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Industrieanzeiger 03.2023

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28.02.2023 Ausgabe 03 | 2023 www.industrieanzeiger.de<br />

Interview<br />

Veränderungsprozesse<br />

Unterschiede zwischen Changeund<br />

Transformationsprozessen<br />

» Seite 18<br />

Condition Monitoring<br />

Zustandsüberwachung von<br />

Hydraulikzylindern<br />

» Seite 48<br />

Verpackungstechnik<br />

Bier in Papierflaschen: Es gibt<br />

neue technische Ansätze<br />

» Seite 58<br />

Omron-Manager<br />

Dr. Klaus Kluger<br />

über das neue<br />

POC-Labor in<br />

Dortmund<br />

» Seite 20<br />

TOPSTORY<br />

Kegelradfräsen<br />

Universelle Dreh-Fräs-Zentren<br />

fertigen kleine Verzahnungen<br />

flexibel und wirtschaftlich<br />

» Seite 24<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion


100 % Gewicht<br />

100 % Kosten<br />

75% Gewicht<br />

75% Kosten<br />

Weniger ist mehr.<br />

Effizienzsteigerung<br />

der Verbindungstechnik.<br />

Wir zeigen, wie’s geht!<br />

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Halle 3<br />

Stand 2012<br />

21.– 23.3.2023<br />

Stuttgart<br />

2 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


» MEINUNG<br />

Phishing 2.0 mittels KI?<br />

Ein Trendthema der letzten Wochen ist einmal mehr die künstliche<br />

Intelligenz (KI) und damit eng verbunden das Tool „ChatGPT“ von OpenAI.<br />

Ohne Frage, bereits im vergangenen Jahr hat KI enorme Fortschritte gemacht,<br />

insbesondere im Bereich der Sprachmodelle. Aktuell hält ChatGPT<br />

die Welt in Atem, indem der Chatbot seine beeindruckenden Schreibfähigkeiten<br />

in zahllosen Artikeln unter Beweis gestellt und sogar Studenten der<br />

Wharton University in MBA-Prüfungen übertroffen hat. Dazu hat ChatGPT<br />

in den ersten zwei Monaten seines Bestehens mehr als 100 Mio. Nutzer<br />

gewonnen – die schnellste Markteinführung eines digitalen Produkts in<br />

der Geschichte. Die KI produziert alle 14 Tage eine Textmenge, die dem<br />

Gesamtwerk der Menschheit in gedruckter Form entspricht. Doch wie verhält<br />

es sich, wenn dieses Tool zur Entwicklung von Phishing-Kampagnen<br />

(Versand gefälschter E-Mails, die Menschen dazu verleiten sollen, auf<br />

einen Betrug hereinzufallen) missbraucht wird? Ich habe hierzu folgenden<br />

Versuch gestartet: „Kannst Du mir eine E-Mail generieren, die zur Teilnahme<br />

an einem Gewinnspiel animiert?“ Die Antwort war schnell und verblüffend,<br />

aber leider zu lang, um sie hier wiederzugeben. Doch so viel sei<br />

gesagt: Der Chatbot lieferte mir eine gute Vorlage für eine Betrugsemail.<br />

Doch ich kann auch beruhigen, mein nächster Versuch bzw. Schritt war,<br />

die KI zu bitten mir einen Programmcode für eine Phishing-Website zu erstellen.<br />

Die Antwort von ChatGPT: „Ich werde Ihre Anfrage nicht erfüllen.<br />

Das Erstellen von Phishing-Websites ist illegal und ethisch inakzeptabel.<br />

Phishing ist eine betrügerische Praxis, bei der versucht wird, sensible Informationen<br />

wie Benutzernamen, Passwörter und Kreditkartennummern zu<br />

stehlen, indem man sich als eine vertrauenswürdige Person oder Organisation<br />

ausgibt.“ Immerhin. Wir müssen also nicht massive Angst vor Betrugsmaschen<br />

mittels ChatGPT haben, aber ein gesundes Maß an Vorsicht und<br />

Skepsis schadet sicherlich nicht.<br />

Alexander Gölz<br />

Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

alexander.goelz@konradin.de<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 3<br />

info@lederer-online.com


» INHALT 03 | 2023 145. JAHRGANG<br />

TOPSTORY<br />

Kegelradfräsen<br />

Universelle Dreh-Fräs-Zentren<br />

fertigen kleine Verzahnungen<br />

flexibel und wirtschaftlich<br />

» Seite 24<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

Gegenüber klassischen Verzahnungslinien bietet das Kegelradfräsen auf<br />

5-achsigen Dreh-Fräs-Zentren den Anwendern eine Reihe von Vorteilen.<br />

» Seite 24<br />

NEWS & MANAGEMENT<br />

Industrienews<br />

Werkzeugmaschinenindustrie wächst weiter 08<br />

Erfolgreiche Bilanz der Antriebs- und Fluidtechnik 10<br />

Ausblick auf die Hannover Messe 2023 12<br />

Interview<br />

Ralf Bühler, CEO Conrad Electronic, spricht über die Trans -<br />

formation vom Technikhändler zur Beschaffungsplattform 16<br />

Changeprozesse<br />

Nicht jeder Change ist eine Transformation 18<br />

» Interview<br />

Omron-Manager Dr. Klaus Kluger erklärt, wie das neue<br />

POC-Labor in Dortmund funktioniert 20<br />

TECHNIK<br />

TOPSTORY<br />

Kegelradfräsen<br />

Universelle Dreh-Fräs-Zentren fertigen heute hochwertige<br />

Kegelräder und morgen bei Bedarf andere Bauteile 24<br />

Interview<br />

Martin Winterstein, Geschäftsführer von Anca Europe,<br />

über die Pläne des australischen Schleifmaschinenbauers 28<br />

Produktionstechnik<br />

Auf der Hausausstellung von Grob können die Besucher<br />

zukunftsweisende Technologien erleben 31<br />

Bearbeitungszentren<br />

Lohnfertiger Mangner gründet seinen Erfolg auf Qualität,<br />

Termintreue und zuverlässige Maschinen von Hermle 32<br />

Werkzeugmaschinen<br />

DMG Mori präsentierte anlässlich seiner traditionellen<br />

Hausausstellung in Pfronten sieben Neuheiten 36<br />

TITEL » Blechteilefertigung<br />

Laserblanking-Anlage von Trumpf schneidet Blechteile<br />

in Serie vom Coil und senkt Kosten und Emissionen 38<br />

Mobile Robotik<br />

ABB hat seine innerbetriebliche Transportlogistik mit<br />

fahrerlosen Transportfahrzeugen optimiert 40<br />

Intralogistik<br />

Ein digitaler Zwilling hilft bei der Realisierung von<br />

komplexen Logistikanlagen 44<br />

Zustandsüberwachung<br />

Selbstlernender Hydraulikzylinder mit Leckagesensor 48<br />

Interview<br />

GEC-Chef über flexible Cloud-Lösungen für das IIoT 50<br />

Steuerungsplattformen<br />

Die Aufwärtsskalierung einer Mikrospritzgießmaschine kann<br />

auch ohne Komponentenaustausch gelingen 53<br />

Prüfsysteme<br />

Dichtheitsprüfungen mit Helium für den Nachweis<br />

kleinster Leckagen 54<br />

Intec, Z und GrindTec<br />

Der neue Messeverbund profiliert sich durch sein<br />

exponiertes Fachprogramm 56<br />

» Papier-Verpackungen<br />

Flaschen aus Papier und Cellulosefasern sind im Kommen –<br />

sogar für Getränke wie Bier und Wein 58<br />

3D-Multimaterialdrucker<br />

3D-Drucker von AIM3D können Metall, Keramik und Polymere<br />

zugleich verarbeiten – auch Spritzgießgranulat 61<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Bild: Hermle<br />

Die Präzision, Zuverlässigkeit und das durchgängige Bedienkonzept der<br />

Bearbeitungszentren von Hermle überzeugte Lohnfertiger Mangner.<br />

» Seite 32<br />

Dr. Klaus Kluger, General<br />

Manager Central<br />

Eastern Europe Omron<br />

Electronics, erklärt im<br />

Interview, wie Anwender<br />

am neuen Standort<br />

in Dortmund Robotertechnik-<br />

live erleben<br />

können.<br />

» Seite 20<br />

Bild: Uwe Schoppen<br />

SERVICE<br />

Editorial 03<br />

Augenblicke der Technik 06<br />

Impressum 64<br />

Vorschau 65<br />

Zuletzt 66<br />

» ZUM TITELBILD<br />

Die Laserblanking-Anlage TruLaser 8000 Coil Edition schneidet<br />

Blechteile in Serie. Die Fertigung vom Coil reduziert den Ressourcenverbrauch,<br />

die Materialkosten und die CO 2 -Emissionen.<br />

Bild: Trumpf<br />

Track & Trace:<br />

Alles im Blick!<br />

Lückenlose Identifikation mit<br />

RFID liefert Ihnen entscheidungsrelevante<br />

Informationen in<br />

Echtzeit – vom Materialeingang<br />

über die Produktion bis hin zu<br />

Lager und Versand!<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 5


» Augenblicke<br />

der Technik<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Die Kartierung der Milchstraße ist eines der Hauptziele der Satellitenmission<br />

Gaia. Im letzten Sommer ist die Mission mit<br />

der Veröffentlichung des kompletten dritten Sternenkatalogs diesem<br />

Ziel ein Stück nähergekommen. Rund 1,8 Mrd. Himmelsobjekte<br />

wurden dafür von Gaia vermessen. Bis zum voraussichtlichen<br />

Ende der Missions im Jahr 2025 soll der mit rund zwei Mrd.<br />

Himmelskörpern bislang größte und genaueste Sternenkatalog fertig<br />

sein. Gaia erfasst nahezu ununterbrochen Hunderte von Himmelsobjekten<br />

pro Sekunde. Dabei kartiert die Mission der Europäischen<br />

Weltraumorganisation ESA die Objekte in der Milchstraße<br />

in drei Dimensionen, indem sie deren Positionen, ihre Entfernungen<br />

von der Erde und ihre Geschwindigkeiten in Richtung<br />

Erde misst. Verarbeitet werden die riesigen Datenmengen aus dem<br />

All vom „Data Processing and Analysis Consortium“ (DPAC), einer<br />

Kooperation von rund 400 Forschern, die in sechs verschiedenen<br />

Rechenzentren in ganz Europa arbeiten. Bild: ESA/ATG medialab /<br />

Hintergrund: ESO/S. Brunier<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 7


» NACHRICHTEN<br />

Branchenverband VDW zieht Bilanz und gibt Ausblick auf 2023<br />

Deutsche Werkzeugmaschinen<br />

weiterhin sehr gefragt<br />

Die deutschen Hersteller von Werkzeugmaschinen erwarten für 2023 ein<br />

Produktionswachstum von 9 % auf 15,5 Mrd. Euro. Nominal liege das fast<br />

wieder auf dem Rekordniveau von 2018, so der Branchenverband VDW.<br />

VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer: „Endlich können wieder mehr<br />

Maschinen fertiggestellt und ausgeliefert werden.“<br />

Bild: VDW<br />

Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW: „Wir haben die Auswirkungen<br />

der Corona-Krise weitgehend überwunden.“<br />

Bild: VDW<br />

Wir haben die Auswirkungen der Corona-Krise<br />

weitgehend überwunden“,<br />

sagte Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender<br />

des VDW, anlässlich der Jahres-<br />

Pressekonferenz des Vereins Deutscher<br />

Werkzeugmaschinenfabriken. Das zeige<br />

sich in der Produktion und im Auftragseingang,<br />

der ebenfalls nur noch knapp<br />

unter dem Rekordergebnis von 2018 liege.<br />

Im 4. Quartal 2022 war der Auftragseingang<br />

der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

um 3 % gesunken. Im Gesamtjahr<br />

stieg die Nachfrage jedoch um 18 %.<br />

„Dass die Aufträge unserer Branche<br />

Ende des Jahres ins Minus drehten, war<br />

nach fast durchgängigen Plusraten zu erwarten“,<br />

kommentiert Dr. Wilfried Schäfer,<br />

Geschäftsführer des VDW. Ins neue<br />

Jahr sei die Branche mit einem deutlichen<br />

Auftragsüberhang gestartet. Damit seien<br />

die Firmen für eine mögliche Auftragsflaute<br />

im ersten Halbjahr gut gepolstert.<br />

Auch der Umsatz nahm Fahrt auf. Im<br />

4. Quartal stieg er um 10 %. Das ist auch<br />

der Wert für das Gesamtjahr 2022. „Endlich<br />

können wieder mehr Maschinen fertiggestellt<br />

und ausgeliefert werden“, sagte<br />

Schäfer. Zwar sei die Zuliefersituation<br />

bei Elektronikkomponenten weiterhin angespannt,<br />

bei vielen Metallkomponenten<br />

habe sie sich jedoch verbessert.<br />

Nach Schätzung des VDW kann die<br />

Werkzeugmaschinenindustrie 2022 insgesamt<br />

ein Produktionsplus von ebenfalls<br />

10 % erzielen, drei Punkte mehr als noch<br />

im Herbst erwartet. Das entspricht einem<br />

Volumen von rund 14,1 Mrd. Euro.<br />

Die Kapazitätsauslastung steigt laut<br />

VDW kontinuierlich. Sie lag im Januar bei<br />

91,1 %. Entsprechend schauen 45 % der<br />

Werkzeugmaschinenhersteller vorsichtig<br />

optimistisch auf das laufende Jahr, so das<br />

Ergebnis der letzten VDMA-Blitzumfrage<br />

von Anfang Dezember. Makroökonomisch<br />

wird die Prognose durch die Annahme gestützt,<br />

dass die Inflation ihren Höhepunkt<br />

überschritten hat. Energie- und Rohstoffpreise<br />

haben ihre Höchststände hinter<br />

sich gelassen. Die Aufhebung der Covid-<br />

Restriktionen im größten Markt China<br />

werden die Geschäfte stimulieren.<br />

Andere Länder Asiens wie Indien oder<br />

die Asean-Region tragen zum Wachstum<br />

bei. Weltweit steigen die Investitionen<br />

zum dritten Mal in Folge – wenn auch<br />

weniger dynamisch – und in der Folge der<br />

Werkzeugmaschinenverbrauch. Auch in<br />

Deutschland sollen die Investitionen nach<br />

drei Jahren Flaute wieder ins Plus drehen.<br />

Die Werkzeugmaschinenindustrie hat<br />

den Transformationsprozess bei den Automobilisten<br />

für sich genutzt und ihre<br />

Kundenstruktur stärker diversifiziert“, erläuterte<br />

Bernhard. Ihr Anteil sank gemäß<br />

einer Kundenstrukturerhebung von fast<br />

43 % 2019 auf rund 31 % 2021. Zugelegt<br />

hätten hingegen der Maschinenbau und<br />

die Herstellung von Metallerzeugnissen.<br />

Die Beschäftigung lag im Dezember<br />

2022 2 % über dem Vorjahr. Der Fachkräftemangel<br />

ist bereits für 50 % der Unternehmen<br />

ein spürbares Problem und<br />

wird aufgrund des demographischen<br />

Wandels wohl ein Dauerthema bleiben.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Messetrio in Dortmund<br />

Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Prozessoptimierung im Fokus<br />

Der Veranstalter Easyfairs Deutschland<br />

reagiert auf den derzeitigen Bedarf der<br />

Unternehmen und stellt am 29. und 30.<br />

März 2023 in Dortmund die Prozessoptimierung,<br />

Digitalisierung und Nachhaltigkeit<br />

in den Mittelpunkt des Messetrios<br />

Solids, Recycling-Technik und Pumps &<br />

Valves. Auch die Arbeitssicherheit sowie<br />

der Brand- und Explosionsschutz kommen<br />

auf den drei Fachmessen nicht zu kurz. In<br />

zahlreichen Fachvorträgen beleuchten<br />

Experten aus Industrie und Forschung aktuelle<br />

Themen der Branchen. Die Organisation<br />

läuft auf Hochtouren und viele<br />

namhafte Partner und Aussteller haben<br />

sich bereits angekündigt.<br />

Die Bühnen der Solutions und Innovation<br />

Center sind wieder stark besetzt. Experten<br />

unterschiedlicher Fachbereiche zeigen<br />

Trends und Lösungen und laden im Anschluss<br />

die Zuhörer ein, sich im persönlichen<br />

Gespräch auszutauschen. Einige<br />

wichtige Leitthemen der Vortragsblöcke<br />

stehen bereits fest und warten auf ein interessiertes<br />

Fachpublikum.<br />

Für einige Top-Themen der Schüttgutindustrie<br />

engagieren sich mehrere Lehrund<br />

Forschungsanstalten. So steht die<br />

Technische Hochschule Ostwestfalen dem<br />

Food Panel zur Seite, die Bergische Universität<br />

Wuppertal kümmert sich um die<br />

„Staubfreisetzung bei der Handhabung<br />

von Pulvern, Granulaten und Schüttgütern“<br />

und die Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen<br />

der Technischen Universität<br />

Dortmund begleitet die „Innovativen<br />

Lösungen für die kontinuierliche Feststoffverfahrenstechnik“.<br />

Neu präsentiert<br />

sich das Vortragsprogramm in diesem<br />

Jahr in Halle 5. Die dortige Impuls Center<br />

Die Digitalisierung ist ein Schwerpunkt des<br />

Messetrios Solids, Recycling-Technik und Pumps<br />

& Valves. Die Fachmessen finden am 29. und 30.<br />

März 2023 in Dortmund statt.<br />

Bühne gibt Raum für einen Perspektivenwechsel<br />

und zeigt innovative Wege zum<br />

Unternehmenserfolg. Dabei kommen auch<br />

branchenfremde Keynote-Speaker zu<br />

Wort.<br />

Bild: Ravi Sejk, Medienmalocher<br />

Unsere Förderanlagen.<br />

Automatisch, innovativ,<br />

Nächste Messe:<br />

25.04.-27.04.2023 LogiMAT<br />

Wir beraten Sie gerne.<br />

www.haro-gruppe.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 9


» NACHRICHTEN<br />

VDMA zieht Bilanz<br />

Branchen verzeichnen Rekordjahr<br />

Ihre Innovationsfähigkeit<br />

und Lösungskompetenz<br />

rücken die Antriebs-<br />

und Fluidtechnik<br />

ins Zentrum von<br />

Industrie 4.0.<br />

Die Unternehmen der Fachverbände Antriebstechnik<br />

und Fluidtechnik des VDMA<br />

können auf ein erfolgreiches Jahr 2022<br />

zurückblicken. Eine lang anhaltend gute<br />

Auftragslage und hohe Auftragsbestände<br />

haben in der Fluidtechnik zu einem Branchenumsatz<br />

von etwa 9,5 Mrd. Euro und<br />

in der Antriebstechnik von knapp 18 Mrd.<br />

Euro geführt, das sind Rekordwerte. Trotz<br />

der schwierigen Rahmenbedingungen<br />

sind die Umsätze in der Hydraulik gegenüber<br />

dem bereits sehr guten Vorjahr nominal<br />

um mehr als 10 % auf etwa 6,5<br />

Mrd. Euro gestiegen. In der Pneumatik<br />

liegt der Umsatz bei gut 3 Mrd. Euro, was<br />

ebenfalls einem nominalen Zuwachs von<br />

etwa 10 % im Vergleich zu 2021 entspricht.<br />

Die Antriebstechnik verzeichnet<br />

eine vorläufige nominale Umsatzsteigerung<br />

von knapp 12 %.<br />

Für das Jahr 2023 ist die Entwicklung<br />

schwer prognostizierbar. Die Auftragseingänge<br />

haben sich zwar gegen Ende des<br />

letzten Jahres etwas abgeschwächt. Allerdings<br />

spielt hier auch der Basiseffekt<br />

des sehr guten Vorjahres eine Rolle, zudem<br />

sind bei einigen Kunden die Lager<br />

gefüllt. Insgesamt geht der Vorstand des<br />

Fachverbandes Fluidtechnik für dieses<br />

Jahr von einem Umsatzwachstum der<br />

Branche von nominal 2 % aus (Hydraulik<br />

und Pneumatik jeweils plus 2 %). Der Vorstand<br />

der Antriebstechnik erwartet ein<br />

nominales Plus von 3 %.<br />

Als belastend stellen sich weiterhin die<br />

Rohstoff- und Energieversorgung, steigende<br />

Kosten, Inflation sowie Lieferkettenprobleme<br />

und Fachkräftemangel dar.<br />

Auch wenn sich das dramatische Bild bei<br />

den vorgelagerten Lieferketten allmählich<br />

zu entspannen scheint, wird es weiterhin<br />

ein bestimmendes Thema bleiben. Hinsichtlich<br />

der Herausforderungen wird dies<br />

nur noch durch den Fachkräftemangel<br />

übertroffen, welchen mehr als 80 % der<br />

Firmen als existenzielles Zukunftsthema<br />

sehen.<br />

Aufgrund der globalen Krisen liegt bei<br />

vielen Unternehmen aktuell der Strategiefokus<br />

auf China und den ASEAN-<br />

Märkten. Das Partnerland Indonesien<br />

spielt als Handelspartner für die beiden<br />

Branchen bisher eher eine kleinere Rolle.<br />

Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />

Roland-Berger-Studie zum Stand von Industrie 4.0<br />

Automobilindustrie setzt Maßstäbe<br />

Bild: zapp2photo/stock.adobe.com<br />

Insbesondere die Automobilbranche<br />

hat in den vergangenen<br />

Jahren in Sachen<br />

Industrie 4.0 signifikante<br />

Fortschritte erzielt.<br />

Auf Grundlage der Erfahrungen führender<br />

Automobilhersteller und -zulieferer präsentiert<br />

die aktuelle Studie „The current<br />

state of Industry 4.0“ des Beratungsunternehmens<br />

Roland Berger die wichtigsten<br />

Erfolgsfaktoren der digitalen Fertigung.<br />

In der Praxis scheitere die digitale Fertigung<br />

häufig an Gegebenheiten wie weitgehend<br />

autonom operierenden Produktionsstandorten<br />

mit heterogenen IT/OT-<br />

Umgebungen, der Nutzung von veraltetem<br />

Equipment oder Schwierigkeiten<br />

bei der Quantifizierung<br />

des Mehrwerts von Industrie-4.0-Anwendungen.<br />

Trotz dieser Herausforderungen<br />

habe insbesondere die Automobilbranche<br />

in Sachen Industrie 4.0 in<br />

den vergangenen Jahren signifikante<br />

Fortschritte erzielt, heißt es in der Studie.<br />

Wie die Analyse anhand der Erfahrungen<br />

führender Hersteller und Zulieferer zeigt,<br />

setzen digitale Pioniere bei der Identifizierung,<br />

Priorisierung und Implementierung<br />

von Anwendungsfällen auf Organisationsansätze,<br />

die eine zentrale Steuerung<br />

der Lösungserarbeitung effizient ermöglichen<br />

(Hub-and-Spoke-Organisa -<br />

tion). Dadurch werden Doppelarbeiten an<br />

unterschiedlichen Standorten vermieden.<br />

Weiterhin lassen sich die entwickelten<br />

Prozesse durch ein zentrales Steuerungsorgan<br />

besser über mehrere Werke hinweg<br />

ausrollen und skalieren.<br />

Die Umsetzung einzelner Anwendungen<br />

erfordert Datenanalyse-, IT- und Produktionskompetenzen.<br />

Daher bündeln erfolgreiche<br />

OEMs ihre digitalen Aktivitäten<br />

meist funktionsübergreifend in einem<br />

zentralen Industrie-4.0-Kompetenzzentrum.<br />

In enger Abstimmung mit den Werken<br />

erfassen diese die Anforderungen und<br />

pilotieren neue Anwendungen.<br />

Um die verschiedenen spezifischen Implementierungen<br />

verwalten zu können, benötigen<br />

Unternehmen zudem eine übergreifende<br />

IT/OT-Zielarchitektur. Darin<br />

spielen auch IIoT-basierte Cloud-Plattformen<br />

eine zunehmend wichtigere Rolle.<br />

Diese Zielarchitektur hilft, den redundanten<br />

Aufbau von IT-Infrastruktur und<br />

Schnittstellen zu vermeiden.<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Black Mass Recycling<br />

Sauberer Batterien produzieren<br />

Pure Battery Technologies (PBT) hat gemeinsam<br />

mit der University of Queensland<br />

zwei neuartige Verfahren zur Produktion<br />

von Nickel-Mangan-Kobalt-Material entwickelt,<br />

das für E-Auto-Batterien verwendet<br />

wird. Die neuen Verfahren sollen umweltfreundlich<br />

und kostengünstig sein.<br />

In den herkömmlichen Raffinerieprozes-<br />

sen von Metallrohstoffen<br />

oder -abfällen, der sogenannten<br />

Black Mass, werden<br />

die drei Metalle voneinander<br />

getrennt, von<br />

Unreinheiten befreit und<br />

erneut zusammengeführt.<br />

Das erfordert Energie, erzeugt<br />

CO 2 und ist teuer. An<br />

diesem Punkt setzen die<br />

Verfahren Selective Acid<br />

Leaching (SAL) und Combined<br />

Leaching (CL) an.<br />

In zwei Schritten werden<br />

aus den Metallkonzentraten<br />

die Verunreinigungen<br />

gelöst und gefiltert. Für<br />

diese Prozesse kommen<br />

geringe Mengen von gängigen<br />

und unschädlichen<br />

Oxidations- und Reduktionsmitteln<br />

zum Einsatz;<br />

diese werden am Ende als<br />

harmlose Salze wiedergewonnen.<br />

Aus dem Nickelund<br />

Kobaltkonzentrat wird<br />

dann die passende Mischung<br />

für aktives Vorläuferkathodenmaterial<br />

pCAM produziert. Dieses<br />

kann kundenspezifisch angepasst<br />

werden.<br />

Die bisherige Metalltrennung<br />

sowie Wiederzusammenführung<br />

entfallen und<br />

es wird erheblich Energie<br />

eingespart. Diese sowie<br />

die entfallenen Prozessschritte<br />

reduzieren die<br />

Kosten und Dauer der Produktion<br />

des aktiven Vorläuferkathodenmaterials<br />

pCAM.<br />

Driving the world<br />

Die entwickelten Prozesse sind sowohl für<br />

die Neuproduktion von Kathodenmaterial<br />

geeignet als auch für das Recycling der<br />

Black Mass, also dem aus alten Batterien<br />

zurückgewonnenen Kathodenabfall. Auch<br />

für die meisten künftigen Batterien, die<br />

auf der Lithium-Ionen-Technologie basieren,<br />

sind die Verfahren einsetzbar.<br />

Technikerin arbeitet im Labor und testet ein Produkt.<br />

Vorsprung durch Innovation.<br />

Mobile Systeme für Ihre Produktion und Logistik<br />

Unsere MAXOLUTION®-Fahrzeugflotte sorgt für hohe Flexibilität und individuelle<br />

Gestaltungsmöglichkeiten in Ihren Logistik- und Produktionsprozessen.<br />

• innovativer Technologiebaukasten aus skalierbaren, konfigurierbaren<br />

Hard- und Softwarelösungen<br />

• smarte, kontaktlose Energieversorgung MOVITRANS®<br />

• interoperable Kommunikationsschnittstelle VDA 5050<br />

Bild: Pure Battery Technologies<br />

www.sew-eurodrive.de/maxolution


» NACHRICHTEN<br />

Hannover Messe 2023<br />

Im Fokus: KI in der Fertigung<br />

Die Herausforderung in industriellen KI-<br />

Projekten liegt neben der Datengewinnung<br />

und -verarbeitung meist in der Integration<br />

der Anwendung. Die Hannover<br />

Messe 2023 rückt deshalb vom 17. bis 21.<br />

April das Thema „KI in der Fertigung“ in<br />

den Fokus. Standen in der Vergangenheit<br />

vor allem Use Cases im Mittelpunkt, in<br />

denen Fehler oder Anomalien erkannt<br />

oder Voraussagen getroffen wurden, fokussiert<br />

sich die Industrie 2023 auf die<br />

Optimierung von Prozessen und die Nutzung<br />

von KI-Methoden für die Simulation,<br />

das Testing und in der Produktentwicklung.<br />

Am zweiten Messetag präsentiert<br />

das Unternehmen Monolith AI im<br />

Bild: panuwat/stock.adobe.com<br />

Neben der Optimierung<br />

von Prozessen setzen<br />

Aussteller der Hannover<br />

Messe 2023 auch auf<br />

künstliche Intelligenz<br />

in der Simulation, im<br />

Testing und in der<br />

Produktentwicklung.<br />

Zudem wird die generative<br />

KI die Industrie<br />

erobern.<br />

Rahmen des Industrial AI-Events auf der<br />

Industrial Transformation Stage in Halle 3<br />

seine Lösung für die Simulation im Maschinenbau.<br />

Jede durchgeführte Simulation<br />

entwickelt ein Modell weiter, denn die<br />

Macher setzen auf Echtzeitdaten. Das bedeutet,<br />

der Maschinenbau könnte sich<br />

zahlreiche Tests sparen.<br />

Zusätzlich macht die KI dem Entwickler<br />

basierend auf den Echtdaten Vorschläge<br />

zu seinem Produkt.<br />

Auf der gleichen Veranstaltung berichtet<br />

der Maschinenbauer Hawe Hydraulik, wie<br />

er reinforcement learning nutzt und wie<br />

er die Technologie in seine Prozesse implementiert.<br />

Generative KI, wie das Tool<br />

Dall-E, werden auch die Produktentwicklung<br />

verändern – der Konstrukteur erhält<br />

Unterstützung von einer Intelligenz. Festo<br />

arbeitet schon seit einigen Jahren im Bereich<br />

reinforcement learning für die Fertigungsprozesse.<br />

Der nächste Schritt ist die<br />

Nutzung von generativen Algorithmen für<br />

die Produktentwicklung. OpenAI veröffentlichte<br />

unlängst 3D-Modelle für<br />

Dall-E. Die Herausforderung: Die Produkte<br />

müssen sich bewegen können. Neben Festo,<br />

die auch ihren neuen Cobot mitbringen,<br />

widmet sich auch Autodesk dem<br />

Thema.<br />

Der Herausforderung der Integration von<br />

maschinellem Lernen in die Prozesse widmen<br />

sich auch die Steuerungsanbieter –<br />

Siemens setzt zudem auf die Bereitstellung<br />

von ML Ops. Die Ingenieure und Ingenieurinnen<br />

stellen Modelle für das maschinelle<br />

Lernen in der Produktion zuverlässig<br />

und effizient bereit und warten<br />

diese. Siemens wird auch auf dem Event<br />

am zweiten Messetag einen Einblick in<br />

ein KI-Projekt bei einem Kunden gewähren.<br />

Darüber hinaus finden sich auf dem<br />

Messegelände inspirierende AI Tools und<br />

Use Cases.<br />

Anzeige<br />

Laserschneiden<br />

Diese TRUMPF-Lösungen helfen beim Energiesparen<br />

28.02.2023 Ausgabe 03 | 2023 www.industrieanzeiger.de<br />

Ob Strom, Gas oder Rohmaterial: Wer weniger<br />

verbraucht, sorgt für Klimaschutz<br />

und senkt die Kosten. Neben der Laserblanking-Anlage<br />

(mehr dazu auf Seite 38)<br />

hat TRUMPF weitere Technologien entwickelt,<br />

mit denen Unternehmen Geld und<br />

CO 2<br />

sparen können. Drei Beispiele:<br />

Eco Cooler: Beim Blechschneiden brauchen<br />

Komponenten wie Laserdioden und<br />

Antriebe eine gute Kühlung. Der Eco Cooler<br />

nutzt Wasser statt chemisches Kältemittel.<br />

Der Energiebedarf für die Kälteerzeugung<br />

sinkt um bis zu 80 %. So lassen<br />

sich rund 10.000 Euro pro Jahr einsparen.<br />

Nanojoints: Mini-Haltepunkte auf dem<br />

Blech, sogenannte Nanojoints, erhöhen<br />

nicht nur die Prozessgeschwindigkeit<br />

beim Laserschneiden – sie helfen auch,<br />

Material zu sparen. Bauteile lassen sich<br />

direkt nebeneinander schachteln.<br />

TwinLine: Für seine Laser- und Laser-<br />

Stanz-Kombi-Maschinen bietet TRUMPF<br />

die Technologie TwinLine an. Dabei sich<br />

Teile mit einfachen Außenkonturen mit<br />

einem gemeinsamen Trennschnitt bearbeiten.<br />

Es entsteht kein Restgitter zwischen<br />

den Teilen. Das spart Material, Bearbeitungszeit,<br />

Energie und Schneidgas.<br />

Veränderungsprozesse<br />

Unterschiede zwischen Changeund<br />

Transformationsprozessen<br />

» Seite 18<br />

TOPSTORY<br />

Kegelradfräsen<br />

Universelle Dreh-Fräs-Zentren<br />

fertigen kleine Verzahnungen<br />

flexibel und wirtschaftlich<br />

» Seite 24<br />

Condition Monitoring<br />

Zustandsüberwachung von<br />

Hydraulikzylindern<br />

» Seite 48<br />

Verpackungstechnik<br />

Bier in Papierflaschen: Es gibt<br />

neue technische Ansätze<br />

» Seite 58<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

Interview<br />

Omron-Manager<br />

Dr. Klaus Kluger<br />

über das neue<br />

POC-Labor in<br />

Dortmund<br />

» Seite 20<br />

Bild: Trumpf<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Präzisionswerkzeuge<br />

Lothar Horn ist gestorben<br />

Lothar Horn war ein visionärer Unternehmer,<br />

der das von seinem Vater gegründete<br />

Unternehmen zu einer international erfolgreichen<br />

Firmengruppe mit 1500 Mitarbeitern<br />

ausbaute. Am 5. Februar ist der<br />

langjährige Geschäftsführer der Paul Horn<br />

GmbH nach langer Krankheit gestorben.<br />

Seine innovative Triebkraft beschrieb er<br />

selbst mit Sätzen wie „Technologie bestimmt<br />

die Kosten“ oder „Kein Auto fährt,<br />

kein Flugzeug fliegt und kein künstliches<br />

Gelenk können Ärzte einsetzen, ohne dass<br />

Präzisionswerkzeuge zum Einsatz kommen.“<br />

Und auch beim Ausbau seiner Produktion<br />

und Verwaltung strebe er immer<br />

danach, Prozesse zu optimieren.<br />

Dass für ihn – neben aller Technologiebegeisterung<br />

und unternehmerischer Schaffenskraft<br />

– stets auch der Mensch im<br />

Mittelpunkt stand, zeigt unter anderem<br />

sein Engagement für die Aus- und Weiterbildung.<br />

So ist die Horn Akademie eine<br />

Investition in Menschen. Sie bietet neben<br />

internen und externen Schulungen auch<br />

Ausbildung, duales Studium, Umschulung<br />

und Weiterbildung an und arbeitet mit<br />

der IHK sowie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg<br />

(DHBW) zusammen.<br />

Zehn Jahre lang war Lothar Horn neben<br />

seinem unternehmerischen Schaffen Vorsitzender<br />

des Fachverbands Präzisionswerkzeuge<br />

im VDMA. 2019 endete seine<br />

Rolle als offizieller Vertreter der Fach -<br />

organisation.<br />

Die Unternehmensgruppe Horn ist ein<br />

wichtiger und sichtbarer Player in der<br />

Branche – nicht nur, weil die größte<br />

Halle des Stuttgarter Messegeländes den<br />

Namen ihres Gründers trägt, wie auch die<br />

Paul-Horn-Arena in Tübingen.<br />

Der Unternehmer Lothar Horn ist am 5. Februar<br />

2023 nach langer, schwerer Krankheit im Alter<br />

von 66 Jahren gestorben.<br />

In der Heimatstadt seines Unternehmens<br />

war Lothar Horn tief verwurzelt. Die<br />

Horn-Gruppe bietet Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />

für 950 Mitarbeiter am<br />

Stammsitz in Tübingen und 1500 weltweit.<br />

Die Paul Horn GmbH ist damit der<br />

größte gewerbliche Arbeitgeber Tübingens.<br />

Treu verbunden war Horn auch den<br />

Bürgern der Stadt. Er selbst und das Unternehmen<br />

unterstützen unter anderem<br />

soziale Einrichtungen und Sportvereine.<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

HANNOVER MESSE 2023<br />

MAKING THE<br />

DIFFERENCE<br />

Products and solutions for a sustainable future at #HM23<br />

17 – 21 April 2023 Hannover, Germany<br />

hannovermesse.com<br />

Get your ticket now<br />

HOME OF INDUSTRIAL PIONEERS<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 13


Informationen, wie die digitale Transformation mit<br />

MES und Industrie 4.0 theoretisch funktioniert, gibt<br />

es im Überfl uss. Doch die Theorie lässt sich nur<br />

selten 1:1 in die Praxis umsetzen. Deshalb bietet<br />

der MES D.A.CH Verband den Praxisworkshop<br />

MES HANDS-ON! an. In rotierenden Gruppen legen<br />

Sie gemeinsam mit den Experten an den bereitgestellten<br />

Arbeitsstationen selbst Hand an. Testen<br />

Sie Technologien und Systeme vor Ort aus und<br />

diskutieren Sie Fragen, die für Sie und Ihr Unternehmen<br />

relevant sind!<br />

MES HANDS-ON:<br />

• Skalierbares MES: Mit Plug & Play zur<br />

ganzheitlichen Lösung<br />

Böhme & Weihs Systemtechnik GmbH & Co. KG<br />

proALPHA GmbH<br />

• Hands-on MES and SPC in a nutshell<br />

camLine GmbH<br />

• Digitale Werkerführung: Erfolgreiche<br />

Null-Fehler-Strategie trotz Fachkräftemangel<br />

Flux MES GmbH<br />

PRAXISWORKSHOP:<br />

MES HANDS-ON!<br />

28.<strong>03.2023</strong> • 09:00 – 18:00 UHR<br />

„Praxis ohne Theorie leistet immer<br />

noch mehr als Theorie ohne Praxis.“<br />

Marcus Fabius Quintilianus<br />

• DIY: Die gesamte digitale Wertschöpfungskette<br />

im Shopfloor<br />

MKW GmbH Digital Automation<br />

Die Agenda und detaillierte Informationen<br />

unter: mes.automatisierungstreff.com<br />

SAVE<br />

THE DATE!<br />

Praxisworkshop:<br />

28.<strong>03.2023</strong><br />

Bild: Iqony<br />

Lasertechnik<br />

UKP-Workshop lockt Community nach Aachen<br />

Alle zwei Jahre zeigt der „UKP-Workshop“<br />

den aktuellen Stand der Ultrakurzpulslaser-Technik.<br />

Am 26. und 27. April 2023 ist<br />

es wieder so weit. Dann trifft sich die<br />

Community wieder in Aachen. Über den<br />

Forschungsstand bei den kW-Strahlquellen<br />

hinaus, stehen die Themen Prozessentwicklung<br />

und Zukunftsmärkte für die<br />

Lasermaterialbearbeitung im Fokus. Experten<br />

aus Forschung und Industrie werden<br />

sich zwei Tage austauschen. Anmeldungen<br />

sind unter https://s.fhg.de/i4f<br />

möglich. Bis zum 9. März 2023 gibt es<br />

einen Frühbucherrabatt.<br />

Beim UKP-Workshop treffen sich traditionell<br />

Anwender aus Bereichen wie Automotive,<br />

Werkzeugmaschinen oder der<br />

Konsumgüterindustrie. Die hohe Präzision<br />

bis in den sub-Mikrometerbereich und die<br />

geringe Abhängigkeit von Materialeigenschaften<br />

machen die UKP-Technik für sie<br />

interessant. Neue Methoden zur Parallelisierung<br />

erlauben jetzt auch kontinuierli-<br />

che Fertigungsprozesse mit hohem<br />

Durchsatz, etwa beim Bearbeiten von<br />

Halbleitermaterialien oder dem Strukturieren<br />

von Batterieelektroden. Auch beim<br />

Zukunftsthema Wasserstoff spielen große<br />

strukturierte Oberflächen eine maßgeb -<br />

liche Rolle. Teilnehmende erhalten einen<br />

Einblick in die Zukunftsthemen Quantentechnologie<br />

und Secondary Sources mit<br />

einem langfristigen Forschungshorizont.<br />

Iqony bietet umfassendes Leistungspaket für grünen Strom an<br />

Decarbonisierung: Strom ist größte Stellschraube<br />

Iqony versorgt seit Januar 2023 die in Wuppertal<br />

ansässige Erfurt-Gruppe, ein Unternehmen aus der<br />

energieintensiven Papierbranche, mit Grünstrom.<br />

Iqony versorgt ab Beginn des Jahres die in<br />

Wuppertal ansässige Erfurt-Gruppe mit<br />

Grünstrom. Beide Unternehmen haben<br />

sich auf einen mehrjährigen Stromliefervertrag,<br />

ein so genanntes Green Power<br />

Purchase Agreement (PPA) verständigt.<br />

Der sequentielle Einsatz des UKP-Lasers zum<br />

Reinigen und Polieren eines Bauteils nach der<br />

Strukturerzeugung reduziert die Nacharbeiten<br />

und sorgt für gezielte Poliereffekte.<br />

Iqony tritt dabei quasi als Strom-Makler<br />

auf: Einerseits werden eigene Erzeugungsanlagen<br />

der Erfurt-Gruppe genutzt,<br />

andererseits wird Erzeugungsleistung zugekauft.<br />

Die Erfurt-Gruppe verfolgt bei der Dekarbonisierung<br />

ihrer Geschäftsfelder eine<br />

ganzheitliche Strategie mit dem Ziel, bis<br />

2030 die CO 2 -Emissionen der Gruppe um<br />

mindestens 4,2 % pro Jahr zu reduzieren.<br />

Hiermit folgt die Erfurt-Gruppe dem<br />

1,5-Grad-Ziel nach Pariser Klimaabkommen.<br />

Iqony betreibt im Rahmen einer<br />

Contracting-Vereinbarung eigene Erzeugungsanlagen<br />

und garantiert seinem Vertragspartner<br />

Erfurt & Sohn KG eine Belieferung<br />

mit grünem Strom. Hier spielt eine<br />

24 h täglich besetzte Lastwarte eine<br />

wichtige Rolle, da sie jederzeit durch Zuund<br />

Verkäufe Minder- bzw. Mehrmengen<br />

ausgleichen kann.<br />

Bild: Fraunhofer ILT, Aachen / Volker Lannert<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023<br />

Anmeldung unter:<br />

mes.automatisierungstreff.com


ZF eröffnet 5G-Netz auf Nutzfahrzeug-Teststrecke Jeversen<br />

Schneller vernetzt und zukunftsfähig<br />

Die ZF-Division Commercial Vehicle Solutions<br />

(CVS) unterstreicht ihr Engagement<br />

zur Weiterentwicklung der „Next Generation<br />

Mobility“ mit Investitionen in modernste<br />

digitale 5G-Konnektivität. Die<br />

Ausstattung der Nutzfahrzeug-Teststrecke<br />

in Jeversen (Niedersachsen) mit einem<br />

eigenen, leistungsstarken 5G-Campus-Netzwerk<br />

sichert eine verbesserte Erprobung<br />

von „Big Data“-gestützten Lösungen,<br />

die zunehmend die nächsten Stufen<br />

von Mobility as a Service (MaaS) und<br />

Transportation (TaaS) as a Service ermöglichen.<br />

Dazu gehört auch die Entwicklung<br />

autonomer Fahrfunktionen der Stufen 4<br />

und 5, die eine nahtlose Konnektivität sowie<br />

enorme Datenmanagementfähigkeiten<br />

erfordern.<br />

„Unsere erste mit einem 5G-Netz ausgestattete<br />

Teststrecke setzt einen weiteren<br />

wichtigen Meilenstein in der ‚Next Generation<br />

Mobility‘-Strategie des ZF-Konzerns“,<br />

sagt Dr. Christian Brenneke, Senior<br />

Vice President Product Engineering der<br />

ZF-Division Commercial Vehicle Solutions<br />

(CVS). „Wir stellen damit unseren Kunden<br />

Lösungen bereit, die den künftigen industriellen<br />

Anforderungen und technologischen<br />

Veränderungen gerecht werden.“<br />

„Basierend auf einem offenen intelligenten<br />

Funkzugangsnetz mit einer virtualisierten,<br />

cloudbasierten Architektur sorgt<br />

das neue Netzwerk für eine stabile Übertragungsinfrastruktur<br />

mit geringer Latenz<br />

und hoher Sicherheit“, betont Dr. Rolf<br />

Reinema, bei ZF Vice President IT Workplace,<br />

IT Infrastructure & Operations, IT<br />

Security. „Es kann Daten und Befehle nahezu<br />

in Echtzeit sicher zu und von den<br />

Fahrzeugen übertragen. Seine schnelle<br />

Zur Unterstützung der Nutzfahrzeugerprobung<br />

autonomer Fahrtechnologien hat ZF auf seiner<br />

Teststrecke im niedersächsischen Jeversen sein<br />

5G-Campusnetz vorgestellt.<br />

Übergabefähigkeit sorgt für einen nahtlosen<br />

End-to-End-Datenfluss in fahrenden<br />

Fahrzeugen. In nur knapp sechs Monaten<br />

wurde dieses System für die Innen- und<br />

Außenabdeckung mit Antennen eingerichtet,<br />

die auch bei Hochgeschwindigkeits-Fahrzeugmanövern<br />

eine zuverlässige<br />

Übergabe zwischen den einzelnen<br />

Basisstationen optimal gewährleisten und<br />

damit einen zuverlässigen kontinuierlichen<br />

Datentransfer.“<br />

Bild: ZF<br />

We make ideas flow.<br />

Tel. +49 7940 10 0<br />

info@buerkert.de<br />

www.buerkert.de<br />

Prozessautomatisierung / Clevere Digitalisierung für Maschinenkonzepte mit Zukunft.<br />

Automatisierung muss nicht kompliziert sein. Einfache Verdrahtung und Verschlauchung, wenig<br />

Platzbedarf für Kabel, flexible digitale Vernetzung, schnelle und sichere Inbetriebnahme – so<br />

lassen sich kundenindividuelle Maschinenkonzepte im Handumdrehen umsetzen. Sprechen Sie mit<br />

uns, Sie werden staunen, wie leicht es geht!<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 15


MANAGEMENT » Interview<br />

Interview mit Ralf Bühler, CEO Conrad Electronic<br />

„Im B2B-Bereich zählt vor allem<br />

die Produktqualität“<br />

In diesem Jahr feiert Conrad Electronic sein 100-jähriges Bestehen. In den vergangenen Jahren<br />

hat sich das Familienunternehmen vom klassischen Technikhändler zur Beschaffungsplattform für<br />

technischen Bedarf gewandelt. Unter der Leitung von Ralf Bühler baut Conrad seinen Geschäfts -<br />

kundenbereich und seine digitalen Angebote dynamisch aus. Welche Weichenstellungen auf dem Weg<br />

in die Plattformökonomie wichtig waren und welche Schritte folgen, verrät Ralf Bühler im Gespräch.<br />

» Alexander Gölz, Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Bild: Daniel Tkatsch<br />

CEO Ralf Bühler<br />

leitet seit 2021<br />

die Geschicke von<br />

Conrad Electronic.<br />

Welche Rolle spielt der Geschäftskundenbereich<br />

für Conrad strategisch?<br />

Das Geschäftsfeld Conrad Business Supplies<br />

wurde bereits 1998 offiziell gegründet,<br />

um verstärkt den B2B-Markt anzusprechen.<br />

Schon damals wurde ein eigener<br />

Katalog speziell für diese Kundengruppe<br />

aufgelegt. In den vergangenen<br />

Jahren haben wir unseren Fokus dann<br />

vermehrt und mittlerweile ganz gezielt<br />

auf Geschäftskunden und das digitale Ge-<br />

schäft verlagert. Unter diesem Zeichen<br />

steht auch unser Wandel zur Beschaffungsplattform<br />

für technischen Bedarf.<br />

Eingeläutet wurde sie 2017 mit dem<br />

Launch unseres kuratierten Online-<br />

Marktplatzes für Geschäftskunden. Seitdem<br />

haben wir unser Plattformangebot<br />

sowohl in puncto Sortiment als auch in<br />

puncto digitale Services dynamisch ausgebaut,<br />

so dass ich Stand heute sagen<br />

kann: Wir haben den Großteil unserer<br />

Transformation geschafft und sind auf<br />

dem Weg zur führenden europäischen<br />

Beschaffungsplattform für technischen<br />

Bedarf.<br />

Welche B2B-Kunden in welchen Branchen<br />

adressieren Sie besonders?<br />

Mit der Conrad Sourcing Platform decken<br />

wir den kompletten Bereich des technischen<br />

Bedarfs ab. Wir sind also breit genug<br />

aufgestellt, um mit über sieben<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Millionen Produktangeboten Unternehmen<br />

aller Branchen zu bedienen, die B-<br />

und C-Teile einfach und schnell aus einer<br />

Hand beschaffen wollen. Unser Angebot<br />

ist aber nicht nur umfangreich, sondern<br />

weist auch die erforderliche Sortimentstiefe<br />

auf: Wir können also zum Beispiel<br />

flexible Bedarfe beim Prototyping in Forschung<br />

und Entwicklung decken. Wir sind<br />

ein verlässlicher Beschaffungspartner für<br />

MRO-Profis. Und auch hochpreisige Investitionsgüter<br />

wie Industriedrohnen oder<br />

Cobots sind auf unserer Plattform erhältlich.<br />

Bild: Tq-Systems<br />

Mit seinem Cobot-<br />

Angebot adressiert<br />

Conrad Industrie -<br />

kunden und Handwerksbetriebe.<br />

Wie unterscheiden sich die Anforderungen<br />

von Konzernen und Mittelstand bei<br />

der Beschaffung?<br />

Effiziente Beschaffung zeichnet sich<br />

durch ein hohes Maß an Digitalisierung<br />

aus. Genau hier kommen wir mit unseren<br />

maßgeschneiderten E-Procurement-Lösungen<br />

ins Spiel. Nach wie vor kann bei<br />

Conrad ganz klassisch im Online-Shop<br />

eingekauft werden – mit speziellen Optionen<br />

für Geschäftskunden. Wir<br />

bieten Unternehmen aller Größen<br />

aber auch die Möglichkeit, sich<br />

elektronisch an unsere Plattform<br />

anzubinden. Unternehmen, die<br />

bereits über ein eigenes ERP-System<br />

verfügen, können über OCI/<br />

PunchOut oder eKatalog auf unser<br />

Sortiment zugreifen und dafür die Anbindung<br />

ihrer Wahl nutzen. Heißt, wir integrieren<br />

uns mit unserer Lösung in die<br />

Systeme unserer Kunden. Unternehmen<br />

ohne eigenes Warenwirtschaftssystem<br />

stellen wir unsere browserbasierte Lösung<br />

Conrad Smart Procure (CSP) zur Verfügung,<br />

die einfach zu nutzen ist und auf<br />

jedem Endgerät läuft. Dabei profitieren<br />

beide Kundengruppen von der zusätzlichen<br />

Artikel- und Konditionenauswahl<br />

aus der breiten Welt des Conrad Marketplace.<br />

Auch dieses erweiterte Sortiment<br />

erwerben sie von Conrad selbst – also aus<br />

einer Hand – so dass zum Beispiel keine<br />

zusätzlichen Kreditoren auf Kundenseite<br />

angelegt werden müssen.<br />

Welche Vorteile hat insbesondere der<br />

Mittelstand durch ihre Plattform-<br />

Lösung?<br />

» Wir bieten Unternehmen aller<br />

Größen die Möglichkeit, sich<br />

elektronisch an unsere Plattform<br />

anzubinden. «<br />

Im Einkauf liegt der Gewinn, so besagt es<br />

eine alte Kaufmannsregel. Deshalb tun<br />

wir alles dafür, dass unsere Kunden Zeit<br />

und Geld im Beschaffungsprozess sparen<br />

können: Sie finden bei uns nicht nur ein<br />

gleichermaßen breites wie tiefes Sortiment,<br />

das die Deckung des technischen<br />

Bedarfs aus einer Hand möglich macht,<br />

sondern auch maßgeschneiderte Produktund<br />

Lieferservices. Auch unsere E-Procurement-Lösungen<br />

zahlen auf dieses Konto<br />

ein. On top profitieren Geschäftskunden<br />

bei Conrad nach wie vor von persönlicher<br />

Betreuung und individueller Beratung von<br />

Mensch zu Mensch, etwa durch unser<br />

Vertriebsteam im Außen- und Innendienst.<br />

Wir wollen also nicht einfach Produkte<br />

verkaufen, sondern tragen als Lösungsanbieter<br />

mit allen Teilen unseres<br />

Angebots zum wirtschaftlichen Erfolg unserer<br />

Kunden bei.<br />

Wie gewährleisten Sie im Zuge der Lieferketten-<br />

und Materialengpässe Ihre<br />

Lieferfähigkeit?<br />

Die Conrad Sourcing Platform hält mehr<br />

als sieben Millionen Produktangebote bereit,<br />

damit Geschäftskunden ihren gesamten<br />

technischen Bedarf aus einer Hand<br />

decken können. Gerade in Zeiten von Lieferketten-<br />

und Materialengpässen profitieren<br />

wir von unserer 100-jährigen Erfahrung<br />

als Händler und Distributor: Unser<br />

Einkauf ist weltweit bestens vernetzt.<br />

Wir können also auf ein internationales<br />

Lieferantennetzwerk zurückgreifen, um<br />

Warenverfügbarkeit bestmöglich aufrechtzuerhalten<br />

und Sicherheitsbestände<br />

zu gewährleisten. Gleichzeitig bauen wir<br />

das Netzwerk unserer Partner auf dem<br />

Conrad Marketplace ständig aus, um eine<br />

noch größere Auswahl an Produkten<br />

bereithalten zu können.<br />

Seit geraumer Zeit bieten wir auf<br />

conrad.de außerdem proaktiv Alternativen<br />

an, sollte ein bestimmter<br />

Artikel nicht verfügbar<br />

sein. Und es gibt einen Beschaffungsservice,<br />

der sich im Fall der<br />

Fälle stellvertretend für unsere Kunden<br />

weltweit auf Produktsuche begibt.<br />

Wie profitieren Hersteller und Verkäufer<br />

von dem B2B-Marktplatz?<br />

Hersteller und Distributoren, die unseren<br />

Marketplace als Verkaufsplattform nutzen,<br />

erreichen mit ihrem Angebot quasi<br />

über Nacht und ohne primäre Marketingkosten<br />

allein in Deutschland mehr als<br />

zwei Millionen Geschäftskunden. Alle, die<br />

Produkte im Bereich des technischen Bedarfs<br />

anbieten, erreichen über uns exakt<br />

die richtige Zielgruppe. Unsere Seller können<br />

die Markenbekanntheit von Conrad<br />

nutzen und behalten jederzeit und vollumfänglich<br />

die Sortiments- und Preishoheit.<br />

Gleichzeitig stellt unser Market -<br />

place-Team zahlreiche Services, wie zum<br />

Beispiel Reporting Tools, zur Verfügung.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 17


» MANAGEMENT<br />

Unterschiede zwischen Change- und Transformationsprozessen<br />

Nicht jeder Change ist eine<br />

Transformation<br />

Was unterscheidet einen Transformations- von einem Changeprozess? Das ist vielen,<br />

die das Modewort „Transformation“ verwenden, unklar. In der Managementdiskussion<br />

werden die Begriffe Change und Transformation oft weitgehend synonym verwendet.<br />

Dabei gibt es zwischen ihnen durchaus Unterschiede.<br />

» Dr. Georg Kraus, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Kraus & Partner<br />

Bild: Coloures-Pic/stock.adobe.com<br />

Change ist nicht gleich<br />

Transformation. Das ist<br />

in vielen Köpfen falsch<br />

verankert.<br />

tensänderung der Mitarbeiter erfordern,<br />

denn: Ein Changeprozess setzt anders als<br />

ein Transformationsprozess nicht notwendigerweise<br />

einen sogenannten Musterwechsel<br />

voraus. Ein Change, jedoch<br />

kein Musterwechsel ist es zum Beispiel,<br />

wenn die Mitarbeiter im Werk eines Autoherstellers<br />

fortan Limousinen statt Geländewagen<br />

bauen. Denn dann müssen<br />

sie zwar einige Handgriffe neu lernen, ihre<br />

Einstellung und ihr Verhalten aber<br />

nicht grundsätzlich ändern. Anders sieht<br />

es aus, wenn ein Autohersteller beschließt:<br />

„Wir produzieren künftig nur<br />

noch E-Autos.“ Oder gar: „Wir entwickeln<br />

uns zu einem Mobilitätsanbieter.“ Bei einem<br />

solchen Strategiewechsel ändern<br />

Das Wort Change bezeichnet schlicht<br />

eine Veränderung und kann sich auf<br />

sehr viele Objekte und Prozesse beziehen.<br />

Werden im Unternehmen die PCs ausgetauscht<br />

oder die Wände neu gestrichen,<br />

handelt es sich um einen Change- oder<br />

Veränderungsprozess. Ein Change ist es<br />

auch, wenn Abläufe optimiert, Teams<br />

neuformiert und Mitarbeiter eingestellt<br />

oder entlassen werden. Ein Change kann<br />

sich also, er muss sich aber nicht auf alle<br />

Ebenen beziehen, die dem Beratungsdreieck<br />

zugrunde liegen, nämlich die Unternehmensstrategie,<br />

-kultur und -struktur<br />

(Prozesse und Abläufe).<br />

Ein Change muss zudem nicht, er kann<br />

aber auch eine Einstellungs- und Verhalsich<br />

nicht nur die Leistungserbringungsprozesse,<br />

das gesamte Unternehmen<br />

muss eine neue Identität entwickeln. Das<br />

erfordert auch neue Kompetenzen sowie<br />

Denk- und Handlungsmuster der Prozessbeteiligten.<br />

Sich transformieren heißt<br />

sich neu erfinden<br />

Unter einer Transformation versteht man<br />

generell den Prozess einer gezielten Umgestaltung<br />

der „genetischen“ Grundstruktur<br />

eines Systems – unabhängig davon,<br />

ob es sich um eine Gesellschaft oder ein<br />

Unternehmen handelt. Im Verlauf dieses<br />

Prozesses definiert zum Beispiel ein Unternehmen<br />

sich selbst und seine Bezie-<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


hungen zu seiner Umwelt neu. Zudem<br />

hinterfragt es neben seiner Strategie und<br />

seinem Geschäftsmodell auch seine Geschäftsprozesse<br />

und gestaltet diese bei<br />

Bedarf um.<br />

Die Transformation eines Unternehmens<br />

lässt sich mit der Metamorphose<br />

vergleichen, die viele Insekten im Laufe<br />

ihres Lebenszyklus durchlaufen. So gibt es<br />

zum Beispiel bei einem Schmetterling die<br />

Entwicklungsphasen Ei, Raupe, Puppe und<br />

Falter. Im Verlauf dieses Entwicklungsprozesses<br />

gestaltet sich das genetische Material<br />

vollständig um. Doch nicht nur dies.<br />

Eine Schmetterlingsraupe hat auch andere<br />

Fähigkeiten als der Falter am Ende des<br />

Entwicklungszyklus: Eine Raupe kann<br />

zum Beispiel nicht fliegen.<br />

Ähnlich verhält es sich bei der Transformation<br />

eines Unternehmens. Auch in diesem<br />

Prozess wird das Unternehmen unter<br />

Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen<br />

wie Erfahrungen und Kompetenzen<br />

so radikal umgestaltet, dass die<br />

transformierte Organisation für Personen,<br />

die mit ihr längere Zeit keinen Kontakt<br />

hatten, kaum wiederzuerkennen ist; unter<br />

anderem, weil sich neben ihrer Strategie,<br />

auch ihre Kultur und Struktur gewandelt<br />

haben. Nach dem Durchlaufen eines<br />

Transformationsprozesses verfügt eine<br />

Organisation über eine neue Identität und<br />

neue Kompetenzen. Deshalb brauchen<br />

auch ihre Mitarbeiter teils neue Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten.<br />

Es gibt jedoch auch Unterschiede zwischen<br />

der Metamorphose eines Schmetterlings<br />

und der Transformation eines Unternehmens.<br />

Bei einem Schmetterling ist<br />

der Transformationsprozess genetisch<br />

festgelegt: Erst Ei, dann Raupe, dann Puppe,<br />

dann Falter. Er läuft sozusagen automatisch<br />

ab. Dies ist bei der Transformation<br />

eines Unternehmens nicht der Fall.<br />

Hier gilt es vielmehr, das System ausgehend<br />

von einer Vision durch sorgsam geplante<br />

Interventionen gezielt zu entwickeln<br />

beziehungsweise zu verändern.<br />

Transformationen sind multi -<br />

dimensionale Changeprozesse<br />

Letztlich ist jeder Transformationsprozess<br />

ein komplexer, multidimensionaler Changeprozess,<br />

der seinerseits wieder aus einer<br />

Vielzahl von Projekten besteht, die<br />

sich wechselseitig beeinflussen. Entsprechend<br />

groß muss die Changemanagement-Kompetenz<br />

der Projektverantwortlichen<br />

sein. Sie müssen um zwei Termini<br />

aus dem agilen Projektmanagement zu<br />

gebrauchen, inkrementell und iterativ<br />

vorgehen. Sie müssen also immer wieder<br />

überprüfen, ob die Veränderungsinitiativen<br />

die gewünschten Wirkungen erzielen<br />

und sich die Organisation in Richtung des<br />

angestrebten Ziels entwickelt; zudem bei<br />

Bedarf eine Kurskorrektur vornehmen.<br />

Deshalb sollten die Projektverantwortlichen<br />

außer über eine hohe analytische<br />

auch kommunikative Kompetenz verfügen,<br />

um den Betroffenen und Beteiligten<br />

die Notwendigkeit der Kurskorrekturen zu<br />

vermitteln.<br />

Hinzu kommt: Bei der Transformation<br />

von Unternehmen steht anders als bei der<br />

Entwicklung eines Schmetterlings auch<br />

das Endziel des Prozesses unter Vorbehalt<br />

– unter anderem weil er sich in einem dynamischen<br />

Umfeld vollzieht. So kann zum<br />

Beispiel kein Top-Manager in der Automobil-Industrie<br />

heute bereits mit Gewissheit<br />

sagen, wie die Autos in 15 oder 20<br />

Jahren konstruiert sein werden oder ob<br />

ihr Unternehmen dann noch existiert.<br />

Deshalb müssen die Transformationsverantwortlichen<br />

bei der Projektplanung und<br />

-steuerung agil sein und bleiben, selbst<br />

wenn die innerhalb des Gesamtprojekts<br />

stattfindenden Teilprojekte klassisch oder<br />

hybrid gemanagt werden. Entsprechend<br />

groß sollte außer ihrer Change- ihre Projektmanagement-Kompetenz<br />

sein. Zudem<br />

sollten sie reife Führungspersönlichkeiten<br />

sein, denen die Betroffenen, wenn nicht<br />

gerne, so doch bereitwillig folgen – unter<br />

anderem, weil sie ihnen nicht nur aufgrund<br />

ihrer fachlichen Kompetenz, sondern<br />

auch Persönlichkeit vertrauen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 19


MANAGEMENT » Interview<br />

Dr. Klaus Kluger, General Manager Central Eastern Europe Omron Electronics<br />

„Kein Automatisierer möchte<br />

heute die Katze im Sack kaufen“<br />

Am 26. Januar 2023 hat der Automatisierungsexperte Omron einen neuen Standort<br />

in Dortmund eröffnet. Auf 1850 m² können Kunden Robotertechnik live erleben<br />

und geplante Konzepte durch Machbarkeitsstudien prüfen lassen. Dr. Klaus Kluger<br />

erzählt im Interview, wie das funktioniert und praktisch abläuft.<br />

» Uwe Schoppen, Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

WAS GEHT?<br />

In sogenannten POC-Labors<br />

(Proof of Concept) kann der<br />

Kunde eine Machbarkeitsstudie<br />

seiner neuen Automatisierungs-Konzepte<br />

erstellen lassen.<br />

Herr Dr. Kluger, warum hat sich Omron<br />

bei der neuen Niederlassung erneut für<br />

Dortmund entschieden?<br />

Das hat verschiedene Gründe. Omron und<br />

Dortmund verbindet eine lange Geschichte<br />

und von daher war es naheliegend, die<br />

neue Niederlassung hier zu planen. Das<br />

Unternehmen Adept, das heute zu Omron<br />

gehört, war ebenfalls in Dortmund ansässig.<br />

Ich würde Dortmund daher schon als<br />

ein Zentrum der deutschen beziehungsweise<br />

europäischen Robotikexpertise bezeichnen.<br />

Dr. Klaus Kluger ist General Manager Central Eastern Europe bei Omron Electronics.<br />

Bild: Uwe Schoppen<br />

Wie sieht die Zusammenarbeit mit<br />

Hochschulen aus?<br />

Zur Fachhochschule Dortmund haben wir<br />

eine enge Beziehung. Im Robotiklabor der<br />

FH finden sich Technologien und Roboter<br />

von uns. Wir arbeiten auf vielen Ebenen<br />

zusammen und unterstützen die Studierenden.<br />

Im Robotiklabor erfahren sie<br />

hautnah, worum es im Berufsleben geht.<br />

Zudem entsenden wir Experten zu Vorlesungen<br />

und vieles mehr. Hinzu kommt,<br />

dass wir hier am Sebrathweg ideale Bedingungen<br />

vorgefunden haben. Mit rund<br />

1.850 m² haben wir deutlich mehr Präsentations-<br />

und Ausstellungsfläche als zuvor,<br />

sodass hier Schulungen, Kundentrainings<br />

und Machbarkeitsstudien besser stattfinden<br />

können. Die Nutzflächen befinden<br />

sich in der Nähe der TU und FH Dortmund.<br />

Im Erdgeschoss stehen Technologieflächen<br />

mit Anlieferzonen zur Verfügung, in<br />

den oberen Geschossen befinden sich die<br />

Büro- und Verwaltungsflächen.<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Welche Bedeutung haben die neuen<br />

Einrichtungen für den Kunden?<br />

Unsere Kunden hatten von jeher Gelegenheit,<br />

unsere Technologien kennenzulernen.<br />

Die Fläche in Dortmund ist nun deutlich<br />

größer. Ein persönlicher Kontakt zu<br />

den Kunden und „Hands-On-Vorführungen“<br />

waren für uns schon immer wichtig,<br />

aber dieses Ausprobieren und mit eigenen<br />

Augen sehen spielt heute eine noch bedeutendere<br />

Rolle. Immer mehr Kunden<br />

wollen vor Ort sehen und erfahren, wie<br />

eine Roboterlösung im wahren Leben<br />

aussieht, wie sie funktioniert, wie sie in<br />

individuellen Produktionssituationen eingesetzt<br />

werden könnte. Kunden können<br />

Proben mitbringen und fragen, ob und<br />

wie sich individuelle Produktionsabläufe<br />

automatisieren lassen. Hier finden sie erfahrene<br />

Berater und verschiedene Technologien.<br />

Außerdem können sie an Workshops<br />

und Seminaren teilnehmen.<br />

Welche Robotik-Techniken werden in den<br />

Vorführ- und Seminarräumen angeboten?<br />

Zum einen zeigen wir stationäre und mobile<br />

Robotik-Lösungen, zum anderen aber<br />

auch Sensorik- und Steuerungstechnik.<br />

Autonome mobile Roboter lassen sich<br />

beispielsweise in der Produktion, aber<br />

auch im Lager einsetzen. Sie können verschiedene<br />

Nutzlasten sicher und effizient<br />

transportieren. Das Spektrum reicht von<br />

leichten Aufgaben mit 60 kg bis hin zu<br />

schweren Lasten bis zu 1.500 kg, sodass<br />

sie Gabelstapler ersetzen können. Lager,<br />

Verteilzentren und Produktionsstätten<br />

mit manuellen Abläufen haben oft Problemen<br />

wie Personalmangel, Gesundheits-<br />

und Sicherheitsrisiken sowie Herausforderungen<br />

bei Rückverfolgbarkeit<br />

und Qualität. Autonome mobile Roboter<br />

leisten hier großartigen Support.<br />

Und wie sieht es mit den stationären<br />

Robotern aus?<br />

Zu unseren stationären Robotern gehören<br />

Scara-, Gelenk- und Delta-Roboter. Scara<br />

steht für Selective Compliance Assembly<br />

Robot Arm. Dieser Industrieroboter ähnelt<br />

einem Arm und wird auch als horizontaler<br />

Gelenkarmroboter bezeichnet. Delta-Roboter<br />

sind Parallelarmroboter mit Stabkinetik.<br />

Ihre Form erinnert an den griechischen<br />

Buchstaben Delta. Sie sind besonders<br />

leicht, schnell und werden häufig<br />

zum Verpacken und in der Montage eingesetzt.<br />

Wir zeigen aber auch Steuerungen,<br />

künstliche Intelligenz und Lösungen, mit<br />

denen sich die verschiedenen Techniken<br />

von Omron miteinander koppeln lassen.<br />

Wir sind der einzige Anbieter, der alles aus<br />

einer Hand bieten kann, sprich Software,<br />

Hardware, Steuerung und Beratung.<br />

Wie sieht das konkret aus? Wie werden<br />

dem Kunden diese Robotik-Techniken<br />

präsentiert, zur Verfügung gestellt?<br />

Zum einen haben wir eine große Ausstellungsfläche,<br />

wo die Kunden alle Roboter<br />

in Augenschein nehmen und bewegen<br />

können. Zum anderen verfügen wir über<br />

große und helle Seminarräume mit Arbeitsplätzen.<br />

Hier können wir Demonstrationen,<br />

Best Practices, Videos, Grafiken<br />

und Simulationen zeigen. Wichtig ist,<br />

dass jeder Kunde da abgeholt wird, wo er<br />

sich gerade befindet, denn jedes Unternehmen<br />

hat teils sehr individuelle Anforderungen.<br />

Gemeinsam mit unseren Partnern<br />

aus Maschinenbau und IT suchen wir<br />

nach individuellen Lösungen. Dazu gehören<br />

auch Wartung und Training. Schulungen<br />

zur Roboterprogrammierung können<br />

vor Ort in unseren Einrichtungen oder an<br />

einem externen Schulungsort durchgeführt<br />

werden.<br />

In den neuen Vorführund<br />

Seminarräumen<br />

in Dortmund werden<br />

stationäre und mobile<br />

Robotik-Lösungen gezeigt,<br />

aber auch jede<br />

Menge Sensorik- und<br />

Steuerungstechnik.<br />

Bild: Uwe Schoppen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 21


MANAGEMENT » Interview<br />

Für Projekte mit mobilen Robotern steht den Kunden ein großes Übungsfeld zur Verfügung. Hier lassen sich verschiedene Umgebungen und Aufgaben<br />

präzise simulieren.<br />

Bild: Uwe Schoppen<br />

Sind Machbarkeitsstudien, auf Englisch<br />

„Proof of Concept“ oder kurz POC, die<br />

Hauptanwendung in der neuen Niederlassung?<br />

POC spielen eine wichtige Rolle, aber wir<br />

bieten nicht nur Machbarkeitsstudien.<br />

Wir zeigen auf, dass sich Roboter für verschiedene<br />

Firmengrößen, Branchen und<br />

Produktionsanforderungen eignen. Unsere<br />

POC-Labors befinden sich in ganz<br />

Europa und verfügen über Robotik-Demozellen<br />

für praktische Anwendungen.<br />

Welche Bedeutung haben POC-Labors<br />

heute?<br />

Machbarkeitsstudien spielen eine wichtige<br />

Rolle. Niemand möchte die Katze im<br />

Sack kaufen, sondern zuvor genau erfahren,<br />

ob die anvisierte Technologie überhaupt<br />

geeignet ist. Und ob sich die Kosten<br />

rechnen. Mit einem Proof of Concept lassen<br />

sich Robotiklösungen skizzieren und<br />

sie helfen dem Kunden, sich für eine passende<br />

Lösung zu entscheiden. Die tatsächliche<br />

Konfiguration ist am Ende von<br />

Kunde zu Kunde verschieden. Das liegt an<br />

den verschiedenen Fertigungsabläufen<br />

und dem Material, das bearbeitet werden<br />

muss. Deswegen ist es wichtig und nützlich,<br />

die Machbarkeit einer Applikation<br />

mit einem POC-Service zu bewerten. Die<br />

drei Hauptvorteile sind Investitionssicherheit,<br />

Expertise und Wissensaustausch. Der<br />

Kunde kann sich darauf verlassen, dass<br />

seine Anwendung vor der Implementierung<br />

in der Produktionsumgebung getestet<br />

wird. In den Labs lassen sich praktische<br />

Erfahrungen sammeln und Applikationen<br />

optimieren.<br />

Sind moderne Automatisierungskonzepte<br />

mit Robotern heute so komplex geworden,<br />

dass man auf POC-Labors im<br />

Grunde nicht mehr verzichten kann?<br />

Komplexität ist nur eine Seite der Medaille.<br />

Natürlich sind heute mehr Systeme<br />

miteinander verzahnt und es müssen<br />

folglich mehr Parameter berücksichtigt<br />

werden als noch vor einigen Jahren. Zugleich<br />

stehen Entscheider und Firmen unter<br />

einem größeren Druck und müssen<br />

mehr Herausforderungen stemmen als<br />

früher. Sie sollen produktiver agieren, effizientere<br />

Abläufe schaffen, auf Nachhal-<br />

tigkeit und Arbeitsschutz achten und nebenbei<br />

das Problem mit den fehlenden<br />

Fachkräften lösen. Nicht zu vergessen<br />

sind Kostendruck und unsichere Lieferketten.<br />

Die Automatisierung ist ein komplexes<br />

Vorhaben, das nicht allein mit einer<br />

neuen Technologie abgeschlossen ist.<br />

Wie sieht der praktische Ablauf einer<br />

solchen Machbarkeitsstudie aus? Bringt<br />

der Kunde zum Beispiele Kunststoffteile<br />

oder Verschlüsse mit, die dann in Versuchsanlagen<br />

zugeführt, gegriffen, kontrolliert<br />

oder weitergereicht werden?<br />

Wie kann man sich das vorstellen?<br />

Ja, Kunden können Proben mitbringen. Sie<br />

können aber auch individuelle Fragen und<br />

Anforderungen im Gepäck haben. Das ist<br />

teilweise sehr unterschiedlich. Vor Ort<br />

kann man zudem mit Fachleuten persönlich<br />

sprechen. Es sind aber auch virtuelle<br />

Demonstrationen möglich, die per Fernzugriff<br />

besucht werden können. Eine solche<br />

Tour bietet ebenfalls Einblicke in die Technik.<br />

Die Tests werden von fachkundigen<br />

Ingenieuren durchgeführt. Die benötigten<br />

Produkte lassen sich bereits vor einer<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Investition in die Anlage ermitteln. Das ist<br />

in Zeiten von Kostendruck und knappen<br />

Kassen wichtiger denn je. Zugleich muss<br />

das Forschungsdesign mit einigen vordefinierten<br />

Schlüsselkennzahlen eingerichtet<br />

werden. Dazu gehören zum Beispiel<br />

die Zahl der Werkstücke, die pro Minute<br />

transportiert werden müssen. Aber auch<br />

die Eigenschaften der Werkstücke.<br />

Was passiert nach der Machbarkeitsstudie?<br />

Bekommt der Kunde zum Beispiel<br />

einen Testbericht?<br />

Nach dem POC-Service erhalten Interessierte<br />

die Machbarkeitsstudie mit allen<br />

zugehörigen Dokumenten und Videos.<br />

Anhand dieser Informationen können sie<br />

dann entscheiden, ob das Projekt fortgesetzt<br />

werden soll. Wir stehen auch weiterhin<br />

in Kontakt. Ein umfassender Support<br />

von der Technikauswahl bis zur Wartung<br />

ist wichtig.<br />

Was steht in so einem Testbericht typischerweise<br />

drin?<br />

Jeder Testbericht ist anders, da er unternehmensspezifische<br />

Herausforderungen<br />

enthält. Typischerweise enthält das Dokument<br />

Zykluszeit, Förderverhalten der Teile,<br />

Erkennbarkeit der Teile mit der Kamera,<br />

Details zur Beleuchtungstechnik, aber<br />

auch Auffälligkeiten. Kleben die Teile aneinander?<br />

Lassen sie sich stapeln? Laden<br />

sie sich statisch auf?<br />

Bekommt der Kunde auch Verbesserungsvorschläge<br />

und Tipps?<br />

Wird ein Greifer vom Kunden mitgeschickt,<br />

wird dieser natürlich auch mit<br />

dem Roboter getestet. Eventuell gibt es<br />

eine Empfehlung, einen anderen Greifer<br />

zu nutzen. Zudem erhalten die Unternehmen<br />

eine Empfehlung, welcher Roboter,<br />

welche Kamera oder welches Zuführsystem<br />

für sie und ihre Anforderungen am<br />

besten geeignet ist. Sie erfahren, welchen<br />

Roboter sie brauchen, um eine bestimmte<br />

Zykluszeit zu erreichen. Die Ergebnisse der<br />

Machbarkeitsstudie werden live vor Ort in<br />

Dortmund besprochen oder online in einer<br />

Videokonferenz. Kunden erhalten zudem<br />

eine klare Aussage, wenn etwas nicht<br />

funktioniert oder die gewünschten Zykluszeiten<br />

nicht erreicht werden können.<br />

Kann man sagen, dass der Kunde nach<br />

einer Machbarkeitsstudie „auf der sicheren<br />

Seite steht“?<br />

Idealerweise sollte das so sein. Aber es<br />

gibt dennoch immer wieder ein paar Unwägbarkeiten<br />

oder veränderte Rahmenbedingungen.<br />

Aber dafür stehen ja unsere<br />

Experten parat. Sie können alle Fragen,<br />

die noch auftauchen sollten, versiert beantworten.<br />

Und Anpassungen lassen sich<br />

auch immer realisieren. Ich würde es allgemeiner<br />

formulieren. Mit einem Partner,<br />

der für alle Eventualitäten gerüstet ist,<br />

steht man auf der sicheren Seite. Nicht<br />

mit der Machbarkeitsstudie allein.<br />

Bei einer Versuchsanlage sind die Grenzen<br />

des Machbaren schnell erreicht. Wie<br />

können komplexere Abläufe in einer geplanten<br />

Anlage ausprobiert werden?<br />

Natürlich können wir nicht die komplette<br />

Automatisierungslösung simulieren, aber<br />

sehr häufig ist die Robotik der entscheidende<br />

Schritt in der Automatisierung. Daraus<br />

ergibt sich keine völlige Sicherheit,<br />

aber man erhält eine gute Einschätzung.<br />

Bei Projekten mit mobilen Robotern ist<br />

das einfacher. Hier können wir die Umgebung<br />

und die Aufgaben, die erledigt werden<br />

sollen, sehr gut und präzise simulieren<br />

und dann auch entsprechend genaue<br />

Prognosen abgeben.<br />

Welche Machbarkeitsstudien lassen sich<br />

speziell bei der mobilen Robotik in Dortmund<br />

durchführen und wie sehen die<br />

aus?<br />

In der mobilen Robotik teilt sich die Analyse<br />

häufig in zwei Schritte auf. Zunächst<br />

sind die lokalen Gegebenheiten beim Anwender<br />

wichtig. Wie ist das Gebäude aufgeteilt?<br />

Wo befinden sich Treppen oder<br />

gesperrte Bereiche? Wie sehen die Fahrwege<br />

für die mobilen Roboter aus? Das<br />

lässt sich alles gut simulieren und die Unternehmen<br />

erhalten einen Überblick über<br />

Fahrzeiten, Übergabeprozesse und -orte<br />

sowie die benötigte Zahl von mobilen<br />

Einheiten, damit die Aufgaben auch in der<br />

vorgegebenen Zeit erledigt werden können.<br />

Wir geben auch Empfehlungen, welche<br />

mobilen Roboter für welche Aufgaben<br />

geeignet sind und wie die Übergabestation<br />

aussehen sollte.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 23


TOPSTORY » Verzahnungstechnik<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

Das Abwälzfräsen auf 5-achsigen Dreh-Fräs-Zentren macht<br />

die Kegelradfertigung im Modul-Bereich zwischen 0,6 und<br />

4 mm im Vergleich zur klassischen Prozesskette nicht nur<br />

deutlich flexibler, sondern auch präziser und wirtschaftlicher.<br />

Universelle Dreh-Fräs-Zentren produzieren kleine Verzahnungen flexibel und wirtschaftlich<br />

Kegelräder<br />

von der Stange<br />

Kegelräder auf 5-achsigen Dreh-Fräs-Zentren fertigen – dafür hat Index die erforderlichen<br />

Technologiezyklen und zusammen mit Horn die Werkzeuge entwickelt. Gegenüber<br />

einer klassischen Verzahnungslinie bietet das Verfahren Anwendern zahlreiche<br />

Vorteile. Dank der Flexibilität des Prozesses, der keine Spezialmaschinen erfordert,<br />

können sich kleinere Betriebe neue Wertschöpfungspotenziale erschließen.<br />

» Mona Willrett, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Klassische Spezialmaschinen decken laut Dr.<br />

Volker Sellmeier kleine Kegelradverzahnungen<br />

nicht mehr ausreichend ab. „Deren Hersteller<br />

fokussieren sich seit einigen Jahren auf großmodu -<br />

lige Verzahnungen“, sagt der Leiter der Technologieentwicklung<br />

bei Index. Natürlich könne man auch<br />

auf diesen Maschinen kleinere Verzahnungen herstellen.<br />

Die Frage sei nur, ob das wirtschaftlich ist.<br />

Genau diese Verzahnungen im Modulbereich zwischen<br />

0,6 und 4 mm decken die 5-achsigen Dreh-<br />

Fräs-Zentren des Esslinger Maschinenbauers in Kombination<br />

mit den Werkzeugen von Paul Horn ab. Die<br />

Besonderheit dabei: Der Nutzer braucht zum Verzahnen<br />

keine Spezialmaschine mehr! Die universellen<br />

Dreh-Fräs-Zentren – ergänzt um spezielle Technologiezyklen<br />

– fertigen Kegelräder von der Stange. Komplett<br />

fertig, bis aufs Härten. Und: Anders als eine<br />

klassische Verzahnungsmaschine, bieten sie dem Anwender<br />

die Möglichkeit – je nach Auftragslage –<br />

auch ganz andere Werkstücke zu bearbeiten.<br />

Philipp Dahlhaus, Leiter Produktmanagement bei<br />

Horn in Tübingen, ergänzt: „Zu den entscheidenden<br />

Vorteilen unseres Prozesses gehört, dass wir Kegelräder<br />

in einer Aufspannung bearbeiten und so diverse<br />

Umrüstvorgänge und die damit verbundenen Genauigkeitsverluste<br />

eliminieren.“ Während auf einer klassischen<br />

Verzahnungslinie die Teile zum Drehen, Bohren,<br />

Fräsen, Verzahnen und Entgraten auf verschiedenen<br />

Maschinen gerüstet werden müssen, erfolgen<br />

beim Index-Horn-Prozess all diese Schritte auf dem<br />

Dreh-Fräs-Zentrum. Hinzu kommt, dass die entfallenden<br />

Rüstvorgänge nicht nur der Qualität zugute<br />

kommen, sondern auch die Durchlaufzeit verkürzen.<br />

Auch für Minilose interessant<br />

Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Vorteil ist<br />

die hohe Flexibilität des universellen Prozesses, der<br />

dadurch auch für kleine Stückzahlen interessant ist.<br />

„Unter unseren Kunden befinden sich Lohnfertiger,<br />

die Prototypen oder Lose mit 20 bis 200 Teilen herstellen,<br />

ebenso wie Serienfertiger, die Millionen-<br />

Stückzahlen produzieren“, berichtet Sellmeier. Diese<br />

Flexibilität, verbunden mit der Tatsache, dass keine<br />

hohen Investitionen in Spezialmaschinen nötig sind,<br />

mache das Verzahnen auch für kleinere und mittlere<br />

Betriebe interessant. „Damit können sich Unternehmen,<br />

die bislang extern verzahnen ließen, neue<br />

Wertschöpfungspotenziale erschließen, die gute Perspektiven<br />

für weiteres Wachstum bieten.“<br />

Mit einer Maschine auszukommen, wo zuvor drei<br />

oder vier nötig waren, wird in Zeiten eines sich verschärfenden<br />

Fachkräftemangels und des Strebens,<br />

Betriebsflächen nachhaltiger zu nutzen, ebenfalls zu<br />

einem schlagkräftigen Argument.<br />

Das grundsätzliche Verfahren, Kegelräder auf einer<br />

Universalmaschine zu fertigen, hat Index 2013 auf<br />

der EMO in Hannover erstmals vorgestellt. Doch seither<br />

ist viel passiert. Zu Beginn arbeiteten die Esslinger<br />

ausschließlich mit dem kontinuierlichen Teilverfahren,<br />

auch Face Hobbing genannt. Die dabei eingesetzten<br />

Messerköpfe hatten anfangs nur zwei oder<br />

drei Schneiden. Heute finden bis zu sechs Schneidplatten<br />

auf dem Werkzeug Platz. Neben solchen Optimierungen<br />

führte die Weiterentwicklung im Lauf<br />

der Jahre auch zu einer anderen Fertigungsstrategie<br />

– dem so genannten Einzel-Teilverfahren.<br />

Während beim kontinuierlichen Teilen Werkzeug<br />

und Werkstück konstant rotieren, wird beim Einzel-<br />

Teilverfahren jede Zahnlücke komplett fertig bearbeitet,<br />

das Werkzeug dann aus dem Eingriff genommen,<br />

das Werkstück weitergedreht und dann die<br />

nächste Zahnlücke gefräst. Die so entstehende Zahn-<br />

Bild: Tom Oettle<br />

Prozesse kreativ entwickeln<br />

Bewährtes mit Neuem kombinieren, Prozesse neu denken –<br />

so lassen sich in der Fertigungstechnik noch immer signifikante<br />

Fortschritte erzielen. Wenn kreative Partner zusammenfinden,<br />

ist vieles möglich. Was mich an unserem Beispiel<br />

der Kegelradfertigung auf Dreh-<br />

Fräs-Zentren besonders freut: Bits und<br />

Bytes sind hier ein Werkzeug, das den<br />

Weg zum Ziel ebnet. Zu oft scheinen<br />

mir in letzter Zeit Digitalisierung und<br />

KI weniger Mittel zum Zweck als vielmehr<br />

Selbstzweck.<br />

Mona Willrett,<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Philipp Dahlhaus (li.),<br />

leitender Produktmanager<br />

bei Horn, und<br />

Dr. Volker Sellmeier,<br />

Leiter Technologieentwicklung<br />

bei Index,<br />

diskutieren neue Ideen,<br />

das Kegelradabwälzfräsen<br />

zu optimieren.<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 25


TOPSTORY » Verzahnungstechnik<br />

Die hochgenau gefertigten<br />

Grundkörper<br />

und Schneidplatten<br />

müssen nicht zuein -<br />

ander ausgerichtet<br />

werden. Trotzdem<br />

erzeugen die Messerköpfe<br />

Verzahnungen,<br />

die enge Toleranzvorgaben<br />

einhalten.<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

längsform beschreibt einen Kreisbogen – nicht wie<br />

beim kontinuierlichen Teilverfahren eine Epizykloide.<br />

Dadurch können die Kegelräder nach der Weichbearbeitung<br />

und dem Härten noch geschliffen werden.<br />

Mittels kontinuierlichem Teilen hergestellte spiralisierte<br />

Kegelräder lassen sich nach der Warmbehandlung<br />

nicht mehr schleifen.<br />

Für viele Anwendungen ist das aber auch gar nicht<br />

nötig, wie Sellmeier erläutert: „In unserer eigenen<br />

Kegelradfertigung – etwa für unsere Werkzeughalter<br />

– erreichen wir in der Weichbearbeitung prozesssicher<br />

die Genauigkeitsklasse IT5. Fallen wir durch das<br />

Härten auf IT 6 oder 7 ab, dann ist das in 80 bis 90 %<br />

der Fälle noch immer ausreichend.“ Ein weiteres Argument<br />

fürs kontinuier liche Teilen: Die Kinematik<br />

beim einzelteilenden Prozess ist komplexer. Sie beschäftigte<br />

die Entwickler einige Zeit, ist aber laut<br />

Sellmeier inzwischen gelöst, so dass bereits mehrere<br />

Maschinen ausgeliefert werden konnten.<br />

Beim Einzel-Teilverfahren können größere Messerköpfe<br />

mit deutlich Schneiden eingesetzt werden.<br />

„Und je mehr Schneiden das Werkzeug hat umso<br />

schneller kommt das fertige Bauteil aus der Maschine<br />

und umso produktiver und wirtschaftlicher ist der<br />

Prozess“, betont Philipp Dahlhaus.<br />

Gemeinsam zu innovativen Lösungen<br />

Beim Kegelradabwälzfräsen arbeiten Index und Horn<br />

erst seit 2019 zusammen. Seither haben die Partner<br />

jedoch entscheidende Fortschritte hinsichtlich Teilequalität<br />

und Produktivität realisiert. Doch das Thema<br />

Prozess entwicklung verbindet beide Unternehmen<br />

schon länger. „Vor dem Kegelradfräsen haben wir<br />

schon das Wälzschälen, das Polygondrehen oder das<br />

High-Speed-Wirbeln gemeinsam auf die Spur gebracht“,<br />

berichtet Dahlhaus. Und Sellmeier ergänzt:<br />

„Die ört liche Nähe ist für uns ein riesiger Vorteil<br />

dieser Partnerschaft. Dadurch können wir viele komplexe<br />

Themen einfach und schnell persönlich besprechen.“<br />

Selbst Sonderprozesse seien bereits in kurzer<br />

Zeit gemeinsam umgesetzt worden.<br />

Die Effizienz des Prozesses beruht auch auf der<br />

Präzision, mit der Horn sowohl die Messerkopf-<br />

Grundkörper als auch die Schneidplatten herstellt.<br />

Dadurch kann das Ausrichten der Schneiden zueinander<br />

entfallen. Und das wiederum vereinfacht und<br />

beschleunigt das Werkzeughandling für den Anwender.<br />

Allerdings fordern die geringen Toleranzen im<br />

µm-Bereich das ganze Know-how des Werkzeugherstellers.<br />

„Und das wird umso anspruchsvoller, je mehr<br />

Schneiden der Messerkopf hat“, betont Dahlhaus.<br />

Die Schwierigkeit besteht zudem darin, Geometrie<br />

und Kontur der Schneide in Verbindung mit Spanund<br />

Freiwinkeln so zu kombinieren und dabei<br />

Profilverzerrungen zu berücksichtigen, dass am Ende<br />

die gewünschte Zahnform entsteht. Denn: „Trotz aller<br />

Berechnungstools, die uns heute zur Verfügung<br />

stehen, kann es passieren, dass die vorgegebene<br />

Zahnform nicht auf Anhieb passt“, berichtet der leitende<br />

Produktmanager. „Zu erkennen, an welcher<br />

Stellschraube wir dann drehen müssen, um das zu<br />

korrigieren, erfordert viel Know-how!“<br />

Noch vor wenigen Jahren habe das Wissen gefehlt,<br />

wie Geometrie, Substrat und Beschichtung zu kombinieren<br />

sind, um beim Kegelradabwälzfräsen das<br />

bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Die zweischneidigen<br />

Platten werden für die jeweilige Verzahnung<br />

ausgelegt. Während sich beim kontinuierlichen Prozess<br />

die Werkzeuge in einem gewissen Rahmen standardisieren<br />

lassen, müssen sie beim Einzel-Teilverfahren<br />

grundsätzlich individuell angepasst werden.<br />

Beschichtungstechnik bringt Fortschritt<br />

„Permanentes Weiterentwickeln sowohl der Werkzeuge<br />

als auch der Prozesse hat in den letzten Jahren<br />

entscheidende Fortschritte ermöglicht“, sagt Dahlhaus.<br />

Gerade die Investitionen in die hauseigene Beschichtungstechnik<br />

würden sich heute auszahlen.<br />

Wenn für die Schneiden nur eine Toleranz von 2 bis<br />

3 µm zulässig ist, dann sei es entscheidend, dass die<br />

Schichtdicke exakt passe. Deshalb beschichte Horn<br />

alle hochgenauen Platten selbst. Doch das Qualitätsplus<br />

ist dafür nur ein Argument, Lieferzeit und Termintreue<br />

sind weitere. „Nicht zuletzt durch die Inhouse-Beschichtung<br />

können wir schnell liefern –<br />

wenn´s eilig ist, innerhalb von fünf Arbeitstagen.“<br />

Hilfreich fürs Auslegen der Prozesse beim Kegelradabwälzfräsen<br />

ist ein Simulationstool, das Index in<br />

den letzten Jahren entwickelt hat. „Es zeigt uns sehr<br />

schnell, wie sich Veränderungen an einzelnen Stellschrauben<br />

auswirken“, sagt Sellmeier. „Das nötige<br />

Wissen haben wir uns über die letzten Jahre erarbeitet.<br />

Heute können wir sehr genau vorhersagen, wie<br />

die Zahnflanken oder die Tragbilder reagieren, wenn<br />

wir einzelne Prozessparameter verändern.“<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Benutzergeführte Eingabemaske<br />

für die<br />

Werkstückgeometrie,<br />

Werkzeugdaten, Prozesseinstelldaten<br />

und<br />

Flankenkorrekturen –<br />

der optional für<br />

5-achsige Dreh-Fräs-<br />

Zentren orderbare<br />

Technologiezyklus<br />

macht Nutzern das<br />

Fertigen von Kegel -<br />

rädern leicht.<br />

Bild: Index<br />

Dieses Wissen zusammenzutragen, war laut Sellmeier<br />

nicht einfach. „Das Verzahnungs-Know-how<br />

war in der Vergangenheit auf wenige Hersteller konzentriert,<br />

die ihr Wissen ziemlich restriktiv verwalteten.“<br />

Darüber, wie die Achsen zueinander verfahren<br />

müssen, damit das gewünschte Ergebnis entsteht,<br />

seien so gut wie keine Informationen verfügbar. „Wir<br />

– und auch andere Maschinenbauer – sind aber gerade<br />

dabei, diese Geheimnisse aufzubrechen. Dabei<br />

hat sich gezeigt, dass unsere Maschinen genauso<br />

gute oder bessere Verzahnungen herstellen können,<br />

wenn die Zyklen passen.“<br />

Ihre Technologiezyklen haben die Esslinger Ingenieure<br />

so ausgelegt, dass sie die Komplexität für den<br />

Nutzer reduzieren und er die erforderlichen Parameter<br />

recht einfach eingeben kann. Insofern erfordere<br />

das Verzahnen auf einem Dreh-Fräs-Zentrum deutlich<br />

weniger Spezialwissen als auf einer klassischen<br />

Verzahnungslinie. „Natürlich sind Fachkenntnisse im<br />

Umgang mit einer modernen CNC-Maschine erforderlich,<br />

um solch komplexe Bauteile herzustellen“,<br />

betont Sellmeier. „Aber dank der intuitiven Bedienung,<br />

müssen selbst bei Abweichungen von den Sollwerten<br />

der Verzahnung nur einige Korrekturwerte<br />

aus dem Messprotokoll eingegeben werden. Den Rest<br />

erledigt der Zyklus automatisch.“<br />

Für die komplette Bearbeitung einer typischen Verzahnung,<br />

wie sie Index beispielsweise in seinen<br />

Werkzeughaltern verbaut – Modul zwischen 1,5 und<br />

2,5 und 30 bis 40 Zähne –, veranschlagt Sellmeier inklusive<br />

Vordrehen, Bohren, Polygon herstellen und<br />

Verzahnen zwischen 2,5 und 3,5 min. Die reine Fertigungszeit<br />

sei mit dem klassischen Prozess vergleichbar,<br />

allerdings falle dort die Handlingszeit weit mehr<br />

ins Geweicht, weil das Bauteil mehrfach umgespannt<br />

und von Maschine zu Maschine transportiert werden<br />

muss. Noch entscheidender sei in diesem Zusammenhang,<br />

dass durch das mehrfache Umrüsten Ungenauigkeiten<br />

und Rundlauffehler entstehen, die das<br />

Bearbeiten in einer Aufspannung eliminiert.<br />

„Genauigkeitssteigernd wirkt sich zudem aus, dass<br />

unsere Maschine das Kegelrad vorfertigt und verzahnt,<br />

dann das Rohteil an die Gegenspindel übergibt<br />

und absticht. Erst jetzt wird die Anlagefläche<br />

überdreht und damit das Einbaumaß erzeugt“, erläutert<br />

Sellmeier. Beim klassischen Prozess werde die<br />

Einbaumaß-bestimmende Anlagefläche bereits im<br />

Rahmen der Vorfertigung erzeugt. Kommt es dabei<br />

zu Streuungen, können diese nur ausgeglichen werden,<br />

indem die nachfolgende Verzahnungsmaschine<br />

die Zähne mehr oder weniger tief fräst. Somit biete<br />

das universelle Verfahren auch hier Qualitätsvorteile.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 27


TECHNIK » Interview<br />

Martin Winterstein, Geschäftsführer von Anca Europe, über die Ziele des Familienunternehmens<br />

„Das Thema Prozessintegration<br />

wird uns noch lange beschäftigen“<br />

Um Kunden in Zentraleuropa schneller mit individualisierten Lösungen fürs Werkzeugschleifen<br />

versorgen zu können, baut Anca seine Kapazitäten in Europa aus. Welche Pläne das australische<br />

Familienunternehmen hat, erläutert Martin Winterstein, Geschäftsführer von Anca Europe.<br />

» Mona Willrett, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Martin Winterstein ist seit November 2022 Geschäftsführer von Anca Europe in Weinheim. Er will das Engineering- und Service-Angebot des australischen<br />

Herstellers von Werkzeugschleifmaschinen im europäischen Markt deutlich ausbauen.<br />

Bild: Anca<br />

Herr Winterstein, welche Ziele hat sich<br />

Anca in Europa für 2023 gesteckt?<br />

Wir wollen künftig eigenständiger an den<br />

jeweiligen Kundenbedarf adaptierte Lösungen<br />

anbieten und unser Serviceangebot<br />

ausbauen. Um das leisten zu können,<br />

verstärken wir unser Team und erweitern<br />

unsere Kompetenzen. Bis wir die nötigen<br />

Fachkräfte gefunden und eingearbeitet<br />

haben, unterstützen uns In genieure aus<br />

dem Stammwerk in Melbourne, die vorübergehend<br />

in Weinheim arbeiten. Mit<br />

Blick auf die aktuellen Zahlen sind<br />

wir optimistisch, unser im Juni endendes<br />

Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Plus<br />

von 10 % abschließen zu können. Unser<br />

Auftragseingang, der sich insbesondere<br />

zum Jahresende hin sehr erfreulich entwickelt<br />

hat, gibt uns die Zuversicht, dass<br />

das auch klappt – obwohl wir das weggefallene<br />

Geschäft mit russischen Kunden<br />

kompensieren müssen.<br />

Sie sind seit November Geschäftsführer<br />

von Anca Europe. Wie haben Sie die<br />

ersten Monate in der Position erlebt?<br />

Edmund Boland, der Sohn unseres Gründers,<br />

hatte dieses Amt zwei Jahre lang inne,<br />

ehe er im Dezember ins Stammwerk<br />

zurückkehrte und dort nun die Rolle des<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


General Managers CNC Machines übernimmt.<br />

Er ist im und mit dem Unternehmen<br />

aufgewachsen und kennt alles und<br />

jeden bei Anca. Insofern war es toll, dass<br />

wir im November Zeit für eine ausführ -<br />

liche Übergabe hatten. Der Dezember war<br />

geprägt von vielen Terminen mit allen Beteiligten<br />

an unseren Hauptstandorten in<br />

Europa, in der Zentrale in Weinheim und<br />

in Coventry in England. Im Januar war ich<br />

dann in Aus tralien, um das Werk und<br />

seine Möglichkeiten noch besser kennenzulernen<br />

und strategische Fragen zu besprechen.<br />

Die Nachfolge von Edmund<br />

Boland empfinde ich als große und tolle<br />

Aufgabe, über die ich mich sehr freue.<br />

Wie wollen Sie das Unternehmen in<br />

Europa weiterentwickeln?<br />

Insbesondere die Kunden in Deutschland<br />

und in der Schweiz sind anspruchsvoll,<br />

was die mechanische Anpassung, die Automation<br />

oder die Adaption von<br />

Software angeht. Viele dieser<br />

Leistungen bieten wir schon an,<br />

aber wir werden hier unsere Ingenieurkompetenz<br />

ausbauen, um<br />

Kundenanpassungen effizienter<br />

umsetzen zu können, die Lösungen<br />

schneller vor Ort installieren<br />

und dem Anwender bei Fragen und Problemen<br />

gezielter helfen zu können. Hinzu<br />

kommt, dass wir die Servicekapazitäten<br />

und das Serviceangebot ausbauen und<br />

neben Retrofits auch weitere Leistungen<br />

wie Serviceverträge oder zusätzliche<br />

Schulungsprogramme anbieten werden.<br />

Inwiefern unterscheidet sich Anca von<br />

anderen Schleifmaschinenherstellern?<br />

Ein Werkzeugmaschinenhersteller aus<br />

Australien – das ist an sich schon ein<br />

wenig exotisch. Sich so weit entfernt von<br />

den Hauptmärkten auf eine Nische wie<br />

das Werkzeugschleifen zu spezialisieren,<br />

macht es noch spezieller. Hinzu kommt,<br />

dass Pat Boland und Pat McCluskey auch<br />

fast 50 Jahre nachdem sie das Unternehmen<br />

gegründet haben, noch nahezu täglich<br />

in der Firma sind. Das führt zu großer<br />

Kontinuität – sowohl hinsichtlich der<br />

Ausrichtung des Unternehmens als auch<br />

in Bezug auf die technische Entwicklung<br />

oder die Marktbearbeitung. Als weiteres<br />

Alleinstellungsmerkmal sehen wir unsere<br />

enorme Fertigungstiefe. Sie reicht von der<br />

Fertigung der Polymerbeton-Betten über<br />

die mechanische Bearbeitung, den Spindel-<br />

und Schaltschrankbau, die eigene<br />

Fertigung von Blechteilen und Linearantrieben,<br />

bis hin zur eigenen Software sowie<br />

Steuerungs- und Simulationstechnik.<br />

Warum diese große Fertigungstiefe?<br />

Sie macht uns flexibel und ermöglicht<br />

auch in Zeiten gestörter Lieferketten vergleichsweise<br />

kurze Lieferzeiten. Zudem<br />

gibt sie uns die Möglichkeit, auf Kundenwünsche<br />

einzugehen. Der Ursprung liegt<br />

aber in der Philosophie unserer Gründer:<br />

Wann immer sie am Markt keine zufriedenstellende<br />

Lösung fanden, entwickelten<br />

und produzierten sie eben eine eigene.<br />

Welche Schwerpunktmärkte und -absatzbranchen<br />

hat Anca?<br />

» Dank unserer großen<br />

Fertigungstiefe können wir neue<br />

Ideen schnell umsetzen und auf<br />

Kundenwünsche eingehen. «<br />

Es ist naheliegend, dass wir als australisches<br />

Unternehmen in Asien stark sind –<br />

etwa in China, Thailand, Korea oder Indien.<br />

Aber auch Nord- und Südamerika<br />

sind gute Märkte für uns. In Japan haben<br />

wir 2022 eine eigene Niederlassung eröffnet.<br />

Und auch in Europa sind wir gut<br />

aufgestellt, mit eigenen Strukturen in<br />

neun Ländern. Hier sehen wir aber durchaus<br />

Potenzial, weiter zu wachsen. Was die<br />

Branchen betrifft, liegt unser Fokus klar<br />

auf der Produktion und dem Nachschärfen<br />

von Zerspanwerkzeugen. Die auf<br />

unseren Anlagen geschliffenen Bohrer,<br />

Fräser, Gewinde- und Verzahnungswerkzeuge,<br />

Sonder- oder Formwerkzeuge<br />

kommen dann aber in den unterschiedlichsten<br />

Branchen zum Einsatz. Insofern<br />

sind wir breit aufgestellt, was uns auch in<br />

schwierigen Zeiten hilft.<br />

Ihre GCX-Maschinen produzieren Werkzeuge<br />

fürs Verzahnen. Wie stark sind die<br />

in Zeiten der E-Mobilität noch gefragt?<br />

Durch die Elektrifizierung des Autos werden<br />

weniger einfache Zahnräder gebraucht<br />

– etwa Gangräder für 8- oder<br />

9-Gang-Getriebe. Aber die lagen ohnehin<br />

nicht in unserem Fokus. Unsere GCX-<br />

Linear- Maschinen sind konzipiert fürs<br />

Fertigen von Wälzschälwerkzeugen. Mit<br />

diesem Verfahren – auch Skiving genannt<br />

– lassen sich Verzahnungen fünf- bis<br />

zehnmal effizienter herstellen als mit traditionellen<br />

Verfahren wie dem Stoßen<br />

oder Räumen. Hinzu kommt eine deutlich<br />

höhere Verzahnungsgüte, die gerade in<br />

der Elektromobilität ein Qualitätsmerkmal<br />

ist. Insofern profitiert diese Maschinenbaureihe<br />

sogar vom Wandel in der<br />

Mobilität. Mit diesen Werkzeugen lassen<br />

sich sowohl Außen- als auch Innen -<br />

verzahnungen herstellen. Auch komplexe<br />

Geometrien sind möglich. Skiving ist ein<br />

jüngeres Technologiethema, das sehr gut<br />

zu uns passt und einen wachsenden<br />

Markt bietet. Solche Werkzeuge<br />

in einer Aufspannung schruppen,<br />

schlichten, vermessen, kompensieren<br />

und fertigschleifen zu können,<br />

das sehe ich als Benchmark.<br />

Wie kommt das vollautoma -<br />

tisierte Fertigungssystem AIMS<br />

im Markt an?<br />

Wir bieten schon seit einiger Zeit Lösungen,<br />

mit denen das automatisierte Bearbeiten<br />

von Werkstücken nahezu rund um<br />

die Uhr möglich ist. Mit AIMS – unserem<br />

Anca Integrated Manufacturing System –<br />

gehen wir einen Schritt weiter und verbinden<br />

verschiedene automatisierte Prozesse<br />

mithilfe von Flurförderfahrzeugen.<br />

So können mehrere Prozessschritte, vom<br />

Schleifen übers Messen und Kompensieren<br />

bis hin zum Lasermarkieren vollautomatisiert<br />

erfolgen. Das ergibt aus meiner<br />

Sicht gerade in Europa Sinn, denn so lässt<br />

sich sowohl der Fachkräftemangel entschärfen<br />

als auch die begrenzte Bereitschaft<br />

vieler Mitarbeiter, Nacht- oder<br />

Wochenendschichten zu leisten.<br />

Wie war die Reaktion der Kunden nach<br />

der Messe GrindingHub, auf der die Zelle<br />

erstmals vorgestellt wurde?<br />

Wir hatten viele Anfragen und mittlerweile<br />

befinden sich erste Projekte in der<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 29


TECHNIK » Interview<br />

Werkzeuge mit höchsten Oberflächen -<br />

güten und mit hochgenauen Schneidkanten<br />

prozesssicher in Serie herstellen.<br />

Lässt sich das Ultra-Paket nachrüsten?<br />

Nein. Die Grundmaschine ist zwar die<br />

gleiche, aber es gibt Hardware- und Ausstattungsmerkmale,<br />

die von vorn herein<br />

so vorgesehen sein müssen. Ein Beispiel<br />

sind steifere Achsausführungen.<br />

Bild: Anca<br />

Martin Winterstein löste Edmund Boland (li.) ab. Der Sohn des Firmengründers, leitete die europäische<br />

Niederlassung des Familienunternehmens zwei Jahre lang, ehe er ins Stammwerk nach Melbourne<br />

zurückkehrte, um die Position des General Managers CNC Machines zu übernehmen.<br />

Umsetzung. So komplexe Lösungen, bei<br />

denen zwangsläufig Anlagen verschiedener<br />

Partner verkettet werden müssen, lassen<br />

sich nicht in wenigen Monaten realisieren.<br />

Das Thema Prozess integration<br />

wird uns noch lange beschäftigen. Auch<br />

deshalb bauen wir weitere Engineeringund<br />

Systemkompetenzen auf.<br />

Welche weiteren Entwicklungen sind<br />

hier zu erwarten? Lassen sich auch Maschinen<br />

von Wettbewerbern einbinden?<br />

Natürlich fällt es uns leichter, eine Fertigungszelle<br />

nur mit unseren Maschinen<br />

und der Messtechnik unseres Partners<br />

Zoller zu realisieren. Denn dann haben<br />

wir alle Schnittstellen im Griff. Andererseits<br />

ist es der Wunsch mancher Kunden,<br />

auch andere Technologien einbinden und<br />

komplette Prozessketten abbilden zu<br />

können. Dem versuchen wir uns Stück für<br />

Stück zu nähern, wo das eben sinnvoll<br />

und möglich ist.<br />

Anca hat einige technologische Lösungen<br />

sehr früh in den Markt eingeführt,<br />

beispielsweise das fünfachsige Schleifen<br />

von Werkzeugen. Wie gelingt es einem<br />

Unternehmen, das geografisch nicht im<br />

Zentrum der Fertigungswelt zuhause ist,<br />

so innovativ zu sein?<br />

Zu einem wesentlichen Teil liegt das an<br />

den Gründern Pat Boland und Pat<br />

McCluskey. Sie haben mit großem Wissen<br />

und unglaublicher Kreativität immer wieder<br />

tolle und innovative Lösungen entwickelt.<br />

So hat Anca beispielsweise bereits<br />

1991 als erster Maschinenhersteller eine<br />

Lösung fürs fünfachsige Schleifen und<br />

Simulieren vorgestellt, die wir seither<br />

kontinuierlich weiterentwickeln. Es war<br />

immer unser Leitmotto: Wenn‘s am Markt<br />

keine gute Lösung gibt, dann machen wir<br />

es eben selbst. Aber das geschah nie aus<br />

einem Selbstzweck heraus, sondern immer<br />

mit einem sehr wachen Blick auf den<br />

Bedarf unserer Kunden. Ein Beispiel dafür<br />

ist auch das Ultra-Paket, das wir letzten<br />

September für die MX7 auf der AMB vorgestellt<br />

haben. Es bietet eine auf einen<br />

Nanometer genaue Achsauflösung. Auch<br />

hier hat uns wieder unsere hohe Fertigungstiefe<br />

geholfen, alle damit verbundenen<br />

Herausforderungen in kurzer Zeit zu<br />

meistern – etwa die nötige höhere<br />

mechanische und thermische Stabilität,<br />

spezielle Algorithmen oder Sensoren. Mit<br />

dieser Maschine kann der Anwender<br />

Wie schafft es ein australischer Maschinenbauer,<br />

seinen Kunden weltweit<br />

einen effizienten und preislich attraktiven<br />

Service zu bieten?<br />

Weil es keinen nennenswerten Markt vor<br />

Ort gab, war Anca von Anfang an gezwungen,<br />

in den Export zu gehen. Inzwischen<br />

sind wir in den meisten wichtigen<br />

Märkten mit eigenen Niederlassungen<br />

präsent, in vielen weiteren durch Handelspartner<br />

vertreten. Insofern ist das<br />

kein Thema mehr. Aber zu Beginn mussten<br />

wir schon sehr genau auf Rückmeldungen<br />

von Kunden achten. Wichtig waren<br />

dabei ein enger Kontakt, zuverlässige<br />

Maschinen und innovative Kommunikationsansätze.<br />

So gehörten wir zu den Ersten,<br />

die ihre Maschinen mit einem Modem<br />

ausstatteten, um Kunden auch aus<br />

der Ferne unterstützen zu können.<br />

Welche Bedeutung hat das Thema<br />

„Nachhaltigkeit“ bei und für Anca?<br />

Eine große. Ein Beispiel: Anca bezieht seine<br />

Energie in Melbourne von einem örtlichen<br />

Windenergie-Anbieter und hat auch<br />

weitere Maßnahmen umgesetzt, um den<br />

Energieverbrauch zu senken. Das Gleiche<br />

haben sich die Niederlassungen auf die<br />

Fahne geschrieben. Was noch relativ neu<br />

ist: Wir gehen gezielt auf Kunden zu und<br />

bieten an, zehn bis 15 Jahre alte Maschinen<br />

mit neuen Achsen, Führungen, moderner<br />

Steuerungstechnik und Software<br />

auf den aktuellen Stand zu bringen. Wir<br />

haben mittlerweile in Deutschland und<br />

England regelmäßig Rückläufer von Kunden,<br />

die ihre alte Maschine retrofitten<br />

lassen oder sie in Zahlung geben, die wir<br />

dann aufbereiten und weiterverkaufen. So<br />

erreichen wir eine deutlich längere Einsatzzeit<br />

der Maschinen und verbessern so<br />

die Ressourceneffizienz.<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Hausmesse zeigt innovative Produktionslösungen – nicht nur für die Mobilität<br />

Besucher erleben hautnah<br />

zukunftsweisende Technologien<br />

Nach dem Hausmesse-Comeback 2022 öffnen die Grob-Werke vom 21. bis 24. März 2023 ihre<br />

Hallen wieder für Fachbesucher. Das Familienunternehmen zeigt seine gesamte Produktpalette<br />

von der Zerspanungstechnik über die Automation bis hin zu den Anlagen für die E-Mobilität.<br />

Bild: Grob<br />

Ein Jahr nach ihrer Premiere wird Grob den Besuchern unter anderem die<br />

aktuelle Version der Liquid Metal Printing-Anlage GMP300 und deren<br />

jüngste Einsatzfelder präsentieren.<br />

Bild: Grob<br />

Zu den Highlights der Hausmesse in Mindelheim gehören auch<br />

Hairpin-Anlagen der zweiten und dritten Generation für die<br />

Fertigung von E-Motoren.<br />

Mittelpunkt der Hausmesse von Grob<br />

wird erneut das Technologie- und<br />

Anwendungszentrum (TAZ) in Halle 9<br />

sein. Die Fachbesucher können sich 2023<br />

auf einen noch größeren Ausstellungsbereich<br />

freuen. Auf sie warten zahlreiche<br />

Highlights aus dem 4- und 5-Achs-<br />

Universalmaschinenbereich sowie spannende<br />

Live-Bearbeitungen verschiedenster<br />

Bauteile. Zu den weiteren, live ausgestellten<br />

Exponaten zählt außerdem das<br />

Spektrum an Automationslösungen, das<br />

mit seiner Vielseitigkeit laut den Mindel -<br />

heimern für noch mehr Flexibilität steht.<br />

Im Zerspanungsbereich wird ein Bearbeitungszentrum<br />

des Typs G520F aus der<br />

F-Serie präsentiert. Deren Maschinenkonzept<br />

wurde von den Konstrukteuren speziell<br />

für die Produktion von Leichtbau -<br />

komponenten wie Rahmenstrukturbauund<br />

Fahrwerksteile, aber auch für Batteriegehäuse<br />

ausgelegt und entwickelt.<br />

Ergänzend dazu zeigt Grob erstmals auf<br />

einer Messe Hairpin-Anlagen der 2. und<br />

3. Generation sowie eine Weiten- und<br />

Schränken-Anlage, die zur Herstellung<br />

eines Elektromotors benötigt werden.<br />

Im Bereich der Additiven Fertigung erwartet<br />

die Besucher die Liquid Metal<br />

Printing-Anlage GMP300, die auf dem<br />

Open House 2022 Premiere feierte. Auch<br />

der Service, das Neu- und Gebraucht -<br />

maschinenzentrum und die Kundenschulung<br />

sind erneut in den Ausstellungs -<br />

bereich eingebunden und präsentieren<br />

ihre Produkte und Leistungen. Interessenten<br />

können sich außerdem auf zahlreiche<br />

Highlight-Exponate aus den unterschiedlichsten<br />

Branchen freuen.<br />

Vernetzt in die Zukunft<br />

In einem gesonderten Bereich wird auf<br />

der Hausmesse die Digitalisierung mit der<br />

hauseigenen Software Grob-Net4Industry<br />

detailliert präsentiert. Die Module innerhalb<br />

der Software ermöglichen die Organisation<br />

direkter und indirekter Bereiche<br />

rund um die Zerspanung mit dem Ziel, die<br />

qualitativ hochwertigen und präzisen<br />

Werkzeugmaschinen bestmöglich aus -<br />

zulasten. Von der Produktionsplanung,<br />

-überwachung und -analyse, über die<br />

Visualisierung von Vorgängen bei der<br />

Werkstückbearbeitung, bis zum pro -<br />

aktiven Service und zur Instandhaltung,<br />

werden alle Bereiche der Produktion gekoppelt.<br />

Auf der Hausmesse wird unter<br />

anderem das Vernetzen unterschiedlicher<br />

Maschinen live demonstriert.<br />

Traditionell wird es wieder einen Ausstellungsbereich<br />

für rund 60 Mitaussteller<br />

und Partner geben, die ihre Produkte unter<br />

anderem aus den Bereichen Werkzeug,<br />

Spannmittel, CAM-Programmierung,<br />

Steuerung und Messsystem vorstellen.<br />

Spannende Betriebsführungen runden<br />

das Programm ab und ermöglichen einen<br />

Blick hinter die Kulissen und in die Entwicklung<br />

des Unternehmens.<br />

Unter event.grobgroup.com können<br />

sich Interessenten für die Hausmesse im<br />

März anmelden. (mw)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 31


» TECHNIK<br />

Zuverlässige Bearbeitungszentren und Termintreue sichern den Erfolg eines Lohnfertigers<br />

Eine Allee aus Fräsmaschinen<br />

Zerspanungstechnik Mangner setzt auf Qualität statt auf lautes Marketing. Jetzt lässt der<br />

Firmeninhaber erstmals einen Blick in seine Fertigung zu. Neun 5-Achs-Bearbeitungszentren<br />

von Hermle aus Gosheim machen den Großteil seines Maschinenparks aus. Mit ihnen ist sich<br />

der Lohnfertiger sicher, seine Lieferversprechen halten zu können.<br />

» Udo Hipp, Marketingleiter, Berthold Hermle AG, Gosheim<br />

Bild: Hermle<br />

Auf die C 52 U passen<br />

bis zu 810 mm hohe<br />

Werkstücke mit einem<br />

maximalen Durchmesser<br />

von 1100 mm.<br />

Die ersten zwei Wochen war es still.<br />

Mike Mangner und Dominik Neidhardt<br />

saßen oft vor der Tür. „Mal haben<br />

wir ein Würstchen gegrillt, mal sind wir in<br />

den Kletterpark gefahren. Wir waren bereit,<br />

falls ein Kunde anruft und schnell ein<br />

Teil braucht“, erinnert sich Mike Mangner<br />

an den Anfang seiner Selbstständigkeit.<br />

2013 gründete er die Zerspanungstechnik<br />

Mangner GmbH und stellte Dominik<br />

Neidhardt direkt ein. Neidhardt war einst<br />

sein Lehrling, als Mangner noch Fertigungsleiter<br />

in Festanstellung war. „Als<br />

Mike damals die Firma verließ, wollte ich<br />

auf jeden Fall mitkommen“, wirft Neidhardt<br />

ein. Zwischen Grillen und Klettern<br />

habe er kurz seine Entscheidung angezweifelt.<br />

„Wir haben es dann einfach<br />

durchgezogen“, schließt er das Thema<br />

kurzerhand ab. Mangner stellte sich und<br />

seine Dienstleitung den Unternehmen aus<br />

der Region rund um Steffenberg persönlich<br />

vor – die Gemeinde liegt etwa zwischen<br />

Siegen und Marburg.<br />

„Am Anfang war es nicht leicht, doch<br />

mit einem klasse Team und sehr guten<br />

Maschinen konnten wir uns durch Qualität<br />

und Liefertreue am Markt platzieren<br />

und schafften damit den Einstieg für eine<br />

erfolgreiche Zukunft“, blickt Mangner zurück.<br />

Heute laufen die Maschinen nicht<br />

selten rund um die Uhr. „Wir haben einen<br />

sehr breiten Kundenstamm, liefern hoch<br />

in den Harz und runter bis nach Stuttgart“,<br />

erklärt der Geschäftsführer.<br />

Qualität und Zuverlässigkeit<br />

als Basis des Erfolgs<br />

Mangner ist ein klassischer Lohnfertiger<br />

und übt sich im Understatement. Aktiv<br />

Werbung habe er ebenso wenig gemacht<br />

wie medienwirksame Fototermine, als er<br />

2014 die Halle in Bad Laasphege gekauft<br />

und bezogen hat, rund 16 km von Steffenberg<br />

entfernt. „Wir haben einfach auf<br />

Qualität geachtet und zuverlässig geliefert.<br />

Das wissen die Kunden bis heute zu<br />

schätzen“, erklärt der Chef.<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Bild: Hermle<br />

Artur Scheiermann an seinem Favoriten, der C 52 U. Mangner bezeichnet seine größte Hermle-<br />

Maschine auch als Türöffner, denn kleinere Maschinen habe jeder.<br />

Bild: Hermle<br />

Geholfen habe ihm bei der Geschäftsentwicklung<br />

die Mundpropaganda und<br />

positive Gespräche: „Offen und ehrlich,<br />

aber ohne Show.“ Dass Mangner jetzt das<br />

Rolltor hochfährt und einen Blick in seine<br />

Fertigung zulässt, ist das erste Mal. „Extra<br />

für Hermle“, betont der 38-Jährige. Er<br />

schätzt die Bescheidenheit, mit der der<br />

5-Achs-Frässpezialist auftritt. „Das passt<br />

zu uns.“<br />

Der erste Schritt in die Fertigungshalle<br />

zeigt, dass ihn noch mehr an Hermle<br />

überzeugt: Neun 5-Achs-Bearbeitungszentren<br />

aus Gosheim bilden eine Allee aus<br />

Fräsmaschinen. Sechs weitere Anlagen<br />

anderer Hersteller vervollständigen den<br />

Maschinenpark. Mangners Motto ist, immer<br />

mehr Maschinen als Fachkräfte zu<br />

Nach dem Schlichten der Passung auf der C 400<br />

U ist der Teileinsatz bereit für die Konturbearbeitung<br />

im gehärteten Zustand.<br />

haben. „Wir haben hervorragende Mitarbeiter.<br />

Wenn einer von ihnen nicht ausgelastet<br />

ist, kostet das richtig viel Geld.<br />

Steht eine Fräse dagegen still, sind wir<br />

schlichtweg flexibel“, rechtfertigt er<br />

die kontinuierlichen Investitionen der<br />

vergangenen Jahre – hauptsächlich in<br />

Hermle-Bearbeitungszentren.<br />

Kurz entschlossen investiert<br />

Unter anderem stehen neben drei C 400 U<br />

auch eine C 52 U und – seit vergangenem<br />

Jahr – eine C 650 U. „Das war eine relativ<br />

spontane Entscheidung. Mit ihrem<br />

X-Y-Verfahrweg von 1.050 mm x 900 mm<br />

ergänzt sie die anderen 5-Achs-Maschinen<br />

ideal“, erklärt Mangner und gibt zu:<br />

„Wir sind da wirklich etwas verrückt.<br />

Wenn uns etwas technisch überzeugt und<br />

unsere Möglichkeiten erweitert, entscheiden<br />

wir uns schnell für eine Investition.“<br />

Um die Auslastung muss sich der Lohnfertiger<br />

aktuell keine Sorge machen: Das<br />

Werkstück auf dem Tisch der C 650 U gehört<br />

zu einer 13-teiligen Form. Die Bearbeitungszeit<br />

beträgt rund 65 Stunden. Die<br />

5-Achs-Maschine fräst den Formeinsatz<br />

aus TQ1. Dieser Sonderstahl zeichnet sich<br />

durch eine hohe Warmfestigkeit und Zähigkeit<br />

aus, was einen hohen Werkzeugverschleiß<br />

bedeutet. „Mit den richtigen<br />

Schnittwerten und anderen Einstellungen<br />

haben wir die Standzeit jedoch gut in den<br />

So beschriften<br />

echte Profis.<br />

Mit P-touch und den Pro Tapes<br />

sieht die Beschriftung nicht nur<br />

professioneller aus, sondern erhöht<br />

die Sicherheit und spart bei späterer<br />

Wartung kostbare Arbeitszeit.<br />

www.brother.de/elektro<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 33


» TECHNIK<br />

haben uns quasi still und heimlich entschieden,<br />

die C 42 U zu kaufen“, erzählt<br />

der Chef und begründet: „Die C 400 U ist<br />

ja schon wirklich gut, aber die C 42 U ist<br />

dynamischer und schneller.“<br />

Bild: Hermle<br />

Die Hermle-Allee bei Mangner: Unten rechts im Bild steht die C 52 U.<br />

Griff bekommen und maximiert“, wirft<br />

Zerspanungsmechaniker Mario Schäfer<br />

ein, der 2014 als erster Auszubildender im<br />

Unternehmen startete. „Bei den langen<br />

Bearbeitungszeiten spielt die Standzeit<br />

eine ebenso wichtige Rolle wie die Genauigkeit“,<br />

berichtet Schäfer. Denn wenn<br />

der Auftraggeber die Form später zusammenbaut,<br />

muss sich alles ohne Nacharbeit<br />

ineinander fügen.<br />

Ob die Teile passen, kann der Lohnfertiger<br />

nicht überprüfen. Die Zeit sei zu<br />

knapp, um die komplette Form vor dem<br />

Versand zusammenzusetzen: Der Kunde<br />

sitzt in Amerika, und sobald eine Komponente<br />

fertig ist, verschickt Mangner sie<br />

direkt. „Wir fräsen mit Hermle und können<br />

uns auf die Genauigkeit der Maschinen<br />

verlassen“, ergänzt er. Das positive Feedback<br />

seiner Kunden gibt ihm recht.<br />

Der Unternehmer lässt die C 650 U<br />

rechts liegen und steht vor seiner jüngsten<br />

Investition: eine C 42 U. Seit Hermle<br />

sie im März 2022 geliefert hat, sei sie<br />

nonstop am Laufen. Mario Schäfer wirft<br />

nur kurz einen prüfenden Blick in die<br />

Maschine, die auch diese Nacht wieder<br />

durchlaufen wird. Alles ok. „Mario und ich<br />

Auftrag bestimmt die Maschine<br />

Welcher Auftrag auf welcher Maschine<br />

landet, ist eine Frage der Größe und Präzision.<br />

„Die hochgenauen Teile fertigen<br />

wir auf der neuesten Hermle“, ergänzt<br />

Schäfer. Bedienerfreundlich und übersichtlich<br />

sind sie alle – unabhängig vom<br />

Baujahr. „Das Grundprinzip der Maschinen<br />

und Steuerungen bleibt unverändert.<br />

Es kommen lediglich neue Funktionen<br />

hinzu, die schnell erlernt sind“, ergänzt<br />

Dominik Neidhardt. Dennoch bevorzugt er<br />

ein bestimmtes Modell: „Im Moment arbeite<br />

ich sehr gerne an der C400 U. Sie<br />

kenne ich bereits seit sechs Jahren und<br />

weiß daher immer, was Sache ist.“<br />

Artur Scheiermanns Favorit sei dagegen<br />

die C 52 U, gibt der Zerspanungsmechaniker<br />

zu, nachdem Mangner ihn kurz zum<br />

Interview dazu geholt hat. Auch Scheiermann<br />

ist schon lange im Unternehmen–<br />

seit er seine Ausbildung bei Mangners<br />

vorherigem Arbeitgeber erfolgreich beendet<br />

hatte: „Generell schätze ich an den<br />

Hermle-Maschinen ihre Genauigkeit und<br />

Langlebigkeit. Doch auch die einheitliche<br />

Bauweise ist gut. Egal ob C 400 U oder<br />

C 650 U – es ist dasselbe Prinzip in verschiedenen<br />

Größen.“ Das bedeutet, dass<br />

jeder Zerspaner an jeder Maschine zuver-<br />

Kurze Absprache zwischendurch: Gergö Eszenyi und Artur Scheiermann (v.l.)<br />

tauschen sich aus.<br />

Bild: Hermle<br />

Das kann dauern – bis zu 100 Stunden fräst das 5-Achs-Bearbeitungszentrum<br />

C 650 U an einem Teil eines Formwerkzeugs.<br />

Bild: Hermle<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


lässig arbeiten kann, auch wenn in der<br />

Regel jedem eine Maschine fest zugeordnet<br />

ist.<br />

Verantwortung trägt hier jeder<br />

„Jeder programmiert seine Teile selbst<br />

und trägt die Verantwortung. Wir wissen<br />

heute genau, wer welches Werkstück hergestellt<br />

hat“, erklärt Mangner. Es herrsche<br />

ein offenes Verhältnis zwischen den<br />

„Jungs“, die sich gegenseitig<br />

helfen und austauschen.<br />

„Es ist wichtig, dass das so<br />

läuft. Nur so können wir<br />

besser sein als die anderen“,<br />

bekräftigt Schäfer.<br />

Er und seine Kollegen<br />

sind zudem für die Pflege<br />

und Wartung der Maschinen<br />

verantwortlich: Zum<br />

Wochenende putzen sie jedes<br />

Bearbeitungszentrum<br />

intensiv. „Vor Weihnachten<br />

steht zudem der jährliche<br />

Großputz an. Der dauert<br />

dann gut zwei Tage“, erklärt<br />

Mangner. Damit er sein<br />

Versprechen „alles möglich<br />

zu machen“ seinen Kunden<br />

gegenüber einhalten kann,<br />

müssen die Maschinen permanent<br />

funktionieren. „Das<br />

ist auch ein Grund, warum<br />

wir uns für Hermle entschieden<br />

haben. Im Störungsfall<br />

wissen wir, dass<br />

der Service-Techniker in der<br />

Regel innerhalb von einem<br />

Tag mit dem passenden Ersatzteil<br />

vor der Tür steht“,<br />

ergänzt der Geschäftsführer.<br />

Oft komme das aber<br />

nicht vor.<br />

Mangner blickt auf die<br />

Uhr. Ein Kunde hat angerufen,<br />

den er an diesem Tag<br />

noch besuchen will. Das Kamerateam<br />

verabschiedet<br />

sich, das Rolltor fährt wieder<br />

runter. Still ist es heute<br />

nicht mehr. Stattdessen ist<br />

selbst von draußen das permanente<br />

Summen der Fräszentren<br />

zu hören.<br />

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Bild: Hermle<br />

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„Wir haben einfach auf<br />

Qualität geachtet und<br />

zuverlässig geliefert.<br />

Das wissen die Kunden<br />

bis heute zu schätzen“,<br />

erklärt Firmengründer<br />

und Geschäftsführer<br />

Mike Mangner seinen<br />

Erfolg.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 35


» TECHNIK<br />

Hausmesse in Pfronten präsentierte sieben Werkzeugmaschinen-Neuheiten<br />

Innovative Technologien<br />

für eine nachhaltige Fertigung<br />

Prozessintegration, Automation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit – das waren die<br />

Schwerpunktthemen der traditionellen Hausausstellung von DMG Mori in Pfronten.<br />

Mit ganzheitlichen Fertigungslösungen will das Unternehmen die Zukunft des<br />

Werkzeugmaschinenbaus gestalten.<br />

Anlässlich seiner traditionellen Hausausstellung<br />

in Pfronten präsentierte<br />

DMG Mori sieben Neuheiten. Zu den<br />

Premieren gehören die Universaldreh -<br />

maschine CTX 350 sowie die Einsteigermodelle<br />

T1 und T2. Die 3-achsige Fräs -<br />

maschine M2 ergänzt das kleinere<br />

Schwestermodell M1. Und im Bereich des<br />

5-achsigen Simultanfräsens wurden die<br />

DMU 40 und die neue Monoblock-Generation<br />

sowie die DMF 300|11 vorgestellt.<br />

Den hohen Anspruch in der Automation<br />

demonstrierten 14 autonome Fertigungslösungen<br />

von insgesamt 28 ausgestellten<br />

CNC-Maschinen aus allen Technologiebereichen.<br />

Ein Highlight war hier das CTS<br />

(Central Tool Storage), ein zentrales<br />

Werkzeugmagazin, das mittels Transportshuttle<br />

eine automatisierte Werkzeugversorgung<br />

ermöglicht.<br />

Moderne Ausstattung<br />

Die neue Universaldrehmaschine CTX 350<br />

ersetzt als Nachfolgemodell sowohl die<br />

CLX 350 als auch die CTX alpha 500. Sie<br />

vereint laut DMG Mori das Beste aus beiden<br />

Maschinen – das Preisniveau der<br />

CLX-Baureihe mit der Leistungs- und<br />

Ausstattungsvielfalt der CTX-Serie. Zur<br />

Ausstattung gehören zudem als neue<br />

Features eine Hauptspindel mit energieeffizientem<br />

Synchronmotor mit verbessertem<br />

thermischem Verhalten – sie erreicht<br />

eine Drehzahl von 5.500 min -1 –,<br />

eine dynamische und präzise C-Achse mit<br />

besserer Positionierung sowie ein VDI-<br />

30-Revolver mit Luft-Ölschmierung.<br />

Zu den optionalen Ausstattungsvarianten<br />

gehören eine Y-Achse mit einem Hub<br />

Speedmaster-Spindeln<br />

sind für Hochgeschwindigkeits-Fräsanwendungen<br />

konzipiert.<br />

Die neue Speedmaster<br />

30k erreicht<br />

Drehzahlen von bis zu<br />

30.000 min -1 .<br />

von ±50 mm, eine Gegenspindel, die mit<br />

6.000 min -1 rotiert, und ein hinterer Späneförderer<br />

alternativ zum standardmäßigen.<br />

Steuerungsseitig hat der Kunde die<br />

Wahl zwischen Siemens oder Fanuc. Intelligente<br />

Automatisierungslösungen fürs<br />

autonome Be- und Entladen von Werkstücken<br />

sowie das Entladen von Wellen<br />

durch das Gegenspindelsystem komplettieren<br />

die modularen Möglichkeiten.<br />

Bild: DMG Mori<br />

Die CTX 350 vereint einen günstigen Preis mit einer<br />

hochwertigen Ausstattung im Universaldrehen.<br />

Wettbewerbsfähige Preise<br />

Bild: DMG Mori<br />

Analog zum Vertikalbearbeitungszentrum<br />

M1 betritt der Maschinenbauer mit den<br />

neuen Modellen T1 und T2 nun auch die<br />

Einstiegsklasse im Universaldrehen. Beide<br />

Maschinen verfügen über moderne Komponenten:<br />

eine leistungsstarke Hauptspindel,<br />

Linearmaßstäbe in der X-Achse,<br />

eine moderne Siemens-Steuerung und<br />

den IoT-Connector für die Integration in<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


eine digitalisierte Fertigung. Das robuste<br />

Maschinenbett und Linearführungen in<br />

allen Achsen gewährleisten eine dynamische<br />

und genaue Drehbearbeitung.<br />

Die T1 und T2 werden in den Ausstattungsvarianten<br />

Complete, Plus und Pro<br />

angeboten, so dass sie unterschiedliche<br />

Produktionsanforderungen abdecken. Darüber<br />

hinaus sind die beiden Universaldrehmaschinen<br />

Teil des Subscription-Angebots<br />

Payzr von DMG Mori.<br />

Komplettbearbeitung<br />

auf kleinem Raum<br />

Mit der neuen DMU 40 reagiert<br />

DMG Mori auf den Bedarf<br />

im Einstiegsbereich an<br />

vielseitigen Fertigungslösungen<br />

für die Komplettbearbeitung.<br />

Die Maschine basiert<br />

auf dem Konzept der DMU<br />

50 3rd Generation und verfügt<br />

von den Spindeln bis zu<br />

den Direktantrieben über<br />

Best-in-Class-Komponenten<br />

sowie einer Vorbereitung für<br />

die automatisierte Fertigung<br />

mit dem Palettenhandling<br />

PH 150 oder dem Robo2Go.<br />

Drei Grundmaschinen – DMU<br />

40, DMU 40 Plus und DMU<br />

40 Pro – erfüllen individuelle<br />

Anforderungen bis hin zu<br />

höchster Präzision.<br />

treu geblieben: Ergonomie, Vielseitigkeit<br />

und Präzision zeichnen auch die neue<br />

DMU 65/75 Monoblock 2 nd Generation<br />

aus. Die Optimierung des Monoblock-<br />

Konzepts liegt vor allem in den Komponenten,<br />

die maßgeblich für eine hochgenaue<br />

Bearbeitung sorgen.<br />

Als Highlight unter den Werkzeugmagazinen<br />

erlebten die Besucher in Pfronten<br />

das CTS (Central Tool Storage). Dank einer<br />

Stellfläche von lediglich 29 m² lässt es<br />

sich platzsparend an einem beliebigen<br />

Aufstellort in der Produktion installieren<br />

und fungiert mit Platz für bis zu 1.440<br />

(ISO 40) oder 960 (ISO 50) Werkzeuge als<br />

Basis für eine automatisierte Werkzeugversorgung.<br />

Auch das Spindelportfolio von DMG<br />

Mori trägt zur Qualität und Zuverlässigkeit<br />

der Bearbeitung bei. Die neue<br />

Highspeed-Spindel Speedmaster 30k erreicht<br />

Drehzahlen bis 30.000 min -1 . (mw)<br />

STILLSTAND UND<br />

WARTEZEITEN<br />

SIND KEINE OPTION?<br />

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Sicherer, effizienter, langlebiger. Mit der kalten Pressverbindungstechnik von Viega<br />

schließen Sie Arbeiten am Rohrleitungssystem bis zu 80 % schneller ab.<br />

Und das sogar bei laufender Produktion. Viega. Höchster Qualität verbunden.<br />

Next Level Monoblock<br />

Die neue DMU 65 Monoblock<br />

2 nd Generation wie auch die<br />

Paketmaschine DMU 75 Monoblock<br />

2 nd Generation erscheinen<br />

im ergonomischen<br />

Stealth Design. Zu ihren weiteren<br />

Merkmalen gehört eine<br />

rundum um 20 % verbesserte<br />

Genauigkeit.<br />

Mit an Bord sind bereits im<br />

Standard eine Level-4-Konnektivität<br />

mit IO-Link-Sensoren<br />

und die Vorbereitung<br />

für eine Automationsschnittstelle.<br />

Bei der Weiterentwicklung<br />

des Konzepts sind<br />

die Ingenieure den Stärken<br />

der Vorgängermaschinen<br />

Jetzt wechseln und 3 Monate<br />

eine Viega Pressgun testen.<br />

viega.de/Press2Change<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 37


» TECHNIK<br />

Laserblanking-Anlage senkt Kosten und CO 2 -Emissionen<br />

Laser schneidet Blech<br />

vollautomatisiert vom Coil<br />

Die Laserblanking-Anlage TruLaser 8000 Coil Edition eignet sich für alle Branchen, die<br />

große Stückzahlen flexibel schneiden müssen. Sie lässt sich laut Trumpf nahtlos in die<br />

Prozesskette integrieren. Die Fertigung vom Coil reduziert nicht nur den Ressourcenverbrauch<br />

und die Materialkosten sondern auch die CO 2 -Emissionen.<br />

Mit der TruLaser 8000 Coil<br />

Edition unterstütze Trumpf<br />

seine Kunden dabei, den Trend zu<br />

einer nachhaltigeren Fertigung<br />

umzusetzen und zugleich effizienter<br />

zu produzieren, sagte<br />

Richard Bannmüller bei der In -<br />

betriebnahme einer der ersten<br />

Anlagen in Kundenhand. Gegenüber<br />

herkömmlichen Anlagen<br />

zum Laserschneiden könnten<br />

Unternehmen damit im Jahr bis<br />

zu knapp 1700 t Stahl einsparen.<br />

Das entspreche rund 4000 t<br />

CO 2 und 1,6 Mio. Euro Materialkosten,<br />

ergänzte der Vorsitzende<br />

der Geschäftsführung bei Trumpf<br />

Lasertechnik Deutschland.<br />

Die Laserblanking-Anlage, die<br />

Trumpf anlässlich seiner Hausmesse<br />

Intech im März 2023 auf<br />

den Markt bringt, kann bis zu<br />

25 t aufgerolltes Blech ohne<br />

menschliches Zutun vollständig verarbeiten.<br />

Sie ist für Unternehmen interessant,<br />

die größere Stückzahlen flexibel fertigen<br />

wollen, beispielsweise Automobilzulieferer<br />

und -hersteller, Schaltschrankhersteller,<br />

Aufzugproduzenten oder Hersteller<br />

von Lüftungs- und Klimaanlagen.<br />

Mit der TruLaser 8000 Coil Edition profitieren<br />

Unternehmen auch bei großen<br />

Stückzahlen von den Vorteilen der Lasermaterialbearbeitung.<br />

Großserienfertiger<br />

nutzen in der Regel Pressen, um Bleche zu<br />

bearbeiten. Allerdings ist hier jede kleine<br />

Änderung der Komponenten mit einem<br />

angepassten oder gar neuen Werkzeug<br />

verbunden, was viel Zeit und Geld kostet.<br />

„Mit dem Laser funktionieren solche Umstellungen<br />

ohne neues Werkzeug und damit<br />

deutlich flexibler, einfacher, schneller<br />

und preisgünstiger“, sagt Oliver Müllerschön,<br />

der zuständige Projektverantwortliche<br />

bei Trumpf. Zudem benötigt die<br />

Laserblanking-Anlage – anders als eine<br />

Pressenlinie – kein Fundament.<br />

Der Maschinenbauer und Laserspezialist<br />

mit Stammsitz in Ditzingen hat die<br />

Anlage in Kooperation mit zwei Partnern<br />

umgesetzt. Gemeinsam mit Trumpf zeichnen<br />

Siemens für die Steuerung und Arku<br />

für das Coil-System verantwortlich.<br />

Zu den ersten Anwendern der Lösung<br />

gehört die Fischer Group in Achern. „Für<br />

Gemeinsam mit Siemens<br />

und Arku hat Trumpf eine<br />

hochautomatisierte Laseranlage<br />

entwickelt, die Blech<br />

vom Coil verarbeitet.<br />

uns ist der Einsatz einer<br />

Laserblanking- Anlage ein Novum“,<br />

sagte Geschäftsführer und<br />

Eigentümer Hans-Peter Fischer<br />

anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme.<br />

„Die hohe Flexibilität<br />

und Qualität der Lösung sowie<br />

die Tatsache, dass wir gegenüber<br />

den Pressen kaum noch<br />

Werkzeuge benötigen, sind für<br />

unsere Fertigung ein großer<br />

Mehrwert.“ Das Unternehmen<br />

setzt die Laserblanking-Anlage<br />

als Erstanwender ein, um hochfeste<br />

Karosserie-Strukturbauteile<br />

aus Aluminium herzustellen.<br />

Die Fertigung vom Coil ermöglicht<br />

es, die Bauteile effizienter<br />

zu schachteln. Herkömmliche Blechtafeln<br />

sind durch vier Außenkanten begrenzt.<br />

Produktionsmitarbeitern ist es oft nicht<br />

möglich, das ganze Blech auszunutzen.<br />

Somit fallen Materialreste an, die die Belegschaft<br />

entweder entsorgen oder einschmelzen<br />

lässt. Auf dem bis zu 1,5 km<br />

langem Coil können Anwender nahezu<br />

endlos viele Bauteile platzieren. Daraus<br />

ergibt sich eine Materialersparnis von<br />

rund 15 %. Im Vergleich zu herkömm -<br />

lichen Pressen zur Blechbearbeitung reduzieren<br />

sich zudem die Bau- und Logistikkosten<br />

merklich. Durch den Wegfall der<br />

Werkzeugkosten, maximale Materialausnutzung,<br />

reduzierte Montagekosten und<br />

Bild: Trumpf<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


die hohe Flexibilität steigt die Rentabilität<br />

in der Produktion deutlich.<br />

Die Produktionsanlage ist vollständig<br />

automatisiert. Sie lässt sich flexibel für<br />

jegliche Konturen einsetzen. Der ver -<br />

änderte Materialfluss gegenüber herkömmlichen<br />

2D-Lasermaschinen führt zu<br />

kürzeren Taktzeiten und neuen Automatisierungsmöglichkeiten.<br />

Beim Schneiden<br />

des bis zu 6,5 mm dicken Blechs sorgt<br />

beispielsweise das neue Transportsystem<br />

für einen schnellen Materialdurchlauf, so<br />

dass sich die Produktivität erhöht. Zudem<br />

nutzt die Anlage bewährte Funktionen.<br />

Die gesamte Anlage lässt sich vom Coil<br />

bis zur Ablage der Blechteile auf Paletten<br />

bequem vom Bedienmodul aus über -<br />

wachen und steuern. Die Entnahme- und<br />

die Ablagepositionen des Blechs werden<br />

automatisch programmiert und auf dem<br />

Bildschirm angezeigt. Das tragbare Bedienmodul<br />

lässt sich an allen zentralen<br />

Punkten der Anlage nutzen.<br />

Ein Roboter zum Entladen des Gesamtsystems<br />

sorgt für schnelles und zuverlässiges<br />

Entnehmen der Blechteile. Die Software<br />

TruTops von Trumpf, die künftig in<br />

Oseon übergeht, berechnet die Eingangsdaten<br />

für vorgefertigte Zyklen oder Teileprogramme,<br />

die auf der Sinumerik laufen.<br />

Bild: Willrett/<strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Der Roboter legt die<br />

Blechteile an den vorgegebenen<br />

Stellen ab.<br />

Für die Programmierung<br />

und das Handling<br />

des Kollegen aus Stahl<br />

sind keine speziellen<br />

Kenntnisse nötig.<br />

Der Anwender muss sich nicht um spezifische<br />

Roboterbewegungen oder deren Programmierung<br />

kümmern. So sind keine besonderen<br />

Vorkenntnisse oder Schulungen<br />

für das Roboterhandling nötig.<br />

Trumpf hat den Verkauf der Anlage bereits<br />

gestartet. (mw)<br />

6.-9. JUNI 2023<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 39


Im ABB-Werk in Ratingen optimieren fahrerlose<br />

Transportsysteme vom Typ Safelog AGV L1 den Transport<br />

von gasisolierten Mittelspannungs-Schaltanlagen.<br />

Bild: ABB<br />

Automatischer Transport von gasisolierten Mittelspannungs-Schaltanlagen<br />

30 Ziele, 850 Routen<br />

Das Technologieunternehmen ABB hat seine innerbetriebliche Transportlogistik in der<br />

Produktion am Standort Ratingen automatisiert. In einer ersten Ausbaustufe wurde<br />

dort der Transport von gasisolierten Mittelspannungs-Schaltanlagen durch fahrerlose<br />

Transportfahrzeuge des Herstellers Safelog optimiert.<br />

Gasisolierte Mittelspannungs-Schaltanlagen werden<br />

für die wirtschaftliche und sichere Energieverteilung<br />

in Mittelspannungsnetzen eingesetzt. Eine<br />

Nachfrage ist deswegen permanent vorhanden. Die<br />

Qualitätsanforderungen sind hoch, da der Ausfall einer<br />

solchen Anlage zum Stillstand eines ganzen Betriebs<br />

oder Wohnblocks führen kann.<br />

Im Zuge einer Zukunftsstrategie für 2025 richtet<br />

ABB derzeit die Fertigung am Standort Ratingen stufenweise<br />

neu aus. Dabei soll unter anderem der Materialfluss<br />

zwischen den Arbeitsstationen innerhalb<br />

der Endmontage automatisiert werden. Bei der Entscheidung,<br />

die etablierten Fertigungsprozesse technisch<br />

auf den neusten Stand zu bringen, standen Sicherheit<br />

und Ergonomie am Arbeitsplatz im Vordergrund.<br />

Weiterhin sollte dabei die Leistung der innerbetrieblichen<br />

Logistik gesteigert und die Kosten gesenkt<br />

werden. Durch einen gerichteten Materialfluss<br />

verfügt ABB bei der Herstellung der komplexen<br />

Schaltanlagen über eine hohe operative Leistungsfähigkeit.<br />

Die Produktion der kundenspezifischen Anlagen<br />

von der Vorfertigung über die Endmontage bis zur<br />

Qualitätsprüfung benötigt aufgrund einer Reihenfertigung<br />

nur wenige Tage.<br />

Nachdem die Gehäuse der Schaltanlagen in der<br />

Vorfertigung hergestellt waren, übernahmen in der<br />

Endmontage und in der Qualitätsprüfung bislang die<br />

Werker mit einem Handhubwagen den Transport<br />

zwischen den Arbeitsstationen. Eine besondere Herausforderung<br />

waren dabei das Gewicht und die Größe<br />

der Schaltanlagen, die bis zu 1,5 t wiegen und eine<br />

Höhe von maximal 2 m erreichen. Mit diesen Ma-<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


TECHNIK «<br />

Wellenfedern & Sicherungsringe<br />

Innovative & platzsparende Design Lösungen<br />

ßen wurde selbst ein kurzer Transportweg schnell<br />

zum Risiko für die Sicherheit und Ergonomie am Arbeitsplatz.<br />

Zudem nahm der schwere Transport immer<br />

wertvolle Arbeitszeit in Anspruch.<br />

Um die Sicherheit und Effizienz der Transporte zu<br />

erhöhen, plante ABB eine Automatisierung der manuellen<br />

Transportprozesse durch Automated Guided<br />

Vehicle, kurz AGV. Dabei sollte die Kapazität der AGV<br />

so ausgelegt sein, dass sie auch künftig eine steigende<br />

Nachfrage bewältigen können. Für die Planung<br />

und Umsetzung suchte ABB nach einem strategischen<br />

Partner. Nach ausgiebigen Recherchen fiel die<br />

Wahl auf Safelog. „Das kompetente Auftreten vor<br />

Ort, die hohe Lieferbereitschaft und ein technisch<br />

ausgereiftes Produkt haben dazu geführt, dass wir<br />

uns für das Unternehmen aus Markt Schwaben entschieden<br />

haben“, so Maximilian Gersch, Projektleiter<br />

bei ABB. Ein weiterer Pluspunkt war die Software<br />

„IntelliAgent“ von Safelog. Diese ermöglicht eine direkte<br />

Inbetriebnahme und Einbindung der AGV in bestehende<br />

Produktionsabläufe durch sogenannte<br />

Schwarmintelligenz. Der Vorteil dabei war, dass kein<br />

kostenintensiver, übergeordneter Leitstand installiert<br />

werden musste.<br />

In gemeinsamen Vor-Ort-Terminen in Ratingen<br />

und in Online-Workshops erarbeiteten die Projektteams<br />

von Safelog und ABB ein detailliertes Vorgehen<br />

für die Umsetzung. „Für die Automatisierung der<br />

Transportaufgaben in der Endmontage haben wir<br />

ABB den Einsatz von zwei AGV des Typs L1 empfohlen“,<br />

erläutert Maximilian Scherbauer, Projektleiter<br />

bei Safelog. Nach der Lieferung erfolgten eine mehrwöchige<br />

Inbetriebnahme und eine Testphase für das<br />

System. Danach waren die Transportroboter vollständig<br />

in die Produktionsabläufe integriert.<br />

Beim neu implementierten Automationsprozess<br />

ordnet ein Werker im ersten Schritt der Schaltanlage<br />

einen Barcode und eine Seriennummer zu. Über diese<br />

Kennzeichnung kann die Anlage jederzeit eindeutig<br />

identifiziert werden. Nachdem das Produkt nach der<br />

Vormontage auf einem Transporthilfsmittel platziert<br />

wurde, nehmen die mobilen Transportroboter die Anlage<br />

auf und bringen sie zu den Arbeitsstationen<br />

oder den Pufferstellplätzen. Die Mitarbeiter an diesen<br />

Stationen fordern die Anlage über den Barcode<br />

und die Seriennummer zur Bearbeitung an oder wählen<br />

den Zielort des Weitertransports aus.<br />

„Neben dem Gewicht der Schaltanlagen war die<br />

Komplexität des Streckennetzes eine der großen Herausforderungen<br />

in der Projektumsetzung bei ABB“,<br />

berichtet Scherbauer. „Das Streckennetz der mobilen<br />

Transportroboter in der Endmontage umfasst mehr<br />

als dreißig Ziele, die durch rund 850 verschiedene<br />

Routen miteinander verbunden sind.“ Zu den Zielen<br />

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Bild: ABB<br />

Da eine Schaltanlage<br />

bis zu 1.500 kg wiegt,<br />

ist der Transport technisch<br />

anspruchsvoll.<br />

gehören Dichteprüfkabine, Antriebsmontage, Widerstandsmessung<br />

und Reparaturstation. Wird eine Anlage<br />

nicht direkt weiterbearbeitet, kann sie auf Pufferplätzen<br />

bis zur nächsten Anforderung zwischengelagert<br />

werden. Sind alle Arbeitsschritte absolviert,<br />

schleust der Werker die Anlage aus und informiert<br />

die nachgeordneten Abteilungen Endabnahme, Verpackung<br />

und Versand über den neuen Status.<br />

Die Annahme der Fahraufträge durch das fahrerlose<br />

Transportsystem erfolgt nach festgelegten Prioritäten.<br />

Arbeitsstationen, die die Ausbringung der Fer-<br />

tigung beeinflussen, werden zuerst bedient. Nach<br />

Abschluss der Arbeiten an der Anlage wählt der Mitarbeiter<br />

einen neuen Zielort. Der direkte Transport<br />

zwischen Arbeitsstationen ist nicht möglich. Die Anlage<br />

kann lediglich zurück in den Puffer oder zur Abgabeposition<br />

gesendet werden. Das System arbeitet<br />

dabei nach dem Pull-Prinzip.<br />

Alle Bewegungen der einzelnen Schaltanlagen<br />

werden in der Datenbank festgehalten. So kann immer<br />

nachvollzogen werden, wo sich eine Anlage gerade<br />

befindet. Zudem kann der Nutzer sehen, welche<br />

Stationen gerade blockiert sind. Alle Prozesse werden<br />

von dem Programmpaket IntelliAgent geleitet. Mit<br />

Hilfe der Software und durch den gerichteten Materialfluss<br />

hat der Bediener stets eine Übersicht über<br />

die gesamte Fertigung.<br />

Neben der technischen Umsetzung überzeugte<br />

Safelog durch sein Expertenwissen bei strategischen<br />

und operativen Fragestellungen. Das Projektteam aus<br />

Markt Schwaben ist für ABB zu jeder Zeit erreichbar<br />

und reagiert schnell und lösungsorientiert auf neue<br />

Herausforderungen. Diese Kooperation weiß Gersch<br />

zu schätzen: „Für uns ist es ein großer Vorteil, dass<br />

Bild: ABB<br />

Die mobilen Transportroboter können<br />

sich dank einer omnidirektionalen<br />

Fahrweise in jede Richtung bewegen.<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


wir mit unseren Ansprechpartnern bei Safelog nicht<br />

nur fachlich, sondern auch auf persönlicher Ebene<br />

gut zusammenarbeiten können.“<br />

Durch die Automatisierung der Intralogistik mit<br />

den mobilen Transportrobotern haben sich die Arbeitssicherheit<br />

und die Ergonomie für die Mitarbeiter<br />

deutlich erhöht. Außerdem hat ABB seinen gerichteten<br />

Materialfluss weiter optimiert und kann diesen<br />

jetzt transparent auswerten. Anstatt wertvolle Arbeitszeit<br />

mit Transportaufgaben zu vergeuden, können<br />

sich die Monteure nun auf wertschöpfende Tätigkeiten<br />

konzentrieren. Der Automatisierungsgrad<br />

des Werks und die digitale Reife sind nach eigenen<br />

Angaben deutlich gestiegen.<br />

Durch die Zusammenarbeit mit Safelog ist ABB in<br />

seinem Vorhaben bestärkt, das Potenzial der AGVs<br />

auch für die Intralogistik in anderen Bereichen zu<br />

nutzen. Aktuell sind weitere Ausbaustufen bis 2025<br />

in der Planung oder werden bereits umgesetzt. Das<br />

System soll hinsichtlich Anlagentransport und Materialversorgung<br />

kontinuierlich weiterentwickelt und<br />

ausgebaut werden. Scherbauer sieht diesen Aufgaben<br />

voller Elan entgegen: „Das Projekt mit ABB enthält<br />

bis 2025 noch spannende Neuerungen und wir<br />

freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.“ (us)<br />

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Über Safelog<br />

Die Safelog GmbH mit Sitz in Markt Schwaben<br />

bei München begann 1996 mit der Wartung von<br />

Prüfständen für der Automobilindustrie. Danach<br />

legten die Bayern den Schwerpunkt auf<br />

die Entwicklung und intelligente Verknüpfung<br />

von Logistiksysteme. Die Lösungen sind bei<br />

namhaften Unternehmen in den Branchen Automotive,<br />

Maschinenbau und Retail in Produktion<br />

und Distribution im Einsatz. Die Systeme<br />

aus Markt Schwaben sind in branchenübergreifenden<br />

Bereichen der Auftragskommissionierung<br />

und des Fulfillment gefragt. Alle Anlagen<br />

werden kundenindividuell auf Basis modularer<br />

Hard- und Softwarekomponenten geplant und<br />

umgesetzt. Neben dem Hauptsitz und Produktionsstandort<br />

Markt Schwaben unterhält Safelog<br />

Niederlassungen in Stuttgart, Bremen, Düsseldorf,<br />

Budapest und in den USA. Das Unternehmen<br />

beschäftigt 190 Mitarbeiter und verzeichnete<br />

2021 einen Umsatz von 33 Mio. Euro.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 43


Für neue Mitarbeiter bietet<br />

die Simulation des Lagers eine<br />

gute Trainingsplattform und<br />

ist zudem ein Hilfsmittel für die<br />

Planung von Arbeitsplätzen.<br />

Bild: Unitechnik<br />

Digitaler Zwilling hilft bei der Realisierung von komplexen Logistikanlagen<br />

Doppeltes Lottchen fürs Lager<br />

Virtuelle Nachbildungen eines Logistiksystems helfen dabei, den laufenden Betrieb während<br />

eines Auf- oder Umbaus der Anlage so wenig wie möglich zu stören. Doch lassen sich komplexe<br />

Systeme derzeit digital in einem Modell so nachbilden, dass dieses zur Visualisierung, Planung,<br />

Simulation und Mitarbeiterschulung herangezogen werden kann?<br />

Die Erstellung eines umfassenden digitalen Zwillings<br />

für eine individuelle Industrieanlage erscheint<br />

derzeit wirtschaftlich nicht vertretbar. Dennoch<br />

wird diese Technik in der Logistikpraxis im Rahmen<br />

der Möglichkeiten erfolgreich eingesetzt. So<br />

setzt der Systemintegrator Unitechnik auf mehrere,<br />

spezielle Zwillinge statt auf einen Alleskönner und<br />

nutzt verschiedene Modellvarianten während der<br />

Planung und Realisierung einer Logistikanlage.<br />

Zunächst wird mit einem CAD-Programm das Logistiksystem<br />

konstruiert, das aus Lager, Fördertechnik,<br />

Arbeitsplätzen und Maschinen besteht. Wenn die<br />

Planung einen gewissen Reifegrad hat, lohnt es sich,<br />

die CAD-Zeichnung in ein VR-Modell zu überführen.<br />

Dadurch erhält der Kunde einen realitätsnahen und<br />

räumlichen Eindruck von der Logistikanlage. Er steht<br />

virtuell in seiner neuen Halle und kann diese begehen,<br />

statt von außen auf ein theoretisches Lagerlayout<br />

zu schauen.<br />

Im zweiten Schritt lassen sich Förderer in Bewegung<br />

setzen und Arbeitsplätze interaktiv gestalten.<br />

In der virtuellen Lagerumgebung können beispielsweise<br />

die künftigen Kommissionierplätze realitätsnah<br />

und interaktiv dargestellt werden. „Das Virtual-<br />

Reality-Modell ermöglicht uns, mit einer VR-Brille<br />

den geplanten Lageraufbau für den Kunden erlebbar<br />

zu machen“, erläutert Michael Huhn, Vertriebsleiter<br />

und Prokurist der Unitechnik Systems GmbH. Mitarbeiter<br />

können ihren zukünftigen Arbeitsplatz ausprobieren<br />

und wertvolle Hinweise für die Optimierung<br />

geben. Durch den Einsatz des digitalen Zwillings lassen<br />

sich Gefahrenpotentiale für die Mitarbeiter frühzeitig<br />

ausschließen und die Ergonomie ihrer Arbeitsplätze<br />

verbessern.<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


TECHNIK «<br />

Im nächsten Planungsschritt lässt sich die Leistungsfähigkeit<br />

eines Entwurfs überprüfen. Das ermöglicht<br />

die Simulation des Systems. Dabei ist das<br />

Aussehen der geplanten Anlage zweitrangig. Die<br />

Darstellung ist meist sehr rudimentär und schematisch.<br />

Die entscheidende Frage ist vielmehr: Wie lange<br />

braucht ein Ladungsträger von A nach B? Die Szenarien<br />

werden mit der Simulation für alle möglichen<br />

Start- und Endpunkte entlang der Materialflusskette<br />

getestet. Schließlich wird das Modell mit einem angenommenen<br />

Auftragsmix versorgt. So kann die<br />

Leistungsfähigkeit eines Layouts gemessen werden<br />

und erkannte Engpässe lassen sich bereits in der Planungsphase<br />

korrigieren.<br />

Sobald das grundlegende Layout der Anlage steht<br />

und die Gewerke ausgewählt sind, wird mit der Emulation<br />

begonnen, um den Programmierern bereits vor<br />

der physischen Montage ein Testszenario zur Verfügung<br />

zu stellen. So kann die Software in einem frühen<br />

Projektstadium geschrieben und die Steuerung<br />

ohne Maschine und Fördertechnik geprüft werden.<br />

Zudem sind Änderungen an der Software möglich,<br />

ohne das reale System zu belasten.<br />

Das genaue Aussehen der Anlage ist dabei ebenfalls<br />

nebensächlich. Um die Steuerungssoftware zu<br />

testen, muss jeder Sensor und jeder Motor im Modell<br />

abgebildet sein. Die Steuerungssoftware erweckt den<br />

Emulator quasi zum Leben. Ist das Modell steuerungstechnisch<br />

fertig, können auch Materialflussrechner<br />

und Lagerverwaltungssystem mit dem Modell<br />

getestet werden. Am Ende bilden der Emulator,<br />

die Steuerungssoftware und die IT-Systeme einen<br />

perfekten funktionalen digitalen Zwilling. Er verhält<br />

sich genauso wie die reale Anlage.<br />

Indem der digitale Zwilling verschiedene Szenarien<br />

in umfangreichen Vorabtests visualisiert, werden Risiken<br />

wie Produktionsausfälle oder Anlagenstillstände<br />

minimiert. Testweise erhält das System beispielsweise<br />

vom Lagerverwaltungssystem einen Fahrauftrag.<br />

Im virtuellen Logistikzentrum fährt daraufhin<br />

das Regalbediengerät los und holt die Ware. Die Fördertechnik<br />

bewegt anschließend die Palette in Richtung<br />

Kommissionierplatz. Neben dem Materialfluss<br />

simuliert der Emulator sogar das Verhalten der Menschen,<br />

die an der Anlage arbeiten. Über die Visualisierung<br />

am Bildschirm kann der Beobachter diese<br />

Bewegungen live nachvollziehen. „Das ist so, als ob<br />

man durch ein Fenster in die reale Anlage blickt“,<br />

verdeutlicht Michael Huhn das Erscheinungsbild. Optimierungen<br />

an der Programmierung lassen sich so<br />

vor der realen Inbetriebnahme umsetzen.<br />

In Zeiten zunehmender Automatisierung und<br />

wachsender Komplexität der Logistikanlagen sind<br />

Vorabtests ein wichtiger Faktor, der für Planungssicherheit<br />

und die Verkürzung der Realisierungsphase<br />

in sämtlichen Prozessen sorgt. „Besondere Relevanz<br />

hat das Thema für den Umbau und die Modernisie-<br />

Das Virtual-Reality-<br />

Modell macht den<br />

geplanten Lageraufbau<br />

für den Kunden<br />

mit Hilfe einer VR-<br />

Brille erlebbar.<br />

Bild: Unitechnik<br />

Um den Programmierern<br />

bereits vor der<br />

Montage ein Testszenario<br />

zur Verfügung<br />

zu stellen, verwendet<br />

Unitechnik eine Emulation<br />

des physischen<br />

Systems.<br />

Bild: Unitechnik<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 45


» TECHNIK<br />

Bild: Unitechnik<br />

Erst nach dem Training<br />

mit der VR-Brille geht<br />

es für die Kommissionierer<br />

ins reale Lager.<br />

rung von bestehenden Anlagen“, resümiert Michael<br />

Huhn. Mit Hilfe einer Emulation lassen sich selbst<br />

komplexe Anlagen an einem verlängerten Wochenende<br />

umstellen.<br />

Für neue Kommissionierer bietet die virtuelle Animation<br />

der Arbeitsplätze aus der Vertriebs- und Planungsphase<br />

eine gelungene Trainingsplattform. Erst<br />

nach dem Training mit der VR-Brille geht es ins reale<br />

Lager. In diese Umgebung lassen sich die realen Bedienmasken<br />

des Lagerverwaltungssystems integrieren.<br />

Da nur ein kleiner Teil der Anlage nachgebildet<br />

wird, ist die Komplexität beherrschbar.<br />

Nach der physischen Fertigstellung und der reellen<br />

Inbetriebnahme hat der digitale Zwilling jedoch noch<br />

nicht ausgedient. Im Leitstand liefert das Modell beispielsweise<br />

Vergleichswerte zum Echtbetrieb der Anlage.<br />

Auch die Anlagenvisualisierung lässt sich als digitaler<br />

Spezialzwilling einordnen. Schematisch wird<br />

die gesamte Anlage in Echtzeit dargestellt. Ziel ist es,<br />

den Platz auf dem Bildschirm auszunutzen und eine<br />

gute Orientierung innerhalb der Anlage zu bieten. Bei<br />

einer stufenlos zoombaren Anlagenvisualisierung,<br />

wie Unitechnik sie entwickelt hat, werden zudem immer<br />

mehr Details eingeblendet, je weiter der Nutzer<br />

Der Anbieter<br />

Die Unitechnik Systems GmbH mit Sitz in Wiehl zählt seit<br />

vier Jahrzehnten zu den führenden Anbietern von Industrie-Automatisierung<br />

und Informatik. Das Familienunternehmen<br />

plant und realisiert in zweiter Generation maßgeschneiderte<br />

Systeme für Intralogistik, Cargo-Anlagen und<br />

Produktion. Dabei tritt Unitechnik weltweit als Systemintegrator<br />

und Gesamtlieferant auf.<br />

in das Modell eintaucht. Auf Basis dieses Echtzeitmodells<br />

lassen sich Störungen schnell eingrenzen<br />

und auch rückwirkend noch nachvollziehen.<br />

Auch eine Änderung der Betriebsparameter lässt<br />

sich über die Emulation ausprobieren. Dies kann dabei<br />

helfen, die Anlage effizienter zu betreiben. Bei<br />

Bedarf lassen sich Abläufe in Echtzeit testen oder<br />

beschleunigen, ohne dass in den laufenden Echtbetrieb<br />

eingegriffen werden muss. Bei Anlagenerweiterungen<br />

können die Auswirkungen auf den Materialfluss<br />

und die Kennzahlen geprüft werden. Falls mehrere<br />

Alternativen zur Auswahl stehen, liefert der digitale<br />

Zwilling eine belastbare Entscheidungshilfe.<br />

Auch im Servicebereich eröffnen die Techniken<br />

künftig viele Möglichkeiten. Über Augmented Reality<br />

können dem Instandhaltungsmitarbeiter Zusatzhinweise<br />

zu bestimmten Komponenten eingeblendet<br />

werden. Zusätzliche Sensoren erfassen zum Beispiel<br />

Temperatur und Schwingung. Die Auswertung dieser<br />

Daten kann Anomalien aufdecken. So wird der Verschleiß<br />

eines Bauteils erkannt, bevor es ausfällt. Hier<br />

lautet das Stichwort Predictive Maintenance.<br />

Für die Planung, Realisierung und den Betrieb von<br />

Logistikzentren bringen die Spezialzwillinge bereits<br />

einen hohen Mehrwert. Dennoch sind diese Modelle<br />

heute häufig Unikate, die speziell für die einzelne<br />

Anlage erstellt werden. Andere Projektbeteiligte haben<br />

keine Möglichkeit sich anzukoppeln. Damit sich<br />

dies in der Logistik ändert, sind unternehmensübergreifende<br />

Standards erforderlich.<br />

Diese Standards gibt es bereits in Form von AutomationML<br />

als Datenformat für Anlagenplanungsdaten<br />

und OPC UA als Standard für den Datenaustausch.<br />

Allerdings werden sie noch nicht flächendeckend<br />

eingesetzt. Solange nicht alle Maschinen der<br />

beteiligten Gewerke mit OPC UA kommunizieren und<br />

die Produkteigenschaften der Anlagenteile über AutomationML<br />

definiert sind, bleibt der allgemeingültige<br />

digitale Zwilling fürs erste eine Vision. (us)<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


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» TECHNIK<br />

Sensorik und Software zur Zustandsüberwachung von Hydraulikzylindern<br />

So geht‘s dem Hydraulikzylinder<br />

Der schwäbische Hydraulik-Spezialist Hänchen ist mit einer Zustandsüberwachung<br />

seiner Hydraulikzylinder in die Prototypenphase gegangen. Seit Jahrzehnten<br />

werden Hydraulikzylinder bei Bedarf mit Sensoren wie Wegmesssystemen bestückt.<br />

Künftig sollen Sensoren so vielfältige Daten liefern, dass sowohl Condition<br />

Monitoring als auch Wartungsvorhersagen zur Hydraulik möglich werden.<br />

» Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, Augsburg<br />

Bild: Herbert Hänchen GmbH<br />

F<br />

ürs Condition Monitoring sowie Wartungsvorhersagen<br />

in der Antriebstechnik<br />

– und speziell in der Hydraulik –<br />

will Hänchen künftig eine eigens entwickelte<br />

Software namens Performance<br />

Control einsetzen. Aktuell ist sie in der<br />

Prototypenphase. Bei Hydraulikzylindern<br />

ausgewählter Kunden soll das System<br />

eingesetzt werden, um die Algorithmen<br />

und Datenaufbereitung fortlaufend zu<br />

verfeinern.<br />

Bei der Entwicklung der entsprechenden<br />

Software will Hänchen seine über<br />

zwanzigjährige Erfahrung bei der Steuerung<br />

und Einbindung von Hydraulikzylindern<br />

in Antriebssysteme nutzen. Durch<br />

den Sondermaschinenbau, der bei Hänchen<br />

Ratio-Drive heißt, umfasst sie Engineering<br />

und Realisierung von kompletten<br />

geregelten Antriebssystemen bis hin zu<br />

vollständigen Sondermaschinen – „weit<br />

über den Zylinder hinaus“.<br />

Ein Hydraulikzylinder<br />

mit Leckagesensor soll<br />

künftig selbstlernend<br />

die Veränderung der<br />

Kolbenstangenleckage<br />

über die Betriebslaufzeit<br />

detektieren.<br />

Bei Hänchen-Zylindern geht es um den<br />

Einsatz mit hohen Standzeiten im industriellen<br />

Bereich. Der entscheidende<br />

Unterschied zu Zylindern, die beispielsweise<br />

bei mobilen Maschinen wie Baggern<br />

eingesetzt werden, sei der, „dass die<br />

Zylinder in wenig Zeit viel Bewegung realisieren<br />

können“, sagt Klaus Wagner,<br />

Bereichsleiter Forschung und Innovation<br />

bei Hänchen. „Wenn es darauf ankommt,<br />

fährt ein solcher Zylinder innerhalb einer<br />

halben Stunde eine Million Mal heraus<br />

und herein“, verdeutlicht Wagner.<br />

Hydraulikzylinder<br />

in der Fertigung eingesetzt<br />

Ein Beispiel für den industriellen Einsatz<br />

eines Hydraulikzylinders sei eine Schleifmaschine,<br />

die Beton-Schienenschwellen<br />

für ICE-Trassen bearbeitet. Mittels Hydraulik-Zylinder<br />

werden die Schwellen<br />

hier an die Maschine herangepresst und<br />

per Klemmeinheit festgehalten. Bei Anwendungen<br />

in der Industrie gehe es für<br />

Anwender immer auch um die Frage, ob<br />

und wann ein solcher Zylinder defekt sein<br />

könnte. Konkret spiele dabei unter anderem<br />

die Frage der Dichtheit beziehungsweise<br />

jene Frage nach Leckagen eine wesentliche<br />

Rolle. Um den aktuellen Hydraulikanforderungen<br />

zu entsprechen, arbeitet<br />

Hänchen nun an der Möglichkeit,<br />

künftig Defekte wie Leckagen<br />

voraussagen zu können – und vor allem<br />

auch daran, nützliche Empfehlungen im<br />

Falle von Schäden parat zu haben.<br />

Ein aktuell entwickelter Leckagesensor<br />

erschließt als Hardware neue Möglichkei-<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


oard zur Onlineüberwachung erfolgt<br />

durch das Modul „Dash“. Dieses soll sich<br />

künftig einfach mit einem Internet-<br />

Browser live abfragen lassen.<br />

Bild: Herbert Hänchen GmbH<br />

Der Leckagesensor Servocop erschließt als Hardware neue Möglichkeiten in der Zustandsüberwachung.<br />

ten in der Überwachung, indem er selbstlernend<br />

die Veränderung der Kolbenstangenleckage<br />

über die Betriebslaufzeit<br />

detektiert und somit eine Aussage über<br />

Verschleiß der Dichtungen geben kann.<br />

Über Gateways werden diese Rohdaten<br />

aufbereitet und mit der neu entwickelten<br />

Software Performance Control von Hänchen<br />

weitergenutzt. Auf einem Dashboard<br />

sieht der Anwender neben den aktuellen<br />

Betriebsdaten auch eine Langzeitüberwachung<br />

der Hydraulik-Zylinder und<br />

vor allem Prognosen zur Zuverlässigkeit.<br />

Dies ist zum Beispiel eine Aussage darüber,<br />

wann mit einem Dichtungswechsel<br />

zu rechnen ist. Diese Daten können für<br />

die Sicherheit, zur Prozesssteuerung und<br />

zur Produktüberwachung verwendet werden.<br />

Software in der Prototypenphase<br />

Die Auswertung der Sensordaten erfolgt<br />

mittels Software Hänchen Perfomance<br />

Control: Die Auswertung der anfallenden<br />

sehr großen Rohdatenmenge erfolgt mit<br />

dem Modul „Calc“, das dauerhafte Speichern<br />

ausgewerteter und relevanter<br />

Informationen mit dem Modul „Date“ in<br />

einer Datenbank. Die Aufbereitung und<br />

Darstellung der Daten in einem Dash -<br />

Hydraulikwartung künftig<br />

via Machine Learning<br />

Auf diese „große Sammlung qualitativ<br />

hochwertiger Daten“ möchte Hänchen<br />

aufbauen und „durch eine Weiterführung<br />

mit dem Konzept der Industrie 4.0 neue<br />

Möglichkeiten schaffen“. Auf die Online-<br />

Zustandsüberwachung und die Ermittlung<br />

von Langzeittrends können laut Hänchen<br />

weitere Prognosen folgen: Welcher Dichtungsverschleiß<br />

ist zu erwarten, etwa weil<br />

der Zylinder ständig mit besonders kleinen<br />

Hüben oder extremen Geschwindigkeiten<br />

gefahren wird? Wann ist der nächste Dichtungswechsel<br />

fällig? Machine Learning<br />

soll die Software dabei so voranbringen,<br />

dass beispielsweise immer präzisere<br />

Wartungszyklen definiert werden können<br />

– etwa so wie heute das Auto die nächste<br />

Inspektion anfordere, also abhängig von<br />

Zeitintervall und Belastung. Darauf könne<br />

dann auch eine Ersatzteilanforderung<br />

aufbauen – bis hin zur selbständigen Ersatzteilvorbestellung<br />

beim Lieferanten,<br />

so die Hydraulik-Experten bei Hänchen.<br />

Und auch für die Fernanalyse entstünden<br />

neue Möglichkeiten, ohne dass ein Spezialist<br />

aufwändig vor Ort sein müsse.<br />

Die Ein Steckermodul anstatt<br />

Schnittschnelle<br />

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Direkt perfekt gesteckt ...<br />

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Steckverbinders für den Anschluss von Elektroleitungen,<br />

Lichtwellenleitern und Pneumatikschläuchen.<br />

Mit seinem platzsparenden, flachen Gehäuse<br />

kommt er überall dort zum Einsatz, wo<br />

mehrere oder eine Vielzahl an Leitungen<br />

auf möglichst engem Raum<br />

gesteckt werden sollen.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 49


TECHNIK » Interview<br />

Interview mit Dieter Meuser, CEO Digital Industrial Solutions bei GEC<br />

„Wie gelingt Fortschritt, ohne dass schon<br />

getätigte Investitionen verloren sind?“<br />

Manufacturing Execution Systems (MES) sind die Tore zur Smart Factory. German Edge Cloud (GEC)<br />

vermisst jedoch die Flexibilität, vor allem in Verbindung mit cloudbasierten Lösungen.<br />

Das Unternehmen möchte eine digitale Produktionsplattform liefern, die für das IIoT-Zeitalter<br />

gerüstet ist und Komplexität verringert.<br />

» Hagen Wagner, Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Digitalisierung verspricht das Nutzen einer<br />

bislang weitgehend ungenutzten<br />

Datenmenge im Unternehmen mit dem<br />

Ziel, die Produktion zu optimieren –<br />

nicht zuletzt auch die Ressourceneffizienz<br />

zu erhöhen. Sind dafür nicht eigentlich<br />

Manufacturing Execution Systems<br />

(MES) schon ausreichend?<br />

Klassische MES, welche aus den Systemen<br />

des Zeitalters von Computer Integrated<br />

Manufacturing (CIM) beziehungsweise<br />

Industrie 3.0 hervorgegangen sind – also<br />

Betriebs- und Maschinendatenerfassung<br />

(BDE/MDE), Personalzeiterfassung (PZE)<br />

und computerunterstützte Qualitätssicherung<br />

(CAQ) – gehören zu den Schlüsselsystemen,<br />

die den Megatrend Industrie<br />

4.0 seit Veröffentlichung<br />

der initialen Acatech-Studie<br />

im Jahr 2012 bei den<br />

fertigenden Unternehmen<br />

vorangetrieben haben. Ohne<br />

solche Systeme und ihre<br />

zentrale Rolle in der ‚Automatisierungspyramide‘<br />

wäre<br />

die Digitalisierung – und<br />

damit die wertschöpfende<br />

Nutzung der grundlegenden<br />

Stamm- und Bewegungsdaten in den<br />

Fabriken – nicht dort, wo sie heute steht.<br />

Als Firmengründer und ehemaliger CTO<br />

eines MES-Anbieters der ersten Stunde<br />

erinnere ich mich noch aus eigener Erfahrung<br />

an die Industrie-4.0-Wegbereiter-<br />

Funktion der MES-Lösungen. MES leisten<br />

bis heute gute Dienste, um die Anforderungen<br />

an eine durchgängige Betriebs-<br />

Dieter Meuser, CEO Digital Industrial Solutions,<br />

German Edge Cloud GmbH & Co. KG (GEC).<br />

» Digitale Produktionssysteme müssen<br />

wandlungsfähig sein und es den<br />

Unternehmen erlauben, sich den vielen<br />

komplexen Herausforderungen zu stellen –<br />

von der Energiekrise über den Lieferkettenstress<br />

bis hin zum Fachkräftemangel. «<br />

Bild: GEC<br />

und Maschinendatenerfassung und deren<br />

Analyse zu erfüllen. Sie bieten Qualitätsmanagement<br />

und tagesgenaue Fertigungsplanung<br />

nach den bekannten Datenmodellen<br />

des CIM-Zeitalters. Mit der<br />

stringenten Einführung von MES lässt<br />

sich die Gesamtanlageneffektivität oder<br />

OEE (Overall Equipment Effectiveness)<br />

schon erheblich steigern. Daher sind sie<br />

neben den Mastersystemen für das Enterprise<br />

Resource Management (ERP) und<br />

Product Lifecycle Management (PLM) sowie<br />

der Leittechnik (Scada – Supervisory<br />

Control and Data Acquisition/Prozessleitsystemen<br />

– PLS) auch fester Bestandteil<br />

der Automatisierungspyramide geworden.<br />

Ihre Funktion wird selbstverständlich<br />

weiter benötigt.<br />

Aber ist sie auch ausreichend?<br />

Durch die steil wachsenden Möglichkeiten<br />

des Industrial Internet of Things (IIoT)<br />

wachsen eben die übergreifenden System-Aufgaben<br />

ebenso schnell. Es können<br />

neben den Stamm- und Bewegungsdaten<br />

einer Fabrik immer mehr Prozessdaten der<br />

Produk tionsanlagen erfasst und auf leistungsfähigen<br />

cloudnativen<br />

IIoT-Plattformen wie unserem<br />

Oncite Digital Production<br />

System (Oncite<br />

DPS) verarbeitet werden.<br />

Somit sind Anwendungsszenarien<br />

möglich, welche<br />

in der Near-Realtime-Fertigungsteuerung<br />

der Fabrik<br />

münden, also der Steuerung<br />

nahezu in Echtzeit.<br />

Die Einführung von modernen digitalen<br />

Produktionssystemen beziehungsweise<br />

Plattformen ist deswegen aus unserer<br />

Sicht der nächste wichtige Schritt, um<br />

das Versprechen einer Produktivitätssteigerung<br />

von 30 % – in Aussicht gestellt<br />

von der Acatech 2012 und oft zitiert –<br />

nun wirklich zu erreichen. Dies kann aber<br />

nur in Koexistenz mit den bestehenden<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Bild: PaulShlykov/stock.adobe.com<br />

Im Zeitalter des Industrial<br />

Internet of Things<br />

(IIoT) sollen Maschinenund<br />

Anlagenbauer mit<br />

Hilfe eines digitalen<br />

Produktionssystem die<br />

Fertigung agiler managen<br />

können als mit<br />

MES-Systemen allein.<br />

IT-Landschaften einer Fabrik gelingen, in<br />

denen MES-Funktionalitäten weiterhin<br />

eine wichtige Rolle spielen. Hier stimme<br />

ich auch der Einschätzung von Angelo<br />

Bindi zu, dem ersten Vorstand des MES<br />

D.A.CH Verband e.V.: Welches Namensschild<br />

dabei am System steht, ist für die<br />

Anwender zweitrangig, sofern es diese<br />

Anforderungen technisch und wirtschaftlich<br />

erfüllt. Bestehende ERP-, MES-, Scada-<br />

und PLS-Lösungen mit monolithischer<br />

Software-Architektur sind aber –<br />

auch aus Kostengründen – nicht für Near-Realtime-IIoT-Anwendungsszenarien<br />

ausgelegt. Allerdings sind gerade diese<br />

Systeme noch sehr häufig im Einsatz. Sie<br />

einfach komplett abzulösen – ganz gleich<br />

durch welches neue System – steht nur<br />

äußerst selten zur Debatte. Die Kernfragen<br />

der Unternehmen lauten deswegen<br />

eher: Wie gelingt Fortschritt, ohne dass<br />

schon getätigte Investitionen in die IT-Architektur<br />

verloren sind? Und welche Digitalisierungsschritte<br />

sind realistisch, wirtschaftlich<br />

und zukunftsfähig?<br />

An welcher Stelle muss also der Hebel<br />

angesetzt werden – wie lassen sich<br />

MES-Lösungen fit für die Zukunft im<br />

Sinne eines MOM (Manufacturing Operations<br />

Management), eines digitalen<br />

Produktionssystems machen?<br />

Die Richtung ist klar: Die Unternehmen<br />

brauchen Flexibilität und reduzierte Komplexität,<br />

um schnell die genau für sie passenden<br />

MES-/MOM-/IIoT-Use-Cases in<br />

die Realität umsetzen zu können. Dafür<br />

benötigen sie modulare Produktionsplattformen<br />

– also Systeme, die mit dem Einsatz<br />

von cloudnativen Microservices eine<br />

hohe Interoperabilität ermöglichen. Die<br />

hierfür erforderlichen IT-Technologien,<br />

wie beispielsweise Kubernetes (ein Open-<br />

Source-System zur Automatisierung der<br />

Bereitstellung, Skalierung und Verwaltung<br />

von containerisierten Anwendungen),<br />

sollten aus dem Open-Source-Platform-as-a-Service-Fundus<br />

des Silicon<br />

Valley konsumiert werden. Dieser plattformunabhängige<br />

Ansatz bietet die weitaus<br />

beste Perspektive – monolithische<br />

proprietäre Software hat heute ausgedient.<br />

German Edge Cloud hat bei der<br />

Entwicklung des Oncite Digital Production<br />

Systems von Anfang an auf die genannten<br />

Technologien gesetzt. Die<br />

Business logik eines MES haben wir in einem<br />

Smart-MOM-Service umgesetzt und<br />

mit einem Virtual-Factory-Service. Jetzt<br />

wird das System auch noch mit der Low-<br />

Code-Plattform Scheer PAS kombiniert.<br />

Dazu haben wir gerade eine strategische<br />

Partnerschaft mit Scheer PAS beschlossen.<br />

Wir sind überzeugt: Immer mehr<br />

Funktionen der ehemaligen ‚Automatisierungspyramide‘<br />

werden zukünftig von digitalen<br />

Produktionsplattformen wie dem<br />

Oncite DPS übernommen. Daher liegt es<br />

für uns auf der Hand, dass sich auch die<br />

mannigfaltigen MES-Anbieter mit Hochdruck<br />

in diese Richtung entwickeln. Die<br />

Frage ist nur, wie schnell und wie umfassend<br />

sie dies auch von ihrer Ertragskraft<br />

her tun.<br />

Mit Beginn der Corona-Pandemie<br />

sprach die Gartner Group von der Notwendigkeit<br />

eines ‚Composable Business‘,<br />

also einem Unternehmen, das ‚aus austauschbaren<br />

Bausteinen besteht‘; Scheer<br />

PAS spricht ja von ‚Composable Applications‘.<br />

Und auch die Docker-Technologie<br />

will Informationen aus verschiedensten<br />

Quellen zusammenführen.<br />

Letztlich arbeitet GEC also mit dem Oncite<br />

DPS an genau so einer Lösung?<br />

Composable Applications auf Basis von<br />

Containern sind die Zukunft für die gesamte<br />

Industrie. Und Prof. August-Wilhelm<br />

Scheer ist einer der Vordenker. Der<br />

grundsätzliche Bedarf an Wandlungsfähigkeit<br />

wurde bereits angesprochen. Das<br />

gilt auch für den flexiblen Betrieb der<br />

Systeme in Edge- und Multi-Cloud-Um-<br />

Die in verschiedenen Hardwareausbauten verfügbare<br />

Oncite Factory Edge bietet Rechenleistung<br />

an der Edge – direkt am Shopfloor mit schneller<br />

Reaktionsfähigkeit und kurzer Latenz.<br />

Bild: Konradin Mediengruppe<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 51


TECHNIK » Interview<br />

Ausbaustufe für ein umfassendes digitales<br />

Produktionsmanagement mit dem Oncite<br />

Digital Production System (Oncite DPS).<br />

Bild: Konradin Mediengruppe<br />

gebungen. Hinzu kommt, dass die Veränderungsgeschwindigkeit<br />

steigt und sich<br />

die Unternehmen selten so vielen komplexen<br />

Herausforderungen gleichzeitig<br />

stellen mussten – von Energiekrise über<br />

Lieferkettenstress bis Fachkräftemangel.<br />

Composable Applications, am besten gepaart<br />

mit Low-Code, reduzieren wenigstens<br />

seitens der IT die Komplexität. Das<br />

war für uns der Grund, die strategische<br />

Partnerschaft mit Prof. Dr. August-Wilhelm<br />

Scheer zu schließen, um diese Vorzüge<br />

noch stärker auf den Shopfloor zu<br />

bringen. Scheer PAS wird als Low-Code &<br />

Integration Platform Teil des Oncite DPS.<br />

Zudem haben wir ja von Anfang an auf<br />

Kubernetes als plattformunabhängiges<br />

Cloud-Betriebssystem gesetzt und unsere<br />

cloudnativen industriellen Anwendungen<br />

zum vollwertigen Gesamtsystem Oncite<br />

DPS erweitert. Das System verbindet ehemals<br />

getrennte Kernkomponenten einer<br />

digitalen Produktion in einem integrierten<br />

System:<br />

• Intelligentes Fertigungsmanagement<br />

mit MES- und MOM-Funktionen,<br />

• Industrial IoT als Datenbasis,<br />

• Low-Code-Development für einfache<br />

Anwendungsentwicklung,<br />

• Edge Computing für die lokale<br />

Near-Realtime-Datenverarbeitung<br />

Das Ergebnis ist Plattform- und Applikationsfunktionalität<br />

in einer integrierten Lösung<br />

mit moderner, flexibler Architektur.<br />

Das Analystenhaus Pierre Audoin Consultants<br />

hat die Plattform 2022 als ‚Best in<br />

Class‘ in Europa eingestuft. Die Integrations-<br />

und Low-Code-Funktionen von<br />

Scheer PAS sind die ideale Ergänzung.<br />

Wir ordnen Sie denn die Mehrzahl der<br />

etablierten MES-Lösungen im Vergleich<br />

zu Ihrer Lösung ein?<br />

Dass auch die etablierten MES-Hersteller<br />

eine Migration ihrer Systemlandschaften<br />

auf cloudnative, Microservice-orientierte<br />

Systemarchitekturen anstreben, ist für<br />

uns klar. Ebenso liegt auf der Hand, dass<br />

die MES-Anbieter ihre Systeme in diese<br />

Richtung entwickeln, um IIoT-Anwendungen<br />

zu ermöglichen – wie auch schlüssig<br />

von Angelo Bindi für den MES D.A.CH<br />

Verband dargestellt. Die Frage ist immer,<br />

wie stark dabei auch der monolithische<br />

Kern der MES-Applikation erneuert wird<br />

oder ob es sich um reine Add-ons zu den<br />

Altsystemen handelt. Manche sind dabei<br />

schon weiter, andere holen erst noch auf.<br />

Die relevanteste Frage aus unserer Sicht<br />

ist: Wie werden die bereits eingesetzten<br />

monolithischen Systeme bei den Fertigungsunternehmen<br />

im laufenden Betrieb<br />

fitter für IIoT-Anwendungen? Add-ons<br />

oder parallel betriebene Applikationen<br />

helfen kurzfristig, aber die Anwender<br />

brauchen auch eine technologisch und<br />

wirtschaftlich sinnvolle langfristige Entwicklungsperspektive.<br />

Ein Gedankenaustausch<br />

von GEC und MES D.A.CH Verband<br />

dazu wäre sicher spannend.<br />

Welche Migrationspfade sehen Sie für<br />

Anwender „alter“ MES-Lösungen?<br />

Aus unserer Sicht geht es einerseits darum,<br />

im Brownfield sehr schnell die Microservices<br />

zunächst ergänzend zur Ver-<br />

fügung zu stellen, ohne zum Beispiel<br />

Kern-MES-Funktionen aus der bestehenden<br />

Umgebung zu verlieren. Andererseits<br />

sollte die komplette sequenzielle Migration<br />

auf modernere Systeme – also die Auflösung<br />

der Automatisierungspyramide als<br />

Systemstruktur – schon mitgedacht und<br />

die technologische Basis dafür gelegt<br />

werden. Das hat uns bei der Entwicklung<br />

des Oncite DPS geleitet.<br />

Sie hatten die Low-Code-<br />

Applikationsentwicklung bereits angesprochen<br />

– welche Rolle spielt dieses<br />

Thema in diesem Zusammenhang?<br />

Eine sehr große Rolle. Denken Sie an die<br />

Themen Tempo und Fachkräftemangel.<br />

Anlagenspezifische Anwendungen und<br />

Anpassungen werden mit Low-Code ohne<br />

umfassende IT-Kenntnisse möglich, indem<br />

sie auf einer grafischen Oberfläche<br />

modelliert werden, sogar einfach per<br />

Drag-and-Drop. Die Umsetzung in Programm-Code<br />

erfolgt automatisch. Das Ergebnis:<br />

Das vorhandene Domänenwissen<br />

rund um die spezifische Rolle der Anwendung<br />

im Fertigungsprozess mündet ohne<br />

den Umweg über aufwendige Programmierung<br />

direkt in Digitalisierung. So geht<br />

es für die Fertigungs-Unternehmen noch<br />

einfacher voran. Dazu braucht es eine<br />

agile Plattform, die Microservices ermöglicht.<br />

Die Idee des Composable Enterprise<br />

von Scheer PAS passt also ideal zum Oncite<br />

DPS. Dabei geht es übrigens weniger<br />

um komplexe neue Applikationen. Gerade<br />

die zahlreichen spezifischen Logiken und<br />

Funktionen im Prozess können aber sicher<br />

in Low-Code in Kombination mit den leistungsfähigen<br />

Programmierschnittstellen<br />

(APIs – Applica tion Programming Interfaces)<br />

des Smart-MOM- und Virtual-<br />

Factory-Service des Oncite DPS umgesetzt<br />

werden, ohne die Business-Logik im<br />

Kernsystem des Oncite DPS anpassen zu<br />

müssen. Auch Front-Ends wie die<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle (Human<br />

Machine Interface – HMI) oder Dashboards<br />

können via Html5 sehr schnell im<br />

Low-Code-Framework entwickelt und<br />

eingesetzt werden. Hier spielt die Kombination<br />

von Plattform- und Applikationsfunktionen<br />

in einem System ihre Vorteile<br />

aus.<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


PC-based Control erleichtert Optimierung von Mikrospritzgießmaschinen<br />

Erhöhter Anlagendurchsatz<br />

ohne Qualitätseinbußen<br />

Ein kanadischer Lieferant für Heißkanalsysteme erweitert seine Mikrospritzgießmaschine von<br />

acht auf 32 Kavitäten. Die Steuerungsplattform konnte ohne Komponentenaustausch aufwärts<br />

skaliert und der innovative Prozess zur Verarbeitung der Kunststoffschmelze erhalten werden.<br />

» James Figy, Senior Content Specialist, Beckhoff Automation USA<br />

Bild: Beckhoff<br />

Die M3-Mikrospritzgieß -<br />

maschine eignet sich u. a.<br />

für Mikroprodukte zur Her -<br />

stellung von medizinischen<br />

Geräten und Elektronik.<br />

Drei Hauptfaktoren sind entscheidend<br />

für die Qualität von Spritzgießprodukten:<br />

Druck, Temperatur und Zeit. Mold<br />

Hotrunner Solutions (MHS) optimierte<br />

diese Parameter bei der Mikrospritzgießmaschine<br />

M3, die direkt angespritzte Mikroteile<br />

mit einem Gewicht von nur<br />

1,3 mg mit hoher Effizienz und Präzision<br />

herstellen kann.<br />

Bei der Entwicklung ergaben sich hohe<br />

Anforderungen, denn es sollte eine hohe<br />

Teilequalität durch die wiederholgenaue<br />

Steuerung des Spritzgießvorgangs nach<br />

exakten Druck-, Temperatur- und Zeitvorgaben<br />

sicherstellen. „Beckhoff arbeitet<br />

seit 2012 mit MHS zusammen, als das<br />

Unternehmen erweiterte Automatisierungs-,<br />

Netzwerk- und Fernzugriffsfunktionen<br />

benötigte“, sagt Paul Pierre, regionaler<br />

Vertriebsingenieur bei Beckhoff Kanada.<br />

Daher wandte sich das Unternehmen<br />

auch 2016 an Beckhoff, als man<br />

nach neuartigen Steuerungslösungen für<br />

die erste M3-Baureihe suchte. Die Steuerungsplattform<br />

der M3 basiert auf einem<br />

leistungsstarken Schaltschrank-Industrie-PC<br />

C6920. Als HMI-Hardware dient<br />

ein Widescreen-Control-Panel CP3921.<br />

Das 21,5-Zoll-Multitouch-Display ermöglichte<br />

es, die Bedienoberfläche neu zu<br />

konfigurieren, um sie besser an den Mikrospritzgießprozess<br />

anzupassen.<br />

Da für Mikroteile so wenig Kunststoff<br />

nötig ist, ist es schwierig, das Material<br />

auf Verarbeitungstemperatur zu halten,<br />

ohne die Schmelzequalität zu beeinträchtigen.<br />

Beim MHS-Verfahren wird die<br />

Kunststoffschmelze erst kurz vor Erreichen<br />

des Nadelverschlusses auf Verarbeitungstemperatur<br />

erwärmt, wodurch die<br />

Plastifizierungszeit des Kunststoffs verlängert<br />

und erheblich weniger Abfall produziert<br />

wird. Die Umsetzung machten die<br />

EtherCAT-Klemme EL3314 mit 4-Kanal-<br />

Thermoelement-Eingang und der Twin-<br />

CAT Temperature Controller (TF4110)<br />

möglich. MHS verwendete 14 Heizelemente<br />

mit Toleranzanforderungen von ±<br />

0,1 °C, die mit der EL3314 und der Temperaturregelungssoftware<br />

genau erfüllt<br />

werden konnten. Zu den Beckhoff-Servoverstärkern<br />

AX5000 gehören auch die Encoder-Optionskarten<br />

AX5721, die einen<br />

hochauflösenden Linear-Encoder unterstützen.<br />

Über TwinSAFE-I/Os und -Antriebsfunktionen<br />

werden Sicherheitsverriegelungen,<br />

Not-Halt-Schalter und Safe-<br />

Torque-Off (STO)-Optionen gesteuert.<br />

„Ohne die Echtzeitfähigkeiten von Ether-<br />

CAT in den I/Os und Antrieben wäre es<br />

unmöglich, die Präzision von 10 µm bei<br />

dem schnellen Tempo zu erreichen“, erklärt<br />

Ryan Craig, leitender Entwickler bei<br />

MHS.<br />

Als das Unternehmen die Chancen eines<br />

weiteren Kapazitätsausbaus erkannte,<br />

begann es 2020 mit der Skalierung der<br />

M3 von einem einzelnen Modul mit je<br />

acht Mikroteilkavitäten auf vier Module<br />

mit insgesamt 32 Kavitäten. Für die Version<br />

mit mehr Kavitäten und höheren Geschwindigkeiten<br />

konnte die existierende<br />

Steuerungsarchitektur dennoch beibehalten<br />

werden. Sie enthält zudem einen<br />

Hochgeschwindigkeitsroboter, der innerhalb<br />

von 0,4 ms 1.000 mm seitlich in die<br />

Zelle hinein- und in weiteren 0,4 ms herausfährt.<br />

Dies machen AX5000-Antriebe<br />

und zwei AM8042-Servomotoren zusammen<br />

mit einem externen Bremswiderstand<br />

möglich.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 53


» TECHNIK<br />

Dichtheitsprüfungen mit Helium<br />

Schnell und smart verbunden<br />

Dichtheitsprüfungen mit Helium ermöglichen den Nachweis kleinster Leckagen.<br />

SMC unterstützt die vollautomatische Prüfung, bei der unter anderem hohe<br />

Anforderungen an elektrische Antriebe gestellt werden.<br />

» Lejla Salievska, Sales Engineer, SMC Deutschland<br />

Über die hohe Bedeutung zuverlässiger Prüfverfahren<br />

ist sich die ISM Deutschland GmbH im Klaren.<br />

Das 1992 gegründete und seit 1994 im nordrheinwestfälischen<br />

Mettmann beheimatete Unternehmen<br />

ist auf die Produktion hochwertiger und innovativer<br />

Messgeräte und Prüfanlagen in industriellen Anwendungen<br />

spezialisiert – von der Dichtheitsprüfung<br />

über die Gasdetektion bis hin zum Korrosionsmonitoring.<br />

Höchste Zuverlässigkeit und Anlagenverfügbarkeit<br />

ist besonders bei Kunden aus der industriellen<br />

Serienfertigung gefragt. Um die Optimierung ihrer<br />

Geräte und Anlagen kontinuierlich voranzutreiben,<br />

sucht ISM dafür laufend nach neuen leistungsfähigen<br />

Komponenten. Das war auch bei dem Heliumdichtheitsprüfsystem<br />

„Helicheck“ der Fall. Hierbei lag<br />

die besondere Herausforderung darin, einen elektrischen<br />

Antrieb zu finden, der sich über ModBus/TCP<br />

steuern ließ, da das Unternehmen zur Ansteuerung<br />

seiner Peripherie einen PC verwendet, um die Anforderungen<br />

an die Messdatenverarbeitung und Visualisierung<br />

optimal umsetzen zu können. Vor dem Hintergrund<br />

der bereits bestehenden Zusammenarbeit<br />

und den daraus erwachsenen positiven Erfahrungen<br />

entschied sich ISM für SMC.<br />

Bild: ISM Deutschland<br />

Das Prüfsystem Helicheck<br />

mit den zwei<br />

Prüfstationen und der<br />

Touchpanel-Bedien -<br />

einheit.<br />

Bereits sehr kleine Leckagen, etwa bei Schweißnähten,<br />

können dazu führen, dass einzelne Komponenten<br />

oder komplette Geräte nicht korrekt funktionieren.<br />

Sie müssen daher einer Qualitätskontrolle<br />

in Form einer Dichtheitsprüfung unterzogen werden<br />

– und das möglichst automatisch, schnell und vor<br />

allem zuverlässig. Demnach kommt es bei den zur<br />

Prüfung verwendeten Anlagen darauf an, dass auf<br />

Komponenten zurückgegriffen wird, die nicht nur für<br />

sich, sondern auch im Zusammenspiel untereinander<br />

optimale Ergebnisse liefern.<br />

Die integrale Dichtheitsprüfung<br />

Eine aktuelle Anwendung für Helicheck ist die integrale<br />

Dichtheitsprüfung von Schweißnähten an<br />

Druckspeichern beziehungsweise Druckakkumulatoren<br />

mittels Helium als Spürgas mit Massenspektrometer-Lecksuchern.<br />

Die Prüfung entspricht der Norm<br />

DIN EN 1779 B6, mit einer geforderten maximalen<br />

Leckagerate von 5,0E-8 mbar l/s.<br />

Dabei wird in zwei Schritten geprüft: Zunächst<br />

speziell der Federbalg an den Geräten und anschließend<br />

ihr gesamtes Gehäuse. Fällt der Prüfbescheid<br />

negativ aus, werden die Teile ausgeschleust. Der vollautomatische<br />

Vorgang soll insgesamt eine Taktung<br />

von 20 s pro Teil haben, inklusive der Ausschleusung<br />

undichter Teile. Die E-Achse dient dabei der Positionierung<br />

bei der Zuführung der zu prüfenden Teile. Sie<br />

muss daher schnell, sicher sowie zuverlässig sein und<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Bild: ISM Deutschland<br />

Ventilinsel für die pneumatischen Spannbewegungen und der<br />

Ventilblock für das Prüfgashandling.<br />

sich in diesem besonderen Fall über ModBus/TCP<br />

steuern lassen. „Da die Kollegen bei ISM die Steuerung<br />

ihrer E-Antriebe über einen PC durchführen,<br />

mussten wir uns dafür eine flexible Lösung überlegen“,<br />

so Christian Rotter, Product Application Manager<br />

bei SMC. „Wir kamen auf die Idee, einen IO-Link-<br />

Master dazwischenzuschalten, der über ModBus/TCP<br />

mit dem PC kommuniziert, während die eigentliche<br />

Steuerung des elektrischen Antriebs über unseren<br />

IO-Link-Controller der Serie JXCL18-BC erfolgt.“<br />

Für die E-Achse fiel die Wahl auf die Serie LEFB in<br />

Baugröße 32 mit einem Hub von 500 mm: Sie ist ein<br />

elektrischer Riemenantrieb mit Kugelumlaufführung<br />

und Schrittmotor mit einem batterielosen Absolut-<br />

Encoder.<br />

Passende Komponenten von SMC<br />

Die von SMC gewählte E-Achse der Serie LEFB<br />

ermöglicht aufgrund einer maximalen Beschleunigung<br />

von 3000 mm/s 2 eine schnelle Zuführung und<br />

schafft es so, die Taktrate von 20 s pro Teil zu erfüllen.<br />

Durch die Positionierwiederholgenauigkeit von<br />

± 0,02 mm und einem Umkehrspiel von maximal<br />

0,1 mm wird ein sicherer und flexibler Betrieb<br />

gewährleistet. Zudem erhält ISM durch die Implementierung<br />

des IO-Link-Masters in Sachen Steuerung<br />

deutlich mehr Möglichkeiten als dies allein<br />

durch ModBus/TCP der Fall gewesen wäre.<br />

„Als SMC uns die Lösung für die Anbindung an den<br />

PC vorstellte, waren wir zunächst überrascht – und<br />

kurze Zeit später begeistert. Denn durch die Zwischenschaltung<br />

eines IO-Link-Masters können wir in<br />

Zukunft auch auf alle anderen IO-Link-Produkte von<br />

SMC zurückgreifen und diese problemlos in unsere<br />

PC-basierte Steuerung implementieren“, sagt Eckhard<br />

Anton, Bereichsleiter Systeme bei ISM Deutschland.<br />

„Wir sind dadurch in der Lage, ein umfassendes<br />

Produktportfolio an Sensoren und Aktoren in die PC-<br />

Steuerung zu integrieren und profitieren zusätzlich<br />

von den vielfältigen Vorteilen bei der Kommunikation.<br />

Schließlich ermöglicht uns auf diese Weise der<br />

IO-Link-Controller von SMC nicht nur die Steuerung<br />

über den PC, sondern auch die Diagnose und Überwachung.“<br />

Der bei der E-Achse der Serie LEFB eingebaute<br />

Schrittmotor mit batterielosem Absolut-Controller<br />

erhöht außerdem die Effizienz beim Helicheck. Denn<br />

ob bei einem Not-Aus oder einem Stromausfall: Der<br />

Absolut-Encoder speichert die letzte Position der<br />

E-Achse und kann so ohne zeitaufwändige Referenzfahrt<br />

den Betrieb unmittelbar fortsetzen, sobald die<br />

Stromversorgung wieder besteht. Zudem braucht<br />

sich ISM durch den Wegfall der Batterie weder um<br />

die Lagerung noch um die Entsorgung Gedanken zu<br />

machen. Das spart nicht nur zusätzliche Kosten, es<br />

ist auch ein Gewinn für die Umwelt.<br />

„Die E-Achsen samt Controller von SMC sowie der<br />

IO-Link-Master erfüllen nicht nur unsere Anforderungen.<br />

Sie ermöglichen uns darüber hinaus umfangreichere<br />

Steuerungs- und Diagnosemaßnahmen und<br />

bieten zudem Schnittstellen, um weitere Sensoren<br />

oder Aktoren anbinden zu können. Wir sind dadurch<br />

noch besser für zukünftige Herausforderungen vorbereitet“,<br />

erklärt Eckhard Anton. „Auch die Inbetriebnahme<br />

gelang einfach und schnell – als Gesamtpaket<br />

haben wir so eine kostengünstige, zuverlässige und<br />

leistungsstarke Lösung von SMC erhalten.“<br />

„Mit unserem Ansatz, einen IO-Link-Master zwischenzuschalten<br />

und so die Anbindung an den PC<br />

sicherzustellen, kann ISM Fahrsätze und Parameter<br />

von den E-Achsen der Serie LEFB frei vom PC aus<br />

anfahren. Unser Controller der Serie JXCL18-BC<br />

übernimmt die Steuerung und sorgt dafür, dass er<br />

auch direkt Feedback und Diagnose zum Gerätestatus<br />

an den PC weiterleitet“, so das Fazit von Christian<br />

Rotter. Der Kunde ISM profitiert von einer Lösung,<br />

die über das Anforderungsprofil hinausgeht. (sc)<br />

Bild: ISM Deutschland<br />

Der Horizontalschlitten<br />

mit den Nestern für<br />

die Prüfteile wird<br />

durch den Linear -<br />

antrieb bewegt.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 55


» TECHNIK<br />

7. bis 10. März in Leipzig: Drei Industriemessen mit starkem Fachprogramm<br />

Impulsgeber: Intec, Z und GrindTec<br />

Der neue Messeverbund aus Intec, Z und GrindTec geht am 7. März in Leipzig an<br />

den Start: Impulse setzt nicht nur das attraktive, vielseitige Ausstellungsangebot,<br />

sondern auch ein umfangreiches und praxisorientiertes Fachprogramm. Es fördert<br />

den Dialog innerhalb der Branchen.<br />

BMW Group, die Keynote mit dem Titel „Erfolg -<br />

reiche Industrialisierung und Digitalisierung von<br />

Additive Manufacturing“.<br />

Der Messeverbund<br />

Intec, Z und GrindTec<br />

wird vom 7. bis<br />

10. März 2023 in<br />

Leipzig durchgeführt.<br />

Impulse setzt neben<br />

dem Ausstellungs -<br />

angebot auch das<br />

umfangreiche Fachprogramm.<br />

Der vom 7. bis 10. März auf der Leipziger Messe<br />

veranstaltete Messeverbund gilt als der erste<br />

wichtige Branchentreff 2023 für die Fertigungstechnik<br />

in der Metall bearbeitung, die Zulieferindustrie<br />

und die Werkzeugbranche in Europa. Technologiethemen<br />

sollen Forschung, Praxis und Wirtschafts -<br />

politik zusammenbringen. Die internationalen Industriemessen<br />

Intec und Z, zu denen nun die GrindTec<br />

stößt, zeigen innovative Produkte und aktuelle Entwicklungen.<br />

Daneben will das praxisorientierte Fachprogramm<br />

wichtige Impulse setzen. Im Detail:<br />

Additive Produktionen<br />

Die Integration der Additiven Fertigung in die<br />

industrielle Produktion steht im Fokus der Sonderschau<br />

und des Fachforums „Additive Fertigung –<br />

Evolution einer modernen Technologie“. Daran<br />

beteiligen sich unter anderem die Aussteller 3D-<br />

Metall Theobald, Trumpf Laser- und Systemtechnik<br />

und Metrom Mechatronische Maschinen. Im Fachforum<br />

hält Dr. Blanka Szost-Ouk, Head of Additive<br />

Manufacturing, Predevelopment & Planning bei der<br />

Bild: foto@uwefrauendorf.de<br />

Rund um die Sensorik<br />

Die Transformation der industriellen Produktion<br />

durch Digitalisierung und Automatisierung erfordert<br />

zielgerichteten Einsatz von Sensorik. Bei der Sonderschau<br />

und dem Fachforum „Sensorik – Einsatz und<br />

Perspektiven in der Fertigung“ stellen Fachleute<br />

unter anderem die neuen Konzepte rund um die<br />

Schlüsseltechnologie Sensorik mit sich weiterentwickelnden<br />

Fertigungsmethoden vor. Themen wie intelligente<br />

Fertigung durch Sensorik, Trends in der<br />

Sensorik und Mensch-Roboter-Kollaboration sind<br />

vorgesehen. Auch Start-ups kommen zu Wort.<br />

Wertschöpfung mit Wasserstoff<br />

Ein neuer Baustein des Fachprogramms ist das Technologiethema<br />

„Fuel Cell Hub – Wertschöpfung durch<br />

Wasserstoff“. Ein Gemeinschaftsstand und ein vier -<br />

tägiges Fachkolloquium zeigen Potentiale für die<br />

Zulieferindustrie auf und geben Impulse zur<br />

Umsetzung. Organisiert werden sie in Kooperation<br />

mit dem Innovationscluster HZwo und dem Fraun -<br />

hofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik<br />

IWU.<br />

GrindTec setzt Akzente<br />

Auch die GrindTec wartet mit einem umfangreichen,<br />

praxisnahen Programm auf, das der Fachverband der<br />

Präzisionswerkzeugmechaniker e. V. (FDPW) mit der<br />

Leipziger Messe als Veranstalterin organisiert. Fester<br />

Bestandteil ist das „GrindTec Forum“ mit Fachvorträgen<br />

aus Praxis, Theorie und Wissenschaft mit<br />

anschließendem Austausch auf dem Messestand des<br />

FDPW.<br />

Spannend geht es bei der „GrindTec Challenge“ zu<br />

– dem als „Werkzeugschleifer des Jahres“ seit 2006<br />

bekannten Wettbewerb. In der Messehalle stellen<br />

junge Präzisionswerkzeugschleifer(innen) ihr Können<br />

unter Beweis im Wettkampf um Titel, Anerkennung<br />

und attraktive Preise.<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Der „GrindTec Innovation Award“ wird zum zweiten<br />

Mal auf der Messe verliehen. Er zeichnet Produkte,<br />

Verfahren und Dienstleistungen aus, die durch<br />

Innovationskraft, Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit<br />

beeindrucken.<br />

Ein Ort der Begegnung für Handwerk, Forschung<br />

und Wirtschaft ist erneut der „GrindTec Campus“, auf<br />

dem Hochschulen sowie Universitäten die Messe -<br />

besucher über ihren Forschungsstand, neue Erkenntnisse<br />

sowie aktuelle Aktivitäten informieren. Besonderes<br />

Highlight: Ein Speed-Dating unter dem Motto<br />

„University meets Practice“, bei dem Forscher und<br />

Unternehmer aufeinandertreffen.<br />

Hidden Champions Conference<br />

Am 7. März 2023 findet zum dritten Mal die „Industry’s<br />

Hidden Champions Conference“ statt. Sie will<br />

unternehmerische Transformationserfolge mittelständischer<br />

Weltmarktführer und die zugrunde -<br />

liegenden Handlungsmuster beleuchten. In „Powerful<br />

Practices“ präsentieren Geschäftsführungen und<br />

Gesellschafter von Hidden Champions, wie ihnen<br />

Transformation in Branchen und Wertschöpfungsnetzwerken<br />

gelungen ist. Inhaltlich geht es zum<br />

Beispiel um neue Plattformen und digitale Anwendungen<br />

wie Smart Services, innovative Technologien<br />

in Produktion und Konstruktion, etwa im Auto -<br />

mobilbau. Aber auch ressourceneffiziente Geschäftsmodelle<br />

wie Circular Economy oder Cradle-2-Cradle<br />

kommen zur Sprache. Für die Keynote konnte Meyer<br />

Burger Technology gewonnen werden.<br />

Contact Business Meetings<br />

Zum mittlerweile 15. Mal laden die sächsischen<br />

Netzwerkpartner des Enterprise Europe Network und<br />

der IHK Leipzig zu „Contact Business Meetings“ am<br />

8. März ein. Länderübergreifende Partnerschaften<br />

entlang der Wertschöpfungskette sind in der globa -<br />

li sierten Wirtschaft entscheidend. Die Kooperationsbörse<br />

will unterstützen, neue Geschäftskontakte<br />

zielgerichtet zu finden. (eve/os)<br />

www.grindtec.de<br />

www.messe-intec.de<br />

www.zuliefermesse.de<br />

akf.de/industriefinanz<br />

Wasser schenkt Leben –<br />

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Wir freuen uns über jede Spende, die unsere Arbeit unterstützt!<br />

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www.ingenieure-ohne-grenzen.org<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 57


» TECHNIK<br />

Pulpex plant über 750 Mio. Zellstoff-Flaschen im Jahr<br />

Cellulose wird Verpackungsmaterial<br />

Compounds auf Basis von Cellulosefasern, die keine Polymere enthalten, gewinnen an Bedeutung<br />

für Verpackungen. Sie sind als Material für Flaschen, Verschlüsse und Behälter geplant.<br />

Verarbeitet werden sie mit den in der Kunststofftechnik gängigen Prozessen Blasformen,<br />

Thermoformen und Spritzgießen. Im „Papierspritzguss“ entstehen sogar mechanische Teile.<br />

» David Vink, freier Fachjournalist<br />

Carlsberg hat 8000 Papierflaschen der zweiten Generation unter das biertrinkende Volk gebracht: Der von Paboco produzierte Prototyp besteht aus<br />

Holzfasern und einem Inliner aus dem pflanzenbasierten Polymer PEF. Die Verschlüsse sind hier noch aus Kunststoff oder Metall.<br />

Bild: Carlsberg<br />

Bier aus Papierflaschen? Im Juni 2022<br />

hat die Brauerei Carlsberg ihre Fibre<br />

Bottle der „Generation 2.0“ an Kunden<br />

und Verbrauchern vergeben – 8000 Stück<br />

des neuartigen Flaschenprototypen. Produziert<br />

wird die Flasche aus Holz fasern<br />

von der Paboco Paper Bottle Company A/S<br />

in Dänemark. In der ersten Entwicklungsstufe<br />

kombinierte sie Papier fasern mit<br />

einem HDPE-Inliner als Barriereschicht.<br />

Später folgte ein Inliner aus PET, dann aus<br />

0,1 mm PEF. Dieses pflanzenbasierte Polymer<br />

PEF (Polyethylen-2,5- furandi carbo -<br />

xy lat) produziert Avantium durch eine<br />

chemische Reaktion von Methanol mit<br />

Maisstärke. Laut Carlsberg „schützt PEF<br />

den Geschmack und die Sprudeleigenschaften<br />

von Bier besser als herkömmlicher<br />

PET-Kunststoff auf fossiler Basis“.<br />

Der Hersteller der Fibre Bottle ist ein<br />

Joint Venture. Gegründet wurde Paboco<br />

im April 2019 von dem österreichischen<br />

Kunststoffflaschen-Produzenten Alpla<br />

und dem schwedischen Hersteller von<br />

Papier-Verpackungsmaterialien Billerud-<br />

Korsnäs mit dem Ziel, eine Papierflasche<br />

zu entwickeln. Doch die Anfänge reichen<br />

weiter zurück. EcoXpac in Dänemark<br />

begann schon 2010 mit der Entwicklung<br />

von Papierflaschen. BillerudKorsnäs besitzt<br />

seit 2015 Anteile an diesem Unternehmen.<br />

Carlsberg stieg 2015 als Projektpartner<br />

ein. 2019 konnte Paboco einen<br />

ersten Erfolg vermelden. Das Joint Venture<br />

präsentierte eine prototypische Getränkeflasche<br />

aus 57 % Papier (außen)<br />

und 47 % Kunststoff (innen), entwickelt<br />

für The Absolut Company (Gruppe Pernod<br />

Ricard).<br />

„Die Papierflaschen bestehen aus<br />

langen Weichholzfasern aus Kiefer und<br />

Fichte“, erklärt Tim Silbermann, Paboco-<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Bilder: Frugalpac<br />

Projektleiter Produktentwicklung. Auch<br />

heimische Fasern aus anderen Regionen<br />

könnten berücksichtigt werden, betont er,<br />

zum Beispiel Bambusfasern in China.<br />

Die Fasern werden ausgerichtet und<br />

unter extremer Kompression getrocknet,<br />

sodass eine robuste Papierflasche mit<br />

angenehmer Oberfläche entsteht. Sie ermöglicht<br />

es, feine Details einzuprägen.<br />

Silbermann beschreibt den Herstell -<br />

prozess als „Kreuzung aus Streck- und<br />

Extrusionsblasformen“. Im Vergleich zur<br />

Karton-Umformung biete das Verfahren<br />

viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Paboco-Flaschen verwenden noch<br />

Kunststoff- oder Metallverschlüsse. Für<br />

eine dritte Generation der Papierflaschen<br />

sollen 2023 alternative Verschlüsse erforscht<br />

und entwickelt werden, womöglich<br />

mit integriertem Gewindehals. Wenn<br />

dies gelingt, verursachen die Papier-<br />

Flaschen bis zu 80 % weniger Emissionen<br />

als Einweg-Glasflaschen und hinterlassen<br />

dann einen ähnlich niedrigen Carbon-<br />

Fußabdruck wie wiederbefüllbare Glas -<br />

flaschen. Paboco untersucht unter anderem<br />

mit dem finnischen Beschichtungshersteller<br />

Teknos, ob eine biobasierte Beschichtung<br />

den PEF-Inliner ersetzen kann.<br />

Zellstoff-Verschlüsse in Arbeit<br />

Ein Unternehmen, das an Zellstoff-<br />

Flaschenverschlüssen arbeitet, ist Sacmi<br />

Imola. Die Italiener bauen CCM-Maschinen<br />

für das kontinuierliche Formpressen<br />

von Verschlüssen (CCM = Continuous<br />

Compression Moulding). Auf den Messen<br />

Drinktec und K 2022 präsentierten sie<br />

Zellstoff-Verschlüsse, die sie mit der 2021<br />

gegründeten Blue Ocean Closures AB aus<br />

Schweden (BOC) entwickelt hatten.<br />

US-Materialhersteller Glatfelter Corporation<br />

und Alpla unterstützen BOC in der<br />

Entwicklung eines Zellstoff-Verschlusses,<br />

der für Vodka-Glasflaschen von The Absolut<br />

Company vorgesehen ist. Diese Verschlüsse<br />

entstehen aus dem Papier-Vliesstoff<br />

„Airlaid“, einem recycelbaren und „in<br />

Wochen“ im Meer biologisch abbaubaren<br />

Produkt. Nach aktuellen Planungen sollen<br />

sie 2023 auf den Markt kommen.<br />

Laut Sacmi sind Zellstoffe ein „heißes<br />

Thema“ in der Getränkeindustrie. Im<br />

November 2022 veranstaltete das Unternehmen<br />

eigens dazu einen Technologietag<br />

für die Italian Association of Science<br />

and Macromolecule Technology (AIM) mit<br />

Vorträgen von Alpla und BOC.<br />

2020 führte Frugalpac, Großbritannien,<br />

eine Getränke-Flasche aus 84 % recyceltem<br />

Papier mit Innenbeutel in den Markt<br />

ein. Der Beutel besteht aus einem<br />

metalli sierten Polyesterlaminat – demselben<br />

Material, das auch in Bag-in-Box-<br />

Weinen verwendet wird. Als erstes Getränk<br />

gelangte darin im Juni 2020 der<br />

Rotwein 3Q der Cantina Goccia zu Kunden<br />

in Kanada. Die Haltbarkeit von Wein<br />

soll mehr als 12 Monate betragen.<br />

Die kartonumformte Flasche misst<br />

75 mm x 312 mm, wiegt 82 g und widersteht<br />

Lasten von bis zu 20 kg von oben.<br />

Frugalpac-Anlagen fertigen 630 Stück<br />

dieser kartonumformten Flaschen in der<br />

Die erste Papierflasche führte Frugalpac in den Markt ein – mit Innenbeutel für den Getränkekontakt.<br />

Rechts das Einlegen des Kartons in die Form. Rund 2 Mio. Flaschen sollen schon produziert sein.<br />

Nächster avisierter Schritt von Papierflaschen-<br />

Hersteller Paboco: ein integriertes Zellstoff -<br />

gewinde als Flaschenhals.<br />

Stunde. Im Sommer 2022 rechnete Frugalpac<br />

damit, bis Jahresende die zweimillionste<br />

Papierflasche zu produzieren.<br />

Die Pulpex Ltd, Großbritannien, ist als<br />

eine F&E-Kollaboration der Diageo BV<br />

(Hersteller der Whisky-Marke Johnnie<br />

Walker) und dem New Venture „Pilot Lite“<br />

entstanden. Pulpex zielt darauf ab, „von<br />

der Industrie für die Industrie“ eine Technologie<br />

zur Produktion von nachhaltigen<br />

Zellstoff-Flaschen in großem Maßstab zu<br />

entwickeln und einzuführen.<br />

Erste Papierflasche ohne<br />

jegliche Polymere<br />

Das Verfahren beginnt mit dem Entnehmen<br />

von Zellstoff aus einem wässrigen<br />

Schlamm und erstreckt sich bis zum Thermoformen<br />

in einer geschlossenen Form.<br />

Die Flaschen seien „völlig PET- und HDPEfrei“,<br />

unterstreicht Pulpex – und bestehen<br />

nicht etwa aus Kunststoff, umwickelt mit<br />

Zellstoff. Ihre Innenseite wird mit einer<br />

Beschichtung besprüht, je nach dem,<br />

welches Produkt abgefüllt werden soll.<br />

Entwicklungspartner ist daher BASF.<br />

Prototypenflaschen stellte Pulpex beispielsweise<br />

schon für Johny Walker Black<br />

Label Whisky und Castrol-Motorenöl her.<br />

Eine Reihe weiterer globaler Marken haben<br />

ihre Absicht erklärt, Pulpex-Flaschen<br />

kommerziell zu nutzen. Das Unternehmen<br />

äußert sich optimistisch: „Hochgeschwindigkeitslinien<br />

werden unsere Flaschen<br />

Bild: Paboco<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 59


» TECHNIK<br />

Bild: Kiefel Maschinenbau<br />

bald in Massenproduktion herstellen mit<br />

dem Ziel, bis 2025 über 750 Mio. Flaschen<br />

jährlich zu produzieren.“<br />

Thermoformer für Zellstoff<br />

Cellulose wird generell zum Thema in der<br />

Verpackungsbranche. Die Kiefel Maschinenbau<br />

GmbH zeigte auf der K 2022 eine<br />

„Natureformer“-Maschine, die Holzfasern<br />

zu Behältern thermoformt. Stora Enso,<br />

Finnland, unterstützt diese Entwicklung<br />

durch Bereitstellen verschiedener Faser -<br />

pakete mit „preisgünstigen“ chemischen<br />

Zusätzen und Subskriptions-Optionen. Für<br />

die Natureformer bietet Stora gebleichten,<br />

ungebleichten und behandelten Zellstoff<br />

an, darunter auch eine Kombi nation aus<br />

hartem und weichem Holz. Laut dem finnischen<br />

Unternehmen lassen sich die Fasern<br />

5- bis 7-mal recyceln.<br />

Die Natureformer-Maschine löst plättchen-<br />

oder blockförmig zerkleinerte Holzfasern<br />

durch Besprühen mit Wasser in<br />

einen Faserstoffschlamm auf und puffert<br />

sie in einem Tank. Nach der Entnahme<br />

modelliert sie den Schlamm zu Vorformlingen.<br />

Mechanisches Vorpressen in aufgeblasenen<br />

Silikonkautschukformen senkt<br />

den Wassergehalt auf 33 % bis 40 %. Das<br />

anschließende Heißpressen im Thermoformprozess<br />

drückt den Wassergehalt bis<br />

auf 5 % und erzeugt so den Behälter.<br />

Dafür gibt es bereits Anwender. Modiform<br />

aus den Niederlanden produziert<br />

diverse Teile auf einer Naturformer. Im<br />

Der britische Hersteller Pulpex verfolgt ambitionierte<br />

Ziele: Seine Zellstoff-Getränkeflaschen<br />

sind komplett kunststofffrei. Bis 2025 sollen<br />

davon 750 Mio. produziert sein.<br />

März 2022 berichtete Kiefel, dass ein<br />

amerikanischer Kunde hundert Natureformer<br />

bestellt habe und jeden Tag mindestens<br />

eine neue Maschine in Betrieb<br />

genommen wird. Andreas Staudinger,<br />

Global Packaging Director: „Sowohl<br />

Kunststoff- als auch Fasertechnologien<br />

sind wichtig, um die Verpackungsindustrie<br />

zu bedienen. Das Interesse an Fasern<br />

nimmt gerade sehr schnell zu“.<br />

Papierspritzguss<br />

Bild: Pulpex<br />

„Less plastic, more future” ist das Motto<br />

der 2021 gegründeten Nature Compound<br />

GmbH. Das Unternehmen hat das Compound<br />

„Bioform“ entwickelt. Es zielt laut<br />

Die Maschine „Natureformer“ von Kiefel produziert Teile und Behälter aus Zellstoff-Fasern im<br />

Thermoform-Prozess.<br />

dem Geschäftsführer und Gründer Niclas<br />

Beutler auf „maßgeschneiderte Lösungen<br />

für eine Kunststoffindustrie ohne Plastik“<br />

ab. Bioform besteht zu 68 % aus<br />

Cel lulosefasern und zu 32 % aus einer<br />

Kombination von Stärke und Kreide<br />

(Cal zium carbonat). In den Eigenschaften<br />

gleicht es konventionellen ABS- und PP-<br />

Thermoplasten und lässt sich in Spritzguss<br />

und Extrusion verarbeiten.<br />

Das Material präsentierte erstmals das<br />

Kunststoff Institut Lüdenscheid (KIMW)<br />

auf der Messe Fakuma 2021 einer breiten<br />

Öffentlichkeit. Das KIMW entwickelt<br />

Verarbeitungsparameter, das Institut für<br />

Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung<br />

(IWK) aus der Schweiz hat das<br />

Entformungsverhalten und die rheologischen<br />

Kennwerte ermittelt.<br />

Kompostieren lässt sich Bioform laut<br />

KIMW-Verkaufsleiter Marius Fedler sowohl<br />

in herkömmlichen Industrieanlagen<br />

als auch in Heimkompostern, wo ein 3 bis<br />

5 mm dicker Bioform-Löffel innerhalb von<br />

fünf Monaten vollständig verschwand. In<br />

der freien Natur dauere es „deutlich<br />

länger“, sagt Fedler.<br />

Auch davon gibt es Anwendungen. Die<br />

GroMM GmbH bietet Bissschutz für junge<br />

Pflanzen und Bäume nicht mehr nur aus<br />

Stahl sondern auch aus Bioform an. Produziert<br />

werden die Teile auf einer Krauss-<br />

Maffei-Spritzgießmaschine in einem<br />

Werkzeug der Zimmermann Formen- und<br />

Werkzeugbau GmbH. Die Meding GmbH<br />

verwendet Bioform für bioabbaubare<br />

medizintechnische Einwegteile.<br />

Auf den „Technologie-Tagen“ des<br />

Spritzgießmaschinenherstellers Arburg in<br />

Juni 2022 wurden Lochscheiben aus<br />

Bioform V12190 in einer Spritzgussform<br />

der Herrmann GmbH produziert. Diese<br />

Lochscheiben verwendet der Maler- und<br />

Stuckateurbetrieb Lehmbau Glück, um<br />

Strohdämmungen an Lehm- oder Tonwänden<br />

von Gebäuden zu befestigen.<br />

Auch die DE-Pack GmbH verwendet den<br />

Begriff „Papierspritzguss“ und beschreibt<br />

damit geschäumte, spritzgegossene Verpackungen<br />

aus „Reinpapier“. Hier wird<br />

aber ein weniger steifes Compound eingesetzt.<br />

Zu 12 % enthält es Papierfasern<br />

aus Holzhackschnitzeln, zu 70 % Industriestärke<br />

und zu 18 % Wasser.<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Composite Extrusion Modeling: 3D-Multimaterialdruck wird möglich<br />

3D-Drucker für Metall, Keramik,<br />

und Kunststoff<br />

Die AIM3D GmbH, frühe Ausgründung der Uni Rostock, bietet einen 3D-Multimaterialdrucker an,<br />

der Metall, Keramik und Polymere kombinieren kann. Weitere Vorzüge sind seine immens hohe<br />

Druckgeschwindigkeit und dass er gängiges Spritzgießgranulat verarbeitet. Das zugrunde<br />

liegende Verfahren nennt sich „Composite Extrusion Modeling“ (CEM). Ein Überblick.<br />

» Guido Radig, Fachjournalist<br />

Die Materialvielfalt<br />

ist groß. Hier wird<br />

der Feedstock des<br />

CEM- 3D-Druckers<br />

ExAM 255 gewechselt.<br />

Bild: AIM3D<br />

Composite Extrusion Modeling (CEM)<br />

kombiniert den etablierten Metallspritzgießprozess<br />

(MIM) mit den Verfahrenstechniken<br />

der additiven Fertigung (AM).<br />

CEM orientiert sich dabei in den Grund -<br />

zügen sowohl am Fused Deposition Modeling<br />

(FDM) als auch am Metallspritzgießen<br />

(MIM) und verknüpft beide Ansätze zu einer<br />

additiven 3D-Fertigungsstrategie.<br />

Die Besonderheiten von CEM ermöglichen<br />

einen 3D-Multimaterialdrucker für<br />

die Werkstoffklassen Polymere, Metalle<br />

und Keramiken. Damit eröffnen sich weitere<br />

zusätzliche Optionen: So lassen sich<br />

konventionell hergestellte Teile additiv<br />

bedrucken (verfahrenshybride Lösungen)<br />

und auch Materialien im Sinne einer<br />

Mehrkompontentechnik kombinieren<br />

(materialhybride Lösungen).<br />

Das besondere Plus von CEM gegenüber<br />

anderen additiven Verfahren ist das<br />

Verwenden von zertifizierten Spritzgießgranulaten<br />

ohne Filamente. Im Vergleich<br />

zu Filament-Druckern können<br />

• die Aufbaugeschwindigkeiten um den<br />

Faktor 2 bis 20 beschleunigt,<br />

• die Materialkosten um den Faktor 25<br />

gesenkt und<br />

• Eigenspannungen im Bauteil reduziert<br />

werden.<br />

Alle drei Effekte schlagen sich in deutlich<br />

niedrigeren Stückkosten der 3D-Bauteile<br />

nieder.<br />

Die AIM3D GmbH, die 2017 als Ausgründung<br />

aus der Universität Rostock<br />

hervorgangen ist, bietet dazu patentierte<br />

3D-Drucker in zwei Bauraumklassen an.<br />

Die beiden 3D-Multimaterialdrucker<br />

ExAM 255 und ExAM 510 arbeiten nach<br />

dem Prinzip des Fused Granulate Modeling.<br />

Das FGM-Verfahren basiert auf dem<br />

weit verbreiteten thermoplastischen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 61


» TECHNIK<br />

Bild: AIM3D<br />

Die Prozesskette des CEM-Verfahrens: Bei Metall- und Keramik-Teilen schließen sich die Ofenprozesse Entbindern und Sintern an den 3D-Druck an.<br />

Bild: AIM3D<br />

Schmelzschichtverfahren (FDM/FFF) und<br />

gehört damit zu den additiven Fertigungsverfahren<br />

und zur Gruppe der<br />

Material Extrusion (MEX), Untergruppe<br />

Fused Granulate Fabrication (Pellet-MEX).<br />

Der FGM-Extrusions-Druckkopf verarbeitet<br />

das Granulat zu einem dünnen<br />

Schmelzfaden und trägt diesen auf dem<br />

Baufeld auf. Da Stützmaterial auto -<br />

matisch generiert wird, lassen sich auch<br />

komplexere Formen umsetzen, die der<br />

Nutzer zum Beispiel für Sonderfertigungen<br />

oder als Prototypen in der Spritzgießtechnik<br />

nutzen kann.<br />

Die Besonderheit dieses Verfahrens -<br />

ansatzes ist das günstige Ausgangsmaterial:<br />

Im Gegensatz zu gängigen Schmelzschichtverfahren<br />

wie Fused Filament<br />

Fabrication (FFF) verwendet FGM kein<br />

aufwendig produziertes Filament sondern<br />

handelsübliches, zertifiziertes thermoplastisches<br />

Spritzgießgranulat aus der<br />

Serienfertigung. Der Preisvorteil im Materialeinstand<br />

für ein verarbeitetes Bauteil<br />

bewegt sich je nach Werkstoffgruppe<br />

zwischen 500 und 2.480 %.<br />

Die gehärtete Düse des CEM-Extruders<br />

aus Spezialstahl ermöglicht einen hohen<br />

Austrag von bis zu 250 cm³/h. Sie ist<br />

wartungsfreundlich und lässt sich schnell<br />

auswechseln. Das ist wichtig bei sehr<br />

abrasiven Werkstoffen wie beispielsweise<br />

Glasfaser-verstärkten Polymeren, Metallen<br />

oder Keramik. Ein 3D-CEM-Drucker<br />

ermöglicht bei polymeren Granulaten<br />

eine 2- bis 20-fache Geschwindigkeit<br />

(kg/h) im Vergleich mit Filament-Druckern.<br />

Die FGM-Fertigung beginnt mit der<br />

Erstellung eines Feedstock (Material -<br />

speicher) im 3D-Drucker aus Metall-/<br />

Kera mikpulver plus Binder oder aus Polymer-Granulat.<br />

Werden Metall/Keramik<br />

verarbeitet, produziert der 3D-Drucker ein<br />

„Green Part“, das für die Materialreinheit<br />

zum „Brown Part“ entbindert werden<br />

muss. Die finale Nachbearbeitung ist das<br />

Sintern, um die Spannungen im Bauteil zu<br />

reduzieren. So entsteht ein fertiges<br />

„Metal Part“. In der Prozesskette muss<br />

natürlich der Volumenschrumpf aus -<br />

balanciert werden.<br />

Das Alleinstellungsmerkmal eines<br />

3D-CEM-Druckers ist seine Materialvielfalt:<br />

Polymere, Metalle und Keramik<br />

lassen sich auf einer einzigen, universellen<br />

Anlage verarbeiten. Hinzu kommen<br />

die Optionen zur Verfahrenskombination<br />

Zu noch höheren<br />

Festigkeiten führt<br />

das Voxelfill-Prinzip<br />

bei CEM: Selektiv<br />

gefüllte Kammern<br />

im 3D- gedruckten<br />

Teil verhindern<br />

Inhomo genitäten.<br />

(hybride Bauteile) oder Materialkombinationen<br />

(Mehrkomponententechnik).<br />

Der Einsatz von identischem, zertifiziertem<br />

Material ohne Filamente führt zu<br />

immer gleichen bis vergleichbaren Eigenschaften<br />

der 3D-gedruckten Bauteile. Das<br />

betrifft beispielsweise Wärmeleitfähigkeit,<br />

Medienresistenz, Dämpfung, Schrumpf,<br />

Dichte oder die mechanischen Eigenschaften.<br />

Ergänzend ist eine Langfaserverstärkung<br />

mit bis zu 3 mm Faserlänge möglich,<br />

bei einem Füllgrad von bis zu 60 %. Dies<br />

bietet enorme Vorteile im 3D-Druck, weil<br />

damit für die sehr verbreiteten Polyamid-<br />

Anwendungen ein preisadäquates 3D-Verfahren<br />

zur Verfügung steht.<br />

Ein 3D-CEM-Drucker erzielt neben<br />

hohen Dichten auch hohe Zugfestigkeiten:<br />

Im klassischen Spritzguss kommt ein<br />

Polyamid (PA6 GF30) auf Zug festigkeiten<br />

von 180 MPa. Ein 3D-CEM-Drucker wie<br />

ExAM 510 erreicht knapp 140 MPa.<br />

Jüngste Entwicklung ist das Voxelfill-<br />

Prinzip (Bild): Dabei werden Kammern des<br />

Bauteils im 3D-Druck schachbrettartig<br />

selektiv gefüllt. Diese Zugfestigkeiten sind<br />

daher einzigartig für einen 3D-Drucker.<br />

Fazit: Das CEM-Verfahren eröffnet mit<br />

den 3D-Multimaterialdruckern ein breites<br />

Anwendungsspektrum von der Kleinserie<br />

(AM) bis zu mittleren Serien von bis zu<br />

100.000 Teilen/Jahr. Und sie ergänzen das<br />

Metallpulverspritzgießen (MIM) und das<br />

Spritzgießen durch die vorlaufende<br />

Prototypen- Fertigung. Der Einsatz von<br />

zertifizierten Granulaten, Metall- und<br />

Keramikpulvern bietet nicht nur Vorteile<br />

bei den Stückkosten, sondern auch eine<br />

ideale Strategie, mit Prototypen in die<br />

Serienfertigung einzusteigen. Time-to-<br />

Market heißt hier das Zauberwort.<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Composite Extrusion Modeling (CEM) sorgt für Flexibilität<br />

Wie Keramik-Forscher den<br />

3D-Druck CEM nutzen<br />

Das CEM-Verfahren ermöglicht das 3D-Drucken von Keramik, Metall und Kunststoff – auch in<br />

Mehrkomponententechnik. Für das FGK, Forschungsinstitut für Glas/Keramik, ist dieses<br />

Verfahren eine große Hilfe. Die Forscher bieten Einblicke, wie sie die 3D-Druckanlage von<br />

AIM3D einsetzen und welche Vorteile sich daraus in der Praxis ergeben.<br />

Bild: AIM3D<br />

Eine Auswahl an Keramikbauteilen aus Al 2<br />

O 3<br />

(Aluminiumoxid), 3D-gedruckt auf einer CEM-Anlage<br />

ExAM 255 von AIM3D.<br />

Bei den Werkstoffgruppen Glas und<br />

Keramik hat der 3D-Druck stark an<br />

Bedeutung gewonnen. Das FGK in Höhr-<br />

Grenzhausen nutzt schon seit 2021 eine<br />

3D-CEM-Anlage ExAM 255 von AIM3D<br />

für Forschungszwecke.<br />

Composite Extrusion Modeling (CEM)<br />

ist für die Forscher eine Ergänzung des<br />

konventionellen Keramikspritzgießens<br />

(CIM). Die werkzeuglose Formgebung erschließt<br />

hohe Zeit- und Kostenvorteile.<br />

Was sich im Prototyping bewährt hat, ist<br />

für das Herstellen von Prüfkörpern besonders<br />

wichtig: Neue keramische Werkstoffe<br />

lassen sich so schneller erproben,<br />

bewerten und entwickeln.<br />

Das FGK ist ein der Hochschule Koblenz<br />

angegliedertes Institut zur Erforschung<br />

Anorganischer Werkstoffe in den Werkstoffgruppen<br />

Glas und Keramik. Es führt<br />

Werkstoffanalysen durch, erarbeitet aber<br />

auch neue „Rezepturen“. Ziel ist es, den<br />

Werkstoff Keramik in seiner Leistungs -<br />

fähigkeit weiter zu entwickeln. Zudem<br />

sucht das FGK nach neuen Anwendungsbereichen<br />

für keramische und auch<br />

hybride 3D-Bauteillösungen.<br />

„Der eigentliche Charme des CEM-Verfahrens<br />

von AIM3D ist die Flexibilität“,<br />

erklärt Projektingenieur Murat Demirtas<br />

vom FGK. „Der Multimaterialdrucker<br />

ExAM 255 erlaubt Kombinationen von<br />

Keramik/Keramik, Keramik/Polymere oder<br />

Keramik/Metall. Hybride Kombinationen<br />

erweitern die Bauteileigenschaften als<br />

funktionales Design enorm.“ Dazu gehö-<br />

ren Kombinationen verschiedener Keramiken<br />

aber auch mit anderen Werkstoffklassen<br />

in einem Bauteil. Die Möglichkeiten<br />

reichen bis zu elektrisch isolierenden<br />

Zonen mit Keramik und leitfähigen Bereichen<br />

mit Metall – und damit bis zu MID<br />

(Mechatronic Integrated Devices).<br />

Hier kommen die Vorzüge des CEM-<br />

Verfahrens von AIM3D zum Tragen: Die<br />

3D-Druckanlage verarbeitet keine Filamente<br />

sondern konventionelle Granulate<br />

oder Pulver. Sie macht flexibel in der<br />

Werkstoffwahl, verbunden mit Preisvorteilen<br />

für den Feedstock.<br />

Natürlich können auch die Leistungs -<br />

eigenschaften eines Teils erhöht werden<br />

über Parameter wie variable Korngrößen,<br />

Oberflächen-Charakteristika, chemische<br />

Resistenzen, elektrische oder thermische<br />

Eigenschaften.<br />

Nicht zu vergessen: Die Konstruktion<br />

eines 3D- gedruckten Bauteils ist bereits<br />

Teil der digitalen Prozesskette mit ihren<br />

Vorzügen. Der Entwickler kann Belastungszonen<br />

simulieren und die Bauteilgeometrie<br />

topologisch optimieren mittels<br />

Finite-Elemente-Analyse (FEA). Murat<br />

Demirtas: „Es wird möglich, ein Bauteildesign<br />

best möglich zu designen.“ (os)<br />

So sehen CEM-Bauteile aus Kunststoff aus, hier<br />

ein Kühlmittelverteilerstutzen aus PPS GF40.<br />

Bild: AIM3D<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 63


IMPRESSUM<br />

Die produzierende Industrie benötigt<br />

Leichtbauroboter, die mit hoher Dynamik<br />

und Präzision agieren. Gleichzeitig erfordern<br />

Anwendungen in der Lebensmittelindustrie<br />

und Medizintechnik eine hohe<br />

Sensitivität, während im Mittelstand Einsatzflexibilität<br />

und Bedienerfreundlichkeit<br />

im Vordergrund stehen.<br />

Mit einer Komponente allein sind diese<br />

anspruchsvollen Ziele nicht zu realisieren.<br />

Das Unternehmen hat für Leichtbauroboter<br />

und Cobots neue Hauptlager, Motoren,<br />

Getriebe sowie eine vollintegrierte<br />

Sensorik entwickelt. Mit dem Lösungspaket<br />

können Cobots beispielsweise gleichzeitig<br />

um zirka 50 % schneller sein und<br />

30 % schwerere Lasten transportieren.<br />

Für die Sensitivität bietet der Hersteller<br />

sensorisierte Wellgetriebe.<br />

Cobots, die hohe Dynamik und Sensitivität<br />

in sich vereinen, sind sehr viel flexibler<br />

einsetzbar, etwa kollaborativ und als klassischer<br />

Industrieroboter. Damit wird der<br />

Return on Invest sehr viel schneller erreicht<br />

und die Produktivität kann signifikant<br />

gesteigert werden. Dies wird die<br />

Nachfrage nach Cobots zusätzlich stimulieren.<br />

„IT-Lösungspartner<br />

für<br />

die Hightech-<br />

Fertigung"<br />

Michael D. Nägele<br />

Key Account Manager<br />

camLine hat sich in den letzten 30 Jahren als<br />

IT-Lösungspartner für die Hightech-Fertigung<br />

etabliert. Die Systeme zur industriellen Automation<br />

basieren auf MES/MOM-Modulen.<br />

In Europa, Nordamerika und Asien sind zahlreiche<br />

Implementierungen in Industrien, wie<br />

Halbleiter, Elektronik, Automotive, Solar, Batterien,<br />

Medizintechnik und erneuerbare Energien<br />

zu finden.<br />

Zusätzlich zu den Bereichen Qualitätssicherung,<br />

Prozessintegrität, Produktionslogistik,<br />

OEE, Monitoring und Reporting bieten die Lösungen<br />

von camLine die Orchestrierung der<br />

Fertigung auf verschiedenen Kommunikationsebenen.<br />

Als Teil von Elisa IndustrIQ werden<br />

KI- und maschinelle Lerntechniken (AI/ML) in<br />

statistische Methoden integriert, um eine optimale<br />

technische Analyse und Fehlerkontrolle<br />

zu fördern.<br />

Praxisworkshop MES HANDS-ON am 28.<strong>03.2023</strong><br />

im WTZ-Tagungszentrum Heilbronn<br />

Erleben Sie in unserem Workshop "Hands-on<br />

MES and SPC in a nutshell" wie einfach die<br />

digitale Datenerfassung und -analyse in Ihre<br />

Produktion integriert werden kann. Sie lernen,<br />

wie Anlagen- und Prozessdaten erfasst werden<br />

und wie Sie durch die Nachverfolgbarkeit<br />

immer genau wissen, in welchem Fertigungsschritt<br />

sich Ihr Werkstück gerade befindet. In<br />

Kombination mit der statistischen Prozesskontrolle<br />

optimieren Sie Ihre Produktion dauerhaft.<br />

Steigern Sie die Effizienz und Qualität<br />

Ihrer Fertigung und entdecken Sie die zusätzlichen<br />

Vorteile eines MES.<br />

Getriebe<br />

Ausgelegt für hohe<br />

Dynamik und Präzision<br />

Bild: Schaeffler<br />

erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />

(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />

den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />

im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />

Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug -<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />

WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredaktion:<br />

B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktion:<br />

Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

B. A. Hagen Wagner (hw), Phone +49 711 7594–391;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht (va), Ulrike Dautzenberg (ud),<br />

Karin Faulstroh (kf), Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk),<br />

Markus Strehlitz (ms), Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />

Ana Turina<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (15 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 210,00 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 210,00 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 14,10 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />

für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />

Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />

erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />

entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />

Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2023 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

64 Weitere <strong>Industrieanzeiger</strong> Informationen » fi nden 03 | 2023 Sie unter:<br />

www.automatisierungstreff.com


VORSCHAU «<br />

TOPSTORY<br />

Prof. Achim Kampker, Gründer und Inhaber des<br />

Lehrstuhls PEM an der RWTH Aachen, über die<br />

Mobilität der Zukunft sowie Chancen und Risiken,<br />

die der Mobilitätswandel mit sich bringt.<br />

QUALITÄTSSICHERUNG<br />

Derzeit kostet es rund 54.000 US-Dollar, ein Kilogramm<br />

Nutzlast in den Erdorbit zu bringen. Deswegen ist es unbezahlbar,<br />

das Material für eine Mondstation zum Erdtrabanten<br />

zu fliegen. Eine Alternative wäre, den Baustoff<br />

mit einem 3D-Drucker aus Mondstaub sozusagen vor Ort<br />

herstellen? Geht das? Dieser spannenden Frage geht die<br />

Lithoz GmbH in Wien nach. Der Spezialist für technische<br />

Keramik nutzt dabei Prüfmaschinen von ZwickRoell.<br />

ROBOTIK<br />

Bild: PEM, RWTH Aachen/Stefan Hense<br />

Die Fertigung von Batteriegehäusen für Plug-in-Hybridfahrzeuge<br />

ist nicht einfach. Unter anderem muss die Naht<br />

einem hohen Berstdruck standhalten. Ein Autobauer hat<br />

sich für die Lösung dieser kniffligen Aufgabe mit dem<br />

Roboterbauer Kuka in Verbindung gesetzt, der dafür drei<br />

Rührreibschweißzellen entwickelt und in die Produktion<br />

integriert hat.<br />

Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 04/2023 erscheint am 21.<strong>03.2023</strong><br />

Cobot<br />

Braucht keinen Sicherheitszaun<br />

Der Lexium Cobot ist der<br />

erste kollaborative Roboter<br />

von Schneider Electric und<br />

in fünf Modellvarianten verfügbar.<br />

Diese unterscheiden<br />

sich hinsichtlich ihrer Größe,<br />

ihrer Traglast (3 bis zu 18 kg)<br />

sowie ihres Arbeitsradius.<br />

Als Standalone-Lösung lassen<br />

sie sich in nahezu jeder<br />

Industrieanlage nachrüsten.<br />

Dank der konstanten Überwachung<br />

von Drehmoment<br />

und Drehzahl kann der Roboter<br />

auch besonders vorsichtige<br />

und behutsame Bewegungen<br />

ausführen. Bei einem unerwarteten<br />

Kontakt sorgt ein Sicherheitsprotokoll<br />

dafür, dass der aus Aluminium gefertigte<br />

Greifarm seine Bewegung sofort unterbricht.<br />

Abgerundete Kanten sowie das<br />

insgesamt geringe Gewicht mindern die<br />

Verletzungsgefahr zusätzlich. Da so, je<br />

Bild: Schneider Elecric<br />

nach Anwendung, zusätzliche Sicherheitseinrichtungen<br />

entfallen, lassen sich<br />

im Vergleich zu traditionellen Industrierobotern<br />

etwa 30 bis 40 % an Platzbedarf<br />

einsparen.<br />

Der Roboterarm wird rein grafisch programmiert<br />

und lässt sich per handgeführtem<br />

Teaching auf neue Bewegungsprofile<br />

einstellen.<br />

Was die Lexium Cobot-<br />

Modelle von Schneider<br />

Electric nach eigenen Angaben<br />

besonders auszeichnet,<br />

ist ihre hohe Beweglichkeit.<br />

Aufgrund der insgesamt<br />

sechs Achsen lässt sich jedes<br />

beliebige Bewegungsprofil<br />

realisieren.<br />

Lexium Cobot ist Teil der<br />

ganzheitlichen Automatisierungsplattform<br />

Ecostruxure<br />

Machine. Das damit bezeichnete<br />

Portfolio umfasst<br />

unter anderem weitere Roboter, Transportsysteme<br />

(Lexium MC12 – Multi Carrier),<br />

Motion-Steuerungen und Antriebe<br />

sowie eine einheitliche Softwarelösung<br />

für sämtliche Stationen der Maschinenentwicklung.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 65


» ZULETZT<br />

Kurz vor<br />

zwölf<br />

Die Weltuntergangsuhr, oder auf<br />

Englisch Doomsday Clock, ist ein<br />

Indikator für die Anfälligkeit der Welt<br />

für globale Katastrophen, die<br />

durch menschengemachte Technologien<br />

verursacht werden. Am 24. Januar 2023<br />

Bild: scaliger/stock.adobe.com<br />

wurde die „Uhr des Jüngsten Gerichts“, wie sie auch genannt wird, um 10 s nach vorne<br />

gestellt. Drei Jahre stand sie auf 100 s vor Mitternacht, nun sind es nur noch 90 s<br />

bis zur Geisterstunde, die den theoretischen Punkt der Vernichtung markiert.<br />

Wir waren noch nie so nah an der Apokalypse.<br />

Begründet wurde das Vorrücken der Zeiger damit, dass die russische Invasion<br />

in der Ukraine das Risiko des Einsatzes von Atomwaffen erhöht und zugleich die Reaktion<br />

der Welt auf den Klimawandel lahmlegt. Außerdem würden internationale Bemühungen<br />

behindert, andere globale Probleme anzugehen. Experten des „Bulletin of the<br />

Atomic Scientists“ stellen sich jedes Jahr im Januar die Frage, wie nahe die Weltbevölkerung<br />

vor dem Untergang steht. Die Organisation wurde 1947 unter anderem von<br />

Albert Einstein und US-Nuklearwissenschaftlern gegründet. Aktuell zählen zu<br />

den Bulletin-Mitgliedern zehn Nobelpreisträger.<br />

Im Jahr 1947 wurde die Uhr das erste Mal gestellt, und zwar auf 7 min vor Mitternacht.<br />

1953, als die ersten Wasserstoffbomben-Tests durchgeführt wurden,<br />

stellte man die „Doomsday Clock“ auf zwei Minuten vor Mitternacht. Am sichersten<br />

stuften die Wissenschaftler die Welt 1991 ein. Die Zeit des kalten Kriegs war vorbei<br />

und es wurden eine Reihe wichtiger Abrüstungsverträge unterzeichnet.<br />

17 min vor Mitternacht zeigte die Uhr damals an.<br />

Ein „Zuletzt“ braucht eigentlich eine nette Pointe. Ich dachte spontan an eine Bemerkung<br />

wie: „Oh shit, 90 Sekunden Zeit für ein Zuletzt, das wird eng.“ Ich lasse den<br />

Satz stehen, obwohl ich ihn inzwischen total bescheuert finde. Denn leider stehen wir<br />

tatsächlich am Abgrund und das ist nicht witzig. (us)<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023


Industrie<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023 67


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68 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 03 | 2023

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