Leseprobe "My Walk On The Wild Side"
In sehr jungen Jahren hat es den Autor an exotischen Orten permanent in gefährliche Situationen getrieben. Ob er es war, der das Schicksal auf die Probe stellen wollte, oder das Schicksal ihn, bleibt offen. Als Reiseleiter und Abenteurer Anfang der Achtziger war er vielleicht nur der Auslöser einer Vielzahl von Katastrophen und Kuriositäten rund um den Globus: In Caracas, Mahé, Kenia, Bombay, New York, im Himalaya und in der Cheops-Pyramide, um nur einige Stationen zu nennen. Schockierend ehrlich wirft Horst Knappe in 13 packenden Erzählungen grelle Schlaglichter auf seinen „Walk On The Wild Side“. Gewürzt mit einer latenten Verrücktheit, die ihm nach eigenem Geständnis dabei half, diese Phase unbeschadet zu überstehen. Link zum Buch bei AMAZON: https://www.amazon.de/dp/1520726732
In sehr jungen Jahren hat es den Autor an exotischen Orten permanent in gefährliche Situationen getrieben. Ob er es war, der das Schicksal auf die Probe stellen wollte, oder das Schicksal ihn, bleibt offen. Als Reiseleiter und Abenteurer Anfang der Achtziger war er vielleicht nur der Auslöser einer Vielzahl von Katastrophen und Kuriositäten rund um den Globus: In Caracas, Mahé, Kenia, Bombay, New York, im Himalaya und in der Cheops-Pyramide, um nur einige Stationen zu nennen.
Schockierend ehrlich wirft Horst Knappe in 13 packenden Erzählungen grelle Schlaglichter auf seinen „Walk On The Wild Side“. Gewürzt mit einer latenten Verrücktheit, die ihm nach eigenem Geständnis dabei half, diese Phase unbeschadet zu überstehen.
Link zum Buch bei AMAZON: https://www.amazon.de/dp/1520726732
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Der Inhaber raunte mir zu: „Sie brauchen nichts zu bezahlen, nur bitte gehen
Sie jetzt – sofort!“
Aber bevor ich antworten oder irgendetwas tun konnte, war Monika schon
aufgesprungen, wobei sie ihren Stuhl umwarf. Sie stürzte wie ein Raubtier aus
dem Restaurant, rannte über die Straße und verschwand gegenüber im Hotel.
Mehrere Augenpaare hatten sie ungläubig, aber erleichtert dabei verfolgt.
Auch ich atmete auf und fragte den Muskelmann, ob ich bleiben und noch
einen Kaffee haben könnte.
„Selbstverständlich! Und Ihre Rechnung bekommen Sie auch, wann immer
Sie danach verlangen.“ Er hatte keine Veranlassung mehr jemanden einzuladen.
Nachdem das Chaos an meinem Tisch behoben war, stand irgendwann der
bestellte Kaffee darauf. Gerade hob ich den Blick, als der blasse junge Mann
mit seiner Cola zu mir kam und direkt fragte: „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
Im ersten Moment dachte ich, er wäre schwul. So schmal und zerbrechlich,
mit diesen Rehaugen und seinen schwarzen Locken. Er trug ein weißes Hemd
mit lässig aufgekrempelten Manschetten über sehr feingliedrigen Händen. Ich
zögerte, hatte keine Lust auf noch mehr Trouble an diesem Abend. Aber etwas
sagte mir, dass der Bursche interessant war und nicht wirklich homosexuell.
Für den Fall, dass ich mich irrte, konnte ich ihn jederzeit abschütteln. „Okay!“
Er dankte, gab mir höflich die Hand (für Ceylonesen sehr untypisch) und
setzte sich steif wie eine Schaufensterpuppe. „Ich heiße James. Meinen ceylonesischen
Namen mag ich nicht, auch nicht Jim oder Jimmy, also nennen Sie
mich bitte James!“ Ähnlich hölzern begann unsere Unterhaltung, wir sprachen
über Negombo, die bevorstehende Regenzeit, Hotelpreise und im Grunde über
nichts. Mit keinem Wort erwähnte er die Szene mit Monika, und ich fragte
mich, wieso James an meinen Tisch gekommen war.
Ich erzählte ungefragt von meinem letzten Job, von ein paar Reisen und –
damit es keine Missverständnisse gab – weiblichen Flirts auf der anderen Seite
der Welt. Meist gelang es mir auf diese Weise, mein Gegenüber anzuregen,
auch seine Story zu erzählen, Gemeinsamkeiten auszuloten und im Idealfall
ein Terrain zu finden, auf dem es Interessantes auszutauschen gab. Ich wollte
wissen, womit dieser Kerl seinen Lebensunterhalt verdiente, was ihn in dieses
Lokal und ausgerechnet an meinen Tisch geführt hatte.
Doch James verweigerte die Aussage, würden Juristen sagen. Er wich aus
und flüchtete in Gegenfragen, ob ich den Norden von Sri Lanka kannte, den
Namen des Präsidenten, die Unterdrückungspolitik der Regierung, den Unterschied
zwischen Buddhismus und Hinduismus usw.. Die meisten Fragen
musste ich verneinen und auch meine Unwissenheit darüber eingestehen, warum
vor zehn Jahren aus Ceylon der Name Sri Lanka geworden war und ob
die singhalesische Schrift die der Tamilen dominierte. Kurzum: Ich hatte eine
ungefähre Ahnung, dass es zwischen Hindus und Singhalesen Ärger gab, irgendwo
im Norden des Inselstaates, mehr auch nicht. Dass Tamilen die Unabhängigkeit
ihrer Region forderten und erste Anschläge verübten, hatte ich gehört
und als den gleichen Schwachsinn abgetan wie Berichte von gewalttätigen
Kurden, Basken oder den Kämpfern der IRA. Mit der Erbfeindschaft zwischen
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