Leseprobe "My Walk On The Wild Side"
In sehr jungen Jahren hat es den Autor an exotischen Orten permanent in gefährliche Situationen getrieben. Ob er es war, der das Schicksal auf die Probe stellen wollte, oder das Schicksal ihn, bleibt offen. Als Reiseleiter und Abenteurer Anfang der Achtziger war er vielleicht nur der Auslöser einer Vielzahl von Katastrophen und Kuriositäten rund um den Globus: In Caracas, Mahé, Kenia, Bombay, New York, im Himalaya und in der Cheops-Pyramide, um nur einige Stationen zu nennen. Schockierend ehrlich wirft Horst Knappe in 13 packenden Erzählungen grelle Schlaglichter auf seinen „Walk On The Wild Side“. Gewürzt mit einer latenten Verrücktheit, die ihm nach eigenem Geständnis dabei half, diese Phase unbeschadet zu überstehen. Link zum Buch bei AMAZON: https://www.amazon.de/dp/1520726732
In sehr jungen Jahren hat es den Autor an exotischen Orten permanent in gefährliche Situationen getrieben. Ob er es war, der das Schicksal auf die Probe stellen wollte, oder das Schicksal ihn, bleibt offen. Als Reiseleiter und Abenteurer Anfang der Achtziger war er vielleicht nur der Auslöser einer Vielzahl von Katastrophen und Kuriositäten rund um den Globus: In Caracas, Mahé, Kenia, Bombay, New York, im Himalaya und in der Cheops-Pyramide, um nur einige Stationen zu nennen.
Schockierend ehrlich wirft Horst Knappe in 13 packenden Erzählungen grelle Schlaglichter auf seinen „Walk On The Wild Side“. Gewürzt mit einer latenten Verrücktheit, die ihm nach eigenem Geständnis dabei half, diese Phase unbeschadet zu überstehen.
Link zum Buch bei AMAZON: https://www.amazon.de/dp/1520726732
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Wie groß ist das Paket?“
„Nicht groß, etwa so.“ James zeigte ein handliches Maß. „Auch nicht schwer.
Passt in jeden Rucksack.“
„Kann ich das mal sehen?“
„Nein, wir geben es dir erst morgen.“
„Ich meine, kann ich das Paket aufmachen, bevor ich es mitnehme?“ Erst als
ich dies aussprach, wurde mir bewusst, was ich sagte. Wie bei einem Zeitzünder
(kein zufälliger Vergleich!) realisierte ich mit Verzögerung, was ich NICHT
gesagt ... und dadurch erst angedeutet hatte!
James gefror augenblicklich zu einer Statue, aus seinem Gesicht wich der
letzte Rest Farbe. Nur seine Augen waren noch lebendig und suchten die seines
Begleiters. Der schien plötzlich aufzuwachen und beherrschte ebenso plötzlich
die englische Sprache: „Nein! Das Paket bleibt verschnürt.“ Sein Versuch, trotz
Entschlossenheit freundlich zu wirken, misslang. „Wir vertrauen dir, du vertraust
uns, alles klar?“
Meine Gedanken kreisten noch um das Wort „Zeitzünder“, während sämtliche
Alarmglocken meines verdorbenen Charakters schrillten. „Nichts ist klar,
meine Freunde!“ Ich warf ihnen abwechselnd irre Blicke zu. „Wir vertrauen
einander, okay?“ Dabei musste ich unwillkürlich kichern, wie über meinen eigenen
Wahnsinn. „Also ich beweise euch mein Vertrauen: Wenn ich das Paket
öffnen kann und darin wirklich nur Flugblätter sind, bringe ich die ins Rathaus,
versprochen!“
Die beiden unterhielten sich auf einmal lebhaft auf Tamil, ich verstand kein
Wort. Doch ihre Gestik und ihr Ton verrieten, dass sie stritten. James schien
den anderen Burschen beruhigen zu wollen, doch der sprang immer wieder
auf und wurde lauter. Ihr Streit eskalierte, und der Inhaber des Ladens, der
am Vortag schon Monika an die Luft gesetzt hatte, näherte sich unserem Tisch.
Die beiden bekamen das mit, beruhigten sich schließlich und hoben entschuldigend
die Hände.
Unterdessen tickte in mir (schon wieder so eine Assoziation!) mein angeborener
Warnmechanismus, der gewöhnlich vom „worst case“ ausging: Falls ich
es hier wirklich mit Terroristen und Bombenlegern zu tun hätte, läge es nicht
in der Natur der Sache, dass sie mich als Mitwisser und möglichen Verräter auf
der Stelle beseitigten? Oder bei nächster Gelegenheit, zumindest bevor ich mit
anderen sprach? Ich musste mich kooperativ zeigen. „Okay, noch einmal ganz
ruhig: Ich werde euer Paket morgen mitnehmen, wenn da nur Flugblätter drin
sind. Versprecht ihr das?“ Es fiel mir schwer, so viel Naivität zu simulieren.
Doch es funktionierte.
James lächelte wieder und drückte meinen Arm. „Ich wusste vom ersten Moment
an, dass du unser Freund bist! Natürlich verspreche ich dir, dass es hier
nur um Flugblätter geht. Wir danken dir für dein Vertrauen!“ Sogar der andere
Typ zwang sich zu einem schiefen Lächeln, das ich instinktiv als Grinsen eines
Mannes einstufte, der schon getötet hatte.
Wir vereinbarten Ort und Zeit der Übergabe am nächsten Morgen und
schlüpften unauffällig aus dem Restaurant. Ein neurales Rumoren verfolgte
mich indessen noch bis tief in die Nacht. Vielleicht hatten auch die beiden ihre
138