181_StadtBILD_August_2018
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Vorwort<br />
In der letzten <strong>StadtBILD</strong> Ausgabe widmeten wir<br />
uns dem Mäzen und Begründer der Schlesischen<br />
Musikfestspiele und Mäzen, Bolko von Hochberg,<br />
dessen Initiative es zu verdanken ist, daß Görlitz<br />
die einmalige Jugendstil-Stadthalle bekam.<br />
Am Tage der Auslieferung dieser <strong>StadtBILD</strong> Ausgabe<br />
verkündeten alle Medien, daß der Bundestag<br />
beschlossen hat, 18 Millionen Euro für die<br />
Sanierung der Halle zur Verfügung zu stellen,<br />
so daß sich mit den vom Land Sachsen bereits<br />
zugesagten Fördermitteln der Betrag auf 36 Millionen<br />
erhöht. Dieses geschah insbesondere auf<br />
Initiative des ehemaligen Görlitzers und heutigen<br />
Ministerpräsidenten des Landes Sachsen, Michael<br />
Kretschmer. Kultur braucht Förderung, braucht<br />
Mäzene, und das zu allen Zeiten. Und so sehen<br />
wir es auch als unsere Aufgabe an, im <strong>StadtBILD</strong><br />
historisches und heutiges Geschehen zu verknüpfen.<br />
Um die Stadthalle nicht in Vergessenheit<br />
geraten zu lassen, haben wir in den letzten<br />
Jahren immer im <strong>August</strong> im idyllischen Stadthallengarten<br />
ein Sommer-Open-Air mit bekannten<br />
Künstlern veranstaltet, was sich großer Beliebtheit<br />
nicht nur der Görlitzer erfreut. Das hiesige<br />
Theater hat diesen Gedanken aufgegriffen und<br />
verantaltet nun auch jährlich dort ein Sommertheater,<br />
welches auch sofort gut angenommen<br />
wurde. So freuen wir uns, wenn wir Sie, liebe<br />
Leser, vom 10. bis 12. <strong>August</strong> wieder zahlreich zu<br />
den verschiedenen musikalischen Höhepunkten<br />
im Görlitzer Stadthallengarten begrüßen dürfen.<br />
Anlässe zum Feiern gibt es viele. Hervorzuheben<br />
sei noch das große Stadtfest im benachbarten<br />
Rothenburg, anläßlich der 750 jährigen ersten<br />
Erwähnung dieser Kleinstadt. Auch hier bringt<br />
sich das <strong>StadtBILD</strong>-Team ein mit besonders für<br />
die Jugend ausgerichteten Veranstaltungen in<br />
der Rothenburger Kulturanlage.<br />
Etwas ruhiger, aber dennoch rührig, geht es im<br />
Görlitzer Tierpark zu, wo eine neue Anlage für<br />
Kängurus entstand, die ebenfalls im <strong>August</strong> eingeweiht<br />
wird. Lauter wird es am 9. September,<br />
wenn das große Tierparkfest wieder Tausende<br />
junge und nicht mehr ganz junge Besucher in<br />
seinen Bann ziehen wird.<br />
Natürlich kommt auch die Kultur im vorliegenden<br />
Heft nicht zu kurz. Anlässlich des 82. Geburtstages<br />
des bekannten Künstlers Günter Schönherr<br />
bringen wir im 1. Teil einen Rückblick auf seine<br />
Jugend im Erzgebirge und seinen Weg nach<br />
Görlitz-Hagenwerder. Sein großes schöpferisches<br />
Werk in Görlitz wird späteren Ausgaben vorbehalten<br />
sein.<br />
Zittau gedenkt des am 25. <strong>August</strong> 1943 von den<br />
Nazis hingerichteten Heimatforschers Dr. jur.<br />
Theodor Korselt, dem wir auch einen Beitrag<br />
widmen.<br />
Anlass zum Schmunzeln dürfte unser Beitrag<br />
sein „Görlitz zwar ohne Reeperbahn…“. Das oft<br />
zwielichtige älteste Gewerbe der Welt führte<br />
und führt in Görlitz immer ein Schattendasein,<br />
ist aber dennoch aus dem Leben der Stadt nicht<br />
wegzudenken.<br />
In diesem Sinne Ihre <strong>StadtBILD</strong>-Redak-<br />
anzeige<br />
Einleitung<br />
3
Australien-Flair und Tierparkfest –<br />
Tierpark<br />
Tierpark Görlitz-Zgorzelec, als über drei<br />
Ecken eine Kopie des ersten jemals<br />
veröffentlichten Plakates des Tierparks<br />
auftauchte. Die Freude war groß, und<br />
auch wenn es die abgebildete schwarze<br />
Ziege heute schon lange nicht mehr<br />
gibt, so ist doch einiges aus mittlerweile<br />
über 60 Jahren Tierpark erhalten geblieben.<br />
Einige Tierarten der ersten Stunden<br />
wie Ponys, Wellensittiche und Rhesusaffen<br />
werden noch immer gehalten. Mit<br />
dem Oberlausitzer Bauernhof und dem<br />
Lausitz-Tal findet man auch heute noch<br />
Spuren des ehemaligen Heimattierparks.<br />
Und dank des Status als Gartenbaudenkmal<br />
zeugen viele ehrwürdige Bäume und<br />
Teile der Wegeführung von vergangenen<br />
Zeiten und erhalten den Parkcharakter<br />
aufrecht.<br />
Erstes Tierpark-Plakat von Klaus-Dieter Pavel,<br />
entworfen 1958<br />
Manchmal erlebt man interessante Verkettungen<br />
und stellt dann fest - auch<br />
Görlitz ist nur ein Dorf. So ging es zuletzt<br />
den Mitarbeitern im Naturschutz-<br />
Und dennoch steht es nie still im Görlitzer<br />
Zoo, und das liegt nicht nur an den<br />
tierischen Bewohnern. Es wird beständig<br />
verbessert, erneuert, geschraubt und<br />
gesägt zum Wohle der Tiere, Besucher<br />
und Mitarbeiter. Und so kommt auch in<br />
diesem Jahr eine besondere neue Attrak-<br />
anzeige<br />
4<br />
Ausblick
im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />
tion hinzu - Deutschlands erstes für Besucher<br />
begehbares Gehege für Östliche<br />
Graue Riesenkängurus.<br />
Ab <strong>August</strong> können auf der Fläche der<br />
ehemaligen Hirschanlage an der Grenze<br />
des Tierparks zur Carl-von-Ossietzky-<br />
Straße die derzeit sechs Kängurus auf<br />
über 1000 m² nach Lust und Laune hüpfen,<br />
grasen und schlafen. Eine vielfältige<br />
Landschaft aus Sträuchern, Hügeln,<br />
einem Flachwasserteich und Baumstämmen<br />
sorgt für viele Bewegungsanreize<br />
und einen naturnahen Eindruck. Sollte es<br />
den Kängurus doch einmal zu aufregend<br />
oder kühl werden, können sie sich in das<br />
komplett neu konstruierte und beheizbare<br />
Stallgebäude mit Panoramafenster zurückziehen.<br />
Das Highlight für kleine und<br />
große Känguru-Fans wird zweifelsohne<br />
der Besucherpfad innerhalb der Anlage.<br />
Auch hier gibt es, ähnlich der Tibet- oder<br />
Stachelschweinanlage, eine erhöhte<br />
Plattform, die ganz neue Perspektiven<br />
verspricht.<br />
Ebenfalls an Ort und Stelle neu gebaut<br />
wurde mit Unterstützung der Stadtwerke<br />
Görlitz und dem Investitionsprogramm<br />
des Freistaates Sachsen „Lieblingsplätze<br />
für alle“ eine barrierefreie Toilette. Bisher<br />
waren sanitäre Einrichtungen nur<br />
an Kasse und Imbiss verfügbar, sodass<br />
nun ein weiterer Schritt im Ausbau der<br />
zoointernen Infrastruktur getan werden<br />
konnte. Die Verweildauer auf dem stillen<br />
Örtchen könnte allerdings trotz fehlender<br />
Zeitung ab sofort doch etwas länger<br />
sein, denn ein großes Sichtfenster in den<br />
Känguru-Stall lädt zum Beobachten und<br />
Staunen ein.<br />
Inhaltlich passend eröffnet ebenfalls<br />
ein neuer Themenspielplatz. Von diesen<br />
existieren bereits einige im Tierpark,<br />
unter anderem der Milchspielplatz am<br />
Lausitzer Bauernhof oder der Bambusspielplatz<br />
hinter dem Gehege der Roten<br />
Pandas. Der neueste unter ihnen steht<br />
nun ganz unter dem Motto „Sprungspielplatz“<br />
und vermittelt spielerisch Wissen<br />
rund um die Themen Fortbewegung und<br />
Fortpflanzung von Kängurus und Heuschrecken.<br />
In der Sand-Sprunggrube<br />
anzeige<br />
Ausblick<br />
5
Australien-Flair und Tierparkfest –<br />
Tierpark<br />
Den Großteil der Bauarbeiten zur neuen Känguru-Anlage leisten die Mitarbeiter des Tierparks selbst<br />
können zunächst die eigenen Sprungweiten<br />
mit denen einiger anderer Bewohner<br />
im Görlitzer Tierpark verglichen werden.<br />
Anschließend geht es auf die acht Meter<br />
lange Trampolin-Bahn. Über mehrere<br />
Sprünge simuliert das Trampolin dabei<br />
die enorme Sprungkraft von Känguru<br />
und Heuschrecke.<br />
Wer sich schließlich müde gehopst hat,<br />
kann in den Beutel der überlebensgroßen<br />
Känguru-Statue klettern und darf sich<br />
wohlbehütet wie ein junges Känguru<br />
fühlen. Spannende Fakten rund um die<br />
Fortpflanzung von Kängurus und Heuschrecken<br />
sind auf zwei Drehscheiben<br />
zu entdecken. Wussten Sie zum Beispiel,<br />
anzeige<br />
6<br />
Ausblick
im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />
Rohbau des neuen Gebäudekomplexes an der Carl-von-Ossietzky-Straße<br />
dass Kängurus zwar die größten Säugetiere<br />
Australiens sind, ihre Jungtiere bei<br />
der Geburt jedoch mit einer Länge von<br />
2,5 cm und einem Gewicht von einem<br />
Gramm noch kleiner als ein Gummibärchen<br />
sind? Oder dass einige Heuschreckenmännchen<br />
so raffinierte Samenpakete<br />
auf die Weibchen übertragen, dass<br />
weitere Begattungsversuche zwecklos<br />
sind? Des Weiteren gilt es an mehreren<br />
Klappenspielen unter anderem zu erraten,<br />
wie weit der Mensch springen könnte,<br />
wenn er die Sprungkraft von Floh, Kaninchen<br />
und Co. besäße. Da entstehen<br />
zum Teil sehr beeindruckende Weiten!<br />
So würden Fußgänger mit der Sprung-<br />
anzeige<br />
Ausblick<br />
7
Australien-Flair und Tierparkfest –<br />
Tierpark<br />
Auf der acht Meter langen Trampolin-Bahn kann man die enorme Sprungkraft von Känguru und Heuschrecke<br />
nachempfinden<br />
kraft eines Otters beispielweise keine<br />
Altstadtbrücke mehr benötigen, um die<br />
Neiße zu überqueren.<br />
Am 3. <strong>August</strong> wird die gesamte Anlage<br />
im Rahmen des Kinderfestes von Radio<br />
Lausitz eröffnet. Von 14 bis 17 Uhr können<br />
unter der Moderation von Christin<br />
Hardt die neue Anlage erforscht, um die<br />
Wette gehüpft und kleine Mitbringsel gebastelt<br />
werden. Für Kinder ist der Eintritt<br />
von 13 bis 15 Uhr frei.<br />
Kleine und große Mitbringsel finden sich<br />
anzeige<br />
8<br />
Ausblick
im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />
Die traditionelle Flaniermeile regionaler Händler und Künstler zum Tierparkfest<br />
unter Garantie auch auf dem diesjährigen<br />
Tierparkfest, welches am 9. September<br />
von 10 bis 18 Uhr stattfinden<br />
wird. Denn zum ersten Mal organisiert<br />
der Tierpark einen Flohmarkt „rund ums<br />
Tier“. Von Hundeleine über Hühnerrassenbücher<br />
bis hin zum Leoparden-Shirt<br />
kann auf der Festwiese alles ge- und verkauft,<br />
getauscht und verhandelt werden.<br />
Anmeldungen für einen privaten Stand<br />
können gegenwärtig noch abgegeben<br />
werden. Wer sich erst am Sonntag entscheidet,<br />
seinen Kuschelbären verkaufen<br />
zu wollen, darf auch spontan mit seiner<br />
mitgebrachten Decke noch einen Platz<br />
belegen.<br />
anzeige<br />
Ausblick<br />
9
Australien-Flair und Tierparkfest –<br />
Tierpark<br />
Plüschige Freunde finden sich an vielen Ecken<br />
Daneben bietet die traditionelle Flaniermeile<br />
regionaler Händler, Künstler und<br />
Handwerker im Tibetdorf die ideale Gelegenheit<br />
zum Bummeln und Schlendern.<br />
Nachhaltige, ökologische und sichere<br />
Spielgeräte bringt Alexander Fromme<br />
mit seiner Holzdesign-Firma aus Niesky<br />
mit. Beim Stand vom Fantasie-Land<br />
Löbau werden Bastelmaterialien und<br />
-werkzeuge verkauft und Bastelmöglichkeiten<br />
geboten. Frau Sinkwitz von der<br />
Keramikmalstube bringt viele tolle Gipsfiguren<br />
mit, die vor Ort mit Farbe zum<br />
Leben erweckt werden dürfen. Auch<br />
Kräuterhexen kommen auf ihre Kosten,<br />
denn die Kräuterstube Löwenzahn bringt<br />
anzeige<br />
10<br />
Ausblick
im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />
Viele tolle Gipsfiguren warten darauf, mit Farbe zum Leben erweckt zu werden<br />
ihr breites Produktsortiment von Tee<br />
über Sirup und Essig bis hin zu Kissen<br />
mit. Ein besonderes Andenken ergattern<br />
Besucher dieses Jahr am Stand der Sparkasse.<br />
Hier steht unser Rotes Panda-<br />
Maskottchen für Fotos bereit, die direkt<br />
mitgenommen werden können!<br />
Aber auch für besonders Wissbegierige<br />
wird einiges geboten werden: mit Naturpädagogin<br />
Nicole Lübcke sind wir den<br />
Tieren auf der Wiese ganz dicht auf der<br />
Spur. Sandra Jahnke vom Zentrum für<br />
Achtsamkeit und Mitgefühl ist als ideale<br />
Ansprechpartnerin zu den Themen Yoga<br />
und Meditation vor Ort. Und frisch gebackene<br />
Eltern, die gerne schon frühzeitig<br />
anzeige<br />
Ausblick<br />
11
Australien-Flair und Tierparkfest –<br />
Tierpark<br />
Ob Schmink- oder Bastelstand, zum Tierparkfest wird für jede Altersgruppe einiges geboten<br />
mit ihrem Nachwuchs kommunizieren<br />
wollen, können sich mit Kristin Liedtke<br />
von der Trageberatung Käferleicht über<br />
Gebärdensprache bei Kleinkindern unterhalten.<br />
Abgerundet wird das Programm von<br />
einigen Sonderaktionen der Tierparkmitarbeiter<br />
selbst. Bei spannenden Tierpräsentationen<br />
erfahren Besucher mehr<br />
über einzelne Arten im Zoo und können<br />
Tierpfleger fragen, was sie schon immer<br />
wissen wollten. Beim Blick in die Futterküche<br />
wird klar, welche unserer Tiere einen<br />
anspruchsvollen Gaumen haben oder wo<br />
die Futtertiere herkommen. Kamelreiten,<br />
mit Blasrohr schießen und viele weitere<br />
anzeige<br />
12<br />
Ausblick
im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />
Zu den Tierpräsentationen erfahren Sie viele spannende und interessante Fakten zu unseren Tierparkbewohnern<br />
Spielstationen lassen den Tag zu einem<br />
unvergesslichen Erlebnis werden.<br />
Feiern Sie mit uns im Naturschutz-Tierpark<br />
Görlitz-Zgorzelec! Wir freuen uns<br />
auf Sie!<br />
Termine:<br />
3. <strong>August</strong> - Eröffnung der Känguru-Anlage<br />
und Radio Lausitz Kinderfest<br />
9. September - Tierparkfest mit Flohmarkt<br />
rund ums Tier<br />
Naturschutz-Tierpark Görlitz e.V.<br />
anzeige<br />
Ausblick<br />
13
Görlitz zwar ohne „Reeperbahn –<br />
Eine Badinneres (Bordell) im 15. Jahrhundert<br />
Prostitution ist keine Erfindung der Neuzeit.<br />
Bereits im Jahre 1033 führte Papst<br />
Benedikt IX. ein Bordell in Rom ein, das<br />
sich in der Nähe der Kirche des „Heiligen<br />
Nikolaus“ auftat. Fünf Jahrhunderte später<br />
erließ Papst Paul II. für die Stadt Rom<br />
ein eigenes „Prostitutions-Statut“. Nach<br />
diesem wurden u.a. diejenigen, welche<br />
eine Person zur öffentlichen Prostitution<br />
verkauften, zum Verlust der bürgerlichen<br />
Rechte und zu einer Geldstrafe von 200<br />
Dukaten verurteilt. Sollte diese Geldbuße<br />
nicht innerhalb von 10 Tagen hinterlegt<br />
werden, wurde ihm ein Fuß abgehauen.<br />
Wer ein öffentliches Mädchen zur Unzucht<br />
zwang, musste je nach Größe der<br />
Untat mit Gefängnis, dem Abhauen der<br />
rechten Hand, „Rutenstreichung“ und<br />
Verbannung rechnen, oder eine Geldstrafe<br />
von 200 Dukaten zahlen. Sollte der<br />
Übeltäter dem niederen Volk angehören,<br />
traten an diese Stelle Tortur, Peitschenhiebe,<br />
Branntmarkung der Stirn sowie<br />
1 Jahr Gefängnis. Unter Papst Julian II.<br />
wurde die Prostitution durch eine Bulle<br />
vom Jahre 1510 in bestimmte Teile der<br />
Stadt verwiesen.<br />
Dem Zeitgeist entsprechend haben sich<br />
die heutigen Bedürfnisse im Wesentlichen<br />
nicht verändert, wohl aber diesbezüglich<br />
vielfältige Möglichkeiten eröffnet.<br />
Nicht nur Zigaretten und Benzinpreise<br />
lenken die Schritte des Görlitzers und<br />
manchen Besucher in die Nachbarschaft.<br />
Dem „sexhungrigen user“ sind die sogenannten<br />
Bienenhäuser am Rande der<br />
anzeige<br />
14<br />
Geschichte
dennoch kein verschlafenes „Provinz-Nest“<br />
Eine Reeperbahn<br />
Römische Kurtisane z. Zt. Pius II.<br />
Lausche in Tschechien bekannt, um dort<br />
auf „Imkerinnen“ in Straps, Lackstiefeln<br />
und blonder (roter) Langhaarperücke zu<br />
treffen. Zum Straßenstrich gelangt der<br />
„Bedürftige“ entlang der E 55 in Richtung<br />
Teplice (Tschechien), findet dort<br />
Unterkünfte ähnlich den Wohnwagen,<br />
die entlang der B4 in Richtung Hamburg<br />
zum „Verbleiben einladen“. Neben<br />
Griechische Hetäre in Verhandlung<br />
den traditionellen Formen eines Bordells<br />
(Etablissements), welches unter behördlicher<br />
Kontrolle (Gewerbeamt, Finanzamt,<br />
Hygienestandards u.a.) steht und unter<br />
Berücksichtigung des lokalen Umfeldes<br />
geduldet ist, existieren viele Formen verdeckter<br />
Prostitution, die durchaus als eine<br />
Art Waren mit einem bestimmten Marktwert<br />
feilgeboten werden. Escort-Service,<br />
anzeige<br />
Geschichte<br />
15
Görlitz zwar ohne „Reeperbahn –<br />
Eine Liebeshof in der Provence<br />
Telefon-Sex, Formen der Partnerbörse<br />
und andere vielversprechende Angebote<br />
füllen die Spalten auch manch einer ansonsten<br />
seriösen Lokalzeitung. Für manche<br />
Zeitungen scheinen die seitenlangen<br />
Spalten aus finanziellen Gründen offensichtlich<br />
überlebensnotwendig zu sein.<br />
Nicht nur an Wochenenden, sondern<br />
auch in der Woche, selbst bei Regen<br />
trifft man auf zahlreiche Gäste, die einer<br />
Stadtführung per Fuß oder mit dem<br />
„Landskron-Express“ folgen. Fragen nach<br />
einem Rotlicht-Viertel des Stadt sollen so<br />
gut wie gar nicht gestellt werden. Von<br />
historischem Interesse scheint lediglich,<br />
so die Legende, das Haus Rosenstraße<br />
Nr. 4 zu sein. Der Name soll darauf zurückzuführen<br />
sein, dass Rosensträuße<br />
am Fenster u. a. als Hinweis für Handwerksburschen<br />
auf Wanderschaft nach<br />
Passieren des Stadttores als „Einladung“<br />
gegolten haben sollen. Rote Rosen dürfen<br />
unter Vorbehalt als Vorläufer von Rotlichtbirnen<br />
am Fenster gelten.<br />
Weshalb der größte Teil der Görlitzer-Besucher<br />
weder nach einer Reeperbahn der<br />
Stadt noch nach einem Rotlicht-Viertel<br />
gefragt hat, soll damit begründet sein,<br />
dass er nur ein Auge für die Schönheit<br />
der Stadt hatte.<br />
PS: „Eine Reeperbahn für Görlitz“ soll ohnehin<br />
von den Stadtvätern nicht geplant<br />
worden sein, dennoch fällt ihnen ein Stein<br />
von den Herzen.<br />
Dr. Bernhard Wolf<br />
anzeige<br />
16<br />
Geschichte
Gedenkveranstaltung zum 75. Todestag<br />
Dr. jur. Theodor Korselt<br />
Am 24. November 1891 in Buchholz<br />
im Erzgebirge geboren, entstammt<br />
Theodor Korselt dennoch<br />
einer alteingesessenen Oberlausitzer<br />
Familie. Sein Vater Dr. Ernst<br />
Julius Korselt war Lehrer am Realgymnasium<br />
in der Nachbarstadt<br />
Annaberg, welches Theodor als<br />
Schüler besuchte. Danach studierte<br />
er Rechtswissenschaften und<br />
Volkswirtschaft in Leipzig, Genf<br />
und Rostock.<br />
Inzwischen war sein Vater zum<br />
Rektor des Realgymnasiums in<br />
Zittau berufen worden.<br />
Während des Ersten Weltkrieges<br />
diente Theodor Korselt an der<br />
Westfront. Nach einer schweren<br />
Verwundung wurde er nur noch<br />
im Verwaltungsdienst eingesetzt.<br />
Nach Kriegsende arbeitete er als<br />
Beamter im höheren Staatsdienst<br />
in verschiedenen Ämtern in Berlin,<br />
Leipzig, Chemnitz, Dresden und<br />
Freiberg.<br />
In seiner Freizeit beschäftigte sich<br />
Theodor Korselt sehr intensiv mit<br />
Jugendbildnis von Theodor Korselt<br />
anzeige<br />
Geschichte<br />
17
Gedenkveranstaltung zum 75. Todestag –<br />
Dr. jur. Theodor Korselt<br />
Letztes Familienbild (Sommer 1943)<br />
Genealogie und Heimatgeschichte.<br />
Der Ideologie des Nationalsozialismus<br />
stand er ablehnend gegenüber. Im<br />
Zweiten Weltkrieg war Theodor Korselt<br />
zunächst im besetzten Frankreich tätig.<br />
Dort wurde er aber abgelöst, da er zu<br />
sehr mit der Bevölkerung sympathisierte.<br />
Zuletzt war er im Kriegsschädenamt<br />
anzeige<br />
18<br />
Geschichte
von Dr. jur. Theodor Korselt<br />
Dr. Theodor Korselt<br />
in der Hansestadt Rostock tätig.<br />
Im Sommer 1943 äußerte sich Theodor<br />
Korselt öffentlich kritisch über das Regime<br />
und die Person Hitlers. Er wurde<br />
daraufhin angezeigt und vor den Volksgerichthof<br />
in Berlin gestellt. Dieser verurteilte<br />
ihn am 23. <strong>August</strong> 1943 wegen<br />
„Wehrkraftzersetzung“ zum Tode. Das<br />
Urteil wurde am 25. <strong>August</strong> 1943, 19.15<br />
Uhr in Berlin-Plötzensee vollstreckt.<br />
Der Wissenschaftliche und Heimatgeschichtliche<br />
Altbestand der Christian-<br />
Weise-Bibliothek Zittau ist seit einigen<br />
Jahren im Besitz wesentlicher Teile des<br />
Nachlasses von Theodor Korselt. Dazu<br />
gehören seine über viele Jahre geführten<br />
Tagebücher und zahlreiche Dokumente<br />
aus seinen letzten Lebenswochen, bis<br />
hin zu seinem Abschiedsbrief an die Eltern<br />
und Geschwister.<br />
Lebensbild eines großen und beeindruckenden<br />
Menschen, der sein Leben für<br />
Freiheit und Demokratie geopfert hat.<br />
Alle Interessenten sind herzlich zu dieser<br />
Veranstaltung am Mittwoch, 22. <strong>August</strong><br />
<strong>2018</strong>, 18.30 Uhr im Altbestand der<br />
Christian-Weise-Bibliothek Zittau eingeladen!<br />
Uwe Kahl<br />
Christian-Weise-Bibliothek Zittau<br />
Wissenschaftlicher und Heimatgeschichtlicher<br />
Altbestand<br />
Lisa-Tetzner-Str. 11<br />
02763 Zittau<br />
Telefon 03583-696385<br />
altbestand@cwbz.de<br />
In der Gedenkveranstaltung zum 75. Todestag<br />
von Dr. jur. Theodor Korselt wird<br />
anhand von Auszügen historischer Dokumente<br />
über sein Leben und Sterben berichtet.<br />
Dabei entsteht ein interessantes<br />
anzeige<br />
Geschichte<br />
19
Günter Schönherr –<br />
Schönherr<br />
So mancher, der aus der Innenstadt in<br />
den ruhigen Vorort Kunnerwitz gelangt,<br />
bleibt in der Neundorfer Straße oft verwundert<br />
vor einem Grundstück stehen,<br />
wo Menschengruppen und Tierfiguren<br />
aus Holz und Beton den Vorgarten eines<br />
bunt bemalten Hauses beleben. Am<br />
Haus erkennt der Einheimische an Hand<br />
der Bilder, die eine Tagebaubrücke, das<br />
Kraftwerk Hagenwerder und die ehemalige<br />
Dorfkirche von Deutsch-Ossig zeigen,<br />
dass es sich beim Bewohner um einen<br />
Umsiedler handeln muss, der dem Tagebau,<br />
dem heutigen Berzdorfer See, weichen<br />
musste.<br />
Etliche Alteingesessene aus Bertzdorf<br />
und Deutsch-Ossig fanden in Kunnerwitz<br />
eine neue Heimat.<br />
anzeige<br />
20<br />
Geschichte
Malerei und Holzschnitzkunst<br />
Günter Schönherr<br />
Hausherr des Anwesens und Schöpfer<br />
der vielen Kunstwerke auf dem Grundstück<br />
und im Haus ist Günter Schönherr,<br />
ein rüstiger Anfang- Achtziger, dem man<br />
sein Alter weder ansieht noch anmerkt.<br />
Günter Schönherr verschlug es in den<br />
50er Jahren in die damals quicklebendige<br />
Grenzmetropole Görlitz, die Arbeitskräfte<br />
aus der gesamten DDR anzog. Hier wurde<br />
er als Schriftenmaler und Betriebsmaler<br />
des neuen Kraftwerkes Hagenwerder<br />
eingestellt. Doch wie kam der junge Günter<br />
zu so einem interessanten Job?<br />
Günter Schönherr erblickte am 21. <strong>August</strong><br />
1936 in der Gemeinde Pobershau,<br />
welches heute zu Marienberg im Erzgebirge<br />
gehört, das Licht der Welt. Diese<br />
Umgebung, wo das Figuren drechseln<br />
anzeige<br />
Geschichte<br />
21
Günter Schönherr –<br />
Schönherr<br />
und Schnitzen, zum Alltag fast jeder<br />
Familie gehört, zog den kleinen Günter<br />
auch in seinen Bann. So schnitzte er kleine<br />
Figuren und viele Tiere, besonders für<br />
die traditionellen erzgebirgischen Weihnachtspyramiden.<br />
Günter malte und zeichnete so ziemlich<br />
alles, was ihm so interessantes am Tag<br />
begegnete. Die meisten Zeichnungen<br />
wanderten als Knüllpapier in den Kohlekasten.<br />
Zwei Bilder sind jedoch noch<br />
erhalten geblieben, die der kleine Günter<br />
auf dem Boden kniend, im Freien<br />
gezeichnet hat. Es handelt sich einmal<br />
um den Blick zur Schwarzen Brettmühle<br />
vom Schüssbecken aus, und das andere<br />
Bild entstand am Blauen Stein mit einer<br />
großen Birke im Vordergrund und dem<br />
anzeige<br />
22<br />
Geschichte
Malerei und Holzschnitzkunst<br />
Günter Schönherr<br />
Rittersberg als Hintergrund. Die Erzgebirgler<br />
unter den Lesern werden diese<br />
Landschaften vielleicht kennen.<br />
In der Schule fiel Günters Begabung<br />
schnell auf, so dass er oft zum Vorzeichnen<br />
oder Schreiben an die Tafel gerufen<br />
wurde. Sein vielseitiges Talent hat er väterlicherseits<br />
ererbt. Vergleicht man die<br />
frühen Zeichnungen des jungen Günter<br />
mit den Zeichnungen seines Vaters, Georg<br />
Schönherr, in jungen Jahren fallen<br />
einem sofort viele Gemeinsamkeiten auf.<br />
Dies ist besonders erstaunlich, da Günter<br />
seinen Vater erst so richtig mit 10<br />
Jahren kennen lernen konnte, als dieser<br />
nach dem Krieg und anschließender Gefangenschaft<br />
endlich wieder nach Hause<br />
kam. Georg Schönherr lebte als Maler<br />
anzeige<br />
Geschichte<br />
23
Günter Schönherr –<br />
Schönherr<br />
in Pobershau, wo er zahlreiche Häuser<br />
verschönte, aber auch Kirchen ausmalte.<br />
Georg Schönherr war schon als Kind ein<br />
begnadeter Zeichner, der Schönschriften<br />
und künstlerisch anspruchsvolle Zeichnungen<br />
in seinem Zeichenheft schuf.<br />
Im II. WK geriet der Vater in britische<br />
Kriegsgefangenschaft und wurde im italienischen<br />
Rimini interniert. Diese herrliche<br />
Landschaft und die unvergleichliche<br />
Atmosphäre der Toskana inspirierten ihn<br />
zu vielen Zeichnungen und Gemälden ,<br />
die ein lebendiges Bild der Toskana aus<br />
den 40er Jahren vermitteln.<br />
Georg Schönherr hatte das Glück, als Mitgefangenen<br />
den damals renommierten<br />
Kunstprofessor Strachota quasi als Lehrer<br />
zu haben, so dass er später im kleinen<br />
anzeige<br />
24<br />
Geschichte
Malerei und Holzschnitzkunst<br />
Günter Schönherr<br />
Kreis scherzhaft sagte, er habe in Rimini<br />
ein dreijähriges Kunststudium absolviert.<br />
Leider war Georg Schönherr Zeit seines<br />
Lebens sehr bescheiden und machte kein<br />
Aufhebens von seinem Talent und Kunstfertigkeit,<br />
um das ihn sicher heute viele<br />
mehr oder weniger talentlose Kunststudenten<br />
beneiden dürften.<br />
Dieser Exkurs in die Vita des Vaters Georg<br />
Schönherr ist einfach notwendig, um<br />
das umfangreiche Schaffen und Werk<br />
des Sohnes, Günter Schönherr, zu verstehen.<br />
Günter hat, trotz der kriegs- und<br />
gefangenschaftsbedingten langjährigen<br />
Abwesenheit seines Vaters, dieses Talent<br />
seines Vaters schon in die Wiege gelegt<br />
bekommen. So ist es nicht verwunderlich,<br />
dass er bereits als Vorschulkind Zeichnungen<br />
und Bilder anfertigte. Aber auch<br />
der Vater unterstützte das Talent seines<br />
Sohnes nach Kräften und formte auch<br />
seinen Stil. Da es in Pobershau schon üblich<br />
war, dass, wer zu Schönherrs kam,<br />
auch gleich porträtiert wurde, enstanden<br />
auch viele, gut gelungene Porträts der<br />
Bewohner<br />
Betrachtet man heute die Kunstwerke<br />
anzeige<br />
Geschichte<br />
25
Günter Schönherr –<br />
Schönherr<br />
der Schönherrs, fällt es gerade bei den<br />
Gemälden oft schwer, zu erkennen, ob es<br />
sich um ein Werk des Vaters Georg oder<br />
des Sohnes Günter Schönherr handelt.<br />
Denn beide unterzeichneten Ihre Werke<br />
auch übereinstimmend mit G. Schönherr!<br />
Nach der Schule war es selbstverständlich,<br />
dass Günter auch beruflich in die<br />
Fußstapfen seines Vaters trat und eine<br />
Malerlehre im väterlichen Betrieb aufnahm.<br />
Günter musste zur theoretischen<br />
Ausbildung in die Berufsschule nach Olbernhau,<br />
was damals eine etwas langwierige,<br />
mit Umsteigen verbundene Eisenbahnfahrt<br />
bedingte. In der Berufsschule<br />
meinte später sein Lehrer Krönert, dass<br />
er dem Schüler Günter Schönherr eigent-<br />
anzeige<br />
26<br />
Geschichte
Malerei und Holzschnitzkunst<br />
Günter Schönherr<br />
lich gar nichts mehr beibringen brauchte,<br />
da dieser bereits fertig im Schreiben der<br />
damals noch gängigen Frakturschrift war.<br />
Dass Günter seine Lehre nach 3 Jahren<br />
mit Bravour abschloss, versteht sich beinahe<br />
von selbst. Seine schönste Arbeit<br />
war 1954 die Restaurierung der alten<br />
Pobershauer Kirche, die er gemeinsam<br />
mit seinem Vater nach historischem Vorbild<br />
neu herrichtete. Auch die Bemalung<br />
des großen Saales im Dorfgasthof zur Post<br />
bereitete ihm große Freude. Als während<br />
der Lehrzeit 1950 die Volkshochschule in<br />
Marienberg ins Leben gerufen wurde, radelten<br />
Vater und Sohn Schönherr sowie<br />
ein Geselle 14 tägig zu dem dort angeboten<br />
Malkurs des Kunstmalers Martin Tille.<br />
Hier erwarb sich Günter viele Grundlagen<br />
für seine späteren Arbeiten, wie das perspektivische<br />
Zeichnen sowie das Malen<br />
mit Aquarellfarben.<br />
1956 besuchte Günter einen Bildhauerlehrgang<br />
in Schneeberg. Hier erlernte er<br />
neben Schnitzen das Modellieren mit Ton<br />
sowie das Herstellen von Formen und<br />
Gipsabgüssen. Die Professoren Langner<br />
und Bachmann aus Dresden, als Dozen-<br />
anzeige<br />
Geschichte<br />
27
Günter Schönherr –<br />
Schönherr<br />
ten vermittelten dem jungen Günter vielfältige<br />
handwerkliche und gestalterische<br />
Fähigkeiten.<br />
Gleichzeitig war Günter auch Mitglied des<br />
Pobershauer Pobershauersschnitzvereins,<br />
wo ansehnliche Kunstwerke, wie der mechanische<br />
Berg vom Katzenstein, in Gemeinschaftsarbeit<br />
entstanden. Aber auch<br />
das „normale“ Leben eines Jugendlichen<br />
kam dennoch nicht zu kurz, da waren die<br />
ersten Mädchenbekanntschaften genauso<br />
wichtig wie der Wintersport im verschneiten<br />
Erzgebirge, als auch der Fahrrad-<br />
und später Motorradsport. Denn all<br />
diese Gerätschaften entstanden damals<br />
noch in den vielen kleinen mittelständischen<br />
Betrieben des Erzgebirges und zogen<br />
die Jugendlichen in ihren Bann.<br />
anzeige<br />
28<br />
Geschichte
Malerei und Holzschnitzkunst<br />
Günter Schönherr<br />
All diese beruflichen und sportlichen Betätigungen<br />
forderten ihren gesundheitlichen<br />
Tribut, so dass Günter wegen einer<br />
beidseitigen chronischen Bändererweiterung<br />
an den Fußgelenken immer öfter<br />
nicht zur Arbeit antreten konnte. Dadurch<br />
verfestigte sich bei Günter der Wunsch<br />
nach einer sitzenden Tätigkeit, wie beispielsweise<br />
als Baggerfahrer. Sein aus<br />
Görlitz stammender Schwager Werner<br />
wollte nach vierjähriger Armeezeit in Marienberg<br />
zurück in seine Heimat und fand<br />
im neuen Kraftwerk Hagenwerder eine<br />
Arbeit als Maschinist und bekam sofort<br />
eine Neubauwohnung. Damals war eine<br />
Neubauwohnung fast so bedeutsam, wie<br />
heute ein Fünfer im Lotto.<br />
Das reizte Günter nun auch mit dem<br />
Schwager einmal in dieses Görlitz zu fahren,<br />
wo es so viel Arbeit und Neubauwohnungen<br />
gleich mit dazu gab. Also fuhren<br />
beide mit dem Motorrad ins ferne Görlitz,<br />
was bei den damaligen Straßenverhältnissen<br />
abenteuerlich genug war, und<br />
Günter erfuhr, dass ledige nur ein Bett im<br />
Wohnheim erhielten, aber Verheiratete<br />
jedoch eine begehrte Neubauwohnung.<br />
anzeige<br />
Geschichte<br />
29
Günter Schönherr<br />
Schönherr<br />
Zurück in Pobershau schnappte sich Günter<br />
seine Freundin Thea und eilte mit ihr<br />
an einem Mittwoch ins nächste Standesamt,<br />
was in Zöblitz sich befand, und ließ<br />
sich mit ihr spontan, ohne Hochzeitsgäste<br />
und entsprechende Feier sofort trauen.<br />
Mit dem Trauschein ging es wieder nach<br />
Hagenwerder und zum Einstellungsgespräch<br />
ins Kraftwerk. Hier wurde gerade<br />
dringend ein Betriebsmaler gesucht. Am<br />
nächsten Tag fuhr Günter schon ins nahe<br />
gelegene Görlitz und kaufte alle notwendigen<br />
Malutensilien und Farben für seine<br />
Tätigkeit als neuer Betriebsmaler ein.<br />
Bereits nach fünf Wochen bekam Günter<br />
Schönherr in Hagenwerder eine Neubau-<br />
Zweizimmerwohnung mit Küche, Bad<br />
und Spülklosett zugewiesen. Sofort fuhr<br />
Günter mit einem Kraftwerks-LKW nach<br />
Pobershau und holte seine geliebte Dorothea<br />
und den ersten Sohn Thomas ab,<br />
um einen neuen gemeinsamen Lebensabschnitt<br />
in Hagenwerder zu beginnen.<br />
Bertram Oertel<br />
anzeige<br />
30<br />
Impressum:<br />
Herausgeber (V.i.S.d.P.):<br />
incaming media GmbH<br />
Geschäftsführer:<br />
Andreas Ch. de Morales Roque<br />
Carl-von-Ossietzky Str. 45<br />
02826 Görlitz<br />
Ruf: (03581) 87 87 87<br />
Fax: (03581) 40 13 41<br />
info@stadtbild-verlag.de<br />
www.stadtbild-verlag.de<br />
Geschäftszeiten:<br />
Mo. - Fr. von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Druck:<br />
Graphische Werkstätten Zittau GmbH<br />
Verantw. Redakteur:<br />
Andreas Ch. de Morales Roque<br />
(Mitglied im Deutschen<br />
Fachjournalistenverband)<br />
Redaktion:<br />
Dr. Ernst Kretzschmar<br />
Dipl. - Ing. Eberhard Oertel<br />
Bertram Oertel<br />
Kathrin Drochmann<br />
Anzeigen verantw.:<br />
Dipl. - Ing. Eberhard Oertel<br />
Mobil: 0174 - 31 93 525<br />
Teile der Auflage werden auch kostenlos<br />
verteilt, um eine größere Verbreitungsdichte<br />
zu gewährleisten. Für eingesandte<br />
Texte & Fotos übernimmt der<br />
Herausgeber keine Haftung. Artikel, die<br />
namentlich gekennzeichnet sind, spiegeln<br />
nicht die Auffassung des Herausgebers<br />
wider. Anzeigen und redaktionelle<br />
Texte können nur nach schriftlicher<br />
Genehmigung des Herausgebers verwendet<br />
werden<br />
Anzeigenschluss für die September-Ausgabe:<br />
15. <strong>August</strong> <strong>2018</strong><br />
Redaktionsschluss:<br />
20. <strong>August</strong> <strong>2018</strong><br />
Geschichte