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12_Ausgabe Dezember 2001

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Aber wenn noch nicht einmal der Adel<br />

außer Landes ziehen will, wieso dann wir<br />

Städter ?! So gingen die Reden an diesem<br />

Abend von Ratsherrn zu Ratsherrn. Man<br />

war sich völlig einig, dass man des Königs<br />

Ruf nicht Folge leisten würde. Vielleicht<br />

gewann der Schmakaldische Bund, dann<br />

war man ganz besonders fein heraus. Und<br />

wenn König Ferdinand gewinnt? fragte<br />

plötzlich ein jüngerer Herr der neu<br />

hinzugetreten war. Ah, sieh einmal einer<br />

den Baumeister Albrecht! rief da der dicke<br />

Röber und erhob sich schwerfällig. Unter<br />

allgemeinen Geschmunzel, watschelte er<br />

auf den Baumeister zu und hielt ihm ein<br />

paar runde Münzen unter die Nase. Schaut<br />

was ist das, trefflicher Freund ? Gold, ja<br />

Görlitzer Gold ! Natürlich kann König<br />

Ferdinand siegen, aber dann, falls er in<br />

Wahrheit nicht zu überzeugen wäre, dass<br />

wir ihm nicht Heeresfolge leisten konnten,<br />

nun dann werden ihn ein paar Säcklein<br />

dieses schönen Metalls schon seinen lieben<br />

Sechsstädten günstig stimmen. Für Gold<br />

könnt ihr den Teufel tanzen lassen ! Doch<br />

Albrecht, statt schelmisch zu lachen, sagte:<br />

Was aber geschieht wenn der Teufel Euch<br />

tanzen lässt ? Denn wer den Krieg gewinnt,<br />

wird Euer Gold nicht mehr als Euer Gold<br />

ansehen, sondern als sein Gold. Kurz er<br />

wird es sich holen und nicht in Säcklein,<br />

5<br />

sondern in Fässern ! Da ging ein Geschrei<br />

los unter den Ratsherren, zu was man denn<br />

Mauern habe und ob es sich der König mit<br />

dem Adel und den Städtern zugleich verderben<br />

wolle, denn das wisse er wohl noch<br />

nicht, dass auch der Adel in diesem Punkt<br />

mit den Städten völlig einig sei.<br />

Und was er der weitgereiste Baumeister,<br />

denn nur frage ?! Nun er sagte das er schon<br />

Rechnungen gesehen habe, die besser aufgegangen<br />

seien als diese. Denn man könne<br />

sich bei Gefahr besser auf sich verlassen, als<br />

auf den Adel. Aber er erntete nur Spottrufe,<br />

mitgefangen, sei mitgehangen, der Adel<br />

habe bereits dem König abgesagt, das sei<br />

eine Tatsache und er sei auf Gedeih und<br />

Verderb an die Städte gebunden. Ob er an<br />

diesem Abend denn nichts besseres zu tun<br />

habe als zu Unken.<br />

Nun, er wusste besseres zu tun, er ging über<br />

den Untermarkt, kaufte ein paar frische<br />

Waffeln und schlenderte dann die "Neißestraße"<br />

hinunter und zum Tor hinaus. Auf<br />

der Brücke sah er dem lustigen Schneetreiben<br />

zu. Dann beugte er sich über das<br />

Geländer hinaus, und seine Augen liefen die<br />

Prager Straße entlang. Dort drüben waren<br />

ein paar erleuchtete Fenster, die zum Hause<br />

des Nickel Breuer gehörten.Und den<br />

wackeren Nickel Breuer hätte er noch nicht<br />

einmal so gut kennen gelernt, wenn er nicht

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