Praxisleitfaden Biogas alternative Einsatzstoffe (Stand: Dez 2022)
Biogasproduktion aus Stroh, Mist und Co.
Biogasproduktion aus Stroh, Mist und Co.
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4. Vorgehensweise für die Betreibenden<br />
4.1 Substratpotenzial nutzen<br />
4.1.1 Lokale Verfügbarkeit von Koppelprodukten<br />
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Umstellung<br />
auf Koppelprodukte ist ihre nachhaltige Verfügbarkeit<br />
über einen langen Zeitraum zu stabilen und<br />
möglichst prognostizierbaren Konditionen, da ansonsten<br />
eine seriöse Planung sehr schwierig ist. Die<br />
Herausforderungen, die bei der Beschaffung (Ernte,<br />
Transport, Lagerung) von Koppelprodukten auf den<br />
Betreibenden zukommen, sind anders zu bewerten<br />
als bei NawaRo-Substraten.<br />
Darüber hinaus erfordert der Koppelprodukteinsatz Anpassungen im täglichen Anlagenbetrieb und oft<br />
auch an der Technik. Eine entsprechende Amortisationszeit und ein höheres Arbeitsaufkommen ist hier von<br />
Anfang an einzukalkulieren.<br />
Die Grafik rechts (Datenquelle DBFZ) zeigt auf, in<br />
welche Sparten sich das Potenzial an hier betrachteten<br />
Koppelprodukten gliedert. Die Verteilung der<br />
jeweiligen Substrate ist regional unterschiedlich und<br />
stellt gleichzeitig den ersten Planungsparameter da.<br />
In ackerbaustarken Regionen fällt vorwiegend Stroh<br />
an, in Gegenden mit hoher Viehdichte bietet Mist das<br />
größte Potenzial. Landschaftspflegegras findet sich<br />
dagegen deutschlandweit, allerdings nur auf lokal<br />
begrenzten Einzelflächen. Bei diesem Einsatzstoff ist<br />
vor allem auf die Einstufung nach Abfallrecht zu achten.<br />
Als nutzbares Potenzial kann nur herangezogen<br />
werden, was auch genehmigungsfähig ist (siehe Kap.<br />
4.1.3).<br />
Sollte man sich in einer Ackerbauregion befinden,<br />
gilt es zu prüfen, ob beispielsweise nur Silomais angebaut<br />
wird oder auch Körnermais eine Rolle spielt,<br />
weil nur dann ein nutzbares Koppelprodukt anfällt.<br />
Ein vorhandenes Potenzial bedeutet aber noch nicht<br />
automatisch, dass der Einsatz des Koppelprodukts<br />
auch wirtschaftlich darstellbar ist. Daher sollte sich<br />
der Betreibende im nächsten Schritt Gedanken über<br />
die anfallenden Kosten machen. Diese setzen sich<br />
aus dem reinen Substratpreis ab Feld oder Hof, den<br />
Ernte-, (Ver-) Lade- und Transportkosten (Koppelproduktabfuhr<br />
und möglicherweise Gärproduktrückfuhr)<br />
zusammen.<br />
Abb. 2: Aufteilung des ungenutzen Potenzials nach Koppelprodukten<br />
Mit der nachfolgenden Gleichung lässt sich die maximale<br />
Transportentfernung berechnen, bis zu der<br />
der Einsatz des Koppelprodukts gegenüber dem<br />
Einsatz von z. B. Maissilage vorzüglich ist.<br />
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