Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Aber wenn noch nicht einmal der Adel<br />
außer Landes ziehen will, wieso dann wir<br />
Städter ?! So gingen die Reden an diesem<br />
Abend von Ratsherrn zu Ratsherrn. Man<br />
war sich völlig einig, dass man des Königs<br />
Ruf nicht Folge leisten würde. Vielleicht<br />
gewann der Schmakaldische Bund, dann<br />
war man ganz besonders fein heraus. Und<br />
wenn König Ferdinand gewinnt? fragte<br />
plötzlich ein jüngerer Herr der neu<br />
hinzugetreten war. Ah, sieh einmal einer<br />
den Baumeister Albrecht! rief da der dicke<br />
Röber und erhob sich schwerfällig. Unter<br />
allgemeinen Geschmunzel, watschelte er<br />
auf den Baumeister zu und hielt ihm ein<br />
paar runde Münzen unter die Nase. Schaut<br />
was ist das, trefflicher Freund ? Gold, ja<br />
Görlitzer Gold ! Natürlich kann König<br />
Ferdinand siegen, aber dann, falls er in<br />
Wahrheit nicht zu überzeugen wäre, dass<br />
wir ihm nicht Heeresfolge leisten konnten,<br />
nun dann werden ihn ein paar Säcklein<br />
dieses schönen Metalls schon seinen lieben<br />
Sechsstädten günstig stimmen. Für Gold<br />
könnt ihr den Teufel tanzen lassen ! Doch<br />
Albrecht, statt schelmisch zu lachen, sagte:<br />
Was aber geschieht wenn der Teufel Euch<br />
tanzen lässt ? Denn wer den Krieg gewinnt,<br />
wird Euer Gold nicht mehr als Euer Gold<br />
ansehen, sondern als sein Gold. Kurz er<br />
wird es sich holen und nicht in Säcklein,<br />
5<br />
sondern in Fässern ! Da ging ein Geschrei<br />
los unter den Ratsherren, zu was man denn<br />
Mauern habe und ob es sich der König mit<br />
dem Adel und den Städtern zugleich verderben<br />
wolle, denn das wisse er wohl noch<br />
nicht, dass auch der Adel in diesem Punkt<br />
mit den Städten völlig einig sei.<br />
Und was er der weitgereiste Baumeister,<br />
denn nur frage ?! Nun er sagte das er schon<br />
Rechnungen gesehen habe, die besser aufgegangen<br />
seien als diese. Denn man könne<br />
sich bei Gefahr besser auf sich verlassen, als<br />
auf den Adel. Aber er erntete nur Spottrufe,<br />
mitgefangen, sei mitgehangen, der Adel<br />
habe bereits dem König abgesagt, das sei<br />
eine Tatsache und er sei auf Gedeih und<br />
Verderb an die Städte gebunden. Ob er an<br />
diesem Abend denn nichts besseres zu tun<br />
habe als zu Unken.<br />
Nun, er wusste besseres zu tun, er ging über<br />
den Untermarkt, kaufte ein paar frische<br />
Waffeln und schlenderte dann die "Neißestraße"<br />
hinunter und zum Tor hinaus. Auf<br />
der Brücke sah er dem lustigen Schneetreiben<br />
zu. Dann beugte er sich über das<br />
Geländer hinaus, und seine Augen liefen die<br />
Prager Straße entlang. Dort drüben waren<br />
ein paar erleuchtete Fenster, die zum Hause<br />
des Nickel Breuer gehörten.Und den<br />
wackeren Nickel Breuer hätte er noch nicht<br />
einmal so gut kennen gelernt, wenn er nicht