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181_StadtBILD_August_2018

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Vorwort<br />

In der letzten <strong>StadtBILD</strong> Ausgabe widmeten wir<br />

uns dem Mäzen und Begründer der Schlesischen<br />

Musikfestspiele und Mäzen, Bolko von Hochberg,<br />

dessen Initiative es zu verdanken ist, daß Görlitz<br />

die einmalige Jugendstil-Stadthalle bekam.<br />

Am Tage der Auslieferung dieser <strong>StadtBILD</strong> Ausgabe<br />

verkündeten alle Medien, daß der Bundestag<br />

beschlossen hat, 18 Millionen Euro für die<br />

Sanierung der Halle zur Verfügung zu stellen,<br />

so daß sich mit den vom Land Sachsen bereits<br />

zugesagten Fördermitteln der Betrag auf 36 Millionen<br />

erhöht. Dieses geschah insbesondere auf<br />

Initiative des ehemaligen Görlitzers und heutigen<br />

Ministerpräsidenten des Landes Sachsen, Michael<br />

Kretschmer. Kultur braucht Förderung, braucht<br />

Mäzene, und das zu allen Zeiten. Und so sehen<br />

wir es auch als unsere Aufgabe an, im <strong>StadtBILD</strong><br />

historisches und heutiges Geschehen zu verknüpfen.<br />

Um die Stadthalle nicht in Vergessenheit<br />

geraten zu lassen, haben wir in den letzten<br />

Jahren immer im <strong>August</strong> im idyllischen Stadthallengarten<br />

ein Sommer-Open-Air mit bekannten<br />

Künstlern veranstaltet, was sich großer Beliebtheit<br />

nicht nur der Görlitzer erfreut. Das hiesige<br />

Theater hat diesen Gedanken aufgegriffen und<br />

verantaltet nun auch jährlich dort ein Sommertheater,<br />

welches auch sofort gut angenommen<br />

wurde. So freuen wir uns, wenn wir Sie, liebe<br />

Leser, vom 10. bis 12. <strong>August</strong> wieder zahlreich zu<br />

den verschiedenen musikalischen Höhepunkten<br />

im Görlitzer Stadthallengarten begrüßen dürfen.<br />

Anlässe zum Feiern gibt es viele. Hervorzuheben<br />

sei noch das große Stadtfest im benachbarten<br />

Rothenburg, anläßlich der 750 jährigen ersten<br />

Erwähnung dieser Kleinstadt. Auch hier bringt<br />

sich das <strong>StadtBILD</strong>-Team ein mit besonders für<br />

die Jugend ausgerichteten Veranstaltungen in<br />

der Rothenburger Kulturanlage.<br />

Etwas ruhiger, aber dennoch rührig, geht es im<br />

Görlitzer Tierpark zu, wo eine neue Anlage für<br />

Kängurus entstand, die ebenfalls im <strong>August</strong> eingeweiht<br />

wird. Lauter wird es am 9. September,<br />

wenn das große Tierparkfest wieder Tausende<br />

junge und nicht mehr ganz junge Besucher in<br />

seinen Bann ziehen wird.<br />

Natürlich kommt auch die Kultur im vorliegenden<br />

Heft nicht zu kurz. Anlässlich des 82. Geburtstages<br />

des bekannten Künstlers Günter Schönherr<br />

bringen wir im 1. Teil einen Rückblick auf seine<br />

Jugend im Erzgebirge und seinen Weg nach<br />

Görlitz-Hagenwerder. Sein großes schöpferisches<br />

Werk in Görlitz wird späteren Ausgaben vorbehalten<br />

sein.<br />

Zittau gedenkt des am 25. <strong>August</strong> 1943 von den<br />

Nazis hingerichteten Heimatforschers Dr. jur.<br />

Theodor Korselt, dem wir auch einen Beitrag<br />

widmen.<br />

Anlass zum Schmunzeln dürfte unser Beitrag<br />

sein „Görlitz zwar ohne Reeperbahn…“. Das oft<br />

zwielichtige älteste Gewerbe der Welt führte<br />

und führt in Görlitz immer ein Schattendasein,<br />

ist aber dennoch aus dem Leben der Stadt nicht<br />

wegzudenken.<br />

In diesem Sinne Ihre <strong>StadtBILD</strong>-Redak-<br />

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Einleitung<br />

3


Australien-Flair und Tierparkfest –<br />

Tierpark<br />

Tierpark Görlitz-Zgorzelec, als über drei<br />

Ecken eine Kopie des ersten jemals<br />

veröffentlichten Plakates des Tierparks<br />

auftauchte. Die Freude war groß, und<br />

auch wenn es die abgebildete schwarze<br />

Ziege heute schon lange nicht mehr<br />

gibt, so ist doch einiges aus mittlerweile<br />

über 60 Jahren Tierpark erhalten geblieben.<br />

Einige Tierarten der ersten Stunden<br />

wie Ponys, Wellensittiche und Rhesusaffen<br />

werden noch immer gehalten. Mit<br />

dem Oberlausitzer Bauernhof und dem<br />

Lausitz-Tal findet man auch heute noch<br />

Spuren des ehemaligen Heimattierparks.<br />

Und dank des Status als Gartenbaudenkmal<br />

zeugen viele ehrwürdige Bäume und<br />

Teile der Wegeführung von vergangenen<br />

Zeiten und erhalten den Parkcharakter<br />

aufrecht.<br />

Erstes Tierpark-Plakat von Klaus-Dieter Pavel,<br />

entworfen 1958<br />

Manchmal erlebt man interessante Verkettungen<br />

und stellt dann fest - auch<br />

Görlitz ist nur ein Dorf. So ging es zuletzt<br />

den Mitarbeitern im Naturschutz-<br />

Und dennoch steht es nie still im Görlitzer<br />

Zoo, und das liegt nicht nur an den<br />

tierischen Bewohnern. Es wird beständig<br />

verbessert, erneuert, geschraubt und<br />

gesägt zum Wohle der Tiere, Besucher<br />

und Mitarbeiter. Und so kommt auch in<br />

diesem Jahr eine besondere neue Attrak-<br />

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4<br />

Ausblick


im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />

tion hinzu - Deutschlands erstes für Besucher<br />

begehbares Gehege für Östliche<br />

Graue Riesenkängurus.<br />

Ab <strong>August</strong> können auf der Fläche der<br />

ehemaligen Hirschanlage an der Grenze<br />

des Tierparks zur Carl-von-Ossietzky-<br />

Straße die derzeit sechs Kängurus auf<br />

über 1000 m² nach Lust und Laune hüpfen,<br />

grasen und schlafen. Eine vielfältige<br />

Landschaft aus Sträuchern, Hügeln,<br />

einem Flachwasserteich und Baumstämmen<br />

sorgt für viele Bewegungsanreize<br />

und einen naturnahen Eindruck. Sollte es<br />

den Kängurus doch einmal zu aufregend<br />

oder kühl werden, können sie sich in das<br />

komplett neu konstruierte und beheizbare<br />

Stallgebäude mit Panoramafenster zurückziehen.<br />

Das Highlight für kleine und<br />

große Känguru-Fans wird zweifelsohne<br />

der Besucherpfad innerhalb der Anlage.<br />

Auch hier gibt es, ähnlich der Tibet- oder<br />

Stachelschweinanlage, eine erhöhte<br />

Plattform, die ganz neue Perspektiven<br />

verspricht.<br />

Ebenfalls an Ort und Stelle neu gebaut<br />

wurde mit Unterstützung der Stadtwerke<br />

Görlitz und dem Investitionsprogramm<br />

des Freistaates Sachsen „Lieblingsplätze<br />

für alle“ eine barrierefreie Toilette. Bisher<br />

waren sanitäre Einrichtungen nur<br />

an Kasse und Imbiss verfügbar, sodass<br />

nun ein weiterer Schritt im Ausbau der<br />

zoointernen Infrastruktur getan werden<br />

konnte. Die Verweildauer auf dem stillen<br />

Örtchen könnte allerdings trotz fehlender<br />

Zeitung ab sofort doch etwas länger<br />

sein, denn ein großes Sichtfenster in den<br />

Känguru-Stall lädt zum Beobachten und<br />

Staunen ein.<br />

Inhaltlich passend eröffnet ebenfalls<br />

ein neuer Themenspielplatz. Von diesen<br />

existieren bereits einige im Tierpark,<br />

unter anderem der Milchspielplatz am<br />

Lausitzer Bauernhof oder der Bambusspielplatz<br />

hinter dem Gehege der Roten<br />

Pandas. Der neueste unter ihnen steht<br />

nun ganz unter dem Motto „Sprungspielplatz“<br />

und vermittelt spielerisch Wissen<br />

rund um die Themen Fortbewegung und<br />

Fortpflanzung von Kängurus und Heuschrecken.<br />

In der Sand-Sprunggrube<br />

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Ausblick<br />

5


Australien-Flair und Tierparkfest –<br />

Tierpark<br />

Den Großteil der Bauarbeiten zur neuen Känguru-Anlage leisten die Mitarbeiter des Tierparks selbst<br />

können zunächst die eigenen Sprungweiten<br />

mit denen einiger anderer Bewohner<br />

im Görlitzer Tierpark verglichen werden.<br />

Anschließend geht es auf die acht Meter<br />

lange Trampolin-Bahn. Über mehrere<br />

Sprünge simuliert das Trampolin dabei<br />

die enorme Sprungkraft von Känguru<br />

und Heuschrecke.<br />

Wer sich schließlich müde gehopst hat,<br />

kann in den Beutel der überlebensgroßen<br />

Känguru-Statue klettern und darf sich<br />

wohlbehütet wie ein junges Känguru<br />

fühlen. Spannende Fakten rund um die<br />

Fortpflanzung von Kängurus und Heuschrecken<br />

sind auf zwei Drehscheiben<br />

zu entdecken. Wussten Sie zum Beispiel,<br />

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6<br />

Ausblick


im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />

Rohbau des neuen Gebäudekomplexes an der Carl-von-Ossietzky-Straße<br />

dass Kängurus zwar die größten Säugetiere<br />

Australiens sind, ihre Jungtiere bei<br />

der Geburt jedoch mit einer Länge von<br />

2,5 cm und einem Gewicht von einem<br />

Gramm noch kleiner als ein Gummibärchen<br />

sind? Oder dass einige Heuschreckenmännchen<br />

so raffinierte Samenpakete<br />

auf die Weibchen übertragen, dass<br />

weitere Begattungsversuche zwecklos<br />

sind? Des Weiteren gilt es an mehreren<br />

Klappenspielen unter anderem zu erraten,<br />

wie weit der Mensch springen könnte,<br />

wenn er die Sprungkraft von Floh, Kaninchen<br />

und Co. besäße. Da entstehen<br />

zum Teil sehr beeindruckende Weiten!<br />

So würden Fußgänger mit der Sprung-<br />

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Ausblick<br />

7


Australien-Flair und Tierparkfest –<br />

Tierpark<br />

Auf der acht Meter langen Trampolin-Bahn kann man die enorme Sprungkraft von Känguru und Heuschrecke<br />

nachempfinden<br />

kraft eines Otters beispielweise keine<br />

Altstadtbrücke mehr benötigen, um die<br />

Neiße zu überqueren.<br />

Am 3. <strong>August</strong> wird die gesamte Anlage<br />

im Rahmen des Kinderfestes von Radio<br />

Lausitz eröffnet. Von 14 bis 17 Uhr können<br />

unter der Moderation von Christin<br />

Hardt die neue Anlage erforscht, um die<br />

Wette gehüpft und kleine Mitbringsel gebastelt<br />

werden. Für Kinder ist der Eintritt<br />

von 13 bis 15 Uhr frei.<br />

Kleine und große Mitbringsel finden sich<br />

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8<br />

Ausblick


im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />

Die traditionelle Flaniermeile regionaler Händler und Künstler zum Tierparkfest<br />

unter Garantie auch auf dem diesjährigen<br />

Tierparkfest, welches am 9. September<br />

von 10 bis 18 Uhr stattfinden<br />

wird. Denn zum ersten Mal organisiert<br />

der Tierpark einen Flohmarkt „rund ums<br />

Tier“. Von Hundeleine über Hühnerrassenbücher<br />

bis hin zum Leoparden-Shirt<br />

kann auf der Festwiese alles ge- und verkauft,<br />

getauscht und verhandelt werden.<br />

Anmeldungen für einen privaten Stand<br />

können gegenwärtig noch abgegeben<br />

werden. Wer sich erst am Sonntag entscheidet,<br />

seinen Kuschelbären verkaufen<br />

zu wollen, darf auch spontan mit seiner<br />

mitgebrachten Decke noch einen Platz<br />

belegen.<br />

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Ausblick<br />

9


Australien-Flair und Tierparkfest –<br />

Tierpark<br />

Plüschige Freunde finden sich an vielen Ecken<br />

Daneben bietet die traditionelle Flaniermeile<br />

regionaler Händler, Künstler und<br />

Handwerker im Tibetdorf die ideale Gelegenheit<br />

zum Bummeln und Schlendern.<br />

Nachhaltige, ökologische und sichere<br />

Spielgeräte bringt Alexander Fromme<br />

mit seiner Holzdesign-Firma aus Niesky<br />

mit. Beim Stand vom Fantasie-Land<br />

Löbau werden Bastelmaterialien und<br />

-werkzeuge verkauft und Bastelmöglichkeiten<br />

geboten. Frau Sinkwitz von der<br />

Keramikmalstube bringt viele tolle Gipsfiguren<br />

mit, die vor Ort mit Farbe zum<br />

Leben erweckt werden dürfen. Auch<br />

Kräuterhexen kommen auf ihre Kosten,<br />

denn die Kräuterstube Löwenzahn bringt<br />

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10<br />

Ausblick


im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />

Viele tolle Gipsfiguren warten darauf, mit Farbe zum Leben erweckt zu werden<br />

ihr breites Produktsortiment von Tee<br />

über Sirup und Essig bis hin zu Kissen<br />

mit. Ein besonderes Andenken ergattern<br />

Besucher dieses Jahr am Stand der Sparkasse.<br />

Hier steht unser Rotes Panda-<br />

Maskottchen für Fotos bereit, die direkt<br />

mitgenommen werden können!<br />

Aber auch für besonders Wissbegierige<br />

wird einiges geboten werden: mit Naturpädagogin<br />

Nicole Lübcke sind wir den<br />

Tieren auf der Wiese ganz dicht auf der<br />

Spur. Sandra Jahnke vom Zentrum für<br />

Achtsamkeit und Mitgefühl ist als ideale<br />

Ansprechpartnerin zu den Themen Yoga<br />

und Meditation vor Ort. Und frisch gebackene<br />

Eltern, die gerne schon frühzeitig<br />

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Ausblick<br />

11


Australien-Flair und Tierparkfest –<br />

Tierpark<br />

Ob Schmink- oder Bastelstand, zum Tierparkfest wird für jede Altersgruppe einiges geboten<br />

mit ihrem Nachwuchs kommunizieren<br />

wollen, können sich mit Kristin Liedtke<br />

von der Trageberatung Käferleicht über<br />

Gebärdensprache bei Kleinkindern unterhalten.<br />

Abgerundet wird das Programm von<br />

einigen Sonderaktionen der Tierparkmitarbeiter<br />

selbst. Bei spannenden Tierpräsentationen<br />

erfahren Besucher mehr<br />

über einzelne Arten im Zoo und können<br />

Tierpfleger fragen, was sie schon immer<br />

wissen wollten. Beim Blick in die Futterküche<br />

wird klar, welche unserer Tiere einen<br />

anspruchsvollen Gaumen haben oder wo<br />

die Futtertiere herkommen. Kamelreiten,<br />

mit Blasrohr schießen und viele weitere<br />

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12<br />

Ausblick


im Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec<br />

Zu den Tierpräsentationen erfahren Sie viele spannende und interessante Fakten zu unseren Tierparkbewohnern<br />

Spielstationen lassen den Tag zu einem<br />

unvergesslichen Erlebnis werden.<br />

Feiern Sie mit uns im Naturschutz-Tierpark<br />

Görlitz-Zgorzelec! Wir freuen uns<br />

auf Sie!<br />

Termine:<br />

3. <strong>August</strong> - Eröffnung der Känguru-Anlage<br />

und Radio Lausitz Kinderfest<br />

9. September - Tierparkfest mit Flohmarkt<br />

rund ums Tier<br />

Naturschutz-Tierpark Görlitz e.V.<br />

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Ausblick<br />

13


Görlitz zwar ohne „Reeperbahn –<br />

Eine Badinneres (Bordell) im 15. Jahrhundert<br />

Prostitution ist keine Erfindung der Neuzeit.<br />

Bereits im Jahre 1033 führte Papst<br />

Benedikt IX. ein Bordell in Rom ein, das<br />

sich in der Nähe der Kirche des „Heiligen<br />

Nikolaus“ auftat. Fünf Jahrhunderte später<br />

erließ Papst Paul II. für die Stadt Rom<br />

ein eigenes „Prostitutions-Statut“. Nach<br />

diesem wurden u.a. diejenigen, welche<br />

eine Person zur öffentlichen Prostitution<br />

verkauften, zum Verlust der bürgerlichen<br />

Rechte und zu einer Geldstrafe von 200<br />

Dukaten verurteilt. Sollte diese Geldbuße<br />

nicht innerhalb von 10 Tagen hinterlegt<br />

werden, wurde ihm ein Fuß abgehauen.<br />

Wer ein öffentliches Mädchen zur Unzucht<br />

zwang, musste je nach Größe der<br />

Untat mit Gefängnis, dem Abhauen der<br />

rechten Hand, „Rutenstreichung“ und<br />

Verbannung rechnen, oder eine Geldstrafe<br />

von 200 Dukaten zahlen. Sollte der<br />

Übeltäter dem niederen Volk angehören,<br />

traten an diese Stelle Tortur, Peitschenhiebe,<br />

Branntmarkung der Stirn sowie<br />

1 Jahr Gefängnis. Unter Papst Julian II.<br />

wurde die Prostitution durch eine Bulle<br />

vom Jahre 1510 in bestimmte Teile der<br />

Stadt verwiesen.<br />

Dem Zeitgeist entsprechend haben sich<br />

die heutigen Bedürfnisse im Wesentlichen<br />

nicht verändert, wohl aber diesbezüglich<br />

vielfältige Möglichkeiten eröffnet.<br />

Nicht nur Zigaretten und Benzinpreise<br />

lenken die Schritte des Görlitzers und<br />

manchen Besucher in die Nachbarschaft.<br />

Dem „sexhungrigen user“ sind die sogenannten<br />

Bienenhäuser am Rande der<br />

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14<br />

Geschichte


dennoch kein verschlafenes „Provinz-Nest“<br />

Eine Reeperbahn<br />

Römische Kurtisane z. Zt. Pius II.<br />

Lausche in Tschechien bekannt, um dort<br />

auf „Imkerinnen“ in Straps, Lackstiefeln<br />

und blonder (roter) Langhaarperücke zu<br />

treffen. Zum Straßenstrich gelangt der<br />

„Bedürftige“ entlang der E 55 in Richtung<br />

Teplice (Tschechien), findet dort<br />

Unterkünfte ähnlich den Wohnwagen,<br />

die entlang der B4 in Richtung Hamburg<br />

zum „Verbleiben einladen“. Neben<br />

Griechische Hetäre in Verhandlung<br />

den traditionellen Formen eines Bordells<br />

(Etablissements), welches unter behördlicher<br />

Kontrolle (Gewerbeamt, Finanzamt,<br />

Hygienestandards u.a.) steht und unter<br />

Berücksichtigung des lokalen Umfeldes<br />

geduldet ist, existieren viele Formen verdeckter<br />

Prostitution, die durchaus als eine<br />

Art Waren mit einem bestimmten Marktwert<br />

feilgeboten werden. Escort-Service,<br />

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Geschichte<br />

15


Görlitz zwar ohne „Reeperbahn –<br />

Eine Liebeshof in der Provence<br />

Telefon-Sex, Formen der Partnerbörse<br />

und andere vielversprechende Angebote<br />

füllen die Spalten auch manch einer ansonsten<br />

seriösen Lokalzeitung. Für manche<br />

Zeitungen scheinen die seitenlangen<br />

Spalten aus finanziellen Gründen offensichtlich<br />

überlebensnotwendig zu sein.<br />

Nicht nur an Wochenenden, sondern<br />

auch in der Woche, selbst bei Regen<br />

trifft man auf zahlreiche Gäste, die einer<br />

Stadtführung per Fuß oder mit dem<br />

„Landskron-Express“ folgen. Fragen nach<br />

einem Rotlicht-Viertel des Stadt sollen so<br />

gut wie gar nicht gestellt werden. Von<br />

historischem Interesse scheint lediglich,<br />

so die Legende, das Haus Rosenstraße<br />

Nr. 4 zu sein. Der Name soll darauf zurückzuführen<br />

sein, dass Rosensträuße<br />

am Fenster u. a. als Hinweis für Handwerksburschen<br />

auf Wanderschaft nach<br />

Passieren des Stadttores als „Einladung“<br />

gegolten haben sollen. Rote Rosen dürfen<br />

unter Vorbehalt als Vorläufer von Rotlichtbirnen<br />

am Fenster gelten.<br />

Weshalb der größte Teil der Görlitzer-Besucher<br />

weder nach einer Reeperbahn der<br />

Stadt noch nach einem Rotlicht-Viertel<br />

gefragt hat, soll damit begründet sein,<br />

dass er nur ein Auge für die Schönheit<br />

der Stadt hatte.<br />

PS: „Eine Reeperbahn für Görlitz“ soll ohnehin<br />

von den Stadtvätern nicht geplant<br />

worden sein, dennoch fällt ihnen ein Stein<br />

von den Herzen.<br />

Dr. Bernhard Wolf<br />

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16<br />

Geschichte


Gedenkveranstaltung zum 75. Todestag<br />

Dr. jur. Theodor Korselt<br />

Am 24. November 1891 in Buchholz<br />

im Erzgebirge geboren, entstammt<br />

Theodor Korselt dennoch<br />

einer alteingesessenen Oberlausitzer<br />

Familie. Sein Vater Dr. Ernst<br />

Julius Korselt war Lehrer am Realgymnasium<br />

in der Nachbarstadt<br />

Annaberg, welches Theodor als<br />

Schüler besuchte. Danach studierte<br />

er Rechtswissenschaften und<br />

Volkswirtschaft in Leipzig, Genf<br />

und Rostock.<br />

Inzwischen war sein Vater zum<br />

Rektor des Realgymnasiums in<br />

Zittau berufen worden.<br />

Während des Ersten Weltkrieges<br />

diente Theodor Korselt an der<br />

Westfront. Nach einer schweren<br />

Verwundung wurde er nur noch<br />

im Verwaltungsdienst eingesetzt.<br />

Nach Kriegsende arbeitete er als<br />

Beamter im höheren Staatsdienst<br />

in verschiedenen Ämtern in Berlin,<br />

Leipzig, Chemnitz, Dresden und<br />

Freiberg.<br />

In seiner Freizeit beschäftigte sich<br />

Theodor Korselt sehr intensiv mit<br />

Jugendbildnis von Theodor Korselt<br />

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Geschichte<br />

17


Gedenkveranstaltung zum 75. Todestag –<br />

Dr. jur. Theodor Korselt<br />

Letztes Familienbild (Sommer 1943)<br />

Genealogie und Heimatgeschichte.<br />

Der Ideologie des Nationalsozialismus<br />

stand er ablehnend gegenüber. Im<br />

Zweiten Weltkrieg war Theodor Korselt<br />

zunächst im besetzten Frankreich tätig.<br />

Dort wurde er aber abgelöst, da er zu<br />

sehr mit der Bevölkerung sympathisierte.<br />

Zuletzt war er im Kriegsschädenamt<br />

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18<br />

Geschichte


von Dr. jur. Theodor Korselt<br />

Dr. Theodor Korselt<br />

in der Hansestadt Rostock tätig.<br />

Im Sommer 1943 äußerte sich Theodor<br />

Korselt öffentlich kritisch über das Regime<br />

und die Person Hitlers. Er wurde<br />

daraufhin angezeigt und vor den Volksgerichthof<br />

in Berlin gestellt. Dieser verurteilte<br />

ihn am 23. <strong>August</strong> 1943 wegen<br />

„Wehrkraftzersetzung“ zum Tode. Das<br />

Urteil wurde am 25. <strong>August</strong> 1943, 19.15<br />

Uhr in Berlin-Plötzensee vollstreckt.<br />

Der Wissenschaftliche und Heimatgeschichtliche<br />

Altbestand der Christian-<br />

Weise-Bibliothek Zittau ist seit einigen<br />

Jahren im Besitz wesentlicher Teile des<br />

Nachlasses von Theodor Korselt. Dazu<br />

gehören seine über viele Jahre geführten<br />

Tagebücher und zahlreiche Dokumente<br />

aus seinen letzten Lebenswochen, bis<br />

hin zu seinem Abschiedsbrief an die Eltern<br />

und Geschwister.<br />

Lebensbild eines großen und beeindruckenden<br />

Menschen, der sein Leben für<br />

Freiheit und Demokratie geopfert hat.<br />

Alle Interessenten sind herzlich zu dieser<br />

Veranstaltung am Mittwoch, 22. <strong>August</strong><br />

<strong>2018</strong>, 18.30 Uhr im Altbestand der<br />

Christian-Weise-Bibliothek Zittau eingeladen!<br />

Uwe Kahl<br />

Christian-Weise-Bibliothek Zittau<br />

Wissenschaftlicher und Heimatgeschichtlicher<br />

Altbestand<br />

Lisa-Tetzner-Str. 11<br />

02763 Zittau<br />

Telefon 03583-696385<br />

altbestand@cwbz.de<br />

In der Gedenkveranstaltung zum 75. Todestag<br />

von Dr. jur. Theodor Korselt wird<br />

anhand von Auszügen historischer Dokumente<br />

über sein Leben und Sterben berichtet.<br />

Dabei entsteht ein interessantes<br />

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Geschichte<br />

19


Günter Schönherr –<br />

Schönherr<br />

So mancher, der aus der Innenstadt in<br />

den ruhigen Vorort Kunnerwitz gelangt,<br />

bleibt in der Neundorfer Straße oft verwundert<br />

vor einem Grundstück stehen,<br />

wo Menschengruppen und Tierfiguren<br />

aus Holz und Beton den Vorgarten eines<br />

bunt bemalten Hauses beleben. Am<br />

Haus erkennt der Einheimische an Hand<br />

der Bilder, die eine Tagebaubrücke, das<br />

Kraftwerk Hagenwerder und die ehemalige<br />

Dorfkirche von Deutsch-Ossig zeigen,<br />

dass es sich beim Bewohner um einen<br />

Umsiedler handeln muss, der dem Tagebau,<br />

dem heutigen Berzdorfer See, weichen<br />

musste.<br />

Etliche Alteingesessene aus Bertzdorf<br />

und Deutsch-Ossig fanden in Kunnerwitz<br />

eine neue Heimat.<br />

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20<br />

Geschichte


Malerei und Holzschnitzkunst<br />

Günter Schönherr<br />

Hausherr des Anwesens und Schöpfer<br />

der vielen Kunstwerke auf dem Grundstück<br />

und im Haus ist Günter Schönherr,<br />

ein rüstiger Anfang- Achtziger, dem man<br />

sein Alter weder ansieht noch anmerkt.<br />

Günter Schönherr verschlug es in den<br />

50er Jahren in die damals quicklebendige<br />

Grenzmetropole Görlitz, die Arbeitskräfte<br />

aus der gesamten DDR anzog. Hier wurde<br />

er als Schriftenmaler und Betriebsmaler<br />

des neuen Kraftwerkes Hagenwerder<br />

eingestellt. Doch wie kam der junge Günter<br />

zu so einem interessanten Job?<br />

Günter Schönherr erblickte am 21. <strong>August</strong><br />

1936 in der Gemeinde Pobershau,<br />

welches heute zu Marienberg im Erzgebirge<br />

gehört, das Licht der Welt. Diese<br />

Umgebung, wo das Figuren drechseln<br />

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Geschichte<br />

21


Günter Schönherr –<br />

Schönherr<br />

und Schnitzen, zum Alltag fast jeder<br />

Familie gehört, zog den kleinen Günter<br />

auch in seinen Bann. So schnitzte er kleine<br />

Figuren und viele Tiere, besonders für<br />

die traditionellen erzgebirgischen Weihnachtspyramiden.<br />

Günter malte und zeichnete so ziemlich<br />

alles, was ihm so interessantes am Tag<br />

begegnete. Die meisten Zeichnungen<br />

wanderten als Knüllpapier in den Kohlekasten.<br />

Zwei Bilder sind jedoch noch<br />

erhalten geblieben, die der kleine Günter<br />

auf dem Boden kniend, im Freien<br />

gezeichnet hat. Es handelt sich einmal<br />

um den Blick zur Schwarzen Brettmühle<br />

vom Schüssbecken aus, und das andere<br />

Bild entstand am Blauen Stein mit einer<br />

großen Birke im Vordergrund und dem<br />

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22<br />

Geschichte


Malerei und Holzschnitzkunst<br />

Günter Schönherr<br />

Rittersberg als Hintergrund. Die Erzgebirgler<br />

unter den Lesern werden diese<br />

Landschaften vielleicht kennen.<br />

In der Schule fiel Günters Begabung<br />

schnell auf, so dass er oft zum Vorzeichnen<br />

oder Schreiben an die Tafel gerufen<br />

wurde. Sein vielseitiges Talent hat er väterlicherseits<br />

ererbt. Vergleicht man die<br />

frühen Zeichnungen des jungen Günter<br />

mit den Zeichnungen seines Vaters, Georg<br />

Schönherr, in jungen Jahren fallen<br />

einem sofort viele Gemeinsamkeiten auf.<br />

Dies ist besonders erstaunlich, da Günter<br />

seinen Vater erst so richtig mit 10<br />

Jahren kennen lernen konnte, als dieser<br />

nach dem Krieg und anschließender Gefangenschaft<br />

endlich wieder nach Hause<br />

kam. Georg Schönherr lebte als Maler<br />

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Geschichte<br />

23


Günter Schönherr –<br />

Schönherr<br />

in Pobershau, wo er zahlreiche Häuser<br />

verschönte, aber auch Kirchen ausmalte.<br />

Georg Schönherr war schon als Kind ein<br />

begnadeter Zeichner, der Schönschriften<br />

und künstlerisch anspruchsvolle Zeichnungen<br />

in seinem Zeichenheft schuf.<br />

Im II. WK geriet der Vater in britische<br />

Kriegsgefangenschaft und wurde im italienischen<br />

Rimini interniert. Diese herrliche<br />

Landschaft und die unvergleichliche<br />

Atmosphäre der Toskana inspirierten ihn<br />

zu vielen Zeichnungen und Gemälden ,<br />

die ein lebendiges Bild der Toskana aus<br />

den 40er Jahren vermitteln.<br />

Georg Schönherr hatte das Glück, als Mitgefangenen<br />

den damals renommierten<br />

Kunstprofessor Strachota quasi als Lehrer<br />

zu haben, so dass er später im kleinen<br />

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24<br />

Geschichte


Malerei und Holzschnitzkunst<br />

Günter Schönherr<br />

Kreis scherzhaft sagte, er habe in Rimini<br />

ein dreijähriges Kunststudium absolviert.<br />

Leider war Georg Schönherr Zeit seines<br />

Lebens sehr bescheiden und machte kein<br />

Aufhebens von seinem Talent und Kunstfertigkeit,<br />

um das ihn sicher heute viele<br />

mehr oder weniger talentlose Kunststudenten<br />

beneiden dürften.<br />

Dieser Exkurs in die Vita des Vaters Georg<br />

Schönherr ist einfach notwendig, um<br />

das umfangreiche Schaffen und Werk<br />

des Sohnes, Günter Schönherr, zu verstehen.<br />

Günter hat, trotz der kriegs- und<br />

gefangenschaftsbedingten langjährigen<br />

Abwesenheit seines Vaters, dieses Talent<br />

seines Vaters schon in die Wiege gelegt<br />

bekommen. So ist es nicht verwunderlich,<br />

dass er bereits als Vorschulkind Zeichnungen<br />

und Bilder anfertigte. Aber auch<br />

der Vater unterstützte das Talent seines<br />

Sohnes nach Kräften und formte auch<br />

seinen Stil. Da es in Pobershau schon üblich<br />

war, dass, wer zu Schönherrs kam,<br />

auch gleich porträtiert wurde, enstanden<br />

auch viele, gut gelungene Porträts der<br />

Bewohner<br />

Betrachtet man heute die Kunstwerke<br />

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Geschichte<br />

25


Günter Schönherr –<br />

Schönherr<br />

der Schönherrs, fällt es gerade bei den<br />

Gemälden oft schwer, zu erkennen, ob es<br />

sich um ein Werk des Vaters Georg oder<br />

des Sohnes Günter Schönherr handelt.<br />

Denn beide unterzeichneten Ihre Werke<br />

auch übereinstimmend mit G. Schönherr!<br />

Nach der Schule war es selbstverständlich,<br />

dass Günter auch beruflich in die<br />

Fußstapfen seines Vaters trat und eine<br />

Malerlehre im väterlichen Betrieb aufnahm.<br />

Günter musste zur theoretischen<br />

Ausbildung in die Berufsschule nach Olbernhau,<br />

was damals eine etwas langwierige,<br />

mit Umsteigen verbundene Eisenbahnfahrt<br />

bedingte. In der Berufsschule<br />

meinte später sein Lehrer Krönert, dass<br />

er dem Schüler Günter Schönherr eigent-<br />

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26<br />

Geschichte


Malerei und Holzschnitzkunst<br />

Günter Schönherr<br />

lich gar nichts mehr beibringen brauchte,<br />

da dieser bereits fertig im Schreiben der<br />

damals noch gängigen Frakturschrift war.<br />

Dass Günter seine Lehre nach 3 Jahren<br />

mit Bravour abschloss, versteht sich beinahe<br />

von selbst. Seine schönste Arbeit<br />

war 1954 die Restaurierung der alten<br />

Pobershauer Kirche, die er gemeinsam<br />

mit seinem Vater nach historischem Vorbild<br />

neu herrichtete. Auch die Bemalung<br />

des großen Saales im Dorfgasthof zur Post<br />

bereitete ihm große Freude. Als während<br />

der Lehrzeit 1950 die Volkshochschule in<br />

Marienberg ins Leben gerufen wurde, radelten<br />

Vater und Sohn Schönherr sowie<br />

ein Geselle 14 tägig zu dem dort angeboten<br />

Malkurs des Kunstmalers Martin Tille.<br />

Hier erwarb sich Günter viele Grundlagen<br />

für seine späteren Arbeiten, wie das perspektivische<br />

Zeichnen sowie das Malen<br />

mit Aquarellfarben.<br />

1956 besuchte Günter einen Bildhauerlehrgang<br />

in Schneeberg. Hier erlernte er<br />

neben Schnitzen das Modellieren mit Ton<br />

sowie das Herstellen von Formen und<br />

Gipsabgüssen. Die Professoren Langner<br />

und Bachmann aus Dresden, als Dozen-<br />

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Geschichte<br />

27


Günter Schönherr –<br />

Schönherr<br />

ten vermittelten dem jungen Günter vielfältige<br />

handwerkliche und gestalterische<br />

Fähigkeiten.<br />

Gleichzeitig war Günter auch Mitglied des<br />

Pobershauer Pobershauersschnitzvereins,<br />

wo ansehnliche Kunstwerke, wie der mechanische<br />

Berg vom Katzenstein, in Gemeinschaftsarbeit<br />

entstanden. Aber auch<br />

das „normale“ Leben eines Jugendlichen<br />

kam dennoch nicht zu kurz, da waren die<br />

ersten Mädchenbekanntschaften genauso<br />

wichtig wie der Wintersport im verschneiten<br />

Erzgebirge, als auch der Fahrrad-<br />

und später Motorradsport. Denn all<br />

diese Gerätschaften entstanden damals<br />

noch in den vielen kleinen mittelständischen<br />

Betrieben des Erzgebirges und zogen<br />

die Jugendlichen in ihren Bann.<br />

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28<br />

Geschichte


Malerei und Holzschnitzkunst<br />

Günter Schönherr<br />

All diese beruflichen und sportlichen Betätigungen<br />

forderten ihren gesundheitlichen<br />

Tribut, so dass Günter wegen einer<br />

beidseitigen chronischen Bändererweiterung<br />

an den Fußgelenken immer öfter<br />

nicht zur Arbeit antreten konnte. Dadurch<br />

verfestigte sich bei Günter der Wunsch<br />

nach einer sitzenden Tätigkeit, wie beispielsweise<br />

als Baggerfahrer. Sein aus<br />

Görlitz stammender Schwager Werner<br />

wollte nach vierjähriger Armeezeit in Marienberg<br />

zurück in seine Heimat und fand<br />

im neuen Kraftwerk Hagenwerder eine<br />

Arbeit als Maschinist und bekam sofort<br />

eine Neubauwohnung. Damals war eine<br />

Neubauwohnung fast so bedeutsam, wie<br />

heute ein Fünfer im Lotto.<br />

Das reizte Günter nun auch mit dem<br />

Schwager einmal in dieses Görlitz zu fahren,<br />

wo es so viel Arbeit und Neubauwohnungen<br />

gleich mit dazu gab. Also fuhren<br />

beide mit dem Motorrad ins ferne Görlitz,<br />

was bei den damaligen Straßenverhältnissen<br />

abenteuerlich genug war, und<br />

Günter erfuhr, dass ledige nur ein Bett im<br />

Wohnheim erhielten, aber Verheiratete<br />

jedoch eine begehrte Neubauwohnung.<br />

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Geschichte<br />

29


Günter Schönherr<br />

Schönherr<br />

Zurück in Pobershau schnappte sich Günter<br />

seine Freundin Thea und eilte mit ihr<br />

an einem Mittwoch ins nächste Standesamt,<br />

was in Zöblitz sich befand, und ließ<br />

sich mit ihr spontan, ohne Hochzeitsgäste<br />

und entsprechende Feier sofort trauen.<br />

Mit dem Trauschein ging es wieder nach<br />

Hagenwerder und zum Einstellungsgespräch<br />

ins Kraftwerk. Hier wurde gerade<br />

dringend ein Betriebsmaler gesucht. Am<br />

nächsten Tag fuhr Günter schon ins nahe<br />

gelegene Görlitz und kaufte alle notwendigen<br />

Malutensilien und Farben für seine<br />

Tätigkeit als neuer Betriebsmaler ein.<br />

Bereits nach fünf Wochen bekam Günter<br />

Schönherr in Hagenwerder eine Neubau-<br />

Zweizimmerwohnung mit Küche, Bad<br />

und Spülklosett zugewiesen. Sofort fuhr<br />

Günter mit einem Kraftwerks-LKW nach<br />

Pobershau und holte seine geliebte Dorothea<br />

und den ersten Sohn Thomas ab,<br />

um einen neuen gemeinsamen Lebensabschnitt<br />

in Hagenwerder zu beginnen.<br />

Bertram Oertel<br />

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Anzeigenschluss für die September-Ausgabe:<br />

15. <strong>August</strong> <strong>2018</strong><br />

Redaktionsschluss:<br />

20. <strong>August</strong> <strong>2018</strong><br />

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