Zeitung Zittau, 14.1.1966<br />

fand sich die Heizung mit den Vorratsräumen,<br />

sowie die Heizerwohnung. Im Erdgeschoss<br />

war die Hausmeisterwohnung.<br />

Jedes Geschoss hatte geräumige Gänge<br />

mit Kleiderablagen für die Schüler. Der<br />

Dachaufbau diente zur Himmelsbeobachtung.<br />

Das ganze Haus wurde elektrisch<br />

beleuchtet und durch eine Niederdruckdampfheizung<br />

beheizt. Die Turnhalle<br />

war durch einen Geräteraum und Umkleideräume<br />

mit der Schule verbunden.<br />

Die Wohnung des Rektors befand sich in<br />

einem Nebengebäude, welches ebenfalls<br />

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

gab es die beiden Gymnasium noch für<br />

einige Jahre. Im Zuge der Veränderung<br />

des Schulwesens in der DDR wurden dann<br />

aber die Gymnasien abgeschafft und die<br />

Erweiterten Oberschulen eingeführt. Das<br />

Gymnasium „Johanneum“ wurde zur Erweiterten<br />

Oberschule in Zittau. Das Gebäude<br />

an der inzwischen nach Friedrich<br />

Engels benannten Allee wurde zu einer<br />

normalen Oberschule. Da die Schule unweit<br />

des Naherholungsgebietes Weinau<br />

lag, wurde sie umgangssprachlich meist<br />

auch als Weinauschule bezeichnet. Offiziell<br />

war sie die 5. Oberschule bzw. später<br />

5. Polytechnische Oberschule Zittau.<br />

Am 15. Januar 1966 erhielt die Schule<br />

den Ehrennamen „Professor-Dr.-William-<br />

Du-Bois-Oberschule“. An der Namensgebung,<br />

die von der Deutsch-Afrikanischen<br />

Geschichte<br />

39


100 Jahre Weinau-Schule Zittau<br />

Jahre Weinau<br />

Appell zum Kindertag, 1.6.1964<br />

Gesellschaft in Berlin angeregt worden<br />

war, nahm auch die Witwe von Prof. Dr.<br />

du Bois teil. Lehrer Gangfuß und Schüler<br />

einer neunten Klasse hatten „in monatelanger<br />

Gemeinschaftsarbeit eine<br />

Demonstrationskarte von Afrika“ angefertigt,<br />

welche die Zustimmung des<br />

Ministeriums für Volksbildung und der<br />

Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft gefunden<br />

hatte. Die Zittauer Schule gehörte<br />

somit zu den ersten Schulen der<br />

DDR, welche Verbindungen nach Ghana<br />

aufnahmen.<br />

William Edward Burghardt du Bois war<br />

ein farbiger Amerikaner und wurde am<br />

23. Februar 1868 in Massachusetts (USA)<br />

geboren. Erst wenige Jahre zuvor war<br />

der amerikanische Bürgerkrieg zu Ende<br />

gegangen, welcher die Sklaverei in den<br />

südlichen US-Staaten beendete. Die Familie<br />

Du Bois war allerdings schon seit<br />

Generationen frei. W. E. B. du Bois arbeitete<br />

zunächst als Journalist und studierte<br />

nebenbei. 1885 erwarb er den<br />

Bachelorabschluss und arbeitete einige<br />

Jahre als Lehrer an einer Landschule in<br />

Tennessee. Im Jahr 1888 begann er ein<br />

Geschichtsstudium in Harvard, welches<br />

er 1892 mit dem Master abschloss. Von<br />

1892 bis 1894 studierte du Bois an den<br />

Universitäten Berlin und Heidelberg in<br />

Deutschland. Über seine Studienzeit hier<br />

schrieb er: „Da waren Weiße – Studenten,<br />

Bekannte, Lehrer -, die die Gegenwart<br />

mit mir erlebten. Sie betrachteten<br />

mich nicht als Abnormität oder als Untermenschen.<br />

Ich war nur ein etwas privilegierter<br />

Student, den sie froh waren,<br />

zu treffen und mit dem sie über Gott und<br />

die Welt, besonders über die Welt, aus<br />

der ich kam, reden konnten“. Durch diese<br />

positiven Erfahrungen wurde Du Bois<br />

zu einem großen Freund Deutschlands,<br />

vor allem bewunderte er den deutschen<br />

Kanzler Bismarck: „Er formte aus einer<br />

40<br />

Geschichte


100 Jahre Weinau-Schule Zittau<br />

Jahre Weinau<br />

Schuleintritt 4.9.1971<br />

Masse sich zankender Völker eine Nation<br />

[…] Dies ließ mich ahnen, was die amerikanischen<br />

Schwarzen tun müssen: mit<br />

Kraft und Entschlossenheit unter fähiger<br />

Führung voranmarschieren“. Ist das nicht<br />

auch heute noch interessant zu lesen?<br />

Nach der Rückkehr in die USA war du<br />

Bois der erste Schwarze der in Harvard<br />

promovierte. Sein Thema dabei war der<br />

transatlantische Sklavenhandel. Eine<br />

wissenschaftliche Karriere an den großen<br />

amerikanischen Universitäten blieb ihm<br />

jedoch verwehrt. Ein Forschungsprojekt<br />

zur Situation der Schwarzen in Philadelphia<br />

brachte ihm den Durchbruch als<br />

erster schwarzer Soziologe. Von 1897<br />

bis 1910 war er Professor für Geschichte<br />

und Wirtschaftswissenschaften an der<br />

schwarzen Universität in Atlanta.<br />

Du Bois engagierte sich stark in der aufkommenden<br />

Bürgerrechtsbewegung und<br />

trat für die vollen bürgerlichen Freiheiten<br />

aller Schwarzen und für ein Ende<br />

der Diskriminierung ein. Er stellte sein<br />

ganzes Leben und seine Kraft in den<br />

Dienst dieses Kampfes. Das brachte ihm<br />

in den USA in der damaligen Zeit natürlich<br />

nicht nur Freunde ein. Nach dem<br />

Ersten Weltkrieg richtete du Bois seine<br />

politische Tätigkeit mehr auf den afrikanischen<br />

Kontinent aus. In der Bewegung<br />

des Pan-Afrikanischen Kongresses war<br />

er führend tätig. In den 1920er Jahren<br />

bereiste er Westafrika, die Sowjetunion,<br />

mehrfach Deutschland, Japan und China.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte<br />

er sich bei mehreren Friedenskongressen<br />

und trat gegen die Atombombe auf. Das<br />

brachte ihm in der McCarthy-Zeit erhebliche<br />

Schwierigkeiten ein. 1951 heiratete<br />

er die amerikanische Schriftstellerin Shirley<br />

Graham. Im Jahr 1959 erhielt er den<br />

Lenin-Friedenspreis in Moskau und 1961<br />

wurde er Mitglied der Kommunistischen<br />

Partei der USA. Im gleichen Jahr siedelte<br />

er nach Ghana um, wo sein Freund<br />

42<br />

Geschichte


Christian-Weise-Bibliothek<br />

100 Jahre Weinau<br />

Lehrerschaft Juni 1975<br />

Kwame Nkrumah die Republik ausgerufen<br />

hatte und Staatspräsident geworden<br />

war.<br />

William Edward Burghardt du Bois starb<br />

am 27. August 1963 in Accra (Ghana), einen<br />

Tag vor dem inzwischen historischen<br />

Marsch der schwarzen Bürgerrechtsbewegung<br />

auf Washington und der legendären<br />

Rede „I Have a Dream“ von Martin<br />

Luther King.<br />

Doch das offizielle Interesse der DDR am<br />

Vermächtnis von Prof. W. E. B. du Bois<br />

hielt nicht lange an. Zwar prangte der<br />

Name in großen Buchstaben weiterhin an<br />

der Eingangsfront der Schule, aber schon<br />

bald war der Name nicht mehr gebräuchlich,<br />

sondern man sprach nur noch von<br />

der 5. POS. Lag es daran, dass die junge<br />

Demokratie in Ghana am 24. Februar<br />

1966 durch einen blutigen Militärputsch<br />

beseitigt und Präsident Nkrumah in Exil<br />

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Geschichte<br />

43


100 Jahre Weinau-Schule Zittau<br />

Jahre Weinau<br />

vertrieben wurde? Trotzdem<br />

blieb du Bois doch einer der<br />

großen Kämpfer für die Rechte<br />

der Schwarzen in Amerika und<br />

der ganzen Welt! Eigentlich ist<br />

es unverständlich, dass einem<br />

solchen Menschen damals die<br />

Ehrung wieder aberkannt wurde.<br />

Der Name „Prof. du Bois-<br />

Schule“ würde noch heute<br />

oder gerade heute wieder eine<br />

passende Benennung sein!<br />

Abschlusszeitung 1979<br />

Ich selbst habe in der „Pro-<br />

fessor-Dr.-William-Du-Bois-<br />

Oberschule“ von 1971 an<br />

zehn erfolgreiche Schuljahre<br />

erlebt. Meine Erinnerungen an<br />

die Schule, die Lehrer und Mitschüler<br />

sind überwiegend positiver<br />

Art. Manches was man<br />

als Schüler kritisch sah, zeigte<br />

sich später als unwesentlich.<br />

Bald schon merkte man, dass<br />

das Leben noch ganz andere<br />

Anforderungen an einen stellte.<br />

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44<br />

Geschichte


Christian-Weise-Bibliothek<br />

100 Jahre Weinau<br />

Weinauschule Zittau, Haupteingang Sommer <strong>2020</strong><br />

Nach der Wende in der DDR 1989/90<br />

wurde die 5. POS in eine Grundschule<br />

und eine Mittelschule aufgeteilt. Über<br />

viele Jahre wurde das Schulgebäude bei<br />

laufendem Schulbetrieb innen und außen<br />

grundlegend saniert. Heute ist über dem<br />

Haupteingang an der Weinauallee der<br />

Schriftzug „Schule-an-der-Weinau“ angebracht.<br />

Im September 2014 wurde ein neu gebautes<br />

Hortgebäude an der Kämmelstraße,<br />

unweit der Weinauschule, eröffnet.<br />

Der Bau einer neuen und größeren Sporthalle<br />

für die Weinauschule hat in diesem<br />

Jahr begonnen.<br />

Somit ist die Weinauschule in Zittau wohl<br />

gut für die nächsten 100 Jahre gerüstet.<br />

Uwe Kahl, Zittau<br />

Impressum:<br />

Herausgeber (V.i.S.d.P.):<br />

incaming media GmbH<br />

Geschäftsführer:<br />

Andreas Ch. de Morales Roque<br />

Carl-von-Ossietzky-Straße 45<br />

02826 Görlitz<br />

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Fax: (03581) 40 13 41<br />

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www.stadtbild-verlag.de<br />

Geschäftszeiten:<br />

Mo. - Fr. von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />

Druck:<br />

Graphische Werkstätten Zittau GmbH<br />

Geschichte<br />

Verantw. Redakteur:<br />

Andreas Ch. de Morales Roque<br />

(Mitglied im Deutschen<br />

Fachjournalistenverband)<br />

Redaktion:<br />

Andreas Ch. de Morales Roque<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

Dipl. - Ing. Eberhard Oertel<br />

Bertram Oertel<br />

Anzeigen verantw.:<br />

Dipl. - Ing. Eberhard Oertel<br />

Mobil: 0174 - 31 93 525<br />

Teile der Auflage werden auch kostenlos<br />

verteilt, um eine größere<br />

Verbreitungsdichte zu gewährleisten.<br />

Für eingesandte Texte & Fotos<br />

übernimmt der Herausgeber keine<br />

Haftung. Artikel, die namentlich gekennzeichnet<br />

sind, spiegeln nicht die<br />

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Anzeigen und redaktionelle Texte<br />

können nur nach schriftlicher Genehmigung<br />

des Herausgebers verwendet<br />

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Anzeigenschluss für die November-<br />

Ausgabe: 15. <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong><br />

Redaktionsschluss: 20. <strong>Oktober</strong> <strong>2020</strong><br />

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Boni für gesundheitsbewusstes Verhalten: Nicht jeder Zuschuss der<br />

ETL-Steuerberatung<br />

Krankenkasse ist automatisch eine Beitragsrückerstattung<br />

Gesetzliche wie auch private Krankenkassen haben ein großes Interesse an einem gesundheitsbewussten<br />

Verhalten ihrer Versicherten. Um die Versicherten zu motivieren, beteiligen sie sich beispielsweise<br />

an den Kosten für Yogakurse oder die Anschaffung eines Fitnesstrackers. Aber auch die<br />

Teilnahme an verschiedenen Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen wird finanziell unterstützt.<br />

So manche Krankenkasse belohnt auch eine gesunde Lebensweise, wie z. B. Nichtrauchen oder die<br />

Vermeidung von Übergewicht.<br />

Krankenkassen melden nicht nur die Beitragszahlungen, sondern auch die gewährten Kostenerstattungen<br />

an das Finanzamt. Im Rahmen der Einkommensteuererklärung kann es daher passieren,<br />

dass die Kostenerstattungen mit den Beitragszahlungen verrechnet werden und so den Sonderausgabenabzug<br />

für Krankenkassenbeiträge mindern. Doch das ist nicht in jedem Fall richtig. Die<br />

Sonderausgaben dürfen nur gemindert werden, wenn der Versicherte keine eigenen Aufwendungen<br />

für die belohnten Präventionsmaßnahmen geleistet hat. Nur in diesem Fall sind die von den Krankenkassen<br />

geleisteten Erstattungen als Beitragsrückerstattung zu beurteilen.<br />

Das gilt auch dann, wenn die Gesundheitsmaßnahme pauschal bezuschusst wird. Die Krankenkassenprämie<br />

ist im Einzelfall auch dann in voller Höhe als Leistung der Krankenkasse anzusehen, wenn<br />

der Bonus im Einzelfall die tatsächlichen Aufwendungen überkompensiert, aber in einer überschlägigen<br />

Betrachtung als realitätsgerechte Pauschale beurteilt werden kann.<br />

So entschieden aktuell die Richter des Bundesfinanzhofes. Im konkreten Fall gewährte die Krankenkasse<br />

verschiedene pauschale Prämienzahlungen für Gesundheitsmaßnahmen aus den vier Bereichen<br />

„Gesetzliche Vorsorge“, „Private Vorsorge“, „Aktive Lebensweise“ und „Prävention“ in Höhe von<br />

insgesamt 230 Euro. Soweit es sich bei den Zahlungen ganz oder teilweise um die Erstattung von<br />

konkreten Aufwendungen des Versicherten handelt, dürfen die Zahlungen nicht den Sonderausgabenabzug<br />

für Krankenversicherungsbeiträge mindern.<br />

Wie so oft kommt es auf die konkrete Ausgestaltung der Boni, Prämienzahlungen oder Kostenerstattungen<br />

an. Das Finanzgericht hat nun zu prüfen, ob allen gewährten Einzelboni auch Aufwendungen<br />

für begünstigte Gesundheitsmaßnahmen im Sinne des § 65a SGB V gegenüberstehen.<br />

46<br />

Autor: Ulf Hannemann, Freund & Partner GmbH (Stand: 26.08.<strong>2020</strong>)<br />

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